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Gib dich nicht auf

[Kai x Hiromi]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier ist der Auftakt, zu meiner kleinen Kurzgeschichte :)
Ich hoffe es gibt noch die einen oder anderen "Kai/Hiromi" Fans hier xD
Ich freue mich über euer Feedback :)
Lg KatieBell :3
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Erstmal sorry, dass das Update ein wenig auf sich warten ließ >.<
Ich kam in letzter Zeit zu wenig an den Pc. Hier ging die letzten Wochen eine Grippe um, die ausnahmslos jeden von meiner Familie erwischt hatte. Mich ganz oben auf ihre Liste geparkt. Ich habe zwar noch eine leichte Erkältung, aber mittlerweile gehts... .///.

So. Mit dem Ende dieses Kapitels haben wir den 1. Abschnitt der Geschichte erreicht. Ab dem nächsten Kapitel folgt also der 2. Teil ;)

Ich hoffe euch hat dieses Kapitel ebenso gefallen und freue mich über jede Rückmeldung :)
Auch Anregungen und Kritik können ebenso ausgesprochen werden, solange sie konstruktiv sind. Ich werde keinen beißen oder anspringen, wenn Mal jemand etwas Negatives vom Stapel lässt. Dafür sind die Reviewboxen ja da =P

Also, rann an die Tasten und bis zum nächsten Mal!
Lg Eure KatieBell :3
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Vorwort zu diesem Kapitel:
A/N: Da bin ich schon mit dem nächsten Kapitel =)
Es werden nur noch zwei Kapitel + ein Epilog folgen. Soviel kann ich verraten. Im Epilogkapitel werdet ihr dann auch alles zum Sequel erfahren.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und auf Rückmeldung!
Grüße Katie :3
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel ist ein wenig kurz >.< Eigentlich gehörte es noch zum vorigen Kapitel, aber ich hab es dann doch nochmal geteilt... x'D Der Spannung wegen :P
Jedoch wird hier endlich aufgelöst, was zwischen Kai und Hiromi damals vorgefallen war.

Ich freu mich auf Rückmeldung :3
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Aufgeben 1.1

Es war viel passiert in den letzten Jahren. Die ehemaligen Blade Breakers hatten sich nach ihrem letzten Wettkampf wieder einmal voneinander getrennt. Jeder ging seinen eigenen Weg.

Makkusu, der immer freudige und gutgelaunte, blonde Junge flog wieder nach Amerika zu seiner Mutter, um weiterhin bei ihren Forschungen zu helfen.

Rei, ging zurück nach China, um den Kids das Bladen beizubringen, wie er es schon einmal getan hatte.

Takao, Daichi und Kenny blieben in Tokio, um einerseits die Schule zu beenden, nur um sich danach mehr auf etwas Wichtigeres zu konzentrieren. Dem Bladen. Nun ja. Einen Aushilfsjob hatten sie dennoch inne.
 

Hiromi stattdessen hatte nach ihrer abgeschlossenen Schulausbildung angefangen in Tokio zu studieren. Sie war schon damals immer eine fleißige Schülerin gewesen, weswegen sie sich auch sicher sein konnte, dass sie den Uniabschluss ganz locker in die Taschen stecken könnte. Betriebswirtschaftslehre war zwar nicht die Traumauswahl, aber eine mit guten Aufstiegschancen.
 

Der stillschweigende Kai hatte sich dagegen wieder für Russland entschieden, auch wenn er erst einmal untergetaucht war, als er dort ankam. Doch das Versteckspiel hatte bald ein Ende, als er darüber informiert worden war, dass sein Großvater endlich den Löffel abgegeben hatte. Skurril war jedoch, dass ihm sogar etwas vermacht wurde. Aber eben nur der Pflichtteil.

Es reichte aus um sich ein eigenes Leben aufzubauen. Eines, welches nicht von Macht und Angst geprägt war. Sondern viel mehr eines, das er selbst bestimmen konnte.
 

Er hatte mit einem Teil des geerbten Geldes, eine Organisation für Waisenkinder errichten lassen, in dem er sein eigener Chef war. Allein er wusste, wie sich das anfühlte, nie eine Familie gehabt zu haben und unter welchen Druck man geraten kann, wenn man keinen Halt in dieser Welt hatte.

Mit diversen Aktionen und Veranstaltungen brachte er Geld in die Kasse, für Waisenhäuser, um Renovierungskosten abzudecken, oder für die Pflegefamilien, um diese finanziell etwas zu unterstützen.

Das alles schlug ein, wie eine Granate und weniger als drei Monate später, schlossen sich sogar sein ehemaliges Team an. Yuriy, Bryan, Sergej und Ivan.
 

Am Anfang war es recht schwer für ihn, mit diesen vieren warm zu werden. War doch einiges damals kaputt gegangen. Auch wenn Kai, nie ein enges Verhältnis zu ihnen hatte, konnte er sich dennoch immer wieder auf sie verlassen.

Was vermutlich aber auch daran lag, dass sie alle unter Voltairs und Boris‘ Methoden gelitten hatten. Aufgewachsen in einem Abtei, fernab der Realität. Diese Erlebnisse schweißten schon irgendwie zusammen.
 

Nichtsdestotrotz hatte jeder seinen Posten in dieser Organisation gefunden und der damals junge Master Kai konnte nun endlich für die richtigen Dinge leben.
 

Das Bladen hatte er jedoch nie ganz aufgegeben. In den meisten Fällen kam er nur nie dazu. Mit den Jahren wurde es einfach nicht mehr dasselbe. Zudem gab es keine Gegner, die ihm gewachsen wären. Bis auf einen… Takao.

Aber zu ihm und den restlichen Teammitgliedern hatte sich irgendwann einmal der Kontakt eingestellt. Er wusste noch nicht einmal genau, wann das war. Es war relativ schnell geschehen. Vielleicht sogar schon nach dem ersten Jahr?!
 

Es hätte ihn nicht kümmern sollen. Es war fast schon gut so. Auch wenn er es nicht gerne zugab, aber Kontakte knüpfen war für ihn schon schwer genug. Diese dann auch noch zu halten,… fast undenkbar.
 

Und auch wenn er die Blade Breakers schon lange abgeschrieben hatte, kam er nicht drum herum, immer Mal wieder an das braunhaarige Mädchen zu denken. Vielleicht machten ihm auch seine Erinnerungen an sie nur so zu schaffen…
 


 

Die Insel ohne Wiederkehr. Noch immer hochkonzentriert, hatte er seine rubinfarbenen Augen auf sein Ziel gerichtet. Der Leuchtturm. Die womöglich einzige Chance, überhaupt zur Außenwelt Kontakt aufzunehmen.

Vor ihm liefen Kenny und Hiromi. Er hatte immer noch den entsetzten Blick von Takao im Sinn, als er verkündete, dass er die beiden begleiten würde. Sie waren schließlich das schwächste Glied in der Kette. Kenny, der zwar ein Bit Beast besaß, doch nicht in einem Beyblade, sondern in seinem tragbaren Computer und Hiromi hatte nicht einmal eine Ahnung vom Beybladen. Sie war… was tat sie überhaupt hier?

Das fragte er sich in letzter Zeit immer öfters. Seit wann war sie ein Teil der Gruppe geworden? Aber vor allem,… wieso? Aus Gesprächen hatte er herausgehört, dass Hiromi eine Klassenkameradin von Takao war. Die immer wieder versuchte den Blauhaarigen unter ihre Fittiche zu bekommen. Sein ständiges zu spät kommen zum Unterricht, hatte ihn unweigerlich mit Hiromi konfrontiert, die sich wohl zum Ziel gesetzt hatte Takao das Leben in der Schule zur Hölle zu machen…
 

Gedanklich schüttelte er seinen Kopf. Er sollte nicht darüber nachdenken, was für Absichten sie hatte. Wichtig war vorerst dieser verdammte Leuchtturm. Diese Organisation und die dazugehörigen Wissenschaftler, die sich zum Ziel gemacht hatten, ihre vier Bit Beasts zu klauen, hatte eine viel wichtigere Aufmerksamkeit verdient.

Sie saßen nun schon mehr als vier Stunden auf dieser Insel fest.

Makkusu hatte seinen Kampf schon gehabt und nachdem sich die Gruppe vorhin eben geteilt hatte, war er eben mit diesen Beiden mitgegangen.
 

Plötzlich durchbrach ein Unwohlsein seine weiteren Gedanken. Irgendetwas in seinem Inneren versuchte ihn vorzuwarnen. Eine Vorahnung, die seinen Magen Achterbahn fahren ließ.
 

Abrupt bemerkte er dann auch noch kleinere Erdrotationen. Es glich einem kleinen Erdbeben und er sah nach oben. Seine Augen weiteten sich, als kleinere Brocken vom oberen Bergrand herunterkullerten. Er sah sofort wieder nach vorne zu den beiden anderen und seine Kehle fühlte sich in diesem Moment so unsagbar trocken an…
 

„Vorsicht!“, rief er nach vorne und im selben Moment wandten sich Kenny und Hiromi zu ihm um.
 

Keine weiteren Sekunden zögerte er, als ein größerer Gesteinsball es auf sie abgesehen hatte. Er sprintete nach vorne, als er Hiromis entsetzten Schrei hörte.

Ein kurzer Schmerz durchfuhr ihn, als der Gesteinsball ihn kurz streifte, doch ohne von seinem Vorhaben abzusehen, beugte er sich über die Braunhaarige, um sie vor weiteren herabfallenden Steinen zu schützen.
 

Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit und doch war der Fall der Brocken schon längst wieder abgedämpft. Er hörte Kenny neben sich erleichtert seufzen und riskierte einen kurzen Blick auf das Mädchen unter ihm.
 

Ihr Blick begegnete seinem. Rubinrot traf auf kastanienbraun. Eine Stille, die er nicht wirklich beschreiben konnte. Er konnte sehen, wie aufgeregt sie war und erkannte ebenso eine leichte Gänsehaut an ihrem Halsansatz.
 

„Alles okay?“, fragte er dann, um die ungewohnte Stille zu unterbrechen.
 

„Eh…ja…ja denke schon.“, flüsterte sie noch, dabei bemerkte er, wie sie ihren Blick von ihm abwandte…
 


 

„Träumst du schon wieder?“, holte ihn jemand aus seinen Erinnerungen zurück in die Wirklichkeit und Kai sah von seinem Schreibtisch auf.
 

Er seufzte und starrte Yuriy entgegen, der einen Stapel an Akten auf seinen Tisch knallen ließ.
 

„Wirklich, Kai. Deine Tagträume werden immer schlimmer. Du solltest Mal einen Draufmachen.“, erwiderte er und grinste ihn wissentlich an.
 

Er ließ ein leises Knurren hervor und seine Aufmerksamkeit lenkte er dann auf die Akten.
 

„Sind das alle?“
 

„Ja. Wie du gewünscht hast. Alle Aufträge des letzten Jahres. Ich weiß zwar nicht, was du damit vorhast, aber kann mir auch egal sein.“, sagte er und hob seine Hände abfertigt in die Lüfte.
 

„Hm.“, kam es stattdessen nur von dem Graublauhaarigen und besah sich die erste Akte an.
 

Er hatte nicht einmal die erste Zeile vollständig lesen können, als er immer noch Yuriys Anwesenheit spürte. Er sah auf und fragte leicht gereizt, ob noch etwas sei.
 

„Du solltest wirklich Mal abschalten und zusammen mit uns heute einen Trinken gehen. Es würde dir wirklich nicht schaden. Und vielleicht… kommst du dann auch Mal auf andere Gedanken.“
 

„Nein, danke.“, sagte Kai jedoch desinteressiert und entzog sich seinem Blick.
 

„Ehrlich Kai… die letzten Jahre waren ja schon anstrengend mit dir, aber seit neustem schweifst du immer mehr ab. Du…“, er stoppte kurz in seinem Redeschwall und schien wirklich zu überlegen, ob er den Satz beenden sollte, „…denkst wieder über sie nach, oder?“
 

Als der rothaarige junge Mann keine Antwort erhielt, begann er ohne Umschweife von neuem.
 

„Meine Güte. Es sind drei Jahre her, seit ihr euch das letzte Mal gesehen habt und dennoch geht sie dir offenbar nicht aus dem Kopf. Entweder du bleibst weiterhin von ihr besessen, oder schließt das Ganze endlich einmal mit dir ab! Und die beste Gelegenheit wäre heute. Sergej, Bryan und ich gehen heute Abend in die Karaoke Bar. Eine gute Abwechslung und…“
 

„Hast du nicht noch andere Dinge zu klären?“, funkte Kai gefährlich dazwischen und Yuriy verstummte für einen Augenblick.
 

„Oh. Verstehe. Du willst weiterhin von ihr besessen bleiben. Okay, ich hab’s verstanden.“, sagte er und zuckte kurz mit seinen Schultern, nur um sich danach abzuwenden und die Tür des Büros anzusteuern, „Wenn da wenigstens Mal etwas zwischen euch gelaufen wäre, würde ich das irgendwie ja verstehen… aber da war ja nichts, nichego.“, ließ er seinen Frust raus, in dem er sogar das Wort nichts noch einmal auf Russisch aussprach. – Und dann fiel die Tür in seine Halterungen…
 

Er war gewollt sich wieder auf seine Unterlagen zu konzentrieren, doch irgendwie schien das nun nicht mehr zu funktionieren.

Yuriy hatte nicht Unrecht. Manchmal da fühlte er sich regelrecht von ihr besessen. Allein seine Gedanken über und um sie, ließen ihn an manchen Tagen, wie in Trance versetzen.
 

Früher hatte er das nicht so intensiv wahrgenommen. Aber als damals dieser Druck von ihm abfiel und er nun sein eigenes Leben bewältigen konnte, drang ihre bloße Gestalt immer wieder vor seinem inneren Auge hervor. Und damit… auch seine Gefühle für sie.

Es war fast so, als wurde es ihm jetzt erst wirklich bewusst.
 

Andererseits war es völliger Stuss, wenn er sich daran festklammern würde. Yuriy hatte es ja auch gesagt. Es lief nie irgendetwas und damals war es ausgeschlossen gewesen, dass er sich jemals für die weibliche Bevölkerung interessiert hätte. Er war 17, als man sie miteinander bekannt machte. Nun ja… bekanntmachen, war der falsche Begriff dafür…
 


 

Nachdem Aufeinandertreffen mit diesem Dunga, der sich sein Bit Beast Dranzer unter den Nagel reißen wollte, hatte er sich auf den Weg zu Takao gemacht. Die Privatschule schmiss er deswegen und folgte wieder seinem eigentlichen Instinkt. Mit an seiner Seite, sein Phönix Dranzer.
 

Die Umstände einer Wiedervereinigung des Teams war keineswegs etwas, was Kai bevorzugte. Aber um einfach mehr darüber herauszufinden, musste er sich wohl notgedrungen wieder den Blade Breakers anschließen.

Er hasste nichts mehr, als ein sentimentales Team. Da war er lieber auf sich allein gestellt. Doch ungewöhnliche Situationen, brachten ihn zu ungewöhnlichen Handlungen.
 

Er fand ihn ziemlich schnell. Er war gerade in einem Beyblade-Match und unterstützte ihn sogar, als sich der Blauhaarige gehen ließ und an einen Sieg zweifelte.

Der andere, Snakey hieß er, war nach dem verlorenen Battle einfach ohne ein Wort zu sagen abgehauen und er trottete Takao und Kenny hinterher, als der Erstgenannte ihm einen Platz zum Schlafen anbot.

Dass sich eine weitere Person zu den Beiden gesellt hatte, bekam er jedoch nur am Rand mit. Es interessierte ihn nicht wirklich und schon gar nicht, wer sie war. So wie sie sich schon gab, konnte jeder sehen, dass sie mit Beybladen nicht viel am Hut hatte.
 

Den Kopf also voller Gedanken, wer diese mysteriösen Typen waren, die ihre Bit Beast stehlen wollten und zu wem dieser Snakey gehörte, dröhnte in seinen Sinnen.
 

Aus heiterem Himmel hörte er, wie das Mädchen neben Kenny etwas sagte, woraufhin Takao und der braunhaarige Junge stehen blieben.

Er kam näher, hatte aber sein Gesicht weiterhin gen Boden gehalten.
 

„Hey Kai. Du fragst dich sicherlich schon, wer dieses Mädchen hier bei uns ist!? Sie heißt Hiromi und geht mit mir zur Schule.“, sagte er offenbar an ihn gewandt und gleich darauf sagte sie ebenso etwas dazu…
 

„Hallo, es freut mich wirklich sehr, dich kennenzulernen.“
 

Doch anders als die anderen sich das wohl gedacht hatten, lief er ohne eine Reaktion an den Dreien vorbei und sagte kein Sterbenswörtchen dazu.
 

„Was ist das denn für ein komischer Kerl?! So eine Unverschämtheit…“, hörte er die Stimme des Mädchens nun hinter sich.
 

„Tja,… das ist Kai, wie er leibt und lebt. Mach dir nichts draus, Hiromi. So ist er zu jedem von uns.“, lachte Takao auf.
 

„Tolle Freundschaft.“, erwiderte sie daraufhin nur und Kai blendete das weitere Gewäsch der Drei aus…
 


 

Im Endeffekt, war er wirklich nicht gerade nett mit ihr umgesprungen. Aber damals, war das einfach noch anders. Er war anders. Das Einzige was ihn am Leben hielt, war das Bladen. Die Performance, das Geschick,… er wollte einfach der Beste sein. Mehr wollte er nicht. Da waren Mädchen einfach nur im Weg und wie schon einmal erwähnt, war er mehr ein Einzelgänger gewesen.
 

Er seufzte und sein Blick zog sich wieder auf die Akte vor ihm. Vielleicht sollte er für die nächsten Stunden seine Gewissensbisse hinten anstellen und sich erst einmal wieder auf die Arbeit konzentrieren. Er brauchte schließlich für Montag eine gute Darstellung der vorigen, gelungenen Projekte, die er dann dem Stadtrat von Moskau vorstellen konnte.

Eine Art Inventur, wenn man es so sagen wollte.

Immerhin lag es an denen, ob sein Institut weiterhin so geführt wird wie bisher, oder ob sie die Chance bekamen, sich landesweit zu vergrößern…
 


 

* * *
 

Aufgeben 1.2

„Sieh dir das Mal an!“, rief ein junger Mann mit lilafarbenen Haaren.
 

Er hielt eine Zeitung in der Hand und reichte es seinem Freund, der gerade ein paar Daten in einen Computer eintippte.
 

„Was soll das sein?“, fragte er, ohne aufzuschauen, bis er die Zeitung jedoch vor seinem Gesicht gehalten bekommen hatte, „Ivan…bitte. Ich versuche zu Arbeiten!“, zischte der Rothaarige und fegte das Stück Papier aus seinem Sichtfeld.
 

„Sag jetzt nicht, du hast das gestern in den Nachrichten nicht gesehen?!“, fragte Ivan und hielt ihm erneut die Zeitung entgegen.
 

„Was denn?“, fragte Yuriy gereizt und sah auf.
 

Er entriss ihm die Zeitung und im selben Moment deutete der Lilahaarige auf einen Artikel auf der Hauptseite.
 

„Ja schön. Ein Flugzeugabsturz. Das gibt’s doch überall auf der Welt.“
 

„Ja, schon.“, erwiderte Ivan, „Aber… ich hab ein bisschen nachgeforscht und das Flugzeug hätte in Tokio landen sollen. Und jetzt rate Mal, was ich in den lokalen Zeitungen im Internet darüber gefunden habe…“, sagte er wissend und hatte damit Yuriys ganze Aufmerksamkeit.
 

„Zeig mir die Lokalzeitung.“, forderte er und Ivan machte sich über den Computer seines Freundes her.
 

Er tippte in die Suchmaschine ein paar Schlüsselwörter ein und legte schlussendlich die Hand auf die dazugehörige Maus, um den Link anzuklicken.
 

„Da schau. Sieh dir vor allem die Namen unten am Artikelrand an.“
 

Yuriys Augen weiteten sich immer mehr, als er den Artikel durchlas und die genannte Stelle. Kurz sah er zurück auf seinen Freund, bevor er im Stande war darauf zu reagieren.
 

„Das muss ich ihm zeigen.“, flüsterte er leise für sich und klickte schon auf das Druckerzeichen, um den Artikel auf Papier zu bringen.
 

Dann stand er abrupt auf, so dass sich der Drehstuhl, auf dem er zuvor gesessen hatte mit viel Druck nach hinten preschte, nur um dann an einem Schrank abzuprallen.
 

„Was ist denn jetzt los?“, fragte sich Ivan, als der Rothaarige in einem Affenzahn, das gedruckte Papier aus dem Drucker nahm und in Richtung der Chefetage abrauschte…
 

Seine Schritte waren schnell. Immer noch konnte er nicht wirklich sagen, was er von all dem halten sollte. Die Tageszeitung in der einen Hand und das Papier mit den lokalen Nachrichten aus Tokio in der anderen. Das war einfach zu viel. Das konnte doch nur ein Zufall sein. Jedenfalls hoffte er das. Kai würde daran zerbrechen, wenn es sich als Wahrheit entpuppte.
 

Yuriy wusste als Einziger davon, was ihn nun schon so lange beschäftigte. Ein Blinder mit Krückstock würde sehen, wie vernarrt er in dieses Mädchen war. Aber es wirklich zugeben würde er nie. Dafür war er einfach zu feige. Ja. Das traf es genau.
 

Wie oft hatte er ihn dazu überreden wollen, dass er seine Schatten der Vergangenheit endlich hinter sich lassen und vor allem mit ihr darüber reden sollte. Er war sich sicher,… auch wenn zwischen den Beiden nie etwas gelaufen war, so hatten sie doch eine Verbindung. Nur keiner konnte sich das eingestehen.
 

Vielleicht dachte er, dass er einfach noch Zeit brauchte, um all seine Gedanken zu ordnen, aber… offenbar wollte das Schicksal dies verhindern. Denn Zeit war vergänglich.
 

Ohne anzuklopfen drückte er die Türklinke hinunter und platzte wohl gerade in einen eher unpassenden Moment. Kai hatte den Telefonhörer in der Hand, während er in der anderen Hand mit einem Kugelschreiber Notizen aufschrieb.

Mit einer angehobenen Augenbraue sah er zu ihm auf.
 

„Kann ich mit dir sprechen?“, fragte er laut und deutlich.
 

„Jetzt nicht.“, sagte er stattdessen leise und hielt sich den Hörer ein wenig von seinem Ohr weg, „Ich habe den Bürgermeister gerade an der Strippe.“
 

„Es ist wichtig.“
 

„Kann das nicht wart-“, begann er erneut, doch wurde er schnellstmöglich von Yuriy unterbrochen.
 

„Es geht um Hiromi.“
 

Man hätte eine Stecknadel fallen lassen können und man hätte sie mit Sicherheit hören können. Er erkannte Kais undefinierbaren Blick, bevor er seinem Telefonpartner auf später vertröstete und schlussendlich auflegte.
 

„Was ist mit ihr?“, fragte er fast schon heiser und als der Rothaarige auf ihn zuging, stand Kai von seinem Schreibtischstuhl auf, „Yuriy, was ist los?!“, fragte er dann kräftiger.
 

Noch einmal holte der Russe tief Luft, bevor er ihm zuerst die Tageszeitung aus Moskau präsentierte.
 

„Hauptseite.“, sagte er kurz angebunden, bevor er eine Pause einlegte, „Gestern Abend ist ein Passagierflugzeug abgestürzt. Es kam aus den USA und sollte heute Morgen eigentlich in Tokio landen.“, dann… schweren Herzens ließ er die Lokalzeitung ebenso auf seinen Tisch fallen, „Das ist eine Kopie aus der originalen japanischen Lokalzeitschrift. Kai…“, sagte er vorsichtig, „…ihr Nachname taucht in der Liste auf.“
 

„Nein. Das… das ist nicht möglich!“, zischte er, als er das Papier in die Hände nahm und den Artikel durchlas, „Das kann nicht sein.“, hauchte er und Yuriy tat es fast schon weh, dieses Leid in seinen Augen sehen zu müssen.
 

Er war dabei zu zerbersten.
 

„Vielleicht…“, begann er und wollte irgendwie diese Situation noch retten, „…war sie ja gar nicht in dem Flugzeug. Vielleicht…“
 

Er hörte ihn scharf einatmen und schüttelte den Kopf. Sein Gesicht hing immer noch auf diesem Stück Papier.
 

„Und wieso taucht dann ihr Nachname darin auf? Das ergibt doch gar kein Sinn.“
 

„Verwandte vielleicht? Mensch, Kai. Ich denke nicht, dass Hiromi in diesem Flieger saß. Das wäre doch ein skurriler Zufall, oder?“, sagte er und versuchte zu lächeln, doch dieser Zug starb sogleich wieder, als er den missachteten Blick seines Chefs sah.
 

„Tätige doch kurz einen Anruf nach Tokio. Ruf… Takao an. Der muss es ja schließlich schon wissen, wenn es da etwas zum Erzählen gibt.“
 

„Das kann ich nicht.“, zischte Kai.
 

„Wieso?“, fragte er sichtlich verblüfft. – Verschwieg Kai etwas, was er noch nicht wusste?
 

„Ich ruf‘ bei der Fluggesellschaft an.“, sagte er dann und griff schon zum Hörer.
 

„Vergiss es. Die geben dir nie eine Auskunft.“, sagte er, doch es war schon zu spät.
 

Er hörte nur noch das Freizeichen, bevor er eine weibliche Stimme am anderen Ende vernahm.
 

Kai begann sich vorzustellen und fragte gleich darauf, weswegen er anriefe. Er wollte eine Auskunft haben, über das verunglückte Flugzeug, doch kaum, als er dies verlautete, hörte Yuriy ihn stark ausschnaufen.
 

„Hören Sie. Ich will doch nur wissen, ob sich eine Hiromi Tachibana in dieser Maschine befand. Mehr nicht!“ – kurz war es still, bis er wieder gereizt antwortete, „Nein,… ich bin ein Freund.“
 

Es war genau das, was der Rothaarige schon befürchtete. Sie gaben ihm keine Auskunft zu Passagieren, weil er nicht zu den nahestehenden Angehörigen gehörte.
 

„Ja… schönen Dank auch.“, sagte er zum Schluss aufgebracht und knallte den Hörer wieder auf seine Station.
 

„Ich hab’s dir gesagt.“
 

„Spar dir das, Yuriy!“, zischte er und der rothaarige Russe sah, wie Kai sich wieder über den Artikel beugte.
 

„Was jetzt?“, fragte er dann und stützte sich mit seinen Händen auf den Schreibtisch ab.
 

„Ich weiß es nicht… ich weiß gar nichts mehr. Wie konnte das überhaupt passieren?!“
 

„In dem Artikel in der Tageszeitung stand etwas von einem hohen Luftdruckabfall. Offenbar war das Flugzeug zu hoch geflogen. Im Bericht sagte die Presse, dass dadurch die Geräte an Bord ausgefallen waren und die Besatzung mit einer Ohnmacht kämpfte. Man geht davon aus,… dass… sie schon oben in der Luft erfroren waren und die Maschine dann eine Zeitlang führungslos war. Das Kerosin ging aus und… stürzte in ein Gebirge in China nahe dem Lushan Mountain ab.“
 

Eine Minute war es leise, bis Yuriy erneut das Wort ergriff.
 

„Wenn sie… an Bord war, dann hatte sie keine Schmerzen, Kai. Sie hat den Aufprall wahrscheinlich gar nicht mehr mitbekommen.“
 

„Sie war nicht an Bord!“, zischte er wiederum eisern und griff erneut zum Hörer, „Sie kann nicht…nein. Sie lebt. Sie muss einfach leben.“, hauchte er nun schon und Yuriy wollte ihm wirklich glauben,… aber die Chancen waren einfach viel zu gering.
 

„Wenn rufst du an?“
 

Doch Kai antwortete nicht, bis er seinen gewählten Telefonpartner auf der anderen Seite vernahm.
 

„Hallo Mr. Dickenson.“
 

„Oh.“, kam es prompt von Yuriy, als er diesen Namen vernahm. – Klar.
 

Der Vorsitzende der Beyblade Battle Association – kurz BBA, hatte wahrscheinlich genau die Informationen, die Kai so unbedingt brauchte. Und er unterlag soweit er wusste nicht unter einer Schweigepflicht. Vor allem, weil er ihn persönlich kannte und er ihm nie eine Aussage verweigern würde…
 


 

* * *
 

Aufgeben 1.3

„Es freut mich wieder einmal von dir zu hören, Kai.“
 

„Ja… lange ist’s her.“, sagte Kai eher in einem beunruhigenden Unterton, „Hören Sie… weswegen ich anrufe. Ich hab durch Zufall von diesem Flugzeugabsturz gelesen… und…“
 

„Ah ja. Schlimme Sache, schlimme Sache.“
 

„…ich würde gerne wissen, ob Hiromi in dieser Maschine saß?!“, sprach er es aus ohne dabei ins Stocken zu kommen, presste aber zeitgleich seine Lider fest aufeinander.
 

„Hiromi? Nein. Ihr geht es gut,…“
 

Die ganze Zeit über hatte er die Luft angehalten, doch als Mr. Dickenson Entwarnung gab, ließ er diese heiße Luft aus seinen Lippen entweichen.

Kurz sah er zu Yuriy auf, der diese Mitteilung auch angespannt verfolgt hatte und nun auch etwas ruhiger wurde.

Kai setzte sich erst zu diesem Zeitpunkt wieder auf seinen Chefsessel. Offenbar zu früh, denn dieses Gefühl blieb nicht ewig. Zumindest nicht für ihn, als der alte Herr am anderen Ende weitersprach…
 

„… aber ihre Eltern saßen leider in diesem Flugzeug.“
 

„Was?!“, stieß er aus und erntete dabei einen verwirrten Blick seines Freundes.
 

Er konnte nicht genau sagen, was in ihm vorging. Er war einerseits erleichtert, dass es ihr gut ging und dass sie nicht in diesem Flieger gesessen hatte. Andererseits erklärte dies auch, wieso ihr Nachname in der Lokalzeitung erwähnt wurde. Dass es ihre Eltern getroffen hatte, ließ ihn unweigerlich am gesamten Körper zittern.
 

„Alles okay, Kai?“, bemerkte Yuriy spitz, doch er war gerade nicht in der Lage ihm zu antworten.
 

Er musste das alles erst einmal sacken lassen.
 

Er erinnerte sich an Mr. Dickenson, den er immer noch in der Leitung hatte und versuchte seine nächsten Worte mit Bedacht zu wählen.
 

„Wie geht es ihr?“, fragte er leise nach.
 

„Nun… ich schätze nicht gerade gut. Es ist… ein schwerer Schicksalsschlag. An einem Tag, beide Elternteile zu verlieren.“
 

Erst jetzt begann sein Gehirn wieder Sauerstoff zu tanken und die Informationen zu verarbeiten. Er konnte ein bisschen ihre momentane Lage nachempfinden. Immerhin war er auch schon lange Vollwaise. Der einzige Unterschied, welches sie verschieden machte war der, dass Hiromi ihre Eltern gekannt hatte. Er hatte dagegen seine Wurzeln nie kennengelernt. Bis eben auf seinen Großvater. Aber Voltaire war niemals ein liebender Opa gewesen. Nicht einmal im Ansatz…
 

Er erinnerte sich nur vage daran, was er damals durch Kenny erfahren hatte. Soweit er wusste, war ihr Vater Architekt einer großen Baufirma gewesen, die auf der gesamten Welt bekannt war. Dadurch war er öfters geschäftlich auf Reisen und so gut wie nie greifbar für seine Tochter. Die meiste Zeit hatte sie also mit ihrer Mutter verbracht.

Aber wie kam es dann dazu, dass unglücklicherweise beide Elternteile in dieser Maschine saßen?
 

„Kai, hör mal. Es findet am Montag eine Gedenkfeier statt zu Ehren der Opfer. Es würde mich freuen, wenn du die Zeit hast und den Weg zurück nach Japan findest. Hiromi würde sich sicherlich auch freuen, dich wiederzusehen.“
 

Er schluckte, als Mr. Dickenson ihm diesen Vorschlag machte. Es brannte ihn wirklich, ein paar Sachen zusammen zu suchen und den nächsten Flieger zu buchen. Aber…
 

„Ich weiß nicht, Sir. Ich habe immerhin noch ein Unternehmen zu leiten und weiß nicht, ob ich mir diese Auszeit nehmen könnte.“, sagte er ehrlich und hörte Yuriy gereizt ausschnaufen.
 

„Natürlich, Kai. Immerhin bist du nun Geschäftsmann, richtig? Ich verstehe das natürlich, wenn du dich nicht von jetzt auf gleich entscheiden kannst. Denke in aller Ruhe darüber nach. Die Einladung bleibt bestehen.“
 

„Danke, Mr. Dickenson. Auf Wiederhören.“, beendete er das Gespräch und legte den Hörer nun sanfter auf die Station.
 

„Du kannst dir keine Auszeit nehmen? Ist das dein ernst?!“, hörte er sogleich die gereizten Wörter des Russen.
 

Offenbar konnte der Rothaarige das Gespräch am Telefon belauschen und wusste daher, um was es hier nun ging.
 

„Ja. Falls du es vergessen haben solltest, haben wir am Montag ein wichtiges Meeting beim Stadtrat. Das kann ich nicht einfach sausen lassen!“, sagte er und stützte seine Ellenbogen auf die Tischunterlage vor ihm ab.
 

„Faule Ausrede. Wenn du willst, übernehme ich das.“
 

„Und am Ende verlieren wir. Nein, vergiss es. Bis ich mein Geschäft in deine Hände lege, vergrabe ich mich lieber selber.“
 

„Der war jetzt unfair, Kai! Ich kann auch Sergej und Ivan mitnehmen. Wir machen das zu dritt schon und Bryan passt derweil hier auf.“, sagte Yuriy engagiert und sah zu Kai hinunter, als er seine Arme ineinander verschränkte, „Du fliegst nach Japan und basta. Das ist womöglich deine einzige Chance deine ganzen Fehler von damals auszubügeln.“
 

Der Graublauhaarige seufzte.
 

So einfach, wie sich das Yuriy ausgedacht hatte, war es nicht. Er sah zu seinem rothaarigen Freund auf und erkannte seinen wilden Blick, der ihm schon öfter in den Arsch getreten hatte.
 

„Was ist denn dein eigentliches Problem? Ich weiß, dass sie dir viel bedeutet. Das weiß ich, Kai.“, sagte er mit viel Nachdruck, „Aber nicht, was damals vorgefallen war, dass du den Kontakt zu ihr und den Blade Breakers abgebrochen hast. Was war der Grund dafür?“
 

„Das geht dich nichts an.“, sagte er leise und wandte seinen Blick von ihm ab. – Nein, es ging ihn wirklich nichts an.
 

„Komm schon! Du bist so ein… engstirniger Volltrottel!“
 

„Yuriy!“, zischte er gefährlich.
 

„Nein, ich meine das ernst! Egal, was vorgefallen war und egal, was du damals falsch gemacht hast, jetzt ist genau der richtige Augenblick gekommen, dass alles wieder richtig zu stellen. Ich kann mir gut vorstellen, wenn du nach Tokio zurückgehst, dass sich das dann alles aufklären wird. Vielleicht-“, fiel Yuriy in einen Redeschwall, wurde aber abrupt von dem ehemaligen Blader unterbrochen.
 

„Es reicht jetzt!“, knurrte er und war erneut von seinem Stuhl aufgestanden, „Geh zurück an deine Arbeit und nerv‘ mich nicht mehr damit.“
 

„Ich will dich doch nur in die richtige Richtung schubsen. Anders kapierst du es ja nicht!“
 

„Ich weiß selber sehr gut, was ich da tue. Du hast das nicht zu entscheiden! Und jetzt geh an deine Arbeit zurück!“, behaarte er und der rothaarige Russe gab sich für diesen Moment geschlagen.
 

„Wie du meinst. Aber dann hör auf ständig in deinen Erinnerungen herumzuwühlen und lebe endlich im Hier und Jetzt!“, sagte er wütend und verließ sogleich Kais Büro…
 

Verwirrt und zeitgleich völlig mit sich hadernd, schlug er seine Hände über seinen Kopf zusammen und ließ sich wieder auf seinen Stuhl nieder. Wahrscheinlich war es die beste Entscheidung nach Tokio zurückzukehren. Aber wenn er ehrlich war, wollte er es so nicht.

Nicht jetzt. Hiromi hatte gerade erst ihre Eltern verloren und er würde mit seinem Auftauchen vermutlich nur alte Wunden aufreißen. Und die brauchte sie jetzt garantiert nicht.
 

Irgendwann würde er mit ihr über all das reden. Vielleicht,… aber nicht jetzt. Garantiert nicht jetzt. Yuriy täuschte sich…
 


 

Schmerz. Überall. Er konnte kaum fassen, dass er noch in der Lage war aufrichtig zu gehen. So viele Schrammen und Kratzer hatte er bei diesem Kampf davon getragen und dennoch stand er noch auf seinen zwei Beinen.

Er ballte die Hände zu Fäusten und umklammerte dabei fest seinen dunkelblauen Blade. Er war ziemlich heiß gelaufen, aber vermutlich lag das auch nur an Dranzer. Der Phönix hatte alles gegeben, um ihm den nötigen Respekt zu zeigen und vor allem seine Loyalität preiszugeben.
 

„Kai.“, hörte er Rei vorsichtig sagen und er sah auf.
 

Er wandte sich dem Team zu, das immer noch in der Dunkelheit stand. Er setzte einen Fuß vor den anderen und sobald er bei Kenny angekommen war, reichte er ihm seinen Beyblade.
 

„Hier.“, sagte er nur kurz angebunden, wie eh und je und drehte sich wieder dem Gehen zu.
 

„Wow… so viel musste Dranzer einstecken?!“, rief der Braunhaarige entsetzt und Kai wusste, dass er die tiefen Fugen und Risse meinte, die nun seinen Blade zierten.
 

Das Battle mit diesem wahnsinnigen Jungen, der ein Sturm Bit Beast besaß, hatte wahrlich keine Grenzen gescheut und Dranzer musste daher ziemlich viel ertragen. Aber am Ende hatte er es geschafft.

Dieser mysteriöse Junge, der eindeutig zu diesen Wissenschaftlern gehörte, die wiederum etwas mit diesem mystischen Stein zu tun haben mussten – hatte sich voll und ganz auf die Macht seines Bit Beasts verlassen und ließ ihn dabei völlig außer Acht. Mit Kraft alleine konnte man niemanden zerfetzen… Das Geschick und ein logisches Denken gehörten ebenso unweigerlich dazu.
 

Kai hatte gar nicht bemerkt, dass er das Team schon längst hinter sich gelassen hatte und nun auf einer kleinen Aussichtplattform stand. Er stützte sich ans Geländer, da er wieder kurzzeitig seinen Schmerz spürte.
 

Er hatte sich ziemlich verausgabt und jetzt kam die Quittung dafür.
 

Fest umklammerte er mit seinen Händen das Geländer und versuchte irgendwie wieder die Ruhe in seinen Körper zu bringen, doch seine körperlichen Schmerzen nahmen einfach Überhand.
 

Er versuchte mit seinen Gedanken diesen Schmerz zu übertönen und dachte weiterhin über diese Wissenschaftler nach. Was bezweckten sie nur damit? Es stand außer Frage, dass die vier Bit Beasts der Blade Breakers, mehr als nur gewöhnliche Wesen waren. Sie waren mächtig. Aber ein Bit Beast alleine war nicht entscheidend für einen Kampf. Der Blader hatte da ebenso eine gewaltige Rolle inne. Ein Beyblade war nichts, ohne ein Bit Beast und ohne ein Blader, der damit umgehen konnte. Körperlich, als auch mental. Und… was am Wichtigsten war… die Verbindung zwischen Bit Beast und Blader war entscheidend.
 

Ein Geräusch ließ ihn zusammenfahren und er wandte sich kampfbereit um. Sah in die Dunkelheit. Er musste sogar leicht die Augen zusammen kneifen, um überhaupt etwas zu erkennen. Erst als er eine zierliche Gestalt wahrnahm und daraufhin die dazugehörigen braunen Haare, ließ er die Anspannung in seinem Körper los und sah ihr mit einem undefinierbaren Blick entgegen.
 

„Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“, sagte sie vorsichtig, „Ich dachte mir,…“, sprach sie weiter und sein Blick fiel auf etwas quadratisches, welches sie in ihren zarten Händen vor sich hielt, „…also ich…“
 

Ihr Stottern war unerträglich. Jedenfalls empfand er es so. Er seufzte kurz leise aus, bevor er sich locker mit seinem Rücken an das Geländer anlehnte und seine Hände in seinen Hosentaschen verschwanden.
 

„Ich wollte eigentlich nur,… kurz nach deinen Verletzungen sehen. Ein paar… Stellen sehen tief aus und sollten behandelt werden.“, sagte sie dann in einem neuen Anlauf und diesmal schnaufte er lauter aus.
 

Desinteressiert wandte er sich von ihr ab und starrte stattdessen auf das Meer vor ihm. Er brauchte keine Behandlung und schon gar nicht ihre Hilfe. Er brauchte niemanden. Nur sich allein… und Dranzer.
 

„Kai?“
 

Er antwortete ihr nicht, bemerkte aber wie sie näher an ihn heran trat und sich neben ihn stellte. Spürte ihren Blick auf sich ruhen und er konnte nicht verhindern, dass er an die Geschehnisse auf dieser Insel zurück dachte.
 

Es fühlte sich schon eine Ewigkeit an und doch waren es mit Sicherheit erst ein paar Monate her. Der Graublauhaarige wusste damals nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Es verschreckte ihn mehr, als er zugeben mochte und seitdem… war er ihr auch ausgewichen. Hatte mit Absicht einen großen Bogen um sie gemacht, als dies alles vorbei war.
 

Er konnte sich das selber nicht erklären, aber ein innerer Mechanismus war dadurch ausgelöst worden, der ihm befahl, sich von diesem Mädchen fernzuhalten.
 

Es tat ihm nicht gut. Ihre bloße Anwesenheit war an manchen Tagen nicht zu ertragen, auch wenn sie mittlerweile irgendwie zum Team gehörte. Er ließ jedoch auch nicht anzweifeln, dass sie dem Team gut tat. Seit sie da war, konnte man förmlich riechen, wie die Clique zusammen schweißte. Es gab nur noch seltene Momente, in denen sie mit ihren Meinungen aneinander geraten waren, sodass ein Streit entfachte. Ab und an gab es die zwar dennoch, aber sie hatte immer wieder Ideen, wie sie den Kampfgeist der Jungs wieder erweckte und sie allesamt am selben Strang zogen.
 

Und dann war da ihr Engagement für das Training. Sie hatte sich mit diesem Thema auseinandergesetzt und hatte einen Trainingsplan entwickelt. Half Kenny beim analysieren ihrer Blades und stellte sich mittlerweile auch nicht mehr allzu blöd an.

Dennoch hatte sie keine konkrete Ahnung vom Bladen. Und das störte ihn irgendwie am meisten.
 

„Kai?“, riss sie ihn aus seinen Gedanken und er sah eher unabsichtlich zu ihr.
 

„Du kannst wieder gehen.“, sagte er monoton und wandte seinen Blick wieder von ihr ab.
 

„Aber…“
 

„Ich brauch deine Hilfe nicht, klar? Ich komm gut alleine zurecht.“, sagte er nun bissiger und drehte ihr nun sogar auch den Rücken zu.
 

Seine Hände, die immer noch in seinen Hosentaschen verstaut waren, ballten sich erneut. Sie sollte endlich abhauen und ihn in Ruhe lassen.
 

Plötzlich fuhr er zusammen, als er ihre Hand auf seiner freien Schulter spürte. Ihre kalte Hand war genau das Gegenteil zu seiner hitzigen Haut. Er reagierte darauf so untypisch, dass er sich im nu zu ihr umwandte und sie gezielt von sich wegschubste…
 


 

Ruckartig fuhr sein Kopf in die Höhe und stellte wenige Sekunden danach fest, dass er offenbar auf seinem Schreibtisch eingeschlafen war. Er versuchte das aufkommende Gähnen zu unterdrücken, schaffte es aber nur halbwegs. Mit trägen Augen sah er auf die Telefonstation, die auch eine digitale Uhr anzeigte.
 

Es war bereits schon Abend geworden. Weit nach 18.00 Uhr. Die Tore seines Unternehmens schlossen sich um diese Uhrzeit für Besucher, beziehungsweise für andere Klienten. Für gewöhnlich setzte er noch zwei bis drei Überstunden hintendran, nur damit er etwas zu tun hatte. Zu Hause würde ihn ja sowieso niemanden erwarten. Da konnte er genauso gut hier in seinem Chefsessel sitzen bleiben und die letzten Akten durchsehen…
 

Er seufzte und gähnte fast gleichzeitig. Er schlief nie wirklich gut. Schon damals als Teenager nicht. Mit den Jahren wurde es zwar nur gering besser, aber immer noch nicht so gut, dass er Mal wirklich eine Nacht durchschlief.
 

Die meiste Zeit machte er sich nur unnötige Gedanken um dieses und jenes. Und immer öfters tauchte Hiromis Gesicht vor seinem inneren Auge auf. Egal was er tat, egal was er dachte.
 

Kai fuhr mit seiner rechten Hand durch sein graublaues Haar und erinnerte sich an den Traum, den er soeben noch im Kopf hatte. Eigentlich war es kein Traum. Es war mehr… eine verdrängte Erinnerung.

Seine Augen würden trüb, als er ihren verletzten Blick wieder in seinem Kopf abrief, nachdem er sie von sich geschubst hatte. Die einfachste Erklärung daraufhin war für ihn damals gewesen, dass er ihre Berührung einfach nicht kommen sah. Er hatte sich erschrocken und da er eben erst aus einem Battle kam, hatte er mehr als überreagiert.

Er war zu diesem Zeitpunkt einfach mit seinen Nerven am Ende gewesen und dann tauchte sie auf und wollte ihm helfen…
 

Er wusste noch genau, wie sie ein paar Meter von ihm wegstolperte, nur um schlussendlich über ein paar kleine Äste zu fallen. Er tat nichts um dies aufzuhalten. Ließ es einfach geschehen.
 

Ihren entsetzten Aufschrei hörte er immer noch, nach all den Jahren, in seinen Ohren abklingen. Danach hatte sie ihn böse angefunkelt und zu ihrer eigentlichen temperamentvollen Manie zurückgefunden.

Sie hatte ihn beschimpft, aufgezogen und ihm noch diverse Beleidigungen an den Kopf geworfen. Er blieb einfach an Ort und Stelle stehen und konnte das Geschehene nicht so recht beurteilen.

Irgendwann hatte sie den Arzneikoffer – den sie die ganze Zeit dabei hatte, auf den Boden, zu seinen Füßen geworfen und war wutentbrannt zum Dojo zurückgestapft.
 

Seit diesem Abend gingen sie sich nur noch mehr aus dem Weg. Selbst die anderen hatten die eisige Stimmung zwischen ihrer Trainerin und dem Teamkapitän bemerkt, doch alle behielten ihre Kommentare für sich. Keiner war zu dieser Zeit so lebensmüde, nur um sich dazwischen zu klinken, um die Wogen zu glätten.
 

Das hätte womöglich auch keiner geschafft. Kai war seitdem nicht mehr er selbst. Alles und jeden ging ihm gegen den Strich und er verließ meistens ohne eine konkrete Antwort das Dojo, um alleine weiter zu trainieren.
 

Er hatte immer ein sentimentales Team verteufelt und dann verhielt er sich schon fast genauso wie sie. Er befand sich immer mehr zwischen den Stühlen.
 

Als… Hiromi ihn berührt hatte, da spürte er diesen einen Funken. Von wegen, er wäre überanstrengt vom Kampf gewesen. Das war völliger Humbug. Nach all den Jahren hatte er sich zumindest soweit eingestanden, dass er wegen ihr so nervös gehandelt hatte.
 

Damals stand er wahrlich zwischen zwei Welten. Auf der einen Seite Dranzer, der ihm immer ein guter Freund gewesen war und mit dem er eindeutig besser zurecht kam und… auf der anderen Seite Hiromi, die in ihm Gefühle wach rüttelte, die nie ans Licht kommen sollten.

Er hatte es sich verweigert an sie zu denken und sein Handeln nach ihr zu richten. Auf eine komische Art und Weise hatte er gedacht, dass er Dranzer hintergehen würde, wenn er es zulassen würde.
 

Der Phönix war seit jeher immer loyal zu ihm gewesen und er wollte nicht den Fehler machen und all das aufs Spiel setzen, nur weil da ein daher gelaufenes Mädchen seinen Weg kreuzte.
 

Er war ein Einzelgänger und wollte es damals auch immer bleiben. Da war einfach kein Platz für mehr.
 

Abermals stöhnte Kai auf und schlug nun die andere Hand über seinen Kopf zusammen. Sein Kinn landete auf dem Holz unter ihm und er schloss gequält seine Augen.
 

Er war damals einfach ein Idiot gewesen. Als ob Dranzer jemals etwas dagegen machen könnte, wenn er sich anders entschieden hätte. Er wäre trotzdem an seiner Seite geblieben. Unwiderruflich. Da war er sich nun sicher.
 

Tja, wie sagte man so schön? Mit dem Alter, kam die Reife. Definitiv konnte er das jetzt so unterzeichnen. Mittlerweile war er 21 und konnte all seine Handlungen von damals kritisch analysieren und wusste auch wieso er, wann und warum gehandelt hatte. Auch wenn es für die heutige Zeit völlig irrelevant erschien und keine Bedeutung mehr hatte.
 

Es war auf der einen Seite beruhigend zu wissen,… dass er seine Fehler eingesehen hatte. Auch wenn sie davon keine Ahnung hatte.
 


 

* * *
 

Aufgeben 1.4

Samstag.

Ein bescheidener Wochenendtag, der jedoch für Kai alles andere als rosig werden würde. Er war gestern Abend noch über seinen Unterlagen eingeschlafen und erst wieder in den frühen Morgenstunden erwacht.

Nachdem er sich teilweise sammeln konnte, hatte er sich auf den Weg aus seinem Büro hinaus auf die Straßen gemacht. Er wollte nur schnell zum Bäcker, sich etwas zum Frühstücken holen und sich danach wieder seinem Projekt widmen.

Doch kaum da angekommen, traf er dort auf seine Freunde, die gerade dabei waren die Auslagen der Bäckerei zu vernichten…
 

Er wollte schon wieder umdrehen und eine andere Filiale aufsuche, als Ivan ihn schon entdeckte und sich lautstark bemerkbar machte. Auch die anderen Jungs schienen auf ihn aufmerksam geworden zu sein und Kai konnte nichts anderes tun, als sich doch darauf einzulassen.
 

Yuriy erhob das erste Wort, als er den Laden betrat.
 

„Hast du wieder in deinen Klamotten geschlafen, oder… wieso siehst du so verknittert aus?“
 

Bryans Hand legte sich dabei schnell auf die Schulter des Rothaarigen und zuckte mit seinen eigenen Schultern.
 

„Er hat wieder im Chefstuhl gepennt. Ich hab ihn sogar im Flur schnarchen gehört.“, grinste er vielsagend und bekam daraufhin nur ein verächtliches Schnauben des Graublauhaarigen zuhören.
 

Er trat an die Theke heran und eine Frau hinter dem Tresen wünschte ihm einen guten Morgen auf Russisch, sowie fragte sie, was er gerne möchte.
 

Einen kurzen Augenblick sah er durch die Auslage und zum ersten Mal am Tage begann er zu sprechen.
 

„Zwei Watrushki, einen Blini und ein Piroggen.“, sagte er monoton und deutete dabei immer auf die Lebensmittel.
 

Sie Frau mittleren Alters nickte, als sie es verstand und machte ihm eine Tüte fertig.
 

„Schiebst du heute Kohldampf?!“, grinste Bryan, „Kein Wunder. So viel Wald wie du abgesägt hast!“, lachte er dann und schlug Kai spielerisch auf die Schulter.
 

Er hatte Mühen, sich zusammen zu reißen. Wie gern würde er jetzt Bryans vorlaute Klappe stopfen. Aber er besann sich. Er wollte keinen Aufstand in seiner Stammbäckerei lostreten.
 

„Bryan…“, hörte er auf einmal Sergej gefährlich schnaufen.
 

„Was denn? Versteht ihr keinen Spaß?!“
 

Im Augenwinkel erkannte er, wie der große, blonde Russe auf den gebürtigen Japaner deutete und Bryans Blick ihm folgte. Gleich darauf erkannte er die Panik in seinen Augen, was wiederum Kai zum Grinsen brachte.
 

„Ich halt‘ ja schon die Klappe.“, murmelte er und ließ sich von Ivan an eine Sitzecke schieben.
 

Es war schon… amüsant zu sehen, wie sehr sich diese ehemaligen Beyblader entwickelt hatten. Früher gehörten sie zu der Topspitze der Blader und mitdarunter zu den gefährlichsten.

Heutzutage hatte sich das alles gelegt. Sie waren fast schon… zahm. Wenn er es nur für sich beschrieb. Jeder von ihnen war erwachsen geworden, auch wenn der eine oder andere es mit seinen Späßen immer wieder übertrieb. Aber das war nur das kleinere Übel.
 

„Dobro pozhalovat'“, hörte er die Frau sagen und er zog schnell aus seinem Portemonnaie einen kleineren Schein heraus.
 

„Stimmt so.“, murmelte er und nahm daraufhin gelassen seine Tüte, mit seinem Frühstück darin.
 

Er wollte gerade wieder den Laden verlassen, als Yuriy sich vor ihn stellte und auf die Sitzecke zu den anderen zeigte.
 

„Setz‘ dich einen Moment zu uns. Wir haben da etwas zu besprechen, Kai.“
 

Der Japaner wog schnell ab, ob er sich das antun konnte oder nicht. Seine Augen wanderten zu den anderen dreien, die schon dabei waren ihr Frühstück zu verspeisen. Vielleicht musste er sich nur Yuriys Gerede anhören, während die anderen laut vor sich hin schmatzten…
 

Er nickte also und ging an den Rothaarigen vorbei. Im Vorbeigehen schnappte er sich einen Stuhl eines anderen Tisches und stellte ihn an die Kopfseite zwischen Sergej und Yuriys Sitzplatz.

Die Papiertüte in seiner Hand legte er auf den Tisch ab und lehnte sich in den Stuhl zurück. Seine Hände verschwanden dabei in seinen Hosentaschen. Er würde den Teufel tun und jetzt sein Essen auspacken. Das Ganze würde eh nicht lange dauern und würde danach einfach wieder in seinem Büro verschwinden.
 

Yuriy setzte sich links neben ihn und zog seinen schwarzen Kaffee näher zu sich heran.
 

„Also. Wegen… gestern nochmal.“, begann er und Kai konnte schon erahnen, auf was er hinaus wollte, „Wir sind einer Meinung und finden du kannst dir ruhig eine Auszeit nehmen.“
 

„Das Thema hatten wir schon Yuriy. Ich fliege nicht.“, erwiderte Kai daraufhin nur tonlos.
 

„Doch das tust du.“, mischte sich plötzlich Bryan ein und biss in sein Piroggenbrot.
 

„Wer sagt das?!“, kam es nun doch mit einem Hauch Gereiztheit über seine Lippen.
 

„Wir. Ausnahmslos alle. Und du fliegst.“, sagte der Rothaarige wieder, kramte kurz in seiner Jackentasche nach etwas, bevor er ein Papierstreifen daraus hervorzog und es Kai auf den Tisch legte.
 

„Was ist das?“, fragte er mit einer hochgezogenen Augenbraue.
 

„Dein Flugticket.“
 

„Wie bitte?!“, stieß er aus und lehnte sich nun doch nach vorne, um nach dem Papier zu greifen, „Was soll der Scheiß, Ivanov?!“, zischte er wütend zu dem Rothaarigen.
 

„Wir wollen wirklich nur das Beste für dich, Alter.“, sagte nun der Kleinste von allen, „Yuriy hat uns aufgeklärt, bis ins kleinste Detail.“
 

Erst sah Kai zu Ivan, bevor er sich mit wütender Mimik an seinen besten Freund wandte.
 

„Du hast was?!“, knurrte er, erwartete aber keine Antwort mehr und stand ruckartig von seinem Platz auf, „Ihr könnt mich Mal!“, stieß er dann weiterhin giftig aus, schnappte seine Bäckertüte und verschwand aus dem Laden.
 

-
 

„Na das hat ja super funktioniert, Yuriy.“, sprach Sergej ruhig und rührte in seinem Milchkaffee.
 

„Ja hat es. In der Tat.“, sagte dieser stolz und grinste.
 

„Was ist daran so lustig?“, fragte Bryan nach.
 

„Na ja,… immerhin hat er das Ticket schon mal mitgenommen.“, lächelte er und begann dann auch endlich zu frühstücken.
 

-
 

Unschlüssig was er nur von dem Ganzen halten sollte, stand er vor seinem Unternehmen und wusste nicht so recht, was er jetzt mit sich anfangen sollte.

Einerseits würde er Yuriy nur zu gerne einmal in den nächsten Mülleimer stülpen. Wie konnte er es auch nur vagen, den anderen Idioten von Hiromi zu erzählen und den dazugehörigen Differenzen die er damit hatte?!

Er hatte es ihm damals nur Notgedrungen erzählt. Er wurde regelrecht in die Ecke gedrängt und wusste sich einfach nicht besser zu helfen, als mit der Sprache herauszurücken.

Nach all dem,… hatte er es ihm dann auch noch versprochen, das Geheimnis und alles drum herum für sich zu behalten. – Tzz… Pustekuchen!
 

Er seufzte und hob seinen rechten Arm, in dessen Hand er immer noch dieses bescheuerte Ticket hielt. Er hatte es vollkommen vergessen und einfach mitgenommen.

Kai schielte auf das Datum und die Uhrzeit. Es war sogar auf heute datiert und der Check-In wäre in guten vier Stunden.
 

„Viel zu knapp…“, murmelte er geistesabwesend und ließ seinen Arm wieder sinken.
 

Was hatte sich der Rothaarige nur dabei gedacht? Wie oft hatte er ihm einbläuen wollen, dass er sich aus seinen Angelegenheiten raushalten sollte? Schon viel zu oft und doch schien er nicht locker zu lassen.
 

Er wandte den Kopf gen Himmel und beobachtete für einen Moment die Wolken die nur vereinzelt quer über das blaue Firmament zogen.

Wo sollte das nur alles hinführen? Sollte er vielleicht doch diese Chance ergreifen? Und damit die angestauten Probleme endlich beseitigen?
 

Doch Kai war niemand, der etwas Vergangenes hinterher trauerte. Was würde es auch nützen? Was versicherte ihm, dass es danach wirklich wieder alles gut werden würde? Vielleicht… war es eh schon zu spät.
 

Drei Jahre waren eine lange Zeit und zudem eine schwierige, nervenzerraufende. Zumindest für ihn. Ihr ging es damit mit Sicherheit auch nicht gerade besser. Obwohl er sich fast sicher sein konnte, dass sie die Geschehnisse schon längst hinter sich gelassen hatte.
 

Tja,… die Braunhaarige war eben nicht so schnell unterzukriegen und das hatte er am eigenen Leib erfahren…
 


 

Es waren einige Wochen vergangen, als er das Team der BBA Revolution verlassen hatte. Es war einfach das Beste, was er hätte tun können. Die Weltmeisterschaft hatte schon lange begonnen und es schien genau auf das hinauszulaufen, auf was er seit damals vor einem Jahr hinarbeitete.
 

Im Finale gegen Takao zu kämpfen.
 

Doch diese Entscheidung hatte auch ihre Schattenseiten. Zum einen,… fühlte er sich nicht mehr wie er selbst. Es war schwer zu beschreiben, aber die lockeren Gespräche fehlten ihm. Auch wenn er es ungern zugab, aber es fehlten ihm auch die heftigen Streits zwischen dem Blauhaarigen und Daichi. Kaum zu fassen eigentlich.
 

In seinem jetzigen Team konnte er mit keinem überhaupt über irgendetwas reden. Außer über Taktiken und Strategien. Wie gewann man ganz easy die nächste Runde und dergleichen.
 

Dennoch ließ er es sich nicht anmerken. Sein Pokerface saß perfekt. Keiner schöpfte Verdacht. Manchmal glaubte er es sogar selber.

Aber… immer wieder, wenn er den anderen über den Weg lief – und das war leider Gottes immer wieder der Fall, kam er nicht drum herum einen Blick auf sie zu erhaschen.
 

Was er damals ihr an den Kopf geworfen hatte lag ihm immer noch schwer im Magen, auch wenn er der Ansicht war, dass es das Beste für sie beide gewesen war.
 

Doch egal wie oft und wie lange er sie ansah, sie ignorierte ihn. Behandelte ihn wie Luft, oder wie einen Geist. Eines von beidem zumindest.
 

Manchmal kreuzten sich ihre Wege auch dann, wenn die anderen nicht dabei waren. Aber auch dort ging sie ihm ignorierend aus dem Weg.
 

Einmal hatte er sie am Getränkeautomaten gesehen. Man hatte gerade eine kurze Pause eingelegt zwischen all den Vorrunden. Sie hatte vergeblich versucht dem Automaten eine Getränkedose zu entlocken.

Der Graublauhaarige hatte ihr eine Weile zugesehen, aus sicherer Entfernung natürlich. Sie hatte an das Gerät getreten und mit ihren Fäusten dagegen gehämmerte. Doch nichts geschah.
 

Er hatte sie mehrmals frustriert aufstöhnen gehört und kurz bevor sie womöglich aufgeben wollte, trat er um die Ecke und ging zielstrebig auf sie zu.
 

Sie bekam von seinen Schritten offenbar nichts mit. Ihre gesamte Aufmerksamkeit diente vorerst dem Automaten, der zwar ihr Kleingeld geschluckt hatte, aber keine Gegenleistung herausgab.

Frustriert über diese Tatsache ließ sie abrupt die Schultern hängen und erst da schien sie ihn zu bemerken. Dennoch kam kein Laut über ihre Lippen. Sie sah noch nicht einmal zu ihm auf, als er sich neben sie und dem Automaten stellte und mit einem gezielten Faustschlag gegen die Seitenwand schlug.

Es polterte kurz und das Gerät spuckte im Anschluss die gewünschte Dose in den Auffangbehälter.
 

Normalerweise würde jetzt jeder normale, tickende Mensch Aufsehen und sich bedanken. Vielleicht auch mit einem zarten Lächeln. Ja, normal.

Aber Hiromi war nicht normal. Nicht in Bezug auf ihn.
 

Herrenlos blieb die Dose im Behälter liegen und die Braunhaarige wandte sich zum Gehen. Kein Wort kam über ihre Lippen, kein Blick auf ihn folgte. Einfach rein gar nichts. Sie ging einfach wieder ihren Weg, als ob dieser Moment nie geschehen war.
 

Er wollte etwas sagen. Irgendetwas. Er hatte schon seinen rechten Arm gehoben, doch ließ er diesen noch in derselben Bewegung wieder fallen.

Es würde ja doch nichts nützen.
 

Als sie um die Ecke bog und somit aus seinem Blickfeld verschwand, sah er zum Automaten und hinter die Glasklappe. Die Getränkedose lag völlig ruhig da und er beschloss sie daher herauszunehmen.
 

Nicht einmal ein paar Sekunden hatte er sie in der Hand gehalten, als plötzlich Bryan hinter ihm auftauchte und ihm die Dose aus seinem Griff befreite. Er grinste und prostete Kai zu, so als ob alles in Ordnung wäre.
 

Es war auch alles in Ordnung. Auch wenn es in ihm völlig anders aussah. Aber was soll’s. Er war eh noch nie ein Fan von Limo gewesen…
 


 

Wieder im Hier und Jetzt zurück sah er vom Himmel wieder zum Flugticket. Es fühlte sich an, als hätte er sich seit Jahren festgefahren. Irgendwo im Nirwana. Kein Zurück mehr und auch vorwärts ging es nur schleppend voran. Vielleicht… waren Yuriys Worte doch nicht so verkehrt. Vielleicht sollte er einfach über seinen Schatten springen und zumindest versuchen, alles wieder in die richtige Bahn zu lenken. Jedenfalls,… könnte er damit sein Gewissen erleichtern.
 

Noch einmal tief durchgeatmet fasste er dann den entschiedenen Entschluss. Er würde jetzt seine restlichen Sachen aus seinem Büro holen, zurück in sein Apartment fahren und nicht einmal in vier Stunden in einem Flieger Richtung Tokyo sitzen. – Der Plan war gemacht und nun musste er nur noch alles in die Tat umsetzen.
 


 

* * *
 

Vorsicht 2.1

Die letzten drei Stunden waren die pure Hölle auf Erden für ihn gewesen. Auch wenn der Plan leicht durchdacht war, kamen dennoch leichte Probleme hinzu. Kurz bevor er seine Sachen zusammen gepackt hatte und sein Büro wieder verlassen wollte, rief er noch einmal kurz beim Bürgermeister an.

Er hatte eigentlich an alles gedacht, aber dass er am folgenden Montag ein Meeting hatte, hatte er natürlich nach der ganzen Aufregung komplett vergessen. So hatte er ihn also am Telefon gebeten, ob man den Termin nicht verschieben könne. Doch er stieß da leider auf sehr viel Ignoranz und Unnachgiebigkeit. Dem Graublauhaarigen blieb also wohl oder übel nichts anderes übrig, als Yuriy die gesammelten Daten zukommen zulassen mit der Notiz – Vermasselt es bloß nicht!
 

Danach war er hinausgestürmt und hatte sein Apartment aufgesucht, in dem er eigentlich so gut wie nie anzutreffen war. Die meiste Zeit hatte er sich in der Firma aufgehalten. Immerhin war das nun sein Lebensunterhalt. Auch wenn dabei nicht allzu viel absprang. Aber durch sein Erbe ließ es sich ganz gut damit leben.

Dennoch. Sein Apartment besaß zwei Stockwerke, eine gute Aussicht auf Moskaus Stadtleben, eine komfortable Einrichtung mit allem Schnickschnack, dezente Dekoration und einer schwarzen Streunerkatze, die er aus einer Seitengasse einmal aufgegabelt hatte.

Aber auch dieses Kätzchen war nicht häufig hier. Nur bei schlechtem Wetter ließ sie sich hier herab, um sich vor Regen, Wind und Schnee zu schützen. Aber das war in Ordnung so.
 

Er wusste mittlerweile gar nicht mehr, wann er ein Faible für Katzen entwickelt hatte. Es fing jedenfalls schon früh in seiner Kindheit an. Irgendwie, hatte er sich selbst immer mit ihnen verglichen. Denn auch sie waren in den meisten Fällen Einzelgänger, taten nur das was ihnen gefiel, waren nachtaktiv und waren gerade deswegen immer auf der Hut vor Unbekanntem.

All diese Eigenschaften traten auch bei ihm auf. Man könnte meinen, er würde sich zu den Katzen verbunden fühlen und deswegen half er ihnen, wenn sie sich zum Beispiel in einer misslingen Lage befanden.
 

Nichtsdestotrotz. Er hatte sich eine Sporttasche geschnappt, ein paar Klamotten zum Wechseln eingepackt und hier und da ein paar Pflegeprodukte. Zu guter Letzt stand er in seinem Schlafzimmer und hatte Minutenlang auf seine Nachttischschublade gestarrt.

Seit er wieder in Russland war, hatte er seinen Blade dort hinein gelegt. Er hatte allgemein mit dem Bladen aufgehört. Es hatte ja doch keinen Sinn mehr gehabt. Aufbewahrt hatte er Dranzer dennoch. Sorgfältig in dieser Schublade.
 

Das war jetzt drei Jahre her. Es tat irgendwie weh, ihn so lange nicht mehr in seiner Hand gehalten zu haben. Jeder, der nicht so viel mit dem Beybladen verband, wie Kai – konnte das natürlich nicht verstehen.

Aber für ihn war dieser Kreisel sein Leben gewesen.

Unglaublich, wie ein einfaches Kinderspiel ihn so versessen werden ließ.
 

Mit langsamen Schritten hatte er sich dem Nachttisch genähert und wollte den Knauf der Schublade berühren, als er kurz innehielt. Er wog ab, ob es Sinn machte, ihn überhaupt mitzunehmen. Doch nicht einmal drei Sekunden vergingen, da hatte er die Schublade geöffnet und sah seinem blauen Blade entgegen. Mit einem kurzen Lächeln, schnappte er sich diesen und verstaute ihn ebenfalls gut verpackt in seiner Sporttasche.
 

Kai hasste Flughäfen wie die Pest. Es waren eindeutig immer zu viele hektische und gestresste Menschen unterwegs. Laut brüllende Kinder, die noch beim Kiosk um die Ecke Süßigkeiten mitnehmen wollten. Erwachsene, die beim Souvenirshop anstanden. Ältere Herrschaften, die sich noch einen Kaffee gönnten und natürlich nicht zu vergessen die Zeitungsboten, die überall an jeder noch so kleinen Ecke standen, um ihre Magazine an den Mann zu bringen.
 

Der junge Mann schnaufte laut aus und winkte nun schon dem fünften Jungsporn ab, eine Zeitung zu kaufen. Er wollte doch nur schnell durch den Check-In, sein Gate aufsuchen und dann darauf warten, dass er sich endlich ins Flugzeug bewegen konnte.
 

Es war mittlerweile schon 11.10 Uhr. Nach dem Ticket, welches Yuriy ihm aufgezwungen hatte, ging sein Flug um 12.05 Uhr. Er hatte also jetzt gerade Mal noch knapp eine Stunde Zeit. Na wenn das nicht knapp werden würde…
 

Als er am besagten Check-In ankam rollte er seine Augen einmal genervt rundherum. Die Schlange die sich vor ihm aufbäumte war gelinde gesagt, beschissen lang. Alle Durchgänge, sechs Stück an der Zahl, waren besetzt und in jeder Reihe versuchten sich die Passagiere durchzudrängeln.

Die Zollbeamten in Mitten dieser Maßnahme sahen jetzt schon leicht gestresst aus und mit jedem unfreundlichen Kunden nahm dieser Stress nur noch mehr zu.
 

Kai schulterte sich seine Sporttasche mit der rechten Hand und verstaute leicht genervt seine linke Handinnenfläche in seiner Jeanstasche.

Das würde definitiv länger dauern.
 

Und so kam es auch. Alle fünf Minuten konnte er einen größeren Schritt nach vorne vagen. Nervös hatte er sein Smartphone aus der hinteren Hosentasche herausgeholt und sah immer wieder auf die digitale Uhrzeit.

Als er zum vierten Mal drauf sah, erkannte er eine Statusnachricht, die er über Whats App erhalten hatte. Schnell hatte er die Navigationsleiste via Touchscreen heruntergezogen und den Messenger geöffnet.

Er verhinderte gerade noch so, dass ihm ein lautes Stöhnen entwich, als er Yuriys Namen auf dem Display erkannte.
 

Offenbar hatte der Rothaarige bemerkt, dass er weg war und wollte wahrscheinlich nichts anderes tun, als ihm seine Entscheidung unter die Nase zu reiben. Dem war auch so. Allerdings mit einer weiteren Nachricht, die wiederum ein Grinsen auf seine sonst so kalten Züge erschienen ließ.

Der Russe hatte sich über die Daten, die Kai ihm per Mail zugesendet hatte, aufgeregt. Er verstand nämlich absolut gar nichts davon, was der Graublauhaarige die letzten Stunden zusammengefasst hatte. Was auch nicht wirklich verwunderlich war.

Yuriy hatte sich bisher immer nur um den Kundenkontakt gekümmert und noch nie zuvor sich in die komplizierten Büroarbeiten hineinversetzt. Meistens hatte Kai Sergej an seiner Seite. Denn ungelogen, war er ein richtiges Mathegenie. Bei diversen Berechnungen hatte er ganz gerne mit ihm zusammen gearbeitet.
 

„Sir?“, fragte eine männliche Stimme und Kai sah auf.
 

Er hatte gar nicht bemerkt, dass er mittlerweile am Eingang des Check-Ins stand und der Zollbeamte ihn aufgefordert hatte seine Tasche aufs Band zu legen.
 

Ohne eine Antwort zu geben hievte er seine Sporttasche auf das Fließband und auch seine schwarze Lederjacke zog er aus, um diese dazu zu legen. Er ging danach unbeeindruckt an dem Mann vorbei. Schnell versuchte er noch eine Antwort für Yuriy zu tippen, in dem er andeutete, dass er zurzeit in Eile war und er anrufen würde, sobald er in Japan gelandet sei. Nachdem Abschicken steckte er sein Smartphone wieder in die hintere Jeanstasche und ging durch die Torsonde.

Natürlich musste es gleich anfangen zu piepen, als er hindurch war.
 

Er seufzte und sah einen Sicherheitsdienst der Polizei auf sich zugehen. Er bat ihm alle metallischen Gegenstände in eine Box zu legen und dann noch einmal durch die Torsonde zu gehen.
 

Er tat wie ihm angeordnet wurde und legte sein Handy und seine Geldbörse in die genannte Box. Sowie seinen Gürtel, der auch eventuell dazu beitragen könnte, dass es bei ihm angeschlagen hatte.

Nach diesem Schauspiel ging er erneut hindurch und wieder piepte es.
 

„Kommen Sie bitte hier hin, Sir.“, sagte der Beamte und zog ihn aus der Reihe, „Haben Sie noch spitze Gegenstände in den Taschen? Waffen, oder-“
 

„Nein.“, sagte er wahrheitsgetreu, aber dennoch leicht genervt.
 

„Dann vollführe ich nun bei Ihnen eine Handsonde.“, erwiderte er und begann auch schon mit dem Abtasten an Kais Körper.
 

Er fand das dagegen zwar ärgerlich und zeitraubend, aber okay. Der Kerl machte ja auch nur seinen Job.
 

Die Handsonde ging nicht besonders lange. Vor allem, als er in seiner anderen Hosentasche einen Schlüsselbund herauszog. Kai hätte sich selbst schlagen können. Dass er an den nicht mehr gedacht hatte, war eher peinlich gewesen. Ein leichtes Lächeln des Beamten erfolgte und schickte ihn nochmal durch die Schranke. Diesmal, als wäre es ein Wunder, piepste nichts. – Der Schlüsselbund war also der Attentäter gewesen.
 

Kai nahm danach seine Wertgegenstände wieder auf und bekam am Ende noch seine Sporttasche zurück. Schnell zog er seine Jacke wieder an und machte sich auf den Weg zu seinem Gate.
 

Gerade noch rechtzeitig hatte er sich zum richtigen Gate durchgeschlagen und stellte sich abermals in einer Schlange an, die die Tickets kontrollierten, um sie danach in den Shuttlebus weiterleiten zu können. Kai gab dem Herrn sein Flugticket und dieser entwertete die Karte mit einem Zwicker. Danach bekam er es wieder und konnte durch den Gang zum Bus laufen.

Für die kurze Fahrt hatte er sich keinen Sitzplatz ausgesucht, sondern blieb einfach neben der Bustür stehen. Die Tasche stellte er dafür aber auf den Boden ab und griff zur nächsten Halterung, um sich festzuhalten.
 

Während noch die anderen Passagiere einstiegen sah er sich noch einmal das Flugticket genauer an. Die letzten Stunden hatte er kaum die Zeit gefunden, den Wisch richtig zu studieren. Eben bis auf das Datum und die Uhrzeit. Was ihm nun auffiel, war die Tatsache, dass es sowohl für den Hinflug galt, als auch für den späteren Rückflug.
 

Kai war sich nicht so sicher, was er von der Zeitspanne halten sollte. Genaugenommen hatte er also eine gute Woche Zeit, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Oder… wenn er es versaut, würde er eine gute Woche in Japan festsitzen. Nicht, dass er das Ticket auch umschreiben lassen könnte, falls dieser Notfall eintreten würde. Aber… besser war es doch erst einmal positiv zu denken.
 

Seine linke Hand schoss zur hinteren Jeanstasche und zog abermals sein Smartphone aus dieser. Kurz entsperrte er das Display, um kurz auf die Uhr schauen zu können. Punkt 12.00 Uhr Mittag.

Wenn der Flieger pünktlich aus Moskau rausflog, dann würde er zirka kurz nach 21.00 Uhr in Tokyo landen. – Nach russischer Zeit versteht sich. In Japan wäre es dann sogar schon Sonntag, 03.00 Uhr nachts.

Er spekulierte dennoch darauf, dass es immer ein paar mehr Minuten werden würden. Das hatte die Fluggesellschaft schon immer an sich gehabt. Gab es zu der heutigen Zeit überhaupt noch öffentliche Verkehrsmittel, die sich strikt an den Zeitplan hielten? Er bezweifelte dies mittlerweile sehr stark.
 

Der Shuttlebus fuhr an und der Graublauhaarige wurde so überrascht, dass er ruckartig nach vorne stolperte. Jedoch fing er sich recht schnell wieder und sah über die gesamte Flugbahn.
 

Hoffentlich würde es bei diesem Flug nicht zu Komplikationen kommen. Denn wenn er ehrlich war, wurde er bei dieser gesamte Sache schon ein wenig mulmig zu mute. Auch wenn seine Befürchtungen eher absurd waren.

Man konnte die Tatsache drehen und wenden. Fliegen war immer noch einer der sichersten Verkehrsmittel. Unfälle gab es immer und überall. Und definitiv gab es mehr am Boden, als in der Luft.
 

Das miese Gefühl blieb dennoch…
 


 

Abgehoben. Endlich. Unruhig aber doch irgendwie befreit von all den Dingen, die ihn in den letzten Monaten beschäftigt hatten, fielen von seinem Herzen herab. Die Flugbahn wurde immer kleiner und die Großstadt war nun nur noch minimal erkennbar.
 

Erleichtert davon lehnte sich der Graublauhaarige in seinen Sitz zurück und schloss seine Augen. Seine Hände ruhten derweil auf den Armlehnen.

Ja, verdammt. Er war erleichtert. Erleichtert darüber, alles endgültig hinter sich lassen zu können. Doch irgendwie blieb auch ein bitterer Nachgeschmack.
 

Er öffnete seine Augen wieder und sah wieder aus seinem Fenster zu seiner linken Seite. Mittlerweile waren sie schon durch die Wolkendecke gebrochen und man konnte nur noch die Länder unter ihnen erahnen.
 

Genau darüber nachdenken konnte er jedoch nicht. Ständig fragte er sich, ob er das Richtige tat. War es denn richtig? Nach allem einfach wieder abzuhauen? Er hatte sein Ziel immerhin nicht erreicht.

Er war kein Weltmeister, er hatte Takao nicht besiegen können und… sie hasste ihn. – Nicht gerade tolle Aussichten auf die Zukunft.
 

Andererseits,… was hätte er dagegen tun können? Die Weltmeisterschaft war Geschichte, dass wusste er und er könnte es jetzt auch nicht mehr ändern. Er kam einfach nicht an den Blauhaarigen heran. Daran gab es nun nichts mehr zu rütteln.

Aber… das mit Hiromi hätte er klären können. Hätte. Hatte er aber nicht. Warum genau wusste er nicht so genau. Er konnte einfach nicht über seinen Schatten springen und konnte daher auch nicht den Schritt auf sie zu wagen. Und dafür gab es reichlich Chancen.

Er konnte es einfach nicht. Diesen Mut auffassen, zu ihr zu gehen und sich entschuldigen. Entschuldigen für seine mehr als harten Worte, die er eigentlich gar nicht aussprechen wollte. Sie hatte ihn damals auch zu einer völligen falschen Zeit angesprochen und dann kam irgendwie eins zum anderen.
 

Manchmal… da würde er die Zeit gerne zurückdrehen. Dann hätte er ihr damals nicht den Mund verboten. Wenn sie diesen bedeutsamen Satz hätte sagen können… dann wäre heute mit Sicherheit vieles anders gewesen. Dann wäre es realer gewesen und mit einer Bestimmtheit, die er nicht einfach so ausblenden konnte, oder gar wollte.
 

Zum Beispiel hätte er sich keinen Druck mehr machen müssen. Er hätte sich ihr gegenüber nicht immer so schuldig gefühlt. Er wäre nach der Weltmeisterschaft zu ihr gegangen und wäre vielleicht sogar bei der Braunhaarigen geblieben.

Dann würde er nicht jetzt in diesem Flieger sitzen, zurück in eine Heimat, die er eigentlich doch hassen sollte und doch nicht konnte.

Es war für Kai der einzige Weg zu alldem Abstand zu gewinnen und sie eventuell zu vergessen. So,… wie er alles immer vergessen und verdrängen wollte.
 

Er würde hier und heute ein neues Leben anfangen. Sein Schicksal selbst in die Hand nehmen und auch etwas daraus machen. Schluss mit all den negativen Gedanken. Jetzt konnte es eigentlich doch nur noch bergauf gehen. – In seiner alten, neuen Heimat. Russland.
 


 

* * *
 

Vorsicht 2.2

„Sir?“
 

Kai fuhr erschrocken hoch, als die weibliche Stewardess ihn vorsichtig an der Schulter schüttelte. Er sah müde zu der blonden Frau auf und wartete auf weitere Sätze ihrerseits.
 

„Wir landen in zehn Minuten. Würden Sie sich bitte anschnallen und den Sitz in die Senkrechte bringen?“, fragte sie höflich und Kai nickte eher benommen.
 

Die Frau zog derweil wieder von dannen und machte auch andere Passagiere auf den Landeanflug aufmerksam.
 

Er seufzte und sah aus dem kleinen ovalen Fenster. Man konnte schon langsam die Reisfelder sehen und andere Anbauten. Kleinere Dörfer, hohe Gebirge. Die Nacht war klar. Nur die vielen, funkelnden Sterne konnte man am Firmament erkennen. – Ein Ambiente, wie es auch nur Japan haben konnte.
 

Die Durchsage des Fliegers war im Passagierraum erneut zu hören. Der Pilot kündigte noch einmal die Landung in Tokyo an und wiederholte das übliche Gerede noch auf diversen anderen Sprachen.
 

Um nicht noch einmal von der Stewardess getadelt zu werden, beschloss Kai dann doch endlich einmal sich wieder gerade hinzusetzen und den Gurt anzulegen.

Es würde mit Sicherheit nicht mehr lange dauern, bis er wieder japanischen Boden unter den Füßen hatte…
 


 

Und wie er es gedacht hatte. Die angebliche Ankunft sollte normalerweise gegen 21.00 Uhr erfolgen. Jetzt allerdings waren nochmal satte 40 Minuten obendrauf gekommen. Bestimmt hatte es am Startvorgang gelegen…

Die japanische Zeit betrug also zirka 3.40 Uhr nachts.
 

Und verdammt, er könnte Yuriy verfluchen! Schön und gut, dass er ihm das Ticket besorgt hatte und auch schön, dass er sich in seine Angelegenheiten einmischte. An alles dachte er… nur an eines nicht!
 

Geladen und auch irgendwie frustriert nahm er sein Smartphone und wählte die Nummer des rothaarigen Russen. Kurz vor zehn Uhr abends müsste er eigentlich noch wach sein.
 

„Gnade ihm Gott, wenn er’s nicht ist.“, murmelte er leise und hielt sich das mobile Gerät an sein rechtes Ohr.
 

Lange hörte man das Freizeichen, bis endlich abgehoben wurde. Die andere Stimme am anderen Ende brauchte aber offenbar eine Zeitlang um endlich mit der Sprache heraus zu rücken. Man hörte zu aller erst etwas Rascheln und diverse Stöhngeräusche.
 

„Jaa? Wer stört?“, konnte Kai müde auf Russisch hören. – Offensichtlich hatte er noch nicht einmal aufs Display geschaut.
 

„Ich, wenn’s genehm ist.“, sagte Kai zynisch und als ob Yuriy den Anrufer nun erkannte, wurde er sofort etwas heller in der Stimme.
 

„Kai! Was für eine Überraschung! Und? Gut gelandet?“
 

„Mehr oder weniger. Hör mal, ich hab da eine Frage.“, begann er erst ruhig, doch innerlich brodelte er, „Hast du nur den Flug gebucht?“
 

„Ehm… ja? Wieso? Stimmte etwas nicht damit? Lag es vielleicht an der 2. Klasse? Falls ja, dann… sorry. Du weißt ja, die 1. Klasse ist immer so teuer.“
 

„Nein.“, sagte er knapp und gepresst, „Das meinte ich nicht. Hast du vielleicht Mal daran gedacht, dass ich auch eine Übernachtungsmöglichkeit brauche?“
 

„Ach das… ja weißt du. Ich dachte du gehst gleich zu ihr und-“, begann er heiter zu erzählen und Kai konnte sich sein dreckiges Grinsen bildlich vorstellen.
 

„Hast du dir das tatsächlich so vorgestellt?!“, unterbrach er ihn zischend, „Denkst du, ich fahr zu ihr nach Hause, sag was Sache ist und frage anschließend, ob ich bei ihr auf der Couch schlafen kann?! Bist du total bescheuert?!“
 

„Die direkte Art hat schon immer bei den Frauen gezogen.“
 

Der gebürtige Japaner musste sich stark zusammenreißen, um nicht laut und ausfallend zu werden. Immerhin stand er noch vor dem Flughafengebäude und somit in aller Öffentlichkeit.
 

„Kein Wunder, dass du langfristig keine abkriegst.“, zischte er erneut, jedoch gezügelt in seiner Stimme.
 

„Hey! Ich genieße mein junges Leben. Das ist etwas völlig anderes. Außerdem musst du das gerade sagen. Trauerst einer Frau drei Jahre hinterher, die du eigentlich ganz easy haben könntest.“
 

„Wie dem auch sei.“, beendete er diesen Leitfaden des Gesprächs, „Hättest du mir nicht einfach eine Pension mitbuchen können?!“
 

„Kannst du dir nicht einfach jetzt eine suchen? In Tokyo gibt’s die doch wie Sand am Meer.“, erwiderte er eher gelangweilt.
 

„Würde gehen, aber du vergisst gerade, dass es in Japan gleich vier Uhr nachts ist!“
 

Eine kurze Stille trat ein, bis man wieder das Rascheln hörte. Wahrscheinlich lag er schon im Bett und hatte sich soeben aufgesetzt.
 

„Scheiße, die Zeitverschiebung! Die hatte ich glatt vergessen…“
 

Vergessen? Vergessen! Wenn Kai wieder zurückflog, dann würde er sich kurz Mal vergessen und ihn umbringen. Definitiv.
 

„Kannst du nicht bei einer deiner Freunde unterkommen? Takao vielleicht?“
 

„Niemals.“, zischte der Japaner schnell und unumstößlich.
 

„Was ist eigentlich mit ihm und dir genau vorgefallen? Das hast du mir nie erzählt. Ist es immer noch wegen der Niederlage im Finale der Weltmeisterschaft?“
 

„Wie? So ein Quatsch. Das… das hat einfach persönliche Gründe. Außerdem hat es dich nichts anzugehen!“
 

„Ist ja gut… ist ja gut.“, murmelte er abwesend, „Und was ist mit Rei und Makkusu?“
 

„Soweit ich weiß, sind beide wieder in ihre Heimatländer gereist.“
 

„China und USA, huh? Na gut. Der kleine Giftzwerg, der ständig mit Takao rumgehangen hat, fällt ja dann auch flach und wenn dazu noch Hiromi ausfällt…“, sagte er worauf er leicht lachen musste, als er Kai schwer atmen hörte, „Was ist mit der Brillenschlange?! Ehm… wie hieß der nochmal?“, fragte der Rothaarige und Kai konnte im Hintergrund ein schnipsendes Geräusch vernehmen.
 

„Kenny.“
 

„Ja, genau der! Komm schon, Kai. Mit dem liegst du ganz sicherlich nicht im Clinch.“
 

„Das nicht, aber…“
 

Nein, mit Kenny hatte er noch nie Probleme gehabt. Er war zwar manchmal ein wenig eigen, aber sonst ganz okay. Und vor allem stellte er keine dummen Fragen. Mit Sicherheit besaß der Braunhaarige mehr Feingefühl, wie sonst einer.
 

Dennoch hatte er ein wenig Angst vor der Begegnung. Nach all den Jahren sollte er plötzlich vor seiner Haustür stehen und um Asyl bitten? Er war echt weit gesunken.
 

„An deiner Stelle würde ich es mir überlegen. Oder du pennst eine Nacht unter der Brücke.“, scherzte der Russe und wieder hörte er sein Lachen. – Ätzend.
 

„Ist okay. Vielen Dank, für dein Nichtstun!“
 

„Ey!“, hörte man nur noch, bevor Kai ruckartig das Gespräch abwürgte.
 

Missmutig verstaute er sein Smartphone wieder in der Hosentasche, bevor er sich müde über sein Gesicht fuhr. Noch einmal kurz durch die Haare mit der einen Hand und schon schulterte er sich seine Sporttasche.
 

Auf ging‘s,… zu einem der ehemaligen Blade Breakers. – Kenny.
 


 

Je weiter er aus dem Industriegebiet herauskam, desto zunehmend leiser wurde es auf den Straßen. Das Zentrum hatte er absichtlich umgegangen. Dort war selbst nachts immer etwas los und er hatte keine Lust durch angeheiterte Menschenmassen zu pilgern.
 

Normalerweise hätte er sich auch ein Taxi nehmen können. Geld hatte er zuvor in der Einkaufsmeile des Flughafens umtauschen lassen. Nicht allzu viel, aber gerade so, dass er locker eine Woche damit auskam.

Aber ihm war die angenehme Luft gerade Recht. So konnte er seine Gedanken noch einmal überarbeiten und sortieren.
 

Er fand es merkwürdig endlich wieder heimatlichen Boden berühren zu können. Hatte er damals gedacht, nie wieder hier hin zurückzukehren. Es waren einfach zu viele Ereignisse geschehen, die er eigentlich tief in einer Truhe verschlossen hatte und gewollt war, diese nie mehr heraus zu lassen. Und jetzt? Jetzt hatte er die Konfrontation direkt vor der eigenen Nase.
 

Apropos… direkt vor der Nase…
 

Kai blieb stehen und sein Körper wandte sich zu seiner rechten Seite. Er stand nun vor dem kleinen Imbiss, den Kennys Eltern anscheinend immer noch betrieben. Die Rollläden waren allesamt bis auf den Boden heruntergelassen worden. Kein Licht brannte. Es war eine beängstigende Totenstille in dieser Gasse.
 

Der Graublauhaarige trat näher an die Haustür und suchte die Klingel der Personen. Als er ihn jedoch gefunden hatte, konnte er sich nicht wirklich dazu entschließen diesen auch zu betätigen.

Es war mittlerweile nach vier Uhr und er bezweifelte, dass er freundlich begrüßt werden würde, wenn er jetzt um diese Uhrzeit klingeln würde.
 

Aber was genau blieb ihm anderes übrig? Wenn er wirklich nicht unter der Brücke schlafen wollte, dann war Kenny der einzige Joker, den er hatte. – Dafür aber dann das gesamte Haus aufwecken?
 

Unentschlossen holte er erneut sein Smartphone heraus und wischte mit seinem Finger über den Display. Auf der richtigen Desktopseite berührte er dann das Icon des Internet Explorers.
 

Um eben nicht das gesamte Haus aufzuwecken, hoffte er Kennys Handynummer im Online-Telefonbuch zu finden. Er selber hatte sie leider nicht mehr.

Allgemein hatte er keine Nummern seiner ehemaligen Freunde. Aufgrund dessen, dass er sich so ein Kommunikationsgerät erst zugelegt hatte, als er sich in Russland niedergelassen hatte.

Ivan und Bryan hatten ihn schlussendlich dazu überredet sich so eines zu kaufen. Es diente ja ausschließlich dafür, dass man sich rechtzeitig untereinander verständigen konnte. Nun ja. Im Nachhinein hätte er es lieber nicht getan. Die ersten Wochen mit dem neuen Smartphone hatte er immer wieder fragwürdige Kurznachrichten und Anrufe bekommen. Vor allem die Anrufe hatten ihn gestört, da diese meistens mitten in der Nacht ankamen… - Irgendwann hatte er das Teil dann auf lautlos gestellt und am darauffolgenden Tag hatte er erfahren, dass Yuriy hinter den ganzen Aktionen steckte, um sich offenbar einen Spaß zu erlauben.
 

„Ah.“, kam es von Kai, als er tatsächlich einen Kenny Saien gefunden hatte.
 

Schnell hatte er mit ein paar wenigen Bewegungen die Nummer kopiert, den Android Browser geschlossen und diese ins Eingabefeld eingefügt. Ohne zu zögern tippte er auf das grüne Hörersymbol und hielt sich sein Handy ans Ohr.
 

Erst beim zweiten Freizeichen fiel ihm auf, dass er gar nicht wusste wie er eigentlich anfangen sollte. Ein ‚Hi Kenny. Ich bin’s Kai. Kannst du Mal die Tür aufmachen? Ich steh grad davor und möchte ungern deine Eltern aufn Plan rufen.‘ wäre sehr unangebracht.
 

Doch genau konnte er sich das leider nicht mehr überlegen und zusammenreimen. Denn schon nach dem vierten Dröhnen schien er abzunehmen.
 

„Oh manno, man. Wer ruft denn um diese Uhrzeit noch an…“, hörte der Graublauhaarige den anderen Gesprächspartner müde aufstöhnen, „Bitte, sag mir nicht dass du es bist, Takao…“
 

„Nein.“, antwortete er und fand den Anfang dieses Telefonats noch nicht einmal unsagbar schlecht.
 

„‘Tschuldigung…wer ist da?“, nuschelte er wohl im Halbschlaf.
 

Okay,… dass er ihn aufgrund seiner Knappheit nicht gleich erkannt hatte, machte die ganze Sache dann doch etwas schwerer.
 

„Kai.“, sagte er erneut knapp und deutlich schnell.
 

„Ach so…Kai… … was KAI?! Eh…“
 

Soeben hatte wohl sein Gehirn wieder angefangen richtig zu arbeiten. Es sei ihm gegönnt um diese Uhrzeit.
 

„Sorry, für die späte Störung.“
 

„Eh… ach, macht doch nichts… bist… bist du’s wirklich?“
 

Am liebsten würde er es verneinen und wieder auflegen. Aber er erinnerte sich schnell daran, weswegen er hier sein musste und nun eben eine Übernachtung brauchte. War ja nur für diese eine Nacht…
 

„Wer soll’s denn sonst sein?“
 

Diese Scheinfrage schien ihn überfordert zu haben, denn es kam keine Antwort zurück. Also beschloss der junge Mann noch einen Schritt weiterzugehen.
 

„Hör mal, Kenny… tut mir wirklich leid für den späten Anruf, aber ich sitz zurzeit in einer ungewollten Situation.“
 

„Und die wäre?“
 

„Müssen wir das am Telefon besprechen? Ich steh gerade vor dem Imbiss und es wäre nett, wenn du mich eben Mal reinlassen könntest.“
 

Ohne eine weitere Antwort des Ex-Blade Breakers wurde das Telefonat abgebrochen. Hatte er ihn mit dieser Frage jetzt überrumpelt? Hätte er es doch anders angehen sollen? – Aber vermutlich wäre alles, was er hätte sagen können, irgendwie schräg bei ihm angekommen.
 

Doch plötzlich wurden die Rollläden in einem Affenzahn hochgezogen und die Tür des Imbisses öffnete sich.
 

Kai sah nun selbst überrascht aus. Damit hätte er nun wirklich nicht mehr gerechnet.
 

„Du bist echt hier…“, sagte der Braunhaarige leicht verdutzt und schüttelte langsam den Kopf, als ob er es nicht glauben konnte.
 

„Denkst du ich mach‘ mir daraus einen Spaß?“
 

„Nein, nein. Nicht doch.“, erwiderte er nun vehement und lachte verhalten, „Komm erst einmal rein und dann erklärst du mir erstmal alles.“
 

Kai nahm eher unbeteiligt seine Tasche und verstaute sein Handy abermals wieder in seiner Jeanshose. Langsam, als hätte er genügend Zeit, schritt er dem nun erwachsenen jungen Mann hinterher, als dieser ihn durch den Imbiss navigierte.
 

Im Wohnraum angekommen zog er seine Schuhe aus, während Kenny ihm andeutete, dass er ja bloß leise sein sollte, damit seine Eltern nichts mitbekamen. Es schien so, als wäre seine Mutter immer noch die Furie von damals geblieben.
 

Auf ganzer Linie waren sie leise gewesen und erreichten endlich das kleine, aber doch bequeme Zimmer des Braunhaarigen. Nachdem er hindurch war schloss der andere vorsichtig die Tür, die jedoch ein bisschen knarrte. Doch es schien keiner davon wach zu werden und somit war zumindest die erste Hürde geschafft…
 


 

* * *
 

Vorsicht 2.3

Diese Stille war kaum auszuhalten für Kai, der jetzt schon geschlagene Minuten am Balkonfenster stand und in die klare Nacht hineinsah.

Kenny saß währenddessen auf seinem Schreibtischstuhl und beobachtete ihn ungeniert. Bevor die Ruhe jedoch zu schlimm wurde, begann der Japaner endlich zu sprechen.
 

„Also… weswegen bist du wieder da?“
 

Der Graublauhaarige richtete seinen Blick weiterhin auf die tiefe, klare Nacht, als er ihm antwortete.
 

„Ich habe über Mr. Dickenson erfahren, was passiert ist. Das… mit dem Flugzeug und…“, sagte er leise, doch brach dann jedoch seinen Satz ab.
 

„Oh ja. Das war eine schreckliche Nachricht.“, bestätigte der Braunhaarige und rückte seine Brille auf dem Kopf zurecht, „Besonders wegen Hiromi...“, sprach er danach und Kai bemerkte, wie er sein Gesicht gen Boden steuerte.
 

„Wie geht es ihr?“
 

„Den Umständen entsprechend gut. Na ja, ich habe sie seitdem kaum noch zu Gesicht bekommen, aber Takao geht ab und zu nach der Arbeit bei ihr vorbei.“
 

Kai schluckte diese Informationen kommentarlos hinunter und versuchte eine andere dafür aufzuschnappen.
 

„Er geht tatsächlich arbeiten?“, fragte er nach und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
 

„Ja. Unfassbar, oder?“, lachte Kenny leise, „Er hat einen Job beim Imbiss in der Nähe der Schule. Auslieferungsservice. Er verdient zwar nicht die Welt, aber so hält er sich ganz gut über Wasser.“
 

„Wohnt er nicht mehr bei seinem Großvater?“
 

Kenny schüttelte den Kopf.
 

„Nein, der hat ihn rausgeworfen, als er nach seinem Schulabschluss faul auf der Couch gehangen hat. Nun ja… er bladet noch, aber mehr so auf Regionalbasis.“
 

„Und du?“, fragte Kai weiter. – Es war der Versuch, von seiner eigentlichen Thematik abzulenken.
 

„Ich arbeite in der Stadt bei einem Elektrowarenhandel. Erst einmal als Aushilfe und wenn es gut läuft, kriege ich nächstes Jahr meinen Ausbildungsplatz dort.“, antwortete Kenny wahrheitsgetreu und schien regelrecht stolz auf sich zu sein, „Und du? Stimmt es, dass du eine eigene Firma aufgebaut hast?“
 

Kai nickte überrascht, ließ es sich aber nicht anmerken. Wie wenig er doch wusste über seine ehemaligen Kollegen und sie waren dagegen bestens informiert.
 

„Es ist eine Hilfsorganisation für Kinder und deren Familien aus Russland.“, sagte er knapp und ließ nun das erste Mal, seit er in diesem Zimmer stand, seinen Blick auf den Braunhaarigen schweifen.
 

„Coole Sache.“, sagte er beeindruckt, „Läuft’s gut?“
 

„Sagen wir, …es könnte besser laufen.“
 

Kennys Blick gefiel ihm in diesem Moment überhaupt nicht. Irgendwie, war nun die Zeit für Smalltalk zu Ende und Kai musste nun endlich mit der Sprache herausrücken. Er hatte gehofft, dass er das irgendwie umgehen könnte, aber dem war offenbar nicht so.
 

„Okay, Kai. Butter bei den Fischen.“, sagte Kenny neugierig und bestimmt.
 

Der Graublauhaarige seufzte stattdessen nur.
 

„Ich bin hier, weil ich morgen an der Gedenkfeier teilnehmen möchte.“
 

„So wie du das sagst, klingt es fast ein wenig falsch, Kai. Ist es nicht mehr wegen Hiromi? Immerhin ist sie Betroffene und-“
 

Er schnaufte laut aus und sah wieder aus dem Balkonfenster. Insgeheim fragte er sich so langsam, ob hier jeder über ihn Bescheid wusste. Natürlich nur er selber nicht. Aber wie viel wusste Kenny tatsächlich?
 

„…und eigentlich kanntest du ja auch keinen anderen, der in dieser Maschine gesessen hatte, eben außer Hiromis Eltern…“, beendete er den Satz nachdenklich.
 

Offenbar hatte Kenny nur eins und eins zusammengezählt und dadurch nur das offensichtliche in dieser Sache betrachtet. War das jetzt Glück?

Kai war noch nie jemand gewesen, der offen über seine Handlungen oder gar Gefühlen sprach. Schon allein, dass er diese Empfindungen ihr gegenüber besaß, behagte ihm immer noch nicht ganz. Wenn jetzt auch noch seine Umwelt davon Kenntnis darüber hatte, würde er sich nur noch unwohler fühlen. Denn dann wäre er angreifbar.
 

„Ehm, bevor es wieder hell wird, würde ich gerne noch ein paar Stunden Schlaf bekommen. Wenn das also in Ordnung geht, dass ich hier-“
 

„Oh! Ja, natürlich. Ich hol gleich das Gästefuton.“, rief Kenny panisch aus und stolperte schon hektisch von seinem Stuhl auf, bevor er sich an seinen Schrank zu schaffen machte, „Ich hoffe, das reicht dir aus.“
 

„Klar.“ – Besser als Yuriys Rat zu folgen und unter der Brücke zu schlafen, war es allemal.
 


 

Er hatte kaum drei, oder wenn es hochkam – vier Stunden geschlafen, als Kenny ihn versuchte aufzuwecken. Blinzelnd schlug er seine Augen auf und erkannte den Braunhaarigen über sich gebeugt.
 

„Entschuldige, dass ich dich wachmachen muss, aber ich habe meiner Mum versprochen, ihr heute im Laden auszuhelfen.“
 

Kai grummelte kurz etwas Unverständliches auf Russisch, als er sich endlich aufsetzte und wieder zu blinzeln begann, da die Sonne schon quer ins Zimmer hineinschien.
 

„Kein Problem. Ich bin immerhin unangekündigt bei dir reingeschneit.“
 

Kenny lächelte und zeigte auf seinen Schreibtisch.
 

„Ich hab‘ dir etwas vom Frühstück mit hochgebracht. Als kleine Stärkung, bevor du gehst. Auch wenn ich dir schon gesagt hatte, dass du ruhig hierbleiben kannst. Mum und Dad haben sicherlich nichts dagegen-“
 

„Nein. Ist schon okay, Kenny. Ich will euch keine Last sein. Ich werde mir ein Zimmer in irgendeinem Motel mieten und dann wieder mein eigenes Ding machen.“
 

„Okay. Dann… bin ich mal unten. Falls du gehen willst, dann nimm bitte den Hinterausgang, sodass du nicht durch den frisch, gewischten Boden durchläufst.“, grinste er und ging zur Tür, um durch diese hindurch zu schreiten.
 

Kai dankte ihm im Stillen für dieses Angebot. Er wollte nur ungern diesem Hausdrachen á la Mama Saien begegnen. Allgemein, weil sie noch nie gut auf ihn zu sprechen war. So war dies also keine schlechte Idee.
 

Der braunhaarige Junge war schon im Begriff die Tür hinter sich zu zuziehen, als sich Kai die Frage stellte, was er nach seinem Zimmerbuchen mit dem angefangenen Tag noch machen sollte. Es durchfuhr ihn wie ein Blitz, als er an Hiromi dachte und kurze Zeit später auch schon eine Fragestellung an seinen ehemaligen Kollegen richtete.
 

„Kenny?!“
 

„Ja?“, antwortete dieser und wandte sich noch einmal zu ihm um.
 

„Weißt du zufällig… wo ich Hiromi finden kann?“
 

Kenny sah skeptisch drein und Kai hing noch etwas an seine Frage dran.
 

„Ich meine, …ist sie zu Hause anzutreffen? Nicht dass ich vorbeigehe und sie ist nicht da, oder…“
 

„Na ja, …normalerweise müsste sie um die Uhrzeit schon in der Universität sein.“
 

„Sie studiert?“, fragte er verblüfft nach.
 

„Ja. Betriebswirtschaftslehre. Kniffliges Studium…“, murmelte er leise für sich.
 

„Also ist sie dort?“
 

„Kann schon sein.“
 

„Wie? Kann sein? Ist sie, oder ist sie nicht?“
 

Kennys Ausschweifungen hörten sich nicht gerade vertrauenswürdig an.
 

„Versuch’s einfach mal. Wenn sie da nicht ist, dann vielleicht im Café Touché in der Innenstadt. Sie arbeitet dort als Kellnerin, um sich ihr Studium zu finanzieren.“
 

„Okay. Danke.“, sagte er daraufhin und Kenny nickte ihm zu, bevor er endgültig das Zimmer verließ.
 


 

Im Schneidersitz saß er mit verschlossenen Augenlidern, auf der Veranda des Dojos. So viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf. So viele Fragen und doch keine richtige Antwort auf all das.

Im Hintergrund hörte er Takao wild mit Daichi diskutieren. Es ging wieder einmal um die Weltmeisterschaft und wie sie das Team nun endgültig einteilen wollten.
 

Es waren nun schon ein paar Tage her, seitdem Makkusu und Rei die BBA-Revolution verlassen hatten und wieder zu ihrem ehemaligen Team zurückgekehrt waren. Der Blonde wieder zurück zu den PBB-Allstars und der Chinese zu den White Tigers X.

Es war ein herber Schlag für den Blauhaarigen gewesen, als er mit niedergeschlagenen Gesicht hier im Dojo ankam.

Doch umso realistischer er es sah, desto mehr konzentrierte er sich auf ihn. Dabei wusste er nicht einmal, ob er genau dies wollte.
 

Klar, …an der Weltmeisterschaft wollte er teilnehmen. Keine Frage! Aber, wie wollte er es? An der Seite von Takao kämpfen und ‚nur‘ wieder an der Seitenlinie des Weltmeisters stehen? – Nein. Eigentlich war sein Ziel, sein Traum doch ein völlig anderer…
 

„Hier, bitteschön.“
 

Kai sah zur seiner linken Seite auf und erkannte, wie Hiromi neben ihm ein Glas Saft abstellte.
 

„Frisch gepresster Orangensaft, ganz besonders gut gegen die heutige Hitze.“, lächelte sie, doch der Graublauhaarige lies abrupt seinen Blick von ihr abschweifen.
 

Auch wenn er sie nun nicht mehr ansah, konnte er deutlich ihre traurige Haltung erahnen. Jedoch konnte er sich nicht weiterhin damit beschäftigen, da in diesem Moment Daichi hinaus gestürmt kam.
 

„Du bist so ein Volltrottel Takao! Sieh dir doch Mal Kai an! Der hat’s einfach nicht drauf! Ich bin dein Mann und kein anderer!“
 

„Erstens, bin ich kein Volltrottel, sondern du! Zweitens hat Kai mehr Schneid als jeder andere von uns hier und drittens, bist du kein Mann, sondern eine zickende Nervensäge!“
 

„WAS?! Ich glaube, ich hab‘ mich verhört!?“
 

„Dann putz dir die Ohren!“
 

„Na warte! Ich werd's dir schon zeigen, dass ich der Beste von uns beiden bin!“, schrie er zuerst den blauhaarigen Japaner an, bevor er sich an den sitzenden Blader richtete, „Kai!“
 

Der Russe stöhnte frustriert auf und sah nur im Augenwinkel wie der Rothaarige seine Reißleine aus der Tasche zog, zusammen mit seinem Blade.
 

„Du gegen mich! Wer gewinnt, ist der Teampartner von Takao!“, rief er und zählte schon runter, bevor Kai irgendetwas dagegen machen konnte, „3…2…1 Let it Rip!“
 

Eigentlich wollte er sich jetzt nicht auf dieses dämliche und niveaulose Spiel einlassen. Definitiv würde er diesen Zwerg ja sowieso in den Boden rammen. Der hatte doch keine Ahnung, mit wem er sich hier anlegte. Aber wie schon erwähnt. Eigentlich, …war dies nicht sein Ziel.
 

Strata-Dragoon kreiselte nun vor ihm und er tat noch immer nichts, um dieses Match überhaupt zu bestreiten.
 

„Was ist los, Kai? Hast du etwa Schiss gegen mich zu verlieren? Ich an deiner Stelle, hätte mir auch schon längst in die Hosen gemacht.“, lachte er überheblich und Takao ermahnte ihn lautstark.
 

„Lass den Scheiß, Daichi! Dafür haben wir keine Zeit! Kai ist und bleibt mein Partner, egal was für krumme Dinge du abziehst!“
 

Partner. Sicherlich zählte er Takao langsam zu seinem Freund. Aber auf ewig an ihn gebunden? Immer in der zweiten Reihe stehen? Neben ihm? Wollte er das auch?
 

Währenddessen hatten sich die zwei Streithähne wieder in der Wolle…
 

„Ruf dein Blade zurück und dann verschwinde von hier!“, kam es von Takao, der sich vor Daichi aufgebaut hatte.
 

„Erst wenn ich Kai geschlagen habe!“, presste der andere hervor.
 

„Das ist doch ein Witz, Daichi! Du hast keine Chance gegen Kai!“
 

„Werden wir ja sehen!“, pflaumte der Rothaarige zurück und sah vor Wut auf den Blauhaarigen, wobei dieser damit eine Konzentrationsschwäche bei seinem Blade auslöste.
 

Strata-Dragoon begann stark zu schwanken und Staub wurde dabei aufgewirbelt. Langsam schien er sogar zu wackeln und fuhr elliptische Bahnen.

Plötzlich stolperte der Blade über eine Unebenheit des Bodens und schoss wie eine Rakete plötzlich nach links.

Hinter sich konnte er nur Hiromis spitzen Schrei hören, bevor er ruckartig aufstand und sich in die Laufbahn des Blades stellte.

Ein kurzer Schmerz durchfuhr ihn, als Strata-Dragoon seinen rechten Oberarm streifte.
 

„Oh scheiße! Kai!“, rief Takao, der die ganze Situation erst jetzt erfasst hatte, da er sich weiterhin mit Daichi gestritten hatte.
 

„Oh nein! Strata-Dragoon!“, rief Daichi entrüstet und lief zu seinem Blade, der an einem Stein neben Hiromi und Kai zerschellt war.
 

Der Graublauhaarige hatte sein Gesicht gen Boden gerichtet, während seine Weste sich im leichten Wind bewegte.
 

„Schau hin was du angerichtet hast, Daichi! Jetzt ist Kai verletzt und alles nur wegen dir!“
 

„Wegen mir?! Ich…“
 

Er atmete tief ein und aus und versuchte das Gekeife der Streithähne auszublenden. Es war wie in einer Krabbelgruppe. Zwei Babys, die sich um einen Lutscher stritten, …oder so.
 

„Kai…“, hauchte die zarte Stimme von dem Mädchen vor ihm und er sah auf.
 

Sie hatte zudem gerade noch ihre linke Hand angehoben und legte diese auch schon sanft auf seinen verletzten, rechten Arm. Kai zuckte bei dieser Berührung merklich zusammen und trat dabei sofort einen Schritt von ihr zurück.
 

Abweisend sollte sein Blick sein, doch irgendwie gelang ihm dies nicht so gut. Eher mit einem schlechten Gewissen sah er zur Seite und brachte dann einen endgültigen Abstand zwischen sie beide.
 

Er schüttelte leicht den Kopf, damit er wieder einen klaren Kopf bekam und ging dann an der Braunhaarigen vorbei.

Kai musste hier einfach raus. Er hielt das einfach nicht mehr aus. Diese ständigen Kleinkinderkriege zwischen Daichi und Takao. Dann auch noch Hiromi, die einfach jede Gelegenheit nutzte, um ihn in ein Gespräch zu verwickeln.
 

Er war schließlich nicht blöd, oder auf den Kopf gefallen. Kai wusste, was sie damit bezwecken wollte. Er ahnte es. All diese besondere …Zuneigung für ihn.
 

Aber er konnte und durfte das alles nicht zu lassen.
 

Keiner beachtete ihn, als er den Garten verließ. Nur die rehbraunen Augen der Japanerin verfolgten seine Schritte…
 


 

Es war bereits Nachmittag, als er die Innenstadt hochlief. Zuvor hatte er sich erst einmal für drei Übernachtungen ein Zimmer in einer privaten Pension gemietet. Danach war er Kennys Rat gefolgt und hatte die Stadtuniversität aufgesucht, hatte dort jedoch keinen Erfolg verbuchen können.

Die Uni schien zwar geöffnet zu sein, aber nur vereinzelt liefen Studenten umher. Immerhin war es Sonntag und somit gab es keine Vorlesungen oder sonstigen Unterricht.

Aber es war auch gut möglich, dass er die Braunhaarige in der Bibliothek hätte antreffen können.
 

Nun verfolgte er seinen zweiten Plan. Nämlich das Café Touché aufsuchen, von dem Kenny noch gesprochen hatte.

Aber je näher er seinem Ziel kam, desto nervöser wurde er. Kaum zu fassen. Da hatte er sich die ganze Zeit darüber Gedanken gemacht, wie er sie überhaupt finden sollte und stand nun kurz davor dieses Rätsel zu lösen. Jedoch wusste er eigentlich nicht einmal genau, wie er sie ansprechen sollte.
 

Natürlich könnte er es genauso ablaufen lassen wie bei Kenny. Aber… nein. Das war keine gute Idee. Nicht, wenn er da an die letzte Unterhaltung mit ihr, in seinen Erinnerungen hervorrief.
 

Sie hatte ihn in diesem Moment abgrundtief gehasst. Da konnte er doch nicht einfach in dieses Café hineinstürmen und ihr einen guten Tag wünschen!?
 

Kai blieb an einem Modegeschäft stehen und sah hinüber zur anderen Straßenseite. Da war es. Café Touché. Er verstaute seine Hände in seiner Jeanstasche und versuchte ins Innere hineinzusehen…
 


 

___________________________
 

Vorsicht 2.4

„Einen Latte Macchiato für Tischnummer acht, einen Espresso für Tisch vier und ein Milchkaffee mit Zucker für die neun.“, sagte eine junge Frau Anfang der Zwanziger und stellte die verschiedenen Tassen auf die Theke ab, „Hiromi? Wo bleibst du denn?!“
 

„Bin schon da, bin schon da.“, hetzte die Braunhaarige und kam an der Theke an.
 

Gezielt und wie, als ob sie darin schon jahrelange Übung hätte, lud sie die bestellten Getränke auf ihr Tablett ab. Sie wollte gerade abdrehen, als die Frau hinter der Theke sie zurückpfiff.
 

„Du hast den Zucker vergessen.“
 

„Oh.“, murmelte sie überrascht, balancierte mit einer Hand das Tablett, sodass sie sich aus einer Schüssel drei Zuckerbeutel herausnehmen konnte.
 

Schon leicht aus der Puste kam sie bei den verschiedenen Tischen an und überreichte den Kunden ihre Getränke. Gerade, als sie den Milchkaffee auf Tischnummer neun abstellte, wurde sie vom Tischnachbarn gerufen.
 

„Miss? Könnte ich noch ein Glas Wasser haben?“
 

„Aber natürlich.“, versuchte sie freundlich zu antworten und notierte sich sein Bestelltes auf einen Notizzettel.
 

Wieder schritt sie zur Theke zurück und lehnte sich an die Bar.
 

„Naomi, ich bräuchte ein Wasser für Tisch zehn.“
 

Die Frau wandte sich zu ihr um und nickte. Während sie das Glas befüllt kam Hiromi für einen Augenblick zur Ruhe. Zumindest versuchte sie es.

Eigentlich hatte sie gedacht, dass es heute ein ruhiger Tag werden würde. Sonntags war normalerweise nie viel los im Café, aber heute schienen ihr alle die Bude einzurennen.
 

„Hier das Wasser. Ach und, der Mann an Tisch zwei wollte zahlen.“
 

„Mache ich sofort.“, seufzte sie und nahm das Glas entgegen.
 

Eilig ging sie zwischen den vielen Tischen und Stühlen vorbei, um zu Tisch zehn zu kommen. Stellte es im Anschluss auf den Tisch des Kunden ab, zusammen mit einer höflichen Floskel und trat dann den Weg zu Tisch zwei an.
 

„Sie wollten zahlen?“
 

„Ja. Ich hatte die Schwarzwälder Kirschtorte und einen schwarzen Kaffee.“
 

„Okay, das macht dann… 470 Yen.“, sagte sie sicher, als sie die zwei Dinge schriftlich auf ihrem Notizzettel zusammenrechnete.
 

Der Mann öffnete seine Geldbörse und gab ihr genau 500 Yen in die Hand.
 

„Stimmt so.“
 

„Vielen Dank, Sir.“, lächelte sie, verstaute das Geld in ihren Geldbeutel und machte sich dann daran den Tisch abzuräumen, „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“
 

„Danke, gleichfalls.“, nickte er ihr zu, stand auf und ging direkt zur Tür hinaus. – Beim Austreten ertönte ein kleines Glöckchen.
 

Voll beladen schritt sie zurück an die Theke und stellte das verschmutzte Geschirr darauf ab. Naomi nahm gleich darauf die Tasse und den Teller, um es in die Küche zu bringen, deren Tür sich hinter der Bar befand.
 

Die Eingangstür ging erneut auf und das Glöckchen über der Tür erklang ein weiteres Mal. Hiromi wandte sich um und wollte den neuen Kunden freundlich begrüßen, doch ihr Lächeln verschwand auf Anhieb wieder.
 

„Tagchen!“, rief ein blauhaariger junger Mann und grinste breit, als er zu der Braunhaarigen aufschaute.
 

„Takao! Was zum Geier willst du denn hier?!“
 

„Na was sieht‘s denn aus?“, fragte er gespielt und setzte sich an die Theke, „Ich will dir Gesellschaft leisten. So wie jeden Sonntagnachmittag.“, grinste er weiterhin und sah dann zur Barchefin, „Naomi, schön dich wiederzusehen. Toll siehst du aus.“
 

Doch Naomi schüttelte nur lächelnd den Kopf, bevor sie Hiromi kurz zu sich rief.
 

„Kommst du mal eben, Hiromi. Einen Moment bitte, Takao.“, lächelte sie dann doch noch zu ihm hinüber.
 

Die Braunhaarige seufzte, aber beeilte sich hinterher zu kommen. Ihre Chefin und zugleich beste Freundin, ging durch die Tür in die Küche. Freundlicherweise hielt sie ihr die Tür sogar auf, bis sie vollständig im Raum stand.
 

Hiromi konnte sich schon denken, wieso sie nun ein Einzelgespräch suchte. Das mit Takao war echt langsam nicht mehr tragbar. Es war zwar gut für den Umsatz, aber eher kontraproduktiv für ihre Nerven.
 

„Es tut mir wirklich leid, Naomi. Ich kann auch nichts dafür, dass er hier ständig aufschlägt!“
 

„Darum geht es mir gar nicht.“, sagte sie und fuhr sich mit ihrer rechten Hand durch ihr schwarzes Haar, „Mich irritiert es nur gerade…“
 

„Wie meinst du das jetzt?“
 

„Ich meine, …seit wann hat er aufgehört dir hinterher zusteigen? Noch vor sechs Monaten hast du immer wieder um Überstunden gebettelt, nur damit du ihn nicht ertragen musst und nun kommt er hier rein und gräbt mich an?!“, lachte sie fast über diese Absurdität, „Ich frage das nicht, als deine Chefin, sondern als interessierte und neugierige Freundin.“
 

„Ach das…“, murmelte Hiromi und schien für einen Augenblick überfordert mit dieser Frage zu sein. – Vielleicht steckte auch einen Funken Scham dahinter.
 

„Also? Was läuft bei dir so? Muss ich etwas wissen?“, grinste sie und deutete mit ihren Augenbrauen etwas Derartiges schon an.
 

„Nicht so, wie du das denkst.“, nuschelte sie, „Ich hab‘… ihm nur… endlich klargemacht, dass das zwischen uns nie was werden kann. Ich sehe Takao mehr wie einen Bruder. Nicht mehr und nicht weniger.“
 

„Autsch.“, hustete Naomi gespielt, „Und er hat’s geschluckt?“
 

„Ich denke schon. Zumindest haben seitdem die Anmachsprüche aufgehört. Ich… ich weiß, dass der Korb ihm schwer auf den Magen liegt, aber ich kann eben auch nichts für meine Gefühle.“
 

„Na wenigstens, konntest du endlich über deinen Schatten springen.“, munterte sie die braunhaarige junge Frau auf und legte dabei eine Hand auf ihre Schultern, „Jetzt musst du nur noch deine Altlasten beseitigen.“
 

„Fang du bitte auch nicht damit an! Es reicht, wenn Taka mir damit schon ständig in den Ohren liegt.“
 

„Er weiß davon?!“, fragte sie überrascht.
 

„Ja, …“, seufzte sie, „Er hat nicht lockergelassen und dann hab‘ ich eben gesagt, was Sache war. Seitdem nervt er mich, dass ich ihn anrufen und das Ganze klären solle. Aber ganz ehrlich…? Ich will nicht mehr. Das ist nun mehr drei Jahre her und er hat auch keinen Finger krumm gemacht. Wieso dann ich?“
 

„Hiromi…“
 

„Nein, nichts Hiromi!“, aufgebracht wirbelte sie ihre Arme in die Luft, „Mein Leben ist schon schlimm genug! Das Studium läuft beschissen, vermutlich werde ich dieses Semester überhaupt nichts schaffen, was wiederum dazu führt, dass ich das ganze Studium vergessen kann und dann Takaos ständige Sprüche über diesen… diesen… Eisklotz! Er kann mich das einfach nicht vergessen lassen und jetzt auch noch… das mit Mum und Dad. Irgendwann ist bei mir auch Schluss. Ich kann nicht mehr!“
 

Sie schnaufte laut aus, als sie geendet hatte. Es tat gut einmal ihren Dampf abzulassen. Auch wenn das nicht viel dazu beitrug, dass sich ihre Probleme in Luft auflösten.
 

„Ich verstehe dich ja. Aber meinst du nicht, …dass dies auch deiner Seele guttun würde, wenn du endlich Klartext mit ihm reden würdest? Okay, ich kenne K-“
 

„Erwähne nicht seinen Namen!“, zischte Hiromi dazwischen und Naomi hob ihre Hände zur Verteidigung hoch.
 

„Schon gut, schon gut. Ich kenne ihn nicht persönlich. Aber so wie du mir das immer geschildert hast, denke ich manchmal, dass er das damals nicht richtig einordnen konnte und-“
 

In diesem Moment wurde die Tür zur Küche leicht aufgeschoben und Takao streckte seinen Kopf durch den Spalt.
 

„‘Tschuldige für die Unterbrechung, aber da will einer zahlen.“, meinte er zu den beiden Frauen und wollte wieder an die Bar verschwinden, als er noch einmal zu ihnen aufschaute, „Ach und… vielleicht solltet ihr euren Lautpegel ein kleinwenig runterschrauben. Man hört euch bis ins Café.“ – Dann fiel die Tür wieder zu.
 

„Super.“, murmelte die Braunhaarige, bevor sie sich von der Schwarzhaarigen abwandte, „Ich fertige schnell den Kunden ab und dann mach ich Feierabend.“
 

„Mach das, aber darüber reden wir noch einmal.“, erwiderte sie, doch ihre Freundin winkte dies nur mit einem ‚Ja, ja.‘ ab…
 


 

Geschafft und völlig fertig mit den Nerven machte sie sich auf den Heimweg. Zu ihrem Bedauern hatte Takao darauf bestanden, sie zu begleiten.

Trotz der damaligen Abfuhr, schien er sich immer noch ein Bein für sie ausreißen zu wollen. Was auf der einen Seite löblich war, aber auf der anderen eben auch extrem anstrengend.
 

Sie hatten schon über die Hälfte geschafft, als der Blauhaarige seine Arme hinter den Kopf zusammenschlug und sie ansah.
 

„Wie geht’s dir eigentlich so?“
 

Hiromi schaute ebenfalls kurz zu ihm auf, wandte ihr Gesicht aber schnell wieder auf den Boden.
 

„Gut.“
 

„Wirklich?“
 

„Ja, doch.“
 

„Weißt du, …wenn dir was auf der Seele brennt, dann kannst du es mir ruhig anvertrauen. Dafür sind Freunde doch da.“
 

Hiromi seufzte. Sie sollte wütend auf ihn sein, dass er einfach nicht von seinem Vorhaben abkam, aber es war auch schön zu hören, dass er sich immer noch Sorgen um sie machte.
 

„Das ist nett von dir Taka, aber… im Moment ist mir nicht nach Reden.“
 

Diese Antwort brachte ihn offenbar zum Schweigen. Jedoch nur für einen kurzen Moment…
 

„Morgen ist die Gedenkfeier, richtig?“
 

Sie nickte nur anteillos.
 

„Hab gehört, Mr. Dickenson kommt auch und sogar Makkusu aus den USA zusammen mit seiner Mutter.“
 

Hiromi antwortete darauf nichts. Auch wenn seine Absichten wirklich nett gemeint waren, half es ihr in diesem Moment nicht weiter.
 

Es tat zu sehr weh, auch nur darüber nachzudenken. Seit… diesem verhängnisvollen Freitag hatte sie versucht sich mit Arbeit abzulenken. Selbst die Uni hatte sie ausfallen lassen. Sie konnte die mitleidigen Blicke ihrer Mitstudenten nicht ertragen und erst recht nicht der, der Professoren und Tutoren.
 

Naomi hatte ihr zwar auch angeboten einen bezahlten Urlaub zu nehmen, aber das kam für sie ebenfalls nicht in Frage. Was sollte sie denn auch schon tun? Zu Hause würde ihr nur die Decke auf den Kopf fallen.
 

„Was hältst du davon?“
 

„Eh… was?“, schreckte sie aus ihren Gedanken hoch und sah Takao verständnislos an.
 

„Ich hatte gefragt, ob ich dich morgen früh abholen soll?! Immerhin brauchst du doch einen Bodyguard. Die Presse wird sich auf dich stürzen, wenn du keinen an deiner Seite hast.“, grinste er breit.
 

„Von mir aus. Aber wehe du bist unpünktlich!“, mahnte sie ihn.
 

„Verlass dich auf mich. Wann geht’s los?“
 

„Um zehn Uhr. Das heißt, du solltest spätestens um neun aufkreuzen.“
 

„So früh?“, fragte er entgeistert nach, doch ergab sich seinem Schicksal offensichtlich, „Na gut…“
 

Mittlerweile waren sie an Hiromis Elternhaus angekommen und Takao verabschiedete sich schon am Gartentor von ihr. Sie winkte ihm noch hinterher, bevor er an der nächsten Ecke verschwand.
 


 

***
 

Vergangenheit 3.1

Viele Menschen hatten sich auf dem Marktplatz versammelt. Einige redeten wild durcheinander, aber auch gab es welche, die nur Stillschweigend an einem Platz standen und die Atmosphäre auf sich wirken ließen. Einige Gesichter erkannte er wieder von früher. Aber das war eher die Minderheit.
 

Kai stand abseits des Geschehens, dennoch hatte er einen guten Blick auf die Bühne, auf der schon ein Mikrofon bereitstand. Doch bisher war nichts vom Bürgermeister zu sehen.
 

Nervös hatte er mehrmals auf die Uhr seines Smartphones gestarrt. Er wirkte fast schon hibbelig, denn er hatte heute Morgen schon mit sich gehadert, ob er wirklich hierherkommen sollte. Obwohl dies ja einer seiner Hauptziele gewesen war.
 

Die ganze Nacht hatte er über gestern nachgedacht. Er hatte sie das erste Mal nach drei Jahren wiedergesehen und doch kroch plötzlich eine unsagbare Wut in ihm hoch, als er Takao entdeckte.

Wie er einfach in das besagte Café hineinging, um offenbar die Braunhaarige zu besuchen.
 

Normalerweise hätte jeder normal denkende Mensch sich ebenfalls ins Innere des Cafés begeben. Aber er konnte es nicht. Es war schon schwer genug Hiromi gegenüber zu stehen, aber dann gleichzeitig auch noch Takao?!
 

Sollte er vor ihm auch noch seine Empfindungen preisgeben?

Schließlich wusste er nicht, wie ihr Verhältnis mittlerweile zu ihm war. Wer versicherte ihm, dass Takao ihn nicht auslachen würde? Wäre er dort hineingegangen und hätte sich diese Blöße gegeben, vor ihr und ihm…
 

Nein. Das konnte er nicht. – Es war auch so schon verdammt schwer. Er brauchte nicht noch einen Zeugen, seines Versagens.
 

Plötzlich riss ihn eine bekannte Stimme aus den Gedanken und der Graublauhaarige wandte sich in die Richtung um, aus der sie offensichtlich kam.
 

Schnell konnte er blonde Haare ausmachen. Ein junger Mann stand dort zusammen mit einer älteren Frau. Kurz grinste Kai. Makkusu hatte sich in den letzten Jahren ja nicht wirklich verändert. Auch seine Mutter hatte der Russe sofort erkannt. Judy Mizuhara sah ebenfalls noch genauso aus, wie er sie zu den zweiten Weltmeisterschaften in Erinnerung hatte.
 

Ein kurzes Grinsen kam ihm über die Lippen, als er diese zwei weiterhin beobachtete. Sie gingen quer durch die Masse an Menschen, bevor sie abrupt stoppen. Kais Grinsen erstarb daraufhin augenblicklich…
 

Es war ein paar Tage her, als Daichis Blade seinen Arm verletzt hatte. Es war nichts Tragisches, aber dennoch konnte er nun noch öfters Hiromi um sich herum ausmachen.

Immer wieder schwänzelte sie um ihn herum und fragte nach seinem Befinden. Es war ihm schon wieder zu viel, als sie sich angeboten hatte, seinen Verband zu wechseln. Er wollte doch nur in Ruhe gelassen werden, verstand sie das nicht? War sie so Begriffsstutzig!?
 

Auf seinen bösen Blick hin, hatte sie ihn einfach ignoriert und nach seinem Arm gegriffen. Doch sie kam nicht einmal an den Verband, da hatte er sie schon wieder weggeschubst. Ruckartig war er aufgestanden und hatte die Wohnstube von Takaos Großvater verlassen. Er brauchte dringend frische Luft.

Auf dem Flur traf er dann auch noch den Blauhaarigen, der ausgerechnet nach ihr gefragt hatte. Er deutete nur mit seinem Kopf gen Wohnzimmer und er wollte nun endlich den Rückzug antreten.
 

Doch… als Takao zu der Braunhaarigen hineinging, konnte er nicht anders, als kurz an der Schiebetür zu verharren. Eine ihm unbekannte Macht schien ihn festzuhalten und wenige Sekunden später hob er seinen Blick, um durch einen Spalt der Tür hineinzusehen…
 

„Was machst du denn ganz alleine hier? Der Chef braucht dich bei der Analyse!“
 

„Ich komm ja gleich.“, seufzte sie etwas bedrückt und in Kai kam etwas hoch, dass sich ‚schlechtes Gewissen‘ nannte.
 

„Was machst du mit dem ganzen Verbandszeug?“, fragte er ungeniert weiter und hob eine Mullbinde hoch.
 

„Nichts.“, zischte sie und nahm ihm die Rolle wieder ab, „Ich wollte nur Kais Verband wechseln.“, sagte sie dann in einem ruhigeren Ton.
 

„Ach so.“, lachte er wie immer unbeschwert, „Er hat es sich wohl nicht machen lassen, was?“, grinste er nun und seine Hände legte er auf seinen Hinterkopf.
 

„Mhm.“, nickte sie weiterhin bedrückt.
 

„Du weißt doch, wie Kai ist! Er ist eben ein Einzelgänger und braucht von niemandem Hilfe. Eher würde er sich ein Bein rausreißen, als jemals jemanden an sich heran zu lassen.“, lachte er weiter und sah das ganze wohl eher als eine Art Aufmunterung. – Aber es schien keine Früchte bei ihr zu tragen.
 

Das nächste was der Graublauhaarige mitansehen musste, ließ ihn wirklich für einen Moment an sich zweifeln.
 

Aus heiterem Himmel hatte sie angefangen vor Takao zu weinen. Es waren mehr kleinere Schluchzer, die sie jedoch schnell wieder unter Kontrolle brachte und dennoch stieg sein schlechtes Gewissen, …ihr gegenüber.
 

Ging es ihr tatsächlich so nah?
 

„Wein doch nicht wegen diesem Idioten, … Hiromi…“, versuchte Takao zu retten, was noch zu retten war, doch eher mit wenigem Erfolg.
 

Sie lächelte zwar als Nächstes, aber es sah eher aus, wie gezwungen.
 

Kais Augen trafen wieder auf Takaos Gesicht und als er sein verschmitztes Lächeln sah, welches ihr galt, erhöhte sich sein Herzschlag.
 

Er brach den Blickkontakt ab und machte sich nun auf den Weg nach draußen. Er konnte sich sein plötzliches Herzrasen nicht wirklich erklären.
 

Auf dem Weg hinaus war er nicht fähig klar zu denken. Auf der einen Seite sollte er doch froh sein, dass sich jemand um sie kümmerte, wenn er es schon nicht konnte. Zumindest nicht auf diese Weise.

Und doch… ging es ihm gegen den Strich, dass es ausgerechnet Takao sein musste.
 

Er hatte eben eine innere Wut gegen den Blauhaarige aufgebaut und war kurz davor in das Wohnzimmer zu springen, um ihn von ihr wegzuzerren…
 

Draußen auf der Veranda angekommen schaute er augenblicklich in den Himmel empor. Dieser war bedeckt von dünnen, weißen Flecken. Cirrocumuli, oder auch Schäfchenwolken genannt.
 

Was dort beinahe mit ihm geschehen war, machte ihn unsicher. Sehr sogar. Plötzlich hörte er Schritte neben sich und sah zu seiner rechten Seite auf. Es war Hiro, der mit einem langsamen Schritt auf ihn zukam.
 

„Alles okay bei dir, Kai?“
 

Er sah wieder von ihm ab, bevor er nickte und sich dann ganz von ihm abwandte. Zielsicher verließ er das Anwesen von Takaos Großvater.

Nicht wissend wohin er gehen sollte, aber eines war klar.
 

Er würde in diesem Team keine Ruhe finden. Es behagte ihn einfach nicht. Und genau deswegen würde er nun auch einen alten Freund aufsuchen.

In der Hoffnung alldem entfliehen zu können…
 

„Meine Damen und Herren, es ist schön zu sehen, wie viel Zuwendung diese Gedenkfeier offensichtlich bei Ihnen Anklang gefunden hat.“
 

Die Stimme des Bürgermeisters riss ihn aus seinen Erinnerungen und er sah hoch zur Bühne.
 

„Wir sind hier zusammengekommen, um die Opfer des Fluges 95609 von den Vereinigten Staaten nach Japan zu gedenken. Und auch, um den Angehörigen eine Stütze zu sein. Wir alle waren erschüttert über diese jüngsten und zugleich tragischen Ereignisse-“
 

Kai hörte dem Bürgermeister aufmerksam zu, bis er eine gewisse Braunhaarige in der Menge entdeckte. Zuvor war er an eine Wand gelehnt gewesen, doch er richtete sich auf, um sie genauer zu beobachten. Sie trug einen schwarzen knielangen Rock und darauf einen ebenso schwarzen Blazer. Darunter hatte sie offenbar etwas weißes an. Ihre Haare waren zusammengebunden. Als Hiromi durch die Menge schritt, erkannte er immer wieder, wie ihr bemitleidende Blicke ihr folgten. Ab und an wurde sie aufgehalten und sie sprach mit dem einen oder anderen Besucher.
 

Dieser Weg musste für sie der reinste Horror sein und trotzdem sah sie so stark und mutig aus, dass er den Entschluss fasste, sich auf sie zuzubewegen. Doch er hielt inne, als er den Blauhaarigen entdeckte, der sich an ihrer Seite befand. Er schritt leicht zurück. Er konnte einfach nicht. Nicht wenn...
 

Die Gedenkfeier war recht schnell vorbei und Kai blieb im Schatten zurück. Er beobachtete nur, bis sie den Marktplatz verließ zusammen mit Takao und einer anderen Frau, die er nicht kannte.
 

Als er in seinem Motel ankam und seine Tasche begutachtete, war er hin und hergerissen. Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Gab es den überhaupt? Sie war in guten Händen. Ganz gewiss brauchte sie ihn nicht und die alten Erinnerungen. Er warf sich aufs Bett und schloss die Augen...
 

***
 

Vergangenheit 3.2

Der Graublaue hatte die gesamte Nacht alles andere als gut geschlafen. Immer wieder musste er über sie nachdenken. Über die gesamte Situation und wie er sich da selbst hinein manövriert hatte. Und wieso er sich immer noch daran festklammerte, dass er all das richtig stellen könnte. Um was? Um ihr nahe sein zu können? Was wenn sie das nicht mehr wollte? Er könnte es ihr nicht einmal verübeln. So wie er zu ihr war, wäre es nicht verwunderlich, wenn sie ihn zum Teufel schicken würde.
 

Und dennoch war er nun wieder hier. Vor dem Café und beobachtete sie erneut. Es waren einige Tage her nach der Gedenkfeier und ihm war es nicht klar, wieso sie hier war...
 

„Bitte schön, ihr Milchkaffee.“, sagte Hiromi, doch erntete nur einen verwirrten Blick des Kunden.
 

„Aber ich wollte doch einen grünen Tee!?“
 

„Oh.. ehm. Entschuldigen Sie, ich bin gleich wieder bei ihnen.“
 

Hiromi kam zurück zur Theke mit dem Milchkaffee. Naomi sah sie mit einer Augenbraue hochgezogen an.
 

„Tut mir leid,... ehm... falsche Bestellung. Einen grünen Tee für-“
 

„Es reicht, Hiromi.“, sagte Naomi und sah sie ernst an, „Komm mal bitte.“, sagte sie und forderte sie auf nach hinten zu kommen.
 

Schon aufm Weg nach hinten entschuldigte sich die Braunhaarige schon zum 10. Mal. Doch Naomi schloss die Küchentür sachte und legte dann ihre Hände auf Hiromis Schultern.
 

„Du gehst jetzt nach Hause. Du bist beurlaubt.“
 

„Was? Aber wieso... ich... okay, ich bin nicht so aufnahmefähig, aber das legt sich. Bitte, Naomi kündige mich nicht, ich werde mich bessern, ich...“
 

„Ich kündige dich doch nicht. Hör zu! Ich beurlaube dich. Du bist heute einfach nicht belastbar. Ich versteh sowieso nicht wieso du hier bist. Du solltest dich ausruhen, oder... andere Dinge machen. Dinge die dich befreien und dich nicht noch mehr belasten.“
 

Hiromi seufzte.
 

„Aber zu Hause fällt mir die Decke auf den Kopf.“
 

„Und hier fällt dir gleich eine Horde genervter Kunden auf den Kopf. Du hast sicherlich schon vierzehn Bestellungen durcheinander gebracht.“
 

„Schon so viele?“, fragte sie vorsichtig, da ihr das gar nicht aufgefallen war.
 

„Geh nach Hause, ruh' dich aus. Triff dich mit Takao oder mit jemanden anderen. Geh spazieren, guck Fernseher, aber mach irgendetwas was dich ablenkt.“
 

„Okay. Vielleicht hast du recht.“
 

„Hör auf mich, ich weiß wie es dir geht. Mir ging es genauso, als mein Papa gestorben ist. Es ist schwer, aber man muss nach vorne schauen.“
 

Nachdem Hiromi ihre Sachen zusammengepackt hatte und das Café nach Hause verließ, war sie ganz in Gedanken versunken, so dass sie nicht bemerkte, das ihr jemand folgte...
 

Sie war allein. Die ganze Zeit über. Er ging auf genügend Abstand, als er ihr folgte. Sie sah so alleine aus. So verzweifelt, ohne jeglichen Halt. Erst wollte er sie abfangen, aber auf offener Straße wollte er diese Aussprache nicht anzetteln. Also folgte er ihr weiter, bis sie zu Hause ankam. Er sah, wie sie die Tür aufschloss und die Haustür zugleich wieder ins Schloss fiel, als sie dahinter verschwunden war.
 

Kai haderte erneut mit sich. Seine Hände waren in seiner Hosentasche. In einer Tasche befand sich Dranzer. Er erhoffte sich genügend Kraft für sein Vorhaben und hoffte das Dranzer dabei eine große Rolle spielte. Er musste es einfach riskieren. Egal wie es ausgehen würde. Er brauchte Klarheit und wollte es zumindest versucht haben.
 

Er schluckte den Kloß hinunter und betrat das Grundstück. Sein Herz pochte so laut in seiner Brust, dass er Angst hatte, es würde herausspringen. Nun stand er auf dem Absatz der Treppe und hob seinen rechten Arm. Kurz zögerte er, bis er doch auf die Klingel drückte.

Es fühlte sich an, als würde er Jahre zurückversetzt werden.
 

In Russland hatte er öfters solche Tagträume gehabt, in dem er an ihrer Haustür stand und auf eine Aussprache hoffte. Er stellte sich oft vor, wie es sein würde. In seinen Träumen ging es immer wieder anders aus. Mal hatte sie ihn nicht einmal die Tür geöffnet und bei den anderen Malen fiel sie ihm um den Hals. Eines der besseren Ergebnissen. Aber wie würde es jetzt sein? In der Realität?
 

Er hörte Schritte und seine violetten Augen starrten zuerst auf den Boden. So aufgeregt war er noch nie gewesen. Seine Beine zitterten innerlich und er hoffte in dem Moment nur, dass er überhaupt Worte fand, wenn sie erst einmal ihm gegenüberstand.
 

Die Tür öffnete sich und er sah auf. Amethyst traf auf Bernstein. Man hätte eine Stecknadel fallen lassen können und man hätte den Aufprall Kilometerweit hören können.

Er wollte ihren Namen sagen, doch seine Worte blieben ihm im Hals stecken. Ihr Mund stand leicht offen und auch sie brachte kein Laut heraus.
 

„Hey...“, brachte er dann nur heraus, als sie immer noch nichts sagte und er kam sich so dumm vor.
 

'Hey'? Fiel ihm nichts besseres ein?
 

Seine Stimme riss sie offenbar aus ihrer Schockstarre. Sie schloss den Mund und er konnte sehen, wie sie ihre Hände auf die Innenseite der Tür legte, nur um dann die Tür einfach wieder zu machen zu wollen.

Keine Ahnung, wieso er so instinktiv handelte, doch er stellte seinen Fuß in die Türschwelle und verhinderte, dass sie die Tür überhaupt zuhauen konnte.
 

„Hiromi...“, versuchte er es nochmal und schob die Haustür mit seinen Händen leicht wieder auf, „Lass uns reden... bitte...“
 

„Verschwinde.“, zischte sie leise und versuchte erneut die Tür zu zudrücken.
 

„Ich... will dir nur etwas erklären..“
 

„Es gibt nichts zu klären!“, kam es wütend von ihr.
 

Ihr Kraft ließ nach und er konnte die Tür erfolgreich komplett zur Seite schieben. Er wollte gerade wieder anfangen, als sie wohl alle ihre Kraft zusammennahm und die Tür wieder ihm entgegen drückte.
 

„Lass das! Hau ab. Ich will weder mit dir reden, noch dich sehen. Du kannst nicht nach all den Jahren hier auftauchen und von mir verlangen, dass ich dir zuhöre!“
 

„Gib mir fünf Minuten.“
 

„Nein.“, sagte sie eisern, „Verzieh dich und lass mich in Ruhe!“, schrie sie ihn nun an, „Du bist für mich gestorben!“, und schaffte es die Tür nun endlich in ihre Halterung zu knallen und ihn auszusperren.
 

Kai legte seine linke Hand auf die Türoberfläche.
 

„Hiromi... bitte.“
 

„Hau ab!“
 

Verdammt. Er hatte gedacht, es würde anders verlaufen. Er versuchte noch ein paar Mal sie aus der Reserve zu locken, in dem er weiter klingelte oder an der Tür klopfte. Doch irgendwann kam einfach gar nichts mehr von ihr.
 

Er seufzte, er hatte es vermasselt. Aber er wusste ja, dass es eine höhere Wahrscheinlichkeit war, dass sie so reagierte. Er konnte es ihr ja nicht einmal verübeln. Hätte er sich einfach früher nicht wie ein Arsch verhalten.
 

„Kai?“
 

Eine vertraute Stimme holte ihn aus seinen finsteren Gedanken und er stöhnte fast genervt auf, als er sich umwandte und seinen ehemaligen Teamchef entdeckte. Ihm blieb auch nichts erspart heute.
 

„Du bist es wirklich... was... zur Hölle machst du hier?“, fragte Takao und Kai drehte der Haustür den Rücken zu.
 

Er wollte nicht mit ihm reden. Die Abfuhr an Hiromis Tür war ihm schon zu viel. Da brauchte er nicht auch noch die stechenden blauen Augen von ihm.
 

Er verließ das Grundstück und schritt an ihm vorbei. Doch Takao ließ sich offenbar nicht so schnell abspeisen und folgte dem Graublauhaarigen.
 

„Hey, Kai. Warte doch mal.“, doch er ignorierte ihn weiter, bis... „Du warst bei ihr... wie ist es gelaufen?“
 

Er schnaufte und blieb abrupt stehen.
 

„Was willst du von mir, Takao?!“, knirschte er ihn an, als er sich zu ihm umwandte, „Es geht dich einen Scheiß an, was ich hier mache und mit wem ich rede.“, sagte er entschlossen und wollte seinen Weg fortführen.
 

Takao hingegen schritt an ihm vorbei und stellte sich ihm in den Weg.
 

„Lief wohl... nicht so gut.“
 

Er seufzte und versuchte wieder an ihm vorbeizugehen. Er schnallte es nicht. Wie immer. Er hatte keine Lust mit Takao über seine Sachen zu reden. Das hatte er noch nie und würde er auch nicht. Schon gar nicht mit ihm und auch dann nicht, wenn es um Hiromi ging. Das konnte er sich abschminken.
 

„Kennst du noch unseren Trainingsplatz unten am Fluss?“, hörte er ihn dann fragen und er blieb abermals stehen, „Komm schon, lass uns reden. Oder verpasst du sonst deinen Flug?“
 

„Du gibst nicht auf, oder?“
 

„Nein. Aufgeben ist nicht meine Stärke.“, grinste er und Kai wusste nicht, wieso er sich gerade breitschlagen ließ...
 

Als sie am Fluss ankamen und die Treppen hinab stiegen, setzte sich der blauhaarige Blader ans Ufer. Kai hatte die Arme verschränkt und hielt den Abstand.
 

„Bitte sag nicht, du hast immer noch eine Sozialphobie. Alter... setz dich einfach hin. Ich beiße nicht.“
 

Doch er blieb stehen. Nachdem Takao dies auch mitbekommen hatte, seufzte er und richtete seine Kappi.
 

„Dann bleib eben stehen.“, seufzte er und sah auf den Fluss, „Hast du gedacht es wird einfach?“
 

Kai antwortete nicht. Er war immer noch der Meinung, dass ihn das alles nichts anging.
 

„Hast du gedacht, sie würde dir einfach so verzeihen?“, fragte er weiter, doch er wartete nicht einmal auf seine Antwort, da er schon wieder eine neue Frage stellte, „Warum hast du den Kontakt abgebrochen. Nicht nur zu ihr, sondern einfach zu uns allen?“
 

Doch auch hierauf antwortete Kai nicht. Es ging ihn nichts an. Er wollte ihm nicht sagen, dass er mit der Situation nicht klar kam. Er war gebrochen aus diesem Stadion gegangen. Abermals verloren gegen ihn und die ganze Sache mit Hiromi trug dazu bei, dass er einfach nur alleine sein wollte. Außerdem... saß das größte Problem gerade direkt vor ihm.
 

„Auch wenn du nichts sagst, ich kann es mir denken.“, seufzte er und schloss für einen Moment seine Augen.
 

Kai sah zu ihm und verwirrt zugleich, als Takao seinen Blick wieder auf seinen ehemaligen Kollegen richtete.
 

„Es lag an mir, oder? Und das... was ich für sie empfunden habe.“
 

Kai schnaufte verächtlich und setzte sich aber nun doch zu ihm ans Ufer. Die Arme blieben jedoch weiterhin verschränkt.
 

„Guck nicht so, Kai. Denkst du, ich hab das nicht mitbekommen? Als wir... noch ein Team waren, bist du mir und Hiromi permanent aus dem Weg gegangen. Ich bin zwar manchmal ein Dickschädel und peile erst viel später etwas, aber ich hab's irgendwann kapiert. Als...“, er wurde nachdenklich, „...du das Team verlassen hattest, war nichts mehr wie vorher. Vor allem, weil du ausgerechnet zu Yuriy ins Team gewechselt bist. Das war schon ein Schlag in die Fresse, um ehrlich zu sein. Aber... Hiromi hat es am meisten mitgenommen.“, sagte er und machte eine Pause, „Sie hat sich die schuld gegeben.“
 

„Sie war nicht schuld.“, entschied er, nun doch etwas dazu zu sagen.
 

Takao sah zu ihm.
 

„Sie hat es aber all die Jahre gedacht. Und du hast es nie richtig gestellt.“
 

Er rümpfte die Nase und sah von ihm weg.
 

„Weißt du, wie das für sie war? Vor allem...“, Takao seufzte, „Ich weiß von eurem Gespräch in der BBA. Als du bei Mr. Dickenson warst und den Rücktritt bekannt gab's.“, sagte er und Kai rief sich das Gespräch ins Gedächtnis, „Du hast ihr einfach vor den Kopf gestoßen, dass sie nichts wert sei und dass du keinen Sinn darin sahst, auch nur darüber nachzudenken-“
 

„So hab ich das nie gesagt!“, zischte Kai dazwischen, erbost darüber das Takao die Tatsachen verdrehte.
 

„Vielleicht war dein Wortlaut etwas anders, aber genau das kam bei ihr an. Du...“, begann er, setzte aber ab und formulierte seinen Satz wohl anders, „Wusstest du eigentlich, dass Hiromi Dranzer Generalüberholt hatte, bevor wir ins Trainingscamp fahren wollten? Und du hast nichts besseres zu tun, als diesen Zeitpunkt zu wählen und zu den Blitzkrieg Boys zu wechseln.“, sagte er in einem gefährlichen Unterton.
 

Die Augen des Russen weiteten sich.
 

„Was?“
 

„Tja... da bist du wohl von den Socken,... sie hat sich so viel Mühe gegeben. Kenny war überfordert mit drei Blades in nur einer Nacht und da hatte sie sich angeboten. Es war Zufall, dass Kenny ihr Dranzer gab. Du hättest ihre Augen sehen sollen. Sie... wollte doch nur in deiner Nähe sein und das konnte sie schließlich nur über das Bladen.“, sagte er nun immer leiser werdend, „Und dann stoßt du ihr so vor den Kopf.“
 

Abwesend holte er seinen Dranzer aus seiner Tasche und drehte ihn in seiner Hand.

Er wusste das nicht. Gewissensbitte plagten ihn. Er wollte nicht, dass sie sich die Schuld gab und genauso wenig wollte er, dass sie sich ausgenutzt fühlte.
 

„Nachdem Finale, nachdem du abgehauen bist... wieder mal...“, setzte er hinten dran, „...hat sie sich verkrochen. Ein ganzes Jahr hatte es gedauert, bis ich irgendwie wieder einen Zugang zu ihr bekommen hatte. Und dennoch war sie nicht mehr dieselbe.“, seufzte Takao, „Vielleicht verstehst du jetzt, warum sie vorhin so auf dich reagiert hat. Sie hat gerade wieder angefangen zu Leben. Vor Zwei Jahren hat sie ihr Studium begonnen und sich wieder mit Freunden getroffen.“
 

„Woher... weißt du das alles?“, fragte Kai vorsichtig nach.
 

„Sie hat es mir erzählt.“, sagte er daraufhin nur, „Es hat ziemlich lange gedauert, aber irgendwann hatte sie sich mir anvertraut.“
 

„Deine Chance, oder?“, kamen diese drei Wörter gereizt aus ihm heraus, die er eigentlich gar nicht aussprechen wollte.
 

Doch Takao lachte nur leise.
 

„Ich würde lügen, wenn ich es jetzt verneinen würde.“, ließ sich ins Gras fallen und legte seine Hände unter den Kopf, „Es hat trotzdem nicht funktioniert, weil sie ihr Herz Jahre zuvor an dich verschenkt hatte.“
 

Irgendwie... war er erleichtert. Er dachte immer, wenn er verschwinden würde, wäre Takao das geborene Trostpflaster. Und er hätte es verstanden, wenn es so passiert wäre. Aber, dass Hiromi ihn nicht weiter in ihr Leben ließ, war noch viel trauriger. Kai wurde zum ersten Mal bewusst, was er da angerichtet hatte...
 

„Was ich absolut nicht verstehe... warum kommst du nach all den Jahren erst jetzt auf den Trichter? Und dann zu so einer beschissenen Zeit?! Dir musste doch klar gewesen sein, dass das nach hinten losgeht.“
 

„Weil...“, er stoppte kurz und presste seine Hand zusammen, in der sich Dranzer noch immer befand, „... als ich von dem Flugunglück las... hatte ich die Angst, dass sie in diesem Flieger saß.“, sagte er gedankenverloren, „Ich wusste, dass ich mit ihr reden musste. Das war mir schon klar gewesen, als ich in Russland gelandet war, aber... ich konnte es irgendwie nicht. Ich dachte, sie sei ohne mich besser dran.“, sagte er ehrlich und er fragte sich ständig in seinem Kopf, wieso er überhaupt mit Takao darüber sprach, „Zu denken, dass sie tot sein könnte, hat mir gezeigt, dass ich das nicht so stehen lassen kann und dass es dafür keinen perfekten Zeitpunkt gibt.“
 

Auf den richtigen Moment warten, hieß es immer und überall. Aber wer so etwas sagte, hatte einfach keine Ahnung. Wenn zu viel Zeit verging, machte es die Dinge nur noch schlimmer.
 

Plötzlich sprang der Blauhaarige auf und sah ihn euphorisch an.
 

„Worauf wartest du dann noch?“
 

„Wie meinst du das?“, er zog eine Augenbraue nach oben und sein Kopf war ein reines Wirrwarr.
 

„Na, was wohl! Du gehst zurück und bringst sie zum Reden.“
 

„Sie wird mir wohl kaum noch einmal die Tür öffnen...“
 

„Dafür habe ich schon einen Plan...“, grinste er frech, wie eh und je, „Vertrau mir. Wir kriegen das schon hin.“, und rieb sich seine Nase, bevor er Kai seine Hand hin hielt.
 

Er schaute zu ihm und dann auf seine Hand. Er wiegte ab, was für Konsequenzen das für ihn hatte. Aber eigentlich... war alles besser, als jetzt. Was hatte er denn jetzt noch zu verlieren?
 

Er packte seine Hand und ließ sich von ihm hochziehen...

Vergangenheit 3.3

Ungeduldig stand Takao vor Hiromis Haustür. Er hat nun schon ein paar Mal geklingelt, doch nichts rührte sich. Sie musste denken, dass es wieder Kai war. Was ja durchaus hätte sein können.
 

„Man, Hiromi...“, grummelte er und klopfte diesmal an die Tür, „Bist du da? Ich bin's... Takao. Hiromi?!“, rief er und hoffte, dass sie den Köder schluckte.
 

Sein Plan würde nur dann aufgehen, wenn sie die Tür aufmachen würde.

Er wollte gerade im Fenster reinschauen, als die Tür einen Spalt geöffnet wurde.
 

„Endlich. Ich dachte, du machst gar nicht mehr auf.“
 

„Takao... was willst-“
 

Er stürmte ohne Erlaubnis einfach in ihr Haus rein und überrumpelte sie damit völlig.
 

„Taka... was soll der Mist?!“, fragte sie gereizt und wurde jedoch von dem Blauhaarigen ins Wohnzimmer gezogen.
 

Dabei blieb verborgen, dass die Haustür immer noch offen stand. Jetzt folgte Schritt Nummer zwei.

Er drängte sie zur Couch und machte deutlich, dass sie sich setzen sollte.
 

„Ich hab jetzt echt keine Nerven auf deine Spielchen, ich-“, wetterte sie weiter, doch der Blader hob seine Hände und stoppte sie damit.
 

„Jetzt halt einmal deine Luft an. Ich bin nur hier, um dir etwas auszurichten.“
 

Sie schaute ihn skeptisch an und allein an ihrem Blick, konnte er erkennen, dass sie sofort wusste, um was es hier ging.
 

„Wenn es um... Kai geht, dann kannst du gleich wieder verschwinden! Du weißt genau, dass ich damit abgeschlossen habe!“
 

„Eben nicht.“, konterte er eisern, „Du sagst es zwar andauernd, aber nur durchs immer wiederholen wird es nicht real.“, sagte er und hob seine Arme belanglos hoch.
 

„Ich wusste, dass es ein Fehler war, es dir zu erzählen.“, stöhnte sie gequält und hielt sich den Kopf, „Okay. Du hast drei Minuten.“, gab sie daraufhin nach und verschränkte ihre Arme ineinander.
 

Schritt drei. Takao holte tief Luft, bevor er eine ernste Mimik aufsetzte.
 

„Ich hab ihn gerade getroffen. Ich weiß, dass er hier war.“, begann er.
 

„Schön. Weiter?“, sagte sie regungslos.
 

„Da er nicht mit dir persönlich reden konnte, soll ich dir ausrichten, dass es ihm leid tut, wie das alles damals gelaufen ist. Er wollte dich nie verletzen, oder vor den Kopf stoßen. Das einzige was ihn damals interessierte war das-“
 

„Bladen, ja schon klar, Takao. Da erzählst du mir nichts Neues. Ich hab schon damals verstanden, dass er sich einen Scheiß um mich kümmert.“
 


 

Während dessen hatte Hiromi keine Ahnung, wer gerade ihr Haus betreten hatte. Der Graublaue hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Es war nicht seine Intention, sie zu einem Gespräch zu zwingen. Aber Takao ließ sich nicht umstimmen. Und er hatte schon genug verrückte und dumme Ideen gehabt...
 

Und so wie sie jetzt schon allein auf Takao reagierte, war es nur eine Frage der Zeit, bis es knallen würde. Er hörte den Wortwechsel bis in den Hausflur und hörte ihre gereizte Stimme. Sie klang aber nicht nur wütend, sondern auch unendlich verletzt.
 


 

„Du kannst ihm sagen, dass er sich ja nie wieder wagen soll, hier aufzukreuzen. Ich hab das ganze Thema satt. Ich-“
 

„Ich kann es ihm nicht mehr ausrichten.“, sagte der Blauhaarige daraufhin und Hiromi wollte gerade schon wieder ansetzen, als er einfach weitersprach, „Er ist schon wieder auf dem Weg zum Flughafen. Er wird das Land heute noch verlassen und... sich aus deinem Leben raus halten.“
 

Für einen Moment sah Takao, wie ihr Gesicht entgleiste. Es war ihr halt doch nicht so gleichgültig, wie sie es immer vorgab. Doch dieser Augenblick verschwand zugleich wieder.
 

„Je eher, desto besser.“, sagte sie giftig.
 

Sie war echt ein Sturkopf. Schlimmer als er selbst, dachte Takao sich.
 

„Ich soll dir aber noch etwas... geben.“, sagte er dann und wühlte schauspielerisch in seinen Jackentaschen.
 

„Komm, gib her, damit ich es gleich wieder entsorg-“, begann sie und streckte ihre rechte Hand aus, jedoch blieb sie im Satz stehen, als etwas schweres, metallisches ihre Haus berührte.
 

Hiromi sah auf ihre Handinnenfläche und starrte Takao überrascht an.
 

„Er erzählte, dass er nach seiner Ankunft in Russland, mit dem Bladen aufgehört hat und... er dir Dranzer gerne geben würde.“
 

„Das... das ist doch ein Witz?!“, kam es geschockt und besah sich den blauen Blade genauer an.
 

„Mehr wollte ich nicht von dir.“, sagte er leise und sah sich seine langjährige Freundin besorgt an.
 

Vielleicht würde sie ihm den Kopf abreißen, wenn das alles noch mehr nach hinten losgehen würde. Aber er musste den Versuch einfach starten. Die ganzen Jahre hatte sie praktisch in der Vergangenheit gelebt. Er wollte so gerne wieder ihr aufrichtiges Lächeln sehen und das konnte sie immerhin nur dann, wenn sie und Kai miteinander redeten.

Entweder, sie warf ihn erneut raus, oder sie ließ sich darauf ein.

Er konnte nur letzteres hoffen. Die beiden verband viel mehr. Sie musste dem ganzen einfach nur eine Chance geben und es akzeptieren. Nicht umsonst hatte Kai den ersten Schritt gemacht. Er hatte es verstanden.
 

Er würde es beiden gönnen.
 

„Ich... muss dann auch los.“, sagte er leise, doch sie war wohl zu sehr in ihrem Film drin, dass sie gar nicht mitbekam, dass er das Wohnzimmer verlassen hatte.
 

Auf dem Flur begegnete er Kai, der etwas sagen wollte, aber Takao winkte ab. Auf Augenhöhe flüsterte er nur ein „Vermassel es nicht wieder.“, verließ das Haus und schloss ebenso die Tür hinter sich.
 


 

Jetzt war er in der Höhle der Löwin. Er wusste gar nicht was er machen sollte. Wieder einmal war er einfach in eine Situation hineingeschlittert. Als er vor ihrer Tür stand, war es etwas anderes. Er hatte diese Entscheidung getroffen. Dieser Moment hatte Takao ihm ermöglicht und es gefiel ihm ehrlich gesagt nicht.
 

Er trat einen Schritt vor und bewegte sich zu einer Kommode, die im Flur stand. Auf der Ablage standen viele Fotos. Das Teamfoto von vor vier Jahren stach ihm dabei ins Auge. Er wollte es gerade in die Hand nehmen, als ein Schluchzen an sein Ohr drang. Kai wandte sich um und spähte ins Wohnzimmer hinein.
 

Sein Herz pochte laut und es fühlte sich an, als würde es zerbrechen mit jedem Mal, bei dem sie Luft holte. Sie hatte die Beine an ihren Körper gezogen und ihre Füße auf die Polsterung der Couch abgestellt. Ihre Hände hatte sie zusammengefaltet in ihrem Schoß, während sie immer noch seinen Dranzer fest umklammert hielt.
 

Er schluckte. Er hatte so viel Schaden angerichtet.
 

„Hiromi...“, flüsterte er und sie muss ihn wohl gehört haben, denn sie schaute abrupt und erschrocken auf.
 

„W-was machst du denn hier?!“, sie stand sofort auf und versuchte ihre Tränen wegzuwischen.
 

„... Takao hat...“
 

„Idiot... ich hätte es wissen müssen.“, sagte sie verbittert, „Geh.“, sagte sie an ihn gerichtet.
 

„Das kann ich nicht.“
 

„Dann geh ich.“, kam es aufbrausend von ihr und wollte an ihm vorbei gehen, doch Kai griff ihren Arm und zog sie zu sich herum.
 

„Bitte Hiromi.“
 

Sie entriss sich ihm und ihre nächsten Worte hallten nur noch voller Wut.
 

„War das wieder nur so ein Spiel von dir?“, schnauzte sie ihn an und drückte ihm Dranzer auf die Brust.
 

Augenblicklich nahm sie ihre Hand wieder zurück und bevor der Blade auf den Boden fiel, fing er ihn auf.
 

„Euch geht es immer nur um ein gutes Spiel, nicht wahr?!“
 

„Das stimmt doch gar nicht.“, konterte er abrupt.
 

„Und wer nicht mitspielt, der bekommt einen auf den Deckel. Ich wollte es nicht glauben, aber-“
 

„Der Zeitpunkt war einfach nicht der Richtige.“
 

„Achsoo, der Zeitpunkt. Jetzt verstehe ich natürlich alles.“, sagte sie sarkastisch und ihm fiel auf, dass sie kein Stück zuhörte.
 

„Und jetzt?“, fragte sie immer noch wütend nach.
 

„Ich...“
 

Wieso fielen ihm nie im passenden Moment die richtigen Worte ein. Er hatte das Gefühl, alles was er versuchte zu sagen, ging in ihr eines Ohr rein und zum anderen wieder raus.
 

„...ich weiß dass ich mich in der Vergangenheit dir gegenüber falsch verhalten habe.“
 

„Falsch verhalten ist gar kein Ausdruck! Am Anfang wollte ich dir nur helfen und du hast mich immer wieder von dir geschubst.“
 

„Weil es nicht einfach war.“
 

„Das Leben ist nicht einfach! Aber allen Konflikten aus dem Weg gehen, dass kannst du wunderbar!“
 

„Ich hab keine andere Möglichkeit gesehen.“, sagte er leise, mehr zu sich selbst.
 

„Es...es gab diese Momente, in denen ich gedacht hatte, dass da eine Verbindung wäre.“, sagte sie mit gedämpfter Stimme und sah zu Boden.
 

Kai sah sie die ganze Zeit über an und er wusste ebenso wie sie, dass es sie gab. Verschiedene Situationen, in denen er ihre Zuneigung bemerkt hatte und er nicht rechtzeitig abgeblockt hatte. Oder es einfach zu sehr genoss in ihrer Nähe.
 


 

Zum Beispiel, als diese Wissenschaftler erneut versucht hatten die BladeBreakers auseinander zu nehmen. Sie hatten mit einer Solarkanone auf die Gruppe geschossen und jeder wurde dadurch geblendet. Er hörte Hiromis Stimme
 

„Ich kann... nichts mehr sehen..“, und im nächsten Moment hörte er ihren Schrei.
 

Er handelte einfach instinktiv, ohne lange zu überlegen. Hiromi stürzte die Klippen rückwärts hinunter und er bekam gerade noch rechtzeitig ihren Arm zu fassen.

Ihre Haut zu berühren war in dem Moment wie ein Stromschlag für ihn gewesen.
 

„Kai... bitte lass nicht los.“, hatte sie gefleht und er hatte keine Sekunde gezögert und ihr versichert, dass er sie nicht los lassen würde.
 

„Sieh mich an. Hiromi.“, sie sah zu ihm auf, „Ich hab dich.“
 


 

Gegen Abend hatte Kai sich zurückgezogen, um den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen. Er hatte dabei gemerkt, das Hiromi gar nicht bei den anderen war. Als er draußen auf der Veranda stand, sah er sie an einem Baum sitzen. Sie hatte ihre Arme um sich gelegt und war tief in ihren Gedanken versunken.
 

Er wusste nicht wieso, aber er bewegte sich auf sie zu und als sie ihn da noch nicht einmal bemerkte, setzte er sich einfach zu ihr.
 

„Alles okay?“, fragte er einfach heraus.
 

Erst da hatte sie ihn bemerkt und sie schien sichtlich verwirrt. Wann hatte er auch schon einmal nach ihrem Befinden gefragt?
 

„Eh... ja. Alles gut.“
 

Er sah sich sie genauer an und erkannt dann, dass ihr Knie aufgeschürft war. Wahrscheinlich von dem Sturz bei den Klippen.
 

„Das sollte behandelt werden.“, sagte er geistesabwesend und hatte ständig diesen Moment im Kopf. Als er ihre Haut berührt hatte. Er würde gerne...
 


 

Kai rief sich die Erinnerung ab und wusste wie es hätte ausgehen können, doch sein altes Muster kam wieder zum Vorschein und bevor er etwas tat, dass er später bereuen würde, war er aufgestanden und hatte sie einfach da sitzen gelassen.
 

Er würde gerne...

Kai sprach es nicht aus und er dachte auch nicht zu Ende, als er einen Schritt auf sie zumachte. Hiromi war wahrscheinlich viel zu überrascht von dieser Kehrtwende. Abwesend warf er seinen Beyblade irgendwo hinter sich und neigte seinen Kopf zu ihrem, während er ihr Gesicht in seine Hände nahm.
 

Seine Lippen berührten ihre und sein Herz schlug so laut wie ein Feuerwerkskörper. Doch anders als erwartet, kam sie ihm nicht entgegen, wie er es sich erhoffte. Im Gegenteil.

Abrupt drückte sie sich von ihm weg und das einzige was er zurückbekam war eine saftige Ohrfeige.

Vergangenheit 3.4

Sein Kopf schoss zur Seite und er spürte den Schmerz auf seiner Wange. Die hatte er wohl verdient.
 

„Du spinnst doch! Wie kannst du...wie... nach allem was passiert ist, kommst du hier her und...“, sie suchte nach Worten, „...du hast gesagt, das du dich nicht für mich interessierst.“
 

„Ich dachte das wäre besser für uns beide.“, sagte er schnell und wandte sich hier wieder zu.
 

„Für uns? Ein Uns gab es doch nie! Du bist einfach gegangen und bist nicht wiedergekommen.“, sagte sie feststellend.
 

Er erwiderte nichts darauf, denn egal was er sagte, sie würde es nicht verstehen.
 

„Hat es Spaß gemacht, ja? Auf meinen Gefühlen herumzutrampeln, wie ein kleines Insekt? Hat es dir irgendeine Genugtuung gegeben? Warst du stolz auf dich?!“, spie sie all ihre Wut ihm entgegen.
 

Als es für die BladeBreakers klar wurde, dass nun auch Kai das Team verließ, lief Hiromi ihm hinterher. Sie konnte das nicht glauben. Wieso tat er das? War sie schuld? Hatte sie zu viel in diese ganzen Situationen hineininterpretiert? Dabei hatte sie ganz deutlich diese Zuneigung gespürt. Er mochte sie, das wusste sie einfach. Und sie mochte schließlich auch ihn. Selbst wenn er ständig auf Abstand ging, wenn es zu offensichtlich wurde.
 

Sie sah ihn in einem Gang und stolperte auf ihn zu. Niemand anderes war hier auf den Gängen unterwegs. Sie waren allein.
 

„Kai...Kai warte!“, rief sie ihm hinterher.
 

Er blieb stehen, doch mit dem Rücken zu ihr.
 

„Wieso...verlässt du uns? Ist es wegen Takao... oder Daichi... oder... hab ich was falsch gemacht?“
 

„Es ist... nichts persönliches.“, sagte er leise und wollte schon weitergehen, als sie ihn am Arm packte und ihn zum Stehen bewegte.
 

„Es ist wegen mir, oder?“
 

Doch er antwortete nicht und riss sich von ihrer Hand los, um weiterzugehen.
 

Hiromi wusste einfach nicht mehr weiter. Sie wollte doch nur wissen, ob es da etwas gab, was jetzt ausgesprochen werden sollte. Sie hatte in seiner Nähe immer ein gewisses Herzklopfen verspürt.

Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und wollte das aussprechen, was für sie essenziell wichtig war.
 

„Kai,...warte! Ich wollte dir schon immer schon sagen, dass...“ - doch sie wurde hart unterbrochen.
 

„Lass es.“
 

„Aber, ich... ich lieb-“
 

„Sprich es erst gar nichts aus!“, sagte er kalt und mit einem eisigen Blick, als er sich zu ihr umdrehte, „Lass es Hiromi. Ich habe meine Entscheidung getroffen und nichts wird das ändern. Auch nicht dein dummes Gewäsch, was sowieso zu nichts bringt. Es interessiert mich nicht. Du interessierst mich nicht.“
 

Und dann ging er einfach. Ohne noch einmal zurück zu blicken. Er sah nicht, wie sie an der Wand des Ganges zusammengebrochen war und einfach nur noch hemmungslos weinte...
 


 

Immer noch standen sich beide gegenüber. Der Graublaue wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Seine Worte von damals konnte er nicht mehr zurücknehmen. Dafür war es zu lange her.
 

„Ich gehe jetzt.“, sagte sie atemlos und schnappte sich ihre orangene Weste, „Wenn ich wieder komme, will ich das du weg bist.“, sie wandte sich ab und Kai wusste, dass er nur noch diese eine Chance hatte.
 

„Ich habe alles aufgegeben.“, sagte er und Hiromi stoppte in ihrer Bewegung, „Ich hab das Bladen aufgehört. Ich hab aufgehört nur an mich zu denken. Und... damals hab ich nur an mich gedacht. Es tut mir leid,... Hiromi.“
 

Sie wandte sich zu ihm um und gab ihm wohl doch noch eine Chance sich zu erklären.
 

„Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Du hast mich damit völlig durcheinander gebracht. Für mich gab es immer nur das Bladen und der Beste werden. Ich hab das Team nicht wegen dir verlassen. Das musst du mir glauben.“
 

„Warum dann?“
 

Er atmete leise ein, bevor er darauf antwortete.
 

„Ich wollte der Beste werden.“, wiederholte er sich, „Das konnte ich aber nicht an Takaos Seite. Ich musste das Team wechseln, um überhaupt die Chance zu bekommen in einem regulären Turnier gegen ihn zu bestehen. Mehr war es nicht.“, sagte er und gestikulierte mit seinen Armen.
 

„Und wieso bist du dann nicht zurückgekommen, als das Finale vorbei war? Du hast dich einfach verpisst.“
 

„Ich... ich weiß es nicht. Nenn' es Angst. Ich weiß noch genau, was ich damals zu dir gesagt hab. Und ich bereue es heute. Ich habe nie... ich wusste nichts über Liebe. Und.. Takao ist ständig um dich herumgetänzelt. Ich... dachte einfach, er wäre besser für dich.“
 

Die ganze Zeit über war sie ruhig geblieben, doch Kais letzten Satz schien sie wieder in fahrt zu bringen.
 

„Besser für mich? Wieso denken eigentlich immer alle Kerle, dass sie wüssten was für mich das Beste ist? Lass mich doch meine eigene Entscheidung treffen, in wen ich mich verliebe!“, sagte sie laut und warf ihre Weste dabei wütend auf den Boden, „Ich hab dich selbst dann noch in Schutz genommen, als Takao über dich hergezogen war. Obwohl ich wusste, was du von mir hältst.“
 

Kai ging wieder einen Schritt auf sie zu.
 

„Ich kann die Vergangenheit nicht ändern. Aber ich will es wieder gut machen.“, sagte der Graublauhaarige und sie blieb stehen, als er noch einen Schritt auf sie zu machte, „Es gab... keinen einzigen Tag, an dem ich nicht an dich gedacht habe.“
 

„Du... du hast an... mich gedacht?“, fragte sie nun leiser nach.
 

„Jeden Tag. Ich war ein Idiot.“, flüsterte er und legte eine Hand auf ihre Wange, „Als ich... von dem Flugabsturz hörte, war ich... krank vor Sorge um dich.“
 

Sie blieb still, entriss sich aber auch nicht seiner Nähe.
 

„Ich dachte du wärst...", fing er an, konnte es aber nicht aussprechen, also setzte er einfach weiter fort, „... und ich hätte keine Zeit mehr gehabt, dir alles zu erklären.“
 

„Kai...“, entwich ihr seinen Namen und es fühlte sich so gut an für ihn.
 

Ihre Augen, die einem Bernstein glich, sahen ihn an und in ihnen füllten sich Tränen. Instinktiv strich er ihre Tränen beiseite und kam noch einen Schritt näher.
 

„Verzeih mir.“
 

Sie hörte nicht auf zu weinen und zu allem Überfluss schien es, als würde sie die Mauer, die sie um sich herum aufgebaut hatte, selbst einzureißen.

Sie machte einen Sprung nach vorne krallte sich an ihn fest, als würde sie Angst haben, er sei nicht echt.
 

„Hiromi...“, flüsterte er überrascht, legte aber seine Arme um sie und legte sein Kinn in ihre Halsbeuge.
 

„Geh nie wieder weg.“, schluchzte sie und ließ sich von ihm halten.
 

„Nie wieder.“

Gib dich nicht auf

Breit grinsend saß er im Café Touché und sah zu wie Naomi von einem Tisch zum anderen hetzte. Heute war ein besonders schöner, sonniger Tag und er genoss es vor allem von ihr bedient zu werden. Schon bei der ersten Bestellung hat sie ihn giftig angesehen. So als würde sie sagen „Ist das dein ernst?!“ Aber er ließ sich nicht beirren. Es machte ihm Spaß, sie auf die Palme zu bringen.
 

„Einen schönen Tag noch.“, sagte sie, als sie einen Tisch neben ihm kassierte und sich dann zu ihm umdrehte, „Was?!“
 

„Du siehst gestresst aus.“, sagte er ganz beiläufig und er konnte schon sehen, wie ihre Stirnader pulsierte.
 

„Weißt du. Anstelle hier zu sitzen und mich noch dazu herum zu scheuchen, könntest du auch einfach helfen.“
 

„Ich bin keine Aushilfe. Ich bin Gast.“, grinste er.
 

„Du bist ein Parasit.“, knirschte sie gefährlich.
 

„Jetzt wirst du aber gemein.“, kommentierte er dies.
 

Sie schnaufte laut aus und versuchte ruhig zu bleiben. Die Gäste schauten schon skeptisch.
 

„Was machst du eigentlich hier? Fliegt Hiromi nicht heute? Willst du sie nicht verabschieden?“
 

„Der Flug geht erst in zwei Stunden. Hab also Zeit.“
 

Sie stöhnte auf und ließ ihn einfach sitzen. Er schaute zu seiner linken Seite, legte seine Arme hinter den Kopf und schaute auf die Straßen. Es war wirklich ein schöner Tag, aber auch ein Tag, der ihn ein klein wenig traurig machte.
 

Hiromi würde heute zusammen mit Kai nach Russland fliegen und dort auch bleiben. Das sie Japan verlassen würde, wusste er schon früher. Eigentlich war auch geplant gewesen, früher zurück zu fliegen. Hatte zumindest Kai gemeint. Aber sie musste das Ende des Semesters abwarten. Vorher hätte sie nicht wechseln können. Zwei Monate hatte der Graublauhaarige daher hier verbracht, zusammen mit ihr.
 

Ein sanftes Lächeln überkam ihn. Er freute sich für die beiden aufrichtig. Es machte ihn nur traurig, dass sie wegziehen würde. Immerhin war sie in den letzten Jahren, wie eine Schwester für ihn geworden. Die beste Freundin eben.
 

Sie hatte gemeint, dass er sie zu jeder Uhrzeit anrufen könnte und das sie im Kontakt bleiben. Wenn nicht über Telefon, dann über Email.
 

„Takao!“
 

„Eh...was?“, erschrak er aus seinen Gedanken und saß aufrecht auf der Bank.
 

Naomi stand einfach so vor ihm und starrte ihn an.
 

„Was ist jetzt? Ich muss abkassieren. Ich mach gleich Mittagspause.“, sagte sie sauer und er kramte schon sein Portemonnaie aus der hinteren Hosentasche.
 

„Schon gut, schon gut. Kein Grund zum Schreien.“, sagte er und holte zwei Scheine heraus, „Stimmt so.“
 

„Das ist viel zu viel... du hast es doch gar nicht so dicke!“, sagte sie und wollte ihm schon das Restgeld rausgeben, als...
 

„Dann gehst du eben mit mir Mittagessen.“
 

„W-was?“
 

„Ich lad' dich ein. Okay?“
 

„Ehm...“, sie schien mehr als verwirrt zu sein.
 

Takao lächelte sie an. Es war gut so wie alles passiert war und gut dass Hiromi zu ihren Gefühlen stand und sie seinen Avancen ausgewichen war. Ja, diese sogar aus gehobelt hatte. Sonst hätte er vielleicht nie Naomi in diesem Licht gesehen...
 


 

***

»Jemanden zu lieben ist vielleicht das Einfachste was es gibt.

Das Schwierigste dran ist, jemanden zu finden, der dich auch liebt.«
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und da bin ich wieder mit dem neuen Kapitel :)
Es ist Recht kurz, das weiß ich. Zumindest, viel kürzer, als das Erste.
Aber wie ihr in nächster Zeit wahrscheinlich feststellen werdet, schreibe ich in jedem Kapitel nur aus "einer Sicht".
Und da die nächste Zeile wieder eher aus Kai's Gefühlswelt beschrieben wird, musste hier also ein Cut her xD

Ich freue mich ebenso schon sehr auf meine 4 Favoritenleser~ :P
Auch wenn sich noch keiner dazu erbarmt hatte, ein paar Worte zu hinterlassen, schätze ich es dennoch sehr, dass es überhaupt einer liest xDD

Daher schreibe ich jetzt einfach mal: Danke sehr und...
...bis zum nächsten Mal :)
Lg KatieBell :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Und hier kommt etwas verspätet das neue Kapitel :)
Ich sage diesmal nicht viel am Schluss, nur eines:

Vielen dank an alle bisherigen Reviewer :P
Ich bin wirklich froh, dass diese Kategorie doch noch nicht allzu ausgestorben ist ;)

Bis zum nächsten Mal :)
Lg KatieBell :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen!
Ich hoffe ihr hattet ein ruhiges Wochenende und könnt den Sonntag schön ruhig beginnen ;)
Der Morgen ist bei mir noch realtiv ruhig, dafür wirds später wieder stressig -.-
Wie ich angeheiratete Verwandschaftsgeburtstage hasse >_< Ich hoffe ich überlebe das x'D!

Das nächste Kapitel ist auch schon so gut wie fertig. Ich denke, dass ich es morgen schon hochladen könnte. Aber ich verspreche dennoch nichts xD

Freue mich wie immer über euer Feedback ;)
Lg eure Katie :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Wieder einen wunderschönen guten Morgen ;)
Ja, dieses Kapitel beeinhaltet viele Telefonate xDD Das war eigentlich gar nicht geplant...
Auch der frühzeitige Aufenthalt bei Kenny... war nicht geplant gewesen xD Kai sollte normal erst später auf ihn treffen, aber... shit happens... ich hab nämlich auch die Zeitverschiebung vergessen X'DDD - Demnach musste der "Chef" also hier ran :P
Ich werde wohl jetzt ein wenig von meiner ehemaligen Storyline abweichen - nur minimal - um dann wieder auf meine Spur zu kommen. Ansonsten ist alles fürn Arsch x'D

Ich hoffe euch hat dieses Kapitel dennoch gefallen, auch wenn diesmal (glaube das erste Mal oô) keine Vergangenheitsszene drin vorkam. Aber das ändert sich bald wieder ;) Definitiv stehen ja noch einige aus, um das Puzzle rund um das Dreieck Takao, Kai und Hiromi zu lösen^^

Bis auf bald und
ich freue mich über euer Feedback ;)
Lg eure KatieBell :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Seit langem mal wieder ein Update meiner Wenigkeit... .__.
Tut mir wirklich leid, für die lange Wartezeiten. Die letzten Monate waren irgendwie, nicht für mich bestimmt gewesen -.-'
Diverse Pc-Probleme (Win10 Verrotte in der Hölle q//q!!!), Festplatte geschrottet, ich schreibe zurzeit direkt auf meinem USB-Stick, aus Angst, dass der Pc morgen nicht wieder normal hochfährt und ich somit meine ganzen Dateien verliere @_@, Stress auf Arbeit, Weihnachtszeit - Geschenkemarathon und so... und und und...
Ich hoffe jedenfalls, dass es wenigstens ein bisschen wieder voran geht x3
Habt deswegen für eventuelle Wartezeiten ein bisschen Verständnis ;)

Ansonsten, vielen Dank für die, die hier noch mitlesen und danke auch an die bisherigen Reviewer! Eure Motivation heilt meine Seele <3 ;///;

Eure Katie :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Und hier auch schon das nächste Kapitel :D
Zudem noch eine Premiere~ Das war das 1. Kapitel aus Hiromis Sichtweise :)
Ich hoffe ich habe sie halbwegs gut getroffen ;)

Somit ist die Kapitelreihe "Vorsicht" beendet und ihr dürft euch schon auf den nächsten Teil freuen, der da lauten wird: "Vergangenheit" ;) - Uhh, es wird spannend <3

Ich freue mich sehr über eure Rückmeldungen und Gedanken :)
Grüßeli eure Katie :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Normalerweise bin ich keine, die nach Jahren doch noch irgendwo eine Geschichte weiterschreibt. Da fehlt oft einfach der Elan, sich wieder in die Geschichten einzuarbeiten und vor allem, wenn man nie komplett aufhört zu schreiben, verändert sich auch oft gerne der Schreibstil. Was einem dann auch abhält, ältere Sachen weiter zu machen.

Ich habe mich nach 5 Jahren (Verdammt, so lange kam mir das gar nicht vor!) endlich dazu aufgerafft, "Gib dich nicht auf" weiter zu schreiben. 24.11.2015 um genau zu sein, kam das vorige Kapitel raus und es hat sich viel Privat bei mir geändert. Ich versuche mein Hobby zum Beruf zu machen, mein Sohn geht nach den Sommerferien schon in die 4. Klasse und dann ist 2020 irgendwie ein total komisches Jahr. Ausnahmezustand würden einige Andere sagen.

Ich weiche vom Thema ab.
Ja, ich hab weiter geschrieben und nicht nur dieses Kapitel. Ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster und behaupte: "Ich bin so gut wie fertig. Auf meinem privaten Dokument." Einige Zwischenteile fehlen nur noch, die ich in den nächsten Tagen fertigstellen werde. Und damit nicht genug. Ich werde ein Sequel dazu veröffentlichen. Um was es dabei geht, erfahrt ihr dann erst gegen Ende dieser Geschichte =)

Ich hoffe, ich lese einige von Euch von damals und freue mich aber auch auf Neuzugänge.
Liebe Grüße aus dem Home Office
KatieBell :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
So. Da wären wir also endlich... Der Cliffhänger tut mir leid. Aber ich dachte, ein wenig Spannung aufbauen ist okay :P
Noch ein Kapitel + Epilog. Dann ist zumindest dieser Leitfaden beendet. Ich freu mich wie immer über Reviews jeglicher Art. Erzählt mir, was euch so durch den Kopf gegangen ist, als ihr es gelesen habt! :D

Lg Katie :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielleicht war ich ein bisschen vorschnell mit dem Kapitel, zumindest inhaltlich. Aber ich hoffe ihr nehmt es mir nicht allzu krum. Ich bin derzeit schon dran an einer Sidestory/Sequel... obwohl, es ist mehr eine Sidestory in denen Kai und Hiromi auch ein Teil von werden.

Kleiner Funfact: Ist euch aufgefallen, dass bis auf die letzte "Erinnerungsszene" alle in einem gewissen Maße im Original Anime vorkamen? Ich habe sie nur minimal abgeändert. ;) - Die letzte ist wie gesagt,... frei erfunden!

Bis zum Epilog! ;)
KatieBell :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
That's it. Oder so. Der letzte Satz war mein Leitfaden über die gesamte Geschichte. Als kleiner Nebenfakt :P

Ich bedanke mich bei allen, die diese Geschichte bis hier hin verfolgt haben. Danke für die lieben Worte und die Zustimmung. Auch, wenn es doch ganze 5 Jahre gedauert hat, dass ich diesen Teil endlich beende.

DANKE!

Zur Sidestory:
Sie wird von Yuriy und Mariah (Mao) handeln. Als Nebencharaktere werden Kai & Hiromi natürlich mit auftauchen und ihre vorige Geschichte wird ebenso in kleinen Maßen eine Rolle spielen.
Ich habe mir einige Gedanken dazu gemacht und ich finde die Konstellation mit den beiden ehrlich gesagt, sehr interessant.
Ich verkuppel auch gerne die Russen XD

Die Geschichte wird allerdings ein anderes Lese-Rating haben. Ich werde nicht drum herum kommen, einige Kapitel auf Adult zu stellen. Eventuell falls wir minderjährige Leser haben, dass ich die Abschnitte extra unterteile und damit ein "altersgerechtes Kapitel" online stellen kann. Aber das, alles zu seiner Zeit.

Bis demnächst, vielleicht ;)
Eure KatieBell :3
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Kommentare zu dieser Fanfic (24)
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Von:  GoSaKu
2023-08-08T05:53:01+00:00 08.08.2023 07:53
Wow..!
Was für eine schöne Geschichte. So wundervoll geschrieben und so mitreißend. Ich konnte nicht anders, als bis zum Schluss zu lesen. Und obwohl die Story, zumindest im Gegensatz zu anderens Storys, noch recht kurz ist, fand ich sie von der Länge her sehr passend. Vielen Dank, dass du die Story damals fertig geschrieben hast! Hat echt Spaß gemacht, sie zu lesen. 👍
Antwort von:  GoSaKu
08.08.2023 08:02
Achso und was ich noch loswerden wollte. Ich finde es super, dass du Kai so absolut nicht ooc rübergebracht hast. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, vermutlich auch durch die toll beschrieben Flashbacks, dass er sich genauso verhält, wie ich es mir vorstelle.. Genial und dickes Lob! ❤️
Antwort von: KatieBell
08.08.2023 10:37
Vielen Dank GoSaKu für dein liebes Review <3 und das nach so lange Zeit, in der die Story nun schon online ist. Dass sie doch noch Anklang findet, freut mich wirklich und dass man dann noch als Autor was davon mitbekommt ;)

Da ich Oc Character selbst nicht mag, versuch ich das immer in meinen Storys zu vermeiden. Ich meine, so haben wir immerhin unsere Charaktere lieben gelernt, wieso also etwas daran ändern?! :D

Danke noch einmal, für deine lieben Worte. Hast mir damit einen schönen Start in den Tag geschenkt!
Liebe Grüße, Katie :3
Von:  Mitternachtsblick
2020-06-09T07:37:34+00:00 09.06.2020 09:37
Das war ein lieber Abschluss, eine nette Idee, den Epilog aus Takaos Sicht zu machen! Man drückt ihm ja irgendwie Daumen mit Naomi, verdient hätte er es. Du hast wirklich meinen Respekt dafür, dass du die Story fertiggestellt hast, toll gemacht! Und die Sache mit Yuriy und Mao klingt auch interessant - ein ungewöhnliches Pairing, das wird sicher cool. :D
Antwort von: KatieBell
09.06.2020 15:50
Vielen Dnak für dein letztes Review hier :)
Ich hab lange überlegt, ob ich jetzt groß eine "Abschieds-Szene" am Flughafen machen sollte, oder eben nur die Andeutung und dabei Takao und Naomi die Bühne überlassen sollte. - Du siehst ja was daraus geworden ist :D
Und ich finde es so am besten tatsächlich.

Würde mich freuen dich bei der Sidestory wieder zu lesen! Halt die Augen auf :P
Liebe Grüße Katie :3
Von:  Mitternachtsblick
2020-06-07T19:01:56+00:00 07.06.2020 21:01
Awww, ich finde gar nicht so sehr, dass dieses Kapitel voreilig ist - es gab eh einen Buildup und spätestens mit dem vorletzten Kapitel musste die Konfrontation kommen. Hat mir eigentlich gut gefallen, wie du es gelöst hast. Und ich bin froh, dass sie sich wieder näher gekommen sind!
Antwort von: KatieBell
07.06.2020 21:21
Schön dich wieder zu lesen =)
Danke für deine Rückmeldung und das du das Kapitel nicht als "voreilig" genossen hast :D
Das hat mich die letzten Tage immer davon abgehalten, das Kapitel hochzuladen, weil ich ständig darüber getüftelt habe, ob ich noch etwas hinzufügen sollte. Aber alles weitere hatte sich dann doch zu langgezogen angefühlt. xD

Ich hoffe wir lesen uns wieder beim Epilog :3
Von:  Mitternachtsblick
2020-06-01T10:22:16+00:00 01.06.2020 12:22
Hach! Ich hatte bei den vorigen Kapiteln ja ein bisschen Angst, dass Takao hier zum Gegenspieler gemacht wird (obwohl er Hiromis Zurückweisung wirklich tadellos aufgenommen hat, kudos an den Boy). Aber das ist überhaupt nicht der Fall und das finde ich wunderbar. Im Gegenteil, er hat hier eine wichtige Rolle. Übrigens gefällt es mir auch, dass Hiromi Kai nicht sofort eine Chance gibt, sondern ihm erstmal deutlich macht, dass sie wirklich verletzt ist und er es wirklich verbockt hat. Macht das ganze sehr realistisch und würdigt ihr Rückgrat. Für Kai ist es halt bitter, dass er jetzt erst realisiert, wie falsch er gedacht hat, aber dieses Falschdenken kann ich mir gut vorstellen - nicht wirklich böse gemeint, aber viel zu sehr aus seinem eigenen Kopf heraus, statt zu behirnen, wie andere das sehen könnten. Ich mag es sehr, dass Takao seine Freunde bzw Freundschaften über seine eigenen Wünsche stellt und versucht, eine Brückenfunktion auszuüben, damit Kai und Hiromi sich doch noch austauschen. Generell agieren hier alle den Umständen entsprechend erwachsen, auch wenn Fehler gemacht wurden, und das macht die Story echt angenehm zu lesen!
Antwort von: KatieBell
01.06.2020 19:05
Schön dich so zeitnah wieder zu lesen :)

Takao als "Gegenspieler" wollte ich nie machen, aber auch nicht direkt darauf hinweisen. Man sollte schon ein wenig dabei schwitzen. Ist mir offenbar gut gelungen, daher dass du ein wenig "Angst" hattest.

Ich sag einfach mal nichts weiter dazu und wir lesen uns im nächsten Kapitel!
Lg Katie :3
Von:  Mitternachtsblick
2020-05-31T21:18:07+00:00 31.05.2020 23:18
Ich finde es toll, dass du nach so langer Zeit eine noch nicht abgeschlossene Fanfic wieder aufgreifst, das ist echt bewundernswert! Ich habe das gleich zum Anlass genommen und die ganze bisherige Fanfic gelesen, nachdem ich sie noch nicht kannte (KaixHiromi war in jüngeren Jahren nicht so meins, außerdem hatte ich auch eine laaaaaange Phase abseits des BB-Fandoms und bin erst 2020 wieder hergetrieben worden).
Ich muss sagen, bisher gefällt es mir recht gut! Es ist ja noch so einiges, was damals wirklich vorgefallen ist, im Dunkeln, aber das ist okay so, das wird sich sicher noch auflösen. Ich bin nicht ganz sicher, was ich von Takao hier halte, aber dafür fand ich die Borgs eine wundervolle Addition. Und ich mag auch Hiromis und Kais Charakterisierung bisher. Bin schon gespannt, was du noch für uns bereithältst!
Antwort von: KatieBell
01.06.2020 01:12
Hi Mitternachtsblick =)

Vielen Dank für dein liebes Kommentar. Ich freu mich gerade sehr darüber :D
Ich hatte auch - wie man sieht - eine lange Pause aus dem Fandom. Aber wie es halt so ist, man weiß nix mit sich anzufangen, gerade 2020 und man startet nen DVD-Abend mit Beyblade und dann dieser Gedanke: "Hm.. ich könnte ja eigentlich mal weiterschreiben... hab jetzt wieder genug Input." :P

Es wird sich auflösen und ich bin gespannt, was du zu Takao gegen Ende hin dann wirklich denkst. Aber alles zu seiner Zeit =)
Was ich auch noch loswerden möchte: Ich musste eben wirklich "googeln" was oder wen du mit "Borgs" meintest. Ich kannte den Begriff im Zusammenhang mit BB überhaupt nicht. -> kommt halt davon, wenn man sich größtenteils nur im deutschsprachigen Raum bewegt XD

Ganz lieben Dank noch einmal für deine Worte und hoffentlich liest man sich beim nächsten Kapitel =)
Liebe Grüße Katie :3

Von: abgemeldet
2016-09-02T15:21:37+00:00 02.09.2016 17:21
Hey, schöne Geschichte bisher :3 Geht sie denn noch weiter? :O
Antwort von: KatieBell
18.09.2016 01:13
Danke für dein Review :3
Jaa, ich hoffe doch, dass sie weitergeht x3 Es ist nur so, dass ich momentan Reallife bedingt ziemlich ausgebucht bin ._. ich muss erst mal wieder Zeit zum Schreiben finden :|
Hoffe du verzeihst mir das T-T
Antwort von: abgemeldet
18.09.2016 01:25
Na klar :3 Hab bisher schon so viel schönes von dir lesen dürfen xD bin noch ein bisschen ausgesorgt, nur kein stress :)
Von: abgemeldet
2016-01-19T22:44:46+00:00 19.01.2016 23:44
Ohhh man wie gemein!!! °>.<° Ich dachte die beiden treffen jetzt schon aufeinander...aber okay, ich werde noch warten :D

Ich finde es super jetzt auch mal ein Kapi aus Hiromis Sicht lesen zu können und muss sagen du hast sie super getroffen. So kann ich sie mir echt gut vorstellen wenn sie älter ist =)
Erleichtert bin ich ja das Takao und Hiromi nicht zusammen sind, sondern nur das Takao auf sie steht. Bin gespannt was da noch so kommt mit den drein, genauso was da zwischen Kai und Takao vorgefallen ist.
Hiromi tut mir echt leid, das alles ist verdammt anstrengend und nervendaufreibend für sie, hoffe sie hält das noch lange durch und geht nicht daran kaputt, ich hoffe Kai ist ihr dann eine stütze!!
Mir hat das Kapitel genauso gut gefallen wie die anderen zuvor!! Ich bin echt gespannt wann es weiter geht und vor allem wie es weiter geht!! Freue mich rieisg auf das nächste Kapitel <3

Kannst du mir bitte per ENS bescheid geben wenn das nächste Kapi online ist!! <3 Danke schön. =3
Antwort von: KatieBell
20.01.2016 00:01
Hallo liebe Akiko :)
Vielen, vielen Dank für deine tollen Reviews! Das ehrt mich wirklich sehr. Besonders, weil sich jemand die Mühe macht zu fast jedem Kapitel eines zu schreiben! Das machen nicht viele :D

Ebenso freut es mich, dass dir die Story bisher gut (wenn nicht sogar sehr gut) gefällt ;D
Ich bin immer gut gewillt, die Charaktere "originalgetreu" wiederzugeben. Was nicht gerade einfach ist. Aber durch den Altersunterschied in meiner Geschichte und im Anime, hab ich einen kleinen Heimvorteil :P

Ich würde dir sehr gerne bescheid geben, jedoch finde ich die Funktion über ein "Abo" meiner Geschichte doch einfach. Stell doch einfach ein, dass du eine System-Nachricht per ENS bekommst, sollte ich das nächste Kapitel hochladen. Ich habe leider Gottes, nicht immer die Zeit allen persönlich bescheid zu sagen^^°

Hoffe man liest sich bald wieder!
Lg KatieBell :3
Antwort von: abgemeldet
20.01.2016 00:46
Gerne, ich wollte halt irgendwie meinen Senf dazu geben. xD Obwohl die Geschichte schon weiter ging ^^

Du kannst ruhig sagen sehr gut, ich bin wirklich hell auf begeistert von der Story =3
Und ich finde das gelingt dir wirklich gut, besonders Kai triffst du sehr gut finde ich. Grade er ist schwer umsetzbar wenn es um eine Liebesgeschichte geht, weil er ja nun einmal nicht grade der Gefühlvollste ist. Deshalb finde ich es umso erstaunlicher wie gut du das hinbekommst :D

Oki, hoffe ich hab das so hinbekommen und freue mich wenn ich sehe das ein neues Kapi am Start ist x3

Ja das hoffe ich auch ;)
Schönen Abend noch abgemeldet
Von: abgemeldet
2016-01-19T22:28:19+00:00 19.01.2016 23:28
Ich find das so toll wie du immer wieder einige Vergangenheitsfetzen mit einbringst. Das macht das ganze noch interessanter.
Ich bin so gespannt wie das treffen der beiden ist, und ob sie überhaupt im Cafe ist, das schöne ist das nächte Kapi ist schon da :D <3
Von: abgemeldet
2016-01-19T22:10:56+00:00 19.01.2016 23:10
Ich find das echt lustig das Yuriy vergessen hat ein Hotel oder so zu buchen xD (bzw das du die zeitverschiebung auch vergessen hast und es nun dazu gekommen ist)
Toll wie Yuriy ihn einfach aufzieht und sich einen Spaß daraus macht, einfach nur köstlich. Genauso wie er dann über seinen Schatten springt und wirklich zu Kenny nach Hause geht und ihn anruft.
Mich hat es überhaupt nicht gestört das so viele telefonate drin vorkamen, hat alles super gepasst so :D
Bin gespannt was Kai, Kenny so erzählt und anderes herum. Genauso was da in diesem Puzzle rund um das Dreieck von Takao, Kai und Hiromi noch raus kommt, ich hoffe ncht das Takao und Hiromi zusammen sind :O :X
Von: abgemeldet
2016-01-19T21:49:59+00:00 19.01.2016 22:49
Ich fand die Szene mit dem Schlüssel als er durch die Kontrolle sollte super xD
Kai wie er denkt alles richtig zu machen und dann dieses kleinen miesen Schlüssel vergessen hat, einfach zu köstlich. xD
Ich kann mir echt gut vorstellen das Kai wirklich so viel denkt, schließlich redet er ja so gut wie kaum. Ich mag wie du die Beziehung zu Hiromi darstellst und was er sich für Vorwürfe macht.
Es ist echt interessant deine FF zu lesen, es geht so flüssig und leicht das alles :D Freu mich auf die anderen Kapis ^^


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