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Bruder

von

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Kapitel 1

Alles war ruhig, nur seine eigenen, widerhallenden Schritte waren zu hören. Derzeit wagte sich auch keiner freiwillig in sein Blickfeld, nicht einmal seine engsten Vertrauten. An der sonst familiären Essensrunde nahm er auch nicht mehr teil, er hatte sowieso keinen Hunger.
 

Die meiste Zeit des Tages und auch der Nacht verbrachte er an seinem Bett, schweigend, wartend. Auf eine Änderung, eine Regung, und sei sie noch so klein. Doch nichts geschah.
 

Kurz blieb er vor der Tür stehen, sah in die Schüssel Wasser, die er hergebracht hatte, fixierte den sich darin befindenden Schwamm. Tief atmete er durch, musste runter kommen, durfte es sich nicht erlauben, jetzt die Nerven zu verlieren.
 

Es war seine Entscheidung gewesen, auch wenn mehr aus Reflex als aus genaueren Überlegungen. Sein Kopf hatte einfach auf Leerlauf geschaltet und er hatte instinktiv gehandelt. Hatte sich das blutüberströmte Bündel geschnappt und mit sich genommen, ohne die verwirrten Blicke seiner Crew zu beachten.
 

Endlich konnte er sich dazu aufraffen, die Tür zu öffnen, langsam und möglichst leise.
 

Dabei war dies gar nicht nötig, denn der Einzige, der sich im Zimmer befand, bekam eh nichts mit, und das schon seit Tagen. Doflamingo näherte sich dem Bett, und besah sich den darauf liegenden Mann. Es sah aus, als würde er nur schlafen und würde jeden Moment aufwachen. Doch Doflamingo wusste, dem war nicht so. Seit Rocinante einfach vor ihm umgekippt war, hatte er nicht mehr die Augen geöffnet oder auf irgendetwas reagiert. Nicht auf seine Stimme, nicht auf die Kanonenkugeln, die ihr Schiff bedroht hatten, und auch nicht auf die Behandlung seiner Wunden.
 

Doflamingo hatte schon befürchtet, dass sie es nicht mehr rechtzeitig zu einem Arzt schaffen würden, dass ihm sein Bruder einfach so, in seinen Armen liegend, verbluten würde. Aber sie hatten es geschafft, Rocinante lebte, jedoch…
 

Er stellte die mitgebrachte Schüssel auf den Tisch neben dem Bett, hatte sich zuvor schon ein Handtuch zurecht gelegt. Er hatte Rocinante mit sich genommen, er würde sich auch um ihn kümmern und hier nicht einfach vor sich hin vegetieren lassen. Der Ältere der Donquixotes war sich sicher, dass sein Bruder wieder gesund werden würde und gab einen Scheißdreck darauf, wie schlecht seine Chancen doch standen.
 

Keiner konnte sich vorstellen, was sie schon alles durchmachen mussten, was sie alles erlitten hatten, nur um zu überleben. Den quälenden Hunger, die ewigen Schikanen und Schläge, die barbarische Folter…

Doch sie hatten es geschafft, hatten all dies überlebt, und Doflamingo verwettete seinen Mantel darauf, dass Rocinante auch dies hier überstehen würde, ungeachtet der Bedenken seiner Crew oder der verdammten Ärzte.
 

Er würde dafür Sorge tragen, sich so lange um ihn kümmern, bis es ihm wieder besser ging und an seiner Seite ausharren, wie früher auch schon. Energisch krempelte sich Doflamingo die Ärmel hoch und zog die Bettdecke bei Seite und nahm den Schwamm zur Hand.
 

„Auch wenn du nicht viel darauf gibst, aber wir haben königliches Blut in uns. Da kann man sich nicht einfach so gehen lassen.“
 

Vorsichtig fing er an, das Gesicht seines Bruders zu waschen, trocknete ihn behutsam mit dem weichem Handtuch ab. Langsam arbeitete er sich nach unten, erst ein Stück mit dem Schwamm waschen, dann mit dem Handtuch abtrocknen.
 

Sorgsam ging der Blonde dabei vor, achtete darauf nicht an die Verletzungen zu kommen, die noch am Heilen waren. Eigentlich bemerkenswert, wie oft sein Bruder doch angeschossen wurde. Dennoch hatte er die Kraft gehabt, dieses Balg Law in Sicherheit zu bringen und sich ihm entgegen zu stellen. Ein Funken der Wut, die er damals auf ihn verspürt hatte, keimte erneut in ihm auf, doch ließ er sich davon nicht beeinflussen, wurde sie eh gleich wieder von der Erinnerung erstickt. Denn noch bevor er hatte abdrücken können, war Rocinante vor seinen Augen einfach umgekippt.
 

Erst hatte Doflamingo gedacht, er wäre seinen Verletzungen erlegen, doch als er zu ihm ging und ihn schwer atmen hörte, kniete er sich vor ihn hin, langte an seine Stirn und zog sie erschrocken zurück. Trotz dieser eisigen Kälte, die auf der Insel geherrscht hatte, war Rocinante glühend heiß gewesen und Doflamingo wusste sofort, es stand schlecht um seinen Bruder.
 

Schlagartig war die Kränkung seines Verrates vergessen, vergessen, dass wegen ihm die Ope Ope no Mi verloren war. Nichts war mehr von Bedeutung gewesen, nur noch die Rettung seines Bruders hatte für ihn gezählt.
 

Mittlerweile war er bis zu den Füßen des Jüngeren gelangt, legte den Schwamm bei Seite und erschaffte sich einen Doppelgänger, die einzige Kreatur, der er es noch erlaubte, seinen Bruder zu berühren. Zu zweit ging das eben einfach leichter. Vorsichtig wurde sein Bruder angehoben und auf den Bauch gelegt, den Kopf dabei zur Seite gewendet, damit er leichter atmen konnte.
 

Der falsche Doflamingo löste sich auf und der Echte fuhr mit seinem Vorhaben fort, reinigte nun die Rückseite seines Bruders. Er musste an die Zeit denken, als sie beide noch Kinder waren, als ihre Welt noch heil und gut war. Ihre Mutter hatte sie damals zusammen in die Badewanne gesteckt und sie hatten sich gegenseitig gewaschen, wenn auch mehr schlecht als recht. Ob sie diesen Zustand noch einmal erreichen konnten? Die Vertrautheit zueinander, die völlige Offenheit gegenüber den Anderen?
 

Natürlich, es war viel zwischen ihnen vorgefallen, und es gab einiges aufzuarbeiten, aber… er wollte es versuchen. Es würde nicht leicht sein, da machte er sich nichts vor. Immerhin war er ein Pirat und Rocinante gehörte zur Marine. Ihr Zusammentreffen nach Jahren der Trennung basierte auf einer Undercovermission.
 

Nicht, dass man ihn jetzt falsch verstand, er war noch immer stinksauer wegen dem Verrat seines kleinen Bruders an ihm und seiner neuen Familie, aber das Verlangen, ihn dafür leiden zu sehen oder gar zu töten, war nicht mehr. Er würde ihn bei sich behalten, ihn davon überzeugen, dass es so besser war, für sie beide.
 

Doflamingo beendete seine Arbeit, legte das Handtuch bei Seite und drehte Rosinante wieder auf den Rücken, zog ihm was Frisches an, ehe er ihn zudeckte. Ein tiefes Seufzen verließ seine Lippen, während er den Jüngeren so betrachtete. Immer noch keine Regung, nicht einmal ein kleines Zucken seiner Lider war zu sehen. Würde sich sein Brustkorb nicht regelmäßig heben und senken, könnte man meinen, er wäre längst von dieser Welt gegangen.
 

Doflamingo fühlte sich plötzlich so ausgelaugt wie schon lange nicht mehr. Hoffnungslosigkeit erfasste ihn und er fühlte sich hilflos und allein gelassen. „Willst du mich damit strafen, Roci? Hätte nicht eher ich das Recht dazu?“

Der Pirat rückte etwas näher heran, streichelte dem schlafenden über die Wange, zwang sich zu einem Lächeln, was ihm aber nicht so recht gelingen wollte. „Ich hab das aber nicht vor, weißt du? Ich war zwar ganz schön sauer auf dich, aber… du wusstest es wahrscheinlich einfach nicht besser, hm? Ist schon okay. Wir können noch einmal von vorne anfangen, und diesmal ganz ohne Geheimnisse voreinander. So wie früher, als wir noch klein waren. Wir haben uns immer alles erzählt, weißt du noch?“
 

Doflamingo hielt inne, wartete, doch nichts geschah. Immer noch kein Lebenszeichen des anderen. Wie von der Tarantel gestochen sprang er auf, hielt die Schultern seines Bruders fest im Griff. Ihm reichte dieses Theater. „VERDAMMT NOCH MAL, MACH ENDLICH DIE AUGEN AUF UND REDE MIT MIR!“
 

Er wollte nicht mehr warten, er wollte jetzt eine Antwort haben, JETZT! Rocinante soll endlich seine Augen aufmachen und ihn ansehen, mit ihm reden, ihm sagen, dass es ihm leid tat und sich mit ihm vertragen. Er wollte seinen Bruder wiederhaben!
 

„… bitte…“
 

Doflamingos Stimme, gerade noch laut und voller Zorn, war nun kaum mehr als ein Flüstern, schwach und flehend. Sein fester Griff lockerte sich und langsam sank der große Hüne in sich zusammen, lehnte die Stirn gegen den sich schwach bewegenden Brustkorb des unter ihm Liegenden. „Bitte Roci… mach die Augen auf. Du kannst mich doch nicht einfach so alleine lassen. Nicht noch einmal… bitte…“
 

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Vielen, vielen Dank fürs Lesen.

Die Idee zu der Geschichte war mir eher spontan gekommen und sollte eigentlich ein One-Shot werden, aber nun werde ich die Story doch etwas weiter ausbauen ^w^
 

Danke auch an meine Betaleserin blackrosealice, die nun bereits zwei meiner Fanfictions antun muss :'D nicht, dass es mir leid tun würde.
 

Kommis sind natürlich gern gesehen, will ja auch wissen, wie die Geschichte ankommt und ob sie auf Anklang stößt.
 

Ansonsten wünsche ich noch einen schönen Tag/Abend/Nacht whatever
 

Lg und hier ein paar Kekse *werf*

Kapitel 2

Endlich hab ich das zweite Kapi fertig. Viel Spaß damit m(_ _)m
 

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„Waka-sama hat schon wieder nichts gegessen.“

Betrübt räumte Baby 5 das unbenutzte Besteck für ihren Captain wieder ab. Schon seit über einer Woche ging das so. Beim Essen blieb der Platz ihres Anführers leer, was sich auch deutlich bei den anderen bemerkbar machte. Es wurde beim Essen nicht mehr so ausgelassen geplaudert und gelacht wie sonst, keine Witze erzählt oder lustige Geschichten zum Besten gegeben. Seit sie zurückgekehrt waren, zwar ohne die begehrte Ope Ope no Mi, aber mit einem halbtoten Corazon im Schlepptau, war es still in ihrem Unterschlupf geworden.

Als Doflamingo das erste Mal beim Essen gefehlt hatte, war Diamante unaufgefordert in das Zimmer von Corazon gekommen, und hätte dies beinahe mit seinem Leben bezahlt. Dabei hatte er es wirklich nur gut gemeint und sich Sorgen um seinen langjähren Boss gemacht. Doch Doflamingo ertrug es derzeit nicht, wenn jemand außer ihm sich seinen Bruder nährte. Die einzige Ausnahme war es, wenn er einen Arzt kommen ließ, um die schweren Verletzungen seines Bruders untersuchen zu lassen.

„Wenn das so weiter geht, kann sich Doffy bald dazu legen. Ich frag mich eh, was in ihn gefahren ist“, grummelte der Schwertkämpfer, der mit vor der Brust verschränkten Armen auf seinem Stuhl kippelte. Auch wenn seine Worte verächtlich klangen, so schwang doch ernste Sorge in seiner Stimme mit. Jedes Mal, wenn man ihren Captain zu Gesicht bekam, sah er schlechter und schlechter aus, gezeichnet von Sorge und Übermüdung.

„Er ist immer noch sein Bruder. Nicht umsonst hatte Dofy ihn so in Schutz genommen, seit er bei uns aufgetaucht war. Doffy hatte sich zwar nichts anmerken lassen wollen, aber er hatte die ganzen 14 Jahre darauf gehofft, dass er zu ihm zurückkehrte“, mischte sich Trebol ein.

„Wird Cora-san denn wieder gesund?“, fragte Baby 5 nach. Zwar hatte sie bisher meist wenig gute Erfahrungen mit dem Bruder ihres Captains gesammelt, aber sie und Buffalo hatten den Tollpatsch trotzdem sehr gern.

„Hmm… also gut sieht es nicht für ihn aus. Der wurde ganz schön zugerichtet. Ich frage mich, wie es erst soweit gekommen ist. Vergo hat ihn sicherlich nicht angeschossen, und den anderen Piraten hat er wohl fast ungesehen die Teufelsfrucht abgenommen“, meinte Diamante. „Bei seinem Zustand, mit dem Fieber und den Verletzungen, hätte es andere schon dahin gerafft.“

„Behehehe, der Trottel ist eben doch ein echter Donquixote.“
 

„Hoffentlich geht es Cora-san bald wieder besser. Dann wird Waka-sama auch wieder wie früher.“

Baby 5 stand mit Buffalo in der Küche und machte zusammen mit ihm den Abwasch. „Meinst du, er bestraft ihn dann noch? Schließlich ist Cora-san von der Marine.“ Nachdenklich putzte Baby 5 das Geschirr, wusste auf diese Frage keine Antwort und wüsste es selbst doch zu gerne, was dann geschah. Als sie auf der Suche nach Cora-san und Law waren, hatte es schon so ausgesehen, als würde Doflamingo seinen Bruder umbringen wollen für seinen Verrat an der Familie. Baby 5 und die anderen hatten nur noch auf die Schüsse gewartet, als die beiden Brüder sich gegenseitig ihre Waffen entgegengehalten hatten, aber dazu kam es dann nicht mehr. Der Jüngere war einfach umgekippt und vor ihnen liegen geblieben, bis Doflamingo hingegangen ist und ihn schließlich mit sich nahm. Damit hatte nun wirklich keiner von ihnen gerechnet.
 

Ihre Aufmerksamkeit wurde vom Abwasch abgelenkt, als sie hören konnten, wie sich schlurfende Schritte ihnen nährten. Als sie sich umdrehten, stand Doflamingo vor ihnen, sichtlich müde und erschöpft, obwohl man durch seine Sonnenbrille seinen Augen nicht sehen konnte. Doch die Körpersprache genügte völlig, wie die schwerfälligen Bewegungen und die hängenden Schultern. „Waka-sama!“

Sofort waren die beiden an der Seite ihres Captains, der sie jedoch nicht großartig beachtete und sich an den Küchentisch begab, wo er sich schwer auf einen der Stühle nieder ließ. „Kann ich euch etwas bringen?“, erkundigte sich Baby 5, erntete aber erst nur ein Brummen, ehe ein knappes ‚Tee‘ als Antwort kam. Sogleich machte sich das Mädchen daran, dem Wunsch ihres Bosses nach zu kommen und Teewasser aufzusetzen.
 

Doflamingo war hundemüde, aber das hielt seinen Kopf nicht vom Denken ab. Immer diese Was-wäre-wenn-Fragen, die Angst um seinen kleinen Bruder und die Vorwürfe, die er sich machte. Hätte er mehr auf ihn geachtet, vielleicht hätte er dann gemerkt, dass sein Bruder etwas im Schilde führte, dass er ihm gegenüber nicht ehrlich war. Er wäre dahinter gekommen, hätte von dessen Kontakt zur Marine erfahren und dann zur Reden stellen können. Doflamingo war sich sicher, irgendwie hätte er Rocinante schon dazu bewegt, sich ihm wirklich anzuschließen und dann hätte er dessen Verbindung zur Marine auch noch für sich nutzen können. Irgendwie hätte er es hinbekommen.
 

Hätte, hätte, hätte… hätte sein können, war es aber nicht. Es war so gekommen, wie es eben gekommen ist und nun konnte er nur warten und darauf hoffen, dass Rocinante sich wieder erholte und aufwachte. „Möchtet Ihr vielleicht etwas essen, Waka-sama? Ihr hattet heute früh schon kaum was gegessen und mittags gar nichts.“

Träge richtete das Oberhaupt der Piratenbande seinen Blick auf das junge Mädchen, schwieg erst einmal und schien zu überlegen, ob er etwas wollte. Dabei war das gar nicht nötig, er verspürte keinen Hunger, obwohl er in letzter Zeit wirklich wenig zu sich nahm. Doflamingo wusste natürlich selbst, dass das nicht gut war, dass er bei Kräften bleiben musste, sollten sie angegriffen werden. Ein knurrender Magen war nicht gerade vorteilhaft beim Kämpfen. Zudem wusste er, wie schrecklich Hunger doch sein konnte. Aber er spürte keinen, nicht ein bisschen.

„Nein. Bring mir nur den Tee. Irgendwas für die Nerven.“

Er wollte ein bisschen zur Ruhe kommen, vielleicht auch mal zwei, drei Stunden durchschlafen. Natürlich würde er dabei auch an Rocinantes Seite bleiben, hatte er bisher auch so gehandhabt. Es war zwar nicht gerade gut fürs Kreuz, wenn man dauernd auf deinem Stuhl gekippt schlief, aber so war er zumindest an der Seite seines Bruders und würde es gleich mitbekommen, wenn dieser aufwachen sollte.
 

„N-Natürlich, Waka-sama.“

Baby 5 machte sich sogleich an den Tee, ließ sich von Buffalo dafür die Tasse mit Teller aus dem Schrank holen. Wenn Doflamingo schon so schlecht gelaunt klang, wollten sie ihm auf keinen Fall noch auf die Nerven gehen. Zwar würden sie schon gerne fragen, wie es um ihren Cora-san stand, den sie selbst ja nicht sehen durften, aber so wirklich trauten sie sich nun nicht nach ihm zu fragen.

Doflamingo war das auch ganz recht, denn so musste er nicht offen aussprechen, wie schlecht die Lage doch war. Rocinante rührte sich immer noch nicht, das Fieber ging nicht runter und die Wunden schienen auch nicht so richtig mit dem Heilen anfangen zu wollen. Er wollte die Hoffnung nicht aufgeben, aber die Sache erschien so hoffnungslos…
 

Müde schlurfte Doflamingo den Gang entlang. Der Tee hatte zwar gut getan, aber so wirklich ruhiger fühlte er sich noch nicht. Von den anderen war ihm keiner über den Weg gelaufen und wenn Doflamingo ehrlich war, das war ihm auch ganz recht.

Er vertraute ihnen wirklich blind, hätte er es ohne sie wohl nicht einmal geschafft bis jetzt zu überleben, von seiner derzeitigen Karriere als Pirat und seinen Kräften mal ganz abgesehen. Aber er wollte jetzt keine Ratschläge von ihnen hören, nichts davon wissen, wie sie sich um ihn sorgten, und keine Thesen darüber hören, dass seine Bemühungen sich doch gar nicht lohnten. Gerne würde er dagegen halten, sie davon überzeugen, dass dem nicht so war, aber…

Doflamingo trat in das Zimmer, in dem sein Bruder lag, schritt auf das Bett zu und sah sich den scheinbar Schlafenden an. Seine Atmung war flach, seine Haut weiß wie Alabaster und Doflamingo musste sie nicht anfassen, um zu wissen, wie kalt sie sich anfühlte.

„Wenn das so weiter geht, bekomme ich wegen dir noch graue Haare, Roci. Sollte das dein Plan sein, dann nur weiter so.“

Damit ließ sich Doflamingo wieder auf dem Stuhl neben Rocinantes Bett nieder, stützte die Ellenbogen auf den Knien ab und nahm seine Sonnenbrille herunter. Seufzend massierte er sich den Nasenrücken, das ständige Grübeln bescherte ihm Kopfschmerzen. Nicht nur seine Mannschaft fragte sich, wie lange das hier noch gehen sollte. Es würde ihn noch seinen ‚guten Ruf‘ kosten, wenn er sich gar nicht mehr in der Öffentlichkeit blicken ließ. Außerdem könnte es seinen Plan gefährden, Dressrosa einzunehmen und er hatte wahrlich lang genug Zeit in sein Vorhaben investiert. Die schrille Sonnenbrille landete zurück auf seiner Nase und er hob seinen Blick, sah die immer noch ungerührte Gestalt seines Bruders.

„Dich würde das sicherlich freuen, oder? Fast hättest du es ja schon geschafft, mich auflaufen zu lassen. Wäre Law Vergo nicht in die Arme gelaufen, hätte das wirklich übel für mich enden können.“

Doflamingo wechselte seinen Platz, hockte sich nun direkt auf das Bett neben seinen Bruder, strich ihm die wirren Strähnen etwas zurecht. „Ist ja noch einmal gut gegangen. Deswegen vergeben und vergessen, okay? Reden wir einfach nicht mehr darüber.“

Ob ihm Rocinante das abkaufen würde? Doflamingo glaubte es eigentlich nicht, er hoffte es nur so sehr. Jedoch war er nicht einmal selbst davon so überzeugt, wie er es gerne wäre. Es hatte ihn schon sehr verletzt, dass sein geliebter, kleiner Bruder ihn so hintergangen hatte, aber er wollte ihn nicht noch einmal verlieren. 14 lange Jahre waren sie getrennt gewesen, hatten dabei völlig unterschiedliche Wege eingeschlagen. Eigentlich wäre es wohl eher nachvollziehbar, wenn Doflamingo für den Verrat Rache verüben wollte. Jedoch hatte dieser durch den jetzigen Zustand seines Bruders genug Zeit bekommen, um über diese Sache noch einmal gründlich nach zu denken und so wurde ihm bewusst, dass er das gar nicht wollte. Klar, es würde nicht leicht werden, Rocinante wieder in die Familie einzuführen, ihn diesmal aus Überzeugung dazu zu bringen, für diese einzustehen.

Doflamingo war aber auch nie einer gewesen, der Mühen scheute, um sein Ziel zu erreichen.
 

Langsam schien der Tee doch zu wirken. Doflamingo fühlte sich ruhiger, seine Augen wurden schwer. Ein paar Stunden Schlaf dürften ihm auch ganz gut tun und so erhob er sich bereits, um wie gewohnt auf dem Stuhl Platz zu nehmen und dort sein Nickerchen abzuhalten. Zwar würde ihn irgendwann, wenn das so weiter ging, sein Kreuz noch umbringen, aber er wollte seinen Bruder nicht alleine lassen, und ein zweites Bett wollte er jetzt auch nicht unbedingt herschaffen. Mal ganz davon abgesehen, dass er ein recht großes Bett hatte und das war nicht mal so auf die Schnelle zu versetzen.

Erneut fiel sein Blick auf seinen Bruder. Eigentlich könnte er ja… aber das würde doch sicherlich komisch kommen. Das hatten sie nicht mehr gemacht, seit sie Kinder waren. Allerdings… schaden dürfte es ja auch nicht, oder? Sein Bruder würde so zumindest warm bleiben, also hätte dieser auch was davon. So wendete er sich diesem wieder zu und schob ihn vorsichtig ein Stück zur Seite, zog sich dann seine Schuhe aus und schlüpfte zu Rocinante ins Bett.

Früher, als sie noch klein waren, hatte sich Rosinante immer wieder mal zu ihm ins Bett geschlichen, weil er Angst hatte, allein zu schlafen.

Damals hatte Doflamingo ihn dafür immer aufgezogen, nur weil er als Kind schon zu stolz war, um zuzugeben, dass ihm das gefiel. Dass er selbst besser schlafen konnte, wenn er seinen Bruder nah bei sich wusste.

„Wenn du wieder auf bist… sag ich es dir“, wisperte Doflamingo leise diesem zu, legte dabei seinen Arm um den Körper des Jüngeren.

Er wollte ihm alles sagen, was er ihm aus falschem Stolz verschwiegen hatte, damals wie heute. Zwar hatte er offen gezeigt, wie sehr es ihn freute, Rocinante wieder bei sich zu haben, aber ansonsten hatte er ihm nie gesagt, dass dieser ihm ruhig öfter Gesellschaft leisten konnte. Dann hätte dieser sicherlich weniger Zeit dafür gehabt, über ihn an die Marine Bericht zu erstatten. Vielleicht hätte es auch schon gereicht, um Rocinante zum Umdenken zu bewegen, wenn er ihm gegenüber offener gewesen wäre.

Schwer schluckte Doflamingo den sich bildenden Kloß in seinem Hals herunter, rutschte ein Stück näher zu dem Jüngeren und schloss seine Augen, in der Hoffnung, bald ein wenig Schlaf zu finden. Er würde alles richtig machen, Rocinante sagen, was er ihm bedeutete und auch wenn es nicht leicht wird, er wird ihn davon überzeugen, sich ihm wieder anzuschließen. Nicht wegen einer Mission, nicht aus Angst, sondern weil er es aus freien Stücken wollte.

Mit diesem Vorhaben im Hinterkopf wurde seine Welt endlich schwarz und Doflamingo sank in einen traumlosen Schlaf.



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Mirrorworld
2017-08-19T22:53:59+00:00 20.08.2017 00:53
NAAAAH ich will wissen wie es weiter geht! So eine ähnliche Szene könnte man zwar auch ins RPG einbauen
aber die Fanfiction ließt sich wirklich gut!
Mal will Doffy einfach nur knuddeln und ihm gut zureden, dass alles wieder gut wird <3
Mein Lieblings-Doffy :D
Antwort von:  DonquixoteRosinante
20.08.2017 20:56
Dankeschön ^////×////^
Na ja.. viiiieleicht häng ich mich nochmal dran. Versprechen kann ich aber nichts o//^//o
Von:  Sevyou
2015-09-08T21:19:31+00:00 08.09.2015 23:19
Habs gelesen ^^
Schön wie du die gefühle beschreibst und ich dachte einen Moment Cora sei tot als du beschrieben hast er sei so weiß und kalt waahh...da liefs einem dem Rücken runter XD
weiter schreiben und ich frage mich wo Law steckt xD! Er gehört ja trotz allem zur Familie.
Antwort von:  DonquixoteRosinante
08.09.2015 23:24
Law fiel leider in die Brotteigmaschine und ist da bis heute m(_ _)m wir bedauern seinen Verlust

Nein, Spaß ;) aber ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, ob er eine Rolle hier bekommt. Mir gehts in der Geschichte erst einmal nur um die Donquixote Brüder und das, was Doflamingo gegenüber seinem Bruder fühlt und was ihn in ihrer zerstörten Beziehung zueinander beschäftigt.

Aber troztdem danke fürs Lesen bis hierher m(_ _)m
Von:  Sevyou
2015-09-08T21:17:38+00:00 08.09.2015 23:17
Ich hab das erste Kapi durch x3 und ich liebe deine Geschichte schon jetzt XD
Es ist spannend und das Doffy so leidet ist echt interessant. Ich hoffe das du Law noch einbauen wirst und ihn nicht mit Absicht weg gelassen hast, das wäre etwas schade. Ich mag die drei nämlich und Laws Sicht zu lesen wäre auch interessant ;-)
Von:  kleines-sama
2015-06-26T16:52:02+00:00 26.06.2015 18:52
Mir gefällt das erste Kapitel super gut! :)
Ich finde, dass du Doflamingos Gefühle sehr gut zum Ausdruck bringst. Man kann als Leser wirklich nachvollziehen, wie er sich fühlt und warum. Vor allen Dingen Doflamingos wütende Verzweiflung gegen Ende des Kappis hast du wirklich toll rübergebracht :)
Ich freue mich schon auf weitere Kapitel zu den beiden :) Ich finde Dofla & Roci einfach nur toll!

bye
sb
Antwort von:  DonquixoteRosinante
26.06.2015 18:53
QwQ vielen Dank für das liebe Kommi
es freut mich, wenn das so gut rüber gekommen ist TAT das ist zu nett *schnief*
Hoffe das bleibt so auch


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