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Game of Thrones

Die geheime Tochter
von

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Prolog

Sie stand am Fenster, trug eine gelbe Seidenrobe und sah aufs Wasser hinaus. Ihr goldenes Haar fiel in perfekten Wellen über ihre zarten Schultern. Es war noch früh, der Morgen dämmerte erst. Er saß auf einem Stuhl, noch im Morgenrock und etwas verschlafen. Sie war stumm, stand nur da und ihr Blick war starr wie Eis. Als es an der Tür hämmerte, dachte er erst an Ritter von der Burg, die hinter ihr Geheimnis gekommen waren. Doch war es seine Liebste, der Blondschopf, der in sein Haus rannte. Doch nun stand sie einfach nur da, bis sie endlich etwas sagte: "Ich muss fort von hier."

"Du musst fort? Wohin?" fragte er. Ihm schlug plötzlich das Herz bis zum Hals. Musste sie flüchten? Der Krieg war schlimm, aber vorbei. Der König wurde gestürzt, aber war es trotzdem noch zu gefährlich für die junge Tochter eines Lords?

"Ich werde nach Königsmund gehen müssen." flüsterte sie weiter.

"Warum?" fragte er vorsichtig.

"Ich werde Robert Baratheon heiraten."

Er packte sie an den Schultern und drehte sie zu sich um. "Was!?"

"Du tust mir weh! Lass los!" rief sie und griff ihn an den Armen. Er ließ sie ruckartig los und drehte sich um. Er wusste nicht, was er tun sollte. "Warum?" brachte er nur hervor.

Sie seufzte und drehte sich weg von ihm. Er meinte, eine Träne über ihre Wange laufen zu sehen. "Hast du wirklich gedacht, unsere kleine Affäre hätte eine Chance? Eine Adelige und ein Dorffischer! Ich bitte dich!" sagte sie kalt.

"Kleine Affäre? Wir sprachen von Liebe und einer gemeinsamen Zukunft! Es war keine Affäre, das weißt du!" donnerte er. Wut stieg in ihm auf.

Sie drehte sich um und sah ihn an. In ihrem Blick veränderte sich etwas, der Glanz in ihren grünen Augen schien zu verblassen und eine gewisse Kälte zog ein. Sie lächelte gehässig und sagte: "Du bist so naiv. Du kannst doch nicht ernsthaft geglaubt haben, dass du eine Zukunft mit mir hättest!? Dachtest du mein Vater hätte das zugelassen? Ich bin zu mehr bestimmt, als zu alten Fischernetzen und stinkenden Fischkadavar. Ich werde Königin!" schrie sie.

"Das kannst du nicht ernst meinen. Ich glaube dir das nicht." stotterte er leise, während er abwesend zu Boden sah.

"Mein Lieber, an jedem Gerücht steckt ein Fünkchen Wahrheit. Und ich weiß was über mich gesagt wird. Du liebst eine Illusion, ich bin so herzlos wie die Leute sagen. Mich reizte der Gedanke erwischt zu werden, wenn ich aus der Burg floh. Erwischt zu werden, während ich durch diese Tür hier tritt. Erwischt zu werden, während wir uns liebten. Mehr war es nicht. Wenn du wirklich geglaubt hast, das ganze sei echt, dann bist du dümmer als ich dachte." sagte sie schroff. Er blickte auf und sah eine Frau, die er nicht wieder erkannte. Starr und steif, sie war nicht die, die gerade durch die Tür hinein stürmte. Wut brodelte in ihm. "LÜGE!" brüllte er und sie erschrak so sehr, so dass sie zusammen fuhr. "Ich glaube dir kein Wort! Wir kennen uns bereits seitdem wir Kinder waren. Du sprichst nicht die Wahrheit und das wissen wir Beide!" er trat auf sie zu und küsste sie. Er drückte sie an sich, doch sie versuchte sich von ihm wegzuschieben. "Hör auf," brachte sie hervor. Dann ein Wimmern: "Ich kann nicht..." Er spürte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Dann umarmte sie ihn und er befreite sie von ihren Kleidern. Das war das letzte Mal, dass sie sich liebten.

Die Wahrheit

Die Wolken bedeckten den Himmel, wie an fast jedem Tag. Doch schlugen die Wellen heute etwas rar und die Menschen versteckten sich größtenteils in ihren Häusern. Angst verbreitete sich unter den Frauen, denn finstere Zeiten waren angebrochen. Die Königsgarde ritt durch die Dörfer und tötete Säuglinge und Kinder. Die Mütter wussten nicht warum, also fürchteten sie zu jeder Zeit um ihre Brut. Kam ein Reiter in die Schenke, versteckte die Wirtin ihren Sohn unter der Theke. Kam ein Ritter in die Schlachterei, so versteckte der Fleischermeister seine Tochter unter den Fleischabfällen. Man hörte grausame Geschichten aus Königsmund. Welche wie vom Hurenbalg, welches kaum ein Monat alt, klein und zart war. Man sagt sich es war ein kleines Mädchen. Die Königsgarde kam, riss es der Mutter aus den Armen und schnitt dem Kind die Kehle durch. Eine junge Frau mit rotem Haar und weiblicher Statur will dabei gewesen sein. Sie floh nachts aus dem Bordell von Lord Baelish und arbeitete seither in der Schenke der dicken Wirtin. Diese war auch die Erste, die ihr Kind versteckte, wenn ein Reiter ins Dorf und in die Schenke kam. Die Geschichte verbreitete sich schnell und viele lebten seither in Angst, doch gab auch welche, die keine hatten.

Aellin flocht gerade ein Fischereinetz, als ihr Vater mit einem mit Fisch gefüllten ins Haus kam. Hinter ihm stand der junge Thomas. Ein Nachbarsjunge, von zehn Jahren. Er lebte bei seiner Mutter, die damals hochschwanger mit ihm ins Dorf zog. Der Vater des Jungen sei während eines Überfalles gestorben. Seither zog sie das Kind alleine groß und arbeitete auch als Fischerin. Aellins Vater, Auberlin, brachte ihm das Handwerk bei, so wie sein Vater es ihm beibrachte. Thomas war zwar klein, aber kräftig gebaut und hatte rabenschwarzes Haar. "Hier hin, Junge." brummte Auberlin und Thomas legte ein kleines Netz mit frischem Fisch auf den Boden. "Wir werden sie jetzt ausnehmen und dann kannst du die Hälfte mit zu deiner Mutter nehmen, damit ihr etwas zum Abendessen habt." Thomas lächelte und machte sich eifrig an die Arbeit. Auberlin ging zu seiner Tochter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Hallo, mein Kind." sagte er leise. Aellin lächelte und sah zu Thomas hinüber. "Warum versteckt sie ihn nicht, wie alle anderen ihre Kinder verstecken?" fragte Aellin, während sie weiter an dem Netz arbeitete. Auberlin schnaubte. "Weil sie dumm ist. Gerade sie sollte ihren Sohn verstecken." Aellin schaute auf. "Wie meinst du das?" Auberlin schüttelte nur mit dem Kopf und ging zu Thomas, um ihm zu helfen. Aellin hörte viele Gerüchte über die Gründe, der Königsgarde und den Kindermorden. Abergläubische meinten, die Kinder seien zu höherem bestimmt und würden eine Gefahr für den jungen König Joffrey darstellen. Andere sagten, diese Kinder seien allesamt Missgeburten gewesen. Doch glaubte sie nicht daran. Sie wurde stutzig, denn ihr Vater hatte sich bisher nie dazu geäußert. Als er und Thomas fertig waren, teilte er den Fisch in zwei gerechte Haufen und verpackte den einen für den Jungen und seine Mutter. "Und nun lauf schnell nachhause, bevor es dunkel wird!" Thomas nickte nur, nahm den Fisch und verschwand zur Tür. Aellin mochte ihn. Sie spielte oft mit ihm, als sie und er noch kleiner waren und zu jung, um mit ihren Eltern mit zu arbeiten. Aber umso älter sie wurden, umso weniger Zeit blieb für Spielereien und doch waren sie sich nah, als seien sie Geschwister. So fühlte es sich für Aellin zumindest an. Sie passte auf ihn auf, wenn ihr Vater und seine Mutter aufs Meer fuhren, um zu fischen und hörte sich seine Geschichten an, wenn er mit ihrem Vater zum Angeln fahren durfte. "Vater, was meintest du eben, als du sagtest, gerade Rosalia sollte aufpassen?" fragte sie, als sie mit dem Netz fertig war. Ihr Vater sah sie mit jenem Blick an, den er hatte, wenn er ihre Fragen nicht beantworten wollte. Meist sah er sie solange an, bis sie seinem Blick auswich und das Zimmer verließ. Doch heute blieb sie standhaft. Sie war zu alt, als dass er sie noch groß vor solchen Dingen schützen konnte. Er seufzte. "Komm, hilf mir mit dem Fisch und ich will es dir erzählen." Sie stand auf, innerlich stolz über ihren Triumpf, und half beim Kochen der Fische. Nach dem Essen saßen sie noch am Tisch, eine Kerze brannte und Auberlin sah zum Fenster hinaus. "Wenn du an den verstorbenen König Baratheon denkst, wie wurde er dir beschrieben?" Aellin überlegte nicht lange. "Er soll fett sein wie ein Keiler, viel Wein trinken und hat gerne Huren im Bett." Auberlin schüttelte den Kopf. "Äußerlich." Aellin überlegte erneut, diesmal etwas länger. "Also fett soll er sein, schwarzes Haar und einen Bart. Mehr weiß ich leider nicht." gab sie zu. "Nun beschreibe mir Thomas." Aellin stutzte: "Was hat Thomas mit dem König zu tun?"

"Beschreib ihn mir." sagte Auberlin erneut. "Er ist klein, etwas kräftiger gebaut, als Jungen in seinem Alter. Hat braune Augen und schwarzes Haar." Auberlin sagte nichts, er sah sie nur an. Nach einer Weile zog er eine Augenbraue hoch, als er merkte, seine Tochter kam nicht auf die Lösung. "Rosalia kam vor 10 Jahren allein ins Dorf. Sie erzählte, ihr Mann sei auf der Königsstraße während eines Überfalles getötet worden. Keiner hat dies nie hinterfragt, doch was an dieser Geschichte, fällt dir auf?" Auf einmal fiel es ihr auf: "Wieso hat man sie leben lassen?" Auberlin lächelte. "Kluges Kind. Außerdem möchte man doch meinen, dass eine junge Frau, schwanger oder nicht, von solchen Streunern nicht nur überfallen, sondern auch vergewaltigt wird. Nichts dergleichen war der Fall. Sie kam allein, mit einem kleinen Bündel voller Kleider für sich allein und fragte mich nach Arbeit. Da das Haus nebenan leer war, gab ich es ihr." "Und was hat das mit dem König zutun?" fragte Aellin und ihr Vater seufzte. "Also, meine Liebe. Ich bin mehr Intelligenz von dir gewohnt. Normalerweise begreifst du schneller." Er sah sich um, als könnte noch jemand im Haus sein und sprach leise weiter: "Rosalia kam aus Königsmund, schwanger und allein. Sie arbeitete in einem Bordell und wie du eben sagtest, ist da jemand, der bekannterweise gerne diese Art von Institutionen besucht." Aellins Augen wurden groß. "Meinst du etwa, Thomas ist der Sohn von Robert Baratheon?" fragte sie geschockt. "Sieh dir den Jungen einmal an und dann denke über deine Beschreibung über den toten König nach." sagte er. Und es stimmte, Thomas sah dem toten König wirklich ähnlich. "Es stimmt schon, aber findest du nicht, es ist ein bisschen weit hergeholt?" fragte sie ein bisschen skeptisch, ihr Vater zuckte nur mit den Achseln. "Das ist das, was ich sehe. Ich war selbst schon in Königsmund, als ich jung war. Und als Rosalia ins Dorf kam, sah sie für mich aus, wie jede andere schwangere Hure, die auch in der Hauptstadt umher irrte." Aellin wurde nachdenklich. "Ist die Königsgarde deswegen unterwegs? Um die Königsbastarde zu töten?" fragte sie. Ihr Vater nickte. "Ich gehe davon aus. Die Königin würde alles dafür tun, um den Thron vor andere Anwärtern, als ihren Sohn zu schützen. "

"Aber wieso sollte, sie das veranlassen? Ihr Sohn sitzt doch auf dem Thron. Kein anderer hat ein Anrecht darauf und schon gar kein Bastard." sagte sie. Ihr Vater zuckte nur wieder mit den Achseln. "Nur die Götter wissen wieso." flüsterte er.
 

Am nächsten Morgen begann der Tag früh, denn Aellin begleitete ihren Vater mit auf die See. Heute mussten sie mehr fischen, denn sie mussten wieder welche auf dem Markt vertreiben. Thomas blieb daher bei seiner Mutter, da er noch nicht so weit war und zu klein, um das große Netz zu halten. Die See war heute stürmisch und der Wind blies mit eisiger Kälte in ihre Gesichter. Doch war die Ausbeute dafür mehr als gut. Es war sogar so viel, dass sie einen kleinen Teil selbst behalten und einlagern konnten. Als sie gegen Mittag wieder kamen, wartete Thomas schon am Steg. Er half ihnen die Netze auf den Steg zu legen. Auberlin teilte direkt einen kleinen Teil ab, welchen Aellin ins Haus bringen sollte. Als sie durch die Tür ging, sah sie in der Ferne zwei Reiter, die am Dorf vorbei zu reiten schienen. Kurz war sie unruhig gewesen, da sie seit dem Gespräch mit ihrem Vater öfter daran dachte, was wohl passieren möge, wenn die Königin heraus fand, dass Thomas ein Königsbastard sei. Als sie drinnen den Fisch sortierte, hörte sie dann plötzlich doch Pferde und eilte zum Fenster. Zwei Goldröcke reiteten zur Schenke und ließen ihre Pferde draußen. Sie hörte nur ihren Vater, der zu Thomas rief: "Rein, versteck dich!" Thomas rannte sofort und seine Mutter mit ihm. Auberlin blieb draußen und arbeitete allein weiter. Aellins Herz schlug ihr bis zum Hals. Wieso blieb ihr Vater so ruhig? Die Goldröcke kamen erst nach einer Weile aus der Schenke. Wahrscheinlich haben sie sich noch ein Bier gegönnt. Gerade als sie auf ihre Pferde steigen wollten, rannte das rothaarige Mädchen, welches erst seit kurzem in der Schenke arbeitete, ihnen nach und schrie: "Mörder! Ihr habt mein Baby ermordet!" Sie riss an dem Umhang des einen Ritters und zog ihn vom Pferd. Er fiel sofort zu Boden, weil er wohl nicht damit gerechnet hat. Schlamm besudelt stand er auf und schrie: "Du Schlampe! Sieh was du getan hast!" Aber das war ihr egal, sie schlug mit ihren zarten Fäusten auf ihn ein, während er versuchte sie weg zu schubsen. Der zweite Goldrock zog ein Messer, während er vom Pferd sprang und rammte es ihr in den Hals. Blut spritzte hervor und sie sank sofort zu Boden. Aellin musste einen Schrei unterdrücken. Mit einem Grinsen im Gesicht, wischte er sein Messe ab und setzte sich, wie der Andere, auf sein Pferd. Sie ritten in ihre Richtung und hielten vor ihrem Vater, welcher nur da stand, ohne eine Miene zu verziehen. Er hatte den Mord an der Rothaarigen ebenfalls beobachtet, stand aber nur da. Steif wie ein Stock. "Hey, alter Mann! Wir suchen einen schwarzhaarigen Jungen, namens Thomas. Die Wirtin sagte, er lebe hier. Wo ist er?" fragte der eine, während er noch sein Messer in der Hand hielt. "Das weiß ich nicht und selbst wenn, würde ich es nicht sagen, nur damit ihr ihn ermorden könnt." sagte ihr Vater leise und wendete sich wieder seinen Fischen zu. "Sei nicht so respektlos! Im Namen des Königs, du sprichst mit der Königsgarde!" rief der Andere. Ihr Vater lachte. "Im Namen des Königs? Wohl eher im Namen von Cersei Lanniseter!" Die beiden Ritter sahen sich verdutzt an, so als ob sie bei einem Verbrechen erwischt worden wären. Welches ihr Vorhaben ohnehin schon war. Sie stiegen von ihren Pferden und gingen auf ihn zu. In diesem Moment lief Aellin nach draußen. "Lasst meinen Vater in Ruhe!" rief sie und stellte sich vor ihn. "Oh, wen haben wir denn da?" sagte der eine. "Weißt du wo der Junge ist?" fragte der Ritter mit dem Messer sie. Sie sagte nichts, doch ihr Blick war eisig. Ihr Vater schob sie beiseite. "Lasst sie in Ruhe." sagte er ruhig, aber bestimmt. "Dann sag uns wo der Junge ist, dann nehmen wir uns deine kleine Schlampe erst später vor." sagte einer der Ritter mit einem hämischen Grinsen im Gesicht. In diesem Moment, sah man einen Schatten am Fenster und Thomas stand dort und beobachtete sie. "Ah, da ist er ja!" lachte der Ritter mit dem Messer und ging auf das Haus. Auberlin wollte hinterher, wurde aber von dem anderen Ritter zu Boden gestoßen. Aellin half ihm auf und ehe sie es sich versah, zogen sie Thomas an den Haaren aus seinem Haus heraus. Seine Mutter dicht hinter ihm, in den Armen des anderen Ritters. Sie riefen und schrien nach Hilfe, doch den Rittern war dies egal. Als Rosalia dem Goldrock, der sie hielt einen Tritt verpasste, keuchte dieser kurz, schlug ihr aber darauf hin mit der Faust ins Gesicht, sodass sie taumelte und zu Boden fiel. "Mutter!" rief Thomas. "Schnauze, du kleiner Bastard!" rief der andere Goldrock, während sein Begleiter auf Rosalia eintritt, bis sie sich nicht mehr bewegte. Thomas weinte und Auberlin lief zu Rosalia. Doch stand er sofort wieder auf und schlug ihrem Mörder mit der Faust in den Magen. Er keuchte und fiel zu Boden und hatte Mühe wieder aufzustehen. Danach versetzte Aellins Vater ihm einen Tritt mitten ins Gesicht und er lag am Boden und keuchte nur. Der Ritter mit dem Messer rief nur: "Dafür wirst du büßen, aber das wird dem Jungen auch nicht helfen!" und schnitt im selben Moment Thomas die Kehle durch. Aellin schrie, rannte und fing Thomas auf, ehe er zu Boden fallen konnte. Er sah sie noch kurz an, doch dann war sein Blick starr und leer. Das Blut hatte sein Körper so schnell verlassen, wie die Lebenskraft seine Mutter, als sie zu Boden getreten wurde. Als sie zu ihrem Vater sah, hatte dieser schon das Messer des Goldrockes in der Schulter. Sie ließ Thomas los und nahm sich einen Stein vom Boden und schlug damit auf den Hinterkopf des Ritters, welcher sofort am Boden lag. Ihr Vater lag stark blutend auf dem Boden und atmete schwer. Keiner der anderen Dorfbewohner half ihnen. Sie versteckten sich alle in ihren Häusern, beobachteten aber alles aus dem Fenster heraus. Aellin rief nicht nach Hilfe, weil sie ihre Feigheit roch und wusste, dass sowie so niemand kommen würde. Sie legte ihren Vater flach auf den Boden und zog das Messer aus seiner Schulter. Dann riss sie sich ein Stück ihres Rockes ab und drückte es auf die Wunde. "Kannst du das festhalten?" fragte sie ihn und musste die Tränen in ihren Augen unterdrücken. Er nickte. Sie stand auf und nahm Rosalia an den Schultern und zog sie in ihr Haus und legte sie dort flach auf den Boden. Ihre Augen und ihr Mund waren weit aufgerissen und ihr Gesicht überströmt von Blut, da sie an der Wange und an der Stirn zwei tiefe Platzwunden hatte. Dann nahm sie Thomas auf den Arm und legte ihn im Haus neben seine Mutter, beide überdeckte sie mit einem großen Laken. Kurz stand sie da und sah auf die beiden Leichen. Sie konnte das Gefühl, welches sie empfand nicht zuordnen. Es war eine Mischung aus Trauer und Rachlust. Sie ging zu ihrem Vater, welcher schon sehr blass war und half ihm auf. Sie schleppten sich langsam zu ihrem Haus, wo sie ihn auf sein Bett legte und anfing die Wunde zu säubern und zu verbinden. Als sie damit fertig war, ging sie wieder hinaus zu den beiden Goldröcken, die immer noch am Boden lagen. Dem einen nahm sie das Messer weg und steckte es sich in den Bund ihrer Schürze, ohne groß darauf zu achten, dass sie es tat. Sie nahm sich die Pferde und zwei Seile und band ihre Beine, jeweils an ein Pferd, sodass sie von ihnen geschliffen wurden. Dann gab sie beiden Pferden einen ordentlich Schlag auf ihr Hinterteil und beide rannten in Richtung Königsstraße. Sie wusste, dass die Tiere den Weg in die Hauptstadt finden würden.

Viele Tage ging sie nun allein auf Fischfang und versorgte Abends ihren Vater, wenn sie vom Markt kam. Im Dorf kehrte wieder Leben ein, denn nun wusste man, dass die Goldröcke nicht mehr wieder kamen, um ihre Kinder zu töten. Höchstens, um Aellin mit dem Tod für ihr Vergehen zu bestrafen. Ihr Vater wurde, trotz ihrer Pflege, von Tag zu Tag schwächer und eines Abends, sah sie, dass die Wunde sich entzündet hatte. Ihr Vater packte ihren Arm, als sie die Wunde erneut reinigen wollte. "Hör auf Kind. Es hat keinen Sinn mehr." sagte er leise. "Nein. Ich mache es erst nochmal sauber und dann werde ich die Entzündung raus schneiden müssen." sagte sie entschlossen. "Nein. Selbst, wenn du das tust. Ich bin alt und schon zu schwach. Hör auf. Geh lieber zur Truhe und hole mir die kleine, rote Schachtel." sagte er leise. Starr saß Aellin da und sah zu Boden. Sie wusste, dass sie nichts mehr tun konnte, so sehr sie es auch wollte. Also legte sie das Messer zur Seite und holte aus der Truhe die Schachtel, welche in braunen Leder eingewickelt war. "Was ist das?" fragte sie. Ihr Vater nickte ihr zu und sie öffnete die Schachtel. In ihr war eine goldene Kette mit einem Anhänger, in Form einer Blume. Filigran gefertigt, sodass man einen golden schimmernden Kristall inmitten der Blume sah. Dies war das Schönste, was sie je gesehen hatte. "Das gab mir deine Mutter, bevor sie von uns ging." sagte er leise. "Das ist wunderschön. Wo hatte sie die her? Du hast nie von ihr gesprochen." flüsterte sie, ohne den Blick von der Kette zu nehmen. Und es stimmte. Ihr Vater sagte immer nur, dass sie bei Aellins Geburt starb. "Jetzt muss ich dir von ihr erzählen. Und ich werde dir die ganze Wahrheit sagen und ich bitte dich, mich nicht zu unterbrechen." hauchte er und hustete danach kräftig. Aellin schaute auf und nickte stumm. "Deine Mutter ist nicht tot," sagte er. "Was?" rief sie. "Still! Ja, es ist wahr. Deine Mutter lebt. Sie verließ uns nach deiner Geburt, doch ist es etwas komplizierter als das. Als wir Kinder waren, traf ich sie das erste Mal auf dem Steg unten am Strand. Es war mitten in der Nacht und sie saß ganz allein in der Dunkelheit und sah auf das Wasser hinaus. Ich ging zu ihr und fragte sie, wer sie sei und was sie dort mache. Sie sah mich an, musterte mich von oben bis und unten und beachtete mich nicht weiter. Sie hatte so goldenes Haar wie du und dieselben Augen. Ich weiß nicht mehr wieso, doch setzte ich mich einfach neben sie und sah mit ihr ins Wasser. Ihre Robe war edel. Rote Seide mit einer goldenen Verzierung am Saum. Sie sah mich ab und zu an, doch sagte sie nichts. Dies machten wir von da an, jede Nacht, fast einen Monat lang bis sie das erste Mal sprach. Sie sei eine Adlige, Tochter von einem Lord, und würde nachts von der Burg fliehen, weil es ihr dort zu langweilig wäre. Wir fingen an Spazieren zu gehen und genossen stumm die Gesellschaft des Anderen und redeten nur selten miteinander. Das ging eine ganze Weile so, bis wir älter wurden. Wir redet mehr, umso älter wir waren. Sie hatte noch einen Zwilling und einen kleinen Bruder, den sie immer als Monster bezeichnete. Wir redeten immer mehr und verstanden uns so gut, als würden wir uns schon unser ganzes Leben kennen. Eines Tages saßen wir wieder am Steg und sie sah mich mit ihren grünen Augen lange an. Wir kamen uns näher und sie küsste mich. Wir trieben die Sache immer weiter, bis sich daraus eine intensive Romanze entwickelte. Wir trafen uns weiter und lachten zusammen, redeten und liebten uns. Immer und immer wieder. Mein Vater starb recht früh und meine Mutter folgte ihm schnell, sodass ich hier alleine lebte und wir uns nachts hier im Haus trafen und unseren Ritualen folgten. Doch eines Abends war alles anders. Sie war stumm, als sie durch die Tür kam und stand bis zur Morgendämmerung am Fenster und sah hinaus. Sie trug eine gelbe Seidenrobe und sah aufs Wasser hinaus. Ihr goldenes Haar fiel in perfekten Wellen über ihre zarten Schultern. Es war noch früh, der Morgen dämmerte erst. Ich saß auf einem Stuhl, noch im Morgenrock und etwas verschlafen. Sie war stumm, stand nur da und ihr Blick war starr wie Eis. Als es an der Tür hämmerte, dachte ich erst an Ritter von der Burg, die hinter unser Geheimnis gekommen waren. Doch war es meine Liebste, der Blondschopf, der durch die Tür rannte. Doch stand sie einfach nur da, bis sie endlich etwas sagte. Sie müsse fort gehen. Ich konnte es nicht glauben, fragte wohin. Ich hatte Angst, man sei uns auf die Schliche gekommen. Sie sagte sie werde nach Königsmund gehen, weil sie verlobt worden sei. Du kannst dir vorstellen, wie mir zumute war. Ich war außer mir. Ich griff sie an den Schultern und tat ihr weh, doch wollte ich ihr nur begreiflich machen, dass ich sie nicht gehen lassen wollte. Ich liebte sie. Sie seufzte und drehte sich weg von mir. Eine Träne lief ihr über die Wange, doch fragte sie, ob ich wirklich dachte, dass wir eine Chance hätten. Und ich habe es wirklich geglaubt. Ich Narr. Eine Adelige und ein Fischersjunge? Rückwirkend betrachtet, eine lächerliche Fantasie. Doch war es für mich damals realistisch. Sie sagte, ich sei naiv und dumm, da ich glaubte, Gefühlte steckten hinter ihren Taten. Ihre Worte waren kalt und hart, doch glaubte ich ihr nicht. Ich brüllte sie an, sie sei eine Lügnerin, das wir beide die Wahrheit wüssten. Dann küsste ich sie. Erst wollte sie, dass ich aufhörte. Doch dann erwiderte sie es. Das war das letzte Mal, dass wir uns liebten. Sie ging und ließ mich zurück. Ich hörte von der Hochzeit und lebte mein Leben. Ich liebte sie noch immer, doch konnte ich nichts tun. Vier Monate später kam ich abends vom Markt und ging in mein Haus und sah sie am Küchentisch sitzen. Sie war in einem braunen Umhang gehüllt und sah mich an, als ich zur Tür rein kam. Ich konnte meinen Augen nicht trauen und fragte, warum sie hier sei. Sie legte ihren Mantel ab und zeigte mir die Wölbung unter ihrem Kleid. Sie war schwanger. Niemand wusste davon, außer ihr Vater. Der ihr ein blaues Auge verpasste. Er schickte sie nach Casterlystein, wo sie das Kind zur Welt bringen und weggeben sollte. Sie bat mich, das Kind zu nehmen und groß zu ziehen. Sie weinte, war aufgelöst. Sie habe kurz nach der Hochzeit gemerkt, dass sie schwanger sei. Ihr Mann wüsste nichts von der Schwangerschaft und denke, sie würde in der Heimat Urlaub machen. Ich willigte ein und ich sah sie bis zu deiner Geburt nicht wieder. Sie brachte mir deine kleine Gestalt und diese Schachtel. Ich solle dir die Kette geben, wenn der richtige Zeitpunkt käme. Ich sollte dir sagen, dass sie sich dafür hasst, dir nie eine Mutter sein zu können. Ich merkte in diesem Moment, dass sie nicht mehr die war, die ich liebte. Somit starb sie für mich in diesem Moment. Sie ging, ohne mich anzusehen. Seither hörte ich nur von ihr und ihrer Grausamkeit." Lange Stille folgte nach diesem Geständnis, welche durch das schwere Husten von Auberlin unterbrochen wurde. Er spuckte Blut. "So wie du es beschreibst, hört es sich an, als sei die Mutter des jungen Königs auch die meine." sagte sie leise. Wieder folgte eine lange Stille. Auberlin hauchte nur: "Ja, es stimmt. Cersei Lannister ist deine Mutter." Er hustete nochmal und spuckte erneut Blut. In dieser Nacht starb Auberlin Waterband.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  RinaUchiha
2015-05-11T13:32:58+00:00 11.05.2015 15:32
Also erstmal ein riesiges Lob zu dieser Idee und ihrer Umsetzung! Ich mag deinen Stil ganz gerne und deine Rechtschreibung und Grammatik ist auch weit über anderen FFs, die ich so gesehen habe :D!
Also kleiner Tipp: Vielleicht solltest du manchmal mit Absätzen arbeiten, einfach weil es sich dann schöner lesen lässt. Ansonsten freue ich mich auf ein neues Kapitel.


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