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Das Spiel des Lebens

von

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Mein freundlicher Banknachbar

Kapitel 1 – Mein freundlicher Banknachbar

Kaum hatte ich einen Fuß auf dieses Grundstück gesetzt, zog mein Magen sich schmerzhaft zusammen. Jeden Tag wurde es schlimmer, ich fühlte mich hier einfach nicht wohl. Der Gang vom Schulhof zum Gebäude war noch der einfachste vom Ganzen. Dabei wurde ich schon hier von den anderen Schülern angestarrt. Getuschelt wurde natürlich auch. Und warum das Ganze? Ich hatte nichts Schlimmes getan. Ich sah halt einfach scheiße aus für gewisse Menschen. Und die mussten natürlich der ganzen Welt zeigen, dass sie so dachten und bewegten sich auf unterstem Niveau. Anfangs dachte ich, dass das schlimm war, aber schlimmer war es, dass andere Mitschüler das auch noch interessierte und unterstützten!
 

„Hey Fetti, da bist du ja! Wir hatten schon Angst, du kommst heute nicht.“

„Das wäre wirklich schade gewesen! Das Ärgern ist doch fast das Beste am Tag! Haha!“

„Hab ich einen Knick im Auge oder hat sie abgenommen?“

„Du hast eindeutig einen Knick im Auge! Ich finde sie sieht heute besonders fett aus hahaha!“
 

Ich versuchte diese Kommentare zu schlucken und ging einfach an meinen Platz. Natürlich machte mir das Mobbing etwas aus und es verletzte mich sehr. Aber was sollte ich machen? Ich war erst seit vier Wochen an dieser Schule und es dauerte keine Woche, da war ich schon das Ziel dieser blöden Zicken. Schule wechseln klappte leider nicht mehr und meine Mutter brauchte ich gar nicht erst um Hilfe bitten! Diese Frau schimpfte sich zwar meine Mutter, war es aber schon lange nicht mehr. Ihretwegen zogen wir vor einem Monat von Osaka nach Tokyo und das nur, weil Ehemann Nr.3 es wollte. Vorher konnte er aus Osaka aus arbeiten, jetzt musste es unbedingt Tokyo sein. Wir wurden nicht gefragt, drei Tage vor dem Umzug wurden wir in Kenntnis gesetzt. Mein jüngerer Bruder Sota war nicht so angepisst wie ich. Er hatte nie Probleme sich anzupassen, war immer sehr beliebt bei Lehrern und Mitschülern. So war es auch an seiner neuen Schule hier in Tokyo. Er wurde sofort von den anderen Schülern akzeptiert. Er war Fußballer, spielte auch in der Schulmannschaft der neuen Schule und hatte dadurch binnen weniger Tage eine Schar von Groupies. Leider hatte ich es nicht so leicht wie er. Ich wurde nicht von den Schülern akzeptiert, spielte in keiner Mannschaft der Schule mit oder machte sonst irgendetwas, was als „cool“ angesehen wurde.

In Osaka hatte ich nicht diese Probleme. Dabei sah ich dort nicht anders aus. Ich hatte schon immer diese paar Kilos zu viel, schon immer eine große Brille auf der Nase und diese widerspenstigen Haare. Und ich kleidete mich auch immer so. Allerdings war die Schuluniform in Osaka auch viel schöner, nicht so eng und ich sah nicht so komisch darin aus. Allerdings war ich auch etwas selbst Schuld, dass meine jetzige Schuluniform so merkwürdig aussah. Es gab zum Glück die Wahl zwischen einem langen und kurzen Rock. Und wer hätte es gedacht, der lange Rock war natürlich vorrätig, zu meinen Gunsten. Das Problem war der Blazer. Ich nahm vom Prinzip her Oberteile immer eine Nummer größer, damit diese an meinen recht großen Brüsten nicht zu sehr spannten. Damit kam ich auch gut aus. Nur gab es hier meine Größe nicht. Also entschied ich mich dazu, den Blazer in der größeren Nummer zu bestellen, sprich zwei Nummern größer als meine eigentliche Größe. Und genau so sah dieser Blazer dann auch an mir aus. Er saß vorn und hinten nicht, war zu lang, zu weit und schmiss Falten ohne Ende. Und das war für die Mädels das Dessert von allem, denn darauf sprachen sie mich so oft an. Vielmehr machten sie sich darüber lustig. Ich schämte mich dafür so sehr, aber wenigstens konnte man meinen dicken Bauch dadurch nicht so sehen. Nur leider dachte ich nicht an den Sportunterricht, dort waren alle Uniformen gleich: eng und knapp. Mein Verderben.
 

Jedenfalls waren das die einen Gründe für die Attacken. Der andere und anscheinend ausschlaggebendere Grund war mein Sitznachbar: Sasuke Uchiha.

Ganz ehrlich, ich hatte nicht wirklich viel mit diesem Jungen zu tun. Ich habe mit ihm noch nie wirklich gesprochen, nicht einmal eine Begrüßung am Morgen oder Nachmittag war drin. Er nickte mir lediglich zu, was ich ihm gleich tat. Ich konnte ihn auch überhaupt nicht einschätzen. Er sah oft genervt aus, vor allem, wenn die ganzen Mädchen bei ihm waren und ihm vorschwärmten, wie toll er doch war. Und das kam oft vor, sehr oft. Denn er war der beliebteste Junge der ganzen Schule. Selbst manche Jungs wurden rot, wenn er in der Nähe war. Und die waren nicht einmal schwul, die waren einfach nur unwahrscheinlich beeindruckt von ihm. Keine Ahnung warum. Ich konnte es nicht nachvollziehen. Sasuke Uchiha war für mich ein relativ normaler Junge. Sein Verhalten war etwas ungewöhnlich, er war ruhig, kalt und sehr erwachsen für sein Alter. Zudem war er auch ein sehr guter Schüler, sogar Klassenbester. Aber dies war für mich kein Verhalten, welches mich in starken Maßen beeindrucken konnte. Außer vielleicht die Noten, was aber daran lag, dass ich zu den schlechten Schülern gehörte. Aber der Rest waren für mich keine erstrebenswerten Charakterzüge. Allerdings konnte ich dies auch nicht so gut beurteilen, schließlich kannte ich ihn gar nicht wirklich. Dies waren nur meine ersten Eindrücke. Und sein Aussehen…. Ich wusste nicht so recht… Er war nicht hässlich, aber auch kein Adonis. Zumindest in meinen Augen. Das sagte ich einmal laut in der Gesellschaft der Mädels, das Ergebnis waren ein angesprühter Tisch, geklaute Uniform im Sportunterricht und ein Ball voll ins Gesicht.

Aber ich musste es auch nicht verstehen. Denn es machte keinen Unterschied, meine Situation veränderte sich nicht aufgrund dessen. Ich versuchte mich so gut es ging von Sasuke fernzuhalten, damit man mir nichts unterstellen konnte bzw. die Mädchen nicht noch mehr Gründe fanden, mich zu hassen.
 

Ich saß mittlerweile an meinen Tisch und packte langsam meine Sachen aus. Mit gesenktem Kopf schaute ich mich kurz in der Klasse um, die Mädels waren schon da, beachteten mich allerdings dieses Mal nicht wirklich. Sie tuschelten die ganze Zeit. Entweder ging es um Sasuke, oder sie heckten einen neuen Plan aus, um mich mal wieder bloßzustellen oder mich anzugreifen. Oder sie sprachen über beides. Ich wandte meinen Blick wieder von ihnen ab, versuchte mich nicht so sehr auf sie zu konzentrieren und die beschwerdefreie Zeit etwas zu genießen. Ich setzte mich auf meinen Stuhl und schaute aus dem Fenster. Unser Lehrer verspätete sich, obwohl er immer so pünktlich war.

Ich vermisste meine alte Schule wirklich sehr. Zwar bestand noch Kontakt mit einigen Mitschülern, aber es war eben nicht das Gleiche. Außerdem verbesserte es meine Situation auch nicht. In meiner alten Schule war ich auch nicht so beliebt, aber ich hatte meine Freunde und der Rest ließ mich in Ruhe. Sie versuchten mich aufzumuntern und mir Tipps zu geben, aber sie wären mit allem auch anders umgegangen als ich. Sie waren ganz andere Typen und hätten von Anfang an schon ihre Meinung gesagt, sich verteidigt. Allerdings schafften es meine zwei besten Freunde, Haru und Daisuke, mich immer wieder aufzumuntern. Sie waren älter als ich, viel älter, schon Anfang 20. Aber sie hielten sich derzeit im Ausland aus, machten ein Praktikum für ihr Studium. Beide studierten Medizin. Sie waren ebenso überrascht über unseren plötzlich Umzug wie ich selbst. Aber was mir Mut machte: Sie wollten auch nach Tokyo ziehen, sobald sie wieder im Lande waren. Sie planten bereits zuvor sich hier in Tokyo in einem anerkannten Krankenhaus zu bewerben, um dort ihre restlichen Praxissemester zu absolvieren. Ich wusste davon nichts, aber es freute mich umso mehr. Ich hoffte sehr und wünschte mir, dass sie angenommen würden und sie mir eine Stütze werden könnten. Aber auch wenn das in Erfüllung gehen würde, es würde noch einige Monate dauern. Bis dahin würde ich bestimmt noch einiges aushalten müssen.
 

Plötzlich wurde ich durch lautes Geschrei aus meinen Gedanken gerissen. Um ehrlich zu sein hatte ich mich sogar erschrocken. Der Grund des Geschreis war ersichtlich: Sasuke kam ins Klassenzimmer, zur Freude der Mädels. Zeitgleich kam auch Sensei Iruka abgehetzt ins Klassenzimmer gerannt.
 

„ Entschuldigt die Verspätung, es gab einen Unfall und ich musste einen Umweg fahren. Setzt euch bitte hin.“, eilig rannte er zum Lehrerpult und holte seine Lernmaterialien raus. Ich setzte mich aufrecht hin und schenkte ihm meine Aufmerksamkeit. Allerdings konnte ich mich noch so sehr auf unseren Lehrer konzentrieren, ich wurde vom Geschrei und Gewimmel unseres Tisches dennoch abgelenkt. Die Mädchen waren echt respektlos unserem Sensei gegenüber. Es hatte schon längst zum Unterricht geläutet, er bat uns bereits uns hinzusetzen und dennoch standen sie um Sasuke herum und quatschten ihn voll. Er sah wie immer genervt aus, doch das hielt sie nicht davon ab. Im Gegenteil. Es wirkte, als würden sie einen Wettbewerb daraus machen, wer es schaffen würde, seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Doch Sensei Iruka hatte die Schnauze voll und fing an durch die Klasse zu schreien, als er bemerkte, dass einige Schüler ihn ignorierten.
 

„ Ich habe gesagt, dass ihr euch hinsetzen sollt!“, seine Wut war nur leicht bemerkbar. Aber welch ein Wunder, auch die Mädels bemerkten mittlerweile unseren Sensei und setzten sich leicht bedröppelt in Bewegung, um sich an ihre Tische zu setzen. Endlich war wieder etwas Ruhe eingekehrt.

Sensei Iruka begann mit dem Unterricht. Er war unser Geschichtslehrer und begann mit einem Thema, welches bereits in meiner alten Schule angesprochen wurde. Meine Aufmerksamkeit hielt sich daher in Grenzen. Also schweifte mein Blick wieder aus dem Fenster in die Ferne. Noch zwei ganze Jahre musste ich an dieser Schule bleiben. Wir hatten bereits Mai, die großen Sommerferien würden schon bald beginnen. Und dann musste ich noch zwei ganze Jahre an dieser Schule verweilen und um mein Leben lernen. Als ich an diese Schule wechseln musste, musste ich natürlich auch diesen Eignungstest machen. Da ich nur kurz vorher von unseren besagten Umzug und Schulwechsel erfuhr, konnte ich nicht lange lernen und bestand auch wirklich nur mit zwei fest zugeklebten Augen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es überhaupt geschafft hatte, aber es war mehr Glück. Denn ein Punkt weniger und ich wäre durchgefallen. Und was wäre dann gewesen? Ich hätte immensen Ärger mit meiner Mutter bekommen. Als ich diesen Test für die Oberschule in Osaka machen musste, hatte ich schon große Angst durchzufallen. Dabei war dieser im Vergleich meiner jetzigen Schule echt einfach. Mein kleiner Bruder Sota, der hatte nicht solche Probleme damit. Mal davon abgesehen, dass seine schulische Leistung sowieso besser war als meine, meldeten meine Mutter und ihr neuer Mann in an einer Privatschule an. Bei mir hätte es sich nicht gelohnt meinten sie letztens, als ich sie danach fragte. So hart es auch klang und mich verletzte, sie hatten Recht. Der Druck wäre zu groß für mich gewesen. Ich hatte jetzt bereits Angst, die Oberstufe sehr schlecht abzuschneiden. Eine Universität kam für mich nicht in Frage, den Aufnahmetest würde ich nie bestehen mit meiner Leistung. Ich hatte mir in Osaka eigentlich schon einen Plan zurechtgelegt, aber hier in Tokyo musste ich umdenken. Aber noch brauchte ich mich darum nicht zu sorgen, denn erst einmal müsste ich dieses lange Jahr überstehen, ohne dabei Selbstmordgedanken zu entwickeln bei dem Mobbing.
 

Ich ließ meiner Lunge einen lauten Seufzer entfliehen. Ich wollte mir darüber keine Gedanken mehr machen müssen und sah wieder zur Tafel.

' Wie lange habe ich denn geträumt? Eben war es doch noch das andere Thema und nun so weit schon? Oh, eine Aufgabe? Mist, ich hänge hinterher! Die Anderen sind schon fleißig am schreiben!', eilig griff ich nach meinem Stift und schlug mein Heft auf. Ich fing an die wichtigsten Informationen, die Sensei Iruka an die Tafel geschrieben hatte, in mein Heft zu übertragen. Auch die Aufgabe. Aber sie war etwas knifflig, um ehrlich zu sein konnte ich einfach keinen Bezug aufbauen und hatte keine Ahnung, wie ich die Aufgabe anfangen sollte zu bearbeiten.
 

„ Brauchst du nach deiner Träumerei Hilfe bei der Aufgabe?“, mein Atem stockte kurz und ich schaute überrascht zur Seite. Das war das erste Mal, dass Sasuke mich ansprach. Ich war total überrascht und auch etwas überfordert, denn ich konnte mir nicht erschließen, warum er mich ansprach. Schließlich war dies nicht das erste Mal, dass ich im Unterricht nicht aufgepasst hatte und daher nicht so schnell mit kam. Etwas zaghaft schüttelte ich mit dem Kopf, ich wollte nicht zu unhöflich sein und ihm keine Antwort geben. Er zuckte nur mit den Schultern und wandte seinen Blick wieder von mir ab.

„ Aber danke…“, murmelte ich vor mich hin. Ich war noch immer überrascht über seine Hilfsbereitschaft, die wie ein Vogelschiss plötzlich vom Himmel fiel und mich überraschend traf.

„ Kein Problem.“, seine Antwort war leise, damit uns niemand hören konnte, aber seine Stimme war freundlich. Überhaupt nicht so kalt und genervt, wie seine Tonlage im Normalfall klang. Meine Überraschung fand einfach kein Ende. Nur verstand ich nicht woher dies plötzlich kam. Hatte ich vielleicht etwas Wichtiges und Ausschlaggebendes nicht mitbekommen? Sollten wir am Ende der Stunde etwa darüber der Klasse etwas erzählen? Sollte eine Diskussion zum Thema folgen? Diese Gedanken ließen mich natürlich nicht mehr los, denn dies wäre für mich fatal gewesen. Nicht einmal nur deswegen, dass ich nicht aufgepasst hatte… Ich konnte vor Leuten nicht sprechen.
 

„Woher die plötzliche Hilfsbereitschaft? Verstehe mich nicht falsch, aber es ist nicht das erste Mal, dass ich nicht aufgepasst habe und daher nicht hinterher komme. Aber es ist das erste Mal, dass du mir helfen möchtest.“, ich konnte nicht anders und musste nachfragen. Das ließ mich nicht los. Mir kamen die absurdesten Gedanken, vor allem aber die Angst, oder vielleicht war es mittlerweile schon eine kleine Paranoia, dass er sich mit den Mädchen zusammen getan hatte. Vielleicht war es eine Falle und er hatte auch Lust mich zu mobben. Oder er wollte mich blamieren und mir falsche Antworten geben. Oder er wollte wirklich nur helfen. Ich hoffte, ich bekam eine Antwort, denn sonst gab es keine Chance für mich, mich auf die Aufgabe zu konzentrieren.
 

„ Du bist anders als die anderen Mädchen und nervst mich nicht so. Außerdem bist du bemitleidenswert, da wollte ich dir wenigstens einmal helfen, da dies ein Thema für eine Klausur ist.“, er schaute mich bei seiner Antwort nicht an, sondern schrieb in sein Heft weiter. Er hatte keinerlei Regung in seinem Gesicht, obwohl seine Worte nicht gerade nett waren. Ganz im Gegenteil. Beim ersten Satz war ja alles ok, aber der zweite Satz war unhöflich und verletzte mich auch. Bemitleidenswert war ich also in seinen Augen. Was genau meinte er damit? Schließlich kannte er mein Leben doch gar nicht. Wahrscheinlich war das auf die Attacken der Mädchen und meine schulische Leistungen bezogen. Aber waren diese zwei Dinge wirklich so bemitleidenswert in den Augen anderer? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich war nicht die einzige Schülerin mit schlechten Noten in dieser Klasse. Zum Beispiel der Klassenclown, sein Name war Naruto. Er war kein guter Schüler, hatte in fast jedem Fach schlechte Noten, so wie ich. Dieser Fresssack hinter mir, Chouji oder wie der hieß, gehörte auch nicht zu den Besten. Allerdings war er immer noch besser als ich und spielte im Mittelfeld. Aber da gab es noch andere Schüler, die auch schlecht waren und Nachmittags sogar noch zur Nachhilfe gingen. Eigentlich wäre Nachhilfe für mich auch eine hervorragende Option gewesen, um meine Noten zu verbessern. Nur kostete dieses Angebot Geld, was ich meiner Mutter und meinem Stiefvater Nr. 3 nicht wert war. Wenn Sasuke das über mich wüsste, dann hätte ich seine Aussage verstanden. Oder meinte er vielleicht noch mein Aussehen? Oder die Kombination aus den drei eben gesagten Dingen? Wie dem auch sei, seine Aussage passte mir nicht.
 

„ Das war gemein!“, brachte ich mit leiser und brüchiger Stimme von mir. Mein Hals war trocken, ich musste mich räuspern um meiner Stimme wieder etwas Stärke zu geben.
 

„ Aber die Wahrheit. Wollen das nicht immer alle?“, dieses Mal sah er mich dabei an. Allerdings konnte ich keine einzige Emotion aus seinen schwarzen glänzenden Augen lesen.
 

„ Nicht immer. Außerdem kann man die Wahrheit auch schön verpacken!“, presste ich zwischen meinen Zähnen heraus. Ich bemerkte meine Wut in mir. Ich war eigentlich ein Mensch, der immer dafür war die Wahrheit zu sagen. Lügen mochte ich nicht. Außer bei Ausnahmen, die gab es immer. Da konnte mir keiner sagen, dass wirklich jede einzelne Lüge, egal aus welchen Grund, so schlimm und verletzend war. Manchmal konnte man nicht die Wahrheit sagen, wenn man wusste, dass die Wahrheit den anderen Menschen sehr verletzen würde, ohne das die Wahrheit einen anderen Effekt hätte. Warum sollte man dann die Menschen verletzen, wenn es das einzige Ergebnis wäre? Warum sollte man eine Überraschung planen und dann auffliegen lassen, weil man nicht lügen wollte? Und selbst dann wenn man die Wahrheit sagte, kam es noch immer darauf an, wie man es sagte! Worte waren so mächtig, was viele aber nicht bedachten.
 

„Das ist Zeitverschwendung.“
 

Du bist Zeitverschwendung!“, platzte es aus mir heraus. Zum Glück konnte ich die Lautstärke meiner Stimme noch kontrollieren, denn wenn das die Anderen gehört hätten, hätte die nächste Mobbingattacke nicht lange auf sich warten lassen. Doch meine Antwort passte ihm wohl nicht, denn er starrte mich für einen kurzen Moment verwundert an. Ich drückte Luft in meine Wangen, sodass sie sich auf bliesen und schaute schmollend in mein Heft. Ich hatte manchmal zwar meine Momente wie diese, dass ich Kontra geben konnte, aber das hielt nur sehr kurz an. Sollte der Uchiha nun eine Diskussion anfangen, wäre ich geliefert, da ich keine Antwort mehr parat hatte. Ich war darin einfach unwahrscheinlich schlecht. Doch ich hatte Glück. Der Uchiha wandte seinen Blick kurz darauf wieder von mir ab und beschäftigte sich weiter mit der Aufgabe. Ich blickte nicht mehr in seine Richtung, um ein eventuelles Gespräch zu vermeiden. Aber ich meinte, ich hätte in meinen Augenwinkel ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen gesehen. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen warum er lächeln sollte, aber ich versuchte mich an diesen Gedanken auch nicht aufzuhängen. Ich fing an mich auf diese Aufgabe zu konzentrieren. Und natürlich hatte ich noch immer keine Peilung, wie ich diese Aufgabe lösen sollte…
 

Nach 50 Minuten war die Unterrichtsstunde vorbei. Ich hatte Glück und es gab am Ende keinen Test oder dass wir die Aufgabe mündlich besprachen. Allerdings betonte unser Lehrer noch einmal, dass das Thema für unsere Klausur relevant war. Kaum hatte Sensei Iruka den Klassenraum verlassen, ging das Geschrei an unserem Tisch wieder los. Ich wusste nicht wer lauter schrie, aber mein Trommelfeld musste sehr viel aushalten. Ich legte meine Unterlagen auf dem Tisch alle zusammen und stand dann auf. Ich hatte keine große Lust mir die ganze Zeit über das Geschrei der verrückten Mädchen anzuhören. Ich wollte die paar Minuten nutzen und verließ den Raum, um auf Toilette zu gehen. Diese Idee hatte natürlich nicht nur ich, es war voll auf den Toiletten und ich musste mich anstellen. Dezent genervt stand ich da also im Flur und drückte meine Oberschenkel etwas aneinander, um den Druck der Blase etwas zu vermindern. Ich bemerkte am Anfang gar nicht, dass ich so dringend auf Toilette musste. Aber wer kannte es nicht, wenn man einmal daran dachte, musste es auf einmal ganz schnell gehen.

Allerdings wurde ich abgelenkt, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Mit einem mulmigen Gefühl drehte ich mich um, welches sofort verflog, als ich das breite Grinsen der coolen, blonden jungen Frau sah.
 

„ Na du! Gibt es hier was umsonst oder warum die Schlange?“, Temari lachte laut auf. Sie war eine Schülerin aus der Parallelklasse. Sie fiel mir von Anfang an auf, denn sie hatte eine recht verrückte Frisur. Vier Zöpfe zierten ihren kleinen Kopf, zwei oben und zwei unten. Ihre Haare sahen stachelig aus, hatten einen dunklen Blondton. Ihr blau-grünen Augen zeigten einem sofort, was sie ihrem Gegenüber empfand. Sie war ganz anders als die anderen Mädchen, dennoch wurde sie voll akzeptiert. Allerdings war dies auch kein Wunder, denn sie sagte jedem ihre Meinung, nahm kein Blatt vor dem Mund. Sie schien ein sehr netter Mensch zu sein, verschwendete ihre Zeit aber nicht mit Menschen, die für sie keine Bedeutung hatten oder dessen Charaktere ihr nicht zusagten. Sie war damals auch diejenige, die mir zum ersten Mal half, als ich körperlich von Karin angegriffen wurde. Karin war einer der größten Fans von Sasuke, wenn nicht sogar der größte. Sie wollte mir eine Backpfeife geben, Temari sah dies und ging dazwischen. Bei ihr hielt Karin sich zurück, auch wenn sie anfänglich fluchte und sie beleidigte. Aber man sollte sich mit Temari nicht anlegen, schließlich war sie im Karate-Club und hatte gerade erst im letzten Jahr das Schulturnier gewonnen.

Seitdem unterhielten wir uns öfter, sie war sehr nett zu mir und sie gab mir in diesen kurzen Momenten, in denen wir uns sahen, ein Stückchen Sicherheit.
 

„ Na was wohl… Ist doch jeden Tag das Gleiche…“, ich überlegte erst, ob ich versuchen sollte einen coolen Spruch zu bringen. Aber ich kannte mich, ich hätte den so richtig verkackt und mich blamiert. Ich gehörte nämlich zu denen, die dachten sie seien cool, waren es aber nie.
 

„Sag mal, ich habe eben mit Shikamaru etwas gesprochen. Er meinte, dass einige Mädchen dich immer noch angreifen und mobben. Stimmt das? Ich dachte eigentlich, dass mein Eingriff und die Standpauke letztens erst zumindest etwas geholfen hätten.“, sie stemmte ihre Hände an die Hüften und sah mich mit gerunzelter Stirn an. Ich zuckte mit den Schultern.
 

„Etwas hat es ja geholfen, es sind nicht mehr so viele. Aber du weißt doch wie es ist… Wenn man einmal auf deren Schirm ist, ist man am Arsch.“, das war die Tatsache. Vor allem wenn so ein Mensch das Opfer war wie ich. Ich konnte mich nicht wehren, hatte nicht das Selbstbewusstsein, welches man dafür brauchte.
 

„Und damit gibst du dich zufrieden? Das ist doch total beschissen, du musst dich dagegen wehren!“, schrie sie mir entgegen. Die anderen Mädchen drehten sich um, schenkten uns allerdings keine allzu große Aufmerksamkeit und sahen nach wenigen Sekunden wieder nach vorne.
 

„ Du weißt ganz genau, dass ich mich dagegen nicht wehren kann. Ich habe dafür nicht den Mut. Und außerdem muss ich es doch nur zwei Jahre aushalten, das wird schon!“, ich lächelte leicht. Diese Gedanken hatte ich oft und versuchte meine Situation damit etwas zu verbessern, zumindest in meinem Kopf. Zwei Jahre sollte ich doch schaffen, ohne einen großen Schaden davon zu tragen. Manche Leute mussten wirklich mehrere Jahre solch eine Qual ertragen.
 

„ Wenn du dich da mal nicht täuschst! Zwei Jahre sind eine ganz schön lange Zeit! Aber gut, dann werde ich versuchen dir etwas zu helfen. Nicht, dass du nachher hier noch von denen zerfleischt wirst!“, dabei lachte sie etwas auf und klopfte mir auf die Schulter. Danach verabschiedete sie sich von mir, nachdem mich ein Mädchen ansprach, dass ich dran war. Zum Glück, denn die Pause war bald vorbei und eine ganze Stunde sollte meine Blase dies nicht aushalten können. Eilig ging ich zur Toilettenkabine und atmete erleichtert aus, als der Schmerz und Druck verschwanden, nachdem ich meine Blase leeren konnte. Als ich auf der Toilette voller Erleichterung saß, betrachtete ich meine Unterhose. Total bescheuert was man auf dem Klo immer so ansah oder über was man nachdachte. Allerdings bekamen manche Menschen während des Toilettenganges ja auch des Öfteren gute Ideen.

'Ich würde nie einen Freund abkriegen…', diese Wörter gingen mir in letzter Zeit schon öfter durch den Kopf. Ich war mittlerweile 15 Jahre alt und ab und zu gab es da auch Jungs, die ich süß und interessant fand. Allerdings wusste ich, dass ich zu den Menschen gehörte, die in dieser Sache nicht solch ein Glück hatten. Und dabei dachte ich nicht unbedingt an mein Aussehen, sondern eher an meinen Charakter und meine Art. Ich war in einigen Sachen noch echt kindisch und wollte es auch bleiben, da es mir gefiel. So wie meine Unterhose in pink mit Pandabären drauf. Ich fand sie toll und süß, aber die Anderen würden mich dafür auslachen. Durch den Sportunterricht konnte ich ja nun schon mehrfach sehen, welche Unterwäsche die anderen Mädchen trugen. Natürlich gab es dort auch welche, die Slips mit Muster oder Tieren darauf trugen. Allerdings waren die wohl von einer bestimmten Marke und total angesagt. Andere wiederum trugen schon Strings. Aber selbst wenn ich so etwas tragen würde um zu gefallen oder dazuzugehören, würden sie mich auslachen. Ich gehörte einfach nicht zur Gruppe.
 

Eilig ging ich den Flur entlang, um nicht zu spät zum Unterricht zu kommen. Es hatte noch nicht geläutet, doch es sollte nicht mehr lange dauern. Die Schlange war dieses Mal einfach viel zu lang. Doch ich hatte Pech. Als ich um die Ecke bog, rannte ich in jemanden hinein. Der Aufprall war recht stark, da ich unvorbereitet war und mein Gleichgewicht deswegen verlor. Mein dicker Hintern küsste den Boden. Hastig wollte ich mich entschuldigen, doch als ich sah, in wen ich gerannt war, blieben meine Worte im Hals stecken. Ich musste ausgerechnet in Karin laufen!

Karin war eines der Mädchen, die es von Anfang an auf mich abgesehen hatte. Sie war sogar diejenige, die mich am meisten mobbte. Ihre Gruppe bestand aus Mädchen aus verschiedenen Klassen, teilweise waren sogar Mädchen aus unteren oder der oberen Klasse dabei. Doch niemand hasste mich so sehr wie sie. Ich konnte nicht sagen warum, ich hatte mit Karin noch nie wirklich gesprochen. Soweit ich wusste war sie aber Sasukes größte Verehrerin, versuchte wohl auch durch die verrücktesten Dinge bei ihm aufzufallen. Temari meinte mal zu mir, dass es schon fast krank war, denn Karin war bereit wirklich alles für Sasuke zu tun. Und so banal dieser Grund auch war, ich glaubte zu wissen warum sie mich hasste… Ich saß neben ihren Traummann und war ihm daher näher, als sie und das störte sie wohl so sehr.
 

„ Pass doch auf, du fette Sau!“, ihre roten Augen blitzten unter ihrer braunen Brille bösartig auf. Sie stand mit dem Rücken zu mir, hatte nur ihren Kopf in meine Richtung zum Boden gedreht.

„ Dann steh nicht so blöd rum!“, manchmal hatte ich ein loses Mundwerk und schaffte es mich zu wehren. Nur leider konnte ich mich immer nur dann wehren, wenn es nicht die beste Idee war. So wie hier.

Karin drehte sich nun vollständig zu mir um, so hastig, dass ihre roten, zerzausten Haare in der Luft tanzten. Sie kniff ihre Augen zusammen und sah mich voller Wut an. In diesem Moment war ich wie gelähmt. Ich konnte mich kaum bewegen, eigentlich gar nicht. Am liebsten wäre ich einfach aufgestanden und in den Klassenraum gerannt, aber ich schaffte es einfach nicht. Ich war zu ängstlich. Eine ähnliche Situation gab es schon einmal. Da wollte sie mich auch schlagen, doch da kam Temari dann dazwischen. Nur war die leider gerade nicht da.
 

„Was hast du gerade zu mir gesagt, du Sau?“, ihrer Stimme war nicht zu überhören, dass sie innerlich kochte. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften, sah von oben auf mich herab. Sakura stand auch im Hintergrund und grinste. Daneben standen noch zwei Mädchen, ich glaubte sie waren aus der Abschlussklasse.
 

„ Es tut mir leid, das war nicht so gemeint!“, mit einem gewissen Schwung schmiss ich meinen zu breit geratenen Körper nach vorne und entschuldigte mich für meinen Kommentar. Meine Hände lagen gefaltet auf den Boden. Ja, es war erniedrigend. Ich entschuldigte mich in aller Höflichkeit bei einer Person, die mich tagtäglich ein Stück mehr verletzte. Eine solche Verbeugung hätte nur eine respektvolle Person verdient und nicht so ein Mädchen wie sie. Aber auf was man sich nicht alles einließ, um einem Streit zu entgehen, den man nicht gewinnen konnte.
 

„Das hört sich doch schon besser an. Aber mit einer einfachen Entschuldigung kommst du nicht davon. Los, küss meinen Fuß!“, dabei lachte sie bösartig auf, sah mich mit einem Blick an, als wäre ich nichts wert. Ich dachte ich spinne, als ich ihre Worte hörte. Ich kannte sie nicht wirklich und vier Wochen waren keine lange Zeit. Aber so ein Verhalten hatte sie noch nie, noch nicht einmal mir gegenüber. Was war denn auf einmal los? Hatte sie etwa vorhin gesehen, dass ich kurz mit Sasuke gesprochen hatte? Aber selbst wenn, das war doch nichts Dramatisches! Doch meine Rettung kam, es klingelte zum Unterricht.
 

„ Es klingelt zum Unterricht, wir müssen los – Aua!“, ich sprang vom Boden auf um der Situation hastig zu entkommen, doch Karin schubste mich sofort wieder auf den Fußboden zurück, als sie meine versuchte Flucht bemerkte. Der Stoß tat weh und ich fiel auch auf meinen Fuß. Viel mehr landete ich mit meinem Hintern darauf.
 

„Du bleibst hier! Wir gehen nicht eher, bist du meinen Schuh geküsst hast!“, sie beharrte darauf und streckte ihn mir erneut ins Gesicht. Ich wurde rot vor Wut, ballte meine Hände zu Fäusten. Das machte ich nicht, das ging zu weit.
 

„Karin, wir sollten gehen. Wir kriegen sonst Ärger.“, warf Sakura ein. Ich schaute unter meiner Brille und meinem Pony hervor und sah, dass sie einen verwirrten Gesichtsausdruck hatte. Wahrscheinlich war sie über Karins Aktion genauso überrascht wie ich. Sie sah zu mir hinab und sah mich für eine Sekunde traurig an, ehe sie ihren Blick wieder zu Karin gleiten ließ.
 

„Wir hauen ab. Kannst uns ja später erzählen, wie weit sie ging. Hahah!“, die zwei Mädchen aus den anderen Klassen verabschiedeten sich mit einem widerlichen Lachen. Sie mussten an mir vorbei gehen, eine von ihnen zog mir an meinem Dutt. Ich schrie daraufhin kurz auf, denn es tat weh. Ich schaute ihnen hinterher, sie blickten ebenfalls noch einmal zurück und grinsten wie eine Hexe, die gleich ihren teuflischen Plan durchführen wollte. Ich hatte die Schnauze voll und stand wieder auf, ging dabei einen Schritt zurück. Ich wollte Karin nicht schon wieder die Gelegenheit geben, mich dabei erneut zu Boden zu schubsen. Wir waren nun auf Augenhöhe. Sie blickte mir stur in die Augen, ich schaute auf den Boden. Augenkontakt zu halten war nicht so meine Stärke.
 

„ Ich werde nicht eher gehen, bis du meinen Schuh geküsst hast, Dicke!“
 

„Nein, das werde ich nicht tun!“, ich beharrte darauf. So tief wollte ich nicht sinken. Ich versuchte mich erneut aus der Situation zu retten und setzte zum Gehen an. Doch selbstverständlich sollte es nicht so einfach sein. Sie hielt mich am Arm fest, drückte dabei stark zu, sodass es schmerzte.
 

„Karin, lass sie los! Wir müssen in den Unterricht, wir werden einen Eintrag bekommen!“, Sakura drängelte Karin, die ganze Sache zu lassen. Sie hatte ebenso wenig wie ich Lust darauf, Ärger mit unserem Sensei zu bekommen. Doch Karin ließ mich nicht los, bis plötzlich eine mir neue bekannte Stimme ertönte.
 

„Du hast Sakura gehört, lass sie los, Karin!“, ruckartig ließ sie meinen Arm los, erstarrte einen kurzen Augenblick. Sasuke Uchiha stand plötzlich vor mir und hinter Sakura. Er blickte sie an, zeigte natürlich keinerlei Regung in seinem Gesicht. Seine Hände ließ er lässig in seinen Hosentaschen baumeln.
 

„Sasu-lein, was machst du denn hier? Die Stunde hat doch bereits begonnen!“, Karins Stimme wurde widerlich hoch, schon fast quietschend. Ihre Wangen waren gerötet, genauso wie die von Sakura. Karin machte einige Schritte auf Sasuke zu, wollte ihn betatschen, doch er setzte einen Schritt zurück und ging in Abwehrhaltung.
 

„Unser Sensei hat mich geschickt, um nach euch zu suchen. Ihr habt einen Eintrag und sollt euch bei ihm melden.“, gab er gelassen von sich. War ja klar, dass ich wegen dieser blöden Sache auch noch Ärger mit dem Sensei bekam. Einen Eintrag, ich hatte noch nie einen!
 

„Na toll, ich hab es dir gesagt Karin! Lass uns jetzt endlich gehen!“, wütend stampfte Sakura davon, Karin ging mit einem verliebten Grinsen hinterher, fasste Sasuke beim Vorbeigehen noch einmal an. Mich würdigte sie nicht mehr eines Blickes, aber das war mir auch ganz recht. Ich setzte mich ebenfalls in Bewegung, doch ich wurde ein zweites Mal am Arm festgehalten. Nur war der Griff nicht so fest und wurde auch nicht von der selben Person ausgeübt.
 

„Was soll das? Lass mich los, ich muss in den Unterricht. Du hast doch selbst gesagt, dass wir uns beim Sensei melden sollen!“, ich zappelte etwas herum, er sollte mich loslassen. Ich hatte kein besonders großes Interesse daran den Ärger zu verschlimmern. Doch er ließ nicht sofort los.
 

„ Das war gelogen. Ich hatte gesagt, dass ich auf Toilette muss, da ich mein Portemonnaie dort liegen gelassen habe. Ich dachte mir schon, dass Karin dich aufgehalten hat.“, ich war etwas verdutzt über seine Aussage. Er war also meinetwegen gekommen? Nein, da musste ich etwa falsch verstanden haben, das konnte nicht sein. Schließlich sprachen wir heute das erste Mal miteinander, und dann sollte er mir plötzlich ganz bewusst helfen?
 

„ Dann vielen Dank dafür. Trotzdem will ich jetzt in den Unterricht zurück.“, ich schwang meinen Arm aus seinen Griff und ging zügig zum Klassenzimmer. Auch wenn es gelogen war, war ein Eintrag nicht unwahrscheinlich. Ich wusste gar nicht, was ich dem Lehrer sagen sollte. Ich drehte mich kurz um, Sasuke ging nah hinter mir. Irgendwie war der Typ komisch.
 

„ Du läufst am Raum vorbei.“, hörte ich ihn plötzlich sagen. Und leider hatte er Recht. Ich war von seiner Einmischung noch so perplex, dass ich völlig in Gedanken war und am Klassenraum vorbei ging. Peinlich berührt ging ich wieder die paar Schritte zurück. Sasuke machte die Tür auf. Die Schüler, die in der ersten Reihe saßen, starrten uns verwirrt an. Unser Sensei blickte uns ebenfalls an. Ich traute mich gar nicht in die Klasse zu gehen. Ich hasste es die Aufmerksamkeit von Leuten zu haben, wenn sie mich anstarrten. Deshalb waren Vorträge auch meine große Schwäche oder wenn ich laut in der Klasse etwas beantworten musste. Ich hatte permanente Angst etwas falsch zu machen und das die Anderen mich auslachen würden. Und in dieser Klasse war das noch nicht einmal unwahrscheinlich.

Mir lief der Schweiß auf der Stirn herunter, meine Nerven spielten verrückt und ich spürte ein leichtes Kribbeln im Körper. Sasuke bemerkte meine kurzzeitige Lähmung wohl. Er blieb ein Stück vor mir stehen und zog mich ins Klassenzimmer herein. Ich senkte meinen Kopf, wollte die Blicke nicht sehen. Gott, es war so peinlich. Ich fühlte mich so vorgeführt.
 

„Da bist du ja. Ich dachte schon, du hast solche Angst vor den Testergebnissen, dass du abgehauen bist!“, mein Kopf wurde knallrot, ich blieb abrupt stehen. Leicht ängstlich sah ich zu unserem Sensei. Doch es schien, als würde er mich angrinsen. Wirklich sehen konnte ich es nicht. Unser Sensei Kakashi war recht speziell. Von seinen zerzausten grauen Haaren mal abgesehen, die an ihm verdammt cool aussahen, trug er eine Maske ab der Nase abwärts. Ich wusste noch nicht einmal, dass das erlaubt war. Aber das machte den Mann ziemlich geheimnisvoll. Auch seine Art war sehr interessant. Ich mochte ihn zumindest sehr.

Allerdings brachte ich nicht mehr als ein Brummen heraus und ging einfach weiter. Recht zügig. Ich wollte einfach nur noch an meinen Platz. Ich setzte mich eilig hin und ließ meinen Kopf hängen. Mich umzusehen traute ich mich nicht, ich wollte nicht Karins Blick sehen oder die der Anderen. Wer weiß wie die nun über mich dachten. Ich weiß, so etwas konnte mir egal sein, aber irgendwie…
 

„ Da wir ja nun vollzählig sind, kann ich ja weitermachen. Ich hatte die Tests ja eben bereits angesprochen. Sie fielen im Großen und Ganzen ganz gut aus. Wie immer sind ein paar dabei, die besonders gut waren oder eben nicht so viel gelernt haben. Allerdings haben fast alle bei einer Aufgabe versagt, was ich nicht so ganz nachvollziehen kann.“, dabei kratzte er sich an seinem Kopf. Das machte Sensei Kakashi immer, wenn er über etwas verwundert war oder ihm etwas unangenehm war. Aber eigentlich fand ich ja alles cool, was er machte. Er war mir einfach mega sympathisch.
 

„ Ich kann nicht so wirklich verstehen, warum dort so viele durchgefallen sind. Schließlich hatten wir dafür extra eine Exkursion gemacht. Aber das zeigt mir, dass ihr dort nichts mitbekommen habt und euch auch danach nicht mehr damit beschäftigt habt.“, dabei lief er im Klassenzimmer herum und teilte die Arbeiten aus. Ich sah mir meinen Test an. Ich war an sich eine wirklich schlechte Schülerin, allerdings war Biologie eines meiner Lieblingsfächer und dort hatte ich unwahrscheinlich viel gelernt. Mir fiel das Lernen in diesem Fach aber auch sehr leicht, da ich es interessant fand. So schlecht hatte ich gar nicht abgeschnitten, es war eine 3+. Ich schaute mir die angesprochene Aufgabe an. Ich hatte dort gerade mal 3/15 Punkten. Wie jämmerlich. Wieso hatte ich dabei denn so versagt? Ich hatte im Museum doch so aufgepasst und mir alles aufgeschrieben.
 

„Die Meisten von euch haben die Aufgabe nicht so wirklich verstanden, weshalb die Punkte nur im unteren Bereich liegen. Das hat bei vielen die Note versaut.“, Sensei Kakashi war mittlerweile wieder an seinen Lehrerpult angekommen.
 

„Das haben sie doch mit Absicht gemacht, Sensei! Sie haben uns eine Falle gestellt, echt jetzt!“, schrie ein Junge in die Klasse.
 

„Nein, das war es nicht, Naruto! Aber ich bin ja nicht so. Ihr habt zwar noch viel Zeit, um eure Noten zu retten, da das Schuljahr gerade erst angefangen hat, aber es wird auch noch schwerer werden. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, euch in Gruppen aufzuteilen. Jede Gruppe bekommt ein Thema. Ich habe mich dazu entschieden, dass ihr einen Vortrag zu häufigen oder auch seltenen Krankheiten vorbereiten sollt. Momentan haben wir den Menschen ja als Thema, und ich denke, dass die Themen nicht zu schwer sein sollten. Ihr bekommt eine Woche Zeit, um den Vortrag dazu vorzubereiten und ihn dann der Klasse vorzutragen. Ich erwarte dazu auch Materialien, wie zum Beispiel Folien, Plakate oder Informationsblätter. PowerPoint ist natürlich auch gern gesehen. Aber wie gesagt, ihr habt nur eine Woche Zeit.“, kaum hatte er seinen letzten Satz beendet, brach eine Unruhe in der Klasse aus. Die Meisten fingen an zu Stöhnen, einige meckerten und andere waren einfach nur entsetzt. Gruppenarbeit. Vortrag. Zwei Dinge, die für mich nicht gerade einfach waren. Vor allem kam es dabei ja auch auf den Partner an. Sollte ich das Glück haben und mit jemanden zusammenarbeiten, der mich nicht hasste? Nein, ich hatte wahrscheinlich eher das Pech und musste mit Karin oder Sakura zusammen den Vortrag machen. Oder noch mit Ino, obwohl die ja gar nicht so schlimm war.
 

„ Ich habe die Gruppen bereits zusammengestellt. Ich fange jetzt an die Namen und das jeweilige Thema vorzulesen.“, es wurde wieder ruhig, alle hörten aufmerksam zu.
 

„ Naruto Uzumaki und Sakura Haruno, ihr habt das Thema Trisomie 21.“, man konnte ein lautes Stöhen von Sakura hören, dieser Naruto freute sich dafür umso mehr. Sakura strafte ihn mit einem harten und bösen Blick, doch dieser bemerkte es gar nicht. Er freute sich über seine Partnerin noch viel zu sehr.

„ … und Sasuke Uchiha, ihr sollt etwas zur multiplen Sklerose erzählen.“, ich sah auf. Das war doch mein Name eben, oder nicht? Ich war noch von diesem Naruto zu sehr abgelenkt und hatte daher nicht richtig zugehört. Ich sah zu Sasuke. Sollte ich wirklich das Glück haben, dass ich nicht mit einer der Furien zusammenarbeiten musste? Aber ob Sasuke da besser war? Klar, er mobbte mich nicht und war heute auch unwahrscheinlich nett und hilfsbereit mir gegenüber, was schon etwas gruselig wirkte. Aber er war der beste Schüler der Klasse und gehörte auch zu den Besten der ganzen Schule. Daneben fühlte ich mich einfach total blöd. Auch wenn es in meinem starken Fach war, ich würde mich bei ihm bestimmt blamieren. Ich war in der Gegenwart anderer immer aufgeregt, da ich Angst hatte etwas Falsches zu sagen oder zu machen. Und ich dann ausgelacht werden würde. Und wenn man dann noch mit so einem guten Schüler zusammenarbeiten musste, fühlte man sich doch gleich noch drei Ecken dümmer als sonst.

Aber Sasuke regte sich nicht ein bisschen. Er sah nicht zu mir rüber. Vielleicht hatte ich mich doch verhört.

Ich schaute an Sasuke vorbei und blickte Karin an. Diese sah mich wütend an. Mir war bewusst, dass ihr diese Einteilung nicht gefiel. Aber das war nicht meine Schuld, unser Sensei teilte uns ein. Aber ihrem Blick zufolge hatte ich Recht, ich war doch mit ihm in einer Gruppe. Sollte ich mich freuen?
 

Der Unterricht war nun vorbei und wir steckten noch mitten im Putzdienst. Ich ging gerade den Flur entlang um das Dreckwasser zu entsorgen. Dabei lief ich Sensei Kakashi über den Weg.

„ Ich hoffe, du bist mit der Gruppeneinteilung zufrieden?“, er blieb direkt vor mir stehen. Seine Augen waren geschlossen, unter seiner Maske konnte ich ein Lächeln erkennen. Also war die Entscheidung kein Zufall und bedacht.

„ Ja, ich bin Ihnen sehr dankbar, Sensei Kakashi. Es hätte mich schlimmer treffen können.“, ich erzwang mir ein Lächeln. Natürlich war ich froh, dass ich einen Partner hatte, der mich bisher noch nie angegriffen hatte. Aber ich konnte ihn eben so schlecht einschätzen und wusste nicht, was auf mich zukam. Der Blick des Senseis wurde auf einmal etwas traurig. Er sah mich so komisch an…

„ Ich weiß… Einige Lehrer, darunter auch ich, haben bereits bemerkt, dass gewisse Schüler dich verbal angreifen. Allerdings ist uns auch aufgefallen, dass du bisher nichts gemeldet hast. Wir waren uns nicht sicher, in wie weit wir da eingreifen sollten. Und eine Situation zum Gespräch ergab sich bisher nicht. Da nutze ich die Chance jetzt auch gleich…“, sie hatten es also bemerkt. Aber das war auch kein Wunder. Karin und die anderen Mädchen machten daraus ja auch kein Geheimnis. Mir fiel aber auf, dass er nur die verbale Angriffe nannte. Das hieß, dass sich die körperliche Attacke noch nicht rum gesprochen hatte. Aber es war damals ja auch nicht viel passiert…

„ Natürlich melde ich das nicht, Sensei. Das würde es nur schlimmer machen. Ich würde als Petze gelten und jeder weiß, dass das mein Verderben wäre.“, ich hatte wirklich schon einmal darüber nachgedacht, mich bei einem Lehrer zu beschweren und um Hilfe zu bitten. Ich sprach mit meinem Bruder und fragte nach seiner Meinung. Er meinte gleich, dass ich das lassen sollte, da die Angriffe danach schlimmer werden würden. Er gab mir den Tipp, dass ich versuchen sollte, mich einer Gruppe anzuschließen. Aber er hatte leicht Reden, dem liefen alle Gruppen hinterher. Ich musste den Gruppen hinterherlaufen.

„ Das stimmt, aber soll das so weitergehen? Es einfach zu akzeptieren und auszuhalten, macht die Situation nicht besser. Du wirst dir wahrscheinlich ein bestimmtes Fell aneignen, aber solche Umstände gehen an die Psyche. Und das nehmen wir hier sehr ernst, dafür ist einfach zu viel passiert!“, verwirrt blickte ich meinen Sensei an. Was genau meinte er damit? Hatte Karin vor mir etwa schon andere gemobbt und die haben geschmissen?

„Was genau meinen Sie damit, Sensei Kakashi?“, sein Blick wurde trauriger, er richtete sich gerade auf und schloss für einen Moment seine Augen.

„ Ich möchte dir helfen. Ich habe vorhin gesehen, dass du mit Sasuke zusammen rein kamst. Sensei Iruka meinte zu mir vorhin, dass er dich mit ihm auch reden sah. Wir wissen nicht, ob ihr euch gut versteht oder nicht, aber es war für mich einen Versuch wert mit der Gruppe. Du kannst mir ja berichten. Denn solltest du dich mit Sasuke gut verstehen, würde ich den anderen Lehrern Bescheid geben, dass solche Arbeiten bei dir bevorzugt mit ihm stattfinden. Du kannst mir aber auch einfach alle Namen der Leute nennen, die dich mobben. Diese vermeiden wir dann dir zuzuteilen.“, er bemühte sich wirklich, um es mir etwas einfacher zu machen. Dafür war ich ihm auch dankbar, denn dies war nicht selbstverständlich. Allerdings wollte ich keinen Namen nennen. Denn irgendwie bezweifelte ich, dass es nur für die Vermeidung der Gruppeneinteilung dienen sollte.
 

„ Wir werden sehen. Ich sage Ihnen dann einfach Bescheid, wie es mit Sasuke lief. Aber ich möchte nicht bevorzugt werden. Es wird schon alles klappen. Und jetzt muss ich auch leider los, sonst verpasse ich meinen Bus.“, ich verbeugte mich tief vor Sensei Kakashi und rannte dann an ihm vorbei. Es war mir unangenehm darüber mit einem Sensei zu sprechen. Zumal jeden Moment auch ein Schüler vorbeikommen konnte. Man hätte mir das Gespräch auch anders auslegen können. Er rief mir kurz noch etwas nach, aber ich drehte mich nicht mehr um. Ich hoffte, dass er mein Verhalten nicht als sehr unhöflich ansah, aber ich wollte auch keinen Fehler machen. Ich wollte unter keinen Umständen als blöde, dicke Petze gelten!
 

Nachdem ich das Dreckwasser entsorgt hatte und auch den Eimer und den Rest der Putzutensilien wieder in der Kammer verstaut hatte, nahm ich meine Tasche und verließ das Klassenzimmer. Die meisten Schüler waren bereits gegangen. Es waren nur noch zwei oder drei dort, die sich mit ihren zugeteilten Aufgaben viel Zeit ließen. Die meisten Schüler gingen zu ihren Kursen, die nach der Schule stattfanden. Man gab mir damals auch die Liste, in der alle Kurse und Clubs aufgelistet waren. Eigentlich ist dies eine Schulpflicht, aber ich konnte mich damals nicht entscheiden. Nun gut, um ehrlich zu sein hatte ich mich entschieden, entweder Kunst oder Musik. Aber die Kurse waren überfüllt, man kam nur mit einer bestimmten Qualifizierung rein. Und da hatte ich mal wieder zu große Angst darin zu versagen. Außerdem wusste ich auch nicht, was da für Leute drin waren. Doch ich musste über meinen Schatten springen. Letzte Woche wurde ich von Sensei Kakashi erneut diesbezüglich angesprochen. Er gab mir ausnahmsweise noch zwei Wochen Zeit. Sonst sollte ich mal in alle Kurse reinschnuppern, um den richtigen zu finden. An sich ein guter Vorschlag, aber als „Neue“ wird man immer so ausgelassen von den Anderen. Ich wusste, ich war ein viel zu ängstlicher und unsicherer Mensch, hatte kaum Selbstbewusstsein. Ich musste etwas daran ändern, aber dazu fehlte mir der Mut.

Während ich mich wieder einmal über die Clubs sorgte, ging ich die Treppen hinunter um ins Foyer zu gelangen. Auch hier war es recht leer. Ich begrüßte die Stille. Großen Lärm oder auch Gedrängel empfand ich als sehr störend, wahrscheinlich wie die meisten anderen Leute auch. Ich ging zu meinem Schuhfach. Langsam zog ich meine Schuhe der Schule aus und tauschte sie gegen meine Straßenschuhe ein. Ich brauchte unbedingt mal neue! Sie waren schon so ausgelatscht, das Laufen war schon lange nicht mehr bequem. Aber meine Mutter war geizig, gab das Geld lieber für sich und Shinichi aus. Sota bekam alles was er wollte. Er war der Liebling. Er war der Sohn, den Shinichi immer haben wollte. Er selbst hatte wohl auch einen aus erster Ehe, aber soweit ich es richtig verstand, wollte er mit ihm nichts zu tun haben, da er homosexuell war. Total bescheuert da so ein Theater zu machen. Natürlich konnte ich in gewisser Weise verstehen, dass es für die Eltern schwer sein musste dies zu akzeptieren. Aber deshalb direkt den Kontakt abzubrechen und ihn als Schande zu bezeichnen? Das konnte ich nicht verstehen.
 

Langsam ging ich die Straße entlang. Meinen Bus hatte ich tatsächlich verpasst. Ich hatte keine Lust zu warten und ging daher zu Fuß. So weit war es zur Bahn nicht. Außerdem hatte ich Zeit. Shinichi war eh noch arbeiten. Meine Mutter war wahrscheinlich auch noch unterwegs. Und Sota, entweder war er mit seinen Freunden unterwegs oder in einem seiner Schulclubs. Ich war immer als erste zu Hause. Daher musste ich auch fast alles machen. Kochen, Tisch eindecken und abräumen, spülen und am Wochenende musste ich auch putzen. Eigentlich die Aufgabe einer Mutter. Viele Mütter taten dies auch, obwohl sie arbeiteten. Meine Mutter musste nicht arbeiten, sie hatte ausgesorgt. Mein Vater hatte damals schon Vermögen, arbeitete sich dafür aber auch wund. Wir hatten nie so viel Zeit, wie wir Kinder es uns wünschten. Und Shinichi leitete eine erfolgreiche Firma, die er vor Jahren aufgebaut hatte. Dadurch musste meine Mutter keinen Finger krümmen. Früher nutzte sie die Zeit um für uns da zu sein, erledigte den Haushalt, die Einkäufe, half uns bei den Hausaufgaben und verbrachte die Zeit mit Sota und mir. Doch seit dem Tod meines Vaters fuhr sie einen starken Egotrip. Sie überließ mir fast alle Aufgaben, kümmerte sich nur noch um sich. Sota erlaubte sie noch viel und gab ihm auch ein hohes Taschengeld. Ich hingegen hatte kaum noch Zeit für mich, musste mich für alles rechtfertigen und bekam nur ein sehr kleines Taschengeld. Und wenn ich mal eine neue Brille brauchte oder eben neue Schuhe, zögerte sie es hinaus. Und Shinichi… Er gab öfters nach und gab mir dann das Geld dafür, allerdings nur für eine Gegenleistung. Ich musste dann mal für seine Firma ein Gericht kochen, was für 30 Mann reichen musste. Ich stand fast den ganzen Tag in der Küche, musste mich dafür sogar in der Schule krank melden. Es hörte sich nicht nur schlimm an, es war auch schlimm. Und warum das alles? Ich wusste es nicht genau, ich konnte nur vermuten. Ich kam nach meinem Vater. Ich sah ihm ähnlich. Für die Beiden wohl zu ähnlich. Sota kam nach meiner Mutter. Ich konnte mir nicht anders erklären, warum bei uns solche Unterschiede gemacht wurden…
 

Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ein Auto laut anfing zu hupen. Ich sprang etwas zur Seite, hatte mich arg erschrocken, da ich zu vertieft in meinen Gedanken war. Ich sah einen schwarzen Wagen, der langsam in meine Richtung fuhr. Er sah schick aus, sehr elegant. Aber ich war auch leicht zu beeindrucken, was auch damit zu tun hatte, dass ich von Autos absolut keine Ahnung hatte.

Die Fenster waren dunkel getönt, daher konnte ich nicht erkennen, wer in diesem Auto saß. Der Wagen kam neben mir zum Stehen. Das Fenster fuhr langsam herunter und ich konnte schwarze Haare erkennen. Es war Sasuke. Also langsam wurde das alles etwas gruselig. So viele Aufeinandertreffen an einem Tag und dann auch noch nach der Schule.

„ Warte mal kurz.“, er machte den Motor aus und stieg langsam aus dem Wagen. Gemütlich schlenderte er auf mich zu. Kurz vor mir kam er zum Stehen. Er war mir nah, zu nah. Ich ging einen Schritt zurück. Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommen sollte. Was wollte er schon wieder von mir?

Er streckte mir seine Hand entgegen. Etwas verdattert starrte ich sie an. In dieser lag sein Smartphone. Es sah aus, als hätte er eines der neusten Modelle! Beeindruckend! Der Wagen, das Smartphone… Er stammte bestimmt aus gutem Hause!

„ Gib mir mal deine Handynummer.“

„ Warum denn das?“, ich stand perplex vor ihm. Meine Handynummer? Warum das denn auf einmal?

„ Wie soll ich dir denn sonst wegen des Projektes schreiben? Wir müssen uns absprechen!“, seine Stimme war bestimmt, sein Blick etwas genervt. Der erwartete wohl auch, dass man sofort auf alles kam! Ein Junge fragte nach meiner Handynummer, da durfte ich ja wohl im ersten Moment verdutzt sein! Auch wenn es hier nur um die Schule ging!

„ Ach so ja, klar…“, gab ich kleinlaut von mir. Gut, dass ich zuvor nichts Blödes gesagt hatte. Ich nahm vorsichtig sein Smartphone in meine Hände und tippte meine Nummer ein. Es war ein ganz komisches Gefühl, so ein teures Ding in meinen Händen zu halten. Klar, Smartphones sind nicht erst seit gestern auf dem Markt, aber ich hatte noch so ein altes Klapphandy, wie viele andere auch in meinem Alter. Ich hatte Angst, es fallen zu lassen, was leider zu mir passte, da ich ein Tollpatsch war. Doch es ging alles gut und ich gab ihm, mit eingetippter Nummer, sein Handy zurück. Er nahm es rasch an sich und tippte noch etwas ein. Danach verstaute er sein top modernes Telekommunikationsmittel in seiner Hosentasche.

„ Ich werde dir heute Abend schreiben, damit wir alles abklären können. Ich will die Sache so schnell wie möglich hinter mir haben.“, in diesem Moment war mir klar, dass er von mir und unserer Gruppe genervt war und nicht viel davon hielt. Warum sollte er das auch? Ich war die Neue, nicht beliebt und entsprach mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht dem Typ Mädchen und Mensch, mit dem er sich normalerweise abgab.

„ Alles klar…“, ich machte auf dem Absatz kehrt und setzte meinen Weg fort. Mir wurde ganz komisch, nachdem er dies so gesagt hatte.

„ Soll ich dich nach Hause fahren?“, überrascht blieb ich stehen, drehte mich verunsichert um. Er wollte die Arbeit mit mir schnell hinter sich bringen, aber dann nach Hause fahren?

„ Nein, ich laufe, danke.“, ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Außerdem mochte ich es nicht, wenn man mich extra nach Hause fuhr. Wenn er den gleichen Weg gehabt hätte, wäre es was anderes gewesen.

„ Ich fahre aber in deine Richtung. Also steig an.“, er drehte sich zu seinem Wagen um und machte bereits die Fahrertür auf. Ich drehte mich nun ganz zu ihm um. Ich war skeptisch, zu Recht.

„ Woher weißt du denn, in welche Richtung ich muss? Habe ich nie gesagt…“, er konnte doch gar nicht wissen, wo ich wohnte. Woher auch… Er blickte mich einen Moment lang an, schien zu überlegen.

„ Ich habe letztens gesehen, wie du am Bahnhof in Harajuku eingestiegen und zur Schule gefahren bist. Also schlussfolgere ich daraus, dass du dort wohnst. Es sei denn, du bist dort von deinem Freund gekommen…“

„ Ich habe gar keinen Freund…“, nun hatte ich das Gefühl, dass er mich verarschen wollte. Als ob er nicht gewusst hätte, dass ich keinen Freund hatte. Aber mich interessierte, was er in Harajuku machte? Das Viertel war beliebt, gerade bei uns jungen Menschen. Ob er dort auch wohnte? Ich drehte mich wieder um. Sein Ton gerade war sehr arrogant.

' Daraus schlussfolgere ich bla bla bla…', hielt er sich nun für einen Detektiv? Idiot. Ich hörte, wie die Autotür zuknallte und der Motor starrte. Er ließ mich wohl nun alleine und in Ruhe nach Hause laufen. Ich dachte im ersten Moment, dass er vielleicht doch gar nicht so blöd war, wie ich dachte. Aber ich glaubte, ich hatte mich geirrt. Er war zwar irgendwie nett, aber auch arrogant. Und mit solchen Personen hatte ich meine Probleme, was aber wohl mehr an meinen Minderwertigkeitskomplexen lag. Plötzlich blieb der Wagen wieder neben mir stehen, sein Fenster war noch geöffnet.

„ Ich frage kein zweites Mal.“, gab er monoton von sich. Verdutzt blieb ich stehen.

„ Was willst du von mir? Warum bist du auf einmal so nett zu mir? Darum habe ich dich nie gebeten!“, ich hatte bei diesem Jungen einfach ein merkwürdiges Gefühl. Keine Ahnung warum, aber da war etwas, was mich abschreckte, mir ein Unwohlsein bereitete.
 

„ Das habe ich dir bereits im Unterricht gesagt.“, er blickte nach vorne zur Straße, schenkte mir also nicht einmal einen Blick. Das war wohl zu viel verlangt.
 

„ Ach stimmt, ich war ja so bemitleidenswert…“, mein Ton war gerade auch nicht der freundlichste. Aber das Gesagte tat mir vorhin und auch nun auch einfach sehr weh.
 

„ Richtig. Es ist deine Entscheidung. Aber du solltest wissen, dass gerade im Radio gesagt wurde, dass die Buslinie, die hier fährt, aufgrund eines schweren Unfalls vorübergehend nicht fährt.“, mein Kopf schnallte in einem sehr zügigen Tempo mehr in seine Richtung. Was hatte er gesagt? Ok, kein Problem, ich wollte ja eh bis zur Bahn laufen. Aber fuhr die denn auch? Ja, das sollte gehen, schließlich fuhr die Bahn nicht auf der Straße. Das Eine hatte mit dem Anderen nichts zu tun. Sasuke schien es wohl nicht mehr zu interessieren, denn er ließ das Fenster wieder hoch gleiten. Zeitgleich bekam ich eine SMS. Ich holte mein Handy heraus. Es war ungewöhnlich, dass ich Nachrichten bekam, mir schrieb eigentlich nie einer. Verwundert öffnete ich mein Klapphandy. Die Nachricht war von Shinichi.
 

' Um 19 Uhr komme ich mit einem wichtigen Geschäftspartner, er will meine Familie kennenlernen. Bis dahin hast du bitte etwas gekocht und die Wohnung aufgeräumt.‘
 

Das war scheiße, verdammt scheiße.
 

„Stopp!“, als ich bemerkte, dass Sasuke gerade anfahren wollte, schrie ich laut und schlug meine Hand auf die Motorhaube. Zum Glück hielt er auch und gab mir nicht das Gefühl eines nassen Pudels, der einfach stehen gelassen wurde. Das sagte man doch so, oder?

Eilig rannte ich zur Beifahrertür, riss sie mit voller Kraft auf und ließ mich in den Sitz fallen. Dies war mir kurz danach allerdings unangenehm, da ich bemerkte, dass das Auto für einen Moment nach unten sackte. Dieses blöde Fett. Das waren solche Dinge, die mir peinlich waren. Genauso wie, wenn ich in einen Fahrstuhl stieg und dieser etwas in die Tiefe ging, oder mein Gewicht so stark war, dass selbst ein Gullydeckel sich dadurch bewegte.

Sasuke starrte mich fragend an.

„ Ich muss schnell nach Hause, daher nehme ich dein Angebot an. Danke.“, eine Erklärung war ich ihm schuldig. Erst lehnte ich sein Angebot ab und stellte blöde Fragen und nun setzte ich mich einfach in sein Auto.

„ Ok.“, mehr brachte er nicht heraus. Er setzte sich seine Sonnenbrille auf und drückte aufs Gaspedal. Währenddessen schnallte ich mich noch schnell an.
 

Da war ich nun. Ich saß im Auto des beliebtesten und besten Schülers der Schule, als einer der unbeliebtesten und schlechtesten Schülerinnen. Irgendwie war der Tag heute echt komisch…

Ein Versuch der Annäherung

Kapitel 2: Ein Versuch der Annäherung

„Da sind wir!", als ich das Mehrfamilienhaus sah, in dem wir wohnten, ertönte meine Stimme. Sasuke schaute kurz auf und betätigte den Blinker. Sein Auto wurde langsamer und er fuhr an den Straßenrand. Der Wagen hielt genau vor meinem Haus an. Er stand vor einer Einfahrt.
 

„Beeil dich, ich darf hier nicht stehen.", seine Stimme war bestimmend und kalt. Also fast wie immer. Aber ich hatte keine Zeit mir darüber Gedanken zu machen, die Zeit saß mir im Nacken. Eilig schnallte ich mich ab und packte meine Schultasche. Ich robbte weiter zur Wagentür, dabei wippte auch das Auto etwas mit. Das war mir sehr unangenehm. Schon als ich in den Wagen stieg und dieser durch mein Gewicht etwas nach unten sank. Ich wusste, dass dies normal war, aber ich war immer peinlich berührt durch meine überschüssigen Pfunde.

Ich packte den Griff der Beifahrertür und machte sie auf. Zaghaft drehte ich mich noch einmal zu Sasuke um.
 

„Danke fürs Fahren.", meine Stimme war brüchig und unsicher. Ich fühlte mich nicht ganz so wohl in Sasukes Gegenwart, aus verschiedensten Gründen. Vor allem aber, weil ich ihn nicht einschätzen konnte. Die ganze Fahrt über, die knapp eine Stunde Zeit kostete, vor allem durch den überfüllten Verkehr, sprachen wir nicht ein einziges Wort. Ich hatte oft versucht den Anfang zu machen, doch jedes Mal versagte meine Stimme durch einen überdimensionalen Kloß im Hals. Sasuke hatte dies nicht bemerkt oder es interessierte ihn nicht. Er selbst machte auch keine Anstalten ein Gespräch zu beginnen. Er war nur sehr genervt.
 

„Ja ja.", er schenkte mir nicht einmal einen Blick. Das war für mich das Signal und die Bestätigung, dass er seinen Gefallen bereute. Eilig stieg ich aus dem Wagen aus, der wohlgemerkt sehr teuer und edel aussah, und machte vorsichtig die Autotür zu. Das war nicht so schlau, denn dadurch ging sie nicht richtig zu. Ich öffnete sie erneut und wandte etwas mehr Kraft auf und schlug sie erneut zu. Doch schon wieder war ich zu zaghaft. Ich wurde rot.
 

'Ich bin echt zu blöd eine Autotür zuzumachen. Sasuke muss auch denken, dass ich behindert bin!', während meine Scham in die Höhe stieg, öffnete ich die Autotür ein drittes Mal. Nur dieses Mal ertönte eine laute, genervte Stimme aus dem Auto.
 

„Du musst sie stärker zumachen, sonst wird das nichts!", der Pegel seiner Laune sank immer mehr. Und mir wurde diese Situation immer unangenehmer. Um endlich abhauen zu können, ließ ich meiner Kraft freien Lauf und knallte die Tür zu. Nur war das zu viel Kraft, der ganze Wagen wackelte und ich hörte vom inneren des Wagens Gebrüll. Ich hob nur noch schnell meine Hand zum Abschied, machte auf dem Absatz kehrt und rannte zu unserem 12 Etagenhaus.

Vor der Eingangstür blieb ich stehen und fing an in meiner Tasche zu wühlen. Wie es immer in solchen eiligen Gegebenheiten war, fand ich in meiner Tasche alles. Nur nicht meinen Schlüssel. Dabei war es ja nur die Schultasche und ich hatte gar nicht so viel Krimskrams drin. Aber jedes Heft war mir mindestens drei Mal im Weg. Plötzlich ging die Haustür auf.
 

„Hallo Natsuki-san!", etwas überrascht schaute ich auf.
 

„Schönen guten Tag, Obayashi-san!“, ich verbeugte mich etwas vor unserer Nachbarin. Obayashi-san wohnte genau gegenüber von uns. Pro Etage gab es vier Wohnungen, wie ein C angeordnet. Wir kannten uns nur vom Sehen. Aber sie war sehr nett mir gegenüber. Ihre braunen Augen grinsten mich hinter ihrer großen runden Brille an, die mit ihrer knallgelben Farbe ein starker Kontrast zu ihren schwarzen, zersträubten Haaren bildete.
 

„Vielen Dank und noch einen schönen Tag!", sie hielt mir die Tür auf. So musste ich nicht weiter vor der Tür nach dem Schlüssel kramen. Hastig huschte ich durch den Eingang.
 

„Danke, dir auch!", sie ließ die Tür los, während sie mir ihre Worte zu rief. Ich drehte mich nicht mehr um, sondern rannte zu unserem kleinen Fahrstuhl, der rechts in der Ecke versteckt war, gegenüber der dritten Wohnung. Doch ich hatte die Arschkarte gezogen, denn er war belegt. Zwei Männer standen davor und versuchten einen großen Schrank reinzuquetschen. Ich bezweifelte, dass sie das schaffen sollten, denn der Fahrstuhl war nicht besonders groß. Es passten gerade mal vier bis fünf Personen rein. Es war ja auch der Personenaufzug. Für Möbel gab es auf der linken Seite einen extra Lastenaufzug, allerdings musste man für die Benutzung erst dem Hausmeister Bescheid geben und eine Gebühr von knapp 6500¥ * für den Schlüssel hinterlassen. Den Fahrstuhl konnte man nämlich nur mit diesem überhaupt benutzen. Allerdings bekam man die Gebühr nach Abgabe des Schlüssels wieder, daher hatte man nicht wirklich irgendwelche Ausgaben.
 

„Tut mir leid, Kleine, aber das dauert hier noch eine Weile!", grinste mich einer der Typen an. Ich plusterte meine Wangen auf und war beleidigt. Was war denn so schwer daran, diese kleinen Umstände auf sich zu nehmen und den Schlüssel zu holen? Angepisst ging ich an den schwitzenden Männern vorbei Richtung Treppe, welche sich neben dem Personenaufzug befand. Verärgert stampfte ich die einzelnen Stufen hinauf, doch es dauerte nicht lange bis sich meine mangelnde Kondition zu Wort meldete. Ich war unsportlich, sehr sogar. Klar gab es einige Übungen und Sportarten, in denen ich relativ akzeptable Leistungen hervorbrachte. Treppensteigen gehörte aber definitiv nicht dazu und brachte mich zur regelrechten Schnappatmung inklusive Seitenstechen. Und genau dies setzte ab der vierten Etage ein. Meine Beine fingen schon an zu zittern und wurden wackelig. Blöderweise wohnte ich aber in der achten Etage. Noch ganze vier Etagen musste ich überwinden. Völlig aus der Puste setzte ich meinen Weg fort, machte in der fünften Etage dann aber eine Pause. Mir wurde warm, ganz heiß sogar und ich fing an zu schwitzen. Ich setzte mich auf eine Stufe und nahm meine Tasche auf den Schoß. Mit schwerer und lauter Atmung wühlte ich erneut in meiner Tasche. Dieses Mal aber nicht nach dem Schlüssel, sondern nach meinem Asthmaspray. Mein Asthma hatte ich eigentlich gut unter Kontrolle, Luftnot hatte ich nicht so oft. Aber heute war es bereits sehr aufregend, dazu war die Luftfeuchtigkeit hoch und die Pollenzeit hatte begonnen. Mein Asthma war zum Glück auch nur allergisch bedingt, vor allem durch Pollen. Trotzdem sollte ich es nicht unterschätzen, denn so wie jetzt, hatte ich Luftnot. Zum Glück fand ich mein Asthmaspray zügiger als meinen Schlüssel vorhin und konnte einen Zug nehmen. Ich atmete erst aus, setzte mein Asthmaspray an meinen Mund, holte langsam tief Luft und drückte dabei zeitgleich auf mein Spray. Ich hielt für 10 Sekunden den Atem an, entfernte das Asthmaspray von meinem Mund und atmete durch die Nase langsam wieder aus. Anfangs hatte ich mit der Technik so meine Probleme, aber nach einer gewissen Zeit ging es mir ins Blut und ich musste gar nicht mehr groß darüber nachdenken.

Nach einigen Sekunden bemerkte ich schon eine Verbesserung. Ich blieb noch einen Moment sitzen und suchte meinen Schlüssel. Dieses Mal fand ich ihn schneller. Dabei fiel mir auch mein Handy in die Hand, ich klappte es auf und erschrak. Es war bereits halb fünf! Rasant stand ich von der Stufe auf und erklomm noch die letzten drei Etagen.
 

Nach einigen qualvollen Minuten kam ich dann endlich an. Vor der Haustür musste ich noch einmal pausieren, stützte meine Hände auf meinen Knien ab und atmete tief ein und aus. Doch mir kam die Zeit wieder in den Sinn. Ich hatte dafür keine Zeit. Um 19 Uhr musste alles fertig sein.

Ich fummelte den Schlüssel für unsere Wohnungstür aus meinem Bund, steckte ihn ins Schloss und öffnet die Tür. Ich war etwas verwirrt, da nicht abgeschlossen war. Ich schloss aber immer ab, wenn ich das Haus als Letzte verließ. War Mutter etwa schon zu Hause? Sollte sie mir etwa helfen wollen, weil der Termin so wichtig war? Vorsichtig betrat ich die Wohnung, ließ die Tür leise ins Schloss fallen und legte meine Tasche auf unseren Boden ab.
 

„Hallo, ich bin da!", ich zog mir meine Schuhe aus, nahm meine Tasche wieder in die Hand und ging in die Küche, welche rechts vom Flur lag.
 

„Hey ane-chan*²!", mein kleiner Bruder Sota saß entspannt am Küchentisch und spielte an seinem Smartphone herum.
 

„Was machst du denn schon hier? Hast du heute nicht Training?", ich fragte mich, ob Shinichi ihm auch geschrieben hatte, das er zum Essen da sein sollte und daher früher Heim kommen musste. Ich ging auf ihn zu und legte meine Schultasche auf unseren runden Keramiktisch ab, welcher reinweiß war und daher viel Pflege benötigte.
 

„Nein, das Training fiel aus. Der Trainer hatte einen familiären Notfall. Wieso bist du denn so abgehetzt?", er sah mich etwas fragwürdig an und legte sein Handy zur Seite. Shinichi schien ihm nicht geschrieben zu haben.
 

„Shinichi hat mir geschrieben, dass er wohl einen Geschäftspartner bei uns zum Essen eingeladen hat. Ich muss die Wohnung sauber machen und Essen kochen. Ich schaffe es zeitlich nicht. Denn er wird sich kaum mit einem einfachen und schnellen Essen zufrieden geben!", stöhnte ich leicht erschöpft und setzte mich ebenfalls an den Tisch. Ich sackte etwas in mir zusammen. Es war mittlerweile schon 16:43 Uhr. Etwas über zwei Stunden. Wie sollte ich das alles schaffen?
 

„Echt? Mir hat er nichts geschrieben. Komm, ich helfe dir! Ich mache sauber und du kochst.", er grinste mich dabei unbeschwert an. Ich musste grinsen.
 

„Du weißt nicht einmal wo die Putzsachen sind. Lass mal. Sollte Mutter früher kommen und das sehen, wird sie ausrasten. Außerdem...", ich unterbrach meinen Satz und stand vom Tisch auf. Ich ging zu unserem blauen Kühlschrank. Als ich ihn geöffnet hatte, zog ich die Augenbraue in die Höhe. Ich hatte es befürchtet.
 

„Oh, der ist ja leer..."
 

„Du hast es erfasst, otouto*³!", natürlich war der Kühlschrank mal wieder fast leer. Ich hatte nicht ans Einkaufen gedacht. Aber ich hatte auch kein Geld da. Genervt und auch verärgert knallte ich die Tür wieder zu und fing an zu brummen. Wirklich an alles musste ich denken und erledigen erst recht. Ich senkte meinen Kopf, Verzweiflung stieg in mir auf. Mein Bruder sah mich traurig an, doch plötzlich fing er an zu grinsen.
 

„Ich hab eine Idee, ane-chan! Du ziehst dich jetzt erst einmal um, dann fangen wir mit dem Putzen an und dann bestellen wir einfach Essen und sagen, du hast gekocht!", stolz auf diese Idee gekommen zu sein, stemmte er seine Hände in die Hüften und formte ein breites Grinsen, breiter als eine Banane.
 

„Das wäre eine gute Idee, wenn wir Geld hätten. Und mein kleines Taschengeld reicht dafür nicht aus.", leider musste ich ihm sein Grinsen vermasseln. Die Idee war wirklich nicht schlecht, aber ich hatte nicht genügend Geld dafür und wahrscheinlich wäre es auch aufgefallen. Doch Sota grinste mich weiter an.
 

„Shinichi hat mir für Notfälle verraten, wo er Bargeld hier versteckt hat. Glaub mir, das würde für ein Essen für 100 Mann reichen!", seine Zähne kamen hervor, seine Augen waren vom breiten Grinsen etwas zugedrückt. Nun musste ich aber auch grinsen. Mein kleiner Bruder war ausgeklügelter als gedacht.
 

Es war halb sieben. Ich stand im Badezimmer und machte mich etwas frisch. Das Putzen war anstrengend und wir kamen ins Schwitzen. Vor allem bei dem schwülen Wetter, was auch ziemlich untypisch war für Mai. Ich tupfte mein Gesicht gerade mit etwas kaltem Wasser ab. Selbst meine Haare waren am Ansatz verschwitzt. Plötzlich klopfte es an der Badezimmertür.
 

„Ane-chan beeil dich! Mama kommt gleich! Sie hat mir geschrieben, dass sie in 10 Minuten da ist!", rief mir mein kleiner Bruder von der anderen Seite der Tür zu. Ich wurde unruhig und fing an mich zu beeilen. Ich hatte mir bereits Sachen zurechtgelegt. Vor dem Putzen zog ich Schlabbersachen an, um die Schuluniform nicht schmutzig zu machen. Aber in Jogginghose und XXXL- Shirt konnte ich natürlich nicht zum Essen erscheinen.
 

„Ich bin gleich fertig, nur 5 Minuten! Bereite schon einmal den Tisch vor, bitte!", schrie ich gegen die Tür. Ich hoffte, dass alles geklappt hatte und ich keinen Ärger bekam.
 

„Ok.", antwortete er mir leise. Er schien wohl schon Richtung Küche zu gehen. Oder er hatte keine Lust mehr zu helfen. So viel wie heute half er noch nie bei der Hausarbeit, das war glaube ich überhaupt das erste Mal, dass er mehr machte als den Müll rauszubringen und beim Kochen zu helfen. Das war aber auch in Ordnung. Ich war die große Schwester und musste mich um ihn kümmern. Er sollte noch früh genug anfangen Verantwortung zu lernen, auch den Haushalt zu machen. Aber im Gegensatz zu anderen Kindern in seinem Alter half er ja schon mit oder viel mehr bot er es an. Vor allem mir, seitdem ich die Wohnung fast komplett alleine putzen musste. Wir kochten auch öfters zusammen, das machte ihm Spaß. Und den sollte er auch haben, deshalb ließ ich ihn mir auch helfen. Mir machte es aber auch Spaß und gab mir immer wieder etwas Freude neben dem ganzen Stress mit meiner Mutter und Shinichi.

Ich nahm meine bereit gelegten Klamotten und zog mich um. Die Jogginghose tauschte ich mit einem langen grauen Rock aus, welcher mir bis zu den Knöcheln ging und weit geschnitten war. Als Oberteil entschied ich mich für ein hellblaues Shirt mit halblangen Armen und einem kleinen Rundausschnitt. Mein Outfit war einfach gehalten, aber das war auch mein Stil. Ich hatte ehrlich gesagt kaum Ahnung von Klamotten. Natürlich sah ich mir auch Magazine und die Sendungen über Promis und deren Kleidung an. Aber diese Kleidung war für Körper wie meinen nicht gerade vorteilhaft, sogar einfach nur schrecklich. Ich konnte nicht alles tragen, aber es gab mittlerweile auch eine gute Auswahl an Kleidung, die sehr stylisch und modern war. Nur traute ich mich einfach nicht etwas Neues auszuprobieren. Haru und Daisuke versuchten mich schon immer umzustylen, aber ich fühlte mich nie wohl dabei. Es fühlte sich falsch an. Und so sollte man dabei nicht empfinden. Da mangelte es mir einfach an Mut und Selbstsicherheit um mal einen Schritt nach vorne zu wagen. Aber vielleicht sollte das besser werden, wenn ich älter werde.

Ich stellte mich vor unserem Badezimmerspiegel, welcher direkt über dem Waschbecken befestigt war. Ich löste meinen Dutt und ließ meine langen Haare auf meine Schultern und Brust fallen. Meine Haare waren eine der wenigen Dinge, welche ich an mir mochte. Sie waren zwar recht widerspenstig, aber mit der gewissen Pflege konnte ich sie bändigen. Ich erbte die Farbe meines Vaters. Er hatte auch rosafarbene Haare, natürlich nur nicht so lang. Meine reichten mir bis zum Bauchnabel. Aber ich trug sie selten offen, sie waren mir immer im Weg. Letztes Jahr hatten Haru und Daisuke mir zu meinem Geburtstag ein kleines Umstyling geschenkt, welches ich mir auch gewünscht hatte. Mir wurden die untere Hälfte der Haare in einem wunderschönen Lila gefärbt. Ich hatte also diesen modernen Ombre-Look, der nun aber wieder aus der Mode gekommen war. Ich fühlte mich damit dennoch sehr wohl und auch etwas hübsch, weshalb ich mein weniges Geld immer wieder sparte, um mir die Tönung regelmäßig aus dem Internet zu bestellen und die Farbe zu erhalten.

Ich kämmte mir die Haare grob durch, sie waren so dick, da war es nicht weiter dramatisch, wenn dadurch ein paar Haare ausgerissen wurden. Ich griff in die Haare hinein und formte sie wieder zu einem Dutt. Ich hatte viel zu sehr getrödelt, die 10 Minuten waren schon fast um!
 

Meine Schlabberklamotten schmiss ich auf mein Bett und machte die Tür schnell wieder zu. Ich rannte in die Küche zu Sota und half ihm, alles so aussehen zu lassen, als hätten wir gekocht und das Essen nicht bestellt. Ich zog mir hastig die Schürze um, um Flecken auf den frischen Klamotten zu vermeiden. Die Misosuppe schütteten wir in einen Topf, der nur auf kleiner Stufe des Herdes stand. Die Gyōza legten wir in zwei Pfannen, die ganz leicht brutzelten, damit sie nicht verbrannten, der Essensgeruch aber verstärkt wurde. Den Matchapudding summierten wir in einer großen Schüssel und stellten ihn in den Kühlschrank. Ich konnte nur von Glück reden, dass Sota zu Hause war und von Shinichis Geldversteck wusste. Ich hätte sonst die Hölle auf Erden gehabt, da ich so ein Gericht in der Zeit mit dem Einkaufen und Putzen nie geschafft hätte.

Sota und ich zerquetschten die ganzen Kartons und Behälter, in denen das Essen geliefert wurde, um Beweise zu vernichten. Wir nahmen einen großen Müllsack und stopften dort alles hinein, doch plötzlich hörten wir die Wohnungstür.
 

„Ist alles fertig? Shinichi ist gleich da. Ich hoffe, du hast mehr gemacht, denn es ist noch ein zweiter Geschäftspartner dazugekommen.", unsere Mutter stand im Türrahmen und schaute sich um. Als sie Sota sah, grinste sie ihn an.
 

„Was machst du mit dem großen Müllsack, mein Schatz?"
 

„Ich habe Natsu beim Kochen zugesehen und ihr geholfen, den Müll einzusammeln. Sie wollte ihn eigentlich wegbringen, damit die Küche sauber ist, falls Shinichis Partner in die Küche kommen. Aber ich möchte das machen, damit sie nicht alles machen muss und ich auch was dazu beigetragen habe.", Sota war ein Genie im Ausreden finden und dem Abwandeln von der Wahrheit. Er schmiss sich den Müllsack über die Schulter und verließ die Küche.
 

„Das ist sehr lieb von dir, mein Junge. Und du? Bist du mit allem fertig? Es riecht zumindest schon einmal gut...", ihre Stimme veränderte sich von lieb und nett in kalt und abwertend, nachdem sie mich ansprach. Sie ging zum Herd und schaute sich das Essen an, nahm einen Löffel von der Misosuppe. In diesem Moment wurde mir etwas mulmig. In mir stieg die Angst, dass sie es bemerkt hatte. Doch sie ahnte zum Glück nichts.
 

„Die Suppe schmeckt ganz gut. Gib mir die Schürze!", mit ausgestreckter Hand stand sie vor mir und wartete ungeduldig darauf, dass ich die Schürze abnahm. Ich wusste schon, was sie vor hatte. Also tat ich was sie sagte und öffnete den Knoten an meinem Rücken, zog den Kopf ein um die Schürze abzunehmen und gab sie meiner Mutter. Diese legte sie auf den Tisch ab.
 

„Stell alles auf den Tisch, sie werden jeden Moment da sein. Ich gehe mich eben frisch machen.", kaum gesagt verschwand sie aus der Küche Richtung Badezimmer. Zeitgleich kam Sota wieder rein. Ich kniete mich vor ihn und umarmte ihn erst einmal fest.
 

„Danke für deine Hilfe, otouto!", ich ließ ihn wieder los und sah sein Dauergrinsen.
 

„Kein Problem. Kann ich noch helfen?", ich schüttelte den Kopf.
 

„Nein, danke, den Rest mache ich alleine. Willst du dich nicht umziehen?", er schaute an sich herunter.
 

„Keine schlechte Idee, hehe,", er machte auf dem Absatz kehrt und ging in sein Zimmer. Ich derweil fing an das Essen auf Tellern und in Schüsseln zu positionieren. Meine Mutter kam wieder rein. Sie hatte sich die Haare zu einem Zopf gebunden, etwas Make-up erneuert und sich mit Parfum eingesprüht. Ihr langes Kleid, in dem sie nach Hause kam, ließ sie an. Kaum hatte sie sich die Schürze umgebunden, hörten wir auch die Tür.
 

„Schatz, ich bin da!", rief Shinichi von der Tür aus. Wir konnten ihn noch nicht sehen. Meine Mutter stupste mich an.

„Benimm dich!", sie zog mich am Arm mit in den Flur, um Shinichi und seine Geschäftspartner zu begrüßen. Es waren zwei Männer. Einer war ungefähr so alt wie Shinichi, also in den Vierzigern. Der Andere war etwas jünger, vielleicht Mitte dreißig. Sie grinsten uns an und schienen zumindest freundlich.
 

Nachdem wir uns alle begrüßt hatten, Sota kam derweil auch hinzu, setzten sich die Männer schon an den Esstisch im Wohnzimmer. Mutter und ich brachten das Essen und servierten es. Wir setzten uns ebenfalls. Ich saß zwischen Mutter und Sota, gegenüber des etwas jüngeren Geschäftspartners, der zwischen Shinichi und dem anderen Mann saß.

„Itadakimasu!", die Stäbchen wurden auseinander gezogen und sie fingen an zu essen. Sota und ich warfen uns Blicke zu. Wir mussten etwas grinsen. Die Erwachsenen fingen an während des Essens zu sprechen. Sie sprachen mit Shinichi und Mutter, wir wurden außen vor gelassen. Aber das wunderte mich auch nicht. Wir waren ja nur da, um das Gesamtbild abzurunden und daher nicht von großer Bedeutung. Mutter stand noch einmal auf um Bier zu holen für die Männer, das gehörte zu einem entspannten Abend dazu. An die Getränke hatte ich gar nicht gedacht. Aber das war anscheinend nicht schlimm, denn ich bekam keine vorwurfsvollen Blicke.
 

Die Suppe war gelöffelt und wir gingen zur Hauptspeise über, den Gyōza. Der etwas jüngere Mann, ich glaubte er hieß Tanema-san, nahm eines mit den Stäbchen und schaute es sich an. Hatte er etwas bemerkt? Er fing an zu grinsen.
 

„Und das ganze Festmahl haben Sie zubereitet, Hayato-san?", er schaute meine Mutter an. Diese fing grinsend an zu nicken.
 

„Ja genau. Als Shinichi mir sagte, dass er Gäste mit nach Hause bringen würde, machte ich mich sofort an die Arbeit."
 

„Interessant, dass Sie die Teigtaschen mit dem gleichen Stempel versehen, wie das Restaurant "Lotushimmel.", ich fing an zu blinzeln. Was sagte er gerade? Stempel? Ohne zu zögern nahm ich meine Stäbchen in die Hand und schaute nach, Sota machte es mir nach. Er hatte Recht! Oben war eine kleine Blume eingestanzt. Das hatte ich gar nicht gesehen! Ich bekam eine Hitzeattacke, mir wurde warm und komisch zugleich. Zaghaft drehte ich mich zu Sota, wir starrten uns erst unsicher an. Dann wandten wir den Blick zu Mutter, die uns wie eine Hexe anstarrte. Ihre Augen formten sich zu sehr kleinen Schlitzen, man konnte ihr Augeninneres kaum noch erkennen. Die Haut ihrer Wangen färbte sich rot. Entweder vor Wut oder Scham. Oder sogar beides in dem Moment. Mir lief der Schweiß von der Stirn.

‚Es wäre auch zu schön gewesen, wenn es geklappt hätte!‘

Ich verlor die Kontrolle meiner Kraft und ließ die Teigtasche fallen, die in die Soße fiel. Das Platschen war laut, da es sonst sehr ruhig im Raum war. Die Spritzer verteilten sich auf meinem Oberteil und auf dem Tisch.
 

„Natsuki...", Shinichis Stimme klang nicht sehr aufheiternd. Ich spürte seinen Blick, sah unter meinem Pony ängstlich zu ihm hervor. Er wollte mir doch wohl nicht vor den Partnern eine Standpauke halten?! Ich bemerkte den Blick von Tanema-san, der zwischen mir und Shinichi hin und her ging.
 

„Was hat das Mädchen damit zu tun? Ihrer Frau sollte doch kochen, oder etwa nicht?", seine Tonlage veränderte sich etwas, der Mann neben ihm schaute aufmerksam auf Shinichi. Dieser kam ins Schwitzen, denn er steckte etwas in der Zwickmühle. Er lachte verlegen.
 

'Er wird mich nachher köpfen, wenn mir nichts einfällt!'
 

„Das war meine Schuld!", schrie ich seinen Geschäftspartnern entgegen. Ich musste versuchen, auch wenn es mir gegen den Strich ging, Shinichi und Mutter aus der Situation rauszubekommen. Sonst hatte ich später den Salat und ich musste die Beiden noch um die Erlaubnis fragen, mich mit Sasuke für das Projekt zu treffen.

Tanema-san, sein Partner, Shinichi, Mutter und Sota starrten mich fragend an. Schön, dass ich das Wort erhoben hatte, nun vor Aufregung aber kein vernünftiges Wort mehr heraus bekam und nur stotterte. Sota zog mich an meinem Ärmel.
 

„Ane-chan, was machst du?", flüsterte er mir zu und blickte mich mahnend an. Da kam mir eine Idee. Viel mehr eine Erinnerung von früher, als Vater noch lebte…
 

„Tut mir leid, Sota, aber ich muss es gestehen!", ich wandte meinen Blick wieder vom ihm ab und sah Shinichi und seine Partner an.
 

„Unsere Mutter hatte wirklich gekocht und stand schon mehrere Stunden in der Küche. Aber mein Bruder und ich haben uns etwas in den Haaren gehabt, als wir von der Schule kamen. Als er mir so sehr auf die Nerven ging und mir dann auch noch den Fußball ins Gesicht schmiss, war ich so sauer, dass ich den Ball weggetreten habe. Leider ist er der Spieler und nicht ich. Ich traf aus Versehen die Töpfe. Es fiel alles herunter und es blieb keine Zeit mehr, um neu zu kochen. Es tut uns sehr leid, es ist unsere Schuld!", ich kratzte mich dabei verlegen am Hinterkopf und lachte blöd dabei. Ich erinnerte mich an diesen Tag noch genau. Er war ein paar Wochen vor Vaters Tod, an Sotas siebten Geburtstag. Plötzlich fingen die beiden Männer an zu lachen.
 

„So ist das Leben mit Kindern. Fast genauso ist es auch mal bei uns gewesen, als du mit deiner Freundin zu Besuch kamst, Tanema. Wir haben damals auch schnell was im Restaurant bestellen müssen, haha!", der ältere Mann konnte mit dem Lachen kaum noch aufhören, aber auch dieser Tanema lachte immer wieder auf.
 

„Ach echt? Dann scheine ich wohl solche Katastrophen auszulösen, haha!", auch er lachte wieder laut auf, dieses Mal lachten wir alle aber mit. Ich blickte kurz zu Shinichi. Als er meinen Blick bemerkte, zeigte er mir seinen Daumen, sogar nach oben gerichtet. Sota stupste mich mit seinem Ellenbogen an und kam an mein Ohr, ich bückte mich noch etwas zu ihm herunter.
 

„Echt guter Einfall, Natsu-chan!", wir grinsten uns an. Trotz der Schwierigkeiten, war es doch ein erfolgreiches Essen.
 

Ich hatte wieder meine Schlabbersachen an und lag auf meiner Matratze. Sota und ich zogen uns nach dem Essen zurück, damit die Erwachsenen noch über das Geschäft reden konnten. Das Bier floss auch in guten Mengen. Wir nahmen uns den Nachtisch mit aufs Zimmer und jeder machte sein Ding. Sota saß an meinem Schreibtisch und schrieb mit seinen Freunden am PC. Sein Computer war zur Zeit in Reparatur und er kam dadurch täglich in mein Zimmer. Mich störte es nicht, denn ich hatte meinen Laptop und war daher nicht in meiner Nutzung eingeschränkt.

Ich loggte mich gerade bei "schoolfriends" ein. Es war ein soziales Netzwerk, ähnlich wie Facebook, nur war dies auf Schulen und Universitäten begrenzt. Man fand hier alles, auch die Lehrer. Man konnte auch mit ihnen schreiben. Dazu gab es extra Gruppen für die jeweiligen Fächer, in denen die Hausaufgaben auch noch einmal aufgelistet waren, auch die aktuellen Projekte und Klausuren. Wir Schüler konnten darin überdies unsere Fragen stellen, die der Lehrer dann auch in der nächsten Stunde besprach. Man konnte aber zusätzlich mit den anderen Schülern in Kontakt treten. Jeder war aufgelistet, erst die Schule, dann die Klasse und am Ende die einzelnen Schüler. Klickte man auf den Namen, dann wurde man auf das Profil geleitet. Ich hatte über dieses Netzwerk noch Kontakt zu meinen alten Klassenkameraden und auch zu Haru und Daisuke. Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass Karin und Co. mich auch dort angreifen würden, doch sie taten es nicht. Wahrscheinlich waren sie vorsichtig, da hier auch die Lehrer unterwegs waren. Zudem wurde man gesperrt, wenn man Personen wegen Mobbings meldete. Denn die ausgewählten Admins hatten in solchen Fällen Zugriff auf jedes Profil.

Man konnte auch hier eine Privatsphäre einstellen, sodass dir nicht jeder ins Profil schreiben konnte. Allerdings wurde in dem Fall das Profil geteilt. Es gab ein Öffentliches, in dem jeder etwas schreiben konnte, zum Beispiel wenn es um ein Projekt ging. Dort war ich aber in der Lage einzelne Personen zu sperren, wenn zum Beispiel jemand jemanden belästigte. Und dann gab es ein zweites Profil, was dann nur für Freunde einsehbar war. Mir gefiel das Prinzip des Netzwerks sehr, da man hier wirklich die Kontrolle hatte.

Ich ging auf den Button "Nachrichten", der auf der rechten Seite aufgelistet war. Ich hatte insgesamt drei Stück. Die ersten beiden waren von Haru und Daisuke. Obwohl wir übers Handy fast täglich schrieben, wollten sie mir darüber auch schreiben, damit ich mich jeden Tag auf etwas freuen konnte. Zumal die Nutzung keine Kosten mit sich trug im Gegensatz zu SMS. Die dritte Nachricht war überraschenderweise von Temari. Ich hatte aus meiner aktuellen Klasse gar keinen in meiner Liste, auch sie nicht, da ich mich nicht so ganz traute, sie in meinen Club aufzunehmen. Hier hieß es nicht Freundesliste, sondern persönlicher Schulclub.

Gespannt öffnete ich ihre Nachricht.
 

‘Hey Natsu, ich bin mal so frech und füge dich in meine Liste hinzu.

Ich hoffe du nimmst an! Wäre schön, wenn wir hierüber etwas in Kontakt bleiben könnten!

Dann kann ich dir gleich ein paar Tipps geben, wie du die Furien bekämpfen kannst!^_^‘
 

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen und bestätigte das Hinzufügen. Ich antwortete ihr auch im gleichen Moment und dankte ihr dafür. Sie gab mir etwas Mut und das machte die Schule nicht mehr zum schlimmsten Ort der Welt für mich.

Doch zeitgleich bekam ich eine SMS. Ich hatte das Handy noch nicht auf Vibration gestellt, daher erschraken Sota und ich beim Klingelton. Er drehte sich um.
 

„Lass mich raten: Haru oder Daisuke!", dabei lächelte er. Sota mochte die beiden auch sehr gerne, sie spielten in Osaka immer Fußball mit ihm und feuerten ihn bei jedem Spiel an. Schmunzelnd nahm ich mein Handy in die Hand und öffnete es mit der Sicherheit, dass einer der beiden erwähnten mir geschrieben hatte. Doch als ich eine nicht eingespeicherte Nummer sah, wurde ich stutzig.
 

‘Lass uns morgen nach der Schule treffen, damit wir den Auftrag aufteilen können. Sasuke‘
 

Den hatte ich ja total vergessen und auch den Vortrag.
 

„Deinem Gesicht nach waren es nicht die Beiden. Schreibt dir ein Verehrer?", dabei lachte Sota etwas auf. Jetzt verarschte mich mein kleiner Bruder schon damit. Das war schon etwas deprimierend.
 

„Haha, sehr lustig. Das ist ein Junge aus meiner Klasse. Wir haben ein Projekt zusammen. Er will sich morgen mit mir treffen, um den Vortrag vorzubereiten. Ich muss Mutter und Shinichi noch um Erlaubnis fragen...", ich wollte nicht übertreiben, es war nicht so, dass ich von Ihnen eingesperrt wurde. Aber ich musste für jedes Treffen Rechenschaft abgeben. Denn die Zeit, die ich weniger zu Hause war, musste meine Mutter schließlich den Haushalt machen. Deshalb durfte ich auch nicht jeden Tag weg bleiben, da ich meine Pflichten erfüllen musste. Aber Shinichi meinte immer, dass die Schule vorging, da fand ich ihn sehr sympathisch. In Osaka erlaubte er mir auch immer lernen zu gehen, manchmal auch außer Haus zu schlafen. Natürlich nutzte ich das Lernen oft als Ausrede, um mich auch mal so mit Freunden zu treffen. Und leider erwischte mich meine Mutter eines Tages dabei und seither, dass war zwei Wochen vor dem Umzug, hatte ich noch mehr Regeln diesbezüglich. Ich musste sagen mit wem und wo ich lerne, hatte nur ein bestimmtes Zeitfenster und musste sogar die Schmierblätter oder ähnliches vorzeigen. Und das nervte mich schon etwas.

Sota setzte sich derweil zur mir aufs Bett und schaute mit aufs Handy. Ich fing an eine Antwort zu tippen.
 

„Warte, willst du dem schreiben, dass du erst um Erlaubnis fragen musst?", entsetzt sah mich mein Bruder an. Ich zuckte nur mit den Schultern.
 

„Warum denn nicht? Ich komme halt aus einem strengen Haushalt, dass ist ja nichts schlimmes.", klar, für manche kam das sicher komisch rüber, aber im Endeffekt konnte mir das egal sein. Zudem meinte Sasuke doch eh, dass ich bemitleidenswert wäre. Doch ich kam nicht mehr dazu ihm eine Antwort zu schicken, da es plötzlich an meiner Zimmertür klopfte.
 

„Kommt ihr bitte ins Wohnzimmer? Meine Geschäftspartner sind weg und wir würden gerne mit euch reden.", Shinichi machte die Tür weiter auf und wartete auf uns. Ich sah kurz zu Sota, doch er sprang bereits von meinem Bett auf und ging Richtung Tür. Ich legte mein Handy und meinen Laptop zur Seite und ging ihm nach. Mit gesenkten Kopf ging ich an Shinichi vorbei zum Wohnzimmer. Mutter saß noch am Esszimmertisch, trank ein Bier und sah mich missbilligend an. Ich setzte mich ihr gegenüber neben Sota, Shinichi setzte sich neben unsere Mutter. Er legte die Hände auf den Tisch ab, faltete sie ineinander und sah mich an.
 

„Deine Geschichte vorhin war ja ganz nett, aber mich würde mal interessieren, wieso du wirklich bestellt hast und vor allem von welchem Geld? Das Essen war nicht billig von diesem Restaurant.", erwartend blickte er mich an. Natürlich hatte ich nicht das Glück und er beließ es dabei. Wahrscheinlich sollte ich gleich noch eine Menge Ärger bekommen…
 

„Es tut mir leid, ich habe es wirklich versucht, aber die Zeit war zu knapp! Obwohl mich jemand aus der Klasse nach Hause gefahren hatte, aber der Verkehr war überfüllt und der Bus fuhr wegen einen Unfalls nicht, daher kam ich nicht schnell genug zur Bahn. Ich war erst um halb fünf hier, ich musste noch putzen und aufräumen. Es war zu kurzfristig.", ich versuchte mich zu erklären. Ich hatte es ja wirklich versucht, aber so sehr ich mich auch bemühte und ins Zeug legte, die Zeit konnte ich nicht beeinflussen.
 

„Und mit welchem Geld hast du bezahlt?", hakte er nach.
 

„Ich hab das Geld aus deinem Versteck genommen, was du mir gezeigt hast. Sonst hätte gar kein Essen auf dem Tisch gestanden und ane-chan hat sich echt müde gegeben, Shinichi.", Sota setzte sich für mich ein. Ich hoffte, es funktionierte. Er schwieg für einen Moment und schaute mich an.
 

„Wenigstens hast du dir eine gute Story dazu einfallen lassen, welche das Eis gebrochen hatte und wir kamen gut ins Gespräch."
 

„Wozu bedankst du dich? Sie hat dir den Schlamassel auch eingebrockt!", meine Mutter nippte an ihrem Bier, sie war bereits leicht angetrunken. Einer von beiden musste mich immer nieder machen.
 

„Stimmt schon, aber die Zeit war wirklich etwas knapp. Wer hat dich noch einmal nach Hause gefahren?", warum wollte er das auf einmal wissen?
 

„Einer aus meiner Klasse....", gab ich verwirrt von mir.
 

„Dann möchte ich nicht, dass du unnötigen Kontakt mit ihm hast."
 

„Wie bitte?", wütend sprang ich vom Tisch auf, ließ meine flachen Hände auf die Tischplatte klatschen.
 

Mäßige deinen Ton, Natsuki!", ermahnte er mich mit einem anmaßenden Blick.
 

„Erklär du mir lieber erst einmal, warum ich mich von ihm fernhalten soll. Weil er mich etwa gefahren hat?!", ich war voller Wut, ich konnte sein Verbot nicht eine Sekunde nachvollziehen.
 

„Ja genau. Wenn er in deiner Klasse ist, wird er auch in deinem Alter sein. Mit 18 Jahren darf man hier aber erst den Führerschein machen. Das klingt nach einem schlechten Einfluss, wenn er mit 16 Jahren schon fährt.", verplant setzte ich mich wieder auf den Stuhl. Er hatte Recht, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Er war eigentlich noch viel zu jung, um Auto fahren zu dürfen. Aber er fuhr damit zur Schule, mitten am Tage. Das machte er doch nicht, wenn es verboten war.
 

„Vielleicht hat er eine Sondererlaubnis? Du darfst es mir nicht verbieten und das sehe ich auch nicht ein! Ich werde morgen nach der Schule zu ihm gehen. Wir haben ein gemeinsames Projekt. Wir müssen einen Vortrag machen und wollen uns morgen nach der Schule zusammensetzen, um die Aufgaben aufzuteilen. Da kann ich nicht auf deine Bitte eingehen. Er ist der beste Schüler der Klasse, mit ihm kann ich meine Note um einiges aufbessern!", ich stand mittlerweile wieder am Tisch. Es war mir egal, ob er illegal durch die Gegend fuhr oder nicht. Es ging mich auch nichts an und Shinichi erst recht nicht. Mit hochgezogener Augenbraue sah Shinichi mich an. Er erhob sich nun auch vom Stuhl und sah mich eindringlich an.
 

„Der beste Schüler?", ungläubig fragte er nach. Ich nickte bestätigend.
 

„Ja. Du weißt selbst, dass meine Noten scheiße sind. Schließlich hältst du mir das ja auch ständig vor und sagst ich muss mehr lernen. Da kann ich das doch nicht wegen so einer Sache aufs Spiel setzen! Ich brauche jede gut Note die ich kriegen kann!", es lief wieder genau anders, als ich es gehofft hatte. Ich wollte ihn nett um Erlaubnis fragen. Nun stehe ich hier und schreie ihn an. Sota hielt sich heraus, sah mich nur etwas besorgt an. Mutter soff weiter ihr Bier, hatte die Augen geschlossen und schien sich dafür nicht zu interessieren. Ihr toller Mann erledigte dies ja schon für sie. Shinichi verschränkte die Arme ineinander und sah mich bestimmt an.
 

„Nur für dieses Projekt. Du bist morgen Abend um 19 Uhr zu Hause. Ich möchte dann sehen, was ihr gemacht habt und wie ihr weiter vorgehen wollt und ob es noch zu einem Treffen kommen muss. Macht euch jetzt bettfertig!", damit war für ihn das Gespräch beendet. Nur für dieses Projekt? Das konnte er gar nicht bestimmen! Kopfschüttelnd verließ ich das Wohnzimmer. Er rief mir noch etwas hinterher, doch ich reagierte nicht mehr darauf. Ich war wütend. Es war so klar, dass es Schwierigkeiten gab. Es war egal wie viel ich machte, es war nie genug für ihn und meine Mutter. Ich stampfte in mein Zimmer und nahm mir meinen Schlafanzug aus dem Kleiderschrank. Als ich mich umdrehte, um ins Badezimmer zu gehen, stand Sota wieder in der Tür.
 

„Ich muss noch einmal an den PC.", er drängelte sich an mir vorbei und setzte sich an meinen Schreibtisch. Mir war es egal, ich ging eh noch nicht schlafen, daher störte mich seine Gesellschaft nicht.
 

Ich schloss mich im Badezimmer ein und zog mich um. Ein schwarzer Schlafanzug mit Dreiviertelhose und einem Oberteil zum Zuknöpfen mit kurzen Armen. Ich löste wieder meinen Dutt und kämmte meine Haare in Ruhe durch. In mir brodelte es. Klar, es lief nicht alles nach Plan, aber das Essen war gut und er hatte selbst gesagt, dass ihm der Fehler eigentlich geholfen hatte. Aber trotzdem musste er mir wieder Vorschriften machen. Natürlich, ich bekam im Endeffekt auch was ich wollte und konnte morgen lernen gehen, aber warum musste das immer so ein Kampf sein?

Während ich mich weiter in Wut redete, putzte ich mir meine Zähne und flocht meine Haare zu einem Zopf.
 

In meinem Zimmer wieder angekommen, saß Sota noch am Schreibtisch.

„Das Bad ist frei, du kannst rein.", Sota bekam zwar immer mehr Rechte und Vorzüge als ich, aber zu sehr sollte er das auch nicht ausnutzen.

„Ich gehe gleich, aber erst einmal will ich den Typen sehen. Den Badboy...", dabei grinste er mich frech an.

„Ich hab kein Bild von ihm.", ich ging zu meinem Bett. Das Licht an meinem Handy flackerte auf. Sota kam mir nach, er hatte den PC bereits runtergefahren. Ich war überrascht, dass er den Streit von eben nicht ansprach. Aber ich war auch etwas erleichtert, denn ich wollte mich nicht noch mehr in Wut reden. Und das tat ich jedes Mal, wenn ich über ein Thema erneut sprach. Sogar Wochen später konnte ich mich noch in Rage reden...

„Der ist doch auch bestimmt bei schoofriends. Wie heißt er?", Sota ließ sich auf meine Matratze fallen und nahm den Laptop auf seinen Schoß. Derweil schaute ich nach, wer mir geschrieben hatte und ließ mich auch auf die Matratze fallen. Es war wieder Sasuke.
 

‘Eine Antwort wäre sehr freundlich.‘
 

Bei dem musste auch alles nach seiner Nase gehen und man musste sofort springen, oder? Ich hing doch nicht ständig am Handy!
 

„Der Badboy ist ungeduldig.", kommentierte Sota seine SMS. Etwas genervt sah ich ihn an.
 

„Eigentlich geht dich das nichts an, Sota. Und hör auf ihn so zu nennen!", ich antwortete Sasuke kurz und knapp und bestätigte, dass wir morgen lernen. Nachdem dies erledigt war, klappte ich das Handy zu und legte es auf meinen kleinen Nachttisch. Ich musste mich über den Laptop und Sota beugen. Dabei nahm ich ihm am Ende auch den Laptop weg.
 

„Los, ich will den mal sehen! Gib seinen Namen ein!", mein kleiner Bruder war ganz schön neugierig. Ich aber irgendwie auch. Etwas zögerlich tippten meine Finger die Buchstaben auf der Tastatur, die seinen Namen ergaben. Und sein Profil ploppte sofort auf. Ich drückte auf seinen Namen, sodass man auf das ganze Profil schauen konnte. Und er hatte seines sogar komplett öffentlich gestellt. Auch seine private Seite war damit einsehbar, ohne das man in seiner Liste sein musste. Die Liebeserklärungen überhäuften sich. Eine nach der anderen, von den verschiedensten Mädchen. Diverse Einladungen, Bilder und Komplimente ragten zwischen diesen hervor. Sein Profilbild sah gut aus. Er trug die Schuluniform, saß lässig auf einer Bank und sah direkt in die Kamera.
 

„Das ist der Badboy? Der ist ja mega beliebt! So viele Mädels, ist ja der Wahnsinn! Und mit dem lernst du morgen? Ich dachte, die Weiber haben es eh schon auf dich abgesehen?! Werden die dich dann nicht erst recht hassen?", Sotas Frage war gar nicht so blöd, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Sehen durften die nicht, dass ich mit ihm zusammen irgendwo hinging... Am besten sollte man sich irgendwo in einem anderen Bezirk treffen, damit die Mädels nichts merkten.

Während ich in meinen Gedanken war, fummelte Sota vor mir am Laptop herum.
 

„Was machst du d- Moment mal, bist du bescheuert?!", grob stieß ich meinen Bruder zur Seite, der wieder einmal am Lachen war. Er hatte, während ich über seine Frage nachdachte, Sasuke eine Einladung zu meinem Club geschickt. War er denn von allen guten Geistern verlassen? Das war mega peinlich und Sasuke dachte bestimmt auch, ich hatte sie nicht mehr alle oder war doch so eine Blöde, die auf ihn stand,
 

„Warum hast du das gemacht? Das ist voll peinlich! Ich kann ihm morgen gar nicht in die Augen sehen!", ich bekam Tränen in den Augen, das war mir so unangenehm. Mein Magen kribbelte vor Aufregung, doch Sota grinste nur wieder.
 

'Ich schlag ihm das Grinsen gleich aus dem Gesicht!'
 

„Wieso? Er hat doch angenommen!", erstaunt schaute ich auf den Bildschirm. Er hatte Recht, er nahm die Einladung an. Damit hatte ich nicht gerechnet. Oder nutzte er nur die Situation aus, um durch mein Profil mehr über mich zu erfahren und sich dann über mich lustig zu machen?
 

„Ich weiß was du denkst, ane-chan! Sei nicht immer so paranoid und sieh die Welt nicht immer so grau und negativ! Gute Nacht!", Sota umarmte mich, sprang vom Bett auf und rannte aus meinem Zimmer. Er war erst 12 Jahre alt und schon so vernünftig.
 

Sollte ich in Sasuke vielleicht einen Freund finden? Aber wollte ich so jemanden denn besser kennenlernen? So kalt und arrogant wie er war... Hoffentlich war das alles kein Fehler...
 


 


 


 


 

* etwas über 50€

*² ältere Schwester

*³ jüngerer Bruder



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Fairy-Naruko
2017-10-20T15:40:32+00:00 20.10.2017 17:40
Liebe AurorasWelt!

Da ich deine Fanfiktion 'Das Spiel des Lebens' total gerne mag und deinen OC Natsuki Hayato sowieso, habe ich mir überlegt einen Bild von ihr zu zeichen (Digital). Warum? Da ich sie, wie gesagt, echt gerne mag und es schon irgendwie schade finde, dass du die Fanfiktion abgebrochen hast. Du hast bestimmt deine Gründe und das verstehe ich natürlich. Deswegen will ich dir das Bild verlinken und hoffe somit dich einbisschen anspornen zu können ;)

Hier der Link: Natsuki Hayato OC
Ich hoffe, dass es dir gefällt! (Habe iches jetzt verlinkt oder nicht? hmmm mal gucken ob es geht XD
Es tut mir leid dass ich es dir HIER mitteile doch bin ich so zu sagen neu hier und kenne mich nicht so gut aus, weswegen ich auch nicht weiß ob man dir hier Privat mailen kann oder es nur hier öffentlich geht.

Auf Fanfiktion.de habe ich dir schon eine Mail hinterlassen, vielleicht möchtest du mir ja dort privat antworten als hier in der 'Öffentlichkeit'. Auf Fanfiktion.de heiße ich Naruko-chan, nur zur Info!

(Wunder dich nicht ich versuche nur dich irgendwie zu erreichen haha und wie gesagt ich kenne mich hier nicht so aus >.<)

LG Fairy-Naruko <3


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