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Die Hochzeit meines besten Freundes

von

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Wilde Gedanken!

Dein blondes Haar weht im Wind, leuchtet golden in der Mittagssonne, deine Augen sind so braun wie dunkler Honig, deine Lippen so rot wie griechischer Wein. Das Gras unter deinen nackten Füssen ist weich und dunkelgrün, der Himmel über Dir leuchtet wie die Farbe meiner Augen, blau und unerreichbar fern. Du stehst auf der Wiese, bist in Gedanken versunken, ich gehe langsam auf Dich zu. Ich stelle mich hinter Dich, Du hörst meine Schritte, doch Du drehst Dich nicht um. Meine Arme lege ich um Deine Taile, Du schließt die Augen und lehnst Dich zurück.
 

Dein Kopf ruht auf meiner Schulter, ich streichle sanft Deinen Bauch, ein Seufzen erklingt aus Deiner Kehle. Ich lächle leicht, küsse Deinen Hals und beiße leicht hinein. Ein leises Stöhnen kommt aus Deinem Mund, Du drehst Dich um, schaust mich mit Deinen Hundeaugen an. Ich seufze leise, küsse Deine zarten Lippen, es schmeckt nach Erdbeere und Sahne. Du schließt Deine Augen wieder, meine Hände gleiten an Deinem Rücken hinab zu Deinem Po. Ich drücke Dein Becken fest an mich, reibe mein Becken an Deinem, Du stöhnst leise auf. Ein leichter Rotschimmer legt sich auf Dein Gesicht, mir wird warm, meine Gedanken kreisen nur noch um Dich. Meine Hände wandern nach vorne in Deinen Schritt ………
 

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Stöhnend wache ich auf, schon wieder dieser Traum, doch diesmal habe ich ihn nicht zu Ende geträumt. Ich schüttle mich bei dem Gedanken daran, wie der Traum weitergeht, wie ich mit Dir im Gras lande und Dich langsam entkleide.
 

Nein, ich will jetzt nicht daran denken, Du heiratest in weniger als zwei Wochen, hast keine Verwendung für mich. Ich habe Dir meine Villa angeboten, meine Limousine und ein paar andere Dinge, ich will, dass es ein schöner Tag für Dich wird.
 

Und doch beschleicht mich ein Gefühl der Eifersucht, ich muss mich zusammenreißen, darf mir nichts anmerken lassen. Mein Stolz verbietet es mir, Du bist glücklich und ich wie immer allein.
 

Früher hat es mir nichts ausgemacht, doch nun ist alles anders, ich will Dich bei mir haben. Ich kann es nicht leugnen, ich sehne mich nach Dir, nach Deinem Körper, Deiner Wärme.
 

Liebe ich Dich? Ich weiß es nicht. Meine Gedanken schweifen schon wieder ab, zu Deinen goldblonden Haaren, Deinen honigbraunen Augen, Deinem weinroten Mund. Ich schüttle den Kopf, erhebe mich von meinem Bett und gehe ans Fenster.
 

Die Sonne scheint ziemlich hell, es muss schon Mittag sein. Habe ich wirklich so lange geschlafen? Ein Blick auf meine goldene Armbanduhr sagt mir die genaue Uhrzeit. Es ist 5 vor 12.

Der Anfang vom Ende?

Seto saß in seinem großen Büro der KC am Schreibtisch und arbeitete an seinem Laptop, als das Bildtelefon klingelte. Er nahm den Hörer ab und fragte:
 

„Was gibt’s?“, ohne seine Arbeit zu unterbrechen.
 

„Seto? Ich bin’s, Joey.“
 

Seto schaute auf den Bildschirm des Bildtelefons.
 

„Oh, hallo, Joey, was is los?“
 

„Hast Du an den Lieferservice gedacht und an die Hochzeitstorte?“, fragte Joey.
 

Seto griff sich an den Kopf.
 

>Scheiße man, das hab ich glatt vergessen, daran sind bloß diese scheiß Träume Schuld.<
 

„Sorry, hab ich vergessen, aber ich kümmere mich sofort darum.“
 

„Kein Problem Alter, hast sicher ne Menge Stress.“, meinte Joey.
 

„Na ja geht so, ich schick gleich einen meiner Angestellten los, der wird sich um die Sache kümmern.“, sagte Seto und betätigte eine Taste von seiner Sprechanlage.
 

„Roland, rufen Sie doch bitte bei unserem Stammlieferservice an und machen Sie einen Termin mit ihm aus und suchen Sie doch bitte ein paar Adressen von sehr guten Bäckermeistern raus, wir brauchen für die Hochzeit eine ganz besondere Torte.“
 

„Geht klar, Chef, ich kümmere mich sofort darum.“
 

„Danke, Roland.“, dann wandte sich Seto wieder an Joey.
 

„Und wie läufst mit dem Anzug für die Hochzeit?“
 

„Ey hör mir bloß auf damit, Du weißt doch, dass ich von so was keine Ahnung habe, ich trage sonst doch keine Anzüge.“, meinte Joey kopfschüttelnd. „Kannst Du mir nicht dabei helfen?“
 

Seto zog eine Augenbraue hoch.
 

„Inwiefern?“
 

„Na ja, Du könntest mich in so einen Laden begleiten und mir sagen, was für eine Art Anzug mir steht, oder so.“, meinte Joey und setzte seinen Hundeblick auf.
 

„Man, Joey schau mich nicht so an, Du weißt doch, dass ich Dir dann keinen Wunsch abschlagen kann.“, sagte Seto leicht empört.
 

„Ich weiß, mein Freund, also was is nun, begleitest Du mich?“, fragte Joey noch immer mit dem Hundeblick.
 

Seto seufzte.
 

„Sicher doch, ich werde einfach von Mai ein paar Termine verschieben lassen, sagen wir…“
 

Seto warf einen kurzen Blick auf seinen Terminkalender.
 

„…morgen um 10 Uhr in meinem Büro, wir fahren dann gleich los.“
 

„Okay, Seto, ich kümmere mich jetzt wieder um das neue Programm von Dir, das muss noch getestet werden.“, sagte Joey.
 

„Ist gut, mach aber nicht mehr so lange, Mai hat heute etwas früher Schluss.“, erwiderte Seto.
 

„Ja, ich weiß, sie meinte, sie hätte eine kleine Überraschung für mich. Hm, was das wohl ist? Na wir sehn uns morgen um 10, bis denn.“, sagte Joey und verschwand vom Bildschirm.
 

Seto seufzte wieder.
 

>Kleine Überraschung? Bestimmt ein romantisches Diner zu zweit im Kerzenschein, danach ein gemeinsames Bad im Whirlpool. Hm, ich hätte den beiden doch nicht so viel Lohn zahlen sollen, dann würden sie nicht einen eigenen Pool haben, sondern immer noch zu mir in die Villa kommen, um sich zu amüsieren!<, dachte Seto und fuhr sich nervös durch die Haare, dann betätigte er eine andere Taste auf der Sprechanlage.
 

„Mai? Verschieb doch bitte für morgen alle Termine, ich muss mit Deinem fast Ehemann einen schicken Anzug kaufen gehen.“
 

„Okay, Chef, aber zahlen Sie nicht wieder alles, Joey kann ruhig mal was selbst bezahlen, wozu arbeitet er denn.“
 

„Hatten wir das Sie nicht abgelegt, Mai? Sag Seto zu mir! Und was die Bezahlung angeht, ich möchte das halt so, ich will, dass es ein ganz besonderer Tag für Euch wird. Schließlich seit ihr meine besten Freunde.“
 

>Eigentlich bin ich ja gegen die Hochzeit, aber was soll ich machen, Joey soll glücklich werden, das ist das Einzige, was zählt.<
 

Seto schüttelte leicht den Kopf und war froh, dass Mai ihn so nicht sehen konnte.
 

„Ist Okay, Seto, ich werd dran denken und danke noch mal, für Alles, bist echt ein guter Freund.“
 

„Schon Okay, Mai, ist mir ein Vergnügen.“, meinte Seto und seufzte kaum hörbar.
 

„Ich werd dann mal die Termine verschieben.“
 

„Gut, Du kannst danach nach Hause gehen, Du hast ja noch was vor.“, erwiderte Seto und zog ein grimmiges Gesicht.
 

„Geht klar, Seto, bis morgen.“
 

Seto widmete sich nun wieder seinem Laptop, um ein paar E-Mails zu beantworten.
 

>Hm, mir scheint, als ob ich irgendetwas Wichtiges vergessen habe.<, dachte Seto als er die letzte E-Mail in den Papierkorb schickte.
 

>Den Lieferservice ruft Roland an, die Adressen für die Bäcker sucht er ebenfalls raus, die Einladungen schickt Joey ab, das Kleid sucht Mai mit ihren Freundinnen aus, den Anzug besorgen Joey und ich morgen um 10, die Limousine ist auch repariert und steht bereit, um das Standesamt und das Aufgebot hat sich Joey schon gekümmert, der Rest ist auch erledigt, Ringe sind da, Brautstrauß ist bestellt, Blumen fürs Auto ebenfalls. Blumen? Moment mal, Blumen! Scheiße, ich wollte doch noch jede menge Blumen für die Villa besorgen!!<
 

Seto sprang von seinem Sessel auf und betätigte eine Taste auf der Sprechanlage.
 

„Mai, ich bin jetzt weg, hab noch was Wichtiges vergessen, liegen noch irgendwelche Termine für heute an?“
 

„Ähm, Moment …. nein, keine Termine mehr, kannst also Feierabend machen.“
 

„Danke, Mai, bis denn.“, Seto nahm sich seinen Mantel vom Kleiderständer neben dem Schreibtisch und verließ eilig sein Büro.
 

~~~~~
 

Währenddessen bei Mai eine Etage tiefer.
 

>Irgendwie ist Seto heute etwas neben der Spur, ob das mit dem Hochzeitsstress zusammenhängt? Aber wenn es zu stressig für ihn ist, warum hilft er uns dann? Vorhin hat er sich so traurig angehört, als wir über die Hochzeit gesprochen haben. Scheint ihm wohl ziemlich Nahe zu gehen, ob das daran liegt, dass ich heirate oder dass Joey heiratet?
 

Mich scheint er nicht sonderlich zu mögen, muss also an Joey liegen. Aber warum geht es ihm so Nahe, immerhin sind sie nur Freunde, oder nicht? Bei Joey bin ich mir ziemlich sicher, dass er nur freundschaftliche Gefühle gegenüber Seto hegt, aber wie sieht es bei Seto aus? Vielleicht mache ich mir nur unnötig Gedanken darüber, vielleicht hat Seto einfach nur Stress, kann ja sein.<, dachte Mai und griff zum Telefon um noch ein paar Termine für morgen abzusagen.
 

Seto saß inzwischen in seiner Limousine und war auf dem Weg zum großen Blumenhändler in der Nähe.
 

>Warum muss ich so verdammt vergesslich sein, ich sollte nicht so viel arbeiten. Ach scheiße, an der Arbeit liegt das gar nicht, das liegt nur an dem Hündchen. Hey, Moment mal, seit wann nenn ich ihn wieder Hündchen? Ich dachte die Phase hätte ich hinter mir?<
 

Seto schüttelte den Kopf und war verwirrt.
 

>Diese Hochzeit raubt mit noch den letzten Verstand. Ich hätte ihm nie meine Hilfe anbieten sollen, er wollte sie doch erst gar nicht, aber ich musste ihn ja unbedingt überreden. Verdammte Scheiße!!<
 

Eine halbe Stunde später war er endlich beim Blumenhändler und stieg aus, um dann jede menge Rosen in 10 verschiedenen Farben zu bestellen.
 

>Es ist doch wirklich ein Vorteil, wenn man so verdammt reich ist. Schade, dass Geld alleine nicht glücklich macht, na egal, mir genügt es, wenn ich Joey glücklich machen kann und wenn es nur mit dieser bescheuerten Hochzeit ist.<, dachte Seto nach dem alles geregelt war und er sich wieder in seiner Limousine befand.
 

„Nach Hause bitte.“, sagte er noch zu seinem Fahrer und hing weiter seinen Gedanken nach.
 

~~~~~
 

Joey saß unterdessen im Labor und testete das neue virtuelle Programm seines Chefs. Dabei handelte es sich um eine Art virtuelles Abenteuerspiel bei dem man verschiedene alltägliche Situationen durchleben musste, dabei ging natürlich immer etwas schief und man musste jedes Mal versuchen irgendwie alles ins Reine zu bringen.
 

Joey musste sich gerade in dem Spiel mit seinem Chef auseinandersetzen, der drohte ihm nämlich gerade mit Kündigung, weil er als Sekretärin einen Kaffee über die Hose seines Chefs geschüttet hatte.
 

Es gab drei Möglichkeiten was man nun tun sollte zur Auswahl, entweder man steckt die Kündigung ein und verlässt das Büro, oder man entschuldigt sich vielmals und fleht den Chef an, die Kündigung zurück zu nehmen. Dann gab es da noch eine dritte Möglichkeit und zwar konnte man dem Chef auch einen Kuss als Entschuldigung auf die Lippen drücken und abwarten was dann passiert.
 

Joey entschied sich für die dritte Möglichkeit, weil er wissen wollte, was der Chef dann tun wird, dass er als Mann die Sekretärin spielte, ließ er jetzt mal außer Acht. Was dann allerdings passierte, ließ ihn etwas schmunzeln. Der Chef in diesem virtuellen Spiel, griff der Sekretärin nämlich unter ihren Rock und zog sie zu sich auf den Schoß, der wohlgemerkt noch immer nass vom Kaffee war.
 

>Seto, Seto, Seto, Deine Fantasie ist echt bemerkenswert, ob Dir das schon mal passiert ist?<, dachte Joey und beendete das Spiel, er wollte nicht wissen, wie weit der Chef geht, das war dann doch etwas peinlich.
 

Dass er ein wenig rot geworden war, versuchte Joey so gut es ging zu ignorieren. Er schaute auf seine Uhr und fluchte leise.
 

„Verdammt, schon so spät? Ich muss los, Mai soll nicht auf mich warten müssen.“
 

Dann verließ er das Labor um Mai abzuholen, damit sie zusammen nach Hause fahren konnten.

Joey im Hochzeitsanzug!

Am nächsten Morgen erwachte Seto wieder mal schweißgebadet.
 

>Verdammt, schon wieder dieser Traum, warum kann das nicht mal aufhören, das ist zum verrückt werden, immer wieder muss ich in meinen Träumen mit ihm schlafen, verdammt!!<
 

Seto schaute auf seine Uhr.
 

>Schon fast 8, ich muss ins Büro, hab noch viel zu tun.<
 

Er nahm ein paar neue Sachen aus seinem Kleiderschrank und ging ins Badezimmer um sich zu duschen, 15 Minuten später war er auf dem Weg in die Küche.
 

Mokuba saß am Tisch und schaute erschrocken zu Seto, als dieser die Küche betrat.
 

„Du siehst nicht gut aus Seto.“, sagte er und machte ein sorgenvolles Gesicht.
 

„Mir geht’s gut Mokuba, wirklich, ich hab nur etwas schlecht geschlafen.“, meinte Seto und winkte ab.
 

„Hattest Du wieder einen Alptraum?“, fragte Mokuba, Seto schaute ihn verwirrt an.
 

„Woher …“
 

„Nun, ich hab Dich heut Nacht stöhnen hören, das geht schon ne ganze Weile so, ich mach mir Sorgen um Dich, Bruder.“, erwiderte Mokuba.
 

Seto versuchte nicht rot zu werden, was ihm aber nur teilweise gelang, er nahm sich die Zeitung vom Tisch und versteckte sich dahinter.
 

„Es ist nicht so schlimm, Mokuba, es sind nur Träume, nichts weiter, musst Du nicht zur Schule?“, fragte er, um das Thema zu wechseln.
 

„Ich hab die erste Stunde frei, kann mir also Zeit lassen, aber was ist mit Dir, musst Du nicht ins Büro?“, fragte Mokuba.
 

„Ich fahr gleich los, heute um 10 treffe ich mich mit Joey, er braucht einen Anzug für die Hochzeit.“, meinte Seto und seufzte hinter seiner Zeitung.
 

Mokuba hörte das leise Seufzen, sagte aber nichts dazu, stattdessen stand er auf und ging zu Tür.
 

„Ich pack meine Schulsachen, nimmst Du mich nachher mit?“
 

Seto schaute zur Tür und nickte.
 

„Sicher, kann ich machen, beeil Dich bitte.“
 

„Bin gleich wieder da.“, meinte Mokuba und verschwand aus der Küche.
 

>Er macht sich also Sorgen um mich, na super, ich kann ihm doch nicht die Wahrheit über meine Träume erzählen, das geht nicht.<, dachte Seto und legte die Zeitung beiseite.
 

Eine dreiviertel Stunde später saß Seto wieder in seinem Büro, er hatte Mokuba vor dessen Schule abgesetzt. Unterwegs wurde er mit Fragen durchlöchert, aber Seto wich immer geschickt aus und meinte immer nur, dass es ihm gut gehen würde. Jetzt starrte Seto in Gedanken versunken auf den Bildschirm seines Laptops und versuchte irgendwie zu arbeiten, konnte sich aber einfach nicht konzentrieren. Plötzlich klingelte sein Bildtelefon.
 

„Ja, wer stört?“, seufzte er, als er den Hörer abgenommen hatte.
 

„Seto? … Du siehst scheiße aus!“, meinte Joey, der auf dem Bildschirm erschienen war.
 

Seto schaute auf den Bildschirm und grinste gequält.
 

„Danke für das Kompliment, Hündchen.“, sagte er und erstarrte.
 

>Scheiße, ich hab ihn Hündchen genannt!!!<
 

Joey schien das allerdings nicht weiter zu stören, er meinte nur:
 

„Soll ich nachher zu Dir ins Büro kommen, oder können wir uns auch unten in der Lobby treffen?“
 

Seto zog seine Augenbrauen hoch und erwiderte:
 

„Von mir aus können wir uns auch unten treffen, also bis nachher.“
 

„Jap, bis nachher, Alter und arbeite nich so viel, Du siehst echt krank aus.“, meinte Joey und verschwand vom Bildschirm.
 

>Scheiße, das ist nun gar nicht gut, jetzt fällt sogar ihm meine Veränderung auf, Mist verdammter.<
 

Punkt 10 verließen Seto und Joey das Gebäude der KC und stiegen in Setos Limousine. Eine halbe Stunde später parkte der Fahrer die Limousine in der Tiefgarage des großen Einkaufscenters in Domino-City und Seto zog Joey aus dem Wagen, um dann mit ihm den Fahrstuhl nach oben zu nehmen. Joey kam es zwar etwas merkwürdig vor, dass Seto ihn an die Hand nahm, sagte aber nichts. Als sie in der 4. Etage ankamen, zog Seto Joey wieder hinter sich her.
 

„Ey, Seto, wohin gehen wir eigentlich?“, fragte Joey etwas nervös.
 

Seto blieb stehen und drehte sich zu Joey um.
 

„Wonach sieht das denn aus, Joey?“, fragte er und lächelte leicht.
 

„Wir gehen Dir einen Anzug kaufen!“
 

Joey kratzte sich verlegen am Hinterkopf und meinte:
 

„Aber ich bin kein Kind mehr, das man an der Hand hinter sich herziehen muss.“
 

Seto starrte auf seine Hand, die Joeys Hand hielt und ließ ruckartig los.
 

„Oh, sorry, ich will nur nicht, dass Du unterwegs verloren gehst.“, meinte er leicht nervös und drehte sich um, damit Joey nicht sein leicht gerötetes Gesicht sehen konnte.
 

Joey stand etwas perplex in der Gegend rum und sagte:
 

„Du benimmst Dich echt eigenartig, Seto, so kenn ich Dich gar nicht. Wo ist der kalte Eisblock hin?“
 

Seto drehte sich verwundert um und meinte kalt:
 

„Der macht Urlaub, hast Du ein Problem damit?“
 

Joey war verwirrt.
 

„Ähm, nein, nicht wirklich, ich fand das aber immer cool, aber egal, musst Du ja wissen, wollten wir nicht nen Anzug kaufen?“, sagte er und ging an Seto vorbei, dieser stand da und starrte Löcher in die Luft.
 

Joey drehte sich um und fragte:
 

„Kommst Du?“
 

„Natürlich.“, sagte Seto und ging dann neben Joey in Richtung eines teueren Ladens für Männerbekleidung.
 

~~~~~
 

>Oh man, ich bin so fertig, lange halte ich diesen Anblick nicht aus.<, dachte Seto als er Joey in einen dieser schicken Designeranzüge sah.
 

Das war jetzt schon der 7. Anzug und es gefiel Seto immer mehr, Joey darin zu beobachten. Irgendwie fand er aber immer etwas, was er daran auszusetzen hatte, mal saß die Hose nicht richtig, dann war die Farbe total scheiße, dann passte das Hemd einfach nicht zum Anzug.
 

Natürlich waren die Anzüge gar nicht so schlimm, wie Seto sie darstellte, aber es gefiel ihm einfach zu sehr, wenn Joey sich immer wieder umzog. Da sie sich ohnehin in einem Geschäft für Männerbekleidung befanden und die Bedienung ebenfalls ein Mann war, hielt Joey es nicht für nötig, den Vorhang seiner Umkleidekabine zu zuziehen, was Seto natürlich einen wunderbaren Ausblick verschaffte. Und diesen Ausblick wollte Seto natürlich unter allen Umständen so lange wie möglich genießen, leider wurde Joey jetzt doch etwas ungeduldig und auch der Verkäufer war leicht nervös.
 

„Man, Alter, entscheide Dich mal, ich hab keinen Bock mehr auf dieses Ausziehen und Anziehen.“, meinte Joey etwas beleidigt, weil Seto mal wieder etwas am Anzug auszusetzen hatte.
 

Seto grinste fies.
 

„Okay, Joey, ich mach Dir einen Vorschlag, wir gehen zu meinem Schneider und lassen Dir einen Anzug Maßschneidern!“
 

Joey kniff die Augen zusammen.
 

„Das is nen Scherz, oder?“
 

Seto schüttelte grinsend den Kopf.
 

„Kein Scherz, also was ist?“
 

Joey schaute auf den Verkäufer, dann auf seinen Anzug, in den Spiegel und dann wieder zu Seto.
 

„Is das nich bissel teuer?“
 

Seto tippte Joey an die Stirn.
 

„Ich bin reich, schon vergessen?“
 

Joey grinste.
 

„Hast Recht, also gut, aber dafür schulde ich Dir was.“
 

„Ich komm vielleicht mal darauf zurück, Joey.“, meinte Seto und schupste Joey wieder in die Umkleidekabine.
 

„Ausziehen! Deine alten Sachen anziehen! Mitkommen!“, befahl er und grinste leicht.
 

Joey salutierte.
 

„Jawohl Chef!!“, und zog sich um.
 

~~~~~
 

Eine Stunde später standen sie in den Räumen der Schneiderei am Ende der Stadt.
 

„Guten Tag, Mr. Kaiba, was darf ich Ihnen denn heute zurechtschneidern?“, fragte ein etwas tuntiger junger Mann mit blondem Lockenkopf.
 

„Für mich heute nichts Bill, aber für diesen jungen Mann hätte ich gerne einen super teuren Anzug.“, meinte Seto und schob Joey etwas nach vorne.
 

Bill warf einen Blick auf Joey und lächelte verzückt.
 

„Oh, ein schicker junger Mann.“
 

Dann schaute er zu Seto und meinte trocken:
 

„Ihr Geliebter?“
 

Joey wurde augenblicklich rot und schaute verwirrt von Bill zu Seto, von Seto zu Bill. Seto verschränkte die Arme vor der Brust und meinte:
 

„Leider nicht, er ist schon vergeben, an eine Frau.“
 

Bill seufzte laut und schaute wieder zu Joey.
 

„Was für eine Verschwendung. Wirklich schade.“
 

Joey warf Seto einen verwirrten Blick zu und war total nervös. Seto lächelte nur leicht und meinte:
 

„Keine Sorge, er tut Dir nichts.“
 

Joey grinste gequält, war aber etwas ruhiger als zuvor.
 

„Okay, junger Mann, wie war noch mal Ihr Name?“
 

„Ähm, Joey heiß ich.“, meinte Joey und lächelte ein wenig.
 

„Joey also, ein schöner Name, ich bin Bill, schön Dich zu kennen.“, meinte Bill und reichte Joey die Hand, dieser schüttelte sie leicht.
 

„Dort hinten kannst Du Dich ausziehen, lass bitte nur Deine Shorts an, oder was Du sonst noch drunter trägst, dann komm wieder hierher, damit ich Deine Maße nehmen kann.“, meinte Bill und zeigte zu einer Falttrennwand am Ende des Zimmers.
 

Joey schluckte kurz, nickte aber und begab sich hinter die Trennwand, um sich zu entkleiden.
 

10 Minuten später stand Joey dann auf einem kleinen Hocker mitten im Zimmer und Bill nahm ihm gerade die Maße für die Länge der Hosenbeine ab. Seto lehnte an der Wand neben dem Spiegel und beobachtete amüsiert Joeys verlegende Gesichtsausdrücke, wenn Bill mit seinen Fingern mehr absichtlich als zufällig über Joeys nackte Haut strich.
 

Joey versuchte panisch Ruhe zu bewahren und schaute immer wieder mit sorgenvollem Blick zu Seto, der nur leicht nickte und ein fieses Grinsen im Gesicht hatte. Das Problem an der ganzen Sache war, dass Joey diese zufälligen Berührungen keineswegs so kalt ließen, wie er glauben wollte, was eindeutig an der kleinen Beule in seiner Shorts zu erkennen war. Seto hatte diese kleine Beule durchaus bemerkt und meinte nun zu Bill:
 

„Lass uns mal eine kleine Pause machen, Bill, wenn Du die Maße für die Hose fertig hast.“
 

Bill schaute zu Seto und nickte leicht.
 

„Sicher doch, Mr. Kaiba, wie Sie wünschen, ich war gerade fertig.“
 

Joey warf einen erleichterten Blick zu Seto und stieg dann vom Hocker, um dann kurz darauf hinter der Trennwand zu verschwinden. Bill schaute Seto an und flüsterte leise:
 

„Er ist vielleicht doch nicht so hetero, wie er zugeben will, oder?“
 

Seto zuckte nur mit den Schultern und meinte ebenso leise:
 

„Er heiratet bald, das wird sein Hochzeitsanzug, spielt also keine Rolle, ob er ein wenig schwul ist.“
 

Bill warf ihm einen erstaunten Blick zu und flüsterte:
 

„Seit wann gibt ein Seto Kaiba so leicht auf?“
 

„Seid er verliebt ist, vielleicht?“, meinte Seto leise und Bill klopfte ihm tröstend auf die Schulter.
 

„Ich weiß, wie das ist, aber gib Dich nicht so einfach geschlagen, Du kriegst doch alles, was Du willst.“
 

„Fast alles, Bill, nur fast alles.“, meinte Seto und lehnte sich wieder an die Wand neben dem Spiegel.

Schwul oder nicht schwul?

Joey war nun seit 5 Minuten hinter der Trennwand und wagte nicht hervor zu kommen. Er hatte seine Sachen noch nicht angezogen. Seine kleine Beule in der Shorts war zwar inzwischen verschwunden, aber er traute sich einfach nicht zurück ins Zimmer, solange dieser Bill da war. Nicht das es ihm irgendwie unangenehm gewesen wäre, nein, sicher nicht, aber es war so verdammt peinlich, dass ihn diese zufälligen Berührungen eines Mannes so nervös machen konnten. Panik stieg in Joey hoch.
 

>Warum hat Seto mich nicht vor diesem Bill gewarnt, ich mein, es ist doch offensichtlich, dass dieser Typ schwul ist und was von mir zu wollen scheint. Ob er Seto auch so angegrapscht hat? Bestimmt nicht, denn dann würde er mich sicher nicht hierher schleppen! Obwohl, vielleicht hat Seto das ja gefallen? Neeeeiin!! Ganz sicher nicht, Seto ist nicht schwul!!<
 

Joey warf einen kurzen Blick ins Zimmer und sah hinten Seto mit Bill tuscheln. Ruckartig zog er seinen Kopf wieder hinter die Trennwand.
 

>Die unterhalten sich, stehen ziemlich nahe beieinander, zu Nahe für meinen Geschmack. Ob Seto doch schwul ist?<
 

Wieder kroch Panik in ihm hoch.
 

>Was zum Teufel ist los mit mir, mach ich mir etwa Sorgen weil Seto schwul sein könnte? Das kann mir doch egal sein, ist doch sein Leben! Aber warum zum Teufel geht es mir dann so gegen den Strich, dass er so dicht neben diesem Bill steht? Ähm, ich bin doch nicht etwa eifersüchtig auf diesen Kerl? Man Alter, reiß Dich gefälligst zusammen, in ein paar Tagen heiratest Du und Du bist definitiv nicht schwul und erst Recht nicht eifersüchtig, weil Seto sich so gut mit Bill versteht!!<
 

„Joey? Alles Okay bei Dir?“
 

Joey wurde ruckartig aus seinen Gedanken gerissen, stolperte über seine Schuhe und fiel ziemlich unsanft auf seinen Arsch, stieß dann auch noch mit der Schulter gehen den Stuhl an der Wand.
 

„Scheiße!!“, knirschte er und verzog vor Schmerz sein Gesicht.
 

Seto kam auf ihn zu und kniete sich vor ihm.
 

„Sorry, ich wollte Dich nicht erschrecken.“
 

Dann half er Joey wieder auf die Füße.
 

„Schon Okay, Seto, is ja nix passiert.“, murmelte Joey leise, aber Seto machte dennoch ein besorgtes Gesicht.
 

„Zeig mal her.“, sagte er und griff Joey vorsichtig an die verletzte Schulter.
 

„Sieht böse aus, gibt sicher einen schönen großen blauen Fleck.“, meinte er dann und strich sanft über die verletzte Schulter.
 

Joey zuckte kurz unter dieser Berührung zusammen, aber weniger vor Schmerz und konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken. Vor Schreck biss Joey sich auf die Lippen.
 

>Scheiße was war das gerade? Das war so verdammt warm! Setos Finger auf meiner nackten Haut! Verdammt, reiß Dich zusammen Joey!<
 

Seto musste sich ein leichtes Grinsen verkneifen.
 

>Aha, also ist er doch nicht so abgeneigt, wie ich anfangs gedacht hatte. Na, das wird sicher noch ne lustige Hochzeit. Eigentlich sollte ich ja ein schlechtes Gewissen haben, dass ich so kurz vorher alles zum Platzen bringen will, aber verdammt, ich will mein Hündchen haben, egal was es kostet.<
 

„Wir sollten langsam mal weiter machen, schließlich muss der Anzug bald fertig sein.“, sagte Seto dann und ging wieder zurück zu Bill.
 

Joey nickte nur leicht und folgte ihm eher widerwillig. Bill begann gleich wieder damit Joeys Maße zu nehmen, dabei unterließ er es aber, Joey absichtlich zu berühren, wofür dieser natürlich überaus dankbar war.
 

~~~~~
 

Erst eine Stunde später verließen Joey und Seto die Schneiderei und Joey atmete erstmal erleichtert aus, als er wieder in Setos Limousine saß.
 

„War es denn so schlimm?“, fragte Seto leicht amüsiert.
 

Joey warf ihm einen bösen Blick zu.
 

„Du hast gewusst, dass dieser Typ schwul ist, oder?“
 

Seto schaute Joey ganz unschuldig an.
 

„Woher sollte ich das bitte wissen?“
 

„Na, er ist doch Dein persönlicher Schneider, oder? Und offensichtlich scheinst Du Dich sehr gut mit ihm zu verstehen!“, meinte Joey leicht beleidigt.
 

„Und? Was hat das damit zu tun?“, fragte Seto ganz unschuldig.
 

„Es scheint Dir absolut nichts auszumachen, dass dieser Typ an mir rumgefummelt hat?“, fragte Joey nun gereizt.
 

Seto wandte sich von Joey ab und starrte aus dem Fenster.
 

„Du hast keine Ahnung.“, meinte er nur.
 

Joey zog seine linke Augenbraue hoch.
 

„Hat er Dich etwa auch angegrabscht?“
 

Abrupt drehte Seto sich wieder zu Joey und meinte erstaunt:
 

„Wie kommst Du darauf?“
 

Joey musterte Seto von oben bis unten und erwiderte dann:
 

„Na bei Deinem sexy Körper müssen doch alle Männer und Frauen verrückt nach Dir sein!“
 

Seto schluckte kurz und war drauf und dran, Joey einen Kuss auf die weichen Lippen zu drücken, beherrschte sich aber und drehte sich wieder zum Fenster.
 

„So sexy bin ich nicht.“, nuschelte er leise und fügte noch leiser ein „Jedenfalls nicht sexy genug für Dich.“ hinzu und hoffte, dass Joey die letzten Worte nicht verstand, was dieser zum Glück auch nicht tat.
 

Der Rest der Fahrt verlief schweigend und wenig später kamen sie wieder bei der KC an. Seto machte sich gleich auf den Weg in sein Büro, während Joey im Labor verschwand, um das neue Spiel noch mal zu testen. Dass es mittlerweile schon spät am Nachmittag war, störte niemanden, denn Beide waren es gewöhnt, bis spät in die Nacht zu arbeiten, schließlich machte sich die Arbeit ja nicht von allein und auch wenn Joey bald heiraten würde, war es noch lange kein Grund, die Arbeit zu vernachlässigen.
 

~~~~~
 

Es war jetzt schon fast 18 Uhr und Joey war voll und ganz in dieses virtuelle Spiel vertieft, irgendwie gefiel ihm die Phantasie seines Chefs immer mehr. Gerade musste er als Kellner in einem sehr engen Kellneroutfit hinter einer Bar arbeiten und wurde von ein paar Weibern angegafft, eine kam nun auf ihn zu und gab ihm ihre Telefonnummer.
 

Joey musste lächeln, so schlecht sah diese virtuelle Schönheit nämlich gar nicht aus, irgendwie fiel ihm aber nicht auf, dass die junge Dame mit ihren braunen Haaren und blauen Augen eine gewisse Ähnlichkeit mit einer ganz bestimmen Person hatte.
 

Er nahm die Telefonnummer natürlich dankend entgegen und versprach der virtuellen Schönheit auch wirklich anzurufen. Leider ging in diesem Spiel wie üblich etwas schief, war ja auch der Sinn dieses Spiels. Also verlor er am nächsten Morgen den Zettel mit der Telefonnummer beim morgendlichen Spaziergang. Auf der Suche nach dem Zettel stieß er dann mit einem jungen Mann zusammen, der irgendwie Ähnlichkeit mit jemandem hatte.
 

>Der Typ, der sieht ja aus wie Seto. Was macht denn Seto in diesem Spiel?<
 

Noch bevor sich Joey darüber Gedanken machen konnte, ob das nur eine Figur im Spiel war, oder ob Seto wirklich persönlich daran teilnahm, wurde er auch schon an der Schulter gepackt und zu Boden gedrückt.
 

Joey zuckte erschrocken zusammen, dass es sich hier nur um ein virtuelles Spiel handelte, hatte er für einen kurzen Moment vergessen, aber was dann geschah, trieb ihm augenblicklich die Schamesröte ins Gesicht.
 

Der virtuelle Seto drückte nämlich dem virtuellen Joey einen heißen Kuss auf die Lippen und machte Anstalten ihn auch noch zu entkleiden, dabei befanden sie sich gerade in einem öffentlichen Park.
 

Joey saß ganz steif vor der Konsole und konnte sich nicht rühren, oder dem virtuellen Joey in dem Spiel helfen, er schaute einfach nur erschrocken zu, was dieser virtuelle Seto mit dem virtuellen Joey anstellte und das war keineswegs jugendfrei.
 

Erst als sein Telefon klingelte, konnte Joey sich vom Bildschirm losreißen und das Spiel beenden. Ziemlich erschrocken und verwirrt griff er zum Hörer, es war Mai.
 

„Hallo Blondy, Du bist spät, wann bist Du mit der Arbeit fertig?“
 

„Oh hallo, Schatz, ich bin gleich soweit, bist Du schon zu Hause?“
 

„Ja, seit einer Stunde, es ist nämlich schon 21 Uhr.“
 

Joey warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
 

>Verdammt, echt schon so spät?<
 

„Ich bin in einer halben Stunde zu Hause, ich schließ nur noch das Labor ab, bis gleich.“
 

„Bis gleich, Blondy.“
 

Joey legte den Hörer auf und lehnte sich in seinen Sessel zurück.
 

>Verdammt, was war das gerade?<
 

~~~~~
 

Seto saß unterdessen in seinem Büro und starrte etwas verwundert auf den Bildschirm seines Laptops.
 

>Ist das Spiel etwa schon zu Ende? Schade, hat doch gerade so viel Spaß gemacht. Irgendwas muss Joey aufgeschreckt haben, dass er so einfach das Spiel abbricht, fragt sich nur was?<
 

Er warf einen Blick auf die Uhr an der Wand.
 

>Was, schon so spät? Ich muss los, Mokuba macht sich sonst noch Sorgen um mich.<
 

Er schaltete den Laptop aus und klappte ihn zu, erhob sich aus seinem Sessel und streckte sich ausgiebig.
 

>Ob er gemerkt hat, dass ich die Figur persönlich gespielt habe? Auf die Idee kommt er sicher nicht. Es war wirklich eine gute Idee, mich in sein System einzuhacken und dieses Spiel in meine Hand zu nehmen. Seto, Du bist echt brillant!<
 

Ein fieses Grinsen stahl sich auf Setos Lippen, als er sein Büro verließ und in den Fahrstuhl stieg. Ein Stockwerk tiefer hielt dieser an und wer stand da? Joey! Mit etwas verstrubbelten Haaren und leicht verwirrtem Blick.
 

Joey schaute etwas erschrocken zu Seto und wurde auf der Stelle blass. Seto lächelte nur unschuldig und zog ihn in den Fahrstuhl.
 

„Willst Du nicht nach Hause?“
 

Joey schüttelte verwirrt den Kopf.
 

„Ähm, doch, ich war gerade unterwegs dahin.“
 

Seto lehnte sich an die Fahrstuhlwand und meinte nur:
 

„Wann ist eigentlich die Junggesellenparty?“
 

Joey hob den Kopf und schaute Seto in die blauen Augen.
 

„In 4 Tagen, eigentlich müsste längst eine Einladung auf Deinem Schreibtisch liegen!“
 

Seto überlegte kurz.
 

„Hm, ich glaub ja, irgendwas lag auf meinem Tisch, bin aber nicht dazu gekommen, das zu lesen.“
 

Joey schüttelte den Kopf.
 

„Warst wohl wieder sehr beschäftigt?“
 

Seto grinste etwas.
 

„Hm, ja, so könnte man das sehen.“
 

Bevor Joey etwas erwidern konnte, hielt der Fahrstuhl unten an und die Türen wurden geöffnet.
 

„Bis morgen dann, Joey und noch nen schönen Abend!“, meinte Seto und verließ das Gebäude.
 

Joey stand etwas verwirrt vor dem Fahrstuhl, riss sich dann aus der Starre und schloss hinter sich die Eingangstüren ab, um dann mit seinem Kleinwagen nach Hause zu fahren.

Eine unruhige Nacht!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ein ganz normaler Tag?

Pünktlich um 8 war Joey im Labor, saß auf seinem Sessel und starrte auf seine Konsole. Er wagte nicht die Geräte einzuschalten, irgendwie hatte er Angst davor, dass wieder etwas Unvorhergesehenes passierte. Fast 2 Stunden überlegte er, ob er mit seiner Arbeit anfangen sollte, letztendlich entschied er sich dafür, da dieses virtuelle Spiel in ca. 2 Wochen einsatzbereit sein sollte.
 

Diesmal wählte er eine etwas andere Figur im Spiel und zwar entschied er sich für einen älteren Herrn Mitte 40, der als Hausmeister in einem Kindergarten arbeitete. Diesmal kam es zu keinen außerplanmäßigen Störungen in dem Spiel, wenn man mal davon absah, dass im Kindergarten ständig die Heizung ausfiel und das Mitten im Winter. Also verbrachte Joey als virtueller Hausmeister im Spiel die meiste Zeit damit, den Heizungskessel im Keller zu reparieren.
 

~~~~~
 

Als Seto um 9 sein Büro betrat, nahm er zuerst die Einladung zur Hand, die auf seinem Schreibtisch lag.
 

Einladung

für Seto Kaiba

zur Junggesellenparty
 

Samstag 18:00 Uhr

O’Brian’s Blue Rainbow
 

Mitzubringen sind:

- Jede Menge gute Laune

- Alkoholische Getränke
 

Unterschrieben von

Joey Wheeler
 

>Blue Rainbow also, hätte ich mir fast denken können, ein schickes kleines Lokal. Na warte, Joey, ich hab eine feine Überraschung für Dich.<
 

Seto griff sich sein Handy und wählte die Nummer einer piekfeinen Schwulenbar in Domino-City.
 

„Guten Tag, mein Name ist Bob und Sie sprechen mit Woodys Paradies. Was kann ich für Sie tun?“
 

„Bob? Seto hier, Du, ich hab nen kleinen Auftrag für einen Deiner Leute.“
 

„Oh hallo, Setolein, lange nichts mehr von Dir gehört, wie geht’s?“
 

„Na ja, wie soll´s mir schon gehen, gut, aber zurück zu meinem Auftrag.“
 

„Okay, schieß los, was kann ich für Dich tun?“
 

„Also, es geht um die Junggesellenparty meines besten Freundes.“
 

„Freund? Hetero?“
 

„Leider ja, zumindest zum größten Teil.“
 

„Aha, also weiter?“
 

„Ich möchte, dass sich einer Deiner Jungs als süßes Mädel verkleidet und aus einer Überraschungstorte springt.“
 

„Und dann soll er Deinen Freund verführen?“
 

„Ja, so in etwa, er soll aber nicht bis zum Äußersten gehen, allerdings soll er sich am Ende auf seinen Schoß setzten, so dass nur mein Freund merkt, wer ihn da verführt hat.“
 

„Du willst also herausfinden, wie er darauf reagiert?“
 

„Das ist der Plan, also, hast Du einen geeigneten Mann dafür?“
 

„Klar, ich hab da ein süßes Jungchen, grad 19 Jahre jung, braunes langes Haar, sieht aus wie ein Mädchen, heißt Billy und verkleidet sich liebend gerne als süßes Mädel, am liebsten als Dienstmädchen.“
 

„Perfekt, Termin ist diesen Samstag so gegen 22 Uhr im O’Brian’s Blue Rainbow, Hintereingang, ich lass Euch rein, Torte müsstest Du mitbringen, Bezahlung wie üblich.“
 

„Geht klar, Seto, ich arrangiere alles, Deinem Freund werden die Augen ausfallen.“
 

„Na, das werden wir sehen, bin schon gespannt. Danke für Deine Hilfe.“
 

„Immer wieder gerne, Seto, bis denn. Tschüß.“
 

„Tschüß.“
 

Seto legte auf und steckte sein Handy wieder in die Tasche.
 

>Na, das wird ein Spaß, ich kann es kaum erwarten.<
 

Ein fieses Grinsen erschien auf Setos Gesicht und er rieb sich freudig die Hände. Dann machte er sich an seine Arbeit, ein paar Verträge zu unterschreiben. Mit seinen Gedanken war Seto jedoch längst bei der Junggesellenparty.
 

~~~~~
 

Mai war mit Joey in die Firma gefahren, saß wie üblich vor ihrem Schreibtisch und nahm Anrufe entgegen. In den kurzen Pausen, in denen das Telefon mal nicht klingelte, erledigte sie jede Menge Papierkram, wie zum Beispiel Bewerbungen durchlesen, Briefe beantworten und Akten sortieren. Zwischendurch dachte sie über Joey nach.
 

>Was er wohl heue Nacht geträumt hat? Hat ihn jedenfalls ziemlich mitgenommen, er sah gar nicht gut aus. Vielleicht sollte er mal ein paar Tage frei nehmen, schließlich muss er zu unserer Hochzeit fit sein. Am besten frag ich Seto mal danach.
 

Obwohl das sicher keine gute Idee ist, Joey hat ja zurzeit einen ganz wichtigen Auftrag. Ich glaub irgend so ein neues Spiel, hm, wie hieß das noch gleich. Virtual Reality! Das soll wohl demnächst fertig werden, dann bekommt Joey sicher keine Erholungspause.
 

Aber irgendwie muss ich doch dafür sorgen, dass Joey sich ein wenig entspannt, so geht das doch nicht weiter. Er braucht dringend etwas Ruhe. Mal schaun, vielleicht fällt mir ja zu Hause was ein, dazu müsste ich aber früher gehen.<
 

Mai drückte eine Taste auf ihrer Sprechanlage.
 

„Seto?“
 

„Ja, Mai, was gibt’s?“
 

„Kann ich heute eine Stunde früher gehen?“
 

„Warum?“
 

„Ich wollte für Joey etwas vorbereiten, weil er sich heute nicht so gut fühlt.“
 

„Was hat er denn?“
 

„Hm, na ja, er hatte heute Nacht einen Alptraum, oder so was, jedenfalls sah er nicht so gut aus heute.“
 

„Alptraum? Okay, von mir aus, Du darfst gehen, dafür musst Du die restliche Arbeit morgen aber nachholen.“
 

„Klar, Chef, mach ich.“
 

„Na denn viel Spaß.“
 

„Danke, Seto.“
 

„Kein Problem.“
 

Mai schaute auf ihre Uhr.
 

>17 Uhr, um 18 Uhr hab ich Feierabend.<
 

~~~~~
 

Seto schaute ebenfalls auf seine Uhr.
 

>17 Uhr, um 18 Uhr geht Mai nach Hause, Joey macht meist bis 20 Uhr, bleiben mir also 2 Stunden um ihn erneut zu verführen. Am besten, ich frage ihn mal nach diesem Alptraum von dem Mai gesprochen hat. Bin gespannt, was er sich zurecht geträumt hat. Sicher wieder irgendwas gruseliges, er schaut eindeutig zu viel von diesen Horrorfilmen. Das sollte ihm echt mal jemand abgewöhnen. Oder vielleicht hat er ja auch was ganz anderes geträumt? Na werden wir ja nachher sehen, am besten ich bestelle Joey zu mir ins Büro.<
 

Seto nahm sein Bildtelefon zur Hand.
 

„Joey?“
 

„Jo, hier bei der Arbeit.“, sagte Joey. „Was gibt’s?“
 

Seto verkniff sich ein Grinsen.
 

>Joey sieht ja echt ein wenig verpeilt aus heute.<
 

„Kannst Du nachher mal zu mir ins Büro kommen? Ich muss was mit Dir besprechen!“, erwiderte Seto.
 

„Sicher! Wann?“, fragte Joey.
 

„Gegen 18 Uhr.“, meinte Seto.
 

„Geht klar, bis gleich.“, sagte Joey und verschwand vom Bildschirm.
 

>Perfekt!<, dachte Seto und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
 

~~~~~
 

Joey schaute nachdenklich zum Bildtelefon.
 

>Was Seto wohl von mir will? Sicher will er wissen, wie weit ich mit dem Spiel bin. Na ja, den größten Teil hab ich ja jetzt geschafft, ich muss eigentlich nur noch ein paar Feinheiten testen, dann muss nur noch die Grafik aufgearbeitet werden, aber das machen ja die Grafiker ein Stockwerk tiefer.<
 

Joey schaute kurz auf die Uhr.
 

>Zeit für nen Kaffee!<
 

Er beendete das virtuelle Spiel und verließ sein Labor, um sich im Flur am Automaten einen Becher Kaffee zu holen.
 

>Wieder einer dieser scheiß normalen Tage, nur lauwarmer Kaffee, kann dieser scheiß Automat nich einmal richtig heißen Kaffee kochen?<
 

Nur widerwillig trank Joey seinen Becher leer und warf ihn in den Mülleimer neben dem Automaten, dann stellte er sich ans Fenster und schaute hinaus.
 

>Langweilig, mir ist so scheiß langweilig. Ich will mehr Action! Ein Glück, dass am Samstag meine Junggesellenparty ist, dann seh ich endlich meine Freunde wieder und dann lassen wir so richtig die Puppen tanzen.<

Doch nicht so normal!

Um 18:03 schaltete Joey die Geräte im Labor aus und ging auf den Flur zum Fahrstuhl, dieser kam allerdings nicht so schnell, wie Joey erhofft hatte, denn Mai befand sich gerade mit dem Fahrstuhl auf dem Weg nach unten, was Joey natürlich nicht wissen konnte. Da Joey keine Lust hatte, zu warten, nahm er kurzerhand die Treppe nach oben, war ja nur eine Etage bis zu Setos Büro.
 

Wenige Minuten später klopfte er an der Tür zum Büro seines Chefs und wurde auch gleich mit einem „Ja, Bitte.“ herein gebeten.
 

Joey steckte erst seinen Kopf durch die Tür und fragte:
 

„Darf ich reinkommen?“
 

„Sicher doch, setz Dich.“, meinte Seto und schaute von seinem Laptop auf.
 

Joey schloss die Tür hinter sich und setzte sich dann auf einen der zwei Bürostühle vor dem Schreibtisch. Seto drehte sich unterdessen mit seinem Chefsessel zum Fenster und knetete sich die Hände.
 

„Also folgendes, Joey, ich habe mitbekommen, dass es Dir in letzter Zeit nicht so gut zu gehen scheint, das wurde mir heute auch von Mai bestätigt.“
 

Joey war verwirrt.
 

„Was hat Mai denn gesagt?“
 

Seto drehte sich wieder zu Joey und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
 

„Sie hat gesagt, dass Du heute einen schlimmen Alptraum hattest, sie macht sich anscheinend große Sorgen um Dich. Und ich ehrlich gesagt auch. Willst Du mir vielleicht von diesem Traum erzählen?“
 

Joey wusste nicht was er nun machen sollte.
 

>Verdammt, ich kann ihm doch nicht erzählen, dass ich von ihm geträumt habe, der denkt doch noch sonst was von mir. Vielleicht feuert er mich ja, oder lacht mich aus, oder erzählt überall rum, dass ich schwul bin, oder lässt meine Hochzeit platzen, oder ….<
 

„Joey? Alles Okay?“
 

Joey wurde abrupt aus seinen Gedanken gerissen, als Seto ihn ansprach.
 

„Ähm, ja, natürlich, tja, da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen.“, begann Joey und wurde etwas rot im Gesicht.
 

„Ich kann mich nicht daran erinnern, was ich geträumt habe, ich bin einfach aufgewacht und war nass geschwitzt, mehr weiß ich nicht.“
 

Seto musterte Joey mit einem prüfenden Blick.
 

„Du lügst, das sehe ich Dir an, also was war wirklich los?“
 

Joey wurde nun richtig rot und fing an zu stottern:
 

„Wie-wieso sollte ich lügen, ich weiß wirklich nicht, wa-was ich geträumt habe, ehrlich.“
 

„Und wieso fängst Du dann an zu stottern?“, fragte Seto und erhob sich von seinem Sessel.
 

„Urgs, keine Ahnung.“, meinte Joey und versuchte sich zu beruhigen, was ihm aber momentan sehr schwer viel, da Seto sich gerade entschlossen hatte, den obersten Knopf seines hellblauen Hemdes zu öffnen.
 

Joey schluckte schwer und musste sich stark zusammen reißen, um nicht an den Traum von letzter Nacht zu denken. Seto bemerkte die Reaktion und drehte sich mit dem Rücken zu Joey, der nun einen wunderbaren Ausblick auf Setos knackigen Arsch bekam, was Joey fast um den Verstand brachte.
 

Nur mühsam konnte Joey den Blick abwenden und versuchte sich auf seine Hände zu konzentrieren, die auf seinem Schoß lagen und ziemlich nervös zitterten.
 

„Ist Dir kalt?“, fragte Seto und Joey erschrak, denn Seto stand nun auf einmal hinter ihm und hatte sich ein wenig vorgebeugt.
 

„Uh, ein wenig.“, meinte Joey und zitterte noch mehr.
 

„Nicht, dass Du noch krank wirst Joey.“, sagte Seto und legte eine Hand auf Joeys Stirn.
 

„Hm, Fieber hast Du nicht, das ist gut.“
 

Joey war fast zu Stein erstarrt, als Setos Hand auf seiner Stirn lag und konnte seinen Herzschlag nur ganz langsam wieder beruhigen.
 

>Verdammt, was war das gerade? Das war doch nur eine einfache Berührung, seit wann löst das fast einen Herzanfall bei mir aus?<, dachte Joey und schüttelte leicht den Kopf.
 

„Ich bin nicht krank, glaub ich zumindest, mir geht’s wirklich gut.“
 

„Hm, Okay, wenn Du das sagst, muss ich Dir wohl glauben, Joey. Aber überanstreng Dich bitte nicht, Du weißt, in ein paar Tagen ist die Hochzeit, da musst Du gesund sein.“, sagte Seto und ging wieder zurück zu seinem Sessel.
 

Joey nickte leicht.
 

„Ich weiß, Seto. Aber mir geht’s gut, kannst mir ruhig glauben.“
 

Seto lehnte sich zurück und streckte sich ein wenig.
 

„Okay, kommen wir dann mal zum nächsten Punkt. Wie weit bist Du mit dem virtuellem Spiel?“
 

Joey versuchte verzweifelt seinen Blick von Seto zu lösen, es gelang ihm kaum.
 

„Bis auf ein paar Feinheiten ist das Spiel einsatzbereit, die Grafiker müssten allerdings noch ein paar Dinge korrigieren, ein paar Farbkorrekturen, nichts Großartiges.“
 

„Keine besonderen Vorkommnisse?“, fragte Seto.
 

Joey überlegte kurz.
 

>Naja, eigentlich schon, aber das kann ich ihm unmöglich sagen, das glaubt mir eh keiner.<
 

„Nein, nicht das ich wüsste.“
 

Seto hob kurz eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts weiter dazu.
 

„Okay, Du kannst dann wieder ins Labor zurück und die kleinen Feinheiten testen, mach aber nicht wieder so lange.“
 

Joey war sichtlich erleichtert und erhob sich von seinem Stuhl.
 

„Ist gut, Seto, ich mach diesmal pünktlich Feierabend.“
 

„Das ist gut, Joey, wir sehn uns denn bestimmt wieder im Fahrstuhl.“, meinte Seto und drehte sich wieder mit dem Gesicht zum Fenster.
 

„Jap, sicher.“, erwiderte Joey und verließ Setos Büro.
 

>Joey, Du bist do einfach zu verführen, nicht mehr lange und liegst mir zu Füßen.<, dachte Seto und grinste so fies wie noch nie zuvor.
 

~~~~~
 

Joey hatte sich unterdessen erstmal an Setos Bürotür gelehnt und atmete ziemlich heftig.
 

>Verdammt, was war eben mit mir los? Seit wann macht mich Setos Anwesenheit dermaßen nervös? Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu, das ist doch völlig unnormal! Und verdammt noch mal, seit wann kann Seto sich so sexy bewegen?
 

Oder ist mir das vorher noch nie bei ihm aufgefallen? Aber warum, zum Teufel, gerade jetzt? Warum, um alles in der Welt, hat Mai ihm von meinem Alptraum erzählt? Das ist doch total verrückt! Ich dreh hier noch durch! …
 

Alter, beruhig Dich, das ist nur eins der vielen Dinge, die eigentlich gar nicht passieren, also vergiss das Ganze mal gleich wieder. Lohnt sich nämlich nicht, sich darüber Gedanken zu machen!<
 

Joey stieß sich von der Tür ab und ging die Treppen runter zu seinem Labor, auf den Fahrstuhl wollte er jetzt nicht warten.

Entspannung für Joey?

Während Seto vor sich hingrinste und Joey völlig fertig in seinem Labor ankam, war Mai zu Hause dabei, alles für die nette Entspannungstherapie ihres etwas verspannten Verlobten vorzubereiten. Zuerst verteilte sie viele Kerzen um den kleinen Whirlpool auf der verglasten Terrasse, dann warf sie ein paar Rosenblätter hinein und stellte zwei Weingläser und eine Flasche französischen Rotwein auf ein kleines Tablett neben dem Pool. Dazu stellte sie wenig später eine Schüssel Erdbeeren hinzu, die sie aus der Küche geholt hatte. Danach holte Mai den kleinen CD-Recorder aus dem Schlafzimmer und legte eine Kuschelrock CD ein.
 

Kurze Zeit später klingelte es an der Haustür. Mai ging mit schnellen Schritten ins Wohnzimmer, schnappte sich ihre Handtasche, angelte ihre Geldbörse raus und schritt auf die Tür zu, um sie zu öffnen. Draußen stand ein kleiner Chinese mit einem Tablett, Mai hatte nämlich von ihrem Büro aus ein chinesisches Sushi-Restaurant angerufen.
 

Sie nahm das Tablett und die Rechung entgegen, bezahlte den kleinen Chinesen mit einem saftigen Trinkgeld und einem Lächeln und schloss vergnügt die Tür, um das Tablett in die Küche zubringen. Dort wickelte sie die Frischhaltefolie vom Tablett und nahm ein paar Spieße aus einer Schublade, die steckte sie dann in die einzelnen Sushi-Röllchen.
 

Sie besah sich noch einmal ihr Werk, schaute kurz auf die Uhr, es war jetzt 20:01 Uhr, und brachte das Tablett auf die verglaste Terrasse zu den anderen Sachen. Später ging sie ins gemeinsame Schlafzimmer und zog sich ein einen knappen Bikini und einen Seidenbademantel an, um sich dann ins Wohnzimmer zu begeben und auf Joey zu warten.
 

~~~~~
 

Joey kam gegen 20:15 Uhr im gemeinsamen Haus an und fuhr seinen Wagen in die Garage daneben. Bevor er die Tür mit seinem Schlüssel öffnen konnte, wurde sie auch schon aufgerissen und Mai stand in der Tür.
 

„Oh hallo, Schatz, uh, was hast Du vor, willst Du zum Strand?“, fragte Joey, als er Mais Kleidung betrachtete.
 

„Nein, Blondy, aber ich will in den Whirlpool und Du kommst mit.“, meinte Mai lächelnd und zog den verblüfften Joey einfach mit, er konnte gerade noch so die Haustür hinter sich zu werfen.
 

Auf der Terrasse angekommen, erstarrte Joey vor Staunen.
 

„Hast Du das etwa gemacht?“, fragte er mit leiser Stimme.
 

„Natürlich, mein Schatz, wer sollte das sonst gewesen sein?“, meinte Mai und zog Joey die Jacke aus, Joeys Aktentasche landete neben der Terrassentür und die Jacke ebenfalls.
 

„Entspann Dich, Blondy, das wird ein schöner Abend für uns Zwei.“, flüsterte Mai Joey ins Ohr und machte sich an Joeys Hemd zu schaffen.
 

Krawatten trug er nicht, was Mai manchmal etwas traurig machte, das sagte sie ihm aber nicht. Langsam zog sie Joey das aufgeknöpfte Hemd über die Schultern und küsste seine nackte Brust. Joey seufzte leise und schob Mai von sich weg.
 

„Lass mich erstmal die Hose ausziehen, dann springen wir in den Pool, Okay?“, sagte er und öffnete seine Hose, um sie gleich darauf zu Boden gleiten zu lassen.
 

Die Schuhe hatte er schon längst von den Füßen gestreift, fehlten nur noch die Socken, die kurze Zeit später mit der Hose in einer Ecke verschwanden. Nur in Shorts bekleidet, stieg Joey in den Whirlpool.
 

„Kommst Du?“, fragte er und schaute Mai erwartungsvoll an.
 

Mai nickte leicht, warf ihren Seidenbademantel zu Joeys Sachen in die Ecke und stieg ebenfalls in den Pool. Joey schloss die Augen und versuchte sich zu entspannen, was ihm allerdings nicht gelang, zu sehr war er damit beschäftigt über die letzten Ereignisse nachzudenken.
 

An erster Stelle stand natürlich dieser Traum und das Gefühl, dass er hatte, als er in Setos Büro saß. Sein Gesicht wirkte extrem angespannt, was von Mai natürlich nicht unbemerkt blieb. Mai seufzte leise und schaltete den CD-Recorder an, dann goss sie den Wein in die Gläser und reichte eins an Joey weiter, der beim Klang der Musik die Augen geöffnet hatte.
 

„Danke, mein Schatz.“, sagte er und nahm das Glas entgegen.
 

„Lass uns auf unsere bevorstehende Hochzeit anstoßen.“, meinte Mai und hielt ihr Glas hoch.
 

Irgendwie war Joey jetzt nicht mehr zum Feiern zumute und er wollte irgendwie auch nicht auf die Hochzeit anstoßen. Warum das so war, konnte er jedoch nicht sagen, also verdrängte er dieses seltsame Gefühl und erhob ebenfalls sein Glas.
 

„Hoffen wir, dass alles gut wird.“, meinte er und stieß mit Mai an.
 

Mai lächelte und sagte:
 

„Wird schon schief gehen, Blondy, verlass Dich drauf.“
 

>Genau das befürchte ich ja, dass alles verdammt schief geht!<, dachte Joey und nickte nur leicht, bevor er sein Glas in einem Zug leer trank und wieder auf das Tablett stellte.
 

Fast zehn Minuten saßen sie schweigend im Whirlpool und entspannten sich, was bei Mai durchaus der Richtigkeit entsprach. Bei Joey allerdings wirkte diese Entspannungstherapie ganz und gar nicht, er war völlig verkrampft und Mais Nähe war ihm irgendwie total unangenehm, dabei liebte er sie doch.
 

Aber irgendwie wollte er jetzt nicht mit ihr in diesem Whirlpool sitzen, sondern mit einer ganz anderen Person und das machte Joey irgendwie total verrückt. Ein Weinglas nach dem andern wurde von ihm geleert, das Sushi rührte er nicht an, auch die Erdbeeren verschmähte er, was von Mai mit einem traurigen Blick registriert wurde.
 

Die Kerzen warfen ein schummriges Licht auf die Terrasse und Joey hatte die Augen geschlossen, er sah aus, als ob er schlafen würde, nur das ständige Zucken seiner Augenlider verriet, dass er wach war und wohl einen sehr aufregenden Traum hatte.
 

Mai beobachtete Joey sehr genau und schüttelte seufzend den Kopf, auf diese Weise würde Joey sich sicher nicht entspannen, also stieg sie kurzerhand aus dem Pool, um dann hinter Joey wieder einzusteigen. Joey erschrak leicht aus seinem Dämmerzustand, beruhigte sich aber wieder, als er merkte, dass nur Mai hinter ihm saß.
 

„Schon gut, Blondy, ich massier Dir die Schultern, dann geht’s Dir bestimmt besser.“, meinte sie und fing an sanft Joeys etwas verspannte Schultern zu kneten.
 

Ein leises Seufzen verließ Joeys Kehle und er schloss wieder die Augen, was sich jedoch als großer Fehler herausstellte. Er stellte sich nämlich gerade vor, dass Seto hinter ihm sitzen würde und ihn so sanft durchknetete. Das Problem an der Sache war, dass Joey dabei ziemlich deutlich eine gewisse Regung in seiner unteren Körperpartie spüren konnte.
 

Er schaute an sich hinunter und musste entsetzt feststellen, dass sich eine ziemlich große Beule in seiner nassen Shorts gebildet hatte.
 

>Scheiße, was mach ich denn jetzt?<, dachte er verzweifelt, irgendwie kam es ihm nicht in den Sinn einfach Mai zu fragen, immerhin war sie ja seine Verlobte.
 

An Sex mit ihr war Joey jetzt nicht wirklich interessiert, obwohl es sich bei dieser schmerzhaften Beule in der Hose wahrscheinlich nicht vermeiden ließe. Mai bemerkte seine Beule natürlich und ein kleines Lächeln legte sich auf ihr Gesicht.
 

„Bin ich so gut, dass Du davon so sehr erregt wirst?“, fragte sie verführerisch.
 

„Ähm, scheint fast so.“, meinte Joey mit einem falschen Lächeln auf dem Gesicht.
 

>Du hast doch gar keine Ahnung was mich gerade so erregt hat! Du warst es jedenfalls nicht!<, dachte Joey verzweifelt und seufzte leise vor sich hin.
 

„Keine Sorge, Blondy, ich kann Dir gerne helfen, wollen wir hier, oder lieber im Bett?“, fragte Mai mit sanfter Stimme.

Katerstimmung!

Am nächsten Morgen wurde Joey ziemlich unsanft mit einem eiskalten Lappen geweckt.
 

„Hey, was soll das?“
 

„Aufstehen, wir müssen zur Arbeit!“, sagte Mai etwas mies gelaunt.
 

Joey schaute sich um.
 

„Häh, wieso lieg ich im Wohnzimmer auf der Couch?“
 

Mai rollte wütend mit den Augen.
 

„Kannst Du Dich nicht daran erinnern?“
 

Joey schaute sie mit großen Augen an.
 

„An was erinnern?“
 

Mai rieb sich genervt die Schläfen.
 

„Du hast gestern noch die ganze Flasche Wein ausgetrunken, wir sind dann ins Bett und hatten Sex. Aber was für einen Sex! Du warst gestern so wild, mit tut jetzt noch alles weh!“
 

„Aha, aber warum lieg ich dann auf der Couch?“, wollte Joey wissen.
 

„Ich bin noch nicht fertig, Blondy, also lass mich ausreden!!“, meinte Mai wütend und Joey zuckte erschrocken zusammen.
 

„Du hast gestern fast eine halbe Stunde bis zum Orgasmus gebraucht, es war der beste Sex, den ich je hatte! … Aber!“
 

„Aber was?“, fragte Joey und Mai warf ihn einen bitterbösen Blick zu, so dass er sofort verstummte.
 

„Aber!! Als Du endlich zum Orgasmus gekommen bist, nachdem ich schon vier Mal gekommen war, hast Du einen falschen Namen gestöhnt! Ich war darüber verärgert, ich war verletzt und wütend und hab Dich aus dem Schlafzimmer geworfen, am liebsten hätte ich Dich sogar aus dem Haus geschmissen!“
 

Joey starrte Mai nur ungläubig an.
 

„Was für einen Namen hab ich denn gestöhnt?“
 

„Du willst es wirklich wissen?“, fragte Mai.
 

„Sicher will ich das, dann kann ich die Sache vielleicht aufklären, immerhin war ich Dir die ganze Zeit treu!“, meinte Joey.
 

„Das bezweifelt auch niemand, Joey, ich hab auch nie behauptet, dass Du fremdgehst!“, erwiderte Mai.
 

Joey war sprachlos.
 

„Hä? Hast Du doch!“
 

Mai schüttelte den Kopf.
 

„Nur weil Du diesen einen Namen gestöhnt hast, heißt das nicht, dass Du mit dieser Person Sex hattest, was ich nämlich sehr stark bezweifle!“
 

Nun war Joey sichtlich verwirrt.
 

„Dann sag mir endlich wessen Namen ich gestöhnt habe!“
 

Mai seufzte laut.
 

„Also gut, ich sag´s Dir, es war der Name Deines besten Freundes.“
 

Joey überlegte kurz.
 

„Yugi?“
 

Mai griff sich an die Stirn.
 

„Yugi ist schon lange nicht mehr Dein bester Freund, außerdem hast Du ihn schon eine ganze Weile nicht gesehen.“
 

Joey kratze sich am Kopf und Mai seufzte theatralisch.
 

„Man, Joey, bist Du echt so blöd? Dein bester Freund ist wohl zurzeit auch Dein Chef!“
 

Joey riss erschrocken die Augen auf.
 

„Du meinst doch nicht etwa S … S …?“
 

Mai nickte leicht.
 

„Ja genau, den meine ich! Seto! Seto Kaiba!“
 

Joey erstarrte zur Salzsäule.
 

„I-ich h-hab S-seto g-gestöhnt ….?“
 

„….als Du zum Orgasmus kamst? Ja verdammt!!“, schrie Mai und rieb sich die Schläfen.
 

„Und nun geh ins Bad, wir müssen gleich zur Arbeit, ich warte im Auto.“
 

Damit verließ sie die Wohnung und ließ einen sichtlich geschockten Joey zurück.
 

Erst eine halbe Stunde später kam Joey völlig verpeilt aus dem Haus und Mai war schon sichtlich genervt.
 

„Wird auch Zeit, dass Du kommst, Seto hat schon nach Dir gefragt, er hat grad über Dein Handy angerufen!“, meinte Mai gereizt.
 

„Ähm, ja sorry, ich …“
 

Joey wusste nicht was er sagen sollte.
 

„Vergiss es, Blondy, steig lieber ein und fahr los! Ich will keine Erklärung von Dir hören! Jedenfalls nicht jetzt!“, meinte Mai und schloss die Beifahrertür.
 

Joey stieg ein und startete den Wagen und wäre fast mit Volldampf nach vorne gefahren, anstatt nach hinten.
 

„Soll ich lieber fahren, Blondy?“, fragte Mai genervt.
 

Joey schüttelte den Kopf.
 

„Nein, schon gut, wird schon gehen.“, meinte er und legte den Rückwärtsgang ein.
 

Der Rest der Fahrt verlief ohne weitere Zwischenfälle und ein paar Minuten später kamen sie heil im Bürogebäude der KC an.
 

„Ich, ähm, ich wollte …“, begann Joey, als er mit Mai den Fahrstuhl betrat.
 

„Nicht jetzt, Joey, heute Abend vielleicht, aber nicht jetzt!“, meinte Mai und schloss kurz ihre Augen.
 

Joey sah traurig zu Boden und schwieg.
 

>Verdammt, was hab ich nur wieder angestellt? Das verzeiht mir Mai nie! Dabei ist doch bald unsere Hochzeit! Verdammt, ich hab gewusst, dass alles schief geht!<
 

Wenig später verließen Mai und Joey den Fahrstuhl, um dann in verschiedene Richtungen dem Gang zu folgen. Kurz vor seinem Labor drehte Joey sich noch einmal zu Mai um und seufzte laut.
 

>Das ist definitiv nicht mein Tag!!<
 

~~~~~
 

Joey saß nun schon fast sechs Stunden ununterbrochen in seinem Labor und versuchte sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, er war so in Gedanken versunken, dass er nicht einmal das mehrmalige Klingeln des Bildtelefons hörte. Erst als Seto das Labor betrat und ihn ansprach, schrak Joey hoch und blickte mit ziemlich verwirrtem Blick in blaue Augen.
 

Hätte Joey nicht gesessen, wäre er sicher vor Schreck umgekippt, so ließ er sich lediglich tiefer in den Sessel fallen und schaute erschrocken zu Boden.
 

„Du scheinst ja wirklich schwer beschäftigt zu sein, dass Du nicht mal das Telefon hörst, ich versuch schon seit einer ganzen Weile, Dich zu erreichen.“, meinte Seto und hob mit seiner Hand Joeys Kinn hoch, so dass er ihm in die Augen sehen konnte.
 

Joey murmelte ein leises „Sorry“ und versuchte Setos Blick auszuweichen.
 

>Was hat er denn? Er sieht so aus, als hätte er ein Gespenst gesehen!<, dachte Seto.
 

„Was ist los mit Dir, Joey, Du siehst heute ein wenig angeschlagen aus?“
 

Joey schob Setos Hand beiseite und murmelte:
 

„Ich hab gestern nur etwas zu viel Wein getrunken, das ist alles.“
 

Seto schüttelte den Kopf.
 

„Hm, ich bin mir zwar sicher, dass das nicht wirklich Alles ist, aber Du wirst mir sicher nicht erzählen, was Du für ein Problem hast, oder?“
 

Joey schaute wieder auf seine Konsole und vertiefte sich in seine Arbeit, ohne Seto eine Antwort zu geben. Seto seufzte ein wenig und meinte dann:
 

„Also, wenn Du irgendwelche Sorgen hast, kannst Du gerne zu mir kommen, Ja?“
 

Joey nickte nur leicht und Seto verließ das Labor. Während Joey erleichtert durchatmete und sich im Sessel zurücklehnte, um kurz die Augen zu schließen, stand Seto draußen an der Tür und lauschte. Als er das erleichterte Aufatmen von Joey hörte, schlich sich ein fieses Grinsen auf sein Gesicht.
 

>Bald, Joey, bald hab ich Dich soweit, bald wirst Du mir nicht mehr widerstehen können!<

Werd ich jetzt verrückt?

Noch immer mit dem fiesen Grinsen im Gesicht ging Seto zurück in sein Büro und widmete sich seiner Arbeit. Kurz vor Feierabend schaute er auf die Uhr an der Wand.
 

>Zeit für ein kleines Spielchen!<, dachte er amüsiert und drückte auf eine Taste seiner Sprechanlage.
 

„Joey, komm doch bitte in 10 Minuten in mein Büro, dann können wir uns in Ruhe unterhalten und keine Widerrede!“
 

Er konnte förmlich das Aufseufzen von Joey durch die Sprechanlage hören, als dieser mit einem knappen „Meinetwegen“ antwortete.
 

>Ha, na das wird lustig!<
 

Er schaute noch kurz ein paar E-Mails durch und lehnte sich dann in seinen Sessel zurück, um auf Joey zu warten.
 

~~~~~
 

Joey war kurz nach Setos Besuch etwas ruhiger geworden und hatte sich wieder voll und ganz auf seine Arbeit konzentriert, als dann jedoch Setos Stimme aus der Sprechanlage erklang, wars mit der Ruhe schlagartig vorbei. Zumal es ihm ziemlich seltsam vorkam, dass Seto nicht wie üblich das Bildtelefon, sondern die Sprechanlage für sein Anliegen nutzte.
 

Was Joey allerdings noch mehr wunderte, war, dass Seto ihm soeben einen richtigen Befehl erteilt hatte, das hatte er schon seit über einem Jahr nicht mehr getan. Irgendwie fühlte sich Joey wieder an die Zeit ihrer Schulzeit erinnert, als Seto ihn noch mit Hündchen oder Köter angesprochen hatte und ihn immer nur mit einem ziemlich arroganten Lächeln und einem eiskalten Blick bedachte.
 

Joey kam nicht umhin zu bemerken, dass ihm diese kleinen Streitereien mit Seto fehlten, er war irgendwie immer gerne auf die Herausforderungen Setos eingegangen und er vermisste es irgendwie. Natürlich war er froh, dass er in Seto nun einen guten Freund gefunden hatte, der sogar manchmal ein Lächeln zeigte oder einen kleinen Scherz machte, aber er musste sich eingestehen, dass er diesen arroganten Eisklotz Seto Kaiba vermisste.
 

Zwar zeigte er noch immer ein etwas fieses Grinsen, wenn ihm danach war und der eiskalte Blick war auch nicht vollkommen verschwunden, aber er war definitiv nicht mehr derselbe Seto, wie der aus der Schulzeit. Joey seufzte leise, es hatte immer viel Spaß gemacht, wenn er sich mit Seto anlegen konnte, nun hatte er zwar einen Freund mehr, aber niemanden, mit dem er sich streiten konnte, irgendwie war das Leben etwas eintönig geworden, alltäglich, einfach langweilig.
 

„Joey? Wo bleibst Du?“
 

Joey schüttelte verwirrt den Kopf und schaute kurz auf die Uhr.
 

>Oh, ich sollte vor 2 Minuten im Büro sein!<
 

Er betätigte eine Taste seiner Sprechanlage und meinte:
 

„Bin sofort da, ich muß nur schnell die Geräte runterfahren!“
 

„Beeil Dich!“, erklang Setos Stimme.
 

„Jap!“, meinte Joey und schaltete seine Geräte aus, um dann kurz darauf das Labor zu verlassen.
 

>Seit wann mache ich mir eigentlich solche Gedanken über Seto? Bin ich denn jetzt völlig durchgedreht?<, fragte sich Joey als er die Treppe zu Setos Büro hochging. Die Antwort war für ihn irgendwie eindeutig.
 

>Ja!! Definitiv!!<
 

~~~~~
 

Seto saß in seinem Sessel und starrte aus dem Fenster, inzwischen war es schon halb 9 und draußen war alles schwarz, nur die Lichter der Stadt erhellten die Nacht, der Himmel war von dunklen Wolken bedeckt.
 

>Heute wird es sicher Regen geben.<, dachte er und seufzte leicht.
 

Es klopfte an der Tür.
 

„Komm rein, Joey!“, sagte Seto und drehte sich wieder zum Schreibtisch um.
 

Joey steckte aus Angewohnheit erst den Kopf durch die Tür und nuschelte ein „Sorry, bin zu spät“, bevor er sich dann durch die Tür wagte und sie hinter sich schloss.
 

„Setz Dich!“, sagte Seto und musterte Joey von oben bis unten.
 

Joey gefiel dieser Blick von Seto nicht, irgendwie fühlte er sich so … so nackt. Er schluckte kurz und setzte sich auf den Stuhl, dem ihn Seto zu wies und fragte tonlos:
 

„Also, was willst Du wissen?“
 

„Als erstes will ich wissen, was Du für einen Alptraum hattest und komm mir nicht wieder mit dieser Ausrede, dass Du Dich nicht erinnern kannst. Ich glaub Dir nämlich nicht! Du weißt, ich könnte Dich zwingen, immerhin arbeitest Du für mich und ich organisier Dir die Hochzeit, die ja schon nächste Woche ist. Also, fang an zu erzählen Joey Wheeler! Ich höre?“
 

Seto lehnte sich interessiert vor und stützte seinen Kopf in seine Hände.
 

>Oho, jetzt ist es amtlich, ich bin verrückt geworden, ich hab Halluzinationen von einem eiskalten Drachen!!<, dachte Joey und schüttelte energisch den Kopf.
 

„Das geht Dich gar nix an! Und erpressen lasse ich mich auch nicht!“, brachte Joey zähneknirschend hervor.
 

Seto grinste fies und meinte spöttisch.
 

„War der Traum so schlimm, Hündchen?“
 

Joeys Kopf, der eben noch nach unten gebeugt war, flog ruckartig nach oben.
 

„Ha, ich bin doch nicht verrückt, der eiskalte Drachen ist wieder da!“
 

Ein schelmisches Grinsen legte sich auf Joeys Gesicht und für einen Moment war Seto überrascht, mit dieser Reaktion hatte er nun gar nicht gerechnet.
 

Joey legte den Kopf schief und schaute interessiert in Setos blaue Augen.
 

„Dieses Funkeln hab ich schon lange nicht mehr gesehen, Seto!“, meinte er leise und seufzte ein wenig, riss sich aber wieder zusammen und sagte dann:
 

„Ich würde jetzt gerne zu meiner Verlobten fahren, wenn Du nichts dagegen hast. Meine Träume gehen niemanden etwas an, auch Dich nicht und wenn Du nicht mehr für die Hochzeitsvorbereitungen verantwortlich sein willst, kann ich auch gerne meine anderen Freunde darum bitten, auch wenn es etwas kurzfristig wäre, würden sie mir liebend gerne helfen. Ich wünsch Dir noch einen schönen Abend, eiskalter Drachen!“
 

Dann erhob er sich, verließ das Büro und ließ einen sichtlich überraschten Seto Kaiba zurück.

Aufgeben? Niemals!

Mit einem unergründlichen Lächeln auf dem Gesicht fuhr Joey nach Hause und fühlte sich zum ersten Mal seit langem richtig glücklich. Klar hatte er immer viel zu Lachen, seit er mit Mai zusammen war und als er sich dann mit Seto anfreunden konnte, war er auch froh, aber seit heute war etwas anders.
 

Es war wie damals in der Schule, die ständigen Streitereien zwischen Seto und ihm, das war immer sehr spaßig, selbst die Beleidigungen von Seto konnten ihm nichts anhaben. Denn eines war doch klar, sobald Seto mal in Schwierigkeiten war, rannte Joey zu seiner Rettung herbei und als Partner im Kampf gegen die Bösen waren sie einfach unschlagbar.
 

Yugi war natürlich auch immer mit von der Partie, wie hätte es sonst anders sein sollen? Seto war nicht nur ein Rivale, sondern ein ebenso guter Freund, auch wenn dieser es am Anfang nicht wahrhaben und ständig die Hilfe von Joey ablehnen wollte. Im Endeffekt war Seto doch immer froh, dass Joey und Yugi da waren, um ihm zu helfen.
 

>Das waren noch Zeiten! Wenn ich an die Zeit mit diesem Widerling Dartz zurückdenke, wird mir ganz anders. Der Typ wollte doch glatt das 10000 Jahre alte Atlantis auferstehen lassen und wer hat damals die Welt vor dem Untergang bewahrt? Yugi, Seto und ich!!
 

Dabei wollte Seto gar nicht mit uns zusammen kämpfen. Er hat sich glatt mit Händen und Füssen gewehrt. Hihi, der eiskalte Drachen würde sich doch nicht von einem gewöhnlichen Duellanten wie mir helfen lassen, wäre ja auch noch schöner. Und trotzdem war er froh darüber, das weiß ich ganz genau, auch wenn er es nicht zugeben würde.
 

Na ja, sieht jedenfalls so aus, als wäre der eiskalte Drachen wieder da, hat sich ja auch lange genug hinter der Freundschaftsfassade versteckt. Ich hoffe nur, dass er nicht wirklich ernst macht und die Hochzeit vermasselt, indem er sämtliche Vorbereitungen einstellt. Aber ich glaube so fies ist er nicht, immerhin sind wir jetzt richtige Freunde.
 

Aber ein wenig Streit kann nicht schaden, dann denke ich bestimmt auch nicht mehr so oft an seinen gutgebauten Körper und komm nicht auf dumme Gedanken. Ich darf ihn nicht zu nah an mich ranlassen, ich könnte sonst was Unüberlegtes tun und das wäre echt unverzeihlich!<
 

~~~~~
 

Seto saß noch immer unbeweglich in seinem Büro und starrte auf die geschlossene Tür, durch die Joey gegangen war. Erschöpft lehnte er sich in seinem Sessel zurück und rieb sich müde über die Augen.
 

>Verdammt, das ist nicht gut. Ich hab Joey doch tatsächlich mit Hündchen angesprochen und er hat zu mir eiskalter Drachen gesagt! Das gibt’s doch wohl nicht, ich komm mir vor, wie in der verdammten Schulzeit. Ich dachte, die Zeiten liegen hinter mir?
 

Wie konnte ich mich nur so gehen lassen? Jetzt wird Joey mich wieder so abweisend behandeln wie damals und mich ständig herausfordern und provozieren. Ich hab alles vermasselt. Verdammt!<
 

Seto schlug mit der Faust auf den Tisch und verzog ein wenig vor Schmerz das Gesicht.
 

>Ich werde nicht aufgeben. Niemals! Du gehörst mir, Hündchen. Und das werde ich Dir auch beweisen. Ich bin dein Herr und Meister und niemand sonst soll Dich haben! Du wirst schon bald mir gehören, Joey Wheeler und da kann Deine Verlobte auch nichts daran ändern. Verlass Dich drauf!<
 

Seto erhob sich von seinem Sessel und stellte sich vor das Fenster, um auf die erleuchtete Stadt hinab zu sehen. Ein leises Seufzen erklang aus seiner Kehle und er verließ mit seinem Aktenkoffer das Büro, um endlich nach Hause zu fahren.
 

~~~~~
 

Mokuba saß wie immer im Wohnzimmer und wartete auf seinen Bruder. In letzter Zeit machte er sich einfach zu viele Sorgen, darum ging er nicht eher ins Bett, bevor Seto nicht zu Hause eintraf. Zwar war er dann am nächsten Morgen meist total müde in der Schule, aber das störte ihn nicht. Sein Bruder war halt wichtiger als die dumme Schule und außerdem war Mokuba ein guter Schüler, da machte es nichts, wenn er ab und zu mal nicht richtig aufpasste.
 

Es störte ihn auch nicht, dass Seto immer etwas böse war, wenn er mal wieder auf ihn gewartet hatte. Der Fernseher lief und es kam irgendeine Komödie, Mokuba schaute allerdings nicht wirklich hin, sein Blick wanderte immer wieder zur großen Wanduhr und Sorgenfalten legten sich auf sein Gesicht.
 

Es war immerhin schon dreiviertel 10 und Seto war noch immer nicht zu Hause, plötzlich wurde die Haustür geöffnet und Mokuba sprang sofort von der Couch, um in die Eingangshalle zu rennen.
 

„Seto, da bist Du ja endlich!“, rief er aufgeregt, als er seinen Bruder in der Halle stehen sah.
 

Eigentlich wollte er ihm gleich um den Hals fallen, aber irgendetwas in Setos Augen hielt ihn davon ab, sie sahen irgendwie traurig aus, voller Schmerz und Sehnsucht.
 

„Seto? Was ist los mit Dir?“
 

Seto antwortete nicht und ging mit schlürfenden Schritten und einem leisen „Ich bin nur müde“ an Mokuba vorbei.
 

Völlig perplex starrte dieser seinem Bruder hinterher, der langsam die Treppe zur oberen Etage erklomm.
 

>Was hat er denn? Warum redet er nicht mit mir? Irgendetwas muss passiert sein! Ob er Probleme in der Firma hat? Oder hat er andere Sorgen? Ich muss es unbedingt herausfinden!<
 

Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck ging Mokuba seinem Bruder hinterher, er würde ihn jetzt auf der Stelle zu Rede stellen und diesmal würde er sich nicht abweisen lassen. Und er würde sich auch nicht mit irgendeiner Ausrede zufrieden geben, immerhin war er ein Kaiba und ein Kaiba gibt nicht auf. Unter gar keinen Umständen!
 

Mit schnellen Schritten war Mokuba vor der Tür seines Bruders angekommen und er öffnete sie, ohne vorher anzuklopfen.
 

„Seto, ich muss mit Dir reden!“
 

Seto lag angezogen auf seinem Bett und schien zu schlafen, die Aktentasche stand neben dem Schreibtisch.
 

„Seto?“
 

Mokuba ging zum Bett seines Bruders und schaute etwas erstaunt in das schlafende Gesicht.
 

>Was ist das denn? Eine Träne?<
 

Vorsichtig wischte Mokuba mit seinem Zeigefinger den einzelnen Tropfen von Setos Wange und leckte in ab.
 

>Salzig. Er hat also geweint. Aber wieso? Er hat doch noch nie geweint, nicht einmal einen Tropfen, soweit ich mich erinnern kann. Wieso also gerade jetzt?<
 

Er breitete eine Decke über den schlafenden Körper seines Bruders aus und strich sanft ein paar Haare aus seinem Gesicht.
 

>Ich werd ihn einfach morgen früh fragen.<
 

„Ruh Dich aus, großer Bruder.“, flüsterte Mokuba leise und verließ mit leisen Schritten das Zimmer.

Das ist nicht Dein Ernst?

Als Mokuba am nächsten Morgen um halb 8 Setos Zimmer betrat, lag dieser noch immer angezogen in seinem Bett.
 

„Seto, aufwachen, Du musst ins Büro!“
 

Seto grummelte nur leicht und drehte sich auf die Seite.
 

„Lass mich.“
 

Mokuba ging zum Fenster und öffnete es, dann zog er seinem Bruder die Decke weg und schupste ihn vom Bett.
 

„Ich sagte, Du musst ins Büro, aber vorher gehst Du duschen und dann will ich mit Dir über Deinen Zustand reden, so geht das nicht weiter.“, rief Mokuba empört und Seto rappelte sich wütend auf.
 

„Was, zum Teufel, soll das und wovon in aller Welt redest Du? Was für ein Zustand bitte?“
 

Mokuba verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Ich mach mir Sorgen um Dich, Seto! Du schläfst nicht mehr richtig, Du isst nicht, Du redest nicht mit mir, gestern hast Du sogar eine Träne geweint! Was ist los mit Dir?“
 

Seto schaute betrübt zu Boden.
 

„Ich hab geweint?“
 

„Ja, hast Du, also willst Du nun mit mir reden?“, fragte Mokuba und Seto drehte sich zu seinem Kleiderschrank um.
 

„Lass mich erstmal duschen gehen, Okay? Ich erklär Dir alles am Frühstückstisch.“
 

Mokuba schüttelte leicht den Kopf.
 

„Gut, aber beeil Dich, es ist schon ziemlich spät, ich hab zwar eine Stunde frei, aber trotzdem hab ich nicht viel Zeit.“
 

Seto kramte sich ein paar neue Sachen aus seinem Schrank und ging in Richtung Badezimmer.
 

„Keine Sorge, ich bin in 20 Minuten unten.“
 

Mokuba murmelte ein „Okay“ und verließ Setos Schlafzimmer, während Seto seufzend und ziemlich niedergeschlagen im Badezimmer verschwand.
 

~~~~~
 

Mokuba saß am Tisch und lass die Comicseite der Morgenzeitung als Seto müde das Esszimmer betrat. Seto setzte sich neben seinen Bruder auf einen Stuhl und ließ sich von einem Dienstmädchen eine Tasse Kaffee bringen, Hunger hatte er mal wieder keinen, was von Mokuba mit einem sorgenvollen Blick registriert wurde.
 

„Schau mich nicht so an, ich esse nachher im Büro ne Kleinigkeit.“, meinte Seto, als er den Blick von seinem Bruder sah.
 

Mokuba legte die Zeitung beiseite und schaute Seto erwartungsvoll an.
 

„Was hast Du für Sorgen, Seto, erzähl es mir bitte. Was quält Dich so?“
 

Seto seufzte leise und stützte seinen Kopf auf seine Hände.
 

„Es geht um Joey und diese verdammte Hochzeit.“
 

Mokuba wurde hellhörig und lauschte angespannt den Erzählungen seines Bruders, bei jedem Satz wurden seine Augen größer und sein Gesicht röter.
 

„Ja, und gestern hab ich ihn dann mit Hündchen angeredet, obwohl ich das gar nicht wollte, er hat mich dann eiskalter Drachen genannt und ist dann ohne ein weiteres Wort aus meinem Büro gegangen. Jetzt weiß ich nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll.“
 

Seto lehnte sich zurück und schaute an die Decke.
 

„Du liebst ihn, hab ich Recht?“, fragte Mokuba leise, Seto nickte leicht.
 

„Sieht fast so aus, aber da ist noch mehr. Ich begehre ihn, ich will ihn besitzen! Das klingt zwar etwas egoistisch, aber ich habe noch nie etwas so sehr gewollt. Niemand anderes soll ihn haben! Ich werde dafür sorgen, dass er nur mich liebt, nur mich allein.“
 

Mokubas Augen weiteten sich erschrocken.
 

„Das ist doch sicher ein Scherz, Seto? Das meinst Du nicht ernst!“
 

Doch Setos eiskalter Blick ließ keine Zweifel erkennen, er meinte es ernst.
 

„Doch, Mokuba, ich werde die Hochzeit verhindern, mit allen meinen Mitteln, allerdings werde ich die Vorbereitungen weiterlaufen lassen, ich werde sie nur zu meinen Gunsten ein wenig verändern. Für die Junggesellenparty habe ich mir schon was Nettes ausgedacht, aber das wird erst der Anfang sein. Ich werde Joey für mich gewinnen und wenn es das Letzte ist was ich tue!“
 

Die letzten Worte unterstrich er noch mit einem wütenden Faustschlag auf den Esstisch und einem eiskalten Funkeln in seinen Augen, so dass Mokuba bei dem Anblick erschrocken zusammenzuckte.
 

„Aber was wird Joey davon halten, wenn er es erfährt?“, fragte Mokuba leise.
 

„Wenn er es erfährt, wird er mich so sehr lieben, dass er mir alles verzeiht, dessen bin ich mir sicher!“, erwiderte Seto entschlossen.
 

„Da bin ich mir aber nicht sicher, Seto und Du solltest Dir wirklich sehr gut überlegen, ob Du das alles wirklich tun willst! Immerhin könntest Du die Freundschaft zu Joey aufs Spiel setzten, er wird Dir nie wieder vertrauen und das wäre für Dich schlimmer, als alles andere!“, meinte Mokuba und schaute nachdenklich auf den Esstisch.
 

Seto musste zugeben, dass sein Bruder Recht hatte, aber er würde trotzdem alles riskieren, egal was für Opfer er bringen müsste.
 

„Ich bin mir durchaus der Gefahr bewusst, Mokuba, trotzdem muss ich es tun. Ich kann Mai doch nicht einfach das Feld überlassen! Das würde ich mir nie verzeihen!“
 

Mokuba nickte leicht.
 

„Ich verstehe Dich, Seto und ich werde darüber schweigen. Ich werde mich nicht in Deine Angelegenheiten einmischen, allerdings möchte ich, dass Du vorsichtig bist und nicht auf den Gefühlen von Joey und Mai rumtrampelst. Wenn Du Joey für Dich gewinnen willst, dann gewinne ihn mit fairen Mitteln, die niemanden Schaden zufügen!“
 

Er erhob sich und zog Seto an der Hand hoch.
 

„Du musst ins Büro und ich in die Schule, also komm.“
 

Seto erhob sich und folgte Mokuba nach draußen zur Limousine.
 

~~~~~
 

Die Fahrt zu Mokubas Schule verlief schweigend, aber Seto wusste, dass sich sein Bruder Sorgen machte und dass es ihm gar nicht Recht war, was er mit Joey vorhatte.
 

>Aber was soll ich denn sonst tun? Ich kann ihm doch nicht einfach sagen, dass ich ihn liebe. Er würde mich nur auslachen, außerdem habe ich das doch noch nie zu jemandem gesagt. Ich muss das Ganze anders angehen, auf meine Weise! Ich kann mir keine Schwäche erlauben, jetzt noch nicht. Ich muss sein volles Vertrauen wieder bekommen, das ist das Wichtigste.<
 

Seto hing noch lange seinen Gedanken nach und merkte gar nicht, dass er schon bei der Firma war, erst als sein Fahrer die Tür öffnete, riss Seto sich aus seiner Gedankenstarre.
 

>Was mache ich, wenn ich Joey über den Weg laufe? Wie wird er auf mich reagieren? Wird er mich wieder mit Drachen anreden? Ach verdammt, ist doch egal! Ich zerbrech mir darüber nur unnötig den Kopf, bringt doch alles nichts.<
 

In Gedanken versunken betrat Seto den Fahrstuhl und bemerkte erst gar nicht, dass sich Mai mit in den Fahrstuhl schob, bevor sich die Türen hinter ihr schlossen.

Ich kenne Dein Problem!

Mai war ziemlich überrascht, als sie Seto so in Gedanken versunken im Fahrstuhl stehen sah und wagte zu erst nicht ihn anzusprechen, traute sich dann aber doch.
 

„Morgen, Chef.“
 

Seto erschrak und zuckte leicht zusammen.
 

„Verzeihung, ich wollte Dich nicht erschrecken.“, meinte Mai entschuldigend.
 

„Schon gut, ich war nur grade mit meinen Gedanken woanders.“, erwiderte Seto und nuschelte ein leises „Morgen“, bevor er sich seufzend an die Fahrstuhlwand lehnte.
 

„Was ist los mit Dir, Seto?“, fragte Mai besorgt und Seto sah sie verständnislos an.
 

„Warum machen sich eigentlich alle so große Sorgen um mich?“, fragte er leicht gereizt, Mai zuckte daraufhin nur mit den Schultern.
 

„Weil sie Dich kennen? Weil sie die Veränderungen an Dir sehen?“
 

Seto schüttelte den Kopf.
 

„Das verstehe ich nicht.“
 

„Wie solltest Du auch. Dich bedrücken die Sorgen Deiner Mitmenschen nicht sonderlich. Du ziehst es vor, Dich von Allem und Jedem zurückzuziehen, wenn es Dir zu Nahe geht. Und wenn Du selbst Sorgen hast, ziehst Du Dich in Dich selbst zurück und lässt Niemanden an Dich ran.“, sagte Mai und schüttelte besorgt den Kopf.
 

„Dieses Verhalten ist typisch für Dich, aber es wird früher oder später Dein Leben zerstören.“
 

Seto konnte darauf nichts erwidern, er dachte über Mais Worte nach und kam zu dem Schluss, dass sie Recht hatte, verdammt Recht sogar und das konnte Seto einfach nicht akzeptieren.
 

„Was ich tue, oder nicht tue, ist meine persönliche Entscheidung, ich muss damit leben und alle anderen auch.“, sagte er kalt und Mai lachte leise.
 

„Der große Seto Kaiba zeigt niemals Schwäche, selbst wenn er im Unrecht ist. Bewundernswert, aber einfältig und ignorant.“
 

Seto zog kurz seine Augenbrauen hoch und erwiderte spöttisch:
 

„Pass auf was Du sagst, Mai, ich kann Dich aus der Firma schmeißen, immerhin bin ich hier der Chef! Ich kann auch die Hochzeit platzen lassen, immerhin findet die Feier in meiner Villa statt!“
 

Mai nickte leicht.
 

„Ja, das könntest Du durchaus, doch damit würdest Du jemandem bestimmtes sehr wehtun und das wirst Du auf keinen Fall riskieren.“
 

„Und wer soll dieser Jemand sein?“, fragte Seto neugierig.
 

„Du weißt verdammt gut, wen ich meine, immerhin bist Du mittlerweile ein ziemlich wichtiger Teil seiner etwas wilden Träume geworden!“, erwiderte Mai ruhig und gelassen.
 

Seto war zum ersten Mal sprachlos.
 

„Du redest doch nicht etwa von…“, er brach ab und schüttelte den Kopf, Mai vollendete den Satz.
 

„…von Joey! Ganz Recht, von dem rede ich! Er hat letztens bei seinem Orgasmus Deinen Namen gestöhnt, nachdem ich mit ihm den wildesten Sex seit langem hatte. Und der Alptraum, von dem ich Dir erzählt habe, war kein Alptraum, sondern viel mehr ein ziemlich feuchter Traum. Er hat die ganze Zeit von Dir geträumt, das weiß ich genau!“
 

Seto konnte nichts darauf erwidern und wich Mais Blick aus.
 

Mai griff unter Setos Kinn und zwang ihn somit sie anzusehen.
 

„Ich mach Dir keine Vorwürfe, Seto, ich bin sicher, dass Du ihn nicht dazu gezwungen hast, mich zu betrügen. Joey ist mir treu, das weiß ich, aber er liebt Dich! Und ich bin sicher, dass Du ihn genauso liebst!
 

Doch ihr seid einfach nicht bereit, euch selbst diese Gefühle einzugestehen, geschweige denn es dem Anderen zu sagen. Ihr benehmt euch wie kleine Kinder, ihr wollt etwas haben, um jeden Preis und achtet dabei nicht auf die Gefühle Anderer!
 

Du willst, dass er zu Dir kommt und er will genau dasselbe von Dir. Da ich nicht von Dir erwarten kann, dass Du zu ihm gehst, wirst Du ihn dazu bringen müssen, dass er zu Dir kommt. Aber eines sollte Dir klar sein.
 

Wenn Du es nicht schaffst, wird er mich heiraten, egal ob es ihn unglücklich macht, oder nicht. Er wird sich mit seinem Verstand für mich entscheiden und gegen sein Herz. Du hast nicht mehr viel Zeit, Seto.
 

Die Hochzeit ist nächsten Freitag. Willst Du es trotzdem versuchen? Willst Du sein Herz erobern? Schaffst Du das in einer Woche?“
 

Seto schwieg und Mai zog sich wieder zurück, der Fahrstuhl war längst in der obersten Etage angekommen, doch keiner stieg aus. Nach einer Weile fragte Seto:
 

„Wirst Du mir dabei helfen?“
 

Mai nickte leicht.
 

„Sicher werde ich das, auch wenn ich Joey dadurch verlieren könnte, ich helfe Dir. Aber eines ist klar, es wird nicht leicht.“
 

Seto nickte zustimmend.
 

„Ich weiß und nach dem gestrigen Tag wird es wahrscheinlich noch schwerer.“
 

Mai schaute ihn verständnislos an und Seto erzählte ihr die ganze Geschichte, so wie er sie auch schon Mokuba erzählt hatte.
 

Mai lachte leise.
 

„Kein Wunder, dass er die letzten Tage so verwirrt war. Aber ich muss zugeben, Deine kleinen kaibajanischen Spiele haben ihren Reiz und verfehlen ihre Wirkung nicht. Jetzt bin ich mir absolut sicher, dass Du sein Herz gewinnen kannst, auch wenn der Weg zu seinem Herzen ziemlich holprig ist.“
 

Seto lächelte ein wenig.
 

„Du hast Recht und ich danke Dir für Deine Hilfe. Ich verstehe zwar nicht ganz, warum Du mir helfen willst, aber Du hast sicher Deine Gründe.“
 

Mai lachte kurz und trocken.
 

„Na hör mal, Seto, was wäre Dir denn lieber? Ein unglücklicher Joey, durch eine Vernunfthochzeit an Dich gebunden, oder ein glücklicher Joey, mit dem Du nur sehr gut befreundet bist?“
 

Seto überlegte nicht lange und sagte:
 

„Ich würde den glücklichen Joey vorziehen.“
 

Mai nickte.
 

„Das Gleiche habe ich auch gedacht.“
 

Seto verließ nun endlich den Fahrstuhl und Mai sagte noch:
 

„Versuch einfach Dein Bestes, Seto! Viel Glück!“
 

Seto nuschelte noch ein leises „Danke“, bevor sich die Fahrstuhltür schloss und der Fahrstuhl mit Mai eine Etage tiefer fuhr.
 

>Ich weiß zwar nicht ob ihr vertrauen kann, aber im Moment bleibt mir wohl gar nichts anderes übrig.<, dachte Seto und ging in sein Büro.
 

Er hatte schon zu viel Zeit vergeudet und musste sich nun endlich an die Arbeit machen. Der restliche Tag verging damit, dass er ständig irgendwelche Anrufe von seinem Geschäftspartnern entgegen nahm, neue Akten anlegte, die Börsenberichte studierte oder Bewerbungen von Firmen oder zukünftigen Angestellten beantwortete.
 

In seinen kurzen ruhigen Minuten dachte Seto über das Gespräch mit Mai nach und kam zu dem Entschluss, dass er zu erst mit Joey reden müsste, um das Vertrauen von ihm zurückzubekommen. Also bestellte er Joey nach Feierabend zu sich ins Büro, doch nicht per Telefon, sondern durch einen Botenjungen, dem er einen Brief mitgab.

Was hat er nun wieder vor?

Joey saß gelangweilt vor seiner Konsole und testete wieder das Spiel, allerdings war er mit seinen Gedanken nicht ganz bei der Sache und so war es auch nicht verwunderlich, dass der Botenjunge ihn ziemlich erschreckte, als dieser plötzlich ins Labor trat.
 

„Mr. Wheeler, ich habe hier eine Nachricht von Mr. Kaiba, scheint ziemlich wichtig zu sein, würden Sie bitte den Empfang bestätigen?“, sagte der Bote, der vielleicht grade mal 16 Jahre alt war, kurzes schwarz gelocktes Haar hatte und irgendwie ein wenig Ähnlichkeit mit Mokuba besaß.
 

Joey zuckte kurz zusammen, nahm den Brief zögernd entgegen und unterschrieb auf dem Klemmbrett, welches der Botenjunge ihm entgegen hielt. Mit einem „Vielen Dank“ verabschiedete sich der Junge und verließ das Labor.
 

Joey saß auf seinem Sessel und schaute auf den Brief in seiner Hand.
 

>Was will denn der Drachen jetzt wieder von mir? Und warum schreibt er mir einen Brief und ruft nicht einfach an, so wie sonst auch?<
 

Er zögerte zunächst ein wenig und öffnete dann doch langsam den Brief, um ihn zu lesen.
 

Hi Joey,
 

Du bist sicher überrascht, weil ich Dir einen Brief zukommen lasse und nicht einfach anrufe, aber es gibt dafür eine ganz einfache Erklärung. Ich glaube nämlich, dass Du einfach auflegen würdest, ohne mich zu Wort kommen zu lassen, liege ich mit meiner Vermutung richtig? Wie auch immer, ich möchte gerne mit Dir reden und hoffe, dass Du nach Feierabend zu mir ins Büro kommst, damit wir uns aussprechen können. Ich bin der Meinung, dass wir das wirklich mal tun sollten, da wirst Du mir sicher zustimmen! Ich erwarte Dich also um 19:30 Uhr, sei bitte pünktlich und werf für ein paar Minuten Deinen Stolz über Bord, so wie ich das auch tue!
 

Gruß Seto
 

Joey lehnte sich zurück und dachte über den Brief nach.
 

>Was bezweckt er damit? Das ist doch sonst nicht seine Art. Seto, Du benimmst Dich echt eigenartig. Ob das mit dem Hochzeitsstress zusammenhängt? Ich kann mir einfach keinen Reim darauf machen. Verdammt noch mal, Du machst mich noch total fertig, Seto.<
 

Joey raufte sich die Haare und knüllte den Brief zusammen, um ihn dann doch wieder glatt zu ziehen und in den Umschlag zurückzustecken. Den Umschlag ließ er dann in der Jacke seines Anzugs, den er während der Arbeit trug, verschwinden und seufzte leise.
 

>Okay Chef, treffen wir uns halt heute Abend in Deinem Büro, mal schaun, was Du mir zu sagen hast.<, dachte Joey und widmete sich jetzt mit voller Aufmerksamkeit seiner Arbeit an der Konsole.
 

~~~~~
 

Seto saß währenddessen gerade in seinem Büro und schaute auf die Uhr.
 

>Noch 2 Stunden, dann ist Feierabend.<
 

Es klopfte an der Tür und nach einem „Herein“ von Seto steckte der Botenjunge den Kopf durch die Tür.
 

„Mr. Kaiba, Mr. Wheeler hat den Brief bekommen und den Empfang bestätigt, das wollte ich ihnen nur mitteilen.“
 

Seto nickte und murmelte ein „Vielen Dank, Sie können jetzt Feierabend machen!“ bevor er sich wieder seinem Laptop widmete und ein paar Grafiken erstellte.
 

Der Botenjunge schloss daraufhin mit einem Lächeln und einem freudigen „Danke“ die Tür des Büros.
 

>Ob Joey auch kommt?<, dachte Seto.
 

>Ich hoffe es doch sehr, aber zwingen kann ich ihn wohl nicht, auch wenn ich es gerne tun würde. Selbst in meiner Position kann ich nicht alles haben, das werde ich wohl einsehen müssen, auch wenn´s mir verdammt schwer fällt. Dieses Hündchen bringt mich echt zum Wahnsinn, das hat bisher echt noch keiner geschafft. Wäre ich ihm bloß nie begegnet, dann hätte ich mich auch nicht in ihn verliebt.<
 

Seto klappte seinen Laptop zu und lehnte sich erschöpft zurück, heute war echt nicht sein Tag.
 

~~~~~
 

Mai hatte ganz andere Sorgen und hatte nicht einmal Zeit sich über Joey und Seto Gedanken zu machen, denn sie musste sich gerade mit einer ziemlich nervigen Großfamilie beschäftigen, die unbedingt eine ziemlich große Bestellung an Kaiba Corp. Spielen aufgeben musste.
 

„Ja, und dann hätte ich noch gerne sämtliche Drachenkarten, die Sie zur Verfügung haben, Geld spielt natürlich überhaupt keine Rolle. Die neueste Ausgabe der virtuellen Spielewelt der Kaiba Corp. hätte ich natürlich auch gern, außerdem auch den Minicomputer für die Hosentasche in 3facher Ausführung und die elektronische Aktentasche für meinen Mann, damit er seine wertvollen Duellmonsterkarten endlich auch mit in den Urlaub nehmen kann.“, sagte eine Frau, die so aussah, als wäre sie gerade von einem Maskenball gekommen.
 

Mit ihren viel zu großen goldenen Ohrringen, der weißen Perlenkette, ihrer blonden Lockenperücke und ihrem geblümten Rüschenkleid sah sie aus wie eine Prinzessin aus einer Seifenoper, dabei war sie allerdings mit ihren ca. 45 Jahren etwas zu alt für solch eine Aufmachung.
 

Zu allem Überfluss hatte sie ihre halbe Familie mit in Mais Büro geschleppt. Zwei Jungs im Alter von 13 Jahren stritten sich gerade um einen Bleistift mit dem Logo der Kaiba Corporation und waren anscheinend eineiige Zwillinge, allerdings trugen sie nicht sie selben Klamotten.
 

Ein junges Mädel im Alter von 17 Jahren hielt ein kleines Baby auf dem Arm, anscheinend ihr Sohn und zugleich Enkel der 45jährigen Dame. Das Baby schrie die ganze Zeit und das Mädel versuchte vergeblich den kleinen Jungen zu beruhigen, bis Mai endgültig der Kragen platze.
 

„Kann ich ihn mal nehmen?“, fragte sie das Mädchen und diese nickte ein wenig erleichtert.
 

Mai nahm das kleine Bündel auf dem Arm und wiegte den Jungen ein wenig hin und her, mit dem rechten Zeigefinger stupste sie dem Baby sanft auf die Nase und der Junge griff sogleich mit seinen zarten Fingern nach ihrer Hand und versuchte an ihrem Zeigefinger zu saugen.
 

„Anscheinend hat der Kleine Hunger, Sie sollten am besten nach Hause fahren und ihm was zu Essen geben.“, meinte Mai zu dem Mädel und beobachte dabei vergnügt, wie sich der Junge mit ihrer Hand beschäftigte, er hatte endlich aufgehört zu schreien.
 

„Sie können wirklich gut mit Kindern umgehen, Miss Mai, haben Sie selbst auch Kinder?“, fragte das Mädel, aber Mai schüttelte ein wenig traurig den Kopf.
 

„Nein, leider nicht und so wie es aussieht, werde ich dafür auch keine Gelegenheit mehr bekommen.“
 

Sie reichte das Kind wieder an das Mädel weiter und diese fragte:
 

„Aber warum denn nicht? Sie sind doch noch jung und wie ich gehört habe, heiraten Sie bald!“
 

Mai schüttelte abermals den Kopf.
 

„Ich habe leider das Gefühl, als ob diese Hochzeit nicht stattfinden wird, ich möchte jetzt aber nicht weiter darüber reden.“
 

Das Mädel nickte.
 

„Tut mich leid, ich wollte ihnen nicht zu Nahe treten.“
 

Dann wandte sie sich an die ältere Dame.
 

„Mutter, hast Du nun alles bestellt?“
 

„Ja, Kleines, hab ich, wir können also gehen.“, erwiderte die Dame und stauchte erst mal die Zwillinge zusammen, weil diese sich wieder mal unmöglich benahmen.
 

Nach einer kurzen Verabschiedung verließen alle das Büro und Mai lehnte sich aufseufzend in ihrem Bürosessel zurück.
 

>’haben Sie selbst auch Kinder’<, klang die Stimme des Mädels in ihrem Kopf.
 

>Schön wär´s!<, dachte Mai und schloss ein wenig traurig die Augen.
 

>Wie kann ich erwarten von Joey ein Kind zu bekommen, wenn Joey doch so sehr in Seto verliebt ist?<

Nur ein guter Freund!

Kurz vor halb 8 machte Joey sich auf den Weg zu Setos Büro, Mai war unterdessen schon zu Hause. Sie hatte Seto gebeten heute etwas früher zu gehen, da sie sich nicht wohl fühlte. Als Joey Setos Büro betrat, saß dieser auf seinem Sessel und schaute aus dem großen Fenster hinunter auf die Stadt.
 

„Also, Chef, was ist so wichtig, dass Du mich unbedingt heute noch sprechen musst? Ich hab nicht viel Zeit, also komm am Besten gleich zur Sache, Okay?“
 

Seto seufzte kurz und drehte sich mit seinem Drehsessel zu Joey um, der noch immer an der Bürotür stand.
 

„Setz Dich bitte erstmal.“
 

Joey nickte kurz, setzte sich auf einen Sessel vor den Schreibtisch und verschränkte die Arme.
 

„Also, erstmal wollte ich mich entschuldigen, dass ich Dich mit Hündchen angesprochen habe, ich hatte eigentlich angenommen, dass ich diese Phase hinter mir hätte. Leider muss ich zugeben, dass es nicht so ist und das tut mir leid. Ich nehme es Dir nicht übel, dass Du mich mal wieder als eiskalten Drachen bezeichnet hast, ich habe es irgendwie sogar verdient. Ich will unsere Freundschaft wegen so einer Kleinigkeit aber nicht aufs Spiel setzten, also nimmst Du meine Entschuldigung an?“, fragte Seto und Joey starrte ihn überrascht an.
 

„Seit wann entschuldigst Du Dich bei mir?“
 

„Seit ich festgestellt habe, dass mir Deine Freundschaft wichtig ist.“, erwiderte Seto.
 

„Ist das ein Problem für Dich?“
 

Joey schüttelte den Kopf.
 

„Nein, natürlich nicht, ich hatte mich lediglich darüber gewundert. Ich werde Deine Entschuldigung annehmen, allerdings unter einer Bedingung.“
 

Seto seufzte.
 

>War ja klar!<
 

„Was für eine Bedingung ist es?“
 

„Misch Dich nicht mehr in mein Privatleben ein, sofern ich Dich nicht darum bitte!“, sagte Joey ernst.
 

Seto lehnte sich seufzend in seinen Sessel zurück.
 

„Abgemacht, aber nur, wenn ich mir auch weiterhin Sorgen um Dich machen darf.“
 

Joey zog kurz eine Augenbraue hoch, nickte dann aber.
 

„Tu was Du nicht lassen kannst, immerhin sind wir Freunde.“
 

Seto schloss kurz die Augen.
 

>Ich will aber mehr von Dir, als nur Deine Freundschaft!!<
 

„Ja, Joey, wir sind Freunde und wenn Du Hilfe braucht, weißt Du wo Du mich findest.“, sagte er und drehte sich wieder zum Fenster.
 

„Du kannst jetzt nach Hause, Mai ist auch schon weg, ihr ging es heute nicht so gut, deshalb hat sie ein paar Stunden früher Schluss gemacht.“
 

„Danke, Seto! Wir sehn uns ja dann morgen bei der Junggesellenparty, ich hoffe doch, dass Du kommst?!“, sagte Joey und erhob sich von seinem Sessel.
 

Seto antwortete nicht darauf und Joey schüttelte nur leicht den Kopf.
 

>Ich versteh Dich einfach nicht!<, dachte er und ging zur Tür.
 

„Ich werde da sein Joey, versprochen.“, sagte Seto leise, bevor Joey die Tür hinter sich schloss.
 

~~~~~
 

Ein wenig verwirrt ging Joey zum Fahrstuhl und fuhr nach unten.
 

>Warum tut er das? Was beschäftigt ihn so sehr, dass er sich so merkwürdig verhält?<
 

In Gedanken versunken verließ er in der unteren Etage den Fahrstuhl und ging hinaus zum Parkplatz. Er stieg in sein Auto und fuhr los, dabei übersah er jedoch beinahe einen kleinen Hund, der sich unter dem Auto verkrochen hatte.
 

Joey bremste scharf, als er das kleine Bündel sah und stieg aus. Der kleine Hund sah ziemlich mitgenommen aus, er hatte dunkelbraunes Fell und dunkelbraune Knopfaugen. Er war vielleicht grade mal 4 Monate alt und litt höchst wahrscheinlich an Unterernährung.
 

„Was machst Du denn hier Kleiner? Hast Du Dich verlaufen?“, fragte Joey leise und ging auf den kleinen Hund zu, dieser knurrte leicht, ließ sich aber von Joey auf den Arm nehmen.
 

„Was mach ich denn mit Dir? Ich kann Dich ja schlecht liegen lassen, aber mitnehmen kann ich Dich auch nicht, meine Verlobte Mai mag keine Hunde, weißt Du?“
 

Joey suchte nach einem Halsband und einer Hundemarke, fand jedoch nichts, er seufzte leise.
 

>Ich kann ihn doch nicht ins Tierheim bringen!<
 

Plötzlich hörte er Schritte hinter sich.
 

„Joey? Was machst Du denn noch hier? Ich dachte, Du wärst längst weg?“
 

Joey drehte sich um.
 

„Oh, Seto, gut, dass Du da bist! Schau mal was ich unter meinem Auto gefunden habe!“
 

Er hielt Seto den kleinen Hund hin und grinste leicht.
 

„Ein kleines Hündchen!“, stellte Seto fest und musste sich ein Lachen verkneifen.
 

Joey schien das zu merken und sagte bissig:
 

„Denk jetzt bloß nichts Falsches, Seto, also vergleich mich nicht wieder mit einem Hund! Aber mal ernsthaft, ich kann ihn nicht mitnehmen und hier lassen will ich ihn auch nicht, kannst Du Dich vielleicht um ihn kümmern?“
 

„Das ist doch nicht Dein Ernst, oder?“, fragte Seto wütend, doch Joey nickte.
 

„Doch, Seto, mein voller Ernst, oder willst Du ihn hier sterben lassen?“
 

Seto seufzte genervt.
 

„Na schön, von mir aus, Mokuba wird sich freuen, wenn er ein Haustier bekommt!“
 

Er nahm Joey den Hund ab und ging ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei zur Limousine. Joey rief ihm noch ein „Danke“ hinterher und stieg wieder in seinen Wagen.
 

>Ob das so eine gute Idee war, ihm den Hund zu geben? Vielleicht fühlt er sich mit dieser Aufgabe ein wenig überfordert?<, dachte er und machte sich auf den Weg nach Hause.
 

~~~~~
 

Seto hatte sich inzwischen in seine Limousine gesetzt und hielt noch immer den kleinen Hund auf dem Arm.
 

„Hast Du denn schon einen Namen?“, fragte er, nachdem er festgestellt hatte, dass der Hund kein Halsband trug.
 

>Ich werde einfach Mokuba fragen, vielleicht fällt ihm ein geeigneter Name für Dich ein. Was hab ich mir eigentlich dabei gedacht, Dich mitzunehmen, kleines Hündchen? Ich hätte doch auch ablehnen können, dann würdest Du wahrscheinlich im Tierheim landen.<
 

Seto schüttelte den Kopf, so gemein war er nicht, er würde den Hund nicht einfach abschieben, das stand fest. Erstaunt stellte Seto fest, dass der kleine Hund in seinen Armen eingeschlafen war und ganz ruhig atmete.
 

>Irgendwie schon niedlich. Jetzt hab ich ein kleines niedliches Hündchen im Haus, na das kann ja heiter werden!<
 

„Vielleicht werde ich Dich Joe nennen, der Name könnte zu Dir passen!“
 

Langsam nährte sich die Limousine seiner Villa, aber das nahm Seto nur am Rande wahr, weil er viel lieber sein kleines Hündchen beobachtete.

Was bedrückt Dich so?

Joey fuhr seinen Wagen gerade in die Garage, als auch schon die Haustür geöffnet wurde und eine freudig strahlende Mai ihn begrüßte.
 

„Hallo, Schatz, schön dass Du endlich da bist. Ich hab was Feines für uns gekocht, das wird Dir sicher schmecken.“
 

Joey schaute erst ein wenig überrascht, lächelte dann aber freudig und gab Mai einen Begrüßungskuss.
 

„Ich hab auch schon einen Bärenhunger.“, meinte er und schob seine Verlobte zurück ins Haus.
 

Allerdings bemerkte er einen leicht traurigen Ausdruck auf Mais Gesicht, dachte sich aber nichts dabei, zog sich Schuhe und Jacke aus und verschwand erstmal im Badezimmer, während Mai ins Esszimmer ging und traurig aus dem Fenster sah.
 

>Ob Seto es schafft, dass Joey sich zu seinen Gefühlen bekennt? Ich bin doch wirklich blöd! Wie komme ich nur dazu, ihm zu helfen? Ich liebe Joey doch! Und vielleicht irre ich mich ja auch, vielleicht ist Joey ja gar nicht in Seto verliebt!<
 

Mai schüttelte den Kopf.
 

>Nein, ich irre mich nicht. Ich hab es in seinen Augen gesehen! Er will es nur nicht wahrhaben, aber er liebt ihn, wahrscheinlich sogar mehr als mich. Da bin ich mir sicher!<
 

Sie lächelte traurig.
 

>Wenn ich Joey ein Kind unterjubeln könnte, würde er sich ganz sicher für mich entscheiden, egal wie sehr sich Seto um ihn bemüht. Joey würde niemals sein Kind im Stich lassen, auch wenn er Seto liebt, würde er alles für das Kind tun und bei mir bleiben. Aber das wäre egoistisch von mir und grausam! Was soll ich denn jetzt machen?<
 

~~~~~
 

Joey stieg aus der Dusche und überdachte noch mal das Gespräch mit Seto.
 

>Meint der das wirklich Ernst? Ist ihm meine Freundschaft so wichtig? Er benimmt sich wirklich merkwürdig in letzter Zeit! Kommt mir fast so vor, als ob er mit mir geflirtet hat und jetzt benimmt er sich wieder, wie ein ganz normaler Freund. Da stimmt doch was nicht!
 

Und dann diese Sache mit dem virtuellen Spiel. Ich bin mir ganz sicher, dass Seto da die Finger im Spiel hatte, aber warum sollte er so etwas tun? Bei der passenden Gelegenheit sollte ich ihn einfach mal danach fragen, auch wenn es ganz schön peinlich für mich sein könnte. Aber ich muss die Sache wirklich klären, bevor ich hier noch den Verstand verliere!<
 

Kopfschüttelnd trocknete er sich ab und zog sich einen bequemen Jogginganzug an, bevor er pfeifend das Badezimmer verließ und eine in Gedanken versunkene Mai am Esstisch vorfand.
 

„Mai? Schatz? Hast Du was?“
 

Mai zuckte erschrocken zusammen und drehte sich zu Joey um, der direkt neben ihrem Stuhl stand und sie besorgt anschaute.
 

„Nein, es ist nichts, ich hab nur grad ein wenig Kopfschmerzen, geht bestimmt gleich vorbei!“
 

„Ah, Seto sagte schon, dass es Dir heute nicht so gut geht und Du deshalb etwas früher gegangen bist!“, meinte Joey und setzte sich an Mais linke Seite an den Tisch und schaufelte sich sein Hühnchen-Curry mit Reis in den Mund.
 

„Mhm, ischt escht lecker Schatz!“, murmelte er mit vollem Mund und zauberte Mai ein kleines Lächeln auf´s Gesicht.
 

„Red nicht immer vollem Mund, Blondy!“
 

„Mach isch aber schu gerne, dasch bringt Disch immer zum Lachen!“, meinte Joey und schluckte den Bissen runter.
 

„Willst Du mir sagen, was Dich so bekümmert?“, fragte er und legte die Gabel auf den Teller, Mai schaute ihn etwas verwirrt an und zuckte mit den Schultern.
 

„Ich weiß nicht was Du meinst, Blondy!“
 

Joey schüttelte den Kopf.
 

„Nun komm schon, Schatz, ich kenn Dich, Du bekommst doch nicht ohne Grund Kopfschmerzen. Also sag endlich was mit Dir los ist, vielleicht kann ich Dir helfen?!“
 

Mai lachte ein wenig trocken.
 

„Du willst mir helfen? Du kannst doch nicht mal Dir selbst helfen!“
 

Joey zog erstaunt eine Augenbraue hoch.
 

„Was soll das denn jetzt wieder heißen?“
 

Mai lachte wieder auf und meinte:
 

„Ich weiß doch, dass Du wegen Seto total konfus bist. Du brauchst mich gar nicht so geschockt anschauen, ich weiß genau, was los ist! Seto geht Dir einfach nicht aus den Kopf und zufälliger Weise weiß ich auch, dass es andersrum genauso ist!“
 

Joey schaute noch geschockter in Mais Richtung, aber seine Gedanken machten ein paar erschreckende Purzelbäume.
 

„Nein, das glaube ich nicht, Du bildest Dir das nur ein. Seto ist mein Boss und ein guter Freund, mehr ist da nicht. Dass ich etwas konfus bin, hat nicht unbedingt etwas mit Seto zu tun und oder zumindest nur ein wenig. Mach Dir also darüber mal keine Gedanken, immerhin heiraten wir bald und irgendwann werden wir auch eine Familie gründen. Du brauchst deswegen also nicht so bedrückt sein, ich liebe Dich, Mai, das weißt Du!“
 

Joey beugte sich zu Mai und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen, Mai erhob sich mit einem Lächeln.
 

„Ich werd mich schlafen legen, bring die Teller in die Spülmaschine, wenn Du fertig bist und komm nicht zu spät ins Bett, Du musst morgen ausgeschlafen sein!“
 

>Ach, Joey, Du bist wirklich zu naiv. Du glaubst doch nicht wirklich daran, dass Du mit mir eine Familie gründen willst. Du wirst die Hochzeit Dein ganzes Leben lang bereuen und das kann ich einfach nicht zulassen!<
 

~~~~~
 

Seto betrat zur selben Zeit mit seinem neuen Haustier die Villa und wurde gleich von seinem Bruder in Empfang genommen.
 

„Seto, Du bist spät!“
 

„Scht, nicht so laut, Du weckst sonst Joe.“, meinte Seto leise und deutete auf den kleinen Hund auf seinem Arm.
 

„Ein Hündchen!“, rief Mokuba erfreut, hielt sich aber gleich den Mund zu und nuschelte ein leises „Sorry.“
 

„Schon gut, er schläft ja noch, sag dem Butler, dass er eine Kiste und eine warme Decke in mein Schlafzimmer bringen soll. Und die Köchin soll eine Schüssel lauwarmer Milch und etwas Wasser hochbringen, ich glaub, mehr kann Joe jetzt nicht vertragen. Morgen ruf ich erstmal den Tierarzt an, damit er ihn mal gründlich untersucht.“
 

„Hat er denn keinen Besitzer? Wo hast Du ihn denn her? Und warum heißt er Joe?“, fragte Mokuba, während er seinem Bruder zur Treppe folgte.
 

„Wer der Besitzer ist, weiß ich nicht, er hat kein Halsband und keine Hundemarke. Joey hat ihn unter seinem Auto gefunden, dort hatte sich der kleine Kerl offenbar versteckt und da Mai keine Hunde mag, hat er mich gefragt, ob ich ihn mitnehmen kann. Der Name Joe ist mir während der Fahrt hierher eingefallen, ich finde, der Name passt einfach zu ihm.“, antwortete Seto und streichelte seinem Haustier über das struppige Fell.
 

>Na wenn das mal gut geht! Seto ist ja wirklich ziemlich verliebt, wenn er einem völlig fremden Hund den Namen Joe gibt, obwohl er ihn erst ein paar Minuten kennt.<
 

„Der Name passt wirklich! Meinst Du, dass wir ihn behalten können?“, fragte Mokuba und Seto nickte.
 

„Ich denke schon, so wie er aussieht, war er schon etwas länger unterwegs und wäre wahrscheinlich heute Nacht draußen verhungert. Es wird sich also keiner nach ihm erkundigen.“
 

Mokuba freute sich und stürmte mit den Worten „Ich sag dem Butler und der Köchin Bescheid“ durch den Flur, was von Seto mit einem leichten Kopfschütteln registriert wurde.
 

>Kleiner Wirbelwind.<

Vorbereitung zur Party!

Etwas erschrocken wachte Joey am nächsten Morgen auf.
 

>Scheiße man, schon wieder so ein Traum! Kann das nicht mal aufhören? Wieso träum ich eigentlich immer von diesem verdammten virtuellen Spiel? Und wieso sieht der Typ so aus wie Seto? Das macht mich ganz fertig!<
 

Kopfschüttelnd drehte er sich erst zum Nachttisch und schaute auf den Wecker.
 

>9:00 Uhr, um 11:00 Uhr bin ich mit Yugi und den Andren verabredet, Zeit aufzustehen!<
 

„Blondy? Du bist schon wach?“, hörte er Mais Stimme und er drehte sich zu ihr um.
 

„Ja, grad eben aufgewacht. Und hast Du gestern gut geschlafen?“
 

Mai lächelte ihn an und nickte leicht.
 

„Natürlich, nach dem Sex konnte ich doch nur gut schlafen!“
 

Joey gab ihr einen Kuss auf den Mund.
 

„Ich weiß doch, was Dir gefällt, Schatz!“
 

Darauf lächelte Mai nur und kuschelte sich noch ein wenig in die Kissen, während Joey sich auf dem Weg ins Badezimmer machte.
 

~~~~~
 

Seto war schon seit 2 Stunden wach und saß nachdenklich in seinem Arbeitszimmer der Kaiba Villa.
 

>Hoffentlich geht heute alles glatt, ich will nicht, dass er merkt, wer ihm diese Überraschung einbrockt hat. Vielleicht war das Ganze doch keine so gute Idee, ich sollte das Ganze wohl doch lieber lassen. Obwohl, dann würde ich ja zugeben, dass ich Angst habe und das wäre wirklich das Letzte was ich will.
 

Und außerdem muss ich unbedingt herausfinden, wie Joey auf Männer reagiert, bevor ich mich an ihn ranschmeiße. Kann ja sein, dass er gar nichts empfindet, wenn ihn ein Mann anbaggert und dann hätte ich mehr als schlechte Karten, egal, was ich auch versuche! Ach, verdammt, Du machst es mir wirklich nicht leicht Hündchen!<
 

Ein leises Knurren ließ ihn aus den Gedanken aufschrecken und er schaute unter seinen Schreibtisch.
 

„Verdammt, Joe, lass mein Hosenbein in Ruhe, die Hose war teuer!“
 

Doch sein neues Haustier dachte gar nicht daran und zerrte einfach weiter an seiner Hose, was Seto ein kleines Lächeln auf das Gesicht zauberte.
 

„Du bist genauso stur wie mein Joey! Bloß nicht aufgeben, was?“
 

Daraufhin ließ Joe die Hose los und setze sich hin, um den Kopf schief zu legen und leise zu fiepen.
 

„Hast wohl Hunger, was?“
 

Ein leises Bellen folgte als Antwort.
 

„Na dann komm, in der Küche findet sich schon was!“
 

Seto erhob sich von seinem Sessel und verließ, gefolgt von Joe, sein Arbeitszimmer.
 

~~~~~
 

Kurz vor 11:00 Uhr kam Joey beim Lokal O’Brian’s Blue Rainbow an, wo seine engsten Freunde Duke, Tristan, Yugi, Bakura, Marik und Odeon schon auf ihn warteten. Seto war nicht anwesend, weil dieser samstags immer eine Besprechung in der Firma hatte.
 

„Hey, Alter, schön Dich zu sehen!“, rief Tristan und knuffte Joey gleich in die Seite, der Rest begnügte sich mit einem „Hallo!“ und einem freundlichen Händedruck.
 

„Hi, Leute, können wir anfangen?“
 

Alle nickten und sie betraten kurz darauf das Lokal, dass sie für den ganzen Tag gemietet hatten, natürlich auf Setos Rechnung. Der Besitzer William O’Brian und seine beiden Söhne Ted und Eddy standen hinter der langen Bar und stellten schon die Gläser für die Party bereit.
 

„Hallo, Jungs, wir haben Euch schon erwartet!“, meinte William und besprach mit Joey den Verlauf der Junggesellenparty.
 

Nachdem alles geklärt war, holten Joeys Freunde die mitgebrachten Getränke aus ihren Autos. Bakura und Yugi stellten danach die Tische zusammen, während sich Marik und Odeon um die Musikanlage kümmerten. Joey, Duke und Tristan stellten unterdessen die Lichtanlage ein. Nach etwa 3 Stunden war soweit alles vorbereitet und William O’Brian lud die Jungs noch zu einem Bierchen ein, was diese natürlich dankend annahmen.
 

„Sag mal, Yugi, wie läuft das eigentlich mit Tea, hast Du sie nun endlich gefragt?“, fragte Joey und Yugi wurde ein wenig rot um die Nase.
 

„Nein, noch nicht, ich trau mich einfach nicht, was ist wenn sie nicht will?“
 

„Ach was, die will bestimmt, immerhin seit ihr jetzt schon über 1 Jahr zusammen, da wird sie wohl nichts gegen eine Verlobung haben!“, meinte Tristan grinsend und Bakura klopfte ihm auf die Schulter.
 

„Du sei mal ganz still, immerhin hast Du Deine Miho auch noch nicht gefragt!“
 

„Na und, ich hab wenigstens eine Freundin, im Gegensatz zu Dir!“, erwiderte Tristan knurrend und Bakura zuckte nur mit den Schultern.
 

„Ich lass mir halt Zeit.“
 

„Wie sieht es eigentlich bei Euch aus?“, fragte Joey an Marik und Odeon gewandt.
 

„Bei mir ist leider noch nichts in Aussicht.“, meinte Marik ein wenig geknickt und Odeon lächelte ein wenig.
 

„Ich hab da eine süße Ägypterin getroffen, sie heißt Amira und ist wirklich ein Engel, aber ein wenig schüchtern.“
 

Joey nickte leicht.
 

„Versteh schon, is nicht leicht, was?“
 

„Sag mal, wie läuft das mit Serenity, bist Du auch wirklich liebevoll mit ihr?“, fragte Tristan an Duke gewandt und der nickte grinsend.
 

„Keine Sorge, Tristan, bisher hat sie sich noch nicht beschwert, oder Joey?“
 

Der antwortete mit einem Kopfschütteln und einem Grinsen.
 

„Wenn´s so wäre, hätte ich Dich längst windelweich geprügelt!“
 

Alle lachten laut über diese nicht ernst gemeinte Drohung, bis Yugi auf Seto zu sprechen kam.
 

„Du, Joey, weißt Du, ob Seto endlich eine Freundin gefunden hat?“
 

Joey zuckte ein wenig zusammen und schüttelte den Kopf.
 

„Nein, keine Ahnung, ich hab bisher noch kein Mädel in seiner Nähe gesehen, mit dem er sich irgendwie freundlich unterhalten hat!“
 

„Hat bestimmt keine Zeit, der Gute!“, meinte Tristan und trank weiter sein Bier, Joey nickte.
 

„Mag sein, er hat sich mit den Hochzeitsvorbereitungen wahrscheinlich auch ein wenig übernommen, er scheint ziemlich unter Stress zu stehen, hab ich das Gefühl!“
 

„Wie meinst Du das?“, fragte Yugi interessiert und Joey seufzte kurz.
 

„Ach, ich weiß auch nicht, vielleicht bilde ich mir das auch nur ein!“
 

>Ich kann Euch nicht sagen, wie sich Seto in letzter Zeit verhält, das wäre nicht richtig!<
 

„Er wirkt irgendwie ein wenig müde, so als würde er nicht genug schlafen!“
 

„Gibt es vielleicht irgendwelche Probleme in der Firma?“, fragte Duke und Joey schüttelte den Kopf.
 

„Nicht mehr als sonst, bisher läuft alles super. Aber lasst uns jetzt nicht weiter drüber spekulieren, wenn Seto irgendwelche Probleme hat, wird er uns das schon irgendwann mitteilen!“
 

>Hoffe ich zumindest!<
 

Ein einstimmiges Nicken folgte und die Jungs unterhielten sich noch eine halbe Stunde lang über die Party, bevor sie sich von einander verabschiedeten, um sich zu Hause in ihre Partyklamotten zu schmeißen.
 

~~~~~
 

Joey ging seufzend zu seinem Auto.
 

>Wenn er wenigstens mal offen mit mir reden würde, dann würde ich sein Verhalten verstehen, aber er sagt ja nie etwas, wenn er Probleme hat! Man, Seto, Du bringst mich ganz durcheinander! Kannst Du nicht einfach wieder der normale Seto sein, der großartige Geschäftsmann und der echte Freund?
 

Vielleicht sollte ich mal Mokuba fragen, der weiß bestimmt mehr über ihn, aber das wäre ja wieder ein Eingriff in sein Privatleben, wovon er sowieso nicht viel zu haben scheint. Ich mach mir echt Sorgen um Dich, Seto!<
 

Leise grummelnd stieg Joey in seinen Wagen und machte sich erstmal auf den Weg in die Firma, er musste noch ein paar Unterlagen für das neue Spiel durchgehen.
 

>Vielleicht ist die Besprechung ja schon zu Ende, da bekomm ich vielleicht die Gelegenheit, mit Seto zu sprechen, wenn er mal nicht furchtbar im Stress ist!<, dachte er und seufzte kurz, auf die Party freute er sich nicht wirklich.

Wieso bist Du so anders?

Gegen 17:00 Uhr kam Joey zu Hause an und verschwand gleich im Badezimmer, um sich für die Party fertig zu machen.
 

„Beeil Dich, Blondy, die Jungs holen Dich gleich ab!“, rief Mai durch die Tür.
 

„Ich weiß, Mai, ich hatte noch etwas Stress in der Firma, darum bin ich erst so spät hier!“, rief Joey zurück und stieg unter die Dusche.
 

„Was war denn los?“, fragte Mai.
 

„Ich kann Dich jetzt nicht verstehen, Mai, die Dusche ist so laut, ich bin gleich fertig!“, rief Joey und Mai seufzte kurz.
 

>Dann eben später!<
 

Während Joey unter der Dusche stand, suchte Mai schon die Sachen für Joeys Jungegesellenparty raus, eine schwarze Lederhose mit Nieten an den Seiten, ein weißes Hemd ohne Ärmel, ein schwarzes Lederjackett und schwarze Wildlederschuhe.
 

>In den Sachen sieht er bestimmt richtig sexy aus. Ob Seto den ersten Versuch startet, um Joey zu verführen? Ich bin eifersüchtig! Am Liebsten würde ich Joey nicht gehen lassen, ich will ihn nicht an Seto verlieren! Was soll ich nur tun?<
 

Kurz darauf kam Joey mit einem Handtuch um den Hüften ins gemeinsame Schlafzimmer.
 

„Trägst Du noch was drunter, Blondy?“, fragte Mai und Joey schüttelte den Kopf.
 

„Ne, sonst komm ich nich in die Lederhose, ich hab in der letzten Woche etwas zugenommen!“
 

Mai starrte Joey fassungslos an und fing an zu lachen.
 

„Das ist doch jetzt nicht Dein Ernst, Joey! Wo hast Du denn zugenommen? Zwischen den Augen oder was?“
 

Joey senkte ein wenig beschämt den Kopf und Mai schaute ihn lieb an.
 

„Joey, mach Dir doch nicht so viele Gedanken, Du siehst hinreißend aus und sexy, ich liebe Dich und Du hast ganz sicher nicht zugenommen!“
 

Joey nickte lächelnd.
 

>Seit wann mache ich mir überhaupt solche Gedanken über mein Aussehen? Was ist los mit mir?<
 

„Du hast Recht, Schatz! Ich bin ein Idiot!“
 

„Also das hab ich nicht gesagt!“, meinte Mai und reichte Joey seine Partyklamotten.
 

„Nun zieh Dich an, sonst bist Du nicht fertig, wenn die Jungs Dich abholen. Tea, Miho und Ishizu werden auch bald hier sein, wir machen uns einen schönen männerfreien Abend, also wage es ja nicht vor 0:00 Uhr zu Hause zu sein! Aber betrink Dich nicht sinnlos und wenn doch, lass Dich von Yugi nach Hause fahren, der trinkt ja eh kein Alkohol, oder nimm ein Taxi!“
 

„Geht klar, Schatz!“, meint Joey und zog sich seine Sachen an.
 

~~~~~
 

Seto war in der Zwischenzeit damit beschäftigt seine eigene schwarze Lederhose anzuziehen, dass er zufällig den gleichen Klamottengeschmack wie Joey hatte, wusste er nicht. Passend zur Hose wählte er allerdings einen schwarzen Rollkragenpullover und eine schwarze Lederweste. Dazu trug er schwarze Lederstiefel, die ihm bis zu den Waden gingen. Um 17:34 Uhr kam Mokuba ins Zimmer gestürmt und blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen.
 

„Seto? Du…wow!“
 

Seto drehte sich zu ihm um.
 

„Was ist, Mokuba? Hat es Dir jetzt die Sprache verschlagen?“, fragte er und Mokuba nickte heftig und meinte erstaunt:
 

„Ich wusste gar nicht, dass Du solche Klamotten im Schrank hast!“
 

Seto grinste ein wenig.
 

„Hatte ich auch nicht, ich hab die Sachen erst heute gekauft, extra zur Junggesellenparty!“
 

Mokuba schluckte kurz.
 

„Also wirst Du Deinen Plan wirklich in die Tat umsetzten?! Meinst Du wirklich, dass es eine gute Idee ist?“
 

Seto zuckte mit den Schultern.
 

„Weiß ich nicht. Aber das spielt keine Rolle, ich muss es einfach durchziehen, ich kann Joey nicht so einfach aufgeben, das würde ich mir nie verzeihen.“
 

Mokuba nickte.
 

„Verstehe, Du liebst ihn also wirklich sehr. Ich hoffe wirklich, dass es zwischen Dir und Joey funktioniert. Viel Glück!“
 

„Danke, Mokuba!“, meinte Seto und gab seinen Bruder einen Kuss auf die Stirn.
 

„Ich muss los, ich will nicht zu spät kommen!“
 

Er verabschiedete sich noch kurz und verschwand im Gang, Mokuba blieb ein wenig verwirrt im Schlafzimmer stehen.
 

>Du hast Dich verändert, Seto. Das macht mir Angst! Ich hoffe, dass Du Dich nicht zu sehr verrennst!<
 

~~~~~
 

Punkt 18:00 Uhr trafen sich Duke, Tristan, Bakura, Yugi, Marik, Odeon und Joey am Lokal, wo sie auch sogleich von William O’Brian eingelassen wurden, Ted und Eddy stellten sofort die Musikanlage an. Der Einzige, der noch fehlte, war Seto.
 

„Meinst Du, er kommt zur Party?“, fragte Duke und schaute Joey besorgt an, dieser zuckte nur mit den Schultern.
 

„Keine Ahnung, ich hab ihn gestern darauf angesprochen, aber er hat nicht geantwortet und heute hab ich leider nicht mehr mit ihm reden können, weil ich ihn in der Firma nicht mehr getroffen hab.“
 

„Also, ich sage, er kommt, ich wette mit Euch, dass er in ca. 10 Minuten hier auftaucht!“, meinte Tristan grinsend und Marik klopfte ihm lachend auf die Schulter.
 

„Jo Alter, das nenn ich mal Optimismus!“
 

„Ich glaub aber auch, dass Seto sich die Party nicht entgehen lässt, immerhin ist Joey sein bester Freund und außerdem hat er hier das Alles bezahlt.“, sagte Yugi und erntete dafür einstimmiges Kopfnicken.
 

Knapp 8 Minuten später trat Seto unter den verwunderten Blicken der versammelten Mannschaft durch die Eingangstür des Blue Rainbow. Joey, der mit dem Rücken zur Tür saß, drehte sich langsam mit seinem Bierglas in der Hand um und ließ vor Schreck beinahe das Glas fallen.
 

>Oh mein Gott! Der kann…das ist…absolut unmöglich! Wahnsinn!<
 

Er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen und starrte Seto nur mit großen Augen an, bis der plötzlich vor ihm stand.
 

„Hi, Joey, ich bin etwas zu spät, sorry.“, sagte er und nahm Joey das Bierglas aus der Hand, da dieses schon verdächtig zitterte.
 

„Oh, äh, kein Problem, sind ja nur ein paar Minuten.“, meinte Joey mit unsicherer Stimme und drehte sich beinahe ruckartig zu seinen Freunden um.
 

„Wollen wir dann mit der Karaokeshow anfangen?“
 

Tristan sprang als Erster auf.
 

„Jap, ich fang an!“
 

„Und was singst Du?“, fragte Duke.
 

Tristan grinste ein wenig.
 

„Das Lieblingslied von Miho ‚December Love’ von ‚Gackt’“
 

„Is nich Dein Ernst! Tea liebt den Song auch!“, rief Yugi aufgeregt und Joey nickte leicht.
 

„Mai mag das Lied auch, scheint wohl sehr beliebt zu sein bei den Mädels.“
 

„Stimmt!“, meinte Tristan und sprang sofort auf die Bühne, um das Lied vorzutragen.
 

Leider traf er nicht immer den Ton, was bei seinen Freunden ein leises Kichern zur Folge hatte.
 

~~~~~
 

Nach etwa 3 Stunden und etlichen vorgesungenen Liedern, blieben nur noch Joey und Seto übrig, die sich aber mit Händen und Füßen weigerten, auf die Bühne zu gehen.
 

„Du gehst als Erster, dann geh ich!“, meinte Joey, aber Seto schüttelte den Kopf.
 

„Kommt gar nicht in Frage, Du gehst zuerst!“
 

Die Anderen schüttelten nur genervt den Kopf.
 

„Wie wäre es denn, wenn ihr einfach ein Lied zusammen singt?!“, meinte Yugi nach einer heftigen Diskussion.
 

Seto und Joey starrten ihn ein wenig erstaunt an, sahen sich kurz in die Augen und meinten dann beinahe gleichzeitig:
 

„Ich sing ‚Melody’ von ‚Nightmare‘.“
 

Allen Anwesenden blieb vor Staunen der Mund offen stehen, Joey drehte sich ruckartig um und kratze sich ein wenig verlegen am Hinterkopf.
 

„Ähm, ja, dann wollen wir mal!“
 

Seto grinste leicht, drehte sich aber zur Bühne, damit keiner das Grinsen bemerkte.
 

>Hat doch ein Vorteil, wenn man so gut über Bescheid weiß! Ich sollte mich bei Mokuba bedanken, ohne ihn hätte ich nicht gewusst, welches Joeys Lieblingslied ist.<
 

Joey erhob sich und ging auf die Bühne, Seto folgte ihm sofort.
 

>Oh Gott, damit hab ich ja nun gar nicht gerechnet! Verdammt, warum muss er ausgerechnet heute so verdammt sexy aussehen? Das geht nie gut!<, dachte Joey und Seto gingen ungefähr dieselben Gedanken durch den Kopf.
 

>Oh man, Joey sieht einfach nur zum Anbeißen aus, ich kann mich kaum zusammenreißen. Warum trägt er ausgerechnet heute so eine verdammt enge Lederhose? Oh Gott, hoffentlich bemerkt er meine Erregung nicht, das wäre nicht sehr vorteilhaft!<

Karaoke und andre Überraschungen!

Als Joey neben Seto auf der Bühne stand, wurde er richtig unruhig, das Gefühl verstärkte sich noch dadurch, dass es auf der Bühne nur ein Mikrofon gab, was im Klartext hieß, dass er sich das Mikro mit Seto teilen musste. Seto kam das natürlich mehr als gelegen, immerhin hatte er nun die Gelegenheit, seinem Heißgeliebten äußerst nahe zu sein.
 

Joey nahm das Mikrofon in die Hand und Seto stellte sich so dicht neben ihn, dass sich ihre fast Körper berührten. Joey fing leicht an zu zittern, Seto bemerkte das natürlich sofort.
 

„Entspann Dich, ich beiß schon nicht!“, flüsterte er leise, so dass nur Joey ihn hören konnte, dieser nickte nur leicht und wischte sich einen kleinen Schweißtropfen von der Stirn.
 

Ted stellte die Musik an, Seto setzte sofort bei der ersten Strophe ein, während Joey jedes Wort im Hals stecken blieb, er war einfach zu nervös.

Nemuritsuita, machi no sumi de

Semaru asa ni kakure furueteita

Itsuka suteta kako ga warai

Touku kieteku
 

Seto hatte eine wunderbare Stimme, Joey schluckte kurz und sang dann mit Seto im Duett.

Kami yo, douka samenai yume wo kudasai

Sure chigatta futari ni asu wo

Tomaru koto wa nai, kawaru koto mo nai

Soshite ima, kore ga saigo no futari
 

Immer dichter rückte Seto an Joey heran.

Haru no arashi ni, kesareta kotoba ga

Fuwari mai agari, hanabira no ame

Sayounara kimi yo, usubeni no koi yo

Uta wo noseru ni wa, amari ni mo kurushii – melody
 

Joey wurde immer nervöser.

Tadoritsuita, michi no hate de

Mune ni sasaru sabita jikan no toge

Itsuka suteta kako ga mawari

Touku kieteku
 

Nur noch wenige Zentimeter trennten Seto von Joeys Gesicht. Er konnte das nervöse Flackern in seinen Augen sehn.

Kami yo, douka samenai yume wo kudasai

Sure chigatta futari mou ichido

Tomaru koto wa nai, kawaru koto mo nai

Sakura chiru kaze wa toki ni zankoku ni
 

Joey grinste etwas unbeholfen und zog seinen Kopf etwas zurück.

Fukaku ni jin de, kusuriyubi no ato

Chirinu koto made wa asu wo shibarezu

Sayounara kimi yo utsukushiki kimi yo

Uta wo no seru ni wa amari ni mo kurushii – melody
 

Er konnte förmlich die Vibrationen in Setos Stimme spüren. Eine Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus.

Ano hi kara doure hodo jikan ga nagareta

Kawarihateta unmei no basho

Itsuka wa iroase kako no hi ni kawaru

Eien ni boku wa kawarenai mama
 

Seto legte locker einen Arm um Joeys Hüfte.

Haru no arashi ni kesareta kotoba ga

Fuwari mai agari hanabira no ame

Sayounara kimi yo, utsukushiki kimi yo

Itsuka utau ni wa amari ni mo kurushii
 

Er beugte sich ein wenig zur Seite und hauchte das letzte Wort förmlich in Joeys Ohr.

Sayounara
 

Joey erschauderte, löste sich aus Setos Griff und grinste seine Freunde an, die scheinbar gebannt diesem Schauspiel zugesehen hatten. Als der letzte Ton des Liedes verklang, herrschte eine unnatürliche Stille, es schien, als würden alle Anwesenden den Atem anhalten, bis William O’Brian plötzlich anfing laut zu klatschen. Ted und Eddy pfiffen, während die Anderen auf den Tisch klopften.
 

Joey war das mehr als peinlich, am liebsten wäre er vor Scham im Erdboden versunken, während Seto ziemlich erregt war, was sich in seiner engen Lederhose mehr als deutlich abzeichnete.
 

>Shit! Ich muss hier schnell weg und mein Problem beseitigen!<, dachte Seto und klopfte Joey anerkennend auf die Schulter.
 

„Du bist echt ein Naturtalent, Joey, hast Du schon mal gesungen?“, fragte er und Joey schüttelte den Kopf.
 

„Noch nie öffentlich, meist nur unter der Dusche, oder beim Kochen.“, meinte er leise, sprang von der Bühne und ging zum Tisch, wo er gleich mit Fragen bombardiert wurde.
 

Seto verkrümelte sich unterdessen in Richtung WC, wo er sein mittlerweile ziemlich schmerzhaftes Problem beseitigen wollte.
 

>Hoffentlich hat das keiner gemerkt!<, dachte er, während er sich in einer Kabine einschloss.
 

~~~~~
 

Joey saß währenddessen bei seinen Freunden und trank grade sein fünftes Bier, was ihm mittlerweile ziemlich zu Kopf stieg.
 

„Sag mal, Joey, wo is Seto jetzt hin?“, fragte Tristan nach einer Weile und Joey schaute sich verwirrt um.
 

„Keine Ahnung, vielleicht musste er mal für kleine Jungs!“, nuschelte er und trank weiter sein Bier.
 

>Oder für große Jungs, nach seiner Beule zu urteilen, die er in seiner Hose hatte!<, fügte er in Gedanken hinzu.
 

Er konnte sich keinen Reim darauf machen, warum Seto so erregt war, aber fragen würde er ihn sicher nicht, das wäre einfach zu peinlich. Nach ca. 4 Minuten tauchte Seto dann auch wieder auf und nahm wieder am Tisch Platz, wo ihm auch sofort ein Glas Rotwein eingeschenkt wurde.
 

„Seto, Du warst einfach genial!“, meinte Duke und der Rest nickte zustimmend.
 

„Du könntest ruhig öfter mal was singen.“, sagte Marik, Seto schüttelte den Kopf.
 

„Kein Bedarf, das war eine einmalige Angelegenheit, eine Wiederholung gibt es nicht!“
 

>Außer vielleicht, wenn ich mit Joey alleine bin!<, dachte er für sich und spülte sein Grinsen mit einem Schluck aus seinem Rotweinglas weg.
 

Joey beobachtete ihn etwas verwirrt. Das Grinsen war ihm nicht entgangen, aber der hohe Alkoholgehalt in seinem Blut verhinderte, dass er lange darüber nachdachte, was dieses Grinsen wohl für eine Bedeutung haben könnte.
 

Er zuckte nur kurz mit den Schultern und widmete sich seinem sechsten Bier, das er ziemlich umständlich mit Odeons Feuerzeug öffnen wollte. Seto bemerkte den verzweifelten Versuch und nahm Joey die Flasche aus der Hand, was von diesem mit einem leisen Fluch und einem Schmollmund quittiert wurde.
 

>Süß!<, dachte Seto und öffnete Joeys Bier mit einem Flaschenöffner.
 

Die restlichen Jungs waren zu sehr in ihre Gespräche vertieft, dass sie nicht weiter auf Joey und Seto achteten. Deshalb fiel es ihnen auch nicht auf, dass sich die Beiden wie hypnotisiert anstarrten. Joey starrte Seto an, weil dieser noch immer sein Bier in der Hand hielt und er es unbedingt wiederhaben wollte, Seto starrte Joey an, weil er das leidenschaftliche Funkeln in den braunen Augen sehen konnte und vollkommen fasziniert davon war.
 

Ein leises Piepen von Setos Handy riss Beide aus ihrer Starre, Seto blinzelte verwirrt und zog sein Handy aus seiner engen Lederhose, während Joey nach dem Bier in Setos Hand griff und sich einen Schluck genehmigte.
 

>Was war das denn jetzt?<, dachten Beide fast gleichzeitig und wagten nicht, dem Anderen in die Augen zu sehen.
 

Seto stand auf und ging rüber zur Bar, wo er sich die angekommene SMS auf seinem Handy durchlas.
 

Sind in 15 Minuten da, Torte und die Billy-Überraschung sind fertig, Viel Glück! Bob
 

Seto grinste leicht, in 15 Minuten konnte der Spaß also losgehen. Er war schon richtig gespannt auf das Aussehen von diesem Billy, der sich so gerne als Dienstmädchen verkleidete.
 

>Hoffentlich geht nichts schief, wäre nicht so toll, wenn Joey mitbekommt, wer ihm diese Überraschung gemacht hat. Er würde mich dafür hassen!<, dachte Seto und steckte sein Handy wieder weg, während er zurück zum Tisch ging.
 

„Irgendwas Wichtiges?“, fragte Joey, ohne Seto anzuschauen.
 

„Nein, war nur einer meiner Angestellten, nichts Wichtiges!“, meinte er und trank sein Rotweinglas leer.
 

„Aha.“, sagte Joey nur und lachte dann über einen Witz, den Tristan erzählt hatte.
 

>Ich kann es kaum erwarten!<, dachte Seto und ließ sich von Ted noch ein Glas Rotwein einschenken, während er immer wieder heimlich zur großen Wanduhr schielte.
 

>Noch 10 Minuten, dann geht der Spaß los!<

Eine Torte mit Inhalt?

Während sich Joey mit seinen Freunden unterhielt, wurde Seto zunehmend unruhiger, kurz vor 22:00 Uhr stand er auf und ging in Richtung Hintertür, niemand nahm Notiz von ihm. Die Jungs waren zu sehr in ihre Gespräche vertieft, dass sie Setos Abwesenheit nicht bemerkten.
 

Seto öffnete die Hintertür und starrte auf die riesige dreistöckige Torte, die draußen vor der Tür auf einem fahrbaren Tisch stand.
 

„Wow!“, meinte er leicht überrascht und bemerkte erst danach die beiden Männer, die links und rechts neben dem Tisch standen.
 

„Mr. Kaiba, nehm ich an?“, fragte der Mann, der links neben dem Tisch stand, Seto nickte leicht.
 

„Ich bin Imoro, mein Partner heißt Steve und ‚Miss Billy’ ist in der Torte.“
 

Sofort klappte der Deckel der Torte auf und ein junges Mädel mit langem, braunen Haar schaute aus der Torte.
 

„Guten Abend, Herr Kaiba, ich bin Miss Billy, schön Ihre Bekanntschaft zu machen.“, meinte er/sie mit einer ziemlich weiblichen Stimme, so dass Seto beinahe das Gefühl hatte, einem echten Mädchen in die braunen Augen zu schauen.
 

Billy war zwar nur leicht geschminkt, sah aber ganz und gar nicht männlich aus.
 

„Verblüffend!“, war das einzige Wort, das Seto hervorbrachte, bevor er Billy die Hand reichte und ihn/sie begrüßte.
 

~~~~~
 

Joey war unterdessen damit beschäftigt, ein Bier nach dem anderen zu leeren. Er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen und fühlte sich irgendwie, als würde er auf Wolken schweben.
 

„Isch glaub, isch geh mal auf´s Klo!“, lallte er und erhob sich schwankend.
 

„Scholl isch Dir helfen, Dschoey?“, fragte Tristan und erhob sich ebenfalls.
 

„Lasch mal, isch komm schon klar!“, lallte Joey und ging schwankend in Richtung Hintertür, wo sich die Toiletten befanden.
 

Er bemerkte nicht die offen stehende Hintertür und nicht die Torte und auch nicht die Personen, die dort standen. Seto schaute ein wenig erschrocken, als Joey um die Ecke kam und direkten Kurs auf die Toiletten nahm, ohne sich um etwas anderes zu kümmern. Erst als Joey hinter der Tür verschwand, atmete Seto auf.
 

>Shit, das war knapp!<
 

Er drehte sich zu den Anderen um und meinte:
 

„Ich geh wieder zu meinen Freunden. Der Blonde, der eben im Waschraum verschwunden ist, ist der Junggeselle, sobald er wieder raus kommt, geht ihr einfach hinterher. Alle werden denken, dass er euch rein gelassen hat und er ist anscheinend betrunken genug, dass er nicht dagegen protestieren wird. Somit wäre ich aus dem Schneider!“
 

Imoro nickte grinsend.
 

„Kein Problem, das kriegen wir schon hin!“
 

Seto schaute noch kurz zu ‚Miss Billy’, schüttelte leicht ungläubig den Kopf und ging mit eiligen Schritten zurück zum Tisch, an denen der Rest der Partygäste saß. Joey hing in der Zwischenzeit über der Kloschüssel und würgte, bis er nur noch Magensäure hervorbrachte.
 

>Oh Gott, is mir schlecht!<, dachte er und erhob sich keuchend. Ein Blick in den Spiegel ließ ihn leicht zusammenzucken und blinzeln.
 

„Dschoey, Du schiechst escht scheiße aus!“, lallte er und zeigte schief grinsend auf sein Spiegelbild.
 

Er beugte sich über das Waschbecken, drehte das Wasser auf eiskalt und hielt seinen Kopf unter den Wasserstrahl.
 

„Oh scheiße is das kalt!“, fluchte er laut und schüttelte den Kopf.
 

Seine nun nassen Haare wirbelten ein wenig herum und kurz kam Joey der Gedanke, dass er sich grade wie ein nasser Pudel schüttelte.
 

>Bin kein Hund!<, dachte er mürrisch und wusch sich mit dem kaltem Wasser sein Gesicht, was zur Folge hatte, dass er sich ein bisschen besser fühlte und sein Blickfeld etwas klarer wurde.
 

Zwei Minuten später trat Joey wieder hinaus auf den Flur und schwankte dabei nicht mehr so stark, wie zuvor, sein Blick ging nach rechts, zur leicht angelehnten Hintertür.
 

>Wieso ist die Tür auf?<, dachte er und ging direkt darauf zu.
 

Er öffnete sie ganz und erschrak leicht.
 

„Ähm, hi!“, meinte er etwas verwirrt und schaute von der Torte zu den Männern und dann wieder zur Torte.
 

„Wer scheid ihr denn?“, fragte Joey lallend.
 

„Mr. Wheeler?“, fragte Imoro zurück, Joey nickte.
 

„Ja? Schie wünschen?“
 

„Herzlichen Glückwunsch zu bevorstehenden Hochzeit, wir haben eine Überraschung für Sie!“, meinte Imoro und reichte Joey die Hand.
 

„Überraschung? Für mich?“, fragte Joey überrascht.
 

„Ja, genauer gesagt eine Junggesellenpartyüberraschungstorte mit Junggesellenpartyüberraschungsinhalt!“
 

Joey blinzelte leicht und trat einen Schritt zurück.
 

„Ähm ja, dann, folgen Schie mir bitte!“
 

Imoro schaute kurz zu Steve und zwinkerte ihm zu, bevor er mit seiner Hilfe den fahrbaren Tisch ins Restaurant schob.
 

~~~~~
 

Seto konnte sich ein fieses Grinsen kaum verkneifen, als er Joey um die Ecke kommen sah, gefolgt von den beiden Männern und der Torte auf dem fahrbaren Tisch.
 

„Wasch isch dasch denn?“, fragte Tristan lallend, Joey kratzte sich leicht am Kopf.
 

„Eine Junggesellenpartyüberraschungstorte mit Junggesellenpartyüberraschungsinhalt für mich!“, antwortete er.
 

Tristan blinzelte, Yugi schaute nur leicht verwirrt und der Rest lachte aus vollem Halse, selbst Seto lachte ein wenig gekünstelt.
 

„Na, da hat sich aber jemand ganz besondere Mühe gegeben!“, meinte Duke und deutete auf die Spitze der Torte, wo zur selben Zeit der Deckel zur Seite klappte und eine Fontäne aus Luftschlangen hervorquoll, gefolgt von einem braunen Haarschopf.
 

„Überraschung!“, flötete ‚Miss Billy’ zuckersüß und sofort fingen sämtliche Männer an zu pfeifen, mit Ausnahme von Seto und Joey.
 

Joey war zu verwirrt und Seto versuchte sein wissendes Grinsen mit einem Glas Rotwein zu ertränken.
 

„Wow!“, hauchte Joey und stolperte ein paar Schritte zurück, so dass er auf einen Stuhl fiel, den ihm Marik schnell hingeschoben hatte.
 

Imoro und Steve hoben ‚Miss Billy’ aus der Torte und erneut fingen die Jungs an zu Pfeifen, selbst Seto und Joey konnten ihre Überraschung nicht verbergen, denn Billy sah in seinem/ihren schwarz/weißen Dienstmädchenkostüm wahrhaftig umwerfend weiblich aus.
 

Der alte O’Brian sprintete hinter die Bar und schaltete die Musik wieder an, die nach dem Karaokespektakel nicht mehr angeschaltet wurde. Sofort fing ‚Miss Billy’, unter den bewundernden Pfiffen der Anwesenden, an zu tanzen und Joey nach allen Regeln der Kunst zu verführen, so dass ihm und den anderen Jungs beinahe die Augen raus fielen.
 

Nur Seto musste sich stark zusammenreißen, um vor Eifersucht nicht überzukochen.
 

>Verdammt, ich verlier gleich die Beherrschung, wenn dieser Billy noch weiter so aufreizend um meinen Joey herumschwänzelt!<

Das ist ein Kerl!

Joey fühlte sich ein wenig unwohl, als ‚Miss Billy’ damit begann vor seiner Nase mit den Hüften zu schwingen. Es war ihm peinlich, denn er spürte den durchbohrenden Blick von Seto im Nacken und das machte ihn ziemlich nervös.
 

>Wieso hab ich plötzlich das Gefühl, als würde ich fremdgehen, wenn ich diese ‚Miss Billy’ zu lange anstarre und mich an ihren weiblichen Kurven erfreue? Das ist doch verrückt! Ich sollte das hier genießen, immerhin ist das meine Junggesellenparty, ich hab das Recht auf ein bisschen Spaß.
 

Mai ist nicht da, aber sie hätte sicher nichts dagegen, wenn ich ‚Miss Billy’ ein bisschen betrachte. Also warum, zum Teufel, kann ich mich nicht amüsieren, so wie die anderen Jungs auch? Und warum hab ich das Gefühl, dass Seto mich mit seinen Blick regelrecht erdolchen will? Oder bilde ich mir das nur ein?<
 

Er drehte seinen Kopf ein wenig nach links, um einen kurzen Blick zu Seto zu werfen, der an der Bar stand und gar nicht glücklich aussah.
 

>Der schaut ja gar nicht mich an, sondern diese ‚Miss Billy’, aber wieso? Ist Seto etwa eifersüchtig, weil sie nicht für ihn tanzt?<
 

Joey schüttelte den Kopf.
 

>Kann ich mir nicht vorstellen, der Kerl kann doch jede Frau haben und so umwerfend sexy ist ‚Miss Billy’ nun auch wieder nicht, laut meinen Informationen steht Seto auf blonde Schönheiten, das war nämlich mit ein Grund warum er damals Mai eingestellt hat.<
 

Seto warf Joey plötzlich einen fast verträumten Blick zu, der Joey ziemlich aus der Bahn warf.
 

>Moment, hab ich mir das jetzt eingebildet?<
 

Seto bemerkte, dass er Joey anstarrte und rollte gespielt gelangweilt mit den Augen und tat so, als würde ihn das ganze Spektakel um ‚Miss Billy’ überhaupt nicht interessieren.
 

>Muss ich mir eingebildet haben, mein Verstand spielt mir einen Streich. Seto langweilt sich wie immer auf einer Party. Er ist halt kein Partymensch und das wird sich nie ändern!<
 

Er richtete seinen Blick wieder auf ‚Miss Billy’ die sich gerade aufreizend über ihre Hüften strich und dabei ihr Kleid etwas hochzog. Joey schluckte und starrte wie gebannt auf die schlanken Beine, die in schwarzen Netzstrümpfen steckten und fast nichts der Phantasie überließen.
 

>Meine Fresse, die hat Beine! Die sind ja schlanker als von Mai!<
 

‚Miss Billy’ drehte sich ein wenig um und zog ihr Kleid etwas höher, so dass man ihren schwarzen Stringtanga und ihren knackigen Hintern betrachten konnte. Joey wurde nervös, während Seto mit den Zähnen knirschte und der Rest der Mannschaft laut pfiff. Ein neues Lied lief an und ‚Miss Billy’ erhob ihre melodische Stimme, um den Text mitzusingen.
 

„come on pretty baby

put your little hand in mine

things are shaking on the dance floor

everybody's feeling fine

don't waste another minute

step into the light

come on and dance with me tonight“
 

‚Miss Billy’ kam näher zu Joey und ging mit den Hüften schwingend um seinen Stuhl herum. Joey starrte sie fasziniert an.
 

>Wow, hat die eine Stimme!<
 

„say your momma that you're leaving

tell your daddy that we're gone

tell everyone in Philadelphia

there's a party going on“
 

Sie hauchte Joey einen sanften Kuss in den Nacken, was bei ihm eine leichte Gänsehaut auslöste.
 

„now move a little closer let me hold you tight

come on and dance with me tonight“
 

‚Miss Billy’ tanzte weiter aufreizend um Joeys Stuhl herum und drehte sich dabei ständig im Kreis.
 

„come on come on

there's a party going on

come on come on

we'll be rocking till dawn

come on come on

let me sweep you off your feet

come on pretty baby won't you dance with me“
 

Sie hauchte Joey ein zuckersüßes ‚My Baby’ ins linke Ohr und tanzte weiter um den Stuhl herum, während sie den Text des Liedes mitsang.
 

„tell your momma that you're leaving

tell your daddy that we're gone

tell everyone in Philadelphia

there's a party going on“
 

Alle Anwesenden pfiffen, als ‚Miss Billy’ sich rückwärts auf Joeys Schoß niederließ und kurz darauf wieder aufstand, bevor Joey nach ihren Hüften greifen konnte.
 

>Oh Fuck! Ich krieg gleich nen Ständer!<
 

„now move a little closer let me hold you tight

come on and dance with me tonight

come on pretty baby

come on come on pretty darling come on

now move a little closer

let me hold you tight

come on and dance with me tonight“
 

Kurz ließ sich ‚Miss Billy’ erneut auf Joeys Schoß nieder, jedoch so, dass Joey direkt in ihr Gesicht schauen konnte und bewegte ihre Hüften ruckartig nach vorne, so dass Joey für einen Moment erstarrte.
 

Seine Augen weiteten sich leicht und er schob ‚Miss Billy’ mit einer schnellen Bewegung von sich, mit einem so großen Schwung, dass er mit seinem Stuhl nach hinten kippte und sich seinen Kopf wehtat.
 

>Fuck! Das Weibsbild ist nen Kerl!<
 

Tristan und Marik hoben Joey schnell vom Boden auf, während Seto etwas besorgt dreinschaute. ‚Miss Billy’ zupfte sich ihr Kostüm glatt und verschwand mit Hilfe von Steve und Imoro wieder in der Torte, die sofort hinausgefahren wurde.
 

„Joey? Alles in Ordnung?“, fragte Yugi besorgt.
 

Joey blinzelte verwirrt und schüttelte sich leicht.
 

>Das war nen Kerl! Ein verdammter Kerl! Und ich hab nen Ständer wegen einem Kerl in Weiberklamotten! Das kann ich keinem erzählen, die halten mich für irre!<
 

Joey schüttelte den Kopf und zwang sich zu einem Lächeln.
 

„Ja, alles okay. Ich glaub, ich hab mich nur grade daran erinnert, dass Mai zuhause auf mich wartet. Ich kam mir eben wohl ein wenig schäbig vor, weil ich mich mit einer andren Frau auf meiner Junggesellenparty amüsiere.“, meinte er und griff nach einer Flasche Bier, die auf dem Tisch stand.
 

~~~~~
 

Seto zog seine Augenbrauen zusammen und grinste etwas amüsiert.
 

>Wart’s ab Joey, das war erst der Anfang!<
 

Er drehte sich zur Bar und ließ sich von O’Brian einen Sekt geben. Joey trank unterdessen sein Bier in einem Zug aus und schüttelte sich leicht.
 

>Oh Gott! Ich hatte grade einen erotischen Lab Dance mit einem Kerl und war erregt, wie schon lange nicht mehr! Steh ich etwa doch auf Kerle?<
 

Er schüttelte den Kopf und griff nach einer neuen Flasche Bier, was ihm einen besorgten Blick von Yugi einbrachte.
 

„Joey? Du solltest nicht mehr soviel trinken, Du verträgst nicht so viel Alkohol.“
 

Joey grinste breit.
 

„Keine Sorge, Yugi! Heute darf ich das! Immerhin ist heute mein letzter Abend als freier Mann!“
 

>Letzter Abend als freier Mann? Oh je, das trifft mich jetzt aber härter als ich dachte. Fehlt nicht mehr viel und Mai will ein Kind von mir und dann hab ich noch weniger Zeit für meine Freunde. Weniger Zeit für Yugi, weniger Zeit für Tristan, weniger Zeit für Seto. Seto. Weniger Zeit für Seto? Ob er das überstehen wird?<
 

Er warf über seine Schulter einen besorgten Blick zu Seto, der mit dem Rücken zu ihm an der Bar stand und sein Sektglas in der Hand hielt, ohne daraus zu trinken.
 

>Woran denkst Du, Seto?<
 

Seto spürte Joeys Blick in seinem Nacken und lächelte leicht.
 

>Bald, Joey, bald gehörst Du mir! Ich werde die Hochzeit verhindern und wenn es das Letzte ist, was ich tue! Verlass Dich auf mich!<
 

Er trank seinen Sekt in einem Zug aus, stellte das leere Glas zurück auf die Bar und marschierte ruhig und beherrscht zum Tisch, an dem Joey mit seinen Freunden saß.
 

>Bald, Joey, sehr bald!<


Nachwort zu diesem Kapitel:
December Love von Gackt

( https://www.youtube.com/watch?v=7N8YHk2wwFI )

Melody von Nightmare

( https://www.youtube.com/watch?v=zRwaxywl9MI ) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (46)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Onlyknow3
2015-02-23T19:12:06+00:00 23.02.2015 20:12
Entschuldige das es heute nur einen Kommi gibt, aber ich musste weiter lesen um den Faden nicht zu verlieren da passiert ja innerhalb von drei oder vier Tagen eine ganze Menge. Aber es ist schon der Hammer wie fies sich Seto hier benimmt zwar mit der Erlaubnis von Mai, doch was würde Joey tun wenn er das heraus findet was Seto da abzieht mit ihm.
Ob er dann noch immer an ihrer Freundschaft hängt bleibt abzuwarten.
Mach weiter so, freue mich schon auf deine Nächste Kapitel zu dieser FF.

LG
Onlyknow3
Von:  Lunata79
2015-02-23T16:04:16+00:00 23.02.2015 17:04
Na, da bin ich ja gespannt, ob ers wirklich schafft.
Von:  Lunata79
2015-02-23T15:56:15+00:00 23.02.2015 16:56
Uh, in Seto brodelt es. Ob es zum Ausbruch kommt?
Von:  Lunata79
2015-02-23T15:49:33+00:00 23.02.2015 16:49
Freu mich schon auf das, was kommen wird. XD
Von:  Lunata79
2015-02-23T15:42:24+00:00 23.02.2015 16:42
LOL
Von:  Lunata79
2015-02-23T15:32:44+00:00 23.02.2015 16:32
Wer hätte das gedacht? Aber du wirst noch dein blaues Wunder erleben.
Von:  Lunata79
2015-02-23T15:24:28+00:00 23.02.2015 16:24
Tjaja.
Von:  Lunata79
2015-02-23T15:16:51+00:00 23.02.2015 16:16
Süß.
Von: abgemeldet
2015-02-23T14:00:58+00:00 23.02.2015 15:00
Okay... jetzt neigt Seto wohl zur Übertreibung, wenn er noch mehr auf Lager hat, um Joey für sich zu gewinnen. Die beiden müssen dringend über alles reden. Das wäre wohl am besten. Sonst geht alles schief für Seto nur noch und Joey heiratet Mai.
Von: abgemeldet
2015-02-23T13:50:06+00:00 23.02.2015 14:50
Tja, sein Plan geht auf, aber die Eifersucht muss sich ja gleich melden.
Diesen Miss Billy könnte man auch als Es bezeichnen. Da man zwar denkt, er wäre eine Sie und kein Er. 😊


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