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Rain

von

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Prolog

Regen.

 

Er war kühl.

Alles wurde ein wenig eingenässt.

Wild prasselte er auf alles hinab.

 

Hitze.

 

Von allein Seiten drückte sie.

Die Luft wurde stickig.

Schweiß bildete sich.

 

Licht.

 

Es blendete.

Mal war es schwächer, mal stärker.

Es war glühend heiß.

 

Finsternis.

 

Der Himmel war nicht auszumachen.

Sie hüllte alles ein.

Nur das Licht durchbrach sie manchmal.

 

Schreie.

 

Von allen Seiten.

Sie übertöten den Regen.

Sie waren schmerzverzerrt.

 

Krach.

 

Immer wieder war es zu hören.

Mal weiter weg, mal direkt in der Nähe.

Man konnte nicht sehen, wodurch er verursacht wurde.

 

Eine Katze.

 

Sie war weiß.

Sie grinste.

Sie lief davon.

A Strenuous Day

Schweißgebadet fuhr sie hoch.

Sie atmete schwer und sah sich wie wild um.

Ihre Augen brannten.

 

Ein Traum.

 

Bereits seit vier Tagen hatte sie immer wieder diesen Traum. Er geisterte immer wieder durch ihre Erinnerungen und ließ einfach nicht von ihr ab.

Jedoch blieb er undeutlich und sie wusste nichts damit anzufangen. Sie konnte nichts erkennen und wenn sie versuchte ihre Auen zu öffnen, brannten sie wegen der Hitze und wurden geblendet. Alles was dort genau zu erkennen war, war diese grinsende Katze.

Aber es gab keine grinsenden Katzen.

 

Sie fuhr sich durch ihr Haar und warf einen Blick auf den Wecke.

 

Genau wie die letzten Tage war es 2.35 Uhr.

Seit dem Traum wachte sie immer um diese Uhrzeit auf und wenn sie danach versuchte weiterzuschlafen kam ihr der Traum in den Kopf. Er brachte sie dazu nicht einschlafen zu wollen, doch sie wusste, dass sie den wenigen Schlaf, den sie ohnehin schon bekam, dringend brauchte.

Aber wenn sie es dann mal schaffte einzuschlafen hatte sie wieder diesen Traum und wachte eine Stunde später oder um 14.35 Uhr auf. Meistens um die letztere Zeit, bei der einen Stunde war es nur der Fall, wenn sie immer wieder ihre Augen im Traum öffnete, so dass die Schmerzen unerträglich wurden.

 

Sie schlug die Decke zur Seite und stand auf. Träge schlürfte sie aus ihrem Zimmer und ging ins Bad.

Sie schloss die Tür hinter sich ab und stellte sich rechts an das Waschbecken und begutachtete sich in dem Spiegel, welcher sich darüber an der Wand befand.

 

Ihre rosa Haare klebten an ihrem Gesicht.

Ihre Augen waren leicht gerötet.

Ihre Lippen sahen trocken aus.

Ihre Haut war blasser als gewöhnlich.

 

Sie entledigte sich ihrer Kleidung und stellte sich unter die Dusche. Sie drehte den Wasserhahn so weit wie möglich nach rechts, ehe sie ihn dann aufdrehte.

Das eiskalte Wasser prasselte auf sie hinab und durch die unerwartete Kälte hämmerte ihr Herz einige Sekunden lang wie Wild gegen ihre Brust, bis sie sich an die erfrischende Kälte gewöhnt hatte.

Sie stützte sich an den kalten Kacheln der Wand ab und schloss die Augen, die ziemlich schnell wieder schwer wurden. Das Wasser hatte sie zwar für ein paar Sekunden wachgerüttelt, doch dann überkam sie wieder eine Müdigkeit, der sie jedoch nicht nachgeben wollte.

Sie hielt ihre Hände wie eine Schüssel unter den Wasserstrahl, ehe sie sich dann das kalte Nass ins Gesicht schippte und wieder ein wenig wacher wurde. Sie wusch sich den klebenden Schweiß von ihrer Haut, ehe sie ihren Kopf in den Nacken legte.

 

Nach einigen Minuten öffnete sich plötzlich die Tür und eine Blondine, die ungeniert gähnte trat herein.

 

Sie trug nur ein knappes, schwarzes Höschen und ein fliederfarbenes T-Shirt, an dessen Saum sie rechts einen Knoten gemacht hatte.

Ihr langes Haar, welches bis über ihren Hintern reichte war ein wenig zerzaust und einige Strähnen fielen ihr ins Gesicht.

 

Sie rieb sich ihre Augen und musterte ihre beste Freundin, die unter der Dusche stand. Dann warf sie einen Blick auf die Uhr, ehe sie wieder die Rosahaarige begutachtete.

 

„Sag mal Sakura…“, setzte sie schlaftrunken an und fuhr sich durch ihr Haar, „Hast du mal einen Blick auf die Uhr geworfen?“ „Ich wollte dich nicht wecken, Ino“, die Angesprochene lächelte entschuldigend. „Hast du aber und es ist gerade mal 3.00 Uhr“, sie stemmte ihre Hände in die Hüften und verlagerte ihr Gewicht auf dem linken Fuß. „Ich konnte einfach nicht mehr schlafen“, erklärte Sakura und stellte den Wasserstrahl aus, um aus der Dusche zu steigen. „So lange das nicht nochmal vorkommt, ich bin bestimmt nicht mit dir zusammengezogen, damit du mich wie meine Eltern aus dem Bett schmeißt“, Ino reichte ihrer besten Freundin ein zwei Handtücher. „Jaja, es war sicherlich nicht meine Absicht deinen Schönheitsschlaf zu stören“, stichelte sie und nahm die Handtücher an, mit dem einen trocknete Sakura sich die Haare an, ehe sie es ablegte und das andere um ihren Körper wickelte.

 

Vor einem Jahr waren die beiden zusammengezogen.

Sakura hatte es mit ihren Eltern einfach nicht mehr ausgehalten. Jeden Tag hatte sie sich mit ihnen gestritten und alles was sie machte war falsch. Irgendwann war das ganze ausgeartet und sie hatte sich mit Ino eine Wohnung gesucht.

Die Yamanaka war ausgezogen, weil sie unabhängig sein wollte. Sie wollte sich nicht von ihren Eltern durchfüttern lassen und mehr Zeit für sich, beziehungsweise für Jungs haben. Irgendwo musste sie, die Kerle ja mit hin schleppen.

 

„Du mich auch“, murrte Sakuras beste Freundin. „Jammre nicht so rum“, die Rosahaarige steckte sich ihre nassen Haare mit einer Klammer hoch. „Wollen mal sehen wie du reagierst, wenn ich dich aus deinen Tagträumen reiße“, Sakura kicherte. „Das schaffst du sowieso immer und im nachhinein musst du dann feststellen, dass ich dir nicht zugehört hab“, sie ging in ihre Zimmer und wurde von Ino verfolgt. „Was ziemlich nervig ist“, schnaubte die Blondine. „Das sagst du mir jeden Tag“, die Haruno ließ das Handtuch fallen und griff in ihren Kleiderschrank. „Na und. Es grenzt ja schon fast an ein Wunder, dass du noch niemanden bei einer OP hast sterben lassen, durch deine Träumerei“, sprach Ino. „Lass mich“, beleidigt schob die Rosahaarige ihre Unterlippe nach vorne und zog sich eine Shorts und ein Top an. „Es ist aber so“, entgegnete Ino. „Hmpf!“, die Haruno verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah zur Seite, aus dem Fenster.

 

Es Regnete.

 

Unaufhörliche schlug der Regen auf die Erde herab und alles geriet in seine nassen Fänge. Dicke Tropfen prasselten gegen die Fensterscheibe und bahnten sich ihren Weg nach unten.

Von dem Baum, der direkt vor ihrem Fenster stand fielen schwere Regentropfen herab, mal ein paar einzelne, dann mehrere auf einmal.

 

Das Geräusch des Regens erinnerte sie an ihren Traum.

Immer wieder vernahm sie das Geräusch des Regens und seine Kälte, die nur einige Sekunden lang anhielt, um dann der unerträglichen Hitze zu weichen.

Doch anders als in ihrem Traum konnte sie dieses Mal den milden Geruch, den jeder Regen mit sich brachte, vernehmen, da das Fenster auf Kipp stand.

 

Warum konnte sie den Regen nicht in ihrem Traum riechen?

 

Vielleicht nahm sie es einfach nicht wahr, weil diese grinsende Katze und die unerträgliche Hitze sie ablenkten. Oder das Licht, welches sie blendete. Vielleicht konnte sie das nächste Mal den Regen riechen.

Als sie den Traum das erste Mal gehabt hatte, konnte sie schließlich nur den Regen hören und beim zweiten Mal hatte sie es geschafft den Rest wahrzunehmen. Zu mehr war die Rosahaarige aber nicht im Stande.

 

Warum fiel es ihr so schwer etwas zu erkennen?

 

Es war doch nur ein Traum und zwar nicht nur irgendeiner, sondern der ihre. Und das hieß, dass er sich eigentlich so entwickeln sollte, wie sie es wollte. Sie hatte doch wohl das Sagen über ihre Phantasiewelt und nicht ihre Phantasie über sie.

Sakura ärgerte sich über sich selber, dass sie es nicht schaffte diesen Traum klar und deutlich erkennen zu können.

 

War er nun ein Alptraum oder nicht?

Aber fühlten gewöhnliche Träume sich nicht wohlig an?

Klar, manche waren verrückt, aber dennoch wachte man nach ihnen nicht geschockt auf oder?

 

Es war unfassbar!

 

Sie konnte noch nicht einmal sagen, ob sie Angst haben sollte oder nicht.

Die Katze war ja mal das Verrückteste an der ganzen Sache, aber beunruhigend waren die Schmerzen, wenn sie versuchte ihre Augen zu öffnen. Und dann war da auch noch diese Dunkelheit, die von dem grellen Licht manchmal durchbrochen wurde.

 

Aber was konnte man schon mit diesem Wissen anfangen?

 

Nichts!

So konnte man doch keine Antworten finden. Um Antworten finden zu können, brauchte man irgendeinen Anhaltspunkt und eben diesen hatte sie nicht – von der grinsenden Katze abgesehen.

 

Aber was sollte eine grinsende Katze schon bedeuten?

 

Noch nie in ihrem Leben hatte Sakura eine grinsende Katze gesehen, außer in Filmen. Und diese Filme waren dann meistens Fantasy-Filme und keine Dokumentationen oder Ähnliches.

 

„Sakura? Hallo?“, Ino wedelte mit ihrer Hand vor dem Gesicht der Rosahaarigen. „Hm?“, fragend und mit gehobenen Augenbrauen blickte die Angesprochene zu ihrer Freundin.

Sie seufzte.

„Du bist unmöglich!“, fauchte sie genervt und fuhr sich durch ihr langes Haar. „Entschuldige, ich war in…“ „…Gedanken versunken, ich weiß“, beendete die Blondhaarige ihren Satz. „Du Träumerin. Hört das denn nie auf?“, ohne auf eine Antwort zu warten ging die Blondine schon auf Sakuras Zimmertür zu. „Ich hau mich wieder aufs Ohr, dass solltest du auch tun“, mit diesen Worten verschwand sie.

 

Seufzend ließ Sakura sich auf ihr Bett fallen und blickte erneut aus dem Fenster.

Es hatte aufgehört zu regnen und wären die unterschiedlich großen Regentropfen an der Fensterscheibe und der durchnässte Baum nicht zu sehen, konnte man denken, dass es nie geregnet hatte.

Der Geruch war nur noch sehr schwach zu vernehmen, aber die Rosahaarige sog ihn tief ein. Schon immer hatte sie diesen milden Geruch geliebt.

Nun stand sie auf und kramte sich eine dunkelrote Stoffjacke aus dem Kleiderschrank, ehe sie diese überzog und nach unten in den Eingangsbereich ging.

Sie zog sich schnell ihre Schuhe an, nahm sich ihren Schlüssel und verließ das Haus.

 

Vielleicht würde sie ja einen freien Kopf bekommen, wenn sie an der frischen Luft war. So konnte sie in Ruhe über alles nachdenken. Vielleicht würde sie ja einen klaren Gedanken fassen können und konnte sich dann vielleicht den Traum ein wenig erklären.

Zwar wagte sie das stark zu bezweifeln, aber wie hieß es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

Die Hände in den Taschen vergruben und die nassen Haare alle nach vorne gelegt stapfte sie durch die durchnässten Straßen Konohas. Mit Absicht ging sie durch die Pfützen, vermutlich würde sie die Tage mit einer Erkältung im Bett liegen, aber das war ihr völlig egal.

 

Der Himmel war noch relativ dunkel, doch er fing schon an heller zu werden, es war ein sanftes Dunkelblau. Normalerweise war sie es gewohnt, dass irgendwelche Gruppen an Vögeln über Konoha hinweg flogen, doch dafür war es wohl im Moment zu früh.

 

Stille.

 

Der Wind wehte nicht und kein einziger Vogel zwitscherte seine Lieder, denen die Haruno so gerne lauschte.

Ino erklärte sie deswegen immer für verrückt, aber Sakura war nicht wie die anderen.

Die Rosahaarige ließ sich viel zu schnell ablenken und beobachtete die uninteressantesten Dinge – für andere Menschen. Sie beobachtete wie Schmetterlinge von Blume zu Blume flogen, um deren Nektar zu trinken. Manchmal lag sie aber auch einfach nur auf irgendeiner Wiese und starrte in den Himmel, um die Wolken oder die Vögel zu beobachten. Oft huschten natürlich Ninjas durch ihr Bild.

Diese schienen sie aber nicht wirklich zu beachten. Sie waren immer so fixiert auf ihre Missionen oder beharrten darauf stärker zu werden, um den Leuten irgendwas zu beweisen.

Sie selber war zwar Oberärztin, aber ihr Ziel war das nicht so wirklich gewesen. Sie wollte lediglich einen guten Job machen, nicht mehr und nicht weniger.

Sakura beachtete diese Leute nicht wirklich, sie fand, dass sie alle gleich waren, weshalb sie für sie persönlich uninteressant waren. Natürlich kannte sie die Großen unter den Ninjas, wie die Uchihas, die Hyugas und die Hokage zum Beispiel.

Von den Uchihas bekam man aber nur wenige zu Gesicht im Krankenhaus. Sie waren zu stolz, um zu gewöhnlichen Ärzten, beziehungsweise Medic-Nins zu gehen, weshalb sie eine eigene kleine Krankenstation für Routineuntersuchungen nach den Missionen hatten. Nur für größere Operationen kamen sie ins Krankenhaus Konohas.

Okay, um ehrlich zu sein war es nur eine einzige Uchiha. Yuki, sie war die Jüngste Nachkommin des Clans. Dreizehnjahre alt und seit drei Monaten Genin, sie war ein sehr nettes Mädchen und ziemlich ehrgeizig. Sie war liebevoll und es hieß, dass sie das komplette Gegenteil vom Rest der Sippe – den Uchihas – war.

Beurteilen konnte die Haruno das jetzt nicht so wirklich, sie kannte manche schließlich nur vom Namen oder vom Aussehen her.

Aber wenn sie an Fugaku Uchiha, dem Oberhaupt der Uchiha-Clans dachte, konnte sie nur den Gerüchten nachgeben.

Er war arrogant, hielt sich für was Besseres und stellte sich über alles und jeden. Nicht einmal vor der Hokage hatte er richtigen Respekt und manchmal stellte er sogar ihre Entscheidungen in Frage.

 

Ein ziemlich dreister Mann.

 

Einmal hatte Sakura erlebt, wie das Clan-Oberhaupt eine Krankenschwester vor versammelter Mannschaft zusammengeschrien hatte, weil sie wohl bei einer Behandlung an einem Uchiha schlampig gearbeitet hatte.

Die ganze Situation hatte die Rosahaarige nicht mitbekommen, aber eingemischt hatte sie sich auch nicht, wofür sie sich regelrecht schämte. Sie selber hatte aber in diesem Moment viel zu viel Angst vor Fugaku gehabt, obwohl noch nicht einmal sie es war, die angeschrien wurde.

 

Sakura zuckte mit den Schultern und blickte wieder hinauf in den Himmel.

Er hatte schon die Farbe eines hellen grau-blaus.

Die Haruno beschloss weiter zugehen und schlenderte durch die leeren Straßen, auf denen noch niemand anzutreffen war.

Die Vögel hatten nun auch angefangen ihre Liedchen zu trällern.

Zufrieden lächelte die Haruno und sah sich um, die Vorhänge der Häuser waren alle noch zugezogen, da die Meisten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch schliefen.

 

Wie viel Uhr es wohl gerade war?

 

Da nirgendwo eine Uhr zu sehen war und Sakura nicht wirklich an Hand ihres Schattens die Uhrzeit bestimmen konnte, konnte sie sich ihre Frage auch nicht beantworten.

Vermutlich wäre es cleverer kehrt zu machen und sich umzuziehen, immerhin musste sie heute arbeiten. Und in ihrem Job unpünktlich zu sein war nicht besonders geeignet, dazu kam, dass sie nach einigen Patienten sehen mussten.

 

Sakura machte auf dem Absatz kehrt und ging zügigen Schrittes los. Nachher kam sie noch zu spät zur Arbeit und das war ihr noch nie passieren und wenn sie ehrlich war, sollte das auch so bleiben.

 

Als die Haruno fast ihr Haus erreicht hatte, hörte sie jemanden ihren Namen rufen. Sie drehte sich um und blickte in die blauen Augen Narutos, der wie ein Irrer auf sie zugelaufen kam.

 

„Naruto, müsstest du nicht noch im Krankenhaus sein?“, sie klang ein wenig verwirrt. „Ach quatsch!“, er machte eine wegwerfende Bewegung mit seiner Hand, „Mir geht’s gut, alles verheilt, siehst du“, er öffnete seine Jacke, um ihr seinen freien Oberkörper zu zeigen. „Hm…“, sie tastete alles ab, noch nicht mal eine Narbe war zurück geblieben. „Da hattest du aber nochmal Glück“, stellte sie fest. „Das hat nichts mit Glück zutun, das alles verdanke ich einfach Kurama“, lächelnd griff er nach seinem Bauch, wo normalerweise das Siegel des Neunschwänzigen zu sehen war. „Du kannst dich wirklich glücklich schätzen einen treuen Begleiter wie ihn zu haben“, Sakura lächelte und blickte nun ebenfalls auf seinen Bauch.

 

Wie es wohl war einen Bijuu in sich zu tragen?

 

Sicherlich brachte es einige Vorteile mit sich, aber die Risiken waren vermutlich ziemlich hoch. Man musste es schließlich erst einmal schaffen einen Bijuu unter Kontrolle zu bringen, was alles andere als leicht war, soweit Sakura richtig informiert war.

Außerdem hatten die Träger der Bijuu es nicht immer leicht. Narutos Kindheit war von Einsamkeit geprägt, doch jetzt hatte er viele Freunde und das ganze Dorf stand hinter ihm.

Trotzdem war er ziemlich nervig, wie die Rosahaarige fand.

 

„Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?“, beleidigt verschränkte der Blondschopf seine Arme vor der Brust. „Entschuldigung, was hast du gesagt?“, verlegen lächelte die Angesprochene und fragte sich, wann der Uzumaki seine Jacke wieder zu gemacht hatte. „Ich habe gefragt, ob du mit mir Ramen essen gehen möchtest“, sprach Naruto. „Zum Frühstück?“, Sakura hob ihre Brauen. „Ja?“, er drückte sich so aus, als wäre das selbstverständlich. „Nee du, lass mal. Ich mag noch nicht mal Ramen, entschuldige. Außerdem muss ich mich noch fertig machen, ich muss gleich zur Arbeit“, entgegnete sie. „Wie kann man Ramen nicht mögen?“, entfuhr es dem Blondhaarigen. „Ich mag es einfach nicht, tut mir wirklich leid. Ich muss jetzt aber auch, man sieht sich“, mit diesen Worten lief Sakura in ihr Haus.

 

5.30 Uhr.

 

Ihre Schicht würde erst in zweieinhalb Stunden anfangen, also konnte sie noch in Ruhe frühstücken.

Sie ging in die Küche und deckte den Frühstückstisch, aber nur für sich.

Ino würde so früh nicht aus dem Bett kommen, da sie erst mittags ihrer Mutter im Blumenladen helfen musste. Manchmal wurde sie aber von einigen Ninjas aus dem Schlaf gerissen, wegen einer Mission.  

In aller Ruhe bestrich sich die Haruno ihr Graubrot mit Erdbeermarmelade, die sie von ihrer Mutter hatte.

Manchmal verstand sich die Siebzehnjährige dann doch mit ihren Eltern, ihr Verhältnis zu ihnen war seit dem Auszug sowieso um einiges besser geworden. Der Abstand tat ihnen gut, auch wenn ihre Eltern es lieber hätten, wenn sie ein Ninja geworden wäre, so wie sie.

 

Nachdem Sakura noch einen Cappuccino getrunken hatte, spülte und stellte sie alles weg, ehe sie dann in ihr Zimmer ging.

Sie zog sich ein kirschrotes, trägerloses Kleid, das ihr bis zu den Knien reichte an. Ein schwarzer Gürtel zierte das ganze noch ein wenig.

Nachdem sie das Kleid noch einmal gerichtet hatte bürstete sie sich ihre Haare durch und steckte sich diese zu einer lockeren Steckfrisur hoch. Zwei Strähnen rahmten ihr Gesicht ein.

Sakura ging ins Bad und schminkte sich schnell. Ein wenig Make-up, Wimperntusche und ein Labello, von dem sie einfach nicht genug bekommen konnte.

Zufrieden lächelte sie ihrem Spiegelbild zu und warf einen Blick auf die Uhr.

 

7.15 Uhr

 

Sie sollte langsam losgehen.

Sakura verließ das Bad und ging in den Eingangsbereich, wo sie sich schwarze Ballerinas anzog und nach einer Umhängetasche griff, in der sie ihren Schlüssel und ihr Portmonee verstaute. Sie hing sich die graue Tasche über ihre rechte Schulter und ging dann los.

 

Im Krankenhaus angekommen ging sie in den Pausenraum, der an Ruheraum angrenzte, in dem sich ein paar Spinde befanden.

Einen der Spinde öffnete sie und stellte ihre Tasche hinein, ehe sie sich dann ihren weißen Kittel anzog und sich ihr Stethoskop um die Schultern legte. Zwei Kugelschreiber befanden sich in ihrer Brusttasche und dann ging sie los.

 

„Sakura-San!“

 

Die Angesprochene drehte sich um und eine Schwester kam auf sie zu.

 

„Ihr Patient aus Zimmer 33 will schon wieder nichts essen“, die Haruno seufzte. „Ich kümmre mich darum, gehen Sie doch bitte zu Hanabi“, die Schwester nickte und Sakura machte sich auf den Weg zu Jiraya.

 

„Also…“, seufzte sie, als sie den Raum betrat, „…was stört Sie denn dieses Mal?“, fragte sie und stellte sich an das Bett des Grauhaarigen. „Ich will das Essen von der süßen Blondine bekommen und nicht von dieser fetten Brünetten!“, beschwerte er sich. „Jiraya-Sama! Ich darf ja wohl sehr bitten! Ich habe Ayame auf Tsunade-Samas Wunsch Ihnen zugeordnet!“, entfuhr es der Rosahaarigen. „Das muss doch nicht sein, du verstehst mich doch. Ich bin ein armer, kranker Mann, der einfach nur ein wenig Aufheiterung sucht“, er sah sie mit großen Augen an. „Ayame wird Ihnen weiterhin ihr Essen bringen und wenn Sie nicht gleich anfangen zu essen, können sie gleich noch ein paar Tage hier bleiben“, Sakura warf einen Blick in seine Akte, „Außerdem ist heute Ihr letzter Tag hier“, stellte sie fest. „Dann kannst du mir doch die süße Blonde als Abschiedsgeschenkt vermachen“, er grinste. „Nein, tut mir leid und jetzt essen Sie. In einer Stunde wird Ayame nochmal nach Ihnen sehen“, beleidigt verschränkte der Sannin seine Arme vor der Brust. „Nun stellen Sie sich nicht so an oder soll ich Tsunade-Sama von Ihrer Bitte erzählen?“, Sakura klemmte die Akte wieder ans Bett. „Du bist echt mies, weißt du das“, beleidigt fing der Ältere an zu essen. „Das sagten Sie mir die letzten drei Wochen jedes Mal, wenn ich mit Tsunade-Sama anfing“, die Langeweile in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Jaja“, murrte der Alte mit vollem Mund. „Ich hab jetzt auch keine Zeit dafür, ich habe noch andere Patienten“, mit diesen Worten verschwand Sakura.

 

Im Flur traf sie wieder auf Ayame, die sie zu sich rief.

 

„Wenn er wieder Probleme macht, drohen Sie ihm Tsunade-Sama zu holen und wenn er dann immer noch nicht hört, holen Sie sie wirklich. Ich habe keine Zeit und keine Lust mich immer wieder mit diesem Perversling rumzuschlagen.“

 

Die Schwester nickte und Sakura machte sich wieder an ihre Arbeit.

 

Jiraya gehörte wohl mit zu den nervigsten Patienten, die Sakura kannte. Natürlich gab es noch schlimmere, wie Guy, aber immer wieder kamen dem Sannin lüsterne Gedanken, die der Haruno gar nicht passten.

Das hier war ein Krankenhaus, kein Schuppen voller Nutten oder so was. Wenn der Grauhaarige schon an so was dachte, konnte er sich direkt von solch billigen Weibern behandeln lassen.

Aber die Gefahr, dass die alles nur noch schlimmer machen würden, war wohl zu hoch. Und in der Hinsicht war der Alte ein Glück clever genug, um zu sagen, dass er auf solche Frauen verzichtete und lieber in ein Krankenhaus ging.

Wenigstens fragte er nicht jeden Tag, wann er endlich gehen durfte, wie gewisse andere Personen, die Naruto Uzumaki, Guy oder Rock Lee hießen.

Na hoffentlich würden die letzten beiden heute dem Krankenhaus fernbleiben. Mit Sicherheit konnte Sakura nicht sagen, ob sie heute eintreffen würden oder nicht, es kam ganz auf die Härte des Trainings, beziehungsweise auf ihre Übertreibung an.

Wirklich Lust hatte die Rosahaarige nicht auf die beiden. Sie war ohnehin schon ziemlich ausgelaugt und müde, da sie so wenig Schlaf in den letzten Tagen bekommen hatte.

 

Sakura beschloss sich einen Kaffee zu holen.

 

Ein kleiner Wachkick für zwischendurch konnte immerhin nicht schaden. Wer wusste schon, ob sie heute vielleicht wieder mal Überstunden schieben musste, wegen einer OP oder anderer Dinge. Manchmal kam aber auch eine völlig aufgedrehte Ino hereingeschneit, um von irgendwelchen Typen zu erzählen und Sakura zum shoppen zu bewegen.

Ein Glück konnte sich die Haruno immer mit ihrer Arbeit retten, da sie nicht so einfach verschwinden konnte als Oberärztin. Da konnte sie noch so gute Kollegen haben, nur manchmal waren sie schon mit den kleinsten Problemen überfordert, wie zum Beispiel Jiraya.

 

Im Pausenraum schüttete sich die Haruno Kaffee in eine Tasse und machte sich dann auf den Weg zu ihrem nächsten Patienten.

Sie öffnete die Tür, ließ sie ins Schloss fallen und stellte sich zu der gestern eingelieferten Patientin.

 

„Wie geht es dir Hinata?“, fragte Sakura, die einen Schluck ihres Getränks nahm und sie dann abstellte. „Besser Sakura-San“, lächelte die Blauhaarige. „Das ist ja schön zu hören, komm ich helf dir, dich aufrecht hinzusetzen“, die Hyuga murrte im Gegensatz zu einem Naruto nicht rum und ließ sich ohne große Schwierigkeiten helfen.

Sakura schlug die Decke weg, um einen Blick auf die Beine Hinatas zu werfen.

„Deine Knie sind immer noch ein wenig geschwollen“, sie fuhr mit ihrer Hand, die grün aufleuchtete über ihre Beine, „Dein Chakralauf ist immer noch an einigen Stellen blockiert oder gereizt, ich werde es gleich ein wenig kühlen.“

Sakura ging kurz in den Flur und schickte eine Schwester los ihr zwei Schalen kaltes Wasser zu holen, dann ging sie wieder zu ihrer Patientin und zog eine kleine Taschenlampe aus ihrer Brusttasche.

„Sieh bitte auf meinen Finger“, die Haruno leuchtete in das eine Auge von Hinata, „Und jetzt bitte auf den anderen – ja, sehr schön.“

Die Taschenlampe verschwand wieder in Sakuras Tasche.

„Deine Augen sind immer noch ein wenig gerötet, du solltest die Augentropfen immer noch dreimal am Tag nehmen. Dein Byakugan solltest du allerspätestens erst übermorgen wieder benutzen, ich sehe morgenfrüh nochmal nach deinen Augen“, in dem Moment kam auch schon die Krankenschwester mit dem Wasser.

 

Sakura entließ sie und legte ihre erste Hand in das Wasser, welches danach in Form einer Blase auf ihrer Hand ruhte. Sie hielt ihre Hand über Hinatas rechtes Knie, diese sah ihr gebannt zu.

 

„Jetzt nicht erschrecken, dass wird vielleicht ein wenig ziehen und kälter als sonst sein. Es ist wichtig, dass du dein Bein stillhältst“, langsam ließ die Rosahaarige die Wasserblase in Hinatas Bein einsickern. „Ganz toll machst du das“, lobte sie die Patientin, welche die Zähne zusammenbiss.

Sakura nahm ihre zweite Hand hinzu und zog dann ihre Hände auseinander, so dass sich das Wasser im Bein Hinatas ausbreiten konnte.

 

„So, dass erste wäre geschafft“, brach Sakura nach fünf Minuten die Stille und ließ ihre Hände vorsichtig wieder aufeinander zukommen, ehe sie die eine wieder wegnahm.

Sie zog die Wasserblase aus Hinatas Bein und ließ es dann wieder in die Schale und machte nun den ganzen Prozess am anderen Bein der Hyuga.

 

Als sie fertig war begutachtete sie das Wasser, welches sich ein wenig blau gefärbt hatte. Sie rührte kurz darin rum und begutachtete es nachdenklich, während ihr Blick immer wieder zu Hinata glitt.

 

„Stimmt etwas nicht?“, Hinata klang ein wenig verunsichert. „Dein Chakralauf ist angegriffener als gedacht“, antwortete die Ärztin. „Ist das sehr schlimm?“, hakte die Hyuga nach. „Nein, du wirst nur ein wenig länger hier bleiben müssen. Siehst du diese Verfärbung?“, Hinata nickte, „Das passiert nur, wenn dein Chakra sich zum Teil in flüssige Masse wandelt. Du kannst es mit flüssigem Chakra vergleichen, nur das deines bereits am heilen ist“, erklärte die Rosahaarige. „Verflüssigt sich mein Chakra etwa?“, vor Schock waren Hinatas Augen ein wenig geweitet. „Aber nicht doch. Das Chakra welches sich nicht regenerieren kann verflüssigt sich lediglich und ich hole es aus der Bahn, damit dein Chakra sich eben nicht verflüssigt“, beruhigte Sakura ihr Gegenüber, welches aufatmete.

Sakura nahm nun einen großen Schluck von ihrem Kaffee.

„Du siehst ein wenig blass aus Sakura-San“, ertönte die besorgte Stimme Hinatas. „Mir geht’s gut, keine Sorge“, versicherte die Angesprochene, welche in Hinatas Akte neue Einträge machte. „Du arbeitest zu hart“, nun blickte die Haruno verwirrt auf. „Du entwickelst immer neue Heilmöglichkeiten, wie zum Beispiel das mit dem Wasser“, sie nickte mit ihrem Kopf zu den Schalen. „Ach was! Das ist doch gar nichts, außerdem bist du diejenige, die hier liegt, weil sie zu hart arbeitet“, ein wenig beschämt sah Hinata weg. „Das war nicht böse gemeint“, fügte die Haruno hinzu und die Blauhaarige lächelte. „Ich muss jetzt weiter“, Sakura klemmte das Brett mit Hinatas Akte zurück ans Bett und verließ das Zimmer.

 

Sie trank den Rest ihres heißen Getränks aus und beschloss sich noch eine Tasse zu holen. Sie machte sich auf den Weg in den Pausenraum und schenkte sich eine weitere Tasse ein und blickte danach in den Spiegel.

 

Sah sie tatsächlich so erschöpft aus?

 

Sie wusste ja, dass sie nicht gerade sonderlich fit war, aber dass man es ihr gleich anmerkte hätte sie auch nicht gedacht.

Aber man musste bedenken, dass Hinata eine ganz gute Beobachtungsgabe hatte, zwar jetzt nicht so ausgeprägt wie die eines Uchihas oder von Tsunade, aber immerhin. Sie hatte ein Gespür dafür, wenn es Leuten nicht so gut ging. Hinata war einfach in vielen Hinsichten viel zu gutmütig.

Sakura kniff ihre Augen ein wenig zusammen, die sich schwer anfühlten und ein wenig schmerzten, aufgrund der Schlaflosigkeit. Sie sollte später, wenn sie bei allen Patienten gewesen war ein wenig schlafen.

Vielleicht würde sie ja dieses Mal nicht von ihrem verwirrenden Traum geplagt werden.

 

Sie drehte sich von dem Spiegel weg und sah nun aus dem Fenster.

 

Es hatte wieder zu regnen angefangen. Dieses Mal aber nicht so heftig, wie am Morgen. Es war ein sehr schwacher Regen, der noch nicht einmal eine Pfütze zustande bringen konnte.

Die Bienen und Schmetterlinge ließen sich von dem Nieselregen nicht aufhalten und besorgten sich ihren geliebten Nektar. Für manche Blumen war der Regen trotzdem zu schwer, weshalb sie ihre Köpfe hingen ließen, aber auch das hinderte die Tiere nicht daran ihr Ziel zu erreichen.

Am liebsten würde die Rosahaarige jetzt aus dem Fenster klettern und sich in die nasse Wiese legen. Sie würde in den mit Wolken bedeckten Himmel starren und den frischen Regen auf ihrer Haut genießen.

Aber sie hatte einen Job, den sie auszuführen hatte. Die Kranken konnten sich ja schlecht selber behandeln, das würde vermutlich in einem riesigen Chaos enden und nicht jeder war Arzt oder Medic-Nin.

 

Wie es wohl war direkt an der Front zu heilen?

 

Noch nie war Sakura mit auf einer Mission gewesen, da sie nur zur Ärztin und nicht zur Medic-Nin ausgebildet worden war. Ihr konnte das aber nur Recht sein.

Wenn sie direkt an der Front wäre, würde sie vermutlich sehen, wie sich die Leute gegenseitig abmetzelten und das war einer der Gründe, warum die Rosahaarigen kein Ninja werden wollte.

Sie mochte es nicht, wenn sich die Leute gegenseitig bekämpften, egal ob gut oder böse. Sie fand, dass das falsch war, auch wenn es zum Schutz der Leute war, die man liebte. Sie glaubte aber, dass es immer noch die Macht der Worte gab und dass man alles einfach mal in Ruhe klären müsste.

Vielleicht wäre es dann nie zu den ersten beiden Kriegen gekommen, die sie Gott sei Dank nicht miterlebt hatte.

Die Leute, die diese Zeit miterlebt hatten, mussten doch völlig traumatisiert sein. Die ganzen Menschen, die dabei umkamen, zuzusehen wie jeder gegen jeden kämpfte.  

Sakura wollte sich gar nicht erst ausmalen, was für Wunden sie dann wohl auf dem OP-Tisch liegen hatte.

 

Sie schüttelte sich und bevor sie weiter in ihren Gedanken versinken konnte, weckten mehrere aufgebrachte Stimmen ihre Aufmerksamkeit. Sie seufzte und stellte sich auf einen Streit von Angehörigen eines Patienten ein, die man erst einmal besänftigen musste. Sie verließ mit ihrem Kaffee den Pausenraum und sah nur wie Tsunade mit Shizune und einigen anderen Ärzten an ihr vorbeirauschten. Zwischen ihnen befand sich ein Bett und schon im nächsten Moment kamen mehrere Leute hinterher.

Und es handelte sich nicht nur um irgendwelche Leute, sondern um ein paar Uchihas und das Team Yukis, bloß ohne Yuki.

 

Yuki war also die Patientin mit der Tsunade an ihr vorbeigerauscht war.

 

Sakura stellte sich vor die aufgebrachte Menge und ihr Augenmerk fiel auf Fugaku Uchiha.

Der hatte ihr gerade noch gefehlt, auf so einen überheblichen Mann hatte sie jetzt nicht wirklich Lust, aber sie konnte auch nicht zulassen, dass er hier weiterhin vor sich her brüllte.

 

„Fugaku-San! Beruhigen Sie sich bitte, dass hier ist ein Krankenhaus und keine Bar, in der Sie wie ein Irrer rumbrüllen können!“, versuchte sie den Mann zu beruhigen, der sie nun mit zusammengezogenen Brauen musterte. „Wer glaubst du zu sein, mir zu sagen, was ich zutun habe?“, entfuhr es ihm wütend. „Ich bin hier die Oberärztin und Sie befinden sich in einem Krankenhaus und ich muss Sie wohl nicht daran erinnern, dass hier auch noch andere Patienten sind“, antwortete sie. „Meine Nichte wird gerade in den OP gebracht und ich habe jedes Recht mich aufzuregen und mir Sorgen zu machen!“, brüllte er weiter. „Dann tun Sie das leiser oder ich muss Sie leider rausschmeißen“, die Haruno blieb ruhig. „Bitte was willst du? Du hast kein Recht der Welt mich rauszuschmeißen!“, die Rosahaarige seufzte. „Doch das habe ich, wenn Sie die Patienten hier stören. Viele brauchen ihre Ruhe und jetzt seien Sie bitte leiser oder verlassen Sie das Gebäude“, der Braunhaarige trat auf sie zu, so dass er nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt war.

 

„Vater.“

 

Es war eine ruhige, tiefe Stimme und trotz ihrer Ruhe versprühte sie so viel Macht und Kraft, dass sich der Mann vor der Ärztin umdrehte und mürrisch zu seinem ältesten Sohn blickte. Dann stapfte er davon und Sakura atmete erleichtert auf.

Die Rosahaarige blickte zu Itachi Uchiha, der es geschafft hatte seinen Vater einigermaßen zu besänftigen. Sie hatte Itachi noch nie zuvor gesehen und neben ihm stand sein kleiner Bruder Sasuke Uchiha, der mit ihm zusammen in einem Team war. Beide trugen ihre ANBU-Kleidung.

 

„Haben Sie vielen Dank“, Sakura verneigte sich vor dem Anführer des stärksten ANBU-Teams Konohas, der jedoch nichts erwiderte und sie lediglich von oben bis unten musterte. „Nehmen Sie doch bitte im Wartezimmer platz, ich werde Ihnen schon sagen, sobald es Neuigkeiten gibt“, Itachi und Sasuke gingen ohne ein weiteres Wort davon und Sakura drehte sich zu Yukis Team.

„Geht ihr doch bitte auch ins Wartezimmer, ich gehe in den OP und sehe nach, ob ich Tsunade-Sama helfen kann“, die drei nickten und zügigen Schrittes hastete die Rosahaarige davon.

 

Sie erkundigte sich in welchem OP Tsunade war und stieß dann zu der Hokage, der bereits Schweißperlen auf der Stirn standen.

 

„Was haben wir?“, fragte Sakura ernst, die einen Mundschutz, Handschuhe und die geeignete Kleidung für einen OP trug. „Eine steinerne Substanz befindet sich auf Yukis Augen, es ist aber nicht so leicht sie zu entfernen“, antwortete die Blondine, welche die Patientin angestrengt behandelte. „Steinerne Substanz?“, Sakura stellte sich an den Tisch und begutachtete Yuki, die sich in Narkose befand. „Wir wissen nicht was es ist“, die Augen der jungen Uchiha wurden mit einer Art silbernen Klammern aufgehalten.

 

Eine Substanz, die die Farbe einer Mischung aus hell- und dunkelblau hatte befand sich auf den Augen Yukis.

 

„Was kann ich tun?“, sie blickte zu Tsunade. „Ich versuche das Zeug von ihren Augen zuziehen, in dem ich mein Chakra hineinleite, mach du dasselbe, vielleicht schaffen wir es so eine Verbindung zu dem Zeug zu schaffen“, Sakura nickte und tat was ihr befohlen wurde.

 

So etwas hatte Sakura noch nie gesehen.

 

Sie biss sich auf ihre Unterlippe und nach einiger Zeit bildeten sich auch bei ihr Schweißperlen auf der Stirn.

Das Zeug war zäher als gedacht und wollte sich einfach nicht entfernen lassen. Immer wenn die beiden Ärztinnen glaubten, es ließe sich bewegen zog es sich wieder zusammen.

Tsunade war anzusehen, dass der Ehrgeiz sie gepackt hatte. Die vollbusige Blondine wollte unbedingt, dass Yuki die OP heil überstand.

Vermutlich lag das aber mehr daran, dass sie keine große Lust hatte Fugaku zu erklären, dass sie es nicht geschafft hatten Yuki zu behandeln. Dann konnte sich die Blondine vermutlich wieder einmal anhören wie schlecht doch die Leute waren, die nicht Mitglied des Uchiha-Clans waren.

 

Nachdem die beiden es aber aufgeben mussten die Substanz von Yukis Augen zu ziehen, versuchten sie es abzuschaben.

Aber nichts bröckelte von Yukis Augen, nicht einmal ein Staubkrümel oder etwas Derartiges. Tsunade leitete noch mehr Chakra in ihre Hände, doch nichts tat sich und sie konnte schlecht ihr ganzes Chakra wegen einer Patientin aufbrauchen. Die Blondine seufzte.

 

„Sakura?“, die Angesprochene blickte auf, „Welches Zimmer ist noch frei?“ „Im dritten Stock, Zimmer 401“, antwortete die Rosahaarige erstaunt.

Noch nie hatte sie erlebt, dass Tsunade eine OP erfolglos beenden musste.

„Also gut, bringt Yuki auf das Zimmer. Sakura, wir gehen zu Fugaku und dem Rest dieser Schnösel“, nun entwich auch der Haruno ein Seufzen, aber sie nickte.

 

Alles wurde weggeräumt und gesäubert.

Sakura und Tsunade entledigten sich der OP-Kleidung, wuschen sich ihre Hände und machten sich auf den Weg zum Wartezimmer. Tsunade reimte sich auf dem Weg schon mal zusammen, was sie sagen würde, aber vermutlich würde sie eh wieder alles umschmeißen müssen, da Fugaku sie immer zur Weißglut trieb. Sakura ging stillschweigend neben ihr her, sie war nicht sonderlich erbaut davon sich erneut von dem Clan-Oberhaupt der Uchihas zusammenstauchen zulassen.

 

Im Wartezimmer angekommen stand Fugaku auf und stellte sich vor die Hokage, welche ihn ernst ansah.

Sasuke Und Itachi stellten sich hinter ihren Vater und musterten die beiden Frauen vor sich.

 

„Es tut mir leid Fugaku, wir konnten die Substanz nicht entfernen“, brachte die Hokage die Sache direkt auf den Punkt. „Was! Konnten Sie wenigstens sagen, um was es sich handelt!“, erhob er seine Stimme. „Leider nicht, wir haben so etwas noch nie zuvor gesehen“, knirschte die Blondine. „Und so was nennt sich Hokage! Ich habe noch nie eine so unfähige Person gesehen!“, brüllte er. „Ich darf ja wohl sehr bitten! Ich stehe immer noch über Ihnen und Sie haben mir einen gewissen Respekt entgegenzubringen!“, entfuhr es nun Tsunade, auch wenn sie wusste, dass Fugaku sich nichts daraus machte.

 

Sakura die noch nichts gesagt hatte bekam anscheinend nichts von dem Streit zwischen den beiden mit. Sie sah zwischen den Köpfen der Uchihas vorbei aus dem Fenster und war wieder einmal in einem ihrer Tagträume versunken.

Sasuke ließ genervt die Augen rollen, da sein Vater immer einen solchen Aufstand verursachte. Er konnte zwar verstehen, dass e sich Sorgen um Yuki machte, aber er musste sich ja nicht immer gleich so aufregen.

Itachi war das Ganze schon gewohnt und bemerkte, dass Sakura gar nicht erst zuhörte und völlig in Gedanken versunken war. Eine ziemlich dreiste Aktion, aber er war es ja nicht der angeschrien wurde und er hatte ja nichts mit ihr zutun.

 

Also warum sollte er sie aus ihren Gedanken reißen?

 

„Jetzt hör mir mal zu Fugaku! Sakura bekommt Yuki zugeteilt, was Besseres kann ich dir nicht anbieten!“, brauste Tsunade auf. „Dieses freche Gör!“, spottete er. „Das freche Gör ist die beste Ärztin hier im Krankenhaus und sie hat schon vielen deiner Leute das Leben gerettet!“, schrie die Blondine. „Sie konnte Yuki nicht helfen! Sie ist genau so unfähig wie du!“, brüllte der Brünette. „Ich werde ja wohl wissen, wen ich zur Oberärztin ernenne und wen nicht! Und wage es nicht meine Entscheidungen in Frage zu stellen!“, Tsunade wusste zwar, dass er das tat, aber das ignorierte sie jetzt einfach mal. „Außerdem kennen Yuki und Sakura sich schon ein wenig, da Yuki schon öfter bei ihr in Behandlung war! Ich werde in der Zeit recherchieren, was das für eine Substanz ist“, zum Ende hin wurde Tsunade ruhiger, da sie sich wieder fing.

 

Sakura starrte immer noch aus dem Fenster und bemerkte noch nicht einmal, wie sich Tsunade und Fugaku über sie unterhielten. Sie war zu gebannt von ihrem Tagtraum, aus dem sie jeden Moment gerissen werden könnte. Und wenn das der Fall war und herauskam, dass sie nichts mitbekommen hatte, würde das Fugaku einen Grund mehr geben Tsunades Entscheidungen in Frage zustellen.

Plötzlich befreite sie sich aus ihrer Starre und drehte sich um, um in den Flur zu treten.

Tsunade blickte ihr verwirrt und Fugaku wütend hinterher.

 

„Eine tolle Oberärztin hast du da!“, mit zusammengezogenen Brauen schenkte Tsunade dem Uchiha erdolchende Blicke.

„Ayame!“, rief die Haruno in den Flur und die mollige Krankenschwester kam zu ihr. „Ist Yuki schon wach?“, hakte Sakura nach. „Ja, sie ist bereits seit gut zwanzig Minuten wach“, antwortete sie. „Gut, ich brauche sofort einen Medic-Nin, der das Blitzversteck beherrscht und zwei kleine Schalen Wasser in Yukis Zimmer“, sprach sie. „So jemanden gibt es aber nicht“, die Rosahaarige biss sich auf die Unterlippe und drehte sich um.

Sie blickte zu Sasuke der sie nun herabblickend begutachtete.

„Sie beherrschen doch das Blitzversteck nicht wahr?“, er nickte. „Gut, dann brauche ich jetzt Ihre Hilfe“, es ärgerte den Uchiha, dass sie es noch nicht einmal in Erwägung zog ihn zu fragen, ob er ihr überhaupt helfen wollte.

„Sakura, was hast du vor?“, mischte Tsunade sich nun ein. „Vertrauen Sie mir, mir ist gerade eine Idee gekommen“, lächelte die Haruno und die Hokage nickte.

„Sie wollen nicht hinterfragen, was sie da tut!“, brauste Fugaku auf. „Jetzt kommen Sie mal runter!“, entfuhr es der Blondine, die nun zu Sasuke blickte, der immer noch an Ort und Stelle stand.

„Und wenn du, deiner Cousine helfen willst, solltest du mit Sakura mitgehen!“, fauchte sie und der Schwarzhaarige zog es in Erwägung sich zu bewegen.

 

Sakura ging zügig los, dicht gefolgt von Sasuke. Die Blicke um sie herum ignorierten beide, da sie keine Lust hatten irgendwas zu erklären.

 

„Hören Sie zu, Sie müssen gleich immer wieder kleine Stromschläge in Yukis Augen leiten“, brach die Haruno im Treppenhaus die Stille. „Weißt du was das für eine Substanz ist?“, hakte Sasuke nach. „Vermutlich“, murmelte sie. „Vermutlich“, spottete der Dunkelhaarige. „Wir können nichts anderes außer Vermutungen anstellen. Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen, aber Sie“, sprach sie. „Ich?“, Sasuke hob eine Braue. „Ja. Naruto hat mir erzählt, dass sie beide auf einer Mission mal zusammenklebten wegen flüssigem Chakra“, erzählte die Siebzehnjährige. „Und was hat das jetzt mit Yuki zutun?“, fragte er. „Naruto hat es dehnbares, steinernes Zeug genannt, das die Farbe von zwei Blautönen hatte. Und auf Yukis Augen liegt eine Substanz mit dieser Farbe“, erklärte Sakura. „Ich verstehe, aber noch nicht einmal Kakashi hatte es damals geschafft das Zeug zu entfernen, also wie willst du es schaffen?“, fragte er. „Kakashi-San hatte es damals mit Chidori versucht, ich habe ein Jutsu entwickelt, welches flüssiges Chakra entfernen kann, aber nur kleine Mengen. Wenn Sie Ihr Chidori in wirklich winzigen Mengen in diese Substanz leiten, sollte das Zeug eigentlich Schrumpfen und ich sollte es entfernen können“, antwortete Sakura.

 

Ab diesem Moment herrschte Stille und Sakura stieß die Tür zu Yukis Zimmer auf.

Die beiden betraten den Raum und die Rosahaarige ging zu der hochgeschreckten Yuki.

 

„Keine Sorge Yuki, ich bin’s Sakura. Sasuke ist auch hier“, sprach sie. „Sakura-Chan? Ich dachte ihr könnt mir nicht helfen“, sprach die Schwarzhaarige niedergeschlagen. „Uns ist etwas eingefallen. Wir wissen zwar nicht ob es klappt, aber du willst doch wieder sehen können, nicht wahr?“, das Mädchen nickte. „Also gut“, Sakura winkte Sasuke zu sich, der am Ende des Bettes gestanden hatte. „Dein Cousin wird jetzt vorsichtig kleine Stromschläge in deine Augen leiten, das könnte ein wenig ziepen. Damit du deine Augen offen hältst werde ich dir eine Klammer an deinen Augen befestigen okay?“, unsicher nickte Yuki. „Aber Sasuke ist doch kein Arzt“, warf sie kleinlaut ein. „Ich weiß, aber du vertraust ihm doch oder?“, sie nickte. „Na siehst du und ich bin ja hier, dir wird nichts passieren okay? Wir machen auch ein Auge nach dem anderen“, sprach Sakura, ehe sie dann die Klammern an Yukis Augen befestigte.

 

Sasuke lehnte sich vorsichtig zu seiner Cousine und hielt seinen Zeigefinger vor ihr Auge. Vorsichtig ließ er einen kleinen Blitz in ihr Auge gleiten und tat dies immer wieder.

Die ersten paar Male war die Kleine ein wenig zusammengezuckt, doch dann hatte sie sich ein wenig daran gewöhnt und saß schweigend dort.

Sakura beobachtete Sasuke genauestens und hoffte, dass das Ganze klappte.

 

Nach gut zehn Minuten hatte die Substanz angefangen zu schrumpfen und nach einer weiteren halben Stunde schrumpfte sie nicht mehr weiter, dann erfolgte der Prozess beim anderen Auge.

 

„Gut. Hör zu Yuki, ich werde jetzt wieder diese Wasserblasen in deine Augen leiten, die ich schon mal in deinen Arm geleitet habe, erinnerst du dich noch?“, sie nickte. „Okay, erschreck dich nicht, wenn es ein wenig kälter wird“, Sakura tauchte ihre Hand in die kleine Schale.

 

Die kleine Wasserblase, welche die richtige Größe für Yukis Auge hatte ruhte wieder auf Sakuras Hand und sie ließ sie vorsichtig in das Auge der Schwarzhaarigen gleiten. Sie nahm ihre zweite Hand hinzu und zog die Blase ein wenig zusammen und wieder auseinander.

 

Nach fünf Minuten zog sie die Blase aus dem Auge der Uchiha und von der Substanz war keine Spur mehr zu sehen. Zufrieden lächelte die Haruno und sie widmete sich dem anderen Auge.

Sasuke beobachtete Sakura die ganze Zeit über und musste zugeben, dass sie wirklich gut war.

 

Als die Haruno dann endlich fertig war entfernte sie die Klammern und Yuki blinzelte einige Male, ehe sie sich dann umsah. Der Blick der Schwarzhaarigen blieb bei Sakura hängen und sie lächelte ihr breit zu und umarmte sie dann.

 

„Danke Sakura-Chan. Ich dachte schon, dass ich nie wieder sehen könnte, meine Eltern hätten mich dann bestimmt einen Kopf kürzer gemacht“, sprach sie. „Das war doch selbstverständlich, aber bei deinem Cousin solltest du dich auch bedanken. Und deine Eltern sollen sich nicht so anstellen, nicht jeder kann so…äh…“, sie musste aufpassen was sie sagte, da Sasuke Uchiha ja immer noch im Raum stand, „Es kann halt nicht jeder so speziell werden.“

Yuki ließ von der Haruno ab und umarmte als nächstes Sasuke, bei dem sie sich auch bedankte.

„Na komm Yuki, du willst doch bestimmt nach Hause oder hast du sonst noch irgendwelche Beschwerden?“, die Angesprochene schüttelte den Kopf.

 

Wieder im Wartezimmer, musste Sakura feststellen, dass Tsunade sich aus dem Staub gemacht hatte und nur noch Fugaku und Itachi im Zimmer waren.

Fugaku blickte zu Yuki, die ihm zulächelte und erzählte, wie Sasuke und Sakura ihr geholfen hatten.

 

„Gut gemacht Sasuke“, Sakura bekam nur einen herabblickenden Blick geschenkt, aber sie wollte sich nicht wieder mit ihm anlegen. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Ich muss mich wieder um die anderen Patienten kümmern“, sie verneigte sich respektvoll und verließ den Raum und schien nicht bemerkt zu haben, dass Itachi sie die ganze Zeit über beobachtet hatte.

Strange Events

Es war tiefste Nacht als Sakura aus dem Nickerchen, das sie während ihrer Nachtschicht gemacht hatte aufschreckte.

Nun war es schon das siebte Mal, dass sie diesen Traum gehabt hatte und immer noch konnte sie nichts Deutliches erkennen.

 

Immer nur dasselbe.

Die Hitze.

Der Regen.

Das Licht.

Die Dunkelheit.

Die Katze.

Die Uhrzeit.

 

Sie seufzte und verließ den Raum, in dem die Ärzte, die Nachtschicht hatten, schlafen konnten und ging in den Pausenraum. Sie schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und nahm einen großen Schluck.

 

In dieser Nacht war nicht viel los, wie sie feststellen musste. Ihre Schicht würde aber in zehn Minuten zu Ende sein und sie konnte nach Hause, wo sie ausgiebig duschen konnte. Schlafen würde sie vermutlich nicht mehr. Sakura hatte keine Lust darauf wieder diesen Traum zu haben, auch wenn sie wirklich gerne endlich mal ausschlafen würde.

Aber dieser Wunsch würde wohl nicht so schnell in Erfüllung gehen, warum auch immer.

Dieser Traum musste doch zu Ende gehen, es war doch nicht normal, wenn man immer wieder denselben Traum hatte.

 

Sie nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Kaffee.

 

Vielleicht sollte sie ja mit jemandem darüber reden, die Frage war nur mit wem. Ino würde vermutlich wieder sagen, dass das eine von Sakuras Spinnereien war und ihre Eltern waren erst Recht die falschen Leute.

Mit ihnen redete sie doch nicht über ihre Probleme und Naruto würde sie vermutlich nicht so richtig ernst nehmen. Hinata wäre auch noch da, aber zu ihr hatte Sakura nicht eine so enge Bindung, genauso wenig zu Tsunade.

Aber sie war die Hokage und gerade zu ihr sollte man schließlich gehen, wenn man Probleme hatte.

 

Aber wie sollte sie ihr helfen?

 

Für so was konnte man schlecht eine Mission in Auftrag geben. Dazu kam, dass Sakura nicht für so etwas Sinnloses ihr Geld ausgeben wollte. Sie hätte dann andauernd irgendwelche Ninjas um sich herum, die vermutlich auch keine Antworten fanden.

Also musste sich die Haruno selber mit ihrem Problem auseinandersetzen. Irgendwie würde sie das schon hinbekommen.

Vielleicht war es ja auch nur eine komische Phase.

 

Sakura zuckte mit den Schultern und warf einen Blick auf die Uhr über der Tür. Sie hatte Feierabend, also ging sie zu ihrem Spind und entledigte sich ihrem Kittel und dem anderen Zeug.

Sie verabschiedete sich bei ihren Kollegen, die ihr auf dem Weg zum Ausgang begegneten und wollte eigentlich den Weg nach Hause einschlagen, als es plötzlich anfing in Strömen zu regnen. Schnell flüchtete sie unter ein Vordach und lehnte sich an eine Hauswand, in der Hoffnung, dass der Regen nachlassen würde.

 

Eine Erkältung wollte sie sich dann doch nicht leisten. Dadurch würde sie nur noch erschöpfter werden, als sie es ohnehin schon war und dann würde sie den ganzen Tag im Bett liegen und müsste damit kämpfen nicht einzuschlafen, obwohl Schlaf wirklich wichtig war, wenn man krank war.

Also würde sie dann vermutlich länger als sonst krank sein, nur weil sie keine Lust auf diesen Traum hatte.

Dazu kam, dass Ino fast jede Nacht irgendwelche Typen mit nach Hause brachte, um dann wild durch die Gegend zu vögeln. Und Sakura mochte es nicht sonderlich, wenn sie krank war und irgendwelche Fremden im Haus waren.

 

Sie seufzte.

 

Manchmal kam Ino dann sogar auf die Idee sie mit Hühnersuppe und so einem Kram gesundzupflegen und Ino war eine schlechte Köchin. Außer Fertiggerichte bekam die Blondine in der Küche nichts auf die Kette, weshalb es Sakura war, die immer kochte und somit auch einkaufen musste.

Zwar war das ziemlich nervig, aber immer noch besser als bei Eltern zu leben, denen man nichts recht machen konnte. Die würden sich vermutlich noch darüber aufregen zu welchen Uhrzeiten die Haruno des Öfteren nach Hause kam, wenn sie Überstunden schob.

In wenigen Stunden würde schon die nächste Schicht Sakuras anfangen, hoffentlich schaffte sie es noch bis dahin sich geduscht und umgezogen zu haben.

Aber um das zu schaffen, musste der Regen nachlassen oder gar aufhören.

 

Sakura rieb sich die Augen, trat einen Schritt nach vorne und blickte in den Himmel.

Statt nachzulassen wurde der Regen immer heftiger und schon musste sie an ihren Traum denken. An das prasselnde Geräusch des Regens, den sie immer nur einige Sekunden spürte.

Doch anders als in ihrem Traum war ihr jetzt im Moment eher kalt, da sie vergessen hatte sich eine Jacke mitzunehmen. Nun stand sie hier in einem trägerlosen Sommerkleid und erschauderte ein wenig. Sie verschränkte ihre Arme und rieb sich über ihre Haut, damit ihr wenigstens ein bisschen wärmer wurde.

Ihre Füße spürte sie bereits nicht mehr, weshalb sie anfing von einem auf den anderen zu treten, damit sie wenigstens ein wenig Gefühl in diese bekam.

Plötzlich fiel ihr eine Gestalt mit Regenschirm ins Auge.

 

Wer war denn um die Uhrzeit wach?

 

Vielleicht war es ja einer ihrer Kollegen, der sie mitnehmen könnte. Ein Versuch war es immerhin wert, es war besser, als hier herumzustehen und darauf zu warten, dass der Regen aufhörte.

 

Sie ging zügig durch den Regen und zog den Kopf ein Stück an, da ihr so kalt war.

Einige Regentropfen, die ihr in den Nacken gefallen waren, hatten eine unangenehme Gänsehaut verursacht, weshalb sie so schnell wie möglich aus dem Regen raus wollte.

 

„Entschuldigung!“

 

Die Person blieb stehen und drehte sich zu der Siebzehnjährigen um, die abrupt stehen blieb und ein wenig verlegen die Person begutachtete.

Es war ihr peinlich, dass sie einer Person, die um einiges über ihr stand einfach so hinterhergerufen hatte. Sie hätte doch lieber unter dem Dach stehen bleiben und einfach weiter warten sollen. Jetzt musste sie sich einfallen lassen, warum sie der Person mal eben so hinterhergerufen hatte.

 

„V-Verzeihung…“, stotterte sie und verneigte sich kurz, wobei ihr mehrere Regentropfen in den oberen Bereich ihres Rückens fielen, „…ich wollte Sie nicht stören Itachi-San.“

 

Er trat auf sie zu und hielt somit auch seinen schwarzen Regenschirm über sie.

Sie sah ihn ein wenig perplex an und blickte dann zu Boden, da sie nicht wusste, was sie machen sollte. Sie fühlte sich ein wenig unwohl, weshalb sie anfing auf ihrer Unterlippe rumzukauen.

Itachi konnte jede ihrer Gesten deuten und wusste daher genau was sie dachte. Er wusste auch, dass sie in den nächsten Minuten nichts sagen würde.

 

„Du holst dir noch eine Erkältung“, sprach er. „I-Ich weiß. Ich möchte Sie jetzt auch nicht weiter belästigen, ich bitte nochmal vielmals um Verzeihung“, erneut verbeugte Sakura sich. „Als Ärztin solltest gerade du auf deine Gesundheit achten“, warf der Uchiha ihr vor. „Ich wusste nicht, dass es heute regnen sollte und als ich gestern zur Arbeit gegangen bin, hatte es nicht geregnet“, erzählte Sakura, auch wenn sie sich ziemlich sicher war, dass Itachi das noch nicht mal ansatzweise interessierte. „Ich bringe dich nach Hause“, völlig überrumpelt blickte Sakura dem Uchiha nun direkt in die Augen und wich einen Schritt zurück.

 

Noch nie hatte sie in so kalte Augen geblickt, die so leer wirkten und einem schwarzen Abgrund glichen. Hastig blickte sie auf seine Brust und ließ flüchtig ihren Blick über den Mann vor ihr blicken.

 

Itachi trug einen schwarzen Kapuzenpulli mit einer schwarzen Baggy. Seine Schuhe waren weiß und anders als sonst trug er seine Haare offen. Wie immer trug er die Kette, von der Sakura gehört hatte.

 

Soweit sie wusste hatte man den Uchiha noch nie ohne dieses Ding gesehen.

Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie noch nie irgendein Clan-Mitglied in Alltagsklamotten gesehen hatte und noch dazu kam, dass es direkt Itachi Uchiha war, der angeblich immer trainierte.

 

Warum war er eigentlich so früh wach?

 

Von einer Mission kam er sicherlich nicht wieder, das konnte die Haruno mit großer Sicherheit sagen.

Kein Ninja würde auf einer Mission Alltagsklamotten tragen.

 

„Komm“, bevor sie noch irgendwas sagen konnte ging der Schwarzhaarige schon los.

Sakura flüchtete schnell unter den Regenschirm.

„Wo wohnst du?“, die Rosahaarige gab ihre Adresse von sich und begutachtete ihre Umgebung. „Müssten Sie nicht eigentlich schlafen? Gerade als Ninja ist es doch wichtig, dass man genügend Schlaf bekommt“, wie erwartet antwortete der Schwarzhaarige nicht.

 

Sakura war ihm aber nicht böse, warum sollte Itachi auch einer wildfremden Person antworten.

Er stand so viele Ränge über ihr und hätte sie auch im Regen stehen lassen können.

 

Stattdessen brachte er sie aber nach Hause!

 

Nun fiel der Siebzehnjährigen auf, wie absurd doch diese Situation war, weshalb sie nun mit gehobener Augenbraue zu Itachi hinauf blickte, der um einiges größer als sie war.

Er blickte die ganze Zeit geradeaus, dennoch bemerkte er den fragenden Blick von Sakura.

 

„Sieh es als Danke“, nun schien Sakura noch verwirrter. „Wegen Yuki“, fügte er hinzu und verständnisvoll nickte Sakura.

 

Sie rieb sich wieder über ihre Oberarme, ehe sie dann gähnte, wobei sie sich hastig die Hand vor den Mund hielt, damit sie nicht unhöflich rüberkam. Am liebsten hätte sie jetzt einen warmen Kaffee, doch selbst der würde wahrscheinlich nichts mehr ausrichten.

Plötzlich sah sie im Augenwinkel, wie etwas in einer Gasse direkt zu ihr blickte. Abrupt blieb sie stehen und sah mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit der Gasse.

 

Nichts.

 

Itachi trat zu ihr und blickte kurz in die Gasse, ehe Sakura dann den Kopf schüttelte und es einfach auf die Müdigkeit schob.

 

„Entschuldigen Sie, vermutlich halte ich Sie gerade nur unnötig auf.“

 

Sie verneigte sich und ging mit Itachi weiter, der nichts sagte.

Er war wirklich ziemlich still, wie es die Gerüchte sagten, dennoch gab Sakura keinen Kommentar dazu ab.

Sie hieß schließlich nicht Naruto, der sich am allen störte. Im Moment war sie sowieso viel zu sehr damit beschäftigt sich zu ärgern. Es war ihr unangenehm vor Itachi so paranoid rüberzukommen.

 

Der heutige Tag war wohl der Peinlichste ihres Lebens.

 

„Sakura!“

 

Die beiden blieben stehen und drehten sich um.

Es war Ino die in ihrer Ninjakleidung auf die beiden zugelaufen kam. Sie hatte ein breites Grinsen im Gesicht und als sie vor ihrer besten Freundin zum stehen komm grinste sie auch Itachi an.

 

„Sakura! Ich wusste ja gar nicht, dass du einen Uchiha am Start hast“, sofort stieg der Angesprochenen das Blut in den Kopf. „H-Hab ich nicht, d-du weißt doch…“ „Na hoffentlich bist du jetzt nicht mehr so verklemmt, wie vorher, als du noch Jungfrau warst“, die Rosahaarige wünschte sich innerlich, dass gleich ein Loch auftauchen würde, in dem sie verschwinden konnte. „I-Ino, I-Itachi-San und ich…“ „Oh mein Gott! Ihr seid schon seit längerem zusammen! Und du hast mir nichts erzählt! Ich dachte, ich wäre deine beste Freundin!“, sprudelte es aus der Blondine. „Bist du auch, aber…“ „Naja egal, ich muss dir was erzählen“, vermutlich würde jetzt wieder eine von Inos Bettgeschichten kommen. „Ich muss jetzt auf Mission, viel Spaß euch zweien noch“, sie grinste und lief los, „Nicht in meinem Zimmer!“, fügte sie noch hinzu und Sakura wäre am liebsten tot umgefallen.

„Das tut mir so schrecklich leid Itachi-San“, hastig verbeugte sich die Rosahaarige und kniff die Augen zusammen, da sie damit rechnete von Itachi jetzt eine Predigt gehalten zu bekommen.

Wenn Ino sich was zusammenreimte, wusste innerhalb kürzester Zeit das ganze Dorf bescheid.

„Lass uns weiter“, mit großen Augen blickte Sakura zu dem Uchiha rauf und ging dann mit ihm weiter.

 

Wie konnte ihm das ganze so egal sein?

 

Spätestens in ein paar Tagen würden die Leute ihm komische Blicke zuwerfen, weil es hieß, dass ein Uchiha mit einer kleinen Oberärztin geschlafen hatte und ihn ließ das kalt. Sein Gemüt hatte die Haruno gerne mal.

Sakura war das ganze unendlich peinlich und sie wollte gar nicht erst wissen, wie Naruto reagieren würde.

Der Uzumaki würde vermutlich völlig außer sich vor Wut sein. Er mochte die Uchihas nicht und er hatte Sakura immer geraten sich von ihnen fernzuhalten und nun würde er erfahren, dass Sakura mit Itachi geschlafen hatte, was ja noch nicht einmal stimmte.

 

Ihr entwich ein Seufzen und erneut rieb sie sich über ihre Oberarme. Jede Sekunde, die sie länger draußen verbrachte, ließ sie ein wenig mehr frieren und somit kam sie einer Erkältung immer ein Stückchen näher. Erneut seufzte sie, auf eine Erkältung freute sie sich immer noch nicht.

 

Niemand tat das.

 

Sie fuhr sich durch ihr Haar, welches ein wenig nass vom Regen war, unter dem sie vorhin gestanden hatte. Der Regen hatte sie wenigstens für ein paar Sekunden wachgerüttelt, doch das brachte ihr jetzt auch nicht viel. Die Rosahaarige wurde immer müder, was ihr gar nicht passte. Sie wollte nicht noch einmal diesen Traum durchleben, sie brauchte einen Kaffee und zwar jetzt sofort.

Sakura blickte sich um und musste feststellen, dass sie keine Ahnung hatte, wo sie sich befand. Sie blickte zu Itachi rauf, der immer noch stur geradeaus blickte und einfach weiter ging, ohne sie auch nur zu beachten.

 

„Dürfte ich fragen wo wir hier sind?“, schweigen. „Oder auch nicht?“, die Haruno seufzte und versuchte irgendeinen Anhaltspunkt zu finden. „Im Uchihaviertel“, sofort hielt Sakura an. „J-Ja aber…ich wohne in die andere Richtung“, stammelte sie verwirrt. „Ich weiß“, sie lief wieder unter den Schirm. „Ich dachte Sie wollten mich nach Hause bringen oder habe ich da was falsch verstanden?“, Sakura verstand nur noch Bahnhof. „Nein hast du nicht“, der Schwarzhaarige sparte wirklich überall, wo es nur ging an Wörtern, was Sakura seufzen ließ. „Und was machen wir dann hier?“, bohrte sie weiter nach. „Ich muss mich für eine Mission fertig machen“, antwortete er. „Hätten Sie das nicht machen können, nachdem Sie mich nach Hause gebracht haben?“, es kam keine Antwort. „Ich verstehe nicht, warum ich für so etwas jetzt mit hierher kommen soll. Es heißt doch, dass Sie so super schnell sind, da hätten Sie doch mit großer Wahrscheinlichkeit ihr zu Hause von mir aus in wenigen Sekunden erreicht, statt mich jetzt noch mit im Schlepptau zu haben. Ich müsste Sie doch behindern. Ich bin ja noch nicht mal ein Ninja, also müsste ich für Sie super langsam sein, wenn es stimmt, dass Sie so schnell sind. Außerdem habe ich heute noch eine Zwölfstundenschicht und wollte gerne noch einen Kaffee trinken, bevor ich wieder arbeiten gehen muss“, sprudelte es aus der Rosahaarigen heraus. „Du wohnst näher am Haupttor“, so langsam war die Haruno von dem Mangel an Wörtern genervt. „Ja und?“, der genervte Unterton war nicht zu überhören und sofort schämte sie sich. „E-Entschuldigung“, fügte sie schnell hinzu. „Von dir aus kann ich direkt zum Tor“, es schien, als würde er die Entschuldigung ignorieren. „Also wollen Sie von mir aus direkt auf Ihre Mission“, da es keine Frage war, antwortete der Uchiha auch nicht.

 

Nach einigen weiteren Minuten blieb Itachi stehen, um die Tür eines Hauses zu öffnen und den Regenschirm zuzumachen.

Sakura blieb stehen, da sie nicht so recht wusste, ob sie mit rein durfte oder ob sie lieber draußen warten sollte. Da sie nicht unhöflich sein wollte hatte sie sich für Letzteres entschieden, doch dann winkte der Uchiha sie rein.

Die Rosahaarige betrat das Haus und Itachi zog seine Schuhe aus, die er dann auf eine Fußmatte stellte, auf der sie trocknen konnte.

 

„Warte hier“, sprach er, als er den Regenschirm in einen Ständer, wo noch ein paar weitere standen stellte.

„Itachi Uchiha!“, eine schwarzhaarige Frau mit strengem Blick kam in den Flur und stemmte ihre Arme in die Hüften.

 

Ihre Haare fielen über ihren Rücken und auch ihre Augen waren schwarz. Sie trug eine Schürze und darunter ein lila Kleid.

 

Der strenge Blick der Frau ruhte nun auf Sakura, die sich zur Begrüßung verneigte und sofort zierte ein Lächeln die Lippen der Dunkelhaarigen. Dann blickte sie aber wieder zu Itachi.

 

„Wie oft habe ich dir gesagt, dass du ohne Essen nicht aus dem Haus gehen sollst“, sprach sie nun wieder streng und sofort war klar, dass dies Mikoto Uchiha – Itachis Mutter – war. „Tut mir leid Mutter“, entschuldigte ihr Sohn sich und Sakura blickte ihn mit gehobenen Augenbrauen an. „Und wer ist dieses bezaubernde Mädchen?“, Mikoto trat auf Sakura zu, um sie zu begutachten. „Du liebes bisschen Itachi!“, entfuhr es ihr und die Haruno erschrak ein wenig. „Sie ist ja bis auf alle Knochen durchgefroren! Hast du denn gar keinen Anstand mehr, dafür zu Sorgen, dass es deiner Begleitung gut geht? So habe ich dich nicht erzogen“, streng blickte sie zu ihrem Sohn.

„D-Da kann ihr Sohn…“ „Papperlapapp! Du kommst erst mal mit, du holst dir noch eine Erkältung“, unterbrach Mikoto Sakura. „Zieh dir doch deine Schuhe aus, ich werde dir eine Jacke geben und einen Tee machen“, Sakura zog sich ihre Schuhe zögernd aus. „Das ist sehr freundlich von Ihnen“, meinte sie kleinlaut.

„Mutter, ich habe leider nicht so viel Zeit“, fragend blickte die Angesprochene zu ihrem Sohn. „Ich habe eine Mission“, erklärte er. „Sie sieht aber nicht so aus, als ob ihr auf eine Mission müsstet“, sprach Mikoto. „Ich bringe sie nur nach Hause“, die Schwarzhaarige verstand nicht ganz. „Ich mache mich für die Mission fertig und bringe sie dann nach Hause“, sagte er nun ausführlicher. „Verstehe, dann gebe ich ihr aber wenigstens eine Jacke“, Mikoto entführte Sakura mit ins Schlafzimmer.

 

Fugaku war nicht dort und die Haruno blickte sich um.

 

Es war ein ziemlich großes Zimmer, in dem ein großer Kleiderschrank stand. Ein Spiegel befand sich direkt daneben und sonst waren hier noch zwei Nachttische, zwischen denen sich ein großes Doppelbett befand. Vor diesem befand sich ein kleiner Tisch mit drei Bildern, die die Haruno begutachtete.

Auf einem war Itachi, auf dem anderen Sasuke und auf dem dritten die beiden zusammen.

Auf jedem der Bilder lächelten sie und Sakura fand, dass Itachi das viel öfter tun sollte. Wenn er lächelte versprühte er eine angenehme Wärme, sogar durch das Bild hindurch.

 

„Es ist sehr schwer die beiden zum lächeln zu bewegen“, riss Mikoto die Siebzehnjährige aus ihren Gedanken. „Das glaube ich Ihnen“, lächelte die Angesprochene. „Du kannst ruhig du sagen. Übrigens hast du mir noch nicht gesagt wie du heißt“, auch Mikoto lächelte. „Oh…Verzeihung“, hastig verbeugte Sakura sich, „Mein Name ist Sakura. Sakura Haruno“, stellte sie sich vor. „Das freut mich, ich bin Mikoto Uchiha und Sakura?“, die Rosahaarige blickte sie mit großen Augen an. „J-Ja?“, stotterte sie. „Es gibt keinen Grund nervös zu sein“, lächelte die Schwarzhaarige und reichte ihr nun eine graue Strickjacke. „Danke“, Sakura nahm sie an sich und zog sie sich über. „Bitteschön und entschuldige, dass ich keine mit Knöpfen für dich habe“, sagte die Uchiha. „Das ist nicht so tragisch, ich werde sie ih…äh…dir dann so schnell wie möglich wieder bringen“, entgegnete Sakura. „Ach was! Die kannst du behalte, ich trage das Ding sowieso nicht mehr“, gab Mikoto zurück. „I-Ich weiß nicht…Fugaku-San würde das glaube ich nicht so mögen und ich fühle mich dabei ein wenig unwohl“, gestand die Rosahaarige. „Warum sollte mein Mann das nicht mögen?“, verwirrt blickte die Schwarzhaarige zu der Jüngeren. „Naja…ich habe mich gestern im Krankenhaus nicht gerade respektvoll ihm gegenüber verhalten“, mit einem Mal fing Mikoto herzhaft an zu lachen, was Sakura sichtlich verwirrte. „Du warst also die Ärztin, die meinem Mann gedroht hatte ihn aus dem Krankenhaus zu schmeißen?“, die Haruno nickte.

 

„Manchmal muss man Fugaku einfach in seine Schranken weisen“, sprach sie, als sie sich wieder beruhigt hatte. „Sie fanden das nicht respektlos?“, die Unsicherheit stand der Haruno förmlich ins Gesicht geschrieben. „Aber nein, ich kenne meinen Mann nun lang genug, um zu wissen, dass er manchmal ziemlich aufbrausend sein kann“, manchmal war gut. „Verstehe“, kam es von Sakura.

„Fertig?“, die beiden Frauen drehten sich um und blickten zu Itachi der in seiner ANBU-Kleidung im Türrahmen stand. „Äh…ja“, stotterte die Haruno.

„Verunsichre sie doch nicht so Itachi“, tadelte seine Mutter ihn mit strengem Blick. „Und Sakura?“, die Angesprochene sah zu der Dunkelhaarigen, „Wenn du möchtest kannst du gerne mal zum Essen kommen.“ „Ich sehe nach, was sich da machen lässt“, lächelte Sakura. „Gut, dann übermorgen um sechs und jetzt geh lieber mit Itachi mit, er mag es nicht zu spät zu Missionen zu kommen“, bevor die Siebzehnjährige noch was sagen konnte scheuchte Mikoto die beiden aus dem Haus.

 

Es herrschte Stille zwischen den beiden, während sie unter dem Regenschirm die Straßen entlanggingen.

Sakura zog die Jacke enger um ihren Körper, damit ihr wärmer wurde, auch wenn das nicht wirklich viel brachte. Sie wusste nicht so recht, wie sie mit der Einladung Mikotos umgehen sollte.

 

Sollte sie kommen oder nicht?

 

Es wäre ziemlich unhöflich Mikoto anzulügen oder einfach nicht zu kommen. Immerhin war die Uchiha so freundlich zu Sakura gewesen.

Aber sie hatte Angst vor der Begegnung mit Fugaku. Vermutlich hasste der Mann sie wie die Pest und würde sie sofort wieder rausschmeißen.

Außerdem würde Sakura sich unwohl fühlen mit Itachi und Sasuke am Tisch zu sitzen. Die beiden hielten sich schließlich für was Besseres, was sie vom Rang her auch waren, aber vom Charakter war Sakura sich nicht sicher. Die beiden kapselten sich so ab und das nur, weil sie auf andere herabblickten.

Soweit Sakura wusste nahm Itachi auch nur starke Leute in sein Team. Er war ja nicht umsonst der beste ANBU und führte auch nicht umsonst das beste Team Konohas an.

Sakura fühlte sich wie ein Wurm neben Itachi, den er jeden Moment zerquetschen konnte.

 

Wieder einmal verließ ein Seufzen ihre Kehle.

 

Das Essen würde vermutlich in die Hose gehen, aber sie würde hingehen. Sie wollte keinen schlechten Eindruck hinterlassen.

Die nächste Frage war jetzt jedoch, was sie anziehen sollte.

Würde sie in gewöhnlichen Alltagsklamotten kommen würde das bestimmt komisch wirken. Sie konnte ja Ino fragen, was sie anziehen sollte.

Aber dann würde sich die Blondine irgendwelche weiteren Gerüchte zusammenreimen und die würden sich ebenfalls wie ein Lauffeuer verbreiten.

 

Ein weiteres Seufzen.

 

Also musste die Haruno selber sehen, was sie anzog, auch wenn das mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls in die Hose gehen würde. Was anderes blieb ihr jedoch nicht übrig, wenn sie nicht wollte, dass irgendwelche Gerüchte entstanden.

Vermutlich würde der komplette Abend übermorgen eine totale Katastrophe werden. Schon jetzt hatte die Haruno keine große Lust auf das Essen, aber sie würde gehen. Aus Höflichkeit und Respekt.

 

Sie fuhr sich durch ihr Haar und blickte hoch zu Itachi, der auf sie herabblickte, weshalb sie ein wenig erschrak. Sie hätte damit gerechnet, dass er geradeaus blicken würde, aber nicht, dass er sie ansehen würde.

 

„Du hast nicht zugehört“, verlegen blickte Sakura weg. „Entschuldigung“, sie verneigte sich. „Es bringt dir nichts, dich unnötig verrückt zu machen“, versuchte Itachi Uchiha sie gerade ernsthaft zu besänftigen? „I-Ist das so offensichtlich?“, stammelte sie überrumpelt. „Du hast die letzten zehn Minuten permanent geseufzt“, gab er ihr zu verstehen. „Das kann ja was werden“, seufzte sie und hielt sich sofort die Hand vor den Mund. „Wir sind da“, Sakura stellte fest, dass sie schon vor ihrer Haustür standen. „Dankeschön“, der Uchiha nickte lediglich und die Haruno öffnete die Tür.

Itachi reichte ihr den Schirm und sie blickte ihn fragend an.

„Auf der Mission stört er nur“, mit diesen Worten verpuffte er in eine Rauchwolke, während Sakura noch einige Minuten so dastand.

 

Sie schloss die Tür und stellte den Regenschirm ausgebreitet in die Badewanne, damit er dort trocknen konnte. Die Jacke schmiss sie in die Wäsche, ehe sie dann einen Blick auf die Uhr warf.

 

7.00 Uhr.

 

Hatte sie tatsächlich so viel Zeit im Regen und bei Itachi verbracht?

 

Sie staunte und entledigte sich ihrer Kleidung, ehe sie dann unter die Dusche stieg. Dieses Mal hatte sie das Wasser auf der wärmsten Temperatur, da ihr immer noch ziemlich kalt war. Sie leckte den Kopf in den Nacken und stand einige Minuten so da, ehe sie dann nach ihrem Shampoo griff und es sich in die Haare massierte.

 

Als sie aus der Dusche stieg wischte sie mit einem Handtuch den Spiegel sauber, da dieser beschlagen war. Es fingen an sich leichte Augenringe in ihrem Gesicht zu bilden, was nicht gerade attraktiv aussah. Sie seufzte und fing an sich abzutrocknen, ehe sie sich die Haare föhnte.

 

Nachdem das geschafft war ging sie in ihr Zimmer und legte sich ein grünes Top mit einer dunkelblauen Skinny raus. Sie schlüpfte in ihre Unterwäsche und danach in die anderen zwei Kleidungsstücke, ehe sie dann runter in die Küche ging.

Sie schmiss die Kaffeemaschine an und schnitt sich zwei Scheiben Brot ab, die sie sich mit Marmelade schmierte. Genüsslich biss sie in ihr Essen und wartete darauf, dass die Kaffeekanne endlich mit heißem Kaffee gefüllt war.

 

Als dies der Fall war griff sie nach der Kanne und stellte sie auf den Tisch. Dazu kam eine Tasse, die sie sofort füllte, um dann einen kräftigen Schluck zu nehmen.

Die Haruno spürte wie sich das Koffein in ihrem Körper ausbreitete und sie ein wenig wachrüttelte. Dennoch fühlten sich ihre Augen schwer und geschwollen an, was nicht gerade angenehm war.

Plötzlich klingelte es und die Haruno trank ihren Kaffee schnell in einem Zug leer, ehe sie dann an die Tür ging und sie öffnete.

 

Naruto stand vor ihr und würde vermutlich gleich wieder fragen, ob sie mit ihm eine Nudelsuppe essen gehen würde.

Sie würde wie üblich ablehnen und sich von dem Uzumaki verabschieden, um sich dann ihrem Kaffee wieder zu widmen.

 

„Stimmt es?“, fragte er ernst. „Stimmt was?“, eine ihrer Augenbrauen wanderte in die Höhe. „Stimmt es, dass du mit Itachi geschlafen hast?“, Sakura entwich ein Seufzen. „Nein und komm doch rein, dann erkläre ich dir das in aller Ruhe“, sie trat zur Seite und Naruto kam ins Haus.

Er zog sich seine Schuhe aus und dann verschwanden die beiden in der Küche, wo Sakura ein Glas und Milch rausholte.

„Danke“, der Uzumaki schenkte sich was von der weißen Flüssigkeit ein und die Haruno setzte sich gegenüber von ihm hin.

 

„Also?“, brach Naruto erwartungsvoll die aufgekommene Stille. „Das ist ein riesiges Missverständnis, Itachi hat mich lediglich nach Hause gebracht, weil er sich dafür bedanken wollte, dass ich Yuki behandelt habe“, brachte sie die Sache direkt auf den Punkt. „Aber das ist doch normal, dass du deine Patienten behandelst?“, verwirrt blickte der Blondschopf sie an. „Noch nicht einmal Tsunade-Same wusste was zutun war und am Ende hatte ich die Lösung gefunden, vielleicht war es deswegen“, sprach die Rosahaarige nachdenklich. „Keine Ahnung, Itachi ist auch ein komischer Typ“, Naruto nahm einen Schluck von seiner Milch. „Naruto! Itachi-San ist immer noch ranghöher als du, also bringe ihm ein wenig Respekt entgegen“, tadelte Sakura ihn. „Na und? Er ist eingebildet und arrogant, genau wie Teme“, sie seufzte. „Irgendwann fliegst du mal richtig hin, weil du so dreist bist“, sprach sie. „Auf mir trampeln die Leute wenigstens nicht rum, weil ich immer in meinen Gedanken versinke“, eingeschnappt verschränkte der Uzumaki seine Arme vor der Brust. „Aber ich werde nicht wegen Dummheiten aufgezogen“, konterte Sakura. „Das sind keine Dummheiten“, Naruto schob die Unterlippe nach vorn und sein Gegenüber schüttelte den Kopf.

 

Wieder kam Stille auf und Sakura schüttete sich eine weitere Tasse Kaffee ein.

Naruto verzog angewidert das Gesicht, er hatte für die braune, bittere Brühe nicht viel übrig.

 

Einmal und nie wieder!

 

„Ich habe heute eine Zwölfstundenschicht, irgendwie muss ich mich wachhalten“, verteidigte sie sich. „Leg dich doch was hin“, schlug Naruto vor. „Nein, dann bin ich nur noch müder, wenn ich mich jetzt für die paar Stunden hinhaue“, warf Sakura kopfschüttelnd ein. „Aber du siehst echt beschissen aus“, schief blickte er sie an. „Ich weiß, aber ich bin nicht so müde“, nun hob er seine Brauen. „Das sieht mir aber anders aus“, die Skepsis stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. „Ich hab nicht so gut geschlafen, ich bin aber wirklich nicht müde“, log Sakura weiter und fühlte sich dabei wirklich schlecht. „Wenn du es sagst“, man konnte in seiner Stimme hören, dass er ihr immer noch nicht glaubte. „Was hältst du davon, wenn wir gleich was rausgehen, bis ich arbeiten muss?“, wechselte sie schnell das Thema. „Klar, haben wir lange nicht mehr gemacht, echt jetzt“, stimmte der Blondschopf zu.

 

Sakura war erleichtert darüber, dass sie ihn nun nicht mehr weiter anlügen musste. Sie hatte schon jetzt ein schlechtes Gewissen und würde dem Uzumaki am liebsten alles erzählen, aber er würde das wohl nich verstehen.

Er würde sie für verrückt erklären oder einfach schief anblicken und meinen, dass es lediglich ein Traum war. Naruto war der falsche Gesprächspartner für so etwas.

Eigentlich hatte Sakura nicht wirklich jemanden mit dem sie über ihre Probleme reden konnte. Sie war immer am arbeiten und die einzigen Personen mit denen sie regelmäßig Kontakt hatte waren ihre Kollegen, Ino, Naruto und ein paar Patienten, die schon fast Dauergäste im Krankenhaus waren.

Das hörte sich zwar ziemlich traurig an, aber der Haruno machte es nicht wirklich etwas aus. So lange sie ein paar Leute hatte mit denen sie reden konnte war sie rundum glücklich und in diesem Moment war es halt Naruto, mit dem sie reden konnte.

Aber nicht über ihre Probleme sondern über andere Dinge.

 

„Kannst du jetzt endlich mal deinen Kaffee austrinken?“, unterbrach Naruto ihren Gedankengang. „Entschuldige“, schnell trank sie aus. „Und jetzt komm!“, drängte er sie aufgedreht und ging mit ihr in den Eingangsbereich.

 

Sie zogen sich ihre Schuhe an und Sakura zog sich noch eine schwarze Stoffjacke mit Kapuze über.

 

„Aber halt dich lieber fern von den Uchihas“, fing Naruto nach ein paar Minuten des Spaziergangs wieder an. „Hm…“, machte die Haruno lediglich. „Nachher verpassen die dir noch voll die Gehirnwäsche oder so“, über diesen Gedankengang musste Sakura schmunzeln. „Echt jetzt! Denen kann man nicht trauen, die sind alle überhebliche, arrogante Arschgeigen!“, zum Ende hin war Naruto lauter geworden. „Mikoto hat mich übermorgen zum Essen eingeladen“, erzählte Sakura nun. „Was!“, entfuhr es dem Uzumaki. „Ich werde hingehen, ich möchte nicht respektlos sein“, sprach sie. „WAS!“, er hatte seine Stimme wieder ein wenig erhoben. „Ja, es wäre nicht nett, wenn ich Mikoto anlügen würde“, erklärte Sakura. „Und aus genau diesem Grund können alle auf dir herumtrampeln“, seufzte Naruto. „Das stimmt doch gar nicht!“, protestierte die Siebzehnjährige. „Stimmt doch! Oma-Tsunade schubst dich im Krankenhau voll rum“, behauptete er. „Gar nicht! Ich bin Oberärztin. Ich trage die Verantwortung und Tsunade-Sama ist noch nicht einmal so oft im Krankenhaus. Also kann sie mich auch nicht rumschubsen“, konterte sie. „Na und? Ino schubst dich aber ziemlich rum“, das konnte die Haruno nun wirklich nicht abstreiten. „Hmpf!“, sie blickte beleidigt zur Seite und meinte etwas hinter einem Baum gesehen zu haben.

Sie blieb stehen und starrte zu dem Baum rüber.

„Was ist denn da?“, auch Naruto sah nun zu dem Baum. „Ach nichts, vermutlich nur meine Einbildung“, winkte die Rosahaarige ab. „Sicher, dass du genügend Schlaf bekommst?“, ernst und besorgt blickte Naruto zu Sakura herunter. „Wann bekommt man denn schon als Ärztin genügend schlaf?“, fragte sie lächelnd. „Du arbeitest zu hart Sakura-Chan“, meinte er. „Sagt der, der fast nur am trainieren oder auf Missionen ist“, sie hob ihre Brauen. „Ja, aber ich bilde mir nicht irgendwelche Sachen ein und hab nicht so Augenringe wie du“, warf er ein. „Das ist nur weil ich die Nach schlecht geschlafen habe“, versicherte sie ihm „Wenn du es sagst“, skeptisch blickte er sie an und ging mit ihr weiter.

 

„Wann hast du eigentlich deine nächste Mission?“, brach die Haruno nach ein paar Minuten das Schweigen. „Morgen, das ist aber voll der Kinderkram. Echt jetzt!“, regte sich der Blondschopf auf. „Warum denn das?“, Sakura hob eine Augenbraue. „Ich muss bloß so ‘nen Kauz nach Kumogakure eskortieren“, murrte er. „Warum geht der Mann nicht selbst?“, hakte sie weiter nach. „Angst vor Überfallen oder so was“, erzählte Naruto. „Vielleicht passiert ja noch was Aufregendes, wie damals auf deiner ersten Mission“, zuversichtlich lächelte Sakura. „Wenn das so ist soll ein Akatsuki kommen“, grinste der Blonde. „Musst du denn immer direkt an das Schlimmste denken?“, die Siebzehnjährige seufzte. „Wieso an das Schlimmste?“, Naruto verzog sein Gesicht zu einer Fratze. „Akatsuki jagt dich ja nur, wegen Kurama, aber egal“, antwortete sie sarkastisch. „Du musst dir doch keine Sorgen um mich machen Sakura-Chan“, breit grinste er ihr zu. „So oft wie du mir schon einen Herzkollaps  bereitet hast muss ich das sehr wohl“, Sakura verschränkte die Arme vor der Brust. „So schlimm sind meine Verletzungen nun auch nicht, Kurama heilt sie ja ziemlich schnell und du hilfst eben was nach“, Sakura seufzte und schüttelte den Kopf.

 

Plötzlich tauchte ein Ninja vor Naruto auf und Sakura ergriff sofort die Flucht.

Sie hatte keine Lust sich jetzt ein Gespräch zwischen zwei Ninjas anzuhören, die vermutlich sowieso nur über irgendwelche Missionen oder so etwas redeten. Stattdessen schlug sie den Weg zum Haupttor ein.

Sie verließ Konoha und schlug den Weg zu einem der vielen Trainingsplätze ein. Sie brauchte jetzt einfach mal ein paar Minuten für sich.

Vielleicht würde sie es ja schaffen etwas zu entspannen und nicht immerzu an ihren Traum denken oder an Naruto, der ihr wirklich oft Sorgen bereitete. Im Moment machte ihr alles ein wenig zu schaffen, so erschöpft wie sie bereits war.

 

Aber was sollte man nach fünf Tagen mit sehr geringem Schlaf schon erwarten?

 

Bestimmt nicht, dass man die Aufnahmefähigste oder Ähnliches war.

Sakura konnte sich glücklich schätzen, wenn sie ihre Zwölfstundenschicht im Krankenhaus überstehen würde. Hoffentlich schlief sie nicht während eines OPs ein, sie konnte sich wirklich keine Fehler leisten.

Nachher kam wieder so ein aufgeblasener Fugaku rein, der alles und jeden zusammenschrie. Dem war doch echt nicht mehr zu helfen, vielleicht würde ein Antiaggressionstraining nicht schaden.

 

Sakura musste schmunzeln, als sie sich vorstellte wie der große Fugaku Uchiha auf Stoffpuppen oder so etwas einschlug.

Wenn dem wirklich so wäre, könnte die Haruno den Mann Mikotos vermutlich nicht einmal in die Augen sehen, ohne zu lachen. Und das würde den Uchiha wohl zur Weißglut treiben.

Sein Glück, dass er nicht wirklich zu einem Antiaggressionstraining ging, auch wenn es lustig wäre.

 

Hastig schüttelte die Haruno ihren Kopf.

 

Sie sollte nicht so dreiste Dinge über eine angesehene Person denken. Es reichte schon, dass sie Fugaku gedroht hatte, ihn aus dem Krankenhaus zu schmeißen.

Vermutlich würde der Brünette beim Abendessen einen totalen Kicker auf die Siebzehnjährige haben, weil sie so unverschämt ihm gegenüber gewesen war.

 

Aber was sollte sie denn machen?

 

Der Uchiha hatte sich sozusagen in ihrem Reich aufgehalten und dort gab es Regeln, an die sich jeder zu halten hatte, auch ein Uchiha. Da konnte er noch so viel Einfluss haben und noch so stark sein.

Auch den Großen mussten Grenzen gesetzt werden, damit sie nicht völlig überhoben. Bei den Uchihas war das zwar mit sehr großer Wahrscheinlichkeit schon zu spät, aber man konnte ja immer noch hoffen, dass irgendwo normale Menschen in ihnen steckten.

Dass Itachi Uchiha sie heute nach Hause gebracht hatte war vielleicht ein kleiner Anfang gewesen. Immerhin war er sich nicht zu stolz eine kleine Oberärztin unter seinen Regenschirm zu lassen.

Außerdem gab es ja noch Mikoto, die vermutlich die menschlichste unter allen Uchihas war. Sie wirkte zumindest ziemlich freundlich und zeigte ihre Gefühle, im Gegensatz zu ihren Söhnen und ihrem Man.

Die verzogen ja nicht einmal eine Miene, wenn ein wirklich lustiger Witz oder so gerissen wurde.

 

Endlich am Trainingsplatz angekommen ließ die Haruno sich in das Kniehohe Gras fallen.

 

Dieser Trainingsplatz wurde kaum genutzt, Sakura mochte ihn aber am liebsten. Hier war es ruhig und man konnte wenigstens für einen kurzen Zeitraum dem Trubel in Konoha und im Krankenhaus entkommen.

 

Nicht nur das Gras wuchs hier ziemlich hoch, sondern auch die Sträucher, ebenso die Bäume und vielen anderen Pflanzen. Bambus war auch zu sehen, wenn man sich hinstellte und nicht gerade wie die Siebzehnjährige auf dem Boden lag.

 

Ihre Arme hatte sie links und rechts von sich ausgestreckt, während sie erschöpft in den Himmel blickte.

Sie beobachtete wie sich die grauen Gewitterwolken langsam verzogen. Sie sah ein paar Vögeln hinterher, wie sie in einem V über den Trainingsplatz hinweg flogen.

 

Wie es wohl war ein Vogel zu sein?

 

Man konnte hinfliegen, wo man wollte.

Man hatte niemanden an den man sich binden musste.

Man konnte die Welt sehen.

 

Sakura wollte irgendwann auch einmal die Welt sehen wollen, wenn sie alt genug war. Sie wollte nicht ihr ganzes Leben lang in Konoha festsitzen. Sie hatte ja niemanden an den sie sich wirklich feste gebunden hatte, alles was sie hatte waren wohl eher Bekannte.

Ino wusste von den Plänen der Rosahaarigen und hatte nicht wirklich ein Problem damit. Die Blondine hatte ja noch ihre Typen mit denen sie dann vierundzwanzig Stunden lang ihren Spaß haben konnte, wenn  Sakura weg war.

Die Frage war nur, wie lange die Siebzehnjährige noch in diesem Loch festsitzen würde. Sie musste ja schließlich das Geld irgendwie zusammenkriegen und es ging schon ziemlich viel für Einkäufe und die Miete drauf.

 

Ein Seufzen verließ die Kehle Sakuras.

 

Sie wollte endlich hier weg.

 

Weg von ihren Eltern.

Weg von Konoha.

Weg von den Leuten.

 

Sie wollte neue Bekanntschaften machen.

Aber das würde wohl noch ziemlich lange dauern, wenn das Sparen weiterhin so langsam voran schritt. Vielleicht schaffte sie es ja irgendwie noch einen kleinen Nebenjob auf die Kette zu bekommen, bei dem sie sich etwas dazu verdienen konnte.

Aber als Oberärztin würde das wohl ziemlich schwer werden. Die Arbeit im Krankenhaus war ein Fulltimejob und sie konnte nicht so einfach ihre Schichten abgeben.

Also musste sie auf Überstunden zurückgreifen, so konnte sie sich wenigstens ein wenig mehr dazuverdienen, wenn Ino nicht gerade Geld brauchte.

 

Sakura beschloss zum Krankenhaus zu gehen, ihre Schicht würde vermutlich gleich anfangen.

Als sie sich erhoben wollte, musste sie feststellen, dass irgendetwas Schweres auf ihrem Bauch ruhte. Sie versuchte aufzustehen, doch klappen wollte es nicht so wirklich.

Also hob sie ihren Kopf ein Stück, doch es war nichts zu sehen und im nächsten Moment konnte sie sich wieder aufrecht hinsetzen.

 

„Was war das denn?“

 

Hastig schüttelte sie ihren Kopf und stand dann auf.

Noch einmal ließ sie ihren Blick über den Trainingsplatz schweifen, doch es war nichts zu sehen. Dieses Mal jedoch war sich die Haruno sicher, dass es nicht ihre Einbildung gewesen war, die ihr einen Streich gespielt hatte.

Keine Einbildung der Welt war so ausgeprägt, dass man zu dumm zum Aufstehen war.

Außerdem spürte sie noch den Druck auf ihrem Bauch, der alles andere als angenehm war.

Also konnte sie ihre Einbildung auf jeden Fall ausschließen.

 

Vielleicht ein Genjutsu?

Aber warum sollte sie jemand in einem Genjutsu fangen?

 

Niemand hatte etwas davon eine einfache Ärztin in einem Genjutsu gefangen zu nehmen, also war es tatsächlich die Realität. Etwas anderes konnte sich die Siebzehnjährige nicht erklären.

Trotzdem wusste sie immer noch nicht, was auf ihr gewesen war. Sie hatte ja noch nicht einmal eine Ahnung. Alles was sie wusste, war dass die Schmerzen immer größer wurden.

 

Vorsichtig hob sie ihr Oberteil an und erschrak.

 

Ein riesiger, dunkelroter Fleck zeichnete sich auf ihrer blassen Haut.

Jedoch verschwand dieser nicht wie normale, leichte rote Flecke. Er glich einem blauen Fleck nur in anderer Farbe, was schon ein wenig beängstigend war.

 

Die Rosahaarige legte ihre Hand auf ihren Bauch.

 

Er glühte.

 

Sie leitete Chakra in ihre Hand und versuchte sich zu heilen, doch nichts passierte, außer dass der Schmerz ein wenig nachließ.

Aber als sie ihre Hand von ihrem Bauch nahm kam der Schmerz sofort wieder. Da Sakura jetzt aber keine Zeit für solche Dinge hatte, richtete sie ihr Oberteil und verließ den Trainingsplatz.

 

Der Fleck würde schon noch verschwinden.

 

Sicher war sie sich nicht, aber was anderes als hoffen, blieb ihr nicht übrig, wenn sie arbeiten wollte.

 

Sie atmete einmal tief durch und schlug dann den Weg zum Krankenhaus ein.

 

Ihren Kittel übergestreift ging die Haruno direkt zu Hinata.

 

„Guten Morgen Sakura-San“, begrüßte die Blauhaarige sie. „Guten Morgen Hinata, ich hoffe, dass es dir immer noch gut geht?“, die Angesprochene nickte. „Dann bin ich ja zufrieden“, die Rosahaarige kramte ihre Taschenlampe heraus, „Sieh bitte auf meinen Finger – Ja, so ist es gut, jetzt bitte auf den anderen – Okay.“

Die Taschenlampe verschwand und die Haruno wartete auf das Wasser, welches noch nicht da war.

„Deine Augen sehen schon sehr viel besser aus, ab morgen kannst du dein Byakugan wieder nutzen“, zufrieden lächelte sie. „Dann ist ja gut“, ein Hauch von Besorgnis schwang in Hinatas Stimme. „Ist alles in Ordnung?“, Sakura legte den Kopf schief. „Du siehst nur so blass aus und dann die leichten Augenringe. Hast du nicht geschlafen Sakura-San?“, stellte sie als Gegenfrage. „Doch hab ich, nur nicht so gut“, erzählte sie und bevor Hinata weiter auf das Thema eingehen konnte kam auch schon eine Schwester mit zwei Schalen Wasser.

„Danke“, mit einer Handbewegung gab Sakura der Frau zu verstehen, dass sie gehen konnte.

 

Wieder tauchte die Haruno ihre Hand in das kalte Wasser und zog es in Form eine Blase heraus.

 

„Jetzt nicht erschrecken – gut machst du das.“

 

Nachdem Hinata den Prozess überstanden hatte beäugte Sakura streng das Wasser, ehe sie dann zufrieden lächelte.

 

„Dein Zustand hat sich wirklich gebessert, übermorgen kann ich dich entlassen“, sprach sie. „Wirklich?“, bestätigend nickte die Haruno. „Danke Sakura-San“, verwirrt blickte die Angesprochene zu Hinata. „Du gibst dir immer so viel Mühe und versuchst und so schnell wie möglich auf die Beine zu helfen. Manchmal finde ich, dass du zu gut für diese Welt bist“, erklärte die Hyuga. „Ich mache lediglich meinen Job. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag“, mit diesen Worten verließ die Haruno das Zimmer.

 

„Sakura-San!“

 

Die Rosahaarige drehte sich um und blickte in das aufgeregte Gesicht Ayames, die wie eine Irre auf sie zugelaufen kam.

Völlig aus der Puste blieb sie vor der Oberärztin stehen.

 

„Sie haben einen Patienten, der sich nur von ihnen behandeln lassen möchte“, Sakura zog die Brauen zusammen. „Naruto?“, ein Kopfschütteln. „Lee?“, wieder ein Kopfschütteln. „Guy?“, erneutes Kopfschütteln.

 

„Sehen Sie einfach selbst. 2. Stock Zimmer 311.“

 

Verwirrt machte sich die Siebzehnjährige auf dem Weg. Unterwegs bemerkte sie die überraschten und aufgeregten Gesichter ihrer Kollegen, die ihr hinterher blickten.

 

Vor dem genannten Zimmer angekommen setzte Sakura ein Lächeln auf und stieß die Tür auf, welche hinter ihr ins Schloss fiel.

 

„Guten Tag, wo…“, sie unterbrach sich selber als sie in die schwarzen Augen Itachis blickte.

 

Er saß seelenruhig auf dem frischbezogenen Bett. Seine Beine baumelten hinunter und er musterte sie von oben bis unten.

Die Rosahaarige trat mit einem schiefen Gesicht auf ihn zu, um sicherzugehen, dass sie keine Halluzinationen hatte.

 

„…Wo liegt denn das Problem?“, beendete sie nun endlich ihre Frage. „Lediglich Routine“, war die Antwort und sie nickte. „Okay?“, die Verwirrung stand Sakura förmlich ins Gesicht geschrieben und sie kramte ihre kleine Taschenlampe heraus. „Sehen Sie doch bitte einmal auf meinen Finger – Okay, jetzt auf den anderen – Gut“, die Taschenlampe verschwand und die Haruno musste feststellen, dass seine Augen noch nicht einmal ansatzweise gereizt waren. 

 

Dennoch fragte sie sich, was der Uchiha hier machte. In seinem Viertel hatten sie doch eine eigene Station für Routineuntersuchungen.

 

„Einmal bitte hinstellen und das Oberteil ausziehen.“

 

Der Dunkelhaarige tat was die Ärztin ihm sagte und ihre Aussichten waren wirklich prachtvoll.

 

Itachi hatte wirklich kein einziges Speckröllchen an seinem Körper, alles war perfekt trainiert und an seinem Oberarm ruhte eine schwarze tätowierte Flamme, anders als bei den meisten ANBUS war diese dicker und hatte rechts drei kleine Streifen.

 

Die Haruno tastete den Oberkörper Itachis ab, um Prellungen, oder Brüche auszuschließen. Mit ihrer Handfläche, welche grün aufleuchtete fuhr sie ebenfalls kurz darüber, aber auch keine inneren Blutungen waren zu spüren.

 

„Umdrehen.“

 

Schräg über Itachis rechtes Schulterblatt zog sich eine etwas tiefere Wunde. Aus ihr trat kein Blut, aber der Wundrand war ein wenig rötlich und geschwollen.

 

Bevor die Haruno sich um diese kümmerte tastete sie noch schnell den Rücken ab und fuhr mit ihrer Hand hinüber.

 

Nichts.

 

„Setzen Sie sich bitte“, Itachi tat was sie sagte und sie mochte es ein wenig einem Uchiha zu sagen, was er zutun hatte. „Die Wunde ist aber schon älter, ich schätze mal drei Tage, stimmt das?“, Itachi nickte. „Die Wunde hat sich ein wenig entzündet, ich werde sie säubern, bevor ich sie heile“, gerade als Sakura Richtung Zimmertür gehen wollte kam auch schon Ayame reingeplatzt.

„Sakura-San! Jiraya-Sama verweigert sich der Untersuchung“, die Angesprochene seufzte. „Ich habe doch gesagt, dass Sie ihm damit drohen sollen Tsunade-Sama zu holen“, erinnerte sich Sakura. „Das habe ich auch getan“, erzählte die Brünette. „Dann gehen Sie sie wirklich holen, wenn er immer noch nicht hören will und auf dem Weg schicken Sie bitte jemanden los, der mir eine Schale mit Jod und eine mit Wasser bringt“, die Schwester nickte und verschwand.

Die Haruno drehte sich wieder zu ihrem Patienten, der schweigend dasaß.

„Und Sie gehen das nächste Mal, wenn Sie eine solche Wunde haben direkt in ärztliche Behandlung“, streng blickte sie ihn an, auch wenn sie wusste, dass es seine Entscheidung war, wann er zum Arzt ging. „Hätten Sie sich noch mehr Zeit gelassen, hätte das ziemlich unglücklich enden können“, sie stemmte ihre Hände in die Hüften, doch es kam keine Antwort.

 

Nach ein paar Minuten kam dann endlich eine blondhaarige Krankenschwester mit einer Schale Wasser und Jod herein, die Itachi mit großen Augen begutachtete.

Sakura nahm ihr die Schüssel ab, doch die Blondine bewegte sich kein Stück.

 

„Serena, gehen Sie doch bitte nachsehen, ob Ayame schon Tsunade-Sama geholt hat.“

 

Zögerlich drehte sich die Angesprochene um und verschwand.

Sakura stellte die Schüssel auf den kleinen Nachttisch und tauchte ihre Hand in die Schale mit dem kalten Wasser, das sich wieder einmal zu einer Blase formte.

 

„Jetzt bitte nicht erschrecken, das wird ein wenig kalt“, vorsichtig ließ die Siebzehnjährige das Wasser in Itachis Wunde einsickern, der noch nicht einmal zusammenzuckte.

 

Wieder nahm sie ihre zweite Hand hinzu und breitete das Wasser aus, um einen kleinen Teil des Schmutzes zu filtern.

 

Nach fünf Minuten zog sie das Wasser aus Itachis Körper und die Blase war rot-bräunlich. Das Wasser kam wieder in die Schüssel und als nächstes nahm die Haruno das Jod, welches sie am Wundrand sorgfältig verteilte.

 

Sie wartete wieder ein paar Minuten, ehe sie ihre grünaufleuchtende Hand auf Itachis Wunde legte, um diese nun komplett zu verheilen. Während dieses Vorganges schweifte ihr Blick aus dem Fenster, aus dem auch Itachi blickte.

Sie blickte direkt auf eine weiße Katzenmaske, die eine grinsende Fratze darstellte.

Little Man

Wie gelähmt starrte Sakura in das ihr nur zu bekannte Gesicht der grinsenden Katzenmaske.

 

Es war ein breites Grinsen und die Augen, die auf der Maske aufgemalt waren, waren zusammengekniffen, als würde man gerade lachen. Die Nase war lediglich ein kleines, abgerundetes Dreieck, Schnurrhaare waren nicht zu sehen.

 

Er schien als würde die Person hinter der Maske sie direkt ansehen, was sie erschaudern ließ und im nächsten Moment pochte ihr Bauch auf.

Sakura verkniff sich ein Aufkeuchen und biss sich auf ihre Unterlippe. Der Schmerz wurde schlimmer und Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn.

 

„Willst du nicht langsam wieder an deine Arbeit gehen?“, riss Itachi sie aus ihren Gedanken, der ebenfalls aus dem Fenster blickte. „S-Sehen Sie das nicht?“, verwirrt blickte sie zwischen ihm und der Fratze hinterher. „Was?“, nun drehte er sich zu ihr um. „N-Nichts, vergessen Sie es“, Sakura blickte wieder zu der Wunde und heilte weiter.

 

Als sie endlich fertig war, trug sie schnell was in die Akte ein, wobei die Mühe hatte sich auf den Beinen zu halten.

Die Schmerzen wurden von Minute zu Minute unerträglicher und die Rosahaarige hatte Angst jeden Moment umzukippen.

Als sie zu Itachi blickte bemerkte sie, wie er sie von oben bis unten musterte.

Ihm entgingen nicht der Schweiß auf ihrer Stirn und die wackeligen Beine und ihm war auch klar, dass das nicht von dem kleinen Heilprozess eben kam. Er wusste, dass das eigentlich kein Problem für sie darstellen sollte. Immer wieder schweifte sein Blick über sie und blieb letzten Endes an ihren Augen haften, unter denen sich leichte Augenringe zeichneten.

Aber dass ihr Zustand wegen der Müdigkeit sich von jetzt auf gleich so verschlechterte, war ebenfalls auszuschließen. Dann bemerkte er, dass sie die ganze Zeit über aus dem Fenster blickte und er folgte ihrem Blick.

 

Nichts.

 

„Auf was guckst du?“, diese Frage schien die Rosahaarige zu verwirren. „Auf nichts und Sie können gehen. Es gibt keine weiteren Wunden oder derartiges, es sei denn sie haben noch irgendwelche Beschwerden?“, sprudelte es wie ein Wasserfall aus ihr, als wollte sie das Ganze hier so schnell wie möglich hinter sich bringen.

 

Itachi schüttelte den Kopf und verschwand.

Kraftlos ließ sich die Haruno gegen die Wand fallen und sank zu Boden. Ihre Hand ruhte auf ihrem Bauch und sie atmete schwer.

Das Fenster konnte sie nun nicht mehr sehen.

Vorsichtig hob die Rosahaarige ihr Oberteil an und sie musste feststellen, dass der Fleck seine Form verändert hatte.

 

Er sah nun aus, wie eine riesige Flamme, doch er war auch geschrumpft. Die kleine Flamme umgab nun ihren Bauchnabel, wie ein kleines Mal.

 

Erneut versuchte sie den Fleck zu entfernen, indem sie versuchte sich zu heilen, doch nichts geschah. Es schien, als sog die kleine Flamme das Chakra auf und leitete es direkt wieder zum Chakrazentrum der Rosahaarigen.

Langsam klang der Schmerz ab und Sakura konnte wieder aufstehen, ohne Angst haben zu müssen, dass der Schmerz sie gleich von den Beinen fegen würde. Sie verließ den Raum und widmete sich wieder ihrer Arbeit.

 

Sie schämte sich ein wenig dafür, so eine Show vor Itachi abgeliefert zu haben.

Er musste sie doch jetzt für die totale Idiotin halten, weil sie ein wenig Chakra benutzt hatte und gleich einen so extremen Schwächeanfall bekommen hatte – auch wenn das nicht daran gelegen hatte. Und dazu kam, dass sie etwas gesehen hatte, was er selbst nicht sehen konnte.

Vermutlich dachte er jetzt sie hätte irgendwelche Halluzinationen oder dass sie völlig den Verstand verloren hatte. Das gab dem Uchiha doch noch mehr Bestätigung, dass die Uchihas die Stärksten und Besten waren.

 

Ein tiefer Seufzer entwich Sakuras Kehle und am liebsten würde sie jetzt sofort im Boden versinken oder sich in Luft auflösen.

Vielleicht sollte sie doch eine Ausbildung zum Ninja machen, um zu verschwinden, wenn sie in peinliche Situationen geriet. Praktisch wäre es auf jeden Fall.

Jedoch musste sie dann damit rechen, dass man sie auf Missionen schickte und das war es, was sie eigentlich vermeiden wollte. Sie wollte ja nicht dabei zusehen, wie die Menschen sich gegenseitig abmetzelten.

 

Die Siebzehnjährige rieb sich ihr Gesicht und ging in den Pausenraum, wo sie sich eine Tasse Kaffee holte.

Sie nahm einen kräftigen Schluck von der heißen Brühe und ließ das Koffein in ihrem Körper wirken. Mit der Tasse in der Hand verließ sie den Raum und machte sich auf den Weg zur Rezeption.

 

„Sayuri, würdest du mir bitte einmal Hinatas Akte reichen“, die Lilahaarige hinter der Rezeption wühlte in einem Stapel Akten rum und reichte Sakura die Gewünschte. „Danke“, die Rosahaarige machte einige Einträge. „Ich bringe sie wieder an Hinatas Bett an, ich hoffe die Praktikanten konnten damit was anfangen?“, ein Nicken Sayuris. „Ja, sie waren sehr begeistert gewesen und hatten sich über die Akte gefreut“, lächelte die Frau. „Dann bin ich ja zufrieden, wir sehen uns“, mit diesen Worten verschwand die Haruno wieder und nippte erneut an ihrem Kaffee.

 

Sakura betrat erneut Hinatas Zimmer und klemmte deren Akte ans Bett.

Die Blauhaarige lächelte ihr sanft zu, während sie gerade am essen war.

 

„Ich hab gehört Itachi-San war heute hier?“, ein Seufzen entwich Sakuras Kehle. „Ja, er war zur Routineuntersuchung da“, erzählte die Rosahaarige. „Anscheinend ist es ja nicht so gut gelaufen“, stellte Hinata fest. „Doch ist es, nur er ist so…schwierig. Er redet nicht viel und ich kann nichts mit Patienten anfangen, die so gesprächig wie eine Kartoffel sind“, die Hyuga kicherte wegen dem Vergleich. „Naja, ich muss jetzt auch wieder“, mit diesen Worten verschwand die Haruno.

 

„Sakura!“

 

Sofort drehte sich die Angesprochene um, um von Ino in den Arm genommen zu werden.

Die Blondine zerquetschte sie mit einem breiten Grinsen und Sakura drohte jeden Moment zu ersticken, was sie ihrer besten Freundin mit einem gespielt übertriebenen Röcheln zu verstehen gab.

 

„Luftmangel“, quetschte sie durch ihre Zähne und die Yamanaka ließ sie los. „Und wie war es heute noch so mit Itachi?“, grinste die Blondine. „Musst du nicht zur Routine?“, stellte Sakura als Gegenfrage. „Dann gehe ich eben zu dir“, ein Seufzen verließ ihren Mund und sie ging mit Ino in ein freies Zimmer.

 

„Also?“, brach Ino nach einigen Minuten wieder die Stille. „Jetzt halt Still und sie auf meinen Finger“, tadelte Sakura sie. „Das beantwortet meine Frage nicht“, beharrte die Blondine. „Ich war bei ihm, er musste sich für eine Mission fertig machen“, bevor Ino auf falsche Gedanken kommen konnte, fuhr sie ihren Satz fort: „Ich war nicht mit im Zimmer.“ „Warum nicht? Itachi ist doch super heiß und außerdem schafft es nicht jede in seine Nähe. Noch nicht einmal ich“, Sakuras Mitbewohnerin hob eine Augenbraue. „Seine Mutter hatte mich in ihr Schlafzimmer entführt, um mir eine Jacke zu geben“, erklärte die Haruno. „Warum hast du Itachi nicht nach einer Jacke gefragt? Es gibt zehntausend Mädchen da draußen, die gerne in deinen Füßen stecken würden und du versuchst nicht mal dich an ihn ranzumachen“, nun war es Ino die mal seufzte. „Er hat mich doch dafür nach Hause gebracht und ich hab seinen Regenschirm, den ich ihm übermorgen wiedergebe“, warf die Rosahaarige ein. „Warum erst übermorgen? Ich würde Itachi so schnell wie möglich wiedersehen wollen. Bring ihm das Ding doch direkt nach der Arbeit wieder“, die Rosahaarige hatte endlich die Routine beendet und Ino lehnte sich auf dem Bett zurück. „Seine Mutter hat mich übermorgen zum Essen eingeladen und er hat gesagt, dass ich ihm seinen Schirm dann mitbringen soll“, erzählte Sakura endlich. „Sag das doch gleich!“, Ino sprang auf und griff nach den Händen ihrer besten Freundin. „Wir müssen morgen auf jeden Fall shoppen gehen!“, dieses Mal hatte Sakura leider keine Ausrede parat, da sie morgen nur Nachtschicht hatte. „Also gut“, gab sie nach. „Gut, ich hoffe du hast viel Geld“, freute sich die Yamanaka. „Hab ich nicht und das weißt du“, Sakura verschränkte die Arme vor der Brust. „Kannst du nicht eine Ausnahme machen und deine Ersparnisse mal anbrechen?“, Ino machte einen Hundeblick. „Kann ich nicht, wir müssen einfach mit dem wenigen Geld, das mir bleibt auskommen“, antwortete die Haruno standhaft. „Na schön, dann bekommen wir aber nichts wirklich aufreizendes hin“, beschwerte sich die Blondine. „Ich will ja gar nichts Aufreizendes hinbekommen. Ich gehe nur aus Höflichkeit hin“, warf Sakura ein. „Nicht mal ein klitzekleines bisschen wegen Itachi?“, hakte die Blondhaarige nach. „Nein und jetzt geh bitte, ich hab noch Arbeit vor mir“, Ino ließ ihre wasserblauen Augen rollen und verließ das Zimmer.

Als die Haruno es ebenfalls verlassen hatte tauchte ihre beste Freundin wieder auf.

„Nicht mal so ein winziges, klitzekleines bisschen?“, sie zog bei dieser Frage eine wirklich komische Grimasse. „Ino!“, fauchte die Rosahaarige. „Was?“, verständnislos blickte die Blonde zu ihrer Freundin. „Nicht mal 0,1% von 100!“, entfuhr es Sakura und sie drängte sich an ihrer besten Freundin vorbei, um in ein anderes Zimmer zu verschwinden.

 

Ino zuckte lediglich mit den Schultern und verschwand aus dem Krankenhaus. Sie konnte nicht nachvollziehen, warum Sakura sich so aufregte.

Sie sollte sich freuen bei den Uchihas essen zu dürfen. Immerhin hatte sie gleich zwei attraktive Typen mit am Tisch sitzen.

 

Sasuke Uchiha und Itachi Uchiha!

 

Okay, so wie es aussaht hatte Sakura es ja eher auf Itachi abgesehen.

Vielleicht konnte Ino ihre beste Freundin fragen, ob sie ihr irgendwie Sasuke klarmachen konnte. Dann hätten wenigstens beide ihren Spaß und nicht nur Sakura.

 

Ein Grinsen umspielte die Lippen der Blondine.

 

Schon vor Monaten hatte sie ein Auge auf den jüngeren Bruder Itachis geworfen. Sie wollte ihn unbedingt näher kennenlernen, beziehungsweise herausfinden wie er im Bett war.

Sasuke war bestimmt der Hammer im Bett und er wäre der letzte den die Yamanaka von der Bettkante schubsen würde.

 

Augenblicklich wurde Inos Grinsen breiter.

 

Sie konnte Sakura ja auch versuchen dazu zu überreden sie mit zu dem Abendessen mitzunehmen. Dann würde sich die Blondine so richtig in Schale werfen und Sasuke wäre ihrem Scharm völlig unterlegen. Einen Versuch war das ganze wert.

 

Ino fuhr strich sich ihre Haare hinters Ohr, welche jedoch widerspenstig wieder in ihr Gesicht fielen. Das Grinsen in ihrem Gesicht sprach Bände und jeder, der die Yamanaka auch nur ein Stück kannte, wusste, was das zu bedeuten hatte.

 

Sie hatte ihr nächstes Ziel gewählt: Sasuke Uchiha.

 

Vielleicht sollte sie ja shoppen gehen, damit sie sichergehen konnte, dass sie was Passendes zum anziehen dahatte. Sie musste perfekt aussehen, auch wenn sie das eigentlich immer tat – in ihren Augen.

Aber sie konnte noch besser aussehen und das musste sie, wenn sie Sasuke erreichen wollte. Und es würde klappen.

Er musste ihr einfach verfallen und nur noch sie begehren, wie all die anderen.

Sie würde sich einfach morgen, wenn sie mit Sakura shoppen gehen würde was kaufen und dann musste ihre beste Freundin einfach ja sagen.

Sakura konnte sie ja schlecht mit einem neugekauften Kleid zu Hause auf der Couch vergammeln lassen. Und wenn sie das doch tun würde, wäre sie eine ziemlich miese Freundin. Die Rosahaarige würde schon Sasuke als Grund akzeptieren.

 

Sie musste!

 

„Wen willst du jetzt schon wieder flachlegen?“, ertönte Shikamarus elanlose Stimme. „Was interessiert dich das?“, fuhr Ino ihren Teamkamerad an. „Aber wenn du schon so fragst: Sasuke Uchiha“, überzeugt von sich grinste sie noch breiter, als sie es ohnehin schon tat. „Sasuke Uchiha?“, ungläubig hob der Nara seine Augenbrauen. „Ja, Problem damit?“, hakte die Blondine nach. „Das nicht, aber Sasuke lässt niemanden an sich heran und mit niemanden meine ich keine Mädchen“, antwortete der Dunkelhaarige. „Mich wird er schon ranlassen. Mir kann man einfach nicht widerstehen“, eingebildet legte sie ihre Hand auf ihre Brust. „Das glaube ich nicht“, beharrte Shikamaru. „Du bist doch nur neidisch, weil du noch nicht mit mir im Bett warst“, das Grinsen Inos wandelte sich in ein höhnisches. „Also ob ich neidisch auf Kerle bin, die mit einer ins Bett steigen, die jeder haben kann“, er verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. „Mich kann jeder haben? Glaub mir Shikamaru Nara, ich bin einmalig!“, Ino hielt ihre Hand so von sich weg, als würde sie ihre frischlackierten Fingernägel betrachten wollen, was sie dann auch tatsächlich tat.

 

„Also ich habe mich nicht durch halb Konoha gevögelt.“

„Du redest gerade von mir, als wäre ich eine Schlampe!“

„Das wollte ich nicht damit ausdrücken.“

„Ach ja? Und was wolltest du dann damit ausdrücken?“

„Du solltest dich nur nich einfach jedem so einfach hingeben.“

Einfach hingeben? Ich gebe mich niemandem einfach so hin!“

„Doch tust du.“

„Ich zeig dir gleich was leicht hingeben ist!“

„Davon erzählst du oft genug.“

„Du wartest doch nur darauf, dass ich mich dir hingebe.“

„Ich verzichte auf eine wie dich.“

 

Die Diskussion kratzte ziemlich am Ego der Yamanaka, was man ihr auch sichtlich ansah. Die Wut stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben und sie knirschte mit den Zähnen. Mit diesen Gesten konnte sie direkt aufgeben ihre Gefühle zu verstecken. Bei diesem Thema konnte man Ino einfach zu leicht auf hundertachtzig bringen und das wusste Shikamaru zu gut.

Doch dieses Mal würde Ino nicht nachgeben. Dieses Mal wollte sie diese Diskussion unbedingt gewinnen und nicht jedes Mal Shikamaru die Bestätigung geben, dass sie jeder haben konnte.

 

Mit einem Mal griff sie nach der Hand des Naras und lief los. Sie zog ihn wortlos hinter sich her.

 

„Was soll das werden?“

 

Ino ignorierte die Frage des Dunkelhaarigen und wurde schneller, so dass die beiden schon am laufen waren.

Shikamaru wehrte sich nicht einmal und versuchte sich nicht aus dem Griff zu befreien.

 

„Du nervst, weißt du das.“

 

Normalerweise würde die Blondhaarige ihm jetzt gehörig eine verpassen, aber dieses Mal nicht. Sie würde sich nicht erneut auf eine Diskussion einlassen, die sie verlieren würde. Sie würde ihm schon zeigen, dass auch sie ihm gegenüber überlegen sein konnte.

 

Ino öffnete ihre Haustür, schloss die Tür und drückte den Nara im nächsten Moment gegen diese, ehe sie ihm dann ihre Lippen aufdrückte

Zögerlich erwiderte Shikamaru den gierigen Kuss der Yamanaka und schlang seine Arme um ihre Hüften, um sie näher an sich zu drücken. Geschickt zogen er und Ino sich die Schuhe aus und er lenkte sie ins Wohnzimmer.

Die Blondine grinste in den Kuss hinein und strich über die Lippen Shikamarus, der diese einen Spalt öffnete. Ino stupste mit ihrer Zunge die des Naras an und forderte ihn so zu einem heißen Tanz auf.

 

Also hatte sie die ganze Zeit Recht gehabt!

Shikamaru wollte sie die ganze Zeit über haben und durch sein Verlangen war er gerade dabei die Diskussion zu verlieren.

Ino hatte ihn genau da, wo sie ihn haben wollte.

 

Sie biss ihm sanft in die Unterlippe, ehe sie sich nach hinten auf die Couch fallen ließ und den Dunkelhaarigen mit sich zog.

Auch er wurde immer gieriger und der Kuss zwischen den beiden wurde immer wilder.

Ino spreizte ihre Beine ein wenig, so dass Shikamaru mit einem seiner Beine zwischen die ihren konnte und eines von Inos zwischen seinen war.

Er zog der Blondine ihr knappes Oberteil aus und strich sachte über ihren Bauch. Hinauf zu ihrem großen Vorbau, um über diesen zu streichen.

Sie keuchte leise auf und reckte sich unter den Berührungen ihres Teamkameraden, der ihr nun auch ihren Rock, samt der Hose darunter abstreifte. Sie lag nur noch in Unterwäsche unter ihm, weshalb sie breit grinste.

 

Nun konnte Shikamaru ihr unmöglich widerstehen!

Er musste sich ihr völlig hingeben, was anderes blieb ihm bei dieser Aussicht nicht übrig.

Schließlich war Ino ja wirklich hübsch und an ihrem Körper gab es nichts auszusetzen, dessen war sie sich ziemlich sicher.

Zumindest hatte sich noch nie jemand beschwert.

 

Nun war es Shikamaru, welcher seine Lippen auf die der Yamanaka presste. Gierig wie er war, stupste er ihre Zunge an, um mit ich einen wilden Kampf auszufechten. Der Kuss zwischen den beiden wurde immer intensiver und als Shikamaru in einem wirklich langsamen Tempo den Oberkörper Inos hinabwanderte, war sie es, die immer gieriger wurde.

Sie legte ihre Arme um seinen Hals, um ihn näher an sich zu ziehen und wartete sehnlichst darauf, dass er ihr endlich in ihr knappes mit Spitze verziertes Höschen wanderte.

 

Sie wollte ihn!

Sie wollte Shikamaru!

Und zwar jetzt sofort!
 

Doch plötzlich grinste der Dunkelhaarige und löste den Kuss. Er stand auf und gähnte einmal genüsslich, was die Blondine sichtlich irritierte.

 

„Sorry, ich werde bestimmt nicht mit dir in die Kiste steigen.“

 

Mit diesen Worten ging er in den Eingangsbereich, wo er sich seine Schuhe anzog.

In Ino brodelte die Wut auf, schon wieder hatte sie gegen den Nara verloren und dabei war sie sich so sicher gewesen, dass sie ihn diesmal hatte.

 

„Shikamaru! Wehe du lässt mich hier jetzt so sitzen!“

 

Aber auf die Sekunde genau fiel auch schon die Haustür zu und Ino saß nur noch in Unterwäsche auf der Couch im Wohnzimmer. Eingeschnappt verschränkte sie die Arme vor der Brust und schnaubte einmal.

 

Wie konnte Shikamaru ihr widerstehen?

Wie konnte er sie in Unterwäsche hier sitzen lassen?

Wie konnte er das Ganze einfach abbrechen?

 

Sie war unwiderstehlich!

Sie war gut bestückt und hatte einen Traumkörper!

Sie war gut im Bett!

 

„Arschloch!“

 

Immer musste der Dunkelhaarige sie so reinlegen.

Zwar war es zum ersten Mal dazu gekommen, dass die beiden wie wild rumgemacht hatten, aber auch auf Missionen und beim Training schaffte es der Nara die Blondine hinters Ohr zu hauen. Und das ging Ino schon seit Jahren gegen den Strich, aber sie schaffte es einfach nicht gegen ihn zu gewinnen, egal was sie auch tat.

 

Wieso schaffte sie es nicht zu gewinnen?

Wieso konnte Shikamaru ihr widerstehen?

Wieso wollte er nicht mit ihr ins Bett?

 

Sie gewann gegen jeden!

Shikamaru musste schwul sein!

Wäre er hetero, würde er mit ihr schlafen!

 

Aber Ino merkte es sofort, wenn jemand schwul war, also konnte Shikamaru wiederum doch nicht schwul sein, was hieß, dass er ihr widerstehen konnte.

 

Er widerstand ihr!

IHR!

Ino Yamanaka!

Die begehrenswerteste Frau Konohas!

Die Schönste von allen!

 

„Aaaaah! Das gibt’s doch nicht!“, fluchte sie und im nächsten Moment kam Sakura ins Wohnzimmer. „Shikamaru?“, die Blondine nickte. „Du solltest dir was anziehen“, Ino schenkte ihrer besten Freundin erdolchende Blicke. „Sonst holst du dir noch eine Erkältung und dann siehst du nicht gerade attraktiv aus“, fügte die Rosahaarige hinzu.

Sofort erhob Ino sich und zog sich ihre Klamotten wieder an.

„Habt ihr miteinander geschlafen?“, Sakura setzte sich zu Ino aufs Sofa. „Nein! Sonst wäre ich mit Sicherheit nicht wieder angezogen!“, entfuhr es ihr. „Also hattest du einen One-Night-Stand?“, die Yamanaka ließ die Augen rollen. „Nein! Dann wäre ich auch nackt! Shikamaru und ich hätten fast miteinander geschlafen!“, regte sie sich auf. „Warum nur fast?“, Sakura hob eine Augenbraue. „Wir haben wie wild rumgemacht und dann ist er plötzlich aufgestanden und hat sich aus dem Staub gemacht, bevor wir überhaupt richtig loslegen konnten!“, erzählte Ino in ihrer Wut, „Er konnte mir widerstehen, verstehst du? Mir! Ino Yamanaka! Die schönste Frau Konohas!“, nun war es Sakura die ihre Augen verdrehte.

 

Sakura hasste es, wenn die eingebildete Seite ihrer besten Freundin zum Vorschein kam. Sie liebte Ino zwar über alles als Freundin, aber diese Macke würde sie wohl nie ablegen, was ziemlich nervig war.

 

„Ino, wieso lässt du dich auch jedes Mal auf Streitereien mit Shikamaru ein?“, hakte Sakura nach. „Na weil ich gewinnen will!“, antwortete sie mit verschränkten Armen. „Er ist ein hervorragender Stratege, also hat er eine Strategie gegen dich, weshalb du immer gegen ihn verlierst“, meinte die Haruno. „Das ist es Sakura!“, begeistert umschloss Ino die Hände ihrer besten Freunden mit den ihren. „Was ist es?“, die Verwirrung stand Sakura förmlich ins Gesicht geschrieben. „Du hast Recht! Shikamaru ist ein genialer Stratege, also wenn ich seine Strategie herausfinde kann ich gegen ihn gewinnen“, die Augen der Yamanaka leuchteten. „Und wie willst du seine Strategie herausfinden?“, fragte Sakura skeptisch. „Verdammt!“, fluchte Ino und fing an nachzudenken, was nur in die Hose gehen konnte.

 

Die Yamanaka war nicht gerade die hellste Leuchte und das wusste Sakura nur zu gut. Vermutlich würde Ino mit irgendeiner unmöglichen Idee um die Ecke kommen, die rein logisch schon nicht ausführbar war.

Sakura war vielleicht eine ziemliche Träumerin, aber sie wusste, wenn etwas möglich oder eben unmöglich war.

Die Ideen Inos waren lediglich in ihrer Fantasie ausführbar und nirgendwo anders.

 

„Wir könnten Shikamaru in eine Falle locken“, und schon ging es los. „Und wie willst du das bitte anstellen?“, Sakuras Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Ganz einfach! Du ladest ihn zum Essen ein und fragst ihn dann indirekt aus. Wenn er dann weg ist erzählst du es mir und ich kann im nächsten Streit gegen ihn gewinnen“, verkündete die Blondine ihren Plan. „Ich hab so gut wie nichts mit ihm zutun, also warum sollte ich ihn dann zum Essen einladen? Außerdem würde ich sowieso nichts aus ihm rauskriegen“, warf Sakura ein und Ino seufzte. „Du machst auch jeden meiner Pläne zunichte“, beschwerte sie sich mit verschränkten Armen. „Kann sein“, entschuldigend lächelte die Haruno. „Du bist doch scheiße“, Ino blickte weg. „Ich hab dich auch lieb“, mit diesen Worten stand Sakura auf und ging in ihr Zimmer.

 

Ino saß noch einige Minuten so da, ehe sie sich dann auf den Weg in die Küche machte. Sie war heute mit Abendessen machen dran und da Sakura nicht gerne bestellte, musste sie sich dazu herablassen zu kochen. Sie holte einige Zutaten aus den Schränken und fing dann an zu kochen.

 

„Sag mal kannst du auch was anderes außer gebratenen Reis mit Gemüse und Fleisch?“, fragte Sakura, als sie mit nassen Haaren in die Küche kam. „Nö, ich suche mir irgendwann einen reichen Mann, dann muss ich nicht mehr kochen“, selbstbewusst grinste Ino ihre beste Freundin an. „Woher willst du wissen, dass du überhaupt einen Mann haben wirst?“, hakte die Haruno nach. „Hallo? Sieht man das nicht?“, sie wedelte mit ihren auf sich deutenden Händen auf und ab. „Das bringt dir nicht ewig etwas“, warf Sakura Augen rollend ein. „Tz! Ist auch egal. Selbst wenn ich keinen reichen Mann bekommen sollte, bekomme ich einen Mann und der wird dann selbstverständlich auch kochen“, dieses Mal behielt Sakura ihren Kommentar für sich und nahm sich eine Portion von dem Essen.

„Übrigens gehen wir morgen um zwölf shoppen“, entschied Ino, als sie sich an den Tisch setzte. „Müssen wir wirklich shoppen gehen?“, die Verzweiflung stand Sakura auf die Stirn geschrieben. „Ja? Du bist bei den Uchihas zum Essen eingeladen. Den Uchihas. Den angesehensten Leuten Konohas“, erinnerte die Blondine sie daran. „Wohl eher den arrogantesten Leuten. Mikoto ist zwar ganz nett vom ersten Eindruck her, aber der Rest der Sippe ist mir nicht so sympathisch“, verbesserte die Haruno ihre Mitbewohnerin. „Trotzdem. Du bist eingeladen und wirst hingehen, nicht jeder bekommt die Ehre bei den Uchihas zu essen“, meinte Ino. „Kann schon sein, aber deswegen müssen wir nicht gleich shoppen gehen“, Sakura wusste, dass Ino sie zwingen würde, dennoch versuchte sie sie umzustimmen. „Doch?“, die Blondine sprach so, als wäre das selbstverständlich. „Und du hast nichts Passendes zum anziehen, so wie ich dich kenne“, fügte sie hinzu. „Was wäre denn passend?“, fragte Sakura Augen verdrehend. „Auf jeden Fall nichts, was du hast. Du musst etwas Schlichtes tragen, was trotzdem noch einen Hauch von Eleganz hat“, erklärte die Yamanaka begeistert. „Na schön“, gab Sakura seufzend nach und stützte ihren Kopf auf ihrer Hand ab. „Also gehen wir morgen shoppen!“, begeistert klatschte Ino in die Hände. „Das wird das erste und letzte mal sein!“, mahnte Sakura sie. „Jaja“, Ino ließ die Augen rollen. „Wir müssen dir aber auch Schmuck kaufen“, fing Ino an. „Das auch noch“, seufzte die Rosahaarige. „Natürlich“, lächelte die Blondine. „Super, aber nicht zu viel“, die Laune der Haruno neigte sich immer mehr dem Nullpunkt. „Jaja. Du könntest ja mal wieder Ohrringe tragen, das hast du schon lange nicht mehr gemacht“, meinte die Yamanaka. „Ich trage immer Ohrringe“, irritiert hob Sakura eine Braue. „Ich will dir nur damit sagen, dass du immer dieselben trägst und wir dir mal was richtig Schickes holen sollten mit einem Armband“, erklärte Ino. „Du willst mich echt schröpfen oder?“, Sakura sah schon ihr leeres Portmonee vor Augen. „Ich werde dafür auch diesen Monat die komplette Miete zahlen“, das ließ die Haruno sich nicht zweimal sagen und willigte ein. „Ich werde mich natürlich auch um dein Make-up und deine Haare kümmern“, fügte Ino hinzu. „Bitte nichts zu Auffälliges“, flehte Sakura. „Kommt auf das Outfit an, nach dem werde ich mich richten“, grinste ihre beste Freundin. „Okay, dann suche ich mir was raus, was keine knalligen Farben hat“, meinte Sakura. „Okay und wir werden zur Maniküre gehen“, nun fielen Sakura endgültig die Augen aus dem Kopf. „Maniküre? Reicht shoppen nicht aus?“, jammerte die Rosahaarige. „Nein, du musst perfekt aussehen und den Uchihas mal zeigen, dass auch normale Leute“, sie machte Anführungszeichen in der Luft, „perfekt sein können.“ „Ich will aber gar nicht perfekt sein. Alles was ich möchte ist diesen Abend heil überstehen“, sagte Sakura. „Und du wirst ihnen natürlich Blumen mitbringen“, sprach Ino mit gehobenem Zeigefinger. „Blumen? Ich will nur einmal da essen, ich habe nicht vor mich als Schwiegertochter oder so was zu bewerben“, meinte Sakura mit gehobener Braue. „1. Sorgt das für einen guten Eindruck und 2. Habe ich gehört, dass Mikoto Uchiha eine Blumenliebhaberin ist“, erzählte die Yamanaka. „Wo hast du das denn jetzt wieder aufgeschnappt?“, hakte Sakura nach. „Tja…ich hätte nichts dagegen, wenn du mich mitnehmen würdest, damit ich mich als Schwiegertochter bewerben kann“, breit grinste die Blondine. „Vergiss es. Ich habe nicht vor mir anzusehen, wie du dich die ganze Zeit an die Uchihabrüder ranmachst“, lehnte Inos beste Freundin ab. „Dann muss ich halt einen anderen Weg finden, um an Sasuke ranzukommen“, seufzte die Yamanaka. „Viel Glück dabei“, Sakura stand auf und ging in ihr Zimmer.

 

2.35 Uhr

 

Wieder saß die Haruno schweißgebadet und schweratmend im Bett. Sie fuhr sich durch ihr langes Haar und ließ sich erschöpft zurückfallen. Ihre Arme lagen links und rechts von ihr ausgebreitet, ehe sie ihren rechten über ihre Augen legte.

Sie pochten vor Schmerzen und verursachten einen leichten Hauch von Kopfschmerzen. Wenn das so weiter ging, würde Sakura mit Sicherheit noch krank werden.

 

Wann würde das alles endlich enden?

 

Sie war müde, sie wollte schlafen.

Aber immer wieder musste ihr dieser Traum einen Strich durch die Rechnung machen. Er bescherte ihr schreckliche Nächte und sie kam kaum nicht zum schlafen. Mit Sicherheit würde ihre Arbeitsleistung wegen ihrer Schlaflosigkeit sinken. Sie konnte nur hoffen, dass es nicht so weit kommen würde und dieser Traum sie endlich in Ruhe ließ.

Aber irgendetwas sagte ihr, dass es so einfach nicht sein würde und dieser Traum eine tiefere Bedeutung hatte.

 

Aber was war seine Bedeutung?

 

Vielleicht wies dieser Traum auf etwas hin, was in der Vergangenheit geschehen war oder bald geschehen würde.

Wenn es ein Teil der Vergangenheit war, musste er irgendwo verzeichnet sein. Die Rosahaarige könnte der Sache nachgehen und wenn sie Glück hatte, würde sie sich ein wenig mehr Klarheit verschaffen können.

 

Aber wenn dieser Traum ein Teil einer Vergangenheit war, warum erschien er ihr erst jetzt und nicht schon viel früher?

 

Außerdem erklärte dass nicht, wer diese Gestalt mit der Katzenmaske war. Sie hatte nur herausgefunden, dass es sich um einen Mensch und nicht wirklich um eine grinsende Katze handelte, aber selbst das half ihr nicht wirklich weiter.

Vielleicht konnte diese Gestalt ihr ja sagen, was es mit diesem Traum auf sich hatte, immerhin tauchte sie ja dort auf. Vielleicht sorgte ja sogar sie dafür, dass sie diesen Traum hatte.

Sakura würde diese seltsame Gestalt zur Rede stellen, wenn sie sie das nächste Mal sehen würde. Die Frage war nur, wann sie diese grinsende Katzenmaske wieder sehen würde, sie konnte sie ja nicht einfach herbeirufen. Schließlich war es immer noch ein Mensch, der nicht auf Kommando wie ein Tier erschien.

 

Wäre ja auch zu einfach gewesen.

 

Manchmal wäre es ein echter Vorteil, wenn solch dumme Ideen tatsächlich funktionieren würden, aber natürlich musste das ja ein ewiger Traum der Haruno bleiben. Das Leben könnte so einfach sein, wenn es wie in ihren Tagträumen wäre.

 

Niemand müsste mehr kämpfen.

Ninjas wären überflüssig.

Frieden würde herrschen.

 

Ein Klopfen am Fenster riss Sakura aus ihren Gedanken.

Sofort fuhr sie hoch, ihr Blick schweifte zu der Scheibe, an die einige Regentropfen hämmerten und eine Faust, die von einem schwarzen Handschuh überzogen war. Die emerald grünen Augen folgten dem Arm und schließlich blickte sie in die grinsende Katzenmaske.

Sakura schluckte. Sie stand auf und ging zum Fenster, welches sie öffnete. Sie blickte in die schwarzen Schlitze der Maske, welche die Augen der Fratze bildeten.

Jedoch konnte die Haruno keine Augen ausmachen und überlegte, ob sie die Katze erst begrüßen sollte, bevor sie mit ihren Fragen anfing.

 

Es wäre ziemlich unhöflich, wenn sie einfach drauf los Fragen würde, immerhin war die Gestalt vor ihr ein Mensch. Zumindest sah es so aus. Sie konnte Arme, Beine, einen Kopf hinter einer Maske und den Rest des Körpers ausmachen.

 

Gerade als Sakura zu einem Satz ansetzen wollte griff die Fratze nach ihrem Oberteil im Rücken und zog die Rosahaarige aus dem Fenster nach draußen in den Regen. Kreischend und in enormer Geschwindigkeit näherte die Rosahaarige sich dem Boden, doch bevor sie auf der Straße aufprallen konnte, wurde sie aufgefangen. Mit geweiteten Augen und wildpochendem Herz blickte sieh hoch auf die Maske.

Die Katze schien ihr direkt in die Augen zu blicken und ließ sie ohne ein Wort runter, ehe sie dann ihren Zeigefinger auf den aufgemalten Mund legte. Die Geste ließ die Haruno verstehen, dass sie leise sein sollte.

 

„Dann bitte mich doch das nächste Mal einfach nach draußen zu kommen, bevor du versuchst mich zu töten“, fluchte Sakura flüstern und verschränkte die Arme vor der Brust.

 

Es kam keine Antwort von der Person vor ihr.

Stattdessen lief diese einfach los und nach einigen Metern, drehte sie sich zu Sakura und winkte sie zu sich.

Sakura folgte der Fratze einfach mal, ohne zu wissen, ob sie ihr überhaupt trauen konnte.

Aber sie war nun einmal dabei und vermutlich gab es nun auch kein zurück mehr.

Die Katze lief los, gefolgt von der Rosahaarigen, die nicht einmal wusste wohin sie geführt wurde.

 

Die Neugierde hatte Sakura gepackt und sie ignorierte, dass sie gerade lediglich eine kurze Hose und ein Top anhatte. Ihre Haare wurden von Minute zu Minute nasser und ihre Kleidung klebte bereits an ihrer blassen Haut, auf der sich eine Gänsehaut ausgebreitet hatte, aufgrund der Kälte.

Aber vielleicht würde die Katze der Rosahaarigen ja endlich einen Hinweis oder gar Antworten liefern. Vielleicht würde sie endlich erfahren, was dieser Traum zu bedeuten hatte.

Nun packte auch der Ehrgeiz die Haruno und sie legte einen Zahn zu, um noch dichter an die Fratze zu kommen und sich schneller ihrem Ziel nähern zu können. Die Müdigkeit war wie weggeblasen. Der kalte Regen hatte die Haruno wachgerüttelt und ihr Körper arbeitete auf Hochtouren, um sie warmzuhalten, damit sie nicht unterkühlte.

 

Abrupt blieb die Siebzehnjährige stehen, als sie bemerkte wo sie sich befand.

Auch die Fratze blieb stehen und drehte sich zu Sakura um, welche völlig erstarrt war. Die Katze legte ihren Kopf schief und hinter ihrer Maske befand sich vermutlich ein fragendes Gesicht.

 

„Das Uchihaviertel?“

 

Wieder winkte die Gestalt Sakura zu sich und zögerlich betrat sie eine kleine Straße des ebengenannten Viertel.

Über diese Straße war sie mit Itachi gegangen, als dieser sie mit zu sich nach Hause genommen hatte.

Wieder lief die Katze los und sofort musste die Haruno anfangen zu rennen, damit sie mithalten konnte. Die Fratze hatte eine erstaunliche Ausdauer, vielleicht war sie ja Ninja.

Sakura schüttelte den Kopf und folgte ihr einfach ohne Widerworte. Sie rannte an vielen Läden, großen Häusern und schließlich auch am zu Hause Itachis vorbei. Aus ihren Augenwinkeln blickte sie kurz zu der Tür und fragte sich, ob der Uchiha auf Mission war oder ob er doch am schlafen war.

Sakura bog wie die Katze ab und plötzlich prallte sie gegen den Rücken der Katze, welche ohne Vorwarnung stehen geblieben war.

 

„Was zum…“

 

Bevor die Siebzehnjährige weitersprechen konnte ruhte auch schon die Hand der Fratze auf ihrem Mund.

Erneut legte die Gestalt den Zeigefinger auf ihren aufgemalten Mund und dann hörte Sakura es auch.

 

Klirrende Geräusche von Klingen aus dem Garten der Uchihas.

 

Also waren doch noch einige von ihnen wach und trainierten mal eben so mitten in der Nacht. Was Besseres hatten Ninjas anscheinend auch nicht zutun. Das war doch völlig bescheuert, wenn sie sich nie eine Pause gönnten.

 

Sakura ließ die Augen rollen.

 

Wenn sie und die Katze hier noch weiter so stehen blieben, würden sie mit Sicherheit bemerkt werden. Sie mussten hier weg und das bevor sie erwischt wurden, sonst gab das bestimmt riesigen Ärger.

 

Die Katze schien Sakuras Gedanken zu teilen, denn im nächsten Moment nahm sie die Rosahaarige auf ihren Arm und sprang auf einen großen Baum. Von diesem sprang sie zum nächsten und immer so weiter, bis sie ein Waldstück erreicht hatten.

 

Das Waldstück bildete das Ende des Uchihaviertels und trotzdem warn nie Ninjas aus Konoha hier anzutreffen.

 

Die Fratze ließ Sakura runter und lief dann in den Wald.

Sakura folgte ihr wieder und ignorierte den unheimlichen Wald um sich herum. Sie fand Wälder ja schon ohnehin unheimlich, aber bei Nacht waren sie ja mehr als unheimlich.

 

Das alles hier glich einer Umgebung, die einem Horrorfilm entsprungen war.

 

Sakura schluckte und legte einen Zahn zu, um die Sache so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Sie wollte sich nicht länger als nötig in dem dichten Gewächs aus Bäumen, raschelnden Büschen und anderen Gewächsen aufhalten.

 

Nach knapp zehn Minuten blieb die Katze am Rand einer Lichtung stehen.

 

Würde der Mond scheinen, würde die Lichtung mit Sicherheit nicht so beängstigend wie gerade wirken. Im Moment glich die große Wiesenfläche, die von riesigen Bäumen umringt war einem schwarzen Loch, das alles zu verschlingen schien.

 

Dieser Gedanke jagte der Rosahaarigen noch mehr Angst ein und sie schluckte kräftig. Dann wanderte ihr Blick zu der Katze, welche immer noch ruhig dastand und auf die Lichtung starrte.

 

War hier etwa jemand?

Waren sie doch bemerkt worden?

Würde sie gleich jemand angreifen?

Oder würden sie einfach Ärger bekommen?

 

Sakura betete für Letzteres, aber dennoch wäre es ihr am liebsten, wenn hier niemand außer ihr und der Katze war.

Vielleicht hatten sie ja Glück und die Fratze dachte einfach nur nach.

 

„Also...“, brach die Haruno die Stille, „Was machen wir hier?“

Die Gestalt hob ihren Arm und zeigte mit ihrem Finger einfach auf die Lichtung.

„Was ist hier?“, suchend sah Sakura sich um.

Die Katze blickte zu ihr und nickte mit dem Kopf in die Richtung, in die sie zeigte.

„Soll ich dort hingehen?“, ein Nicken der Gestalt.

Sakura schritt zwei Schritte voran, ehe sie sich umdrehte.

„Und jetzt?“, die Katze winkte sie weiter weg. „Noch weiter weg?“, wieder ein nicken. „Was ist hier denn?“, langsam wurde die Rosahaarige ungeduldig.

Aber statt eine Antwort zu bekommen, wurde sie wieder weggewinkt.

„Reden scheint nicht deine stärke zu sein“, seufzte Sakura und betrat weiter die Lichtung.

 

Immer wieder drehte Sakura sich zu der Katze um und immer wieder winkte sie sie weiter weg. So langsam war die Haruno nur noch genervt, da sie nicht verstand, was das hier bringen sollte.

Aber plötzlich hörte sie ein flatterndes Geräusch, welches sie erschrecken ließ. Die Siebzehnjährige machte einen Satz zurück und vernahm dann ein Krächzen. Vorsichtig ging sie nach vorne, um zu sehen, was dieses Geräusch verursachte.

 

Eine Krähe.

 

Unruhig flatterte das Tier mit seinem linken Flügel.  Der Rechte lag flach unter seinem Rücken, weshalb es wohl nicht aufstehen konnte. Wieder gab die Krähe ein Krächzen von sich. Es lagen bereits ein paar Federn unter dem schwarzen Tier.

 

War Sakura etwa deswegen hier?

 

Die Haruno drehte sich zu der Fratze um, welche nur nickte, als hätte sie den Gedanken der Rosahaarigen gelesen. Vorsichtig ging Sakura noch einen Schritt auf die Krähe zu, welche nun aufgeregt versuchte sich aufzustellen.

Verzweifelte Schreie verließen die Kehle des Vogels, dessen Augen panisch auf die der Haruno gerichtet waren.

Und bei genauerem Hinsehen bemerkte Sakura, dass die Krähe Sharingan-Augen hatte.

 

War das etwa eine von Itachis Krähen?

 

Sakura hatte ja gehört, dass der Uchiha viele Krähen hatte, wenn man das so sagen konnte, aber sie hatte noch nie gehört, dass eine verletzt war. Vielleicht ließ Itachi ja die verletzten einfach zurück, weil sie unnütz waren.

Aber dann hätte die Katze Sakura ja nicht hierher geführt und so grausam konnte sie sich Itachi nun auch nicht vorstellen. Da konnte der Dunkelhaarige noch so kalt sein.

 

Unsicher hob die Haruno ihre Hände auf Brusthöhe und blieb erst einmal stehen.

 

„Ganz ruhig kleiner Mann“, setzte sie an, „Ich werde dir nichts tun okay?“

Der Vogel hörte auf panisch zu krächzen und sah Sakura nun schweigend an.

„Ich werde mich jetzt neben dich setzen und dir helfen, also nicht erschrecken“, die Rosahaarige fühlte sich ziemlich dumm, so wie sie mit der Krähe sprach.

 

Langsam ließ Sakura sich auf ihre Knie gleiten und legte ihre Hände unter den Rücken des Vogels, ehe sie ihm half sich hinzustellen.

Schlaff hing der rechte Flügel des Tieres hinab und er versuchte zu fliegen, was nicht so wirklich klappen wollte.

 

„Ich sehe mir das an okay?“, vorsichtig legte Sakura ihre Hand unter den Flügel und begutachtete ihn.

Das Gefieder der Krähe fühlte sich weich an und Sakura strick kurz über die Federn.

„Ich bin zwar keine Tierärztin, aber ich glaube der ist gebrochen“, als würde das Tier die Haruno verstehen krächzte es auf. „Keine Sorge. Ich werde mich darum kümmern und im nu kannst du wieder fliegen“, zuversichtlich lächelte sie.

 

Vorsichtig legte sie nun ihre andere Hand auf den Flügel und leitete Chakra in diese. Ihre Hand leuchtete grün auf und sie fing an die Krähe zu heilen.

Es war schon ein seltsames Gefühl einem Tier und nicht einem Menschen zu helfen. Das Tier konnte ihr schließlich nicht sagen, ob sie ihm wehtat oder nicht.

 

„So…“, brach sie nach einigen Minuten die Stille, „Versuch ihn mal zu bewegen.“

Wie aufs Stichwort fing die Krähe an ihren rechten Flügel auf und ab zu bewegen.

„Besser?“, als Antwort flog der Vogel auf ihre Schulter und schiegte seinen weichen Kopf an ihre Wange. „Dann bin ich ja zufrieden. Du solltest jetzt aber nach Hause fliegen“, der Vogel legte seinen Kopf schief. „Na komm kleiner Mann. Ich kann dich schlecht nach Hause bringen, sonst guckt dein Herrchen mich glaube ich ein wenig verwirrt an“, Sakura wagte es zwar zu bezweifeln das Itachi verwirrt gucken würde, aber das ignorierte sie mal.

Noch einmal schmiegte die Krähe ihren Kopf an Sakuras Wange, ehe er sich dann in die Lüfte erhob.

„Und pass das nächste Mal besser auf“, zur Antwort kam ein Krächzen und Sakura lief wieder zu der Katze.

 

„Und was hat mir das jetzt gebracht?“

 

Es kam keine Antwort, stattdessen verschwand die Fratze einfach, was wohl hieß, dass auch die Rosahaarige nach Hause konnte.

Mit einem Mal fing sie an zu zittern und erst jetzt bemerkte sie wie kalt ihr eigentlich war.

 

Ihre Haare klebten in ihrem Gesicht und sie war bis auf die Knochen aufgeweicht. Ihre Kleidung konnte sie auswringen, so nass wie die war und ihre Füße spürte sie schon nicht mehr.

 

Diese Katze hätte sie ja wenigsten Schuhe anziehen lassen können!

Disaster

Es war ein ruhiger Mittag in Konoha und zur Abwechslung schien endlich mal die Sonne und tauchte alles in ein helles, warmes Licht. Die Schatten der Gebäude und Bäume wirkten nicht mehr beängstigend und boten Flucht, wenn es den Leuten zu warm wurde. Fröhlich trällerten einige Vögel ihre Liedchen vor sich her und die Leute schlenderten durch die Straßen.

 

Alles war friedlich.

 

„Sieh dir das Kleid mal an!“, begeistert zeigte Ino auf ein Kleid im Schaufenster, „Ist es nicht hinreißend?“ „Der Fummel wird ein hinreißendes Loch in mein Portmonee fressen“, antwortete Sakura genervt. „Lass uns da rein“, die Blondine griff nach dem Handgelenk ihrer besten Freundin und lief los. „Ino, der Laden ist nicht gerade meine Preisklasse“, beim Anblick der Preise wurde Sakura schlecht. „Um die Uchihas zu beeindrucken solltest du jeden Hebel in Gang setzen“, kommentierte die Yamanaka lediglich. „Ich bin nur zum Essen eingeladen worden und nicht auf einen Ball oder so etwas“, Sakura ließ die Augen rollen. „Du nimmst das ja gar nicht richtig ernst“, Ino blieb stehen und drehte sich mit ernstem Blick zu ihrer besten Freundin. „Doch tue ich, aber du übertreibst einfach“, meinte Sakura und verschränkte die Arme vor der Brust.

 

„Ich übertreibe nie!“

 

Nicht einmal in der Öffentlichkeit hatte Ino den Anstand private Diskussionen leise oder zu Hause auszutragen. Stattdessen wurde die Blondine gleich laut und schimpfte so laut, dass es sogar die Leute zwei Straßen weiter hören würden.

 

„Ist ja gut, ich untertreibe“, sprach Sakura schnell, bevor Ino ausrasten konnte.

Zufrieden lächelte die Yamanaka.

„Okay, da das jetzt geklärt ist, lass uns nach einem Kleid suchen“, sofort stürzte Ino sich in das Getümmel aus Kleiderständern.

 

Sakura seufzte und lief widerwillig ihrer besten Freundin hinterher, welche schon einige Kleider über ihren Unterarm gelegt hatte. Die Rosahaarige stellte sich auf einen langen Mittag ein und wünschte sich, dass ein Loch auftauchen würde, in dem sie verschwinden konnte.

Aber das wäre ja zu schön um wahr zu sein, was hieß, dass Sakura die Shoppingtour über sich ergehen lassen musste. Sie spürte jetzt schon die schmerzenden Füße und dann hatte sie auch noch eine Nachtschicht im Krankenhaus vor sich.

 

Das konnte ja was werden.

 

Sakura seufzte, die Lust auf den Tag war schon seit heute Morgen wie weggeblasen. Sie hatte keine Lust auf die Shoppingtour, geschweige denn auf die kräftezehrende Nachtschicht, die ihr eine Menge abverlangen würde nach den schlaflosen Nächten.

 

„Was gibt es denn da zu seufzen?“, Ino hob eine Braue, „Du bist bei den heißesten Typen zum Essen eingeladen und lernst direkt ihre Eltern kennen.“ „Jungs sind nicht alles im Leben“, die Langeweile in Sakuras Stimme war nicht zu überhören. „So langsam solltest du dir aber mal Gedanken über einen festen Freund oder einen reichen Kerl machen“, warf die Yamanaka ein. „Wenn, würde ich einen festen Freund in Erwägung ziehen“, sprach Sakura, die Ino immer noch dabei zusah, wie sie reihenweise Kleider von den Ständern zog. „Ist ja deine Entscheidung. Aber du solltest anfangen zu suchen, das Glück kommt nicht mal eben so zu dir geflogen“, sagte die Blondine. „Woher willst du das wissen?“, hakte Sakura mit verschränkten Armen nach. „Ach Süße…“, seufzte die Blondine, „…das Leben ist nicht so einfach wie in deine kleinen, perfekten Traumwelt.“ „Das brauchst du mir nicht sagen“, so schlau war die Haruno auch.

 

Allein schon an diesem nervenzerreißenden Traum wusste sie, dass das Leben nicht so war, wie in ihren Träumen. Um genau zu sein hatte die Haruno das schon ziemlich früh gemerkt, so oft wie sie sich mit ihren Eltern gestritten hatte.

Manchmal wäre es aber einfach das Angenehmste, wenn alles wie in ihren Träumen wäre. Das dachte aber vermutlich jeder und jeder wusste, dass es nie so kommen würde. Es konnte ja nie einfach sein und alles musste einem schwer gemacht werden.

 

„Aber mal ehrlich Sakura, wann hattest du vor dich endlich nach einem Freund umzuschauen“, riss Ino die Angesprochene aus ihren Gedanken. „Keine Ahnung“, Sakura zuckte mit ihren Schultern, „Ich habe noch nie so richtig darüber nachgedacht.“

Inos Kehle entwich ein tiefes Seufzen.

„Weißt du Sakura, du bleibst nicht immer so süß“, nun erinnerte Ino die Haruno an eine alte Frau. „Sagt die richtige“, Sakura hob ihre Augenbrauen. „Bei mir ist das was anderes“, behauptete Ino überzeugt. „Alles klar“, die Rosahaarige fing sich einen erdolchenden Blick. „Was ich damit sagen will ist, das wenn du dich nicht langsam mal auf dem Markt umschaust, sind die ganzen Typen nicht mehr frei und weil du null Erfahrung hast lassen sich die Kerle noch weniger auf dich ein. Wer will schon eine zurückgebliebene Träumerin?“, nun war es Ino, welche einen Killerblick erntete. „Ich bin nicht zurückgeblieben!“, fauchte Sakura. „Du hattest noch nicht mal deinen ersten Freund, geschweige denn deinen ersten Kuss und du bist siebzehn. Siebzehn!“, erinnerte die Yamanaka sie. „Jaja! Ich lasse mir einfach nur Zeit. Ich will meinen ersten Kuss nicht mit einem von vielen, sondern mit dem Richtigen“, erklärte Sakura. „So was passiert nur in Filmen. Willkommen in der Realität, hier kannst du es vergessen deinen ersten Kuss mit dem Richtigen zu haben. Du kommst ja nicht direkt mit dem Richtigen zusammen, mit dem du bis an dein Lebensende glücklich sein wirst“, warf Ino ein. „Dann glaubst du nicht an die große Liebe“, meinte Sakura. „Weil es die nicht gibt“, begründete die Blondine. „So siehst du das, ich bin da anderer Ansicht“, sagte die Rosahaarige. „Dann stell dich schon mal auf eine große Enttäuschung ein“, in der Hinsicht sah Ino wirklich schwarz. „Jetzt probiere die hier an“, wechselte die Blondine das Thema.

 

Ino drückte ihrer besten Freundin einen Haufen Kleider in die Hände. Der Haufen hatte schon sein Gewicht, aber die Blondine zögerte nicht Sakura in eine Umkleide zu schieben.

 

Sakura hatte jetzt schon keine Lust mehr.

 

Auf den ersten Blick wirkten die Farben der Kleider nicht gerade schön. Entweder war es zu knallig oder irgendeine Farbe, die der Haruno nicht stehen würde.

Vermutlich würden die Kleider Sakura nicht einmal gefallen, weil sie einfach nicht ihr Geschmack sein würden. Und mit Sicherheit würde sie sich nicht in irgendeinen Fummel zwängen, der ihr nicht gefiel, nur um irgendeine Familie zu beeindrucken.

 

Genervt entledigte sich die Rosahaarige ihrer Kleidung und griff nach dem ersten Kleid. Sie zog es sich an und betrachtete sich mit gehobenen Brauen im Spiegel.

 

Leuchtreklame.

 

Das war das erste, woran sie bei dem knalligen Gelb dacht, das überhaupt nicht zu ihren Haaren passte.

 

Was hatte Ino sich nur dabei gedacht?

 

Sofort zog Sakura sich das Ding wieder aus und warf es über die Tür, wo Ino es wegzog. Ein Glück verkniff sich die Yamanaka einen Kommentar, denn darauf hatte Sakura nun wirklich keine Lust, bei dem Tag, den sie noch vor sich hatte.

 

Sie griff nach dem nächsten Kleid und zog es sich an, aber auch dieses landete sofort auf der Tür der Umkleide.

 

Zu pink.

Kartoffelsack.

Zu bunt.

Zu schnieke.

Zu viel Spitze.

Zu lang.

Zu kurz.

Zu nuttig.

Zu pompös.

Zu teuer.

Und noch vieles mehr…

 

„Das waren jetzt hunderte von Kleidern. Kann ich nicht einfach ein paar raussuchen und du sagst mir welches am ehesten passen würde?“, Sakuras Kräfte neigten sich jetzt schon dem Ende, dabei hatte sie noch ziemlich viel vor sich. „Ich weiß gar nicht was du hast. Die Kleider waren perfekt“, beleidigt schob Ino ihr Unterlippe nach vorne. „Sie gefielen mir aber nicht und jetzt antworte auf meine Frage“, langsam wurde Sakura launisch. „Ja, also gut, also gut. Dann los, suche dir ein paar Teile aus, ich sehe mich was um“, dankbar lächelte die Haruno.

 

Langsam schlenderte Sakura durch die Reihen und ließ ihre rechte Hand durch die vielen Kleider gleiten.

Der Laden hatte nicht gerade eine Auswahl, die der Haruno gefiel, aber Ino würde vermutlich in keinen anderen Laden gehen. Also musste Sakura hoffen hier ein passendes Kleid zu finden, was auch ihr gefallen würde.

Sie hielt an und sah sich einige Kleider an, ehe sie eines herauszog. Es war zwar nichts, was ihr gefiel, aber es war akzeptabel. Dann machte sie sich weiter auf die Suche.

Zum Ende hin griff sie einfach nur noch wahllos nach irgendwelchen Kleidern.

 

Wieder in der Umkleide zog sie das erste an und stellte sich vor Ino.

 

„Zu langweilig.“

„Zu pennerhaft.“

„Ist das ein Nachthemd?“

„Du gehst essen nicht auf eine Beerdigung.“

„Graue Maus.“

„Zu viele Rüschen.“

„Zu zugeknöpft.“

„Deine Titten wirken zu klein.“

„Da fällt ja alles raus.“

„Perfekt!“

 

Sakura drehte sich zu einem Spiegel, um das Kleid zu betrachten, welches sie sich ausgesucht hatte.

Vermutlich war es eines von denen, was sie wahllos genommen hatte, denn Sakura konnte sich nicht daran erinnern es sich ausgesucht zu haben.

Aber die Haruno musste zugeben, dass es wirklich schön war, jetzt musste nur noch der Preis stimmen. So viel Glück wie sie jedoch hatte, war das Kleid bestimmt zu teuer, weshalb sie sich gar nicht erst traute nach dem Preis zu sehen.

Ino drehte ihre beste Freundin zu sich und sortierte noch einmal alles prüfend, ehe sie dann zustimmend lächelte.

 

Das Kleid war trägerlos und Knielang. Bis zur Taille war es Schwarz und der Rock war weiß. Es war perfekt für die Haruno und genau das Richtige für ein Essen.

 

„Das Kleid ist sogar runtergesetzt!“, begeistert klatschte Ino einmal in die Hände. „Gott sei Dank“, entfuhr es Sakura und sie zog sich wieder um.

„Jetzt brauchen wir noch Schuhe, eine Jacke und Schmuck“, sofort entwich Sakura wieder ein Seufzen. „So lange ich pünktlich auf der Arbeit bin“, kam es lediglich von ihr. „Jaja“, Ino ließ die Augen rollen und zog ihre beste Freundin zur Kasse.

 

Im Schuhgeschäft bekam die Yamanaka gar nicht genug. Alle paar Sekunden hatte sie ein neues paar Schuhe in den Händen und zwang Sakura in diese. Zumindest waren sich die beiden in der Farbe einig.

 

Schwarz.

 

„Was hältst du von denen?“, fragte Ino. „Ich mag es nicht, wenn vorne meine Zehen rausgucken und ich kann noch nicht einmal auf hohen Schuhen laufen“, antwortete Sakura, die sich weiter umsah. „Okay, das erspart dir aber trotzdem nicht die Pediküre“, die Rosahaarige seufzte. „Müssen wir mich wirklich so extrem aufdonnern?“, Ino verdrehte die Augen. „Musst du das immer wieder diskutieren. „Ist ja gut“, genervt suchte die Haruno weiter.

 

„Wir nehmen die“, Ino griff nach einem Schuh. „Der Absatz“, ermahnte Sakura ihre beste Freundin. „Dann bringe ich dir eben bei auf hohen Schuhen zu laufen“, sagte die Blondine. „Bis morgen?“, skeptisch hob Sakura eine Augenbraue. „Ja, so schwer ist das gar nicht“, versicherte die Yamanaka. „Na gut“, gab die Rosahaarige nach. „Aber was sagst du denn jetzt zu den Schuhen?“, hakte Ino nach.

Sie hielt schwarze Pumps mit Riemchen in der Hand.

„Die sind süß, bis auf der Absatz“, antwortete Sakura. „Jetzt stell dich nicht so an und probiere sie an“, drängte Ino sie. „Jaja“, die Haruno entledigte sich ihren Schuhen und zog sich die Pumps an.

 

Noch einmal blickte sie unsicher zu ihrer besten Freundin, ehe sie aufstand und anfing zu gehen. Sie knickte gefährlich um und bereute es direkt diese Treter angezogen zu haben.

Ino stellte sich neben ihre beste Freundin und erklärte ihr, wie man am besten auf hohen Schuhen lief und machte es ihr einmal vor.

Sakura versuchte es ihr nachzumachen, aber das war nicht so leicht, wie es aussah. Sie würde aber das Laufen auf hohen Schuhen lernen müssen, da Ino andere Schuhe nicht mehr akzeptieren würde.

 

„Schon besser, komm wir gehen zur Kasse.“

 

Sakura zog sich wieder ihre eigenen Schuhe an und folgte der Blondine, um die Schuhe zu bezahlen. Dann ging es in den nächsten Laden.

 

Erst am späten Nachmittag waren die beiden Mädchen wieder zu Hause.

Sakura ging hoch in ihr Zimmer, wo sie die Preisschilder von ihren neuen Klamotten entfernte, um sie dann in ihrem Schrank zu verstauen.

Die Schranktüren geschlossen ging die Rosahaarige zu ihrem Bett und ließ sich auf dieses fallen. Sie war erschöpft und ihre Füße schmerzten höllisch vom ganzen laufen.

 

Wie sollte sie nur den morgigen Abend in hohen Schuhen überstehen?

 

Naja…sie musste ja nur bis zum Haus der Uchihas kommen, um dann in deren Eingangsbereich die Schuhe wieder auszuziehen. Das konnte ja nicht so schwer werden. Sakura musste es nur schaffen ohne Bänderriss davonzukommen. Vielleicht sollte sie noch ein wenig üben, auch wenn sie nicht wirklich Lust auf diese Halsbrecher hatte. Da konnten diese Schuhe noch so süß sein.

 

Sollte sie nun lernen oder nicht?

Sollte sie den Schmerz in ihren Füßen entfachen?

Oder sollte sie es einfach dabei belassen?

Sollte sie sich vor ihrer Nachtschicht nicht ausruhen?

 

Viel Schlaf würde die Siebzehnjährige wohl nicht bekommen, bei ihrem ach so geliebten Traum. Sie konnte ja versuchen ein wenig zu dösen und morgen einfach hoffen den Weg zum Haus der Uchihas ohne nennenswerte Schäden zu überleben.

Okay, vermutlich würden diese Hoffnungen davonfliegen, sobald sie den ersten Schritt mit ihren neuen Schuhen wagen würde.

Also hieß es wohl oder übel lernen, lernen, lernen.

 

Langsam stand die Haruno von ihrem Bett auf und kramte ihre neuen Schuhe aus dem Kleiderschrank. Sie schlüpfte in diese hinein und fing langsam an auf und ab zu gehen.

Anders als am Anfang, knickte sie nicht mehr bei jedem Schritt um, dennoch konnte sie es nicht vermeiden. Sakura musste sich anstrengen, damit sie nicht mehr umknickte und sie würde es auch schaffen.

Plötzlich ging die Tür auf und Ino stand mit einem breiten Grinsen im Türrahmen.

 

„Gefallen dir die Schuhe etwa so sehr?“, hakte sie nach. „Ich will mir morgen bloß keinen Bänderriss holen“, antwortete Sakura, während sie weiter auf und ab ging. „Du musst abrollen und nicht stampfen“, tadelte die Blondine ihre beste Freundin. „Jaja“, diesen Satz sagte Ino ihr immer wieder und so langsam nervte er. „Warte einen Moment, ich hole eben meine Schuhe“, mit diesen Worten verschwand Ino.

 

Nach ein paar Minuten stand die Yamanaka wieder im Zimmer. Sie stellte sich vor Sakura und demonstrierte ihr, wie man auf hohen Schuhen lief, indem auch sie einmal auf und ab ging.

Bei Ino wirkte es so einfach, aber sobald Sakura es selber versuchte war das was ganz anderes. Es viel ihr ziemlich schwer mit dem Absatz wie mit normalen Schuhen zu gehen, da sie nur an der Ferse sicheren Halt hatte.

 

„Ino…ich gebe es auf…“, seufzte Sakura nach einiger Zeit, „Ich werde nie auf diesen Schuhen laufen können.“

Deprimiert setzte Sakura sich auf ihr Bett.

„Jetzt stell dich doch nicht so an“, Ino stemmte ihre Arme in die Hüften. „Ich stelle mich nicht an“, murrte Sakura. „Doch! Selbst deine Ausbildung zur Ärztin war schwieriger und du lässt dich von einem paar Schuhen so leicht unterkriegen?“, die Blondine schüttelte den Kopf. „Lieber mache ich diese Ausbildung nochmal, als auf diesen Schuhen zu laufen“, sagte Sakura. „Wer schön sein will muss leiden und jetzt steh wieder auf, sonst trete ich dir mit meinen Schuhen in den Arsch und das ist alles andere als angenehm!“, seufzend und völlig unmotiviert erhob Sakura sich und fing wieder an zu laufen. „Große Schritte, du hüpfst ja gleich“, tadelte Ino und bekam einen genervten Blick zugeworfen.

 

„Jetzt komm, so schwer ist das auch nicht Sakura.“

„Du hast leicht reden, du machst das schon länger als ich.“

„Und trotzdem hatte ich nicht so Probleme wie du.“

„Jaja.“

„Nee du.“

„Was?“

„Jaja heißt leck mich am Arsch und das werde ich nicht tun.“

„Nimm nicht alles so wörtlich.“

„Tue ich nicht und jetzt lauf weiter.“

 

Nach einer Stunde klappte das Laufen auf hohen Schuhen dann einigermaßen.

Sakura verstaute die Schuhe wieder in ihrem Kleiderschrank und zog sich frische Kleidung aus eben diesem. Dann machte sie sich auf den Weg ins Bad, wo sie sich unter die Dusche stellte.

 

Fertig angezogen betrachtete sie nochmal ihr Outfit.

Sie hatte sich für einen dunkelblauen Faltenrock mit einem roten Top entschieden. Das Top hatte sie in den Rock gesteckt, den sie ohne Gürtel sowieso nicht tragen konnte, weshalb sie sich für einen Schwarzen mit einer reichverzierten Schnalle, die dennoch schlicht wirkte entschieden hatte.

Zufrieden lächelte sie ihrem Spiegelbild zu, ehe sie dann ihre Augenringe überschminkte und nach unten in die Küche ging, wo sie sich einen Kaffee mit etwas zu Essen nahm.

Ino gesellte sich mit ernster Miene zu ihr und setzte sich gegenüber von ihr hin.

 

„Stimmt was nicht?“, Sakura hob eine Augenbraue. „Aufstehen“, kam es lediglich von der Yamanaka. „Das beantwortet nicht meine Frage“, stellte Sakura fest. „Jetzt mach einfach mal“, entgegnete Ino. „Warum sollte ich?“, Sakura hob eine Augenbraue. „Weil ich es dir sage?“, ihre beste Freundin sprach den Satz so aus, als wäre das selbstverständlich. „Hörst du dann auf so komisch zu sein?“, hakte die Rosahaarige nach. „Ich bin überhaupt nicht komisch!“, beleidigt verschränkte Ino die Arme vor der Brust. „Dazu sag ich jetzt mal lieber nichts“, Sakura fing sich erdolchende Blicke. „Jetzt steh auf“, fauchte Ino. „Ist ja gut, ist ja gut“, Sakura tat was ihre beste Freundin gesagt hatte und stand auf.

Prüfend ließ Ino ihren Blick immer wieder auf und abschweifen, ehe sie lächelte.

„Das passt“, sagte sie schließlich und deutete Sakura sich wieder zu setzen. „Was passt?“, fragend hob Sakura eine Augenbraue. „Dein Outfit“, antwortete Ino. „Und zu was?“, die Haruno schien immer noch nicht ganz zu verstehen. „Dein Outfit passt zu den neuen Schuhen“, verdeutlichte Ino das Ganze nun. „Ja und?“, Sakura nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Kaffee. „Du wirst die Schuhe heute auf der Arbeit tragen“, brachte Ino die Sache nun auf den Punkt. „Wie bitte was?“, fast hätte Sakura sich verschluckt. „Du hast mich schon verstanden“, meinte die Blondine lediglich, welche die Arme vor ihrer Brust verschränkte. „Ich hab eine anstrengende Nachtschicht vor mir und soll auf hochhackigen Schuhen durchs Krankenhaus stöckeln? Bestimmt nicht!“, entfuhr es Sakura. „So kannst du aber gleichzeitig lernen auf den Schuhen noch besser zu laufen“, warf Ino ein. „Ja und? Das kann ich doch auch tagsüber, nachdem ich meine Nachtschicht beendet hab“, meinte Sakura, welche erneut einen Schluck von ihrem Kaffee nahm. „Und wenn du mal wieder eine Extraschicht einlegst?“, fragte die Yamanaka. „Mache ich schon nicht“, antwortete Sakura. „Das hast du schon mehr wie einmal gesagt und du hast dich nie daran gehalten“, entgegnete Ino. „Dieses Mal hast du mein Wort“, Ino hob eine Braue. „Das reicht mir nicht. Ich kenne dich schließlich nicht erst seit gestern“, die Yamanaka schüttelte den Kopf. „Was muss ich tun, damit du mir glaubst und ich diese Schuhe nicht auf der Arbeit tragen muss?“, hakte Sakura seufzend nach. „Nichts, du wirst die Schuhe tragen ohne Wenn und Aber“, Ino blieb standhaft. „Ach komm schon…bitte Ino, das kannst du mir doch nicht antun“, bettelte die Rosahaarige. „Doch kann ich und ich werde es auch“, meinte sie streng. „Du bist nicht meine Mutter, du kannst mich doch nicht zwingen“, nun hob Ino beide Augenbrauen, „Okay doch kannst du. Aber ich bin deine beste Freundin, kannst du nicht einmal eine Ausnahm machen?“, die Blondine schüttelte den Kopf.

 

„Du wirst die Schuhe tragen.“

„Werde ich nicht.“

„Wirst du doch.“

„Nein!“

„Doch!“

„Mann, Ino!“

„Jetzt stell dich doch nicht so an, das sind nur Schuhe.“

„Halsbrecher.“

„Stell dich nicht so mädchenhaft an.“

„Doch!“

 

Am Abend im Krankenhaus zog Sakura sich seufzend ihren Kittel und das Stethoskop an. Ihr Blick ruhte auf ihren neuen Schuhen, die sie nun doch trug.

Egal wie lange sie auch auf ihre beste Freundin eingeredet hatte, sie war standhaft geblieben und letzten Endes musste Sakura nachgeben. Und nun stand sie hier in ihren neuen Schuhen und sie betete, dass sie ohne Bänderriss davonkam.

Vermutlich würde das ihre anstrengendste Schicht in ihrer gesamten Kariere als Ärztin sein.

 

„Sakura-San!“

 

Die Angesprochene drehte sich um.

 

„Was gibt es Ayame?“, hakte sie nach. „Ein Not-OP“, waren lediglich die Worte der Schwester. „Ich mache mich sofort auf den Weg“, diese Schicht fing ja gut an.

 

„Was haben wir?“, fragte sie, als sie den OP betrat. „Jiraya-Sama“, ein Seufzen entwich ihrer Kehle. „Wir haben ihn doch gerade erst entlassen“, kam es von der Haruno. „Er war auf Mission und erlitt schwerste Verbrennungen und dazu kommt, dass sein Chakra fast vollkommen aufgebraucht ist“, berichtete die Schwester. „Na super, ist Tsunade-Sama schon auf dem Weg?“, fragend blickte die Schwester sie an. „Das heißt wohl nein“, Sakura machte sich an die Arbeit.

„Tsunade-Sama wird vor Morgen nicht in Konoha anzutreffen sein“, meldete sich eine andere Ärztin zu Wort. „Ich verstehe“, das würde wirklich eine anstrengende Schicht werden.

 

Das Chakrasystem Jirayas war nicht gerade ein unkompliziertes, eher im Gegenteil. Er war schließlich ein Sannin und überaus stark. Und bei dieser Stärke konnte das Chakrasystem schon ziemlich verzwickt sein.

 

„Okay, er ist stabil, bringt ihn auf ein Zimmer“, sprach Sakura völlig erschöpft nach einigen Stunden. „Ist alles okay mit Ihnen?“, hakte eine Ärztin nach. „Jaja, ich hab nur ziemlich viel Chakra gebraucht“, mit diesen Worten verließ Sakura das Zimmer.

 

Ein brennender Schmerz machte sich an ihrem Bauch bemerkbar. Derselbe wie letztes Mal, als sie das erste Mal die Katze bemerkt hatte.

Sakura presste ihren Unterarm gegen ihren Bauch, doch der Schmerz ließ nicht nach. Sie konnte sich ein kleines Aufkeuchen nicht verkneifen und kniff ihre Augen zusammen.

 

„Sakura-San?“, ertönte Ayames Stimme, „Was ist los mit Ihnen?“ „N-Nichts, nichts“, Sakura setzte schnell ein Lächeln auf, „Es ist alles in Ordnung, kümmern sie sich um die anderen Patienten.“

 

Nur zögerlich ging Ayame weiter, ehe Sakura sich in ein Zimmer rettete und sich dort auf den Boden sinken ließ. Sie atmete schwer und Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn.

 

„Was ist passiert?“, erschrocken öffnete sie ihre Augen und blickte in die Onyxe Itachis. „N-Nichts. E-Es geht schon“, langsam stand sie auf, doch der Schmerz war inzwischen so groß, dass sie drohte zu fallen.

Itachi reagierte jedoch schnell genug und fing sie auf.

„E-Entschuldigen Sie. Ich bereite Ihnen ziemliche Umstände, obwohl ich sie eigentlich nach Ihrem Anliegen fragen solle“, sprach die Haruno. „Ich werde eine Ärztin holen“, der Uchiha wollte Sakura zum Bett helfen. „Nein! D-Das ist lediglich der Chakraverlust“, log Sakura, obwohl sie mit Sicherheit sagen konnte, dass Itachi wusste, dass sie log.

Ohne ein weiteres Wort nahm der Dunkelhaarige seinen Arm von der Haruno weg und trat einen Schritt zurück.

„Okay, wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie nun mit einem gequälten Lächeln. „Routine“, sie nickte.
 

„Sakura-San“, eine Schwester trat ins Zimmer. „Ja bitte?“, sie konzentrierte sich weiterhin auf Itachi. „Jiraya-Samas Werte sinken“, berichtete sie. „Ich habe nicht genug Chakra, ist Tsunade-Sama schon wieder da?“, sie biss sich auf ihre Unterlippe. „Nein“, Sakura deutete Itachi sein Oberteil auszuziehen. „Wo befindet sich Tsunade-Sama?“, fragte die Haruno „Das wissen wir nicht“, gestand die Schwester.

„Itachi-San, es tut mir leid, dass ich Sie jetzt frage, aber sie sind nun mal ANBU und daher sind Sie hier der einzige im Moment, der am ehesten wissen könnte, wo sich Tsunade-Sama befindet, also wissen Sie, wo sie ist?“, der Uchiha blickte auf die herab, während sie ihre Arbeit weiter verrichtete. „Darüber darf ich nicht sprechen“, nachdenklich blickte Sakura zur Schwester.

„Wie schlecht steht es um Jiraya-Sama?“, hakte sie nach. „Nicht sonderlich gut, der Chakraverlust seinerseits ist immer noch ziemlich groß“, die Haruno trat einen Schritt zurück und Itachi zog sich wieder sein Oberteil an und wollte den Raum verlassen.

„Warten sie!“, er drehte sich zu der Oberärztin, die sich vor ihn stellte und sich verneigt. „Ich weiß, dass es nicht Ihre Pflicht ist, aber könnten Sie mir bitte im OP assistieren?“, Itachis ruhiger Blick ruhte auf ihr. „Was brauchst du?“, erleichtert blickte sie zu ihm hoch. „Lediglich ihr Chakra. Und Kyoko bereite den OP sofort vor“, die Schwester verschwand. „Also gut. Jiraya-Samas Chakrasystem ist ziemlich verzwickt und ich muss eine Verbindung zu eben diesem aufbauen“, setzte die Haruno an. „Um mein Chakra dann in sein System zu leiten“, beendete Itachi ihren Satz. „Ja. Ich weiß, es ist ziemlich viel verlangt, aber…“ „Lass uns gehen“, mit großen Augen blickte Sakura zu dem Größeren, der auf die Tür zuging.

 

Im OP angekommen stand schon alles bereit und einige Ärztinnen blickten verträumt zu Itachi.

Sakura ließ die Augen rollen und stellte sich an den Tisch, auf dem ihr Patient lag. Sie legte ihre Hände an die Stelle, an der sich das Chakrazentrum Jirayas befand und fing an Chakra in dieses zu leiten.

Itachi legte ohne ein Wort seine Hände auf die ihre und gab sein Chakra dazu.

 

Es war so viel ruhiger als das ihre und dennoch viel intensiver. Es verband sich ziemlich schnell mit den Chakrazellen des Sannin, weshalb es nicht so anstrengend wie zuvor war, das Chakralevel zu steigern.

 

Sakura blickte zu Itachi, welcher das Ganze ohne jede Mühe zu überstehen schien.

Nicht eine Schweißperle stand ihm auf die Stirn geschrieben und es schien ihn noch nicht einmal anzustrengen, obwohl das ein ziemlich komplizierter Vorgang war.

 

Endlich aus dem OP raus verneigte Sakura sich vor Itachi und bedankte sich noch einmal, ehe er verschwand.

 

„Und was hab ich gesagt? Du hast wohl länger gearbeitet“, sprach Ino mit verschränkten Armen, als Sakura zur Tür rein kam. „Aber auch nur, weil ich im OP aufgehalten wurde, ohne Itachi-San hätte das Ganze noch länger gedauert“, entgegnete Sakura. „Ohne Itachi-San? Aber er ist doch gar kein Arzt“, Ino hob eine Augenbraue. „Ich hatten nicht mehr genügend Chakra und er war gerade vor Ort“, berichtete die Haruno. „Du gehst ja richtig ran“, grinste Ino. „Ich gehe überhaupt nicht ran. Ich wollte lediglich einen guten Job hinlegen“, meinte Sakura. „Jaja und jetzt komm, wir müssen dich noch fertigmachen“, sagte Ino. „Jetzt schon?“, die Haruno hob ihre Augenbrauen. „Ja, du musst perfekt aussehen“, Ino sprach so, als ob das selbstverständlich wäre. „Perfektion wird überbewertet“, Sakura atmete einmal tief ein. „Nicht bei den Uchihas“, ein strenger Unterton begleitete ihre Stimme. „Na schön“, gab Sakura nach.

Ino grinste breit.

„Okay, als erstes gehst du duschen und machst dich fertig. Zieh ein Unterwäschenset an…“ „Ino! Ich will doch nicht mit jemandem schlafen“, unterbrach Sakura sie. „Und was ist mit Itachi?“, die Blondine grinste. „Ihn auch nicht! Ich hab auch noch nie mit ihm…“ „Jaja, da kannst du dich sowieso nicht mehr rausreden“, winkte Ino ab. „Aber…“ „Kein Aber. Also…weiter im Text: Noch nicht das Kleid anziehen, zieh dir einen Bademantel über. Dann kümmre ich mich um deine Haare und dein Make-up, dann kannst du dich anziehen“, sprach sie.

Ohne ein weiteres Wort stand Sakura auf und machte sich auf den Weg ins Bad.

 

 

 

„Itachi!“

 

Der Angesprochene ging in die Küche, wo seine Mutter am Kühlschrank stand.

Sie holte immer wieder etwas aus dem Kühlschrank und legte es dann doch zurück. Sie wusste so wie es aussah noch nicht so recht, was sie kochen sollte.

Ihr Sohn konnte nicht nachvollziehen warum sie sich so verrückt mache.

Sakura war lediglich ein Gastbesuch wie jeder andere. Sie war keine bedeutende Person in ihrem Leben. Sie würde nur einmal bei ihnen zu Abend essen und das war’s.

 

„Hat Sakura irgendwelche Allergien? Oder weißt du was ihr Lieblingsgericht ist?“, riss seine Mutter ihn aus seinen Gedanken. „Nein“, antwortete er. „Hm…dann muss ich es wohl auf gut Glück versuchen“, sprach sie und holte Gemüse aus dem Kühlschrank, ehe sie Itachi streng von oben bis unten musterte. „So wirst du mir nicht an den Tisch kommen heute Abend“, der strenge Unterton war nicht zu überhören. „Ich gehe mich fertigmachen“, mit diesen Worten verließ Itachi den Raum.

 

Seine Mutter gab sich nicht oft so viel Mühe, wenn Besuch kam. Sie gab sich jedes Mal Mühe, aber sie fragte nie nach Allergien und machte einfach das was ihr in den Sinn kam.

Aber dieses Mal war es anders. Sakura hatte es ihr offensichtlich richtig angetan und das würde wohl heißen, dass sie sie öfter einladen würde.

Vermutlich würde sie alles über die Oberärztin wissen wollen und vermutlich würde Mikoto sie noch mehr mögen, wenn sie erfuhr, dass Sakura kein Ninja war.

 

Itachi entledigte sich seiner Kleidung und stellte sich unter die Dusche.

Er war noch vor gut fünfzehn Minuten trainieren gewesen und da seine Mutter ihn aufgehalten hatte war er noch nicht zum Duschen gekommen.

 

Aus der Dusche gestiegen trocknete er sich ab, ehe er sich sein Handtuch um die Hüften wickelte und in sein Zimmer verschwand.

Er ging an seinen Kleiderschrank und öffnete ihn.

Anders als bei den meisten war hier überwiegend schwarz zu sehen, zwischendurch immer mal wieder grau, rot und ein wenig weiß.

Itachi zog eine schwarze Hose mit einem schwarzen Oberteil heraus. Er zog sich eine Boxershorts an und danach folgten die ebengenannten Klamotten mit Socken.

Das Oberteil hatte einen V-Ausschnitt und lag ein wenig enger an, weshalb seine Muskeln gut zur Geltung kamen.

 

Unten in der Küche war seine Mutter mitten in der Arbeit, aber aus den Augenwinkeln musterte sie ihn von oben bis unten. Sie schüttelte den Kopf, ehe sie dann ihren Kopf zu ihrem Sohn wandte.

 

„Zieh dir doch bitte ein Hemd an. Sasuke habe ich deswegen auch schon hochgeschickt.“

 

Ohne zu widersprechen tat er was seine Mutter ihm sagte, da er sie nicht verärgern wollte.

Sie wollte einen guten Eindruck bei Sakura hinterlassen, da die Oberärztin vermutlich wie all die anderen dachte. Sie hielt den gesamten Clan sehr wahrscheinlich für arrogant.

Itachi zog sich ein weißes Hemd an, ehe er dann wieder in die Küche ging, wo auch schon sein kleiner Bruder genervt am Tisch saß.

 

„Müssen wir uns wirklich für ein Mädchen wie die so rausputzen?“, er hatte seinen Kopf auf seiner Hand abgestützt. „Sasuke! So redet man nicht über anständige Mädchen!“, tadelte Mikoto ihn. „Anständig? Sie hat sich wie der letzte Dreck uns gegenüber verhalten“, kam es von ihm. „Sie hat Fugaku nur zurechtgewiesen und dich lediglich um Hilfe gebeten“, meinte seine Mutter. „Gebeten ist gut. Sie hat nicht einmal gefragt, sondern ist direkt davon ausgegangen, dass ich ihr helfe“, Sasuke konnte auch kein einziges Mädchen ausstehen. „Sie hat lediglich ihren Job gemacht und sie hatte ja Recht mit der Annahme, dass du Yuki helfen wolltest“, nun sagte Sasuke nichts mehr.

Mikoto warf einen Blick auf die Uhr über der Tür

 „Du meine Güte! Schon so spät? Ich muss mich ja auch noch fertig machen. Itachi, pass bitte auf, dass nichts anbrennt“, mit diesen Worten verschwand sie.

Itachi stellte sich an den Herd.

„Musstest du diese Ärztin unbedingt mit nach hier nehmen?“, der spottende Unterton war nicht zu überhören. „Ich wollte keinen Umweg machen“, antwortete Itachi lediglich. „Und nur wegen dir isst dieses Weib jetzt mit uns zu Abend. Und dazu kommt, dass Mutter sie anscheinend mag und ich habe keine Lust darauf diese Ärztin hier öfter zu sehen“, beschwerte Sasuke sich. „Du kannst sie nur nicht leiden, weil sie dir Befehle erteilt hat“, meinte sein älterer Bruder. „Ich lasse mir doch keine Befehle von einer Ärztin geben“, Sasuke verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie hat dir gesagt, was du tun sollst“, mit diesen Worten war die Diskussion beendet.

 

In dem Moment klopfte es auch schon an der Tür.

Sasuke machte keine Anstalten sich zu bewegen und Itachi konnte nicht vom Herd weg, da seine Mutter ihm die Hölle heiß machen würde, wenn etwas anbrannte.

Schritte waren im Flur zu hören. Es waren Fugakus.

Auch er war nicht gerade davon begeistert, dass seine Frau Sakura zum Abendessen eingeladen hatte.

Aber wenn Mikoto einmal etwas entschieden hatte war das unumstößlich, weshalb Fugaku sich letztendlich fügen musste.

 

Im Eingangsbereich konnte man die eingeschüchterte Stimme Sakuras und die unterkühlte Fugakus hören. Es war eine kurze Konversation, denn nach wenigen Sekunden stand Sakura schon in der Küche, während Fugaku wieder verschwand.

 

„Guten Abend“, Sakura verneigte sich. „Guten Abend“, entgegnete Itachi und Sasuke blieb still.

 

Itachi musterte Sakura von Kopf bis Fuß.

 

Zu ihrem Kleid trug sie ein schwarzes Jäckchen und eine Silberkette mit einem kleinen schwarzen Edelstein als Anhänger. Ihre Haare hatte sie leicht gelockt und den oberen Teil hatte sie zugebunden. Ihr Make-up war auffälliger als sonst. Sie hatte ihre Lippen in einem dezenten Rosa gehalten, aber ihre Augen waren mit Wimperntusche, Eye-Liner und schwarzem Lidschatten geziert.

 

„Ähm…I-Ihren Regenschirm habe ich im Eingangsbereich wieder zurückgestellt.“

 

Sie hatte ihre Hand vor ihre Brust gehoben. Es war ihr unangenehm gewesen, dass Itachi sie so angesehen hatte.

Er nickte und deutete ihr gegenüber von Sasuke Platz zu nehmen.

Sakura bedankte sich bevor sie sich hinsetzte und eine für sie unangenehme Stille aufkam.

 

„So!“, Mikoto kam in die Küche und Sakura stand sofort auf, um sich zu verneigen. „Guten Abend“, begrüßte sie sie. „Ach Sakura!“, Mikoto legte ihre Hände auf die Oberarme der Angesprochenen, „Du musst doch nicht immer so förmlich sein. Du bist hier zu Gast als Bekannte und nicht als Ninja.“ „I-Ich bin gar kein Ninja“, sofort strahlten die Augen Mikotos. „Das höre ich gerne. Dann begibst du dich wenigstens nicht leichtsinnig in Gefahr“, sie strich Sakura eine verirrte Strähne aus dem Gesicht, als wäre sie ihre Tochter.

Nun warf auch Mikoto einen Blick auf das Äußere der Haruno.

„Du siehst bezaubernd aus“, lächelte sie. „D-Danke“, Sakura hatte sich noch nicht an die Situation gewöhnt. „Setz dich doch. Itachi du kannst dich jetzt auch wieder setzen“, die beiden genannten Personen taten was gesagt wurde.

Mikoto stellte sich wieder an den Herd und nahm die Töpfe von der Platte.

„Wo ist euer Vater?“, Mikoto klang ein wenig erbost. „Büro“, Sasuke klang sichtlich genervt. „Sasuke! Leg einen anständigen Ton an den Tag!“, tadelte seine Mutter ihn und er schnaubte auf, weshalb er sich einen wütenden Blick fing. „Du wirst heute abspülen mein Lieber und danach geht’s ins Bett!“, Mikoto richtete den Holzlöffel auf ihren Sohn. „Was ich bin doch keine zwölf!“, entfuhr es ihm. „Widersprich deiner Mutter nicht!“, sie drehte sich wieder zum Herd und füllte einige Schüsseln, die sie dann auf den Tisch stellte. „Fugaku! Essen ist fertig!“, es waren Schritte zu hören und nach wenigen Minuten stand der Gerufene schon im Raum.

Er schenkte Sakura einen kühlen Blick, ehe er sich ans Kopfende des Tisches setzte.

„Ich hoffe du magst Soba Nudeln mit Gemüse“, Mikoto setzte sich schräg gegenüber von Sakura hin. „Ja“, Sakura lächelte ein wenig. „Dann guten Appetit“, alle fingen an zu Essen.

 

Stille kam auf.

 

„Als was arbeitest du denn, wenn du kein Ninja bist? Bist du nur Ärztin oder machst du auch was anderes?“, ein neugieriger Schimmer war in Mikotos Augen zu sehen. „Ich bin nur Oberärztin“, antwortete Sakura. „Was heißt denn hier nur? Du rettest vermutlich am Tag mehr Leben als meine Männer hier“, sprach die Dunkelhaarige.

„Wohl kaum“, bemerkte nun Fugaku. „Fugaku!“, erzürnt blickte seine Frau ihn an.

„Ist schon okay. Viele Ninjas denken so“, versuchte Sakura sie zu beruhigen. „Ich muss mich bestimmt nicht von einer frechen Göre wie dir in Schutz nehmen lassen!“, brauste Fugaku auf und Sakura legte das Besteck hin. „V-Verzeihung. Ich glaube nicht, dass ich hier wirklich willkommen bin Mikoto-San“, Sakura stand auf und verneigte sich, „I-Ich wünsche Ihnen allen noch einen schönen Abend“, mit diesen Worten verließ die Haruno die Küche.

„Sag mal schämst du dich denn gar nicht Fugaku? Sakura ist hier zu Gast und du behandelst sie wie Dreck! Deine Gastfreundschaft lässt stark zu wünschen übrig!“, wütend stand Mikoto auf und ging in den Eingangsbereich.

 

„Sakura, bitte bleib doch noch“, Mikoto stellte sich vor die Siebzehnjährige. „Aber Ihr Mann…“ „Fugaku ist nicht ganz einfach. Ignorier einfach seine Kommentare“, lächelte Mikoto. „Sind Sie sicher, dass ich noch hier bleiben sollte?“, Sakura blickte zur Seite.

Mikoto zog lächelnd ihr Gesicht wieder zu sich.

„Aber ja doch. Lass dich von meinem Mann nicht so einschüchtern“, Sakura blickte sie unsicher an und schlüpfte zögerlich aus ihren Schuhen.

 

Wieder in der Küche setzten sich die beiden Frauen an den Tisch und aßen mit den Männern weiter.

 

„Erzähl uns doch ein wenig von dir, du bist so ruhig“, brach Mikoto die Stille. „Was soll ich Ihnen denn erzählen? Es gibt eigentlich nichts wirklich Wissenswertes über mich“, entgegnete Sakura unsicher. „Doch, ganz bestimmt. Erzähl uns doch von deiner Familie“, Mikoto war sichtlich interessiert an Sakura. „Nun…ich bin vor einem Jahr ausgezogen, weil ich keinen guten Draht zu meinen Eltern hatte und jetzt geht es eigentlich. Aber naja…so ein richtiges Verhältnis wie in üblichen Familien ist das wohl nicht“, erzählte Sakura. „Wohnst du alleine?“, die Haruno schüttelte den Kopf. „Ich wohne mit meiner besten Freundin Ino Yamanaka zusammen, weil wir uns einzeln die Häuser, beziehungsweise Wohnungen nicht leisten können“, antwortete sie. „Verstehe“, Mikoto nickte, „Wie alt bist du jetzt?“ „Sieb…“, mitten im Satz brach Sakura ab und blickte an Mikoto und Sasuke vorbei, aus dem Fenster.

Mikoto drehte sich ebenfalls um.

„Stimmt etwas nicht Sakura?“, die Angesprochene schüttelte ihren Kopf und lächelte entschuldigend. „V-Verzeihung…ich…ich…“ „Möchtest du vielleicht den Garten sehen?“, unterbrach Mikoto sie. „Wenn es Ih…ich meine dir keine Umstände macht“, erneut schweifte Sakuras Blick für einige Sekunden aus dem Fenster, während Mikoto auf die Uhr sah. „Nun gut. Ich zeige dir den Garten und dann kümmre ich mich um den Nachtisch“, die Dunkelhaarige stand auf, gefolgt von Sakura.

 

Die Haruno verneigte sich noch einmal bevor sie mit Mikoto die Küche verließ. Sie folgte der Uchiha in den Garten, den sie dann einmal ausführlich gezeigt bekam.

 

Er war wirklich groß.

 

„Ich muss jetzt Nachtisch machen, du kannst dich gerne noch etwas umsehen.“

 

Mikoto verschwand und Sakura biss sich auf die Unterlippe, da sie es ziemlich unhöflich fand herumzuschnüffeln, aber sie war zu neugierig.

Die Rosahaarige suchte das Fenster der Küche, doch es war nichts mehr zu sehen. Sie hörte ein Rascheln in einem Strauch, an den sie trat.

 

„Was machst du da?“, erschrocken drehte Sakura sich um und blickte direkt in die Augen Itachis. „Ich…ähm…“, sie nagte an ihrer Unterlippe. „Du warst vorgestern auch schon hier“, Sakura fühlte sich ertappt und sah zur Seite.

Itachi trat an sie heran.

„Was hast du hier gewollt?“, seine Stimme jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken. „Ich…“, sie wusste nicht ob sie lügen sollte oder nicht, „D-Das würden Sie mir sowieso nicht glauben. Ich war aber nicht in böser Absicht hier, das kann ich ihnen versichern.“ „Was hast du hier gemacht?“, anscheinend hatte Itachi nicht vor lockerzulassen. „Ich…da war…“, wieder schweifte ihr Blick weg und sie blickte in das grinsende Gesicht der Katze, welche den Kopf schüttelte. „Nun…also…“, angestrengt dachte Sakura nach und plötzlich hörte sie ein Krächzen.

Auf Itachis Schulter ruhte eine Krähe, welche nun auf die ihre flog.

„Na kleiner Mann“, sie kraulte das Tier. „Woher kennst du ihn?“, Sakura blickte in das kalte Gesicht Itachis. „Ich habe ihn vorgestern verletzt gefunden und geheilt“, die Krähe schmiegte ihren Kopf an Sakura. „Warst du deswegen hier?“, sie nickte. „Erstaunlich“, fragend blickte Sakura den Uchiha an. „Woher wusstest du, dass er verletzt war?“, hakte er nach. „Wir alle haben unsere Geheimnisse“, antwortete Sakura.

 

„Itachi! Sakura! Essen ist fertig!“

 

Die Krähe flog davon und die beiden gingen in die Küche, wo sie sich an den Tisch setzten.

 

„Was habt ihr denn da draußen gemacht?“, ein Lächeln umspielte Mikotos Lippen, als sie das Essen servierte. „Ich habe Sakura darauf angesprochen, was sie vorgestern hier gemacht hat“, nun richteten sich alle Blicke – Itachis Ausgeschlossen – auf sie. „Und was hast du hier gemacht? Du hättest doch vorbeikommen können“, sprach Mikoto.

„Sie hat rumgeschnüffelt! Sie ist doch Tsunades kleiner Liebling!“, brauste Fugaku auf. „Ich habe lediglich die Krähe von Itachi-San geheilt“, erzählte die Haruno. „Und das sollen wir dir glauben? Dass ich nicht lache! Was solltest du für Tsunade herausfinden!“, der Uchiha wurde lauter. „G-Gar nichts…ich sage…“ „Lüg uns nicht an!“, unterbrach er sie. „Aber ich lüge nicht“, Sakuras Stimme wurde leiser und im Moment hasste sie Itachi dafür, dass er sie verpetzt hatte. „Woher hast du gewusst, dass die Krähe verletzt war? Das kann kein Mensch mal eben so hellsehen! Und vor allem nicht so eine kleine Ärztin wie du!“, Sakura senkte den Blick und umklammerte den Rock ihres Kleids. „Ich bin nicht von…“ „SAG UNS DIE WAHRHEIT!“, die Haruno zuckte zusammen.

Sie biss sich auf ihre Unterlippe und stand schließlich auf.

„Danke für das Essen Mikoto-San, es hat mir wirklich geschmeckt, aber mir ist der Appetit vergangen. Und es ist wohl besser, wenn ich jetzt gehe“, die Haruno verneigte sich und lief in den Eingangsbereich. „BLEIB GEFÄLLIGST HIER!“, Fugaku stand auf und eilte in den Eingangsbereich, wo er nach dem Oberarm der Ärztin griff. „Sie tun mir weh!“, Sakura stiegen die Tränen in die Augen, so viel Angst hatte sie im Moment. „WIE ERBÄRMLICH!“, Fugaku schubste sie weg und sie fiel zu Boden.

„FUGAKU!“, Mikoto stand hinter ihm und er ging davon.

Die Dunkelhaarige hockte sich zu der bereits weinenden Sakura und wollte die Arme um sie legen, doch sie schüttelte den Kopf.

„E-Es ist schon okay“, sie zwang sich zu einem Lächeln. „Sakura“, Mikoto strich ihr einige Haare hinters Ohr. „L-Lassen Sie das bitte“, der Blick Mikotos wurde zunehmend besorgter. „Du sollst doch du sagen“, Sakura schüttelte den Kopf. „I-Ich kenne Sie doch nicht einmal“, mit diesen Worten stand die Haruno auf. „Ich werde jetzt gehen“, sie lief aus dem Haus und die Straße entlang.

 

Das war wohl der furchtbarste Abend in ihrem gesamten Leben gewesen. Und für dieses Desaster hatte sie so viel Geld ausgegeben, das konnte doch nicht wahr sein.

 

Was hatte sie sich gedacht?

Dass sie willkommen war?

Dass sie einen guten Eindruck hinterlassen würde?

 

Im Moment ging alles nur noch den Bach runter.

Schlaflose Nächte, dieser ständige Alptraum, der heutige Abend.

 

Konnte es noch schlimmer kommen?

 

Bestimmt, so viel Glück wie die Haruno im Moment hatte.

Vermutlich würden ihr als nächstes die Patienten wegsterben oder sie würde das Haus verlieren. Vielleicht schmiss Ino sie ja auch raus und sie müsste wieder zu ihren Eltern ziehen.

 

Hatte sie irgendwas verbrochen oder warum war ihr Leben im Moment die reinste Hölle?

Sollte das irgendeine Strafe sein für etwas, was sie mal getan hatte?

Aber was sollte sie schon großartig getan haben?

 

Am liebsten würde sie sich von jetzt auf gleich auflösen wollen. Sie wollte wenigstens für einen Tag unsichtbar sein, damit ihr nichts passierte. Sie wollte Menschen aus dem Weg gehen und sich einfach nur noch zu Hause in ihre Bettdecke einmummeln.

Aber vermutlich würde sie dann einschlafen und das würde heißen, dass sie wieder diesen Traum haben würde. Und darauf hatte sie nun wirklich keine Lust.

Noch nicht einmal schlafen konnte sie, um ein paar Stunden der Realität zu entkommen.

 

Das war doch zum Haare ausreißen!

 

Zu Hause angekommen hörte sie schnelle Schritte und schon nach wenigen Sekunden befand Sakura sich in den Armen ihrer besten Freundin.

 

„Du musst mir alles erzählen.“

 

Ino löste die Umarmung wieder und lächelte ihre beste Freundin an.

Doch als sie das verheulte Gesicht Sakuras erblickte verschwand ihr Lächeln. Sie blickte Sakura besorgt an und strich ihr über die Wangen.

 

„Was ist passiert?“, Sakura schüttelte nur den Kopf. „Komm, ich mache uns Tee und dann erzählst du mir alles“, Sakura stellte ihre Schuhe ab und setzte sich auf die Couch, während Ino Tee machte.

„Also was ist passiert?“, Ino reichte ihrer besten Freundin eine Tasse. „Es war furchtbar“, schluchzte die Haruno und nahm einen Schluck von ihrem Tee. „Das kann ich mir denken, wenn du so weinst“, meinte Ino. „Fugaku-San war gar nicht erbaut davon…dass ich zum Essen eingeladen war…“, setzte die Haruno an. „Scheiß doch auf den Wichser. Der ist ein arrogantes Arschloch“, kommentierte Ino. „Wie alle anderen Uchihas auch“, stimmte Sakura zu. „Auch Itachi?“, Sakura nickte. „Auch Itachi-San“, bestätigte sie. „Hat er etwas damit zu tun, dass du weinst?“, ein leicht wütender Unterton begleitete Inos Stimme. „Kann man so sagen“, Sakura klang nachdenklich und nahm einen Schluck von ihrem Tee. „Was hat er denn gemacht?“, bohrte Ino nach. „Also vor dem Nachtisch war es ja noch halbwegs erträglich“, begann Sakura. „Warum nur halbwegs?“, Ino hob eine Braue. „Fugaku-San hat sich beschwert, dass ich zum Essen eingeladen war“, berichtete die Rosahaarige, ehe sie dann fortsetzte, „Mikoto-San hat mir dann noch den Garten gezeigt und mich dann alleine gelassen, um den Nachtisch vorzubereiten und dann kam Itachi-San“, Sakura nahm erneut einen Schluck von ihrem Tee. „Hat er irgendwas versucht? Dich zu küssen? Oder mehr?“, sprudelte es aus Ino. „Nein, Itachi-San würde so etwas doch nicht machen“, verteidigte Sakura ihn. „Und was wollte er dann?“, hakte die Blondine nach. „Er hat mich gefragt was ich vorgestern im Uchihaviertel gemacht hab“, antwortete Sakura zögerlich. „Und was hast du dort gemacht?“, Inos Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Seine Krähe war verletzt und ich hab sie geheilt“, erzählte die Siebzehnjährige. „Woher wusstest du, dass seine Krähe verletzt war? Wir wohnen nicht einmal in der Nähe des Uchihaviertels“, Ino war sichtlich verwirrt. „Ich konnte nicht schlafen und war spazieren. Dabei habe ich nicht auf meine Umgebung geachtet und ehe ich mich versah befand ich mich im Uchihaviertel“, log die Haruno. „Okay. Und jetzt erzähl weiter, was ist danach passiert?“, kam Ino wieder auf das eigentliche Thema zu sprechen. „Ich habe Itachi-San erzählt, dass ich seine Krähe geheilt habe und auch er wollte dann wissen, woher ich wusste, dass sie verletzt war. Und weil ich ihm nicht erzählen wollte, dass ich nicht schlafen konnte habe ich ihm gesagt, dass wir alle unser Geheimnis haben“, langsam nickte Ino, „Dann hat Mikoto-San uns reingerufen. Drinnen hat sie dann gefragt worüber Itachi-San sich mit mir unterhalten hat und dann hat er erzählt, dass ich vorgestern im Uchihaviertel war“, Ino schnaubte auf. „So ‘ne Petze!“, sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Hm…auf jeden Fall wollte dann auch Mikoto-San erfahren, was ich dort gemacht hab und ich habe ihr erzählt, dass ich Itachi-Sans Krähe geheilt hab und daraufhin ist Fugaku-San völlig ausgeraster und hat mich als Lügnerin dargestellt. Er hat mich nur noch angebrüllt und ich bin gegangen“, beendete Sakura ihre Erzählung. „So ein Wichser! Darum musst du gar nichts geben, der Kerl ist es nicht Wert Sakura“, Ino nahm ihre beste Freundin in den Arm. „Trotzdem war es furchtbar“, meinte sie und schmiegte sich an Ino. „Komm erst mal wieder runter“, Ino strich ihr über den Oberarm. „Ich werde mir morgen frei nehmen, ich brauche einfach mal Ruhe“, mit diesen Worten stand Sakura auf und verschwand in ihrem Zimmer.

 

Ino saß noch einige Minuten so da und erdolchte Itachi in ihren Gedanken.

Dieser Schnösel hätte ja wenigstens einmal die Klappe halten können oder in diesem Moment lügen können, aber das war wohl zu viel verlangt. Er stand ja über Sakura und sah es nicht ein sie in Schutz zu nehmen, da sie ja nur Oberärztin war.

Wütend schüttelte Ino de Kopf und ging in ihr Zimmer, wo sie sich schlafen legte.

 

Es fing gerade einmal an zu dämmern als ein dumpfes Klopfen an der Haustür der beiden Mädchen zu hören war.

Ino war direkt genervt, da derjenige, der gerade klopfte sie aus ihrem Schlaf gerissen hatte und dabei hätte sie noch drei Stunden zum Schlafen gehabt.

Da sie aber davon ausgehen konnte, dass der Besucher für sie war, weil es sich sehr Wahrscheinlich ein Ninja oder jemand aus ihrem Team war, stand sie auf. Sie verließ ihr Zimmer und machte sich auf den Weg zur Tür, die sie mit einem gereizten Schnauben öffnete, um deutlich zu machen, dass der Besucher ihrer Meinung nach viel zu früh auf der Matte stand.

Es handelte sich um einen ANBU, der vor ihr stand, was sie sichtlich verwirrte.

 

Seit wann schickte man denn ANBUS für sie los?

 

„Kann ich Ihnen helfen?“, Ino verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich muss zu Sakura Haruno“, nun hob Ino ihre Brauen. „Sind Sie sich sicher, dass sie nicht mich Ino Yamanaka meinen?“, fragte sie vorsichtshalber nach. „Absolut“, verdattert blickte Ino den Mann vor ihr an. „Sie hat sich heute aber frei genommen“, warf sie ein. „Das tut nichts zur Sache, ich muss zu ihr“, so wie es aussah war es dringend. „Also gut“, seufzte die Blondine und drehte sich Richtung Flur, „Sakura!“

 

Nach wenigen Minuten stand die Haruno schon im Eingangsbereich. Sie hatte sich eine Jacke übergezogen und hatte sie eng um ihren Körper gewickelt, da ihr anscheinend kalt war.

 

„Der Besuch hier ist für dich“, mit diesen Worten verschwand Ino und ließ eine verwirrte Sakura zurück.

„Ähm…guten Morgen, wollen Sie nicht erst einmal rein kommen?“, ohne darauf zu antworten trat der Mann ein und Sakura schloss die Tür. „Sind Sie sich sicher, dass sie nicht meine Mitbewohnerin Ino Yamanaka suchen?“, hakte sie nach. „Nein“, langsam nickte Sakura. „Und wie kann ich Ihnen helfen? Ich habe mir für heute frei genommen“, sprach sie. „Tsunade-Sama möchte das du unverzüglich zu ihr kommst“, nun stutzte die Haruno. „Tsunade-Sama? Hat sie gesagt was sie von mir möchte?“, der Mann schüttelte den Kopf. „Ich muss jetzt auch los“, mit diesen Worten verpuffte der Mann.

„Was wollte er?“, Ino trat mit einer Tasse schwarzen Kaffee zu ihrer besten Freundin, der sie die Tasse gab. „Ich soll unverzüglich zu Tsunade-Sama“, sie nahm einen Schluck von dem Getränk. „Du sollst zu Tsunade? Was will sie von dir?“, Sakura zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung“, nachdenklich trank sie den Kaffee nun in einem Zug aus, „Ich mache mich schnell fertig.“

 

Sakura eilte in ihr Zimmer, wo sie sich schnell eine kurze Hose aus Stoff mit einem Top anzog, ehe sie dann ihre Haare zu einem lockeren Dutt hochsteckte, was alles andere als ordentlich aussah, aber Tsunade hatte sie schon in schlimmeren Aufzügen gesehen. Sie ging wieder in den Eingangsbereich, wo sie sich schnell ein paar Schuhe anzog und dann das Haus mit ihrem Hausschlüssel in der Hand verließ.

 

Was wollte Tsunade von ihr?

 

Noch nie hatte Tsunade jemanden losgeschickt, um die Haruno so früh aus den Federn zu reißen.

Okay, geschlafen hatte sie nicht, aber trotzdem war es komisch.

Und dazu kam, dass sie nicht irgendwen sondern direkt einen ANBU geschickt hatte. Das konnte ja schon nichts Gutes heißen.

 

Sakura klimperte mit dem Hausschlüssel in ihrer Hand rum, als würde ihr das Helfen eine Antwort auf ihre Frage zu finden. Sie stand nun vor dem Hokageturm und betrat ihn. Natürlich hörte sie sofort auf mit dem Schlüssel in ihrer Hand zu spielen und atmete einmal tief durch, als sie vor der Bürotür der Hokage zum Stehen kam. Sie sah noch einmal an sich herunter, um zu checken, dass sie nicht ganz so furchtbar aussah. Dann klopfte sie an.

 

„Herein.“

Shock

Gerade aufgestanden machte Itachi sich auf den Weg in die Küche.

Er war vermutlich der einzige, der so früh aufstand, da überall das Licht aus war und auf den Straßen nichts zu hören war.

Er setzte Wasser auf den Herd auf und wartete darauf, dass es zu kochen anfing, ehe er es in eine schwarze Tasse gab. Dann suchte er nach einem Teebeutel, den er in das Wasser gab. Die Tasse stellte er auf den Tisch, ehe er sich aus dem Kühlschrank einen Apfel, ein Ei und drei Reisbällchen holte.

 

Nachdem das Ei gekocht war setzte er sich an den Tisch und fing in Ruhe an zu frühstücken.

 

Schon immer hatte er lieber allein gegessen.

Fugaku war morgens nicht in bester Stimmung und dazu kam, dass seine Mutter ihn dann immer zurechtwies, damit wenigstens für einige Minuten Harmonie herrschte.

Aber dann gab es wenige Minuten sowieso schon wieder irgendetwas, weshalb sein Vater sich aufregte und Mikoto ihn erneut in seine Schranken wies und das ging dann die ganze Zeit so weiter, wenn man die Gespräche zwischen Mikoto und ihren Söhnen zwischendurch wegließ.

 

Itachi hatte den Apfel fertig aufgegessen und legte die Kitsche zurück auf den Teller. Er wollte sich an das Ei machen, doch er hielt inne und legte den Löffel schließlich hin.

 

„Was gibt’s?“, ein ANBU, der hinter ihm stand setzte sich nun gegenüber dem Uchiha hin. „Tsunade-Sama ruft nach dir“, Itachi nickte, dann verschwand der ANBU.

 

Itachi ließ sich von dieser Mitteilung nicht aus der Ruhe bringen und aß auf. Dabei war er schnell, aber dennoch war er die Ruhe in Person. Er stand auf und spülte die Sachen schnell weg, ehe er in sein Zimmer ging, wo er sich seine Uniform anzog, ehe er sich dann auf den Weg zum Hokageturm machte.

 

Er sprang über die Dächer hinweg und schließlich durch das offene Zimmer, das in Tsunades Büro führte.

Die Hokage mochte es nicht sonderlich wenn die Ninjas durch ihr Fenster sprangen, doch sie verkniff es sich,  sich aufzuregen. Sie deutete Itachi mit einer Handbewegung sich vor sie zu stellen, da sie es nicht leiden konnte sich mit jemandem zu unterhalten und ihr Gesprächspartner ihr nicht ins Gesicht sah.

 

„Hast du schon mal etwas von der Schriftrolle des Nebels gehört?“, sofort wurde Itachi hellhörig. „Angeblich soll ein Jonin Kirigakures diese Schriftrolle entwickelt haben und damit ein ganzes Dorf verschwinden lassen“, Tsunade nickte. „Weißt du auch was danach mit der Schriftrolle geschehen sein soll?“, fragte sie weiter. „Sie soll sich mit in Nebel aufgelöst haben“, antwortete Itachi. „Hast du noch weitere Informationen zu diesem Fall?“, Itachi schüttelte den Kopf. „Im selben Moment, in dem das Dorf verschwunden ist, soll dort ein Tempel entstanden sein. Niemand wusste wer ihn gebaut hatte, doch als einige Ninjas losgeschickt wurden, um zu sehen was es mit dem Tempel auf sich hatte ist er mit ihnen verschwunden“, Itachi blickte der Hokage direkt in die Augen. „Davon steht nirgendwo etwas geschrieben“, stellte der Dunkelhaarige fest. „Korrekt. Es wurde nie bestätigt ob das Ganze was mit dem Verschwinden des Dorfes und der Schriftrolle zu tun hat und der Ninja, der sie entwickelt hat ist tot“, Tsunade lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schmiss eine Akte auf den Schreibtisch.

Itachi nahm die Akte an sich und blätterte sie durch.

„Ein ganzes Dorf ist mitsamt seinen Bewohnern verschwunden und an dessen Stellte steht nun ein Tempel dort“, setzte die Hokage an, „Ich will, dass du mit deinem Team der Sache auf den Grund gehst. Sollte sich die Schriftrolle dort befinden wirst du sie sicherstellen und mir übergeben.“ „Was haben Sie mit der Schriftrolle vor?“, Itachi entging auch wirklich nichts. „Ich werde sie vernichten“, Itachi nickte und wollte schon verschwinden, doch Tsunade hielt ihn zurück: „Ach Itachi, Sarana wird dein Team begleiten. Sie hat ein paar Kenntnisse in der Medizin und da wir nicht wissen was in dem Tempel auf euch zukommt, ist sie eine Absicherung.“

 

Itachi drehte sich um und schien einige Sekunden lang zu überlegen, da er nicht direkt sprach.

 

„Wie lange ist Sarana schon in der Ausbildung zur Medic-Nin?“, mit dieser Frage hätte Tsunade nicht gerechnet, weshalb sie ihre Augenbraue hob. „Sie hat die Ausbildung nur zwei Monate gemacht und abgebrochen, aber sie ist im Moment der einzige Medic-Nin, der zur Verfügung steht“, antwortete die Blondine. „Dürfte ich jemand anderen vorschlagen?“, Tsunade überlegte einige Minuten.

 

„Wen?“, brach sie schließlich das Schweigen. „Sakura Haruno“, nun wanderte auch die zweite Braue Tsunades in die Höhe. „Aber Sakura hat nicht die Ausbildung zum Ninja gemacht, sie würde niemals mit eurer Geschwindigkeit, geschweige denn eurer Ausdauer mithalten können“, warf sie ein. „Aber Sakura Haruno verfügt über enormes medizinisches Wissen und sie hat bewiesen, dass sie weitaus fähiger als einige andere Medic-Nins ist, als sie Yuki behandelt hat“, dass er mit andere Medic-Nins auch Tsunade meinte war ihr klar, doch sie ignorierte es. „Das mag schon sein, aber was bringt dir das, wenn sie bereits nach einer Viertelstunde hinter euch her geht und am Ende ihrer Kräfte ist?“, natürlich hatte Itachi das klar durchdacht. „Ich werde ihr Kyo zur Verfügung stellen, er ist schnell und kann sie im Notfall auch beschützen“, Tsunade biss sich auf ihren Daumennagel, doch bevor sie etwas sagen konnte wurde sie von einem Klopfen unterbrochen.

„Herein“, ein ANBU mit Katzenmaske trat herein. „Wie sieht’s aus Yamato?“, er nickte lediglich. „Alles ruhig“, Tsunade nickte zufrieden. „Dann schick mir doch bitte Sakura Haruno her. Sie soll unverzüglich herkommen“, ohne groß nachzufragen nickte er und verschwand.

 

Erst nach dreißig Minuten ertönte das erwartete Klopfen an der Tür.

In der ganzen Zeit hatte Stille geherrscht und Tsunade hatte in ein paar Akten rumgewühlt.

 

„Herein“, Sakura öffnete die Tür, doch als sie Itachi sah blieb sie abrupt im Türrahmen stehen und schluckte, ehe sie sich verneigte. „G-Guten Morgen“, stotterte sie und trat dann schließlich ganz ein und schloss die Tür hinter sich. „Guten Morgen Sakura“, der Haruno gefiel die ernste Miene der Hokage nicht und noch weniger gefiel es ihr, dass Itachi auch im Raum war.

 

Außerdem schämte sie sich nun doch in dieser Aufmachung zur Hokage gegangen zu sein.

Vermutlich dachte Itachi nun, dass sie keinen Respekt vor der Hokage hatte, was definitiv nicht der Fall war.

 

Was machte er überhaupt hier?

Bekam sie nun Ärger wegen gestern?

War er deswegen zu Tsunade gegangen?

 

„Was möchten Sie von mir?“, fragte sie nun vorsichtig. „Du wirst mit Itachi und seinem Team auf Mission gehen“, brachte Tsunade die Sache direkt auf den Punkt. „W-Wie bitte? Aber ich bin doch kein Ninja! Ich kann doch nie im Leben mit Itachi-San und seinem Team mithalten!“, sprudelte es aus ihr nur so heraus. „Du bist die fähigste Ärztin Konohas und für diese Mission ist es wichtig, dass wir eine Absicherung haben, falls es schwerwiegende Verletzungen gibt“, erklärte Tsunade. „Ja, aber Sie haben doch viele fähige Medic-Nins“, warf Sakura ein. „Die sind alle auf Mission, also wirst du Itachi begleiten“, die Haruno blickte nun zu dem Größeren und dann wieder zur Hokage. „Und wie soll ich bitte mit Itachi-San und seinem Team mithalten können?“, hakte sie nach. „Du wirst auf Itachis vertrautem Geist reiten“, Sakura nickte. „Und wie stellen Sie sich das ganze vor?“, fragte sie weiter, „Ich meine, ich kann mich ja nicht einmal selbst verteidigen.“ „Itachis Team wird für deine Sicherheit garantieren müssen“, nun blickte Itachi der Hokage direkt in die Augen, doch bevor er zu Wort kommen konnte sprach sie schnell weiter, „außerdem kann Kyo dich im Notfall beschützen.“ „Okay“, die Unsicherheit in Sakuras Stimme war nicht zu überhören. „Worum geht es eigentlich in der Mission?“, hakte sie nach. „Itachi wird dir und den anderen alles erklären. Ihr könnt jetzt gehen“, Sakura nickte und blickte dann zu dem Uchiha.

 

„In einer Stunde am Haupttort.“

 

Itachi verpuffte und Sakura verneigte sich, ehe sie den Raum verließ.

Sie verließ das Gebäude und ging zügig nach Hause. Sie wollte noch duschen und musste gucken was sie mitnehmen musste.

 

Warum ausgerechnet sie?

 

Tsunade hätte doch irgendwen anderes losschicken können. Als ob alle Medic-Nins auf Mission waren, einen gab es doch immer.

Außerdem würde Tsunade doch niemals von selbst auf die Idee kommen, sie, eine einfache Oberärztin, die keine Ausbildung zum Ninja hatte, auf eine Mission zu schicken. Tsunade hatte ja schon viele Dinge gebracht, aber selbst sie würde so etwas nie tunt.

Es musste Itachi gewesen sein, der sie für diese Mission haben wollte. Immerhin war es ja auch er, der freiwillig zur Routine kam und das obwohl er ein Uchiha und sie eine x-beliebige Ärztin war.

 

Aber warum?

Was hatte er davon?

Wollte er sehen wie sie sich blamierte?

Wollte er sie nochmal in Schwierigkeiten bringen?

 

Sakura war verwirrt und sie verstand das Ganze einfach nicht. Sie fand keine Antworten auf ihre Fragen und noch weniger verstand sie was Itachi an ihr fand.

Er konnte doch ausgebildete Ninja mit auf die Mission nehmen, doch stattdessen entschied er sich für sie.

 

Er!

Itachi Uchiha!

Der angesehenste ANBU!

 

Die Haruno schüttelte den Kopf und öffnete die Haustür, wo Ino schon im Eingangsbereich mit verschränkten Armen auf sie wartete.

Ino blickte sie ernst und ein wenig genervt an.

 

„Das hat ja lange gedauert“, meinte die Blondine, „Was wollte Tsunade von dir?“ „Es war wohl eher Itachi-San, der was von mir wollte“, korrigierte Sakura sie. „Itachi? Itachi! Nachdem was der gestern geleistet hat!“, brauste Ino auf. „Beruhige dich Ino, ich muss noch schnell duschen“, die Haruno ging ins Bad, aber so leicht ließ Ino sich nicht abschütteln.

Ino verfolgte ihre beste Freundin bis ins Bad.

„Was wollte die Faltenpetze denn von dir?“, bohrte Ino nach. „Er hat mich für eine Mission angeheuert“, Sakura stieg unter die Dusche und stellte das Wasser an. „Er hat was? Und Tsunade hat einfach zugestimmt? Sag mal haben die alle irgendwas genommen? Du bist noch nicht mal ein ausgebildeter Ninja!“, regte sich die Yamanaka auf. „Das habe ich ihnen auch gesagt, aber Itachi-San hat alles daran gesetzt mich für diese Mission zu bekommen. Er lässt mich auf seinem vertrauten Geist reiten, damit ich mithalten kann“, erzählte die Haruno, welche sich gerade das Shampoo aus den Haaren spülte. „Das ist doch unfassbar! Erst reitet der dich in richtige Scheiße bei seinen Eltern und jetzt will der dich für eine Mission? Was bildet der sich eigentlich ein?“, entfuhr es Ino. „Ziemlich viel und das kann er sich auch leisten bei seinem Stand“, Sakura spülte sich die Spülung aus ihren Haaren und das Duschgel von ihrem Körper, ehe sie dann aus der Dusche stieg. „Mir egal wie weit der über mir steht! Wenn ich den das nächste Mal sehe bekommt der eine aufs Maul!“, Sakura schüttelte den Kopf. „Dazu musst du erst mal kommen. Itachi-San ist nicht umsonst ANBU“, die Haruno machte den Föhn an und Ino wartete geduldig bis die Haare ihrer besten Freundin trocken waren.

 

„Dazu wird es kommen! Da kann Itachi so schnell und so gut sein wie er will!“, entfuhr es Ino als Sakura auf dem Weg in ihr Zimmer war. „Dann viel Glück dabei. Wenn du im Krankenhaus landest ist es dein Pech“, die Haruno suchte sich was zum Anziehen raus. „Das kannst du nicht nehmen, was willst du machen wenn es regnet?“, Sakura legte das Top zurück und kramte einen hellgrünes, langärmliges, dünnes Kapuzenshirt raus. „Besser?“, zufrieden nickte Ino und Sakura zog sich an. „Weshalb sollst du eigentlich mit auf Mission?“, fragte Ino nach, als Sakura sich angezogen, einen Zopf gemacht hatte und einen Rucksack schnappte und sich auf den Weg in den Eingangsbereich machte. „Sie brauchen einen Mediziner als Absicherung“, antwortete die Angesprochene. „Warum fragen die keine Medic-Nin?“, Ino hob eine Braue. „Angeblich sind im Moment alle auf Mission“, erzählte Sakura im ungläubigen Ton und zog sich weiß-schwarze Turnschuhe an. „Alles klar und ich strebe den Posten als Hokage an“, Ino verschränkte die Arme vor der Brust. „Reg dich nicht so auf“, lächelte Sakura, „Ich muss noch zum Krankenhaus ein paar Arzneisachen holen und dann geht’s schon los.“ „Pass auf dich auf Süße“, Ino nahm ihre beste Freundin in den Arm, „Und lass dich nicht von dem Penner bevormunden.“ „Muss ich wohl, drück mir die Daumen, dass nichts schiefgeht“, Ino drückte ihre beste Freundin sanft etwas von sich weg. „Mach ich und wenn ihr wieder da seid trete ich Itachi persönlich in den Arsch“, Sakura schüttelte den Kopf und verließ dann das Haus.

 

Nachdem Sakura einige Arzneimittel – Verbandszeug, Salben, Jod und vieles mehr – Wasser und was zu essen besorgt hatte steuerte sie geradewegs auf das Haupttor zu. Sie sah schon von weitem Itachi, Sasuke und Shisui, die auf sie warteten. Sie atmete einmal tief durch und wollte zügiger gehen, doch dann blieb sie abrupt stehen und blickte in eine Gasse rechts von sich.

 

Da war sie wieder.

 

Sakura blickte direkt in ihr grinsendes Gesicht.

Die Katze hob ihre Hand und winkte sie zu sich, doch Sakura schüttelte den Kopf und wollte weiter gehen.

Aber plötzlich durchfuhr ein stechender Schmerz ihren Bauch und sie keuchte. Sie blickt zu der Katze, die sie erneut zu sich winkte. Einmal schweifte ihr Blick kurz zu Itachi und seinen Leuten, doch dann lief sie zu der Katze.

 

„Was ist?“, zischte sie, doch die Katze hielt nur ihren Finger vor ihre aufgemalten Lippen. „Ich habe keine Zeit dafür! Ich muss los!“, sprach die Haruno etwas leiser und bekam ein Kunai überreicht. „Was soll ich damit?“, sie blickte vom Kunai auf, doch die Katze war verschwunden.

Sakura betrachtete das Kunai ein wenig genauer.

„Ein Siegel?“, sie wusste nicht was sie damit anfangen sollte, doch sie verstaute die Waffe in ihrem Rucksack.

„Was machst du hier?“, ruckartig drehte sich die Haruno um und blickte erschrocken in Shisuis Augen. „Shisui-San! I-Ich…Verzeihung, dass ich euch warten lasse, ich dachte ich hätte etwas gesehen“, Sakura verneigte sich vor dem ANBU.

Shisui nickte und ging mit Sakura zu den anderen beiden.

„Na endlich“, kam es genervt von Sasuke und Sakura sah schuldig zu Boden. „Mensch Sasuke! Die zwei Minuten wirst du wohl verkraften können“, erstaunt blickte Sakura zu Shisui. „Hn“, Shisui sah nun runter zu Sakura. „Lass dich von dem nicht so runterziehen, der ist immer so“, fast wäre der Angesprochenen die Kinnlade nach unten gefallen.

 

Nahm Shisui sie gerade ernsthaft in Schutz?

 

„Reißt euch zusammen“, meldete Itachi sich nun ruhig zu Wort. „Was ist unser Ziel?“, sofort wurde Shisui ernst. „Südlich von hier ist ein Dorf mit seinen Bewohnern verschwunden und an dessen Stelle steht nun ein Tempel. Wir sollen in den Tempel und falls sich dort die Schriftrolle des Nebels befindet, sollen wir sie sicherstellen und Tsunade übergeben. Noch Fragen?“, zögerlich hob Sakura ihre Hand und Itachi blickte zu ihr. „Wo genau komme ich da ins Spiel? Ich verstehe nicht ganz, warum Sie für so etwas einen Mediziner benötigen“, sprach sie. „Etwas Ähnliches ist schon einmal vorgekommen und die, die in den Tempel gegangen sind, sind mit ihm verschwunden“, langsam nickte Sakura. „Und was ist mit dem Dorf und den Bewohnern? Wollen Sie denn nicht wissen was mit ihnen passiert ist?“, fragte sie weiter. „Das ist nicht unser Problem“, Sakura blickte zu Boden.

 

Genau das war es, was sie am Ninjadasein nicht ausstehen konnte: Diese Gefühllosigkeit.

 

Itachi und die anderen gingen ein Stück aus dem Dorf und im nächsten Moment machte Itachi Fingerzeichen und schon stand ein riesiger Schwarzfuchs vor ihnen.

Sakura erschrak bei der Größe und wich einen Schritt zurück.

 

„Keine Angst, der beißt schon nicht“, meinte Shisui und lächelte, was Sakura noch mehr erstaunte.

„Kyo, unauffälliger“, augenblicklich schrumpfte der Fuchs auf eine weniger angsteinflößendere Größe.

Er reichte Sakura nun ungefähr bis unter die Brust.

„Seit wann rufst du mich bevor wir in der Nähe von Gegnern sind Itachi?“, der Fuchs drehte sich zu seinem Herrn. „Sakura wird auf dir reiten“, sprach Itachi lediglich. „Was? Ich soll einen Menschen auf mir reiten lassen, als wäre ich ein Pferd? Wo ist diese Göre?“, augenblicklich versteckte sich die Haruno hinter Shisui. „Sie ist kein Ninja und kann nicht selber mit uns mithalten“, erklärte Itachi. „Warum nehmt ihr sie dann mit?“, fragte der Fuchs. „Sie ist die beste Ärztin Konohas“, antwortete Itachi. „Schon mal was von Medic-Nins gehört?“, Sasuke war sichtlich genervt von dieser Diskussion.

„Kyo, stell dich nicht so an, hier ist sie“, genervt griff der Uchiha nach Sakura und zog sie vor den Fuchs.  „Du hast mir gar nichts zu sagen“, knurrte das Tier.

„E-Es ist doch nur für eine Mission“, meldete Sakura sich kleinlaut zu Wort. „Ich bin aber nicht dein Pferd!“, Sakura zuckte zusammen. „I-Ich habe mir das ja nicht ausgesucht. Itachi-San sagte, dass das in Ordnung gehen würde…und ich habe nie um diesen Umstand gebeten“, nun drehte Kyo sich wieder zu seinem Herrn.

„Die Medic-Nins sind alle auf Mission“, sprach der Dunkelhaarige. „Und das soll ich glauben?“, Itachi und Kyo sahen sich nun in die Augen, doch dann trat der Fuchs vor Sakura.

„Steig auf, aber wehe du reißt mir mein Fell aus!“, zögerlich stieg die Angesprochene auf den Rücken des Tiers.

„Na endlich!“, Sasuke fing sich einen erdolchenden Blick von Kyo. „Wie sieht die Aufstellung aus Itachi?“, wechselte Sasuke nun das Thema. „Sobald wir in Reichweite des Tempels sind gehe ich voran, du wirst alles in der Mitte im Auge behalten, dann kommt Sakura und zu guter Letzt Shisui, der alles hinter uns absichert und für Sakura zuständig ist“, alle nickten und Sakura schluckte.

Sie blickte zu Shisui, der sie nun anlächelte.

„Keine Panik, dir wird schon nichts passieren“, versicherte er und die Jungs zogen sich ihre Masken ins Gesicht, ehe alle losgingen.

 

Sakura hielt sich vorsichtig am Fell von Kyo fest und biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte wahnsinnige Angst vor dieser Mission und wollte sie so schnell wie möglich hinter sich bringen.

Am liebsten wäre sie zu Hause geblieben und hätte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen, nur um nicht auf diese Mission zu müssen. Dazu war es aber nun zu spät und es gab auch kein Zurück mehr.

Und zu der Ganzen Situation kam auch noch dieses seltsame Kunai, das sie von der Katze bekommen hatte. Eigentlich hatte Sakura eine starke Abneigung gegenüber Waffen und nun trug sie eine mit sich herum.

 

„Mach dir bloß nicht in die Hosen“, ertönte Kyos Stimme. „Mache ich schon nicht“, versicherte Sakura. „Will ich für dich hoffen“, Sakura begutachtete nun ihre Umgebung, sie hatte Konoha noch nie verlassen.

 

„Sakura!“

 

Die Angesprochene drehte sich um.

Naruto kam wie ein Irrer auf sie zu gesprintet, bis er schließlich neben ihr herlief.

 

„Naruto, was machst du hier?“, fragte sie und alle blieben stehen. „Das sollte ich eher dich fragen! Ich hab dir doch gesagt, dass du dich von diesen Pennern fernhalten sollst!“, entfuhr es ihm. „Naruto! Benimm dich!“, tadelte Sakura den Blondschopf. „Komm zurück, das hier ist nichts für dich“, meinte der Uzumaki. „Ich kann mich aber auch schlecht Itachi-San und vor allem Tsunade-Sama widersetzen“, warf Sakura ein. „Doch! Und jetzt komm!“, er wollte nach Sakuras Oberarm greifen, doch Shisui umschloss sein Handgelenk.

„Sakura hat eine Mission auszuführen“, nun zog Naruto seine Augenbrauen zusammen. „Sie ist doch überhaupt nicht für so etwas gemacht!“, brüllte der Chaot. „Kehr um“, Naruto knirschte mit den Zähnen. „Ich werde nicht ohne Sakura gehen!“, der Uzumaki zückte ein Kunai.

„Naruto…bitte geh“, Naruto blickte zu Sakura. „Ist dir klar was für Gefahren du dich eigentlich aussetzt?“, Sakura setzte ein Lächeln auf. „Ich bin doch in guten Händen, mir wird schon nichts passieren“, versicherte sie.

 

„Sasuke ist hier! Da muss ja alles in die Hose gehen!“

„Naruto, das hier sind die besten ANBUs Konohas.“

„Na und? Ich lasse dich mit denen nicht auf Mission!“

 

„Naruto“, der Angesprochene blickte zu Itachi, „Verschwinde.“ „Na warte!“, Naruto lief auf Itachi zu und holte aus, doch dieser fing geschickt seine Faust ab. „Sakura wird unversehrt zurückkommen und jetzt geh“, der Blondschopf knirschte mit den Zähnen. „Euch Dreckspack glaube ich nicht ein Wort!“, ein Schattendoppelgänger tauchte auf und Naruto formte ein Rasengan.

Sakura stieg von Kyo runter und wollte auf Naruto zulaufen, doch Shisui hielt sie zurück.

„Itachi wird schon mit ihm fertig“, Sakura blickte zu ihm rauf. „Sie sollen aber nicht kämpfen!“, entfuhr es der Haruno. „Beruhige dich, es wird schon nichts passieren“, Tränen stiegen Sakura in die Augen.

 

„Naruto! Bitte! Hör auf damit!“

 

Naruto blickte zu Sakura und sein Rasengan verschwand. Er trat auf Sakura zu, die damit kämpfte, dass ihr die Tränen nicht über die Wangen liefen.

 

„Jetzt geh, ich komme schon zurecht“, sie lächelte. „Aber…“ „Jetzt geh. Dafür gehe ich auch mit dir Ramen essen, wenn ich wieder da bin okay?“, widerwillig nickte Naruto und verschwand.

„Lasst uns weiter“, Itachi ging los und Sakura stieg wieder auf Kyos Rücken.

„Ist Naruto dein Freund?“, Sakura blickte zu Shisui, der nun neben ihr herging. „Nein, warum interessiert Sie das?“, stellte sie als Gegenfrage. „Einfach so“, Sakura war sich nicht sicher, aber sie glaubte ein Lächeln aus seiner Stimme zu hören. „Verzeihen Sie, dass mag jetzt ziemlich dreist klingen, aber ich glaube Ihnen nicht“, beschämt sah sie weg. „Dafür musst du dich nicht entschuldigen, ich war lediglich neugierig“, erklärte er. „Neugierig?“, sie hob eine Braue. „Ich würde einfach nur gerne wissen was für ein Mädchen bei Itachi und Sasuke zu Abend gegessen hatte“, ihr Blick senkte sich, als sie an das Geschehene vom vorherigen Abend zurückdachte, „Es scheint ja nicht sonderlich gutgelaufen zu sein.“ „A-Ach was! Es war gut, Mikoto-San ist sehr freundlich“, die Haruno zwang sich zu einem Lächeln. „Dir ist klar, dass ich weiß, dass du mich gerade anlügst oder?“, Sakura sah nach rechts oben in den Himmel. „Einen Versuch war es ja wert. Ich bitte vielmals...“ „Bitte entschuldige dich nicht für alles und unterhalte dich mit mir, als wäre ich nicht jemand Höhergestelltes“, erstaunt hob Sakura ihre Brauen. „Ja aber, Sie sind…“ „Stell dir vor ich wäre ein Freund, Naruto zum Beispiel“, augenblicklich seufzte die Rosahaarige, „Magst du ihn nicht?“ „Doch, doch!“, versicherte sie. „Aber?“, Sakuras Blick ruhte auf Kyos weichem Fell. „Verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, Naruto kann wirklich freundlich sein, aber er ist ziemlich aufmüpfig. Und dazu kommt, dass er laut, anhänglich und extrem unhöflich sein kann“, antwortete sie. „Eine ziemlich anstrengende Person“, stellte Shisui fest. „Leider habe ich so wie es aussieht ein Händchen für solche Leute“, seufzte Sakura nun. „Wie meinst du das?“, Sakura sah nun wieder zu dem Uchiha. „Naja…im Krankenhaus kommen die meisten nicht mit so widerspenstigen Patienten wie Lee oder sein Sensei zum Beispiel klar, deswegen bekomme ich sie meistens ab. Ich mache meinen Job zwar gerne, aber Patienten wie sie können einen echt zur Weißglut bringen. Und meine Mitbewohnerin ist auch nicht ganz einfach“, erzählte die Haruno. „Mitbewohnerin?“, Shisui war sichtlich interessiert an Sakura – im freundschaftlichen Sinne. „Ino Yamanaka“, sofort nickte der ANBU. „Eine sehr…spezielle…Frau“, kommentierte er. „Sie können ruhig sagen, dass sie aufdringlich, temperamentvoll und eingebildet ist“, meinte Sakura. „Aber…“, nun wurde Shisui hellhörig und bemerkte, dass sich ein leichtes Lächeln auf Sakuras Lippen bildete, während sie wieder Kyos Fell musterte, „…sie ist eine gute Freundin. Sie mag zwar nicht wie andere Freundinnen die klügsten Ratschläge haben, aber wenn es drauf ankommt ist sie für mich da. Sie hört mir zu und versucht mich mit allen Mitteln aufzumuntern.“ „Im entscheidenden Moment ist sie also da“, stellte Shisui fest. „Aber wenn es Ihnen nichts ausmachen würde, würde ich Ihnen auch gerne ein paar Fragen stellen“, Shisui sah zu Sakura. „Frag ruhig“, wieder vermutete sie ein Lächeln auf seinen Lippen. „Als Uchiha wird sicherlich eine Menge von Ihnen verlangt, aber warum strebt euer Clan so danach perfekt und einfach einzigartig zu sein?“, Sakuras Mund hatte sich zu einer schmalen Linie gebildet. „Wir haben nun mal ein starkes Erbe und dessen wollen wir auch gerecht werden“, Sakura sah weg. „Warum ziehst du denn jetzt so ein Gesicht?“, hastig schüttelte sie den Kopf. „Wir waren bei Ihnen, also kommen Sie nicht vom Thema ab“, lächelte sie. „Also gut, was hast du noch für Fragen?“, Sakura schien nachzudenken. „Warum grenzt ihr euch so aus? Ihr tut so, als seid ihr alle was Besseres als wir. Wer kein Ninja ist, ist schwach oder was weiß ich nicht. Ich kann diese Einstellung einfach nicht nachvollziehen. Alle halten euch für arrogant und manche von euch bestätigen das auch noch mit ihrer Art. Warum?“, nun war es Shisui der zu überlegen schien. „Du stellst wirklich gute Fragen“, meinte er. „Ich denke manchmal einfach zu viel nach“, entgegnete die Rosahaarige. „Aber warum grenzt ihr euch denn jetzt so aus?“, kam sie wieder auf das eigentliche Thema zurück. „Wir wollen uns auf unsere Fähigkeiten konzentrieren, Bindungen zu anderen sind dabei nur im Weg“, wieder wurde Sakuras Blick trauriger. „Du scheinst das nicht sonderlich zu mögen“, stellte Shisui fest. „Ich finde es grausam“, Sakura klang ziemlich verbittert und dennoch traurig, als wäre sie wütend darüber. „Du musst es ja nicht selber sein“, meinte Shisui. „Aber ich stelle tagtäglich fest, wie gefühlskalt ihr seid! Ihr unterdrückt einfach eure Gefühle und somit auch eure Menschlichkeit! Seid…Seid ihr überhaupt noch Menschen? Ihr seid doch alle nur Maschinen, die Aufträge entgegen nehmen und sie ausführen. Euch ist egal was mit anderen ist, solange ihr eure Missionen erfolgreich ausführt! Das Leben als Ninja ist unmenschlich! Ihr tötet Menschen, die ihr nicht kennt! Ihr beschuldigt andere Mörder zu sein, dabei seid ihr doch nicht besser!“, sprudelte es nur so aus der Haruno. „Du weinst ja“, erschrocken legte Sakura ihre Finger auf ihre Wange und fasste in einige der Tränen. „Verzeihung“, murmelte sie nun. „Schon gut“, wieder konnte sie ein Lächeln in seiner Stimme hören.

„Habt ihr es jetzt mal?“, ertönte Sasukes genervte Stimme. „Mensch Sasuke! Sei doch nicht immer so ein Miesepeter“, kam es von Shisui. „Ihr nervt“, meinte er. „Den Tag will ich mal erleben, wo du mal nicht genervt bist“, sagte Shisui. „Ihr könnt ja einfach eure Klappe halten“, schnaubte der Jüngere.

 

„Nur weil du Sakura nicht magst muss ich ihr nicht die kalte Schulter zeigen.“

„Was hat das denn damit zu tun, dass ich Sakura nicht mag?“

„Du magst sie nur nicht, weil sie dich rumkommandiert hat und das kratzt an deinem Ego.“

„Das stimmt doch gar nicht.“

„Oh doch! Du wärst nicht genervt, wenn sie dich nicht rumkommandiert hätte.“

„Und du würdest sie nicht ansprechen, wenn sie mich nicht rumkommandiert hätte.“

„Ich muss doch wissen wer Itachis kleinen Bruder zur Weißglut bringt.“

„Sie bringt mich nicht zur Weißglut.“

„Vermutlich würdest du ihr am liebsten dein Chidori in die Brust jagen.“

„Und wenn es so wäre?“

 

Sakura schluckte und blickte geschockt auf ihre Hände, die sich verkrampft hatten.

 

Hasste Sasuke sie etwa so sehr?

Nur weil sie ihn rumkommandiert hatte?

 

Sie hatte nun mal im Krankenhaus das sagen und sie wollte sich vor einem Uchiha keine Blöße geben lassen. Sie wollte lediglich ihren Job machen.

Außerdem dachte sie sich nichts dabei, da es ja um Yuki ging.

Sasuke war schließlich mit Yuki verwandt, also konnte Sakura ja davon ausgehen, dass Sasuke in der Hinsicht mal ein Auge zudrücken würde.

Aber dem war wohl nicht so. Und jetzt hatte sie den ganzen Hass des jungen Uchihas auf sich gezogen.

Eigentlich hatte Sakura immer versucht sich zurückzuhalten und nicht gerade jemandes Wut zu entfachen. Und schon gar nicht von einem Uchiha, aber da hatte sie nicht mit Sasuke gerechnet.

Sasuke war anscheinend sehr empfindlich in dieser Hinsicht. Und wollte ihr sein Chidori in die Brust jagen. Diese Vorstellung war alles andere als beruhigend.

Sobald sie alle wieder zurück in Konoha waren, würde sie einen großen Bogen um den Clan machen.

Sakura hatte keine Lust mehr sich diesen demütigenden Leuten auszusetzen, die sich für etwas Besseres hielten. Sie hatte genug von ihren abfälligen Bemerkungen und ihrer arroganten Präsenz.

Selbst wenn Itachi wieder zur Routine kommen würde, sie würde eine andere Ärztin bitten.

Sie würde sich nicht mehr mit den Uchihas abgeben. Sie würde sie so gut es ging meiden und hoffen, dass sie sie in Ruhe lassen würden.

Aber sie war sich sicher, dass sie sie sofort in Ruhe lassen würden, sobald sie merkten, dass Sakura ihnen aus dem Weg gehen würde. Sie hatten es ja schließlich nicht nötig Bindungen zu Außenstehenden zu hegen.

 

Sie sollten einfach aus ihrem Leben verschwinden!

 

„Was ziehst du denn für ein Gesicht?“, riss Shisuis Stimme sie aus ihren Gedanken. „Ich ziehe gar kein Gesicht“, sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Sasuke wird dir schon nicht sein Chidori in die Brust rammen. Itachi und ich werden das schon verhindern“, Sakura blickte nun auf den Rücken des Jüngeren. „Interessiert mich nicht“, sie zog ihren Zopf strammer. „Du bist sauer“, stellte Shisui fest. „Sauer ist der falsche Ausdruck“, entgegnete die Haruno. „Und was ist dann der richtige Ausdruck?“, Sakura überlegte. „Wohl eher genervt“, antwortete sie. „Von Sasuke wäre ich auch genervt“, meinte Shisui. „Ich bin nicht von ihm selber genervt“, warf Sakura ein. „Sondern?“, die Haruno seufzte.

„Von euch allen“, meldete sich Kyo zu Wort, „Und das kann ich gut nachvollziehen.“

„Also denkst du das was alle denken“, Sakura musterte nun jeden einzelnen von ihnen.

 

Ihr Blick blieb an Itachis Rücken haften, welcher nach hinten schielte, was wohl keiner bemerkte.

Jedoch antwortete die Rosahaarige nicht, stattdessen wandte sie ihren Blick ab und musterte das schwarze Fell Kyos. Sie biss sich auf die Unterlippe und ignorierte die anderen. Sie wollte niemanden beleidigen, also hielt sie doch lieber ihren Mund.

Shisui fragte zum Glück für sie auch nicht mehr nach. Auch er konzentrierte sich nun auf den Weg.

Anscheinend hatte er verstanden, was Sakura von ihm und dem Rest der Sippe hielt.

Ein wenig tat es ihr leid, da sie nicht besser als die anderen aus Konoha war, aber sie konnte nun mal nichts dafür, dass die Uchihas mit ihrem  Verhalten einfach alles Bestätigten.

 

Ihre Überheblichkeit.

Ihre Kälte.

Ihre Einbildung.

 

Kurz und knapp: Ihre Arroganz.

 

Wenn sie wollten, dass man sie anderes sah, sollten sie doch einfach mal ein anderes Verhalten an den Tag legen und sich nicht über alles und jeden stellen.

 

Vor allem Fugaku!

 

Er stellte sich ja sogar über die Hokage.

Tsunade ließ sich zwar nicht auf der Nase herumtanzen, aber er war doch der größte Beweis dafür, dass die Uchihas allesamt super arrogant waren.

Noch nie hatte Sakura einen so respektlosen Mann gesehen. Immer wenn sie an ihn dachte grauste es ihr. Sie konnte ihn nicht ausstehen. Sie verstand auch nicht, wie eine so freundliche Person wie Mikoto mit solch einem Menschen verheiratet sein konnte.

 

Und ihre Söhne waren nicht gerade besser!

 

Sasuke hatte ein super empfindliches Ego, wie sie eben festgestellt hatte.

Und Itachi ließ keine Chance aus klarzumachen wer hier der angesehenste ANBU Konohas war.

 

Sie waren alle gleich!

Sie waren nicht besser!

 

„Wir schlagen hier ein Lager auf“, ertönte Itachis Stimme, „Sasuke du gehst Feuerholz suchen, ich werde die Umgebung absichern, Shisui du passt auf Sakura auf“, alle widmeten sich ihrer Arbeit und Sakura stieg von Kyo runter, der sich dann auf den Boden fallen ließ.

„Ich bin mal kurz weg“, Sakura wollte los, doch Shisui griff nach ihrem Handgelenk, „Ich bin nur für kleine Mädchen.“ „Geh nicht zu weit weg“, Shisui ließ sie los und Sakura lief ein wenig weiter weg.

 

Ihr Geschäft beendet wollte sie wieder zurück, doch dann hörte sie etwas im Gebüsch rascheln. Seufzend trat sie auf dieses zu und wie erwartet stand die grinsende Gestalt vor ihr. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und verlagerte ihr Gewicht auf dem rechten Bein.

 

„Was willst du? Ich habe schon genug Stress um die Ohren“, wie immer hielt sich die Katze den Finger vor den aufgemalten Mund. „Jaja. Was willst du?“, Sakura hatte ihre Stimme gedämpft.

Plötzlich lief die Katze los, weshalb Sakura ein tiefes Seufzen entwich.

„Warte!“, sie hielt ihr Stimme leise, lief dann aber los. „Shisui-San und die anderen werden merken, wenn ich zu lange brauche“, ermahnte sie die Katze, doch diese schien das nicht sonderlich zu interessieren. „Kann das nicht warten?“, die Katze schüttelte den Kopf.

 

Nach einigen Minuten hielt sie schließlich an.

 

„Ein Wasserfall?“, Sakura hob eine Augenbraue. „Was soll mir das sagen? Das hier Wasser ist?“, die Katze schüttelte den Kopf. „Was willst du mir dann zeigen?“, plötzlich schubste die Gestalt Sakura ins Wasser. „Was soll das?“, die Katze hockte sich vor sie und drückte sie schließlich unter.

 

Sakura versuchte den Arm der Gestalt wegzudrücken, doch sie war zu stark. Sie strampelte immer heftiger, doch die Katze drückte sie immer weiter unter. Und plötzlich wurde Sakura warm. Um sie herum wurde es unerträglich heiß.

 

Aber wie konnte das sein?

 

Das Wasser war doch eben noch kalt gewesen, dessen war sie sich ganz sicher.

Schließlich hatte sie im ersten Moment nur diese beißende Kälte gespürt, doch nun war sie verschwunden.

Stattdessen nahm die Temperatur des Wassers zu, was eigentlich unmöglich war. Wasser konnte unmöglich von jetzt auf gleich erhitzt werden, schon gar nicht in der freien Natur.

 

Langsam aber sicher ging Sakura die Luft aus. Sie versuchte sich immer noch irgendwie zu befreien – leider vergebens.

Letzten Endes hörte sie auf zu strampeln und die Katze nahm ihre Hand von Sakuras Kopf. Irritiert öffnete die Rosahaarige ihre Augen, alles um sie herum war in ein knalliges rotes Licht gefärbt, doch was sie dann sah schockte sie zutiefst.

 

Vor ihr schwamm eine Leiche!

 

Sie war völlig aufgedunsen. Ihre Haut war gerötet und ihre Augen waren ein wenig rausgequetscht. Die Adern in ihren Augen waren geplatzt und das einzig farbige war die Iris. Sie hatte die Farbe von einem hellen graugrün.

 

Ein Kotzreiz machte sich in Sakuras Kehle bemerkbar und hastig tauchte sie auf. Sie schwamm ans Ufer und im nächsten Moment übergab sie sich. Sie zitterte am ganzen Leib und stützte sich auf ihren Armen ab. Ihr war immer noch heiß, aber der Schock war so groß gewesen, dass sie dennoch zitterte. Sie atmete schwer und starrte vor sich auf den Boden.

 

Das Bild der Leiche wollte ihre Gedanken nicht verlassen.

 

Sie drehte sich um, doch die Katze war weg. Alles schien normal zu sein, nirgendwo war ein rotes Licht zu sein.

Auch das Wasser hatte seine normale Farbe. Es war ein klares Blau und kein knalliges rot, wie sie es eben gesehen hatte.

Sakura atmete einmal tief ein und aus, ehe sie sich dann wieder an das Wasser stellte, doch auch von der Leiche war nichts zu sehen.

 

Hatte sie sich das Ganze nur eingebildet?

 

Nein!

Dafür war das alles zu echt gewesen. Es hatte sich so real angefühlt und ihr war immer noch heiß.

 

Sie war sich ganz sicher, dass sie diese Leiche gesehen hatte, aber wo war sie jetzt?
 

Leichen lösten sich doch nicht einfach so in Luft auf!
 

Und wo war überhaupt diese vermaledeite Katze?

 

Sakura schüttelte den Kopf.

Sie sollte von hier verschwinden.

Schnell ging sie wieder in den Wald. Sie ging an den ganzen Bäumen vorbei, einfach geradeaus. Hauptsache sie kam von diesem unheimlichen Ort weg. Sie fing an zu laufen und suchte den Weg zurück zum Lager zurück.

Plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter und sie drehte sich ruckartig um.

Shisui stand vor ihr und ehrleichtert atmete sie auf.

Noch nie war sie so dankbar einen Uchiha zu sehen.

 

„Wo warst du?“, fragend hob Sakura ihre Braue. „Hab ich doch gesagt“, antwortete sie. „Du warst vier Stunden weg“, nun weiteten sich ihre Augen. „Was? Aber…“, Sakura brach den Satz ab und erst jetzt bemerkte sie, dass es bereits dunkel war. „Und warum bist du so nass?“, Sakura sah an sich herunter. „Ich…Ich bin in so einen See mit Wasserfall gefallen“, antwortete sie und dachte sofort an diese Leiche.

 

Wieder machte sich diese unerträgliche Hitze um sie herum breit, doch Shisui schien davon nichts mitzubekommen.

Plötzlich schnürte ihr etwas die Kehle ab und es kam ihr wieder so vor, als wäre sie in dem heißen Wasser. Um sie herum wurde alles von dem roten Licht durchflutet und als sie hinter Shisui sah stand dort wieder diese aufgedunsene Leiche, neben ihr die Katze.

Sakura ging in die Hocke und schlug sich auf den Kopf. Immer wieder, bis sie sich schließlich in ihren Haaren festkrallte.

 

„HÖR AUF DAMIT! VERSCHWINDE! ICH WILL DAS NICHT SEHEN!“

 

Shisui sah sich um, doch er konnte nichts sehen. Er hockte sich vor Sakura, die ihre Augen zusammengekniffen hatte und kreidebleich wurde. Er legte ihr vorsichtig die Hände auf die Schultern.

Nun erschienen auch Sasuke und Itachi, die auf die Haruno herabblickten.

Sakura reagierte nicht, sie schüttelte nur den Kopf und hielt ihre Augen geschlossen. Sie hatte zu große Angst wieder diese Leiche zu sehen.

 

„Was ist passiert?“, fragte Itachi. „Ich weiß es nicht. Ich hatte Sakura gefunden und sie erzählte mir, dass sie in einen See mit Wasserfall gefallen sei und plötzlich drehte sie durch. Sie schlug sich auf den Kopf und seitdem hockt sie hier so und reagiert nicht“, auch Itachi hockte sich nun vor die Rosahaarige. „Wo ist dieser See?“, Sakura antwortete nicht. „Sie hat irgendetwas hinter mir gesehen“, bemerkte Shisui. „Bringt sie zum Lager, ich werde die Umgebung absuchen“, gerade als Itachi aufstehen wollte, griff Sakura nach seinem Kragen und zog ihn zu sich runter, so dass sein Gesicht nur noch wenige Millimeter von dem ihren entfernt war.

 

„...cocta…“

 

„Was hat sie gesagt?“, meldete sich nun Sasuke zu Wort. „Ich weiß es nicht“, plötzlich grinste Sakura übers ganze Gesicht und fing an zu lachen.

 

Itachi fing an, an ihr zu rütteln, doch sie hörte nich auf zu lachen, stattdessen wiederholte sie sich immer wieder und wurde immer lauter.

 

„COCTA!“

 

Plötzlich fiel sie bewusstlos zur Seite. Sie atmete schwer und Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Sie zitterte am ganzen Leib.

 

„Sollten wir sie nicht zurück nach Konoha bringen?“, nachdenklich ruhte Itachis Blick auf ihr. „Lass uns erst abwarten was passiert, wenn sie wach wird“, er stand auf und Shisui griff vorsichtig unter ihren Körper, ehe er sie dann hochhob. „Wolltest du dich nicht umsehen?“, hakte Sasuke nach. „Ich glaube, dass was Sakura gesehen hat können wir nicht erkennen“, nur selten hörte man die Worte Ich und Glaube hintereinander aus Itachis Mund.

 

„Ich werde nach dem See suchen.“

 

Mit diesen Worten verschwand Itachi und ließ Sasuke zusammen mit Shisui zurück.

Stille herrschte zwischen den beiden. Jeder von ihnen war in seinen eigenen Gedanken versunken. Sie fanden keine logische Erklärung für das was da gerade passiert war.

In einem Genjutsu war Sakura nicht gefangen, dass hätten sie sofort erkannt. Sakuras Chakrafluss war die ganze Zeit über normal gewesen.

Vielleicht waren es auch Halluzinationen, aber dann wäre Itachi mit Sicherheit nicht losgegangen, um der Sache auf den Grund zu gehen.

 

Es musste etwas anderes sein, aber was?

 

Langsam öffnete Sakura ihre Augen.

 

Sie fühlte sich schrecklich.

Als wäre ihr der Bauch aufgeschlitzt und Beton hineingegossen worden. Ihre Glieder fühlten sich schwer an. Ihr Kopf pochte vor Schmerz und ihre Kehle kratzte.

 

„Wie fühlst du dich?“, Shisui sah vom Lagerfeuer aus zu ihr und sie setzte sich langsam aufrecht hin. „Ich fühle mich, als wäre eine Achterbahn in meinen Kopf platziert worden“, sie legte ihre Hand auf ihre Stirn, ehe sich ihr Blick auf die Decke richtete, die sie einhüllte. „Du hast dir keinen Schlafsack oder Ähnliches eingepackt, deswegen habe ich dir meine Sachen gegeben“, erschrocken blickte Sakura zu dem Uchiha. „Sie waren an meinen Sachen?“, entfuhr es ihr.

Sie wollte aufstehen, doch sie hatte keine Kraft dazu und wurde mit Schmerzen belohnt.

„Beruhige dich“, Shisui hatte sich vor sie gehockt und seine Hände auf ihre Schultern gelegt, „Es sind doch nur Arzneimittel und Essen in deinem Rucksack.“ „Nur Arzneimittel und Essen? Aber…“, Sakura brach den Satz ab und sah sich nach ihrer Tasche um, „Können Sie mir bitte meine Tasche geben?“

Shisui reichte ihr den Rucksack und durchsuchte ihn, das Kunai war noch an Ort und Stelle.

„Fehlt etwas?“, Sakura schüttelte den Kopf. „Nein, es ist alles da“, sie stellte ihren Rucksack zurück. „Du solltest etwas essen“, wechselte Shisui nun das Thema. „Ich habe keinen Hunger“, Shisui holte aus ihrem Rucksack ihr Essen und hielt es ihr hin. „Es bringt uns nichts, wenn du wieder zusammenbrichst“, seufzend griff Sakura nach ihrem Apfel und biss hinein, doch der Appetit kam nicht. „Ich hab immer noch keinen Hunger“, sprach sie. „Nur der Apfel, bitte“, Sakura aß weiter und würgte den Apfel Stück für Stück runter und trank schließlich einen Schluck. „Und war das jetzt so schwer?“, erschöpft ruhte Sakuras Blick auf der Decke. „Es ging“, antwortete sie. „Du hast immer noch nicht gesagt, ob du das denkst, was alle denken“, der Themenwechsel irritierte die Haruno einen Moment, doch dann fing sie sich wieder. „Scheint wohl so, dass ich das denke, was alle denken“, murmelte sie. „So schlimm sind wir doch nicht oder denkst du, dass ich wie Itachi oder Sasuke bin?“, Shisui nahm seine Maske ab, damit Sakura ihm in die Augen sehen konnte. „Nein“, ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, „Du bist anders als sie. Freundlicher und du lächelst wenigstens.“ „Na siehst du“, er lächelte ihr zu und strich ihr ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht. „Wo sind eigentlich Sasuke-San und Itachi-San?“, Sakura sah sich um. „Itachi sucht den See in den du gefallen bist und Sasuke hält wache, er müsste aber gleich kommen, damit ich ihn ablöse“, antwortete er. „Na toll“, ein tiefes Seufzen wich ihr über die Lippen. „Sasuke wird dir schon nichts tun, solange du ihn nicht nervst“, meinte Shisui zuversichtlich. „Sasuke kann man doch schon mit seiner bloßen Anwesenheit nerven“, augenblicklich musste Shisui leicht lachen. „Da hast du wohl recht“, stimmte er ihr zu.

„Danke“, ertönte nun Sasukes kalte Stimme hinter ihnen und Sakura wünschte sich ein Loch herbei, in dem sie verschwinden konnte. „Hab dich nicht so Sasuke“, sprach Shisui. „Ist Itachi noch nicht zurück?“, Shisui schüttelte den Kopf und Sakura blickte in den Wald.

 

Was wenn ihm dasselbe passierte?

Was wenn die Katze ihn ertränkte?

Was wenn er nicht davon kam?

 

„Mach dir keine Sorgen, Itachi kann auf sich aufpassen“, Shisui stand auf. „Wir sehen uns später“, er lächelte und ging dann weg.

 

Ein erdrückendes Schweigen kam auf, doch dann tauchte Itachi auf.

 

„Und hast du was gefunden?“, Itachi setzte sich neben Sakura und sie sah ihn ein wenig unsicher an.

„Was hast du gesehen?“, sie schluckte. „N…“ „Lüg nicht“, hatte er etwas gefunden? „Eine Leiche. Sie war völlig aufgedunsen“, Sakura zog ihre Beine an ihren Körper. „Was heißt cocta?“, nun sah sie Itachi irritiert an. „Cocta? Von dem Wort habe ich noch nie etwas gehört“, antwortete sie. „Du hast das Wort aber vorhin gesagt“, Sakuras Kopf fing an zu pochen und sie legte ihre Hand darauf. „Tut mir leid…ich erinnere mich nicht“, sprach sie. „Dann ruh dich noch was aus“, Itachi stand auf und setzte sich ein wenig abseits an einen Baum.

 

Sakura legte sich hin und schloss ihre Augen, doch sofort hatte sie wieder das Bild dieser Leiche vor Augen. Ihr war nicht nach schlafen zumute, aber sie hatte auch keine Lust sich mit Itachi anzulegen.

 

Nach einiger Zeit, als das Feuer erloschen war hatte Sasuke sich schlafengelegt.

Sakura setzte sich aufrecht hin und sah zu Itachi.

Auch er hatte seine Augen geschlossen, also konnte sie davon ausgehen das er schlief.

Sakura schlug die Decke weg und stand langsam auf. Ihre Glieder fühlten sich immer noch wie Blei an, weshalb sie anfing auf und ab zu gehen, damit sie wieder Gefühl für ihren Körper bekam. Sie lief von ihrem Schlafplatz weg, bis zu einem Punkt, der ein wenig weiter weg von Itachi war.

 

Als sie bei ihrer fünften Runde kehrt machen wollte stand Itachi vor ihr. Erschrocken blickte sie ihn an, doch dann wandte sie seinen Blick von ihm ab und begutachtete die ursprüngliche Feuerstelle.

 

„Du solltest schlafen.“

„Ich möchte nicht schlafen.“

„Schlaf.“

„Ich bitte vielmals um Verzeihung, aber ich werde nicht schlafen.“

 

Ohne zu zögern nahm Itachi Sakura auf den Arm und trug sie zu ihrem Schlafplatz. Er legte sie hin und deckte sie zu, dann setzte er sich im Schneidersitz vor sie.

Sakura hatte verstanden, dass er nicht nachgeben würde, weshalb sie ihm den Rücken zudrehte und ihre Augen schloss. Sie versuchte das Bild der Leiche aus ihrem Kopf zu verbannen und versuchte einzuschlafen.

 

Nach einiger Zeit fand sie sich in ihrem Traum wieder.

 

Wie immer konnte sie nichts erkennen.

Der Regen prasselte auf sie nieder.

Die Hitze umgab sie von allen Seiten.

Das Licht blendete sie.

Die Finsternis hüllte sie ein.

Schreie waren zu hören.

Etwas krachte ein.

Die Katze lief weg.

 

Sakura versuchte sich zu konzentrieren. Sie atmete tief ein und plötzlich fing sie an zu husten.

Der beißende Geruch brannte sich in ihre Lunge und kratzte höllisch.

Sie kannte den Geruch, doch sie konnte ihn nicht einordnen, weshalb sie erneut einatmete.

 

Immer wieder atmete sie ein, bis sie schließlich schweißgebadet und schweratmend wach wurde. Hastig sah sie sich um und plötzlich drückte sie etwas nach vorne, eine Art Schub.

Save Means Sacrifice


 

 
 

Ein Altar.

 

Er befand sich am Ende des Raums.

Auf ihm lag ein kleines, rotes Kissen.

Die Kerzen auf ihm waren erloschen.

 

Blut.

 

Es war frisch.

Der ganze Raum roch danach.

Der Boden und die Wände waren voll damit.

 

Itachi.

 

Er befand sich direkt vor dem Alter.

Er lag zerstückelt auf dem Boden.

In seiner abgetrennten Hand eine Schriftrolle.

 

Shisui.

 

Er befand sich rechts von der Tür.

Er war an den Boden gefesselt.

Sein Körper war von mehreren Nadeln durchbohrt.

 

Sasuke.

 

Er befand sich links von der Tür.

Sein Körper hing in der Luft.

Ein Holzpfahl durchbohrte sein Chakrazentrum und drängte ihn an die Wand.

 

Schmerz.

 

Er durchzog ihren Körper.

Er war unermesslich.

Sie sah an sich herunter.

 

Aufgerissen.

 

Ihr kompletter Oberkörper war frei.

Sie konnte ihre Organe sehen.

Das Blut floss in Strömen.

 

Plötzlich wurde sie nach hinten gedrückt.

 

Sakura zitterte am ganzen Körper.

Ihr Atem war schwer.

Sie schwitzte stak.

Ihr war kalt.

Übelkeit machte sich in ihr breit.

 

Sakura befand sich wieder am Lager bei Itachi und den anderen.

 

Hastig stand sie auf und torkelte hinter einen Baum und ließ sich auf alle viere fallen. Es fiel ihr schwer sich auf ihren Armen zu halten, doch die Übelkeit wurde immer heftiger und schließlich kam ihr alles hoch.

 

Nach einigen Minuten ließ sie sich erschöpft zurück fallen. Sie fühlte sich völlig ausgelaugt.

 

Als hätte sie gerade vierundzwanzig Stunden im OP gestanden.

 

Langsam öffnete sie ihre Augen und zog die Augenbrauen zusammen als sie die Substanz vor sich sah, die sie gerade ausgekotzt hatte.

 

Sie war zäh und dickflüssig, anders als gewöhnlicher Mageninhalt, der für gewöhnlich den Körper verließ. Die Farbe war ebenfalls ungewöhnlich: Eine Mischung aus hell- und dunkelblau.

 

Flüssiges Chakra!

 

Sakura versuchte ihr Chakra in ihre Hand zu leiten, dich es gelang ihr nicht. Ihr Chakra war fast am Nullpunkt angelangt und das war alles andere als gut.

 

Aber seit wann erbrach man denn Chakra?

 

So etwas hatte Sakura noch nie gehört und schon gar nicht gesehen.

Außerdem war das Chakranetz noch nicht einmal direkt mit den Organen verbunden, also war es so gut wie unmöglich sein eigenes Chakra zu erbrechen. Es sei denn man aß seit neustem Chakra und soweit Sakura wusste, hatte sie kein Chakra gegessen, da auch das nicht möglich war.

 

In letzter Zeit passierten echt merkwürdige Dinge.

 

Der Traum.

Die Katze.

Die Einladung zum Essen.

Itachi im Op.

Die Mission.

Das von gerade.

 

Was war nur los mit ihr?

War sie in einem neuentwickelten Genjutsu?

War das alles hier vielleicht doch nur ein Traum?

Eine Illusion?

 

Plötzlich tauchte die Katze auf und Sakura musste unweigerlich seufzen, als sie die Gestalt sah.

Doch sie war zu erschöpft um davonzulaufen.

 

„Was ist?“, zischte die Haruno flüsternd.

Die Katze deutete auf das flüssige Chakra.

„Das ist von mir und jetzt verschwinde!“, die Katze schüttelte den Kopf und zeigte auf sich. „Kannst du nicht einfach mal reden?“, die Gestalt schüttelte den Kopf. „Na toll! Und was ist mit dir?“, die Katze deutete auf sich und dann auf das Chakra. „Ist das wegen dir passiert?“, die Katze nickte. „Super! Erst versuchst du mich zu ertränken und jetzt bescherst du mir Alpträume!“, beschwerte sich die Rosahaarige, „Habe ich dir irgendwann einmal etwas getan oder was?“

Die Katze schüttelte erneut den Kopf, ehe sie auf Sakura und dann auf die anderen deutete.

„Ich verstehe nicht ganz“, die Gestalt schien zu überlegen und griff dann nach einem Ast.

Sie ritzte etwas in die Erde, was Sakura dann mit schief gelegtem Kopf las.

„Zu…kunft? Zukunft! Willst du mir sagen, dass dieser Traum gerade die Zukunft war?“, die Katze nickte. „Kann man das nicht verhindern?“, ein erneutes Nicken. „Und wie?“, die Gestalt zeigte auf Sakura. „Ich? Was soll ich denn bitte machen?“, wieder schrieb die Katze etwas in den Boden. „Aufhalten. Ich soll mal eben so ein paar ANBUs aufhalten? Was soll ich denn sagen? Hey, ich hatte einen Traum in dem wir alle draufgegangen sind, lasst uns umkehren oder war?“, Sakura verschränkte die Arme vor der Brust, „Das glauben die mir nie. Itachi-San und die anderen sind dafür viel zu überheblich, als ob sie auf eine Ärztin hören, die einen Traum hatte.“

Die Gestalt vor ihr zuckte mit den Schulten.

„Kannst du mir nicht irgendwie helfen?“, ein Kopfschütteln. „War ja klar. Ich muss den schwierigen Teil übernehmen“, genervt seufzte Sakura. „Hast du wenigstens einen Tipp oder so etwas für mich?“, wieder ein Kopfschütteln. „Na schön…dann muss ich mir eben etwas einfallen lassen“, langsam stand Sakura auf und stützte sich an einem Baum ab.

 

Sie hatte kaum Kraft, um sich auf den Beinen zu halten. Noch einmal drehte sie sich um, doch die Katze war schon verschwunden. Vorsichtig ging sie auf ihren Schlafplatz zu. Sie taumelte ziemlich und jeder Schritt kam ihr wie eine Ewigkeit vor.

Plötzlich rutschte sie weg, doch anstatt auf dem Boden zu landen fiel sie gegen einen warmen Oberkörper.

Erst jetzt bemerkte Sakura wie kalt ihr Körper war. Mit Sicherheit lag ihre Temperatur unter dem Normalbereich, aber dennoch war ihr bis zu diesem Moment die ganze Zeit über warm gewesen.

Langsam hob Sakura ihren Kopf und blickte in die Augen Itachis, der sie nun hochhob.

Er trug sie wieder zu ihrem Schlafplatz und wickelte sie in ihre Decke ein. Dann legte er seine Stirn gegen Sakuras, die ihn wegschubsen wollte, doch noch nicht einmal das schaffte sie.

 

„W-Was machen Sie da?“, brach sie die Stille. „Du bist krank“, meinte er. „Bin ich nicht. Ich bin bei bester Gesundheit“, versicherte Sakura. „Du bist unterkühlt und dennoch schwitzt du. Dein Chakralevel ist fast bei null und du kannst dich kaum auf den Beinen halten“, anscheinend reichte das für Itachi aus, um zu bestimmen, ob jemand krank war. „Ich bin hier die Ärztin und wenn ich sage, dass ich gesund bin ist das auch so“, entgegnete Sakura.

 

„Ich werde dich zurück nach Konoha schicken.“

 

„Was? Warum?“, entfuhr es der Haruno. „In diesem Zustand bist du nur eine Last“, Sakura biss sich auf die Unterlippe. „Und was ist dann mit Ihrer Absicherung?“, sie hob eine Braue. „Auf die müssen wir dann verzichten“, meinte er kalt. „Das geht aber nicht“, mit festem Blick sah Sakura ihm in die Augen. „Warum?“, anscheinend sah der Uchiha keinen Grund darin Sakura weiterhin mitzuschleppen. „Weil…“, Sakura musste nun ein wirklich gutes Argument hervorbringen, „Weil…weil…Sie Tsunade-Sama extra darum gebeten haben, dass ich mit soll und dann das ganze ja ziemlich umsonst gewesen wäre.“ „Ich muss aber dafür garantieren, dass du wohlbehalten nach Konoha zurückkommst“, warf Itachi ein. „Es geht schon. Ich muss nur einmal schlafen, dann ist alles wieder gut“, Sakura lächelte. „In den paar Stunden wird dein Chakra nicht wieder bei 100% angelangt sein. Kyo wird dich morgenfrüh nach Hause bringen“, nun zog Sakura ihre Brauen zusammen. „Ich bin hier die Ärztin! Und wenn einem von euch auch nur irgendetwas Schwerwiegendes passiert kann ich nicht helfen, wenn ich nicht dabei bin! Und ich habe keine Lust von Tsunade-Sama zur Schnecke gemacht zu werden, nur weil einer der besten ANBUs Konohas tot ist! Und ich weiß, dass das jetzt ziemlich dreist und unverschämt ist, aber ich werde mich Ihrem Befehl leider widersetzen müssen!“, stur wie Sakura war verschränkte sie die Arme vor der Brust.

 

„Ich werde dich nach Hause schicken und du solltest jetzt noch etwas schlafen.“

 

Das konnte doch nicht sein Ernst sein!

Er würde sterben!

Er bescherte sich und seinen Kameraden gerade den eigenen Tod!

Sogar seinem jüngeren Bruder!

 

Okay…er wusste ja nichts von dem, was Sakura gesehen hatte, aber sie konnte ja auch schlecht sagen, dass sie geträumt hatte, dass sie alle sterben würden.

Wenn müsste sie alles erzählen.

 

Und wer glaubte schon an Gestalten hinter grinsenden Katzenmasken, die nicht redeten?

 

Niemand.

 

Und schon gar nicht Itachi. Er glaubte vermutlich nur an das, was er sehen oder anfassen konnte und nicht an irgendwelche Träume.

Zumindest schätzte Sakura ihn so ein. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er ihr Glauben schenken würde. Sie war ja im Gegensatz zu ihm nur eine kleine Ärztin, die nicht nach Hause wollte.

Aber auch nur, weil sie ihm, Shisui und Sasuke den Hintern retten wollte.

 

Aber wozu?

Was brachte ihr das?

 

Sie hatte ja nichts davon.

Und vermutlich wären viele andere in irgendeiner Hinsicht schon froh darüber, wenn es ein paar weniger von den Uchihas gab.

Aber vermutlich würde Fugaku einen riesigen Aufstand machen und das wäre wieder ziemlich unangenehm.

Außerdem war es Sakuras Pflicht ihnen zu helfen. Schließlich hatte sie als Ärztin geschworen Menschen zu retten, denen sie helfen konnte. Und sie konnte Itachi und den anderen helfen.

 

Zumindest hoffte sie es.

 

„Jetzt ruh dich aus“, riss Itachi sie wieder aus ihren Gedanken. „Ich bin nicht krank, müde oder sonst irgendwas“, Sakura schlug die Decke weg und wollte aufstehen. „Liegen bleiben“, Itachi zog sie zurück und Sakura zog ihre Augenbrauen zusammen. „Ich bin kein kleines Kind mehr“, entgegnete sie. „Du machst alles nur schlimmer“, Sakura verschränkte die Arme vor der Brust. „Sind Sie oder ich der Arzt?“, Itachi antwortete nicht, da die Antwort klar auf der Hand lag.

 

„Also. Ich werde nicht zurückgehen.“

„Das war ein Befehl.“

„Dem ich mich leider widersetzen muss.“

„Ich werde das nicht weiter diskutieren.“

„Dann werde ich bleiben.“

„Wirst du nicht.“

„Doch. Es gibt keinen Grund warum ich nach Hause sollte.“

„Du bist nicht hundertprozentig fit.“

„Doch, das ist nur ein kleiner Schwächeanfall.“

„Wenn es dir morgenfrüh besser geht darfst du bleiben.“

 

Triumphierend grinste Sakura und ließ sich zurückfallen. Sie war sich sicher, dass sie bleiben würde, da sie ja wusste, dass es nichts Ernstes war.

Itachi erhob sich und ging nun zu seinem Schlafplatz zurück.

Sakura war zwar nicht sonderlich begeistert davon, dass sie schlafen sollte, aber was anderes blieb ihr nicht übrig. Sie musste unter allen Umständen bleiben und das ging nicht, wenn sie weggeschickt wurde, weil sie nicht geschlafen hatte und somit nicht wieder fit war. Sie schloss ihre Augen und versuchte zu schlafen, was ihr nicht wirklich gelingen wollte. Sie drehte sich auf die andere Seite.

 

Auf den Rücken.

Auf den Bauch.

Und wieder auf die Seite.

 

Sie tat sich wirklich schwer, aber sie strengte sich an. Sie wollte Itachi davon überzeugen, dass sie fit war, auch wenn sie selbst wusste, dass dies nicht der Fall war. Schließlich litt sie im Moment unter starkem Chakramangel und genügend Schlaf bekam sie auch nicht wirklich.

Vermutlich würde ihre Konzentration auch bald nachlassen, wenn das so weiterging und dann wäre sie sehr wahrscheinlich wirklich zu nichts mehr zu gebrauchen.

Wieder drehte Sakura sich auf den Rücken und öffnete schließlich ihre Augen. Sie blickte direkt in den klaren Nachthimmel, an dem die Sterne zu sehen waren. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.

 

Hier sah der Himmel anders als in Konoha aus.

 

Sakura liebte die Aussicht von diesem Ort aus. Sie war weg von Konoha, weg von dem Ort von dem sie schon immer wegkommen wollte. Für diesen einen Moment war sie seit langem wieder einmal wirklich froh. Sakura wollte nie mehr hier weg, doch die Realität würde sie früher oder später wieder einholen.

Doch sie wollte wenigstens diesen einen Moment, der für sie persönlich perfekt war genießen. Sie wollte den Ausblick auf die Sterne auskosten und die Luft des Waldes.

Müdigkeit machte sich langsam in ihr breit und langsam schloss Sakura ihre Augen, ehe sie dann in einen unruhigen Schlaf fiel.

 

Erschrocken fuhr Sakura hoch und machte sofort Bekanntschaft mit dem Waldboden, der alles andere als bequem war. Hastig blickte sie sich um und ihr Blick blieb an Kyo haften, der neben ihr stand. Sie stand auf und sah sich suchend nach den anderen um.

 

Sie waren nicht hier!

 

„Auch mal wach“, stellte Kyo fest. „J-Ja“, verwirrt blickte Sakura sich um. „Du schläfst ziemlich unruhig“, meinte der Fuchs. „Kann sein…wo sind die anderen?“, Sakura sah wieder zu Kyo. „Auf dem Weg zum Tempel“, antwortete das Tier. „Und wo sind dann wir bitte?“, die Verwirrung stand Sakura förmlich ins Gesicht geschrieben.

 

„Auf dem Weg nach Konoha.“

 

„Was!“, entfuhr es der Haruno. „Itachi hat mir gesagt, dass ich dich zurückbringen soll, während er sich mit den anderen auf den Weg zum Tempel macht“, erzählte Kyo. „WAS!“, Sakura fuhr sich durch ihr Haar und fing an auf und ab zu gehen. „Beruhig dich mal. Itachi weiß was er macht“, versicherte Kyo. „EBEN NICHT!“, fuhr sie ihn an. „Er ist der beste ANBU Konohas, er…“ „ER WIRD STERBEN!“, fragend blickte Kyo Sakura an. „Wie meinst du das?“, hakte er nach. „So wie ich es meine! Itachi-San und die anderen werden sterben!“, Sakura war völlig hysterisch, hatte ihre Stimme aber wieder gesenkt.

 

Wie konnte sie glauben, dass Itachi sie einfach mitkommen ließ?

 

War ja klar, dass er sie zurückschicken wollte!

Sie war drauf reingefallen!

 

Und nun?

 

Itachi würde sterben!

Und sie konnte nichts dagegen tun!

 

Was sollte sie denn nun machen?

Sie alle sterben lassen?

 

Das sprach gegen ihre Prinzipien!

Aber Kyo würde sie nicht einfach gehen lassen.

Ihr musste etwas einfallen!

 

Aber was?

Abhauen?

 

Kyo würde sie sowieso wieder einholen können.

Schließlich hatte sie nicht die Ausdauer eines Ninjas und das hieß, dass ihr etwas anderes einfallen musste.

 

„Ich glaub, du hast einfach schlecht geträumt.“

„Ich weiß was ich gesehen habe!“

„Jetzt hör auf so einen Terror zu machen und steig wieder auf.“

„Nein! Wir müssen Itachi-San retten!“

„Er wird nicht sterben.“

„Doch! Ich habe es gesehen!“

„Im Traum.“

„Er ist doch dein Herr! Du musst ihn doch retten wollen!“

„Ich weiß, dass es ihm gutgeht und jetzt steig auf.“

„Nein!“

„Du bringst mich echt auf die Palme, weißt du das?“

„Dann lass uns umkehren!“

„Nein, ich habe meine Befehle.“

„Dann widersetz dich doch einmal deinen Befehlen!“

„Damit Itachi mich zu Hackfleisch verarbeitet? Nein danke!“

„Als ob Itachi-San so reagieren würde!“

„Hast du ‘ne Ahnung. Bei Befehlen ist er anders als sonst und jetzt steig auf.“

„Mein Gott!“

 

Widerwillig stieg Sakura wieder auf Kyos Rücken und er machte sich weiter auf den Weg Richtung Konoha. Sie hatte sich noch nicht wirklich überlegt wie genau sie Itachi, Sasuke und Shisui retten sollte, aber sie wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb, um sich etwas einfallen zu lassen.

 

Jeder weitere Schritt Richtung Konoha war ein weiterer weg von den ANBUs.

 

Sakura biss sich auf die Unterlippe und sah sich um. Es musste doch irgendeinen Weg geben wieder umzukehren und wenn sie nicht bald eine Lösung fand würde es zu spät sein. Sakura dachte wieder an die entstellten Körper von sich und den anderen zurück. Sie schüttelte sich.

 

Widerlich.

Schrecklich.

Traurig.

 

Was war wohl der passende Begriff zu dieser Situation?

 

Keiner.

 

Für so etwas gab es keine Worte. Solche Untaten mussten verhindert werden und wenn das nicht der Fall war, mussten sie eben bestraft werden.

 

Etwas anderes kam nicht in Frage!

 

Sakura seufzte und sah sich noch einmal um.

Plötzlich fiel ihr die Katze ins Auge. Sakura musterte das grinsende Gesicht unentschlossen.

Langsam hob die Katze ihre Hand und winkte die Haruno schließlich zu sich.

Sakura nickte kaum merklich und blickte dann auf Kyos Rücken.

 

„Können wir kurz anhalten? Bitte?“

 

Der Fuchs schielte zu Sakura rauf und fragte ein wenig genervt: „Was ist denn jetzt?“ „I-Ich…“, Sakura blickte runter. „Du?“, Kyo war nicht gerade bei bester Laune. „Ich…ich müsste mal wohin“, log die Haruno nun und Kyo seufzte genervt.

 

„Beeil dich.“

 

Kyo hielt an und Sakura stieg von seinem Rücken.

Schnell hastete sie zu der Katze, welche sie ein wenig weiter in den Wald lotste. Sakura hatte ein wenig Mühe mitzuhalten, doch sie wusste, dass sie sich beeilen mussten.

Schließlich hielt die Gestalt und drehte sich zu der Rosahaarigen um.

 

„Ich hoffe mal, dass du mich nicht wieder ertränken willst“, Sakura verschränkte die Arme vor der Brust.

Die Katze schüttelte den Kopf.

„Weißt du, wie ich verhindern kann, dass Itachi-San und die anderen sterben?“, ein Kopfnicken. „Dann zeig mir wie und das bevor Kyo misstrauisch wird und anfängt mich zu suchen“, drängte die Haruno die Gestalt.

 

Die Katze nickte und legte schließlich ihre Hand auf Sakuras Chakrazentrum.

Sakura konnte spüren wie sich ihr Chakra mit dem ihres Gegenübers verband. Sie fühlte wie ihr eine ziemlich große Chakramenge genommen wurde, was bei ihrem momentanen Zustand ziemlich kräftezehrend war.

Plötzlich entstanden zwei Doppelgänger Sakuras neben ihr.

 

„Doppelgänger?“, die Katze nickte. „Aber warum nur zwei? Ich kann unmöglich selber irgendwie eingreifen, ohne zu sterben“, die Gestalt legte wieder ihre Hand auf Sakuras Chakrazentrum und schüttelte den Kopf. „Zu wenig Chakra?“, die Katze nickte. „Verstehe“, nachdenklich blickte Sakura auf den Boden, „Dann muss ich es eben versuchen“, zuversichtlich lächelte die Haruno.

Die Katze nickte.

„Weißt du wo der Tempel ist?“, wieder ein Kopfnicken. „Kommen wir rechtzeitig an?“, sie nickte. „Und wie? Teleportieren?“, sie schüttelte den Kopf. „Und wie dann?“, Sakura hob eine Braue.

 

Plötzlich nahm die Gestalt Sakura auf den Arm.

Sakura krallte sich ein wenig erschrocken an der Gestalt fest, welche nun auf den nächsten Baum sprang, gefolgt von den Doppelgängern.

Die Katze preschte durch die Baumkronen und wirbelte einige Blätter von Bäumen auf, welche in der Luft verbrannten.

Erstaunt beobachtete Sakura das Geschehen und versuchte  es zu erklären.

Aber sie fand keine logische Erklärung.

 

Blätter verbrannten nicht einfach so, also musste es was mit der Katze zu tun haben!

 

Nun kam die Katze mitsamt den Doppelgängern zum Stehen und ließ Sakura wieder runter.

Die Rosahaarige schluckte als sie den großen Tempel vor sich erblickte.

 

Er bestand nur aus Holz, doch seine Größe war wirklich gewaltig. Er könnte ein ganzes Dorf verdecken so groß wie er war. Über seiner Tür hing ein Schild.

 

Kiri.

 

Unsicher blickte Sakura noch einmal zu der Katze, doch sie war bereits verschwunden. Sie stand also nun alleine mit ihren zwei Doppelgängern vor dem Tempel.

 

Hoffentlich war sie nicht zu spät.

 

Sakura war nicht sonderlich scharf darauf nochmal die Leichen von den drei ANBUs zu sehen. Sie musste sich beeilen, wenn sie noch weiter so stehen blieb, würde sie garantiert zu spät.

Außerdem hatte Kyo bestimmt ihr Verschwinden bereits bemerkt und hatte sich auf den Weg gemacht sie zu suchen. Und er war schnell, dass hieß, wenn er hier ankam, würde er sie einfach wieder mitnehmen, ohne auch nur einen Blick in den Tempel zu werfen.

 

Sakura schluckte heftig.

Sie hatte ziemliche Angst.

Sie wusste nicht was auf sie zukommen würde.

Sie wusste lediglich wie wer starb.

Nicht gerade viel Information.

 

Sakura machte sich nochmal ihren Pferdeschwanz neu und blickte dann zu ihren Doppelgängerinnen.

Diese blickten sie erwartungsvoll an und sie nickte. Die anderen beiden nickten zurück und dann liefen sie alle drei auf die große Doppeltür zu.

 

Sakuras Herz schlug ihr bis zum Hals.

 

Was würde auf sie zukommen?

Würden die anderen schon tot sein?

Würde sie rechtzeitig kommen?

Würde sie nicht alle retten können?

Würden sie direkt angegriffen werden?

 

Die Spannung wurde unerträglicher und mit jedem Schritt, dem sie den Tempel näher kam schlug ihr Herz heftiger. Es schlug so heftig, dass es bereits wehtat.

Aber sie ignorierte es. Sie musste ihre Konzentration auf das lenken, was nun auf sie zukommen würde. Und das war mit Sicherheit kein Kinderspiel. Noch einmal schweifte ihr Blick zu ihren Doppelgängerinnen.

Diese schienen keine Angst zu haben. Als wären sie Roboter.

Am liebsten würde Sakura auch so furchtlos in diese Situation laufen.

 

 

„Ziemlich groß für einen Tempel.“

 

Shisui begutachtete das große Gebäude vor sich und den anderen.

Itachi verzog keine Miene im Gegensatz zu seinem Bruder, dessen Augenbrauen in die Höhe gewandert waren.

Doch unter den Masken konnte das ja keiner sehen.

 

„Als hätte er das Dorf verdeckt.“

 

Sasuke hatte so etwas noch nie gesehen.

Die anderen beiden vermutlich auch nicht, aber er wollte keine Blöße zeigen und tat so, als würde ihn das kalt lassen.

Auch wenn es ihm schwerfiel aus dem Staunen zu kommen.

 

„Lasst uns reingehen.“

 

Itachi trat die Stufen zum Eingang des Tempels hinauf.

Shisui und Sasuke folgten ihm wortlos, immer bereit jeden Moment angegriffen zu werden.

Doch es schien keiner in der Nähe zu sein, da niemand auch nur einen Funken Chakra spüren konnte.

Itachi öffnete die Doppeltür und trat mit den anderen in den Raum.

 

Der Raum war ziemlich klein für die Größe des Tempels. Es brannte kein Licht, es befand sich lediglich ein einziges Fenster am Ende des Raums. Vor dem Fenster befand sich ein Altar auf dem eine rotes Kissen und zwei Kerzen waren. Auf dem Kissen ruhte eine gräuliche Schriftrolle.

 

Itachi ging auf den Altar zu.

Shisui stellte sich rechts von der Tür hin und Sasuke links.

 

Als Itachi vor dem Altar zum Stehen kam entzündeten sich die zwei Kerzen rechts und links von der Schriftrolle. Kurz ruhte sein Blick auf den beiden Lichtern, dann schweifte sein Blick durch den Raum.

Der seiner Kameraden ebenfalls. Sie suchten nach etwas verdächtigem.

 

Nichts war zu sehen.

 

Itachi Blick fiel wieder auf die Schriftrolle. Er streckte seine Hand nach dem Gegenstand aus und umschloss sie vorsichtig. Noch einmal sah er sich um.

 

Immer noch nichts.

 

Selbstsicher entfernte er die Schriftrolle von seinem Platz.

Plötzlich erloschen die Kerzen und im selben Moment öffnete sich die Tür des Tempels. Sofort drehte Itachi sich um und er blickte in drei emerald grüne Augenpaare.

 

„Itachi-San!“

 

Geschockt blickte die echte Sakura ihn an. Ihr Blick ruhte auf der Schriftrolle und hastig blickte sie zu ihren zwei Ebenbildern.

 

Seit wann konnte Sakura Doppelgänger?

 

Plötzlich preschte eine ihrer Doppelgängerinnen auf ihn zu. Sie schubste Itachi beiseite und im nächsten Moment wurde sie von mehreren, kaum sichtbaren Fäden zerstückelt. Ihre Körperteile fielen zu Boden und lösten sich denn schließlich in flüssiges Chakra ab.

Itachis Blick wanderte zu Shisui.

Sein bester Freund lag ebenfalls am Boden und vor ihm eine Doppelgängerin, welche an den Boden genagelt waren.

Doch auch diese Doppelgängerin löste sich in flüssiges Chakra auf.

 

„Sasuke-San!“

 

Sofort wanderte Itachis Blick zu seinem kleinen Bruder, der nun von Sakura zur Seite geschubst wurde.

Erschrocken drehte sich die Rosahaarige nach rechts und im nächsten Moment durchbohrte ein Holzpfahl ihre Brust. Der Holzpfahl hatte sie an die Wand gefesselt und sie war einige Zentimeter vom Boden entfernt.

Plötzlich löste sich der Altar hinter Itachi auf und er stand mit den anderen auf. Er verließ mit seinem Team den Tempel.

 

„Wie willst du das Tsunade erklären?“, brach Shisui das Schweigen, als sie den Tempel einige Meter hinter sich gelassen hatten. „Sakura hat sich meinem Befehl widersetzt und sich geopfert“, antwortete der Angesprochene. „Tsunade wird außer sich vor Wut sein“, meinte sein bester Freund. „Ich weiß“, Itachis Stimme klang wie immer kühl.

 

„Das war wohl nichts mit: Für ihre Sicherheit garantieren.“

 

Shisui hatte Recht.

Aber keiner von ihnen konnte Rückgängig machen, was gerade passiert war.

Sakura war tot und keiner konnte ihr helfen. Sie würde sich vermutlich mit dem Tempel in Nebel auflösen wie der damalige Tempel.

Itachi interessierte es nicht sonderlich, dass Tsunade ihn vermutlich zu Kleinholz verarbeiten würde. Er konnte schließlich nichts dafür, dass Sakura sich seinem Befehl widersetzt hatte.

Aber er musste zugeben, dass das Ganze ziemlich Selbstlos von Sakura gewesen war.

 

Aber wie hatte sie sie gefunden?

Woher wusste sie wo der Tempel war?

Und woher wusste sie wann wer angegriffen wurde?

 

Es waren keine Angreifer zu sehen, also musste es eine Falle gewesen sein.

Aber eine solch ausgeklügelte Falle konnte sich unmöglich eine einfache Ärztin eingefallen lassen haben.

Aber irgendwie hatte Sakura es ja auch geschafft mit einer sehr geringen Chakramenge zwei Doppelgänger entstehen zu lassen.

 

Aber wann hatte sie das gelernt?

 

Plötzlich ertönte ein schriller Schrei aus dem Tempel. Er hallte durch den gesamten Wald und einige Vögel verließen aufgeschreckt die Bäume.

 

Ein qualvoller Schrei.

Er wurde lauter.

Er ertönte immer wieder.

Being Normal

Itachi und die anderen hatten sich zum Tempel gedreht.

Shisui und Sasuke blickten zu Itachi und warteten auf einen Befehl des Dunkelhaarigen.

Itachi lauschte noch einige Sekunden dem Schrei, ehe sich sein Blick auf seine Kameraden richtet.

 

„Geht weiter, ich werde nachsehen gehen.“

 

Itachi reichte Shisui die Schriftrolle.

Dieser verstaute sie in seinem Rucksack und lief dann mit Sasuke los. Shisui drehte sich noch einmal zu seinem besten Freund um.

Itachi war aber schon verschwunden und stand bereits wieder vor der Doppeltür des Tempels. Er öffnete die Tür und sofort drang der laute Schrei an sein Ohr. Er drehte sich nach links, wo Sakura sich auf allen vieren abstützte.

 

Auf dem Boden vor ihr befand sich ein Haufen Asche. Der Pfahl in ihrer Brust war verschwunden und stattdessen war eine tiefe klaffende Wunde zu sehen.

 

Doch als Itachi genauer hinsah, musste er feststellen, dass sich die Wunde zu schließen schien.

Sakura ließ sich zur Seite fallen und saß nun. Sie klammerte sich an ihrem Kopf fest und schrie immer wieder auf. Sie krümmte sich wie wild und Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn.

Itachi hockte sich neben sie und griff nach ihren Oberarmen, um sie zu beruhigen.

Doch ein brennender Schmerz durchfuhr seine Hände. Er begutachtete seine Handflächen und musste feststellen, dass der Stoff seiner Handschuhe an einigen Stellen verbrannt war. Wieder wanderte sein Blick zu Sakura.

Auch ihr Pulli schien langsam zu verbrennen, aber es waren keine Flammen zu sehen. Die gesamte Hitze ging also von ihr aus. Ihr Brustkorb hob und senkte sich immer wieder stark und sie hörte nicht auf zu schreien. Nun fingen auch ihre Leggins an sich aufzulösen durch die enorme Hitze ihres Körpers.

 

Was war hier los?

War das eine Art Heiljutsu?

 

Vermutlich nicht.

 

Wer entwickelte schon ein Heiljutsu, was solche Schmerzen verursachte?

 

Sakura war nicht so dumm.

Vielleicht war das Jutsu noch nicht ganz entwickelt und sie arbeitete daran.

Aber sie benötigte Zugriff auf ihr Chakra und da ihr Chakrazentrum getroffen wurde, war es unmöglich, dass sie diesen Zugriff hatte.

 

Also was ging hier nun vor sich?

 

Itachi konnte das Geschehen nicht erklären und so etwas war ihm noch nie passiert. Es gab zu allem eine logische Erklärung.

 

Aber warum fand er keine?

 

Sein Blick schweifte ein weiteres Mal über Sakura.

Sie krümmte sich immer noch vor Schmerzen, aber sie hatte aufgehört zu Schreien. Sie hielt sich lediglich den Kopf fest und keuchte etwas. Anscheinend hatte der Schmerz nachgelassen. Langsam nahm Sakura ihre rechte Hand von ihrem Kopf um sich abzustützen. Ihren linken Arm schlang sie um ihre Brüste, ehe sie sich wegdrehte.

 

„K-Könnten Sie…Könnten Sie bitte…“, sie atmete so heftig, dass sie es noch nicht einmal schaffte einen Satz in einem zu sprechen, „Könnten Sie bitte…aufhören…aufhören mich so…anzustarren.“

Itachi drehte sich zur Seite und blickte nun auf den Altar.

„Was war das gerade?“, fragte er. „Ich…ich hab keine…Ahnung“, antwortete die Rosahaarige. „Woher wusstest du, dass wir angegriffen werden würden?“, wechselte der Uchiha das Thema. „Das…Das würden Sie mir…nie glauben“, langsam beruhigte sich der Atem Sakuras. „Warum sollte ich dir nicht glauben?“, hakte Itachi nach. „Weil ich…ich vermute mal…ich vermute, dass Sie nur an das glauben…was sie sehen und anfassen können…nicht wahr?“, entgegnete sie. „Warum glaubst du das?“, stellte er als Gegenfrage. „Ich…ich schätze Sie so ein“, Sakura sprach nun wieder normal. „Erzähl mir woher du es wusstest“, kam Itachi wieder zum wesentlichen zurück. „Ich habe es gesehen“, erzählte die Haruno. „Gesehen?“, Itachi lehnte sich an die Wand. „Im…im Traum…“, murmelte Sakura nun. „Warum dachtest du, dass es in echt passieren würde?“, bohrte der Schwarzhaarige weiter. „Es hat sich nicht wie ein Traum angefühlt…es…es war so echt, verstehen Sie? Ich weiß nicht wie ich das genau erklären soll, aber…ich wusste einfach, dass es echt war“, versuchte sie es in Worte zu fassen. „Wie bist du Kyo entkommen?“, fragte er. „Ich habe ihn angelogen und gesagt, dass ich mal wohin müsste. Dann bin ich abgehauen“, erzählte sie. „Und wie hast du es geschafft Doppelgänger zu machen?“, fragte er weiter. „Ich…ähm…ich habe mal die Fingerzeichen gesehen…und weil ich wusste, dass ich es alleine nicht schaffen würde habe ich es einfach auf gut Glück versucht“, log die Rosahaarige. „Mit einem Versuch?“, Itachi wollte das nicht so wirklich glauben. „Ich hatte wohl einfach Glück“, meinte Sakura.

 

Sakura musste über eine gute Chakrakontrolle verfügen, wenn sie es mit einem Versuch schaffte, ein nie angewandtes Jutsu zustande zu bringen.

Itachi war sichtlich beeindruckt. Er glaubte nicht an Glück oder derartiges.

Sakura hatte Recht.

Er glaubte nur an das, was er sehen oder anfassen konnte.

Aber aus irgendeinem Grund glaubte er ihr, dass sie es im Traum gesehen hatte.

Schließlich hatte sie nachdem sie aufgewacht war darauf bestanden unter allen Umständen zu bleiben. Sie hatte sich sogar seinem Befehl widersetzt, nur um ihn und sein Team zu retten.

 

Eine ziemlich selbstlose Tat.

 

„Ein Danke wäre angebracht“, brach Sakura schließlich kleinlaut die Stille, „Ich habe Ihnen und Ihrem Team immerhin das Leben gerettet.“ „Danke“, erstaunt blickte Sakura über ihre Schulter zu dem Schwarzhaarigen. „S-Sie geben einfach klein bei?“, mit großen Augen sah sie ihn an. „Du hast Recht“, antwortete er schließlich. „Verstehe“, ihr Blick wanderte nun zu dem Altar.

Plötzlich weiteten sich ihre Augen.

„Was...Was zum…“, Itachi folgte ihrem Blick. „Wir müssen hier raus“, Itachi stand auf und wollte nach der Tür greifen, doch er konnte sie nicht fassen. „W-Was sollen wir jetzt machen?“, Sakura bekam ein wenig Angst und sah sich hastig um.

 

Itachi ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.

Sakura nagte an ihrer Unterlippe und sah sich ebenfalls um. Sie konnte aber nichts finden, was ihnen helfen konnte.

Doch plötzlich trat Itachi hinter sie und hob sie auf ihre Arme. Er lief auf den Altar zu und sprang mit ihr durch das Fenster hinter diesem. Leichtfüßig landete er wieder auf sicherem Waldboden und ließ Sakura runter.

Diese drehte ihm sofort den Rücken zu und blickte beschämt auf den Boden. Es war ihr unangenehm, dass Itachi sie hochgehoben hatte. Immerhin war sie nackt und das war ihr mehr wie peinlich. Am liebsten würde sie dem Uchiha eine Ohrfeige verpassen, aber er würde vermutlich einfach ihr Handgelenk festhalten.

Auf einmal fing es an zu Regnen. Gänsehaut bildete sich auf Sakuras Haut. Die kalten, glasigen Perlen rollten ihren Körper hinunter. Sie kam sich vor als würde sie wieder einmal unter einer kalten Dusche stehen. Sie genoss das kalte Nass. Es tat gut gegen den pochenden Schmerz in ihrem Kopf.

Plötzlich spürte sie Stoff auf ihren Schultern und sie griff danach. Ein schwarzer Umhang mit Kapuze. Sie blickte an sich hinunter und musste feststellen, dass sie bereits bis auf die Knochen durchnässt war.

Plötzlich fiel ihr das kleine flammenförmige Mal um ihren Bauchnabel auf. Es war tiefrot und sah aus wie eine Brandnarbe. Hastig zog sie den Mantel eng um ihren Körper und biss sich auf die Unterlippe.

 

Hatte das etwas mit gerade zu tun?

Mit diesen Schmerzen?

Mit dem Heilen der Wunde?

Mit dem Verbrennen des Pfahls?

 

Sakura schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor ihrem Bauch. Sie presste ihre Arme an ihren Körper, in der Hoffnung, dass es irgendetwas bringen würde.

 

Sie wollte, dass es aufhörte!

Sie wollte wieder schlafen können!

Sie wollte nicht mehr diese Katze sehen!

Sie wollte einfach nur ihr altes Leben zurück!

 

Auf einmal bemerkte sie, dass Tränen ihre Wangen hinunterliefen. Ihre Augen brannten und auch schon im nächsten Moment entwich einer Kehle ein Schluchzen, wofür sie am liebsten im Boden versinken würde.

 

Warum musste ihr das ausgerechnet vor Itachi passieren?

 

Plötzlich drehte Itachi sie zu sich. Er blickte ihr durch seine Maske in die Augen, doch dann drehte sie ihren Kopf weg.

Sakura begutachtete den Boden. Sie wollte nicht, dass Itachi sie so sah. Noch nie war sie so verzweifelt gewesen und ausgerechnet Itachi musste das ja miterleben.

 

„Warum weinst du?“

 

Sakura schüttelte den Kopf und presste ihre Arme nur mehr an ihren Körper. Sie wollte, dass das Mal verschwand.

 

Alles sollte verschwinden!

Alles was passiert war!

 

Itachis Blick ruhte auf den Armen der Rosahaarigen. Er griff nach ihren Handgelenken und zog mit sanfter Gewalt an ihnen. Er schaffte es, ohne sich groß anzustrengen und der Mantel ruhte nun normal auf ihren Schultern. Gerade noch so bedeckte das Stück Stoff ihre Brüste ein wenig, aber sonst auch nichts. Itachis Blick ruhte auf dem Mal um ihren Brauchnabel.

Peinlich berührt drückte Sakura ihre Beine aneinander.

Ohne zu zögern legte er nun seine Fingerspitzen vorsichtig auf das Mal und sie zuckte zusammen.

 

„Was ist das?“

 

Schluchzend zuckte Sakura mit den Schultern und Itachi legte seine Hände auf ihre Oberarme.

Er rüttelte leicht an ihr und versuchte sie zur Vernunft zu bringen.

 

„Beruhige dich.“

 

Sakura schaffte es nicht.

Auch wenn sie sich die Tränen wegwischte. Immer wieder kamen neue, die ihr über die Wangen liefen. Sie schluchzte heftig und zog wieder den Umhang um ihren Körper, damit Itachi sie nicht noch länger nackt sehen konnte.

 

„Seit wann hast du das?“

 

Sakura reagierte nicht und blickte nur auf den Boden. Sie wollte nicht darüber reden. Ihr konnte nicht geholfen werden.

Da konnte der beste ANBU Konohas oder gar die Hokage es versuchen. Niemand konnte ihr helfen, dessen war sie sich sicher.

 

„Sakura.“

 

Itachi rüttelte erneut an ihr und sie schüttelte den Kopf. Itachi wollte verstehen, was alles geschehen war, doch Sakura war ihm keine Hilfe.

Sie sträubte sich gegen alles und verweigerte vermutlich auch wieder Befehle.

 

„Wie lange hast du das Mal schon hast?“

„…“

„Seit gerade?“

„…“

„Seit deiner Geburt?“

„HÖREN SIE AUF!“

 

Sakura kniff die Augen zusammen und schaffte es irgendwie sich aus Itachis Griff zu befreien. Sie trat einen Schritt zurück und krallte sich an ihren Oberarmen im Mantel fest.

 

„Hören sie auf…“, wiederholte sie sich murmelnd und öffnete wieder ihre Augen, „…ich will…ich will nicht darüber reden…“ „Warum nicht?“, fragte Itachi. „HÖREN SIE AUF! Hören sie auf mit Ihren Fragen! Belassen sie es doch einfach dabei…“, zum Ende hin wurde sie immer leiser.

 

Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und schluchzte heftig.

Langsam trat Itachi auf sie zu und zog ihre Hände weg, doch plötzlich tat sie etwas, womit er nicht gerechnet hatte.

Sakura lehnte ihren Kopf gegen seine Brust.

Itachi blickte auf sie herab und stand einfach nur da. Er sah zu wie Sakura sich bei ihm ausweinte und alles raus ließ. Er beobachtete, wie sie ihren Frust herausließ.

 

Nach einigen Minuten wich Sakura plötzlich einen Schritt zurück. Sie sah beschämt auf den Boden und verneigte sich dann.

 

„Verzeihung“, Itachi ignorierte dies und hob Sakura wieder auf seinen Arm. „Wir sollten gehen“, er sprang auf den nächsten Baum und Sakura lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. „…danke…“, murmelte sie schließlich, doch Itachi schwieg.

 

„Weiß noch jemand von dem Mal?“, brach er schließlich doch nach einigen Minuten die Stille. „Nein…und könnten Sie es auch bitte für sich behalten“, Sakura blickte zu dem ANBU rauf. „Ich kann wesentliche Details nicht einfach im Bericht weglassen“, die Haruno seufzte. „Ich habe es seitdem ich Sie das erste Mal behandelt habe“, erzählte sie nun. „Woher?“, Sakura zuckte mit den Schultern. „Ich hatte Schmerzen, wie Sie sicherlich mitbekommen haben und dann war es da. Ich habe versucht es zu entfernen, aber es klappt nicht“, Itachi nickte. „Willst du es einfach dabei belassen?“, Sakura nickte. „Vielleicht verschwindet es ja von selber“, die Haruno blickte in den Himmel und lächelte leicht. „Es muss schön sein immer andere Orte zu sehen“, wechselte sie plötzlich das Thema, „Ich wünschte, ich hätte auch so ein Glück.“

Itachi blickte zu Sakura runter welche verträumt in den Himmel blickte.

„Was hat das mit Glück zu tun?“, fragte Itachi. „Ich weiß nicht…ich möchte irgendwann Konoha verlassen. Ich möchte die Welt sehen. Ich will jeden Tag andere Sterne sehen…einen anderen Himmel“, Itachi folgte ihrem Blick in den Himmel. „Er sieht aus wie in Konoha“, meinte er. „Nein…es gibt überall Unterschiede“, Sakura lächelte und deutete auf eine Schar von Vögeln. „Sehen Sie? In Konoha fliegen gelegentlich einige Botenvögel und ein paar Tauben über den Himmel und hier? Hier sieht man ganz andere Vögel“, Itachi blickte wieder zu der Rosahaarigen runter. „Und wie willst du als Ärztin von Konoha wegkommen?“, hakte der Uchiha nach. „Sie sagen das so, als könnte man als Ärztin nichts erreichen, aber wissen sie was? Als Ärztin bewirkt man viel mehr als nur das Retten von Menschenleben. Ich sehe die glücklichen Gesichter von Familien, wenn sie gute Nachrichten übermittelt bekommen. Wenn ein Verwandter aus dem Koma zu sich kommt und sie ihn in ihre Arme schließen. Als Ärztin sieht man auch viel und kann viel bewirken. Nicht nur Ninjas können etwas bewirken“, entgegnete Sakura ein wenig beleidigt. „Das beantwortet nicht meine Frage“, warf Itachi ein. „Ich spare. Es ist zwar nicht viel was ich zusammenbekomme, aber immerhin etwas“, erklärte sie. „Also ist es dein Ziel die Welt zu sehen“, stellte Itachi fest. „Kann man so sagen. Verschiedene Dörfer, Länder, Menschen, Gegenden, Lebensarten. Verstehen Sie? In Konoha ist alles so eintönig. Jeden Tag Routineuntersuchungen, aufmüpfige Patienten, die gleiche Gegend, die gleichen Gesichter“, erklärte sie und Itachi nickte. „Was ist Ihr Ziel?“, neugierig blickte sie zu dem Dunkelhaarigen. „Was bringt dir das, das zu wissen?“, Sakura seufzte. „Sie kommen wohl nie von den Förmlichkeiten weg was?“, Itachi blickte lediglich auf sie herab. „Irgendwo müssen Sie doch auch ein normaler Mensch sein. Gefühle zeigen ist zwar nicht gerade Ihr Ding, aber Sie könnten ruhig mal Ihren Status ignorieren und so tun, als ob sie zur Gesellschaft gehören, anstatt sich immer von der Menge abheben zu wollen“, sprach Sakura nun. „Ich hebe mich nicht von der Gesellschaft ab“, meinte Itachi. „Doch das tun Sie. Sie halten sich für etwas Besseres, weil sie aus einem angesehenen Clan kommen und der beste ANBU Konohas sind“, entgegnete Sakura. „Das Dorf und seine Bewohner stellen mich auf dieses Podest“, warf Itachi ein. „Aber mit Ihrer – Verzeihung – Art bestätigen Sie das Ganze doch nur und ziehen so Groll von anderen auf sich“, mit festem Blick sah sie in sein Gesicht. „Die Bewohner sind neidisch“, Sakura seufzte. „Genau das meine ich. Sie wissen, dass Sie brillant sind und scheuen es auch nicht es zu zeigen und genau das macht andere wütend. Natürlich sind die Leute neidisch, aber sie werden wütender, wenn Sie sich so aufführen“, erklärte Sakura. „Und du?“, nun hob sie eine Augenbraue. „Was ist mit mir?“, verwirrt blickte sie den Uchiha an. „Bist du sauer auf mich, wegen meinem Verhalten?“, diese Frage erstaunte die Haruno.

 

Sollte Itachi das nicht eigentlich egal sein?

 

„Nun…sauer ist wohl der falsche Eindruck denke ich“, meinte sie nachdenklich. „Was bist du dann?“, Sakura hätte nicht damit gerechnet, dass Itachi solches Interesse zeigen würde. „Sie haben mich beim Abendessen in ziemliche Schwierigkeiten gebracht und ich verstehe nicht warum. Mögen Sie mich nicht? Ich bin ja nicht gerade Willkommen in Ihrer Familie, so wie es aussieht. Sasuke-San kann mich nicht leiden, weil ich sein Ego verletzt hab und Ihr Vater ist ziemlich wütend auf mich, weil ich ihm gedroht habe, aber was habe ich Ihnen getan?“, Itachi sah wieder nach vorn. „Da vorne sind die anderen“, auch Sakura richtete nun ihren Blick nach vorn.

 

Sasuke und Shisui waren einige Meter von ihnen entfernt. Sie sprangen ebenfalls von Ast zu Ast, aber ihre Geschwindigkeit konnte wohl kaum mit der Itachis mithalten.

Itachi legte noch einen Zahn zu und erreichte schließlich seine Kameraden, die auf ihn und Sakura blickten.

 

„Solltest du nicht tot sein?“, ertönte Sasukes herablassende Stimme. „Mensch Sasuke! Sei doch nicht direkt so unhöflich“, tadelte Shisui ihn, „Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht“, er lächelte.

Sakura erwiderte das Lächeln freundlich.

„Wo ist denn deine Kleidung?“, sofort schoss der Haruno das Blut in den Kopf und Shisui fing an zu lachen, „Das muss dir doch nicht peinlich sein. Wir alle haben schon nackte Frauen gesehen, auch wenn ich das bei Sasuke bezweifle, so abweisend wie er zu Frauen ist.“

„Ich kann dich hören“, ertönte Sasukes gereizte Stimme. „Hab dich doch nicht so. Das ist doch nur Spaß“, Sakura musste kichern.

Sasuke warf ihr einen erdolchenden Blick zu und sofort verebbte ihr Gelächter.

„Aber wo ist denn nun deine Kleidung?“, kam Shisui wieder auf das Thema zurück. „Die…die ist…kaputt…“, murmelte die Haruno. „Aber deswegen musst du sie doch nicht gleich ausziehen“, warf Shisui ein. „Ich…ich hätte sie sowieso nicht mehr tragen können“, erklärte Sakura. „Verstehe. Itachi musstest du ihr die Kleider direkt vom Leib reißen“, grinste der Dunkelhaarige.

Sakura stieg das Blut in den Kopf und sie wollte im Erdboden versinken.

„Ich mach doch nur Scherze. Itachi würde es niemals im Wald tun und schon gar nicht würde er ihr die Kleidung dabei kaputt machen“, grinste Shisui, doch Sakura war es trotzdem unangenehm. „Wie hast du denn überlebt?“, wechselte er nun das Thema.

„Sie hat es geschafft sich zu heilen. Der Pfahl hat nicht direkt ihr Chakrazentrum getroffen“, kam Itachi ihr zuvor. „Seit wann antwortest du denn für andere?“, hakte sein bester Freund nach. „Sakura braucht Ruhe. Lass sie sich ausruhen“, Sakura blickte zu Itachi und dann zwischen die Bäume. „Verstehe“, niemand sah das wissende Lächeln Shisuis durch die Maske und er richtete seinen Blick wieder nach vorn.

 

Sakura war zwar nicht sonderlich scharf darauf sich auszuruhen, da sie dabei sehr wahrscheinlich einschlafen würde, aber sie wollte auch nicht Itachi in den Rücken fallen. Sie entspannte sich in seinen Armen und lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. Sie blickte erschöpft durch die Bäume und wieder war sie dort.

Die Katze sprang von Ast zu Ast und hatte ihren Blick auf Sakura gerichtet.

Die Rosahaarige seufzte und schloss ihre Augen. Sie wollte die Gestalt nicht sehen, da fiel sie lieber in ihren unruhigen Schlaf.

Itachi dem das Seufzen der Haruno nicht entgangen war, richtete nun auch seinen Blick zwischen die Bäume.

Aber er konnte nicht die Gestalt sehen, welche ihn gerade direkt anzusehen schien, ehe sie ihren Blick dann wieder auf Sakura richtete. Itachi sah wieder nach vorne und konzentrierte sich auf den Weg.

 

Nach einiger Zeit fühlte er wie Sakura anfing sich unruhig zu bewegen. Er blickte zu ihr hinunter und musste feststellen, dass sie Schweiß auf ihrer Stirn gebildet hatte.

Sie atmete schwer und hörte nicht auf sich unruhig zu bewegen, was ihm schwer machte sie richtig festzuhalten und sich gleichzeitig auf den Weg zu konzentrieren.

Itachi hielt an und bewegte sanft seinen Arm, in der Hoffnung Sakura so wachzubekommen.

Doch Sakura wurde nicht wach und befand sich weiterhin in ihrem Traum.

Itachi stieß seine Schulter gegen ihren Kopf, aber auch das brachte nichts. Gerade als er sie runterlassen wollte öffnete sie erschrocken ihre Augen.

Hastig sah Sakura sich um, ehe sie dann ihren Kopf gegen seine Brust senken ließ.

 

„…zwei…“

 

Itachi blickte auf Sakura herab, welche erschöpft in seinen Armen lag.

 

„Zwei was?“, erschrocken sah Sakura zu ihm rauf. „N-Nichts, nichts!“, lächelnd wedelte sie mit ihren Händen, „Ich habe nur geträumt.“ „Ziemlich schlecht“, stellte Itachi fest. „Das stimmt, der Traum war nicht gerade schön“, entgegnete sie und Itachi machte sich daran die anderen wieder einzuholen. „Wo sind wir?“, hakte Sakura nun nach. „Noch fünfzehn Minuten, dann sind wir in Konoha“, antwortete der Dunkelhaarige und Sakura nickte.

 

Schließlich standen Itachi und die anderen nach der besagten Zeit im Büro der Hokage. Die Masken hatten sie an die Seite ihres Kopfes gedreht.

Sakura stand inzwischen neben den anderen und sah zu, wie Itachi Tsunade die Schriftrolle überreichte.

Die Hokage warf einen Blick darauf, ehe sie die Schriftrolle dann Shizune gab, welche dann den Raum verließ.

 

„Gute Arbeit“, nun fiel der Blick Tsunades auf Sakura. „Wo ist deine Kleidung?“, Sakura blickte auf den Boden. „Es gab einen Zwischenfall“, antwortete Itachi für die Rosahaarige. „Einen Zwischenfall?“, Tsunade hob eine Augenbraue. „Er ist nicht weiter von Bedeutung“, erstaunt ruhte Sakuras Blick auf dem Rücken des ANBUs. „Na schön…“, seufzte die Hokage, „Ihr könnt gehen. Itachi, ich erwarte noch heute deinen Bericht.“

Der Angesprochene nickte und verließ mit den anderen das Gebäude.

„Wir sehen uns später beim Training“, mit diesen Worten verschwand Shisui grinsend. „Du wirst es wohl alleine schaffen nach Hause zu kommen“, meinte Sasuke kühl und wollte mit seinem Bruder zum Gehen ansetzen.

Doch Sakura griff nach dem Oberarm Itachis und dieser drehte sich zu ihr.

„Routineuntersuchung“, sie blickte die beiden ANBUs ernst an. „So was brauchen wir nicht“, meinte Sasuke kühl. „Es gehört aber dazu“, warf Sakura ein.

„Ich werde gehen“, meldete sich Itachi nun zu Wort. „Ist das dein Ernst?“, fuhr sein jüngerer Bruder ihn an. „Du könntest dort gelegentlich auch mal hingehen“, Itachi blieb ruhig, im Gegensatz zu seinem Bruder, der bereits mit den Zähnen knirschte. „Hn!“, Sasuke stapfte davon.

„Ich sammle wohl nicht gerade Pluspunkte bei Ihrem Bruder“, ein wenig niedergeschlagen sah Sakura Sasuke hinterher. „Ignorier es einfach“, Sakura nickte und ging dann los.

Itachi lief schweigend neben ihr her, aber dann hielt sie an und Itachi drehte sich zu ihr um.

„Übrigens…Danke, dass Sie Tsunade nichts gesagt haben“, Sakura verneigte sich, „Ich weiß, dass es nicht Ihre Pflicht ist, daher bin ich ihnen unendlich dankbar.“ „Lass uns weiter“, Sakura stellte sich wieder aufrecht hin und ging dann mit Itachi weiter.

 

„Du wirst mich gleich untersuchen“, brach Itachi nach einigen Minuten die aufgekommene Stille. „Natürlich“, Sakura lächelte ihm zu. „Wie wirst du das mit dem Mal erklären?“, Sakura legte ihre Hand auf ihren Bauch. „Ich bin Ärztin. Ich werde mich selbst untersuchen“, sprach sie. „Ist das erlaubt?“, Sakura blickte zu dem Dunkelhaarigen. „Sie sind früher auch nicht zur Routineuntersuchung gekommen und das ist auch nicht erlaubt, also darf auch ich mal die Regeln brechen“, behauptete Sakura. „Ich bin zur Routine gegangen“, nun hob Sakura ihre Brauen. „Zu denen im Uchihaviertel? Ich muss sagen, dass ich die Behandlungen dort ziemlich schlecht finde“, gestand Sakura. „Warum?“, Itachi blickte Sakura nun in die Augen. „Keine voll ausgebildeten Ärzte, beziehungsweise Medic-Nins. Desinfektionszeug nicht genügend vorhanden, unsaubere Arbeit, keine ordentliche Aktenführung und vieles, vieles mehr“, sprach Sakura. „Woher willst du das wissen?“, hakte Itachi nach. „Als ich einen von euch mal an der Strippe hatte, gab das eine Menge Stress. Erst musste ich um Erlaubnis fragen ihn zu behandeln und als ich ihn ins Krankenhaus verlegen wollte musste ich auch nochmal um Erlaubnis fragen“, beschwerte Sakura sich.

 

Im Krankenhaus angekommen besorgte Sakura sich ihr Stethoskop und die kleine Taschenlampe, ehe sie dann mit Itachi in einen Raum ging. Den Mantel wickelte sie sich nun wie ein Handtuch um den Körper, damit Itachi nicht schon wieder zu viel sah.

 

„Sehen Sie bitte auf meinen Finger – ja, so ist es gut und jetzt bitte auf den anderen – okay, bitte das Oberteil ausziehen“, Itachi stand auf und entledigte sich dem genannten Kleidungsstück.

Sakura fing an seinen Oberkörper zu untersuchen und kam schließlich bei seinen Händen an.

„Leichte Verbrennungen“, stellte sie fest, „Ich werde Ihnen eine Salbe verschreiben, damit sollte sich das Ganze dann erledigt haben. Wenn die Verbrennungen nach einer Woche nicht weg sind, kommen Sie bitte wieder.“

Sakura schrieb Itachi ein Rezept aus und reichte es ihm.

„Sie können dann jetzt gehen. Die Salbe kann Ihnen eine Schwester geben“, Sakura lächelte und Itachi verschwand.

 

Nun ließ sich die Rosahaarige auf das Bett nieder und warf sich nach hinten. Sie begutachtete die weiße Decke und genoss die Stille um sich herum.

 

Sie hatte Itachi zu viel erzählt.

 

Sie hätte ihm nicht sagen sollen, seit wann sie das Mal hatte. Nun hatte sie ihn doch nur mit in die Sache gezogen und das war es was sie nicht wollte. Sie wollte niemanden in ihre Angelegenheiten mithineinziehen.

 

Das sorgte doch nur für Probleme!

 

Was sollte sie nur tun?

Sollte sie Itachi sagen, dass sie gelogen hatte, damit er endlich Ruhe gab?

Oder sollte sie einfach darauf hoffen, dass er das alles vergaß?

 

Beides würde wohl nicht funktionieren. Itachi würde sofort merken, wenn sie am Lügen wäre. Er konnte sie vermutlich wie ein offenes Buch lesen, genau wie jeden anderen vermutlich auch. Und Itachi war nicht so vergesslich, schon gar nicht was so seltsame, auffallende Dinge wie die Mission betraf.

Sakura konnte nur hoffen, dass Itachi nicht recherchieren würde oder sie noch einmal darauf ansprach. Dafür hatte sie echt keinen Nerv, schließlich war das ganze viel zu irrational, als das ihr irgendwer Glauben schenken würde.

Selbst Ino würde ihr das nicht glauben und sie war ihre beste Freundin.

Da würde ihr der angesehenste ANBU Konoha erst recht nicht glauben.

 

Ein Seufzen entwich ihrer Kehle und sie stand schließlich langsam auf. Sie zog sich den Mantel wieder über ihre Schultern und wickelte ihn eng um ihren Körper. Ihre Arme hatte sie vor ihrem Bauch verschränkt. Sakura verließ das Krankenhaus und machte sich auf den Weg nach Hause.

 

Sakura schloss die Tür auf und schon im nächsten Moment hörte sie schnelle Schritte auf dem Flur.

Ino kam wie eine Irre auf sie zugerast und schloss sie in ihre Arme.

 

„Was hat der Penner angestellt?“, die Wut in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Nichts“, Sakura drückte ihre beste Freundin weg. „Und warum trägst du nur einen Mantel?“, Ino hob eine Augenbraue. „D-Das…“ „Oh mein Gott! Sag mir nicht, dass er dich angefasst hat! Hat er dich vergewaltigt! Ach du Scheiße! Ich bring diesen Kerl um! Das war dein erstes Mal und…“ „Ino! Itachi-San hat mich nicht angefasst!“, unterbrach Sakura ihre beste Freundin. „H-Hat er nicht?“, verwirrt blickte Ino Sakura in die Augen. „Lass mich bitte erst duschen“, Sakura machte sich auf den Weg ins Bad.

Doch Ino wolle nicht so einfach lockerlassen und folgte ihrer Mitbewohnerin.

„Was ist dann passiert? Und wo ist deine Kleidung?“, sprudelte es aus der Blondine. „Es gab einen kleinen Zwischenfall“, Sakura wollte es dabei belassen. „Einen kleinen Zwischenfall?“, Ino verschränkte die Arme vor der Brust und Sakura seufzte. „Ich hatte einen Schwächeanfall, Itachi-San hat mich zurückgeschickt, ich bin umgekehrt und hab ihm und seinen Kameraden den Arsch gerettet, wobei ich fast draufgegangen bin“, erzählte die Haruno. „Und wo ist da deine Kleidung verschwunden?“, Ino verstand nicht ganz. „Die war so kaputt, dass sie nichts mehr gebracht hat und dann war Itachi-San so freundlich und hat mir seinen Mantel zur Verfügung gestellt“, Sakura war schon dabei sich die Spülung aus den Haaren zu waschen. „Und warum musstest du ihm und den anderen den Arsch retten? Die sind doch so brillant“, sie machte Anführungszeichen in der Luft, „…da können die doch selber auf sich aufpassen.“ „Nur weil sie brillant sind, heißt das nicht, dass sie perfekt sind“, warf Sakura ein. „Aber die machen doch immer einen auf perfekt, da müssen die sich doch nicht von einer Oberärztin den Arsch retten lassen und außerdem bist du fast draufgegangen! Wenn ich Itachi sehe mache ich den so fertig!“, wild gestikulierte Ino mit den Händen in der Luft. „Dann jammre aber nicht, wenn du im Krankenhaus landest“, Sakura stieg aus der Dusche und trocknete sich ab. „Der einzige der im Krankenhaus landen wird ist Itachi!“, wütend schnaubte Ino. „Ich bezweifle, dass Itachi-San sich überhaupt auf einen Kampf mit dir einlassen wird. Er diskutiert nur, wenn er es für nötig hält“, sprach Sakura, die nach dem Föhn griff und ihn anschaltete.

 

„Er ist ein Feigling!“, meinte Ino, als ihre beste Freundin mit dem Föhnen fertig war. „Warum ist er denn jetzt ein Feigling?“, Sakura machte sich auf den Weg in ihr Zimmer, gefolgt von ihrer besten Freundin. „Weil er eben nur diskutiert, wenn er es für nötig hält und auch nur kämpft, wenn er es für nötig hält! Feige! Einfach feige!“, behauptete Ino. „Aber wenn er es doch für unnötig empfindet, ist es doch nicht feige“, Sakura zog sich Unterwäsche an. „Jetzt nimm ihn doch nicht in Schutz! Hast du schon vergessen, dass er dich voll in die Pfanne gehauen hat? Du musst dir doch wünschen, dass ihm mal ein Missgeschick passiert!“, entfuhr es Ino. „Ich musste ihm das Leben retten und er hat sich bedankt, was Uchihas nicht wirklich machen. Das reicht mit vollkommen aus“, erklärte Sakura.

 

„Ich verstehe dich einfach nicht!“

 

Ino warf die Arme in die Luft, ließ sie dann aber schlapp runterfallen. Sie verließ kopfschüttelnd das Zimmer und Sakura zog sich ihre Schlafsachen an.

Die Rosahaarige ging auf ihr Bett zu und ließ sich schlapp in dieses fallen. Erst jetzt merkte sie wie müde sie überhaupt war. Ihr taten alle Knochen weh und das obwohl sie nicht einmal so viel wie Itachi und die anderen gelaufen war.

Aber Sakura wusste, wenn sie schlafen würde, würde sie sich nicht wirklich ausruhen können. Andererseits fiel es ihr schwer ihre Augen überhaupt noch offenzuhalten, weshalb sich diese endgültig schlossen und sie in einen unruhigen Schlaf fiel.

 

Nachdem Sakura nun schon viermal versucht hatte durchzuschlafen, gab sie schließlich auf und stand auf.

 

Ihr war kalt.

Ihr Hals kratzte.

Ihre Nase war zu.

Ihr Schädel brummte.

Sie hatte sich erkältet.

 

Genervt trat Sakura auf ihren Kleiderschrank zu und zog sich einen weißen, dünnen Strickpulli mit einer schwarzen Leggins heraus. Dazu kamen graue Flauschsocken und Unterwäsche. Sakura öffnete die Zimmertür und direkt hörte sie Inos wütende Stimme aus dem Wohnzimmer.

 

„Du bist so ein mieser Dreckskerl!“

 

Vermutlich stritt sie sich mal wieder mit Shikamaru, da ihr dieser wie immer überlegen war, was die Blondine ziemlich auf die Palme brachte. Sie wollte halt nicht die Bestätigung bekommen, dass sie nicht gerade die Hellste war.

Sakura ging ins Bad und stellte sich unter die Dusche, die sie auf heiß stellte. Das heiße Wasser, welches auf ihre Haut prasselte sorgte dafür, dass ihr ein wenig wärmer war. Sie legte den Kopf in den Nacken und genoss die angenehme Hitze.

 

Hitze…

 

Konnte die Hitze in ihrem Traum von Wasser kommen?

Befand sie sich vielleicht unter Wasser?

 

Nein, das würde keinen Sinn machen. Wäre Sakura unter Wasser, würde sie keine Luft bekommen und könnte auch nichts riechen.

Also musste die Hitze von der Luft auskommen.

 

Sakura seufzte und stellte den Duschstrahl aus. Sofort wurde ihr wieder kalt, weshalb sie sich so schnell wie möglich abtrocknete und sich dann die Haare föhnte, um dann in ihre Klamotten zu schlüpfen. Sakura verließ das Bad und musste feststellen, dass Ino sich immer noch aufregte, was ziemlich ungewöhnlich war.

Normalerweise hätte Ino Shikamaru schon dreimal rausgeschmissen, weil sie keine Argumente mehr hatte.

Erneut entwich Sakura ein Seufzen und sie räumte ihre Klamotten zum Schlafen wieder in ihr Zimmer, ehe sie dann runter ging.

Inos Stimme wurde immer lauter.

 

„KANNST DU MAL WAS SAGEN! DU BIST SO ÜBERHEBLICH!“

 

Sakura band sich die Haare zu einem lockeren Dutt hoch und betrat das Wohnzimmer. Abrupt blieb sie stehen und ihre Augen weiteten sich ein klein wenig.

 

„I-Itachi-San?“

 

Der Angesprochene und Ino drehten sich zu ihr.

Ino lief sofort zu ihrer besten Freundin und schenkte Itachi erdolchende Blicke.

 

„Verschwinde!“

 

Itachi bewegte sich trotz Inos Aufforderung kein Stück. Stattdessen ruhte sein Blick auf Sakura, die plötzlich nieste.

 

„Gesundheit“, verwirrt musterte Sakura den Dunkelhaarigen. „D-Danke“, stotterte sie mit erstickter, leicht rauer Stimme.

„Deine Höflichkeiten kannst du dir sonst wohin stecken!“, schrie Ino wieder. „Ino…“, die Angesprochene blickte zu ihrer Mitbewohnerin. „Was denn?“, verständnislos zog Ino ihre Stirn kraus. „Itachi-San ist noch immer jemand höhergestelltes, du könntest ihm wenigstens den nötigen Respekt entgegen bringen und ihn Siezen“, tadelte Sakura sie. „Du machst es schon wieder! Du nimmst ihn wieder in Schutz!“, beschwerte sich Ino. „Du bekommst Falten, wenn du dich weiter so aufregst“, erschrocken sprang Ino einen Satz zurück und verließ das Wohnzimmer.

Sakura drehte sich nun zu dem überraschenden Gast.

„Ich entschuldige mich für ihr Benehmen“, Sakura verneigte sich und von Itachi kam wie immer nichts zurück. „Möchten Sie vielleicht etwas zu trinken?“, Sakura stellte sich wieder aufrecht hin. „Nein, danke“, langsam nickte Sakura. „Setzen Sie sich doch“, Sakura deutete auf die Couch. „Ich will nicht lange bleiben“, nun hob Sakura eine Braue. „Weshalb sind Sie denn hier?“, hakte sie nach. „Ich möchte mit dir frühstücken gehen“, Sakura musste sich bemühen, dass ihr die Kinnlade nicht nach unten fiel. „W-Wie bitte, was?“, stammelte sie. „Du hast gesagt, dass ich mich nicht so von der Menge abheben soll und meinen Status ignorieren soll“, erstaunt blickte Sakura ihn an. „Und deswegen wollen Sie mit mir essen gehen?“, Itachi nickte. „Würde ich mit Shisui frühstücken gehe, würden die Leute denken, dass ich mich nur mit Leuten aus meinem Clan abgebe“, nun musste Sakura grinsen.

 

„Seit wann ist Ihnen denn die Meinung anderer wichtig?“

 

„Möchtest du jetzt mit mir frühstücken gehen oder nicht?“, kam er wieder auf das eigentliche Thema zurück. „Wo wollen Sie denn essen gehen?“, fragte Sakura nun. „Kyoko’s“, Sakuras Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Wollen Sie mich in den Ruin treiben?“, fragte sie nun. „Ich lade dich ein“, nun weiteten sich ihre Augen. „Verzeihung, aber haben Sie Fieber?“, skeptisch blickte sie ihn an. „Nein“, langsam nickte sie. „Haben Sie etwas genommen?“, Sakura schritt auf Itachi zu. „Nein“, widerholte er sich. „Okay, aber könnten wir nicht wo anders frühstücken gehen? Ich mag es nicht, wenn man mir etwas spendiert“, Sakura öffnete sich ihre Haare und fuhr mit ihren Fingern hindurch, um sie wieder zu richten. „Wo möchtest du essen gehen?“, die Haruno überlegte und dann leuchteten ihre Augen. „Vertrauen Sie mir?“, Itachi sah ihr lediglich in die Augen, „Lassen Sie sich überraschen.“

Die beiden gingen in den Eingangsbereich und zogen sich ihre Schuhe an.

„Wohin geht ihr?“, Ino klang ziemlich sauer. „Wir gehen essen, Itachi-San hat mich eingeladen“, nun fiel der Blondine die Kinnlade runter, doch dann verfinsterte sich ihre Miene wieder. „Wenn sie wieder weinend nach Hause kommt, reiße ich dir den Kopf ab!“, drohte sie. „Ino!“, die Angesprochene zuckte mit den Schultern und verschwand ins Wohnzimmer.

„Verzeihung“, Sakura griff nach einem grauen Mantel und einem hellgrünen Schal.

 

Schnell zog sie sich die beiden Kleidungsstücke an und drehte sich dann zu Itachi. Sie musste zugeben, dass er in dem schwarzen Mantel wirklich gut aussah. Hastig schüttelte sie den Kopf und verstaute dann ihren Hausschlüssel in ihrer Jackentasche und öffnete die Tür.

 

Es Regnete in Strömen.

 

Sakura seufzte und wollte schon ihren Regenschirm holen, aber dann hörte sie ein klackendes Geräusch hinter sich. Ein schwarzer Regenschirm befand sich über ihrem Kopf. Sakura sah zu Itachi, der den Schirm in der Hand hielt und verließ dann endgültig mit ihm das Haus.

 

Es herrschte Stille zwischen ihnen, den ganzen Weg über – es sei denn Sakura sagte ihm, ob sie abbiegen mussten oder nicht.

 

„Da wären wir“, Sakura und Itachi befanden sich an einer abgelegen Straße Konohas. „Das Café kenne ich nicht“, Sakura sah zu Itachi hoch. „Sie werden es lieben, wenn nicht leiden Sie eindeutig an Geschmacksverkalkung“, sie stemmte die kleine Tür des Cafés auf und Itachi schloss den Regenschirm.

Er stellte den Schirm in einen Ständer für eben diesen und zog dann mit Sakura seine Jacke aus und hing sie auf.

„Warst du schon oft hier?“, hakte er nun nach. „Ich komme so oft her wie möglich, nur wegen meinem Job…“, abrupt hielt Sakura inne, „Ich hab vergessen mich zu entschuldigen!“

Sakura wollte sich ihre Schan schnappen und gehen, aber Itachi griff nach ihrem Handgelenk.

„W-Was soll das?“, sie wollte sich losreißen. „Ich habe mich schon darum gekümmert“, überrascht sah Sakura ihn an. „Woher wollten Sie wissen, dass ich überhaupt ja sage?“, fragte sie nun. „Intuition“, er ließ ihr Handgelenk los und setzte sich mit ihr an einen Tisch für zwei Personen.

 

„Wieso haben Sie eigentlich mich gefragt?“, brach Sakura nach ein paar Minuten das Schweigen. „Einfach so“, Sakura hob eine Augenbraue. „Das glaube ich Ihnen nicht“, sagte sie. „Warum nicht?“, Itachi legte die Karte zur Seite. „Weil Sie Dinge nicht einfach so tun“, antwortete Sakura, die sich noch etwas aussuchte. „Du hast Recht“, mit großen Augen sah sie nun von der Karte zu dem Dunkelhaarigen. „Ich hab Recht?“, Itachi nickte. „Ich habe dich gefragt, weil ich mit niemand anderem außerhalb des Clans großartig Kontakt habe“, erklärte er.

 

„Sie machen mir ein wenig Angst.“

„Warum?“

„Sie sind sonst nie so offen.“

„Du hast doch gesagt, ich soll mich wie ein normaler Mensch verhalten.“

„Ich hätte aber nicht damit gerechnet, dass Sie das wirklich versuchen.“

„Stört es dich?“

„N-Nein! Das wollte ich nicht damit sagen.“

„Was dann?“

„Ich weiß es nicht so wirklich…“

 

„Was möchten Sie zu trinken?“, eine Kellnerin stand am Tisch der zwei. „Kräutertee“, antwortete Itachi. „Kirschtee“, die Bedienung notierte sich die Bestellungen. „Und was darf es zu Essen sein?“, sie sah wieder zu Itachi. „Eine Waffel mit Schokoladensoße und Erdbeeren“, antwortete er. „Eine Waffel mit Vanillesoße und Kirschen“, wieder notierte die Kellnerin sich alles und verschwand dann.

„Und haben Sie heute wieder eine Mission?“, hakte Sakura mit dem Blick nach draußen gerichtet nach. „Du magst es nicht“, Sakura nickte. „Das stimmt, ich mag es nicht, aber das beantwortet meine Frage nicht“, stimmte sie zu. „Habe ich nicht und warum stört es dich?“, Sakura seufzte. „Ihr tötet Menschen, unterdrückt eure Gefühle und hintergeht permanent andere Menschen…ich kann so etwas nicht ausstehen“, Itachi nickte. „Und was ist mit Ihnen? Was können Sie nicht ausstehen?“, neugierig sah Sakura ihm nun in die Augen. „Versagen“, langsam nickte Sakura. „In Ihrem Job oder allgemein?“, bohrte sie weiter nach. „Allgemein“, wieder nickte sie.

Nun kam auch das Essen der beiden.

„Guten Appetit“, Itachi nickte lediglich und sie fingen an zu essen. „Und?“, neugierig musterte Sakura ihr gegenüber. „Es ist in Ordnung“, nun zog Sakura ihre Brauen zusammen. „Nur in Ordnung?“, Itachi nickte. „Als Mittagessen würde es besser passen“, langsam nickte Sakura. „So lange es Ihnen schmeckt“, sie schob sich das nächste Stück in den Mund. „Und was machen Sie heute noch?“, hakte Sakura nun nach. „Du kannst mir ja zeigen was normale Menschen im Alltag machen“, nun musste die Rosahaarige kichern. „Sie tun gerade so, als wäre ich ein Alien oder so“, meinte sie. „Du meintest doch ich soll mich wie ein normaler Mensch verhalten“, Sakura seufzte. „Sie müssen das nicht so wörtlich nehmen. Ich meinte lediglich, dass Sie mal von Ihrem hohen Ross runterkommen sollen“, erklärte sie. „Verstehe“, Itachi nickte. „Aber wenn Sie unbedingt darauf bestehen normal zu werden, werde ich Ihnen selbstverständlich Unterricht geben“, grinste Sakura nun.

 

„Unterricht?“

 

„Das war als Scherz gemeint. Ich wollte damit sagen, dass ich gerne etwas mit ihnen unternehme“, Itachi nickte. „Was möchtest du machen?“, fragte er nun. „Was machen Sie denn in ihrer Freizeit?“, stellte Sakura als Gegenfrage. „Trainieren“, sie seufzte. „Sie werden doch wohl noch andere Dinge tun“, Itachi überlegte. „Lesen“, wieder ein Seufzen. „Waren Sie nie neugierig als Kind? Wollten Sie nichts entdecken?“, Itachi schüttelte den Kopf. „Ich habe mich immer auf meinen Clan konzentriert“, erzählte er. „Na schön, dann wird es mal Zeit, dass Sie Spaß haben“, meinte die Haruno. „Spaß?“, sie nickte. „Ja. Wenn Sie sich immer auf den Clan konzentriert haben, haben Sie mit Sicherheit nicht wirklich das erlebt, was ich als Kind erlebt habe“, erklärte sie. „Wir sind keine Kinder mehr“, sie seufzte. „Jeder ist irgendwo noch Kind“, sagte sie nun.

 

Sie bezahlten, nachdem sie fertiggegessen hatten und verließen das Café. Sie verließen Konoha und Sakura führte Itachi immer weiter in den Wald.

 

„Du bist als Kind einfach in den Wald gelaufen?“, Sakura nickte. „Das gab aber auch immer ganz schönen Ärger“, erzählte sie und verließ nun den Weg mit Itachi. „Verstehst du dich gut mit deinen Eltern?“, Itachi schien heute wirklich neugierig. „Nicht wirklich. Wir stritten oft, aber seitdem ich ausgezogen bin, ist es schon etwas besser. Ich habe es mit ihnen einfach nicht mehr ausgehalten“, erzählte Sakura, die sich ein wenig ducken musste, da die Zweige der Bäume so tief wuchsen. „Verstehe“, auch Itachi musste sich ducken, er hatte den Regenschirm mittlerweile zusammengeklappt. „Und wie verstehen Sie sich mit Ihren Eltern? Mal abgesehen davon, dass Sie anscheinend alles in Sie setzen und Sie als Nachfolger Fugaku-Sans anstreben“, Sakura nutzte es regelrecht aus, dass Itachi heute so gesprächig war. „Mutter ist liebevoll und Vater streng“, Sakura nickte. „Und wie sieht’s mit Sasuke aus?“, bohrte sie weiter. „Eifersüchtig“, nun hielt Sakura an.

 

„Da wären wir.“

 

Sie standen vor einem kleinen Bach aus dem einige Steine ragten. Um ihn herum standen riesige Weiden und es wuchsen einige Wildblumen.

 

„Und was möchtest du hier erleben?“, Sakura zog sich nun ihre Jacke und ihre Schuhe aus. „Sie auch“, Itachi blickte sie ausdruckslos an.

Seufzend stellte sich die Rosahaarige vor ihn und fing an ihm den Mantel aufzuknöpfen.

„Was soll das werden?“, Sakura sah ihm in die Augen. „Spaß haben“, antwortete sie lediglich. „Deine Erkältung wird sich verschlimmern“, sie zuckte mit den Schultern. „Ich bin Ärztin, ich finde schon einen Weg mich zu verpflegen und jetzt Schuhe aus“, Itachi tat was sie sagte.

Sakura ging zu dem Bach und sprang von Stein zu Stein in die Mitte.

„Na, kommen Sie schon“, Itachi sprang auf einen Stein vor sie. „Und jetzt?“, Sakura seufzte und wollte den Dunkelhaarigen ins Wasser schubsen.

Doch Itachi wich aus und stattdessen fiel sie ins Wasser.

„Sie Idiot“, seufzte sie und wollte ihn nassmachen, doch er wich aus, „Sie sollen nicht ausweichen! Das ist kein Training!“, tadelte sie ihn. „Was soll daran Spaß machen?“, Sakura seufzte und stand auf. „Normalerweise ist der lustige Teil, dass man sich damit gegenseitig ärgert“, sie fuhr sich durch ihr Haar. „Was bringt einem das, wenn man am Ende krank wird?“, Sakura stellte sich nun wieder auf einen Stein und schnipste Itachi gegen die Stirn. „Lassen Sie es lieber“, sie ging wieder zurück zum Ufer.

 

Itachi tat es ihr gleich und sie zogen sich wieder Schuhe und Mäntel an.

Sakura fing an zu frieren, da ihr nun doch ziemlich kalt war. Sie zog den Kopf an und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr Blick schweifte über die Umgebung und blieb an einem weißen Kaninchen hängen.

Das Tier knabberte gerade auf etwas herum. Wassertropfen perlten von seinem Fell und es zitterte ein wenig, aber es schien auch nicht seinen Platz verlassen zu wollen.

Itachi folgte ihrem Blick, der sich dann aber wieder auf sie richtete.

 

„Willst du dich weiter einnässen lassen?“

 

Sakura antwortete nicht und beobachtete weiterhin das Kaninchen. Ihr Blick war ziemlich verträumt.

Itachi legte seine Hand auf ihre Schulter und rüttelte sanft an ihr.

 

„Hm? Entschuldigung“, Sakura verneigte sich. „Willst du dich weiter einnässen lassen?“, wiederholte er lediglich seine Frage. „Nein, ich gehe jetzt nach Hause“, antwortete sie und wollte losgehen. „Soll ich dich bringen?“, Sakura drehte sich wieder zu Itachi. „Lassen Sie es lieber Itachi-San. Sie sind besser darin Ihr Ding zu machen“, Sakura ging weiter.

 

Itachi folgte ihr und als sie wieder auf dem Waldweg waren klappte er seinen Schirm auf. Er zog Sakura unter den Schirm und ging dann schweigend mit ihr weiter.

Nightmare

Drei Wochen vergingen.

 

Die Müdigkeit machte sich immer mehr bei Sakura bemerkbar.

 

Tiefe Augenringe.

Gerötete Augen.

Unkonzentriert.

 

Die Augenringe überschminkte sie gekonnt nur den Rest konnte sie nicht so wirklich verstecken. Ihre Erkältung hatte sich nicht wirklich gebessert.

 

Kopfschmerzen.

Halsschmerzen.

Fieber.

 

Ino bekam das Ganze nicht so wirklich mit, da sie in letzter Zeit ziemlich viele Jungs am Start hatte oder auf Mission war. Sie war also nur selten zu Hause, wofür Sakura ihr sehr dankbar war. So konnte Ino sie wenigstens nicht mit Fragen bombardieren oder ihr Aussehen kritisieren.

Arbeiten konnte Sakura sich abschminken. Sie musste ja schon bei der kleinsten Kleinigkeit zu Hause bleiben, weil sie sonst Bakterien einschleppen würde.

Also war sie die meiste Zeit zu Hause und hatte nicht wirklich etwas zu tun. Vom Schlafen versuchte sie sich so viel wie möglich abzuhalten, da sie nicht darauf kam woher der Geruch in ihrem Traum stammt.

Die Katze hatte sie seit der Mission auch nicht mehr gesehen.

Zuletzt, als der Pfahl ihre Brust durchbohrt hatte und sie mit der Gestalt alleine im Tempel war.

 

~°~°~Flashback~°~°~

 

Taubheit.

 

Sakura konnte ihren Körper schon nicht mehr spüren. Noch nicht einmal für ihr Chakra hatte sie Gefühl. Der Pfahl hatte ihr komplettes Zentrum zerstört und somit ihren Tod vorhergesagt.

 

Flacher Atem.

 

Das Atmen fiel ihr schwer. Es kostete sie ziemlich viel Kraft und sie wusste, dass sie bald nicht mehr nach Luft holen konnte.

 

Müdigkeit.

 

Ihre Augenlider wurden immer schwerer und irgendwie freute sie sich darauf endlich wieder durchschlafen zu können, auch wenn es für immer war.

Aber wenigstens hatte sie dann endlich ihre Ruhe. Sie war Itachi auch nicht sauer, dass er mit den anderen gegangen war. Für sie gab es schließlich keine Rettung mehr.

Plötzlich hörte sie Schritte. Mit viel Mühe hob Sakura ihren Kopf und erblickte die Katze.

Die Gestalt hielt das Kunai in der Hand, welches sie Sakura vor der Mission gegeben hatte.

 

Was hatte die Katze vor?

 

Mit einem Mal warf die Katze das Kunai nach dem Pfahl. Die Waffe landete in der Mitte der glatten Fläche gegenüber der Spitze, die sich in Sakuras Chakrazentrum bohrte.

Plötzlich loderten Flammen auf. Sie fielen über den Pfahl her und kamen in rasender Geschwindigkeit auf Sakura zu. Die Flammen erreichten Sakura und glitten in ihren Körper. Schmerzen, die so schlimm waren, dass Sakura es nie im Leben hätte beschreiben können durchfuhren ihren Körper. Ihr wurde ziemlich heiß und ein lautes Schreien konnte sie sich nicht verkneifen.

 

~°~°~Flashback Ende~°~°~

 

Sakura schüttelte den Kopf. Sie war froh darüber die Gestalt mal nicht zu sehen.

Vielleicht hatte sie ja Glück und dieser Traum würde auch bald aufhören sie zu verfolgen. Sakura zuckte mit den Schultern und machte sich mit einer Tasse Kaffee auf den Weg ins Bad. Die Wanne in die sie bereits seit einigen Minuten heißes Wasser laufen ließ war fast voll. Eine dicke Schaumschicht hatte sich schon auf dem Wasser gebildet und der Raum roch nach dem befreienden Duft von Eukalyptus. Sakura entledigte sich ihrer Kleidung und nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Kaffee, ehe sie sich in die Wanne setzte. Die Tasse stellte sie links von sich hin, dann schaltete sie den Wasserhahn ab. Sie genoss die Wärme die ihren Körper einhüllte und entspannte sich ein wenig.

 

 

Itachi schlenderte gerade durch die leergefegten Straßen Konohas. Er hatte im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder und Shisui keine Mission mehr bekommen.

Tsunade war dem Bericht gegenüber ein wenig misstrauisch und sie war auch sauer, weil Sakura ihm und seinem Team das Leben retten musste. Sie hatte schließlich drauf bestanden, dass Itachi dafür garantieren sollte, dass Sakura nichts passiert.

Aber da war ja dieser Zwischenfall gewesen, wo Sakura diese Leiche gesehen hatte und diesen Schwächeanfall hatte. Und Sakura hatte sich erkältet, wofür Tsunade ihm auch die Schuld in die Schuhe schob.

Itachi konnte nicht nachvollziehen, warum Tsunade einen solchen Aufstand veranstaltete.

Aber die Hokage war ja schon immer aufbrausend gewesen und sie genoss es, wenn sie mal einen Uchiha zusammenstauchen konnte.

Plötzlich landeten zwei kleine, krallende Füßchen auf seiner rechten Schulter. Itachi strich durch die weichen Federn seiner Krähe und ging mit ihr weiter. Es regnete ein wenig, weshalb das Tier ziemlich nass war, im Gegensatz zu ihm.

Auf einmal krächzte die Krähe und flog dann von seiner Schulter. Immer wieder krächzte sie und landete schließlich auf einem Türknopf. Sie tippte dagegen und krächzte wieder.

 

Es handelte sich um Sakuras Haus.

 

Aber Itachi verstand nicht warum seine Krähe so unruhig war. Er dachte aber nicht länger darüber nach und klopfte an die Tür.

 

Niemand machte auf.

 

Itachi klopfte fester gegen die Tür, aber es tat sich immer noch nichts. Seine Krähe krächzte und schließlich ging er um das Haus herum. Er suchte nach einem offenen Fenster und fand schließlich eines. Itachi stieß sich vom Boden ab und landete in einem Satz in einem Schlafzimmer.

 

Ein paar offene Bücher lagen auf einem Schreibtisch aus Glas. In einem schmalen Regal ruhten viele weiter und alle handelten vom menschlichen Körper, Medizin und allem was dazu gehörte. In dem kleinen Mülleimer unter dem Schreibtisch waren einige zusammengeknüllte Taschentücher zu seihen.

 

Es handelte sich eindeutig um Sakuras Zimmer.

 

Nun flog auch Itachis Krähe in das Zimmer und glitt an ihm vorbei. Er folgte dem Tier, welches wieder auf einer Türklinke hockte. Itachi klopfte an, doch niemand reagierte.

Also drückte er die Klinke runter und musste feststellen, dass er sich im Bad befand. Sein Blick schweifte durch den Raum und blieb an der Badewanne haften.

Im Wasser war Sakura zu sehen. Ihre Augen waren geschlossen und sie schien auch nicht wirklich wach zu sein.

Sofort reagierte Itachi und zog sie aus dem heißen Wasser und aus der Wanne. Er machte sich auch daran erste Hilfe bei der Ärztin anzuwenden.

 

Nach wenigen Minuten Spuckte Sakura auch schon eine Ladung Wasser aus und holte heftig nach Luft. Sie stützte sich auf ihrem rechten Unterarm ab und hielt sich mit der linken Hand ihren Kopf. Ihre Brust hob und senkte sich heftig und sie hatte ihre Augen kurz geschlossen, ehe sie dann nach links von sich blickte.

 

„I-Itachi-San? W-Wie…wie sind Sie hier rein gekommen?“, Sakuras Stimme war ziemlich heiser und sie stemmte sich von den kalten Fliesen ab.

Sie trocknete ihren Körper mit einem Handtuch ab.

„Durch das Fenster in deinem Zimmer“, Sakura nickte und griff nach ihrer frischen Unterwäsche, die sie auf einem kleinen Schrank abgelegt hatte. „Und warum sind Sie durch mein Fenster gegangen?“, sie zog sich einen kurzen Bademantel aus weißer Seide an.

Nun flog die Krähe auf sie zu und stupste sie mit ihrem Schnabel an.

„Na kleiner Mann“, Sakura lächelte und fuhr dem Tier durch sein Gefieder. „Er war ziemlich unruhig“, meldete Itachi sich wieder zu Wort. „Verstehe“, die Krähe landete auf ihrer Schulter, „Dankeschön.“

Sakura verneigte sich.

„Du solltest dich ausruhen“, Sakura seufzte und griff nach einem Handtuch mit dem sie sich durch ihre Haare fuhr. „Als wüsste ich das nicht selber“, nachdenklich ruhte ihr Blick auf ihrem Spiegelbild. „Was willst du damit sagen?“, Sakura hing das Handtuch weg und drehte sich dann lächelnd zu Itachi.

Er konnte sofort sagen, dass dieses Lächeln mehr wie aufgesetzt war.

„Nichts, nichts. Es geht mir gut“, versicherte sie. „Du lügst“, das Lächeln Sakuras verschwand und sie sah zu Boden. „Was interessiert es Sie, ob ich lüge oder nicht?“, ihre Stimme war leiser geworden. „Geh schlafen“, Sakura richtete ihren Blick aus dem Fenster.

 

„Ich bin nicht müde.“

„Du lügst schon wieder.“

„Haben Sie nicht irgendwelche Missionen?“

„Du willst mich loswerden.“

„Ja!“

„Warum?“

„Weil ich nicht reden und auch nicht schlafen will.“

 

Sakura verschränkte ihre Arme vor der Brust. Sie rieb sich über ihre Oberarme und zog ihre Schultern an ihren Kopf.

Nun verließ Itachi das Bad, was Sakura ziemlich irritierte. Er ging in ihr Zimmer und an ihren Kleiderschrank. Er zog ihr einen Pulli, Leggins und Flauschsocken heraus, die er ihr dann brachte.

 

„Was soll das werden?“, Sakura nahm die Sachen zögerlich an sich. „Ich werde mich dafür revanchieren, dass du uns auf der Mission das Leben gerettet hast“, Sakura entledigte sich dem Bademantel. „Haben Sie das nicht schon gerade, als Sie mir das Leben gerettet haben?“, sie zog sich die Leggins an. „Tsunade gibt mir die Schuld dafür, dass du dich erkältet hast“, sprach er nun. „So etwas ignorieren Sie doch sonst auch immer“, meinte Sakura. „Ich werde Tsunade beruhigen, indem ich mich um dich kümmere“, nun weiteten sich Sakuras Augen ein wenig. „S-Sie wollen mich gesundpflegen?“, sie musste sich wirklich bemühen, dass ihr die Kinnlade nicht nach unten fiel. „Zieh dich weiter an, sonst wird deine Erkältung nur noch schlimmer“, wie eine Puppe tat sie was Itachi ihr sagte, ließ ihn dabei aber nicht aus den Augen. „Ich bin Ärztin. Ich werde schon wissen, wie ich wieder gesund werde“, sagte Sakura. „Du bist seit drei Wochen erkältet“, warf Itachi nun ein. „Hmpf!“, beleidigt sah Sakura ihm in die Augen. „Geh dich hinlegen, ich mache dir einen Tee“, Itachi wollte den Raum verlassen. „Kaffee“, sie stellte sich vor ihn und gab ihm ihre leere Tasse. „Tee“, ohne weiter zu diskutieren ging er nach unten.

 

Ein wenig verärgert ging Sakura in ihr Zimmer und warf sich auf ihr Bett. Sie bettete ihren Kopf auf ihren verschränkten Armen und begutachtete ihr Kissen. Ein Seufzen entwich ihrer Kehle.

 

Warum ließ sie sich das eigentlich gefallen?

 

Itachi würde sie sicherlich fragen, warum sie nicht schlafen wollte. Er würde nicht lockerlassen und so lange bleiben, bis er eine zufriedenstellende Antwort von ihr bekam.

Aber sobald sie anfing zu lügen durchschaute er sie. Sie war gut im Lügen – zwar nicht bei allen – aber Itachi konnte sofort sagen, ob sie log oder nicht. Sie war Ärztin, sie konnte sich selbst gesundpflegen.

Aber Itachi bestand ja förmlich darauf sie gesundzupflegen.

 

Warum?

 

Es brachte ihm doch nichts. Und dass er behauptete Tsunade zufriedenstellen zu wollen glaubte Sakura ihm nicht.

Sie war nicht dumm und sogar sie konnte in dem Moment sagen, dass Itachi log. Und das wollte was heißen.

Itachi war mit Sicherheit ein brillanter Lügner, noch besser als sie es jemals sein würde.

Aber für seine Verhältnisse war er wirklich schlecht im Lügen, jedoch wollte Sakura ihm auch nichts unterstellen. Er war immerhin einige Ränge über ihr und es wäre ziemlich dreist, wenn sie ihm unterstellen würde, dass er log.

 

Wollte er etwa herausfinden, warum sie nicht schlafen wollte?

 

Nein.

 

Das passte nicht zu Itachi. Ihn kümmerte es sonst auch nicht, wie es anderen ging und jetzt würde es auch nicht auf einmal so sein. Und er kümmerte sich bestimmt nicht um Sakura, weil er sich Sorgen um sie machte oder es als selbstverständlich ansah.

 

Aber was wollte er dann damit bezwecken?

 

Sakura verstand das alles nicht und plausible Erklärungen fielen ihr auch nicht wirklich ein. Das alles war einfach nicht nachzuvollziehen.

Itachi Uchiha wollte sich um jemanden kümmern.

 

Wer würde ihr das schon glauben?

 

Niemand!

 

Vielleicht träumte sie ja und war endlich von diesem kräftezehrenden Traum losgekommen.

Aber das konnte auch nicht sein. Dafür fühlte sich die gesamte Situation gerade viel zu real an und Sakura würde niemals von Itachi träumen.

 

Oder?

Warum sollte sie denn von ihm träumen?

 

Er gab ihr nichts. Er kam lediglich zur Routine und wollte sie für eine Mission haben.

Sie hatte ihm das Leben gerettet, behandelte ihn und musste sich jetzt von ihm gesundpflegen lassen. Das passte einfach nicht. Sie war Ärztin, sie musste es eigentlich sein, die jemanden gesundpflegte und nicht umgekehrt.

 

Warum?

Warum?

Warum?

 

Immer wieder hallte dieses Wort durch ihren Kopf. Sie fand keine Antworten. Auf nichts.

 

Wenn sie Antworten auf ihren Traum suchte, fand sie nichts.

Wenn sie Antworten auf Itachis Verhalten suchte, fand sie nichts.

 

So langsam verzweifelte Sakura. Sie kam sich so hilflos vor.

Niemand würde ihr glauben, dass sie jede Nacht denselben Traum hatte und um dieselbe Uhrzeit aufwachte. Sie würden sie auslachen oder einfach meinen, dass sie sich irgendwelche Flausen in den Kopf gesetzt hatte.

 

Ein Seufzen entwich ihrer Kehle.

 

„Du sollst dich richtig hinlegen“, ertönte Itachis gefühllose Stimme. „Jaja“, Sakura tat was ihr gesagt wurde und sah dabei zu, wie Itachi ihr eine Tasse auf den Tisch stellte. „Trink“, sie griff nach der Tasse und roch daran. „Tee“, stellte sie fest und sah in Itachis Augen, „Ich möchte Kaffee.“ „Trink“, genervt schnaubte sie und stellte die Tasse wieder auf ihren Nachttisch.

 

Sie lehnte sich in ihrem Bett zurück und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Stur wie sie war begutachtete sie die Bettdecke, damit sie Itachi auch ja keine Beachtung schenkte.

Ohne etwas zu sagen setzte Itachi sich auf die Bettkante und griff nach der Teetasse. Er hielt sie Sakura unter die Nase, diese drehte aber ihren Kopf zur Seite.

 

„Trink“, Sakura schüttelte ihren Kopf. „Ich will keinen Tee“, sprach sie murrend. „Warum?“, fragte Itachi nun. „Tee macht müde“, war die schlichte Antwort. „Du brauchst Schlaf“, erneut hielt Itachi ihr die Tasse unter die Nase. „Nein!“, sie schlug die Tasse weg und die heiße Flüssigkeit verteilte sich quer über ihre Decke.

 

Ein kleiner Schrei entwich Sakuras heiserer Stimme und sie hastete aus dem Bett. Ihre Beine brannten und pochten ein wenig, doch der Schmerz verzog sich bereits wieder.

Itachi stand ebenfalls auf und fing an in aller Ruhe das Bett abzuziehen.

 

Damit fertig drehte er sich mit dem dreckigen Bettzeug zu Sakura.

Sakura nahm ihm das Bettzeug ab und warf es im Bad in den Wäschekorb. Danach ging sie in einen kleinen Raum, der einer Abstellkammer glich. Aus einem Regal zog sie Bettzeug und ging dann in ihr Zimmer, wo sie ihr Bett frisch bezog.

 

„Leg dich hin“, sprach Itachi. „Sie werden wohl nie nachgeben“, seufzte Sakura und legte sich ins Bett. „Versuch zu schlafen“, nun entwich Sakura ein tiefes Seufzen, wofür sie sofort von einem kleinen Hustenanfall belohnt wurde. „Ich will nicht schlafen“, wiederholte sie sich wieder einmal. „Du bist am Ende deiner Kräfte“, Sakura fuhr sich durch ihr Haar. „Erzählen Sie mir etwas, was ich noch nicht weiß“, erschöpft legte sie ihre Hand in den Nacken und ließ ihren Kopf einmal kreisen. „Dann leg dich schlafen“, Sakura schüttelte ihren Kopf und massierte sich die Schläfen, um das Pochen in ihrem Kopf zu mildern. „Es bringt dir nichts dich wachzuhalten und es zu riskieren weiterhin krank zu sein“, meinte Itachi. „Doch! Sie haben doch keine Ahnung!“, fuhr sie ihn nun an. „Wovon?“, Itachi fixierte ihre Augen. „Nichts. Vergessen Sie es“, sie rieb sich ihre Oberarme. „Was meinst du Sakura?“, sie schüttelte den Kopf. „Nichts!“, sie drehte sich weg und sah aus dem Fenster.

Itachi trat auf Sakura zu und drehte sie zu sich.

„Versuch zu schlafen“, wieder seufzte sie. „Ich versuche es“, sie ging auf ihr Bett zu und verkroch sich unter ihre Bettdecke.

 

Sie zog ihre Beine an ihren Körper und ließ erschöpft ihre schmerzenden Augen zufallen. Sie genoss die Wärme der Bettdecke, die sie einhüllte und schon nach wenigen Minuten war sie eingeschlafen.

Itachis Blick ruhte noch einige Sekunden auf Sakura und er beobachtete wie sie in einen unruhigen Schlaf fiel.

Sakura wälzte sich hin und her. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn und sie kniff ihre Augen zusammen.

 

Wie jedes Mal, wenn sie am Schlafen war.

 

Noch nie hatte Itachi erlebt, dass Sakura ruhig schlief. Und schon gar nicht hatte er mitbekommen, dass sie durchgeschlafen hatte. Er musste jedes Mal feststellen, dass sie die gleichen Reaktionen im Schlaf aufwies.

 

War das der Grund weshalb sie nicht schlafen wollte?

Weil sie nicht durchschlief?

Weil sie schlecht träumte?

Aber was war es, wovon sie träumte?

Ein einfacher Alptraum?

Oder war es doch mehr?

Ein Trauma vielleicht?

 

Itachi entschloss sich dazu ein wenig über Sakura zu Recherchieren.

Es musste einen Grund haben, weshalb sie nicht schlafen wollte. Sie würde es ihm aber nie verraten, er hatte es in ihren Augen gesehen. Sie war ziemlich entschlossen zu schweigen, auch wenn sie ihm schon einmal vertraut hatte.

Vielleicht wusste ja auch Ino etwas. Sie war schließlich ihre beste Freundin und Mitbewohnerin. Ihr musste etwas an Sakura aufgefallen sein und wenn nicht wies das lediglich darauf hin, dass Ino nur auf sich achtete.

Jedoch hätte die Blondine sich nicht so über Itachi aufgeregt, wenn ihr nichts an Sakura läge. Sie war ziemlich aufmerksam, was ihre Freundschaft zu Sakura anging.

Außerdem wirkte Sakura ziemlich gestresst. Und das konnte nicht nur an ihrem Job oder der Erkältung liegen. Zumal sie aufgrund der Erkältung noch nicht einmal arbeiten durfte. Und nur wegen mangelndem Schlaf konnte das auch nicht sein. Ihre Nerven lagen definitiv blank.

 

Gestresst.

Müde.

Aufbrausend.

Blankliegende Nerven.

 

Was war es, das sie so stresste?

Was  verfolgte sie?

Warum erzählte sie es niemandem?

 

Ino war im Moment die einzige, die etwas wissen könnte. Und wenn selbst sie nicht Bescheid wusste, dann wusste es niemand.

Sakura schien doch verschlossener zu sein, als er dachte.

Itachi hätte nie damit gerechnet, dass Sakura ihn so beschäftigen könnte. Er musste sich eingestehen, dass Sakura doch tatsächlich seine Neugierde geweckt hatte.

Aber auch nur, weil er sich selbst das Ganze nicht erklären konnte. Und so etwas geschah nur selten und er mochte es nicht.

 

Um ehrlich zu sein: Er hasste es!

 

Es passte nicht zu ihm, etwas nicht erklären zu können. Er hatte immer eine Antwort auf all seine Fragen.

Aber dieses Mal war er doch tatsächlich auf die Hilfe anderer angewiesen.

 

Itachi trat an das Bett Sakuras und zog ihre Decke ein wenig höher.

Zuvor hatte sie die Decke ein wenig weggedrückt, als sie sich so viel hin und her gewälzt hatte.

Sein Blick ruhte noch einen kurzen Moment auf ihrem angestrengten Gesicht. Dann verließ er den Raum und ging runter in den Eingangsbereich. Er öffnete die Tür und warf einen Blick unter die Fußmatte. Wie erwartet befand sich unter dieser ein Ersatzschlüssel für das Haus. Er nahm den Schlüssel an sich und ließ ihn in seiner Hosentasche verschwinden, ehe er sich seine Schuhe anzog und dann auf den Weg nach Hause machte.

 

Dort angekommen ging er in sein Zimmer und griff nach seiner Tasche. Er fing an frische Klamotten in diese zu räumen, hielt dann aber inne und drehte sich zur Tür.

Seine Mutter stand im Türrahmen. Wie immer ruhte ein warmes Lächeln auf ihren Lippen, aber dann wanderte ihr Blick auf seine Tasche.

 

„Hast du eine Mission?“, brach sie nun die Stille. „Nein, ich werde für einige Tage bei Sakura schlafen“, nun wanderten Mikotos Augenbrauen in die Höhe. „Bei Sakura?“, Itachi nickte. „Sie hat sich erkältet und als Dank dafür, dass sie meinem Team und mir das Leben gerettet hat werde ich sie gesundpflegen“, seinen wahren Gedanken behielt Itachi natürlich für sich. „Das ist aber freundlich von dir. Bestell Sakura doch gute Besserung und nimm ein paar von den Thunfisch Mayo Onigiri für sie mit“, lächelte Mikoto. „Natürlich“, Itachis Mutter verschwand und er widmete sich seiner Tasche.

„Willst du dich tatsächlich bei dieser Göre revanchieren?“, ertönte Fugakus grimmige Stimme. „Ja“, Itachi griff nach seiner Tasche und ging ins Bad. „Du bist dieser Ärztin rein gar nichts schuldig! Sie schnüffelt einfach im Uchihaviertel herum! Sie wird dich nur ausnutzen!“, Fugaku war seinem Sohn gefolgt. „So weit würde Sakura nicht gehen“, verteidigte Itachi sie. „Hmpf!“, Fugaku verschwand wieder.

 

Itachi griff nach seiner Zahnbürste und seinem Waschzeug und verstaute es in seiner Tasche. Die Zahnbürste hatte er natürlich in eine extra Tüte getan. Nun ging er in die Küche, wo seine Mutter gerade dabei war einige Reisbällchen in einer kleinen Dose zu verstauen. Itachi wollte nach der Dose greifen, doch Mikoto zog sie zurück.

 

„Und jetzt sag mir die Wahrheit, warum du bei Sakura schläfst“, mit ernster Miene drehte sie sich zu ihrem Sohn. „Du hast mich durchschaut?“, das erstaunte Itachi nun wirklich, aber er ließ es sich natürlich nicht anmerken. „Ich kenne dich nun schon seit zweiundzwanzig Jahren“, sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Da gibt es einige Dinge, die ich mir selbst nicht erklären kann“, gestand Itachi nun. „Die da wären?“, bohrte seine Mutter nach. „Sobald ich weiß, was es ist, sage ich es dir“, antwortete er. „Vielleicht kann ich dir ja helfen. Ich bin deine Mutter, dafür bin ich doch da“, nun griff Itachi nach den Händen seiner Mutter und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.

 

Ein entschuldigendes, sanftes Lächeln ruhte auf seinen Lippen.

 

„Es tut mir leid Mutter.“

 

Blitzschnell griff Itachi nach der Dose mit den Onigiris, verstaute sie in seiner Tasche und verschwand.

 

Wieder bei Sakura zu Hause angekommen legte er den Schlüssel zurück an seinen ursprünglichen Platz. Seine Tasche stellte Itachi in den Eingangsbereich an die Wand. Dann warf er einen Blick auf die Uhr.

 

8.45 Uhr.

 

Er ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank und warf einen Blick in diesen. Er griff nach den Fliederbeeren im untersten Fach, wo noch anderes Obst und Gemüse war, nach der Margarine und nach der Sanddornmarmelade. Die Dinge stellte er auf die Ablage neben dem Kühlschrank, ehe er sich auf die Suche nach Brot begab.

 

Als er auch das Brot gefunden hatte, nahm er all seine Haare aus dem Gesicht, indem er sich einen Pferdeschwanz band. Dann fing er an drei Scheiben von dem Brot abzuschneiden. Danach bestrich er sie mit Margarine und der Marmelade. Schließlich wandte er sich den Fliederbeeren zu und machte sich daran Saft aus ihnen zuzubereiten.

Jedoch stoppte er mitten in seiner Handlung und sah in den Türrahmen.

Sakura stand dort und hatte sich an den Türrahmen gelehnt. Ihr Haar war ein wenig zerzaust und sie sah noch erschöpfter als vorher aus.

Itachi warf einen Blick auf die Uhr und musste feststellen, dass Sakura nur eine Stunde lang geschlafen hatte.

 

„Was machen Sie da?“, mit ihrem Kopf deutete sie auf die Beeren. „Frühstück“, antwortete Itachi und machte weiter. „Warum gehen Sie denn nicht nach Hause, wenn Sie frühstücken wollen?“, Sakura trat neben Itachi und beobachtete ihn bei seinem Tun. „Es ist für dich“, erstaunt sah die Siebzehnjährige zu ihm hinauf. „F-Für mich?“, stammelte sie. „Du musst wieder zu Kräften kommen und gesund werden“, erklärte Itachi und suchte nun nach einem Glas. „J-Ja, aber…“, Sakura wusste nicht so Recht was sie sagen sollte und sah dabei zu, wie Itachi ein Glas mit dem frischgepressten Fliederbeersaft füllte. „Fertig“, er stellte das Glas auf den Tisch und den Teller – diesen hatte er natürlich auch noch aus einem der Schränke geholt – mit den Broten ebenfalls. „D-Danke“, Sakura setzte sich hin und fing an zu Essen.

Itachi setzte sich gegenüber von ihr hin.

„Ich werde hier für einige Tage schlafen“, Sakura verschluckte sich an ihrem Brot. „W-Wie bitte? Was?“, entfuhr es ihr. „Warum wollen Sie denn hier schlafen? Wir haben ja noch nicht einmal ein Gästezimmer“, sprach sie weiter. „Ich werde so lange bleiben, bis du wieder gesund bist“, langsam aß Sakura weiter. „Ja, aber das beantwortet nicht meine Frage, wo Sie schlafen wollen“, warf sie ein. „Auf der Couch“, Sakura schien nachzudenken. „Ich muss das aber noch mit Ino abklären und sie wird nicht sonderlich begeistert sein“, sie nahm einen Schluck von dem Saft. „Verstehe“, Itachis Blick ruhte auf Sakura.

Sie fühlte sich ziemlich beobachtet, weshalb sie nicht weiter aß.

„K-Könnten Sie sich bitte auch etwas zu Essen nehmen oder wenigstens etwas anderes tun, statt mich zu beobachten?“, Itachi stand auf und fing schon mal an das benutzte Geschirr zu waschen.

 

Es erstaunte Sakura, dass Itachi doch tatsächlich machte, worum sie ihn gebeten hatte.

Normalerweise war er ja nicht so drauf und setzte sich einfach durch, egal was andere davon hielten.

Aber seine Entscheidungen waren immer auf das Wohlergehen anderer bedacht musste sie sagen. Und das passte nicht zu ihm. Schließlich war er eher gefühlskalt.

 

Und dann kümmerte er sich um das Wohlergehen anderer?

 

Nein! Das war einfach viel zu absurd! Mit Sicherheit tat er das nur, um selber davon zu profitieren oder keinen Ärger zu kassieren. Itachi blieb nun mal der, der er war. Ein Erbe und nicht irgendeiner.

 

Er war ein Uchiha!

Ein typischer Uchiha!

Wie jeder andere eben auch!

 

Egoistisch.

Kalt.

Arrogant.

 

Itachi war keine Ausnahme!

Er tanzte nicht einfach aus der Reihe!

Er war darauf fixiert das Oberhaupt der Uchiha zu werden!

 

Aber warum kümmerte er sich dann um sie?

Wirklich nur, weil es wegen Tsunades Wut war?

Oder gab es doch einen anderen Grund?

 

So ein Quatsch!

Itachi würde niemals lügen!

Es gab keinen anderen Grund!

 

Aber warum waren seine Argumente dann nicht so schlagkräftig wie sonst gewesen?

Lag ihm vielleicht etwas auf dem Herzen?

Gab es etwas, was er nicht verstand?

 

Wie Absurd!

Es gab absolut nichts, was Itachi nicht verstand!

Er hatte immer eine Erklärung parat!

Selbst wenn es völlig unrealistisch schien!

 

Aber was war es dann?

 

Sakura war so verwirrt.

So hin- und hergerissen.

So unsicher.

 

Itachi verwirrte sie.

 

Mit seinem Verhalten.

Seinen Worten.

Seinem Dasein.

 

Was sollte sie denn nun denken?

 

„Du solltest weiter essen“, riss Itachis Stimme Sakura aus ihren Gedanken. „Hm? Oh! Ja! Sie haben Recht, entschuldigen Sie bitte“, entschuldigend lächelte sie ihm zu und widmete sich wieder dem Essen. „Woran hast du gedacht?“, hakte er nun nach. „An…An nichts, was von Bedeutung sein könnte“, antwortete Sakura und trank den Saft aus. „Könnte?“, Sakura schluckte den letzten Bissen von ihrem Brot runter. „Für Sie ist es nicht von Bedeutung“, erklärte sie und stand auf. „Warum?“, als könnte er in sie hineinblicken, sah Itachi ihr in die Augen. „Weil es Ihnen in keiner Hinsicht weiterhelfen könnte“, sagte Sakura ernst. „Woher willst du das wissen?“, bohrte Itachi nach. „Weil es lediglich ein kleiner Tagtraum war und ich bezweifle, dass das für sie von Bedeutung sein könnte“, Itachi griff nach dem dreckigen Geschirr und fing an zu spülen. „Verstehe“, Sakura stand auf und nahm sich ein Handtuch. „Du solltest dich wieder hinlegen“, Sakura seufzte. „Sie sind hier zu Gast und ich müsste es sein, die für Sie Essen macht und spült, nicht umgekehrt“, warf sie ein und trocknete ein Glas ab. „Leg dich wieder hin“, Sakura seufzte. „Ich bin nicht müde“, versicherte sie dem Uchiha. „Du bist erschöpft und krank“, warf Itachi ein. „Das kommt nur so rüber“, Sakura lächelte. „Lass das falsche Lächeln“, sofort verschwand das Lächeln und Sakura trocknete das nächste Teil ab.

Itachi wollte Sakura das Handtuch abnehmen, doch sie wich einen Schritt zurück.

„Lassen Sie mich doch wenigstens helfen“, bat sie ihn. „Du hilfst genug“, Itachi nahm Sakura das Handtuch aus der Hand und sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich werde mich nicht hinlegen. Ich bin nicht müde“, mit durchdringendem Blick stellte Itachi sich nun vor Sakura. „Lüg nicht“, Itachi entging auch nichts.

Beleidigt sah Sakura zur Seite und starrte wütend an die Wand.

„Leg dich hin“, sie schüttelte den Kopf. „Ich will nicht schlafen“, sie schloss die Augen. „Weil du immer Alpträume hast“, es war mehr eine Feststellung, als eine Frage.

Mit leicht geweiteten Augen sah Sakura ihm nun wieder in die Augen.

„W-Was reden Sie da? Ich habe keine Alpträume“, log sie. „Jedes Mal wenn du schläfst hast du einen Alptraum“, sprach Itachi sicher. „A-Aber das stimmt doch gar nicht“, Sakura versuchte Itachis Blick standzuhalten. „Du lügst“, Sakura schüttelte den Kopf. „Ich lüge nicht!“, sie hatte ihre Stimme soweit erhoben, wie es in ihrem Zustand möglich war. „Ist es immer derselbe Traum?“, Sakura antwortete nicht. „Erzähl mir von ihm“, Sakura gab keinen Mucks von sich und biss sich auf die Unterlippe. „Du kannst es nicht verheimlichen“, Sakura ballte ihre Hände zu Fäusten. „Du schläfst höchstens eine Stunde am Tag oder wachst mitten in der Nacht auf“, Sakura schüttelte den Kopf. „Du erzählst nicht einmal Ino etwas davon“, plötzlich holte Sakura aus und verpasste Itachi eine Ohrfeige. „Halten Sie den Mund!“, zischte sie leise und ging dann ins Wohnzimmer.

 

Itachi fing sich nach einer Sekunde sofort wieder und widmete sich dem Spül. Er war sich sicher, dass Sakura es nicht verkraftete mit der Situation konfrontiert zu werden.

Jedoch war er der festen Überzeugung, dass es besser für sie wäre, wenn sie irgendjemandem davon erzählen sollte.

Sie könnte zumindest mit ihrer besten Freundin reden. Dafür hatte sie doch Ino.

Um mit ihr zu reden und sie um Rat zu fragen. So etwas machten alle Freunde.

Und das wusste Itachi genau. Er warf nun einen Blick ins Wohnzimmer wo Sakura auf der Couch saß.

Ihre Beine hatte sie an ihren Körper gezogen und ihre Arme um diese Geschlungen. Ihren Kopf hatte sie auf ihren Knien gebettet. Gleichzeitig starrte Sakura wütend Löcher in die Luft. Es war ihr einfach zu bunt geworden.

 

Itachi hatte genau ins Schwarze getroffen!

 

Sie biss sich auf die Unterlippe. Sie wusste, dass sie sich mit ihrem Verhalten selbst verraten hatte. Es ärgerte sie.

 

Warum hatte sie sich nicht einfach irgendeine Ausrede einfallen lassen?

 

Sie war dumm gewesen!

Und dann hatte sie auch noch Itachi eine geklatscht!

Itachi Uchiha!

Dem angesehensten ANBU Konohas!

 

Warum hatte er ihren Schlag nicht einfach abgefangen?

 

Schwer wäre es für ihn ohne hin nicht gewesen.

Aber er hatte den Schlag einfach über sich ergehen lassen, statt einfach nach ihrem Handgelenk zu greifen.

Sakura hatte noch nicht einmal das Recht dazu gehabt ihm eine zu verpassen. Nur weil er sie bedrängt hatte, war kein Grund. Sie hätte einfach lügen oder den Raum verlassen sollen.

 

Aber nein!

Ihre Gefühle mussten ja mit ihr durchgehen!

 

Wie hatte Itachi überhaupt erraten, dass sie Alpträume hatte?

Und woher wusste er, dass es immer nur derselbe war?

Wieso musste er so brillant sein?

Konnte er nicht einmal wie ein normaler Mensch handeln?

 

Er hätte nur dieses eine Mal seinen Mund halten müssen!

Das konnte doch nicht so schwer sein!

Aber er musste ja immer direkt nachbohren!

Ohne plausible Erklärung gab er sich nicht zufrieden!

 

Während sie weiter darüber nachdachte, schlief sie schließlich doch en und landete geradewegs wieder in ihrem Traum.

Itachi beobachtete, wie Sakura sich wieder unruhig bewegte und sich Schweiß auf ihrer Stirn bildete.

Sakura lag mittlerweile auf der Couch und hatte während sie schlief ihre Augenbrauen zusammengezogen.

Itachi hockte sich vor sie und legte seine Hand auf ihre Stirn.

Vielleicht konnte er ein Genjutsu erzeugen, indem Sakura einen angenehmeren Traum hatte. Er aktivierte sein Sharingan und ging dann seinem Versuch nach.

Something Else

Erschrocken fuhr Sakura auf und sah sich wild um. Ihr Blick blieb an Itachi haften, welcher seine Handfläche musterte. Sakura atmete hastig und war noch dabei sich zu fangen. Sie strich sich durch ihr Haar und stützte sich dann auf ihren Händen ab. Sie hätte schwören können, dass sie etwas erkannt hatte.

Aber alles war so schnell vergangen, dass sie nicht mehr sagen konnte, was sie gesehen hatte. Sie schüttelte leicht den Kopf und musterte Itachi nun genauer, welcher nun seine Hand hinter seinem Rücken versteckte und zu Sakura blickte.

 

„Was haben Sie da?“, Sakura nickte zu der versteckten Hand. „Nichts, du solltest dich ins Bett legen“, nun setzte sich die Rosahaarige aufrecht hin und wollte nach dem Handgelenk Itachis greifen, doch er wich zurück. „Jetzt haben Sie sich doch nicht so“, sie stand auf und trat auf Itachi zu, welcher erneut zurückwich. „Was verstecken Sie da?“, ein neugieriges Lächeln bildete sich auf Sakuras Lippen und sie versuchte erneut nach Itachi zu greifen.

Er machte einen Schritt nach hinten und Sakura machte wieder einen auf ihn zu.

„Mensch Itachi-San!“, sie musste ein wenig lachen, während sie Itachi durch das gesamte Wohnzimmer jagte.

 

Jedes Mal, wenn Sakura versuchte nach Itachi zu greifen, wich er ihr geschickt aus und musterte sie mit seinem kühlen Blick, während sie immer mal wieder ein wenig kicherte.

Auf einmal bekam Sakura einen kleinen Hustenanfall und Itachi blieb vor ihr stehen.

 

„Du solltest dich ausruhen“, Sakura bekam sich wieder ein und griff nach einem Zipfel von Itachis Oberteil. „Jetzt habe ich Sie“, sie grinste.

 

Itachi machte einen Schritt zurück, doch Sakura klammerte sich förmlich an den Zipfel seines Oberteils und ließ nicht los.

Sie machte einen Schritt nach vorne und folgte Itachi durchs gesamte Wohnzimmer.

Egal was Itachi auch machte, Sakura ließ nicht von ihm ab und lachte dabei immer wieder ein bisschen. Itachi begutachtete sie aber nur mit seinem kalten Blick, der sie nicht wirklich kümmerte.

Sakura versuchte mit ihrer anderen Hand nach seinem Arm zu greifen, um diesen zu sich zu ziehen, doch Itachi drehte sich leicht weshalb Sakura fast das Oberteil des Dunkelhaarigen losgelassen hätte.

 

„Warum darf ich denn nicht sehen was Sie da haben?“

 

Itachi antwortete nicht und versuchte sich stattdessen weiterhin aus Sakuras klammernden Griff zu befreien. Schließlich griff er nach ihrem Handgelenk und wollte so die Hand von seinem Oberteil drücken, doch Sakura drückte mit ihrem gesamten Körpergewicht dagegen. Itachi wollte dies zu seinem Vorteil nutzen und machte einen Schritt zur Seite.

Aber als Sakura fiel sah sie es nicht ein das Oberteil loszulassen und griff mit ihrer anderen Hand nun ebenfalls nach dem Oberteil und riss Itachi mit sich. Unsanft landete Sakura auf dem Boden und Itachi über ihr.

Er stützte sich auf seinen Händen ab und blickte in das leichtgerötete Gesicht Sakuras. Beide blickten sich tief in die Augen, doch plötzlich durchfuhr ein pochender Schmerz Itachis Hand und er setzte sich aufrecht hin.

Sakura tat es ihm gleich und bevor er seine Hand wieder verstecken konnte griff sie nach seinem Handgelenk.

 

„Verbrennungen?“

 

Itachis Hand war gerötet und es hatten sich einige Bläschen gebildet. Seine Hand war ein wenig geschwollen und pochende Schmerzen durchfuhren sie.

 

„Was haben Sie denn gemacht?“, Itachi antwortete nicht. „Itachi-San! Woher kommen diese Verbrennungen?“, streng und ein wenig besorgt sah Sakura zwischen ihm und seiner Hand hin und her.

 

Itachi sah ihr ausdruckslos ins Gesicht.

 

„Na schön…“, seufzte die Rosahaarige, „Ich werde mich erst einmal darum kümmern und dann erzählen Sie mir was passiert ist“, Sakura legte ihre andere Hand auf Itachis Gerötete.

 

Ihre Hand leuchtete grün auf und eine angenehme Kälte durchströmte Itachis Hand. Langsam bildeten sich die Bläschen zurück und auch die Rötung ließ nach, nur die Schwellung wollte noch nicht so ganz verschwinden.

 

„Übrigens…“, brach Sakura nach kurzer Zeit die Stille, „Entschuldigen Sie die Ohrfeige vorhin, das war nicht richtig von mir.“ „Ich habe Recht“, Sakura wandte ihren Blick nicht von Itachis Hand und nickte nur leicht. „Was passiert in deinem Traum?“, Sakura zuckte mit den Schultern. „Du musst doch wissen was passiert“, Sakura seufzte. „Ich weiß es nicht. Ich kann nichts erkennen, außer gerade“, erzählte sie. „Was hast du gesehen?“, wieder ein Schulterzucken. „Es ging alles so schnell“, sagte sie und Itachi nickte. „Und jetzt erzählen Sie mir bitte woher Sie diese Verbrennung haben“, ernst und ein wenig besorgt sah sie ihm in die Augen. „Du wirst nicht nachgeben“, obwohl es eine Feststellung war nickte Sakura noch einmal zur Bestätigung. „Itachi-San, Sie wissen so viel über mich und ich weiß nur das, was jeder andere auch über Sie weiß, also lassen Sie mich wenigstens dieses eine Detail über Sie erfahren“, flehte sie ihn mit besorgtem Blick an.

 

Einige Minuten blickte Itachi ihr in die Augen.

Sakuras Blick war fest und standhaft. Sie würde definitiv nicht nachgeben, egal was Itachi ihr sagen oder versuchen würde.

Sein Blick wanderte zu seiner Hand.

Sakura half ihm immer, egal wie sehr er sich auch dagegen sträubte. Sie war stur und lebte ihren Job sogar in ihrer Freizeit. Sie liebte ihn, keine Frage.

 

„Also gut.“

 

Sakura erstaunte es nun doch ein wenig, dass Itachi nachgab, aber ihr kurzer erstaunter Blick wandelte sich zu einem zufriedenen, warmen Lächeln.

 

~°~°~ Flashback ~°~°~

 

Mit aktiviertem Sharingan konzentrierte Itachi sich auf Sakuras unruhiges Unterbewusstsein. Er versuchte in ihren Geist einzudringen, um ein Genjutsu zu erzeugen, doch Sakura beruhigte sich nicht.

Immer noch bildete sich Schweiß auf ihrer Stirn und sie wälzte sich immer noch ein wenig, weshalb es Itachi schwer fiel seine Hand auf ihrer Stirn zu behalten. Ihr Atem wurde ein wenig schwerer und ihre Augen waren immer noch zusammengekniffen.

 

Noch einige Male versuchte Itachi es mit einem einfachen Genjutsu.

Aber er schaffte es nicht in Sakuras Geist einzudringen. Irgendetwas schien den Prozess zu blockieren. Es wollte nicht, dass Itachi zu Sakura durchdrang.

 

Aber was war es?

Und wieso konnte er es nicht durchdringen?

 

Sonst gab es auch keine Hindernisse, die für den Uchiha zu groß waren. Noch nie hatte er es nicht geschafft jemanden in einem Genjutsu zu fangen.

 

Aber dieses Mal war es anders.

 

Er konnte sich lediglich nicht erklären was es war. Es gab so vieles was er sich - auf Sakura bezogen - nicht erklären konnte und das störte ihn gewaltig.

Natürlich würde er sich das niemals anmerken lassen – noch nicht einmal vor Shisui. Immer wenn er glaubte eine Antwort gefunden zu haben, kamen neue Fragen auf, die noch schwerer zu beantworten waren.

 

Itachi begutachtete Sakura noch einmal von oben bis unten, in der Hoffnung, dass ihm irgendetwas Neues auffallen würde. Es musste doch etwas geben – irgendwas.

Auch wenn der Schwarzhaarige bezweifelte, dass ihm etwas entgangen war. Etwas Derartiges war ihm bisher noch nie passieren und wenn es jetzt der Fall war, musste er definitiv mehr an seiner Beobachtungsgabe arbeiten und sie mehr ausfeilen.

 

Aber ihm viel nichts Neues auf.

Alles war wie immer.

Sakuras Bewegungen.

Ihr Ausdruck.

Die Reaktion ihres Körpers.

 

Was konnte es nur sein wovon sie träumte?

 

Es handele sich definitiv um einen Alptraum, dessen war sich der Uchiha ganz sicher. In keiner anderen Situation würde sich ein Mensch so im Schlaf verhalten. Die Frage war nur was in Sakuras Traum vor sich ging und wieso sie immer denselben Traum hatte.

An sich war es ein Ding des unmöglichen, dass ein Mensch jede Nacht denselben Traum hatte.

Aber es musste eine logische Erklärung für das Ganze geben.

 

Vielleicht stand sie unter einem neu entwickelten Jutsu.

Es könnte aber auch ein Trauma aus ihrer Kindheit sein.

Vielleicht stand sie aber auch unter dem Einfluss von Medikamenten oder Drogen.

 

Es gab so viele Möglichkeiten, die zutreffen konnten.

Itachi musste unbedingt mehr über die Haruno in Erfahrung bringen. Er würde einige Akten durchwühlen müssen.

Vielleicht konnte er auch etwas aus ihren Arbeitskollegen und der Hokage quetschen.

 

Einen Versuch war es wert.

 

Als Itachi es nach einigen Minuten immer noch nicht geschafft hatte in Sakuras Geist einzudringen, aktivierte er schließlich sein Mangekyou.

Vielleicht hatte der lesende Mond ja eine Chance. Er war um einiges effektiver als ein einfaches Genjutsu.

Zwar hatte Itachi ihn noch nie dazu eingesetzt, um eine schöne Illusion zu erzeugen, aber dem Uchiha gingen die Ideen aus, was auch nicht wirklich oft vorkam. Er wollte Sakura helfen, koste es was es wollte.

 

Aber warum?

Was interessierte ihn so an der Rosahaarigen?

Was hatte ihn so in ihren Bann gezogen?

 

Sie war intelligent und wusste was sie tat.

Sie war eine brillante Ärztin.

Sie kümmerte sich um jeden, der Hilfe brauchte.

Sie ließ sich nicht so leicht unter kriegen.

Sie wusste wie sie sich allen gegenüber zu verhalten hatte.

Sie war respektvoll.

Sie war höflich.

 

Noch nie hatte Itachi Dinge über eine Person gedacht, die alles andere als objektiv waren – abgesehen von seiner Familie und seinem besten Freund. Er musste sich doch tatsächlich eingestehen, dass er Sakura mochte – zumindest ein wenig. Und aus diesem Grund würde er alles daran setzen ihr zu helfen.

 

Das war Itachi ihr schuldig.

 

Sakura hatte schon vieles für seine Familie und ihn getan. Sie hatte sich ihm widersetzt, um ihm und seinem Team das Leben zu retten. Sie hatte seiner Cousine geholfen wieder zu sehen. Sie war zum Abendessen gekommen, nur um nicht unhöflich zu erscheinen. Sie machte die Routineuntersuchungen bei dem Uchiha, obwohl sie ihm auch einfach einen anderen Arzt zuteilen konnte. Sie hatte versucht ihm zu helfen sich wie andere Leute aus Konoha zu verhalten, obwohl das nicht einmal ihre Pflicht war. Sakura versuchte so gut es ging die Vorurteile gegenüber dem Uchiha-Clan zu ignorieren, auch wenn ihr das nicht immer gelang.

 

Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Itachis Lippen, was ihn innerlich ein wenig verblüffte. Das letzte Mal als er gelächelt hatte war, als er und sein Bruder das Bild für seine Mutter machen ließen – also eine Ewigkeit.

Aber Itachi hatte jetzt keine Zeit sich länger darauf zu konzentrieren. Er musste Sakura helfen und nicht seine Zeit mit unnötigen Gedanken verschwenden. Itachi begutachtete Sakuras angespanntes Gesicht und versuchte weiterhin in ihren Geist einzudringen.

Während er damit beschäftigt war, versuchte er sich schon einmal zu überlegen, was er für eine Illusion aufbauen könnte, die Sakura gefiel. Er musste etwas finden, das für die Rosahaarige entspannend und erholend war und nicht an ihren Kräften zehrte. Er überlegte was die Rosahaarige ihm schon alles erzählt hatte und dann fiel es ihm ein.

 

Sakura wollte unbedingt die Welt sehen.

 

Der Uchiha dachte an seine vielen Missionen zurück und überlegte, ob er irgendwann schon einmal einen Ort gesehen hatte außerhalb Konohas und des Feuerreiches. Einen Ort, der die Haruno überwältigen würde und ihr definitiv gefallen musste.

Aber Itachi hatte schon so vieles gesehen, da war es unmöglich genau eine Sache zu finden die Sakura zusprechen würde. Er hatte Millionen Dinge gesehen, die einem vorkamen, als wäre man in einem Märchen.

 

Itachi überlegte weiter.

 

Schließlich entschied er sich für eine kleine Lichtung bei Nacht, durch die er mal in Kirigakure gestreift war. Itachi war sich sicher, dass Sakura diese Lichtung gefallen würde. Ein kleiner Bach floss durch sie hindurch und einige exotische Blumensträucher wuchsen dort, die eine große Weide umgaben. Wenn der Himmel dort nicht gerade von einigen Wolken verdeckt war, hatte man klare Sicht auf viele Sterne und Itachi hatte dort zum ersten Mal eine Sternschnuppe gesehen.

Warum er gerade an diese Kleinigkeit denken musste konnte er sich nicht erklären. Schließlich war dies nichts was relevant, beziehungsweise wichtig war.

 

Nach einer guten halben Stunde hatte Itachi es schließlich geschafft in Sakuras Geist vorzudringen. Noch nie zuvor hatte er so lange dafür gebraucht, noch nicht einmal bei einer Person, die sich im wachen Zustand befand und jeglichen Augenkontakt mied.

Der Schwarzhaarige machte sich daran die Illusion aufzubauen. Er ließ seine Erinnerungen an die kleine Lichtung in Sakuras Geist fließen und pflanzte so die Samen einer angenehmen Illusion.

 

Doch plötzlich passierte etwas, womit der Uchiha nicht gerechnet hatte.

 

Sakura erstarrte wie eine Statue. Ihre Augen waren aufgerissen und nach oben gerollt. Ihre Körpertemperatur nahm rasant zu und sie schwitzte heftig. Die Hitze sammelte sich in ihrem Kopf und eine Flamme puffte an der Stelle, an der sich Itachis Hand befand auf.

 

Erschrocken zog der Schwarzhaarige seine Hand zurück und Sakura entspannte.

 

~°~°~ Flashback Ende ~°~°~

 

„Sie wollten mir helfen, indem Sie mir einen schöneren Traum bescheren?“

 

Itachi antwortete nicht auf die erstaunte Frage Sakuras, da die Antwort klar auf der Hand lag. Er begutachtete lediglich ihr erstauntes Gesicht. Seine Hand war mittlerweile vollständig geheilt.

 

Einen kurzen Moment kam Stille auf.

 

Sakuras Lippen wurden auf einmal von einem Lächeln umspielt, weshalb konnte Itachi sich nicht erklären.

 

„Ich danke Ihnen“, das verwirrte den Schwarzhaarigen noch mehr. „Wieso bedankst du dich?“, hakte er nach. „Weil Sie versucht haben mir zu helfen, obwohl das nicht Ihre Pflicht ist“, erklärte die Rosahaarige. „Das schulde ich dir“, nun war es die Haruno, welche verdutzt war. „Das schulden Sie mir?“, sie verstand nicht so recht, aber Itachi antwortete auch nicht auf diese Frage.

Sakura war klar, dass er nicht antworten würde, weshalb sie seufzte.

„Na wenigstens waren Sie mal einen Moment etwas gesprächiger“, sprach sie zufrieden und Itachi nickte. „Könnten Sie wenigstens ihre kurzen Antworten beibehalten? Ich hasse es nur ein Nicken oder Kopfschütteln als Antwort zu bekommen“, das lag wohl an der Katze, die nie sprach dachte Sakura. „Warum hasst du es?“; bohrte der Uchiha nach. „Ich komme mir dann vor als würde ich mit einer Wand sprechen“, antwortete Sakura. „Verstehe“, kam es lediglich von Itachi.

 

Erneut kam Stille auf.

 

Keiner von beiden wusste so richtig was er sagen sollte, da beide in ihren eigenen Gedanken waren. Itachi versuchte sich die Reaktion Sakuras Körpers auf sein Genjutsu zu erklären und Sakura versuchte zu verstehen was Itachi damit meinte, dass er ihr das schuldete und ob es an Itachis Genjutsu lag, dass sie einen kurzen Moment etwas erkennen konnte.

Sakura sah sich kurz um, um nachzusehen ob die Katze hier irgendwo war.

Vielleicht hatte sie ja die Flamme verursacht, an der Itachi sich verbrannt hatte. Schließlich war sie auch der Grund gewesen, weshalb Sakuras Kleidung sich auf der Mission aufgelöst hatte.

 

Es war nichts zu sehen.

 

„Wonach guckst du?“, durchbrach Itachis Stimme ihren Gedankengang und sie drehte sich zu ihm. „Ich weiß, dass das jetzt ziemlich viel verlangt ist, aber könnten Sie es nochmal versuchen?“, mit ernster Miene sah sie Itachi ins Gesicht. „Ein Genjutsu aufzubauen während du schläfst“, obwohl es eine Feststellung war nickte die Haruno einmal zur Bestätigung, „Warum?“ „Vielleicht sehe ich dann etwas. Es ist zwar sehr gefährlich, da es wie beim ersten Mal enden könnte, aber ich bitte Sie darum“, flehte sie. „Wenn es klappt erzählst du mir dann aber was du gesehen hast“, einen Moment lang überlegte Sakura, nickte dann aber.

 

Die Haruno stand auf und legte sich auf die Couch.

Itachi kniete sich neben sie und sie schloss ihre Augen. Er beobachtete sie und wartete darauf, dass sie erneut in ihren unruhigen Schlaf fiel.

 

Nach einigen Minuten öffnete Sakura ihre Augen und setzte sich aufrecht hin.

Ausdruckslos musterte Itachi sie.

 

„Legen Sie Ihre Hand jetzt schon auf meine Stirn“, brach sie die Stille. „Warum?“, Itachi schien nicht ganz zu verstehen. „Mein Körper hat vorhin Ihr Genjutsu abgestoßen, also sollten Sie es anfangen aufzubauen während ich einschlafe“, erklärte die Rosahaarige.

 

Itachi war erstaunt darüber, das Sakura so weit dachte. Er musste zugeben, dass ihm das tatsächlich nie in den Sinn gekommen wäre. Er nickte und Sakura legte sich wieder hin. Der Schwarzhaarige legte seine Hand auf ihre Stirn und aktivierte ihr Mangekyou. Er fing an ein Genjutsu aufzubauen und Sakura war nach einigen Minuten bereits eingeschlafen.

 

Das Genjutsu entfaltete sich.

 

 

Sakura, welche sich bereits in ihrem Traum befand machte sich darauf bereit, dass das Genjutsu jeden Moment anfangen würde zu wirken. Sie konnte sich zwar immer noch nicht erklären, wie sie sich selber in ihrem Traum so verhalten konnte, als wäre dies die Realität, aber gerade das war es, was ihr einen Vorteil verschaffte.

Auf einmal bemerkte sie wie die Hitze abnahm und sie öffnete ihre Augen.

 

Das grelle Licht war verschwunden.

 

Die Haruno konnte sich in Ruhe umsehen, ohne dass sie geblendet wurde. Sie versuchte sich so viel zu merken wie möglich.

Sakura befand sich im Wald. Der Regen prasselte unaufhörlich auf sie nieder und binnen wenigen Sekunden war sie komplett durchnässt. Einige Bäume und Sträucher standen in Flammen, die sich von Baum zu Baum fraßen und immer größer wurden, so dass der Regen sie nicht löschen konnte.

Bevor Sakura etwas Weiteres erkennen konnte verdichteten sich die Flammen und sie wurde geblendet.

Doch als sie ihre Augen erneut öffnete war sie nicht mehr im Wald, sondern in einem Hausflur, der in Flammen aufging. Ihre Kleidung und ihr Haar waren wieder trocken und die Hitze wurde unerträglich.

Doch sie konnte nichts sehen, was darauf schließen ließ in wessen Haus sie sich befand. Sie war sich lediglich sicher, dass dies hier nicht ihr zu Hause war. Sakura wollte sich bewegen, doch sie konnte nicht, warum auch immer. Sie ließ ihren Blick weiter durch den Flur streifen und dann sah sie sie.

 

Die Katze.

 

Sie stand mitten in den Flammen und sah ihr direkt in die Augen. Sie streckte ihren Arm aus und zeigte nach links von ihr aus gesehen in den Flur, der dort abbog.

Doch weil Sakura sich nicht bewegen konnte, konnte sie auch nicht nachsehen was sich dort befand und auch schon im nächsten Moment verdichteten sich wieder die Flammen und blendeten sie und als sie ihre Augen öffnete befand sie sich in ihrem Wohnzimmer.

 

Sie war aufgewacht.

 

Itachis Hand befand sich immer noch auf ihrer Stirn, also hatte ihr Körper dieses Mal nicht sein Genjutsu abgestoßen.

 

Aber wieso war sie dann schon wieder wach?

Hatte Itachi etwa sein Genjutsu aufgelöst?

Aber warum?

 

Itachi nahm seine Hand von Sakuras Stirn, damit sie sich aufrecht hinsetzen konnte.

Erst jetzt fiel der Rosahaarigen auf das Itachi sich mit seiner anderen Hand seine Augen hielt. Er atmete schwer.

Sofort reagierte Sakura und zog seine Hand weg. Sie umschloss Itachis Gesicht mit ihren Händen und begutachtete seine Augen.

 

Sie waren stark gerötet und statt tiefschwarz, hatten sie die Farbe eines dunklen Graus.

 

Sakura hatte schon davon gehört, dass die Uchihas damit zu kämpfen hatten nicht zu erblinden.

Aber damit dies nicht geschah, durften sie ihr Mangekyou nicht so oft benutzen. Das hatte sie vollkommen vergessen. Sie biss sich auf ihre Unterlippe und überlegte einen Moment.

Eine Behandlung an den Augen war sehr schwierig und Itachis Erblindung war nicht stark genug ausgeprägt, das Risiko seine Augen bei ihrer Behandlung zu beschädigen war viel zu hoch.

 

„Du kannst mir nicht helfen“, Itachi griff nach ihren Handgelenken und befreite sich aus ihrem Griff. „Es tut mir leid“, Sakura stand das schlechte Gewissen förmlich auf die Stirn geschrieben. „Erzähl mir was du gesehen hast“, besorgt sah die Rosahaarige ihm in die Augen.

Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie so egoistisch gewesen war, aber Itachi schien das nicht zu kümmern.

„Überall war Feuer. Erst war ich in einem Wald und dann in einem Hausflur, mehr habe ich nicht gesehen“, wie immer ließ sie die Katze aus. „Weißt du welcher Wald oder von wem das Haus war?“, Sakura schüttelte den Kopf. „Ich konnte mich nicht bewegen“, erzählte sie. „Das lag sehr wahrscheinlich an dem Genjutsu“, vermutete der Schwarzhaarige.

 

„Wenden Sie das Mangekyou bitte nicht zu oft an.“

 

Itachi ging nicht weiter auf die Bitte Sakuras ein und stand auf. Er ging aus dem Wohnzimmer in den Eingangsbereich und zog sich seine Schuhe an.

Sakura stand hastig auf und lief zu ihm. Ihr Kopf pochte, obwohl es nur ein sehr kurzer Weg war, den sie gelaufen war.

Eigentlich hätte sie gedacht, dass sie ein wenig erholter war nach einer Runde Schlaf, aber anscheinend war der Traum zu kräftezehrend.

 

„Wohin wollen Sie?“, Itachi drehte sich um und sah zu der besorgten Haruno. „Ruh dich noch ein wenig aus“, mit diesen Worten verließ der Uchiha das Haus und ließ Sakura zurück.

 

Ein Seufzen entwich ihrer Kehle und sie machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Sie warf sich auf ihr Bett und verschränkte ihre Arme unter ihrem Kissen. Verträumt blickte sie aus dem Fenster.

 

Ihr Traum hatte sich so echt angefühlt. Sie konnte ihren Körper nicht bewegen, was an dem Genjutsu lag laut Itachi.

Aber wenn sie sich in ihrem Traum nicht bewegen konnte, konnte es unmöglich nur ihr Unterbewusstsein sein, welches sich in dieser Situation befand. Sakura war sich sicher, dass es ihr echter Körper war.

Jedoch konnte es sich dann unmöglich nur im einen Traum handeln. Es musste mehr sein.

 

Aber was?

 

Die Haruno versuchte sich nochmal an die Dinge zu erinnern, die sie gerade gesehen hatte. Es musste doch irgendetwas geben, was ihr Antworten verschaffte.

Es machte sie ganz wahnsinnig nicht zu wissen was wirklich los war. Desto mehr sie wusste, desto mehr Fragen kamen auf.

 

Die Katze.

 

Mit Sicherheit wusste sie was dass alles zu bedeuten hatte. Schließlich tauchte sie mittlerweile auch außerhalb des Traums auf.

Aber sie redete ja nicht.

 

Wie sollte Sakura denn so Antworten finden?

Sie konnte die Gestalt ja nicht ausquetschen wie in einem Verhör oder doch?

 

Immerhin wies sie Sakura immer den Weg und irgendwie hatte sie ihr auch schon einmal das Leben gerettet.

Aber die Katze kam immer zu ihr und nicht umgekehrt.

 

Wie sollte sie so mit ihr in Kontakt treten?

 

Sakura stand von ihrem Bett auf. Sie fand keine Ruhe mehr. Sie war sich sicher, dass sie kurz davor war herauszufinden, was das alles zu bedeuten hatte. Sie fing an auf und ab zu gehen und dachte nach. Sie versuchte Antworten zu finden und hatte das Gefühl, dass ihr Kopf platzen würde.

Itachi würde mit Sicherheit nicht sehr begeistert davon sein, dass Sakura nicht auf ihn hörte, aber sie konnte nicht anders.

Sie war zu aufgeregt von den neuen Informationen, die sie gesammelt hatte.

 

„Komm raus!“

 

Ihr kam das zwar völlig bescheuert vor, aber etwas Besseres fiel ihr nicht ein. Sie musste mit der Katze sprechen – jetzt sofort.

 

„Zeig dich! Ich muss mit dir reden!“

 

Sakura rief noch einige Male nach der Gestalt, bis ihre  Stimme schließlich nachgab und fast weg war. Sie brauchte sie schließlich noch für das Gespräch mit der Katze. Die Haruno ging zu ihrem Bett und nahm einen Schluck Wasser von der Flasche die daneben stand, doch plötzlich spürte Sakura einen Druck von hinten, der sie nach vorne schob.

 

An dieses Gefühl konnte sie sich nur zu gut erinnern.

 

 

Itachi durchstöberte gerade eine Akte in Tsunades persönlichem Archiv. Er wusste, dass es privat war, aber er musste mehr über Sakura wissen. Nur selten kam es vor, dass der Uchiha die Regeln brach, aber dieses Mal wusste er sich nicht anders weiter zu helfen. Er wusste einfach nicht mehr weiter und wusste, dass Tsunade über die Leute, die ihr am nächsten waren Akten führte und das nicht gerade schlampig. Hier war alles verzeichnet, was Sakura in ihrem Leben bisher gemacht hatte:

 

Name:                        Sakura Haruno

Alter:                           17 Jahre

Geburtsort:                 Konohagakure

Geburtstag:                28. März

Sternzeichen:             Widder

Eltern:                                     Vater: Kizashi Haruno

                                   Mutter: Mebuki Haruno

Geschwister:              -

Partner:                      -

Rang:                          Oberärztin

Ninja-ID:                     -

Akademie-

Graduation mit:          14

Chunin-

Beförderung mit:        -

Jonin-

Beförderung mit:        -

ANBU-

Beförderung mit:        -

Kekkei Genkai:          -

Team:                         -

Missionen:                  D-Rang: -

                                   C-Rang: -

                                   B-Rang: -

A-Rang: -

S-Rang: 1

 

Größe:                                    1,61m

Gewicht:                     45,4kg

Haarfarbe:                  Rosa

Augenfarbe:                Emerald grün

 

Sonstiges:                  Keine Ausbildung zum Ninja

                                   Besuchte eine Akademie für Ärzte

Ist aus ihrem Elternhaus ausgezogen

                                   Lebt derzeit mit Ino Yamanaka zusammen

 

Itachi musste zugeben, dass diese Akte wirklich kein Detail ausließ, aber sie half ihm kein Stück weiter. In der Akte stand nichts was darauf schließen ließ, weshalb Sakura immer denselben Traum hatte und zu Tsunade konnte er nicht.

Sakura wollte anscheinend nicht, dass die Hokage davon Wind bekam, auch wenn dem Uchiha das vollkommen egal sein konnte.

 

Aber aus irgendeinem Grund war es ihm nicht, warum auch immer.

 

Die Haruno war ein einziges Rätsel für ihn und so etwas kam nicht oft vor.

Itachi konnte sie zwar wie ein offenes Buch lesen, aber alles um sie herum war so verwirrend und einfach unlogisch. So etwas hatte er noch nie erlebt. Weder auf Missionen noch sonst irgendwo.

 

Itachi legte die Akte in seiner Hand wieder an ihren Platz zurück und verließ das Archiv. Er sprang über einige Dächer hinweg und ließ sich schließlich auf einem nieder.

 

Es war das Dach eines leerstehenden Hauses im Uchihaviertel.

Das Haus war schon ein wenig heruntergekommen. Die Fenster waren eingeschlagen und Efeu wuchs an der kompletten Hauswand entlang und sogar in durch die Fenster hinein. Nur wenige Stellen waren kahl und sogar im Inneren des Hauses wuchsen einige Pflanzen.

 

Itachi kam immer hierher, wenn er nachdenken musste. Hier war er ungestört und konnte seinen Gedanken freien Lauf lassen und sich auf das konzentrieren, was für ihn an erster Stelle stand und im Moment war das definitiv Sakura Haruno.

 

Der Uchiha sah hoch in den Himmel, als ob dort alle Antworten auf seine Fragen stehen würden. Er ließ alles, was er bezüglich Sakura herausgefunden hatte noch einmal durch seinen Kopf gehen.

 

Sie hatte jede Nacht denselben Traum, aber was wenn es gar kein Traum war?

Sondern viel mehr so etwas wie einer Vorahnung?

Wie das, was sie auf der Mission hatte?

 

Das würde erklären, warum es immer wieder kam und wieso Sakura immer nur dasselbe sah. Und es wäre eine Erklärung dafür, weshalb sie sich nicht bewegen konnte, schließlich war es nicht der richtige Körper, welcher sich in einem Traum befand.

 

Irgendwas versuchte ihr zu sagen was geschehen würde, aber was?

 

Auf der Mission wusste sie genau was passieren würde, aber bei ihrem Traum schien das anders zu sein. Sie konnte kaum etwas erklären und sehr viel hatte das Genjutsu auch nicht geholfen, Sakura konnte sich schließlich nicht bewegen und somit auch nicht vernünftig umsehen.

 

Itachi musste unbedingt mit Sakura reden.

 

Der Schwarzhaarige stand auf und wollte gerade los, doch ein ANBU tauchte vor ihm auf und er blieb sofort stehen.

 

„Es gibt Probleme an der Grenze.“

„Probleme?“

„Die Ninjas, welche dort positioniert waren sind verschwunden.“

„Ich mache mich umgehend mit meinem Team auf den Weg.“

 

Der ANBU verschwand und Itachi machte sich auf den Weg zu sich nach Hause. Er würde nach der Mission zu Sakura gehen, sie lief ihm schließlich nicht weg.

 

Zu Hause angekommen rief Itachi nach seinem kleinen Bruder, welcher sofort in seinem Zimmer verschwand. Itachi tat es ihm gleich und zog sich seine ANBU-Kleidung an.

Währenddessen schickte er eine seiner Krähen los, um Shisui in Kenntnis zu setzen.

 

Fertig umgezogen und ausgerüstet sprangen die Uchihabrüder über die Dächer hinweg und machten sich auf den Weg zum Haupttor.

Shisui schloss sich ihnen schließlich an und nickte ihnen lediglich zu.

 

„Also was gibt es?“, brach Sasuke die Stille. „Die an der Grenze positionierten Ninjas sind verschwunden“, berichtete sein älterer Bruder. „Und wieso schicken sie nicht Jonin los?“, hakte Sasuke weiter nach.

„Scheint anscheinend was Ernstes zu sein“, meldete sich Shisui zu Wort. „Und was?“, Sasuke war sichtlich genervt.

„Werden wir herausfinden“, Itachi legte einen Zahn zu, ebenso seine Kameraden.

Reality

Regen.

 

Unaufhörlich prasselte er auf sie nieder.

Nichts entglitt seinen nassen Fängen.

Er weichte alles auf.

 

Flammen.

 

So hoch wie die Bäume selber und höher.

Nicht eine Pflanze entkam ihnen.

Sie steckten alles in Brand.

 

Knarren.

 

Bäume fielen nieder.

Sie konnten den Flammen nicht standhalten.

Sie steckten weitere Sträucher in Brand.

 

Sasuke.

 

Blut floss aus seinem Mund.

Er steckte unter einem Baum fest.

Ein weiterer Baum fiel auf seinen Kopf.

 

Itachi.

 

Er röchelte.

Ein Ast durchbohrte seine Brust.

Er verlor das Bewusstsein.

 

Die Katze.

 

Sie lief davon.

An Sakura vorbei.

Sie wollte ins Dorf.

 

Ein Schub.

 

Alles drehte sich.

Sakuras Umfeld verschwamm.

Sie wurde Richtung Dorf gedrückt.

 

Der Flur.

 

Er stand in Brand.

Die Flammen fraßen sich die Wand entlang.

Dichter Rauch kam auf.

 

Eine Uhr.

 

Sie war dabei zu verbrennen.

Gerade noch so konnte Sakura die Uhrzeit lesen.

2.35 Uhr.

 

Ein Kalender.

 

Sein letztes Bland brannte ab.

Es flatterte unter der Hitze.

Das Datum war unleserlich.

 

Die Katze.

 

Sie stand am Ende des Flurs.

Sie befand sich in den Flammen.

Sie zeigte nach links.

 

Sakura.

 

Sie wurde zu der Katze geschoben.

Sie machte eine scharfe Kurve.

Sie landete in einem Wohnzimmer.

 

Mikoto.

 

Sie schlief auf der Couch.

Die Flammen hatten sie eingekreist.

Ihre Decke fing Feuer.

 

Fugaku.

 

Er hustete heftig.

Ein Knarren über ihm.

Die Decke stürzte ein.

 

Dunkelheit.

 

Sakura wurde von ihr eingehüllt.

Sie fühlte nichts mehr.

Alles schien verschwunden.

 

Ruckartig wurde sie aus der Dunkelheit gerissen und nach hinten gedrückt.

 

Zitternd fiel sie nach vorne.

Sie war schweißgebadet und atmete schwer.

Ihre Körpertemperatur war gefallen und die ihr bekannte Übelkeit machte sich in ihr breit.

 

Doch bevor Sakura sich ins Bad retten konnte übergab sie sich schon über ihren Boden. Wieder war es flüssiges Chakra, welches sie erbrochen hatte. Die Rosahaarige versuchte aufzustehen, doch sie hatte keine Kraft, weder in ihren Armen noch in ihren Beinen.

 

„Verdammt!“

 

Sakura sah sich um, doch sie fand nichts woran sie sich hätte hochziehen können. Die Erkältung machte ihr mehr zu schaffen als angenommen. Sie hatte weniger Kraft als beim letzten Mal und das stellte ein großes Problem da. Die Rosahaarige warf einen Blick auf den Wecker, der sich auf ihrem Nachttisch befand.

 

2.20 Uhr

 

Sie hatte nur fünfzehn Minuten, um Itachis Team und seine Eltern zu retten, aber wie sollte sie das schaffen?

 

Sie war kein Ninja und würde niemals schnell genug an beiden Orten sein. Und dieses Mal konnte sie auch nicht darauf hoffen, dass die Katze ihr half und wieder Doppelgänger von ihr erschuf.

 

Sakura musste es aus eigener Kraft schaffen.

 

Erschöpft überlegte sie, wie sie schnell wieder zu Kräften kam. Sie brauchte unbedingt Chakra, aber sie würde nicht schnell genug Neues sammeln können und Ino war auch nicht im Haus. Sie musste sich irgendetwas anderes einfallen lassen.

Während die Haruno überlegte fing sie trotzdem schon einmal an etwas Chakra zusammen. Ihr lief die Zeit davon und sie hatte ohnehin schon nicht viel davon.

 

Sie musste sich beeilen.

 

Sakuras Kopf arbeitete, doch ihr fiel einfach keine andere Möglichkeit ein als selber Chakra zu sammeln. Blöderweise gab es keinen Weg diesen Prozess zu beschleunigen, weshalb sie sich nicht so lange mit diesem Prozess beschäftigen konnte.

 

Sie musste Itachi retten!

 

Nein, sie musste seine Familie und seinen besten Freund retten, auch wenn sie keine Ahnung hatte wie sie das anstellen sollte.

 

Wieso mussten diese Visionen auch so kräftezehrend sein?

Und wieso musste sie Chakra erbrechen?

Konnte es nicht einfach ihr Mageninhalt sein?

 

Es konnte ja nie einfach sein!

 

Plötzlich hörte Sakura schnelle Schritte die Treppe hinauflaufen und ihre Tür wurde aufgerissen.

Eine völlig aufgebrachte Ino stand im Türrahmen und eilte zu ihrer besten Freundin. Sie hockte sich zu Sakura auf den Boden.

 

„Im Uchihaviertel ist Feuer ausgebrochen!“, erzählte sie geschockt. „Jetzt schon?“, Sakuras Augen weiteten sich ein wenig und sie versuchte aufzustehen, schaffte es aber nicht. „Wie jetzt schon?“, ihre beste Freundin schien nicht ganz zu verstehen. „Ino, ich brauche Chakra…bitte“, die Blondine sah sie verwirrt an. „Sakura, was ist hier los?“, fragte sie. „Hör zu, du musst mir jetzt genau zuhören und das machen was ich dir sage“, die Yamanaka verstand immer noch nicht was los war, aber sie nickte. „Nicht nur im Uchihaviertel, sondern auch im Wald brennt es“, erzählte die Haruno. „Woher weißt du das?“, Ino hob eine Braue. „Unwichtig, wir haben nicht viel Zeit“, Sakura warf einen Blick auf die Uhr.

 

2.25 Uhr

 

„Was meinst du damit, dass wir nicht viel Zeit haben?“, bohrte Ino nach. „In zehn Minuten werden Itachi und sein Team und seine Eltern sterben“, brachte Sakura die Sache auf den Punkt. „Was!“, der Schock stand der Yamanaka förmlich ins Gesicht geschrieben. „Ino! Ich brauche deine volle Aufmerksamkeit!“, mahnte die Rosahaarige sie, „Wir können das verhindern, hörst du Ino?“, die Angesprochene nickte. „Du musst mir etwas von deinem Chakra geben, damit ich zum Uchihaviertel laufen kann. Ich werde Mikoto und Fugaku retten und du läufst in den Wald und rettest Itachi und sein Team“, sprach Sakura. „Und wie soll ich das anstellen?“, hakte Ino nach. „So genau kann ich dir das nicht sagen, aber ich weiß wer wie stirbt“, die Blondine zog ihre Augenbrauen zusammen. „Hast du etwas damit zu tun?“, nun war es Sakura die aus allen Wolken fiel. „Um Gottes Willen nein! Und für so etwas haben wir auch keine Zeit, ich kann dir das alles nur einmal erklären“, Ino nickte und fing an ihrer Freundin etwas von ihrem Chakra zu geben. „Sasuke wird von Bäumen zerquetscht und Itachi wird von einem Ast durchbohrt. Ich weiß nicht wie es dazu kommt aber du musst es aufhalten verstanden?“, ein erneutes Nicken. „Und was ist mit Shisui?“, fragte Ino. „Ich weiß es nicht, vielleicht entkommt er ja dem Feuer irgendwie, aber falls nicht musst du auch ihn retten unter allen Umständen, verstanden?“, Ino wusste nicht so wirklich was sie sagen sollte, sie war völlig überrumpelt. „Und woher weißt du, dass man es aufhalten kann?“, hakte sie unsicher nach. „Ich habe es schon mal aufgehalten“, antwortete die Haruno schlicht. „Was? Wann? Und wieso hast du mir nichts davon erzählt?“, sprudelte es aus der Yamanaka. „Habe ich indirekt“, Sakura stand auf, sie hatte ausreichend Kraft, um zum Uchihaviertel zu gelangen. „Meinst du die Mission?“, die Rosahaarige nickte. „Wir haben nicht mehr viel Zeit, wir sollten uns beeilen“, die beiden Freundinnen liefen in den Eingangsbereich und zogen sich ihre Schuhe an.

Plötzlich schloss Ino ihre beste Freundin in die Arme.

„Pass auf dich auf“, Sakura erwiderte die Umarmung. „Du auch auf dich“, entgegnete sie. „Wehe du kommst nicht heile wieder, sonst verpasse ich dir einen Tritt in den Allerwertesten“, die Rosahaarige musste schmunzeln, doch dann wurde sie wieder ernst. „Ino, wir haben keine Zeit dafür, komm jetzt“, sie löste die Umarmung und öffnete die Tür.

 

Die beiden liefen in entgegengesetzte Richtungen.

Ino nahm den Weg Richtung Haupttor auf und Sakura Richtung Uchihaviertel. Die Yamanaka war zwar immer noch sichtlich überrumpelt und verstand auch nicht alles zu hundert Prozent, aber wenn Sakura so ernst war, konnte es unmöglich sein, dass sie sich einen Scherz erlaubte.  Ino legte einen Zahn zu.

Sakura lag viel am Leben anderer und vor allem an Itachi, auch wenn sie sich dessen sehr wahrscheinlich noch nicht bewusst war.

 

Aber Ino hatte es längst bemerkt.

 

Sie konnte zwar nicht nachvollziehen warum es ausgerechnet Itachi sein musste mit dem sie sich so gut anfreundete, aber dagegen konnte sie auch  nichts machen. Sie würde Sakura in allem unterstützen, auch wenn sie nicht sonderlich begeistert davon war. Trotzdem würde sie Itachi einen Tritt in den Hintern für sein Verhalten verpassen, da konnte der Uchiha noch so gut aussehen. Ino konnte ihre Wut auf den Schwarzhaarigen einfach nicht unterdrücken, beziehungsweise überwinden.

 

Er hatte Sakura zum Weinen gebracht!

Er hatte sie in eine unangenehme Situation gebracht!

Wegen ihm war sie in Schwierigkeiten gewesen!

Und jedes Mal half Sakura ihm aus der Patsche!

Das konnte doch nicht wahr sein!

 

Es hieß doch, dass Itachi und sein Team so brillant waren und trotzdem gerieten sie immer wieder in Schwierigkeiten und ließen sich von einer Oberärztin den Hintern retten.

Ino wagte es stark zu bezweifeln, dass Itachi und die anderen tatsächlich so brillant waren.

Die vier waren gewöhnliche ANBUs, genau wie alle anderen auch. Das einzige, was sie so brillant machte waren ihr Name und ihr Erbe, mehr aber auch nicht. Und solche Personen setzten sich über alle hinweg, was die Blondine um einiges wütender machte.

 

Nicht einmal vor der Hokage hatten sie Respekt!

 

Noch mehr Wut staute sich in Ino auf. Wenn sie einmal wütend war, hielt es lange an und steigerte sich immer mehr.

Und da die Uchihas nicht gerade die Art von Menschen waren, die man ausstehen konnte, wagte die Yamanaka es stark zu bezweifeln, dass ihre Wut so schnell abklingen würde.

 

Arrogant.

Eingebildet.

Einfach Überheblich.

 

Alles was man an einem Menschen nicht ausstehen konnte, wie Ino fand.

Die Uchihas widerten sie mit ihrem Verhalten an und sie würde nur Itachi akzeptieren, aber auch nur Sakura zuliebe.

Die Rosahaarige war Ino wirklich wichtig und von daher, würde sie ihrer besten Freundin diesen Gefallen tun können.

 

Wenn auch nur mit Mühe.

 

Auf einmal bemerkte Ino drei Chakren vor sich. Sie legte einen Zahn zu, damit sie Itachi und die anderen auch einholen konnte.

Die drei waren nicht gerade langsam unterwegs.

Mit Absicht unterdrückte die Blondine ihr Chakra nicht, damit die ANBUs sie auch ja bemerkten.

 

Ino hatte Glück.

 

Nach einigen Minuten bewegten sich die drei Chakren nicht mehr und die Blondine konnte Itachi und die anderen Problemlos einholen.

Oder sie hatte Pech und die drei waren bereits tot.

Jedoch machte das wenig Sinn, da ihr dann schon längst hätte dicker Rauch entgegen kommen müssen. Und da dies nicht der Fall war, war sie noch rechtzeitig.

 

„Was hast du hier zu suchen?“

 

Ino ließ die Augen rollen. Sie konnte die Art Itachis einfach nicht ausstehen, was ihm sehr wahrscheinlich bewusst war.

 

„Ihr müsst sofort umkehren“, brachte die Yamanaka die Sache auf den Punkt. „Wir haben eine Mission und die werden wir ausführen“, für Itachi war das Gespräch beendet und er machte sich mit Sasuke und Shisui weiter auf den Weg.

Ino schnaubte und lief ihnen hinterher.

„Haltet sofort an!“, brauste sie auf. „Verschwinde!“, zischte Sasuke genervt. „Nein! Erst wenn ihr umkehrt!“, die Blondine hasste es, wenn man nicht das tat, was sie sagte. „Nachdem wir den Auftrag beendet haben“, Sasuke ließ die Augen rollen.

 

„Bis dahin seid ihr längst tot!“

 

Itachi hielt und die anderen machten es ihm gleich. Er drehte sich zu Ino um und musterte sie mit seinem kalten Blick.

Die Yamanaka hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und erwiderte seinen Blick ein wenig genervt.
 

„Ist das dein Ernst Itachi?“, fuhr sein Bruder ihn an, „Nur weil so eine dahergelaufene Blondine meint, dass wir es nicht überleben machst du halt?“

„Sakura hat dich geschickt“, der Angesprochene ging nicht auf seinen Bruder ein und Ino nickte. „Ich verstehe zwar nicht was hier los ist, aber sie meinte der Wald würde brennen und ihr sterben“, erzählte sie.

„Ich sehe aber weit und breit kein Feuer“, mischte sich Sasuke wieder ein. „Jetzt krieg dich mal wieder ein und hör zu“, meldete sich Shisui zu Wort.

„Wo ist Sakura jetzt?“, hakte Itachi nach. „Auf dem Weg zu eurem Haus, deine Eltern retten“, antwortete Ino.

 

„Was soll mit unseren Eltern sein?“

 

Niemand ging auf die Frage Sasukes ein, da Itachi sich sofort auf den Weg Richtung Dorf machte, gefolgt von den anderen.

Plötzlich war ein lauter Knall hinter ihnen zu hören und alle warfen kurz einen Blick nach hinten.

 

„Da hast du dein Feuer“, Sasuke warf Ino einen genervten Blick zu.

„Wieviel Zeit haben wir noch?“, fragte Itachi. „Als ich zu Hause ankam waren es zehn Minuten, ich schätze jetzt sind es weniger als drei“, antwortete Ino.

„Wofür denn bitte?“, Sasuke schien nicht ganz zu verstehen. „Um eure Eltern zu retten!“, fuhr Ino ihn an.

 

Sofort legten die ANBUs einen Zahn zu und Ino konnte nicht mehr mithalten.

Sie sah ihnen hinterher, bis sie sie nicht mehr erkennen konnte.

Anscheinend hatten die Uchiha doch Gefühle. Sie würden alles tun, um Fugaku und Mikoto zu retten. Und Sasuke und Itachi taten das mit Sicherheit nicht nur weil sie das Oberhaupt des Uchiha-Clans waren.

 

Ino lächelte.

 

Sakura hatte anscheinend doch nicht so eine schlechte Wahl getroffen.

Ino war zwar immer noch nicht zu hundert Prozent von Itachi überzeugt, aber sie würde es akzeptieren können.

Falls der Uchiha ihr denn auch Gefühle zeigen konnte und sie wie eine gute Freundin und nicht wie Dreck behandelte.

 

Die Yamanaka beschleunigte ihr Tempo. Schließlich wollte sie auch noch helfen und nicht zusehen wie Sakura alles alleine regelte oder sie nachher nur davon sprach das Itachi und die anderen ihr geholfen hatten.

Aber das war nicht der einzige Grund. Ino machte sich Sorgen um ihre beste Freundin. Sie hatte ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache. Warum oder woher es kam konnte sie sich selber nicht erklären.

Auf einmal kamen ihr einige Ninjas entgegen und Ino sah ihnen hinterher. Es handelte sich um ein paar Chunin und sehr wenige Jonin. Sehr wahrscheinlich machten sie sich auf den Weg, um das Feuer im Wald zu löschen.

 

Hatten sie das Feuer im Uchihaviertel etwa gelöscht?

 

Die Blondine legte noch einen Zahn zu. Sie musste unbedingt wissen was dort vor sich ging und wie es Sakura ging.

Wenn der Rosahaarigen etwas passieren würde, würde sie sich das niemals verzeihen.

 

 

Sakura musste sich wirklich anstrengen, damit sie ihr Tempo halten konnte. Sie hatte nicht viel Kraft, aber das bisschen Chakra, welches sie von ihrer besten Freundin bekommen hatte reichte gerade so aus, um sich auf den Beinen halten zu können.

Aber die Haruno verlangte viel mehr von ihrem Körper.

 

Sie wollte rennen.

Sie musste sich beeilen.

Sie wollte Mikoto und Fugaku retten.

Sie konnte sie doch nicht einfach so sterben lassen.

 

Das Herz der Rosahaarigen pochte schwer gegen ihre Brust und sie hustete immer wieder heftig. Die Erkältung machte es ihr nicht gerade einfach, aber sie ließ sich auch nicht so leicht unterkriegen. Sie spürte ihre Beine bereits nicht mehr und es fiel ihr immer schwerer sich auf den Beinen zu halten, aber sie hatte  schon die Hälfte des Weges hinter sich und wollte jetzt nicht aufgeben. Ihr Kopf pochte vor Schmerzen und ihr Atem wurde schwerer.

 

Sakura war erschöpft.

 

Sie stützte sich an einer Hauswand ab und warf einen Blick in den Himmel. Dicke Regentropen fielen ihr ins Gesicht und von weitem konnte sie Rauch sehen.

 

Hoffentlich würde sie rechtzeitig ankommen.

 

Der Haruno lief die Zeit davon und wenn sie weiterhin so hier stehen bleiben würde, würde sie es niemals rechtzeitig schaffen.

Schwerfällig drückte sie sich von der Hauswand ab und lief weiter. Ihre Haare klebten in ihrem Gesicht und ihre Kleidung an ihrem Körper. Ihr war kalt und sie zitterte ein wenig, doch sie versuchte es zu ignorieren. Stur wie sie war lief sie weiter und beachtete nicht, dass ihr Körper fast am Ende seiner Kräfte war.

 

Ino hatte hoffentlich mehr Glück.

 

Itachi war ein harter Brocken und würde nicht so einfach von seinem eigentlichen Vorhaben abzubringen sein.

Sakura konnte nur hoffen, dass er Ino Glauben schenkte und sich umgehend auf den Rückweg machte.

 

Itachi durfte nicht sterben!

Genauso wenig sein Team!

Und seine Eltern auch nicht!

 

Die Rosahaarige würde alles daran setzen, damit jeder von ihnen überlebte. Sie würde niemanden sterben lassen, selbst wenn sie sich dadurch wieder in Lebensgefahr begab. Sie wollte nicht, dass Itachi überlebte und seine Eltern aber nicht. Ihr war klar, dass dem Uchiha seine Familie mehr bedeutete als er jemals zugeben, beziehungsweise zeigen würde.

 

Alle mussten überleben!

 

Obwohl Sakuras Körper bereits schlapp machte, schaffte sie es irgendwie sich dazu zu zwingen schneller zu werden. Sie würde nicht versagen. Sie wollte Itachi nicht enttäuschen und seine Eltern retten, koste es was es wolle.

Auf einmal kam ihr dichter Rauch entgegen und die Haruno musste feststellen, dass sie sich bereits im Uchihaviertel befand. Nur noch ein paar Meter. Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen.

 

Sie konnte es schaffen.

Sie wollte es schaffen.

Und sie würde es auch schaffen.

 

Von weitem sah Sakura bereits einige Ninjas, die damit kämpften das Feuer zu löschen. Sie legte noch einen Zahn zu, um zu ihnen zu stoßen.

 

„Sie müssen sofort hinein!“, rief sie und alle sahen sie verdutzt rein. „Verschwinde, du hast hier nichts verloren“, sprach ein Ninja mit dunklem Haar.

 

„Fugaku und Mikoto befinden sich noch im Haus!“

 

„Das Feuer ist riesig, niemand würde das überleben“, den Mann schien das nicht sonderlich zu interessieren. „Aber Fugaku und Mikoto werden sonst sterben!“, entfuhr es der Haruno panisch. „Hör zu, wir würden ersticken. Keiner von uns würde da wieder raus kommen“, entgegnete er ruhig. „Also wollen sie sie einfach sterben lassen?“, Sakura konnte die Kaltherzigkeit des Mannes nicht fassen.

 

Er konnte doch nicht einfach zwei Menschen sterben lassen, wenn er wusste, dass er helfen konnte.

Sakura wollte nicht glauben, dass es unmöglich war Fugaku und Mikoto zu retten. Sie war sich sicher, dass man sie retten konnte, sonst hätte die Katze ihr nicht die Vision gezeigt. Sie konnte schließlich auch den Tod von Itachis Team verhindern, also würde sie auch den seiner Eltern verhindern!

 

„Sie können helfen, dessen bin ich mir sicher!“

 

Der Ninja ging nicht weiter auf Sakura ein, was sie wütend machte. Er wollte lieber das Feuer löschen, als zwei Menschenleben zu retten.

 

Das konnte doch nicht wahr sein!

Das war unmenschlich!

Das war widerlich!

 

„Was wenn es ihr Team wäre?“, immer noch ignorierte der Mann sie, „Ich bin mir sicher, dass sie dann alles in ihrer Machtstehende tun würde, um sie zu retten!“ „Das da drin ist aber nicht mein Team“, war seine einfache Begründung. „Na und? Da drin sind zwei Menschen, die ihre Hilfe brauchen und sie können helfen, das weiß ich!“, ein wenig Wut machte sich in der Haruno breit. „Hör zu, es wäre besser du verschwindest jetzt“, wechselte der Dunkelhaarige das Thema.

 

Das konnte doch nicht sein Ernst sein!

 

Wollte er etwa nicht wahrhaben, dass gerade Menschen am Sterben waren?

 

Sakura verstand das Ganze nicht.

 

„Ich werde erst verschwinden, wenn Sie Mikoto und Fugaku retten!“, protestierte sie. „Ich werde sie aber nicht retten“, die Augen der Rosahaarigen weiteten sich ein Stück. „Und warum nicht?“, diese Unmenschlichkeit war für sie einfach unbegreiflich. „Dann sind wir immerhin zwei von denen los“, nun platzte der Haruno endgültig der Kragen.

 

„WIE BITTE! DAS DA DRIN SIND IMMER NOCH MENSCHEN!“

 

Sakura holte aus und verpasste dem Ninja eine Ohrfeige, ehe sie in das brennende Haus lief.

Keiner machte Anstalten ihr helfen zu wollen, was ihr einfach unbegreiflich war.

Sie konnte das einfach nicht fassen.

 

Dichter Rauch kam ihr entgegen und verursachte ein beißendes Kratzen in ihrem Hals.

Sakura hielt sich die Hand vor Nase und Mund und warf einen Blick auf die Uhr.

 

2.30 Uhr

 

Sie hatte fünf Minuten Zeit, um Fugaku und Mikoto vor ihrem sicheren Tod zu bewahren.

Sofort lief die Rosahaarige den Flur entlang Richtung Wohnzimmer, wo sich Mikoto befand, welche schlafend auf der Couch lag. Sie lief zu der Dunkelhaarigen und rüttelte heftig an ihr.

 

„Mikoto!“

 

Sakura bekam es mit der Angst zu tun.

 

Was wenn sie doch zu spät gekommen war?

 

Doch in diesem Moment öffnete die Uchiha ihre Augen und sah sich verwirrt um. Ihr Blick blieb an Sakura haften und sie setzte sich aufrecht hin.

 

„Sakura? Was machst du denn hier? Und was ist hier los?“, sie schien ein wenig benommen. „Dafür haben wir keine Zeit, du musst hier sofort raus!“, antwortete die Angesprochene. „Was ist mit dir?“, Mikoto war sichtlich besorgt und Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Wo ist dein Mann?“, Sakura ging nicht auf die Frage der Uchiha ein. „In seinem Büro, den Flur entlang, die letzte Tür rechts“, antwortete sie. „Ich werde ihn holen, geh du sofort raus. Ich bin mir sicher deine Söhne werden auch gleich da sein“, die Rosahaarige lächelte ihr ermutigend zu. „Ich werde dich nicht hier zurücklassen!“, entfuhr es Mikoto. „Dafür ist keine Zeit und jetzt geh!“, Sakura zog die Uchiha auf ihre Beine und schubste sie sanft Richtung Flur und sie lief davon.

 

Die Haruno machte sich auf den Weg in den anderen Flur.

 

Hier war alles voller Rauch und es fiel Sakura schwer etwas zu erkennen. Ihre Augen brannten und das Kratzen in ihrem Hals wurde immer schlimmer.  Ihr lief die Zeit davon.

 

„Mikoto!“

 

Das war Fugakus Stimme!

 

Und nun erkannte Sakura die Gestalt des Uchihas ganz schwach in dem dichten Rauch. Sie lief ihm entgegen.

 

„Fugaku-San!“, rief sie. „Was machst du denn hier?“, nicht einmal jetzt konnte er seinen Hass ihr gegenüber überwinden. „Ich habe Mikoto schon hinausgeschickt“, Sakura erreichte Fugaku, welcher sich die Hand vor den Mund hielt, „Wir müssen uns beeilen, bevor hier alles einstürzt!“

 

Der Braunhaarige nickte und ließ sich von der Haruno nach draußen helfen.

 

Dort angekommen schloss er seine Frau in den Arm und Itachi traf mit seinem Team ein. Sie alle warfen einen Blick auf das brennende Haus, Sakura eingeschlossen.

 

Und dort stand sie.

 

Die Katze befand sich im Türrahmen und zeigte in den Hausflur.

Sakuras Augen weiteten sich und sie sah sich um. Sie hatte doch alle gerettet, dessen war sie sich sicher.

Jeder, den sie in der Vision gesehen hatte, stand doch hier vor ihr.

Sogar Shisui, den sie nicht einmal gesehen hatte.

 

Oder gab es noch jemanden?

 

„Ist noch jemand im Haus?“, Mikoto sah sie verwirrt an. „Was meinst du damit?“, die Schwarzhaarige wirkte panisch. „War noch jemand im Haus, außer euch?“, präzisierte die Haruno ihre Frage. „Ich habe niemanden eingeladen, du etwas?“, Mikoto sah zu ihrem Mann, welcher den Kopf schüttelte.

 

Irritiert drehte Sakura sich erneut zum Haus.

Die Katze stand immer noch im Türrahmen.

Es musste noch jemand drinnen sein.

 

„Sakura? Was ist los?“

 

Die Angesprochene ging nicht weiter auf Mikotos Frage ein und lief wieder Richtung Haus. Sie musste wissen was sich noch dort befand.

Egal was oder wer es war, es musste wichtig sein, wenn die Katze wollte, dass sie nochmal hinein lief.

 

„Sakura! Komm zurück!“

 

Die Haruno ignorierte den Ruf der Uchiha und lief in das Haus hinein und folgte wieder einmal der Gestalt, welche keiner außer ihr sah.

Itachi wollte die Verfolgung der Rosahaarigen aufnehmen und sie aus dem Haus holen, doch als er gerade vor der Tür ankam, brach das Haus in sich zusammen. Schnell sprang er einen Satz zurück, um nicht von irgendwelchen Trümmern erwischt zu werden.

 

Es dauerte noch eine gute halbe Stunde bis auch die letzten Trümmer von dem Feuer befreit waren und Ino schließlich auch eintraf.

Die Blondine sah sich suchend nach ihrer besten Freundin um, doch sie konnte sie nirgends sehen. Sie lief zu Itachi, welcher mit ausdruckslosem Gesicht vor dem Trümmerhaufen stand, welchen er mal sein zu Hause genannt hatte.

 

„Wo ist Sakura?“, die Besorgnis stand Ino förmlich ins Gesicht geschrieben. „Sie hat es nicht geschafft“, antwortete Itachi kalt. „Was? Aber Mikoto und Fugaku sind doch auch außer Gefahr!“, die Yamanaka verstand das Ganz nicht. „Sie ist zurück ins Haus gelaufen“, die Augen Inos weiteten sich und sie sah fassungslos auf den Trümmerhaufen vor ihr. „Und du hast sie nicht aufgehalten?“, die Wut in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Ich war nicht schnell genug“, erklärte der Uchiha.

Ino wollte auf den Trümmerhaufen zulaufen, um nach ihrer Freundin zu suchen, doch Itachi hielt sie zurück.

„Das wird sie unmöglich überlebt haben“, Tränen stiegen der Yamanaka in die Augen. „Aber wir können doch nicht einfach so aufgeben! Sakura hat das auch nicht!“, sie riss sich los und lief auf die Trümmer zu.

 

Als sie einen von seinem Platz befördern wollte wurde sie mit einem kurzen Schmerz belohnt. Sie hatte sich verbrannt, da die Trümmer immer noch erhitzt waren. Die Blondine begutachtete ihre nun leicht geröteten Handflächen auf die nun Tränen fielen.

 

Das konnte nicht wahr sein.

Sakura konnte nicht tot sein.

Sie musste überlebt haben.

 

Mikoto näherte sich der Blondine und legte ihre Hand auf ihre Schulter. Sie schüttelte den Kopf, als Ino sie mit ihren rotunterlaufenen Augen ansah.

 

„Nein, nein, nein…das kann nicht sein…“, wimmerte Ino. „Es tut mir sehr leid“, sprach Mikoto mitfühlend. „Sie kann nicht tot sein…sie wusste doch was passiert…wie konnte das passieren?“, die Yamanaka verstand die Welt nicht mehr. „Sie dachte es wäre noch jemand im Haus gewesen“, erzählte die Schwarzhaarige. „Aber dann hätte sie das doch von Anfang an gewusst!“, brauste Ino auf.

 

Sie befreite sich aus dem sanften Griff der Uchiha und fing nun an in den Trümmern nach ihrer besten Freundin zu suchen. Sie ignorierte, dass sie sich verbrannte und Schmerz ihre Hände durchfuhr.

Mikoto sah der verzweifelten Blondine einfach nur zu, genau wie die anderen. Sie wussten, dass sie Ino von ihrem Vorhaben nicht abbringen konnten.

 

Sakura war Ino sehr wichtig gewesen.

 

Nach einiger Zeit trafen schließlich einige andere Ninjas ein, darunter befand sich auch Shikamaru.

Der Blick des Dunkelhaarigen fiel direkt auf seine Teamkameraden, welche immer noch wie eine Verrückte in dem Trümmerhaufen nach Sakura suchte. Er sprang zu Ino und legte seine Hand auf ihre Schulter.

Ino drehte sich zu ihm. Immer noch kullerten Tränen ihre Wangen hinunter. Sie presste ihre Lippen aufeinander, damit sie nicht noch stärker weinte.

Shikamaru schloss die Yamanaka in seine Arme und strich ihr über den Rücken.

Sie schluchzte heftig und konnte es nun doch nicht mehr zurückhalten stärker zu weinen.

 

„Warum Sakura? Sie wusste doch was passiert…wieso musste sie sterben? Warum nicht ich? Wieso nicht jemand anderes?“

 

Ino verstand die Welt nicht mehr.

Sie wollte das einfach nicht wahr haben.

Sie vermisste Sakura jetzt schon.

 

Shikamaru wusste, dass egal was er sagte, es nichts bringen würde, weshalb er still blieb, bis Ino sich beruhigt hatte.

 

Die Blondine hatte ihr Gesicht in seiner Schulter vergraben und schluchzte nur noch ein wenig.

Sanft drückte Shikamaru sie von sich weg und strich ihr einige Tränen aus dem Gesicht.

 

„Ich bringe dich nach Hause.“

 

Ino nickte und die beiden verschwanden.

Itachi, der mittlerweile wieder bei seiner Familie stand sah ihnen hinterher, ehe sein Blick auf die Trümmer fiel.

Mikoto musterte ihren älteren Sohn ein wenig besorgt. Sie wusste, dass Sakura nicht nur irgendjemand für ihn gewesen war, da konnte er noch so wenige Gefühle zeigen.

 

„Mutter“, brach er die Stille, „Geh du mit Vater ins Krankenhaus und lasst euch untersuchen.“ „Was ist mit euch?“, hakte sie nach. „Wir werden das hier regeln“, die Schwarzhaarige nickte und ging mit ihrem Mann.

„Hier gibt es für uns nichts mehr zu regeln“, meldete sich nun Sasuke zu Wort. „Halt einfach einen Moment mal deine Klappe!“, zischte Shisui und nun bemerkte es auch Sasuke.

 

Tränen hatten sich in Itachis Augen gesammelt.

 

Beschämt sah der Jüngere zu Boden. Nun tat es ihm leid, was er gesagt hatte und er biss sich auf die Unterlippe. Schließlich stellte er sich aber neben seinen Bruder.

 

„Dann lasst uns mal an die Arbeit.“

 

Itachi, der sich wieder gefangen hatte nickte. Er ging auf einen der Ninjas zu.

Es handelte sich um den, der mit Sakura zuvor diskutiert hatte. Er schien ein wenig genervt, als Itachi auf ihn zutrat.

 

„Die Trümmer müssen vorsichtig entfernt werden, sie muss so unversehrt wie möglich gefunden werden“, sprach er. „Als ob ich das nicht wüsste“, die Abneigung Uchihas gegenüber war nicht zu übersehen. „Dann mach dich an die Arbeit“, widerwillig nickte der Mann und tat was ihm befohlen wurde.

 

Itachi und sein Team halfen ebenfalls bei der Entfernung der Trümmer, was dem Ninja nicht wirklich zu gefallen schien.

Immer wieder grummelte dieser etwas Unverständliches vor sich hin.

Plötzlich sprang etwas aus dem Trümmerhaufen und lief davon. Shisui nahm sofort die Verfolgung auf, während die anderen zu der Stelle liefen aus der die Gestalt gekommen war.

 

Sakura lag dort.

 

Sie hatte einige Schrammen am Körper und ihre Kleidung war zerrissen. Ihre Augen waren geweitet und ihr Gesichtsausdruck wirkte schockiert. Einige Stellen ihrer blassen Haut waren gerötet – Verbrennungen.

 

Itachi sprang zu der Leiche hinunter und checkte ihren Puls, obwohl er wusste, dass dies unnötig war. Er schüttelte den Kopf und schloss die Augen der Rosahaarigen. Der Uchiha griff unter ihren Körper und hob sie hoch. Er sprang auf die Straße, wo einige Ninjas mit einem Leichensack zu ihm kamen, in dem Sakura verstaut wurde.

In genau diesem Moment tauchte Shisui auf und Itachi sah zu ihm. Sein bester Freund schüttelte den Kopf.

 

„Weißt du wer es war?“, wieder ein Kopfschütteln. „Er hatte eine Maske auf“, antwortete er. „Was für eine?“, hakte Itachi nach. „Keine von uns und auch keine aus einem anderen Reich. Es war eine Katzenmaske, die man auf jeder festlichen Veranstaltung bekommen kann“, erzählte Shisui. „Das hilft uns nicht weiter“, stellte Itachi fest, welcher nun wieder auf den Leichensack blickte, „Bringt sie zu Tsunade. Sie und kein anderer soll die Autopsie durchführen. Heut noch“

Die Ninjas nickten und liefen mit Sakura davon.

„Ist sie das?“, fragte Shisui. „Ja“, war die schlichte Antwort. „Tut mir echt leid“, Itachi ging nicht weiter darauf ein. „Wir sollten uns morgen darum kümmern die Trümmer zu entfernen, ihr könnt gehen“, alle Ninjas folgten dem Befehl des Uchihas und verschwanden, „Shisui, geh du auch nach Hause, Sasuke und ich werden nach unseren Eltern sehen.“

 

Shisui nickte und verschwand, während sich die Uchihabrüder auf den Weg Richtung Krankenhaus machten.

 

„Worüber denkst du nach?“, brach Sasuke die Stille. „Über nichts Handfestes“, antwortete Itachi. „Als nur eine Vermutung“, stellte der Jünger fest. „Korrekt“, damit war das Gespräch beendet.

 

Nach einer Viertelstunde kamen die beiden Brüder schließlich im Krankenhaus an und gingen zur Rezeption.

 

„Wir würden gerne zu unseren Eltern“, die Frau an der Rezeption blickte zu ihnen hinauf. „Zimmer 106“, stammelte sie und die Jungs machten sich auf den Weg.

 

Auf dem Weg zum Zimmer ihrer Eltern wurden sie von allen Seiten beobachtet und einige Ärzte hörte man tuscheln. Gekonnt ignorierten die beiden das und konzentrierten sich so schnell wie möglich bei ihren Eltern anzukommen.

 

Es hatte nicht lange gedauert bis sie das Zimmer ihrer Eltern erreicht hatten.

Statt Sakura stand ein anderer Arzt am Bett ihrer Eltern, den sie noch nicht kannten. Seiner Kleidung nach zu urteilen schien es sich aber auch um einen Oberarzt zu handeln.

 

„Wie sieht es aus?“, der Arzt drehte sich zu Itachi, welcher am Bett seiner Mutter stand. „Die beiden hatten Glück. Keine Verbrennungen, noch nicht mal eine leichte Rauchvergiftung, nur gereizter Hals und gereizte Augen vom Qualm“, der Schwarzhaarige nickte, „Sie können dann direkt nach Hause.“

Der Arzt verließ den Raum.

„Wir werden in ein Übergangshaus um Uchihaviertel gehen“, sprach Fugaku, welcher sich erhob.

„Habt ihr Sakura gefunden?“, wechselte Mikoto das Thema. „Ja“, antwortete Sasuke. „Sie hat es tatsächlich nicht geschafft nicht wahr?“, Sasuke nickte zur Bestätigung und der Blick der Schwarzhaarigen wurde trauriger. „Wir sollten zu ihrer Beerdigung gehen“, Itachi nickte.

 

Ausnahmsweise hatte Fugaku mal keine Einwände und machte auch keine Anstalten etwas dagegen zu sagen. Er ging zur Zimmertür gefolgt von den anderen.

 

 

Erschöpft lehnte Tsunade sich in ihrem Bürostuhl zurück. Sie drehte sich zum Fenster und warf einen Blick hinaus.

Der Rauch am Himmel war nur noch ganz schwach zu sehen, was darauf schließen ließ, dass das Feuer gelöscht war.

Nun konnte die Hokage endlich in ihren wohlverdienten Feierabend. Sie erhob sich und legte nur noch einen Stapel Akten auf einige andere. Sie zog sich ihre Jacke über und trank noch schnell ihren Sake aus.

Shizune hatte sie bereits vor zwei Stunden von ihrem Dienst entlassen.

Plötzlich wurde die Tür zu ihrem Büro aufgerissen und einige Ninjas mit einem Leichensack kamen hinein.

 

„Habt ihr noch nichts vom Anklopfen gehört ihr Tölpel!“

 

Die Blondine war sichtlich gereizt. Sie wollte endlich in ihren Feierabend und sich in ihr Bett fallen lassen.

 

„Verzeihen Sie Hokage-Sama, aber Itachi-San schickt uns“, sofort sank die Laune Tsunades noch ein Stück. „Was ist denn?“, sie klang sichtlich genervt. „Er hat gesagt, dass sie die Autopsie heute noch durchführen sollen“, nun fiel der Blick der Hokage auf den Leichensack. „Heute noch? So weit kommt es noch, dass ich mir von einem Uchiha befehlen lasse, wann ich meine Arbeit verrichte!“, entfuhr es Tsunade und die Ninjas zuckten zusammen. „V-Vielleicht ändern Sie ja Ihre Meinung, wenn Sie sehen, um wen es sich handelt“, nun zog die Blondine ihre Augenbrauen zusammen und sie trat an den Leichensack.

Sie zog den Reißverschluss des schwarzen Sacks hinunter und ihre Augen weiteten sich.

„HOLT MIR SOFORT SHIZUNE!“, die Stimme der Hokage war durchs gesamte Gebäude zu hören.

 

Einige Ninjas liefen los und die Hokage ließ ihre Zähne knirschen.

 

Es dauerte einige Minuten bis Tsunade sich wieder beruhigt hatte und sie einen klaren Gedanken fassen konnte. Sie war geschockt von dem Anblick Sakuras Leiche. Es hatte ihr die Sprache verschlagen und Wut und Trauer machten sich in ihr breit.

 

„Und bringt mir gefälligst Itachi!“

Loss

Ungeduldig wartete Tsunade in ihrem Büro auf Itachi. Sie ging auf und ab und zählte bereits die Minuten, welche ihr endlos vorkamen.

Sakura war schon nicht mehr hier. Sie war auf dem Weg in die Gerichtsmedizin, wo sich die Hokage hinbegeben würde, sobald sie mit Itachi fertig war.

Heute ließ Itachi sich aber auch reichlich Zeit. Sonst war er doch auch nicht so und machte sich sofort auf den Weg und war in weniger als fünfzehn Minuten bei ihr.

 

Sie wurde noch wahnsinnig!

Dieses Warten machte sie wahnsinnig!

Itachi sollte sich beeilen!

 

Tsunade konnte sich das Ganze einfach nicht erklären. Sie hatte doch qualifizierte Ninjas zum Uchihaviertel geschickt und trotzdem war Sakura umgekommen. Und sie zweifelte, dass ein Ninja eine einfache Oberärztin nicht aufhalten konnte.

 

Irgendjemand musste unachtsam gewesen sein!

 

Etwas anderes konnte sich die Blondine nicht erklären. Und sie würde den, der Sakura hatte sterben lassen hart bestrafen.

 

Selbst wenn es Fugaku sein sollte!

 

Dieses Mal würde sie sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Ihre beste Ärztin und Schülerin war tot und das konnte nicht ungestraft bleiben.

Sakura war ihr mit der Zeit immer mehr ans Herz gewachsen. Die Haruno war wie eine Tochter für sie gewesen, auch wenn sie sich ihr gegenüber immer nur als Hokage aufgespielt hatte, was Tsunade nun bereute.

Die Hokage wünschte sich, dass sie sich Sakura persönlicher gegenüber gezeigt hätte. Sie bereute es zu stolz gewesen zu sein, um zu zeigen dass die Rosahaarige ihr etwas bedeutet hatte. Aus lauter Wut griff Tsunade nach einer leeren Flasche Sake auf ihrem Schreibtisch und schmiss diese gegen die Tür.

 

„WO BLEIBT ITACHI!“

 

Und in genau diesem Moment öffnete sich auch ihre Bürotür und der Uchiha stand vor ihr. Er musterte sie mit seinem ausdruckslosen Gesicht, was die Blondine in diesem Moment tierisch wütend machte.

 

„Du hast dir ja reichlich Zeit gelassen!“, beschwerte Tsunade sich. „Sie haben nach mir gerufen?“, wie immer war Itachi ganz ruhig und die Angesprochene atmete einmal tief ein und aus. „Warum soll ausgerechnet ich und niemand anderes die Autopsie durchführen?“, kam sie direkt auf den Punkt. „Sie sind ihre Lehrerin gewesen und die brillanteste Ärztin in Konoha“, antwortete der Dunkelhaarige. „Und das soll alles sein? Dass ich nicht lache!“, Tsunade warf ein Buch nach Itachi, welchem er geschickt auswich, „Wen glaubst du hast du hier vor dir? Ich bin nicht so leichtgläubig wie andere Ninjas und ich verlange die Wahrheit!“ „Sakura war nicht allein“, nun wurde die Blondine hellhörig. „Was meinst du damit?“, sie zog ihre Augenbrauen nachdenklich zusammen. „Sakura hatte irgendetwas gesehen, weshalb sie zurück ins Haus gelaufen war“, berichtete Itachi. „Und ihr habt sie nicht aufgehalten?“, die Stimme der Hokage hob sich wieder. „Bevor wir reagieren konnten, war sie schon im Haus“, antwortete der Uchiha. „Und das soll ich glauben? Du bist der schnellste Ninja aus Konoha und willst mir gerade allen Ernstes verklickern, dass du es nicht geschafft hast eine Ärztin einzuholen!“, Tsunade fixierte die Augen des Schwarzhaarigen, welcher keine Miene verzog. „Ich habe es zu spät bemerkt“, der Blondine war klar, dass Itachi sie belog, aber heute würde sie keine Antwort mehr von ihm bekommen.

Tsunade seufzte und atmete erneut einmal tief durch.

„Also, was glaubst du hat Sakura gesehen?“, kam sie wieder auf das eigentliche Thema zurück. „Ich weiß es nicht. Sie war sich sicher, dass noch irgendjemand im Haus war und hatte irgendwas angesehen“, erzählte der Uchiha. „Und was hatte sie gesehen?“, bohrte Tsunade nach. „Ich weiß es nicht“, nun war die Hokage doch ein wenig erstaunt.

Ein Uchiha gab doch tatsächlich zu, dass er keine Antworten auf ihre Fragen hatte.

„Hast du noch jemandem davon erzählt?“, hakte sie nach. „Nein“, Tsunade lehnte sich an ihren Schreibtisch und stützte sich mit ihren Händen ab.

Also wollte Itachi nicht das irgendwer davon wusste.

„Also gut…“, die Hokage dachte nach, „Ich werde mich umgehend um die Autopsie von Sakura kümmern und du wirst dem Aufräumtrupp im Uchihaviertel helfen. Sieh dich gründlich um, ob du irgendwelche Hinweise auf eine zweite Person findest.“ „Die gibt es bereits“, sprach Itachi. „Und das sagst du mir jetzt erst?“, die Stimme Tsunades war ein wenig gereizt. „Kurz bevor wir die Leiche von Sakura fanden sprang eine Gestalt aus dem Trümmerhaufen. Sie war genau dort gewesen, wo sich Sakuras Leiche befand. Shisui hatte die Verfolgung aufgenommen, aber die Gestalt war ihm entkommen“, erzählte der Schwarzhaarige. „Dann versuch herauszufinden wer das war“, befahl Tsunade. „Soll ich Shisui dazu befragen?“, erneut dachte die Hokage einen kurzen Moment nach. „Nein. Diese Sache bleibt vorerst unter uns und nichts davon wird diesen Raum verlassen, verstanden?“, Itachi nickte. „Haben Sie einen Verdacht?“, hakte er nach. „Ich bin mir nicht sicher. Erstatte mir Bericht sobald du etwas herausgefunden hast. Ich werde dir von der Autopsie berichten, wenn ich sie abgeschlossen habe“, ein erneutes Nicken des Uchihas, welcher in einer Rauchwolke verpuffte.

 

Tsunade verharrte noch einige Minuten in ihrer Position.

 

Konnte das tatsächlich sein?

Wurden ihre Befürchtungen wahr?

Oder irrte sie sich?

 

Die Blondine biss sich auf ihre Unterlippe.

Falls sie sich nicht irrte, mussten sie und das Dorf mit dem Schlimmsten rechnen. Sie konnte nur hoffen und beten.

Sie seufzte und verließ schließlich das Gebäude, um sich auf den Weg zur Gerichtsmedizin zu machen. Tsunade ging zügigen Schrittes, sie wollte keine Zeit verlieren und musste schnell handeln.

Außerdem wollte sie genau wissen was mit ihrer Schülerin geschehen war.

Wenn Itachi Recht hatte und Sakura nicht alleine in dem Haus gewesen war, musste sie getötet worden sein und das hieß dass es Spuren an ihrem Körper geben musste.

Sobald Tsunade erfahren würde, wer ihre Schülerin so zugerichtet hatte, würde sie denjenigen finden und ihm das Leben zur Hölle machen. Sie konnte demjenigen nicht verzeihen.

 

Sakura war einer der wichtigsten Menschen für Tsunade gewesen.

 

Augenblicklich kamen die Erinnerungen an ihren kleinen Bruder und ihren festen Freund zurück, welche im Krieg damals gestorben warnen. Die Hokage hatte sie nicht retten können und jetzt hatte sie auch noch ihre beste und liebste Schülerin verloren, welche für sie viel mehr als nur eine Schülerin gewesen war.

 

Wieso verlor sie immer die Menschen, die ihr am nächsten standen?

Wieso schaffte sie es nicht sie zu retten?

Wieso Sakura und nicht jemand anderes?

 

Natürlich wäre es nicht gerade besser gewesen einen ausgebildeten Ninja zu verlieren, aber die beste Ärztin Konohas war auch kein kleiner Verlust.

Tsunade hatte nicht die Zeit sich oft im Krankenhaus aufzuhalten, da sie sich um den ganzen Papierkram kümmern musste, aber nun gab es niemanden mehr im Krankenhaus, der ansatzweise so gut wie sie oder wie Sakura war. Die Blondine musste entweder schnell jemanden ausbilden oder jemanden finden, der gut genug war.

Oder sie würde Shizune entbehren und sie solange im Krankenhaus stationieren.

Shizune konnte die Ärzte dort auch so schnell wie möglich weiterbilden und gleichzeitig schwerere Fälle übernehmen. Sie würde gleich morgen schon anfangen müssen, damit es zu keinen schwerwiegenden Verlusten kam.

So konnte Tsunade sich auf die Sache mit Sakura konzentrieren, ohne großartig gestört zu werden.

Zwar würde die Büroarbeit sie sicherlich zum Teil auch in Anspruch nehmen, aber Tsunade schaffte das schon, auch wenn sie auf sich alleine gestellt war. Sie hatte aber schon weitaus schwierigere Aufgaben bewältigt. So ein bisschen Büroarbeit war doch ein Witz.

Shizune half der Hokage zwar sonst immer, aber so schwer konnte das doch auch nicht sein das ganze allein zu bewältigen.

Tsunade blieb optimistisch, auch wenn im Moment alles nicht so rosig aussah.

 

Sie hatte die beste Ärztin Konohas verloren.

Ihre Befürchtungen schienen wahr zu werden.

Shizune konnte ihr nicht beistehen.

 

Aber die Blondine konnte ihre Zeit auch nicht damit verschwenden schwarz zu denken. Sie musste so schnell wie möglich herausfinden was im Haus der Uchihas passiert war. Sie musste wissen wie genau Sakura umgekommen war.

 

War es das Feuer gewesen?

War Sakura einer Rauchvergiftung erlegen?

War es der Einsturz gewesen?

War Sakura von den Trümmern zerquetscht worden?

Oder war tatsächlich noch jemand im Haus gewesen?

Hatte diese Gestalt Sakura getötet?

Aber wie hatte sie das Feuer und den Einsturz überlebt?

 

Fragen über Fragen auf die Tsunade keine Antworten fand.

 

Ein Seufzen entwich ihrer Kehle und endlich hatte sie die Gerichtsmedizin erreicht. Sie betrat das Gebäude und zog sich so schnell es ging um. Sie konnte schlecht in ihrer Alltagskleidung, welche nicht steril war die Autopsie durchführen.

 

Fertig umgezogen stand die Hokage nun vor der Leiche ihrer damaligen Schülerin. Sie strich ihr durch das ein wenig zerzauste Haar in dem sich einige Partikel von Dreck befanden. Tränen benetzten die Augen der Blondine.

Sakura war ihr wichtiger gewesen, als sie jemals zugegeben hätte. Sie war wie eine Tochter für sie gewesen und hatte ihr das nie gezeigt.

Tsunade bereute es unendlich Sakura das nie richtig gezeigt zu haben. Sie bereute es immer distanziert ihr gegenüber gewesen zu sein. Sie bereute es nicht mehr Zeit mit ihr verbracht zu haben.

 

Warum Sakura?

 

Diese Frage hatte sich bereits in den Kopf der Blondine gebrannt. Sie vermisste ihre Schülerin bereits jetzt schon mehr denn je. Sie hätte mehr Zeit mit der Haruno verbringen sollen.

 

Sie war doch erst siebzehn gewesen.

 

Ein so junger Mensch sollte nicht hier auf dem Tisch der Gerichtsmedizin liegen. Er sollte Zeit mit seinen Freunden verbringen und das Leben genießen.

Aber selbst das hatte Sakura nie wirklich getan. Sie hatte die meiste Zeit im Krankenhaus verbracht, da sie als Oberärztin nicht gerade wenig Schichten übernehmen musste. Ihr Leben war das Krankenhaus und ihre Arbeit gewesen.

Tsunade hätte ihr mehr Freizeit lassen sollen, auch wenn sie die beste Oberärztin gewesen war, die sie kannte. Sie hätte Sakura mehr vom Leben mit ihren Freunden lassen sollen.

Aber Sakura hatte sich für diesen Job entschieden. Sie hatte sich ihrer Arbeit verschrieben, selbst wenn ihre Freunde Zeit für sie hatten. Und obwohl all ihre Freunde Ninjas waren, hatte sie von allen den größten Mut bewiesen und sich selbstlos geopfert.

Nicht jeder wäre so weit gegangen - schon gar nicht für die Uchihas.

Die Hokage war sich sicher, dass die Ninjas, die sie zum Uchihaviertel geschickt hatte nicht alles gegeben hatten. Sie wusste nur zu gut wie groß der Neid und sogar der Hass auf diesen Clan war.

Einigen Dorfbewohnern war gar nicht klar, was der Uchiha-Clan für ein großer Verlust war, wenn er ausgerottet wurde. Das musste ihnen unbedingt bewusst werden.

Auch wenn es noch den Hyuga-Clan gab, waren die Uchihas eine große Bereicherung für Konoha, die man nicht so einfach hergeben sollte. Man musste sie wahren und fördern, damit sie stärker wurde.

Sakura hatte das gewusst. Sie hatte sogar die Vorurteile aller anderen ignoriert und es geschafft eine Bindung zu Itachi aufzubauen und letzten Endes hatte sie ihr Leben für das seiner Eltern gegeben. Die Rosahaarige hatte genau gewusst wie wichtig dem Uchiha seine Familie war.

 

„Idiot!“

 

Tsunade kullerten dicke Tränen über die Wangen. Sie schluchzte heftig und fragte sich wann sie wohl angefangen hatte zu weinen. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass Sakura tot war. Sie biss sich auf die Unterlippe und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Einmal atmete sie tief durch, um sich etwas zu beruhigen und schließlich griff sie nach einer Schere. Sie befreite Sakura aus ihren Klamotten und legte diese dann auf einen weiteren Tisch. Sorgfältig kämmte die Blondine dann die Partikel aus ihren Haaren und gab sie in eine Petrischale, ehe sie diese neben die Klamotten stellte.

 

Nachdem sie die Schrammen, den Körper und die Haare der Leiche ausgewaschen hatte untersuchte sie die oberflächlichen Verbrennungen. Tsunade zog ihre Augenbrauen zusammen als sie über eine der Verbrennungen strich und machte dann ein Foto von ihr. Mit einer Pinzette zog sie noch einige Partikel aus den Schrammen und gab diese in eine weitere Petrischale, welche auch bei den Klamotten landete.

Die Hokage warf schließlich einen Blick auf die Hände der Haruno. Unter den Fingernägeln befanden sich weitere Teilchen, welche ebenfalls in einer Petrischale landeten. Unter den Partikeln befanden sich ein paar Haare, wie Tsunade feststellen musste, aber darum kümmerte sie sich nachdem sie Sakura aufgeschnitten hatte. Sie griff nach einem Skalpell und setzte es oben links am Schlüsselbein an.

 

Tsunade zögerte.

 

Sie warf noch einmal einen Blick auf das leblose Gesicht ihrer Schülerin, ehe sie dann ihren Blick senkte und einen Schnitt in Form eines Y in ihren Oberkörper schlitzte. Sie klappte die Haut zurück und fing mit der Untersuchung an. Sie warf einen Blick auf das Chakranetz der Rosahaarigen und zog erneut ihre Augenbrauen zusammen. Sie machte einen kleinen Schnitt in einen der Wege und drückte ihn ein wenig auseinander. Sofort machte die Blondine einen weiteren Schnitt im Zentrum und auch hier warf sie einen Blick hinein, ehe sie sich dann die anderen Innereien der Siebzehnjährigen ansah.

 

Ihr stockte der Atem.

 

Sie machte Fotos und fuhr dann mit der Autopsie fort, ehe sie Sakura wieder zunähte und sich dann um ihre Kleidung kümmerte.

Jedoch war an ihrer Kleidung nicht wirklich viel vorzufinden.

Schließlich widmete die Hokage sich den Petrischalen mit den Partikeln. Sie begab sich zu einem Mikroskop und untersuchte alles gründlich.

 

Es war nichts Interessantes zu entdecken, bis Tsunade die Partikel mit den Haaren unter das Mikroskop legte.

Abrupt drehte sie sich zu der Leiche und ging zu ihr. Sie fing an die Kopfhaut Sakuras zu untersuchen und ihre Augen weiteten sich ein Stück. Erneut machte sie Bilder und kümmerte sich dann um den Rest der Autopsie.

 

Die Befürchtungen der Hokage schienen sich zu befürworten.

 

 

Itachi kam gerade an den Trümmern an, welche sich einst sein zu Hause nannten. Kurz schweifte sein Blick umher.

Die Ninjas hier waren schon fleißig damit beschäftigt die Trümmer zu entfernen.

Schnell sprang er zu der Stelle an der sie die Leiche gefunden hatten. Er betrachtete die Trümmer an dieser Stelle genau und strich mit seiner Hand darüber.

 

Nichts war zu sehen.

 

Der Blick des Uchihas wanderte zu Boden und er entdeckte einige Haare in der Asche. Er griff danach und hielt es gegen das Licht des Mondes.

 

Es war Rosa.

 

Das half ihm nicht wirklich weiter. Er brauchte Spuren von der anderen Gestalt und nicht von Sakura selber. Vorsichtig hob der Schwarzhaarige einen der Trümmer an. Er fand einige Stofffetzen von Sakuras Kleidung. Es waren nur Spuren von ihr vorzufinden, was unmöglich sein konnte.

Es war so, als wäre diese Gestalt nur eine Art Illusion oder Geist gewesen.

Aber das machte keinen Sinn. Nicht nur Itachi, sondern auch alle anderen hatten die Gestalt gesehen. Und es konnten schlecht alle die gleiche Illusion gehabt haben.

Itachi aktivierte sein Sharingan, in der Hoffnung, dass er so etwas erkennen konnte.

Aber in den Trümmern war nichts zu sehen, weshalb er zu der Stelle sprang, an der die Gestalt gewesen war.

 

Nichts.

 

Es war nur ein Paar Schuhabdrücke zu sehen und das war das von Shisui. Itachi folgte den Fußspuren, vielleicht würde er ja etwas auf dem Weg finden.

Doch abgesehen von Shisuis Spuren waren weit und breit keine weiteren zu entdecken, genau wie in den Trümmern und mitten auf einem Dach machten die Spuren halt.

 

Shisui war anscheinend stehen geblieben, aber warum?

Und warum hatte die Gestalt keine Spuren hinterlassen?

 

Itachi fand keine Antworten auf seine Fragen. Er zog seine Augenbrauen zusammen und knirschte mit den Zähnen. Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt.

Ein weiteres Mal ließ er seinen Blick durch die Umgebung schweifen, aber er konnte nichts sehen. Aus Verzweiflung trat er auf das Dach und ließ sich dann in die Hocke sinken. Er legte seine rechte Hand über seine Augen und Tränen rannen über seine Wangen.

 

Warum hatte er Sakura nicht aufgehalten?

Warum hatte er sie in diesem Moment machen lassen?

Warum war er ihr nicht gefolgt?

Warum hatte er ihr nicht geholfen?

Warum fand er keine Antworten?

Warum war ihm in letzter Zeit alles ein Rätsel?

 

Er hätte sie aufhalten müssen!

Er hätte sie retten können!

Und trotzdem hatte er sie in das Haus rennen lassen!

Sakura war nur eine Ärztin gewesen!

Und trotzdem hatte sie mehr Mut als jeder andere bewiesen!

Sie hatte gar keinen Grund gehabt sich für ihn und seine Familie zu opfern!

Und jedes Mal hatte er es wieder zugelassen!

Er hätte in das Haus laufen und dort sterben sollen!

 

Ein Schluchzen wich Itachi über die Lippen. Er war sauer auf sich selber und gleichzeitig traurig über seinen Verlust. Er konnte es nicht fassen, dass ihn der Tod der Haruno so sehr treffen würde.

 

Aber sie war anders gewesen.

 

Von Anfang an hatte sie alle Vorurteile gegenüber den Uchihas so gut es ging versucht zu ignorieren. Sie hatte versucht ihn und all die anderen zu verstehen. Sie war sogar zum Abendessen gekommen, obwohl Fugaku sie nicht ausstehen konnte. Sie hatte ignoriert, dass Itachi sie in Schwierigkeiten gebracht hatte und war mit auf die Mission gegangen, obwohl sie nicht einmal Ninja war. Sie hatte sich nicht nur einmal geopfert, obwohl das nicht mal ihre Pflicht gewesen war.

 

Warum hatte sie das getan?

Warum war sie ihm nicht mit Hass entgegen gekommen?

Warum hatte sie dem Uchiha die Chance gegeben sich mit ihr anzufreunden?

Warum hatte sie sich geopfert?

 

Itachi verstand das alles einfach nicht.

 

Er verstand nicht wieso er sie so vermisste.

Er verstand nicht wieso Sakura ihm so viel bedeutete.

Er verstand nicht wieso er sie so nah an sich herangelassen hatte.

Er verstand nicht wieso er keine Antworten fand.

 

Alles war ihm ein solches Rätsel. Er konnte nichts mit den Erinnerungen an Sakura, welche in diesem Augenblick hochkamen anfangen.

Der Schwarzhaarige weinte heftiger, als er zurück an die Rosahaarige dachte. Er versuchte es zu unterdrücken, doch in diesem Moment schien ihm das unmöglich. Er konnte sich nicht fangen und ließ einfach alles raus. Er versuchte seine Tränen wegzuwischen, doch immer wieder kamen neue nach. Verzweifelt ließ Itachi sich auf seine Knie fallen und beugte sich vorn über. Seine geballten Fäuste befanden sich auf Kopfhöhe auf dem Boden.

 

Warum?

 

Diese Frage hatte sich in seinen Kopf gebrannt, doch er fand keine Antworten. Er konnte das was geschehen war nicht nachvollziehen. Er wollte, dass das alles nur ein Alptraum war, doch er konnte gut zwischen Traum und Realität unterscheiden.  Er wollte, dass Sakura noch lebte und er sie aufgehalten hatte. Er wollte in diesem Moment so vieles, aber nichts davon würde er bekommen.

 

Itachi wusste nicht wieviel Zeit verstrichen war, bis er sich beruhigt hatte, aber er wischte sich die Tränen weg und stand auf. Er warf einen Blick in den Himmel, welcher klarer denn je war.

Jedoch rechnete der Schwarzhaarige damit, dass jeden Moment dicke Wolken aufziehen und es zu regnen anfangen würde. Er wartete darauf, dass der Himmel mit ihm trauerte, aber nichts dergleichen geschah.

 

Die Sterne und der Mond leuchteten heller als sonst.

 

Sakura hätte das mit Sicherheit gefallen. Sie hätte verträumt in den Himmel gestarrt und wäre in ihrer ganz eigenen Welt gewesen. Sie hätte sich mit Sicherheit gewünscht den Himmel in diesem Augenblick von einem ganz anderen Ort aus sehen zu können. Sie würde wo anders als in Konoha sein wollen.

 

Ein leichtes Lächeln umspielte Itachis Lippen.

 

Es verblüffte ihn, dass er in den letzten Minuten so viele Emotionen gezeigt hatte. In den ganzen letzten Jahren war dies nie vorgekommen. Er konnte es immer perfekt unterdrücken, aber jetzt gerade hatte er einen zu großen Schlag ins Gesicht kassiert. Er musste es erst einmal schaffen sich wieder zu fangen, was normalerweise immer nach ein paar Minuten geschah.

Aber heute fiel es ihm besonders schwer. Er war so mitgenommen, dass er sämtliche Gefühle zuließ.

 

Ein Glück war er allein.

 

Der Schwarzhaarige wollte nicht, dass man ihn in so einem Zustand sah. Es war schon schlimm genug gewesen, dass Shisui und Sasuke gesehen hatten wie sich Tränen in seinen Augen gesammelt hatten. Ein wenig schämte er sich sogar dafür.

Sonst war er immer der Starke. Der der nichts an sich heranließ und in diesem einen Moment hatte er seine Fassung verloren, so wie jetzt.

 

Itachi fuhr sich mit seiner Hand durch sein Gesicht und atmete einmal tief durch. Er setzte wieder seinen ausdruckslosen Gesichtsausdruck auf und machte sich auf den Weg zur Hokage.

Tsunade hatte die Autopsie Sakuras mit Sicherheit schon abgeschlossen und wartete auf die Ankunft des Schwarzhaarigen. Sie würde Ergebnisse verlangen, die Itachi ihr nicht liefern konnte.

Aber vielleicht hatte sie selber ja etwas entdeckt was ihnen weiter half.

Zumindest hoffte Itachi das. Er wollte wissen was in seinem Haus vorgefallen war. Er wollte wissen was mit Sakura geschehen war. Und er wollte wissen welchen Verdacht die Hokage hegte und ob er sich befürwortet hatte.

 

 

Tsunade hatte gerade die Bilder von der Autopsie und ihr Protokoll dazu in einer Akte abgeheftet, als es klopfte. Sie seufzte, da sie genau wusste, dass es Sakuras Eltern waren, die hinter dieser Tür standen. Die Blondine freute sich gar nicht darauf ihnen die Nachricht vom Tod ihrer Tochter mitzuteilen, aber einer musste es ja machen. Sie atmete einmal tief durch.

 

„Herein.“

 

Wie erwartet traten Kizashi und Mebuki ein. Noch waren die beiden ernst und rechneten sehr wahrscheinlich damit, dass Tsunade sie mit einer Mission beauftragen würde.

Der Hokage tat es in der Seele weh ihnen jedoch eine weniger erfreuliche Nachricht mitteilen zu müssen.

 

„Du hast uns gerufen“, brach Kizashi die Stille. „Ja“, Tsunade konnte sich einen betrübten Unterton nicht verkneifen. „Was gibt es?“, fragte er weiter. „Es gab einen Zwischenfall am Uchihaviertel“, setzte sie an.

„Das wissen wir bereits. Es hat gebrannt“, meldete sich nun Mebuki zu Wort. „Richtig. Und ich muss euch leider mitteilen, dass Sakura sich dort ebenfalls aufgehalten hat und…“ „Sakura? Was hat sie denn im Uchihaviertel zu suchen? Hat sie etwa das Feuer gelegt?“, unterbrach Mebuki sie ein wenig verärgert. „Schön wäre es“, nun wurden die Blicke der Eltern besorgt.

„Was ist passiert Tsunade?“, Kizashi fragte er ernst und dennoch besorgt. „Sakura ist bei diesem Vorfall umgekommen“, brachte die Angesprochene die Sache auf den Punkt.

Die Augen der beiden Eltern weiteten sich und Mebuki klammerte sich an ihren Mann.

„I-Ist das wahr?“, stammelte sie. „Leider ja. Sakura hat Mikoto und Fugaku aus den Flammen gerettet“, erzählte die Hokage.

„Und warum nicht die vor Ort anwesenden Ninjas!“, brauste Kizashi auf. „Sie waren damit beschäftigt das Feuer in Zaum zu halten“, erklärte Tsunade. „Und du willst uns gerade auftischen, dass nicht einer von ihnen es geschafft haben soll in das Haus zu gehen, um die Uchihas zu retten?“, Kizashi war wütend und traurig. „Sakura war wohl schneller im Haus gewesen als man gucken konnte. Es tut mir wirklich aufrichtig leid“, entgegnete Tsunade.

Mebuki war inzwischen in Tränen ausgebrochen.

„Spar dir dein Mitleid!“; zischte Kizashi, ehe er mit seiner Frau das Büro der Hokage verließ.

 

Ein Seufzen entwich Tsunades Kehle und sie ließ sich in ihren Schreibtischstuhl fallen. Für heute war sie wirklich fertig mit den Nerven. Selbst für sie war das zu viel. Sie lehnte ihre Stirn gegen ihre Hand und rieb mit ihren Fingern darüber.

 

Ihr Kopf pochte.

 

Plötzlich klopfte es erneut an der Tür und Tsunade versuchte sich wieder zu fangen.

Mit Sicherheit stand Itachi mit Neuigkeiten für sie hinter der Tür und hoffte darauf ebenfalls welche von ihr zu bekommen.

 

„Herein.“

 

Die Blondine versuchte standhaft zu klingen, jedoch schaffte sie es nicht einen Hauch von Traurigkeit zu unterdrücken, was Itachi mit Sicherheit nicht entgangen war.

Der Uchiha betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich. Er stellte sich vor den Schreibtisch der Hokage und erst jetzt fielen ihr die geröteten Augen Itachis auf.

 

Hatte er tatsächlich geweint?

 

Das erstaunte Tsunade nun doch, aber sie hatte keine Zeit sich weiter darüber Gedanken zu machen. Ihr Blick wurde ernst.

 

„Hast du etwas gefunden?“, brach sie die Stille. „Nur von Sakura und Shisui“, berichtete Itachi. „Und von der Gestalt?“, er schüttelte den Kopf, „Aber das kann doch nicht sein. Ein Mensch hinterlässt immer Spuren, egal wie vorsichtig er auch sein mag.“ „Ich habe aber nichts gefunden“, Tsunade zog ihre Augenbrauen nachdenklich zusammen.

 

Wie konnte das sein?

 

„Und was ist mit Ihnen?“, die Angesprochene reichte Itachi die Akte. „Einige Dinge sind wirklich ungewöhnlich“, setzte sie an, „Obwohl die Verbrennungen auf ihrer Haut nur oberflächlich und leicht sind, sind sie bis in ihr Chakrasystem vorgedrungen. Die kompletten Bahnen und auch das Chakrazentrum sind von innen verbrannt und es waren keine Reste von Chakra zu finden.“ „Aber die Verbrennungen dürften doch nur oberflächlich und nicht innerlich sein“, meinte Itachi. „Ich vermute mal, dass das mit der Gestalt zusammenhängt. Aber das ist nicht alles was ich gefunden habe“, der Schwarzhaarige musterte ein weiteres Bild, „Sakura hat sich einige Haare selber ausgerissen und es befinden sich einige Kratzer an ihrer Kopfhaut, die sie sich selber zugefügt hat. Ich vermute dass sie starken Schmerzen unterlag, ehe sie starb. Sie ist von innen heraus verbrannt.“

 

Augenblicklich dachte Itachi an seine Mission mit Sakura zurück. Er erinnerte sich daran, wie Sakura so stark geglüht hatte, dass ihre Kleidung verbrannt war.

Aber damals war es nicht so schlimm gewesen, dass Sakura Verbrennungen oder innere Verletzungen davon getragen hatte.

 

„Wie ist das möglich?“, hakte der Uchiha nach. „Ich bin mir nicht sicher“, antwortete die Hokage. „Hängt das mit Ihrem Verdacht zusammen?“, bohrte er nach. „Ja“, bestätigte sie. „Wie lautet Ihr Verdacht?“, fragte er ernst. „Ich werde dich davon unterrichten, wenn ich mehr Gewissheit habe“, sprach die Angesprochene. „Und wenn es dann schon zu spät ist?“, Tsunade seufzte. „Ich werde mich beeilen so schnell wie möglich an neue Informationen zu kommen“, versicherte sie. „Also haben sich einige Dinge schon bestätigt“, stellte Itachi fest. „Leider“, seufzte Tsunade, „Du kannst jetzt auch gehen.“

 

Itachi gab der Hokage die Akte zurück und verließ das Büro, um sich auf den Weg zu seiner Familie zu machen. Es gefiel ihm zwar nicht sich so leicht abwimmeln zu lassen, aber für heute war er am Ende seiner Kräfte angelangt. Er war müde und wollte nur noch ins Bett, auch wenn er zu gerne wüsste was Tsunade für einen Verdacht hegte.

 

Wusste sie etwa er die Gestalt war?

Wusste sie was hier vor sich ging?

Und wieso wollte sie nicht darüber reden?

 

Kopfschmerzen fingen an den Uchiha zu plagen. Zum Teil vom Weinen, aber auch von den ganzen Fragen in seinem Kopf auf die er keine Antworten fand. Er sollte sich definitiv schlafen legen und morgen nochmal mit Ruhe an die Sache herangehen.

Itachi vergrub seine Hände in den Taschen und musterte den Boden unter seinen Füßen. Sein Herz schlug schmerzhaft gegen seine Brust.

Plötzlich hörte er schnelle Schritte, die auf ihn zustürmten. Der Schwarzhaarige hob seinen Kopf und blickte in die blauen mit Tränen gefüllten Augen Narutos.

Der Blondschopf hatte seine Faust zum Schlag gehoben und holte aus.

Itachi fing seine Faust ab und blickte seinem Gegenüber ausdruckslos in die Augen.

 

„Du hast sie sterben lassen!“

 

Diese Worte verletzten den Uchiha mehr als er zeigte. Er gab sich selbst bereits die Schuld an Sakuras Tod, aber das Naruto noch einmal einen oben drauf setzte und alles bestätigte machte die Sache nicht gerade einfacher.

 

„Du hättest sie aufhalten müssen!“

 

Naruto befreite sich aus Itachis Griff und holte erneut zum Schlag aus.

Itachi wich geschickt aus, während der Uzumaki schon wieder nach ihm schlug.

Jedoch schaffte Naruto es nicht einen Treffer zu versenken und so powerte er sich nur unnötig aus.

 

„Ihr Uchihas seid gar nicht so toll wie ihr immer sagt! Wenn ihr es wärt, hättet ihr euch nicht von Sakura retten lassen müssen!“

 

Naruto wiederholte lediglich die Gedanken Itachis, was ihm noch mehr zu schaffen machte.

Er wusste, dass Naruto Recht hatte und würde ihm daher auch nicht widersprechen.

 

„Was ist? Du sagst ja gar nichts! Hab ich etwa Recht?“

 

Itachi blieb weiterhin still und nahm es hin, dass Naruto Uzumaki es gerade geschafft hatte ihn zu durchschauen. Niemals hätte er gedacht, dass der Blondschopf das einmal schaffen würde, aber anscheinend war Itachi gerade nicht wirklich in der Lage seine kalte Maske aufrecht zu halten.

 

„Du bist doch echt der Schlimmste von allen! Du hast Sakura doch noch nicht einmal geschätzt!“

 

Am liebsten wollte Itachi Naruto dafür eine verpassen, aber er wollte sich nicht noch mehr Blöße geben lassen und blieb weiterhin still. Er ließ sich weiter von Naruto beleidigen, bis dieser schließlich völlig außer Atem vor ihm stand und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.

 

„Geh nach Hause Naruto“, Itachi ging an dem Blondschopf vorbei. „Nicht bevor ich dir nicht einen Schlag verpasst habe“, Naruto drehte sich um und griff nach der Schulter des Uchihas.

 

Er drehte ihn zu sich und verpasste ihm einen Schlag.

Itachi fiel zu Boden und rieb sich seine Wange, ehe er dann aufstand.

Erstaunt musterte Naruto ihn.

 

„Du hast dich einfach so schlagen lassen?“

 

Statt einer Antwort zu bekommen, verpuffte Itachi einfach in einer Rauchwolke.

Eigentlich wollte der Uchiha noch ein wenig die erfrischende Nachtluft genießen, aber jetzt wollte er nur noch ins Bett. Er wollte schlafen und diesen grausamen Abend nur noch vergessen.

Träge öffnete Itachi die Tür zu dem Haus, welches seine Familie so lange bewohnen würde, bis ihr Haus wieder aufgebaut sein würde.

Sofort kam Mikoto zu ihm gestürmt. Sie hob das Kinn ihres Sohnes und musterte besorgt sein Gesicht.

 

„Was ist passiert?“, sprudelte es sofort aus ihr. „Ein kleiner Unfall“, antwortete Itachi. „Einen kleinen Unfall nennst du das? Dich hat jemand geschlagen!“, entfuhr es ihr. „Du musst dir keine Sorgen machen“, entgegnete ihr Sohn. „Und wo warst du so lange?“, wechselte die Schwarzhaarige nun das Thema. „Ich hatte einen Auftrag von Tsunade“, erzählte Itachi. „Findest du nicht, dass du dir im Moment eine kleine Pause gönnen solltest?“, die Besorgnis in Mikotos Stimme war nicht zu überhören. „Mir geht es gut“, Itachi gab seiner Mutter einen Kuss auf die Stirn, ehe er dann in sein Zimmer ging.

 

Die Schwarzhaarige seufzte und sah ihrem Sohn besorgt hinterher.

Itachi verschwand in seinem Zimmer und zog sich bis auf seine Boxershorts aus. Müde ließ er sich auf sein Bett fallen. Er legte seinen Unterarm unter sein Kissen und bettete seinen Kopf darauf.

 

Hoffentlich schlief er schnell ein.

 

Itachi wollte einfach nur vergessen.

Er wollte Sakuras Tod vergessen.

Er wollte den Verlust seines Hauses vergessen.

Zumindest für ein paar Stunden.

 

Aber sein Kopf machte ihm die Sache nicht so leicht.

 

Itachis musste sofort an die Siebzehnjährige denken.

Er musste an ihr Lächeln denken.

An ihre langen rosa Haare.

Ihre emerald grünen Augen.

An die Liebe, die sie in ihre Arbeit gesteckt hatte.

Ihre Aufmerksamkeit.

Ihre Aufgeschlossenheit.

Ihre verträumte Art.

Einfach an alles.

 

Der Schwarzhaarige kniff seine Augen zusammen und krallte sich an seinem Kopf fest, als ob ihm das helfen würde sich nicht mehr daran zu erinnern. Er wollte sich an andere Dinge erinnern und nicht an Sakura. Er wollte nicht daran denken, dass er sie nie wieder sehen würde.

Auch wenn es schöne Erinnerungen waren.

Itachi drehte sich auf den Rücken und legte seine Hand auf seine Stirn. Er betrachtete die leere Decke und seiner Kehle entwich ein tiefes Seufzen. Sein Herz pochte immer noch schmerzhaft gegen seine Brust und er wünschte sich in diesem Moment, dass er wirklich nichts fühlen konnte. Wieder kniff er seine Augen zusammen und versuchte alles um sich herum zu ignorieren.

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit machte sich schließlich eine starke Müdigkeit in dem Uchiha breit und er schlief in einen traumlosen Schlaf.

Goodbye

Rotunterlaufene Augen.

Zerzaustes Haar.

Jogginghose und Top.

 

Mit angezogenen Beinen und einem zerknüllten Taschentuch in der Hand saß Ino auf der Couch im Wohnzimmer. Sie schluchzte heftig und immer mal wieder kullerten Tränen über ihre Wangen, die sie immer mal wieder versuchte zu unterdrücken – erfolglos. Sie fuhr sich durch ihr ungemachtes Haar und starrte einfach in die Leere.

 

Bereits seit drei Wochen war die Yamanaka nicht mehr auf Missionen gegangen. Sie kam immer noch nicht über den Tod ihrer besten Freundin hinweg. Sie musste immerzu an das geschockte Gesicht Sakuras und ihren leblosen Körper denken.

 

Sie wollte sie zurück.

 

Die Blondine vermisste ihre Freundin regelrecht.

Sie vermisste ihre Predigten.

Sie vermisste ihre viel zu frühen Duschen.

Sie vermisste einfach alles.

 

Nur mit viel Mühe konnte Ino es unterdrücken heftiger zu weinen. Sie legte ihre Hand an ihren gesenkten Kopf und starrte vor sich hin. Vom ganzen weinen schmerzte ihr Schädel bereits, aber sie schaffte es einfach nicht sich zu beruhigen. Sie kam nicht darauf klar, dass ihre beste Freundin für immer fort sein würde. Und immer wieder stellte sie sich dieselbe Frage.

 

Wieso Sakura?

 

Jeder andere hätte sterben können in dieser Nacht.

Jeder andere war Ninja gewesen.

Und jeder von ihnen hätte doch Sakuras Mut besitzen müssen.

Jeder hätte den Mut gehabt haben müssen sein Leben für das anderer zu geben.

 

Aber dem war nicht so gewesen.

 

Schließlich waren es ja die Uchihas gewesen und jeder hätte sich darüber gefreut einige von ihnen loszuwerden.

Vor allem weil es Fugaku war. Den konnte man ja am aller wenigsten vom Rest der Sippe ausstehen.

Klar hatte auch Ino ihre Wut auf diesen Clan, aber sie hätte niemals jemanden sterben lassen, wenn sie wusste, dass sie helfen konnte – niemals.

In der Hinsicht hatte Sakura wohl auf sie abgefärbt.

 

Augenblicklich kam alles wieder hoch, beim Gedanken an die Haruno und Ino biss sich auf ihre Unterlippe. Die Yamanaka wollte unter allen Umständen vermeiden erneut zu weinen, doch schon im nächsten Moment wanderten die nächsten Tränen ihre Wangen hinunter und sie vergrub ihr Gesicht zwischen ihren verschränkten Armen.

 

Warum konnte sie nicht endlich aufhören zu weinen?

Warum konnte sie sich nicht endlich sammeln?

Warum konnte sie nicht so stark wie andere sein?

 

Bevor Ino sich noch weiter darüber Gedanken machen konnte, klopfte es an der Tür. Die Blondine erhob sich und wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht. Ihr Taschentuch schmiss sie weg.

Im Eingangsbereich richtete die Yamanaka noch schnell ihre Haare einigermaßen und dann öffnete sie die Tür.

 

Shikamaru stand vor ihr.

 

Wie immer hatte er seinen genervten, zum Teil gelangweilten Gesichtsausdruck auf. Seine Hände hatte er in seinen Hosentaschen vergraben.

Seitdem Sakura verstorben war, kam der Nara so oft es ging her.

Er und Ino kamen mittlerweile besser miteinander aus.

Doch im Gegensatz zu der Yamanaka ging Shikamaru weiterhin auf Missionen. Ihm war der Tod von Sakura zwar nicht egal, aber er hatte auch kein so enges Verhältnis zu ihr gehabt. Er war der Rosahaarigen nur ein paar Mal im Krankenhaus und eben bei Ino begegnet, das war es dann aber auch schon gewesen.

 

Shikamarus Blick schweifte über Ino.

Sie lächelte ihn an, aber er bemerkte sofort die rotunterlaufenen Augen. Wie immer versuchte die Blondine es zu verstecken. Sie wollte sich keine Blöße geben, nicht einmal vor ihm, obwohl er sie schon hatte weinen sehen.

Der Dunkelhaarige gab es zwar nur ungern zu, aber er machte sich Sorgen um seine Teamkameradin. Noch nie hatte er erlebt, dass Ino sich so hängen ließ. Noch nicht einmal an Asumas Tod und der war Ino auch ziemlich nahe gegangen.

 

Das konnte nicht so weiter gehen.

 

Ino musste sich wieder fangen.

Sie musste wieder auf Missionen gehen.

Sie musste wieder lernen stark zu sein.

 

Sakura hätte niemals gewollt, dass ihre beste Freundin sich so gehen ließ. Sie hätte der Yamanaka mit Sicherheit einen Tritt in den Hintern verpasst, dessen war Shikamaru sich sicher, auch wenn er die Rosahaarige nicht wirklich gekannt hatte.

 

Shikamaru seufzte einmal tief.

 

„Mach dich fertig, wir gehen ein wenig an die frische Luft“, verdutzt musterte Ino ihn. „Bitte was?“, kam es bloß von ihr. „Du hast mich schon verstanden“, Shikamaru hasste es sich zu wiederholen. „Mir ist nicht danach raus zu gehen“, die Blondine blickte zu Boden. „Langsam reicht es Ino“, der Nara klang ziemlich genervt und sein Blick wurde ernst. „So langsam reicht was?“, Ino schien nicht ganz zu verstehen. „Du weißt genau was ich meine! Du kannst dich nicht ewig so hängen lassen!“, sprach Shikamaru seine Gedanken aus. „Ich lasse mich nicht hängen!“, auch die Yamanaka hatte nun ihre Stimme erhoben. „Ach nein? Vor drei Wochen wäre es dir nicht in den Sinn gekommen ungeschminkt und mit ungemachten Haaren rumzulaufen, nicht einmal in deinem eigenen Haus“, Ino biss sich auf die Unterlippe.

Sie wusste nicht was sie noch dazu sagen sollte, da Shikamaru Recht hatte, was er nur zu gut wusste.

 

„Geh dich jetzt fertigmachen.“

 

Ohne weitere Wiederworte machte Ino sich auf den Weg ins Bad und Shikamaru betrat nun endlich das Haus seiner Teamkameradin.

Der Dunkelhaarige hörte nach wenigen Minuten das rauschende Wasser der Dusche und machte sich auf den Weg in die Küche. Er öffnete den Kühlschrank und wie zu erwarten war dieser leer. Genervt seufzte er, ehe er sich weiter im Haus umsah.

Überall lagen Klamotten, benutzte Taschentücher und schmutziges Geschirr herum.

 

Das würde ein langer Tag werden.

 

Shikamaru traute sich gar nicht einen Blick in Sakuras Zimmer zu werfen und dennoch betrat er es.

Wie zu erwarten lag auch hier alles wild verstreut herum.

Sakuras Bett war völlig durcheinander, ihre Klamotten lagen verstreut im Zimmer und sämtliche Bilder waren umgekippt. Nicht einmal der Spiegel von ihr war heile geblieben.

Sehr wahrscheinlich hatte Ino hier ihren Frust herausgelassen, weil sie der Haruno nicht hatte helfen können und sich selbst den Schuld am Tod ihrer besten Freundin gab.

 

„Was machst du hier drin?“

 

Shikamaru drehte sich zu Ino, welche hinter ihm im Türrahmen stand.

Die Blondine sah schon wieder viel besser aus.

Ihre Haare hatte sie sich zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden und geschminkt war sie auch schon wieder. Zur Abwechslung mal aber ein wenig dezenter als sonst. Sie hatte sich eine enge, blaue Jeans mit einem ein wenig bauchfreien Top in lila angezogen und trug schwarze Ballerinas.

 

„Nachdem wir ein wenig was unternommen haben und einkaufen waren, werden wir hier aufräumen“, sprach Shikamaru. „Ich brauche niemanden, der für mich den Babysitter spielt“, die Yamanaka verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Das sehe ich“, der Dunkelhaarige ließ seinen Blick durch Sakuras Zimmer wandern. „Darum kümmere ich mich schon noch“, Ino sah zur Seite. „Das wirst du. Und zwar heute, mit mir zusammen“, der Nara blieb standhaft und würde sich auch nicht davon abhalten lassen seiner Teamkameradin zu helfen. „Ich kann das schon alleine!“, fauchte sie ihn an. „Ach ja? Ich sehe doch wie schlecht es dir mit Sakuras Tod geht und das du nicht damit umzugehen weißt!“, entfuhr es ihm.

 

„MIR GEHT ES GUT!“

 

Ino merkte anscheinend nicht, dass ihr wieder die Tränen in die Augen gestiegen waren und dabei waren über ihre Wangen zu kullern.

Ein weiteres Seufzen entwich Shikamarus Kehle. Es war nun wirklich nicht seine Absicht gewesen seine Teamkameradin zum Weinen zu bringen. Er machte sich lediglich Sorgen um sie und wollte ihr helfen und für sie da sein.

Aber jetzt gerade wusste er sich auch nicht wirklich zu helfen und sah nur zu, wie Ino anfing bitterlich zu weinen und zu schluchzen.

Sie wischte sich ihre Tränen weg, aber viel brachte das auch nicht, da immer wieder neue nachkamen.

 

Eine für Shikamaru unangenehme Stille kam auf.

 

Was sollte er tun?

Wie konnte er Ino am besten beruhigen?

Sollte er sie etwa doch alleine lassen?

 

Aber dann würde das Ganze ewig so weitergehen und Ino würde es nie schaffen sich zu fangen. Sie brauchte jemanden, der ihr nun einen Schubs in die richtige Richtung gab, damit sie wieder aufstand und weitermachte.

 

Aber wie sollte Shikamaru das anstellen?

 

Schließlich war das Ganze hier alles andere als einfach, wenn er sich so umsah.

Aber wenn er nichts tat, würde es niemand tun – nicht einmal Ino, welche sichtlich überfordert mit allem war und nicht einmal richtig wusste wo ihr der Kopf stand. Shikamaru und Ino waren in einem Team, also mussten sie auch füreinander da sein, egal ob sie auf Mission waren oder nicht.

 

Aber wo sollte er anfangen?

Und wie?

 

Nachdenklich kratzte sich der Nara am Kopf.

Er hatte sich noch nie wirklich um eine Person gekümmert, welche am Trauern war. Allgemein war es für ihn Neuland für jemanden in dieser Hinsicht da zu sein, aber er würde das schon machen.

Der Blick des Schwarzhaarigen richtete sich auf die Yamanaka vor ihm, welche immer noch schluchzend dastand. Ein tiefer Seufzer entwich seiner Kehle bevor er auf die Blondine zutrat, um sie schließlich in den Arm zu nehmen. Warum er das tat, konnte er sich nicht so richtig erklären, aber er wusste sich nicht anders zu helfen.

Ino war ein wenig überrumpelt, jedoch fing sie sich schnell und erwiderte die Umarmung und fing an heftig zu weinen. Sie war unglaublich froh darüber, dass Shikamaru für sie da war und sie in den Arm nahm, das war es, was sie die ganze Zeit über gebraucht hatte.

 

Eine Umarmung.

Jemand der für sie da war.

Jemand der sie tröstete.

 

Es vergingen einige Minuten in denen die beiden in ihrer Position verharrten.

Schließlich war es Ino, welche die Umarmung löste und sich auch wieder ein wenig beruhigt hatte. Sie wischte sich über ihre Augen und lächelte schließlich ihren Teamkameraden an.

 

„Danke“, Shikamaru war ehrleichtert darüber, dass er es geschafft hatte die Yamanaka zu beruhigen, jedoch wusste er nicht so wirklich was er auf ihr Danke antworten sollte, weshalb er sich dafür entschied nicht weiter darauf einzugehen. „Wir sollten los“, Ino nickte und verließ mit dem Nara das Haus.

 

Vor der Haustür sog die Blondine einmal tief die Luft ein. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr die frische Luft so guttun würde. Augenblicklich wurden ihre Kopfschmerzen schwächer und sie fühlte sich auch ein wenig besser.

Shikamaru ging los und Ino schlenderte neben ihm her. Es herrschte Stille zwischen den beiden, aber stören tat es niemanden.

Ino reichte es schon, dass Shikamaru einfach anwesend und sie nicht alleine war. In ihrem Haus, welches viel zu groß für sie alleine war fühlte sie sich einsam ohne Sakura.

Zwar war Sakura früher auch nicht sonderlich oft zu Hause gewesen, aber jetzt würde sie nie wieder zu Hause sein.

 

Sie würde nicht mehr zurückkommen.

Sie war weg.

Sie war tot und nichts könnte ihre beste Freundin zurückbringen.

 

Sofort wurde Ino wieder traurig, jedoch wollte sie sich nicht die Blöße geben in der Öffentlichkeit zu weinen. Auf Grund dessen biss sie sich auf die Unterlippe und fuhr sich einmal durch ein paar Haare, die ihr ins Gesicht fielen.

 

„Versuch dich ein wenig abzulenken“, drang Shikamarus Stimme an ihr Ohr. „Leichter gesagt als getan“, kam es ein wenig niedergeschlagen von der Yamanaka. „Seit wann denn so pessimistisch?“, neckte der Nara sie. „Meine beste Freundin ist tot, ich wüsste nicht was daran positiv sein sollte“, zu seinem Bedauern musste Shikamaru feststellen, dass Ino wirklich schwer aufzumuntern war. „Du hast auch andere Freunde“, die Blondine wollte ihn unterbrechen, doch er sprach einfach weiter, bevor sie zu Wort kommen konnte, „Natürlich kann niemand Sakura ersetzen und das verlangt auch niemand von dir, aber denk an deine anderen Freunde. Choji, Tenten, Temari, Naruto, ich und all die anderen – wir wollen aller für dich da sein und werden es auch. Auch wir vermissen alle Sakura und gerade deswegen müssen wir doch alle für den anderen da sein.“

Einen Augenblick schien Ino wirklich erstaunt zu sein, aber dann wandelte sich ihre Miene zu einem Lächeln.

„Shikamaru“, setzte sie an, „Ich wusste ja gar nicht, dass du so sentimental sein kannst.“

 

Auch der Angesprochene musste schmunzeln und betrat schließlich mit seiner Teamkameradin das erste Geschäft. Er griff nach einem Korb und legte die ersten Lebensmittel hinein.

 

„Ich kann doch nichts Anderes als Reis mit Fleisch und Gemüse und Fertiggerichten“, warf Ino nach einigen Minuten ein.

Der Nara seufzte.

„Dann wirst du es eben lernen“, sprach er. „Und wie? Ich lese mir bestimmt kein Kochbuch durch“, die Yamanaka verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Dann bringe ich es dir eben bei“, entgegnete Shikamaru. „Als ob du kochen kannst“, platzte es unglaubwürdig aus Inos Mund. „Wirst du dann ja sehen“, damit war das letzte Wort gesprochen und die beiden beendeten ihren Einkauf.

 

Die beiden Kameraden verließen den Supermarkt und spazierten noch ein wenig durch die Straßen Konohas. Sie kauften sich ein Eis und unterhielten sich über alles Mögliche, ehe wieder für einen kurzen Moment Stille aufkam.

Auf Inos Lippen war die ganze Zeit über ein zufriedenes Lächeln zu sehen, welches Shikamaru ein wenig verwirrte, aber auch freute.

 

„Ist etwas?“, hakte er nach. „Ich glaube, das ist das erste Mal, dass wir uns unterhalten, ohne dass wir uns streiten“, antwortete die Blondine.

Einen Moment lang dachte der Dunkelhaarige nach.

„Ich glaube du hast Reicht“, stimmte er ihr zu und musste ebenfalls lächeln.

 

Bis sie wieder bei Ino zu Hause waren, wechselten die beiden kein Wort mehr miteinander. Shikamaru machte sich direkt auf den Weg in die Küche, nachdem er seine Schuhe ausgezogen hatte. Er räumte die Einkäufe ein und Ino stellte sich lediglich stillschweigend zu ihm.

Ihr Blick schweifte durch die Gegend, einfach alles erinnerte sie an ihre Mitbewohnerin, welche nun für immer fort war. Ein tiefes Seufzen entwich ihrer Kehle.

Schwermütig blickte der Nara nun zu seiner Kameradin. Er wusste, dass das was noch auf sie zukommen würde der Blondine gar nicht in den Kram passen würde.

 

„Lass uns erst einmal was essen, bevor wir aufräumen“, sprach der Dunkelhaarige. „Und was sollen wir essen?“, fragte Ino. „Was hältst du von Onigiri?“, sein Gegenüber nickte und Shikamaru holte die Zutaten heraus.

 

Während des Essens herrschte Stille, welche Shikamaru unbedingt unterbrechen wollte, doch er wusste nicht wie. Er hatte keine Lust auf eine nervige Diskussion, aber es gab keinen Weg daran vorbei. Er musste in den sauren Apfel beißen, komme was wolle.

Ein genervtes Seufzen entwich seiner Kehle.

 

„Ist alles in Ordnung?“, der Nara blickte in die hellblauen Augen Inos. „Wir sollten Sakuras Sachen gleich zusammenräumen und ihren Eltern überreichen“, brachte er die Sache direkt auf den Punkt. „Ihren Eltern?“, stieß die Yamanaka ein wenig gereizt aus. „Ja“, schon am Tonfall seines Gegenübers konnte Shikamaru sagen, dass das nicht einfach werden würde, weshalb er sich erst einmal anbrüllen ließ: „Das Verhältnis zwischen Sakura und ihren Eltern war doch die reinste Katastrophe! Diese Menschen würden ihre Sachen doch nur wie Dreck behandeln! Sie hatten Sakura und ihre Fähigkeiten doch gar nicht wertgeschätzt! ...“ „INO!“, unterbrach Shikamaru sie nun wütend. „Sie waren ihre Eltern! Und auch wenn sie ein schwieriges Verhältnis zueinander hatten, sie haben Sakura geliebt und sie haben ein Recht auf die Besitztümer ihrer Tochter, auch wenn dir das nicht passt!“

 

Stille kam auf.

 

„Was willst du bitte mit Sakuras Sachen anstellen?“, brach Shikamaru nach einigen Minuten die Stille. „Behalten?“, die Yamanaka sprach den Satz so aus, als wäre es selbstverständlich gewesen. „Irgendwann musst du Sakuras Zimmer freimachen. Du kannst dieses Haus unmöglich alleine finanzieren“, warf der Nara ein. „Aber, wenn ich ihre Sachen weggebe, habe ich gar nichts mehr“, Ino fing wieder an leicht zu weinen. „Das stimmt doch nicht. Du hast doch Bilder von euch und die musst du nicht abgeben und so ist immer ein Teil von ihr bei dir“, Shikamaru stand auf und ging zu seiner Kameradin herüber, um seine Hand auf ihre Schulter zu legen.

 

Es dauerte seine Zeit, bis sich die Yamanaka wieder gefangen hatte.

 

„Hör zu Ino, ich weiß, dass das nicht leicht für dich ist, aber du kannst Sakuras Zimmer und dieses Haus nicht in diesem Zustand lassen“, die Angesprochene seufzte. „Ich komme wohl nicht daran vorbei, was?“, sie Blickte zu Shikamaru rauf, welcher den Kopf schüttelte. „Na schön“, Ino stand auf und sah sich um. „Von mir aus räume ich Sakuras Sachen zusammen, dann kannst du dich um das Wohnzimmer kümmern“, schlug der Nara vor. „Nein. Ich werde Sakuras Zimmer übernehmen“, ohne weitere Diskussion machte Ino sich auf den Weg in Sakuras Zimmer.

 

Einige Minuten blieb der Nara noch so stehen und überlegte, ob es wirklich eine gute Idee war Ino alleine Sakuras Zimmer aufräumen zu lasen.

Aber vermutlich war es das Beste.

Vielleicht brauchte die Yamanaka das, damit sie sich besser verabschieden konnte.

Shikamaru schüttelte den Kopf, er hatte eine Menge Arbeit vor sich und wenn er nicht bis in die Nacht hier arbeiten wollte, sollte er langsam aber sicher loslegen.

 

Als aller erstes suchte der Dunkelhaarige nach einem Müllbeutel und fing an die ganzen benutzten Taschentücher aufzusammeln. Das war zwar nicht seine Lieblingsarbeit, aber etwas Anderes blieb ihm nicht übrig. Er konnte Ino unmöglich in diesem Saustall leben lassen.

 

„Das nervt vielleicht.“

 

Nachdem der Nara endlich alle Taschentücher und Verpackungen von Fertiggerichten entsorgt hatte, fing er an die Klamotten der Yamanaka aufzusammeln. Von Unterwäsche über Oberteile und Hosen war alles dabei gewesen.

Noch nie hatte Ino sich so hängen lassen, das war wirklich ein neues Level ihrerseits und Shikamaru musste zugeben, dass er mit so etwas nie gerechnet hätte – nicht einmal von der Blondine.

Der Tod Sakuras hatte sie wirklich mitgenommen, aber sie musste darüber hinwegkommen, etwas Anderes blieb ihr nicht übrig.

Ino musste die Miete bezahlen und sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine neue Mitbewohnerin suchen. Sie konnte unmöglich dieses Haus auf die Dauer alleine finanzieren und aufgrund dessen konnte sie dieses Haus nicht so verwahrlosen lassen.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde es zu einer Diskussion mit Ino kommen, wenn es hieß, dass sie sich eine neue Mitbewohnerin suchen musste, aber Shikamaru wusste genau, dass sie noch weniger zu ihren Eltern zurückwollte.

 

Sie brauchte ihre Freiheiten.

Ihren Schlaf.

Ihre tausend Typen.

Und vieles mehr.

 

Kurz staubsaugte er noch durch das Wohnzimmer und putzte die Küche, ehe er sich auf den Weg in Sakuras Zimmer machte. Nur zögerlich öffnete er die Tür.

Ino saß gerade auf dem Boden und drückte ein Kleid an sich und weinte in dieses hinein. Sie war nicht sonderlich weit gekommen. Vor ihr stand ein Karton in dem gerade mal ein paar Kleidungsstücke der Haruno verstaut waren.

Shikamaru musste zugeben, dass es ihm weh tat seine Teamkameradin so zu sehen. Er atmete einmal tief durch und ging auf sie zu, um sich zu ihr zu hocken.

 

„Das habe ich noch vor gut einem Monat mit ihr gekauft“, schluchzte die Yamanaka, „Sie hat es beim Essen mit den Uchihas getragen und ich hatte sie zum Shoppen gezwungen.“ Shikamaru sagte nichts und hörte Ino einfach schweigend zu: „Sie hasste Shoppen wie die Pest.“

Ino musste ein wenig lachen.

„Sakura und ich unterschieden uns in so vielen Dingen und trotzdem waren wir die besten Freundinnen, total widersprüchlich nicht wahr?“, sie blickte zu ihrem Kameraden. „Gegensätze ziehen sich eben an“, schwach lächelte sein Gegenüber, „Aber wir sollten jetzt wirklich weiter aufräumen.“

Ino seufzte, nickte aber zustimmend.

„Ich weiß, dass es schwer ist, aber, wenn wir es jetzt durchziehen, hast du es hinter dir“, die Blondine wusste nur zu gut, dass Shikamaru Recht hatte, auch wenn sie das nur ungern zugab.

 

Widerwillig faltete sie das Kleid zusammen und legte es in den Karton, ehe sie wieder an den Kleiderschrank ihrer besten Freundin trat. Sie kramte die nächsten Teile heraus, während Shikamaru sich daran machte die Scherben des zerbrochenen Spiegels aufzusammeln und wegzuwerfen.

 

„Was machst du da?“, geschockt blickte Ino zu Shikamaru, welcher gerade dabei war das Bett Sakuras abzubauen. „Du kannst ihre Möbel nicht behalten“, die Yamanaka schien nicht zu verstehen. „Wieso nicht?“, Shikamaru seufzte. „Du kannst dieses Haus nicht ewig alleine finanzieren und musst dir wohl oder übel eine neue Mitbewohnerin suchen“, erklärte er. „Muss ich nicht!“, fauchte die Blondine. „Willst du etwa wieder zurück zu deinen Eltern?“, wütend presste sie ihre Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.

 

Sie hasste es, dass der Nara schon wieder Recht hatte.

 

Am Abend waren die beiden schließlich fertig und begutachteten das Kahle Zimmer, in dem gerade mal vier Kartons standen.

Ino musste verbittert lachen, als sie feststellte, dass ihre beste Freundin mehr Bücher und anderen Kram als Klamotten besaß und einfach alles in nur vier Kartons passte.

Shikamaru legte seine Hand auf ihre Schultern.

 

„Na komm, wir bringen die Sachen zu ihren Eltern.“

 

Die Yamanaka nickte und griff nach zwei Kartons.

Shikamaru tat es ihr gleich und sie gingen in den Eingangsbereich, wo sie sich ihre Schuhe anzogen, um sich dann auf den Weg zu Sakuras Eltern zu machen.

 

Vor dem Haus der Harunos angekommen klopfte Ino an. Sie kämpfte schon wieder mit den Tränen, da sie sich nur ungerne von den Sachen ihrer besten Freundin trennte.

Mebuki, deren Augen rot unterlaufen waren öffnete ihnen die Augen.

 

„Was kann ich für euch tun?“, fragte sie mit erstickter Stimme. „Ich habe hier Sakuras Sachen für Sie“, brachte Ino die Sache auf den Punkt.

Ihr Gegenüber nickte und trat zur Seite, damit die beiden Ninjas die Sachen Sakuras im Flur abstellen konnten.

„Ino?“, die Yamanaka schaute zu Mebuki, „Du warst Sakura immer eine gute Freundin und vermutlich mehr für sie da, als wir es je waren“, setzte sie an und die Blondine hob eine Braue.

 

Was wollte Mebuki denn jetzt?

 

„Wir sind dir sehr dankbar dafür, dass du immer für Sakura da gewesen bist und auch wenn es sehr kurzfristig ist, würden wir uns darüber freuen, wenn du morgen zu ihrer Beerdigung kommen würdest“, sprach sie ihren Satz zu ende. „Moment mal…Sie hätten Sakura morgen einfach beerdigt und mir kein Wort gesagt, wenn ich jetzt vorbeigekommen wäre?“, Wut staute sich in der Yamanaka, doch Shikamaru legte seine Hand auf ihre Schulter.

Ino blickte zu ihr und er schüttelte den Kopf, um ihr verständlich zu machen, dass sie sich jetzt nicht unnötig aufregen sollte.

Sie atmete einmal tief ein und sagte schließlich angespannt: „Verzeihung, ich komme selbstverständlich.“ „Das freut uns natürlich“, angestrengt lächelte Mebuki. „Sie sollten aber nicht nur mich einladen“, Ino konnte nicht fassen, dass sie das nun tatsächlich tat. „Wen denn noch?“, die Haruno war ein wenig verwirrt. „Itachi Uchiha“, antwortete sie.

 

„Itachi Uchiha?“

„Ja, er und Sakura habe sich gut verstanden.“

„Tatsächlich?“

„Ich würde sogar sagen, dass sie o etwas wie Freunde waren.“

„Davon wusste ich ja gar nichts.“

„Das war auch noch nicht so lange der Fall, aber ich bin mir sicher, dass Sakura sich darüber freuen würde.“

„Ich verstehe, ich werde ihm eine Einladung schicken.“

„Und Naruto Uzumaki sollten Sie auch eine schicken.“

„Dem Fuchsjungen?“

„Auch er war ein guter Freund Sakuras.“

 

Ino konnte nicht fassen, dass Sakuras Eltern nicht einmal wussten wer alles zum Freundeskreis ihrer Tochter zählte, aber sie wollte sich jetzt nicht unnötig darüber aufregen, weshalb sie es einfach dabei beließ und sich verabschiedete.

Shikamaru hatte die ganze Zeit über nichts gesagt, aber er war erstaunt über Inos Reife.

 

Vor der Haustür der Yamanaka angekommen, wollte der Schwarzhaarige gehen, doch sie griff nach seiner Hand. Er drehte sich zu ihr um, doch sie sah zu Boden. So unsicher hatte er sie schon lange nicht mehr gesehen.

 

„Könntest du bleiben…bitte?“, Shikamaru war über diese Frage sichtlich erstaunt, „Nur für diese Nacht, ich möchte jetzt nicht alleine sein.“ „Ich gehe von zu Hause Klamotten holen“, ehrleichtet atmete die Blondine auf und der Nara verschwand.

 

Am frühen Morgen stand Ino bereits im Badezimmer und war sich am Duschen. Sie konnte immer noch nicht fassen, dass heute tatsächlich die Beerdigung ihrer besten Freundin war und sie sich heute endgültig von ihr verabschieden würde.

Seufzend stieg sie aus der Dusche und wickelte ihre Haare in ein Handtuch ein, ehe sie sich abtrocknete und Unterwäsche anzog. Sie blickte in den Spiegel und presste ihre Lippen aufeinander.

 

Normalerweise war es immer die Haruno gewesen, welche um diese Uhrzeit, dass Bad genutzt hatte und sie aus ihrem Schlaf gerissen hatte.

Jedes Mal hatte sich die Yamanaka über ihre beste Freundin beschwert, die sich dann entschuldigt hatte mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Ino hatte ihr immer so lange eine Predigt gehalten wie wichtig doch ihr eigener Schlaf war und jedes Mal hatte die Rosahaarige diese Predigt über sich ergehen lassen.

 

Jeden verdammten Morgen.

 

Bevor Ino wieder anfing zu weinen, schüttelte sie ihren Kopf und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer.

Sie konnte sich nicht entscheiden was sie anziehen sollte, weshalb ein Haufen schwarzer Klamotten auf ihrem Bett lag. Sie griff nach einem schwarzen Top und hielt es vor sich.

Wäre Sakura hier, hätte sie ihr mit Sicherheit gesagt, dass man so etwas nicht auf einer Beerdigung trug, da der Ausschnitt viel zu weit war.

Ino musste schmunzeln und legte das Top weg. Ihr Blick schweifte wieder über die vielen Kleidungsstücke und sie griff nach einer schwarzen Skinny Jeans, was für ihre Verhältnisse sehr ungewöhnlich war, da sie lieber knappe Klamotten bevorzugte. Sie schlüpfte in das Kleidungsstück und suchte nun nach einem passenden Oberteil.

 

Letzten Endes hatte Ino sich für eine schwarze Vintage Bluse mit einer Schleife am Kragen entschieden. Der Ausschnitt war zwar auch etwas weiter, aber durch die Schleife war er wirklich winzig und wirkte auch nicht billig. Die Ärmel des Oberteils reichten bis zu ihren Ellenbogen.

 

Die Blondine machte sich auf den Weg ins Bad, wo sie sich dezent schminkte, ehe sie sich ihre Haare föhnte und zu einer etwas komplizierten Hochsteckfrisur zusammenband.

Zufrieden lächelte sie ihrem Spiegelbild zu. Sie sah wirklich gut aus wie sie fand, jedoch hätte sie sich gewünscht, dass der Anlass ein anderer war für den sie sich so hübsch gemacht hatte.

Ino seufzte und begab sich nach unten in den Eingangsbereich, wo Shikamaru komplett in Schwarz gekleidet war.

 

„Warum bist du denn schon wach?“, Ino war ein wenig verwirrt. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dich alleine auf die Beerdigung gehen lasse, irgendwer muss dich ja ruhig halten“, stichelte er.

Ino musste lächeln.

„Danke“, noch nie war sie so froh über die Anwesenheit des Naras gewesen.

 

Die Blondine schlüpfte in ein Paar Pumps und Shikamaru in seine Schuhe, bevor sie sich auf den Weg zur Beerdigung machten.

Es herrschte eine wirklich drückende Stimmung und keiner wusste so recht was er sagen sollte. Es gab auch nichts, was irgendjemand dazu hätte sagen können und es gab auch keine Worte, die Ino jetzt gerade aufmuntern konnten. Sie versuchte sich geistig darauf vorzubereiten, dass sie gleich ihre beste Freundin das letzte Mal sehen würde.

Erneut drohten ihr die Tränen über die Wangen zu laufen, doch sie presste wieder einmal ihre Lippen aufeinander, damit sie nicht weinen musste.

 

Als sie und Shikamaru waren schon ein paar Leute da.

 

Sakuras Eltern.

Einige Leute, die Ino nicht kannte – vermutlich Verwandte.

Naruto.

Und sogar Itachi war bereits mit seiner Mutter da.

 

Ino und Shikamaru setzten sich zu den Menschen, welche unter einem Pavillon, der auf Grund des Regens aufgestellt worden war, saßen.

Ein Mann in schwarzer Robe – der Pastor – stand vorne und fing schließlich mit der Zeremonie an.

Sakuras Mutter weinte ununterbrochen, während ihr Vater stillschweigend dasaß und die Hand seiner Frau hielt, er wusste nicht so wirklich wie er seiner Trauer Ausdruck verleihen sollte.

Auch Ino waren bereits die Tränen in die Augen gestiegen, doch noch konnte sie diese zurückhalten. Sie sah sich um und ihr Blick fiel auf Naruto.

Der Uzumaki war bereits in Tränen ausgebrochen und versuchte diese wegzuwischen, aber es kamen immer wieder neue nach. Er konnte sich unmöglich beruhigen, Sakura war ihm einfach enorm wichtig gewesen.

Ino tat der Blondschopf leid und ihr Blick wanderte weiter, bis sie schließlich Itachi erblickte.

Dieser hatte wie immer eine ausdruckslose Miene aufgesetzt, während seiner Mutter einige Tränen über die Wangen kullerten.

Auch der Dunkelhaarige hielt die Hand seiner Mutter, dennoch konnte Ino es nicht fassen, dass er nicht einmal jetzt eine Miene verzog.

 

Wie konnte ihn das Ganze so kalt lassen?

 

Die Blondine verstand es nicht und wollte es auch nicht verstehen. Sie richtete ihren Blick nach vorne und beobachtete wie der Sarg Sakuras nach vorne getragen wurde.

 

Es handelte sich um einen Sarg aus Glas, so dass man die Haruno noch einmal sehen konnte.

Sie trug ein weißes Kleid, welches ihr bis zu den Knöcheln reichte. Die Ärmel des Kleides reichten ein wenig über ihre Ellenbogen und waren ein wenig locker. An dem Herzausschnitt befanden sich kleine Rüschen und über den oberen Teil des Kleides, der eng anlag, zog sich Spitze, die leicht rosa fast weiß war. Ihre Füße hatte man nackt gelassen.

Die Tote, welche wirkte, als ob sie schlief war auf weißen und rosafarbenen Lilien – ihren Lieblingsblumen – gebettet worden.

 

Ino war darüber erstaunt, dass Mebuki und Kizashi den Geschmack ihrer Tochter so gut getroffen hatten, damit hätte sie nicht gerechnet.

Anscheinend wussten die Eltern doch ein paar Dinge über ihre Tochter.

 

Als der Sarg in die Erde gelassen wurde konnte Ino sich nicht mehr zurückhalten. Sie griff nach Shikamarus Hand und fing nun auch an zu weinen. Sie konnte nicht fassen, dass dies nun das letzte Mal sein würde, das sie ihre beste Freundin sehen würde. Sie hielt sich ihre freie Hand vor ihren Mund, um ihr Schluchzen zu dämpfen.

Shikamaru sagte nichts, er wusste, dass es nichts gab, was er sagen konnte. Stattdessen ließ er Ino einfach weinen und strich mit seinem Daumen über ihren Handrücken.

 

Nachdem Sakura endgültig in der Erde war standen die Leute nacheinander auf und warfen weiße Lilien – Sakura hatte Rosen nicht sonderlich gemocht – in das tiefe Loch.

Itachi war der Letzte gewesen und stand noch einige Minuten da, bevor er die Blume zu den anderen warf. Er wollte noch einmal das Gesicht der Rosahaarigen sehen und es für sich verinnerlichen.

 

Sie wirkte so friedlich.

So ausgeruht.

Als würde sie schlafen.

Als würde sie sich von ihrem Alptraum erholen.

 

Der Blick des Uchihas wurde einen Moment trüb, als er daran dachte, dass er nie wieder der verträumten Ärztin begegnen würde, welche sein Verhalten tadelte und sich freute, wenn er mal ein wenig gesprächiger war.

Bevor er anfing zu weinen warf er schließlich seine Blume in das tiefe Loch und kehrte Sakura nun für immer den Rücken.

 

Für immer.

 

Dieser zwei Worte sorgten dafür, dass die Brust des Schwarzhaarigen für einen Moment schmerzte.

Er setzte sich wieder zu seiner Mutter und letzten Endes wurde das Loch zu gemacht.

Alle erhoben sich und sprachen den Harunos ich Mitleid aus und unterhielten sich noch ein wenig mit ihnen, abgesehen von Itachi.

Nachdem er sein Mitleid ausgesprochen hatte war er verschwunden, was Ino wütend machte.

Wenn sie nicht gewesen wäre, wäre er gar nicht erst hier gewesen und dann machte er sich direkt aus dem Staub.

 

Unverschämt!

 

 

Itachi betrat gerade das Büro der Hokage, welche konzentriert über einigen Akten saß.

Die Arbeit ohne Shizune war doch anstrengender als Tsunade zu Beginn angenommen hatte, aber bis sie einen ausreichenden Ersatz für Sakura gefunden hatte, würde das eine ganze Weile noch so weitergehen. Seufzend hob die Hokage ihren Kopf, um dem Uchiha in die Augen zu blicken.

 

„Wo warst du?“, sie hatte schon heute Morgen nach ihm rufen lassen. „Auf Sakuras Beerdigung“, der Blick der Blondine wurde betrübter und sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Also ist sie tatsächlich für immer fort“, sie wollte es einfach nicht glauben. „Was gibt es?“, kam Itachi auf das eigentliche Thema zurück. „Zwischen Kirigakure und Kumogakure ist ein ungewöhnlich dichter Nebel aufgetreten“, sprach die Hokage. „Daran ist doch nichts ungewöhnlich“, meinte der Uchiha. „Das ist nicht alles: nicht nur dieser Nebel, sondern eine komplette Fläche neues Land ist dort entstanden“, berichtete Tsunade. „Wie ist das möglich?“, fragte Itachi. „Ich bin mir noch nicht sicher“, nachdenklich faltete die Blondine ihre Hände vor ihrem Gesicht. „Hängt das etwas mit ihrem Verdacht zusammen?“, seufzend nickte die Angesprochene. „Ich will, dass du der Sache auf den Grund gehst und erst wiederkehrst, wenn du Antworten gefunden hast und wenn es drei Monate dauern sollte, hast du verstanden?“, anscheinend war die Sache ziemlich ernst, weshalb Itachi einfach nickte und schließlich verschwand.

 

Was wohl Tsunades Verdacht war?

Ob sich dieser bestätigte?

 

Anscheinend tat er es ja Stück für Stück und trotzdem wollte die Hokage dem Uchiha nichts sagen, warum auch immer.

Er würde es schon noch früh genug herausbekommen, koste es was es wolle.

 

Zwei Wochen vergingen.

 

Itachi war immer noch auf Mission und fand keine Antworten. Er kam noch nicht einmal weit genug in den Nebel hinein, um ein Jutsu handelte es sich aber auch nicht, da er kein Chakra wahrnehmen konnte.

 

Aber was war es dann?

 

Als der Uchiha das erste Mal in den Nebel vordringen wollte, schien ihn irgendwer oder irgendetwas anzugreifen, jedoch hatte er niemanden gesehen. Alles was er wahrnehmen konnte, waren die Flammen, das Wellen von Wasser, die starken Windböen und der sich spaltende Boden.

Aber sobald er den Nebel verließ bildete sich alles wieder zurück und sah aus wie vorher.

 

Es war so, als ob etwas das Stück Land, welches der Nebele einhüllte beschützen wollte.

 

Aber was?

War es jemand?

Oder war es etwas?

 

Der Uchiha hatte noch nicht einmal einen Anhaltspunkt gefunden, was ihn ziemlich frustrierte, da er bereits seit zwei Wochen hier war. Mit nachdenklichem Blick stand er vor dem Nebel.

 

Ihm gingen die Ideen aus.

 

Was sollte er tun?

Konnte er überhaupt etwas tun?

 

Nicht einmal mit seinem Sharingan, geschweige denn mit seinem Mangekyou konnte er etwas ausmachen und das hieß, dass hier nichts Menschliches war.

 

Aber wieso konnte er dann nicht in den Nebel vordringen?

Steuerte jemand anderes vielleicht das Ganze von einem anderen Ort?

 

Jedoch würde das keinen Sinn machen, da der Nebel nicht aus Chakra bestand.

 

Langsam verzweifelte der Dunkelhaarige.

Der einzige Vorteil an der ganzen Situation war, dass er so nicht an Sakura denken musste. Er musste sich darauf konzentrieren Antworten zu finden und er wollte wissen was Tsunade vermutete.

 

Irgendwas würde passieren, aber was?

 

Der Uchiha bemerkte wie sich zwei krallende Füße auf seiner Schulter niederließen. Er sah zu seiner Krähe und strich durch ihr Gefieder, während er weiterhin nachdachte.

Nicht einmal Kyo konnte in den Nebel vordringen.

Itachi atmete einmal tief ein und aus, und sah wieder auf den Nebel. Es musste doch eine Möglichkeit geben in ihn vorzudringen.

Auf einmal erhob sich seine Krähe und flog in den Nebel. Sie verschwand in dem weißen Dickicht und der Uchiha wartete darauf, dass er gleich Krach von den Angriffen hören und seine Krähe zurückkehren würde.

 

Doch nichts dergleichen geschah.

 

Itachi schloss nun seine Augen und versuchte durch die seiner Krähe zu blicken, jedoch passierte nichts.

 

Wieso konnte er nicht durch ihre Augen sehen?

War sie tot?

 

Nein.

Er hatte keinen Krach gehört also war sie auch nicht angegriffen worden.

 

Hatte sie ihr Chakra etwa unterdrückt?

War das die Lösung?

Sein Chakra zu unterdrücken?

Konnte er so etwa in den Wald vordringen?

 

Einen Versuch war es Wert.

 

Sofort unterdrückte der Uchiha sein Chakra und sein Sharingan, ehe er den Nebel vorsichtig betrat.

Noch geschah nichts, jedoch wartete er darauf, dass jeden Moment Flammen auf ihn zurasen würden oder derartiges.

 

Als nach zehn Minuten immer noch nichts passierte, entschied sich der Schwarzhaarige schließlich dafür anzufangen zu laufen. Er beschleunigte sein Tempo, bis er schließlich geblendet wurde.

Ein paar Mal blinzelte der ANBU, ehe er seine Augen schließlich öffnen konnte.

 

Ein Dorf?

 

Er stand am Rand einer Straße auf der einige Leute entlang liefen. Ein paar Geschäfte und Stände waren ebenfalls auszumachen, an denen Geschäfte gemacht wurden. Viele kleine Häuser waren zu sehen, jedoch war alles durch den Nebel ziemlich feucht und die Fenster beschlagen.

 

Aber wieso konnte Itachi die ganzen Leute hier nicht wahrnehmen?

Und wo war seine Krähe?

 

Er schloss seine Augen, um sein Sharingan zu aktivieren, doch plötzlich hielt jemand seine Hand auf seine Augen und verhinderte, dass er sein Kekkei Genkai aktivieren konnte.

Complicated

„Nicht!“

 

Ernst.

Ein wenig gedämpft.

Weich.

Ein wenig höher.

 

Eine Frauenstimme.

 

Itachi wollte nach dem Handgelenk der Person hinter sich greifen, damit er sich umdrehen konnte. Er wollte wissen wer da versuchte zu unterbinden, das er Chakra benutzte, doch der Griff des Mädchens hinter ihm wurde fester und bohrte sich in seine Haut.

 

Vernahm er da ein leichtes Zittern?

Hatte das Mädchen Angst?

Aber warum hielt sie ihn dann auf?

 

Langsam umschloss der Dunkelhaarige das Handgelenk des Mädchens, weches ziemlich dünn war. Seine Hand konnte einmal komplett drum herumgreifen, so dass seine Finger sich überlappten.

Das Mädchen verkrampfte, was darauf schließen ließ, dass sie mit allen Mitteln versuchte zu verhindern, dass er Chakra verwendete.

 

Aber warum?

Waren es etwa die Leute, die ihn angegriffen hatten?

Aber warum konnte er dann kein Chakra um sich herum spüren?

Unterdrückten sie es etwa, damit sie hier leben konnten?

Warum sollte man irgendwo leben wollen, wo man permanent sein Chakra unterdrücken musste?

 

Das ergab keinen Sinn.

 

Außerdem war dieses Stück Land erst vor kurzem aufgetaucht, was noch weniger Sinn machte.

Aber vielleicht hatten diese Menschen selber ja diesen Teil die ganze Zeit von sich aus im Verborgenen gehalten und versteckten sich vor etwas.

 

Aber vor was?

Machte ihnen etwas Angst?

Wollte das Mädchen deshalb nicht, dass er sein Chakra verwendete?

 

Mit Sicherheit hatte sie die Antworten nach denen er suchte.

Itachi dachte einen Moment lang nach. Wenn er Antworten bekommen wollte, sollte er sich für den Anfang an ihre Regeln halten.

 

Aber was, wenn das Ganze eine Falle war?

 

Jedoch hätte das Mädchen ihn doch längst angegriffen, wenn es sich um eine Falle hielt.

Außerdem schien es so, als ob sie ihn beschützen wollte, damit er nicht angegriffen wurde. Dass sie ihn beschützte ergab aber keinen Sinn. Sie hatte keinen Grund dazu.

Itachi fand keine Erklärung für das Verhalten des Mädchens, da es ihm sinnbefreit erschien. Den Feind beschützte man doch nicht.

 

Wollte sie ihn vielleicht gefangen nehmen?

Hielt sie ihm deswegen die Augen zu?

War es vielleicht sie selbst gewesen, die ihn angegriffen hatte?

Hatte er sich unbewusst in feindliches Territorium begeben?

 

Aber wenn sie ihn doch gefangen nehmen wollte, ergab es keinen Sinn, dass sie Angst hatte. Sie befanden sich doch in ihrem Reich und um sie herum waren überall Leute, die ihr im Notfall zur Hilfe kommen würden. Sie war doch definitiv im Vorteil ihm gegenüber.

 

Auf einmal riss rein Krächzen den Dunkelhaarigen aus seinen Gedanken.

Seine Krähe musste sich über ihnen befinden, jedoch konnte Itachi immer noch nicht durch ihre Augen blicken, sie geschweige denn spüren.

Anscheinend hatte sie immer noch ihr Chakra aktiviert.

 

Als das Tier jedoch nach einigen Minuten immer noch nicht auf seiner Schulter gelandet war, wurde er doch ein wenig stutzig.

 

Handelte es sich etwa doch nicht um seine Krähe?

 

Aber das machte keinen Sinn.

Der Uchiha würde das Krächzen seiner Krähen immer wieder erkennen. Er war sich zu hundert Prozent sicher, dass es sich um seine handelte.

 

Aber wo war sie jetzt?

 

Dass er nichts sehen konnte stellte sich als noch ungünstiger, als zu Beginn geglaubt, heraus. Er musste unbedingt wissen, was hier vor sich ging, aber das Mädchen hinter ihm würde mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht lockerlassen.

 

Erneut vernahm der Dunkelhaarige das Krächzen seiner Krähe.

Dieses Mal schien es aber direkt hinter ihm zu sein, jedoch vernahm er nicht das Flattern der Flügel, was darauf schließen ließ, dass sich das Tier gesetzt hatte.

 

Hatte sich das Tier etwa auf die Schulter des Mädchens gesetzt?

 

Aber seine Krähe würde sich doch niemals auf die Schulter einer Fremden setzen. Die einzige auf dessen Schulter sich seine Krähe noch gesetzt hätte, wäre die von Sakura gewesen.

Anscheinend hatte sein Tier Vertrauen in die Person hinter Itachi, warum auch immer.

 

Itachi war sichtlich verwirrt und lockerte schließlich den Griff um das Handgelenk des Mädchens, ehe er seinen Arm locker fallen ließ.

Ein wenig unsicher lockerte auch sie ihren Griff, aber sie schien keine Anstalten zu machen sein Sichtfeld freigeben zu wollen.

 

„Ich werde mein Chakra nicht verwenden.“

 

Ehrleichtert atmete das Mädchen auf und ließ schließlich von ihm ab.

Itachi hörte wie sie einen Schritt zurück machte. Er drehte sich um, um endlich zu sehen wer ihm die Sicht versperrt hatte. Er wollte antworten auf seine Fragen und verstehen was hier vor sich ging.

 

Er wollte endlich nach Hause.

 

Zwar waren dem Uchiha seine Missionen enorm wichtig, aber auch er mochte es nicht, wenn er so lange von Konoha weg war. Er wollte endlich wissen, ob sich der Verdacht der Hokage bestätigte und wie es mittlerweile im Uchihaviertel aussah. Und nicht zu vergessen wollte er endlich herausfinden wer diese Gestalt gewesen war, die bei Sakura gewesen war, nachdem sie gestorben war. Er wollte wissen was mit ihr passiert war und wen oder was sie damals gesehen hatte.

 

Es gab noch so viele offene Fragen.

 

Itachi wollte endlich antworten und dass sich alles aufklärte. Und diese Mission hier würde der Anfang sein.

Dieses Mädchen hatte vielleicht einige Antworten nach denen er die ganze Zeit über suchte. Sie war ein kleiner Hoffnungsschimmer, den der Dunkelhaarige unbedingt ergreifen wollte.

 

Er musste.

 

Er wollte endlich mit Sakura abschließen können.

Er wollte sich nicht länger von ihr ablenken lassen.

Er wollte sich wie früher nur auf seine Missionen konzentrieren können.

 

Aber jedes Mal schlich sich die Haruno in seine Gedanken.

 

Itachi schaffte es nicht sie aus seinem Kopf zu verbannen, egal wie sehr er es auch versuchte.  Er dachte immerzu an Sakura und jedes verdammte Mal schmerzte seine Brust ein wenig. Er musste doch tatsächlich zugeben, dass er sie vermisste und das mehr als ihm lieb war. Er wünschte sich, dass er nicht so viel Zeit mit ihr verbracht hätte.

Die Rosahaarige sorgte dafür, dass er seine Emotionen nicht unter Kontrolle hatte.

 

Wegen ihr hatte er geweint.

Wegen ihr hatte er gegen seine Prinzipien verstoßen.

Wegen ihr verlor er die Selbstbeherrschung.

 

Itachi stockte der Atem, als er sich nun endlich umgedreht hatte.

 

Wie war das möglich?

Befand er sich in einem Genjutsu?

Aber wann war er bitte in dieses geraten?

 

Der Uchiha hätte mit Sicherheit gemerkt, wenn er sich in einem befand.

Aber die Tatsache, dass sie nicht zugelassen hatte, dass er sein Sharingan aktivierte war vielleicht ein Hinweis darauf, dass er sich doch in einem befand. Ohne Sharingan war es schwieriger ein Genjutsu zu erkennen.

Wenn es sich tatsächlich um eines handelte, war es ein wirklich gutes. Er hatte noch nie erlebt, dass er durch Unterdrückung seines Chakras in einem Genjutsu gefangen gehalten wurde.

 

Das war so gut wie unmöglich.

 

Itachi verstand immer weniger. Es kamen immer mehr Fragen auf, auf die er keine Antworten hatte beziehungsweise fand. Alles schien so sinnbefreit und verwirrend.

 

Warum konnte er nicht endlich Antworten finden?

Warum machte Tsunade so ein Geheimnis aus ihrer Vermutung?

Warum hatte Sakura sich ihm nie offener gegenüber verhalten?

Etwa weil er so verschlossen gewesen war?

Hätte er sich ihr mehr geöffnet, hätte sie ihm dann etwa mehr erzählt?

Wäre er dann nicht so verwirrt?

 

Das Ganze machte den Uchiha langsam wütend.

 

Er wollte Antworten!

Er wollte endlich verstehen!

Er wollte sich wieder unter Kontrolle haben!

Er wollte nicht mehr so verwirrt sein!

Nicht so wütend!

Er wollte wieder der Alte sein!

 

Aber wie sollte das gehen?

Wie?

Wie wenn er sie nicht vergessen konnte?

Wenn sie ihn sogar bis hierher verfolgte?

Wenn sie ihn Tag und Nacht quälte?

 

Das Krächzen seiner Krähe riss ihn wieder aus seinen verworrenen Gedanken.

Itachi musste sich bemühen nicht die Fassung zu verlieren bei dem Anblick seines Gegenübers.

 

„Sakura.“

 

Ihre Emerald grünen Augen ruhten mit besorgtem Schimmer auf ihm.

Ihr rosa Haar wehte ein wenig im Wind.

Nicht eine Schramme war an ihrem Körper zu sehen.

 

Sie sah gesünder aus, als er sie in Erinnerung hatte.

 

„Sie sollten nicht hier sein“, brach sie die kurz aufgekommene Stille. „Du solltest tot sein“, die Miene seines Gegenübers wurde betrübter. „Sie müssen von hier verschwinden“, ein besorgter Unterton begleitete ihre Stimme. „Was ist das hier für ein Ort?“, wie immer ignorierte er die Aufforderung der Haruno.

Sie schüttelte den Kopf.

„Itachi-San“, sie klang ernst, „Hier ist es zu gefährlich für Sie.“ „Ich werde erst gehen, wenn ich Antworten habe“, Sakura seufzte. „Sie werden wohl nicht lockerlassen“, Itachi sagte nichts dazu, da es offensichtlich erschien. „Also gut“, zögerlich griff die Haruno nach der Hand ihres Gegenübers und lief los.

 

Sie sagte nichts und der Uchiha ließ sich von ihr mitziehen.

 

Wie konnte sie noch am Leben sein?

Warum war sie nicht tot?

Und wieso hatte sie niemandem gesagt, dass sie noch am Leben war?

Aber wessen Leiche war es dann gewesen, die beerdigt wurde?

 

Itachi hatte sie doch gesehen.

 

Es war Sakura gewesen.

Sie lag in diesem Sarg.

Sie war es, die in die Erde gelassen wurde.

Sie war es, die auf einem Meer aus Blumen gelegen hatte.

Ihr friedliches Gesicht war es gewesen, in das er geblickt hatte.

 

Und nun stand sie her vor ihm und war bei bester Gesundheit.

 

Wollte sie etwa nicht gefunden werden?

War es, weil sie von Konoha wegwollte?

Wollte sie deshalb hierbleiben?

Weil sie einen anderen Ort sehen wollte?

Weil sie die Welt sehen wollte?

 

Aber sie hätte doch was sagen können. Sie hätte ihren Tod doch nicht vortäuschen müssen.

Jedoch widersprach das der Sakura, die der Dunkelhaarige kannte. Sakura hätte niemals ihren Freunden so das Herz gebrochen, nur um reisen zu können.

 

Befand Itachi sich vielleicht doch in einem Genjutsu?

War das Ganze hier nur eine Illusion?

Begegnete er Sakura nicht wirklich?

Hatte man sie aus seinen Erinnerungen geschaffen?

 

Aber so hatte er sie nicht in Erinnerung.

 

Sakura war liebevoll.

Sie war freundlich.

Sie würde niemanden verletzen wollen.

Sie würde nie so niveaulos und herzlos sein.

Das sprach gegen ihre Prinzipien.

 

Dessen war Itachi sich sicher.

 

Sakura hielt an und öffnete die Tür zu einem Haus. Sie trat in den Eingangsbereich und zog ihre Schuhe aus.

Itachi tat es ihr gleich und schloss die Tür hinter sich. Er folgte der Rosahaarigen in das Haus und versuchte sich diese merkwürdige Situation zu erklären. Er folgte Sakura zu der offenen Küche, die ans Wohnzimmer grenzte.

 

„Setzen Sie sich doch“, Sakura deutete auf einen der beiden Stühle vor der Insel, „Möchten Sie vielleicht etwas trinken?“ „Wasser“, Itachi setzte sich, während Sakura ein leeres Glas vor ihn stellte, welches sich im nächsten Moment selbst mit Wasser füllte. „Wie ist das möglich?“, der Uchiha blickte in Sakuras Augen. „Das ist ein wenig kompliziert“, sprach sein Gegenüber. „Erklär es mir“, die Rosahaarige blickte aus dem Fenster.

Etwas wirkte durchgehend niedergeschlagen an ihr.

„Ich weiß nicht wie“, gestand sie. „Warum bist du nicht tot?“, Itachi brannte auf Antworten. In „Eigentlich bin ich es“, sie sah ihm wieder in durch seine Maske indirekt die Augen und stützte sich auf der Arbeitsfläche hinter ihr ab. „Wie meinst du das?“, die ganze Situation wurde immer absurder, „Ist das hier ein Genjutsu?“ „Nein, Sie befinden sich in der Realität, ich bin tatsächlich hier“, beantwortete sie seine Frage. „Und wie kannst du tot sein, wenn du hier vor mir stehst?“, Sakura seufzte.

Es schien so, als würde sie die richtigen Worte suchen.

„So zu sagen ist, dass was Sie hier vor sich sehen nur ein Ebenbild meines Körpers. Sie können es so verstehen, dass sich mein Geist materialisiert hat“, erklärte sie. „Wie ist das möglich?“, Itachi verstand immer weniger. „Das ist schwer zu erklären“, der Dunkelhaarige nahm einen Schluck von seinem Wasser. „Versuch es“, Sakura entwich ein tiefes seufzen und sie musterte die Maske ihres Gegenübers.

 

Sie musste zugeben, dass sie diese ruhige Ausstrahlung vermisst hatte, trotzdem musste er so schnell wie möglich von hier verschwinden. Es war einfach zu gefährlich.

Aber die Haruno wusste genau, dass Itachi nicht ohne Antworten verschwinden würde. Sie biss sich auf ihre Unterlippe und dachte nach. Sie hatte Itachi bereits zu viel erzählt, jedoch war er schon mitten in der Sache drin ohne es wirklich zu wissen. Sakura wünschte sich, dass sie sich von dem Uchiha ferngehalten hätte. Hätte sie nicht versucht ihn besser zu verstehen, wäre er jetzt nicht hier.

 

Aber nun war es zu spät.

 

„Worüber denkst du nach?“, erst jetzt bemerkte Sakura, dass Itachi aufgestanden war und ihr direkt gegenüberstand. „Ich hätte Sie nicht in die Sache hineinziehen sollen“, sie blickte zu Boden. „Welche Sache?“, er beugte sich ein Stück zu ihr hinunter, um ihr näher und auf Augenhöhe zu sein.

Tränen sammelten sich in den Augen der Haruno.

„Es tut mir so leid“, wimmerte sie. „Was ist damals in dem Haus passiert? Was hast du gesehen? Wer war das, der da bei dir gewesen ist?“, Sakuras Augen weiteten sich und sie wollte zurückweichen, doch hinter ihr war die Theke.

Itachi positionierte seine Arme links und rechts von ihr, damit sie nicht fliehen konnte.

„Woher wissen Sie von ihm?“, Itachi zog seine Maske an die Seite, damit sie sein Gesicht sehen konnte. „Von wem?“, nun hatte Sakura sich verplappert. „Woher wissen Sie das jemand bei mir war?“, sein Gegenüber wirkte panisch. „Diese Gestalt, wer war es? Beantworte die Frage“, Sakura fing wild an ein- und auszuatmen „Woher? Sie konnten ihn doch auch die ganze Zeit über nicht sehen, wie ist das möglich? Haben Sie mich belogen? Konnten Sie ihn etwa doch sehen und haben nur nichts gesagt?“, beide schienen immer verwirrter.

 

„Die ganze Zeit? Was meinst du damit?“

„Er war immer da. Auf d er Mission, im Krankenhaue, in Ihrem Haus!“

„Wer denn?“

„Ich weiß es nicht! Ich weiß nicht wer er ist!“

„Was ist in dem Haus passiert?“

 

~°~°~ Flashback ~°~°~

 

Sakura lief in das brennende Anwesen der Uchiha. Der dichte, kratzende Rauch kam ihr entgegen und sorgte dafür, dass die Haruno heftig husten musste. Sie hob ihren Pulli und verdeckte Nase und Mund damit. Der beißende Geruch der Flammen umgab sie von allen Seiten und sie drohte die Orientierung zu verlieren.

Aber dann entdeckte sie sie wieder. Das grinsende Gesicht der Maske blickte ihr direkt entgegen und deutete in den Flur.

Sakura lief auf die Gestalt zu, aber als sie dieser erreichte, löste sie sich in Flammen auf.

 

„Was zum…“

 

Sakura wich einen Schritt zurück und sah sich panisch um. Der Rauch um sie herum wurde immer Dichter und es fiel ihr schwerer etwas zu erkennen. Ihre Augen brannten und die Luft wurde immer knapper.

 

Wer war noch hier?

Wo war derjenige?

Oder gab es einen anderen Grund, weshalb sie zurück ins Haus sollte?

 

Erneut tauchte die Fratze auf und deutete in die Küche.

Sakuras Blick wurde fester und sie lief los. Immer mal wieder hustete sie, aber sie musste es schaffen. Sie wollte Itachi nicht enttäuschen und sie wollte auch niemanden sterben lassen. Sie durfte nicht versagen.

 

Als sie in der Küche angekommen war, sah sie sich suchend um. Außer ihr befand sich hier niemand. Sakura wurde panisch.

Das Haus würde jeden Moment einstürzen, aber sie konnte niemand anderes finden.

Erneut tauchte die Gestalt vor ihr auf. Seelenruhig stand sie dort und betrachtete sie.

 

„Jetzt hilf mir doch! Wo ist die letzte Person?“

 

Langsam hob die Fratze ihr Gesucht und zeigte letzten Moment auf sie selbst.

 

„I-Ich?“

 

Die Gestalt nickte und Sakuras Augen weiteten sich.

Sie bekam es mit der Angst zu tun und sah sich panisch um. Eine Uhr fiel ihr ins Auge.

 

2.34 Uhr

 

Sie musste hier raus!

Ihr blieb keine Zeit!

 

Sakura wollte losrennen, doch aus irgendeinem Grund konnte sie sich nicht bewegen. Panisch blickte sie sich um.

 

Was sollte sie tun?

Warum konnte sie sich nicht bewegen?

 

Ihr Blick fiel wieder auf die Fratze, welche ihren langsam nach ihrer Maske griff. Sie umschloss das Katzengesicht und zog es von ihrem Gesicht, um es schließlich fallen zu lassen.

 

Sakuras Augen weiteten sich.

 

Sie blickte in ein bräunlich-rotes, fast schwarzes Gesicht. Die Haut der Gestalt vor ihr war bis aufs unerkenntliche verbrannt. Der Mann vor ihr hatte nicht einmal mehr Augenlieder, aber diese Augen erkannte sie sofort wieder.

 

Ein helles graugrün.

 

„Das warst du?“

 

Die Gestalt grinste und preschte im nächsten Moment auf sie zu.

Das Mal an ihrem Bauchnabel fing höllisch an zu brennen und der Mann legte seine Hand krallend auf dieses.

Schmerzerfüllt schrie die Haruno auf, noch nie zuvor hatte sie solche Schmerzen verspürt. Sie krallte sich an ihren Kopf, die Schmerzen waren unerträglich.

 

Diese brennenden, ziehenden Schmerzen.

Sie zogen sich durch ihren gesamten Körper.

Sie sollten aufhören.

 

Sakura krallte sich fester an ihren Kopf, wobei sie sich einige Haare ausriss. Sie schrie lauter auf, da die Schmerzen immer heftiger wurden. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn und sie kratzte sich ihre Kopfhaut auf. Sie spürte das Blut an ihren Fingerspitzen, doch es wurde nichts besser.

 

Gerade als die Schmerzen ihren Höhepunkt erreichten und Sakura das Gefühl hatte ihre Chakrazentrum würde mitsamt den Wegen zerplatzen, verlor sie das Bewusstsein und alles um sie herum wurde schwarz.

 

~°~°~ Flashback Ende ~°~°~

 

„Du kanntest ihn?“, Sakura schüttelte den Kopf. „Nicht direkt. Ich habe nur seine Augen wiedererkannt, aber dieses Mal sah er anders aus“, erzählte sie. „Wo hast du ihn noch gesehen?“, bohrte Itachi weiter. „Auf unserer Mission“, antwortete sie. „Die Leiche“, stellte Itachi fest, dennoch nickte Sakura zur Bestätigung. „Aber seine Leiche sah anders aus“, sprach sie nachdenklich.

Ihr wurde schlecht, als sie an diese zurückdachte.

„Anders?“, die Haruno nickte. „Auf unserer Mission war er aufgedunsen und seine Augen hervorgequollen, so als ob er gekocht worden wäre“, nachdenklich sah Itachi Sakura in die Augen. „Gekocht?“, Sakura nickte, „Bist du dir sicher?“ „Ja“, ernst erwiderte sie seinen Blick. „Was ist passiert, nachdem du das Bewusstsein verloren hast?“, hakte der Dunkelhaarige nach.

 

„Ich bin in diesem Haus zu mir gekommen.“

„Und wer sind all die anderen hier?“

„Ich vermute, dass auch sie Verstorbene sind?“

„Und wieso geht ihr nicht nach Hause?“

 

Die Haruno wollte gerade antworten, als es an ihrer Tür klopfte. Sie warf einen Blick auf die Uhr und erschrak.

 

„Oh verdammt! Schon so spät!“, schnell eilte sie zur Tür und öffnete diese mit einem entschuldigenden Lächeln. „Miss Haruno, ich muss Sie doch nicht schon wieder daran erinnern, dass Sie wieder gegen die Nachtruhe verstoßen oder?“, sprach ein Mann vor ihr mit strenger Stimme. „Ich bitte vielmals um Verzeihung, ich habe wieder einmal die Zeit vergessen. Das wird nicht noch einmal vorkommen“, entgegnete sie. „Das will ich doch hoffen“, der Mann machte sich davon und die Haruno schloss wieder die Tür.

„Nachtruhe?“, Sakura drehte sich zu Itachi. „Hier herrschen andere Regeln als bei euch“, erklärte sie. „Weshalb gibt es diese Nachtruhe?“, die Rosahaarige zuckte mit den Schultern. „Das hat man mir nicht erklärt, aber wir müssen nun schlafen gehen, sonst bekommen wir Ärger“, sagte sie. „Ich werde zu meinem Lager zurückkehren“, der Schwarzhaarige wollte das Haus verlassen, doch Sakura griff panisch nach seinem Handgelenk. „Nicht! Sie würden nur auffallen. Um diese Uhrzeit darf niemand mehr sein Haus verlassen“, erklärte sie.

Einen Moment lang blickte Itachi in die panische und besorgte Miene Sakuras.

„Also gut, ich werde über Nacht bleiben, wenn du mir noch eine letzte Frage beantwortest?“, die Haruno seufzte. „Welche?“, sie ließ das Handgelenk ihres Gegenübers los.

 

„Weshalb unterdrückt ihr alle euer Chakra und wer hat mich angegriffen?“

„Das sind aber zwei Fragen.“

„Antworte.“

„Wir unterdrücken es nicht, wir haben keins, da wir von unseren Körpern getrennt wurden.“

„Und wer hat mich angegriffen?“

„Sobald jemand mit Chakra, also ein…äh…Lebender den Nebel betritt wird eine Art Schutzmechanismus in Gang gesetzt, wodurch wir alle unbewusst unsere Fähigkeiten verwenden.“

„Fähigkeiten?“

 

Sakura seufzte.

 

„Es ist schon spät und ich bin müde, ich werde Ihre Fragen morgen beantworten, in Ordnung?“, erschöpft sah sie hoch zu Itachi.

Er nickte.

„Wo schlafe ich?“, hakte er nach. „Ich hoffe die Couch und eine Decke reichen ihnen?“, der Uchiha nickte und ging ins Wohnzimmer.

Sakura verschwand für einen Moment und kehrte mit einer Stoffdecke zurück.

„Ich hoffe die reicht Ihnen, etwas Anderes kann ich Ihnen leider nicht anbieten“, sie überreichte ihm das braune Stoffteil.

 

Itachi nahm es an sich und zog sich seine Rüstungsteile, der ANBU-Kleidung aus, so dass er nur noch eine schwarze Hose und ein schwarzes Top trug. Er machte es sich auf der Couch bequem und deckte sich zu.

Einen Moment lang ruhte Sakuras besorgter Blick auf dem Uchiha und ein tiefes Seufzen entwich ihrer Kehle.

 

„…Itachi-San…“

 

Ihre Stimme war nicht mehr als ein leises Flüstern gewesen. Sie fuhr sich durch ihr langes Haar, schaltete überall das Licht aus und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer, wo sie sich umzog, ehe auch sie sich ins Bett legte.

Jedoch schaffte sie es nicht direkt einzuschlafen. Es machte ihr Sorgen, dass Itachi hier war.

 

Was, wenn ihn jemand entdeckte?

 

Sie würden ihn mit Sicherheit töten.

Sakura biss sich auf die Unterlippe, sie wollte nicht, dass Itachi etwas passierte. Sie wollte nicht, dass es umsonst gewesen war ihn zu retten.

Itachi sollte leben und Sakura würde alles tun, um ihn zu beschützen, koste es was es wollte.

Egal wie weit sie auch weg war, sie würde alles dafür tun, dass der Uchiha lebte und glücklich war.

Itachi musste so schnell wie möglich von hier verschwinden. Gleich morgen. Er konnte nicht hierbleiben, hier war es zu gefährlich. Wenn man ihn hier entdeckte besiegelte das sein Schicksal.

 

Das musste die Haruno mit allen Mitteln verhindern.

 

Entschlossen blickte Sakura aus dem Fenster. Dieses Mal würde sie sich dem Uchiha gegenüber durchsetzen.

Egal wie gut seine Argumente auch waren.

Sie würde alle Hebel in Gang setzen, damit er verschwand und nie mehr herkam.

 

Dieser Ort war nicht sicher und nicht nur das: Er war furchtbar!

 

Alles hier um sie herum war still.

Die Menschen waren still.

Keine Vögel zwitscherten.

Nicht einmal der Wind wehte.

Nichts als Nebel und Stille gab es hier.

 

Mit einem Mal schlug die Haruno die Decke weg. Sie stand auf und schlich leise aus ihrem Zimmer. Sie schlug den Weg ins Wohnzimmer ein.

 

Sakuras Blick schweifte zu der Couch auf der Itachi lag. Sie ging auf ihn zu und musterte sein ruhiges Gesicht.

Man wollte es nicht glauben, aber wenn der Uchiha schlief schaffte er es doch tatsächlich noch mehr Ruhe auszustrahlen, als er es sowieso schon tat.

Sakura war wirklich erstaunt darüber und beobachtete den ANBU eine Weile. Der Anblick des Dunkelhaarigen war wirklich atemberaubend und sie wollte ihn so in Erinnerung behalten. Sie würde seine Art vermissen.

 

Seine kurzen Antworten.

Seine ruhige Art.

Seine Verhöre.

Seine steife Art.

Seine Unnachgiebigkeit.

 

Tränen sammelten sich in den Augen der Haruno.

 

Sie wollte wieder nach Hause.

Sie wollte mit Itachi mitgehen.

Sie wollte nicht hierbleiben.

Sie wollte Ino wiedersehen.

Sie wollte sogar mit Naruto Ramen essen gehen.

Sie wollte wieder Überstunden im Krankenhaus schieben.

 

Alles war ihr lieber als dieser Ort. Selbst eine weitere Mission mit Itachi und seinem Team war ihr lieber als diese Stille und Einsamkeit, welche sie an diesem Ort umgab.

Aber das war nicht möglich. Sie konnte nicht aus reinem Egoismus handeln und Itachi oder irgendjemand anderes in Gefahr bringen. Lieber ließ sie das Leid über sich als über irgendwen anderes ergehen. Sie würde das schon verkraften, auch wenn sie nie wieder einen ihrer Freunde oder Konoha sehen würde.

Nie hätte sie gedacht, dass sie ihre Heimat einmal so vermissen würde. Nicht in einem ihrer Tagträume hätte sie sich das ausmalen können. Und nun stand sie hier und weinte.

 

Sie weinte um ihre Freunde.

Um ihr zu Hause.

Sich selber.

Dass sie hier nicht wegkonnte.

 

Wie konnte das passieren?

Warum musste es so kommen?

Warum konnte nicht alles wie Früher sein?

 

Alles war so kompliziert geworden!

Es war unerträglich!

Sakura wollte das nicht!

Sie wollte einfach nur ihr früheres Leben zurück!

 

War das denn zu viel verlangt?

 

„Warum weinst du?“

 

Die Haruno schrak zurück und wich einen Schritt zurück. Erst jetzt bemerkte sie das ihr anscheinend einige Tränen über die Wangen gekullert und auf Itachis makelloses Gesicht gefallen waren.

 

„Verzeihung“, sie verneigte sich und trat ans Fenster, „Ich wollte lediglich die Vorhänge schließen. Es könnte Schwierigkeiten geben, wenn Sie jemand sieht“ „Das beantwortet meine Frage nicht“, stellte der Uchiha fest. „Sie sollten weiterschlafen“, Sakura wischte sich ihre Tränen weg und drehte sich mit ernster Miene zu Itachi, „Morgen müssen Sie sofort nach dem Frühstück verschwinden und mit verschwinden meine ich, dass Sie zurück nach Konoha müssen.“ „Warum?“, Sakura trat auf den Dunkelhaarigen zu und legte ihre Hände auf seine Schultern.

 

Sie sah ihm tief in die Augen und Itachi konnte eine Menge Emotionen in ihnen ablesen.

 

Besorgnis.

Angst.

Trauer.

 

Er verstand nicht warum sie so versessen darauf war, dass er verschwand.

 

„Bitte schlafen Sie weiter, Sie haben morgen einen weiten und anstrengenden Weg vor sich“, brach sie die Stille. „Du weichst meinen Fragen aus“, der Dunkelhaarige war zwar ruhig geblieben, dennoch war ein scharfer Unterton zu hören, der Sakura einen Schauer über den Rücken laufen ließ.

Sie seufzte.

„Itachi-San bitte…bitte stellen sie keine Fragen mehr…nur dieses eine Mal“, flehend sah sie zu ihm herunter.

Itachi zog sie zu sich auf die Couch, so dass sie auf Augenhöhe waren und Sakura gegenüber von ihm saß.

„Was ist hier los Sakura?“, sie schüttelte den Kopf und wollte wieder aufstehen, doch nun war es Itachi, der seine Hände auf ihre Schultern legte, damit sie nicht aufstehen konnte.

 

„Ich will Antworten.“

„Die habe ich Ihnen bereits gegeben.“

„Aber nicht genug.“

„Doch, das habe ich.“

„Was ist so gefährlich für mich an diesem Ort?“

„Es reicht jetzt. Ich werde keine Fragen mehr beantworten, Sie können mich nicht dazu zwingen.“

 

Itachi bemerkte, dass es der Haruno Ernst war, jedoch konnte er sich nicht erklären warum. Er verstand es einfach nicht, aber was er verstanden hatte war, dass Sakura ihm keine weiteren Fragen beantworten würde.

Dieses Mal würde sie standhaft bleiben, das hatte er nun begriffen.

So kannte er sie gar nicht. Er war es gewohnt, dass sie nachgab, aber ein Teil von ihr wirkte verändert.

Sie war die ganze Zeit über unterschwellig betrübt und ernst.

 

Was beschäftigte sie?

Warum wollte sie, dass er so schnell verschwand?

 

„Ich werde dich mitnehmen.“

 

Itachi löste seinen Griff und sah Sakura durchdringend in die Augen.

Sie machte keine Anstalten etwas dazu zu sagen. Sie erwiderte lediglich seinen tiefen Blick.

 

An was dachte sie gerade?

 

Er konnte nicht sagen, was in der Siebzehnjährigen gerade vor sich ging. Er würde aber alles dafür geben, um das alles und sie zu verstehen. Er wollte Sakura nicht hierlassen. Er wollte sie wieder mit nach Hause nehmen.

Mit Sicherheit würden sich Ino und Naruto darüber freuen. Sie würden Sakura vermutlich weinend um den Hals fallen.

Zumindest schätzte Itachi sie so ein.

Sakuras Eltern würden vermutlich nicht so reagieren, aber auch sie würden sich freuen.

Dessen war er sich ganz sicher.

 

Mit einem Mal erhob Sakura sich von ihrem Platz.

 

„Sie sollten nun endlich schlafen, morgen wird ein anstrengender Tag.“

 

Bevor Itachi noch etwas dazu sagen konnte war die Haruno schon aus dem Raum verschwunden. Er konnte sich diese Situation nicht erklären.

 

Wollte Sakura etwa nicht weg von hier?

Aber weshalb hatte sie dann geweint?

Etwa weil sie wusste, dass er sie mitnehmen wollte?

Hatte sie das etwa befürchtet?

Wusste sie, dass sie ihn damit enttäuschen würde, wenn sie hierblieb?

Wollte sie etwa so sehr von Konoha weg?

 

Der Uchiha vernahm einen stechenden Schmerz in seiner Brust, den er sich nicht erklären konnte. Er fuhr sich mit seiner Hand durch sein Gesicht. Er konnte sich weder sein, noch das Verhalten der Haruno erklären.

 

Alles war so merkwürdig.

 

Seiner Kehle entwich ein tiefes Seufzen und er drehte sich auf die Seite.

Sakura hatte Recht.

Wenn er morgen zurück nach Konoha kehren würde, würde es mit Sicherheit ein anstrengender Tag werden.

Aber wenigstens kam er nicht ohne Antworten zurück und vielleicht würde Tsunade endlich von ihrem Verdacht erzählen.

 

Itachi schloss seine Augen und als er fast eingeschlafen war, vernahm er ein leises Schluchzen.

 

Sakura weinte also schon wieder.

 

Sollte er vielleicht zu ihr?

Sollte er versuchen sie zu trösten?

 

Nein, das war nicht sein Problem.

Wenn Sakura nicht reden wollte, war es ihre eigene Schuld.

Aber sie weinen zu hören verursachte ebenfalls einen stechenden Schmerz in seiner Brust.

 

Irritiert schüttelte der Dunkelhaarige seinen Kopf kurz und schlief schließlich ein.

 

Am nächsten Morgen wurde der Uchiha von einem herzhaften Geruch geweckt. Er setzte sich aufrecht hin und warf einen Blick in die Küche.

Sakura stand dort am Herd und war am Kochen.

Es war ziemlich ungewöhnlich für den Dunkelhaarigen, dass die Leute vor ihm wach waren. Er stand auf und ging zu der Rosahaarigen in die Küche.

 

„Guten Morgen“, sie lächelte ihm zu, doch Itachi entgingen die geröteten Augen nicht. „Du hast geweint“, stellte er fest.

Sakura seufzte.

„Ich mache Ihnen gerade ein wenig zu essen für unterwegs, damit Sie nicht unnötig Geld ausgeben müssen“, Itachi warf nun einen Blick in die Pfanne. „Danke“, sprach er, während er den brutzelnden Speck in der Pfanne beobachtete. „Das Bad ist den Flur entlang und links die hinterste Tür. Wir müssen uns beeilen, damit uns niemand entdeckt“, die Haruno ging nicht wirklich auf ihren Gast ein.

 

Itachi ignorierte dies und machte sich auf den Weg ins Bad, während Sakura den Speck auf ein Brötchen legte und es zusammenklappte.

Sie vernahm nach wenigen Minuten das Rauschen des Wassers und sah sich um. Ihr Blick fiel auf die Tasche des Dunkelhaarigen. Schnell räumte sie die gemachten Brötchen in eine Dose und legte diese zusammen mit einer anderen in seine Tasche.

 

„Was machst du da?“, Sakura drehte sich zu dem Dunkelhaarigen, welcher mit nassen Haaren im Türrahmen stand. „Ich habe Ihnen nur das Essen eingepackt“, er stellte sich zu der Siebzehnjährigen und warf einen Blick in die Tasche, ehe er diese Verschloss, „Ich beklaue Sie schon nicht.“ „Das habe ich auch nicht gedacht“, der Dunkelhaarige zog seine Rüstungsteile wieder an und versteckte sein Gesicht hinter seiner Maske. „Können wir?“, der Angesprochene nickte seinem Gegenüber zu.

 

Die beiden zogen sich im Eingangsbereich ihre Schuhe an und verließen das Haus. Sofort griff Sakura nach der Hand des Uchihas und zog ihn hinter sich her. Sie wusste zwar, dass er auch so mithalten konnte, aber das war ihr gerade egal.

 

Es herrschte Stille.

Keiner sagte etwas.

Die Stimmung war merkwürdig.

 

Sakura wusste nicht so wirklich was sie sagen sollte und Itachi verstand das Verhalten der Rosahaarigen nicht, er wusste aber genau, dass sie keine Fragen mehr beantworten würde.

 

Sie wollte ihn loswerden, aber warum?

Lag ihr denn nichts an ihm?

Lag ihr nichts an Konoha?

An ihren Freunden?

 

Nach gut fünfzehn Minuten kamen die beiden zum Stehen.

Hier endete die Fläche, welche vom Nebel umgeben war. Nur vage konnte Itachi die andere Seite erkennen auf der sich eine weite Wiesenfläche erstreckte, die durch eine Felswand, in der eine Höhle war endete.

 

Plötzlich verspürte der Dunkelhaarige einen sanften Schubs von hinten.

Leave the past behind you

Itachi stolperte einige Schritte nach vorne durch den Nebel hindurch. Er drehte sich um und warf einen Blick in den Nebel. Nur vage konnte er die Silhouette Sakuras erkennen, welche immer noch auf der anderen Seite stand.

 

Warum hatte sie das getan?

Wollte sie tatsächlich dortbleiben?

Bewahrheitete seine Befürchtung sich etwa gerade?

Wieso wollte sie dortbleiben?

 

Itachi konnte sich das Verhalten der Haruno einfach nicht erklären.

 

Vermisste sie Konoha denn gar nicht?

Vermisste sie nicht ihre Familie?

Nicht einmal ihre Freunde?

 

Nein, das konnte er sich nicht vorstellen.

Sakura waren ihre Freunde wichtiger als alles andere und dennoch blieb sie auf der anderen Seite. Sie wollte nicht mit ihm zurück nach Hause.

Stattdessen wollte sie in dieser trostlosen Gegend, welche ihm wie tot erschien bleiben.

 

Das passte nicht zu Sakura.

Sie war immer eine Träumerin gewesen.

Sie war ein Mensch, der seine Umgebung auf ihre eigene Art und Weise wahrnahm.

Sie war immer in ihrer eigenen Welt gewesen.

Aber so hatte sie sich diese mit Sicherheit nicht ausgemalt.

 

Itachi war sich sicher, dass die Rosahaarige ihm etwas verschwieg, aber was?

Warum hatte sie immer noch Geheimnisse vor ihm?

Vertraute sie ihm etwa nicht?

 

Aber er hatte doch schon so oft bewiesen, dass sie es konnte.

Er hatte für sie den Bericht der Mission nicht vervollständigt.

Er hatte ihr zu liebe wesentliche Teile ausgelassen.

Er hatte ihr geholfen in ihrem Traum etwas zu erkennen.

 

Warum also war sie immer noch nicht zu hundert Prozent ehrlich zu ihm?

 

Der Uchiha konnte es sich nicht erklären. Er hatte sich noch nie für jemanden außerhalb des Clans so eingesetzt und dennoch brachte sie ihm kein Vertrauen entgegen. Es störte ihn schon ein wenig, dass er so viel für sie getan hatte und dennoch kein Vertrauen geschenkt bekam.

 

Im Moment würde er alles dafür geben das Gesicht der Haruno sehen zu können.

 

Er wollte wissen was in ihr vor ging.

Er wollte in ihren Augen ablesen was sie dachte.

Er wollte verstehen warum sie das alles tat und sich veränderte.

 

„Es tut mir leid Itachi-San.“

 

Ihre Stimme klang ein wenig erstickt.

Sie war nicht mehr als ein Wimmern.

Sie weinte.

 

Aber warum?

Warum weinte sie?

Etwa wegen ihrem Handeln?

Aber wenn sie es doch selber leidtat, wieso wollte sie dann bleiben?

 

Sakuras Verhalten ergab für den Uchiha keinen Sinn.

 

Sie wollte bleiben.

Aber anscheinend doch nicht.

Sie wollte das Itachi verschwand.

 

Aber wollte sie das wirklich?

 

Ihrem Weinen nach zu urteilen nicht.

Aber vielleicht weinte sie ja auch aus einem anderen Grund.

Einem Grund, welcher Itachi bisher verborgen blieb und auf den er nicht kam.

 

Aber was für Gründe könnte sie haben?

Weshalb widersprach sie sich selber?

Was verheimlichte sie ihm?

 

Er wollte nicht länger im Dunkeln tappen.

Er wollte endlich verstehen.

Er hatte genug von dieser Geheimniskrämerei.

Er hatte ein Recht darauf die Wahrheit zu erfahren.

Er würde sich nicht länger abwimmeln lassen.

 

Entschlossen blickte er in den Nebel und richtete seinen Blick zielsicher auf Sakura, welche er kaum erkannte. Er würde sie mitnehmen, ob sie wollte oder nicht. Er erkannte doch, dass sie nicht hierbleiben wollte.

Auch wenn er ihr nicht ins Gesicht sehen konnte, wusste er es.

Sakuras Verhalten verriet sie doch. Allein die Tatsache, dass sie weinte reichte ihm als Beweis dafür, dass sie zurück nach Konoha wollte, dessen war er sich sicher.

 

Itachi machte einen Schritt nach vorne.

Ein weiterer folgte.

Und noch einer.

 

Doch dann richtete sich peitschendes Wasser auf ihn.

 

„Itachi-San…bitte zwingen Sie mich nicht Ihnen weh zu tun.“

 

Der Blick des Angesprochenen ruhte immer nach auf seinem Gegenüber. Er ließ sich nicht beirren und machte einen weiteren Schritt nach vorne. Er hörte die Haruno schluchzen und im nächsten Moment schossen die Peitschen aus Wasser auf ihn zu. Geschickt machte er einen Sprung nach vorne, doch bevor er in den Nebel vordringen konnte umschloss eine Peitsche sein Handgelenk und zog ihr zurück auf den Boden.

 

„Bitte Itachi-San.“

 

Er wollte nicht hören und schon gar nicht wollte er sich so leicht abwimmeln lassen. Er hatte sich entschieden Sakura mit sich zu nehmen, da konnte sie ihn so oft angreifen wie sie wollte.

Der Uchiha rappelte sich wieder auf und ging erneut auf den Nebel zu, immer das Wasser um ihn herum im Auge. Er würde sich nicht aufhalten lassen.

Sie glaubte doch nicht allen Ernstes, dass sie ihn aufhalten konnte. Sie konnte ihn so oft angreifen wie sie wollte. Sakura würde nicht ansatzweise an die Fähigkeiten des Uchiha herankommen. Egal wie oft sie ihn auch eingreifen würde.

Itachi war ANBU und nicht nur irgendeiner, sondern der Beste Konohas und das konnte ihm keiner nehmen.

 

Niemand würde ihn aufhalten.

Er würde sich nicht unterkriegen lassen.

Schon gar nicht von Sakura.

Sie würde mit ihm kommen und wenn er sie zwingen musste.

Er würde sich durchsetzen, wie er es immer getan hatte.

 

Schritt für Schritt näherte er sich dem Nebel.

 

Immer noch wirbelte das Wasser in peitschenden Bewegungen um ihn herum. Es sah nicht danach aus, dass Sakura ihn so schnell noch einmal angreifen würde.

Vermutlich zögerte. Sie war kein Mensch, der andere verletzte. Im Gegenteil, sie war jemand der es verabscheute andere zu verletzen und trotzdem griff sie ihn an. Sie verstieß gegen ihre Prinzipien und verriet sich somit selbst.

Das hätte Itachi von der Rosahaarigen nicht erwartet. Er war sich ziemlich sicher, dass sie niemals jemandem auch nur ein Haar krümmen würde, schon gar nicht ihm.

Schließlich hatte sie sich ihm gegenüber immer respektvoll verhalten. Sie wusste, dass sie kein Recht hatte ihn anzugreifen und dass sich das auch nicht gehörte.

Dennoch versuchte sie alles um ihn von sich und diesem Nebel fernzuhalten.

 

Aber warum?

 

Diese Situation und ihr Verhalten waren ihm ein Rätsel, welches er endlich lösen wollte.

Itachi konnte es nicht ausstehen, wenn er sich etwas nicht erklären konnte und das war in letzter Zeit ziemlich häufig vorgekommen.

 

Das musste sich ändern und zwar jetzt!

 

Mit einem Mal drückte sich der Uchiha vom Boden und weg und sprang in die Luft. Immer noch lag sein Blick zielsicher auf der Haruno.

Das Wasser um ihn herum wurde unruhig und preschte auf ihn zu, doch bevor es ihn ergreifen konnte, hatte er sein Chakra unterdrückt, war schon in den Nebel vorgedrungen und vor Sakura gelandet. Er hatte Recht gehabt.

 

Sie weinte.

 

Erschrocken wich sie einen Schritt zurück. Sie schüttelte den Kopf, während ihr ein Schluchzen entwich.

Itachi zog seine Maske an die Seite seines Kopfes, damit sie ihm in die Augen sehen konnte. Er musterte sie von oben bis unten.

 

„Sie Idiot“, wich es ihr über die Lippen, „Verschwinden Sie doch endlich.“

Itachi griff nach ihrer Hand und blickte ihr fest in die Augen.

„Nicht ohne dich“, die Augen seines Gegenübers weiteten sich ein Stück. „Verstehen Sie es denn nicht? Das geht nicht!“, sie hatte ihre Stimme aus lauter Verzweiflung erhoben. „Warum nicht?“, hakte er nach und trat einen Schritt näher an sie heran.

Sakura sah hoch zu ihm, direkt in seine schwarzen Augen.

„Itachi-San bitte…bitte, bitte verschwinden Sie von hier“, wimmerte sie. „Komm mit mir“, sie schüttelte ihren Kopf, „Und was ist mit Ino? Mit Naruto? Mit deinen Eltern? Sie vermissen dich alle.“ „Glauben Sie, dass ich das nicht wüsste?“, fuhr sie ihn nun an, „Ich vermisse Sie auch, aber ich werde nicht mit Ihnen kommen!“ „Aber, wenn du sie doch vermisst…“ „Halten Sie den Mund! Ich werde das nicht weiter mit ihnen diskutieren!“, die Rosahaarige wollte sich von ihm losreißen, doch dann zog er sie zu sich.

 

Er griff unter ihre Beine und hob sie hoch und sprang aus dem Nebel, bevor sie noch in irgendeiner Hinsicht reagieren konnte.

Sakura schlug gegen seine Brust und versuchte sich von ihm wegzudrücken, aber schneller als gedacht verließ ihre Kraft sie. Sie fühlte wie ihre Glieder schwer und steif wurden.

Augenblicklich fiel ihr das Atmen schwerer. Es fühlte sich an als ob ihr die Kehle zugeschnürt wurde. Heftig rang sie nach Luft, doch es brachte nichts.

Innerlich erschrak Itachi.

Die Haut der Haruno wurde von Sekunde zu Sekunde blasser. Ihre Augen nahmen einen milchigen Ton an und ihre Atmung wurde flacher.

Er warf einen Blick zurück in den Nebel und dann wieder zu Sakura.

 

War es das, was sie ihm verschwiegen hatte?

Musste sie etwa dortbleiben, um zu überleben?

Hatte sie keine andere Wahl?

 

Der Griff des Uchihas wurde fester. Nur ungern wollte er sie dort lassen, aber anscheinend blieb ihm nichts Anderes übrig.

 

Warum hatte sie das nicht gleich gesagt?

Warum hatte sie zugelassen, dass er sie fast tötete?

 

Einen kurzen Moment zögerte der Dunkelhaarige, ehe er sich zurück in den Nebel begab.

 

Itachi setzte sich an einen Baum, die Haruno auf seinem Schoß. Er beobachtete wie sich ihr Atem reagierte und sie erschöpft ihren Kopf gegen seine Brust sinken ließ.

 

„Warum hast du nichts gesagt?“, die Siebzehnjährige blickte zu ihm hinauf. „Es tut mir leid Itachi-San“, sie wirkte niedergeschlagen. „Du hättest sterben können“, Sakuras Blick senkte sich. „Bin ich das nicht schon?“, ihr Mund hatte sich zu einer schmalen Linie geformt.

 

Sie hatte Recht.

Sakura war tot.

Sie war gestorben.

In seinem Haus.

Er hatte ihre Leiche gesehen.

Er hatte gesehen wie sie beerdigt wurde.

Und trotzdem war ein Teil von ihr immer noch da.

Ein Teil den er zurücklassen musste.

Er musste sie ruhen lassen.

Er musste sie vergessen.

 

Aber war es das was er wollte?

 

„Sie müssen ihre Mission beenden“, riss sie ihn aus seinen Gedanken, „Das hat oberste Priorität. Sie müssen Tsunade erzählen was Sie gesehen haben.“

 

Sakura lächelte.

Dass es aufgesetzt war konnte der Uchiha sofort sagen, aber dieses Mal würde er nichts dazu sagen. Dieses Mal würde er dieses aufgesetzte Lächeln akzeptieren, um den Moment nicht kaputt zu machen.

 

Es verstrichen einige Minuten in denen Itachi die Emerald grünen Augen Sakuras musterte.

In der ganzen Zeit hatte sie ihr Lächeln nicht abgesetzt, was sie vermutlich nie tun würde. Sie wollte sich nicht anmerken lassen, dass sie das Ganze mehr mitnahm, als sie zugab.

Auf einmal wanderten die Hände des Uchihas an seinen Nacken, was Sakura ein wenig verwirrte. Er griff in seinen Kragen und löste den Verschluss seiner Kette. Er zog das Schmuckstück hervor und legte es ohne ein weiteres Wort um Sakuras Hals.

 

So hatte sie zumindest einen Teil aus ihrer Heimat bei sich.

 

„Sie sollten jetzt wirklich gehen.“

 

Sakura stand auf und versuchte die Tränen, welche sich in ihren Augen gesammelt hatten zu unterdrücken.

Itachi stand nun ebenfalls auf und zog sich seine Maske wieder ins Gesicht. Einen Moment lang standen die beiden stillschweigend gegenüber voneinander und musterten sich gegenseitig, ehe Itachi dann aus dem Nebel heraussprang.

Sakura sah der Silhouette des Uchihas so lange hinterher, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte.

 

„…Itachi-San…“

 

~°~°~ Flashback ~°~°~

 

 Es war früher Morgen als Sakura in der Küche stand und gerade dabei war die Reste ihres Geschirrs vom Frühstück zu spülen. Sie fühlte sich wie benebelt und starrte in das Spülwasser, so als ob sie gar nicht richtig anwesend war. Sie hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass sie am Leben war.

 

Wie war das möglich?

 

Sie war gestorben, dessen war sie sich ganz sicher. Diese Schmerzen würde sie nie in ihrem Leben vergessen und schon gar nicht dieses entstellte Gesicht der Katze. Diesen Anblick konnte man unmöglich vergessen.

 

Aber wenn sie doch gestorben ist, wie konnte sie dann hier sein?

Oder war sie nie gestorben?

Hatte sie vielleicht die ganze Zeit über geträumt?

War ihr Leben in Konoha vielleicht nie echt gewesen?

War das vielleicht alles nichts weiter als eine Illusion gewesen?

 

Sie wusste es nicht.

 

Sakura hob ihren Blick und blickte gedankenverloren durch das Fenster, welches vom Nebel ganz beschlagen war. Sie legte ihre Hand auf das kalte Glas.

 

Kannte sie vielleicht nichts Anderes?

Wollte sie dieser Wirklichkeit entfliehen?

Hatte sie etwa deswegen diesen Traum gehabt?

War dieses Leben in Konoha vielleicht nichts weiter als eine Sehnsucht?

Eine Sehnsucht nach Freiheit?

Entsprach das alles hier etwa ihrer Wirklichkeit?

Eine Wirklichkeit der man entfliehen wollte?

 

Diese Situation war so unwirklich.

 

Was war nun die Wirklichkeit und was ein Traum?

Was war nun echt?

Welches Leben war echt?

War vielleicht auch dieses Leben nur ein Traum?

 

Sakura wusste nicht wo ihr der Kopf stand. Sie konnte nicht mehr zwischen der Wirklichkeit und einem Traum unterscheiden.

Vielleicht gab es ja auch gar keinen Unterschied. Vielleicht waren ihre Träume nie echt gewesen, etwas das nie hätte existieren dürfen.

 

Oder wurde sie doch nur verrückt?

Hatten ihre Träume sie in den Wahnsinn getrieben?

Konnte sie vielleicht deswegen nicht mehr zwischen der Wirklichkeit und einer Illusion unterscheiden?

Was war hier nur los?

 

„Sakura.“

 

Eine männliche, ihr unbekannte Stimme hatte sie aus ihren Gedanken gerissen. Sie war rau und wurde von einem leichten Kratzen begleitet. Sie hatte einen unheilvollen Ton, welcher für eine unangenehme Gänsehaut sorgte.

Langsam drehte sich die Haruno um und erschrak bei dem Anblick ihres Gegenübers.

 

„Du?“

 

Hatte sie vielleicht doch nicht geträumt?

War dies hier doch die Realität?

War ihr Leben in Konoha echt gewesen?

Ihr Tod?

Verlor sie vielleicht doch nicht ihren Verstand?

 

Alles wurde nur verwirrender. Sie verstand nicht was hier vor sich ging und wie das alles möglich sein konnte. Sie wollte endlich verstehen. Sie wollte ihr Leben in Konoha wieder zurück, falls dieses überhaupt jemals echt gewesen ist. Sie wollte verstehen warum all das um sie herum geschah.

 

Sie wollte antworten!

 

War Konoha nur ein ewiger Traum von ihr gewesen oder nicht?

War das hier die Wirklichkeit oder nicht?

Was war echt und was nicht?

Was war nur ihrer Phantasie entsprungen und was nicht?

 

Sie hatte das Gefühl durchzudrehen.

 

Wann war es so weit gekommen?

Wann?

Wann hatte sie das Gefühl zur Realität verloren?

Seit wann konnte sie nicht mehr zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden?

Seit wann drohte sie den Verstand zu verlieren?

 

Sie war wütend.

 

Oder vielleicht doch traurig?

Was sollte sie fühlen?

Konnte sie das denn noch?

Konnten Tote überhaupt noch fühlen?

War sie denn wirklich tot?

Oder war sie am Leben?

 

Sie fing an zu verzweifeln.

Sie stellte alles in Frage.

Sie war so verwirrt.

 

Bei dem Anblick ihres Gegenübers hatten sich ihre Augen ein Stück geweitet. Langsam tastete sie sich mit ihrer Hand zu dem Messerblick rechts hinter ihr und zog ein Messer aus diesem hervor. Unsicher hielt sie es vor ihren Körper.
 

„Das brauchst du nicht“, sprach der Mann vor ihr. „Wer bist du?“, Sakuras Griff um das Messer festigte sich. „Leg die Waffe weg und ich erzähle es dir“, nachdenklich sah sie auf die Waffe herab. „Das werde ich nicht! Du hast mich getötet…oder?“, ein Hauch von Unsicherheit war in ihrer Stimme zu hören. „In der Tat, das habe ich“, Sakura konnte ein Grinsen in seiner Stimme hören. „Und warum? Weshalb hast du mich verfolgt? Wieso hast du mir geholfen, wenn du mich doch töten wolltest?“, sprudelte es wütend aus ihr heraus. „Leg das Messer weg“, die Rosahaarige schüttelte den Kopf. „Ich traue dir nicht“, zischte sie. „Du würdest nie einer Fliege etwas zu leide tun“, der Mann schritt auf sie zu. „Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher“, sie legte das Messer an seine Kehle. „Das war ein Fehler“, Sakuras Gegenüber griff nach ihrem Shirt und schmiss sie über die Theke hinter sich hinweg gegen die Wand, wobei sie das Messer fallen ließ.

Ihr wurde die Luft aus den Lungen gepresst und sie konnte sich ein Röcheln nicht verkneifen.

„Was willst du?“, fragte sie mit gebrochener Stimme. „Was ich will?“, der Mann stellte sich vor sie und drehte sie mit seinem Fuß auf den Rücken, „Ich will das du mir einen Gefallen tust.“ „Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich dir einen Gefallen tun werde, nachdem du mich getötet hast!“, langsam setzte Sakura sich aufrecht hin.

Der Mann mit der Katzenmaske hob langsam das Messer auf und hob damit ihr Kinn.

„Sakura, Sakura“, er seufzte, „Ich dachte du wärst kooperativer, wenn es darum ginge dein altes Leben wieder zurück zu erlangen.“ „Mein altes Leben?“, ihre Augen weiteten sich ein Stück, „Mein Leben in Konoha?“ „Richtig“, zur Bestätigung nickte er einmal.

Also war es doch kein Traum gewesen.

„Was muss ich tun?“, die Gestalt ihr Gegenüber zog seine Maske ab und grinste ihr entgegen. „Es ist ganz einfach“, er setzte Sakura seine Maske auf und hockte sich vor sie.

 

Der Mann vor ihr hatte dunkles, rotes Haar und einen schiefen Pony, welcher ihm wirr ins Gesicht hing. Den Rest seiner Haare konnte sie aufgrund der Kapuze nicht erkennen. Seine graugrünen Augen schimmerten unheimlich auf und stachen wischen den roten Haaren enorm heraus. Er hatte blasse Haut, welche sie an Porzellan erinnerte. Nicht eine Sekunde lang verließ sein schiefes Grinsen seine Lippen.

 

„Du musst nur jemanden für mich markieren“, sprach er. „Markieren?“, die Haruno war sichtlich verwirrt.

Der Mann legte seine Hand auf ihren Bauch.

„Du erinnerst dich doch noch, nicht wahr?“, er strich in einer kreisenden Bewegung um ihren Bauchnabel herum. „Der Fleck?“, er nickte. „Aber das markieren alleine reicht nicht“, der Rotschopf ließ von Sakuras Bauch ab und zog sich seine Handschuhe aus, um sie ihr anzuziehen. „Was muss ich noch tun?“, sie brannte vor Neugier. „Du musst ihm eine Aufgabe geben. Eine Möglichkeit in das Schicksal einzugreifen“, Sakura verstand nicht ganz. „Wie soll ich das denn anstellen?“, hakte sie nach. „Du hast mit Sicherheit schon bemerkt, dass dir diese Welt neue Fähigkeiten geschenkt hat, nicht wahr?“, einen Moment lang dachte die Haruno nach. „Meinst du die Sache mit dem Wasser?“, er nickte. „Mit dieser Fähigkeit und deinem Köpfchen“, er tippte mit seinem Finger gegen die Stirn der Maske, „Ist es dir möglich das Schicksal anderer zu ändern und ihnen eine Aufgabe zu geben.“ „Heißt das etwa, dass ich in das Schicksal eingreifen und die Geschichte verändern kann?“, die Haruno war sichtlich erstaunt. „Nicht so ganz. Du kannst einen Teil hinzufügen, aber nichts verändern“, erklärte er. „Und wie stelle ich das an?“, bohrte sie weiter. „Du besitzt doch eine Menge Phantasie“, der Rothaarige legte seine Hände um ihren Kopf. „Ich soll es mir ausdenken?“, der Mann nickte. „Und dann musst du dich nur noch für jemanden entscheiden auf wen du die Aufgabe projizierst“, sprach er. „Und was hat meine neue Fähigkeit damit zu tun?“, hakte die Rosahaarige nach. „Sie ist der entscheidende Punkt der Aufgabe. Der Auslöser des Geschehens. Bei mir war es das Feuer und da du durch dieses gestorben bist hast du das gegenteilige Element dazu erhalten“, erklärte er. „Und die Markierung? Wozu ist die gut?“, der Rothaarige grinste. „Dir ist mit Sicherheit nicht entgangen, dass du kein Chakra mehr besitzt nicht wahr?“, die Haruno nickte, „Das Mal ist eine Verbindung zwischen dem Chakra und dir, wodurch du demjenigen im entscheidenden Moment die vollständige Vision zeigen kannst.“ „Warum kann ich ihm nicht direkt die vollständige Vision zeigen?“, Sakura hob ihre Braue, was ihr Gegenüber durch die Maske natürlich nicht sehen konnte. „Dazu reicht deine Kraft nicht in dieser Welt. Derjenige muss es selbst herausfinden und wenn er es nicht schafft, musst du eben nachhelfen, wenn es so weit ist“, Sakura nickte. „Und wenn er die Aufgabe erfüllt hat?“, das Grinsen ihres Gegenübers wurde breiter und er zog seinen Mantel aus, um ihr auch diesen umzulegen.

Er zog die Kapuze über ihren Kopf und kam ihr näher, so dass sein Mund direkt auf Höhe ihres Ohres war.

„Du musst ihn töten“, hauchte er mit einem schneidenden, dennoch belustigten Unterton begleitet. „Was?“, sofort stand die Haruno auf und blickte auf den Rothaarigen hinab. „Natürlich werde ich dein Ziel bestimmen“, auch er erhob sich und musterte sie von oben bis unten. „Ich werde bestimmt nicht irgendwen töten!“, fuhr sie ihn an. „Oh…aber Sakura, ich hatte gar nicht an irgendwen gedacht“, er konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen, „Ich dachte mir, dass Itachi Uchiha ein ausgezeichnetes Zielobjekt für dich wäre.“ „Vergiss es!“, zischte sie und zog die Maske ab, ehe sie diese nach ihm warf, „Ich werde niemanden töten! Schon gar nicht Itachi! Er ist ein Freund!“

Auch die Handschuhe zog sie nun aus und schmiss diese nach ihrem Gegenüber, welches das nicht sonderlich interessierte.

„Hat er dich denn auch als Freundin gesehen?“, nun weiteten sich die Augen der Haruno ein Stück und sie sah zu Boden.

Selbstsicher grinste der Rotschopf und hob ihr Gesicht.

„Itachi Uchiha hat keine Freunde“, seine Stimme war unterkühlt und im nächsten Moment fing er sich eine Ohrfeige. „Doch! Shisui ist sein Freund! Und auch ich bin seine Freundin!“, entfuhr es ihr. „Ach ist Shisui das?“, er legte den Kopf schief. „Natürlich! Er ist Itachis bester Freund!“, Sakura zog den Mantel aus und warf auch diesen nach dem Mann. „Sakura, Sakura“, er schüttelte den Kopf, „Du musst noch eine Menge lernen.“

 

Mit diesen Worten verschwand der Mann und ließ seine Kleidung zurück.

 

~°~°~ Flashback Ende ~°~°~

 

Hoffentlich war Itachi in Sicherheit und kehrte nie wieder an diesen Ort zurück. Ihm durfte einfach nichts passieren, auch wenn das hieß, dass Sakura ihn von sich stoßen musste. Er durfte nicht wieder hierher zurückkehren.

 

Was wenn er ihn hier entdeckte?

Was wenn er bereits wusste, dass Itachi hier gewesen war?

Was wenn er versuchte ihn auf andere Art und Weise zu beseitigen?

Aber warum hatte er es auf Itachi abgesehen?

Was hatte er vor?

Und wer war er überhaupt?

 

Sakura bereute es, dass sie sich von der Sehnsucht nach Konoha und ihrem alten Leben hatte blenden lassen. Sie hätte standhaft sein müssen und ihn weiterhin ausfragen sollen.

Aber stattdessen hatte sie sich von ihm Honig um den Mund schmieren lassen und vergessen, dass er es war, der sie getötet hatte. Sie wusste genau, dass er ein gefährlicher Mann war und dennoch hatte sie sich alles von ihm und seiner verrückten Idee angehhört.

 

Wie konnte sie das tun?

Wie konnte sie so schwach sein?

Wie konnte sie so dumm sein?

 

Sakura schämte sich dafür, dass sie immer noch keine Ahnung hatte wie das alles passieren konnte. Sie wusste zwar wie es zu dem Traum und allem anderen gekommen war, aber sie wusste nicht wieso sie es war die er ausgewählt hatte.

 

Warum musste sie diese Aufgabe bekommen?

Warum nicht irgendjemand anderes?

Und wenn er doch Itachi loswerden wollte, warum hatte er nicht ihm diese Aufgabe übertragen?

 

Je mehr sie wusste, desto mehr Fragen kamen auf.

 

Warum konnte all das nicht endlich aufhören?

Warum konnte sich das alles nicht endlich aufklären?

Warum?

 

Tränen der Verzweiflung sammelten sich in ihren Augen.

 

Itachi hätte mit Sicherheit eine Lösung gefunden.

Er fand immer die richtigen Antworten.

Und er hätte das alles mit Sicherheit aufhalten können.

 

Warum hatte sie ihm nicht die ganze Wahrheit erzählt?

Wäre es vielleicht anders gekommen, wenn sie den Mund aufgemacht hätte?

Wäre sie dann vielleicht noch am Leben?

Wäre sie dann vielleicht noch bei ihren Freunden in Konoha?

Hätte sie das alles überhaupt aufhalten können?

Wüsste sie dann vielleicht wer er war?

Aber hätte Itachi ihr das alles geglaubt?

Oder hätte sie ihn nur unnötig in Gefahr gebracht?

Oder war er es vielleicht schon?

 

Es kamen nur mehr Fragen auf. Mehr Fragen auf die die Haruno keine Antworten hatte. Sie konnte sich das alles nicht erklären. Sie wollte, dass endlich alles wie früher war.

 

Aber das würde es nie wieder sein.

Sie war gestorben.

Sie war fort und die anderen lebten weiter.

 

Hastig wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und machte sich auf den Weg zurück. Sie durfte es nicht riskieren, dass irgendjemand merkte, dass sie weg gewesen war. Sie hatte keine Lust wieder Ärger zu bekommen. Dieses Mal würde sie bestimmt nicht so glimpflich davonkommen.

 

Völlig außer Atem kam sie in dem Dorf, welches trotz der ganzen Leute wie ausgestorben wirkte, an. Betrübt ruhte ihr Blick auf diesen benebelten Leuten, welche wie Zombies wirkten. Sie alle hier waren tot. Kein Wunder, dass es hier so still war.

 

Wie konnte denn auch etwas das tot war Geräusche von sich geben?

Etwas Totes konnte kein Leben ausstrahlen, wie denn auch?

 

Sakura würde für immer an diesem Ort bleiben müssen.

 

Ihr Herz schlug nicht mehr.

Ihr Körpergefühl war ein anderes.

Sie empfand Schmerzen und doch empfand sie keine.

Sie empfand Gefühle und doch keine.

Sie weinte, wusste aber nicht ob sie wirklich traurig war.

 

Ihr Körper…

Ihr Mensch sein…

Das alles war nicht mehr.

 

Oder doch?

 

Sie konnte das alles nicht beschreiben.

Sie war so verwirrt.

Sie wusste nicht einmal mehr wer sie war.

 

War sie ein Mensch oder eine Tote?

Eine lebende Leiche?

Aber war so etwas überhaupt möglich?

Hatte sie vielleicht nur ihr Lebensgefühl verloren?

Gab es überhaupt eine Erklärung für all das?

 

Ein Seufzen entwich Sakuras Kehle. Sie musterte die ausdruckslosen der Gesichter, welche durch diese leblosen Straßen schlichen. Sie horchte der Stille, welche sie in den Wahnsinn trieb.

 

Sie wollte endlich wieder das Zwitschern der Vögel hören.

Das Rauschen des Windes.

Das Rascheln der Bäume.

Das summen der Bienen im Sommer.

Das Plätschern eines Flusses.

Das Gelächter der Menschen.

 

Die Rosahaarige schüttelte ihren Kopf und ging weiter. Ihre Schritte fühlten sich schwer an und der Weg zu ihrem Haus endlos.

 

Würde sie sich je an diese Situation gewöhnen?

 

Ein weiteres Mal seufzte sie, ehe sie die Tür zu ihrem neuen zu Hause öffnete. Es fühlte sich nicht an wie ein zu Hause, aber von nun an würde es das sein. Damit musste sie sich abfinden.

 

Die Lippen der Rosahaarigen hatten sich zu einer schmalen Linie geformt.

 

Nicht ein Bild hing hier. Keine Pflanzen befanden sich in diesem Haus. Nichts als Möbel standen hier. Das Haus hatte nicht einen Hauch von Persönlichkeit und wirkte ziemlich trostlos.

 

Aber wie sollte man auch als Tote Persönlichkeit irgendwo einbringen?

 

Langsam schritt sie voran. Sie öffnete die Tür zu ihrem Zimmer und trat auf den Spiegel zu. Ausdruckslos betrachtete sie ihr lebloses Spiegelbild.

 

Sie sah aus wie Sakura, aber war sie es überhaupt noch?

War noch etwas von ihr übriggeblieben?

Oder war alles von ihr mit dem Uchiha-Anwesen verbrannt?

War sie tatsächlich in diesen Flammen gestorben?

War es nur ihr Ebenbild, welches überlebt hatte?

Ohne ein Gespür oder einen Sinn für das Leben?

 

Die Rosahaarige ertrug nicht länger den Anblick ihres Spiegelbildes. Sie sah weg und machte dieses Mal einen Schritt auf ihren Kleiderschrank zu. Sie öffnete die beiden Türen und warf einen Blick auf den Boden des Schrankes.

Breit grinste diese Katzenmaske sie an. Warum sie dieses Teil sie nicht weggeworfen hatte, konnte sie sich nicht erklären.

Langsam streckte sie ihre Hand nach dem Teil aus. Zögerlich umfasste sie es und nahm es schließlich an sich. Sie betrachtete es eindringlich und strich mit ihrem Daumen darüber.

 

Sollte sie vielleicht doch jemanden markieren?

Aber konnte sie jemanden töten?

Konnte sie das tatsächlich übers Herz bringen?

 

Sie war doch Ärztin.

Sie hatte geschworen Menschen zu helfen.

Sie zu töten sprach gegen ihre Prinzipien?

 

Oder war die Ärztin in ihr gestorben?

Waren ihre Prinzipien mit ihrem Körper gestorben?

Hatten Tote überhaupt Prinzipien?

 

Die ganze Situation trieb sie in den Wahnsinn.

 

Sie schmiss die Maske in die Ecke ihres Zimmers und ließ sich zu Boden sinken. Tränen sammelten sich in ihren Augen.

 

Sie hielt das alles nicht mehr aus!

Er hatte alles kaputt gemacht!

Er hatte ihr Leben zerstört!

Er hatte alles kaputt gemacht!

Und jetzt dachte sie wie er!

Sie überlegte jemanden zu töten, um selbst leben zu können.

Sie überlegte jemanden demselben Stress wie sie auszusetzen.

 

Wie egoistisch.

 

Wie konnte es so weit kommen?

Wie konnte sie so etwas denken?

Seit wann dachte sie wie Ninjas?

Seit wann dachte sie nur an sich selbst?

Seit wann verstieß sie gegen ihre Prinzipien?

Wie konnte sie nur?

 

Sie widerte sich selbst an.

 

Hätte Itachi sie nicht einfach sterben lassen können?

Warum musste sie sich so gut mit ihm angefreundet haben?

Warum konnte sie ihn nicht einfach vergessen?

Warum hatte er ihr jetzt auch noch diese Kette geschenkt?

Wollte er etwa wieder zurückkommen?

Wollte er etwa einen Weg finden sie hier raus zu holen?

 

Nein, sie durfte sich nicht anfangen Hoffnungen zu machen.

 

Sie musste endlich mit ihrem alten Leben abschließen.

Sie musste vergessen.

Sie musste sich mit ihrem neuen Leben abfinden.

 

Aber wollte sie das?

Wollte sie wirklich so leben?

Wollte sie sich damit abfinden, dass das nun ihr Leben war?

 

Ein heftiges Schluchzen entwich ihrer Kehle. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und ließ sich zur Seite fallen. Ihre Tränen kullerten über ihre Wangen und fielen letzten Endes zu Boden.

 

Sie wollte wieder glücklich sein.

Sie wollte die Alte sein.

Sie wollte nicht hier sein.

Sie wollte zu Itachi.

Sie wollte mit ihm mitgegangen sein.

 

 

Zwei Monate verstrichen.

 

Sakura hatte sich wieder gefangen und Itachi war zu ihrem Glück nicht zurückgekehrt. Sie führte ein ruhiges Leben ohne die Hektik einer Ärztin und hatte sich bereits an diese merkwürdige Situation und dieses unbeschreibliche Körpergefühl gewöhnt.

 

Gerade war sie dabei mit einem Korb in der Hand durch Straße zu schlendern. Ihr Korb war voll mit Obst, woraus sie sich einen schönen Obstsalat machen wollte.

Noch einmal warf sie einen Blick in den Korb, um sicherzugehen, dass sie auch an alles gedacht hatte. Zufrieden lächelte sie und beschleunigte ihren Schritt. Sie hatte wahnsinnigen Hunger. Wenn man sich an das Leben hier gewöhnt hatte, war es gar nicht mehr so schlimm wie sie fand.

Auf einmal rempelte jemand Sakura an.

Fast hätte sie den Korb dabei fallen lassen. Die Rosahaarige warf einen Blick nach hinten und ihre Augen weiteten sich ein Stück.

Savior?

 

Sakura traute ihren Augen kaum.

 

Was war geschehen?

Warum war sie hier?

War sie auch gestorben?

 

Aber das konnte nicht sein.

 

Sollte man nicht gerade sie beschützen?

Sie sollte doch die letzte sein die stirbt oder nicht?

Sie war doch die, die man am aller nötigsten brauchte oder?

 

Hoffentlich irrte sich die Haruno.

Hoffentlich verwechselte sie die Frau vor ihr.

Hoffentlich hatte sie nur zufällig die gleiche Jacke.

Hoffentlich handelte es sich um eine fremde Person.

Oder einen dämlichen Traum aus dem sie gleich aufwachen würde.

 

Sakura schluckte.

 

Sie traute sich gar nicht erst den Namen der Person zu rufen. Sie hatte solche Angst, dass sie sich nicht irrte und dass sie tatsächlich tot war.

 

Sie wollte nicht, dass noch jemand gestorben war.

Sie wollte nicht, dass jemand dasselbe wie sie fühlen musste.

Sie wollte, dass ihre Freunde lebten.

Sie wollte, dass sie glücklich waren.

 

Bitte ließ das Ganze hier ein Irrtum sein.

 

Das konnte unmöglich passiert sein.

Sie konnte unmöglich hier sein.

Sie sollte in Konoha sein.

Sie sollte leben.

Sie durfte nicht tot sein.

Bitte nicht.

 

Sakura musste ihren Mut zusammenfassen. Sie biss sich auf ihre Unterlippe. Sie traute sich gar nicht ihre Stimme zu erheben.

Aber wenn sie es jetzt nicht tat war sie weg und ihre Fragen nicht beantwortet. Ein weiteres Mal schluckte sie kräftig und hob ihre leicht geschlossene Hand vor ihre Brust. Sie atmete einmal tief ein und schloss für einen kurzen Moment ihre Augen. Sie hatte solche Angst vor der Wahrheit.

 

„Ts-Tsunade-Sama?“

 

Die Frau, welche sie eben noch angerempelt hatte drehte sich zu ihr um. Ihre und auch die Augen Sakuras weiteten sich ein Stück.

Erschrocken wich die Rosahaarige einen Schritt zurück. Sie konnte es nicht fassen.

 

Sie war tatsächlich gestorben!

Tsunade war tot!

Sie stand hier vor ihr!

Sie würde das gleiche wie sie durchmachen!

 

Warum?

Wer hatte sie getötet?

Warum sollte man sie umbringen?

Warum war sie an diesen Ort?

Hatte man sie etwa auch markiert?

Hatte er etwa Verbündete an diesem Ort?

 

Sakuras Blick schweifte durch ihre Umgebung.

 

Wer war Freund und wer war Feind?

Oder waren hier etwa alle gegen Konoha?

Aber wieso?

Was hatte Konoha mit diesem Ort zu tun?

Was würde nun aus Konoha werden, wenn die Hokage hier war?

 

Sie durfte nicht hier sein!

Sie musste doch in Konoha sein!

Sie musste sich um das Dorf kümmern!

Sie durfte nicht tot sein!

 

Sakura biss sich auf ihre Unterlippe. Sie wollte nicht vor Tsunade anfangen zu weinen. Sie hätte sich freuen sollen sie wieder zu sehen. Wären die Umstände andere, hätte sie dies vermutlich auch.

 

Aber jetzt?

 

Sie konnte sich nicht freuen.

Sie konnte sich doch nicht über den Tod Tsunades freuen.

Sie wollte nicht, dass sie hier war.

Sie wollte, dass sie lebte.

Sie wollte sie wiedersehen, aber nicht so.

 

Die Haruno schüttelte ihren Kopf und machte noch einen Schritt nach hinten. Sie wollte, dass das nicht wahr war. Sie wollte nicht, dass jemand den sie kannte sich an diesem Ort aufhalten musste.

 

Niemand sollte wie sie hier gefangen sein.

 

„Sakura?“

 

Die Stimme Tsunades klang ein wenig erstickt. Tränen hatten sich in ihren Augen gesammelt und sie ging auf ihre Schülerin zu.

Bevor Sakura noch in irgendeiner Hinsicht reagieren konnte hatte die Hokage sie schon in ihre Arme geschlossen.

Sie drückte die Rosahaarige regelrecht an sich und einige Tränen ihrerseits fielen Auf das Oberteil ihrer Schülerin. Sie hatte sie so vermisst und nun stand sie hier vor ihr.

 

„Was machen Sie hier?“, brach Sakura die kurz aufgekommene Stille, „Sind Sie etwa…“, sie traute sich nicht weiter zu sprechen.

Tsunade drückte die Haruno von sich weg, um ihr ernst in die Augen zu blicken.

„Nein, Sakura“, ehrleichtert atmete sie auf. „Aber wieso sind Sie dann hier?“, hakte sie nach.

Misstrauisch blickte sich die Hokage um.

„Gibt es hier einen ruhigeren Ort an dem wir uns unterhalten können?“, die Haruno nickte und lief vor.

 

Tsunade folgte ihr. Sie war froh darüber ihre Schülerin endlich wieder sehen zu können, auch wenn sie sich wünschte, dass es unter anderen Umständen geschehen würde.

Aber wenigstens war Sakura nicht tot, zumindest nicht zu hundert Prozent. Ein Teil von ihr hatte überlebt und sie musste mit ihm die Plätze tauschen.

 

Etwas das nie hätte passieren dürfen.

 

Aber Tsunade hatte nicht die Zeit sich jetzt darüber aufzuregen. Die Lage war brenzlig und es musste gehandelt werden, so schnell wie möglich. Sie wünschte sich lediglich, dass es nicht Sakura wäre, die sie um Hilfe bitten musste.

 

Aber was blieb ihr anderes übrig?

 

Niemandem – abgesehen von Sakura – konnte sie hier vertrauen. Sie musste darauf vertrauen, dass ihre Schülerin es schaffte. Sie musste auf ihre Fähigkeiten und ihren Grips bauen.

 

Wäre sie doch nur ein Ninja.

Das würde es Tsunade um einiges leichter machen.

Aber nun hing alles von dieser Ärztin ab.

Das gesamte Schicksal Konohas ruhte auf ihren Schultern.

 

Ein Seufzen entwich der Blondine. Es tat ihr in der Seele weh, dass sie sich so schnell schon wieder von der Siebzehnjährigen verabschieden musste.

Aber sie konnten hier auch nicht versauern. Sie mussten etwas unternehmen. Mit jeder Sekunde, die sie hier verbrachten kam Konoha seinem Untergang ein Stück näher und das mussten sie unter allen Umständen vermeiden. Entschlossen blickte Tsunade auf den Rücken Sakuras und ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.

 

Sie konnte es schaffen.

 

Sakura machte vor ihrem Haus halt und schloss die Tür auf. Sie betrat zusammen mit ihrer Lehrerin das Gebäude und zog ihre Schuhe aus. Sie begab sich ins Wohnzimmer gefolgt von Tsunade, welche sich zuvor ebenfalls ihre Schuhe ausgezogen hatte.

Tsunade setzte sich auf das Sofa im Wohnzimmer, während Sakura etwas zu trinken holte.

 

„Ich wünschte, dass ich Ihnen Sake anbieten könnte, aber leider habe ich keinen hier“, entschuldigend lächelte Sakura und setzte sich neben ihre Lehrerin.

Tsunade nahm einen Schluck von dem erfrischenden Wasser.

„Also…“, setzte die Haruno an, „Wenn Sie nicht tot sind, sind Sie dann auf Mission?“

Ein Seufzen verließ die Kehle der Hokage.

„Nein, Sakura“, sie blickte ihrer Schülerin eindringlich in die Augen, „Ich bin versiegelt worden.“ „Versiegelt?“, die Angesprochene hob ihre Augenbraue. „Erinnerst du dich noch an die Schriftrolle des Nebels?“, Sakura nickte. „Durch diese Schriftrolle ist dieser Ort entstanden“, Tsunade nahm einen Schluck Wasser, „Ein Ort für die Toten.“ „Aber wie konnten sie hierher versiegelt werden, wenn sie doch gar nicht tot sind?“, die Haruno verstand die Situation immer noch nicht.

Die Hokage seufzte.

„Diese Schriftrolle enthält Jutsus, die ich noch nie zuvor gesehen habe“, nachdenklich blickte sie in ihr Glas. „Was für Jutsus?“, bohrte Sakura nach. „Akaya Takeru“, murmelte die Blondine. „Wer?“, Sakura hatte sie nicht zu hundert Prozent verstanden. „Akaya Takeru“, wiederholte Tsunade sich nun deutlicher. „Wer ist das?“, hakte die Siebzehnjährige nach. „Ein gefährlicher Mann, Sakura. Er hat Konoha angegriffen und mich hierher verbannt“, erzählte die Hokage.

 

Die Augen Sakuras weiteten sich ein Stück.

 

Konnte das sein?

War er etwa Akaya Takeru?

Hatte er sie etwa verfolgt?

Aber warum hatte er Tsunade hierher verbannt?

Und was war mit Konoha?

Was war mit ihren Freunden?

Mit Ino?

Mit Naruto?

Mit Itachi?

Waren sie tot?

 

Sakura schluckte. Sie wollte gar nicht daran denken, dass auch nur einer von ihnen tot war. Langsam wanderte ihre Hand zu der Kette Itachis, welche sie jeden Tag trug. Sie war das einzige, was sie daran erinnerte, weshalb sie hiergeblieben war.

 

Um ihn zu beschützen.

 

Doch wozu?

Wozu, wenn Konoha doch angegriffen wurde?

Wozu, wenn er vermutlich tot war?

 

„Sagen Sie Tsunade-Sama“, die Angesprochene blickte in das verängstigte Gesicht ihrer Schülerin, „Wie sieht dieser Akaya Takeru aus?“

Tsunade hob eine Braue.

„Dunkles, rotes Haar, graugrüne Augen, immer in schwarz gekleidet“, die Haruno fiel aus allen Wolken. „Also war er es“, entfuhr es ihr geschockt. „Was war er?“, nun wurde Tsunade hellhörig. „Er hat mich verfolgt – wochenlang!“, Sakura stand auf, „Er war hier. Er wollte, dass ich Itachi-San töte. Er hat mich umgebracht.“ „Du bist ihm begegnet?“, nun erhob sich auch die Hokage und legte ihre Hände auf Sakuras Schultern.

Sie nickte.

„Wer ist er Tsunade-Sama? Erzählen Sie mir bitte wer mir das alles hier beschert hat“, Tränen sammelten sich in den Augen Sakuras. „Setz dich erst einmal wieder“, Sakura tat was ihr gesagt wurde und Tsunade atmete einmal tief durch.

 

Stille.

 

„Du willst wirklich wissen wer er ist?“, die Haruno nickte. „Einst war Akaya ein angesehener ANBU Kirigakures“, setzte sie an, „Er war wirklich ein ausgezeichneter Ninja. Wenn ich raten würde, würde ich sagen, dass er mindestens genauso gut wie Itachi ist, wenn nicht sogar besser.“

 

Ein Ninja der besser als Itachi Uchiha war?

Aber warum hatte er es dann auf ihn abgesehen?

Hatte er ihn vielleicht schon umgebracht?

Aber was war geschehen, dass er so einen Hass auf Konoha hatte?

 

„Aber wieso will er Itachis Tod?“, sprach die Haruno ihre Frage nun laut aus. „Er will ihn nicht zwanghaft tot sehen, er möchte ihn nur aus dem Weg räumen und dazu ist ihm jedes Mittel Recht“, erklärte die Blondine. „Aber, wenn er doch so gut ist, könnte er ihn dann nicht einfach töten?“, Sakura verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Ich denke schon, aber ich vermute mal, dass er glaubt, dass Itachi doch ein gefährlicherer Gegner für ihn sein könnte, wenn er ihm tatsächlich im Kampf gegenüber stünde“, sprach Tsunade. „Und woher kommt der Hass auf Konoha?“, hakte Sakura nach. „Sein Hass richtet sich nicht nur auf Konoha, sondern auf jedes einzelne Dorf“, Tsunades Stimme hatte einen ernsten Ton angenommen. „Aber woher kommt dieser ganze Hass?“, Sakura verstand es einfach nicht. „Akaya ist ein Ninja, der niemals genug Macht besitzen konnte. ANBU sein reichte ihm nicht und über nur ein einziges Dorf zu herrschen auch nicht, also entwickelte er die Schriftrolle des Nebels“, erzählte die Blondine, „Er wollte über alle Reiche herrschen indem er sie zu einem einzigen vereinte.“ „Und wie wollte er das anstellen?“, Tsunade seufzte. „Zuerst musste er die großen Dörfer beseitigen, doch bevor er sich um diese kümmern wollte, musste er üben. Er konnte schlecht blindlinks mit einer neuentwickelten Schriftrolle in den Kampf ziehen. Nach und nach ließ er kleinere Dörfer um jedes Reich herum verschwinden, bis er sein Jutsu weitestgehend perfektioniert hatte.“

 

Stille kam auf, in der Tsunade gedankenverloren aus dem Fenster schaute.

 

„Und weiter? Was geschah dann?“, drängte die Haruno sie. „Akaya machte sich auf den Weg nach Konoha. Er wollte zuerst uns aus dem Weg schaffen. Jedoch hatten wir mit seinem Auftauchen gerechnet, da seine Experimente nicht geheim geblieben waren. Schon eine Weile waren wir ihm auf der Spur gewesen“, setzte die Blondine ihre Erzählung fort, „Ich und einige ANBUS standen ihm im Kampf gegenüber. Wir waren fest davon überzeugt ihn aufzuhalten. Jemand wie er durfte nicht an die Macht gelangen.“ „Was ist in dem Kampf gegen Akaya geschehen?“, bohrte Sakura nach.

 

„Er ist verschwunden.“

„Verschwunden?“

„Es war ein langer und harter Kampf und als wir zum entscheidenden Schlag ausholen wollte hat er sich mitsamt seiner Schriftrolle versiegelt.“

„Aber wie konnte ein Dorf verschwinden, wenn er sich doch hierher versiegelt hat?“

„Ich weiß es nicht.“

„Und wie hat er sie hierher versiegelt?“

„Er hat Konoha angegriffen und die Schriftrolle wieder an sich genommen.“

 

Wieder einmal weiteten sich die Augen Sakuras ein Stück.

 

All ihre Befürchtungen bewahrheiteten sich.

Das durfte nicht sein.

Das alles musste ein schlechter Traum sein.

Ein Alptraum aus dem sie gleich erwachen würde.

 

Sie würde hochschrecken und Tsunade würde sich immer noch in Konoha befinden. Sakura würde ihr neues Leben weiterführen und Tsunade würde irgendwelchen Papierkram in ihrem Büro erledigen.

 

Tsunade war nicht hier!

Sie durfte nicht hier sein!

Das alles mussten Lügen sein!

Das durfte nicht die Wahrheit sein!

 

Warum wachte sie nicht auf?

Warum konnte das alles nicht ein Traum sein?

Oder ein blöder Witz?

 

Wie die, die Naruto immer riss.

 

Tränen sammelten sich in den Augen der Haruno. Sie rannen über ihre Wangen und vielen zu Boden. Verzweifelt schüttelte sie ihren Kopf.

 

Sie befand sich in der Realität.

Sie wollte es nur nicht wahrhaben.

Sie wollte dieser Realität entkommen.

Sie wollte, dass dies hier nur ein Traum war.

 

Warum war sie das nicht?

Warum konnte nicht alles umgekehrt sein?

Warum konnten ihre Träume nicht ihre Realität sein?

 

Dann wäre all das nicht passiert!

 

Ein Schluchzen wich ihr über die Lippen.

 

„Sakura, hör mir zu“, Tsunade klang wirklich ernst, „Du kannst ihn aufhalten bevor es zu spät ist.“ „I-Ich?“, sie versuchte sich wieder zu fangen. „Ja. Du hast die Möglichkeit von diesem Ort zu fliehen“, die Haruno schüttelte den Kopf. „Sobald ich den Nebel hinter mir lasse sterbe ich Tsunade-Sama“, wimmerte sie, „Es gibt keine Möglichkeit Konoha zu retten. Wir sind hier gefangen, bis in alle Ewigkeit.“ „Da irrst du dich“, verwirrt sah die Siebzehnjährige sie an.

Tsunade deutete auf Itachis Kette.

„Du hast einen Gegenstand aus unserer Welt“, setzte die Blondine an, „Ein Gegenstand an dem Erinnerungen hängen. Ein Gegenstand durch den du eine Verbindung außerhalb dieses Nebels hast.“ „Wie meinen Sie das?“, die Haruno umfasste erneut die Kette. „Itachi hat sie dir gegeben nicht wahr?“, Sakura nickte. „Sie ist ein Geschenk gewesen. Seine Familie hat sie ihm geschenkt als er zum ANBU ernannt wurde, um ihren Stolz auszudrücken. Er hat sie seitdem immer getragen, weil seine Familie ihm alles bedeutet und nun ist der Gegenstand eines Lebenden, an dem seine Erinnerungen und Gefühle hängen in dieser toten Welt“, erklärte sie ihr, „Diese Kette wird es dir ermöglichen diesen Nebel zu verlassen. Sie wird stellt eine Art Talisman und eine Verbindung zu einem Lebenden dar.“ „Alles schön und gut, aber wie soll ich Akaya aufhalten? Ich habe noch nie gekämpft und bin kein Ninja“, die Skepsis war deutlich in Sakuras Stimme zu hören. „Du musst Itachi finden. Er kann und wird dir helfen“, sprach die Hokage.

 

Der Haruno fiel ein Stein vom Herzen.

 

Itachi lebte!

Er war am Leben!

Er war nicht tot!

Akaya hatte ihn nicht getötet!

 

Sakura hätte vor Freude weinen können so sehr freute sie sich.

 

Aber wo war er dann?

Wo, wenn nicht hier?

Wo hatte Akaya ihn hingebracht?

Wollte er vielleicht doch gegen Itachi kämpfen?

Wollte er ihn sich vielleicht noch aufheben?

Aber wofür?

 

Wenn Akaya ihn doch jetzt sofort tötete, hatte er das größte Problem beseitigt. Das alles machte nicht so wirklich sinn. Hätte er ihn schon getötet, könnte er Konoha sofort von der Karte wischen.

 

Warum tat er es nicht?

Es stand ihm doch nichts im Weg oder?

Er hatte doch die nötige Macht dazu, also wieso?

 

Nachdenklich blickte Sakura auf ihre Hände.

Wenn Itachi tatsächlich am Leben war, war er ihre einzige Chance. Nur er konnte es mit Akaya aufnehmen und Sakura würde alles daran setzen ihn zu befreien.

Egal war es war, sie würde es tun.

 

„Wo ist Itachi-San jetzt?“, ein Lächeln umspielte die Lippen Tsunades. „Hast du schon einmal von dem Hochsicherheitsgefängnis Houzukijou gehört?“, Sakura schüttelte den Kopf. „Es ist auch als Blutgefängnis bekannt und befindet sich in Kusagakure mitten auf dem Wasser“, die Haruno nickte, „Es wird nicht einfach, aber ich glaube daran, dass du ihn von diesem Ort befreien kannst.“ „Aber, wenn es doch mitten im Wasser liegt, wie soll ich es dann erreichen?“, hakte Sakura nach. „Bevor Akaya die Schriftrolle an sich nehmen konnte, konnte ich einiges in Erfahrung bringen. Sobald du diesen Nebel verlässt ist nur derjenige den du markiert hast in der Lage dich zu sehen“, Sakura riss ihre Augen auf und schüttelte ihren Kopf, „Beruhige dich, Sakura. Du wirst niemanden töten müssen.“ „Aber wie kann Itachi-San mich dann sehen?“, fragte sie verwirrt. „In eurem Fall kann diese Kette auch eine Markierung sein“, Sakura atmete auf. „Ich werde Sie nicht enttäuschen Tsunade-Sama“, sie hatte einen sicheren Blick aufgesetzt. „Das glaube ich dir Sakura“, lächelnd legte sie ihre Hand auf die Schulter der Rosahaarigen.

 

Sakura würde alles dafür tun Itachi zu retten.

Sie würde Tsunade nicht enttäuschen.

Sie würde zusammen mit Itachi Konoha retten.

Sie würden Tsunade und all die anderen Menschen von diesem Ort befreien.

 

Es war an der Zeit Akaya das Handwerk zu legen. Jemand wie er durfte nicht länger auf freiem Fuß sein. Er war es, der in dieses Hochsicherheitsgefängnis gehörte und nicht Itachi.

 

Der Uchiha verdiente die Freiheit.

Er war ein loyaler Ninja.

Er würde alles für Konoha und seine Familie tun.

 

Sakura hatte sich entschieden. Dieses Mal würde sie mehr als nur eine Ärztin sein. Sie würde Itachi befreien und das Ganze durchstehen.

 

Sie konnten es schaffen!

 

Zusammen waren sie stark und würden sich nicht unterkriegen lassen. Niemand konnte sie aufhalten. Sie würden alle retten und eine glückliche Zukunft haben. Alles würde wieder wie vorher sein.

Itachi würde wieder seinen Missionen nachgehen und Sakura konnte wieder ihrem Job als Ärztin nachgehen. Gemeinsam würden sie wieder in Konoha sein und ein glückliches Leben führen.

 

Ein Lächeln umspielte Sakuras Lippen.

 

Sie würde nicht aufgeben.

Sie würde Itachi retten.

Sie würden kämpfen.

Sie würden Akaya aufhalten.

Niemand würde sie aufhalten können.

 

Es war das erste Mal seit langem, dass sich alles zum Guten zu wenden schien. Das erste Mal nach so langer Zeit. Sakura konnte es gar nicht fassen.

 

„Jedoch…“, brach Tsunades Stimme auf einmal die Stille, „Kannst du nur bei Nacht fliehen.“ „Bei Nacht?“, die Hokage nickte. „Die Nacht ist der einzige Zeitpunkt in der Akaya diesen Ort nicht sehen hören kann“, erklärte sie. „Aber wird ihm mein Fehlen nicht auffallen?“, Tsunade schüttelte den Kopf. „Du musst dir keine Sorgen machen. Stell es dir so vor, dass dieses Jutsu ein System ist, welches jeden Tag neu geschrieben ist, aber es einige Schlupflöcher gibt durch die man entkommen kann“, setzte die Hokage an, „Es verschwinden immer wieder einige aus diesem Nebel, da sie jemanden markiert haben.“

Langsam nickte Sakura.

„Aber was ist mit der Nachtruhe?“, fragte Sakura nun. „Lass das mal meine Sorge sein und jetzt geh schlafen. Du wirst einige anstrengende Stunden vor dir haben“, die Haruno erhob sich und tat was ihr gesagt wurde.

 

Nun saß Tsunade alleine in diesem kahlen Wohnzimmer. Gedankenverloren sah sie aus dem Fenster.

Alles hing von Sakura und Itachi ab. Sie wusste, dass sie es schaffen konnten, dennoch machte sie sich Sorgen.

Könnte sie doch nur statt Sakura gehen.

 

Ein Seufzen wich ihr über die Lippen.

 

Wäre dieses Siegel nicht, was sie hier hielt, könnte sie sich um alles kümmern.

Doch nun hatte sie alles in die Hände ihrer Schülerin gelegt. Sie bereute es jetzt schon.

Sakura war so emotional und mit Sicherheit würde sie an ihre Grenzen stoßen, doch musste sie sich überwinden. Sie musste für einige Stunden wie ein Ninja handeln, etwas Anderes blieb ihr nicht übrig.

Tsunade wusste, dass diese Mission gegen die Prinzipien der Haruno sein würde. Sie wusste, dass sie ihr eine viel zu große Bürde aufgetragen hatte.

 

Aber was hätte sie denn tun sollen?

Die fünf Reiche untergehen lassen?

 

Bestimmt nicht!

Das kam nicht in die Tüte!

Einen Verrückten wie Akaya durfte man nicht an die Macht lassen!

 

Und wenn es ihr möglich wäre, dann würde sie doch selbst gehen.

Aber dieses Jutsu hielt sie hier gefangen.

Sie war eine Gefangene, wie Sakura. Sie konnte nicht einfach so von diesem Ort fliehen.

Aber Sakura konnte es und nun lag alles an ihr.

 

Sieg oder Niederlage?

Tod oder Leben?

Gefangenschaft oder Freiheit?

 

Alles hing von einer einfachen Ärztin und einem ANBU ab, aber Tsunade war sich sicher, dass sie es schaffen konnten.

 

Es war späte Nacht, als Tsunade sich von der Couch erhob. Sie zog alle Vorhänge zu und begab sich in das Schlafzimmer von Sakura.

Noch lag die Rosahaarige Seelenruhig in ihrem Bett, aber ab jetzt würde es beginnen. Ab jetzt lag es an ihr Konoha zu retten.

 

Die Hokage trat auf ihre Schülerin zu und legte ihre Hand auf ihren Oberarm. Sanft rüttelte sie an ihr.

 

„Sakura, du musst aufstehen.“

 

Schlaftrunken öffnete die Angesprochene ihre Augen. Müde blickte sie ihrer Lehrerin ins Gesicht und erhob sich. Sie fuhr sich durch ihr etwas zerzaustes Haar und schlug die Decke an Seite.

 

„Geh dich frisch machen, ich werde dir einige Sachen rauslegen.“

 

Die Haruno nickte und verschwand im Bad.

Die Hokage trat an den Schrank ihrer Schülerin und öffnete die Türen. Sie zog schwarze Leggins ein grünes Top und eine schwarze Jacke aus Stoff heraus. Bei den Schuhen entschied sie sich für braune, kniehohe Stiefel zum Schnüren. Sorgfältig legte sie alles auf das Bett Sakuras.

 

„Werde ich keinen Rucksack brauchen?“, ertönte die Stimme der Siebzehnjährigen. „Alles was du brauchst sind deine Fähigkeiten und die Kette“, Sakura nickte und zog sich an.

 

Als sie damit fertig war verließen sie das Haus.

Wie wild hämmerte Sakuras Herz gegen ihre Brust. Sie war wirklich aufgeregt. Sie würde nun das erste Mal auf Mission sein. Erneut umschloss sie mit ihrer Hand Itachis Kette. Sie schloss ihre Augen und atmete einmal tief durch.

 

Wie es Itachi wohl gerade ging?

 

Sakura machte sich wirklich Sorgen um den Uchiha. Sie hatte Angst, dass er in diesem Gefängnis nicht gut behandelt wurde.

Immerhin war der Neid und der Hass auf die Uchiha auch außerhalb Konohas sehr groß. Vor allem in Gefängnissen.

Itachi hatte mit Sicherheit einige in dieses und auch in andere Gefängnisse befördert. Er war doch ein gefundenes Fressen für die Leute dort.

 

Ein Seufzen entwich Sakuras Kehle.

 

Sie durfte sich jetzt nicht ablenken lassen.

Sie musste sich konzentrieren.

Sie musste positiv denken.

 

Itachi würde es schon soweit gut gehen…hoffentlich.

 

„Da wären wir“, drang Tsunades Stimme an ihr Ohr. „Tsunade-Sama?“, die Angesprochene drehte sich zu ihrer Schülerin, „Wie soll ich es überhaupt rechtzeitig nach Kusagakure schaffen?“ „Durch die Kette kannst du es schaffen dich zumindest in seine Nähe zu teleportieren. Sie ist eure Verbindung“, erklärte die Blondine.

 

Sakura nickte und warf einen Blick in den Nebel, welcher die Grenze zur anderen Seite bildete. Sie atmete einmal tief durch.

Hoffentlich hatte Tsunade Recht und ihr würde nichts passieren.

Noch einmal sah sie zu ihrer Lehrerin, ehe sie durch den Nebel schritt. Ihr blieb keine Zeit zum Zögern. Nicht eine Sekunde ließ sie die Kette los.

 

Als sie schließlich den Nebel hinter sich gelassen hatte, hielt sie ihre Augen geschlossen, doch nichts passierte. Sie konnte ohne Probleme atmen und nichts schnürte ihre die Luft ab.

Doch mit dem Verlassen des Nebels verlor ihr Körper rasant an Temperatur. Ihre Lippen färbten sich blau und ihre Haare wurden vom Ansatz bis in die Spitzen nass, so als wäre sie vor zehn Minuten aus der Dusche gestiegen. Sie sah aus, als wäre sie gerade ertrunken.

 

Das Rascheln der Bäume schlich sich an das Ohr der Haruno und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Eine sanfte Brise wehte ihr um die Nase und wirbelte ihr feuchtes Haar auf. Ihre Klamotten wehten mit dem Wind, welchen sie endlich wieder spüren konnte.

 

Nach so langer Zeit konnte sie endlich wieder die Natur spüren und für einen Moment fühlte sich nicht mehr wie eine Tote.  

 

Sie fühlte sich lebendigt.

Sie fühlte sich so, als wäre sie nie fort gewesen.

Sie fühlte sich wie früher.

 

Tief sog Sakura die Luft ein, so dass sie den Duft der Wiese vernehmen konnte. Seit langem strahlte die Rosahaarige wieder über das ganze Gesicht. Ihre Augen funkelten im Schein des Mondes, welchen sie geradewegs musterte.

 

Wie lange war es her gewesen, dass sie ihn gesehen hatte?

Wann hatte sie das letzte Mal die Sterne sehen können?

Wann hatte sie das letzte Mal dem Zirpen der Grillen lauschen können?

 

Sakura wusste es schon gar nicht mehr.

 

Sie hatte diese Geräusche vermisst.

Sie hatte diese Gerüche vermisst.

Sie hatte diese Gefühle vermisst.

 

Sakura fuhr sich durch ihr im Wind wehendes Haar. Die frische Brise verursachte eine angenehme Gänsehaut auf der Haut der Haruno. Für einige Minuten schloss sie ihre Augen. Sie wollte diesen Moment genießen.

Nie wieder in ihrem Leben wollte sie diese Situation missen. Sie wollte sich all das nicht mehr entgehen lassen. Sie würde darum kämpfen wieder wie früher Leben zu können.

 

Entschlossen öffnete sie ihre Augen.

Ihr blieb keine Zeit mehr. Sie musste Itachi retten. Die Zeit war gegen sie und mit jedem Moment, den sie hier verschwendete kam Konoha seinem Ende ein Stück näher.

Noch einmal blickte sie zurück in den Nebel. Sie durfte Tsunade und all die anderen nicht enttäuschen. Sie wendete dieser Welt nun den Rücken – hoffentlich für immer. Sie würde alles daran setzen nicht mehr zurück zu müssen. Einmal noch atmete die Siebzehnjährige tief durch, ehe sie dann loslief.

 

Tatsächlich.

 

Das Laufen fiel ihr nicht mehr so schwer wie früher. Sakura konnte problemlos die Geschwindigkeit halten und legte einen Zahn zu. Sie musste sich beeilen. Das Gras unter ihr wurde von kaum bemerkbaren Peitschen aus Wasser zerteilt je schneller sie wurde.

 

Hoffentlich würde sie Itachi rechtzeitig retten können.

Hoffentlich würden sie gemeinsam Akaya aufhalten.

Und hoffentlich würde alles wie früher werden.

 

Sakura war fest entschlossen, dass sie es schaffen konnte. Sie musste es schaffen, sonst waren Konoha und all die anderen Dörfer verloren. Alles hing von ihr und Itachi ab.

 

Sie mussten Akaya aufhalten.

Sie mussten ihre Familien retten.

Ihre Freunde.

Ihre Heimat.

 

Die Rosahaarige legte noch einen Zahn zu. Ihre Umgebung rauschte an ihr vorbei. Sie spürte ihre Beine nicht so schnell lief sie, jedoch machte sich nicht einmal der leiseste Hauch von Anstrengung in ihren Gliedern bemerkbar.

Früher hätte sie das bestimmt nicht geschafft. Eigentlich war sie nämlich eine ziemlich unsportliche Person, doch jetzt gerade machte ihr das alles nicht aus.

Anscheinend brachte dieses neue Körpergefühl auch Vorteile mit sich.

 

Der Ehrgeiz der Haruno wurde angekurbelt.

 

Ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen und sie wurde von Minute zu Minute selbstsicher. Sie rauschte durch den Wald hindurch und hatte ihn nach weniger Zeit verlassen. Sie lief durch Dörfer in denen die Straßen wie ausgestorben wirkten.

Nur schwach leuchteten die Laternen in der Dunkelheit auf und nur für einen Bruchteil einer Sekunde huschte ihr Schatten durch die Straßen, bis sie auch das letzte Dorf hinter sich gelassen hatte.

 

Sakura warf nicht einmal einen Blick zurück.

 

Sie durfte sich nicht ablenken lassen.

Sie musste so schnell wie möglich dieses Gefängnis erreichen.

Sie musste Itachi finden.

Sie musste ihn befreien.

Und was noch viel wichtiger war, sie mussten Konoha retten.

 

Aber konnten sie das überhaupt?

Wenn Akaya wirklich so stark war, wie Tsunade sagte, würde dann nicht auch Itachi an seine Grenzen stoßen?

 

Hoffentlich nicht.

 

Erst am Morgengrauen hatte Sakura die Küste erreicht. Ein kleiner Steg an dem ein Bot hielt war dort zu sehen. Einige Leute mit gefesselten Händen und einem Siegel auf ihrer Brust wurden auf dieses geführt.

 

Ein Gefangenentransport.

 

Mit Sicherheit wurden diese Leute nach Houzukijou gebracht.

Zumindest konnte Sakura davon ausgehen. Sie wagte es nämlich stark zu bezweifeln, dass hier noch ein weiteres Gefängnis in der Gegend war, welches sich mitten im Wasser befand.

 

Sakura atmete tief durch.

 

Hoffentlich hatte Tsunade Recht und sie konnte selbst bestimmen wer sie sehen konnte und wer nicht.

Falls dies aber nicht stimmte und Sakura entdeckt werden würde, würde das bestimmt Probleme geben. Sie durfte nicht entdeckt werden.

 

Wie sonst sollte sie zu diesem Gefängnis kommen, wenn nicht mit diesem Boot?

 

Sie hatte wirklich Glück, das gerade jetzt ein Transport von Gefangenen durchgeführt wurde, wer weiß wie lange sie sonst hätte warten müssen. Schließlich besaß sie kein Chakra mehr mit dem sie über das Wasser hätte laufen können.

 

So wie es aussah, war das Schicksal zur Abwechslung mal auf ihrer Seite.

 

Würde sich doch noch alles um Guten wenden, nach allem was geschehen war?

Nach diesem Alptraum?

Nach ihrem Tod?

Nach dem Angriff Akayas?

War das möglich?

 

Sakura glaubte daran.

 

Sie glaubte daran, dass alles wieder wie früher werden würde, auch wenn es im Moment nicht so rosig aussah.

Aber irgendwer musste schließlich daran glauben, dass Itachi und sie es schaffen konnten.

 

Entschlossen musterte Sakura das aus Holz bestehende Boot mit dem Mast, an dem sich die weißen Segel befanden. Sie musste sich nur unter die Leute mischen und hoffen, dass alles glatt laufen würde.

 

Sie machte einen Schritt nach vorne.

 

Ihr Herz hämmerte wie wild gegen ihre Brust. Sie war nervös und hatte Angst, dass sie vielleicht doch entdeckt werden könnte.

Kaum merklich schüttelte sie ihren Kopf. Sie durfte jetzt nicht an sich zweifeln. Sie musste positiv denken. Sakura zog die Kapuze ihrer Jacke über ihren Kopf.

Auch wenn das nicht wirklich etwas änderte, aber sie fühlte sich sicherer dadurch. Sie vergrub ihre Hände in ihren Jackentaschen und betrat den Steg.

Sie trat auf die Gefangenen und die Männer, welche diese keine Sekunde aus den Augen ließen zu. Sie musterte jeden einzelnen von ihnen, aber keiner schien sie zu bemerken.

Dennoch hielt sie angespannt ihren Atem an und griff wieder nach der Kette Itachis. Sie setzte einen Fuß auf das wackelige Holzbrett, welche hinauf zum Bot führte.

Als sie auch ihren zweiten Fuß aufsetzte knarrte das Brett laut auf und sie warf erschrocken einen Blick nach hinten.

 

Niemand bemerkte sie.

 

Ehrleichtert atmete sie auf und huschte auf das Bot. Sie sah sich um und kletterte den großen Mast hinauf und setzte sich schließlich auf den Träger der Segel.

Ihr nasses Haar wehte im Wind und sie starrte in die Ferne. Ein dichter Nebel schwebte über dem Meer, welches die Farbe eines kalten Graublaus angenommen hatte.

 

Es verstrichen einige Minuten, ehe das Schiff die Segel setzte und abfuhr.

Nicht ein Mann der Besatzung oder ein Gefangener hatten die Rosahaarige entdeckt, welche sehnsüchtig darauf wartete Itachi wieder zu sehen.

 

Aber konnte sie es schaffen?

Konnte sie ihn wirklich retten?

Oder würde sie kläglich scheitern?

Just one more second

Sakura wusste nicht wie lange es gedauert hatte, bis sie endlich eine Insel in der Ferne erblicken konnte, aber es war ihr vorgekommen wie eine Ewigkeit.

Den ganzen Weg über hatte sie nichts als dichten Nebel und trübes graublaues Wasser um sich herum gesehen. Die wohl beängstigendste Aussicht, die sich ihr jemals geboten hatte.

Aber was sich ihr nun bot war noch unheimlicher als der Nebel und das endlos finstere Meer.

 

Dunkle Felsen, welche sich unheimlich aus dem Meer nach dem Himmel streckten, kamen auf sie zu. Auf die Haruno wirkten sie wie riesige Klauen, die nach dem Himmelszelt greifen wollten, es aber niemals erreichen konnten. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.

Hinter ihnen konnte Sakura die Umrisse eines großen Gebäudes mit einem Turm zu erkennen, das von einer Mauer umringt war. Das musste es sein.

 

Houzukijou.

 

Sakuras Herz fing vor lauter Aufregung an wild gegen ihre Brust zu hämmern. Wieder einmal wanderte ihre Hand zu Itachis Kette. Sachte strich sie mit ihren Fingerspitzen über das Schmuckstück, so vorsichtig, als ob es jeden Moment in seine Einzelteile zerspringen könnte.

Mit jedem Meter den das Schiff voran kam war sie Itachi ein Stück näher.

 

Sie war ein Stück näher an seiner Befreiung.

Ein Stück näher an Konohas Rettung.

Ein Stück näher an ihrem alten Leben.

 

Sakura musste schlucken.

 

Ab jetzt gab es kein Zurück mehr.

Für Rückzieher war nun keine Zeit mehr.

Es gab nur noch die ungewisse Zukunft vor ihr.

 

Konnte sie Itachi befreien?

Konnte sie mit ihm von diesem Ort fliehen?

Würden sie rechtzeitig in Konoha ankommen?

Waren sie in der Lage Akaya aufzuhalten?

 

Hoffentlich.

 

Entschlossen blickte Sakura in die Ferne. Langsam kam sie der Insel auf der sich das so genannte Blutgefängnis befand näher. Mit jedem weiteren Stück schlug ihr Herz näher. Überwiegend natürlich vor Aufregung, aber auch vor Freude, da sie in geraumer Zeit Itachi wiedersehen würde.

 

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

 

Nachdem das Boot endlich angelegt und die Gefangenen von Board geführt wurden, machten sie sich auf den Weg.

Sakura lieg der Gruppe, in der sich nur Männer befanden gelassen hinterher. Ihr Blick schweifte wie immer umher.

 

Nicht nur auf dem Wassern, sondern auch auf dem Land hatte der dichte Nebel seinen bedrückenden Schleier ausgebreitet. Er hüllte alles in ein trübes grau, welches für eine drückende und angespannte Stimmung unter den Leuten hier sorgte. Selbst der Himmel hatte statt eines strahlenden Blaus die Farbe eines kühlen, dunklen Graus angenommen.

In Zweimeterabständen befanden sich rechts und links von dem Weg einige Bäume. Hinter ihnen erstreckten sich große mit Gras und roten Blumen bewachsene Felder.

Jedoch wirkten diese durch den Nebel eher abschreckend und endlos, so als ob sie einen jeden Moment verschlucken konnten.

 

Die passende Umgebung für ein Hochsicherheitsgefängnis.

 

Alles an diesem Teil Kusagakures wirkte abschreckend.

Nicht ein einladender Part war hier zu entdecken.

Nichts als verschlingende Leere.

 

Sakura konnte nur hoffen, dass sie so schnell wie möglich von diesem Ort wegkommen. Sie wollte nicht länger als nötig hier verbringen, was wohl auch an diesen beängstigenden Männern vor ihr lag.

 

Sie alle zogen entweder Gesichter wie sieben Tage Regenwetter oder musterten die Ninjas um sie herum, als ob sie ihnen am liebsten an die Kehle springen würden.

Wenn sie nicht gefesselt wären, würden sie es vermutlich auch tun.

 

Ob Itachi sich hier wohl auch so unwohl fühlte wie sie?

 

Mit Sicherheit.

Niemand wollte freiwillig an so einem Ort sein. Nicht einmal der emotionsloseste Ninja Konohas konnte sich hiermit abfinden, dessen war sich die Rosahaarige sicher.

Sie musste den Uchiha so schnell wie möglich von diesem Ort befreien, so lange noch etwas von ihm übrig war. Sakura hatte die Befürchtung, dass man hier auch den letzten Rest seiner Menschlichkeit einbüßen würde und sie wollte nicht, dass Itachi sich veränderte.

 

Sie wollte seine Art bewahren.

Seine Unbeholfenheit im normal sein.

Seine Disziplin.

Seine ausdruckslosen Gesichtszüge.

Einfach alles von ihm.

 

Als Sakura so an all die Momente mit dem kühlen Uchiha dachte schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen.

Auch wenn man es sich kaum vorstellen konnte, konnte man mit ihm eine Menge Spaß haben. Itachi war auf seine ganz eigene Art und Weise unterhaltend.

Die Haruno schmunzelte, als sie sich daran erinnerte wie der Dunkelhaarige versucht hatte normal zu sein. Sie mochte seine Eigenarten wirklich sehr.

 

Nach einiger Zeit des Laufens hatten Sakura und die Gefangenen mit den Soldaten ein riesiges Gebäude erreicht.

Sie traten die Stufen zu einer riesigen aus dunkelbraunem Holz bestehende Doppeltür zu. Auf dem Holz waren die Symbole der fünf Reiche abgebildet.

Das Symbol Kirigakures wurde beim Öffnen der Tür in zwei geteilt und die Gefangenen hinein begleitet.

 

Das Gebäude vor ihnen erstreckte sich in einem dunklen, fast schwarzen Grau in den Himmel. Es waren einige Steinstufen in einem hellen grau zu sehen, die in das Gebäude führten. Der Boden bestand aus demselben Material.

Auf ihm waren fünf weiße Kreise abgebildet. So wie es aussah dienten die Kreise als Markierung für die Gefangenen, da diese sich daraufstellten. Um sie herum standen einige Soldaten in grünen Uniformen mit Helmen und Schutzbrillen ausgestattet. In ihren Händen ruhten Gewehre.

Vor den gefesselten Gefangenen standen ebenfalls vier Soldaten und ein weiterer Mann. Dieser Mann trug eine rote Uniform mit einem schwarzen Umhang und braunen Stiefeln. Er hatte langes schwarzes Haar und blasse Haut. Seine Wangen waren eingefallen und seine Augen hatten die Farbe eines kühlen Blaugraus. Der Mann verzog nicht eine Miene.

 

Bei dem Anblick des Mannes lief es Sakura kalt den Rücken hinunter. Sie hatte nicht den Eindruck, dass es sich bei dieser Person um einen netten Menschen handelte. Mit Sicherheit würde die Haruno sich niemals einem solchen Menschen zeigen – ganz sicher.

Der Mann hatte etwas an sich, was ihr unheimlich erschien. Er wirkte unterkühlt, doch es war nicht die unterkühlte Art, die Sakura von den Uchihas kannte. Es war eine vollkommen andere Kälte, welche um einiges bedrohlicher wirkte. Mit diesem Mann sollte man sich wohl nicht anlegen.

Sakura hatte Angst. Sie wollte nicht länger als nötig in der Nähe dieses Mannes bleiben, auch wenn er sie nicht einmal sehen konnte. Sie konnte die Kälte, welche er ausstrahlte nicht ausstehen. Sie verursachte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend der Haruno.

 

Irgendetwas stimmte mit diesem Mann nicht.

 

Ob Itachi dasselbe wie sie dachte?

Ob er sich wohl genauso wie sie gefühlt hatte?

Hatte er auch dieses Gefühl gehabt, welches sie gerade hatte?

 

Vermutlich hätte er nicht genau dasselbe gedacht. Itachi hätte diese Situation selbstverständlich objektiv betrachtet und diesen Mann Stück für Stück analysiert. Er hätte jede Mimik und Geste gedeutet, um den Schwarzhaarigen zu durchschauen.

 

Ob Itachi das gelungen war?

Ob er diesen Mann durchschauen konnte?

 

Bestimmt.

Für Itachi war es ein Leichtes Menschen zu durchschauen. Für ihn waren sie alle offene Bücher, in denen er lesen konnte, wenn ihm danach war.

 

Was es mit diesem Mann wohl auf sich hatte?

 

Sakura riss sich nun aus ihren Gedanken indem sie ihren Kopf schüttelte. Ihr Blick schweifte durch ihre Umgebung. Sie hatte keine Zeit sich weiterhin mit diesem unheimlichen Mann zu beschäftigen. Sie musste Itachi so schnell wie möglich finden und von diesem Ort befreien. Sie musste mit ihm nach Konoha und Akaya aufhalten bevor es zu spät war.

 

Aber wo sollte sie anfangen?

 

Die Anlage war riesig und es gab hier mit Sicherheit mehr wie einen Gefangenen.

Itachi konnte überall sein und sie musste ihn unter hunderten von Leuten finden. Er war in einer dieser hundert Zellen, welche sich in diesem Gebäude vor ihr befanden.

 

Zum Glück für sie.

 

Itachi konnte sich nicht vom Fleck bewegen, was es ihr leichter machen sollte ihn zu finden. Itachi musste in seiner Zelle bleiben und sie würde ihn finden. Sein Nachteil würde ihr Vorteil sein.

Dennoch wusste Sakura nicht wo genau sie anfangen sollte. Sie konnte schlecht blindlinks draufloslaufen.

 

Aber was blieb ihr anderes übrig?

 

Sie konnte sich schlecht einer der Wachen zeigen und nach dem Weg zu Itachi fragen.

Die Wachen würden sofort Alarm schlagen, sobald sie einen Eindringling entdeckten. Sie würden Sakura gefangen nehmen oder sie dem Gebäude verweisen.

 

Das durfte sie nicht zulassen.

 

Sakura konnte sich keinen Rückschlag leisten. Sie hatte nur diesen einen Versuch Itachi zu finden und zu befreien.

Ansonsten war Konoha und somit ihre Chance auf ihr altes Leben verloren. Und das würde sie nicht zulassen.

 

Alles sollte wieder wie früher sein.

 

Itachi sollte wieder als ANBU auf Mission gehen.

Sie sollte wieder Überstunden im Krankenhaus schieben.

Ino sollte sich wieder beschweren, dass sie so früh geweckt wurde.

Naruto sollte sie wieder bitten mit ihr Ramen essen zu gehen.

 

Entschlossen fiel der Blick Sakuras auf das Gefängnis vor ihr.

Ihr blieb nichts Anderes übrig, sie musste auf ihr Glück hoffen und beten, dass sie Itachi so schnell wie eben möglich fand.

Sakura biss sich auf ihre Unterlippe und lief los. Sie lief an den Gefangenen, den Wachen und dem unheimlichen Mann vorbei. Sie ließ sie alle hinter sich und warf noch einmal einen Blick nach hinten, um sicherzugehen, dass sie auch niemand entdeckt hatte. Sie traute dieser Sache immer noch nicht zu hundert Prozent.

Aber sie musste feststellen, dass auch dieses Mal niemand von ihr Notiz genommen hatte.

Ehrleichtert atmete sie auf und begab sich ins Gebäude.

 

Auf ihrer Suche nach dem Uchiha huschte Sakura an vielen aus Holz bestehenden Zellen vorbei. Die Gänge durch welche sie rauschte waren dunkel und schienen endlos. Nur schwach wurde alles von kleinen Laternen beleuchtet, die aber auch nicht wirklich viel brachten.

Sakura warf in jede Zelle einen Blick, doch auch nach einer Stunde hatte sie Itachi nicht gefunden. Die Suche schien wohl noch etwas zu dauern.

 

Wo war er nur?

Wo sollte sie suchen?

Suchte sie wirklich an der richtigen Stelle?

 

Sakura beschleunigte ihren Schritt. Sie war schon am sprinten, doch ihr einziger Gedanke galt Itachi. Immer wieder hallte sein Name in ihrem Kopf wieder. Sie wollte ihn so schnell wie möglich finden.

Die Haruno kniff ihre Augen kurz zusammen und sah in jede Zelle, doch Itachi war in keiner von ihnen.

 

War er wirklich hier?

 

Zweifel machten sich in der Rosahaarigen breit.

Zweifel, die in diesem Moment nicht da sein durften.

Zweifel, die sie abschütteln musste.

 

Sakura schüttelte ihren Kopf und wurde immer schneller und im nächsten Moment befand sie sich an der frischen Luft.

Die Sonne blendete und es dauerte einige Minuten, bis die Siebzehnjährige etwas erkennen konnte.

 

Sakura stand auf der Mauer und vor ihr erstreckte sich eine riesige Fläche. Sie war dunkelgrau und auf ihr war eine dunkelrote Blume abgebildet.

Sakura vermutete, dass es sich bei dieser Blume um einen Lotus handelte, sicher war sie sich nicht.

 

Aber auch hier war niemand.

 

Die Fläche war wie leergefegt. Vermutlich durften sich hier die Gefangenen beim Ausgang befinden.

Aber da hier niemand war, hieß das auch, dass hier kein Itachi war.

 

Sakura umschloss wieder einmal Itachis Kette. Sie fing an zu verzweifeln und wusste nicht mehr weiter.

 

Wo konnte er nur sein?

 

Auf einmal spürte sie ein Rauschen in ihrer Hand.

Erschrocken ließ die Haruno die Kette los und musterte ihre Hand.

 

Was war das gewesen?

 

So etwas hatte Sakura zuletzt in einem OP gefühlt. Es fühlte sich an wie ein Chakrafluss einer anderen Person.

 

„Sie stellt eine Art Talisman und eine Verbindung zu einem Lebenden dar.“

 

Immer wieder hallten diese Worte Tsunades durch Sakuras Kopf, während sie weiterhin ihre Hand musterte.

 

War das etwa Itachis Chakrafluss gewesen?

Hatte Tsunade das mit Verbindung zu einem Lebenden gemeint?

Konnte sie so etwa Itachi finden?

 

Einen Versuch war es Wert.

 

Sakura konnte schlecht den ganzen Tag damit verplempern blind durch diese Anlage zu laufen, nur um eine einzige Person zu suchen.

 

Ihr lief die Zeit davon.

Wertvolle Zeit.

Zeit, die sie am Verschwenden war.

 

Sakura atmete einmal tief durch und schloss ihre Augen. Langsam wanderte sie mit ihrer Hand zu der Kette und strich mit ihren Fingerspitzen darüber, ehe sie diese vorsichtig umschloss. Sie konzentrierte sich auf das Schmuckstück und Itachi.

 

Da war es wieder!

 

Ein ruhiges Rauschen durchströmte sie. Erst ihre Hand und dann ihren gesamten Körper. Ein Lächeln umspielte die Lippen der Haruno.

 

Dieses Chakra würde sie immer wieder erkennen.

 

Es war definitiv das von Itachi, sie war sich ganz sicher.

Sie erinnerte sich an die OP, die sie gemeinsam gemeistert hatten, als wäre es gestern gewesen.

 

Itachi.

 

Er war ganz in der Nähe, das konnte sie spüren. Sie fühlte sein intensives, ruhiges Chakra. Es fühlte sich an, als würde er direkt neben ihr stehen und doch war sie an einem anderen Ort. Itachi war so nahe und doch eine gefühlte Ewigkeit entfernt.

 

Auf einmal spürte die Haruno wie sich Wasser von ihren Füßen aus in enormer Geschwindigkeit ihren Körper hinauf schlang, bis es sie schließlich komplett eingehüllt hatte. Sakura jedoch wehrte sich nicht und konzentrierte sich nur auf Itachi. Ihr Herz fing zu rasen an.

 

Endlich würde sie ihn wiedersehen.

 

Mit einem lauten Platschen, welches nur sie vernahm fiel das Wasser zu Boden.

Sakura fühlte, dass sich ihre Umgebung verändert hatte. Sie war nicht mehr an der frischen Luft.

 

Es wehte kein Wind mehr durch ihre Haare.

Das Rauschen des Meeres war verschwunden.

Das Zwitschern der Möwen war nicht mehr zu hören.

 

Sakura öffnete ihre Augen.

 

Sie musste sich erst noch an die Dunkelheit gewöhnen, welche sie umgab.

Doch als es so weit war konnte sie ihn endlich in diesem kleinen aus Stein bestehenden Raum sehen.

Ganz ruhig saß er dort mit geschlossenen Augen. Er hatte sich an die Wang gelehnt und hatte einen Schneidersitz eingenommen. Nur wenige Meter saß er entfernt von ihr und würde er nicht atmen, konnte man meinen, dass er eine wunderschöne Statue war.

 

Endlich sah sie ihn wieder.

Endlich hatte sie ihn gefunden.

Endlich konnte sie ihn befreien.

 

Sie würden diesen Ort hinter sich lassen und würden nach Hause gehen. Sie würden ihre Heimat retten und alles würde wie früher werden. Sie würden wieder ihre Leben zurückhaben und Itachi würde wieder zu ihr zu den Routineuntersuchungen kommen.

 

Sie würde Ino zuhören, wie sie sich über Shikamaru beschwerte.

Sie würde sogar mit Naruto Ramen essen gehen.

Sie würde ihre Eltern wiedersehen.

Sie würde wieder arbeiten können.

 

Vorfreude machte sich in der Haruno breit.

 

Sie und Itachi konnten es schaffen.

Sie konnten fliehen.

Sie konnten Konoha retten.

Sie konnten wieder ihre alten Leben leben.

 

Ob Itachi sich auch so freuen würde, wenn er sie sah?

Ob er auch so entschlossen wie sie sein würde?

Ob er sich freute, wenn sie ihm alles erzählte?

 

Bestimmt.

 

Er hatte die Chance seine Familie zu retten.

Seine Heimat.

Alles, was dem Uchiha etwas bedeutete.

 

Sakura kullerten die Tränen bereits über ihre Wangen und die Freude überkam sie. Sie lief auf Itachi zu und in diesem Moment öffnete er seine Augen.

Doch bevor er auch nur ansatzweise reagieren konnte war die Haruno ihm um den Hals gefallen.

Sie schmiegte ihre Wange an seinen Kopf und umschloss ihn. Ihr Griff hatte sich gefestigt und sie ließ ihre Tränen einfach nur noch auf Itachis Oberteil fallen.

 

„Sakura.“

 

Itachis Stimme hallte durch die kleine Zelle, die durch nur ein kleines Fenster erhellt wurde. Seine ruhige, ausdruckslose Stimme drang an ihr Ohr und klang wie Musik in ihren Ohren.

Ein angenehmer Schauer lief Sakura bei diesem Klang ihren Rücken hinunter und langsam löste sie die Umarmung, damit sie in Itachis Augen sehen konnte. Sie legte ihre Hände auf seine Wangen und lächelte ihm sanft zu, während ihr weiterhin die Tränen über die Wangen liefen. Wild hämmerte ihr Herz gegen ihre Brust.

 

Sie konnte gar nicht fassen, dass sie es tatsächlich geschafft hatte.

 

Sie hatte Itachi gefunden.

Sie hatte ganz alleine den Weg zu ihm gefunden.

Sie hatte nicht ein bisschen Hilfe gebraucht.

 

„Wie bist du hierhergekommen?“, Sakura wollte direkt drauf los erzählen, doch nicht ein Ton verließ ihre Kehle.

Erschrocken weiteten sich ihre Augen ein wenig und ihre Hand wanderte zu ihrem Hals.

„Du kannst nicht sprechen“, stellte Itachi fest.

 

Entschuldigend lächelte Sakura ihm zu und überlegte einen Moment in dem Itachi sie von oben bis unten musterte. Sie musste sich doch irgendwie mitteilen können.

 

Aber wie?

Und wieso konnte sie nicht sprechen?

Lag es daran, dass sie tot war?

 

Plötzlich strich Itachi durch ihr nasses Haar.

Ein wenig perplex musterte sie ihr gegenüber, dessen Blick immer wieder über sie schweifte.

 

„Du bist ganz nass“, stellte er fest, „Bist du etwa geschwommen?“

Sakura schüttelte den Kopf und deutete auf seine Kette.

„Was ist damit?“, die Haruno überlegte einen Moment und tippte schließlich mit ihrem Finger auf die Stelle an der sich Itachis Chakrazentrum befand. „Die Kette ist eine Verbindung zu meinem Chakra“, begeistert nickte Sakura. „Hast du mich so gefunden?“, ein erneutes Nicken. „Aber warum hast du mich gesucht?“, nachdenklich sah sich die Rosahaarige um und zeigte schließlich auf das kleine Fenster. „Ich komme hier nicht weg“, verwirrt hob Sakura ihre Augenbraue.

 

Langsam hob der Uchiha sein Oberteil an und gab den Blick auf einen Teil seines nackten Oberkörpers frei. Ein lilafarbenes Mal, welches sich über seinen ganzen Oberkörper erstreckte war zu sehen.

 

„Sobald ich auch nur eine winzige Menge meines Chakras freisetze, aktiviert sich dieses Siegel und wenn ich diesen Ort verlasse werde ich verbrennen.“

 

Ein Siegel, das Chakra bannen konnte?

Wie sollten sie es denn dann mit Akaya aufnehmen?

Wie sollte Sakura ihn dann befreien?

 

So würde sie nie ihr altes Leben zurückerhalten.

 

Was sollten sie denn nun machen?

Konoha einfach diesem Verbrecher überlassen?

Nichts tun?

Was blieb ihnen denn noch übrig?

 

Wieder benetzten Tränen die Augen der Rosahaarigen. Sie fing an zu weinen und ließ ihren Kopf gegen Itachis Brust sinken. Sie krallte sich in seinem Oberteil fest und schüttelte den Kopf.

 

Das konnte es doch nicht gewesen sein!

Sie konnte doch nicht so weit gekommen sein und das umsonst!

Das war nicht fair!

 

Sachte legte Itachi seine Hand auf den Rücken Sakuras. Sein ruhiger Blick ruhte auf ihrem Körper, der ein wenig zitterte dadurch, dass sie weinte. Er wusste, dass es schwer war, aber es gab kein Entkommen von diesem Ort. Er war ein Gefangener und musste akzeptieren, dass seine Heimat verloren war.

Auch ihm tat diese Tatsache in der Seele weh. Er würde seine Familie und seine Heimat verlieren. Er würde für den Rest seiner Tage an diesem trostlosen Ort verbringen und nirgendwo anders hinkönnen.

 

Und Sakura?

 

Sie musste zurück.

Sie konnte nicht hierbleiben.

Sie musste in ihre Welt zurück.

 

Itachi wollte sie von sich drücken, um ihre das mitzuteilen, doch dann löste sie selbst die Umarmung.

Entschlossen blickte Sakura ihm in die Augen und dann auf seinen Oberkörper, welcher schon wieder von seinem Oberteil eingehüllt war. Unsicher legte sie ihre Hand auf sein Chakrazentrum. Entschuldigend lächelte sie ihm zu.

 

Was hatte sie vor?

 

Auf einmal spürte er wie sein Chakra sich mit Sakura verband.

Sie atmete tief durch und auf einmal wurde ihm kalt. Es war eine merkwürdige Kälte die sich in seinem Körper ausbreitete, aber sie nahm den Platz seines Chakras ein.

Gefolgt von diesem kühlen Gefühl in seinem Inneren, breitete sich ein brennender Schmerz auf seiner Haut aus. Itachi keuchte auf, doch dann hörte er ein Zischen und Dampf trat von seinem Oberkörper aus.

 

Es verstrichen einige Minuten, bis die Kälte seinem Chakra wieder wich und Sakura die Hand von Itachis Körper nahm. Sie hob das Oberteil vorsichtig an und im nächsten Moment strahlte sie über das ganze Gesicht.

Auch Itachi warf nun einen Blick auf seinen Oberkörper und er musste zugeben, dass er wirklich beeindruckt war.

An den Stellen an denen zuvor noch das Siegel zu sehen war, waren nur noch leichte Rötungen. Sie brannten ein wenig, aber das Siegel war verschwunden. Vorsichtig konzentrierte Itachi Chakra in seiner Hand und tatsächlich.

 

Nichts passierte.

 

Nicht ein Hauch von Schmerzen durchfuhr seinen Körper.

Itachi erhob sich und reichte Sakura seine Hand, um ihr aufzuhelfen. Sanft umschloss er ihre Hand und sie blickten sich direkt in die Augen.

Noch nie war Itachi so froh gewesen die Haruno zu sehen. Noch nicht einmal, als er erfahren hatte, dass sie gar nicht tot war

 

Was würde er nur ohne sie machen?

 

Sie hatte ihm nun schon so oft aus der Patsche geholfen und verlangte nicht einmal etwas von ihm. Sie machte alles aus einer Selbstverständlichkeit heraus und das schon von Anfang an. Und nun hatte sie ihn erneut gerettet.

Sakura war stärker als sie aussah und besaß eine erstaunliche Persönlichkeit.  Sie versuchte alle mit ihrer Wärme anzustecken und auch wenn es nicht gleich beim ersten Mal klappte, versuchte sie es immer und immer wieder. Sie wünschte jedem nur das Beste, egal um wen es sich handelte und ob sie die Person kannte oder nicht.

 

Itachis Blick schweifte über das zierliche Mädchen vor ihm.

Sie sah ihm tief in die Augen und die Herzen der beiden rasten. Sie schlugen gegen ihre Brüste, als wollten sie ausbrechen, nur um zueinanderzufinden. Ein sanftes Lächeln fing an die Lippen Sakuras zu umspielen.

 

Sie hatte es geschafft.

 

Sie hatte Itachi von diesem Siegel befreit und nun würde ihrer Flucht nichts mehr im Weg stehen. Sie konnten von diesem grauenvollen Ort fliehen und ihre Heimat retten. Sie konnten sich endlich auf den Weg nach Konoha machen, um Akaya das Handwerk zu legen.

 

Nichts stand ihnen mehr im Weg.

Nichts konnte sie aufhalten.

Sie würden Akaya aufhalten.

Sie würden gewinnen.

 

Ihr Griff um Itachis Hand wurde fester und sie blickte entschlossen zum Fenster und wollte auf dieses zu laufen, doch Itachi hielt sie zurück. Verwirrt drehte Sakura sich zu ihm.

 

„Wir dürfen nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen.“

 

Itachi hatte Recht.

Würden sie die Wand aufsprengen, würde das für unnötigen Krach sorgen, welcher die Wachen und bestimmt auch diesen Mann zu ihnen locken.

Sie würden erneut Itachis Chakra versiegeln und sie mussten von vorne anfangen, nur, dass sie es dann noch schwerer als jetzt hatten.

 

Aber wie sollten sie entkommen ohne die Wand aufzusprengen?

 

Auch wenn sie nur die Tür aufbrachen, würde das für eine Menge Krach sorgen. Egal was sie tun würden, es würde Lärm verursachen.

Sie saßen in der Klemme und mussten sich schnell etwas einfallen lassen.

 

Aber was?

 

Sakuras Blick wanderte wieder zu dem Fenster, durch welches sie einen kleinen Teil des Himmels sehen konnte. Sie sehnte sich danach endlich wieder frei zu sein und etwas zu unternehmen. Sie wollte nicht länger nur herumsitzen und nichts tun.

 

Sie wollte Konoha retten.

Sie wollte Akaya aufhalten.

Sie wollte ihr altes Leben zurück.

 

Die Rosahaarige drehte sich wieder zu dem Uchiha, welcher sie ausdruckslos musterte.

Auch er schien zu überlegen wie sie flüchten konnten. Sein Blick ruhte auf ihren Händen, welche immer noch miteinander verschmolzen. Sanft strich er mit seinem Daumen über Sakuras Handrücken.

Ein wenig verzweifelt sah sie ihn an, ehe ihr Blick zu Boden sank.

 

Hatten sie wirklich eine Chance?

Gab es überhaupt einen Weg einer Zelle?

Konnten sie von dieser Insel flüchten?

 

Itachis Blick ruhte auf der Haruno. Er konnte sofort sagen, dass sich Zweifel in ihr breitgemacht hatten. Sein Blick wanderte zu der Tür und er überlegte einen Moment.

Es gab keine andere Möglichkeit. Sie konnten nicht entkommen, ohne nicht ein wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber sie konnten sich einen Vorsprung verschaffen.

 

Sein Griff um Sakuras Hand wurde fester.

 

Sie mussten fliehen.

Sie mussten entkommen und Konoha retten.

Sie mussten Konoha retten und von Akaya befreien.

 

Sakuras Blick richtete sich auf die Hände der beiden. Sie schweifte höher, bis sie Itachi schließlich in die Augen sehen konnten.

 

„Wir werden warten, bis mir mein Essen gebracht wird, dann können wir entkommen.“

 

Damit stand der Plan.

Itachi hatte eine Entscheidung gefällt, die unumstößlich war. Er würde mit Sakura von hier entkommen und seine Familie und seine Heimat retten, koste es was es wollte.

 

Ermutigend lächelte Sakura ihm zu.

 

Wie immer erwiderte Itachi diese sanfte Miene ausdruckslos.

Stattdessen zog er Sakura in die Ecke der Zelle hinter die Tür und wartete.

 

Erst als die Sonne dabei war unterzugehen und der Himmel sich orange färbte öffnete sich die Zellentür.

Ein Mann in Uniform betrat mit einem Tablet in der Hand den kleinen Raum und sah sich um. Noch bevor er sich umdrehen konnte hatte Itachi ihm einen Schlag gegen den Hinterkopf verpasst. Bewusstlos fiel die Wache zu Boden und Itachi schlich sich mit Sakura aus der Zelle.

Der Uchiha unterdrückte sein Chakra und sah sich auf dem Gang um. Niemand war zu sehen. Er nickte Sakura zu und lief auf den Korridor.

Die Rosahaarige folgte ihm und geräuschlos schlichen sie durch die Gänge, immer auf der Hut vor den Wachen.

 

Dennoch mussten sie sich beeilen.

 

Sobald die Wache in seiner Zelle wieder zu sich kam, würde sie Alarm geben. Sie würden Hunde loslassen, um den Uchiha aufzuspüren und das würde sie nur unnötig aufhalten. Das konnten sie sich in ihrer derzeitigen Lage nun wirklich nicht leisten.

 

Vorsichtig lehnte Itachi sich um die Ecke.

 

Zwei Wachen mit Gewehren in der Hand standen vor einer Doppeltür.

Sobald Itachi auch nur einen Schritt auf sie zu machen würde, würden sie schießen keine Frage.

 

Und wenn er sich hinter sie teleportierte?

 

Das würde Chakra in Anspruch nehmen und dann wusste man, dass sie entkommen waren. Angestrengt dachte er nach und nun warf auch Sakura einen Blick um die Ecke.

Sie verstand sein Problem und trat auf den Flur.

Der Schwarzhaarige wollte sie zurückziehen, doch Sakura schüttelte den Kopf und nun bemerkte Itachi, dass die Wachen noch nicht reagiert hatten.

Sakura konnte also nicht von ihnen gesehen werden. Sie musterte die Männer vor sich und im nächsten Moment schlugen zwei Peitschen aus Wasser sie gegen die Wand hinter sich und sie fielen bewusstlos zu Boden.

Itachi verließ sein Versteck und lief mit Sakura zu der Tür.

Wehmütig betrachtete die Haruno die beiden Männer, welche sie zuvor bewusst geschlagen hatte. Es tat ihr leid, was sie getan hatte, aber sie hatte keine andere Wahl gehabt.

 

„Sofort stehen bleiben!“

 

Itachi und Sakura drehten sich um.

Die Wache, welche Itachi in seiner Zelle beseitigt hatte, war also wieder zu sich gekommen. Sie lief auf die beiden zu, konnte jedoch nur Itachi sehen.

Ohne zu zögern öffnete Itachi die Tür und lief nach draußen, gefolgt von Sakura. Er sprang auf das Dach und warf einen Blick auf Sakura, welche immer noch unten stand.

Unsicher sah sie zu ihm herauf und drückte sich vom Boden ab. Und tatsächlich schaffte sie es neben dem Schwarzhaarigen auf dem Dach zu landen. Die beiden liefen los und im nächsten Moment ertönten die Sirenen um sie herum. Schnell sprangen sie von Dach zu Dach und über die Mauern der Anlage hinweg.

Die Wachen folgten ihnen, doch legten Itachi und Sakura von Sekunde zu Sekunde einen Zahn zu und ließen die Männer immer weiter hinter sich. Sie huschten an den Blumenfeldern vorbei, bis sie schließlich die Küste erreicht hatten.

Itachi sah sich um und trat schließlich auf das Wasser und drehte sich zu Sakura, welche den Kopf schüttelte.

Sie legte ihre Hand an die Stelle, wo ihr Chakrazentrum lag und schüttelte den Kopf.

 

Sie verfügte über kein Wasser.

 

Der Uchiha trat auf sie zu und wollte sie hochheben, doch sanft drückte sie ihn von sich weg.

Sie schüttelte den Kopf und deutete hinter sich.

Die Wachen näherten sich der Küste und würden sie schnappen, wenn sie jetzt nicht flüchteten.

Sakura drückte Itachi auf das Wasser und drehte ihm den Rücken zu. Sie fixierte die Männer, welche auf sie zugestürmt kamen. Sie musterte jeden einzelnen von ihnen und schloss ihre Augen. Sie atmete einmal tief durch und öffnete ihre Augen wieder entschlossen.

Eine riesige Menge an Wasser entstand aus dem Nichts vor ihr und preschte im nächsten Moment auf die Wachen zu. Das Wasser überschwemmte die Landschaft vor ihnen und trug die Männer hinfort.

Ruckartig drehte die Rosahaarige sich wieder auf Itachi zu. Sie lief auf ihn zu, drückte sich vom Boden ab und flog auf ihn zu.

Geschickt fing der Dunkelhaarige sie auf und lief los.

 

Sie hatten es geschafft.

Sie waren entkommen und konnten sich endlich auf den Weg nach Konoha machen.

Sie konnten sich bereit für den Kampf machen.

Nichts und niemand würde sie mehr aufhalten können.

 

 

Es war tiefste Nacht als sie die Grenzen des Feuerreiches erreicht hatten.

 

Sakura lief schon wieder neben Itachi her, welche zielsicher nach vorne blickte, doch auf einmal griff sie nach seinem Handgelenk und machte Halt.

Der Uchiha drehte sich zu ihr um.

 

„Was ist?“, Sakura legte ihre Hände zusammen und schmiegte sie an ihre Wange, während sie ihre Augen schloss. „Du hast Recht“, zufrieden lächelte die Rosahaarige ihm zu.

 

Itachi verließ mit der Haruno den Weg und setzte sich schließlich an einen Baum. Er lehnte sich dagegen und schloss seine Augen.

Sakura dagegen ließ sich in das weiche Gras fallen und sah hinauf in den Himmel. Sie musterte die Sterne.

Auch wenn sie wieder im Feuerreich war, sahen die Sterne hier doch anders aus als in Konoha. Sie lächelte und ließ einen zufriedenen Seufzer über ihre Lippen weichen.

Plötzlich legte Itachi sich neben sie und richtete ebenfalls seinen Blick in den Himmel.

Sakura drehte ihren Kopf und blickte erstaunt zu dem Uchiha.

Er jedoch sagte nichts und tat es ihr einfach gleich, was ein Lächeln ihrerseits verursachte.

Sie richtete ihren Blick wieder in den Himmel und beobachtete gemeinsam mit Itachi die Sterne. Nicht eine Sekunde lang verließ das Lächeln ihre Lippen.

 

Könnte sie die Zeit anhalten, würde sie es in genau diesem Moment tun. Sie wollte diese Situation festhalten und niemals vergessen.

Sie befand sich außerhalb Konohas und das Himmelszelt war ein anderes, als das, das sie kannte. Sie lag einfach da und neben ihr Itachi, welcher nichts sagte und einfach da war.

Er strahlte so viel Ruhe aus und schien ebenfalls diesen Moment ausnutzen zu wollen. Diesen ruhigen Moment vor dem Kampf.

 

Vielleicht würde es ihr letzter sein.

 

Vorsichtig und unsicher tastete Sakura nach Itachis Hand. Sanft umschloss sie diese und biss sich auf ihre Unterlippe.

Der Uchiha drehte seinen Kopf, damit er zu der Siebzehnjährigen blicken konnte. Im Schein der Sterne konnte er erkennen wie ein paar Tränen über ihre Wangen liefen.

Aber dieses Mal wollte er nichts dazu sagen. Er wollte keine Fragen stellen, die die Haruno unter Druck setzten und diesen Moment zerstörten.

Stattdessen richtete er seinen Blick wieder nach oben und festigte seinen Griff. Sanft strich er mit seinem Daumen über ihren Handrücken und versuchte sie so ein wenig zu beruhigen.

 

Sakura wollte nicht noch einmal sterben.

Sie wollte nicht, dass Itachi starb.

Sie wollte ihre Freunde wiedersehen.

Sie wollte ihr Leben zurück.

Sie wollte bei Itachi bleiben

 

Noch einmal warf Sakura einen Blick auf den Uchiha, welcher bereits eingeschlafen war und nicht mehr ihren Handrücken streichelte. Sie wollte diesen wunderschönen Anblick noch einmal auskosten und niemals wieder vergessen.

 

Sie wollte Itachi nicht verlieren.

 

Schließlich drehte die Rosahaarige sich auf die Seite, damit sie weiterhin den bildschönen Uchiha mustern konnte. Sie hatte seine Hand bereits losgelassen, damit sie ihren Kopf auf ihre Hände legen konnte, ehe sie schließlich einschlief.

 

Es war früher Morgen, als Itachi aufwachte.

Er sah sich um und musste feststellen, dass Sakura nicht mehr neben ihm lag. Er stand auf, damit er sich genauer umsehen konnte.

Weit und breit war keine Spur von ihr zu sehen.

Itachi wollte sich auf die Suche nach der Rosahaarigen machen, doch in genau diesem Moment tauchte sie mit einigen Äpfeln in ihren Armen auf.

Sanft lächelte sie dem Dunkelhaarigen zu und trat auf ihn zu. Sie hielt ihm die Äpfel hin und biss in einen hinein.

 

„Danke.“

 

Sie nickte ihm zu und fing ebenfalls an einen zu essen. Die beiden setzten sich wieder und frühstückten stillschweigend.

 

„Es tut mir ja wirklich leid euer kleines Frühstück zu stören“, ertönte eine ihnen bekannte Stimme hinter ihnen, „Aber einen flüchtigen Gefangenen und eine Tote gehören nun wirklich nicht hierher.“ „Shisui“, Itachi stand blitzschnell auf und musterte ihn kalt.

 

Sakura sah zwischen den beiden hin und her.

Irgendetwas zwischen den beiden stimmte nicht. Sie verhielten sich völlig kühl gegenüber dem anderen. Noch kühler, als sie es vorher taten.

Verwirrt sah sie hinauf zu Itachi.

 

„Itachi, mein Freund“, setzte Shisui an, „Mach es uns beiden nicht unnötig schwer und geh zurück nach Kusagakure.“ „Menschen, die ihre Familie, ihren Clan und ihre Heimat hintergehen sind nicht meine Freunde“, Itachi schloss seine Augen, „Du bist ein Verräter“, ein schneidender Ton, welcher einen kalten Schauer über Sakuras Körper laufen ließ, begleitete seine Stimme.

 

Itachi öffnete seine Augen und funkelte Shisui mit seinem Sharingan an.

 

Verräter?

Was war passiert?

Was hatte Shisui getan?

 

Sakura war sichtlich verwirrt und verstand nicht was hier vor sich ging.

Game over

~°~°~ Flashback ~°~°~

 

„Ich habe über das was Sakura mir erzählt hat nachgedacht und Nachforschungen angestellt.“

 

Itachi ging gerade mit seinem besten Freund durch den Wald. Nachdenklich ruhten seine Onyxe auf dem Weg vor ihnen.

Shisui wurde hellhörig und sah hinüber zu dem Uchiha.

 

Seitdem Itachi vor einer Woche von seiner Mission wieder zurückgekehrt war, dachte er nur noch über Sakura nach. Er wurde ungeduldig und verbrachte viel Zeit in den Archiven von Tsunade.

Wenn die Hokage davon Wind bekommen würde, würde sie ihn mit Sicherheit zu Brei verarbeiten wollen. Es war ihr Archiv, welches er ohne Erlaubnis betrat und durchsuchte.

Aber, dass Tsunade aus allem ein solches Geheimnis machte, passte ihm nicht. Sie würde mit Sicherheit auch nicht sonderlich erfreut darüber sein, dass der Uchiha ihren Befehl ignoriert und Shisui eingeweiht hatte.

 

Itachi wollte Antworten.

 

Er hatte ein Recht darauf und Sakura hatte gemeint, dass sie ihn sowieso schon in die Sache mit hineingezogen hatte. Er musste herausfinden was sie gemeint hatte und wer diese Gestalt gewesen war und wie sie am Leben sein konnte, wenn Sakura doch ihre Leiche gesehen hatte.

Aber in einer Sache war sich der Uchiha sicher: Das alles musste mit dieser Schriftrolle des Nebels zusammenhängen.

 

Aber was hatte sie damit zu tun?

Was hatte diese Gestalt mit der Schriftrolle zu tun?

Warum hatte sie Sakura verfolgt?

Und wer zum Teufel war sie?

 

Aber das lange suchen hatte sich gelohnt.

Itachi hatte endlich Antworten in einer Akte Tsunades gefunden, welche ziemlich alt war. Er hatte sich die wichtigsten Informationen notiert und sicher in seinem Zimmer verwahrt.

Jedoch brauchte er Hilfe. Hilfe, die er hoffentlich von Shisui bekam.

Innerlich musste Itachi über sich selbst lachen. Vor einigen Monaten wäre es ihm mit Sicherheit nicht mal ansatzweise in den Sinn gekommen die Regeln zu brechen, doch seitdem er Sakura getroffen hatte, hatte sich alles verändert.

 

Sie hatte ihn und sein Leben verändert.

 

Dass er das einmal zulassen würde, hätte er nicht gedacht. Und trotzdem ließ der Dunkelhaarige die Haruno an sich heran und in sein Leben eingreifen, ob jenes nun gut oder schlecht war hatte er noch nicht entschieden, aber er hatte da so ein Gefühl, welches er noch für sich behalten wollte.

 

„Und? Was ist dabei herausgekommen?“, riss Shisui ihn wieder aus seinen Gedanken. „In einer Akte von Tsunade wird von der Schriftrolle des Nebels und den Ninja, welcher sie entwickelt hat berichtet“, setzte Itachi an. „Ach…tatsächlich?“, Shisuis Stimme hatte einen nachdenklichen Ton angenommen, welcher von einem Schneidenden begleitet wurde. „Stimmt etwas nicht?“, hakte Itachi nach. „Nein, erzähl nur weiter“, sein bester Freund lächelte ihm zu. „Ein Mann namens Akaya Takeru hat die Schriftrolle des Nebels entwickelt, um die großen Dörfer verschwinden zu lassen“, fing Itachi an zu erzählen, „Er war ein angesehener ANBU Kirigakures, doch er wollte mehr. Er wollte über alle Reiche herrschen und alle Macht an sich reißen.“

 

Nachdenklich legte der Uchiha eine längere Pause ein.

 

„Er hatte zu Beginn an einigen kleineren Dörfern experimentiert und als er schließlich Konoha angreifen wollte, stellte Tsunade sich ihm in den Weg, zusammen mit den anderen Kage“, setzte er seine Erzählung fort, „Es war wohl ein langer Kampf gewesen und Akaya konnte dieser Schriftrolle nicht nur zum Verschwinden von Dörfern, sondern auch für andere Jutsus nutzen, aber letzten Endes tötete er sich selbst, indem er selbst ein Meer aus kochendem Wasser...“ „LÜGEN!“, unterbrach Shisui ihn auf einmal. „Lügen?“, Itachi verstand nicht ganz.

 

Warum sollten die Berichte in Tsunades Archiv nicht der Wahrheit entsprechen?

 

Nur einige Wenige hatten Zugriff auf die Akten der Hokage und dabei handelte es sich doch um die Ninja, denen sie am meisten vertraute. Es gab keinen Grund, weshalb auch nur ein einziger Bericht nicht korrekt ausgefüllt worden war.

 

Also wieso sagte Shisui so etwas?

Warum war er überzeugt davon, dass es sich um eine Lüge handelte?

Wusste Shisui etwas über die ganze Sache?

Und wenn ja, warum hatte er Itachi nichts davon erzählt?

 

Das alles ergab keinen Sinn.

Shisuis Verhalten ergab keinen Sinn.

Oder vielleicht doch.

 

Ihm war die Gestalt damals entkommen, aber was war, wenn er sie hatte entkommen lassen?

Wenn er diese Gestalt kannte?

Wenn er diese Akte kannte, weil er Akaya kannte?

Was war es, dass sein bester Freund wusste?

 

Itachi blieb stehen und musterte Shisui mit eindringlichem Blick.

Auch sein bester Freund war stehen geblieben und sah ihm nun verbittert direkt in die Augen. Neben der verbitterten Aura Shisuis, konnte Itachi auch eine ausgeprägte Kälte spüren. Eine Kälte die er Itachi gegenüber noch nie gezeigt hatte.

 

„Ist Akaya die Gestalt damals gewesen?“

 

Bevor Shisui die Frage des Uchihas beantworten konnte, ertönte ein Klatschen von Händen hinter ihm. Er drehte sich um und ein Mann mit Mantel und Katzenmaske trat hinter einem Baum hervor.

Die Gestalt trat neben Shisui und hörte schließlich mit dem Applaus auf. Sie sah Itachi direkt an, welcher bereits sein Sharingan aktiviert hatte.

Shisui machte nicht eine Anstalt zurückzuweichen oder sein Sharingan zu aktivieren. Er musterte lediglich seinen besten Freund, welcher sich für einen Kampf bereitgemacht hatte.

 

„Ich hatte mich schon gefragt, wann du es herausfinden würdest“, sprach der Mann hinter der Maske.

Itachi schien nichts dazu sagen zu wollen.

„Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?“, der Mann zog seine Handschuhe aus und ließ sie zu Boden fallen. „Was hast du vor?“, hakte Itachi nach.

Akaya zog seinen Mantel aus und ließ auch diesen zu Boden sinken.

„Mich rächen“, der Rotschopf zog seine Maske ein Stück zur Seite, so dass Itachi in sein grinsendes Gesicht blicken musste, „Ich werde Konoha und alle anderen Dörfer verschwinden lassen. Sie alle werden ein Leben wie Sakura führen müssen“, er machte eine Pause und ließ die Maske fallen, „In Gefangenschaft.“ „Du hast Sakura getötet“, die Stimme des Dunkelhaarigen wurde von einem schneidenden Unterton begleitet. „Das ist richtig“, Akaya grinste immer noch.

 

Itachi widerte dieses Grinsen an.

 

Wie konnte man über einen Mord grinsen?

Wie konnte man so unmenschlich sein?

Wie konnte man so versessen darauf sein an Macht zu kommen?

 

Der Uchiha besaß nicht ein Fünkchen Verständnis für dieses Verhalten. Es machte ihn wütend.

 

Was fiel Akaya ein?

Was fiel ihm ein sich an seiner Heimat zu vergreifen?

Was fiel ihm ein Sakura getötet zu haben und in diesen Nebel gebannt zu haben?

Was fiel ihm ein sie und all diese anderen Menschen gefangen zu halten?

 

Er war krank.

Von Grund auf krank.

Eine gestörte Person.

 

Etwas Anderes konnte Itachi dazu nicht sagen und er würde niemals zulassen, dass eine Person wie er an die Macht kommen würde. Er würde ihn aufhalten und ihn dazu zwingen Sakura und all die anderen freizulassen.

 

Itachi fixierte den Mann vor sich und wollte sich vom Boden abdrücken, um auf ihn zu zulaufen.

Doch mit einem Mal tauchte Shisui über ihm auf und drückte ihn zu Boden. Er hielt die Arme des Uchihas auf seinem Rücken fest und hatte auf diesen sein Bein mit seinem gesamten Gewicht verlagert.

Akaya kam auf die beiden zu und hockte sich vor Itachi. Er legte seinen Kopf schief und musterte den Schwarzhaarigen vor sich. Er lachte kurz belustigt auf.

 

„Itachi Uchiha“, grinsend griff er unter das Kinn des Angesprochenen und krallte sich in seine Wangen, „Du machst es mir ja nicht gerade schwer.“ „Warum hast die sie getötet?“, presste Itachi zwischen seinen Lippen hervor. „Warum?“, das Grinsen des Takerus wurde breiter. „Sie hat dir nichts getan. Sie hat niemandem etwas getan“, sprach der Dunkelhaarige.

 

Plötzlich lachte Akaya herzhaft auf.

 

„So ist das also…“

„Beantworte die Frage.“

„Nun gut…ich brauchte das Chakra einer Person, um wieder ein Lebender zu sein.“

„Warum ihres?“

„Ich bin mir sicher, dass es dir auch schon aufgefallen ist, aber Sakura verfügt über eine perfekte Chakrakonrolle. Eine Kontrolle, die ich mir so zu eigen machen konnte.“

 

In Itachi brodelte es vor Wut.

 

Er wollte Akaya das Handwerk legen, doch Shisui war zu stark.

Er konzentrierte Chakra in seinen Griff, um diesen zu verstärken. Er würde Itachi nicht entkommen lassen.

 

Aber warum tat er das alles?

Bedeutete Konoha ihm den gar nichts?

Und seine Familie?

Der Clan?

Was war damit?

 

Itachi schielte zu seinem besten Freund hoch. Sein Sharingan hatte er bereits aktiviert.

Shisui musterte seinen besten Freund mit kalter Miene. Ihn schien es nicht ansatzweise zu stören, dass er gerade sein Dorf und seinen Clan verriet.

Der Blick Itachis schweifte wieder zu Akaya, welcher immer noch sein Gesicht umklammerte.

Der Rothaarige grinste ihm immer noch an, was den Dunkelhaarigen nur noch wütender machte. Akaya schien dies zu bemerkten, weshalb er leicht lachen musste.

 

War das Ganze hier etwa nur ein Spiel für ihn oder warum belustigte ihn das hier?

Hatte er etwa Spaß an dieser Situation?

Hatte er Spaß daran die Leben hunderter Menschen zu zerstören?

 

Itachi konnte Akaya nicht durchschauen. Er verstand das Verhalten dieser gestörten Person einfach nicht.

Vielleicht lag es daran, dass der Uchiha noch nie einer Person wie ihm begegnet war. Er verstand das Handeln dieses Menschen einfach nicht und wollte es auch gar nicht erst.

 

„Jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht“, Akaya drehte seinen Kopf leicht hin und her. „Was ist mit Shisui? Was hat er mit dieser ganzen Sache zu tun?“, bohrte Itachi nun weiter nach. „Er wurde von Shizune über die wahre Geschichte informiert“, antwortete Akaya. „Die wahre Geschichte?“, nun endlich verschwand das Grinsen Akayas.

Der Rothaarige verzog sein Gesicht zu einer verbitterten Miene.

„Ich verfüge nicht einmal über das Wasserversteck, also kann ich unmöglich ein Meer aus kochendem Wasser entstanden lassen haben“, sprach er. „Was ist dann passiert?“, bohrte Itachi nach. „Die Mizukage. Sie hat diese siedende Brühe entstehen lassen und die anderen vier Kage haben mich im Eifer des Gefechtes in dieses Wasser gedrängt“, angewidert sah Akaya zu Boden, „Ich konnte mein Chakra nicht konzentrieren und stürzte in das Wasser. Die Kage selbst haben mich gekocht! Doch bevor ich endgültig starb versiegelte ich meinen Geist mithilfe der Schriftrolle in mein eigenes Gefängnis und wartete auf den Tag, an dem ich die Person mit dem für mich perfekten Chakra fand.“

 

Wut spiegelte sich in den Augen Akayas und es dauerte einige Minuten, bis er sich wieder beruhigt hatte.

 

„Was hat Shizune mit dir zu tun?“, brach Itachi die aufgekommene Stille. „Sie war damals dabei und hatte mitbekommen wie der Bericht gefälscht wurde. Sie hatte es anscheinend für nicht richtig empfunden und sich nach meinem Reich auf die Suche gemacht. Ich wusste nicht woher sie es wusste, aber sie hatte mich gefunden und wollte mir helfen“, erzählte der Takeru. „Und wie hat sie dir geholfen?“, Akaya fing wieder an zu grinsen, was Itachi misstrauisch machte. „Sie hat für mich nach dem perfekten Chakra gesucht und Sakura für mich ausgesucht“, mehr Wut machte sich in dem Uchiha breit. „Und Shisui?“, fragte er weiter. „Er sollte dich im Auge behalten und aus dem Weg räumen, falls es brenzlig wird“, dieser Satz war für den Dunkelhaarigen wie ein Schlag ins Gesicht.

 

Hätte Shisui ihn tatsächlich getötet?

Wie konnte er es übers Herz bringen seinen besten Freund zu verraten?

Seine Familie?

Seine Heimat?

Seinen Clan?

 

Noch nie zuvor war Itachi so dermaßen enttäuscht worden und er hätte auch niemals damit gerechnet, dass sein bester Freund Konoha verraten würde. Er hatte Shisui vertraut, aber dieser hatte sein Vertrauen schamlos ausgenutzt.

 

Wie konnte er das tun?

Wann hatte er angefangen Konoha zu verachten?

Wann hatte er sich dazu entschlossen seine Heimat zu verraten?

Und warum hatte Itachi nichts davon bemerkt?

 

Sie waren doch beste Freunde, also hätte er doch als erstes bemerken müssen, wenn Shisui etwas beschäftigte. Er hätte ahnen müssen, dass etwas nicht stimmte.

Aber Itachi hatte rein gar nichts bemerkt.

Shisui war die ganze Zeit vor seiner Nase gewesen und hatte sich dennoch wie immer verhalten. Er hatte seinem besten Freund einfach ins Gesicht lügen können, ohne auch nur einen Funkeln Reue zu empfinden.

 

Itachi konnte es einfach nicht fassen.

 

„Aber noch ist es nicht zu spät für dich“, erhob Akaya wieder seine Stimme. „Wie meinst du das?“, Itachi konnte sich einen misstrauischen Unterton nicht verkneifen. „Du kannst dich uns immer noch anschließen und die neue Welt, die ich schaffen werde mit uns gemeinsam betrachten“, begeistert funkelten Akayas Augen. „Niemals!“, entfuhr es dem Uchiha und der Blick seines Gegenübers verfinsterte sich. „Shisui!“, Akaya erhob sich und im nächsten Moment spürte Itachi einen Schlag auf seinem Hinterkopf und alles um ihn herum wurde schwarz.

 

~°~°~ Flashback Ende ~°~°~

 

Sakura konnte es nicht fassen.

 

Wie konnte Shisui das nur tun?

Wie konnte er seinen Clan und seine Heimat verraten?

Und Shizune?

Wie konnte Shizune ihr das nur angetan haben?

Warum verrieten sie beide ihre Freunde?

War es etwa am Ende Shizune, welche Tsunade überwältigt hatte, damit Akaya sie versiegeln konnte?

 

Sakura konnte das alles nicht verstehen. Sie hätte nicht ein einer Millionen Jahren daran gedacht, dass Shizune die Hokage, geschweige denn Konoha hintergehen würde.

 

Warum ging plötzlich alles kaputt?

Wie konnte es nur zu all dem kommen?

Warum musste all das ihnen passieren?

 

Tränen benetzten die Augen der Haruno und nur mit viel Mühe konnte sie diese zurückhalten. Sie wollte nicht akzeptieren, dass alles kaputtging. Sie wollte nicht, dass sich etwas in ihrem alten Leben änderte.

Und doch hatte sich alles durch den Verrat von zwei Personen geändert. Sie hatten Konoha in einen tiefen Abgrund gestoßen und wollten es vernichten.

 

Wie konnte es dazu kommen?

 

Sakuras Blick schweifte zu Itachi, welcher Shisui mit seinen schwarzen Augen fixiert hatte. Sie wendete ihren Kopf zur anderen Seite, damit sie auch den anderen Uchiha erblicken konnte.

Auch Shisui stand mit kaltem Blick seinem ehemals besten Freund gegenüber. Sein Blick wanderte zu Sakura und er musterte sie von oben bis unten.

Die Rosahaarige schluckte und wollte seinem Blick ausweichen, doch sie konnte nicht. Sie musste ihn ansehen, weil er sie aus seinem Sichtfeld nicht freigeben wollte, wobei sie sich sichtlich unwohl fühlte. Unsicher sah sie ihm in die Augen und umschloss die Kette Itachis.

Shisui folgte ihrem Griff, konnte das Schmuckstück jedoch nicht genau zwischen ihrer Faust erkennen.

 

„Wen hast du markiert?“, brach er die Stille.

Sakura schüttelte den Kopf, um verständlich zu machen, dass sie niemanden markiert hatte.

„Wie konntest du dann den Nebel verlassen?“, er wusste es also nicht.

„Antworte ihm nicht, Sakura“, Itachi stellte sich vor die Rosahaarige. „Ich werde meine Antworten auch so bekommen“, Shisui aktivierte sein Sharingan. „Sie wird dir nicht eine Frage beantworten“, Itachi funkelte sein Gegenüber wütend an. „Das werden wir ja noch sehen“, Sakura biss sich auf die Unterlippe.

 

Jeden Moment würde ein Kampf zwischen ihnen ausbrechen.

 

Was sollte sie nur tun?

Wie sollte sie Itachi unterstützen?

Konnte sie es überhaupt mit Shisui aufnehmen?

Oder wäre es besser sich aus dem Kampf rauszuhalten?

 

Nein, sie konnte Itachi nicht alleine diesen Kampf ausführen lassen. Sie war nicht hier, damit sie nur zusehen konnte. Sie war hier um Konoha zu retten, auch wenn das hieß, dass sie nun gegen jemanden kämpfen musste.

Auch wenn sie nicht erbaut davon war, sie wollte Itachi nicht im Stich lassen. Sie konnte sich vorstellen, dass es nicht leicht für ihn sein würde gegen Shisui zu kämpfen.

Schließlich waren die zwei einmal beste Freunde gewesen.

 

Aber was, wenn sie Itachi im Weg war?

Wenn sie nur ein Klotz am Bein war?

Sollte sie sich nicht doch lieber in Sicherheit begeben?

Aber konnte sie Itachi alleine lassen?

Sollte sie ihm nicht doch helfen?

 

Sie war so hin- und hergerissen.

 

Sie wusste nicht was sie tun sollte.

Sie wusste nicht ob sie gehen oder bleiben sollte.

Sie wusste nicht ob sie flüchten oder kämpfen sollte.

 

Unsicher sah sie zu Itachi, welcher bereit für den Kampf mit Shisui war. Sakura wünschte sich, dass auch sie in einem solchen Moment einen kühlen Kopf bewahren und entschlossen sein konnte.

Doch sie war alles andere als das und bewunderte Itachi für seine Entschlossenheit.

Der Dunkelhaarige war entschlossen alles zu tun, um Konoha und seine Familie zu beschützen, auch wenn das hieß, dass er gegen Shisui kämpfen musste.

Auf einmal griff Itachi in seine Tasche und warf ein Kunai vor Sakura in den Boden. Das dunkle Metall schimmerte im Licht der Morgensonne.

Sakuras Blick ruhte wie gebannt auf dem Metall vor ihr und beobachtete wie die Sonne reflektiert wurde. Sie atmete einmal tief durch, griff nach dem Kunai und erhob sich. Sie stellte sich mit der Waffe, welche sie unsicher vor ihrer Brust hielt neben Itachi und sah Shisui entgegen.

Das Sharingan Shisuis jagte ihr große Angst ein, doch sie konnte Itachi jetzt nicht alleine lassen.

Sie schluckte einmal und musste wirklich mit sich kämpfen nicht doch wegzulaufen. Sie hatte große Angst vor dem, was jetzt kommen würde.

 

„Sakura“, drang Itachis Stimme an ihr Ohr.

Unsicher sah sie zu dem Uchiha.

„Konzentrier dich. Dieses Mal darfst du nicht vor dich her träumen, hast du verstanden“, die Angesprochene sah zu Itachi und nickte. „Hör mir gut zu“, setzte er an, „Du wirst schon einmal vorgehen.“

Ihre Augen weiteten sich ein Stück.

 „Du musst Akaya finden und ihn aufhalten. Ich werde so schnell wie möglich hinterherkommen und jetzt verschwinde“, Sakura schluckte, doch sie wollte Itachi nicht widersprechen, weshalb sie sich umdrehte und lief.

„Das werde ich nicht zulassen“, Shisui warf Shuriken nach der Haruno, doch Itachi ging dazwischen und wehrte sie mit einem weiteren Kunai ab. „Ich bin dein Gegner, nicht sie“, Shisui musste grinsen. „Du hast Recht“, er nahm eine Kampfposition ein.

 

Sakura warf noch einmal einen Blick nach hinten, ehe sie schließlich im Schatten der Bäume verschwunden war.

Itachi fixierte Shisui mit seinem Sharingan, welcher es ihm gleichtat. Beide versuchten sich gegenseitig in einem Genjutsu zu fangen, weshalb sie nur ruhig dastanden. Den Shinobis perlte der Schweiß von der Stirn, da sie beide versuchten in das Bewusstsein des jeweils anderen zu dringen.

Einige Vögel stiegen wild flatternd aus den Baumkronen um sie herum hervor, als würden sie ahnen, dass es nicht mehr lange so ruhig bleiben würde. Sie flüchteten in den Himmel und flogen davon.

 

Als weder der eine, noch der andere es geschafft hatte den jeweils anderen in einem Genjutsu gefangen zu nehmen, verlor Shisui die Geduld. Er zückte das Schwert auf seinem Rücken und preschte auf Itachi zu.

Noch rechtzeitig schaffte Itachi es den Angriff mit seinem Kunai zu parieren. Er funkelte seinen ehemaligen besten Freund wütend an und drückte mit all seiner Kraft gegen das Schwert seines Gegenübers.

Auch Shisui wendete all seine Kraft gegen den Schwarzhaarigen, doch damit bezweckten sie nicht viel. Ihre Klingen rieben aufeinander und verursachten ein kratzendes Geräusch in ihren Ohren.

 

Schließlich war es Itachi, der nach einiger Zeit einen Satz zurück machte und Shuriken nach Shisui warf.

Dieser wehrte jedes einzelne mit seinem Schwert ab, was Itachi zu seinem Vorteil nutzte und sich hinter ihn teleportierte. Ruckartig drehte Shisui sich um und duckte sich unter der Klinge Itachis weg. Mit einem geschickten Tritt wollte der Dunkelhaarige dem Uchiha seine Beine wegziehen, doch dieser wich rechtzeitig zurück.

Wieder fixierten sich die beiden mit ihrem Sharingan und überlegten was ihr nächster Schritt sein sollte. Sie beide waren erstklassige ANBUs und keiner von ihnen würde so leicht zu besiegen sein.

Plötzlich stach Shisui sein Schwert in den Boden.

 

„Wollen wir dieses Theater nicht langsam sein lassen und richtig anfangen?“

 

Itachi warf sein Kunai in Richtung eines Baumes, wo es sich in die Rinde bohrte.

 

„Du hast Recht.“

 

 

Sakura hatte ein ungutes Gefühl dabei Itachi alleine zu lassen. Sie wollte ihm helfen, doch er hatte Recht.

Ihnen blieb nicht viel Zeit, um Konoha zu retten. Sie wussten nicht wann Akaya vor hatte zum entscheidenden Schlag ausholen würde, also mussten sie sich beeilen.

Es war die richtige Entscheidung gewesen Sakura vorzuschicken, dass wusste sie. Irgendjemand musste sich um Akaya kümmern.

Shisui war mit Sicherheit nur eine Ablenkung, damit sie Zeit schinden konnten.

Aber dann hatten sie nicht mit der Haruno gerechnet. Sie würde sich nicht so einfach unterkriegen lassen und für Itachi anfangen. Sie würde sich jede Mühe geben Akaya schon einmal zu schwächen, auch wenn sie nicht wusste wie genau sie das anstellen sollte. Sie musste es schaffen.

Itachi war mit Sicherheit von dem Kampf gegen Shisui geschwächt, wenn er zu ihr stoßen würde. Er kämpfte schließlich gegen ein Mitglied aus seinem Team und in seinem Team waren nur die besten Ninjas Konohas.

 

Was war eigentlich mit Sasuke?

Ihm musste doch aufgefallen sein, dass sein Bruder und die Hokage verschwunden waren oder nicht?

Oder hatte er etwa auch Konoha verraten?

Hatte er sich auch Akaya angeschlossen?

 

Hoffentlich nicht.

Itachi und sie konnten es unmöglich mit Shisui, Akaya, Sasuke und Shizune aufnehmen. Sie waren schließlich nur zu zweit und hatten es sich in den Kopf gesetzt alleine ein ganzes Dorf zu retten.

 

Wie sollten sie das überhaupt anstellen?

 

Dieser Plan klang unmöglich und doch waren sie schon so weit gekommen. Sie konnten so kurz vor ihrem Ziel unmöglich aufgeben. Sie mussten es jetzt durchziehen und Akaya aufhalten, koste es was es wollte.

Egal, was Sakura und Itachi auf sich nehmen mussten, sie würden es schaffen – sie mussten. Sie konnten sich keine Niederlage leisten, ansonsten war alles verloren. Alles hing von ihnen ab.

 

Das Leben tausender Menschen.

Die Freiheit der Tsunade.

Das alte Leben Sakuras.

Die Familie Itachis.

 

Sieg oder Niederlage, sie waren es die die Waage zum Kippen bringen würden, die Frage war nur in welche Richtung sie diese Kippen würden.

 

Die Haruno atmete tief durch und legte einen Zahn zu.

 

Gleich würde sie Konoha erreichen und dann musste sie Akaya finden. Wie sie das anstellen sollte wusste sie nicht, aber sie musste ihn um jeden Preis finden und aufhalten.

Entschlossen richtete sich ihr Blick nach vorne. Sie musste sich an Itachis Worte halten. Sie durfte sich nicht ablenken lassen und musste sich konzentrieren. Sie durfte nicht entdeckt werden.

Zwar war dies das kleinste Problem, welches sie hatten, da Sakura selbst bestimmen konnte, wer sie sehen konnte und wer nicht, aber wer wusste schon was Akaya alles auf Lager hatte.

Er war schließlich auch schon einmal in dieser Welt gewesen. Und er selbst war es, der sie geschaffen hatte mit all ihren Geheimnissen.

 

Sakura musste schlucken.

 

Gab es überhaupt einen Weg Akaya aufzuhalten?

Konnten sie es tatsächlich mit ihm aufnehmen?

Oder waren sie ihm gnadenlos ausgeliefert?

 

Bei Akaya handelte es sich um einen wirklich mächtigen Ninja. Er würde mit Sicherheit kein leichter Gegner sein und hatte einige Tricks auf Lager. Tricks von denen nur er wusste, die er zu seinem Vorteil nutzen konnte.

Außerdem war er wieder im Besitz seiner Schriftrolle, welche viele Geheimnisse mit sich brachte. Jutsus, die noch nicht einmal Tsunade gesehen hatte.

Akaya war wohl einer der gefährlichsten Gegner, denen man auf dem Schlachtfeld begegnen konnte und nun war Sakura auf der Suche nach ihm.

 

Völlig auf sich alleine gestellt.

Ohne jegliche Hilfe.

Itachi war nicht hier.

 

Aber er würde schon noch kommen. Er würde sie nicht alleine in diesen Kampf ziehen lassen und sich mit Sicherheit beeilen. Er würde Shisui besiegen und es mit ihr zusammen mit Akaya aufnehmen.

 

Sakura warf einen Blick über die Schulter nach hinten, doch sie war immer noch alleine. Sie konnte nirgendwo die Silhouette Itachis erkennen.

 

Wo war er nur?

Hatte er es vielleicht doch nicht geschafft?

Hatte Shisui ihn etwa doch besiegt?

 

Die Rosahaarige biss sich auf die Unterlippe.

Sie sollte positiv denken, aber sie konnte diese Gedanken nicht aus ihrem Kopf verbannen. Sie machte sich Sorgen um den Uchiha.

Wenn Itachi nicht langsam zu ihr stoßen würde, musste sie tatsächlich alleine gegen Akaya kämpfen und sie wusste nicht, ob sie dem tatsächlich gewachsen war.

Aber ihr blieb nichts Anderes übrig. Sie konnte nicht mehr umkehren, nur um Itachi entgegen zu laufen, das wäre eine Verschwendung kostbarer Zeit, welche im Moment das war, was sie am meisten brauchten.

 

Als Sakura schließlich die Tore Konohas erreicht hatte, stockte ihr der Atem.

 

Dichter Nebel stieg in die Luft und quoll aus den Toren hervor. Alles fiel in seine kalten, feuchten Griffe und hüllte das Dorf ein. Er kam von allen Seiten und drohte ganz Konoha zu verschlingen.

 

War sie etwa zu spät?

 

Sakura schluckte heftig und hastete schließlich durch die Tore.

Beim Betreten des Nebels trockneten ihre Haare im nu und ihre Körpertemperatur stieg wieder, was ihr verriet, das Konoha drohte zu einer Welt der Toten zu werden.

Sie rauschte durch die Straßen an allen Gebäuden vorbei. Sie drückte sich vom Boden ab und sprang auf ein Dach.

 

Sie musste herauszufinden woher der Nebel kam.

Sie musste Akaya finden und ihn aufhalten.

Sie musste sich beeilen.

 

Ihr Blick schweifte durch ihre Umgebung, doch sie konnte nichts erkennen. Sie sah nicht woher der ganze Nebel kam.

Aber noch schien Konoha nicht ganz verloren zu sein. Noch hatte sich kein Tempel gebildet.

Wieder einmal umschloss sie die Kette Itachis und dachte nach. Sie sah sich um und fing an zu verzweifeln.

 

Was sollte sie nur tun?

Wie sollte sie Konoha rechtzeitig retten?

Wie sollte sie Akaya in diesem dichten Nebel finden?

 

Die Haruno nagte an ihrer Unterlippe.

 

Ihr musste schnell etwas einfallen.

Sie durfte sich nicht zu viel Zeit lassen.

Sie musste Akaya finden.

 

Wo war nur Itachi?

Warum brauchte er so lange?

Wieso kam er ihr nicht endlich zur Hilfe?

 

Sie schaffte das nicht alleine.

 

Wie denn auch?

Wie sollte sie es alleine mit Akaya aufnehmen?

Wie sollte sie ohne den Uchiha vorankommen?

 

Von Sekunde zu Sekunde steigerte sich die Panik in ihrem Inneren. Sie wusste nicht weiter und wo sie anfangen sollte.

Schließlich hatte sie noch nie so etwas alleine gemacht.

 

Auf der Mission hatte Akaya ihr geholfen.

In dieser Nacht hatte Akaya ihr geholfen.

 

„Sakura?“

 

Erschrocken drehte sich die Angesprochene um. Sie blickte direkt in die schwarzen Augen Sasukes, welcher mit kalter Miene vor ihm stand. Sie lief auf ihn zu und umklammerte seine Arme.

 

„Sasuke-San!“, setzte sie an, „Sie müssen sofort aus diesem Nebel raus!“ „Warum?“, hakte er nach. „Sie werden sterben, wenn Sie ihn nicht verlassen! Bitte gehen Sie!“, flehte sie ihn an. „Wie kann es überhaupt sein, dass du lebst?“, fragte er nun. „Wir haben keine Zeit für Erklärungen!“, entfuhr es ihr. „Was machst du hier?“, er dachte nicht daran sich von einer Ärztin Befehle erteilen zu lassen. „Sasuke-San!“, fuhr sie ihn an, „Ich weiß, dass Sie sich von mir keine Befehle erteilen lassen wollen, aber dieses Mal sollten Sie auf mich hören oder wollen Sie Itachi-San nicht wiedersehen?“ „Itachi? Wo ist er?“, ein Hauch von Besorgnis schwang in seiner Stimme. „Außerhalb des Dorfes. Er kämpft gegen Shisui“, erzählte sie. „Shisui?“, hatte er denn nichts mitbekommen?

Sakura entwich ein Seufzen.

„Uns bleibt keine Zeit. Woher kommt dieser Nebel?“, wechselte sie nun das Thema. „Vom Turm des Hokage aus, aber ich kann mit meinem Sharingan nichts erkennen“, berichtete der Schwarzhaarige. „Das müssen Sie nicht. Verlassen Sie das Dorf und versuchen so viele Leute wie möglich zu retten, bevor der Nebel alles eingehüllt hat“, Sasuke nickte und machte sich auf den Weg zu den ersten Häusern.

 

Sakura drehte sich um und sprang von Dach zu Dach.

 

Sasuke hatte sich also doch nicht Akaya angeschlossen, aber wie kam es, dass er nichts mitbekommen hatte?

War er denn nicht auf der Suche nach Itachi gewesen?

Oder nach Tsunade?

War niemandem außer Itachi etwas aufgefallen?

 

Kaum merklich schüttelte die Haruno ihren Kopf.

 

Sie hatte keine Zeit dafür.

Sie musste sich konzentrieren.

Sie musste sich beeilen und den Turm des Hokage erreichen.

 

Gleich würde sie Akaya gegenüberstehen und musste es ganz alleine mit ihm auf sich nehmen. Sie hatte wirklich große Angst vor diesem Kampf, aber sie konnte jetzt keinen Rückzieher machen. Sie musste auf ihrem Weg bleiben und ihn aufhalten.

 

Sakura warf einen Blick auf das Kunai in ihrer Hand. Sie konzentrierte sich auf dieses und hüllte es in Wasser ein, wodurch es in ihrer Hand verschwand und nur sie es fühlen konnte. Sie konnte es als Geheimwaffe benutzen, falls ihr jemand zu nahekam.

Sie atmete tief durch und beschleunigte ihren Schritt. In der Ferne konnte sie bereits die Umrisse des Hokageturms erkennen.

 

Sie konnte es schaffen.

 

Als der Turm schließlich direkt vor ihr war machte sie einen großen Sprung auf ihn zu. In der Luft um sie herum bildeten sich bereits einige Peitschen aus Wasser und sie landete auf dem Dach des Gebäudes.

 

Vor ihr hockte Akaya und neben ihm stand niemand geringeres als Shizune. Vor den beiden lag eine ausgerollte Schriftrolle auf welche Akaya seine Handfläche gelegt hatte.

Mit entschlossenem Blick musterte Sakura die Rücken der beiden Personen und ließ ihre Peitschen aus Wasser auf sie zu preschen.

Doch als das Wasser auf die beiden aufprallte lösten sie sich in Luft auf.

 

Doppelgänger?

Aber wo war dann der echte Akaya?

Hatte Sasuke sie etwa belogen?

Hatte er sich doch Akaya angeschlossen?

War auch er ein Verräter?

Wusste er deswegen nicht wo Itachi war?

Weil Shisui ihm nichts gesagt hatte?

Weil er wusste, dass sein Bruder aus dem Gefängnis entkommen war?

 

Angst machte sich in der Rosahaarigen breit.

 

Sie wusste nicht was sie tun sollte.

Sie wusste nicht wo Akaya war.

Sie wusste nicht wie es Itachi ging.

Sie wusste nicht wem sie trauen konnte und wem nicht.

Sie wusste rein gar nichts mehr.

 

Sie wollte, dass das alles endlich aufhörte und Itachi zu ihr kam. Sie wollte mit ihm gemeinsam Akaya aufhalten und Konoha retten.

Aber sie hatte keine Ahnung wie sie das anstellen sollte, wenn Konoha schon halb dabei war sich in eine Welt der Toten zu verwandeln.

 

Alles schien verloren zu sein.

 

Vielleicht hatte sie sich doch zu viele Hoffnungen gemacht und sie konnte Konoha gar nicht retten. Wohlmöglich sollte sie gar nicht ihr altes Leben zurückerlangen und zusehen wie ihre Heimat dabei war zerstört zu werden.

Vielleicht war es ihre Bestimmung zu verlieren und zuzusehen wie ihre Freunde sterben mussten.

 

Tränen benetzten ihre Augen.

 

Warum?

War etwa alles umsonst gewesen?

War sie wirklich so weit gekommen, nur um zu verlieren?

 

Das war nicht fair!

 

Sie wollte nicht verlieren!

Sie wollte gewinnen!

Sie wollte ihr altes Leben zurück!

 

„Hast du wirklich geglaubt...“, drang eine ihr bekannte Stimme an ihr Ohr, „…dass du mich so leicht aufhalten kannst?“ „Akaya“, Sakura hob das Kunai, welches nur sie sehen konnte vor ihre Brust. „Du bist ein wirklich naives Mädchen“, Sakura lief es kalt den Rücken hinunter.

Sie wollte sich umdrehen, doch sie konnte sich nicht bewegen

„Was zum…“, belustigt lachte Akaya auf. „Das erinnert mich an alte Zeiten“, er machte eine kleine Pause, „Dich auch?“ „Das Feuer“, sie schielte nach hinten, konnte den Rothaarigen aber nur ein wenig sehen. „Genau. Ein wundervoller Moment“, Akaya wich ein zufriedenes Seufzen über die Lippen, „Wie ein Phönix aus der Asche bin ich wieder auferstanden und das nur dank dir.“

Er hauchte Sakura einen Kuss auf die Wange.

„Aber jetzt ist es denke ich an der Zeit Abschied zu nehmen, findest du nicht auch?“, Akayas Stimme hatte einen bedrohlichen Unterton angenommen. „W-Was hast du vor?“, stotterte sie. „Was glaubst du denn, was ich vorhabe?“, fragte er. „M-Mich töten?“, der Rotschopf lachte kurz. „Richtig“, Angst machte sich in der Haruno breit.

 

Was sollte sie nur tun?

Wo war Itachi?

Warum kam er nicht endlich?

War ihm etwa etwas zugestoßen?

Hatte Shisui ihn besiegt?

 

„Du zitterst ja“, stellte Akaya belustigt fest. „Itachi-San wird dich aufhalten“, eine Menge Unsicherheit schwang in ihrer Stimme, doch sie glaubte an den Uchiha.

Er musste es schaffen.

„Da wäre ich mir nicht so sicher“, Akaya grinste. „I-Ich bin mir aber sicher“, der Körper der Haruno verspannte sich. „Ach…bist du das?“, hakte der Takeru nach. „Ja“, sie versuchte ihre Stimme zu festigen, was ihr nicht wirklich gelang. „Und warum höre ich dann die Angst in deiner Stimme und fühle die Panik, die sich in dir breitmacht?“, Angstschweiß bildete sich auf Sakuras Stirn. „Du bist wirklich erbärmlich“, Akaya legte seinen Kopf auf ihr Kinn und sprach gelangweilt: „Shizune.“

 

Die Dunkelhaarige Kunoichi tauchte vor ihnen auf. In ihrer rechten Hand hielt sie eine Nadel, welche sie vor ihr Gesicht hob. Sie fixierte Sakura mit ihren schwarzen Augen, welche sie kalt ansahen und im nächsten Moment lief sie mit enormer Geschwindigkeit auf Sakura zu.

 

„SHIZUNE! NICHT!“

 

Doch es war schon zu spät.

Gerade als die Angesprochene der Haruno ihre Nadel in den Hals rammen wollte, bohrte sich schon das Kunai, welches Sakura die ganze Zeit über in ihrer Hand gehalten hatte. Das Wasser, welches die Waffe bis dahin umgeben hatte platschte zu Boden und im selben Moment spuckte Shizune der Rosahaarigen eine Ladung Blut ins Gesicht.

Sakuras Augen weiteten sich und sie fühlte wie das Blut ihr Gesicht hinunter perlte. Ein Schauer jagte über ihren Rücken und der Haruno wurde schlecht vor Schock. Sie musterte Shizune, deren Augen sich nach oben rollten und schließlich fiel sie zu Boden. Tränen sammelten sich in Sakuras Augen und rannen über ihre Wangen, um sich dann mit dem Blut in ihrem Gesicht zu vermischen.

 

Sie hatte jemanden umgebracht.

Sie hatte Shizune getötet.

Sie hatte ihr das Leben genommen.

 

Wie konnte es nur so weit kommen?

Sie war doch Ärztin, wie konnte sie da jemanden töten?

Ihre Aufgabe war es doch den Menschen zu helfen oder nicht?

 

Und jetzt hatte sie jemanden getötet.

Statt Shizune umzustimmen hatte sich Sakuras Kunai in ihre Brust gerammt und sie getötet. Und nun lag der leblose Körper der Dunkelhaarigen vor ihr.

 

Sakura konnte sich ein Schluchzen nicht verkneifen.

 

Sie wollte doch nie jemanden töten.

Sie wollte niemals das Blut eines anderen an ihren Händen haben.

Sie wollte nicht wie ein Ninja sein.

 

Und nun?

 

Nun hatte sie gegen ihre eigenen Prinzipien verstoßen.

Sie hatte eine Waffe an sich genommen und jemanden getötet.

Sie hatte nicht anders als ein Ninja ohne Gefühle gehandelt.

 

War sie wirklich besser als diese Menschen?

 

Mit hoher Wahrscheinlichkeit war sie das nicht.

Sie hatte sich vorgenommen Akaya zu besiegen. Sie hatte genau wie ein Ninja gedacht und gehandelt.

So wollte sie niemals sein.

 

Niemals!

 

Sie wollte den Menschen helfen.

Sie wollte Leben retten, nicht nehmen.

Sie wollte kein Ninja sein.

Sie wollte Ärztin sein.

 

Aber was war sie nun?

Ärztin oder Ninja?

Oder doch nur eine Tote?

Konnten Tote überhaupt irgendetwas sein?

 

Sakura wusste es nicht.

 

„Ist das etwa ein Kunai?“, Akaya griff nach der Waffe, „Wolltest du mich damit etwa töten?“

Sakura gab keinen Ton von sich.

„Sakura-Chan?“, Akaya hielt ihr das Kunai an die Kehle, „Anscheinend muss ich die Sache wohl wieder einmal selbst in die Hand nehmen“

 

Sakura schluckte und rechnete damit, dass ihr im nächsten Moment die Kehle durchgeschnitten wurde.

Doch plötzlich tauchte Shisui vor ihnen auf.

Vor ihm kniete Itachi, welcher schwer atmete. Es fiel ihm schwer sich noch auf den Beinen zu halten und aus diesem Grund fiel er auch im nächsten Moment nach vorne. Langsam drehte er seinen Kopf zu Sakura und formte mit seinen Lippen eine Entschuldigung.

Ihre Augen weiteten sich noch ein Stück. Geschockt sah sie zu dem Dunkelhaarigen, der schwer atmend am Boden lag.

 

Das konnte nicht sein.

 

Wie konnte das passieren?

Warum waren sie am Verlieren?

Konnten sie etwa doch nicht gewinnen?

 

Aber Tsunade meinte doch, dass sie es schaffen konnten.

 

Sie hatte gesagt, dass sie und Itachi gewinnen konnten.

Sie hatte gesagt, dass sie Akaya aufhalten konnten.

Sie hatte gesagt, dass es eine Möglichkeit gab zu gewinnen.

 

Aber wo war diese Möglichkeit jetzt?

 

„Das wird ja immer besser!“, Akayas Stimme hatte einen begeisterten Ton angenommen. „Siehst du das Sakura-Chan? Itachi hat verloren und wird sterben“, die Augen der Angesprochenen weiteten sich noch ein Stück.

Jedoch brachte sie immer noch keinen Ton von sich.

„Och Sakura-Chan…jetzt sag doch etwas“, er strich mit dem Kunai sachte über ihre weiche Haut, doch sie konnte nicht.

 

Sie war geschockt von dem Anblick Itachis. Sie sah zu wie sein Atem flacher und seine Augenlider schwerer wurden und sie konnte rein gar nichts tun. Sie konnte sich nicht bewegen und musste zusehen wie das Leben langsam seinen Körper verließ.

Plötzlich spürte sie ein Pochen in ihrem Inneren. Sie wusste nicht was es war, doch eine Welle von Emotionen durchströmte ihren Körper.

 

Wut.

Trauer.

Angst.

 

Sie kniff ihre Augen zu und im nächsten Moment schrie sie aus Leibeskräften. Wasser strömte aus ihrem Rücken und ihrer Umgebung. Es formte sich zu Speeren und durchbohrte alles um sie herum.

 

Den Turm der Hokage.

Die Schriftrolle des Nebels.

Shizunes Leiche.

Akaya.

Shisui.

Einfach alles und jeden.

 

Nichts konnte ihren Fängen entkommen.

We made it

 

Schwer fiel Sakura zu Boden und das Wasser um sie herum verlor seine Form. Die eben noch dagewesenen Speere aus Wasser fielen mit einem lauten Platschen zu Boden und bedeckten den Boden mit einigen Pfützen.

Ausgestreckt und taub lag Sakuras Arm vor ihr. Ihr Gesicht richtete sich zum Boden und das Atmen fiel ihr schwer.

Ihr gesamter Körper kam ihr vor wie ein nicht tragbares Gewicht. Sie fühlte sich, als hätte man ihren Körper mit Zement gefüllt. Sie konnte nicht ein Glied ihres Körpers spüren.

 

Hatte sie es geschafft?

Hatte sie Akaya besiegt?

Hatte sie Itachi gerettet?

 

Sakura kniff ihre Augen zusammen. Sie wollte ihren Kopf drehen, damit sie sich umsehen konnte, doch es wollte ihr nicht gelingen. Sie konnte nichts als die Taubheit in ihrem Körper wahrnehmen. Nicht einen Millimeter konnte sie sich bewegen.

 

Was war denn jetzt geschehen?

Was war mit Itachi?

Was war mit Konoha?

 

Die Haruno versuchte Gefühl für ihren Körper zu bekommen, doch sie fühlte nichts als die Schwere.

Wenn sie es doch nur schaffen würde sich zu bewegen. Und wenn es nur der Kopf wäre, dass würde ihr reichen. Sie wollte wissen was passiert war und ob sie es geschafft hatten. Sie wollte endlich wissen, ob sie verloren oder gewonnen hatten.

 

„Verdammt!“

 

Sakuras Atem wollte sich nicht beruhigen. Ihr Körper wollte nicht anfangen sich zu entspannen und Kraft zu tanken.

Frustriert biss sie sich auf die Unterlippe. Sie konnte nicht fassen, dass sie es nicht einmal schaffte ihren Kopf zu drehen.

 

Nur ihr Kopf!

Nur dieses eine Körperteil.

Das würde doch schon reichen.

 

Ein Seufzen entwich ihrer Kehle. Sie konnte doch nicht wegen ein wenig Taubheit aufgeben. Wenn sie Antworten wollte, musste sie sich diese selbst verschaffen. Sie musste ihre Kraft wiederfinden, eine andere Wahl hatte sie gar nicht erst.

Sakura kniff ihre Augen zusammen. Sie versuchte ihren Kopf zu heben. Sie gab sich alle Mühe und tatsächlich schaffte sie es ihn einige Zentimeter zu heben. Sie spürte wie das Blut schwerfällig durch ihren Körper rauschte, gefolgt von Schmerzen. Sakuras Kehle entwich ein Keuchen, doch sie wollte sich nicht unterkriegen lassen.

Langsam drehte sie ihren Kopf nach vorne und ließ ihn wieder zu Boden sinken. Viel konnte sie jedoch nicht sehen.

 

Der Nebel hatte sich gelichtet, was ihr verriet, dass Konoha gerettet war. Der Boden vor ihr war an einigen Stellen gerissen und auch ein paar Löcher befanden sich in ihm. Ein Teil war in Wasser getränkt und einige Meter von ihr entfernt lag Itachi.

Der Uchiha bewegte sich kein Stück und hinter ihm lag Shisui.

In Shisuis Brust war ein riesiges Loch zu sehen aus dem sein Blut nur so quoll. Die rote Flüssigkeit vermischte sich mit dem Wasser, welches sie umgab und verdünnte sich.

 

„Itachi-San?“

 

Der Angesprochene machte keine Anstalten zu reagieren. Er bewegte sich nicht ein Stück und von einem Atem war auch nicht die geringste Spur zu sehen. Sein Körper hob und senkte sich nicht ein Stück.

Sakuras Augen weiteten sich vor Schock. Ihr stockte der Atem und ihr Magen zog sich zusammen.

 

War er tot?

Hatte Shisui es tatsächlich geschafft ihn zu töten?

War sie die einzige Überlebende?

 

Hätte sie ihn doch nicht alleine gelassen.

 

Warum musste das ihnen passieren?

Warum hatte sie sich ihm nicht widersetzt?

Warum war sie gelaufen, statt ihm zu helfen?

Wie konnte sie das nur getan haben?

 

Das alles wäre nicht passiert, wenn sie ihm im Kampf beigestanden hätte.

 

Aber vielleicht gab es noch Hoffnung.

Vielleicht war Itachi noch nicht verloren.

Vielleicht konnte sie ihn retten.

Er brauchte nur einen schwachen Puls.

 

Egal wie schwach er auch sein mochte, sie würde ihn retten. Sakura würde alles daran setzen das Leben des Uchihas zu retten.

Sie konnten unmöglich so weit gekommen sein, nur damit einer von ihnen überlebte. Sie mussten beide überleben, ansonsten wäre das nicht fair.

Sakura würde es sich niemals verzeihen können, wenn Itachi sterben würde. Sie musste ihn retten, egal was kam. Sie würde den Dunkelhaarigen nicht aufgeben.

 

„Itachi-San…“

 

Mit viel Mühe streckte die Haruno nun auch ihren anderen Arm aus. Sie hob unter Schmerzen ihren Oberkörper ein Stück an und krallte sich im Boden fest. Mit all ihrer verbliebenen Kraft zog sie sich ein Stück nach vorne.

 

Und noch ein Stück.

Ein weiteres bisschen.

Nicht mehr viel fehlte.

 

Immer wieder sagte sie seinen Namen.

Und mit jedem weiteren Mal, welches er nicht reagierte, zog sich ihr Magen ein Stück mehr zusammen. Immer heftiger schlug ihr Herz gegen ihre Brust. Ihre Brust hörte nicht auf zu Schmerzen.

 

Konnte er sie denn wirklich nicht hören?

War es wirklich zu spät für ihn?

War er wirklich tot?

Hatte er es tatsächlich nicht geschafft?

 

Das war nicht fair.

 

Die Augen der Haruno fingen an zu brennen. Tränen sammelten sich in ihnen, doch mit viel Mühe konnte Sakura sie zurückhalten.

Sie Schluckte die Trauer und die Angst, welche sich in ihr breit machten hinunter. Sie wollte nicht weinen. Sie musste stark sein und darauf hoffen, dass Itachi noch einen schwachen Puls hatte.

 

Er musste leben.

Er durfte nicht sterben.

Nicht jetzt…

 

Was war mit seiner Familie?

 

Er hätte endlich wieder bei ihnen sein können.

Er hätte glücklich sein können.

Alles hätte wieder wie früher sein können.

 

Sakura hatte ihn in den Tod gestürzt.

Sie hatte sein Leben auf dem Gewissen.

Sie hatte Shisuis Leben auf dem Gewissen.

 

Und Akaya?

 

Ihn hatte sie mit Sicherheit auch auf dem Konto.

Sie hatte sie alle umgebracht.

Sie war eine Mörderin.

Sie war keine Ärztin mehr.

Sie hatte wie ein Ninja gehandelt.

 

Wie konnte das alles nur passieren?

 

Schließlich hatte Sakura den Uchiha erreicht. Sie musterte seinen schwarzen Haarschopf und suchte nach einer Reaktion seines Körpers.

Doch er bewegte sich nicht. Nicht mal ein bisschen.

Sakura biss sich auf ihre Unterlippe. Sie senkte ihren Oberkörper ein Stück und legte ihre Handflächen auf den kalten, durchnässten Boden. Sie krallte sich im Boden fest und stemmte sich keuchend vom Boden ab.

Schwerfällig zog sie ihre Beine nach vorne, damit sie sich auf ihre Knie setzen konnte. Ihr gesamter Körper wurde von Schmerzen durchzogen, doch davon würde sie sich nicht unterkriegen lassen. Sie würde Itachi retten.

Entschlossen blickte sie auf den Schwarzhaarigen hinab und legte ihre Hände unter seinen Körper.

 

Nach einem größeren Kraftaufwand hatte Sakura es schlie0lich geschafft den Uchiha auf den Rücken zu drehen. Sie strich ihm einige verirrte Strähnen aus seinem Gesicht und legte ihre Hand auf seine Wange.

 

„…Itachi-San…“

 

Itachis Gesicht hatte einige leichte Schrammen abbekommen und seine Kleidung war an einigen Stellen gerissen. Sein Zopf hatte sich geöffnet und sein langes Haar breitete sich zerzaust über den Boden aus.

Von seinem Schlüsselbein aus zog sich Diagonal zur Brust ein tiefer Schnitt, aus dem das Blut nur so floss. Ansonsten war sein Körper nur von kleineren Schnitten übersäht.

 

Sakura schüttelte ihren Kopf und schlug sich leicht gegen ihre Wangen. Sie musste sich jetzt konzentrieren und den Uchiha retten.

Sie entledigte den Uchiha seines Rüstungsoberteils und legte es zur Seite, ehe sie in seine Tasche griff. Sie ertastete ein Kunai und zog es hervor, um dann das schwarze Top in der Mitte zu durchschneiden.

Noch einmal blickte die Haruno zu Itachi hinauf, in der Hoffnung, dass er vielleicht doch seine Augen öffnete.

Doch nichts dergleichen passierte.

Ein Seufzen entwich ihrer Kehle und langsam wanderte sie mit ihrer Hand zu seinem Hals. Zitternd legte Sakura Zeige- und Mittelfinger auf seine Pulsschlagader und schloss ihre Augen. Sie atmete tiefdurch und schloss ihre Augen.

 

Als Sakura schließlich doch ein schwaches Pochen in ihren Fingern spürte öffnete sie ihre Augen und strahlte über ihr ganzes Gesicht. Sie lächelte Itachi zu und fing an seinen Körper abzutasten.

 

Gebrochene Rippen.

Gequetschte Organe.

Innere Blutungen.

 

Es stand nicht wirklich gut um Itachi, doch sie hatte keine Zeit mehr darüber nachzudenken. Sie musste sich beeilen, wenn sie ihn nicht verlieren wollte.

 

Entschlossen legte Sakura ihre Hände auf sein Chakrazentrum und konzentrierte sich. Sie fühlte wie ihr Chakra in Wallung kam und durch ihren Körper rauschte, was ein Lächeln auf ihren Lippen verursachte.

 

Sie war wieder ein Mensch.

Sie war wieder am Leben.

Sie war nicht mehr tot.

Sie konnte wieder ihr Chakra anwenden.

Sie konnte Itachi retten.

 

Alles würde wieder wie früher werden.

 

Sie hatten es geschafft.

Sie hatten Konoha gerettet.

Sie konnten wieder wie früher Leben.

Itachi konnte wieder auf Mission gehen.

Und Sakura konnte wieder im Krankenhaus arbeiten.

 

Das Lächeln im Gesicht der Rosahaarigen wurde wärmer und das Leuchten in ihren Augen heller. Sie musste nur noch Itachis Wunden heilen und dann hatten sie es hinter sich. Sie würden wieder in ihre Leben zurückkehren würden und alles würde gut werden.

Vor lauter Aufregung hämmerte das Herz Sakuras wie wild gegen ihre Brust. Sie konnte es kaum erwarten den Uchiha gerettet zu haben und zu sehen wie er seine wunderschönen schwarzen Augen öffnete.

 

Er würde ihr ausdruckslos ins Gesicht sehen.

Sie würde ihm warm zulächeln.

Sie würden auf die anderen warten.

Sie würden ihren Sieg betrachten können.

Sie würden ihren Sieg feiern können.

Tsunade würde sie loben.

 

Alles würde gut werden, dessen war sich die Haruno sicher. Ihr Herz war gefüllt mit Vorfreude. Sie freute sich darauf, dass sie mit Naruto Ramen essen gehen würde. Sie freute sich darauf wieder mit Ino zusammenzuleben und sie freute sich darauf mit Itachi eine Menge Zeit verbringen zu können.

Hoffentlich würde auch er sich so freuen. Hoffentlich freute er sich genauso wie sie darüber, dass sie noch mehr Zeit miteinander verbringen konnten und alles wieder wie früher sein würde. Sie konnten schließlich wieder zu ihren Familien und zu ihren Freunden zurück.

 

Was gab es Schöneres?

Ob Itachi genauso glücklich sein würde?

Ob er sich auch so sehr auf seine Familie freute wie sie?

 

Sakuras Lächeln wurde breiter und sie konzentrierte sich noch mehr auf ihr Chakra und Itachis Wunden. Sie spürte wie ihr Chakra durch ihren Körper rauschte, auf dem Weg zu ihren Händen, um aus diesen zu treten und in Itachis Körper überzugehen.

 

Wie sie dieses Gefühl doch vermisst hatte.

 

Doch plötzlich passierte etwas womit die Haruno nicht gerechnet hatte.

Statt des gewohnten grünen Aufleuchtens trat aus ihren Händen eine dicke, klebrige Substanz, welche dunkel- und hellblau war. Sakuras Augen weiteten sich und sie hob ihre Hände. Sie betrachtete ihre Hände an denen die zähe Flüssigkeit hinunterlief.

 

„W-Wie kann das sein?“

 

 

Ihr Chakra hatte sich verflüssigt und sie konnte es nicht benutzen. Das erklärte auf jeden Fall die Taubheit ihres Körpers, aber nicht wie das passieren konnte.

Besorgt sah Sakura zu Itachi hinab. Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie presste ihre Lippen aufeinander.

Dennoch konnte sie sich ein Schluchzen nicht verkneifen.

 

Wie sollte sie Itachi denn jetzt noch retten?

Wie, wenn ihr Chakra flüssig war?

Wie sollte sie das anstellen?

 

Wimmernd wischte sie das flüssige Chakra, welches sich auf Itachis blasser Haut verteilt hatte von seinem Oberkörper.

Sachte fuhr sie mit ihren Fingerspitzen die Konturen seines muskulösen Oberkörpers nach. Sie strich über seine weiche Haut auf welche einige ihrer Tränen fielen.

 

Das war nicht fair.

 

Sie konnten unmöglich umsonst so weit gekommen sein.

Itachi konnte unmöglich jetzt sterben.

Nicht jetzt, wo sie es doch endlich geschafft hatten.

 

Warum?

Warum Itachi?

Warum nicht sie?

 

Sie war doch ohnehin schon tot gewesen.

Mit ihrem Tod hatte man doch schon abgeschlossen.

Es wäre kein so großer Verlust gewesen.

 

Und jetzt?

Jetzt hatte sie ihr Leben zurück und Itachi?

 

Itachi war dabei zu sterben, dabei hatte er doch gerade erst seine Freiheit wiedererlangt. Er lag hier vor ihr und sie konnte nichts für ihn tun. Er würde sterben und sie musste dabei zusehen, wie das Leben langsam aus seinem Körper wich.

Sakura weinte immer heftiger. Sie schaffte es nicht sich zu beruhigen und sie wollte auch nicht akzeptieren, dass es das gewesen sein sollte. Sie wischte sich ihre Tränen weg, doch das brachte nicht viel, da sofort neue nachkamen. Ihr Blick schweifte über den Uchiha und sie fuhr durch sein weiches Haar.

 

„…Itachi-San…“

 

Ein Schluchzen wich ihr über die Lippen und sie legte ihre Arme um den Oberkörper Itachis. Mit viel Mühe hob sie den schweren Oberkörper an und zog ihn an sich. Sie kämmte mit ihren Fingern sein zerzaustes Haar und löste dabei einige Knoten.

 

Nach einigen Minuten entfernte sie den schweren Körper ein wenig von sich und sah sich um. Sie legte ihre rechte Hand hinter sich auf den Boden und zog sich zusammen mit Itachis Körper zu dem Geländer des Daches.

Zumindest zu dem Teil, welcher noch halbwegs übrig war.

Müde lehnte Sakura sich gegen das kalte Metall und lehnte Itachis kalten Oberkörper an ihren. Sie schmiegte ihre Wange an sein weiches Haar und schluchzte tief. Sie klammerte sich an den Uchiha und wollte ihn nicht loslassen. Sie weinte auf den Uchiha hinab und schaffte es nicht sich zu beruhigen.

 

Nach einigen Minuten öffnete Sakura schließlich ihre Augen, um sich endlich umzusehen.

 

Das Dach des Hokageturms war völlig zerstört. Der Boden war an einigen Stellen gespalten oder tiefe Löcher bohrten sich in sein Inneres. Überall waren riesige Pfützen zu sehen, welche das warme Licht der Sonne reflektierten.

Akaya lag am anderen Ende des Daches. Sein rechter Arm war komplett von seinem Torso getrennt worden und hatte eine riesige Blutlache gebildet. Der Rest seines Körpers war von unzähligen Löchern übersäht, genauso Shizunes Körper.

Die Schriftrolle des Nebels lag zerfetzt vor dem ehemaligen ANBU und der Wind wehte einige Papierfetzen davon.

 

Alle waren tot.

Nicht einer hatte überlebt.

Die Schriftrolle war zerstört.

Niemand würde sie mehr einsetzen können.

 

Und trotzdem konnte Sakura sich nicht freuen – nicht ein klitzekleines bisschen. Sie konnte sich nicht freuen, wenn sie daran dachte, dass Itachi das alles hier nicht mehr miterleben konnte.

 

Er würde nicht in sein Leben zurückkehren können.

Er würde nicht mehr zu ihr ins Krankenhaus kommen.

Er würde nicht mehr mit ihr diskutieren und gewinnen.

Er würde nicht mehr versuchen normal zu werden.

Er würde nicht mehr mit seinem Bruder auf Mission gehen.

 

Nichts von all den Dingen konnte er jemals wieder erleben können.

 

Sakura presste ihre Lippen erneut aufeinander, doch sie konnte das wieder aufgekommene Tränenmeer nicht aufhalten. Es rann unaufhörlich über ihre Wangen hinunter zu ihrem Kinn, nur um dann in Itachis Haar zu landen.

Ein erneutes Schluchzen entwich ihrer Kehle, als sie weiterhin ihre zerstörte Umgebung betrachtete. Sie hatte es zwar geschafft, aber es gab keinen wirklichen Grund sich zu freuen.

 

Sie hatte Menschen getötet.

Itachi war dabei zu sterben.

Sie hatte nicht besser als ein Ninja gehandelt.

 

Wie konnte man sich darüber freuen?

 

Plötzlich drang ein schmerzerfülltes Röcheln, gefolgt von einem schwachen Husten an Sakuras Ohr. Ihre Augen weiteten sich und im nächsten Moment spürte sie eine warme Hand auf ihrer Wange.

Langsam senkte die Haruno ihren Blick und sah direkt in die schwarzen Augen Itachis, welcher ihren Blick müde erwiderte. Mehr Tränen schossen Sakura in die Augen und ein erleichtertes Lächeln umspielte ihre Lippen.

 

„Itachi-San!“

 

Sie hob ihn ein Stück höher, um ihn dann in die Arme zu fallen. Sakura schmiegte ihren Kopf an seine Halsbeuge und ließ ihren Tränen freien Lauf.

Schwach erwiderte der Dunkelhaarige die Umarmung und strich durch Sakuras weiches, trockenes Haar.

 

„Wir haben es geschafft…“, Sakura löste die Umarmung wieder und hielt Itachi, „Wir haben Akaya besiegt.“ „Du hast es geschafft“, Itachi legte erneut seine Hand auf Sakuras Wange, um ihre Tränen wegzuwischen.

 

Sanft lächelte er der Rosahaarigen zu.

 

Dieser Anblick war das Schönste, was Sakura jemals gesehen hatte.

Itachis Lächeln strahlte unendlich viel Wärme aus, welche das Herz der Haruno höher schlagen ließ. Das Lächeln des Uchihas verschlug Sakura die Sprache.

Noch nie hatte sie erlebt, dass Itachi so viel Wärme und Freundlichkeit auf einmal ausstrahlen konnte.

 

Alles würde wieder wie früher werden.

 

„Wir können nach Hause…“

 

Nach Hause.

 

Diese zwei Worte klangen wie Melodie in den Ohren der Haruno. Sie freute sich so unendlich auf Ino, Naruto, ihre Arbeit und sogar auf ihre Arbeit. Sie freute sich darauf wieder mit allen Zeit in Konoha verbringen zu können.

 

Voller Freude und immer noch mit Tränen in den Augen lächelte sie Itachi zu.

Das Lächeln des Uchihas war mittlerweile verschwunden. Er sah ihr lediglich müde ins Gesicht und wirkte ziemlich erschöpft.

Doch plötzlich legte Itachi seine Hand auf Sakuras Hinterkopf und zog sie langsam zu sich.

Das Blut schoss der Haruno sofort in den Kopf und die Herzen der beiden hämmerten wie wild gegen ihre Brüste.

Ihre Lippen lagen fast aufeinander und sie konnten den heißen Atem des jeweils anderen auf ihrer Haut spüren. Gleich würden sich ihre Lippen berühren und Sakura würde das Gefühl ihres ersten Kusses verspüren. Sie stand neben sich und war enorm aufgeregt.

Alles was sie hörte war ihr lauter Herzschlag, welcher in ihrer Brust vibrierte.

 

„Sakura!“

 

Erschrocken fuhr die Angesprochene hoch und richtete ihren Blick nach vorne.

Tsunade kam zusammen mit Sasuke, einigen Sanitätern und anderen ANBUs auf sie zugelaufen.

 

Sie hatten es tatsächlich geschafft.

Sie hatten Tsunade befreit.

Sie hatten Konoha ihre Hokage wiedergegeben.

 

Die Blondine kam vor den beiden zum Stehen und ging in die Hocke. Sie lächelte Sakura zu, deren Kopf immer noch hochrot war.

Doch dann wurde ihr Blick wieder ernst und sie sah hinunter zu Itachi.

 

„Seine Organe sind gequetscht und seine Rippen gebrochen. Außerdem ist es an einigen Stellen zu inneren Blutungen gekommen“, berichtete Sakura. „Warum hast du ihn nicht geheilt?“, der Blick der Rosahaarigen wurde betrübter und sie sah hinunter zu Itachi.

Der Schwarzhaarige hing schlaff in ihren Armen.

„Sakura“, zögerlich sah Sakura der Hokage wieder in ihre Augen und hob schließlich ihre Hand, „Flüssiges Chakra.“

Tsunade griff nach dem Handgelenk der Siebzehnjährigen und strich mit ihrem Daumen über die zähe Substanz.

„Bringt sie sofort ins Krankenhaus!“, die Hokage drehte sich zu den Sanitätern, „Sie müssen sofort behandelt werden.“

 

Die Sanitäter nickten und hoben erst Itachi und dann Sakura auf eine Trage.

Sakura warf noch einmal einen Blick zu dem Uchiha, welcher kaum noch seine Augen offenhalten konnte. Ihr entwich ein Seufzen und ihr Blick richtete sich wieder gen Himmel, welcher ihr in einem strahlenden Blau entgegen lächelte.

 

Um sie beide stand es nicht gut.

 

Wenn sich zu viel von Sakuras Chakra verflüssigt hatte, würde sie es nicht eine Woche durchhalten.

Und wenn die Ärzte nicht schnell etwas gegen die inneren Blutungen und die gequetschten Organe Itachis kümmern würden, würde er qualvoll sterben.

 

Hoffentlich überstand er es.

 

Das war Sakuras einziger Gedanke.

Sie wollte nur, dass es Itachi gut ging und er überlebte. Sie wünschte sich so sehr, dass er zu seiner Familie zurückkehren und glücklich sein konnte.

Auch wenn er von nun an nicht mehr seinen besten Freund an seiner Seite hatte. Dem Dunkelhaarigen war immer noch sein kleiner Bruder geblieben.

 

Langsam erhoben sich die Sanitäter und machten sich in einem zügigen Tempo auf den Weg ins Krankenhaus.

Tsunade folgte ihnen und Sakura sah zu wie der Himmel und einige ihr vertraute Häuser Konohas an ihr vorbeizogen.

 

 

Langsam öffnete Sakura ihre Augen, kniff sie jedoch direkt zusammen, da das grelle Licht der Lampe über ihr sie blendete. Sie rieb sich mit ihren flachen Händen durch ihr Gesicht und legte ihren Unterarm schließlich über ihre Stirn.

Ihre Kehle und auch ihre Lippen kamen ihr vor wie die Wüste, so trocken wie sie waren.

 

Wie lange war sie denn weg gewesen?

Und wie ging es überhaupt Itachi?

Hatte er überlebt oder war er tot?

 

Sakura sah sich um und streckte ihre Hand nach dem Nachttisch aus. Sie umschloss das weiße Plastikteil, welches mit ihrem Bett verbunden war und drückte den Knopf.

Am liebsten wäre sie sofort aufgestanden, doch komischerweise fühlte sie sich immer noch unglaublich schwach und müde und sie wusste genau wie nervig es war, wenn ein Patient ohne Bescheid zu geben einfach das Bett verließ.

 

Nach wenigen Minuten öffnete sich schließlich die Tür und eine Schwester betrat das Zimmer. Sie trat an das Bett heran und hielt schon ein Glas Wasser parat.

 

„Guten Morgen Sakura-San“, die Schwester um die es sich handelte war Ayame, „Tsunade-Sama wird gleich zu Ihnen kommen.“ „Tsunade-Sama?“, Sakuras Stimme glich dem Krächzen einer Krähe, so trocken war ihr Hals. „Trinken Sie erst einmal etwas“, Ayame hielt ihr das Wasser hin und Sakura nahm einen kräftigen Schluck.

Die Haruno räusperte sich kurz.

„Wie lange war ich weg?“, brach sie schließlich die Stille wieder. „Eine Woche“, Sakuras Augen weiteten sich ein Stück. „Eine Woche?“, entfuhr es ihr. „Ja, aber Tsunade-Sama wird Ihnen Genaueres erklären“, erklärte die Schwester. „Und wieso nicht Sie?“, die Rosahaarige hob ihre Augenbraue. „Weil es ein ausdrücklicher Befehl von Tsunade-Sama war, dass niemand anderes als sie Euch über die Umstände aufklärt“, antwortete Ayame. „Also steht es wohl nicht so gut um mich“, Ayame hob die Matratze, damit Sakura sich anlehnen konnte, „Und wie geht es Itachi Uchiha?“ „Itachi Uchiha?“, Ayame machte eine kurze nachdenkliche Pause und Sakura befürchtete das Schlimmste, „Itachi hat die OP sehr gut überstanden und ist bei bester Gesundheit.“

Ehrleichtert atmete Sakura auf.

„Gott sei Dank“, ein warmes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Möchten Sie noch mehr hören?“, Ayame setzte sich zu Sakura aufs Bett. „Gibt es denn noch mehr?“, hakte sie neugierig nach. „Aber natürlich“, lächelte die Schwester, „Itachi-San ist mittlerweile aus dem Krankenhaus erlassen, weil Tsunade-Sama alles daran gesetzt hat ihn zu heilen. Außerdem ist auch sein Haus im Uchiha-Viertel wiederaufgebaut und er lebt mit seiner Familie wieder dort.“ „Das freut mich zu hören“, Sakura entspannte ein wenig. „Und nicht zu vergessen, kommt er jeden Tag her, um Sie zu besuchen“, Ayame deutete auf den Nachttisch und jetzt erst fiel es Sakura auf.

Auf dem kleinen Tisch befand sich eine Vase mit einer weißen Lilie.

„Sie ist wunderschön“, lächelte die Haruno. „Sie sind wirklich ein süßes Paar“, nun schoss Sakura das Blut in den Kopf. „A-Aber wir sind doch gar kein Paar“, stotterte sie. „Nicht?“, hastig schüttelte Sakura den Kopf.

Bevor die Haruno noch etwas dazu sagen konnte, öffnete sich auch schon die Tür zu ihrem Zimmer und Tsunade trat ein.

„Ayame, geh dich bitte um die anderen Patienten kümmern“, die Angesprochene nickte und verließ den Raum.

„Ich vermute mal, dass es nicht so gut um mich steht was?“, schwach lächelte Sakura und der Hokage entwich ein Seufzen. „Es tut mir wirklich leid Sakura. Ich wünschte ich hätte mehr für dich tun können, du bist wirklich ein sehr wichtiger Mensch für mich und…“ „Lassen Sie das bitte“, unterbrach Sakura die Blondine, auch wenn sie wusste, dass sich das nicht gehörte, „Bringen Sie die Sache lieber gleich auf den Punkt, statt um den heißen Brei zu reden.“ „Du hast in kurzer Zeit wirklich viel an Reife dazugewonnen“, Tsunade lächelte ihrer Schülerin zu und setzte sich zu ihr auf das Bett, „Wir haben wirklich unser Bestes gegeben das flüssige Körper aus deinem Chakra zu entfernen.“

 

Tsunade machte eine Pause.

 

„Aber?“, brach Sakura schließlich die Stille. „Es war wirklich ein enorm großer Teil deines Chakras betroffen“, antwortete die Hokage. „Wieviel?“, hakte die Haruno vorsichtig nach. „Bist du dir sicher, dass du das wissen möchtest?“, die Siebzehnjährige nickte. „Sonst würde ich nicht fragen“, Tsunade wich ein Seufzen über die Lippen. „Neunzig bis Fünfundneunzig Prozent“, Sakuras Augen weiteten sich ein Stück. „W-Was? Wie ist das möglich? Und wie habe ich das überlebt?“, sprudelte es aus ihr heraus. „Ich vermute, dass es damit zusammenhängt, dass du bereits einmal tot gewesen bist und dir ein derartig hoher Chakraverlust deshalb nichts ausmacht“, erklärte die Hokage. „Und was heißt das jetzt für mich?“, Tsunade erhob sich. „Wir wissen nicht wann und ob sich dein Chakra jemals wieder regenerieren und neu sammeln wird“, die Blondin machte eine Pause und sah ernst zu ihrer Schülerin, „Im Moment gehen wir vom Schlimmsten aus.“

Geschockt sank Sakura in ihrem Bett zusammen.

„Das heißt dann ja…“, sie traute sich nicht weiter zu sprechen und setzte neu an: „Das heißt dann…da heißt ja…das heißt ich…“ „…du kannst nicht mehr hier arbeiten und deine Laufbahn als Ärztin ist somit beendet“, beendete Tsunade schwermütig den Satz.

Tränen sammelten sich in den Augen Sakuras.

„Aber was soll ich denn jetzt machen?“, schluchzte sie. „Ich würde sagen, dass du dich umorientieren musst“, mitfühlend legte Tsunade ihre Hand auf die Schulter ihrer Schülerin, „Es tut mir wirklich leid Sakura.“

 

Die Blondine wandte sich von der Siebzehnjährigen ab und verließ den Raum.

Wie erstarrt saß Sakura da und richtete ihren Blick auf ihre Hände. Sie konnte nicht fassen, dass es das gewesen sein sollte.

 

Was sollte sie denn jetzt machen?

 

Ihr Traum war es immer gewesen Ärztin zu sein und jetzt verfügte sie nicht einmal mehr über genügend Chakra. Sie konnte nicht mehr mit Menschen zusammenarbeiten und ihnen helfen. Sie würde nie wieder die Routine bei Itachi übernehmen können oder sich mit störrischen Patienten wie Jiraiya streiten können.

 

Sakuras Kehle entwich ein tiefes Schluchzen und sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf und weinte aus Leibeskräften.

 

Das konnte doch nicht wirklich passieren oder?

 

Plötzlich öffnete sich die Tür und schnelle Schritte waren zu hören.

Ino kam ins Zimmer gerannt und stürzte im nächsten Moment mit Tränen in ihren Augen auf Sakura zu. Sie schloss ihre beste Freundin in ihre Arme und drückte sie an sich.

Die Haruno war ein wenig überrumpelt, doch als sie realisierte wer sie da gerade umarmte, legte auch sie ihre Arme um die Blondine.

 

Wie sie sich nach dieser viel zu festen Umarmung gesehnt hatte.

Wie sie sich nach dem viel zu dick aufgetragenen Parfum gesehnt hatte.

Wie sie sich nach ihrer besten Freundin gesehnt hatte.

 

Sakura drückte die Yamanaka noch mehr an sich und weinte in ihr viel zu knappes lila Shirt. Sie schmiegte sich an den weichen Stoff und genoss es, wie Ino ihr durch das rosa Haar fuhr.

 

 

„Du lebst!“, schluchzte die Blondine, „Du bist wirklich hier. Du bist nicht tot.“

Ino schmiegte sich an Sakuras weiches Haar.

„Ich bin ja so froh“, Ino löste die Umarmung und blickte ihrer besten Freundin in das verheulte Gesicht, „Ich habe dich so vermisst.“ „Ich habe dich auch vermisst“, schwach lächelte die Haruno Ino zu. „Und jetzt hör auf zu weinen“, die Yamanaka wischte sich ihre Tränen weg, „Wir sollten uns darüber freuen, dass du wieder unter den Lebenden bist.“ „Das stimmt“, Ino hatte zwar Recht, aber Sakura konnte sich dennoch den traurigen Unterton nicht verkneifen. „Okay. Was ist los Sakura?“, die Yamanaka klang ziemlich ernst. „Ach…ist nicht so wichtig“, die Angesprochene setzte ein falsches Lächeln auf. „Lüg mich nicht an. Ich dachte, dass du dich ein wenig mehr über meinen Besuch freuen würdest und darüber, dass du wieder hier bist“, entgegnete Ino. „Ich freue mich auch. Wirklich“, Sakura machte eine Pause, „Ich habe euch alle und mein zu Hause vermisst.“ „Und was ist dann los?“, Sakuras Blick senkte sich und machte keine Anstalten etwas zu sagen.

Liebevoll umschloss Ino das Gesicht ihrer besten Freundin, damit sie ihr in die Augen sehen musste.

„Hast du etwa als Tote vergessen, dass du mir alles sagen kannst oder wiese verstummst du?“, amüsiert musste Sakura lächeln. „Das habe ich natürlich nicht vergessen“, antwortete sie. „Dann erzähl mir was los ist“, Sakura seufzte. „Nachdem ich wieder eine Lebende geworden bin und ich Itachi heilen wollte, hat sich herausgestellt, dass sich mein Chakra verflüssigt hat“, setzte die Haruno an. „Davon habe ich schon gehört. Aber Tsunade konnte dich doch retten“, warf ihr Gegenüber ein. „Sie konnte nur fünf bis zehn Prozent retten“, erzählte die Rosahaarige. „Besser als gar nichts“, meinte Ino. „Ino! Ich kann keine Ärztin mehr sein!“, entfuhr es Sakura und nun verstand auch ihre beste Freundin.

 

Stille.

 

Nach einigen Minuten umschloss Ino schließlich die Hände Sakuras, lächelte ihr sanft zu und sprach: „Aber nicht alles ist verloren. Du hast immerhin deine Freunde wieder.“

Sakura erwiderte das Lächeln.

„Du hast Recht und wir können endlich wieder zusammenleben“, auf einmal entwich der Yamanaka ein nervöses Lachen und Sakura hob eine Augenbraue, „Gibt es ein Problem?“ „Nun ja…“, Ino schien zu überlegen, doch bevor sie etwas sagen konnte ging die Tür wieder auf und Shikamaru betrat das Zimmer.

Der Dunkelhaarige stellte sich zu der Yamanaka und legte seinen Arm um sie.

„Ich verstehe“, Sakura zwang sich zu einem Lächeln, „Ich freue mich für euch.“ „Danke“, schwermütig erwiderte ihre beste Freundin das Lächeln.

„Ino, wir müssen gehen. Wir haben noch eine Mission“, ein Seufzen entwich der Angesprochenen. „Tut mir leid Sakura, wir sehen uns“, Ino erhob sich und verließ mit ihrem Freund das Zimmer.

 

Als die Tür ins Schloss gefallen war lehnte Sakura sich in ihrem Bett zurück und starrte auf ihre Hände. Wieder einmal sammelten sich Tränen in ihren Augen und liefen über ihre Wangen.

 

Was sollte sie denn nun tun?

Wo sollte sie hin?

Etwa zu ihren Eltern?

 

Das würde doch nur wieder unnötig Stress geben.

Und alleine die Tatsache, dass Sakura nicht mehr über genügend Chakra verfügte und noch nicht einmal mehr Ärztin sein konnte, würde ihre Eltern zutiefst enttäuschen. Mit Sicherheit würden sie wieder jeden Tag streiten und ihr Verhältnis würde sich wieder um einiges verschlechtern.

 

Ein Schluchzen entwich Sakuras Kehle.

 

Es sollte doch alles wie früher werden.

Sie sollte wieder im Krankenhaus arbeiten.

Sie sollte wieder mit Ino zusammenleben.

 

Aber alles war anders gekommen.

 

Sie hatte keinen Job mehr.

Sie hatte kein zu Hause mehr.

Sie hatte nichts.

 

Das war nicht fair!

 

Sie hatte alles gegeben!

Sie hatte Konoha gerettet!

Sie hatte Itachi gerettet!

 

Und was bekam sie dafür?

 

Nichts!

Sie hatte den Großteil ihres Chakras verloren!

Sie hatte ihren Job verloren!

 

Frustriert krallte Sakura sich in ihrer Bettdecke fest und zog die Beine an ihren Körper. Sie weinte bitterlich, jedoch wurde sie im nächsten Moment von einem Klopfen unterbrochen.

 

„Herein.“

 

 

Die Sonne hing schon tief am Horizont und färbte den Himmel in ein warmes orange, als Itachi sein Zimmer verließ. Er ging in den Eingangsbereich und zog sich seine Schuhe an.

 

„Gehst du wieder Sakura besuchen?“, ertönte die warme Stimme seiner Mutter hinter ihm. „Ja“, antwortete er. „Ich habe gehört, dass sie wieder aufgewacht sein soll, richte ihr doch liebe Grüße und gute Besserung aus“, der Sohn Mikotos nickte und verließ schließlich das Haus.

 

Itachi machte sich immer zur selben Zeit auf den Weg ins Krankenhaus. Er wollte genau dann da sein, wenn die Sonne untergegangen und die Sterne am Himmel zu sehen waren.

So wie Sakura es eben am liebsten mochte, wenn sie eben in ihrer eigenen Welt war.

Itachi freute sich darauf die Rosahaarige wiederzusehen und endlich mit ihr reden zu können. Er würde wieder ihre liebliche Stimme hören und musste ihr nicht nur beim Schlafen zusehen, auch wenn ihn das ein wenig beruhigte und von seinem langweiligen Alltag ablenkte. Schließlich durfte er in nächster Zeit nicht auf Mission.

Erst wenn seine Verletzungen zu hundert Prozent geheilt und er wieder fit war. So lange musste er sich mit Büchern und der Zeit im Krankenhaus bei Sakura begnügen.

 

Ob ihr die Lilie auf ihrem Nachttisch aufgefallen war?

Ob sie wohl wusste, dass sie von ihm war?

Ob sie sich wohl darüber gefreut hatte?

 

Innerlich musste Itachi darüber lachen, dass er sich über solch belanglose Dinge den Kopf zerbrach. Das passte gar nicht zu ihm.

Normalerweise gab es nur ihn, seine Missionen und seine Familie.

 

Aber jetzt?

 

Jetzt war da noch diese rosahaarige Oberärztin, welche sich immer wieder in seine Gedanken schlich. Sie war von morgens bis abends in seinem Kopf und ließ ihn nicht mehr los.

Er konnte nicht aufhören immer zu an sie zu denken.

Egal wie sehr er auch versuchte die Gedanken an Sakura zu unterdrücken, es gelang ihm nicht. Er konnte nicht aufhören an sie zu denken und er wollte es auch gar nicht. Er hatte Sakura in sein Herz geschlossen, ob er es wollte oder nicht.

 

Innerlich schüttelte der Uchiha den Kopf.

 

Wer hätte gedacht, dass Sakura seine Welt so sehr auf den Kopf stellen würde?

Wer hätte gedacht, dass er tatsächlich seine Zeit mit ihr verbrachte?

Und wer hätte gedacht, dass er nicht mehr aufhören konnte an sie zu denken?

 

Sakura war etwas Besonderes.

 

Sie hatte es geschafft zu ihm durchzudringen.

Sie hatte sein Herz berührt.

Sie hatte ihn verstanden.

 

Mit einem Hauch von Vorfreude betrat Itachi das Krankenhaus. Er machte sich auf den Weg zu Sakuras Zimmer und freute sich schon darauf ihr warmes Lächeln wieder zu sehen. Er freute sich darauf ihr zuzusehen wie sie in ihren Gedanken versank.

 

Mit einem kaum merklichen Lächeln klopfte er an die Zimmertür Sakuras und öffnete diese schließlich. Er trat in das Zimmer und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Itachi trat weiter in den Raum hinein, doch statt Sakura fand er nur ein leeres Bett vor, welches frisch bezogen war.

Auch die Lilie war entsorgt worden und das Zimmer wirkte unberührt, so als ob Sakura nie hier gewesen wäre.

 

Hatte man Sakura etwa schon entlassen?

 

Itachi hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache und spürte wie sich alles in seiner Magengegend zusammenzog. Sein Herz pochte schmerzhaft gegen seine Brust und verursachte ein leichtes Dröhnen in seinen Ohren.

Er wandte seinen Blick von dem leeren Bett ab und stürmte zügigen Schrittes aus dem Zimmer. Er riss die Tür auf und lief zu der nächsten Schwester, welche er fand.

 

„Wo ist Sakura Haruno?“, fragte er ernst und konnte sich einen Hauch von Besorgnis in seiner Stimme nicht verkneifen. „Sakura Haruno?“, der Uchiha nickte, „Tsunade war eben bei ihr, sie ist vor gut zwanzig Minuten entlassen worden.“ „Danke“, mit diesen Worten stürmte Itachi aus dem Gebäude.

 

Draußen war es bereits dunkel geworden und der Mond erleuchtete zusammen mit den Sternen die dunklen Straßen Konohas. Ein kühler Wind wehte Itachi entgegen und er machte sich auf den Weg.

Das mulmige Gefühl in seiner Magengegend wurde immer größer und er legte einen Zahn zu, was einen unangenehmen, stechenden Schmerz in seiner rechten Brust verursachte. Seine Rippen waren immer noch nicht verheilt, aber das war ihm egal.

 

Er musste Sakura finden.

 

Nach gut zehn Minuten hatte er schließlich das Haus von Ino erreicht und klopfte an die Tür. Er hörte ein genervtes Schnauben und die Tür wurde aufgerissen.

Ino stand vor ihm und sah den Uchiha ein wenig perplex an.

 

„Was machst du denn hier?“, einen barschen Unterton konnte sie sich nicht verkneifen. „Ist Sakura hier?“, stellte er als Gegenfrage. „Nein, sie ist doch noch im Krankenhaus“, als Ino ihren Satz beendet hatte lief Itachi ohne ein weiteres Wort los.

„Wer war das?“, Shikamaru trat zu seiner Freundin. „Itachi. Er sucht nach Sakura“, antwortete seine Freundin. „Wenn sie entlassen wurde, ist sie bestimmt bei ihren Eltern“, die Yamanaka nickte und schloss wieder die Tür.

 

Währenddessen war Itachi mittlerweile am Rennen.

 

Wo konnte Sakura nur sein?

Wo würde sie hingehen?

Zu ihren Eltern?

 

Vermutlich nicht.

 

Itachi dachte nach und im nächsten Moment weiteten sich seine Augen ein Stück. Er legte einen Zahn zu und sprintete durch die Straßen, auch wenn das enorme Schmerzen verursachte.

 

Er musste Sakura unbedingt aufhalten.

 

Der Dunkelhaarige steuerte auf das Haupttor zu und wünschte sich, dass er schneller wäre.

Doch er war immer noch nicht bei voller Gesundheit und konnte daher nicht sein volles Potenzial ausschöpfen. Hoffentlich erreichte er Sakura rechtzeitig bevor es zu spät war.

 

Nach wenigen Minuten konnte er die Haruno schließlich von weitem erkennen. Er wurde schneller und erreichte schließlich das Tor.

Völlig außer Atem kam er zum Stehen und stützte sich auf seinen Knien ab.

 

„Sakura.“

 

Die Angesprochene drehte sich um und blickte Itachi mit betrübter Miene entgegen.

Jedoch weiteten sich im nächsten Moment ihre Augen ein wenig, als sie bemerkte wie erschöpft Itachi war. Noch nie hatte sie erlebt, dass er so fertig war.

 

„Itachi-San, Sie sollten sich noch nicht überanstrengen“, sprach sie besorgt. „Es ging nicht anders“, sein Atem regelte sich wieder und er richtete sich langsam unter Schmerzen wieder auf. „Wieso?“, sein Gegenüber klang sichtlich verwirrt. „Weil du Konoha sonst verlassen hättest“, die Miene Sakuras wurde betrübter. „Itachi-San…“, sie seufzte, „Es gibt nichts, das mich hier noch wirklich hält.“ „Wie meinst du das?“, der Angesprochene verspürte einen stechenden Schmerz in seiner Brust.

Diese Aussage verletzte ihn mehr, als er zu zeigen gab.

„Ich kann nie wieder arbeiten und einen Wohnsitz habe ich auch nicht mehr“, die Rosahaarige blickte zu Boden.

 

Stille kam zwischen den beiden auf und Sakura drehte Itachi den Rücken zu.

 

„Leben Sie wohl, Itachi-San“, sie machte einen Schritt nach vorne. „Was ist mit deinen Freunden?“, abrupt blieb Sakura stehen und Tränen sammelten sich in ihren Augen, „Mit Ino? Mit Naruto? Was ist mit ihnen? Wolltest du sie nicht wiedersehen? Wolltest du nicht bei ihnen sein?“

Die Haruno biss sich auf die Unterlippe.

„Ist dir das Reisen wirklich so viel wichtiger?“, die Angesprochene drehte sich um und blickte direkt in die Onyxe Itachis. „Itachi-San…das ist nicht fair…“, schluchzte sie. „Das du abhauen willst ist nicht fair“, eindringlich erwiderte er ihren Blick, „Du warst es doch, die wollte, dass alles wieder wie früher wird.“

Sakura sah zu Boden.

„Willst du unseren Sieg wirklich einfach so wegwerfen?“, die Stimme des Uchihas war auf einmal viel sanfter und mitfühlender geworden.

Ein angenehmer Schauer jagte über den Rücken der Haruno und sie hob ihren Blick.

„Die Sakura, die ich kenne, wäre nicht einfach so davongelaufen“, Itachi machte langsam einen Schritt nach vorne, „Sie hätte nach einer Lösung gesucht und…“, der Schwarzhaarige kam vor Sakura zum Stehen und legte seinen Finger unter ihr Kinn, ehe er ihr langsam näherkam.

Don't leave

Sanft legte Itachi seine Lippen auf Sakuras Stirn und hielt seine Augen geschlossen, während sich die Augen ihrerseits weiteten.

Die Wangen der Haruno erröteten ein wenig, während ihr langsam die Tränen über ihre Wangen hinweg rannen und zu Boden fielen. Ihre Lippen zitterten ein wenig, da sie versuchte ein Schluchzen zu vermeiden. Wild schlug ihr Herz gegen ihre Brust. Einerseits wegen der Trauer, welche sich in ihr breitgemacht hatte, andererseits wegen der liebevollen Berührung von Itachis Lippen.

Der Uchiha entfernte sich wieder von Sakuras Stirn und umschloss sachte ihr Gesicht, um es ein Stück anzuheben.

 

„…und sie hätte niemals aufgegeben“, beendete er nun seinen Satz. „Itachi-San“, nun konnte Sakura sich ein Aufschluchzen doch nicht verkneifen.

Sie wollte seinem Blick ausweichen, doch Itachi hielt die Rosahaarige mit seinen Onyxen gefangen.

„Wo soll ich denn hin?“, schluchzte sie, „Shikamaru wohnt jetzt bei Ino und bei meinen Eltern…“, mehr Tränen kullerten über ihre geröteten Wangen und sie schniefte einmal, „Das würde nicht gut gehen.“

Itachi erinnerte sich daran, dass Sakura einmal erwähnt hatte, dass das Verhältnis zwischen ihr und ihren Eltern nicht das Beste war.

„Sie würden…“, die Haruno weinte stärker, „Sie würden…wenn sie wüssten, dass ich…sie…“, Sakuras Stimme verschwand in einem Meer aus Tränen.

Zärtlich strich Itachi über die Wangen der Siebzehnjährigen und versuchte ihre Tränen abzufangen, doch es kamen immer neue nach und im nächsten Moment zog er die Rosahaarige in seine Arme und drückte sie an seinen warmen Körper.

„Itachi-San“, sie erwiderte zögerlich die Umarmung und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge, „Ich will noch nicht gehen“, sie krallte sich in seinem Oberteil fest, „Ich bin doch gerade erst wieder hier.“

Der Angesprochene fing an über den Rücken Sakuras zu streichen und suchte in seinen Gedanken nach einer Lösung.

„Ich habe euch alle so vermisst“, wimmerte Sakura, „Ino, Naruto, meine Eltern und…“, die Siebzehnjährige zögerte, „…und Sie.“

Das Herz des Dunkelhaarigen machte einen Sprung und sein Griff um Sakura festigte sich.

„Auch ich habe dich vermisst“, hauchte er in ihr Ohr und schmiegte sich an ihr weiches Haar.

Sakuras Hand wanderte in die Haare des Uchihas und sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um die Umarmung noch halten zu können.

„Sakura“, zögerlich löste Itachi die Umarmung und lehnte seine Stirn gegen die ihre, „Ich möchte nicht, dass du gehst“, ein wenig betrübt sah er ihr direkt in die Augen, „Ich möchte, dass du bleibst.“ „Aber wo soll ich bleiben?“, entgegnete sie und kämpfte gegen die neu aufkommenden Tränen an. „Komm mit zu mir“, die geröteten Augen Sakuras weiteten sich und ihr Herz fing zu Rasen an. „Aber was ist mit Sasuke? Und Ihrem Vater?“, die Rosahaarige machte eine kleine Pause, „Die beiden scheinen mich nicht sonderlich zu mögen.“ „Das ist mir egal“, Sakura war erstaunt über die Worte des Dunkelhaarigen und im nächsten Moment bildete sich ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen. „Itachi-San!“, sie fiel ihm um den Hals, wodurch er sie ein Stück in die Luft hob und einige Schritte nach hinten fiel, „Ich bin Ihnen so dankbar.“

Sakura löste die Umarmung wieder und stellte sich hin.

„Aber sind Sie sich sicher, dass das in Ordnung geht?“, hakte sie nun unsicher nach. „Ja“, bevor Sakura noch etwas sagen konnte, griff Itachi nach ihrer Hand und zog sie hinter sich her.

 

Die Herzen der beiden schlugen in einem enormen Tempo vor sich her und es kam ihnen so vor, als ob jeder das Pochen dieser Muskeln hören konnte. Sakuras Blick ruhte auf den Händen der beiden, welche miteinander verschmolzen.

Ihre Wangen erröteten noch mehr und sie sah verlegen zur Seite. Sie beobachtete wie Itachis und ihr Schatten im Licht der Laternen neben ihnen her rauschte. Sie konnte gar nicht fassen was sie hier gerade tat.

 

Sie ging mit zu Itachi.

Sie würde bei ihm schlafen.

Sie würde bei ihm essen.

Sie würde bei ihm leben.

 

Der Griff um seine Hand festigte sich ihrerseits und ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.

 

Sie freute sich auf die Zeit mit Itachi.

Sie freute sich auf ihr neues Leben.

Sie freute sich auf ihre Zukunft.

 

Sakura beschleunigte ihren Schritt, damit sie nicht mehr hinter Itachi herlaufen musste. Nicht eine Sekunde verließ das Lächeln ihr Gesicht und sie sah zu dem Dunkelhaarigen kurz hinauf, ehe sie wieder nach vorne blickte.

Kurz drückte der Uchiha sanft die Hand der Rosahaarigen, ehe sie ihre Finger spreizten, damit sie diese dann ineinander verschränken konnten. Itachi sah zu Sakura hinab und beobachtete wie sie mit ihrem liebevollen Lächeln die Straßen entlangging.

Sein Vater würde mit Sicherheit nicht erbaut davon sein, dass Sakura von nun an bei ihnen Leben würde. Er würde mit Sicherheit vor Wut toben.

Aber wenn dies der einzige Weg war, damit Sakura blieb, nahm Itachi das in Kauf.

Außerdem war da ja noch seine Mutter, welche sich mit Sicherheit über den Aufenthalt der Haruno freuen würde. Sie hatte Sakura ja schließlich von der ersten Sekunde an in ihr Herz geschlossen und würde sich sicherlich auf Itachis Seite stellen.

Sanft drückte er Sakuras Hand und sie blickte zu ihm hinauf, sagte aber nichts. Komischerweise hatte er mit einer Frage ihrerseits gerechnet und musste innerlich wieder einmal über sich selbst lachen. Itachi sah erneut zu der Siebzehnjährigen, doch ihr Blick hatte sich wieder einmal in den Sternen verirrt. Innerlich schmunzelte er.

 

Sakura hatte sich wirklich kein Stück geändert.

 

Sie war immer noch genauso verträumt wie zuvor und das würde sich hoffentlich auch nicht so schnell ändern. Sie sollte ihre kleine Welt behalten können, egal was es kostete.

Itachi würde nichts Anderes von ihr verlangen. Er wollte die Sakura, welche er im Krankenhaus kennengelernt hatte behalten, so wie sie war.

 

Nicht einmal ein bisschen sollte sie sich ändern.

 

Itachi ließ Sakuras Hand los und öffnete selbstsicher die Tür zu seinem wieder aufgebauten Haus. Er trat in den Eingangsbereich, wo er sich die Schuhe auszog. Er warf einen Blick über seine Schulter, um Sakura zu sehen, welche wieder einmal unsicher seine Kette umschloss.

 

War das wirklich in Ordnung?

Konnte sie hier tatsächlich leben?

Würde niemand etwas dagegen haben?

Wäre das nicht unhöflich?

 

Das Essen damals hatte schließlich kein so gutes Ende genommen und sie hatte mit Sicherheit einen schlechten Eindruck hinterlassen.

Vermutlich war sogar Mikoto enttäuscht von der Rosahaarigen. Immerhin hatte sie sich so viel Mühe für das Essen gegeben und letzten Endes war Sakura doch abgehauen.

Außerdem kam hinzu, dass Sakura sich damals im Uchihaviertel aufgehalten hatte und Fugaku dachte, dass sie auf Tsunades Befehl hin dort gewesen war.

 

Sakura nagte an ihrer Unterlippe.

 

Sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache.

Ihre Freude war Unsicherheit gewichen und breitete sich in ihr Haus.

Sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich bei den Uchihas leben sollte.

 

Aber wo sollte sie denn sonst hin?

 

Die Haruno steckte wirklich in einer Zwickmühle. Sie wollte Konoha noch nicht verlassen, aber konnte nirgendwo wirklich hin. Sie konnte bei den Uchihas und bei Itachi bleiben, obwohl es mit Sicherheit nicht einfach werden würde oder sie konnte zu ihren Eltern gehen und sich jeden Tag mit ihnen Streiten.

Eigentlich lag die Antwort klar auf der Hand, jedoch war die Unsicherheit der Rosahaarigen enorm und sie musste sich erst einmal überwinden.

 

Sie musste sich überwinden über diese Türschwelle zu treten.

Sie musste sich überwinden Fugaku wieder zu begegnen.

Sie musste sich überwinden Mikoto unter die Augen zu treten.

 

Der Blick Sakuras wanderte zu Boden.

 

Aber konnte sie das wirklich?

Konnte sie sich zu all dem überwinden?

War sie bereit Itachis Eltern unter diesen Umständen zu begegnen?

Konnte sie wirklich von den Uchihas verlangen sie bei sich wohnen zu lassen?

 

Sakura wusste es nicht, rein gar nichts wusste sie.

 

Seufzend hob sie ihren Kopf und wollte Itachi sagen, dass sie doch lieber zu ihren Eltern ginge, doch als sie den Uchiha erblickte riss sie ihre Augen ein Stück auf.

Lächelnd stand der Dunkelhaarige vor ihr und hielt ihr seine Hand hin.

 

„Itachi-San.“

 

Zögerlich ergriff Sakura die ausgestreckte Hand und ließ sich von dem Angesprochenen in das Haus ziehen, damit er die Tür hinter ihr schließen konnte. Die Rosahaarige war Itachi wirklich nahe und konnte sein warmes Lächeln nun von nahem betrachten.

Wieder einmal waren ihre Gesichter nur wenige Millimeter voneinander entfernt und sie konnten den Atem des jeweils anderen wahrnehmen.

 

„Sakura.“

 

Plötzlich ging das Licht an und die beiden fuhren auseinander.

Sakura schoss das Blut in den Kopf, während Itachi ausdruckslos in die Mitte des Flurs blickte, um zu sehen wer das Licht angemacht hatte.

 

„Itachi Uchiha!“, ertönte die strenge Stimme Mikotos, „Hast du eine Ahnung wie spät…“, die Dunkelhaarige unterbrach sich selbst als sie Sakura erblickte.

Die Rosahaarige schluckte und verneigte sich schließlich.

„E-Es tut mir leid“, fing sie an zu stottern und musterte unsicher ihre Füße, „Es tut mir wirklich leid, dass ich damals während des Essens davongelaufen bin und mich zuvor im Uchihaviertel aufgehalten habe, aber…“ „Papperlapapp“, Mikoto trat auf die Rosahaarige zu und umschloss sanft ihre Hände, „Sakura-Chan?“, die Angesprochene hob ihren Kopf, „Ich bin wirklich froh darüber, dass du wohlauf bist.“

Sanft lächelte Mikoto der Siebzehnjährigen zu.

„Aber was machst du um diese Uhrzeit hier? Musst du denn nicht nach Hause? Machen deine Eltern sich keine Sorgen?“, wechselte sie nun das Thema. „A-Also…ähm…“ „Sie wird von nun an hier leben“, unterbrach Itachi die Haruno. „N-Natürlich nur, wenn das in Ordnung für Sie ist“, fügte sie schnell hinzu.

Nachdenklich betrachtete die Schwarzhaarige Sakura.

„Fugaku wird mit Sicherheit nicht begeistert sein“, sie legte ihren Finger auf ihr Kinn, „Ich denke, dass wir das morgenfrüh beim Frühstück in Ruhe miteinander klären sollten.“ „Mir ist egal was Vater dazu sagt“, sprach Itachi kühl. „Keine Diskussion Itachi! Du lebst hier nicht alleine und kannst nicht über unsere Köpfe hinweg entscheiden“, sagte seine Mutter streng und widmete sich nun wieder Sakura, „Aber ich denke, dass für diese Nacht nichts dagegenspricht.“

„Haben Sie vielen Dank“, Sakura verneigte sich mit einem ehrleichterten Lächeln. „Ach Sakura-Chan…“, Mikoto seufzte und hob wieder den Kopf der Angesprochenen, „Du sollst mich doch Duzen und diese Formalitäten sein lassen.“ „V-Verzeihung“, verlegen sah Sakura zur Seite. „Und jetzt ab ins Bett mit euch, es ist schon spät“, Sakura musste schmunzeln.

Mikoto behandelte sie wie Kinder, jedoch auf eine ziemlich amüsante Art und Weise.

„Schlaf gut, Mutter“, Itachi griff nach Sakuras Hand und zog sie hinter sich her. „Gute Nacht, Mikoto-San“, Sakura lächelte ihr zu und wurde im nächsten Moment um die Ecke gezogen.

 

Itachi zog Sakura durch den Flur hinter sich her und machte schließlich vor einer Tür halt. Kurz betrachtete er die Rosahaarige aus seinen Augenwinkeln und öffnete schließlich die Tür. Er betrat sein Zimmer und Sakura folgte ihm.

Als die Siebzehnjährige schließlich im Raum stand, schloss der Uchiha die Tür und schaltete das Licht an. Sakuras Blick schweifte durch das Zimmer und obwohl es wirklich schlicht gehalten war, wirkte es dennoch sehr beeindruckend auf sie.

 

Ob es daran lag, dass es das Zimmer eines Uchihas war?

 

In dem Zimmer befand sich ein großes Doppelbett mit schwarzen und bordeaux roten Kissen an der Wand. Daneben stand ein kleiner Nachttisch, auf dem einige Bücher und ein Bild von Sasuke, Mikoto, Fugaku und ihm selbst ruhte.

Ausnahmslos alle lächelten auf diesem Bild und wirkten wie eine glückliche Familie.

Ansonsten befanden sich noch ein großer Kleiderschrank mit einem Spiegel an der Tür, eine Kommode unter dem Fenster und eine größere Zimmerpflanze daneben in dem Raum.

Die ANBU Maske, welche einen Fuchs darstellte hing zusammen mit dem Schwert Itachis über dem Kopfende seines Bettes. Die restliche Ausrüstung befand sich vermutlich in seinem Kleiderschrank, da sie sonst nirgendwo zu sehen war.

In der Luft des Zimmers schwang ein Hauch von Itachis süßem Eigengeruch mit, welcher dafür sorgte, dass Sakura sich augenblicklich wohler fühlte.

 

Ein Lächeln bildete sich in Sakuras Gesicht und sie drehte sich zu Itachi, welcher sich in der ganzen Zeit nicht einen Millimeter vom Fleck bewegt hatte. Sie verschränkte ihre Hände hinter ihrem Rücken und sah schließlich aus dem Fenster.

 

„Also…“, setzte sie an, „So schlecht ist es ja gar nicht gelaufen.“ „Ich werde meinen Vater schon davon überzeugen, dass du bleiben kannst“, Itachi trat auf die Rosahaarige zu und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Danke, Itachi-San“, warm lächelte sie ihm entgegen, „Aber wo schlafe ich überhaupt?“

Mit diesem Themenwechsel hatte der Uchiha nun wirklich nicht gerechnet.

„In meinem Bett“, antwortete er. „Und Sie?“, Sakura sah ihn verwirrt an. „Auch in meinem Bett“, gelassen trat der Schwarzhaarige an seinen Kleiderschrank, während der Haruno das Blut zu Kopf stieg und ihre Wangen ganz heiß wurden. „W-Wie bitte?“, stammelte sie. Mit einem schwarzen T-Shirt in seiner Hand drehte Itachi sich wieder zu ihr um und fragte: „Hast du ein Problem damit?“

Verlegen sah Sakura zur Seite und wickelte eine ihrer langen Haarsträhnen um ihren Zeigefinger.

„E-Es…also…ich…ähm…“ „Reicht dir das hier zum Schlafen?“, unterbrach Itachi sie und hielt ihr das T-Shirt in seinen Händen hin. „Ja, haben Sie vielen Dank“, zögerlich nahm sie das T-Shirt an sich. „Und wo ist jetzt dein Problem?“, bohrte Itachi nach und Sakura biss sich auf die Unterlippe. „E-Es ist so, d-dass ich noch nie…“, sie zögerte, „Mit jemand anderes in einem Bett geschlafen habe.“

Itachi schmunzelte in sich hinein und legte seinen Finger unter Sakuras Kinn, um ihr Gesicht zu heben.

„Ich werde schon nichts machen“, sprach er. „D-Das habe ich auch nicht gedacht“, stotterte sie. „Soll ich auf der Couch im Wohnzimmer schlafen?“, fragte er nun. „N-Nein, ich möchte nicht, dass Sie sich solche Umstände machen und außerdem…“, die Rosahaarige traute sich nicht weiterzusprechen.

 

Stille kam auf.

 

„Außerdem?“, drängte der Schwarzhaarige sie nun. „A-Außerdem würde ich mich schlecht fühlen, wenn Sie mir einfach so Ihr Bett überlassen würden u-und…“, wieder sprach sie nicht weiter. „Und?“, hakte Itachi nach. „Und ich möchte nicht alleine sein“, gestand sie und wich dem Blick des Uchihas aus.

Sachte strich Itachi durch das rosa Haar Sakuras und legte seine Hand schließlich auf ihre Wange.

„Geh dich umziehen. Das Bad ist direkt durch diese Tür“, er deutete auf eine Tür hinter Sakura und sie verschwand in dem genannten Raum.

 

Sakura schloss die Tür hinter sich ab und sah in den Spiegel.

Ihre Wangen waren immer noch ganz rot und ihr Herz schlug so stark gegen ihre Brust, dass es ein wenig wehtat.

Sie atmete einmal tief durch, um sich zu beruhigen.

 

Warum war sie nur so nervös?

War es wirklich so dramatisch, dass sie sich ein Bett mit Itachi teilen würde?

Aber warum ließ er sie nicht im Wohnzimmer auf der Couch schlafen?

 

Sakura konnte keinen klaren Gedanken fassen.

 

Sie war so durcheinander.

Alles in ihr spielte verrückt.

Ihr Herz raste wie verrückt und ihr Kopf war wie benebelt.

 

Sachte strich sie über die Kette Itachis.

 

Sie erinnerte sich daran wie der Uchiha ihr das Schmuckstück umgelegt hatte. Sie erinnerte sich daran wie er ihr so nahe gewesen war und er ihre Haut gestreift hatte. Sie konnte immer noch seinen heißen Atem auf ihrer Haut spüren.

 

Augenblicklich stieg der Haruno noch mehr Blut in den Kopf. Hastig schlug sie sich leicht gegen ihre Wangen und schüttelte ihren Kopf.

 

Warum dachte sie nur an so was?

Wie konnte sie nur so an Itachi denken?

Wie konnte sie so einfältig sein?

 

Itachi war ein ANBU.

Er stand viele Ränge über ihr.

Sie sollte nicht solche Gedanken ihm gegenüber hegen.

 

Sakura drehte den Wasserhahn auf und schippte sich kaltes Wasser in ihr Gesicht, um sich abzukühlen. Sie stützte sich am Waschbecken ab und betrachtete ihr Spiegelbild.

Einige Wassertropfen liefen ihr Gesicht hinunter und fielen zu Boden. Die Rosahaarige wandte sich von dem Spiegelbild und betrachtete nun das schwarze T-Shirt, welches sie fallen gelassen hatte. Sie fuhr sich durch ihr langes Haar und atmete einmal tief durch, ehe sie sich anfing ihrer Kleidung zu entledigen.

 

Als sie ihre Kleidung sorgfältig zusammengefaltet hatte, stand sie nur noch in rosa Panties mit schwarzer Spitze vor dem Oberteil Itachis. Langsam griff sie nach den Schultern des schwarzen Stoffteils und hielt es ausgebreitet vor sich.

Es war sehr viel größer als ihre Klamotten und würde ihr mit Sicherheit viel zu groß sein.

Sakura biss sich auf ihre Unterlippe, als sie sich vorstellte wie es wohl an Itachi aussehen würde und ein wenig seinen muskulösen Oberkörper umspielen würde.

Hastig schüttelte die Rosahaarige ihren Kopf und zog sich schnell das T-Shirt an. Ihr stieg der süße Duft des Uchihas in die Nase. Zögerlich griff sie nach dem Kragen des Oberteils und zog es sich über die Nase, um das Aroma deutlicher wahrnehmen zu können.

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie diesen vertrauten Duft einsog.  Sie fühlte sich augenblicklich wohl und entspannte.

Plötzlich klopfte es an der Tür und Sakura zuckte zusammen.

 

„Alles in Ordnung bei dir?“, drang Itachis gedämpfte Stimme an ihr Ohr. „J-Ja!“, sie sammelte schnell ihre Klamotten ein und stolperte zu ihr, um sie zu öffnen.

Nervös lächelte sie Itachi zu, welcher direkt vor ihr stand.

„Du bist ganz rot“, stellte er fest und legte seine Hand auf ihre Stirn, „Und glühen tust du auch.“

Sakuras Herz fing wieder schneller an zu schlagen und schlug hastig die Hand des Dunkelhaarigen weg.

„M-Mir geht es gut, dass ist nur…äh…“, sie wusste nicht so recht was sie sagen sollte. „…die Nervosität?“, hakte ihr Gegenüber nun nach. „A-Ach was? So nervös bin ich gar nicht“, verlegen sah die Haruno zur Seit und ihr Griff um ihre Kleidung wurde fester. „Du bist eine schlechte Lügnerin“, meinte Itachi und nahm ihr die Kleidung ab. „Pff…“, beleidigt verschränkte Sakura ihre Arme vor ihrer Brust und schob ihre Unterlippe nach vorne.

 

Itachi legte Sakuras Kleidung auf die Kommode und drehte sich schließlich um, damit er die Rosahaarige genauer mustern konnte. Sein Blick schweifte über ihren dünnen, zierlichen Körper, welcher in seinem T-Shirt unterzugehen drohte.

Das schwarze Stoffteil reichte ihr bis zur Mitte ihrer Oberschenkel und auch die Ärmel endeten kurz über ihren Ellenbogen.

 

„Stimmt etwas nicht?“, wieder einmal lief Sakura ein wenig rot an. „Nein“, er ging zu seinem Bett und legte sich in dieses. „W-Wollen Sie etwa so zu Bett gehen?“, stotterte sie nun und Itachi warf einen Blick an sich herunter.

Er hatte lediglich graue Boxershorts an.

„Stört es dich?“, nervös fing Sakura an mit ihren Haaren zu spielen und rieb ihre Beine aneinander. „Das ist es nicht“, murmelte sie. „Was ist es dann?“, verlegen sah sie zur Seite, antwortete aber nicht, „Ich kann mir auch ein T-Shirt anziehen, wenn du dich dann wohler fühlst.“ „Machen Sie sich meinetwegen keine Umstände“, hastig wedelte sie mit ihren Händen vor ihrem Gesicht hin und her. „Dann komm jetzt ins Bett“, der Dunkelhaarige machte Platz für sein Gegenüber.

 

Langsam schritt Sakura auf das Bett zu und hielt schließlich vor diesem an. Wie verrückt pochte ihr Herz gegen ihre Brust und sie hatte das Gefühl, dass Itachi es hören konnte. Sie schluckte einmal kräftig, doch bevor sie sich hinlegen konnte, übernahm Itachi diesen Part für sie und zog die Siebzehnjährige zu sich ins Bett.

Sofort stieg der Haruno wieder das Blut in den Kopf und ihr Herz fing noch wilder an zu schlagen. Sie zog ihre Beine ein wenig an und biss sich auf ihre Unterlippe, während ihr Körper sich ein wenig anspannte. Sakura konnte die Wärme und den süßen Geruch, welche Itachi ausstrahlte wahrnehmen.

 

Noch nie war sie Itachi so nahe gewesen wie jetzt.

 

Langsam entspannte Sakura sich wieder und sie fing an zu Lächeln. Sie schmiegte sich an ihr Kissen und spürte wie sich im nächsten Moment die schwarze Bettdecke um sie legte. Sie fühlte wie Itachi ihr einmal durch ihr langes Haar strich, bevor er sich schließlich endgültig hinlegte und die Rosahaarige zu sich zog. Sakura konnte den Herzschlag Itachis hören, welcher eine beruhigende Wirkung auf sie hatte, weshalb sie ihre Hand auf seine Brust legte.

Schon lange war Sakura nicht mehr so glücklich gewesen. Sie war froh darüber, dass sie diesen Moment mit Itachi teilen konnte und er bei ihr war. Sie schmiegte sich an den Dunkelhaarigen und Sakura schloss ihre Augen.

Itachi legte seinen Arm um sie und zog die Haruno ein Stück näher an sich, so dass auch er ihren Herzschlag wahrnehmen konnte. Er spürte wie ihr Herz hastig gegen Sakuras Brust schlug und strich wieder einmal durch ihr weiches Haar. Er sog ihren fruchtigen Geruch ein, welcher ihn an viele exotische Früchte erinnerte.

 

Hoffentlich würde dieser Moment niemals enden.

 

Itachi genoss die Anwesenheit Sakuras und ein schwaches Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er schmiegte sich an ihren Kopf und schloss nun ebenfalls seine Augen. Er konzentrierte sich auf den immer ruhiger werdenden Herzschlag der Haruno und ihren heißen Atem, welcher seine Haut kitzelte und ein angenehme Gänsehaut seinerseits verursachte.

Noch einmal öffnete er seine Augen, um einen Blick auf das ruhige Gesicht Sakuras zu erhaschen, welche schon fast im Land der Träume war. Er hauchte ihr einen Kuss auf den Haaransatz und im nächsten Moment kuschelte sie ihren kleinen, zierlichen Körper noch mehr an ihn und lächelte schwach.

 

Sie fühlte sich wohl.

 

Hier wollte sie bleiben – fürs erste.

Irgendwann würde sie Konoha schon verlassen, nur halt jetzt noch nicht. Es war zwar immer noch ihr Traum zu reisen, aber fürs erste reichte ihr dieser Moment mit Itachi.

Jedoch mussten sie morgen erst einmal mit Fugaku sprechen und dann würde sich herausstellen, ob sie noch eine Weile bleiben konnte oder nicht.

 

Hoffentlich klappte es.

 

Sakura wollte Konoha noch nicht verlassen.

Sie wollte Itachi noch nicht verlassen.

Sie wollte noch eine Weile bleiben.

 

Wie lange sie bleiben würde, wusste sie noch nicht, aber noch würde sie nicht gehen.

 

„Gute Nacht“, riss Itachis sanfte Stimme sie aus ihren Gedanken. „Gute Nacht, Itachi-San“, nachdem sie diese Worte gesprochen hatte, schlief sie schließlich ein.

 

Am frühen Morgen wurde Itachi freundlich von der Sonne geweckt, welche durch sein Fenster schien und seine Nase kitzelte. Der Uchiha fuhr sich schlaftrunken durch sein Gesicht und streckte seinen Arm nach Sakura aus, jedoch griff er ins Leere.

Abrupt fuhr Itachi hoch und sah sich in seinem Zimmer um, aber es war nicht die geringste Spur von Sakura zu sehen. Ihre Klamotten lagen nicht mehr auf der Kommode und sein T-Shirt lag stattdessen sorgfältig zusammengefaltet an deren Stelle.

 

Wann war Sakura aufgestanden?

 

Der Uchiha war es nicht gewöhnt, dass die Leute vor ihm wach waren, geschweige denn einfach so nicht mehr in seinem Zimmer waren.

Normalerweise war er derjenige, welcher immer als erster wach war und sich fertigmache. Er war es immer, welcher das Frühstück machte und nun war Sakura nicht mehr in seinem Bett.

 

War sie vielleicht im Bad und machte sich fertig?

 

Itachi schlug die Decke zur Seite und erhob sich. Er schritt auf die Badezimmertür zu und klopfte an diese an.

Jedoch erhielt er keine Antwort und öffnete deshalb die Tür.

 

Niemand war hier.

 

Das Licht war ausgeschaltet, jedoch konnte er den Geruch seines Shampoos und seines Duschgels in der Luft vernehmen, welche immer noch ein wenig feucht war, was darauf schließen ließ, dass Sakura geduscht hatte.

 

Aber wo war sie jetzt?

 

Itachi beschloss selbst erst einmal duschen zu gehen, bevor er weiter nach der Haruno suchen würde.

Sie würde schon nicht weggelaufen sein.

Der Schwarzhaarige holte aus seinem Kleiderschrank einige Kleidungsstücke und verschwand schließlich im Bad, wo er sich unter die Dusche stellte.

 

Als der Uchiha schließlich fertig war, trug er eine schwarze Jeans und ein langärmliges Oberteil mit einem V-Ausschnitt, welches ebenfalls schwarz war und ein wenig enger anlag. Seine Haare ließ er offen, damit diese an der Luft trocknen konnten.

 

Itachi schmiss seine alten Boxershorts in den Wäschekorb unter dem Waschbecken und verließ schließlich das Bad.

Sakura war immer noch nicht hier, weshalb er sein Zimmer verließ und sich auf den Weg in Richtung Eingangsbereich machte.

 

Im Flur stieg ihm der süße Geruch von Reis in die Nase, weshalb er sich in die Küche begab. Er lehnte sich am Türrahmen an und beobachtete wie Sakura am Herd stand und dabei war Frühstück zu machen.

 

Sie trug lediglich ihre schwarzen Leggins und ein grünes Top. Ihre nassen Haare hatte sie sich zu einem lockeren Dutt zusammengebunden, damit ihr diese nicht beim Kochen ins Essen fielen.

 

„Nervös?“, erschrocken drehte sich die Haruno um und sah in die Augen von Itachi. „Itachi-San!“, entfuhr es ihr, „Guten Morgen.“ „Du weichst meiner Frage aus“, stellte der Dunkelhaarige fest und trat auf Sakura zu. „Ein wenig vielleicht“, sie drehte sich wieder zum Herd und füllte schließlich fünf kleine Schüsseln mit Reis, „Ich hoffe es war in Ordnung, dass ich mir eines Ihrer Haargummis genommen habe und mich an Ihren Sachen bedient habe.“ „Kein Problem“, entgegnete er und nahm den nun leeren Topf an sich, um ihn zu spülen.

Sakura widmete sich nun der Pfanne, in der fünf kleine Fische brutzelten, welche sie nun auf einige Teller verteilte.

„Eier“, murmelte sie und öffnete den Kühlschrank, um die genannte Zutat herauszuholen.

Konzentriert gab sie das erste Ei in die Pfanne und würzte es mit Salz.

„Spiegelei?“, Itachi hatte sich über die Rosahaarige gebeugt und sah ihr zu. „J-Ja“, ein wenig nachdenklich musterte sie das bratende Ei, „Oder mögen Ihre Eltern und Sasuke kein Spiegelei?“

Sakura war drauf und dran das Ei aus der Pfanne zu holen, jedoch ergriff Itachi ihr Handgelenk.

„Sie mögen es“, hauchte er in ihr Ohr und sie atmete ehrleichtert auf. „Und Sie?“, sie drehte ihren Kopf zu dem Uchiha. „Ich auch“, der Haruno fiel ein Stein vom Herzen und sie legte das Ei in eine der Reisschüsseln.

 

Nachdem Sakura auch die anderen Eier zu Spiegeleiern verarbeitet und sie in die anderen vier Reisschüsseln gegeben hatte, machte sie noch als Ausgleich für jeden einen kleinen Obstsalat und deckte schließlich den Tisch.

Nachdenklich betrachtete sie das Essen und legte ihren Finger an ihr Kinn. Ein Seufzen entwich ihrer Kehle und sie wollte nach dem Obstsalat greifen, jedoch legte Itachi seine Hand auf ihre Schulter und hielt sie somit zurück.

 

„Mach dich nicht so verrückt“, Sakura drehte sich zu dem Dunkelhaarigen. „Aber ich glaube nicht, dass der Obstsalat eine gute Wahl war. Er passt nicht so wirklich“, entgegnete sie. „Ein wenig Abwechslung kann nicht schaden“, meinte Itachi und nahm seine Hand von ihrer Schulter. „Wenn Sie meinen“, Sakura klang nicht sonderlich überzeugt.

Itachi hob ihr Kinn an und lächelte ihr für einen kurzen Moment aufbauend zu.

„Glauben Sie, dass es Ihren Eltern wird es schmecken?“, fragte sie nun unsicher. „Das werden wir früh genug erfahren“, die Haruno schluckte und wandte sich wieder dem Frühstückstisch zu. „Orangensaft“, sprach sie nun entschlossen und trat an den Kühlschrank.

Sakura räumte einige Orangen aus diesem und legte sie auf die Arbeitsfläche.

„Du machst dir zu viele Sorgen“, stellte Itachi fest. „Immerhin muss ich auch Ihren Vater überzeugen, dass ich hierbleiben darf“, entgegnete sie und begab sich auf die Suche nach der Zitronenpresse. „Wir“, korrigierte Itachi sie nun und stellte ihr den gesuchten Gegenstand auf die Arbeitsfläche.

Sakura sah erstaunt zu dem Dunkelhaarigen hinauf.

„Stimmt etwas nicht?“, er halbierte mit einem Messer eine der Orangen. „N-Nein“, Sakuras Wangen wurden ganz heiß und sie sah verlegen zu Boden. „Geh deine Haare machen, ich kümmere mich um den Orangensaft. Der Föhn ist im linken Schrank unter dem Waschbecken“, die Rosahaarige nickte und verschwand schließlich wieder im Bad.

 

Nach einigen Minuten stand Sakura schließlich mit trockenem Haar in der Küche und Itachi stellte den frisch gepressten Orangensaft auf den Tisch. Sie betrachtete den gedeckten Tisch und lächelte nun zu frieden.

 

Alles war perfekt.

 

Hoffentlich würde das Frühstück auch der Familie des Uchihas zusagen und Fugaku ein wenig gutmütiger stimmen.

Sakura strich wieder mal über die Kette Itachis und atmete tief durch. Sie war wirklich nervös und hatte Angst, dass sie Fugaku und Sasuke nicht überzeugen konnte hier zu bleiben.

Itachi stellte sich neben sie und legte seinen Arm um die Haruno. Er zog sie ein Stück zu sich und sie entspannte ein wenig.

 

„Was riecht denn hier so lecker“, erschrocken drehte Sakura sich um und blickte in das lächelnde Gesicht Mikotos. „Mikoto-San, guten Morgen“, nervös lächelte sie der Schwarzhaarigen zu. „Guten Morgen, Sakura-Chan“, sie trat auf die Rosahaarige zu und strich durch ihr Haar, „Du bist ziemlich nervös, nicht wahr?“ „Ist das so offensichtlich?“, hakte Sakura nun verlegen nach. „Ich habe zwei Söhne großgezogen, welche ich wie ein offenes Buch lesen kann, da ist es bei dir nicht sonderlich schwer zu sagen, was du fühlst“, nicht eine Sekunde verließ das Lächeln die Lippen der Uchiha. „Trifft das auch auf Fugaku-San zu?“, fragte Sakura vorsichtig. „Du machst dich ja ganz verrückt“, Mikoto legte ihre Hände auf die Schultern der Siebzehnjährigen, „Mach dir keine Sorgen, alles wird gut gehen.“

„Was wird gut gehen?“, ertönte plötzlich die grummelige Stimme Sasukes hinter Mikoto. „Leg einen gepflegteren Ton an den Tag!“, entfuhr es Mikoto, die sich zu ihrem Sohn umdrehte. „Entschuldige Mutter“, der Uchiha gähnte und erblickte schließlich Sakura, „Was machst du denn hier?“

„G-Guten Morgen, Sasuke-San“, nervös lächelte die Haruno dem Angesprochenen zu. „Das beantwortet nicht meine Frage“, Sasuke hob eine Augenbraue. „N-Nun…also ich…“ „Sasuke, geh doch bitte deinen Vater holen, damit wir in Ruhe frühstücken können“, unterbrach Mikoto die Rosahaarige. „Hn“, der Jüngere verschwand und Sakura entwich ein tiefes Seufzen.

„Sasuke ist ein Morgenmuffel, mach dir nichts daraus“, Mikoto lächelte Sakura aufbauend zu. „In Ordnung“, die Rosahaarige zwang sich zu lächeln.

 

Nach wenigen Minuten betraten Sasuke und Fugaku schließlich die Küche und setzten sich gemeinsam mit den anderen an den Tisch.

Es herrschte eine für Sakura drückende Stille und es fiel ihr schwer zu essen. Sie musste sich zwingen jeden Bissen auch hinunterzuschlucken.

 

„Das Essen hast du wirklich gut gemacht, Mikoto“, brach Fugaku schließlich die Stille. „Oh…aber das war ich gar nicht“, nun hob der Brünette eine Augenbraue, „Sakura-Chan ist extra früher aufgestanden, um das Frühstück zu machen.“

Unsicher lächelte die Rosahaarige dem Uchiha zu.

„Hmpf“, kam es nur von ihm und Sakura sah hilfesuchend zu Itachi. „Vater, wir haben eine Bitte“, sprach der Schwarzhaarige schließlich und Sakuras Herz fing an höher zu schlagen. „Welche?“, einen strengen Unterton konnte er sich nicht verkneifen, „Und wer ist wir?“ „Sakura und ich“, mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete Fugaku das Mädchen neben Itachi.

 

Stille kam auf.

 

„Wie lautet die Bitte?“, Itachi sah nun zu der Rosahaarigen und sie schluckte kräftig. „Nun…“, setzte sie an, „Ich habe im Moment keinen Ort an dem ich unterkommen könnte, da meine ehemalige Mitbewohnerin mit ihrem Freund zusammengezogen ist und das Verhältnis zwischen mir und meinen Eltern ist nicht das Einfachste“, sie machte eine kleine Pause, „Und daher wollte ich fragen, ob ich für eine Weile hier leben könnte.“ „Du möchtest hier leben?“, erhob der Uchiha nun seine Stimme und Sakura hielt den Atem an, „Wie einfältig!“

Fugaku erhob sich und wollte die Küche verlassen.

„Geh zu deinen Eltern. Das Verhältnis zwischen ihnen und dir ist nicht mein Problem“, niedergeschlagen musterte Sakura ihr Essen.

Sie hatte sich doch so viel Mühe gegeben, damit sie bleiben konnte

„Vater“, es war Sasuke, der seine Stimme erhoben hatte, „Sakura hat dir und Mutter damals das Leben gerettet, du schuldest ihr etwa.“

Die Augen der Haruno weiteten sich ein Stück.

„Sasuke-San“, wich es ihr über die Lippen. „Glaub nicht, dass ich das für dich tue“, hastig aß er weiter und die Haruno musste ein wenig schmunzeln.

Fugaku entwich ein Seufzen.

„Wie lange?“, er drehte sich zu Sakura. „Nun…“, sie schien zu überlegen, „Ich würde sagen, dass ich nicht länger als drei Monate bleiben werde, schließlich möchte ich immer noch reisen.“

 

Auf einmal zog sich etwas in Itachis Magengegend zusammen.

 

Nur drei Monate?

Sie wollte immer noch Konoha verlassen?

Sie wollte immer noch reisen?

 

Aber sie war doch gerade erst wieder hier.

 

Warum war sie dann überhaupt geblieben?

Warum war sie gestern nicht gegangen, wenn sie doch reisen wollte?

Warum hatte sie dann gesagt, dass sie noch bleiben wollte?

 

Itachi wurde aus dem Verhalten von Sakura nicht schlau.

 

Im einen Moment wollte sie gehen und in einem wollte sie bleiben.

In einem Moment schien sie ihm so nahe und im anderen weit entfernt.

 

Wusste sie eigentlich was sie wollte?

Wusste sie wie er sich dabei fühlte?

Wusste sie, was sie mit ihm machte?

Wusste sie überhaupt irgendetwas?

 

Itachi sah zu der Rosahaarigen hinüber, ehe er sich wieder seinem Essen widmete.

 

Er war wütend.

Er war verletzt.

Er konnte es einfach nicht fassen.

 

„Drei Monate“, nachdenklich ruhte Fugakus Blick auf Sakura. „Natürlich werde ich im Haushalt helfen und auch einkaufen gehen“, sprach die Haruno hastig. „Nun gut, drei Monate, nicht einen Tag länger“, Sakura nickte und der Uchiha verließ den Raum.

„Das hat ja ganz hervorragend geklappt Sakura-Chan“, begeistert legte Mikoto ihre Hände zusammen. „Finden Sie?“, unsicher nahm die Angesprochene einen Bissen von ihrem Obstsalat. „Aber ja doch“, die Schwarzhaarige lächelte ihr zu, „Ich habe noch nie erlebt, dass mein Mann so schnell nachgegeben hat.“

Nun musste auch Sakura lächeln.

„Itachi, du sagst ja gar nichts“, stellte Mikoto nun fest und Sakura sah zu ihrem Sitznachbarn, „Freust du dich denn gar nicht?“ „Doch, Mutter“, antwortete er und aß schnell auf.

Besorgt ruhte der Blick Itachis Mutter auf ihrem Sohn und ein Seufzen entwich ihrer Kehle.

„Stimmt etwas nicht, Mikoto-San?“, hakte Sakura besorgt nach. „Ich bin Mutter, ich mache mir lediglich Sorgen um meinen Sohn“, Sakuras Blick richtete sich wieder auf Itachi, welcher sich auf einmal erhob und den Raum verließ. „Itachi-San?“, die Haruno wollte aufstehen und dem Schwarzhaarigen hinterher, jedoch hielt Mikoto sie auf: „Iss doch erst einmal auf, ich werde nach ihm sehen.“ „O-Okay“, Sakura war sichtlich verwirrt, jedoch wollte sie der Dunkelhaarigen nicht widersprechen.

 

Mikoto erhob sich und lief ihrem älteren Sohn in sein Zimmer hinterher. Sie schloss die Tür hinter sich und sah zu ihrem Sohn, welcher nachdenklich aus dem Fenster blickte. Die Uchiha verschränkte ihre Arme vor der Brust und musterte ihn streng.

 

„Würdest du mir bitte verraten, was dich bedrückt“, brach sie die Stille. „Nichts“, entgegnete er, ohne sie eines Blickes zu würdigen. „Lüg mich nicht an und sieh mich an, wenn du mit mir redest“, Itachis Kehle entwich ein Seufzen.

Seine Mutter war wohl die einzige, welche er nicht anlügen konnte.

„Sie will immer noch Konoha verlassen“, Itachi wandte sich seiner Mutter zu. „Du meinst Sakura-Chan?“, er nickte, „Lass ihr doch ihre Träume.“ „Du verstehst das nicht!“, es war das erste Mal in seinem Leben, dass Itachi seine Stimme gegenüber Mikoto erhob. „Ich verstehe sehr wohl!“, ein strenger Unterton begleitete ihre Stimme und sie trat auf ihren Sohn zu, um ihre Hand auf seine Wange zu legen, „Du magst Sakura-Chan.“

Warm lächelte Mikoto ihrem Sohn zu.

„Aber du kannst sie hier nicht halten“, ihr Blick wurde mitfühlender, „Du kannst Sakura-Chan ihre Träume nicht nehmen.“ „Aber wieso wollte sie dann doch bleiben?“, Itachis Blick wurde betrübter, „Ich verstehe sie nicht.“ „Sakura-Chan möchte noch ein wenig Zeit mit dir und ihren Freunden verbringen, aber sie hat ihre Träume von denen keiner – nicht einmal du als ANBU – sie abhalten kann“, langsam ließ der Schwarzhaarige seinen Kopf auf die Schulter der Uchiha sinken, „Erinnerst du dich noch daran, als du ANBU werden wolltest?“ „Wie könnte ich das vergessen?“, stellte Itachi als Gegenfrage. „Sasuke hatte solche Sorgen um dich, dass er dich nicht einmal an der Prüfung teilnehmen lassen wollte, aber du hast dich nicht abhalten lassen…“, Mikoto legte ihre Hände auf die Schultern ihres Sohnes und drückte ihn sanft von sich weg, „…weil es dein Traum war und ist Konoha zu beschützen“, sie lächelte ihm sanftmütig zu, „Genauso ist es Sakura-Chans Traum die Welt zu sehen und zu reisen.“ „Ich weiß“, nur ungern gab Itachi das zu, „Aber ich möchte, dass sie bleibt.“ „Itachi…“, Mikoto seufzte, „Du musst Sakura gehen lassen, wenn es so weit ist.“

 

Mit diesen Worten verließ seine Mutter den Raum und machte sich wieder auf den Weg in die Küche.

Itachis Blick wanderte wieder aus dem Fenster, doch dann ging er zu seinem Bett und ließ sich auf dieses Fallen. Sein Gesicht vergrub er in seinen Kissen.

 

„Ist alles in Ordnung mit Itachi-San?“, Sakura klang sichtlich besorgt. „Aber ja doch, er ist lediglich ein wenig müde und wollte sich wieder hinlegen“, antwortete Mikoto. „Verstehe“, nachdenklich ruhte Sakuras Blick auf den leeren Schüsseln und Tellern.

Auch Sasuke hatte den Raum mittlerweile verlassen.

„Sei doch bitte so lieb und hilf mir beim Spülen“, Sakura erhob sich und räumte den Tisch ab, „Mach dir um Itachi keine Sorgen.“ „Ist gut“, die Rosahaarige lächelte Mikoto zu und fing schließlich an mit ihr gemeinsam zu spülen.

 

Nachdem die beiden schließlich fertig waren, machte Sakura sich auf den Weg zu Itachis Zimmer.

Zögerlich klopfte sie an die Tür des Dunkelhaarigen, als sie jedoch auch nach dem zweiten Mal keine Antwort erhalten hatte, trat sie ein. Sakura ließ die Tür leise hinter sich ins Schloss fallen und sah sich suchend nach Itachi um.

Der Dunkelhaarige lag schlafend in seinem Bett und ein sanftes Lächeln umspielte Sakuras Lippen.

Die Haruno trat auf das Bett zu und deckte Itachi sorgfältig zu. Sie strich vorsichtig durch sein mittlerweile trockenes Haar und richtete sich schließlich wieder auf. Wieder einmal strich sie über seine Kette und zog sie schließlich aus.

Itachi sollte sie wiederhaben, schließlich war es ein Geschenk seiner Familie gewesen.

Sakura legte die Kette neben ihn aufs Bett und ging schließlich zur Kommode, auf der ihre Jacke lag. Sie zog das schwarze Kleidungsstück an und ging schließlich in den Eingangsbereich.

 

„Sakura-Chan?“, die Angesprochene drehte sich mit fragendem Blick zu Mikoto, „Wohin gehst du denn?“ „Ich wollte ein paar Klamotten bei meinen Eltern holen gehen“, antwortete sie. „Verstehe“, die Uchiha griff nach ihrem Hausschlüssel und hielt ihn der Rosahaarigen hin, „Nimm doch meinen Schlüssel, dann musst du nachher nicht klopfen.“ „Vielen Dank“, lächelnd nahm Sakura den Schlüssel an sich und verließ das Haus.

 

Sorgfältig verstaute die Haruno den Schlüssel in ihrer Jackentasche und schlug den Weg zum Haus ihrer Eltern ein. Ein wenig freute sie sich sogar darauf sie wieder zu sehen, auch wenn sie sich auf eine Diskussion bezüglich ihres Chakras und ihres Aufenthalts bei den Uchihas einstellen konnte.

 

Sie seufzte.

 

Nun Sakura die Sache doch schnell hinter sich bringen. Sie hatte keine große Lust darauf sich mit ihren Eltern zu streiten, schon gar nicht, weil es ihr erstes Wiedersehen war.

Vielleicht waren ihre Eltern zur Abwechslung ja doch gut gelaunt, auch wenn Sakura sich keine großen Hoffnungen machte. Sie hatte noch nie erlebt, dass die beiden in ihrer Gegenwart sonderlich gut gestimmt waren.

 

Sakura fuhr sich durch ihr langes Haar und warf einen Blick in den Himmel, welcher sich zuzog.

Vermutlich würde es gleich zu regnen anfangen.

 

„Sakura!“, Ino kam vor der Angesprochenen zum Stehen, welche sich bereits zu ihr gedreht hatte, „Wohin gehst du?“ „Ich wollte zu meinen Eltern ein paar Klamotten holen“, antwortete sie. „Oh…“, Ino wich dem Blick ihrer besten Freundin aus. „Oh?“, die Haruno hob eine Augenbraue. „Nachdem du gestorben bist haben deine Eltern Konoha verlassen“, erzählte die Yamanaka. „Na toll“, Sakura seufzte. „Aber das macht doch nichts“, entgegnete Ino. „Das macht doch nichts?“, Sakura schien nicht ganz zu verstehen. „Ich wollte gerade sowieso shoppen gehen, du kannst mich ja begleiten“, lächelte die Blondine.

Der Haruno entwich ein Seufzen.

„Eine andere Wahl habe ich wohl auch nicht“, sofort griff Ino nach der Hand ihrer besten Freundin und zog sie hinter sich her.

 

Ino war froh darüber, dass sie endlich wieder Zeit mit Sakura verbringen konnte. Sie hatte ihre beste Freundin schrecklich vermisst und nachdem sie erfahren hatte, dass die Rosahaarige doch noch am Leben war, war sie der glücklichste Mensch auf Erden gewesen. Die Yamanaka würde mit Sicherheit die ganze versäumte Zeit mit Sakura nachholen.

 

„Übrigens…“, Ino war gerade dabei mit Sakura einige Kleiderständer zu durchforsten, „Es tut mir wirklich leid, dass du nicht mehr bei mir wohnen kannst.“ „Aber das macht doch nichts“, Sakura lächelte ihrem Gegenüber zu und zog einen weißen, dünnen Pulli mit einer Kapuze hervor. „Und wo wohnst du jetzt?“, hakte Ino nach. „Bei Itachi-San“, die Augen der Yamanaka weiteten sich. „Bei den Uchihas?“, entfuhr es ihr. „Ja, aber nur für drei Monate“, erzählte ihr Gegenüber, welche das Oberteil wieder zurück hing.

Auf einmal bildete sich ein Grinsen in Inos Gesicht.

„Also seid ihr endlich zusammen!“, begeistert umschloss sie die Hände ihrer besten Freundin. „W-Wie bitte?“, stammelte die Rosahaarige. „Ihr lebt doch zusammen oder nicht?“, Sakura befreite sich aus Inos Griff und suchte nach weiteren Kleidungsstücken. „Ja schon, aber…“ „Und habt ihr in einem Bett geschlafen?“, augenblicklich lief Sakura rot an. „D-Doch, aber…“ „Und gekuschelt habt ihr auch oder nicht?“, die Haruno nickte, „Also seid ihr zusammen!“ „Ino“, setzte ihre beste Freundin an, „Itachi und ich leben nur zusammen, wir sind kein Paar.“ „Aber ihr verhaltet euch wie eines“, die Blondin verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Tun wir nicht“, protestierte Sakura. „Und wenn ihr nicht zusammen seid, was seid ihr dann?“, die Haruno wollte Antworten, jedoch wusste sie selbst nicht so genau was sie sagen sollte.

 

Was waren sie und Itachi denn nun?

Waren sie wirklich zusammen?

Oder waren sie doch nur Freunde?

 

Nein.

Freunde waren sie mit Sicherheit nicht mehr. Zwischen ihnen war viel mehr, aber Sakura konnte nicht sagen was es war.

Sie fühlte sich von dem Uchiha angezogen und eine tiefe Verbundenheit zwischen ihnen.

 

Aber hieß das wirklich, dass sie ein Paar waren?

Hatte Itachi überhaupt Gefühle für sie?

Und was war mit ihr?

Hatte sie Gefühle für ihn?

 

 

Schlaftrunken setzte Itachi sich aufrecht hin. Er fuhr sich durch sein langes Haar und sah sich in seinem Zimmer um.

 

Er war alleine.

 

Ein wenig niedergeschlagen stützte er sich auf seinen Händen ab. Unter seiner rechten Hand fühlte er kühles Metall, weshalb er diese hob. Seine Kette, welche Sakura zuvor ausgezogen hatte, lächelte ihm entgegen.

Itachis Augen weiteten sich ein Stück und er sah sich hastig um.

 

Sakuras Jacke war von der Kommode verschwunden.

 

Abrupt stand der Dunkelhaarige auf und öffnete die Tür zum Badezimmer, aber auch hier war sie nicht. Schnell hastete er aus seinem Zimmer und durchsuchte jeden Raum des Hauses, aber Sakura war nirgendwo zu finden – nicht einmal im Garten.

Itachis Magengegend zog sich zusammen und er lief in den Eingangsbereich. Er schlüpfte in seine Schuhe und verließ das Haus.

Kalter Regen fiel auf ihn hinab und durchnässte seine Kleidung, aber das war ihm egal. Er wollte Sakura finden.

 

Hatte sie Konoha etwa doch verlassen?

War sie etwa jetzt schon gegangen?

War sie gegangen ohne sich zu verabschieden?

Hatte seine Mutter ihr etwas gesagt?

Sollte die Kette ein Symbol für den Abschied sein?

 

Angst machte sich in dem Dunkelhaarigen breit und er beschleunigte seinen Schritt. Wieder ignorierte er die Schmerzen, welche von seinen gebrochenen Rippen aus durch seinen gesamten Brustkorb wanderten.

 

„Itachi?“, der Angesprochene blieb stehen und sah zur Seite und erblickte Ino, „Sakura wird völlig außer sich vor Wut sein, wenn sie dich so rennen sieht.“ „Wo ist Sakura?“, entfuhr es ihm. „Sie ist gerade durchs Haupttor“, antwortete sie verwirrt.

 

Bevor die Yamanaka noch ein weiteres Wort von sich geben konnte, lief Itachi schon weiter.

 

Also wollte Sakura tatsächlich gehen.

Sie wollte ohne einen Abschied verschwinden.

Sie wollte ihn einfach so zurücklassen.

 

Wie konnte sie das tun?

Hatte sie denn nichts für ihn übrig?

Merkte sie denn nicht, dass er etwas für sie empfand?

 

Itachi sprintete durch das Haupttor und folgte dem Weg. Suchend sah er sich nach Sakura um und sein Herz schlug immer schneller gegen sein Herz.

 

Er wollte sie noch nicht gehen lassen.

Er war noch nicht bereit dazu.

Er wollte noch ein wenig mehr Zeit mit ihr.

 

Auf einmal fielen Sakuras Haare in sein Blickfeld. Die Haruno trug einige Einkaufstüten in ihrer Hand und hatte ihren Blick wieder mal gen Himmel gerichtet. Sie träumte anscheinend vor sich her und genoss den erfrischenden Regen.

 

„Sakura!“

 

Die Angesprochene drehte sich um und bevor sie überhaupt reagieren konnte, hatte Itachi sie schon in seine Arme geschlossen. Die Haruno verlor das Gleichgewicht und fiel zusammen mit Itachi zu Boden. Ihre Einkaufstaschen lagen verstreut auf dem Boden und Itachi schmiegte sich an ihr weiches rosa Haar.

 

„Itachi-San, stimmt etwas nicht?“, mit einem Mal riss der Uchiha seine Augen auf und stemmte sich schließlich ein Stück hoch. „Ob etwas nicht stimmt?“, er klang verletzt und atmete schwer, „Du willst Konoha verlassen! Du wärst gegangen – einfach so! Ohne dich zu verabschieden!“, Tränen rannen über seine Wangen und fielen auf Sakura hinab.

Nun war es die Haruno, welche ihre Augen weitete.

„Itachi-San…“, sie wusste nicht was sie sagen sollte. „Geh nicht, Sakura“, die Stimme Itachis war kaum mehr als ein Hauchen, welches beinahe im Regen um sie herum unterging, „Begreifst du es denn nicht?“, langsam kam er der Rosahaarigen näher. „Begreife ich was nicht?“, ihre Lippen waren kurz davor sich zu berühren. „Ich liebe dich, Sakura“, hauchte er ihr mit erstickter Stimme zu.

Finally

Wie verrückt schlug Sakuras Herz gegen ihre Brust. Sie war wie erstarrt und spürte wie der heiße Atem Itachis ihr immer näherkam. Ein Schauer jagte über ihren Rücken und sie nahm alles nur noch wage war. Ihre Umgebung drehte sich ein wenig.

 

Itachi hatte ihr seine Liebe gestanden!

Er liebte sie!

Er hatte ihr seine Gefühle anvertraut!

 

Aber was war mit ihr?

Liebte sie Itachi?

Konnte sie seine Gefühle erwidern?

 

Sakura starrte dem Dunkelhaarigen ins Gesicht.

 

Sie wollte, dass er sie endlich küsste.

Sie wollte ihm sagen, wie sie sich in seiner Gegenwart fühlte.

Sie wollte mit ihm zusammen sein.

 

Aber was war mit ihren Träumen?

 

Itachi wollte nicht, dass sie ging.

Er wollte, dass sie blieb.

Er wollte an ihrer Seite bleiben.

 

Aber was wollte sie?

 

Sie wollte reisen.

Sie wollte die Welt sehen.

Sie wollte nicht ewig hier bleiben.

 

Was sollte sie tun?

Bleiben oder gehen?

Mit Itachi zusammen sein oder reisen?

 

Sie konnte nicht beides haben.

 

Itachi oder ihre Träume?

Konoha oder die Welt?

Was wäre die richtige Entscheidung?

 

Sakura wusste es nicht.

 

Itachi würde bleiben wollen.

Er würde Konoha nie verlassen wollen.

Er würde seine Familie nicht zurücklassen wollen.

 

Die Haruno biss sich auf ihre Unterlippe und legte ihre Hand schwermütig auf die Brust Itachis. Sie drückte ihn mit ihrer Kraft ein Stück von sich weg und sah zur Seite.

Itachi musterte die Rosahaarige eindringlich, welche zu überlegen schien, was sie sagen sollte.

 

Liebte sie ihn etwa nicht?

Hatte er sich geirrt?

Wollte sie gar nicht bei ihm bleiben?

 

Schmerzen machten sich in seiner Brust bemerkbar.

 

Hatte er ihr umsonst seine Gefühle gestanden?

War es umsonst gewesen, sie zum Bleiben anzuregen?

War alles umsonst gewesen?

 

Er war sich so sicher gewesen.

 

Hatte Sakura ihn doch so sehr täuschen können?

Hatte er sich so dermaßen geirrt?

Aber wir konnte das sein?

 

Sie hatte doch alles erwidert.

Sie hatte immer seine Nähe gesucht.

Sie hatte ihn nie zurückgewiesen.

 

Itachi musterte Sakura eindringlicher.

 

Sie schien es doch auch zu wollen.

Sie schien ihn zu wollen.

Sie schien bei ihm sein zu wollen.

 

Aber wo lag dann das Problem?

Warum wies sie ihn gerade ab?

Warum konnte sie es nicht einfach zulassen?

 

Itachi verstand es nicht.

 

Er wollte sie und sie ihn.

Er wollte bei ihr sein und sie bei ihm.

Er wollte, dass sie blieb und sie…

 

Was wollte sie?

Wusste sie überhaupt was sie wollte?

Wollte sie gehen oder bleiben?

 

Sie musste eine Entscheidung treffen.

 

„Itachi-San…“, riss sie ihn aus seinen Gedanken, „Ich weiß nicht, ob ich da kann.“ „Wieso nicht?“, hakte er nach. „Sie wollen, dass ich bleibe, aber was ist mit mir? Was ist mit dem, was ich will? Mit meinen Träumen?“, warf sie ein. „Was ist es, was du willst?“, die Siebzehnjährige öffnete ihren Mund, schloss ihn dann aber doch wieder.

 

Stille kam auf.

 

„Ich mag Sie Itachi-San und…“, sie hielt inne, „…und Sie sind mir wirklich wichtig.“ „Also wirst du bleiben“, der Dunkelhaarige war sich ziemlich sicher. „Und was ist in drei Monaten, wenn ich ausziehen soll? Wo soll ich dann hin?“, der Angesprochene überlegte. „Ich werde mir etwas Eigenes suchen, dann kannst du für immer bleiben“, ein Seufzen entwich Sakuras Kehle.

Für immer war eine wirklich lange Zeit.

„Itachi-San…“, sie sah ihm tief in die Augen, „Ich weiß nicht so recht, das geht mir ein wenig zu schnell.“ „Also willst du doch gehen“, der Schwarzhaarige stemmte sich vom Boden ab und Sakura setzte sich hin.

Die Haruno musterte den Boden und machte keine Anstalten etwas zu sagen.

„Willst du Konoha so sehr verlassen? Willst du deine Freunde hinter dir lassen? Willst du mich verlassen?“, sprudelte es aus Itachi. „I-Ich…“, die Rosahaarige wusste nicht so genau, was sie dazu sagen sollte. „Du was?“, der Uchiha hatte seine Stimme erhoben. „Ich weiß es nicht mehr“, gestand sie.

 

„Dann entscheide dich!“

„Etwa jetzt sofort?“

„Ich werde nicht ewig warten!“

„Sie haben kein Recht dazu mich so unter Druck zu setzen!“

„Und du hast kein Recht dazu mich ewig warten zu lassen!“

 

Itachi drehte sich um und machte einige Schritte nach vorne.

Sakura stand auf und lief auf ihn zu. Sie griff nach seinem Handgelenk und er drehte sich zu ihr. Ernst sah sie ihm in die Augen.

 

„Sie wollen jetzt einfach abhauen?“, Sakura zog ihre Augenbrauen zusammen. „Ja, es sei denn du hast jetzt schon eine Antwort?“, die Rosahaarige sah zur Seite, „Dachte ich mir.“

Itachi befreite sich aus dem Griff der Siebzehnjährigen.

„Wo gehen Sie jetzt hin?“, hakte sie vorsichtig nach. „Nach Hause“, mit diesen Worten ließ der Uchiha die Rosahaarige hinter sich und machte sich auf den Weg zum Haupttor.

 

Ein Seufzen wich über die Lippen Sakuras. Sie fuhr sich durch ihr nasses Haar und machte sich daran die ganzen Einkaufstüten einzusammeln. Zu ihrem Glück waren die Klamotten nicht aus diesen gefallen.

Mit einem Mal verharrte die Rosahaarige in der Hocke. Sie starrte auf die Einkaufstüten vor ihr und sie spürte wie sich ihre Brust zusammenzog. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Tränen sammelten sich in ihren Augen und perlten über ihre Wangen und vielen zu Boden, wo sie eins mit dem Regen wurden. Sakura vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und schüttelte den Kopf. Ein tiefes Schluchzen verließ ihren Mund und hallte durch den Regen.

 

Warum weinte sie denn jetzt?

 

Sakura verstand nichts mehr.

Sie verstand ihre Gefühle nicht.

Sie verstand nicht warum sie weinte.

 

Warum war sie sich so unsicher?

Warum wusste sie nicht mehr was sie wollte?

Sie wollte doch reisen oder nicht?

Aber was war mit Itachi?

 

Er schwirrte immer in ihren Gedanken umher.

Er war immer um sie herum

Er brachte sie völlig durcheinander.

 

Was wollte sie denn nun?

Wollte sie Itachi?

Wollte sie die Welt sehen?

 

Der Dunkelhaarige hatte Recht.

Er würde nicht ewig auf sie warten.

Und sie hatte keine Wahl ihn länger auf die Folter zu spannen.

 

Aber warum musste es so schwierig sein?

Warum musste sie sich entscheiden?

Konnte sie nicht einfach beides haben?

 

Natürlich nicht.

 

Es konnte nie einfach sein.

Immer musste alles schwerer als nötig sein.

Nie konnte es klar auf der Hand liegen.

 

Das war nicht fair!

 

Warum musste sie die Entscheidung treffen?

Warum hatte Itachi nicht einfach die Entscheidung getroffen?

Warum hatte er ihr kein Ultimatum gestellt?

 

Das wäre so viel einfacher gewesen.

 

Und jetzt?

Jetzt blieb wieder alles an ihr hängen oder?

Warum immer an ihr?

Warum konnte nicht jemand anderes diese Bürde auf sich nehmen?

 

Sakura wollte das nicht!

Sie wollte nicht entscheiden!

Sie wollte Itachi und ihre Träume!

 

„Sakura-Chan?“

 

Erschrocken hob die Angesprochene ihren Kopf. Sie blickte direkt in die tiefblauen Augen Narutos, welcher auf sie hinabblickte. Hastig wischte Sakura sich ihre Tränen weg und presste ihre Lippen aufeinander, damit sie nicht aufschluchzte.

 

„Warum weinst du?“, Naruto hockte sich zu ihr runter und sah ihr ernst entgegen. „Ich…“, Tränen sammelten sich wieder in ihren Augen und im nächsten Moment fiel die Haruno dem Blondschopf um den Hals. „Sakura-Chan?“, besorgt erwiderte Naruto die Umarmung, „Was ist passiert?“

 

Sakura schüttelte nur ihren Kopf und vergrub ihr Gesicht in Narutos Halsbeuge. Sie schluchzte tief und eine Träne nach der anderen wurde von der durchnässten Jacke des Uzumakis aufgesogen.

Beruhigend strich Naruto der Siebzehnjährigen über den Rücken. Er lauschte dem leisen Wimmern der ehemaligen Ärztin und es machte ihn ein wenig wütend. Er wollte nicht einen seiner Freunde so sehen.

 

Wer hatte Sakura zum Weinen gebracht?

Warum weinte sie überhaupt?

Hatte sie jemand verletzt?

 

Die Wut in Naruto stieg weiter.

 

Wer auch immer Sakura zum Weinen gebracht hatte, würde dafür büßen!

Er würde denjenigen zur Rede stellen!

Derjenige hatte sich bei ihr zu entschuldigen!

 

Naruto drückte Sakura mehr an sich. Er schloss sie sanft in seine Arme und wartete darauf, dass sie sich beruhigte. Er würde für sie da sein, egal wie lange es ach dauern mochte. Er würde Sakura so bestimmt nicht alleine lassen.

 

Wie konnte man sie überhaupt so alleine lassen?

Wer ließ schon ein weinendes Mädchen zurück?

Wer brachte überhaupt ein Mädchen zum Weinen?

 

Naruto war angewidert.

 

Das war doch unter aller Sau!

Das war widerlich!

Das war unverantwortlich!

 

Es verstrichen einige Minuten, bis Sakura sich schließlich beruhigt hatte. Sie drückte sich ein wenig von dem Uzumaki weg und lächelte ihm sanft zu.

 

„Danke, Naruto“, nun grinste auch der Angesprochene ihr zu. „Kein Thema, Sakura-Chan“, er kratzte sich am Hinterkopf. „Möchtest du Ramen essen gehen?“, wechselte sie nun das Thema. „Aber du magst Ramen doch noch nicht einmal“, warf ihr Gegenüber ein. „Aber ich hatte es dir doch versprochen, erinnerst du dich nicht?“, Naruto überlegte. „Stimmt!“, auf einmal erhob Naruto sich und zog Sakura auf ihre Beine, „Dann lass uns gehen!“

 

Der Blondschopf strahlte über das ganze Gesicht und Sakura lächelte ihm warm zu.

Die Rosahaarige hob schnell ihre Tüten auf und im nächsten Moment griff Naruto nach ihrem Handgelenk, um sie hinter sich herzuziehen.

Sie liefen durch das riesige Haupttor und rauschten an allen Häusern vorbei durch die Straßen Konohas. Nicht eine Sekunde lang verließ das Lächeln Sakuras Lippen.

 

Sie war froh, dass Naruto da war.

 

Naruto steckte sofort alle mit seiner Art an. Er war immer für einen da, ob bewusst oder unbewusst.

Sakura schätzte diese Art sehr an ihrem Freund. Sie wünschte sich, dass auch sie so sein konnte wie er, aber davon war sie mit Sicherheit noch ein ganzes Stück entfernt.

 

Sie war immer so verträumt, wie konnte sie da für jemanden da sein?

 

Vielleicht würde sie es eines Tages können.

Vielleicht würde sie eines Tages wie Naruto sein können.

Vielleicht würde sie eines Tages aufmerksamer sein können.

 

Vielleicht…

 

Aber wie?

Wie sollte sie das anstellen?

Wie konnte sie wie Naruto sein?

 

Sie wollte für ihre Freunde da sein.

Sie wollte jedem ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Sie wollte sie immer glücklich machen.

 

Aber wie, wenn sie schon bei Itachi versagt hatte?

 

Sie hatte ihn verletzt.

Sie ließ ihn warten.

Sie spannte ihn auf die Folter.

 

Wie konnte sie das tun?

Wie konnte sie ihn nur so behandeln?

Wie konnte sie ihn so verletzen?

Wie konnte sie so herzlos sein?

 

Widerlich.

 

Wie konnte sie so sein?

Wie konnte sie sich so verändert haben?

Oder war sie schon immer so gewesen?

 

„Da wären wir!“, drang Narutos Stimme an das Ohr der Siebzehnjährigen, „Ichiraku-Nudelshop!“

Der Uzumaki strahlte immer noch über das ganze Gesicht und zog Sakura in das kleine Restaurant.

„Zweimal Ramen!“, rief Naruto und setzte sich auf einen der Hocker. „Wen hast du denn da mitgebracht?“, fragte Teuchi, während er die genannten Mahlzeiten zubereitete. „Das ist Sakura, sie ist die beste Oberärztin Konohas“, erzählte Naruto.

„War“, korrigierte die Rosahaarige ihn und setzte sich neben ihren Freund. „War?“, anscheinend wusste er von nichts.

Sakura seufzte.

„Nach dem Kampf hatte sich zu viel von meinem Chakra verflüssigt, jetzt verfüge ich nicht mehr über genügend und so wie es aussieht wird es sich auch nicht mehr neu bilden“, berichtete die Rosahaarige ein wenig niedergeschlagen. „Tut mir leid, Sakura-Chan“, Narutos Blick wanderte gen Tresen.  „Schon okay“, die Angesprochene lächelte ihm zu und im nächsten Moment wurde ihnen das Essen vor die Nase gestellt.

Begeistert griff Naruto nach den Stäben und riss sie auseinander, um mit dem Essen anzufangen.

„Guten Appetit“, Sakura griff ebenfalls nach den Stäbchen und fing langsam an zu essen.

 

Anders als Naruto konnte sie jedoch nicht alles herunterschlingen.

Das Essen sagte ihr nicht wirklich zu, aber sie hatte es nun mal versprochen und nun musste sie dadurch.

Außerdem konnte sie sich so auch von der Sache mit Itachi ablenken und eine schöne Zeit mit Naruto haben.

 

„Sag mal Sakura-Chan“, brach Naruto mit einem Mal das Schweigen, „Warum hattest du jetzt vorhin geweint?“

Ein Seufzen konnte sich die Rosahaarige nicht verkneifen.

„Ist schon gut Naruto“, winkte sie ab. „Lüg mich nicht an!“, entfuhr es ihm und sein Gegenüber zuckte zusammen, „Erzähl mir was passiert ist!“ „Ich bin es selbst schuld gewesen“, meinte Sakura. „Wie meinst du das?“, Naruto hob verwirrt eine Augenbraue. „Ich bin einfach durcheinander“, erzählte sie. „Durcheinander?“, der Uzumaki verstand immer weniger. „Ja“, Sakura rührte in ihrer Nudelsuppe herum. „Weswegen?“, bohrte der Blondschopf nach. „Wegen Itachi-San“, gestand die Siebzehnjährige. „Wegen Itachi?“, Sakura nickte.

 

Für einige Minuten kam Stille auf.

 

„Er ist es nicht wert!“, knirschte Naruto schließlich. „Du weißt doch gar nicht was passiert ist“, warf die Haruno schließlich ein. „Dann erzähl es mir. Sag mir was passiert ist, dass er es wert ist zu weinen“, sprach er. „Itachi-San hat mir seine Liebe gestanden“, setzte sie an. „Und deswegen hast du geweint? Und wo war er dann?“, sprudelte es nur so aus dem Uzumaki und Sakura seufzte. „Ich konnte es nicht erwidern“, erzählte sie weiter. „Also liebst du ihn nicht?“, bedrückt stocherte die Haruno in ihrem Essen herum. „Eigentlich schon…“, sie nagte an ihrer Unterlippe. „Aber?“, der Blondhaarige legte seinen Kopf schief. „Es ist nun mal mein Traum die Welt zu sehen und nicht ewig hier zu bleiben“, erklärte die Siebzehnjährige. „Warum nimmst du Itachi denn nicht mit?“, fragte Naruto. „Er möchte hierbleiben. Itachi-San liebt Konoha und seine Familie zu sehr, als dass er sie verlassen könnte“, antwortete die Haruno. „Und du sollst dich jetzt entscheiden?“, die Angesprochene nickte.

Mit einem Mal sprang der Uzumaki von seinem Stuhl und legte seine Hand auf Sakuras Schulter.

„Sakura-Chan“, breit grinste er ihr zu, „Hör auf dein Herz.“ „Das ist leichter gesagt, als getan“, ernst sah der Uzumaki ihr entgegen. „Itachi hat Recht, du musst dich entscheiden und du wirst dich für eins von beiden entscheiden“, sprach Naruto. „Und was, wenn ich die falsche Entscheidung treffe?“, Zweifel waren in ihrer Stimme zu hören. „Entscheide dich für das, was sich dein Herz herbeisehnt“, ein Seufzen entwich ihrer Kehle. „Und wenn es beides will?“, hakte sie nach. „Dann wird es beides bekommen“, Sakuras Augen weiteten sich ein Stück, „Ich muss jetzt gehen.“

 

Naruto zahlte und verließ das Restaurant, während Sakura ihm wie erstarrt hinterher sah.

Sie war wie benebelt und dachte über die Worte des Uzumakis nach. Ihr Herz pochte wild gegen ihre Brust.

 

Hatte Naruto etwa Recht?

Konnte sie wirklich beides haben?

Oder war das nur überschwänglicher Optimismus?

 

Naruto war ein großer Optimist.

Ein ziemlich großer.

Aber er hatte immer alles erreicht.

 

Zahlte zu viel Optimismus sich aus?

War das sein Geheimnis?

Sollte sie etwa auch so optimistisch sein?

 

Ein Lächeln zierte Sakuras Lippen.

 

Sie wollte beides haben, also würde sie es auch bekommen.

Sie würde Itachi und die Welt bekommen.

Sie würde mit beidem glücklich sein.

 

Aber wie sollte sie das anstellen?

Wie sollte sie beides bekommen?

 

Itachi würde mit Sicherheit nicht leicht zu überzeugen sein, aber sie musste es versuchen. Er konnte nicht nein sagen, wenn er wirklich bei ihr bleiben wollte. Der Uchiha musste ihre Träume respektieren, so wie sie seine Liebe zu seiner Familie akzeptieren wollte.

 

Entschlossen stand Sakura auf und griff nach ihren Einkaufstüten. Sie bezahlte ihre Nudelsuppe, welche sie noch nicht einmal aufgegessen hatte und verließ das Restaurant.

Sie lief raus in den kalten Regen und hastete durch den Regen. Sie machte sich auf den Weg zum Anwesen der Uchiha mit nur einem Gedanken.

 

Itachi.

 

Die Rosahaarige erreichte nach einigen Minuten das Haus und stürmte völlig durchnässt durch die Tür.

Völlig überstürzt zog sie ein wenig holprig ihre Schuhe aus und eilte zum Zimmer Itachis. Ein entschlossenes Lächeln hatte sich in ihrem Gesicht gebildet.

 

„Itachi-San!“, Sakura riss die Tür zu seinem Zimmer auf, doch es war unberührt. „Itachi-San?“, die Siebzehnjährige betrat das Zimmer und sah im Badezimmer nach.

Niemand war hier.

„Itachi ist gerade aufgebrochen“, drang Fugakus Stimme an ihr um. Sakura drehte sich zu dem Brünetten und fragte mit gehobener Augenbraue: „Aufgebrochen? Wohin will er denn gehen?“ „Auf Mission“, die Augen Sakuras weiteten sich. „Auf Mission?“, entfuhr es ihr. „ja“, entgegnete der Uchiha sie an. „Sie haben ihn einfach so gehen lassen!“, schrie sie den Älteren nun an, „Haben Sie mal eine Sekunde lang an seine Verletzungen gedacht?“ „Pass auf wie du mit mir sprichst!“, herrschte Fugaku sie an. „Die Verletzungen von Itachi-San sind doch noch gar nicht vollständig verheilt und Sie sind so ignorant und lassen ihn dennoch auf Mission!“, es war Sakura vollkommen egal wer hier vor ihr stand.

 

„Von einer frechen Göre wie dir lasse ich mich mit Sicherheit nicht als ignorant bezeichnen!“

„Wie konnten Sie ihn gehen lassen?“

„Weshalb hätte ich ihn aufhalten sollen?“

„Er ist Ihr Sohn! Ihr Sohn, welcher verletzt ist und nicht zu hundert Prozent fit ist!“

„Er wird wissen was er tut!“

„Eben nicht!“

 

Nun zog Fugaku seine Augenbrauen zusammen und fragte ein wenig ruhiger, dennoch bedrohlich: „Was willst du damit sagen?“

Sakura sah zur Seite.

„Nichts“, antwortete sie leiser. „Ich glaube es ist besser, wenn du gehst“, sprach Fugaku nun. „Nein!“, brauste Sakura erneut auf. „Du willst mir widersprechen?“, die Wut überkam erneut die Stimme des Braunhaarigen. „Ja! Ich werde hierbleiben und auf Itachi-San warten!“, entschlossen sah die Haruno ihm in die Augen. „Das kannst du schön draußen tun!“, Fugaku griff nach dem Oberarm Sakuras.

„Fugaku Uchiha!“, ertönte plötzlich die strenge Stimme Mikotos, „Lässt du wohl Sakura-Chan los!“ „Sie ist hier nicht willkommen!“, fuhr Fugaku nun seine Frau an. „Das ist sie sehr wohl! Wir haben gesagt, dass sie drei Monate bleiben kann und das wird sie auch!“, die Schwarzhaarige trat auf ihren Mann zu, „Und sieh endlich über dein Ego hinweg“, ihre Stimme war um einiges sanfter geworden. „Hmpf!“, der Braunhaarige ließ von Sakura ab und verließ das Zimmer.

„Danke, Mikoto-San“, Sakura verneigte sich hastig.

Sanft lächelte die Angesprochene der Jüngeren zu und legte ihre Hand auf ihre Schulter.

„Sakura-Chan?“, die Rosahaarige hob ihren Kopf, „Was ist zwischen dir und Itachi passiert?“, bedrückt sah Sakura zur Seite.

Die Haruno machte keine Anstalten zu antworten

„Also gut“, Mikoto strich durch ihr nasses Haar, „Geh dich erst einmal duschen und dann kommst du zu mir in die Küche.“ „In die Küche?“, Sakura richtete ihren Blick wieder auf die Uchiha. „Ich werde dir einen Tee machen“, lächelte die Ältere ihr zu. „Danke“, Sakura wollte sich wieder verneigen, doch Mikoto hielt sie zurück. „Das musst du nicht jedes Mal tun“, sprach sie und Sakura nickte.

 

Mikoto verließ das Zimmer und Sakura stellte ihre Einkaufstüten neben Itachis Bett.

Sakuras Kehle entwich ein tiefes Seufzen und sie fuhr durch ihr nasses Haar. Sie hockte sich zu ihren Tüten hinunter und holte einige Teile aus ihnen heraus.

Die Siebzehnjährige machte sich auf den Weg ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Die frischen Klamotten legte sie auf die Ablage neben dem Waschbecken, wo ein Behälter mit Seife und zwei Zahnbürsten mit Zahnpasta standen.

 

Sakuras Blick wurde betrübter.

 

Wie konnte Fugaku Itachi nur gehen lassen?

Machte er sich denn gar keine Sorgen um seinen Sohn?

Was wenn Itachis Verletzungen schlimmer wurden?

 

Sakura biss sich auf ihre Unterlippe.

 

War das etwa ihre Schuld?

Hätte sie ja gesagt, wäre Itachi dann geblieben?

Hätte er die Mission verweigert?

Oder spielte das vielleicht gar keine Rolle?

 

Aber er liebte sie doch.

 

Wie konnte er ihr dann so etwas antun?

Wie konnte er ihr solche Sorgen bereiten?

Wie konnte er nur so achtlos mit sich selbst umgehen?

 

Wäre sie doch nur früher hier gewesen.

 

Aber hätte das etwas geändert?

Hätte Itachi tatsächlich auf sie gehört?

Oder hatte sie ihn so sehr verletzt, dass er Ablenkung brauchte?

 

Hätte sie doch nur sein Geständnis erwidert.

Hätte sie doch nur in Ruhe mit ihm geredet.

Hätte sie doch nur direkt eine Entscheidung getroffen.

 

Niedergeschlagen betrachtete Sakura ihr Spiegelbild.

 

Sie war bis auf die Knochen durchnässt.

Von ihren Haaren tropften immer noch dicke Wassertropfen und ihre Kleidung hatte sämtliches Wasser aufgezogen. Die feuchten Stoffe klebten unangenehm an ihrer Haut und verursachten eine unangenehme Gänsehaut.

 

Hastig schüttelte Sakura ihren Kopf und entledigte sich ihrer Kleidung, welche sie in den Wäschekorb warf.

Die Siebzehnjährige stieg in die Dusche und stellte den warmen Wasserstrahl an und legte ihren Kopf in den Nacken. Sie genoss wie die Wärme ihren Körper einhüllte und das Wasser ihren Körper hinunterlief.

 

Nachdem einige Zeit verstrichen war, war Sakura schließlich fertig mit dem Duschen und hatte sich bereits ihre Haare geföhnt und eine graue Jogginghose mit einem dunkelgrünen Top angezogen.

Die Rosahaarige fuhr sich durch ihr langes Haar und band es sich schließlich zu einem lockeren Dutt zusammen, ehe sie das Bad und Itachis Zimmer verließ.

 

In der Küche angekommen stieg Sakura ein warmer, fruchtiger Duft in die Nase und ihr Blick richtete sich auf den Esstisch.

Mikoto saß bereits an diesem und vor ihr standen eine Teekanne und zwei Tassen. Sanft lächelte sie zu Sakura.

 

„Setz dich doch“, die Siebzehnjährige tat, was ihr gesagt wurde und setzte sich an den Tisch. „Also…“, die Uchiha schenkte Sakura Tee ein, „Muss ich erst Fragen oder wirst du es mir direkt erzählen?“ „Woher weißt du, dass etwas vorgefallen ist?“, stellte die Haruno als Gegenfrage. „Ich kenne meinen Sohn. Wenn Itachi etwas bedrückt geht er sofort auf Mission, unabhängig von seinem körperlichen Zustand“, Sakura nickte, „Also erzähl mir was vorgefallen ist.“

Sakura seufzte und betrachtete ihren tiefroten Tee.

„Nun ja…“, die Siebzehnjährige war sich nicht sicher, ob sie Mikoto wirklich alles erzählen sollte, „Itachi-San und ich hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit.“ „Und worum ging es dabei?“, es war klar gewesen, dass die Schwarzhaarige nicht lockerlassen würde.

Sakura nahm einen Schluck von ihrem heißen Getränk.

„Also…“, sie biss sich auf ihre Unterlippe. „Nur zu, ich werde schon nicht böse“, konnte Mikoto etwa Gedanken lesen? „Nun ja…Itachi-San hat mir seine Liebe gestanden, aber ich konnte es nicht erwidern“, die Uchiha hob eine Augenbraue. „Warum nicht?“, Sakura schob ihre zwei Haarsträhnen, welche ihr Gesicht einrahmten zurück, jedoch fielen sie wieder in ihr Gesicht. „Es ist nicht so, dass Itachi-San mir nichts bedeutet, aber ich habe nun mal meine Träume“, erklärte Sakura. „Ich verstehe“, Mikoto nahm einen Schluck von ihrem Tee, „Itachi möchte, dass du dich entscheidest.“ „Ja“, Sakura betrachtete ihr Spiegelbild in ihrem Getränk. „Itachi ist ein Mensch, der es nicht mag keine Antwort zu haben, also lass ihn besser nicht zu lange warten“, Mikoto trank ihren Tee aus und stand auf.

Sakura seufzte.

„Du wirst schon die richtige Entscheidung treffen“, aufbauend lächelte Mikoto der Jüngeren zu. „Hoffentlich“, die Siebzehnjährige trank ihren Tee nun ebenfalls aus und begab sich wieder in Itachis Zimmer.

 

Seufzend ließ Sakura sich auf Itachis Bett fallen. Ihre Beine hingen schlaff vom Bett und ihre Arme waren links und rechts von ihr ausgebreitet. Unter ihrer Hand spürte sie kaltes Metall und sie ahnte um was es sich handelte.

Sakura drehte ihren Kopf zur Seite und hob ihre Hand an. Wie vermutet handelte es sich um Itachis Kette. Die Rosahaarige griff nach dem Schmuckstück und hielt es über ihr Gesicht, um es zu betrachten.

 

Warum hatte Itachi sie hiergelassen?

Wollte er sie nicht mitnehmen?

Oder hatte er sie einfach nur vergessen?

 

Sakura zog ihre Beine sich aufs Bett und drehte sich auf die Seite. Die Kette umklammerte sie mit festem Griff und drückte sie an ihrer Brust.

 

Hoffentlich ging es Itachi gut.

Hoffentlich war er nicht verletzt.

Und hoffentlich überstand er die Mission.

 

„Itachi-San.“

 

 

Erst nach drei Wochen kehrte Itachi von seiner Mission zurück. Der Uchiha war länger weggeblieben als nötig, nur um sich abzulenken.

 

Itachi schritt gerade mit seinem kleinen Bruder auf das Haupttor zu und versuchte den stechenden Schmerz, welcher seinen Oberkörper durchfuhr zu ignorieren.

Jedoch waren die Schmerzen bereits so groß, dass er nicht einmal mehr rennen konnte.

 

 

„Du hast dich übernommen“, stellte Sasuke fest. „Ich weiß“, entgegnete er. „Hat Sakura etwas damit zu tun, weshalb du so plötzlich mitwolltest?“, ein Lächeln umspielte die Lippen Itachis, was man durch seine Maske nicht sehen konnte. „Ich habe mich schon gefragt, wann du mich das fragen wirst“, er hielt an. „Und?“, der Jüngere trat auf ihn zu, doch Itachi drehte sich zu ihm und tippte gegen die Stirn seiner Maske. „Ein anderes Mal, Sasuke“, nun musste auch der Angesprochene ein wenig lächeln. „Das reicht mir schon als Antwort“, Sasuke machte einige Schritte nach vorne, um seinen Bruder einzuholen, „Ich werde zu Tsunade gehen, geh du zu Sakura – sie wartet bestimmt schon.“

 

Sasuke verpuffte in einer Rauchwolke vor ihm.

 

Ob sie wirklich wartete?

Ob sie wirklich geblieben war?

Ob sie immer noch bei ihm zu Hause war?

 

Itachi wagte es zu bezweifeln.

 

Warum sollte sie geblieben sein?

Warum sollte sie gewartet haben?

Warum sollte sie nicht schon längst weg sein?

 

Sie wollte nun einmal die Welt sehen.

Sie wollte Konoha verlassen.

Sie wollte ihn und ihre Freunde hinter sich lassen.

 

Das hatte er nun eingesehen.

 

Sakura waren ihre Träume wichtiger.

Ihr war die Welt wichtiger.

Es gab nichts Wichtigeres für sie.

 

Sie war nun mal eine Träumerin.

 

Itachi richtete seinen Blick gen Himmel und betrachtete das strahlende Blau.

Der frische Wind wehte durch sein langes Haar und wirbelte einige Blätter von den Bäumen, welche tanzend zu Boden fielen. Einige Vögel flogen am Himmel entlang und zwitscherten vor sich her, als wäre dies der schönste Tag ihres Lebens.

 

Itachi richtete seinen Blick wieder nach vorne und machte sich auf den Weg nach Hause. Er sollte sich umziehen und zum Krankenhaus, damit man nach seinen Verletzungen sah.

Außerdem machte seine Mutter sich bestimmt schon Sorgen um ihn, weil er so lange weg gewesen war. Sie würde ihm mit Sicherheit eine Predigt halten und dafür ausschimpfen, dass er sein körperliches Befinden ignoriert hatte und auf Mission gegangen war.

 

Alles würde wie immer sein.

 

Nach einer guten halben Stunde hatte Itachi sein Haus erreicht und schloss die Haustür auf.

Durch die gebrochenen Rippen war er wirklich langsamer als sonst, was ihm gar nicht passte. Er hatte mehr Zeit als nötig verplempert.

Der Uchiha zog seine Maske an die Seite seines Kopfes und trat in den Eingangsbereich. Er schloss die Tür hinter sich und entledigte sich seiner Schuhe.

Plötzlich hörte er schnelle Schritte auf dem Flur, welche am anderen Ende haltmachten.

 

„Itachi-San!“

 

Die Augen des Angesprochenen weiteten sich ein Stück.

 

Da stand sie.

Sie war noch hier.

Sie war nicht gegangen.

 

Itachi sah direkt in die grünen Augen Sakuras.

 

Hatte sie sich etwa doch für ihn entschieden?

Wollte sie doch bleiben?

Hatte sie sich gegen ihren Traum entschieden?

 

Itachi konnte es nicht fassen.

 

Er konnte nicht glauben, dass Sakura noch hier war.

Er konnte nicht glauben, dass sie auf ihn gewartet hatte.

Er konnte nicht glauben, dass sie sich so entschieden hatte.

 

„Sakura.“

 

Ein Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus und sie stürmte auf den Dunkelhaarigen zu. Sakura sprang von der kleinen Erhöhung, die zum Eingangsbereich führte ab und fiel Itachi um den Hals.

Itachi erwiderte die Umarmung, jedoch fielen sie zu Boden, da er sie durch die Schmerzen nicht wirklich halten konnte.

Unsanft landeten die beiden auf dem Boden und Sakura saß zwischen Itachis Beinen. Sie sah ihm voller Freude entgegen und umschloss sanft sein Gesicht, ehe sie ihm näherkam.

 

Bevor Sakura allerdings ihre Lippen auf die seinen legen konnte, fragte Itachi: „Also hast du dich entschieden?“

Sakura entfernte sich wieder ein Stück von ihrem Gegenüber und sah zur Seite

„Also…ich…“, sie wusste nicht so genau was sie sagen sollte. „Vergiss es“, mit einem Mal erhob Itachi sich und schritt an der Haruno vorbei. „W-Warten Sie!“, die Rosahaarige erhob sich und lief ihm hinterher. „Lass es einfach sein“, der Uchiha öffnete die Tür zu seinem Zimmer. „Hören Sie mir doch erst einmal zu!“, Itachi holte frische Klamotten aus seinem Schrank. „Das habe ich lange genug und jetzt geh bitte aus meinem Zimmer heraus“, die Stimme des Schwarzhaarigen wurde von einem eisigen Unterton begleitet. „Aber…“ „Geh jetzt!“, die Rosahaarige zuckte zusammen und verließ das Zimmer.

 

Sakura schloss die Türe hinter sich und ging in die Küche.

Sie setzte sich an den Tisch und stützte seufzend ihren Kopf auf ihrer Hand ab. Sie sah aus dem Fenster und betrachtete den blauen Himmel.

 

Warum hörte Itachi ihr nur nicht zu?

 

Sie hatte ihm doch gar nicht richtig geantwortet!

Er wusste doch gar nicht was sie wollte!

Er kannte ihre Antwort doch gar nicht!

 

Also wieso behandelte er sie so?

 

Er wollte doch eine Antwort!

Er wollte, dass sie eine Entscheidung trag!

Und sie hatte eine getroffen!

 

Wollte er sie denn gar nicht hören?

 

Das machte keinen Sinn!

Itachi wollte eine Antwort haben!

Aber zuhören wollte er nicht!

 

Wie sollte sie sich ihm denn dann mitteilen?

Wie sollte sie ihm von ihrer Entscheidung erzählen?

Wie sollte sie ihre Wünsche und Gefühle zum Ausdruck bringen?

Wie, wenn er ihr nicht zuhörte?

 

Ein Seufzen entwich Sakuras Kehle.

 

Warum konnte es nicht einmal einfach sein?

War das wirklich zu viel verlangt?

Konnte Itachi ihr nicht einfach zuhören?

Das konnte doch nicht so schwer sein, wenn er wirklich eine Antwort wollte oder?

 

Er musste nur zuhören – mehr nicht!

Stehen bleiben und nichts sagen!

Das war doch sonst immer seine Stärke gewesen!

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte Sakura schließlich Schritte auf dem Flur und sah wie Itachi zum Eingangsbereich ging. Hastig stand die Rosahaarige auf und ging zu ihm.

 

„Itachi-San, ich…“ „Ich möchte es nicht hören“, unterbrach er sie. „Aber Sie wollten doch, dass ich mich entscheide!“, entfuhr es ihr. „Und warum bist du dann hier?“, er zog sich seine Schuhe an. „Wie meinen Sie das?“, die Siebzehnjährige klang sichtlich verwirrt. „Das weißt du genau“, der Schwarzhaarige öffnete die Tür und verschwand schließlich.

 

Wollte er etwa, dass sie ging?

Wollte er nicht, dass sie blieb?

Wollte er nicht mit ihr zusammen sein?

 

In Sakuras Magengegend zog sich etwas zusammen.

 

Wollte er das etwa die ganze Zeit?

Wollte er, dass sie sich gegen ihn entschied?

Aber warum hatte er ihr dann seine Liebe gestanden?

 

Sakura verstand das alles nicht.

 

Erst wollte er, dass sie blieb und jetzt, dass sie ging.

Er wollte, dass sie eine Entscheidung traf und jetzt wollte er sie nicht hören.

Er gestand ihr seine Liebe und jetzt behandelte er sie wie Dreck.

 

Das machte keinen Sinn!

 

Was wollte er denn nun?

Wollte er wirklich, dass sie ging?

Oder wollte er, dass sie blieb?

 

Sakura war durcheinander.

 

Sie verstand diese Situation nicht.

Sie verstand Itachi nicht.

Sie verstand nicht, was sie tun sollte.

 

Sie wollte Itachi ihre Entscheidung mitteilen.

 

Aber wie sollte sie das machen?

Wie, wenn er weglief?

Wie, wenn es den Anschein hatte, dass sie gehen sollte?

Wollte er sie überhaupt noch hier haben?

Oder wollte er sie nicht mehr hier haben?

War sein Liebesgeständnis nur im Eifer des Gefechts entstanden?

 

Sakura wusste es nicht, aber sie würde auf Itachi warten und ihn zur Rede stellen. Sie würde sich nicht von ihm abwimmeln lassen, komme was wollte.

 

Entschlossen setzte Sakura sich auf den Boden und legte ihre Arme um ihre Beine. Sie starrte auf die Tür und wartete.

 

Sie würde diesen Platz nicht verlassen.

Sie würde auf Itachi warten.

Sie würde mit ihm reden.

Sie würde ihm ihre Entscheidung mitteilen.

 

Sakuras Blick ruhte auf der Tür und jede Sekunde kam ihr wie eine Ewigkeit vor, aber sie wollte Itachi nicht verpassen. Sie wollte mit ihm reden und dass alles gut ging. Sie wollte, dass Itachi und sie glücklich wurden.

 

Plötzlich ging die Tür auf und Sakura richtete ihren Blick voller Hoffnung.

 

„Oh…“, entfuhr es ihr, „Du bist es nur“, enttäuscht sah Sakura zu Boden. „Was eine Begrüßung“, kam es sarkastisch von Sasuke. „Entschuldige“, sie legte ihren Kopf auf ihre Knie. „Wartest du auf Itachi?“, wechselte der Uchiha nun das Thema. „Ja“, antwortete sie. „Er wollte ins Krankenhaus“, erzählte ihr Gegenüber. „Ich werde trotzdem hier warten, ich möchte ihn nicht verpassen“, sagte sie. „Wie auch immer“, Sasuke zog seine Schuhe aus und trat an Sakura vorbei.

 

Ob Itachis Verletzungen schlimmer geworden waren?

 

Hoffentlich nicht.

Hoffentlich waren es nur die Schmerzen.

Hoffentlich ging es ich gut.

 

Ein Seufzen wich Sakura über die Lippen.

 

Als am späten Abend der Mond und die Sterne bereits am Himmel waren, war Itachi immer noch nicht nach Hause gekommen.

Sakura saß weiterhin vor der Tür und wollte nicht ins Bett. Sie wollte auf Itachi warten, egal wie lange es dauern mochte.

 

„Du sitzt ja immer noch hier“, Sasuke setzte sich neben Sakura. „Es ist mir egal wie lange Itachi-San braucht, ich werde auf ihn warten“, sprach die Rosahaarige entschlossen. „Und du willst nur warten?“, Sakura sah zu Sasuke. „Was sollte ich denn sonst tun?“, stellte sie als Gegenfrage. „Ihn suchen“, antwortete der Angesprochene. „Ich wüsste nicht wo“, gestand die Haruno und bettete ihr Kinn auf ihre Knie. „Weißt du…“, der Uchiha lehnte sich zurück und stützte sich auf seinen Händen ab, „Wenn du die Straße nach rechts hinunterläufst und am Ende links abbiegst, läufst du auf ein ziemlich heruntergekommenes Haus zu, du kannst es nicht verfehlen und es ist von Efeu umgeben.“ „Und?“, die Haruno schien nicht ganz zu verstehen. „Wenn Itachi Ruhe und Zeit zum Nachdenken braucht, geht er immer dort hin“, die Augen Sakuras weiteten sich ein Stück. „Sie helfen mir?“, stammelte sie erstaunt. „Hn“, der Dunkelhaarige sah weg. „Haben Sie vielen Dank, Sasuke-San“, hastig stand Sakura auf und zog ihre Schuhe an.

 

Sie riss die Türe auf und folgte der Wegbeschreibung des Uchihas.

 

Nach einigen Minuten hatte Sakura das Haus erreicht und sah sich um, konnte Itachi aber nirgends entdecken.

Völlig außer Atem richtete sich ihr Blick gen Himmel und ihre Augen weiteten sich. Schnell lief sie in das Haus hinein.

Das Holz unter Sakuras Füßen knarrte und klang ziemlich morsch. Die Haruno schluckte und machte vorsichtig einen Schritt nach dem anderen und schritt auf eine Treppe vor ihr zu.

 

Nach einigen Minuten hatte Sakura es schließlich ohne nennenswerte Schäden ins oberste Stockwerk geschafft.

Sie durchstreifte die Räume und fand schließlich den, welcher zu dem heruntergekommenen Balkon führte. Sie öffnete die Türen, welche ziemlich klemmten und trat auf das knarrende Holz des Balkons.

 

Hoffentlich brach es nicht unter ihr weg.

 

Hastig schüttelte Sakura ihren Kopf. Sie durfte jetzt nicht an so etwas denken. Sie musste sich auf Itachi konzentrieren und darauf, dass sie ihm endlich mitteilte, was Sache war.

Unsicher trat sie auf das Geländer zu, welches an die Hauswand grenzte und von Efeu umschlungen war. Vorsichtig umschloss sie das morsche Holz und stellte sich auf dieses.

Das Geländer war gerade mal so breit wie ihr Fuß, was es ihr schwer machte das Gleichgewicht zu halten. Die Siebzehnjährige biss die Zähne zusammen und drückte sich von dem Geländer ab und streckte ihre Arme aus.

Mit einem lauten Krach brach das Holz unter ihren Füßen weg, doch Sakura schaffte es sich am Dach festzuhalten und auf dieses zu ziehen. Schwer atmend stellte sie sich aufrecht hin und sah sich um.

Schließlich fiel ihr Itachi ins Auge und ein erleichtertes Lächeln umspielte ihre Lippen. Der Schwarzhaarige sah in den Himmel und ließ seine Füße vom Dach baumeln. Er hatte sich zurückgelehnt und stützte sich auf seinen Händen ab.

 

„Itachi-San!“, brach Sakura die Stille, doch er reagierte nicht.

Sakura jedoch ließ sich davon nicht abbringen und zog ihre Augenbrauen zusammen.

„Ich habe mich entschieden und ich will, dass Sie mir zuhören!“, immer noch keine Reaktion seinerseits, was Sakura verunsicherte.

 

Sie biss sich auf ihre Unterlippe und dachte einen Moment nach, doch sie durfte sich jetzt nicht unterkriegen lassen. Sie musste Itachi sagen wie sie sich entschieden hatte.

Sakura ballte ihre Hände zu Fäusten und richtete ihren Blick gen Boden.

 

„Sie haben Recht, ich habe meine Träume und möchte die Welt sehen.“

 

Sakura trat auf Itachi zu und kam neben ihm zum Stehen.

Die Haruno ließ sich neben ihm auf ihre Knie nieder und zog den Schwarzhaarigen im nächsten Moment an sich. Sie bettete seinen Kopf auf ihre Brust, so, dass er ihrem rasenden Herzschlag lauschen konnten. Sakura lächelte sanft und strich durch sein langes, weiches Haar.

Eigentlich sollte Itachi sich aus ihrer Umarmung befreien. Diese Geste tat ihm mehr weh, als er zugab, aber er wollte noch ein letztes Mal die Nähe Sakuras spüren.

 

„Aber…“, setzte sie auf einmal an, „Ich möchte Sie nicht verlieren und deswegen…“, Itachi wurde hellhörig und war gespannt, was sie sagen würde, „…deswegen möchte ich die Welt nicht alleine, sondern mit ihnen gemeinsam sehen.“ „Sakura, ich…“ „Ich weiß, Sie lieben Ihre Familie sehr“, unterbrach sie ihn, „Deshalb habe ich mir überlegt, dass es nur für ein Jahr sein wird“, die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich, „Natürlich nur, wenn Sie das auch wollen“, fügte sie hinzu.

Nun drückte der Angesprochene sich doch von der Haruno weg, um ihr ins Gesicht zu sehen.

„Meine Entscheidung sieht so aus, dass ich beides möchte. Mit weniger werde ich mich nicht zufriedengeben“, die Augen Itachis wurden immer größer, „Itachi-San?“, ein Lächeln umspielte die Lippen der Rosahaarigen und im nächsten Moment umschloss sie das Gesicht des Dunkelhaarigen.

 

Unsicher sah sie zur Seite, doch dann zog sie sein Gesicht näher an das ihre. Sakura stieg das Blut in die Wangen und ihr Herz hämmerte wild gegen ihre Brust. Unsicher kam sie Itachi mit ihrem Gesicht näher, so, dass sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut wahrnehmen konnte.

Die Lippen der beiden waren kurz davor sich zu berühren und kribbelten. Das Kribbeln breitete sich in der Brust des jeweils anderen aus und sie spürten die Hitze des jeweils anderen.

Langsam wanderte Itachi mit seiner Hand in Sakuras Haare und er rückte näher an sie heran. Das Kribbeln und die Aufregung in seinem Körper stiegen immer mehr und langsam hielt er es nicht mehr aus. Sein Herz schlug immer höher und schließlich legte er seine Lippen auf die von Sakura.

Langsam schloss Sakura ihre Augen und ließ schließlich von Itachis Gesicht ab um ihre Arme um seinen Hals zu legen. Sie spürte wie er sich mehr an sie drängte und konnte seinem immer schneller werdenden Atem lauschen. Die Haruno schmiegte sich an den Körper ihres Gegenübers und seufzte zufrieden in den Kuss.

Doch dem Schwarzhaarigen reichte es noch nicht. Er fing an langsam über die Lippen Sakuras zu streichen, welche sie bereitwillig einen Spalt öffnete. Itachi glitt mit seiner Zunge in ihren Mund und forderte sie zu einem heißen Tanz zwischen ihren Zungen auf.

Ihre Herzen fingen zu rasen an und das Kribbeln ließ nicht nach. Sie wollten nicht voneinander ablassen und schmiegten sich immer mehr an den jeweils anderen. Sie konnten nicht genug voneinander bekommen.

Sakuras süßer Geschmack breitete sich in Itachis Mundhöhle aus und er wollte immer mehr.

 

Jedoch mussten sie den Kuss letzten Endes doch beenden. Sie atmeten ein wenig schwerer und Sakuras Wangen waren ein wenig gerötet.

Itachi musste bei diesem Anblick schmunzeln und strich durch das wirre Haar Sakuras. Sachte hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn und lächelte ihr schließlich zu.

 

„Ich liebe dich, Sakura“, ein Lächeln bildete sich auf den Lippen seines Gegenübers. „Ich liebe Sie auch, Itachi-San“, sie griff nach seiner Hand.

 

Endlich.

Endlich hatte sie es ihm gesagt.

Endlich hatte er die Worte gehört nach denen er sich so gesehnt hatte.

Epilog

Die drei Monate, welche Sakura bei den Uchihas bleiben durfte, waren schneller verstrichen, als sie gucken konnte und heute stand sie hier mit Itachi.

Sie standen vor dem Haupttor Konohas mit nichts weiter als zwei Rucksäcken auf ihren Rücken. Vor ihnen standen Itachis Familie und Sakuras Freunde.

 

Itachi trat auf seine Mutter zu und schloss sie in seiner Arme.

Mikoto erwiderte die Umarmung ihres Sohnes, ehe sie ihn von sich drückte und ihm sanft zulächelte.

 

„Passt gut auf euch auf“, Itachi hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Werden wir“, entgegnete er ausdruckslos. „Sakura, komm her“, Mikoto winkte die Angesprochene zu sich. „Ja?“, die Haruno trat vor die Schwarzhaarige und wurde im nächsten Moment in den Arm genommen. „Habt eine schöne Zeit“, ein Lächeln bildete sich auf Sakuras Lippen. „Danke, Mikoto“, Sakura löste die Umarmung und trat vor Ino.

„Wehe du kommst nicht wieder“, Tränen hatten sich in den Augen der Blondine gesammelt. „Ich komme wieder, versprochen“, plötzlich zog die Yamanaka ihre Freundin in ihre Arme. „Ich werde dich vermissen“, Sakura erwiderte die Umarmung und schmiegte sich an Ino. „Ich werde dich auch vermissen“, entgegnete sie.

Die Rosahaarige löste die Umarmung wieder und trat vor Naruto, welcher sie angrinste.

„Ich habe doch gesagt, dass du beides haben kannst“, sprach er. „Das hast du“, Sakura lächelte ihm zu und nahm den Uzumaki in die Arme, „Danke, Naruto.“ „Immer wieder“, sagte er und erwiderte die Umarmung.

Aber auch diese freundschaftliche Geste fand ihr Ende und Naruto richtete seinen Blick auf Itachi.

„Itachi!“, der Angesprochene sah zu dem Blondschopf, „Wehe du passt nicht auf sie auf, sonst verpasse ich die wieder eine!“ „Naruto!“, entfuhr es Sakura, „Du bist unmöglich!“ „Du bist mir nun mal wichtig, Sakura-Chan“, er grinste und die Angesprochene schüttelte den Kopf.

Sakura lief zu ihrem Freund und sah zu ihm rauf.

„Bereit?“, fragte er nun. „Bereit“, lächelnd griff sie nach Itachis Hand und sie sahen noch einmal zu ihrer Familie und ihren Freunden, ehe sie ihnen den Rücken zuwandten.

 

Sakuras Griff um Itachis Hand wurde fester und sie schritten voran.

 

Sakura wollte nie wieder ohne Itachi.

Sie wollte nie wieder von seiner Seite weichen.

Sie wollte bei ihm bleiben – für immer.



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Von:  Talyia92
2022-04-28T13:12:31+00:00 28.04.2022 15:12
Das ist eine wirklich schöne FF 😍
Von:  sama-chan
2019-04-23T16:42:25+00:00 23.04.2019 18:42
Was für eine tolle Geschichte! 😍
Schade, dass sie schon vorbei ist.

Vielen Dank für die tollen Stunden! 😘
Es hat wirklich Spaß gemacht, sie zu lesen. 😊
Von:  Desiree92
2018-04-12T01:38:44+00:00 12.04.2018 03:38
Eine sehr tolle Geschichte. Hat mich total mitgerissen und in den Bann gezogen. Konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. 🤗🤗
Von:  nikita-84
2017-05-10T13:05:48+00:00 10.05.2017 15:05
Eine Herz zerreißender schöne FF absolut fesselnd
es war einfach alles dabei was für mich persönlich zu einer guten Story dazu gehört so manches Kapitel hat mich sehr berührt.Ich mag dieses pairing sehr und diese FF gehört zu meinen absoluten Lieblingen.
Lg
Von:  Itachi89
2016-10-16T08:10:59+00:00 16.10.2016 10:10
Tolle FF.
Schön geschrieben und mal was anderes zu denen die es sonst über das pair gibt.
LG
Von:  Scorbion1984
2016-06-05T14:12:45+00:00 05.06.2016 16:12
Also Ende gut alles gut ! Tolle FF !
Von:  Cosplay-Girl91
2016-06-05T13:34:09+00:00 05.06.2016 15:34
Ein sehr schönes Ende.
Schön das Beide alles bekommen haben.
Narutos Spruch war ja wieder klar XD
Mach weiter so.
Lg
Freue mich schon auf weitere Werke.
Schau doch auch mal bei meinen FF vorbei, wenn du magst!!
Von:  solty004
2016-06-04T22:57:49+00:00 05.06.2016 00:57
Hei,
Das war ein so schönes Ende.
Es ist einfach toll das Itachi mit seiner liebsten mit ist um sie von allen gefahren zu schützen auf ihren reißen. Es ist toll das er nicht versucht ihr ihren Traum aus zu reden, sonder er geht mit ihr mit. So das zu ihren Traum wurde die Welt zu sehen.
Ich denke wen sie genug von der Welt gesehen haben, das sie wider Heim kommen werden und dort ein neues Abenteuer mit ihm zu erleben. Ich denke es wird das Abenteuer Familie sein. So geht meine fsntsie weiter so als kleine Fortsetzung von den beiden. Doch entscheidest du ob es so eine Fortsetzung gibt oder nicht, also niem eine Fantasie nicht als muss. Da gien nur meine Fantasie mit mir ein bisschen durch.

Doch will ich dir sagen das ich deine FF Liebe sie ist einer meiner absoluten Lieblinge Storys. So wie sie geschriben ist, Einfach fesselnd und leidenschaftlich. Das man nicht mehr von ihr los kommt und immer mehr will.

Freu mich auf was neues von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty
Von:  DarkBloodyKiss
2016-06-04T21:54:41+00:00 04.06.2016 23:54
Hi Nabend ^^

Super mega tolle Kappis !!!!
Sehr sehr schönes Ende !!!!
Super schön geschrieben !!!!


gglg & ein sehr sehr tolles rest Wochenende DarkBloodyKiss ^^
Von:  RinHaruno
2016-06-04T21:46:15+00:00 04.06.2016 23:46
Aww *.* das war echt ein schönes Ende. :) Es war im allgemeinen echt eine Klasse FF. :D Die FF war richtig genial. :) und ich muss auch zu geben, dass es eine meiner Lieblings ff's Is. :)
LG


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