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Say something...

Kyman
von

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say something...

I.: I'm still learning to love
 

Jeder muss erwachsen werden. Das war etwas, dass die Kinder von South Park früh lernten. Vielleicht fühlten sich einige mit zehn sogar erwachsener als ihre Eltern.

Eric Theodor Cartman hatte sich als Kind nicht nur den Erwachsenen gegenüber erwachsener gefühlt, sondern er hatte sich allem und jedem gegenüber für besser gehalten. Man konnte nicht bestreiten, das er klug war, doch wirklich erwachsen war er nicht. Er hatte Freude daran alle zu ärgern und nur seine Interessen zählten. Er war stolz, starrköpfig und vor allem egoistisch. Viele seiner Mitschüler hatten sich gefragt, wie Stan, Kyle, Kenny und Butters es mit ihm aushielten.

Nun war Eric Cartman bereits siebzehn und er selbst fragte sich, wie vor allem Kyle es mit ihm aushielt. Litt dieser Jude etwa gerne? Warum sonst sollte er Cartman immer wieder verzeihen? Ihn immer wieder in der Gruppe akzeptieren?

Er hatte schon länger bemerkt das sich etwas in ihm änderte. Als er jünger gewesen war, da hatte er sich gerne mit Kyle angelegt, weil er es einfach genoss, wie gut ihm der andere Junge stand hielt. Wie feurig Kyle stritt. Wie seine Augen glühten, wenn er eine von diesen schwulen Reden hielt. All das war unverändert geblieben, nur genoss er es nicht mehr einfach, er brauchte es. Er musste sehen wie Kyle etwas Leidenschaft zeigte. Es erfüllte Cartman mit Genugtuung.

War das pervers? Für Cartman keineswegs. Es war ja nicht so, das er sich darauf einen runterholte. Meistens zu mindestens nicht.

Wann hatten sich seine Gefühle bezüglich Kyle geändert?

Die Frage war gut. Wahrscheinlich mit zehn, auch wenn es Cartman nie zugeben würde. Nun mit Siebzehn war es unverdrängbar geworden. Wie sollte man auch ständiges träumen, das anstarren von Bildern und das masturbieren verleugnen können? Cartman war wirklich ein kluger Junge. Klug genug um sich selbst einzugestehen das er schon länger verknallt war in diesen rothaarigen Juden.

Es gab da nur dieses riesiges Problem. Es war nicht das Gewicht, an welches Cartman da dachte. Eigentlich hatte sich sein Gewicht recht hübsch auf seine Körpergröße verteilt. Er wirkte immer noch massig, aber eher auf positive, muskulöse Art.

Das Problem war sein Stolz und natürlich sein Dickkopf.

Wie würde das aussehen, wenn er zu Kyle gehen würde und einfach zugeben würde, dass er etwas für diesen intelligenten, sensiblen und genau so dickköpfigen Jungen empfand? Kyle würde ihm sicher ins Gesicht boxen.

Hier tat sich aber noch ein weiteres Problem auf. Wenn Eric Cartman etwas wollte, dann pflegte er es auch zu bekommen. Wie zum Beispiel diese Sache mit dem Eier lutschen. War das vielleicht die Möglichkeit? Eine weitere Wette mit Kyle?

Was sollte er da schon bekommen? Einen Kuss? Ein paar Minuten rummachen mit dem angewiderten Juden? Eine Chance? Aber wie sollte er Kyle von dem Wetteinsatz überzeugen, wenn er ihm diesen nicht einmal genau benennen konnte? Worum sollte die Wette gehen? Es müsste etwas sein, bei dem Kyle sicher war zu gewinnen.
 

All das schwirrte in Cartmans Kopf herum, während er lustlos in seinem Kakao rührte. Sie saßen hier im 'Tweak's' und waren über Tokens Geburtstag am quatschen. Der schwarze Junge würde am Montag in der Schule die Einladungen verteilen für die Feier, die dann am nächsten Samstag stattfinden würde.

Eigentlich trafen sich Stan, Kyle, Cartman, Kenny und Butters jeden Sonntag hier im Kaffeehaus der Tweaks.

Cartman hatte noch kein Wort gesagt. Wie sollte er auch? Die Tatsache das Kyle die Haare unbedeckt hatte und seine stechenden smaragdgrünen Augen leuchteten, während er wilde Gesten machte und sich darüber beschwerte, dass die Exklusivität bei Tokens Party nur eine Farce war, ließ es in Cartmans Bauch angenehm kribbeln. Es war so schlimm, das es ihm sogar scheiß egal war, dass das Arschloch Craig hier anscheinend seit neustem arbeitete.

Alles was für Cartman im Moment wirklich zählte, war wie schön diese verfluchten roten Judenlocken in das feine, mit hohen Wangenknochen, ausgestattet Judengesicht von diesem unverschämt hübschen Jungen fielen.

Für diese Gedanken hätte Cartman sich am liebsten selbst umgebracht, aber inzwischen war er an diesen Unsinn in seinem Kopf gewöhnt. Wer während der Pubertät merkt, dass er plötzlich eine dämliche Schwuchtel ist und auf verdammte Judenschwänze stand, der kam mit solchen harmlosen, schmalzigen Gedanken zurecht.

Erst als Butters ihn immer wieder in die Seite stupste, bekam der blonde Junge neben ihm seine Aufmerksamkeit. Butters wirkte feminin, natürlich, aber Butters war nicht schwul, wie Eric wusste. Der Junge mochte es, seinen Körper zu pflegen und war auf viele Pyjamapartys der Mädchen eingeladen wurden, nichts desto trotz, hatte Butters ein reges Liebesleben. Mit seiner braven, naiven, unschuldigen Art, hatte er schon so manches Mädchen herumgekriegt. Das wussten nur die wenigsten aus der Schule.

„Was?“, knurrte Cartman.

„Ich muss euch ein Geheimnis sagen“, verkündete Butters, als wäre es ihm gerade erst wieder eingefallen. Stan rollte mit den Augen. Sie alle wussten, was für Geheimnisse das waren. Sachen die jeder schon gehört hatte.

„Was denn Butters“, wollte Kyle wissen, der sich, zu Cartmans Bedauern, wieder beruhigt hatte.

„Schieß los“, befahl Cartman, der sah wie Butters bereits strahlte. Der Junge liebte Tratsch. Wirklich, wenn Eric es nicht besser wüsste, er hätte geschworen Butters sei schwul. Wobei, er selbst war eine verdammte Schwuchtel, wieso konnte Butters in dieser verdrehten Welt dann nicht Hetero sein?

„Craig ist in Tweek verknallt“, flüsterte Butters, der sich mehr über den Tisch gebeugt hatte, damit Craig ihn wohl nicht hörte.

Cartman musste laut auflachen und drehte sich zu diesem verdammten Mistkerl um. Cartman hasste Craig. Es war nicht diese positive, anziehende Art von Hass, die ihn dazu gebracht hatte sich in Kyle zu verlieben. Es war die Sorte von Hass, die entstand, wenn eine Person einem nicht passte. Ja alles an Craig Tucker passte Eric Cartman nicht. Es waren diese fiesen, glatten schwarzen Haare. Es war die Tatsache, das der Junge gut acht Zentimeter größer war als Eric selbst. Es waren diese kalten, durch einen durchsehenden blauen Augen. Es war diese Gleichgültigkeit. Craig hatte keine Passion am Streiten. Wenn er stritt, dann schmetterte er einen bloß ab. Er brachte Cartman dazu, sich machtlos zu fühlen.

Nun aber sah Cartman eine Geste des Schwarzhaarigen, die Craig in seiner Achtung steigen ließ. Er beobachtete wie der Junge Tweek etwas zu flüsterte, was Tweek zum zittern brachte und fast im gleichen Augenblick schaffte es der Tuckerjunge Tweek nur mit einem warmen Blick zu beruhigen. Natürlich wurde das blonde Nervenfrack bei Craig sofort rot. Cartman hatte nicht gewusst, das Craigs Augen so aussehen konnten. Sah er selbst Kyle manchmal so an?

Für Cartman war es kein Geheimnis gewesen das Craig schwul war. Nur wenige Tage zuvor hatte der Schwarzhaarige es sogar zugegeben. Davor hatte Cartman es bloß geahnt. Viellicht weil er selbst schwul war? Gab es so was wie einen Schwulenradar? Wenn ja, warum wusste er dann nicht ob Kyle schwul war?

Stan und Kyle hatten sich ebenfalls mehr über den Tisch gebeugt. „Was hast du gesagt?“, fragte Stan erstaunt nach. Hatte Butters genuschelt oder war Stan nur blöd?

„Craig ist in Tweek verknallt“, wiederholte Butters etwas lauter. Zwei Mädchen aus dem Jahrgang unter ihnen, die am Nachbartisch saßen, drehten ihre Köpfe zu ihrem Tisch und kicherten. Auch Craigs Kopf wandte sich ihnen zu. Es sah so aus, als wollte der Junge den Mittelfinger zücken, so wie er es immer machte, aber Tweek rammte ihm den Ellbogen in die Seite und Craig ließ es.

Was war schmerzhafter für Cartman mit anzusehen? Der Stoß oder das Craig sich so von Tweek herumkommandieren ließ.

Würde sich Cartman so etwas von Kyle gefallen lassen?
 

II.: I'm sorry that I couldn't get to you
 

Sie bezahlten ihre Rechnung und endlich war Cartman die perfekte Idee für die Wette gekommen. Er musste Kyle darauf stoßen lassen. Er musste Kyle bemerken lassen, wie sehr sie füreinander gemacht waren, damit der Jude endlich erkannte, das der Hass nur zu Anfang dagewesen war.

Die Gelegenheit dafür bot sich auch. Sie würden ein Stück alleine gehen. Stan traf sich noch mit Wendy, Kenny wollte noch seine Schwester bei den Tuckers abholen, weil diese mit Craigs kleinen Schwester rumhing und Butters würde nur ein sehr kurzes Stück mit Kyle und Cartman zusammen gehen.

Kaum hatte sich Butters verabschiedet musste Cartman es loswerden. „Hey Kahl, Lust auf eine Wette?“, fragte er in seinem typischen, überheblichen Ton und hoffte Kyle damit zu ködern.

„Was für eine dämliche Wette schwebt dir denn vor, Fettarsch?“, fragte Kyle gereizt zurück, der es hasste wenn Cartman ihn Kahl nannte.

Der Jude zappelte am Harken. Das sah Cartman an den Funken, die diese unglaublichen Augen zu sprühen schienen. Wie machte er das nur? War das eine Art von Hypnose?

„Ich habe ein Geheimnis. Mein tiefstes Geheimnis. Kenny kennt es, nur falls du es unfair fändest, wenn niemand beurteilen könnte ob die Wette gerecht abläuft. Wenn du es schaffst das Geheimnis herauszufinden, bis zu Tokens Geburtstagsparty, dann hast du einen Wunsch frei. Du darfst dir wünschen was du willst. Egal wie unfair es auch sein mag. Wenn du es aber nicht schaffst, habe ich einen Wunsch frei“, erklärte Cartman, so abgeklärt wie er nur konnte. Kyle sah ihn verwundert an. „Warte, du willst das ICH dein dunkelstes Geheimnis herausfinde?“, wiederholte der Rothaarige. Cartman nickte. „Mit einer Einschränkung. Du darfst dich nur an Kenny wenden, wenn es um Bestätigung geht, ob du das Richtige herausgefunden hast. Du darfst Kenny nichts fragen oder ihn bestechen um an das Geheimnis zu kommen. Kapiert Jude?“, erklärte Cartman die weiteren Regeln.

„Okay, aber nur wenn dein Wunsch nichts mit Eier lutschen, ober sonst was unter der Gürtellinie zu tun hat“, bestand Kyle und streckte Cartman die Hand entgegen. Sie wetteten regelmäßig und besiegelten es häufig mit einem Handschlag. „Hast du etwa Angst zu verlieren?“, fragte Cartman höhnisch und sofort zog Kyle seine Hand weg.

„Ich verliere doch nicht gegen so einen Fettarsch wie dich!“, brüllte Kyle Broflovski seinem langjährigen Rivalen entgegen ohne zu wissen, das er ihn Cartmans Augen schon lange was ganz anderes, als ein Rivale geworden war.

War er wirklich so gut, dass Kyle es nicht kapierte?

Wünschte er sich wirklich, dass das, was er meinte, zu Kyle durchdringen würde?

„Nur zur Sicherheit setzte ich lieber ein Vertrag auf, den du morgen unterschreiben kannst. Ich weiß ja aus Erfahrung das ich dir Jude nicht trauen kann, wenn es nichts Schriftliches gibt“, stichelte Cartman weiter.

„Fick dich, Cartman! Ich werde gewinnen“, beharrte Kyle und bog ab, an der Ecke wo sich immer ihre Wege trennten. Genoss Kyle es auch mit ihm zu streiten? Genoss Kyle auch, diese wenigen Minuten, in denen sie immer alleine nebeneinander her gingen?

Cartman musste seufzen. Kenny, der verdammte Hund, wusste bloß das Eric schwul war, weil er nach Pornos gesucht hatte. Vor einem Jahr, hatte McCormick sich in den Kopf gesetzt, dass Cartman doch irgendeinen Porno im Zimmer versteckt haben musste. Schlussendlich war Kenny auf Bilder von Kyle gestoßen. Es waren alte Bilder, neue Bilder, Bilder die Kyle in verschieden Altgassituationen zeigten. Das wäre vielleicht nicht ungewöhnlich gewesen für Cartman, wäre da nicht die Sache, das er die Bilder in einem kleinen Karton, in seinem Nachtisch aufbewahrte, in dem auch alle möglichen sentimentalen Erinnerungsstücke drin waren. Andenken an Dinge, die er mit Kyle erlebt hatte.

Kenny hatte gelacht und als der Junge merkte, dass Cartman statt ihn anzumeckern rot wurde, hatte McCormick eins und eins zusammen gezählt. Kenny hatte gemurmelt: „Das war einfach zu offensichtlich.“ Cartman hatte ihn auf Karen schwören lassen, es niemanden zu sagen und bis jetzt hatte sich Kenny daran gehalten.
 

Am nächsten Morgen drückte Cartman den Vertrag direkt an der Bushaltestelle in Kyles Hände. Kyle war noch verschlafen. Seine Augen wirkten verträumt und seine Haare wild. Sah er so auch aus, wenn er neben einem aufwachte? Cartman versuchte den Gedanken sofort zu verdrängen.

Kyle blinzelte auf das Blatt, schien jedes Wort zweimal zu lesen, damit er hier nicht in irgendeine Falle geriet. „Ich darf bis zu Tokens Party so oft raten wie ich will?“, hakte Kyle nach.

Cartman schüttelte den Kopf. „Jeden Tag darfst du einmal raten. Am Samstag, wenn wir bei Tokens Party sind, ist dein letzte Versuch.“

Kyle kramte aus seiner Tasche einen Stift und setzte seine Unterschrift unter den Vertrag.

„Okay, das heißt sechs Versuche. Das ist doch einfach“, gab Kyle selbstsicher von sich und gab Cartman das Blatt zurück.

Es war offiziell. Wenn Kyle herausfand, was Cartman ihm hier mitzuteilen versuchte, dann hätte der Jude die Chance ihn zu vernichten. Warum vertraute Cartman darauf, falls Kyle es herausfand, dass dieser es nicht gegen ihn verwenden würde? War das Liebe? Welcher Hurensohn hatte sich dieses dämliche Konzept eigentlich ausgedacht?

Cartman packte den Zettel sicher weg und ignorierte Kennys kritischen Blick. Nicht viele wussten, wann Kennys Augen kritisch waren, doch jetzt im Augenblick, würde selbst ein Blinder es merken.

Butters hielt mit seinem Auto an der Bushaltestelle und sie alle stiegen ein. Stan holte morgens meistens Wendy ab und Kyle hatte keine Lust zu fahren. Sie hätten auch alle den Bus nehmen können, doch wenn Butters fuhr, wieso sollten sie dann nicht mit ihm fahren?
 

III.: Say something, I'm giving up on you
 

Montag in Chemie machte Kyle seinen ersten Versuch.

„Du hast irgendwelche Mittel genommen um abzunehmen“, vermutete Kyle. Cartman schüttelte den Kopf, während er den missbilligenden Blick seiner Lehrerin ignorierte. „Traust du mir nicht zu aus eigener Kraft abzunehmen, Jude? Ich bin enttäusche Kahl, das kannst du doch besser“, tadelte Cartman den Rotschopf und sofort flammte da wieder die Kampflust in Kyles Augen auf. Das brachte Eric beinah dazu zu schlucken. Warum machte ihn das immer wieder aufs neue heiß?
 

Cartman wusste nicht, wie genau Kyle gedachte das Geheimnis herauszufinden, deswegen stimmte er zu, als Kyle fragte ob er am Dienstag nach der Schule mit zu ihm nach hause kommen dürfte.

Cartmans Mutter war arbeiten und so kochte Eric selbst. Er bemerkte den schrägen Seitenblick von Kyle. Wann war der Jude das letzte mal bei ihm gewesen, wenn seine Mutter nicht da war.

Am liebsten hätte Cartman sich über Kyle lustig gemacht, das er wohl nicht dachte, Eric Theodor Cartman könnte selbstständig sein, aber er ließ es. Er war zu sehr gespannt, was Kyle heute vortragen würde.

Kyle gab keinen Kommentar ab, auch wenn es ihm auf der Zunge zu brennen schien.

Sie saßen auch schweigend in Cartmans Zimmer, bis Eric es nicht mehr aushielt. „Jetzt sag verdammt nochmal was!“, beschwerte sich Cartman.

Es war als würde ihm jemand in den Rückenfallen, als Mr. Kitty das Zimmer betrat und sich direkt schnurrend um Kyles Beine wand. Mr. Kitty war inzwischen vierzehn, vielleicht wurde er senil und fiel Cartman deswegen in den Rücken.

Mr. Kitty warf sich vor Kyle hin und streckte dem Jungen den Bauch entgegen. Sofort kam Kyle der Aufforderung nach und begann das weiche Fell am Bauch des Katers zu kraulen.

„Du machst Experimente an deiner Katze und falls sie stirbt, ersetzt du sie einfach ganz heimlich“, schlug Kyle vor und entlockte Cartman ein lachen damit.

„Ich würde Mr. Kitty nie so was antun. Das ist krank, selbst für mich“, erklärte Cartman gelassen.
 

Am Mittwoch kam der Versuch direkt an der Bushaltestelle. Hatte sich Kyle sein hübsches Köpfchen die ganze Nacht darüber zerbrochen?

„Du bist noch Jungfrau“, behauptete Kyle.

„Tut mir Leid, Kahl, aber ich habe mit vierzehn das erste mal mit einem Mädchen geschlafen. Kannst sie fragen, falls ich ihre Nummer noch habe“, prahlte Cartman und wirkte kein bisschen beschämt, so wie er sich eigentlich fühlte. Mit vierzehn und fünfzehn hatte er verzweifelt Mädchen aufgerissen, in dem Versuch nicht schwul zu sein. Es hatte nicht funktioniert. Jedes mal wenn er mit einem der Mädchen schlief, hatte er Kyle vor Augen. Mit sechzehn hatte er es aufgegeben. Wem hatte er etwas vormachen wollen? Er bekam doch eh nur einen hoch, wenn er vergaß das da ein Mädchen unter ihm lag, also warum weiter so tun, als könnte er das Schwulsein aus ihm raus vögeln?
 

Was Cartman am Donnerstag tat, war gewagt. Verstand Kyle es?

Er hatte sich mit Craig angelegt und sofort ins Schwarze getroffen. Hatte ihm entgegen geschrienen, dass er Tweeks Schwanz ruhig heimlich lutschen könnte, aber jeder würde sehen, das da was lief. Craig hatte ihm bloß den Mittelfinger gezeigt und mit diesem kalten Blick gefragt: „Eifersüchtig?“ Das Cartman nicht antwortete, war doch so offensichtlich. Das erkannte Eric an Kennys Blick, an Stans offenen Mund. Nur Kyle schien es nicht zu verstehen. Was war er nur für ein hoffnungsloser Fall!

„Dein Geheimnis ist, dass du gerne wie Craig wärst“, vermutet Kyle im Auto auf der Rückfahrt. Kenny schlug sich die Hand gegen die Stirn. Cartman musste nun wirklich seufzen und darin war soviel Leid.

„Ganz sicher nicht. Du kommst wohl wirklich nie drauf“, gab Eric von sich.

„Das sollte dich doch freuen!“, fauchte Kyle aufgebracht und das Feuer in diesen grünen Augen ließ Cartmans Herz einen Seiltor machen.

„Tut es auch, aber ich habe die Qual der Wahl, was ich mir Wünsche. Weißt du eigentlich wie lang die Liste ist, die ich seit Sonntag zusammen stelle?“, ärgerte Cartman Kyle weiter und hoffte, das Kyle ihn irgendwann in einem anderen Kontext mit soviel Leidenschaft ansehen würde. Obwohl, betteln wäre auch nicht schlecht. Ob Kyle jemals bettelt vor ihm knien würde? Allein der Gedanke bescherte Cartman ein wirklich hartes Problem. Gut das er nicht rot wurde, nur weil er eine Latte hatte und gut, das man es nicht sehen konnte, so wie er hier im Auto saß.
 

Am Freitag wurde es Cartman flau. Er wollte nicht hören, wie Kyle weiter im Dunkel tappte. Er wollte das Kyle etwas riet, dass ihn dazu veranlasste zu sagen: „Na und? Hast du ein Problem damit Kahl?“ Er wollte das Kyle nah genug heran kam an die Wahrheit, das er nicht zu überrascht war, wenn Cartman seinen Wunsch äußerte.

Und so geschah es. Es war Kyles Blick, der Cartman hoffen ließ. Etwas lag darin, das wieder ein Kribbeln auslöste. Kyle wirkte etwas verstört und schien Cartman aus neuen Blickwinkeln zu betrachten. Doch was hatte den Jungen dazu veranlasst. Was hatte der Jude herausgefunden?

Plötzlich war da auch wieder dies Angst, Kyle könnte sein Wissen missbrauchen. Doch was wusste Kyle Broflovski schon?

Kyle redet kein Wort an diesem Freitag mit Cartman.

Als sie an der Bushaltestelle ausstiegen und Kenny in eine andere Richtung verschwand, fragte Cartman endlich und auch etwas ungeduldig: „Willst du deinen heutigen Versuch nicht nutzen?“

Kyle sah ihn nur stumm an.

Es half nicht, dass alles in Cartman schrie, Kyle solle endlich was sagen.

Dann schüttelte Kyle den Kopf.

„Ich werde morgen meine letzte Chance nutzen Fettarsch und ich werde gewinnen“, sagte Kyle schlussendlich und es war nicht das was Cartman hören wollte. Eric machte den Mund auf, wollte noch was sagen, aber Kyle lief schon los und ließ Cartman alleine zurück. „Dieser verdammte Jude!“, war alles, was Cartman noch denken konnte.
 

IV.: I will swallow my pride
 

Zusammen mit Kenny schlenderte Cartman zur Tür des großen Hauses, in dem Token wohnte. Butters hatte die ganze Woche geprahlt, wie toll alles werden würde, was er mit Token und Clyde zusammen organisiert hatte.

Kyle war wahrscheinlich schon im Haus und genoss die Party, während er mit Stan plauderte. Was würde Kyle heute sagen?

Cartman spürte Kennys Hand auf seiner Schulter. McCormick nickte ihm ermutigend zu und klingelte dann.

Die Tür wurde geöffnet und auch wenn die Party noch nicht lange lief, schlug ihm doch schon der Geruch von Rauch und Alkohol entgegen.

An Tokens Arm hing Nichole und das brachte Cartman beinah zum lachen. Die beiden hatten sich nie bedankt, das er sie zusammen gebracht hatte. Er musste an dieses völlig dämliche und kindliche Liebesgeständnis denken, dass er Kyle damals gemacht hatte. Er hatte es zu diesem Zeitpunkt nicht ernst gemeint, wollte nur, dass Nichole und Token zusammen kamen. Heute meinte er es ernst, aber würde Kyle das glauben?

Er gratulierte dem schwarzen, reichen Jungen und legte das Geschenk auf den Tisch mit den Geschenken. Danach suchten seine Augen sofort den großen Raum nach Kyle ab.

Sein Herz setzte einmal kurz aus, als er Kyle sah. Warum trug der Jude eigentlich ein so enges Shirt mit V-Ausschnitt? Warum konnte Kyle so was nur so verdammt gut tragen?

Auch Kyle schien ihn entdeckt zu haben. Der Rothaarige kam zu mindestens auf sie zu. Cartman atmete einmal tief durch. Wenn er sich vorstellte, alles sei eine Lüge, könnte er sich bestimmt beruhigen. Wenn er log war er sicher. Das war sein Element.

„Bringen wir es hinter uns“, raunte Kyle und deutete auf die Tür zum Garten. Kenny kam mit. Zu dritt suchten sie sich einen abgeschieden Teil in dem großen Garten und schwiegen. Wer sollte denn jetzt zuerst was sagen?

„Schieß los, Kahl“, brach Eric das Schweigen und zauberte Kyle damit wieder diesen unwiderstehlichen wütenden Ausdruck ins Gesicht.

„Du bist schwul“, stellte Kyle fest und traf ins Schwarze. Cartman schluckte hart und wollte sofort verneine, aber darum ging es doch oder? Kyle an die Wahrheit führen.

„Und weiter?“, fragte Cartman nach.

„Was und weiter? Das ist es doch oder? Ich hab doch recht?“, platzte es wütend aus Kyle raus, der wohl dachte, Cartman wolle ihn um einen Sieg betrügen. Es war überraschenderweise Kenny der einschritt.

„Cartman ist schwul, das ist der erste Teil. Aber hierbei geht es auch darum, wen Cartman gerne flachlegen würde“, erklärte der blonde Junge gelassen und wackelte dabei mit den Augenbrauen. Kyle schien das etwas verlegener zu machen.

„Wen?“, fragte er nochmal.

Das brachte Cartman dazu zu nicken. „Einfach nur schwul zu sein ist allein gesehen nicht so ein großes Geheimnis. Hier geht es auch darum mit wem ich gerne schwul wäre“, bestätigte Cartman nochmals.

„Die Person tut mir jetzt schon Leid“, murrte Kyle und irgendwie, war das eine der verletzendsten Dinge, die Kyle jemals zu ihm gesagt hatte.

Kyle bemerkte es nicht, sondern überlegte angestrengt.

„Butters?“, fragte Kyle nach einigen Minuten. Butters war naiv, mit dem hätte Eric alles machen können, aber das wollte er nicht. Er wollte Leidenschaft, jemand den man bekämpfen musste, bevor er sich einem völlig hingab. Deswegen schüttelte es Cartman bloß bei dem Gedanken er und Butters könnten etwas haben.

„Nein. Das heißt wohl ich habe einen Wunsch frei“, sagte Cartman viel triumphierender, als er sich wirklich fühlte.

„Warte! Das ist unfair. Ich wusste nicht das es sich um zwei zusammenhängende Geheimnisse handelt!“, argumentierte der Jude sofort wütend los.

„Ich schätze Cartman, weil Kyle den ersten Teil erraten hat, den zweiten aber nicht, steht euch beiden ein Wunsch zu“, schlug Kenny als Lösung vor.

„Was?!“, kam es unisono von Cartman und Kyle.

Kenny hatte recht, das wusste Cartman in sich drinnen. Aber nachgeben, bedeutet einzugestehen, dass er nicht vollkommen gewonnen hatte. Das wäre ein großer Rückschlag für seinen Stolz. Würde er für Kyle seinen Stolz runter schlucken?

„Okay, Kahl, ich lass dir den Vortritt. Was willst du?“, fragte Eric und ein Teil von ihm hasste im Moment, dass seine Gefühle über seinen Stolz gewonnen hatten.

Kyle überlegte. Hatte er sich überhaupt Gedanken gemacht, was er wollte oder kämpfte gerade die Neugierde mit seinem eigentlichen Wunsch?

„Ich will wissen, in wen du verliebt bist. Das ist mein Wunsch“, gab Kyle nach kurzem Zögern zu. Cartman hatte mit so etwas gerechnet. Sein Kyle war schon immer viel zu neugierig gewesen, aber das machte ihn ja auch so intelligent.

Cartman schaute zu Kenny. Der zuckte nur mit den Schultern und machte dann plötzlich obszöne Gesten. Als ob dieses Geständnis zu Sex führen würde. In welcher Welt lebte Kenny eigentlich?

„Du. Kahl du bist es immer gewesen. Mein Jude, mein Monster. Kyle Broflovski“, presste Cartman hervor und blickte Kyle mutig entgegen. Seinen Stolz hatte er wohl gerade das Klo runter gespült.

Kyles Augen wurde groß. Er sah aus, wie eine Kuh bei Donner. Als hätte man ihm gerade erzählt, sein kleiner Bruder Ike wäre eigentlich ein Mädchen.

Kyles Mund öffnete sich, als wolle er etwas sagen, dann schloss er sich wieder. Statt des Erstaunens legte sich plötzlich wieder Wut, die übliche Leidenschaft, in seinen Blick.

„Du willst mich wohl verarschen Cartman! Das kannst du auch gleich sein bleiben. Ich glaube dir kein Wort!“ Wütend wollte Kyle davon rauschen, aber Kenny hielt ihn am Arm fest. „Du schuldest ihm noch einen Wunsch“, sagte Kenny mit so ernster Mine, wie es niemand gewohnt war. Kyle sah entgeistert zu Kenny. „Du willst mir sagen, der Scheiß ist wahr?!“, schrie Kyle förmlich. Kenny nickte bloß unbeeindruckt.

Beide sahen sie nun zu Eric, der seinen Blick immer noch fest auf Kyle hatte.

„Also, lass es uns hinter uns bringen! Was wünschst du dir?!“, fragte Kyle immer noch in Rasche. War der Jude wirklich sauer oder versuchte er durch die Wut andere Gefühle zu unterdrücken?

„Ich möchte einen Kuss“, forderte Cartman ziemlich leise. Wieder hatte er Kyle vollkommen überrascht. „Ich meine, mehr bekomme ich wahrscheinlich eh nie von dir. Ein Kuss und die Sache hat sich gegessen. Wir können auseinander gehen und vergessen den ganzen Mist“, redete Cartman nun wieder sicherer weiter.

Kyle zog die Brauen zusammen. Er sah nach links und rechts. Versuchte sich zu vergewissern ob sie hier wirklich von niemanden gesehen werden könnten und nickte dann schließlich langsam. „Gut. Ein Kuss und niemand wird jemals davon erfahren!“, forderte Kyle.

„Als ob ich wollte, das die ganze Welt weiß, das ich einen Juden geküsst habe“, antwortete Cartman nun doch gereizt zurück.

Das reichte für Kyle. Er sah zu wie Eric immer näher kam. Beobachtete abwartend und misstrauisch. Duldete nur wegen der Wette, das sich Cartmans Hände an seine Wangen legten um sein Gesicht etwas anzuheben, es in die richtige Position für eine Kuss zu rücken. Er war in Erics Augen ein Beutetier, das sich versuchte mutig seinem Räuber zu stellen.

Sein Gesicht näherte sich dem von Kyle und bevor sich ihre Lippen berührten, kniff Kyle die Augen zu. Zuerst versuchte Cartman es sanft, aber das war nicht sein Ding. Er bewegte seine Lippen schnell und biss Kyle kurz in die Unterlippe. Es entlockte Kyle ein kleines Keuchen und erlaubte Eric im selben Augenblick seine Zunge in Kyles Mund zu schieben. Er schmeckte immer noch den leichten Geschmack von Blut und forderte Kyle zu einem Duell. Anscheinend verstand Kyle, denn die Hände des Juden krallen sich an Cartmans Schultern und sie schienen einen Wettkampf darüber zu führen, wer leidenschaftlicher, besser küsste.

„Eric, Kyle, Kenny?“, hörten sie Butters rufen, was sie beide wohl aus dem Bann löste. Sie sprangen auseinander. Kyle hatte etwas schüchternes im Blick, was nach Erics Meinung ganz sicher nicht dahin gehörte, so wie er küsste. Kyles Zunge fuhr über seine eigene Unterlippe, die wohl leicht schmerzte und brachte Eric dazu noch mehr von dem anderen Jungen zu wollen.

Doch das war es. Ein Kuss und mehr nicht.

Cartman sah zu Kenny, der die Hände vor dem Mund hatte um sein lachen zu dämpfen. Kyle sah auch zu Kenny und dann drehte der Jude sich um und rannte wieder fort.

„Verdammt!“, zischte Eric.

„Ich würde auch renne, an seiner Stelle. Du siehst aus, als würdest du ihn gleich hier und jetzt in den Büschen vergewaltigen“, frotzelte Kenny und konnte nicht aufhören zu lachen, bis Butters zu ihnen kam.

„Was ist los?“, wollte der Junge unschuldig wissen.

„Halt die Fresse Butters“, fauchte Cartman gereizt. Wenn Butters sie nicht gesucht hätte, dann wäre er jetzt vielleicht wirklich mit Kyle in diesen verdammten Büschen.
 

V.: I'll be the one, if you want me to
 

Am Sonntag lehnte Cartman ab mit ins 'Tweak's' zu gehen. Wollte er wirklich die Abscheu auf Kyles Gesicht sehen?

Was hatte Cartman eigentlich noch? Sein Stolz hatte er selbst gebrochen für diesen viel zu kurzen Kuss.

Zwei Minuten im Himmel mit Kyle für alles was Eric ausmachte.

War das ein fairer Tausch? Wahrscheinlich nicht, aber Cartman würde es jeder Zeit wieder tun.

Er bemerkte den besorgten Blick seiner Mutter, als diese am Sonntag Abend in sein Zimmer kam und ihren Jungen auf dem Bett liegen sah, die ganze Zeit an die Decke starrend und Mr. Kitty an seiner Seite am kraulen.

„Alles in Ordnung Poopsiekins? Du siehst krank aus“, erkundigte sich Liane Cartman sanft.

„Nenn mich nicht so“, beschwerte sich Eric eher automatisch.

„Ich fühle mich wirklich etwas krank. Ich glaub ich kann morgen nicht zur Schule“, gestand Eric dann nach kurzem Schweigen.

„Du siehst ja auch ganz blass aus, Eric, mein Schatz. Ich koche dir jetzt sofort eine Suppe“, gab Liane von sich und machte sich auf in die Küche. Sie würde all ihre Liebe in diese Suppe stecken und morgen früh wäre sie dann wieder bei irgendeinem Mann obwohl sie ja angeblich arbeiten wolle. Cartman war das inzwischen egal.

Was er nur noch sah, war das er am nächsten Tag alleine mit seinen Gedanken und der Erinnerung an zwei Minuten Himmel sein konnte.
 

Der Morgen kam viel zu schnell für Cartman. Seine Mutter verschwand früh morgens und als sie wieder am Mittag auftauchte, war Cartman immer noch im Bett. Mr. Kitty hatte es inzwischen aufgegeben Eric aufzumuntern. Der Kater war es nicht gewohnt das der Junge nicht mit ihm schimpfte, wenn er auf dem Bett lag. Mr. Kitty hatte sich dazu entschlossen das nun in vollen Zügen zu genießen und hatte kaum Erics Seite verlassen.

Cartman würde am nächsten Tag wieder in die Schule gehen, aber in diesem Augenblick würde er wohl noch etwas Leiden dürfen oder?

Ein Klopfen an seiner Zimmertür riss Cartman aus seiner Lethargie.

„Ich hab gesagt, ich will meine Ruhe Mom!“, rief der Junge teilnahmslos. Die Tür öffnete sich trotzdem und es war keineswegs Mrs. Cartman die in sein Zimmer kam.

Mr. Kitty sprang freudig auf und strich sofort um Kyles Beine, als dieser näher trat.

„Ich hab mir Sorgen gemacht, als du nicht in der Schule aufgetaucht bist“, gestand Kyle. Es war eh nur eine Halluzination, also wieso sollte sich Eric die Mühe machen zu antworten? Cartman sah wieder zur Decke und bemerkte nur aus dem Augenwinkel wie Kyle Mr. Kitty auf den Arm nahm und kraulte.

„Kein blöder Kommentar?“, fragte der imaginäre Kyle weiter. Cartman ignorierte ihn stur. Das war eine gute Übung, so konnte er in der Schule bestimmt damit umgehen.

„Weißt du wie schwer es war meiner Mutter zu erklären, warum meine Unterlippe aufgeplatzt und geschwollen ist? Ich meine, wie fest hast du eigentlich zugebissen? Sie ist immer noch nicht ganz abgeschwollen“, warf Kyle unverblümt in den Raum hinein. Cartman drehte verdutzt seine Kopf in Richtung des Juden und sah sich die Lippe an. War es komisch das er es heiß fand, wie er die Lippe des anderen zugerichtet hatte?

„Meine Mutter war erst zufrieden, als ich ihr bis ins kleinste Detail erzählt habe, wie ich gegen das Geländer von Tokens Treppe gestürzt bin, als ich auf der Treppe stolperte. Ich denke aber nicht, das sie mir das wirklich geglaubt hat“, sprach Kyle von Cartmans Reaktion ermutigt weiter.

„Du fandest es doch geil, so wie du gekeucht hast“, verteidigte sich Cartman gegenüber seiner Fantasie und musste sofort wieder an dieses Geräusch denken, das ihn erregt hatte.

Kyle rollte mit den Augen und setzte Mr. Kitty wieder auf den Boden.

„Wenigstens sprichst du wieder.“ Kyle wirkte beruhigter und kramt etwas aus seiner Tasche hervor.

„Ich habe dir die Hausaufgaben mit gebracht“, sprach der Rothaarige, als er schließlich ein paar Blätter auf Cartmans Schreibtisch legte.

„Das sieht dir ähnlich. Kyle der Streber sorgt dafür, dass ich auch ja nichts verpasse“, spöttelte Cartman über seine eigene Halluzination. Das war doch genau das, was Kyle tun würde.

Kyle stockte und sah Cartman verwundert an.

„Ist alles okay bei dir?“, wollte der Jude nun wissen.

Cartman schnaubte. „Natürlich warum auch nicht?!“, antwortet Eric in einem sarkastischen Ton.

„Es verwirrt mich nur das du mich Kyle genannt hast“, gab der Rothaarige etwas unsicher von sich und trat näher ans Bett.

Wieder musste Cartman schnauben. Selbst in seinen Träumen passte es dem Juden nicht wie er ihn nannte.

„Sollen wir über die Sache bei Tokens Geburtstag reden?“, schlug Kyle sanft vor.

Cartman drehte sich weg. Worüber sollte er schon mit dem nicht wirklich existenten Kyle reden? „Schwuchtel“, nuschelte Eric in sich hinein und meinte damit sicher nicht Kyles sexuelle Orientierung, sondern eher die Tatsache, dass der andere Junge immer über alles reden wollte.

„Ich würde gerne mit dir darüber reden. Es verwirrt mich sehr. Ich meine, man erfährt nicht jeden Tag, dass man das arme Schwein ist, in das sich der Fettarsch verknallt hat“, redete Kyle weiter. So war Kyle immer. Egal was er sagte, irgendwie schaffte er es die schönsten Sachen so zu sagen, als würde er Cartman beleidigen.

Eric schwieg weiter.

„Wenn ich nicht schon vorher eher auf Männer gestanden hätte, ich würde wahrscheinlich spätestens nach dem Kuss auf Kerle stehen, auch wenn ich das nicht gerne zugeben.“

Leeres Gerede, dass sich Cartman nur vorstellte, damit er wenigstens etwas glücklicher war.

„Aber ehrlich das macht mir eine Heidenangst. Du bist nicht gerade die Art von Kerl, der ich vertrauen würde.“

Super. Cartman vertraute sich selber da auch nicht wirklich. Es gab nicht viele Versprechen die er bis jetzt gehalten hatte. Das Lügen, Betrügen und Manipulieren lag ihm einfach.

„Und dann noch die Tatsache mit Butters. Ehrlich Mann, ich weiß nicht wie weit ich gegangen wäre, wenn Butters nicht aufgetaucht wäre.“

Der imaginäre Kyle sprach Cartman da aus der Seele.

„Als ich seine Stimme hörte, war plötzlich alles woran ich denken konnte, dass in dem Mund, den ich gerade küsste, schon mal Butters Schwanz war. Das ist doch ein absoluter Stimmungskiller.“

Wieder musste Cartman schnauben. Also bitte. Er war neun, als das passiert war. Wie lange würde ihn das wohl noch verfolgen?

„Ich war da ziemlich verwirrt. Meine Gedanken waren ein einziges Chaos und Kennys Lachen half da nicht wirklich. Bitte Cartman sag doch irgendwas“, flehte Kyle.

Wieder schwieg Cartman. Was sollte er schon sagen. Hey imaginärer Kyle, so was würde ich gerne vom echten Kyle hören, lass uns doch rummachen? Nicht wirklich.

„Komm schon, Eric!“, verlangte Kyle nun mit etwas Nachdruck und berührte Cartman an der Schulter, der zusammen zuckte und Kyle erstaunt ansah.

„Fuck“, kam es nur aus Cartmans Mund. Das hier war wirklich Kyle, der ihm gerade wie ein Waschlappen das Herz ausschüttete.

Kyles Augenbrauen zogen sich zusammen.

„Ich verstehe“, seufzte Kyle und drehte sich um. Dachte der elende Jude jetzt wirklich alles wäre nur ein Witz gewesen? Cartman schwang sich auf die Beine und war zuerst wackelig, bemühte sich aber dennoch zu Kyle zu kommen und ihn von hinten in die Arme zu schließen.

„Wenn du es wirklich willst. Wenn du es sagst, dann werde ich dich nicht mehr loslassen“, raunte Cartman an Kyles Ohr und bemerkte die Röte, die sich langsam auf Kyles Wangen schlich.

„Warum bin ich so dumm und gib dir immer wieder eine Chance?“, fragte der Jude resigniert in den Raum und sie beiden kannten die Antwort.

...something I need

I.: I had the week that came from hell
 

Kyle war sich nicht sicher, warum er eigentlich auf diese dämliche Wette eingegangen war. Wie sollte er denn das verdammte Geheimnis von Cartman erfahren?

Es war der Sonntagabend, an dem er die Wette mit Cartman ausgesprochen hatte.

Er musste zuversichtlich sein! So einfach war das.

An seiner Zimmertür klopfte es. „Ja?“, antwortete Kyle auf das Klopfen und sein, nun nicht mehr so kleiner, Bruder Ike trat ein.

Ike Broflovski war inzwischen dreizehn. Seine schwarzen Haare bedeckten seine Ohren und hingen ihm in einzelnen Strähnen fast in die Augen rein. Er könnte mal wieder zum Friseur, war Kyles erster Gedanke. Sein Bruder trug ein cyanblaues T-Shirt und eine schwarze Röhrenjeans. Woher wusste Kyle eigentlich das es cyanblau war? Kyle wusste schon seit seiner Pubertät, dass er eher auf Kerle stand, aber musste er langsam wirklich anfangen Klischees zu erfüllen?

„Und wie war dein Tag?“, fragte Kyle freundlich. Er saß auf seinem Schreibtischstuhl und vor ihm lag ein Geschichtsbuch. Hätte Cartman seinen Gedanken nicht so eingenommen, hätte Kyle bestimmt weiter an den Karteikarten gearbeitet, die er für den nächsten Geschichtstest erstellte.

Ike hatte sich auf Kyles Bett gesetzt und schaute sich die Comics auf Kyles Nachttisch durch.

„Ach, war ganz nett. Karen war etwas aufgeregt, wegen des Volleyballturniers bald. Ruby hat sie aber ziemlich gut beruhigt. Die beiden sind beim Volleyball ein gutes Team und werden es auf jeden Fall weit schaffen. Karen ist gegangen als Kenny sie abgeholt hat. Ruby hat mich dann nach hause geschickt, bevor ihr Bruder von der Arbeit wieder kam. Sie weiß das ich ein bisschen Angst vor Craig habe“, erzählte Ike fröhlich und musste jedes mal lächeln, wenn er Rubys Namen aussprach.

„Craig es doch okay. Man kann eigentlich ziemlich gut mit ihm auskommen. Schließlich ist ihm doch das meiste egal. Er zeigt dir den Mittelfinger und das war es dann“, versuchte Kyle seinem Bruder die Angst zu nehmen.

„Das kannst du so leicht sagen. Du bist genau so alt wie er und du versuchst nicht mit seiner Schwester aus zu gehen“, schnaubte Ike. Das Thema war damit beendet. Kyle wusste, das sich sein Bruder nun seit einiger Zeit die Mühe machte, Ruby von seinen Qualitäten zu überzeugen. Was genau Ike an dem Mädchen fand, wusste Kyle nicht so recht. Sie sah ganz nett aus, aber sie benahm sich wie Craig. Sie zeigte allen den Mittelfinger und ging recht offen damit um, wie scheiße sie die Leute fand und wie egal ihr die anderen waren.

„Du fragst dich gerade wieder, was ich an ihr finde“, stellte Ike belustigt fest und zwinkerte seinem Bruder zu.

„Ja, es ist und bleibt mir ein Rätsel und das nicht nur, weil ich mein Geschlecht bevorzugte“, bestätigte Kyle seinen Bruder. In seiner Familie ging er recht offene damit um. Seine Mutter hoffte zwar immer noch, das alles nur eine Phase war und Kyle irgendwann ein nettes, jüdisches Mädchen mit nach hause bringen würde, aber sonst akzeptierte ihn seine Familie, wie er war. Außer Stan wusste es außerhalb seiner Familie niemand. South Park war kein Ort, an dem man damit hausieren gehen sollte, dass man Homosexuell war.

„Ich verstehe auch nicht was du an Cartman findest. Gut er ist nicht mehr ein fettes, bösartiges Kind, aber er ist immer noch Cartman. Rassistisch, manipulativ, egoistisch und man kann ihm nicht trauen“, gab Ike zu bedenken und brachte Kyle dazu, sofort in eine Verteidigungsstellung zu gehen.

„Cartman ist nicht so schlecht“, hörte sich Kyle selbst sagen.

Wieso verteidigte er den Idioten eigentlich noch?

Cartman war zwar erwachsener geworden und Kyle musste zugeben, dass Cartman in Kyles Augen gar nicht mal mehr so unattraktiv war, wenn man auf diese massigen Footballspieler-Typen stand. Mit eher eckigen, groben Gesichtszügen. Mit breiten Schultern, gegen die man sich gut lehnen konnte. Mit gewitzte braunen Augen, die aufregender wirkten, als alle anderen Augen, die Kyle bis jetzt gesehen hatte.

Ike schwieg und sah ihn bloß an. Kyle hoffte inständig das sein Bruder nicht ahnte, worüber er gerade nachgedacht hatte.

„Was hast du heute tolles gemacht?“, wollte Ike nach ein paar Minuten wissen.

„Ich habe eine Wette mit Cartman geschlossen“, offenbarte Kyle seinem Bruder, der daraufhin nur den Kopf schüttelte.

„Das wird dich irgendwann umbringen. Du und dein Sturkopf gepaart mit deinem Stolz. Worum geht die Wette?“

„Ich muss erraten was sein dunkelstes Geheimnis ist“, seufzte Kyle und spürte wieder diese Last. Wie sollte er das tun?

„Es gibt etwas das noch dunkler ist, als das was du alles schon von ihm weißt?“, fragte Ike skeptisch nach und zauberte Kyle damit wieder ein Lächeln aufs Gesicht.

„Wenn er es als dunkler empfindet, dann muss es auf jeden Fall etwas sein, das seinem Image in seinen eigenen Augen schaden würde“, überlegte Kyle laut. Ike nickte bloß.

Und hier an dieser Stelle begann eine der schlimmsten Wochen, die Kyle jemals erlebt hatte.
 

Montags unterschrieb er den Vertrag, immer noch mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen.

Sein erster Versuch, das Geheimnis zu erraten ging schief.

Er hatte überlegt, was es sein könnte bis zu Chemie. Hier kam ihm die Erleuchtung. Wie hätte Cartman eigenständig eine so gute Figur bekommen können? Cartman hatte es nie durchgehalten abzunehmen.

„Du hast irgendwelche Mittel genommen um abzunehmen“, sprach Kyle seine Vermutung aus.

„Traust du mir nicht zu aus eigener Kraft abzunehmen, Jude? Ich bin enttäusche Kahl, das kannst du doch besser“, tadelte Cartman ihn und brachte Kyle damit zum glühen vor Wut. Nicht nur, dass er ihn hier als blöd darstellte, er hörte auch einfach nicht damit auf ihn Kahl zu nennen.
 

Dienstag ging er sogar mit zu Cartman nach hause. Er hatte gehofft etwas zu sehen, dass er in der Schule übersah, doch auch dieser Versuch ging daneben.

Alles was er bemerkte, was das Mr. Kitty immer noch da war. Wie schaffte Cartman es nur für ein Tier zu sorgen? Das brachte Kyle auf seine nächste traurige Idee, doch auch diese wurde abgeschmettert. Cartman selbst gab zu das er krank war, aber nicht so krank.

Eine weitere Enttäuschung für Kyle, auch wenn es erleichternd war, dass Cartman sein Haustier genug liebte um ihm nichts zu tun.
 

Beinah die ganze Nacht auf den Mittwoch lag Kyle wach. Was würde Cartman beschämen, wenn es raus kam? Die Idee mit der Jungfräulichkeit war gut, gestand sich Kyle ein, aber es war falsch. So etwas frustrierendes hatte der Rothaarige lange nicht mehr durchgemacht. Noch schlimmer aber als seine Misserfolge, war die Tatsache, dass Cartman sich nicht freute, kein hämisches Wort verlor. Das machte Kyle noch wütender. War sich Cartman jetzt sogar schon zu fein, um sich zu freuen?
 

II.: In this world full of people, there’s one killing me
 

Donnerstag erreichte diese Höllenwoche ihren Höhepunkt.

Kyle hatte sich den Kopf darüber zerbrochen, was er heute vorschlagen wollte und schließlich hatte er sich auf dem Schulhof zu Butters gestellt. Es war gegen die Regeln Kenny zu fragen, aber Butters hatte vielleicht auch etwas mitbekommen.

Da Butters Token bei der Party half, stand der blonde Junge nicht wie gewöhnlich bei Stan, Cartman und Kenny, sondern bei Craigs Leuten.

Clyde begrüßte Kyle freundlich. Token hob grüßend die Hand. Tweek lächelte und nickte ihm zu, bevor er sich wieder an Craig wandte.

„Butters, du hast doch sicher von der Wette mitbekommen?“, fragte Kyle um ein Gespräch zu starten, das in die richtigen Bahnen ging. Butters nickte und aus dem Augenwinkel sah Kyle, wie Craigs Hand die von Tweek streifte und dem nervösen Jungen darauf hin die Thermoskanne aus den zitternden Händen rutschte.

Die Geste an sich wäre Kyle egal gewesen. Wer wäre er denn sonst, wenn gerade er selbst ein schwules Pärchen nicht tolerieren konnte?

Das Problem war wohl eher, dass Kyle Cartmans Blick beinah über den gesamten Schulhof hinweg spürte. Das hier war immer noch Craig. Cartman kam mit ihm aus, aber er verabscheute den Tuckerjungen. Craig schaffte es so oft besser zu sein als Cartman und dabei benahm sich Craig so gelangweilt.

Kyle konnte verstehen, das Cartman da eine Abneigung entwickelt hatte.

„Hey Craig du Schwuchtel!“, rief Cartman über den Schulhof, so das es wirklich jeder mitbekam. Craig sah zu Cartman, auch wenn es eher so wirkte, als würde er durch den andern hindurch sehen.

„Du kannst Tweeks Schwanz ruhig heimlich lutschten, aber jeder hier weiß davon“, kam es aus Cartmans Mund.

Kyle sah wie Clyde ein Lachen unterdrückte. Er sah, wie Token genervt den Kopf schüttelte, als wäre es total unnötig, was Cartman da getan hatte. Er sah wie sich Butters Augen weiteten und natürlich sah er, wie Tweek reagierte. Der Junge mit den dunkelblonden wilden Haaren, krallte eine seiner Hände in den Stoff von Craigs Jacke, an dessen Rücken. Tweek zitterte und sah auf seine Thermoskanne. Der Junge suchte Halt bei Craig und alleine die Berührung, schien ihm das zu geben.

„Eifersüchtig?“, hörte Kyle Craig mit ausgestrecktem Mittelfinger sagen. So ruhig, so gelassen, so monoton wie immer und doch hier war es. Ein Zugeständnis.

Cartman schien sprachlos, sah zu Kenny und Stan. Hatte Craig gerade Cartman die Sprache verschlagen?

War es vielleicht das? Kyle spürte wie nah er an der Wahrheit war. Hier irgendwo war sie versteckt, er musste nur genau hinsehen.

So in seinen Gedanken, ging er einfach wieder ohne mit Butters zu reden. Er hing diesem Gedankengang nach, bis sie im Auto saßen.

„Dein Geheimnis ist, dass du gerne wie Craig wärst“, platzte es aus Kyle heraus. Es war das einzige, was wirklich zu allem passen würde. Kyle saß auf dem Beifahrersitz und bemerkte wie Butters am Lenkrad die Augen verdrehte.

Im Rückspiegel sah Kyle, wie Kenny sich die Hand gegen die Stirn schlug. Cartman seufzte, als würde ihm etwas weh tun. „Ganz sicher nicht. Du kommst wohl wirklich nie drauf“, sagte Cartman, als wäre es Kyles Unwissenheit, die ihm weh tat.

Cartman war also bereits genervt von der Dummheit des Juden? „Das sollte dich doch freuen!“, fauchte Kyle und fühlte sich so wütend wie er es immer tat, wenn Cartman ihn auf irgendeine blöde Weise provozierte. Wie schaffte es dieser Mistkerl nur immer wieder?

„Tut es auch, aber ich habe die Qual der Wahl, was ich mir Wünsche. Weißt du eigentlich wie lang die Liste ist, die ich seit Sonntag zusammen stelle?“, reizte Cartman weiter und traf damit einen Nerv. Kyle wusste nicht was er sagen sollte, so wütend war er. Am liebsten hätte er sich auf die Rückbank gestürzt und Cartman verprügelt, aber er war Cartman inzwischen unterlegen, was die Kraft anbelangte. Kyle versuchte seinen ganzen Zorn in den Blick zu legen, den er Cartman über die Schulter zuwarf und ein wenig gab es ihm Genugtuung, das Cartman daraufhin unruhig hin und her rutschte.
 

An der Bushaltestelle stiegen Kenny und Cartman sofort aus. Cartman schien sich zu beeilen nach hause zu kommen, denn er war schon fast außer Sichtweite, als sich Kyle gerade abgeschnallt hatte.

„Warte“, hielt ihn Butters auf.

„Du hast Eric eben echt verletzt. Das war blöd von dir, dabei ist es doch so offensichtlich“, tadelte der blonde Junge Kyle.

„Ich hab Cartman sicher nicht verletzt. Selbst wenn, hat er es verdient. Was soll denn so verflucht offensichtlich sein?“, fragte Kyle verärgert zurück. Hatte Butters überhaupt das Recht sich einzumischen? Das hier war eine Sache zwischen Kyle und Cartman.

„Eric Cartman ist nicht eifersüchtig auf Craig, weil er gerne so wäre wie Craig, sondern weil Craig ganz offen damit umgehen kann, dass er schwul ist. Eric ist schwul und hätte auch gerne die Kraft eine Beziehung einzugehen, was aber nicht geht, weil er sonst vor irgendwem zugeben müsste, das er auf Männer steht“, offenbarte Butters.

„Ach so ein Scheiß. Wer hat dir diesen Mist erzählt?“, fragte Kyle mit trockenem Mund. Warum gab diese dämliche Erklärung soviel Sinn?

„Eric, als er betrunken war, auf Stans Geburtstag. Erinnerst du dich? Er hat soviel getrunken, dass ich ihn nach hause gefahren habe. Im Auto hat er rumgelallt, er wäre so unglücklich, weil er auf einen Arsch stünde. Zum Schluss sagte er noch, dass das niemand wissen dürfte. Ich glaube nicht das er sich erinnert, sich vor mir geoutet zu haben“, beichtete Butters.

„Du willst mir also ernsthaft erzählen Cartman ist schwul?“, hakte Kyle nochmal nach.

„Ja, aber versprich mir, ihn damit nicht fertig zu machen okay? Er ist glaube ich ziemlich fertig, weil er nicht auf jemanden zugehen kann, den er mag“, redet Butters weiter.

Kyle hörte gar nicht mehr zu. Das war es. Das war es wirklich. Hier hatte er den heiligen Gral und könnte mit Cartman machen was er wollte.

Ohne weiter auf Butters zu achten, stieg Kyle aus.

Cartman hatte ihm das Leben zur Hölle gemacht, seit sie sich kannten, jetzt kam seine Gelegenheit zurück zu schlagen.
 

III.: You got something I need
 

Freitag ging Kyle mit dem festen Vorsatz zur Bushaltestelle, Cartman heute auf dem Schulhof, vor allen Leuten zu outen und dann auch noch einen Wunsch erfüllt zu bekommen.

Er hatte sich am Vorabend noch lange Gedanken darüber gemacht, was er verlangen würde und der perfekte Wunsch war ihm auch eingefallen.

Kyle Broflovski würde sich von Cartman wünschen, das dieser nie wieder ein Wort mit ihm sprach. Kyle würde für immer ruhe vor Cartman haben.

Wie falsch sein Vorhaben war, bemerkte Kyle erst, als er in Cartmans braune Augen sah. Wie aufregend konnten brauen Augen eigentlich wirklich sein?

Eric Cartman hatte vieles Verdient, aber es war nicht Kyle der es tun würde. Eric war die erste Person, zu der Kyle ging, wenn Stan keine Zeit hatte. Bedeutet das nicht, dass Cartman ihm wichtig war?

Wohin führten seine Gedanken und wieso wurde aus Cartman Eric?

Würde es ihn glücklich machen nie wieder mit Cartman zu reden?

Diese Gedanken und allerlei andere Gedanken um Eric Cartman beherrschten seinen Kopf und brachten ihn dazu zu schweigen.

„Was ist nur los mit dir Mann?“, fragte Stan in der Pause, als sie am Rand standen und keiner sie beachtete.

„Ich weiß es nicht. Ich glaube ich gewinne die Wette mit Cartman“, gab Kyle trübsinnig von sich.

„Ach? Und das enttäuscht dich?“

„Stan, du kapierst das nicht. Wenn ich gewinne, kann ich mir ALLLES von Cartman wünschen. Aber alles was mir einfällt sind fiese Dinge, die ich nicht tun möchte. Ich will den Wunsch aber auch nicht verschwenden“, erklärte Kyle aufgebracht.

Stan nickte verstehend.

„Du würdest Cartman gerne einen rein würgen, bringst es aber nicht über dich. Du stehst auf ihn oder?“, wollte Stan wissen und trieb Kyle damit die Röte ins Gesicht.

„Sicher nicht! Also bitte. Ich und Cartman? Auf welchem Planeten lebst du denn. Er sieht nicht schlecht aus und ich meine, gut das geht ungefähr in die Richtung, die ich bei Jungs bevorzuge, aber Stan! Das ist Cartman. Ich bin halt nur unentschlossen, was ich mir von Cartman wünschen soll“, versuchte Kyle sich verzweifelt zu rechtfertigen.

Jetzt wo Kyle wusste, das Cartman auf Kerle stand, wurde Stans abstruse Idee irgendwie fassbar. Natürlich hätte Kyle sich auch etwas in diese Richtung wünschen können, aber er und Eric, das war einfach zu makaber!

„Okay. Wenn du es sagst“, sagte Stan, nicht wirklich überzeugt. „Du kannst dir von Cartman die Bilder wünschen, die er im laufe der Jahre gemacht hat. Dann hat er nichts mehr um dich zu erpressen“, schlug Stan nach einer kurzen Pause vor.

Das stimmte. Cartman musste unzählige Bilder von Kyle haben. Das war wirklich eine gute Idee.

„Ja. Danke Stan. Du bist echt mein bester Freund“, gab Kyle von sich und hielt sich nochmal zurück den anderen Jungen zu umarmen.

„Besser bester Freund, als dein fester“, scherzte Stan. Es war ein älterer Scherz zwischen ihnen. Seit Stan wusste, dass Kyle schwul war, machte er ihn häufig. Hier ging es darum, dass er mal gesagt hatte, er würde es mit Kyle als festen Freund nicht aushalten, weil Kyle immer kämpfen musste. Es schien ein innerer Drang von Kyle und das war es, was seine Beziehung zu Eric ausmachte. Mit ihm konnte er immer kämpfen.

Hatte er gerade wirklich 'Eric' und 'Beziehung' in einem Satz gedacht? Die Sache bereitet ihm Kopfschmerzen.

Cartman schien aber auch nicht zufrieden, dass Kyle ihn den ganzen Tag an schwieg.

Seinen Unmut gab er kund, als sie endlich aus Butters Auto stiegen.

„Willst du deinen heutigen Versuch nicht nutzen?“, drängte Eric.

Kyle schwieg. Er wusste das Geheimnis und wenn Cartman nun ungeduldig wurde, war es bestimmt lustig ihn zu verunsichern und erst bei Tokens Party die Bombe platzen zu lassen.

Voller Selbstvertrauen schüttelte Kyle bloß den Kopf.

„Ich werde morgen meine letzte Chance nutzen Fettarsch und ich werde gewinnen“, sagte Kyle schließlich. Er wusste, dass Eric es nicht hören wollte und deswegen sagte er es. Schnell machte sich Kyle auf und rannte los. Cartman ließ er zurück. Im fort eilen, breitet sich ein siegessicheres Lächeln auf Kyles Lippen aus.

Der Gewinner stand fest und es war Kyle Broflovski
 

Bei Token selbst, kam er mit Stan an. Sie hatten auch zusammen ein Geschenk ausgesucht.

„Und du ziehst das wirklich durch?“, fragte Stan noch mal.

„Natürlich. Ich bin mir sicher, wieso sollte ich jetzt kneifen?“ Kaum hatte Kyle das gesagt, traf sein Blick den von Eric, welcher gerade angekommen war. Kyle ermahnte sich noch einmal still selbst. Das war nicht Eric, sondern Cartman.

„Bringen wir es hinter uns“, raunte Kyle und deutete auf die Tür zum Garten.

Dort draußen in aller Heimlichkeit, würde er ihn besiegen.

Kenny folgte ihnen, als Zeuge.

Sie suchten sich einen ruhigen Fleck, wo niemand sie sehen konnte und schwiegen. Sollte Kyle jetzt einfach damit raus platzen?

Cartman wirkte nervös.

„Schieß los, Kahl“, brach es aus ihm heraus und das reichte Kyle. Jetzt musste er es sagen.

„Du bist schwul“, stellte Kyle fest und in Cartmans Blick sah er die Bestätigung. Diese braunen Augen, die Kyle schon häufiger fasziniert hatten, weiteten sich. Es wirkte als wollte Cartman automatisch widersprechen, doch er fing sich.

„Und weiter?“, fragte Cartman mit rauer Stimme.

Und weiter? Kyle wurde nun wirklich wütend. Er hatte es doch erraten! Verdammt er hatte gewonnen! Warum gönnte Cartman ihm nicht einmal den Sieg!

„Was und weiter? Das ist es doch oder? Ich hab doch recht?“, platzte es wütend aus Kyle raus. Es war Kenny, der Kyle wieder auf den Boden der Tatsachen brachte.

Mit seiner gelassen, vulgären Art, machte Kenny McCormick klar, dass es hier nicht um das bloße schwul sein ging, sondern auch um die Person, die Cartman gerne vögeln würde.

Kyle musste wieder an Butters Worte denken. Eric war unglücklich, weil er auf einen Arsch stand. War damit gemeint, das die Person ein Arschloch war oder das die Person ein anziehendes Hinterteil hatte? Vielleicht hätte er besser auf Butters Wortwahl geachtet.

„Wen?“, fragte Kyle nochmal nach und fühlte sich dumm. Warum wurde ihm übel, bei dem Gedanken, dass Cartman verliebt war.

Warum hatte er plötzlich wieder dieses blöde Foto im Kopf, auf dem Cartman Butters Schwanz im Mund hatte? Es war ein Scherz gewesen, sagte sich Kyle. Cartman hatte sich nie auf diese Art für Butters interessiert. Selbst wenn, sollte es Kyle egal sein!

Cartman nickte und sagte etwas, von wegen, mit wem er gerne schwul wäre, doch Kyle hörte nicht richtig zu. In seinen Ohren rauschte es und er konnte es sich nicht erklären.

„Die Person tut mit jetzt schon Leid“, murrte Kyle eher zu sich selbst. Warum hatte er das Bedürfnis gegen irgendwas zu schlagen?

Seine Gedanken rauschten weiter und alles was er mit Eric und schwul in Verbindung bringen konnte, war Butters!

„Butters?“, fragte Kyle und fragte sich jetzt schon ob er überhaupt noch mit diesem blonden Jungen befreundet sein wollte. Viellicht sollte er morgens mit Wendy und Stan fahren? Oder er fuhr einfach mit dem Bus!

„Nein. Das heißt wohl ich habe einen Wunsch frei“, kam es von Cartman und in Kyles Ohren hörte es sich an, als wäre Cartman in weiter ferne. Triumphierte Cartman? Kyle war sich nicht sicher. Es erleichterte ihn, dass Butters es nicht war. Jetzt musste er den Kontakt zu Butters nicht abbrechen. Woher kamen diese blöden Gedanken? Das hier war alles unfair!

„Warte! Das ist unfair. Ich wusste nicht das es sich um zwei zusammenhängende Geheimnisse handelt!“, argumentierte Kyle, der sich hier eindeutig um den Sieg betrogen fühlte.

„Ich schätze Cartman, weil Kyle den ersten Teil erraten hat, den zweiten aber nicht, steht euch beiden ein Wunsch zu“, sagte wieder Kenny, der anscheinend nicht wollte, das sich die beiden Jungs hier schlugen.

Wie aus einem Mund schrien Cartman und Kyle: „Was?!“

Darauf würde Cartman nie eingehen. Für den anderen Jungen konnte es immer nur einen Sieger geben!

Doch Eric tat nicht das, was Kyle erwartet hatte. „Okay, Kahl, ich lass dir den Vortritt“, bot er an und Kyle fühlte sich überfordert.

Er dürfte sich was wünschen?

Kyle musste es nur aussprechen. Er musste jetzt nur alle Bilder verlangen, die Cartman jemals von ihm gemacht hatte. Es war das einfachste auf der Welt, aber.... In wen war Cartman verdammt nochmal verliebt?! Es war etwas, das Kyle wissen musste!

„Ich will wissen, in wen du verliebt bist. Das ist mein Wunsch“, rang sich Kyle durch zu sagen. Er hatte keine Wahl, so war er nun mal. Sonst könnte er Wochen lang nicht mehr schlafen, weil er rätselte wem Erics Herz gehörte. Der Gedanken allein bescherte ihm eine Gänsehaut.

„Du. Kahl du bist es immer gewesen. Mein Jude, mein Monster. Kyle Broflovski“, presste Cartman hervor und erst jetzt lag Kyles volle Aufmerksamkeit wieder auf Eric. Hatte Eric Cartman gerade zugegeben, er wäre in ihn, Kyle Broflovski, verliebt?!

Sein Mund wurde trocken. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus. Es erstaunte ihn, wie erleichtert er selbst war, dass es nicht irgendwer anders war.

Das wilde Pochen seines Herzens holte ihn in die Realität zurück. Das hier vor ihm war Cartman und Cartman würde so etwas nie sagen. Cartman hasste ihn und lachte sich wahrscheinlich innerlich kaputt über Kyle. Wie hatte Cartman überhaupt erfahren, dass Kyle schwul war?

„Du willst mich wohl verarschen Cartman! Das kannst du auch gleich sein bleiben. Ich glaube dir kein Wort!“, schrie er deswegen dem anderen Jungen entgegen und wollte schon davon stürmen, aus Scham, das Gefühl auch nur ein paar Sekunden zu genießen.

Kenny packte ihn am Arm und sagte eindringlich: „Du schuldest ihm noch einen Wunsch.“

Der Schwachsinn sollte wahr sein? Sein Herz schlug wieder höher. Kenny log ihn für gewöhnlich nicht an.

Die Gefühle überschlugen sich in Kyle. „Also, lass es uns hinter uns bringen! Was wünschst du dir?“, forderte Kyle wütend, mit diesem dämlichen, warmen Kribbeln im Bauch.

Cartman wollte einen Kuss. Einen verdammten Kuss. Es wäre Kyles erster Kuss mit einem anderen Jungen. Sollte er das wirklich an Eric Cartman verschwenden.

„Ich meine, mehr bekomme ich wahrscheinlich eh nie von dir. Ein Kuss und die Sache hat sich gegessen. Wir können auseinander gehen und vergessen den ganzen Mist“, erklärte Cartman und dämpfte damit ein wenig das Gefühl in Kyles Bauch.

Ja sie würden es vergessen. Wenn er erstmal Cartman küssen würde, würde das Gefühl sicher verfliegen.

Kyle versicherte sich, dass sie niemand sah und stimmte zu: „Gut. Ein Kuss und niemand wird jemals davon erfahren!“

Wie konnte Kyle auch ahnen, dass ein Kuss mit Cartman so aufregend sein würde?
 

IV.: If we got nothing, we got us
 

In dem einen Moment krallte sich Kyle an Eric und im nächsten Moment hörte er Butters Stimme. Wieder war da dieses dämliche Foto in seinem Kopf und er sprang beinah von Cartman fort.

Kenny lachte und in Kyles Kopf drehte sich alles. Er wollte wieder zu Cartman und ihn küssen, bis sie vergaßen, wer sie waren, aber das war keine Option.

Seine Zunge fuhr über seine leicht schmerzende Unterlippe. Er schmeckte Blut, aber das war nicht schlimm. Er hätte nicht gedacht, dass es ihn geil machte, gebissen zu werden.

Ein Kuss und mehr nicht!

Kyle musste es sich wieder und wieder in den Kopf rufen. Er sah zu Kenny und hatte keine Lust mehr, noch länger mit sich selbst kämpfen zu müssen. Er rannte weg. Er musste weg rennen. Wenn nicht vor Eric, dann vor sich selbst.

Ein weiterer Kuss kam wirklich nicht in Frage. Es würde zu etwas unausweichlichen führen. Hier an diesem Punkt konnte er noch die Notbremse ziehen und so tun als wäre nichts passiert. Kyle hoffte, dass er das auch bald selber glauben würde.

Wieder im Wohnzimmer angekommen, machte Kyle sofort Stan aus. Sein bester Freund saß auf einer Couch und auf seinem Schoß saß rittlings Wendy und machte mit Stan rum.

Ganz ruhig setzte sich Kyle neben die beiden, legte sein Gesicht auf seine Hände und versuchte einfach alles um sich herum auszublenden.

„Hier bist du hin gelaufen! Ich dachte schon du hättest die Party verlassen, so wie Cartman“, hörte Kyle über den Lärm der Musik hinweg Kenny sagen und hob wieder den Kopf.

Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass sich Wendy langsam von Stan löste.

Stan sah verwirrt zu Kyle.

„Hast du dich mit Cartman geprügelt oder was ist mit deiner Lippe passiert“, fragte Stan. Kyle spürte wie ihm die Röte ins Gesicht stieg und hörte schon wieder Kenny lachen.

„Ich... Cartman... Fuck“, war das einzige was Kyle hervor brachte.

Kenny fing sich selbst wieder und erklärte Stan: „Das sollten wir besser irgendwo erzählen, wo wir alleine sind.“

Stan nickte etwas verwirrt. Wendy stand auf und deutete die Treppe rauf. „Tokens Zimmer ist bestimmt frei“, schlug sie vor.

In stummen Einverständnis folgten sie Wendy. Butters tauchte bei der Treppe auf und gesellte sich zu ihnen.

In Tokens Zimmer selbst, schlossen sie die Tür hinter sich. Es war Stan, der Kyle auf das Bett drückte und ihn dazu zwang sich zu setzen.

„Hast du ein Taschentuch Wendy? Man deine Lippe blutet immer noch“, kommentierte Stan und drückte das Taschentuch, welches er von Wendy erhielt sofort gegen den Mund seines besten Freundes. Kyle war immer noch errötet, hielt das Taschentuch selbst fest und sah auf den Boden.

„Jetzt erzähl schon“, forderte Stan sanft und setzte sich neben Kyle.

Kyle schwieg, sein Blick ging Hilfe suchend zu Kenny. Das nahm Kenny als Zeichen und sagte frei heraus: „Kyle und Cartman haben rumgemacht. Sollte was einmaliges sein. Cartman hat ihn in die Lippe gebissen, Kyle steht drauf.“

Was hatte Kyle eigentlich von Kenny McCormick erwartet? Wieder wurde er rot. Oder wurde das Rot nur intensiver?

„Das hättest du auch netter aus drücken können, Ken“, beschwerte sich Butters und setzte sich auf Kyles andere Seite.

„Es ist doch schön, das ihr endlich über diesen Kindergarten hinaus seit und eure wahren Gefühle akzeptiert“, versuchte Butters Kyle gut zu zureden und klopfte ihn ermutigend auf die Schulter.

„Das ist ja selbst für dich viel zu schwul“, fauchte Kyle, der nicht ganz mit der Situation umgehen konnte.

Er hatte sicher keine Gefühle für Eric. Für Cartman.

„Da gebe ich Butters aber recht. Gut, ich wusste nicht das Cartman schwul ist, aber das du Jungs bevorzugst wusste ich und ich wollte es zwar nie sagen, aber ist es nicht komisch, dass Cartman fast genau dein Type ist?“, mischte sich nun auch Wendy ein.

Im Kopf hörte Kyle, wie Cartman Wendy ausbuhte. Wäre sie nicht mit seinem besten Freund zusammen, er hätte mitgemacht.

„Cartman ist nicht mein Type“, presste Kyle zwischen seinen Lippen hervor. Er selbst wusste, dass das gelogen war und somit wunderte er sich nicht, dass alle im Raum schwiegen.

„Ach, so ein Scheiß! Ich konnte doch nicht wissen das er schwul ist!“, beschwerte sich Kyle weiter.

„Ich hab es dir doch erzählt“, warf Butters, nicht sehr hilfreich, ein.

„Und von dir will ich erst gar nicht anfangen! Cartman dürfte sich nur was wünschen, weil ich nicht drauf gekommen bin, das er auf mich steht! Was wohl auch ein schlechter Scherz ist! Ich musste die ganze Zeit daran denken, dass er schon mal deinen Penis im Mund hatte!“, schimpfte Kyle weiter und erntete von den vier anderen geschockte Blicke.

„Was?!“, fragte Butters erschrocken. „Wann hat er das denn getan?“, stotterte der blonde Junge verwirrt weiter.

„Und da hast du ihn trotzdem geküsst?“, wollte Stan wissen, der Butters ignorierte.

Kenny flüsterte Butters nur nebenbei ins Ohr: „Cartman hat Bilder gemacht, als du bei ihm geschlafen hast. Da hat er gerade seine Leidenschaft zum Fotografieren entdeckt. Da müssten wir neun gewesen sein.“

„Ich musste ihn küssen! Er hat es sich gewünscht, von der Wette her!“, kam es energisch von Kyle, der wieder das Kribbeln spürte, als er an den Kuss dachte.

„Du solltest das mit Cartman klären. Wenn er wirklich auf dich steht, erklärt das ziemlich viel Mist, den er gebaut hat“, appellierte Stan an seinen besten Freund.

„Wieso sollte ich das klären? Ich will nichts von Cartman!“, wehrte sich Kyle wieder.

„Denk doch mal nach. Egal was du gemacht hast, Cartman war immer da. Er hat dir geholfen, auch wenn man es auf den ersten Blick vielleicht nicht so sieht. Er hat sich von dir rein reden lassen. Du konntest dich vielleicht nicht auf Cartmans Charakter verlassen, aber auf eins konntest du dich sicher verlassen, dass Cartman immer da war, wo du warst. Er hat es auch immer geschafft dich für ihn einzuspannen und wenn du nicht zu mir konntest, bist zu ihm gegangen. Nicht etwa zu Kenny oder Butters. Du hättest sicher auch zu Craig und seinen Freunden gehen können. Nein du warst auch immer bei Cartman. Willst du das verlieren?“, fragte Stan und legte seinem besten Freund eine Hand auf die Schulter.

„Ach sei nicht albern“; sagte Kyle nun doch etwas verunsichert.

„Wenn du nicht mit Cartman redest, verlierst du ihn sicher.“

„Darüber sollte ich besser eine Nacht schlafen“, seufzte Kyle und fühlte sich einfach nur überrannt von all seinen Gefühlen.
 

Kyle betrat das Haus und hatte erstmal eine unangenehme Unterhaltung mit seiner Mutter. Er musste Lügen um zu erklären, was mit seiner Lippe los war und der Blick seiner Mutter sagte ganz klar eine Sache: „Ich weiß das du lügst.“

Kyle ging beschämt die Treppe zu seinem Zimmer hoch und traf oben im Flur auf Ike, der gerade zusammen mit Ruby aus seinem Zimmer kam.

„Dein Bruder steht darauf gebissen zu werden?“, fragte Ruby gelangweilt, da sie anscheinend sofort durchschaut hatte, wovon die geschwollene Lippe kam.

„Ich weiß doch nicht worauf mein Bruder steht“, antwortete Ike ehrlich und brachte Ruby runter zur Tür.

Als Ike wieder hoch kam, lag Kyle bereits auf seinem Bett und starrte an die Decke.

„Und wem verdankst du die Lippe?“, fragte Ike und legte sich neben seinen Bruder.

„Eric Cartman.“ Eine ehrliche Antwort, die sich taub anfühlte beim aussprechen.

„Warum sollte er dich in die Lippe beißen?“, fragte Ike nach, der in den unpassendsten Momenten unschuldiger wirkte, als er wirklich war.

„Weil wir uns geküsst haben“, antwortete Kyle immer noch so betäubt, wie er sich fühlte. Kam das Gefühl daher, dass sein Kopf nicht mit dem klar kam was Stan sagte? Oder lag es daran, dass sein Kopf nicht mit den Gefühlen klar kam.

„Oh. Du magst ihn, ist das dann nicht eine gute Sache?“, wollte Ike wissen.

„Warum sagt mir jeder, was ich ihm gegenüber empfinde?! Verdammt, wie kommen denn alle darauf!? Der einzige der mir heute nicht gesagt hat, was ich angeblich fühle ist Eric!“, platzte es aus Kyle raus, der sich sofort die Hand vor den Mund hielt. Erstens er sollte seinen Bruder nicht anschreien. Ike war der letzte, der etwas für Kyles Verwirrung konnte. Zweitens hatte er Cartman nun auch laut Eric genannt. Er benutzte nie den Vornamen.

„Tut mir Leid Ike, ich wollte dich nicht anschreien“, nuschelte Kyle leise.

„Schon okay. Du bist Verwirrt und nur weil es offensichtlich ist, heißt es ja nicht, dass du es akzeptieren kannst. Ich würde es auch nicht toll finden, mich in eine solche Person zu verlieben“, beruhigte Ike ihn.

„Ich bin nicht verliebt“, stellte Kyle sofort fest, auch wenn er sich da wirklich nicht mehr so sicher war. Schnell fügte er hinzu: „Aber was ist mit Ruby, die ist also besser?“

„Du kannst Ruby nicht mit Cartman vergleichen. Sie ist nett und kümmert sich sehr gut, um die, die sie liebt! Ihr ist halt nur der größte Teil der Menschheit egal und das zeigt sie in einer uncharmanten Weise. Ich halte lieber den Mund. Du hast deine Gründe, ich habe meine Gründe“, erklärte Ike und musste leicht lächeln.

„Weißt du Ike, wenn ich nichts mehr hatte, dann hatte ich doch immer irgendwie Cartman. Ist es da so komisch, dass ich ihn jetzt nicht verlieren will?“, murmelte Kyle nachdenklich.
 

V.: If we only live once, I wanna live with you
 

Wenn Kyle Broflovski in einer Sache gut war, dann sich selbst Fehler und andere blöde Dinge einzugestehen. Hierzu zählte auch verliebt zu sein.

Cartman hatte ihn hart erwischt und das lag nicht an seiner Körpermasse, sondern an dem simplen Fakt, dass sich Kyle ein Leben ohne Cartman einfach nicht vorstellen konnte.

Mit wem sollte er streiten, wenn er es nötig hatte? Welcher verdammte Junge würde ihn so küssen? Hier in South Park, wo die meisten Homosexuellen zu viel Angst hatten es offen auszuleben, wahrscheinlich niemand.

Kyle wollte mit Eric darüber reden. Er war nervös, als er ins 'Tweak's' ging, doch die Nervosität verpuffte schnell, als Stan eine SMS von Cartman vorlas.

Hatte Cartman keine Lust im ins Gesicht zu sehen oder war der andere Junge feige?

Auch in der Schule tauchte Cartman am Montag nicht auf. Nun war Kyle eher ungeduldig, als wirklich nervös. Er nahm die Hausaufgaben für Cartman mit, um einen Vorwand zu haben ihn zu besuchen.

Mrs. Cartman öffnete ihm die Tür. „Ich bringe Cartman die Hausaufgaben“, sagte Kyle in seinem normalen Ton. Cartmans Mutter nickte und sagte dann mit einem Lächeln: „Es ist schön das mein kleiner Eric so gute Freund hat. Er ist wirklich sehr krank. Geh einfach rauf, wahrscheinlich schläft er wieder.“

Kyle ging die Treppe hoch und zögerte kurz. Hier war seine letzte Möglichkeit umzudrehen und die Sache auf sich ruhen zu lassen.

Kyle atmete Tief durch und klopfte.

„Ich hab gesagt, ich will meine Ruhe Mom!“, rief Cartman von innen als Antwort. Ob er jetzt Ruhe wollte oder nicht, dass war Kyle egal. Er wollte es hinter sich bringen! Kyle öffnete also die Tür und sah Mr. Kitty an Cartmans Seite auf dem Bett zusammen gekuschelt. Das verwirrte Kyle. Mr. Kitty dürfte nicht aufs Bett, da war Eric streng. Ging es dem anderen wirklich so schlecht?

„Ich hab mir Sorgen gemacht, als du nicht in der Schule aufgetaucht bist“, gestand Kyle. Mr. Kitty war aufgesprungen um Kyle zu begrüßen, also tat er dem Kater den Gefallen und kraulte ihn auf dem Arm. Cartman sah ihn nicht mehr an.

„Kein blöder Kommentar?“ Kyle spürte das hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Cartman ignorierte ihn hartnäckig. Es musste doch etwas geben, dass Cartman zur Reaktion zwang.

„Weißt du wie schwer es war meiner Mutter zu erklären, warum meine Unterlippe aufgeplatzt und geschwollen ist? Ich meine, wie fest hast du eigentlich zugebissen? Sie ist immer noch nicht ganz abgeschwollen“, versuchte es Kyle und erzielte die gewünschte Reaktion. Cartman starrte auf Kyles Lippe.

„Meine Mutter war erst zufrieden, als ich ihr bis ins kleinste Detail erzählt habe, wie ich gegen das Geländer von Tokens Treppe gestürzt bin, als ich auf der Treppe stolperte. Ich denke aber nicht, das sie mir das wirklich geglaubt hat“, fuhr Kyle fort und hoffte nun Cartman auch endlich ein paar Wörter zu entlocken.

„Du fandest es doch geil, so wie du gekeucht hast“,antwortete Cartman und das warme Gefühl in Kyles Bauch breitete sich unaufhaltsam wieder aus.

Fast automatisch rollte er mit den Augen, als er den Kater auf den Boden setzte.

„Wenigstens sprichst du wieder“, kommentierte er Cartmans Wort und holte die Arbeitsaufgaben aus seiner Tasche, die er für Cartman mitgenommen hatte.

„Ich habe dir die Hausaufgaben mit gebracht“, sagte Kyle, als er die Sachen auf den Schreibtisch legte. Cartman würde sie eh nicht machen.

„Das sieht dir ähnlich. Kyle der Streber sorgt dafür, dass ich auch ja nichts verpasse“, spöttelte Cartman und Kyle spürte einen Kloß im Hals. Hatte Eric ihn gerade wirklich ohne zu zögern Kyle genannt? Er hatte es gesagt, als wäre es normal, doch für Cartman war es das nicht.

„Ist alles okay bei dir?“, erkundigte sich Kyle jetzt mit rauer Stimme.

Cartman schnaubte. „Natürlich warum auch nicht?!“

Er gab zu, dass es ihn verwirrte Kyle genannt zu werden und ging näher ans Bett. Er musste es ansprechen. Mit sanfter Stimme fragte Kyle: „Sollen wir über die Sache bei Tokens Geburtstag reden?“

Cartman drehte sich bloß weg und nuschelte irgendwas. So kooperativ wie immer also. Kyle musste somit das gesamte reden übernehmen.

„Ich würde gerne mit dir darüber reden. Es verwirrt mich sehr. Ich meine, man erfährt nicht jeden Tag, dass man das arme Schwein ist, in das sich der Fettarsch verknallt hat“, begann Kyle. Er wartetet kurz und als kein Kommentar kam, fuhr er fort: „Wenn ich nicht schon vorher eher auf Männer gestanden hätte, ich würde wahrscheinlich spätestens nach dem Kuss auf Kerle stehen, auch wenn ich das nicht gerne zugeben. Aber ehrlich das macht mir eine Heidenangst. Du bist nicht gerade die Art von Kerl, der ich vertrauen würde. Und dann noch die Tatsache mit Butters. Ehrlich Mann, ich weiß nicht wie weit ich gegangen wäre, wenn Butters nicht aufgetaucht wäre. Als ich seine Stimme hörte, war plötzlich alles woran ich denken konnte, dass in dem Mund, den ich gerade küsste, schon mal Butters Schwanz war. Das ist doch ein absoluter Stimmungskiller. Ich war da ziemlich verwirrt. Meine Gedanken waren ein einziges Chaos und Kennys Lachen half da nicht wirklich.“ Kyle versuchte Cartman zu verstehen zu geben, wie schwer es eigentlich für ihn war. Er brauchte jetzt irgend eine Reaktion!

„Bitte Cartman sag doch irgendwas“, kam es aus seinem Mund, während er das starre Gesicht des anderen Jungen betrachtete. Tat er hier überhaupt das Richtige?

„Komm schon, Eric!“, verlangte Kyle, als immer noch keine Reaktion von dem anderen kam. Seine Hand legte sich auf Cartmans Schulter, der abwesend wirkte und da stellte sich endlich eine Reaktion ein.

Mit einem Lauten: „Fuck!“, zuckte Cartman zusammen. Das war alles was Kyle brauchte. Seine Augenbrauen zogen sich wütend zusammen. Dieser ganze Scheiß war ein Witz. Cartman hatte herausgefunden dass er schwul war und alle in seiner Umgebung manipuliert um Kyle in diese Misere zu bringen!

„Ich verstehe“, seufzte Kyle und ihm war nicht mal richtig zumute um wütend zu werden. Sein Herz wurde schwer und er drehte sich um.

Er war auf diesen Mist reingefallen! Er hatte Eric Cartman gewollt!

War es komisch das ihm jetzt die Tränen kamen?

Doch als sich zwei Arme um ihn schlossen, hielt das die Tränen am fließen auf. Er spürte Erics warmen Atem an seinem Ohr und die Röte breitete sich unaufhaltsam in seinem Gesicht aus, als Eric ihm auch noch ins Ohr raunte: „Wenn du es wirklich willst. Wenn du es sagst, dann werde ich dich nicht mehr loslassen.“

„Warum bin ich so dumm und gib dir immer wieder eine Chance?“, wollte Kyle resigniert wissen und sprach da eher mit sich selbst. Die Antwort war so klar.

„Weil du gerne leidest?“, schlug Eric vor, auch wenn ihnen beiden klar war, dass es nur ein Witz war.

„Weil ich mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen kann“, gestand Kyle ernst, ohne auf den Scherz einzugehen und schaffte es Cartman sprachlos zu machen. Es hatte raus gemusst. So etwas sagte man, wenn man eine Beziehung begann oder?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das hier ist also der erste Teil der zweiteiligen Song-Fic.
Der zweite Teil wird aus Kyles Sicht sein. Das heißt, die Handlung überschneidet sich, aber es werden ganz andere Aspekte gezeigt.
Ich freue mich wie immer über Kritik jeder Art.
lg
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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Klein_Ryu
2014-08-24T23:42:15+00:00 25.08.2014 01:42
sssuuper story ♥♥
Antwort von:  MoonlightWhisper
25.08.2014 10:13
Danke :)
Von:  Aka_Samurai_Kurogane
2014-06-18T10:21:42+00:00 18.06.2014 12:21
Also mir hat die FF wirklich gut gefallen. Es würde mich wahnsinnig interessieren wie es weietr gehen würde- oder einfach ob du noch andere Kyman Storys hast? hätte ich das Talent dafür, würde ich ja selbst welche schreiben XD'
es ist mega süß! die Charaktere wurden nicht zu übertrieben in ihren Aspekten, es ist sachlich und geht doch unter die Haut. Top^^

lg
Aka_Samurai_Kurogane
Von:  XxLillixX
2014-06-17T09:56:56+00:00 17.06.2014 11:56
OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOH

*_____* Geile Story
das is irgenwie voll süß xD
Und dann die Umarmung huihui *grins*

Ich freue mich schon ganz dolle aufs nächste kap *___*

Liebe Grüße
XxLillixX


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