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Two hearts, however, one soul

von

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Prolog

>> Wölfe? Schon wieder ein Angriff?« bestürzt griff sich die junge Königin von Arendelle an ihr Herz und sah zu ihrer jüngeren Schwester, die sich erschrocken die Hand an den Mund hielt. Die Temperatur im Empfangssaal sank augenblicklich um wenige Grade. Kleine Atemwölkchen wurden sichtbar und Elsa rang um ihre Fassung. Der Bote schlang sich seine zerrissenen Kleider enger um den Leib und zitterte. Sein Gesicht blass und schmerzverzerrt, war in Schweiß gebadet und seine Augen huschten verängstigt im Saal herum. Hektisch fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen um sie zu befeuchten.

» Ja, mylady! Der Angriff dieser Monster kam völlig unerwartet und kurz vor den Stadttoren,« seine Stimme klang mit jedem Wort schriller und panischer »Drei meiner Männer wurden schwer verletzt.« endlich hatte er geendet und rang um Atem während er sich die Schweißperlen von der Stirn tupfte.

Nachdem sich der Händler vergewissert hatte, dass er seine Güter ersetzt bekommen würde wankte er zurück zu seiner Unterkunft. Später würde sich ein Arzt um seine Verletzungen kümmern, die schwerwiegender zu sein schienen als zunächst gedacht.

Elsa und Anna hatten sich derweil in das große Arbeitszimmer zurückgezogen.

Nachdenklich verschränkte die Blonde die Arme vor der Brust und sah hinaus in ihr verschneites Königreich. Ihr Herz schmerzte bei dem Gedanken, dass die Menschen in der Stadt in Angst lebten und Wut kroch empor als sie an die Verletzten dachte und an diese wilden Bestien, die die Angriffe verursachten. Der kleine Schneesturm im Zimmer bedeckte bereits einen teil der Möbel.

Warum? Warum greifen sie an? Sind es nicht einfach nur Tiere?, ihre Stirn lag in Sorgenfalten während ihre Gedanken nur so dahin rannten.

Dieser Winter war besonders kalt und hart, dennoch war es höchst seltsam, dass sich diese sonst so scheuen Wesen so nah an die Stadt trauten und vor allem, dass sie sich Menschen näherten. Die Wölfe schienen regelrecht die Händler Arendelles zu suchen um ihnen auf zu lauern.

» Unmöglich« murmelte die junge Frau » es sind doch nur Tiere. Tiere denken nicht …. Und sie suchen sich schon gar nicht gezielt ihre Beute aus.«

Ein sanfter, warmer Druck auf ihrer Schulter riss Elsa aus ihren dunklen Gedanken und als sie dem Blick ihrer Schwester empfing, war er wie immer liebevoll doch auch ein Hauch von Besorgnis lag in ihm. Wortlos nahm Anna die Ältere in eine Umarmung und drückte sie beruhigend an sich. Fast sofort verebbte der kleine Sturm. Der, der im Zimmer getobt hatte und auch der Innere, der sich in Elsa selbst abgespielt hatte. Ihre Eis blauen Augen begegneten denen ihrer Schwester und ein sanftes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Anna hatte in den letzten Jahren schnell gelernt wie sie die Launen der Königin zu deuten hatte, sie spürte wenn sie etwas quälte und wusste fast immer eine Möglichkeit Elsa aus ihrem Tief heraus zu locken.

»Was ist los, Schwesterherz?« flüsterte die Jüngere ihrer Schwester in die Schulter. Da Elsa ein wenig größer war, reichte Annas Kopf gerade bis über die Schulter.

Sofort zog sich die Blonde zurück, ging wieder in ihre übliche Abwehrhaltung und sah Anna skeptisch an. Mit eisigem Ton wandte sie sich wieder dem Fenster zu »Du hast doch gehört was vorgefallen ist? Anscheinend haben sich sämtliche Wölfe Arendelles zusammen gerottet um den Bewohnern meines Landes, dass Leben schwer zu machen.« Seufzend schloss sie die Augen und hielt sich die Hände an die Schläfen. Sie wollte Anna nicht beunruhigen, sie wollte sie nicht anschreien, sie liebte ihre kleine Schwester sehr und wollte sie nur beschützen. Aber manchmal machte die Rothaarige es ihr schwerer als es hätte sein müssen. Langsam sah sie zu der zu der Jüngeren. Sie fühlte sich wie betäubt. Die Angriffe waren innerhalb eines einzigen Monats auf gut das Dreifache gestiegen und das sich die Wölfe nun bis kurz vor die Stadttore wagten ließ Elsa erschaudern.

»Anna? Bitte … bitte verzeih mir meinen Ausbruch.« sanfter fügte sie hinzu,» ich möchte, dass meine Nichte und mein Neffe hier in Frieden und ohne Angst aufwachsen können. Un-.«

»Elsa das werden sie. Du sorgst doch dafür.« kam es lächelnd zurück.

Voller Sorge schüttelte die Blonde ihren Kopf. Ihr Haar war zu einem Zopf geflochten und hing wie gewohnt über ihrer linken Schulter. Die kleinen Schneeflocken die sich darin befanden schimmerten in der untergehenden Abendsonne. »Ich bin ja nicht einmal in der Lage mein Land vor einem Rudel wildgewordener Wölfe zu bewahren.« betrübt sank sie in einen der Stühle und vergrub ihr Gesicht in den Händen. » Wie soll ich euch dann beschützen können?«

Vier Jahre waren seit ihrer Krönung vergangen. In dieser Zeit war viel geschehen in Arendelle.

Anna und Kristoff hatten geheiratet und nach nur einem Jahr gebar ihre kleine Schwester zwei Gesunde Kinder, Kai und Gerda. Während das Mädchen Anna ähnlich sah, war der Junge mehr nach seinem Vater geraten. Arendelle hatte neue Freundschaften geknüpft, sich jedoch ebenso genug Feinde geschaffen. Vereinzelte Menschen waren neidisch auf die blühende Zukunft des Landes und seiner Bewohner.

»Diese Wölfe sind schon komisch oder? Ich meine … es wirkt fast so als wäre das geplant, als würden sie wissen, wann die Konvois sich wo befinden. Außerdem scheinen es immer die selben zu sein.« erstaunt über ihre eigenen Worte lächelte die Prinzessin und schüttelte leicht den Kopf. »Bitte entschuldige. Das hört sich so dumm an. Wölfe die denken …«

Elsa sah auf und in die blauen Augen ihrer Schwester. »Nein Anna, ich weiß was du meinst. Ich frage mich ob es ein Zeichen ist oder ob sie vielleicht etwas „besonderes“ sind.«

Von außen drang ein ohrenbetäubender Lärm an die Zimmertüre. Beide Frauen richteten ihren Blick nun Richtung Flur. Während Anna bereits die Fäuste ballte und ihr Gesicht einen leichten rosa Schimmer bekam musste Elsa hinter hervor gehaltener Hand lachen. Es war kaum zu überhören das ihre Nichte und ihr Neffe sich mit ihrem Vater einen Spaß zu erlauben schienen. Gerda hatte wie Elsa auch magische Eisfähigkeiten, ihre waren jedoch bei weitem noch nicht so ausgeprägt. Was Ihre Tante zu beruhigen schien.

Dann ging alles ganz schnell. Die Tür sprang auf, Eis bedeckte plötzlich den Boden und drei Gestallten schlitterten in voller Fahrt auf die zwei Geschwister zu. Anna hechtete zu ihrer Schwester und klammerte sich an sie, während Elsa ihr Gesicht in Annas Haaren vergrub und die Augen zusammen kniff. Sämtliche Tische und Stühle kippten um, Blätter und Dokumente flogen umher und ein lautes Krachen war zu hören als die Kinder mit samt Vater endlich zum stehen kamen.

Einen Augenblick war es ganz still. Dann öffnete Anna ihre Augen und sah wütend zu ihrer kleinen Familie. Ihr Mann rieb sich bereits den Hinterkopf und sein Lachen erstarb als er die giftigen Blicke seiner Frau wahrnahm. Sofort stammelte er Entschuldigungen und duckte sich unter den wedelnden Armen Annas hinweg.

Gerda war indes zu ihrer Tante geeilt um sich zu vergewissern, dass es ihr auch wirklich gut geht. Liebevoll tätschelte Elsa den langen, roten Haarschopf der Kleinen und ließ eine kleine Schneeflocke in ihrer Hand erscheinen. Freudig quietschte, dass Kind auf und umarmte ihr Tante stürmisch.

Auch an einem solch grauen Tag, war das Schloss durch das Kinderlachen erhellt und fröhlich.

In diesem Moment des völligen Friedens, wusste die Königin eines. Sie würde ihre Familie, die ihr so viel Kraft gab und sie liebte, beschützen.

Der Alptraum beginnt

Lautes Kinderlachen hallte an den Schlossmauern wieder. Wild herum sausend und sich gegenseitig mit Schneebällen bewerfend, rannten Gerda, Kai und Olaf, deren ständiger Spielgefährte im Garten herum. Unter den liebevollen, wachsamen Blicken ihrer Mutter sowie ihrer Tante, fühlten sich die Kinder sicher und vergaßen das Wolfsgeheul, dass sie immer häufiger in der Nacht auffahren ließ.

Drei Tage waren seit dem Angriff auf den Händler vergangen. Elsa hatte einen Teil ihrer Wachen auf die Jagd nach diesen Bestien geschickt, doch bis lang blieb die Suche ohne Erfolg. Es war als hätte sich ein großes Loch aufgetan und die Wölfe verschlungen. Weder Spuren noch sonst ein Zeichen war zu sehen oder zu hören, bis auf das Geheul, welches des Nachts gefährlich nahe an der Stadt zu sein schien.

»Gerda! Das war so gemein!« motzend stampfte der kleine Prinz zu seiner Mutter und zeigte vorwurfsvoll zu seiner Schwester, die sich bereits versuchte heimlich davon zu stehlen.

»Darf ich fragen wo genau du hinwillst mein Schatz?« mit strengem und doch liebevollem Unterton deutete Anna ihrer Tochter zu ihr zu kommen. Bei der Erwähnung ihres Namens, zuckte das Mädchen zusammen, sah erst zu ihrer Tante, die mitleidig den Mund verzog und ließ dann schuldbewusst ihren Kopf und ihre Schultern hängen. Dem tadelnden Blicken ihrer Mutter ausweichend, starrte sie betreten auf ihre warmen, Pelzstiefel, die ihr Vater ihr gemacht hatte und ging missmutig auf ihre Mutter zu. Mit den Tränen kämpfend knetete Gerda den Saum ihres langen Umhangs und biss sich auf die Unterlippe, eine Angewohnheit die ihre Mutter nur all zu gut von sich selbst kannte. Bevor Anna etwas sagen konnte, hatte Kai sich bereits vor seiner Schwester aufgebaut, öffnete den Mund und legte los.

»Gerade hat bei der Schneeballschlacht geschummelt! Sie hat sich einfach Schneebälle gezaubert und Olaf und mich damit abgeworfen! Das war gemein!!« säuerlich verschränkte er die Arme von der Brust und sah zu Olaf, welcher zwischen den Fraktionen hin und her sah, sich dann auf seinem Hintern niederlies und mit den Schultern zuckte. Ihn schien die ganze Sache „kalt“ zu lassen.

»Ist es nicht!« entgegnete das Mädchen nun sichtlich gekränkt und blinzelte ihre Wuttränen zur Seite.» Ich kann das halt noch nicht kontrollieren und es passiert einfach. Außerdem hat Tante Elsa gesagt, dass man eine Fähigkeit auch nutzen soll, damit man lernt damit um zugehen« schon streckten sich die Kleinen gegenseitig die Zunge raus.

Elsa hatte das Gezanke amüsiert und doch auch besorgt beobachtet. Es erinnerte sie an Annas und ihre Kindheit, bevor der „Unfall“ noch nicht ihr Leben verändert hatte. Sie wollte mit all ihrer Macht verhindern, dass ihre geliebte Nichte dasselbe Schicksal erleiden musste, das sie einst erlitt. Die Königin selbst hatte sich zu der damaligen Zeit vor ihren eigenen Fähigkeiten gefürchtet und sich deshalb von allem und jedem abgekapselt. Sie hatte Angst ihre Magie zu erproben, weshalb es ihr umso wichtiger war, Gerda die Möglichkeit zu geben damit auf zu wachsen und sie als etwas Gutes zu akzeptieren.

» Hey! Vertragt euch endlich oder ihr dürft Sven heute nicht besuchen gehen! Und mit Olaf spielen ist dann für heute auch gestrichen!«

Alle drei, die Kinder und der kleine Schneemann sahen Anna mit offenem Mund an. Dann zogen sie Schnuten bis auf den Boden und schauten mit den größten, fast Teller großen Hundeaugen hinauf zu ihr. Elsa drehte sich um und versuchte ihr aufkommendes Lachen unter zu schlucken. Zu sehr erinnerte sie diese Szene an ihre kleinen Dispute mit ihrer Schwester. Anna war die Reaktion der Blonden jedoch nicht verborgen geblieben. Neckend knuffte sie die Ältere an der Schulter. »Du brauchst gar nicht so zu lachen! Ich weiß selbst, dass ich nicht anders war!«

»Was heißt hier war?« noch bevor Elsa hätte etwas tun können, warf Anna sich auf die Königin und hielt ihr triumphierend die Handgelenke neben dem Kopf fest.

»Tja, Schwesterchen was jetzt?« mit einem fiesen Grinsen sah sie zu ihren Kindern, die den Wink sofort verstanden und sich freudig auf ihr Opfer, in dem Fall ihrer geliebte Tante stürzten und sie durch kitzelten.
 

»A-a-a-n-n-n-n-a-a …. D-da-s.« um Luft ringend versuchte sie sich weg zu drehen konnte den kleinen Händen ihrer Nichte und ihres Neffen jedoch nicht entfliehen.

Plötzlich war ein lautes Knurren zu hören und alle waren still. Kein Muskel regte sich mehr. Elsas Gedanken rasten. Langsam richtete sie sich auf und sah an dem bleichen, ängstlichen Gesicht ihrer Schwester vorbei. Stahl graue Augen fixierten sie. Die dolchartigen Zähne des großen, beigefarbenen Wolfs waren gefletscht, Blut tropfte an seinem Maul herab und sein Blick verhieß nichts Gutes.

» Elsa?« verängstigt nahm Anna ihre Kinder in ihre Arme und sah zu ihrer Schwester. Die Gedanken der Älteren waren zu einem einzigen Schluss gekommen. Ihr Blick wurde fester, entschlossen stand sie auf und drückte die Hand ihrer Schwester einmal kurz, bevor sie ihr ein letztes Mal tief in die angstvollen Augen sah. »Bring dich und die Kinder ins Schloss innere und Verriegele die Tür hinter euch. Du weist wo du Schutz finden wirst!«

Entsetzt wollte Anna ihrer Schwester davon abbringen doch schon hatte diese zwei Eiszapfen auf ihren Gegner geworfen, der voller Inbrunst knurrte und sich darunter weg zu ducken schien.

»Anna lauf endlich!!« schrie sie ihre jüngere Schwester an. Olaf hatte sich endlich berappt und war nun dabei die Rothaarige mit samt den Kindern hinter sich her zu ziehen, während Elsa sich dem Pferde hohem Wolf entgegen stellte.

Die Augen des Tieres folgten dem Weg den Elsas Schwester einschlug. Mit entsetzen musste die Königin feststellen, dass er es auf ihre Familie abgesehen zu haben schien. Schnell ließ sie den Boden gefrieren. Ihr gegenüber rutschte kurz, aufgrund des neuen Bodens aus und sah verwirrt zu seinen Pfoten. Ein eiskalter Schauer durch lief Elsa als sie einen fast menschlichen Ausdruck in dem Gesicht des Wolfes vernahm. Es schien ihn zu amüsieren.

»Warte nur. Ich werde einen neuen Bettvorleger für Kristoff aus dir machen!« flüsterte sie dem Wesen entgegen.

Das schien ihm jedoch absolut nicht zu gefallen. Ein lautes Heulen war zu hören und noch bevor Elsa hätte reagieren können sprang er ihr entgegen. Schützend hob sie die Arme vor ihr Gesicht, wodurch eine Eiswand entstand. Der Wolf prallte dagegen und schüttelte den Kopf. Diese kleine Sekunde nutzte die Eiskönigin um ihn mit Eis zu umschließen. Anstatt sich auf das Ausbrechen zu konzentrieren, stand der Wolf völlig regungslos hinter der Eiswand. »Was? Das wars schon?« kam es völlig außer Atmen aber doch triumphierend von der Blonden.

Ein Schrei ließ sie zusammen zucken. Blitzschnell drehte sie sich um und erkannte einen zweiten Wolf. Er war kleiner als der Beige, und sein schwarzes Fell war mit weißen Schneeflocken gesprenkelt.

»Anna!!« doch alles Eis nütze nichts. Der Wolf hatte Kai seiner Mutter entrissen und Anna gegen die Tür geschleudert. Der Junge schrie und weinte vor Angst während Elsa zu ihnen eilte. Der eingeschlossene Wolf nutzte jedoch ihre Unachtsamkeit, brach aus und griff die Königin von hinten an. Hart landete Elsa auf dem Boden. Sie spürte den heißen Atem des Wolfes an ihrer Kehle. Tränen bahnten sich ihren Weg hinauf, doch das wollte sie diesem Monster nicht gönnen.

»Glaubst du Eishexe wirklich, das du mein Rudel besiegen kannst?« ungläubig sah Elsa in die grauen Augen des Wolfes. »Ja, glaube es nur. Wir sind keine dummen Tiere! Du hast mir vor Zeiten etwas genommen und ich will es zurück!«

Wut stieg empor und die Blonde konnte ihre Kraft zurückkehren spüren. Die Stimme die in ihrem Kopf hallte, war weich und doch war sie klirrender als alles zerberstendes Eis. Ein Schneesturm baute sich auf und die Wölfin, denn es war wohl ein Weibchen, gab ein belustigtes Geräusch von sich. Dann verschwand dieser Moment und ihre Zähne kamen Elsas Gesicht nahe.

»Was willst du?! Was habe ich dir genommen?« schrie sie dem Wolf entgegen.

»Meine Tochter!« schrie es wütend, und verletzt zurück. Elsas Augen weiteten sich. Dann wurde alles um sie herum schwarz.

Verhandlung

>>Elsa, wach auf, bitte! Oh Gott, was haben sie nur mit euch gemacht?« Fast panisch rüttelte Kristoff an den Schultern seiner Schwägerin. Er war gerade von der erfolglosen Wolfssuche zurückgekehrt und hatte voller Entsetzen feststellen müssen, dass seine Familie angegriffen worden war. Zuerst hatte er sich um seine Frau gekümmert. Anna hatte eine Platzwunde an der linken Stirnfront, war aber ansonsten wohlauf und unverletzt. Auch seiner Tochter ging es, bis auf den tiefsitzenden Schock und ihre panische Angst, gut. Als sich der junge Mann um die Versorgen der Wunde gekümmert hatte, klärte Anna ihn über das Geschehene auf. Über den Angriff, den Kampf den Elsa geführt hatte, über den Angriff des zweiten Wolfes und die Entführung ihres gemeinsamen Sohnes Kai. Wut und Hass stiegen in Kristoff auf. Nur zu gern wäre er hinausgestürmt und den Wesen hinterher gerannt, die seiner Familie so viel Leid angetan hatten. Doch der Schlag saß zu tief und sein Herz verzog sich bei dem Anblick den seine verstörte Frau ihm bot. Das Zittern schüttelte ihren gesamten Körper durch. Nachdem er sich weitgehendst um Anna und Gerda gekümmert hatte, rannte er zu seiner Schwägerin, die von den Wachen bewusstlos im Schnee liegend vorgefunden worden war und versuchte sie aus ihrer Ohnmacht zu befreien.

»Elsa … bitte … wach doch auf!«, flehte ihre jüngere Schwester, die sich mit Hilfe von Olaf, der nun seine Einzelteile wieder zusammen gesetzt hatte, zu ihrer Schwester geschleppt hatte. Behutsam strich sie der Blonden einige Strähnen, die sich aus deren Zopf gelöst hatten, aus dem Gesicht und bettete Elsas Kopf in ihrem Schoß. Die Augen zusammen kneifend gab die junge Königin einen schmerzverzerrten Laut von sich und öffnete augenblicklich ihre Lider. Das Erste, was sie sah waren zwei gerötete, verweinte Augen und ihr wurde schwer ums Herz. Es war kein böser Traum gewesen, Kai war fort. Entführt von den Wölfen … wenn es denn wirklich welche waren, denn da war sie sich nach dem Geschehenen nun nicht mehr sicher. Langsam richtete sie sich auf, kleine Sterne tanzten vor ihren Augen, doch das alles war bedeutungslos. Trotz ihrer enormen Kräfte fühlte sie sich so schwach und hilflos, wie zuletzt als sie dachte ihre Schwester wäre durch ihre eigene Hand gestorben.

» Ich … er … Elsa, mein Sohn!« Weinend brach Anna in den Armen ihrer Schwester zusammen. Liebevoll tätschelte sie deren Rücken und wiegte sie sanft wie ein kleines Kind. Gerda hatte ihren Kopf in Kristoffs Jacke geschmiegt und wimmerte vor Angst. Eine Weile sagte keiner etwas. Die Wachen waren abgelenkt worden, weshalb sie den Tumult im Schlossgarten erst bemerkten als es schon zu spät war. Hilflos hatten sie mit ansehen müssen wie Kai entführt worden war.

»Wenn diese Bestien meinem Jungen …!« Weiter kam Kristoff nicht. Dann übermannte auch ihn der Schmerz und er schloss seine Frau fest in seine Arme.

In diesem Moment wurde Elsa etwas bewusst. Dies alles, die ständigen Angriffe, dann die Jagd nach den Wölfen … es schien nur dem einen Zweck zu dienen, dem das Schloss zu schwächen und die Königsfamilie so leichter angreifen zu können. Sie hatten den Angriff zwar überlebt, doch Kai wurde entführt … und das war der Fakt, der es der Blonden eiskalt den Rücken runter laufen ließ.

»Ihm wird nichts geschehen.« Geschockt sah sie auf ihre Hände, die sich wütend in den Saum ihres Kleides krallten. Der Sturm, der zu toben begonnen hatte, verebbte jedoch so schnell wie er gekommen war.

»Elsa! Wie kannst du-?«

»Er ist eine Geißel, Kristoff!« Sie biss sich auf die untere Lippe und senkte ihren Blick unter dem schlechten Gewissen, dass sich gerade in ihre Gedanken schlich.

»Wie … wie meinst du das?« Anna rang noch immer um Fassung. Zitternd nahm sie die Hand ihrer älteren Schwester in ihre eigene. Die Blonde richtete ihren Kopf auf und sprach mit berechnendem Ton, dass Anna klamm ums Herz wurde.

»Kai … diese Wölfe … sie sind nicht normal.« Seufzend erhob sich Elsa und half ihrer Schwester auf die Beine. Wie sollte sie ihr erklären, was zwischen ihr und diesem Wesen geschehen war? War es Telepathie? Sie wusste es selbst nicht. Aber es fühlte sich irgendwie vertraut an, so als ob sie das schon einmal erlebt hätte. »Ich weiß nicht wie ich es euch erklären soll. Als mich dieser Wolf zu Boden stieß … da konnte ich ihn hören.«

Ungläubig starrte Anna ihre Schwester an. »Elsa? Ich habe ihn auch gehört, er hat so laut geknurrt, das war nicht zu überhören.«

Die Königin schüttelte ihren Kopf und leckte sich kurz über ihre Lippen. »Das meine ich nicht. Ich habe eine Stimme gehört … in meinem Kopf. Es war diese Wölfin!«

Kristoff und Anna wechselten einen kurzen Blick, der soviel hieß wie „Wie hart war sie mit dem Kopf aufgeschlagen?“ Elsa war die stumme Kommunikation zwischen dem Ehepaar nicht entgangen und schnalzte kurz und missbilligend mit der Zunge. Das brachte ihr noch besorgtere Blicke ein, war es für sie doch ein völlig unnatürliches Verhalten.

»Glaubt mir oder glaubt mir nicht. Aber sag … Kristoff könntest du deine „Familie“ gemeinsam mit mir aufsuchen? Ich fürchte mit Waffengewalt werden wir …«, sie schluckte ihren Kloß hinunter, » … werden wir Kai nicht frei bekommen.«

Meine Tochter! Hallte es noch immer in ihrem Kopf. Ein Leben für ein Leben … doch sie konnte sich nicht an ein Kind erinnern dem sie jemals nahe gewesen war. Regungslos griff sie sich ans Herz als es ihren Kopf mit Blitzen durchzuckte. Schmerzend presste sie sich ihre Handballen gegen die Schläfen und stieß stoßweise den Atmen aus. Sie sah Kinder … lachende, spielende Kinder im Schnee. Ein Schrei. Schwarz. Sie hatte oft solche Visionen gehabt, doch seit kurzem begannen sie wieder häufiger auf zu treten.

»Elsa!« Bevor die Königin auf dem Boden auf schlug, hatte Anna ihre Arme um deren Taille gelegt und sie aufgefangen. Ihr Herz raste, aber der Schmerz verebbte langsam.

»Majestät!!« Eine der Wachen kam fast atemlos auf die Familie zu gerannt. Noch benommen schüttelte Elsa kaum merklich den Kopf, richtete sich vollends auf und empfing den entkräfteten Mann.

»Was ist?«

»Einer der Wölfe…« Schon spannte sie sich an und eilte in Richtung des Schlosstores, wo ein großer schwarzer Wolf auf sie zu warten schien. Seelenruhig stand er dort, fixierte sie mit seinen Augen und wartete auf ihr Ankommen. Wut wollte sich Elsas bemächtigen und sie unterdrückte den Impuls, dem Wolf sämtliche Flüche und Eisblitze, die ihr in den Sinn kamen entgegen zu schleudern. Dann schlug ihr Herz kurz etwas schneller. Verwirrt sah sie zu dem Tier, dass ihr auf eine Art und Weise vertraut vorkam. Anna und Kristoff waren ihr hinterher geeilt, während Olaf mit Gerda im Hintergrund blieb. Während der junge Mann außer sich auf den Wolf zu eilte, blieb dieser völlig unbeeindruckt und sah hinüber zu der Königin. Sie begriff.

»Kristoff, Stopp!« Schon hatte sie eine Eiswand errichtet und brachte ihren Schwager damit zum Stehen. Wütend brüllte er sämtliche Flüche die ihm einfielen in der Gegend herum, bis er sich nach wenigen Minuten beruhigte. Ein belustigtes Schnauben kam von dem schwarzen Ungetüm, dass im Licht der Untergehenden Sonne eher dunkel Braun zu sein schien.

»An deiner Stelle wäre ich nicht so hochmütig!« Elsas eisiger Blick brachte dem Wolf dann doch etwas Respekt bei, zumindest sah er nun doch etwas skeptisch zu der Königin und verlagerte sein Gewicht von einer Pfote auf die Nächste.

»Ich frage dich nur ein einziges Mal! WO … IST … MEIN … NEFFE?!« Sie spie die Worte regelrecht und der Wolf legte die Ohren an, fletschte die Zähne, jeder Zeit bereit sein eigenes Leben zu verteidigen. Er schnaubte kurz, schloss die Augen und schüttelte leicht den Kopf. Dann begann er plötzlich sich zu verändern. Ungläubig starrten alle Beteiligten zu dem sich verformendem Ungetüm. Das Fell wurde weniger, die Gestallt kleiner. Nur einen Wimpernschlag später stand ein junger Mann vor ihnen, mit kurzen schwarzen Haaren und dunkel braunen Augen, die über die verängstigten Blicke der Wachen belustigt zu sein schienen. Er trug ein einfaches Leinenhemd mit Lederwams. Seine Hosen waren etwas weiter und braune Lederstiefel umhüllten seine Füße. Er deutete eine Verbeugung an und sah ernst zu der Eiskönigin. Elsa sah fassungslos zu dem Mann. Irgendetwas in ihre beruhigte sie, sagte ihr, dass es nicht schlimm war, dass es vertraut war und sie sich nicht fürchten musste. Doch das geschehene ließ sie dennoch erschaudern.

»Meinen Dank, dass ihr mich empfangt.« Seine Stimme war dunkel und doch weich, sein Ton sowie seine Mimik ernst und undurchdringlich. »Ich bin hier um euch eine Botschaft zu übermitteln.«

»Ich-«

»Ich hörte bereits was ihr sagtet, Königin Elsa,«, unterbrach sie der junge Mann,» aber ich werde euch nichts sagen …. Das kann ich auch gar nicht, die Alphawölfin hat es verboten. Ich werde das Wissen also mit ins Grab nehmen, wenn es euer Wunsch ist. Das Wort des Alphas ist Gesetzt, wie ihr wisst, das heißt … nein … ihr könnt euch ja nicht mehr daran erinnern.« schnaubte er gereizt.

Sie schluckte ihren Hass hinunter und versuchte so diplomatisch wie möglich zu klingen, was unter den gegebenen Umständen jedoch schwer war. »Was soll das bedeuten?«

Der Blick des Wolfsmenschen glitt zu Prinzessin Anna, die ihn erstaunt und mit tränenden Augen musterte. Ein leises Wimmern war zu vernehmen und die Augen des Mannes wurden weicher.

»Es tut mir leid, dass es soweit kommen musste«, er deutete auf die versorgte Platzwunde.» aber wir haben den Anordnungen zu gehorchen. Eurem Jungen ist nichts passiert, ich war vorsichtig bei dem Transport und er ist wohlauf«, setzte er schnell nach, als er spürte wie Schneeflocken begannen vom Himmel zu fallen.

»Genug des Geschwafels! Was wollt ihr von uns?! Rede endlich, du Monster!« Kristoff konnte kaum an sich halten, als er hörte wie dieses Wesen von seinem Sohn redete.

Ein Lächeln umspielte die Lippen des Schwarzhaarigen, welches seine Augen jedoch nicht erreichte. » Monster … das habe ich schon so oft gehört.« Sein Blick ging in die Ferne, schweifte zu den Bergen und haftete sich wieder an Elsa, die ihn abwartend ansah.

»Meine Mutter hat euch ja schon gesagt was sie möchte, nun ist es an euch Ihr das zu geben, was sie fordert, Königin.«

»Tz.« Ein kaltes Schnauben war ihre einzige Antwort. Annas Augen ruhten auf Elsa.

»Dann bist du also ihr Sohn?«

Nickend verschränkte der Junge man die Arme vor der Brust. » Ja, ich heiße Yoh! Und Kaila, die Alphawölfin, ist Mikeylas«, bei der Erwähnung des Namens, brannte etwas in Elsas Herz und sie unterdrückte einen leisen Aufschrei.» und meine Mutter. Sie ist es im Übrigen die-« Mit einer einfachen Handbewegung brachte die Blonde ihn zum Schweigen. Sie wusste das Kaila, die beige Wölfin war.

»Das ist mir bewusst, nun zu meiner vorherigen Frage und zu eurer Forderung. Ich weiß nicht was genau ihr von meiner Familie und mir wollt! Ich kenne keine Mikeyla! Ich hatte auch nie etwas mit … mit …«

»Monstern?«, wollte Yoh ihr auf die Sprünge helfen.

»… Wesen eurer Art …zu tun.«

Mitleidig sah er zur Blonden, die sich bereits unsicher auf die Unterlippe biss. Seufzend, entspannte sich der junge Mann ein wenig und sah gen Himmel. »Eure Erinnerungen wurden gelöscht, deshalb wisst ihr nichts mehr davon. Das Tragische daran ist, das eure Verbindung zu meiner Schwester dadurch gestört zu sein scheint. Ihr wisst nicht wer sie ist, habt aber gerade auf ihren Namen reagiert, weil etwas tief in euch, nämlich euere Seelel, euch sagt das da etwas ist und es ist ein gutes Gefühl nicht wahr? Dennoch … eure Verbindung ist noch da, was mich beruhigt. Ich hoffe, dass alles seinen rechten Weg läuft sobald ihr euch wieder gegenüber steht.«

Verwirrt blickten alle zu Yoh, der sich nun auf Grund der geballten Aufmerksamkeit unbehaglich fühlte.

»Bitte?«

»Meine Schwester … sie … kurz bevor eure Eltern verstarben … ließen der König und die Königin euer Gedächtnis auslöschen, dass eurer Schwester ebenfalls! Das ist der Grund aus dem ihr euch nicht mehr an meine Schwester erinnert.«

Nervös lief die junge Königin auf und ab. Eiszapfen begannen sich überall zu bilden und dem jungen Wolf wurde es immer unbehaglicher zu mute. In was hatte seine Mutter ihn nur wieder verwickelt?

»Das ist absurd! Was für einen Grund hätten unsere Eltern-« Wollte sie fortfahren, doch Yoh ließ sie gar nicht erst weiter zu Wort kommen.

»Mikeyla hat sich auf euch geprägt, Majestät. Deshalb verbannten sie meine Schwester. Sie versuchten alles auszulöschen, was mit ihr zu tuen hatte.« Mit zitternden Fäusten stand er vor ihr. Seine Augen leuchteten, die Augen des Wolfes. Sein Atem ging schwer und unregelmäßig.

»Meine arme Schwester willigte ein, weil sie euch, Königin Elsa, schützen wollte.« Eine kurze Pause trat ein und er beruhigte sich wieder. » Nun, da ihr das Land regiert, wollen wir nur unser Rudelmitglied wieder haben, ihr müsst nichts weiter tun, als sie zu uns zurückzubringen!«

»Mo –Moment mal! Was redest du da? Meine Schwester und ich … das ist völlig abgedreht, was du da von dir gibst!«, mischte sich nun auch Anna ein, der das ganz zu bunt wurde.

»Genauso abgedreht wie Menschen, die sich in Wölfe verwandeln können?«, kam es traurig und dennoch belustigt von Yoh. Anna wollte etwas sagen, schloss ihren Mund sogleich wieder, er hatte Recht, auch wenn ihr dieser Umstand gar nicht gefiel.

»Und wie soll ich jemanden finden, an den ich mich nicht erinnere?« Elsa hatte sich damit abgefunden einen Handel eingehen zu müssen. Zu groß war die Sorge um ihren Neffen.

»Fragt die Trolle, ich denke sie werden euch die Antworten geben können nach denen ihr euch sehnt. Sie waren es, die euch die Erinnerungen raubten.« Damit verwandelte er sich zurück in den Wolf und rannte hinaus aus den Toren und in Richtung Berge.

»Holt mir mein Pferd!« Elsa vergeudete keine Sekunde mehr, sie rannte dem Wachposten, der ihr Pferd hielt entgegen und setzte sich in den Sattel.

»Was hast du vor?« Anna hatte sich vor das Pferd gestellt und die Arme ausgebreitet um ihre Schwester aufzuhalten.

»Ich werde alles tun um meinen Neffen zu retten!«

Familienbande

Noch vor Sonnenaufgang war lautes Trampeln von Hufen im Schlosshof zu hören. Kristoff und Anna hatten Elsa davon überzeugen können noch bis zum Morgengrauen zu warten. Gerne hätten sie sich mit ihr sofort auf den Weg gemacht, aber in der Dunkelheit hinauf in die Berge zu eilen wäre eine dumme Idee gewesen. Dann wären sie einem möglichen Hinterhalt ausgeliefert, ganz zu schweigen von anderen Gefahren, die dort oben lauerten. So konnten sie ihre nächsten Schritte noch einmal genauer überdenken. Gunther, Elsas rechte Hand, würde sich während ihrer Abwesenheit um Arendelle kümmern, sie vertraute ihm und wusste, dass ihr Königreich bei ihm, für die nächsten zwei Tage, in guten Händen war.

Gerda hatte ihren Platz bei Kristoff, auf Svens Rücken, enigenommen. Sie hatten lange überlegt ob sie das Kind mitnehmen sollten. Der Verlust ihres Bruders hatte sie traumatisiert und die Verwandlung des Mannes machte es nicht besser. Noch nie zuvor hatten die Anwesenden so etwas erlebt und für die kleine Prinzessin war es ein Grund noch mehr Angst um Kai zu haben.

Elsa und Anna ritten beide auf ihren eigenen Pferden. Die Tore gaben ein Ächzen von sich als sie langsam geöffnet worden waren. Schnell hasteten sie an den geschlossenen Fensterläden vorbei durch die noch schlafende Stadt. Erst jetzt konnten alle das genaue Ausmaß des letzten Angriffes ausmachen. Stände waren zerstört worden, immer noch flogen hier und dort Holzsplitter und kaputte Bretter herum. Kleine Bluttropfen waren auf dem Boden verteilt. Traurig senkte die Königin den Blick. Sie gab ihrem weißen Schimmel die Sporen und fegte nur so durch den neuen Pulverschnee, der zu allen Seiten hinweg flog. Sven hielt mühelos mit den zwei Pferden mit. Die Bewegung tat dem Rentier gut und es freute sich sichtlich wieder mit Kristoff durch die Berge zu jagen. Gerda schien für die Zeit ihren Kummer zu vergessen und schrie vergnügt als Sven große Sprünge tat um über umgefallene Baustämme zu gelangen.
 

»Elsa! Dort vorne müssen wir links, an dem Felsen der so aussieht wie ein Bär!«, rief ihr der junge Mann zu.

Die Königin hatte ihn gehört und trieb ihr Pferd noch weiter an. Die Sonne war inzwischen aufgegangen und ließ den Schnee im hellen Licht glitzern. Die Schönheit blieb der Familie jedoch verborgen, zu sehr waren ihre Augen und ihre Gedanken auf das Ziel gerichtet Kai aus der Gefahr zu befreien.

Nicht lange und die Landschaft um sie herum wurde steiniger und der Schnee weniger. Warme Luft schoss aus einigen Löchern, die in der Erde waren. Elsa hielt an und stieg langsam von ihrem Gefährten ab, während Kristoff seiner Tochter half. Sven hüpfte indes freudig von Stein zu Stein und Luftstrom zu Luftstrom, komische Geräusche von sich gebend, denen jedoch keiner wirkliche Beachtung schenkte. Kristoff hatte nun die Führung übernommen, Gerda klammerte sich an die Hand ihrer Mutter und Elsa sah sich mit ungutem Gefühl im Magen um. Das letzte Mal, das sie die Trolle besucht hatte war sehr lange her und es hatte, wie auch jetzt, einen schlimmen Grund gehabt. Ermutigend drückte Anna ihre Schulter und lächelte sie aufmunternd an. Augenblicklich entspannte sich die Blonde und nickte ihrer Schwester zu.

»Hey, Freunde! Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Kommt raus und zeigt euch!«

Sofort brach ein großer Tumult aus und von überall her kamen Steine angerollt, die sich dann aufrollten. Kleine, große, dicke und weniger dicke Trolle mit Gras als Haaren und Moosumhängen starrten die Königsfamilie freudig an.

»Kirstoff!!«, riefen sie im Chor und machten sich sogleich daran alle zu begrüßen und in Umarmungen zu schließen.

Elsa war mit der Situation sichtlich überfordert und trat zwei Schritte zurück, die Augen unsicher auf Anna gerichtet, welche damit beschäftigt war den Ansturm ihrer zweiten „Familie“ zu überstehen.

Plötzlich zog jemand ganz sanft an dem Kleid ihres Saumes. Langsam sah sie hinunter und in zwei große Augen, die Augen ihrer Nichte. Ihr schien dies alles auch nicht zu behagen und suchte die schützende Nähe Elsas. Gerda hatte Kristoffs Familie noch nicht kennen gelernt. Sie kamen nicht hinunter ins Tal und sie selbst war bis jetzt zu Klein für diese Reise. Das war zumindest die Meinung von Kristoff und Anna gewesen. Die Blonde verstand, bückte sich und nahm die Kleine behutsam auf ihre Arme, wenn sie schon nicht für sich stark sein konnte, dann musste sie es wenigstens für Gerda sein.

»Es ist alles gut.«, flüsterte sie ihrer Nichte ins Ohr, » Das sind Freunde von Kristoff und deiner Mama.«

»Freunde? Ahhhhhh … sind das die „Beziehungsexperten“ von denen Mama immer spricht, wenn Papa was angestellt hat und sie sauer ist? Warum müssen wir zu ihnen?«, fragte sie vorsichtig. Elsa sah zu den Trollen und dann wieder zu dem Mädchen.

»Sie können uns helfen.« Ein kleines Lächeln umspielte die Lippen der Königin. Gerda schlang beide Arme um deren Hals und schmiegte sich in die Halsbeuge der Älteren.

Langsam schloss sie zu Anna auf. Ihre Wangen waren gerötet und ein Grinsen, das ihre Zähne entblößte, lag auf ihrem Gesicht. »Tut mir leid Elsa, sie sind immer so … huch!« Da wurde sie auch schon von den Trollen geschnappt und zu Kristoff gebracht, der bereits in ein Gespräch mit einem alten Troll zu sein schien. Die Königin hatte vor Schreck ihre Nichte fester an sich gedrückt und die Augen fest zusammengeschlossen. Als sie sie wieder öffnete stand sie bereits auf ihren Beinen und konnte in die Augen des Wesens sehen, dem sie als junges Mädchen begegnet war. Dieser Troll hatte ihr einst gesagt, dass ihre Angst irgendwann ihre Fähigkeit außer Kontrolle geraten lassen könnte. Damals hatte sie es nicht verstanden, heute tat sie es. Grandpeppi senkte kurz sein Haupt und sah traurig zur Königin empor.

»Es freut mich Euch zu sehen, Königin Elsa.« Die Ohren des Trolls bogen sich nach unten und die Trauer in seiner Stimme war nicht zu überhören. » Auch wenn der Umstand eures Besuches unter einem schlechten Stern steht, Kristoff hat mich bereits über das Geschehene aufgeklärt, aber wobei genau soll ich Euch nun helfen?«

So viele Fragen schwirrten der Blonden im Kopf herum, wo sollte sie anfangen? Unschlüssig stand sie da und starrte auf einen kleinen Fleck in der Ferne.

»Wer ist Mikeyla?«, platze es auch schon aus Anna heraus. Alle starrten sie mit offenem Mund an. Ihre Wangen begannen vor Hitze zu glühen und sie biss sich auf die Unterlippe.

»T’schuldigung …«, nuschelte Anna in sich hinein und machte Elsa ein wenig mehr Platz.

Ein trauriges Lachen kam von Grandpeppi und er gab der Familie das Zeichen ihm zu folgen. Er führte sie an einen kleinen See mit steinerner Tafel, Zeichen waren darin eingraviert. Irgendetwas in Elsa verkrampfte sich und ihr Kopf begann zu schmerzen. Fast augenblicklich sank sie auf ihre Knie und hielt sich den explodierenden Kopf vor Erschöpfung.

»Was …?«

»Das sind die Gefühle und die Erinnerungen, die wieder an die Oberfläche wollen, Prinzessin.« Annas Augenbrauen verzogen sich und sie sah fragend zu ihrer Schwester.

»Ich verstehe nicht was das soll. Sie hatte doch die ganze Zeit nie solche Anfälle erst seit …«

» … seit die Wölfe euch angreifen. Ja ich weiß, Kristoff hat es mir bereits erzählt.«, kam es leise und fürsorglich von dem Trollältesten. Mitfühlend legte er eine seiner Hände an Elsas Stirn und linderte ihre Schmerzen.

»Königin Elsa, ich fürchte die Entscheidung Eurer Eltern hat doch tief greifendere Konsequenzen als wir alle es je hatten erahnen können. Ich hatte damals schon versucht Eurem Vater zu erklären, dass man dem Schicksal nicht hineinfuschen darf, dass er euch damit vermutlich mehr schaden würde als helfen, ganz zu schweigen von dem armen Mädchen aber er … er wollte es so.«, flüsterte er traurig. Seine Augen füllten sich mit salzigen Kristallen die er beiseite blinzelte. » Was ich damals getan habe bedauere ich heute zu tiefst! Und um auf deine Frage zurück zu kommen Anna … «, dabei blickte er zwischen den Umstehenden hin und her.» Mikeyla … ist eine Garu.«

Kristoff zog scharf die Luft ein und riss entsetzt die Augen auf. Seine Muskeln spannten sich an und ein leiser Fluch kam über seine Lippen. Seine Frau sah ihn verwirrt über seine Reaktion an.

»Grandpeppi, was genau ist denn ein „Garu“?« Eine leise, zarte Kinderstimme hatte die Erwachsenen aufgeschreckt. Stimmt. Sie hatten Gerda mitgenommen, das war ihnen kurzzeitig entgangen.

»Nun, ein Garu ist kein normaler Mensch.« Dabei machte er mit seinen Händen Gesten in der Luft und kleine Gestalten in Form von Menschen liefen in der Luft herum. Verzückt sah das Mädchen dem Schauspiel zu. »Garu nennt man Wesen die halb Mensch und halb Wolf sind.«

Kristoff schnalzte missbilligend mit der Zunge und schüttelte den Kopf. »Sie sind gefährlich, unberechenbar und brutal!«

»Aber-?«

Mahnend hob der Troll einen Finger und sah seinen Ziehsohn scharf an. »Keiner ist wie der andere. Gut und Böse liegen eng beieinander, sowie es bei euch Menschen ist, so verhält es sich auch bei den Garu. Es gibt nicht nur schwarz und weiß.

»Was bedeutet halb Mensch, halb Wolf?«, wollte Gerda neugierig wissen und sah zwischen Elsa und dem laufenden Stein hin und her.

»Das heißt, dass sie Menschen sind, sich aber verwandeln können … in Wölfe.«, kam es knapp von ihrem Vater. Ein lautes »Ahhhh« und ihre Augen wurden groß. »So wie bei dem Mann von gestern?« Nickend nahm Anna sie auf ihre Arme und musterte ihre Schwester aufmerksam. Seid Gradpeppi erzählte, war sie völlig ruhig und hing fast schon an seinen Lippen.

»So viel zu der Erklärung. Aber was habe ich jetzt mit … Mikeyla … zu tun? Dieser Mann … Yoh … er sagte, sie hätte sich auf mich geprägt. Was bedeutet das? Er sagte auch, dass ich daran Schuld sei, dass sie verbannt wurde.« Verzweifelt klammerte sie sich in das Moos und kämpfte gegen die Tränen an, die unaufhörlich nach oben zu dringen schienen. Woher dieser plötzliche Gefühlsausbruch kam wusste sie nicht. Nur mit größter Mühe ließ sie nichts gefrieren und wiederstand dem Drang wegzulaufen. Sie fürchtete sich vor der Antwort des Trolls, so sehr wie sie sie wollte. Ein Seufzen riss sie aus den dunklen Gedanken.

»Das Besondere an einem Garu ist, dass es in seinem Leben ein Gegenstück gibt. Ein Wesen auf das er sich prägt. Seine zweite Hälfte, sie macht ihn vollkommen. Er teilt mit seinem Seelengefährten Gefühle, Gedanken. Wie genau es von statten geht und was da alles mit rein spielt, weiß ich leider nicht. Das wissen nur die Garu selbst, da es in ihrer Natur liegt. Aber …« Und dabei sah er Elsa tief in die Augen, nahm ihre Hand in seine und legte ihr einen kleinen geschnitzten Wolf in die Hand.» Der Grund für Eure innere Unruhe liegt an der Trennung von Mikeyla. Sie hatte Euch bis zu dem Moment beschützt und Euch geholfen mit den Fähigkeiten zu wachsen.«

»Bis du mir meine, unsere Erinnerungen..«, dabei sah Elsa hinauf zu Anna, die bis jetzt nur völlig geschockt zu dem Troll hinunter sah.» … gelöscht hast.«

Er nickte.

»Na dann gib sie uns doch einfach zurück.«, kam es freundlich von Anna.

Traurig schüttelte Grandpeppi mit dem Kopf. »Ich wünschte das ginge, aber ihr müsst sie selbst zurück erlangen.» Seufzend ging er zu der Steintafel, tippte sie an und die Zeichen begannen bläulich zu leuchten. »Wenn ihr Mikeyla gefunden habt … dann werdet ihr alle Antworten erfahren. Ich darf Euch nichts erzählen, das würde nicht gut gehen. Wenn ihr eure Erinnerungen wieder erlangt könnte es zu seinem völligen Chaos kommen.«

»Wie sieht sie aus? Wo kann ich sie finden? Und wieso beginne ich erst jetzt etwas zu fühlen? Warum nicht vorher?« Elsa hatte sich endlich erhoben. Ihr entschlossener Blick begegnete dem des Trolls, welcher nun zuversichtlich zu Lächeln schien. Ohne es zu merken hielt sie die Wolfsfigur, welche der Troll ihr gab an ihr pochendes Herz. Diese Kleine Figur löste so viele Emotionen in ihr aus und sie war sich fast sicher, dass es ein Geschenk Mikeylas gewesen sein musste. Ihr Herz setzte kurz aus und ein warmer wohliger Schauer durchzuckte ihren Körper als sie an die Wölfin dachte. Wenn schon eine Figur ausreichte um sie so aus der Fassung zu bringen, wie würde ihr Treffen nach so langer Zeit auf sie wirken?

»Ihr! Ihr seid der Weg Elsa.«

Verwirrt schüttelte sie langsam den Kopf.

»Ich kann Euch sagen wo sie ist, aber den Rest müsst ihr selbst in die Hand nehmen. Euer Gefühl ist euer Kompass, Königin. Vertraut auf es und ihr werdet Eure Seelengefährtin finden.«

»Seelengefährtin...«, murmelte sie leise nach.

»Und um auf die Verbindung zurück zu kommen. Eure Erinnerungen wurden gelöscht weshalb ihr euch nicht mehr an sie erinnern könnt. Die Gefühle sind zwar da aber ihr konntet sie nie zuordnen und dachtet vermutlich, dass ihr einfach noch nicht in die Fußstapfen eures Vaters hineingewachsen seid. Warum ausgerechnet jetzt? Nun … das kann mit den Angriffen der Wölfe zusammen hängen aber genau sagen kann ich es nicht.«

»Dann sag uns bitte endlich was du uns sagen kannst Grandpeppi, die Zeit rennt!« Kristoff war ungeduldig geworden und seine Gereiztheit hatte wohl seinen Höhepunkt erreicht. Der Troll nahm es ihm nicht übel, es ging hier um das Leben seines Sohnes, es war nur nachvollziehbar.

»Nachdem sie verbannt wurde durfte sie nicht mehr in Arendelle verweilen, sie musste also gehen. Sie nahm soweit ich weiß das erste Schiff in ein anderes Land. Sie fuhr zu den südlichen Inseln!«

Erschrocken sahen sich Kristoff und Anna an, Elsa faste sich ans Herz.

»Dann weiß ich wohin meine Reise mich führt, Danke Grandpeppi.« Damit drehte sie sich entschlossen auf dem Absatz um und hastete zu ihrem Pferd.

Unerwartete Begegnung

>>Zum Letzten mal Anna, ich werde alleine gehen!« Elsa piekte drohend ihren Zeigefinger in die Brust ihrer kleinen Schwester und machte sich daran eine kleine Umhängetasche mit dem nötigsten zu packen. Sie hatte bereits ihre Reisekleidung angelengt. Einfach Kleidung. Hosen, ein Hemd mit einer Weste, warme Stiefel und vor allem ein Umhang mit Kapuze um ihr Gesicht zu verbergen, wenn es notwendig war. Nach ihrer Ankunft in Arendelle, war sie zu Gunther geeilt um ihn über ihre nächsten Tage der Abwesenheit aufzuklären. Anna und Kristoff sollten solange regieren, während sie unpässlich war. Nur das ihre Schwester sowie ihr Schwager da völlig anderer Meinung waren. Zum einen wollten sie Elsa nicht alleine gehen lassen, da Hans vermutlich auf Rache sann und damit der Königin nach dem leben trachtete und zum anderen ging es hier um ihren Sohn. Sie hatten dem zu folge das Recht mitzukommen, auch wenn es eine private Angelegenheit der Blonden zu sein schien.

»Elsa …«, dabei verschränkte die Rothaarige die Arme vor der Brust und verengte die Augen.» Es geht hier um meinen Sohn. Und alleine werde ich dich nicht in die Höhle dieses kaltherzigen, ekel Gockels lassen!«

»Jemand muss Arendelle regieren.«

»Gunther ist da.« Anna verrollte die Augen.

»Was ist mit Gerda?«, warf Elsa ein.

»Sie kommt mit, hier ist sie mir zu ungeschützt!«

»Was wenn ihr auch etwas passiert?«

»Schwesterherz? Versuchst du gerade wirklich mit mir zu diskutieren? Du weist, dass ich meine Meinung nicht ändern werde. Wir kommen mit und jetzt schwing deinen königlichen Po hinunter in die Empfangshalle, damit wir alles weitere besprechen können.«

Resignierend lies die Ältere die Schultern sinken und sah Anna kopfschüttelnd nach. »Sturkopf.«

Sie schnappte ihre Sachen und rannte fast die Treppen hinunter. Es war ungewohnt für sie Männer Kleidung zu tragen, aber lieber so als in einem zu auffälligem Kleid in Feindesland einzudringen. Zwar waren Hans' Brüder ihr nicht feindlich gesinnt, aber die Art und Weise wie sie mit ihrem Bruder umgegangen war, hatte bei den Herren einen schlechten Eindruck hinterlassen.

»Königin Elsa! Eure Schwester bat mich hierher zu kommen, braucht ihr etwas?« Freundlich wie immer kam Gunther direkt auf die Blonde zu und musterte sie besorgt. Sein Blick schweifte von ihrer Kleidung bishin zu ihrem Gesicht, dass er zu deuten versuchte.

»Ah gut, dass du schon da bist!«, kam es von der anderen Seite der Halle» Du musst Elsa noch für eine Weile vertreten, Kristoff und ich werden mit ihr gehen.« Anna hastete zu ihrer Schwester und sprach im ernsten Ton weiter. » Es wird etwas dauern bis wir wieder hier sind, bis dahin sollte es möglichst geheim bleiben das wir weg sind.«

Perplex sah der beleibte Mann zwischen den Schwestern hin und her. Auch Anna hatte sich in einfache Kleidung gehüllt, die der von Kristoff verdächtig ähnlich sah. »N-nun … g-gut.«, stotterte er überrascht.

Elsa sah ihre Schwester verwundert an. Sie war gerade in diesem Moment so erwachsen gewesen. Die Ehe und das Dasein als Mutter hatten sie reifen lassen, was die Blonde mit tiefem Stolz wahrnahm.

»Wir müssen nun gehen, es wird Zeit, das Schiff wartet bereits und wir sollten keine Zeit verlieren.« Elsa sah zu Gunther und drückte seine Schulter kurz, eine Geste die er zu schätzen wusste. »Pass bitte gut auf dich und Arendelle auf. In spätestens einer Woche werden wir zurück sein, so Gott will.«

Damit drehte sie sich auf dem Absatz um, packte Anna am Arm und zog sie mit sich Richtung Haupttor, an dem Bereits Kristoff in seiner Arbeitskleidung mit seiner Tochter stand und wartete. Gerda hatte ein robustes Kleid an und sah freudig zu den beiden Frauen.

»Das ist alles so aufregend!« Freudig klatschte sie in ihre kleinen Händchen und quietschte als Anna sie auf ihre Arme nahm. »Heute morgen haben wir noch Opa Grandpeppi besucht und jetzt fahren wir übers große Meer.« Vor Freude hatte sie kleine Schneeflöckchen erscheinen lassen die in der Mittagssonne funkelten. Elsa lächelte und strich ihr liebevoll über den roten Haarschopf. »Denk bitte daran Gerda, wir müssen mit unseren Kräften vorsichtig sein, wenn wir jetzt gleich losfahren. Niemand darf wissen wer wir sind.«

»Spielen wir verstecken?«, sah sie ihre Tante fragend an.

»Ja so ein bisschen.«Und schenkte ihrer Nichte ein strahlendes Lächeln.

Langsam gingen sie zur Anlegestelle der „Lily Snowflake“. Plötzlich stoppte Kristoff. Er straffte seine Schultern und seine Augenbrauen fuhren zusammen. Die Frauen folgten seinem Blick und rissen erstaunt die Augen auf als sie Yoh dort am Kai stehen sahen. Ein vorsichtiges Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und er nickte ihnen zu. Elsa ging zu ihm.

»Nun, normalerweise würde ich mich vor Euch verbeugen, aber …«, dabei musterte er die Kleidung der Familie ausgiebig.«... ich denke Ihr wollt Anonym reisen.«

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und atmete einmal tief ein und aus bevor sie ihm antwortete.

»Ja. Was führt Euch zu uns? Ich bezweifle, dass ihr gekommen seid um uns einen warmherzigen und dramatischen Abschied zu bescheren.«

Sein Lächeln erstarb und er wurde wieder ernst.» Ich bin hier weil ich Euch nur noch einmal versichern wollte, dass es eurem Neffen gut geht! Er ist wohl auf und-« Er bewegte sich unbehaglich von einem Fuß auf dem anderen» ich … ich weiß ich …« Er rang sichtlich mit sich selbst, biss sich kurz auf die Lippe und sah dann zur Seite. Plötzlich riss er den Kopf nach oben und starrte in Elsas Hand. Sie hatte die kleine Wolfsfigur immer noch fest umklammert, nicht einen Moment hatte sie sie weg gelegt.

»Diese Holz-«

»Also ist sie wirklich von Mikeyla?«, fragte die Blonde mit erhobener Augenbraue.

Der junge Mann nickte nur und sah sie dann wieder mit einem geheimnisvollen Lächeln an. »Ich wusste es! Mikeyla kann sich glücklich schätzen. Aber um auf mein Gestammel zurück zu kommen …« Er kratzte sich am Hinterkopf und sah gen Himmel. » Ich weiß nicht wie meine Schwester auf Euch reagieren wird. Bis jetzt ist das, was zwischen … naja» Er gestikulierte wild mit den Armen herum. » Es kam noch nie vor, dass ein geprägter Wolf seinen Seelenverwandten verlassen musste. Ich weiß also nicht in welcher Verfassung sie sein wird, wenn Ihr sie finden solltet.«

Verwirrt sah Elsa zu Yoh, der immernoch nicht so recht wusste was er sagen wollte.

»Keine Sorge, wir werden sie finden und wieder wohlbehalten zurückbringen.«, kam es sanft von Anna, die die stumme Bitte des Garus verstanden hatte. Dankend nickte er.

»Ich habe Euch schon unnötig lange aufgehalten, bitte verzeiht.« Er trat zur Seite und blieb am Kai stehen bis alle Passagiere an Bord waren und das Schiff sich auf die zweitägige Reise zu den Südlichen Inseln aufmachte. Er stand noch solange am Steg bis das Schiff am Horizont verschwand und machte sich dann auf den Heimweg.

»Das war … wirklich sehr merkwürdig.«

Die Blonde musste grinsen, stimmte ihrer Schwester aber zu. »Ich glaube er vermisst seine Schwester.« Mitfühlend legte Anna eine Hand auf Elsas Schulter.»Sie hat ihn verlassen.«

Traurig begegnete Elsa dem Blick ihrer Schwester. »So wie ich dich einst.«

»Du kamst wieder. Gemeinsam haben wir eine neue Zukunft aufgebaut und nun müssen wir schauen, dass wir für ihn das Selbe tun.« Sie legte ihren Kopf auf die Schultern der Älteren und grinste. »Außerdem will ich wissen, was es mit dieser Prägung auf sich hat und wie deine Seelenverwandte so ist.«

Elsa wurde rot um die Nase und ließ Annas Hintern kurzerhand zu Eis gefrieren. Diese Quietschte vor kälte auf und sah ihre Schwester funkelnd an, schürzte die Lippe und schwang beleidigt ihren Kopf zur Seite.

Grummelnd stützte sich die Königin auf die Rehling, drückte den geschnitzten Wolf fest an ihr Herz und lächelte leise. Auch wenn sie es sich selbst noch nicht eingestehen konnte, sie fürchtete sich vor dem Treffen, aber ersehnte es sich mittlerweile genauso sehr herbei.

Wer suchet, der findet

Die zwei Tage vergingen schnell, ohne Zwischenfälle kamen sie im Hafen an und betraten vorsichtig das Land. Anna musste sich das Lachen verkneifen als ihr Schwester nervös in der Gegend herum schaute. Am zweiten Tag war sie so unerträglich gewesen, dass sogar Gerda ihr aus dem Weg gegangen war. Die Blonde wurde mit jedem Meter und jeder Stunde, die sie sich ihrem Ziel näherten nur noch nervöser und unruhiger, lief ständig an Deck herum und war in Gedanken versunken gewesen. Sie konnte Elsas Gefühl nicht nachvollziehen, aber wie sollte sie das auch? Auf sie hatte sich ja kein Wolf geprägt, sie wusste nicht wie es sich anfühlt, eine Seelenverbindung mit einem anderen Wesen einzugehen, zumindest nicht in der Art in der es Elsa getan hatte.

Kristoff hatte Gerda auf seine Arme genommen und schloss nun zu den beiden Frauen auf. Langsam schlenderten sie Richtung Stadt und sahen sich die Ortschaft ganz genau an. Es war schön hier, malerisch fast, allerdings nicht so schön wie Arendelle. Der Schnee hier war wesentlich niedriger und auch die Temperatur war angenehmer, zumindest für Annas Geschmack, Elsa machte die Kälte nichts aus, war sie doch die Eiskönigin und ihr Mann hatte ein Eisgeschäft.

»So, und was machen wir jetzt?« Fragend sah die Rothaarige zu ihrer Schwester. Elsa zuckte kurz zusammen und sah dann entschuldigend in Annas blaue Augen. Sie war von Gefühlen überwältigt worden, Gefühlen die sie nicht einordnende konnte. Etwas in ihr wollte, dass sie weiter ging, drängt sie förmlich tiefer in die Stadt hinein. Fast zärtlich fuhr sie mit ihren Fingerspitzen über den Holzwolf und hoffte dabei auf Hilfe, auf ein Zeichen.

Erschrocken über sich selbst, ließ sie fast die Figur fallen und schüttelte leicht ihren Kopf, wie konnte sie nur so abdriften? Es ging hier rein um die Rettung ihres Neffen und um nichts mehr.

»Wenn ich das wüsste Anna.«

»Grandpeppi sagte, du sollst auf dein Gefühl vertrauen, es wäre dein Kompass.« aufmunternd sah sie zu der Blonden die unschlüssig in alle Richtungen sah. Kurz entschlossen nahm sie ihre Hand, drückte sie kurz und marschierte einfach drauf los. Kristoff schüttelte belustigt über die Spontanität seiner Frau den Kopf und kitzelte seine Tochter ein wenig, welche versuchte seinem Griff zu entkommen. Die Straßen waren voll mit Ständen, hier und dort waren Marktschreier, die ihre Waren anpriesen und versuchten an den Mann zu bringen. Oft hielt die kleine Gruppe an und sah sich ein wenig länger um als geplant. Anna hatte sich auf anhieb in ein paar Kleider verliebt, wurde dann jedoch von Elsa und Kristoff genervt angefunkelt.

Eine ganze Weile gingen sie durch die Stadt, immer wieder hatte die Blonde das Gefühl beobachtet zu werden und stoppte abrupt um sich nach dem Verfolger umzusehen. Doch nie war jemand dort, der ihnen mehr Aufmerksamkeit schenkte als er sollte.

Es war Abend geworden als sie beschlossen sich in einer Schänke niederzulassen und dort zu übernachten. Gerda war bereits sehr müde geworden und Anna hatte beschlossen sie hinauf in ihr Zimmer zu bringen.

»Ich bin aber …« Dabei gähnte das Kind so herzlich und streckte die kleinen Ärmchen,» … noch überhaupt nicht müde.« Sie rieb sich die immer kleiner werdenden Äugelein und sah ihre Mutter trotzig an. Behutsam strich Anna ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht und küsste das Mädchen auf die Stirn. »Du solltest aber schlafen mein Herz. Morgen müssen wir früh aufstehen und die Suche weiter ausweiten, das wird anstrengend und du musst ausgeruht sein.«

»Erzählst du mir noch mal die Geschichte wie du Papa kennen gelernt hast? Ich finde es immer so lustig, wenn du erzählst wie ihr vor Marshmallow weggerannt seid!« Kichernd schmiegte sich Gerda an ihre Mutter, die auf das Drängen ihrer Tochter hin anfing zu erzählen.

Währenddessen saßen Kristoff und Elsa unten in der Schänke und überlegten wie sie weiter vorgehen sollten.

»Dein „Innerer Kompass“ muss irgendwie defekt sein. Wir sind den ganzen Tag hier herum gelaufen und haben nichts erreicht.« Zerknirscht sah er hinab auf seinen Teller nur um ihn zur Seite zu schieben. Seiner Schwägerin erging es nicht anders. Sie war erschöpft und verwirrt.

»Es tut mir leid, aber das war einer der Gründe aus denen ich alleine reisen wollte.«

»Nichts da! Wir konnten dich nicht alleine lassen.« Freundschaftlich tätschelte er die Schulter seiner Schwägerin und grinste schief. »Anna hätte dich erstens nicht alleine gehen lassen und zweitens hätte ich mir nicht verziehen, wenn dir etwas passieren würde.«

Plötzlich spannte die Blonde sich an. Ihr lief ein Schauer über den Rücken und sie zog die Kapuze tief in ihr Gesicht. Ihre Augen verengten sich und sie war versucht ihre wahre Identität preiszugeben. Gerade eben kam ein ihr wohl bekanntes Gesicht herein und ging selbstgefällig auf die Theke zu.

»Was-?«

»Hans!«, zischte Elsa und versuchte ihn unbemerkt im Auge zu behalten.

Ihr Schwager gab ein leises Knurren von sich und spannte sich ebenfalls an.

»Hallo, Torbe gib uns doch bitte etwas zu trinken., konnten sie ihn reden hören. Er setzte sich drei Tische weiter hin und fing eine angeregte Unterhaltung mit seinen Kameraden an. Lautes Gelächter war zu hören und Elsas Magen verkrampfte sich als sie ihren Namen fallen hörte. Augenblicklich stieß Wut in ihr hoch. Es viel ihr zunehmend schwerer ihre Kräfte im Zaun zu hallten.

»Und die Eiskönigin glaubt wirklich, dass ich mich unterkriegen lasse. Dabei hat sie ihre eigene Schwester fast umgebracht. Sie kann sich nicht wirklich kontrollieren! Elsa von Arendelle ist nichts weiter als eine widerliche Missgeburt. Eine Hexe, die von dieser Welt getilgt gehört.«

Tränen drohten empor zu steigen, doch sie schluckte die Demütigungen unter. Verzweifelt sah Kristoff zu ihr, auch ihm standen die Tränen in den Augen. Seine Nasenflügel blähten sich als er stoßweiße zu Atmen begann.

Dann passierte etwas, was sie völlig starr werden ließ. Irgendjemand hatte Hans tatsächlich Bier über den Kopf geschüttet und lachte ihn aus. Der Stimme nach zu urteilen war es eine Frau und Elsas Herz machte einen Sprung, fast als hätte es einen Stromschlag erhalten.

»Ich wäre an Eurer Stelle vorsichtiger mit meiner Wortwahl Prinz Hans. Ihr seid der dreizehnte Sohn und Euer Neid gegenüber euren Brüdern und der Drang Euch zu beweisen ist dabei Euch aufzufressen. Elsa von Arendelle ist eine gebildete junge Frau mit besonderen Fähigkeiten. Sie ist warmherzig und gut.«

»Ach. Eine Verfechterin der Hexe? Dann bist du eine Verräterin!« Noch bevor Hans sein Schwert ziehen und zum Angriff blasen konnte, hatte die junge Frau ihn geschnappt und einmal quer durch den Raum geschmissen. Seine Begleiter weiteten vor Angst ihre Augen, zu geschockt um etwas anderes zu tun als reiß auszunehmen. Nun kam Bewegung in die Schänke. Ein großer Tumult brach aus und wild flogen Stühle und Fäuste in der Gegend herum. Elsa sah dem ganzen Schauspiel geschockt zu, während Kristoff sich ins Getümmel stürzen wollte. Gerade so konnte die Königin ihn davon abhalten, ihre Tarnung hätte auffliegen können. Dann rannte Anna mit Gerda im Arm die Treppe hinunter und hielt sich erstaunt die Hand vor den Mund, bis sie Hans entdeckte, der sich gegen fliegende Stühle erwehren musste und ein paar Schläge von einer Frau mit schwarzen Haaren kassierte, die ihn schon fasst anzuknurren schien. Schnell duckte sie sich und schlich zu ihrer Schwester hinüber.

>>>Was?« Werwirrt wollt sie wissen was los ist, doch Elsa schüttelte nur den Kopf und deutete zu dem Hinterausgang. Gerda klammerte sich verängstigt an ihre Mutter und beobachtete das Schauspiel mit gerunzelter Stirn. So schnell sie konnten schlichen sie hinaus in die kühle Abendluft und hielten sich in der Dunkelheit.

Dann krachte es vorne und die Tür flog auf. Hans wälzte sich mit der Frau auf dem Boden. Er sah sehr zerbeult aus, zu Elsas Befriedigung blutete er aus der Nase und hielt sich keuchend die Seite.

»Du elendes Mist-« Noch bevor er wieder auf sie losstürmen konnte, hielt er in der Bewegung inne und sah nun verängstigt auf die Scheide seines Schwertes, welches direkt auf seine Kehle gerichtet war.

Belustigt blitzen die bernsteinfarbenen Augen der Frau auf. Ihre Haare waren zerzaust und hingen auf der linken Seite lose nach unten, während sie auf der rechten zu drei Reihen geflochten waren, sich dann zu einem einzigen geflochtenen Zopf verbanden, der hinter dem rechten Ohr der Frau baumelte. Ihr dunkelblaues Leinenhemd war etwas zerrissen und ihre Hose wies Spuren von Blut auf, die aber nicht von ihr zu sein schienen. Die schwarzen Lederstiefel waren verdreckt und hatten auch schon bessere Tage gesehen.

»Das wagst du nicht!«

Wieder blitzen ihre Augen auf, doch diesmal war dort keine stille Belustigung, sondern pure Wut. Um sie herum war es still. Keiner wagte etwas zu sagen oder einzugreifen.

» Er hat sich wirklich keine Freunde gemacht. «, dachte die Königin, nachdem sie die Situation eingeschätzt hatte. Aber ihre Aufmerksamkeit galt viel mehr der jungen Frau, die sich für sie eingesetzt hatte. »Ich will zu ihr! Jetzt! Sofort! Ich will sie in meine Arme schließen und-! Moment was denke ich denn da?« Verwirrt über ihre Gefühle taumelte sie etwas und prallte gegen ihren Schwager. »Könnte es sein das?!«, hauchte sie fast atemlos.

»Hm. Glaubt ihr wirklich es interessiert mich, ob Ihr lebt oder stirbt? Ich habe nichts zu verlieren!« Fast monoton kamen die Worte über die Lippen der Frau. Langsam ließ sie das Schwert sinken und sah voller Hass auf den Mann hinunter, dem sie eine ordentliche Tracht Prügel beschert hatte.

»Ihr werdet-«

»Ich werde gar nichts! Was Ihr wollt geht mich nichts an, aber ich an Eurer Stelle würde mich nun schleunigst ins Schloss aufmachen. Es wird dunkel und wir wollen doch nicht, dass Ihr Euch vor Angst in die Hosen macht oder das Euch etwas schlimmes passiert.«

Hans' Unterkiefer arbeitete, zu gerne wäre er diesem Miststück an den Hals gesprungen, aber hier vor all den Leuten … er wollte nichts riskieren, stand auf und wandte sich zum Gehen, stoppte dann und drehte sich noch einmal um.» Ihr habt Euch gerade einen mächtigen Feind geschaffen! Für heute Nacht kommt Ihr davon, doch solltet Ihr mir noch einmal unter die Augen treten, seid Ihr des Todes.«

Ohne ein weiteres Wort stampfte er davon und erntete von den Zuschauern nur Spott und Hohn.

»Mikeyla, da hast du ihm aber ganz schön eine verpasst.«. Der große Schankwirt klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter. » Aber du solltest vielleicht wirklich verschwinden, zumindest bis sich die Lage hier beruhigt hat.«

Nickend erwiderte sie seinen freundschaftlichen Klapps und wandte sich zum Gehen, als sie plötzlich in strahlende eisblaue Augen sah. Aus ihrem Körper wich jegliche Spannung, wie ein nasser Sack glitt sie zu Boden und sah mit weit aufgerissenen Augen hinauf zu dem Mädchen, nein der Frau, die sie hatte alleine gelassen, vor langer Zeit. Ihr Mund war trocken und ihr steckte ein enormer Kloß im Hals. Sie wollte aufstehen und wegrennen, doch der Wolf in ihr wimmerte, schrie nach seiner Gefährtin. Hin und her gerissen kam ein leises jaulen aus ihrem Bauch und Tränen stiegen hinauf. »Schneeflöckchen«, hauchte sie sanft und bewunderte die Schönheit vor ihr, die aus dem kleinen Mädchen geworden war.

Wiedervereint

Automatisch trugen Elsas Beine sie voran, sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Alles was zählte war diese eine Frau. Wie in Hypnose ging sie auf die Schwarzhaarige zu und blieb in ihrem Rücken stehen. Sie sah wie freundlich die Menschen ihr gegenüber waren obwohl sie gerade Partei für sie ergriffen hatte und einen Prinzen dieses Landes gedemütigt hatte. Ein wohliges warmes Gefühl breitete sich in Elsa aus. Ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme durchfuhr ihren Körper, dann ohne Vorwarnung drehte sich die Junge Frau vor ihr um.

Eisblau traf auf Bernstein und die Welt um sie herum schien still zu stehen. Augenblicklich sank die Wölfin vor der Blonden zusammen und starrte sie aus erstaunten Augen an. Elsas Herz hämmerte in ihrer Brust so stark, dass sie Angst hatte es könnte im nächsten Moment hinausspringen. Als sie dann noch die dunkle, samtene Stimme der Frau vernahm, wie sie sie liebevoll »Schneeflöckchen« nannte, wusste sie, diese Frau war ihre Gefährtin. Ihre zweite Hälfte.

Dann schlug Mikeylas Erstaunen in pure Freude um. Sie sprang auf ,schnappte sich die junge Frau und wirbelte sie einmal im Kreis herum. Behutsam ließ sie sie wieder hinunter, nur um Elsa liebevoll in ihre Arme zu schließen und ihren Kopf in ihren Nacken zu schmiegen. Sie schnüffelte leicht an der jungen Frau und gab ein wohliges grummeln von sich als die Blonde sie begann hinter dem rechten Ohr zu kraulen. Mikeyla sog den Duft von Lavendel und Schokolade auf und schmunzelte. Elsa roch noch wie vor knapp 7 Jahren als sie sie verlassen musste. So süß und vertraut war diese innige Umarmung, ihr innerer Wolf gab endlich Ruhe. So schmerzhaft war diese Trennung gewesen, zu viel hatte sie opfern müssen zu viel Leid ertragen, doch nun hatte das alles ein Ende. Langsam schnuffelte sie sich von ihrem Nacken bis nach vorne, nur um das Gesicht der Blonden mit beiden Händen fest zu halten und ihre Nase an Elsas zu reiben, die zwar von dieser Geste überrascht, ihr aber nicht abgeneigt war. Seufzend legte Mikeyla ihre Stirn an die der Königin und schloss die Augen.

»Ähem!« Ein leises Räuspern unterbrach ihr Wiedersehen und Elsa wendete, wenn auch nur wiederwillig, den Blick von der Schwarzhaarigen ab, um festzustellen das sie sich förmlich an die Garu gekrallt hatte und sie sehr eng zusammen standen. Anna hatte tellergroße Augen, einen hochroten Kopf und deutete dabei auf ihre kleine Tochter, die sie fast ebenso verstört anstarrte wie ihr Vater. Jetzt öffnete auch Mikeyla ihre Augen und die Scham war so groß, dass sie vor Schreck gut drei Meter von der Königin zurück wich.

»Mama? Was haben Tante Elsa und diese Frau da gerade gemacht?«, fragend wandte sich das Kind an seine Mutter.

»Ehm … ehm … ja das ist eine gute Frage Gerda« Immernoch verstört sah sie hilfesuchend zu ihrer älteren Schwester, der das Ganze ebenso unangenehm zu sein schien.

»Du und Papa machen das auch manchmal … und dann küsst ihr euch immer.«, plapperte das Mädchen munter drauf los. Elsa kicherte hinter hervorgehaltener Hand, erschrak dann aber. »Küssen? Nein das wollte ich nicht. Nein ich … ich weiß es nicht.«, beendete sie ihren Gedankengang und sah wieder hinüber zu Mikeyla, welche ebenso verwirrt zu sein schien wie sie selbst. »Das wird definitiv noch eine turbulente Reise werden!«

»Schön, dass wir sie so schnell gefunden haben.« Kristoff hatte sich endlich aus seiner Schockstarre gelöst und sah zu seiner Frau. »Dann können wir ja wieder zurück nach Arendelle.«

Mit gesenktem Blick wich die Wölfin noch einen Schritt zurück. Elsa spürte die aufkommende Panik in ihrer Seelengefährtin, sie spürte die tobende Unruhe in ihr selbst und ging langsam auf die Schwarzhaarige zu.

»Hi.«

»Wirklich gut. Du hast dich von ihr herum wirbeln lassen und ihr habt eure Nasen aneinander gerieben und das einzige was raus kommt ist ein verschüchtertes „hi“«, rügte sie sich in Gedanken. Noch einmal tief durchatmend ging's langsam weiter, darauf bedacht ihre Angst nicht noch mehr zu schüren.

»Ich … also …« Amüsiert beobachtete Anna ihre große Schwester bei dieser doch recht eigenwilligen Konversation. Gerade eben hatte sie sich noch an diese Frau gekrallt als würde ihr Leben davon abhängen und nun war sie so schüchtern, dass sie noch nicht einmal wusste was sie sagen sollte. Die Rothaarige nahm sich ein Herz und entschloss sich kurzerhand Elsa unter die Arme zu greifen, bevor Mikeyla sich eventuell doch dazu entschließen könnte, dass sie keine Lust auf die Unterredung hatte. Während die Blonde verzweifelt um Worte rang und ihre Hände knetete, schlenderte Anna auf Elsas Seelenpartnerin zu und hielt ihr die Hand entgegen.

»Hallo ich bin Anna. Schwester Anna. Ehm Anna von Arendelle, ich meine einfach nur Anna. Warte was?« Verwirrt über ihr eigenes Gestotter sah sie von ihrer Hand zu der Garu. Lächelnd schloss die sie in ihre Arme und beschnupperte sie ausgiebig, Kristoff kam angerauscht und löste die Umarmung, nur um sich zwischen seine Frau und das fremde Wesen zu stellen.

»Krist-« Wollte Anna empört rufen, wurde aber von ihrem Mann unterbrochen.

»Anna bleib weg von ihr, du weißt nicht, was sie in ihrem Kopf für Gedanken hat. Was wenn sie dich fressen will.«

»Ist er immer so charmant?«, kam es belustigt und doch auch ein wenig verletzt von der jungen Frau. Niemals würde sie Elsas kleinen Schwester etwas antuen!

Genervt verrollte die Rothaarige ihre Augen und drängte sich an ihrem Mann vorbei. Ihre Schwester war nun auch bei ihnen angekommen und musterte Mikeyla lange. Möglichst unauffällig gab Anna der Blonden einen kleinen Stubser und deutete mit ihrem Kopf Richtung der Schwarzhaarigen.

Betretende Stille trat ein. Dann wurde es Gerda zu langweilig und sie hüpfte vor der fremden Frau herum.

»Kannst du dich auch in einen Wolf verwandeln? So wie der Mann der bei uns im Schloss war?«

Erstaunt sah die Garu zu Elsa, die traurig den Kopf senkte. Etwas in Mikeyla jaulte auf, wollte die Königin in ihre Arme schließen und machen, dass alles gut wird, wollte sie beruhigen und schützen. Langsam sank sie auf die Knie um in etwa die Augenhöhe des Kindes zu erreichen, bevor sie zu dem Kind sprach.

»Ja, ich kann mich in einen verwandeln. Du hast so etwas schon einmal gesehen?«

Lächelnd nickte das Mädchen. »Ja, das war als … als mein Bruder entführt wurde.« Das Lächeln erstarb. Mikeyla wurde klamm ums Herz, gerne hätte sie etwas getan um das Kind aufzumuntern, doch sie wusste nicht wie.

»Es scheint viel geschehen zu sein, während meiner Abwesenheit.« Unauffällig sah sie sich um » Aber hier sollten wir nicht reden. Mir scheint, das dieses Königreich Arendelle nicht sonderlich freundlich gesinnt ist.«

Sie gab ihnen den Wink ihr zu folgen, schnell hatte sie die kleine Gruppe durch verwinkelte Gassen geführt, durch das Stadttor hinaus bis zu einer kleinen zugefrorenen Wasserstelle. Der Schnee und das Eis leuchteten im Licht des aufgehenden Mondes. Nicht mehr lange und er würde voll sein.

»Ab hier nehmen wir den Wolfsexpress.«

»Bitte was?« Nervös spähte Kristoff in die Dunkelheit.

Lächelnd trat sie ein paar Schritte zurück und ließ der Natur, ihrer Natur, freien Lauf. Die Haare wurden Länger der Köper größer. Klauen und eine große Schnauze wuchsen. Das Szenario dauerte nur wenige Sekunden und vor ihnen stand ein Ebenholz schwarzer Wolf mit leuchtenden Bernsteinaugen. Sie war etwas größer als ihr Bruder und ihr Fell war länger. Langsam legte sie sich auf den Bauch und sah aufmerksam zu wie Gerda sich ihr nährte.

»Du bist so flauschig!« War das einzige, was sie hervorbrachte und rannte dann ohne weiter nachzudenken auf das Objekt ihrer Begierde zu. Das Mädchen vergrub ihr Gesicht in dem weichen Fell und quietschte vergnügt als Mikyela sie beschnupperte und behutsam mit der Nase anstupste.

»Sollen wir etwa aufsteigen?«

Die Wölfin gab ein hechelndes Lachen von sich, nickte Anna als Antwort kurz zu und sah die kleine Gruppe mit dem Schweif wedelnd an. Während Elsa sich mit Gerda auf den Rücken setzte, zuckte ihre Schwester mit den Schultern, lächelte und hielt sich an dem wirklich weichen Fell fest. Nur ihr Mann zögerte. Seufzend kletterte auch er empor und schüttelte den Kopf.

»Haltet euch gut fest! Ich bringe euch schnell zu mir, dort sind wir ungestört.« Keine Antwort abwartend, spurtete sie drauf los. Die Landschaft raste nur so an ihnen vorbei. Alles schien zu verschwimmen, Konturen gingen ineinander über und brachen wieder auf. Nach 10 Minuten waren sie am Ziel angekommen. Eine kleine Holzhütte an einem kleinen Bachlauf. Kristoff fluchte und half Anna, die völlig hin und weg von der rasanten Art zu reisen war, von dem großen Wolf. Behutsam ließ sich Mikeyla wieder auf ihren Bauch nieder um Elsa und deren Nichte den Abstieg so einfach und bequem wie möglich zu gestallten. Behutsam setzte Gerdas Tante sie auf dem Boden ab und kraulte dabei der Wölfin vorsichtig die Ohren. Ein leises Brummen drang an ihr Ohr und der Schweif peitschte wie ein Staubwedel hin und her.

»Du, ich glaube sie mag es, wenn man sie streichelt.« War die einfache Erklärung des Kindes. Langsam krabbelte sie der Garu an der Nase entlang und freute sich als sie ihren Hals reckte, damit das Kind besser kraulen konnte. Anna hatte sich an den Hals Mikeylas geschmissen und umarmte sie herzlich.

Nach weiteren endlosen Knuddeleinheiten, beschloss die Wölfin, dass es vorerst genug war und verwandelte sich zurück. Sehr zu Gerdas Verdruss, die schon immer einen Hund haben wollte, und ihrem Vater damit seit einem halben Jahr in den Ohren lag.

»Wir sollten rein gehen. Ihr müsst euch aufwärmen und dann reden wir über den Grund eurer Anwesenheit. Mir scheint es kommt einiges auf mich zu.« Sie schloss die Tür zu ihrem Heim auf und sorgte zunächst für Licht, dann ging sie zum Kamin, schmiss Holz hinein und entfachte ein Feuer.

»So … es ist bescheiden, aber ich bin eine Garu und brauche daher auch nicht viel.« Entschuldigend sah sie zu der kleinen Familie, die es sich auf Fellen vor dem Kamin bequem gemacht hatte. Gerda rieb sich die Augen und schmiegte sich an ihre Mutter.

»Es tut mir leid, dass ich euch kein ordentliches Bett anbieten kann Prinz-.« Anna winkte ab und sah sie freundlich an.

»Es reicht vollkommen. Hier liegen so viele Felle und Decken dass wir es uns hier ohne weiteres bequem machen können. Und nenn mich bitte Anna, schließlich kenne wir uns eigentlich schon länger und … nunja … wenn du meiner Schwester schon Kosenamen geben darfst …. Dann darfst du mich erst recht beim Vornamen nennen.«

Mikeyla stieg die Röte ins Gesicht, als sie zu Elsa sah, die sich nun die Kapuze, welche sie bis eben getragen hatte vom Kopf nahm. Sie war nicht einfach nur schön, sie war … atemberaubend. Über sich selbst und ihr Verhalten grinsend setzte sich die Wölfin Elsa gegenüber.

»Also, was kann ich für euch tun?«

Anna sah zu ihrer Schwester und umgekehrt.

»Wir sind hier weil dein … Rudel oder was weiß ich, meinen Sohn entführt hat.«, kam es von Kristoff aus zusammen gebissenen Zähnen hervor. »Und sie wollen dich im Austausch.«

Eine Augenbraue schoss empor.

»Ich sehe …. Ihr habt mir einiges zu erzählen.«, damit begann Anna. Es würde eine lange Nacht für alle werden. Nur Gerda bekam von den Sorgen der Erwachsenen nichts mit. Sie schlief seelenruhig in den Armen ihrer Mutter und träumte davon auf Mikeyla durch ein großes Blumenfeld zu reiten.

Mondscheingespräche

Es war mitten in der Nacht, als Mikeyla vor die Türe trat. Aufmerksam spähte sie in die Dunkelheit, versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Im Hausinnere war es ruhig, kein Ton drang nach draußen. Sie hatte sich vergewissert, dass die Königsfamilie in einen friedlichen Schlaf gefallen war, erst dann wagte sie ihren Wachposten einzunehmen.

»Was denkst du dir nur Mutter?«, seufzend schloss sie ihre Lider und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie stand noch immer unter Schock. Eine schlechte Nachricht hatte die nächste gejagt und das Schlimmste daran schien zu sein das es ihre Schuld war. Sie hatte Elsa doch verlassen um sie zu schützen, um ihr ein „normales“ Leben zu ermöglichen, doch das alles, das hatte sie nicht gewollt. Besonders die Entführung Kais hatte die junge Garu getroffen. Warum war ihre eigene Mutter so skrupellos? War es nicht das oberste Gesetz eines Rudels, die Familie zu schützen? Ein leises Wimmern drang aus ihrer Kehle und sie schüttelte ihren Kopf. Im Morgengrauen würde sie sich mit den anderen auf nach Arendelle machen um den Jungen zurückzufordern. Sie war bereit den Preis zu zahlen, den ihre Mutter forderte. Sie würde alles für Elsa tun, auch wenn es bedeutete gegen ihr eigenes Rudel aufbegehren zu müssen. All die Jahre hatte sie versucht ihren Kummer und Schmerz in Alkohol zu ertränken, hatte Streit gesucht, sich geprügelt nur um das Gefühl der Leere und der Zerrissenheit nicht mehr spüren zu müssen. Dann hatte sie die Jagd für sich entdeckt und half den Bewohnern der Hafenstadt wo es nur ging um sich abzulenken. Es tat ihr gut und es war besser als sich ständig zu betrinken. Kurz bevor ihre Seelengefährtin aufgetaucht war, spürte sie eine innere Unruhe. Etwas großes würde kommen und als sie abends in die Schänke ging, wusste sie, dass ihre Gefährtin dort war. Dann hatte sie diesen Emporkömmling eines Speichelleckers und möchtegern Großkotzes reden hören und sie vergaß sich. Der Wolf in ihr nahm seine provokative Herausforderung an und dann … als alles geendet hatte, dann war sie dort und alles ergab wieder einen Sinn.

»Wieso bist du hier draußen?«, kurz zuckten ihre Mundwinkel, dann sah sie neben sich und fast automatisch schlich sich ein Lächeln auf das Gesicht Mikeylas.

»Habe ich dich geweckt, Schneeflöckchen?«, fragte sie mit schlechtem Gewissen

Die Königin senkte schüchtern ihren Kopf und schüttelte leicht ihr Haupt. Sie war wach geworden, weil die Wölfin sich von ihr entfernt hatte, dies behielt sie jedoch für sich. Elsa knetete nervös ihre Hände, wusste nicht so recht was sie sagen sollte. Nach all den Jahren die vergangen waren, hatte sie dennoch das Gefühl nichts hätte sich verändert, zumindest soweit sie es beurteilen konnte. Ihre Erinnerungen waren noch nicht zurückgekehrt, was sie ein wenig beunruhigte, aber im Moment zählten andere Dinge. Sie konnte Spüren, dass es Mikeyla nicht gut ging, dass sie unruhig war. Etwas in ihr hatte sie dazu veranlasst nach der Schwarzhaarigen zu schauen. Die Nacht war wunderschön und der Himmel voller Sterne, die wie kleine Lichter in der Ferne leuchteten. Beide Frauen genossen die Nähe der jeweils anderen, keine traute sich die harmonische Stille zu stören.

»Es ist schön hier.«, kam es leise von Elsa. Mikeyla nickte und verzog die Lippen.»Nur ein wenig einsam.« Sie sah ihrer Gefährtin kurz in die Augen, wandte sie schnell ab und ließ sich im Schnee nieder. Sie zog die Beine an, umklammerte sie mit ihren Armen und stützte ihr Kinn darauf. Die Blonde hatte überlegt eine Sitzgelegenheit für Beide zu erschaffen, sich dann dafür entschieden es der Garu gleich zu tuen und sich neben sie in den Schnee zu setzten. Sie suchte ihre Nähe.

»Ist … frierst du nicht?«

Mikeyla quittierte die Frage mit einem breiten Grinsen und nahm Elsas Hand in ihre. Die Blonde sah erstaunt hinunter. »Du bist ja ganz warm.«, war die ernüchternde Reaktion.

Die Schwarzhaarige lachte als sie den ungläubigen Gesichtsausdruck sah und hielt ihre Hände an die Wangen der Königen.» Wir Garu haben eine etwas höhere Kerntemperatur als ihr Menschen und außerdem…«, sie kratzte sich verlegen hinterm Ohr. »... mag ich die Kälte.« ihre Wangen begannen rosa zu glühen als sie in die blauen Augen ihres Gegenübers sah.

Elsa zog die Augenbrauen zusammen und sah die Wölfin forschend an.

»Ich höre so etwas nicht oft.«

»Naja … ich meine … ich liebe Schnee! Als wir Kinder waren haben-.«abrupt stoppte sie und leckte sich über die Lippen. Elsa hatte keinerlei Erinnerung mehr an ihre gemeinsame Zeit, sollte sie wirklich davon erzählen? Unsicher starrte sie hinauf zum Himmel, als könnte er ihr jeden Moment die ultimative Lösung darbieten, aber es kam nichts. Ein leichter Druck lag auf ihrem Arm und als sie nach der Quelle Ausschau hielt konnte sie Elsas weiche, zierliche Hand sehen, die sie behutsam berührte.

»Bitte erzähl weiter.«, neugierig lehnte sich die Blonde an die Schulter Mikeylas. Es fühlte sich selbstverständlich an, richtig. »Ich … ich würde gerne mehr wissen.« Liebevoll tätschelte sie den Arm.

»Als wir noch klein waren, da haben wir oft im Schnee gespielt, zusammen mit deiner Schwester.«, ungläubig schüttelte Elsa ihren Kopf.

»Ich..«

»Das war bevor, dass mit … naja«, sie druckste herum und zog eine Grimasse.» Jedenfalls … war ich damals noch sehr jung, als wir uns begegneten und ich mochte dich.« Mikeyla grinste schief und sah zu ihren Füßen.» Du und Anna … ihr wart einfach nur niedlich und ihr hattet keine Angst vor mir.« Traurig setzte sie nach.» Ich fühlte mich wohl bei euch und eure Eltern, waren gut zu mir. Sie sahen nicht die Bestie, sondern das Kind, dass ich war.«

»Was war mit deiner Mutter?«

Seufzend streckte sie die Schwarzhaarige stützte sich auf ihren Ellenbogen ab und sah Gedanken versunken hinunter ins Tal.

»Ich war ein Ausreiser. Meine Mutter … sagen wir einfach, sie war mir weniger Mutter als Rudelführerin. Ich war gerade 7 Jahre alt geworden als ich dich mit deiner Schwester im Garten habe spielen sehen. Ich tapste langsam zu euch, ihr hattet dort einen Korb mit leckerem Essen stehen und ich war von meinen Streifzügen hungrig gewesen, also versuchte ich mein Glück.« Ein Schimmern war in ihren Augen zu erkennen und sie erzählte fröhlich weiter.» Anna hatte mich erst völlig erschrocken angeschaut, sich dann hinter dir versteckt und verstohlen hinter deinem Rücken hervor gelugt.« Jetzt musste Elsa lachen, ja das klang sehr nach ihrer Anna.»Du gingst langsam an den Korb holtest ein Sandwich heraus und hieltest es mir, wie ich heute noch finde, sehr mutig hin.« wieder umspielte dieses zärtliche Lächeln, die schmalen Lippen und die Blonde wurde rot um die Nasenspitze. »Tja und was soll ich sagen … nachdem du mich gefüttert hattest wurdest du mich nicht mehr los.« Ein warmes lautes Lachen erfüllte Elsas Herz. Ihr Pulsschlag überschlug sich fast.

»Liebe geht wohl doch durch den Magen.« Sie hatte den Satz kaum ausgesprochen, da bereute Mikeyla ihn auch schon. Unsicher stammelte sie eine Entschuldigung und nahm sich ein bisschen Schnee in die Hand um ihn zu einem Schneeball zu formen. Für einen kurzen Moment, war es als wäre das Herz der Blonden stehen geblieben, durch ihren Körper wabbte eine Welle von Wärme und sie holte den kleinen Holzwolf heraus, den Grandpeppi ihr gegeben hatte.

»Den hast du mir geschenkt, nicht wahr?«

Nickend sah sie zur Königin, jedoch ohne ihr direkt in die Augen zu schauen. »Ich … mein Rudel hatte mich gesucht und schließlich auch gefunden.« Sie schluckte schwer.» Kaila, der Alphawölfin, gefiel … mein Umgang nicht. Ich sollte wieder zurück, weigerte mich jedoch. Ich konnte dich nicht alleine lassen! Ich …« Sie rang nach Worten. » Ich hatte mich auf dich geprägt. Ich musste dennoch für wenige Tage zurück, ich sollte meine Sachen holen. Du weintest und ich …. Hab dir den Kleinen hier geschnitzt, damit du mich nicht zu sehr vermisst.« sie deutete auf die kleine Figur. Ihre Stimme war belegt und sie musste ein paar Tränen zur Seite blinzeln.

Reflexartig nahm Elsa, Mikeyla in den Arm, rieb ihr kreisend über den Rücken, kraulte ihr das Ohr und küsste sie zärtlich auf die Stirn. Das war der Punkt, an dem sich die Garu versteifte und Platz zwischen sich und ihrer Seelengefährtin schaffte. Verwirrt über ihre eigene Aktion schlang die Blonde die Arme um ihre eigene Taille und sah betreten zur Seite.

»Bitte entschuldige, ich ...« Sie holte einmal tief Luft und sah direkt in die bernsteinfarbenden Augen.» Was bedeutet es? Ich meine, jeder redet davon, dass du dich auf mich geprägt hast aber …. Was bedeutet es … für uns beide?«

Mikeyla biss sich auf die Lippen. Wie sollte sie dieses unbeschreibliche Gefühl erklären? Vor allem wie sollte sie Elsa beibringen, dass sie füreinander bestimmt waren? Nervös schnüffelte sie in der Luft herum und spielte mit einer ihrer Haarsträhnen, ein Tick von ihr sobald es ihr unbehaglich wurde. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und weggerannt, aber der Wolf in ihr ließ das nicht zu. Er blieb sitzen und wollte erklären. Wollte seine Partnerin endlich wieder für sich wissen. Sie holte noch einmal tief Luft und legte sich die Worte im Kopf zurecht.

»Jeder Garu hat ein Gegenstück. Ein Wesen, dass ihn stärker macht, ihn akzeptiert und mit dem er Eins sein kann.« Sie hielt kurz inne, leckte sich über die Lippen und sprach in feierlichem Ton weiter.»Jedoch hat nicht jeder Garu das Glück, seinen Seelenverwandten auch zu finden. Manche wandern bis zu ihrem letzten Atemzug durch sämtliche Herrenländer und finden ihre zweite Seelenhälfte dennoch nicht.« Ein leises Grummeln drang aus ihrer trockenen Kehle.» Sich zu prägen … man kann es nicht mit … mit der Liebe gleichsetzten. Dieses Gefühl ist so viel mehr.« Mikeyla fasste sich ans Herz und schloss die Augen. »Wenn du diesem einen Menschen begegnest, ihm in die Augen blickst dann … dann steht die Zeit für dich still. Du spürst wie sie dich anzieht, deine Gedanken und dein Herz erfüllt.« Euphorisch gestikulierte die Garu wild mit ihren Armen um das Gesagte zu unterstreichen.» Es fühlt sich so an, als würde die Leere in deinem Herzen gefüllt werden, als gäbe dir dieses Wesen erst den wahren Sinn deines Lebens und du würdest alles für sie sein. Einfach alles!«

»Alles?«, hakte Elsa nach.

Die schwarzhaarige nickte.» Beschützer, Bruder, Schwester, Spielgefährte, Kampfgefährte …«

»Auch … seine Liebste.«, sanft und schüchtern hatten die Worte den Mund der Blonden verlassen.

»Ja.« Mikeyla sog Elsas Duft ein.» Wenn es das ist, was deine Seelenverwandte will, dann gibst du es ihr bereitwillig, denn es macht dich selbst ebenso glücklich.«

Tausend Gedanken schossen der Königin Arendelles durch den Kopf. Ihr Bauch fühlte sich so leicht und sie hatte das Verlangen sich in die Arme ihres Gegenübers zu werfen und dort zu rasten. Den Geruch von Tannennadeln und Beeren in sich aufzunehmen, den Kopf in ihre Halsbeuge zu schmiegen, die Wärme des Körpers neben sich zu spüren.

»Aber … das ist es was es für einen Garu bedeutet. Ich weiß nicht … wie es dir damit erging als … naja die Prägung stattfand.« Etwas traurig hatte sie den Schneeball, den sie gemacht hatte weg geworfen und sah verloren in die Ferne.

»Haben wir nicht darüber geredet?« Verwirrt sah sie zu Mikeyla.

»Nein. Wir waren Kinder und bis auf mein Rudel und mir wusste niemand, dass ich mich auf dich geprägt hatte. Du hingst sehr an mir, ja, aber … du wusstest damit nichts anzufangen und hattest mich einfach nur gerne.« Liebevoll sah sie der Elsa und zwinkerte ihr zu.

»Wenn ich meine Erinnerungen wieder habe … verrate ich es dir.«, kicherte die Blonde hinter hervorgehaltener Hand. Ihr Blick wurde wieder ernster. »Ich kann nur so viel sagen. Es ist befremdlich, wenn dich jemand, den du eigentlich gar nicht kennst, in der Luft herum wirbelt, dich beschnuppert und es dir nichts ausmacht. Weil du es … auf eine Art geniest, weil du … weil ich dir vertraue.«

»Bist du sicher, dass du deine Erinnerungen wieder willst?«, wisperte Mikeyla leise.

Erstaunt über die Frage sah sie der Garu unverwandt in die Augen.» Warum sollte ich es nicht wollen?«

Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah die Schwarzhaarige zu ihren Händen, »Weil Unwissenheit manchmal ein Segen sein kann.« Ihre Stimme brach und Tränen liefen an ihren Wangen hinab. Erschrocken über diese Reaktion, nahm Elsa ihr Gesicht in die Hände. Sie kühlten die roten, erhitzen Wangen und Mikeyla spürte, wie die Daumen die salzigen Perlen weg wuschen.

»Warum musstest du gehen?«

»…«

»Warum wurden Annas und meine Erinnerungen gelöscht?«

»…«

Behutsam legte Elsa ihre Stirn an die der Garu.» Bitte, antworte mir doch. Ich will es verstehen!« Leise fügte sie hinzu.»Es tut mir weh dich so leiden zu sehen!«

Mikeylas Kopf schnellte nach oben, die Augen aufgerissen und geröttet vom Weinen »Wenn die Zeit reif ist, dann wirst du verstehen. Bis dahin … sollte ich mich besser zurückziehen.«

Ohne Vorwarnung war sie aufgesprungen, hatte sich verwandelt und ist in den Wald hinein gelaufen. Elsa griff sich an ihr Herz, das im Begriff war zu brechen.

Verwirrung

Mit schmerzendem Herzen ging die junge Königin zurück ins Haus. Sie wusste nicht, was sie denken sollte, was sie gerade fühlte. Nur der in ihr tobende Sturm ließ sie erahnen, dass es Mikeyla genauso erging wie ihr. Traurig legte sie sich neben Anna und weinte sich leise in den Schlaf.

Der nächste Morgen brach an. Die aufgehende Sonne schickte ihre ersten Strahlen auf die Erde und erhellte Schritt für Schritt den Wohnraum der Hütte. Unruhig wälzte sich Anna umher, kuschelte sich schließlich an ihre Schwester und versuchte sich vor den Strahlen zu schützen, die in ihr Gesicht schienen, doch vergebens. Vor sich her brummelnd öffnete sie verschlafen die Augen und streckte sich genüsslich. Ihr erster Blick galt Gerda, die sich zwischen ihr und Kristoff zusammen gekugelt hatte und noch friedlich schlief. Ihr Mann lag auf dem Rücken, alle viere von sich gestreckt und schnarchte leise. Lächelnd strich sie ihren Lieblingen über die Wangen. Elsa bewegte sich unruhig und schrak auf als sie eine warme Hand an ihrer Schulter spürte. Verwirrt und müde begegnete sie dem Blick ihrer Schwester.

»Elsa was?« Besorgt musterte die Jüngere das verweinte Gesicht der Blonden. Sie nahm sie in die Arme und strich ihr behutsam über den Rücken. Die Königin lehnte sich mehr in die Umarmung, ließ sich etwas fallen und legte ihren Kopf in Annas Halsbeuge.

»Nichts, ich habe nur schlecht geschlafen.«, kam es entkräftet.

»Nichts ist eine Lüge. Was ist passiert? Wo ist Mikeyla? Habt ihr euch gestritten? War sie gemein? Uhhhh, sie war gemein, oder!? Ich werde ihr die Hölle heiß machen, wenn ich sie sehe!« Die Rothaarige plusterte sich auf und redete sich immer mehr in Rage. Elsa sah dankbar zu ihrer kleinen Schwester und unterdrückte ein ersticktes Kichern. Ihre Augen wurden wieder trüb.

»Nein, wir haben uns nicht gestritten. Sie … ich …«, seufzend richtete sie sich auf, sah hinunter auf ihre Hände, die immernoch den Wolf umklammert hielten. Auffordernd sah Anna ihre Schwester an und drückte ihre Stirn an den Kopf ihrer Schwester. »Diese ganze Sache mit der Prägung … es ist … viel komplizierter als gedacht und … « Sie warf die Arme in die Luft.» Anna, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich spüre, dass sie leidet und würde gerne etwas dagegen unternehmen. Ich habe sie gestern nach dem Grund für ihre Abreise gefragt, warum unsere Erinnerungen mit ihr gelöscht wurden. Sie sah aus … als hätte ich sie mit einem Eisblitz getroffen, als würde ich ihr das Herz herausreißen.«, schrie sie verzweifelt heraus.

Kristoff wurde davon augenblicklich wach und sah sich perplex um. Gerda rieb sich verschlafen die Augen und gähnte herzlich. Elsa hatte ihren Kopf in ihre Hände gelegt und wurde von ihren Tränen und dem Schluchzen durchgeschüttelt. Anna drückte sie fest an sich und ihr Mann sah verlegen zur Seite. Er fühlte sich in diesem Moment fehl am Platz und ließ die zwei Schwestern für sich.

»Mama, was hat denn Tante Elsa? Geht es ihr nicht gut?« Gerda sah besorgt aus ihren großen blauen Augen und hatte sich in die Umarmung der beiden Frauen geschmuggelt. Langsam lösten sie sich voneinander. Der Atem der Blonden ging unregelmäßig, ihre Augen brannten und sie schniefte leise. Vorsichtig tätschelte sie den Kopf ihrer Nichte und versuchte ein Lächeln aufzusetzten.

»Ich hab nur schlecht geschlafen meine Kleine!« Eine Augenbraue empor ziehend, sah sie zu ihrer Mutter, stemmte die Arme in die Hüften und schüttelte den Kopf. »Ich streichle die nicht mehr!« Motzend verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und zog eine Grimasse.

»Ehm, was?«

»Na Tante Elsa hat doch gerade von Tante Mikyela geredet. Jetzt weint sie, das heißt, dass sie gemein zu meiner Tante war! Also bin ich jetzt böse mit ihr, weil nie, nie, niemand zu meiner Tante Elsa gemein sein darf!« etwas traurig fügte sie hinzu.» Auch wenn sie so schönes, weiches flausche Fell hat.«

Ungläubig starrten die Schwestern hinunter zu dem Kind. Bis Anna auf einmal in Lachen ausbrach und sich den Bauch festhalten musste. Elsa stimmte mit ein und Gerda war nun gänzlich verwirrt. Betroffen sah sie mit großen, nassen Kulleraugen zu den Frauen und zog einen Schmollmund. Sie fühlte sich absolut nicht ernstgenommen. Nicht lange und das Gelächter verebbte. Anna wusch sich Tränen aus den Augenwinkeln und drückte ihre Tochter an sich.

»Keine Sorge, mein Schatz. Mikeyla wird ganz bestimmt nicht mehr gemein zu Elsa sein.«

Gerda öffnete den Mund, da hörten sie von draußen lautes Geschreie. Schnell waren alle drei auf den Beinen und hechteten zur Türe.

Draußen stand Kristoff, der Mikeyla am Kragen gepackt hatte und in der Luft schüttelte. Anna hielt ihrer Tochter entsetzt die Ohren zu, als Flüche den Mund ihres Mannes verließen und versuchte gegen ihn anzuschreien, doch es half nichts. Völlig regungslos hing die Schwarzhaarige da und versuchte nicht einmal sich zu wehren.

»Lass sie sofort runter!«, donnerte es von der Blonden.

Geschockt drehte ihr Schwager langsam seinen Kopf. Schamesröte stieg ihm in sein Gesicht und er knurrte etwas unverständliches. Schnell eilte sie auf die Garu zu und nahm sie ohne weiter darüber nachzudenken in ihre Arme. Instinktiv vergrub sie ihren Kopf an deren Schulter und legte ihre Hand an Mikyelas Brust. Behutsam löste diese den Griff der Blonden um ihr ins Gesicht sehen zu können.

»Warum hast du-?«

»Ich hab es nicht ertragen wie er mit dir umging.«, kam es schlicht von Elsa.

»Ich habe es verdient. Ich habe dir so weh getan!«, hauchte die Schwarzhaarige mit brechender Stimme. Sie legte die Hand der Blonden wieder auf ihre Brust.»Ich bin geboren worden um dich glücklich zu machen … nicht um dir so weh zu tun, wie ich es getan habe! Ich-« Elsa hatte ihre Hand auf Mikeylas Lippen gelegt und schüttelte leicht den Kopf.

»Ich bin in Ordnung, nur etwas … verwirrt. Das alles … die ganzen Gefühle und mein Handeln dir gegenüber … ich erkenne mich im Moment selbst nicht wieder.« Sie sah betreten zur Seite, und spielte mit ihrem Zopf.» Ich hoffe einfach, dass ich , sobald ich meine Erinnerungen wieder habe, klarer sehe … und fühle.« Zaghaft zuckten ihre Mundwinkel nach oben und Mikeyla nickte ernst.

Anna hatte das ganze mit einem liebevollen Lächeln beobachtet und schmiegte sich nun an ihren Mann, der sich die rote, schmerzende Wange rieb. »Ich denke sie wird Elsa wirklich gut tun.« Ungläubig sah Kristoff zu seiner Frau und zog eine Augenbraue empor. »Sie hat sie zum Weinen gebracht und du wolltest ihr vor wenigen Minuten noch die Hölle heiß machen! Jetzt ist wieder alles gut oder wie?« Anna winkte ab und kicherte leise. »Ich habe eben Temperament und bin ein bisschen empfindlich, wenn es um meine Schwester geht. Aber ich sehe wie sehr die Beiden aneinander hängen. Spürst du ihre Verbindung nicht? Es ist … so innig, trotz allem so vertraut. Ich habe meine Schwester noch nie so erlebt! Ich meine es ist gut. Sie kommt aus ihrem Schneckenhaus raus … aber jetzt durch Mikeyla … mir blieb gestern der Mund etwas offen stehen, als sie sich so an sie gepresst hat.« Ihre Wangen wurden so rot, dass Annas Sommersprossen kaum noch zu erkennen waren. Sie beobachtete Elsa, wie sie sich an die Schwarzhaarige schmiegte und still lächelte. Beide hatten gerötete Wangen und geschlossene Augen.

Nachdem sich Kristoff bei der Garu entschuldigt hatte, machte sich die kleine Gruppe wieder auf den Rückweg. Mikeyla nahm nichts mit, was ihr erlaubte, die kleine Familie wieder auf ihrem Rücken hinunter ins Tal zu bringen, sehr zu Freuden Annas und deren Tochter, die vergnügt quietschten, als die Wölfin durch den Schnee jagte. Kurz vor den Stadttoren machten sie halt, stiegen ab und schritten langsam auf die Tore zu. Mikeyla stoppte plötzlich und schnüffelte in der Luft herum. Ein lautes Knurren kam von ihr und sie spannte sich an. Fragend sahen sie alle an.

»Ich fürchte, mein kleiner Disput mit Hans, trägt jetzt Früchte.« Sie deutete mit dem Kopf auf ein dutzend Soldaten, die in der Stadt patrouillierten. Kristoff schnalzte mit der Zunge und ließ seinen Blick über die Stadt schweifen. Die „Lily Snowflake“ lag am anderen Ende, doch überall waren Wachen postiert und suchten eifrig, vermutlich nach Mikeyla.

»Ohhh, das ist wirklich gar nicht gut! Wir müssen schnell nach Arendelle zurück.« Anna hatte ihre Hände an die Wangen gelegt und sah entsetzt zu ihrer Schwester, die entschlossen die Augen zusammenkniff und bereits einen Schritt nach vorne trat. Eine Hand hielt sie auf. Sie sah zu Mikeyla, die den Kopf langsam schüttelte und sich dabei auf die Lippe biss. »Wenn du dich offenbarst und deine Kräfte einsetzt …. Das wäre für Hans der ideale Vorwand Arendelle einen privaten Kleinkrieg zu erklären! Sie wollen mich. Ihr werdet unbehelligt an ihnen vorbei schlüpfen können solange ihr euch in den Seitengassen haltet.«

»Was ist mit dir? Du musst mit kommen. Kai-!«, setzte Kristoff an, unterbrach sich dann aber selbst, als er das teuflische Grinsen, der Garu entdeckte. »Verstehe. Ich bringe uns zum Schiff … beeile dich und versuche sie vorher abzuschütteln!«

Nickend entfernte sich Mikeyla von der Gruppe und verwandelte sich wieder in einen großen Wolf.

»Kommt! Wir müssen uns beeilen!« Er packte Elsa am Arm. Besorgt sah die Blonde ihrer Gefährtin nach. Ihr gefiel die Idee nicht sie dort alleine hingehen zu lassen. Ihr gefiel die Idee absolut nicht!

»Was?« Verwirrt sah die Rothaarige zu ihrem Mann, der kurz und geheimnisvoll lächelte.

»Mikeyla wird für ein wenig Ablenkung sorgen, wir schleichen uns aufs Schiff, sie kommt auch drauf und wir fahren unbehelligt weg, da die Wachen zu sehr damit beschäftigt sein werden, dass Chaos zu beseitigen und nach Mikeyla in ihrer Menschengestalt zu suchen.«

Das war so simpel wie es gut war. Elsa stieß kurz die Luft aus und folgte Kristoff und ihrer Schwester nervös.

»Pass bitte auf dich auf!«, wisperte sie leise als sie noch einmal zur Wölfin sah, die sich gerade daran machte in die Stadt zu stürmen.

Konfrontation

Ein lautes Aufheulen war zu hören und die Wachen liefen voller Panik und entsetzen zu allen Richtungen, als der große, schwarze Wolf auf sie zu gerannt kam. Mikeyla hetzte ihnen nach, stieß dabei so viele Stände um wie möglich und knurrte wild umher. Die Menschen in der Stadt flohen voller Angst. Lautes Geschrei war zu hören und endlich hatten sich die Wachen berappelt und versuchten die Garu ein zu kreisen. Ein belustigtes Schnauben drang aus ihrer Kehle und dann sah sie Hans. Ungläubig starrte er sie an, hob sein Schwert und befahl den Angriff. Schnell wich Mikeyla zurück schnappte sich den ersten Soldaten und warf ihn gegen eine Hauswand. Zwei weitere fielen aufgrund ihres Schweifes, den sie wie eine Peitsche eingesetzt hatte zu Boden. Ein hitziger Kampf entbrannte, doch die Aufmerksamkeit des Wolfes, war auf die kleine Gruppe gerichtet, die sich schnell in Richtung Schiffe bewegte. Ein Pfeil flog dicht an ihrem Kopf vorbei. Gerade noch rechtzeitig hatte sie sich wieder dem Getümmel gewidmet und musste feststellen, dass sich die Wachen nun in einem Kreis um sie postiert hatten und einige wenige begannen mit Pfeilen auf sie zu zielen. Knurrend legte sie ihre Ohren an, fletschte die Zähne und spannte ihre Muskeln an. Der erste Pfeil schoss los und sie konnte ihm ausweichen, ein zweiter, ein dritter. Ein Pfeilhagel begann auf sie nieder zu prasseln und langsam wurde ihre zeit knapp. Sie musste hier fort, schnellst möglich.

Hans hatte sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten und seinen Männern Anweisungen gegeben. Just in diesem Moment spürte sie ein schweres Netz auf sich fallen. Panisch versuchte sie sich daraus zu befreien, wodurch sie sich nur noch mehr verhedderte und schließlich bewegungslos am Boden lag. Hans trat hervor und hob sein Schwert, ein triumphierendes Lachen war zu vernehmen. Die Soldaten lachten mit, feuerten ihn an, die Bestie zu töten. Verächtlich sah sie zu dem Mann, der ihrer Elsa das Leben nehmen wollte. Der den Schwestern so viel leid zu gefügt hatte. Sie atmete tief durch, beruhigte ihren schnellen Herzschlag. Sie durfte jetzt nicht sterben. Kai brauchte sie! Elsa brauchte sie! Noch bevor Hans wusste wie ihm geschah taumelte er nach vorne und hielt sich den Hinterkopf.

»Ein Schneeball? Was zum?!« er sah sich um konnte jedoch niemanden entdecken. Als er sich wieder der Wölfin zuwandte, spürte er heißes Atmen an seinem Gesicht, sah die langen, weißen dolchartigen Zähne und stolperte blindlings zurück. Die Soldaten lagen alle bewusstlos oder sich vor schmerzen windend am Boden. Langsam ging die Garu auf den jungen Mann zu. Knurrend und voller Hass auf ihn stellte sie eine ihrer Pfoten auf ihre Beute. Vor Angst weitete der Prinz seine Augen und zitterte unter der Last. Dann spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrer Flanke. Jaulend bäumte sich auf und rannte nun so schnell es ging zu den Schiffen. Sie sah zu der „lily Snowflake“, Kristoff hatte das Zeichen zum Ablegen gegeben als er sie auf die Gruppe zu rennen sah. Den pochenden Schmerz in ihrem Bein ignorierend stob sie noch schneller davon, auf die Anlegestelle zu und sprang. Im Flug traf sie ein weiterer Pfeil in der Schulter. Sie verlor das Gleichgewicht und landete unsanft auf dem Deck des Schiffes. Die Soldaten waren zu perplex um zu realisieren was gerade geschehen war. Voller Wut konnten sie Hans schreien hören, doch niemand setzte ihnen nach. Die „Lily Snowflake“ war zu weit weg.

»Naja so ganz ist dein Plan ja … Mikeyla?« besorgt rannte Kristoff zu der Wölfin, die sich nicht zu regen schien. Als er die zwei Pfeile sah, einer in ihrem Hinterlauf, sowie einer aus der Schulter, überfiel ihn zunächst Panik, die er dann bei Seite schob. »Anna! Bring sofort Wasser hier her und Verbände!« Die Prinzessin war an Deck gestürzt und wollte fragen was geschehen war, schluckte ihre Worte jedoch sofort unter bei Mikeylas Anblick und hechtete zurück unter Deck um das Geforderte zu holen. Elsa stand mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund an der Türe. Sie hatte bemerkt, dass etwas schief gelaufen war. Sie hatte die Schmerzen gespürt, die Wut alles was Mikeyla erlebt hatte. Wie ein Feuer, so hatte es in ihrem Herzen, ihrer Seele gebrannt. Sie spürte wie Anna sie zur Seite drängte um zu Kristoff zu eilen, der bereits daran war die Pfeile aus dem Körper des Wolfes zu lösen. Lautes wimmern und Jaulen, waren die Folgen seiner Aktionen. Wie in Trance schritt Elsa zu den anderen und legte ihren Kopf in das weiche Fell.

»Elsa! Hey! Sie muss sich zurück verwandeln. Ich kann sie sonst nicht richtig versorgen. Auf mich hört sie nicht« Stumm nickte die Blonde. Liebevoll tätschelte sie den Kopf des Wolfes.

»Mikeyla, bitte.« wisperte sie mit Tränen erstickter Stimme. Ein leises Wimmern und der Körper begann sich zu wandeln. Kristoff verlor keine Zeit. Er zog einen Pfeil nachdem anderen heraus versorgte die Wunden so gut es ihm Möglich war und ließ sich mit schweißnasser Stirn auf seinen Hintern plumpsen als er fertig war. Luft ausstoßend wusch er sich die Schweißperlen von der Stirn und sah besorgt zu Elsa. Sie hatte nichts mehr gesagt, saß einfach nur dort, Mikeylas Hand haltend und mit den Tränen kämpfend. Anna drückte ihrem Mann die Schulter, küsste ihn auf die Wange und eilte dann in ihre Kabine, wo sie Gerda zurück gelassen hatte.

»Sie wird wieder.« der junge Mann wusste nicht was er noch sagen sollte. Er wollte gerne etwas für Elsa tuen aber was wusste er nicht. Liebevoll strich sie Mikeyla eine Strähne aus dem Gesicht und sah dann dankend zu ihrem Schwager.

»Natürlich werde ich wieder. Es tut nur ein bisschen weh.« mit einem schwachen Grinsen, sah die Garu zu Kristoff und reichte ihm, die Hand deren Arm nicht verbunden war.»Danke! Ich … uff-« schon hatte Elsa ihre Arme um die junge Frau geschlungen und weinte. Ihr Schwager sah, Mikeyla mitleidig an, schüttelte den Kopf und lief seiner Frau entgegen, die mit Gerda auf dem Arm hinaus stürmte. Sie hatte gerade eine Unterredung mit den Seemännern gehabt. Am liebsten wären sie umgedreht. Sie wollten keinen Garu auf ihrem Schiff, sie hatten Angst vor diesem Wesen und fürchteten um ihr Leben. Nachdem sie den Kapitän allerdings davon überzeugt hatte, das keine Gefahr von dem Wolf aus ging, kamen sie über ein, dass sich die junge Frau bis zur Ankunft in Arendelle unter Deck halten müsse.

»Du … du …« setzte Elsa an konnte aber nicht mehr weiter reden. Viel zu sehr zitterte ihr Körper unter der Anstrengung ihre Kräfte im Zaun zu halten, damit sie nicht ausbrechen und auf der Stelle alles gefriert.

»Shhht. Ich werde wieder, sind doch nur ein paar Kratzer.«

Kristoff und Anna halfen Mikeyla auf die Beine und stützen sie, als sie sie in Elsas Kabine brachten. Schweiß glänzte auf ihrer Stirn aber sie schien stabil zu sein. Vorsichtig legten sie sie aufs Bett deckten sie zu. Als die Garu aufstehen wollte, drückte Elsa sie sachte zurück und schüttelte leicht den Kopf.

»Du brauchst jetzt Ruhe.« die Königin griff sich an ihr Herz und versuchte ihre Stimme wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ihre Schwester war bereits mit Kind und Mann hinausgegangen um den Beiden etwas Zeit für sich zu lassen. Mit belegter Stimme fuhr sie fort.»Tu das … nie wieder!« sie schloss die Augen, atmete tief und unregelmäßig. Plötzlich konnte sie einen warmen Druck an ihrer Hand spüren. Liebevoll sah Mikeyla zu ihr hinauf.

»Ich wollte dich nicht erschrecken. Es tut mir leid!« kam es entschuldigend.

»Erschrecken?! Du wärst mir fast vor meinen eigenen Augen gestorben! Erschrecken, ist die absolute Untertreibung.« Tränen bahnten sich ihren weg. »Weißt du eigentlich was ich für eine Angst um dich hatte? Was für Sorgen ich hatte?! Wie weh es mir getan hatte dich dort so … so ..« sie rang nach Worten, schlug sich die Hände vors Gesicht und weinte.

»Du hattest Angst um mich?« Mikeyla sah verwirrt zu Elsa, die langsam ihren Kopf hob.

»Ja hatte ich!«

»Oh.«

»Oh?!« Ungläubig starrte die Blonde zu ihrem Gegenüber. Sie wusste nicht ob sie ihr einen Schneeball in ihr Gesicht feuern sollte oder ob sie sich an sie schmiegen wollte. Unbehaglich rutschte die Garu ein wenig herum.

»Naja … ich … so leicht sterbe ich nicht. Schon gar nicht von normalen Pfeilen, da müsstest du schon mit etwas dickerem kommen. Es hat nur ein wenig weh getan … naja der Blutverlust war halt leider doch etwas höher.« drauf los plappernd, als wäre nichts geschehen versuchte Mikeyla ihr Gefährtin zu beruhigen. »Bevor ich es vergesse … danke!« kam es nun kleinlaut als sie zurück in das Bett sank und die Decke bis zur Nasenspitze zog.

»Für?«

»Den Schneeball an Hans Kopf? Und fürs Händchen halten, bei der Versorgung meiner Wunden.«

Elsa legte die Stirn in Falten und lächelte Schwach. »Ich kann dich nicht sterben lassen. Ich brauche dich.« als es über ihre Lippen kam, riss sie geschockt die Augen auf und saß angespannt auf der Bettkante. Für einen kurzen Moment leuchteten die Bernstein farbenden Augen der Garu auf.

»Ich weiß … wir müssen schließlich deinen Neffen aus den Fängen meiner Mutter befreien.« lächelte sie matt zurück.

Beide Frauen wussten, dass dies nicht der wirkliche Grund war. Ja sie wollten ihn dort herausholen aber Elsa hatte sich eingestehen müssen das sie abhängig von der anderen Frau war, nun da sie ihr wieder gegenüberstand. Sie wollte bei ihr sein, genoss ihre Nähe. Es war kein Zwang es war … einfach natürlich. Die Blonde dankte Mikeyla im Stillen, dass sie nichts weiter dazu sagte.

»Du solltest schlafen.«

»Du musst nicht an meinem Bett wache halten.«

»Ich bleibe hier! Wer weiß was du sonst für einen Unfug anstellst! Vielleicht kletterst du aus einem Bullauge oder gehst auf Erkundungstour und brichst dir dabei noch etwas.« erwiderte Elsa belustigt.

»Ich schlaf aber auf dem Boden!«

»Unterstehe dich! Du bist verletzt«

»Ich kann nicht in deinem Bett schlafen! Wo sollst du denn sonst hin?«

Ein spielerisches Lächeln zauberte sich auf Elsas Gesicht und sie bettete ihren Kopf kurzer Hand auf Mikeylas Brustkorb. »Ich find es bequem.« Das Gesicht der Garu wurde tief rot und ihr Herz überschlug sich förmlich.

»Meine Wunden sind schon am abheilen ich kann wirklich auf dem Boden schlafen!«

»Nein.«

Resignierend gab die Schwarzhaarige ein lautes Grummeln von sich und zog Elsa in ihre Arme.

»Das kann ja noch eine interessante Fahrt werden.« dann schloss sie die Augen und fiel lächelnd in einen tiefen erholsamen Schlaf.

Ankunft

Der nächste Tag war angebrochen. Elsa hatte sich die ganze Fahrt über um die Garu gekümmert, wich ihr kaum von der Seite und unterhielt sich mit ihr. Interessiert lauschte sie Mikeylas Worten, als diese der Blonden von dem leben als Wolf erzählte. Von den Gefühlen, die bei einer Verwandlung durch ihren Körper schossen. Sie erklärte ihr die Rangordnung innerhalb des Rudels und warum sie sich als Kind auf in die große weite Welt gemacht hatte.

»Aber, ich verstehe immer noch nicht warum deine Mutter dich nicht aufgehalten hat. Du bist schließlich ihr eigen Fleisch und Blut.« immer noch Fassungslos fixierte Elsa einen Punkt über dem Kopf der Schwarzhaarigen. »Ich meine … du bist ihr Kind.«

Ein bitteres Lachen war Mikeylas Antwort. »Du vergisst, dass wir Garu sehr stolze und vor allem egoistische Wesen sind. Unser Rudel ist das Wichtigste, ja, aber wenn man seine Seelenverwandte gefunden hat, will man zu ihr, egal was dein Rudel sagt. Außerdem war ich schon damals schwer zu Händeln.« sie stieß einen Seufzer aus.» Ich … als Tochter des Alphas hast dus nicht leicht, zumal ich ihre Nachfolgerin sein sollte und darauf hatte ich absolut keine Lust! Zu viel Verantwortung. Nun ja hinzukam, dass Kaila nicht als Mutter sondern eher als meine Rudelanführerin handelte. Du siehst … ich tat alles um von ihr weg zu kommen.« traurig sah sie auf ihre Decke. Die Hände der Schwarzhaarigen lagen in deren Schoß.

»Eltern handeln manchmal etwas kopflos.«

Mikeyla knurrte zustimmend.

»Vermisst du sie?« fragend sah Elsa zu der Wölfin. Diese zog eine Augenbraue empor, leckte sich über die Lippen und blinzelte. »Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Wenn ich an Kaila denke … hm … «

»Und deinen Bruder?«

»Ja!« ihr Kopf war zu ihrem gegenüber geschnellt und ohne zu überlegen hatte sie die Antwort ausgerufen. »Mein Bruder …. Er war noch so klein damals … vier Jahre wenn ich mich recht erinnere. Ich hab ihn vergöttert, er war so niedlich. Und ihn dort alleine zurück zu lassen war eine meiner schwersten Entscheidungen.« als sie das schlechte Gewissen der Blonden wahrnahm fügte sie noch schnell hinzu.» Aber er gehörte ins Rudel und ich zu dir. Ich wusste, dass ich mir keine Sorgen um ihn machen musste und … bei dir zu sein … das machte mich glücklich und vollkommen.«

Ein schüchternes Leuchten trat in ihre Augen und Elsa wurde rot.

Die zwei Frauen unterhielten sich noch eine ganze weile. Bis die Blonde sich schließlich an Deck machte um nach ihrer Familie zu sehen, die sie etwas vernachlässigt hatte, seit sie auf dem Schiff waren. Sie musste kurz inne halten und versuchte ihre Augen mit Hilfe einer Hand ab zu schirmen und blinzelte gegen die hellen Sonnenstrahlen an. Tief sog sie die kühle, frische Luft ein. Ihr Blick schweifte über das Deck des Schiffes. Am Bug konnte sie Anna mit ihrer Tochter ausfindig machen, sie laß der kleinen etwas aus einem Buch vor und hielt sie liebevoll in ihrem Armen. Langsam schlenderte sie zu den Beiden und setzte sich lächelnd hinzu. Gerda war die erste, die ihre Tante entdeckte und freudig ihre Arme nach ihr austreckte.

»Tante Elsa!!« grinsend nahm sie ihr Nichte entgegen und kitzelte sie etwas am Bauch, was das Kind vor Freude aufjauchzen ließ.

»Es scheint ihr ja wesentlich besser zu gehen.« geheimnisvoll zog Anna eine Augenbraue nach Oben. Ihre Schwester musterte sie verwirrt. »Wieso?«

»Weil du dich quasi mit ihr in diesem Raum verbarrikadiert hattest. « ein freches Grinsen trat auf Annas Gesicht und sie stieß ihre Schwester in die Seite. »Ihr saht übrigens sehr niedlich aus.«

Verständnislos sah Elsa zu ihrer jüngeren Schwester, Gerda hatte sich indes aus dem Griff ihrer Tante befreit und rannte zu ihrem Vater.

»Jetzt schau nicht so.« Anna lachte lauthals und hielt sich ihren Bauch.» Ich wollte euch gestern noch Essen bringen und dann habe ich euch dort liegen sehen, schlafend und einander im Arm haltend. Du hast sehr friedlich bei ihr gelegen und ihr hattet beide so ein liebevolles Lächeln auf euren Lippen, dass ich euch unmöglich wecken konnte.« das Lachend endete alsbald. »Du hast sie gern nicht wahr?« es war weniger eine Frage als eine Feststellung. Der Rothaarigen war schnell bewusst geworden, dass diese Prägungssache tiefer ging als man es zunächst erahnen konnte. Schon nachdem sie beobachtet hatte wie vertraut Mikeyla mit Elsa umging und wie selbstverständlich ihre Schwester den Körperkontakt hinnahm.

Die Blonde strafte ihre Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Lippen schürzend zog sie ihre Augenbrauen nachdenklich zusammen.

»Oh Schwesterherz, versuch gar nicht erst es zu leugnen. Aber gut … es mag an der Prägung liegen … nur … ich denke sie ist dir total verfallen« frech fügte sie hinzu.» …und du ihr.«

Erschrocken sah die Blonde zu der Rothaarigen welche mit den Augenbrauen wippte.

»Anna, das ist Unfug! Wir sind durch das Schicksal miteinander Verbunden aber …« sie sah zur Seite » Wir … selbst wenn es so ist … sie wird zurück zu ihrem Rudel gehen. Es muss sein, schon allein wegen Kai.« wütend hielt sich die Blonde den Arm.

»Ich bin mir nicht so sicher Elsa. Auch wenn sie es nicht sagt, vermutlich weil sie dich nicht ängstigen will, ich spüre, dass sie viel für dich empfindet. Ihr sucht die Nähe des jeweils anderen, fast so als wärt ihr eine Person und ich kenne sie jetzt gerade einmal einen Tag. Naja eigentlich ja länger, nur sind unsere Erinnerungen an sie ja weg, was ich immer noch besorgniserregend finde. Grandpeppi meinte wir würden sie zurück erhalten sobald wir Mikeyla gefunden hätten … aber Pustekuchen.« Anna ließ einen frustrierenden Laut von sich und drückte beschwichtigend die Schulter ihrer Schwester.

»Anna …«

»Keine Sorge, irgendetwas wird uns schon einfallen.« damit stand die Jüngere auf und ging zu ihrem Mann und der kleinen Gerda. Elsa sah ihr traurig nach.

»Ich hoffe es.« flüsterte die Blonde leise.

Die restliche Fahrt verlief ruhig und ereignislos. Gerda schien fast ein wenig traurig, als sie den Hafen von Arendelle erreicht hatten und das tolle Abenteuer zu ende war.

»Endlich wieder Tageslicht und frische Luft!« die Garu streckte sich herzlich, hielt inne und faste sich an die Schmerzende Schulter. »Autsch.«

Grummelnd rieb sie sich die Stelle und wusch Elsas fragenden Blick mit einer Handbewegung zur Seite. »Alles okay, hatte nur vergessen, dass ich noch nicht ganz fit bin.«

Sie gingen ohne große Worte zu verlieren von Bord und eilte Richtung Stadt. Plötzlich schnüffelte Mikeyla herum und ihr Kopf drehte sich in alle Richtungen. Verwirrt gab sie ein leises Winseln von sich und trat unruhig von einem Bein auf das nächste. Ihre Gefährtin hatte sich beruhigend an ihre Seite gestellt. Dann sah Elsa, warum die Schwarzhaarige so rastlos war. Am anderen Ende des Steges, konnte sie Yoh ausmachen, der mit einem breiten Grinsen und etwas feuchten Augen auf die kleine Gruppe zu geeilt kam. Kaum hatte er die Strecke zurückgelegt hechtete er zu seiner Schwester drückte sie fest an sich und fing eine kleine geschwisterliche Rauferei mit ihr an. Dann gab er ihr eine saftige Kopfnuss und schimpfte mit ihr.

»Du blöder Dummwolf, kannst doch nicht einfach deinen kleinen Bruder alleine hier zurück lassen!! Was hast du dir nur dabei gedacht?! Du hast woanders den ganzen Spaß und ich darf hier versauern! Außerdem hast du mir nicht das Jagen beigebracht wie versprochen und …« Mikeyla grinste nur. Mit Tränen in den Augen zog sie Yoh in eine erneute Umarmung. »Ich weiß … es tut mir leid Brüderchen!« kam es leise von ihr. Der junge Mann schnuffelte leise und nickte kurz. Dann sah er zu ihrem verbundenen Arm und schnitt eine Grimasse.

»Was hast du gemacht?«

»Hans hat gemeint er müsste mich als Nadelkissen missbrauchen.« Mikeyla schnalzte missbilligend mit ihrer Zunge.

»Was fürn Hans-Wurst?« Yoh zückt eine Augenbraue.

»Prinz Hans-Wurst von den Südlichen Inseln.«

»Ahhhh …. Der kommt auf meine schwarze Liste!«

Kopfschüttelnd verkniff sich die Garu ein Lachen und drückte dann leicht Elsas Hand, sah sie liebevoll an und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Die Blonde war zu perplex um etwas anderes zu tun als schüchtern zu Mikeyla zu sehen.

»So wie ich sehe … ist also alles wie vor dem Gedächtnisverlust?« fragend sah Yoh zu seiner Schwester die ihn erschrocken ansah und schnell ihren Kopf schüttelte.

»Wieso alles wie-?« wollte die Königin wissen.

»Ehm … ist euer Standort noch der selbe oder habt ihr euren Platz im Laufe der Jahre gewechselt?« wechselte Mikeyla schnell das Thema. Ihr Bruder zog die Augenbrauen von dem schnellen Themenwechsel zusammen ging aber darauf ein.

»Ja, wir leben noch an unserem alten Platz. Ich wollte dich abholen und-«

»Uns!« Anna hatte sich nun dazu gesellt und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.

»Kaila hat ausdrücklich nur nach Mikeyla verlangt … und nach ihrer … Seelengefährtin.« Yoh sah zu Elsa, die kühl nickte.

»Aber er ist mein-«

»Anna ich weiß.«, wurde sie von ihrer Schwester unterbrochen« aber bitte … lass mich gehen und höre dieses eine mal auf mich! Es geht hier um sein Leben und ich weiß nicht wie die Alphawölfin auf euch reagieren würde. Sie sitzt am längeren Hebel, vergiss das nicht.«

Seufzend sah Mikeyla ihrem Bruder in die Augen. »Wann erwartet sie uns? Meine Schulter ist noch nicht ganz verheilt, das heißt in einen Wolf verwandeln ist mir Zurzeit nicht möglich.«

Nickend sah Yoh zu Elsa. »Kaila erwartet euch zwar schnellst möglich aber ich werde sie von der Verletzung unterrichten. Ich denke wenn ihr in ein bis zwei Tagen kommen-«

»Ich werde mich gleich auf den Weg machen, ich-« Mikeyla spürte einen heftigen Stoß an ihrer Seite und sah in verärgerte blaue Augen.

»Wir sind morgen zur Mittagsstunde an eurem Lager. Sie soll sich heute noch schonen. «, kam es bestimmend von der Blonden. Yoh gluckste kurz, stimmte dann zu und sah belustigt zu seiner Schwester die sich verlegen am Kopf kratzte.

»Sie hat dich ja voll im Griff und dabei seid ihr noch nicht verheiratet.«

»Noch nicht?« wollte Elsa nach hacken, doch da hatte Mikeyla ihren Bruder schon in den Hinter getreten. Kichernd winkte er zum Abschied und hastete Richtung Stadttor.

»Puhhh hab ich einen Hunger!« Die Garu drängte die Gruppe zum weiter gehen und hoffte inständig, das der letzte Satz ihres Bruders schnell in Vergessenheit geraten würde. Sie sah aus den Augenwinkeln, wie Elsa Gedanken versunken ihren Arm massierte und kniff die Augen zusammen. Sie wünschte sich eine normale Familie für die Blonde. Ein normales Leben … so normal wie es eben für einen Menschen mit solchen Fähigkeiten sein konnte. Würde sie ihre Verbindung wirklich akzeptieren, war das unmöglich. Mit gedrückter Stimmung schritten sie zu den Schlosstoren.

Unfälle passieren

>>Duu? Tante Mikeyla?« Irritiert sah die junge Frau hinunter zu dem Mädchen, welches sie neugierig musterte. Sie war damit beschäftigt gewesen dem lebendigen Schneemann namens Olaf seine Fragen zu beantworten und hatte gar nicht gemerkt, dass die Kleine sie die ganze Zeit aus großen Augen ansah.

»Ehm, ja?«

»Kannst du etwas mit mir spielen?« Mit einem Blick, der sogar, das ewige Eis hätte schmelzen können, sah sie nun hinauf zu der Schwarzhaarigen. Die Garu schluckte kurz, sah zu Anna und Kristoff, die ihr aufmunternd zu nickten und setzte dann ein breites Lächeln auf.

»Klar! Was darf's denn sein? Fangen? Verstecken? Eine Schneeballschlacht?«

Gerda überlegte kurz. Sie legte einen Finger an ihr Kinn und sah hinauf in die Luft, dann weiteten sich ihre Augen und sie quietschte kurz auf. »Erst einen Schneemann bauen! Dann fragen wir Tante Elsa und Mama und Papa, ob wir eine Schneeballschlacht machen können.«

Mikeyla zog erstaunt die Augenbrauen nach oben. So viel Euphorie war sie seit Annas Kindheit nicht mehr gewohnt gewesen. »Na gut. Was soll ich-?«

»Du machst den Bauch! Einen gaaaaaaanz, gaaaaaanz dicken.« Kichernd sah die Garu dem Mädchen zu, wie es die Arme immer weiter auseinander hielt und sich fast schon verbog um den Umfang des gewünschten Bauches zu zeigen.

»Wird gemacht.« Sie salutierte kurz vor der Kleinen und machte sich dann daran einen Ball durch den Schnee zu rollen, der immer größer wurde. Olaf bekam die Aufgabe Model zu stehen, es sollte ein großer, dicker Olaf werden. Dann sah sie es. Gerda hatte begonnen in ihren Händen Schnee erscheinen zu lassen, die Kugel wurde immer dicker, bis sie groß genug war um auf dem großen Ball Mikeylas Platz zu finden. Neugierig sah die Schwarzhaarige zu dem Mädchen.

»Wie lange kannst du das schon?« Ohne es zu wollen hatte sie Gerda aus ihrer Konzentration geschreckt. Der Schneeball fiel zu Boden und das Kind sah verschüchtert auf ihre Füße. »Bitte entschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken, du hast das so schön gemacht.« Ein kleines Lächeln trat auf das Gesicht des Wildfangs und sie sah der Garu in die bernsteinfarbenden Augen.

»Ich … ich weiß es nicht. Irgendwann konnte ich es einfach.« Verständnisvoll legte die Ältere ihr eine Hand unters Kinn und sah sie aufmunternd an. »Dann versuch es doch noch einmal und diesmal bin ich ganz ruhig.«

Schnell machte sich Gerda daran einen neuen Schneeball zu schaffen und dieses Mal gelang es ihr ohne Komplikationen. Nicht lange und sie hatten den Schneemann fertig gemacht. Er sah völlig anders aus, wie Olaf zu seiner Enttäuschung feststellte, hatte er doch so schön Model gestanden.

»Jetzt sei doch nicht traurig Olaf!« Anna versuchte ihren kleinen Freund aufzuheitern. Geknickt saß der Schneemann auf seinem Hintern und baumelte mit seinen Füßen.

»So! Und jetzt machen wir eine Schneeballschlacht!« Gerda klatschte sich in die Hände und rannte zu ihrer Tante, welche schon lachend entgegen gelaufen kam. »So, so eine Schneeballschlacht also. Und wie hast du dir das Ganze vorgestellt?«, wollte die Blonde amüsiert wissen.

»Naja Papa, Mama und ich gegen dich und Mikeyla.« Gerda brachte Elsa bis zu der Garu, stellte sie neben ihr ab und hechtete dann zu ihren Eltern. Die Blonde sah zu der Schwarzhaarigen und zog eine Augenbraue empor. »Geht es dir denn gut genug für-« Die Wölfin winkte ab.

»Du bist doch bei mir. Musst also den Löwenanteil übernehmen.«, grinste sie frech. Elsa streckte ihr undamenhaft die Zunge heraus und zog die Nase kraus. Mikeyla nahm sie wie eine Braut auf die Arme, woraufhin die Blonde kurz erschrocken aufschrie und entsetzt auf den verletzten Arm der Schwarzhaarigen starrte.

»Du bist leicht wie ein Feder und die Verletzung meines Armes ist in der letzten Stunde schon fast vollkommen verheilt.« Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen warf sie die junge Königin kurz in die Luft um sie wieder aufzufangen. Elsa schien das jedoch gar nicht zu gefallen und klammerte sich voller Angst an ihrer Seelenpartnerin fest. » Tu DAS nie wieder!«, presste sie hervor.

Die Garu gluckste kurz, nickte dann aber versöhnlich.

»Hey ihr zwei Turteltauben! Können wir nun endlich anfangen?« Anna hatte bereits einen Schneeball in der Hand und warf ihn provozierend von einer Hand in die Nächste. Olaf hatte sich derweil eine Fahne zu Recht gesucht und gab den Startpfiff.

Sofort wurden die beiden Frauen mit Schneebällen bombardiert. Lachend duckte sich Mikeyla unter der nächsten Salve weg und rannte auf Anna zu, die sie entsetzt ansah. Schon hatte sie die Rothaarige zu Boden geworfen und seifte sie mit dem Pulverschnee den sie sich geschnappte hatte ein.

Elsa lieferte sich unterdessen einen kleinen magischen Kampf mit ihrer Nichte, den beide sehr zu genießen schienen. Kristoff hatte sich hinter einem Schneewall verbarrikadiert und warf die weißen Bälle in alle Richtungen. Die Wachen sahen dem ausgelassen Treiben der Familie amüsiert zu.

Und dann passierte es. Gerda war so in die Schlacht vertieft, dass sie nicht gemerkt hatte wie die Bälle die sie formte immer größer wurden und sich mit Eis überzogen. Elsa riss die Augen auf, versuchte ihre Nichte zu stoppen, doch diese bemerkte nichts. Aus Angst ihrer Nichte weh zu tun, wehrte sich ihre Tante nicht weiter. Mikeyla hatte die brenzlige Situation bemerkt und hechtete zu der Blonden als ein Schneeball von der Größe zweier Kanonenkugeln auf die junge Königin einzuprasseln drohte.

»GERDA, NICHT!«, rief Anna noch verzweifelt aus, der die Panik der Garu nicht entgangen war und ihren Blick ebenso auf ihre Tochter gerichtet hatte. Doch es war zu spät. Das Einzige was Kristoff und seine Frau sahen, war eine riesige Schneewehe und ihre Tochter, die sich erschrocken die Hände vor die Augen hielt und begann zu wimmern. Nichts regte sich, niemand sagte etwas, alle verharrten mit dem Augen auf dem Punkt an dem gerade noch Elsa gestanden hatte. Ein enormer Schneehügel lag direkt vor ihnen. Endlich berappte sich Anna und rannte zu ihrer Tochter um sie in die Arme zu nehmen. Kristoff war dabei den Schnee weg zu schaufeln als der Hügel sich auf einmal zu bewegen begann. Er wich zurück und wurde von Kopf bis Fuß mit Schneebedeckt, als Mikeyla sich aufrichtete und den Schnee dabei zur Seite sprengte. Elsa lag in ihren Armen und hatte die Augen zusammen gekniffen. Sie hatte ihre Hände in das Leinenhemd der Garu gekrallt und drückte ihre Nase in deren Schulter. Ein sanftes Lachen und eines ihrer Augen öffnete sich langsam.

»Alles okay, Schneeflöckchen?«, witzelte die Schwarzhaarige. Schnüffelte dann jedoch an der Blonden, nur um sicher zu gehen, dass sie sich auch wirklich nicht verletzt hatte. Doch kein Blutgeruch war auszumachen und so entspannte sich die Wölfin wieder.

»Was?« Perplex richtete sich die Blonde nun vollends auf.

»Ich habe … ich habe mir erlaubt mich als dein Schutzschild … naja vor dich zu werfen.« Sofort zappelte Elsa in ihren Armen, bis sie sanft auf ihre Füße gesetzt wurde und untersuchte ihre Seelengefährtin auf mögliche Verletzungen. Mikeyla sah liebevoll zu der Blonden, schüttelte den Kopf und ging dann zu Gerda, die in den Armen ihrer Eltern Trost suchte und bitterlich weinte.

»Hey, Kleines. Bitte weine nicht mehr, deiner Tante geht es doch gut!«

»A-ab-aber … i-ich h-hab.« Ihr schluchzen war herzzerreißend. Immer wieder schüttelte es das Kind durch und sie wandte den Blick ab, als Elsa zu ihr geeilt kam. Behutsam tätschelte sie den Rücken des Kindes und küsste sie auf den Haarschopf.

»Shhht. Es ist doch alles gut. Siehst du? Ich bin ganz gesund.«, flüsterte sie sanft.

»Weißt du Gerda. Deine Tante hat, als sie so klein war wie du, auch manchmal etwas Schwierigkeiten gehabt mit ihren Kräften umzugehen. Das ist gar nicht schlimm!« Langsam drehte sich das Kind zu der Garu und musterte sie schniefend. »Deine Tante hatte Angst und ich hab ihr dann geholfen, weil ich viel aushalte und ich mir nicht so schnell weh tue.«, dabei klopfte sich Mikeyla mit der Faust auf die Brust um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. »Wenn du möchtest kann ich dabei sein wenn du mit ihr übst, dann brauchst du keine Angst haben jemandem weh zu tun.«, beendete sie lächelnd ihren Satz.

Elsa sah mit tränenden Augen zu der Schwarzhaarigen. Ihre Hände zitterten als sie Mikeyla berührte und ihren Kopf in deren Halsbeuge vergrub. Leise brummte diese und schlang ihre Arme um die Blonde. »Hab ich-?«

Die Königin schüttelte leicht den Kopf.»Nein, es ist nur …«

Die Garu verstand und tätschelte Elsas Rücken.

»Tante Mikeyla?« Gerda sah mit großen, verweinten Augen zu der Frau. » Bleibst du bei uns?« Für einen kurzen Moment sah sie das Kind an und wusste nicht was sie sagen sollte, dann wurden ihre Züge weicher und sie nickte leicht.

»Wenn deine Tante möchte, dass ich bleibe … dann werde ich bleiben.« Kurz konnte sie spüren wie Elsas Körper ein Zucken durchfuhr, dann entspannte sie sich.

»Ich denke wir gehen rein und trinken eine warme Schokolade, was meinst du mein Schatz?« Kristoff sah zu seiner Familie und schob sie Richtung Tür. Während Anna ihn fragend ansah deutete er nur mit einem Nicken Richtung der beiden Frauen. Ein leises »Sie brauchen, denke ich, etwas Zeit für sich.«, war noch zu hören, bevor sie im Schloss verschwanden.

Die Blonde atmete schwer und zitterte immer weiter. Mikeyla wimmerte als sie ihre Seelenverwandte so voller Schmerz sah. »Was kann ich tun?« Ihre Stimme war belegt und auch ihre Augen wurden feucht. Sie wusste was Elsa brauchte, was sie wollte. Ihr Innerer Wolf drängte darauf, schrie wütend auf, sie solle sie halten, beruhigen und der jungen Frau endlich zeigen, was sie ihr bedeutete.

»Du weißt es doch.«, flüsterte die Blonde leise. Die Garu leckte sich kurz über die Lippen, hin und her gerissen von ihren eigenen Gefühlen, die sie zu überwältigen drohten, dem was sie Elsa geben wollte, was sie bereit war zu geben und was ihr ihre Moral sagte.

»Ich weiß nicht wie ich dir deine Erinnerungen wieder geben kann.« Verzweifelt schloss sie die Augen und klammerte sich an ihre Seelengefährtin, wollte sie nah bei sich spüren. »Ich weiß nicht, was ich tun muss damit es besser wird.« Tränen brachen jetzt auch aus ihr heraus.

Elsa stieß sich behutsam von ihr ab, legte ihr eine Hand unter das Kinn, sodass Mikeyla sie ansehen musste. Ihre eigenen Tränen bahnten sich unaufhaltsam einen Weg an ihren Wangen hinab. »Ich spüre was du willst, so wie du fühlst was ich will.« Tief atmete sie die kühle Luft ein. Keine der beiden Frauen hatte von dem toben Sturm um sie herum Notiz genommen. Beide fixierten sich.

»Schneeflöckchen!«, hauchte die Schwarzhaarige, dann stand der Sturm still.

Elsa schüttelte ihren Kopf, biss sich auf ihre Lippe und sah gequält zu der Garu.

»Warum? Warum lässt du uns so leiden?« Dann rannte sie zu ihrer Familie ins Schloss und ließ Mikeyla allein zurück.

»Es tut mir so leid!« Ein lautes Wolfsheulen ertönte und die Schwarzhaarige sackte vor Schmerz auf den Boden. Sie spürte Elsas gebrochenes Herz in ihrer eigen Brust zerbersten.

Klarheit

Es war mitten in der Nacht. Die Nordlichter tanzten bereits am Himmel und Mikeyla saß auf einer der Bänke, starrte trübsinnig zu den Sternen und hielt sich ihr Herz. Sie hatte nicht gewagt wieder ins Schloss zu gehen, sie wollte Elsa nicht noch mehr weh tun.

Klatsch! Ein pochender Schmerz brannte auf ihrer linken Wange und sie sah perplex zu Anna, deren Flache Hand immer noch in der Luft schwebte. Sie atmete heftig und hatte die Zähne zusammen gebissen.

»Wie kannst du es nur wagen?« Sie schrie aus voller Kehle. Die Garu sah sie immer noch geschockt an. »Ich habe das Gefühl, du hast zu viel Blut verloren und dein Kopf funktioniert deshalb nicht mehr richtig!« Sie stemmte ihre zierlichen Hände in ihre Hüften und sah aus als würde sie Mikeyla jeden Moment anspringen wollen.

»Was?«

»Du fragst auch noch was!? Elsa ist in ihrem Zimmer, sie hat sich eingesperrt, weil du zu feige bist um zu dem zu stehen was du bist!«

Der Wolf in Mikeyla heulte auf, gab ihr Kraft sich endlich zur Wehr zu setzten.»Ich weiß was ich bin! Und wer ich bin! Ich stehe sehr wohl zu meiner Herkunft!«

»Es geht hier nicht um deine Herkunft! Du bist ihre Seelenverwandte, also kümmere dich gefälligst auch so um sie. Sie braucht dich! Sie … sie liebt dich und du?! Du lässt sie leiden, hälst sie an dich und schiebst sie wieder weg!«

»Und was soll ich deiner Meinung nach tun?«, kam es resignierend von der Garu.

Anna schüttelte ungläubig den Kopf und fasste sich an ihre Stirn. »Sie fühlt was du fühlst, glaubst du ihr wären deine Blicke entgangen? Oder ihre wäre es gleich wie du mit ihr umgehst?« Der Blick der Rothaarigen wurde weicher. »Ich habe meine Schwester noch nie so erlebt, ihr Zimmer … als ich meine Hand an die Tür legte war sie eiskalt, vermutlich tobt darin ein Sturm. Wegen dir verschließt sie die Türen wieder! Sie braucht dich. Geh zu ihr und dieses Mal solltest du wirklich auf sie zu gehen.«

»Ich kann nicht!«

»Warum nicht?«

»Sie hat etwas Besseres verdient, sie hat verdient eine Familie gründen zu dürfen, einen Mann an ihrer Se-« Klatsch!! Schon hatte Anna ihr erneut eine verpasst.

»Sie will aber dich! Und jetzt geh, sonst hol ich Kristoff und der ist auch nicht gut auf dich zu sprechen.« Ungläubig schüttelte Mikeyla ihren Kopf, stemmte sich von der Bank und schlurfte Richtung Empfangssaal. Sie wusste wie es Elsa gerade erging. Innerlich war sie zerrissen, alles in ihr schrie nach der Blonden, aber ihr Kopf … ihr Kopf sagte, dass es nicht sein durfte, da Elsa eine Königin war und Verpflichtungen hatte, unteranderem auch das Gebären von Erben. Ihre Schritte hallten in den Gängen wieder. Alles war so vertraut, die Gerüche, die Bilder … nichts hatte sich in den Jahren ihrer Abwesenheit verändert. Fast automatisch trugen ihre Füße sie zu Elsas Zimmer. Sie spürte die Wut, die Angst, die Verwirrung, die durch die Türe zu ihr hindurch drangen. Langsam drehte sie den Türknauf und drückte sie auf. Sämtliche Möbel waren von Schnee bedeckt, Eiszapfen bildeten sich. Spitz und bedrohlich ragten sie von der Decke.

»Geh!« Die Worte trafen die Garu wie ein glühendes Messer ins Herz. Sie hörte den Zorn der Blonden, wich jedoch nicht zurück. Sie durfte sie jetzt nicht alleine lassen.

»Ich habe dich zu lange allein gelassen, ein weiteres Mal …. Lasse ich das nicht zu.« Elsa hatte mit dem Rücken zu ihr gestanden, nun drehte sie sich um. Die Hände zu Fäusten geballt, ihre Augen zusammen gepresst. Mikeyla bewegte sich langsam auf die Blonde zu. Plötzlich wurde sie zur Seite geschleudert und hing an der Wand. Eiszapfen waren auf sie gerichtet. Elsa öffnete die Augen und fixierte die Wölfin mit schmerzverschleiertem Blick.

»Bevor du kamst … war alles in Ordnung.«

»Das war es nicht. Ich konnte selbst auf diese enorme Entfernung deine innere Leere spüren. Du hast dich nach mir gesehnt, obwohl du nichts mehr von mir wusstest...« Leise fügte sie hinzu»... und ich sehnte mich nach dir.«

Der Sturm ließ langsam nach. Immer noch wurde sie von Eiszapfen an der Wand gehalten, doch sie spürte, dass Elsas Widerstand zu brechen begann.

»Wenn du dich so sehr gesehnt hast … Wieso bist du nicht zurückgekommen?« Der Schmerz in der Stimme der Blonden lies Mikeyla wimmern.

»Weil du etwas besseres verdient hast. Weil du ein Leben verdient hast, ein Leben mit Kindern, mit Mann und von mir aus auch mit einem verrücktem Schneemann als Haustier oder was weiß ich.« Ihre Stimme brach. Tränen liefen ihre Wangen hinab, ihr Wimmern wurde lauter.

»Du hättest weiterhin gelitten, nur damit ich-?«

»Natürlich! Ich spüre, dass du dich nach einer eigenen Familie sehnst Elsa.« Das Herz der Garu wollte ihr aus der Brust springen. »Ich will doch nur, dass du glücklich bist!«

Die Eiszapfen schmolzen und die Schwarzhaarige sackte wie ein nasser Sack zu Boden. Elsa stützte sich an ihrem Schreibtisch ab und weinte. »Warum tut es so weh? «

»Weil du mit mir eine besonders rebellische Garu erwischt hast.« Erschrocken riss die Blonde die Augen auf, als sie zwei warme Hände an ihren Hüften spürte. Behutsam wurde sie umgedreht, doch sie wandte den Blick ab, wollte Mikeyla nicht in diese bernsteinfarbenen Augen sehen. Mittlerweile fielen nur noch vereinzelte Flocken aus dem Nichts. Das Eis begann zu schmelzen.

»Elsa, bitte sie mich an.« Behutsam nahm sie das Gesicht der Königin in beide Hände. Ihr Zopf hing über ihrer Schulter, kleine Eiskristalle funkelten darin. Die eisblauen Augen sahen hoffend in die Augen der Garu. Zärtlich strich sie ihr die Tränen von der Wange und nahm sie in ihre Arme. Fest drückte sie den kalten Körper an sich. Egal was Elsa nun von ihr wollte, was sie verlangte, Mikeyla hatte nicht mehr die Kraft ihr irgendetwas zu verweigern. Die Blonde drückte sich ihr entgegen, legte sich in die Umarmung hinein und genoss die Wärme die von der anderen aus ging. Eine ganze Weile verharrten sie so, bis sich die Königin aus der Umarmung löste. Unverwandt sah sie zu der Wölfin.

»Ich …«

»Schneeflöckchen.«, wisperte die Garu leise.

Elsa hatte die kurze Distanz in wenigen Sekunden überbrückt. Mikeyla hielt die Luft an, als sie die weichen, kühlen Lippen auf ihren eigenen Spürte. Der Kuss war kurz, unsicher und dennoch so voller Liebe. Vorsichtig sah die Blonde zu der Schwarzhaarigen, ein zärtliches Lächeln umspielte deren Lippen. Die junge Königin biss sich auf die Unterlippe, legte ihre Hände um den Hals der anderen und beobachtete deren Reaktion. Sie regte sich nicht, wartete ab, was ihre Seelenverwandte tun würde. Der Wolf in ihr winselte vor Freude. Elsa zog Mikeyla zu sich und legte ihre Lippen wieder auf die der Schwarzhaarigen, vorsichtig vertiefte sie den Kuss, genoss jede einzelne Sekunde.

Dann durchfuhr es ihren ganzen Körper. Eine heiße Welle bahnte sich den Weg, von ihrem Bauch bis zu ihrem Kopf. Ein Gefühl der Leichtigkeit durchflutete ihren Körper und ihr Herzschlag hatte sich fast überschlagen. Sie war glücklich. Das war es was sie wollte, was sie brauchte, was sie die ganze Zeit vermisst hatte.

Plötzlich riss sie die Augen auf und sank auf den Boden. Elsa hielt sich den Kopf, presste ihre Handballen gegen die Schläfen und atmete stoßweise ein und aus. Mikeyla ging erschrocken auf die Knie und nahm sie behutsam in ihre Arme.

»Was?«

»Ich kann mich wieder … meine Erinnerungen sind zurück.« Sie sah mit schmerzverzerrtem Gesicht zu der Garu und dann lief alles vor ihrem inneren Auge ab.

Erinnerung 1

Nervös lief sie in ihrem Zimmer auf und ab. Versuchte verzweifelt die Kontrolle über ihre Kräfte zu behalten. Ihre Hände waren wie gewohnt von Handschuhen verdeckt. Ihr Vater hatte sie Elsa gegeben, so sollte es ihr leichter fallen ihre Gefühle zu verbergen. Sie war nun 17 Jahre. Wieder klopfte es an der Türe und die junge Frau konnte die helle Stimme Annas hören. Die Blonde legte sich die Hände auf die Ohren, wie ein Mantra flüsterte sie zu sich leise»Du darfst nichts fühlen! Du darfst nichts fühlen!«

Dann hörte sie von außen eine weitere Stimme. Langsam nahm sie die Hände von ihren Ohren, verschränkte ihre Arme vor der Brust als würde sie frieren und wartete auf das Zeichen, das ihr erlaubte die Tür zu öffnen.

»Ich bin ihre Schwester!«, hörte sie es verzweifelt ausrufen.

»Anna, ich weiß. Sie-«

»Warum darfst du zu ihr und ich nicht?!« Dann hörte sie Füße auf dem Boden aufstampfen. Die Schritte verhallten nach einer endlosen Minute und Elsa atmete langsam aus.

Die Blonde ging auf die Türe zu, hielt den Schlüssel bereits in der Hand als das Klopfzeichen an ihrer Türe erklang. Sofort steckte sie den Schlüssel hinein und öffnete sie einen Spalt. Sie begegnete dem besorgten Blick der Frau vor ihr, wandte sich ab und ging zurück in ihre Zimmer. Leise wurde die Tür hinter ihr geschlossen während Elsa sich auf ihrem Bett niederließ. Behutsam tätschelte jemand ihre Schulter, ihr erster Impuls war zurück zu weichen, aber sie wiederstand dem Drang. Als sie auf sah konnte sie in die bernsteinfarbenden Augen ihrer engsten Vertrauten sehen. Die schwarzen, langen Haare hingen auf rechter Seite wellig hinunter, während die Linke Seite verflochten war. Ein kleiner geflochtener Zopf hinter ihrem Ohr hing hinab. Elsa hatte immer wieder versucht ihre wilde Mähne zu bändigen, stieß jedoch jedes Mal auf Widerstand. Liebevoll sah sie zu ihr hinunter und die Blonde wurde ruhiger.

»War es schön mit Anna?«, fragte sie traurig ihr Gegenüber. Mikeyla zog eine Augenbraue nach oben, seufzte und setzte sich neben die Prinzessin.

»Deine Schwester ist ein Wirbelwind! Mit 14 Jahren sollte man eigentlich meinen sie sei aus dem Alter heraus mit einem Wolf durch den Schnee toben zu müssen, aber irgendwie versucht sie mich immer noch dazu zu überreden in dieser Form zu bleiben und mein leben als Mensch aufzugeben.« Elsa sah sie lächelnd an.

»Naja, ich kann sie schon verstehen.« Mikeyla legte den Kopf schräg und sah fragend zu der Blonden, die sich die Hand vor den Mund hielt und leise kicherte.

»Du hast unglaublich weiches Fell und du bist niedlich!«

Beleidigt plusterte sich ihr Gegenüber auf, was Elsa ein noch lauteres Kichern entlockte. »Ich bin nicht niedlich!«, kam es dann entsetzt von der Schwarzhaarigen.

»Doch! Vor allem, wenn du so beleidigt schaust und wenn du dich in den Schnee wirfst, dich darin rum wälzt, mit deinem Schweif wedelst und dich am Bäuchlein kraulen lässt, bist du unglaublich süß.«

Resignierend ließ Mikeyla ihren Kopf hängen, stellte aber erleichtert fest, dass die Temperatur in dem Raum sich wieder normalisiert hatte. Missbilligend sah sie auf die behandschuhten Hände Elsas und ließ ein leises Knurren verlauten. Die Blonde verstand sofort und knetete den Saum ihres grünen Kleides.

»Du weist, was Vater gesagt hat und sie helfen mir. Ich fühle mich sicherer mit ihnen.«

»Das ist ja alles schön und gut. Aber … musst du sie denn tragen, wenn ich bei dir bin? Du weist ich mag diese Dinger nicht, ich habe keine Angst vor dir und deiner Gabe! Ich fühle mich immer wie so … als würdest du mich fernhalten wollen.« Die Garu sah mit zusammen gezogenen Augenbrauen zu ihrer Seelengefährtin.

Elsa biss sich auf ihre Unterlippe. Langsam und zitternd zog sie die langen, grünen Handschuhe aus und legte sie in ihren Schoß. Mikeyla berührte behutsam, die weiche, helle Haut und lächelte leise.»Viel, viel besser.«

Die Mundwinkel der Blonden zuckten kurz auf und sie entspannte sich etwas. Die Garu war die Einzige, seit ihrer Kindheit, seit dem ihr Vater ihr die Handschuhe geschenkt hatte, die ihre Hände sehen und auch anfassen durfte. Warum sie es zuließ, wusste sie selbst nicht, aber etwas an der Schwarzhaarigen sorgte dafür, dass sie ihr vertraute. Gähnend streckte sich Mikeyla und lief zum Fenster unter dem ein riesiges Hundekörbchen stand. Elsa hatte damals darauf bestanden, dass die Wölfin bei ihr schlafen durfte, was ihre Eltern ihr nur zu gern erlaubten, hatten sie sie doch schon von Anna trennen müssen. Nachdenklich sah die Garu nach draußen, der Schnee bedeckte das Land und sie lächelte leise. Sie liebte den Winter. Seit dem Unfall zwischen Elsa und Anna damals, war sie die einzige Verbindung der Schwestern. Wenn Elsa ihren Studien nachging, spielte Mikeyla mit ihrer jüngeren Schwester und erzählte der Blonden dann immer davon. Sehnsüchtig hing sie ihr zu meist an den Lippen, freute sich jedoch darüber Anna wenigstens so nahe sein zu können. Zwar hatte Mikeyla versucht Elsa dazu zu ermutigen mit ihrer Schwester Zeit zu verbringen, aber ihre Angst war zu groß.

Die Garu wurde aus ihren Gedanken gerissen als es an der Türe klopfte. Sie zupfte sich kurz ihr schwarzes Lederwams mit dem Wappen der königlichen Familie zu recht, sah zu ihrer Hose und ihren Stiefeln, die beide sauber waren und dann zu der Blonden, die das ganze amüsiert beobachtet hatte.

»Du siehst immer wundervoll aus, du musst deine Kleidung nicht kontrollieren.«, kam es frech von der Garu.

Dann drang leise die Stimme von Elsas Vater durch die Tür.

»Elsa mein Kind, es ist Zeit für deinen Tanzunterricht!«

Sie verkrampfte sich etwas, streifte hektische ihre Handschuhe über und öffnete ihm die Tür. Sein warmer Blick ruhte auf der Blonden. Mikeyla ging einige Schritte auf die beiden zu, stoppte und verbeugte sich vor dem König.

»Eure Majestät.«

Freundlich lächelte er der Schwarzhaarigen zu und nickte leicht. »Ich hoffe Anna hat nicht zu sehr über die Strenge geschlagen.« Belustigt musterte er wie die Garu etwas rot wurde.

»Nein eure Hoheit. Es war mir wie immer ein Vergnügen.«

»Vater … muss ich-.?«

»Elsa, es ist wichtig, dass du das Tanzen erlernst. Ich weiß du magst den Unterricht nicht, aber es ist von Bedeutung, da dabei auch Konversation betrieben wird, die für eine gesunde Zukunft unerlässlich ist.«, endete er seinen fast täglichen Vortrag. Besorgt sah er zu der Blonden, wollte sie in seine Arme schließen, hielt in der Bewegung inne und senkte seine Arme wieder. Er wusste, dass sein Kind es nicht wollte. Sie so zu sehen schmerzte ihn sehr. Dann sah er zu Mikeyla, die seine Tochter ebenfalls besorgt und liebevoll ansah. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.

»Was würdest du davon halten, wenn du heute mit Mikeyla zusammen den Tanzunterricht beginnen würdest?«

»Ginge es denn?« Hoffnung schimmerte in den eisblauen Augen. Sie sah zu der Schwarzhaarigen, die perplex zu ihrer Seelengefährtin und dann zu deren Vater sah.

»Natürlich, vorausgesetzt ihr beiden tanzt auch und lacht nicht ständig über den armen Gunther.«

Elsa sah ertappt zu der Garu, welche versuchte ein breites Grinsen zu unterdrücken. Ja der Haus- und Hofmeister des Schlosses hatte es nicht leicht mit den Schwestern und da die Garu nur allzu gern jeden Spaß mit machte … hatte der arme Mann drei junge, unverbesserliche Damen um die er sich kümmern musste.

»Natürlich.«

»Gut dann solltet ihr nun hinunter in den Ballsaal gehen.«

Damit ging er von dannen. Mikeyla nahm die Hand der Blonden und zog sie mit sich hinunter.
 

Die Tanzstunde verlief ohne Komplikationen, bis auf die Tatsache, dass Mikeyla bis zu diesem Zeitpunkt noch nie tanzen musste. So hatte Elsa sichtlich Spaß daran es der Schwarzhaarigen beizubringen. Beide Frauen genossen die Nähe, die durch die enge Körperhaltung entstanden war. Der Garu war schon lange bewusst, dass ihre Prägung, die sie bis jetzt geheim gehalten hatte sich nun bemerkbar machen würde. Sie wusste nicht inwieweit die Blonde um ihre Verbindung wusste, ob sie sie über die verwirrenden Gefühle aufklären sollte, die in beiden immer häufiger durch zu brechen drohten. Elsa hatte ihre Blicke schon ein paar Mal bemerkt, suchte selbst ihre Nähe und schmiegte sich oft an sie. Mikeyla spürte die Sehnsucht in der Blonden wachsen und nur zu willig würde sie alles für die junge Frau tun. Doch was würde die Familie sagen? Und war es fair, dass sie Elsa die Chance auf eine Familie nahm nur weil sie sich geprägt hatte?

Zurück in Elsas Zimmer saßen sich beide Frauen gegenüber und waren in ein Schachspiel vertieft, dessen Ausgang sehr ungewiss war. Die Schwarzhaarige sah zwar auf das Brett, war aber viel zu sehr damit beschäftigt ihre Gedanken zu ordnen.

»Mikeyla?« Je riss die Blonde die Garu aus ihren Gedanken.

»Hm?«

»Du bist schon seit bestimmt fünf Minuten mit deinem Zug dran.«, entgegnete sie vorsichtig lächelnd.

»Oh, entschuldige bitte.« Verlegen sah die Schwarzhaarige zu der Blonden.

»Was ist los? Du bist seit einiger Zeit so abwesend.«

»Ich … ich weiß auch nicht.« Mikeyla stand auf, wandte sich dem Fenster zu und sah hinaus.

»Du vermisst deine Familie, oder?« Geschockt drehte sich die Schwarzhaarige um, die weinerliche Stimme Elsas hatte sie herumfahren lassen. »Willst du … möchtest du wieder zurück zu ihnen? Ich könnte es verstehen…«

Bedächtig schritt sie auf die Blonde zu, kniete sich vor sie und sah in die wässrigen, blauen Augen.

»Meine Familie … ist hier. Du und Anna … ihr seid für mich Familie. Ich werde nicht gehen, nicht wenn du mich nicht fortschickst.«, sagte sie ruhig.

»Ich habe nie verstanden warum du dein Rudel verlassen hast. Du hast nie darüber gesprochen.«

Die Kehle der Garu schnürte sich zu. Sie wusste worauf es hinaus laufen würde, die Blonde hatte Recht. Sie lebte nun seit knapp elf Jahren in diesem Schloss, doch hatte sie bis jetzt immer ihre Vergangenheit für sich behalten. Sie wusste alles über Elsa doch sie wusste nichts von Mikeyla. Sie winselte leise, als das schlechte Gewissen, welches sie bis jetzt immer erfolgreich wegschieben konnte, drohte sie zu übermannen. Sie musste ihrer Seelenpartnerin die Wahrheit sagen, doch wie?

»Ich … musste mein Rudel verlassen...« Sie leckte sich über die Lippen, versuchte sich passende Worte zurecht zu legen, doch ihr Kopf war wie leer.»... weil etwas vorgefallen ist und ich … du und Anna … hm.« Sie brach ab und setzte sich auf das große Bett. Betreten sah sie auf ihre Hände, welche sich in den weichen Stoff der Hose krallten.

»Du … du musstest dein Rudel verlassen?« Verwirrt sah Elsa zu der Garu, die kaum merklich nickte. »Aber warum?« Ihr Herz schmerzte, als sie die junge Frau so zerknirscht dort sitzen sah. Gerne wäre sie zu ihr gegangen, hätte sie umarmt und getröstet, aber die Angst sie zu verletzten war zu groß.

»Ich musste gehen, weil ich nicht mehr dort bleiben konnte, weil ich jemanden gefunden hatte. Elsa? Kannst du dich noch daran erinnern, was ich dir damals erzählt hatte, als du fragtest ob ich mich schon mal verliebt hatte?« Die Blonde überlegte einen kleinen Moment.

»Ja, das ist noch gar nicht so lange her. Du sagtest, dass du sowas ähnliches erlebt hast. Aber ich verstehe nicht … du warst damals sieben oder acht Jahre als du gingst. Liebe kann doch nicht der Grund sein.«

»Ich war nicht ganz ehrlich zu dir.« Schuldbewusst zog Mikeyla die Schultern nach oben und den Kopf ein. Die Blonde zog eine Augenbraue nach oben und setzte eine undefinierbare Maske auf. Der Garu wurde ganz anders, sie wusste, dass Elsa gerade mit ihren Gefühlen rang und versuchte sie weg zu sperren damit kein Schneesturm anfing zu toben. »So?«, kam es kalt von der Prinzessin.

Die Schwarzhaarige zuckte kurz zusammen. »Ja.«

Eine unangenehme Stille lag in der Luft. Der Raum kühlte ab und Mikeyla konnte sehen wie sich die Hände der Blonden in deren Kleid krallten. Sie wusste, dass sie weiter reden musste, dass sie erklären sollte, aber ihr fehlte die Kraft.

»Inwiefern hast du mich belogen?« Klirrendes Eis.

»Ich verliebte mich nicht.«, lachte sie nervös. »Ich prägte mich.«, kam es kleinlaut heraus.

Scharf zog Elsa Luft ein, mit einem Mal saß sie kerzengerade in ihrem Stuhl, den Blick unverwandt und voller Angst auf die Garu gerichtet. »Geprägt?« Sie faste sich an ihr Herz, die Augen voller Verzweiflung. »Wie lange ist es her, ich meine…«

»Ich prägte mich vor gut elf Jahren.«, kam es beschwichtigend von der anderen Frau.

»Du hast mir gesagt, dass eine Prägung vorkommen kann, dass es in der Natur eines Garu liegt und es vom Schicksal vorher bestimmt ist.« Sie schluckte.» Und das du dann dein lebenlang bei dieser einen Person bleiben wirst, weil deine Seele es so will.« Traurig sah sie zur Seite. »Dann hattest du deinen Seelengefährten schon die ganze Zeit gefunden und bist dennoch hier?«

Verwirrt zog die Schwarzhaarige die Augenbrauen zusammen. Wieso sollte sie nicht hier sein?

»Was genau bedeutet diese Prägung? Ist es wie Liebe?« Die Blonde hatte die Augen geschlossen und schluckte ihren Schmerz hinunter. Plötzlich konnte sie spüren wie etwas an ihren Handschuhen zupfte und sie auszog. Erschrocken wollte sie zurückweichen, wurde jedoch sanft an den Armen gehalten. Die bernsteinfarbenden Augen Mikeylas sahen liebevoll zu ihr und sie ließ sie gewähren.

»Eine Prägung ist nicht mit Liebe zu vergleichen, sie geht viel tiefer!« Sie legte Elsas Hände behutsam in deren Schoß und strich kleine Kreise mit ihren eigenen Fingerspitzen in der Handinnenfläche der Prinzessin. »Tiefer...«, wiederholte die Blonde noch immer geschockt, von der Aktion der Garu. Diese nickt und ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. »In dem Moment in dem man ihr in die Auge blickt …«, Bernstein traf auf eisblau.»... verschmelzen sich die Seelen. Du kannst keinen klaren Gedanken fassen, ihre bloße Anwesenheit macht dich glücklich! Du vergisst alles um dich herum und nichts ist mehr für dich von Bedeutung, nur diese eine Frau.« Mikeyla küsste bedächtig jede einzelne Fingerkuppe der Blonden. Kleine Wellen durchzuckten Elsas Körper wie Stromstöße, doch alle warm und voller Glück. »Für diesen Menschen würdest du alle Qualen auf dich nehmen, du würdest für sie sterben oder töten, wenn du es denn musst, nur um sie zu schützen. Du fühlst was sie braucht, willst was auch sie will!« Die Garu hielt kurz in ihrem Tun inne, drehte Elsas Hände um und verschränkte ihre Finger mit denen der Prinzessin. » Und du würdest alles für sie sein.«

Die Blonde sah von ihren Händen zu der Schwarzhaarigen. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust und ihre Lippen waren trocken. Etwas in ihrer Seele flackerte auf, etwas das schon immer da war, jedoch bis zu diesem Zeitpunkt nur im Verborgenen vor sich hin lodertete. »Du würdest alles für sie sein?«, wisperte sie.

» Ein Spielgefährte.« Bilder von Mikeyla und ihr beim Toben durch den Schnee.

»Ein Freund.« Erinnerungen, wie Elsa mit ihre auf dem Bett saß, sich ihre Ängste und Nöte anhörte.

»Eine Schwester.« Anna und Mikeyla, die sich liebevoll für Elsa um sie kümmerte.

»Ein Beschützer.« Die Garu stellte sich schützend vor die zwei Schwestern und nahm die Schuld für die zerbrochene Vase auf sich, obwohl die Mädchen sie beim Spielen zerstört hatten.

Die Schwarzhaarige stoppte, drückte die Hände der Prinzessin leicht und sah ihr unverwandt in die Augen.

»Eine Partnerin.« Die Blonde konnte nichts sagen, wusste nicht was sie fühlen sollte. Alles in ihr war ruhig, kein Sturm tobte, keine Angst überfiel sie mehr.

»Mikeyla …«, brachte Elsa mit belegter Stimme hervor. Die Garu sah sie voller Liebe an. Hitze stieg in die Wangen der Blonden und sie blinzelte ihre Tränen weg. Ergriffen von dem, was die Wölfin ihr gerade offenbart hatte, schloss sie die Augen, lies das Gesagte noch einmal durch ihren Kopf gehen.

»Elsa, es tut mir so leid.« Verwirrt riss diese ihre Augen auf und sah zu der Schwarzhaarigen.

»Wieso?«

»Ich … es …« Seufzend sah Mikeyla zu Seite, Liebe war dem Schmerz gewichen. »Das Schicksal hat uns füreinander bestimmt. Kurz nach unserer ersten Begegnung wurde ich acht … irgendetwas in mir, in meinem Kopf … es war wie ein Schalter, der sich umgelegt hatte. Als ich dich dann das zweite Mal sah … als ich dir in die Augen sah... es riss mir den Boden unter den Füßen weg und ich wollte nur noch bei dir sein! Für dich wollte ich leben, dir jeden Wunsch erfüllen, dich zum Lachen bringen, dich einfach … glücklich machen.« Sie ließ die Hände der Prinzessin los.» Aber du hattest nie eine andere Wahl, ich blieb einfach ohne dich zu fragen, ohne-« Eine kühle Hand legte sich auf die Lippen der Schwarzhaarigen.

»Du … du hast dein Rudel für … mich verlassen?« Ungläubig sah Elsa zu Mikeyla.

Ein Nicken.

»Das, was ich die ganze Zeit gespürt habe, dies enge Vertrautheit, Verbundenheit … das kommt alles von dieser Verbindung, richtig?«

Wieder ein Nicken.

»Du konntest vermutlich nicht anders, wie auch ich.« Die Garu legte ihr Gesicht in ihre Hände.

»Warum hast du mir nichts gesagt?« Elsa konnte den leicht vorwurfsvollen Unterton in ihrer Stimme nicht verbergen.

»Weil ich … ich wollte, dass du die Möglichkeit hast eine Familie zu gründen, dass du Mutter wirst, einen dich liebenden Mann-.«

»Findest du nicht, dass ich alt genug bin meine eigenen Entscheidungen zu treffen?« So leise die Worte den Mund der Blonden auch verließen, so fühlte es sich für Mikeyla doch so an als hätte sie gerade eine Ohrfeige erhalten. »Was, wenn ich genau das eben nicht will? Was ist, wenn ich, wenn ich keinen Mann und keine Kinder will? Du weißt, ich habe diese Kräfte … ich will nicht, dass ich sie weiter vererbe.«

Die Garu öffnete ihren Mund um etwas zu sagen, schloss ihn sofort wieder, als sie dem Blick der anderen begegnete.

»Was könnte ich mir mehr wünschen.« Elsa stand von ihrem Stuhl auf, kniete sich Mikeyla gegenüber. »Als einen Menschen an meiner Seite zu wissen, der keine Angst vor mir hat, obwohl er um meine Kräfte weiß? Sie nicht als Gefahr, sondern als gute Gabe sieht? Was könnte ich mehr wollen?« Die Stimme der Blonden bebte vor Freude und Tränen.» Als jemanden, der bereit ist sich selbst so aufzugeben, wie du es für mich tatest?«

Weinend umarmte sie die Garu, schmiegte sich an die junge Frau und bettete ihren Kopf in deren Halsbeuge. Sie vergaß alles um sich herum. Was jetzt zählte, war die Wärme zwischen ihnen, die Liebe, die sie deutlich spüren konnte. Augenblicklich schloss Mikeyla sie enger in die Umarmung und lehnte ihren Kopf behutsam auf Elsas Haar um deren Frisur nicht zu zerzausen. Sie brauchte dafür jeden Morgen lange genug, den Dutt zu frisieren und die Haare zu bändigen war nicht einfach.

Die beiden Frauen verharrten so einige Minuten, bis sich die Blonde langsam aus der Umarmung löste, ihre Hände zitternd an die Wangen der Schwarzhaarigen legte und sie unsicher ansah. Liebevoll schaute die Wölfin zu ihrer Seelengefährtin, überbrückte den kleinen Abstand zwischen ihnen und legte sanft ihre Lippen auf den kühlen, weichen Mund der Blonden. Kurz und süß kam der Kuss der Garu vor. Ihr Herz überschlug sich, ihr Magen fühlte sich schwerelos und vor ihrem inneren Auge tanzten sämtliche Farben.

»Ich liebe dich.«, flüsterte sie leise. Elsa öffnete langsam ihre Augen, sah in das leuchtende Bernstein und atmete einmal tief ein und aus.

»Ich lieb dich auch.« Schon verschloss sie die Lippen der Schwarzhaarigen erneut mit ihren eigenen.

»Was geht hier vor sich?!?! Elsa! Geh sofort von ihr weg!« Schreiend stieß der König die Türe auf. Mit Entsetzen hatte er seine Tochter und die Garu beobachtet. Er wusste, dass sie sich nahe standen, doch so nahe? Nein! Das durfte nicht sein! Mit erhobenem Schwert ging er auf sie zu ….

Erinnerung 2

>>Vater! Nicht!« Mikeyla war mit Elsa auf ihren Armen aufgesprungen, hielt sie an sich und sah entschuldigend zu dem Mann ihr gegenüber.

»Lass meine Tochter los! Ich dachte ich könnte dir vertrauen und du würdest ihr gut tun, aber ich habe mich getäuscht.« Behutsam setzte die Garu die Blonde ab.

»Vater, bitte!« Beschwichtigend hob Elsa ihre Hände und trat auf dem Mann ihr gegenüber zu. Sein Schwert immer noch fest in der Hand und den Blick vernichtend auf die Wölfin gerichtet. Verzweifelte Tränen rannen an den Wangen der Prinzessin hinab.

»Nein! Du wirst sie nicht mehr sehen! Egal was ich tun muss um dich vor diesem … diesem Monster zu schützen, ich werde es tun.« Außer sich vor Zorn stieß er die junge Frau zur Seite und hastete auf die Wölfin zu. Von seinem Tun aus der Starre gerissen drang ein tiefes knurren aus der Kehle Mikeylas. Blitzschnell wich sie dem Schwerthieb aus und hastete zu der Blonden die fassungslos am Boden lag.

»Schneeflöckchen?« Behutsam half sie der Prinzessin auf.

»Mir geht es gut. Ich-« Elsas Augen weiteten sich als sie über die Schulter der Garu sah. Der König hatte sich umgedreht und holte erneut zum Schlag aus. Gerade noch rechtzeitig ließ die Blonde einen eisigen Schutzwall aus dem Boden empor steigen. Der Hieb prallte am Eis ab, lautes klirren von Metall war zu hören.

»Tochter!« Verzweifelt hackte er auf den Wall ein.

» Eure Majestät, ich bitte Euch-«

»Halt deinen verlogenen Mund! Ich hätte nie eine Garu in mein Haus lassen dürfen! Ihr seid eben doch alle gleich!«

»Vater, sie hat doch nichts getan! Das Schicksal hat sie und mich zusammen geführt, bitte versteh doch.«, schrie Elsa ihrem Vater verzweifelt entgegen. Ein Eissturm wütete bereits in ihrem Zimmer und begann sich weiter aus zu breiten. Die Wachen hatten derweil von dem Chaos Notiz genommen und hechteten dem König zur Seite. Gemeinsam bearbeiteten sie den Wall. Mikeyla sah verzweifelt zwischen der Eismauer und ihrer Gefährtin hin und her. Dann verebbte der Lärm. Unruhig verlagerte die Garu ihr Gewicht, immer noch darauf bedacht Elsa mit ihrem Leben zu verteidigen, wenn es sein musste. Plötzlich ertönte die Stimme des Königs erneut.

»Was meinst du damit „Das Schicksal hat euch zusammen geführt“?« Er rang verzweifelt um Atem und um Fassung, das war deutlich zu hören. Langsam erhob sich die Blonde und griff sich an ihr Herz. Der Sturm wurde schwächer.

»Sie kann ebenso wenig wie ich etwas für die Gefühle, die in uns wuchsen. Sie hat sich auf mich geprägt, Vater!« Leise fügte sie hinzu,» Und ich bin glücklich damit!«

»Du wirst Königin sein Elsa! Ich weiß, dass du viel durchgemacht hast Liebes, aber sie ist eine Garu und ich kann nicht zulassen, dass du dich von einer wie ihr abhängig machst. Es ist mir egal, was ich tun muss um diese Prägung zu stoppen, solange du nur ein normales Leben leben kannst.«, schrie er verzweifelt aus.

»Ein normales Leben?!« Hysterisch warf die Blonde die Hände in die Luft.»Du hast mir immer gesagt ich dürfe nichts fühlen! Hast mich von anderen Menschen aufgrund meiner Kräfte ferngehalten ,weil du es nicht besser wusstest und ich habe dir nie einen Vorwurf gemacht! Aber jetzt, jetzt wo ich die Möglichkeit hätte glücklich zu sein, mit einem Menschen dem meine Gabe gleich ist, da willst du mich von ihr trennen und das nur weil sie eine Garu ist?! Ich werde nie normal sein! Und lieber habe ich ein erfülltes Leben und bin wer ich sein will, als unglücklich für den Rest meines Lebens meine Gefühle und mich selbst verleugnen zu müssen!« Bestimmend stellte sie sich an Mikeylas Seite und drückte deren Hand.

»Elsa?! Um Gottes Willen, Liebling, was geht hier vor sich?« Die verängstigte, weiche Stimme der Königin war zu hören. Sie hatte den Tumult mitbekommen und war sofort zu dem Zimmer ihrer ältesten Tochter geeilt.

»Unsere Tochter … die Garu hat sich auf sie geprägt!«

Ein erstickter Schrei war zu hören und es lief Mikeyla eiskalt den Rücken herunter. Davor hatte sie Angst, dass hatte sie nie gewollt. Sie liebte Elsa, sie wollte das Beste für sie. Doch nun schien alles wie ein schrecklicher Alptraum. Sie spürte die Entschlossenheit der Blonden, die Liebe die sie für die Wölfin empfand, aber war es das alles Wert?!

»Mutter, es geht mir gut! Bitte versteh du mich wenigstens. Mikeyla hat doch niemandem etwas getan« Die Temperatur im Raum stieg langsam wieder an, dass Eis begann zu tauen» Sie kann genauso wenig etwas dafür wie ich.« Das Eis war soweit getaut, dass sie in die verzweifelten Augen ihres Vaters und die bangende ihrer Mutter blicken konnte. Sie biss sich auf die Unterlippe, blieb jedoch bei der Garu stehen.

Der Blick ihrer Mutter wechselte zwischen den beiden Frauen hin und her, niemand wagte es auch nur einen Ton zu sagen, die Wachen standen noch immer dort mit erhobenen Waffen, warteten auf ein Zeichen zum Angriff.

»Elsa … ist es das was du wirklich willst?« Die Züge der Königin wurden weicher.

»Ja. Das ist es, was ich wirklich will.«

Ihre Mutter wandte sich an Elsas Vater, legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm und drehte seinen Kopf zu ihr. » Liebling. Elsa, sie steht kurz vor ihrem 18. Geburtstag und wenn es ihr Schicksal ist?« Resignierend ließ der König das Schwert sinken, sein Blick wurde sanfter, auch wenn der Schmerz nicht weichen wollte. » Ich glaube nicht das Mikeyla irgendetwas provoziert hat, sie ist unserem Hause loyal ergeben, dass war sie schon immer. Mir gefällt das alles auch nicht und ich bin verwirrt, aber … gemeinsam könnten wir eine Lösung-.« Begann sie, wurde jedoch unterbrochen als plötzlich ein roter Haarschopf entsetzt in das Zimmer lugte. Annas Augen weiteten sich und sie rannte wütend zu den Wachen, welche ihre Waffen noch immer drohend auf Mikeyla gerichtete hatte. Die Schwarzhaarige stand ganz still da, regte keinen Muskel.

»Was ist denn hier los?! Vater, Mutter, warum bedrohen Wachen meine Schwester und Mikeyla?«, wollte sie neugierig wissen. Von dem Erscheinen Annas abgelenkt sahen Elsa und die Schwarzhaarige zu ihr und bemerkten nicht, wie eine der Wachen ausbrach und die Blonde zur Seite zog. Entsetzen trat auf Elsas Gesicht. Sie wollte sich wehren, schoss aus Reflex einen Eisblitz aus ihren Händen, genau in Richtung ihres Vaters, der wie zur Salzsäure erstarrt das Geschehene beobachtet hatte. Anna schrie verängstigt auf und hielt sich schützend die Arme vor ihr Gesicht. Ohne weiter darüber nach zu denken stellte sich die Garu vor den König und wurde mit voller Wucht von den Füßen gerissen, als der Zauber sie traf. Wie ein Dolch aus Eis brannte sich der Schmerz tief in die rechte Schulter der Wölfin. Ein schmerzersticktes Wimmern, zu mehr war sie nicht fähig als sie auf dem Boden aufschlug.

»Mikeyla!!!« Verzweifelt wehrte sich Elsa gegen den Griff der Wache, konnte sich losreißen und rannte zu ihrer Seelenverwandten. Weinend nahm sie die Schwarzhaarige in ihre Arme, kämpfte gegen den Schmerz in ihrer Seele an. Sie hatte es nicht gewollt! Sie wollte keinen Eisblitz abfeuern, weder auf ihren Vater noch auf die Garu.

»Nein, das darf nicht sein! Nicht schon wieder!«, flüsterte sie mit brechender Stimme. » Bist du nun zu frieden?«

Ihr Vater hatte sich nicht mehr geregt, zu tief saß der Schock. Langsam sah er zu der Garu, die sich vor ihn geworfen hatte um ihn zu schützen, die bereit gewesen war für ihn zu sterben. Eis lag auf ihrer rechten Schulter, Eis das ihn getötet hätte, da es auf seine linke Körperhälfte zugeschossen kam. Anna rannte zu ihrer Schwester und umarmte sie, strich ihr beruhigend übers Haar und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr. Die Königin stand mit aufgerissenen Augen und den Händen vor dem Mund haltend einfach nur da.

»Das … ich …«, stammelte der König und ließ sein Schwert nun vollends sinken.

»Schneeflöckchen?« Hätte Elsa den Kopf der Garu nicht so nahe an sich gehalten, wäre ihr das Gesagte entgangen. Überglücklich sah sie in die Augen der Schwarzhaarigen. Liebevoll tätschelte sie ihr Haar. »Hör auf zu weinen! Es war ein Unfall, sowas kann schon mal passieren. Mich hat doch niemand gezwungen Blitzableiter zu spielen.« Ein krächzendes Lachen kam heraus und Mikeyla setzte ein schiefes Grinsen auf.

»Warum hast du das getan?«, fragte der Vater der Schwestern vorsichtig.

»Weil ein Garu, sein Rudel beschützt.«, kam es schlicht von der Schwarzhaarigen.

»Ich wollte deinen Tod!«

»Ihr seid Vater, der zwei liebsten Mädchen die ich kenne. Ich würde alles tun damit es ihnen gut geht. Sowie sie immer für mich da waren und ihr es immer wart, Eure Majestät. Glaubt ihr ich habe vergessen, das ihr mir ein zu Hause gabt, als ich des Rudels verwiesen wurde? Wie könnte ich?!« Langsam richtete sie sich auf.

»Aber so wie es jetzt ist, so kann es nicht sein. Die Garu … ich … mein Großvater verbannte sie aus den Städten, zu viel Unheil hatten sie angerichtet. Die Menschen haben noch heute Angst vor deines Gleichen. Ich bin dir für alles was du für meine Mädchen getan hast dankbar, aber …«, schüttelte er den Kopf und der Blick wurde fest. »Ich kann nicht zulassen, dass Elsa bei dir bleibt.Ich werde mit den Mädchen jetzt zu Wesen aufbrechen, die vielleicht dazu in der Lage sein werden eure Verbindung zu kappen.« Mitleidig sah er zu der Wölfin.» Bitte versteh mich nicht falsch. Du bist eine gute Frau, dass weiß ich und meine Reaktion tut mir leid aber … ich muss meine Familie beschützen, … das verstehst du doch? Wenn du keine Garu wärst …«

Dann wurde Mikeyla auf die Füße gerissen und von zwei Wachen grob an den Armen gepackt. Eisen wurden ihr an die Handgelenke gelegt.

»Selbst wenn es gelingt eure Verbindung zu lösen, so muss ich dennoch sicher gehen, dass es nie wieder zu einer kommen kann. Deshalb verbanne ich dich hiermit aus dem Königreich Arendelle.«

Mikeyla nickte verständnisvoll, schloss resignierend die Augen. Elsa wollte etwas sagen doch nichts verließ ihren Mund. Die Garu hörte nur zwei Körper auf dem Boden aufkommen. Geschockt öffnete sie die Augen als sie die zwei Schwestern dort liegen sah. Ihr eigener Vater hatte sie mit dem Schwertknauf bewusstlos geschlagen und sah mit sich ringend zu der Schwarzhaarigen.

»Was?!«

»Liebster, was hast du getan?« Entsetzt lief die Königin zu ihren Töchtern.

»Was ich tun musste. Wir brechen jetzt auf! Bringt sie...« Dabei deutete er auf die Wölfin.»... auf das nächst auslaufende Schiff. Sie soll soweit weg wie möglich.« Damit ließ er die junge Wölfin in der Obhut der Wachen. Zwei der anderen halfen die Prinzessinnen hinaus zu tragen.

Schmerz und Freude

Eine warme Hand an Elsas Gesicht ließ sie zusammen fahren. Sie lag auf ihrem Bett, das Zimmer eine einzige Winterlandschaft. Sie hatte sich erinnert, sie hatte ihre Erinnerungen wieder zurück. Anna saß auf der Bettkante, sie trug ein langes grünes Nachtgewandt und hielt immer noch die Wange der Blonden. Getrocknete Spuren von Tränen waren deutlich zu erkennen. Die Augen waren gerötet und die Sommersprossen besetzte Nase kräuselte sich als sich die Rothaarige mit der freien Hand über ihr Gesicht wusch.

»Mich hat es nicht ganz so heftig erwischt. Aber …. nachdem was ich jetzt gesehen habe … was ich wieder weiß … vielleicht wären wir ohne unsere Erinnerungen doch besser dran gewesen.«, lächelte Anna matt.

Elsa sah kurz an sich hinab. Sie war zu gedeckt, trug ebenfalls ihr blaues Schlafgewandt. »Ich für meinen Teil bin froh, dass ich jetzt weiß warum …Moment … wo ist Mikeyla?« Noch benommen richtete Elsa sich ruckartig auf, mit dem Resultat, dass Sterne vor ihrem inneren Auge tanzten. Als sich ihr Blick klärte, konnte sie einen großen, schwarzen Fellberg ausmachen, der neben ihrem Bett lag und langsam den Kopf anhob. Schläfrig legte die Wölfin ihren großen Kopf auf das Bett und schnüffelte an Elsas Hand. Ein leises Winseln war zu hören.

»Sie hat mich geholt als du in Ohnmacht fielst. Sie wollte dich aus der Reisekleidung holen, wusste aber nicht ob dir das so Recht wäre.« Frech grinste die Jüngere, Mikeyla schnaubte verärgert. Kleine Atemwölkchen waren sichtbar. Plötzlich schüttelte sich Anna, schlang ihre Arme um den Körper und klapperte mit den Zähnen. Elsa verstand sofort und ließ das Eis innerhalb eines Wimpernschlages verschwinden. »Viel besser! Danke Schwesterherz. So … und jetzt würde mich interessieren, was genau passiert ist. Ich habe zwar meine Erinnerungen wieder aber … nun ja … ich platzte ja mehr oder minder hinein als die „Party“ damals schon in vollem Gange war. Ich sah euch wie ihr von Wachen umzingelt wart und wie Vater und Mutter entsetzt zu euch sahen. Aber … du weißt ja selbst am besten was vorgefallen ist nehme ich an?« Ein kurzes Nicken ihrer Schwester. » Gut … nur ist mir immer noch nicht klar warum Mikeyla jetzt genau verbannt wurde und … wieso wir ausgerechnet jetzt unsere Erinnerungen wieder haben. Da Fräulein Fluff hier leider beharrlich schweigt wär ich dir dankbar, wenn du mich einweihen würdest.« Die Wölfin knurrte missbilligend und richtete sich nun zu ihrer vollen Größe auf. »Du brauchst gar nicht so zu schauen! Ich weiß, dass du mit mir reden könntest, wenn du wolltest!«

»Vater hatte Mikeyla und mich … bei etwas erwischt.«, unterbrach sie die Blonde. Elsas Wangen glühten vor Hitze und sie sah verlegen zu der Garu, welche den Fußboden genauer zu betrachtete. Zumindest schien er sehr faszinierend zu sein. Die Königin spürte noch immer die warmen Lippen auf ihren eigenen und das Verlangen ihre Seelengefährtin erneut zu küssen und sich an sie zu schmiegen, wuchs mit jeder vergehenden Minute.

»Erwischt?!« Fragend sah Anna zwischen der Wölfin und ihrer Schwester hin und her.» Bei was hat er euch erwischt?«, wollte sie neugierig wissen.

Die Blonde zog eine Augenbraue nach oben und sah die Rothaarige eindringlich an. Dann wechselte Annas leichte Röte in die einer mehr als überreifen Tomate. Sie riss die Augen auf und ihr Kiefer entwickelte ein Eigenleben. Nach ca. einer Minute betreten Schweigens, einer wild gestikulierenden Anna, einer schweigsamen und ebenso erröteten Elsa und einer Garu, die auffallend stur auf eine Staubfluse auf dem Boden sah, schloss die Rothaarige tief ein und ausatmend die Augen. Dann kicherte sie, immer lauter und heftiger.

»Könntest du bitte damit aufhören?« Entnervt verzog die Blonde ihr Gesicht.

»S-s-so-sorry. Hahaahahahaha …«

»Was daran ist so lustig?!«, wollte Elsa wissen.

»Naja …« Nach Luft schnappend und mit einem breiten Lächeln, ergriff Anna Elsas Hand« Ich wusste nicht, dass du es so …. „Faustdick“ hinter den Ohren hast.«

»Das musst du gerade sagen! Ich kannte Mikeyla wenigstens schon einige Jahre. Du hast deinen Kristoff ja nach zwei Tagen geküsst! Ganz zu schweigen von Hans, den wolltest du ja nach wenigen Stunden heiraten!«, entgegnete Elsa Scharf.

»Erstens: Hans ist Vergangenheit, wir alle machen mal Fehler und zweitens: Küssen ist doch auch absolut nicht schlimm.«

»Wenn küssen nicht schlimm ist, liebstes Schwesterchen, wieso habe ich es dann so „Faustdick“ hinter den Ohren?« Die eisblauen Augen leuchteten verärgert auf.

»Oh, ihr habt also gar nicht?« Kleinlaut zog Anna ihre Schultern nach oben. Mikeyla schüttelte schnaubend den Kopf und jetzt weiteten sich die Augen der Blonden vor Erkenntnis.

»ANNA?!« Bang! Drei dicke, große Schneebälle trafen die Rothaarige mitten im Gesicht. Die Wucht ließ sie vom Bett purzeln. »Wie kommst du nur darauf, dass-?!« Um Worte ringend, gestikulierte Elsa mit ihren Händen herum.

»Dann habt ihr euch nur geküsst?« Ächzend und immer noch mit einem breiten Lächeln sah Anna zu der Blonden auf und wippte viel sagend mit ihren Augenbrauen. Den Schnee, der bereits schmolz und ihr Nachthemd durchnässte, ignorierte sie. Ihre Schwester war verlegen und das kostete die Rothaarige vollends aus.

»Natürlich! Wir hatten ja gerade erst erkannt was wir … nun ja wir konnten es uns erst eingestehen. Sie hatte es mir gebeichtet. « Liebevoll sah Elsa zu der Wölfin, die freudig mit dem Schwanz zu wedeln begonnen hatte. Dann änderte sich ihre Form. Mikeyla setzte sich zu der jungen Frau auf das Bett, lehnte sich vor und küsste sie sanft auf ihre Stirn.

»Ich habe lange genug gebraucht.«

Zufrieden streckte sich Anna und gähnte herzhaft. »Ich denke, ich sollte nun wieder ins Bett. Kristoff fragt sich vermutlich schon wo ich bleibe und ihr beiden müsst früh raus. Kai wartet auf euch und ich auf meinen Sohn.«, flüsterte die Rothaarige traurig.

»Wir bringen ihn zurück! Ich verspreche es dir Anna.« Mikeyla sah ernst zu der Prinzessin. Lächelnd nickte diese ihr zu.

»Ich weiß. Elsa und du, ihr würdet alles tun um ihn zurück zu holen. Schlaf gut Schwesterherz, ich hab dich lieb.« Sie hauchte der Älteren einen Kuss auf die Wange und ging zur Tür.

»Ich hab dich auch lieb. Gute Nacht.«

»Gute Nacht Anna, sag Kristoff das es meine Schuld war, dass du so lange gebraucht hast.«, rief ihr die Schwarzhaarige noch hinterher.

»Nacht Mikeyla. Jap, ich sage meinem Mann, dass meine Schwägerin sich nicht getraut hat ihre zukünftige Frau umzuziehen.«, kam es laut lachend von der Rothaarigen, dann huschte sie aus der Tür und zog sie hinter sich zu.

Entsetzt sah die Garu zur Tür. Ihre Augen waren aufgerissen und ihr Mund nach unten geklappt.

»Hihi.« Ein leises Kichern drang an das Ohr der Schwarzhaarigen. Ihr Herz machte einen Hüpfer, als sie die Kühlen Arme Elsas um ihren Hals spüren konnte. »Ist die Vorstellung so schlimm?« Die Blonde hatte ihre Stirn an die der Wölfin gelegt und sah sie fragend an.

»Die Vorstellung …. dich heiraten zu können, zu dürfen … Elsa …ich … natürlich ist es nicht schlimm!« Schon verschloss sie die Lippen der Königin mit ihren eigenen. Der Schmerz der letzten Jahre war vergangen und sie würde ihre Gefährtin, die Frau die sie liebte, nie wieder verlassen.

»Ich denke, wir haben jetzt andere Dinge um die wir uns sorgen machen sollten, wie die Rettung deines Neffen vor meiner Wolfs-Drachen-Mutter!« Sie streckte die Zunge raus und zwinkerte ihrem Gegenüber zu. »Sag mal …. Von welchem Hans haben du und Anna gerade gesprochen? Doch wohl nicht von dem Ekel- Hans von den südlichen Inseln?«

»Doch, genau dieser Hans. Anna hatte sich quasi auf den ersten Blick in ihn … sagen wir … verliebt?« Ihr Blick wanderte zu der rechten Schulter der Garu, behutsam tätschelte sie die Stelle, an der Mikeyla damals der Eisblitz traf. Sie überlegte kurz, biss sich auf die Lippe und schob das Leinenhemd der Schwarzhaarigen unter deren Protest etwas zur Seite.

»Was-?!«

»Ich möchte deine Schulter sehen!«

Verständnislos und mit geröteten Wangen schüttelte Mikeyla ihren Kopf. »Da gibt es nic-«

»Das Eis traf dich damals so hart, das du auf dem Boden aufschlugst. Ich habe dich mit Sicherheit verletzt.« Die Garu hob die Augenbrauen und hielt Elsas Hand fest.»Es war ein Unfall und ich lebe, also ist doch alles gut.«

Aber die Blonde ließ sich nicht abwimmeln, unverwandt sah sie der Schwarzhaarigen in die Augen. Resignierend stieß Mikeyla laut die Luft aus, nahm ihre Hand weg und ließ Elsa gewähren. Ein stummer Schrei entwich ihr als sie die feinen weißen, Linien an der Schulter der Garu sah. Zum Vorschein waren drei Schneeflockenartige Narben gekommen, die weiß und wie eingeritzt hervorstachen. Tränen rollten an Elsas Wangen hinab und sie fuhr behutsam die gestochen scharfen Konturen nach.

»Schneeflöckchen, du konntest nichts dafür. Es ist verheilt und tut nicht weh. Bitte beruhige dich.« Besorgt drückte die Garu, die Blonde an sich.

»Es tut mir so leid! Ich-«

»Ich trage viele Narben auf meinem Körper, jede Einzelne hat seine Geschichte.« liebevoll strich Mikeyla, Elsa über ihr Blondes, zum Zopf geflochtenes Haar.» Auch wenn diese traurig ist, so ist das hier dennoch meine Lieblingsnarbe.«

Entsetz riss die junge Königin ihre Augen auf. »Aber warum?«

»Ganz einfach. Du bist mein Schneeflöckchen und diese Narbe war für mich wie ein Abschiedsgeschenk. Jedes Mal wenn ich die Narben betrachtete, wusste ich das ich das richtige getan habe damals. Ich würde mich immer wieder vor deinen Vater werfen und wie könnte mir eine Berührung, egal welcher Art, wenn sie von dir war weh tuen?« Sie zupfte ihr Hemd zurecht und hauchte der perplexen Blonden einen Kuss auf den Mund.

»So und nun sollten wir denke ich ein wenig schlafen.« Die Schwarzhaarige gab Elsa einen Kuss auf die Nase und schmiegte sich an sie und richtete sich auf.

»Mikeyla? Darf ich fragen was du vorhast?« Verwirrt sah sie zu der Garu, die sich daran machte wieder aus dem Bett zu schlüpfen.

»Naja, es mir auf dem Boden-«

»Ich finde, dass du bei mir im Bett schlafen kannst. Es ist groß genug und … mir macht kälte zwar nichts aus aber …. Ich mag Körperwärme. Die Zeiten sind jetzt endgültig vorbei in denen du dich zurück halten musst und ich … ich mag es mit dir zu kuscheln.« Schüchtern biss sie sich auf die Unterlippe. »Außerdem … ich habe das Bedürfnis … naja deine Narbe … ich möchte …«

Die Garu verstand. Schon zog Mikeyla ihre Stiefel aus und krabbelte zurück ins Bett, schloss die Arme um die Blonde legte deren Hand auf die Schneeflockennarbe und schnüffelte ein wenig an ihrem Nacken, was Elsa zum zittern brachte und für einen leichten Schneefall im Zimmer sorgte.

»Du riechst so gut, Schneeflöckchen.«, sagte sie schläfrig. Jetzt wo sie unter der Bettdecke zusammen gekuschelt war, konnte sie die Müdigkeit in ihren Knochen spüren.

»Danke.« Keine zehn Minuten später waren die beiden Frauen ins Reich der Träume abgedriftet.

Die Alphawölfin

Der Wind zerzauste Elsas Haare und sie kniff die Augen fest zusammen. Mikeyla hatte ein schnelles Tempo eingeschlagen um auch rechtzeitig an dem Lager der Garu einzutreffen. Der Schnee stob nur so zu allen Seiten davon. Sie waren bereits im Morgengrauen aufgebrochen und nun seit gut zwei Stunden unterwegs und es würde wohl noch dauern bis sie an ihrem Zielort angelangt waren. Die Verletzung der Wölfin war vollends verheilt, sie genoss die Kraft und die Arbeit, die ihre Muskeln nun hatten, in vollen Zügen. Elsa hielt sich an dem weichen Fell um ihren Hals fest und schmiegte sich eng an deren Rücken. Der Umhang ihres Eiskleides wehte wild im Wind. Mikeyla hatte die Blonde fasziniert betrachtet, als sie das Gewand der Königin zum ersten Mal an ihrer Seelengefährtin sah. Es hatte etwas gedauert bis sie fertig war, die Schwester der Rothaarigen, ausgiebig zu mustern.

Zwei weitere Stunden waren vergangen. Die Sonne stand schon im Zenit, als sie endlich den Holzwall erreichten, der das Lager der Wölfe vor Angreifern schützen sollte. Ruhig, fast friedlich lag das kleine Dorf vor ihnen, hier und dort konnten sie Rauch ausmachen.

»So … also das ist dein zu Hause?« Elsa war langsam von dem Rücken der Wölfin geglitten und sah neugierig zu dem Großen Holztor. Mikeyla verwandelte sich zurück und sah mit gemischten Gefühlen zu ihrer einstigen Familie.

»Zu Hause? Nicht wirklich …. Es war eher eine Aufbewahrungsstätte für mich.« Sie schnalzte mit der Zunge und schüttelte sich kurz. Dann zog sie ihr schwarzes Leinenhemd zu Recht überprüfte den Rest ihrer Kleidung, straffte die Schultern und nahm Elsas Hand in ihre. » Auf in die Höhle der Wölfin!« presste die Garu angespannt hervor. Die Blonde sah besorgt zu ihrer Gefährtin und drückte sanft ihre Hand, dann Schritten sie vorsichtig zu dem großen Holztor. Zwei Wachposten standen davor, ihre Augen fixierten die Besucher ausdruckslos.

»Ein letzter Ratschlag, wie ich mich gegenüber deiner Mutter verhalten soll?« wisperte die Königin leise.

»Zeig keine Angst! Lass dir deine Nervosität nicht anmerken und sieh ihr nicht direkt in die Augen, dass wäre für sie eine Provokation. Ansonsten hast du nichts vor ihr zu befürchten.« kam es sarkastisch von der Schwarzhaarigen.

»Nein sowas, die verlorene Tochter kehrt zurück.« der Spott in der dunklen Stimme des großen, muskulösen Mannes war deutlich hörbar. Mikeyla ging nicht auf die offensichtliche Provokation ein und behielt ihre Gleichgültigkeit bei.

»Die Alphawölfin hat nach uns verlangt und erwartet uns.« stolz hob Elsa ihren Kopf und fixierten einen Punkt zwischen den beiden Wachposten, die sich verblüfft ansahen. Kurz zuckten die Mundwinkel der Wölfin amüsiert auf.

» So? Und das interessiert uns weil?«

»Weil Kaila euch Idioten den Arsch aufreißt wenn ihr meine Schwester und die Königin von Arendelle nicht unverzüglich in das Lager last!« Yoh hatte sich hinter den Wachen postiert und keifte die zwei Männer an. Sofort schraken sie zurück und senkten ihre Häupter. Freudig trat er auf seine Schwester zu, zog sie in die Arme und drückte sie glücklich an sich, dann fiel sein Blick auf Elsa, die immer noch die Hand Mikeylas hielt. Ein vielsagendes Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des jungen Mannes aus und er klopfte der Schwarzhaarigen respektvoll auf die Schulter, bevor er sich leicht vor der Blonden verneigte.

»Es ist schön zu sehen, dass alles seinen rechten lauf zu nehmen scheint. Aber nun solltet ihr mir folgen. Kailia wartet schon ungeduldig auf euch.« grimmig sah er zu dem Tor und sein Blick wurde ernst.

»Ich darf also hinein?« überrascht zog die Schwarzhaarige die Augenbrauen empor.

»Ja. Sie will dich sehen und du weißt ja wie du dich zu verhalten hast denke ich. Du bist Gast hier … genauso wie deine Seelengefährtin.« traurig ging Yoh voran und führte sie durch das Tor.

Das kleine Dorf war doch größer als Elsa es erwartet hatte. Sie konnte lachende Kinderstimmen hören, sah wie einige Menschen, nein Garu, geschäftig ihrem Handwerk nachgingen. Ein Schmied hämmerte rhythmisch auf ein stück Metall ein, ein Fleischer zerlegte Wild und hier und da sah sie Frauen die Häkelten oder strickten. Die Blicke die auf ihr hafteten waren teils von Neugier, teils von Abscheu und von Hoffnung geprägt. Sie fühlte sich unbehaglich, beherzigte jedoch den Rat ihrer Seelengefährtin und verbarg ihr Gefühl so gut es ging. Von überall kamen die Leute nun, musterten sie und das geschäftige Treiben erstarb als Yoh sie an ein Langhaus geführt hatte.

»Es hat sich nichts verändert.« kam es leise von Mikeyla.

»Es hat sich viel verändert, du siehst es nur nicht … aber ich denke du wirst es bald verstehen.«

Langsam nickte seine Schwester und folgte ihm ins Hausinnere. Ein vertrauter Geruch sprang ihr ins Gesicht. Der Duft von verbranntem Holz, gekochtem Fleisch und Gewürzwein lag schwer in der Luft. Die Wärme des Feuers auf der anderen Seite des Raumes verteilte sich durch das ganze Haus. Sie standen in einer langen Halle und direkt vor ihnen saß eine Frau in einem großen Holzstuhl. An den Seiten standen hier und dort ein paar Wachen, die sie argwöhnisch musterten. Alles in ihr wollte weg von diesem Ort, doch Mikeyla wusste das dies nur ein Zeichen von Schwäche wäre und vor ihrer Mutter wollte sie sich nicht die Blöße geben.

Elsas Augen weiteten sich vor erstaunen, als sie die Frau vor sich musterte. Sie sah mit ihren Pech schwarzen, langen Haaren, der Jagdkleidung und dem spöttischen Ausdruck auf ihrem Gesicht aus, wie eine ältere Version ihrer Gefährtin. Nur die Augen unterschieden sich in ihrer Farbe und in dem Ausdruck der in ihnen lag. Während die Augen Mikeylas Mutter grün leuchteten und weiße sowie bestimmend zu ihnen sahen, waren die der Jüngeren von warmen Bernstein. Ihr Blick war stets liebevoll und voller Hoffnung. Langsam erhob sich die Frau aus dem Stuhl und sah lächelnd zu den beiden Frauen, breitete ihre Arme aus und sprach in feierlichem Ton.

»Willkommen im Hause Velarius! Lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet und nun kann ich euch hier begrüßen.« die klare, samtene Stimme Kailas hallte noch immer in den Räumlichkeiten. Sie trat auf ihre Tochter zu, drückte sie kurz und herzlich an sich bevor sie sich der Blonden zuwandte.

»Meine Tochter hat Glück sich auf eine solche Schönheit geprägt zu haben.« sagte sie freundlich.

»Nein, ich habe Glück eine solche Gefährtin gefunden zu haben.« Elsas Stimme war weich und dennoch vorsichtig. Mikeyla stellte sich ein wenig näher an ihre Gefährtin und drückte ihre Mutter so ein bisschen weiter von der Königin ab. Amüsiert beobachtete Kaila die Aktion ihrer Tochter.

»Du bist zu einer hübschen, jungen Frau heran gewachsen, Liebes.« Stolz blitzte in den grünen Augen auf, als sie ihre Tochter musterte.» Loyal, beschützend und mutig bist du immer noch wie ich sehe.« ein leises Lachen drang aus ihrer Kehle, als sie die Röte auf den Wangen Mikeylas sah.

»Wo ist Kai?« Stille trat ein als sie ihrer Mutter die Frage an den Kopf warf. Sie hatte keine Lust auf Spielchen, deshalb war sie nicht hier.

»Ahh … wie ich sehe ist die Freude unseres Widersehens leider einseitig.« Zwar lag Spott in den Worten doch Elsa konnte den Schmerz in der Stimme hören.

»Das wundert euch Mutter? Ihr habt Arendelle angegriffen, den Prinzen entführt, die Königin ge-«

»Genug!« es war nicht mehr als ein leises Knurren, doch sofort verstummte die junge Frau und verlagerte ihr Gesicht unruhig von einem Bein auf das andere. Yoh winselte leise in einer Ecke des Raumes. »Lasst uns allein. Alle!«

Die Wachen verbeugten sich und eilten ohne ein weiteres Wort davon.

»Yoh du auch! Ich habe mit deiner Schwester ein Hühnchen zu rupfen. Das ist eine Sache zwischen ihr und mir.«

Der junge Mann schluckte, sträubte sich gegen den Befehl. Ein letzter Blick auf seine Schwester und er eilte davon. Elsa spannte sich an, die ganze Situation bereitete ihr Unbehagen. Kaila ließ sich wieder auf ihrem Stuhl nieder, ihr Blick war hart und unbeugsam.

»Ich habe euch eingeladen und du wagst es dich hier auf zu spielen? Du hast anscheinend vergessen was es heißt sich unter deines Gleichen zu bewegen! Du hast dem Alpha Respekt zu zollen, ob Tochter oder nicht!« sie spie die Worte förmlich. Laut knurrte sie und entblößte dabei eine Reihe weißer Zähne, die auch wenn sie menschlich waren bedrohlich wirkten. Elsa löste sich von Mikeyla und trat nach vorne um den Blickkontakt der sich fixierenden Frauen zu unterbrechen. Sie atmete schwer, schloss die Augen um sich zu sammeln. Dann sah sie zu Kaila und beruhigte ihr Herz.

»Ich entschuldige mich hiermit für das Verhalten meiner Gefährtin.« sie hob eine Hand als Mikeyla widersprechen wollte.»Du warst respektlos, nein, wir waren respektlos.« Sie räusperte sich und fuhr fort. »Bitte sagt mir was hier vor sich geht. Warum habt ihr meinen Neffen entführt? Für was die Angriffe? Warum gerade jetzt? Habe ich euch in irgendeiner Weise verärgert?« die Fragen sprudelten einfach so aus der Blonden heraus, doch kein Ärger, keine Wertung lag in ihnen. Langsam lehnte sich die Alphawölfin wieder zurück in den Stuhl. Ihre Züge wurden weicher als sie zu der Königin sah und sie nickte bedächtig. »Ja meine missratene Tochter kann wirklich froh sein sich auf euch geprägt zu haben. Zumindest wisst ihr wie man sich zu verhalten hat, wenn man in das Reich eines anderen eingeladen wird.« sie deutete auf einen Stuhl an einer Tafel mit Essen.» Bitte setzt euch, ich werde eure Fragen beantworten aber ich denke ihr werdet Hunger haben und euer Neffe wird sich freuen mit euch speisen zu dürfen.« mit einer freundlichen Geste lud Kaila die junge Königin ein sich mit ihr an den Tisch zu setzten. Mikeyla blieb stur stehen wo sie war, als die Blonde die Einladung der Rudelführerin annahm. Eine zierliche Frau kam in den Raum hinein und brachte ein Tablett mit Getränken. Nervös beäugte sie die Situation.

»Fara … bring bitte den jungen Prinzen hierher. Ich denke er hat für heute genug mit den Welpen herumgetobt. Seine Tante erwartet ihn zum Essen.« die Braunhaarige nickte knapp und eilte aus der Türe. Dann wandte sich die Anführerin Elsa zu. »Esst und trinkt nur.« einen Blick auf ihre Tochter werfend fügte sie leise hinzu.»Sie war schon immer ein gewaltiger Sturkopf. Wenn ihr wollt dürft ihr sie zu euch an den Tisch holen, aber sie soll sich benehmen.« Die Kiefer der Garu begannen zu mahlen als sie die Worte ihrer Mutter vernahm. Zu gerne wäre sie ihr an die Gurgel gesprungen, riss sich jedoch zusammen, sie wollte Elsa nicht noch mehr bloßstellen. Die Blonde sah zu ihrer Gefährtin und bedeutete ihr Stumm sich neben sie zu setzten. Widerwillig stampfte die Angesprochenen heran und ließ sich dicht neben der Königin nieder, den Blick stur auf das essen vor ihr gerichtet.

»Nun … um auf eure Fragen zurück zu kommen.« dabei nahm Kaila einen großzügigen schluck aus ihrem Becher.» Ihr wisst nehme ich an, dass eure Vorfahren, mein Volk aus den Städten Arendelles verbannt hat?« fragend zog sie eine Augenbraue nach oben, Elsa nickte knapp.» Meine Art, Königin, ist stark geschrumpft in den letzten Jahrzehnten. Wir leben am Existenzminimum, leben quasi von der Hand in den Mund. Wir sind starke, stolze Wesen, die jedoch fern ihrer Heimat im Exil dahin vegetieren müssen. Keines unserer Kinder hat jemals die Lichter einer Stadt gesehen geschweige denn einen Menschen. Sogar die Ältesten von uns kannten das Königreich, seine Märkte und Feste nur vom Hörensagen.« Trauer schwang in ihren Stimme mit und sie schwenkte gedankenversunken ihren Becher hin und her. »Ich hatte die Hoffnung, dass sich etwas ändern würde als meine Tochter mir an den Kopf warf, dass sie sich auf euch geprägt hatte.« sieh sah mürrisch grinsend zu Mikeyla.» Ein knapp achtjähriger Welpe hatte seine Seelengefährtin gefunden. Etwas, was manch erwachsener Garu nie erleben würde. Stur und fest entschlossen bei euch zu bleiben konnte und durfte ich meine Tochter nicht hier behalten. Jahre gingen ins Land und ich schlich mich immer wieder in die Städte um ein Zeichen oder Nachricht über euch und den Sturwolf hier zu erhalten. Ich dachte, wenn eure Verbindung erst offiziell war und Mikeyla an eurer Seite, würde der König mein Volk rehabilitieren und wir könnten zurück in die Städte.« sie biss die Zähne zusammen und ihr Blick trübte sich.»Doch eurem Vater schien meine Tochter nicht gut genug. Das was er euch angetan hat, so etwas ist grausam.«

»Ja das war es in der tat.« Elsa sah zu der Alphawölfin und senkte ihren Blick.» ich hatte keine Erinnerung mehr an das Geschehene, nur ein Gefühl war in mir, dass irgendetwas fehlte. Ich dachte immer meine Schwester war es doch als wir zueinander fanden nach Jahren meiner Isolation … da merkte ich, dass es nicht alles war. Ich fühlte mich schwach… aber ich wusste nicht, dass es mit Mikeyla zusammen hing. Ich dachte immer ich hätte nur nicht genug Erfahrung und Angst davor das Reich meiner Eltern zu regieren.«

Leise wimmerte die Garu neben ihr. Drückte sanft ihre Hand und lehnte ihren Kopf an Elsas Schulter.

»Ich wusste, dass meine Tochter leidet.« sanft sah Kaila zu der Königin. » Wird ein Garu von seinem Seelenpartner getrennt, hat dass furchtbare Konsequenzen. Mancher ist davon Wahnsinnig geworden oder hat versucht sich umzubringen. Ganz andere und dazu gehört auch meine Tochter, haben versucht ihren Schmerz in Alkohol und Prügeleien zu ertränken.« Mikeyla sah erstaunt auf. »Wir mögen unsere Differenzen haben … aber ich liebe dich trotz allem und habe dich nie gänzlich aus den Augen gelassen. Es brach mir das Herz, jedes Mal, wenn meine Boten mir von deinem Zustand berichteten, doch ich durfte nicht helfen. Du hattest dich von uns abgewandt, warst kein Teil mehr des Rudels. So beschloss ich ein Zeichen zu setzten und dafür sorge zu tragen eure Verbindung wieder aufleben zu lassen. Ich wies mein Rudel an Konvois anzugreifen, zum einen brauchten wir die Lebensmittel und Güter und zum anderen … wusste ich dass ich so eure Aufmerksamkeit, Majestät, auf uns ziehen konnte.« Kaila nippte an ihrem Becher.

»Ihr wusstet, dass ich erst reagieren würde wenn die Einwohner Arendelles oder meine eigene Familie in Gefahr waren.«

»Ja. Aber das ist nicht alles. Ihr habt euch durch eure ewige Winteraktion von damals Feinde geschaffen, Feinde die sich zusammen rotten und Arendelle den Krieg erklären werden. Wir sind nicht das einzige Rudel, es gibt noch mehr und diese sind weit aus weniger freundlich wie wir es sind.« Elsa sah geschockt zu der Alphawölfin, Mikeyla hob knurrend ihren Kopf.

»Wisst ihr wer sich-?«

»Oh … dieses Toupet tragende Wiesel Baron von Witzbühl und noch ein junger Mann …. Ich habe seinen Namen vergessen. Jedenfalls … sammeln sie Truppen, suchen Verbündete.«

Die Blonde Kniff die Augen zusammen, rieb sich die Schläfen und seufzte kurz.

»Sollen sie kommen! Ich werde sie in Stücke reißen wenn sie es wagen sollten meiner Familie ein Haar zu krümmen!« sie drückte Elsa beschützend an sich.

»Ein Wolf allein wird sie wohl kaum zum kapitulieren bringen.« besorgt sah Kaila zu ihrer Tochter. »Ich muss euch etwas fragen und ich bitte euch mir die Wahrheit zu sagen, Majestät.«

»Wenn ich euch die Frage beantworten kann tue ich es gerne.«

»Liebt ihr meine Tochter?« Mikeyla schnaubte laut und schüttelte den Kopf. »Mutter wa-?«

»Sei bitte ruhig. Ich muss es aus ihrem Mund hören.« unverwandt sah ihre Mutter die Blonde an. Elsa schloss die Augen, faste sich an ihr Herz. Ihr Gesicht entspannte sich und ein liebevolles Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Die Eis blauen Augen leuchteten voller Glück auf, als sie zu ihrer Gefährtin sah und sich an sie lehnte.

»Ja.« sagte sie schlicht. Mikeylas Herz machte Luftsprünge und sie sah verliebt zu der Blonden. Kaila lächelte sanft und berührte vorsichtig und unter dem kritischen Blick ihrer Tochter die Hand der Königin um sie kurz zu drücken.

»Das ist gut. Das bedeutet, dass die Menschen uns vielleicht eher akzeptieren können, wenn sogar ihr es könnt.«

»Mutter ich verstehe nicht.« verwirrt sah sie zwischen Elsa und Kaila hin und her, während die Frauen sich vielsagende Blicke zu warfen.

»Ganz einfach Tochter, wenn eine solche Verbindung offiziell abgesegnet wird, kann keiner mehr etwas sagen und die Garu sind rehabilitiert. Unser Volk darf wieder in die Städte und wir können euch bei der Verteidigung Arendelles unterstützen.« sagte sie schlicht.

Noch bevor Mikeyla etwas einwerfen konnte sprang die Tür auf und ein kleiner, blonder Junge rannte quer durch den Raum und in die Arme der Königin.

»TANTE ELSA!!!« freudig schmiegte sich das Kind an die Frau. »Endlich bist du da! Onkel Yoh hat mir jeden Tag gesagt, dass es nicht mehr lange dauert. Er hat ganz schrecklich viel mit mir gespielt und ich durfte sogar auf seinem Rücken reiten. Sei bitte nicht böse mit ihm, weil er mich mitgenommen hat. Er wollte Mama nicht weh tuen und er ist mein bester Freund … naja nach Sven und Olaf natürlich.« überfordert von dem Redeschwall ihres Neffen ließ sie ihn einfach reden und drückte ihn überglücklich an sich. Dann sah der Knirps zu der Alphawölfin und lächelte sie breit an.

»Meine Tante ist ganz hübsch, Stimmt’s?«

»Ja das ist sie.« kam es lachend von der Garu. Dann entdeckte er Mikeyla und seine Augen wurden groß.

»Du … du bist bestimmt Onkel Yohs Schwester! Er hat ganz viel von dir erzählt.«

Erstaunt zog die Schwarzhaarige die Augenbrauen zusammen. »Er hat von mir erzählt?«

Der Junge nickte eifrig. »Ja. Er hat gesagt das du Mama und meine Tante kennst, schon als sie noch klein waren und das du bald Tante Elsa heiratest!«

Sämtliche Farbe wich aus Mikeylas Gesicht und sie stammelte herum. Elsa war rot um die Nasenspitze geworden und lächelte verlegen während Kai verwirrt den Kopf schief legte und fragend zu Kaila sah, die amüsiert grinste.

»Hab ich was falsches gesagt?« aus großen Augen sah er zwischen den Erwachsenen hin und her.

Ausruhen

>>Ich bin immer noch der Meinung, dass wir heute noch abreisen sollten.« Unglücklich über die Entscheidung Elsas verzog die Garu ihr Gesicht. Nachdem sie gegessen hatten und Mikeyla dem kleinen Kai einige peinliche Fragen hatte beantworten müssen, lud Kaila die zwei Frauen ein, noch eine Nacht in dem Lager zu verweilen. Die Blonde nahm das Angebot dankend an, nach einem vierstündigen Ritt auf dem Rücken der Wölfin wollte sie an diesem Tage nicht mehr wagen. Belustigt zog die junge Königin die Augenbrauen nach oben.

»Warum? Hast du etwa Angst, deine Mutter könnte mir noch mehr kleine, peinliche Geschichten von dir und deinem Bruder ans Herz legen?« Elsa musste lachen. Sie waren bereits in ihrem Quartier und sahen hinaus in die Abenddämmerung. Das Zimmer war recht groß, es war der alte Raum der Garu. Aber er war gepflegt, so als wäre nie jemand weg gewesen. Kaila hatte ihnen erzählt, wie Mikeyla und ihr Bruder einst versuchten Fische zu fangen, ohne Route. Während das Mädchen sich in die Fluten warf und nach Stöckchen geschnappt hatte die sie fälschlicherweise für Fische hielt, stellte sich ihr Bruder bis zu den Knien ins Wasser und versuchte sein Glück mit den kleinen Händchen. Das Ende vom Lied war, das beide Kinder völlig durchnässt und mürrisch vor ihrer Mutter standen und einen Schuh hoch hielten mit den Worten „Der hat sich wenigstens nicht gewehrt!“. Alle brachen in Gelächter aus, nur Yoh, der sich beim Essen wieder dazu gesellen durfte und seine Schwester waren weniger begeistert davon. Das war noch eine der wirklich harmlosen Geschichten gewesen, aber die Alphawölfin erzählte nur zu gern aus dem Nähkästen und Elsa horchte aufmerksam zu. Ihre Seelengefährtin hatte nie viel von sich erzählt und solche peinlichen Details behielt man bekanntlich gerne für sich. Die Garu blies beleidigt die Backen auf und sah zur Seite um ihre glühenden Wangen zu verbergen, doch zu spät. Liebevoll legte Elsa die Arme um die Taille der Schwarzhaarigen und schmiegte sich in deren Rücken.

»Ich finde es gut, dass ich heute ein wenig über dich erfahren habe. Du warst wirklich ein kleiner Wildfang.« Langsam drehte sie die Garu mit dem Gesicht zu sich und hielt ihr eine Hand an die Wange.» Und du und dein Bruder ihr wart süß zusammen, ich hätte euch gerne damals zusammen kennen gelernt, dich so unbeschwert mit ihm toben sehen zu können, dass hätte ich bestimmt genossen und Anna erst!«

Seufzend lächelte Mikeyla schwach und küsste die Blonde sanft auf die Stirn. » Es ist peinlich. Ich rede nicht gerne darüber, auch wenn die Zeit mit meinem Bruder sehr schön war.«

»Peinlich?! Hast du etwa vergessen was Anna und ich damals alles angestellt haben?« Elsa kicherte und schüttelte dabei leicht den Kopf. »Kannst du dich noch daran erinnern, als Anna Ritter, Burgfräulein und Drache spielen wollte?«

Sofort fasste sich die Garu an den Kopf und stöhnte laut auf. »Wie könnte ich? Ich sollte mich in einen Wolf verwandeln, sie hat mich dann in ein Laken gewickelt und mir 'ne Drachenmaske aufgesetzt. Sie holte ihr Holzschwert, du hast ein Schneeschloss gezaubert und ich Ärmste musste mich gegen klein Anna wehren, die wie von Sinnen hinter mir her rannte und schrie „Du Untier, lass die holde Prinzessin Schneeflöckchen in Ruhe!«

»Sie war eben sehr beschützend und du eine gute Spielgefährtin. Du hast Anna wirklich alles erlaubt, sie durfte häufiger auf dir reiten als ich, zumal du dich sehr oft für sie in einen Wolf verwandelt hattest nur damit sie dich kraulen und knuddeln konnte.« Ein wenig Eifersucht schwang in den Worten Elsas mit. Der Garu entging es nicht und sie zog verwirrt eine Augenbraue empor.

»Schneeflöckchen?«

»Ich weiß auch nicht.« Sie sah der Schwarzhaarigen in die Augen. »Ich wollte dich nicht so ganz … teilen.« Die Blonde druckste etwas herum und Mikeyla grinste breit.

»Du warst eifersüchtig?«

»Nicht direkt eifersüchtig … sagen wir … ich fühlte mich dir verbunden und … fand es nicht schön, dass Anna dich so oft in beschlag nahm.« Sie piekte in die Wange der Größeren und verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber … nach dem Zwischenfall … da wollte ich das du Zeit mit ihr verbringst ich-«

»Ich weiß. Du hattest ein schlechtes Gewissen, weil die Angst ihr weh zu tun, zu groß war und du deshalb nicht mit ihre spielen wolltest.« Behutsam zog sie die Blonde wieder an sich.»Aber die Zeiten sind vorbei. Du und Anna … ich bin so froh und stolz darauf, was aus euch beiden geworden ist. Ich muss zugeben … ich war etwas überrascht, dass Anna noch vor dir geheiratet und Kinder bekommen hat.«

»Ich habe eben auf jemanden gewartet, der es Wert ist an meiner Seite zu stehen. Der mich versteht.«, wisperte die Königin leise in die Schulter Mikeylas.

Von draußen ertönte leise Musik, ein großes Feuer wurde in der Mitte des Dorfes entfacht und Gelächter war zu hören. Neugierig löste sich Elsa aus der innigen Umarmung und sah aus dem Fenster hinunter in das bunte, fröhliche Treiben. Eine warme Hand legte sich auf die bloße, blasse Schulter der Blonden. » Abends setzten sich alle Garu zusammen an ein Lagerfeuer, erzählen sich Geschichten oder singen Lieder. Die Welpen lernen so unsere Traditionen und Bräuche kennen, außerdem … stärkt es den Zusammenhalt und das Rudel redet häufig über aktuelle Krisen.«, erklärte Mikeyla langsam.

»Es ist wundervoll wie ihr alle miteinander umgeht.« Elsa lehnte sich an die Schwarzhaarige und genoss die Wärme, die von der anderen Ausging.

»Wenn man hier hereinpasst schon.« Ein bitterer Geschmack breitete sich in dem Mund der Garu aus und sie ging Richtung Bett. »Wie du weißt, wollte ich immer fort. Mutter hielt uns hier drinnen und wenn sie uns aus dem Lager ließ, dann nur unter strengster Aufsicht. Ich war es leid hier gefangen zu sein und Befehlen gehorchen zu müssen, die ich nicht verstand und mit denen ich nicht einverstanden war. Es ist nicht so, dass ich mein Rudel nicht geliebt habe oder es vermisste, aber ich wollte mein eigener Herr sein, schon damals.« Sie setzte sich aufs Bett. Mikeyla fühlte sich so unsagbar müde und ausgelaugt. Sie rieb sich die Augen und faltete dann ihre Hände.

»Wie kam es, dass du von zu Hause weg liefst?«

»Als Yoh, unsere Nanny und ich aus dem Lager durften, spazierten wir ein bisschen in den Wäldern herum. Ich tobte mit meinem Bruder ein wenig im Schnee, er konnte sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wandeln. Es setzt bei jedem unterschiedlich ein und bei Yoh … tja … da dauerte es etwas länger als bei mir. Jedenfalls sprangen wir herum, schnappten nach Schneeflocken und wälzten uns im frisch gefallenem Schnee.« Ein kleines Lächeln stahl sich auf die Lippen der Garu und ihre Augen füllten sich mit Tränen bei den glücklichen Erinnerungen mit ihrem Bruder.» Dann war unsere Aufpasserin eingeschlafen und ich sah die Möglichkeit zu verschwinden. Ich drängte meinen Bruder mit mir mit zu kommen, aber er hatte Angst, er war erst vier Jahre, zu jung um von unserem Rudel getrennt zu leben. Ich hingegen sehnte mich nach Abenteuern, konnte mich wandeln und somit verteidigen. Hin und her gerissen entfernte ich mich immer weiter von ihm. Mir brach das Herz als ich seine Tränen sah und er leise den Kopf schüttelte. Er sagte nichts, weckte unsere Nanny nicht, die Einzige die mich hätte aufhalten können. Stattdessen lies er ein leises Wimmer verlauten und ich … ich drehte mich um und rannte.... rannte so schnell ich konnte und ließ meinen kleinen Bruder alleine zurück.« Tränen bahnten sich heiß ihren Weg an den Wangen Mikeylas hinab. Sie schluchzte und ihr Körper zitterte. »Als er uns in Arendelle erwartete … er hat mir nichts vorgeworfen, selbst jetzt in der Halle nicht. Er behandelt mich immer noch wie seine große, liebevolle Schwester und ich Miststück ließ ihn hier zurück, völlig allein! Er hat mir vertraut und ich hab ihn verraten!« Sie sackte in sich zusammen und legte ihr Gesicht in ihre Hände. Elsa wurde klamm ums Herz als sie die Verzweiflung in Mikeylas Stimme hörte. Sie eilte zu der Schwarzhaarigen, umarmte sie zärtlich und legte ihren Kopf auf den der Garu. Liebevoll rieb sie kleine Kreise mit ihrem Daumen auf den Rücken der Schwarzhaarigen. So verweilten sie eine ganze Weile, bis das Schluchzen langsam verebbte.

»Er hatte vermutlich geahnt, dass du gehen musstest. Vielleicht hat er schon vor dir gespürt, dass es notwendig war, dass du gehst. Er hat dich sehr lieb gehabt und wollte, dass du glücklich bist, da bin ich mir sehr sicher.«, flüsterte sie leise in den schwarzen Haarschopf. »Und ich bin unsagbar froh, dass es so kam. Sonst … wären wir uns vielleicht nie begegnet. Sonst hätte ich den kleinen schwarzen Wolf, mit dem geflochtenen Zopf und diesen bernsteinfarbenden Augen nie gefüttert …« Sie hob den Kopf der Garu an, hielt deren nasse Wangen mit beiden Händen fest und wusch die salzigen Perlen mit ihren Daumen weg. Behutsam küsste sie die Lippen Mikeylas. Die Wölfin zog die Blonde enger an sich, vertiefte den Kuss, genoss den engen Kontakt nach dem sie sich so sehr sehnte. Elsa lächelte und ließ sich in den Schoß der anderen ziehen. Es kostete die Blonde Willenskraft, sich von ihrer Seelengefährtin zu lösen, aber nach ein paar Minuten beendete sie den Kuss und rang etwas nach Atem. Sie schmiegte sich in deren Halsbeuge und spielte mit dem Kragen von Mikeylas Lederwams.

»Morgen früh, machen wir uns direkt auf den Weg, dann sollten wir sofort mit den Vorbereitungen für die Verteidigung Arendelles beginnen.«, knurrend sah die Garu aus dem Fenster. »Mutter hat ja zum Glück eingewilligt ein paar andere Rudel auf zu suchen und zu mobilisieren, somit haben wir ganz gute Chancen auf den Sieg.«

»Natürlich haben wir das! Notfalls mache ich aus Hans und seinen Männern Eis am Stiel.«, grimmig verzog Elsa ihr Gesicht. »Auch wenn es mir lieber wäre, wenn es gar nicht erst zum Kampf kommt und der Baron und er zur Vernunft kommen …. Bevor es zu spät ist.« Bedauern schwang in ihrer Stimme mit und Mikeyla sah verständnisvoll zu ihr hinunter.

»Ich bewundere dich.« Verwirrt sah die Blonde in die Bernsteinaugen.»Ich meine … nach allem was er Anna angetan hat … und was er dir antun wollte-. «

»Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient und ich hatte gehofft, dass seine Brüder ihn zur Vernunft bringen könnten.«, erwiderte sie schlicht.

»Das stimmt. Aber wir schaffen das! Und vielleicht können wir den Krieg beenden, noch bevor er richtig begonnen hat.« Sie legte die Königin auf das Bett. »Wir sollten jetzt schlafen, morgen wird ein langer Tag und Kai ist diesmal dabei, das heißt, wir werden Pausen einlegen und das verzögert unsere Ankunft im Schloss.«

Elsa nickte, zog Mikeyla zu sich herunter und legte ihren Kopf an deren Brust, während sie die Decke über sich und die Garu warf.

»Dann sind wir wieder alle vereint. Ich bin froh, dass Anna unsere Verbindung gut heißt.« Zufrieden schmiegte sich Elsa noch enger an die Schwarzhaarige. Mikeyla kicherte leise, roch an Elsas Haaren und schlief ein.

Tiefschlag

>>Mikeyla!! Steh sofort auf!«, panisch und laut war Yoh in das Zimmer seiner älteren Schwester gestürmt. Noch schlaftrunken und verärgert von dem plötzlichen Krawall, öffnete die Garu ihre Augen und blinzelte verschlafen. Elsa regte sich unter der Bettdecke und grummelte in die Halsbeuge der anderen.

»Was zum-?!«

»Arendelle wurde angegriffen!« Schlagartig war die Garu wach. Verärgerung war Entsetzen gewichen. Hektisch warf sie sich die Decke vom Körper und fiel dabei halb aus dem Bett. Sie prallte hart gegen den Nachttisch, ignorierte den Schmerz und zog sich auf einem Bein hüpfend ihre Stiefel an. Elsa hatte sich unterdessen ebenfalls aus dem Bett bewegt und richtete ihren Blick auf Yoh, die aufkommende Panik unterdrückend. Der junge Mann tippelte derweil aufgelöst von einem Bein aufs andere.

»Was weißt du? Wie ist-?«

»Keine Zeit! Mutter wartet unten.«, unterbrach er seine Schwester. »Einer unserer Späher sah eine Flotte Schiffe mit Soldaten in Arendelle in dieser Nacht eintreffen.« Er lief aus der Tür, hinaus in den Flur, die zwei Frauen eilten hinterher, in den Empfangssaal, in dem sie gestern von der Alphawölfin begrüßt wurden. Dort stand die Mutter der beiden Garu bereits mit verschränkten Armen und einer grimmigen Miene. Die Augen blitzten wütend auf, als sie dem kleinen, hageren Mann mit grauem Haar lauschte.

»Mutter, was geht hier vor sich? Yoh sagte etwas von einem Angriff!« Mikeyla hatte sich ihr gegenüber gestellt, wartete ungeduldig auf eine Antwort.

Unverwandt sah Kaila Elsa in die eisblauen Augen.»Eure Feinde waren schneller als wir dachten. Sie kamen in der Nacht über den Seeweg. Niemand sah sie kommen. Arendelle fiel noch bevor es sich verteidigen konnte.«

»Anna!!« In Tränen ausbrechend, gaben die Beine der Blonden nach. Mikeyla hechtete an ihre Seite, knurrte voller Inbrunst und drückte die zitternde Frau an sich.

»Beruhigt Euch. Euer Schwager konnte die Prinzessin und deren Tochter noch auf ein Rentier setzen und so aus dem Schloss schicken.« Der kleine Mann sah traurig zu ihr auf und leckte sich die trockenen, ausgedorrten Lippen.» Aber er selbst …. Er wurde leider gefangen genommen.« Elsa schloss verzweifelt die Augen und vergrub ihr Gesicht in der Brust der Garu. In der Halle sank die Temperatur und ein kleiner Schneesturm begann zu toben, den Kaila misstrauisch beobachtete.

»Weißt du wo Anna mit ihrem Kind hin ist?«

Der Mann legte den Kopf schief und starrte auf einen Punkt am Boden, er schürzte die Lippen und petzte dann kurz die Augen zusammen bevor er Mikeyla antwortete. »Sie sind Richtung Berge geritten. Ich wollte hinterher, aber ich dachte es wäre besser erst zurück zum Lager zu eilen und Euch über die missliche Lage zu informieren.«

»Ich danke die Gunnar. Nun geh, wärm dich mit Suppe auf, trink etwas und ruh dich aus. Du hast gute Arbeit geleistet.« Dankend verbeugte sich der Mann noch einmal und eilte dann Richtung Kochnische. Kaila stand nachdenklich in der Mitte des Raumes und hielt sich ihre Hand unters Kinn.

»Mutter?«

»Ja?«

»Bitte kümmere dich um Elsa bis ich wieder zurück bin!« Schon stand Mikeyla auf, drückte der Blonden einen kurzen Kuss auf die Stirn und wandte sich zum Gehen. Elsa hielt sie jedoch entsetzt am Ärmel fest um sie auf zuhalten.

»Darf ich fragen ,was du vorhast junge Dame?!«, kam es bedrohlich von Kaila.

»Ich werde als erstes nach Anna und Gerda suchen … ich habe eine Idee wo sie sein könnten. Ich bringe sie hierher und werde dann Kristoff zur Hilfe eilen.«, antwortete die Garu schlicht.

»Ohne mich wirst du nicht gehen!« Die junge Königin Arendelles hatte eine Augenbraue verärgert empor gezogen und ihren Griff um den Arm Mikeylas verstärkt.

»Elsa sei vernünftig!«

»Das bin ich gerade! Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich dich so ohne weiteres und ganz auf dich gestellt, offenen Auges ins Messer rennen lasse. Wir werden Anna gemeinsam suchen …. Und wir werden Arendelle gemeinsam von unseren Feinden befreien.«, bestimmend drehte sie sich Kaila zu, die das Ganze mit einem spielerischen Lächeln quittierte.

»Gut ,dass meine Tochter wenigstens auf Euch hört. Also … unser Rudel hat sich gestern Abend beraten und wir kamen zu dem Schluss, dass wir Euch im Kampf unterstützen werden.«, dankend nickte Elsa, wurde jedoch von der Alphawölfin unterbrochen. »Allerdings haben wir eine Bitte an Euch.«, schnaubend riss Mikeyla die Hände nach oben und knurrte einige wilde Flüche gen Himmel.

»Was kann ich für Euch tun?«

»Königin Elsa von Arendelle, ich bitte Euch mein Volk, meine Art zu begnadigen, wenn wir Euch im Kampf unterstützen. Ich weiß, dass ein Kampf nicht alles ungeschehen machen kann, was sich zwischen Jahrzehnten … einem Jahrhundert aufgestaut hat ab-« Die Blonde hob beschwichtigend die Hand und lächelte sanft.» Das hätte ich sowieso getan. Ihr seid Mikeylas Familie und ich bin der Meinung, dass egal was vorgefallen war …. Wir leben nicht in der Vergangenheit, sondern wir leben im Jetzt.« Kailas Augen weiteten sich vor Erstaunen bis sie eine leichte Verbeugung andeutete und milde lächelte.

»Ich danke Euch.«

»Nein nicht dafür, zumal ihr Mikeylas Rudel seid. Es wird Zeit, dass das zusammen gefügt wird, was zusammen gehört!« Elsa quietschte kurz erschrocken auf als ihre Seelengefährtin sie schwungvoll auf ihre Arme nahm und ihre Nasen aneinander rieb. Liebevoll sah die Garu zu der Blonden und hauchte ihr einen Kuss auf die Nase.

»Dann lass uns sofort aufbrechen und Anna und Gerda suchen. Mutter können wir Kai bei dir lassen?«

»Selbstverständlich!«

Schon eilte Mikeyla mit Elsa auf ihren Armen aus dem Langhaus hinaus in die kühle, Morgenluft.

»Warte! Ich komme mit.«Yoh hatte sich breit grinsend neben seine Schwester gestellt und klopfte ihr auf die Schulter. »Dieses mal verpasse ich den ganzen Spaß definitiv nicht!«

Schnell ließ die Schwarzhaarige die Blonde wieder auf ihre Füße. Verwirrt sah Yoh zu seiner Schwester, die ihn amüsiert beobachtete, als Elsa ihn sanft in die Arme schloss und an sich drückte.

»Danke für deine Hilfe.«, lächelnd strich sie ihm über die Wange und sah dann zu Mikeyla.

»Ja … eh … klar … ich … ich meine … absolut kein Thema.«, brachte der junge Mann stotternd hervor.

»Gut, dann lass uns gehen und zwar schnell.« Ungeduldig lief die Garu voran zu dem Tor und eilte, nachdem sie den Wachen die Lage erläutert hatten, hindurch.

»Du hast gesagt, du hast eine Idee wo sie hinwollten.« Sie konnte die neugierigen Blicke ihres Bruder in ihrem Rücken spüren.

»Wo sind sie sicherer als an einem Ort voller Magie und Wesen, die mit ihr durch ein Band verbunden wurden?« Wissend zog Yoh die Augenbrauen nach oben und grummelte leise.

»Na dann auf zu den Trollen, ich hoffe du behälst recht.«

Dann verwandelten sie sich in ihre Wolfsgestallt. Mikeyla ließ Elsa aufsteigen und sie jagten im Hohen Tempo zu den einzigen Wesen, von denen sie wussten, dass sie in der Lage waren Anna und ihre Tochter zu schützen.

Kampfgefährten

>>Bist du sicher, dass wir hier richtig sind, Schwesterherz?« misstrauisch beäugte Yoh die heiße aufsteigende Luft, die aus den Löchern im Boden kamen. Er hatte die Trolle noch nie aufgesucht, nur seine Mutter wusste um den genauen Aufenthaltsort, doch Mikeylas Nase hatte sie hierher geführt und er vertraute ihr, eigentlich. »Ich meine nicht das ich deinem Riechkolben nicht vertraue, aber … funktioniert der auch wirklich so wie er soll?« Die Wölfin gab ein genervtes Schnauben von sich und verrollte die Augen.

»Wir sind hier richtig Yoh. Ich kenne diesen Ort.« Elsas Augen suchten bereits nach einem Zeichen ihrer Schwester.

Langsam tapste das Grüppchen weiter, aufmerksam horchten Yoh und Mikeyla in die Stille. Plötzlich regte sich etwas, die Wölfe waren alarmiert. Ein lautes Krachen und Poltern brach um sie herum aus. Knurrend und Zähnefletschend beobachteten sie das Treiben, Elsa hingegen war ganz ruhig geblieben.

»Was … ist das etwa ein Hinterhalt?« Yoh hatte sich umgedreht. Überall um sie herum lagen Steine in allen Größen und Formen. Verwirrt schnüffelten die Geschwister herum. Als sich Yoh behutsam einem Stein näherte ploppte dieser ohne Vorwarnung auf und der junge Wolf sah in zwei große, runde Kulleraugen, die ihn neugierig ansahen. Erschrocken taumelte er zurück und landete auf seinen Hinterläufen, legte den Kopf schief und grummelte.

»Na sowas. Du bst ja fluffig und so niedlich!« kicherte die Trollfrau vor ihm.

Langsam verwandelten sich die zwei Garu zurück. Die Augen der Trolle wurden immer größer. »Ohhhhhhhh.« kam es von ihnen wie im Chor. Sie blinzelten synchron und fingen lauthals an zu tuscheln. Dann rollte ein weiterer Stein herbei, größer und bemooster als alle anderen.

»Ein Glück euch ist nichts geschehen!« Grandpeppi war zu Elsa geeilt und sah erleichtert zu der Blonde auf.

»Ist Anna hier?« traurig nickte das Wesen.

»Ja … sie hat uns alles erzählt. Kristoff … « er verstummte. Tränen rannen an den steinernen Wangen hinab. Seine Ohren hingen nach unten und er schniefte leise. Mitfühlend ging Elsa auf die Knie und legte Grandpeppi eine Hand auf die Schulter.

»Wir werden ihn da raus holen. Versprochen!« Mikeyla hatte sich nun ebenfalls hinunter gebeugt und sah entschlossen zu dem Troll, welcher ihren Bick hoffend erwiderte. Langsam steckte er seine Hand aus und berührte ihr Herz. Erstaunt, ließ die Garu es über sich ergehen.

»Es ist gut zu wissen, dass die Trennung euer Gefühl und Denken nicht verändert hat. Es scheint noch stärker zu sein als zuvor.« entschuldigend lächelte der Alte zaghaft. » Ich kann die Verbindung deutlich spüren und die Erinnerungen sind auch wieder da. Aber was rede ich … ihr wollt sicherlich zu Anna und Gerda. Wir haben sie an einen für uns Trolle heiligen Ort gebracht, dort sind sie sicher!« Er winkte ihnen ihm zu folgen. Yoh sah betreten zu Boden, er wusste nicht ob er folgen oder bleiben sollte. Es war eine Familienangelegenheit, sehr intim und privat. Elsa spürte seine Unentschlossenheit, drückte kurz Mikeylas Hand, deutete mit einem leichten Nicken zu deren Bruder und lächelte sanft. Die Garu ging zu ihm, schnappte sich seinen Arm und zog ihn unter Protest breit grinsend mit sich.

»Was? Du gehörst hier dazu! Bist ja mein Bruder und es wird Zeit das du meine „zweite“ Familie richtig kennen lernst. Möglichst ohne jemanden zu entführen oder sonst irgendwie etwas dummes an zustellen.« fügte sie neckend hinzu. Hitze stieg dem jungen Mann in die Wangen und er gab grummelnd eine Entschuldigung von sich.

Nicht lange und die Umgebung änderte sich. Die Felsen wurden bemooster, Blumen wuchsen in allen Farben, ein Bachlauf war zu hören. Immer tiefer führte Grandpeppi, die Gruppe in das ihnen unbekannte Gefilde. Dann konnten sie sie sehen. Anna saß zusammen gesackt und ihre Tochter im Arm haltend an einem kleinen kristallklaren See, Sven lag hinter ihnen, diente ihnen als Rückenlehne, sie schienen zu schlafen. Langsam näherte sich Elsa ihrer Schwester und unterdrückte ihre eigenen Tränen, als sie das verweinte Gesicht Annas sah. Gerda hatte sich an ihre Mutter gekrallt, auch sie hatte geröttete Augen und Wangen. Wut stieg in der Blonden hoch. Gern wäre sie hinunter gestürmt, hätte den Männern die Gerechte Strafe erteilt die sie verdient hatten, dafür, dass ihre Familie so leiden musste. Doch sie wusste, dass sie nicht planlos gegen ihre Feinde vorgehen konnte. Hans war clever und würde sich nicht so einfach überrumpeln lassen. Außerdem war Kristoff noch immer in großer Gefahr, was ihr am meisten Sorge bereitete. Sie könnten ihn als Druckmittel einsetzten und sie zweifelte nicht daran, dass sie ihm Grausamkeiten antuen würde. Sie war stark, ja, aber was nützte ihr ihre Macht, wenn sie sie nicht einsetzten konnte aus Angst ihrem Schwager könnte etwas geschehen. Sie wurde je aus ihren düsteren Gedanken gerissen, als sie eine sanfte vertraute stimme hörte.

»Elsa?« Anna hatte ihre Augen geöffnet und sah benommen zu ihrer Schwester. Sofort sank die junge Königin auf ihre Knie und zog die Rothaarige und ihre Nichte in eine enge Umarmung. Nun wurde auch Sven munter und gab ein trauriges röhren von sich. Er vermisste seinen Freund, sowie auch Anna ihren Mann vermisste. Mikeyla und Yoh sahen dem ganzen mit gemischten Gefühlen zu. Beide spürten die Wut in sich auf schreien, sie wollten helfen und dafür Sorgen, dass dieses Dilemma ein schnelles Ende finden würde. Kurz entfernten sie sich von der kleinen Familie.

»Also wie wollen wir nun vorgehen? Alleine können wir das nicht schaffen, das heißt … machbar wäre es aber … wer weiß wie weit unsere Feinde bereit zu gehen sind. Nicht das die Dorfbewohner darunter zu leiden haben.« Yoh hatte sich an einen Felsen gelehnt und sah nachdenklich gen Himmel während seine Schwester die Hände vor der Brust verstränkt hielt und knurrend auf und ab lief.

»Wir müssen zunächst Anna, Elsa und Gerda in Sicherheit bringen, dann müssen wir Kristoff dort irgendwie heraus bekommen. Sonst sind wir zu sehr im Nachteil, aber dafür bräuchten wir ein kleines Ablenkungsmanöver. Ohne das wird er vermutlich zu gut bewacht werden, hinzukommt, dass wir unsere Feinde verwirren müssen um uns einen Vorteil zu verschaffen. Wir wissen zwar nicht wie viele Feinde dort sein werden aber selbst mit unserer Stärke würde es sich zu zweit als schwierig erweisen. Wir brauchen das Rudel!«nickend stimmte Yoh ihr zu.

»Ich bezweifle allerdings, dass du die Damen davon abhalten kannst mit uns zu kämpfen.« der Blick des jungen Mannes schweifte zu den Schwestern die sich angeregt unterhielten. »Sie haben ein Kämpferherz alle beide … zumindest wenn es um ihre Familie geht.« er lächelte in sich hinein und musterte seine Schwester aufmerksam. Ein liebevolles Lächeln lag auf ihren Lippen, auch wenn ihre Augen von Besorgnis durchtränkt waren. »Ich bin froh das du glücklich bist Schwester!« er zog sie in eine enge Umarmung und drückte sie fest an sich. »Es ist das erste Mal, dass ich dich so fröhlich und gelassen erlebt habe. Als wir Kinder waren, warst du oft so … rastlos und aufbrausend. Sie tut dir gut« Mikeyla sah zu ihrem Bruder. Musterte ihn das erste Mal seit sie ihn wieder sah genauer. Er war nur ein wenig kleiner wie sie selbst, seine kurzen Schwarzen Haare sahen aus als hätten sie gerade erst einen Orkan überstanden und seine braunen Augen blitzten neckisch auf. Er hatte sich nicht verändert. Er war älter geworden und gewachsen … an Größe und Reife … aber er war ihr Bruder, ihr kleiner Yoh.

»Sie ist wundervoll.«kam es ihr über die Lippen.

»Oh Gott dich hat es ja wirklich voll erwischt. Es ist nicht nur die Prägung nehme ich an?« frech stupste er mit dem Zeigefinger gegen ihre Nase und sie verrollte gespielt die Augen.

»Naja die Prägung hat uns zusammen geführt aber … eigentlich … dürfte es mir nichts ausmachen wenn sie sich in jemand anderen verlieben würde. Mich machte diese Vorstellung aber halb wahnsinnig, obwohl ich immer wieder sagte es würde sie Glücklich machen. Normalerweise sorgt die Prägung ja nur dafür, dass wir unsere Seelengefährten beschützen und wollen, dass sie glücklich sind und es ihnen gut geht.« Mikeyla schüttelte ihren Kopf, biss sich auf die Unterkippe.» Aber ich liebe sie.«

Yoh nickte zustimmend und boxte ihr freundschaftlich auf die Schulter. »Jep. Das Gute daran ist, dass eure Verbindung uns ermöglicht endlich wieder Teil der Gesellschaft zu werden. Wir werden keine Ausgestoßenen mehr sein, keine Monster.« leise und neckend fügte er hinzu.» So und wann findet die Hochzeit nun statt? Ich erwarte, dass ich sie mitplanen darf! Ich liebe solche Feste einfach zu sehr als das ich mir das bei der Hochzeit meiner eigenen Schwester nehmen lassen würde!« Schon hatte er fünf Finder im Gesicht und eine dicke, rote Wange. Mikeyla stampfte beleidigt zu ihrer Seelengefährtin während ihr Bruder sich lachend die scherzende Wange hielt. Verwirrt sahen Elsa und Anna zu den beiden Garu. Yoh winkte Kopfschüttelnd ab.

»Anna hat erzählt, dass es so um die 100 -150 Soldaten sind. Sie haben die Wachen außer Gefecht gesetzt und drangen in das Schloss ein. Kristoff hatte es bemerkt, weil er durch Fußgetrampel wach geworden war. Danach hatte er sich Anna und Gerda geschnappt, rannte zu Sven und ließ beide aufsteigen. Die Soldaten hatten sie bemerkt und so blieb Kristoff zurück um den Beiden die Flucht zu ermöglichen.« die Blonde sah ernst zu Mikeyla, diese nickte nur sah dann zu dem Troll, den sie völlig vergessen hatten. Grandpeppi war tief in Gedanken versunken, richtete sich dann auf und nickte bedächtig.

»Ich werde mit den Anderen eine kurze Beratung abhalten. Ihr seid durch Kristoff mit uns verbunden, Teil unserer Familie, das heißt, seine Rettung liegt auch in unserer Hand.« Er sah noch einmal zu den Schwestern, verbeugte sich und ging dann zurück.

»Mama, Papa passiert doch nichts oder?« ängstlich sah Gerda mit ihren großen wässrigen augen zu Anna. Zum ersten Mal wusste die junge Frau nicht was sie sagen sollte und strich ihrer Tochter liebevoll über ihren Haarschopf.

»Wir holen deinen Papa da schon raus und wenn die Trolle mithelfen kann es nur gut werden!« aufmunternd klatschte Yoh in seine Hände und zwinkerte dem Mädchen zu. Ein schüchternes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.

»Wir bringen euch jetzt erst mal zurück zum Rudel damit ihr dort sicher seid, dann werden wir mit Kaila reden und gemeinsam einen Schlachtplan entwerfen.«

»Vergiss es.« Anna hatte ihren Kampfgeist zurück erhalten und sah Mikeyla herausfordernd an, welche nur missbilligend die Augenbrauen zusammen schob. »Er ist mein Mann, ich werde schön mit euch kommen! Ich habe Hans schon einmal eine verpasst und dieses Mal wird es nicht meine Faust, sondern mindestens eine Laute sein, mit der ich seine Nase bearbeite!« grimmig biss sie die Zähne zusammen. Elsa musste lachen.

»Deine Kinder brauchen dich.« entgegnete die Garu.

»Es werden nicht alle mit kämpfen. Bestimmt bleiben Garu zurück, die auf die Beiden aufpassen können.«

»Du willst deine Kinder wildfremden Wesen anvertrauen!?« ungläubig starrte die Schwarzhaarige zu Anna.

»Sie sind nicht wildfremd! IHR seid doch Familie.« kam es sanft von der Rothaarigen. Yoh klopfte seiner Schwester, der es die Sprache verschlagen hatte auf den Rücken.

Gerda war aufgestanden und hatte sich der Garu ans Bein geklammert und knuddelte es. »Du bist doch meine Tante. Also hat Mama Recht. Deine Familie ist jetzt euch unsere Familie und wenn Tante Elsa dich lieb hat und dir vertraut dann tu ich das auch.« gerührt von den Worten des Mädchens nahm Mikeyla sie auf ihre Arme und rieb ihre Nase an die des Kindes. Erfreut über die Geste, quietschte das Kind vergnügt auf und schlang die Ärmchen um den Hals der Schwarzhaarigen.

»Nun gut. Ich denke wir sollten schnellst Möglich zu Mutter zurück, damit wir eurem Mann zu Hilfe eilen können.« Anna verrollte die Augen und boxte Yoh gegen die Schulter.

»Anna!«

»Eh-?«

»Bitte nenn mich Anna. So macht man das in einer Familie.« grinsend strafte sie ihre Schultern und marschierte erhobenen Hauptes zurück zu den Trollen die immer noch in ihre Diskussion vertieft waren. Als die kleine Gruppe vollständig angekommen war, richtete sich die Aufmerksamkeit der Wesen auf Elsa. Grandpeppi trat aus der Menge hervor und sah entschlossen zu der Blonden.

»Wie werden euch im Kampf unterstützen. Sagt was ihr vor habt und wir werden schauen was wir tun können.«

Mikeyla erzählte ihnen von der Idee mit dem Ablenkungsmanöver, davon zuerst Kristoff aus der Schussbahn zu holen. Der Troll hörte zu und nickte dann.

»Ja es macht Sinn.«

»Wir werden jetzt zuerst in unsere Lager zurück kehren, um Gerda in Sicherheit zu bringen, dann werden wir mit Kaila gemeinsam ins Tal vorstoßen.« Anna sah entschlossen zu ihrer Schwester, die ebenso entschlossen wirkte.

»Gut … wir werden auf halben Weg zu euch stoßen. Dann planen wir den Angriff gemeinsam!« ein lautes Kampfgebrüll ging durch die Reihen der Trolle. Hier und dort hatten sie sich einige Wurzel geschnappt und schwenkten sie kampfeslustig. Ein paar andere knurrten sich wild an und wieder andere rollten sich ein und rasten wie von Sinnen durch die Gegend.

»Wir sollen wir euch besch-«

»Wir werden dort sein. Macht euch keine Sorgen, wenn ihr los lauft werde ich es wissen.« Grandpeppi nickte ihnen noch einmal zu bevor sich die beiden Garu wandelten und die Menschen aufsteigen ließen. Jetzt zählte jede Minute.

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Nichts war zu hören, außer das Hecheln der knapp dreißig Wölfe, als sie durch den frischen Pulverschnee stapften. Kurz nachdem Mikeylas Gruppe wieder am Lager angekommen war erläuterte sie Kaila die momentane Situation und den vorläufigen Plan, den sie allerdings noch genauer mit den Trollen ausbauen wollten, sobald sie aufeinander trafen. Sie hatten keine Zeit verloren und ihre Mutter war ebenso geschäftig gewesen. Sie ließ Freiwillige rekrutieren um Arendelle zurück zu erobern. Das Lager war klein und es kamen gerade einmal zehn ihrer eigenen Leute zusammen, der Rest wollte kämpfen, war jedoch nicht wirklich in der Verfassung, der harte Winter hatte seine Spuren hinterlassen. So eilte sie selbst zu den zwei anderen ansässigen Rudeln, die zwar skeptisch und äußerst widerwillig zustimmten Kaila unter die Arme zu greifen, aber jeder zehn weitere Krieger mit ihr schickte. So waren sie immerhin mit Mikeyla, Yoh und ihr selbst dreiunddreißig Garu die stark und entschlossen waren. Elsa war bereit ihre Kräfte ein zusetzten um das Leben der Menschen Arendelles und das der Wölfe zu verteidigen. Die Neuangekommenen Krieger waren erstaunt und misstrauisch, als sie die junge Königin sahen, wussten nicht recht wie sie sich verhalten sollten. Anna und Elsa hingegen waren erstaunt, dass es noch mehr Rudel der Garu zu geben schien.

Der Tag neigte sich dem Ende und die Abenddämmerung ließ die Winterlandschaft in sanftem goldenem Glanz erstrahlen. Alles glitzerte und verlieh dem vor ihnen liegendem Tal eine fast traumhafte, friedliche, magische Aura. Sie konnten auf Arnedelle nieder blicken. Völlig still lag es dort, niemand schien auf der Straße zu sein, niemand außer ein paar Gruppen von Soldaten, die ihrem Wachdienst nach zu gehen schienen. Die Wölfe hatten an einem kleinen Hügel gestoppt, der ihnen als Sichtschutz dienen sollte. Alle verwandelten sich zurück. Männer und Frauen waren gleichermaßen anwesend. Manche in Kampfmontur, wieder andere in einfachster Kleidung. Die Schwestern sahen sich unauffällig um und musterten die kunterbunte Truppe. Die Rudel schienen sich in Statue und Körperhaltung zu unterscheiden. Während Kailas Rudel hochgewachsen und eher schlank war, bemerkten sie das, dass Rudel von Tona, einem breitschultrigen, glatzköpfigen Kerl eher wuchtiger Natur war. Sie waren Muskelbepackt und kampfeslustig. Die letzten Zehn waren klein, hatten eine leicht gebückte Haltung eingenommen und sahen nervös hinunter ins Tal. Dieses Rudel gehörte zu Lenia, einer kleinen Blonden Frau mit braunen Augen, die Mikeyla, für Elsas Geschmack, zu oft fixierte und sich dabei über die Lippen leckte. Unbewusst hatte sie sich an die Seite ihrer Seelengefährtin gestellt um sie vor den neugierigen Blicken der anderen Garu ab zu schirmen. Die Schwarzhaarige nahm ihre Hand und drückte sie leicht.

»Was ist los?« der besorgte und missbilligende Blick Elsas war ihr nicht entgangen.

»Ich mag nicht wie diese Lenia dich anschaut.« Verwirrt legte die Garu ihren Kopf schief und schürzte die Lippen.

»Wie schaut sie denn?«

»Als ob du etwas zu essen wärst!« sie schloss die Augen und bereute das Gesagte sofort wieder.

»Nun, sie und meine Tochter haben früher, bevor Mikeyla weggelaufen ist, oft zusammen gespielt. Lenia hatte immer zu ihr aufgesehen.« Kaila hatte sich zu den Beiden gestellt und sprach leise weiter.» Sie war ziemlich enttäuscht als sie hörte, dass meine Tochter sich geprägt hatte und fort gegangen war um bei euch zu sein.«

Fragend zog die junge Garu eine Augenbraue nach oben.»Wir waren Kinder. So ganz nebenbei … es ist über ein Jahrzehnt her.«

Ihre Mutter zuckte nur mit den Schultern. »Ich weiß, dass ihr Vater immer eine Allianz, eine Zusammenlegung unserer Rudel angestrebt hatte, vielleicht hatte er ihr eingebläut sich an dich zu binden?«

Mikeyla sah hinüber zu Lenia, ihre Blicke trafen sich und sie konnte die Wut spüren die in der anderen war. Von den Missgünstigen Blicken, die Richtung Elsa gingen ganz zu schweigen. »Bist du sicher, dass es eine gute Idee war sie mit zu nehmen?« sie zog die Blonde beschützend an sich und wendete sich wieder ihrer Mutter zu.

»Sollte sie etwas Dummes tun … nunja … du kennst unsere Gesetzte. Elsa ist deine Seelengefährtin und somit an das Rudel gebunden, fällt sie ihr also in den Rücken, fällt sie uns in den Rücken. Ich bezweifle stark, dass sie so etwas unüberlegtes tun würde.« grimmig nickte die Schwarzhaarige.

Unter ihren Füßen begann der Boden zu vibrieren. Verängstigt und geschockt starrten einige zu der anrollenden Steinlawine, die im schnellen tempo auf sie zu zuschießen schien. Während Kaila völlig unbeeindruckt an ihrem Platz verweilte, wurden die anderen Garu zunehmend nervöser und knurrten unsicher. Kurz bevor es zu einem Zusammenstoß kommen konnten stoppten die Steine und rollten sich auf. Grandpeppi ging zu Kaila und nickte bedächtig.

»Lange ist es her, Steinchen.« grinsend ging sie auf die Knie und reichte ihm ihre Hand, welche er Kopfschüttelnd entgegen nahm. Ein freundliches Lächeln lag auf seinem Lippen.

»Wie ich sehe habt ihr euch seit Kindertagen nicht geändert Kaila. Immer noch selbstbewusst und um nichts verlegen.«

Die anderen Rudelführer wagten sich nun näher, räusperten sich entschlossen und traten nach voran um den Gast willkommen zu heißen. Sie wussten zwar, dass Trolle sich an diesem Kampf beteiligen würden, hatten jedoch nicht damit gerechnet, dass eine wildgewordene Steinlawine sich als eben solche entpuppen würde.

»Dann würde ich sagen, gehen wir noch einmal den Plan genau durch.« Mikeyla hatte das worterhoben, Kaila sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an und schürzte die Lippen. Just in diesem Moment zuckte die Schwarzhaarige zusammen und zog den Kopf ein. Elsa sah fragend zu ihr und die Alphawölfin beantwortete ihr die unausgesprochene Frage.

»Meine Tochter, hat gerade ohne das sie es wollte meinen Part übernommen.« milde lächelte die Ältere und schüttelte den Kopf. »Du kommst eben doch nach mir.«

Alle stellten sich dicht zusammen um die nächsten Schritte genau mit verfolgen zu können.

»Also … Kristoff, der Schwager der Königin, wurde gefangen genommen und befindet sich vermutlich im Schloss inneren. Wir gehen davon aus, dass er in einem der Kerker sein wird. Mikeyla, Anna, Yoh und Elsa werden sich an der Schlossmauer entlang schleichen und durch einen Seiteneingang hineinschlüpfen und ihn herausholen. Damit das gelingen kann brauchen wir ein Ablenkungsmanöver, dass die Soldaten von ihren Posten nach draußen vor die Stadttore lockt. Ich hätte gern.« sie sah zu Grandpeppi.» Das ihr die Ablenkung übernehmt. Ich denke mit einer Horde wild gewordener, hopsender Steine die mit Wurzeln um sich schlagen werden die Wachen erst einmal so überfordert sein, dass sie gar nicht mehr darauf achten werden was sonst um sie herum geschieht.« Die Trolle riefen Beifall und zogen grimmige Grimassen. »Sobald Ihr euren Schwager habt Königin« Kaila wandte sich Elsa zu.» lasst ihr einen Schneesturm los. Er wird die Sicht unserer Gegner stark beeinträchtigen und sie in ihren Handlungsfreiräumen beeinträchtigen. Wir stoßen von allen Seiten hinzu und überrumpeln die ahnungslosen Soldaten so noch mehr.« Die Blonde nickte nachdenklich.

»Ich könnte ein paar Schneegolems mit euch mit schicken zu eurem Schutz.« Kaila quittierte den Einfall mit einem breiten Grinsen.

»Hervorragende Idee, weniger Arbeit für uns und mehr Schutz.«

»Wenn ihr so mächtig seit … warum macht ihr das dann nicht alleine?« Lenia hatte nun ihr Wort erhoben und sah fragend zu der jungen Königin. Alle Garu sahen sie an. Kaila verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Die Atmosphäre war angespannt. Keiner regte sich mehr und auch Mikeyla hielt den Atmen an. Bevor Anna etwas sagen konnte hielt Yoh ihr den Mund zu, sah sie eindringlich an.

»Wenn ich meine Macht im Kampf einsetzte … kann es passieren, dass ich im Eifer des Gefechtes vielleicht jemanden Töte. Das will ich vermeiden wenn es sich vermeiden lässt. Hinzu kommt das mein Schwager immer noch gefangen gehalten wird. Würde ich es im Alleingang wagen … wäre er in noch größerer Gefahr, da sie ihn als Druckmittel einsetzten könnten. Außerdem-«

»Wir haben eine größere Chance die Sache schnell und ohne Verluste auf beiden Seiten zu beenden. Unsere Feinde wissen um ihre Fähigkeiten, sie werden damit rechnen, dass die Königin sich ihre Macht zu nutze machen wird, das heißt im Klartext, dass unsere Gegner vermutlich einen Trumpf im Ärmel haben. Anders kann ich mir ihre Dreistigkeit Arendelle ein zu nehmen nicht erklären. « kam es nun bestimmt von Mikeyla.

Alle Augen waren nun auf sie gerichtet. Doch es störte sie diese Mal nicht im Geringsten. Lenia hatte es gewagt ihre Seelengefährtin anzugreifen und nun war die Schwarzhaarige wild entschlossen Elsa zu verteidigen. Kaila lächelte Stolz, Yoh verkniff sich ein lautes Lachen, als er in das Gesicht Lenias sah, welches zu entgleisen drohte und Anna kicherte selbstgefällig. Mikeyla sie die andere noch einmal schar an dann widmete sie sich wieder ihrer Mutter. »Bitte fahr fort damit wir schnellst möglich hinunter in die Stadt können. Die Sonne geht unter … und auch wenn uns das einen weiteren Vorteil verschafft, je schneller wir loslegen desto besser, denke ich.«

»Gut. Also … Elsa zaubert uns eins, zwei Schneegolems mit denen wir dann die Soldaten angreifen. Ihr kümmert euch um die Wachen drinnen, beziehungsweise befreit die Wachen Arendelles. Ist das erledigt… ist der Sieg schon so gut wie unser. Dann müssen wir nur noch deren Befehlshaber festnageln und wir haben es geschafft. Sind noch irgendwelche Fragen offen?« Alle schüttelten ihren Kopf.

Mikeyla ging mit Yoh, Anna und Elsa ein wenig Abseits, sie würden als erstes hinunter marschieren und sich durch einen der seitlichen Eingänge Zutritt verschaffen. Die Trolle machten sich schon auf den Weg.

»Lasst uns los, die Dämmerung gibt und ein wenig Schutz. Elsa denke dran. Wenn du kannst setz die Wachen außer Gefecht.« Entschlossen nickte Angesprochene. Anna drückte sie kurz und liebevoll an sich. »Du kannst das Schwesterherz.«

»Ich weiß das ich dazu in der Lage bin aber … ich möchte nur ungern jemanden verletzten.« traurig sah sie zu Arendelle und knetete ihre Hände. »Ich möchte nicht wieder soweit gehen wie-.« Anna schüttelte ihren Kopf und drückte die Schultern der Blonden sanft. »Du bist kein Monster. Das warst du nie und du hast damals nur dein Leben verteidigt, es war also völlig nachvollziehbar.« Elsa seufzte, schloss die Augen und zog die Augenbrauen zusammen. Sie durfte nicht zögern und sie würde niemanden verletzten wenn sie es nicht musste. Mikeyla drückte ihr hand und nickte aufmunternd.

»Dann lasst uns gehen.« Yoh und Mikeyla verwandelten sich und ließen die zwei jungen Frauen aufsteigen. Gemeinsam eilten sie hinunter und einem hoffentlich gutem Ende entgegen.

Infiltrieren

>>Daran könnte ich mich wirklich gewöhnen.« kichernd rutschte Anna von Yohs Rücken und tätschelte seine pelzige Wange.

Elsa und Mikeyla standen bereits an der Mauer und schlichen behutsam zur nächsten Ecke. Zwei schwer bewaffnete Soldaten standen vor einer schlichten Holztür und sahen verdrießlich zu dem angrenzenden Fjord.

»Warten wir bis die Trolle für Ablenkung sorgen oder wäre es besser sie … außer Gefecht zu setzten bevor sie den anderen zur Hilfe eilen können?« Yoh stand neben seiner Schwester. Seine Augen ruhten auf den Soldaten und ein leises Knurren war zu hören. Ohne zu antworten Schritt Mikeyla aus ihrem Versteck auf die zwei Männer zu, die erst perplex und dann alarmiert ihr Waffen zückten.

»Halt! Wer bist du? Keinen Schritt weiter!« misstrauisch richteten sie ihre Lanzen auf die junge Frau. Elsa und Anna wurden unruhig, wollten ihrer Kampfgefährtin schon zur Hilfe eilen, doch Yoh hielt sie auf und nickte nur in Richtung seiner Schwester.

»Ich habe keine Zeit um mit euch zu spielen. Entweder ihr macht den Weg frei oder ich werde mir selbst einen schaffen müssen.« belustigt über die Reaktion der Männer stemmte sie ihre Hände in die Hüften und lächelte schief. Die Soldaten wechselten einen Blick schrien grimmig auf und jagten auf die Garu zu. Der Erste stocherte wild mit seiner Lanze herum, Mikeyla wich ihm aus, hielt die Stange am anderen Ende fest, hob den Mann damit empor und schleuderte ihn gegen die Schlossmauer, an der er bewusstlos zu Boden sackte. Der Zweite, weitete entsetzt die Augen und versuchte sie von den Füßen zu fegen. Sie sprang empor, schlug zu und traf auf Wiederstand. Der Soldat hatte seine Lanze schnell zur Verteidigung nach oben gezogen, doch die Wucht mit der die Garu zu schlug ließ seine Waffe in der Mitte zerbersten. Ungläubig riss er die Augen auf und fiel zu Boden als Mikeylas Waffe seinen Kopf traf. Das ganze hat nicht mehr als fünf Minuten gedauert. Die Schwestern sahen mit geöffnetem Mund und großen Augen zu der Frau. Ihr Bruder konnte sich ein Kichern nicht verkneifen und eilte zu den bewusstlosen Wachen um sie zur Seite zu schaffen.

»Ich denke wir haben jetzt freie Bahn.«

»Wie hast du?« immer noch Fassungslos musterte Anna die Schwarzhaarige.

»Ich sagte bereits, dass wir Garu um einiges stärker sind als normale Menschen. Das ist der Wolf in uns.«

»Ja aber … das war der absolute Wahnsinn!« euphorisch wedelte die rothaarige mit ihren Armen und drückte dann ihre Schwester kurz an sich. »Bin ich froh, dass sie meine Schwägerin wird! Wenn sie nicht auf unserer Seite wäre, dann hätten wir wirklich ein Problem.« Elsa nickte zu stimmend und sah dann wieder zu Mikeyla. Ihre Augen suchten unauffällig nach Verletzungen, die sich die Wölfin zugezogen haben könnte. Doch zu ihrer Erleichterung konnte sie weder Blut noch sonst irgendwelche Spuren für Verletzungen ausfindig machen. Nachdem Yoh zu ihnen zurückgekehrt war, hasteten sie zur Tür und schlichen leise hindurch. Innen herrschte lautes, hektisches Fußgetrampel und raue Männerstimmen riefen quer durcheinander.

»Wir werden angegriffen! Los hinaus zu den Toren!«

»Wer ist es und wie viele?!« rief einer.

»Keine Ahnung!« antwortete ein anderer.

Das Grüppchen drückte sich an die steinerne Mauer, duckte sich in den Schatten um den Blicken der Soldaten verborgen zu bleiben. Erst als die Schritte langsam verhallten kamen sie aus ihrem Versteck. Sie waren in der Nähe des Ballsaals, dass wusste Mikeyla doch sie mussten hinunter in den Kerker und dafür würden sie in den Nordflügel gehen müssen, sie waren quasi auf der gegenüberliegenden Seite.

»Folgt mir.« Ohne Vorwarnung hatte sich Elsa an die Spitze gesetzt und schlich den Korridor entlang. Mikeyla hastete ihr nach, schnappte sich ihre Hand und sah bittend in die eisblauen Augen. Liebevoll strich die Blonde ihr über die Wange und küsste sie kurz auf den Mund. Eindringlich und entschlossen blickte sie zu ihrer Seelengefährtin. »Vertrau mir. Ich weiß wie wir ungesehen zum Kerker kommen.«

»Ich vertraue dir, ich möchte nur nicht das du verletzt wirst.«

»Du bist doch bei mir, mir passiert also nichts.« damit drehte sie sich auf ihrem Absatz um und lotste die Kleine Gruppe weiter. Anna hatte sich unterwegs einen Morgenstern von der Wand geholt und klammerte sich entschlossen an ihn. Yoh gefiel, dass gar nicht, da er direkt hinter ihr war und angst hatte sie könnte ihn im Eifer des Gefechts, damit umhauen.

Unter Elsas Führung schafften sie es fast gänzlich unbemerkt zu den Kerkern. Zwei Mal waren sie auf Wachen gestoßen, die Yoh und Mikeyla jedoch schnell nieder schlugen, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Nun standen sie vor der schweren Eisentür die zu den Gefängniszellen führte. Elsa schauderte als sie in den schmalen, spärlich beleuchteten Gang schritt. Das Letzte mal war sie selbst als Gefangene hier unten gewesen. Als Hans sie eingesperrt hatte. Seit jenem tag vermied sie es die Kerker auf zu suchen, die Erinnerungen daran waren zu belastend. Eine warme Hand legte sich zärtlich auf ihre Schulter und drückte sie sanft. Die Bernstein farbenden Augen der Garu ruhten auf der Blonden. Dann schnüffelte Mikeyla in der Luft herum, ihre Augenbrauen fuhren zusammen und sie sah verwirrt zu ihrem Bruder.

»Riechst du Gegner?«

Jetzt begann auch Yoh die Umgebung mit seiner Nase zu erkunden. Leicht legte er den Kopf zur Seite und sah nachdenklich drein. »Komisch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihn völlig unbewacht hier unten lassen!«

Die Schwarzhaarige knurrte leise.

»Was ist denn los? Wir müssen weiter!« Anna drängte nervös voran, doch die zwei Garu blieben wie erstarrt an Ort und Stelle.

»Anna ich glaube nicht das sie Kristoff hier unten verwahren.« Mikeyla leckte sich über die Lippen, suchte den Gang mit ihren Augen ab. Plötzlich hörten sie ein leises schluchzen, aus der hintersten Zelle des raumes zu ihnen dringen. Langsam schlichen sie voran. An der Holztür angekommen versuchte Yoh etwas durch das schmale Fenster zu erkennen, dass in der Tür eingelassen war, doch außer Dunkelheit sah er nichts. Die Tür war verschlossen, doch das hinderte die Garu nicht daran, sich mit vollem Körpereinsatz dagegen zu schmeißen und sie so auf zu brechen. Mikeyla und Yoh landeten auf dem harten, kalten Steinboden und rollten sich schnellst möglich zur Seite um auf die Beine zu kommen. Elsa und Anna waren indes dazu geeilt nur um sich erschrocken die Hand vor den Mund zu halten. Die Rothaarige sah traurig und mit den Tränen kämpfend zu ihren kleinen Freund, dem Schneemann Olaf.

Er war stark geschrumpft und ihm fehlte etwas entschiedenes, seine orange Karottennase. Sein kleines Schneegestöber, schneite immer noch aber das schien ihn nur langsam zu regenerieren.

»Anna! Elsa!! Oh ich bin ja so freu euch zu sehen.« Olaf schniefte etwas und er bekam einen Schluckauf als er sich in die Arme der jungen Frauen warf.

»Was haben sie dir nur angetan?!« Entsetzt hatte sich Elsa zu dem Schneemann herunter gebeugt und begann ihn mit ihrer Magie wieder her zustellen. Betroffen sahen die Garu zu dem kleinen Kerl, behielten die Tür, oder eher den neu gesprengten Eingang weiter hin im Auge.

»Sie wollten wissen wo ihr seid, aber ich habe meinen Mund gehalten. Ihr seid meine Freunde und Freunde verraten sich nicht. Außerdem ist dieser Hans ein ganz gemeiner Kerl!« Olaf stemmte jetzt seine dünnen Ärmchen in die fülliger werdenden Seiten und sah empört zu den Schwestern. »Er hat mir Feuer an den Körper gehalten, so dass ich ganz schnell schmelze und dann …« er druckste herum, die Augen groß und wässrig.» dann hat … dann hat er …. Er hat meine Nase seinem Pferd zu essen gegeben!!«

Mikeylas Mund klappte nach unten als sie die Tränen Olafs sah. Wut kroch nun in Elsa empor uns Eis bildete sich an den Kerkerwänden. Anna schimpfte herum und wedelte bedrohlich mit ihrem Morgenstern herum.

»Ich will euch ja nicht unterbrechen aber wir müssen uns wirklich beeilen! Je schneller wir Kristoff haben, desto schneller können wir den anderen ein Signal zu kommen lassen.« Yoh hatte sich in den Türrahmen gestellt und spähte in den gang. Von draußen her, drang Kampflärm zu ihnen.

»Olaf weist du wo sie Kristoff hingebracht haben und wo unsere Wachen sind?« Anna hatte ihn bei den armen gepackt und sah ihn bittend an. Er überlegte kurz und nickte dann euphorisch.

»Ja, ja, ja, ja!! Sie haben ihn mitgenommen! Die Wachen haben sie draußen im Hoff zusammen gebunden.«

»Wer hat ihn wohin mitgenommen?« die Blonde unterdrückte ihre Magie so gut es ging. Mikeyla war bereits an ihre Seite geeilt und flüsterte ihr beruhigende Worte zu, doch nichts schien sie wirklich zu stoppen.

»Dieser Opa mit den Haaren als Hut hat ihn mit hoch genommen, er sagte dass er aus ihm heraus quetschen will wo ihr seid. Hmmm … aber man kann Menschen doch gar nicht ausquetschen oder?« fragend und verwirrt sah der kleine Schneemann zu seinen Freunden.

Beiden Schwestern war das letzte bisschen Farbe aus dem Gesicht gewichen und Yoh und Mikeyla knurrten lauthals.

»Wir haben keine Zeit zu verlieren.« in ungewohnt ruhigem Ton, für diese Situation, stand Elsa auf, wandte sich an ihre Seelengefährtin und ballte die zitternden Hände zu Fäusten. Dann krachte es plötzlich und die Wände begannen zu bersten. Die junge Königin von Arendelle war sichtlich erbost.

Schnellen Schrittes eilte sie zurück. Überall wo ihre Füße den Boden berührten, hinterließ sie eine Spur aus Eis. Draußen tobte ein heftiger Schneesturm und der Tumult war in völliges Chaos übergegangen. Die Gruppe hatte den Empfangssaal erreicht und sah sich hektisch um. Wo konnten sie nur mit Kristoff hin sein? Dann ertönte ein lauter markerschütternder Schrei der Anna das Blut in den Adern gerieren ließ.

»KRISTOFF!!!« schon rannte sie in Richtung des Schreies, die anderen hechteten ihr hinterher.

Resignation

Von Panik beflügelt trugen sie ihre Füße immer weiter voran, den Schmerz in ihrer Lunge ignorierend. Anna rannte um ihr Leben, rannte um Kristoff, ihren Mann, aus den Fängen ihrer Feinde zu befreien. Mikeyla hatte sie eingeholt, packte sie bei den Schultern und musste sich dem Schwung eines Morgensternes sowie um sich tretenden Füßen erwehren. Sie verstand Anna. Die Garu selbst wäre gerne zu dem jungen Mann geeilt aber sie wusste, dass sie nicht einfach hinein platzen durften. Dafür war Kristoff in zu großer Gefahr.

»Lass los!! Ich … KRISTOFF!!!« Tränen der Wut und Verzweiflung rannen an ihren Wangen hinab. Elsa hatte sich an die Seite ihrer Schwester gestellt, nahm deren Kopf in ihre kühlen Hände und versuchte sie mir sanften Worten zu beruhigen. In der Blonden tobte ein Kampf und sie rang mit sich selbst wusste, dass sie nicht verlieren durfte. Sie drückte ihren eigenen Hass hinunter und rieb Anna liebevoll über de Rücken. Nicht lange und ihr wiederstand gab nach. Fast augenblicklich sank sie in Mikeylas Arme und schluchzte leise in deren Schulter. Yoh behielt indes den Gang, in dem sie sich befanden im Auge. Er war nervös, die Nerven zum zerreißen angespannt.

»Wir holen ihn raus, aber du musst ruhig bleiben!«

»Wenn Elsa an Kristoffs Statt wäre, Mikeyla, was würdest du dann tuen?!« seufzend schnalzte sie Schwarzhaarige mit der Zunge und sah Anna eindringlich an.

»Ich würde das ganze Schloss in Schutt und Asche legen und jeden der sich mir in den Weg stellt zur Seite fegen. Aber Fakt ist das ich nicht in dieser Situation bin, zumal ich um ein Beträchtliches stärker bin als du und ich dazu durchaus in der Lage wäre.«

Dann ertönte ein erneuter Schrei und die Ereignisse überschlugen sich. Anna riss sich los und rannte zu der großen Flügeltür der Bibliothek. Elsa hechtete hinterher, Eis überzog nun alles. Fenster zerbarsten und der Schneesturm der Außen getobt hatte, wütete nun auch innerhalb der Mauern. Die beiden Garu brauchten einen Moment, hechteten dann den Schwestern nach, den Eiszapfen die aus dem Boden und den Wänden wuchsen und den umherfliegenden Gegenständen ausweichend. Die Rothaarige hatte bereits die Tür erreicht, riss sie auf und stand mit erhobenem Morgenstern in der Tür. Blankes entsetzten verschleierte ihre Augen als sie zu dem am Boden liegenden jungen Mann sah. Blut lief ihm aus dem Mund und aus einer kleinen Wunde an seinem Kopf. Kristoffs Gesicht war mit Blutergüssen und Beulen übersät. Über ihm stand ein wohlbekanntes Gesicht, einer der zwei Leibwächter des Barons, er hielt einen Knüppel in der Hand und sah perplex zu den Neuankömmlingen. Nun erreichte auch ihre Schwester den Schauplatz. Eisblitze schossen in den Raum und rissen den Mann von den Füßen. Yoh schlidderte zu den am Boden liegenden Kristoff und untersuchte seine Wunden.

»Er ist sehr ramponiert aber ansonsten scheint es ihm gut zu gehen. Seine Verletzungen sollten dennoch versorgt werden.« Er packte sich den Mann auf den Rücken und schnaubte kurz. Mikeyla hatte sich indes zwischen Elsa und die bärtige Leibwache gestellt um den Blickkontakt zu unterbrechen. Die Eisblauen Augen der Blonden, glühten förmlich und sie versuchte an der Garu vorbei zu eilen, wurde jedoch von ihr festgehalten.

»Nein! Elsa, lass es gut sein!«

»Las mich los, er-«

»Sieh mich an!« sie packte den Kopf mit beiden Händen und zwang die Königin ihr in dir Augen zu sehen. Eindringlich sah die Schwarzhaarige zu der Blonden, rieb behutsam mit ihren Daumen über die Wangen Elsas um sie zu beruhigen. Die Blonde wollte zurück weichen, musste sich jedoch der Kraft der Wölfin ergeben. Wiederwillig begegnete sie den Bernsteinfarbenden Augen und knurrte etwas Unverständliches. Langsam legte sich der Sturm. Anna hatte sich derweil zu dem Mann gestellt der ihrem Kristoff so viel Leid angetan hatte. Der Morgenstern zitterte immer noch in ihrer Hand.

»Wo ist er?« es war nicht mehr als ein Flüstern, doch der braunhaarige verstand sofort. Trotzig reckte er sein Kinn nach oben. Anna schleuderte ohne Vorwarnung ihre Waffe und ließ sie neben seinem Kopf nieder sausen. Der Boden hatte eine große Delle und die Augen des Soldaten weiteten sich vor Erstaunen und dann vor Entsetzten.

»Wo ist Hans?«

»Im Hof …«

»Anna wir müssen Kristoff erst hier weg schaffen!« Yoh sah nervös zu der Prinzessin.

»Das glaube ich nicht!« Mikeyla lief es eiskalt den Rücken herunter als sie die sanfte Stimme des Mannes vernahm, der zum Teil Schuld an dieser Lage hatte. Elsa weitete entsetzt die Augen und drehte sich auf ihrem Absatz um. Sie konnte in das Gehässige Gesicht Hans‘ sehen. Die Augen leuchteten triumphierend auf hinter ihm erschienen Wachen und ein weiteres weibliches Gesicht, dass alle kannten. Entsetzen mischte sich mit Verärgerung als die junge Frau, Hans Arm nahm und sich an ihn schmiegte.

»Hallo Mikeyla!«

»Lenia!« knurrend schob die Garu Elsa hinter sich und bäumte sich bedrohlich auf, als die Wachen in den Raum stoben. Binnen weniger Augenblicke waren sie umzingelt. Elsa wollte bereits ihrer Magie freien Laufe lassen, doch da hob Lenia ihren Zeigfinger und wedelte damit herum.

»Das würde ich an eurer Stelle lassen, eure MAJESTÄT. Oder wollt ihr an Kailas Tod schuld sein?« Sofort versteifte sich Mikeyla.

»Ich würde vorschlagen ihr kommt einfach mit nach draußen, ohne Gegenwehr.« Resignierend ließ die junge Königin ihre Arme sinken, alles war verloren.

Loyalität

Knurrend kniete die junge Wölfin im Schnee. Um sie herum saßen noch andere Gefangene, Soldaten, Garu und die königliche Familie. Elsa hatten sie in schwere Eisen gelegt und über Mikeylas Kopf schwebte ein scharfes Schwert, gehalten von einem großen, breitschultrigen Soldaten, dass sie enthaupten würde, sollte die Königin etwas Dummes wagen. Der Kampf hatte seine Spuren hinterlassen. Viele ihrer Verbündeten waren verletzt einige sogar schwer. Kaila sah hasserfüllt zu Lenia, die jedoch nur Augen für Hans zu haben schien. Anna stützte Kristoff, der neben ihr saß und vor Schmerzen stöhnte, so gut sie konnte, Yoh der neben ihnen kniete, half ihr und ballte vor Zorn die Hände zu Fäusten. Der Verrat Lenias hatte alle überrumpelt. Sie waren mitten im Gefecht gewesen als sie ihren Leuten das Zeichen zum Angriff gab. Binnen weniger Minuten waren die anderen fassungslos zu Boden gegangen. Die Trolle hatte es am schlimmsten erwischt, da sie schwer waren, versenkten die Verräter sie kurzer Hand im Fjord. Kaila hatte machtlos mit ansehen müssen wie Grandpeppi und seine Familie versenkt wurden, während ihre eigene Familie um das Überleben kämpfte. Doch durch die Informationen, die Lenia an Hans hatte durch sickern lassen, war Widerstand zwecklos.

Mikeyla sah zu ihrer Seelengefährtin und hätte am liebsten aufgeschrien. Die sonst so blau leuchtenden Augen der Blonden waren dunkel und trostlos. Schwach und resignierend saß sie Hans und dem Baron von Bitzbühl zu Füßen. Der hagere, alte Mann hielt eine triumphierende Rede, beschimpfte die königliche Familie Arendelles wüst und gestikulierte wild herum. Hans blieb völlig ruhig, wechselte immer wieder Blicke mit Lenia. Es schien ihn gar nicht zu interessieren was noch von Statten ging.

»… und nun, da wir die Bestien …« ein tiefes Donner Grollen drang durch die Reihen der Garu und auch Lenia sah missbilligend zu dem Baron. »…besiegt haben, wird Arendelle sicher sein. Die Eishexe, wird sterben und das Land von ihrem Zauber, der die Köpfe der Menschen verwirrt hat, befreien.« Mikeylas Augen verengten sich zu Schlitzen. Ihr Atem ging schwer, ihre Gedanken rasten. Sie würde nicht zu lassen das Elsa etwas geschah, niemals! Ihr Leben würde sie für die Königin opfern, doch sie musste auch sicher gehen, dass Anna und den anderen kein Leid geschah. Ihr Blick glitt zu Yoh, dessen Kiefer zu mahlen begonnen hatte. Erst nach einem weiteren Augenblick bemerkte der junge Mann, dass seine Schwester ihn fixiert hatte. Er unterdrückte den Impuls zu Knurren und nickte nur kaum merklich. Zwischen den Geschwistern begann nun eine lautlose Konversation, die keiner bemerkte. Der Schnee fiel unaufhörlich weiter und die Fackeln die das Gelände beleuchteten wehten im starken Wind. Den Wachen Arendelles wurde kalt, die Lippen waren zum Teil blau angelaufen und die Nasen und Wangen gerötet. Zähne schlugen zitternd aufeinander.

»Nun …. Aber nur weil die Königin stirbt heißt, dass noch lange nicht das ihr Gefolge mit ihr Untergehen muss. Wer von euch Soldaten uns die Treue schwört, der wird selbstredlich verschont. Denkt einmal darüber nach! Erinnert euch daran was die Königin euch vor ein paar Jahren angetan hat. Sie verwandelte das Land in eine reine Eiswüste!«

Ein lautes Raunen ging durch die Menge. Angewidert verzogen die Männer ihre Mienen, spien wütende Flüche aus, wollten teils sogar aufbegehren und protestieren um ihren Standpunkt klarer werden zu lassen. Keiner der knapp 100 Wachen war bereit überzulaufen und sein Land und die Königin, die sie mittlerweile alle für ihre Güte und Sanftheit liebten, zu verraten. Elsa hatte ihre Fehler beglichen, hatte sich aufopferungsvoll um die Bewohner Arendelles gekümmert und jeder wusste nur zu gut, dass sie immer noch Gewissensbisse plagten für das was geschah.

Gerührt von der Loyalität ihrer Soldaten schweifte Elsas Blick über die gefesselte und am Boden kauernde Menge. Selbst jetzt noch deuteten die Männer eine leichte Verbeugung an wenn sich ihr Blick mit einem der ihren traf.
 

»Ihr Narren! Ihr könntet am Leben bleiben und stattdessen gebt ihr euer leben freiwillig für diese Hexe Her! « Wütend stampfte der Baron mit den Füßen auf dem Boden auf, er hatte sich einen andere Ausgang erhofft, wollte er sein Heer doch vergrößern. Hans war ihm auch keine besonders große Hilfe.

»Sei es wie es sei. Vielleicht ändert ihr eure Meinung ja wenn die Königin erst tot ist.« damit trat er von Elsa zurück und gab seinen zwei Leibwachen das Zeichen nach vorne zu treten. Beide hielten eine Armbrust in der Hand und zielten auf das Herz der Blonden. Elsa sah mit vor Angst geweiteten Augen zu ihrer Familie und Mikeyla jaulte auf. Sie stemmte sich nach vorne, wich dem Schwerthieb aus und hechtete so schnell es ihr möglich war an die Seite ihrer Seelengefährtin. Ein Pfeil surrte durch die Luft und traf die Garu im linken Oberschenkel. Wimmernd robbte sie zu der Blonden. Die Eisblauen Augen der Königin weiteten sich vor Entsetzen. Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen ihre Ketten. Panik umklammerte ihr Herz und verstärkte ihre Kraft, ein Sturm entstand aus dem Nichts. Die gegnerischen Soldaten hatten Mühe sich auf den Beinen zu halten. Tränen rannen an den Wangen Elas hinab. Als die Schwarzhaarige sie erreichte und ihren Kopf erschöpft in deren Schoß bettete beruhigte sich die Königin ein wenig. Sie hatte ihren Kopf auf den der Garu gelegt und schmiegte sich an sie.

»Warum-?«

»Ich liebe dich, Schneeflöckchen. Und sollte ich heute sterben … soll das Letzte was ich sehen darf deine strahlenden, blauen Augen sein, dein Gesicht. « Ein ersticktes Lachen drang aus Mikeylas Kehle. Elsa wurde von ihren Gefühlen übermannt, küsste die Frau in ihrem Schoß so leidenschaftlich wie es ihr möglich war in den gegebenen Umständen. All ihre Liebe, ihre Leidenschaft all das was ihre Verbindung ausmachte legte sie in diesen letzten Kuss für die Garu, welche ihn nur zu gern in Empfang nahm.

Verständnis

Ein heißer unbeugsamer Schmerz strahlte von dem Pfeil aus durch den ganzen Körper Mikeylas. Sie brach den Kuss ab, biss die Zähne zusammen und grub ihre Fingernägel tief in ihren linken Oberschenkel, kurz über der Wunde. Ihr Körper begann unaufhörlich zu zucken und das Blut tropfte stetig aus der Eintrittsstelle des Pfeiles.

»Nein, nein, nein, NEIN!«, verzweifelt schüttelte Elsa ihren Kopf, Tränen fielen auf den schwarzen Haarschopf, der in ihrem Schoß lag. Ein leises Wimmern war aus der Menge zu hören, in die nun Leben kam. Kaila war jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen. Verzweifelt versuchte sie sich gehen ihre Wachen und die Ketten zu stemmen, doch es war vergebene Liebesmühe. Hilflos sah sie zu ihrer im sterben liegenden Tochter. Doch wie konnte ein einziger Pfeil, der nicht Mals wichtige Organe verletzt hatte, tödlich sein?! Ihre grünen Augen richteten sich auf Lenia, dafür würde dieses Miststück bezahlen, egal wie! Sie würde bluten für das was sie ihrer Tochter angetan hatte. Doch zu Kailas Verwunderung sah die junge Garu völlig entsetzt zu Mikeyla. Die Augen weit aufgerissen und die Hand vor demn Mund haltend. Hans wurde nun auch unruhig, legte einen Arm um Lenia. Der Baron hüpfte fuchsteufelswild auf der Stelle und schrie wütend auf.

»Ich hätte diese verdammten Garu gleich töten sollen! Aber nun gut, ein Problem weniger. Zum Glück haben wir ja noch den zweiten Pfeil für die Königin.« er beruhigte sich wieder und sah zu seiner zweiten Leibwache, die die Armbrust schon im Anschlag hatte und auf Elsa richtete. Diesmal war es jedoch Lenia, die dafür sorgte, dass der Pfeil sein Ziel verfehlte. Sie hatte sich von Hans gelöst, einen Schneeball geformt und ihm den Schützen an den Kopf geworfen, dadurch erschrak er und verzog die Armbrust, sodass er blindlings über die Schlossmauer schoss. Alle Anwesenden hielten den Atem an, einige vor erstaunen andere vor entsetzen. Der Prinz sah fragend zu ihr immer noch geschockt und verwirrt.

»VERRÄTERIN!«, bellte Baron von Bitzbühl.

»Lenia, warum?«, Hans hob fragend die Augenbrauen, auch wenn er die Antwort bereits zu kennen schien. Die junge Garu konnte es nicht zu lassen das einem anderen ihrer Art Leid geschah, sie hatte Skrupel, sie war eine Garu und an deren Gesetzte gebunden. Das Oberste war es die Familie zu schützen und den Seelenverwandten eines anderen ebenfalls. Er seufzte tief, schloss die Augen und nickte verständnisvoll. Ein sanftes Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er nahm die verwirrte junge Frau in seine Arme. Sie wusste nicht was sie sagen sollte, außer das dies hier falsch war, das hatte sie jetzt, wo sie die zwei Frauen hier vor sich liegen sah erkannt. Ja sie hegte einen Groll gegen Mikeyla und Kaila, da durch sie der letzte Wunsche ihres Vaters, die Rudel zusammenzulegen missglückt war, aber das gab ihr nicht das Recht jemanden zum Tode zu verurteilen, schon gar nicht wenn er unbeteiligt war! Als sie Hans kennen lernte war er ein gebrochener Mann. Er erzählte ihr von Elsa, der Königin von Arendelle und ihre alte Wut stieg erneut empor. Für Hans war sie bereit gewesen gegen die Blonde zu kämpfen, egal welches Opfer es forderte, doch nun hatte sie ihr eigenes Volk verraten und den Prinzen enttäuscht. Das Paar merkte nicht wie der Baron neue Befehle blaffte. Sofort waren Hans und die junge Frau von seinen Soldaten umzingelt. Der Braunhaarige zog sein Schwert, bereit Lenias leben zu verteidigen.

»Hans, seid kein Narr! Frauen gibt es wie Sand am Meer und mit eurer Stellung habt ihr Besseres verdient als eine solche Bestie!«

»Ich war die ganze Zeit über ein Narr, Baron! Jetzt bin ich endlich zur Besinnung gekommen! Mein Hass hat mich so weit gehen lassen, aber jetzt wo ich sehe zu was es führt, dass ich die die ich liebe fast vergessen hätte über meinen eigenen Zorn, da weiß ich das es nicht mein Weg sein kann. Ihr wolltet die Garu von Anfang an töten nachdem ihr euch Elsas entledigt hättet, nicht wahr?! Ihr hattet nie vor eine Allianz mit ihnen einzugehen.«, er presste die Worte hervor, hielt Lenia mit der linken an seinen Körper, in der Rechten hob er sein Schwert. »Ihr habt nur nicht bedacht, dass es etwas wichtigeres für mich geben könnte, woran ich selbst Schuld bin.«

»Natürlich wollte ich keine Allianz mit ihnen gründen.«, kam es zornig und mit hoch rotem Kopf von dem hageren, kleinen Mann.» es sind brutale, unkontrollierbare Monster! Sie verdienen den Tod genauso sehr, wie dies Eishexe, die es gewagt hat sich gegen mich zu stellen!«

Hans verengte die Augen, knurrte etwas unverständliches, dann brach das blanke Chaos aus. Sofort nutzten die Garu, die Unstimmigkeit der beiden Parteien und setzten zur Gegenwehr an. Ein Teil wandelte sich in ihre Wolfsgestallt, während die übrigen sich daran machten die gefangenen Wachen Arendelles zu befreien, die sich trotz Schwächung und Unterkühlung mit lautem Kampfgebrüll und bloßen Händen auf ihrer Gegner warfen.

Kaila, Yoh, Anna und Kristoff schleppten sich derweil zu Elsa, die Mikeyla fest an sich drückte und mit all ihrer macht beschützte.

»Was zum Henker hat das zu bedeuten?«, Yoh besah sich die Wunde seiner Schwester. Die Verletzung hatte nun einen ungesunden Farbton von grün, lila, blau angenommen. Die Haut unter seinen Händen glühte, förmlich und er konnte feine rote Streifen ausmachen, die sich von der Wunde aus einen Weg hinauf in den Körper zu bahnen schienen. Verzweifelt schüttelte er den Kopf. »So etwas habe ich noch nie gesehen! Aber wenn wir nicht schnell etwas dagegen unternehmen fürchte ich ist es vorbei!« Hoffend sah er zu seiner Mutter, die ebenso ratlos schien wie er. Kaila strich ihrer Tochter liebevoll über die heißen, geröteten Wangen. Langsam öffnete diese ihre Augen. Das Bernstein war matt und hatte sein leuchten verloren, Schweiß perlte von ihrer Stirn und ihr Atem ging unregelmäßig. Mikeyla reckte ihrer Mutter die Hand entgegen, hatte jedoch keine Kraft mehr um den Arm oben zu halten. Anna hatte sich mit Kristoff an Elsas Seite gesetzt, beide nahmen sie in den Arm versuchten die aufgebrachte Königin zu beruhigen. »Was hat sie denn genau?« Die Rothaarige sah besorgt in die trüben Gesichter der Garu.

»Ich weiß es nicht genau, aber ich fürchte der Pfeil war irgendwie präpariert.« Kaila leckte sich über die rauen Lippen. »Wir müssten ihn entfernen, damit wir die Blutung stillen können aber tuen wir das könnte es vielleicht noch schlimmer werden hinzu kommt die Gefahr, dass wir nicht wissen was meiner Tochter so zu setzt und wenn wir den Pfeil entfernen und uns dabei verletzten …. Könnten wir nachher selbst dort liegen.«, hilflos raufte sich die Alphawölfin die zerzausten Haare. »Sie wird immer heißer. Ich weiß nicht was das zu bedeuten hat!«

Nun riss Elsa entsetzt die Augen auf. »Der Pfeil was für mich bestimmt.«, murmelte sie monoton, während sie einen Fleck auf dem Boden fixierte. »Es ist allein meine Schuld! Dieser verfluchte Pfeil war für mich bestimmt!«, kam es jetzt energischer von der Blonden. »Was ist wenn diese zwei Pfeile vergiftet oder irgendwie verzaubert waren?!« Kaila dachte darüber nach, legte den Kopf schief und nickte dann langsam und bedächtig. »Ja das würde Sinn machen. Wie kann man am besten jemanden töten, der der Eis Magie mächtig ist? Mit innerer Hitze! So wärt ihr nicht mehr in der Lage gewesen euch zu konzentrieren und hättet gegen einen inneren Feuersturm ankämpfen müssen. Ihr wärt von innen heraus quasi, verbrannt.«

Yoh knurrte laut auf und schnaubte.» So etwas völlig abartiges! Das ist nicht nur unglaublich grausam sondern auch absolut brutal!«

»Aber wieso der Aufwand? Ein Pfeil ins Herz hätte meine Schwester auch getötet.«, kam es verwirrt von Anna.

»Weil sie so sicher gehen konnten, dass sie sterben würde selbst wenn der Pfeil sie nur streift.«, Kristoff sah bestürzt zu Mikeyla, ihre Atmung wurde immer schwächer. Kaila machte sich nun daran die Ketten Elsas zu lösen, dankend rieb sie sich die Arme.

Der Kampf um sie herum war in vollem Gange, doch keiner kümmerte sich um die kleine Gruppe die mitten im Getümmel saß. Die Garu hatten bereits den größten Teil der Soldaten des Barons besiegt, auch Lenias Rudel war eingeschritten und beteiligte sich nun verbissen an dem Kampf. Hans rang mit den zwei Leibwachen während von und zu Bitzbühl sich langsam zurückzog, als er einen Sieg für immer unwahrscheinlicher hielt. Dann sah er die kleine Gruppe mitten im Kampfgeschehen sitzen, keiner würde ihn bemerken, zu sehr waren sie mit dieser Garu beschäftigt. So konnte er es doch noch zu seinen Gunsten beenden. Er strafte die Schultern, schnappte sich ein auf dem Boden liegendes Schwert und schlich sich näher heran. Siegesgewiss rannte er die letzten Paar Meter mit erhobenen Schwert auf die Gruppe zu. Alle sahen ihn zu spät! Mit vor entsetzten geweiteten Augen mussten sie mit ansehen, wie sein Schwert unaufhaltsam auf Elsa nieder sauste.

Wendung

>>NEIN!«

Ohne Vorwarnung hatte sich eine große, pelzige Gestallt zwischen das Schwert des Barons und Elsa gestellt. Erschrocken sahen alle zu dem blonden Wolf. Er jaulte laut auf und Blut spritzte aus seinem rechten Vorderbein, wo das Schwert ihn getroffen hatte. Die Wölfin hatte den Angriff des Alten bemerkt und sich entschlossen dazwischen gestellt. Jetzt sackte sie in sich zusammen, die Wolfsgestallt veränderte sich. Mit vor Überraschung geweiteten Augen sah Kaila Lenia dort sitzen, ihren Arm haltend und knurrend zu dem Baron hinauf schauend.

»Du verteufeltes Weibsbild! Wenigstens kann ich mich nun an dir dafür rächen, dass du meinen Triumph vereitelt hast!« gehässig erhob er erneut sein Schwert. Hans hatte sich endlich seiner Widersacher entledigen können und hechtete nun zu Lenia, die verängstigt die Hände vor ihr Gesicht gehoben hatte und auf ihr Ende wartete. Elsa war jedoch schneller, sie errichtete in Windeseile eine Eismauer vor der jungen Garu und drückte den Baron nach hinten.

»ARGH!! Nein, nein! B-bitte tötet mich nicht!« schon taumelte er rücklings, ließ die Klinge fallen und rannte quer über das Schlachtfeld. Perplex ließen die Anwesenden den Mann passieren. Hans kam schlitternd neben Lenia zum knien und hielt sie in seinen Armen.

»Oh Gott sei Dank du lebst!« besorgt sah er ihre Wunde an, die sich jedoch schon langsam zu verschließen begann. Er zog seinen Mantel aus, riss ihn auseinander und versorgte ihre Verletzung. Liebevoll strich er ihr einige Strähnen ihres blonden Haares aus dem Gesicht.

»Das ich lebe, habe ich der rechtmäßigen Königin Arendelles zu verdanken.« sagte die junge Frau leise. Der Prinz senkte den Kopf und sah schuldbewusst auf seine Hände. Die Garu schmiegte sich an ihn und legte ihre Hände auf seine. Er seufzte leise und nickte dann. Der Kampf hatte mittlerweile geendet. Die umstehenden Kämpfer hatten sich nun um die kleine Gruppe versammelt. Kaila hielt Mikeylas Hand und wimmerte leise. Anna und Kristoff sahen mit gemischten Gefühlen zu Elsa, die sich nun wieder ihrer Seelengefährtin zuwandte.

»Warum habt ihr das getan? « dankbar und dennoch misstrauisch hackte Hans nach. Alle Augen richteten sich auf die Königin. Jedem schwirrte die gleiche Frage im Kopf herum. Das Alles hier, war Lenias, Hans‘ und des Barons von Bitzbühls Schuld. Sie hätte sie sich gegenseitig töten lassen können aber Elsa war nicht bereit noch mehr Tote zu betrauern, so viel sie ihr auch schaden mochten, sie hatte einfach keine Kraft mehr. Unaufhörlich fielen ihre Tränen auf Mikeylas blassen Wangen hinab. Ihre Augenlieder flatterten und der Brustkorb hob und senkte sich ruckartig. Yoh winselte und jaulte vor Frustration auf.

»Lenia hat sich auf euch geprägt, nicht wahr?«, antwortete die Blonde leise.

Hans zog erstaunt die Augenbrauen nach oben.»Ja, aber das-.«, setzte er an doch Elsa schnitt ihm das Wort ab.

»Mikeyla prägte sich auf mich und nun stirbt sie in meinen Armen, weil ich sie nicht beschützen konnte.«, mit schmerzverzerrtem Gesicht sah sie zu dem jungen Prinzen.»Es fühlt sich an, als würde eine Hand mein Herz umklammert halten und zu drücken, nur um es im richtigen Moment raus zu reisen. Wenn sie stirbt … weiß ich nicht wie es für mich weiter gehen soll … ob ich überhaupt will … das es weiter geht.«, sie strich der Schwarzhaarigen zärtlich einige Strähnen aus der schweißnassen Stirn.» Ich konnte einfach nicht zu lassen, dass ihr das Selbe durch machen müsst wie wir beide.«

Scham und Reue spiegelten sich nun in den Gesichtern des Prinzen und Lenias wieder. Die junge Frau weinte leise in seinen Armen und sah verstohlen zu der im sterben liegenden Garu. Die Soldaten und Wölfe um sie herum sahen betreten zu Boden, nur das leise Pfeifen des Windes war zu hören.

»Ich wünschte … ich … es tut mir leid.«

»Eure Entschuldigungen könnt ihr euch sparen!« Kaila war aufgesprungen hatte Hans am Kragen gepackt und schrie ihn zornig an. Ihre Augen funkelten mordlustig auf und das schwarze, lange Haar wehte wild im Wind.» Meine Tochter stirbt! IHR habt das alles provoziert! Nennt mir nur einen Grund, einen verdammt guten Grund, warum ich euch nicht auf der Stelle in Stücke reisen sollte!«

»Das rettet Mikeyla auch nicht!« Anna war aufgestanden, hatte ihre Hände auf die Arme der Frau gelegt und versuchte beruhigend auf Kaila einzureden.

»Prinz Hans, wenn euch wirklich leid tut was geschehen ist, dann sagt uns was zu tuen ist, bitte!« Yoh sah wütend zu dem Braunhaarigen, der nur seinen Kopf senkte und leise seufzte.

»Glaubt mir ich würde euch gerne helfen aber …. Ich hatte mit dem Pfeil nichts zu tuen. Der Baron hatte Kontakt zu mir aufgenommen und sagte er hätte eine Geheimwaffe entdeckt gegen Königin Elsa. Ich sollte ihm nur Informationen beschaffen und mit meinen Männern zur Unterstützung kommen.«

Verzweifelt sackte Kaila zu Boden. Anna nahm Elsa in ihre Arme, ihrer eigenen Tränen wegblinzelnd. Dann kam wieder Leben in die Menge. Yoh schnüffelte in den Wind, knurrte leise und rannte dann ohne Vorwarnung in die Richtung in die der Baron geflüchtet war.

»Was-?« Anna sah ihm irritiert nach.

»Ich denke er will sich von Bitzbühl zur Brustnehmen.«, raunte Kristoff und stemmte sich auf die Beine. Wankend kam er zum stehen und gab den Wachen den Befehl, die Gefangenen, in die Kerker zu bringen. Besorgt wechselte er einen Blick mit Anna.

»Schwesterherz, lass uns Mikeyla nach drinnen bringen und in eine De-.«

»Nein, auf keinen Fall ins Warme! Sie brauch die Kälte, die tut ihr gut.« Kaila hatte sich wieder an Elsas Seite gesetzt.» Geht ihr nur hinein, ich bleibe mit ihr hier. Der Wind und der Schnee halten die Wirkung des Pfeils im Zaun.« Die junge Königin biss sich nachdenklich auf die Unterlippe und begann unter den kritischen und fragenden Blicken Kailas, das Wams ihrer Seelengefährtin auf zu knüpfen. Die Schwarzhaarige wollte protestieren doch sie war zu schwach. Elsa druckste kurz herum, schüttelte den Kopf und befreite die Garu von ihrem Kleidungsstück. Sofort schob sie ihre Hände unter deren Hemd und legte sie auf die erhitzte Haut. Mikeyla atmete hörbar ein und aus, als sie Elsas Hände auf ihrem Bauch und dem Schlüsselbein spürte. Langsam öffnete sie ihre Augen.

»Schneeflöckchen?«, es war nicht mehr als ein Hauchen.

»So kann ich dich besser kühlen.« schüchtern lächelte die Blonde. Ein zarter rosa Schimmer stahl sich auf ihre Wangen und sie riss erschrocken die Augen auf als ihre linke Hand etwas zu weit nach oben rutschte. »T-tut mir leid.« murmelte sie verschämt.

Mikeyla entspannte sich etwas und grinste. Ja … so könnte sie definitiv sterben. Kaila sah besorgt zu den Frauen. Alle anderen waren nun im Schlossinneren. Kristoff und Anna sorgten dafür, dass Hans und Lenia war gut untergebracht aber dennoch bewacht wurden. Yoh war nun ihre Letzte Hoffnung!

Abwarten

>>Oh Junge bitte beeile dich bitte!« Kaila lief nervös auf und ab, schnüffelte immer wieder in der Luft herum um ein Zeichen ihres Sohnes zu erhaschen. Gute fünfzehn Minuten waren seit seinem verschwinden vergangen und Mikeyla ging es immer schlechter. Elsa tat was sie konnte um den erhitzten Körper zu kühlen, doch die roten Streifen, die von der Wunde aus durch den Körper zu strahlen schienen waren nun im Bauch Bereich angekommen und breiteten sich unaufhaltsam zu dem Herzen der Garu aus. Auch wenn die Kälte der Schwarzhaarigen gut zu tuen schien, so war klar, dass sie sterben würde, sollten die feinen roten Lienen ihr Herz erreichen.

»Hm.«

»Majestät?« fragte die ältere Garu.

»Ich hätte nie gedacht, dass ich meine Kräfte eines Tages nutzten würde um jemanden am Leben zu erhalten, zumindest nicht auf diese weiße.«

Milde lächelte Mikeylas Mutter und setzte sich zu der Blonden. »Nun wieso auch nicht? Eure Magie ist schön und Eis und Schnee mögen in zu viel Mengen vielleicht schädlich sein, aber in wohl dosierten Intervallen durchaus nützlich und notwendig.« sie tätschelte die kühle Schulter Elsas. »Wenn ihr nicht wäret, wäre meine Tochter vermutlich schon längst an der inneren Hitze gestorben.«

»Wenn ich nicht gewesen wäre, wäre sie gar nicht in diese Lage gekommen.« sie drehte den Kopf zur Seite, verzog ihr schönes Gesicht und spürte wie sich ihre Hände zu verkrampfen drohten.

»Hat sie euch eigentlich jemals erzählt, wie sie mir von ihrer Prägung berichtet hat?« Mit erhobenen Augenbrauen musterte Kaila die Blonde. Die eisblauen Augen suchten schüchtern und neugierig nach den Grünen der älteren Garu. »Nein, sie … sie musste fort und dann war sie wieder zurück … und sagte sie würde bleiben … wenn ich das wollte.«

Mikeyla regte sich indessen und kuschelte ihren Kopf enger an Elsas Bauch um sich mehr Abkühlung zu verschaffen. Liebevoll und mit erröteten Wangen sah die Blonde zu der Garu hinunter.

»Als meine Späher sie fanden kontaktierte ich umgehend euren Vater. Es dauerte nicht lange und ich bekam Antwort, er lud mich in das Schloss ein um meine Tochter zu holen. Ich sehe euch noch heute vor mir. Meine Tochter spürte meine Anwesenheit und hielt euch so beschützend an sich aber dennoch so unauffällig, dass ihr nicht mitbekamt wie ich mich euch näherte. Als ich diese Szene sah wusste ich bereits, dass etwas nicht stimmte.« sie schmunzelte als die Erinnerung ihrer kleinen Tochter aufkamen. »Euer Vater bat mich in sein Studierzimmer und versicherte mir, dass Mikeyla nichts geschehen und sie während ihres Aufenthalts brav gewesen war. Ich musste ihn wohl etwas verdattert angesehen haben. Er räusperte sich und fragte ob mit mir alles in Ordnung war. Aber allein der Gedanke, dass meine störrische, rebellische Tochter brav sein konnte brachte mich aus der Fassung!« Sie verschränkte de Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. »Dann trat sie in das Zimmer oder viel mehr presste sich unwillig durch die Tür. Als ich sie auf die Arme nehmen wollte knurrte mich das kleine Biest tatsächlich an und sagte sie würde bei der Prinzessin bleiben, also euch. Euer Vater sah verwirrt zu mir und verließ das Zimmer damit ich mit ihr alleine reden konnte. Nachdem ich ihr die Ohren für ihr ungebührliches verhalten lang gezogen hatte quengelte sie herum und ich musste sie tatsächlich im Genick packen, damit sie mitkam. Als wir uns verabschiedeten, hattet ihr euch an meine Tochter geklammert und weitend bitterlich. Mikeyla hielt euch so fest wir bekamen euch nicht ohne weiteres auseinander. Eure Schwester weinte auch aber sie verhielt sich im Gegensatz zu euch noch … „normal“. Ihr habt euren Vater angefleht, das meine Tochter bei euch bleiben kann.«

Elsa nickte bedächtig und schürzte die Lippen. »Ich wollte sie nicht gehen lassen. Ich hatte das Gefühl etwas würde fehlen und wäre nicht gut, wenn Mikeyla mich verlassen würde. Es fühlte sich einfach falsch an und ich hatte so wahnsinnige Angst. Sie mochte mich trotz meiner Magie und das bedeutete mir so unglaublich viel!«

»Ja … ich zerrte meine Tochter mit mir und dann biss sie mich und sah wutentbrannt zu mir hinauf. Der König und die Königin hatten davon zum Glück nichts mitbekommen, sie waren zu sehr damit beschäftigt euch zu beruhigen, da eure Kräfte begannen außer Kontrolle zu geraten. Mikeyla wollte zu euch rennen, doch ich hielt sie auf und stellte sie zur Rede. Und dann … dann verschränkte die Kleine trotzig die Arme vor der Brust, reckte stolz ihr Kinn nach oben und sah mich mit Zorn und Stolz an, dass ich nicht umhin kam verwirrt zu schauen. Voller Inbrunst und vor allem in so feierlichem Ton, dass mir fast die Augen aus dem Kopf kullerten, warf sie mir an den Kopf, dass sie euch nicht verlassen dürfte und könnte, da sie sich auf euch geprägt hätte. Ich hielt dies zunächst natürlich für einen Scherz, aber mir wurde schnell klar das meine kleine Tochter, die gerade erst acht Jahre geworden war, es tot ernst meinte. Ich gab es nicht gerne zu aber Mikeyla hatte Recht. Ich spürte eure Verbindung, wusste jedoch nicht wie ich euch zusammen halten konnte. Ich wollte eurem Vater absolut nicht sagen was passiert war. Er hatte Vorurteile und sein Vorfahr hatte uns verbannt, so freundlich er auch war, ich wusste nicht was er mit meiner Tochter tuen würde und so entschied ich mich dafür den Mund zu halten. Indes hatte sich Mikeyla wieder zu euch gesellt und nahm euch beruhigend in en Arm, fast sofort verebbte der Schneesturm. Ich denke, dass war ausschlaggebend dafür, dass euer Vater den Vorschlag anbrachte meine Tochter bei euch zu behalten. Er wusste nicht warum ihr so an ihr hingt, aber das sie euch gut tat und euch mit eurer Magie helfen konnte, dass hatte er begriffen. Tja … dann kam sie mit mir mit, sie holte ihre Kleidung etc. und sie verließ uns.«

Seufzend sah Kaila hinauf zu den Sternen. »Ich war sauer, warf dem Kind so vieles an den Kopf, dass sie egoistisch sei und ihr das Rudel egal ist weil ich selbst so verletzt war. Durch die Prägung verlor ich schon meinen Mann und nun sollte ich sie auch noch dadurch verlieren.«, sie schüttelte den Kopf und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Tochter zu.

»Mikeylas Vater?« Elsa war der schmerzerfüllt Ton Kailas nicht entgangen. Vorsichtig hackte sie nach. Ihre Seelengefährtin hatte nie etwas von ihrem Vater erzählt, ganz im Gegenteil, sie hatte dieses Thema immer tunlichst vermieden.

»Bitte verzeiht aber … dies ist ein Thema über das ich nicht weiter reden möchte.« Elsa nickte verständnisvoll.

Kaila riss die Augen auf, als sie den vertrauten Geruch ihres Sohnes in der Luft wahrnahm. Schnell stand sie auf ihren Beinen. »Yoh! Er kommt zurück!«

Elsa konnte nicht umhin und spähte hoffnungsvoll in die Dunkelheit. Dann erkannte sie eine Silhouette, die sich langsam auf sie zu bewegte. Resignierend ließ sie den Kopf hängen als sie in die verschämten Augen des jungen Mannes sah. Er blieb vor seiner Mutter stehen, die ihm entgegen geeilt war und sah zu Boden, nicht fähig ihr in die fragenden Augen zu sehen. Ungeduldig rüttelte sie ihn an den Schultern.

»Yoh was ist? Weist du etwas? Nun sag schon!«

»Ich … es …«, er rang mit den Tränen. »Ich habe den Baron eingeholt, ihn gestellt. Er hatte mir erzählt was es mit dem Pfeil auf sich hatte. Er ist tatsächlich mit einem Gift versehen worden, dass den Körper erhitzt und die Organe zum kochen bringt.«, er schluckte schwer. »Er hielt eine Phiole in der Hand, angeblich das Gegengift.«

»Wo ist es?«, sie sah in das schmerzverzerrte Gesicht ihres Sohne und ein stummer Schrei entwich ihre Lippen.

»Er hatte sich in rage geredet, ich sagte er solle mir das Fläschchen geben, dann würde ich ihn gehen lassen aber ….« Yoh zitterte nun, ballte die Hände zu Fäusten. »Er hat sie auf den Boden geschmissen bevor ich ihn daran hindern konnte! Er sagte, dass er so wenigstens eine von uns hat töten können.« sein Blick war tränen verschleiert und er biss die Zähne zusammen atmete stoßweise ein und aus. » Mikeyla wird sterben … es ist meine Schuld weil ich nicht vorsichtig genug war, weil ich nicht schnell genug war!« Kaila nahm ihren Sohn weinend in die Arme drückte ihn fest an sich und schüttelte kaum merklich den Kopf.

»Du hast getan was du konntest, keiner gibt dir die Schuld!«

Elsa war nun gänzlich zusammen gesackt. Sie ließ ihrem schmerz und den Tränen nun gänzlich freien Lauf. Mikeyla würde sterben, ihre Seelengefährtin, ihre Liebste. Sie hatten nur so wenig Zeit miteinander gehabt und dennoch wusste die Blonde, dass sie der Schwarzhaarigen in den Tod folgen würde. Sie würde sich nicht das leben nehmen aber ihr Herz würde diesen Verlust nicht ertragen. Sie würde an gebrochenem Herzen sterben.

»Schneeflöckchen … nicht … weinen.« Die Königin schreckte auf als sie die sanften leisen Worte Mikeylas hörte.

»Wie könnte ich nicht weinen? Du stirbst! Du-« Mikeyla verschloss ihre Lippen mit denen Elsas um sie zu unterbrechen. Ein Lächeln schlich sie auf die Lippen der Garu. » Es ist gut. Ich habe keine Angst, du bist bei mir. Ich liebe dich Schneeflöckchen, dass habe ich immer und das werde ich auch immer tuen.« Plötzlich griff sich die Schwarzhaarige an ihr Herz. Ein erstickter Schrei war alles was Kaila und Yoh noch hörten, dann war es plötzlich ganz still.

Der Schein trügt

Wie in Trance drehten sich Mutter und Sohn zu der Königin. Elsa sah Fassungslos auf den leblosen Körper Mikeylas hinab. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Gesicht entspannt, fast so als würde sie schlafen.

»Schwester?« es war nicht mehr als ein Wispern aber dennoch drangen die leisen Worte bis zu der Blonden durch. Sie schüttelte kraftlos den Kopf und presste die Garu an sich. Schmerz und Trauer ließen ihren Köper erbeben. Ihre Augen brannten und in ihrem Herzen war nichts außer einer tiefen Leere.

»Das kannst du mir nicht antuen! Ich brauche dich doch. Mikeyla bitte mach die Augen auf! Bitte …. Ich liebe dich.« die letzten Worte waren nun mehr ein Flüstern.

Kaila und Yoh gingen langsam auf sie zu, sich gegenseitig stützend. Gerade erst war die verlorene Tochter zurückgekehrt und nun, nun war alles vorbei. Entkräftet und von ihren eigenen Gefühlen übermannt stolperten sie nach vorne und fielen auf ihre Knie. Sie hatten Arendelle zurück erobert … doch zu welchem Preis? Die Tür des Schlosses flog auf und Anna kam hinaus gestürmt.

»Ich habe einen Schrei gehört, was-?«, dann verstummte sie. Ungläubig schüttelte sie den Kopf als sie das Szenario betrachtete. Ihre Hand fuhr an ihren Mund und unterdrückte den aufkommenden Schrei, der ihr entweichen wollte. Heiße salzige, Perlen flossen an ihren Wangen hinab und sie glitt hinab zu ihrer Schwester, die sich verzweifelt an Mikeyla drückte.

»Oh Elsa, … ich … es tut mir so leid!!« Anna bettete ihren Kopf auf den Rücken ihrer Schwester, nahm sie in ihre Arme. Die Blonde reagierte nicht, dass einzige was sie fühlte war das Nichts. Kaila tätschelte liebevoll die Wange ihrer Tochter und schniefte leise. Ihr Wehklagen wurde lauter. Schließlich wandelte sich ihre Form und ein großer beig farbener Wolf stand dort und heulte hinauf zum Himmel, zu den aber tausenden Sternen. Yoh tat es ihr gleich.

Vom Schloss inneren kamen die anderen Garu angerannt, Kristoff hechtete hinterher. Sie stellten sich um die Königin herum, sahen zu Mikeyla. Nicht lange und ein Trauerchor war entstanden. Leise jaulten sie eine Melodie, die von tiefen Schmerz und Verlust erzählte. Wer nicht anwesend war, konnte den Wolfsgesang drinnen hören. Die Soldaten sahen sich erst verwirrt und dann begreifend an. Lenia fuhr sich an ihr Herz und schmiss sich in Hans Arme. Der junge Prinz drückte die Frau fest an sich, die Augen zusammen petzend und mit sich selbst ringend.

So verweilten sie bis das Lied verklang. Keiner wagte etwas zu sagen, jeder hing seinen eigenen dunklen Gedanken nach. Yoh war der Erste, der das leise Grollen vernahm. Aus seinen Gedanken gerissen, sah er suchend zu den Toren. Jetzt bemerkten auch die anderen, dass immer lauter werdende Geräusch. Es klang wie eine Lawine von Steinen, die sich auf sie zu bewegten. Kristoffs Herz machte Luftsprünge, als er die wohlvertrauten Umrisse seiner Familie erkannte, die da herangerollt kamen. Froh über die Wiedervereinigung vergas er seine Schmerzen und rannte ihnen entgegen. Grummelig, nass standen die Trolle vor ihm. Dann brach ein Jubelsturm aus und alle wollten den blonden Mann in ihre Arme schließen.

»Sie hatten euch in den Fjord geworfen, wie habt ihr?!«

»Also wirklich mein Herzchen! Glaubst du etwa wir können uns nicht irgendwie wieder hinaus bewegen? Wir können zwar nicht schwimmen, aber wir sind sehr wohl in der Lage am Grund des Wassers zu laufen!« scherzte eine der Trollfrauen. Kristoff kratzte sich verlegen am Hinterkopf und grinste etwas, dann wurde er sich wieder der Situation gewahr, in der seine Schwägerin gerade steckte und seine Miene verfinsterte sich. Die Trolle blinzelten ihn kurz an und richteten ihren Blick dann auf Elsa, die einen Körper in ihren Armen zu halten schien. Vorsichtig näherten sie sich der Gruppe. Ein großer Stein trat hervor, Grandpeppi sah ernst zu seinem Ziehsohn hinauf.

»Was ist hier geschehen?«

Der Blonde wusste erst nicht wo er anfangen sollte, Anna half ihm dabei. Sie erzählte von dem Pfeil, der in Gift getränkt war, von der Wirkung, die er auf den Getroffenen zu haben schien. Verständnisvoll nickte der Trollälteste und trat mit hängenden Ohren zu Elsa, die sich nicht beruhigen konnte. Behutsam tätschelte er ihre Schulter.

»Eure Majestät, es tut mir leid.« Mitfühlend legte er eine seiner großen, steinernen Hände auf Mikeylas Stirn und schloss die Augen. Plötzlich riss er sie auf und schwenkte aufgeregt seinen Kopf zwischen den Umstehenden hin und her. Er wirbelte herum flüsterte einer Trollfrau etwas zu und eilte dann wieder zurück an die Seite der Königin.

»Eure Hoheit?« Elsa reagierte nicht. »Meine Königin!« immer noch nichts. Dann wurde der Tonfall des Trolls schärfer und er sah sie streng an. » Königin Elsa von Arendelle, ihr müsst euch zusammen reißen! Mikeyla ist nicht tot!«

Das ließ die Blonde endlich auffahren. Verwirrt tastete sie nach dem Herzen der Schwarzhaarigen, doch sie fühlte nichts, dort war kein Herzschlag, kein Puls. Ungläubig und zornig sah sie zu Grandpeppi, wollte ihn anschreien, doch er kam ihr zuvor.

»Hört auf mit Händen und Augen zu sehen, vertraut auf euer Herz! Schließt die Augen und horcht in euch hinein, erfühlt euer Verbindung zu Mikeyla!« Elsa tat was der Alte ihr sagte. Zunächst war da nichts, nur Leere, Schwärze und Schmerz, doch je weiter sie in sich hinein ging, desto wärmer wurde es und da war es. Ein kleines flackerndes Leuchten. Sie konnte die Hitze spüren die von der Flamme ausging, die Liebe die in ihr loderte, doch etwas stimmte nicht. Das Feuer begann zu erlöschen. Schwer atmend öffnete sie die Augen.

»Elsa stimmt es?« Anna sah aufgeregt zwischen ihrer Schwester und dem Troll hin und her. Auch Kaila und Yoh hatten nun wieder etwas Farbe in ihre Gesichter bekommen, neue Hoffnung flammte auf.

Euphorisch und dennoch besorgt nickte die Blonde. »JA, ja ich kann sie spüren aber … sie ist so schwach!«

» Deshalb hieltet ihr sie für tot.« Grandpeppi setzte ein schwaches Lächeln auf. »Menschen haben die weniger gute Eigenschaft Dinge nicht mit ihrem Herzen sondern mit Augen und Händen zu erfühlen und zu verstehen. Mikeyla ist sehr geschwächt und sie stirbt, wenn wir nicht schnell etwas unternehmen. Ihr konntet ihren Herzschlag nicht fühlen, weil es nur noch ein kleines Flackern in ihrer Brust ist aber sie ist noch am Leben!«

Kaila richtete sich nun auf und sah erwartungsvoll zu dem Troll. »Dann sag uns bitte wie wir meine Tochter retten können, Herr Gott noch eins!«

Grandpeppi sah zu Elsa und drückte kurz ihre Schulter. » Nun die Lösung liegt unteranderem in eurem Blut aber bevor wir dazu kommen, müssen wir ihr erst etwas verabreichen, dass die Wirkung des Giftes lahmlegt. Dann brauche ich eure Hilfe um die Wirkung vollends auf zu heben und die erhitzten Stellen wieder zu akklimatisieren.«

»Ich tue alles!«

Der Troll nickte und eilte dann wieder zu der Trollfrau von eben. Sie hatte in der Zwischenzeit alles nötige besorgt. Zum Glück trugen die kleinen Wesen, die meisten Zutaten für Zauber und Tränke immer bei sich. Sie überreichte ihm verschiedenfarbige Pilze, einen kleinen, blauen Kristall und ein Fläschchen mit goldener Flüssigkeit. Neugierig sahen alle zu, wie Grandpappi es in eine kleine Schale tat und miteinander vermischte. Nach kurzer Zeit hatte sich das alles zu einer eklig aussehenden braunen Pampe vermischt. Angewidert rümpfte Yoh die Nase, auch Kaila verzog ihr Gesicht. Elsa wollte Mikeylas Hemd öffnen, doch der Troll schüttelte nur den Kopf.

»Das muss sie trinken!« kam es schlicht von ihm.

Anna wurde grün um die Nasenspitz und auch der Blonden wurde ganz anders zu mute, als sie daran dachte, dass die arme Garu dieses Zeug schlucken musste. Aber es half alles nichts! Kristoff verlagerte die Schwarzhaarige in eine aufrechtere Position und hielt ihre Arme fest. Yoh öffnete behutsam den Mund seiner Schwester und betete im Stillen, dass sie ihm das Kommende verzeihen möge. Grandpeppi hielt Mikeyla die Schale an den Mund und flößte die stinkende Pampe behutsam ein. Nicht lange und die Schwarzhaarige bäumte sich auf, wollte den Trank wieder ausspucken. Yoh hielt ihr den Mund zu und Kirstoff bekam Unterstützung von Kaila, als sich die junge Garu los reißen wollte. Entsetzt hatte sie die Augen geweitet und blickte panisch um sich. Elsa nahm ihr Gesicht in beide Hände und sah entschuldigend zu der Wölfin.

»Ich weiß es ist nicht angenehm, dass ist Medizin nie, aber es hilft dir. Bitte … bitte schluck es.« Flehend zog die Angesprochene ihre Augenbrauen zusammen, versuchte den Kopf zu schütteln. Elsa seufzte, schloss ihre Augen und legte ihre Lippen, auf die der Garu. Für einen kurzen Augenblick, versteifte sich die Wölfin, dann entspannte sie sich und schluckte die grießartige Masse unter. Angewidert verzog sie ihr Gesicht und streckte immer wieder die Zunge heraus während sie gurgelnde Geräusche von sich gab. Fast wäre es ihr wieder aufgestoßen doch sie unterdrückte den Impuls. Elsa wusch sich mit ihrem Handrücken über den Mund. Ein wenig des Trankes war an ihren Lippen haften geblieben und sie durchfuhr ein angeekeltes Zittern bei der Vorstellung, dass ihre Seelengefährtin alles hatte unterschlucken müssen.

»Warum lasst ihr mich nicht einfach sterben?! Hasst ihr mich?!« Mikeyla hatte sich auf die Seite gelegt und hielt sich den Bauch. Es war für alle unglaublich wie schnell sich die Garu wieder berappt hatte, aber es fehlte noch etwas. »Buuuuuäääärgh. Das nächste Mal sterbe ich lieber bevor ich das Zeug noch einmal schlucken muss.«

Kaila verrollte genervt und doch überglücklich die Augen. Doch Grandpeppi sah immer noch besorgt zu der sich am Boden wälzenden Garu.

» Es tut mir leid euch das sagen zu müssen aber ihr seid noch nicht außer Gefahr und euer rumgerolle auf dem Boden macht es nicht besser! Ihr solltet still liegen, wir müssen euch nun den Pfeil entfernen.« der Troll winkte Yoh und Kaila zu, die die Garu im eisernen Griff hielten. Anna und Elsa wechselten einen besorgten Blick. Mit einem Ruck hatte der Troll den Pfeil entfernt. Mikeyla bäumte sich auf biss die Zähne zusammen und spürte sofort eine angenehme Kälte auf der Eintrittsstelle. Elsa hielt ein Stück ihres Umhangs, den sie zuvor abgerissen hatte, in ihrer Hand und kühlte damit die Wunde. Dankbar sah die Garu zu ihrer Seelengefährtin.

»Gut und nun zum letzten Teil.« Grandpeppi sah zur Königin hinauf und druckste kurz herum. »Wie ich bereits sagte … liegt die endgültige Lösung in eurem Blut.«

Geschockt riss Mikeyla die Augen auf und schüttelte vehement den Kopf. »Oh nein! Nichts da, ich bin doch wieder fit, ich … argh.« schon glitt sie zurück und verkrampfte sich. Erschrocken sahen alle zu der Schwarzhaarigen, die vor Schmerz kleine Sterne vor ihren Augen tanzen sah.

»Dem ist eben nicht so. Es mag die Wirkung zwar vor erst verlangsamt haben und es geht euch somit wesentlich besser, aber das Gift ist noch immer in eurem Körper! Um es zu entfernen braucht ihr ein wenig von Elsas Blut in euch.«

»Und wie soll das funktionieren?« skeptisch sah Anna zu dem Troll und dann zu ihrer Schwester.

»Eure Majestät, müsste nur ein paar kleine Tropfen Blut auf die Wunde träufeln und dafür sorgen das es sich einen Weg in Mikeylas Blutkreislauf bahnt. Ist es erst in ihrem Blut wird die Eismagie dafür sorgen, dass die erhitzende Wirkung des Giftes neutralisiert wird. Es ist der einzige Weg, aber es ist gefährlich. Ein paar Tropfen zu viel und ihre Venen gefrieren zu Eis.«

Elsa holte tief Luft. Anna drückte ihr aufmunternd die Schulter und sah sie aus großen optimistischen Augen aus an. »Ich weiß, du hast Angst aber du schaffst das! Ich weiß es.«

Yoh und Kaila nickten zustimmend. Mikeyla sah sie liebevoll an. »Schneeflöckchen, ich denke du weist, dass ich dir ohne weiteres vertraue.« Die Blonde nickte bedächtig, wusch den Rest ihrer Tränen fort und nahm ein kleines Messer entgegen, dass Kaila aus ihrem Stiefel gezogen hatte. Vorsichtig schnitt sie sich in den Handballen aus dem sofort Blutherausquoll. Unter Grandpeppis wachsamen Blick träufelte sie drei kleine Tropfen hinein in die Wunde. Die Garu zog scharf die Luft ein als, die kühle Flüssigkeit auf der Verletzung landete. Sie spürte, wie sich ihr Blut mit dem Elsas vermischte und es sich einen Weg in ihren Körper bahnte. Angenehme Kühle durchflutete augenblicklich ihren Körper und sie konnte wieder freier atmen. Währenddessen hatte Anna die kleine Wunde ihrer Schwester versorgt. Alle sahen gebannt auf Mikeyla, die immer noch da lag und nichts sagte. Nach fünfzehn Minuten wurde Elsa unruhig.

»Ist das normal?« nervös knetete sie den Saum ihres Kleides. Grandpeppi legte ein Ohr an das Herz der Garu und lächelte.

»Ich glaube das war alles einfach nur zu viel für sie.« milde belustigt lachte er leise und schüttelte den Kopf. »Sie ist eingeschlafen!«

Entrüstete klappten, den Anwesenden die Münder nach unten. Elsa blinzelte sie aus großen Augen an, wollte etwas sagen und schüttelte dann den Kopf. Yoh und Kaila sahen sich an und waren kurz davor Mikeyla die Hölle heiß zumachen, doch Anna hob beschwichtigend die Arme. »Ich kann verstehen, dass ihr sauer seid, ich habe mir schließlich auch Sorgen gemacht aber … um sein Leben zu kämpfen ist sehr anstrengend. Vielleicht sollten wir sie jetzt einfach rein und ins Bett bringen. Wenn sie aufwacht … können wir ihr immer noch die Leviten lesen.« Der Vorschlag fand Zustimmung und so brachten sie die Garu in Elsas Gemächer.

Erwachen

Verschlafen blinzelte die junge Garu gegen die Sonnenstrahlen an, die ihr ins Gesicht schienen. Der Kopf schmerzte und ihr hing ein widerlicher Geschmack im Mund. Sie drehte sich auf die Seite, weg von dem penetranten Licht, welches ihr in den Augen brannte und kuschelte sich wieder in das weiche Kissen hinein.

»Mikeyla?«, die sanfte Stimme klang wie Musik in ihren Ohren. Seufzend öffnete sie ihre Lieder. Die strahlenden Eisblauen Augen Elsas, waren das Erste was sie sehen konnte, danach war alles weiß-blond. Die Königin hatte sich auf die junge Garu geworfen und umarmte sie so fest sie konnte. Sie schmiegte sich an sie und bettete ihren Kopf in deren Halsbeuge. Die Schwarzhaarige spürte, ihr Hemd nass werden und strich Elsa liebevoll und besorgt über den Rücken. Sie konnte sich kaum beruhigen. Immer wieder flüsterte sie Mikeylas Namen, legte ihre kühle Hand auf das Herz der Wölfin, nur um sicher zu gehen, dass sie wirklich am Leben war. Nach einer halben Ewigkeit löste sich die Königin von ihr nur um ihr eine schallernde Ohrfeige zu verpassen. Geschockt rieb sich die Garu die schmerzende Stelle und sah zu Ihrer Seelengefährtin, die sie nun zwar mit verweinten, aber zornigen Augen ansah.

»Wie kannst du es nur wagen mir einen solchen Schrecken ein zu jagen?! Ich bin fast tausend Tode gestorben, als du dich auf einmal nicht mehr gerührt hast! Und überhaupt, wie kommst du bitte auf die dumme Idee dich los zu reißen!?! Wenn der Pfeil dich nun ins Herz getroffen hätte, dann wärst du jetzt nicht mehr und-!« Mikeyla presste die Blonde kurzer Hand an sich und unterbrach so ihre Schimpftirade. Sie hätte sie gerne anders zum Schweigen gebracht aber sie wollte sich erst waschen und vor allem diesen wiederwertigen Geschmack aus ihrem Mund verbannen, bevor sie auch nur daran denken wollte Elsa zu küssen.

»Schneeflöckchen, du kannst mich gerne weiter beschimpfen wenn ich mich frisch gemacht habe. Im Moment habe ich das Gefühl ich hätte vergammelten Fisch gegessen und ich rieche auch nicht sonderlich gut.« Die Blonde holte tief Luft und entspannte sich etwas.

»Du hast drei Tage durch geschlafen, da ist es kein Wunder, dass du dementsprechend riechst.«, sie rümpfte etwas die Nase.» Heißes Wasser ist schon in der Badewanne, ich habe vorsorglich welches für dich einfüllen lassen, komm.«

Perplex sah sie zu Elsa. »Drei Tage? Das erklärt auch warum meine Muskeln so weh tuen, die sind das nicht gewohnt.« Völlig steif warf sie sich die Decke vom Körper und setzte sich auf die Bettkante. Ihre Knochen knackten ungesund sie stand wankend auf. Ihre Hand fuhr automatisch an ihren Kopf und sie blies die Backen auf, versuchte den Schmerz weg zu drücken. Sofort eilte ihr die junge Königin an ihre Seite.

»Vielleicht solltest du doch lieber noch liegen bleiben.« kam es besorgt von ihr.

»Bloß nicht!«

So schnell sie konnte tapste Mikeyla in das Bad und sah freudig zu der dampfenden Wanne. Gerade als sie sich ausziehen wollte fiel ihr wieder ein, dass Elsa sich noch im Raum befand.

»Ehm … Schneeflöckchen? Wärst du wohl so freundlich?«, verlegen deutete die Garu auf die Tür doch die Blonde bewegte sich kein Stück hinaus, im Gegenteil. Sie schritt auf die Wölfin zu und wollte ihr beim Ausziehen helfen. Protestierend hob diese ihre Arme nach oben, taumelte Rückwärts und fiel direkt in die Wanne. Das Wasser spritzte zu allen Seiten hin heraus. Mikeyla tauchte nach Luft schnappend auf, die Haare hingen ihr im Gesicht und sie spuckte Wasser. Wäre Elsa nicht so besorgt gewesen, hätte sie gelacht aber stattdessen eilte sie erschrocken zu ihrer Seelengefährtin und sah sie fragend an.

»Alles in Ordnung? Hast du dich verletzt?«

»Alles gut, bin nur nass geworden. Würdest du jetzt bitte raus gehen und dort warten?«

»Mir ist nicht wohl dabei dich alleine zu lassen.«

»Elsa, bitte. Ich bin kein kleines Kind, mich zu waschen werde ich noch gerade so hinbekommen.« skeptisch zog die Königin ihre Augenbrauen zusammen und schürzte die Lippen.

»Ich warte in Schlafzimmer, wenn es mir zu lange dauert komme ich und helfe dir.«, ohne eine Antwort ab zu warten, drehte sie sich auf dem Absatz um und schloss hinter sich die Türe. Verwirrt sah Mikeyla ihr nach und begann, dann sich aus ihrer Kleidung zu befreien. Nicht lange und sie lag entspannt in der Wanne, genoss die wohltuende Wärme des Wassers. Dann viel ihr Blick auf die Seife und sie tat wozu sich ursprünglich hier war, sich säubern.

Währenddessen lief Elsa ungeduldig im Schlafzimmer auf und ab. Sah immer wieder besorgt zur Badezimmertür und unterdrückte nur mit größter Mühe den Drang, einfach hinein zu stürmen und der Garu unter die Arme zu greifen, ob diese nun wollte oder nicht. Sie hatte die ganze Zeit über an ihrem Bett gewacht, sich um sie gesorgt. Wenn man ihr vor ein paar Jahren offenbart hätte, dass sie eine Seelenverwandte hat und mit ihr Leben teilen werde, hätte sie demjenigen vermutlich nicht geglaubt. Nach weiteren Zehn Minuten wurde es der Königin dann doch zu lange. Sie ging Richtung Badezimmer, hielt dir Klinke schon in der Hand, als die Türe aufgemacht wurde. Von dem plötzlichen Zug überrascht, fiel sie nach vorne und direkt in Mikeyas Arme.

»Hoppla. Da hatte ich aber Glück.« grinsend sah die Garu zu ihrer Seelengefährtin.

»Wieso Glück?«, wollte die Blonde wissen.

»Naja, dass ich schnell genug mit waschen und Ankleiden fertig geworden bin.« laut lachte die Schwarzhaarige. Elsa war etwas rot geworden und räusperte sich.

»Ich habe mir-«

»Ich weiß Schneeflöckchen und das tut mir sehr leid.« traurig strich Mikeyla ihr einige Strähnen aus dem Gesicht. »Glaube mir, ich wollte dich nicht verletzten oder dir Sorgen bereiten! Ich liebe dich.« Die Königin schmunzelte, als sie den schuldbewussten Ausdruck sah. Es erinnerte sie an einen kleinen Welpen, der gerade dabei ertappt worden war, wie er einen Schuh als Kauknochen missbrauchte. Sie sah hinauf, fixierte die Lippen der Garu und war versucht sie mit ihren zu berühren. Noch während sie überlegte kam ihr Gegenüber ihr zuvor. Mikeyla waren die Blicke der Blonden nicht entgangen und so beugte sie sich kurzentschlossen zu ihr hinunter, legte ihre Hände auf die Taille der Königin, zog sie an sich und küsste sie liebevoll. Beide genossen die Wärme des anderen. Elsa lehnte sich mehr in den Kuss hinein um ihn zu vertiefen, schmiegte sich so eng es ging an die Schwarzhaarige und legte ihr die Hände in den Nacken um sie besser zu sich herunter ziehen zu können. Mikeyla lachte ein wenig in den Kuss, überrascht von der Bestimmtheit in Elsas Handlung aber auch weil die Blonde sie nicht zurück weichen ließ. Erst als die Luft knapp wurde, löste die Königin ihre Lippen von ihrer Seelengefährtin. Nach Atem ringend und mit erhitzten Wangen sah sie in die Bernstein farbenen Augen Mikeylas und küsste dann eine kleine Narbe an deren linken Augenbraue.

»Hm …«

Fragend zog Elsa eine Augenbaue nach oben.

»Vielleicht sollte ich öfter im Sterben liegen.«

Schon klatschte ihr ein riesiger Schneeball auf den Kopf und begrub sie unter sich.

»Wage es ja nicht! Im Übrigen warten die anderen schon auf dich. Die haben auch alle noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen … also bitte.« Auffordern deutete die Königin zur Tür, wartete bis sich die Garu hoch gehievt hatte und lief mit ihr in den großen Empfangssaal. Dort standen zahlreiche Menschen herum und unterhielten sich geschäftig. Verwirrt sah die Schwarzhaarige zu ihrer Seelengefährtin, die bereits dabei war Kaila und Yoh zu sich zu winken. Mikeyla wurde es ganz anders zu mute, als sie die zornigen Augen ihrer Mutter und die verletzten ihres Bruders sah. Sie wollte sich umdrehen und weg laufen, aber die Möglichkeit hatte sie nicht mehr. Schon nahm das Schicksal seinen Lauf. Ihre Mutter hatte ihr so eine heftige Ohrfeige verpasst, dass es sie von den Füßen gerissen hatte. Elsa wollte sie aufhalten, biss die Zähne zusammen und ließ die erzürnte Frau gewähren. Sie Konnte sie verstehen. Nachdem sich Mikeyla einen Fluch und eine Beleidigung nach der Nächsten angehört hatte, verebbte der Tobsuchtsanfall ihrer Mutter langsam wieder. Ihre grünen Augen füllten sich mit Tränen. Endlich hatte sie ihrem Frust freien Lauf gelassen und zog ihre Tochter in eine enge Umarmung.

»Tu mir das nie wieder an! Ich habe dich einmal verloren … ein zweites mal hält das mein armes herz nicht aus!« sie presste ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn und machte Platz für Yoh. Er sah ernst zu seiner Schwester, die Hände zu Fäusten geballt.

»Du hast keine Ahnung wie gerne ich dir den Kopf gerade zu Recht rücken würde …«, ein lautes Knurren drang aus seiner Kehle. Doch anstatt seinem Bedürfnis nach zu gehen, zog er sie an sich und klopfte ihr fester als notwendig auf den Rücken. Die kleinen Schläge, durchzuckten Mikeylas Körper und sie verzog ihr Gesicht. »Ich schwöre es dir Schwester … das nächste Mal … werde ich doch zur Hölle fahren lassen nur um dich wieder heraus zu hohlen und wieder hinunter fahren zu lassen, damit du auch etwas davon hast!« dann seufzte er und ließ sie los.

»Ich …« die Garu schluckte schwer, wusste nicht was sie sagen sollte. Elsa hatte das Ganze mit Sorge aber auch mit Verständnis beobachtet. Sanft legte sie eine Hand auf die Schulter der Garu und drehte sie zu sich um. Die Anwesenden Menschen, Soldaten, Garu und die Bediensteten wagten noch immer nichts zu sagen. Behutsam tätschelte die Königin, die Wange ihrer Seelengefährtin.

»Tu so etwas einfach nie wieder. Du bist uns zu wichtig, du bist mir zu wichtig. Ich liebe dich, Wölfchen.« Mit Hochroten Kopf und weit aufgerissenen Augen sah sich Mikeyla im Saal um. Sämtliche Augen waren auf das Paar gerichtet. Sie hätte schwören können, das hier und da ein „Awww“ durch die Reihen gefahren war. Verwirrt fing sie unverständliches Zeug an zu stotterten und machte Anstalten sich rückwärts zu bewegen.

»Warte … was!? Hast du mich gerade Wölfchen genannt?« entrüstet sah sie zu der Blonden, die sich kichernd die Hand vor den Mund hielt. »Ehrlich?!«

»Ja das habe ich, was willst du dagegen unternehmen?« ein süffisantes Lächeln stahl sich Elsas Gesicht.

»Mama? Dauert das noch lange oder küssen die sich jetzt endlich Mal?« Gerda und Kai, die inzwischen wieder wohlbehalten zu ihren Eltern zurückgekehrt waren, sahen genervt zu Mikeyla. Olaf hüpfte freudig zu ihnen und sagte im verständnisvollen Ton.

»Sie weiß vielleicht gar nicht wie Küssen geht.« Durch die Masse ging ein amüsiertes Kichern und dann wurde es der Garu doch zu bunt. Schon hatte sie Elsa gepackt, die überrascht und erschrocken ihre Augenbrauen noch oben zog und presste ihre Lippen leidenschaftlich auf die der Königin. Fast augenblicklich entspannte sich die Blonde und die Menge ließ ein erneutes „Awww“ verlauten. Nach einer gefühlten Ewigkeit räusperte sich Kaila. Kai und Gerda waren die Münder aufgeklappt und Anna sah ihre Schwester aus Augen heraus an, die fast drohten heraus zu Kullern.

»Mama?« Gerda drehte ihren Kopf zu Anna.

»Ja, Schatz?«

»Sind sie jetzt endlich verheiratet?<<

Epilog

Es waren nun drei weitere Tage vergangen. Mikeyla hatte sich gänzlich von der Vergiftung erholt und freute sich sichtlich, endlich wieder mit den Kindern im Garten herum tollen zu dürfen. Elsa hatte mit Adlerlaugen über sie gewacht und dafür gesorgt, dass die Garu sich schonte. Erst als Grandpeppi sein Einverständnis gab durfte die junge Wölfin sich wieder verwandeln, was sie auch in vollen Zügen genoss.

»Tante Mikeyla!! Das k-kitzelt!« freudig schleckte sie Gerda über das ganze Gesicht und beschnupperte, das Mädchen.

»Ihhh muss das sein? Gerda hat heute Morgen erst gebadet, sie brauch kein Zweites.«, angewidert verzog Anna ihren Mund und stemmte die Hände in die Hüften. Aus der Kehle der Garu drang ein belustigtes Schnauben bevor sie von dem Kind ab lies und zu der jungen Mutter tapste. Mit erhobenen Augenbrauen, sah die Rothaarige in die bernsteinfarbenen Augen.

»Manchmal bist du unmöglich!« ein breites Grinsen stahl sich auf ihr Lippen und sie schmiss sich ohne Vorwarnung gegen Mikeyla, die sich perplex auf der Seite liegend wieder fand. Schnell hatten sich die Kinder dazu gesellt und begannen, den großen Wolf an seinem Bauch und Kopf zu kraulen. Mit dem Schweif wedelnd und sich auf dem Rücken rumrollend, quittierte sie das Ganze mit einem wohligen brummen.

»Hihi.« ein leises Kichern, lies die Garu in ihrem Tuen inne halten. Eis blaue Augen sahen belustigt von der Seite auf sie herab. Liebevoll hauchte sie der Wölfin einen sanften Kuss auf die Schnauze, was ihr sofort ein freudiges Winseln einbrachte. Mikeylas Schweif wedelte so stark, dass sie den Schnee unter ihr aufwirbelte und überall kleine Schneeflocken herunter fielen. Kai und Gerda sahen mit großen Augen zu und jauchzten und tobten um die einzelnen Flocken zu fangen. Anna stand langsam wieder auf, ging auf ihre Schwester zu und umarmte sie.

»Wie laufen die Reparaturen?«

»Es wird jeden Tag besser. Die Garu helfen fleißig, ich denke also, dass in spätestens einer Woche die restlichen Kampfspuren beseitigt sein dürften.« Die Blonde löste sich wieder von ihrer Schwester und sah auffordernd zu ihrer Seelengefährtin, die sofort verstand. Die Wölfin richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und veränderte ihre Form.

»Ich bin immer wieder fasziniert! Und du sagst, dass es dir wirklich kein bisschen weh tut?« Anna sah sie mit großen Augen an.

»Es ist für mich natürlich, also nein, es tut mir kein bisschen weh. Es ist ein Teil von mir und ich mag es wenn die Wärme und Kraft durch meinen Körper strömt bei der Wandlung.«Mikeyla schmunzelte, ergriff Elsas Hand und hauchte einen sanften Kuss auf deren Handrücken. »Ist es Zeit?« Elsa nickte.

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu den Anlegestellen der Schiffe, dort wartete bereits ein großer, breitschultriger Mann. Seine rotbraunen Haare waren kurz geschnitten und zu einem Seitenscheitel frisiert. Der Bart war ordentlich gestutzt und an seiner Uniform hingen zahlreiche Medaillen und Orden. Vor ihnen stand König Edmund von der Südlichen Inseln, Hans‘ ältester Bruder. Grimmig sah er zu den Gefangenen Soldaten, die nach und nach auf die Schiffe verteilt wurden. Als er hörte, was sein Bruder vorhatte, war es bereits zu spät gewesen um ihn auf zu halten, so entschloss sich Edmund ihm mit seiner Flotte hinterher zu segeln. Gestern kamen sie an.

»Ich weiß nicht was ich tuen kann um, das was Hans getan hat wieder gut zu machen!« unwohl, verlagerte der Mann sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Zumal er schon einmal-«

»Was geschehen ist, ist geschehen. Ich bitte euch nur eure Männer mit zu nehmen um den Rest werde ich mich mit meinem Volk kümmern.« beschämt nickte der König und murmelte leise vor sich hin. Mikeyla unterdrückte ein leises Knurren, das jedoch Elsa nicht entgangen war. Kurz drückte sie den Arm der Garu, den sie die ganze Zeit über festgehalten hatte. Der Schwarzhaarigen war nicht entgangen wie abwertend er gegenüber ihrem Volk gewesen war, geschweige denn gegenüber Lenia. So sauer wie sie auf die junge Frau war, aber ihr graute vor dem was auf Hans und sie zukam, sollten sie in seine Heimat segeln. Dem jungen Prinzen wurden nun alle Titel aberkannt, er würde des Verrates angeklagt werden und jeder wusste, was auf dessen Strafe stand; der Tod. Wie aufs Stichwort wurden Hans und die Blonde Garu von vier Wachen eskortiert. Edmund stieß einen verächtlichen Laut aus und sah missbilligend zu seinem Bruder.

»Es wird Zeit heimwärts zu segeln damit du deine Strafe für deine Taten antreten kannst!«

Resignierend ließ Hans den Kopf hängen, Lenia strich ihm liebevoll über die Wange und er umfasste ihre Hand. Winselnd sah Mikeyla zu Elsa, der dieses Szenario genauso große Sorgen zu bereiten schien wie ihr selbst.

»Eure Majestät.« würdevoll Schritt die Königin Arendelles zu Edmund und deutete auf dessen Bruder und seine Gefährtin. »Wie genau werdet ihr nun mit den Beiden verfahren?«

Der Mann zog eine Grimasse und erwiderte harsch: »Sie bekommen was sie verdienen! Mein Bruder hat unser Land verraten, euch das zweite Mal angegriffen. Ich denke wir wissen alle was nun mit ihm geschehen wird.«

Knurrend stellte sich Mikeyla an Elsas Seite und fixierte Edmund aus feurigen Augen. Er wich zwei Schritte zurück und sah wütend zu Elsa, die das jedoch ignorierte.

» Er ist euer Bruder, euer eigen Fleisch und Blut! Wollt ihr ihn wirklich zum Tode verurteilen?« sie versuchte an seine Menschlichkeit zu appellieren, doch der König lächelte nur.

»Wollt ihr mich darum bitten ihn zu verschonen? Ihn, der euch zwei Mal fast getötet hätte? Der euer … Haustier fast umgebracht hätte?«, das brachte, dass Fass nun auch für Elsa zum überlaufen. Ohne Vorwarnung, schoss Eis aus dem Boden. Spitze Eiskristalle zielten auf den König, alle umstehenden Wachen waren starr vor Schreck. Mikeyla griff behutsam nach Elsas Hand und drückte sie sanft. Die Blonde war vollkommen kontrolliert, sie wusste also was sie tat.

»Erstens … Mikeyla ist meine Seelengefährtin, kein Haustier! Kein Garu ist ein Haustier, verstanden? Zweitens … kann ich nun nachvollziehen, warum Hans zu dem Menschen geworden ist, der er nun einmal ist. Bei einer solchen Familie braucht einen wirklich nichts mehr zu wundern!« sie holte tief Luft, reckte ihr Kinn etwas nach vorne und fuhr fort.» Unter den gegebenen Umständen … bin ich der Meinung und zu dem Schluss gekommen, dass es für alle Beteiligten das Beste wäre wenn euer Bruder sowie seine Seelengefährtin.» Sie sah zu dem Paar, dass das ganze irritiert beobachtete. » sich woanders ein neues Leben, ein gemeinsames leben aufbauen können.«

Zornig, zog der König die Augenbrauen zusammen, sein Kopf wurde rot und er unterdrückte mit größter Not einen aufkommenden Wutanfall. Stattdessen erwiderte er durch zusammen gebissene Zähne. »Und wie stellen Majestät sich das vor?! Ein Prinz der südlichen Inseln mit einer .. einer-!«

»Genug! Er hat MICH angegriffen, MEIN Land! Er sieht seine Fehler ein und zeigt Reue, diesmal wirklich.« Eindringlich sah sie zu Hans, der nur aus erstaunten aber verschämten Augen zurück sah. Lenia schmiegte sich eng an ihn. »Wenn ich dazu bereit bin ihm zu verzeihen, ihm eine zweite Chance zu geben … dann solltet ihr das erst recht als sein Bruder.«

Stille trat ein. Die Soldaten des Königs sahen unentschlossen und verwirrt zu ihrem Befehlshaber. Er seufzte leise und sein Gesicht glättete sich. Langsam nickte er und Elsa lies das Eis tauen. »Ihr wisst wir man „verhandelt“ Königin Elsa.« Er verbeugte sich leicht und ging dann zu seinem Bruder, der seine Gefährtin schützend hinter sich stellte. »Du hast ihre Majestät gehört, es steht euch frei zu gehen, aber ich warne dich.« dabei bohrte Edmund seinen Finger in die Brust seines Bruders.» Solltest du einen Fuß auf mein Land setzten ….« weiter brauchte er nicht zu reden. Hans hatte verstanden. Er nahm Lenia an der Hand und ging einige Schritte von der Gruppe weg. Edmund wandte sich nun wieder Elsa zu.

»Ihr seid eine erstaunliche junge Frau, Königin Elsa von Arendelle. Ich wünsche euch und eurem Land, eine glorreiche Zukunft und auf das wir uns beim nächsten Mal unter erfreulicheren Umständen wiedersehen. Ich hoffe ich habe eure Missgunst nicht geweckt.«, er verbeugte sich tief und sah dann noch einmal zu seinem Bruder, bevor er sich auf seinem Absatz umdrehte und zu seinem Schiff ging.

»Der kann von Glück sagen, dass du so ein unglaublich gutes Herz hast.« kam es grummelnd von der Garu. Elsa lächelte ein wenig und stupste sie in die Seite. »Ich bin wirklich gutmütig aber die Frau die ich liebe als Haustier zu bezeichnen … das hat mich erbost.«

»Königin Elsa ich … ich weiß nicht wie ich euch danken soll.« Hans sah immer noch verschämt und mit hochgezogenen Schultern zu der Blonden. Auch Lenia sah schuldbewusst zu Mikeyla und ihrer Gefährtin. Seufzend trat die Königin auf das junge Paar zu.

»Lebt euer Leben. Sucht euch Arbeit, ein Haus, gründet eine Familie oder tut was ihr sonst möchtet … aber solltet ihr es noch einmal wagen etwas derart dummes zu tuen … werde ich nicht mehr so freundlich sein. Ich habe ich klar aus gedrückt?« forschend sah sie in die Gesichter der zwei und stellte beruhigt fest das ihre Worte angekommen zu sein schienen. Dann hackte sie sich wieder in Mikeylas Arm ein und die Beiden gingen zurück zum Schloss. Hier und dort wurden sie von Dorfbewohnern beobachtet. Mikeyla konnte sich noch nicht so ganz daran gewöhnen, dass sie nun wo es offizielle war und sie als … ja als was? Sie wusste nicht so Recht was sie denn nun offizielle für die Blonde war. Nachdenklich kratzte sie sich an der Schläfe und sah stur auf den Boden vor ihr. Ihre Gefährtin bemerkte den Stimmungswechsel und drückte kurz ihren Arm.

»Was hast du?« fragend traf eisblau auf Bernstein.

»Naja … mir ist nur gerade eingefallen … jetzt wo … jetzt wo ich dich vor allen Leuten … was genau bin ich denn jetzt?« kurz musste Elsa verwirrt blinzeln, dann klärte sich die Irritation und sie lächelte sanft.

»Nun … du hast mir keinen Antrag gemacht … also Verlobt sind wir nicht, verheiratet auch nicht.« Die Garu schlug sich stöhnend eine Hand an den Kopf, die Blonde kicherte hinter hervor gehaltener Hand. » Liebhaberin kann man auch nicht sagen … soweit sind wir nicht und mir wäre es zu wenig.«, jetzt lief die Schwarzhaarige so rot an, dass die Königin schon Angst hatte ihre würde gleich Dampf aus den Ohren kommen. »Sagen wir einfach du … bist eine Bewerberin mit sehr guten Aussichten darauf, mein Herz ein für alle Mal für dich zu erobern.«Mikeyla sah Elsa aus großen Augen an.

»Ich dachte, dass hätte ich schon erobert?« neckend zog die Garu eine Augenbraue empor.

»Psst. Das bleibt unser kleines Geheimnis.« Liebevoll sahen sich die beiden Frauen an und verfielen in einen innigen Kuss. So konnte es weiter gehen, jeden Tag. Alles würden sie gemeinsam überstehen können, dass wusste Elsa. Langsam schlenderten sie zurück in den Schlossgarten, indem ihre vergrößerte Familie, in Form von Yoh, Kaila, Anna deren Mann Kristoff ihren Kindern und dem Schneemann Olaf bereits freudestrahlend auf die zwei Frauen warteten.

Dies war ein nicht das Ende … sondern der Beginn eines neuen Lebens, voller Liebe und Freude.



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Kommentare zu dieser Fanfic (21)
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Von:  AnimeFreak9696
2014-08-31T14:19:21+00:00 31.08.2014 16:19
4 Worte..Ich Liiieebee diese Fanfiktion.!! *-*
Sie ist so brilliant und einfühlsam geschrieben das alles perfekt nachvollziehbar ist und man sich so wunderbar in die Firguren hinein versetzen kann.
Ich war gerührt und begeistert von der Story. Die Charaktere hast du meiner meinung nach sehr gut getroffen. Sie wirken genauso wie im Film. Auch Mikeyla dein eigener Charakter ist dir sehr gut gelungen wenn ich das so sagen darf.^^
Ich hatte diese Geschichte innerhalb weniger Tage durch da sie mich so mitgerissen hat und ich nicht aufhören konte zu lesen. In jeder freien Minute saß ich dran deine Fanfiktion zu lesen:DD.
Als ich dann festgestellt habe das es sogar eine Fortsetzung gibt war ich nicht mehr zu halten;D.
Die lese ich nun also momentan..da schreib ich dir dann auch noch einen Kommentar dazu:D.
Also hast du gut gemacht und ich freue mich jetzt schon auf weitere Werke von dir^^
Von:  Krypteria
2014-07-09T14:37:57+00:00 09.07.2014 16:37
Gerade gefunden und in einem verschlungen!
Hammer Schreibweise! Ich wollte eigentlich zu jedem Kapitel etwas schreiben, aber... ja... ich bin echt sprachlos xD
Die beiden sind so süß zusammen und das Bild ist mega niedlich. Hier und da zwar ein paar kleine Schreibfehler, aber das passiert :)
Hoffe, man ließt mehr von dir und auch gerne mit Elsa :D
Von:  rikku1987
2014-06-29T19:40:35+00:00 29.06.2014 21:40
Jupp dat war nich übel fand das toll und es war schnell. Gute Arbeit
Von:  dragon493
2014-06-29T16:26:42+00:00 29.06.2014 18:26
Tolles Ende
süß wie die beiden sind
mir hat sehr gut gefallen das Hans eingesehen hat das er falsch lag
Und sehr amüsant wie Elsa den Bruder runter macht
lg dragon493
Von:  rikku1987
2014-06-28T21:57:06+00:00 28.06.2014 23:57
Glück für dich ich wollte sschon zum Boykott aufrufen gut gemacht. :)
Antwort von:  Ruki_Mitarashi
29.06.2014 00:21
Zum Boykott!?! TwT
Aber wieso denn das??? T_______T
Antwort von:  rikku1987
29.06.2014 02:26
Weil alles auf ein Bad end angedeutet hat. Ich mag keine Bad ends . Hehe hast mich ganz schön auf die schippe genommen. Aber jetzt wird alles gut oder?oder?oder?
Von:  xXxMephistoxXx
2014-06-28T21:26:26+00:00 28.06.2014 23:26
Gleich zwei Kapis auf einmal womit haben wir das denn verdient?
*freudig durch den Raum hops*
Danke habe mich echt drüber gefreut.
Lg Mephi

Achso PS gibt's da noch ne adult oder eher nicht :-P
Antwort von:  Ruki_Mitarashi
29.06.2014 10:52
Weil Mexx einfach mal flott mim Upload war xDD
Eh ... eh ... eh .... also da die Story jetzt fast zu ende ist ... neee hier wirds kein adult mehr geben ... allerdings bin ich schon an einer Fortsetzung dran und die wird ein wenig mehr ... joa ... luftiger halt ... zumindest habe ich das vor ^^

Lg Ruki
Von:  rikku1987
2014-06-27T11:44:10+00:00 27.06.2014 13:44
Nein oh Nein inakzepabel das darf nicht sein "sich fluchend nach irgendeinem Stein umsieht keinen findet und das Handy an die wand klatscht .plötzlich in tränen ausbricht und wimmernd in die ecke hockt " das kann nicht sein bitte das darf nicht sein.
Von:  xXxMephistoxXx
2014-06-24T21:29:53+00:00 24.06.2014 23:29
Wehe mach uns nicht unglücklich und die Charas auch nicht :-S ich hoffe das alles noch gut endet und unsere beiden endlich zusammen glücklich werden.
Von:  rikku1987
2014-06-24T02:52:19+00:00 24.06.2014 04:52
Neinneinneinnein wage es ja nicht ein Bad end daraus zu machen lol
Bitte schreib schnell weiter
Von:  XPrinexX
2014-06-23T20:49:37+00:00 23.06.2014 22:49
Wow,
ich finde deine Story fantastisch.
Das ich jetzt erst ein Kommentar da lasse liegt dran das ich nicht wusste wie man sich einloggt...
Ist ziemlich lange her gewesen und eig. mag ich Kommentar nicht schreiben, aber diesmal wollte ich eins schreiben, weil deine Story nicht langweilig wird zum lesen, auch wenn sich noch nicht beendet ist.
Danke das du sie schreibst.
Antwort von:  Ruki_Mitarashi
29.06.2014 10:53
Vielen Dank!!

Es ehrt mich dann natürlich um so mehr^^


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