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An deiner Seite bis ich sterbe...

von

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Wo bist du nur gewesen?

Mit finsterer Miene blickte Ogami aus seinem Zimmerfenster nach draußen auf den Hof der Villa, in der er lebte.

Es regnete.

Nein, es stürmte schon fast, was ungewöhnlich war für die Tatsache, dass doch eigentlich der Frühling anfangen sollte. Gedankenverloren beobachtete er die Muster, die die Regentropfen an die Fensterscheibe zeichneten, bis sein Blick wieder auf den Hof wanderte. Reglos stand er da und beobachtete jede Regung in den Schatten, wartete regelrecht auf irgendetwas, auf eine Bewegung, die sich tun könnte, denn er hatte ein ungutes Gefühl. Er spürte, dass sich irgendetwas auf dem Hof regte obwohl er nichts sah.

Einige Minuten lang passierte gar nichts. Ogami spielte schon mit dem Gedanken, sich abzuwenden, ins Bett zu gehen, zu lesen, was auch immer, scheinbar war ja doch nichts im Gange und das Unwetter machte ihm einfach nur schlechte Laune.

Doch im nächsten Moment schon geschah etwas und Ogamis Haltung versteifte sich.

„Was…“

Er zog die Augenbrauen zusammen und beugte sich etwas vor bei dem Versuch zu erkennen, was sich da in den Schatten bewegte. Gerade so außerhalb des Lichtscheins, den das Fenster hinab auf den Hof warf schien eine Gestalt entlang zu kriechen.

Ogami kniff noch etwas mehr die Augen zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Was zur Hölle war das?!

Diese kriechende Gestalt schleppte sich mühsam, so schien es, in eine Pfütze, in der sich der Himmel spiegelte. Ogami erkannte, dass es sich bei dieser Gestalt um einen höchst wahrscheinlich, verletzten Menschen handelte.

Jetzt ging alles ganz schnell und mit einigen Sprüngen und hastigem Gerenne stolperte er die Treppen hinunter bis zur geöffneten Eingangstür der Villa. Sein stürmisches Verhalten konnte er sich selbst nicht erklären, aber wahrscheinlich verleitete sein schlechtes Gefühl ihn dazu.

Unbedingt wollte er wissen wer sich auf den Hof, der abgelegenen Villa herumschlich.

Draußen war Rui, die ihm zuvor kam.

Sie begann, sich um den Fremden zu kümmern und versuchte ihn ins trockene zu hieven. Neugierig näherte sich Ogami dem Geschehen, dachte aber nicht daran, Rui zu helfen, denn im nächsten Augenblick zuckte er vor Schreck zusammen, als er das Gesicht des verletzten jungen Mannes erkannte.

Langes schwarzes Haar mit einem sorgfältig gebundenen Haarknoten am Hinterkopf.

Sanfte Gesichtszüge.

Schließlich diese schmalen grauen Augen.

Diese schönen Augen, die sonst so vor Leben und Inhalt funkelten, wirkten plötzlich so leer und willenlos und sein sonst so starker und muskulöser Körper hatte sich auf einmal in ein zierliches, kränkliches Häufchen Elend verwandelt, sodass man Angst haben musste, ihn bei einer Berührung zu zerbrechen.

Hitomi, der stärkste Code Breaker und ein Vorbild.

Völlig durchnässt und bewusstlos.

Es war kein schöner Anblick.

„Steh da nicht so blöde rum und hilf mir gefälligst!“, knurrte Rui Ogami an, der einen Moment einfach nur tatenlos starrte und fast wie gelähmt war.

Doch dann fing er sich schnell, reagierte wieder.

Er schüttelte kurz Kopf und packte schließlich mit an.

„Was macht der hier?

...will er, dass ich ihn gleich in die Hölle befördere?", knirschte Ogami vor sich hin, während die beiden den angeschlagenen Hitomi auf das nächstgelegene Sofa trugen. Relativ unsanft ließ Ogami ihn darauf fallen und hatte vor, seinen Teil der Arbeit zu beenden und sich schließlich wieder in sein Zimmer zu verkrümeln. Man könnte meinen, er wolle von alldem nichts wissen.

Vielleicht hatte er einen Grund, vielleicht aber wusste er auch selbst nicht so recht wie er über diese Situation denken und handeln sollte.

"Ogami, bitte bring ihm schnell eine Decke und etwas Trockenes zum anziehen!", murmelte Rui Ogami mit gequältem Blick entgegen.

Selten war sie so besorgt und es war gar nicht ihre Art, sich so liebevoll um jemanden kümmern zu wollen.

Hitomis jämmerliche Erscheinung verleitete sie einfach dazu.

Schließlich war er kein Fremder.

Ihn mit Samthandschuhen berührend, entkleidete sie ihn ganz vorsichtig und untersuchte ihn gründlich auf Verletzungen, kümmerte sich wie eine fürsorgliche Mutter.

"Wo bist du nur die ganze Zeit gewesen...Du bist ganz kalt...", flüsterte sie und streichelte über seinen Kopf.

Derweil wühlte Ogami suchend in seinem Kleiderschrank, seufzend und von der Aussichtslosigkeit geplagt etwas Passendes für Hitomi zu finden.

Es sah ihm nicht ähnlich, dabei eine solche Unordnung zu veranstalten, wie er es gerade tat ohne auch nur ein bisschen darüber nachzudenken. Schließlich wurde er dann doch fündig.

Kissen, eine Decke und Kleidung unter die Arme geklemmt kam Ogami wieder hinunter in das Wohnzimmer, wo Rui den bewusstlosen Hitomi versorgte.

"Ogami, bitte pack ihn gut ein während ich eine Wärmflasche mache! Er ist völlig unterkühlt..."

Mit diesen Worten und vor allem mit der Erwartung, dass Ogami tat was sie verlangte, bewegte Rui sich in die Küche. Sie ließ Wasser aufkochen, befüllte die besagte Wärmflasche und fing sogar schon an eine Suppe zuzubereiten, falls ihr Schützling bald erwachen würde.

Sicher litt Hitomi Hunger und eine heiße Suppe wäre genau das richtige.

Die Augen verdrehend und genervt seufzend verschränkte Ogami die Arme und linste Rui hinterher.

Als hätte er nicht schon genug getan.

Einen Moment spähte er auf die auf die tickende Uhr über dem Fernseher, aber sein Blick wanderte dann doch wieder zu Hitomi, dem er lieber endlich wieder etwas anziehen sollte.

"Hmm...Was solls...In deinem Zustand wirst du niemandem mehr etwas antun..."

Nun sprang Ogami endlich über seinen Schatten.

Er griff erst den rechten, dann den linken Arm von Hitomi.

Versuchte ihm stück für stück das niedliche Schlafanzugoberteil mit den aufgedruckten Bärchen überzustreifen, welches er aus den dunkelsten Tiefen seines Kleiderschrankes hervorgeholt hatte.

Wirklich alt musste dieses Teil sein, denn nichtmal im Traum hätte Ogami soetwas angezogen.

Er hatte sogar die passende Hose dazu.

Doch etwas schmunzelnd betrachtete er dann sein Werk mit angehobener Augenbraue.

"Ich sollte es dir schenken...es steht dir unheimlich gut, Hitomi"

Zum Schluss wickelte er ihn fest in die weiche Decke ein und schüttelte ihm ein Kissen auf.

Besonders herzlich und fürsorglich war Ogami aber nicht, denn er tat nur das nötigste und dachte nicht daran auch ein Fünkchen mehr zu tun.

Er ließ sich auf dem Sessel nieder, der neben dem großen Sofa stand, auf dem man Hitomi platziert hatte und griff sich die Fernbedienung vom Wohnzimmertisch.

In seinem Zimmer würde er sich wahrscheinlich langweilen und so beschloss er, lieber zu bleiben und sich die Sportshow anzusehen.

Nicht einmal Arbeit gab es heute für ihn, was ihn schon ziemlich wurmte.

Aber er musste es nunmal so hinnehmen, wenn auch grummelnd. Immer wieder linste er neben sich zu Hitomi.

Alle paar Sekunden hatte er das Verlangen nachzusehen ob dieser erwachte, denn er verspürte den Impuls seinem alten Freund diverse Fragen zu stellen.

Aber es regte sich nichts. Die einzige Regung die Hitomi machte, war das leichte, sehr langsame auf und ab Bewegen seiner Brust beim Atmen. Selbst damit schien er Schwierigkeiten zu haben.

Um kurz nach Ogami und Hitomi zu sehen, kam Rui wieder ins Wohnzimmer und brachte die besagte Wärmflasche die Hitomi aufheizen sollte.

Sie schob die Flasche vorsichtig in den Kokon aus Decken bis hin zu seiner Bauchgegend.

Testete immer wieder die Temperatur damit er sich nicht verbrannte.

"Er ist schon ein bisschen aufgetaut...", gab Rui erleichtert von sich und ließ sich neben Hitomi auf dem Sofa nieder. Ogami hingegen verfolgte gespannt seine Sportshow und tat so, als interessierte ihn das ganze kaum.

Er gab sich so, aber in Wahrheit machte er sich sehr wohl seine Gedanken.

Ruis Blick schweifte zur leise tickenden Uhr über dem Fernseher.

"Ich werde jetzt ins Bett gehen...Du bleibst sicher noch eine Weile hier oder? Wenn er aufwacht dann bitte gib ihm etwas zu Essen..."

Sie schaute noch einmal kurz zu ihm rüber und wartete auf eine Reaktion.

Von ihm kam nur ein kurzes Nicken.

Was gerade im Fernseher kam war viel interessanter als alles andere und kaum war Rui um die Ecke verschwunden, begann Ogami regelrecht den Sportlern entgegenzufibern.

"Mach ihn fertig! Ja, ja...JAAH! Voll rein! Voll aufs Maul! BAMM!"

Auf den schlafenden Hitomi direkt neben sich nahm er gar keine Rücksicht.

Nein, er vergaß sogar seine Anwesenheit.

Dies ging vielleicht eine gute halbe Stunde lang bis Ogami dann auch irgendwann müde wurde.

So ein ruhiger Kerl war der Gute nämlich doch nicht, wenn er mal für sich alleine war.

Es war schon 2 Uhr früh, langsam fielen ihm die Äuglein zu.

Immer mehr versank er in seinem Sessel und konnte sich kaum noch munter halten.

Es ging so schnell, dass er es nicht einmal bemerkte, wie das Traumland ihn verschluckte und ihn wohl erst am nächsten Morgen wieder frei lassen würde.

Von Karpfen, Provokation und heißer Suppe

Tief in den Sessel gesunken in einer ungesunden Körperhaltung schlief Ogami noch bis ihm die ersten Sonnenstrahlen ins Gesicht schienen.

Der Frühling begann sich schon von einer viel besseren Seite zu zeigen als gestern.

Durch ein geöffnetes Fenster konnte man einige Vögel zwitschern hören und vielleicht hätte Ogami sich sogar darüber gefreut, wenn ihn diese Helligkeit nicht gerade unheimlich beim Schlafen gestört hätte. Die Nacht war lang.

Quengelnd drehte sich Ogami von einer Seite auf die andere und versuchte der Sonne und den Geräuschen von draußen auszuweichen. Leider vergebens.

Ein frischer Luftzug, der durch die geöffnete Terrassentür wehte, strich an seinem Körper entlang. Allerdings empfand Ogami dies als etwas unangenehm und nervtötend.

Dann stand er endlich auf.

Die Sicht noch etwas verschwommen rieb er sich die Augen, strich durch sein Haar.

Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf den ihm entgegen flatternden weißen Vorhang der Terrassentür.

„Hm?“

Einen Moment lang begriff Ogami die Situation nicht ganz bis er aber auf das Sofa schaute, wo eigentlich der Hitomi liegen sollte.

„Was zum?! Wo bist du hin du Idiot?“

Er wandte sich der offenen Terrassentür zu.

Es war wohl völlig offensichtlich, dass Hitomi von dort nach draußen verschwunden war.

Mit genervtem Blick schlurfte Ogami auf den Ausgang zu und betrat die Terrasse.

Er ließ den Blick durch den weitläufigen Garten schweifen, ging noch ein paar Schritte und stellte sich auf die Zehenspitzen um über die Büsche und kleinen Bäume hinweg zu sehen.

Am kleinen Gewächshaus entlang, über die Blumenbeete auf denen schon die ersten bunten Krokusse fröhlich vor sich hin blühten.

Dann ging er langsam und gelassen die zwei Stufen der etwas höher liegenden Terrasse hinab. Kurz wurde er von einem Singvogel abgelenkt, den er einige Sekunden beobachtete, bevor er sich wieder abwandte und sich von der Sonne geblendet kurz über die Augen rieb. Sein Weg führte Ogami schließlich zum Gartenteich.

Unscheinbar, still und bewegungslos saß Hitomi am Rand und beobachtete die Karpfen.

Dennoch entdeckte Ogami ihn. Seinen Adleraugen entging nichts, aber er wartete kurz und musterte Hitomi einen Moment lang. Vielleicht würde er ja mit sich selbst reden so wie einsame Erwachsene das nun mal gelegentlich taten und das eine oder andere interessante Wörtchen ausplaudern.

Doch Hitomis Blick folgte nur stumm den Tieren wo auch immer sie hin schwammen.

Sie waren schön anzusehen wie sie in prächtigen Farben mit glänzenden Schuppen leuchteten.

Sehr edle Tiere. Ogami stellte sich neben ihn und sah kühl auf ihn herab.

Er schien zu erwarten, dass Hitomi zu ihm hoch schaute aber dieser tat ihm den Gefallen nicht und starrte weiterhin den Karpfen hinterher.

Es sah so aus als wäre er völlig weggetreten und bemerkte nicht, was um ihn geschah.

„Hitomi...“, gab Ogami knapp und gut verständlich von sich um, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Er war erwartungsvoll und schon recht ungeduldig, spielte mit dem Gedanken diesem verträumten Kerl einen leichten Tritt zu verpassen um endlich eine Reaktion zu erhalten.

Mit Gewalt käme er aber bei Hitomi nicht weiter.

Schließlich setzte er sich neben ihm hin und schaute ihn weiterhin an.

Immer wieder machte er den Ansatz, ein Gespräch zu beginnen.

Es gab viele Dinge die, ihn wurmten und viele Fragen, die er Hitomi stellen wollte.

Kurz sammelte er sich. Erneut suchte Ogami Augenkontakt und begann mit seinen Fragen: „Wo warst du so lange? Wir dachten du wärst tot... Wie kommst du auf die Idee dich hier wieder blicken zu lassen?“

Hitomi nahm die Fragen merklich auf, schien sie aber nicht beantworten zu wollen.

„Ich kann mich an diesen Fischen kaum satt sehen. Sie sind friedlich, edel und anmutig zugleich“, entgegnete er, ohne Ogami ins Gesicht zu sehen.

Dieser hob eine Augenbraue an, musste sich merklich zusammenreißen ihn sich nicht zu packen und einmal kräftig durchzuschütteln, damit er zur Vernunft kam.

Er versuchte es noch einmal: „Hitomi sprich mit mir! Wieso bist du wieder hier?“

Daraufhin fing Hitomi an zu lächeln und setzte zur Antwort an.

Aber er stockte kurz und hielt die Hand ins Wasser zu den Fischen. Mit den Fingerspitzen streichelte er vorsichtig über die Schnauze eines der zahmen Tiere.

„Es wäre noch spannender, wenn sie noch ein paar Spielkameraden dazu bekämen...

Vielleicht wären sie dann noch aktiver“, murmelte er wieder abschweifend vom eigentlichen Thema. Langsam wurde Ogami wahrlich gereizt.

Ihm zitterte die Hand, die sich langsam zur Faust ballte und drohte ihm auszurutschen.

„Wir reden vollkommen aneinander vorbei!“, knirschte er seinem völlig desinteressierten Gesprächspartner entgegen.

Endlich drehte Hitomi seinen Kopf in Ogamis Richtung.

Ihre Blicke trafen sich und Hitomi erkannte den Zorn in den Augen seines Gegenübers.

Er nickte kurz und entgegnete ihm: „Das ist mir durchaus bewusst. Es könnte wohl Absicht sein.“ Ogami traute seinen Ohren nicht, dass sich dieser alte Knochen die Frechheit nahm, ihm nach so langer Zeit so entgegen zu treten.

Gerade hob er wutentbrannt die Hand um zuzuschlagen, aber im nächsten Augenblick sank Hitomi ihm entgegen. Er lehnte sich an seine Brust und sackte tiefer.

Fast schon aus Reflex hielt Ogami ihn fest und hatte ihn nun in seinen Armen liegen.

Womöglich hätte er ihn am liebsten dort draußen versauern lassen aber irgendetwas in ihm sagte das Gegenteil. Er packte Hitomi unter den Armen, zog ihn hoch und trug ihn mühsam wieder ins Haus. Bei genauerem Nachdenken hatte er ihn schwerer in Erinnerung, aber ein Fliegengewicht war er nun trotzdem noch lange nicht.

Wieder wurde Hitomi auf das Sofa im Wohnzimmer abgelegt.

Plötzlich ertönte ein bösartiges grummeln.

Schon fast beängstigend knurrte es aus Hitomis Richtung um genau zu sein aus seiner Bauchgegend. Er streichelte sich den Magen, blickte beschämt weg. Man konnte eine zarte Röte auf seinen Wangen erkennen.

Die Arme verschränkend belächelte Ogami, wie sich sein Gegenüber schmerzlich auf dem Sofa räkelte. Kurz ließ er die Glieder knacken und bewegte sich in die nahe gelegene Küche. Er spürte Hitomis Blick im Rücken, bis er den Raum schließlich verließ.

Nun wartete er schon fast sehnsüchtig darauf, dass Ogami wieder auftauchte.

Wusste Ogami etwa was der große Code:01 begehrte?

Derweil schaute sich der kränkelnde Hitomi in dem großen Wohnzimmer um, kuschelte sich in seine Decke zurück und musste sich ausruhen, vielleicht ein bisschen dösen. Schon kurz davor einzuschlafen, zog ihm ein würziger Duft in die Nase. Schnüffelnd öffnete er wieder die Augen, erneut meldete sich der leere Magen.

Ogami saß wieder hier und starrte Hitomi an. Er schob ihm eine Schüssel mit Ruis stärkender Suppe entgegen. Gierig und ohne zu zögern griff Hitomi sich den dazugehörigen Löffel und schaufelte sich das Essen hinein. Manchmal verbrannte er sich und zuckte kurz zusammen, aber bis die Suppe etwas abgekühlt war wollte Hitomi nicht warten. Der große Hunger machte ihn schon fast wahnsinnig.

Leicht schmunzelnd musterte Ogami dieses Schauspiel und schaute auf die Uhr.

„Na wenn sich dein Zustand weiterhin so schnell verbessert kann ich dich schon bald wieder verprügeln, ohne mich schämen zu müssen, einen Schwächeren zur Sau zu machen...“, sprach Ogami zu dem Fressenden. Dieser reagierte jedoch schon wieder nicht.

Langsam brachte es Ogami auf die Palme wie provokant dieser Sack ich verhielt.

Irgendetwas aber hinderte ihn daran, Hitomi eins auf die Nuss zu hauen.

Dann stand er auf. Einmal schaute er noch auf die Uhr, wandte sich dann ab.

„Ich muss zur Arbeit...“, sagte er noch während er davonging.

Keine letzten Blicke mehr und kein weiteres Wort zum Abschied.

Das sah Ogami ähnlich. Er hatte sich kaum verändert aber warum auch. Es war Totenstille in der großen Villa. Vielleicht war nun niemand mehr daheim der sich um Hitomi kümmern würde.

Bin ich denn hier überhaupt willkommen?

Eine Woche nach Hitomis Wiederkehr wurde er in ein großes Bett in seinem eigenen kleinen Schlafzimmer verlegt. Er würde wohl noch länger bleiben. Die Uhr zeigte längst, dass es Zeit war zu schlafen aber Hitomi war verdammt unruhig. Er räkelte sich, drehte sich immer wieder von einer Seite auf die andere. Manchmal verlor er dabei seine Decke und wurde wieder munter.

Ihn plagten seltsame Gedanken, Gefühle und sinnlose Träume.

Alles roch so unberührt, schon beinahe steril und dazu war es auch noch sehr kalt.

Er fühlte sich in diesem Raum ganz und gar nicht wohl. Es dauerte Stunden, bis er glaubte, endlich in ruhe schlafen zu können. Die perfekte Position war gefunden, ein bisschen wärmer wurde es schon und schließlich begann er dann zu schlummern.

Er wurde ruhiger, entspannte sich und schien die Nacht zu überstehen. Aber in ihm passierte etwas. Wieder begann er zu träumen. Seine Miene verzog sich und er begann ganz hastig zu Atmen und zu krächzen. Warf den Kopf hin und her und klammerte sich in das Bettlaken.

Kaum definierbare und schreckliche Dinge spielten sich in seinem Kopf ab.

Er sah wie er alles verlieren würde, was in der Zukunft geschehen könnte, verzerrte Bilder, Unmengen Blut und sterbende Freunde. Er biss die Zähne zusammen.

So etwas wollte er nicht sehen.

Es spitzte sich immer weiter zu und steigerte sich mehr und mehr.

„Ogamiiiih!“, jaulte er auf kurz bevor er völlig Schweißgebadet wieder erwachte.

Schnell machte er das Nachtlicht an und schaute sich in dem fast leeren Raum um.

Sein Herz schlug so feste, dass es schon schmerzte.

Sich die Haare raufend und den Schweiß von der Stirn wischend keuchte er sich selbst zu: „Ich halt das nicht mehr aus...“

Dann stand er auf, verließ sein Zimmer. Vorsichtig und leise tapste er den Flur entlang bis hin zu Ogamis Gemach fast am Ende des Ganges. Er gab acht, dass er die Tür nicht zu laut öffnete. Schritt für Schritt wagte er sich hinein, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Ein bisschen schwankte er und war etwas Orientierungslos. In Ogamis Zimmer konnte man die Hand vor Augen nicht sehen. Es kam wie es kommen musste und Hitomi stieß sich den Fuß an der Bettkante. Vor Schreck zuckte er zusammen und musste sich den Mund zu halten. Vielleicht hätte er sonst angefangen herum zu fluchen. Aber er fing sich schnell wieder. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Er konnte die Umrisse des Bettes und von Ogami erkennen. Kurz musste er inne halten. Er wusste nicht ob er wirklich fragen sollte, hier übernachten zu dürfen oder wieder umkehren sollte. Hitomi schämte sich unheimlich für sein Benehmen aber langsam begann er zu verzweifeln. Wo war all seine Männlichkeit hin verschwunden? Kurz seufzte er und schüttelte den Kopf über sich selbst.

Noch näher trat er an das Bett heran und stupste Ogami ganz zögerlich an die Schulter.

„Du? Ogami? Ähm… Darf ich bei dir schlafen? Nur diese eine Nacht…

Ich bekomme kein Auge zu“, flüsterte er dem Schlafenden leise entgegen.

Dann wartete er kurz ob dieser reagierte. Ein genervtes Quengeln ertönte bloß.

Ogami drehte ihm den Rücken zu und rollte sich zusammen. Völlig schlaftrunken und kaum bei Sinnen antwortete er ihm: „Lass mich in ruhe... Halt die Klappe... Hmm... Ist mir egal... Komm her...“ Das einzige was Ogami jetzt wollte war seine Ruhe haben.

Über seine Worte dachte er nicht mehr länger nach. Hitomi empfand es deutlich als eine Einladung und schien recht erleichtert. Ganz vorsichtig kroch er zu dem jungen Mann in das große Doppelbett, Platz für die zwei war also genügend. Schon von den ersten Sekunden an fühlte Hitomi sich wohler und vor allem sicher. Noch immer war er angeschlagen und diese Träume plagten ihn wirklich sehr, machen ihn schon fast verrückt. Von Ogami nahm er genügend Abstand ein, um ihn nicht zu bedrängen.

Es war schon sehr schön nicht allein zu sein. Aber ironisch, dass Hitomi es in seinem Alter nicht fertig brachte, die Nacht auch allein zu überstehen.

Endlich kam er zur Ruhe und konnte sich diesmal wirklich entspannen.

Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Überraschend fand er es schon, dass Ogami ihn hier nächtigen ließ. Sie konnten nun beide die letzten Stunden Schlaf genießen und für den nächsten Tag Kraft tanken. Der Morgen brachte etwas sehr interessantes mit sich, denn die beiden Männer schienen sich über Nacht etwas näher gekommen zu sein.

Ganz dicht lagen sie sich gegenüber, sodass kaum noch Platz zwischen ihren Körpern war. Hitomis Arm umschlang Ogamis Hüfte während dieser sich feste in das Shirt des noch tief und fest Schlafenden klammerte als wolle er ihn nicht fort lassen. Sie schmiegten sich regelrecht aneinander. Plötzlich aber störte etwas diese sinnliche Ruhe. Wie wild und unaufhörlich fing der Wecker, der auf dem kleinen Nachtschränkchen stand an zu klingeln und über das Holz zu hämmern.

Diese Laute waren grauenvoll und alles andere als förderlich für einen guten Start in den Tag. Es war Wochenanfang und Ogami musste in die Schule.

Noch recht verschlafen wollte Ogami den röhrenden Wecker ausschalten und griff danach, beugte sich Hitomi noch mehr entgegen und wurde durch ihn etwas ausgebremst. Er streckte den Arm stöhnend noch weiter aus und kam endlich dort heran. Einmal kräftig schlug er oben drauf und es wurde wieder still.

Zumindest ein paar Sekunden bis Ogami die Situation klar wurde. Er tastete an seinem Gegenüber entlang und öffnete die Augen. Die Schnarchnase von Hitomi war unmittelbar vor seinem Gesicht. Vor Schreck schnellte Ogami auf und stieß Hitomi aus Reflex von sich. Mit lautem Poltern fiel dieser unsanft aus dem Bett und verfing sich in der Bettdecke, die er mitriss.

„HITOMI! Was zur Hölle machst du in meinem Bett?!", fing der aufgebrachte Ogami an zu motzen. Aus dem zerknüllten Haufen von Decken auf dem Boden grinste Hitomi scheinheilig hervor. Er strich sich seine Haare zurecht, die wie wild in alle Richtungen standen und antwortete gelassen: „Hör mal ich habe dich gestern Nacht gefragt ob ich mich dazulegen darf... Und du fandest es in Ordnung also was ist denn schon dabei?“

Ogami hob eine Augenbraue. Sein Ausdruck war sehr ungläubig.

„Pfiffig sich mit Entscheidungen zu rechtfertigen die ich im Schlaf getroffen habe!", schnaufte er und stand auf. Wie zickig und trotzig er sich gerade verhielt schien er nicht zu bemerken, was den Hitomi aber schon etwas ins Schmunzeln versetzte. Vielleicht war er etwas demotiviert und hatte keine Lust auf den Tag. Füße schleifend bewegte sich der übel Gelaunte auf seinen Kleiderschrank zu und wühlte seine Schuluniform und frische Unterwäsche hervor, um sich gleich auf den Weg ins Bad zu machen.

Hitomi legte den Kopf schief, schaute ihm nach bis er aus dem Raum verschwand. Anders als Ogami fühlte er sich wohl und hatte doch eine angenehme Nacht seit er hier im Bett liegen durfte. Bloß gleich am frühen Morgen schon geschubst und an gekeift zu werden war nicht unbedingt das schönste was ihm passieren konnte.

Gähnend und sich die Augen reibend erhob er sich, verließ das Zimmer und stand Löcher in die Luft starrend im Flur. Wenn Ogami nicht im Hause war wusste er nichts mit sich anzufangen. Trotz Ogamis kühler und abweisender Natur hielt er sich bei diesem irgendwie am liebsten auf.

Hitomi tapste den Gang entlang, stoppte zögerlich vor der Treppe die nach unten führte, seufzte kurz und ging hinunter.

Unten angekommen ging er in der großen Villa ziellos umher, entdeckte Gänge wo er noch nicht gewesen war aber hatte nicht vor irgendwelche Türen zu öffnen.

Schließlich vertrauten die anderen ihm noch nicht wieder nach dem was passierte.

Der Gedanke daran wurmte ihn und machte ihn etwas traurig. Tief seufzend kehrte er wieder um, schlug einen neuen Weg ein aber fand einfach keine Beschäftigung.

Hitomi spitzte die Ohren und hoffte jemanden im Haus aufzufinden mit dem er sich vielleicht unterhalten konnte. Dieses ewige Gesuche nach einer Beschäftigung strengte den faulen Hitomi an und nervte ihn nach einer weile wirklich extrem.

Schlafen konnte er komischerweise auch nicht. Als er an der Küche vorbeikam vernahmen seine Ohren das knistern vom umblättern einer Zeitung.

Da war das Lebenszeichen auf das Hitomi so gehofft hatte.

Interessiert betrat er die Küche und sah Rui am Tisch sitzen. Sie nippte gerade an ihrem Schnaps, las in der Tageszeitung und in einigen Prospekten und Flyern.

„Es ist ja doch noch jemand hier... Ich langweile mich fast zu Tode“, gab Hitomi erleichtert von sich und setzte sich zu ihr an den Tisch.

Er lächelte sie sanft an, freute sich gut erkennbar aber war vorsichtig.

Manchmal war er noch unsicher auf die Reaktionen der anderen,

fragte lieber: „Ich störe dich doch nicht gerade oder?“

Rui sah von ihrerZeitung auf, blickte Hitomi an.

„Nein, wieso denn auch?“, antwortete sie und lächelte kurz zurück.

Dann nahm sie noch einen Schluck von ihrem Alkohol und strich sich durchs Haar.

Hitomi war erleichtert, warf auch einen kurzen Blick auf die Zeitungen und Prospekte.

Kurz war er still aber ihm lag noch etwas auf dem Herzen. Er brauchte ein Weilchen um es in Worte zu fassen.

„Ähm Ouji Dono? Sag mal... Die anderen...

Die vertrauen mir noch immer nicht oder? Ich meine...

Toki hält mir ständig vor was vor einem Jahr passiert ist, Yuuki fragt mich immer warum ich wieder hier bin und Heike schleicht mir manchmal sogar hinterher wenn ich nur einen Spaziergang mache... Ich bin besorgt dass ich hier nicht mehr willkommen bin...“, musste er ihr mitteilen. Rui hörte ihm aufmerksam zu, schien seine Sorge zu verstehen.

„Ach Hitomi“, sagte sie: „Mach dir bitte keinen Kopf darüber. Ich bin mir sicher das legt sich irgendwann wieder. Gib den anderen erst mal ein wenig Zeit...

Schau mal Hitomi mir kommt da schon eine Idee...“

Sie schob ihm einen Flyer zu und zeigte mit dem Finger darauf.

„Wie wäre es, wenn wir alle zusammen da hin gehen um die Stimmung etwas zu lockern? Das ist ein kleines Frühlingsfest in der Stadt am kommenden Wochenende mit Flohmarkt und Musik und so. Ich merke doch wie angespannt du in letzter Zeit bist.

So etwas würde dir sicher ganz gut tun. Na komm wir besorgen dir ein paar schicke, festliche Sachen und dann sieht die Welt bestimmt schon ganz anders aus... Dieses bedrückte Gesicht steht dir nicht!“, beschloss sie völlig begeistert von ihrer Idee und nahm Hitomi an der Hand. Ziemlich überrumpelt ließ er sich mitschleifen und wusste noch nicht so recht was er davon halten sollte.

„Schicke Sachen? An was dachtest du denn da zum Beispiel? Kann ich nicht auch in meinen gewöhnlichen Sachen dort hin gehen?“, fragte Hitomi verdattert.

Rui jedoch schüttelte den Kopf und ging mit ihm die Treppe wieder hinauf, wollte ihn ins Bad schicken damit er sich frisch macht.

Sie versuchte ihn zu überreden: „Hitomi denk mal nach...

Du bist soweit ich weiß jetzt 26 Jahre alt? Und ich glaube zu deiner Zeit

als Code Breaker hast du wirklich keinen Kopf für zum Beispiel die Frauenwelt gehabt... Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals eine Freundin hattest! Wenn du dich raus putzt dann lernst du vielleicht jemanden kennen? Du bist ein hübscher Mann Hitomi!

Und da du für Eden nicht mehr arbeitest, hast du doch jetzt die Gelegenheit dazu.

Das würde dich ganz bestimmt ausgleichen und entspannen, ich weiß doch wie Männer sind! Jeder Mann braucht so was früher oder später! Du musst doch unheimlichen Druck haben oder etwa nicht?“

Ruis Aussagen machten ihn verlegen und ließen ihm die röte ins Gesicht steigen.

Solche Worte hätte er von ihr niemals erwartet, denn sie waren für diese sonst so burschikose Frau wahrlich unüblich. Hitomi war peinlich berührt.

Sie war ziemlich direkt aber irgendwie hatte sie auch Recht. Beschämt, wortlos und verlegen lachend verkroch er sich im Badezimmer und tat was sie verlangte. Er hatte wohl keine Wahl als auf ihre Vorschläge einzugehen. Ein wunder Punkt war getroffen.

Sie rief ihm noch nach: „Spätestens in einer halben Stunde möchte ich dich am Eingang sehen!“ Sie war streng mit ihm und so sollte es dann auch sein.

Sie würden sich dann gemeinsam auf den Weg in die Stadt begeben und aus Hitomi einen super schicken Gentleman machen.

Von der wilden Bestie zum Kuscheltier

Nach einem wohltuenden heißen Schaumbad legte sich Ogami in sein Doppelbett und machte es sich bequem. Er schaltete seinen zimmer eigenen Fernseher an und wollte sich von seinem letzten schweren Auftrag erholen. Die Woche war sehr anstrengend, er war schon ziemlich am Ende.

Ihm schmerzte der Rücken, wie die Tage zuvor auch schon. Er versuchte kläglich eine Haltung zu finden, die ihm die Schmerzen etwas erträglicher machte. So schlechte Laune wie jetzt hatte er seit langem nicht mehr. Nichtmal im Fernsehen kam etwas Sinnvolles, was er jetzt ansehen wollte.

Langsam begann er die Fernbedienung schon fester zu drücken, fast zu zerbrechen. Dieser Tag, der mies anfing wie er endete, bereitete ihm Hass auf jegliches, was ihn gerade störte.

Wie man es nicht anders hätte erwarten können klopfte es drei mal an der Tür, die sich kurz darauf langsam zu öffnen wagte. Hitomi stand in der Tür und wartete Ogamis Reaktion ab.

Dieser drehte sich kurz i die Richtung, erkannte Hitomi und seufzte angenervt.

„Du schon wieder...“, nörgelte er: „Mir geht es nicht gut, bitte lass mich alleine...“, versuchte er ihn nicht gleich anzuschreien und wandte sich wieder ab. Hitomi schien es wahrlich zu riechen wenn es seinem persönlichen Schützling schlecht ging. Dann war er immer sofort zur Stelle und ließ auch nie locker bis er sich schließlich um ihn kümmern durfte. Jedes mal hatte er irgend ein verlockendes Angebot parat, welches Ogami doch umstimmen und besänftigen sollte.

„Ich war heute einkaufen... Ich habe dir Eis und eine Lotion für deinen Rücken mitgebracht...

Du hast ziemlich oft Rücken-und Schulterschmerzen. Da bin ich mal in die Apotheke gegangen und hab etwas besorgt was vielleicht dagegen hilft?“, bot er Ogami an und lächelte ganz freundlich.

Jetzt reagierte Ogami doch. Er drehte den Kopf erneut in Hitomis Richtung und erspähte die Tüte, die er in der Hand hielt. Neugierig fragte er: „Eis sagst du?“ Kurz überlegte er, streckte dann gierig die Pfote aus und verlangte schon fast zähnefletschend: „Her damit!“

Diese unerträglichen Schmerzen, der Gedanke an den heutigen Auftrag und dann noch dieser blöde Fernseher machten ihn schon fast zum Tier. Hitomi blieb gelassen, musste kichern und kam langsam auf das Bett zu getapst. Er setzte sich neben Ogami und gab ihm sein Eis am Stiel in die Hand. Das kleine Biest riss es Hitomi schon fast gewaltsam aus der Hand, packte es aus und begann eifrig zu lecken. Etwas kühles, erfrischendes brauchte er jetzt. Als er wieder zum Fernseher schauen wollte, sah er aus dem Augenwinkel wie Hitomi ihn förmlich anstarrte. Kurz stoppte er und ließ ihre Blicke aufeinandertreffen. Hitomi grinste ganz merkwürdig, schien belustigt. Dann fing er an zu kichern und lehnte sich zurück.

Schon fast in Raserei verfallen fauchte Ogami ihn an: „Hier gibt es überhaupt nichts zu Kichern!“

Kurz zuckte Hitomi vor Schreck zusammen, ließ sich aber nicht weiter aus der Ruhe bringen.

Er hatte eine so gelassene Ausstrahlung und war so locker, ganz ruhig und entspannt.

Da Ogami überhaupt keinen Schimmer hatte, was das alles gerade sollte wurde er skeptisch und fragte: „Was stimmt denn nicht mit dir? Hör endlich auf so scheiße zu Grinsen!... Hmm... Hitomi seit du wieder hier bist hast du dich verändert. Du klebst mir ganz schön an der Backe. Willst du nicht vielleicht wieder arbeiten wenn du solche Langeweile hast?“ Schon wurde auch Ogami ein klein wenig ruhiger. Hitomi streckte alle Vier von sich, gähnte ausgiebig.

„Du weißt wie ich zu Eden stehe... Ich werde mich nicht eine Sekunde mehr für dieses Schweinepack aufopfern... Stattdessen möchte ich euch zur Seite stehen... Vor allem dir, meinem jüngsten Schäfchen“, antwortete er und begann einige von Ogamis Haarsträhnen zurecht zu zupfen.

Dieser konnte Hitomis ständige Fummeleien ganz und gar nicht leiden, zog den Kopf immer wieder weg und knurrte manchmal, schnappte sogar nach seinen Fingern. Endlich ließ Hitomi es dann bleiben aber grinste wieder so. Jedes mal aufs neue fragte sich Ogami, was wohl in dem Kopf dieses verrückten Kauzes vorging. Der wollte ja auch nicht reden. Nun war das Eis auf geleckt und Ogamis Gemüt ein klein wenig besänftigt, diese grausamen Rückenschmerzen suchten aber noch immer nicht das Weite. Sie plagten ihn gut sichtbar, denn er verzog das Gesicht sobald er versuchte seine Sitzposition zu wechseln. Hitomi konnte sein Leid kaum mitansehen,

bot ihm eine Massage an: „Ogami kun meinst du nicht es wäre besser das mal auszuprobieren?“

Er hielt ihm das gute Massagegel vor die Nase. „Morgen ist doch schon das Frühlingsfest, da solltest du nicht unter Schmerzen stehen... Es soll doch lustig werden. Vertrau mir ich kann das wirklich gut!“, wollte er ihn gern überreden. Ogami jedoch wusste nicht was er davon halten sollte, grübelte einen Moment, empfand Hitomis derzeitiges Verhalten als seltsam, denn niemand sonst umsorgte ihn so intensiv und mütterlich. Es war ziemlich gewöhnungsbedürftig, schon fast besorgniserregend. Der zu Pflegende seufzte und meinte schließlich: „Naja was habe ich schon zu verlieren? Du würdest eh nicht locker lassen bis ich 'ja' sage... Aber pack mich einmal falsch an, dann segnest du diesmal wirklich das Zeitliche mein Freund...“ Er blickte Hitomi ernst und bedrohlich an, zog sich zögerlich sein Nachthemd aus, legte sich auf den Bauch und wartete.

Hitomi ließ er nicht eine Sekunde lang aus den Augen. Er hatte sogar schon seinen Handschuh, der die blaue Flamme aufhalten sollte, bis zur Hälfte ausgezogen. Großes Misstrauen dem Ex-Code Breaker gegenüber bestand noch immer. Hitomi erwiderte: „Ich bin mir sicher, es wird dir gefallen. Du musst mich nur lassen“, und setzte sich dann vorsichtig bei Ogami auf den Po. Er öffnete mit einem klicken die Tube aus der Apotheke, trug einen großzügigen Klecks auf seiner Handfläche auf, stellte die Tube wieder bei Seite. Aufmerksam musterte er Ogamis Verhalten.

„Ogami du verkrampfst dich zu sehr... Ich möchte dass du dich entspannst... Wenn du mir nicht vertraust dann wird das nichts!“, flüsterte Hitomi seinem zu pflegenden Schützling zu und begann ihm das Gel ganz sanft ein zu massieren. Mit beiden Händen griff er an die Schultern und begann dort seine Pflegeprozedur. Er hatte mit solchen Massagen schon ein wenig Erfahrung und konnte Ogami sehr gut tun. Am Anfang schmerzte es den Patienten sehr und er verzog das Gesicht manchmal, biss die Zähne zusammen und in anderen Momenten genoss er es dann wieder.

Hitomi hatte wirklich ein Händchen dafür. Er war sehr zärtlich, arbeitete aber auch nicht mit zu wenig Druck. Langsam wanderten seine liebevollen Hände weiter hinunter, massierten unter den Schulterblättern, übten Druck auf der Wirbelsäule aus, gingen bis zu seiner Hüfte und dann wieder hinauf. Um tief sitzende Spannungen zu lösen, setzte er seine Kräfte ein, ließ kaum spürbare Stromwellen durch Ogamis Körper schießen. Es kribbelte und wurde sehr warm in seinem Rücken.

Ogami war von der Massage sehr angetan, war aber sicher zu eitel um es zugeben zu wollen, sprach deshalb auch kein Wort. Endlich entspannte er sich, ließ sich unheimlich gern so berühren.

Manchmal entglitten seinen Lippen wohlige Seufzer. Hitomi begutachtete den Halbnackten unter sich, löste derweil eine Spannung nach der anderen. Was er sah, schien ihm sehr zu gefallen und wie Ogami es genoss schmeichelte ihm. Diese traumhafte Behandlung wandte sich aber langsam dem Ende zu und bei den letzten Handgriffen bemerkte Hitomi, dass sein Patient wohl eingeschlafen war. Da musste er belustigt schmunzeln.

„Ich wusste, dass es dir gefällt und das kannst du nicht leugnen...“, murmelte er zufrieden vor sich hin, schaltete den Fernseher aus und beschloss, als seine Belohnung, die Nacht hier bei Ogami zu verbringen. Hitomi war schon stolz auf sich. Er legte die Decke über Ogami und sich selbst, dachte noch eine ganze Weile nach. Seine Hand lag auf dem Rücken des Schlafenden, streichelte ihn ein wenig.

„Es ist komisch... Ich bin so gerne hier bei ihm. Hier fühle ich mich gut... Aber warum?“, stellte er sich viele Fragen, rückte noch ein Stückchen näher an Ogami heran, aber plötzlich wieder weg.

Hitomi drehte ihm den Rücken zu, versuchte zu schlafen, war unruhig. Ein bisschen wirkte er verwirrt, wusste nicht was er wollte und spürte ein Kribbeln im ganzen Körper sobald er sich von seinem liebsten Freund abwenden wollte. Er seufzte tief, kam letzten Endes doch wieder an gekrochen und kuschelte sich ein. Sanft drückte er sich Ogami an die Brust, schlang ein Bein und einen Arm um ihn, so fühlte er sich pudelwohl. Dann musste Ogami diese Nacht als großes Kuscheltier hinhalten.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von: abgemeldet
2015-02-05T15:35:43+00:00 05.02.2015 16:35
Ein wirklich schönes und süßes Kapitel :3
Besonders die (Ent)Spannung zwischen den beiden finde ich echt knuffig. *-* Oder ich muss mir bildlich vorstellen, wie Ogami nach dem Eis greift. XD
Ich hoffe es geht weiter. Die FF ist so super.

LG^^Alien^^
Von: abgemeldet
2015-02-01T15:27:28+00:00 01.02.2015 16:27
Deine Fanfiction ist so super. *-*
Bitte schreib weiter *hundeblick*

LG^^Alien^^
Antwort von:  Kisuko_Valentinesday
02.02.2015 01:31
So gerne würde ich weiter schreiben, aber ich habe die Geschichte schon eine ganze Weile pausiert bzw. vielleicht sogar abgebrochen...Aber ich bin wirklich überrascht, dass jemand auf die Geschichte aufmerksam geworden ist :) Vielleicht doch ein Grund um weiter zu machen, aber es hatte persönliche Gründe wieso ich aufgehört habe...Vielleicht versuche ich es eines Tages noch einmal, weil ich die Story echt geliebt habe, aber ich kann nichts versprechen~
Antwort von:  Kisuko_Valentinesday
02.02.2015 02:07
Ich habe gerade ein bisschen gewühlt und tatsächlich noch ein Kapitel gefunden, welches ich noch nicht veröffentlicht hatte...Es wird sicher bald zu sehen sein, aber mal gucken ob noch etwas von meiner Seite aus kommt...Mach dir nicht all zu große Hoffnungen Bitte T__T"
Ich werde sehen was sich da machen lässt~
Antwort von: abgemeldet
08.02.2015 18:58
trotzdem danke
Von: abgemeldet
2015-02-01T15:21:05+00:00 01.02.2015 16:21
Das Kapitel ist fantastisch^^
Von: abgemeldet
2015-02-01T15:19:06+00:00 01.02.2015 16:19
Der Anfang hört sich super an.^^


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