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Weil ich das Ende vorher nicht kannte 5/7

Conan-DGB / Dein Gesicht in meiner Erinnerung bleibt gleich
von

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Erinnerungen

1. Geschenk : Erinnerungen
 

Regungslos stand sie in seinem Zimmer und sah starr auf das Fensterbrett direkt vor ihr. Dort stand noch immer der eingeschweißte Füller, der ihm mal von einem Hochhaus gefallen war. Er war nach dem Sturz völlig zerstört worden, deshalb hatte er ihn einschweißen lassen. Diesen Füller hatte er so lange benutzt und erst als Kogorô in vom Hochhaus hatte fallen lassen, hatte er aufgehört damit zu arbeiten.

Plötzlich sah sie ihn vor dem Tisch stehen, mit seinem Heft in der Hand. Er drehte sich zu ihr um und sah sie erschrocken an, während er versuchte, sein Heft zu verstecken. Das hatte er fast immer gemacht, wenn er etwas recherchierte und sie nichts davon wissen lassen wollte. Dann verschwand das Bild wieder.

Sie konnte es sich noch immer nicht vorstellen, dass er nicht wieder kommen sollte. Konnte noch immer nicht glauben, dass es wirklich alles wahr war. Ständig sah sie ihn auf der Straße stehen und zu ihr hinauf schauen. Er lächelte sie an. So, wie er es immer getan hatte, wenn er sie eingeladen hatte. Ein Lächeln, wie nur sie es kannte. Sie wusste niemanden, den er genauso angelächelte hatte.
 

Sie wurde aus ihren Erinnerungen gerissen, als es an der Tür klingelte. Schnell setzte sie das Plüschtier ab, das sie die ganze Zeit in den Händen gehalten hatte und verließ das Zimmer. Nur einmal sah sie noch kurz zurück, blickte auf das große Foto, das auf dem Schreibtisch stand. Dann schloss sie leise die Tür.

Das Foto war teilweise auf einem großen Fest entstanden. Conan trug einen Kimono, der nicht ganz so verziert war, wie der von Ran, die neben ihm hockte, aber er war nun mal kein Mädchen. Er konnte ja schlecht einen solchen Kimono tragen. Hinter ihnen saß ein Junge, der den gleichen Kimono trug, wie Conan. Er war in Ran's Alter und lächelte in die Kamera. Es war das Lächeln, das er nur ihr entgegenbrachte. Sie hatte das Foto damals gemacht. Es war noch älter, als das von Conan und ihr selbst.

Kikan hatte ihr dieses Foto aus den beiden anderen Bildern zusammengestellt. Es war seitdem ihr Lieblingsbild von beiden. Er hatte die anderen beiden heimlich aus ihrer Sammlung genommen, um ihr etwas als Andenken zu schenken. Sie hatte sich anfangs gewundert, dass es möglich war, beide auf einem Foto zu sehen. Doch ihr fielen die anderen beiden ein, als sie es länger betrachtet hatte. Shinichi ... ihr fiel ein, wie sie kurz nach dem Foto völlig verschwitzt von einer Tanzfläche gestiegen waren, um nach hause zu gehen.

Das andere hatte Kogorô gemacht. Eigentlich war es etwas schief, weil der Fotograph schon angetrunken war, als es geschossen wurde. Das war typisch für ihn. Doch Kikan hatte es gerichtet und nun zu diesem Bild zusammengesetzt. Der Hintergrund stammt von einem Foto, das sie auf einem ,Ten-Ka-Ichi'-Fest gemacht hatten. Eigentlich war in der Mitte Conan drauf, der mit einer großen Tüte und einer Maske auf dem Kopf an einem Eis lutschte.

Die drei Ursprungsfoto's lagen neben dem anderen. Sie waren unter einer Glasplatte, die auf dem Tisch lag. So verrutschten sie nicht so leicht.
 

Als sie die Tür öffnete, sah sie kurz erstaunt auf. Der Junge vor ihr war ziemlich groß. Er trug seine gewohnte Kleidung und sah sie freundlich an. Er hatte fast das gleiche Lächeln, wie der Junge auf dem Foto und doch war es völlig anders.

Sie begrüßte ihn und bat ihn herein. Ihr Vater war unterwegs. In letzter Zeit war er noch beschäftigter als früher. Seit er wusste, dass fast jeder von ihm angenommene Fall von Conan gelöst wurde, nahm er auch die kleinsten Aufträge entgegen, um zu beweisen, dass er auch ohne den Kleinen gut genug war.

Er hatte sich die letzten paar Tage damit beschäftigt, die Notizen aus dem Heft seines kleinen Mitbewohners abzuschreiben und daraus zu lernen. Doch zu viel von dem, was immer zur Lösung beitrug stand nicht einmal darin. Doch er bemerkte, wieviel er sich immer hätte notieren müssen, um weiter zu kommen.

Ständig fühlte er sich geehrt, wenn er sagte -Ich möchte von dir lernen-, doch nun war er es, der von dem Kleinen lernte. Schon seltsam.
 

Sie schloss die Tür wieder und zeigte dem Jungen dann die Wohnung. Er ist noch nie hier gewesen. Er war schon einmal in dem großen Haus von Shinichi, weil er dort gearbeitet hatte, doch hier ist er noch nicht gewesen. Und er staunte nicht schlecht. Für einen Zwei-Mann(Frau)-Haushalt, war es eine ziemlich große Wohnung. Früher waren es ja drei, aber das eine Zimmer wird ab jetzt wohl für ewig leer bleiben. Wann sich dort mal wieder etwas verändern wird, ist wohl nicht festlegbar. Niemand kann sagen, wie es in zehn Jahren dort aussehen wird, aber wenn die kleine Familie nicht auszieht, wird es dann wohl immer noch genauso aussehen.

Im Wohnzimmer hing ein großes Poster von einer Sängerin. Das Idol Kogorô's, wie Ran erklärte. Kikan wusste fast nichts über die Môri's, er hatte sich immer nur über Kudô erkundigt. Langsam fiel ihm auf, wie leer es war, weil Conan fehlte. Mit dem Kleinen ist es nie langweilig gewesen, irgend etwas hatte er immer ausgeheckt. Es war sehr schwer, sich vorzustellen, dass dieser Racker wirklich der große Detektiv gewesen sein sollte, der so lange von der Presse verehrt wurde. Ständig hatte er dort einen Platz gehabt und immer stand etwas anderes über ihn da.

Was Ran daran immer am meisten gestört hatte, war, dass ihm das auch noch gefallen hatte. Er zog sie immer mit dem Briefen auf, die er jeden Tag bekommen hatte. Sein ganzer Spint war immer überfüllt damit gewesen. Ran räumte ihn auch heute noch aus. Doch in den letzten Tagen hatte sie nur schwarze Briefe und Trauerkarten herausgenommen. Manchmal war eine kleine Blume dabei, die gerade so durch den kleinen Schlitz gepasst hatte. Die größeren lagen immer davor oder standen mit Vase dort, damit sie länger stehen blieben.

Die Briefe hatte sie alle gelesen und gesammelt. In den meisten stand, dass sie ihn vermissen würden und dass er immer sehr nett gewesen ist. Viele schrieben auch über seine Beziehung zu Ran und bedauerten sie, in der Hoffnung, dass sie dadurch besser darüber hinweg kam. In einigen war sogar Geld, womit sie sich an der bereits vollzogenen Beerdigung beteiligen wollten. Ran hatte dieses Geld jedoch nicht dafür verwandt, sondern davon die schön verzierte Glasplatte gekauft, die nun auf seinem Schreibtisch lag und die Foto's hielt.

Auf der Beerdigung ist sie zwar gewesen, aber nicht direkt dabei. Etwas abseits hatte sie auf einer Bank gesessen und die anderen beobachtet. Sie hatte gestaunt, wie viele gekommen waren. Sogar der Inspektor und sein Chef sind da gewesen. Sogar Kogorô und Eri hatten sich dazu überwinden können.

Als die eigentliche Zeremonie zu ende war, ging sie allein zu seinem Grab und stellte eine Schachtel darauf, in der sie seit dem die Briefe sammelte, die sie aus seinem Spint nahm. Sie hatte sie ein wenig eingegraben, damit sie nicht beim nächsten Sturm einfach davon flog. Sie glaubte, so würde auch er erfahren, was die anderen fühlten und für ihn zum Ausdruck brachten, allein durch Worte.

Seit dem Tag ist sie nicht mehr dort gewesen. Nicht einmal. Yukiko und Yusaku waren aber manchmal bei ihr gewesen, um sie überreden zu wollen, dass sie noch einmal mitkäme. Doch das schafften sie nicht. Ran schloss sich dann immer in ihrem Zimmer ein und sah auf eines der Fotos, die an ihrer Wand hingen. Sie hatte sich vor ein paar Tagen das Foto von Mai nachmachen und vergrößern lassen. Seitdem hing es mit an ihrer Wand. Jedesmal, wenn sie auf das Foto sah, fiel ihr wieder auf, dass sich Taisuke und Shinichi wirklich sehr ähnlich sahen. Das war ihr vorher nie aufgefallen.

Kikan ... Er sah Shinichi auch ähnlich. Kein Wunder, immerhin war er der große Taisuke. Das hatten sie in Kyôtô herausgefunden, wo sie auch das erste mal auf Kikan getroffen waren. Irgendwie mochte sie diesen Jungen, obwohl er zu denen gehörte, die Shinichi vergiftet hatten. Sie hatte aber so ein Gefühl, als ob auch Shinichi ihn gut leiden könnte. Vielleicht, wenn sie endlich darüber hinweg war, würde sie Kikan fragen, was sein größter Traum wäre, wenn er nicht Mitglied bei diesen Leute wäre und natürlich, was er sich heute wünschte, als Mitglied.
 

***
 

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Schweigen

2. Geschenk : Schweigen
 

Sie stand still am Fenster und sah hinaus. Kikan saß auf der Couch und blickte in die Tasse, die sie ihn hingestellt hatte. Ein paar mal hatte er versucht, mit ihr zu sprechen, doch sie antwortete nicht, sah ihn immer nur an und versuchte, über ihren Blick mit ihm zu sprechen. Doch er verstand es nicht. Shinichi hätte sicher gewusst, was sie sagen wollte, doch Kikan nicht. Er kannte ihre Blicke nicht. Er kannte auch ihre Gefühle nicht. Er wusste nicht, was sie im Moment fühlte oder dachte. Er konnte ihr nicht helfen, so lange sie nichts sagte.

Deshalb hatte er doch versucht, mit ihr zu sprechen. Er hatte sie sogar schon fast angebrüllt, damit sie endlich antwortete. Doch selbst das hatte nichts gebracht. Sie sah ihn immer mit dem gleichen Blick an. Lächelte nicht, weinte nicht. Ihr Gesicht veränderte sich nicht mal ein bisschen. Kein Stück.

Wenn sie doch nur antworten würde. Wenn sie nur ein Wort sagen würde. Ein Wort und er würde endlich wissen, wie es ihr ging. Sie brauchte auf seine Frage, wie es ihr ging, doch nur -gut- oder -schlecht- antworten. Mehr wollte er doch gar nicht. Mehr verlangte er nicht. Dieses eine Wort würde ihm doch völlig reichen.
 

Doch sie stand nur schweigend am Fenster und sah hinaus. Regte sich kaum. Das einzige, was sich an ihr bewegte, waren ihre Haare, die im kalten Wind wehten. Der Schnee war inzwischen längst weg getaut, doch besonders warm war es trotzdem noch nicht. Inzwischen hatten sie schon Februar. Die Schule ging ganz normal weiter. Sie besuchte sie auch noch. Doch auch dort schwieg sie nur. Ihre Noten waren trotzdem erstaunlich gut geworden. Nun, sie ist vorher auch nicht schlecht gewesen, aber jetzt wurde sie immer besser. Sie lernte plötzlich sehr viel schneller, als vorher.
 

Zur Tür kam Kogorô herein, der von seinem Auftrag mal wieder zurückkam. Seit ein paar Tagen war er auf der Suche nach einem Kind, doch er und sogar die Polizei glaubten nicht mehr daran, dieses Kind wieder zu sehen. Aber irgend etwas musste er der Familie ja erzählen. Dabei hatte er zu Hause genug zu tun. Er hatte selbst ein Kind, das er langsam vermisste. Sie war da, aber sie redete nicht mehr mit ihm. Sie sah ihn immer nur sprachlos an und veränderte nie ihren Blick.
 

Sie drehte sich kurz zu ihm und sah dann wieder aus dem Fenster. Doch er wusste, dass sie ihn damit begrüßt hatte. Das kannte er inzwischen. Nur eins kannte er noch nicht. Obwohl, gesehen hatte er den Jungen schon mal, aber er wusste sonst nichts über ihn. Er ist im Krankenhaus gewesen in dem Ran ihre Sprache verlor. Er hatte ihnen alles über Conan erzählt und lange versucht, sie zu trösten. Doch es hatte wohl nicht geholfen.

Er zog sich Jacke und Schuhe aus und setzte sich mit einer weiteren Tasse neben Kikan.

"Sie spricht nicht mal mehr mit mir. Versuch nicht, sie dazu zu bringen. Es macht dich nur selbst verrückt.".

Kikan nickte verstehend. Das hatte er schon bemerkt. Vielleicht hätte Kogorô ein paar Minuten früher nach hause kommen sollen. Dann hätte Kikan den Versuch mit dem Schreien wohl nicht gestartet. Seit dem fühlte er sich etwas schlecht, weil es nichts gebracht hatte, außer ihn selbst fertig zu machen.
 

Kikan stand auf und ging zu Ran, die ihm nicht entgegen blickte.

"Ich werde dir keine Fragen mehr stellen. Aber ich wollte dir nur noch sagen, dass ich ab Morgen auf deine Schule gehen werde. Ich möchte mal sehen, was ihr so lernt. Ich kenne ja nur das, was ich von der Organisation lernte.".

Sie sah ihn überrascht an. Zumindest vermutetet Kikan, dass es so war. Er deutete ihren Blick so. Aber er hatte wohl recht. Sie wandte den Blick nicht mehr so schnell von ihm ab. Ob sie wollte, dass er mehr erzählte? Was sollte er denn noch erzählen?

Er dachte ernsthaft darüber nach, was er noch sagen könnte. Doch irgendwie wollte ihm nichts gescheites einfallen.

"Naja, wenn ... wenn es dich vielleicht stört, kann ich ja auf eine andere Schule gehen. Die Formalitäten sind schnell ... geändert ...".

Er sprach nur stockend weiter, denn sie reagierte tatsächlich. Sie hatte den Kopf geschüttelt, als er meinte, er würde auch auf eine andere Schule gehen.

Kogorô staunte, dass sie mehr oder weniger mit ihm sprach. Er hatte ihr schon öfter etwas neues erzählt, doch nie hatte sie so reagiert. Sie hatte sich nie so dafür interessiert, dass er mehr erzählen musste.

Kikan fiel vor Erstaunen nichts mehr ein, was er noch sagen könnte. Irgendwie war ihm in dem Moment die Stimme geraubt.

Doch er brauchte nicht reagieren. Sie tat es von sich aus. Sie tat etwas, was er nie von ihr erwartete hätte. Selbst wenn, hätte sie das nicht viel eher nur bei Shinichi getan?

Sie senkte den Kopf und lehnte sich an Kikan, den sie dann festhielt. Kikan sah nur auf sie hinab und starrte sie erstaunt an. Bis eben hatte sie noch gar nichts gemacht und jetzt das?

Auf einmal fing sie an zu flüstern. Niemand konnte verstehen, was sie sagte, doch sie sprach eindeutig. Sehr leise, aber sie sprach. Etwas hatte ihr in dem Moment geholfen.

War es die Hoffnung, dass sie wieder jemanden hatte, mit dem sie den Schulweg teilen konnte? Oder war es die Dankbarkeit, jemanden zu haben, an den sie sich klammern konnte?
 

"Anato wa itatte aisuru ... ".

Sie sah zu ihm auf, lächelte. Kikan staunte nicht schlecht.

Hatte er sie wirklich zum Lächeln gebracht? Sie sagte kaum etwas, doch sie lächelte. Das war viel mehr, als er erwartet hatte, zu erreichen. Was er wollte, war doch allein ein Wort über die Gefühle, die sie hatte. Ob es ihr gut ging, oder nicht. Mehr hatte er nicht erreichen wollen. Mehr nicht ...

Doch ihr Lächeln verschwand wieder genauso schnell, wie es gekommen war. Sie lehnte sich, noch immer an ihm festhaltend, an ihn und schloss die Augen. Sie begann zu singen. Ein Lied, das er kannte. Ein Lied, das er selbst auch mochte und es immer dann hörte, wenn es ihm sehr schlecht ging.

"Hikaru ka senonaka, kikuete kuru anata no koe ... ".

Es war eines der schönsten Lieder seiner Lieblingsband. Es war anfangs sehr ruhig und wurde erst zum Ende hin schneller ... ,Eternal Wind'. Ob sie damit auf ihre ewige Freundschaft zu Shinichi hinweisen wollte? Oder ob sie einfach nur ein Lied zu ihm senden wollte, das ihre Gefühle ausdrückte?

Jedenfalls war sie mit dem Text nicht weiter gekommen, sondern hatte dann nur noch gesummt. Wie in Trance stand sie vor ihm und wollte nicht aufhören, die gleiche Melodie immer und immer wieder erklingen zu lassen.

Ihm war vorher nie aufgefallen, was sie für eine schöne Stimme hatte. Das Singen machte sie noch schöner und sie ließ die Wirkung des Liedes verstärken.

Alles, was ihm jetzt noch als Hilfe einfiel war die Umarmung, die er noch nie bei ihr erwidert hatte. Sie hatte sich schon öfter bei ihm angelehnt, seit Shinichi nicht mehr da war, doch immer hatte sie gesagt, er solle für diesen Moment so tun, als wäre er der Junge, den sie seit einem Jahr vermisste und nun nicht wieder sehen konnte.

Doch nie hatte er sie fest in sich eingeschossen. Obwohl .. ,nie' ist falsch. An dem Tag, an dem er zu ihr zurückkehrte, ohne Conan, konnte er nicht anders, als sie zu halten und darauf zu achten, dass sie sich beruhigte. Doch noch einmal hatte er es bisher nicht getan.

Dieses eine mal kam ihm unwirklich vor. Beiden war es zu dem Zeitpunkt nicht gut ergangen. Beide hatte sich jemanden gewünscht, an dem sie sich festhalten konnten.

Sie beide hatten den wichtigsten Menschen in ihrem Leben verloren. Sie, weil sie ihn schon immer geliebt hatte. Sie hatte es ihm gegenüber nie zugegeben, doch es war so. Sie hatte es ihm nie gesagt. Warum nur? Warum hatte sie ihm nicht gesagt, was sie fühlte? Sie hatte es nur Conan erzählt. Hätte sie noch am gleichen Tag erfahren, wer er war, hätte sie ihn sicher zusammengestaucht, wäre ihm dann aber um den Hals gefallen, weil sie ihn bedauert hätte. Sie hätte ihm doch geholfen. Warum hatte er ihr nie gesagt, was passiert war?

Warum hatte er ihr so wenig zugetraut, dass er ihr nicht einmal sagen konnte, was geschehen war?
 

***
 

( Der Satz von Ran ist von mir geschrieben, und ich bezweifle, dass ich die Grammatik richtig getroffen habe. Wer es besser kann, sagt mir bitte Bescheid.

Die Lyrik ist akustisch geschrieben, ich hatte leider keine Vorlage. Wer die Lyrik zu diesem Lied hat, ist bitte so freundlich und sendet sie mir zu. Ich würde auch den Namen hier erwähnen. )
 

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Frage

Ich empfehle die Titel "Eternal Wind" und "In Your Eyes" von TWO-MIX zu hören. Das passt zur der Stimmung, die in diesem Kapitel herrscht.
 

***
 

3. Geschenk : Frage
 

Er stand unschlüssig vor der Tür und überlegte, ob er nun klingelte, oder nicht. Einerseits wollte er sie doch abholen, damit sie den Weg nicht allein machen musste, andererseits wollte er sie nicht stören. Vielleicht wollte sie ja allein gehen. Vielleicht tat es ihr gut, den Weg allein zu nehmen. Sie war die letzten Monate sowieso allein gegangen, wenn sie nicht gerade von Sonoko abgeholt wurde. Diese hatte dann während des Weges sowieso nichts anderes zu tun gehabt, als alle zu begrüßen, die ihr über den Weg liefen. Die gegrüßten antworteten natürlich und dann fiel ihnen auf, dass es Ran nicht gut ging und dann musste sie es wieder erzählen. Wieder musste sie erzählen, was vor ein paar Tagen geschehen war. Jedesmal brach sie fast in Tränen aus und musste sich stark zurückhalten. Zu solchen Momenten wäre sie am liebsten umgekehrt und wieder nach hause gegangen.
 

Kurz noch sah sie zu ihrem Vater zurück, der sich hinter einer Zeitung versteckt hatte und vermutlich wieder eingeschlafen war. Wie gut, dass er inzwischen wenigstens gelernt hatte, im Schlaf die Klingel zu hören. So wurde er wenigstens wach, wenn ein Auftrag reinkam.

Sie zog sich die Schuhe an und öffnete die Tür. Erschrocken blieb sie ruckartig stehen. Vor ihr stand der große Junge von gestern. Kikan, der sich bis eben nicht getraut hatte, zu klingeln. Jetzt standen sie sich gegenüber und Kikan sah ein wenig irritiert zur Seite.

"Ich dachte, du könntest vielleicht etwas Begleitung gebrauchen ... ".

Dann sah er zu Ran, die ihn ohne einen bestimmten Gesichtsausdruck ansah. Se blickte nur zu ihm auf und schloss die Tür hinter sich. Ohne noch einen weiteren Blick an ihn zu verlieren, stieg sie die Treppen hinab und winkte dabei Kikan zu sich.

Er folgte ihr schnell und lief direkt neben ihr. Komische Situation.

Leise redete sie zu ihm. Sehr leise.

"Sag nichts, okay? Sei einfach nur da. Das reicht.".

Sie blickte nicht zu ihm auf, sah unentwegt auf den Boden und war sofort wieder still. Kikan nickte leicht, obwohl er wusste, dass sie es nicht sah. Er hatte aber das Gefühl, dass sie es merkte. Sie fühlte es, was er dachte und dass er ihr helfen wollte und ihr jetzt alle Wünsche erfüllte.

Ein paar Leute aus der Klasse und der Schule begrüßten Ran und Kikan nickte ihnen freundlich zu, doch er deutete ihnen, dass sie sie lieber nicht direkt ansprechen sollten und sie verstanden es.
 

Kikan saß nun auf dem Platz, auf dem sonst immer Shinichi gesessen hatte. Es war der einzige Platz, der in dieser Klasse frei gewesen ist. Die Klasse von Ran war eine von denen, die ganz voll waren. Manchmal war es gut, man verschwand unter den anderen und wurde in Ruhe gelassen, aber manchmal war es auch stressig, weil man kaum beachtet wurde.

Er sah nicht zu Ran, die etwas hinter ihm saß sondern konzentrierte sich nur auf den Unterricht.

In der ersten Stunde hatte die Lehrerin Yume ihn noch vorgestellt und da hatte er gestaunt, wie viele ihn kannten. Er war als Tänzer berühmt, aber fast ein viertel der Klasse kannte ihn von dort. Er hatte nicht erwartet, dass sich die Jugend so für das Tanzen interessierte.

In den Pausen musste er ein paar Autogrammkarten schreiben und wurde ein wenig ausgefragt, aber sonst war nicht viel los.

Ran saß fast den ganzen Tag still auf ihrem Platz und sah aus dem Fenster neben ihr. Sie saß in der Fensterreihe. Dieser Platz war ihr am Anfang des Jahres zugewiesen worden. Jedes Halbjahr wechselte der Sitzplan. Sie musste langsam wieder zu sich kommen, bald war das Halbjahr vorbei, dann würde sie nicht mehr am Fenster sitzen.
 

Es gab nur eine Stunde, in der sie nicht ruhig saß. Es war der Tag, an dem sie eine Stunde Hausarbeit lernten. Es ging doch auf den Februar zu. Alle wussten, was das für sie bedeutete. Viele überlegten schon jetzt, wem sie was schenkten. Für den Vater auch etwas?

Ran interessierte das nicht. Für sie war nur noch ihr Vater, dem sie etwas hätte schenken können. Viel lieber hätte sie ja Shinichi etwas gegeben, aber ...

Sie setzte von ihrer Arbeit ab. Bis eben hatte sie einen Teig gerührt, der für ein paar Kekse gedacht war. Sie hörte kurz auf und sah zu Sonoko, die wie wild in ihrer Schüssel rührte. Sie war so sorglos. Wie gern würde Ran das auch mal gern sein.

Sie unterbrach ihre Arbeit ganz und legte ihre Schürze ab. Etwas abwesend ging sie aus dem Raum und setzte ich in den Flur. Hier war es ruhiger. Viel ruhiger als drinnen, wo sich die Mädchen lautstark unterhielten.

Hier hörte sie nur ein paar Schuhe, die sich schnell auf dem Boden abwechselten. Jemand kam auf sie zugerannt. Na, zumindest hatte es da jemand sehr eilig.

Ran sah kurz auf, als die Schritte bei ihr halt machten. Es war Mishiho, der Junge, der ihr schon vor einigen Tagen Trost gespendet hatte. Er ist geschickt worden, ein Pflaster zu holen, weil sich einer der Jungen beim Sägen verletzt hatte. Jetzt war er wieder auf dem Rückweg und kam an der stillen Ran vorbei, die ihn ansah, ohne irgendeine Regung zu zeigen. Sie sah nicht traurig aus, im Gegenteil, aber sie wirkte auch nicht froh. So ein seltsames Zwischending. Weder froh noch traurig. Irgendwie schwer zu beschreiben. Als würde sie selbst nicht wissen, wem oder was sie nachtrauerte.
 

Er sah zur Tür, als diese aufging und Mishiho hineinkam. Er brachte Shoki das Pflaster und ging dann auf Kikan zu. Was wollte er jetzt von ihm? Mishiho sah kurz zur Tür und deutete Kikan dann, dass er hingehen sollte. Kikan nickte und legte seinen Mantel ab.

Auf der anderen Seite der Tür stand Ran, die nur zu Boden blickte. Sie sah seltsam aus. So abwesend, als wüsste sie selbst nicht einmal mehr, wer sie war.

"Kannst du kurz mitkommen?".

Jetzt blickte sie auf, sah Kikan mit großen, flehenden Augen an. Da konnte er natürlich nicht nein sagen. Selbst, wenn er es doch getan hätte, hätte er sich das noch Wochenlang vorgeworfen. Dann hätte er jedesmal daran gedacht, wenn er sie wiedergesehen hätte. Jedesmal wieder daran erinnert, wie sie ihn flehend angesehen hatte und er verneinte.

Also nickte er und folgte ihr auf den Hof, wo sie sich auf eine Wiese setzten, die nicht mehr zum Schulbereich gehörte. Doch das interessierte sie gerade nicht. Als sich Ran setzte, sah sie gleich danach zum Himmel.

Es war fast wolkenlos, strahlend hell und ziemlich warm. Etwas ungewöhnlich für den angehenden Februar, aber auch sehr schön. Trotzdem war es recht windig, was die langen Haare von Ran sehr zottelig aussehen ließ. Es war schon erstaunlich. Kikan sah immer nur die schönen Seiten Ran's. Ob das damit zusammenhing, dass sie so sehr in ihre Trauer vertieft war, dass sie zum wütend oder aufbrausend sein, keine Zeit hatte?

Als die Sonne hinter einer der wenigen Wolken hervorkroch, wandte Ran ihr Gesicht zu ihr und lächelte. Ein wunderschönes Lächeln, das Kikan so an ihr mochte.

"Warum ich? Hättest du nicht auch Mishiho-kun fragen können?".

Ran blickte zu Kikan, der sich neben sie gelegt hatte und nur in den Himmel sah. Sie schüttelte den Kopf und erst dann wandte Kikan den Blick zu ihr. Sie lächelte ihn an.

"Nein ... Er ist sehr freundlich und gutmütig, das stimmt, aber so wie Shinichi wird er nie sein können. Du ... Du bist ihm so ähnlich, dass ich das Gefühl habe, er sei immer noch bei mir.".

Sie setzte ab und sah dann etwas verunsichert wieder zum Himmel. Diesen Blick kannte Kikan noch gar nicht. So unsicher, dass sie anscheinend nicht einmal sicher war, was sie damit erreichen wollte. Ein Vorhaben, das sie nicht allein durchführen konnte und Hilfe brauchte? Eine Einladung zu einem Fest, auf das auch Shinichi eingeladen war?

"Es ist bald Februar ... und ich hätte sonst nur meinen Vater ... ".

Sie sah wieder zu Kikan, der ihr nicht dazwischen reden wollte, war viel zu neugierig, was ihr jetzt auf dem Herzen lag. Er hatte doch bei der Beerdigung versprochen, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Egal, wie er auch lauten möge und er hatte nicht im geringsten vor, dieses Versprechen zu brechen. Außerdem hatte er bisher nur ein einziges mal ein Versprechen nicht gehalten und das war, als Conan vor seinen Augen erschossen wurde. Da hatte er sich nicht halten können, schoss aus blinder Wut auf der Täter und tötete ihn. Dabei hatte er sich als Kind einmal geschworen, niemals jemanden umzubringen.

"Darf ich dir etwas schenken?".
 

***
 

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Antwort

4. Geschenk : Antwort
 

Natürlich freute ihn das, keine Frage. Doch es stimmte ihn auch etwas traurig. Wollte sie Shinichi so schnell vergessen, nur, um besser darüber hinweg zu kommen? Oder wollte sie die Zeit einfach nur nicht allein verbringen?

Kikan nickte. Sah sie noch etwas verwirrt an, lächelte dann aber ebenfalls und setzte sich auf. Ran kam näher zu ihm heran und lehnte sich gegen ihn, als würde sie sich vor Müdigkeit nicht mehr halten können.

"Ich würde mich freuen, wenn du mir etwas schenkst.".

Ran umklammerte seinen Arm und vergrub ihr Gesicht im Stoff seiner Jacke. Sie fing an zu schluchzen und nur einen Augenblick später konnte Kikan erkennen, wie sie wieder um ihn weinte.

Dann war es nicht, um ihn zu vergessen, sondern, um sich an ihn zu erinnern. Hatte sie nicht gesagt, sie würde in Kikan's Gesicht immer Shinichi sehen? Demnach wollte sie ihm etwas schenken, weil sie wusste, dass sie damit auch Shinichi etwas gab.
 

Ran hatte sich wieder beruhigt und zusammen mit Kikan ging sie zurück zur Klasse. Die Stunde war inzwischen vorbei, doch alle verstanden es, dass sie nicht mehr dagewesen sind. Der Teig von Ran war auf die anderen Mädchen verteilt worden, da man ihn nicht lagern konnte. Doch es störte sie nicht, sicher hatte sich Sonoko das meiste davon genommen und hatte sehr viel mehr Kekse gebacken, als sie eigentlich vorgehabt hatte.

Doch die Hälfte der gebackenen Kekse gab sie dann Kikan, damit der sie Ran zukommen ließ. Die meisten waren rund, aber auch viele Sterne hatte sie gebacken. Herzen waren nur wenige dabei. Obwohl Sonoko immer so unbeschwert war, wusste sie doch, was sie tun musste, um einem Freund Trost spenden zu können und genau das hatte Ran jetzt dringend nötig. Dabei war das Ereignis schon ein paar Tage vorbei und noch immer war sie nicht besonders gut drauf.
 

Er gab ihr die Kekse noch am gleichen Tag, doch noch einmal sah er sie dann an diesem Tag nicht. Sie hatte sich wieder zu Hause ans Fenster gestellt und beobachtete das Geschehen vor der Detektei. Kogorô war in letzter Zeit kaum Zuhause, noch immer arbeitete er an dem Fall, den der Inspektor ihm aufgegeben hatte. Das Kind das verschwunden war und noch immer nicht wieder aufgetaucht.

Auch die nächsten Tage war er noch damit beschäftigt und kam kaum dazu, sich mit Ran zu beschäftigen. Doch sie nahm es ihm nicht übel. Sie bewunderte ihn doch trotzdem, egal, wer nun das alles gelöst hatte. Es fiel ihm auch auf, dass sie wieder fröhlicher geworden war, seit dieser Junge bei ihr gewesen ist. Sie lächelte jetzt sogar immer, wenn er abends nach hause kam und kümmerte sich wieder liebevoll um die wenigen Pflanzen, die sie im Haus hatten. In den letzten Tagen, hatte sie diese etwas vernachlässigt.
 

Sie stand still und stumm an die Mauer gelehnt, die das große Tor der Schule hielt. Sie wartete. Wartete auf ihn, dass er endlich auch Schluss haben und sie wieder begleiten würde.

Da kam er auch. Mit ein paar anderen Jungs kam er an ihr vorbei, doch mit dem Rücken zu ihr, er nahm sie nicht wahr.

Sie sah ihm noch kurz hinterher, doch dann machte sie auf sich aufmerksam.

"Kyuu-kun ... ".

Er drehte sich um, achtete noch auf diesen Namen, doch er reagierte nur wirklich darauf, wenn er sicher war, dass er sich oder andere nicht gefährdete, wenn er es tat.

Langsam ging er zu Ran zurück, achtete aber auf seine Umgebung, dass sonst keiner mitbekommen hatte, dass er auf den Namen reagiert hatte. Sie sah ihn direkt an.

"Heute ist ... heute ... ".

Sie stammelte irgend etwas vor sich hin, wusste nicht genau, was sie eigentlich sagen wollte. Doch sie fasste sich auch wieder, als sie in die rostroten Augen Kikan's sah. Sie erinnerten an Shinichi, doch die Farbe wandte auch von ihm ab.

"Kommst du mit zu Shinichi?".

Er nickte, konnte gar nicht anders und folgte ihr dann auf den Friedhof, auf dem er wohnte. Kaum bogen sie in den Weg ein, auf dem er war, schon drehte sie sich strahlend zu Kikan um und zeigte ihr schönstes Lächeln.

Kikan sah sie nur erstaunt an. Sie war so fröhlich, so unbeschwert. Sofort wandte sie sich wieder zu dem Grab Shinichi's und lief darauf zu. Mit einem Elan, wie er ihr nie zugetraut hatte.

Selbst in dieser Form gab Shinichi ihr ihr Lächeln und machte sie glücklich. Sie kniete sich davor und sah sich dann um. Die Blumen, die sie gekauft hatten, wechselte sie mit denen aus, die in der Vase standen und schon stark verblüht waren. Es war auch noch zu kalt für Blumen. In die kleine Schachtel tat sie wieder die Briefe, die sie am Morgen aus dem Spint genommen hatte. Während der Stunden hatte sie diese gelesen und nun bekam sie Shinichi.
 

"Kikan-kun ist supernett. Wieso hast du mir nie erzählt, dass er so nett ist? Du magst ihn auch oder? Dann hast du ja nichts dagegen, wenn ich mich ihm etwas annehme?".

Kikan beobachtete sie von etwas weiter, dort, wo sie ihn so angelächelte hatte, war er stehengeblieben und hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Trotzdem hörte er alles, was sie sagte. Natürlich fragte er sich ein wenig, was sie mit dem letzten Satz gemeint hatte.

Sie legte ein großes Schokoladenherz vor die Schachtel und drückte es ein wenig in die Erde. Dann steckte sie ein kleines Räucherstäbchen an, das sie in die Erde zu den anderen steckte. Sie faltete die Hände vor der Brust und schloss die Augen. Das nutzte Kikan und stellte sich rasch neben sie. Er schloss ebenfalls die Augen und faltete die Hände.

Plötzlich stand Ran unerwartet auf und stellte sich neben Kikan. Sie sah ihn lächelnd an und wartete darauf, dass er die Augen wieder öffnen würde.

Als er es tat, fing sie an, in ihrer Tasche zu kramen. Kikan beobachtete sie dabei, als sie ein kleines Päckchen herausholte, das sie Kikan reichte.

"Du sagtest ja, du würdest dich freuen, wenn ich dir etwas gebe.".

Er nahm das Päckchen an sich und bedankte sich, doch zu mehr kam er nicht. Sie drehte sich um lief so schnell davon, wie sie konnte.

Er folgte ihr nicht. War sich sicher, das wäre besser für sie.

Statt dessen sah er auf das Päckchen und öffnete es dann vorsichtig, hatte Angst, etwas zerbrechen zu können. Darin war, in durchsichtige Folie eingewickelt, ein kleines Herz mit der, in Hiragana geschrieben, Aufschrift :

,Aishiteru'.
 

Er sah noch einmal kurz zu Shinichi, von dem er sich sicher war, dass er sie beobachten würde. Wusste er, was sie geschrieben hatte? Kannte er die Gefühle, die sie ihm entgegenbrachte? Sie hatte es ihm einmal erzählt, doch wusste sie nicht, dass er es gewesen ist.

Als Kikan auf den Stein sah, konnte er ihn sehen. So, wie er immer aussah, wenn er wusste, was Ran gerade dachte und auch wusste, dass sie es ernst meinte. Doch das Bild hielt sich nicht lange. Es verschwand schnell wieder. So plötzlich, wie es gekommen war.

Er lächelte und kehrte um, ging langsam den eigenen Heimweg. Seit dem Tag, an dem Shinichi verstarb, hatte er keine Aufträge mehr bekommen. War die Organisation so fair und ließ ihm Ruhe, weil sie wussten, dass dieser Junge ein Freund von ihm gewesen ist?

Natürlich hatte es groß in der Zeitung gestanden, dass Kudô wieder aufgetaucht war, obwohl er nur noch tot geborgen werden konnte. Die Mediziner hatten auch den richtigen Todeszeitpunkt festgestellt. Sechs Stunden, bevor er von einem unbekannten in einer Bahnstation abgegeben wurde. Dieser Junge wurde nie wieder gesehen. Kein Wunder, er lief seelenruhig einfach durch die Straßen. Ein Passant, der ihn erkennt hätte, würde es zwar melden, doch noch hatte niemand herausgefunden, wo er wohnte. Man konnte ihn also nicht wiederfinden.

Dabei war es ganz einfach. Wo sollte er schon wohnen, wenn er als Mitarbeiter bei der gefährlichsten Organisation arbeitete? Als MIB hat man kein Zuhause. Kein richtiges zumindest. Man hatte natürlich ein kleines Zimmer in dem Stützpunkt, von dem aus man kontaktiert wurde, doch ein richtiges Zuhause, das hatte man nicht.

Wo also würde jemand wohnen, der dort arbeitete und dessen bester Freund, der ein riesiges Haus besaß, verstorben war?
 

Er blieb stehen und sah auf das Schild, das neben dem großen Tor hing. Den Schlüssel hatte er noch immer. Ursprünglich hatte er diesen vom Professor von nebenan bekommen, doch Ran hatte am Schluss entschieden, dass er bleiben durfte. Seitdem wohnte er dort.

Manchmal aber fragte er sich, wie es dieser Junge ausgehalten hatte, dieses riesige Haus allein zu bewohnen.
 

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Geständnis

5. Geschenk : Geständnis
 

So langsam ging es ihr besser. Oder nein. Besser ging es ihr seit dem gestrigen Tag. Seit dem Tag, an dem sie ihr Geständnis ablegte.

Unentwegt lächelnd saß sie auf dem Bett Conan's und umklammerte eines seiner Kuscheltiere.

Sie hatte sich getraut. Sie hatte sich getraut, weil Shinichi ihr gesagt hatte, sie solle ihm sagen, was sie fühlte.

Sie schloss die Augen und erinnerte sich daran, wie es war.
 

~

Sie öffnete die Tür und sah wieder auf das große Foto auf dem Schreibtisch. Wieder erinnerte sie sich an das letzte Bild, das sie von ihm gesehen hatte.

Mit geschlossenen Augen hatte er still auf der Liege gelegen und man konnte an dem großen Einschussloch auf seinem Bauch erkennen, wie er zu Tode gekommen war. Zwei Schuss, die fast an der gleichen Stelle eingedrungen waren.

Der Arzt hatte erklärt, dass er nicht an den Schüssen verstarb, sondern innerlich rasend schnell verblutet war. Selbst bei sofortiger Behandlung hätte man ihn nicht mehr retten können.

Jetzt hatte sie nur noch ein paar Bilder von ihm und einige wenige Filme, die ihre Mutter gemacht hatte, als sie noch nicht geschieden waren. Doch das schönste Foto von ihm, stand nun auf seinem Schreibtisch und lächelte sie jedesmal an, wenn sie in das Zimmer kam. Ein Foto das real nicht existierte und eigentlich unmöglich war. Denn der Junge und das Kind darauf, waren ein und dieselbe Person, wenn auch mit verschiedenen Namen und Familien.

Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, setzte sie sich auf sein Bett und nahm wieder das Kuscheltier, das darauf saß. Es war ein Hund, ein Schäferhund um genau zu sein. Ein Spurensucher, der oft für die Polizei eingesetzt wurde. Es war fast 50cm groß, also ein ziemlich großes Plüschtier. Dieses hatte er sich selbst ausgesucht, als Ran ihm gesagt hatte, sie würde ihm ein Kuscheltier kaufen, egal welches. Bekommen hatte er es dann an dem Tag, an dem sie sein einjähriges bei ihnen wohnen gefeiert hatten.

Doch nicht Shinichi kam ihr dann plötzlich in den Sinn, sondern ... Kikan. Shinichis, nach Heiji, bester Freund, der gleichzeitig sein größter Feind war. Sie lernte Kikan unter dem Namen Kookyuu, in Shinichis Haus, kennen, als sie die Vorbereitungen für Conans Feier machte. Sie hatte sich ja von Anfang an gefragt, was er mit Shinichi zu tun gehabt hatte, doch die Wahrheit erfuhr sie erst Wochen später. An dem Tag, an dem Conan gestorben war.

Wenn es ihr schlecht ging, setzte sie sich immer auf Conans Bett und umklammerte den Hund, dann ging es ihr immer schlagartig besser. Als wäre er noch immer dort. Als würde er immer noch vor dem Schreibtisch stehen und versuchen, sein Heft zu verstecken, damit sie nicht mitbekam, dass er wieder auf eigene Faust ermittelte.

Sie sah auf, an die Wand, an der er seine Poster über berühmte Detektive aufgehängt hatte. Woher hatte er die eigentlich?

Die Frage beantwortete sie sich nicht, sie wurde für sie unwichtig. Denn das, was sie sah, war ihr wichtiger, viel wichtiger, als alles auf der Welt.

Vor ihr hatte sich ein Licht gebildet, eine leuchtende Silhouette, die sich mehr und mehr zu der eines Menschen formte. Doch sie verschwand wieder, so schnell, wie ein Augenschlag.

<< Warum sagst du nichts? >>

Sie sprach! Sie stand ruckartig auf und sah sich um, hatte das Licht aus den Augen verloren und wollte nicht, dass sie davon noch einmal überrascht wurde. Sie schlich zur Tür und drückte die Klinke hinunter. Doch die Tür öffnete sich nicht. Zu ihrem eigenen Erstaunen, wurde sie nicht panisch, sondern drehte sich ruhig wieder um, und lehnte sich gegen die Tür.

<< Sagst du es ihm, wenn ich dich darum bitte? >>

Jetzt erst fiel es ihr auf. Die Stimme kannte sie, sehr gut sogar. Zu gut, als dass sie sagen konnte, in ihr Zimmer wäre jemand eingedrungen. Da kam auch das Licht zurück. Es kam schwebend auf sie zu und stoppt kurz vor ihr. Es berührte den Fußboden und in dem Augenblick, zeichnete sich tatsächlich eine Person ab.

Ihr Augen füllten sich mit Tränen. Dieses Gesicht, es war seinem so ähnlich. Nein, nicht ähnlich. Er war es wirklich. Er lächelte sie an, so, wie er es immer getan hatte. So, wie nur sie es kannte.

"Was soll ich wem sagen?".

Er hob eine Hand und wedelte mit dem Zeigefinger. Dabei schloss er die Augen und schüttelte ein wenig den Kopf.

<< Du solltest nicht fragen. Du weist es doch. >>

"Ai ... ".

Er sah sie fragend an, als sie versuchte, etwas zu sagen. Sie traute sich nicht so recht, wusste nicht, ob dieses Licht vor ihr, ob es wirklich der Shinichi war, den sie kannte, oder ob es nur der war, der seinen Geist zu ihr schickte.

Sie streckte eine Hand aus und versuchte, nach seinem Gesicht zu fassen. Sie hätte jetzt alles erwartet. Dass sie durchgreifen würde, dass er zu Staub zerfallen würde, wenn sie ihn berührte, oder dass er einfach verschwand, weil es nur ein Trugbild war. Doch sie irrte sich. Sie berührte ihn tatsächlich und seine Haut fühlte sich genauso an, wie die, die sie kannte. Seine Augen hatten die gleiche Farbe und sein Lächeln zeigte seine Gefühle, die nur sie kannte.

Sie lächelte, doch sie weinte. Sie spürte die Tränen auf ihrer Wange, wie sie immer und immer wieder aus ihren Augen traten.

"Aishiteru ... Shinichi-ku ... ".

Er legte ihr einen Finger auf die Lippen und hinderte sie am Sprechen. Lächelte nur noch.

<< Sag es ihm, nicht mir. Von mir hast du nichts mehr. Sei sicher, dass ich nur dann glücklich sein kann, wenn du glücklich bist. >>

Sie wollte noch etwas erwidern, doch plötzlich hörte sie eine Stimme, die sie rief. Er lächelte wieder und kam näher an sie heran, als er es je getan hatte und berührte sie so, wie sie es immer gewünscht hatte und sie getraut hatte, es auszusprechen.

Doch als sie die Augen wieder öffnete, sah sie den Teppich unter ihren Füßen. Etwas müde wischte sie sich über die Augen und stellte fest, dass sie geschlafen hatte. Doch die Berührung spürte sich noch immer auf ihren Lippen.

Wieder hörte sie ihren Namen und merkte, dass es ihr Vater war, der sie rief. Noch einmal kurz sah sie sich um, bevor sie dann das Zimmer wieder verließ.

~
 

Nun endlich hatte sie sich halt getraut. Sie hatte seinen Rat ernst genommen und es ihm gestanden. Nicht persönlich, nicht direkt, aber sie hatte es ihm gesagt. Ob nun persönlich oder nicht, sicher hatte er es trotzdem verstanden.
 

Worauf wartete sie jetzt? Was hielt sie davon ab? Eigentlich nichts, wenn sie genauer darüber nachdachte.

Okay, also heute! Sie hatte es ihm gesagt, doch eine Antwort hatte sie nicht abgewartet. Das musste sie nun noch erfahren und dies hatte sie sich also für heute vorgenommen. Sie starrte zur Tür und wartete unentwegt darauf, dass sie sich öffnen und er hereinkommen würde.

Und endlich, nach Minuten, die ihr wie Stunden vorgekommen waren. Sie hatte so lange gewartet, dass sie schon gedacht hatte, er würde nicht kommen. Doch es war ja noch einmal Stundenbeginn. Er hätte ja auch zu spät kommen können.

Sofort sprang sie auf und lief ihm entgegen. Mitten im Gang zwischen den Tischreihen begegneten sie sich. Sahen sich beide erwartungsvoll an, doch keiner sagte etwas. Ran wartete darauf, dass er ihr antwortet würde und Kikan, dass sie sagen würde, was sie wollte. Die ganze Klasse beobachtete sie, immerhin hatten alle mitbekommen, wie sie zueinander standen und natürlich war ihnen auch die Ähnlichkeit zu Shinichi aufgefallen.
 

"Hast du .. Hast du es schon geöffnet?".

Kikan atmete erleichtert auf, endlich hatte sie gesagt, worauf sie wartete. Irgendwie hatte er das ja erwartet, doch er war sich nicht sicher, dass sie wirklich das meinte.

Er nickte und holte etwas aus seiner Jackentasche. Ein kleines Kästchen, das ihr bekannt vorkam. Es fiel ihr auch gleich wieder ein. Shinichi hatte mal damit vor ihr gestanden und nichts gesagt.

"Das habe ich in Shinichis Zimmer beim Aufräumen gefunden. Es ist ein Geschenk an dich, das steht in der Eingravierung.".

Als er es ihr hinhielt, nahm sie es an sich und öffnete es vorsichtig. Eine Gravierung?

Ihre Augen wurden größer, als sie es offen hatte. Doch vor Glück fiel ihr nichts anderes ein, als das Kästchen schnell wieder zu schließen und Kikan freudestrahlend um den Hals zu fallen.

Eigentlich hatte sie ja immer darauf gewartet, dass Shinichi das machen würde, doch nun, da Kikan es getan hatte, war sie genauso glücklich und hatte Shinichi nicht gesagt ,So lang ich weiß, dass du glücklich bist, geht es auch mir gut.'?
 

ENDE (deutsch) - THE END (english) - FIN (francaise) - MATSUBI (nihon-go) - FINAL (espana) - KONEZ (baruski)

(fällt noch jemandem eine schöne Sprache ein?)
 

***
 

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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Lady_Shanaee
2017-11-28T13:48:59+00:00 28.11.2017 14:48
Was für eine schöne und stimmungsvolle Geschichte... sagt jemand, der das Fandom eigentlich überhaupt nicht mag... ^^ Die Traurigkeit von Ran und wie sie Conan vermisst, hast Du in wirklich einfühlsame Worte gefasst.

Eine kleine Anmerkung wegen dem Wort für "Ende": Im Japanischen (Animes, Mangas) liest man oft "Owari". Matsubi kenne ich gar nicht...
Von:  Hazel-rah
2003-07-02T20:17:38+00:00 02.07.2003 22:17
man ich hab echt geheult T-T..das war schön!!!
gehts denn jetzt noch weiter oder ist das das endgültige ende???

bye bye
Von:  Astrido
2003-07-01T18:29:36+00:00 01.07.2003 20:29
yeah, weiter!!! Los, ich will wissen, wies weitergeht. und neuerdings haben alle die gleiche Idee. Conan abkretzen zu lassen, und dass er dann ls Engel wieder auftaucht. Ich bin auf diese Idee auch schon vor einem halben Jahr gekommen, hatte aber nie Lust und Zeit, die FF zu verwirklichen!!! und meine wird auch nie mit deiner zu vergleichen sein, denn deine wird immer besser sein...*seufz* Na, mach weiter so!!!!!
Von:  Astrido
2003-07-01T11:22:49+00:00 01.07.2003 13:22
Hi!
eigentlich hatte ich dir ja schon ein Kommi geschrieben, aba da animexx gestern ne Meise hatte, hats nich geklappt. also, mach sofort weita!!!! und den Liedtext kenn ich auch nich!!!
Cyu
Von:  Astrido
2003-06-27T10:13:00+00:00 27.06.2003 12:13
Bitte, mach ganz schnell weiter, ja?? Und kommzthhinterher vllt noch raus, dass die beiden doch geschwister waren?? wäre ja irgendwie witzig, auch wenns die situation im mom nich is!! Bitte, bitte, mach weiter!! Ich liebe depri-stories!!!!!


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