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Der Orden

von

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1. Kapitel

Die Kammer, die er zugewiesen bekam, war winzig, dunkel, kalt. Luca konnte nicht einmal beide Arme auf der schmalen Seite ausbreiten, ohne sich die Knochen anzustoßen. Der Boden war nackter, kalter Stein, die Wände feucht und schimmlig. Aber die Decke war weit über seinem Kopf. Verdammt weit. Am Ende des schmalen, langen Raums gab es ein Fenster, ein schmales, vergittertes Fenster, ohne Fensterläden oder Glaseinsätze. Ein Stehpult stand davor, auf dem ein aufgeschlagenes Buch lag. Das Bett nahm fast vollständig die restliche Länge des winzigen Zimmers ein.

Immerhin, es war ein Bett, kein Strohsack.

Luca trat wortlos vor dem schlanken, großen Magier ein und sah sich noch einmal, gründlicher, um. Hier gab es nichts interrasantes. Nichts, bis auf das Buch.

"Die ersten Tage wirst Du allein wohnen. Wenn du dich einzugliedern weißt, wirst du bald in einen Schlafsaal verlegt. Aber das hängt von dir ab. Auch alle anderen Vergünstigungen hängen von deinem Verhalten und deinem Lerneifer ab. Verstehst du das, Luca?"

Der Junge sah sich zu dem Magiermeister, seinem Meister um und nickte still.

Der Mann machte ihm keine Angst. Wenigstens keine besonders starke. Nicht so, wie er seinem Vater und seiner Stiefmutter Angst eingejagt hatte.

Luca dachte so kalt über seine Familie. Waren sie nicht alles was er hatte?

Er empfand nichts für sie. Weder Liebe, noch Hass, noch spürte er den Zorn in sich, den er in sich trug, als sein Vater ihn an den Ordens- Magier verkaufte.

Sein Vater hatte das Geld nicht nötig gehabt. Nie! Er zählte zu den reichsten und angesehensten Händlern Valvermonts. Aber es machte sich scheinbar nicht gut ein magisch begabtes Kind zu haben...

Diese absolute Leere und Kälte mit der er an den Moment zurückdachte, erschreckte ihn zutiefst. Er hatte seinen Vater nie geliebt, aber er wusste wie sehr sein Vater ihn einmal geliebt hatte, wie sehr er ihn mit teuren Geschenken überhäuft hatte, um sich die Liebe seines Sohnes zu erkaufen.

Der Junge legte sein Bündel auf das Bett.

"Luca, du wirst es nicht leicht haben. Sie werden es dir schwer machen, dich mit ziemlicher Sicherheit misshandeln. Vielleicht sogar schlimmeres. Du bist jünger als jeder andere Schüler, den der Orden angenommen hat. Die wenigsten Jungen sind unter zwanzig, wenn sich ihr Talent zeigt. Du bist gerade mal neun Jahre..."

Seine Stimme klang zum ersten Mal weich, freundlich, sanft und ernsthaft. In den letzten tagen, die sie miteinander verbracht hatten, glaubte der Junge mehr als einmal, dieser Mann bestehe aus Eis. Das kühle, distanzierte Verhalten, das bleiche, junge Gesicht des Halbelfen unter dem langen, silbrig weißen Haaren, die klaren, kalten, blauen Augen, die Tatsache, dass er selten auf Lucas Fragen antwortete und nur sprach, wenn er es für richtig hielt, hatten den Jungen davon überzeugt, dass Cyprian ihn verabscheute. Aber so, wie der Magie jetzt sprach, lag freundliche Wärme in seinen Worten, Sympathie.

Luca sah ihn eine Weile schweigend an. Er konnte in Cyprians Gesicht sehen, dass er noch viel mehr sagen wollte, es aber nicht tat, weshalb auch immer. Der Halbelf fuhr mit seiner feingliedrigen, schmalen Hand über Lucas nachtschwarzes Haar und lächelte kurz. Dann gefror sein Blick wieder. Von einer Sekunde zur anderen wusste Luca, dass er wieder den unnahbaren Meistermagier vor sich hatte.

"Schlaf jetzt. Morgen früh hole ich dich ab."

Luca nickte wortlos. Erst als Cyprian den Raum verlassen und die Türe hinter sich geschlossen hatte, kam wieder ein Hauch von Leben in die schmale Gestalt des schwarzhaarigen Jungen. Er ließ seine Tasche auf die Pritsche fallen und öffnete den Kragen seiner Weste mit der linken Hand.

Langsam spürte er wieder dieses Gefühl von absoluter Mutlosigkeit und Leere. Er war hier von Hundert oder mehr Jungen und Männern umgeben und doch einsamer als je zuvor in den gerade mal neun Jahren seines Lebens.

Zurückgezogen und allein war er immer. Aber das war eine selbstgewählte Isolation. Er wollte nichts mit seinem Vater und seiner Mutter zu tun haben. Einzig zu seiner kleinen Schwester empfand er eine gewisse Wärme und Zuneigung. Aber auch das war eher Sorge, als Liebe.

Nur hier, in dieser unsagbar großen Tempelanlage gab es nichts, dass ihm vertraut war, was er kannte. Das einzige, was ihm geblieben war, waren seine Kleider und was er in seiner Tasche mit sich trug. Ein Tintenfass, eine Schreibfeder, Kohle, ein Zeichenbuch und ein paar gepresste Rosen aus dem Garten seines Vaters.

Luca legte seine Weste ab und zog sein Hemd aus der Hose. Er fror ein wenig. Hier war es verdammt kalt. Vermutlich erreicht nie auch nur ein Hauch Sonne diesen kleinen Raum. Aber hier war er nicht mehr der Sohn eines reichen Goldhändlers, sondern nur ein Junge.

Er setzte sich mit untergeschlagenen Beinen auf die Pritsche und kramte aus seiner Tasche das Zeichenbuch hervor.

Das Holz, aus dem Vorder- und Rückseite waren, war glatt und kühl. Vor noch nicht sehr langer Zeit hatte ihm sein einziger Freund dieses Buch geschenkt, nachdem er gesehen hatte, wie sehr Luca das Zeichnen liebte.

Justin... Luca schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die kalte, feuchte Steinwand.

Ihn würde er mehr vermissen als alles und jeden anderen auf dieser ganzen Welt. Der Elf war erst eine kurze Zeit mit Luca befreundet. Gerade erst ein halbes Jahr... Noch nicht einmal.

Der Elf war viel älter als er, ein Mann, was bei einem Elfen mindestens 200 Jahre ausmachte. Aber Justin störte sich nicht daran dass Luca erst in ein paar Monaten, in der Zeit der Nebel, zehn Jahre alt wurde. Gerade in den letzten Wochen, bevor Luca an den Orden verkauft wurde, war er oft, auch gegen den willen seiner Familie, bei Justin, im Labyrinth.

Luca schlug sein Zeichenbuch auf und nahm sich das zugeschnittene Kohlestück. Eine ganze Weile saß er reglos über dem leeren Pergament und starrte es an. Er ließ seine Gedanken treiben, seine Träume sein Bewusstsein überfluten.

Langsam, ganz langsam kristallisierte sich ein Motiv für ihn aus seinen Träumen. Als er die ersten Linien auf dem Blatt zog, nahmen seine Gedanken Form an, wurden bildlich, wahr.

Justin hatte ihm gezeigt, wie schön es war, nicht allein zu sein, nur mit seinen Gedanken und Wünschen, er hatte ihm gezeigt, wie man lebt.

Schneller und schneller flog der Stift über das Blatt.
 

An diesem Tag vor einem halben Jahr im Winter, diesem einen besonderen Tag, war etwas mit seinem Vater. Er hatte eine Nachricht erhalten, eines seiner Schiffe musste gekentert sein und ein paar andere hatte das Packeis im Hafen zerquetscht. Aber es war schon eine Weile klar, dass ein anderes Handelshaus alles daran setzte, Lucas Vater zu ruinieren. Und er hatte auch alle Beweise dafür. Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen, vielleicht konnte er sich jetzt endgültig dieser Plaggeister entledigen.

Sybilla, Lucas Schwester war noch lange nicht in der Lage zu begreifen, was um sie herum vor sich ging.

Sie rannte ihm hinterher, als er das Haus verließ.

Er bemerkte sie nicht einmal. Nur Luca viel es auf. Er folgte ihr, so schnell er konnte. Aber kannte die Stadt nicht wirklich. Nie hatte er mehr gesehen, als den Weg, bis zum Zentral- Markt, oder den Schreinen und dem Hafen. Die vielen Menschen um ihn, die fremden Geräusche und Gerüche und der Lärm verwirrten ihn, machten ihm Angst. Immer wieder verlor er sie aus den Augen... und sie ihren Vater. Dem Zweispänner von Lucas Vater machten die Leute schnell Platz. Sie sprangen zur Seite... Der Grund, warum die Kinder ihrem Vater noch eine Weile folgen konnten, aber so schnell wie die Leute dem Wagen auswichen, so schnell wogten die Körper auch wieder zurück und machten es Luca immer schwerer, hinterher zu kommen.
 

Luca setzte kurz den Kohlestift ab und sah auf, starrte die Wand ihm gegenüber an, als würde er dort die Ereignisse der Vergangenheit noch einmal sehen. Vielleicht tat er das sogar.

Er erinnerte sich des Gefühls von tiefer Angst und Unsicherheit...
 

...denn, als er Sybilla eingeholt hatte, sah er seinen Vater nicht mehr und wusste zu allem Überfluss nicht, wo überhaupt sie beide waren.

Sybilla hatte sich zu seinen Füßen hingekauert und weinte laut, schrie nach ihrem Vater und zog an Lucas langem Spitzen verzierten Hemd.

Der Junge sah sich noch einige Sekunden lang unschlüssig um. Nun war er derjenige, der nicht die Nerven verlieren durfte. Schließlich war er Sybillas großer Bruder und musste sich um sie kümmern.

Ein naiver, überspannter Gedanke, überlegte Luca jetzt. Besser gemacht hatte er jedenfalls nichts damit.

Sybilla beruhigte sich erst wieder, als eine dickliche, stark riechende, alte Frau neben ihnen stehen blieb und sich zu dem weinenden Kleinkind hinabbeugte und sie mit fauligen, schlechten Zähnen angrinste.

Egal wie ekelhaft Luca sie fand, er spürte auch, dass die Frau ihnen nichts Böses antun wollte. Behutsam strich sie Sybilla durch das hellblonde Haar. "Was hast du denn, Schätzchen? So schlimm kann es doch gar nicht sein. Ein so hübsches Mädchen wie du kommt doch sicher aus einem der Reichen Häuser auf dem Hügel, aus der Oberstadt..."

Ein Schatten fiel über sie. "Weg da Weib," donnerte eine tiefe Stimme. "Lass die Kinder in Ruhe!"

Luca fuhr herum und sah einen riesig großen, gepanzerten Mann mit tiefschwarzem Bart vor sich stehen. In der Rechten trug er eine Hellebarde und an seinem Gürtel hing ein schmuckloses, großes Schwert. Auch er roch unangenehm, nach schweiß und Alkohol. Sehr billigem Alkohol.

Sybilla schrie auf und rannte fort.

Luca konnte nichts daran ändern. So schnell er konnte, rannte er dem wuselnden blonden Winzling hinterher. Sybilla war klar im Vorteil. Sie war klein und niedlich und hatte somit jeden Vorteil auf ihrer Seite. Luca war für seine neun Jahre verdammt groß, genaugenommen sogar bereits etwas größer als sein Vater.

Es dauerte Minuten bis er sie wieder eingeholt hatte.

Und wieder weinte sie. Sie war so zerbrechlich und niedlich wie eine Porzellanpuppe. Ein Mädchen von fast perfekter Gestalt, für eine vierjährige. Langes, blondes, lockiges Haar, klare, offene, blaue Augen, rosige Wangen, zierliche, puppenhafte Händchen und Füße, rosige Lippen und die vollendete Grazie einer jungen Dame.

Aber ihre geschwollenen, roten Augen , die Tränenspuren auf ihren Wangen machten das Bild kaputt.

Luca kniete sich neben ihr in den Staub auf der Straße und schlang beide Arme um sie.

Er selbst kannte Umarmungen nicht. Niemand nahm ihn in den Arm. Niemand sagte ihm je, dass er nicht allein war oder geliebt wurde, All das aber tat er nun. Und in diesem Moment waren seine Worte so ernst gemeint, wie vielleicht nie zuvor in seinem leben.

Sybilla schlang ihre Arme um seinen Nacken und drückte sich mit ungeheurer Kraft an ihn.

Die Wärme, die er die Umarmung in ihm für das kleine Mädchen wachrief, war ihm fremd, aber sie tat auch gut.

Nach einer Weile, nachdem ihm klar wurde, dass sie ihn nicht loslassen würde, nahm er sie auf die Arme.

Verwundert stellte er fest, dass sie nicht wirklich schwer war, und er sie völlig problemlos tragen konnte.

Noch während er sich aufrichtete, sah er sich um. Die Menschen waren weniger geworden. Hier herrschte nicht mehr das Gedränge und der Lärm. Obwohl, an sich stimmte das nicht. Hier schrieen die Menschen nicht laut durcheinander. Nein, ganz im Gegenteil. Die Straßen waren verhältnismäßig leer. Nur ein paar Frauen mit Waschkörben liefen hier durch die Straße und zwei andere Frauen, die am Backhaus standen. Musik drang aus verschiedenen Fenstern, Gesang, das Spiel von Laute und Spinett, Trommeln und Harfen, Flöte, Schalmei und Geigen, einiges, was furchtbar klang, einige, die Tonleitern übten, die weise, sanfte Stimme einer einzelnen Geige, die fast klang wie die Stimme einer Frau.

Jemand fluchte laut und scheuchte ein Kind von den Stufen eines einfachen, mehrgeschossigen Lehmhauses. Luca hörte, dass der Mann den kleinen Jungen in das Handwerkerviertel schickte und ihm auftrug Pulver von Steinen und Metallen zu holen. Luca ging ein Stück weit die Straße hinab, gefolgt von fragenden Augen. An der nächsten Straßenecke versuchte er sich wieder zu orientieren. Ohne lange darüber nachzudenken ging er nach rechts. Sybilla hatte ihr Gesicht an seinem Hals, in seinem langen, tiefschwarzen Haar versteckt. Sie weint nicht mehr, aber ihre Haut war unnatürlich heiß...

Luca beschleunigte seinen Schritt ein wenig. Er spürte dass ihnen jemand folgte. Immer wenn er sich umdrehte aber, war da nur ein Schatten, der sich manchmal ein wenig zu langsam verbarg, als dass er unentdeckt blieb. Aber Luca hatte auch den Eindruck, dass sein Verfolger nicht unentdeckt bleiben wollte. Die Gassen die er durchquerte wurden immer enger, immer menschenleerer. Luca war klar, er hatte sich völlig verlaufen und er ließ sich treiben. Angst? Nein, Angst empfand er keine. Nicht in dem Sinne. Es war eher eine art erwartungsvolle Aufregung und Nervosität, dass er einen Fehler machen konnte. In ihm erwachte etwas...

Stärker als die paar Male zuvor.

Und es wurde von einem Gefühl höchster Vorfreude begleitet.

Er ließ sich freiwillig treiben, weiter und weiter weg von zu Hause.

Aber auch weiter weg von den belebten Straßen und den bewohnten Vierteln.

Sybilla wurde wieder etwas unruhiger. Ihre kleinen Händchen griffen noch einmal in Lucas Nacken nach und sie hob ihren Kopf ein wenig. Er fühlte ihr zusammenzucken ganz deutlich. Jetzt war es so weit, dachte er. Noch im Laufen löste er Sybillas Hände und setzte sie auf dem Boden ab. Rasch schob er sie in den nächsten Hauseingang und fuhr herum. Gerade noch rechtzeitig, um einem Schlag mit einem Sandsack ausweichen zu können. Er bemerkte aus den Augenwinkeln, dass seine Gegner alle abgerissen aussehende Jungen und Mädchen waren, die einige Jahre älter waren als er... Aber nur einer von ihnen war größer als Luca. Vermutlich ihr Anführer. Er zählte etwa 14 Kinder.
 

Luca setzte den Stift ab, legte das Zeichenbuch neben sich auf die Pritsche und stand auf um sich zu strecken.

Ihm wurde schwindelig und schwarz vor den Augen. In den letzten Tagen hatte er fast nichts gegessen. Hunger hatte er schon seit Wochen keinen mehr. Seit...
 

Luca senkte den Kopf. Er bereute den Enthusiasmus, den er an diesem verdammten Tag fühlte. War dieses Hochgefühl doch schließlich an seiner momentanen Situation schuld.

Luca setzte sich wieder auf sein Bett und betrachtete unschlüssig das Ergebnis in seinem Buch.
 

"Das war keine besonders gute Idee für solche hübschen, feinen Mädchen, hierher zu kommen," sagte der größte der Jungen lächelnd und spie aus.

Luca sah ihn ruhig an. "Mädchen?" fragte er.

Der Junge grinste noch ein wenig breiter. "Ach je, ein Junge, und was für ein hübscher. Du musst doch sehr beliebt sein, oder nicht?! Jemand wie Du kann ja nur als Lustknabe dienen..."

Luca schnaubte ärgerlich. Ihm war durchaus klar, was der Junge meinte, aber nie in seinem Leben hatte er etwas vergleichbares getan.

"Na komm, du willst doch... Du möchtest mich doch angreifen, oder nicht?!" rief ihr Anführer.

Einer der anderen Jungen hob einen Knüppel drohend und ein anderer spielte mit einem langen Messer. Die meisten von ihnen waren allerdings unbewaffnet.

Luca senkte den Blick ein wenig und lächelte. Leise begann er zu murmeln, Worte, die ihm selbst Fremd waren, die er begleitend für beeindruckend hielt. Die Jungen zeigten sich nicht wirklich beeindruckt, wie er feststellen musste. Aber das störte ihn nicht wirklich. Zwischen seinen langen, schmalen Fingern entstanden blaue Blitze. Die Luft roch leicht verbrannt...

Die Mädchen traten zurück, scheuten sich, weiter in der Nähe Lucas zu bleiben. Selbst einige der Jungen wichen nach hinten... Aber nicht alle.

Ihr Anführer lächelte nur Mitleidig. "Kannst du auch noch mehr?"

Kommentarlos hob Luca die rechte Hand, ballte sie zur Faust und drehte sie mit dem Handrücken nach unten. Die blauen Blitze verschwanden und wichen einem grell weißen Glühen. Er öffnete die Faust, drehte die Hand und stieß die Handfläche vor, gegen den größten der Jungen. Ein grell leuchtendes Geschoss raste auf den Jungen zu. Und obgleich er auszuweichen versuchte, gelang es ihm nicht. Luca sah, wie sein Zauber den Jungen weit zurückschleuderte und er reglos liegen blieb.

Nun rannte der größte Teil der Kinder fort. Bis auf eines der Mädchen. Sie kniete neben dem Jungen nieder und rüttelte an seiner Schulter und schrie immer wieder seinen Namen, aber der Junge regte sich nicht mehr.

Erschrocken lief Luca zu ihr, schob sie ein Stück weit beiseite und untersuchte den Jungen mit fliegenden Fingern. Sein Hauslehrer hatte ihn in weit mehr unterrichtet als nur zu lesen, zu schreiben, zu rechnen und ein Verständnis für Kunst und Umgangsformen zu entwickeln. Aber von alledem wusste sein Vater nichts. Luca konnte malen, zeichnen, dichten, und auch heilen.

Seine Finger tasteten nach dem Herzen des Jungen. Er schob den schmutzigen Stoff von Hemd und Jacke weg und fühlte über die magere, aber muskulöse Brust des Jungen.

Das Mädchen kam heran und schlug auf Luca ein. Sie schrie und weinte und versuchte Luca wegzuzerren.

Mit einer kurzen Bewegung schüttelte er sie ab.

"Du hast ihn umgebracht! Du Monster! Nur weil du reich bist, glaubst du, du könntest uns wie Wild jagen...! Nimm deine verdammten Finger von ihm weg! Du bekommst ihn nicht! Nie!!!"

Bevor sie sich wieder auf Luca stürzen konnte, fuhr dieser herum und wich gerade noch aus, bevor sie ihm mit einem Stein den Schädel einschlagen konnte.

Mit einer viel zu schnellen Handbewegung ergriff er ihre Handgelenke.

"Hör mir zu!" bat er. "Bitte hör mir zu. Er lebt."

Sie wehrte sich nun nur noch heftiger.

"Er wird nicht sterben. Hörst du?" Er schrie nicht. Seine Stimme war nur ein sanftes Flüstern.

Nach und nach wurde ihre Gegenwehr schwacher und schließlich brach sie in Tränen uns und brach zu seinen Füßen zusammen.

"Du, Luca?"

Luca zuckte zusammen. Sybilla musste alles gesehen haben.

"Ist der Böse Junge jetzt tot?"

"Er lebt," sagte Luca leise und kniete neben dem Jungen nieder. "Er ist nicht böse, Sybilla. Er ist arm."

"Arm?" echote die Kleine verständnislos. "Was meinst du damit? Was ist das?"

Das Mädchen hob den Blick und funkelte Sybilla aus verweinten Augen zornig an.

Luca strich sich die Haare zurück und sah sie an.

"Habt ihr uns angegriffen, weil wir reich aussehen?" fragte er sie ernst.

Sie nickte verständnislos.

"Entschuldige die dumme Frage." Er lächelte matt. "Bitte, hilf mir, ihn von der Straße wegzubringen. Er braucht jetzt Ruhe und Pflege."

"A.... aber wir sind... aus..." stotterte sie. "Wir sind aus dem Labyrinth."

Sybillas Augen verengten sich. Sie begann wieder leise zu weinen.

Auch Luca erinnerte sich an die Erzählungen aus dem Labyrinth. Ein Böser, dunkler Ort.

Luca schob seinen Arm unter den Kopf des Jungen und er richtete den bewusstlosen Jungen auf.

"Sybilla, komm. Du musst keine Angst haben."

Die kleine wischte sich mit dem Ärmel ihres Kleides über die Augen und nickte.

"Warum machst du das... Luca...?" fragte das andere Mädchen leise. "Warum verletzt du ihn erst und hilfst ihm dann?"

Luca senkte den Blick. "Ich weiß nicht. Ich musste mich wehren und wichtiger als das war es meine Schwester zu beschützen."

Sie nahm es kommentarlos hin. Schweigend trat sie um den Jungen auf der Straße herum und griff unter seinen linken Arm.
 

Luca strich sich die Haare zurück und beugte sich wieder über die angefangene Zeichnung.

Es fiel ihm schwer, sich wirklich auf seine Zeichnung zu konzentrieren, besonders, nachdem er sie einmal unterbrochen hatte.

Er spürte, dass seine Gedanken wieder abdrifteten.
 

Das Mädchen zeigte Luca den Weg durch einen völlig toten leeren Ring unbewohnter Häuser, der die Grenze zu dem bildete, was man das Labyrinth nannte.

Nach fast einer Stunde erwachte der junge wieder. Er sagte eine ganze, lange Zeit gar nichts, denn er musste noch immer gestützt werden. Sprechen verbrauchte unnötige Kraft, und er hatte kein bisschen Kraft zu verschenken.

Luca wusste das nur zu gut. Und er war froh um diesen Zustand. Seine kleine Schwester hielt sich an seiner freien rechten Hand fest. Sie hatte Angst. Ihre Finger waren feucht und sie Zitterte. Zudem hatte sie Fieber.

Sie kamen nicht schnell voran. Zuletzt nahm Luca seine Schwester wieder auf den Arm.

Eines wurde ihm nun Schussendlich klar. Heute Nacht würden sie nicht zu Hause schlafen.

Der Junge, Kael, ermüdete zusehends, und Luca wusste, dass seine Kräfte aufgebraucht waren. Sein Zauber, er wusste nicht einmal, was es war, hatte Kael schlimmere Verletzungen beigebracht, als Luca es wollte.

Darüber hatte er sich gefreut? Luca beschloss, seine Prioritäten zu überdenken. Überleben? Gut, sicher, aber nicht um jeden Preis, und Kael hätte er töten können...

Sie mussten eine längere Rast in einem der alten Häuser einlegen. Wenigstens so lang, bis Kael wieder aus eigener Kraft laufen konnte.

Alle Häuser rund um das Labyrinth herum waren verlassen, und die meisten davon in bemitleidenswertem Zustand. Sie suchten sich eines, bei dem das Dach und die Frontwand zur Straße hin noch in einem Stück waren. Der Eingang existierte auch noch, aber, als das Mädchen, Rehna, gegen das alte Holz drückte, fiel die Türe schlicht aus ihrem Rahmen und wirbelte Massen von Staub auf, als sie mit einem dumpfen Poltern zu boden fiel. Eine Menge kleiner, vielbeiniger Krabbeltiere huschte in den Schatten davon.

Luca schauderte leicht bei ihre Anblick. Seine Schwester fing an zu weinen und klammerte sich fester an seinen Hals.

Kael hob ärgerlich den Blick.

"Seid doch still ihr Irren," murmelte Rehna.

Luca sah sie schuldbewusst an und nickte. Behutsam wiegte er seine kleine Schwester und flüsterte ihr aufmunternde Worte zu.

Kael verdrehte die Augen.

Nach ein paar Sekunden hörte das kleine Mädchen auch wieder auf zu weinen. Leises schluchzen war das einzige, aber dennoch hallte es unheimlich und lang durch das leer stehende Gemäuer.

Luca sah sich in dem halbdunkel des Hauses um. Es war ein Windfang und der Treppenaufgang. Ein paar Türen führten rechts der Treppe ab.

Rehna sah Luca an. "Kannst Du ihn einen Moment allein halten?" fragte sie, ohne auf eine Antwort zu warten. Als sie Kael losließ, sackte Luca fast in die Knie. Kael knurrte ihn ärgerlich an. Aber, Luca sah auch, dass der Junge dabei hämisch grinste.

"Sag mal, was kannst du denn außer Zaubern überhaupt?" fragte er spöttisch.

Luca senkte den Blick und zog vor, nicht auf seine Frage zu antworten.

"Du bist zwar so süß wie ein Mädchen, du riechst auch so gut und hast so weiche Haut, aber außer denen, die nichts dafür können zu schaden, kannst du nichts."

Luca seufzte und nickte.

"Vielleicht hast du recht."

Kael sah ihn groß an. "Das gibst du zu?" Er grinste. "Hochachtung, so was geben solche feinen Jungs sonst nicht zu."

Luca schüttelte nur den Kopf. "Ich habe nie gearbeitet, nie gehungert oder kämpfen müssen. Ich glaube nicht, dass ich zu viel zu gebrauchen bin."

Kael Griff nach dem Treppengeländer und hielt sich daran fest. "Du bist jedenfalls sehr ehrlich."

Das Geländer zerbrach, als er sich etwas fester darauf stützte. Mit einer schnellen Bewegung griff Luca zu und hielt Kael fest. Er wusste nicht genau, woher er die Kraft dazu nahm, aber es gelang ihm.

Erschrocken zuckte Kael zusammen, als er ein leises Knacken und danach ein lautes Bersten vernahm, und gleichzeitig neben Kael die gesamte Treppe hinauf zusammenbrach.

Instinktiv krallte sich Kael in Lucas Hemd und drückte sich an ihn. Luca spürte Kaels Herzschlag und seine Angst.

Rehna kam aus einem der Zimmer gelaufen und schrak zurück.

"Seid ihr in Ordnung?" fragte sie ängstlich.

Kael schluckte hart und nickte.

Fast wiederwillig löste er sich von Luca.

Rehna winkte sie in den Raum, aus dem sie gerade gekommen war.

"Hier herein. Bleiben wir heute nacht hier."
 

Rehna lag zusammengerollt, an ihren Bruder gekuschelt und schlief. Auch Sybilla war tief und fest eingeschlafen. Luca hielt sie in seinen Armen und wärmte sie, so gut er konnte. In den letzten Stunden war ihr Fieber nicht gestiegen, aber auch nicht wieder gefallen.

Er konnte nicht schlafen. Seine Gedanken kreisten um das, was er getan hatte, wo er sich befand, und dass er zwar in Valvermont, aber endlos weit von zu Hause war.

"Luca?"

Der Junge zuckte zusammen.

"Was denn?"

Kael hob den Kopf. "Danke."

"Wofür?"

"Na ja, ich wäre jetzt vielleicht schon tot, wenn du mich nicht von der Treppe weggezogen hättest."

Luca sah ihn an. Trotz der Dämmerung konnte er Kaels Gesicht erkennen wie bei normalem Tageslicht. Eine der vielen kleinen unerklärbaren Dinge an ihm.

"Kannst du Sybilla und mich morgen nach Hause bringen?"

Kael zuckte die Schultern. "Klar."

"Weißt du, meine Familie wird sich sicher große Sorgen machen. Weniger um mich, aber Sybilla. Schließlich ist sie doch das einzige eigene Kind meiner Mutter."

"Was erzählst du denn für einen Quatsch?"

Luca setzte sich so behutsam auf, wie er konnte, damit er Sybilla nicht aufweckte.

"Sybilla und ich haben nur den gleichen Vater. Ich glaube das sieht man auch recht deutlich. Sybillas Haar ist blond, meines schwarz, ihre Haut ist dunkler, meine hell..." Er lächelte.

"Meine Mutter starb in dem Jahr meiner Geburt. Zwei Jahre danach heiratete mein Vater Sybillas Mutter, die sich bereiterklärte, ein solches Kind wie mich als ihres anzunehmen. Ich dachte sehr lang, sie sei meine Mutter. Aber irgendwann erzählte mir unser Koch, der schon ewig da ist, dass meine Mutter eine schwarzhaarige, elfenartige Frau war."

Er zuckte mit den Schultern. "Mit Sybillas Geburt verlor meine zweite Mutter alles Interesse an mir. Ich wurde nur noch von Fremden erzogen." Behutsam strich er über Sybillas Gesicht. "Sie ist die einzige meiner Familie, die mit mir spricht und die einzige, die mich gern hat. Ich würde für Sybilla alles tun."

"Reich sein schützt also auch nicht davor, einsam zu sein."

Luca sah ihn unverständig an.

"Jetzt bin ich so arm wie du auch. Und ich habe auch nur meine Schwester, wie du."

Kael lächelte. "Ja, heute Nacht sind wir gleich, Morgen aber werden wir wieder der Arme und der Reiche sein."

Luca lehnte sich zurück und schloss die Augen. "Vielleicht..."
 

"Kael...!" murmelte Luca. Vielleicht war der arme Junge auch ein Freund für ihn gewesen. Er wusste es nicht.

In dieser Nacht fühlte er sich jedenfalls Kael nahe. Näher als seiner Schwester.
 

"... Luca, hörst du nichts?"

Luca fuhr so schnell hoch, das seine Stirn mit Kaels kollidierte und er erst wieder benommen zurücksank.

"Was in aller Welt..."

Kael legte Luca seine Hand über die Lippen.

"Still!!!" zischte er und machte eine Kopfbewegung zur Tür.

Luca war in der selben Sekunde bewusst was Kael meinte. Sie hörten es beide, dieses nasse, schwere, unheimliche Schleifen, ein Geräusch, dass ihnen furchtbare Angst machte. Atemzüge schwer, asthmatisch, unregelmäßig und heiser.

Etwas schlurrte an der Wand entlang, drückte sie ein Stück weit ein, als wäre es kein Mauerwerk, sondern dünnes Holz. Luca sog erschrocken die Luft ein. Kael erhob sich mühsam und sah sich in dem kleinen, leeren Raum nach irgendetwas um, was er als Waffe nutzen konnte. Luca hielt ihn am Arm zurück und erhob sich ebenfalls."

Knacken und brechen von Holz... dann wieder dieses Schlurren, allerdings auf Stein.

"Es entfernt sich," wisperte Luca.

Er wollte sich gerade wieder ein wenig entspannen, als Schritte laut wurden, Gemessen, ruhig, langsam, und von vielen Personen.

Luca huschte zur Tür und legte das Ohr dagegen. Er konnte einige geflüsterte, dumpfe Stimmen hören, die klangen, als hätten die, die Sprachen, sich etwas vor den Mund gebunden.

"Lu..." Luca fuhr herum und hielt Kael den Mund zu.

Wortlos drückte er ihn von der Türe zurück und zu Boden.

Endlos schien diese nächtliche Prozession zu dauern, die nach unten ging, in die Gewölbe unter dem Haus.

Erst als die letzten Schritte verstummt waren, ließ Luca Kael los und atmete tief durch.

"Wer sind die?!"

"Was weiß ich," entgegnete Luca leise. ""Aber ich will wissen was das war und wohin die gegangen sind. Bring du die beiden Mädchen hier raus."

Kael sah ihn an, als habe Luca ihn gefragt, wie viel er täglich verdienen würde.

"Bist du bekloppt?!" zischte er. "Ich laß' dir den Spaß nicht allein!!!"

Rehna hob den Kopf. "Müsst ihr so schreien?!" Sie sah verschlafen zu ihrem Bruder hoch.

"Nimm Sybilla und verschwinde zu Justin!" befahl ihr Kael. "Erzähl ihm, dass hier etwas vor sich geht, was nicht sein soll!"

"Justin..." flüsterte Luca. "Kommt ihr aus dem Labyrinth?"

Kael nickte nur knapp.

Rehna stand auf und nahm das schlafende Kleinkind auf ihre Arme. Für sie schien ein Befehl ihres Bruders ein Gesetz zu sein.

Wortlos verließ sie den Raum und huschte Lautlos aus dem Haus.
 

Der Spur der anderen zu folgen fiel Kael nicht sehr schwer, genaugenommen trat er selbstbewusst aus dem Zimmer, machte zwei Schritte und rutschte aus. Er saß inmitten einer schleimigen Spur, die seine Kleider ziemlich ruinierte. Nicht dass sie nicht zuvor schon ziemlich gelitten hätten.

Luca konnte sich sein Grinsen gerade noch verkneifen, als Kael nach Lucas Hand griff und sich an dem Jungen versuchte hochzuziehen und ihn dabei zu sich herabriss.

Luca fiel Kael in die Arme und blieb leise lachend liegen.

"Weißt du, das ist der schönste und abenteuerlichste Tag meines ganzen Lebens. Ich wünschte, das könnte immer so bleiben."

Kael knurrte ärgerlich. "Klar, du liegst nicht mit deinem Hintern im Monsterglibber!"
 

Vorsichtig, um nicht noch einmal in diesem Zeug auszurutschen, gingen die beiden Jungen weiter. Weil Kael in der diffusen Dunkelheit nichts sehen konnte, übernahm irgendwann Luca die Führung. Nachdem Kael ein weiteres mal stolperte und fast die Stufen zu den Kellergewölben hinab gestürzt wäre verließ er sich auf die offenbar besseren Augen Lucas. Mehr noch, er hielt sich freiwillig an Lucas Hand fest. Eine Art blindes vertrauen. Er wusste ja nicht, b er Luca trauen konnte, oder dass dieser in jeder Situation zu ihm stand, und ihn beschützte.

Aber diese stille Übereinkunft, sein Vertrauen in Luca, bewiesen sich. Am Ende einer langen Treppe erwartete sie feuchte, kalte, hallende Finsternis.

"Siehst..." Kael erschrak, wie weit man seine Stimmen hören konnte. Fast automatisch senkte er sie zu einem wispern. "Siehst du noch etwas?"

Luca nickte, bis ihm bewusst wurde, dass Kael ihn nicht einmal mehr sah. "Ja, wenn auch nur wenig."

Als sie die letzte Stufe verließen, traten sie in knöchelhohes, eisig kaltes Wasser, in dem sich definitiv etwas bewegte, sogar Lucas Fuß streifte, bevor sich die Kreatur in einen ruhigeren Teil der Halle trollte.

Er vermied es, Kael auch nur ein Wort darüber zu erzählen.

"Unheimlich, nicht?"

Luca nickte und ging gezwungen ruhig weiter. Hier gab es keine Spur mehr, der sie folgen konnten. Nichts... Luca konzentrierte sich auf das wenige was er sehen konnte, um nicht auf etwas zu treten, was ihnen den Tritt übel nehmen konnte, oder, schlimmer, eine Spalte, in die sie hineintreten, und sich diverse Knochen brechen konnten.

Luca nahm nicht an, dass sich hier jemand in einen Hinterhalt gelegt hatte. Dafür war es hier alles etwas zu hellhörig. Nach dem Echo ihrer Schritte zu Urteilen, musste sich der Raum ewig weit erstrecken und eine weit geschwungene Kuppel haben.

Kael stolperte schließlich doch über irgendetwas und wäre auf die Knie gefallen, hätte Luca ihn nicht wieder eilig zu sich gezogen. Kael stolperte in Lucas Arme und hielt sich fest. Luca spürte nun nur zu deutlich Kaels Angst.

"Warte, warte, bleib stehen, Kael," murmelte Luca. "Ich will versuchen, Licht zu machen."

"Wie denn, ohne Zunder, Stein und Stahl?! Oder eine Fackel..."

Ihm fiel gar nicht auf, wie laut seine Stimme sich an den Wänden und der Decke brach...

Luca ließ einen Augenblick Kaels Hand los und konzentrierte sich auf das, was er wollte, eine kleine Lichtquelle.

Nach ein paar Sekunden bekam er stechende Kopfschmerzen, aber... ein schwacher Lichtschimmer legte sich um seine Hand... und verschwand in einer winzigen Lichtkugel, die sich aus dem Schimmern löste... dann eine zweite, eine dritte...

Kaels Augen weiteten sich ungläubig, als er die drei tanzenden Lichtkugeln vor sich herschweben sah.

"Was... was ist das?"

Luca lächelte. "Licht."

"Aber wenn die uns sehen..."

"Dann hätten sie uns schon längst gehört, oder?" Luca schmunzelte, als er Kaels betroffenes Gesicht bemerkte.

"Wie hast du das gemacht?"

Luca hob die Schultern. "Keine Ahnung."

"Dafür, dass du keine Ahnung hast, machst du das richtig gut."

Luca hörte nicht wirklich zu. Die tanzenden Lichter machten es hier nicht wirklich hell. Aber sie konnten wenigstens ansatzweise erahnen, wie groß dieses Gewölbe wirklich war, und dass das Wasser überall hier war. Es reflektierte in sanften, goldenen Prismen an den riesigen Sandsteinquadern, die die Decke des Tonnengewölbes bildeten. Alle 10, 12 Schritte gab es Alkoven in den Wänden, leeren Alkoven, wenigstens nahm Luca das an, denn er konnte nicht überall hineinschauen.

Luca nahm Kael wieder an der Hand und zog ihn mit sich.

Moose hatten sich auf dem Gemäuer abgelagert. Ketten und Haken hingen an manchen Stellen on der Decke herab, aber auch eiserne Fesseln und Ringe, die mehr an Folterinstrumentarien erinnerten, kamen aus den Wänden.

"Was ist das?" wisperte Kael.

"Die Überreste einer Folterkammer," murmelte Luca.

Seine Lichtkugeln holten nun auch Gitterkäfige, die von der Decke hingen in das schummrige Licht. In den Käfigen, dicht unter Spinnweben und Staub verkrustet, sahen sie Reste von Knochen. Kael senkte den Kopf. "Himmel...!"

Luca legte den Arm um ihn und wandte auch das Gesicht ab. Nie zuvor hatte er je Leichen gesehen... jedenfalls nicht so... Diesen hatte man schlimmeres angetan, als seine Kinderfantasie es zu erfassen vermochte.

Kael fluchte leise.

"Ist das nicht viel schlimmer als alles, was ein Dieb machen kann?"

Luca sah ihn verwirrt an. "Worauf willst du hinaus?"

"Meinen Vater haben sie gehängt. Er war ein Dieb. Aber zuvor haben sie ihn gefoltert, so dass er alles, was er nicht verbrochen hatte, gestand! Wir sind alle nur Diebe, keiner von uns hat je jemanden umgebracht..."

Luca strich ihm in einer unbewussten Geste über das Haar. "Dein Leben muss furchtbar sein."

"Solang Justin da ist, werden wir nie allein und unglücklich sein."

"Justin," wiederholte Luca leise. "Dieser Justin muss wunderbar sein."

Kael ging nicht darauf ein. Er löste sich von Lucas Hand und blieb stehen. Sein Blick streifte traurig die Käfige an der Decke.

"Was die wohl getan haben?"

"Einige reiche Männer machen das, weil sie spaß daran haben," entgegnete Luca düster. "Mein Lehrer hat davon erzählt. Er sagte, er sei dem entkommen. Als er so alt war wie ich, ist er an einen reichen Mann verkauft worden, der unbeschreiblich grausames mit ihm gemacht hat. Ich habe seine Narben gesehen. Er sagte, er sei froh, nun nur noch Kinder zu unterrichten und zu erziehen..."

"Aus Spaß?!" Kael schüttelte den kopf und sah Luca an. "Das ist doch krank, oder?"

Luca schloss die Augen. "Ja."
 

Am Ende dieser endlosen Folterkammer erreichten sie ein paar Stufen zu einem Podest und eine halbrunde Türe, beschlagen mit Eisenbändern, die zwar rosteten, aber die Türe durch noch massiver aussehen ließen.

Vorsichtig versuchte Kael sie aufzustemmen und taumelte in den nächsten Raum, als er merkte, wie leicht sich die Türe öffnen ließ. Erschreckend leicht.

Kael fand gerade noch sein Gleichgewicht wieder, bevor er weitere Stufen hinabstolpern konnte, und sich dort vielleicht noch den Hals brach.

"Verd...!" Kael schluckte den Satz herab. Am Fuße der Stufen sah er Licht schimmern und hörte murmelnde Stimmen.

Luca war schnell an seiner Seite und noch schneller an ihm vorüber. Lautlos huschte er die Stufen hinab, viel schneller als Kael es konnte.

"Luca..."

"Warte hier, Kael. Lass mich erst nachsehen. Wenn uns Gefahr droht kannst du vielleicht noch weg."

Kael nickte, ging aber auch die Stufen hinab, vorsichtig, denn hier war wieder diese Schleimspur, die das Treppen laufen zu einem halsbrecherischen Unterfangen machte.

Nach einer Weile hatte er Luca wieder eingeholt, der sich in den Schatten der Treppe geduckt hielt.

Vor ihnen, ein paar Schritt entfernt, gab es einen Durchgang. Das Licht von Kerzen und Fackeln drang heraus und tauchte alles in unheimliches, rotes Licht. Verstärkt wurde der Eindruck durch die Gestalte in den roten Samtroben, Mantelcapes, die ihre Gestalt vollständig verbargen. Mehr noch. Ihre Gesichter verschwanden hinter Masken. Einige derer waren aus Porzellan, andere aus Metall oder Stoffen, Holz oder Kristall. In jedem Falle waren ihre Gesichter verborgen.

Viele Stimmen murmelten. Es hörte sich nicht gleichmäßig an, eher wie eine Diskussion, wie aufgeregte, erwartungsvolle, aber ach ängstliche Worte.

Dann, plötzlich, rasselten Ketten, und eine nackte Gestalt wurde, an Händen und Füßen gefesselt, über eine Seilwinde bis zur Decke hoch gezogen. Der Mann hing Kopfunter da. Sein Körper blutete aus unzähligen Wunden. Seine Hand- und Armgelenke waren ausgekugelt. Sie hatten ihn geschoren und seine Augen waren zwei leere Höhlen. Aus seinem Mund lief Blut. Er wimmerte leise, unartikuliert.

Luca stöhnte auf. Kael drängte sich dicht an Luca und sah aus tränenverschleierten Augen zu dem Mann hinüber.

"Können wir ihm nicht helfen?" fragte er leise.

Luca sah in die Menge und schätzte kurz ihre Chancen ab. "Das sind mindestens 30 Leute und ich glaube nicht, dass der Mann da noch sehr lange lebt. Selbst wenn es uns gelingen sollte..."

"Hast du angst?"

Luca sah Kael an. "Nein. Nur das, was ihm jetzt noch helfen kann ist ein mächtiger Heiler, oder jemand, der seine Leiden beendet. Mit ihm fliehen ist nicht möglich, wenn es uns gelingen sollte ihn dort oben freizubekommen. Er kann nicht laufen..."

Luca senkte den Blick. "Egal. Du hast recht. Wir können ihn nicht so sterben lassen."

Kael erhob sich. "Vielleicht gelingt es mir, den Mechanismus zu finden, der ihn da oben hält und ich herunter zu holen."

"Ich kann schnell laufen. Wenn ich sie auf mich aufmerksam mache, laufen sie vielleicht hinter mir her. Dann kannst du ihm helfen. Aber... wie bekommen wir ihn von da weg?"

Kael nickte nachdenklich. "Wenn wir ein Versteck für ihn fänden, dass die anderen ihn nicht finden... Dann haben wir auch eine Chance ihn heil hier herauszubekommen. Wenn ich nur jemand im Labyrinth bescheid geben könnte... wenn ich nur..."

Die Stimmen waren verstummt... ohne dass die beiden Jungen es bemerkt hatten. Erschrocken hielten sie inne.

Eine kleinere Gestalt löste sich aus der Menge und schritt ein paar Stufen hinauf zu dem Opfer.

"Einer unserer Brüder hat uns verraten, seinen Herren. Unsere Aufgabe ist es, unsere Herren zu Schützen, was immer da kommen mag. Dieser Mann hat seinen Herren im Stich gelassen und folgte seinem eigenen Willen. Das ist falsch! Er muss für seine Untreue bezahlen. Unser aller Herr, der, dem wir uns verpflichteten, wird ihn nun richten!"

Hinter der kleinen, zierlichen Gestalt richtete sich ein Ding auf, unbeschreiblich, furchtbar, hässlich, ein Geschöpf, dass nur aus geifernden, zahnbewehrten Mäulern zu bestehen schien, , aus dünnen, peitschenden Wurmfortsätzen aus Schleim und Klauen, die sich immer in ständiger Veränderung befanden, immer wieder in den Originalleib zurückflossen und sich erneut bildeten, glotzenden Augen und die aussahen als gehörten sie Hunderten von Wesen. Das Geschöpf schimmerte schwarz-grün und maß bis zur Decke hoch, nachdem es sich aufgerichtet hatte.

Kael zuckte zusammen, fuhr auf und versuchte sich abzuwenden, aber er konnte nicht. Tränen rannen über seine Wangen. Er war blass wie ein Toter und seine Augen flackerten, als wolle sein Geist umkippen. Auch Luca spürte einen deutlichen Ruck in seinem Bewusstsein, der ihn an seinem Verstand zweifeln ließ. Ihm wurde Schwindlig und schlecht, und als das Geschöpf mit seinen Tentakeln und Armen und Krallen über den hilflosen, schutzlosen Körper des Mannes tastete, fast zärtlich und zugleich gierig, stülpte sich sein Magen endgültig um.

Weinend übergab er sich, bis nichts mehr in seinem Magen war, und er nur noch Galle herauswürgte.

Kael hatte sich wieder neben Luca auf die Stufen zusammengekauert und drängte sich so eng er konnte an Luca.

Luca krallte sich ebenso fest an Kael. Durch den Druck spürte er nicht mehr, wer von ihnen beiden mehr zitterte, und wessen Herz schneller und lauter pochte.

Luca sah, wie einer der Tentakel sich in den Mund des Mannes drängte und mit furchtbarer Leichtigkeit seine Mundwinkel ausriss. Luca konnte sehen, wie sich der Tentakel tiefer in den Mann hinein drängte. Luca konnte seinen Blick nicht abwenden, sowenig wie Kael, der sich fest gegen Lucas Brust drückte, als wolle er in seinen jüngeren Gefährten hineinkriechen.

Etwas drängte sich in den Hals. Der Mann versuchte zu schreien zu würgen... Seine Augen öffneten sich weit, aber da war nichts, mit dem er noch sehen konnte. Unbeschreibliche Schmerzen musste er ertragen. Ein Teil der Tentakel schlang sich um den Torso und zerdrückte seine Rippen wie trockenes Holz...

Luca war kurz davor vor Angst und Schmerz und Mitleid den Verstand zu verlieren.

Etwas, die Anwesenheit dieses Geschöpfes, machte sich wie eisige Finger, die nach seinem Herz, seiner Seele tasteten, breit.

Schmerzen... sein Schädel pochte, sein Magen war ein verkrampfter Klumpen und sein Herz fühlte sich an wie ein Stein. In ihm manifestierte sich das Bild, sickerte in sein Bewusstsein und entfaltete sich in seiner ganzen Grausamkeit. Dieser Mann dort wurde von einem unaussprechlichen Wesen zu Tode gefoltert.

Irgendwann spürte Luca den Schmerz des Mannes, Körperlich, als wäre er der, der dort hing und starb, Stück um Stück.

Schmerz und Pein füllten sein Bewusstsein bis zum Rand.

"NEIN!"

Luca sprang auf und riss sich von Kael los, hob beide Hände, schrie und schrie und schrie... Dann endete der Schmerz. Plötzlich. Stille umfing ihn. In seinem Kopf war nichts mehr. Nur das Rauschen seines wilden Blutes.

Er taumelte vor Schwäche. Blitze tanzten vor seien Augen und ihm war so übel wie nie zuvor in seinem ganzen Leben.

Seine Beine gaben unter seinem Körper nach und er stolperte in den Gang hinein. Schmerzhaft fiel er auf die Knie.

"Luca..."

Luca erkannte kaum noch Kaels Stimme. Sie war endlos weit fort. Und er glaubte nicht, sie noch erfassen zu können. Und dennoch war sie sein Rettungsanker in der diffusen Stille seines Kopfes.

Luca spürte, wie Kael ihn zu sich zog und festhielt. Sehen konnte er nicht viel. Immer wenn er die Augen öffnete, kippte das Bild vor seinen Augen in alle Richtungen.

"Komm zu dir!"

Luca gelang es. Irgendwann hielt das Bild ruhig, wenn auch zitternd und er konnte sich wieder konzentrieren.

Aber alles Magie, die den Tag hindurch in seinen Adern gekocht hatte, war fort. Mehr noch. Ein Teil seiner selbst war fort. Ihm wurde klar, dass er wieder gezaubert haben musste, und er eigentlich schon nicht mehr die Kraft dazu hatte der Magie, die nach da war eine Form zu verleihen.

"Was..."

Kael zerrte Luca auf die Füße.

"Komm, wir müssen weg!!!"

Aus den Augenwinkeln bemerkte Luca noch dass die Masse roter Gestalten sich gegen ihn erhob und dann bebte das Gewölbe unter einem unglaublichen, unmenschlichen Gebrüll, als stürbe diese Bestie.
 

Kael zerrte Luca hinter sich her, die Treppen hinauf und durch die endlose Folterkammer... Ihm war nur zu klar, dass sie es nicht schaffen konnten. Hinter ihnen waren unzählige Männer und Frauen und sie waren voller Zorn und erbittertem Hass...

Irgendwann riss sich Luca los. "Lauf," keuchte er atemlos. "Vielleicht kann ich sie aufhalten."

Kael zischte eine Antwort, wollte nach Lucas Hand greifen und wurde von ihm fortgestoßen. Dann ging alles unheimlich schnell.

Kael macht noch einmal den Versuch, Luca mit sich zu ziehen, da der Junge bereits wieder vor Schwäche taumelte. Zugleich tauchten die ersten Verfolger in der Folterkammer auf. Die ruhige Wasseroberfläche zerbrach wie Glas. Dann explodierte eine Flammenwand zwischen den Jungen und den Fremden.

"Justin!"

Luca drehte sich endlos langsam herum... Seine Glieder schmerzten Höllisch und der betäubende Druck in seinem Kopf stieg ständig weiter. Hinter Kael sah er etwas, jemand. Eine schmale Gestalt, deren Haar brannte...

Dann umfing ihn endgültig die Ohnmacht.
 

Luca erinnerte sich noch zu gut an sein Erwachen in den dunkel grünen Seidentüchern und an das schmerzhaft schöne, reine Elfengesicht, die Haut, die Schimmerte wie Opal und die langen, weichen, kupferroten Locken, die das zauberhafte Gesicht wie ein Flammenmeer umspülten. Diese dunklen, wundervollen Mandelaugen, wie nachtblaue Seen... Die zarten Lippen, die filigrane Gestalt. In der ersten Sekunde entflammte Luca schon für Justin.

Und er wusste auch mit welcher Liebe und Aufmerksamkeit er von dem Elfen behandelt wurde. Vor einigen Tagen hatte ihm Justin gesagt, dass es nie einen anderen in seinem Leben geben würde, den er so lieben und verehren würde, wie Luca und er ihn immer erwarten würde...

Luca spürte die Liebe, die hinter den Worten seines Freundes steckten, aber er begriff noch lange nicht die Tragweite dahinter.
 

Luca sah die Zeichnung an. Es war ein Bild Justins, aber auch ein Zusammenschnitt all dessen, was er an dem Tag erlebt hatte. Mutlos ließ er das Zeichenbuch sinken und rollte sich auf seinem unbequemen Nachtlager zusammen. Obgleich es noch hell war und er nichts an diesem Tage gegessen hatte, schlief er sofort ein.

2. Kapitel

Am kommenden Morgen erwachte Luca bereits vor dem Sonnenaufgang. Er fror erbärmlich und sein Bauch tat weh...Er hatte furchtbaren Durst. Einen Teil der Nacht musste er wohl auch geweint haben, denn sein Bettzeug war nass von Tränen und das Bild von Justin hielt er die ganze Nacht an sich gedrückt.
 

Ja, so einsam wie er hier, jetzt war... das war ein nie gekanntes Gefühl.

Er setzte sich auf, ließ die Zeichnung sinken und sah sich in seiner feuchten Kammer um. Das qualvolle Drängen und Bohren nach Wasser wurde ständig schlimmer. Gab es hier denn nichts, wo er etwas zu trinken bekam?

Er schwang die Beine vom Bett und stand auf.

Bei einem kurzen blick an sich herab stellte er fest, dass seine Kleider in furchtbarem Zustand waren. Man hatte ihn immer zu besonderer Ordnung erzogen. Aber im Moment war ihm gleich, wie seine Sachen aussahen.

Vorsichtig trat er an die Türe heran und legte sein Ohr dagegen. Entfernt hörte er Stimmen. Nicht sehr laut, zurückhaltend, schwach. Schritte in der Etage über sich ebenso... Er war also nicht als einziger schon oder noch wach.

Vorsichtig öffnete er die Türe einen Spalt weit und spähte hinaus. Er sah nichts, nur Dunkelheit.

Lautlos schlüpfte er auf den Gang hinaus und sah sich um. Von links waren sie gekommen, erinnerte er sich. Also blieb ihm nicht viel, als sich nach rechts zu wenden. Diese Tempelhöfe konnte er nun ohnehin nicht wieder verlassen.

Im Moment weigerte er sich, genauer darüber nachzudenken, denn es gab nur zwei Möglichkeiten von hier wegzukommen. Als Magier, oder tot.

Luca sah sich in beider Richtungen des langen, leeren Ganges um. Ihm gegenüber an der Wandseite gab es nichts. Nur schweres, grobes, feuchtes Mauerwerk, auf dem sich der Schimmel recht wohlzufühlen schien und Wandvorrichtungen für Pechfackeln. Aber es brannten keine, was wohl auch an dem Mangel von Fackeln herrührte. Spinnen hatten diesen Gang für sich erobert. Es war hier immer dunkel, und verhungern würden sie sicher auch nicht, dachte Luca bei sich, als er eines der wohlgefüllten Netze sah.

Auf der Seite des Ganges, auf der auch sein Zimmer lag... Zimmer, welche Übertreibung... gab es noch unzählige andere Räume. Aus einigen kam gleichmäßiges Schnarchen, hinter anderen Türen hörte er nichts, hinter einer ein verzweifeltes, halb ersticktes Schluchzen.

Ganz unbewusst, nur um helfen zu wollen streckte Luca seine Hand nach dem Knauf aus und zog sie dann, als habe er glühendes Metall angefasst, wieder zurück.

Was, wenn derjenige auch nur allein sein wollte in seinem Schmerz?

Außerdem, wie wollte er, der scheinbar ohnehin der Jüngste hier war, irgendwem helfen?

Luca schüttelte traurig den Kopf und ging weiter.

Nach einigen Sekunden entdeckte er eine Treppe, die hinauf führte. Irgendwie erschienen ihm die Stufen außergewöhnlich groß und breit und der Stein weniger bearbeitet, als gewachsen. Das Geländer war wuchtig und irgendwie wild. Hier hatte nie ein Steinmetz seine Hand angelegt. Diese Treppe schien auch wesentlich älter als das grobe Gemäuer außen. Es sah so fremd und nichtmenschlich und schön aus...

Oben ging eine Tür. Er zuckte zusammen. Was wenn man ihn außerhalb seiner Kemenate erwischte?

Schritte wurden laut, von mehr als nur einer Person, und Stimmen.

Die hohen, schmalen Gänge verhinderten, dass Luca genaueres verstehen konnte. Der Wiederhall an den Wänden war zu stark.

Aber er konnte sehr wohl hören, dass die Schritte in seine Richtung kamen, die Stufen hinab.

Erschrocken sah er sich nach einem Versteck um. Aber da war nichts, außer den Dunkelheit. Wer konnte aber fest sagen, dass da Menschen kamen, die im Dunkeln schlechter sahen?...

Ein Lichtschimmer kroch über die oberen Stufen.

Luca spürte wie ihm heiß wurde und er in Panik zu geraten drohte. Bis zurück zu seinem Zimmer schaffte er es nicht. Dessen war er sich sicher. Dafür war er nicht schnell genug und der Gang viel zu lang und gerade, als dass eine flüchtige Bewegung nicht genauso aufgefallen wäre, wie ein Donnerschlag.

Luca schloss die Augen und zwang sich zur Ruhe. Mit der Dunkelheit hinter seinen Lidern kehrte ein Teil seiner Konzentration zurück... und ein geringer teil seiner Kräfte. Mit aller Macht stellte er sich vor, wie er unsichtbar wurde... Er hatte gespürt, dass die Kraft in ihm griff und irgendetwas geschah, aber es war wohl nicht so, wie er es gerne wollte. Er spürte regelrecht, dass er etwas anderes erreicht hatte und das vielleicht nicht gut war...

Als er die Augen öffnete, sah er auf den obersten Stufen Cyprian und einen fremden Mann, der die gleichen grauen Roben trug wie Cyprian. Er war wohl ein wenig älter als der Halbelf, auch ein wenig kleiner und sehr gedrungen, wie ein viel zu groß geratener Zwerg. Seine Haare waren flammend rot und sein Bart in zwergischer Manier geflochten und mit goldenen Spangen und Ringen verziert. Aber seine Augen waren so groß wie die eines Elfen, mandelförmig und bernsteinfarben, aber sehr tiefliegend. Zudem dominierten zwei gewaltige Unterkieferhauer das Gesicht. Hauer, die verziert waren, mit Schnitzereien und kleinen Edelsteinen darin.

Dieser Mann war ein Mischling zwischen einem Orc und einem Zwerg, ganz sicher sogar.

Er trug über den Rücken geschnallt eine gewaltige, doppelblättrige Zweihandkriegsaxt und ein Langschwert an seinem Gürtel.

Außerdem hing ein Bündel über seinem Rücken.

Er grinste breit, als er sich mit Cyprian unterhielt.

"...Was du mir so von dem kleinen erzählst hört sich ja abenteuerlich an, Cyprian. Ich freue mich schon drauf, ihn unterrichten zu können." Der Halborc neigte sich Cyprian zu. "Du bist dir sicher, dass er ein natürlicher Hexer ist?"

Der Halbelf nickte. "Ich selbst habe nichts gesehen davon, aber was mir andere erzählten, lässt keinen anderen Schluss zu. Der Junge ist ein sehr starker Hexer..."

Cyprian hielt plötzlich inne und blieb auf den Stufen stehen. Der Halborc stutzte und verharrte zwei Stufen unter ihm. "Was ist? Wirst du langsam Paranoid, Spitzohr?"

Cyprian schüttelte den Kopf. "Spürst du nichts, Mesh? Hier ist etwas."

Der Halborc verdrehte die Augen. "Du warst zu lang in diesem angestaubten Orden, Halbelf! Du wirst langsam paranoid! Dir würden ein paar Jahre Wanderschaft gut tun und auch wieder ein wenig mehr Vertrauen in deine Ordensbrüder schenken." Er nahm Cyprian am Arm, der gerade begann einen Zauber zu wirken.

"Verdammt, Mesh! Du hast mir den Zauber kaputt gemacht!!!"

"Ist vielleicht ganz gut, du paranoider Pinsel!" Mesh zog ihn mit sich die Stufen hinab und an Luca vorbei.

Im Vorbeigehen grinste Mesh breit und entblößte eine erschreckende Anzahl zurechtgefeilter Zähne. Dabei blinzelte er, als habe er etwas im Auge.

"Ich will jetzt nicht über deine Ängste diskutieren, sondern endlich was essen und schlafen gehen! Schließlich war ich jetzt 32 Monde unterwegs und auf dem Schlachtfeld!"

Cyprian riss sich los. Ein weiteres mal geriet das so kontrollierte Mienenspiel des Halbelfen außer Kontrolle. Er ordnete seine Gewänder und das lange Haar.

"Na gut, laß uns gehen."
 

Luca seufzte erleichtert auf. Mesh schien ihn zwar bemerkt zu haben, aber er schien nicht die Absicht zu hegen, Cyprian davon etwas zu sagen. Nachdem die beiden Männer aus seinem Sichtfeld verschwunden waren, wendete sich Luca der Treppe zu. Sein Blick glitt hinauf. Weit über ihm verloren sich die Stufen in dunstiger Finsternis. Was war dort oben?

Der Junge setzte einen Fuß auf die unterste Stufe. Vielleicht war es verboten, dort hinauf zu gehen? Aber war er nicht noch unsichtbar? Nur wie lang noch?

Luca verdrängte den Gedanken und eilte hinauf.

Scheinbar endlos erstreckte sich diese Treppe. Wenigstens hatte er den Eindruck. Und ihm schien es, als habe er mindestens 20 Meter überwunden, als er endlich oben einen grauen Lichtschimmer sah, der von der Morgendämmerung herrühren musste.

Freudig beschleunigte er seine Schritte.

Er war zwar nicht gerade der geborene Frühaufsteher, aber er schlief selten gut und tief. Und das Zimmer in seinem Elternhaus, dass er sein Reich nannte, lag in der obersten Etage, direkt unter dem Dach, zwischen den Zimmern der Hausangestellten. Nicht dass es seinem Vater je recht gewesen wäre, dass sein einziger Sohn dort lebte, aber Luca liebte es nun mal, ganz oben zu sein, den Baumwipfeln und Sternen näher als der Erde.

Und oft starrte er Stunde um Stunde hinaus, in die Nacht, nur um nicht schlafen zu müssen. Oft erlebte er auch den Sonnenaufgang mit, besonders in den Sommertagen.

Vielleicht war ja ein Sonnenaufgang von hier aus genauso berauschend schön wie von zu Hause...

Luca erreichte die oberste Stufe und blieb stehen. Dies hier war ein Podest, von dem aus eine Türe nach draußen führte. Die Türe stand einen Spalt weit offen.

Der Junge tastete nach dem gewaltigen, rostigen Riegel, behutsam... und griff hindurch!

Luca sah entsetzt zu, wie seine Hand durch das Metall und das Holz glitt, als wären sie nichts als eine Illusion. Entsetzt riss er seine Hand zurück, als habe er sich verbrannt...

Dann begriff er. Eisiger Schrecken erfüllt ihn. Nicht die Türe war unstofflich. Er war es.

Vorsichtig hob er wieder die Hand und streckte sie aus. Sie glitt wie zuvor schon durch das Holz. Er atmete tief ein und trat hindurch, auf die andere Seite.

Es spürte nicht mal den leichten Wiederstand, den das Holz ihm bot.

"Unheimlich, nicht?"

Luca fuhr zusammen und sah in die Richtung aus der die Stimme kam.

Mesh lehnte an der Balustrade der Wehrmauer und lächelte Luca freundlich zu.

"Ihr könnt mich sehen, Meister?"

Meshs Augen verengten sich durch sein breites grinsen noch weiter, und er sah aus wie eine gewaltig große, freundliche, rot-goldene Katze.

"I... ich dachte ihr wolltet essen und schlafen..."

Mesh richtete sich auf, streckte sich und gähnte, wobei er es absichtlich vermied, die Hand vor den Mund zu halten. Luca sah nun all die prächtigen, spitz gefeilten Raubtierzähne.

Aber irgendwie hatte er keine Angst vor Mesh.

"Komm, sieh dir mit mir zusammen den Sonnenaufgang an. Er ist es wert."

Luca nickte und ging langsam, sich aufmerksam umsehend zu Mesh hinüber.

Dieser Wehrgang war mit schmalen, hohen Schießscharten nach außen, zur Stadt hin versehen, aber offen zu den Tempelhöfen. Und diese ließen Luca vor Ehrfurcht schauern.

Nie zuvor hatte er ein solches, gewaltiges Areal gesehen, dass frei lag, auf verschiedenen Ebenen und Terrassen. Ein Teil war bepflanzt mit Blumen, einer mit Gemüse und Kräutern, in einem abgegrenzten Bereich. Und fast überall standen prachtvolle Obstbäume. An den Säulen, die einzelne Ebenen trugen, rankte sich Wein herauf und Rosen.

Brunnen und kleine, künstlich angelegte Bäche durchbrachen das Meer aus grün und Farben.

In einiger Entfernung lagen unzählige große, altertümliche Gebäudekomplexe, die wie drohende, graubraune Riesen den Horizont bildeten.

All das wurde in das erste rotgoldene Licht des Morgens getaucht, der die samtene Schwärze der Nacht zurückdrängte. Luca starrte in den Himmel und sah für einen Augenblick Ritter in goldenen Rüstungen auf roten Drachen, die die dunklen, ruhigen Priesterinnen Gaias bekämpften...

Der Gedanke machte ihn fast ein wenig traurig. Er bewunderte die schwarz und blau gekleideten Damen, die Priesterinnen der Erd- und Urgottheit sehr.

Aber der Gedanke gut gegen gut würde den Himmel in einem großen Kampf vernichten, manifestierte sich zusehends.

Er schloss die Augen.

"Was hast du gesehen, Kleiner?"

Luca schüttelte den kopf und öffnete wieder seine Augen. Das Bild hatte sich völlig verändert. Die Gärten waren fort, nur die Terrassen existierten wirklich und die bedrohlich düsteren Gebäude, die noch nicht viel mehr waren als massige Scherenschnitte.

Nun erschrak er wirklich.

Mesh lachte leise, aber auch sehr traurig.

"Man sieht was man sich am meisten wünscht, Luca. Aber das ist nur einmal so. dann wird dies nie etwas anderes sein, als der gewaltige, trostlose Terrassenhof der Zauberhöfe und die Bauten."

Luca schluckte und senkte den Blick.

"Dieser Anblick gewöhnt es einem ab, allzu oft hier zu sein. Ich mag es nicht. Die alten Mauern machen mich wahnsinnig. Sie nehmen mir die Luft zu atmen. Ich bin lieber draußen im Feld und Kämpfe, oder ziehe durch das Land. Als ich Jung war und hierher gebracht wurde, dachte ich, ich müsse sterben. Aber eine Missgeburt wie mich konnte der angesehene Teil meiner Familie nicht verantworten. So gab man mich hierher."

Mesh lächelte freundlich, als er Lucas trauriges, mitleidvolles Gesicht sah.

"Ich kam erst nach vielen Jahren hier her und war davon fasziniert, was meine Wünsche aus den Zauberhöfen machten." Er setzte sich auf die Kante der Balustrade und sah Luca an. "Behalt dieses Bild, was immer es war in deinem Herzen. Ich glaube, Luca, du wärest in der Lage diesen Wunsch eines Tages wahr werden zu lassen. Du bist anders als die meisten hier, und viel stärker."

Seine gewaltige Pranke legte sich behutsam auf Lucas Schulter.

"In dir brennt ein Feuer, dass der Orden nicht zerstören darf. Irgendwann wirst du es erkennen und nutzen können."

"Das Licht der Fantasie," murmelte Luca.

Mesh stutzte verwirrt.

"So hat Justin es immer genannt."

Nachdenklich nickte Mesh. "Viele werden kommen und dir Schmerz und Leid zufügen. Du wirst Qualen erleben, die dich fast wahnsinnig machen, aber bitte lass dir dieses Licht nicht zerstören."

Kapitel 3

Der grobe, grau Stoff kratzte auf Lucas Haut, und der Junge war ständig versucht, sich diese weite Kutte ein wenig vom leib zu lockern. Leider war das lange Oberteil aber im oberen bereich sehr nah an seiner Haut. Eigentlich sollte das Lehrlingsgewand eng anliegen, aber er war zu schmal dafür, so war ihm wenigstens dieses bisschen Freiraum gewährt. Die Ärmel reichten ihm bis zur Hälfte seiner Finger und auf den Saum trat er beim Laufen. Sicher, er war groß für seine neun Jahre, aber auch Jünger als alle anderen.

Er musste sich auch seine langen Haare zusammenbinden und schlussendlich flechten.

Cyprian saß auf seinem Bett und sah Luca lächelnd dabei zu, wie der Junge seine alten Kleider ablegte und die grauen Stoffhosen und das Hemd anzog.

"Sag mal, Luca, meinst du, du kannst diese andere Art von Magie anwenden?"

Der Junge sah ihn fragend an.

"Was meint ihr Meister?"

"Das, was mir deine Schwester sagte und einige andere auch, zauberst du bereits eine ganze Weile frei. Die Art der Magie, die du hier lernen wirst, sind Formeln, mit denen du die Magie manipulierst. Du zauberst, weil du selbst Magie in dir hast. Genaugenommen bist du ein magisches Geschöpf. Wir hier haben das nicht. Wir können nur mit Hilfe unserer Zauberformeln auf die Magie zugreifen."

Luca nickte. Ihm fiel wieder Meshs Kommentar ein. In dir brennt das Feuer, dass der Orden nicht zerstören darf... Hatte er darauf angespielt?

Er erwähnte nichts von dem Treffen mit Mesh.

"Irgendwann, wenn du ein richtiger Magier bist, wirst du vielleicht vergessen haben, wie du jetzt zauberst." Cyprian senkte den kopf. "Das ist eigentlich ein Sakrileg bei jemand wie dir. Ich will dein natürliches Talent nicht zerstören. Du bist selbst für einen Hexer sehr jung und mächtig."

Cyprian lächelte wieder ein wenig schief. "Vielleicht, wenn ich behutsam genug bin, gelingt es mir, die natürliche Magie nicht zu zerstören."

Luca sah ihn regungslos an. Er hatte für sich beschlossen, seine Fähigkeit so gut als möglich zu bewahren.

Irgendwie sah Cyprian ziemlich übernächtigt und müde aus. Luca wusste warum. Vermutlich hatte der Halbelf nicht besonders lang, wenn überhaupt, geschlafen. Gähnend richtete sich der Halbelf auf und erhob sich. "Lass uns gehen. Das ist der erste Tag eines neuen Lebens für dich."
 

Klar, der erste Tag vom Ende, dachte Luca, wäre passender. Der Weg über die Terrassenhöfe war schon ein Spießrutenlauf für ihn. Viele Augen folgten ihm und in den meisten stand Ärger, Missgunst und Neid. Der Junge beschloss, sich nicht allzu genau umzusehen. Die Blicke waren ihm unangenehm und unheimlich. Außerdem waren zu viele um ihn herum.

Was ihn viel mehr noch erschreckte waren die getuschelten Worte der anderen. Viel verstand er nicht, aber das was er hörte, machte ihm ein wenig Angst.

Einer der Jungen, ein vielleicht fünfzehnjähriger, flüsterte Luca etwas zu...

"Du wirst noch wünschen, nicht hergekommen zu sein."

"Der Kleine ist hübsch, fast wie ein kleines Mädchen..." lachte ein anderer. "Wir sollten den Kleinen mal ausprobieren."

"Was will so ein kleiner Junge hier? Der macht noch Jaque Konkurrenz!"

"Das wird Jaque nicht gefallen! Immerhin ist er der Jüngste bisher..."

Luca senkte den Blick weiter.

"Hey, du bekommst auch noch deine Feuertaufe, Kleiner!"

"Ja, schneiden wir ihm den Zopf ab..."

"Nein, lieber die Hoden, dann ist er ja schon fast ein Mädchen, und kann hier nicht mehr aufgenommen werden!"

Lucas Gesicht war eine reglose Maske. Was wirklich hinter seiner Stirn vor sich ging wollte er nicht zeigen. Schwäche... Niemals!

Nach einer Weile blieb er stehen, so überraschend, das Cyprian es erst nach zwei drei weiteren Schritten bemerkte.

Luca hob den Kopf, ruhig, stolz, und drehte sich nach den anderen Jungen und jungen Männern um.

"Wenn einer von euch der Meinung ist, er könne mich so beleidigen oder ängstigen, der irrt sich."

Er wusste, dass es ein Fehler war, und er wusste auch, dass er nicht wie ein Neunjähriger klang, allenfalls überspannt... Aber er war sich auch bewusst darüber, dass jeder von ihnen das, was er gesagt hatte, hinnehmen musste. Die Worte standen nun zwischen ihnen.

Luca sah sie alle der Reihe nach an.

"Ich bin jünger als ihr, und sicher wesentlich schwächer, aber ihr werdet mich nicht zerbrechen. Keiner von euch."

Keiner der Jungen sagte auch nur ein Wort. Einige wichen seinen Blicken aus, andere starrten ihn wütend an.

Luca entdeckte, dass der Junge, der ihm direkt etwas zugeflüstert hatte, der jüngste von ihnen war. Die meisten waren bereits über zwanzig.

Nach einer Weile senkte er den Kopf und drehte sich wieder zu Cyprian um, um ihm zu folgen.

Erst als sie den Schutz des Gebäudes, dass Cyprian ansteuerte, erreicht hatten, atmete Luca auf und entspannte sich ein wenig.

"Das war sicher nicht die beste Idee, die du je hattest."

Luca schloss zu Cyprian auf und sah ihn prüfend an.

"Ja," sagte er nach einer Weile. "Aber ich kann einfach nicht immer ruhig halten."

"Dein Stolz wird dich noch mal töten, wenn du nicht aufpasst. Und nun komm. Da warten noch andere Schüler auf ihre Lektionen."
 

Cyprian hatte eine kleine Gruppe von sechs jungen Männern um sich geschart. Melroy war der Sohn eines Händlers aus dem Kaiserreich, ein etwa achtzehnjähriger, etwas übergewichtiger Junge, der nicht viel größer war als Luca. Er trug Augengläser, schien schüchtern und scheu zu sein, aber auch sehr nett.

Dann war da Damon, ein dunkelhaariger, kühler junger Mann mit wunderschönen Gesichtszügen. Er musste Mitte zwanzig sein.

Elim hatte dunkle Haut und schwarze Haare. Er war zierlich und klein und auch etwa zwischen achtzehn und zwanzig.

Lucien war ein Elf, ein zerbrechlicher Mann, groß, zauberhaft schön. Seine Augen waren violett und sein Haar silbrig weiß. Sein Alter zu schätzen ließ Luca lieber sein. Und zuletzt waren da diese Zwillinge. Phillipe und Valerian. Sie waren die ältesten Menschen, Ende zwanzig, blond und kühl. Die beiden Männer hatten etwas unheimliches. Sie sprachen kaum, ähnelten einander wie Spiegelbilder, handelten manchmal synchron und schienen immer sehr darauf zu bauen, dass das, was der eine nicht wusste, vom anderen erledigt wurde.

Luca war der siebente in der Gruppe, und er fühlte sich nicht sonderlich wohl. Nur Elim und Melroy mochte er auf anhieb gerne.

Sie halfen ihm, die Schriftzeichen der Sprache zu verstehen, in der die meisten Schriften der Zauberkundigen verfasst waren. Innerhalb eines Tages holte Luca nach, was die beiden Jungen in den letzten drei Wochen gelernt hatten. Mit ihrer Hilfe. Elim war der schnellere, aber auch der, der weniger nachdachte, während Melroy der gemächlichere, ruhigere war. Bei ihm kamen nicht immer alle Antworten sofort. Manchmal dachte er einige Augenblicke über Lucas Fragen nach und ließ sich Zeit, aber alle Antworten trafen zu.

Und Dracon, die Sprache der Drachen, war schwer. Weniger sie zu sprechen. Luca konnte sie sprechen, aber weder lesen noch schreiben.

Cyprian brachte seine Schützlinge im Laufe des Nachmittags in eine große Bibliothek und gab ihnen Fragen auf, die sie aus bestimmten, in Dracon geschriebenen Büchern beantworten mussten. Scheinbar hatte er nichts dagegen, dass Melroy, Elim und Luca zusammenarbeiteten. Lucien stand allein an seinem Lesepult und laß sich durch diverse Bücher. Es schien ihm nicht schwer zu fallen. Die Zwillinge arbeiteten nicht wirklich zusammen. Phillipe arbeitete, während sein Bruder durch die Regalreihen strich und eher die schönen Buchrücken begutachtete.

Damon saß verbissen über seiner Lektüre.

Nach viel zu kurzer Zeit waren Elim, Melroy und Luca durch den Stoff durch.

Verwirrt stellte Luca fest, dass die beiden Jungen irgendwie fröhlich waren und leise anfingen mit ihm zu tuscheln, und es betraf nicht den Text, oder irgendetwas, was Magie und Unterricht auch nur streifte. Zuerst enthielt sich Luca allen Kommentaren. Er... wollte nichts und niemanden an sich heranlassen. Aber schließlich konnte er einfach nicht mehr an sich halten. Die beiden Jungen waren so offen und freundlich zu ihm und plapperten einfach nur, wie sie dachten und fühlten, dass Luca es nicht mehr gelang sich völlig auszugrenzen.

Irgendwann war er derjenige, der als einziger redete und Elim und Melroy hörten einfach nur noch gespannt zu.

"Könntest Du mal die Klappe halten, Kleiner?!" raunte Damon. "Du bist vielleicht so ein verdammtes Wunderkind, der Rest muss aber hart arbeiten, um zu lernen."

Luca sah ihn schuldbewusst an und senkte den Blick.

Nach ein paar Sekunden sah er hoch. "Kann..." er stockte, schluckte. "Klingt vielleicht vermessen, aber vielleicht können wir dir helfen?" Mit jedem Wort wurde seine Stimme ein wenig leiser.

Damon hob den Kopf und starrte Luca an, als habe er ihn gefragt, ob sie heiraten wollten.

"Vermessen? Ja, so klingt das für mich, Kleiner."

Damon senkte den Blick und starrte auf seine Unterlagen, irgendwie schien er verdammt wütend zu sein... Langsam stand auf und versuchte einen Blick auf das Blatt Damons zu erhaschen. Es war nicht gerade dicht beschrieben. Leise trat er neben den jungen Mann und legte behutsam seine Hand auf eine Textpassage. "Hier, lies das nach," sagte er leise. "Da geht es um..."

"Sag mal," Damons Stimme klang wütend, aggressiv. Dann beruhigte er sich ein wenig. "Sag mal, kannst du das wirklich lesen?"

"Ja. Aber ich habe die Sprache vorher schon gekonnt, und sie zu lesen, ist auch nicht sehr schwer, wenn du dir einfach die Wortsymbolein Bildern vorstellst und sie einfach mit ihrem Sinn zu verbinden versuchst."

Damons wütendes funkeln in den Augen verschwand. "Du hast viel Fantasie, hm?"

Luca spürte erschrocken, wie seine Wangen heiß wurden.

"Ich...? Nein, ich bin nur faul, weißt du? Es ist einfacher, sich alles in Bildern vorzustellen, als es sich einfach nur so in den kopf zu prügeln."

Damon hob die Brauen und nickte. "Vielleicht hast du recht. Wenn du unbedingt willst, zeig mir, wie du es zu verstehen gelernt hast."
 

An diesem Abend viel es Luca nicht sehr schwer in seinen kleinen, feuchten Raum zurückzuehren. Er war müde und er war nicht wirklich wütend auf sein Schicksal. An diesem Tag hatte er andere kennen gelernt, die ihn akzeptierten, die ihn in ihrer Nähe wollten und ihn vielleicht sogar brauchten.

Er bekam nicht mehr mit, dass Cyprian an seine Türe klopfte und kurz hineinschaute.

Er fühlte weder Hunger noch Durst.

Dennoch erwachte er am nächsten Morgen wieder vor Sonnenaufgang.

Und wieder wusste er, dass er geträumt hatte.

Böse, wie immer. Aber diesmal war es eher eine ungute Vorahnung.

Er hatte in dieser Nacht wieder geweint. Aber nicht, weil er von Justin getrennt war. Irgendwas in dieser Nacht war passiert. Er setzte sich auf. Im gleichen Moment begannen diese entsetzlich starken Kopfschmerzen. Ihm wurde schwindelig und schlecht. Er hatte einen furchtbaren Geschmack im Mund und seine Glieder schmerzten höllisch. Als er an sich herabsah, viel ihm auf, dass er nackt war und seine Haut gerötet.

Er konnte sich an nichts erinnern, nicht mal an den Inhalt seines Traumes. Schlimmer war aber die Ahnung, dass es wichtig war, was in seinem Traum passierte, denn das war ihm sicher in der Wirklichkeit passiert.

Luca kauerte sich auf seinem Lager zusammen und zog die Decke eng um die Schultern. Er schloss die Augen. Das Blut rauschte laut in seinen Ohren. Er hörte sein Herz schlagen, laut, schmerzhaft. Er wollte sich verkriechen, allein sein, sich in die schwarze Stille hinter seinen Augenlidern verkriechen und einfach nur schlafen...
 

Schlafen... Luca fuhr hoch, als Cyprian an seine Türe klopfte. War alles nur ein Albtraum?

Der Junge wusste im gleichen Moment, als er sich aufsetzte, dass er nicht geträumt hatte. Sein Körper fühlte sich furchtbar und zerschunden an, außerdem pochten Schmerzen hinter seiner Stirn, mit denen es ihm nicht gelang, sich zu konzentrieren.

"Luca?" Cyprians stimme klang irgendwie seltsam, und sein Klopfen an der Türe schien aufgeregt zu sein, außerdem platzte Luca gerade der Schädel...

Schnell griff er nach seinem langen, grauen Hemd, das am Fußende des Bettes lag und streifte es sich über. Er wusste nicht, ob sein Gesicht auch so zerschunden und zerschlagen war, aber würde es ja an der Reaktion Cyprians erkennen.

Behutsam schwang er die Beine vom Bett und stand auf. Ihm wurde es so schwindelig, dass er sich festhalten musste, um nicht umzukippen. Seine Knie zitterten vor Schwäche.

Dennoch gelang es ihm, die Türe zu öffnen.

Cyprian erstarrte mitten in der Bewegung und verharrte reglos. Aber er schien auch erleichtert. Wenigstens fand Luca dieses Gefühl in den sonst so kalten Augen des Halbelfen.

"Aufstehen?" fragte Luca. Seine Stimme zitterte deutlich. Aber scheinbar ging Cyprian davon aus, dass er Luca einfach nur aus tiefem Schlaf geweckt hatte.

"Ja," nickte der Halbelf, der sich bereits wieder ganz unter Kontrolle hatte. "Du hast gestern und vorgestern nichts gegessen. Vielleicht solltest du heute mal Frühstücken, anstatt mit Mesh den Sonnenaufgang zu genießen. Du bist schon ganz blass und dünn."

Luca lächelte müde. "Ich bin nie anders gewesen," sagte er leise.

Cyprian trat an Luca vorbei. Er nahm die langen Hosen vom Bett auf und einen Kamm und ein Lederband was Luca immer für sein langes Haar benutzte.

"Und baden kannst du auch mal wieder."

An sich war Luca dankbar darum sich den Schmutz abwaschen zu können, und vielleicht auch ein Teil der Scham, die er zur Zeit fühlte, auch wenn er nicht wusste, wovor.

"Komm mit, Luca."

4. Kapitel

Luca erschrak, als er den sogenannten Baderaum sah. Es war ein einfacher, gemauerter Raum, mit einem etwas größeren, in den Boden eingelassenen Becken, und verschiedenen Waschbecken, an den Wänden. Im Zentrum gab es ein Loch im Boden, aus dem man Wasser hoch holen konnte. Melroy stand da, über diese Loch, ein Tuch um die Hüften Geschlungen. Er zog einen großen, schwarz geteerten, schweren Holzeimer hoch und stellte ihn keuchend neben sich ab. Melroy schwitzte unter dem Gewicht, als er den Eimer an den Beckenrand schleppte und das Wasser hinein goss.

Luca konnte sich hier nicht ausziehen! Seine Haut war rot, sein ganzer Körper leicht angeschwollen...

Dann drehte sich Cyprian um und ging. Luca atmete auf. Nun war er mit Melroy allein. Dem dicklichen Jungen schenkte er irgendwie mehr Vertrauen als jedem anderen.

"Kann... kann ich dir helfen?" fragte Luca leise, obwohl er kaum Kraft genug hatte, um noch zu stehen.

Melroy drehte sich zu ihm um, keuchend, schwitzend... Er sah Luca eine Weile an, prüfend.

"Nein. Lass nur, du bist zu schmal und zu schwach. Der Eimer wiegt ja mehr als du."

Luca lächelte dankbar.

"Zieh dich aus und geh dich waschen, Luca." Melroy lächelte freundlich.

Wortlos zog Luca sein Hemd über den Kopf und nahm den Kamm, um sich das lange, schwarze Haar auszukämmen.

Hinter ihm öffnete sich die schmale, niedrige Türe und Damon kam mit Elim zusammen herein, gefolgt von Phillipe, Valerian und dem Elfen, Lucien.

Luca zuckte zusammen und versuchte, seinen Körper hinter dem Mantel aus schwarzen Haaren zu verbergen, aber leider einen Moment zu spät.

Elim huschte heran und schob Lucas Haar nach hinten.

Der Junge wich aus, aber nicht schnell genug für Elim, der mit Leichtigkeit nach Lucas Hand griff und ihn festhielt.

"Was ist denn mit dir passiert, Luca?!"

"Nichts!" antwortete Luca trotzig.

Lucien griff nach Elims Fingern und löste seine Hand von Lucas Handgelenk.

"Lass ihn los, Elim."

Luca sah Lucien einen Moment lang ernst, aber auch dankbar an.

"Sie haben ihn misshandelt...!"

Luca drehte sich zu Damon um. "Ich... kann mich an nichts erinnern. Das... das war einfach nur..."

Damon ließ sich vor Luca in die Hocke sinken und nahm die Hände des Jungen in seine.

"Luca, die, wer immer sie sind, sind zu mächtig, als dass wir uns hier gegen sie wehren könnten. Aber dass sie das einem so kleinen Jungen wie dir antun, dass kann ich nicht begreifen."

"Ich..." Luca spürte, wie seine Wangen schamrot wurden. Zugleich wurde das Rauschen in seinen Ohren stärker und lauter. Er sank auf die Knie und nahm sein Hemd vom Boden auf.

Schützend drückte er es an sich, als könne er sich vor den Blicken aller verbergen.

"Bitte, redet nicht darüber..." flüsterte er. "Sagt niemandem etwas davon."
 

In den folgenden Wochen arbeitete Luca verbissener denn je. Und in fast jeder Nacht hatte er Alpträume. Nie konnte er sich an konkrete Ereignisse erinnern, aber seine Träume vergingen immer mehr in Schmerzen und Blut.

Oft konnte Luca kaum gehen oder aufstehen, weil sein ganzer Körper ein einziger Schmerz war, eine offene Wunde. Aber genau das spornte ihn an, immer härter zu arbeiten, immer mehr Wissen in seinen Schädel zu pressen. Er wusste genau, je besser er wurde, desto heftiger musste er leiden. Aber es war eine Herausforderung. Und er wusste, eines Tages würde er wissen, wer es war, ihn sehen, nicht immer, während er schlief... Luca konnte sich wehren, aber nur, wenn er vollkommen bei sich war. Sie, er, wer immer es war, tat ihm das immer nur im Schlaf an, in seinen Alpträumen. Und es war die Hölle...Aber Luca konnte, wollte, nicht aufgeben. Melroy und Elim erklärten ihm oft, dass er es nicht so übertreiben sollte, Damon stachelte ihn ständig zu neuen, besseren Leistungen an und Lucien heilte fast täglich seine Wunden, kommentarlos, aber Luca wusste, dass der Elf vor seiner Verbissenheit zurückschreckte, ihn aber auch bewunderte.

Die Zwillinge blieben neutral, wenigstens enthielten sie sich zumeist irgendeiner Reaktion, aber Luca bekam irgendwann mit, dass Valerian sich mit einem der anderen Lehrlinge schlug, nur um seine Ehre zu verteidigen, und Phillipe wich fast nicht mehr von seiner Seite, wenn sie mit anderen Gruppen von Lehrlingen zusammentrafen.

Diese Jungen und Männer, die unter Cyprian lernten, standen alle auf seiner Seite. Er wusste nicht, warum, ob sie ihn als ihn mochten, oder einfach nur bemitleideten, aber er konnte ihnen wenigstens im Unterricht helfen.

Cyprian reagierte immer wieder verwirrt und unsicher auf seine extreme Lernfähigkeit. Alles, was er Luca an Aufgaben auftrug, gleichgültig wie schwer, bewältigte der Junge.

Schon nach wenigen Wochen saßen die sieben Lehrlinge über ihren Zauberbüchern und schrieben ihre ersten Zauber in einer ihnen eigentlich recht fremden Sprache, auf. Zauber, die jeder von ihnen auf anhieb gemeistert hatte.

Aus ihnen war eine intensive Gemeinschaft entstanden, eine Gruppe, die nichts so leicht zu trennen vermochte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von: abgemeldet
2004-03-04T11:33:04+00:00 04.03.2004 12:33
Ja, Lucein ist einrecht unterkühlter zeitgenosse, aber da kommt noch viel nach... ^____~
Von: abgemeldet
2004-02-06T11:21:22+00:00 06.02.2004 12:21
Okaaaaay...
*schrei*
MEHR!!!!
Puh... ey, das ist voll GENIAL!!!
Wie kannst du nur immer solche fesselnden Sachen schreiben?
Lucien ist ein cooler Chara... kannst du mal mehr zu ihm schreiben? Vom Aussehen stell ich ihn mir ähnich wie den süßen Ayco vor...

Ich habs gestern Abend im Bett gelesen und konnte nicht einschlafen, weil ich wissen wollte, wie das weitergeht...

Jassy
Von: abgemeldet
2004-02-02T20:27:44+00:00 02.02.2004 21:27
Hört sich gut an, aber ich mag Justin und da kann sein Bruder ruhig kommen. Justin wird mich genauso wenig los, wie du mich loswirst^^.
Von: abgemeldet
2004-02-02T06:29:00+00:00 02.02.2004 07:29
Naja, Marius und Justin sind zusammen auifgetreten, als Barden... Marius ist 2 Meter groß, etwas muskulöser und hat nur schulterlange rote Locken. Er ist auch ein wenig älter als Justin... mehr irgendwann zu ihm. ^______~
Von: abgemeldet
2004-01-31T22:26:49+00:00 31.01.2004 23:26
Wann? Wo? Bruder? (Genauso ein Schnuckelchen^^?) Ach Lys. Du bist fies... Ich will mehr. Mehr über Justin und auch mehr über Luca und Ayco. Und auch was über Marius. Wie sieht der eigentlich aus?
Von: abgemeldet
2004-01-26T06:37:53+00:00 26.01.2004 07:37
Die Vorgeschichte zu Ayco wird in den Roman aufgerollt, Lucas nicht... der schweigt sich über sein Dasein nur aus... Justin, über ihn und Marius, seinen Bruder, kommt erst noch einiges heraus...^____^
Von: abgemeldet
2004-01-23T09:34:59+00:00 23.01.2004 10:34
Hmm... Hier habe ich ja noch gar nichts hingeschrieben? Das ist ja glatt ne Sünde... Lys, ich habe null Ahnung, was ich schreiben soll, aber ich will hier jetzt was hinschreiben. Also, wie geht' s dir? Ähmmm.... Die Geschichte ist stark. Aber, wenn du schon die Geschichte von Luca aufrollst und auch irgendwo ein bisschen die von Ayco (In den anderen Geschichten) Machst du das dann auch mit Justin? ^^ Ich nerv langsam mit dem Boy^^
Von: abgemeldet
2003-12-10T11:23:39+00:00 10.12.2003 12:23
Mache ich, versprochen... ^___^
Es wird zwar alles dann ein wenig verändert werden, aber ich denke, das könnte Dir gefallen...
Von:  YukikoX
2003-12-09T12:01:46+00:00 09.12.2003 13:01
genial!!!!

ich find das du lucas vergangenheit aufgerollt hast klasse, ganz zu schweigen von deinem wunderbaren und detailierten schreibstil..!!!

super!!!!!! unbedingt weitermachen..!!!^^°
Von: abgemeldet
2003-10-31T06:02:51+00:00 31.10.2003 07:02
Zu der findest Du auch wieder zurück, dafür muss sich aber alles in Deinem Leben wieder reorganisieren und ruhiger werden. Verlang nicht zuviel aufeinmal Bea.


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