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A Journey of Lifetime

Eine Reise endet nie
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo allerseits.
Dies ist ein neues Projekt von mir und wollte mich mit einer neuen Idee beschäftigen.
Ich hoffe, sie gefällt euch. ^^

Viel Spaß beim Lesen. ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo allerseits.
Es hat leider sehr lange gedauert, bis ich das zweite Kapitel nun endlich online stellen kann.
>TUT MIR SEHR LEID< T.T
Aber ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass ich sehr viel um die Ohren hatte und der Kopf für das Kapitel nicht frei war.
Ich wünsche euch nun viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass die Fortsetzung euch gefällt. ^.^ Komplett anzeigen

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Anfang

Es war das Jahr 1550 vor Christus. Also eine Zeit, die völlig von unserer abwich. Eine Zeit, in der Mensch und Natur noch mehr miteinander verband, als wir es heute kennen.

Willkommen in der mittleren Bronzezeit.
 

Das Europa nördlich der Alpen wurde von Wäldern und kleinen Steppen beherrscht. So wie wir es heute aus der ungarischen Puszta oder dem Yellowstone Nationalpark in den Vereinigten Staaten kennen. Nadel- und Mischwälder dominierten die Landschaft. An einigen Stellen lichtete sich das Gehölz und gab offenes Grasland frei. Nur hier und da fand man ein paar Büsche vor. Reine Weidefläche. Hier lebten die Herden der Wildpferde und Auerochsen. Auch kleine Gruppen von Rothirschen fanden sich darunter.
 

Kleine Flüsse und Seen mit klarem Wasser durchzogen ebenfalls die Landschaft. Sie dienten als Wasserquelle, Lebensraum für Fische, Enten und Bieber, sowie Orientierungspunkt für Wanderer. Auenlandschaften fügten sich nahtlos in die restliche Umgebung ein. Optimale Bedingungen für Jäger, wie Wölfe, Bären, Luchse und Menschen. Sie alle waren Nahrungskonkurrenten, die ihre Stärke und Autorität immer wieder untereinander bewiesen.
 

Das markante Geheul der hundeartigen Raubtiere hallte durch den dichten Wald. Die Jagd wurde somit eröffnet. Jedes Beutetier musste sich von nun an vorsehen.

Plötzlich erfüllte ein verzweifeltes Atmen und Gestöhne das Unterholz. Wie aus dem nichts tauchte ein Junge zwischen den Büschen auf. Er rannte zwischen den Bäumen durch das Grün. Das schwarze Haar, das wie Samt von seinem Kopf hing und im Zugwind wehte, korrelierte mit seinen Bernstein funkelnden Augen.
 

Atemlos, nassgeschwitzt und völlig erschöpft flüchtete er vor seinen gefräßigen Verfolgern. Auf Schritt und Tritt verfolgten ihn die Wölfe, voller Erwartungen auf ein Abendmahl. Herabgefallene Äste, umgestürzte Bäume, Felsen und kleine Hügel erschwerten dem Fliehenden den Fluchtweg. Voller Panik blickte der Junge immer wieder zurück und vergaß dabei auf seine Umgebung zu achten. Da verlor er auch schon den Boden unter den Füßen und stürzte eine Böschung hinab.
 

Den ganzen Abgrund rutschte er bergab. Der schlammige Untergrund und das feuchte Laub ließen ihm keine Möglichkeit sich zu fangen. Unbeholfen und mit Schrammen übersät bremste ein schmaler Bach seinen Sturz ab. Seine Blicke geisterten noch benommen gen Himmel, bis sein Kopf wieder klar wurde. Er fixierte sich auf den Vorsprung der Klippe. Reihe an Reihe standen sie da oben, zielstrebig mit ihren steinernen Blicken, die ihn wie Messer durchbohrten. Die Zähne blitzten im Sonnenlicht, voller Gier lechzten sie nach Blut. Jedoch noch aneinander gepresst, als wollten sie das innere Monster noch zurück halten. Das Herz des Jungen raste. Ein verzweifelter Schrei verbreitete sich rasend in der Umgebung, bis er in den Kronen der massiven Eichenbäume verstummte.
 

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Ortswechsel. Domino City stand heute gänzlich im Zeichen des Frühlings. Die Kirschbäume kleideten sich in einer Blütenpracht umgeben von Schmetterlingen die in der Luft tanzten. Der Gesang der Vögel untermalte die feierliche Atmosphäre mit zarten Tönen.
 

Die Schulglocke durchdrang das Festspiel der Natur. Ein neues Schuljahr an der Minato-Oberschule begann. Das Zeichen für die Schülerschaft, sich in ihren angestammten Klassenzimmern zu versammeln. Unter ihnen Yugi, dessen auffälligstes Merkmal seine Haare waren. Deckhaar, das sich schwarz-rot zeigte, dominierte das Bild. Parallel dazu schmiegten sich blonde Strähnen an, die über die Stirn verliefen. Ja, ohne Zweifel. Es handelte sich um Yugi Muto.
 

Unweit seiner selbst saß seine beste Freundin Tea Gardner, deren Augen man nur zu gerne mit Lapislazuli verwechselte. Ihren Augen zum Trotz hatte sie die Angewohnheit sich eher unauffällig zu geben. Einfache Jeans und ein Silberarmreif kamen mit einer beigen Jeansjacke aus. Die Blicke der Leute wurden ohnehin von ihren Augen eingefangen.
 

Nicht zu vergessen waren noch Joey Wheeler und Tristan Taylor, die ebenfalls zu der kleinen Clique gehörten. Die beiden Jungs saßen einige Reihen hinter den Anderen. Joey zeichnete sich durch sein blondes Haar und seinen verwegenen Charakter aus. Tristan spielte in der gleichen Liga, machte dabei aber das Gegenstück aus. Seine Haare waren dunkel und auffallend frisiert.
 

Die vier Freunde verband eine Freundschaft die bereits seit der Mittelschule bestand und diese wie Pech und Schwefel zusammen hielt. Viele Abenteuer lagen bereits hinter ihnen, die sie nicht zuletzt durch das Spiel „Duel-Monsters“ erlebten. Doch mit Beginn des ersten Jahres an der Oberschule sollte sich so manches für sie ändern.

Doch in diesem Moment ahnte keiner von ihnen etwas. Ganz vorbildlich stellten sie sich hinter ihre Schulbänke und begrüßten augenblicklich ihren neuen Lehrer, der in diesem Moment das Klassenzimmer betrat.
 

Herr Ito – Keiji Ito lautete sein vollständiger Name. Sein Gesicht vermochte nicht viel über sein Alter zu verraten. 30, oder höchstens 33 konnte man ihn einschätzen. „Liebe Schülerinnen und Schüler, ich möchte sie herzlich als neue Oberstufler an unserer Schule begrüßen. Mein Name ist Keiji Ito und ich werde sie für die nächsten drei Jahre als Klassenlehrer begleiten“ „Guten Morgen Herr Ito“, erwiderte die Klasse freundlich mit einer Verbeugung. Mit einem weiteren Nicken legte Herr Ito seine Bücher und die Aktentasche auf dem Lehrerpult ab. Die anderen Anwesenden setzten sich derweil wieder auf ihre Stühle.
 

„In Ordnung“, begann Keiji den Unterricht. „Bevor wir mit der Anwesenheitsprüfung beginnen, gibt es noch zwei Dinge, die ich gerne ansprechen möchte.“ Während er sprach schrieb er seinen Namen mit der Kreide auf die Tafel. „Da es sich um wichtige Dinge handelt, möchte ich auch ihre Aufmerksamkeit haben.“ Mit diesen Worten verschaffte sich der Sprecher die volle Aufmerksamkeit seiner Zuhörer. Gespannt wanderten die Blicke hin und her. Erst jetzt bemerkten einige, dass bereits ein bekanntes Gesicht fehlte. Am ersten Tag? Das hinterließ sicher keinen guten Eindruck.
 

Herr Ito krempelte die Ärmel seines Hemds hoch und lehnte sich an seinen Schreibtisch. „Wie sicher schon einige von euch bemerkt haben, sind wir heute nicht vollzählig. Nun, dafür gibt es einen Grund. Als Firmenleiter und Unternehmer wird Seto Kaiba in diesem Jahr unregelmäßig zum Unterricht erscheinen. Dafür bitte ich um Verständnis, denn durch seine Arbeit ist er, was das betrifft, eingeschränkt.“
 

Bei diesen Worten verdrehte Joey die Augen. Sein Lieblingsangriffsziel schien sich gekonnt aus seiner Reichweite fern zu halten. Für den blonden Schüler gab es kein besseres Katz und Maus Spiel, wie das Ärgern des älteren Mitschülers. In der Pubertät spielten die Hormone einfach verrückt. Da musste es einfach ein Opfer geben, an dem man seine angestaute Energie ablassen konnte. Andererseits wunderte sich Joey gar nicht mehr darüber. Schon im letzten Schuljahr machte sich Seto rar. Die Verantwortung schien mit jedem Schuljahr zu wachsen. Seufzend bettete Joey seine Wange in seine Hand, deren Arm sich auf der Tischplatte abstützte.
 

„Der zweite Tagespunkt betrifft einen Neuzugang an unserer Schule. Er kommt aus Deutschland und wird seinen Abschluss an unserer Schule machen.“ Während er sprach erhob sich der Lehrer und ging an die Eingangstür. Dort stand bereits hinter dieser die angekündigte Person. Ermutigend schob der ältere Mann den Neuling in den Raum. Seine Mitschüler verfolgten jede Regung aufmerksam. Selbst der gelangweilte Joey bewegte seinen Kopf.
 

Da stand er nun vor der Klasse, den Blicken der neugierigen Schüler ausgesetzt. Wie bei einer Prüfung musterten sie den Neuling um ihn einschätzen zu können. Sein halblanges Haar artete in einzelne Strähnen aus und ergoss sich wie ein Wasserfall schließlich in einen zurück gebundenen Zopf. Zwischen den Strähnen lugten, fast versteckt, seine unsicheren grauen Augen hervor. Ein spärlicher Bartwuchs zeichnete sich an den Wangen und dem Kinn ab. Seine Schuluniform ging in der Masse unter.
 

„Wie wäre es, wenn du dich der Klasse vorstellst“, schlug Herr Ito dem Jungen vor. Er sah ihn aber nur fragend an. Da fiel ihm wieder ein, dass er ihn nicht verstand. „Could you introduce yourself please?“, fragte er ihn erneut und lächelnd. Der Junge erwiderte mit einem Nicken: „Sure. Hello, i'm Thomas Kazumi. But my friends call me Toto. I come from Germany, a country in the middle of Europe. My parents are working in Domino City at this year. So my family comes back to Japan. Nice to meet you all.“ Toto verbeugte sich.
 

Da staunten alle Bauklötze. Niemand hatte mit solch einer Ansprache gerechnet, noch weniger auf Englisch. Verdutzt und erstaunt zugleich sahen sich die Schüler an. Das reservierte Verhalten seiner Mitschüler verunsicherte Toto noch mehr. Entgegen seines Auftrittes bei seiner Ansprache, war er alles andere als selbstbewusst. Sein Blick neigte sich zum Fußboden. Herr Ito erkannte seine Unsicherheit und versuchte, die Situation zu retten. Er legte seine Hände auf die Schultern von Thomas und sagte: „Hört mal zu. Sicher, Thomas kann noch nicht fließend Japanisch sprechen. Aber er hat als Kleinkind einige Zeit hier gelebt, bis seine Familie nach Deutschland ausgewandert ist. Gebt ihm einfach ein bisschen Zeit und eine Chance.“ Dies unterstrich er mit einem warmen Lächeln in seiner Mimik. Die Jugendlichen nickten zustimmend. Damit wurde die erste Hürde genommen.
 

„Dann fangen wir auch gleich mit dem Unterricht an. Thomas, setz dich bitte an den freien Platz hier vorne links. Als nächstes werde ich jeden einzeln aufrufen. Dann siehst du zu den Namen das Gesicht, was sicher hilft.“Keiji wiederholte seinen letzten Satz auf Englisch, und teilte so dem Neuankömmling seinen zukünftigen Sitzplatz zu. Dann fuhr er wie angekündigt mit der Anwesenheitsprüfung fort.
 

Einer nach dem Anderen bestätigten sie ihr Dasein. Angesichts der Klassengröße von 20 Leuten, ging es vergleichsweise schnell von statten. Der erste Schultag wurde komplett von Herr Ito begleitet. Die Stundenpläne wurden detailliert besprochen und jeder notierte sich, was er für die klassischen Fächer wie Mathematik, Physik und Biologie benötigte. Eben die lästige organisatorische Planung, am Anfang eines jeden Schuljahres.

Das Erlernen des japanischen Schriftsystems nahm ebenfalls einige Unterrichtsblöcke in Anspruch. Zum Ausgleich wurden noch künstlerische und sportliche Einheiten ergänzt. Alles im allen blieb es bei einem straffen Gesamtüberblick.
 

Einige der Anwesenden seufzend schwer. Bevor es überhaupt losging, sehnten sich die Meisten noch zurück in die Zeit der Mittelstufe. Sie alle standen nun am Anfang eines neuen Lebensabschnittes. Alles wurde etwas Ernster. Sie wurden mehr gefordert. Es war die Zeit, wo sie nun langsam auf das Ende ihrer Schulischen Laufbahn hinarbeiteten.

Schon fast errettend kündigte sich der Pausenton an. „Well. Dann genießt eure erste Pause. Wir sehen uns später wieder. See you later“, beendete Keiji seinen Unterricht und entließ seine Schüler in ihre kurze Freizeit. Der geordnete Marsch verlor sich zunehmen in eine wilde Masse, die sich ihren Weg durch die Gänge ins Freie bahnte. Immer in Richtung des Sonnenlichts. Schließlich verließen auch die letzten Schüler die Räumlichkeiten.
 

Die Clique um Yugi machte es sich unter einen der Bäume bequem. Tea und Yugi saßen auf einer Bank, während Tristan und Joey neben ihnen standen. „Wie fanden ihr den bisherigen Unterricht?“, fragte der Kleinste von ihnen die Freunde. „Also ich fand es sehr interessant und informativ“, antwortete Tea. Bei der Gelegenheit zückte sie ihren Notizblock und schrieb weitere Stichworte, die ihr einfielen auf. Die anderen Jungs hingegen zuckten erst einmal mit den Schultern. „Das ganze Gelaber war öde und langweilig.“ Joey verschränkte seine Arme hinter seinen Kopf. „Die Zeit hätten wir besser nutzen können“, fuhr er fort. Tristan nickte und stimmte seinem Kumpane zu. „Auf jeden Fall. Herr Ito ist zwar ganz nett, aber das ständige Zuhören nervt irgendwann nur. Vor allem dieses English. Ich kann es heute nicht mehr hören.“
 

Während der braunhaarige Junge sprach wanderte sein Blick in eine andere Ecke des Schulhofes. Dort saß auf einem Treppenabsatz Thomas und las konzentriert ein Buch. Seine Freunde folgten Tristans Blick und sahen eine Weile zu ihrem ausländischen Mitschüler. Doch dann erhob sich Tea und verpasste mit ihrer Faust ohne Vorankündigung Tristan eine kräftige Kopfnuss. „Schäm dich!“, fauchte sie ihn an. Der Verletzte hielt sich jaulend den Kopf und rieb die betroffene Stelle. „Au! … Wofür war das?“, harkte er verwundert nach.
 

Mit ihrer strengen Mimik musterte Tea ihn missbilligend. „Wofür? Dafür, dass du intolerant gegenüber unserem Mitschüler bist. Er kann ja nichts dafür, wenn er in eine neue Schule muss, nur weil seine Eltern in einem anderen Land anfangen zu arbeiten. Ist doch klar, dass er dann nicht alles versteht so wie du, Herr Besserwisser!“

„Ich stimme Tea zu“, mischte sich nun auch Yugi in das Geplänkel ein. Die Freunde sahen zu ihm. „Ich denke, dass es für Toto nicht einfach ist. Neues Land, neue Menschen, fremde Sitten und Bräuche. Von der Fremdsprache mal abgesehen. Also ich kann mich gut in ihn hineinversetzen.“
 

Nach einer kurzen Zeit fand Joey die ersten Worte wieder. „Ich verstehe, was du meinst Yugi. Wenn ich da an damals denke. Vielleicht sollten wir unserem neugebackenen Landsmann beim Schulstart helfen?“ „Hey, das ist eine tolle Idee Joey“, kam es von Tea. „Das finde ich klasse. Wir sollten Toto besser kennen lernen und vielleicht hilft es ihm sich besser zu Recht zu finden.“ Die Jungs nickten. Die Pausenglocke ertönte wieder. Seufzend erhoben sich alle sitzenden Jugendliche und die Schülergruppen liefen in Richtung Schulgebäude. Auch die Clique trottete dem Rest nach. Vor der Eingangstür hielt Tristan kurz inne. „Mal aber eine kurze Frage: Weshalb sagt ihr zu dem Neuen Toto?“ Die Gefragten blieben stehen und sahen sich kurz gegenseitig an. „Nun ja, er hat gesagt, dass seine Freunde ihn Toto rufen. Also wieso nicht?“, antwortete Yugi ihm. Und Tea fügte hinzu: „Und außerdem kann man sich Toto super gut als Namen merken!“ Bei diesen Worten konnte sich keiner ein Lächeln verkneifen. Die Jungs mussten ihrem Mädchen einfach recht geben.
 

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Langsam nahm ein verschwommenes Bild Konturen an. Unheimliche Dunkelheit verblasste und schuf Raum für Farben, Formen und helles Licht. Ein kleiner Junge rieb sich benommen die Augen. Ihm tat dabei jede Bewegung weh. Erst nach und nach erholte sich das Kind aus seinem Schock Zustand. Verwundert sah es sich langsam um. Wo waren seine Verfolger, die Wölfe? Warum lebte er noch?

Zunächst Begriff der Junge nicht, was geschah. Dann wurde ihm allmählich bewusst, wo er sich befand. Ein junger Mann, er konnte geschätzt 15 Jahre alt sein, trug das Kind auf seinem Rücken. Auf dem ersten Blick erkannte man die unzähligen, blutigen Flecken und Schrammen, die sich über seine Kleidung und Haut verteilten. Was war nur zuvor geschehen?
 

Der ältere Junge bemerkte, dass sich das Kind auf seinem Rücken regte. Er verharrte in seinem Schritt und wendete sein Gesicht zum Kleinkind. „Hey Balles!?! Na? … Bist wieder wach?“ Der Angesprochene gähnte laut. „Was ist passiert Bruder? Wie komme ich hier her? … Ich habe geträumt, dass mich Wölfe verfolgen.“ Allein der Gedanke daran machte dem Jungen große Angst und seine kleinen Hände umklammerten den Stoff des Bruders fest. Seufzend setzte der Träger das Kind ab. Er kniete sich zu ihm herab.
 

Ein ernster Blick umspielte seine Mimik. Sein rotbraunes Haar wehte sanft im Wind. „Nein Balles. Es war kein Traum. … Und eigentlich gehörst du verprügelt! Wieso bist du nur vorhin einfach abgehauen?“ Während er seinen Zuhörer zu Recht wies, tippte der blutverschmierte Krieger mit seinem Zeigefinger auf die Stirn des Kleinkindes. Tränen traten in die Augen des Junges. „Ich wollte doch nur paar Beeren essen. Ich hatte solchen Hunger.“ Im gleichen Moment knurrte der Magen des Weinenden. Eine kurze Zeit lang betrachtete der Ältere die Szenerie. Doch schließlich zog er das kleine Häufchen Elend zu sich in die muskulösen Arme und presste es an seinen Körper. „Ist doch gut Balles. Ist doch wieder alles gut. … Ich hatte einfach Angst um dich. Vater, Mutter und ich wollen dich einfach nicht verlieren“, tröstete der Ältere, der auf den Namen Thore hörte, seinen kleinen Wildfang.
 

Die Geschwister verband ein sehr inniges Verhältnis. Seit Balles auf der Welt war, kümmerte sich Thore um ihn. Seit kurzem hatte er auch die Aufsichtspflicht über Balles, während die Männer des Dorfes auf die Jagd gingen. Als aber der Kleine spurlos im Wald entschwand, unternahm der große Bruder alles, um ihn wieder zu finden. Auch wenn dies bedeutete, sich mit einer Meute hungriger Wölfe anzulegen.
 

Nach einiger Zeit löste Thore die Umarmung, nahm einen Teil seines Stoffs, den er von seiner Kleidung riss und wischte Balles damit das Gesicht ab. „So. Nun siehst du wieder ordentlich aus. Sonst macht sich Mutter nur Sorgen.“ Dabei lächelte Thore. In seinem Lächeln steckte so viel Wärme und Fürsorge. Nur er konnte auf diese Art und Weise seinen kleinen Bruder beruhigen und das Gefühl von Geborgenheit schenken. Balles rieb sich erneut die Augen und erwiderte das Lächeln mit einem breiten Grinsen. Zufrieden erhob sich Thore. „Komm Brüderchen. Wir gehen nach Hause. Daheim warte schon alle auf uns.“ Als Aufforderung streckte der Größere Balles die Arme entgegen. Das Kind lief auf ihn zu und wurde auf dessen Schultern erhoben. Auf den Schultern sitzend liefen sie den Fluss entlang in Richtung Heimatdorf.
 

„Du Thore?“, fragte Balles zögerlich. „Ja?“ „Wie hast du die Wölfe vertrieben?“ Bei dieser Frage seufzte der Gefragte innerlich. Immer diese Kinder. Sie wollten immer alles genau wissen. Balles schien hier keine Ausnahme zu sein. Thore stapfte weiter, während er erzählte. „Nun ja. Ich habe dich schreien gehört. Dann bin ich zu dir gerannt. Habe die Wölfe mit Vaters Schwert getötet oder verjagt. Mehr war da nicht.“
 

Ehrlich gesagt, konnte sich der Krieger an die Ereignisse kaum erinnern. Dies war sehr seltsam. Normalerweise besaß er keine Blackouts. Doch in diesem Zweikampf zwischen Mann und Bestie schien es, als hätte Thore die Erinnerung an diese Situation verloren. Er wusste nur noch, wie er mit bronzenen Schwert auf die Wölfe gestürzt ist und dabei einen von ihnen enthauptete. Nach gewonnener Schlacht blinzelte er mehrfach und bemerkte die toten Kontrahenten und den bewusstlosen Bruder. Auch sein Blut verschmiert und mit Schrammen übersäter Körper wurde ihm in diesem Augenblick erst bewusst. Den wichtigen Teil, das Kampfgeschehen selbst wusste er nicht mehr. Je länger er darüber nachdachte, desto weniger bekam er eine plausible Antwort zu Stande. Nach dem Kampf trug er das Geschwisterchen vom Tatort fort, in Richtung Heimat. Auf den Weg dorthin erwachte Balles wieder.
 

Dieser holte den grübelten Thore wieder zurück aus seinen Gedanken. „Oh“, staunte der Kleine nur. Sie schwiegen kurz. Doch dann ergänzte Balles: „Wenn ich auch mal so groß bin, will ich genauso stark und mutig sein wie du Bruder!“ Zufrieden, mit einer leichten Schamröte um die Wangen, nickte Thore. „Eines Tages wirst du das bestimmt sein. Eines Tages bestimmt.“ An einer baumfreien Stelle erhob sich Rauch aus dem Gehölz. „Sieh mal. Dort ist unser Dorf.“ Thore zeigte auf die graue Säule, die sich in Richtung Himmel erhob. „Gleich sind wir bei Mutter und Vater.“ „Mama. Papa!“, rief Balles entzückt.
 

Thore konnte sich kein Lächeln verkneifen. Sein Bruder schaffte es immer wieder, mit seiner kindlichen, verspielten Art ihn zum Lachen zu bringen. „Also dann. Halt dich gut fest!“ Der Träger trabte langsam los. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis die Geschwister das Dorf erreichen sollten.

Kennenlernen

An einer kleinen Hügelkette, die sich quer durch die Urwälder aneinander reihte und an die Ebene grenzte, zeigte sich eine kleine Siedlung. Umgeben von einfachen Holzpalisaden befanden sich innerhalb dieses Kreises wenige Häuser. Dunkler Schilf diente hierbei als wetterfester Schutz und überzog die Dächer großflächig. Im Halbkreis umgaben sie das Zentrum des Dorfs. Das Zuhause des Anführers.
 

Kleine Schafe mit lockigem Fell, sie erinnerten ein wenig an Mufflons, liefen hier und da den Weg entlang. Sie suchten sich die saftigen Gräser zwischen den kleinen Baumgruppen, während ein Schäfer sie mit einem grauen, an einen Wolf erinnernden Hund im Auge behielt. Diese Tiere waren neben ein paar wenigen Wildschweinen, sowie drei Wildrindern die einzigen und ersten Haustiere dieser Menschen. Die Haltung von Tieren entwickelte sich zu dieser Zeit stetig weiter. Die Domestizierung der Wildtiere besaß einige Vorteile. Die Überlebenschancen des Clans verbesserten sich durch diese neue Koexistenz, selbst wenn man für den Schutz der Herden und die Unterbringung des Viehs einige Hindernisse überwinden musste.
 

Die Tierhaltung und der damit verbundene Ackeranbau führten dazu, dass die Menschen in der mittleren Bronzezeit sesshaft wurden. Nur noch selten führten sie ein traditionelles Nomadenleben. Damit veränderten sich ebenfalls die familiären Strukturen und das Zusammenleben innerhalb der Sippe. Die ehemalige, große Gruppe splitte sich nun in wenige, kleine Familien auf, die dennoch unter dem Schutz und dem Wort des Anführers standen.
 

Endlich erreichten Balles und Thore ihr Heim. Als sie durch den Eingang des Palisadenrings schritten, betrachteten einige Dorfbewohner sie verwundert. Eine Frau eilte sofort herbei. „Balles. Thore. Wo seid ihr nur gewesen?“ Ihr Blick wanderte vom Kopf bis zum Fuße des Kriegers, der noch immer von Blut verschmiert dastand. Doch bis einer der beiden Ausreißer auf ihre Frage antworten konnte, sprach die dunkelhaarige Frau weiter. Dabei schlug sie nur die Hände über den Kopf zusammen. „Zum Glück ist euch nichts Schlimmeres passiert! Jetzt geht aber schleunigst nach Hause. Eure Eltern machen sich schon Sorgen.“ Der ältere Bruder nickte nur und trug den Kleineren ohne Umwege in Richtung Elternhaus. Dieses lag im Zentrum des Dorfs und war die Hütte des Anführers. Plötzlich sprang deren Eingangspforte auf und ein großgewachsener Mann trat ihnen entgegen. „Papa!“, rief Balles entzückt, froh darüber seinen Vater endlich wieder zu sehen. Der Angesprochene näherte sich ihnen. „Na endlich! Wo habt ihr gesteckt?“, knurrte er griesgrämig. Thore setzte Balles ab, als ob er die nächsten Momente voraus ahnte. Ohne auch nur ein Wort zu äußern, schlug die flache Hand des Erwachsenen gegen seine Wange. Die Wucht des Schlags beförderte ihn zu Boden. Fassungslos blickte er auf das wütende Gesicht seines Vaters. „Wie oft habe ich dir gesagt, dass du mit dem Kleinen nicht allein im Wald herumstreifen sollst! Du sollst Verantwortung für ihn übernehmen und dich nicht deiner Abenteuerlust hingeben! Hast du nur Flausen im Kopf? …“
 

Die Standpauke nahm kein Ende. Der Anführer war für sein Temperament bekannt. Er konnte sich schnell in Rage reden und genauso schnell die Fassung verlieren. Dies bekam vor allem Thore zu spüren, wenn er seiner, von seinem Vater so gerne „Dummheit“ betitelten Freiheit nachging. Ein heulender und schluchzender Junge durchbrach die Anspannung zwischen Vater und Sohn. Der kleine Balles weinte wie ein Schlosshund. Er wollte nicht, dass sein Papa auf Thore böse war. Die Geräusche, die er von sich gab alarmierten eine weitere Person, die in die Szenerie trat. „ATTILA!“, fauchte eine schlanke, braunhaarige Frau. Der Gerufene drehte sich zu ihr um. Es handelte sich um Rigani, die Mutter von Balles und Thore, sowie die Gefährtin von Attila. Behutsam und mit einem liebevollen Stupsen ihrer Nasen nahm Rigani ihren jüngsten Sohn auf die Arme. „Es reicht Attila. Meinst du nicht, dass die Zwei einen harten Tag hinter sich haben und wir froh sein können, dass ihnen nichts passiert ist?“ Ihr Blick wanderte zu Thore, der noch immer auf dem Boden lag. Sie sah die Blutflecke auf dessen Kleidung und Haut. Ihr Blick wechselte erneut von einer besorgten in eine ernste Mimik. „Thore. Wie kommt das Blut an deine Kleidung?“ „Wölfe“, erwiderte er knapp mit gesenktem Blick. „Ich verstehe. Dann wasche dich zuerst und dann sprechen wir nochmal miteinander.“ Mit diesen Worten wendete sie sich von der Familie ab und kehrte mit Balles im Arm ins Haus zurück. Wie aufgefordert stand Thore auf und verließ seinen Vater in Richtung des Teichs, in dem er sich säubern würde. Ihre Blicke rissen erst langsam voneinander ab. Attila blieb schließlich zurück und seufzte nur.
 

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Toto begann gerade seine Schultasche zu packen, als er Tea bemerkte, die direkt neben ihm stand. „Hi! Ich bin Tea. Meine Freunde und ich wollen dich besser kennenlernen Toto.“ Der Angesprochen hob eine Augenbraue und schaute sie irritiert an. „Hast du mich verstanden Toto?“ Der rothaarige Junge schüttelte nur den Kopf. Vor lauter Kennenlernen-Eifer hatte Tea völlig vergessen, dass ihr Klassenkamerad nicht fließend Japanisch sprach und verstand. Die Clique gesellte sich dazu. „Do you speak English?“, fragte Thomas zögerlich. Auch für ihn war die Situation bizarr. Er war zur Hälfte Japaner, verstand aber diesen Teil seiner „Muttersprache“ noch nicht gut genug, um sich unbefangen mit seinen neuen Mitschüler unterhalten zu können. Damals in Deutschland war es anders. Dort konnte er auf die Menschen zugehen und los plaudern wie ein Wasserfall. Erst in diesem Moment wurde ihm schmerzlich bewusst, was der Neuanfang in einem anderen Land bedeuten konnte. Tea versuchte in der Zwischenzeit, mit Hilfe von Yugi, Joey und Tristan, Thomas klar zu machen, was sie eigentlich von ihm wollten. Dabei sprachen sie sogar mit Händen und Füßen. Von außen betrachtet wirkte dies sehr belustigend. Und genau dies war auch der Grund, weshalb sich eine weitere Person dieser Unterhaltung anschloss.
 

„Kindisch!“, lachte ein junger Mann. „Seit wann können Kindergartenkinder Englisch sprechen? Wozu bemüht ihr euch, wenn ihr das sowieso nicht beherrscht!“ Diese bekannte Stimme, deren Sarkasmus in jeder Silbe mitschwang, konnte nur einer Person gehören. Seto Kaiba. Der großgewachsene, hagere Mann stand in der Eingangstür des Klassenzimmers und betrachtete sie mit seiner üblichen, überheblichen Arroganz. Stichwort Arroganz. Dies schien für Joey, dessen Hormone dank der Pubertät verrückt spielten, die Gelegenheit zu sein, um Dampf abzulassen. „Nicht jeder von uns ist ein reicher, perfekter Pinkel so wie du! Und Fremdsprachen kann man lernen!“ Belustigt schmunzelte der junge Geschäftsführer, wobei seine kalten, eisblauen Augen seine Mimik unterstrichen. „Genauso wie Hunde das Fliegen lernen. Per se also: NEIN!“ Knurrend biss der Blondschopf auf die Zähne. Doch zum zweiten Schlagabtausch kam es nicht mehr. Ihr Lehrer Herr Ito stand bereits neben ihnen und räusperte sich hörbar. Alle Aufmerksamkeit wandte sich zu ihm. „In eurer Freizeit steht es mir nicht zu euch zu belehren. Allerdings befindet ihr euch allesamt noch in der Schule und in meinem Klassenraum. Daher verbitte ich mir diese Anfeindungen und erwarte von jedem Anwesenden, dass ihr mit eurem Gegenüber respektvoll umgeht.“
 

Als Seto dies hörte, biss er auf die Zähne. „Wie kann er es wagen!“, schoss es ihm dabei durch den Kopf. Es gab eigentlich außer seinem eigenen Bruder Mokuba keinen, der sich traute dem jugendlichen Geschäftsführer Paroli zu bieten, ihn gar in seinen Verhalten zu belehren. Herr Ito war neu an dieser Oberschule. Diese Situation bewies deutlich, dass die Lehrkraft sich scheinbar nicht bewusst war, WER vor ihm stand. Zumindest war Seto felsenfest davon überzeugt. Jedoch, bevor er zum „Gegenangriff“ übergehen konnte, wendete sich der Lehrer von der Gruppe ab. Sein Weg führte ihn zu seinem Pult, auf dem sich eine dick gepackte Akte befand. „Da Sie bereits hier sind, Mister Kaiba. Wie von Ihnen gewünscht befindet sich mein gesamter Lehrstoff für dieses Jahr in dieser Akte. Die Termine für die Klausuren erhalten Sie wie Sie es gewohnt sind vier Wochen im Voraus. Falls Sie Fragen oder Anregungen zu meinem Lehrplan haben, zögern Sie nicht mich anzusprechen.“ Mit diesen Worten wanderte das besagte Dokumentensortiment in die Hände des jungen Geschäftsführers. Nickend nahm Seto diese auch an. Doch er wäre kein waschechter Kaiba, wenn nicht eine zynische Bemerkung auf seinen Lippen kleben würde. „Vielen Dank Sensei Ito. Allerdings sollten Sie wissen, dass ich selten in die Verlegenheit komme, eine Lehrkraft um Hilfe beten zu müssen. Und ich bezweifle dies auch in Zukunft in Anspruch nehmen zu müssen.“ Seto stellte seinen Aktenkoffer auf einen nahestehenden Tisch ab und verstaute die neuen Unterlagen. Er war so stolz auf sich. Geschickt und präzise hatte er dem vorlauten, älteren Mann in die ersten Schranken verwiesen. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
 

Als Seto die Riegel des Koffers wieder schloss und sich der Ausgangstür zuwendete, hielt ihn Keiji ein letztes Mal auf. „Mir ist bekannt, wie sie bisher unterrichtet wurden. Mir ist auch bekannt, dass Sie als jüngster Firmenleiter unserer Zeit einiges zu erledigen haben. Daher bekräftige ich meine letzte Aussage noch einmal. Melden Sie sich jederzeit, wenn Sie Hilfestellungen benötigen. Immerhin wollen Sie sicher Ihren überragenden Notenschnitt halten.“ Kurzes Schweigen hüllte plötzlich den Raum. Innerlich verdrehte Seto die Augen. Einen solchen „durch die Blume“-Konter hatte er nicht erwartet. Dieser Lehrer schien mutig zu sein. Zumindest mutig genug, einem vorlauten, pubertären Firmenleiter den Wind aus den Segeln zu nehmen. Grimmig, mit barschem Unterton in seiner Stimme erwiderte Seto knapp: „Machen Sie das, was Sie nicht lassen können“, und verließ den Klassenraum schnellen Schrittes endgültig. Seufzend atmende der Lehrer schwer durch und ging dazu über seine Ledertasche zu richten.
 

Keijis übrigen Schüler hatten die Szenerie schweigend beobachtet und sahen sich nur gegenseitig an. Ihre Mimik war eine Mischung aus Irritation und Bewunderung. Jedoch wusste keiner von ihnen so wirklich, was sie nun sagen oder unternehmen sollten. Thomas, jemand von dem man es an wenigsten erwartet hätte, ging auf den Lehrer zu. „Is everything fine, Sensei?“. Der Angesprochene blickte auf und lächelte. “Sure. Everything is okay Thomas. Well. It is a beautiful day. Enjoy your freetime with your classmates“, dabei nickte Keijis Kopf in die Richtung, wo Yugi, Tea, Tristan und Joey noch immer standen. Toto stimmte ihm nickend zu und verbeugte sich höflich zum Abschied. Seine Klassenkameraden taten es ihm gleich und gemeinsam verließen sie den Raum und das Schulgebäude. Keiji holte aus seiner Schreibtischschublade sein Brillenetui, setzte sich seine schwarze Nerdbrille auf und stellte sich an eines der vielen, sonnendurchfluteten Fenster. „Das wird ein interessantes Jahr“, schweifte er mit den Gedanken ab, während sein Blick sich an die blühenden Kirschbäume haftete.
 

Die kleine Clique lief die Straße entlang. Vorbei an Geschäften und Cafés. Weg vom Trubel in Richtung Stadtpark. Dort, an einem der zahlreichen Teiche, die mit Weiden und Kirschbäumen gesäumt und mit eleganten Brücken verziert wurden, ließen sich die Freunde ins Gras fallen. Der Neuling hatte sie begleitet. Allerdings konnte er sich leider nicht an den regen Gesprächen beteiligen. Wie lange mochte es noch dauern, bis er endlich auch so unbefangen drauf los sprechen konnte? Unmerklich schnaufte der Schüler durch. Er musste einfach noch einiges lernen und geduldig sein. Sie saßen nun im Kreis beieinander, während andere Parkbesucher ihren Hund ausführten oder sich an der aufblühenden Natur erfreuten. „Hey Toto. Erzähl uns doch etwas von dir“, fragte ihn Tea. Sie bemühte sich ein einfaches und verständliches Englisch zu sprechen. Es gelang und der braunhaarige Junge, dessen rote Strähnen im Licht der Sonne deutlich hervortraten, nickte. „Also. Ich komme aus Deutschland. Meine Familie lebte damals in Frankfurt. Einer großen Stadt mit eigenem Flughafen. Ich bin dort geboren und aufgewachsen. …“ Und so berichtete Thomas von seinem ehemaligen Leben in Europa. Wie seine alte Schule war, welche Länder er bereits besucht hatte und dass er gerne Nudeln mit Tomatensoße aß waren ein paar der Anekdoten, über die er sprach. Je mehr er darüber redete, desto mehr strahlte sein Gesicht. Er verband so viele schöne Erinnerungen mit seiner alten Heimat, so dass er den Trennungsschmerz für diesen Augenblick vergaß. Aufmerksam hörten alle zu. Jeder bemühte sich ihn zu verstehen, wobei der Erzähler auch versuchte, langsam und deutlich zu sprechen, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen.
 

„Und wie bist du zu deinem Spitznamen Toto gekommen?“, hakte Yugi nach, als Thomas eine kurze Pause einlegte. Daraufhin musste der Gefragte grinsen und kichern. „Na ja, das war so: Wir hatten in meiner Klasse drei Jungs mit dem Vornamen Thomas. Am Anfang haben wir die Lehrer damit geärgert, wenn sie uns aufgerufen haben. Da sind wir alle drei immer aufgestanden oder haben gleichzeitig die Fragen beantwortet. Doch dann mussten wir uns einen Spitznamen zulegen. So kam es, dass der eine Thomas nach seinem Nachnamen Wilhelm als „Willi“ gerufen wurde. Der Andere bestand darauf, ohne Spitznamen weiterhin als Thomas angesprochen zu werden. Da meine Familie zur Hälfte aus Japaner bestand, kamen wir spontan auf die Idee mich „Toto“ umzubenennen.“ Tea musste lächeln. „Das ist eine tolle Geschichte“, fügte sie hinzu. Die Jungs stimmten ihr zu. „Es ist cool, wo du schon überall warst. Frankreich, Spanien, sogar Russland. Irgendwie beneide ich dich“, sprach schließlich Tristan weiter. „Andere Länder kennenzulernen ist wie ein Hobby von mir“, lachte Toto. „Habt ihr auch andere Länder besucht?“ Die Gruppe schüttelte anfänglich den Kopf, bis Joey etwas einfiel. „So wie du Europa bereist hast sicher nicht Alter. Aber dank unserem „Duel-Monsters“ haben wir den Großraum Japans bestaunen können.“ „Das stimmt Joey. Aber leider hatten wir nie richtig Zeit dafür uns alles genau anzuschauen“, erwiderte Yugi seinem Freund. Thomas betrachtete sie fragend. „Was ist „Duel-Monsters“?“, dabei legte er verwirrt seinen Kopf leicht schief.
 

Verwundert sahen ihn die Freunde an. Als wäre Toto ein Außerirdischer. „Du kennst „Duel-Monsters“ nicht? … Wie kann das sein?“, hakten Joey, Tristan und Yugi irritiert nach. Doch der Neuling blieb dabei. „Nein. Ich kenne es nicht. Was ist das?“ „Nun Toto, … „Duel-Monsters“ ist ein Kartenspiel. Na ja nicht ganz. Du spielst zwar mit Karten, aber mit den Hologrammen, die durch eine Duel-Disk erzeugt werden, sieht es viel realistischer aus“, erklärte ihm Tea. Doch in diesem Moment verstand Thomas nur Bahnhof.
 

Yugi und Joey sahen sich an und begannen zu kichern. „Denkst du was ich denke?“, fragte der kleinere Junge seinen Freund mit dem blonden Haar. „Klar Alter!“, stimmte Joey Yugi zu. Die beiden Schüler nahmen sich ihre Schultaschen zu Hand und öffneten sie. Zügig holten sie ihre „Duel-Monster“-Karten hervor. Anschließend suchten sich die beiden Duellanten ihre Lieblingskarten heraus, den „Schwarzer Magier“ und „Schwarzer Rotaugen-Drache“. Diese zeigten sie Toto, der bisher alles schweigsam beobachtet hatte.

„Hier Toto. Das sind „Duel-Monster“-Karten. Diese Karte zum Beispiel heißt „Schwarzer Magier“. Es ist meine Lieblingskarte. Wenn du hier unten hinschaust, siehst du zwei Werte. 2500 steht für die Angriffskraft und die 2100 ist sein Verteidigungswert. Damit kann er im Duell gegen andere Monster kämpfen.“

Mit dieser Einleitung fingen Yugi und Joey an Toto das „Duel-Monster“-Spiel genauer zu erklären. Sicher hätten die Freunde ihre Erklärung in einem richtigen Duell am liebsten vorgeführt, allerdings waren sie nicht mehr im Besitz ihrer „Duel-Disks“. Diese mussten die beiden Spieler nach dem letzten großen Turnier an die Kaiba Corporation abtreten. Vor allem Joey ärgerte sich darüber sehr. Doch ändern konnte dies keiner mehr.
 

Die restliche Zeit des Nachmittags erklärten Yugi und Joey Toto das „Duel-Monster“. Tea und Tristan halfen ihnen dabei, so gut sie eben konnten. Nach und nach schien der neue Mitschüler das Spiel zu verstehen. Er sah sich die Bilder immer wieder genau an. „Die Bilder sind sehr schön gemalt. Der Erfinder von „Duel-Monster“ muss ein großer Künstler sein“, merkte Toto dabei an. „Der Erfinder ist Maximilian Pegasus. Er kann tatsächlich sehr gut malen. Aber die Wesen der verschiedenen „Duel-Monster“-Karten hat er sich nicht selbst ausgedacht“, erwiderte Yugi ihm. „Genau. Das ganze Wissen und die Darstellung der einzelnen „Duel-Monster“ hat Pegasus in archäologischer, akribischer Kleinarbeit aus alten Wandreliefs in Ägypten zusammengetragen“, fügte Tea hinzu. Toto horchte auf und sah nun zu seiner Mitschülerin. „Ägypten?“, fragte er verdutzt. Alle nickten. „Ja aus Ägypten. Die alten Pharaonen hatten damals „Duel-Monsters“ mit Hilfe von Magie ausgetragen“, erzählte Tea weiter. Totos Augen wurden immer größer. „Ist das wahr? Das habe ich noch nie gehört. Es klingt einfach zu fantastisch und aufregend.“ „Du kannst es uns ruhig glauben Alter“, lachte Joey. „Alles was wir dir erzählen ist wahr!“, ergänzte Tristan. Plötzlich bekam Tea eine Idee. „Wie wäre es, wenn wir morgen nach der Schule ins Museum gehen. Dort gibt es eine ägyptische Ausstellung. Unser Freund Atemu kann dir sicher noch mehr über die Geschichte des „Duel-Monsters“ erklären.“ „Das ist eine großartige Idee Tea“, stimmte erst Yugi, dann der restliche Freundeskreis ihr zu. Toto schmunzelte. „Cool. Dann bin ich gespannt, was mich morgen erwartet.“
 

---
 

Thore brauchte nicht lange bis er den Teich ereichte. Er entledigte sich seiner Kleidung und sprang in das kleine Gewässer. Das kalte Nass brannte auf der Haut. Zu dieser Jahreszeit befand sich das Wasser in einem besonders kalten und unangenehmen Zustand. Doch der junge Krieger biss auf die Zähne und ignorierte das stechende Gefühl auf seinem Körper. Als er aus dem Wasser wieder auftauchte warf Thore sein rotbraunes Haar zur Seite. Die Tropfen schwebten für einen kurzen Moment in der Luft bis sie wieder auf der Oberfläche des Teichs trafen und sich, wie aus Zauberhand, mit ihm wiedervereinten. Die roten Spuren des Bluts lösten sich vom athletischen Körper ab und flossen ins Wasser. Die restlichen Flecken rieb sich Thore mit seiner Hand ab. Schließlich verließ er den Teich und legte sich lediglich seine Hose wieder an. Oberkörperfrei kehrte der Krieger wieder zum Elternhaus zurück. Er kam ins Haus, legte die restliche Kleidung ab und sah ins Schlafzimmer. Dort saß seine Mutter Rigani und sang den kleinen Bruder in den Schlaf.
 

>Liebes Kind, weine nicht.

Sei still und brav, ich bin für dich da,

mein liebes Kind.

Mmmm ...<
 

Man sah, dass die, von Tränen durchnässten Augen sich langsam schlossen und Balles zufrieden weg schlummerte. Rigani küsste ihrem Sohn auf die Stirn. Still, mit einem breiten Schmunzeln im Gesicht, beobachtete Thore das Schauspiel. Auch als er noch so klein war, hatte der Gesang seiner Mutter ihn immer beruhigt und das Gefühl von Geborgenheit vermittelt. Rigani erhob sich und in diesem Moment wendete sich auch Thore ab und lehnte sich an einen massiven Holztisch an.
 

Leise schloss Rigani die Tür hinter sich und gesellte sich zu ihrem zweiten Sohn. Niemand sagte etwas. Beide schwiegen für eine ganze Weile. Rigani bemerkte schließlich, dass Thore noch einen roten Fleck an seiner Schläfe besaß. Sie holte ein Tuch, tauchte es in einen Eimer voll Wasser und trat zu Thore. Vorsichtig tupfte sie die Stelle ab. Thore knurrte. „Es ist alles gut Thore“, beruhigte seine Mutter ihn mit ihrer warmen Stimme. Der junge Krieger ließ Rigani, ohne sich zu beschweren weiter machen. Die kleine Wunde an seiner Schläfe wurde nun richtig gesäubert. Anschließend holte Rigani eine kleine Dose und verarzte die Verletzung mit einer Kräutermischung. Diese verursachte ein unangenehmes Gefühl und Thore zuckte zusammen. „Ruhig. … Ich weiß, dass es dir wehtut. Aber die Kräuter helfen dir“, erwiderte sie. „Was ist eigentlich genau passiert Thore?“, fragte Rigani nun. Zeitverzögert erzählte der Gefragte alles, was er noch wusste. Aufmerksam hörte sie zu. „Du hast großen Mut bewiesen, mein Sohn. Ich bin sehr stolz auf dich. … Und wenn dein Vater so reagiert, wie er reagiert hat, dann nur weil er, wie ich, Angst um dich hat. … Du bist unser Sohn und das wird sich nie ändern“, ergänzte Rigani als Thore mit seiner Schilderung zum Ende kam. Thore blickte auf und sah seine Mutter lange an. Ihre braunen Augen betrachteten ihn mit all ihrer mütterlichen Fürsorge. Der junge Mann begann zu lächeln. „Danke Mutter.“ Mit diesen Worten umarmte er seine Mutter, die immer so viel Verständnis für ihn aufbrachte.
 

Thore befand sich einfach in einem neuen Lebensabschnitt. Er war alt genug seiner Wege zu gehen, aber anderseits war ihm die Familie sehr wichtig. Von draußen vernahm man einen Laut. Thore horchte auf und löste sich von seinem Elternteil. Neugierig verließ er das Elternhaus und trat auf den Dorfplatz. Es regnete leicht. Die Jäger des Dorfs versuchten derzeit eine um sich schlagende Kreatur im Zaum zu halten. Der junge Krieger näherte sich. Jetzt erkannte er, dass die Männer ein wildes Pferd festhielt. Ein Waldtarpan, eine Pferdeart, die eher in den Wäldern als in der Steppe vorkam. Das auffallende Merkmal des Tieres war die pechschwarze Farbe des Fells. Der Atem und der Schweiß dampften in der kühlen Luft regelrecht. Thore verfolgte jede Regung des Hengstes fasziniert. Ein lauter Pfiff holte ihn aus seiner Trance zurück. „Hey Thore. Halte Abstand! Das Pferd ist unberechenbar!“ Genau in diesem Moment passierte auch das Unglück. Der Hengst bäumte sich erneut auf und schüttelte somit seine Fänger ab. Im wilden Galopp raste das Tier über den Platz Richtung Ausgang. Ein kleines Mädchen kreuzte dessen Weg. Wie eine Salzsäule erstarrte das Kind beim Anblick des Ungetüms, welches auf sie zu stürmte. Es kniff vor Angst die Augen zu.
 

Ihr Schicksal schien besiegelt, doch niemand hätte mit Thores großem Mut in dieser Situation gerechnet. Attilas Sohn erkannte die Gefahr, kreuzte ebenfalls den Weg des Tarpans und sprang auf dessen Rücken. Ein Strick, der sich noch um den Hals des Wildpferdes wickelte, half Thore dabei sich festhalten zu können. Wie ein Cowboy unserer Tage hielt er sich mit den Händen an dem Seil fest, während das Tier in Bocksprüngen versuchte seiner erneuten Gefangenschaft zu entrinnen. Aber gerade dadurch kam der Hengst von seiner alten Route ab und verschonte somit das Leben des Mädchens.

Verbissen hielt sich Thore mit aller Kraft fest. Er ließ wie das Wildtier nicht locker. Je länger jedoch der Kampf dauerte, desto mehr Kraft verlor das Pferd. Die Bocksprünge ließen nach. Sein Schritt wurde langsamer. Es schnaufte immer lauter. Nach einer gefühlten Ewigkeit blieb der schwarze Hengst stehen und keuchte kraftlos. Verschwitzt und ebenfalls außer Atem wischte sich Thore die Schweißperlen samt verklebtem Haar aus seinem Gesicht.
 

Jubelschreie und Applaus ertönten. Das Dorf versammelte sich um Thore und seinen Triumph. Sein Vater Attila, der alles verfolgt hatte, nickte zufrieden.
 

Lautes Vogelgeschrei ertönte aus den Wäldern. Alle Dorfbewohner verstummten und blickten in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Angst und Unbehagen vertrieb die kurze Freude. Eine neue Gefahr näherte sich.

Stunde Null

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ende des ersten Kapitel.

Das nächste wird bereits getippt. Ich hoffe, dass ich euch nicht all zu lange warten lasse.
Viele Grüße, KFutagoh89 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ende des zweiten Kapitel.

Kapitel 3 ist bereits im Kopf. Mal sehen, wie schnell ich es umgesetzt bekomme. Ich hoff, dass ich euch diesmal nicht enttäuschen werde (bezüglich Veröffentlichungs-Zeitraum) *Schande über mein Haupt xD
Viele Grüße, KFutagoh89 Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KFutagoh89
2019-06-03T18:51:42+00:00 03.06.2019 20:51
Hallo allerseits. Ich möchte mich entschuldigen, dass es bisher nicht weiter gegangen ist. Leider fehlt mir weiterhin die Inspiration. Deshalb ist die Fanfiction vorerst auf pausiert gestellt. Auch möchte ich die Charaktere neu designen und bessere Bilder hochladen. LG Alec alias Kazu
Von:  KFutagoh89
2017-07-17T19:49:46+00:00 17.07.2017 21:49
Kapitel 3 müsste nach der Prüfung dann für euch zur Verfügung stehen :)
Von:  KFutagoh89
2015-09-17T20:27:04+00:00 17.09.2015 22:27
Kapitel 2 ist nun online. Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen und bin an Teil 3 dran. :-) LG
Von:  KFutagoh89
2014-12-15T18:26:24+00:00 15.12.2014 19:26
Ich bin dabei weiter zu schreiben, hab nur gerade wenig Zeit. :/
Ich gebe mein bestes. LG Kazu
Von:  Lunata79
2013-10-01T19:21:48+00:00 01.10.2013 21:21
Wirklich interessante Story.
Mich würde nur interessieren, gehören die zwei Stories irgendwie zusammen?
Was ich noch gern wüsste, und ich weiß, dass diese Frage sicher lästig ist, aber ... gibt es Pairings? Sind welche vorgesehen?
Mach weiter so.

Lg
Lunata79
Antwort von:  KFutagoh89
06.10.2013 16:16
Hallo Lunata79,
vielen Dank für dein Kommi. Ich möchte noch nicht so viel verraten, nur so viel:
Es werden Pairings vorkommen und mit jedem Kapitel werden die Zusammenhänge klarer. Ich werde mich bemühen so schnell wie möglich die nächsten Kapitel zu verwirklichen. Liebe Grüße KFutagoh89
Von:  Onlyknow3
2013-09-22T17:45:14+00:00 22.09.2013 19:45
Wie schon in der Ens erwähnt,gefällt mir das Kapitel,die Geschichte in der Geschichte,ist dir sehr gut gelungen.Mach weiter so.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  KFutagoh89
23.09.2013 20:56
Danke für dein tolles Kommi Onlyknow, hab mich riesig drüber gefreut ^^
Antwort von:  Onlyknow3
23.09.2013 20:58
Habe nur die Wahrheit geschrieben.Also weiter so,ich freue mich darauf.

LG
Onlyknow3


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