Zum Inhalt der Seite

Der kleine Hobbit - Das geheime Kapitel

Thorin x Bilbo
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Erinnerungen

Er stockte. So viel hatte er nun bereits geschrieben. Aber jetzt war er an dem Punkt angekommen, wo seine Erinnerungen besonders klar waren. Er hätte all das, was sich in seinem Kopf abspielte, niederschreiben und alleine damit ein eigenes Buch verfassen können. Aber dieses Kapitel würde er wohl auslassen. Keine Worte, kein Blatt Papier wäre gut genug um diese Gefühle zu beschreiben, die er damals erfahren durfte.
 

Sie standen auf dem hohen Berg und sahen über das weite Land hinweg zum Erebor. Bilbos Füße schmerzten ein wenig und er spüre einen leichten Druck auf den Ohren. Sie standen unheimlich hoch und eigentlich mochte er solche Höhen nicht. Der Ausblick aber ließ ihn all das Körperliche vergessen.
 

Das konnte er schreiben. Erst ein paar Stunden später, als sie an einem kleinen Dorf der Menschen Rast machten, würde sein geheimes Kapitel beginnen. An dem Abend, an dem er allein am Feuer saß.

Bilbo lehnte sich in seinem Stuhl zurück und überblickte das beschriebene Blatt.
 

Er hatte damals starkes Heimweh bekommen. Ein merkwürdiges Schmerzen in der Brust, als hätte er Dinge zu bereuen gehabt. Dabei war die Reise bis dahin voller Spannung und großer Momente gewesen, die alle gut ausgegangen waren. Es gab keinen Grund der Reue, keinen Grund Vergangenes ungeschehen machen zu wollen. Trotzdem waren die Augen des Hobbits an jenem milden Abend trüb gestimmt. Sein Blick war beinahe starr, während er zusah, wie das Lagerfeuer tanzte. Im Hintergrund grölten die Zwerge in der Kneipe und sangen Lieder. Er glaubte Kili herausgehört zu haben. Alle waren glücklich, dem Erebor so nah gekommen zu sein, ohne unter Azogs Klinge oder der Krallen seines Wargs gestorben zu sein. Alle Zwerge feierten diesen Abend, bis auf einer. Bilbo wusste, dass Thorin nicht mit in die Kneipe hineingegangen war. Wieso, das wusste er jedoch nicht. Wieso achtete er überhaupt darauf? Vielleicht weil Thorin der Anführer der Gruppe war. Der Mann, an dem sich alle orientierten. Selbst Gandalf schien zu wissen, wie wichtig seine Autorität ist. Der graue Zauberer saß mit in der Kneipe, da war sich Bilbo sicher. Damit war Thorin wohl alleine in seiner Unterkunft. Vielleicht schlief er, erholte sich von dem letzten Angriff, träumte vom Erebor. Wenn all das vorbei ist, ging es Bilbo durch den Kopf, werden Gandalf und ich wohl zurück reisen. Während die anderen hier bleiben, bei ihrem Berg, der dann nicht länger einsam ist. Ein leises Seufzen drang durch Bilbos schmale Lippen, sein Blick trübte sich weiter. Er bemerkte gar nicht, wie sich jemand von hinten näherte. Erst als er die tiefe Stimme von Thorin vernahm, wurde ihm bewusst, dass jemand hinter ihm stand „Es ist ein guter Abend, es scheinen sich alle zu amüsieren. Aber du tust das nicht?!“. Bilbo blinzelte zwei Mal, zuckte leicht zusammen, schnaupte durch die Nase und wand sich dann zu Thorin um. Sein Blick glitt kurz über dessen Oberkörper weiter hoch zu seinen Augen, an denen er hängen blieb „Nein, ich... mir ist nicht so danach. Bei allem was die letzten Tage passiert ist, erfreue ich mich der Ruhe hier draußen.“ Er war nicht sicher ob Thorin ihm diese Erklärung so leicht abnahm, denn den Blick, welcher er von dem Zwerg erhielt, den kannte er zur Genüge. Es war Thorins eigenster Blick, wann immer er an einer Sache zu zweifeln schien, weshalb sich Bilbo dem Feuer wieder zuwand und noch etwas hinzufügte „Wieso bist du nicht bei ihnen? Es ist auch für dich ein großer Tag.“ Bilbo dachte Thorin würde nur einen Moment verharren um sich dann seiner Sippe anzuschließen. Stattdessen setzte er sich nun neben den Hobbit und sah ebenfalls zum Feuer „Auch mir ist nicht nach trinken, tanzen und singen.“ Seine Stimme schien nachdenklich. Er war entkräftet, der Biss von Azogs Warg hatte ihn stark angeschlagen, aber er wollte es nicht zeigen. Bilbo schaute neben sich, sah Thorin an und betrachtete dabei seinen Blick. Er war fasziniert von Thorins Augen, schon vom ersten Moment an, als er ihn durch die Tür hatte kommen sehen. Bilbo war ein einfacher Hobbit, er hatte keine besonderen Fähigkeiten oder Stärken, war kein Gelehrter und kein Kämpfer. Er hatte sich nie viel mit anderen auseinandergesetzt, außer sich selbst. Aber dieser Mann neben ihm hatte ihn nachdenklich gemacht. Oft hoffte er, verstehen zu können, was hinter diesen Augen steckte. Wenn Thorin nachts alleine wach lag und den Sternenhimmel betrachtet, war Bilbo oft wach und tat es ihm gleich. Was mochte in einem Mann vorgehen, der so viel verloren hatte und so vieles zurückgewinnen wollte. In einem Mann der gleich dem König alles für sein Volk gab. Bilbo wollte es wissen, aber er wollte nicht fragen. Wie sollte er auch?! Einfach frei heraus formulieren, dass er an Thorins Gedanken teilhaben wollte? Das ging nicht. Es würde irgendwie falsch klingen. Oder fürchtete Bilbo bloß, dass es richtig klingen könnte? Während er wieder einmal zu greifen versuchte, welche Gefühle er in Thorins Blick fand, fiel ihm gar nicht auf, dass ihn dieser inzwischen ansah. Thorin hatte sich ihm zugewendet und schaute wartend und irritiert zugleich auf den kleineren Hobbit. Als Bilbo das merkte, weiteten sich seine Augen, er blinzelte erneut hektisch und drehte sich gleich dem Feuer zu. Ein leises Räuspern, mit welchem er sich selbst zu mahnen schien, wurde durch das Grölen aus der Kneipe überdeckt. Thorin aber hatte es sehr wohl vernommen. Er schmunzelte, so kurz, dass es kaum zu sehen war. „Du bist recht wunderlich. Aufgeweckt und schnell und dann wieder so unsicher wie ein Kind. Manchmal weiß ich kaum, was ich in dir sehen soll.“ Thorin lehnte sich leicht zurück und sah zum Himmel hinauf. Schwere Wolken hingen über ihnen, doch das war nicht wichtig. Bilbo spürte ein leichtes Kribbeln auf den Wangen und senkte den Kopf. Würde er von solchen Worten rot werden? Es schien so. „Ich bin halt… einfach nur ein Hobbit…“ doch Thorin ließ ihn nicht ausreden „… unser einer Hobbit!“ verbesserte er ihn. „Du bist unser Hobbit! Während wir 13 Zwerge sind, bist du der eine, der etwas Besonderes ist. Ich hoffe du weißt das. Denn du wirst eine Aufgabe erfüllen, die keiner von uns erfüllen kann. Und dabei solltest du an deine Stärken glauben!“
 

Bilbo atmete tief durch. Es war früh am Morgen und die Sonnenstrahlen breiteten sich langsam in seinem gemütlichen Zuhause aus. Wanderten über die Fensterbretter und den Holzboden, hinweg über Sessel und Tische. Er schrieb nicht mehr. Das alles erdachte er sich bloß, in Erinnerungen schwelgend.
 

„Ich weiß dass ihr jemand Kleinen braucht. Und dass ich mich wahrscheinlich irgendwo in den Erebor schleichen soll.“ Er brach kurz ab und seufzte, „aber ich bin immer noch nicht sicher, ob ihr dazu den richtigen Hobbit habt!“ Bilbo hatte sich entschlossen mitzukommen und er wollte alles tun, was in seiner Macht stand. Trotzdem zweifelte er ab und zu an der eigenen Fähigkeit Heldentaten zu vollziehen. Dabei vergaß er vielleicht, wie er Thorin gerettet hatte. Der Zwerg aber vergaß das nicht „Du wirst noch merken was in dir steckt. Es ist wie Gandalf es sagte.“ Thorins Stimme war sanft. Er vertraute auf jeden einzelnen der Gruppe. Und Bilbo gehörte dazu. Schweigend saßen sie eine Weile nebeneinander. Oder waren es bloß Sekunden? Bilbo kam es vor wie eine halbe Ewigkeit. Er traute sich nicht noch einmal zu Thorin zu schauen, lieber betrachtete er das tanzende Feuer und fragte sich, woher das merkwürdige Gefühl kam. Vollkommen in Gedanken versunken zuckte er zusammen, als jemand ihm eine Hand auf die Schulter legte. Sein Blick erhob sich und traf den von Thorin. Er wartete, davon ausgehend, dass der Zwerg etwas zu sagen hatte. Aber dem war nicht so. Thorin saß einfach nur da und sah ihn an. Schweigend, mit der Hand auf seiner Schulter ruhend, schienen die Sekunden zu Stunden zu werden. Was soll das nur, ging es Bilbo durch den Kopf. Warum machte Thorin so merkwürdige Sachen? Er verhielt sich seit einigen Tagen bereits komisch. War noch abweisender zu ihm gewesen, als eh schon. Hatte sich mit auffällig großem Abstand zu ihm aufgehalten und nur wenig mit ihm gesprochen. Wann immer Fili und Kili mit ihren Späßen kamen und Bilbo ärgerten, war Thorin bloß genervt gewesen. Aber seit der letzten Nacht, seit dem Moment, als sich Bilbo für ihn eingesetzt hatte, hatte sich Thorins Blick verändert. „Ähm…“ wieder räusperte sich Bilbo, blinzelte, sah kurz zum Feuer, dann direkt wieder zurück, schnaupte leise und fuhr zögerlich fort „… also ist irgendwas?!“ Dabei fiel ihm nicht auf, dass seine Wangen inzwischen gerötet waren und seine ganze Mimik darauf hinwies, wie nervös er war. Er verriet sich, auch wenn er selbst nicht wusste, was genau er verrät. Es war nicht so, als hätte er Gefühle für Thorin gehabt. Als würde er dessen männliche Erscheinung anziehend finden oder gar erotische Träume mit ihm haben. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sie noch nicht. Bilbo war immer davon überzeugt gewesen, dass er mal eine schöne, junge Hobbitdame finden und heiraten würde. Auch wenn er keine Kinder wollte, soviel stand für ihn fest. Irgendwann würde er die Frau finden, die seine Macken ertrug und ihm den nötigen Freiraum gab. Denn davon ging Bilbo aus. Dass er ein Hobbit war, der seinen Freiraum brauchte. Er hätte sich an diesem Abend, in diesen Minuten niemals eingestanden was er fühlte. Egal wie stark sein Herz auch schlug und egal wie nervös ihn Thorins Nähe machte. „Nein, ich will nur… noch einmal danke sagen! Danke.“ Mit diesen knappen Worten stand der Zwergenprinz auf und löste damit auch die Hand von Bilbos Schulter. Er hatte die roten Wangen gesehen, die Unsicherheit in seinem Blick, beinahe schon den Puls gehört, so laut war er. Und irgendwie hofft Thorin, sich bezüglich dieser Signale nicht zu irren. Aber es war zu früh. Jetzt war nicht die Zeit für so etwas. Davon abgesehen, ging es Thorin durch den Kopf, bin ich eh viel zu verletzt. Ohne dass noch weitere Worte fielen verschwand Thorin in seiner Unterkunft und legte sich schlafen. Bilbo blieb allein am Feuer zurück und wartete bis sich sein Körper wieder normalisiert hatte und das Bild von Thorin aus seinem Kopf verschwunden war. Er wollte gerade damit beginnen ernsthaft über diese Begegnung nachzudenken, als er den lauten Gesang von Fili vernahm. Der blonde Zwerg war aus der Kneipe spaziert um Bilbo dazu zu holen. Er taumelte angetrunken auf den Hobbit zu und grinste bereits breit „Na wo ist unser Meisterdieb? Du verpasst doch alles! Die Leute wollen deinen heldenhaften Einsatz hören! Du sollst erzählen wie du Thorin beschützt hast!“ Auch er legte seine Hand auf Bilbos Schulter. Aber es war nicht das gleiche. Kein hoher Herzschlag, kein nervöses Gefühl. Bilbo blickte auf und schmunzelte Fili zu „Heute nicht, ich werde schlafen gehen.“ Er erhob sich und verließ den Platz in gleicher Richtung wie Thorin zuvor, zur Unterkunft. Fili blieb seufzend zurück, schaute ihm kurz nach und verschwand dann selbst wieder in der Bar. Diese Nacht hatte keine Sterne am Himmel.
 

Ein sanftes Lächeln lag auf Bilbos Lippen während er dem leisen Knacken des Holzes lauschte. Immer wenn die Sonne unterging und es kälter wurde und immer wenn sie wieder aufging und die Wärme langsam durch die Erde zum Holz kroch, knackte und knisterte es im Haus. Bilbo mochte diese Geräusche. Er schloss die Augen und schwelgte in weiteren Erinnerungen.

Ein Kuss

Drei Tage später, ging es Bilbo durch den Kopf, als wir erneut von Wargs angegriffen wurden, hab ich begriffen. Er stand auf. Obwohl er gegen den Film in seinem Kopf nicht ankämpfen konnte, würde er all das nicht niederschreiben. Er ging zu seiner Vorratskammer und nahm sich ein frisches Brot heraus, welches neben großen Käsetalern lag. Er hatte vor lauter Schreiben das Essen ganz vergessen. Dabei war ihm gerade nicht einmal danach, etwas zu sich zu nehmen.
 

„Bilbo du solltest bloß Molly nicht so viele Äpfel geben, wie du es bei Myrtle getan hast! Sie wird sonst auch so rundlich.“ Fili grinste breit, er ritt hinter Bilbo, das tat er immer. Genau wie sein Bruder Kili neben ihm ritt, der ebenfalls zu Molly vorschaute und sie kritisch beobachtete. Da ihre damals wegen des Wargangriffs durchgegangen waren, hatten sie sich neue Ponys besorgt. Bilbo wand sich leicht um und sah aus dem Augenwinkel zu den beiden „so oft tue ich das gar nicht“ murmelte er zu seiner Verteidigung. „Trotzdem, die Äpfel solltest lieber du essen! Wir brauchen doch einen kräftigen Hobbit!“, doch Fili war nicht ganz der Meinung seines Bruders „Naja Kili, schau mal, wenn er zu viel isst passt er hinterher nicht in den geheimen Geheimgang!“ er hob nachdenklich eine Augenbraun und beäugte seinen Bruder, dann begannen beide zu lachen. Bilbo jedoch setzte sich wieder gerade auf sein Pferdchen und seufzte genervt. Sein Blick ging nach vorn, direkt zu Thorin. Er betrachtete den Rücken des Zwergenprinzen nun schon eine Weile. Eigentlich tat er das immer wieder, wenn sie durch die Landschaft ritten.

Dann plötzlich, wie aus dem nichts, begannen die Pferde zu stocken. Man vernahm leises und nervöses Schnaufen, welches sich immer weiter verstärke. Ein paar der Pferde stiegen vorne leicht an, versuchten rückwärts zu laufen und stockten dann doch, als wäre die Gefahr, welche sie spürten nicht klar auszumachen. Die Gruppe wand sich um, alle sahen und lauschten. Keiner wusste ob er zu seinem Schwert greifen oder die Zügel fester in die Hand nehmen sollte. Dann griffen Wargs aus dem Wald an, welcher sich links von ihnen befand. Glücklicherweise handelte es sich aber nicht um jene von Azog, noch ritten andere Orcs auf ihnen. Es war ein kleines Rudel wildlebender Wargs, auf der Suche nach Nahrung. Es dauerte keinen Bruchteil einer Sekunde, alle taten das Selbe unter dem Ruf von Gandalf „Weg hier!“ Fili und Kili gaben als erstes das Kommando zum Galopp. Dicht gefolgt von Thorin und den anderen Zwergen. Gandalf hielt sich bewusst zurück, er wollte sichergehen, dass niemand verloren ging. Und das war nötig, denn es gab mindestens einen in der Gruppe, der mit dem Reiten nicht sonderlich gut vertraut war. Bilbo musste seiner Molly keinerlei Kommando zum Rennen geben, ihr Instinkt reichte aus, der Gruppe mit schnellem Galopp zu folgen. Vor Schreck über die Situation und die Geschwindigkeit von Molly, krallte sich Bilbo an den Sattel fest, murmelte leise etwas vor sich hin und starrte auf den Weg vor sich. Er war konzentriert, nicht durch die schnellen Bewegungen des Pferdes runter zu fallen. Aber das war schwerer als gedacht. Während Gandalf einem der Wargs seinen Stab vor die Stirn stieß und die anderen daraufhin wütend jaulten, stolperte Molly, zuckte dadurch kurz zur Seite aber rannte unbeirrt weiter. Bilbo jedoch verlor das Gleichgewicht und kippte mit einem Mal von seinem Pferd. Noch bevor er richtig realisierte, was geschehen war, spürte er den harten Boden unter sich. Unsanft kam er mit dem Rücken auf und lag einen Moment lang wie betäubt da. Ein tiefer Schmerz zog sich von seinem Rücken durch den ganzen Körper. Er hörte Gandalf rufen, das Knurren und Fauchen der Wargs und Pferdehufe auf steinigem Boden. Ruckartig setze er sich auf, doch der Aufprall hatte ihm den Atem genommen. Keuchend blickte er hoch, sah zurück zu der Stelle wo die Wargs waren und erkannte Gandalf, welcher auf ihn zuritt.
 

Aber es war nicht der graue Zauberer gewesen, ging es Bilbo durch den Kopf, der mich an diesem Tag auf sein Pferd zog und rettete. Er schmunzelte während er sich eine Scheibe von dem frischen Brot abschnitt. Thorin war es, der zurückgeritten war. Er dachte daran zurück wie er plötzlich gegriffen und auf ein Pferd gehoben wurde.
 

Thorin war zurückgeritten und als er bemerkt hatte, dass Bilbo nicht aufstehen konnte, war er von seinem Pferd gesprungen und hatte ihn mit aller Kraft hoch auf seinen Rappen gesetzt. Doch die Wargs kamen näher. Gandalf war zwar bemüht, die hungrigen Tiere fern zu halten, solange wie Thorin wieder mit auf seinem Pferd saß und weg ritt, aber die Jäger waren nicht dumm. Sie hatten begriffen, dass sie sich von dem Zauberer besser fern hielten und versuchten um diesen herum zum Hobbit und Zwerg zu gelangen. Thorin war schnell und flink, er sprang hinter Bilbo auf sein Pferd und griff an diesem vorbei zu den Zügeln „Halt dich gut fest!“, befahl er dem leise keuchenden Hobbit und stieß dem Rappen seine Hacken in die Seiten „Lauf!“

Gandalf hatte eigentlich nicht vorgehabt die Wargs zu töten. Immerhin war es ihr Revier und wann immer es möglich war Leben zu verschonen, so wollte Gandalf das auch tun. Doch einer der Wargs kam Thorin bedrohlich nah. Mit einem leisen Seufzen ritt der graue Magier hinter dem Zwergenprinz und Jäger her, murmelte ein paar Worte in alter Sprache und ein heller Strahl erschien aus seinem hölzernen Stab. Dieser schien den Warg zu blenden, welcher gleich darauf langsamer wurde und kurzzeitig orientierungslos schien. Es ließ von seiner Fährte ab. Bilbo hatte das alles später von Thorin erfahren. Er selbst war in dem Moment nämlich kaum fähig gewesen etwas mitzubekommen. Der Aufprall auf den Rücken nahm ihm immer noch den Atem, sein Rücken schmerzte und der Galopp des Pferdes half nicht sonderlich dabei, die Schmerzen zu lindern. Sie ritten eine ganze Weile, den anderen nach, bis sie sich sicher sein konnten, dass die Wargs ihnen nicht mehr folgten. Dafür hatte Gandalf gesorgt. Als Thorin seinem Pferd befahl wieder langsamer zu werden, hatte sich auch Bilbos Rücken und Atmung wieder beruhigt. Inzwischen hatte der Hobbit ein ganz anderes Problem. Stumm vor sich hin starrend, war Bilbo auf das flaue Gefühl in seinem Bauch konzentriert. Kaum merklich atmete er tief ein. Thorin roch nach dem Leder seiner Kleidung und dem Fell des Mantels, welches zusätzlich sehr angenehm an seinen Ohren kitzelte. Er spürte die Wärme an seinem Rücken und bemerkte nicht einmal, dass er sich bereits an ihn lehnte. Bilbo blendete auch die anderen aus, die sich wild über die Wargs unterhielten und darüber wie hell das Licht sei, was aus Gandalfs Stab erschienen war. Dori war überzeugt, dass Gandalf so den Drachen zur Strecke bringen würde. Wo doch alle wussten, dass dazu mehr nötig war, als ein heller Lichtstrahl. Doch Bilbo war sehr weit weg. Er lauschte seinem Herzschlag und schloss die Augen. Warum hatte er das Bedürfnis sich richtig an ihn zu lehnen, den Kopf in den Nacken zu legen, an dem Fell an Thorins Schultern zu schnuppern, zu ihm aufzublicken. Seine Wangen wurden rot und noch bevor er weiter in seine Fantasien abtauchten konnte, hörte er die Stimme von Fili „Molly war zwar trotz der vielen Äpfel noch sehr schnell, aber das nächste Mal solltest du auch auf ihr sitzen bleiben!“ Bilbo öffnete die Augen und sah links neben sich. Er nickte Fili etwas beschämt zu „Ja, i-ich weiß.“ Doch Fili entgegnete ihm mit einem zufriedenen Schmunzeln. Er war genauso wie die anderen froh, dass Bilbo nichts passiert war. Und so merkwürdig wie dieser ganze Zwergenhaufen auch war, so nervig wie sie sein konnten, so gern hatte der Hobbit sie inzwischen. Jeden einzelnen von ihnen. Und einen ganz besonders gern.

Erschrocken zuckte Bilbo zusammen. „Molly! Wo ist –„ doch Thorin unterbrach ihn mit dunkler, rauer Stimme. „Keine Sorge, Bofur hält sie. Sie ist den anderen einfach hinterhergelaufen.“ Seiner Stimme lauschend blickte der Hobbit sich um und sah etwas weiter vorne Bofur, der auf seinem Pferd saß und neben sich Molly herlaufen ließ. Er atmete beruhigt durch und kuschelte sich unbewusst näher an den Zwerg. „Dann ist ja gut“, murmelte er leise und schloss für einen Moment die Augen. Diese ganze Aufregung, so waren Abenteuer wohl. Aber das alles aufeinander folgen musste, ohne dass sie mal die Ruhe hatten neue Kräfte zu sammeln, das nagte an Bilbos Nerven. Sich der Tatsache bewusst werdend, dass er sich an Thorin gelehnt hatte, öffnete der Hobbit seine Augen und schluckte schwer. Er hätte mit einer Abweisung gerechnet, aber der Zwergenprinz sagte nichts. Er ließ ihn auch nicht runter, damit er sich wieder auf Molly setzen konnte. Auch das fiel Bilbo nun auf, was die Röte in seinem Gesicht nur verstärkte. Was er nicht wusste, dass sich Thorin ebenso wohl dabei fühlte, ihn so nah an sich zu haben. Und dass auch er zwischendurch unauffällig an seinem Haar roch.
 

Bilbo wollte bei diesen Gedanken gerade in sein mit Butter bestrichenes Brot beißen, als ihm flau im Magen wurde. Diese Erinnerungen waren schon so alt und dennoch regte sich dabei sein Herz. Sowohl im guten als auch im traurigen Sinne. Er schmunzelte bei dem Gedanken, dass Thorin ihn bis zur nächsten Rast hatte bei sich auf dem Pferd sitzen lassen. Solange, bis die Sonne unterging und sie sich unter einem großen Felsvorsprung ihr Nachtlager aufbauten.
 

Kili und Fili waren losgegangen um Feuerholz zu sammeln, während die anderen sich um die Betten und das Abendessen kümmerten. Dori saß wie so oft bei Gandalf und versuchte ein paar interessante Geschichten aus dessen Leben zu erbetteln. Die meisten der anwesenden Zwerge verehrten Gandalf und waren sicher, dass er im Kampf gegen Smaug eine große Hilfe sein würde. Während sich Thorin vom Lager entfernte, sah ihm Bilbo nach. Er selbst hatte bis gerade noch neben Gandalf gesessen, stand nun aber auf. Irgendetwas zog ihn in die Nacht, hin zu Thorin. Ohne zu wissen wieso und was er ihm sagen würde, lief er ihm nach. Balin, der wohl einzige unter den Zwergen, der die Spannungen bis jetzt wahrgenommen hatte, sah dem Hobbit nach. Er machte ein nachdenkliches Gesicht, sagte jedoch nichts und griff auch nicht in die Geschehnisse ein. Niemand wusste so sehr wie er, dass Thorin einsam war. Und irgendwie hoffte er, jemand wie Bilbo würde seinen König aus der engen Schleife des Hasses befreien. Dabei dachte er aber wahrscheinlich nicht an die Dinge, die sich wirklich anzubahnen schienen. Nach einem leisen Seufzen wand er sich der Gruppe zu. Gandalf erzählte allerlei aus seinem Leben, ließ sich dabei mit dem entscheidenden Situationen jedoch immer Zeit. Die Zwerge sahen ihn gespannt an, während Bombur das restliche Essen vertilgte und Bofur genüsslich an seiner Pfeife zog.

„Heute Nacht ist der Himmel wieder klar“, sagte Thorin, der den Hobbit hinter sich bemerkt hatte, noch bevor dieser sprach. Bilbo stand 2 Meter hinter ihm und schluckt leicht. Er sah zum Himmel und trat von einem Fuß auf den anderen. „Danke… dass du mich heute gerettet hast!“ Die anderen waren weit weg, und ein paar dürre Bäume verdeckten die Sicht zum Lager. Thorin wand sich zu ihm um „Wir sind eine Gemeinschaft. Da hilft man einander, so wie du mir zuvor geholfen hast.“ Bilbo nickte ihm zu, konnte seinem Blick jedoch nicht lange stand halten. Schnell wanderten seine Augen wieder hoch zu den Sternen. Einen Moment lang war es still. Keiner der beiden sprach ein Wort. Was für ein verrückter Moment, ging es Bilbo durch den Kopf, mein Herz hämmert als breche es mir gleich durch die Rippen heraus. Er schluckte schwer und sah zu Thorin. Dieser erwiderte den Blick im gleichen Moment. Sie standen einfach nur da, sich anschauend unter dem weiten Sternenmeer. Das war einer dieser romantischen Momente, die man eigentlich nur aus Geschichten kennt. Und bei denen meistens zwei Leute voreinander stehen, die einander auch lieben. Wieso war dieser Moment solchen Geschichten so ähnlich? Bilbo wagte es nicht sich zu bewegen, oder gar zu atmen. Er stand wie gebannt da und sah den Größeren vor sich an. Thorin aber, der schon viel früher zugelassen hatte, wogegen sich Bilbo noch wehrte, machte einen Schritt auf den Hobbit zu. Er legte ihm eine Hand an die Wange und sprach frei heraus „Als Gandalf von einem Hobbit sprach, wusste ich nicht einmal recht was das ist. Er erklärte mir die Lebensweise von euch und ich verdrehte die Augen. Ich sagte so jemand habe keinen Platz bei uns. Und nun…“, er brach den Satz ab. Bilbo spürte die Hand an der Wange liegen, wagte jedoch nicht sich an diese zu schmiegen. Er lauschte seinen Worten und wie so oft fühlte er, dass Thorin recht hatte. Er war nicht wie diese Zwerge. Ihm war sein Leben wichtiger als sein Stolz. Und gutes Essen wichtiger als ein Berg voller Gold. Wie sollte er Thorin, dem großen, zukünftigen Zwergenkönig eingestehen, dass er sein Herz zum Rasen brachte?! Das konnte er nicht. Aber das musste er auch nicht. Thorin beugte sich zu ihm runter, ohne dass sich ihre Blicke von einander trennten. Und während sich Bilbos Gedanken ins reine Chaos stürzten, spürte er plötzlich den weichen Bart an seinen Lippen, wie sich ihre Nasen kurz berührten und dann den Kuss, den Thorin ihm ohne weitere Worte gab. Dabei ruhte seine Hand immer noch ruhig auf Bilbos Wange, die mehr und mehr zu glühen begann.

Er dachte gar nicht groß darüber nach, was er tat. Thorin folgte seinem Gefühl, seiner Intuition. Und dieser kleine Hobbit hatte ihn gerade so verführerisch angeschaut, dass er nicht widerstehen konnte. Dabei war sich Bilbo dieser Wirkung nicht einmal bewusst. Er schaute ihn verträumt an, das tat er oft. Aber dass Thorin seine Blicke so scharfsinnig deuten würde, damit hatte er nicht gerechnet. Noch Sekunden nachdem sich ihre Lippen wieder getrennt hatten, Thorin wagte nicht mehr als diese kleine Kostprobe, sahen sie einander an. Sprechen tat keiner. Es waren keine Worte nötig, denn ihrer beider Augen verrieten einander die Verwirrung. Wie konnte Thorin ihn einfach küssen? Einfach so, ganz ohne jegliche Vorwarnung? Bilbo stieg die tiefe Röte ins Gesicht. Er wippte wieder von einem Bein auf das andere, blinzelte, sah zu Boden, wusste keinerlei Worte zu sagen. Thorin hingegen stand ruhig da, er betrachtete den Mann vor sich ebenfalls schweigend. Dabei wirkte der Zwergenprinz sehr ruhig, was er innerlich jedoch keineswegs war. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Der Kuss hatte ein tiefes Verlangen in ihm geweckt, dem er sehr gerne nachkommen würde. Aber so wie der Hobbit da vor ihm tänzelte, bezweifelte Thorin, dass er seine Leidenschaft aushalten würde. Er seufzte leise in sich hinein und wand sich ab.

Bilbo war mehr als irritiert über dieses Verhalten. Zuerst küsste ihn der Mann und nun wand er sich wortlos von ihm ab. Doch der Hobbit glaubte diese Reaktion verstehen zu können. Womöglich war Thorin ebenso verwirrt wie er selbst. Weil ihn die Situation überforderte und weil er keinerlei Worte zu sagen wusste, wand auch er sich ab und begann sich von Thorin zu entfernen. Dabei presste er zart seine dünnen Lippen aufeinander. Doch statt zurück zum Lager zu gehen, lief er einfach ein Stück hinein in den Wald. Er brauchte einen Moment um über diese Situation nachzudenken, weg von lachenden Zwergen und dem Zauberer, der einem zu vieles aus dem Gesicht ablesen konnte. Er ließ Thorin einfach stehen. Als er so weit weg war, dass sein Herz sich etwas beruhigt hatte, lehnte sich Bilbo an einen Baum und schloss die Augen. Das da eben, ging es ihm durch den Kopf, das ist doch nicht wirklich passiert. Er schluckte schwer. Doch dieses Gefühl ließ sich nicht erfinden. Diese Berührung war echt gewesen. Und die Wärme die sich in Bilbos Brust ausgebreitet hatte, war es ebenfalls. Der kleine Hobbit ahnte nicht, wie sehr auch Thorin zu grübeln begann. Der Zwergenprinz hatte sicherlich andere Ziele im Kopf als die, einen Halbling zu verführen. Und dennoch ließ das Verlangen in ihm nicht nach. Im Gegenteil, es wuchs heran. Wie eine Blume, die im Winter klein und unbemerkt in der harten Erde schlummert, bis sie von Wärme und den ersten hellen Sonnenstrahlen des Frühlings geweckt wird, um dann im Sommer in voller Blüte zu erstrahlen.
 

Bilbo saß inzwischen wieder an seinem Tisch. Er sah auf die letzte geschriebene Seite, doch seine Gedanken waren immer noch weit weg. An diesem Abend hatte sich Thorin lange von der Gruppe fern gehalten, ging es ihm durch den Kopf. Er erinnerte sich, wie er selbst zur Gruppe zurück kam und behauptete dass er wegen Kopfschmerzen ein wenig schlafen werde. Was wohl gewesen wäre, dachte Bilbo, wenn ich an jenem Abend nicht gegangen wäre, wenn ich bei ihm geblieben wäre? Wer weiß…

Schweigsame Zeiten

Es vergingen weitere Tage der Reise zum großen Einsamen Berg. Wann immer sie einen Hügel erklommen, war die Sicht auf den Erebor prachtvoll. Doch der Weg schien nicht kürzer zu werden. Es waren harte Tage der Stille für Bilbo und Thorin. Sie versuchten einander zu vergessen, den geschehenen Kuss, die Fragen die sie einander stellen wollten. Thorin konnte sich von solchen Gefühlen nicht unnötig belasten lassen. Handelte es sich doch um einen Hobbit und nicht um eine würdige Braut eines werdenden Königs. Und eine solche würde er brauchen, wenn er den Erebor zurück erobert hatte. Zumindest würde man das von ihm erwarten. Wann immer er Bilbo ansah, sah er nichts in ihm, was er brauchen konnte. Seine dünnen, schmalen Lippen, die sich so oft zu Worten formten, die er dann doch nicht aussprach. Die Hand mit den kleinen Fingern, die er so oft hob und dann doch wieder senkte. Die Unsicherheit, mit der Bilbo in jede Situation ging. Fili und Kili genossen genau das an dem Hobbit. Sie schienen es zu lieben, ihn zu necken und zu erschrecken. Immer wieder lachten sie herzhaft, nie meinten sie es böse. Auch wenn die Zwerge ihren Meisterdieb schätzten, so richtig ernst nehmen konnte ihn keiner. Auch Thorin nicht,- vor allem er nicht. War Bilbo doch so ungeschickt, stotterig, unsicher, naiv, tollpatschig und unbeholfen. Oft ging er, als habe er einen Stock am Rücken kleben, neigte den Kopf, lauschte mit seinen spitzen Ohren, er war einfach ulkig. Trug den gut gefüllten Bauch weniger mit Stolz als mehr mit Gemütlichkeit vor sich herum. Das alles war nicht sehr königlich, sondern niedlich. Ja, Thorin sah all diese Eigenschaften und so oft brachten sie ihn unbemerkt zum Schmunzeln. Er mochte all diese Dinge an Bilbo. Und das war es, was ihn am meisten störte. Er fand den Halbling niedlich. Genauso wie er war. Stolz und Würde trug er genug in sich selbst. Kampfgeist, Zorn und der Wunsch nach Rache, all die Dinge hatte sein Herz aufgesogen wie ein Schwamm. Davon brauchte er nichts mehr. Der Zwergenprinz sehnte sich viel mehr, nach all der Unschuld, dem Glück und Vertrauen in die Dinge, so wie Bilbo sie hatte. Das Auenland war prachtvoll. Auch wenn Thorin das Leben im Erebor allem anderen vorziehen würde, so waren die Wiesen und Felder der Hobbits verlockend frisch gewesen. Ein solches unbeschwertes Leben wie Bilbo es geführt hatte, ließ keinen Platz für dunkle Gedanken. Es war des Hobbits Glück, dass er so naiv und sanftmütig war. Und Thorin hätte gern ein Stück davon sein eigen genannt. Bilbo würde niemals im Erebor bleiben. Vielleicht gehörte ein Hobbit ebenso wie ein Zwerg unter die Erde, aber nicht in Hallen so tief und hoch zugleich, wie die des Erebors. Außerdem gehörte es sich nicht für die Zwerge, dass Männer einander liebten. Es kam vor und wurde auch weitestgehend geduldet, wenn auch nicht gutgeheißen. Denn dem Zwergenvolk war stets wichtig ihre Familie weiter zu tragen und den Stammbaum bestehen zu lassen. Es sollte nach Thorin noch weitere Durins geben und dazu war ein Zwergenweib von Nöten. In seiner Position durfte er sich vielleicht einen Liebhaber leisten, der geheim und unentdeckt in seinen Schlafgemächern wartete, wenn alle Zwerge sich abwanden und die Frau nicht zusah. Aber das war alle Romantik die er einem anderen Mann gegenüber zeigen könnte, wenn auch nicht durfte. Es war nicht so, als störte ihn sein Schicksal, eine Frau an der Seite zu haben. Denn Thorin mochte die Frauen unter seinem Volke. Schon früh hatte er, als junger Knabe um die Damen getanzt und sie verzaubert. Zu Zeiten wo sein Herz noch voll mit Glück und Freude war. Und dennoch hatte ihm auch das Männliche der Zwerge stets gefallen, auch wenn er diesen Gefühlen nur selten und auch ausschließlich zur Jugendzeiten nachgegangen war. Lange hatte er keinerlei Zeit an diese Gefühle verschwendet. Denn um die Liebe musste er sich erst Gedanken machen, wenn seine Heimat zurückerobert war. Und dass ihm ein Hobbit, so klein und verlegen, so durcheinander bringen würde, das hatte er nicht kommen sehen. All das beschäftigte Thorin, während er auf seinem nussbraunen Pony ritt.

Bilbo hingegen war einfach nur überfordert. Es bedurfte keinerlei weitere Begründung für sein merkwürdig verschwiegenes Verhalten, was nun auch Gandalf auffiel. Immerhin war er die gute Seele der Gemeinschaft, jemand der über alle 14 zu wachen versuchte. Ihm fiel auf, dass eine gewisse Spannung in der Luft lag, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass diese aus einem Kuss resultiert. In einem Moment, wo die Zwerge so sehr mit sich selbst beschäftigt waren, dass es niemandem auffiel, ritt er neben Bilbo her und warf ihm einen besorgten und zugleich kritischen Blick zu „Mein lieber Freund, du wirkt recht unruhig, in dich gekehrt. Beinahe so als belaste dich etwas.“ Bilbo sah zu dem großen Zauberer auf und schüttelte überdeutlich den Kopf „Mir geht es gut! Es ist alles bestens.“ Natürlich log er. Aber die Situation ließ nichts anderes zu. Noch hatte Bilbo nicht den Mut, seine Gefühle zu artikulieren. Weder vor Gandalf, noch vor Thorin. Geschweige denn vor sich selbst. Er würde sich eingestehen müssen, dass er den Kuss genossen hatte. Aber er würde das nicht in Worte fassen. Denn gesprochene Worte blieben irgendwo in der Luft, anders als Gedanken, die verstreut immer wieder umschwenken konnten. Und das taten sie so häufig, in dieser Zeit.

Da sich Thorin dem Hobbit gegenüber von Anfang an skeptisch gezeigt hatte, fiel niemandem auf, dass er ihn weiterhin sehr wenig beachtete. Nur Bilbos Verhalten wurde langsam auch von einzelnen Zwergen bemerkt. An einem Abend, an dem Bilbo sich neben dem Lager an einen Fluss gesetzt hatte, gesellte sich Bofur zu ihm „Ist alles ok mit dir? Du scheinst in letzter Zeit bedrückt. Hast du Heimweh?“ Er hatte sich von der Gruppe getrennt, die gerade gierig um die letzten Fleischreste des Abendessens kämpften. Bilbo schaute zu ihm und zwang sich zu einem schmalen Lächeln, „mir geht es gut, wirklich.“ Doch Bofur schien wenig zufrieden mit der Antwort, schien Bilbo anzusehen, dass dieser nicht reden würde. „Ist gut. Aber ich hoffe du weißt, dass du uns alles anvertrauen kannst! Wir sind eine Gemeinschaft. Einer für alle und alle für einen!“ Er lächelte ihm zu und überließ den Hobbit dann wieder dem Fluss bei Dämmerung. Bofur war einer der ersten, die den Hobbit ins Herz geschlossen hatten. Er mochte Bilbo sehr, fand ihn witzig und unterhaltsam. Nicht, dass er sich über ihn lustig machen würde, aber Bofur war eine Frohnatur. Er lachte viel und gern, auch über sich und andere. Und Bilbo war einfach ulkig. Zumindest war das vor ein paar Tagen noch so.

Als Kind war Bilbo wild und neugierig gewesen. Er hatte viel Fantasie besessen und war oft durch die Wälder gestreift. Hatte Elben und Zwerge gesucht, die er nur aus Geschichten kannte. Mit der Zeit war er ruhiger geworden und hatte sich an ein bequemes Leben gewöhnt. Alleine, dass er an diesem Abenteuer teilnahm, forderte ihm viel Energie ab. Dass seine Gedanken seit dem Kuss jedoch unentwegt bei Thorin waren, ließ ihm wenig Ruhe und nagte an seinen Nerven. Er träumte bereits ab und zu von dem Zwerg mit dem pechschwarzen Haar und den klaren Augen. In seinen Träumen spielte es sich immer wieder auf die gleiche Weise ab. Sie befanden sich in den großen Hallen des Erebors, so wie sich Bilbo das Zwergenreich vorstellte und während alle über den Tod des Drachen jubelten nahm ihn Thorin fest in seine starken Arme und hauchte ihm undeutliche Worte ins Ohr. Dann kam ein lauter Knall, gefolgt von Rascheln und Fauchen, die großen Tore gingen mit einem mal auf und ein Sog erfasste Bilbo, der ihn aus Thorins Arme heraus, hinauf in die Luft zog. Bilbos Blick war dabei stets auf Thorin gerichtet, doch egal wie sehr er dagegen ankämpfte, der Sog zog ihn aus dem Erebor und schleuderte ihn weit fort. Immer kurz bevor er auf dem Boden aufzuprallen drohte, wurde Bilbo dann mit einem mal schweißgebadet wach. Dieser Traum verfolgte ihn nun schon einige Nächte und er wusste nicht recht ob es die Angst vor dem Drachen war, die in ihm stieg. Oder die Angst Thorin an Smaug und den Erebor zu verlieren.

Während Bilbo so da saß fiel ihm nicht auf wie es dunkler und im Lager stiller wurde. Die Zwerge hatten ihren Hunger gestillt und lagen zum Teil schnarchen oder bloß dösend am warmen Feuer. Alle waren müde, denn die letzten Tage hatten sie wenig geruht und waren viel geritten. Auch Gandalf war durch die aufkommende Ruhe stiller geworden und hatte bereits die Augen geschlossen. Kili lag mit dem Kopf auf Filis Oberschenkel und beide schnarchten leise. Nur Thorin hatte die Müdigkeit nicht gepackt. Es gefiel ihm nicht, dass sich Bilbo immer häufiger von der Gruppe trennte. Und auch wenn es ihm selbst unangenehm war, so sollte er nicht die Gemeinschaft unter seinen eigenen Gefühlen leiden lassen. Nachdem er lange gezögert hatte, konnte er das laute Schnarchen von Dwalin neben sich nicht mehr ertragen. Er stand auf und lief den kleinen Weg hinab zum Fluss, an dem Bilbo saß. Dieses Mal setzte er sich nicht neben ihn. Er blieb hinter Bilbo stehen „Du hast heute nicht viel gegessen!“ Seine Stimme klang unverhältnismäßig rau und der Hobbit zuckte leicht zusammen, drehte sich aber nicht um. „Keinen Hunger“, war die knappe und unsicher klingende Antwort. Thorin seufzte genervt und hob eine Augenbraue „Du solltest dich selbst nicht so ausgrenzen. Ist es wegen mir?“ Normalerweise tat sich Thorin schwer über Gefühle zu reden. Vielleicht war es dem Kraut zu verdanken, welches ihm Gandalf zu rauchen gegeben hatte, dass er sich plötzlich hinter Bilbo kniete und seine Hände auf dessen Schultern legte. Thorin hatte bisher kein Pfeifenkraut der Hobbits gekostet und Gandalf hatte ihn an diesem Abend gebeten, es einmal zu probieren. Also hatte Bofur ihm seine Pfeife geliehen und er hatte ein paar großzügige Züge genommen. In der Tat fühlte er sich freier, unbeschwerter und irgendwie hatte er das plötzliche Bedürfnis zu Schmusen. Bilbo erstarrte, zum Teil wegen seiner Worte, da er keinerlei Antwort zu geben wusste, die ihn nicht in eine dumme Situation des Geständnisses brachte. Zum anderen aber auch wegen der plötzlichen und überraschenden Berührung. Bilbos Herz klopfte bereits bis zum Hals und er dachte, dass es eigentlich nicht schlimmer werden könnte. Doch dann spürte er etwas. Thorin hatte sich zu ihm vorgelehnt und sein Bart kitzelte an dem spitzen Hobbitohr, während er flüsterte „Ich wollte dich nicht verwirren. Es kam einfach über mich.“ Thorins tiefe Stimme und das Kitzeln seines Bartes ließen Bilbo einen Schauer über den Rücken laufen. Sein Herz schien so schnell zu schlagen, dass er befürchtete, Thorin könnte es problemlos hören. Nach einem leisen Krächzen, da es ihm kurzzeitig die Stimme verschlug, drehte er seinen Kopf leicht zur Seite und schielte nach hinten zu ihm „Warum?“, war das einzige, was er dabei raus bekam. Thorin blieb weiterhin so hinter ihm sitzen, zog ihn jedoch etwas näher an sich, „Du hast mich angesehen als wolltest du es“, gab er mit rauer und zugleich zufriedener Stimme an und Bilbo weitete die Augen. „N-niema-“, doch noch bevor er seine Lüge ganz aussprechen konnte, biss ihm Thorin sanft ins Ohr. Der Hobbit gab einen erschrockenen Laut von sich, waren seine Ohren doch unheimlich empfindlich. Sein Herz pochte noch stärker, was Bilbo für schier unmöglich hielt. Er spürte wie sich ein prickelndes Gefühl in seinem Körper ausbreitete. Seine Füße und Beine schienen weich und zittrig zu werden und auch seine Arme verloren an Kraft. Nervös kniff er ein Auge zu. Während er zuließ, dass Thorin weiter sein Ohr liebkoste, streckte er ihm dieses sogar noch entgegen und drückte sich selbst enger an den Zwerg. Bei einem solchen Gefühl war kein Platz mehr für jegliche Vernunft. Thorin hatte seine Schwachstelle gefunden und würde so schnell nicht mehr von dieser ablassen. Während seine Zunge genüsslich an Bilbos Ohrmuschel entlang glitt, schnaufte der Hobbit erstickt und überfordert auf. Langsam ließ Thorin seine Hände an Bilbos Armen hinab gleiten und schlang sie um den Oberkörper des Halblings. Er tastete über Brust und Bauch, während er immer noch damit beschäftigt war, sein Ohr zu verwöhnen. Dem Zwergenprinz gefiel was er hörte und dass sich der Hobbit nicht gegen diese plötzlichen Berührungen sträubte, gab ihm genug Grund weiterzumachen. Langsam begann er ihm die Jacke aufzuknöpfen. Thorin hatte das schon so lange tun wollen. Woher kam der plötzliche Mut? Er wusste es nicht. Und es interessierte ihn auch nicht. Denn Bilbos leises Schnaufen war ihm Bestätigung genug. Er hatte mit ihm reden wollen. Und nun das. Vielleicht lag es an dem Pfeifenkraut oder aber der tiefen, romantischen Nacht, die hoch am Himmel die Sterne trug und die Welt so endlos erscheinen ließe, als wäre das hier und jetzt vollkommen unbedeutend. Es reizte Thorin, wie unbeholfen und überrascht Bilbo bei seinen Annäherungen war. Er genoss jeden noch so erschrockenen Aufschrei des Halblings. Aber übertreiben wollte er es nicht. Es war weniger ein sexueller Drang, als viel mehr die Sehnsucht nach Nähe, die Thorins Hände in dieser Nacht leitete.

Worte der Zuneigung

Thorins Hände glitten unter Bilbos Hemd und streichelten seinen Bauch entlang, den er automatisch etwas einzog. Ein leises, angespanntes Schnaufen ging über die Lippen des Halblings. Diese Berührungen waren erneut so unerwartet gekommen, dass Bilbo sichtlich überfordert war, mit ihnen umzugehen. Zurzeit wagte er es nicht, sich zu bewegen, geschweige denn etwas zu sagen, was Thorin verärgern könnte. Denn er wollte ihn so bei sich haben. Dennoch war er nervös. Er hatte keinerlei Ahnung was Thorin sich dabei dachte, wie weit er gehen wollte, was er ihm noch ausziehen würde. Doch an diesem Abend gab es keinen Grund zur Sorge. Thorin liebkoste noch eine Weile lang sein Ohr, streichelte über den Bauch des Hobbits und drückte sich selbst etwas an den Kleineren. Aber mehr tat er nicht. Er genoss die Nähe schweigend, in der tiefen Nacht zusammen mit Bilbo hier am Wasser, welches unentwegt plätscherte. Die Zeit half Bilbo sich zu lockern und als der Zwergenprinz von seinem Ohr abließ, wand er den Kopf zu ihm hoch und schmunzelte sanft „Du bist eigenartig.“ So weit weg war er ihm vorgekommen, die letzten Tage. Keinen Blickkontakt, keine netten Worte hatte es gegeben. Und nun saßen sie hier, beieinander. Es war als würde er träumen. Und innerlich war Bilbo genau darüber besorgt. Zu träumen und wach zu werden, nachdem ihn gleich ein Sog ergreifen würde. Thorin sah zu ihm und seine Hände blieben still auf dem weichen Bauch des Halblings liegen. Es war das Kraut was ihm Gandalf zu rauchen gegeben hatte, was ihn lockerer werden ließ, aber er war sich dessen nicht bewusst. „Das bin ich.“ Bestätigte er mit tiefer und anmutiger Stimme „immer häufiger fällt es mir auf, sobald du in der Nähe bist.“ Ein leises Seufzten folgte, dann schüttelte er den Kopf „und so vieles andere sollte mich beschäftigen. Es ist kein Platz in meinem Kopf, für einen Wicht wie dich. Und dann seh ich dich vor mir, am ersten Abend in deiner Türe stehen und fragen welch Zeichen mich hergeführt haben soll. Und ich weiß noch wie ich über dich gelacht hab, innerlich. Und im nächsten Moment schon wirfst du dich auf den Orc und rettest mir mein Leben. Ich bewundere diesen Mut und diese Naivität die du in dir vereinst. Und ich bin neugierig sie zu entdecken.“ Bilbo folgte den Worten des Zwergenprinzen, wenn auch mit Mühe. Nie war er sich sicher ob Thorin ihm ein Kompliment gab oder ihn beleidigte. Aber einer Sache war er gewiss, Thorin war unglaublich gesprächig und das sollte er nutzen. Ruhig blieb Bilbo vor Thorin sitzen, hatte sich bereits etwas an ihn gelehnt und genoss seine Hände, ohne das zu Wort zu bringen. Was Thorin da gesagt hatte, ging es ihm durch den Kopf, bedeutet es, dass er ähnlich wie ich empfindet? War dieser Kuss dann vielleicht wirklich von Bedeutung. Er, ein König und ich nur ein kleiner Hobbit, was denk ich mir nur. „Ich verstehe auch nicht wieso…“ doch Bilbo brach den Satz ab. Wie sollte er das formulieren? Er war sich seiner Gefühle nicht sicher, oder besser, gestand er sich diese nicht ein. Er würde es jedoch tun, allein in dem Moment wo er diese Gedanken äußerte. Thorin schmunzelte kurz ehe er ihm ins Ohr raunte „Es sei dir verziehen, dass du dich meiner Ausstrahlung nicht entziehen kannst. Es ist nicht so, als wäre ich es nicht gewohnt so angesehen zu werden. Doch meist nur von jenen meines Volkes.“ Er runzelte die Stirn „aber wie dem auch sei, dass du hier sitzt und ich dich in den Armen halten darf, dass du den Kuss zu gelassen hast, das alles bedeutet, dass wir nur noch vorsichtiger sein müssen!“ Der Ton in seiner Stimme war bitter und nun begriff Bilbo auch, wieso er sich all die Zeit so von ihm fern gehalten hatte. Ihm war aufgefallen, wie Bilbo ihn ansah und deshalb hatte er keine Wahl gehabt als Distanz zu wahren. Ihm wurde flau im Magen und alles begann sich zu drehen. Sein Herz pochte wild und der kleine Hobbit gestand sich ein, dass er tiefste Zuneigung empfand. Er hegte den Wunsch Thorin lange und länger bei sich zu haben, ihn in seiner nächsten Nähe zu spüren und ihm zu gestehen „du bist unheimlich toll“ was er dann wirklich vor sich her murmelte. Es waren weniger die Worte selbst, die in diesem Moment verräterisch waren. Vielmehr die Tonlage in der Bilbo es preisgab. Die Sehnsucht und auch die Lust die er verspürte, waren fest darin verankert und der Zwergenprinz hatte sie herausgehört. Er schmunzelte zufrieden und kraulte weiter den Bauch des Hobbits. Seine Hände waren groß und rau, geprägt von vielen Kämpfen. Und so hart und kräftig wie er sein Schwert führen konnte, so sanft waren seine Finger nun, während sie über die weiche Haut des Halblings streichelten. „es wäre mir eine Ehre dir mehr von mir zu zeigen. Doch für den Moment müssen wir zufrieden sein, dass wir einander ehrlich sind. Ich kann nicht riskieren noch mehr zu verlieren. Und auch du solltest deine Konzentration auf andere Dinge lenken. Lass uns heute Nacht hier beieinander sein, aber morgen ist all das hier vergessen!“

Mit diesen Worten schwiegen sie. Denn es gab nichts mehr zu sagen, was sie einander nicht schon wussten. Bilbo hatte durch Worte nicht viel von seinen Gefühlen preisgegeben. Dafür sprach sein Körper, die Röte seiner Wangen, das Herzpochen, das sanfte Anschmiegen und zufriedene Seufzen. Er genoss es, wie der Zwergenprinz ihn hielt und streichelte. Es war, als falle er tief in einen weichen Sessel aus Samt, der ihn wärmte und schützte. Thorins Berührungen hinterließen immer wieder prickelnde Stellen auf seiner Haut, ab und an zog er den Bauch ein wenig ein, wenn die Fingerspitzen zu kitzeln begannen. Er seufzte in die tiefe Nacht und schloss die Augen. Thorin betrachtete den Bach, so viel wie er in der Dunkelheit von ihm sah. Die Sterne und der Mond, der halbrund am Himmel hing, spiegelten sich an der Wasseroberfläche. Er atmete tief ein, dann schloss auch er für einen Moment die Augen. Ein paar Strähnen seines schwarzen Haares rutschten vor sein Gesicht, während sich seine Lippen zu einem Lächeln formten. Die Nase vergrub er in den Locken des Halblings. Diese Nacht könnte ewig so andauern. Er schämte sich für solch einen Wunsch, denn er hatte eine Verantwortung zu tragen, die ihn fort zog. Aber für den Moment wollte er ein wenig träumen dürfen. Beiden schien es, als wäre diese Situation vertraut, als hätten sie schon oft und lange so beieinander gesessen. Die zunächst ungewohnte Nähe, schien plötzlich kein bisschen fremd zu sein. Und trotzdem schätzten sie ehrfürchtig den Augenblick der Ruhe, denn er war nicht von Dauer.

Es vergingen die Stunden wie Minuten und als der Himmel sich von dem dunklen Tuch der Nacht langsam zu befreien schien und erste Lichter den Horizont erreichten, war Bilbo bereits eingeschlafen. Der Zwergenprinz hatte keine Angst, dass man ihn mit dem Halbling sehen würde, denn er selbst hatte sich für die Nachtwache bereit erklärt. Dennoch war es langsam an der Zeit sich von dem Hobbit zu trennen und die anderen zu wecken. Seine Beine waren steif und sein einer Fuß war eingeschlafen. Er hatte dennoch nicht gewagt sich zu bewegen. Seine Hände waren die ganze Nacht über unter dem Hemd des Hobbits geblieben. Doch nun zog er sie hervor und weckte damit Bilbo, der leise schmatzte und langsam die Augen öffnete. Er hatte gut geschlafen. Nicht von Thorin und von keinem Sog der ihn fort zog geträumt. Dennoch fühlten sich Rücken und Nacken etwas hart an. Während er noch blinzelte, realisierte er langsam, dass er an Thorin gelehnt eingeschlafen war. „Wie lange habe ich geschlafen?!“ murmelte er leise, in dem Glauben dass nur Minuten vergangen wären. „Bis zum Morgen“ hauchte Thorin leise und stand nun langsam auf. Kurz schnaufte er, da seine Beine schmerzten, es war keine sonderlich erholsame Pose gewesen. Bilbo wand sich zu ihm um und starrte den Zwerg über sich an „Was? Die ganze Nacht hab ich geschlafen? Und du bist hier geblieben?“ Er schien überrascht, was Thorin mit einem leisen Brummen kritisierte. „Ja bin ich. Aber nun wird es Zeit. Die Nacht ist vorbei und der Erebor noch fern. Wir müssen weiter.“ Er hielt Bilbo die Hand hin „Komm, steh auf und zieh deine Kleidung zurecht!“ Bei diesen Worten musste er selbst schmunzeln. Bilbo tat wie ihm befohlen wurde und ließ sich von der starken Hand hinauf ziehen. Etwas verlegen zog er Hemd und Jacke zu Recht, die er nun wieder schloss. Er wollte Thorin fragen was jetzt passieren würde. Wie sie miteinander umgingen und ob er nun weiterhin so abweisend zu ihm war. Doch er fürchtete die Antwort. Der Zwergenprinz hatte es selbst gesagt, die Nacht lang wolle er die Zweisamkeit genießen. Das hieße wohl, dass er nun des Tages wieder Thorins kalte Schulter spüren würde. Wie sollte es auch anders sein, denn der Zwerg konnte sich nicht erlauben, dass die anderen es bemerken.

Während die Sonne nun langsam über die Berge hervor kroch, als schaute sie zunächst schüchtern über das Land, wand sich Thorin von Bilbo ab und sah zu der noch schlafenden Gruppe. „Mir war gestern nicht ganz klar, als hätte mir das Kraut die Vernunft entzogen...“ er seufzte, „dennoch blieb ich die Nacht bei dir. Versprich mir, behalte all das schweigend für dich. Es würde bloß Ärger bringen!“ Bilbo betrachtete starr den breiten Rücken des Zwerges, während er seinen Worten lauschte. So schmerzlich diese Erkenntnis auch sein mochte, er war sich dieser ebenfalls bewusst. „Natürlich“, war das einzige, was er leise und bitter hervorbrachte. Dann ließ ihn Thorin stehen, am plätschernden Bach und ging zurück zu den schlafenden Zwergen und dem Zauberer, der zu seiner Überraschung bereits wach war. „Gandalf!“ rief Thorin aus, versteckte dabei den Schrecken und fragte sich, ob dieser etwas bemerkt hatte. Der graue Zauberer saß noch an der gleichen Stelle, an der er auch am Abend schon gesessen hatte und hob den Kopf „Guten Morgen Thorin, da bist du ja.“ Er stand nun auf und sah sich um „unglaublich wie tief der Schlaf in ihnen steckt. Da spricht man laute Worte und dennoch rührt sich keiner!“ er schmunzelte und beäugte Thorin, welcher näher kam, „Nun ich war überrascht dich nicht zu sehen, als ich vor gut einer Stunde die Augen öffnete. Aber auch Bilbo ist fort, habt ihr geklärt, was euch die Zeit über beschäftigt hat?“ Der Zauber hatte die Spannungen zwischen Bilbo und Thorin bemerkt. Die Schlussfolgerung, dass beide mit einander gesprochen hatten, war für den Zwergenprinzen Rettung wie Unheil zugleich. Er bemerkt nicht, wie prüfend ihn Gandalf beäugte. Thorin nickte, versuchte sich die Unsicherheit nicht anmerken zu lassen und murrte leise „Es scheint mir als entgehe dir nichts. Aber keine Sorge, es gibt keinerlei Grund der weiteren Beachtung solcher Nebensächlichkeiten. Die Sonne geht auf, wir müssen los, es liegt viel Land vor uns, bis die Sonne sich wieder neigt!“ Der Zwergenprinz wendete dem Zauberer den Rücken zu und knurrte mit einem Mal tief in den verschlafenen Morgen „Werdet wach! Genug geschlafen, ihr Faulpelze! Zeit für ein rasches Frühstück und dann gleich weiter!“ Dwalin und Balin waren die ersten, die wach wurden. Sie zuckten kurz zusammen und setzten sich beinahe zeitgleich auf. Es schien als ständen dem alten Balin die Haare zu Berge, als er sich den Schlaf aus den Augen rieb. Dann hörte man ein tiefes Knurren. Kili regte sich, er lag inzwischen nicht mehr auf dem Bein seines Bruders, sondern neben ihm eingerollt in seiner Decke. Die lauten Worte seines Onkels störten ihn, rissen ihn jedoch noch nicht aus dem Schlaf. Auch Gloin wurde wach und stieß seinen Bruder sanft an der Schulter an, welcher weniger hörte als spürte, dass der Morgen nun gekommen war. Allmählich wurden alle wach und Thorin half bei den letzten etwas nach. Gandalf kannte das Schauspiel zur Genüge. Er zeigte größeres Interesse an Bilbo, der nun ebenfalls vom Bach zurück kam und sich durch die lockigen Haare ging. Er sah wirr aus, etwas steif, hatte er doch nicht sonderlich bequem geschlafen, so auf Dauer. Er sah kurz zu Kili, der von Thorin eine Kopfnuss bekam, da er sich, anstatt aufzustehen, nur tiefer in die Decke wickelte. Dann wand er sich zu Gandalf, bei dem er all sein Können als Schauspieler einsetze, sich nichts anmerken zu lassen. Doch der Hobbit war nicht sehr geschickt darin und noch bevor er etwas sagte, stieg ihm die Röte ins Gesicht. Der graue Zauberer hob eine Augenbraun, trat einen Schritt auf Bilbo zu, musterte ihn argwöhnisch und schmunzelte dann plötzlich „Mein lieber Freund! Hast du gut geschlafen?“ Bilbo nickte, lachte kurz und kratzte sich an der Wange „Ja, so gut es eben geht auf diesem… harten Boden!“ Man musste nicht sonderlich klug sein um zu erkennen, dass Bilbo etwas verheimlichte. Aber Gandalf war ebenfalls klug genug um zu wissen, dass er das nicht gleich verriet. Er würde Bilbo beobachten, aus dem Stillen heraus, wann immer es ihm möglich war. Und Thorin besser auch, ging es ihm durch den Kopf, es scheint mir, als habe ich da etwas angezettelt, dessen Ausmaß mir nicht bewusst war.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  LittleTreeflower
2015-02-12T11:04:17+00:00 12.02.2015 12:04
Weiterschreiben! Du musst weiter schreiben!
*bettel*
*ans Bein häng*
Was für eine süße Idee mit dem "geheimen Kapitel". O///O

Von:  YuriUsagi
2013-11-20T21:50:42+00:00 20.11.2013 22:50
Ich mag diesen Fanfic! Echt toll geschrieben, gute Charakterwiedergabe, gute Szenerie! Hoffe es geht noch weiter ^^ Werde auf jeden Fall dranbleiben.
Von: abgemeldet
2013-04-02T06:18:04+00:00 02.04.2013 08:18
Mjam....!!! =3

Und wann gehts weiter?
*evilgrins*


Von:  SobobaniArt
2013-04-02T01:02:58+00:00 02.04.2013 03:02
wuahhhhhh >////<~ das ist gemein~
öhm also~..*hust*
was soll ich dazu jetzt sagen?! Ö////ö
schreib bloß weiter ne XDD
Von:  SobobaniArt
2013-04-01T19:31:52+00:00 01.04.2013 21:31
Also was ich bis jetzt gelesen habe gefällt mir die Fanfiction ganz gut~
Es ist auch niedlich beschrieben wie die Beziehung zwischen Bilbo und Thorin heranreift.
Ich hoffe ich kann bald die nächsten Kapitel lesen mach weiter so~ ^^ b


Zurück