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Tanz des Meeres

Die Hungerspiele von Annie Cresta
von

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Prolog: Wellengang

Prolog: Wellengang
 

Die kühle Meeresbrise umwehte mich und streifte mich sachte an meinen Armen und Beinen. Eine leichte Gänsehaut überkam mich. Es wäre sicherlich ein wundervoller Tag geworden mit strahlendem Sonnenschein, jedoch kann selbst nicht einmal mein Lieblingsort das Erntefest vertreiben. Heute war es wieder soweit. Die Tribute für die 70. Hungerspiele werden gezogen. Noch zwei Jahre hatte ich vor mir und dann hätte ich es geschafft und wäre 19- somit müsste ich dann nicht mehr die Befürchtung haben, gezogen zu werden.

Um auf andere Gedanken zu kommen, lies ich mich auf einer kleinen Erhöhung der Salzwiesen nieder und zauberte aus meinen selbstgepflückten Blumen einen Blumenkranz. Das tat ich oft um auf andere Gedanken zu kommen.

"Na, kleine Meerjungfrau. Musst du nicht im Wasser sein?“ Eine gehauchte Stimme an meinem Ohr lies mich zusammenfahren. Finnick Odair ließ sich neben mir nieder und lächelte wie üblich. Ich errötete leicht. "Finnick! Was machst du denn hier? Musst du nicht beim Justizgebäude sein und warten bis die Ernte anfängt?“ Fragte ich und kam mir dabei ein bisschen dumm vor, weil mir nichts Besseres eingefallen ist. "Und mich freuen, wenn wieder zwei aus meinem Distrikt den Hunden zum Fraß vorgeworfen werden? Nein, danke.“ Sein sonst so typisches Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. Ich schwieg und sah auf meinen fertigen Blumenkranz. "Tut mir leid, so habe ich das nicht gemeint.“ Murmelte ich dann doch. Doch wie Finnick war so war, wechselte er unangenehmen Themen. " Für wen soll der denn werden? Etwa für deinen heimlichen Meermann?“ Nun war sein typisches Grinsen wieder da und er betrachtete den Kranz in meiner Hand. "He, was soll das?“ Bevor ich irgendwas erwidern konnte, hatte er ihn schon aufgesetzt. "Und wie steht es mir?“ Eigentlich hielt ich Finnick Odair immer für einen Angeber und einen arroganten Frauenhelden, aber ich musste zugeben, dass er damit wirklich süß aussah. "Hmm…ich weiß nicht. Es fehlt noch ein Blümchenkleid, dann könnte es passen.“ Ich kicherte. Finnick war gespielt beleidigt. "Mit einem Kleid kann ich nicht dienen.“ Lange konnte er nicht beleidigt sein, weswegen er mir den Kranz aufsetzte, nachdem er ein paar meiner widerspenstigen Locken geordnet hatte. "Aber dafür passt es zu deinem weißen Kleid, Hübsche.“ Ich wurde wiedereinmal rot, was ihm ein Lachen entlockte. "Ich mag es nicht so genannt zu werden!“ Ich schaute weg um meine Röte zu verbergen. Verdammt! Es war Finnick Odair! Der Frauenheld schlechthin im Kapitol! Sicher hatte er solche Aktionen schon öfters gemacht -auch bei anderen Frauen- aber ich wurde immer so schnell rot bei sowas.

Der Wind trug den Geruch von Salz zu uns herüber. Es war einfach nur schwer hinter die Fassade von dem starken Sieger der 65. Hungerspielen zu schauen. Meine Freundinnen schwärmten alle von ihm, doch ich kann nicht verstehen, was sie an ihm finden. Er ist wirklich gutaussehend und er ist wahnsinnig charmant, aber von dem wahren Finnick bekam man nichts mit. Oder war er das wirklich? Hatte er womöglich gar keine Maske hinter der er sich versteckte? Ich schüttelte den Kopf und sah ihn an ihn einen Moment an. Er erwiderte meinen Blick und ich schaute schnell aufs Meer. Er beobachtete mich von der Seite. In der Nähe des Ufers trieb ein Fischerboot umher. Dieser Anblick beruhigte mich ein wenig. Eine Weile verblieben wir so, bis mich eine Stimme aus meinen Gedanken riss. "Annie! Mama wartet auf dich!“ Mein kleiner Bruder stand am Rande der Salzwiesen. Ich wandte mich zum Aufstehen und strich mein Kleid sauber. "Ich wünsche dir viel Glück für nachher, kleine Meerjungfrau.“ Sagte er noch, bevor ich mich mit einem Nicken und einem gemurmelten „Danke“ verabschiedete und mit meinem Bruder nach Hause ging. Ich warf noch einen letzten Blick zu ihm zurück und sah, wie er auf das Meer zuging.
 

Kleine Meerjungfrau

Das Erntefest

Kapitel 1: Das Erntefest
 


 

In wenigen Stunden ist es soweit. Dann stehen die Tribute für die 70. Hungerspiele statt. Wie schätzen sie die Situation ein? Wie werden wohl dieses Mal die Spiele verlaufen?
 

Wir haben an einige Distrikte hohe Erwartungen, aber ich bin mir sicher, dass es dieses Jahr noch großartiger wird als das Jahr zuvor. Mehr kann ich Ihnen bisher nicht verraten.
 

Das hoffen wir. Seien sie gespannt und heute Abend nicht die Zusammenfassungen verpassen!
 

Der große Platz vor dem Justizgebäude war aufwendig verziert worden. Überall hingen Girlanden, am Rande der Bühne war ein Fischernetz ausgebreitet worden und an manchen Stellen hingen die nun nicht mehr so seltenen Salzblumen, die immer einen herrlichen Duft nach Salz verbreiteten, wie das Meer. Selbst das gepflegte Justizgebäude wurde geschmückt und ragte nun nicht mehr allzu bedrohlich auf. Auf dem Platz hatten sich schon viele Bewohner aus Distrikt 4 versammelt. Einige der Kinder umarmten noch einmal ihre Familien, bevor sie sich in die Anwesenheitsliste eintragen ließen, andere wiederrum schauten sich um und suchten ihre Reihe. Ich stand etwas abseits mit meiner Mutter, meinem Vater und meinem kleinen Bruder Jona. "Liebling, du wirst bestimmt nicht drankommen. Dein Name ist nur 6 mal drinnen. Ich bin mir sicher!“ Sagte mein Vater sanft und sah mich mit einem kleinen Lächeln der Hoffnung. Ich hätte gerne so viel Vertrauen wie er, aber die Chancen standen trotzdem nicht gut für mich. Fast jeder in Distrikt 4 lebte in guten Verhältnissen, durch die Fischerei und musste sich deswegen auch nicht für Tesserasteine eintragen lassen. Es gab auch ein paar Ausnahmen, aber ihre Namen waren selbst auch nicht so oft wie meiner in dem Topf. Wir kamen auch nur über die Runde dank unserem Fischerboot der Seahawk, die mein Vater vor einigen Jahren mit unserem gesamten Geld gekauft hatte. Zum Glück hatte er ein sehr gutes Händchen was Fische anbetrifft. Ich umarmte meinen Vater und dann meine Mutter. "Ich wünsch dir alles Gute, Annie. Du kannst dich schon einmal auf heute Abend freuen! Da gibt es dein Lieblingsessen.“ Lächelte meine Mutter und Tränen sammelten sich in ihren Augen, die sie schnell wieder wegwischte. Dann strich sie mir eine meiner Locken wieder hinter die Ohren. Danach wandte ich mich an Jona. Er war gerade einmal 7 Jahre alt, deswegen war er außer Gefahr. Das war auch gut so. "Du bleibst schön bei Mama und Papa, Ja?“ Ich kniete mich vorsichtig vor ihn, weil sonst mein Knielanges leichtverblasstes hellgrünes Kleid schmutzig werden würde und somit würde die Arbeit meiner Mutter zerstört werden. Ich wollte nicht, dass er es die Spiele miterlebte. Sicher bekam er das ganze Spektakel mit so wie jedes Jahr, aber er war noch zu klein um es zu verstehen. Ich seufzte. "Kommst du ganz schnell wieder zurück? Ich hab eine Überraschung für dich, aber die darf ich dir leider nicht verraten, sonst wäre es ja keine Überraschung mehr!“ Rief er freudig strahlend. Ich nickte."Das mach ich.“ Dann wuschelte ich ihm durch sein weiches hellbraunes Haar. "Du solltest dich auch schon mal einreihen. Nicht, dass du keinen Platz mehr findest.“ Mein Vater versuchte zu Scherzen, was aber nicht so recht gelang. Nach einem Nicken und einem kurzen Winken stellte ich mich für die Eintragungen an. Die meisten in der 17-Jährigen Reihe waren schon anwesend. Schnell hatte ich mich zu ihnen gesellt. Es dauerte noch eine kurze Weile bevor der Platz sich rasch gefüllt und die Straßen mit der restlichen Bevölkerung belegt war. Ich ließ meinen Blick über den Platz wandern und entdeckte dabei ein paar bekannte Gesichter. Meine beste Freundin Bex stand eine Reihe vor mir und winkte mir kurz zu. Auf den Dächern des riesigen Gebäudes hatten sich die Kamerateams versammelt und verfolgten bereits jetzt jede Bewegung. Neben der Bühne und um den gesamten Platz herum, hatten sich die Friedenswächter versammelt und waren bereit zum Schießen, wenn es nötig wäre. Weiter hinten konnte ich meine Eltern und meinen kleinen Bruder ausfindig machen. Sie standen bei der Reihe für die, die schon zu alt oder zu jung für die Spiele waren. Der Bürgermeister und die drei ehemaligen Sieger der Hungerspiele – Finnick Odair, aus ihm wurde ich noch immer nicht schlau, aber wer wurde das schon? Mags war schon eine alte gebrechliche Frau um die 80 Jahre und ihre Hungerspiele lagen auch schon sehr weit zurück und dann war da noch Taylor, der die 60. Hungerspiele gewonnen hatte und nur einige Jahre älter als Finnick Odair war, betraten die Bühne. Die Sieger setzten sich auf die leeren Stühle und der Bürgermeister machte sich vor dem Mirko schon einmal bereit. Alle schienen angespannt zu sein, aber wer konnte es ihnen verübeln? Sie mussten von Jahr aufs Jahr zwei junge Kinder aus ihrem Distrikt in den Tod schicken und es mitansehen. Ich konnte die Frage nicht beantworten was besser wäre, als Tribut in die Arena zu gehen oder als Mentor sie begleiten und ihnen wichtige Sachen zuzuschicken und ihnen sonst nicht helfen können? Ich schüttelte den Kopf. Ein leiser Pfiff ging durch die Reihen und Gespräche verstummten. Mittlerweile waren alle eingetroffen und unsere Betreuerin kam auf die Bühne gestöckelt und lies sich auf einen der freien Stühle plumpsen um zu warten, bis der Bürgermeister mit seiner Rede fertig war. Cinthya Crassyder. Betreuerin von Distrikt 4 seit über 3 Jahren. Wir nannten sie gerne Cissy. Heute hatte sie ihre Haare in einem wilden grün-blauen (davor waren sie wenigstens noch braun gewesen) Farbton und zu einem ziemlich strengen Seitendutt. Ihr Make-up war übertrieben farblich darauf abgestimmt und ihre Klamotten waren das schlimmste, fast so wie Effie Trinkets Klamotten, die Betreuerin von Distrikt 12, Klamotten. Aber wenigstens hatten ihre noch ein wenig Stil gehabt, während Cissy , wie ein bunter Vogel herumlief. Oder eher wie ein bunter Fisch. Schließlich durfte man ihre Fischschuppen nicht außer Acht lassen. Sie wirkte wahrhaftig wie ein Kapitol Fisch. Sie ging auf das Mikrofon zu und klopfte mit einem ihrer langen blauen Fingernägel dagegen, bevor sie sich setzte. Der Bürgermeister, ein kleiner freundlicher Mann mit ergrautem Haar, erhob sich und ging zum Mikrofon. Nun begann er die Geschichte Panems vorzulesen und den Hochverratsvertrag. Er mochte den Tag genauso wenig wie wir, schließlich kannte er die meisten von uns gut, da wir mit seinem Sohn Steve und seiner Tochter Chane auf eine Schule gingen. Cissy verzog keine Miene, jedoch konnte man es ihr anmerken, dass sie sich langweilte. Das war den Kameraleuten zum Glück noch nicht aufgefallen, obwohl sie gespannt auf irgendetwas warteten (nicht nur auf die diesjährigen Tribute). Nach einer schier endlosen Zeit beendete er seinen Vortrag und las nur noch die Sieger aus unserem Distrikt vor. Sobald auch er damit fertig war, nahm er auf seinem Stuhl neben Cissy Platz. Nun stöckelte unsere Betreuerin mit einem strahlenden Lächeln auf die Bühne. "Fröhliche Hungerspiele! Und möge das Glück stets mit euch sein!“ Rief sie erfreut und fügte dann noch hinzu. "Ladies first!“ Das war so eine Tradition der jeweiligen Betreuer. Sie ging auf das Glas mit den Mädchennamen zu und lies ihre Hand tief darin eintauchen. Sie wühlte ein wenig, ehe sie eins herauszog und damit zum Mikrofon zurückging. Ich versuchte mir einzureden, dass ich es nicht werde. Dass sie nicht einen Zettel mit meinem Namen in den Händen hielt. Allerdings wünschte ich es auch niemand Anderem.

Cissy räusperte sich und entfaltete den Zettel. Alle hielten den Atem an und man konnte sicher eine Stecknadel fallen hören, bei so einer Stille. Meine beste Freundin griff nach meiner Hand. Wir drückten uns gegenseitig die Daumen. "Ann Creesty!“ Verkündete sie nun endlich. Ich wollte schon ausatmen, aber da verbesserte Cissy sich sichtlich verlegen. "Oh Entschuldigung, ich habe mich verlesen. Der weibliche Tribut ist… Annie Cresta!“

Ich erstarrte. Das konnte das nur wirklich ein schlechter Scherz sein? Mehrmals musste ich schlucken. Bex drückte einmal feste meine Hand und lies sie dann los. Ein kurzer trauriger Blick von ihr bestätigte mir, dass es kein Scherz war. "Annie Cresta, huhu? Komm zu uns auf die Bühne, meine Liebe!“ Das Mädchen neben mir schubste mich nach vorne. Mit ungläubigem Blick ging ich auf die Bühne zu. Die Scheinwerfer, welche eigentlich total unnötig waren, waren auf mich gerichtet und ich fühlte mich in diesem Moment so fehl am Platz. Ich spürte die unzähligen Blicke auf mir. Cissy brachte mich auf den Platz neben dem Mikrofon. Dabei begegnete ich dem Blick von Finnick. Seine Miene blieb wie versteinert und zeigten keine Regung, aber dafür seine Augen. Wie ein wirbelsturm der Gefühle. Wenn das bei mir schon so war, dann will gar nicht wissen, wie er auf den männlichen Tribut reagierte. Kurz vor der Ernte hatten wir noch miteinander geredet und jetzt sollte er mein Mentor sein? Es stand fest, dass ich Tribut bin, weil Cissys Frage nach einem Freiwilligem nichts gebracht hatte. Cissy gratulierte mir und machte sich dann an die Kugel der Jungs zu schaffen. Wesentlich schneller als bei den Mädchen kam sie wieder zurück und verkündete den Namen des männlichen Tributen. "Dan Roadster!“ Nun wanderten die Scheinwerfer auf einen Jungen mit blonden Haaren aus der Reihe der 15-Jährigen, der sich aus der Reihe löste und auch mit unsicheren Schritten auf die Bühne zuging. Ich kannte ihn von der Schule, aber außer flüchtigen Begrüßungen haben wir nichts miteinander zu tun gehabt. Ich wusste nur, dass er einige Häuser entfernt von der Schule wohnte zusammen mit einer älteren Schwester und seinem Vater. Außerdem hatte er eine Freundin, die ich sehr gut kannte.

Im Gegensatz zu mir wirkte er allerdings gefasster und selbstsicherer. Cissy brachte auch ihn neben das Mikrofon. Wieder fragte sie nach Freiwilligen, aber keiner meldete sich. "Das sind sie! Die Tribute für die 70. Hungerspiele! Ich bitte um kräftigen Applaus!“ Teilte Cissy in ihrem übertriebenem Kapitol Akzent erfreut mit und klatschte in ihre Hände. Doch sie war die Einzige, die sich darüber freute. Sicher hätte sie gerne Freiwillige gehabt, doch seit Finnick Odair meldete sich keiner mehr. Der Bürgermeister war dazu getreten und gab uns ein Zeichen. Dan kam mir zuvor und streckte mir mit einem kleinen Lächeln seine Hand hin. Nach einem kurzen Zögern nahm ich sie. Kurz danach erklang die Nationalhymne von Panem und wir ließen unsere Hände wieder los. Cissy neigte den Kopf leicht nach vorne und schwang sachte ihre Finger so, wie die Takte waren. Sobald die Hymne verklang, kamen Friedenswächter herbei und nahmen uns in ihre Mitte. Man führte mich und Dan in das Justizgebäude und brachte mich und Dan in getrennte Räume, dort wurden wir alleine gelassen. Ich nahm mir den Augenblick und sah mich um. Blaue schwer aussehende Teppiche aus irgendeinem teuren Stoff lagen auf dem Boden ausgebreitet und sanfte Vorhänge in denselben Ton hingen an den zwei großen Fenstern. Ein großes Sofa und einige Stühle sowie Sessel luden ein auf ihnen Platz zu nehmen. So einen Raum hatte ich bisher noch nicht gesehen. Wir waren zwar nicht arm, aber wir konnten uns dennoch nicht solchen Luxus leisten. Alles war in den Tönen des Distriktes gehalten. Ich konnte es mir nicht nehmen lassen und lies mich auf das bequem aussehende Sofa plumpsen. Mit meinen Händen betastete ich den weichen unbekannten Stoff. Es war bequemer als unseres. Ich durfte mich aber nicht zu sehr, damit befassen. Ich wusste warum ich hier in dem Raum war. Jeder aus dem Distrikt wusste dies.

Nach einigen Minuten ging die Türe auf und ein Friedenswächter schickte meine Eltern und meinen kleinen Bruder rein. Ich erkannte, dass meine Mutter geweint hatte. Mein Bruder stürmte auf mich zu und ich fing ihn auf. Auch meine Eltern kamen zu mir und nahmen mich in die Arme. Heiße Tränen stiegen mir in die Augen, aber ich durfte nicht weinen! Sonst würde ganz Panem sehen, dass ich schwach war und man mich leicht besiegen konnte. Das wäre für mich nicht gut und auch nicht für Dan oder meine Mentoren. "Oh, Annie!“ Schluchzte Mum, mein Vater blieb stumm. Einige Minuten verblieben wir so, bis wieder etwas Abstand herrschte, damit wir uns ansehen konnten. Eine Träne lief mir über die Wange, ohne dass ich sie aufhalten konnte. Jona wischte sie mit seinen kleinen Fingern weg. "Mama und Papa sagen, dass du uns verlassen musst. Stimmt das?“ Er sah mich mit seinen blauen unschuldigen Augen an, die er von Dad hatte. Zögerlich nickte ich. "Ja.“ "Und…kommst du wieder zurück? Ganz schnell?“ Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Eigentlich hab ich kein so gutes Gefühl dabei, dass ich es schaffen werde. Doch das kann ich ihm nicht sagen. Das wäre zu viel für den Kleinen. Weitere zwei Tränen liefen mir über die Wange. Ich wischte sie mit meinem Ärmel weg. "Ja, ganz bestimmt. Bleibst du solange brav und hörst auf Mum und Dad, okay?“ Jona nickte und lächelte. "Ja, das mache ich, Annie!“ Ich drückte ihn an mich und sah dann Mum und Dad an. Sie merkten mir meine Zweifel an. "Annie, pass gut auf dich auf, ja?“ Ich nickte. "Pass du gut auf die Seahawk auf. Ich möchte auch mal mit dir und Jona mitfahren.“ Ein kleines Lächeln schlich sich auf Dads Gesicht. "Schatz, wir lieben dich über alles, das darfst du nicht vergessen! Hier, das wollte ich dir eigentlich an deinem 18 schenken, aber ich gebe es dir es lieber jetzt.“ Mum drückte mir ein kleines Päckchen in die Hand. "Mach es aber bitte erst dann auf, wenn du ungestört bist.“ Ich konnte nur ein nicken aufbringen, denn ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich hielt das Päckchen, wie einen Schatz in den Händen. "Danke, Mum.“ Ich schluckte den Kloß hinunter. "Tut mir leid, Annie. Ich hab deine Überraschung vergessen. Meinst du, ich darf es schnell holen und es dir bringen?“ "Ich glaube nicht, dass das geht, Jona. Aber behalte es bitte und pass darauf auf.“ Jona schaute mich traurig an, aber er nickte. "Okay. Ich hab dich lieb, Annie.“ "Ich dich auch, Brüderchen.“ Plötzlich öffnete sich dieTüre und ein Friedenswächter teilte mit, dass die Zeit vorbei wäre. Ein letztes Mal umarmte ich meine Familie und tauschten noch ein paar letzte Worte aus, ehe sie hinausgingen. Ich rief noch ein letztes "Macht euch trotzdem noch einen schönen Tag, auch ohne mich“ hinterher. Sie sollten nicht das leckere Essen vergeuden, nur wegen mir.

Ich lies mich in die Kissen zurücksinken und wartete. Es tat gut wenigstens ein letztes Mal meine Familie zu sehen, aber schwer sie wieder gehen zu lassen. Vor allem Jona. Als sich das nächste Mal die Tür öffnete kam Bex mit ihren Eltern herein. Ihre Besuch war deutlich kürzer als das von meiner Familie. Es bestand hauptsächlich darin uns zu umarmen und über vergangene Ereignisse zu reden. "Weißt du noch, als wir an dem kleinen See im Wald waren? Du wolltest unbedingt nachschauen, ob das auch salzig schmeckt, aber dann bist du ausgerutscht und hineingefallen. Später warst du voller Blutekel.“ Kicherte Bex und ich stimmte mit ein. Das war so unsere Art gewesen die Stimmung ein wenig zu lockern, selbst in diesem Moment klappte es. Ihre Eltern bedauerten die Ziehung und wünschten mir viel Glück für die Spiele. Kurz bevor auch sie gehen mussten, gab mir Bex dasselbe Armband, was auch sie trug. "Damit du mich nicht vergisst da drinnen und als Zeichen, dass du die beste Freundin bist.“ Dann mussten auch sie gehen. Kurz kamen auch Steve und Chane vorbei und verabschiedeten sich. Dann war es still in dem Raum und auch auf dem Flur.



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