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Memoiren eines Piratenkapitäns

Geburtstagsgeschenk für Mink !
von

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Winter 1717

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Aberglaube

"PRESSEN! PRESSEN!" Der Arzt drückte ihre Schenkel noch ein Stück weit auseinander und Geneviéve schrie erneut auf, das Kind schien sie innerlich zu zerreißen. Gehetzt huschte ihr Blick zur Tür, doch sie blieb verschlossen. Robert war nicht gekommen.

"Ja gut so. Weiter!" Tränen liefen über ihre Wangen, ehe die nächste Wehe ihr wieder den Verstand raubte. David versuchte ihre Hand zu halten, doch sie entzog sie ihm stets aufs Neue. So wie es seit ihrer Ankunft in seinem Haus war. Das es nicht sein Kind sein würde, wusste er. Und dennoch hoffte er, dass Geneviéve ihn eines Tages lieben lernen könnte. Trotz seines Alters.

Sie war eine der schönsten Frauen die er kannte und oft hatte er sie beobachtet, wenn sie unten am Fluss mit den anderen Frauen die Wäsche gewaschen hatte. Er hatte sich vorgestellt wie es wäre sie zu berühren, durch ihre hellen Haare zu streicheln, ihre weiche Haut zu liebkosen und nachts mir ihr im Bett zu liegen. Und als der Herr dann zu ihm gekommen war, um sie ihm zu versprechen, hatte er nicht lange gezögert. Vermutlich war der Lord selbst der Vater dieses Kindes. Bastarde wie dieses gab es viele auf der Welt.

Das Mädchen schrie erneut aus Leibeskräften, sie sah nicht gut aus und hatte viel Blut verloren. David konnte es in den Augen des Arztes sehen, er war besorgt.

Sie durfte nicht sterben, nicht sie!
 

Entschlossen nahm er wieder ihre Hand in seine. Ihr blick zur Tür war ihm nicht entgangen. "Er wird nicht kommen, Geneviéve. Kämpfe. Gleich hast du es geschaft!"
 

"Robert?" Antonella blickte ungehalten von ihrem Stuhl auf der anderen Seite des Tisches auf.

"Robert!" Erst jetzt schien ihr Gemahl aus seinen Gedanken aufzuschrecken. "Ma Cherí?" Ihre Augen wurden schmal bei diesen Worten. Sie wusste, dass er schon längst das Interesse an ihr verloren hatte. Und auch bei wem seine Gedanken waren. "Robert" tadelte sie in dieser Kindlich trotzigen Art, auf die er schon als junger Mann hereingefallen war, doch nun kannten sie sich lange genug, dass er wusste wie kalt ihr Herz in Wirklichkeit war.

"Ich sagte gerade wie ausgezeichnet die Köchin die Gans heute angerichtet hat. Ist dir aufgefallen wie still sie heute war, fast schon eine Wohltat!" Ein zartes Lachen folgte und Robert kämpfte sich ein Schmunzeln ab. Er wäre jetzt viel lieber bei Geneviéve gewesen, sie brauchte ihn und er saß hier und versuchte seine Gemahlin bei Laune zu halten. "Vielleicht ist ihr ja etwas auf den Magen geschlagen." Ein Fehler, schoss es ihm durch den Kopf als er das Funkeln in ihren Augen sah. War er also wieder auf ihr Spiel hereingefallen. Denn scheinbar wusste sie etwas und der lauernde Blick mit dem sie ihn nun musterte war kühl und gefährlich.

"Du weißt es noch nicht?" Was wusste er noch nicht? Robert runzelte die Stirn. "Was meinst du? " Er hasste diesen Unsinn und allmählich verlor er die Geduld. "Ihre Tochter ist heute gestorben, bei der Geburt ihres Balges." Es bereitete ihr Genugtuung zu sehen wie bleich ihr Gemahl wurde. Genießend nahm sie noch einen Schluck Wein.

"Sie soll geschrien haben wie ein Schwein." Robert sprang auf. Und Antonella donnerte den Krug auf den Tisch, das der Wein herausschwappte. "SETZ dich, Robert." Ihre Stimme war mit einem Mal gar nicht mehr liebreizend, sondern schrill und schneidend. "Hast du geglaubt, dass ich blind wäre und nicht mitbekommen würde wie du herumhurst und unseren Dienstmägden hinterhersteigst? Glaub nicht das ich mir das noch länger bieten lassen würde. Du hast diesen Posten hier nur durch meinen Vater erhalten. Diese kleine Hure hat es nicht anders verdient."

Lord Surcouf zögerte noch einen Moment. Natürlich war seine Stellung ungewiss gewesen, aber mittlerweile fürchtete er nicht mehr ihren Vater, es war schließlich nicht so als wenn er hier in seinem eigenen Haus nichts zu sagen hatte. "Was ist mit dem Kind?" Seine Stimme klang gefasst, dabei pochte sein Herz in seiner Brust als wollte es dort zerspringen. Geneviéve sollte tot sein? Ein Gedanke, den er noch nicht zu ertragen wusste und die Sticheleien seiner Frau waren gerade nebensächlich, er musste zu ihr. Antonella zuckte die Schultern. "Eine Missgeburt, ungewiss ob de la Vivo es nicht schon ertränkt hat." Sie hatte noch nicht ganz zuendergesprochen als Robert sich schon auf den Weg zur Tür machte. Hinter sich hörte er seine Frau aufspringen. "ROBERT!" Noch einmal hielt er inne. "Ich habe keine Angst vor deinem Vater, Cheríe."

Die Herrin war noch immer eine schöne Frau, mit ihren ebenholzfarbenen Haaren und den stechend blauen Augen, früher hatte sie viele Verehrer gehabt. Doch nur einer hatte ihr Herz damals berühren können und das war ein junger Lord gewesen aus St. Malo gewesen. Jetzt hatten sie sich beide verändert, hatten nicht das ineinander gefunden was sie damals geglaubt hatten zu sehen. Vielleicht waren die Erwartungen auch zu hoch gewesen, oder sie hatten sich zu schnell mit dem Gegenwärtigen abgefunden.

"Was willst du tun? Sie ist tot, Robert. Du hast sie zuerst geschwängert und sie dann diesem Perversen zum Spielen gegeben und nun ist sie gestorben, weil sie deinen Bastard zur Welt gebracht hat. Er hat schneeweiße Haare, wie ein Greis. Die Leute reden bereits, sie sagen das Kind sei verzaubert, verflucht. Aus einer inzestuösen Beziehung entsprungen. Eine Strafe Gottes. Es mag nur ein Aberglaube sein, aber dennoch wird man Fragen stellen. Es ist besser er ersäuft es und..." "Schweig!" Er viel ihr barsch ins Wort. "Ich will von diesem Unsinn nichts mehr hören, du hörst dich schon an wie diese Waschweiber unten am Fluss. Oh ja, dir würde es gefallen wenn sie es erschlagen. Glaubst du, dass dann niemand mehr darüber reden würde was passiert ist, wo es herkam? Du widerst mich an." - "Glaub nicht das du jetzt einfach gehen kannst, du wirst bleiben, Robert. Hast du gehört! Gehst du jetzt brauchst du nicht wiederzukommen in dieses Haus!"

Damit ging er und lies sie alleine in ihrer Wut, selbst durch die geschlossene Tür konnte er noch ihr Gezeter hören.

Schicksal

Nebel lag in den Gassen der kleinen Hafenstadt `Nonnen`, einer abgelegenen englischen Kolonie.

Es war der 4 Mai 1799, Mittwoch.

Hartegan mochte keine Mittwoche, ein Mittwoch war wie ein Glas Rum, nicht voll aber auch nicht leer. Er war kein Trinker, dennoch schätze er keine halben Sachen. Ebenso verhielt es sich mit diesem Tag, weder war die Woche vorbei noch lag sie vor einem. Und diese Tage waren ohnehin schwer zu ertragen, da brauchte niemand noch so ein nass- süffiges Wetter, was in die Kleidung kroch und einen das Gefühl von Trockenheit vergessen lies. Billy Hartegan war gerade an Land gekommen, er war vor einigen Stunden mit der `Owel` eingelaufen. Einem kleinen Handelsschiff unter englischer Flagge.

Der Kapitän, ein junger Mann namens Wepster, hatte die Seemänner ausgezahlt und die Ladung an Land gebracht um sie auf dem Markt zu verkaufen.

Der dunkelblonde Mann schulterte seinen Seesack, die Zeiten hart und die Jobs boten schon lange nicht mehr genug um zu überleben.

Jedenfalls nicht wenn man ein ehrlicher Seemann war und erst recht nach der neuen Baumwollkrise in England.

Nein, Hartegan brauchte Arbeit und das schnell! Seine Familie verließ sich auf seine Solt und monatlichen Zahlungen.

Er schlug einen Weg ein, an deren Ende eine Taverne liegen musste, deutete man die Lautstärke der Betrunkenen richtig. Tavernen waren immer gut, in Ihnen konnte man sich besaufen und so seine Sorgen verdrängen, oder aber sich einen Job suchen. Hier traf sich die ganze Stadt und es gab viele Matrosen von anderen Schiffen. Ein guter Anlaufpunkt!

Einer der verlumpten Gestalten rempelte gegen ihn, schimpfte etwas was der Matrose nicht recht verstand und torkelte weiter.

Er stank nach Rum und Schweinestall.
 

- Zum Teufel, hielt einmal jemand diesen Weg an!- Braune Augen flatterten immer wieder zu, Sky versuchte wach zu bleiben und unterdrückte ein gähnen. Er hatte die ganze Nacht durch gesoffen, davor war er bei irgendeiner Hure aufgewacht- Lilith oder so. Spielte ja auch keine Rolle.

Ein Mann kam ihm entgegen, ein Seemann. Frisch an Land, wenn er den Gang richtig deutete- schwankte wie eine alte Fregatte. Sky grinste und torkelte gegen ihn, eigentlich hatte er ihn nicht umwerfen wollen, doch sein Fuß hatte auf dem rutschigen Kopfsteinpflaster keinen halt gefunden, und so landete direkt auf dem Fremden.

"schuligjjje.. Freunsch."

Die Brieftasche wanderte in seine Tasche. Der Unbekannte kämpfte sich mit einem Fluch hoch und rollte ihn von sich hinunter.

"Issja jut.. Süße.."

"Werde nüchtern, ich bin keine Frau! Du Suffkopf!" Sky lächelte in sich hinein, stützte sich an der Wand ab und torkelte weiter.

"Ai SIR!" Er wedelte noch einmal unwirsch mit der Hand.

Dummer Junge! Doch Sky machte in diesem Moment zwei Fehler, zwei entscheidende Fehler. Der erste war das Hartegan nicht dumm war- und der zweite das er schon lange nicht mehr als Junge galt.

Der Franzose bemerkte seinen Fehler als hinter sich ein Schrei ertönte. Verdammt! Doch er war nicht einfach nur ein Dieb, er war ein Pirat! Geschickter als es sein Zustand vermuten lies, kletterte er an einer Hauswand hinauf aufs Dach wo er sich flach hinlegte, der Nebel und die Dunkelheit, erledigten den Rest.

Der Matrose rannte schnaufend vorbei, Sky konnte ein Messer in seiner Hand aufblitzen sehen. Scheinbar war der Matrose entschlossener als er gedacht hatte. Doch im Augenblick war er in Sicherheit und als die Schritte verhalten rutschte er wieder hinab auf die Straße. Das Beutelchen in seiner Hand klimperte und ein siegessicheres lächeln huschte über seine Lippen.

Uh.. besonders viel war es nicht, aber es würde für einen kuschliges Bett reichen! Also machte er sich sogleich auf ins Wirtshaus, wo er sich eine Kammer für die Nacht nahm.

Müde und geschafft viel er ins weiche Federbett und versank im Kissen. Es war so schön flauschig, fluffig und roch sauber! Ein Luxus das er sich viel zu selten gönnte!

Wie sollte er auch Ahnen das der gute Seemann dem er diesen `Luxus` zu verdanken hatte nun gezwungen gewesen war bei dem Wirt des Gasthauses einen Aushilfsjob anzunehmen.

Hartegan war zwar nicht sonderlich geübt darin Gläser abzuwaschen oder Rum und Met auszuschenken, aber wer mittellos gerade in einer fremden Stadt ankam, der hatte wenig Auswahl Möglichkeiten. Das Sky ihn bestohlen hatte war wohl einfach nur Pech gewesen, was aber nun folgte war Schicksal. Denn seine Aufgabe war es in den oberen Etagen die Lichter zu löschen, zu schauen ob die Gäste zurechtkamen oder noch etwas brauchten.

Sky hatte die Dumme Angewohnheit im Schlaf zu reden, vor allem wenn er Betrunken war. Er träumte auch in dieser Nacht von Abenteuern, wilden Schlachten und Raufereien. Bemerkte zuerst nicht einmal wie ein Schatten seine Tür öffnete, erst als dieser gegen seinen Stuhl stolperte und ihn geräuschvoll umwarf, schreckte der junge Franzose auf.

"He-da, ruhe, isch will Schlafen!" Beschwerte der Dieb sich nuschelnd aber lautstark, wieso konnte er nicht einmal HIER ruhe finden? Schließlich bezahlte er doch sogar dafür.

Sein Fehler war das Billy bei klarem Verstand war und ein recht gutes Gedächnis hatte, es dauerte zwar eine kurze Weile aber schließlich erkannte er die Stimme des anderen wieder.

Dem ahnungslosen Piraten wurde augenblicklich die warme, vertraute Decke weggezogen. Im trüben Mondlicht konnte er Hartegan kaum ausmachen, aber das Messer in seiner Hand erkannte er wieder.

"Ich denke du hast etwas was mir gehört."

Der Schotte klang nicht sehr erfreut, seine Stimme war leise und schneidend. "Junge, ich hab nichts was Dir gehört. Du kannst gerne meine Sachen durchsuchen." Er hörte ein verächtliches Schnaufen als Antwort.

Sky hatte tatsächlich den ganzen Sold des Mannes an nur einem Abend ausgegeben, etwas was er ihm schlecht sagen konnte. Seine braunen Augen wanderten nach oben, dort wo der Schatten stand. Jetzt war Schnelligkeit gefragt. Ohne weiter zu zögern zog Sky sein Bein an, und trat dem Unbekannten in den Magen, sprang auf und duckte sich unter seinen Armen hindurch um zu entkommen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Mink
2013-07-04T21:49:17+00:00 04.07.2013 23:49
Neues kapitel! Juhu! Hast du ja doch schon mit reingenommen! Das ist klasse :-). Muss ne ganz schoene arbeit gewesen sein alles u zuschreiben. Seit wann sitzt du dran?
Von:  Yako
2013-07-04T20:40:29+00:00 04.07.2013 22:40
Das arme Kind.
Hoffentlich wird sich sein angeblicher Vater trotzdem gut kümmern weil er die Mutter geliebt hat, auch wenn es nicht sein Sohn ist.


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