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You know, I´m Joker, but...

von

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Why so serious?

Der Himmel ist dunkel, bedeckt mit dicken, schweren Wolken. Regen prasselt auf den kleinen Jungen nieder. Er rennt, da er ohnehin schon zu spät dran ist. Die Lehrerin hat noch mit ihm gesprochen, als die Stunde schon längst vorbei war – nichts schlimmes, sie hat ihn nur gelobt für sein ausgezeichnetes Testergebnis. Sein Vater wird bestimmt wieder sehr böse werden, wenn er zu spät nach Hause kommt. Der Vater, Peter, ist Alkoholiker und ein ziemlicher Unhold. Deswegen findet er auch keine Arbeit und sitzt fast den ganzen Tag zu Hause rum und wartet darauf, dass sein 8-jähriger Sohn irgendetwas anstellt, damit er ihn bestrafen kann. Jack ist eigentlich ein guter Junge, sehr intelligent und aufgeweckt und er würde nie bewusst etwas tun, das den Vater aufregt, da er ganz genau weiß, was ihm sonst blüht. Peter rutscht sehr schnell die Hand aus und er nimmt sich auch kein bisschen zurück, nur weil er ein kleines Kind vor sich hat, das sich nicht wehren kann. Jacks Mutter, Shelly, geht zwar fast immer dazwischen, wenn sie die Möglichkeit hat, aber sie ist dem durchtrainierten und nicht einzuschätzenden Mann einfach hilflos erlegen.
 

Der Junge ist schon vollkommen durchnässt. Die dunkelblonden Locken kleben ihm im Gesicht, seine Kleidung an seinem zierlichen Körper. So merkt er auch fast gar nicht, als er durch eine große Pfütze rennt und sich seine Hosenbeine vom Matsch braun färben. Keuchend erreicht er schließlich das Hochhaus, indem die Familie ihre Wohnung hat. Angestrengt drückt er die schwere Schwingtür auf und läuft zum Fahrstuhl. Mit pfeifendem Atem reckt er sich zu dem Kopf nach oben, der ihn in seine Etage bringt. Ein paar Augenblicke später öffnen sich die Metalltüren und der Junge eilt aus der Kabine, in der sich eine beachtliche Wasserlache zu seinen Füßen angesammelt hat. Schnell läuft er zu seiner Wohnung und schreckt leicht zusammen, als er seine Mutter im Türrahmen stehen sieht. Sie scheint ihn schon sehnsüchtig zu erwarten. Als der Junge vor ihr zum Stehen kommt, hockt sich die blonde Frau vor ihn hin und zupft an seinen nassen Sachen. „Du liebe Güte, du bist ja völlig durchnässt! Komm schnell rein und zieh dir etwas Trockenes an. Aber sein leise. Dein Vater schläft im Wohnzimmer auf der Couch und hat noch gar nicht mitbekommen, dass du noch nicht da bist…“, haucht sie ihm mit sanfter, aber mahnender Stimme entgegen, während sie ihm ein paar nasse Strähnen aus dem schmalen Gesicht streicht.
 

Einen Augenblick ruht ihre Hand auf seiner kalten Wange und er schmiegt sich an die Wärmequelle. Tief sieht sie ihrem einzigen Kind in die großen, schokoladenfarbenen Augen, das dann eifrig nickt und sich an ihr vorbei in die Wohnung drückt. Auf Zehenspitzen huscht der Junge am Wohnzimmer vorbei in sein Zimmer, während Shelly ihn besorgt hinterher sieht.
 

Etwas später…
 

Der Abend ist angebrochen und Jack sitzt brav in seinem Zimmer und versucht seine Hausaufgaben zu machen, doch es fällt ihm ziemlich schwer sich zu konzentrieren. Sein Vater ist aufgewacht und hat nicht gerade gute Laune, weswegen es auch ziemlich laut in der Wohnung geworden ist. Die Nachbarn freuen sich garantiert darüber, wenn sie müde von der Arbeit nach Hause kommen und als erstes wieder dieses Geschrei aus der Wohnung hören. Schon oft war deswegen die Polizei da, doch mehr als eine Verwarnung gab es auch nicht. Aus Angst schweigt die Mutter auch darüber, dass sie von ihm geschlagen wird und so haben sie keinen wirklichen Grund, um Peter mitzunehmen. So schreit er auch jetzt ungehindert herum und kippt seinen Whiskey hinunter. Verängstigt hat sich Shelly in die Küche zurückgezogen und macht den Abwasch. Dann klingelt es an der Tür. Die blonde Frau trocknet sich hastig die Hände ab und geht an die Tür. Davor steht einer ihrer Nachbarn, ein älterer Herr und fragt, ob sie ihm eventuell ein Ei borgen könnte. Sie erwidert sein freundliches Lächeln und holt ihm dann das Ei aus der Küche. Der Mann bedankt sich herzlich bei ihr, ignoriert dabei gekonnt den Lärm hinter der Frau und geht zurück in seine Wohnung. Einen Augenblick sieht sie ihm nach, bevor sie die Tür wieder schließt.
 

Als sie sich dann umdreht, erschreckt sie sich fast zu Tode, weil Peter direkt hinter ihr steht. „Was war das denn gerade?“, fragt er mit strenger Stimme. „Er hat sich nur ein Ei ausgeliehen…“, kommt es leise von Shelly, während sie sich, mit gesenktem Blick, an ihm vorbei drücken will. Doch er schlägt seine Faust direkt vor ihrem Gesicht gegen die Wand. Ein heiserer Schrei entkommt ihr. „Du lügst!“, wirft er ihr in lauterem Ton an den Kopf. Shelly zuckt zusammen. „Nein…“, antwortet sie hastig. Grob packt er sie an den Haaren und zerrt sie zu sich. Sie kann den Alkohol in seinem Atem deutlich riechen, ein Geruch, bei dem sie sich am liebsten übergeben würde. „Du dreckige Hure! Ich werde dich lehren, mich anzulügen!“, schreit Peter ihr mitten ins Gesicht. Jack zuckt unweigerlich an seinem Tisch zusammen, als er die scharfe Stimme seines Vaters hört. Traurig blickt er auf seine Matheaufgaben hinab, während sich in seinem Kopf das Szenario abspielt, das gleich folgen wird. Sein Vater ist schrecklich eifersüchtig und vermutet hinter jedem Mann, mit dem Shelly redet, einen möglichen Liebhaber.
 

Grob zerrt Peter die junge Frau in die Küche. Wild gebärt er sich vor ihr, beschimpft sie aufs Übelste und schubst sie dabei gegen jedes einzelne Möbelstück in dem engen Raum. Schließlich hält Jack es nicht mehr aus und geht in Richtung Küche. Er weiß, dass er seiner Mutter nicht helfen kann, aber er will sie wenigstens trösten, wenn es vorbei ist. Vorsichtig nähert er sich dem Türrahmen und späht um die Ecke. Er sieht, wie sein Vater die Mutter gegen den Herd stößt und sie weiterhin wild beschimpft. Schmerzlich stöhnt Shelly auf, als sie gegen den Metallrahmen schlägt. Tränen kullern an ihren geröteten Wangen entlang, während sich ihre zitternden Hände an der Arbeitsplatte versuchen festzuhalten. Gerade als er wieder auf sie losgehen will, ertasten ihre Finger das große Brotmesser, dass noch vom Abendessen neben dem Herd liegt. Sie umklammert das Messer mit aller Kraft und richtet es auf ihn. „Ich warne dich, komm mir nicht zu nahe!“, entgegnet sie ihm mit brüchiger Stimme. Fasziniert verfolgt Jack das Schauspiel und ist sehr beeindruckt von dem Mut seiner Mutter.
 

Doch dieses Gefühl hält nicht lange an. Peter fängt an zu lachen, als er das Messer in den zitternden Händen seiner Frau sieht. Einen Augenblick später schlägt sein Gesichtsausdruck in blanke Wut um. „Du denkst wohl, du kannst dir alles erlauben, was?“ Verängstigt versucht Shelly noch weiter zurück zu weichen, was ihr aber nicht möglich ist. Kurz darauf entreißt Peter ihr das Messer. „Ich werd dir schon noch beibringen, mir zu gehorchen, Weib!“ Gellender Schmerz entbrennt in ihrer Brust, als er ihr das Messer in den Leib stößt. Jacks Augen weiten sich vor Schreck fast schon unnatürlich groß und er sieht gelähmt zu, wie das Blut seiner sterbenden Mutter sich auf dem Küchenboden verteilt. Glasig blicken Shelly´s weit geöffnete Augen in das zornige Gesicht ihres Mannes. Peter zieht das Messer aus ihrem Leib. Sie röchelt gequält, Blut läuft ihr aus Mund und Nase. Dann fällt sie bäuchlings zu Boden.
 

Ihre tränenfeuchten Augen erblicken ihren verängstigten Sohn, der stocksteif im Türrahmen steht. Sie nimmt all ihre verbleibende Kraft zusammen und will ihm sagen, dass er verschwinden soll. „J – J – Jack…“, weiter kommt sie nicht. Ein Blutschwall drückt sich aus ihrem Mund heraus und verteilt sich auf den Fliesen. Kurz darauf verschwindet auch das letzte bisschen Leben aus ihrem Gesicht. Überrascht blickt Peter zur Küchentür. Bis eben hat er gar nicht gemerkt, dass sein Sohn hier ist. Umso zorniger macht ihn diese Tatsache jetzt. Er hat nie ein Kind gewollt. Als Shelly schwanger wurde, ist er furchtbar ausgerastet.
 

Natürlich war er zuerst der Meinung, dass das Kind von einem anderen sein, bis ein Vaterschaftstest das Gegenteil bewiesen hat. Dann hat er versucht sie zu einer Abtreibung zu zwingen, doch die Behandlung erwies sich als viel zu kostspielig, als das sie es sich hätten leisten können. Und zu allem Überfluss hat er ihre Schwangerschaft erst bemerkt, als es für eine Abtreibung ohnehin schon fast zu spät gewesen wäre. Allein aus diesem Grund hat er ihr das Leben noch mehr zur Hölle gemacht. Er hat sie jeden Tag verprügelt – förmlich versucht, das Kind aus ihr heraus zu prügeln. Doch entgegen aller Erwartungen kam das Baby vollkommen gesund zur Welt und erwies sich sogar schon in jungen Jahren als überdurchschnittlich intelligent!
 

Schließlich hat er es aufgegeben und die Tatsache hingenommen – vielleicht könnte ihm der Bengel ja irgendwann mal nützlich sein. Aber diesen Gedanken wirft er jetzt, wie schon viele Male zuvor, über Bord. Das Gör ist und bleibt nervig! Langsam dreht er sich mit dem blutigen Messer in der Hand zu dem Jungen um. Das Gesicht des Kindes ziert eine Mischung aus Wut und Trauer. Der Vater lächelt ihm hinterhältig entgegen. „Warum denn so ernst, Jacky?“, fragt er vor Ironie triefend.
 

Der Junge rührt sich nicht. Schritt für Schritt nähert sich Peter seinem Sohn, während dieses widerliche Grinsen noch immer sein Gesicht dominiert. Langsam löst sich die Starre, die den kleinen Körper beherrscht hat. Erschrocken tritt der Junge einen Schritt zurück. „Warum denn so ernst?“, fragt der Vater erneut. Jack weicht weiter zurück, bis er schließlich die Wand im Flur im Rücken hat. Schwer schluckt er, während der Vater ihm immer näher kommt. Sein Grinsen wird breiter, als er die Angst in den Augen seines Sohnes sieht. Schließlich steht er direkt vor ihm.
 

Grob packt er das Kind am Kragen, bevor es weglaufen kann. Zappelnd versucht der Junge sich zu befreien. Wie Speere bohren sich die Augen des Vaters in Jacks Gesicht, sein dämonisches Grinsen brennt sich in sein Gehirn ein, wie die Flamme einer Fackel. „Warum denn so ernst, Jacky?“, höhnt er wieder, bevor er den Jungen grob zu Boden wirft. Keuchend schlägt der Junge auf dem harten Holz auf. Bevor sich Jack wieder aufrichten kann, drückt der Vater ihn wieder auf den Boden und setzt sich auf seine Beine. Vor Schreck wie erstarrt bleibt der Junge unter ihm liegen. Der Mann beugt sich zu ihm hinunter, sieht ihm erneut tief in die Augen. „Warum denn so ernst? Zaubern wir doch ein Lächeln auf dieses Gesicht!“ Ein Zittern jagt durch den kleinen Körper, Tränen sammeln sich in Jacks Augen, doch schluchzen tut er nicht. Im Gegenteil, er blickt den Vater weiterhin wütend an. Den vorwurfsvollen Blick des Jungen kann Peter kaum ertragen, doch er versucht seine Wut hinter einem Grinsen zu verbergen, was sein Gesicht zu einer teufelsgleichen Maske verzerrt.
 

Er packt das Kinn des Kindes mit der freien Hand und drückt den kleinen Kopf zur Seite. Dann lässt er das Kinn wieder los und drückt seine flache Hand auf Jacks Schläfe, um seinen Kopf zu fixieren. Der Junge wehrt sich nicht, es hätte eh keinen Sinn. Und noch hat er die Hoffnung, dass der Vater gnädig ist und ihn schnell zu dem Ort schickt, an dem seine Mutter jetzt ist. Bis dahin will er ein großer Junge sein und tapfer alles ertragen, so wie immer. Ein grausiger letzter Funke in einem so unschuldigen Geist. Augenblicke später spürt Jack die kalte, klebrige Sägeklinge des Messer an seinem Mundwinkel, die seine Mutter so grausam aus seinem Leben riss. Langsam schiebt sich die Klinge in seinen Mund. Mit einer sägenden Bewegung, so als würde er eine Scheibe Brot von einem weichen Laib abschneiden, schlitzt er die Wange seines einzigen Kindes auf, bis weit nach oben, sodass es aussieht, wie das bizarre Lächeln eines Clowns, dessen rote Schminke im Regen verläuft. Jack gibt keinen Mucks von sich, obwohl er unsagbare Schmerzen hat. Er liegt nur reglos da, während ihm sein eigenes Blut in den Mund läuft und die Messerklinge ihm in die Zunge schneidet. *Doch es kommt der Punkt, da wird selbst die Erörterung des Schmerzes überflüssig. Niemand weiß, dass es Schmerzen dieses Ausmaßes auf der Welt gibt. Niemand. Es ist, als wäre man von Dämonen besessen.
 

Tränen und Blut sammeln sich unter seinem Kopf auf dem Holzboden und zaubern rote Strähnen in seine blonden Haare. Die blutroten Locken eines gefallenen Engels, wie seine strenggläubige Mutter jetzt wohl sagen würde, wenn sie noch am Leben wäre. Jack selbst glaubt nicht an Gott, obwohl seine Mutter ihn streng katholisch erzogen hat. Er ist der Meinung, dass es keinen Gott gibt. Er findet, dass die Bibel so viele Widersprüche in sich trägt, dass es gar nicht möglich ist, dass es einen Gott gibt. Aber seiner Mutter zur Liebe hat er immer brav die Bibel gelesen und fleißig gebetet. Er trägt sogar ein goldenes Kreuz um den Hals, obwohl er der Meinung ist, dass er es mit seinem gottlosen Denken nicht verdient hat, gleichzeitig ist es aber sein wertvollster Besitz, da es seit Generationen in der Familie der Mutter weitervererbt wurde. Jetzt, in diesem Augenblick, betet er allerdings das erste Mal in seinem Leben wirklich mit allen Sinnen und Gefühlen, die er aufbringen kann, dafür, dass er bald bei seiner geliebten Mutter sein kann…
 

Langsam zieht Peter das Messer aus der zerfetzten Wunde, die er seinem Sohn zugefügt hat und betrachtet grinsend sein Werk. „Na das sieht doch schon viel fröhlicher aus! Was meinst du, Jacky?“ Doch der Junge antwortet nicht, hustet nur einen Schwall Blut auf den Boden. „Der Meinung bin ich auch, dass geht noch viel fröhlicher!“, sprudelt der Eifer nur so aus Peter heraus. Grob drückt er den Kopf seines Sohnes auf die andere Seite, sodass Jack nun die Wohnungstür sehen kann, doch eigentlich kriegt er schon gar nichts mehr mit. Der Schmerz überwältigt ihn schier und das Bild vor seinen Augen wird immer dunkler, obwohl seine Augen weit aufgerissen sind. Zudem verschwimmt seine Sicht unter den Tränen immer mehr. Bevor er ganz in die Dunkelheit abdriftet, spürt er wieder die kalte, klebrige Klinge auf seiner Wange. Doch diesmal drückt sie sich schon fast ungeduldig in seinen Mund.
 

Die Spitze sticht ihm erneut in die anschwellende Zunge, bevor sie ihm die Wange zu diesem unheimlich, verlaufenen Clowngrinsen aufreißt. Warmes Blut läuft ihm wieder in den Hals und lässt ihn gequält aufhusten. Dann spürt er, wie Peter seinen Kopf wieder so hindreht, dass er an die Decke schauen könnte, wenn er noch in der Lage wäre, etwas zu sehen. Die Tränen und die helle Deckenbeleuchtung nehmen ihm vollkommen die Sicht. Sein Kopf dröhnt, seine Wangen schmerzen dumpf und seine Zunge pocht, während er am ganzen Körper zittert. Schwach hört er die Stimme seines Vaters über sich. „Na wenn das kein fröhliches Lächeln ist! Ich bin begeistert!“, gibt er jauchzend von sich. Für einen Moment herrscht Stille, so als würde Peter nachdenken, dann hört Jack ihn wieder etwas undeutlich. „Irgendetwas fehlt da aber noch, hm…“, murmelt er vor sich hin. Während er so nachdenkt, merkt er nicht, wie sich die Wohnungstür langsam öffnet. Mehrere Augenpaare blicken durch den Spalt hinein und trauen dabei ihren Augen kaum. Ein grausiges Bild bietet sich den stillen Zuschauern dort. Ein ziemlich beachtliches Stück des Flurbodens ist mit Blut bedeckt, was das Ausmaß des Geschehenen sehr gut beschreibt. Dann weiten sich die Augenpaare erschrocken, als sie sehen, wie der Mann das Messer in die Luft reißt, so als wolle er das wehrlose Kind nun auch noch erstechen.
 

Wie auf ein stilles Zeichen hin, stürmen die Männer hinter der Tür lautstark und schwer bewaffnet in den kleine Flur. Aber Peter bemerkt sie zu spät. Grob packen ihn zwei der Polizisten von hinten unter den Armen und zerren ihn von dem Kind herunter. Klirrend landet das Messer auf dem verschmierten Holzboden. Wild gebärt sich Peter und versucht sich zu befreien. Während die Polizisten irgendetwas von Rechten und so labern, zerren sie Peter ins Wohnzimmer. Dort werfen sie ihn auf den Bauch und legen ihm Handschellen an. In der Zwischenzeit kommen noch zwei Polizisten in die Wohnung und finden kurz darauf die Leiche der Mutter in der Küche. Nachdem sie ihren Tod festgestellt haben, legen sie ihr vorsichtig ein Handtuch aufs Gesicht und verständigen die Spurensicherung. Desweiteren kommen noch zwei Sanitäter in die Wohnung, die sich sofort um das schwer verletzte Kind kümmern. Zu guter letzt stehen noch mehrere Nachbarn unschlüssig im Türrahmen und tuscheln. Mindestens einer von ihnen war vorhin so schlau und hat die Polizei verständigt, als der Lärm in der Wohnung losging. Immer mehr Leute versammeln sich in dem schmalen Hausflur, während Jack endgültig in der Dunkelheit verschwindet…
 


 

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*Doch es kommt der Punkt, da wird selbst die Erörterung des Schmerzes überflüssig. Niemand weiß, dass es Schmerzen dieses Ausmaßes auf der Welt gibt. Niemand. Es ist, als wäre man von Dämonen besessen.
 

Stephen King´s Sie 1986

Bloody Shower...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Happy Halloween...

Zwei Jahre später…
 

Jacks Genesung ist gut vorangeschritten, auch wenn es zahlreiche Schwierigkeiten und psychische Zusammenbrüche gab, so hat der Junge dennoch nie aufgegeben. Die Rache im Herzen hat ihn vorangetrieben und hat den Wahnsinn in ihm nur noch mehr entfacht. Aber das Schicksal hat es nicht gut mit ihm gemeint und so wird er seine Rache niemals bekommen. Kurz nachdem der Junge damals ins Krankenhaus gekommen ist, wurde sein Vater festgenommen und nach dem Prozess in die Arkham Anstalt eingewiesen. Einige Zeit verging und Jack versuchte sich von dem Erlebten und den Träumen zu erholen, die ihn immer wieder heimsuchten, während das Verlangen nach Rache an seinem Vater immer stärker in ihm rebellierte, da dran die Nachricht zu ihm durch. Nur durch Zufall hat er es damals erfahren, als zwei Krankenschwestern sich auf dem Gang über seinen Vater unterhalten haben. Ihm stockte der Atem, als er hören musste, dass sein Vater sich in seiner Zelle das Leben genommen hatte. Die Wut in Jack wurde dadurch nur noch größer und der Hass, den er ein Leben lang für seinen Vater empfunden hat, hat dadurch eine Dimension erreicht, die man kaum noch beschreiben kann. Sein Vater ist nicht nur ein hinterhältiger und kaltblütiger Mörder, ein Geisteskranker, ohne jede Reue, nein, er ist auch noch ein feiger Selbstmörder!! Das hätte Jack niemals von ihm gedacht. Doch was hat ihm anscheinend solche Angst gemacht, dass er lieber den Freitod gewählt hat, als auf Heilung zu hoffen? Haben ihn vielleicht die Bilder seiner sterbenden Frau Nacht für Nacht verfolgt, so wie er seinen Sohn ungeahnt verfolgt hat? Oder hatte er Angst davor, dass sein Sohn das Ganze tatsächlich überleben könnte und eines Tages vor ihm stehen würde und ihm das Messer in die Brust rammen würde? Oh wie gern hätte Jack dies getan und sich an der Angst und der Ungewissheit in seinen verzweifelten Augen gelabt, so wie er es getan hat, als er Jacks Mutter umgebracht hat. Wie sehr hätte Jack dies doch genossen. Doch der Gedanke ist vergebens, die Rache unerreichbar. Aber der Gedanke, anderen Leuten Angst zu machen, sie verzweifelt betteln zu sehen, entfacht in Jack ein Gefühl, dass nach Befriedigung nur so schreit!
 

Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus, kam Jack in ein Waisenhaus. Allerdings kein gewöhnliches, dafür ist sein geistiger Zustand viel zu labil. Hier leben Kinder und Jungendliche, die ganz ähnliche Dinge erlebt haben wie er und psychologische Betreuung benötigen, bis sie alles soweit verarbeitet haben, dass sie in Pflegefamilien vermittelt werden können. Aber den meisten Kindern sieht man gar nicht an, was sie durchmachen mussten oder das sie gar behindert sind – im Gegenteil sind sie genauso gehässig und fies, wie die meisten normalen Kinder in ihrem Alter. Sie ärgern und prügeln sich den ganzen Tag und haben nichts als Blödsinn im Kopf. Und ganz besonders macht es ihnen Spaß, diejenigen zu ärgern, denen man wirklich ansieht, wie schlecht es ihnen geht oder die, die sich eh nicht wehren können. Und da kommt ihnen Jack ganz recht mit seinem dämlichen Grinsen im Gesicht! Seine geistige Überlegenheit hilft Jack da leider meistens nicht so viel, da die Kinder, die ihn ärgern, größer, schneller und vor allen Dingen stärker sind, als er. Sie ahnen ja auch nicht, wie es in seinem Kopf aussieht und welch schreckliche Gedanken sich dort formen.
 

„Naiper, bleib sofort stehen, du dämliche Clownfresse!“ „Wenn wir dich kriegen, hat dein letztes Stündlein geschlagen!“ „Bleib endlich stehen, du Feigling!“ Lautstark brüllen ihm die Jungen hinterher, während sie Jack quer über den ganzen Hof jagen. Was Jack angestellt hat, um die Jungen so wütend zu machen, weiß er selbst nicht so genau – aber diese Art von Jungs braucht keinen Grund, um einen anderen die Seele aus dem Leib zu prügeln. Der 10-jährige läuft so schnell er kann, während er sich überlegt, wo er sich verstecken kann. Er hat heute so gar keine Lust darauf, Prügel zu beziehen, erst recht nicht, da die Blessuren vom letzten Mal noch gar nicht ganz verschwunden sind. Kurzentschlossen versucht Jack den Baum zu erreichen, der Mitte des Hofes steht. Er hat zwar nur einen kleinen Vorsprung, aber es ist für heute wohl seine einzige Chance ihnen zu entkommen. Geschickt springt er an dem niedrigsten Ast empor und versucht sich nach oben zu ziehen, doch die Jungen haben ihn bereits eingeholt. Grob packen sie ihn an den Beinen und zerren ihn herunter. Hart schlägt der Junge auf dem Betonboden auf. Sein Kopf dröhnt und er sieht bunte Punkte vor den Augen. Kurz darauf spürt er die Schmerzen sich über seinen Körper ausbreiten, als die Jungs anfangen ihn zu verprügeln. Schützend versucht er sich die Arme vors Gesicht zu halten und sich auf die Seite zu drehen.
 

„Prügelt ihr euch etwa schon wieder?“, tönt es lautstark von der anderen Seite des Hofes. Mit wütenden Schritten nähert sich der aufsichtshabende Pfleger den Jungen, die daraufhin von Jack ablassen. „Immer das Selbe mit euch Gören! Ab in eure Zimmer, aber sofort!“, herrscht er sie an und deutet dabei unmissverständlich auf die Eingangstür. Langsam rappelt sich auch Jack auf, nachdem die Anderen abgezogen sind. Er setzt sich auf den kalten Beton und hält sich den Kopf, noch immer tanzen die bunten Punkte vor seinen Augen, während er tief im Rachen sein eigenes Blut schmecken kann. Mit verschränkten Armen wartet der Pfleger darauf, dass auch Jack sich endlich erhebt und abhaut. Dass der Junge gerade verprügelt wurde und deswegen vielleicht nicht aufstehen kann, ist dem Mann so dermaßen egal, dass man es kaum glauben kann. Wie sehr ihm diese verdammten, gestörten Gören doch auf die Nerven gehen! Dann reicht es ihm schließlich und er packt Jack grob am Arm und zieht ihn hoch. Schmerzlich stöhnt der Junge auf, doch dies findet kein Gehör. „Ich hab gesagt, ab in eure verdammten Zimmer! Dass gilt ganz besonders für dich, du grinsende Missgeburt! Also Abflug!“ Grob stößt er den Jungen vorwärts, sodass Jack fast wieder auf den Boden geschlagen wäre. Doch er kann sich gerade noch halten. Er wirft dem Pfleger einen finsteren Blick zu, doch dieser zeigt nur stumm auf die Tür, während eine Ader auf seiner Stirn wütend zuckt. Jack hat alles andere als Angst vor ihm, dennoch trollt er sich und verschwindet in dem Gebäude.
 

Ein paar Wochen später – Halloween…
 

Es gibt nur sehr wenige Tage, mit denen die Kinder etwas Schönes hier im Waisenhaus verbinden. Nur selten geben sich die Pfleger Mühe, irgendetwas mit den Kindern zu unternehmen oder sie geistig zu fordern. Sie überlassen sie mehr oder weniger ihrem Schicksal. Doch heute ist es anders. Heute ist Halloween. Und die Kinder wollen endlich ein bisschen Spaß haben. Viel auf die Beine gestellt haben die Pfleger allerdings nicht, größtenteils müssen die Kinder alles selber machen, doch heute macht es ihnen nichts aus. Man könnte schon fast sagen, dass sich die Kinder organisiert haben, damit alles so schön wird, wie sie es sich vorgestellt haben. Einmal denken sie mal nicht daran, sich den ganzen Tag nur zu streiten. Schon vor einigen Tagen haben sie angefangen Girlanden und andere Deko zu basteln, oder sich Kostüme zu überlegen. Alle sind ganz aufgeregt, haben doch die wenigstens von ihnen schon mal richtig Halloween gefeiert. Als sich der Abend nähert, ist endlich alles fertig. Die Zimmer der Kinder und die Gemeinschaftsräume sind über und über mit Papierskeletten, Kürbissen, schwarzen Katzen, Ratten und dicken Spinnen in ihren Netzen geschmückt. Sie haben Kekse gebacken und Laternen gebastelt. Überall sind Kerzen aufgestellt, die eine dunkle Stimmung verbreiten. Langsam legt sich die Dunkelheit über Gotham und hüllt die Stadt mit ihrer Kälte ein. Der Geruch nach Schnee liegt jetzt schon ziemlich deutlich in der Luft und in den Nächten sinkt die Temperatur schon unter Null Grad. Doch das stört die Kinder kein bisschen, sie glühen förmlich vor Spannung und Vorfreude. Doch einer von ihnen freut sich ganz besonders auf diesen Tag und dass ganz sicher nicht, wegen der Süßigkeiten. Nein, Jack hat etwas viel besseres im Sinn – Rache!
 

Als einer der letzten Jungs steht er im Gemeinschaftsbad und macht sein Kostüm komplett. Der Großteil der anderen Kinder ist schon seit Ewigkeiten fertig mit anziehen und schminken, aufgeregt laufen sie in ihren Kostümen die Gänge entlang und können es kaum abwarten, endlich von Tür zu Tür ziehen zu dürfen. Endlich, so denkt Jack, hat sein missgestalteter Anblick einen Vorteil. „Gott, seht euch diesen dämlichen Clown an! Ich hab jetzt schon eine scheißangst, Naiper!“, prustend vor lachen gehen die Jungen weiter und können sich kaum auf den Beinen halten, ist doch der Anblick ihres Lieblingsopfers einfach nur zum Todlachen. Wütend blickt Jack ihnen einige Sekunden lang nach, bevor er sich wieder dem Spiegel widmet. „Dir wird dein dummes Lachen noch früh genug vergehen, dass schwör ich dir!“, flüstert er dem Spiegel zu, während sich seit langer Zeit mal wieder ein Lächeln auf seinen Lippen ausbreitet – doch es ist kein gewöhnliches Lächeln, nein, es ist getränkt vom Wahnsinn und alles andere als schön anzusehen…
 

Nach einer Weile ist er fertig und macht sich auf den Weg nach draußen. Dort sieht er gerade noch, wie die anderen Kinder und Erzieher losgehen – anscheinend haben sie es nicht nötig auf ihn zu warten. Aber egal. Der Spaß kann beginnen! Langsam geht er zum Tor und blickt ihnen nach, sieht wie sie sich auf den beiden Straßenseiten verteilen und hecktisch von einem Haus zum anderen gehen. Jack lässt den Blick schweifen, bis er den Anführer seiner Peiniger entdeckt. Dieser ist schon weit vorgelaufen und sein Beutel schwer mit Süßigkeiten gefüllt. In sicherem Abstand folgt Jack ihm. Etwas abseits der Route verschwindet Henry in einer Seitenstraße. Vorsichtig nähert der Clown sich ihm. Als er um die Ecke in die Straße blickt, sieht er, dass es eine Sackgasse ist und Henry sich dort hin verzogen hat, um zu pinkeln. Jack wartet einen Augenblick, dann schleicht er sich hinter ihn. Im ersten Moment denkt Henry, es sei einer seiner Kumpels, die ihn ärgern wollen. „Hey, ihr Schwuchteln, kann man hier nicht mal in Ruhe pissen?“, witzelt er, während er seine Hose zu macht.
 

Doch bevor er sich umdrehen kann, drückt ihm jemand von hinten ein Messer an die Kehle. Erschrocken zuckt er zusammen und richtet den Blick nach hinten. In der dunklen Gasse sieht er jedoch nicht viel, aber es reicht aus, um die weiße Clownsgrimmasse zu erkennen. Sein Blick verfinstert sich darauf schlagartig. „Was soll der Scheiß, Naiper?“ „Warum denn so ernst? Ist doch nur Spaß!“ *Die Messerspitze berührt die Haut an seinem Hals. Es ist, als würde er von einem Eiszapfen gepikst werden. Ein einziger Tropfen scharlachrote Flüssigkeit quillt heraus und gefriert, eine winzige Perle aus Blut. „AU! Was bist du denn für ein verrückter Spinner?“ „Ich bin nicht VERRÜCKT!“, kommt es wütend von Jack. Dann zieht er das Messer quer über den Hals des Jungen. Blut spritzt hervor, als käme es aus einemGartenschlauch. Henry fängt an zu röcheln und sinkt auf die Knie. Panisch greift er sich an den Hals und versucht die Wunde zu zudrücken. Doch das Blut rinnt ihm ein Strömen die Finger, Hände und Arme hinab. Jack steht nur da und beobachtet ihn. In seinem Blick liegt ein Ausdruck von schon fast perverser Freude, ja fast schon so, als wäre es eine tiefe Befriedigung für ihn, denjenigen leiden zu sehen, der ihn so oft verspottet und verprügelt hat. Ein abgrundtief böses Lächeln legt sich auf seine Lippen und verwandelt sein kindlich, unschuldiges Gesicht in eine Fratze, vor der selbst der Teufel persönlich zurückschrecken würde.
 

Entsetzt blickt Henry ihm ins Gesicht, während seine Sicht langsam verschwimmt. „Wer – bist – du?“, presst er mit letzter Kraft hervor. „Ich bin dein schlimmster Albtraum! Ich bin der JOKER!“ Als hätte Jack mit deinen Worten einen Knopf betätigt, bricht Henry tot vor seinen Füßen zusammen. Ein tiefes Gefühl der Befreiung und der Ruhe macht sich in dem Clown breit, ein Gefühl, das man nicht beschreiben kann. *Wenn man einmal angefangen hat, Leute umzubringen, scheint es kein Halten mehr zu geben; der erste Mord zieht seine Kreise, wie ein Stein, den man in einen Teich wirft… Der selbsternannte Joker sinkt auf die Knie und packt die Haare des leblosen Jungen. Lächelnd blickt er Henry ins Gesicht. „Warum denn so ernst, mein Freund? Macht es dir etwa keinen Spaß?“ Er stößt ein schrilles Lachen aus. „Vielleicht sind die anderen ja lustiger drauf…“ Er lässt ihn los, steht auf und verschwindet, als wäre nichts gewesen, während sich das Blut des toten Jungen langsam in der Gasse ausbreitet und sich mit dem Unrat dieser Welt vereinigt…
 

Zielsicher schleicht Jack weiter und nimmt sich einen nach dem anderen vor – kein Bewohner des Waisenhauses bleibt von seiner Rache verschont. Es ist zwar etwas schwieriger, die Erzieher zu überwältigen, da sie viel größer, kräftiger und nur selten allein sind, aber ihre lustlose und gelangweilte Art macht sich unaufmerksam.
 

Das Blut fließt in Strömen, ergießt sich in die vielen kleinen Nebenstraßen und Sackgassen. Die Gefühle im Joker werden immer stärker. Der animalische Trieb zu töten versperrt seinen Blick für die Wirklichkeit. Es ist schon fast Mitternacht, ehe er alle erwischt hat. Viele davon waren schon auf dem Rückweg, müde und erschöpft und dennoch vollkommen begeistert von all den Süßigkeiten und dem Spaß. Aber letztendlich ist ihm keiner entkommen. Mit Blut getränkt und ziemlich glücklich, lässt sich Jack in einer Gasse nieder. Erschöpft holt er Luft, doch die Anstrengungen haben sich seiner Meinung nach vollkommen gelohnt. Nur mit sich muss er noch etwas arbeiten, damit das Ganze glaubwürdiger nach einem verrückten Killer aussieht. Langsam rutscht er an der Wand entlang hinab und setzt sich auf den feuchten und dreckigen Boden. Mülltonnen umringen ihn und der Gestank ist schier unerträglich, doch all das merkt der kleine Joker gar nicht – er ist noch viel zu überwältigt von all dieser Macht. Somit spürt er auch keinen Schmerz, als er eine Glasscherbe von Boden aufhebt und sie über seine Arme und Beine zieht. Das Messer hat er nach seinem letzten Mord in einen Gully geworfen, damit niemand es findet und rausbekommt, dass er für all das verantwortlich ist. Die Wunden, die er sich selbst zufügt, sind nicht sonderlich tief, es soll ja so aussehen, als sei er dem Killer als einziger entkommen. Zum Schluss zerfetzt er seine Sachen noch ein wenig und beschmiert sich mit Matsch und Dreck. Als er das Ganze für ausreichend hält, lehnt er sich gegen die kühle Wand, schließt die Augen und schläft selenruhig ein.
 

Am nächsten Morgen…
 

„Hey Greg, sieh mal, hier ist noch eine…“ dringt eine Stimme an Jacks Ohren. Allerdings lässt er die Augen geschlossen und lauscht nur. Zwei Männer nähern sich ihm. „Gott, ich dachte, wir hätten die letzte dahinten gefunden und jetzt das!“ „Das ist echt übel. Was für ein wahnsinniger, perverser Spinner macht so was?“ „Tja, dass musst du den Spinner schon selbst fragen, wenn wir ihn je finden…“ Langsam beugt sich einer der Männer über Jack. Vorsichtig tastet er ihn mit Gummihandschuhen ab, während sein Kollege Fotos zu machen scheint. „Komisch, er fühlt sich ganz warm an…“, murmelt er. Doch schon im nächsten Augenblick gibt er ein ersticktes Stöhnen von sich und landet mit einem Plumpsen auf dem Hintern. „Was ist denn mit dir los?“, fragt sein Kollege irritiert. „Er – er – hat plötzlich die Augen aufgemacht!“ Mit hochgezogenen Augenbrauen schaut der Mann mit der Kamera zu der vermeintlichen Leiche. Und tatsächlich sind die Augen des Jungen weit geöffnet, sie bewegen sich aber nicht. Prüfend tritt der Polizist näher heran und starrt ihn an. Gerade als er denkt, dass das alles nur irgendwelche letzten Zuckungen sind, die vielleicht durch ausströmende Gase oder sowas verursacht werden, blinzelt der Junge. Kurz darauf ein erschöpftes Stöhnen. Erschrocken weicht der Mann zurück. „Siehst du, was ich meine? Der Bengel lebt noch!“ „Unmöglich…“, murmelt sein Kollege. Die beiden brauchen ein paar Minuten, um sich zu sammeln, ehe sie es schaffen, einen Krankenwagen zu rufen.
 

„Newsflash“
 

„Willkommen bei den 20-Uhr-Nachrichten. Zu Beginn gleich eine grausige Mitteilung. Heute morgen wurden in der Innerstadt die Leichen von 42 Personen aufgefunden. Darunter 32 Kinder und 10 Erwachsene. Sie alle waren Bewohner bzw. Mitarbeiter des Waisenhauses in der Thomsenstreet. Die Kinder, im Alter zwischen 9 und 15 Jahren, waren alle, anlässlich der Halloweenfeierlichkeiten, verkleidet gewesen. Der Polizei ist es bisher noch ein Rätsel, wie der Täter es geschafft hat, all diese Personen so unbemerkt in Neben- und Seitenstraßen zu zerren und sie dort auf grausamste Art zu töten. Die Haupttatwaffe war dabei stets ein und dasselbe Messer gewesen. Weiterhin ist auch rätselhaft, wie der Täter es geschafft hat, nur die Bewohner des Waisenhauses zu erwischen, da die Kinder, wie bereits erwähnt, alle kostümiert und teilweise maskiert und stark geschminkt waren. Die Polizei sucht nun nach Leuten, die in der Halloweennacht etwas Ungewöhnliches beobachtet haben, das zur Festnahme des Täters führen kann. Wenden sie sich dafür bitte an die unten eingeblendete Telefonnummer. Zum Schluss dieses tragischen Berichtes noch eine gute Nachricht. Heute morgen um 10:34 Uhr haben die Kriminalbeamten, die die Leichen untersuchen, doch tatsächlich einen Überlebenden gefunden! In einer engen Gasse, ein ganzes Stück von den übrigen Tatorten entfernt, saß der 10-jährige Jack wie ein Toter an die Wand gelehnt. Doch als sich die Polizisten näherten, ist er aufgewacht. Er wurde umgehend ins Gotham General gebracht und versorgt. – Wie mir gerade mitgeteilt wird, ist der Junge wohl auf, nur leicht verletzt, doch er steht ziemlich unter Schock. Die Beamten werden wohl noch einige Tage warten müssen, so der behandelnde Arzt, bis sie ihn zu der Tat befragen können. Wir wünschen dem kleinen Jack alles Gute und möge er sich schnell erinnern, damit dieser herzlose Kerl möglichst schnell geschnappt wird und die toten Waisen ihre letzte Ruhe finden! – Nun zu weiteren Nachrichten: der Präsident besuchte heute…“
 


 

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*Die Messerspitze berührt die Haut an seinem Hals. Es ist, als würde er von einem Eiszapfen gepikst werden. Ein einziger Tropfen scharlachrote Flüssigkeit quillt heraus und gefriert, eine winzige Perle aus Blut.

Stephen King´s Nachts 1989
 

*Wenn man einmal angefangen hat, Leute umzubringen, scheint es kein Halten mehr zu geben; der erste Mord zieht seine Kreise, wie ein Stein, den man in einen Teich wirft…

Stephen King´s Das Bild 1994

Christmasfire...

Zwei Jahre später…
 

Tage, Wochen, ja sogar Monate sind ins Land gezogen, bis die Ärzte Jack von seinem angeblichen Schock und dem Trauma, das daraus folgte, befreit haben. Doch glücklich ist der Junge deswegen noch lange nicht. Nachdem er für geheilt erklärt worden war, kam er erneut in ein Heim. Hier befinden sich ausschließlich Jungs, die ähnliches erlebt haben, oder so schwer erziehbar sind, dass ihre Eltern es aufgegeben haben. Aber nur weil die Jungen schreckliches erlebt haben, heißt das nicht, dass sie deswegen nett zu einander sind. Im Gegenteil. Sie sind furchtbar aggressiv und launisch und so ein entstellter Junge wie Jack kommt ihnen da gerade recht. So wird er auch hier nur beleidigt, verprügelt und verspottet. Seine Gefühle überschlagen sich. Alles was er will, ist doch nur seine Ruhe und jemanden, der ihn so akzeptiert, wie er ist…
 

Er leidet schwer unter den anderen Kindern. Viel zu oft hört er Stimmen in seinem Kopf, die Stimmen der Kinder, die ihn schon so viele Jahre ärgern. Stimme, die ihm sagen, er müsse sich erneut rächen, um seinen Frieden zu finden. Ausgerechnet diese Stimmen werden immer stärker. Wilde Fantasien schleichen sich in seinen Geist. Doch viel zu oft werden diese von der herrisch, lachenden Stimmer seines Vaters unterbrochen, der ihn in vielen Nächten heimsucht, so wie damals im Krankenhaus. Schreiend erwacht er dann, doch da er nicht allein im Zimmer schläft, weckt er damit die anderen, die dann wieder einen neuen Grund haben, um ihn zu verprügeln. Aber wenigstens vertreibt der Schmerz die Stimme seines Vaters.
 

Wenn er nur wüsste, dass sein Vater sich damals, nur wenige Wochen nachdem er ins Gefängnis kam, in seiner Zelle erhängt hat, ja dann könnte er wieder ruhig schlafen. Aber niemand hat sich auch nur im Entferntesten die Mühe gemacht, es ihm zu sagen. Diese, für Jack wundervolle, Nachricht hat nicht einmal die Gefängnismauern verlassen. Jack glaubt langsam den Verstand zu verlieren. Er lässt sich von all diesen Stimmen treiben, er schwebt auf einer Wolke aus all dem Hass und der Verachtung, die andere für ihn empfinden und langsam fängt er an, es zu genießen. Er sehnt sich schon lange nach den Stimmen, lauscht ihren Worten, die sich in sein Gehirn einbrennen, wie ein glühendes Stück Kohle. Er braucht sie, wie die Luft zum Atmen. Andererseits hat er auch so sehr die Kontrolle darüber verloren, dass er sie eh nicht mehr unterdrücken kann, so sehr er es auch versucht. Aber das ist alles vollkommen egal, solange er nur erneut seinen Rachegelüsten nachgehen kann.
 

Inzwischen ist es tiefster Winter, der Schnee fällt in dicken Flocken von einem Himmel, der so stahlgrau ist, das er wie gemalt wirkt. Weihnachten steht vor der Tür und im Heim herrscht daher helle Aufregung. Die sonst so unerträglichen Knaben geben sich jetzt alle Mühe, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, damit der Weihnachtsmann sie auch ja nicht vergisst. Sie backen Plätzchen, schmücken jedes Zimmer festlich und singen sogar zusammen Weihnachtslieder. Jack hingegen interessiert sich dafür kein bisschen. Er ist zwar mit seinen 12 Jahren bei weitem nicht der Älteste hier, aber klüger als alle zusammen allemal. Für ihn gibt es keinen Weihnachtsmann – schon lange nicht mehr – alles was zählt, sind die Stimmen in seinem Kopf!
 

Eine Woche vor Weihnachten…
 

Der Schnee türmt sich in dicken Haufen auf den Wegen und am Straßenrand. Autos und Menschen fällt das Vorankommen schwer, dennoch sind die Meisten ziemlich gut gelaunt, in Hinsicht auf das baldige Weihnachtsfest und den Urlaub. Auch den Waisenkindern soll Freude bereitet werden und so haben die Betreuer sie heute mit in die Stadt genommen.
 

Dort besuchen sie ein Theaterstück, dessen Einnahmen dem Waisenhaus zu Gute kommen. Die Jungen langweilen sich dabei tierisch, so auch Jack. Ihm ist das Ganze viel zu kindisch und zu dumm. So lehnt er sich in seinem Stuhl zurück und lauscht den Stimmen in seinem Kopf, die verlockend nach ihm rufen. Nach gut zwei Stunden ist das Ganze dann endlich vorbei und sie machen sie wieder auf den Heimweg. Als sie an der Bushaltestelle aussteigen, fällt Jack eine Baustelle auf, die bei ihrem Ausbruch noch nicht da gewesen ist. Wie auch immer die Arbeiter es bei dem Schnee geschafft haben, in so kurzer Zeit, das alles aufzubauen…
 

Die Baustelle ist etwa zwei Straßen vom Heim entfernt um ein altes Bürogebäude errichtet worden. Ales ist mit einem Zaun abgesperrt und Warnschilder aufgestellt. Diese verkünden unteranderem, dass das Gebäude nach den Feiertagen gesprengt und an dessen Platz dann ein Einkaufszentrum errichtet werden soll. Die Baustelle zieht Jack fast schon magisch an. Irgendetwas ist dort, was nach ihm ruft und die Stimmen in seinem Kopf zerren an seinem Verstand. Durch eine Lücke im Zaun schaut er auf das Gelände. Schwere Maschinen stehen dort verteilt. Das Gebäude ist mit einer Folie verkleidet, damit der entstehende Staub den Verkehr nicht behindert. Jede Menge Schutt liegt in riesigen Containern. Und mitten zwischen einen Dixiklo und einem Blechschuppen, in dem sich die Arbeiter zurückziehen können, stehen dutzende Kisten mit Dynamit. Einfach so, ohne das sie irgendwie gesichert sind! Kaum zu glauben!
 

Jacks Augen beginnen zu leuchten. Ein Meer aus Faszination du Vorfreude breitet sich in den braunen Seen aus. ‚Jack, komm näher!‘, scheint es zu rufen. Seine Hände verkrampfen sich um die Metallstangen des Zauns, der auf der Innerseite mit Brettern halbherzig verkleidet worden ist. Jacks Augen weiten sich noch mehr. Nur zu gern würde er jetzt das Dynamit in den Händen halten. „JACK!“ Der scharfe Ton reißt ihn aus seinem Traum. Die Anderen sind schon fast um die Ecke und warten nun ungeduldig auf ihn. Mit finsterer Miene mustert der Betreuer ihn. Nichts als Flausen im Kopf der Bengel! Nur schweren Herzens kann sich Jack von dem Zaun lossagen und eilt zu den anderen. Doch er weiß schon jetzt, das s diese Trennung nicht für lange sein wird…
 

Am Abend…
 

Es ist spät, es ist dunkel und das Waisenhaus liegt vollkommen friedlich da. Es hat wieder angefangen zu schneien. Die Luft ist schneidend kalt, die Nacht mondlos und düster. Die Straßenlaternen spenden kaum Licht, der Schnee schluckt es, wie ein Verhungernder. In den Schlafräumen ist das leise Schnarchen der Jungen zu hören. Ab und zu leises Murmeln, wenn jemand im Schlaf spricht. Nur einer liegt hellwach in seinem Bett. Die schokoladenfarbenen Augen suchen ziellos die Zimmerdecke ab. Kaum kann er es abwarten, dass der richtige Moment gekommen ist und er endlich aufbrechen kann. Jack spürt all die höheren Mächte, die an ihm zerren, ihn fast entzwei reißen. In seinem Kopf schreien die Stimmen regelrecht und die Qual ist fast unerträglich. Schließlich kann er es nicht mehr ertragen. Langsam schlägt der Junge die Decke beiseite, schnappt sich seine Sachen und schleicht ganz vorsichtig Richtung Tür. Bei jedem Geräusch, das die anderen von sich geben, zuckt er zusammen. Die Angst entdeckt zu werden, breitet sich in ihm aus, wie ein Lauffeuer. Adrenalin schießt durch seinen zitternden Körper und eine Welle ungeahnter Energie durch den zierlichen Leib. Leise fängt er an zu keuchen. Seine Finger verkrampfen sich um die Klinke.
 

Jack muss sich einen Moment sammeln, bis die wilde Erregung sich so weit in seinem Körper verteilt hat, dass er endlich die Tür öffnen kann. Vorsichtig sieht er auf den Flur hinaus. Dunkel, nichts zu sehen. Gut! Auf Zehenspitzen schleicht er sich aus dem Zimmer und schließt behutsam die Tür hinter sich. Ungeduldig betritt er den Waschraum am Ende des Flures. Als die Tür hinter ihm leise ins Schloss fällt, fällt eine ganze Ladung Steine von ihm ab. Er atmet tief durch. Dann zieht er sich schnell seine Sachen an und öffnet das Toilettenfenster.
 

Unsicher blickt er nach draußen. Schnee schlägt ihm kalt in sein erhitztes Gesicht. Der Schnee, der sich an der Hauswand auftürmt, gaukelt ihm von, dass er sich hier nicht im zweiten Stock befindet. Allerdings wird er ihm auch dazu dienen, seinen Sprung aus dem Fenster zu dämpfen. Mit vor Aufregung zitternden Händen, klammert er sich am Rahmen fest und setzt sich aufs Fensterbrett. In seinem Rücken spürt er die eisige Nachtluft. Er schließt die Augen und lässt sich einfach aus dem Fenster fallen. Mit dem Rücken voraus landet er im Schnee, oder besser gesagt, verschwindet er im Schnee.
 

Außer einem Loch in dem ganzen Weiß ist nichts mehr von ihm zu sehen. Einen Augenblick später taucht er wieder auf und klettert etwas mühselig aus dem weißen Berg. Geduckt schleicht er sich zum Tor. Wie zu erwarten war, ist es verschlossen. Doch davon lässt sich ein richtiger Junge doch nicht aufhalten, erst recht keiner, der so eine verlockende Aufgabe vor sich hat. Er blickt noch einmal hinter sich, dann klettert er über den Zaun. Geschafft! Das Schwierigste hat er fürs erste hinter sich. *In einer dunklen Kamer seines Gehirns meldet sich jetzt ein so starkes Verlangen, dass Jack es nicht mehr unterdrücken kann. Er hat das Gefühl, als rufen alle Geister der Armen und Namenlosen, die Seelen der Betrunkenen, die nachts in den verlassenen Gassen schlafen, seinen Namen… ~Jack~
 

Magisch angezogen von dieser Stimme, stapft Jack durch den Schnee. Es ist mühsam und kalt. Die Angst im Nacken, dass ihn jemand sehen könnte, wächst und wächst. Das Verlangen allerdings auch!
 

Nach endlosen Minuten erreicht er die Baustelle. Sein Herz schlägt wie wild. Niemand ist zu sehen, nicht mal Autos fahren jetzt, bei dem Wetter nur all zu verständlich. Dennoch sucht sich Jack einen Platz im Schatten, wo kein Licht hinkommt und klettert über den Zaun. Als er auf der anderen Seite im Schnee landet, fällt wieder ein Teil seiner Angst von ihm ab. Wie ein kleines Wiesel blickt er sich dennoch scheu um und huscht von einem Versteck zum nächsten. Um seine Spuren im Schnee macht er sich überhaupt keine Gedanken, es schneit so stark, dass sie bis zum Morgen nicht mal mehr ansatzweise zu sehen sein werden. Langsam tastet er sich zu der Kiste mit dem Dynamit vor. Mit vor Aufregung zitternden Fingern wischt er den Schnee von der obersten Kiste. Eigentlich rechnet Jack damit, dass die Kisten verriegelt und vernagelt sind, allein schon aus Sicherheitsgründen. Aber wenn es um Sicherheit geht, scheinen es die Firmen, die hier arbeiten ja eh nicht so ernst zu nehmen, sonst würde der Sprengstoff hier ja nicht so leicht zugänglich rumstehen.
 

Und somit, stellt Jack fest, dass die obere Kiste unverschlossen ist und auch scheinbar schon ein paar Stangen Dynamit entnommen worden sind. Perfekter kann es kaum noch sein, so fällt wenigstens nicht auf, wenn eine Stange mehr fehlt. Langsam sinkt seine Hand in die Kiste. In freudiger Erwartung leckt er sich keuchend über die Lippen. Als sich seine Finger um die rote Außenhülle der explosiven Stange schließen, jagt ein wohliger Schauer durch seinen Körper. Er hebt die Stange aus der Kiste und riecht daran. Der scharfe Geruch steigt ihm in die Nase und vernebelt seine Gedanken. Für einen Moment fühlt er sich vollkommen schwerelos. Dann steckt er die Stange unter seine Jacke und verschließt die Kiste wieder. Kurz blickt er sich um, doch Jack ist immer noch ganz allein im tiefen Schnee. Beruhigt von dieser Tatsache macht er sich auf den Heimweg.
 

Als er wieder am Waisenhaus ankommt, zwängt er sich durch eines der Kellerfenster, das er für diesen Zweck präpariert hatte. In dem Kellerraum ist es dunkel und muffig, doch Jack weiß genau, wo er lang muss. Er tastet sich zum Heizungsraum vor. Die Tür ist nicht abgesperrt. Da dieser Raum keine Fenster hat, macht er das Licht an, da es ja niemand sehen wird. Als sich seine Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnt haben, geht er zum Gasbrenner hinüber. Dieser hat bestimmte, vorprogrammierte Zeiten, zu denen er anspringt. Dabei wird das Gas mit einem Funken entzündet und diese Flamme erhitzt dann das Wasser in den Rohren. Der junge Joker manipuliert das Gerät nun so, dass es morgen zu einer ganz bestimmten Zeit anspringt. Vorsichtig legt er das Dynamit in die Brennkammer. Als dies erledigt ist, macht er sich schnell auf den Weg in sein Zimmer und legt sich unbemerkt wieder in sein Bett.
 

Am nächsten Abend…
 

In ein paar Tagen ist es endlich soweit, das langersehnte Weihnachtsfest, zum Greifen nahe! Die Aufregung der Jungen steigt von Stunde zu Stunde an. All der Zank und Streit der letzten Monate scheint vergessen zu sein. Friedlich sitzen sie alle im großen Gemeinschaftssaal beisammen, bewundern den Weihnachtsbaum, der eine Spende des Bürgermeisters ist, und singen Weihnachtslieder. Jack blickt auf die Uhr an der Wand. In fünf Minuten wird das Feuerwerk beginnen – Zeit zu verschwinden. Langsam steht er auf und entschuldigt sich, er müsse auf die Toilette. Aber es scheint kaum einen zu interessieren. Sie singen einfach weiter. Mit einem durchtriebenen Lächeln öffnet Jack die Tür und verlässt den Saal. ‚Singt, singt solange ihr noch könnt! Vielleicht haben ja ein, zwei Glück von euch und hören noch die Engel singen, bevor ihr zur Hölle fahrt!‘, denkt er, während er den Flur entlang geht.
 

Da sich alle Kinder und Betreuer im Saal befinden, sieht auch niemand, dass Jack durch die Vordertür verschwindet und den Hof betritt. Jack lässt das Tor hinter sich, überquert die Straße und zieht sich in eine kleine Gasse zurück. Gerade noch rechtzeitig, um den Beginn der Show zu erleben. Zuerst ist nur ein leiser Knall zu hören, als das Dynamit von der Zündflamme des Brenners entfacht wird, doch dann entzündet sich das Gas durch die Explosion und eine Kettenreaktion kommt in Gange. Das Waisenhaus wird förmlich in Stücke gerissen und eine riesige Gasflamme schießt in den Himmel, erhellt die Umgebung wie ein Scheinwerfer. Die Bäume auf dem Grundstück verbrennen, das Glas der Bushaltestelle in der Nähe zerspringt durch die Druckwelle, sowie einige andere Fenster im Umkreis von fast hundert Metern. Die Alarmanlagen parkender Autos fangen an zu schreien, die Straße bricht auf, als wäre die auf einem Vulkan gebaut worden. Überall fliegen Trümmer herum und in der Ferne sind schon die ersten Sirenen der Feuerwehr zu hören. Der Himmel glüht orangerot, als würde die Sonne aufgehen und der Schnee schmilzt schon in der Luft und regnet in heißen Tropfen zu Boden.
 

Die Flammen und als das Elend spiegeln sich in Jacks Augen und ein warmes, zufriedenes Lächeln breitet sich auf seinem gezeichneten Gesicht aus. Ein paar Augenblicke genießt er den Anblick – sein Werk! – noch, dann öffnet er einen Kanaldeckel im hinteren Teil der Gasse und verschwindet von der Bildfläche, noch bevor der erste Rettungswagen eintrifft…
 


 

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*In einer dunklen Kamer seines Gehirns meldet sich jetzt ein so starkes Verlangen, dass Jack es nicht mehr unterdrücken kann. Er hat das Gefühl, als rufen alle Geister der Armen und Namenlosen, die Seelen der Betrunkenen, die nachts in den verlassenen Gassen schlafen, seinen Namen…
 

Stephen King´s Menschenjagd 1982

Dark Lane...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Blood on the Snow...

Ein paar Wochen später…
 

Schnee, überall Schnee. Die Luft ist schwer und bitterkalt. Die Wolken hängen so tief, dass man schon das Gefühl hat, sie berühren zu können. Und dennoch steht die Stadt nicht still. Hektisches Treiben auf allen Straßen und Wegen. Autos hupen, weil die Räumfahrzeuge ihrer Meinung nach zu langsam sind und die ganze Straße blockieren. Aber das Verbrechen stört sich nicht an der Kälte und geht seiner Wege. Batman hat alle Hände voll zu tun. Wenigstens hat er den Joker seit jener Nacht nicht mehr gesehen oder mitbekommen, dass er irgendetwas angestellt hat. „Er scheint sein Wort gehalten zu haben, zumindest bis jetzt…“, murmelt er in der Stille vor sich hin, bevor er mit Hyperspeed über die Autobahn rast.
 

Am anderen Ende der Stadt scheint sich seine Hoffnung allerdings gerade zu zerschlagen. Polizeisirenen ertönen, Scheinwerfer suchen die Gegend ab, Scharfschützen postieren sich auf den Dächern. Nach langer Suche haben sie endlich mal wieder eine Spur vom Joker und jetzt muss es ihnen einfach gelingen, ihn zu fassen. Schließlich entdecken sie ihn auf einem Dach und nehmen ihn ins Visier. Erschrocken blickt sich der Clown um, als die Scheinwerfer auf ihn gerichtet werden. Er versucht in Deckung zu gehen, doch auf dem Dach bietet er ein perfektes Ziel. Dies wird ihm gerade bewusst, bevor eine raue Stimme die Sirenen übertönt. „FEUER!“ Joker versucht noch zu entkommen, doch die Scharfschützen lassen ihn nicht aus den Augen. Die Kugeln fliegen ihm nur so um die Ohren. Gerade als er denkt, dass er das Ende des Daches noch erreichen kann ohne getroffen zu werden, bohrt sich eine Kugel in seinen Rücken, wie ein glühendes Messer in kalte Butter.
 

Der Schmerz breitet sich rasend schnell aus. Er spürt, wie sich sein warmes Blut in die Kleidung drängt. Er schwankt ein paar Schritte nach vorn. Dann hört er eine Stimme von unten. „ZUGRIFF!“ Schnell sind die Polizisten auf dem Dach. Mit vernebeltem Blick entdeckt Joker sie hinter sich. „Keine Bewegung!“ Joker schwankt einen Schritt nach hinten. „Ich sagte, keine Bewegung!“ Kaum hat der Beamte den Satz beendet, drückt er auch schon ab. Die Kugel trifft Joker am Oberarm. Der Schmerz ist kaum zu spüren, so betäubt scheint sein Körper vom ersten Treffer schon zu sein. Doch die Wucht der Kugel drückt den angeschlagenen Clown nach hinten. Er stürzt über den Rand des Daches in einen schmutzigen Hinterhof. Einen Augenblick starren die Polizisten die Stelle noch an, an der Joker eben noch gestanden hat, dann hören sie Gordons Stimme von unten.
 

„Steht nicht so dumm da oben rum, holt ihn, SOFORT!“ Wachgerüttelt machen sich die Beamten auf, die Feuerleiter hinunter zu steigen. Die anderen Polizisten drängen sich von allen Seiten in den Hinterhof. „Legt diesem Schwein Handschellen an!“, tönt Gordons Stimme. Doch als er den Hinterhof erreicht, blicken ihn die Polizisten verwirrt an. „Sir, er ist weg!“ „Was soll das heißen?“, fährt Gordon ihn an. „Naja, er ist nirgends zu finden, Sir…“ „Das ist doch vollkommen unmöglich! Sucht ihn gefälligst!“ Unterwürfig machen sich die Beamten daran, den Hinterhof zu durch kämmen, doch Joker bleibt verschwunden!
 

Eine Stunde später…
 

Das Schneetreiben hat sich verstärkt, die Temperatur sinkt weiter und die Sonne ist langsam am Herabsinken, auch wenn man sie nicht sehen kann. Das Blut, das zu kleinen Rubinen gefroren, zu Boden fällt, ist daher gar nicht zu sehen. Die Spuren, die der Verletzte im Schnee hinterlässt, sind kurz darauf wieder verschwunden, als wären sie nie dagewesen. Sein Atem bildet einen weißen Schleier vor seinen müden Augen und nimmt ihm fast völlig die Sicht.
 

Dennoch findet er sein Ziel. Mit letzter Kraft schleppt sich Joker zu dem geheimen Eingang der Bathöhle. Ein großer runder Stein markiert ihn und wirkt trotzdem so unscheinbar, wie alles um ihn herum. Alfred, der treue Butler, ist gerade beim Putzen, als sein Blick auf einen der Monitore fällt, der die Kameras vor der Höhle abbildet. Mit leichtem Unbehagen entdeckt er die wankende Person vor dem Eingang. Im spärlichen Licht und dem regen Schneetreiben, braucht er einen Moment, bis er mit Schrecken erkennt, dass diese Person der Joker ist.
 

„Oh mein Gott, nein!“, kommt es mit ersticktem Flüstern aus Alfreds Kehle. Der Putzlappen fällt ihm aus der Hand und bleibt unbeachtet auf dem Boden liegen, während der Butler wie erstarrt auf den Monitor schaut und mit wachsendem Entsetzen den Clown beobachtet. Joker hingegen bemerkt nichts von alledem. Vor seinen Augen verschwimmt die Welt nun vollkommen und er bricht neben dem Eingang im Schnee zusammen. Langsam zeichnet sich eine rosarote Blume unter dem reglosen Leib ab, als sein Blut im Schnee versinkt. Alfred weiß nicht, was er von alledem halten soll. Er ist immer noch zu tiefst erschrocken wegen dem Erscheinen des Clowns.
 

Wie um alles in der Welt hat dieser Verrückte nur den geheimen Eingang gefunden? Der Grauhaarige kann sich dies nicht erklären. Seine letzte Hoffnung besteht darin, sich selbst glauben zu machen, dass es nur ein Zufall ist und sich der Joker nicht bewusst ist, wo genau er sich befindet. Doch diese Hoffnung schwindet mit jeder Minute, mit der er den reglosen Körper betrachtet. „Ich hoffe, er stirbt dort draußen ganz elendig!“, spricht er halblaut in die Höhle hinein, ohne sich seiner Worte zu schämen.
 

Gegen Mitternacht…
 

Grelles Scheinwerferlicht durchbricht die Dunkelheit, Motorengeheul die Stille. Inzwischen hat es aufgehört zu schneien, doch das Batmobil hat so einen Schub, dass es den Schnee in einer weißen Wand hinter sich her zieht und somit die schweren Reifenspuren in dem zarten Weiß verschwinden. Als sich das gepanzerte Fahrzeug dem Eingang nähert, wird es langsamer. Ein Knopf auf dem Armaturenbrett öffnet den geheimen Zugang. Mit großer Erleichterung beobachtet Alfred das Schauspiel – nun endlich hat sein Bangen ein Ende. Doch er soll sich schwer irren…
 

Starker Wind weht aus der Höhle heraus und wirbelt den Schnee, der sich am Eingang gesammelt hat, hoch in die Luft, sodass auch die letzten Spuren des Wagens verschwinden. Allerdings legt der Wind auch das ein oder andere frei. So entdeckt der Maskierte Blut im Schnee. Bei genauerem Hinsehen entdeckt er sogar die Person, zu der das Blut gehört. Reglos liegt sie in einem rosaroten Haufen Schnee. Das Fahrzeug kommt zum Stehen, mit der Schnauze in der Höhle, während das Hinterteil noch die eisige Nachtluft genießt. Erschrocken beobachtet der Butler das plötzliche Stehenbleiben des Wagens und nun sieht er auch wieder den Grund dafür. Der kräftige Wind, der aus der Höhle kommt, hat den Schnee von dem leblosen Körper des Verrückten geweht, sodass er jetzt förmlich auf dem Präsentierteller liegt. „Nein!“, flüstert Alfred in die leere Höhle, doch seine Worte bleiben ungehört.
 

Langsam öffnet sich das Dach des gepanzerten Wagens und der Dunkle Ritter steigt aus. Mit festen Schritten nähert er sich der Gestalt. Doch es dauert nur einen Augenblick, bis er erkennt, wer dort liegt. Ein Schreck fährt durch seine Glieder und er geht vor Joker auf die Knie. Vorsichtig dreht er den Clownprinzen auf den Rücken. Dabei sieht er die Schusswunden, die zu dem enormen Blutverlust geführt haben. Erschrocken lässt er diesen Anblick einen Moment auf sich wirken. Allerdings weiß er selbst nicht so genau, warum ihn der Anblick des Clowns so erschreckt. Doch wenn er sich ihre letzte Begegnung ins Gedächnis ruft, schmerzt es ihn, seinen Gegenspieler so zu sehen, besonders wenn er nicht für Jokers Leiden verantwortlich ist. Dann fällt ihm wieder ein, was Joker gesagt hat. Dass er sein Geheimnis kennt. Wenn er bedenkt, dass der Clown den geheimen Eingang zu seiner Höhle gefunden hat, scheint er mehr als nur die Wahrheit gesagt zu haben. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf, zieht er seinen Handschuh aus und sucht nach einem Puls.
 

Es dauert einen Moment, bis er etwas findet, wobei ihm der Gedanke kommt, dass es schon zu spät sein könnte. Dieser Gedanke versetzt seinem Herzen einen Stich. Doch dann keimt Hoffnung auf, als er die schwachen Regungen unter seinen Fingern spürt. Ein leichtes Lächeln legt sich auf deine Lippen. Vorsichtig hebt er den angeschlagenen Clown auf die Arme und legt ihn behutsam ins Batmobil. Verwirrt beobachtet Alfred das Ganze und hofft, dass Bruce diesen Verrückten jetzt ganz weit weg bringt, am besten zurück nach Arkham. Doch sein Hoffen wird wieder enttäuscht, als er sieht, wie der Wagen nun in die Höhle rollt und der Felsen sich dahinter schließt, als wäre es endgültig. Es dauert ein paar Augenblicke, bis der Wagen das Innere der Höhle erreicht und dort auf einer Plattform zum Stehen kommt. Nervös hebt Alfred seinen Putzlappen vom Boden auf und starrt das Fahrzeug gebannt an. Das Dach öffnet sich mit leisem Pfeifen, der Dunkle Ritter steigt heraus, nimmt seine Maske und den schweren Umhang ab und wirft sie ungeachtet zu Boden.
 

Wie schon so oft, sammelt Alfred die Sachen wieder ein, doch ein Unbehagen wächst und wächst. „Sir…?“ Weiter kommt er nicht, als Bruce sich in den Wagen beugt und den Clown heraushebt. „Sir, was…?“, setzt er erneut an, doch Bruce schenkt ihm keinerlei Beachtung. Stattdessen trägt er den Clownprinzen zu einem Tisch hinüber. Es ängstigt Alfred nur noch mehr, als er sieht, mit welcher Vorsicht Bruce seinen Rivalen ablegt und dieser sorgenvolle Blick gefällt ihm noch viel weniger. Kurz darauf landen auch die Handschuhe des Schwarzgekleideten auf dem Boden. Auch diese sammelt Alfred pflichtbewusst auf, während Bruce wieder nach dem Puls des jungen Mannes tastet. Wieder dieser sorgenvolle Blick. Alfred hält es nicht mehr aus. Als Bruce sich umwendet, um nach Verbandzeug zu suchen, stellt sich Alfred ihm in den Weg. Mit strengem Blick mustert er seinen Herren. „Ich verlange auf der Stelle eine Erklärung für das da!“, mit zitternden Fingern deutet er auf den Tisch. Doch bevor Bruce antworten kann, wird Alfred schlagartig bewusst, wie unhöflich er Bruce gerade angefahren hat. Blut schießt ihm in die Wangen. Von Scham und Schuld erfüllt, wendet er den Blick ab. „Es tut mir leid, Master Bruce. Ich wollte nicht unhöflich sein. Aber die Anwesenheit dieses Verbrechers schockiert mich zu tiefst…“
 

Ein leichtes Lächeln legt sich auf Bruce´ Lippen. „Schon gut, Alfred. Ich kann sehr gut verstehen, dass er dich nervös macht. Doch ich muss ihn wieder zusammenflicken, bevor es zu spät ist.“, sanft legt er seinem Butler eine Hand auf die Schulter und drückt ihn zur Seite. Irritiert blickt Alfred ihm nach, bevor er erneut das Wort ergreift. „Aber Master Bruce, sind sie sich überhaupt bewusst, was sie da tun? Eigentlich sollten sie doch froh sein, wenn er stirbt. Immerhin hat er ihnen nichts als Ärger und Schmerz bereitet…“ Bruce schiebt ein kleines Tischchen mit Operationsbesteck heran. „Da magst du nicht ganz unrecht haben, dennoch kann ich ihn nicht einfach sterben lassen. Etwas in mir, etwas in Batman, weigert sich dagegen. – Wir haben viel zusammen erlebt und wenn es eines Tages soweit sein sollte, soll er wenigstens durch meine Hand sterben, oder ich durch seine…“, der letzte Teil kommt nur noch geflüstert von Bruce, sodass Alfred ihn zum Glück nicht mehr hören kann. „Doch wenn er aufwacht, wird er die Höhle sehen, oder sogar ihr Gesicht! Haben sie darüber schon mal nachgedacht, Master Bruce?“, versucht Alfred ihn zur Vernunft zu bringen.
 

„Natürlich bin ich mir dessen bewusst. Allerdings kommt dieser Gedanke schon viel zu spät. Er weiß mehr über mich, als die ganze Stadt zusammen. Es war nur eine Frage der Zeit, wann er hier mal auftauchen würde…“ „Aber woher weiß es das denn? Sie haben es ihm doch wohl nicht erzählt!“, der sonst so gefasste Butler ballt die Hände zu Fäusten. Ruhig mustert Bruce seinen alten Freund und Gefährten. „Nein, hab ich nicht. Ich weiß auch nicht, wie er es rausbekommen hat. Doch ich muss dafür sorgen, dass es niemand sonst erfährt. Also muss ich ihm helfen.“
 

„Verzeihen sie mir meine Direktheit, aber wäre es denn dann nicht einfacher, ihn einfach sterben zu lassen, als darauf zu hoffen, dass er den Mund hält?“ „Ja, vielleicht. Aber was ist, wenn er für genau so einen Fall irgendwo in der Stadt eine Nachricht hinterlassen hat, die dann jedem mein Geheimnis verraten würde? Das kann ich einfach nicht verantworten!“ Schweigend blickt Alfred zu Boden. Bruce scheint sich tatsächlich Gedanken darüber gemacht zu haben und seine Erklärung scheint plausibel zu sein. Man kann ja nie wissen, was dieser Wahnsinnige so alles geplant hat. Aber ihm deswegen gleich alles präsentieren? „Ich hoffe, sie sind sich ihrer Verantwortung bewusst, Master Bruce!“, versucht Alfred noch einmal nach zu haken. „Das hoff ich auch…“ Das war zwar nicht das, was Alfred hören wollte, aber Bruce scheint so vertieft in sein Tun zu sein, dass er darüber nicht mehr nachdenkt.
 

Mit leichtem Kopfschütteln räumt der Butler die Sachen weg und beobachtet Bruce aus dem Augenwinkel heraus. So vorsichtig wie möglich zieht Bruce dem Grünhaarigen den Mantel aus und lässt auch ihn zu Boden fallen. Das schwere Poltern, das er dabei von sich gibt, beunruhigt Alfred nur noch mehr. Kurz darauf landen auch die Weste, die Krawatte und das Hemd auf dem Boden – alles tief getränkt vom Blut des Verrückten. Beunruhigt blickt Bruce auf den lädierten Körper hinunter. ‚Er ist so schrecklich dünn…‘, geht es Bruce durch den Kopf, während er sich ein paar Handschuhe anzieht. Vorsichtig dreht er Joker auf die Seite, damit er sich die Wunde in seinem Rücken anschauen kann. Die Kugel hat kein Austrittsloch hinterlassen, also muss sie noch in der Wunde stecken. Mit leichtem Unbehagen schiebt er einen Finger in die Wunde und tastet nach dem kalten Metall. Es dauert einen Moment, bis er sie findet. Alfred beobachtet ihn währenddessen weiterhin aufmerksam. Schließlich ertastet er die Kugel. Sie hat sich von der Wunde aus schräg nach oben gebohrt und ist zwischen zwei Rippen stecken geblieben.
 

Mit einer langen Pinzette versucht er die Kugel aus der Wunde zu ziehen. Allerdings rutscht er immer wieder ab, wobei seine Finger bei jedem Mal mehr anfangen zu zittern und sich ein furchtbar hilfloses Gefühl in ihm breitmacht, das er mehr hasst, als alles andere auf der Welt. „Verdammt…“, knurrt er leise. Mit einem Klirren landet die blutverschmierte Pinzette auf dem Tisch. Wütend über seine eigene Unfähigkeit knallt er die Fäuste auf den Tisch. Alfred kann es kaum ertragen, seinen Herren so verzweifelt zu sehen, erst recht nicht, wegen so einer Person. Er seufzt lautlos aber schwer, bevor er zu Bruce hinüber geht. Wortlos zieht er sich ein paar Handschuhe an und tastet in der Wunde nach der Kugel. Irritiert schaut Bruce zu ihm auf. „Alfred…?“ „Glauben sie ja nicht, dass mir das Spaß macht, oder dass mir irgendetwas an diesem Spinner liegt. Ich tue das nur für sie, damit er sie nicht völlig zu Grunde richtet!“, die Abscheu in der Stimme des Butlers ist nicht zu überhören, dennoch ist Bruce wahnsinnig froh, dass Alfred hier ist. Er selbst war noch nie gut in solchem medizinischem Kram, doch Alfred scheint einfach alles zu können.
 

So dauert es auch nur ein paar Sekunden, bis der Butler die Kugel aus dem Rücken des Jokers entfernt hat. Mit einem metallischen Klirren landet sie in einer kleinen Schale. Bruce hat das ganze genau beobachtet. Es überrascht ihn dennoch jedes Mal aufs Neue wieder, mit wie viel Geschick und endloser Ruhe Alfred gesegnet ist. Wenn Bruce nur einen winzigen Teil davon haben könnte, hätte er das hier auch allein geschafft und müsste die Nerven seines treuen Freundes nicht so strapazieren. Er schämt sich richtig dafür, erst recht, wo er doch schon tausend Mal zugeschaut hat, wie Alfred ihn nach einem Kampf wieder zusammengeflickt hat. Er war mit seinen Gedanken einfach viel zu beschäftigt, um etwas zu lernen. Dann greift Alfred nach einer Plastikflasche mit einer Spühllösung. Der lange gekrümmte Hals der Spritzflasche eignet sie hervorragend dazu, die Wunde von letzten Splittern und unreinem Blut zu befreien. Als die Wunde sauer zu seinen scheint, fühlt Alfred mit dem Finger nach, ob sich auch kein Splitter irgendwo versteckt. Doch er scheint zufrieden zu sein und reicht die Flasche an Bruce weiter. Dieser ist allerdings so vertieft in das Tun seines Butlers versunken, dass er die Flasche nur verwirrt anstarrt.
 

„Master Bruce, nehmen sie bitte die Flasche und reinigen die andere Wunde.“, kommt es geduldig von Alfred. „Oh – natürlich…“, wieder voll konzentriert, nimmt Bruce ihm die Flasche ab und beginnt mit seiner Arbeit. In der Zwischenzeit fädelt Alfred einen Wundfaden durch eine Nadel und beginnt damit die Schusswunde zu vernähen. Dabei fragt er sich zum wiederholten Male, warum er das hier eigentlich tut und dann auch noch ausgerechnet für diese abscheuliche Person. Dann fällt sein Blick auf Bruce, der so besorgt und elend aussieht, dass es ihm das Herz zerreißt. Also macht er weiter, auch wenn es gegen alles ist, was er je für richtig gehalten hat. Als Bruce mit dem Spülen der Wunde fertig ist, wird auch diese von Alfred sorgfältig vernäht. Zum Schluss werden die beiden Wunden noch verbunden und schon sieht das Ganze gar nicht mehr so schlimm aus. „Danke Alfred! – Ich weiß, wie schwer dir das alles hier gefallen ist und ich kann das auch sehr gut verstehen, aber vielleicht verstehst du mich ja auch ein bisschen…“, mit ungewohnt kindlichen Augen schaut Bruce zu seinem Butler auf. Es fällt Alfred schwer, bei diesem Blick die richtigen Worte zu finden. Schließlich seufzt er schwer, bevor er seinem Herren ein kleines Lächeln schenkt. „So lange sie es für das Richtige halten, hoffe ich, dass es das Richtige ist, Master Bruce.“
 

Langsam beginnt Alfred das Besteck und das Verbandszeug zusammen zu räumen. Er schiebt das Tischchen zur Seite und sammelt anschließend die Sachen des Jokers ein. Als er den Mantel des Clowns hochhebt, ist er über das Gewicht mehr als erschrocken. Unbemerkt von Bruce, der noch mal Puls und Atmung kontrolliert, leert er die Taschen aus. Als Bruce kurze Zeit später das Wort ergreift, hat Alfred bereits 17 Messer und 6 Stangen Dynamit gefunden und er scheint noch längst nicht am Ende zu sein. „Alfred, ich glaub er hat Fiber!“, kommt es fast schon panisch von dem Schwarzhaarigen. Nicht sonderlich überrascht, dreht sich der Butler zu ihm um.
 

Allerdings bricht es ihm wieder fast das Herz, als er Bruce´ ängstlichen Blick sieht. Seufzend legt Alfred dem unheimlichen Clownprinzen eine Hand auf die Stirn, fühlt anschließend selbst den Puls und die Atmung, bevor er dem nervös wartenden Bruce eine Antwort gibt. „Das ist nicht ungewöhnlich, wenn man bedenkt, wie viel Blut er verloren hat und er da draußen vermutlich fast erfroren wäre. Sie brauchen sich aber keine Gedanken zu machen. Der Joker ist mindestens ein genauso zäher und unbelehrbarer Dickschädel, wie sie, Sir. Wenn sich sein Zustand bis morgen nicht verschlechtert, dann ist er über den Berg.“
 

„Bist du dir da sicher?“, fragt Bruce zweifelnd nach. „Aber natürlich, Master Bruce. Ich hole etwas Wasser.“ Und mit diesen Worten verschwindet Alfred auch schon. Besorgt blickt Bruce auf seinen Wiedersacher hinab, ehe er zu einem kleinen Schrank geht. Als Alfred mit einem kleinen Eimer Wasser, einer Schüssel und ein paar Lappen zurückkommt, sieht er, wie Bruce ein Kissen und eine Decke für einen Patienten besorgt hat. Normalerweise hat Alfred diese Sachen hier deponiert, um es Bruce etwas bequemer zu machen, wenn er sich hier wieder stundenlang den Kopf wegen irgendetwas zerbricht und dann über seiner Arbeit einschläft. Aber da kann man wohl nichts machen. So stellt Alfred die Sachen ab und gießt etwas von dem Wasser in die Schüssel.
 

„Diese ganze Farbe trägt nicht gerade zu seiner Gesundheit bei, aber vielleicht sieht er ohne sie ja nicht mehr so unheimlich aus…“ Bruce nimmt ihm die Schüssel und einen Lappen ab und wischt damit vorsichtig die Farbe von dem Gesicht des Grünhaarigen. Als Bruce die Hälfte geschafft und das Wasser eine mehr als ungesunde Trübung erreicht hat, schüttelt Alfred den Kopf. „Ich hab mich wohl getäuscht, vorher sah es besser aus!“ „Alfred!“, kommt es mit leichtem Entsetzen von Bruce.
 

„Es tut mir leid, aber es ist und bleibt der Joker, ob nun mit oder ohne Farbe. Ich krieg trotzdem eine Gänsehaut, wenn ich ihn sehe…“, versucht sich Alfred zu rechtfertigen. „Also ich finde, dass sich unter all der Farbe eine ziemlich traurige Person versteckt, die viele schlimme Dinge erlebt hat…“, kommt es leicht verträumt von Bruce. „Vielleicht hat er sich diese Wunden ja auch selbst beigebracht, denn immerhin hat er viele schlimme Dinge getan und so ein kranker Geist ist doch zu allem fähig.“ „Da hast du nicht ganz unrecht, aber irgendwie kann ich mir das nicht so richtig verstellen…“ „Tja, ich mir schon. Aber vielleicht finden sie das ja noch heraus, so wie er so vieles über sie herausgefunden hat. Doch bis dahin sollten sie sich ausruhen und schlafen gehen.“ „Da hast du wohl recht, Alfred.“
 

Eine Stunde später schleicht Alfred allerdings schon wieder in der Höhle herum. Den Gedanken, dass der Joker hier unten erwachen und irgendetwas anstellen könnte, hindert den eifrigen Butler am Einschlafen. Als er jedoch bei dem ungewollten Gast ankommt, muss er feststellen, dass es Bruce wohl ähnlich ging. Er findet ihn halb auf einem Stuhl sitzend, halb auf dem improvisierten Krankenbett liegend, tief schlafend. Ein Anblick, der Alfred an unzählige schlechte Filme erinnert. Leicht schüttelt er den Kopf und holt eine Decke aus dem kleinen Schrank. Liebevoll legt er sie um seinen schlafenden Herren, wie schon so viele Male zuvor. Leise murmelt Bruce etwas Unverständliches im Schlaf. „Ich hoffe inständig, dass sie das Richtige tun, Master Bruce, sonst nimmt das ein ganz böses Ende…“, flüstert Alfred ihm leise zu, bevor er die Höhle wieder verlässt und den Morgen mit ungutem Gefühl erwartet.

Nightmare...

Ein Monat später…
 

Der Joker ist wieder putzmunter und hat allerhand Unfug im Kopf. Das Schlimmste daran ist, dass Alfred diesen Unfug ertragen muss. Obwohl, nicht wirklich. Er versucht sich fern von diesem Verrückten zu halten. Wer weiß schon so genau, was er plant. Und gerade deswegen macht es den Butler total wirsch, dass Bruce ihn nicht rauswirft. Alfred weiß gar nicht, wie viele Stunden er mit seinem Herren darüber diskutiert hat, ob es wirklich eine gute Idee ist, den gefährlichsten Widersacher Batmans hier zu beheimaten. Bruce´ Argumente waren zwar nachvollziehbar, aber dennoch findet es Alfred keineswegs richtig. Aber vielleicht liegt das auch nur an seiner unendlichen Abneigung, diesem Menschen gegenüber. Dieser Spinner hat Bruce zerbrochen, sein Leben zerstört und den Menschen, die er liebt alles nur erdenklich Schlechte angetan und das alles soll jetzt vergessen sein, nur weil er Batmans wahres Gesicht kennt? Es will einfach nicht in Alfreds Kopf hinein. Doch wenn Bruce erst mal eine Entscheidung getroffen hat, bringt ihn nichts so schnell davon wieder ab, auch wenn Alfred immer dachte, dass sein Einfluss auf den Dunklen Rächer groß genug wäre, ihn vor so etwas zu bewahren. Der Butler unterschätzt dabei nur immer wieder, wie stur Bruce sein kann.
 

Also versucht sich Alfred irgendwie damit zu arrangieren und so wenig Umgang wie nur irgend möglich mit diesem grünhaarigen Ungeheuer zu haben. Obwohl die grüne Farbe mittlerweile ausgewaschen ist und er sich seit jener kalten Nacht auch nicht mehr geschminkt hat. Man könnte ja fast meinen, der Joker sähe jetzt wie ein ganz normaler Mensch aus. Doch Alfred läuft es immer noch kalt den Rücken hinab, wenn er in das vernarbte Gesicht des Mannes sieht. Dieses unheimliche Grinsen verfolgt einen förmlich und es wird auch nicht besser, wenn Joker so tut, als wäre er ein netter Kerl. Alfred hält das alles für eine ganz miese Nummer. Ein hinterhältiger Plan, um Batman endgültig zu vernichten und Bruce ist so blind, darauf hereinzufallen. Aber was ist es nur, dass ihn so blind macht?
 

In der Nacht…
 

„Oh Jack! Jacky-boy! Komm raus, wo immer du dich auch versteckst!“, lockend ruft die Stimme seines Vaters nach ihm. Er hört die schweren Schritte des Mannes auf dem Boden aufschlagen, das Knacken seiner Fingerknochen, wenn er die Hände zu Fäusten ballt, sein wutschaubender Atem, als würde man einem wilden Stier gegenüber stehen. Zitternd drückt sich der Junge tiefer in den Schrank hinein, in der Hoffnung, dass sein Vater ihn diesmal nicht findet. „Ich finde dich, du kleines Miststück und dann kannst du was erleben!“, kommt es diesmal nur halblaut von dem betrunkenen Mann, dennoch hört Jack jedes Wort. Tränen kullern über seine erhitzten Wangen. Er beißt sich fest auf die Unterlippe, um sein Schluchzen zu verbergen. Ein dünner Faden Blut rinnt an seinem Kinn hinab, so sehr zwingt er sich zur Ruhe. Dann sieht er durch den Spalt in der Schranktür, wie sein Vater den Raum betritt. Instinktiv drückt er sich noch fester gegen die Schrankwand und kauert sich so klein wie möglich zusammen.
 

„VERDAMMT!“ Die laute Stimme seines Vaters zerreißt ihm fast den Kopf. Er scheint jede Geduld längst verloren zu haben und das kleine Versteckspiel seines Sohnes macht es nur noch schlimmer. Wutentbrannt wirft er die Bierflasche durch den Raum. Krachend zerschellt sie an der Schranktür. Jack schreckt so heftig zusammen, dass er hörbar nach Luft schnappt. Als er jedoch merkt, was er da von sich gegeben hat, ist es längst zu spät. Trotz seines enormen Alkoholpegels hat Peter es deutlich gehört. Ein mehr als nur wiederwertiges Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, als es langsam auf den Schrank zu geht. Jetzt ist es aus. Jack sieht zitternd zu, wie sein Vater immer näher kommt und ihm bleibt keine Möglichkeit zur Flucht. Der Junge ist nur froh, dass seine Mutter gerade nicht hier ist, sonst würde sie auch noch etwas davon abbekommen und das könnte er nicht ertragen. Lieber soll dieser Wahnsinnige ihn verstümmeln, als seiner geliebten Mutter auch nur ein Haar zu krümmen!
 

Schwungvoll reißt Peter die Tür auf und erblickt seinen Sohn zusammengekauert in der hintersten Ecke des Schranks hocken. „Jetzt hab ich die endlich!“ Triumphierend packt er den wehrlosen Jungen am Kragen und zerrt ihn aus dem Schrank. Auf des Wimmern und Flehen des Kindes nimmt er keinerlei Rücksicht, warum auch? Der Bengel ist vollkommen unnütz und man kann eh nichts mit ihm anfangen, außer ihn verprügeln. Schwungvoll knallt er den Jungen mit dem Rücken gegen die nächste Wand. Jacks Kopf prallt dabei so heftig gegen den Stein, dass er für einige Sekunden nur noch Sterne sieht und schon fast das Bewusstsein verliert. Allerdings findet er es augenblicklich wieder, als sich die kräftige Hand seines Vaters um seinen Hals schließt. Verzweifelt versucht er die Finger, die ihm gnadenlos die Luft abschnüren, zu lockern. Doch er ist schwach. Seine Hände sinken zitternd hinab, während er verzweifelt nach Luft schnappt. Langsam gleitet die Realität wieder von ihm ab. Sein Blick verschwimmt, die Welt um ihn herum wird dunkler. Das Letzte, was er noch schwach wahrnimmt, ist die Faust, die auf ihn zurast…
 

„NEIN!“ Schweißnass erwacht der Joker aus diesem Alptraum. Keuchend und am ganzen Leib zitternd, blickt er sich hecktisch in dem dunklen Zimmer um. Dann, als er gerade das Trugbild seines Vaters zu sehen glaubt, verschwimmt sein Blick. Zitternd gleiten seine Finger über seine entstellten Wangen. Die Tränen, die sie dort finden, verabscheut er zutiefst. Er fühlt sich schwach und verletzlich, obwohl alles schon so lange her ist. Seit Jahren hat er nicht mehr von seinem Vater geträumt und dachte schon, er hätte es überwunden und nun das. Langsam klärt sich sein Blick wieder etwas, doch die Tränen fließen immer noch ungehindert, als hätte jemand einen Wasserhahn aufgedreht. Lautlos weinend sitzt er da, doch er weiß nicht warum.
 

Der Wahnsinn in seinem Kopf lässt ihn zwar seinen Vater erkennen, doch das er der kleine Junge ist, dass seht er nicht. Er hat keinerlei Erinnerung an sein früheres Ich – er weiß nicht einmal mehr, dass Jack sein richtiger Name ist. Alles ist ausgelöscht, nur sein Vater hat sich in seinen Geist eingebrannt und lässt ihn noch heute erzittern. Unsicher sieht er sich noch einmal im Zimmer um, das ihm so fremd erscheint. Er braucht einen Moment, bis ihm wieder einfällt, dass er auf Wayne Manor ist. Schwach kommt die Erinnerung an die kalte Winternacht in ihm hoch, als die Polizei hinter ihm her war. Wie er sich mit letzter Kraft in den Wald gerettet hat, zu dem großen Stein, der zu Batmans geheimen Versteck führt. Dann nur noch Dunkelheit. Als er wieder zu sich kam, war er hier in diesem Zimmer, doch das ist schon Wochen her. Er ist sehr froh, dass Bruce ihn nicht rausgeworfen hat, wozu ihm sein Butler tagtäglich versucht hat zu überreden. Er fühlt sich wohl hier. Ein richtiges Dach über dem Kopf hatte er schon lange nicht mehr – jedenfalls nicht ohne Angst haben zu müssen, dass man ihn entdeckt. Gerade das scheint Bruce ja auch verhindern zu wollen.
 

Ein leichtes Lächeln legt sich auf seine Lippen. Bruce ist ein guter Kerl, ob mit oder ohne ein enges schwarzes Kostüm. Wenn er an diese eisigen blauen Augen denkt, läuft ihm ein Schauer über den Rücken, der mit nichts zu vergleichen ist. Er hat schon seit Jahren eine Schwäche für Batman. Hat ihn immer wieder geärgert, um ihn zu sich zu locken, doch er hätte nie gedacht, dass ihm das so gut gelingen könnte. Erst recht nicht, nachdem er Rachel auf dem Gewissen und Harvey ins Unglück gestürzt hat. Aber vielleicht war ihr nächtliches Treffen von damals ja nur eine Kurzschlusshandlung und somit eine einmalige Sache. Dass wäre wirklich zu schade. Doch immerhin ist Bruce die ganze Zeit so nett zu ihm, soll das alles nur Tarnung sein, damit er sich wohlfühlt und sein kleines Geheimnis nicht ausplaudert? Alfreds Verzweiflung und Angst scheinen dafür aber irgendwie zu echt zu sein und warum sollte Bruce seinen treuen Freund auch so unnötig aufregen, wenn es nur Fake ist? Das wäre alles ziemlich unlogisch. Ach, na wenn schon. Joker genießt es, so lange er kann. wer weiß schon, was da noch alles geht…
 

Langsam fällt der Schreck des Alptraums von ihm ab. Dennoch blickt er sich ein letztes Mal nervös im Zimmer um, ehe er vorsichtig die nackten Füße auf den Boden stellt. Nach so einem furchtbaren Traum fühlt er sich immer schrecklich unwohl an dem Ort, an dem er geschlafen hat und sucht sich einen neuen. Doch wo soll er hingehen? Das Haus ist riesig und Joker hat keine Lust sich mitten in der Nacht zu verlaufen und wohlmöglich noch auf Alfred zu treffen, der dann vor lauter Angst mit der Bratpfanne auf ihn losgeht oder ähnliches. Oh nein, einmal hat ihm das mehr als gereicht und Alfred sicher auch. Doch Bruce hat bestimmt nichts gegen einen kleinen Besuch. Er kann sich bei ihm aufs Sofa legen und den Rest der Nacht ganz entspannt schlafen. Ja, das ist eine wirklich gute Idee! Langsam erhebt er sich von seinem Bett und tapst zur Tür.
 

Leicht zittert seine Hand noch, als er sie auf die kalte Klinke legt, doch er ignoriert es. Vorsichtig öffnet er die Tür und blickt in den langen Flur. Ein paar spärliche Lampen geben gerade so viel Licht, dass man nicht gegen die nächste Wand läuft. Ganz am Ende des Flurs befindet sich Bruce´ Zimmer. Ohne noch einmal in sein Zimmer zurück zu blicken, huscht Joker auf den Gang hinaus und zieht die Tür hinter sich zu, als könnte er seine schlechten Träume damit in dem Zimmer einsperren. Mit flinken Schritten eilt er zum Zimmer des Dunklen Ritters. Er hat schon die Hand auf der Türklinke, als er kurz inne hält. Der Mann mit dem einst grün gefärbten Haar, überlegt noch einmal. Doch er kann immer noch nichts Schlechtes an seiner Idee finden. Also drückt er die Klinke hinunter und blickt in das halbdunkle Zimmer. Der Mond scheint auch hier hinein und taucht das Bett des Rächers in einen silbernen Hauch, fast so wie in einem kitschigen Märchen. Der Gedanke gefällt Joker irgendwie und ein leises Seufzten kommt über seine Lippen.
 

Doch dann spürt er wieder diesen eisigen Hauch in seinem Nacken, den nur sein Vater hervorrufen kann und das schöne Gefühl ist wieder weg. Er schluckt leicht nervös und ihm wird wieder bewusst, warum er eigentlich hier ist. Schnell schlüpft er in das Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Erleichtert atmet er aus. Die schlimmen Gedanken scheinen vor der Tür geblieben zu sein und so ist er mit Bruce ganz allein im Zimmer. Allerdings will er nicht, dass Bruce sich erschreckt, wenn er morgen früh aufwacht und Joker plötzlich in seinem Zimmer ist. Deswegen will Joker ihn wecken und ihm von seinem Alptraum erzählen, damit er versteht, warum der mittlerweile blonde Clown bei ihm Zuflucht sucht.
 

Also geht er zum Bett hinüber und betrachtet einen Moment den schlafenden Bruce. Sein vom Mondlicht beschienenes Gesicht sieht aus wie ein fragiles Kunstwerk aus feinstem Silber. Wer hätte gedacht, dass der starke und unnahbare Batman so friedlich und verletzbar aussieht, wenn er schläft? Ein Anblick, der ein Lächeln auf Joker´s Gesicht zaubert. Doch jetzt ist langsam Schluss mit den Ablenkungen! Langsam tritt der Clown noch ein paar Schritte näher und erhebt die Stimme: „Bruce?“ Der Angesprochene bewegt sich etwas im Schlaf und liegt dann wieder still da. „Bruce?“, kommt es jetzt etwas lauter von dem Braunäugigen. Diesmal dreht sich der Schwarzhaarige leicht murrend auf die andere Seite. Joker seufzt leicht und versucht es ein weiteres Mal, diesmal aber mit mehr Nachdruck. „Bruce!“ Der Angesprochene dreht sich wieder auf die andere Seite, scheint dabei aber wacher zu sein. „Noch fünf Minuten, Alfred…“, kommt es verschlafen von Bruce. Leicht schmollend schiebt Joker die Unterlippe vor. Dass kann doch nicht sein Ernst sein! „Nun wach endlich auf, du Faulpelz! Der Schulbus ist schon da!“
 

„Was denn für ein Bus…?“, kommt es verschlafen von Bruce, der sich müde die Augen reibt. „Ich muss doch gar nicht mehr zur Schule…“ Langsam wird er wach und bemerkt die Gestalt vor seinem Bett. Irritiert blinzelt er ins Halbdunkel. Mittlerweile ist er sich sicher, dass dort nicht Alfred steht, doch ihm fällt nicht gleich ein, wer es sonst sein könnte. „Da hast du recht, aber vielleicht bist du mir ja böse, dass ich dich geweckt hab…“, kommt es etwas vorsichtig von Joker. Die Worte dringen in Bruce´ Kopf ein und nun erkennt er auch die Stimme, die ihn geweckt hat. Dennoch ist er weiterhin verwirrt. „Joker? Was machst du denn hier? Es ist mitten in der Nacht…“, kommt es müde von dem Älteren. „Ich bin erstaunt, dass dich die späte Stunde stört. Immerhin bist du um diese Zeit sonst ganz schwer beschäftigt mit all den bösen Jungs dieser Stadt!“ „Was soll ich sagen? Wenn der frechste Bengel von allen hier bei mir ist, dann kann ich auch mal eine Nacht durchschlafen! Hab ich zumindest angenommen…“ Langsam setzt Bruce sich auf und schaltet die Lampe auf seinem Nachttisch an. Sie ist auch nicht viel heller, als die Lampen auf dem Flur, aber Bruce erkennt dennoch, dass etwas mit Joker nicht zu stimmen scheint.
 

„Was ist denn los? Was machst du hier, Joker?“, fragt er noch einmal nach. Verlegen sieht der Angesprochene auf den Boden. Bei dieser Geste erscheint er Bruce wie ein kleiner Junge, der etwas angestellt hat. „Ich – ich hatte einen Albtraum…“, kommt es leise von dem Bösewicht. Leichte Röte macht sich dabei auf seinen Wangen breit. Bruce sieht ihn einfach nur an. Er ist sich nicht sicher, ob er das Ganze jetzt lustig oder eher traurig finden soll – immerhin steht hier sein größter Gegner vor ihm, wie ein kleines Kind, dass zu seinen Eltern ins Bett krabbelt, weil es schlecht geträumt hat. Allein schon der Gedanke ist verdammt komisch. Doch etwas in Joker´s Augen zeigt Bruce, dass sein Gegenüber es vollkommen ernst meint und er wirklich vor etwas angst hat, dass ihm im Traum begegnet ist. Ratlosigkeit macht sich in Bruce breit. „Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich dir helfen kann…“, kommt es daher nachdenklich von ihm. „Naja – kann ich heute Nacht vielleicht bei dir schlafen?“ Die Kindlichkeit in dieser Frage erschüttert Bruce beinahe. Er würde es wahrscheinlich nicht glauben, wenn er es nicht mit eigenen Augen sehen würde. Dieses wahnsinnige Genie, das Gotham terrorisiert, viele Menschen getötet und Batman so sehr das Leben zur Hölle gemacht hat, steht hier vor ihm, verängstigt und kleinlaut wegen eines Alptraums.
 

Große braune Augen blicken ihn so hoffnungsvoll an, als würde man an einem Schaufenster voller Welpen vorbeigehen. Bruce beißt sich kurz auf die Unterlippe. Was würde schon dagegen sprechen, ihn hier übernachten zu lassen? Immerhin bewegt sich der Clown ja auch frei im Rest des Anwesens, auch wenn Alfred das nicht sonderlich gut findet und er ständig einem Herzinfarkt nahe ist, wenn er ihm zufällig begegnet. Doch Joker hat ihn deswegen noch nie geärgert oder aufgezogen – im Gegenteil, er war immer nett und handzahm und ist sogar wo anders hingegangen, wenn Alfred es ihm in seiner Verzweiflung gesagt hat. Bruce hat in dieser Zeit so viele Dinge über Joker erfahren, die er sich nie hätte vorstellen können. Die böse, vom Wahnsinn zerfressene Außenhülle versteckt tief in sich ein verwirrtes, gequältes Kind, das nur den Wunsch hat, nicht allein gelassen zu werden. All das Leid und der Schmerz, den er dieser Stadt zugefügt hat, dass alles war nur zum Selbstschutz, damit niemand merkt, wie traurig und verwundbar der Prinz des Verbrechens in Wirklichkeit ist. Außerdem hatte Bruce schon lange keine nächtlichen Besucher mehr – erst recht nicht, seit Joker hier ist. Welche Frau würde da schon gern hier sein, wenn sie so etwas wüsste. Zudem wäre es viel zu riskant, dass es jemand heraus bekommt und so Bruce´ Loyalität der Stadt gegenüber gefährden könnte.
 

„Sieh mich nicht so an, da bekommt man ja Mitleid…“, kommt es sanft von Bruce. „Dass ist Absicht! – Vorausgesetzt es hat funktioniert…“, entgegnet Joker ihm grinsend. „Es hat´s auf jeden Fall nicht schlimmer gemacht!“, erwidert der Dunkle Ritter, während er die Decke zur Seite schlägt. Im ersten Moment ist Joker irritiert, doch dann krabbelt er zu Bruce ins Bett und kuschelt sich in die Decke ein. Langsam schließt er die Augen und gibt ein zufriedenes Seufzen von sich. Jetzt kann er endlich schlafen, ohne angst haben zu müssen – denn wo in ganz Gotham könnte man schon sicherer sein, als in Batmans Bett? Oder etwa doch nicht? Leise hört Joker, wie Bruce die Lampe ausschaltet. Doch er scheint sich danach nicht hinzulegen, um zu schlafen. Im Gegenteil, er scheint den Clown zu beobachten. Durchdringend, schon fast durchbohrend fixieren ihn die eisigen blauen Augen seines Gegenübers. Diesen Blick kennt er zwar von dem Dunklen Rächer, aber nur selten waren sie sich dabei so nah, wie jetzt. Der selbsternannte Prinz ist gespannt, was Bruce sich in seinem Köpfchen zusammen reimt und was er zu tun gedenkt.
 

Für Bruce ist es ein komisches Gefühl, neben einem Mann im Bett zu liegen, erst recht bei diesem. Dennoch breitet sich eine Faszination in dem Schwarzhaarigen aus, die er nur ein seiner Gegenwart zu empfinden scheint. Eine seltsame Friedlichkeit geht von dem scheinbar Schlafenden neben ihm aus, die irgendwie etwas Beruhigendes an sich hat. Das allein ist schon so absurd, dass Bruce keine Worte dafür findet – immerhin liegt hier ein geisteskranker Schwerverbrecher neben ihm und dennoch hat er nicht das Gefühl, dass von ihm auch nur irgendeine Gefahr ausgehen könnte. Aber vielleicht täuscht auch nur das neue Äußere des Clowns darüber hinweg. Ohne die ganze Schminke und Farbe sieht er wie jeder normale Mensch aus. Mal abgesehen von den Narben. Sie machen ihn zu etwas ganz Besonderem, etwas Interessantem, etwas, dass ihm selbst ähnlicher ist, als er für möglich gehalten hätte. Bruce´ Körper ist ebenfalls übersät mit Narben, nur sieht an sie nicht so deutlich und dennoch erzählen sie eine Geschichte und zeigen, dass auch er verletzbar ist. So wie Joker. Der Mann, der einst ein Clown war, zeigt Bruce, dass man ein schönes Gesicht auch unter als der Schminke verstecken kann, statt es hervorzuheben.
 

Die blonden Locken und der durchtrainierte, schlanke Körper geben ihm ein sportliches Aussehen, was durch seine Größe und Geschicklichkeit nur noch unterstrichen wird. Seine weichen, fast schon femininen Gesichtszüge zeigen aber auch, dass hinter all dieser Kraft ein ganz weicher und sensibler Kern steckt. Die wandlungsfähigen schokoladenfarbenen Augen unterstreichen dabei sowohl die äußeren, als auch die inneren Werte perfekt und spiegeln deutlich seinen Standpunkt wieder. Kurz gesagt, ein Mann, in den sich viele Frauen sofort verlieben würden oder in Joker´s Fall, viele Männer. Doch sollte Bruce wirklich soweit gehen, dies von sich zu behaupten? Er mustert ihn genauer. Seine Augen gleiten die Züge seines Gesichts hinauf und bleiben schließlich an den geschlossenen Augen haften. *Joker´s Wimpern sind wie dunkler Ruß auf seinen Wangen, ein verblüffender Kontrast zu seinem hellen Haar. Als Bruce ihn ansieht, überkommt ihn ein Gefühl tiefer Zuneigung, das ihn so erschüttert, wie man von einer Krankheit erschüttert wird. Der Gedanke raubt ihm fast den Atem, dennoch kann er sich nicht dagegen wehren – vielleicht will er es auch gar nicht…
 

Langsam beugt er sich tiefer zu dem Clown hinab. Joker spürt seinen Atem auf den Wangen und fängt an zu schmunzeln. Er kann einfach nicht anders. „Du schläfst ja gar nicht!“, kommt es etwas empört von Bruce, der sich innerlich ziemlich ertappt vorkommt. „Wie sollte ich auch, wenn du mich die ganze Zeit anstarrst?“ Langsam öffnen sich seine Augen wieder und blicken direkt in die von Bruce. Als sich ihre Blicke treffen, will der Ältere sich eigentlich lieber wieder zurückziehen, doch etwas hindert ihn daran. Frech wie er ist, hat Joker sich Bruce´ T-Shirt geschnappt und fixiert ihn so vor sich. „Wo willst du denn so schnell hin? Gefällt dir etwa nicht, was du siehst?“ „Doch schon…“, kommt es ertappt von Bruce. „Aber?“, hackt der Clown nach. „Kein aber!“, erwidert Bruce diesmal mit fester Stimme. Ehe Joker darauf etwas erwidern kann, beugt sich Bruce tiefer herunter und legt vorsichtig seine Lippen auf die des Jüngeren. Doch seine Vorsicht ist völlig unbegründet, da der Blonde den Kuss fast schon hungrig erwidert und ihn enger zu sich heran zieht. Nach ein paar Augenblicken trennen sie sich wieder von einander und schauen sich tief in die Augen. „Wir sollten jetzt besser schlafen! Ich hab morgen eine wichtige Konferenz und sollte dabei nicht wieder mit dem Kopf auf dem Tisch liegen…“, unterbricht Bruce schließlich die Stille. „Gut. Ich will dich ja nicht von deiner Arbeit abhalten. Jedenfalls nicht mehr!“, erwidert Joker lächelnd, während er sich vorstellt, wie oft Bruce nach einer kämpferischen Nacht mit ihm auf dem Tisch eingeschlafen sein muss.
 

„Was gibt es denn da zu grinsen?“ „Ach nichts!“, erwidert der Clown immer noch lächelnd. Bruce schüttelt nur leicht den Kopf und dreht sich dann auf die Seite und schließt die Augen. „Gute Nacht…“, murmelt er noch. „Nacht…“, kommt leise von Joker. Kurz darauf spürt Bruce, wie sich der Clown an ihn kuschelt und die Arme um ihn legt, so als wären sie ein Ehepaar. Bruce ist sich noch nicht so ganz sicher, was er von dieser Stellung halten soll, da es ihm irgendwie verkehrtherum vorkommt. Allerdings auch seltsam gemütlich und zudem scheint Joker jetzt wirklich eingeschlafen zu sein und er will ihn nicht wecken. Also lässt er dem Spinner heute Nacht seinen Spaß und zahlt es ihm beim nächsten Mal heim!
 

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*Joker´s Wimpern sind wie dunkler Ruß auf seinen Wangen, ein verblüffender Kontrast zu seinem hellen Haar. Als Bruce ihn ansieht, überkommt ihn ein Gefühl tiefer Zuneigung, das ihn so erschüttert, wie man von einer Krankheit erschüttert wird.

Stephen King´s Sara 1998

Little Secrets...

Am nächsten Morgen…
 

Leise öffnet Alfred die Tür zu Bruce´ Schlafzimmer. Er will seinen verschlafenen Herren wecken, damit dieser nicht wieder zu spät zu einer wichtigen Firmenkonferenz kommt. Zielstrebig nähert er sich dem großen Bett, unter dessen Decke sich Bruce verkrochen zu haben scheint. Vorsichtig aber energisch stupst er den Körper unter der Decke an. „Aufstehen Master Bruce! Sie kommen noch zu spät zu ihrer Konferenz!“ Anstatt aber aufzustehen, wie Alfred es sich gewünscht hat, vergräbt sich Bruce noch tiefer in sein Bett und sieht dabei wie eine übergroße Raupe aus, die sich in ihrem Kokon versteckt. Alfred rümpft die Nase. So ein kindisches Verhalten ist normalerweise nicht so typisch für Bruce. Also versucht Alfred es noch einmal – diesmal aber mit etwas mehr Nachdruck. „Stehen sie auf. „Master Bruce! Es wird jetzt wirklich Zeit!“ Erneut stößt er Bruce an. Diesmal bekommt er immerhin ein grummeliges Knurren als Antwort. Dies irritiert den Butler nur noch mehr. Was soll denn das? „Also wirklich, jetzt reicht es aber!“ Erbost über dieses Verhalten, packt Alfred das Ende der Decke und zieht daran.
 

Automatisch setzt eine schwache Gegenwähr ein, doch schließlich gelingt es dem Butler die Decke zu bekommen. Doch wenn er gewusst hätte, was sich unter der Decke versteckt, hätte er sie nie angefasst. Der Schock trifft ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Die Decke fällt ihm aus seinen zitternden Händen und er Schrei presst sich aus seiner Kehle. Leicht verwirrt und verschlafen reibt sich Joker die Augen und blickt zu dem verängstigten Butler. „Muss ich wirklich schon aufstehen…?“, murmelt er müde. Bevor Alfred aus seiner Starre erwacht, geht die Tür zum Badezimmer auf, das an das Schlafzimmer grenzt und Bruce kommt mit feuchten Haaren, einem Handtuch um die Hüften und der Zahnbürste im Mund ins Zimmer. Noch ehe Bruce etwas sagen kann, löst sich Alfreds Starre und er holt schnaubend Luft. „Master Bruce, können sie mir erklären, was er in ihrem Bett zu suchen hat, um Himmerlswillen?“ „Schlafen…“, murmelt Joker ihm entgegen, schnappt sich die Decke und verkriecht sich wieder darunter. Finster blickt der Butler zu dem Clown unter der Decke und dann sieht er ernst zu seinem Herren.
 

„Er hatte einen Alptraum und hat gefragt, ob er bei mir schlafen kann.“, antwortet Bruce wahrheitsgemäß. „Und das soll ich ihnen jetzt wirklich glauben?“ „Ja, das wäre schön.“ „Aber das ist doch kindisch und…“ „Alfred bitte. Ich muss mich für die Konferenz fertig machen! Wir reden später.“ Mit diesen Worten verschwindet Bruce wieder im Bad. Einen Moment starrt Alfred die Tür einfach nur an, dann seufzt er resignierend und geht runter in die Küche. Eine halbe Stunde später ist Bruce endlich fertig und gesellt sich kurz zu Alfred in die Küche, um einen Kaffee zu trinken. Schweigend beobachtet der Butler den jungen Mann, doch dieser macht keine Anstalten das eben geschehene zu erklären. Allerdings ist er auch ein wenig in Eile wegen der Konferenz. So lässt Alfred es erstmal auf sich beruhen, auch wenn ihn diese Sache ganz krank macht. Schließlich verschwindet Bruce und lässt den ratlosen Mann zurück. Seufzend macht sich der Butler an seine Arbeit. Doch seine sonst so unerschütterliche Konzentration und Gelassenheit verlassen ihn schnell, während er versucht sich irgendeinen Reim darauf zu machen. Die Zeit schleppt sich nur so dahin und die Ruhe, die sich immer über das Anwesen legt, wenn Bruce es verlässt, ist jetzt alles andere als beruhigend für Alfred. Seine Gedanken brennen förmlich in seinem Kopf und schreien ihm entgegen. Sein Kopf scheint fast zu explodieren. Doch dann ein Geräusch, das ihn in die Realität zurückholt.
 

Er erkennt das Geräusch als das Knarzen der letzten Treppenstufe. Allerdings fällt ihm schlagartig wieder ein, dass Bruce ja gar nicht zu Hause ist und das außer ihm nur noch eine Person hier im Haus ist. Sofort spannt sich sein ganzer Körper an und er starrt nervös durch die offene Küchentür in den Flur hinaus. Alfred hat sich eigentlich gewünscht, dass Joker mit Bruce zusammen das Haus verlässt und dieser dann ein Auge auf diesen Verrückten hat. Doch wenn er sich das jetzt durch den Kopf gehen lässt, merkt er, dass sich diese Vermutung nur schlecht umsetzen lässt, wenn Bruce auf dieser Konferenz ist, an der Joker ja schlecht teilnehmen kann. Dennoch war es ein schöner Gedanke, ihn nicht im Haus zu haben. Aber irgendwie meint es das Schicksal gerade nicht so gut mit dem braven Butler. Jetzt hört er die Schritte des Clowns, die sich langsam der Küche nähern. Nervös dreht sich Alfred zum Herd um und putzt weiter, in der Hoffnung, dass der Clown ihn nicht sieht und hinein kommt. Doch sein Wusch bleibt ungehört.
 

Einen Augenblick später tritt Joker durch die Tür. Nun scheint er auch ausgeschlafen zu haben, obwohl es schon fast Mittag ist. Zumindest trägt er jetzt wieder sein Lächeln auf den Lippen, anstatt verschlafen durch seine Locken zu blinzeln. Viel Ähnlichkeit mit dem furchterregenden Clown hat er aber schon lange nicht mehr. Er trägt eine verwaschene Jeans und ein altes Shirt von Bruce, seine blonden Locken hat er mit einem Band nach hinten gebunden, um sie etwas unter Kontrolle zu bekommen und ohne die Schminke im Gesicht, sieht er irgendwie jung und unbehelligt aus, fast wie ein Student, der zum ersten Mal die Uni betritt. Das einzige, was ihn noch verrät, sind seine Narben, von denen Alfred den Blick nicht lassen kann, da er bei ihrem Anblick an all die schrecklichen Dinge denken muss, die er getan hat. Die Anwesenheit des Clowns macht ihn wieder ganz nervös, doch wo dieser jetzt in der Küche ist, traut er sich nicht mehr dem Verrückten den Rücken zuzukehren.
 

„Morgen!“, strahlt Joker ihm kindlich entgegen, während er sich an den Küchentisch setzt. Alfred schluckt, während er sich zusammennimmt, um diese Unterhaltung möglichst schnell zu beenden. Joker weiß natürlich, dass der Butler nicht das Beste von ihm denkt und es ihm unangenehm ist, in seiner Nähe zu sein. Der Clown kann das gut nachvollziehen, dennoch würde er gern ein besseres Verhältnis zu ihm haben und ihm zeigen, dass er nicht mehr der furchterregende Schurke ist, den der Butler im Hinterkopf hat. „Es ist schon fast Mittag, weswegen ich ihnen auch nur noch Kaffee anbieten kann.“, entgegnet Alfred schließlich, in der Hoffnung, dass der junge Mann am Tisch die Abneigung in seiner Stimme bemerkt. „Sag ich doch, morgen.“, lächelt er ihm entgegen. Dann schaut er den Butler mit großen Kinderaugen an. „Ich mag gar keinen Kaffee…“ Wer hätte das gedacht… Innerlich schüttelt Alfred den Kopf und versucht ruhig zu bleiben. Immerhin will er nichts Falsches sagen, um Joker vielleicht doch noch wütend zu machen, erst recht nicht in diesem Eldorado von scharfen Gegenständen.
 

„Was kann ich ihnen denn dann anbieten?“ „Hast du Kakao?“, kommt Jokers Gegenfrage, die ihn in Alfreds Augen nur noch kindlicher erscheinen lässt – oder eher noch verrückter. Welcher erwachsene Mann trinkt schon Kakao? „Sicher…“, seufzt Alfred nur. Während er sich um den Kakao kümmert, erklingt Jokers Stimme wieder. „Warum redest du mich eigentlich immer so förmlich an? Nenn mich doch einfach beim Vornamen!“ Alfred hatte gehofft, sich nicht weiter mit ihm unterhalten zu müssen, aber was soll´s. Langsam stellt er die fertige Tasse Kakao vor dem Joker auf den Tisch, bevor er auf dessen Frage antwortet. „Erstens wäre das unhöflich und ich bin dazu nicht berechtigt und zweitens kenne ich ihren Vornamen gar nicht.“ Joker lächelt ihn über den Rand der Tasse hinweg an, bevor er einen großen Schluck davon trinkt.
 

„Aber du weißt doch, dass ich Joker heiße!“, es klinkt schon fast vorwurfsvoll. Alfred kommt sich ein bisschen veralbert vor. ‚Will er mich damit jetzt nur ärgern, damit er mir seinen echten Namen nicht nennen muss, oder was soll das? Immerhin hat er doch damit angefangen…‘ Leicht rollt Alfred mit den Augen. „Aber Joker ist doch kein Name…“ Irritiert sieht der Clown zu ihm auf, während er seinen Kakao trinkt. Irgendetwas in seinen Augen, lässt Alfred dabei aber erkennen, dass der junge Mann dort vor ihm keinen Witz gemacht hat und dieses Etwas erschreckt den Butler noch mehr, als die Anwesenheit dieses Verrückten selbst. Wie schwer muss der Wahnsinn seinen genialen Geist wohl befallen haben? „Natürlich ist das mein Name! Welchen sollte ich denn auch sonst haben?“, schmollend blickt er Alfred ins Gesicht. Dieser weiß allerdings keine Antwort darauf. Die Kindlichkeit seines Anblicks zeigt Alfred nur, dass es weit schlimmer sein muss, als er es sich vorstellen kann. Irgendwie hat der Butler jetzt Mitleid mit ihm, was ihn wieder zu tiefst erschüttert.
 

Einige Minuten herrscht Schweigen. Dann hat Joker seinen Kakao ausgetrunken und erhebt sich vom Tisch. Er lächelt Alfred zwar wieder entgegen, als er an die Spüle tritt und seine Tasse ausspült, aber die Nachdenklichkeit in seinen Augen, entgeht dem Butler nicht. Kaum zu glauben, dass so etwas einen gesuchten Mörder wie ihn so zu treffen scheint. Langsam stellt er die Tasse neben der Spüle ab, bevor er sich mit einem erneuten Lächeln an Alfred wendet. „Danke für den Kakao. – Ich geh ein bisschen an die Luft…“ Alfred nickt nur und hofft, dass der Clown nichts anstellt, wenn er allein draußen ist, sonst könnte Alfred sich das nie verzeihen. Immer noch von diesem seltsamen Mitleid überkommen, beobachtet er, wie Joker die Küche verlässt und dann aus seinem Sichtfeld verschwindet. Seufzend macht sich der Butler wieder an die Arbeit.
 

Am Nachmittag…
 

Nachdem sich Alfred ganz sicher ist, dass Joker wirklich das Haus verlassen hat, entspannt er sich wieder. Die Zeit vergeht und der Butler denkt schon gar nicht mehr an seine Begegnung mit dem Verbrecher. Als er schließlich seine Arbeit in die Bathöhle verlegt, stutzt er. Der Platz auf dem normalerweise das Batpod steht, ist leer. Nachdenklich betrachtet er die Stelle. Es kommt ihm schon sehr komisch vor. Immerhin wird Bruce wohl kaum mit dem Batpod zu seiner Konferenz gefahren sein und kaputt ist es ja auch nicht, dass er es zur Reparatur gebracht haben könnte. Allerdings kann der Grauhaarige dagegen jetzt auch nichts tun, also putzt er weiter. Eine Weile vergeht noch, bis Bruce nach Hause kommt. „Wie war die Konferenz, Master Bruce?“ „Viel zu lang und viel zu langweilig. Aber immerhin hab ich es geschafft, bis zum Ende wach zu bleiben!“ Eine Leistung, auf die Bruce recht stolz ist, da er das normalerweise nicht so leicht schafft. „Das freut mich zu hören. Allerdings habe ich mich vorhin gefragt, was sie mit dem Batpod gemacht haben.“ „Was meinst du denn damit?“, kommt es irritiert von dem Schwarzhaarigen. „Naja, es steht nicht auf seinem Platz…“ „Was?“
 

Perplex betritt Bruce die Bathöhle, um sich selbst davon zu überzeugen. „Dass kann doch wohl nicht wahr sein…“, empört sie Bruce lautstark. Doch ehe er einen Gedanken an eine bestimmte Person verlieren kann, öffnet sich der geheime Eingang der Höhle und das markante Brummen des Motorrads erfüllt die Stille. Kurz darauf hält das Batpod vor Bruce´ Füßen. Mit verschränkten Armen und wütendem Blick beobachtet Bruce, wie Joker sich den Helm abnimmt und ihn frech angrinst. „Na, wie war die Konferenz?“ „Ich würde lieber erst mal wissen wollen, was du mit meinem Bike gemacht hast!“ Die Wut in der Stimme des Älteren ist nicht zu überhören, dennoch bleibt Joker ganz ruhig. „Ich hab mich gelangweilt und dachte mir, ich könnte eine kleine Spritztour machen.“, kommt es fröhlich von dem Clown. „Und dafür suchst du dir ausgerechnet Batmans Bike aus? Spinnst du? Ich hab eine ganze Garage voll mit Motorrädern!“, wütend zerrt er Joker weg vom Batpod. „Reg dich ab, Herzchen. Ich bin nur durch den stillgelegten U-Bahntunnel gefahren und hab ein paar Ratten erschreckt.“, versucht sich Joker zu verteidigen. „Dass ist doch völlig egal! Es ist und bleibt Batmans Bike und du hast deine Finger davon zu lassen!“, wütend schupst Bruce den Joker gegen die nächste Wand.
 

„Nun mal ganz ruhig, mein Großer!“ Er packt nun seinerseits Bruce am Kragen, dreht sich mit ihm herum und drückt nun ihn gegen die Wand. Beschwichtigend lächelt er ihm entgegen, doch Bruce versteht da keinen Spaß. „Lass den Scheiß, ich mein es ernst!“ „Ich weiß. Ich mein das auch ernst. Reg dich ab. Ich will jetzt auch artig sein…“, entgegnet der Blonde seinem aufgebrachten Gegenüber. Warnend knurrt Bruce ihn an, doch Joker lächelt nur frech und verringert den Abstand zwischen ihnen. Bruce versucht ihn von sich zu drücken und ihm klarzumachen, dass das alles kein Spaß ist. Doch Joker ist wesentlich stärker, als er aussieht und packt seine Handgelenke. Er drückt sie über Bruce´ Kopf gegen die Wand und presst sich dann gegen ihn, damit der Schwarzhaarige sich nicht wehren kann. Wütend funkelt Bruce ihn an.
 

Allerdings hat sich Joker davon ja noch nie beeindrucken lassen und er wird jetzt ganz sicher nicht damit anfangen. „Lass mich sofort los, du Spinner!“ Diese Beleidigung kommentiert Joker nur mit einem abfälligen Laut. Dann jedoch versucht er Bruce zu küssen. „Nicht…“, entkommt es dem Älteren, während er versucht auszuweichen. Dann ertönt plötzlich ein dumpfes, metallisches Geräusch. Jokers Augen weiten sich, dann sackt er auf einmal zusammen und kracht zu Boden. Irritiert blickt Bruce den reglosen Mann auf dem Boden an, auf dessen Hinterkopf sich langsam eine rote Blume ausbreitet.
 

„Alles in Ordnung, Master Bruce?“, ertönt die etwas atemlose Stimme des Butlers vor ihm. Als Bruce aufsieht, steht Alfred mit einer Bratpfanne in der Hand da und blickt ihm besorgt in die Augen. „Alfred, was…?“ „Ich dachte, er würde ihnen etwas antun wollen…“, versucht sich Alfred zu rechtfertigen. „Schon gut, alles in Ordnung.“ „Dann bin ich ja beruhigt.“ Erleichtert legt Alfred die Pfanne beiseite. Bruce geht derweil runter auf die Knie und tastet nach Jokers Puls. „Du hast ihn ja ganz schön erwischt, ich bin beeindruckt!“ Alfred wird leicht rot um die Nase. „Das liegt wohl eher an der guten, schweren, gusseisernen Bratpfanne. Ich hab gar nicht so fest zugeschlagen.“, verlegen blickt Alfred zu Boden. „Ich bring ihn wohl lieber nach oben, damit ich ihn im Auge hab, wenn er aufwacht.“ Gemächlich nimmt Bruce den bewusstlosen Clown auf die Arme und trägt ihn in sein Schlafzimmer. Warum gerade dahin, weiß Bruce auch nicht so genau, immerhin hat Joker ja auch ein eigenes Zimmer. Schulterzuckend legt er den Blonden auf sein Bett.
 

Alfred bleibt derweilen in der Höhle zurück und fragt sich zum wiederholten Mal, warum Bruce ihn nicht einfach vor die Tür setzt. Seufzend lässt er die Schultern hängen und nimmt seine Arbeit wieder auf. Vielleicht ergibt sich später ja noch eine Gelegenheit für ein Gespräch. Als Bruce dann gerade mit Verbandszeug und Desinfektionsmittel aus dem Bad kommt, regt sich Joker. Der Schwarzhaarige setzt sich zu ihm aufs Bett und wartet, bis der Clown die Augen aufmacht. Angestrengt blinzelt Joker. Das helle Deckenlicht blendet ihn und lässt seinen Kopf fast explodieren. Schwerfällig richtet er sich auf und reibt sich den schmerzenden Schädel. Als seine Finger in das feuchte Blut tauchen, zuckt er schmerzlich zusammen. Etwas irritiert blickt er auf seine blutigen Finger, ehe er Bruce´ Stimme hört.
 

„Alfred hat dich ganz schön erwischt, was?“ „Was…? „Er dachte, du würdest mich angreifen und hat dir eine Bratpfanne über den Schädel gezogen.“, erläutert Bruce, während er etwas von dem Desinfektionsmittel auf ein Tuch träufelt. „Dein Butler ist ja gemeingefährlich!“, kommt es lächelnd von Joker. „Nein, nur besorgt.“, entgegnet Bruce leicht amüsiert. „Bist du noch böse?“, fragt der Blonde mit einem unschuldigen Blick. Etwas grob drückt Bruce das Tuch auf die Wunde seines Gegenübers, der dadurch merklich zusammenzuckt und sich einen Schmerzlaut nur knapp verkneifen kann. „Ein bisschen.“ Das fiese Grinsen. Das Bruce jetzt auflegt, lässt Joker irgendwie hoffen, dass er ihn doch noch milde stimmen kann. Also schenkt er ihm ein genauso freches Grinsen, das nur kurz abgeschwächt wird, als Bruce ihm ein Pflaster auf die Wunde drückt. „Meinst du, ich kann das wieder gutmachen, ohne dass mir jemand eine überzieht?, kommt es dann von Joker, der ihm merklich näher gekommen ist.
 

Bruce überlegt kurz und für einen Augenblick sieht es wirklich so aus, als würden Jokers Augen so etwas wie Reue widerspiegeln. Schließlich gibt der Schwarzhaarige nach. „Versuch´s doch mal!“, neckt er ihn. Der Clown schenkt ihm ein freches Grinsen, bevor er die letzten Zentimeter überwindet und Bruce einen Kuss aufdrückt. Der Dunkle Ritter erwidert den Kuss und schnell vertieft sich das Ganze. Jokers Hand wandert unter sein Shirt und streicht dort über die muskulöse Brust. Bruce tut es ihm gleich ohne den Kuss zu unterbrechen. Langsam trennen sie sich, um sich gegenseitig von den störenden Oberteilen befreien zu können. Frech grinst Joker ihm wieder entgegen. Fragend sieht Bruce ihn an, bevor er von dem Clown rücklings auf das Bett gepresst wird. Herausfordernd funkeln sie sich an. „So wie in den guten alten Zeiten! Na, gibst du auf?“ „Niemals!“, erwidert Bruce gespielt ernsthaft. „So gefällt mir das!“ Noch ehe Joker sein freches Lächeln wieder aufsetzen kann, stößt Bruce ihn von sich runter und drückt ihn stattdessen in die Laken. „Wirst du mich jetzt verhaften?“, kommt es lachend von dem Clown. „Nein, aber du hast das Recht zu Schweigen!“, erwidert Bruce, bevor er sich zu einem erneuten Kuss herabbeugt.
 

Während die beiden ihr Spielchen noch weiter vertiefen, bemerken sie nicht, dass sich die Tür geöffnet hat. Alfred wollte nur sehen, ob es Bruce auch gut geht und der Clown nicht wieder irgendetwas anstellt, doch was er stattdessen zu sehen bekommt, verschlägt ihm die Sprache. So etwas ist das Letzte, an das er jemals gedacht hätte. Bruce´ Experimentierfreude scheint zwar grenzenlos zu sein, aber so etwas ausgerechnet mit seinem schlimmsten Feind zu tun, übersteigt jegliches Verständnis, das Alfred aufbringen kann. Erst recht nachdem Joker Bruce so schreckliche Dinge angetan hat. Mehr als angewidert wendet Alfred den Blick ab, schließt die Tür und geht wieder nach unten.
 

Er setzt sich an den Küchentisch und versucht zu verstehen, was er dort gesehen hat, doch es will einfach nicht in seinen Kopf. Er ist noch immer in Gedanken versunken, als Bruce später in die Küche kommt, um sich eine Flasche Wasser zu holen. „Fühlst du dich nicht gut, Alfred?“, kommt es besorgt von Bruce, als er seinen Butler dort so am Tisch sitzen sieht. „Mir geht es den Umständen entsprechend, Master Bruce. Doch wie geht es ihnen?“ Etwas irritiert setzt sich der Schwarzhaarige zu ihm an den Tisch. „Gut, gut. Aber was meinst du mit ‚den Umständen entsprechend‘?“ „Wie soll ich sagen? Ich habe sie gesehen, wie sie und dieser, dieser…“ Weiter braucht Alfred es gar nicht auszuführen. Bruce hebt die Hand, um ihm anzudeuten, dass er es nicht aussprechen muss. Ein paar Minuten sitzen sie schweigend beisammen. Alfred mustert ihn genau, während Bruce angesträngt versucht, diese Tatsache zu akzeptieren. Irgendwann musste es ja soweit kommen. Doch Bruce hatte gehofft, es noch etwas länger geheim halten zu können.
 

Schließlich bricht Alfred das Schweigen. „Master Bruce, ich will ja nicht aufdringlich erscheinen, aber wieso und warum ausgerechnet er?“ Bruce holt tief Luft. „Ich weiß auch nicht genau. Er hat irgendetwas an sich, das mich schon immer fasziniert hat, nur nicht unbedingt auf diese Weise. Außerdem weiß er schon eine ganze Weile, wer hinter der Maske steckt und ich hab keine Ahnung woher. Doch er ist sehr schlau und deswegen hab ich ihn hier gelassen, als eine Art Selbstschutz. Er hat ein sehr anziehendes Wesen und irgendwie hab ich so das Gefühl, ihn unter Kontrolle zu haben, wenn ich ihn an mich binde. Mal ganz davon abgesehen, dass der erste Schritt von ihm ausging, nachdem er mir gesagt hatte, wer ich wirklich bin und ich ihn damit zu Schweigen bringen konnte. Dass hört sich vielleicht bescheuert an, aber ich weiß nicht recht, wie ich es sonst erklären soll…“ Mit leichter Verzweiflung in den Augen, blickt er zu Alfred. Er fühlt sich wie ein kleines Kind, das beim Unfug machen erwischt wurde. Alfred lässt das Ganze einen Moment auf sich wirken, bevor er erneut spricht.
 

„Stecken da denn irgendwelche Gefühle hinter oder ist das mehr eine Art Kampf? Sie sahen sich so vertraut aus…“ „So etwas wie Liebe ist das auf keinen Fall! Doch Gefühle gibt es das schon, schätz ich. Ich kann es aber nicht beschreiben. Es ist so seltsam und verwirrend. Joker hat mir mal gesagt, dass er sich erst mit mir so richtig komplett fühlt und da war das noch nicht zwischen uns. Aber ich finde, dass trifft es irgendwie. Ohne ihn fehlt mir etwas…“ „Dann ist das auch der Grund, warum sie ihn damals wie heute nicht töten konnten, trotz alledem?“ „Ja und weil Batman es sich geschworen hat, nicht zu töten!“ „Dann wird ich das wohl so akzeptieren müssen, auch wenn es mir schwer fällt.“ Alfred schenkt ihm ein leichtes Lächeln, das Bruce vorsichtig erwidert. „Doch ich hoffe, dass sie ihn in Zaum halten können!“ „Ich werd es versuchen. Aber er wird dir nichts tun, dazu hat er gar keinen Grund.“ Diesen Ausspruch nimmt Alfred allerdings skeptisch zur Kenntnis. So ganz Vertrauen will er dem Clown noch nicht. Keiner weiß, was für kranke Gedanken, dieser kranke Geist hat…

Birthdaypresent...

Ein paar Monate später…
 

Bruce hasst es, seinen Geburtstag zu feiern. Es ist immer ein furchtbarer Trubel und er hat das Gefühl, die ganze Stadt wäre da, nur um ihm auf die Nerven zu gehen. Doch trotz alledem tut er es sich an, weil er gesellschaftlich dazu verpflichtet ist. Aber wenn er die Nase voll hat, kann er die ganzen Schleimer ja einfach rauswerfen, auch wenn Alfred das nicht so gern sieht. Und so ist es auch heute. Er flüchtet und lässt seine Gäste einfach so stehen. Es ermüdet ihn sehr, ihren Geschichten zu lauschen oder irgendwelchen Persönlichkeiten vorgestellt zu werden, die gut für die Firma sind – ein endloser Kampf. So verzieht er sich lieber in sein Schlafzimmer und sehnt sich nach Ruhe. Lange hält sie jedoch nicht an. Gedämpft nimmt er Geräusche aus seinem Bad wahr. Vielleicht Alfred, der putzt? Aber selbst wenn nicht, ist es ihm im Moment egal. Er dreht sich auf die Seite und versucht es zu ignorieren.
 

Doch plötzlich merkt er, wie sich jemand auf das Fußende des Bettes setzt und da ist es dann mit dem Ignorieren vorbei. Missmutig öffnet Bruce die Augen und blickt verschlafen zu dem Störenfried. Allerdings fällt schlagartig alle Müdigkeit von ihm ab, als er den Joker dort sitzen sieht. „Was zum…?“, entkommt es ihm, weil er seinen Augen nicht trauen kann. „Happy Birthday, Bruce!“, lächelt der Clown ihm ungeniert entgegen. Immer noch leicht neben der Spur, betrachte Bruce sein Gegenüber von oben bis unten. Joker hat sich, wie schon so oft, die Haare mit einem Band nach hinten gebunden. Allerdings ist es diesmal eine große rote Schleife, wie sie kleine Mädchen im Haar tragen. Das schockt Bruce aber kein bisschen. Vielmehr sind es die Sachen, die der Mann vor ihm trägt. Es ist die Krankenschwesternuniform aus dem Gotham General, das der Joker damals in die Luft gejagt hat! Joker findet es äußerst amüsant, Bruce jetzt zu beobachten. Die weit geöffneten Augen, die ihn so verwirrt anstarren und dennoch scheint tief in ihnen ein Fünkchen Erregung zu lauern.
 

„Ich dachte, mein kleines Geschenk gefällt die vielleicht. Besonders da du mich damals ja gar nicht gesehen hast, obwohl ich zu gern Batmans Gesicht gesehen hätte…“ Langsam schafft es Bruce, wieder klar zu denken. Er räuspert sich. „Ich wusste ja gar nicht, dass du gern Kleider anziehst!“, versucht Bruce ihn etwas zu necken. „Das ist kein Kleid, sondern eine Uniform. Und außerdem weiß ich. Dass du eine kleine Schwäche für Krankenschwestern hast!“, kontert Joker. Bruce wird leicht rot um die Nase. Wo kriegt dieser Clown nur immer seine Informationen her? Neckisch kniet sich Joker auf das Bett und beugt sich zu ihm hinüber. „Na Mister Wayne, was haben wir denn für Wehwehchen?“, haucht Joker ihm zu. „Bis jetzt keine, aber ich bin mir sicher, dass du das gleich ändern wirst.“, lächelt ihm Bruce entgegen. „Kann schon sein…“, schmunzelt der Clown, bevor er sich Bruce vollends nähert und mit den Zähnen nach seiner Unterlippe schnappt. Der Schwarzhaarige lässt sich von ihm fangen und erwidert das Ganze mit einem Kuss. Fordernd zieht er die ‚Krankenschwester‘ näher zu sich und streicht mit den Händen über seine Brust.
 

„Für eine Krankenschwester bist du aber ganz schön zugeknöpft.“, haucht Bruce ihm entgegen, als sie sich trennen. „Ja, ich bin ein braves ‚Mädchen‘. Ich hab nur mein Höschen vergessen!“, kommt es lachend von dem Blonden. „Das gefällt mir schon besser!“ Energisch drückt er den Clown in die Laken und platziert sich über ihm. „Also für jemanden, der eine Krankenschwester braucht, bist du ganz schön agil.“, stellt Joker fest. „Ich schätz mal, meine krankhafte Langeweile von dieser Party, ist auf dem Weg der Besserung!“ „Freut mich zu hören, aber deine Behandlung wird wohl noch eine Weile andauern!“ So zieht er Bruce zu sich hinunter und verwickelt ihn erneut in einen Kuss. Fordernd gleitet Bruce mit der Zunge über Jokers Lippen und wird augenblicklich hineingebeten. Nur allzu gern kommt er dieser Einladung nach. Neugierig erkundet er den feuchten Mund, ehe sie sich keuchend voneinander trennen. Einen Moment sehen sie sich in die Augen. Dann beugt sich Bruce wieder hinunter und fährt mit den Lippen über Jokers Hals. Der Blonde legt den Kopf zur Seite, damit Bruce mehr Platz hat, während seine Finger mit der Krawatte des Schwarzhaarigen spielen.
 

Dann fährt Bruce´ Hand wieder über seine Brust, berührt dort jeden Knopf, bis er oben ankommt. Kurz löst er sich von seinem ‚Geschenk‘, damit Joker ihm die Krawatte abnehmen kann. Als das geschafft ist, macht sich Bruce daran, einen Knopf nach dem anderen an der Uniform zu öffnen. Langsam kommt dadurch die warme Haut des Clowns zum Vorschein, durchkreuzt von all den Narben, die sie verbinden. Auch Jokers Finger machen sich auf die Reise und befreien jeden Knopf des Schwarzhaarigen aus seiner Umklammerung. Ungeachtet landet das Hemd neben dem Bett auf dem Boden. Die Knöpfe an Jokers Uniform reichen bis zum Saum des Rocks hinunter, sodass man sie wie eine Jacke ausziehen kann, wenn man alle geöffnet hat. Doch Bruce hat erst mal nur ein paar geöffnet, damit nur die Brust des Liegenden zu sehen ist.
 

Frech lächeln sie einander an, bevor Joker sein Gegenüber an den Schultern packt und wieder zu sich hinab zieht. Bruce folgt ohne zu murren und legt seine Lippen wieder an Jokers Hals. Von dort aus gleitet er langsam mit der Zunge zur Schulter hinab, weiter zum Schlüsselbein und landet schließlich auf der Brust. Dort gleitet er von links nach rechts und wieder zurück. Ein wolliges Schnurren dringt dabei an sein Ohr, während Joker seine Finger durch die schwarzen Haare fahren lässt. Er schielt zu dem Clown nach oben. Dabei sieht er, dass Joker die Augen geschlossen hat. Durch den leicht geöffneten Mund kommt ein schnurrendes Geräusch und seine Unterlippe zittert leicht.
 

Dann drückt der Blonde den Rücken durch, als wolle er Bruce sagen, dass er weiter machen soll. Allzu lange lässt Bruce ihn auch nicht warten. Erneut senkt er den Kopf und gleitet mit der Zunge über die rosane Knospe, die sich ihm neugierig entgegenstreckt. Zwischen seinen Lippen fühlt sie sich wie ein kleiner Stein an. Als wolle er überprüfen, ob es wirklich keiner ist, zwickt er sie sanft mit den Zähnen, was ihm ein leises Keuchen des Clowns einbringt.
 

Die Finger des Schwarzhaarigen öffnen weitere Knöpfe des Kostüms, bis hinab zum Bauchnabel. Unter seinen Fingerspitzen spürt er, wie sich jeder Muskel des Blonden anspannt. Bruce gleitet mit seiner Zunge weiter hinab, von der Brust, über die Bauchmuskeln, bis zum Nabel. Dabei merkt er, wie sich der Jüngere unter ihm windet und die Finger fester in seine Haare gräbt. Doch dann entfernt sich Bruce von ihm, was ihm auch gleich ein enttäuschtes Murren einbringt. Allerdings wird der Blick des Jokers verständnisvoller, als er beobachtet, wie sich Bruce aus seiner, irgendwie enger gewordenen, Hose schält. Lustverhangen heftet sich sein Blick auf die Beule, die in Bruce´ Shorts zum Vorschein kommt. Nur allzu deutlich spürt der Schwarzhaarige diese unverschämten Blicke, die auf ihm ruhen. Bruce sieht ihm in die schokoladenbraunen Augen. Dann nähert er sich ihm wieder und wird auch sogleich mit einem stürmischen Kuss gefangen genommen. Ebenso ungehalten erwidert der Dunkle Ritter das Ganze und wandert dabei mit den Händen an den Seiten des Clowns, bis zu seinen Hüften, hinab.
 

Von Ungeduld durchrüttet drückt Joker ihm sein Becken entgegen und presst sich dabei fest gegen Bruce´ Unterleib. Dieser gibt daraufhin ein etwas gequältes Brummen von sich und sorgt dann für Gegendruck. Allerdings fängt Joker dann an, seinen Unterleib gegen den des Älteren zu reiben, was Bruce wieder dazu bringt, zu brummen. Neckisch grinst Joker in sich hinein. Doch so leicht lässt sich der Schwarzhaarige nicht ärgern. Er legt die Lippen wieder an Jokers Hals, um ihn etwas abzulenken, bevor er dann plötzlich die Hand unter den Rock des Jüngeren schiebt und zupackt. Und es stört ihn dabei kein bisschen, dass Joker wirklich nichts drunter hat – so ist der Schreck des Clowns noch viel größer. Erschrocken zuckt der Blonde zusammen und holt scharf Luft. Nun ist es Bruce, der grinst. Das ermutigt Joker allerdings nur, noch etwas frecher zu werden. So erwidert er Bruce´ Lächeln schelmisch, bevor er ihm die Hände auf die Schultern legt, ein Knie gegen seinen Bauch drückt uns ihn dann einfach auf den Rücken wirft. Plumpsend landet Bruce in den Laken. Doch noch ehe er sich wieder gefangen hat, setzt sich Joker auf seinen Unterleib und fixiert seine Hände.
 

Bruce funkelt ihn leicht böse an. Es beunruhigt ihn immer etwas, wenn er die Kontrolle verliert und bei Joker wird dieses Gefühl nicht gerade gemindert. Der Joker lacht nur ganz unschuldig und ist sich keiner Schuld bewusst. Für jemanden, der wie der Blonde kaum etwas auf den Rippen hat, so eine Kraft zu entwickeln und Bruce einfach so umzuwerfen ohne sich anzustrengen, dass schockiert den Älteren doch des Öfteren. Er unterschätzt den Clown immer wieder, doch dass Joker ihm daraus noch keine Strick gedreht hat, beunruhigt ihn auch irgendwie. Fast so als würde zwischen ihnen ein Kodex bestehen, so wie ihn sich Batman geschworen hat, niemanden zu töten. Joker hat es schon oft genug versucht und sich dann scheinbar darüber geärgert, dass es nicht funktioniert. Doch wenn Bruce es so recht bedenkt, hat Joker ihm immer irgendein Schlupfloch gelassen, durch das er entkommen konnte. Was hätte Joker auch davon, ihn zu töten? Dann hätte er niemanden mehr zum Spielen und dann würde er erst recht durchdrehen. So schützt er die Welt, bewusst oder unbewusst, vor seinem eigenen Wahnsinn, der ohne Batman vollkommen aus den Fugen geraten würde.
 

Dennoch bleibt Bruce dieses mulmige Gefühl, weil er nicht weiß, was als nächstes kommt. Er vertraut dem Clown zwar schon ziemlich, aber eben nicht blind. Erneut funkelt Bruce ihn an, doch auch diesmal grinst Joker nur. Er beugt sich tiefer zu dem Schwarzhaarigen hinunter und presst die Lippen auf die seinigen. Erst nach einem Augenblick erwidert Bruce den Kuss und versucht sich mehr zu entspannen. Dennoch bleibt er konzentriert genug, um auf alles gefasst zu sein. Langsam löst Joker den Griff um Bruce´ Handgelenke und streicht dann über die Brust des Untenliegenden. Bruce sieht darin die Chance, seine Position wiederzugewimmen. Er vertieft den Kuss, in der Hoffnung, den Joker damit ablenken zu können. Dieser geht auch prompt darauf ein und gleitet mit seinen Händen hinab zu Bruce´ Bauch. Verspielt zeichnen seine Finger dabei die kräftigen Muskeln nach.
 

Bruce hingegen schließt seine Hände um Jokers Oberarme und versucht ihn dann zurück aufs Bett zu drücken. Doch so leicht macht der Joker es ihm nicht. Der Clown ist nicht nur wesentlich stärker als er aussieht, sondern auch stur wie ein Bock. Eine weitere Gemeinsamkeit, die er mit Batman teilt, was ganz besonders Alfred oft genug an den Rand seiner endlosen Ruhe bringt. So bewegt sich Joker keinen Zentimeter und Bruce spürt nur das freche Grinsen des Clowns auf seinen Lippen. Schließlich trennen sich die beiden von einander und blicken sich an. Bruce knurrt leise, was Jokers Grinsen nur noch verstärkt – es macht ihm einfach zu viel spaß, den Älteren zu ärgern, besonders wenn es so leicht ist. „Dachtest du ernsthaft, dass du damit durchkommst?“, höhnt der Clown. Bruce schnaubt nur und verstärkt den Griff um Jokers Arme. Der Clown merkt ganz deutlich, wie sehr es Bruce stört, nicht die Kontrolle zu haben. Eine Tatsache, die Joker schon immer an Batman gemocht hat. Wie schön er sich dann aufregen kann und wie unbeherrscht er dann ist. Zu köstlich. So verzweifelt, wie ein in die Ecke getriebenes Tier.
 

Doch heute ist Joker nachsichtig, immerhin hat Bruce ja Geburtstag und da soll er doch Spaß haben und sich nicht allzu sehr ärgern müssen. Also tut Joker so, als wenn er es ernst meint und beugt sich zu einem neuen Kuss hinunter. Bruce ist allerdings überhaupt nicht in der Stimmung dazu und dreht den Kopf zur Seite. Joker hat sich das schon gedacht und versucht es spaßeshalber noch einmal, um Bruce noch etwas mehr anzutreiben. Doch auch dieses Mal entzieht sich ihm der Schwarzhaarige, festigt noch mal den Griff um Jokers Arme und setzt erneut zum Angriff an. Diesmal lässt sich Joker von ihm jedoch auf die Laken werfen. Mit einem gespielt erschrockenen Geräusch landet der Clown unter ihm und blickt ihn ebenso gespielt erschrocken an. Bruce hingegen bemerkt das kleine Spielchen nicht und ist dementsprechend stolz auf sich, es geschafft zu haben. Siegessicher lächelt der Schwarzhaarige dem Jüngeren entgegen. „Na, was sagst du jetzt?“ „Touché, Bruce!“, erwidert Joker und hebt ergeben lächelnd die Hände.
 

Mit dem weitaus besseren Gefühl wieder Herr der Lage zu sein, beugt sich Bruce zu ihm hinunter und legt fordernd die Lippen auf die des Clowns. Joker grinst ein bisschen in den Kuss hinein, weil er für einen kurzen Augenblick noch das Siegerlächeln von Bruce vor Augen hat, dann joch konzentriert er sich wieder ganz auf den Kuss und versinkt darin. Nun spielt nichts mehr eine Rolle. Die Frechheiten sind für heute erledigt und das Einzige was zählt, ist die friedliche Zweisamkeit und der Gedanke, dass nur sie beide jetzt in diesem Moment existieren und die ganze Welt ihnen gehört. Sie merken nichts von den Gästen, die sich davon machen, von denen nicht wenige doch etwas von Enttäuschung geplagt sind, da Bruce sie viel zu früh verlassen hat. Sie merken auch nichts, von den Entschuldigungen, die Alfred in Bruce´ Name an die Gäste verteilt und genauso wenig, wie der Butler den Saal aufräumt, nachdem endlich alle gegangen sind. Zusammengekuschelt tief schlafend liegen die zwei beisammen, merken nicht wie die Tür sich öffnet und Alfred hineinspäht.
 

Ein leichtes Lächeln legt sich beim Anblick der beiden schlafenden Männer auf sein Gesicht. Längst hat er sich damit abgefunden, dass der Joker ein fester Bestandteil in Bruce´ Leben geworden ist, auf die eine wie auch auf die andere Art und Weise und er findet ihn schon lange nicht mehr so störend und unheimlich. Er ist eher wie ein großes Kind, das ständig beschäftigt werden will. Mit einem leisen Seufzen schließt der Butler die Tür wieder. Morgen ist auch noch ein Tag, um Bruce den Kopf zu waschen, wegen seiner Gäste…

Mistletoe...

Monate später - ein paar Tage vor Weihnachten…
 

Der Schnee fällt in dicken, schweren, vom Wind gepeitschten Flocken und zaubert eine eisige Stille über die Stadt. Wayne Manor liegt friedlich in diesem weißen Meer und bietet einen einladenden Anblick. Einem Wintermärchen gleich breitet sich die unberührte Schneedecke auf dem weiten Anwesen aus, nur wenige Spuren lassen einen Weg erahnen, der auch bald von den Flocken vergraben wird. In dem riesigen Herrenhaus dagegen ist alles warm und wohlriechend. Nichts lässt einen ahnen, welch tragische Temperaturen das Mauerwerk abschirmt und welchem eisigen Wind es sich entgegenstellt, um seine Bewohner zu schützen. Dezente Lichter in den Zimmer verbreiten eine seichte und festliche Stimmung und lassen schon langsam erahnen, welch freudiges Fest in einigen Tagen zu erwarten ist. Hier und da sieht es auch schon festlich aus. Überall sind Kerzenleuchter verteilt, Tannen- und winterliche Blumengestecke aufgestellt und die Farben Gold, Rot und Grün dominieren die Einrichtung. Aus der Küche riecht es nach frisch gebackenen Keksen und im Wohnzimmer schlägt einem der durchdringende Geruch einer frisch geschlagenen Tanne entgegen.
 

Noch tropft von ihren Ästen der tauende Schnee hinab und feine Kählteschwaden umgeben den großen Baum. Doch dieser Zustand wird nicht mehr lange anhalten. Bruce und Joker treten durch die Tür in das Zimmer, auf den Armen große Kisten mit Christbaumschmuck. Joker ist die Aufregung schier ins Gesicht geschrieben. Er kann sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal einen Weihnachtsbaum gesehen hat, geschweige denn ihm schmücken durfte. Zu vernebelt ist sein Geist, überschattet von so viel Leid. Doch heute scheint alles perfekt zu sein. Mit leisem Klirren stellen die beiden Männer die Kisten vor dem Baum ab. Neugierig späht der Clown in die bunte Sammlung von Girlanden, Anhängern, Kugeln und Kerzen, während Bruce aus dem Nebenraum eine große Leiter holt. Voll kindlicher Begeisterung sammelt Joker alles aus den Kisten heraus und verteilt es auf dem Boden, um es dann mit leuchtenden Augen anzustarren.
 

Als Bruce die Leiter vor dem Baum platziert und den Clown dann dabei beobachtet, wie er mit tellergroßen Augen jede Kugel und jeden Anhänger vorsichtig in den Händen dreht und begutachtet, als wäre es etwas, das vom Himmel gefallen ist, kann er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Es ist irgendwie zu niedlich, aber gleichzeitig auch traurig, weil es dem Blonden doch so fremd erscheint, als würde man einen Hund vor einen Computer setzen. Leicht melancholisch berührt geht er zu Alfred in die Küche, um ihn von ein paar Plätzchen zu stibitzen. Als er zurück ins Wohnzimmer kommt, muss er erneut schmunzeln. Joker sitzt zwischen all dem Schmuck auf dem Boden und versucht sich fast schon verzweifelt von einer Lichterkette zu befreien, die ihn, wie eine Schlange, von oben bis unten eingewickelt hat. Welch Ironie, dass jemand, der so intelligent wie der Blonde ist, es schafft, sich so sehr in ein leuchtendes Kabel einzuwickeln. Bruce ist schwer bemüht, sich das Lachen zu verkneifen. Also stellt er den Teller mit den Keksen auf dem Tisch ab und befreit Gothams schlimmsten Kriminellen von dieser angriffslustigen Lichtquelle.
 

Verlegen lächelt Joker ihm zu, bevor er sich einen Keks in den Mund stopft und dann Bruce dabei hilft, die vielen kleinen Lämpchen zu entwirren. Damit sind sie eine ganze Weile beschäftigt und es scheint zwischendurch sogar so, als würde die Lichterkette gewinnen, doch die Hartnäckigkeit, die den beiden Männern so eigen ist, siegt schließlich. Nachdem das geschafft ist, besteigt Bruce die Leiter und befestigt das eine Ende der Lichterkette am Tannenbaum und steckt bei dieser Gelegenheit auch gleich den goldenen Engel auf die Spitze. Als er wieder auf festem Boden steht, hilft er dem Joker dabei, die bunten Lämpchen um den Baum zu wickeln. Der Rest des Baumschmucks scheint weit aus kooperativer zu sein, als die Lichterkette und daher dauert es auch nicht allzu lange, bis alles fertig ist und sie ihn einschalten können. Bei diesem Anblick werden Jokers Augen nur noch größer. All die vielen Lichter spiegeln sich in diesem Schokoladenbraun wieder und treiben Bruce erneut ein Lächeln auf die Lippen.
 

So still,

dass jeder von uns wusste,

das hier ist für immer,

für immer und ein Leben
 

Allerdings sind sie noch nicht fertig mit dekorieren, es muss noch einiges an Krimskrams aufgestellt werden. Zum Beispiel eine Krippe, weitere Kerzenleuchter, Rentiere und, und, und. Von den meisten Dingen scheint Joker noch nicht einmal den Namen zu wissen und so fragt er Bruce ständig danach und gibt dem Schwarzhaarigen dabei das Gefühl, Vater eines kleinen Jungen zu sein. Dieser Gedanke lässt Bruce leicht abdriften. Er hat sich immer gewünscht, mal eine eigene Familie zu haben. Sein Kostüm an den Nagel zu hängen und stattdessen mit seinen Kindern über die Wiese zu tollen. Unweigerlich muss er dabei auch an Rachel denken, die immer ein fester Bestandteil dieses Traums gewesen war. Sein Herz schmerzt, wenn er daran denken muss, dass sie nicht mehr da ist, um dies alles mit ihm zu teilen. Unbewusst wirft er Joker einen finsteren Blick zu. Der Clown ist an all dem Schuld. Schuld, dass er sie nie wieder in den Armen halten kann. Schuld, dass er nie wieder ihr zauberhaftes Lachen hören kann. Schuld, an der Leere in seinem Herzen.
 

und es war so still,

dass jeder von uns ahnte,

hierfür gibt´s kein Wort,

das jemals das Gefühl beschreiben kann.
 

Doch wenn er so recht darüber nachdenkt, hat er schon ziemlich lange nicht mehr an sie denken müssen. Diese Tatsache schockiert ihn sehr, immerhin war sie seine große Liebe, wenn auch zum Schluss nicht mehr die seinige. Doch er hat nie daran gezweifelt, dass sie eines Tages zu ihm zurück kommen würde. Eines Tages, wenn die Welt Batman nicht mehr braucht. Aber jetzt, wo es tatsächlich so aussieht, als könnte Batman in den Ruhestand gehen, da besonders der Joker jetzt so friedlich ist, ist sie nicht mehr da und seine Gefühle wegen diesem Mann neben ihm so durcheinander. Es schmerzt ihn sehr, wenn er jetzt merkt, dass er sein Leben lang öfter an den Joker gedacht hat, als an sie, besonders da er sie viele Jahre länger gekannt hat, als ihn. Doch Batman hat Tag und Nacht jeden Gedanken nur an diesen Clown verschwendet und wie oft hat er sie wegen ihm versetzen müssen? Er hat irgendwann aufgehört zu zählen und schließlich hat er sie so auch in die Arme eines anderen getrieben…
 

So still, dass alle Uhren schwiegen,

ja, die Zeit kam zu erliegen,

so still und so verloren gingst du fort,

so still und so verloren gingst du fort.
 

„Hey Bruce, was ist das?“, reißt ihn die Stimme des Clowns aus seinen Gedanken. Leicht genervt betrachtet er den Gegenstand, den Joker ihm vor die Nase hält. „Ein Mistelzweig.“ Nachdenklich betrachtet der Blonde den grünen Plastikzweig mit den kleinen roten Beeren und der rotgoldenen Schleife. „Und was macht man damit?“ Leicht genervt rollt Bruce mit den Augen, langsam findet er das nicht mehr so lustig. „Den hängt man oben an eine Tür und wenn sie zwei Leute darunter treffen, dann küssen sie sich. Er ist ein Symbol der Liebe und Zuneigung.“, erläutert der Schwarzhaarige monoton. Joker scheint einen Moment nachzudenken, bevor der den Zweig über Bruce´ Kopf hebt und ihm ganz nahe kommt. Wütend funkelt Bruce ihn an. „Lass den Unsinn!“ „Aber warum denn? Bekomm ich denn keinen Kuss von dir?“, kommt es mit einem traurigen Unterton von dem Clown. „Nein! Und jetzt leg das Ding weg, ich will es nicht sehen!“, fährt Bruce ihn an.
 

Ich hab so viel gehört und doch kommt´s niemals bei mir an,

das ist der Grund, warum ich nachts nicht schlafen kann,

wenn ich auch tausend Lieder vom Vermissen schreib,

heißt das noch nicht, dass ich versteh,

warum dieses Gefühl für immer bleibt.
 

„Warum wirst du denn gleich so sauer?“ „Weil ich den Zweig von Rachel bekommen habe und es mir mehr als zu wieder ist, denjenigen unter dem Zweig zu küssen, der dafür verantwortlich ist, dass sie jetzt nicht mehr hier ist!“ Wütend ballt Bruce die Hände zu Fäusten und wendet den Blick von dem Blonden ab. Einen Moment hält der blonde Mann inne und denkt nach. Will Bruce ihm jetzt etwa sagen, dass er an Rachels Tod schuld ist? Das ist doch nicht sein ernst! „Jetzt wirst du aber unfair! Ich kann doch auch nichts dafür, dass deine Polizeifreunde so feige sind…“, versucht sich Joker schmollend zu wehren. Bruce steht auf und sieht ihm eiskalt ins Gesicht. „Ich glaube kaum, dass die Polizei Rachel mit Dynamit verkabelt und in die Luft gejagt hat!“ Lautstark hallt Bruce´ Stimme durch den großen Raum und lässt Alfred aufhorchen. Aufgebracht erhebt sich auch Joker. „Das war ich vielleicht, aber ich hatte nicht vor, sie zu töten! Das ist nur passiert, weil die Polizei erst noch eine Teeparty machen musste, bevor sie endlich reingehen wollten!“ Bruce packt ihn am Kragen und zerrt ihn grob zu sich. „Schieb deinen geisteskranken Wahnsinn nicht immer auf andere! Du bist dafür verantwortlich und sonst niemand!“
 

So laut, die Stunden nach dem Aufschlag als es galt,

dass alles zu erfassen und verstehen und es war

so laut, dass alles was wir dachten nichts als Leere zu uns brachte
 

„Ich bin nicht verrückt, verdammt noch mal! Ich wollte ihr überhaupt nichts tun! Es war mehr als genug Zeit gewesen, sie beide zu befreien, aber…“ „Halt den Mund, ich will diesen Mist nicht hören und langsam hab ich die Schnauze voll von dir! Wie konnte ich nur so blöd sein und denken du würdest dich ändern, nur weil du hier bist?“ Mit einem Ruck reißt sich Joker von ihm los. Wütend blickt er zu dem Schwarzhaarigen, sucht in seinen Augen nach etwas, das für ihn spricht, doch er wird enttäuscht. Bruce´ Blick ist so kalt, dass es selbst Joker einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagt. Doch er lässt es sich nicht anmerken. Seine Miene verfinstert sich, doch weit hinten in seinen Augen kann Bruce erkennen, wie sehr er den Clown verletzt zu haben scheint. „Ich hab mich geändert und das nur für dich! Ich dachte, du wüsstest das! Aber wenn du so über mich denkst, dann können wir das Spiel auch gern wieder aufnehmen und du kannst mich Nacht für Nacht durch die Straßen jagen!“ „Das ist die erste vernünftige Idee, die ich heute von dir höre! Mach dass du wegkommst! Ich geb dir sogar 10 Minuten Vorsprung!“ Bruce ist außer sich und kann kaum noch klar denken und dass dies grad ein Fehler war, merkt er gar nicht.
 

So laut und so verloren war es hier,

als Stille bei uns wohnte anstatt dir.
 

„Auf deine Nettigkeiten kann ich verzichten!“ Wütend dreht sich Joker um und eilt in Richtung Tür. Bruce sieht ihm nicht einmal nach. Schnaubend lässt er sich auf die Couch fallen und reißt mit seinen Blicken Löcher in die Luft. Alfred hat den Streit nur allzu deutlich mitbekommen und so sehr er sich auch vor Monaten noch gesträubt hat, im selben Zimmer zu sein, wie der Joker, so sehr weiß er jetzt, dass er den Clown nicht einfach ziehen lassen kann. Die Angst, dass Joker der Stadt irgendetwas Schreckliches antun könnte, liegt dabei aber ganz hinten in seinem Kopf. An erster Stelle steht der Gedanke, dass Bruce daran zu Grunde gehen würde, wenn seinetwegen der Joker Amok läuft. So eilt er hinter dem Blonden her. Er findet ihn schließlich am Ende der weitläufigen Grasfläche, die das Anwesen umgibt. Im dichten Schneetreiben ist er kaum zu sehen. Doch als Alfred ihn erreicht, stellt er mit Schrecken fest, dass Joker einfach so nach draußen gerannt ist, ohne sich auch nur etwas überzuziehen. Er trägt nur ein T-Shirt und hat nicht einmal Schuhe an. Alfred hält ihn an der Schulter fest und dreht ihn zu sich herum. Im ersten Moment denkt der Clown, es wäre Bruce und will ihm schon eine knallen, doch dann hält er inne und blickt in die verständnisvollen Augen des Butlers.
 

Ich hab so viel gehört und doch kommt´s niemals bei mir an,

das ist der Grund, warum ich nachts nicht schlafen kann,

wenn ich auch tausend Lieder vom Vermissen schreib,

heißt das noch nicht, dass ich versteh,

warum dieses Gefühl für immer bleibt.
 

Joker ist ziemlich erleichtert, nicht Bruce vor sich zu haben, dennoch schmerzt es unendlich. „Was willst du?“, versucht er den Butler abzuwehren. „Sie holen sich noch den Tod, wenn sie hier so draußen rumlaufen.“, kommt es ruhig von Alfred. „Na und? Wen kümmert es denn schon, ob ich Tod umfalle oder nicht?“, das Beben in seiner Stimme ist für Alfred nicht zu überhören. „Ich bin mir sicher, Master Bruce hat es nicht so gemeint. Sonst hätte er sie doch schon vor langer Zeit vor die Tür gesetzt, meinen sie nicht?“ „Alfred, ich – ich – wollte sie doch gar nicht…“, eine Träne kullert langsam an der Wange des Kriminellen herab. Ein Anblick, den sich Alfred niemals hätte vorstellen können – so verletzlich und hilflos. Die tiefen Gefühle, die Joker scheinbar für Bruce hat, sind weit stärker, als der Butler es gedacht hätte. Dies bestärkt ihn nur umso mehr in seiner Meinung, dass er den Joker nicht gehen lassen kann. Also nimmt er den mittlerweile schluchzenden jungen Mann am Arm und führt ihn zum Haus zurück – still und heimlich, sodass Bruce es nicht bemerkt.
 

So still, obwohl ich dich mit jedem Tag vermiss

Und wo immer du auch gerade bist,

du zeigst mir, dass Stille jetzt dein Freund geworden ist.
 

Ein paar Tage später – Heiligabend…
 

Die Tage über hat man Bruce ganz gut angesehen, dass ihn dieser dämliche Streit schwer getroffen hat. Schweigsam hat er nur dagesessen und Löcher in die Luft gestarrt. Alfred würde ihn gern aufmuntern und das Fest friedlich mit den beiden feiern, doch er muss warten, bis Bruce bereit ist, dem Clown wieder in die Augen zu sehen. Joker hingegen geht es nicht anders. Er ist traurig und findet es furchtbar, sich in einem Zimmer zu verstecken, wenn er doch eigentlich mit Bruce reden will. Doch es ist besser so. Immerhin kümmert sich Alfred um ihn und bringt ihm etwas zu Essen und alles was er sonst noch braucht, aber alles so, dass Bruce es nicht mitbekommt. Alfred fühlt sich zwar auch nicht sonderlich wohl dabei, seinen Herren so zu hintergehen, aber anderes wird Bruce seine Sturheit wohl nie los und immerhin bleibt die Stadt so sicher.
 

Ich hab so viel gehört und doch kommt´s niemals bei mir an,

das ist der Grund, warum ich nachts nicht schlafen kann,

wenn ich auch tausend Lieder vom Vermissen schreib,

heißt das noch nicht, dass ich versteh,

warum dieses Gefühl für immer bleibt.
 

Langsam geht Alfred den langen Flur zum Zimmer des Jokers entlang. Es ist Zeit zum Abendessen und so bringt er ihm das Festtagsessen, auch wenn er es sich ganz anders vorgestellt hat. Immerhin ist Weihnachten doch das Fest der Liebe. Seufzend klopft er leise an die Tür, bevor er sie öffnet. Doch beim Anblick des Jokers entgleitet ihm ein Schreckensschrei und polternd landet das volle Tablett auf dem Boden. Der Clown liegt auf der kleinen Couch, ein Arm hängt schlaff auf dem Boden, die Augen geschlossen, das Gesicht ihm zugewannt. Doch es ist so ausdruckslos und scheint eine Friedlichkeit zu verströmen, wie sie nur Tote an sich haben. Vor der Couch auf dem Boden liegt ein offenes Pillenröhrchen, das ihm aus der Hand gefallen sein muss. Einige kleine weiße Pillen sind heraus gekullert und liegen verräterisch auf der Maserung des Holzbodens. Noch ehe Alfred sich vom seinem Schreck erholt hat, steht Bruce in der Tür, angelockt von dem zerbrechenden Geschirr. „Was ist denn hier los? Alles in Ordnung, Alfred?“, kommt es besorgt von dem Schwarzhaarigen. „Ja, Sir, aber…“, weiter kommt er nicht, stattdessen deutet er mit einer zitternden Hand Richtung Couch.
 

Ich hab so viel gehört und doch kommt´s niemals bei mir an,

das ist der Grund, warum ich nachts nicht schlafen kann,

wenn ich auch tausend Lieder vom Vermissen schreib,

heißt das noch nicht, dass ich versteh,

warum dieses Gefühl für immer bleibt.
 

Mit Schrecken erblickt der Dunkle Ritter das Szenario, das der Clown ihm bietet. Er hätte nie gedacht, dass Joker zu so etwas fähig wäre. Das ruft ihm wieder ihren Streit vor einigen Tagen ins Gedächtnis. Wie traurig Joker doch aussah, als er gegangen ist, wie vehement er versuchte sich zu verteidigen. Und die ganze Zeit wollte Bruce ihm sagen, dass es ihm leid tut. Er dachte, er hätte ihn verloren, dabei war er also die ganze Zeit hier gewesen. Und jetzt das. Nun scheint er ihn doch noch verloren zu haben, die Verzweiflung hat ihn dahingerafft. Bruce kann es nicht glauben. Beinahe grob schiebt er sich an Alfred vorbei und eilt zur Couch. Er weiß, dass es ihm wahrscheinlich nichts mehr nutzen wird, aber dennoch packt er den Clown am Kragen und versucht ihn wachzurütteln. Immer wieder ruft er seinen Namen, wobei immer mehr Verzweiflung seine Stimme erzittern lässt. Alfred steht wie angewurzelt da und beobachtet das Ganze, unfähig seinem Herren zu helfen.
 

Gerade als sich der Butler dann doch aus seiner Starre lösen kann und Bruce schon aufgeben will, regt sich Joker plötzlich und öffnet langsam die Augen. „Was ist denn los? Kann man hier nicht mal in Ruhe schlafen?“, kommt es müde von dem Clown. Bruce´ Augen weiten sich, er kann es nicht fassen. „Joker, du lebst!“, sprudelt es aus ihm heraus. „Was? Natürlich! Warum denn auch nicht?“, irritiert blickt der Clown in die feuchten blauen Augen des Mannes vor sich. „Ich dachte, du hast dich umgebracht! Die Pillen auf dem Boden…“ Langsam versteht der Blonde die ganze Aufregung. „Das ist nur Traubenzucker! Ich war so müde, da muss er mir aus der Hand gefallen sein…“ „Er hat recht.“, kommt es plötzlich von Alfred, der das Röhrchen aufgehoben hat. Erleichterung macht sich in Bruce breit. „Ich dachte schon, ich hätte dich für immer verloren…“, kommt es fast als Flüstern von ihm. „Ach quatsch, so schnell wirst du mich nicht los!“, lächelt der Jüngere ihm entgegen.
 

Überglücklich zieht Bruce den Clown in seine Arme und drückt ihn fest an sich. Er vergräbt das Gesicht in den blonden Locken des Mannes und kann ein Schluchzen gerade noch unterdrücken. „Es tut mir leid…“, haucht er ihm stattdessen ins Ohr. Ein kleines Lächeln legt sich auf Jokers Züge, bevor er die Umarmung erwidert und sich ebenfalls entschuldigt. Nach einem Moment trennen sie sich etwas von einander und sehen sich an. Eine Träne rollt über Jokers Wange, die Bruce genauso fasziniert, wie Alfred einige Tage zu vor. Schließlich zieht Joker den Dunklen Ritter wieder enger zu sich und legt ihm sanft die Lippen auf die seinigen. Nur allzu gern erwidert Bruce diese Geste. Der Anblick der beiden Männer, die sich einst durch die dunklen Gassen Gothams gejagt haben und nun so friedlich vereint sind, erweckt in Alfred das Gefühl, doch alles richtig gemacht zu haben. Und so wird es wohl doch noch ein besinnliches Weihnachtsfest werden…
 

Owari

________________________________________________________________________________________________
 

Lied: Jupiter Jones - Still


Nachwort zu diesem Kapitel:
so das wars ^^ ich hoffe, ihr hattet genauso viel spaß beim lesen, wie ich beim schreiben XD
und ich hoffe, dass ich euch bei meiner neuen ff "life sounds like booyakasha", die ich spätestens nächste woche bei den "teenage mutant ninja turtles" hochladen werde, wiedersehen kann. bis dahin viel spaß, viel glück und denkt das nächste mal an pizza XD

lg
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Kommentare zu dieser Fanfic (31)
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Von:  gaara16
2020-10-30T17:17:47+00:00 30.10.2020 18:17
hammer geiles Kapitel, da ist einiges im gange ;)
Schreibstiel ist echt klasse auch wie die beiden sich necken gegenseitig <3
einfach zum verlieben die beiden, nächstes mahl ruhig mehr sex ;)
aber echt toll beschrieben diese liebesgeschichte zwischen den beiden.
Von:  LammL
2019-02-06T06:49:16+00:00 06.02.2019 07:49
Ich habe die FF in einem Rutsch durchgelesen, ich glaube das sagt einiges. :-)
Due hast Joker so klasse rüber gebracht und dass du in seiner Kindheit angefangen hast, machte das ganze noch interessanter. So konnte man nachvollziehen, warum er zum Joker wurde. Und war Bats und Joker angeht? Nun, die waren SO SÜß miteinander!

PS: Die Stephen King Zitate fand ich richtig gelungen.

Von:  BloodAssassinEzio
2018-03-08T10:11:34+00:00 08.03.2018 11:11
Ich bin begeistert von dem wie du schreibst mir ermöglicht es die Situation Bildlich vor mir zu sehen.
Von:  eien_no_Alucard
2017-06-20T10:24:22+00:00 20.06.2017 12:24
Och wie Süss...Joker, also solche Augen * grins *. Was für eine wunderbare Situation für ihn....das er so was erleben kann....was für ein Glück für ihn.

Ach selbst Batzi fällt es auf wie gut er drauf ist * smile *

Was? Batzi stibitzen etwas, nur damit er mehr bekommt als J? ^^ wie fies von ihm * lach *. Und Joker verfängt sich in so was. Intelligent aber nicht gleich Allmächtig ^^, aber so was von Süss. Ich müsste mein Lachen auch unterdrücken, wenn ich das gesehen hätte.

Joker und verlegen? WOW. Und nun müssen beide Männer ran, damit die Lichterkette nicht gewinnt, drollig. Wie groß, können noch die Augen werden?

Das Joker so was nicht weiß, dabei hat er sicherlich schon oft so was Zerstört und nun will er wissen was das ist, was er aufbaut oder aufbauen soll. Natürlich muss Mister Sauberman immer wieder an schlechte Zeiten denken, armer J. Auch wenn er schuld daran ist. * schnief *

Oh man...ein Gedanke und schon gerät alles ins hinter treffen...als die schöne zeit...all das gute. Und wer muss wieder mal alles richten der gute Alfred. Der solche Angst vor Joker hatte und ihn nun doch „Lieb“ gewonnen hat.

Och...Alfred...du darfst eine Seite von J sehen...die sonst nur Batzi sehen dürfte * schnief * und er macht das einzig richtige....er nimmt Ihn mit. Was für ein guter und treuer Battler.

J du dummer IDIOT! Mach doch so was nicht....

Na toll...das ganze nur wegen Traubenzucker, JOKER! * grummel und grins *

Oohh..* schief * doch nohc Weihnachten für die beiden * smile *
Von:  eien_no_Alucard
2016-02-09T11:31:18+00:00 09.02.2016 12:31
Och nö. Er hat Geburtstag und ganz Gotham City will dabei sein. Was für eine ….
Nur gut, dass er sich so schnell verzogen hat. Im Bett erwartet ihn sicher Besseres.

Natürlich darf an solch einem wichtigen Tag Joker nicht fehlen. Immer hin ist er ja auch eins der Geschenke…sowie er es scheinbar sieht *-*. Und dann auch noch die Uniform ^^. Armer Batzi.

Jetzt hat Batman auch mal die Chance Joker im Krankenschwester Outfit zu sehen. Und och nee….Batzi hat eine Schwäche für sowas auch noch. Woher Joker das wohl nur weiß. Woher weiß er überhaupt so viel über den Ritter der Nacht?!

Och nö…er ist ein „braves Mädchen“, vergisst aber zum Glück was ^^. Und schon spielen die Beiden wieder mal so schön mit einander herrlich *-*.

Wie stark ist Joker? Wenn er es schafft Batman in Zaun zu halten??? Nur gut, dass Joker seinen Batzi behalten möchte und daher immer „nach gibt“.

Und wie immer muss der arme Alfred hinter seinem Herrn sauber machen und sich auch noch für ihn entschuldigen. Er hat echt einen guten, treuen und lieben Butler. Hach ja, der gute alte Alfred. Nur gut, dass er auf Grund von Jokers ständigem Auftauchen…noch keinen Herzinfarkt bekommen hat. Und er ist sogar der meine Joker sein wie ein „großes Kind“. Und er wird erst morgen seinem Herrn den Kopf waschen ^^…gut für Bruce.

Von:  eien_no_Alucard
2014-11-12T14:13:23+00:00 12.11.2014 15:13
Oh ARMER Alfred. Der schock sitz sicher SEHR tief. *sich sorg um das alte Herz von Alfred*

Oh NEIN! Jetzt auch noch das...bleibt dem Guten Butler denn gar nichts erspart? :(

Oh Nein. Jetzt unterhalten sie sich. Armer Alfred.

Ja Alfred, selbst in deinem Alter, kann man noch was dazu Lernen ;).

Oh nee das Batpod ist weg und J. auch ...das heist...J. hat spass mit dem Batpod ^^

*total lach flasch hab* Er hat "Ratten" erschreckt ^^ aber sicher NICHT nur die^^

Oh man…Burce was lässt du nur alles mit dir machen…*grins* das bekommt J. heute abend noch zu spüren ;).

Und Schwupps kommt Alfred dazwischen ^^ gut so *vor Lachen fast vom Stuhl fall*


Immer für alles gut die GUSSEISERNE Bratpfanne. Sie Rettet mal wieder jemanden ^^ – oh man das ist zu gut – und Bruce passt wieder mal auf J. auf *smile* das ist so süss von Ihm.

OH und schon wieder muss Bruce J. versorgen…und er will es wieder gut machen der J. Ich frage mich nur wie *grins* .

OH FUCK…sie fangen gerade an und Alfred sieht es^^ der arme Kerl^^

Und Oh je….jetzt noch ein Vater/Sohn Gespräch ^^ armer Bruce^^ *lach flash hab*

Ihm Ruhig stellen? *laut lach* so nennt man es heute so also wenn zwei Männer *grins*

Ich denke der gute Bruce hat Gefühle für J. Auch wenn er es selber nicht glauben möchte…er sieht den Teil, den Jack gerne vergessen würde. Seinen Lieben teil. Den Teil der sich nach Sicherheit und Geborgenheit sehnt!

Von:  eien_no_Alucard
2014-09-29T12:05:56+00:00 29.09.2014 14:05
Armer Alfred...ja BRUCE ist und bleibt halt ein Dickkopf. Aber noch schlimmer sind wohl Alfreds Gedanken. :(

Oh je...mein Armer J. hat einen Alptraum :( *schnief* mein armer kleiner *schnief* und er ist froh bei Bruce zu sein :D.

Oh J. so gefühlsbetont. WOW

*Lach flasch hab* ja Bruce schläft tief nach einer "Harten" Nacht^^.

oh Bruce sei lieb zu klein J. er hatte einen albtraum - wie SÜSS!!!! geschrieben -

Und nun will klein J. auch noch kuscheln - knuffig!!! - und er will einen lieben Papa bei sich haben. Da DARF man doch als DarkNight mal schwach werden und das Böse zu sich ins Bett holen oder? *zwinker* - So böse ist er doch gar nicht :) -

Oh J. der ist doch nicht so und nutzt sowas aus ;).

Oh wie süss. Die beiden sind echt zu Putzig ^^.
Von:  eien_no_Alucard
2014-07-21T18:10:49+00:00 21.07.2014 20:10
Ja, Batzi, J. kann auch wort halten, wenn er will *grins*.

NEIN, nicht der arme J. , nicht von so einem ........, es ist nicht Batzi der Ihn erwischt :(.

J.....................du musst es schaffen *schnief*. Du bist doch Kämpfer, bitte halte durch!!!!

Oh nein, der Arme Alfred...der bekommt doch sicher einen Herzinfarkt, bei dem anblick ;) *lachflach hab + sorge um J.!!!!!*

Böser Alfred, man lässt als Butler der Familie Wane, doch niemals seine Arbeitssachen fallen!!! Und noch schlimmer, da verblutet ein J. und er reagiert nicht mal^^.

Noch böser von dir Alfred, der Arme Kerl, hat es bis hierher geschafft und du willst Ihn auch noch Sterben lassen.

Alfred, jetzt kommt Ärger auf dich zu, ohne das du es weist.

Oh doch Alfred, jetzt bist du fällig...oder J. ;) .

Batzi du alter Sardist ^^, passend zu J. ;) , ich wäre auch verwundert, Ihn so liegen zu sehen.Und damit ist KLAR J. ist genial und weis wer du bist und wie er dich erreichen kann^^.

Nein Alfred, böser Alfred, der arme J. wird HIER versorgt :p :D. Und mach Sauber, der Mantel muss auch auf gehangen werden :p.

Och Alfred, du musst noch viel über Bruce Lernen^^, Auch wenn deine sorge berechtigt ist ;) . Ach Alfred, zeig etwas Rückgrat trotzdem es schon so alt ist^^, da musst du durch^^. Und dann dazu noch der Patzer^^. - ich kann gleich nicht mehr vor lachen :D -

Oh oh, böse falle....^^ Guter Bruce er will Ihn entweder töten oder keiner^^ oder von Ihm getötet werden...wenn das nicht Liebe ist ;). Und Alfred muss noch so viel lernen^^ *grins*

Alfred, guter Versuch, aber das bringt absolut nichts^^.

Oh Alfred, hilf doch mit^^ , dann geht es besser und du hast sicher etwas ruhe^^.

Ohhhhhhh Alfred, das ist aber sowas von LIEB von dir *schnief* und gut so.

Oh Bruce....so "ungeschickt" und so voller Stolz für deinen Butler...

Oh nun darf Bruce auch mit helfen und Alfred leistet so gute Arbeit.

Alfred, du bist einfach nur Genial :D :D :D - und ja J. ist so ein Deckschädel -

Oh mein Gott...wie GEIL!!!! Ich muss weiter Lesen...so darf es nicht enden^^
Von:  Sherlysoka
2014-04-11T14:40:32+00:00 11.04.2014 16:40
Tolles Ende! Aber das mit den Pillen... Ich war mir wirklich nicht mehr sicher, ob die FF ein Happy End hat...
So eine tolle Story... Bitte mehr zu Batman *0*

LG, Roxy ^^
Von:  Sherlysoka
2014-04-10T19:59:30+00:00 10.04.2014 21:59
Sooo süß mal wieder! *o*
Du hast es total drauf! Ich lese eigentlich nicht so gerne Slash, aber das hier... wow ^^
Dank dem Film Brokeback Mountain kann ich mir Heath/Jack sehr gut in der Rolle eines Homosexuellen vorstellen. Bei Christian Bale/Bruce viel es mir Anfangs schwer, aber jetzt geht auch das. Also einfach nur awesome! Und soo süß *-*

LG, Roxy ^^


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