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Cold War

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Achtung - sehr wichtig!
Da Animexx mich dieses Autoren-Vorwort nicht ohne ein neues Kapitel hochladen lässt, war ich gezwungen das nachfolgende Kapitel für Cold War hochzuladen. Es ist jedoch nicht mehr aktuell und wurde bereits im Februar 2012 geschrieben weswegen ich keine Verantwortung übernehme wie die Story damals verlaufen wäre. Nun jedoch zu dem Wichtigsten Ereignis:

Nach fast zwei Jahren Pause und etlichen Überarbeitungsprozeduren, Verbesserungen und vollkommene Änderungen/Anpassungen der Gesamtstory, Haupt- sowie Nebencharaktere, wird Cold War in den kommenden Monaten des Jahres 2015 eine Reupload erhalten - mehr Action, mehr Thriller- und Conspiracy Elemente werden auf euch warten und noch vieles mehr.

Ich hoffe es besteht immer noch Interesse bei dem Einen oder Anderen. Komplett anzeigen

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Hangover

Kapitel 1 - Hangover
 

Ein leichtes Sprudeln drang an seine Ohren und schien ihn aus seinem Schlaf zu erwachen.

Es war weniger das entfernte Plätschern welches ihn aus der Umarmung von Morpheus erweckte, sondern das leichte Sprudeln welches nun neben seinem Ohr anscheinend zu einem Zischen heranwuchs. Mit einem undefinierbaren Laut, welcher sich verdammt nach einem Grunzen anhörte, öffnete er sein linkes Auge und schloss es sogleich wieder.
 

Verdammt.
 

Vor ihm breiteten sich alle möglichen Farben aus und tanzten vor seinem Inneren Auge herum. Er stöhnte auf und schlang seinen Arm über seine Augen. Schmerz breitete sich von seinem Kopf aus, in seine Glieder und Knochen. Er hatte verdammt noch mal einen Kater, den ersten in seinem Leben. Das Zischen zu seiner Seite hörte auf.
 

Murrend setzte er sich auf und versuchte noch einmal seine Augen zu öffnen, langsam um nicht gleich wieder Sterne tanzen zu sehen. Ein dunkles Zimmer erstreckte sich vor ihm mit, so gut er in der Dunkelheit beurteilen konnte, modernen Möbeln. Er zog die Beine leicht an und richtete sich etwas gerade auf, wobei die Decke ihm zu den Hüften runterrutschte.

Sein Blick folgte der Decke und blieb starrend stehen als er den fließenden Stoff auf seiner Haut spürte. Seiner nackten Haut.
 

„Oh mein...“, ein Kratzen in seinem Hals ließ ihn verstummen. Er hatte Schmerzen, er wusste nicht wo er war und die Tatsache, dass er hier nackt saß, half ihm nicht gerade dabei sich zu beruhigen. Frustriert fuhr er sich durch die Haare und malträtierte seine Unterlippe indem er auf ihr herumkaute. Wie in Allahs Name war er hierhin gekommen?

„Na? Bist du wach?“, eine raue kräftige Stimme erschreckte ihn aus seinen Tagträumen.
 

Vor ihm stand ein Mann, ein ziemlich gutaussehender Mann soweit er beurteilen konnte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass das Plätschern aufgehört hatte. Anscheinend kam er gerade aus der Dusche. Seine Augen scannten jeden Bereich ab den er soweit ausfindig machen konnte im Halbdunkeln: helles bis mitteldunkles Haar, leuchtende Augen obwohl er nicht genau sagen konnte ob sie nun grau oder braun waren, durchtrainierte Muskeln die sich über die Schultern und den wirklich, wirklich gut gebauten Torso ausbreiteten über welchen gerade ein einzelner Tropfen Wasser von seinen noch tropfenden Haaren herunterglitt und sich tiefer bewegte seine Bauchmuskeln hinab zu seinem Nabel weiter zu seinen Lenden...
 

Er räusperte sich und drehte abrupt den Kopf weg. Hitze stieg zu seinen Wangen hinauf und wurde noch schlimmer als sein Gegenüber sich mit einem breiten Grinsen und dem – nun sagen wir mal professionellsten Modelmarsch den er je gesehen hatte zur Tür bewegte während er sich ein Tuch umband – nicht ohne seinem Gast im Bett noch einen kurzen Blick auf seinen wohlgeformten Hintern zu geben.

„Neben dir steht Aspirin, du solltest eine nehmen. Ach und da drüben kommst du ins Bad...“, der Fremde nickte auf das sprudelnde Glas neben ihm während er die Schlafzimmertür öffnete und eine Flut von hellen Lichtstrahlen kurz das Zimmer erhellte, nur um danach die Tür wieder schnell zu verschließen.
 

Er fand sich nun wieder in vollkommener Dunkelheit zurück.

Alleine.

Seufzend rieb er sich die Augen und versuchte sich krampfhaft an gestern zu erinnern.

Zu seinem Entsetzen schien er sich an nichts mehr zu erinnern was mit dem gutaussehenden Fremden zu tun hätte. Fluchend wuchtete er seine Beine aus dem Bett und schüttete sich das Glas mit dem Aspirin in einer Tour herunter. Das Prickeln hinterließ ein leichtes Brennen in seiner rauen Kehle, jedoch versuchte er es nicht zu beachten während er auf dem Boden rumkroch und seine Kleidung einsammelte. Es war ihm unerklärlich was er getan hatte, jedoch ließ ihn die Tatsache sein Hemd auf der anderen Seite des Raumes entgegengesetzt von seiner Jeans zu finden nichts Gutes ahnen.
 

Noch immer fluchend – er hatte die gesamte Zwischenzeit keine Pause mit seinem Murren eingelegt – rappelte er sich schlussendlich auf und flüchtete sich ins Badezimmer. Da er sich in der Dunkelheit nicht auskannte und sich , selbst wenn er gestern Nacht hier im Badezimmer gewesen sein sollte sich absolut nicht mehr daran erinnern zu schien, tastete er sich an der Wand entlang und fand zwei Schalter die er beide miteinander runterdrückte.

Zu seinem Entsetzen war der eine zwar der Lichtschalter, der andere jedoch betätigte die automatischen Fensterläden welche sich nun heraufzogen und das Bad in dem gleichen hellen Flutlicht wie vorher im Schlafzimmer erstrahlen ließ.
 

Sonne.
 

Wie spät schien es mittlerweile schon zu sein?

Er schirmte seine Augen vor der Helligkeit ab und gab ihnen Zeit sich an das Licht zu gewöhnen ehe er seine Hand wieder sinken ließ und sich blinzelnd umsah. Das Bad war groß und piekfein eingerichtet. Es bestand aus weißen Fliesen welche ungefähr auf eineinhalb Meter Höhe von einer zarten schwarzen Fliesenmusterung abgeschlossen wurden. Die Dusche war begehbar und groß und hinter der Duschtrennwand konnte er deutlich eine tiefe Badewanne sehen. Gegenüber der Dusche war das Waschbecken und ein riesiger Spiegel der noch etwas beschlagen war.
 

Erst jetzt viel ihm auf, dass die Hitze und der Duft des Fremden noch dumpf im Raum hingen. Es war ein herber Duft, welcher seine Nase wohlig kitzelte – ob es ihm gefiel oder nicht, dieser Fremde schien ihm gehörig den Kopf zu verdrehen.

Ein Blick in den Spiegel reichte ihm jedoch um ihn zurück auf die Erde zu holen.
 

Seine Wangen waren immer noch gerötet und seine schwarzen Haare standen ihm in alle Richtungen ab und schienen ihm eindeutig eine Spur zu durcheinander zu sein. Er murrte und betrachtete seine leicht geröteten dunklen Augen. Es half nichts länger hier Löcher in die Gegend zu stehen also schnappte er sich ein Tuch aus dem einzigen Schrank der hinten stand und machte sich unter die Dusche.
 

Er drehte das Wasser langsam auf und zu seiner Verwunderung war es bereits genau richtig temperiert. Ein wohliges Seufzen verließ seine Kehle als er sich komplett unter den heißen Strahl stellte und das Wasser alles abwaschen ließ. Seine Kopfschmerzen wurden dumpfer, weniger als die Anstrengung aus seinem Körper glitt und verschwanden schlussendlich komplett. Zuerst blieb er noch ein paar Minuten so stehen ehe er sich dann jedoch durchrang und nach dem Duschzeug welches auf einer kleinen Vertiefung in der Mauer stand griff und sich schlussendlich abduschte.
 

Nachdem er sich komplett erfrischt und abgetrocknet hatte, griff er nach seinen Klamotten und legte sie wieder an. Das weiße Hemd passte sich vielleicht perfekt an die weißen Fliesen an jedoch bildete es einen Kontrast zu seiner gebräunten Haut. Als er sich noch einmal im Spiegel betrachtete fielen ihm zum ersten Mal die feinen arabischen Zeichen, welche sich in den schmalen schwarzen Fließen auf der Wand befanden auf. Dies ließ ihn fragend und fast schon anerkennend eine Augenbraue heben: „Er ist auch Araber?“
 

Verzweifelt ging er noch einmal alle Details an die er sich erinnern konnte von letzter Nacht durch, ihm fiel jedoch nicht mehr ein als davor – und das war so gut wie gar nichts.

„Bist du fertig? Es gibt Frühstück...“, erklang die Stimme des Fremden dumpf durch die Tür wobei er herumfuhr und nur ganz knapp noch die Flasche die er versehentlich erwischt hatte auffangen konnte. „J-Ja ich komm gleich ... krieg ich bitte einen Kaffee? Schwarz. “, sein Herz raste wie wild als er den Fremden mit einem amüsierten „Aber sicher doch“ davongehen hörte.
 

Er umfasste das Waschbecken und entschloss sich sein Gesicht noch einmal mit kaltem Wasser abzuwaschen. Kurz verharrte er so und sah den Tropfen nach, während sie von seinem Gesicht heruntertropften, bevor er ein Tuch nach und sich abtrocknete. Er atmete tief durch und nickte sich selbst noch einmal zu: „Okay Malik Al-Sayf, du weißt vielleicht nicht wie du hierherkamst, du weißt auch nicht was du hier machst, aber auf jeden Fall weißt du, dass es so schlimm schon nicht werden kann...“

Er griff nach der Türklinke und drückte sie herunter.

Tagträume

Kapitel 2 – Tagträume
 

Der Stoff unter seinen Fingern war kalt und schien die Hitze der Beiden, die sich auf ihm räkelten nicht aufzunehmen. Heiß striff der Atem sein Ohr. Schweiß perlte von den Beiden ab. Haut an Haut. Sein Geruch, sein Atem, seine Hände, sein Körper – überall. Er gab sich ihm hin, zog ihn näher. Bog sich durch. Klammerte sich an das Metall des Bettgitters- „ ... mit dir?“, die raue Stimme neben ihm riss ihn aus seinen Gedanken.
 

Malik musste blinzeln um sich zu vergewissern, dass er am Frühstückstisch saß. Seine Wangen waren tief gerötet und ließen sein Gegenüber ahnen, an was er gerade dachte. Er räusperte sich und trank einen tiefen Schluck Kaffee um die restlichen Gedanken zu verdrängen – was war das gewesen? Wieder eine Erinnerung von gestern Abend?
 

Er saß seit mittlerweile fast 30 Minuten mit dem Unbekannten am Tisch zu frühstücken, und in kleinen Abständen kamen ihm immer wieder Abschnitte, Erinnerungen in den Kopf was er anscheinend gestern Nacht getan hatte – und es war verdammt noch mal nicht jugendfrei.

Er stellte seine Kaffeetasse nieder und bemerkte erst jetzt, dass der Fremde anscheinend immer noch auf eine Antwort von ihm wartete. Entschuldigend sah er ihn deshalb an: „Bitte?“
 

„Ich hab gefragt ob alles in Ordnung mit dir ist – du wirkst desorientiert, besorgt ...“ „Ähm, ja klar alles okay ich ...“, Malik suchte nach Worten, räusperte sich wieder, dirigierte seine Hand durch die Luft nur um schlussendlich mit tiefroten Wangen in einem unverständlichen Nuscheln zu Enden bevor er wieder einen Tiefen Schluck Kaffee aus seiner Tasse drank und wie beiläufig bemerkte, wie schön Altair es doch in seiner Wohnung hätte.
 

Altair konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen und breitete es über sein gesamtes Gesicht aus. Der Schwarzhaarige war wirklich zu süß wie er vor ihm saß und versuchte seinem Blick immer wieder auszuweichen. „Hab alles selbst eingerichtet“, kam seine Antwort bevor er selber sich noch Kaffee nachschüttete. Malik nickte langsam und sah kurz zu ihm hoch nur um den Blick wieder auf das Brötchen vor ihm zu richten welches plötzlich viel interessanter war.
 

Das Erste was ihm aufgefallen war, als er die Küche betreten hatte, waren Altairs goldene Augen. Sie waren nicht wirklich hellbraun und um die Iris waren sie leicht dunkel, aber ansonsten strahlten sie fast golden. Es faszinierte Malik wie dieser Mann es schaffte ihn alleine mit diesem tiefen Blick zu fesseln ...
 

Weiche Lippen verwöhnten seinen Nacken mit Küssen. Ein Knabbern. Ein verspieltes Lecken. Seine eigene Stimme die aufstöhnte. Raue Hände auf seinem Rücken, an seinen Seiten. Ein Streicheln. Ein Packen. Flüstern. Keuchen. Schwüle, heiße Luft gemischt mit ihrem Duft. Goldene Augen die seinen Blick einfangen. Seine Hände die sich in weichen Haaren verfangen … „Willst du dein Brötchen nicht?“, wieder riss ihn Altair aus seinen Gedanken.
 

Der Braunhaarige hatte mittlerweile gemerkt, wann Malik wieder tief mit seinen Erinnerungen von letzter Nacht zu kämpfen war – einerseits amüsierte es ihn. Andererseits wollte er nichts riskieren und lenkte Maliks Aufmerksamkeit lieber wieder in die Gegenwart zurück – und ehrlich gesagt, er fand es richtig niedlich wie der Schwarzhaarige vor ihm immer rot anlief wenn er ihn unterbrach.
 

Malik schnappte sich sein Brötchen und schnitt es in Windeseile auf, ehe er sich zuerst Butter und dann Marmelade draufschmierte um es anschließend zu essen. Er war ziemlich durch den Wind. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er war doch eigentlich in Beziehung mit Robert … Er blinzelte und verschluckte sich fast an seinem Brötchen. Altair bemerkte wie er etwas bleich um die Nasenspitze wurde und legte die Stirn in Falten. War die Marmelade etwa nicht mehr gut?
 

„Alles okay?“ Verwirrt blinzelte Malik den Braunhaarigen zuerst an, ehe er langsam nickte und dann anfing nach seinem Handy zu suchen. Da er es nicht in seinen Jeanstaschen fand, sprang er vom Stuhl auf und rannte in den Gang seine Jacke vom Ständer holen um dort in den Taschen zu suchen. Erleichtert atmete er auf als er den Einschaltknopf betätigte und auf die obligatorische Begrüßungsmelodie wartete nachdem er seinen PIN eingegeben hatte.
 

Er setzte sich wieder an den Tisch und wollte gerade in sein Brötchen beißen, als bereits die erste SMS ankam. Er ignorierte sie, schenkte Altair noch ein kleines Lächeln nach dem Motto ‚Alles Okay‘ und widmete sich wieder seinem Brötchen – als er schon wieder von seinem SMS-Klingelzeichen unterbrochen wurde. Gerade als er es aus seiner Hosentasche gefischt hatte um den Ton auf Stummschaltung umzustellen, kamen immer mehr Nachrichten an und fühlten seinen Eingang auf geschlagene 32 Nachrichten.
 

Verwirrt rief er sie nebenbei auf und verschluckte sich fast ein zweites Mal innerhalb von 5 Minuten. Er hatte zwar nur 2 Textnachrichten – aber 30 Mailboxanfragen.

Seufzend legte er sein Brötchen nun komplett weg und nickte Altair kurz zu: „Ich geh nur kurz mal telefonieren, ja?“ Der Braunhaarige nickte ihm zu und zeigte auf die nächste Tür: „Dort kommst du ins Wohnzimmer.“ Malik bedankte sich, verschwand im Wohnzimmer und schloss die Tür hinter sich.
 

Altair lehnte sich in seinem Stuhl zurück und beobachtete das Geschehene skeptisch. Sein Instinkt sagte ihm, dass er die Augen wohl etwas besser aufhalten müsse.
 

Malik sah sich im Wohnzimmer noch mal seine beiden SMS-Nachrichten an. Die eine war von Robert und befahl ihm seine Mailbox endlich abzufragen. Die andere war von Roger, seinem besten Freund, welcher ihn gestern mit in den Club genommen hatte und somit Schuld an dem ganzen Schlamassel war.
 

Ruf mich bitte sofort an wenn du das hier liest.
 

Er wählte seine Nummer und lehnte sich an das Sofa im Raum während er seine Augen rumwandern ließ und wieder mal bemerkte, was für einen guten Geschmack der Fremde doch besaß.

„Hallo?“, ertönte die Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Wie konntest du das gestern Nacht zulassen?!“, fauchte Malik sofort und versuchte seine Stimme zu unterdrücken damit Altair ihn nicht hören konnte. „Huch Malik, bist du das etwa? Wie schön, dass du dich auch mal meldest.“ „Spar dir deinen Sarkasmus Roger, ich bin - “ „Tsch! Nenn mich nicht Roger! Was wenn er dich hört?!“, schrill erklang die Stimme seines besten Freundes in seinem Ohr.
 

Malik runzelte die Stirn und zog scharf die Luft ein: „Roger. Ich habe keine Zei- “ „Nenn mich nicht Roger!“, zischte es wieder vom anderen Ende der Leitung. „Roger ich -“ „Nenn mich nicht ROGER verdammt!“ „Okay,okay!“, er seufzte und ließ sich in den Sessel fallen, welcher zu seiner Verwunderung, ausgesprochen weich war: „Also, ich bin hier irgendwo im nirgendwo bei einem fremden Mann aufgewacht und habe heute Nacht was-weiß-ich-was getan und -verdammt noch mal Ro- Raoul was soll die scheiße?! Wieso hast du nichts getan?!“
 

Verzweifelt ließ er den Kopf hängen und fuhr sich nervös durch die Haare. „Also erst einmal Baby, ich habe alles versucht um dich aufzuhalten – aber du wolltest es anscheinend unbedingt. Und zweitens, du bist bei einem Assassinen, schau, dass du so schnell wie möglich dort abhaust!“

Malik bemerkte, wie beunruhigt sein bester Freund war. Was hatte er gesagt? Ein Assassine?
 

Seine Hände tasteten hastig nach der heißen Haut unter dem störenden Stoff des T-Shirts. Klamotten raschelten. Hände die seine Haut verwöhnten. Ein metallenes Klingen neben seinem Ohr als der Andere sich aufbäumte während er seine Wirbelsäule herabfuhr. Weiche Lippen auf seinen eigenen. Der Geschmack des Anderen in seinem Mund. Zungen die miteinander kämpften. Heiße Küsse auf seiner Haut. Muskeln unter seinen Händen. Stöhnen.
 

„Malik!“ Rogers Stimme riss Malik so abrupt hinaus, dass er aus dem Sessel aufsprang: „J-Ja?!“ „Ah auch wieder unter den Lebenden? Sehr schön. Hör mir zu, wir haben nicht viel Zeit. Sag ihm er soll dich nach Hause fahren und gib ihm die Adresse von meiner Wohnung an.“ „Ja schon aber ...“ „Kein aber Malik! Und denk dran mich nicht Roger zu nennen! Die Assassinen wissen, dass wir Rousseaus zu den Templern gehören.“ „Schon klar aber...“ „Kein aber Malik! Ich warte hier. Pass auf dich auf.“ Und ehe er sich versah erklang bereits das Besetztzeichen aus der Leitung. Malik seufzte tief und steckte sein Handy weg. ‚Templer? Assassinen? Worin bin ich da nur reingeraten?’
 

Der Schwarzhaarige brauchte noch einige Sekunden um sich zu fassen ehe er wieder zurück zu Altair in die Küche ging. Sein Brötchen rührte er nicht mehr an, der Appetit war ihm gründlich vergangen. Altair hob kurz eine Augenbraue als Malik sich zu ihm setzte und betrachtete sein nachdenkliches Gesicht. Irgendwas schien ihn wirklich zu beschäftigen, denn er sah aus, als wäre er tief in Gedanken versunken. Der Braunhaarige ließ ihn. Er wollte ihn nicht weiter unter Druck setzen.
 

„Ähm könntest du mich nach Hause bringen? Ich weiß nicht wo wir hier sind oder wie ich zurückkommen soll...“, Malik sah Altair in die Augen und unterdrückte den Drang wegzusehen und rot zu werden. Dunkle braune Augen trafen auf ihr goldenes Gegenstück. Eine leichte Röte legte sich nun aber auf Maliks Wangen – sehr zu Altair Amüsement.
 

Kurz schien Altair zu zögern, nickte dann jedoch langsam und wählte seine Worte anscheinend mit großer Sorgfalt: „Gut. Ich bring dich nach Hause. Wollen wir dann sofort los?“ Malik folgte Altairs kurzem Blick und landete bei seinem halb aufgegessenen Brötchen. Der Schwarzhaarige nickte langsam und half Altair beim Abräumen des Tisches, ehe er sich seine Jacke überwarf und aus dem Augenwinkel bemerkte, wie auch Altair sich seine Lederjacke über den Hoodie warf.
 

Er folgte jeder einzelnen seiner Bewegungen mit den Augen und prägte sie sich gut ein. Seine Handflächen kribbelten. Er erinnerte sich an den rauen Stoff der Jacke als er sie gestern Nacht von seinen Schultern gezerrt hatte. Auch sein Duft glitt Malik wieder in die Nase und ein kleines sehnliches Seufzen entglitt seinen Lippen. Altair grinste und öffnete Malik die Tür: „Wollen wir dann?“
 

Wieder musste Malik blinzeln und räusperte sich ehe er dem Fremden mit einem kleinen genuschelten ‚Ja’ folgte als sie nun die Treppen herunterstiegen in die Tiefgarage. Malik fiel auf, dass die Wohnung im obersten Stockwerk lag und das Haus anscheinend ein Neubau war. Die Tiefgarage bietete Platz für eine handvoll Autos und Malik fiel auf, dass bis auf einen schwarzen Jeep kein Auto weit und breit stand. Als Altair sich dann auch noch zu dem schwarzen Monstrum bewegte – in seinem, wie Malik es mittlerweile ausdrückte, Modelmarsch – blieb der Schwarzhaarige abrupt stehen: „Das ist dein Wagen?!“
 

Altair lachte leise und drückte auf den Knopf der Zentralverriegelung in seiner Hand und wartete darauf, dass Malik sich hineinsetzte: „Geliehen.“ Malik wunderte gar nichts mehr und schüttelte nur leicht den Kopf, ehe er sich in den Jeep hereinsetzte und sich anstrickte. Altair folgte ihm auch sogleich und fuhr mit ihm los, nachdem Malik ihm die Adresse mitgeteilt hatte.
 

Der Schwarzhaarige sah sich im Innenraum um und bemerkte außer der ziemlich ausgereiften Technikanlage am Mainboard auch noch die getönten Scheiben des Wagens. So langsam fragte er sich echt was er Allah getan hatte um in seine momentane Situation reingeraten zu sein. ‚Ob die Assassinen so was wie ne Mafia sind?’
 

Malik versuchte sich den Weg zur Wohnung einzuprägen, doch bei Altairs Fahrstil war dies nicht gerade eine der leichtesten Übungen. Er sah die Straßen und Bäume mit Häusern und Feldern an Ihnen vorbeiziehen und versuchte es nach einiger Zeit gar nicht mehr sich daran zu erinnern wo sie langfuhren. Seine Gedanken drifteten wieder ab als er sich tiefer in den Sessel zurücklehnte.
 

Ein Flüstern. Ein Keuchen. Rau. Haut auf Haut. Hände die Ihn von Hinten packten, an Jemanden pressten. Ein Griff aus welchem er sich nicht befreien konnte. ‚Malik’ Die Stimme des Fremden. Immer wieder. Ein Raunen. Küsse welche seinen gesamten Körper bedecken immer tiefer – „Wir sind da.“
 

Malik erschrak kurz und setzte sich auf. Sie standen vor Rogers Wohnung. Malik räusperte sich und schnallte sich los. Er drehte sich noch mal kurz zu Altair um: „Ähm also dann... Danke fürs bringen.“ Altair grinste und beugte sich rüber zu ihm: „Gerngeschehen.“ Er nahm sein Kinn und zog ihn näher an sich.
 

Seine Lippen legten sich auf Maliks und der Schwarzhaarige schloß automatisch die Augen. Er widerstand dem Drang die Arme um ihn zu schlingen und bewegte seine Lippen ganz schüchtern. Altair war eindeutig der Erfahrenere von den Beiden, vertiefte den Kuss und bettelte fast schon mit seiner Zunge um Einlass bei Malik. Der Schwarzhaarige öffnete seine Lippen nur einen Spalt und begrüßte Altairs Zunge mit seiner eigenen ganz kurz, ehe er fast schon enttäuscht bemerkte, wie der Braunhaarige sich zurückzog.
 

Malik versuchte die Röte aus seinen Wangen zu verbreiten und öffnete schnell die Autotür und stieg aus. Er drehte sich noch mal um und sah, dass Altair bereits die Kapuze von seinem Hoodie aufgesetzt hatte. Es gefiel ihm nicht, die goldenen Augen zum Abschied nicht noch einmal sehen zu können.
 

Er schloss die Beifahrertür und Altair ließ noch einmal das Fenster herunter. „Also dann... Machs gut.“, Malik lächelte leicht und bemerkte, wie sein Bauch sich zusammenzog bei dem Gedanken seinen Gegenüber gehen lassen zu müssen. „Machs gut, Malik“, Altair grinste noch einmal leicht und fuhr dann davon.
 

Malik sah dem Auto noch zu wie es immer weiter wegfuhr, tief in Gedanken.

„Bis dann...“, verwirrt blinzelte Malik ihm nach. Moment mal. Es konnte doch nicht... Er wusste doch ... Verdammt.

Fluchend drehte er sich um und klingelte an der Tür seines besten Freundes. Malik konnte es nicht fassen.
 

Er hatte wirklich gestern Nacht einen One-Night-Stand gehabt.

Seinen Ersten.

Und wusste nicht einmal den Namen des Unbekannten.
 

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So das ist das zweite Kapitel ^^

Ich denke die Erinnerungen kann man nicht als Adult-Inhalte ansehen deswegen habe ich es nicht gekennzeichnet, sollte es jedoch anders sein dann schreibt mir ne PM und ich werd es ändern ^^
 

Ich hoffe es gefällt euch allen und freue mich über jedes Feedback *mit Cookies bestech* xD

Stürmische Begrüßung

Kapitel 3 – Stürmische Begrüßung
 

Mit einem tiefen Seufzer ließ Malik sich zurück in die gepolsterte Lehne des Ledersessels sinken. Das kalte Leder gab direkt unter seinem Gewicht nach und gab ihm einen komfortablen Halt. Er legte seinen Kopf zurück auf die Nackenstütze und schloss langsam die Augen. Gott, wie sehr sein Kopf hämmerte. Hier saß er nun, in Rogers Arbeitszimmer und versuchte seine aufkommenden Kopfschmerzen gekonnt zu ignorieren.
 

Als er bei Roger angekommen war, wurde er sofort von seinem aufgebrachten besten Freund mit Fragen bombardiert. Malik registrierte erst jetzt, dass er das meiste nur am Rande mitgekriegt hatte. Robert war anscheinend heute Morgen schon bei Ihnen zuhause in der WG gewesen und hatte Terror geschoben. Sie müssen ziemlich heftig miteinander gestritten haben, denn Roger hatte immer noch eine ziemlich schlechte Laune – und er schien überhaupt nicht von Malis Verrat angetan zu sein. Ganz im Gegenteil.
 

Doch er war Roger dankbar. Er wusste nicht, wie er Robert hätte gegenübertreten sollen. Er hatte ja selber nicht mal eine Erklärung für sein ziemlich unakzeptables Verhalten! Malik war bewusst, dass die Sache mit Robert noch lange nicht ausgesessen war, aber er war dankbar dafür, dass er es nicht heute regeln müsste, denn wie Roger ihm mitgeteilt hatte, ist Robert nach ihrem Streit nach Hause verschwunden und wartete nun darauf, dass Malik sich als Erster meldete – auch wenn Malik so seine Zweifel hatte, immerhin war Robert nicht dafür bekannt geduldig zu sein.
 

Entfernt bekam er mit, wie Rogers Schritte auf dem Fußboden hallten und sich von ihm entfernten nur, um kurze Zeit später genauso schnell wieder zurückzukommen. Die Tür schwang auf und Rogers brauner Schopf lugte hervor: „Ich hoffe du hast eine gute Erklärung!“
 

Der Franzose betrat den Raum und reichte Malik ein großes verziertes Glas was randvoll mit Wasser war. Malik beäugte es misstrauisch: „Was ist das?“ „Heiliges Wasser von Allah.“ „Und was soll ich damit?“ „Dich reinigen.“ Malik hob fragend eine Augenbraue in die Höhe: „Wie?“ „Wasch dich überall wo er dich angefasst hat.“

Bei dieser Aussage wurde Malik ziemlich rot um die Nase und er erinnerte sich vielleicht auch ungewollt eindeutig an einige Szenen von heute Morgen an welche er sich besser nicht in Rogers Gegenwart erinnern wollte. „Oh du wirst rot. Nicht gut. Gar nicht gut. Verdammt schütt das Wasser einfach über dir aus“, Roger fuhr sich fluchend durch die Haare.
 

Malik schnaubte und setzte das Glas wieder ab: „Du spinnst doch, ich bin kein Christ.“ „Wir Christen glauben an Jesus Süßer, nicht Allah - du weißt schon der, der am Kreuz hing, König der Juden und so’n Zeug.“ „Ich bin Muslime - “ „Deswegen ja heiliges Wasser von Allah – jeder Templer hat seine eigene gesegnete Leitung weißt du ...“, Roger, welcher sich mittlerweile ihm gegenüber gesetzt hatte, überschlug die Beine und zupfte an seinem Gilet herum.
 

Malik verdrehte die Augen. Roger war ein ziemlich modebewusster Mensch welcher einen ausgeprägten Drang zur Dramatik hatte. Die beiden kannten sich bereits seit ihrer Schulzeit und Malik hatte damals sehr schnell bemerkt, wie schwer es war mit Roger befreundet zu sein – vom miteinander leben ganz zu schweigen.
 

„Trink es.“

Er laß wirklich keine Ruhe. Seufzend und murrend drank Malik einen Schluck von dem kühlen Wasser. Er hätte schwören können, dass es genauso schmeckte wie Leitungswasser – aber er wollte Roger ja nichts unterstellen. „Trink alles.“ „Verdammt Roger -“ „Nah! Trink es!“, der Brünette schenkte ihm einen strengen Blick und Malik kippte sich auch den Rest noch die Kehle herunter. Das Wasser war kühl und tat gut. Für einen Moment schienen auch seine Kopfschmerzen weniger zu werden.
 

„Zufrieden?“ „Ja“, mit einem selbstgefälligem Grinsen lehnte Roger sich nun zurück in die weichen Polster und blitzte Malik forsch mit seinen braunen Augen an. Malik fühlte sich unter diesem Blick ziemlich unbehaglich und rutschte etwas tiefer in die Polster hinab. Er war die Stille in Rogers Gegenwart gar nicht gewöhnt, weswegen er das erste Wort an seinen besten Freund richtete: „Was ist mit Robert?“

Noch während er es aussprach hätte Malik sich auf die Zunge beißen können.
 

Roger schien nur auf die perfekte Vorlage gewartet zu haben, denn er bäumte sich etwas auf und fing an mit seiner zynisch-scharfen Zunge wie ein Wasserfall loszusprudeln:„Ich habe ihn weggeschickt- du solltest mir dankbar sein! Ich habe deinen kleinen Popo gerettet! Verdammt noch mal Malik weißt du überhaupt was du da getan hast?! Weißt du überhaupt wer das war? Wo wir waren? Weißt du noch irgendwas?! Ich hab mir Sorgen gemacht, die ganze Nacht! Ich hab dir gesagt es wird gefährlich dort! Ich hab dir gesagt Bleib daheim aber nein! Du musstest ja deinen Kopf durchsetzen und dich selber finden und den Streit vergessen und so was ....“
 

Achja der Streit mit Robert, schoss es dem Schwarzhaarigen durch den Kopf.

Gefährlich? Er konnte sich nicht wirklich dran erinnern was gestern passiert ist doch nun wo Roger es erwähnte, erinnerte er sich daran, wie er sich gestern Vormittag heftig mit Robert gestritten hatte.
 

Roger fuhr mit seiner Schimpftirade noch einige gute Minuten fort, stoppte jedoch als er bemerkte, dass Malik ihm anscheinend nicht wirklich zuhörte sondern seinen eigenen Gedanken nachhing. So wie es aussah musste er seine Taktik wohl ändern. Mit Brüllen oder Meckern kam er anscheinend nicht wirklich weiter. Ein tiefes Seufzen verließ seine Kehle und er beugte sich nach vor um Malik eine Hand auf die Schulter zu legen. Er war ja kein Unmensch, und wenn sein bester Freund augenscheinlich so unter den Umständen litt, dann musste Roger seine Ansprache wohl oder übel etwas weiter nach hinten verschieben. Denn wie hieß es so schön: Aufgehoben ist nicht Aufgeschoben.
 

„Malik...“, behutsam und seine Stimme nun einige Oktaven wieder gesunken, legte er seinem besten Freund sanft seine Hand auf die rechte Schulter.

Malik hob den Kopf und bohrte seinen Blick tief in den von Roger. Er wusste momentan nicht weiter. Er erinnerte sich an den Streit. Er erinnerte sich daran zu Roger geflüchtet zu sein. Und ja, er erinnerte sich auch daran Roger schon fast angebettelt zu haben mit auf die Party zu dürfen. Aber das war dann auch schon alles.
 

Sein Blick an Roger drückte Verwirrung und Verzweiflung aus und das wiederum ließ Rogers Herz sofort erweichen und er setzte sich neben den jungen Araber und nahm ihn freundschaftlich in den Arm: „Sch, alles wird gut... Was ist los?“ „Ich weiß nichts mehr“ „Wie nichts mehr?“, sofort verdunkelte sich Rogers Blick. Assassinen - typisch, dachte er. „Ich weiß noch, dass ich mit Robert Streit hatte. Ich weiß auch noch, dass ich mit dir diskutiert habe für in den Club – aber mehr weiß ich nicht mehr bis zum aufwachen heute Morgen...“, Malik fand es besser Roger erstmal nichts von seinen nächtlichen Erinnerungen zu sagen. Er hatte den Franzosen gerade wieder auf seiner Seite, da musste er es sich nicht wieder sofort versauen.
 

Dieser wiederum räusperte sich kurz: „Ich werde dir erzählen was ich weiß, und dann überlegen wir weiter – vielleicht fällt dir auch was ein, einverstanden?“ Malik nickte langsam und lehnte sich bequem aus Rogers Umarmung zurück in das gepolsterte Leder. Er war gespannt was jetzt folgen würde.
 

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So, das Kapitel war etwas kürzer, aber ich brauchte ein Kapitel was das vorherige und das nächste miteinander verbinden wird ^^
 

Achja, da Roger Franzose ist spricht man seinen Namen aus wie die goldenen Ferrero Kugeln x3 Ferrero Rocher
 

Tut mir leid, dass der Upload diesmal so lang gebraucht hat, aber ich bin dabei noch eine weitere Assassins Creed Geschichte zu planen und hab ein bissel an beiden gearbeitet xD
 

Freu mich über jedes Kommi und jedes Feedback ^__^

*mit Keksen bestech*

Der Rückblick (Teil 1)

Hallo :)

Nach langer Zeit endlich mal wieder ein Kapitel von mir. Tut mir leid wenn ihr so lange warten musstet aber einige private Probleme haben mich etwas zurückgeschmissen. Ab jetzt post ich wieder regelmässig ;)

Eigentlich sollte das Kapitel schon seit gestern online sein, aber ich hab erst heut morgen gesehen, dass animexx meine Story "gefressen" hat d.h sie nicht richtig abgeschickt hat D:

Jetzt aber erst recht denk ich mir XD
 

Bitte beachtet, dass es sich bei diesem und dem nächsten Kapitel um den Rückblick von der Nacht handelt, bevor Malik bei Altair aufgewacht ist. Ich wollte den Rückblick nicht von Roger erzählen lassen, vor allem da es sich so besser schreiben lässt und manches besser erklärt werden kann - wie zum Beispiel das mit seinem zweiten Namen :)
 

Keine Sorge den zweiten Teil poste ich ganz schnell hintendrin damit ihr nicht zu lange warten müsst ;)

So und nun viel Spaß mit dem Kapitel und ich hoff auf ganz viele nette Reviews ^.^ !
 

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Kapitel 4 - Der Rückblick (Teil 1)
 

„Ach komm schon Roger, bitte!“, flehend sah Malik seinen besten Freund an. Er saß seit über einer Stunde in Rogers Zimmer und sah dem Franzosen zu, wie dieser sich nun bereits zum fünften Mal umzog.
 

„Pscht!“, Roger winkte ihm energisch ab und postierte sich vor dem Spiegel. Er drehte sich von einer Seite zur anderen und begutachtete sich von oben bis unten. Er zupfte an seinen Klamotten rum und schien angestrengt nachzudenken, ehe ein Lächeln sich auf seinen Zügen ausbreitete: „Wie findest du mein Outfit?“ „Was?“, Malik hob fragend eine Augenbraue und sah vom Bett aus hoch - war das nun wirklich sein Ernst?

Roger drehte sich seelenruhig zu ihm um und wartete ungeduldig auf eine Antwort, das breite Lächeln nie von den Lippen weichend. Der schwarzhaarige Araber seufzte schlussendlich: „Sieht gut aus.“ „Ich weiß“, Roger lachte leise und steckte seinen Geldbeutel sowie sein Handy ein.
 

Er warf einen Blick auf Malik: „Warum willst du denn überhaupt mit? Das Feiern ist doch normalerweise nicht deins...“ „Brauch man neuerdings einen besonderen Grund zum Feiern?“ „Wenn man so steif ist wie du eigentlich schon. Erst letzte Woche hast du noch zu mir gemeint ich solle mir doch langsam mal angewöhnen nicht so oft auszugehen - hast du mir nicht sogar vorgerechnet wieviel ich im Jahr sparen würde, wenn ich nicht jedes Mal am Wochenende in die Clubs gehen würde?“ „Bitte Roger, ich hatte echt nen Scheiß-Tag, ich will wirklich en bisschen chillen und runterkommen, en bisschen feiern und so...“
 

Es stimmte eigentlich schon. Malik hatte wirklich einen beschissenen Tag hinter sich. Zuerst hatte er verschlafen, seine Präsentationsmappe auf dem Küchentisch liegen lassen und deswegen auch noch Stress auf der Arbeit gehabt zu welcher er sage und schreibe 2 Stunden zu spät angetanzt war. Zu allem Überfluss musste er die Stunde nacharbeiten und somit war sein geliebter Bioladen auch schon geschlossen gewesen als er es endlich aus dem stickigen Büro geschafft hatte.

Als er dann endlich zuhause war, hatte Robert angerufen und ihm klargemacht, dass er ihn in der Mittagspause alleine im Chez Nous sitzen gelassen hatte - ausgerechnet in dem Chez Nous in welchem man normalerweise 3 Monate vorher reservieren muss und auf das er sich seit Wochen gefreut hatte. Das Telefonat war glimpflich schief gelaufen und hatte damit geendet, dass sie sich außer namentlich nicht mal auszusprechenden Beleidigungen auch noch einige harte Unterstellungen an den Kopf geschmissen hatte, die er damit beendet hatte, indem er zuerst aufgelegt und danach das Handy ausgeschaltet hatte.

Zuerst hatte er nur vorgehabt sich eine Tiefkühlpizza reinzuschieben und sich gemütlich mit seiner Kuscheldecke, einem Glas Wein und einem guten Buch auf die Couch zurückzuziehen - aber als Roger ihm dann erzählte er wolle noch in den Club hatte er es sich anders überlegt. Vor allem da Robert ihm vorgeworfen hatte eine Spaßbremse und ein Neurotiker zu sein. Und dem würde er noch zeigen zu was eine Spaßbremse fähig war.
 

Roger hingegen blinzelte Malik misstrauisch von der Seite an. Er kannte ihn mittlerweile seit fast 17 Jahren und noch nie hatte er sich so gefreut und so gefleht mit in den Club zu dürfen. Im Gegenteil, wenn Roger ihn sonst mitgenommen hat, hat Malik immer still an einem der Tische gesessen und alles missmutig beobachtet. Er hat sogar die, die ihn angemacht haben vergrault. Wäre er nicht sein bester Freund, hätte Roger schon längst alle Fäden zu ihm durchtrennt. Aber das ging nunmal nicht. Sie hielten halt zusammen wie Pech und Schwefel und Roger hatte auch nach 6 Jahren immer noch nicht aufgegeben Malik ab und an mit in einen Club zu holen.
 

Aber nicht in diesen.
 

Es war nicht so, dass er Malik nicht dabei haben wollte weil er Angst hatte er wäre wieder missmutig oder schlecht gelaunt und würde die Leute vergraulen.

Nein.

Es war eher so, dass er Angst hatte Malik würde ihn verraten. Denn im Gegensatz zu den sonstigen Clubs in denen er abhing war dieser ganz besonders. Das Blue Spirit war nicht nur für seine außerordentliche Drinks, schnuckelige Boys und heiße Häschen bekannt die sich allesamt Nacht und Morgen sagten am Wochenende, nein, es gab noch einen ganz anderen Grund wofür dieser Club im Untergrund bekannt war.
 

Das Blue Spirit war im Assassinen-Gebiet und somit ein reiner Assassinen-Club.
 

Und dies wussten alle Templer.
 

Kein Templer der noch alle Latten ganz am Zaun hatte traute sich normalerweise auch nur in die Nähe dieses Clubs. Doch Roger hatte es geschafft sich bereits sehr früh einen zweiten Namen aufzubauen. Bei den Templern war er Roger - bei den Assassinen war er Raoul . Im Club kümmerte es niemanden, ob Assassine oder Normal-Sterblicher, denn Raoul war einer von ihnen geworden. Deswegen hatte er sich sogar in den letzten Jahren 2 Wohnungen zugelegt, die WG mit Malik und eine kleine Wohnung im inneren Stadtviertel zu der er immer als Raoul ging. Es war sicherer, falls ihm mal ein Assassine nach dem Club folgen sollte - oder er vielleicht sogar die Eine oder Andere abschleppte...
 

Ein einziger Fehler könnte alles auffliegen lassen, und das war wirklich das letzte was er jetzt gebrauchen konnte - vor allem da die Rousseaus sowieso schon auf der Abschussliste der Assassinen ganz oben standen.

„Roger, bitte...“
 

Der Franzose sah seinen besten Freund an und seufzte tief.

Für Malik würde er das Risiko wohl oder übel eingehen müssen.

Der Rückblick (Teil 2)

Kapitel 5 - Der Rückblick (Teil 2)
 

Im Club war es stickig und warm. Die Leute tanzten auf der Fläche und der Raum war erfüllt von lautem Gedröhne, Zigarettenqualm und vielen verschiedenen Düften. Die Bässe der Anlage ließen den Boden erzittern, und der DJ stimmte bereits das nächste Lied an.
 

Malik hatte Kopfschmerzen. Die tanzenden Mengen und die laute Musik erinnerten ihn wieder daran, warum er diese Leidenschaft nicht mit Roger teilte. Er saß mittlerweile mit Roger und 2 übermässig geschminkten Miezen in der Lounge und versuchte sich wenigstens halb auf die intellektuellen Gespräche zwischen seinem besten Freund und den Mädels zu konzentrieren.
 

Roger war ziemlich beliebt in diesem Club. Die meisten schienen ihn zu kennen. Selbst der Türsteher hatte sofort Platz gemacht und die beiden durchgelassen. Während er sich noch unsicher war ob sie wirklich an der wartenden Menge vorbeigehen konnten, war Roger - Pardon - Raoul stolz vornehin marschiert und hatte Malik hinter sich reingelotzt.
 

Er seufzte und nippte an seinem Glas als Roger sich grinsend neben ihn fallen ließ. Er sah wie sich sein Mund bewegte, aber die Musik übertönte jeden Laut, den Roger von sich gegeben hatte. Er gab seinem Gegenüber kurz mit Handgesten zu verstehen, dass er ihn nicht verstanden hatte. Roger ruckte näher an ihn ran:„Alles okay mit dir?“ Ein Nicken seitens von Malik und Roger verdrehte die Augen: „Hör auf über die Bio-Einkaufsliste von nächster Woche nachzudenken und werd mal lockerer!“
 

Malik schnaubte nur, antwortete jedoch nichts. Es half nichts es abzustreiten, Roger kannte ihn besser als jeder andere. Und eigentlich hatte sein bester Freund Recht. Normalerweise dachte man nicht über Zucchini und Artischocken nach, während andere sich bei Techno-Liedern die Birne weichtanzten. Roger schenkte ihm einen mitleidigen Blick: „Malik, das war genau was ich dir bereits vorhin versucht hatte schonend beizubringen. Es ist ja nicht so, als hätte ich es dir nicht mehrmals gesagt, aber... du bist einfach zu steif.“ Malik setzte sein Wasser ab. Vielleicht hatte Roger recht. Vielleicht verhielt er sich wirklich viel zu steif. Vielleicht musste er endlich mal was ändern.
 

Malik war noch nie ein Partygänger gewesen und die paar mal, die er mit Roger den Club besucht hatte, hatten seine Trinkqualitäten sich auf Wasser beschränkt. 3 von Rogers Happy- Cocktails später war die ganze Situation schon viel angenehmer zu ertragen.

Der Zigarettenqualm piekste nicht mehr in der Nase, die laute Musik erschien plötzlich gar nicht mehr so laut wie sie vorhin noch war und die grellen Neonlichter schienen die gesamte Situation eher zu untermalen anstatt sie grotesk erscheinen zu lassen. Und um der gesamten Situation noch ein Krönchen aufzusetzen schien das Ganze Maliks Laune nur anzuheben anstatt sie zu unterbuttern.
 

Er stand mittlerweile am Tresen und trank an seinem 4. Happy- Cocktail während sein Blick durch die Mengen glitt. Roger schien mit beiden Miezen zu tanzen - nachdem Malik die Dunkelhaarige ziemlich übel vergrault hatte, hatten sich beide nun anscheinend dazu entschlossen Roger den Abend zu versüßen. Gut so. Er grinste in seinen Drink hinein. Also hatte Roger wenigstens eine Happy Hour.
 

Nach einiger Zeit spielten sie endlich mal Lieder, welche auch Malik kannte. Er nahm am Rande mit, dass sie anscheinend den DJ gewechselt hatten. Er bewegte sich leicht zum Klang der Musik, bevor er schlussendlich aufstand und zur Tanzfläche ging. Die Drinks hatten seinen Kopf befreit und seine Füße tanzten wie von alleine. Er bewegte seinen Körper im Rythmus der Musik, spürte die Bässe durch seinen Körper fließen und ihn lenken. Er gab sich komplett dem Moment hin. Als er spürte wie einige ihn antanzten ließ er es geschehen und grinste kurz. Es tat gut, einmal nicht total verspannt zu sein und den Moment einfach auf sich wirken zu lassen. Er genoss es förmlich.
 

Als das Lied endete, endete für Malik auch seine Zeit auf der Tanzfläche. Er machte sich langsam wieder auf den Weg zur Bar, wurde jedoch heftig von jemandem angerempelt. Malik verlor das Gleichgewicht und stürzte nach hinten. Eigentlich machte er innerlich schon drei Kreuze und hoffte der Aufprall wäre nicht zu schmerzhaft - jedoch blieb dieser entgegen seinen Erwartungen vollkommen aus. Im Gegenteil, er spürte eine kräftige Hand die ihn am Rücken stützte und eine andere, welche sich kraftvoll um sein rechtes Handgelenk geschlungen hatte. Er öffnete langsam seine Augen und erblickte goldene Gegenstücke die ihn vollkommen aufzusaugen schienen. Der Fremde stellte ihn behutsam hin doch für Malik schien der Augenblick stehen geblieben zu sein.
 

Die Musik dröhnte noch immer im Hintergrund und die Hitze vom Tanzen hatte Maliks Wangen stark errötet. Seine dunklen Augen jedoch schienen wie festgefroren in den goldenen von seinem Gegenüber zu sein - bevor er jedoch kurz einen Blick auf den Mann vor ihm warf. Der Fremde trug eine engere Jeans und ein schwarzes engeres T-Shirt und, wenn Malik ihn sich so betrachtete, konnte man wohl davon ausgehen, dass sich unter der Kleidung ein ziemlich wohlgeformter, durchtrainierter Körper steckte.
 

Maliks Blick wanderte wieder zu den goldbraunen Augen, wobei er nicht auf die sich mittlerweile bewegenden Lippen achtete. Für den schwarzhaarigen Araber schien die Zeit stehen geblieben zu sein - und die Welt ja sowieso. Eine kräftige rauhe Hand schmiegte sich an sein Kinn und zog ihn ein Stückchen näher, während der Fremde sich runter zu seinem Ohr beugte: „Alles in Ordnung?“ Malik blinzelte und ließ ein ziemlich peinliches „Ehm...“ hören, ehe er sich fasste und kurz nickte. Der Fremde grinste. Obwohl sich eine feine Narbe um seine Lippen schmiegte, fand Malik trotzdem, dass das Grinsen ihm ziemlich stand.
 

Der Fremde legte langsam seinen Arm um ihn und zog ihn behutsam mit. Eine kleine Stimme in Maliks Innerem, die sich verdammt nach Roger anhörte, ermahnte ihn zwar, nicht gleich jedem zu vertrauen aber hey, sind wir doch mal ehrlich, wer hätte sich bei diesem Anblick nicht mitziehen lassen? Und so schob Malik die verräterische Stimme weit nach hinten in seinem Kopf in sein kleines Hinterstübchen und versperrte gleich mal die Tür.
 

Sie gingen zurück zur Bar und der Fremde bestellte sich einen Smirnoff-Ice während er selber sich einen weiteren Happy- Cocktail bestellte. Die Dinger hießen nicht umsonst Happy und sein Bauchgefühl gab ihm gleich mal zu verstehen, dass man nie genug Happy sein konnte an diesem Abend. Wer brauchte an diesem Abend schon Vernunft, wenn er Mr. Sexiest Man Alive gleich neben sich auf dem Barhocker sitzen hatte?
 

Und so wunderte es auch niemanden, dass Malik den Club eine Stunde später zusammen mit dem Fremden verließ.

Außer vielleicht Roger, der beim Anblick seines angetrunkenen besten Freundes fast einen Herzkollaps erlitt.

Jedoch konnte auch der Franzose es nicht verhindern, dass Malik mit Altair verschwand.

Im Gegenteil.
 

Er sah die beiden nur noch aus der Tür verschwinden und hob schon mal in Gedanken sein Grab aus für den Fall, dass Robert jemals die Wahrheit über dieser Nacht erfahren würde...
 

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So, damit wäre der Rückblick dann beendet :)

Ich denke jeder kann sich so ziemlich zusammenreimen, was genau da jetzt noch abging XD"

Ich hoffe das Kapitel hat euch wieder mal gefallen ^^

Wenn ihr möchtet, schreib ich euch immer gern ne ENS bei jedem Kapitel was ich neu hochlade :)

Einfach Kommi hinterlassen indem ihr Bescheid sagt, dann erhaltet ihr immer gleichzeitig mit dem Kapitel auch eine ENS x3

Bis dann *winkz* *cookie dalass*

Paris in der Nacht, Paris am Tag

Malik lag wach in seinem Bett. Mit Rogers Resümee der letzten 36 Stunden kamen bei Malik auch die Erinnerungen zurück - vom Streit mit Robert, von seinem unmöglichen Auftritt im Club und zu guter Letzt auch noch die von seiner Nacht mit Altair. Zwar konnte er sich immer noch nicht an den Namen erinnern und mittlerweile war er sich sogar sicher, dass man ihn ihm nie gesagt hatte.

Es war ihm unbegreiflich wie er sich auf ein solches Niveau absetzen hatte können. Er war immer schon darauf bedacht gewesen sich nicht Hals-über-Kopf in irgendwelche Abenteuer reinzustürzen. Doch warum sein brillanter Verstand, der ihm sonst immer wieder die falschen Handlungen mit Warnlämpchen versah, ihn an diesem Abend im Stich gelassen hatte war ihm ebenfalls unbegreiflich.
 

Alles war ja eigentlich nur die Schuld dieser vermeintlichen Happy -Cocktails gewesen - obwohl sich Malik mittlerweile gar nicht mehr so Happy fand und sich innerlich eine Randnotiz machte, dass der impertinente Wirkstoff dieser Cocktails wohl eine Wirkung von rund 8 Stunden mit sich brachte - sowie von seinem Streit mit Robert und seinem nichtsnutzigen Chef den er Gott-sei-Dank nicht mehr ertragen musste da er - Moment mal.

Malik setzte sich abrupt in seinem Bett auf.
 

Verdammt!
 

Gestern war sein letzter Tag gewesen. Am Montag würde er seinen neuen Job anfangen - einen mit vernünftigen Arbeitszeiten und hoffentlich erträglicheren Mitarbeitern. Warum hatte er da nicht Gestern dran gedacht, als er noch im Museum war? Das wäre die Gelegenheit gewesen, diesem fetten Schwein von einem Kurator mal zu sagen, was er von ihm und seinen andauernden sexuellen Belästigungen hielt.
 

Malik schnaubte und ließ sich wieder zurück in die Kissen fallen. Jetzt half es auch nicht mehr sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Morgen würde er sich erst einmal mit Robert auseinandersetzen müssen. Roger hatte den sinkenden Kahn zwar bereits aus dem Atlantik gezogen, aber wenn Malik nicht wollte, dass sie mit einem Eisberg zusammenprallten und er als Kapitän der Titanic mit dem Schiff unterging, musste er sich eine verdammt gute Ausrede einfallen lassen.

Aber was sollte er denn Bitte schön sagen?

Hey Robbie, sorry für die Verspätung aber ich hab den Abend mit Roger im Club und Happy -Drinks verbracht und dann hab ich jemanden getroffen der mich die ganze Nacht ganz ohne Drinks ebenfalls ziemlich Happy gemacht hat, wenn du verstehst was ich meine?
 

Der Araber verdrehte die Augen, drehte sich auf die Seite und knuddelte sein Kissen unter sich zu einer Kugel zusammen. Ja, ganz toll. Er sollte vor seiner Beichte aber nochmal auf der Bank vorbeigehen und seinen Treu-Hand-Fond auflösen - damit Roger wenigstens genug Geld für die Beerdigung hatte.

Malik schloss die Augen und versuchte seine aufkeimenden Kopfschmerzen zu unterdrücken. Seine Gedanken drifteten wieder ab.

Während er langsam ins Land der Träume einzog, störte es ihn auch nicht, dass sein Traum sich nicht um Robert de Sable sondern um einen ganz bestimmten Araber drehte, mit welchem er sich genüsslich durch die Betten gewälzt hatte.
 

*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*
 

Als Malik das Auto verlassen hatte, machte Altair sich auf den Weg zurück ins Industriegebiet. Er schnappte sich aus der Mittelkonsole einen Kaugummi und fing an die Musik aus dem Radio mit seinen Fingern auf dem Lenkrad nachzudrummen. Bei der roten Ampel schnappte er sich sein Handy und stöpselte es nebenbei an die Freisprechanlage, bevor er aus der Kontaktliste den Namen Jonathan auswählte.

Eigentlich hätte er es auch mit der Sprachsteuerung versuchen können, aber als er das letzte Mal mit Siri „gesprochen“ hatte, hatte er anstatt seinen Arzt die Rechtsabteilung der Kanzlei am Aparat gehabt. Deswegen schwörte Altair lieber auf die gute alte Auswahl mit den eigenen Fingern.
 

Es dauerte einige Sekunden ehe sein Musikkanal vom Freizeichen seines Anrufes ersetzt wurde.

„Ja?“

Altair musste Grinsen als ihm die bekannte Stimme aus seinen Boxen entgegenkam.

„Hey Jona, bist du bereit?“

„Ach du meldest dich mal wieder? Hast du den Kleinen von Gestern nach Hause gebracht?“

„Du bist ziemlich frech geworden...außerdem war er älter als du. Ich frag mich sowieso was du dem Türsteher bezahlst, dass man dich schon in die Clubs hineinlässt...“

„Ich bin 18.“

„Ich weiß - und trotzdem grün hinter den Ohren.“

„...sehr witzig Altair.“

Der Araber musste grinsen als er das Schnauben am anderen Ende der Leitung hörte. Er antwortete: „Na auch egal. Wir müssen zum Hafen, ich komm dich abholen, bist du zuhause?“

„Was? Ähm nein, bin noch unterwegs...“
 

Altair runzelte die Stirn. Jonathan hatte gewusst, dass sie heute morgen einen Auftrag hatten, warum war er also nicht bereit?

„Ich komm dich abholen. Wo bist du?“

„Ähm in Davids Bäckerei... André möchte noch gerne Brötchen zum Frühstück haben...“

„Scheiß auf die Brötchen. Ich komm dich abholen.“, Altair schnaubte nun selber und beendete damit das Gespräch. Er war kurz davor gewesen Jonathan mit seinem Handy nebenbei orten zu lassen. Er kannte den Franzosen nur zu gut und wusste, dass Jonathan schon einige Male die Bruderschaft aufgewirbelt hatte - im Schlechten Sinne natürlich.
 

Es dauerte auch nicht lange, ehe Altair vor der vermeintlichen Bäckerei hielt und Jonathan ins Auto einstieg. Der Blonde Assassine legte die Brötchen nach Hinten und legte den Sicherheitsgurt um: „Hi“ „Hi. Sind das die Brötchen für unseren Warmmilchtrinker?“

Über Jonathans Gesicht huschte ein breites Grinsen: „Lass ihn das nicht hören... Wo geht‘s hin? Du hast mir noch nicht viel gesagt...“

Und Altair schien auch weiterhin während der Fahrt zu schweigen. Er schien den Auftrag nicht groß anpreisen zu wollen und Jonathan fiel auf, dass der Araber sich manchmal fast unmerklich verspannte und sehr konzentriert wirkte.
 

Die beiden kannten sich fast ihr gesamtes Leben - und wie sollte es auch anders unter Brüdern sein? Altair und Jonathan waren vielleicht nicht Blutrechtlich miteinander verwandt und doch waren sie, gemeinsam mit Jonathans älterem Bruder André wie richtige Brüder aufgewachsen also schätzten, liebten und neckten sie sich gegenseitig. André und Altair waren im gleichen Alter, Jonathan war 8 Jahre jünger und der Nachzügler der Voltaires gewesen. Die Voltaires hatten Altair im Alter von 6 Jahren adoptiert und so war es nicht weiter verwunderlich, dass Altair und André zu besten Freunden heranwuchsen.
 

Jonathan war schon immer aufgeweckt gewesen und normalerweise konnten ihn keine 10 Pferde still an einem Platz halten. Er war sehr beliebt und eigentlich mit jedem Assassinen in Kontakt - wenn es sein musste sogar über Facebook. Außerdem war Jonathan dafür bekannt, nie die Klappe halten zu können und dieses Talent bekam Altair nun am eigenen Leib mit: „Ich bin heute morgen schon 4 Runden durch den Park gejoggt, hast du dein Training schon hinter dir?“

oder: „Ach wusstest du schon, dass unsere Nachbarin Mrs. Norrisé sich neue Katzen angeschafft hat? Ganze 3 Stück! Ich sag dir Théo war total aus dem Häuschen - bis er gemerkt hat, dass sie alle total voller Flöhe waren...“

oder: „André hat in der Firma übrigens wieder nen dicken Fisch ans Land gezogen. Er will nächste Woche mit dem Essen gehen, hab gemeint so wie der aussieht würde die Rechnung aber lang werden fürs Essen...“

oder: „Lauren hat mich übrigens bei Facebook angeschrieben, sie frägt wann wohl die neuen Christian Louboutin Kollektion kommen wird... Sie meinte ich solle ihr doch bitte ein Paar besorgen.Hab gemeint sie kann den Countdown zur Kollektion auch Online verfolgen, werd ihr aber trotzdem ein Paar besorgen.“
 

Altair gab manchmal sein Grummeln oder ein „Hm“ dazu und damit war für ein eigentlich der größte Teil der Konversation getan. Jonathan jedoch schien sich nicht an den wenigen Worten seines Bruders zu stören und plapperte einfach weiter: „Was war jetzt eigentlich mit dem Kerl aus dem Club. Du warst so schnell weg...“

Altair grinste: „Wir hatten einen sehr schönen Abend...“

„Oh-ho! Ich verstehe... und wie war der Morgen danach?“

„Nicht schlecht. Hab ihn heute Morgen nach Hause gebracht. Es war die Adresse von Raoul, anscheinend sind die beiden befreundet...“

„Ich wusste gar nicht, dass Raoul Freunde hat..? Er hat noch nie jemanden mit in den Club gebracht.“

„Keine Ahnung, Jona“, Altair bog zum Hafen ein und stellte den Motor ab:„Aber glaub mir so wie der abgegangen ist, kann Raoul gerne noch ein paar Freunde mehr haben.“
 

Jonathan lachte und schnallte sich ebenfalls los bevor beide den Wagen verließen. Der blonde Franzose streckte sich durch und rieb die Hände aneinander: „Okay... wo sind die Templer? Ich freu mich drauf ihnen endlich mal ieder eine Abreibung zu verpassen...“ Altair hob fragend die Augenbrauen und schüttelte leicht den Kopf: „Wir verpassen niemandem eine Abreibung Jona. Komm.“ Der Araber schloß das Auto dank der Zentralverriegelung ab und machte sich dann mit dem verdutzten Jüngeren auf den Weg runter zu den Docks.
 

Jonathan war leicht verwirrt und kickte einen Stein vor sich hin. Er verstand nicht, warum er mitsollte wenn er keine Templer zusammenschlagen durfte. Warum brauchte Altair ihn dann? Altair hingegen begab sich zu den Hafenarbeiter und wechselte kurz einige Worte mit ihnen, bevor einer von ihnen verschwand. Jonathan sah dem Arbeiter skeptisch nach, sagte jedoch nichts. Er fischte sein Handy aus der Tasche und fing an SMS zu schreiben. Altar schüttelte belustigt den Kopf: „Du kannst wirklich nie still sein, oder? Jaleel verzweifelt noch mit deiner Ungeduld...“

„Während Meister Jaleels Training bin ich stets geduldig - ich bin die Tugend in Person.“

„Seit wann das? Soweit ich mich erinnern kann, war dein letztes Training indem du Geduld üben solltest katastrophal - musste Jaleel nicht sogar die Mission abbrechen weil du andere in Gefahr gebracht hättest?“

„Das stimmt nicht ich war nur... argh dieser dumme Straßenköter ist mir die ganze Zeit nachgerannt! Ich schwör dir das war ein Templerhund!“
 

Altair grinste und wollte noch etwas antworten, verstummte jedoch als der Arbeiter zurückkam und ihm eine Rolle entgegenhielt, welche anscheinend aus altem Holz geschnitzt war. Jonathan kannte solche Rollen, sie wurden normalerweise benutzt um große Karten hin- und herzutransportieren. Altair gab dem Arbeiter ein paar Geldscheine und machte sich dann auf den Rückweg zum Auto.
 

Jonathan lief ihm nach: „Ist das dein Ernst?! Du kamst mich abholen wegen einer Karte?“

„Ja.“

„Aber... warum brauchtest du mich dabei?!“

„Du bist der Assassinenleiter von Frankreisch. Es ist offiziell gewesen. Außerdem war es sicherer, falls die Templer aber zufällig was vom Transport herausgefunden hätten. So hätte ich immer noch einen Verbündeten gehabt, der mir den Rücken gestärkt hätte.“

„Aber warum hast du mir nicht von Anfang an alles erzählt?“
 

Altair kam beim Auto an, klickte es auf und zuckte mit den Schultern: „Ich fand es so sicherer. Es war besser niemand wusste Bescheid.“ Von seinem Verdacht, einen Maulwurf in den eigenen Reihen zu haben, sagte Altair erstmal nichts. Jonathan setzte sich im Auto neben ihn und wartete bis Altair das Auto startete: „Na toll, und deswegen musste André auf seine Brötchen warten...“ Altair lachte und fuhr rückwärts vom Hafenparkplatz herab: „Ich red mit ihm.“ „Was machen wir jetzt mit dieser dummen Karte?“ „Wir halten eine Assassinenkonferenz ab“, und damit gab Altair Gas und die beiden verschwanden aus dem Hafengebiet.

Von Jesus bis Obama

Kapitel 7 - Von Jesus bis Obama
 

Adolf Hitler war Templer gewesen.
 

Napoleon Bonaparte war Templer gewesen.
 

Gaius Julius César war Templer gewesen.
 

Selbst Jesus Christus war Templer gewesen - und Altair war sich verdammt sicher, dass Barack Obama auch ein Templer war.
 

Seit Anbeginn der Menschheit haben die Templer bereits versucht die Welt zu regieren und damit die Menschheit zu unterwerfen. Deswegen gab es seit Anbeginn der Menschheit auch Assassinen, die genau das zu verhindern versuchten.

Hitler hatte man vergiftet in seinem Bunker und Napoleon bekam seine Ladung Arsen im Exil auf St. Helena. Für Césars Tod sorgte der damalige Assassine Brutus und zu Jesus Zeiten war selbst Judas Ichtarot bereits zum Assassinen ausgebildet worden - für Obama würde sich bestimmt auch noch jemand finden lassen.
 

Altair konnte also eigentlich auf eine erfolgreiche Reihe von Assassinen in den vergangenen 2000 Jahren zurückblicken - doch Zeiten hatten sich geändert.
 

Die Templer hatten im 21. Jahrhundert fast jegliche Assassinenstämme ausgelöscht. Sie beherrschen den führenden Aktienmarkt und hatten sich die Rechte an fast allen führenden Firmen gesichert - ob es sich nun um Fähnchen, Äpfel oder Pandabären handelte.

Auf der ganzen Welt gab es nur noch drei führende Assassinenstämme:

Amerika, angeführt von Desmond Miles,

Frankreisch, angeführt von Jonathan Voltaire und

Italien, angeführt von Ezio Auditore da Firenze.

Altair selber leitete den Hauptsitz der Assassinen - die Assassinenburg in Masyaf. Als Großmeister der verbleibenden Assassinen war es seine Aufgabe die einzelnen Stämme zu vereinen und zu führen.

Doch das war manchmal gar nicht so einfach...
 

„Shaun hat bereits alles versucht aber nichts rausbekommen - die Karte ist und bleibt verschlüsselt“, meinte Desmond und klang dabei genervt. „Man hätte uns trotzdem einen Blick drauf werfen lassen können.“ „Aber ihr habt doch nicht mal einen Kartograf“, fiel Jonathan dann Ezio ins Wort. „Ihr doch auch nicht!“, konterte der Italiener daraufhin. Altair seufzte tief und massierte sich die Schläfen. Sie saßen hier nun bereits seit mehreren Stunden und diskutierten über die Karte, welche Altair und Jonathan am Samstag abholen waren.
 

Es handelte sich um eine alte handgezeichnete Karte. Laut Shauns analytischen Tests war sie bereits mehrere hundert Jahre alt und wurde um 1000 n. Chr. zu Zeiten der Kreuzzüge in Jerusalem erstellt. Das Besondere an der Karte war nicht nur ihr Inhalt sondern auch ihr Aussehen. Sie war nicht auf normales Papyrus der damaligen Zeit gemalt, sondern auf hochwertiges Papier welches anscheinend einen Anteil von Goldpuder enthielt. Sie schimmerte golden und besaß einzelne runde Platten welche man verstellen und drehen konnte. Jede Drehung ließ eine Zeichnung erscheinen welche nahtlos in die nächste überging - das machte die Sache noch schwieriger. Man brauchte anscheinend einen gewissen Code um die Karte zu entschlüsseln, doch bis jetzt hatte Shaun noch keinen Erfolg gehabt.
 

Altair wusste momentan nicht weiter. Er lehnte sich in seinem Lederstuhl zurück: „ André hat sich um jemand Unabhängiges gekümmert welcher uns bei der Karte helfen wird. Wir werden ihm erstmal nicht all zuviel sagen und schauen was er bei der Karte rausbekommt. Danach werd ich mich bei euch melden.“ „Seit wann brauch ein Pharmazeutischer Betrieb einen Kartograf?“ „Er ist kein Kartograf sondern Restaurator Ezio.“ „Na wundervoll. Soll er etwa geheime Medikamentenrezepte zwischen den arabischen Kalligrafiezeichnungen herausfinden?“, Ezio schnaubte und Altair verdrehte die Augen. Jungs sind Jungs und Altair wusste, dass sie sich manchmal gegenseitig aufzogen.

„Ezio, Jonathan seid ruhig“, meinte dann schließlich auch noch Desmond, woraufhin er von Ezio ein „Wer hat Wüste gerufen, dass du Kamel dich meldest?“ entgegengeworfen bekam.
 

„Es reicht jetzt!“, Altair schlug mit der Hand auf den Tisch und brachte somit Ruhe in den Laden. „Um die Karte werde ich mich selber kümmern. Kümmert ihr euch um eure Aufträge und die einzelnen Arbeiten. Wie sieht es mit der Rekrutierung aus Desmond?“

„Schlecht, Mercer macht mir das Leben schwer“, er seufzte tief.

„Bleib am Ball. Ezio?“

„Ach Altair du kennst doch die Italiener. Die Borgias sind überall!“

„Du meinst wohl: Warum anstrengen wenn bei uns Italienern das Leben auch langsamer geht?“, kam es von dem blonden Franzosen hinter Altair.

„Was willst du damit sagen?!“

„Jungs!“, Altair unterbrach die beiden Streithähne. Jonathan und Ezio hackten zwar immer aufeinander herum, aber sie schätzten und respektierten einander auch sehr. Es war ihm wichtig, dass seine Assassinen untereinander ein gutes Verhältnis hatten.
 

„Wie siehts bei dir aus Jona?“, er drehte sich mit seinem Stuhl um und sah seinen kleinen Bruder fragend an. „Es läuft. Wir sind mittlerweile zu 12. Dann noch André und Davide.“ Altair nickte. Die Rekrutierung lief langsam. Die Templer hatten mehr ihrer Leute aufgespürt und ausgerottet in den letzten 200 Jahren, als sie mit der Rekrutierung nachkamen. Wenn die Templer weiterhin solch ein Tempo vorlegten musste er sich etwas einfallen lassen.

Und zwar verdammt schnell.
 

„Gut, ich denke wir reden nächstes Mal weiter. Wenn ihr ein Problem habt, meldet euch.“ Er sah auf den Bildschirmen, wie seine obersten Assassinen ihm zunickten und ihn mit dem altbewährten Gruß verabschiedeten. Er hob ebenfalls seine linke Hand und zeigte den Jungs das Assassinenzeichen, indem er seinen Ringfinger einzog und die Hand flach ausstreckte - so als ob er seinen Finger abgeschlagen bekommen hätte, wie es früher der Fall gewesen war. Desmond war der erste welcher nach einem Klicken verschwand. „Ach Ezio“, Altair hielt den Italiener noch zurück als dieser sich ausklicken wollte, „Ich komm nächste Woche bei dir vorbei.“ „Is gut. Bye“, damit klickte es und auch der Italiener war aus der Leitung verschwunden. Der Araber lehnte sich zurück und sah seinen Bruder an: „Das wäre geschafft.“
 

Jonathan stand auf und streckte sich durch: „Die Sitzung war wirklich lang.“ Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet Altair, dass sie fast 4 Stunden damit verbracht hatten über die Karte zu diskutieren. Er tippte auf die Touch-Tastatur welche vor ihm auf dem Tisch eingeblendet war und vor ihm tauchte ein Bildschirm auf, welcher ihm die Karte noch einmal in 3D widerspiegelte. Er wusste nicht was es war, was in an dieser Karte so sehr faszinierte. Aber er wusste, dass sie sehr wertvoll war.
 

Am unteren rechten Ende, nahtlos in die anderen Kalligrafischen Zeichnungen eingeführt, konnte man eindeutig die Unterschrift des Zeichners erkennen: M.A-S. Altair kannte M. A-S. Nicht persönlich versteht sich, immerhin hatte der Gute seit fast 1000 Jahren das Zeitliche gesegnet. Aber Altair hatte in Arabien eine weitere Karte welche von M. A-S unterzeichnet war. Eine riesige Karte der damaligen Welt und der einzelnen bekannten Assassinenstämmen, -burgen und -anführer. Als Kartograf war er ein Genie gewesen und soweit die alten Überlieferungen der Assassinen stimmten, war er ebenfalls am Kodex beteiligt gewesen welchen Altair auch noch heute den Assassinen der modernen Zeit predigte. Leider wusste anscheinend niemand den Code von M. A-S zu lösen.
 

Jonathan gähnte und drückte den Knopf um die Rolladen automatisch hochzufahren und somit den Raum in Tageslicht zu tauchen. Der Araber blinzelte und schaltete den 3D-Modus vor seinen Augen aus. Er ließ mit einer gekonnten Bewegung die Tastatur vor sich verschwinden und stand ebenfalls auf um mit Jonathan den Raum zu verlassen: „Wir sollten runter in die Kantine was Essen gehen.“

„Ja du hast Recht - es ist immerhin schon 11 Uhr.“

„Armer Desmond, musste doch tatsächlich ne Nachtschicht einlegen.“

„Vielleicht solltest du Ezio mal Nachtschichten einlegen lassen...“

Altair lachte und betrat mit Jonathan den langen Gang bis zum Fahrstuhl der Voltaire Firma: „Du weißt schon, dass du dann auch eine Nachtschicht einlegen darfst? Gleiche Zeitzone für Frankreich und Italien.“ Der Blonde schnaubte, sagte jedoch nichts mehr dazu.
 

Er drückte den Knopf für den Fahrstuhl. Altair lehnte sich neben ihn an die Tür: „Der Kartograf sollte bald hier sein...“

„Restaurator. Er ist kein normaler Kartograf. André meinte er hätte was auf dem Kasten. Er wäre sowas wie ein Genie seiner Zeit...“

„Na wenn es genau so ein Genie wie Leonardo ist könnten wir eigentlich gleich drauf verzichten...“

„Denkst du? Ich hab gehört er war mit Salai im Louvres und hat sich über die Fehler in der Mona Lisa unterhalten, welche ihm natürlich nie passiert werden...Soweit ich weiß musste er sogar vom Security Personal abgeführt werden.“

„Ach wirklich? Ich dachte-...“, doch weiter kam Altair nicht mit seinem Satz.
 

Die Fahrstuhltüren öffneten sich und heraus trat André und ein weiterer Fremder, wobei der ältere Voltairbruder sofort stockte als er seine Brüder vor sich sah: „Wenn man vom Teufel spricht!“ Er gab seinen beiden Brüdern einen lockeren Handschlag: „Darf ich euch vorstellen: Unser neuer Restaurator. Das ist-“ „Wir kennen uns“, Altair schnappte sich die Hand des Fremden und ein erstaunter Gesichtsausdruck legte sich auf seine Züge.
 

Wer hätte das gedacht.
 

Dem Araber huschte ein breites Grinsen über beide Wangen: „Malik, nicht war? Malik Al-Sayf?“

Wie ein Versprechen

Hallo erstmal alle :)

Tut mir leid, dass ihr etwas länger auf das neue Kapitel warten musstet. Eigentlich ist es bereits seit Silvester fertig und ich hatte es auch hochgeladen, aber anscheinend hat mexx wieder einmal mein Kapitel gefressen D:

Als ich es gemerkt hatte wollte ich es neu hochladen jedoch hatte ich kein Internet bis zum 01.01 und dann hab ich auch noch die Grippe erwischt und lag bis gestern flach im Bett -.-""

Ich hoff ihr nehmt es mir nicht zu krumm und freut euch deswegen hier auf das neue Kapitel :)

Das nächste Kapitel lade ich am 15.01.2012 hoch :)
 

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Kapitel 8 - Wie ein Versprechen
 

André Voltaire war gerade mal 27 Jahre und schon vorsitzender Präsident der französischen pharmazeutischen Voltaire-Firma, welche letztes Jahr von der Times zum führenden Weltmarkt für Medikamente gekürt worden war.
 

Die Voltaires hatten sich in vergangenen Jahrzehnten mächtig ins Zeug gelegt und viele Konkurenten in der Medikamenten-Branche ausgestochen. Man konnte das Logo der Firma auf fast allen ärztlich verschreibungspflichtigen Tabletten wiederfinden und eigentlich war jedem Geschäftskonzern der Name Voltaire aus Frankreisch in der heutigen Welt bekannt - auch den Templern.
 

Trotzdem oder gerade deswegen verwunderte Malik das junge Alter des Präsidenten. Er selber war 26 und hatte nicht einmal annähernd soviel erreicht wie der nur ein Jahr ältere vor ihm, welcher ihm nun auch noch freundschaftlich einen Kaffe anbot während er sich Maliks Bewerbungsunterlagen strengstens ansah.

Der Araber hatte sich auf ein strenges, steifes Vorstellungsgespräch vorbereitet und war nun geplättet von der lockeren und charmanten Art des Voltaire-Führers.
 

Seine dunklen Augen wanderten durch den Raum während er schüchtern an der Kaffee-Tasse schlürfte. Gemälde von der Toskana, Skulpturen aus dem alten Land der Mayas, Vasen aus dem Orient - Malik fragte sich ob Voltaire viel umherreiste oder ob er einfach nur Antiquitäten liebte. Beides fand er sehr interessant.
 

Wenn er so darüber nachdachte würde er auch gerne mal Urlaub machen. Die letzten 2 Jahre hatte er nie wirklich Urlaub gehabt. Der Kurator hatte ihn meist Wochenlang gestriezt und seinen Urlaub immer kurzfristig gestrichen. Über die offenen Urlaubstage hatte er sich noch öfters mit ihm gestritten, aber Robert's Anwalt hatte das schlußendlich mit ihm außergerichtlich geregelt, so, dass Malik als Abfindung seine Urlaubstage ausbezahlt bekommen hatte.

Wenn er so darüber nachdachte könnte er dies eigentlich als Startgeld für seinen ersten Urlaub sparen. Vielleicht würde er Robert mitnehmen? Oder Roger?

Nein, beide waren keine gute Option. Robert lebte für seine Arbeit und hasste Urlaub und mit Roger würde er weder Sehenswürdigkeiten noch die Umgebung der Stadt sehen sondern nur das Nacht- und Partyleben.
 

Er würde also Single-Urlaub machen.

Stellt sich also nur noch die Frage wohin die Reise gehen würde...
 

„Mr. Al-Sayf?“, Malik zuckte kurz zusammen als er André seinen Namen rufen hörte. Er sah auf und wurde von einem makelosen charmanten Lächeln überrascht: „Gefallen Ihnen meine Schätze?“ Hatte er wirklich so sehr darauf gestarrt? „Ich muss zugeben ja. Wenn ich mir die Frage erlauben darf, Urlaubsmitbringsel oder wertvoll ausgewählte Antiquitäten?“ André lachte kurz auf, ehe er abwinkte: „Weder noch. Meine Eltern haben sie angesammelt im Laufe der Jahre und ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht sie zu entsorgen.“ „Oh“, verblüfft über die offene Ehrlichkeit des Anderen stellte Malik seine mitlerweile leere Kaffeetasse ab und setzte sich ordentlich hin.
 

André schenkte ihm ein weiteres Lächeln ehe er die Mappe vor sich zuklappte: „Nun, da ich keine weiteren Bedenken habe und ihnen nur zu gerne mit den Arbeitsbedingungen entgegenkommen werde, denke ich ist es an der Zeit ihren Vertrag zu unterschreiben,nicht wahr?“ Der blonde Franzose öffnete eine Schublade und entnahm einen ganzen Packen an weiteren Dokumenten: „Ich denke hier ist alles wichtige aufgezählt. Natürlich können sie sich noch einmal alles durchlesen und vergleichen. Jedoch hätte ich eine weitere Formalität mit Ihnen zu klären...“
 

Malik blätterte den ihm ausgehändigten Vertrag durch. Die Konditionen hörten sich großartig an und Urlaub hatte er sogar 28 Tage wobei er sich nicht an irgendwelche Sperrzeiten halten musste. Auch die Bezahlung war mehr als nur großzügig. Alles in allem schien er wirklich einmal Glück in seinem Leben gehabt zu haben.
 

„Sie müssten eine Schweigeerklärung unterzeichnen Mr. Al-Sayf. Verstehen sie mich bitte nicht falsch, ich schätze natürlich ihr Vertrauen und ihre Diskretion, aber in unserem Etablissement ist es nunmal üblich sich lieber doppelt vor Meinungsverschiedenheiten abzusichern“, André schob Malik weitere Papiere über den Schreibtisch, welche der Schwarzhaarige neugierig an sich nahm und fast schon wissbegierig studierte. Er hatte bereits mit einem Haken gerechnet, nachdem sich die Bedingungen im Arbeitsvertrag so perfekt dargestellt hatten, jedoch konnte er in der Schweigeerklärung eigentlich nichts finden, was auf eine Klausel hinwies. Es schien wirklich nur eine Absicherung gegen etwaige öffentliche Stellungsnahmen zu sein.
 

Erleichtert sah Malik auf und nickte André zu: „Natürlich Mr. Voltaire. Ich werde nur zu gerne unterschreiben.“ Elegant ließ Malik seine Unterschrift auf das davor vorhergesehene Kästchen erscheinen. Kurze Zeit später verließ er mit André das Büro und betrat den Lift um den gesamten Voltaire-Komplex gezeigt zu bekommen.
 

Malik hatte von außen bereits gedacht, dass das Gebäude riesig wirkte, aber von innen erschien alles gleich nochmal so groß. Wie André ihm beim Rungang erklärt hatte gab es anscheinend 3 große Unterteilungen für die Firma welche alle 3 von den Brüdern geleitet wurden: es gab den Lagersektor in den beiden Kellerstockwerken und dem hinteren Erdgeschoss, im 1. Stockwerk fand man mit dem Forschungssektor vereinzielte Büros und Forschungsräume, welche jedoch weitestgehend eher für die schriftliche Verarbeitung gedacht waren da die Forschungssektoren der Voltaire-Firma eigentlich in einem eigenen Krankenhaus nicht weit entfernt angesiedelt waren, und ab dem 2. bis zum obersten Stockwerk erstreckte sich der Hauptsektor - die Büros und Marketingräume, sowie den Hauptsitz und die Konferenzräume angeführt von André Voltaire selber.
 

Malik war regelrecht geplättet als sie nach einem mehreren Minutenmarsch wieder in den Fahrstuhl stiegen: „So, ich zeige Ihnen nun noch ihr Büro und dann denke ich lassen wir es heute damit beenden. Wir sehen uns dann Morgen zu ihrem Arbeitsbeginn“, meinte der blonde Franzose als er den Knopf für das nächste Stockwerk drückte.
 

André erhielt einen Anruf und hob ab, während er Malik ein kleines Handzeichen gab. Der Araber lehnte sich an die hintere Wand und schloß für einen kurzen Moment die Augen. Er atmete tief durch und versuchte so diskret wie möglich seinem Chef nicht beim Gespräch zuzuhören, seine Gedanken drifteten wieder ab.
 

Was wohl Robert nachher sagen würde? Der Franzose kam ihn gleich abholen und dann gingen sie gemeinsam Essen. Er hatte noch einiges mit seinem Freund zu besprechen und so langsam stieg die Nervosität in ihm auf. Malik sollte sich eigentlich gestern mit ihm treffen, aber der Franzose hatte mal wieder keine Zeit gehabt. Viel lieber traf er sich mit seinen beiden Freunden und unterhielt sich stundenland über irgendeinen Krieg, den Malik sowieso nicht nachvollziehen konnte.

Krieg war seiner Meinung nach in der heutigen Zeit überbewertet und forderte zu viele Opfer. Er verursachte Chaos, Hunger, Not und Leere. Der Verlierer starb und der Gewinner bekam was übrig blieb - und das war meistens ein zerstörtes und unfruchtbares Land. Nein, Krieg lag wirklich nicht in Maliks Verständnisbeich und wenn er sich dann doch mal in eine Situation einmischte, redeten alle wirres Zeug von irgendwelchen jahrhundertealten Kriegen zwischen zwei Clans die selbst noch in der heutigen Zeit Bestand hätten.
 

Hallo?

War er etwa in Star Wars gelandet?
 

Der Fahrstuhl ruckelte und Malik blinzelte mit den Augen als sich die Türen öffneten und einen Strahl des hellen Lichts in den gedimmten Liftraum einwarf. André trat heraus, augenscheinlich bereits fertig mit dem Telefonieren, und begrüßte freundlich zwei Personen die anscheinend vor ihm standen: „Wenn man vom Teufel spricht!“

Malik trat heraus und sah fragend auf.

Der Araber sah zuerst auf den blonden Wirbelkopf ehe sein Blick herüberschwenkte und auf dem Braunhaarigen liegen blieb.
 

Malik erstarrte und er spürte wie ihm jegliches Blut aus den Adern wisch, nur um Millisekunden später mit doppelter Schnelligkeit und Hitze weiterzufließen. André gab seinen beiden Brüdern einen lockeren Handschlag: „Darf ich euch vorstellen: Unser neuer Restaurator. Das ist-“ „Wir kennen uns“, Altair schnappte sich Maliks Hand und grinste über beide Wangen: „Malik, nicht wahr? Malik Al-Sayf?“
 

Malik schluckte und wusste nicht was er antworten sollte. Er spürte wie alleine Altairs Hand ein Kribbeln in seinem Körper auslöste welches sich von den Fingerspitzen über den gesamten Torso ausbreitete. Er wollte dem Mann vor sich entgegenschreien wie sehr sich sein Körper letzte Nacht noch nach ihm gesehnt hatte. Wie lange seine Lippen noch gebrannt haben nach dem Kuss im Auto. Wie oft er sich immer wieder an die Nacht erinnert hat...
 

Da ihm die Stimme jedoch versagte, nickte er lediglich und senkte leicht den Kopf um die roten Wangen zu verstecken. Seine Gedanken rasten und als Altair seine Hand losließ hob er fast schon enttäuscht den Kopf. Altair stellte sich wieder neben Jonathan und heimste sich einen erstaunten Blick von André ein: „Ach ihr kennt euch?“ „Flüchtig“, wieder legte sich ein ziemlich freches Grinsen auf die Lippen Altairs und Maliks Blick wanderte wieder gegen Boden. Verdammt, wieso schaffte er es ihn immer wieder so aus der Fassung zu bringen?!
 

Jonathan schnappte sich daraufhin Maliks Hand und drückte sie einmal kräftig :"Also ich bin Jonathan, der jüngste von uns drei Voltaire-Brüdern. Freut mich dich kennenzulernen!" Malik erwiederte sein breites Lächeln schüchtern und nickte. Er sah erwartend zu dem braunhaarigen Mann welcher ihn seit 2 Tagen um den Schlaf brachte. Erst als beide Brüder den Braunhaarigen vielsagend ansahen, antwortete er: „Oh Verzeihung. Mein Name ist Altair.“
 

Altair
 

Es klang wie ein lang vergessenes Versprechen in Maliks Ohren, jedoch konnte er sich nicht daran erinnern den Namen schon einmal früher gehört zu haben. Vielleicht hatte er es einfach vergessen?

Unwahrscheinlich.

Er wollte ja nicht angeben aber sein Namensgedächtnis war eigentlich tadellos. Er konnte sich auch noch an Gesichter und Namen erinnern selbst wenn er die Person Monate nicht gesehen hatte. Aber der Name Altair kam ihm wirklich nicht bekannt vor.
 

Er runzelte die Stirn.

Hatte der Araber ihm etwa nicht seinen Namen verraten in der Nacht?

Mittlerweile konnte er sich doch wieder an alles erinnern, wieso also nicht an den Namen von Mr. Sexiest Man Alive?
 

„...man sieht sich jetzt wohl öfters, Malik“, Malik erschreckte kurz als Altair ihm die Worte zuraunte während er ihn streifte um mit Jonathan in den Fahrstuhl zu steigen.

Dem Schwarzhaarigen blieb der Mund offen stehen, aber außer einem weiteren Nicken kam von Malik keine weitere Reaktion.

Zu gebannt starrten seine Augen auf den wohlgeformten Allerwertesten des Narbenträgers der sich mit dem elegantesten Hüftschwung in den Fahrstuhl bewegte den Malik je an einem Mann gesehen hatte.

Er schluckte und biss sich kurz auf die Unterlippe während er hinauf in die braunen Seelenspiegel von Altair blickte. Er erwiderte den Blick und es war klar, dass sie ein Duell austrugen. Ein Duell, welches Altair sofort gewann, da Malik sich ihm nur zu gern ergeben würde.
 

André sprach hinter ihm und schien anscheinend in Richtung Büro zu gehen, doch Malik beachtete ihn nicht. Er starrte weiter in die dunklen Augen von Altair und hatte das dumme Gefühl er würde ihn alleine durch seinen Blick zu ihm ziehen.
 

Ausziehen.
 

Mitteilen.
 

Einbrennen.
 

Als die Türen des Fahrstuhls sich schloßen, waren Altairs Augen und sein Grinsen das Einzige was sich in Maliks Verstand eingebrannt hatte.
 

Wie ein Versprechen.
 

Und Malik würde dieses Versprechen nur zu gerne einlösen.

Chez Nous

WICHTIG, UPDATE!
 

Hallo alle miteinander :)

Tut mir leid euch hier so'n bisschen zu überfallen aber ich wollte euch nur mitteilen, dass es einige Änderungen in der Geschichte Cold War geben wird. Die Veränderungen haben zwar keine Auswirkungen auf die bereits erschienen Kapitel aber auf die kommenden.

Cold War war eigentlich sowas wie ein Projekt von mir und anfangs als kleine Geschichte zwischen Altair und Malik gedacht. Mittlerweile hat mich die Thematik und die Story jedoch selbst so überrannt und selber eingenommen, dass ich die Geschichte grundauf tiefer handeln lassen werde.

Es wird nicht einfach nur eine kleine Shonen-Ai Story werden, sondern im Gegenteil ich werde sie weiter ausfertigen und versuchen ein Abenteuer Epos zu erstellen. Natürlich wird der Romanzen und Schonen-Ai Aspekt dabei nicht zu kurz kommen ;) Aber ich wollte euch vorwarnen, dass es keine reine Sie treffen sich- verlieren sich aus den Augen - treffen sich wieder - schlafen wieder miteinander und Boom! Ende Geschichte werden wird. Wenn ihr euch auf so etwas eingestellt habt muss ich euch leider enttäuschen.

Ich werde versuchen sie anspruchsvoll zu gestalten, vor allem da ich ab jetzt mein Herz richtig in die Geschichte reinhängen werde.

Es wird auch keine reine Assassinen Geschichte werden, ich werde auch aus der Sicht der Templer schreiben, wie ihr im Kapitel 10 erfahren werdet wenn ihr mir treu bleibt ;) *SPOILER*

Ich hoffe auf jeden Fall, dass ihr es versteht und trotzdem vielleicht die Geschichte weiter verfolgen werdet ^^

Ihr könnt auch in der Beschreibung oder bei den Steckbriefen vorbeischauen, das ich dort auch einiges neues reinschreiben werde.

Es würde mich freuen, eure Meinung dazu zu erfahren, sei es durch ein Kommi oder durch eine PN. Ich werde auch stets jedes Kommi beantworten :)
 

So jetzt aber genug gelabert, hier das neue Kapitel!
 

LG,

biene
 

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Kapitel 9 - Chez Nous
 

Das Chez Nous war eigentlich ein ziemlich angesagtes Restaurant für die oberen Klassen. Man musste sich bereits Wochen vorher einen Tisch reservieren wenn man vorhatte dort einen netten romantischen Abend zu verbringen.
 

Malik hatte es vor nicht mal 3 Tagen geschafft genau diese Reservierung mit Robert zu vergessen - und nun hatte Robert wieder einen Tisch organisiert. Manchmal war es dem Araber ein Rätsel wie sein Freund diese kleinen "Reservierungen" immer unter der Hand laufen ließ jedoch beschwerte er sich normalerweise nicht.
 

Außer heute.
 

Ausgerechnet heute hätte er lieber mit ihm in einem unbedeutenden Restaurant um die Ecke gegessen. Von ihm aus sogar im McDonalds - obwohl die Kalorien und die gesamten Kohlehydrate eigentlich nicht in seinen Ernährungsplan passten. Alles wäre besser gewesen als mit Robert in diesem teuren Edelklasse-Restaurant festzusitzen indem es außer der symphonischen Hintergrundmusik und dem Geklapper des Bestecks totenstill war.
 

Malik rückte sich etwas bequemer auf dem Stuhl zurecht und nippte kurz an seinem stillen Wasser. Robert war nicht gut gelaunt. Gar nicht gut gelaunt. Gelinde ausgedrückt war seine Stimmung auf dem Nullpunkt angekommen.

Als er Malik von der Voltaire-Firma abholen gekommen war, hatte der Araber seine Gedanken bereits am Gesicht ablesen können. Roberts Gesicht hatte sich bereits nach wenigen Sekunden von "Abschätzig Bemustern" auf "Totales Missfallen" verändert als André Voltaire mit Maliks Umhängetasche aus dem Gebäude kam und sie dem Araber, der sie augenscheinlich beim Bewerbungsgespräch vergessen hatte, überreischte.
 

Robert war kein Mann der ein Geheimnis draus machte wenn ihm etwas nicht zusagte, im Gegenteil, man sah es ihm bereits nach wenigen Sekunden an. Maliks neuer Arbeitsplatz schien wohl nicht das zu sein, was der Franzose sich gedacht hatte. Zugegeben, Malik hätte ihm früher von seinem neuen Arbeitsplatz erzählen können, aber wozu?

Robert versuchte immer Malik seinen weiteren Lebensweg vorzuschreiben. Das hatte bereits in der Uni angefangen als sie sich kennengelernt hatten. Nie waren Maliks Zukunftsvorstellungen auf Roberts Verständnis getroffen. Und nach der Uni war es auch Robert gewesen, der ihm den Job im Museum besorgt hatte. Genauso wie es Robert war der immer mehr versucht hatte Malik zu etwas zu formen was er selber nicht war - sei es durch die Wahl der Klamotten oder dem täglichen Tagesablauf, Robert hatte es geschafft in Maliks Leben allgegenwärtig zu sein - bewusst oder unbewusst. Doch Malik hatte einen sturen Kopf und den hatte er in einigen Dingen erfolgreich durchgesetzt - zum Beispiel bei der Wahl seines Wohnortes. Robert ging es schon lange gegen den Strich, dass Malik mit Roger in einer WG zusammenwohnte und der Araber wusste längst davon. Zu oft hatten sie sich immer wieder gestritten und Robert hatte bereits mehrere Male angedeutet, dass Malik zu ihm ans andere Ende der Stadt ziehen solle. Jedoch war dies nie eine Option für den Schwarzhaarigen gewesen.

Ein Minimum an Selbstständigkeit musste ihm bleiben.

Die Wahl seines Wohnortes war das Mindeste was ihm zustehen musste.
 

Das Klacken von Roberts Fingern auf dem Mahagonitisch brachten Malik zum Aufschauen. Robert de Sable war eigentlich ein gutaussehender Mann. Er war 28, hatte die Haare stets kurz rasiert und besaß einen ansehnlichen Körper den er jahrelang in der Armee gestählt hatte. Malik bestritt nie, dass Robert eigentlich eine ziemlich erotische Ausstrahlung besaß. Und seinen Körper kannte er auch nur zu gut, immerhin hatte er bereits mehrere heiße Nächte unter ihm gebebt. Aber das was Malik schon immer einen eiskalten Schimmer über den Rücken jagte waren Roberts eisblaue Augen.

Sie schienen keine Emotionen auszustrahlen, weder Gefühle noch Kälte.

Es schien als empfände er gar nichts hinter diesen eisigen Seelenspiegeln. Ganz anders als Altairs braune Augen, welche stets dieses lebenslustige goldene Funkeln besaßen. Ein Lächeln legte sich auf Maliks schmale Lippen bei dem Gedanken an den anderen Araber. Endlich wusste er wie der Braunhaarige hieß der ihn Nacht für Nacht um den Schlaf gebracht hatte.
 

Schnell trank er einen Schluck Wasser als Robert sich räusperte und man ihnen die Vorspeise zusammen mit dem Wein brachte. Robert probierte den Spätburgunder und ließ nach einnehmlicher Prüfung beide Gläser leicht füllen. Zu Maliks wiedererwarten stieß er jedoch nicht mit ihm an sondern ließ das Glas nur in seinen Fingern umherkreisen. Er nippte dran und stellte es ab, nur um Malik im nächsten Augenblick förmlich mit seinen Augen festzunageln: „So, du arbeitest also bei Voltaire?“
 

Beide hatten mit der Vorspeise begonnen und so musste Malik die Suppe erst einmal runterschlucken, ehe er sich kurz räusperte. Erstaunt über den leicht vorwurfsvollen Ton in Roberts Stimme antwortete Malik: „Ja, seit heute.“

„Und du hast es nicht für nötig gehalten es mir mitzuteilen?!“

„Ich dachte nicht, dass mein Atbeitsort von besonderer Wichtigkeit wäre“, meinte Malik nüchtern und setzte nach Roberts Schnauben gleich noch eins drauf: „Außerdem wüsstest du es schon früher wenn du wie versprochen letzten Mittwochabend zuhause gewesen und nicht wieder mit Bastian und Sibrand durch die Clubs gezogen wärst.“
 

Beide zischten sich über den Tisch hinweg an, um die Stille des Restaurants nicht zu stören. Malik wollte ja nicht gleich auffallen.

„Oder du am letzten Freitag zu unserer Verabredung erschienen wärst!“

„Ich hab es verschwitzt! ich hab dir doch gesagt, dass ich Stress auf der Arbeit hatte!“

„Ach aber bei Roger kannst du dich Abends ausheulen und dich mit ihm ins Partyleben stürzen?!“

„Roger und ich wohnen zusammen, da ist es ganz normal, dass wir uns alles erzählen... Und sowieso, Moment mal! Roger hat mir versichert er habe dir nichts erzählt...Du spionierst mir nach?!“, zum Ende hin war Maliks Stimme nicht nur sonderlich schrill sondern auch noch extrem laut geworden, welcher ein gefrusteter Gesichtsausdruck folgte.
 

Robert schnaubte nur unbeteiligt und drückte nun leicht ebenfalls den Teller von sich: „Sei nicht lächerlich Malik, Spionage würde ich es nicht gerade nennen.“

„Wie denn dann?! Zufälliges Bespitzeln einer drittgradigen Person mit der ich Bett und Tisch teile?!“

„Wenn ich dich dran erinnern darf teilen wir vielleicht das Bett, jedoch hast du dich nicht für den Tisch oder meine Wohnung entschieden Malik!“

„Na wie gut, dass ich mittlerweile auch das Bett mit jemand anderem geteilt habe!", noch während er es Aussprach, hätte Malik sich selber ohrfeigen können.
 

Maliks Sarkasmus prallte an Robert ab, in welchem mittlerweile nur noch pure Wut aufschwellte. Seine Gesichtsfarbe wechselte von Rot zu Weiß und wieder zurück zu Rot. Robert hatte Maliks sarkastische Bemerkung sehr wohl verstanden und man konnte förmlich den blanken Zorn hinter seinen Augen erahnen. Seine Handballen verkrampften sich in der teuren Stoffserviette und Malik schluckte hart.

Er wusste er war zu weit gegangen.
 

Robert atmete tief durch und legte die Serviette neben den Teller. Er durchbohrte Malik förmlich mit seinem Blick. Oder sollte man eher durchdolchen sagen? Er schwieg und winkte dem Kellner ab, welcher an den Tisch herantreten wollte. Der Franzose verkrampfte seinen kompletten Körper und Malik beobachtete wie sich die Muskeln unter dem teuren Designer-Hemd anspannten.
 

Malik rutschte ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her und nippte immer wieder kurz an seinem Getränk - eine Angewohnheit die er immer an den Tag legte wenn er nervös war. Er hoffte Robert konnte seinen Jähzorn zügeln, ansonsten würden man sie wohl nett bitten das Chez Nous zügigst zu verlassen. Und diese Blamage wollte sich der Araber einfach nicht geben. Wieder nippte er kurz an seinem Glas und suchte Roberts Blick, welcher ihn immer noch wie pures Eis festzunageln schien.
 

„Bist du nervös, Malik?“, Roberts Stimme tropfte voll Hohn und sein ohnehin schon starker französischer Akzent wirkte gleich doppelt so schlimm. Der Franzose setzte sich auf und blitzte Malik mörderisch an, der nun sein Glas vorsichtig abstellte. Sein Blick ging dem Araber durch Mark und Knochen. Er hielt die Luft angespannt an und wartete.
 

Zeit rauschte an Ihnen vorbei und Malik kam es vor wie Minuten, Stunden die er auf eine weitere Antwort von Robert wartete. Als er wieder nach seinem mittlerweile schon fast leerem Glas griff, räusperte auch Robert sich: „Ich denke wir sollten es heute dabei belassen.“

Malik blinzelte kurz, ehe er fast schon kleinlaut murmelte: „Meinst du nur das Essen oder...?“

„Alles Malik.“

„Aber Robert-“

„Wage es nicht, mit irgendwelchen Ausflüchten zu kommen!“, Roberts fauchte und seine Stimme glich einem Donnern welches von weitem her grollte.
 

Malik zuckte heftig zusammen, so wie alle Menschen welche im Essensraum zusammen mit ihnen saßen. Er schwieg und senkte seinen Kopf herunter auf seinen Teller.

Er wusste, dass Robert all seine Nerven anspannen musste um ihm weder an die Gurgel zu springen oder ihm Wörter entgegenzuschreien, welche weit unter der Grenze der menschlichen Würde lagen.

Er wusste auch, dass Robert oft als gewalttätig galt, er hatte mehrere Anzeigen wegen Gewaltausbrüchen auf sein Konto zu schreiben.
 

Malik selber hatte sogar einmal mitbekommen wie der Franzose einen unschuldigen Gast in einer Disco fast krankenhausreif geschlagen hatte, nur weil dieser damals gestolpert war und eines seiner Hemden mit Cola-Whiskey beschüttet hatte. Zwar hatte die Armee, oder besser gesagt der Armeebefehlshaber General Rousseau ihn mittels Geld und Posten schneller rausgeboxt als Malik überhaupt seinen eigenen Namen aussprechen konnte, doch hatte es in Malik einen entscheidenen Wendepunkt hinterlassen.
 

Robert de Sable war gewalttätig.
 

Und obwohl er Malik noch nie körperliche Gewalt angetan hatte - außer von etwas härterem Anpacken beim Sex, bei welchem Malik manchmal ab und an gar nicht abgeneigt war - wusste der Araber, dass es nur eine Frage der Zeit war bis Robert auch an ihm Gewalt ausübte. Deswegen machte er auch drei Kreuze wenn er wieder lebend zu Hause bei Roger ankam. Obwohl er auch seinen besten Freund verfluchen könnte - immerhin hatte er die beiden miteinander bekannt gemacht.
 

„Malik!“, Robert knallte mit der flachen Hand auf den Tisch. Der Knall hallte im gesamten Raum wieder und ließ die umhersitzenden Leute wieder einmal zusammenzucken und mit dem Essen aufhören. Robert fauchte weiter: „Du träumst schon wieder vor dich hin! Das war‘s. Ich gehe.“ Robert stand auf und nahm aus seinem Geldbeutel genügend Geld, welches er auf die Mitte des Tisches knallte und zum Ausgang stampfte.

Malik wollte ihm nicht folgen.

Er sah aus den Augenwinkeln wie man Robert seinen Mantel brachte und wie er einige Sekunden später das Lokal verließ.
 

Der Araber atmete leicht auf und lehnte sich zurück. Jedoch hatte er keine Zeit über das eben Geschehene nachzudenken, da sich bereits jemand neben ihm räusperte: „Wollen Sie vielleicht den Hauptgang, Monsieur?“ Malik sah auf und erblickte der Kellner, welcher ihn fast schon ehrfürchtig ansah. Sein Blick schwebte weiter im Raum umher, und er sah, dass alle Augen im Raum auf ihn gerichtet waren. Unwohl rutschte er etwas auf seinem Stuhl hin und her und winkte dem Kellner dann ab: „Nein danke. Ich denke sie können der Küche ausrichten, dass sie das Dessert erst gar nicht herzurichten brauchen.“

Ihm war gehörig der Appetit vergangen.
 

Er sah auf den Tisch und erblickte, dass Robert genügend Geld für das gesamte Essen dargelassen hatte. Langsam fingen die Gäste um ihn herum wieder an zu reden, das Geschirr klapperte leicht und Malik spürte wie die neugierigen Blicke langsam von ihm abwischen. Erleichtert stand er kurze Zeit später auf und ging ebenfalls zum Ausgang um seinen Mantel anzuziehen und das Chez Nous zu verlassen.

Seit Monaten wollte er im Chez Nous Essen, und nun wo er es augenscheinlich hinter sich hatte, fiel ihm auf, dass die Vorspeise eigentlich gar nicht so lecker gewesen war. Vielleicht war es auch nur seine Einbildung, oder die schlechte Begleitung gewesen.
 

Seufzend stellte er den Kragen des Mantels hoch als ihm die kalte Luft des Pariser Nachmittag entgegenschlug. Robert hatte Schluß gemacht und damit war er wieder ganz offiziell Solo. Es tat weh und zu seiner eigenen Verwunderung musste er zweimal kräftig Schlucken.

Sie waren fast zwei Jahre zusammen gewesen.

Zwei ganze Jahre.

Klar hatten sie Höhen und Tiefen erlebt, aber Malik hatte schon länger gespürt, dass Robert nicht der Richtige war. Es gab stets dieses Verlangen in ihrer Beziehung, welches er immer wieder versuchte zu stillen und es nie geschafft hatte. So, als würde er auf etwas warten, etwas was ihn erst finden würde.
 

Betrübt ging er weiter über den Parkplatz. Aus Reflex sah er sich um und stellte fest, dass Robert längst verschwunden war. Natürlich, warum sollte er auch noch auf ihn warten? Er müsste also zu Fuß nach Hause, was ihn rund 2 Stunden seines Nachmittags kosten würde. Zwar könnte er auch Bus oder Bahn nehmen, aber so konnte er wenigstens an der frischen Luft noch einmal über alles Nachdenken.
 

Er atmete tief durch, machte sich auf den Weg und ein Lächeln legte sich auf seine Züge als er den Park betrat. Tief in ihm drin, konnte er es spüren. Freiheit. Er fühlte sich frei.

Freunde

Hey Leute :)

Vielen Dank für all eure netten ENS und Kommentare!

Ich freue mich darauf euch hier das neue Kapitel posten zu können.

Ab jetzt werde ich 2 mal die Woche updaten, ich schreib jedoch jedem meiner Faves eine ENS bei neuem Kapitel - und jeder der nicht gefavet hat, kann gerne einen Kommentar hinterlassen und wird ebenfalls per ENS benachrichtigt ;)

Auf jeden Fall geht's hier weiter mit dem Templer-Kapitel, würd mich freuen, wenn ihr mir vielleicht ein Feedback über Roberts und Sibrands Charakter geben könntet :3
 

*alle knuddelz*
 

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Kapitel 10 - Freunde
 

Schießplatz Alpha war im Gegensatz zu den anderen unteren Schießplätzen einigermaßen ruhig. Er lag weiter abseits als die meisten und wurde eigentlich nur von Ranghohen Generälen oder Oberbefehlshabern - sprich Templern - benutzt. Es verwunderte Robert also nicht, dass die einzigen Beiden die er auf dem Schießplatz zur Mittagszeit erblickte seine besten Freunde und somit gleichzeitig seine Armeekompanen waren. 
 

Sibrand Tréard war der Sohn eines hervorragenden französischen Offiziers und einer deutschen Mutter. Leider hatte der Blonde seinen Vater nie persönlich kennengelernt, da er bereits im Krieg gefallen war bevor Sibrand seinen 2. Geburtstag gefeiert hatte. Seine Mutter und er lebten seitdem dank der großzügingen Rente der Armee - und einer kleinen nicht zu verachtenden Spende der Templer - in einer abbezahlten Villa gleich neben den De Sables. Robert und Sibrand waren wie Brüder miteinander aufgewachsen und die Ungeduld und Aggression die Robert an den Tag legte, machte Sibrand mit Ruhe und Freundlichkeit wett. 
 

In der Clique um die drei Jungs war Sibrand der Schmalste. Er war größer als Robert, reichte jedoch nicht an die Größe von Bastian ran, der mit seinen 1,90m eindeutig der Größte war. Er war blond, hatte strahlende blaue Augen und einen trainierten Körper - er war das Sinnbild eines perfekten Deutschen und Hitler wäre stolz gewesen ihn in seiner Kompanie zu haben - zumindest vom Aussehen her. Er war stets konzentriert und nahm seine Aufträge ernst, übereilte jedoch gerne etwas und ließ sich von seinem emotionalen Status leiten - etwas, was ihn gerne mal Kopf und Kragen in der Armee kosten konnte. 
 

Bastian war nicht nur der Größte sondern auch der Stärkste der drei. Er trug die Haare stets abrasiert und hatte es bereits früher stets geschafft seine Emotionen hinter einer eiskalten Maske zu verbergen. Bereits sehr früh hatte er angefangen seinen Körper zu stählen und das hatte sich eindeutig in den letzten Jahren ausgezahlt. Außerdem war Bastian der Ranghöchste von den Dreien und leitete ihre Sondereinheit stets an. Er ließ sich nie durch etwas wie Gefühle oder dergleichen aus der Ruhe bringen. Er stand bereits mit 4 Jahren auf dem Armeeplatz - auch wenn das nur war um seinen Vater zu besuchen. 
 

Genau wie der Vater von Robert und Sibrand, war auch Bastians Vater ein Ranghoher Templer - um genau zu sein war Bastians Vater kein geringerer als Armeebefehlshaber Rousseau. General Rousseau war eine Legende unter den Templern, sehr jung aufgestiegen und gefordert hatte er es geschafft die Templerleitung von Frankreisch an sich zu reißen und diese nun seit fast 15 Jahren vorfallsfrei zu leiten. Alle drei hatten unter ihm gelernt und er hatte Bastian, trotz Vater-Sohn-Beziehung, nie bevorzugt. Sibrand und Robert wussten, dass Bastian eindeutig der Beste von Ihnen war und sie hatten dies nie bestritten oder versucht ihm den Titel streitig zu machen. Sie waren Freunde und Freundschaft bedeutete ihnen mehr als das Nettogehalt am Ende des Monats auf einem Gehaltscheck. 
 

Robert stellte seine Sporttasche in Kabine 3 ab und verschränkte die Arme während er auf die Schießübungen seiner besten Freunde achtete. Bastian lag vorne mit 8/10 Schuss ins Schwarze aber Sibrand hatte mit 2 perfekten Kopfschüssen im wahren Leben eigentlich mehr Überlebenschancen. Obwohl Robert schmunzeln musste bei dem Gedanken 8 Kugeln mitten im Herzmuskel stecken zu haben und weiterzulaufen. Das konnten selbst Assassinen nicht verkraften. 
 

Nach weiteren 4 Schuss senkte Bastian die Waffe und lud sie nach. Er blickte rüber zu Robert und nickte ihm kurz zu, ehe er sich wieder der Plattform zuwendete: „Ist heute nicht dein freier Tag?“ Robert schaute auf und nickte. Eine Antwort hätte Bastian sowieso nicht mehr gehört, da er bereits wieder begonnen hatte auf die Plattform vor ihm zu schießen. 
 

Kurze Zeit später verstummte auch Sibrands Waffe. Der Blonde legte sie weg und nahm die Kopfhörer von den Ohren: „Hey Rob. Alles klar bei dir?“ Robert schnaubte und nickte auf Sibrands Opfertafel: „Bist heute wohl in Form.“ Es sollte eigentlich eine Frage sein aber es hörte sich eher beiläufig wie eine Feststellung an. Der Blonde grinste und legte seine Waffe zur Seite. Er stellte sich neben Robert und schob die Sonnenbrille hinauf ins sonnendurchflutete Haar: „Kannst du nicht mal an deinem freien Tag die Armee hinter dir lassen?“ 
 

Robert schnaubte wieder und Sibrand konnte an der pulsierenden Halsbeuge erkennen, dass er nahe einer Explosion war. Pfeifend wandte sich der Blonde mit dem Kopf zu Bastian welcher gerade dabei war die letzten Schüsse in die Opferplattform vor ihm zu versenken. Robert lehnte immer noch an der Wand und hielt die Arme verschränkt. Im Gegenteil zu seinen beiden Freunden trug er Alltagskleidung und stand damit im krassen Kontrast zu den Camouflage-Hosen und schwarzen T-Shirts der beiden. Sein Blick wanderte kurz zu seiner Sporttasche und er überlegte ob er sein Outfit wechseln oder so bleiben sollte. Die Entscheidung wurde ihm jedoch abgenommen, als seine Ohren vernahmen, dass Bastian seine Schießübungen anscheinend beendet hatte. 
 

Sein Blick wanderte zu dem Rousseau-Sprössling und blieb an seiner breitschultrigen Gestalt hängen. Er folgte seinen raubtierartigen Bewegungen als er sich umdrehte und die Waffe seufzend ebenfalls weglegte. Bastian schnappte sich seine Trinkflasche und trank ein paar kräftige Schlücke bevor er die Kopfhörer lose um den Hals baumeln ließ und die Brille vorne ins Shirt steckte: „Was ist los mit dir? Hast du es Malik etwa nicht gut besorgt?!“ 
 

Bei der Erwähnung von Maliks Namen stellten sich Roberts Nackenhaare starr empor und sein Blick wechselte von genervt zu explosiv rasend. Er drückte sich von der Mauer ab und stand in einer Bewegung vor Bastian, packte ihn am Kragen seines T-Shirts wobei die Brille sich löste und mit einem Scheppern auf dem Steinboden aufkam: „Wage es nicht über ihn zu reden! Dieses niederträchtige Miststück!“ Sibrand war in Sekundenschnelle zwischen den Beiden und zog Robert bestimmt weg: „Rob, beruhige dich!“ 
 

Bastian zog fragend die Augenbrauen nach oben und hob in aller Ruhe seine Brille auf, welche er nach einer kurzen Inspektion wieder vorne an sein T-Shirt pinnte. Er kannte Robert und dessen Temperament nur zu gut und wusste, dass es nicht ratsam war den Templer zu reizen. Trotzdem drängte sich ihm die Frage auf, wie Malik es geschafft hatte ihn so aus der Haut rausfahren zu lassen. Robert riss sich derweil von Sibrand los und stellte sich immer noch bebend wieder zurück an die Mauer. Bastian lehnte sich an die Kabinenwand und sah ihn zusammen mit Sibrand fragend an. 
 

Der Franzose schnaubte und begann dann unter größter Anstrengung mit wutdurchtränkter Stimme zu erzählen: „Malik war die letzten Wochen immer komischer. Er hat doch diesen neuen Job. Ratet mal wo? Nah? Bei den Voltaires. BEI DEN VOLTAIRES! Könnt ihr euch das vorstellen?!  Ich war ihn abholen und ratet mal wer uns da entgegenkommt - André Voltaire. Er hat Maliks Tasche getragen, von wegen er hätte sie vergessen.“ 
 

Bastians Miene verdunkelte sich augenblicklich. Als Sohn des führenden Templerleiters war es mitunter auch seine Aufgabe für die Sicherheit und Aufgabenbereiche der einzelnen Mitglieder in der Bruderschaft zu sorgen. Malik war immer schon etwas rebellischer gewesen, aber die Tatsache, dass er nun bei Voltaire arbeitete leitete Bastian zum Nachdenken an. Er hoffte, sie würden daraus keine Schwierigkeiten ziehen. Aber vielleicht könnten sie ihn auch als Spion benutzen? Unbewusst vielleicht, vor allem da Robert und Malik ja ein Paar waren. 
 

„Wir waren Essen. Im Chez Nous. Ich hab euch doch gesagt wie lange ich gebraucht habe um diesen Tisch zu bekommen“, Robert gestikulierte mittlerweile wütend mit der Hand und machte einen Schritt auf die beiden zu. Sibrand nickte langsam als würde er Robert bestätigen wollen und auch Bastian hing an den Lippen des Franzosen. 
 

„Wir haben geredet. Es ist eskaliert, er hat mich beschuldigt, provoziert. Als ich ihn darauf angesprochen habe und mich zivilisiert und ruhig mit ihm unterhalten wollte hat er plötzlich angefangen mich zu beleidigen und anzuschreien. Das ganze Chez Nous hat es mitgekriegt!“, mittlerweile schrie Robert ebenfalls auf dem Platz herum und Sibrand versuchte sich Malik vorzustellen wie er im Chez Nous angeblich durchgedreht war. Es war schwer vorstellbar für den Blonden den sonst so ruhigen und ausgeglichenen Araber völlig ausrasten und seinen besten Freund als Unschuldslamm zu sehen- jedoch erwähnte er dies vorerst nicht sondern hüllte sich in Schweigen. Er wollte Robert nicht noch mehr aufregen als dieser eh schon war. Und seinen Adrenalinspiegel bis unter die Decke zu puschen schaffte der Franzose ganz alleine, dafür brauchte er weder SIbrands noch Bastians Kommentare. 
 

Bastian war nicht so verständig wie der Blonde ihm gegenüber, weswegen er auch gleich - vielleicht sogar selber eine Spur zu aggressiv - nachhakte: „Was haben sie mitbekommen?!“ Sibrand warf kurz einen Blick zu Bastian und konnte ebenfalls das Funkeln in dessen Augen wieder erkennen. Robert nahm tief Luft und spie die nächsten Worte fast aus: „Malik hat mich betrogen.“ 
 

Das hieß dann wohl keine Spionage. Bastian hatte Blut geleckt. Sibrand wusste es noch während Robert es Aussprach. Auch wenn die drei beste Freunde waren oder gerade deswegen setzten sie sich füreinander ein. Niemand behandelte jemanden von Ihnen wie Dreck sonst würde es demjenigen auch so ergehen. Er wusste, dass Bastian bereits einen Racheplan hinter den sturmgrauen Augen schmiedete und Sibrand selber spürte ebenfalls Wut in ihm aufkommen, als Robert nun weiterfuhr: „Anscheinend schon mehrmals. Der Umgang mit Roger hat ihm nach und nach die Sinne geraubt!“ „Roger war schon immer eine Schande für die Templerschaft“, schnaubte nun auch Bastian und sah Robert wieder fragend an: „Weißt du wer es war?“ „Er hat keinen Namen genannt. Aber ich wette Roger kennt ihn auch“, Robert knirschte mit den Zähnen und ballte die Hände zu Fäusten. 
 

Sibrand legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken, was jedoch nicht den erwünschten Effekt brachte sondern Robert im Gegenteil noch mehr aufstachelte. Er fluchte in französisch vor sich hin und beschimpfte Malik mit mehreren verschiedenen Worten welche jedoch eigentlich alle das Gleiche thematisierten. Malik hatte rumgehurt. Und dafür gehörte nicht nur ihm sondern auch seinem Partner gehörig eins reingewürgt, da waren sich die Jungs bereits nach wenigen Sekunden einig gewesen. 
 

Auch Bastian kam nun und legte Robert den Arm um die Schultern: „Wir werden diesen ominösen Liebhaber finden. Und dann werden wir ihm zeigen, dass er sich besser nie mit uns angelegt hätte. Er wird so schnell keinem mehr den Freund ausspannen - oder jemanden beglücken können!“ Sibrand grinste Bastian an: „Wenn er überhaupt noch jemals jemanden beglücken kann wenn wir mit ihm fertig sind.“ Robert lachte auf und spürte wie Bastians Arm sich von seinem Körper senkte. 
 

Sibrand dirigierte Robert in die Schießkabine und setzte ihm seine Sonnenbrille auf, als Bastian bereits mit seiner Waffe zurückkam und sie ihm neu geladen reichte. Er  nahm seine Kopfhörer und gab sie ebenfalls an Robert weiter: „Du solltest dich beruhigen, mach ein paar Übungen.“ Der Franzose nickte und entsicherte die Waffe. Er wusste, dass seine Freunde hinter ihm standen. Niemand legte sich mit Ihnen an und kam ungeschoren davon. Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen als er den Abzug der Waffe betätigte und damit seiner Wut endlich freien Lauf ließ.

Der Code

Kapitel 11 - Der Code
 

„Du fährst also Morgen?“, Jonathan hatte die Füße auf Andrés Schreibtisch gelegt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er saß mit seinen beiden Brüdern in Andrés Büro und sah Altair fragend an. Der Ältere stand vor dem Pult, lehnte sich an den Mahagonitisch und hatte ebenfalls die Arme verschränkt, jedoch vor der Brust: „Ja, ich denke es fällt weniger in den Massen auf, wenn ich mich dem Autobahnverkehr anschließe anstatt mit Warnschildern in Italien einzufliegen.“
 

André nickte Altairs Worten zu und schaffte es mit einer eleganten Bewegung Jonathans Beine vom Tisch zu fegen, so dass der Blonde sich ruckartig aufsetzen musste um nicht mit dem Stuhl umzufallen. Er speiste den trotzigen Blick seines kleinen Bruders mit einem scharfen seinerseits ab und wandte sich dann an seinen zweiten Bruder und gleichzeitig besten Freund: „Wann kommst du zurück?“
 

„Ich denke mal Mitte der Woche, sollte nichts dazwischen kommen.“

„Du solltest aufpassen, du weißt in Italien regiert Borgia.“

„Ich weiß, aber ich denke Ezio hat das Problem ganz gut im Griff, mir macht eher seine... nennen wir es Art und Weise zu schaffen...“

„Du meinst wegen dem Vorfall letzter Woche?“ Altair nickte zu Andrés Worten und verlor sich in seinen eigenen Gedankengängen. Ezios Vorgehensweise war nicht gerade immer versteckt und dem Credo angepasst.
 

„Hey Altair!“, Jonathan grinste nun über beide Wangen als er sah, wie sein Bruder sich sichtlich erschreckt hatte:„Ich hoffe du bist fit genug! Meister Jaleel erwartet dich sicher schon!“ Altair blinzelte einige Male ehe er fast schon murrend seufzte.
 

Jaleel war ein arabischer Assassine der alten Schule. Aufgewachsen und trainiert in Masyaf von dem gleichen Ausbilder wie auch Altairs Vater war es für jeden eine Ehre Jaleel als Meister anzusehen. Altair selber wusste, trotz seines Großmeistertitels würde er wahrscheinlich nie an Jaleels Können und natürliches Talent heranreichen. Der Mann lebte für seinen Job und Altair schätzte es, dass er sich damals nachdem Masyaf gefallen war dazu bereit erklärt hatte das Training der verbliebenen Assassinen zu übernehmen.
 

„Ich denke Jonathan würde Training auch ganz gut tun“, meinte André fast schon bissig und schmiss wiedermal Jonathans Beine vom Schreibtisch herunter. Der Jüngste verengte kurz die Augen, sagte jedoch nichts. André setzte sich an seinen sonstigen Arbeitsplatz und sah nach einem kurzen eindringlichen Blick von Jonathan schlussendlich auf Altair: „Ich wollte übrigens noch mit dir über Malik reden...“
 

Altair sah kurz über die Schulter zu seinem Bruder, seufzte schließlich und ließ sich in den Stuhl vor Andrés Büro fallen. Mittlerweile war Freitag und Altair fragte sich ob er den Anderen bereits nach 4 Arbeitstagen entlassen wollte. „Schieß los.“

André räusperte sich kurz: „Er macht seine Arbeit sehr gut. Gründlich, schnell und präzise. Ich muss gestehen, meine Erwartungen wurden noch übertroffen...“ Der Älteste der drei Brüder biss sich kurz nachdenklich auf die Unterlippe ehe er seine Worte wohl überlegt wählte: „Dennoch hat auch er Probleme mit der Karte...Ich denke jedoch nicht, dass er es nicht aufgrund mangelnden Talentes lösen kann sondern eher weil die Karte verschlüsselt ist.“
 

Altair hatte sich mittlerweile auf seine Handfläche gestützt, wobei sein Ellenbogen auf der Stuhllehne ruhte. Normalerweise verließ er sich auf Andrés Urteil. Sie brauchten eine Lösung, und das schnell. Die Karte könnte womöglich der einzigste Hinweis und somit auch gleichzeitig Wegbereiter in eine neue Zukunft sein, eine bessere, friedlichere Welt. Altair wusste, dass Zeit etwas in der heutigen Welt war, was er selber leider nicht zur Verfügung hatte.
 

„Du solltest mal mit ihm reden Altair. Ich denke er kann dir mehr dazu sagen“, André lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blickte rüber zu Jonathan, der gerade wieder ansetzte seine Beine auf den Schreibtisch zu legen. Der Blonde schien jedoch bereits zu wissen was ihn erwarten würde und so hielt er mitten in der Bewegung inne und stellte die Beine vorsichtig auf dem Boden ab. Altair musste bei der Geste seines Bruders unweigerlich grinsen.
 

Er schüttelte belustigt den Kopf und stand dann seufzend auf, schlug sich in die Hände: „Gut, ich schau heute Mittag bei ihm vorbei.Mal schauen was er mir so erzählen kann.“ Er wuschelte Jonathan durch das mittellange Haar und hob auch bei André nochmal kurz die Hand, ehe er sich seine Lederjacke überwarf und aus dem Büro verschwand.
 

André seufzte und Jonathan verschränkte wieder die Arme hinter dem Kopf. „Bin mal gespannt was in Italien abgeht“, unbemerkt versuchte der Voltaire-Sprössling seine Füße wieder auf das Pult vor ihm zu hieven, doch bevor er sie auch nur ansetzen konnte knallte eine von Andrés Mappen mit voller Wucht gegen seinen Kopf. Murrend stand schließlich auch der Blonde auf und rieb sich den Hinterkopf: „Mann...“ André schenkte ihm nur einen strengen Blick und verbannte ihn damit ebenfalls aus seinem Büro. Als schließlich die Tür hinter dem Blonden ins Schloss fiel, atmete André auf und musste leicht lachen.

Seine Brüder würden sich wohl nie ändern.
 

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Malik seufzte tief und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er saß in seinem abgedunkelten Büro und versuchte nun schon bereits seit Stunden auch nur irgendeinen Hinweis auf der vor ihm ausgebreiteten Karte zu finden. So langsam verließen ihn Geduld und Konzentration und auch sein Rücken beschwerte sich schon von der gekrümmten Haltung.
 

Er legte die Lesebrille zur Seite und stand auf um am anderen Ende des Raumes die Kaffeemaschine zu betätigen. Die Arbeitsbedingungen unter den Voltaires waren einfach nur großartig, und Malik meinte dies nicht mal sarkastisch. Sein Büro war groß und beherbergte einen Schreibtisch welcher direkt unter den großen Glasfenstern stand, sowie eine kleine Kaffeeecke am anderen Ende des Raumes wo sich nicht nur eine Senseo Maschine mit mindestens 5 verschiedenen Pad-Sorten, sondern auch noch ein Hightech Wasserkocher für Tee mit Sorten befand von denen Malik noch nie etwas gehört hatte.

Und normalerweise kannte Malik sich mit Kräutern und Tee eigentlich ziemlich gut aus.

Außerdem fand er jeden Tag einen neuen Teller voller kleiner leckerer Kekse, welche er immer mal wieder genüsslich zwischendurch knabberte.
 

Auf der anderen Seite des Eingangs befand sich ein Garderobenständer mit Platz zum Abstellen seiner Umhängetasche. In der Mitte des Raumes jedoch war das, womit Malik sich die letzten Tage ausgetobt hatte: sein persönlicher Untersuchungstisch mit zwei Hockern.

Er war 1,80m lang und besaß Halogenleuchten unter der Oberfläche, welche Malik dank der Glasoberfläche nach belieben einschalten, erhellen oder verdunkeln konnte. Er konnte sogar die Farbe je nach belieben ändern - von Rot auf Blau auf Weiß und Gelb. Soweit er wusste, konnten das nur sehr sehr wenige restauratorisch-karthografischen Büros und als er es an seinem ersten richtigen Arbeitstag entdeckt hatte, wäre er fast von seinem Stuhl gefallen vor Schreck.

Die Voltaires schienen wirklich viel von ihm zu halten, was auch die entsprechende Ausrüstung in den Schränken links und rechts des Tisches erklären würde.
 

Malik hatte bereits sehr schnell nach seinem zweiten Tag gemerkt, dass sein Job eigentlich gar nichts mit einer pharmazeutischen Firma zu tun hatte. Sowieso war es ihm ein Rätsel gewesen, warum die Voltaire-Firma ausgerechnet ihn engagiert hatte. Die Projekte welche sie für ihn vorgesehen hatte, empfand er anfangs als sehr leicht - zu leicht vielleicht.
 

André war Dienstagmorgens zu ihm ins Büro gekommen und hatte einige leichte Medikamentenzusammensetzungen der alten Ägypter und Syrer Malik zum entschlüsseln vorgelegt. Im Gegensatz zu Andrés Erwartungen hatte er sich jedoch richtig ins Zeug gelegt und bereits am Ende des Tages mit den Lösungen brilliert. André hatte nicht schlecht gestaunt.
 

Mittwochs kam er dann mit der Karte angeschlichen, welche momentan bei Malik auf dem Leuchttisch lag und durch alle möglichen Tests durchgelaufen war. Das Papyrus war mindestens um die 1000 Jahre alt, soviel stand fest. Doch die Schrift, Buchstaben und Zeichnungen welche sich nahtlos immer wieder in andere Bilder und Buchstaben ergaben, schienen Malik noch um den Verstand zu bringen. Keine ihm bekannte oder nachrecherchierte Schrift hatte solch eine Ausprägung wie die, welche sich vor ihm befand. Seit Stunden zermattete er sich den Kopf darüber doch es schien sich nicht zusammenzuführen.

Nichts schien dem Araber auch nur einen Hinweis zur Lösung der Karte zu geben.

Es war einfach nur enttäuschend für den Schwarzhaarigen.
 

Geschafft nahm er seinen Kaffee unter dem tropfenden Kaffeehahn heraus, und er nahm einen kräftigen Schluck bevor er sich wieder zu seinem Arbeitsplatz begab. Er stellte die Kaffeetasse noch kochend hinter sich auf den Schreibtisch und setzte sich wieder auf den Hocker vor ihm. Er streckte sich und setzte sich sofort wieder starr hin als jemand zur Tür hereinkam.
 

Zuerst dachte er, es wäre wieder André welcher es sich in den letzten 3 Tagen zur Aufgabe gemacht hatte Malik pünktlich vor jeder Mittagspause abholen zu kommen oder Nachmittags nochmal nach ihm und seiner Arbeit zu sehen. Dienstags hatte der Araber seine Mittagspause nämlich gänzlich über der Arbeit vergessen und André hatte ihn somit daran erinnert, dass er mittlerweile so etwas wie ein Recht auf Pause hatte - auch wenn das sonst nie der Fall in seinem Beruf gewesen war.
 

Anders als er es jedoch erwartet hatte, stand Altair plötzlich in der Tür und grinste ihn breit an: „Fleißig am arbeiten?“ Malik wusste nicht wohin er zuerst schauen sollte. Er öffnete den Mund, nur um ihn gleich wieder wegen der Trockenheit zu schließen. Er räusperte sich, nickte, bekam ein krächzendes „Äh“ heraus, nickte wieder und blieb schlussendlich auf seinem Hocker sitzen, Kopf leicht gesenkt und Altair leicht anstarrend. Der Braunhaarige vor ihm grinste und betrat den Raum.
 

Die Tür fiel mit einem leisen Klicken ins Schloss und Malik musste unweigerlich Schlucken. Als Altair sich nun auch noch in Bewegung setzte, um neben Malik stehen zu bleiben und ebenfalls die Karte anzusehen, blieb dem kleineren Araber das Herz fast stehen. Er konnte ihn neben sich spüren, fast berührbar, die Hitze die von Altairs Körper ausging setzte sich auf Maliks Haut fest und ließ ihn sekundenschnell abkühlen und gleichzeitig erhitzen. Er wusste nicht was er tun sollte, Nervosität schien ihn zu überrennen.
 

Altair stützte sich mit den Händen am Tisch ab und drückte seinen Körper bei der gebeugten Haltung leicht durch, Augen auf die Karte gerichtet: „Wie läuft es?“

Malik blinzelte und sah auf, sprang von seinem Hocker und schien auch augenscheinlich endlich seine Stimme wiedergefunden zu haben: „Nicht wirklich gut, aber auch nicht wirklich schlecht...“ „Will heißen?“, immer noch betrachtete Altair die Karte skeptisch, wissbegierig.
 

Malik tastete unter seinen Armen hindurch und schnappte sich seine Lesebrille, setzte sie auf und schob Altair ein Stückchen zur Seite. Er ignorierte den kalten Stoff der Lederjacke - welche er übrigens vor genau einer Woche nachts ebenfalls gespürt hatte - und begann Altair von seinen Erkenntnissen zu erzählen. Malik hastete um den Tisch und zeigte immer mal wieder auf Platten, Zeichen und Wege welche er anscheinend erkannte, was jedoch vor Altairs begrenztem intellektuellen Wesen völlig außer Acht gelassen wurde. Der Braunhaarige sah Malik zu, wie dieser völlig in seiner Arbeit und Aufgabe aufging. Er hatte ein natürliches Talent dafür selbst einen Kulturbanausen wie Altair völlig in seinen Bann zu ziehen.
 

Altair richtete sich auf und verschränkte amüsiert die Arme vor der Brust. Der Schwarzhaarige plapperte immer noch wie ein Wasserfall: „... wenn wir das nun berechnen und davon ausgehen können, denke ich dass es sich bei den Schriftzeichen weniger um eine alte längst vergessene Sprache sondern viel mehr um eine Art Code handeln müsste. Verstehst du? Anscheinend hat man das hier hinterlassen, damit nur derjenige welcher den Code besitzt die Karte entschlüsseln kann!“ Maliks Augen strahlten als er nun zu Altair emporblickte und erst beim Anblick der goldbraunen Augen schien er das amüsierte Funkeln zu erkennen. Er räusperte sich und stellte sich wieder, vielleicht auch etwas angespannt, auf seinen Platz neben Altair.
 

Der Assassine unterdrückte mittlerweile ein kleines Lachen. Maliks offene Art und die Tatsache, dass er sich für solche Kleinigkeiten begeistern konnte, imponierten Altair. Der Braunhaarige lächelte den Kleineren etwas an und nickte dann langsam: „Es handelt sich also um einen Code?“ Malik nickte nachdenklich, Blick auf die Karte geheftet: „Ja, definitiv. Ich hab die letzten 3 Tage mit sonst nichts als Recherchen, Nachforschungen und Untersuchungen verbracht und ich kann dir versichern, dass ich ohne Code hier nichts weiteres tun kann.“ Der Araber schob seine Lesebrille von der Nasenspitze hoch. Altair beobachtete ihn dabei: „In Ordnung. Ich weiß zwar nicht genau ob ich dir damit helfen kann, aber... Ich denke ich hab da was für dich.“
 

Der Braunhaarige gab Malik einen kleinen freundschaftlichen Schubs an der Schulter, ehe er sich umdrehte und zur Tür ging: „Ich werd mit André reden und es dir dann vorbeibringen.“ Malik sah ihm nach, noch immer in Gedanken bei seiner Karte und gab nur ein „Mhm“ von sich. Altair öffnete die Tür und sah zu dem Kleineren zurück. Auf seinen Lippen breitete sich ein siegessicheres Grinsen aus: „Ach Malik?“ Der Schwarzhaarige sah auf und blinzelte einige Male, ehe er Altair fest ins Gesicht blicke: „Ja?“ „Die Brille steht dir. Siehst sexy aus“, damit verschwand er winkend aus dem Türrahmen.

Das Klicken der sich schließenden Tür riss Malik erst wieder aus seiner Starre heraus und ließ ihn schwer Schlucken.

Montserrat Caballé

Kapitel 12 - Montserrat Caballé
 

Noémie Al-Sayf war stets beherrscht und leitete Vollzeit als Notarin ihre eigene französische Kanzlei. Bereits sehr jung hatte sie stets nur ein Ziel vor Augen gehabt und dieses auch nahezu erbarmungslos verfolgt: Perfektion. Für eine perfekte Bilanz ging sie über Leichen – das wussten ihre Kollegen, und das wussten auch ihre Kinder so wie ihr Mann Malo. 
 

Noémie hatte schon immer versucht einem gewissen Standard anzugehören und sich in Frankreich bei den führenden Templer-Familie einzugliedern. Drei mal die Woche hatte sie Yoga mit Mme De Sable, 2 mal traf sie sich mit Mme Tréard zum Schwimmen. Sie hatte sogar dafür gesorgt, dass ihr Mann sich jeden Freitag mit General Rousseau auf ein Feierabendbier traf. Alles in allem leitete sie ein perfektes kleines Familienunternehmen. 
 

Bis Malik gerade eben am Essenstisch all ihre kommenden Hoffnungen noch nähere Bindungen mit den De Sables zu knüpfen wie mit einem Fleischermesser durchtrennt hatte, als er nach langem Rumdrucksen schlussendlich zugab nicht mehr mit Robert zusammen zu sein. Dabei wollte Noémie doch eigentlich nur nachfragen ob Malik sich nicht aber dazu entscheiden würde zu Robert zu ziehen. 
 

„Malik Al-Sayf, das bringst du sofort in Ordnung!“ Malik hätte sich am liebsten Ohropax tief in die Ohren gesteckt um dem schrillen Ausbruch seiner Mutter zu entkommen. Er wusste, dass es nicht einfach bei seinen Eltern werden würde aber die Explosion der Gefühle seiner Mutter war für den jungen Araber dann doch ein wenig zuviel des Guten gewesen. Zwischen mehreren „Weißt du eigentlich was du dir damit antust?!“ und einigen „Weißt du eigentlich was du uns damit antust?!“ und schlussendlich dann auch noch mehreren „Weißt du eigentlich was du mir damit antust?!“ schaffte der junge Araber es nicht sich seiner Mutter entgegenzustellen. Klar, er war zwar schon 26, aber Eltern blieben Eltern und seine Mutter hatte es ihm eigentlich noch nie wirklich einfach gemacht. 
 

Seufzend lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und wartete ab – das war jedenfalls das Klügste was er momentan machen konnte. Noémie war außer sich vor Wut und stampfte vor dem Essenstisch auf und ab, räumte Schüsseln und Salatbestecke von A nach B und schimpfte zwischendurch unaufhörlich auf Malik ein. Sein Vater saß am gegenüberliegenden Ende des Tisches und seufzte tief auf, bedeutete Malik jedoch ruhig zu bleiben. 
 

Malik drehte den Kopf weg und schaute fast schon trotzig auf den Teller vor ihm, Arme vor der Brust verschränkt. Normalerweise hatte er diesen Sonntag gar nicht zum Essen auftauchen wollen. Er stand ja fast tagtäglich in Telefonkontakt mit Beiden und eigentlich war er damals ganz froh gewesen der Kontrolle seiner Mutter zu entkommen, jedoch besaß Malik einen ausgesprochen ausgeprägten Sinn für Familie und dieser zog ihn immer wieder nach Hause zurück. Außerdem war Roger selber bei seiner Familie zum Essen und Malik wollte nicht alleine in der WG zurückbleiben. Des Weiteren mochte er seinen Vater, vor allem wegen der Bodenständigkeit und Ruhe die er ausstrahlte. 
 

„Hörst du mir überhaupt zu?!“, Noémies Stimme war mittlerweile bei einer Tonart angekommen welche Montserrat Caballé noch Konkurrenz gemacht hätte. Malik blickte auf und verzog kurz gleichzeitig mit seinem Vater das Gesicht – wenn seine Mutter so weiterschreien und auch weiterhin so schrill bleiben würde, mussten beide mit einer schweren Mittelohrentzündung rechnen. 
 

„'Tschuldigung. Was hast du gesagt, Mama?“, Malik versuchte unschuldig zu wirken, doch anstatt seine Mutter damit zu beschwichtigen, schien er sie nur noch mehr aufzuregen. Noémie knallte das Handtuch,welches sie gerade noch in der Hand hatte auf den Tisch und zischte: „Mit deinem Bruder Kadar haben wir nie solche Probleme gehabt!“ 
 

Malik zog scharf die Luft ein und verengte die Augen: „Ach sind wir wieder so weit,ja?!“ 
 

„Was meinst du?!“ 
 

„Du weißt genau was ich meine! Immer heißt es nur Kadar ist hier, Kadar ist da, ach Malik wusstest du schon? Kadar hat hier und dort.Hast du vergessen, dass du zwei Söhne hast?!“, Malik war von seinem Stuhl aufgesprungen und hatte mittlerweile ebenfalls die Hände auf die Tischplatte vor sich geknallt. 
 

Noémie zog scharf die Luft ein, ehe sie bitter antwortete: „Nein Malik, leider hast du mir heute wieder einmal bewiesen, dass du es nicht schaffst dich bei uns Al-Sayfs zu integrieren. Du warst schon immer ein schwieriges Kind. Weißt du, dein Bruder Kadar-“ 
 

„Schweig!“, Malik bebte und betonte nun jedes einzelne Wort seines folgenden Satzes: „Ich sag es dir noch einmal klar und deutlich Mutter, damit auch du es in Zukunft verstehen wirst: Es interessiert mich absolut einen Scheißdreck was mein Bruder macht, wo er sich befindet, oder was er den ganzen Tag von sich gibt!“ 
 

„Unerhört!“, die Braunhaarige schrillte wieder auf, doch Malik hörte ihr bereits nicht mehr zu. 
 

In seiner Wut knallte er nun ebenfalls die Serviette auf den Tisch und ging in schnellen Schritten hinüber ins Wohnzimmer zur Couch, wo sein Trenchcoat bereits auf ihn wartete. Noémie wollte gerade wieder ansetzen während Malik nach seinem Trenchcoat griff, als sich nun endlich Malo mit seiner ruhigen tiefen Stimme zu Wort meldete: „Noémie,Malik, es reicht.“ 
 

Eigentlich waren in der Familie Al-Sayf die Rollen eindeutig zugeteilt und Malo hat wahrlich nicht den Platz des Familienoberhauptes inne, dennoch stoppten Malik und selbst seine Mutter mitten in ihren Bewegungen und sahen beide den älteren Araber an. Malo räusperte sich kurz und blickte dann zu seinem Sohn: „Gehst du bitte in mein Arbeitszimmer? Ich komme gleich nach.“ Malik schnaubte, schnappte dann aber nach seinem Trenchcoat und begann im Gang die Treppen nach oben zu steigen ohne seine Mutter auch nur eines Blickes zu würdigen. 
 

Er betrat das Arbeitszimmers seines Vaters und hörte noch die Stimmen seiner Eltern diskutieren bevor er die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Schnaubend warf er den Trenchcoat über einen der Sessel und marschierte schnurstracks zum Bücherregal am Ende des Raumes. Als Kind hatte er sich oft im Zimmer seines Vaters verschanzt wenn er sich wieder einmal von der Welt ungerecht behandelt gefühlt hat – meistens war es eigentlich nur seine Mutter gewesen welche Kadar wieder mal bevorzugt hatte. 
 

Malik hatte nichts gegen seinen Bruder, ganz im Gegenteil. Die beiden hatten ein eher freundschaftliches und entspanntes Verhältnis, auch wenn sie sich in letzter Zeit nicht mehr so oft sahen. Wenn er so genau darüber nachdachte, könnte er sich eigentlich mal wieder bei seinem Bruder melden. Seufzend schüttelte der Araber leicht den Kopf um auf andere Gedanken zu kommen und machte sich auch sogleich daran die Buchrücken der verschiedenen Bücher seines Vaters abzulesen. 
 

Er hatte sich früher – vor allem als er noch sehr jung war - wenn er wütend war oder einfach abschalten wollte öfters hierhin zurückgezogen und angefangen die Buchtitel der verschiedenen Bücher einzustudieren. Er wusste, dass sich die klassische Literatur genau neben der Zeitgenössischen befand, und er wusste ebenfalls, dass sich selbst Klassiker der Kinderliteratur wie Peter Pan neben solch bedeutenden Größen wie Harry Potter standen – und Malik hatte sie fast alle gelesen. 
 

Malik schmunzelte leicht. Als Kind hatte er seinen Vater mal gefragt, warum er als Notar eigentlich keine Bücher über das Recht in seinem Arbeitszimmer hatte, aber Malo hatte ihm nur geantwortet, dass seine Mutter genügend Bücher über Recht und Ordnung ansammeln würde, dann bräuchten sie nicht auch noch eine zweite Bibliothek voller Rechtsbücher. 
 

Seufzend blätterte Malik in einem weiteren Buch welches er gerade aus dem Regal genommen hatte und sah verblüfft auf verschiedene Zeichen und Buchstaben, als er auch schon hörte wie sich die Tür öffnete. Er blickte seinen Vater kurz an und stellte das Buch dann zurück ins Regal neben zwei weitere mit dem gleichen alten Ledereinband ohne jeglichen Buchrücken, bevor er sich zurück zu seinem Vater wandte und sich in den gepolsterten Sessel fallen ließ. 
 

Malo ließ sich ihm gegenüber in den Bürostuhl fallen und seufzte tief auf. 
 

Malo Al-Sayfs Stärke war eigentlich seine ruhige und gelassene Art mit welcher er es schaffte, eigentlich jeden auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen. Obwohl er eigentlich nicht als das Familienoberhaupt galt in der Al-Sayf Familie – was wohl vor allem daran lag, dass auf Noémie nicht nur das Haus sondern auch die gemeinsame Kanzlei der beiden lief – strahlte er eine gewisse Präsenz aus, die einem sofort durch Mark und Bein fuhr. 
 

Er schmunzelte leicht und Malik entspannte sich merklich, ließ seinen Blick auch von trotzig auf gespannt wechseln. „Du hast deiner Mutter ja einen starken Schrecken eingejagt-“, noch bevor Malik sich verteidigen konnte, winkte Malo ab und setzte weiter ruhig an: „-dennoch ist es völlig und allein deine Angelegenheit und ich werde mich natürlich auf keinen Fall dort einmischen.“ Malik schwieg und sah seinen Vater nachdenklich an, welcher ihn jedoch fast schon amüsiert beobachtete. 
 

Malo räusperte sich noch einmal und wechselte dann gekonnt das Thema: „Wie ist denn dein neuer Job eigentlich?“ Malik musste unweigerlich bei der Gelassenheit seines Vaters Grinsen. Das bedeutete dann wohl, dass seine Mutter sich unten am abreagieren war und er zusammen mit seinem Vater wohl noch etwas länger darauf warten müsste, dass der Drache wieder mit dem Feuerspucken aufhören würde. Lächelnd lehnte der Araber sich leicht in die Polster zurück und begann daraufhin langsam zu erzählen.

Familienbande

Kapitel 13 – Familienbanden
 

Bastian mochte das Familienhaus der Rousseaus. Es war seit über 200 Jahren in ihrem Besitz und von Generation zu Generation weitervererbt worden. Es war groß und stand etwas außerhalb von Paris in einem noblen Vorort. Man hatte dort im Laufe der Jahre viele weite Felder angekauft, wodurch das ganze Anwesen nun von einem weiten Grasfeld umschlossen wurde. Seine Mutter war die erste gewesen die im Vorgarten einen kleinen Blumengarten angelegt hatte, welcher auch noch Jahre nach ihrem tot sorgsam umsorgt wurde. 
 

Sie hatte das gesamte Haus selber eingerichtet und geschickt klassische mit modernen Möbeln gemischt. Seine Mutter hatte ein Händchen für solche Sachen gehabt – genau wie sein kleiner Bruder, welcher nach ihrem Ableben den gesamten Männerhaushalt übernommen hatte. Bastian und sein Vater waren ihm eigentlich keine große Hilfe gewesen; er hatte sich nie dafür interessiert und war lieber seinem Training nachgegangen. Sein Vater war nach dem langen Kampf den seine Mutter gegen den Krebs gefochten hatte einfach zu verbittert und erschöpft gewesen, um sich um den Haushalt zu kümmern; viel lieber hatte er sich mit vollem Leibe in die Arbeit gestürzt. Zwar hatten sie schon immer eine Haushaltshilfe gehabt, jedoch hatte sein Bruder den Haushalt bereits nach wenigen Wochen komplett im Griff – er glich ihrer Mutter bis aufs letzte Haar, was ihm oftmals mehrere Freiheiten bei Papi einbrachte. 
 

Da er momentan Solo war, stieg Bastian alleine aus seinem Sportwagen aus und schloss die Eingangstür auf. Er wohnte seit mehreren Jahren alleine, besuchte seinen Vater und Bruder jedoch regelmäßig – auch wenn er zu Letzterem ein eher angespanntes Verhältnis an den Tag legte. Außerdem war es Brauch, dass sie sich jeden Sonntag zum Familienessen trafen, es sei denn man wäre durch einen Auftrag oder durch die Arbeit verhindert. 
 

„Ich bin zuhause“, rief er durch das offene Treppenhaus und betrat ohne weiteres den Speisesaal, in welchem sich bereits sein Bruder befand. Dieser war augenscheinlich gerade dabei war den Tisch zu decken: „Du kommst spät.“ Bastian verengte kurz die Augen, antwortete jedoch nicht. Stattdessen blickte er sich kurz um, notierte in seinem Hinterkopf, dass sein Vater nirgends zu sehen war und visierte dann seinen Bruder an. Er näherte sich ihm und lehnte sich an den Eingang zur Küche: „Isst Malik heute nicht mit uns?“ 
 

Roger sah von der Schüssel mit Bratkartoffeln empor und hob fragend eine Augenbraue: „Seit wann interessierst DU dich für Malik?“ Der Templersohn war kein Idiot und konnte sehr schnell ausmachen, wann er ausgefragt wurde. Zwar war er nie im Militärscamp unter der Aufsicht seines Vaters gewesen, jedoch hatte er auch im Alltag einiges von dem Armeebefehlshaber gelernt. 
 

Skeptisch setzte er das zerbrechliche Ornament auf die Mitte des Tisches und betrat dann wieder die Küche um sich um den Braten und die Soße zu kümmern. 
 

„Nur so“, erstaunlicherweise folgte ihm Bastian und schlich um ihn herum, wie ein Jäger um seine Beute. Roger wusste nicht wirklich was er von der ganzen Situation halten sollte. Sein Bruder war ihm noch nie ganz geheuer gewesen und nach Rogers Meinung war das Verhältnis nicht nur angespannt sondern eher zerrüttet und als aggressiv zu bezeichnen. Der Franzose hatte schon als Kind das Gefühl gehabt nicht nur beneidet sondern auch eine Spur gehasst zu werden von seinem älteren Bruder – sei es durch seine offene Art oder seinen meistens nicht ganz pflichtbewussten Umgang mit Templereigenschaften. 
 

Sorgfältig darauf aufpassend keine Klümpchen zu erzeugen, rührte er im Topf mit der Bratensoße umher. Bastians Hand schoss aus dem Nichts hervor und schlang sich kräftig um Rogers Handgelenk. Zischend ließ der Braunhaarige den Rührbesen los und blitzte seinen Bruder an: „Spinnst du?!“ Ein Schnauben verließ Bastians Lippen als er de schmalen Körper seines Bruders packte und ihn mit einer drehenden Ruckbewegung gegen den Kühlschrank schleuderte. 
 

Das Metall gab einen klingenden Laut von sich, welcher jedoch erstarb, als sich Bastian gegen den sich wehrenden Körper seines Bruders presste: „Roger, mon frère, ich möchte dir wirklich nicht wehtun...“ 
 

„Achja? Dann lass es!“ 
 

„Ich möchte nur einige Kleinigkeiten von dir wissen...“, fast schon zärtlich umfasste Bastians trainierte Hand den Kiefer seines jüngeren Bruders und zog ihn dann gewaltsam vor sein eigenes Gesicht, starrte ihm fest in die Augen: „Wer ist Maliks neuer Freund?!“ 
 

Wut und Aggressivität brannten hinter Bastians Augen und Roger starrte ihn zuerst verwundert an, ehe er keck antwortete: „Wieso? Eifersüchtig?“ Bastians Griff um seinen Kiefer wurde automatisch noch eine Spur fester und brannte fast schon schmerzhaft auf Rogers Haut.  „Soll ich noch deutlicher werden?“ Sie schwiegen eine ganze Zeit lang, ehe Roger ihm schlussendlich zuzischte: „Die Soße brennt an.“ Der Kleinere hielt Bastians Blick stand, auch wenn sich bereits kleine Tränenperlen in seinen Augen bildeten. 
 

Bastian schnaubte und ließ ihn abrupt los, nicht ohne ihn nochmal vielsagend mit dem Kopf an den Kühlschrank zu hämmern. Der Jüngere würdigte seinen Bruder keines Blickes mehr und stellte sich wieder an den Herd, um seine Soße zu retten welche unbeaufsichtigt vor sich hin gekocht hatte. 
 

Er müsste mit Malik reden. 
 

Es war klar, dass er seinen besten Freund nie verraten würde. Trotzdem mussten sie das klären. Er selber wusste nichts, und momentan stellte er sich dringender die Frage was Malik angestellt hatte, dass jetzt selbst sein Bruder hinter ihm her war. Roger musste dafür sorgen, dass die ganze Geschichte schnell unter den Tisch fallen würde. Auch wenn er einige Freiheiten mehr als andere genoss würde sein Vater es sicher nicht dulden, dass er sich in einem Assassinenclub herumtrieb. Zwar hatte Roger zwei eigene Wohnungen jedoch bezahlte eine davon sein Papi – und die meiste Zeit die er nicht in einer seiner Wohnungen verbrachte blieb er einfach zu Hause bei diesem. Er liebte seinen Vater und ihn zu enttäuschen wäre das Schrecklichste, was Roger ihm und auch sich selbst je antun könnte. 
 

Zitternd griff er nach der Drehscheibe am Herd um den Ofen auszuschalten. Er musste sich beruhigen. Von hier aus konnte er sowieso nichts machen und Nervosität würde ihn momentan auch nicht weiterbringen. Er atmete tief durch und öffnete den Backofen. Während er den Braten herausnahm und ihn zusammen mit Soße und Gemüse auf einem Tablett anrichtete, konnte er die Schritte seines Vaters so wie dessen tiefe Stimme bereits im Esszimmer hören. Er und Bastian schienen sich zu unterhalten. Er musste sich beeilen bevor das Gespräch einen Lauf annahm, welchen Roger nicht mehr herumreißen konnte. 
 

Eilig stellte er Topf, Schüsseln und alle weiteren Kochutensilien in das Waschbecken für später und bückte sich um den Backofen zu schließen. Dabei blieb er kurz mit seinem Armband hängen und geriet mit der Innenseite des Handgelenks an das noch heiße Backblech, welches sofort eine rote Stelle hinterließ. Fluchend und aufschreiend, knallte er den Backofen zu und ließ kaltes Wasser über die mittlerweile gerötete Stelle laufen. Eine Blase formte sich bereits langsam an der geschundenen Stelle. Roger seufzte tief. Dies war wieder einmal ein Beweis dafür, dass er sicher nichts für die Armee taugte: schon seit er denken konnte reagierte er auf Verletzungen, Schürfwunden oder Stöße extrem sensibel. 
 

„Alles in Ordnung, Roger?“, General Rousseau hatte die Küche bereits betreten und stand neben seinem Sohn. Routiniert aber mit einem sanften väterlichen Gesichtsausdruck öffnete er den Medikamentenschrank. „Ich habe mich verbrannt“, murmelte Roger trotzig und kassierte gleich ein aufmunterndes Lächeln seines Vaters: „Ich sehe.“ Der General nahm die Brandsalbe und schmierte sie großzügig auf Rogers geschundene Haut, nachdem dieser den Wasserhahn mittlerweile zugedreht hatte. Der Ältere legte die Tube wieder weg und nahm anstelle von Roger nun den Braten: „Lass uns essen gehen.“ 
 

Er verließ die Küche und wandte sich an Bastian: „Gehst du bitte die Getränke holen?“ Obwohl es als Frage gestellt war, ließ der Ton des Generals keinen Zweifel daran bestehen, dass es eindeutig als Befehl gedacht war. Wortlos betrat Bastian die Küche als Roger sie verließ um sich an den Tisch zu setzen. 
 

General Rousseau war ein guter Vater, streng, jedoch stets mit den richtigen Ambitionen und Erziehungsmaßnahmen. Obwohl man es ihm oft unterstellte, hatte Mathieu Rousseau seine beiden Kinder nie geschlagen sondern ihnen lediglich mit Worten Respekt eingeflößt. Als Templerleiter war seine Meinung unerschütterlich, als General unerbittlich und als Vater unnachgiebig. Er stand stets für seinen Posten und seine Familie ein, hielt an Traditionen fest und versuchte rational und ohne Einbringen von Gefühlen Entscheidungen zu fällen. 
 

Von der Statur her kam natürlich eher Bastian nach seinem Vater – groß, breitschultrig, trainiert. Roger glich mit seiner zierlichen Gestalt eher der Mutter, welche sein Vater abgöttisch geliebt hatte. Oft fragte der junge Franzose sich, ob sein Vater es bereute, dass er seiner Mutter so ähnlich sah. 
 

Als Bastian mit den Getränken wiederkam und schlussendlich auch am Tisch saß, falteten sie die Hände und Mathieu begann das Tischgebet zu sprechen. Wie in jedem guten Templerhaushalt musste man in der heutigen Zeit christliche Traditionen wiederfinden, doch keiner der drei verabscheute es. Im Gegenteil. Selbst Roger, der sonst eigentlich nicht viel vom Christentum hielt und dies auch öffentlich kund tat, hielt das Gebet für eine angemessene Zeremonie. Er selber betete immer für seine Mutter, auch jetzt noch wo sie schon seit Jahren tot war. 
 

Nachdem Mathieu geendet hatte, fingen sie endlich an mit dem Essen. Bastian und sein Vater fingen sofort an über Sondermissionen der Armee zu sprechen, welche in nächster Zeit anstehen würden. Roger bekam mit, dass es sich um eine Mission im Osten drehte, welche anscheinend nicht nur von seinem Vater angeleitet wurde, sondern auch noch die Begleitung von Bastian und seinen zwei begriffsstutzigen Freunden beinhalten sollte. Er blinzelte und sah auf. Das bedeutete also, wenn Bastian etwas mit seinen beiden Affen plante, würde das wohl vor dem Einsatz sein müssen. 
 

Um nicht aufzufallen meinte er dann wie beiläufig: „Wie lange wird die Mission wohl dauern?“ Sein Vater sah ihn verwundert an, hielt er sich doch normalerweise aus Militärsgesprächen heraus: „Wohl einige Wochen.Je nachdem wie schnell wir sind 2-3 oder 4-5.“ „Oh“, Roger aß weiter und pikste in seinen Bratkartoffeln rum. 
 

Bastian verengte nur kurz die Augen und blickte ihn skeptisch an, sagte jedoch nichts weiter sondern wandte sich wieder an seinen Vater: „Wann geht es los?“ „Normalerweise nächsten Monat.Ich werde noch Rücksprache halten und euch natürlich Bescheid geben. Bis dahin hat diese Operation oberste Sicherheitsstufe.“ „Wie damals Operation OPRA?“ Sein Vater nickte und nun war es seinerseits an Roger für die Augenbraue zu heben: „Oprah? So wie Oprah Winfrey aus der Talkshow?Ich wusste gar nicht dass die Armee neuerdings Namen von Talkshows nimmt... Wie nennt ihr die nächste? Kallwass?“ 
 

Bastian und Mathieu seufzten beide tief auf, und obwohl Mathieu es einfach dabei belassen wollte – er wusste dass es eigentlich vergebens war Roger zu erklären – setzte Bastian trotzdem an: „O.P.R.A. Das ist der Deckname einer unserer Operationen.“ Mathieu musste fast schon schmunzeln, als er Rogers zweifelndes Gesicht sah, hatte jedoch genug Selbstbeherrschung um sich einfach nur zu räuspern und das Thema gekonnt zu wechseln: „Könnte mir bitte jemand die Bratkartoffeln reichen?Das Essen heute ist wirklich gut Roger.“
 

 Roger strahlte förmlich über das Lob seines Vaters und während er selber nach der Schüssel griff, wusste er tief im Inneren, dass sein Vater ihn nicht nur wegen der Ähnlichkeit zu seiner Mutter liebte. 

Monteriggioni

Kapitel 14 - Monteriggioni
 

Wenn man Monteriggioni von außen betrachtete, fiel einem direkt die alte, große Mauer auf, welche das ganze Dorf umschloss. Touristen hätten das ganze wohl für ein Überbleibsel der italienischen Kultur gehalten, doch wussten es die Einwohner besser. Diese mittelalterliche Mauer schützte sie vor Eindringlingen oder Templern. Denn anders als erwartet wussten die Menschen von Monteriggioni sehr wohl was Assassinen und Templer waren – bestand doch das gesamte Dorf nur aus Assassinen.

Es war eigentlich ganz amüsant diesen Kleinkrieg zwischen den Templern und den hier ansässigen Italienern zu beobachten – es erinnerte einen unweigerlich ein wenig an Asterix und Obelix, wobei die Rolle des Julius Cäsar nicht wie angenommen Césare Borgia sondern eher sein Vater Rodrigo inne hatte.
 

Dennoch konnte die Kirche den Bewohnern von Monteriggioni nichts vorwerfen: sie bezahlten ihre Kirchensteuer, besuchten regelmässig die Messe und ihr Stadtoberhaupt Auditore war eigentlich auf jedem hohen Templer-Bankett eingeladen, mochte man doch seine charmante und ausgeprägt ruhige Art und weise. Denn man sollte wissen, in Monteriggioni erlebte man den Tag gemütlicher.
 

Das Begriff Altair wieder als er sein Auto – übrigens ein schwarzer Audi R8 – vor den Toren von Monteriggioni parkte und nach dem Aussteigen den Knopf für die Zentralverrieglung betätigte. Er betrat die Stadt durch das Haupttor, grüßte die dort Wache-schiebenden Assassinen freundschaftlich und schlenderte langsam durch die belebten Straßen.
 

Monteriggioni hatte sich nach der Zerstörung der Templer im 15 Jahrhundert dank der Auditores nicht nur stark vergrößert sondern war eigentlich stets auf dem neueste Stand. Trotzdem bestanden die Leute der Stadt auf ehrliche harte Arbeit ohne irgendwelchen Schnick-Schnack, weswegen Altair es stets genoss den frischen Duft von Brot, Gemüse und Obst morgens bei seiner Ankunft zu genießen.
 

Links und Rechts der Innenmauern erstreckten sich die Wohnhäuser der Bewohner. Am Tage konnte man hier Kinder mit Fußbällen kicken sehen, Weiber welche auf den Treppenstufen Kaffeekränzchen abhielten und manchmal auch Pärchen welche lautstark miteinander auf italienisch fluchten oder diskutierten.

In der Mitte des Dorfes durchzog sich eine lange Einkaufspassage mit vielen nützlichen Geschäften – unter anderem auch der Waffenhändler – welche in einen riesigen Markt mündete.

Der Markt war die Mitte und gleichzeitig das Herz von Monteriggioni. Jeden Tag verkauften die einzelnen Stände hier frisches Obst, Gemüse aber auch Eier, Brot und andere kulinarische Lieblichkeiten.
 

Altair liebte das gesamte Ambiente des Marktplatzes. Er liebte selbst den Fischstand am Ende des Marktplatzes mit seinen Lachsfilets oder den Sahneheringen. Alles in allem liebte Altair die gesamte Stadt, samt all ihrer Bewohner – und die Bewohner kannten ihn nur zu gut, beugten ihre Köpfe in Respekt, winkten ihm oder grüßten ihn ganz simpel beim vorbeigehen. Es erinnerte ihn oft an zuhause in Masyaf als er noch ein kleiner Junge war.
 

Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen während der Araber sich nun dran machte, die Treppen zur Auditore Villa emporzusteigen. Die Villa lag auf einer gehobenen Ebene, fast schon als würde sie über die Stadt thronen. Villa Auditore war schon seit Generationen im Familienbesitz. Auch sie hatte durch die Zerstörung Monteriggionis durch die Templer im 15 Jahrhundert stark gelitten, jedoch hatten die folgenden Generationen von Auditores den nötigen Durchblick und das richtige Urteilsvermögen um den Wiederaufbau von Monteriggioni nicht nur finanzieren sondern auch reformieren zu können.

Aber es war erst Ezios Onkel Mario gewesen, der Monteriggioni dank seinem Herz und der Leidenschaft zu dem gemacht hatte was es heute war.
 

Nach seinem Tod vor knapp 5 Jahren hatte Ezio die Führung der Stadt übernommen. Viele dachten der damals wilde und aufbrausende Neffe ihres Idols wäre der Aufgabe vor allem wegen seinem Rachedurst nicht gewachsen, doch er hatte sie alle erstaunt. Innerhalb kürzester Zeit hatte er es geschafft, nicht nur die Leute für seine Seite zu gewinnen, sondern ihnen auch das zu vermitteln, was seiner Zeit sein Onkel ihnen gegeben hatte: Sicherheit und Freiheit.

Denn Freiheit war in der heutigen Zeit ein Luxusartikel, welches nicht jeder auf sein Konto gutschreiben konnte.
 

Die katholische Kirche hatte es mittlerweile fertiggebracht ihre Macht auf die gesamte Welt auszubreiten. Das hieß im Klartext, dass das Christentum mittlerweile zur Weltmacht ernannt wurde und selbst wenn sie andere große Religion wie den Islam oder den Buddhismus neben sich duldeten, wurden Atheisten erbarmungslos verfolgt und ausgerottet. Sie hatten Angst vor etwas, was dafür sorgen könnte, dass ihr Spinnengewebe aus Lügen und Intrigen vor der gesamten Menschheit ineinander zusammenfallen würde. Also musste man die Bedrohung dafür ausschalten, und das waren nunmal die Assassinen.
 

Ezio hatte es jedoch wie sein Onkel sehr geschickt angestellt und unter der Nase des Vatikans mitten im christlichen Staat Nummer 1 eine komplette Assassinen-Stadt aufgebaut. Das einzige was er dafür tat war die Kirche besuchen. Und das mindestens einmal die Woche in Rom selber.

Die Auditores galten mittlerweile als christliche Familie und so konnte niemand ihnen oder ihrer Stadt was anhaben – nicht einmal Rodrigo Borgia persönlich.
 

Schmunzelnd, als Altair Ezio mit ausgebreiteten Armen ihm entgegenkommen sah, schloss er seinen Assassinenbruder in die Arme: „Ezio!“ „Altair, mein Freund! Du bist früh an. Du weißt doch, das bei uns in Monteriggioni die Uhren langsamer gehen!“ Altair musste bei dieser Aussage leicht lachen. Es war bei allen bekannt, dass in Frankreich die Uhren mit normalen Tagesabläufen liefen, in Amerika brauchte man dagegen am besten 48 Stunden um alles zu bewältigen da die Uhren anscheinend doppelt so schnell liefen und hier in Italien nun... sagen wir da lief alles um das doppelte langsamer ab.
 

„Was führt dich zu mir?“, der Italiener grinste und schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken während er ihn langsam hinein in die Villa führte. „Einiges Ezio. Ich denke wir sollten das in Ruhe bereden.“ „Ah mio amico, es schmerzt mich dein bitterer Ton – wir sind doch eine große famiglia, einer für alle und alle für einen oder wie sagen die Franzosen?“, Ezio griff sich gespielt leidend ans Herz und betrat mit Altair das Wohnzimmer.
 

Altair grinste nun und schmiss seine Lederjacke über die Lehne des Sessel in den er sich Sekunden später reinfallen ließ. Ezio nicke und setze sich ihm Gegenüber: „Wie war die Fahrt?“ „Ganz gut, ziemlich ruhig. Die Nacht über war kein Verkehr.“ Der Araber gähnte leicht. Erst jetzt bemerkte Altair, dass die 8 Stunden Fahrt nach Monteriggioni in der Nacht wohl aber einige Spuren bei ihm hinterlassen hatte.
 

„Ruh dich aus. Wie lange bleibst du?“

„Ich denke bis Mittwoch.“

„Soviel zu klären?“

„Nein, gar nicht. Aber ich denke ein paar Tage Training tun mir ganz gut“, Altair grinste ihn vielsagend an und Ezio nickte lachend: „Ja das denke ich auch. Jaleel wird sich freuen, er hat dich schon erwartet!“
 

Altair nickte und stand dann auf: „Kannst du einen der Novizen losschicken meine Tasche aus dem Auto holen?“ Er schmiss Ezio den Schlüssel für das Auto hin. Der Italiener grinste breit ehe er es ihm gleichmachte und ebenfalls aufstand: „Ist unser Großmeister nun schon zu bequem seine eigenen Sachen holen zu gehen?“

„Als Großmeister kann ich es mir ja auch erlauben.“

„Das macht eindeutig der Einfluss von Frankreich. Die Abgase der Großstadt haben dir das Hirn vernebelt“, lachend marschierte der Italiener neben ihm her, zum Hinterausgang der Villa Auditore.
 

„Glaub mir spätestens bei Jaleel auf dem Trainingsplatz sind die Nebel gelichtet“, murmelte Altair kleinlaut als er zusammen mit dem Braunhaarigen an die Tür herantrat. Ezio jedoch schlug Altair zuerst freundschaftlich auf die Schultern ehe er sich umdrehte und mit einem „Viel Glück“ den Weg wieder zurückmarschierte. Fast schon entrüstet blickte Altair ihm nach: „Viel Glück? Was ist mit dir? Wo gehst du hin?“ „Zu deinem Auto, ich geh und hol deine Tasche“, grinsend drehte der Italiener sich nochmal um.

Altair schnaubte: „Was ist aus einer für alle und alle für einen geworden?!“
 

„Ich sagte doch, so sagen die Franzosen, du bist hier in Monteriggioni Altair!“, und damit verschwand Ezio lachend aus dem Hauptausgang. Altair schnaubte ein „Na toll“ und widmete sich dann wieder der Tür zum Hinterhof welche unweigerlich zum Trainingsplatz führte.

Nach kurzem Zögern öffnete er sie.

Jaleel

Kapitel 15 - Jaleel
 

Jaleel Ishtaq war ein Mann von Traditionen. Er lebte für das Assassinendasein und war bis vor wenigen Jahren eigentlich alleine durch die Welt gezogen. Nachdem Masyaf zerstört worden war, war für den gebürtigen Araber eigentlich eine Welt zusammengebrochen. Er hatte kein Zuhause mehr und war mit seiner Frau Aaliya – ebenfalls eine arabische Assassinin – jahrelang von Ort zu Ort gereist, ständig auf der Suche nach einer erfüllbaren Aufgabe. Diese hatte Altair ihm vor 8 Jahren geboten, und nicht nur das. Italien war so etwas wie ein neues zuhause für den Araber geworden. 
 

Jaleel war groß und hatte rabenschwarzes Haar welches er ohne besondere Frisur mittellang und immer nach hinten trug.  Sein Körper war durch jahrelanges Assassinentraining gestählt und man konnte förmlich jeden einzelnen Muskelstrang unter seiner Haut erahnen. Seine Schultern waren breit und passten sich seinem durchtrainierten Rücken perfekt an. Er hatte braungebrannte Haut und dunkle Augen welche perfekt zu seiner recht gefährlichen Ausstrahlung passten. Sein Kinn war ausgeprägt und er hatte schmale Lippen welche von einem 3-Tage-Bart umrandet wurden. Alles in allem strahlte der Mittdreißigjährige für Frauen puren gefährlichen Sex aus – und Männer schienen ihn zu beneiden, zu respektieren oder zu fürchten. 
 

Momentan tat Altair nichts dergleichen. 
 

Er hing fluchend an einer Ziegelwand und versuchte den sich lösenden Ziegeln zu entgehen um nach oben emporklimmen zu können. Jedoch war dies einfacher gesagt als getan, vor allem da Jaleel ihn von unten missmutig beobachtete und immer wieder Kommentare zu seiner nicht ganz perfekten Körperhaltung abgab. Seit er Samstags angekommen war hatte er, außer dem Gespräch mit Ezio über weitere Rekrutierungen und natürlich seinem Gang in die Assassinenschatzkammer um eine Karte zu nehmen, nichts weiteres getan als trainiert. Und das die letzten 3 Tage fast 14 Stunden am Tag. 
 

Natürlich hatte Altair gewusst, dass das Training hart werden würde. Vor allem da er sich bereits seit 6 Wochen nicht mehr in Italien hatte blicken lassen. Aber, dass es so hart werden würde hätte er nicht gedacht. 
 

Altairs Finger rutschten von der glatten Oberfläche ab und nur durch seine schnelle Reaktionsfassung schaffte er es sich rechtzeitig an einem der Fenstervorsprünge festzuhalten. Es hatte vor 2 Tagen geregnet und Altair konnte immer noch die Nässe an den Steinen und dem Moos spüren. Mit einem Ruck hievte der Araber sich hoch und fing wieder an die Häuserwand hochzuklettern. 
 

„Ich habe das schon schneller gesehen“, kam der bissige Kommentar von Jaleels dunkler Stimme vom Boden. Altair kniff die Augen zusammen und warf ihm nur kurz einen Blick zu, welcher jedoch vielsagend war. Von Jaleel kam nicht einmal eine Regung sondern nur ein: „Würdest du dich halb soviel um Unwichtiges kümmern sondern dich eher auf deine Aufgabe konzentrieren hätten wir bereits vor einer halben Stunde mit dem nächsten Durchgang anfangen können.“ 
 

Altair zog scharf die Luft ein und legte noch einen Zahn zu. Von Stein zu Stein und schließlich zu Ziegel zog er sich hoch und ging sofort auf dem Dach in die Hocke. Sein Ziel war die Flagge auf dem Dach der Monteriggioni-Villa. Doch das wimmelte nur so vor Assassinen – und ob Altair es zugeben wollte oder nicht, die waren alle wahrscheinlich momentan top in Form. 
 

Schnell scannten seine Augen das komplette Gebiet ab, bis er eine Möglichkeit fand sich ungesehen hochzuschleichen. Mit einer eleganten Bewegung – die seiner Meinung nach Jaleel noch Konkurrenz machte – schwang er sich auf die gegenüberliegende Veranda und marschierte geduckt unter den Vordächern vorbei. An der Hinterwand kletterte er an den Ranken empor und schlich sich hinter dem Schornstein vorbei bis zum Dachende. Er schlug einen der aufpassenden Novizen k.o und machte sich dran die Vorderwand hochzuklettern – bis etwas scharfes an seinem Bein vorbeisauste. 
 

Ein kurzer Blick genügte um ihm zu versichern, dass Ezio ihn entdeckt hatte. Der Italiener lief geradeaus auf ihn zu und Altair konnte einer Kollision noch gerade entgehen da er sich einfach die Rückseite des Gebäudes hinunterfallen ließ, nach der Kante der Veranda schnappend. Er zog sich selber hoch und versuchte nach rechts zu entkommen. Ihm wurde jedoch der Weg von Ezio versperrt, der sich jetzt ebenfalls auf die Veranda geschwungen hatte. Schnell rettete Altair sich hinter den breiten Tragbalken und nahm seine Paint-Pistole raus. Zum Training benutzten sie keine richtigen Kugeln. Nur Farbpatronen, Messer und ihre Klinge, wobei man bei den Messern stets drauf achten musste niemanden ernsthaft zu verletzen - die Klinge hatte man besser im Griff vor allem da sie an einem einfach Lederband direkt am Handgelenk saß. 
 

Altairs Atem beruhigte sich und angespannt wartete er auf irgendeinen Laut von Ezio, welcher jedoch nicht folgte. Beide waren Meisterassassinen und keiner wollte sich einen Fehltritt erlauben. Altair versuchte sich zu konzentrieren hinter der blaugetönten Schutzbrille und ihm gelang es ein leises Knattern der Fußdielen auszumachen, auch wenn es nur ganz schwach war. Er hielt den Finger am Abzug, atmete tief durch und rollte sich in einer Bewegung raus, immer vor sich herschießend. Als er Ezios Aufschrei hörte grinste er in sich rein und stand langsam aus seiner Rolle auf. 
 

Der Italiener war über und über mit rosa- und blauen Farbkleksen verschmiert und fluchte lautstark vor sich hin: „Du hast geschummelt!“ 

„Ach,seid nicht immer ihr Italiener es die sich fälschlicherweise auf den Boden fallen lassen und nach einem Foul schreien obwohl der Andere nicht mal in der Nähe war?“ 

„Beleidigst du etwa gerade die Fußball-Nationalmannschaft von Italien?!“, Ezio schnaubte lautstark, wurde jedoch von Altairs Lachen übertönt. 
 

Beleidigt verschränkte der Assassinenmeister von Italien die Arme vor der Brust und schoss Altair ebenfalls an. Erschrocken sah der Araber herunter auf den breiten gelben Fleck: „Ezio! Du kannst nicht mehr schießen, du bist tot!“ „Was ist denn mit Dir los? Ist das aus Dir geworden? Ein Hollywood-Weichling, der herumflennt wie ein Weib: 'Wäääääääh, was soll ich denn nur machen, was soll ich denn nur machen?' Was für ein Unsinn!“, Ezio grinste während seinem offensichtlichen Zitat breit und und gestikulierte wild vor sich hin. 
 

Don Auditore, Altair das reicht für heute. Das Geschäft schläft nicht“, Jaleel stand am Boden und sah ziemlich mürrisch nach oben. Fragend hoben beide nun die Augenbrauen, wobei Ezio seinem Freund zumurmelte: „Wusste gar nicht, dass Jaleel den Paten kennt...“ „Wusste ich auch nicht“, murmelte Altair, wem natürlich Ezios Zitat sofort bekannt gewesen war. 
 

Obwohl Jaleel mit seinem Mafia-Gespräch gar nicht mal so unrecht hatte. Jedes Land hatte seine eigenen Vorzüge und im Lauf der Jahre hatten sie sich in bestimmten Rollen einfach wiedergefunden und diese dann weiteretabliert. In Italien war man vor ungefähr 200 Jahren auf den Geschmack der Mafia gekommen. Die Auditores machten kein Geheimnis daraus und galten überall als einflussreiche und gut betuchte Mafia-Familie. Hier in Italien konnte dir das schon manchmal das Leben retten – oder es einfacher gestalten. Und Ezio liebte die Rolle des Mafia-Oberhauptes welche er liebend gerne auslebte. 
 

Als sie neben Jaleel auf dem Boden ankamen, ging dieser bereits vor ins Haus. Die beiden Assassinenmeister wechselten kurz einen fragenden Blick ehe sie ihrem Ausbilder folgten. Jaleel betrat den Konferenzsaal von Monteriggioni und legte eine Nachricht in die Mitte des Tisches. Altair setzte sich neben Ezio der sich die Nachricht bereits geschnappt und durchgelesen hatte, ehe er sie an Altair weitergab: „Was schlägst du vor?“ 
 

Jaleel verschränkte die Arme vor der Brust und sah den Italiener an: „Diego ist ein guter Mann, man scheint ihn überlistet zu haben.Ich denke wir sollten zuschlagen wenn sie es nicht erwarten.“ Altair besah sich die Notiz genauer. Es war nur ein kleiner Schmierzettel, welcher von einem ihrer Assassinen kam. Man hatte ihn bei einer seiner Missionen gefangen genommen und schien ihn natürlich in Rom selber festzuhalten. 
 

„Normalerweise lasse ich Diego immer weitestgehend freie Hand, deswegen hab ich mir keine Sorgen gemacht, dass er heute Morgen noch nicht zurück war.“ Jaleel nickte nachdenklich. „Was war sein Auftrag?“, fragte nun auch Altair um sich in das Gespräch mit einzubringen. „Die Wiederbeschaffung einer alten Vase welche vom Vatikan vor 3 Monaten beschlagnahmt wurde“, murmelte Ezio. Altair nickte. 
 

Die italienischen Assassinen waren in 2 Lager unterteilt – die Mafia Assassino und die Ladro Assassino, sprich den Dieben. Diego war der Ranghöchste unter den diebischen Assassinen und von Meister La Volpe persönlich aufgezogen und ausgebildet worden. Er hätte sich nicht einfach fangen lassen, das wusste auch Altair. 
 

„Laut dem Papier befindet er sich unter der Lateranbasilika in Rom. Soweit ich weiß wird Kardinal Borgia am Mittwoch eine Messe abhalten“, meinte Ezio und Jaleel fuhr sofort weiter: „Ich denk wir sollten dann auch am Mittwoch zuschlagen.“ 

„Während der Messe?!“ 

„Nicht während der Messe. Nach der Messe wird jemand Borgia ablenken und jemand wird einsteigen und Diego retten. Unbemerkt, Leise und vorsichtig“, Jaleels Blick heftete sich bei seinen letzten Worten auf Altair von welchem bekannt war, dass er sich manchmal nicht wirklich daran hielt. Der Araber stimmte langsam zu: „Ich denke Jaleel hat recht. So wird er es am wenigsten erwarten.“ Ezio seufzte tief und nickte dann geschlagen: „Es geht ja anscheinend nicht anders.“ 
 

Die drei schwiegen eine kurze Zeit, ehe Jaleel dann wieder das Wort ergriff: „Ich denke wir sollten alles vorbereiten und uns einen Plan zurechtlegen.“ Man merkte deutlich, dass beide Assassinenmeister ihrem Ausbilder nicht nur blind vertrauten sondern ihn auch mit dem größten Respekt behandelten. Übermorgen würde die Mission stattfinden und sie konnten sich keine Fehler erlauben. Sie konnten nicht zulassen noch einen Verbündeten und ausgerechnet so einen Hohen zu verlieren.  Sie mussten Diego retten.

Don Auditore

Kapitel 16 – Don Auditore

 

Ezio Auditore da Firenze war groß, breitschultrig und sein weißer Anzug ließ ihn nahezu wie einen Engel in der Lateranbasilika erscheinen. Er trug einen schneeweißen Anzug samt weißem Hemd, Gilet und lackierten weißen Anzugsschuhen. Den dicken Mantel hatte er leger über den Schultern liegen, genauso wie einen weißen Schal, welcher zu beiden Enden über den gesamten Oberkörper hing. Auf dem Kopf trug er einen komplett weißen Mafiahut. Um seinen Hals baumelte ein breites, goldenes Kreuz was reichlich verziert war mit Rubinen – man konnte es besonders gut sehen durch das leicht geöffnete Hemd.

 

Und ob man es nun glauben wollte oder nicht, Ezio Auditore sang.

Seine tenorartige Stimme vermischte sich mit vielen anderen sowie denen des Chors und hallte laut in der Basilika wieder. Nicht die Tatsache, dass Ezio sang schien so verwunderlich. Man konnte ihm oft in Monteriggioni dabei zuhören wie er alte italienische Klassiker wie „Ti Amo“ oder „Solo Noi“ vor sich hinträllerte – mehr schlecht als Recht. Es war eher die Tatsache, dass es sich bei Ezios Gesang um Kirchenlieder handelte – und Ezio sie alle anscheinend fehlerfrei mitsingen konnte.

 

Als das letzte Lied der Messe endete und die ersten bereits die Kirche verließen, machte der Auditore sich auf den Weg nach vorne zum Altar. Die meisten nickten ihm fast schon ängstlich zu und bereiteten ihm sofort einen schmalen Weg bis vorne hin zu Rodrigo. Wenn Leute Angst vor dir hatten, hatten sie auch gleichzeitig Respekt vor dir und das war etwas was Ezio gerne anstrebte.

 

Der Mafia Assassino machte vor dem Altar einen kleinen Knicks und formte dann mit seiner rechten Hand das Kreuz bevor er seinen Hut – weniger aus Respekt als aus Anstand – abnahm und auf Rodrigo Borgias Hand einen hauchzarten Kuss hinterließ. Ezio stand auf und reichte ihm seine Hand. An jedem seiner Finger strahlte ein Ring und Ezio lächelte sein charmantestes Lächeln: „Cardinale Borgia!“ „Don Auditore, es freut mich euch heute in der Messe begrüßen zu dürfen“, fast schon väterlich nahm der Kardinal Ezios Hand, drückte sie kurz und pattete gleichzeitig mit der anderen Hand seinen Arm.

 

„Natürlich, so ein Ereignis würde ich mir doch nie entgehen lassen“, ein leichtes Lachen umspielte Ezios Lippen als er sich von dem Kardinal löste und aus den Augenwinkeln mitbekam, wie fast alle die Kirche verlassen hatten. Borgia lehnte sich etwas an den Altar: „Sprecht, wie kann ich euch helfen?“

„Ah Rodrigo, mein Freund,ihr wisst doch wie sehr ich eure Anwesenheit und Arbeitseifer schätze.“

„Natürlich.“

„Ihr selber kennt euch in diesen Straßen besser aus als jeder Andere, leitet ihr sie doch mit strengem Blick und dem nötigen Durchsetzungsvermögen“, in Schmeicheleien war Ezio nie verlegen und er war Meister darin sie Leuten wie flüssigen Honig ums Maul zu schmieren.

Und Rodrigo Borgia liebte es den süßen Geschmack zu kosten: „Aber, aber mein Sohn...ihr schmeichelt mir.“

Cardinale, ich bin nunmal ein Bewunderer eures Scharfsinns.“

 

Die schweren Holztüren der Kirche fielen laut ins Schloss und der Klang hallte hoch oben in den Türmen wieder. Rodrigo lächelte amüsiert und setzte sich mit Ezio in Bewegung. Langsam spazierten die beiden durch den langen Korridor der mittlerweile verlassenen Lateranbasilika: „Wie kann ich euch helfen?“

„Ich suche einen meiner Männer...“, Ezio beobachtete ein kurzes aufflackern von Wissen in Rodrigos Augen, ließ es sich jedoch selber nicht anmerken, „Ihr wisst doch Rodrigo, es zählt nur la famiglia.“

„In der Tat, Ezio, in der Tat“, Rodrigo nickt beschwichtigend.

„Wenn wir gerade von Famiglia sprechen... Wo war eigentlich Césare heute? Ich habe ihn während der Messe weder gesehen noch gehört“, meinte Ezio wie beiläufig und tat es Rodrigo gleich indem er sich zu ihm in eine der Kirchenbänke gleiten ließ. Césare war eigentlich neben seiner Priesterrolle auch Mitglied im Kardinalschor, Stimmlage Sopran.

 

Rodrigo zuckte kaum merklich bei der Bemerkung des Assassinen zusammen, winkte ihm jedoch nur ab: „Er hatte kirchliche Verpflichtungen welchen er heute nachkommen musste.“ Der Italiener nickte nachdenklich, sprach dann jedoch weiter: „Wegen meinem Anliegen Rodrigo...“ Tief seufzend wandte der gebürtige Spanier sich nun dem Mafiosi zu: „Ezio, leider kann ich dir momentan nicht weiterhelfen. Ich habe in den letzten Tagen niemanden gesehen.“ Tiefes Bedauern – auch wenn Ezio wusste, dass es gespielt war – schien von Rodrigo auszugehen und der Italiener seufzte nun seinerseits tief.

 

„Allerdings hoffe ich, dass sich dein verlorener Sohn wieder einfinden wird“, ruhig legte sich die Hand des Kardinals auf seine Schultern. Ezio hatte immer noch den Hut in seiner reichlichen verzierten Hand und nickte nun langsam: „Ich hoffe es Cardinale, ich hoffe es. Jedes Schäfchen sollte doch zu seiner Herde zurückfinden, nicht wahr?“ Ein Nicken kam seitens des Gläubigen.

 

Ein heimlicher Blick auf die Uhr verriet Ezio, dass er den Kardinal noch etwas aufhalten musste. Also lehnte er sich zurück und lächelte sein Gegenüber mit dem charmantesten Lächeln an was er aufbringen konnte: „Sag, ich habe gehört eure reizende Tochter feiert bald Geburtstag?Ich hoffe ich stehe auf der Gästeliste, mein Freund?“

 

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Altair stand auf einem alten brüchigen Balken und versuchte seine Balance zu halten während unter ihm 2 Mitglieder der Karabinieri durchmarschierten um die Zelle von Diego im Auge zu behalten. Das Gespräch mit Borgia schien gut zu verlaufen, Altair bekam es durch einen Knopf im Ohr mit und als Ezio das Gespräch auf Césare lenkte, wurde dem Araber bewusst, dass dieser anscheinend nicht in der Messe gewesen war.

 

Es war ungewöhnlich für den Borgia-Sprössling eine Kardinalsmesse zu verpassen, wo sein Vater doch so sehr darauf achtete ihn in die Priesterrolle zu drängen. Das bedeutete also höchstwahrscheinlich er würde entweder die Vase oder Diego bewachen – obwohl es logischer wäre den Gefangenen zu bewachen. Diego war gerissen und loyal der Bruderschaft gegenüber, er hätte seinen Auftrag nicht mal unter größten Foltermethoden verraten.

 

Altair balancierte weiter über den Balken und wartete bis beide Polizisten an der hinteren Eingangstür angekommen waren. Er hockte sich in eine einigermaßen bequeme Haltung und drehte an einem minimalen Rädchen an seiner aufgesetzten blau getönten Brille. Im Inneren seiner Gläser erschien rechts ein Rad bei welchem er zwischen Gift, Betäubung und weiteren Auswahlmöglichkeiten wählen konnte. Er wählte die Betäubungsnadeln mit einem kleinen Klicken aus und danach zoomte er dank einem weiteren Mini-Rad näher an die Personen heran. Er visierte beide Ziele individuell an und drückte noch einmal den Knopf neben den Rädern. Lautlos schossen die Nadeln aus ihrem eingebetteten Versteck an den Brillenseiten und schickten die beiden Karabinieri ins Land der Träume.

 

Grinsend sah Altair den Beiden zu wie sie auf den Boden glitten und öffnete die kleine Tasche, welche sich an dem Schulterpolster seines Umhängerucksacks befand. Er nahm einen Kugelschreiber heraus, hielt ihn kurz gegen den Boden, tippte einmal gegen den Mechanismus und las dann einfach auf einem kleinen digitalen Bildschirm die Distanz zwischen seiner momentanen Höhe und dem Boden ab.

 

8,79m.

 

Er steckte den Kugelschreiber wieder ein, vergewisserte sich, dass nichts unter ihm außer dem Steinboden war, und hangelte sich dann zuerst an den Balken nur um sich Sekunden später fallen zu lassen und gekonnt auf dem Boden abzurollen. Schnell trat er zu den schlafenden Männern und schnappte sich die Verließschlüsseln. Man hatte Diego tatsächlich in ein Verließ unterhalb der Basilika eingeschlossen was mehrere hundert Jahre alt war.

 

Schmunzelnd bewegte der Assassine sich nun weiter. Lautlos, ruhig und natürlich vorsichtig – genauso wie Jaleel es ihm mindestens 200 mal auf dem Weg hierhin gepredigt hatte. Die Gänge waren alt, rochen nach Feuchtigkeit und nassem Holz. Die Kälte und Nässe setzten sich auf seinen schwarzen Klamotten ab und vor allem die Hoodieweste schien förmlich an ihm zu kleben.

 

Es schien ihm als würde er durch ein endloses Labyrinth marschieren und öfters an den selben Gängen immer wieder vorbeikommen – aber es konnte auch sein, dass er sich täuschte – bis er endlich die Kerkerverließe erreicht hatte. Er versteckte sich sofort hinter der Mauer und schaltete seine Brille auf Wärmekamera um, konnte jedoch nur eine einzige Person im ganzen Raum ausmachen – und das war diejenige im hinteren Verließ.

 

Vorsichtig näherte er sich dem Verließ, ließ jedoch weder den Eingang noch den Raum außer acht. Erst als er halbwegs sicher war schaltete er den Wärmemodus aus und sah nun Diegos Hinterkopf, der gegen den Stangen lag während die Beine vor ihm ausgestreckt waren: „Na Césare? Zurück von deinem Selbstfindungstrip?“

 

Altair grinste und trat an die Gitterstäbe heran: „Haben die Borgias dir Halogene untergemischt oder warum rufst du einen Bruder mit dem Namen deines Feindes?“ Diego sprang sofort auf und sein Gesicht strahlte förmlich: „Meister Altair!“ Altair lachte und sperrte die sperrige Tür mit dem Schlüssel auf: „Lass das Meister stecken Diego.“

 

Diego DiLauro war eigentlich ein waschechter Italiener – er war gerade mal 1,75m groß hatte aber eine ausgesprochen freche Klappe und schwarze Haare welche immer in alle Himmelsrichtungen abstanden. Er war nicht gerade der starke und trainierte Typ sondern war eher von der flinken und wendigen Sorte.

 

Er grinste breit und konnte es kaum erwarten aus der kleinen miefigen Zelle auszubrechen. Er schlang die Arme um Altair und drückte ihn an seine Brust: „Ah das tut so gut dich zu sehen! Ich dachte ich wäre dazu verdammt für immer hier unten zu versauen.“

„Haben sie dir wenigstens was zu Essen gegeben?“

Diego entfernte sich kurz von Altair, immer noch die Hände fest an seinen Schultern pressend, und verzog heftig das Gesicht : „Mio Dio erspar mir die Erinnerungen daran!“

Altair lachte und pattete Diego auf den Rücken bevor die beiden Männer sich sofort auf den Weg machten das Verließ zu verlassen.

 

Mit einem Partner waren die Einsätze meistens leichter. Schnell hatten sie es geschafft den kompletten Weg aus dem Verließ durch das Gängelabyrinth wieder zum Hintereingang der Basilika zurückzuklettern. Altair hatte sich gerade aus der Bodenluke gehievt und sah dem Italiener zu, wie dieser sich ebenfalls hinauszog. Routiniert wollte der Araber eigentlich zum Ausgang gehen, aber Diego hielt ihn auf.

 

Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf und zeigte auf eine weitere Tür welche jedoch anscheinend in die Hinterräume der Basilika führte: „Ich hab noch einen Job zu erledigen!“ Altair verstand und er grinste wie ein Honigkuchenpferd. Unweigerlich musste er sich fragen ob Diegos pflichtbewusste Handeln an seine Mission zu denken von ihm selber kam oder wegen der Angst davor was Jaleel sagen würde, sollte er ohne Vase nach Monteriggioni zurückkehren.

 

Diego drehte sich mittlerweile auf dem Absatz um und verschwand hinter der Tür. Altair lehnte sich an den Ausgang zum Hinterhof und stellte die Lautstärke seines Ohrknopfes etwas höher. Borgia und Ezio waren anscheinend immer noch miteinander am reden. Sie schienen jedoch so langsam ans Ende zu kommen und Altair fragte sich, ob Diego es rechtzeitig schaffen würde. Minuten vergingen und spätestens als Altair das Verabschieden von Rodrigo und Ezio hörte schlich langsam die Nervosität in dem Araber hoch.

 

Gerade als er zur hinteren Tür marschieren und nach dem Rechten sehen wollte, öffnete sie sich und Diego trat breit grinsend heraus. Auf seiner Nase saß seine Brille und selbst seinen Rucksack schien er wiedergefunden zu haben. Das was Altair jedoch breit grinsen ließ hielt der Italiener fest in seinem Arm: die neapolitanische Vase von Papst Alexander III.

„Ich denke mal Ezios Schaf ist zurückgekehrt“, murmelte der Araber mehr zu sich selber, als er mit dem ziemlich verdutzten Diego die Lateranbasilika durch einen geheimen Hinterausgang verließ. Er konnte also Morgen beruhigt wieder nach Hause fahren.

Die Borgias

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Kapitel 17 - Die Borgias

 

Kein Laut drang von den bebenden Lippen als der lederne Gürtel wieder einmal mit voller Wucht auf dem bereits geschundenen Rücken aufprallte. Narben von längst vergangenen Prügeleien und Bestrafungen mischten sich mit neuem Blut auf dem schmalen Rücken, liefen von den Schultern herab bis hin zum Beckenanfang. Seine Brust hob und senkte sich, versuchte den Schmerz zu unterdrücken und die aufkeimenden Tränen wegzublinzeln.

 

Es war, als würde sein Rücken unter ihm zerbrechen und der Braunhaarige versuchte verzweifelt mit den Fingern halt zu finden in den kalten Steinen der Santa Maria Maggiore. „Hast du etwas zu deiner Verteidigung zu sagen?“, kalt durchschnitt Rodrigo Borgias Stimme den Raum und hallte in den Mauern des ehemaligen Folterkellers wieder.

 

Unter der Papstbasilika und gleichzeitig Pilgerkirche hatte der Vatikan bereits vor Jahrhunderten eine geheime Anlage für persönliche Folterungen oder Bestrafungen gebaut. Hier konnten die Kardinäle sich in Ruhe perversen blutigen Fantasien hergeben während ein weiterer in den oberen Räumen eine Messe abhielt - kein Laut drang aus den dichten alten Gewölben nach oben an die Oberfläche.

 

Rodrigo selber, immer noch in seiner Kardinalsrobe gekleidet, spazierte an der hinteren Wand der Folterkammer entlang. Er zeigte keine einzige Regung als sein Sekretär Stéphano ansetzte und wieder das feste Leder auf den mittlerweile blutüberströmten Körper aufprallen ließ. Der junge Mann vor seinen Füßen, kaum 24 Jahre, schrie auf und grub seine Fingerkuppen tief in den Dreck zwischen den Fugen des alten Steinbodens. Er schluchzte und weinte, hielt die Tränen nicht mehr zurück. Seine leicht gelockten Haare hingen verklebt in seiner Stirn und er presste die Augen aufeinander. Sein Körper wurde immer wieder von kleinen Beben durchschüttelt, doch Rodrigo kümmerte es nicht.

 

Der Ältere trat nach vorne und zog den Kopf des Leidenden mit einem Ruck nach oben: „Was hast du dir dabei gedacht?!“ Zwischen Schluchzern und Versuchen sich an der Robe des Kardinals festzuhalten - was jedoch sofort von Rodrigos Sekretär unterbunden wurde - presste der Geschundene hervor: „Ich wollte nicht...Ich wusste nicht... Bitte...“ Rodrigos Blick wechselte zu zornig als er den Haarschopf mit aller Gewalt wieder nach unten pfefferte und nun schreiend zurück an die Wand ging: „Hör mir auf mit deinen Ausflüchten! Was denkst du sollen wir jetzt tun?“

 

Der Kardinal war aufgebracht und stampfte an der Wand hin und her: „Wieder eines unserer Ornamente weg - wieder können wir es Auditore nicht anhängen - und wessen Schuld ist das?!“

„M-Meine-“

„Ganz genau, deine! Wenn du dich einmal dran halten könntest was man dir sagt!“

„A-aber ich-“

„Nichts aber!“, bedrohlich zischte nun Rodrigos Stimme als er an den jungen Mann herantrat.

 

Der Kardinal bebte vor Wut und verachtete den vor sich Knieenden vollkommen. Er nahm ihn wieder am verklebten dreckigen Haar und beobachtete wie seine Augen sich vor Angst starr weiteten: „Diesmal wirst du tun was ich dir sage und ich dulde keine Wiederworte. Verstehst du mich, Césare?!“

 

Der Braunhaarige nickte ängstlich, nicht fähig ein weiteres Wort rauszubekommen. Blut rannte über seine Lippen bis hin zu seinem Kinn und fiel schlussendlich hinunter auf den Steinboden als Rodrigo nochmal wiederholte und dabei ihn kräftig an den Haaren riss: „Ich sagte Verstehst du mich Césare?!“ Mit Nachdruck grub der ältere Borgia die Finger in das gelockte Haar seines Sohnes und zog kräftig daran. Césare wimmerte kurz vor Schmerz, antwortete dann jedoch wispernd, fast unhörbar: „Ja Vater.“

 

Zufrieden ließ Rodrigo ihn los und entfernte sich wieder einige Schritte. Er atmete einige Male tief durch, versuchte sich etwas zu beruhigen und gab Stéphano ein kurzes Handzeichen was diesem bedeutete, etwas von seinem Sohn wegzutreten. „Gut“, meinte der Kardinal dann, wie beiläufig, und fing an, seine Robe wieder glattzustreichen: „Wir werden uns einen geeigneten Plan überlegen und diesen Auditore ein für alle Mal aus dem Verkehr schaffen. Auch wenn er anscheinend unantastbar ist, etwas Gift wird nicht nur seine Zunge lockern sondern auch seine Lebenserwartung drastisch kürzen - um genau zu sein auf Null reduzieren. Wir können uns nicht weiterhin mit ihm rumplagen, er wird lästig.“

 

Der ältere Borgia schnaubte verächtlich und sah hinunter auf den Haufen Mensch, welcher eigentlich sein Sohn Césare war: „Du wirst das für mich erledigen.“ Césare zuckte zusammen und sah hinauf in die kalten Augen seines Vaters. Zögernd nickte er, fragte jedoch kleinlaut: „Habt ihr einen Plan, Vater?“

„Deine Schwester wird ein Fest geben. Ich habe Auditore - gezwungenermaßen - eingeladen“, Rodrigo hörte sich nicht zufrieden über den Umstand an, sagte jedoch nichts weiter sondern beteuerte Stéphano wieder mit einer Handgeste, dass er bereits den Wagen holen gehen könnte.

 

Als der Schwarzhaarige den Kerker verlassen hatte, zog Rodrigo seidene rote Handschuhe aus seiner Tasche an der Kardinalsrobe und begann sie über die Finger zu ziehen. Césare versuchte sich aufzurichten, knickte jedoch unter dem Schmerz ein und blieb knien. Zitternd sah er empor in das Gesicht seines Vaters, fast schon flehend: „Vater denkt ihr nicht ein Platz in der Armee-“ „Fange nicht wieder mit deinen Hirngespinsten an!“, Rodrigo bebte und seine Stimme hallte laut im Kerker wieder.

 

Césare zuckte sofort zusammen und hatte wieder ehrfürchtig und panisch den Kopf gegen den Boden gesenkt. Er biss sich auf die malträtierte Lippe und schmeckte den bleiernen Geschmack wie er sich auf seiner Zunge, den Innenseiten der Wange und dem Hals festsetzte. Er hörte das tiefe Seufzen seines Vaters und seine schweren schleppenden Schritte, bis er die Spitzen seiner Schuhe vor ihm entdecken konnte. Er presst die Augen starr vor Angst aufeinander, leidete leise wimmernd voll Schmerz und Angst vor sich hin.

 

Plötzlich spürte er Rodrigos in Seide gekleideten Hände, welche ihn fast schon väterlich, zärtlich an beiden Seiten packten und sanft nach oben dirigierten, so, dass er seinem Vater unweigerlich in die eisigen Augen blicken musste. „Césare, mein Sohn“, zärtlich strichen die Finger seiner rechten Hand an seiner Wange herunter,zu seinen Lippen und wischten den Rinnsal aus Blut und Spucke weg: „Dein Platz ist in der Kirche, an meiner Seite. Nicht wahr?“

 

Ängstlich und einfach nur müde stimmte der junge Spanier ihm schlussendlich zu, und schwieg weiterhin. Rodrigos Lippen zierte ein Lächeln: „Sehr schön.“ Er hielt sein Gesicht fest, zog ihn etwas nach oben und legte seine Lippen auf die Stirn seines Sohnes. Dann küsste er zuerst die linke Wange, dann die rechte und schlussendlich legte er seine Lippen sogar kurz auf Césares, ehe er seine Hände entfernte und zum Ausgang marschierte. Césare sah ihm nach wie er die alte Tür aus Gitterstäben öffnete und sich nochmal umdrehte: „Geh wasch dich. Und denk an deine Messe heute Abend.“ Dann verschwand Rodrigo Borgia aus dem Folterkeller und überließ seinen Sohn sich selber.

 

Als der Braunhaarige sicher war, die Schritte seines Vaters nicht mehr zu hören, ließ er schlussendlich los und umschlang sich selber, presste seine fiebrige Stirn an den eisigen Steinboden während unaufhörlich Tränen an seinem Gesicht herunterflossen. Den schmerzverzerrten und doch nur ganz leisen Aufschrei, den die betende Nonne in der Santa Maria Maggiore vernahm, ging ihr durch Mark und Bein und ließ ihr selber eine Träne über die Wange fließen. Dabei war sie sich sicher, es wäre nur ihre Einbildung gewesen.

 

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Als Rodrigo in die getönte Mercedes Limousine einstieg, fluchte er langsam vor sich hin. Stéphanos Blick traf ihn im Rückspiegel, jedoch sagte er nichts. Genau deswegen hatte Rodrigo den stillen Schwarzhaarigen auch eingestellt - er war loyal, diskret und man konnte sich auf ihn verlassen. Außerdem war Stéphano wie fast jeder Italiener klein und wusste wie man mit Waffen jeglicher Art umging - das sollte er Rodrigos Meinung nach auch durch sein Leben auf der Straße gelernt haben.

 

Stéphano kam aus einem Viertel von Italien wo man seine eigene Mutter für ein Leib Brot und ein Päckchen Kokain verkaufen würde. Er hatte weder Gewissensbisse noch Gefühle und somit war er Rodrigos Meinung nach der perfekte Sekretär. Er tat - anders als sein Sohn - genau was man ihm sagte und das schätzte Rodrigo an ihm. Erstaunlicherweise konnte man sich ebenfalls gut mit ihm unterhalten. 

 

Rodrigo war eher ein Mann, der sich nicht gerne die Finger dreckig machte. Groß und breitschultrig konnte man den Kardinal eher für die Leibwache des Italieners halten anstatt umgekehrt. Die Haare waren leicht angegraut, kurz und stets nach hinten frisiert. Meistens  war er glatt rasiert und er hatte ein ausgeprägtes eckiges Gesicht. Auch wenn man ihm meistens vorwarf eigentlich keine Gefühle auszustrahlen, so schaffte er es doch immer die Menschen mit einem natürlichen Charme umzuhauen. Wenn er wollte, könnte er sogar Kaffee verkaufen und dabei trotzdem gut aussehen.

 

„Wohin, Cardinale?“ „Zum Petersdom“, Rodrigo lehnte sich in den Polstern zurück und sah dem vorbeifahrenden Verkehr zu. Er zog die Handschuhe wieder aus und verzog das Gesicht beim Anblick. Das Blut und die Spucke von Césare hatte Spuren auf der roten Seide hinterlassen. Er schnaubte kurz und ballte den teuren Stoff fest in den Händen zusammen.

 

Stéphano sah ihn wieder durch den Rückspiegel an: „Alles in Ordnung, Cardinale?“ Rodrigo sah auf und nickte nachdenklich: „Ich denke schon, Stéphano, ich denke schon. Ich habe gleich nur eine sehr lange Besprechung vor mir.“ Stéphano schenkte ihm einen aufmunternden Blick: „Geht es um das Wohl des Papst?“ Rodrigo schnaubte verächtlich: „Leider ja. Er ist dem Tode entkommen - mal wieder.“

 

Es hörte sich weniger freudig als verbittert an und Stéphano musste leicht grinsen: „Das wäre dann das, lasst mich kurz überlegen Cardinale ... Das 6. Mal?“ Rodrigo nickte verbittert und nachdenklich: „Vielleicht sollten wir das in Angriff nehmen, was denkst du Stéphano?“ Der Blick des Italiener streifte kurz den von Rodrigo im Rückspiegel: „Ihr gedenkt ein Attentat auf den Papst auszuführen?“

 

Lange Zeit schwieg der Borgia und drehte den seidenen Stoff in den Händen hin und her. Als der Petersplatz in Sicht kam, antwortete er schließlich: „Mittlerweile nennt man ihn bereits den Katzen-Papst, da er anscheinend genau so viele Leben besitzt wie diese Viecher. Aber auch Katzen haben nur 7 Leben, Stéphano, und der Papst hat sein letztes bereits begonnen.“ Der Kardinal ließ das Fenster herunter und schmiss die roten seidenen Handschuhe hinaus auf die Straße.

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Kapitel 18 - Das Herz der Mutter

Kadar tauchte das sterile Tuch immer wieder in die heiße Schüssel ein, die randvoll mit Wasser und leichtem Betäubungsmittel war. Fest wringte er es aus und begann dann damit die tiefen Wunden und aufgeplatzte Haut vorsichtig zu reinigen. Er hatte dies schon öfters getan, immer dann, wenn Césare nach Hause kam und aussah, als wäre er von mindestens 3 Mitgliedern der Cosa Nostra geschlachtet worden. Die Narben auf dem schmalen Rücken vor ihm waren unzählig und manchmal fragte der Araber sich, was der Spanier schon alles durchgemacht haben musste bevor er nach Italien gekommen war. 
 

Kadar lebte nun seit fast 3 Jahren bei dem Spanier und hatte in ihm einen besten Freund gefunden. Anfangs sollte er aus Frankreich abgezogen werden, um in Italien eine Kompanie zu leiten jedoch hatte sein Talent und seine Kampflust sich ausgezahlt und man hatte ihn bereits nach kürzester Zeit befördert. Er wusste, dass er diesen Umstand eigentlich Rodrigo Borgia zu verdanken hatte, jedoch hatte er es nie geschafft dem Mann zu danken. Er hatte ihn nie darum gebeten und die Versäumnisse, die er mit seinem Sohn zu klären hatte gingen Kadar weiß Gott nichts an. 
 

Schon als er damals nach Italien eingereist war schien er eine natürliche Ablehnung gegen den Kardinal zu führen. Als ausgebildeter Templersohn unter General Rousseau genoss Kadar natürlich einige Privilegien. Eine davon war die Tatsache weder für eine Wohnung noch für sonst etwas sorgen zu müssen, da er automatisch erstmal bei Borgia wohnen sollte. Später hätte er sich für eine eigene Wohnung entscheiden können, doch war es da nicht mehr nötig gewesen. Nachdem auch Césare vor zwei Jahren zum Priester ernannt worden war, hatte er vom Vatikan eine eigene Wohnung gestellt bekommen. Und in diese war er zusammen mit ihm gezogen. Er konnte den Braunhaarigen nicht alleine lassen, nicht nachdem er oft genug hatte mit ansehen müssen wie Rodrigo ihn zurichtete. Warum der Spanier seinen Vater nicht einfach hinter sich ließ war dem gebürtigen Franzosen ein Rätsel. 
 

Nachdem er den Dreck und das alte Blut vorsichtig abgewaschen hatte, nahm er die Schüssel und ging sie ins Bad ausschütten. Er wusch sie aus und ließ sie dann wieder unter dem Wasserhahn stehen, um sie wieder randvoll mit heißem Wasser zu füllen. Als Kadar sich im Spiegel betrachtete seufzte er tief auf. Er erkannte sich in den letzten Wochen nicht wieder. Rodrigo verlangte schier Unmögliches von seinem Sohn und das wiederum bedeutete er bestrafte ihn auch härter - was wiederum mehr Arbeit für Kadar bedeutete. Neben seinem Offiziersdienst in der Armee musste er sich auch noch um Césares Wunden und gleichzeitig die wachsende Bedrohung der Assassinen kümmern. Alles in allem kam er sich momentan vor, als müsste er an mehreren Orten gleichzeitig sein - und das schaffte nun wahrlich keiner. 
 

Er verschloss den Wasserhahn und nahm die nötigen Utensilien aus dem Erste-Hilfe-Schrank, als er auch schon sein Handy im Nebenzimmer Musik abspielen hörte. Es war der Titelsong von den Golden Girls, also wusste er, dass es seine Mutter mit dem Haustelefon sein musste. 
 

„Es ist deine Mutter“, rief dann auch schon Césare doch Kadar gab nur ein „Mhm“ von sich. Es war mittlerweile das 5. Mal, dass sie ihn anrief seit er morgens aus dem Bett aufgestanden war. Kadar wusste ganz genau, was seine Mutter von ihm wollte. Er hatte gestern Abend noch mit Malik telefoniert und dabei erfahren, dass sein Zwillingsbruder sich anscheinend dazu entschlossen hatte nicht mehr Roberts kleines Betthäschen zu bleiben. Gut so. Er hatte diesen eingebildeten Froschfresser noch nie leiden können - vor allem sein Akzent war Kadar gehörig an die Geduldsnerven gegangen, ich meine für was hielt er sich? Gérard Depardieu
 

Seufzend kam er ins Zimmer zurück und nahm das surrende und vibrierende Teil an sich, nachdem er Schüssel und Operationsbesteck weggesteckt hatte. Er wartete darauf, dass es endlich aufhörte bevor er es stumm schalten und wieder einstecken konnte. Er hatte Wichtigeres zu tun, als sich um so etwas zu kümmern. Seine blauen Augen wanderten wieder zu Césare, welcher sich mittlerweile hingesetzt hatte und langsam an seinem Glas Wasser nippte. Ein Blick auf die Kommode reichte Kadar um zu wissen, dass er die Schmerztablette genommen hatte. 
 

Vorsichtig packte der Araber die mitgebrachten Kompressen mit der Creme aus einer kleinen Tasche. Außerdem nahm er 2 Verbände welche er bald brauchen würde und bereitete alles vor. Als Césare das Glas wegstellte nickte er seinem Freund aufmunternd zu und ließ sich ohne Murren die Kompressen mit der dicken Creme auf den Rücken legen. Es brannte nicht, im Gegenteil die Kälte der Creme tat der geschundenen Haut wirklich gut und so entspannte der Spanier sich leicht. 
 

Er spürte wie Kadar sich kurz entfernte und dann damit anfing dicke weiße Mullbinden um seinen Oberkörper zu wickeln. Es war still im Zimmer und nur Césares gepresster Atem und das Rascheln der Verbände waren zu hören. Schmerzhaft verzog der Braunhaarige einige Male das Gesicht, ließ sich jedoch sonst nichts anmerken. Er hörte wie Kadar nach einigen Umwicklungen den Kleber abriss um schlussendlich das Ende festzukleben: „Ich denke das müsste halten.“ 
 

Césare nickte leicht und sah dem Araber zu, welcher mit der Schüssel und dem Verbandszeug aus dem Raum wieder Richtung Bad verschwand. Er stand auf und nahm langsam seine Priesterkutte aus dem Schrank, legte sie auf das Bett und nahm sich dann frische Klamotten. Es war ihm nicht unangenehm nur in Shorts vor Kadar zu stehen, immerhin waren die beide viel zu lang befreundet für so etwas. Aber der Schmerz leitete dazu, dass Césare spürte wie die Kälte in seinen Beine prickelte. 
 

Langsam ging er mit seinen Klamotten ins Bad und traf in der Tür auf Kadar, welcher zuerst zur Priesterrobe und dann auf den Braunhaarigen blickte. Es war nicht nötig irgendetwas zu sagen, das wusste der Araber. Césare war zu stolz - und laut Kadars Meinung auch einfach zu angsterfüllt vor Rodrigo - und Kadar hatte es im Laufe der Jahre aufgegeben zu versuchen seinen besten Freund eines besseren zu belehren. 
 

Césare trat ans Waschbecken und besah sich erst einmal im Spiegel. Seine Haare waren immer noch nass und zerzaust von der Dusche die er sich vorhin genehmigt hatte und unter seinen braunen Augen konnte man deutlich tiefe Augenringe erkennen. Er hatte seit mindestens 2 Tagen nichts Anständiges mehr gegessen, es hinterließ Spuren auf dem eh schon schmalen Körper. 
 

Anders als sein Vater war Césare nicht besonders groß und glich eher seiner Mutter als dem Kardinal. Er hatte ihr Gesicht - und ihr Herz, wie seine Schwester immer wieder betonte. Claudia Borgia war eine einfache Tochter von spanischen Weinhändlern gewesen. Sie hat in ihrem Dorf als spanische Schönheit gegolten und zog somit das Interesse des damaligen Priesters Rodrigo auf sich. Seit die katholische Kirche sich als Weltmacht etabliert hatte, waren öffentliche Ehen und Kinder kein Problem mehr - auch nicht in den Kardinälsreihen.
 

Claudia besaß eine natürliche Schönheit welche sie an Césare vererbt hatte; große Augen, feingliedrige Nase, hohe Wangenknochen, kindliches freundliches Gesicht. Das, was Claudia jedoch ausgemacht hatte war weder ihre Schönheit, noch ihre Intelligenz von welcher sie ziemlich viel besaß. Es war lediglich ihr riesiges Herz gewesen welches ihr half in Menschen immer das Gute zu wecken. Lucrezia behauptete stets Césare hätte es, entgegen aller Erwartungen von Rodrigo, geerbt. Jedoch wusste der Spanier selber nicht wirklich wie er mit solch einer Bürde umgehen sollte. 
 

Er empfand die Tatsache mit seiner Mutter verglichen zu werden oft als Belastung anstatt als Segen. Das Herz seiner Mutter ließ ihn oftmals erweichen. Der Spanier wollte den Ansprüchen seines Vaters genügen jedoch schaffte er dies weder mit seinem Verhalten noch mit seinen Taten. 
 

Der Braunhaarige drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Die Erinnerungen an seine Mutter waren stets schmerzhaft für ihn. Er hatte sie, anders als sein Vater abgöttisch geliebt und sie war der einzige Mensch in seiner Welt gewesen der stets zu ihm gehalten hat. Wegen seinen Verträumtheit hat er bereits als Kind oft als wahnsinnig gegolten und Rodrigo hatte ihn möglichst fern von allem, wohl behütet auf dem spanischen Weingut seiner Mutter aufwachsen lassen. Er hatte weder Freunde noch Familie in seinem Alter gehabt mit welchen er sich auseinandersetzen konnte und somit waren seine Mutter und seine Schwester die einzigen gewesen, denen er vertraute. 
 

Claudia hatte sich oft den Wutausbrüchen seines Vaters entgegengestellt und obwohl er sie selber eigentlich nie gewalttätig behandelt hatte - was wohl vor allem daran lag, dass Rodrigo Borgia keine Freuen schlug - hatte sie öfters die eine oder andere eingefangen die eigentlich für Césare bestimmt gewesen war. Er war nie oft zuhause gewesen und wenn doch, kassierte Césare meistens nur Prügel oder Beleidigungen. Seit dem Tod seiner Mutter vor 10 Jahren lebte er hier in Italien unter seinem Vater. 

Getrieben von dem Gedanken seinen Vater stolz zu machen und versuchend den Verlust seiner Mutter zu verdrängen, hatte Césare die letzten Jahre jede Demütigung, jeden Gewaltausbruch und jeden Schmerz tapfer ertragen. 

Doch wie lange würde er noch durchhalten? 
 

„Alles in Ordnung?“, Kadar stand im Türrahmen und nickte behutsam auf die Klamotten, welche immer noch zusammengefaltete neben Césare am Waschbecken lagen. Langsam nahm der Spanier die Kleidungsstücke auf und begann sich anzuziehen: „Ja, alles klar.“ 

„Wann beginnt deine Messe?“, der Misston in Kadars Stimme ließ Césare kurz zusammenzucken, doch er fing sich gleich wieder. Was hatte sein Vater nur aus ihm gemacht, dass er mittlerweile sogar bei Kadars Stimme zusammenzuckte? 
 

Er räusperte sich: „Um 18 Uhr, ich übernehme die Abendmesse.“ Sie redeten nicht laut, es glich eher Wispern aber dennoch schien es Césare als würden sie sich anschreien. Er knöpfte sein Hemd zu und steckte es in die Jeans. Als Césare an Kadar vorbeigehen wollte packte dieser ihn am Arm. Anders als Césare und sein Zwillingsbruder Malik war Kadar sehr wohl trainiert. Er besaß stramme Oberschenkel, starke Arme und einen flachen von Muskeln durchzogenen Bauch. 

Das Ganze war nicht alleine der Verdienst von der Armee. 
 

Anders als erwartet trainierte Kadar nämlich auch außerhalb des Militärtrainings. Er besaß schnelle Reflexe und so etwas wie einen 6. Sinn der es ihm ermöglichte Feinde bereits von sehr weit entfernt zu erspähen. Der Spanier hatte ihn schon immer bewundert und als Kadar zu ihnen gezogen ist, war es stets sein größter Traum neben dem Franzosen Seite an Seite im Heer zu kämpfen. Jedoch hatte sein Vater andere Pläne gehabt und ihn bereits sehr früh in die Rolle des Priesters gedrängt. „Ad maiorem dei gloriam - zur höheren Ehre Gottes“, wie Rodrigo ihm immer zu sagen pflegte und obwohl Césare sehr gläubig unter der Aufsicht seiner Mutter erzogen worden war, verstand er bis heute nicht wie Religion, welche soviel Schlechtes und nur so wenig Gutes hervorgebracht hatte, es geschafft hatte die Weltmacht zu erlangen. 
 

Seine braunen Augen suchten nach den blauen von Kadar. Sein bester Freund sah ihn durchdringend an, seufzte jedoch nach schier endlosen Sekunden und schüttelte geschlagen den Kopf. Er wusste, dass er Césare nicht zurückhalten konnte. Langsam ließ er seine Hand wieder sinken. Der Spanier spürte wie sein Griff sich lockerte und betrat daraufhin sein Schlafzimmer. Er nahm die Priesterrobe vom Bett und streifte sie sich über. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass er noch ungefähr eine Stunde hatte bevor die Messe anfangen würde. Genug Zeit also, alles vorzubereiten. 
 

Er blickte zurück auf Kadar, der ihn nachdenklich anstarrte, jedoch plötzlich sich in die Hosentasche fuhr und das vibrierende silberne Telefon herausfischte. Ein Grinsen schlich sich auf Césares Lippen: „Deine Mutter?“ Kadar schnaubte nur und wollte es wieder wegstecken, wurde jedoch von dem Braunhaarigen unterbrochen: „Schon gut, heb endlich ab. Die arme Frau erleidet sonst noch einen Herzkollaps.“ Lachend ging der Spanier zur Tür: „Ich warte unten beim Auto auf dich,ja?“ 
 

Noch bevor Kadar antworten konnte, war Césare auch schon verschwunden. Der Araber verengte kurz verletzt die Augen. Er wusste wie sehr es Césare missfiel die Rolle des Priesters durchzuziehen und musste ehrlich gestehen, dass er den Spanier für sein Durchhaltevermögen bewunderte. Er hätte schon längst alles hingeschmissen, würde man ihn so behandeln. Das lautstarke Vibrieren in seiner rechten Hand schien nicht aufhören zu wollen und riss Kadar aus seinen Gedankengängen raus. Er konnte sich wohl nicht mehr länger davor drücken. Tief seufzend bewegte er seinen Daumen zu der grünen Taste und hob schlussendlich ab: „Hi Mama.“ 

Seufzend schlenderte er zum Fenster und sah zum Himmel empor. 

Césare musste wohl noch etwas länger warten.  



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Kommentare zu dieser Fanfic (58)
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Von:  Alexia20
2012-02-20T17:01:38+00:00 20.02.2012 18:01
wow
also echt mal
Cesare ist zwar ein Templer, aber man der tut mir in dem kapi voll leid
am liebsten wäre ich dazwischen gesprungen um seinem Vater und dessen Fahrer eine zu verpassen.

und alles nur weil er einen Fehler gemacht hat

hoffe du schreibst bald weiter
lg alexia20
Von:  kasafusutan
2012-02-20T15:28:34+00:00 20.02.2012 16:28
So SPANNEND!! Ich halte es nicht mehr aus. Die Spannung steigt immer mehr und meine Überraschung auch.
Bei diesem Kapitel hing mir meine Kinnlade fast die ganze Zeit unten. Ab dem Punkt wo sich rausstellte dass Cesare da gefoltert wird war ich nur noch: WTF!?!, aber in einer guten Art. Ich liebe es wenn du uns in jedem kapitel immer so auf die Folter spannst.
Schön dass du immer so schnell neue Kapitel schreibst.
Ich hab aber schon länger nichts mehr persönlich von dir gehört, soll ich dir mal wieder eine ENS schreiben?

Von:  kasafusutan
2012-02-15T18:00:50+00:00 15.02.2012 19:00
Ach, wie du Ezi beschrieben hast. da hatte ich gleich mal schönes Kopfkino von einem Mafioso Ezio und mir gefällt die Vorstellung sehr. Genauso gefällt mir was dir alles eingefallen ist bei Altairs Ausrüstung. Auf solche Ideen muss man ja erstmal kommen.
Irgendwie möchte ich jetzt unbedingt Cesare und Rodrigos Reaktion zum verschwinden Diegos sehen. Apropos Diego, er ist ein wirklich sympathischer Charackter~ Ich bin so gespannt ob noch mehr über ihn kommen wird.
Von:  DarkAssassin
2012-02-14T19:10:00+00:00 14.02.2012 20:10
Oh wow. Geniales Kappi. Ich liebe es wie du Altairs Rüstung beschreibst und was er nicht alles hat.
Die Brille und der Kugelschreiber sind ja mal genial. :D
Aber auch Ezios Mafialook kann ich mir gut vorstellen. Sehr schön.
Auch wie er es schafft Rodrigo Honig ums Maul zu schmieren. xDD Echt genial.
Aber es ist echt eine geniale Vorstellung wie zwei Feinde da sitzen und erzählen als wäre nichts.
Und Rodrigo denkt sich der Idiot er wird ihn nie finden und dabei wird Diego schon längst befreit. xDD
Sehr schön. Es war auch wieder alles super umschrieben, sodass man ein perfektes Bild von der ganzen
Situation im kompletten Kappi hatte.
Und Cesare sollte anscheinend Diego bewachen. Da ist er einmal weg und schon ist auch Diego weg.
Zumindets kommt meine Vermutung daher, weil ja Diego zuerst vermutet hat, dass es Cesare ist der sich nähert.
Achja. Dabei gesagt fand ich es schön wie er sich gefreut hat als er Altair gesehen hat. :) Meister Altair :-D Sehr schön.
Aber Altair ist da ja ganz locker und verzichtet gut und gern auf das Meister. ^.^
Ich bin mal gespannt wie es denn jetzt weiter geht und werde mich gleich ans nächste Kappi machen. :)

gvlg ;)
Dark
Von:  Alexia20
2012-02-13T10:48:54+00:00 13.02.2012 11:48
wow das war mal wieder ein richtig super kapi
und Ezio scheint ja echt aufzugehen in seiner Rolle als Mafiosi
wenn man so die Kleidung und seine Art betrachtet.

Und die Sonnenbrille mit den Rädchen so wie den Kulli fand ich nen klasse einfall

jezt würd ich nur zu gern Rodrigos Gesicht sehen wenn er merkt das erstens der Gefangene weg is und
zweitens die Vase auch noch^^
wär bestimmt zum schießen

auf jeden fall freu ich mich schon aufs nächste kapi
und mach weiter so

lg Alexia20
Von:  DarkAssassin
2012-02-06T11:27:10+00:00 06.02.2012 12:27
Ohh armer Altair. Da trimmt ihn sein Ausbilder ja mal richtig. Anscheinend kann er sich denken
dass Altair wohl in Frankreich nicht so hart trainiert und macht es dann gleich mal richtig. xDD
Aber sehr schön war es ja mit Ezio. Su hast geschummelt. xD
Das passt zu Ezuio. Also so eine Aussage. :) Alatir war froh das er seine Aufgabe geschafft hat und dann wird
er auch noch von einem "Toten" abgeschossen. :) Der Arme.
Ich bin mal gespannt wie es weiter geht mit Diego. Und wie die Befreiungsaktion läuft.
War wieder ein super Kappi. Mach schön weiter so. Freue mich schon. ^^
Schreib schnell weiter.

gvlg
Dark
Von:  kasafusutan
2012-02-05T19:42:00+00:00 05.02.2012 20:42
Mir gefällt Jaleel total *w* Endlich jemand der Altair in den Arsch treten kann*das iwie mag*
Und ich stimme Alexia zu: super, die Idee mit dem Paintball. So könnte modernes Training villt. wirklich aussehen.
Von wo bekommst du nur immer deine Ideen?

Und wie immer lohnt es sich meine Schulsachen beiseite zu legen und Cold War zu lesen xD Danke für die tollen kapitel. Jedes ist es Wert!

*selbsgebackenen Schokokuchen dalass*
*winkewinke*
*weiter lernen geht*
Von:  Alexia20
2012-02-04T20:56:40+00:00 04.02.2012 21:56
yeah ich mag das kapi und auch den Meister von Ezio und Altair
auch wenn das Training etwas übertrieben ist.

Das mit den Paintball Waffen fand ich ne super idee^^
und vor allem der Spruch über die Italiener und den Fußball
einfach funny^^
obwohl es stimmt

als Ezio dann auch noch mit dem Paten ankommt und Jaleel da noch mitmacht musste ich echt lachen

ich hoffe nur ihre Mission klappt
und du schreibst bald weiter

lg Alexia20
Von:  Alexia20
2012-02-03T11:11:32+00:00 03.02.2012 12:11
muss sagen ist wirklich wieder mal ein sehr schönes Kapi
und ich würde wirklich am liebsten auch in der Stadt wohnen
wo alles so schön ruhig und gemütlich ist^^ würde super zu mir passen
und Ezio mag ich jetzt schon super gern, wegen seiner frechen Art
und bin schon mal gespannt wie das Training verläuft

und hoffe es geht bald weiter

lg Alexia20
Von:  Ginji92
2012-02-02T19:14:58+00:00 02.02.2012 20:14
Mir gefällt die Stadt vor allem deine Beschreibung man würde am liebsten selber hinfahren wollen
Finds einfach nur immer wieder klasse wie du schreibst selbst ein so kurzes Kapi lohnt sich zu lesen
*Freu mich schon auf das nächste xD*


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