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Reflection

In my heart just keep on bleeding, I can't stand myself too long...
von

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Prolog

„Du bist es nicht wert, den Namen Moriuchi zu tragen! Du bist die längste Zeit mein Sohn gewesen!“
 

Laut wurde die Tür zu Takahiros Zimmer zugeschlagen. Der junge Mann, gerade mal 16 Jahre alt, saß auf seinem Bett und starrte auf die Stelle seines Zimmers, an der gerade noch sein Vater gestanden hatte. Jetzt hatte er anscheinend alles verloren. Seine Eltern. Seine Perspektive. Seinen Lebensmut…

Mit leerem und starrem Blick erhob er sich und zog eine abgegriffene Reistasche aus seinem großen Kleiderschrank. Langsam und wie ferngesteuert fing er dann an, ein paar Kleidungsstücke aus dem Schrank zu nehmen und sie in der Tasche zu verstauen. Er wollte weg. Hier hielt ihn ja nichts mehr. Auch seine Mutter hatte ihm unmissverständlich klar gemacht, dass sie ihren Sohn für einen Versager hielt. Mit zitternden Händen schloss er die Tasche an zwei losen Lederriemen. Dann griff er noch nach seinem schwarzen Rucksack und verließ sein sehr ordentliches Zimmer, ohne sich noch einmal umzusehen. Das hätte wohl zu sehr wehgetan…

Ihre große, sehr luxuriös eingerichtete Wohnung war dunkel, nur aus dem Wohnzimmer kam ein matter Lichtschein. Unschlüssig stand der junge Mann im Flur, starrte auf die Wohnzimmertür und spielte nervös am Träger seines Rucksacks herum. Wenn er jetzt zu ihnen ginge, was würde passieren? Hoffnung keimte in Takahiro auf. Vielleicht hatten sie sich ja wieder beruhigt? Vielleicht war alles gar nicht so schlimm. Sie waren doch schließlich eine Familie! Langsam trat er zur Tür und schob sie auf. Seine Eltern saßen nebeneinander auf ihrem teuren, beigefarbenen Sofa und der Fernseher lief. Takahiro traute sich nicht, weiter in den Raum hinein zu gehen, weswegen er im Türrahmen stehen blieb.

„Mama? Papa?“, sagte er dann leise, schluckte schwer, bevor er weitersprach, „Es tut mir leid. Ich habe euch sehr enttäuscht. Aber ich werde es wieder gut machen, das verspreche ich.“

Erwartungsvoll und so nervös wie noch nie in seinem Leben blickte Takahiro auf die Hinterköpfe seiner Eltern und hatte ängstlich die Hände um den Saum seines Pullovers geklammert.

Aber er wartete vergebens.

Nicht einmal eine kleine Regung seitens seiner Eltern war zu erkennen. Niemand antwortete ihm oder drehte sich auch nur zu ihm um. Nichts. Da verstand er.

„Wenn das eure Antwort ist, dann gehe ich lieber.“, sagte er leise und verließ den Raum. In der Hoffnung, einer seiner Eltern würde ihm hinterher kommen und ihm am Gehen hindern, lief er den Flur sehr langsam entlang. Aber nichts geschah. Nur das stetige, schwache Flimmern des Fernsehers war hinter der Glastür zu ihrem Wohnzimmer zu erkennen. Also verließ Takahiro die Wohnung seiner Eltern und trat auf die Straße hinaus, die nur spärlich vom Licht der Straßenlaternen beleuchtet wurde. Langsamen und schweren Schrittes setzte sich der junge Mann in Richtung der Stadtmitte in Bewegung. Aber wo er hin sollte, das wusste er nicht. Es war ihm auch egal. Ein Zuhause hatte jetzt ja sowieso nicht mehr…

„Takahiro! Mensch! Komm endlich her!“, schrie der Chef eines großen Supermarktes quer durch den Verkaufsraum. Ächzend ließ der Gerufene eine Palette Milchkartons auf den Boden sinken und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Ich komme ja schon…“, murmelte der junge Mann leise und schlurfte schweren Schrittes durch die Reihen des Supermarktes. Eine knappe Woche war vergangen, seit Taka sein Elternhaus verlassen hatte. Seine Eltern hatten sich nicht gemeldet, und langsam aber sicher war dem jungen Sänger klar geworden, dass er nun ganz allein war. Zum Glück hatte er sich ein wenig Geld angespart, sodass er noch am Abend, an dem er gegangen war, ein Zimmer in einer Jugendherberge hatte nehmen können. Drei Tage lang hatte er sich eingegraben und vor sich hin gelitten. Immer wieder auf sein Handy gestarrt, in der Hoffnung, seine Eltern könnten anrufen. Fast den ganzen Tag hatte er in seinem Futon gelegen und so einige Tränen vergossen, hatte sein Zimmer wirklich nur verlassen, wenn seine wenigen Lebensmittel zur Neige gingen.

Dann, irgendwann, hatte er gemerkt, dass er mit seinem Geld nicht mehr lange auskommen würde. Eine Woche vielleicht. So ein Zimmer war teuer mitten in Tokyo. Und da war ihm klar geworden, dass er jetzt für sich allein sorgen musste. Gut, das würde vielleicht nicht einfach werden. Aber wenigstens konnte Takahiro sein Leben selbst bestimmen, würde sich nicht wieder verbiegen müssen. Die Trennung von seinen Eltern tat sehr weh, hatte aber auch irgendwie etwas Befreiendes. Immer hatten sie ihn unter Druck gesetzt. Immer hatten sie ihm Vorschriften gemacht. Niemals war er gut genug für sie gewesen. Wie auch, wenn der eigene Vater einer der erfolgreichsten Sänger Japans war und von seinem Sohn erwartete, schon in jungen Jahren in seine Fußstapfen zu treten? Das konnte doch nur schief gehen. Also war es vielleicht besser so. Auch, wenn es schmerzte. Am vierten Tag nach dem Verlassen seines Elternhauses hatte Takahiro sich aufgerappelt. Sich seine besten Klamotten angezogen und dann auf die Suche nach einem Job gemacht. Es war ihm egal, was. Hauptsache, er konnte sich erst einmal über Wasser halten. Der junge Mann scheute sich nicht davor, für sein Geld hart zu arbeiten. Trotz des Reichtums seiner Eltern – und ihrer Berühmtheit – war er immer sehr bodenständig und bescheiden gewesen. Das Einzige, was er wirklich wollte, war singen. Schon als ganz kleiner Junge hatte er seinen Vater immer bewundert, hatte mit ihm gemeinsam gesungen. Einige Auftritte hatte er schon gehabt, Gesangsunterricht auch schon. Ihm wurde eine sehr schöne Stimmfarbe zugesprochen und sehr viel Potential, auch, wenn Taka sich immer wunderte, dass es Menschen gab, die ihn gern singen hörten. Der junge Mann hatte so gut wie gar kein Selbstbewusstsein, was ihm oft zu schaffen machte. Aber ohne das Singen konnte er nicht leben. Es war sein Leben. Und deswegen träumte er davon, irgendwann in einer Band zu singen. Lieder schreiben zu können. Wirklich RICHTIG singen zu können, mit Gefühl und Leidenschaft. Nicht wie bei News.

Taka hatte die Zeit bei Johnny’s Entertainment gehasst. Es war eine Art modernes Gefängnis für die jungen Männer gewesen. Alles, wirklich alles, war ihnen vorgeschrieben worden. Wie sie zu singen hatten. Was sie zu singen hatten. Ihre Klamotten. Ihr Tanzstil. Ja, selbst ihr Gesichtsausdruck! Nach nur einer Woche hatte Takahiro gewusst, dass all das nichts für ihn war. Er fühlte sich eingeengt, bevormundet, ja, richtig eingesperrt. Er war Sänger. Musiker mit Leib und Seele. Und keine Marionette, die nur auf den Kommerz aus war. Natürlich, seine Bandmitglieder waren alle sehr nett und äußerst talentiert. Taka hielt es für Verschwendung, diese tollen Sänger für Johnny’s zu verheizen. Aber di e meisten von ihnen schienen sich in dieser Gruppe wohl zu fühlen und gaben auch ihr Bestes. Am liebsten hätte der junge Sänger aber schon nach einer Woche abgebrochen. Aber das hatte er sich anfangs nicht getraut. Sein Vater hatte darauf bestanden, dass er in dieser Firma eine Art Grundausbildung zum Sänger durchlaufen sollte. Laut des Schlagersängers war das der Einzige Weg für einen jungen Mann in der heutigen Musikbranche, Fuß zu fassen. Weil sein Vater sehr streng war und sich keineswegs umstimmen ließ, hatte Takahiro anfangs die Zähne zusammen gebissen. Wie heißt es so schön? Augen zu und durch. Vielleicht würde alles ja noch besser werden, dachte er sich damals. Mit 15 Jahren also war er Mitglied einer Boygroup. Es vergingen einige Wochen, aber es wurde nicht besser. Im Gegenteil. Sie veröffentlichten als News eine Single, hatten ein paar Auftritte, drehten auch ein Promotion Video. Aber Taka fühlte sich schrecklich dabei. Es kam ihm vor, als hätte das alles kein Herz. Die Musik und die Texte wurden von Anderen geschrieben, so konzipiert, dass damit so viel Geld wie möglich gemacht werden konnte. Das war für Takahiro nicht die Definition zur Musik. Er liebte die Musik, wollte seine Gefühle dadurch ausdrücken und Menschen berühren. Und nicht ihre Portmonnaies leeren. Immer öfter bekam er sich mit dem Manager von News in die Haare, stritt sich auch ab und zu mit seinen Bandmitgliedern. Zwei Monate war er bei Johnny’s, als er einfach nicht mehr konnte. All das setzte ihm unglaublich zu . So sehr, dass er gar keinen Spaß mehr am Singen gehabt hatte. Und das machte ihm Angst, denn das war ihm vorher noch nie passiert. Also ging er zu seinem Manager und sagte, er wolle aufhören. Der Manager musterte ihn nur kurz und nickte dann. „Ich glaube, das hier ist nicht das Richtige für dich.“, hatte er gesagt und Takahiro hatte zustimmend genickt. Am nächsten Tag hatten sie seinen Vertrag mit Johnny’s aufgelöst, woraufhin seine Eltern natürlich benachrichtigt worden waren.

Und dann hatte Taka den schlimmsten Streit seines Lebens mit seinen Eltern gehabt, woraufhin er dann ausgezogen war.

Und jetzt war er hier. In einem kleinen Convini nahe des Shinjuku-Bahnhofs.

Er lief zu seinem Chef, der mit in die Hüfte gestemmten Händen vor dem Kühlregal stand. „Bist du etwa immer noch nicht mit der Milch fertig?“, fragte er erbost. „Wofür bezahle ich dich eigentlich? Die Eier müssen auch noch eingeräumt werden! Danach fegst du die Gänge und kümmerst dich darum, dass die Glasfenster an den Türen sauber sind! Verstanden?“ Ergeben nickte Taka nur und lief zurück zu seinen Milchpaletten. Seit drei Tagen arbeitete er hier in diesem Laden und sein Rücken fing langsam an, durch diese ungewohnte Belastung zu schmerzen. Aber er hielt es aus. Es war ja für seinen Lebensunterhalt. Und für seinen Traum. Denn Taka wollte sich private Gesangsstunden finanzieren und bis er sich das leisten konnte, würde es wohl noch dauern. Er konnte sich wohl glücklich schätzen, dass er überhaupt eine Arbeitsstellte gefunden hatte. Normalerweise war es fast unmöglich, in seinem Alter ohne einen High-School- oder Universitätsabschluss etwas zu finden. Aber der griesgrämige alte Mann, der sein Chef war, hatte dringend eine Aushilfe gesucht und Taka kurzerhand eingestellt. Und deswegen gab der junge Sänger sich auch große Mühe, denn er wollte ja nicht wieder gefeuert werden. Er wollte für seine ungewisse Zukunft und seinen großen Traum, weiterhin Musik machen zu können, kämpfen. Auch, wenn das allein unglaublich schwer war.
 

Am späten Nachmittag hatte Takahiro Feierabend. Er bekam seinen Tageslohn bar ausgezahlt – er musste sich erst noch ein Konto bei irgendeiner Bank einrichten – und setzte sich dann erschöpft in ein kleines Nudelsuppenrestaurant. Seit dem Frühstück hatte er nichts mehr gegessen und dementsprechend hungrig war er. Eine nette junge Kellnerin kam auf ihn zu und er gab seine Bestellung auf, ließ den Blick ein wenig schweifen. Überall liefen schwer beschäftigte Leute herum, viele im Anzug und mit Aktenkoffer. Einen Vollzeitjob in einem Büro konnte Taka sich gar nicht vorstellen. Also, für den Anfang vielleicht schon. Um zu überleben. Aber der Arbeitsplatz seiner Träume war die Bühne. Und wenn es nur eine winzig kleine war. Hauptsache, er durfte singen.

Als eine Gruppe junger Leute in Schuluniform das Ramen-Restaurant betrat, beobachtete der Brünette sie ein wenig. Sie kamen wahrscheinlich gerade aus der Schule, waren ausgelassen, lachten viel. Der junge Mann seufzte. Er hatte noch nie großartig Freunde gehabt, weil er so unglaublich schüchtern war. Das lag einfach in seiner Natur. Aber jetzt wünschte er, er hätte wenigstens einen Freund, mit dem er Zeit verbringen könnte. Der ihm beistand. Jemanden, dem Taka vertrauen konnte. Ja, so jemand fehlte definitiv jetzt im Leben des jungen Sängers, der gedankenverloren seine Suppe schlürfte, nachdem sie ihm serviert worden war.

An sich war Takas Job im Supermarkt gar nicht so schlecht. Sein Boss meckerte zwar öfters herum, aber das tat er nicht nur bei Taka, sondern auch bei seinen ganzen Kollegen. Man gewöhnte sich daran. Inzwischen arbeitete Takahiro schon seit zwei Wochen dort. Das ständige Schleppen der Kartons und Paletten hatte ihm zwar ziemliche Rückenschmerzen beschert, aber genau wie an das Meckern des Chefs gewöhnte man sich auch irgendwann daran und der Rücken schmerzte nicht mehr so schlimm wie nach den ersten Tagen. Glücklicherweise waren seine Kollegen alle sehr freundlich. Außer ihm arbeiteten noch zwei Männer und drei Frauen in dem Supermarkt im Schichtdienst. Der junge Sänger arbeitete eigentlich immer Vormittags, nur manchmal am Wochenende half er Abends aus, wenn der Ansturm zu groß war. Aber das kam recht selten vor.

Takas Lohn war nicht übel. Nicht die Welt, aber gar nicht übel. An einem seiner freien Tage hatte er sich auf die Suche nach einer kleinen Wohnung gemacht. Den ganzen Tag war er von einer Besichtigung zur nächsten getingelt. Es hatte ihn sehr viel Überwindung gekostet, diese ganzen Vermieter zu kontaktieren. Als er noch bei seinen Eltern gelebt hatte, hatte er so etwas nicht gekannt. Auch Geldprobleme hatte er niemals gehabt, auch, wenn er sehr bescheiden war. Aber wenn er etwas gebraucht hatte, dann war es eigentlich kein Problem gewesen, das von seinen Eltern finanziert zu bekommen; die beiden schwammen im Geld, hätten wohl die meisten in Takas Alter gesagt. Aber schlussendlich hatte Taka das auch nicht viel gebracht. Was brachte einem Geld, wenn man ganz allein war? Wenn es niemanden gab, der einen liebte, dem man vertrauen konnte, mit dem man lachen und weinen konnte, wenn einem danach war? Die Einsamkeit fraß den jungen Mann beinahe auf. Er hatte noch nie viele Freunde gehabt, aber ein paar recht gute Bekannte waren dabei gewesen, bevor er alles hinter sich abgebrochen hatte. Und seine Mutter. Oh, wie sehr er sie vermisste. Masako war immer die wichtigste Person in Takahiros Leben gewesen. Bis vor diesem Zwischenfall nach seinem Ausstieg bei News hatte sie auch immer hinter ihm gestanden, hatte ihn auch oft verteidigt, wenn sein Vater ihn mal wieder in die Mange genommen hatte. Aber jetzt war auch das vorbei. Dieser Verrat seiner Mutter war eigentlich das, was den Brünetten am meisten schmerzte. Es verging eigentlich kein Abend, an dem er am Fenster seines kleinen Zimmers in der Jugendherberge saß und Masako vermisste. Aber es half alles Nichts. Es war einfach vorbei.

Also hatte Taka sich mehrere Zeitungen gekauft und jede zu vermietende Einzimmer-Wohnung angestrichen. Dann hatte er einen Teil seines Lohnes darauf verwendet, sich Guthaben auf sein Handy zu laden, und hatte jeden einzelnen Vermieter angerufen. Acht Besichtigungstermine in verschiedenen Stadtteilen hatte er ausmachen können und diese dann auch wahrgenommen. Als er todmüde dann am späten Abend in sein Zimmer zurück kam, war er ziemlich ernüchtert und unglaublich enttäuscht. Wohnungen waren mit seinem kleinen Gehalt nicht zu finanzieren. Die meisten kosteten das Doppelte an dem, was Taka überhaupt verdiente, und er brauchte ja auch noch Essen, Trinken und die Nebenkosten waren da auch noch nicht dabei. Selbst mit zwei Jobs war das nicht zu stemmen. Und selbst wenn er die günstigste Wohnung nehmen würde, dann würde er sich gerade so über Wasser halten können. Und das wollte Taka nicht. Er wollte Gesangsunterricht nehmen, und das kostete nun mal eine Stange Geld. Also beschloss er, einfach weiter in der Jugendherberge zu bleiben, bis sich irgendetwas ergab… oder auch nicht. Seine Zukunft war ziemlich unsicher, aber darüber wollte der junge Mann sich keine allzu großen Gedanken machen, sonst würde er wahrscheinlich vor Angst kein Auge mehr zu machen.
 

Obwohl Taka sich mit seinen Arbeitskollegen im Supermarkt gut verstand – manchmal gingen sie sogar in der Mittagspause gemeinsam essen – hatte er noch keinen einzigen Freund gefunden. Der Auszug aus dem Haus seiner Eltern war nun schon zwei Monate her und inzwischen kam der Sänger ganz gut zurecht. Nur die Einsamkeit verschwand nicht, im Gegenteil. Sie wurde immer schlimmer. Natürlich, seine Kollegen waren sehr nett – vor allem zwei von den Frauen schienen einen regelrechten Narren an dem niedlichen 16-Jährigen gefressen zu haben, denn sie nannten ihn nur ‚Takachan‘ und brachten ihm regelmäßig Bentos mit – aber sie behandelten ihn alle wie ein Kind, nahmen ihn nicht ernst. Das merkte der junge Sänger jeden Tag. Sie waren auch alle mindestens zehn Jahre älter als er und hatten Familie. Manchmal wurde eine seiner Kolleginnen von ihrem Mann und ihrem zuckersüßen, zwei Jahre altem Sohn abgeholt und wenn er das sah, wurde Taka immer richtig schwer ums Herz. Er sehnte sich nach einer Familie, einem Zuhause, das ihm Geborgenheit gab.
 

Eines Abends war Taka in der Fußgängerzone nahe seiner Jugendherberge einkaufen. Es gab ein paar kleine Gemüseläden, wo man das Gemüse vom Vortag für den halben Preis bekam, und diese Angebote nutzte er sehr gern. Er kaufte täglich ein und es machte ihm nichts aus, wenn sein Gemüse mal eine Druckstelle oder ähnliches hatte, wenn er es dafür günstiger bekam. Jeden Yen, den er so sparen konnte, brachte er zur Bank. Er hatte zwei Konten eröffnet - eines für sein Tagesgeld und ein Sparkonto, wo er Geld für Gesangsunterricht sammelte. Es ging sehr langsam voran damit, weil die Lebenserhaltungskosten trotz günstigen Gemüses in Tokyo sehr hoch waren. Aber Taka war zuversichtlich. Er musste einfach nur so weiter machen, die Zähne zusammen beißen und sehr sparsam leben, dann würde das schon werden. Zum Glück war der Brünette ein Optimist und meilenweit davon entfernt, einfach so aufzugeben. Er hatte sich also gerade mit Karotten, ein paar Kartoffeln, Tomaten und etwas Lauch eingedeckt, als er gegenüber des Lebensmittelgeschäftes ein Café erblickte. Das war an sich nichts Besonderes; von solchen kleinen Cafés wimmelte es nur so in dieser Gegend. Aber etwas im Schaufenster hatte die Aufmerksamkeit des jungen Mannes erregt. Er überquerte die enge Straße und las ein Schild, das im Fenster des Cafés hing, das ‚Pianobar‘ hieß.
 

!! Aushilfe dringend gesucht !!

Wir suchen eine Aushilfe (Studenten oder Schüler auch sehr gern gesehen!) für Teilzeitarbeit

Arbeitszeit wäre Montags bis Freitags von 20:00 bis 22:00 Uhr

Bezahlung nach Vereinbarung

Interesse? Sprechen Sie unser Personal an!


 

Der Sänger machte große Augen. Das klang eigentlich Ideal. Er arbeitete Montag bis Freitag nur bis 14 Uhr im Supermarkt. So hätte er noch genug Zeit, Besorgungen zu machen und dann Abends im Café zu arbeiten. So würde er sehr viel schneller das Geld für seinen Gesangsunterricht zusammen bekommen… Ohne zu zögern betrat Taka das Café und sprach eine sehr sympathisch wirkende Kellnerin an, verbeugte sich leicht. „Entschuldigung.“, sagte er und lächelte. „Ich habe draußen Ihren Aushang gelesen und wäre an der Teilzeitstelle interessiert!“ Die junge Frau, die fast einen ganzen Kopf kleiner war als Taka – und er war ja schon nicht groß – strahlte ihn an. „Oh, wirklich? Das freut mich! Ich bringe Sie zu meinem Vater, ihm gehört die Pianobar. Folgen Sie mir doch bitte!“ Der Brünette nickte und folgte der jungen Frau. Sie brachte ihn zu einem Hinterzimmer, das wohl das Büro ihres Vaters war. „Papa, ich habe einen Bewerber für die Aushilfsstelle.“ Eine tiefe Stimme war zu hören. „Bring ihn herein.“ Die junge Frau trat zur Seite. „Immer herein spaziert.“, lächelte sie und zwinkerte dann. „Viel Glück!“ Höflich bedankte Takahiro sich und trat ein. Er hoffte, dass er mit seinen Einkäufen hier aufschlug, brachte ihm keine Nachteile. Aber er wollte keine Zeit verlieren – solche Stellen waren äußerst begehrt und meistens sofort weg, wenn man sich nicht beeilte. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Hinter einem massiven, dunklen Schreibtisch saß ein sehr nett lächelnder Herr mittleren Alters. Sein Haar wurde an den Seiten seines Kopfes schon leicht grau und er hatte tiefe Lachfalten im gesamten Gesicht. Er wirkte sofort sehr sympathisch auf den jungen Sänger, der sich recht tief verbeugte. „Guten Tag. Vielen Dank, dass ich so kurzfristig bei Ihnen vorsprechen darf.“ Der Besitzer der Pianobar nickte lächelnd und wies auf einen Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand. „Hallo. Setz dich doch bitte.“ Und das tat Taka. Er stellte die Papiertüte mit seinen Einkäufen zu seinen Füßen ab und verschränkte dann die Hände im Schoß, konnte nicht verhindern, dass er recht nervös war. „Nun.“, sagte der Herr. „Warum mochtest du denn bei uns arbeiten?“ Er hatte wohl sofort erkannt, dass Taka noch sehr jung war. Es störte ihn auch nicht, geduzt zu werden, das fand er sowieso irgendwie persönlicher. „Ich möchte Geld verdienen, um mir einen Traum zu verwirklichen.“, sagte er dann ehrlich und der Chef hob ein wenig die Brauen. „Ach ja? Und welcher Traum ist das, wenn ich fragen darf?“ Taka lächelte und nickte. „Ich möchte mir Gesangsunterricht nehmen, weil es mein Traum ist, zu singen.“ Diese Ehrlichkeit schien den Besitzer der Bar zu beeindrucken. Er nickte und sein Lächeln wurde noch breiter. „Weißt du was? Dann würdest du perfekt in unsere Bar passen.“ Da machte Takahiro große Augen. „Tatsächlich?“ Ein erneutes Nicken. „Ja, tatsächlich.“, schilderte der ältere Herr. „Jeden Abend, von Montag bis Freitag, treten bei uns junge Künstler aus Tokyo auf. Sie bekommen eine Plattform, ihre Musik zu präsentieren und unser Café hat dadurch einen regelrechten Kundenandrang. Und deswegen suchen wir für genau diese Abende auch eine Aushilfe, weil meine Töchter das allein nicht mehr schaffen.“ Taka strahlte. Das klang, als wäre es perfekt für ihn! „Das klingt wirklich großartig! Ich würde wirklich sehr, sehr gern für Sie arbeiten!“ Da erhob sich der Mann und Taka tat es ihm gleich. „Okay, also – wie heißt du eigentlich?“, lachte er. „Morita Takahiro.“, gab der Sänger zurück. „Gut, Takahiro.“, sagte der Barbesitzer. „Ich bin Yamada Kazuhito. Und ich würde dich gern zu einem Probearbeiten einladen. Hast du morgen Abend von 19 bis 22 Uhr Zeit?“ Eifrig nickte der Brünette. „Natürlich habe ich das!“, strahlte er. „Gut. Dann bitte ich dich, morgen pünktlich um 19 Uhr hier zu sein. Wir – meine Töchter und ich – werden dir eine kleine Einweisung geben und dann kannst du beim morgigen Musikabend direkt zeigen, was du drauf hast.“ Der Sänger musste sich zusammen reißen, vor Freude nicht direkt in die Luft zu springen. Ein breites Lächeln zierte seine Lippen und seine dunklen Augen leuchteten richtig. „Ich werde da sein! Vielen Dank, Sie werden es nicht bereuen!“ So verabschiedeten sie sich und Takahiro machte sich breit grinsend auf den Weg nach Hause. Diesen Job würde er sich unter den Nagel reißen, komme da, was wolle!

Am nächsten Tag rannte Taka förmlich vom Supermarkt nach Hause. Er machte sich schnell ein paar Instant-Ramen, dachte sich dann aber, dass er wohl besser gut essen sollte, wenn er bei seiner Probearbeit nicht schlapp machen wollte. Also kochte er doch noch etwas Reis und aß diesen zu seiner Suppe dazu. Dann leerte er seine gesamte Reisetasche auf seinem Futon aus und seufzte. Was zur Hölle sollte er nur anziehen? Die beiden jungen Frauen – die Töchter von Herrn Yamada – hatten beide eine Art Kellnerinnen-Uniform getragen. Yamada-san selbst ganz leger Jeans und T-Shirt. Aber er war ja auch hinten im Büro, da sah ihn ja niemand. Bestimmt wurde von Taka erwartet, dass er etwas seriöses trug. Er zog einen Anzug zwischen mehreren Jeans-Hosen und Bandshirts hervor, runzelte dann aber die Stirn. Irgendwie war das schon wieder ZU förmlich. Also legte er das Jackett zur Seite. Die schwarze Anzughose war gut, Herr Yamadas Töchter hatten auch schwarz getragen. Also suchte Taka weiter. Ein weißes Hemd mit kurzen Ärmeln vielleicht? Es war nicht kalt, deswegen würde das auch reichen und er würde nicht frieren. Die obersten zwei Knöpfe würde er einfach offen lassen, das sah nicht ganz so streng aus. Schnell schlüpfte der junge Mann in die Hose und das Hemd, stellte sich dann vor den Spiegel, der an einer der Türen des kleinen Eichenschranks in seinem Zimmer angebracht war, worin der Sänger seine Konserven und sein Gemüse lagerte. Zufrieden nickte er. Das sah doch nach etwas aus, war aber nicht overdressed.

Ein Blick auf die Uhr verriet Takahiro dann, dass er noch über zwei Stunden Zeit hatte. Also zog er seine Klamotten wieder aus – nicht, dass sie noch irgendwie schmutzig wurden – und schnappte sich dann ein Handtuch, nachdem er in einen Jogginganzug geschlüpft war. Er verließ sein Zimmer und ging in das gemeinschaftliche Badezimmer, das am Ende des engen Flurs war, in dem sich sein Zimmer befand. Sehr komfortabel war es in der Jugendherberge nicht – eigentlich konnte Taka keine Gemeinschaftsräume ausstehen, schon gar nicht, wenn es sich um Badezimmer handelte – aber wenigstens war es günstig und er hatte seine Ruhe. Auf eine WG hätte er noch weniger Lust gehabt; da hätte er immer Rücksicht nehmen müssen, wenn er sang. Und, so komisch es klang, Taka mochte es nicht, wenn ihm jemand beim Singen zuhörte. Zumindest nicht, wenn er übte. Das war ihm einfach unangenehm.

Im Gemeinschaftsbad angekommen, stellte Taka erfreut fest, dass er allein war. Schnell zog er sich aus und schlüpfte unter die Dusche. Das warme Wasser entspannte seine Muskeln und er seufzte wohlig, schloss die Augen. Heute war eine neue Lieferung Milch für den Supermarkt gekommen und er hatte die komplette Palette allein hereinschleppen dürfen. Das hatte über drei Stunden gedauert und danach war der junge Mann fix und fertig gewesen. Aber jetzt fühlte er sich besser. Durch seine körperliche Arbeit im Supermarkt hatte er ein wenig abgenommen und war auch ein wenig kräftiger geworden, das freute ihn. Früher, als Kind, war er eine Zeit lang ein wenig moppelig gewesen und deswegen von Klassenkameraden immer wieder aufgezogen worden. Aber jetzt war er sehr schlank und bot keine Angriffsfläche mehr für eine solche Diskriminierung.
 

Nachdem er sich die Haare gewaschen und sich abgespült hatte, trocknete Taka sich schnell ab, schlüpfte wieder in seinen Jogginganzug und ging zurück in sein Zimmer. Dort wollte er sich um seine Frisur kümmern. Taka hatte nie allzu großen Wert auf sein Äußeres gelegt. Natürlich, gepflegt wollte er schon sein, aber ob sein Haar nun perfekt lag oder nicht, war dem Brünetten eigentlich egal. Jetzt aber versuchte er, seine widerspenstige Haarpracht irgendwie zu bändigen – was sich als äußerst schwierig herausstellte. Denn egal, was Taka auch tat, seine Strähnen sprangen immer wieder zurück und standen in alle Richtungen von seinem Kopf ab – so, wie er sie eigentlich immer trug. Er versuchte, sein Haar ein wenig zur Seite zu kämmen, aber erstens hielt das keine zwei Minuten und zweitens sah es absolut lächerlich aus. Irgendwann legte Taka seine Bürste beiseite und gab auf. Sein Haar wollte einfach nicht so, wie er das wollte, also ließ er es einfach in Frieden. Herr Yamada kannte ihn ja schon und da würde es ihn bestimmt nicht stören, wenn Taka mit seiner Igelfrisur bei ihm aufschlug.
 

Nach seinen Styling-Versuchen spielte Taka ein wenig auf der akustischen Gitarre, die er vor ein paar Tagen sehr günstig in einem An- und Verkaufs-Laden erstanden hatte. Seit seiner Kindheit hatte er alle möglichen Instrumente ausprobiert und darunter war eben auch die Gitarre. Der junge Mann war nicht wirklich gut, aber auch kein blutiger Anfänger mehr. Gern nahm er die Gitarre zur Hand, wenn er Texte schrieb und sich dafür Melodien ausdachte. Und genau das tat er nun, denn das Musizieren hatte auf ihn immer eine sehr beruhigende Wirkung. In diesem Moment auch. Er vergaß seine Nervosität und konnte sich für eine Zeit lang ganz in seinem Spiel und Gesang verlieren. Dann, gegen 18:30 Uhr, zog er seine guten Klamotten an, schnappte sich seinen Zimmerschlüssel und machte sich auf dem Weg in die Pianobar.
 

Die Bar war noch leer, als Taka ankam. Unter der Woche öffnete sie abends erst um 19 Uhr. Herr Yamada und seine Töchter verteilten gerade servietten auf den Tischen, als der Sänger an die Tür klopfte. Der ältere Herr mit dem grau melierten Haar hob den Kopf und lächelte, als er Taka erblickte. Schnell eilte er zu der Glastür und schloss auf, ließ den jungen Sänger herein. „Takahiro! Sehr schön, dass du wirklich gekommen bist!“, grüßte er und der Brünette verbeugte sich leicht, erwiderte das Lächeln. „Ich freue mich sehr, bei Ihnen zur Probe arbeiten zu dürfen.“, sagte er höflichst. Yamada-san grinste. „Du hast dich ja richtig herausgeputzt. Sehr gut. Genau richtig für die Bar.“ Taka war sichtlich erleichtert über diesen Kommentar. Hatte das Grübeln über sein Outfit doch etwas gebracht!

Herr Yamada führte Taka zu den beiden jungen Frauen, die noch immer die Tische dekorierten. „Takahiro, das sind meine Töchter.“, sagte er. Dann wies er auf die sehr kleine Schwarzhaarige, die Taka noch vom Vortag kannte. Er schätzte sie auf ungefähr 18. „Das ist Hana.“ Die junge Frau verbeugte sich leicht vor Taka und strahlte ihn an. Dann wies Yamada-san auf die Größere von beiden. Sie hatte gebleichtes Haar und ein Augenbrauenpiercing, wirkte nicht so japanisch wie ihre Schwester – und auch Älter, sie war bestimmt schon Mitte 20 - lächelte aber trotzdem freundlich. „Und das hier ist Kyoko. Ich hoffe, ihr kommt alle gut miteinander aus.“ Kyoko grinste. „Hallo, Takahiro! Darf ich Taka sagen? Ist kürzer.“ Der junge Sänger war ein wenig überrumpelt, nickte dann aber. „Natürlich, Kyoko-san.“, sagte er und sie lachte. Ihr Lachen hatte etwas raues und irgendwie fand Taka diese unkonventionelle junge Frau richtig sympathisch. „Nenn mich einfach Kyo! Alles Andere ist mir viel zu förmlich.“ Ihre Schwester trat an Taka heran. „Darf ich dich auch Taka nennen? Dann kannst du mich einfach Hana nennen!“, lächelte sie. Erneut nickte Taka und fühlte sich richtig wohl. Irgendwie war die Atmosphäre hier so herzlich, richtig familiär, nicht wie im Supermarkt.
 

Während Yamada-san sich um die Kasse und das Bereitstellen der Getränke kümmerte, zeigten Kyoko und Hana Takahiro, wie sie die Tische dekorierten. Das Motto des heutigen Abends war ‚Sonne‘, weswegen sie auf den Tischen gelbe Servietten, Blumen und Perlen verstreuten. Der Sänger half tatkräftig mit und half dann seinem Chef, ein paar Getränkekisten aus einem der Lagerräume hinter den Tresen zu tragen. Taka, ganz Gentleman, hatte darauf bestanden, das zu machen und diese körperlich schwere Aufgabe nicht den Mädchen zu überlassen. Dann war es auch schon 19 Uhr und die Türen wurden geöffnet. Ein paar Gäste, die davor schon gewartet hatten, verteilten sich an den Tischen. Taka wurde nun Kyoko zugeteilt. Gemeinsam liefen sie zu den Tischen und nahmen die Bestellungen auf. Die Blonde zeigte Taka, worauf er zu achten hatte, was er sagen musste und wie man Empfehlungen an die Kunden brachte, ohne zu aufdringlich zu wirken. Aufmerksam lauschte Taka seiner charmanten Lehrerin und nachdem er eine halbe Stunde nur mitgelaufen war, durfte er das erste Mal allein an einen Tisch gehen. Sehr freundlich fragte er, was das junge Pärchen, das an Tisch Nummer 14 saß, denn Trinken wollte, schrieb ihre Bestellung auf, bedankte sich höflich und lief dann zur Theke, sagte Hana, was er brauchte. Es waren glücklicherweise nur zwei Cocktailgläser und der junge Sänger schaffte es, sie auf dem Tablett unfallfrei zu Tisch 14 zu tragen und dort abzustellen. Als er zu Kyoko zurück kehrte, reckte sie grinsend den Daumen in die Höhe und Taka grinste, erwiderte ihren Gruß. Um 20 Uhr spielte dann eine Band auf einer kleinen Bühne im hinteren Teil der Bar. Die Musik der Gruppe war rein akustisch und sehr sommerlich, passend also zum Tagesmotto. Bis 22 Uhr nahm Taka Bestellungen auf, brachte Getränke an die Tische und wischte diese auch ab, sobald Gäste sie verlassen hatten. Als seine Arbeitszeit vorbei war, trat Herr Yamada zu ihm und ging mit ihm zurück ins Büro. Dort eröffnete er Takahiro direkt, dass er ihn unbedingt für den Job haben wollte, weil er so gute Arbeit geleistet hatte und vor allem, weil seine Töchter den jungen Mann sehr mochten und er gut ins Team passte. Die Bezahlung war viel besser, als der Brünette erwartet hatte und ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, willigte er ein. Seine Arbeit würde direkt am nächsten Abend weitergehen und er freute sich schon darauf. Obwohl er ein sehr schüchterner Typ war, gefiel ihm die Arbeit in der Bar, vor allem, weil er von Kyoko und Hana so herzlich aufgenommen worden war. Und er konnte neben der Arbeit auch noch Live-Musik genießen. Es war einfach großartig. Nachdem er seine Schürze abgegeben hatte, bekam er sogar einen Schlüssel für die Eingangstür der Bar und wurde sehr herzlich verabschiedet – Hana und Kyoko umarmten ihn sogar. Dann machte er sich erschöpft, aber richtig glücklich auf den Weg zurück zu seinem Hostel. Von dem Geld, was er nun insgesamt verdiente, würde er sich wahrscheinlich schon nach zwei Monaten den Gesangskurs, den er so unbedingt belegen wollte, leisten können!
 

Und so war es auch. Taka arbeitete nun unter der Woche im Supermarkt und in der Pianobar. Am Wochenende hatte er eigentlich fast immer frei und in dieser Zeit trieb er sich in Parks herum, schrieb Musik, übte das Singen und das Gitarre spielen. Langsam aber sicher füllte sich sein Sparkonto und mit jeder Woche, in der er seinen Lohn bekam, kam er seinem Traum einen großen Schritt näher. Die Arbeit in der Bar half Taka richtig. Erstens, weil er dadurch keine finanziellen Engpässe mehr hatte und zweitens, weil er in Kyoko und Hana Freundinnen gefunden hatte. Vor allem mit Kyoko, die er nur Kyo nannte, verband ihn einiges. Sie spielte E-Gitarre und war genauso verrückt nach Musik – vor allem nach Rockmusik – wie Takahiro. Immer wieder fachsimpelten sie über die verschiedensten Bands, die in der Pianobar auftraten und liehen sich sogar gegenseitig CDs. Taka fühlte sich endlich nicht mehr ganz so einsam und ab und an war er sogar bei den Yamadas zum Abendessen eingeladen, wenn er mal wieder freiwillig länger geblieben war und die Bar dann geschlossen hatte. Alles in Allem fühlte Taka sich besser. Natürlich vermisste er seine Eltern noch immer und irgendwie sehnte er sich nach ein paar Freunden in seinem eigenen Alter – aber an sich ging es Bergauf. Das merkte er ganz genau. Und als er sich an einem sonnigen Samstag im Juni einen Kontoauszug holte, wusste er, dass es jetzt genug war. Er hatte das Geld für den Gesangskurs zusammen. Sofort ging er ins nächste Internetcafé und schrieb sich für den Kurs ein, der zwei Wochen später für die Anfänger beginnen sollte.
 

Diese zwei Wochen vergingen für den Sänger unglaublich langsam. Sie zogen sich hin wie Kaugummi, der an einer Schuhsohle klebte und mit jedem Tag, der endlich verging, wurde Takahiro nervöser. Täglich erzählte er Kyoko von seiner Vorfreude, aber auch seinen Ängsten und seiner Unsicherheit. Was, wenn er zu schlecht war? Wenn ihn keiner mochte? Wenn der Lehrer unsympathisch war? Wenn Taka einfach vor lauter Nervosität keinen Ton herausbrachte?

Kyoko lachte, als Taka diese Bedenken aufzählte. Sie hatte Taka inzwischen schon ein paar Mal singen gehört und versuchte, ihn auf ihre eigene, sehr charmante Art aufzuheitern.

„Ach komm schon, Taka!“, sagte sie und klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken. „Du hast ne totale Hammerstimme! Du und zu schlecht, da hau ich mich ja vor Lachen in die nächste Ecke!“

Diese Sätze brachten Takahiro tatsächlich zum Schmunzeln, aber seine Nervosität blieb trotzdem.
 

Der Gesangskurs war immer Samstags und Sonntags, von 16 bis 19 Uhr. Das war eine perfekte Zeit für Taka, denn er hatte am Wochenende ja eigentlich immer frei und wenn er im Supermarkt helfen musste, dann eigentlich immer entweder ganz früh oder erst nach 22 Uhr. An dem Samstag, an dem seine erste Stunde war, stand Taka sogar noch länger vor dem Spiegel als vor seinem Probearbeiten in der Pianobar. Er probierte so ziemlich jede Kombination aus, die all seine Jeans und Shirts hergaben und wusste einfach nicht, was er anziehen sollte. Schlussendlich entschied er sich einfach für eine weite, an den Knien etwas zerrissene Jeans und ein schwarzes Shirt. Nicht zu schlicht, aber auch nicht zu auffällig. Jugendlich – so, wie Taka eigentlich immer anzutreffen war. Er setzte sich eine seiner geliebten Schildmützen auf, atmete dann einmal tief durch und machte sich dann auf den Weg zur Musikschule, die nur knapp zwei U-Bahn-Stationen entfernt war. Die ganze Fahrt über schlug ihm das Herz bis zum Hals.

„Zimmer 102… Zimmer 102…“ Mit einem Zettel und hilflosem Blick lief Takahiro durch das Gebäude der Musikschule. Es war viel, viel größer, als er es sich vorgestellt hatte – und natürlich hatte er sich prompt verlaufen. Überall in diesen Fluren lag weinroter Teppichboden aus und die Wände waren komplett weiß. Alles in allem erinnerte diese Schule Taka sehr unangenehm an seine alte High School – die er abbrach, weil er es dort einfach nicht mehr ausgehalten hatte. Im Sekretariat war niemand anzutreffen und so hatte Taka sich selbst auf die Suche nach Raum 102 gemacht, in dem gleich seine erste Gesangsstunde stattfinden sollte. Irgendwie waren die Gänge so verlassen und Taka beschlich das Gefühl, er könnte im falschen Gebäude sein. Nicht, dass er noch zu spät kam! Das wäre echt peinlich am ersten Tag. Dann aber hörte er Stimmen. Takahiro lief durch einen kleinen, verglasten Durchgang, der anscheinend in das kleine Nebengebäude führte. Und siehe da; hier wimmelte es nur so von jungen Leuten. Lauter Jugendliche in seinem Alter, die mit Gitarren, Celli oder Trompetenkoffern herumliefen. Leicht lächelte Taka. Würde er also doch noch rechtzeitig kommen! Schnell hüpfte er eine Treppe hinab und blickte sich um. Dann war hier bestimmt irgendwo Raum Nummer 102. Er drehte sich um die eigene Achse und erblickte ein Schild an einer Tür, auf dem „Raum 382 – Gitarrenunterricht“ stand. Okay. Hier waren schonmal die Unterrichtsräume. Taka blickte auf seinen Zettel, da war eine kleine Zeichnung des Gebäudes darauf. Jetzt ergab diese Zeichnung mehr Sinn und Taka machte sich wieder auf die Suche.
 

„Wo ist denn nur dieser blöde Raum?!“ Schon seit geschlagenen zehn Minuten irrte Taka durch das zweite Gebäude – und das war nicht weniger verwirrend. Gerade wollte er sich nach jemandem umsehen, den er nach dem Weg fragen konnte, da stieß er urplötzlich mit jemandem zusammen. Mit einem erstickten Schrei fiel er nach hinten und landete auf seinem Hintern, genau wie derjenige, den er umgerannt hatte. „Oh je, entschuldigung, ich-„, stammelte Taka und hob den Kopf. Sein Blick traf auf tiefbraune Augen, die ihn wütend anblitzen.

„Sag mal, kannst du nicht aufpassen?!“

Erschrocken rappelte der junge Sänger sich auf und der andere junge Mann, der wegen ihm zu Boden gegangen war, erhob sich ebenfalls. Er war ein ganzes Stück größer als Taka und funkelte ihn wütend an. „Mach die Augen auf, wenn du hier durch die Gegend rennst!“ Während der Andere sich bückte und eine Gitarrentasche anhob, musterte Taka ihn kurz. Er hatte schwarz gefärbtes Haar und trug sehr lässige Klamotten, so wie der junge Sänger selbst immer. Dann blickte er Taka wieder an und der Brünette zuckte kaum merklich zusammen. „Entschuldigung. Das war wirklich keine Absicht.“, murmelte er eingeschüchtert und blickte zu Boden.

„Jaja. Pass einfach auf.“ Der junge Mann mit der Gitarre – der wirkte, als wäre er ungefähr in Takas Alter – lief nach diesem Satz einfach an Taka vorbei. Aber dieser drehte sich, ohne großartig nachzudenken, einfach um.

„Bitte warte kurz!“

Der Gitarrist blieb auf der Stelle stehen und drehte sich zu Taka um. Er hatte die Stirn gerunzelt und musterte den Kleineren genervt. „Was denn noch?! Ich habs eilig!“

Kurz schluckte Takahiro. „Kannst… kannst du mir sagen, wo ich Raum 102 finde?“, fragte er dann und kniff ängstlich die Augen zusammen. Er konnte die Reaktion des Anderen nicht sehen, hörte aber, dass dieser laut ausatmete.

„Den Flur runter. Rechts abbiegen und einfach gerade aus.“

Taka hob den Blick und lächelte sehr vorsichtig. „Dankeschön.“

Aber der Schwarzhaarige winkte ab. „Ja ja, ist ja gut.“

Dann machte er auf dem Absatz kehrt, sprang förmlich eine der Treppen nach oben und war verschwunden.

Nach dieser Begegnung musste Taka erst einmal tief durch atmen. Das war ja ein ziemlich gestresster Zeitgenosse gewesen! Und natürlich in so einen hatte Taka hinein rennen müssen! Naja, aber wenigstens wusste er nun, wo er hin musste. Schnell drehte er sich um und lief den Flur entlang, so, wie der Schwarzhaarige es ihm beschrieben hatte.
 

„Entschuldigung? Findet hier die erste Stunde des Gesangsunterrichts für Anfänger statt?“

Taka hatte Raum 102 endlich gefunden und direkt eine junge Frau angesprochen, die allem Anschein nach vor der Tür darauf wartete, dass es los ging.

„Ja, das tut er.“ , gab sie zurück und strich sich lächelnd eine Strähne ihres braunen Haares hinters Ohr. „Dann bist du wohl auch ein Neuling hier, so wie ich?“ Taka nickte und verbeugte sich ganz leicht. „Ja. Es ist meine erste Stunde hier.“ , gab er leise zur Antwort und sie erwiderte seine Verbeugung. „Hallo. Es ist sehr schön, dich kennen zu lernen. Ich bin Haruna.“ Nun lächelte auch Taka ein wenig. „Ich bin Takahiro. Die Freude ist ganz meinerseits.“ Nach dieser doch sehr verkrampften Begrüßung fiel Schweigen über die beiden Jugendlichen und Taka scharrte leicht mit dem Fuß über den weinroten Teppich. Wieder einmal war er in Gedanken versunken. Wie würde der Unterricht werden? Und wie war überhaupt ihr Lehrer? Oder hatten sie eine Lehrerin?

Seine Frage wurde beantwortet, als sich eine Frau dem Raum näherte. Sie hatte zwei junge Männer und ein weiteres junges Mädchen im Schlepptau. „So, da sind wir. Ah, wie ich sehe, sind dort auch schon die anderen Beiden, die noch fehlen.“ Die ältere Dame trug eine Art Kostüm und sah eher aus, als würde sie aus einem Büro kommen; also vermutete Taka, dass sie ihre Lehrerin werden würde. Sie kramte einen Schlüsselbund aus ihrer Handtasche und öffnete Raum Nummer 102.

„Alle, die für den Gesangskurs der Anfänger hier sind, möchte ich bitten, einzutreten.“, lächelte sie dann und wies mit ihrer sehr zierlichen Hand in den Raum hinein. Auch vor ihr verbeugte Taka sich kurz, als er an ihr vorbei das Zimmer betrat.

Der Raum war groß und sehr hell. Auf einer Art kleinem Podest stand ein Flügel und dahinter befand sich eine große Tafel an der Wand. Vor dem Podest standen ein paar kleine Tische und Stühle – ganz wie in einer Schule eben. Die Wände waren gespickt mit Notenblättern, Plakaten über Instrumente und Informationen über berühmte, internationale klassische Musiker. Der Raum gefiel Taka – ganz genau so hatte er sich eine Musikschule vorgestellt.

„Nehmt doch bitte Platz!“, sagte die nette Lehrerin. Erst jetzt fiel Taka auf, dass sie sehr, sehr langes Haar hatte – es war zu einem geflochtenen Zopf gebunden, der ihr bis an die Hüfte reichte. Er nickte leicht und setzte sich dann an den Tisch neben dem, an den Haruna sich gesetzt hatte. Mit ihr hatte er ja schon gesprochen, also lag es nah, sich neben sie zu setzen. Als sie merkte, dass Takahiro neben ihr Platz nahm, lächelte sie ihn wieder leicht an und strich sich erneut eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Ich heiße euch herzlich im Gesangskurs für Anfänger willkommen. Mein Name ist Chiyo Kawamura und ich werde für die kommenden Monate eure Gesangslehrerin sein.“

Frau Kawamura stand auf dem Podest neben dem Flügel und lächelte ihre Schüler an. „Wie ihr seht, seid ihr eine recht kleine Gruppe. Das hat auch seinen Sinn, denn in kleinen Gruppen lernt es sich besser.“, lächelte sie. „Nun, bevor ich euch erzähle, was auf euch zukommt, würde ich euch gern ein wenig kennen lernen. Kommt bitte einzeln zu mir auf das kleine Podest und stellt euch vor. Sagt uns, wie ihr heiß, wie alt ihr seid und warum ihr euch entschieden habt, diesen Kurs zu besuchen.“ Sie zeigte mit der Hand auf Haruna. „Bitte. Komm doch du zuerst zu mir, junge Dame.“

Haruna nickte und erhob sich. Elegant lief sie nach vorn, stieg die kleine Stufe auf das Podest hinauf. Dann drehte sie sich zur Klasse, hatte die Hände vor dem Schoß übereinander gelegt und verbeugte sich tief.

„Mein Name ist Haruna. Ich bin 15 Jahre alt und ich habe diesen Kurs gewählt, weil es mein großer Traum ist, Musicaldarstellerin zu werden.“

Taka lächelte ein wenig. Das war ein schöner Traum, wie er fand. Als nächstes zeigte Frau Kawamura auf ihn und das Herz des Brünetten schlug ihm bis zum Hals. Kurz räusperte er sich, bevor er aufstand. Haruna lief zurück zu ihrem Tisch und Taka hinauf zu der Lehrerin. Dort blickte er schüchtern zu Boden und hatte die Arme ganz eng an seinen Körper gepresst.

„I-ich bin Takahiro.“, sagte er leise und die Lehrerin legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken. „Sprich doch bitte ein wenig lauter. Wir verstehen dich kaum.“, sagte sie und lächelte ihn aufmunternd an. Er nickte. „Also… ich bin Takahiro.“, sagte er, nun etwas lauter. „Und ich bin 16. Ich belege diesen Kurs, weil ich… irgendwann in einer Band singen möchte.“ Frau Kawamura nickte ihm lächelnd zu und Taka verließ das Podest so schnell wieder, dass er beinahe gestürzt wäre. Mit hochrotem Kopf lief er zurück zu seinem Platz, ließ sich darauf fallen und schluckte schwer. Mein Gott, war das peinlich! Noch nicht einmal zehn Minuten hier und schon musste er sich blamieren. Innerlich seufzte Taka. Das war sowas von typisch er…

Als nächstes war das zweite Mädchen ihrer Gruppe an der Reihe. Sie stellte sich als Sakura vor, 17 Jahre alt. Sie wollte singen lernen, weil sie sonst nichts konnte, sagte sie. Danach war einer der anderen zwei Jungen dran. Er war groß – bestimmt fast zwei Meter hoch – und hatte schulterlanges, dunkles Haar. Er wirkte sehr still und zurück haltend. „Mein Name ist Nobuhiro.“, sagte er. „Ich bin 20 Jahre alt und studiere Musik an der Meio Universität. Meiner Meinung nach wird der Gesangsunterricht dort zu wenig gefördert und so habe ich mich beschlossen, noch einen zusätzlichen Kurs zu belegen.“ Taka nickte anerkennend. Dieser Nobuhiro schien ja sehr fleißig zu sein. Als letzter war ein junger Mann mit gebleichtem Haar an der Reihe. Er trug zerrissene Jeans, ein AC/DC-Shirt und hatte jeweils ein Piercing an der Lippe und an der Augenbraue.

„Ich bin Jun!“, sagte er, als er lässig neben Frau Kawamura Platz genommen hatte, die Hände in den Hosentaschen. „Bin 16. Und ich bin hier, weil meine Eltern unbedingt wollten, dass ich herkomme.“ Nach dieser Aussage schlurfte er zurück an seinen Platz. Es schien ihn nicht zu stören, dass alle Blicke auf ihm ruhten und selbst Frau Kawamura die Stirn runzelte. Aber schnell fing sie sich wieder und klatschte einmal in die Hände.

„Nun, es freut mich sehr, dass wir ab heute zusammen arbeiten werden. Als Erstes möchte ich mir einen Eindruck davon verschaffen, was ihr schon so könnt.“ Sie blickte einmal kurz in die Runde.

„Takahiro.“, sagte sie und der junge Sänger versteifte sich. „Komm doch bitte noch einmal zu mir.“ Der Brünette nickte und erhob sich. Er lief zurück aufs Podest und Frau Kawamura nahm am Piano Platz. „Kennst du ‚Shima uta‘?“, fragte sie und Taka nickte. Natürlich kannte er das. Sein Vater war Enka-Sänger, da kannte man solche Lieder einfach. „Gut. Kannst du auch den Text?“ Erneut nickte Taka. „Dann werde ich dir jetzt den Takt und die Melodie vorgeben und ich möchte, dass du es für uns singst. Ganz locker, keine Sorge, solltest du dich mal versingen.“ Kurz schluckte Takahiro und nickte dann. Er war unglaublich nervös, weil er der Erste war, der vorsingen musste. Aber eigentlich war er dafür ja hier, also atmete er noch ein tief ein und aus. Es konnte losgehen!

Frau Kawamura setzte ein und spielte leichthändig ein kleines Intro. Dann nickte sie Takahiro zu, er wartete einen Takt ab und fing dann an, zu singen. Der Text dieses Liedes saß bei ihm perfekt, er hatte es früher schon sehr oft gesungen. Nach einer Weile schloss er die Augen und bemerkte gar nicht, dass Frau Kawamura ihn beim singen lächelnd musterte. Nachdem er zwei Mal den Refrain gesungen hatte, beendete sie ihr Spiel. „Vielen Dank. Du kannst dich wieder setzen.“ Takas Herz klopfte richtig schnell, aber er war mit sich zufrieden. Mit einem schüchternen Lächeln setzte er sich zurück zu Haruna, die ihn anblickte. „Du singst richtig schön.“, sagte sie leise und Taka errötete ein wenig. „Dankeschön.“, gab er zurück und freute sich aufrichtig über das Lob. Als nächstes war Sakura dran. Sie hatte eine recht dunkle Stimme für ein so junges Mädchen, aber sie sang nicht schlecht. Jun sang gelinde gesagt grauenhaft – und man merkte ihm an, dass er keinen Spaß daran hatte. Aber anscheinend wollte er den Kurs trotzdem durchziehen und deswegen sagte die Lehrerin nichts weiter dazu. Er hatte ja schließlich auch dafür bezahlt.

Nobuhiros Stimme war großartig. Man hörte ihm an, dass er schon einige Stunden klassischen Gesangsunterricht genommen hatte. Taka wunderte sich, dass er im Kurs für die Anfänger war, aber er hatte sicherlich seine Gründe dafür. Als Letzte war dann Haruna an der Reihe. Sie stellte sich zu Frau Kawamura und sang dann mit so reiner, klarer Stimme, dass Taka richtig gebannt lauschte. Natürlich waren auch bei ihr noch so einige schiefe Töne heraus zu hören, aber sie klang so gut, dass Taka sich sicher war, dass aus ihr irgendwann eine großartige Sängerin werden würde.

Deswegen überwand er auch seine Schüchternheit und lobte sie, als sie sich zurück neben ihn setzte.

„Deine Stimme ist toll.“, sagte er und sie wurde knallrot. „Danke, Takahiro-san.“, sagte sie, lächelte verlegen und strich sich wieder ihr Haar hinters Ohr. Auch Taka lächelte. Irgendwie… mochte er sie schon richtig. Vielleicht konnten sie ja Freunde werden. Sie verfolgten ja auch ungefähr den selben Traum.

Den Rest ihrer Stunde verbrachten sie damit, Frau Kawamura zu zu hören. Sie sagte, nachdem sie jetzt alle gehört hatte, konnte sie ihren Unterricht auf ihr Niveau zurecht schneiden und sich besser vorbereiten. Sie teilte den Lehrplan aus, eine Liste, auf der stand, was sie in diesem Semester alles behandeln und üben würden. Taka war begeistert. Genau so hatte er sich das alles vorgestellt.

„Morgen legen wir dann mit den ersten Atemübungen los.“, sagte Frau Kawamura dann, als sie alles erklärt hatte. „Ich freue mich schon, euch dann wieder zu sehen. Ihr könnt jetzt gehen.“

Sie packten alle ihre Zettel ein und verließen dann das Klassenzimmer.

„Auf Wiedersehen, Takahiro-san. Bis Morgen.“, sagte Haruna nett lächelnd zu Taka, verbeugte sich ganz leicht und lief dann in Richtung des Westausganges davon. Taka hingegen wollte den Ostausgang nehmen, weil er von dort ja gekommen war und sich in dieser Straße auch die U-Bahn-Station befand, zu der er musste. Er kam wieder an der Stelle vorbei, an der er den Schwarzhaarigen angerempelt hatte. Und irgendwie bekam er dessen dunkle Augen die ganze Fahrt nach Hause über nicht aus dem Kopf.

Es tut mir wirklich leid, dass das Update so lange gedauert hat. Von nun an werde ich versuchen, regelmäßig neue Kapitel hochzuladen, versprochen. xD *verbeug*
 

Die Unterrichtsstunden am nächsten Tag vergingen ebenfalls wie im Flug. Frau Kawamura hatte mit den Schülern erste Atemübungen gemacht und sie auch einen theoretischen Test schreiben lassen. Zu ihrem Unterricht gehörte die Musiktheorie genauso dazu wie wie Praxis. Taka mochte sie und arbeitete fleißig mit. Er war motiviert wie nie und schaffte es sogar, in ihrer kurzen Pause ein wenig mit Haruna zu reden, die sich sehr für ihn zu interessieren schien, auch immer mehr auftaute Taka gegenüber. Die anderen Gesangsschüler wirkten sehr nett, bis auf diesen Jun. Der wirkte unglaublich desinteressiert, teilweise genervt und nicht sehr sympathisch auf den jungen Sänger. Aber davon ließ Taka sich die Laune nicht vermiesen – er hatte großen Spaß und blühte nach und nach immer mehr auf.

Ein paar Wochen zogen ins Land. Takahiro arbeitete fleißig weiter im Supermarkt und in der Pianobar und schaffte es, bei jeder Gesangsstunde anwesend zu sein.

Immer öfter unterhielt er sich mit Haruna und zu seiner Überraschung schien diese mit Jun befreundet zu sein. Sie erzählten ihm, dass sie sich schon aus der Grundschule kannten. Taka und Haruna verstanden sich gut; sie mochten so ziemlich dieselbe Musik und gaben sich immer wieder Tips, was den Gesang anging.

Und an einem Sonntagabend, nachdem Taka, Haruna und Jun über den neuen Song einer bekannten Visual Kei-Band gefachsimpelt hatten, wendete Haruna sich an Taka.

„Willst du mit uns noch was essen gehen? Ich hab‘ Hunger und will noch nicht nach Hause.“

Taka blinzelte verwirrt. Etwas Essen gehen? „Mit dir?“, fragte er und Haruna nickte lächelnd.

„Und mit Jun.“ Kurz überlegte Taka. Es war schon ewig her, seit er mit Gleichaltrigen – mit Freunden – essen gegangen war. Irgendwie freute es ihn, dass Haruna ihn das fragte. Er lächelte glücklich und nickte. „Gerne!“ Das Mädchen strahlte. „Schön! Wir gehen öfters in das McDonalds die Straße runter.“

Kurz darauf packten sie auch schon ihre Sachen und verließen die Musikschule. Gemeinsam liefen die drei Jugendlichen die regennasse Straße hinunter und ganz plötzlich spürte Taka eine Art Glücksgefühl, von dem er fast schon vergessen hatte, wie es sich anfühlte.

Er war nicht mehr ganz allein. Haruna und Jun, bei dem das Sprichwort „Harte Schale, weicher Kern“ wirklich gut passte, wollten Zeit mit ihm verbringen. Sie sprachen mit ihm, lachten mit ihm, redeten mit ihm über ihre Probleme in der Schule. Und das machte den sonst so einsamen, kleinen Sänger glücklich. Er fühlte sich plötzlich akzeptiert. Auch, wenn er Haruna und Jun erst drei Monate kannte, aber man konnte fast sagen, sie hätten eine Art kleine Dreier-Clique gebildet.

Als sie die McDonalds-Filiale betraten und sich anstellten, um sich etwas zu Essen zu bestellen, blickte Taka sich um. Es war ziemlich voll, überall tummelten sich junge Leute und von irgendwoher kam lautstarke Musik. Gut, dass Taka immer mal wieder etwas Geld zurücklegte; so waren solche Ausgaben außer der Reihe auch mal drin. Und ein Burgermenü kostete ja auch nicht die Welt. Nachdem die drei bestellt hatten, fing die Bedienung an, ihr Essen und ihr Trinken auf das Tablett, das vor ihnen auf dem Counter stand, zu räumen. Nacheinander zahlten sie dann und Jun schnappte sich das Tablett und führte Taka und Haruna zu einem der Tische. Lächelnd dackelte Taka seinen beiden Freunden hinterher und nahm neben Jun auf der Sitzbank Platz, während Haruna ihnen gegenüber auf einem der Stühle saß. Der junge Sänger schnappte sich direkt sein Getränk und trank einen Schluck davon, bevor er noch einmal den Blick schweifen ließ.

„Ich fand die Aufgabe heute schwer.“, sagte Jun irgendwann, der gerade auf ein paar Pommes herumkaute. Taka blickte ihn an. „Was fandest du daran schwer?“, fragte er und Jun überlegte kurz. „Ich weiß auch nicht so recht. Ich komme mit den verschiedenen Notenarten noch nicht ganz klar.“ Taka griff nach seinem Burger und nahm einen Bissen, nickte dann. „Das ist eigentlich gar nicht so schwer. Wenn du möchtest, kann ich es dir nochmal erklären.“, sagte er, nachdem er seinen Bissen herunter geschluckt hatte. „Naja, mal sehen.“, kam da nur von Jun. „Ich hab eigentlich sowieso keine Lust auf diesen ganzen Theoriekram.“

Haruna schmunzelte den Blonden an. „Das gehört aber dazu, genau wie die praktischen Übungen.“

Lächelnd aß Taka seinen Burger weiter und hörte zu, wie Haruna und Jun sich über die letzte Gesangsstunde unterhielten. Er selbst hatte keinerlei Probleme mit dem Stoff, im Gegenteil; Taka saugte die neuen Informationen, die er von Frau Kawamura bekam, auf wie ein Schwamm. Mit der Theorie kam er auch gut zurecht – das Notenlesen hatte er schon als kleiner Junge von seinem Vater gelernt. Ihm machte das alles auch großen Spaß; Taka liebte einfach alles an Musik.

Während er immer wieder kicherte, weil Jun mal wieder wegen seiner Hausaufgaben auf der High School herumjammerte, öffnete sich die Tür und eine Gruppe junger Männer trat ein. Neugierig beäugte Taka sie und machte große Augen, als er den Dunkelhaarigen erkannte, den er damals in der Musikschule beinahe umgerannt hätte, als er auf der Suche nach dem Raum für die Gesangs-Anfänger gewesen war.

Der junge Mann mit dem dunklen Haar und den faszinierenden Augen, die Taka sogar einmal im Traum gesehen hatte, war in Begleitung von zwei Anderen. Der eine sah aus wie ein Europäer oder Amerikaner, hatte recht helles Haar und war ziemlich groß. Der zweite im Bunde hatte ziemlich wirres, schulterlanges Haar, in das er eine blonde Strähne gebleicht hatte. Alles in Allem waren die Drei ein ziemlich auffälliges Gespann, vor allem, weil sie recht lautstark über irgendetwas diskutierten und dabei immer wieder auflachten.

Irgendwie fand Taka den jungen Mann mit dem schwarzen Haar, der ihn in der Musikschule so angeblafft hatte, interessant, auch, wenn dieser nicht der Allernetteste zu ihm gewesen war. Aber irgendetwas an der Ausstrahlung des jungen Gitarristen zog Takas Blick und Interesse auf sich.

Jun, der inzwischen fertig war mit seinem Essen, bemerkte, dass Taka von irgendetwas abgelenkt wurde. Er folgte dem Blick des Kleineren und seufzte dann genervt auf.

„Ne, oder? Was wollen die Vollidioten denn hier? Ist man vor denen nirgends sicher?“

Überrascht hob Taka die Brauen, als der Blonde das sagte, und blickte ihn musternd an.

„Kennst du die Drei?“ Jun nickte. „Ja. Sie sind auf meiner High School. Der mit dem Ohrring ist sogar in meiner Klasse.“, gab der Blonde zur Antwort und schüttelte dann nur den Kopf.

Taka blinzelte. „Und warum reagierst du so? Magst du sie, beziehungsweise ihn, nicht?“

Bei Takas Frage lachte Jun auf. „Ich kann diese drei Deppen auf den Tod nicht ausstehen. Die halten sich für die Allertollsten und gehen mir mit ihrer puren Anwesenheit total auf die Nerven. Vor allem ihr Möchtegern-Chef, Toru. Das ist der mittelgroße mit den schwarzen Haaren und dem Ohrring.“

Toru. So hieß der junge Mann also, der immer mal wieder in Takas Kopf herum spukte.

„Was ist denn mit ihm?“, hakte Taka nach. Er wollte nun über Toru so viel erfahren wie möglich.

„Der hat ein total loses Mundwerk und mischt sich andauernd in Dinge ein, die ihn überhaupt nichts angehen. Und weil er ein halbwegs passabler Gitarrist ist, denkt er natürlich auch, er wäre der König der Schule.“, schilderte Jun mit gerümpfter Nase. Es war ihm anzusehen, dass er von Toru weniger als gar nichts hielt und Taka blickte stirnrunzelnd zu dem Schwarzhaarigen, der sich gerade mit seinen zwei Freunden in die Schlange am Counter eingereiht hatte, damit sie ihre Bestellungen aufgeben konnten.

„Und seine zwei Schoßhündchen sind auch nicht viel besser, vor allem der bescheuerte Amerikaner und sein weiblicher Fanclub.“ Damit schloss Jun seine Erzählungen ab und wendete sich nun lieber wieder Haruna zu, die ihr Heft mit den Gesangsunterricht-Notizen aus dem Rucksack gezogen hatte.

„Och nö, Haruna, nicht jetzt. Wir haben doch vorhin genug gelernt.“, maulte der Blonde dann und was er weiterhin zu dem Mädchen sagte, bekam Taka gar nicht mehr mit. Er blickte noch immer zu Toru und seiner Clique und dachte über das nach, was Jun ihm gerade geschildert hatte. Der junge Mann kam ihm eigentlich nicht so unsympathisch vor, wie sein Kumpel ihn gerade dargestellt hatte; Toru lachte viel und knuffte seine Freunde immer mal wieder spielerisch in die Seite. Er wirkte recht fröhlich, nicht wie in dem Moment, als Taka ihn angerempelt hatte. Aber vielleicht hatte Jun auch Recht, und es wäre besser, sich von dem Dreiergespann fern zu halten? Taka wusste es nicht so recht. Eigentlich hatte er eher das Bedürfnis, Toru einfach kennen zu lernen und sich selbst ein Bild von seinem Charakter zu machen. Aber einerseits hatten Juns Schilderungen ihn jetzt ein wenig eingeschüchtert und andererseits war Taka sowieso viel zu schüchtern, als dass er einfach zu jemandem gehen könnte, den er gar nicht kannte, um sich mit ihm anzufreunden.

Leise seufzte der Sänger und nahm noch einen Schluck Cola.

„Ist alles okay, Taka?“, fragte Haruna, die ihn lächelnd musterte. Taka erwiderte ihr Lächeln.

„Ja, alles klar.“, gab er zurück, behielt seine Gedanken aber für sich. Jun und Haruna würden ihn bestimmt für ziemlich seltsam halten, wenn sie wüssten, dass Takahiro sich den Kopf über einen Jungen zerbrach, den er gar nicht kannte.

Unauffällig versuchte Taka dann, Toru noch ein wenig zu beobachten, aber leider hatten Toru und seine Freunde ihr Essen zum Mitnehmen bestellt. Taka hatte gehofft, dass sie sich in ihre Nähe setzen würden, aber sie zahlten, schnappten sich die typischen McDonalds-Papiertüten, in denen ihr Essen verstaut war, und verließen das Restaurant genauso schnell wieder, wie sie aufgetaucht waren. Das fand Taka schade. Gern hätte er Toru noch ein wenig beobachtet. Aber wenn dieser sowieso ein Idiot war, dann war es vielleicht auch besser so. Also wendete Taka sich wieder seinen Freunden zu und bald waren sie in eine angeregte Diskussion darüber verwickelt, welcher der Star Wars-Filme der Beste war.
 

Kurz vor zehn Uhr Abends war Taka dann auf dem Weg zu seiner Jugendherberge. Es war noch ein sehr lustiger Abend geworden, denn es hatte sich herausgestellt, dass Jun genauso großer Star Wars-Fan war wie Takahiro. Sie hatten sich angeregt über die Filme unterhalten und dass sie hofften, dass es in Zukunft noch mehr davon geben würde. Je mehr Zeit Taka mit Jun verbrachte, desto mehr mochte er den meistens etwas ruppigen, aber doch ganz netten jungen Mann. Man musste einfach nur wissen, wie man mit seiner gelegentlichen Launenhaftigkeit umzugehen hatte, dann konnte man mit dem Blonden wirklich viel Spaß haben. Das Einzige, was Taka an Jun wirklich störte, war, dass er oft über seine Familie oder seine Schulkameraden lästerte. Lästern war eine sehr schlechte Angewohnheit, wie der junge Sänger fand, aber solange Jun damit nicht übertrieb, konnte Taka auch damit leben. Immerhin lästerte Jun niemals über Haruna, wenn die beiden Jungs allein waren.

Nachdem sie sich vor dem McDonalds verabschiedet hatten, war Taka zur nächsten U-Bahn-Haltestelle gelaufen. Dort stieg er in die nächste Bahn ein und suchte sich eine Sitzgelegenheit. Zum Glück war es nicht ganz so brechend voll wie üblich, sodass der Sänger einen freien Platz in einem der Vierersitze erhaschte. Er ließ sich darauf nieder und nahm dann seinen Rucksack auf den Schoß, als ihm auffiel, wer ihm da gegenüber saß.

Es war Toru, und er war allein. Weit und breit war weder der Amerikaner noch der andere junge Mann zu sehen, mit dem Toru im McDonalds gewesen war. Der Schwarzhaarige hatte den Kopf an die Fensterscheibe der U-Bahn gelehnt und schien zu schlafen. Neben ihm, an die Wand gelehnt, stand eine Gitarre, eingepackt in eine schwarze Gitarrentasche. Ein Arm des jungen Mannes war um den Hals der Gitarre geschlungen, während die andere Hand auf seinem Oberschenkel lag. Taka konnte sehen, dass Toru Kopfhörer in den Ohren hatte; anscheinend Musik hörte. Unter seiner Jacke hob und senkte sein Brustkorb sich immer wieder regelmäßig und der entspannte Gesichtsausdruck des Anderen zeigte dem jungen Sänger, dass Toru wirklich zu schlafen schien.

Sofort stellte sich dem kleinen Sänger die Frage, warum sein Gegenüber so müde war. Hatte er einen anstrengenden Tag gehabt? Vielleicht hatte er ja lange Gitarre geübt? Oder er hatte irgendwo einen Auftritt gehabt? Von Frau Kawamura hatte Taka mal erfahren, dass manche Schüler der Musikschule es sogar schon zu lokaler Bekanntheit geschafft hatten mit ihrer Musik.

Was es auch war, Taka nutzte die Gelegenheit, dass Toru ihm gegenüber saß, und musterte den Schwarzhaarigen unverhohlen. Sein Blick wanderte über das Haar und die Stirn des Anderen, über seine Augenbrauen und seine überraschend langen Wimpern. Nachdem Taka die Nase des Größeren betrachtet hatte, blieben seine Augen auf dessen Lippen hängen. Sie waren voll und ziemlich fein geschwungen, sogar ganz leicht geöffnet, während Toru weiterhin selig vor sich hin schlief. Taka erwischte sich bei dem Gedanken, dass Toru wirklich ein sehr hübsches Gesicht hatte, er es aber schade fand, dass er die dunklen, unergründlichen Augen des Anderen nicht sehen konnte. Die ganze Zeit über betrachtete Taka den, wie er fand, faszinierenden jungen Mann, bis seine Haltestelle ausgerufen wurde. Beinahe widerwillig erhob sich der Sänger und nach einem letzten Blick auf den schlafenden Schwarzhaarigen trat Taka in den Gang und schlüpfte dann aus der U-Bahn, bevor die hineinströmenden Massen ihn wieder in den Waggon drängen würden. Draußen konnte er nicht anders und drehte sich noch einmal um, aber Toru war nicht mehr zu entdecken, weil eine Gruppe Menschen sich vor den Vierersitz gestellt hatte. Also ließ Taka es dabei, machte auf dem Absatz kehrt und lief dann schnell nach Hause, weil es nachts sehr kalt geworden war.

Die Tage nachdem Taka Toru in der U-Bahn gesehen hatte, vergingen ziemlich zäh und langsam. Immer wieder erwischte der junge Sänger sich dabei, wie er an den Schwarzhaarigen dachte. Wie in seinen Gedanken die tiefbraunen Augen Torus auftauchten. Das ging sogar soweit, dass Kyoko ihn während einer abendlichen Schicht in der Pianobar fragte, ob alles okay sei.

„Du bist so abwesend die letzten Tage.“, sagte sie, stemmte die Hände in die Hüften und musterte Taka von oben bis unten. „Ist irgendetwas passiert? Vielleicht in der Musikschule?“

Taka, der sich ein wenig ertappt fühlte, schüttelte schnell den Kopf und hoffte, dass er jetzt nicht rot anlief.

„N-nein… Alles gut.“, stotterte er und seufzte innerlich. Super, Taka! Verfänglicher konntest du nicht antworten, was?

Und natürlich merkte Kyoko, dass er nicht die Wahrheit sagte. Auf ihre schmalen Lippen legte sich ein breites Grinsen. „Sag bloß, du hast ein hübsches Mädchen kennen gelernt? Hast du dich verknallt?“ Sie wuschelte Taka durchs Haar, der daraufhin nur leise grummelte. „Nein, hab ich nicht. Es ist alles okay. Wir müssen jetzt auch weiter die Tische decken, die Gäste kommen gleich.“, nuschelte der kleine Sänger dann in seinen nicht vorhandenen Bart und ließ Kyoko einfach stehen, die ihm nur schmunzelnd hinterher sah.

Während Taka nun also anfing, Servietten und Kerzen auf den Tischen zu verteilen, dachte er verwirrt daran, was Kyoko ihn gefragt hatte. Wirkte er etwa verknallt? Das war doch total absurd. Und vor allem, was sollte Taka denn darauf antworten?

„Ich bin nicht verknallt, aber ich muss die ganze Zeit an einen Typen denken, den ich gar nicht kenne. Ich hab auch schon von ihm geträumt.“

Super Plan, klar. Wirkt auch überhaupt nicht bescheuert oder so.

Ohne zu merken, dass Kyoko ihn immer noch beobachtete, seufzte Taka schwer und versuchte, sich dann wieder nur auf seine Arbeit zu konzentrieren.
 

Am nächsten Sonntag war Taka viel zu früh in der Musikschule. Er wollte in Ruhe noch den Text eines Liedes lernen, das Frau Kawamura im Moment mit ihren Schülern einübte. Weil seit ein paar Tagen eine Schulklasse in der Jugendherberge wohnte, in der Taka sein Zimmer hatte, war es dort recht laut, und das hinderte den kleinen Sänger daran, in Ruhe lernen zu können. Deswegen war er früher in die Musikschule gefahren. Dort war es ruhig und er konnte sich aufs Lernen konzentrieren.

Taka saß, ganz versunken in die Noten und den Text seines Liedes, auf einem der dunkelblauen Sofas in der geräumigen Lobby der Musikschule, als er auf einmal Stimmen hören konnte, die aus Richtung des Sekretariats kamen.

Neugierig blickte er auf. Zu seiner Überraschung erkannte er die Stimme seiner Lehrerin, und eine weitere, männliche. Keine zehn Sekunden später kam Frau Kawamura dann auch schon um die Ecke – und sie stützte einen jungen Mann, der sich allem Anschein nach den Fuß verletzt hatte, denn er humpelte.

Gerade erkannte Taka auch schon, wen seine Lehrerin da stützte, da kam Toru auch schon hinterher gelaufen.

„Mann, Alex, du bist so ein Vollidiot!“, lachte der Schwarzhaarige, trug die Tasche des Amerikaners, während dieser sich langsam mit Frau Kawamura in Richtung der Haupteingangstür bewegte.

„War doch klar, dass es nicht gut gehen kann, wenn du einfach so mit dem Skateboard die große Treppe runter donnerst!“ Alex blickte seinen Kumpel an. „Du hast doch damit angefangen und gesagt, es wäre bestimmt lustig, das auszuprobieren!“ Direkt kam ein Kopfschütteln von Toru, der Alex‘ Rucksack achtlos über die Schulter geworfen hatte. „Das war doch nur ein Scherz! Aber ich hätte wissen sollen, dass ein Trottel wie du das natürlich sofort ausprobieren muss.“

Taka hörte, wie Frau Kawamura laut seufzte. „Ihr habt echt nur Unsinn im Kopf, oder? Jetzt schaffen wir es nie, die ganzen Bücher rechtzeitig ins Lager zu räumen.“ Die Gesangslehrerin hatte gerade zuende gesprochen, da fiel ihr Blick auf Takahiro, und erhellte sich.

„Takahiro!“, rief sie erfreut. „Kannst du bitte mal herkommen?“

Nach kurzem Zögern nickte Taka. Er ließ sein Musikbuch in seinem offenen Rucksack verschwinden, schloss den Reißverschluss dessen und erhob sich. Langsam und schüchtern lief er auf Frau Kawamura und die beiden jungen Männer zu, die ihn von oben bis unten zu mustern schienen. Taka versuchte tunlichst zu vermeiden, Toru in die Augen zu sehen, und blickte so seine Lehrerin an.

„Was für ein glücklicher Zufall, dass du schon hier bist, Takahiro.“, lächelte diese dann, und er nickte nur. „Was gibt es denn?“, fragte der junge Mann leise.

„Nun, wie du siehst, hat Alex hier sich verletzt.“, gab die Lehrerin zur Antwort. „Ich muss ihn ins Krankenhaus fahren, sein Knöchel scheint verstaucht zu sein, wenn nicht sogar Schlimmeres.“ Sie seufzte leise. „Es gibt nur ein Problem, und zwar haben wir eine große Lieferung neuer Musikbücher bekommen. Die stehen alle am Osteingang beim Sekretariat und müssen unbedingt noch ins Lager geräumt werden, ansonsten könnte es sein, dass sie gestohlen werden. Würdest du Toru bitte helfen, sie vom Eingang weg zu räumen? Ich weiß, es ist viel verlangt, aber es ist ein Notfall. Du würdest mir einen großen Gefallen damit tun.“

Bei Frau Kawamuras bittendem Blick konnte Taka gar nicht anders, als zu nicken.

„Natürlich. Gar kein Problem.“, sagte er leise und sie lächelte erleichtert.

„Vielen Dank, Takahiro. Unsere Gesangsstunde heute wird wohl leider ausfallen müssen, ich kann Alexander so nicht allein lassen. Würdest du bitte deinen Klassenkameraden noch Bescheid sagen, wenn ihr mit den Büchern fertig seid?“

Ein erneutes Nicken von Taka. „Danke, du bist wirklich unsere Rettung.“, sagte seine Lehrerin da nur, was den Sänger dazu brachte, leicht zu lächeln. Dann verließen sie und der verletzte Alexander, der inzwischen auch über starke Schmerzen klagte, auch schon im Schneckentempo das Gebäude.
 

Erst, als Taka ein leises Räuspern rechts von sich hörte, blickte er auf und schluckte leicht. Jetzt war er allein mit Toru, und blickte ihn das erste Mal richtig an. Der Gitarrist sah ihn mit festem Blick aus dunklen, unergründlichen Augen an, und aus einem für Taka noch unerklärlichem Grund bekam der Sänger eine leichte Gänsehaut. Er hatte noch nie jemanden mit so einem durchdringenden Blick gesehen, und ein wenig schüchterte Taka das schon ein.

Umso überraschter war er, als Toru dann plötzlich lächelte, und sofort wirkte sein gesamtes Gesicht sehr viel sanfter und weniger streng.

„Dein Name ist also Takahiro, hm?“, ertönte die tiefe Stimme des Schwarzhaarigen, und Taka nickte viel zu schnell. „J-ja, ich bin Takahiro, aber du kannst mich Taka nennen.“, kam es wie aus der Pistole geschossen von dem jungen Sänger, der daraufhin vor Scham sofort rot anlief. „Also… wenn du möchtest.“, schickte er noch leise hinterher und spielte nervös am Träger seines Rucksacks herum.

„Gut, Taka also.“, nickte Toru da. „Ich bin Toru.“ Kurz schwiegen beide.

„Du… bist derjenige, den ich vor einiger Zeit im Flur umgerannt habe, stimmts?“, kam dann auf einmal von Toru, und Taka nickte erneut, diesmal etwas langsamer.

„Naja, also eigentlich hab ich dich ja eher umgerannt…“, erwiderte Taka daraufhin.

Schmunzelnd legte der Gitarrist den Kopf ein wenig schief und strich sich eine Strähne seines schwarzen Haares hinters Ohr. Diese kleine Geste faszinierte Takahiro so sehr, dass er den Größeren beinahe wieder angestarrt hätte, aber glücklicherweise hatte er sich im Griff.
 

„Nun…“, fing Toru dann wieder an, „…da war unser erstes Zusammentreffen ja nicht so optimal. Tut mir echt leid, dass ich dich so angeblafft hab damals.“

Überrascht hob Taka den Blick und erntete erneut ein Lächeln des Schwarzhaarigen.

„Ich hatte an dem Tag die Ergebnisse einer Mathematik-Klausur zurückbekommen und die waren katastrophal. Ja, und deswegen war ich auch dementsprechend schlecht gelaunt. War echt nicht okay von mir.“

Taka hatte ja mit allem gerechnet, aber nicht mit einer Entschuldigung. Irgendwie erfüllten ihn die Worte des Gitarristen mit Freude, und er lächelte.

„Schon okay. Jeder hat mal einen schlechten Tag.“, sagte er und lächelte ein wenig. Seltsamerweise konnte er dem Schwarzhaarigen nicht böse sein, schon gar nicht, wenn dieser ihn so anlächelte.

„Sehr schön! Dann lass uns mal schnell die wertvollen Bücher in Sicherheit bringen, was?“ Toru klatschte einmal in die Hände, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte in Richtung Osteingang davon. Taka konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen, bevor er sich dann ebenfalls in Bewegung setzte, um dem Größeren beim Aufräumen der Bücher zu helfen.
 

„Mann, sind die Teile schwer!“, ächzte Toru, als er ein Bündel der nagelneuen Musikbücher auf eines der hohen Regale im Lager der Musikschule wuchtete. Takahiro und er hatten fast eine halbe Stunde gebraucht, die ganzen Bündel vom Osteingang ins Lager im ersten Stock zu schleppen, und danach mussten die Dinger auch noch in den Regalen verstaut werden. Weil Taka ein ganzes Stück kleiner war als Toru, reichte er diesem immer ein Bündel, und der Schwarzhaarige hob es nach oben auf das Regal. Taka fiel das Schleppen der Bücher nicht so schwer, weil er das Heben von schweren Dingen ja aus dem Supermarkt gewohnt war, aber Toru klagte nach einer Weile schon über Kraftlosigkeit.

„Lass uns eine kurze Pause machen und einen Kaffee trinken, ja?“, schlug der schlanke Gitarrist irgendwann vor und lehnte sich erschöpft gegen das Regal. „Ich könnte auch eine Zigarette vertragen.“

Taka schmunzelte und nickte. „Okay.“, sagte er nur.

Sie verließen den Lagerraum, für den sie von Frau Kawamura einen Schlüssel bekommen hatten. Die die Bücher ja jetzt nicht mehr am Osteingang herumstanden und im Lager sicher vor Dieben waren, war es kein Problem, eine kleine Pause einzulegen.

Taka und Toru liefen die Treppen ins Erdgeschoss hinunter, wo in der Lobby zwei Getränkeautomaten standen. Schnell zogen sie sich etwas – Taka wählte einen heißen Cappuccino und Toru einen schwarzen Kaffee – und traten dann hinaus in den kleinen Innenhof. Inzwischen war es schon später Nachmittag, und es herrschte etwas mehr Betrieb in der Schule. Immer wieder öffnete sich hinter den beiden jungen Männern, die auf einer Bank neben der großen Treppe am Haupteingang Platz genommen hatten, die große Flügeltür, und andere Musikschüler strömten heraus, liefen an ihnen vorbei und verschwanden in Richtung der nahegelegenen U-Bahn-Station.

Die Sonne ging unter und während Taka die letzten Strahlen auf der Haut spüren konnte, zündete Toru sich eine Zigarette an, nahm einen Zug und bließ den Rauch hoch in die Luft.

„Du bist in der Klasse von Frau Kawamura, oder?“, fragte Toru irgendwann und ließ den Blick über den Weg schweifen, der von der Musikschule zur Straße führte.

Taka blickte ihn an und dachte sich, dass Toru ein wirklich schönes Profil hatte.

„Ja, im ersten Semester.“, gab er zur Antwort und blickte dann auf seine Kaffee-Dose, öffnete diese, um einen kleinen Schluck von seinem Cappuccino zu kosten. Er schmeckte sehr lecker, weswegen Taka direkt noch einen Schluck nahm.

„Ich bin schon seit über drei Jahren hier, und ich finde, die Kawamura ist eine der besten Lehrerinnen. Ich hab mal ein, zwei Stunden in ihren Unterricht herein geschnuppert und fand das sehr interessant. Aber Gitarrespielen liegt mir dann doch eher als singen.“ Lächelnd blickte Toru Taka an und klemmte sich dann seine Zigarette zwischen die vollen Lippen, um seinen Kaffee zu öffnen.

In diesem Moment, als das warme Licht der untergehenden Sonne Torus Gesicht so anstrahlte und Schatten darauf warf, klopfte Takas Herz ganz plötzlich etwas höher. Juns Worte, in denen er Toru als letzten Idioten dargestellt hatte, kamen ihm mit jeder weiteren Sekunde, die er mit dem Schwarzhaarigen verbrachte, unglaubwürdiger vor.

„Sie ist eine tolle Lehrerin. Ich fühle mich bei ihr sehr gut aufgehoben.“, gab Taka daraufhin zurück und scharrte mit dem Fuß ein kleines Muster in die lockere Erde unter seinen Füßen.

„Etwas anderes zu hören hätte mich jetzt auch gewundert.“ Aus Torus Stimme war ein leichtes Schmunzeln heraus zu hören, bevor er dann einen kräftigen Schluck Kaffee nahm.

„Ah~ das habe ich jetzt gebraucht!“, grinste er dann, lehnte sich zurück und streckte die Beine von sich. Obwohl es schon Anfang November war, waren die Temperaturen recht mild, sodass sie nicht frieren mussten. Im Gegenteil, es war sogar ziemlich angenehm, so mit Toru im Hof zu sitzen und einfach nur ein wenig auszuruhen.

„Und was machst du sonst so, außer von Frau Kawamura zu lernen, wie man singt?“, fragte Toru nach einer Weile des Schweigens, und blickte Taka neugierig an, nippte immer wieder an seiner Kaffee-Dose. „Gehst du auch zur High School?“

Kurz keimte in Taka leichte Panik auf. Was sollte er nun sagen? Die Wahrheit? Aber dann würde Toru bestimmt nachhaken, warum Taka als Minderjähriger im Supermarkt arbeiten musste und warum er nicht mehr bei seinen Eltern lebte. Und Taka hatte Angst, sich dem jungen Mann, den er ja gar nicht kannte, zu offenbaren, weil dieser ihn vielleicht ablehnen könnte. Und genau das wollte Takahiro nicht, er wollte Toru noch näher kennen lernen.

Deswegen nickte er nur und trank wieder von seinem Cappuccino.

Die Antwort schien Toru auch schon zu genügen, denn er erwiderte das Nicken nur leicht, nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette und warf den Stummel dann auf den Boden vor der Bank, trat ihn mit dem Schuh aus.

„Wie alt bist du eigentlich?“, fragte Toru dann und erhob sich, streckte sich ein wenig.

„Ich bin 16.“, nuschelte Taka, und Toru schmunzelte. „Wow, dann bist du ja älter als ich. Ich bin 15.“, sagte er. Mit großen Augen hob Taka den Blick und starrte den Schwarzhaarigen an. „15? Echt?“ Die überraschte Reaktion des Kleineren ließ Toru lachen. „Ja, so reagieren die meisten. Ich bin echt noch 15, aber es dauert nicht mehr lange und ich hab Geburtstag.“

Lächelnd nickte Toru in Richtung der Eingangstür. „Ich würde sagen, wir beenden mal unsere Arbeit, oder was meinst du?“

Leicht nickte Taka und trank den Rest seines Cappuccinos, bevor er die leere Dose dann in dem Mülleimer verschwinden ließ, die neben der Bank stand. Toru tat es ihm gleich und der junge Sänger erhob sich, um seiner neuen Bekanntschaft zurück ins Schulgebäude zu folgen. Während sie in den ersten Stock zum Lager liefen, blickte Taka die ganze Zeit auf Torus Rücken und seinen Hinterkopf. Niemals hätte er gedacht, dass der charismatische Gitarrist jünger als er selbst sein könnte. Aber er hatte ja auch nicht damit gerechnet, jemals wirklich mit ihm ins Gespräch zu kommen, und sich dann auch noch so gut mit ihm zu verstehen. Taka fragte sich wirklich, was nun stimmte – Juns Vorwürfe gegenüber Toru oder das Verhalten, das der Gitarrist ihm gegenüber an den Tag gelegt hatte. Der junge Sänger hoffte, noch öfter Zeit mit dem Schwarzhaarigen verbringen zu können, um das herauszufinden. Aber eines wusste er jetzt schon – er fühlte sich in Torus Gegenwart wohl. Und das war toll.

Dass Taka ja eigentlich noch seinen Klassenkameraden wegen der gestrichenen Gesangsstunde Bescheid sagen sollte, hatte der junge Sänger vollkommen vergessen.

„Taka! Wir brauchen dringend noch weiße Servietten! Ich hab total vergessen, die einzukaufen, könntest du schnell zum Supermarkt laufen und welche kaufen gehen?“

Takahiro, der gerade dabei war, Cola Flaschen in den großen Kühlschrank hinter dem Tresen zu räumen, blickte auf und nickte. „Na klar!“, rief er Herrn Yamada, seinem Chef und Inhaber der Pianobar, zu. Schnell stellte er die letzten paar Flaschen in den Kühlschrank und verschloss diesen wieder. Dann legte er seine Schürze ab und lief zu seinem Chef, der ihm ein Bündel Geldscheine in die Hand drückte. „Wir brauchen mindestens zehn Packungen, zwölf oder dreizehn wären noch besser!“, wies der nette Mann mit dem grauen Haar den jungen Sänger an, der nur nickte. „Okay. Ich beeil mich.“ Schnell flitzte Taka aus der Bar, die schon in weniger als einer halben Stunde eröffnet werden sollte. Es war Mitte November, ein Donnerstag, und inzwischen war es ziemlich abgekühlt. Zwei Straßen weiter war ein großer Supermarkt, und Taka betrat diesen, um sich nach Servietten umzusehen. Als er sah, wie einer der Mitarbeiter ein großes Bündel Zeitschriften und Magazine anschleppte, um diese in der Auslage zu verteilen, musste der kleine Sänger wieder an den Tag denken, an dem er mit Toru die Bücher ins Lager der Musikschule geräumt hatte.

Dieser Tag war jetzt schon über zwei Wochen her, und seitdem hatte Taka Toru nicht einmal zu Gesicht bekommen, was er sehr schade fand. Taka hatte sogar öfters in der Lobby gewartet, in der Hoffnung, Toru über den Weg laufen zu können, nachdem sein Gesangsunterricht vorbei war, aber er hatte den Schwarzhaarigen nicht getroffen. Irgendwann hatte er von Frau Kawamura auch erfahren, dass der Gitarrenlehrer krank sei und deswegen der Gitarrenunterricht wohl längerfristig ausfallen würde. Kein Wunder, dass Taka Toru niemals über den Weg gelaufen war.

Schnell tapste Taka zu dem Regal mit den Servietten, und suchte weiße heraus, die hübsch aussahen und zur heutigen Dekoration der Tische in der Pianobar passen würden. Es war wieder einmal einer dieser Abende, an der ein kleines Event in der Bar stattfand, in der Taka nun schon seit Monaten arbeitete. Wieder standen Auftritte von unbekannteren Bands und Künstlern auf dem Programm, und die Bar war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Taka genoss diese Abende, denn es gab nichts Schöneres, als während der Arbeit Livemusik genießen zu können.

Mit 13 Packungen Servietten bepackt, lief Taka zur Kasse. Die Kassiererin guckte etwas komisch, nannte Taka dann aber den Preis, und der kleine Sänger zahlte. Er bekam noch eine Tüte, in die er die ganzen Servietten hinein warf. Dann wetzte er so schnell wie möglich zurück in die Bar, wo Hana und Kyoko ihn schon sehnlichst erwarteten, damit die Tische fertig dekoriert werden konnten.
 

Keine zwanzig Minuten später öffneten sich die Türen der beliebten kleinen Bar und die Menschen strömten hinein, wurden von den Töchtern des Chefs charmant auf die reservierten Tische aufgeteilt. Gerade, als er hinter der Theke stand und die ersten Getränke fertig machte, fiel Taka auf, dass an einem der Tische Jun saß, um ihn herum ein paar andere junge Männer, die der junge Sänger aber nicht kannte. Sie gaben ihre Bestellung bei Kyoko auf, die direkt zu Taka gelaufen kam.

„Drei Mal Cola, zwei Mal Melonsoda und ein Wasser für Tisch neun, bitte!“, teilte sie ihrem jungen Arbeitskollegen mit. Taka nickte eifrig und fing an, auch diese Getränke fertig zu machen. Auf der kleinen Bühne fanden sich auch schon zwei junge Frauen ein, die als erstes für die musikalische Untermalung des Abends sorgen würden.

Lange fand Taka keine Zeit, zu Jun zu gehen und ihn zu begrüßen, weil die Bar so brechend voll war. Es kamen Getränkebestellungen im Sekundentakt und Taka hatte alle Hände voll zu tun. Nach knapp 1 ½ Stunden aber waren erstmal alle Tische insoweit versorgt, dass Takahiro, Hana und Kyoko eine kurze Pause einlegen und selbst eine Kleinigkeit trinken konnten.

„Da drüben sitzt ein Kumpel von mir, ich geh mal eben hallo sagen.“, teilte Taka seinen beiden Arbeitskolleginnen mit, die nickten. Der Sänger stellte sein Glas auf dem Tresen ab und lief zu Tisch neun, an dem Jun sich angeregt mit seinen Freunden unterhielt.

„Hey.“, grüßte Taka ihn und lächelte. Jun erblickte Taka erst jetzt und machte große Augen.

„Taka…“, sagte er, lächelte aber nur leicht. „Was machst du denn hier?“

„Ich arbeite hier, unter der Woche immer Abends.“, gab Taka zur Antwort. Sein Freund nickte nur.

„Achso. Das hier… sind ein paar Kumpels von der High School.“ Jun blickte in die Runde. „Leute, das ist Takahiro. Ich… kenne ihn von der Musikschule.“

Die Blicke der anderen fünf jungen Männer machten Taka irgendwie nervös. Sie musterten ihn skeptisch, ja beinahe feindselig, und nur einer konnte sich zu einem leisen „Hi.“ durchringen. Die anderen vier nickten nur, schienen den kleinen Sänger kaum wahr zu nehmen. Ein sehr unangenehmes Gefühl machte sich in Taka breit; genauso hatte er sich immer gefühlt, wenn ihn jemand in der Schule geärgert hatte.

„Nun, ich muss dann mal weiter arbeiten.“, sagte er leise. Jun nickte nur und Taka begab sich zurück zum Tresen. Auch Hana und Kyoko waren schon wieder unterwegs, um weitere Bestellungen aufzunehmen.
 

Die Überraschung des Abends passierte wenige Minuten, nachdem Taka mit Jun gesprochen hatte. Herr Yamada, der immer die nächsten Musikacts ankündigte, sprach von einem „sehr jungen, aber äußerst talentierten Gitarristen“, der ihnen nun ein paar eigens komponierte, akustische Stücke vortragen wollte. Das klang vielversprechend, und während Taka ein paar Gläser polierte, blickte er zur Bühne. Ihm stockte beinahe der Atem, denn niemand anderes als Toru betrat diese, bepackt mit einer Konzertgitarre und einem Notenständer.

Der Schwarzhaarige nahm auf einem Stuhl auf der Bühne Platz, bevor er dann seine Gitarre auf den Schoß nahm und anfing, zu spielen.

Schon nach den ersten paar Takten war Takahiro wie verzaubert vom Spiel des jungen Mannes. Torus Kompositionen klangen Anfangs ein klein wenig gewöhnungsbedürftig, denn sie waren irgendwie so ganz anders als alles, was sonst so in der Pianobar gespielt wurde. Aber Taka gefielen die manchmal fröhlichen, schnellen und manchmal melancholisch-langsamen Melodien sehr gut, deren Töne dahin tröpfelten wie Regen, der auf der Oberfläche eines Sees aufschlug. Einmal ertappte Taka sich sogar dabei, wie er die Augen schloss und einfach nur lauschte, aber die meisten Zeit blickte er wie gebannt auf Torus schlanke Finger, die über den Hals der Gitarre tanzten, als hätten sie ihr gesamtes Leben nie etwas anderes getan.

Nachdem er an den Tisch, an dem Jun mit seinen Freunden saß, noch ein paar Getränke gebracht hatte und zurück zu Bar lief, spürte er einen Blick auf sich ruhen. Sofort richteten sich Takas dunkle Augen auf die kleine Bühne und er traf auf den Blick des schwarzhaarigen Gitarristen. Sofort legte sich eine feine Röte auf Takas Wangen und mit klopfendem Herzen suchte er Schutz hinter der Theke, fing an, ein paar Gläser zu polieren, um sich abzulenken. Langsam aber sicher fragte er sich wirklich, was mit ihm los war, wenn nur ein einziger Blick dieses jungen Mannes ihn so nervös machte. Toru spielte fast 45 Minuten, und als er fertig war, brandete Applaus unter den Gästen der Pianobar auf. Auch Taka klatschte eifrig und fand es ziemlich schade, dass der Größere aufgehört hatte, zu spielen. Durch eine neue Bestellung wurde er abgelenkt, und so bekam er leider nicht mit, wie Toru die Bühne verließ und die nächste Gruppe auftauchte.
 

„Hey. Ich wusste gar nicht, dass du hier arbeitest.“, ertönte irgendwann von der Seite eine angenehme, tiefe Stimme, und Taka blickte auf, sah sich direkt wieder mit Torus dunklen Augen konfrontiert. „Und ich wusste nicht, dass du hier auftrittst.“, gab der kleine Lockenkopf zurück und lächelte schüchtern. Toru erwiderte dieses Lächeln, was Taka erneut Herzklopfen bescherte.

„Ich bin früher schon ab und an hier aufgetreten. Herr Yamada ist wirklich nett, ich komme gern hier her.“ Verstehend nickte Taka. „Möchtest du etwas trinken?“ Toru nickte. „Ja, ich hätte sehr gern ein Wasser.“ Während Taka ihm ein Wasser einschenkte, lehnte der dunkelhaarige Gitarrist sich an die Theke, und Taka musterte ein wenig seine Arme und seine breiten Schultern.

„Sag mal… kennst du die Typen, die da drüben an dem Tisch sitzen?“, fragte Toru irgendwann völlig überraschend, und zeigte unauffällig in Richtung des Tisches, an dem Jun mit Anhang saß.

Kurz folgte Taka dem Wink des Größeren und nickte dann. „Ja… Einer davon, der mit den blond gefärbten Haaren, ist ein Kumpel von mir, den ich an der Musikschule kennen gelernt habe. Warum fragst du?“ Er musterte Toru und dieser schien zu überlegen, was er nun antworten sollte.

„Wie lange kennst du ihn schon? Ich frage nur, weil… Jun ist in meiner Klasse, und er ist wirklich kein sehr angenehmer Zeitgenosse. Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig im Umgang mit ihm.“

Bei diesen Sätzen runzelte Taka die Stirn und blickte zu Jun, der gerade über einen Witz eines seiner Freund zu lachen schien. Er fand es schon seltsam, dass der Blonde genau dasselbe über Toru gesagt hatte.

„Was meinst du mit ‚kein sehr angenehmer Zeitgenosse‘?“, fragte er dann kurzerhand und reichte Toru sein Wasser, das dieser mit einem Nicken an sich nahm.

„Danke. Naja, er ist auf meiner Schule als Schlägertyp und ziemlich hinterlistig bekannt. Er ist immer wieder in irgendwelche Schlägereien verwickelt und mag es, ruhigere Schüler zu verarschen.“ Toru nippte an seinem Wasser und wieder einmal fiel Taka auf, was für unglaublich schöne Lippen der junge Gitarrist hatte.

„Zu mir war er immer nett.“, sagte Taka nur und merkte dann, dass Toru ihn erneut musterte.

„Ich wollte dich auch nur warnen. Kann ja sein, dass er zu dir anders ist. Aber ich mag ihn nicht besonders.“ Nun herrschte wieder Stille zwischen den beiden jungen Musikern, und Taka war total durcheinander. Wem sollte er glauben? Einerseits war Jun einer seiner Freunde, und bis jetzt hatte er Taka eigentlich keinen Grund gegeben, ihm zu misstrauen. Andererseits vertraute Taka Toru irgendwie auch, obwohl sie sich kaum kannten. Die warmen braunen Augen des Gitarristen strahlten so viel Aufrichtigkeit aus, dass er sich gar nicht vorstellen konnte, dass Toru ihn anlügen würde. Zumal… was hätte der Schwarzhaarige auch davon, ihn zu verarschen? Geistesabwesend polierte Taka weiterhin Gläser und hing seinen Gedanken nach, beobachtete immer mal wieder Toru, der weiterhin an der Theke stand und sich angeregt mit Herr Yamada unterhielt.
 

Gegen 22 Uhr war die Veranstaltung dann vorbei, und Herr Yamadas Töchter wiesen die Gäste charmant darauf hin, dass sie nun leider gehen mussten, weil die Pianobar schließen musste. Taka wollte beim Aufräumen helfen, aber Kyoko sagte ihm, dass es kaum noch etwas zu tun gab und er schon gehen durfte. Der kleine Sänger bedankte sich bei ihr, legte seine Schürze ab und begab sich in Richtung des Ausgangs.

„War ein schöner Abend, oder?“, fragte Toru, der die ganze Zeit an der Theke gestanden hatte und nun an Takas Seite die Bar verließ, seine Gitarre in einer schwarzen Tasche auf dem Rücken trug. „Ja, finde ich auch. Die Gäste schienen auch alle zufrieden zu sein.“, gab Takahiro zurück und schenkte dem Gitarristen ein Lächeln. Draußen, vor der Bar, erblickte der Lockenkopf dann Juns Gruppe. Er wollte gerade zu ihnen laufen und Jun fragen, wie ihm der Abend in der Bar gefallen hatte, da hörte er, wie über ihn gesprochen wurde.

„Und du bist echt mit diesem komischen Typen befreundet, der hier arbeitet, Jun? Der sieht aus wie ein totaler Außenseiter.“

Taka blieb abrupt stehen, als einer von Juns Freunden den Blonden das fragte, und wollte abwarten, was Jun antwortete. Dabei merkte er nicht, dass Toru immer noch hinter ihm stand und die Situation zu beobachten schien.

„Ach Quatsch. Mit dem doch nicht.“, sagte Jun und lachte, was Taka einen Stich ins Herz versetzte. „Der ist der totale Freak und ich gebe mich nur mit ihm ab, weil er mir leid tut. Wenn ich nicht so tun würde, als wäre ich mit ihm befreundet, hätte der Trottel doch niemanden.“

Lachend zündete Jun sich eine Zigarette an und zog dann mit seinen Freunden von dannen, hatte gar nicht gemerkt, dass Taka mitbekommen hatte, wie er über ihn dachte.

Der kleine Sänger fühlte sich, als hätte ihm jemand mit der Faust in den Magen geschlagen. Wie angewurzelt stand er da und realisierte, dass Jun, den er eigentlich für einen Freund gehalten hatte, ihn gar nicht mochte, ja regelrecht verachtete. Er hatte gedacht, dass er endlich, das erste Mal in seinem Leben, Anschluss und gute Freunde gefunden hatte, aber wieder einmal hatte er sich getäuscht. Sofort war das Gefühl der Einsamkeit und diese Traurigkeit wieder da, die Taka in den letzten Wochen wirklich nur äußerst selten verspürt hatte.

„Genau das meinte ich.“, ertönte auf einmal Torus Stimme. „Er ist einfach ein schlechter Mensch und meint es mit niemandem ernst.“

Der Gitarrist umrundete Taka, der mit dem Rücken zu ihm stand, und seine Augen weiteten sich erschrocken, als er sah, dass der kleine Lockenkopf weinte. Dicke Tränen kullerten über seine geröteten Wangen und er sah aus wie ein Häufchen Elend, stand mit hängenden Schultern vor dem Gitarristen.

„Hey… bitte… Wein doch nicht, das ist der Typ doch gar nicht wert…“, stammelte Toru, sichtlich überfordert, und legte Taka eine Hand auf die Schulter, um ihn unbeholfen irgendwie zu trösten. Hilflos blickte er sich um, als Taka auch noch anfing zu schluchzen und sich immer wieder mit dem Handrücken über die Augen fuhr.

„Bitte hör auf zu weinen… Ich lad‘ dich auch auf einen Burger bei McDonald’s ein! Na, wie klingt das?“, versuchte der Gitarrist, den traurigen kleinen Sänger aufzumuntern, und schickte ihm ein strahlendes Lächeln. Taka blickte auf und schniefte noch einmal leise, bevor er ganz langsam nickte.

„Okay…“ Diese Antwort ließ Torus Lächeln noch eine Spur sanfter werden, und er legte vorsichtig einen Arm um die noch immer leicht zitternden, schmalen Schultern des Kleineren, bevor sie sich gemeinsam auf den Weg in das nächstgelegene Fastfood-Restaurant machten.

„Was möchtest du denn haben? Du kannst dir aussuchen, worauf du Lust hast.“

Toru und Taka standen vor dem Counter eines ziemlich bekannten Fast-Food-Restaurants, und eine junge Verkäufern blickte sie fragend an. „Was kann ich euch bringen?“, kam es von ihr und sie lächelte, weil der junge Mann mit der Igelfrisur sich anscheinend nicht so recht entscheiden konnte.

Takahiro aber war es ziemlich egal; er war durch Juns Worte immer noch verletzt und traurig. Deswegen blickte er zu Boden und zuckte nur leicht mit den Schultern. „Ich weiß nicht…“

Toru seufzte leise und betrachtete seine dunkelhaarige Begleitung kurz, bevor er sich der jungen Frau hinter der Theke zuwendete. „Zwei Cheeseburger und zwei kleine Cola, bitte.“, sagte er und sie nickte strahlend. „Natürlich, einen Augenblick, bitte.“ Während die junge Frau sich nun auf den Weg machte, den beiden ihre Bestellung zu organisieren, fischte Toru in seinem Rucksack nach seiner Geldbörse. Als er diese gefunden und herausgezogen hatte, bemerkte er, dass Taka ihn anblickte. Der zweifelnde Ausdruck in den sehr dunklen Augen des Kleineren ließ ihn schmunzeln.

„Alles okay?“, fragte er dann und Taka blickte schüchtern zu Boden. „Ich weiß nicht…“, nuschelte er leise. „Ist es… ist es wirklich in Ordnung, dass du mich einlädst?“

Also Toru das hörte, schmunzelte er noch immer. Der Schwarzhaarige Gitarrist hob eine Hand und klopfte Taka vorsichtig auf die Schulter. „Natürlich. Hab ich dir doch versprochen. Mach dir keine Gedanken, okay?“ Schüchtern nickte Taka. „Danke.“ Wenige Augenblicke später brachte die nette Frau hinter dem Counter ihnen ihre Bestellung und wünschte ihnen guten Appetit. Toru zahlte alles und schnappte sich das Tablett, und die beiden jungen Männer machten sich auf den Weg, einen freien Tisch zu suchen. Das McDonald’s war ziemlich gut besucht, und so mussten sie bis in den hintersten Bereich gehen, um einen freien Platz zu bekommen. Nachdem sie sich gesetzt hatten, schob Toru Taka mit einem Lächeln das Tablett zu. „Bitte. Nimm.“ Der kleine Sänger nickte leicht und nahm sich seinen Burger und seine Cola und legte beides vor sich auf dem Tisch ab. „Danke.“, wiederholte er sich. „Kein Ding.“, gab Toru zurück und wickelte seinen Cheeseburger aus der Folie, biss direkt hinein. Er gab einen zufriedenen Laut von sich. „Das hab ich jetzt gebraucht.“ Der Schwarzhaarige Gitarrist griff daraufhin nach seiner Cola und trank einen Schluck, blickte dann wieder zu Takahiro, der sich nicht wieder gerührt hatte. Nach einem lautlosen Seufzen legte er seinen angebissenen Burger zurück in das Papier. „Seid… wart ihr lange befreundet? Du und dieser Jun?“, fragte er dann einfach und Takas Blick senkte sich auf den Tisch. „Ein paar Monate.“, kam es nur leise von Torus Gegenüber. Der Gitarrist nickte. „Du kannst mir glauben, er… ist wirklich ein Idiot. Um ihn ist es nicht schade, so jemanden braucht man nicht zum Freund.“ Taka nickte ebenfalls, wirkte aber dennoch sehr niedergeschlagen.

„Wenn du ihn nicht bald isst, wird er noch kalt.“, sagte Toru, zeigte auf Takas Burger und legte lächelnd den Kopf leicht schief. Daraufhin griff Taka endlich nach seinem Essen, biss aber sehr lustlos hinein. Das stellte Toru aber schon zufrieden, und auch er nahm noch einen Bissen. So saßen sie eine ganze Weile da und aßen schweigend. Als Toru mit seinem Burger fertig war, schnappte er sich wieder seine Cola und trank. „Sag mal…“, fing er an, und Taka hob den Blick, sah ihn an. Irgendwie tat der traurige Ausdruck in den Augen des Kleineren Toru weh, und er beugte sich nach vorn, stützte seine Unterarme auf dem Tisch ab. „Hm?“, kam es von Taka, der den Schwarzhaarigen prüfend anblickte. „Hast du morgen was vor?“ Diese Frage überraschte Taka sichtlich, und er musste kurz überlegen. „Ähm. Nein.“, sagte er. An diesem Wochenende musste er wieder im Supermarkt noch in der Pianobar arbeiten, „Ich habe noch nichts vor.“ Diese Antwort gefiel Toru und er lächelte erneut.

„Nun, hast du Lust, dich mit mir im Park zu treffen? Ich geh‘ dort öfters Skateboard fahren oder spiel‘ ein bisschen Gitarre. Würde mich freuen, wenn du mir ein wenig Gesellschaft leistet. Ich bringe auch etwas zu Essen mit.“ Toru rechnete mit einer erfreuten Antwort, aber stattdessen schlich sich Unsicherheit in Takahiros dunkle, beinahe schwarze Augen.

„Dankeschön für diese Einladung, aber…“, fing er an und kaute sich kurz verunsichert auf der vollen Unterlippe herum, eine Geste, die Toru irgendwie faszinierend fand. „…du musst dich nicht aus Mitleid mit mir abgeben…“

Die Antwort des Kleineren ließ Toru die Brauen heben. „Wie kommst du denn darauf, dass ich das tue?“, gab er zurück, und Taka zuckte mit den Schultern. „Es ist so, wie Jun sagte. Ich… ich bin ein totaler Loser. Ich krieg nichts auf die Reihe, und mit mir will niemand etwas zu tun haben. Du… du bist beliebt. Mach dir das nicht kaputt, indem du dich mit jemandem wie mir sehen lässt…“

Taka hob erschrocken den Blick, als Toru plötzlich anfing zu lachen. Er dachte, der Gitarrist würde ihn auslachen, und er spürte ein verräterisches Brennen in den Augenwinkeln. Nur mit größter Anstrengung schaffte Taka es, nicht zu weinen, und seine Hände verkrampften sich in seinem Schoß.

„Jetzt hör mir mal zu, Kleiner.“, sagte Toru dann auf einmal, so ernst, dass Taka leicht zusammen zuckte. „Ich gebe mich nicht aus Mitleid mit dir ab. Auch nicht, weil ich ein Helfersyndrom habe oder so. Ich mache das, weil du mir sympathisch bist, und ich dich gern näher kennen lernen möchte.“ Bei diesen Worten weiteten sich Takas Augen in Unglauben und er blickte wieder auf, traf direkt auf Torus Blick. „Ich weiß, du vertraust mir nicht. Das kann ich auch total verstehen, denn es könnte ja sein, dass ich auch so ein Arschloch bin wie Jun. Nach so einem Tag würde ich an deiner Stelle auch keinem dahergelaufenen Gitarristen vertrauen, der mich in den Park einlädt.“ Leise lachte Toru, und Taka fühlte sich ein wenig entspannter, lauschte aber weiterhin, was der Schwarzhaarige zu sagen hatte. „Aber ich würde gern noch etwas mehr Zeit mit dir verbringen. Nicht aus Mitleid. Sondern weil ich denke, dass du ein netter Kerl bist und wir Freunde werden könnten. Deshalb würde es mich sehr freuen, wenn du meine Einladung annehmen würdest. Es ist mir auch total egal, was andere Leute über dich sagen. Es interessiert mich nicht, ob jemand viele Freunde hat oder beliebt ist. Wenn ich jemanden mag, treffe ich mich mit demjenigen, ganz einfach.“

Die Worte Torus trieben Taka wieder die Tränen in die Augen, aber er schaffte es, sie wegzublinzeln. Er wollte dem Größeren so gern glauben, glauben, dass dieser ihn wirklich mochte. Es fiel Taka sehr schwer, und er war immer noch sehr unsicher, aber weil Toru so unglaublich nett zu ihm gewesen war, nickte er schlussendlich doch. Er wollte ihm eine Chance geben. „Okay. Dann… würde ich mich sehr gern morgen mit dir treffen.“, sagte Taka leise. „Wann und wo?“, schob er noch schüchtern nach, und Toru lächelte.

„Du kennst doch bestimmt den Skaterpark nahe der U-Bahn-Station, die nahe der Musikschule liegt, oder?“, fragte er dann, und Taka nickte. Er war schon öfter daran vorbei gelaufen.

„Dort gibt es auch eine große Grünfläche mit vielen Bäumen. Und mittig auf dieser Grünfläche steht ein Springbrunnen, der aussieht wie eine große Lilie – wie wäre es, wenn wir uns dort treffen? Sagen wir, um… 14 Uhr?“ All das ging irgendwie so schnell, dass Taka gar nicht mehr genau darüber nachdenken konnte. Er nickte einfach nur. „Okay. Dann 14 Uhr am Springbrunnen.“, wiederholte er Torus Vorschlag, und der Gitarrist nickte. „Gut. Freut mich.“ Nachdem sie also Uhrzeit und Treffpunkt ausgemacht hatten, kramte Toru plötzlich in seinem Rucksack herum, der gemeinsam mit seiner Gitarrentasche neben seinem Stuhl an der Wand gelehnt stand. Er zog einen Block und einen Kugelschreiber heraus, und schrieb etwas auf. Taka fiel auf, dass der Größere ziemlich schöne Hände hatte, und er tat sich schwer, sie nicht anzustarren.

„Hier.“, sagte Toru dann und riss ein Stück von dem Blatt des Blockes ab, reichte es Taka. „Das ist meine Handynummer. Sollte irgendetwas dazwischen kommen, kannst du mich anrufen oder mir eine SMS schreiben, okay?“ Leicht nickte Taka und blickte auf den Zettel. Die krakelige Handschrift des Schwarzhaarigen ließ ihn ein wenig lächeln, und er verstaute den Zettel sorgfältig in der Brusttasche seines Hemdes. „Okay. Dankeschön.“

Toru strahlte Taka an und nickte dann. „Okay. Wollen wir uns auf den Weg machen? Es wird langsam spät. Ich bringe dich nach Hause.“ Als Takahiro das hörte, blickte er auf, und Panik befiel ihn. Er konnte Toru doch schlecht sagen, dass er in einer Jugendherberge wohnte! Dann würde der Andere ihn bestimmt nicht mehr mögen. Wer war schon so arm dran und lebte in einem Hostel? Aus Angst, Toru könnte ihn doch noch ablehnen, schüttelte Taka sofort den Kopf.

Toru blickte ihn fragend an. „Was? Möchtest du nicht, dass ich dich nach Hause begleite?“ Daraufhin nickte Taka, errötete, weil es ihm unangenehm war, den Vorschlag des Größeren so unhöflich abzulehnen. „Ich wohne nur ein paar Straßen weiter.“, gab er zurück, und das stimmte ja auch. Seine Jugendherberge befand sich nur zwei Straßen von der Pianobar entfernt. „Das ist nicht nötig. Aber dankeschön.“ Lächelnd nickte Toru. „Na gut.“

Nachdem der Gitarrist also seinen Rucksack und seine Gitarrentasche geschnappt hatte, verließen die beiden jungen Männer die McDonald’s-Filiale wieder. Sie liefen weiter bis zu einer Kreuzung, und dort legte Toru Taka eine Hand auf die Schulter.

„Also, dann sehen wir uns morgen, ja? Gute Nacht. Und zerbrich dir nicht so den Kopf.“

Überrascht blickte Taka zu Toru auf. Es war, als wüsste der Jüngere, dass der Sänger immer noch ziemlich traurig war. „Okay. Ich werde es versuchen. Dir auch eine gute Nacht.“

Toru nickte lächelnd und wollte sich schon umdrehen und gehen.

„Ähm…“, kam es da aber noch von Takahiro, und der Schwarzhaarige wendete sich ihm wieder zu.

„Ja?“, fragte er.

„Danke…“, gab der schüchterne kleine Sänger zurück und verbeugte sich ganz leicht vor ihm.

„Kein Ding. Bis morgen dann. Ich freu‘ mich, dich wieder zu sehen.“ Toru hob noch einmal die Hand und verschwand dann in Richtung der U-Bahn-Station. Taka blickte ihm nach, solange, bis er den dunklen Haarschopf des Gitarristen nicht mehr sehen konnte. Er fragte sich, ob er nun endlich jemanden gefunden hatte, der wirklich ehrlich und aufrichtig zu ihm war, und ihn nicht verarschte, wie Jun das getan hatte. Der Gedanke an den Blonden ließ Taka direkt wieder leidig aufseufzen, und er drehte sich um, trottete mit hängenden Schultern zurück zur Jugendherberge.
 

Kurze Zeit später betrat Taka sein kleines Zimmer und ließ erschöpft seinen Rucksack neben der Tür fallen. Dieser Tag hatte doch ganz schön geschlaucht, und der Sänger wollte einfach nur noch ins Bett und schlafen. Gähnend schälte er sich aus seinen Klamotten und legte sie auf dem Stuhl ab, der bei seinem kleinen Tisch stand, bevor er sich einfach auf seinem Futon fallen ließ, den er am Morgen gar nicht erst zusammen gerollt hatte. Ihm tat von dem langen Abend in der Pianobar der Rücken weh, und er fühlte sich, als hätte er eine 10-Stunden-Schicht gehabt. Natürlich gingen ihm auch immer noch Juns Worte durch den Kopf – ebenso wie Torus. Wem konnte er glauben? Er fand ja selbst, dass er weder interessant noch irgendwie liebenswert war, von daher glaubte er kaum, dass Toru auch weiterhin mit ihm befreundet sein wollen würde, würde er ihn erstmal näher kennen lernen. Die verletzenden Worte seiner Eltern, der Typen in seiner alten Schule und Juns hatten Takahiros Selbstbewusst insofern zerstört, dass er auch schon dachte, er sei ein absoluter Versager und hätte es gar nicht verdient, gemocht oder geliebt zu werden. Auch, wenn er sich unglaublich danach sehnte.

Was ihn am nächsten Tag, wenn er sich mit Toru traf, erwarten würde, wusste er selbst noch nicht so genau – aber er machte sich nicht allzu große Hoffnungen. Wahrscheinlich war er einfach dazu verdammt, für immer einsam zu bleiben.

Als ihm dann doch wieder die Tränen in die Augen traten, seufzte Taka frustriert auf und drehte sich auf den Bauch, vergrub das Gesicht in seinem Kissen. Seit einigen Wochen war das der erste Abend, an dem er sich wieder in den Schlaf weinte.
 

Um 10 Uhr am nächsten Morgen klingelte lautstark Takas Handy, auf dem er sich einen Wecker gestellt hatte. Murrend griff der Sänger danach, um es auszustellen. Nachdem das ohrenbetäubende Gepiepse endlich verstummt war, setzte er sich auf und fuhr sich gähnend mit der Hand durchs Haar. Ein Blick aus dem kleinen Fenster über dem Tisch zeigte ihm, dass die Sonne schien, und Takahiro rappelte sich auf, um schnell in das Gemeinschaftsbad zu gehen und zu duschen. Er brauchte immer ein Weilchen, um Morgens wach zu werden, und dass er ja in wenigen Stunden eine Verabredung hatte, kam ihm erst wieder in den Sinn, als er mit nassem Haar in sein Zimmer zurück kehrte.

Dort stellte sich wieder die Frage – was anziehen? Sie trafen sich im Skaterpark, als wäre lockere Kleidung definitiv okay, dachte Taka sich. Er machte sich mithilfe eines Wasserkochers eine Packung Instant-Ramen und während er diese aß, sah er ein wenig fern. Ein bisschen aufgeregt war er wegen des Treffens mit Toru schon, aber irgendwie freute er sich auch darauf. Nachdem er am Vortag wegen Jun so niedergeschlagen gewesen war, ging es ihm nun, nach einer ordentlichen Mütze Schlaf, besser. Und er wollte es einfach versuchen. Vielleicht war Toru der Mensch, nach dem er gesucht hatte – ein Freund, der ihn wirklich seiner selbst willen mochte.

„Einen Versuch ist es wert. Nur nicht aufgeben.“, sagte Taka zu sich selbst, und nachdem er die leckeren Instant-Nudeln verputzt hatte, machte er sich motiviert daran, sein Zimmer ein wenig aufzuräumen. Zuerst wurde der Futon aufgerollt, dann fegte Taka den Boden und brachte dann seinen Müll nach draußen. Irgendwie fühlte er sich nach diesem Putz besser, und als er damit fertig war und noch etwas zu trinken im Convini neben an gekauft hatte, war es auch schon Zeit, sich für den Park fertig zu machen. Es war ziemlich kühl, aber glücklicherweise sonnig. Taka schlüpfte in eine bequeme Jeans, einen schlichten, dunkelblauen Kapuzenpulli und eine ebenfalls schwarze Jacke. Eine Mütze, etwas zu trinken und seine Geldbörse verstaute er in seinem Rucksack, und nachdem er sein Zimmer abgeschlossen hatte, machte er sich auf den Weg. Es war kurz nach 13 Uhr, als Taka die Jugendherberge verließ, um mit der U-Bahn zur Musikschule zu fahren.

Knapp zehn Minuten vor Zwei kam der kleine Sänger dann auch schon beim Park an. Weil so gutes Wetter war – Wintereinbruch war erst für Mitte Dezember vorhergesagt – waren schon einige Leute auf der Skaterbahn, und Taka beobachtete sie ein wenig, während er den schmalen Kiesweg in Richtung der Liegewiese entlang ging. Er durchquerte eine große Formation von Bäumen und lief noch ein Stück, und ein paar Augenblicke später konnte er dann auch schon den Springbrunnen ausmachen, an dem er mit Toru verabredet war. Aus irgendeinem Grund war er in diesem Moment doch ziemlich aufgeregt, und er machte große Augen, als er sah, dass der Schwarzhaarige schon am vereinbarten Platz stand und auf ihn zu warten schien.

Taka war gar nicht bewusst, dass seine Schritte sich beschleunigten, als er Toru erblickte, und als er noch knapp zwanzig Meter vom Springbrunnen entfernt war, erblickte der junge Gitarrist ihn. Ein strahlendes Lächeln schlich sich auf die fein geschwungen Lippen des Schwarzhaarigen, und dieses Strahlen erwischte Taka eiskalt. Niemals hatte er damit gerechnet, dass Toru sich so sehr freuen würde, ihn zu sehen, und wie aus dem Nichts hatte er ganz plötzlich heftiges Herzklopfen.

„Hey, Taka!“, rief Toru und kam auf ihn zugelaufen, strahlte immer noch so unglaublich vor sich hin.

„Schön, dass du da bist!“ Die Freude, die der Jüngere ihm entgegen brachte, ließ Taka lächeln, und kurz vor Toru blieb er stehen, nickte. „Ja. Da bin ich.“

„Freut mich wirklich, dass du hergekommen bist.“, lächelte Toru. Er klopfte Taka kurz auf die Schulter und zeigte dann in Richtung der Liegewiese. „Wollen wir uns setzen?“ Kurz folgte Taka dem Zeig des Älteren und nickte. Nachdem Toru sich seinen Rucksack und allem Anschein nach einen Gitarrenkoffer geschnappt hatte, setzten sich die beiden jungen Musiker in Bewegung und verließen den kleinen Platz, auf dem der Lilien-Springbrunnen stand, und liefen hinaus auf die ziemlich große Liegewiese. Da es schon fast Ende November und nicht wirklich warm war, waren auf der Wiese kaum andere Leute. Taka konnte ich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen, als Toru aus einem Rucksack plötzlich eine Decke zog und sie auf dem Gras ausbreitete. „Es ist zwar kalt, aber vielleicht können wir ja trotzdem ein wenig hier sitzen, ohne uns den Arsch ab zu frieren.“, grinste der Gitarrist, und Taka nickte. Nachdem Toru also auf besagter Decke Platz genommen hatte, klopfte er neben sich, zeigte Taka somit, dass er sich zu ihm setzen sollte. Genau das tat der kleine Sänger dann auch, er setzte sich zu Toru und blickte sich kurz um.

„Ich hoffe, du hast noch nicht gegessen. Meine Mutter hat mir Essen für eine ganze Fußballmannschaft mitgegeben.“, kam es da auf einmal von dem Gitarristen, der zwei große Bento-Boxen aus seinem Rucksack beförderte, und Taka gleich eine davon zuschob. Seine eigene öffnete er direkt. Taka fragte sich, was denn noch alles im Rucksack des Größeren Platz hatte, und blinzelte ein wenig. „Ich hatte bis jetzt nur Instant Ramen.“, teilte er Toru mit, und dieser grinste. „Na dann kannst du ja jetzt mit mir essen. Und keine falsche Bescheidenheit – ich hab das extra für uns beide mitgebracht, also kannst du so viel essen, wie du möchtest, ja?“

Bei diesen Worten fand sich eine feine Röte auf Takas Wangen ein – es war, als hätte Toru schon geahnt, dass Taka sich ansonsten wohl nur sehr zurückhaltend an dem Essen – das unglaublich lecker aussah – bedient hätte. Er nickte. „Dankeschön.“, gab er zurück und schenkte Toru ein vorsichtiges, schüchternes Lächeln.

Da tat Toru etwas, mit dem Taka niemals gerechnet hatte – er hob die Hand und wuschelte dem kleinen Sänger durchs Haar. Als wäre es das natürlichste der Welt, und nachdem er das getan hatte, widmete der Schwarzhaarige sich seinem Bento und fing an, zu essen. Taka starrte ihn kurz an, die Wangen knallrot, und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Auch, wenn es eine noch so belanglose Geste des Gitarristen sein mochte – es hatte sich gut angefühlt. Vorsichtig nahm Taka den Deckel von seiner Bento-Box und machte große Augen – das Essen sah wirklich köstlich aus, und ihm lief augenblicklich das Wasser im Mund zusammen.

„Lass es dir schmecken, Kleiner.“, kam es von Toru, der Taka noch ein Paar Einwegstäbchen reichte. Der Sänger nahm diese entgegen und bedankte sich erneut, teilte dann seine Stäbchen. Er nahm sich ein Stück Omelette und probierte es – es war gesüßtes Omelette, genau so, wie er es liebte – und seufzte leise. Das schmeckte einfach nur großartig. Nachdem Toru ihm noch ein Grinsen geschickt hatte, griff Taka dann doch richtig zu, denn es war einfach köstlich. Takahiro konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal so gutes, hausgemachtes Essen bekommen hatte. Ab und zu hatte er bei den Yamadas mitessen dürfen, aber das war kein Vergleich zu dem Essen, das er jetzt von Toru bekommen hatte. „Das ist unglaublich lecker.“, traute Taka sich zu sagen, nachdem sie eine Weile einfach nur gegessen hatten. „Deine Mutter ist anscheinend eine tolle Köchin.“ Aufgrund dieses Lobes strahlte Toru Taka an und nickte dann eifrig. „Ja, das ist sie! Sie arbeitet auch in einem Restaurant als Köchin.“ Als er das hörte, schmunzelte Taka. „Na dann ist es ja kein Wunder, dass das Essen so perfekt schmeckt.“ Toru grinste weiterhin. „Werde ich ihr ausrichten.“ Diese Antwort ließ Taka leise kichern und ohne zu merken, dass Toru breit grinste, machte er sich dann wieder ans Essen.

Die nächsten Minuten schwiegen sie, und Taka fragte sich, ob er nicht irgendwas erzählen sollte – er befürchtete, Toru könnte sich vielleicht mit ihm langweilen. Immer wieder war er kurz davor, den Dunkelhaarigen irgendetwas zu fragen oder selbst etwas zu erzählen, aber irgendwie traute Taka sich einfach nicht, aus Angst, irgendetwas falsch zu machen und schon wieder jemanden zu vergraulen. Weil er so in Gedanken versunken war, merkte er auch nicht, dass Toru ihn irgendwann ganz unverhohlen beobachtete.

Der kleine Sänger hatte gerade den letzten Bissen seines Bentos genommen und blickte auf, da bemerkte er, dass Toru ihn ansah. Sofort lief er knallrot an und verschluckte sich prompt an einem Stück Fleisch. Hustend und keuchend versuchte Taka, seine Atmung wieder in den Griff zu bekommen, und irgendwann spürte er, wie Toru ihm sanft auf den Rücken klopfte.

„Danke…“, brachte er irgendwann heraus, als er sich wieder beruhigt hatte, traute sich aber nicht, Toru anzusehen, weil ihm das alles total peinlich war.

Der Gitarrist wuschelte ihm wieder durchs Haar. „Kein Ding, Kleiner. Wäre nicht so cool gewesen, wenn du mir hier erstickt wärst, wo mein letzter Erste-Hilfe-Kurs schon eine ganze Weile her ist.“, scherzte Toru dann und grinste, woraufhin Taka doch lachen musste. „Das stimmt.“, gab er zurück und rieb sich beschämt die Nase. Der Gitarrist sammelte dann die leeren Bento-Boxen wieder ein und verstaute sie in seinem Rucksack.

„Irgendwie ist es doch ganz schön kalt hier auf dem Boden, oder? Ein Picknick im November ist vielleicht doch nicht die beste Idee.“, kam es irgendwann von Toru, und er grinste Taka an. Dieser schüttelte den Kopf. „Nein, ich finde es okay. Also… es ist schon ein bisschen kalt. Aber durch die Decke geht es. Auch, wenn ich zugeben muss, dass die Idee, im November zu picknicken, schon etwas… originell ist.“

Bei diesen Worten musste Toru dann doch lachen. „Ich weiß. Ich hab ehrlich gesagt nicht daran gedacht, dass es für sowas ja schon zu kalt ist. Falls dir zu kalt sein sollte, dann sag es, dann suchen wir uns irgendeinen anderen Ort, okay?“ Daraufhin nickte Taka. „Ja, werde ich schon, aber im Moment ist alles okay, wirklich.“ Diese Worte bewirkten bei Toru ein Lächeln – das Takas Herz ein wenig höher schlagen ließ – und wieder wühlte der dunkelhaarige Gitarrist in seinem Rucksack herum. Diesmal reichte er Takahiro nichts zu essen, sondern eine kleine Flasche mit gesüßtem grünen Tee. Der Sänger schmunzelte. „Du hast echt an alles gedacht, hm?“, fragte er dann, immer noch etwas schüchtern, aber weil Toru so locker mit ihm umging, taute der kleine Sänger langsam aber sicher auch immer mehr auf.

„Naja… Essen und Trinken gehört doch zusammen, also dachte ich mir, bringe ich auch davon was mit.“, gab Toru einfach nur schulterzuckend zurück. Taka beobachtete fasziniert, wie die schlanken Finger des Jüngeren sich um den Verschluss der Flasche legten und diesen öffneten. Toru hob die Flasche an seine Lippen und trank, und der kleine Sänger tat es ihm gleich.
 

Ein paar Sekunden der Stille legten sich über die beiden jungen Männer, und Taka gab sich innerlich einen Ruck, jetzt doch auch mal etwas von sich aus zu sagen. „Hast du später noch Gitarrenunterricht?“, fragte er und Toru machte große Augen, blickte zu seiner Gitarrentasche. „Weil ich die dabei habe, meinst du?“, gab er zurück und nachdem Taka genickt hatte, schüttelte er schmunzelnd den Kopf. „Nein, habe ich nicht. Ich spiele gern ab und zu hier im Park etwas Gitarre – meistens mit meinem Kumpel Alex – und ich hab‘ sie einfach mal mitgebracht, falls wir Lust haben, etwas Musik zu machen.“ Verstehend nickte Taka. „Du… du kannst mir ja etwas vorspielen, wenn du möchtest?“, schlug er dann schüchtern vor und schmunzelte, weil Toru sofort anfing zu strahlen. „Klar, gerne.“

Toru lehnte sich leicht zur Seite, um nach der Gitarrentasche zu greifen, die an dem Baum lehnte, neben dem sie ihre Decke aufgeschlagen hatten. Mit wenigen, geübten Handgriffen hatte er die Gitarre aus der Tasche befreit und legte sie auf seinen Schoß. Es war dieselbe Gitarre, auf der Toru auch schon beim Musikabend in der Piano Bar gespielt hatte. Kurz wanderten die schlanken Finger prüfend über die Saiten, bevor Toru anfing, einfach eine Melodie zu spielen. Lächelnd beobachtete Takahiro ihn und schwieg, genoss einfach nur die Musik. Irgendwie löste es in seinem Bauch ein ungewohntes, aber angenehmes Kribbeln aus, dass Toru hier bei ihm war und allem Anschein nach nur für ihn auf seiner Gitarre spielte. Eine ganze Weile lauschte Taka dem Spiel des Jüngeren, trank immer mal wieder von seinem grünen Tee.

Der kleine Sänger machte große Augen, als Toru irgendwann einen bekannten Popsong anstimmte. Diesen Song kannte Taka auswendig – er liebte das Lied! Kurzerhand setzte Taka sich noch etwas aufrechter hin und begann, zu singen. Auf seine Wangen schlich sich eine feine Röte, weil Toru daraufhin überrascht zu ihm blickte. Natürlich lenkte das den Dunkelhaarigen nicht so sehr ab, dass er aufhörte zu spielen – Toru spielte weiter, gerade, weil er auch nicht wollte, dass Taka aufhörte, zu singen – und bald fand sich auf den fein geschwungenen Lippen des jungen Gitarristen erneut ein Lächeln ein. Er merkte ganz genau, wie viel Spaß sein neuer Freund am Singen hatte und gemeinsam spielten sie den Song sogar auch noch ein zweites Mal.

„Wow, das war echt toll. Deine Stimme ist klasse, Taka.“, lobte Toru den kleinen Sänger, der sofort knallrot anlief und eine Verbeugung andeutete. „Danke.“, gab Taka nur schüchtern zurück und strahlte verlegen mit der im Moment nicht vorhandenen Sonne um die Wette. Toru grinste breit und schlug direkt noch ein paar mehr Lieder vor, die er konnte. Taka teilte ihm mit, welche Songs auch er kannte und so spielten sie direkt noch mehr.

Die ganze Zeit, während sie so zusammen musizierten, schlug Taka das Herz bis zum Hals. Noch nie hatte ein anderer Mensch solche Gefühle in ihm ausgelöst, und plötzlich wusste der junge Sänger, dass er Toru vertrauen konnte. Taka konnte sich nicht erklären, woher er das auf einmal wusste, aber diese Überzeugung war einfach da, tief in seinem Herzen. Der kleine Sänger beschloss, sein Misstrauen einfach mal über Bord zu werfen, trotz der schlechten Erfahrung mit Jun. Toru war anders. Davon war Taka überzeugt und er wollte die Chance nutzen, um endlich einen Freund zu finden; jemanden, dem er wirklich wichtig war und der ihn nicht direkt wieder fallen ließ.
 

„Wir müssen öfters zusammen Musik machen! Irgendwie sind wir ein richtig gutes Team, finde ich!“, grinste Toru, nachdem sie noch einen weiteren Song beendet hatten, und Taka hatte auf einmal einen richtig fetten Kloß im Hals. Seine Gefühle überwältigten ihn in diesem Moment regelrecht und als Toru seine Gitarre kurz beiseite legte, konnte der kleine Sänger nicht mehr an sich halten. Kurzerhand rutschte er ein Stückchen näher zu dem Schwarzhaarigen und fiel ihm um den Hals. Von dieser plötzlichen Umarmung überrumpelt, blinzelte Toru leicht und blickte auf Taka hinab, der das Gesicht an seiner Schulter verborgen hatte. „Taka?“, fragte er dann leise, weil er genau spüren konnte, dass der zierliche Körper des Sängers zitterte. „Ist alles okay?“

Genauso plötzlich, wie Taka ihn umarmt hatte, löste er sich auch wieder von Toru – blitzschnell, als hätte er sich an etwas verbrannt oder hätte Angst, Toru könnte ihn jetzt von sich stoßen.

„E-es tut mir leid…“, stammelte er und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen; Toru musste schlucken, als er sah, dass Takahiro weinte. Irgendwie tat es ganz schön weh, den Kleineren so zu sehen. „Was ist los?“, fragte Toru dann und legte Taka sanft eine Hand auf die Schulter. „Hab‘ ich irgendwas Falsches gesagt?“

Mit von Tränen gefüllten Augen blickte Taka nun zu Toru auf und schüttelte sofort den Kopf. „Nein, hast du nicht…“, schniefte er leise und fuhr sich immer wieder mit der Hand über die Wangen. „Was ist es dann?“, war Torus Antwort und in seinen Augen war aufrichtige Sorge zu sehen, was es Taka nicht einfacher machte, sich zu beruhigen.

„Es… es ist nur… Ich hatte noch nie wirklich richtige Freunde und… Du bist so lieb zu mir und ich habe das Gefühl, dass du mich wirklich magst… Das… das kenne ich so gar nicht von fremden Leuten…“, versuchte der Sänger, sich zu erklären, und Torus Augen weiteten sich ein wenig. Dann aber legte sich ein feines Lächeln auf Torus Lippen und er schüttelte ungläubig den Kopf. „Du bist mir einer…“, nuschelte der Dunkelhaarige und dann spürte Taka, wie Toru die Arme wieder um ihn schlang und ihn sanft an sich zog, um ihn direkt wieder zu umarmen. „Ich mag dich ja auch. Das hab ich dir doch schonmal gesagt.“, sagte Toru und er streichelte Taka sogar beruhigend über den Kopf. Der kleine Sänger konnte daraufhin gar nichts erwidern, weil er leise schluchzte und sich direkt wieder an den Körper des Jüngeren schmiegte. „Ich hab dich echt gern und ich glaube, wir können wirklich gute Freunde werden. Also mach dir keine Sorgen und sei einfach du selbst, dann ist alles okay, Kleiner.“

Spielerisch wuschelte Toru durch Takas weiches Haar und brachte ein klein wenig Abstand zwischen Taka und sich, um ihn lieb anzulächeln. „Und weißt du was? Langsam wird mir kalt. Wie wärs, wenn wir einfach zu mir gehen und einen DVD-Abend machen?“ Diese Frage ließ Taka erst überrascht blinzeln, aber dann nickte er lächelnd. „Ja, sehr gerne.“ Toru erwiderte das Nickten. „Super! Dann lass uns gehen!“ Der Gitarrist wuschelte Taka noch einmal durchs Haar und machte sich dann daran, seine Gitarre einzupacken. Taka blieb sitzen und beobachtete den Schwarzhaarigen. „…Toru?“, sagte er dann leise, etwas beschämt, weil er vor dem Anderen so einen Gefühlsausbruch gehabt hatte. „Hm?“, kam es da von dem Gitarristen und er blickte den Älteren an. Taka lächelte. „Danke.“ Nun lachte Toru wieder und machte eine abwinkende Handbewegung. „Wie ich schon sagte – kein Ding, Kleiner.“ Nachdem der Schwarzhaarige also die Trinkflaschen und die Decke ebenfalls wieder eingesammelt und in seinem Rucksack verstaut hatte, machten sie sich auf den Weg. Lächelnd dackelte Taka hinter seinem neuen Freund her und war einerseits sehr aufgeregt, weil es nun zu Toru nach Hause ging; andererseits freute er sich auch unglaublich über diese Einladung.

„Mama, bin wieder da!“, rief Toru in die Wohnung hinein, die er gerade mit Taka im Schlepptau betreten hatte. „Ich hab‘ Takahiro mitgebracht, ich hoffe, das ist okay?“

Während Toru das seiner Mutter zurief, stand Taka schüchtern hinter dem dunkelhaarigen Gitarristen und traute sich gar nicht, irgendetwas zu tun. Selbst seine Schuhe hatte er noch nicht abgelegt – im Gegenteil zu Toru – denn es hätte ja sein können, dass Torus Mutter es nicht wollte, dass er mit zu ihnen in die Wohnung kam. Schmunzelnd blickte Toru den eingeschüchterten kleinen Sänger an und dann erschien auch schon seine Mutter im Flur.

Sie war eine Frau von ungefähr Anfang vierzig, hatte schulterlanges, dunkles Haar – dieselbe Farbe, wie auch Toru sie hatte – und unglaublich warme, freundliche Augen. „Natürlich ist das in Ordnung!“, sagte sie und lächelte erst ihren Sohn an, bevor sie sich Taka zuwendete.

„Hallo, Takahiro-kun! Herzlich Willkommen bei uns. Es ist schön, dich kennen zu lernen. Toru hat mir schon von dir erzählt.“

Diese herzliche Begrüßung überraschte Taka schon ein wenig, und Taka brauchte ein paar Sekunden, um zu reagieren. „Vielen Dank! Es freut mich auch sehr.“, gab er verlegen zurück und verbeugte sich leicht vor der Mutter seines neuen Freundes. Dass Toru von ihm erzählt haben solle, ließ das Rot auf seinen Wangen an noch etwas mehr Intensität zunehmen. Zu gern hätte der kleine Sänger gewusst, was genau der Schwarzhaarige über ihn gesagt hatte. „Vielen Dank auch für das köstliche Essen! Ich hatte schon lange nicht mehr so etwas Leckeres.“, schickte Taka noch schnell hinterher, und Torus Mutter strahlte ihn an. „Gern geschehen. Es ist noch etwas da, solltet ihr später noch Hunger bekommen.“

Toru stand mit amüsiertem Gesichtsausdruck neben den beiden und beobachtete sie. „Das ist toll, Mama, danke. Wir gehen in mein Zimmer und schauen uns ein paar Filme an, ja?“, sagte er dann, und seine Mutter nickte. „Natürlich. Viel Spaß, ihr beiden. Toru, ich habe heute Spätschicht und muss in einer Stunde weg. Sollte Takahiro-kun hier übernachten, vergesst nicht, seinen Eltern Bescheid zu sagen, ja? Damit sie sich keine Sorgen machen und wissen, wo er ist.“ Der Gitarrist nickte. „Alles klar, wird gemacht. Dann bis später, ich wünsch‘ dir eine ruhige Schicht.“ Torus Mutter lächelte und drückte ihrem Sohn ein Küsschen auf die Stirn, bevor sie sich noch einmal an Taka wendete. „Bis bald, Takahiro-kun.“, lächelte sie und Taka verbeugte sich erneut. Sein Herz klopfte schneller, als er plötzlich warme, schlanke Finger an seinen eigenen spüren konnte – Toru hatte nach seiner Hand gegriffen und zog ihn nun den Flur entlang bis zur letzten Tür auf der rechten Seite. „Deine Mutter ist wirklich sehr lieb.“, sagte Taka noch leise und Toru nickte lächelnd. „Ja, das stimmt. Sie ist die Beste.“, gab er zurück und legte seine freie Hand dann an die Türklinke.

„Hier ist mein Zimmer. Es ist nicht groß, aber ich mag’s.“, kommentierte Toru, bevor er die Tür öffnete und sie eintraten. Taka war beinahe ein wenig enttäuscht, dass der Schwarzhaarige seine Hand direkt wieder los ließ, als sie den Raum betreten hatten, aber er wurde schnell wieder abgelenkt, weil er sich das Zimmer des Gitarristen ansehen wollte.

An der Wand der Tür gegenüber stand eine Art Schrankwand, in dunklem Holz gehalten, an deren Türen lauter Poster und Flyer angebracht waren – Hauptsächlich von amerikanischen Rockbands, aber auch von japanischen Interpreten. An der rechten Wandseite stand ein recht großes Bett, ihm gegenüber, links, ein etwa hüfthoher, länglicher Schrank, auf dem ein Fernseher zu finden war. Auch an den Wänden über Bett und Fernseher hingen Poster, auf denen meist Gitarren zu sehen waren. Im Schrank unter dem Fernseher erkannte Taka eine Playstation 2 und einige Spiele dazu, die in einer Art Vitrine untergebracht waren, die in den Schrank eingelassen war. Neben dem Bett standen mehrere Gitarrentaschen und –koffer, genauso wie zwei kleiner Verstärker und ein etwas Größerer. Die Wände des Raumes waren weiß und der Teppich hatte ein gräuliches Blau – alles in allem fand Taka Torus Zimmer recht gemütlich und es erinnerte ihn an das Zimmer, das er selbst bei seinen Eltern bis vor ein paar Monaten noch bewohnt hatte.

„Dein Zimmer gefällt mir.“, kommentierte der kleine Sänger diesen Anblick und Toru lächelte. „Danke. Du kannst dich ruhig schon mal aufs Bett setzen, wenn du möchtest.“, gab er zurück. Taka nickte und lief zu Torus Bett. Als er sich vorsichtig darauf nieder ließ, bewegte es sich unter ihm und mit großen Augen blickte Takahiro nach unten. „Das ist ja ein Wasserbett.“, stellte er fest und von Toru war ein leises Lachen zu hören. „Ja, das ist es. Hast du schon mal auf einem Wasserbett geschlafen? Das ist total bequem.“ Takas Antwort auf diese Frage war ein Kopfschütteln.

„Nein. Noch nie.“ Seine Eltern waren zwar unglaublich wohlhabend, aber Takas Vater, Kazuhiro, hatte sich nie für Dinge wie Wasserbetten interessiert.

„Leg‘ dich ruhig hin und probier‘ es aus.“, sagte Toru dann noch, bevor er vor seinem Fernsehschrank in die Hocke ging und eine der Schiebetüren öffnete. Dahinter erschienen zwei Reihen voll von DVDs und der Gitarrist schien kurz zu überlegen. „Auf was für Filme stehst du denn so?“, fragte er und Taka, der sich gerade auf dem Bett des Jüngeren ausgestreckt hatte, blickte schüchtern auf. „Ähm… Actionfilme oder Komödien. Oder Science Fiction.“, gab er zurück.

„Nun… das macht die Auswahl nicht unbedingt einfacher. Ich habe fast nur Actionfilme, Komödien oder Sciene Fiction-Kram da. Und Horrorfilme natürlich.“, kam es da von Toru, der leise lachte und Taka amüsiert erneut anblickte.

„Hm… hast du vielleicht Star Wars? Das… das gucke ich am Liebsten.“

Diese schüchterne Frage von Taka ließ Toru lächeln. „Klar! Die Star Wars-Filme gehören ja wohl in jede gute DVD-Sammlung.“ Toru zog den ersten Film der Reihe aus dem Schrank und schloss ihn wieder, bevor er sich aufrichtete und die DVD in die schon angeschlossene Playstation-Konsole einlegte. Der Gitarrist startete den Film und schnappte sich dann seinen Rucksack. Toru fischte ihre Tee-Flaschen heraus und reichte Taka eine davon, ließ sich dann neben dem kleinen Sänger auf dem Bett nieder.

„Und? Wie fühlt es sich an?“, fragte er und Taka wippte noch ein wenig auf dem Bett auf und ab.

„Sehr gut. Irgendwie viel bequemer als normale Betten.“, kommentierte er das Gefühl, das erste Mal auf einem Wasserbett zu liegen. Toru grinste. „Das stimmt. Ich liebe es und will es auch auf keinen Fall wieder hergeben. Vor allem ist es gut für den Rücken! Zumindest sagt meine Mutter das immer.“ Der Schwarzhaarige lachte leise und Taka betrachtete kurz sein hübsches Gesicht.

„Ähm… wie kommt es, dass du ein Wasserbett hast?“, fragte er neugierig und ließ seine rechte Hand über das Bett wandern, das von mehreren Decken und Kissen bedeckt war. „Die sind doch eigentlich unglaublich teuer, oder?“

Toru, der gerade von seinem Tee getrunken und auf den Fernseher geblickt hatte, nickte. „Ja, das stimmt. Das Bett hier gehörte ursprünglich meinem Bruder. Er ist vor zwei Jahren nach Osaka zurück gezogen, um dort zu studieren, und da konnte er es nicht mitnehmen. Und deshalb hab ich es mir unter den Nagel gerissen.“

Bei dieser Beschreibung musste Taka leise kichern. „Klingt, als hättet ihr ein gutes Verhältnis, du und dein Bruder?“ Der Gitarrist nickte und ließ sich nach hinten aufs Bett sinken, winkelte einen Arm unter seinem Kopf an, um diesen darauf abstützen zu können. „Ja, wir verstehen uns sehr gut.“ Toru blickte Taka an. „Hast du Geschwister?“, stellte er die Gegenfrage. Takahiro musste sich ein innerliches Seufzen verkneifen.

„Ja, ich habe zwei jüngere Brüder. Wir verstehen uns gut, aber… ich sehe sie nicht oft, weil sie auf einem Internat sind.“, gab er dann leise zurück und nestelte ein wenig an seinem T-Shirt herum. Tatsächlich liebte Taka seine jüngeren Brüder über alles – ganz besonders Hiroki, den Jüngsten. Schon vor über einem Jahr hatten seine Eltern Hiroki und Tomohiro auf ein Internat geschickt, hauptsächlich, um die beiden, wie sie sagten, vor Takas schlechtem Einfluss zu schützen. Seitdem hatte Taka seine Brüder nur ein paar Mal gesehen und logischerweise nicht mehr, seit seine Eltern ihn vor die Tür gesetzt hatten. Der kleine Sänger vermisste seine Geschwister sehr. Ganz besonders Hiroki. Er wusste selber nicht, warum er das Toru jetzt direkt verraten hatte, aber Taka vertraute ihm, und es war ja nicht schlimm, wenn der Jüngere wusste, was mit seinen Brüdern war.

Toru nickte verstehend. „Das ist bestimmt schwer für euch. Ich sehe meinen Bruder auch nur ein paar Mal im Jahr. Er hat sich letztens erst verlobt und ist mit seiner Verlobten und der Uni voll ausgelastet, sodass er sich hier nur selten blicken lässt.“, erzählte Toru seinem neuen Freund und Taka nickte. „Was studiert er denn?“, fragte er, um das Thema ein wenig von seinen Brüdern abzulenken – nicht, dass er schon wieder anfing, zu heulen.

„Elektrotechnik.“, gab Toru zur Antwort. „Und er ist ziemlich gut. Eine große Firma hat jetzt schon ein Auge auf ihn geworfen und will ihn auf jeden Fall einstellen, wenn er nächstes Jahr dann mit der Uni fertig ist.“ Das beeindruckte Taka ziemlich, und er lächelte. „Klingt, als wäre er ein ziemlich schlauer Mensch.“, sagte er, und Toru lachte und nickte.

„Ja, das ist er auf jeden Fall. Im Gegenteil zu mir, ich bin total durchschnittlich, was meine Noten angeht. Aber ich will sowieso nicht studieren!“ Jetzt mehr über Toru zu erfahren, machte Taka noch neugieriger, und er setzte sich auf, winkelte die Beine an. „Und was willst du stattdessen machen?“, fragte er und stützte die Ellenbogen auf seinen Knien ab. Toru, der immer noch auf dem Bett lag, blickte zu ihm auf – der Film war irgendwie vollkommen vergessen.

„Ich verrate dir meinen großen Traum, aber du darfst nicht lachen!“, grinste der Schwarzhaarige, und Taka machte große Augen. „Ich würde niemals lachen.“, sagte er so ernst, dass Toru schmunzelte.

„Ich möchte eine Band gründen. Eine Rockband, und selber Musik machen. Von meiner eigenen Musik leben zu können und viele Menschen damit erreichen, das ist mein großer Traum.“, schilderte Toru dann und in seinen Augen lag so ein aufgeregtes, leidenschaftliches Funkeln, dass Taka - mal wieder – heftiges Herzklopfen hatte. Auf seine vollen Lippen legte sich ein sanftes Lächeln.

„Das ist ein schöner Traum. Und ich bin sicher, dass du das Zeug dazu hast. Du bist ein toller Gitarrist!“, sprudelte es aus dem kleinen Sänger heraus und er lief sofort rot an, war ein wenig verlegen. Toru hingegen strahlte und setzte sich auf, wuschelte Taka dann beinahe zärtlich durchs Haar. „Danke, Kleiner. Ich werde auch niemals aufgeben und solange hart arbeiten, bis ich diesen Traum leben kann.“ Mit geröteten Wangen blickte Taka zu Toru auf. „Also… um ehrlich zu sein… habe ich so einen ähnlichen Traum.“, traute er sich dann, zu gestehen, und Toru machte große, neugierige Augen. „Willst du singen?“, fragte er, und Taka nickte.

„Ja. Ich möchte singen und Menschen damit berühren. Es ist mir egal, ob ich damit Geld verdienen kann. Ich will auch nicht unbedingt berühmt werden. Ich will einfach nur singen, ohne, dass mich jemand zu etwas zwingt, das mir nicht liegt. Ich möchte eigene Texte und eigene Lieder schreiben und wenn auch nur ein Mensch durch meinen Gesang berührt werden kann, dann hat sich mein Traum schon erfüllt.“ Von sich selbst überrascht, schloss Takahiro den Mund wieder, und blickte verlegen auf seine Beine. Jetzt war es regelrecht aus ihm herausgesprudelt, das war ihm schon ein wenig peinlich. Vor allem, als er hörte, dass Toru leise lachte, wünschte er sich dann doch, ein Loch im Boden möge sich auftun und ihn kurzerhand verschlucken. Aber wenige Sekunden später spürte er die schlanken Finger des Gitarristen wieder in seinem Haar.

„Du bist echt niedlich, weißt du das?“, war Torus tiefe Stimme zu hören, und der Sänger glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. „Das ist ein toller Traum und ich kann dich total verstehen. Mir geht es auch nicht hauptsächlich um Geld oder Ruhm. Ich will einfach nur Musik machen. Und weißt du was?“ Taka hob den Blick und traf auf Torus dunkle, warme Augen. Das Lächeln des Jüngeren verschlug ihm beinahe den Atem und Taka wusste gar nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. „J-ja?“, fragte er leise und dass sein Gegenüber sich noch etwas mehr zu ihm beugte, machte sein Herzrasen nicht besser, im Gegenteil. Noch immer lächelte Toru.

„Dein Traum hat sich heute Nachmittag erfüllt. Denn mich hat dein Gesang sehr berührt. Deine Stimme ist etwas ganz Besonderes. Warm, mit einer wunderschönen Klangfarbe und vor allem voller Gefühl.“, sagte Toru dann und sein Lächeln verzog sich zu einem Grinsen.

„Ist… ist das dein Ernst?“, kam es leise, ja beinahe atemlos, von Taka, der von diesem unglaublich niedlichen Komplett wie überrumpelt schien. Toru nickte. „Natürlich. Jedes einzelne Wort.“
 

Zum zweiten Mal an diesem Tag traten Taka die Tränen in die Augen. Während auf dem Fernseher der Film weiter vor sich hin dudelte, wusste der zierliche Sänger gar nicht, wie er mit so viel Zuneigung und Lob umgehen sollte. Große, glitzernde Tränen kullerten über seine Wangen und er blickte Toru einfach nur an, der nun etwas ratlos wirkte.

„Ich mache dir Komplimente, und du fängst an zu weinen. Also irgendwie habe ich das Gefühl, dass man dir nicht oft so was sagt, oder, Kleiner?“, kam es von dem Schwarzhaarigen, dessen Hand aus Takas Haar über die Schläfe des Kleineren auf seine Wange glitt und dort sanft ein paar Tränen von der weichen Haut strich. Erneut nickte Taka.

„Ich… ich bin ganz allein. Meine Eltern haben mich vor drei Monaten vor die Tür gesetzt, ich habe keinen Schulabschluss, keine Freunde, darf meine Brüder nicht mehr sehen.“, schluchzte der Sänger, über den in diesem Moment alles zusammen zu brechen schien. „In der Schule wurde ich beleidigt, geschlagen, gemobbt, und… und meinen Eltern war es egal. Ich habe sie enttäuscht und sie haben mich verstoßen. Die letzten Monate hatte ich das Gefühl, ganz allein auf der Welt zu sein und von niemandem gemocht zu werden.“ Schluchzend strich Taka sich immer wieder mit dem Handrücken über die Wangen, während Toru ihm gegenüber auf dem Bett saß und sich schweigend anhörte, was der aufgelöste junge Mann vor ihm da zu sagen hatte.

„Das Einzige, was mir immer Kraft gegeben hat, war das Singen. Und dann… dann habe ich dich getroffen. Du warst von Anfang an so nett zu mir und es tut mir so leid, dass ich dir misstraut habe. Ich habe schon nicht mehr daran geglaubt, dass ich jemals jemanden finden würde, der mich so mag, wie ich bin und der sogar Zeit mit mir verbringen möchte…“

Diese Worte brachten Toru dazu, schwer zu seufzen, und er schüttelte den Kopf. „Oh Mann, Kleiner… Dafür brauchst du dich doch nicht zu entschuldigen. Ich hatte doch keine Ahnung. Nach dem, was du da anscheinend alles mitmachen musstest, ist es doch nur normal, dass du misstrauisch bist. Es tut mir leid, dass ich nicht ein wenig einfühlsamer war. Aber sag… wo lebst du denn, wenn deine Eltern dich rausgeworfen haben? Bei den Yamadas?“, fragte Toru und streichelte nun tröstend Takas Wange. Dieser schüttelte den Kopf und weil er nicht aufhören konnte, zu weinen, streckte Toru sich nach einem kleinen Schreibtisch, der direkt neben dem Bett hinter der Tür stand, und schnappte sich eine Packung Taschentücher. Diese reichte er dem Älteren und Taka wischte sich erstmal mit einem der Tücher über die Wangen und die Augen.

„Ich lebe in einer kleinen Pension in der Nähe der Piano Bar. Um über die Runden zu kommen und mir den Gesangsunterricht leisten zu können, arbeite ich abends dort und tagsüber in einem Supermarkt.“ Jetzt, wo Taka sich ihm anvertraut hatte, verstand Toru, was dieser kleine Mann da alles durchgemacht hatte und vor allem durchmachen musste. Der Gitarrist wollte sich gar nicht ausmalen, wie man sich fühlen musste, wenn man ganz allein auf der Welt war; verstoßen von der Familie, hintergangen von Menschen, die sich als Freunde ausgaben. Der Traum des kleinen Sängers kam ihm jetzt noch viel rührender vor und vor allem bewunderte Toru Takahiros Stärke.

Der Gitarrist legte seine Hände auf Takas Schultern ab und blickte ihn an. „Jetzt bist du nicht mehr allein. Ich hab‘ dich wirklich gern und ich freue mich, dass du mir vertraust und mir all das erzählt hast. Ich kann mir vorstellen, dass die letzten Monate für dich voll von unerträglichem Schmerz gewesen sein müssen, und ich finde es bewundernswert, was du alles so allein geschafft hast.“ Toru schickte Taka ein aufmunterndes Lächeln und verspürte erneut ein schmerzhaftes Ziehen im Brustkorb, als er sah, wie viel Leid und Trauer in den beinahe schwarzen Augen des Kleineren lag. In ihm formte sich der Wunsch, Taka zu beschützen und ihm zu helfen, aus dieser anscheinend ausweglosen Situation heraus zu kommen. „Und von nun an bin ich an deiner Seite und werde dir helfen.“, sprach er dann weiter, drückte sanft die Schultern des Sängers. „Und vor allem bin ich dein Freund und du kannst immer zu mir kommen, wenn du jemanden brauchst, okay?“

Bei diesen Worten schienen Takas Augen von Tränen nur so über zu quellen. Er brachte ein leises, brüchiges „Danke“ heraus und erneut schlang Toru sanft die Arme um den zierlichen Körper, der, genau wie am Nachmittag schon, vor lauter Emotionen stark zitterte. Sanft streichelte Toru Takas Rücken und wiegte ihn sogar tröstend ein wenig hin und her. Auch, wenn sie sich noch nicht lange kannten – Toru wusste, dass Taka ein aufrichtiger, herzensguter Mensch war, und er wollte ihn noch viel besser kennen lernen, und noch viel mehr Zeit mit ihm verbringen. Toru wollte Takas Freund sein, und das nicht aus Mitleid, sondern aus purer, reiner Zuneigung.

„Möchtest du heute hier übernachten?“, fragte der Schwarzhaarige leise, während Taka, erschöpft vom vielen Weinen, den Kopf an seine Schulter gelehnt hatte. Kurz schien Taka zu überlegen, dann aber schüttelte er den Kopf. „Ich… ich will dir nicht noch mehr zur Last fallen.“, sagte er leise und schlug die Augen nieder. Toru bemerkte, dass an Takas erstaunlich langen Wimpern ein paar winzige Tränen glitzerten, bevor er eine Hand unter das Kinn des Kleineren legte und es sanft nach oben drückte, um dem Sänger in die immer noch feuchten Augen sehen zu können.

„Du bist mir keine Last, Taka. Wirklich nicht. Ich würde mich freuen, wenn du heute hier bleiben würdest, denn ich möchte dich in so einem Zustand nicht alleine lassen. Dafür sind Freunde schließlich da, oder nicht?“ Lächelnd zwinkerte Toru Taka zu, der leise seufzte und dann vorsichtig lächelte. „Okay. Dann… würde ich sehr gern bleiben, hier, bei dir…“

Nachdem Toru Taka noch ein wenig getröstet und der kleine Sänger sich wieder beruhigt hatte, hatten sie es sich auf dem Wasserbett des jungen Gitarristen bequem gemacht, um sich gemeinsam den Film anzusehen. Taka war es klein wenig unangenehm, dass er jetzt schon so oft vor Toru geweint hatte, aber den Schwarzhaarigen schien das absolut nicht zu stören. Immer wieder schickte er Taka ein Lächeln und organisierte auch irgendwann ein paar Chips. Immer wieder berührten sich ihre Hände, wenn sie in die Chipstüte hinein fassten, und das bescherte Taka mal wieder Herzklopfen. Er fühlte sich in Torus Gegenwart sehr nervös, aber auch unglaublich gut. Der junge Gitarrist behandelte ihn ganz normal, und das, obwohl Taka ihm gegenüber erst vor wenigen Minuten einen erneuten Gefühlsausbruch gehabt hatte. Das erleichterte den kleinen Sänger schon ziemlich, und deshalb war er irgendwann auch ganz entspannt. Nach dem ersten Star Wars-Film warf Toru einen anderen Film ein – irgendeinen amerikanischen Hollywood-Action-Film – und als der hübsche Schwarzhaarige sich wieder zu Taka aufs Wasserbett warf, lag er so nah bei ihm, dass ihre Beine sich berührten. Taka fühlte sich wie ein verknalltes Schulmädchen und er merkte sogar, dass er ein wenig errötete, weil seine Wangen sich so warm anfühlten. Dass Toru das sah und ein wenig vor sich hin schmunzelte, bemerkte er gar nicht, weil Taka versuchte, sich auf den Film zu konzentrieren. Nachdem der zweite Film dann auch vorbei war, setzte Toru sich auf. „Lass uns noch eine Kleinigkeit essen gehen, okay?“, schlug der Gitarrist dann vor und fuhr sich mit einer Hand durch sein dunkles Haar. Leicht schluckte Taka und nickte dann, erhob sich von Torus Bett. Während der Schwarzhaarige also den Fernseher und den DVD-Player ausschaltete, streckte Taka sich ein wenig und gähnte dann sogar leise. „Müde?“, ertönte daraufhin die tiefe Stimme des Jüngeren und Taka blinzelte ihn an. „Komischerweise ja, obwohl es noch gar nicht spät ist.“ Ein Blick auf seine Armbanduhr sagte Toru, dass es kurz nach acht Uhr abends war. Er nickte. „Dann lass uns Essen gehen und danach schmeißen wir uns wieder in mein Bett. Und wenn du schlafen willst, schläfst du einfach. Die letzten Tage waren ja für dich auch ziemlich stressig, ne?“ Taka nickte und schenkte Toru ein schüchternes Lächeln, bevor er seinem Freund in die Küche hinterher dackelte.

„Setz dich ruhig. Ich wärme uns schnell etwas zu essen auf.“, teilte Toru Taka mit. Der kleine Vokalist blickte sich in der Küche ein wenig um – sie war sehr gemütlich eingerichtet und wirkte sehr gepflegt. Der Raum war insgesamt sehr hell durch die großen Fenster an der Südseite. Direkt neben dem Fenster stand eine Sitzecke mit einem Esstisch, auf dem ein Strauß Blumen stand. Taka schmunzelte – irgendwie hatte er hier keine Blumen erwartet, schließlich war es Mitte November. Aber ihm gefiel es sehr, dass die Küche mit lauter kleinen Accessoires liebevoll dekoriert war, und er fühlte sich sehr wohl. „Sag mal… was ist eigentlich mit deinem Vater?“, fragte Taka Toru, während der Gitarrist etwas Essen auf einen Teller gab und diesen direkt in die Mikrowelle verfrachtete. Toru blickte Taka an. „Mein Vater lebt in Osaka. Meine Eltern haben sich vor knapp vier Jahren getrennt und mein Vater ist wieder zurück nach Osaka gegangen, weil meine Familie dort ursprünglich herkommt.“ Verstehend nickte Taka. „Achso. Wahrscheinlich ist dein Bruder deswegen nach Osaka zum Studieren gegangen?“ Toru schmunzelte. „Eigentlich wollte er hier in Tokyo studieren, aber er hat in Osaka eine Zusage von einer super Uni bekommen und ist deswegen wieder hin. Für meine Mum kam es nicht in Frage, wieder zurück nach Osaka zu gehen, und ich wollte auch nicht hier weg, deswegen sind wir geblieben. Wir kommen gut miteinander aus, meine Mum ist ziemlich cool drauf und ich lebe gern mit ihr zusammen.“ Taka lächelte, weil Toru ihm so viel über seine Familie erzählte. „Das freut mich. Deine Mutter wirkt auch sehr sympathisch und lieb. Nicht so wie meine Eltern.“ Beim letzten Satz wurde Takas Stimme etwas leiser und sein Herz schlug höher, als Toru ihm daraufhin durchs Haar wuschelte. „Man kann sich seine Eltern nicht aussuchen.“, sagte Toru und Taka nickte. „Ja, leider. Aber egal. Ich kann‘s nun mal nicht ändern.“ Daraufhin grinste Toru. „Wenn du willst, leihe ich dir mal meine Mutter aus.“ Dieser Satz ließ Taka erst große Augen machen und dann lachen. „Danke, vielleicht komm‘ ich auf das Angebot zurück.“ Irgendwie war dieser Satz von Toru ja echt niedlich und Taka schmunzelte vor sich hin, während der Jüngere sich wieder ihrem Essen widmete. Es kam Taka gar nicht so vor, als würden sie sich erst ein paar Wochen kennen – er hatte das Gefühl, sie wären schon länger befreundet, so lieb, wie Toru sich um ihn kümmerte. Wenige Augenblicke später stellte Toru ihm den Teller mit dem köstlich duftenden Essen unter die Nase. „Lass es dir schmecken~“, flötete er und setzte sich Taka gegenüber an den Tisch, begann nun ebenfalls, zu essen.

Schweigen legte sich über die beiden jungen Männer, aber Taka empfand das nicht als unangenehm. Irgendwie war das nun ganz anders als am Nachmittag, als sie im Park gesessen hatten. Dort hatte Taka noch Angst gehabt, Toru könnte von ihm gelangweilt sein, wenn sie schwiegen, aber in diesem Moment hatte er echt das Gefühl, dass es ein angenehmes, einvernehmliches Schweigen war. So etwas kannte Taka gar nicht so richtig – außer vielleicht, wenn er früher mit seinem jüngsten Bruder zusammen auf dem Sofa im Wohnzimmer der Villa seiner Eltern gekuschelt hatte. Im Bauch des kleinen Vokalisten breitete sich ein warmes, wohliges Gefühl aus und er lächelte während des Essens vor sich hin.

„Danke für das leckere Essen. Daran könnte ich mich glatt gewöhnen.“, sagte Taka irgendwann und legte seine Stäbchen fein säuberlich auf seinem Teller ab. Toru grinste. „Sag das meiner Mum. Wenn sie das hört, wird sie darauf bestehen, dass du mindestens einmal die Woche zum Essen herkommst.“, gab er zurück und Taka schmunzelte nur. Auch Toru war bald fertig und er trank noch einen Schluck Tee, bevor er wohlig seufzend die Beine von sich streckte und Taka anblickte. „Hast du heute eigentlich gar keinen Gesangsunterricht?“, fragte er und sein Gegenüber schüttelte den Kopf. „Nein, diese Woche ist der Unterricht ausgefallen, weil Frau Kawamura anscheinend mit einer Grippe im Bett liegt.“ Toru nickte verstehend. „Na dann können wir ja den Rest des Wochenendes gemeinsam verbringen, wenn du Lust hast.“ Bei diesen Worten schlich sich eine feine Röte auf Takas Wangen, und er nickte sofort eifrig. „Sehr gerne.“, gab er zurück. Auf Torus fein geschwungenen Lippen lag ein sanftes Lächeln und er nickte, bevor er sich erhob, um ihr gebrauchtes Geschirr schnell in den Geschirrspüler zu räumen. Danach begaben sie sich zurück in Torus Zimmer.
 

Nachdem Taka sich wieder auf Torus sehr bequemes Wasserbett gelegt hatte, gähnte er leise. Irgendwie fühlte er sich jetzt, nach dem Essen, erstrecht müde und träge. Als Toru das Gähnen des Kleineren sah, schmunzelte er. „Ich hoffe, es ist okay, wenn du mit bei mir auf dem Wasserbett schläfst?“, fragte er Taka dann. „Ich hatte zwar mal einen Futon, aber der war total abgenutzt und deswegen haben wir ihn vor ein paar Wochen weggeworfen und bis jetzt noch keinen neuen gekauft.“ Der Gedanke, mit Toru gemeinsam in einem Bett zu schlafen, machte Taka direkt wieder unglaublich nervös, aber er nickte direkt. „Klar, damit habe ich gar kein Problem.“, gab er schüchtern zur Antwort. „Gut.“ Toru lächelte. „Ich kann dir zum Schlafen auch Klamotten von mir geben. Du bist ja sehr zierlich, von mir wird dir alles passen.“ Mit roten Wangen und starkem Herzklopfen beobachtete Taka Torus schlanke Gestalt, als der Schwarzhaarige zu seinem Schrank lief. Toru fischte ein schwarzes AC/DC-Shirt daraus und reichte es dann seinem Gast. „Das kannst du anziehen, wenn du möchtest. Wir müssten auch noch eine Ersatzzahnbürste da haben, komm mit, ich zeige dir, wo das Bad ist.“ Brav dackelte der kleine Sänger Toru hinterher und es überraschte ihn nicht, als er sah, dass auch das Badezimmer sehr geschmackvoll eingerichtet war. Alle Schränke waren weiß, während der Badezimmervorleger, der Duschvorhang und einige andere Accessoires komplett in Blau gehalten waren. Das gefiel Taka und erneut blickte er sich ein wenig um. Toru öffnete einen hohen, schmalen Badezimmerschrank und hielt Taka dann eine Zahnbürste hin. „Zahnpasta liegt auf dem Waschbecken und Handtücher hängen dort neben dem Schrank. Nimm‘ dir einfach eines, ja? Fühl‘ dich wie Zuhause.“, kam es von Toru, der Taka dann mit dem Zeigefinger gegen die Nasenspitze stupste. Leicht schielte Taka auf den Finger des Jüngeren und kicherte dann leise, ein Laut, der Toru noch sanfter Lächeln ließ. „Danke, Großer.“, sagte der kleine Mann mit der Igelfrisur zu seinem neuen Freund und Toru grinste erneut. Der Gitarrist wuschelte dem Älteren sanft durchs Haar – eine Geste, die Taka inzwischen einfach nur genoss – und verschwand dann aus dem Badezimmer, damit Taka sich fertig machen konnte.

Als Taka allein in dem wirklich tollen Badezimmer stand, konnte er sich ein glückliches Lächeln nicht verkneifen. Er blickte auf Torus Shirt und hob es dann an, um kurz sein Gesicht darin zu vergraben. Es roch sehr angenehm nach Weichspüler und Taka seufzte. Noch immer konnte er nicht so richtig glauben, was hier an diesem Tag passiert war. Toru behandelte ihn wie einen guten Freund, als wäre er ihm jetzt schon sehr wichtig, und das machte Taka einfach nur glücklich. Er konnte sein Glück kaum fassen, dass ein toller Mensch wie Toru ausgerechnet mit ihm befreundet sein sollte. Nachdem er noch ein paar Augenblicke seinen Gedanken nach hing, schälte Taka sich aus seinem Shirt und seinen Jeans. Er trug so nur noch seine Shorts und schlüpfte dann in Torus T-Shirt, das ihm viel zu groß war. Die Ärmel reichten ihm bis zu den Ellenbogen und der Saum des Shirts befand sich auf seinen Oberschenkeln. Sein eigener Anblick im Spiegel ließ Taka leicht schmunzeln und dann putzte er sich noch schnell die Zähne. Taka wusch sich auch noch schnell das Gesicht und trocknete es sich mit einem sehr flauschigen - ebenfalls blauen – Handtuch das Gesicht ab, bevor er sich nach knapp fünf Minuten zurück auf den Weg in Torus Zimmer machte. Als er die Tür öffnete, blieb er überrumpelt stehen – Toru stand gerade neben dem Bett und hatte sich sein Shirt über den Kopf gezogen. Mit heftig gegen seine Rippen schlagendem Herzen betrachtete Taka den schlanken, aber doch recht trainierten Oberkörper des Jüngeren, bevor Toru ihn dann entdeckte. „Da bist du ja wieder.“, lächelte Toru und zog sich ein graues Schlafshirt über, das aber doch recht eng anlag und einen recht weiten Ausschnitt hatte, so, dass Taka das Schlüsselbein des Älteren sehen konnte.

„Ja, ich bin fertig.“, sagte Taka in einem plötzlichen Anflug von heftiger Schüchternheit und schickte Toru ein vorsichtiges Lächeln. Irgendwie hatte ihn der Anblick des halbnackten Toru eiskalt erwischt und Taka versuchte, seinen Puls irgendwie wieder in den Griff zu bekommen.

„Alles klar. Ich hab das Bett schon vorbereitet. Du kannst dich ruhig schon hinlegen, ich geh auch schnell ins Bad und dann schmeiß‘ ich uns noch einen Film an, ja?“ Taka nickte und als Toru an ihm vorbei lief, um ebenfalls schnell ins Badezimmer zu gehen, blickte er ihm kurz nach.

Der kleine Sänger war total verwirrt. Er kannte Toru noch gar nicht lange, aber der hübsche Gitarrist machte ihn trotzdem extrem nervös. Irgendwo tief in seinem Unterbewusstsein ahnte Taka schon, was das wohl zu bedeuten hatte, aber ignorierte diese Ahnung und setzte sich in Bewegung, um ins Bett zu krabbeln. Nachdem er sich im Bett ausgestreckt hatte, seufzte er wohlig – Torus Wasserbett war wirklich sehr viel bequemer als der Futon, auf dem er in der Jugendherberge schlief. Während Toru im Bad war, wäre Taka beinahe schon weggedöst, weil er sich so wohl fühlte. Bald aber erschien der Jüngere wieder und nachdem er einen Film in den DVD-Spieler eingelegt hatte, löschte er das Licht im Zimmer. Toru lächelte sanft, als er sah, dass Taka fast komplett unter seiner Decke verschwunden war, und er schlüpfte neben dem niedlichen Sänger unter seine eigene. Der Film startete und Toru regelte die Lautstärke des Fernsehers ein wenig nach unten, bevor er sich zu Taka drehte, diesen dabei erwischte, wie er ihn anblickte. Sofort lief Takahiro wieder rot an und Toru kniff ihm in die Wange. „Ist es nicht anstrengend, immer Tomate zu spielen?“, fragte er neckend und daraufhin wurde das Rot auf Takas Wangen noch dunkler. Beschämt zog er sich die Decke übers Gesicht und Toru lachte leise. Dann lehnte auch er sich zurück und das bewirkte, dass sich unter den Decken ihre Arme berührten.

Toru schien das nicht zu stören, denn er blieb ganz entspannt liegen, und Taka tauchte auch irgendwann wieder unter der Decke auf. Leise gähnend schmiegte er sich nach hinten in die weichen Kissen und drehte dann den Kopf, um Toru anzusehen. Der Schwarzhaarige spürte den Blick auf sich und erwiderte diesen dann lächelnd. „Fühlst du dich wohl?“, fragte er leise und Taka nickte. „Sehr.“, gab er zurück und lächelte. „Ich bin sehr froh, dass wir uns kennen gelernt haben.“ Der Gitarrist lächelte ebenfalls und nickte. „Das geht mir genauso.“ Kurz griff Toru nach Takas Hand und drückte sanft seine Finger. Das ließ Takas Herz direkt wieder höher schlagen und er schmiegte seine Wange in einem spontanen Impuls an die Schulter des Jüngeren. „Ist es okay, wenn ich so liegen bleibe?“, fragte er leise, schüchtern, und Toru lachte. „Klar ist es das.“, gab er zurück. Daraufhin seufzte Taka nur wohlig und schloss die Augen. Toru strahlte Wärme aus, Geborgenheit, Sicherheit. Obwohl sie sich noch nicht lange kannten, hatte Toru es geschafft, dass Taka ihm vertraute. Nachdem der kleine Sänger bemerkt hatte, wie gut der hübsche Gitarrist roch, hatte es nur wenige Augenblicke gedauert, und er war, immer noch an Torus Schulter geschmiegt, eingeschlafen.

Eine unglaubliche Wärme umgab Takahiro, als er langsam aber sicher erwachte. Er fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr – so wohl wie eigentlich noch nie – und es dauerte nicht lange, da öffnete er die Augen und blinzelte verschlafen. Was er aber dann bemerkte, ließ ihn schwer schlucken und sein Herz direkt wieder höher schlagen – Taka lag in Torus Armen. Das erklärte auch die angenehme Wärme und die Geborgenheit, die der kleine Vokalist gespürt hatte. Toru lag neben ihm auf der Seite und hatte einen Arm um ihn gelegt, während Taka sich anscheinend im Schlaf unterbewusst an ihn gekuschelt hatte. Die Stirn des Sängers lehnte an Torus Brust und er konnte so den regelmäßigen Herzschlag des Jüngeren spüren. Direkt merkte Taka wieder, wie seine Wangen warm wurden, weil er knallrot anlief, und er fragte sich, wie es dazu nur hatte kommen können. Nicht, dass es ihn gestört hätte, im Gegenteil, in Torus Armen zu liegen, fühlte sich einfach nur unglaublich gut an. Taka fragte sich aber trotzdem, wie der Schwarzhaarige wohl darauf reagieren würde. Kurz überlegte er, ob er sich von Toru lösen sollte, aber das wollte er nicht – solange Toru noch selig schlief, wollte Taka diese Situation genießen. Ganz vorsichtig hob er den Kopf und blickte zu dem Gitarristen, musste sich bei dem Anblick, der sich ihm bot, ein leises Seufzen wirklich verkneifen.

Torus Gesichtszüge waren vollkommen entspannt, auf seinen wunderschönen Lippen lag sogar ein feines Lächeln. Sein Brustkorb hob und senkte sich immer wieder leicht, wenn er atmete, und sein Haar fiel ihm in die Stirn, umrahmte sein hübsches Gesicht. Nachdem Taka den Blick über Torus lange Wimpern, seine Wangen und die schmale Nase hatte wandern lassen, landete dieser zwangsläufig auf Torus Lippen. Diese gefielen Taka ja besonders gut und er hatte wirklich den kurzen Impuls, sich zu dem Jüngeren zu strecken und ihn zu küssen. Fest biss Taka sich auf die Unterlippe und senkte den Blick, um sich wieder mehr an Toru zu lehnen. Diese Gedanken waren nicht gut, sie waren gar nicht gut… da hatte Taka endlich einen Freund gefunden, jemanden, der ihn zu mögen schien, so, wie er war, und was passierte? Der kleine Sänger verknallte sich Hals über Kopf und lief Gefahr, ihre Freundschaft aufs Spiel zu setzen. Super gemacht, reife Leistung, Taka! Leise seufzte er und schmiegte seine Stirn an Torus Schulter, da regte sich der Schwarzhaarige ein wenig. Toru bewegte sich und dann war zu hören, wie er leise gähnte. Sein Griff um Taka festigte sich noch ein bisschen und der zierliche Körper wurde noch mehr an Torus gedrückt. Das war wirklich süße Folter und am liebsten hätte Takahiro einfach die Zeit für immer angehalten. Jetzt war ihm wirklich klar, dass er sich in Toru verknallt hatte, und es war doch ziemlich ernüchternd, wie schnell sich das entwickelt hatte. Sie kannten sich schließlich noch nicht allzu lange.

Taka konnte aber nicht sehr viel länger über seine aufkeimenden Gefühle für den hübschen Gitarristen nachdenken, denn dieser regte sich gleich nochmal und schien dann aufzuwachen. Die Hand, die Toru um Taka geschlungen hatte, bewegte sich nach oben und der Schwarzhaarige schien sich damit über das Gesicht zu fahren. „Guten Morgen, Taka~“, war dann seine Stimme zu hören, die, weil Toru so verschlafen war, noch tiefer klang als sonst schon. Auch das half Takas Puls wirklich nicht dabei, sich wieder zu beruhigen.

„Guten Morgen.“, gab Taka leise, schüchtern zurück und blickte dann lächelnd zu Toru auf. Dieser schmunzelte, weil die Wangen des kleinen Sängers wieder fein gerötet waren und Toru kniff sanft in eine, schickte Taka dann ein Lächeln. „Da sind wir wohl beide auf Kuschelkurs gegangen, was?“, lachte er leise. „Ich hoffe, ich bin dir damit nicht zu nahe getreten?“ Sofort schüttelte Taka den Kopf. „Nein, das… das war ehrlich gesagt sehr schön.“, gab er zu und war sichtlich verlegen. Der Ausdruck in Torus dunklen Augen wurde noch sanfter. „Das fand ich auch. Du bist schön warm.“, gab er zurück und setzte sich dann auf, um sich zu strecken. Diese Worte machten Taka irgendwie verdammt glücklich. „Gleichfalls.“, nuschelte er und beobachtete dann, wie Toru aufstand.

Gähnend fuhr der Gitarrist sich mit der Hand durchs Haar und drehte sich dann lächelnd zu Taka. „Frühstück?“, fragte er und Taka nickte. „Gerne.“ Also lief Toru zu seinem Schrank. „Du kannst gern zuerst ins Bad. Ich bereite dann schon das Frühstück vor.“
 

Kurz darauf saßen Taka und Toru wieder gemeinsam in der Küche und unterhielten sich über alles Mögliche. Musik, Schule, ihre Geschwister, Bands, Essen, weitere Hobbies und mehr. Sie waren wirklich auf einer Wellenlänge und mit jeder weiteren Sekunde, die Taka mit dem netten Schwarzhaarigen verbrachte, mochte er ihn noch mehr. Der kleine Sänger verbrachte den ganzen restlichen Tag bei Toru und seiner Mutter – die extra abends noch köstliches Okonomiyaki machte, weil Taka zu Gast war – und als er sich dann verabschiedete, umarmte Toru ihn fest und sagte ihm, dass er so bald wie möglich wiederkommen sollte.

Taka schwebte beinahe nach Hause in die Jugendherberge und er konnte sein Glück nicht fassen. Er glaubte wirklich fest daran, in Toru einen Freund fürs Leben gefunden zu haben. Dass er sich wohl langsam aber sicher in den Jüngeren verliebte, ignorierte er einfach. Es lohnte sich nicht, die Freundschaft für so ein paar dumme Gefühle aufs Spiel zu setzen – wie wahrscheinlich war es denn auch, dass Toru dasselbe fühlte? Diese Chancen gingen ja wohl gegen Null, schließlich waren sie beide Jungs und Taka konnte an sich nicht unbedingt etwas finden, das großartig liebenswert war – schon gar nicht in romantischem Sinne. Aber allein schon die Freundschaft des Gitarristen war mehr, als Taka jemals zu träumen gewagt hatte, also machte er sich von Anfang an keinerlei Hoffnungen.
 

Die kommende Woche über musste Taka immer vormittags im Supermarkt arbeiten und Abends war er dann in der Pianobar, und deswegen konnte er Toru nicht sehen. Sie schrieben aber immer wieder SMS hin und her und Toru bestand darauf, Taka am Freitag in seinem Zimmer in der Jugendherberge besuchen zu kommen. Zuerst fand der kleine Sänger diese Idee nicht so toll, aber Toru überredete ihn und so konnte der Gitarrist sich ein Bild davon machen, wie Taka so lebte. Sie aßen gemeinsam Ramen und dann spielte Toru ein wenig auf Takas Gitarre, während der Ältere dazu sang. Nachdem sie gemeinsam musiziert hatten, teilte Toru Taka mit, dass er in der nächsten Woche, am 7. Dezember Geburtstag hatte.

„Ich werde bei uns ein wenig feiern, und es würde mich freuen, wenn du auch kommen würdest.“, sagte der hübsche Dunkelhaarige und lächelte Taka an. Taka blinzelte. „Ich soll zu deiner Geburtstagsfeier kommen? Ernsthaft?“ Diese Reaktion ließ Toru amüsiert dreinblicken. „Natürlich, warum denn auch nicht? Du gehörst zu meinen Freunden, also lade ich dich ein. Also? Hast du Zeit nächste Woche Freitag?“ Auf Takas volle Lippen legte sich ein überglückliches Lächeln und auch seine Wangen röteten sich wieder leicht. „Na klar! Ich würde sehr gern kommen!“, gab er zurück und Toru freute sich sichtlich über diese Zusage. „Sehr schön! Nächste Woche um 17 Uhr dann bei mir. Und wehe, du bringst mir ein Geschenk mit! Das möchte ich nicht, du hast selber so wenig Geld. Verstanden?“ Auch diese Worte ließen Taka blinzeln. „Aber… ohne Geschenk aufzutauchen ist doch unhöflich… und ich würde dir sehr gern etwas schenken…“, sagte er leise und blickte schüchtern zu Toru auf. Der schüttelte den Kopf. „Dass du zu mir kommst, ist mir Geschenk genug, okay? Ich möchte wirklich nicht, dass du etwas von deinem hart verdienten Geld für mich ausgibst. Es ist okay, Kleiner, wirklich.“ Taka seufzte resigniert. „Na gut. Dann eben kein Geschenk.“ Toru grinste, hob eine Hand und wuschelte dem kleinen Sänger durchs Haar.
 

Beim Gesangsunterricht lief es gut. Taka machte große Fortschritte, und Frau Kawamura sagte ihm sogar einmal, er wäre eigentlich schon viel zu gut für den Anfängerkurs und sie wäre stolz auf seine Entwicklung. Das machte Takahiro glücklich und es motivierte ihn dazu, noch härter zu arbeiten, damit sich sein Traum, als Sänger arbeiten zu können, irgendwann erfüllen würde.

Jun würdigte ihm keines Blickes mehr, aber das war Taka egal. Er war über den Verrat des Blonden hinweg – solche Menschen brauchte er auch gar nicht an seiner Seite. Mit Haruna verstand er sich weiterhin gut, aber als wirklich dicke Freunde würde er sie und sich nicht beschreiben. Taka hatte Toru, und die Freundschaft zu ihm war ihm schon jetzt viel mehr wert als alles andere. Toru hatte sich um ihn bemüht, ihm gezeigt, dass er ihn um seinetwillen mochte, und Taka wusste, dass er ihm vertrauen konnte.

In den Tagen vor Torus Geburtstagsfeier tauchte der junge Gitarrist täglich in der Pianobar auf. Das machte Taka unglaublich glücklich, und auch Kyoko und Hana fiel auf, dass Taka immer mehr strahlte, sobald der hübsche, große Gitarrist die Bar betrat. Jede freie Minute saß Taka dann an dem Tisch, an dem Toru Platz nahm, und sprach mit seinem Freund über alles Mögliche. Selbst Herr Yamada scherzte einmal, dass er es gar nicht übers Herz brachte, Taka irgendwelche Aufgaben zu geben, wenn Toru anwesend war, weil die beiden dann immer direkt in irgendwelche Gespräche vertieft waren.
 

Am 7. Dezember war es dann soweit – es war Torus Geburtstag und Taka hatte extra bei der Pianobar frei genommen, damit er mit dem Schwarzhaarigen und seinen Freunden feiern konnte. Bis auf Alex kannte er von diesen ja noch niemanden, und wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann war er schon verdammt nervös. Er hoffte inständig, dass er sich nicht irgendwie vollkommen blamieren würde. Und dass Torus Freunde ihn mögen würden. Mehr wollte der kleine Sänger gar nicht – er wollte mit Toru einfach nur einen schönen Abend verbringen.

Zehn Minuten vor Fünf stand Taka dann auch vor der Wohnungstür der Yamashitas. Er atmete noch einmal tief ein und aus und betätigte dann die Klingel. Nach wenigen Sekunden waren Schritte zu hören, und Torus Mutter öffnete, strahlte, als sie den kleinen Sänger erblickte.

„Takahiro! Schön, dich zu sehen. Komm doch bitte rein.“, grüßte sie ihn und Taka nickte, verbeugte sich leicht und betrat dann die Wohnung. Schnell legte er seine Schuhe ab. „Toru und Alex sind in Torus Zimmer.“, teilte ihm die Mutter des jungen Gitarristen dann mit. Leise bedankte Taka sich und machte sich dann auf den Weg zum Zimmer des Jüngeren. Vorsichtig klopfte er an und keine fünf Sekunden später wurde die Tür aufgerissen.

„Taka! Hey!“ Toru umarmte den kleinen Sänger stürmisch, so, dass Taka sogar einen Schritt nach hinten stolperte. „Hey, Toru.“, gab er zurück und schlang die Arme um den Körper des Schwarzhaarigen. „Alles Gute zum Geburtstag.“ Taka schmiegte seinen Kopf ein wenig an Torus Schulter und sie hielten diese Umarmung für ein paar Sekunden, bevor Toru sich wieder von Taka löste und diesem direkt wieder starkes Herzklopfen bescherte, weil er mit der Sonne um die Wette zu strahlen schien. „Ich finds echt toll, dass du da bist.“

Der kleine Sänger lächelte. „Klar, ich habe dir doch versprochen, dass ich kommen würde.“ Dann zog er ein kleines Päckchen aus seinem Rucksack und hielt es Toru hin. Es war in dunkelblaues Geschenkpapier eingewickelt. „Hier, das ist für dich.“

Toru blickte auf das Päckchen und nahm es, zog aber eine Schnute. „Ich sagte doch, du sollst mir nichts schenken, Taka!“, kam es von ihm, und Taka schüttelte den Kopf. „Es ist doch nur eine Kleinigkeit. Bitte nimm es an, es hat wirklich nicht viel gekostet.“

Da schmunzelte Toru doch ein wenig. „Du hast echt deinen eigenen Kopf, was?“, fragte er, bevor seine Hand sich in Takas Haar einfand und dieses zärtlich ein wenig zerwuschelte. Taka grinste.

Erneut umarmte Toru ihn. „Danke, Taka.“, sagte er und dann schnappte er sich die Hand des kleinen Sängers. Er zog ihn mit in sein Zimmer, wo Alexander auf dem Boden saß und den Fernseher anfluchte.

„Mann, Toru, dein Controller ist kaputt, mein blödes Auto fährt die ganze Zeit gegen Wände!“, meckerte er, war ganz vertieft in das Autorennspiel, das er eben auf Torus Playstation zockte. Der Schwarzhaarige lachte leise. „Ich glaube, das liegt nicht am Controller, sondern daran, dass du einfach total schlecht spielst, du Bekloppter.“, gab er nur zurück und legte das Geschenk, das er von Taka bekommen hatte, erstmal auf seinem Bett ab.

„Alex, das ist Taka, du hast ihn ja auch schon getroffen. Taka, Alex. Lass dir von ihm nichts einreden, er ist absolut irre und durchgeknallt.“, schilderte Toru dann grinsend, und Taka blickte Alex an, der immer noch wie gebannt auf den Fernseher blickte. „Und genau deswegen liebst du mich, hab ich Recht?“, rief Alex auf einmal. Sein Auto semmelte direkt wieder gegen eine Wand.

„Ach, verdammt, das ist doch ein doofes Spiel.“ Von Toru kam nur ein leises Schnauben, und dann wendete Alex seine Aufmerksamkeit doch mal Taka zu. „Hey! Ach du bist dieser Taka, von dem Toru die ganze Zeit quatscht.“ Alex sprang auf die Beine und lief zu Taka, klopfte ihm auf die Schulter. „Freut mich echt. Du kannst gut singen, hab ich mir sagen lassen?“ Der junge Amerikaner grinste, wartete aber nicht auf eine Antwort von Taka. Stattdessen kam er ihm etwas näher. „Und hör nicht auf ihn, er ist der Irre von uns beiden.“, flüsterte er leise, wies mit der Hand in Torus Richtung und grinste dann breit. Taka machte nur große Augen, woraufhin Toru sein Amüsement nicht verbergen konnte.

„Einigen wir uns einfach darauf, dass wir alle irre sind. Spätestens wenn Ryota auch noch hier auftaucht, ist der Unterschied zu einem Irrenhaus wirklich nicht mehr sehr groß.“, sprach der Schwarzhaarige. Sein Grinsen wurde noch breiter, als Taka daraufhin leise kicherte.

„Freut mich, dich kennen zu lernen.“, sagte der kleine Sänger dann schüchtern zu Alex, der ihn ganz unverhohlen musterte. „Uhm… geht es deinem Knöchel wieder gut?“, fragte Taka dann. Alex’ Augenbrauen wanderten in die Höhe und dann nickte er. „Klar, einem wahren Mann kann so eine kleine Kriegsverletzung doch nichts anhaben!“ Er klopfte sich mit der Faust auf die Brust und Toru schüttelte nur den Kopf. „Alex, du bist mit dem Skateboard die Treppe heruntergefahren und hast dich auf’s Maul gelegt. Das ist keine Kriegsverletzung, das ist ausgewachsene Blödheit.“ Taka kicherte und Alex gab einen empörten Laut von sich, sagte aber nichts weiter. Stattdessen stapfte der großgewachsene junge Mann zurück zur Playstation und ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden wieder. Dann blickte er zu Taka auf und klopfte mit der flachen Hand neben sich auf besagten Boden. „Na los, komm her, ich brauche noch jemanden, der mitfährt und Toru zeigt, dass die Controller scheiße sind und nicht meine Fahrweise!“ Die Worte des Halbamerikaners wirkten etwas schroff, aber Taka merkte genau, dass das nicht böse gemeint war – das schien einfach Alex‘ Art zu sein. Und damit hatte der kleine Sänger kein Problem. Denn schließlich war Alex einer von Torus besten Freunden, da konnte er ja gar kein schlechter Kerl sein. Toru verabschiedete sich kurz, um in die Küche zu gehen und Getränke zu holen, während Taka nur schüchtern lächelte und nickte. Er lief zu Alex und nahm neben ihm Platz, bekam von ihm direkt einen zweiten, kabellosen Controller in die Hand gedrückt.

Nachdem Toru in der Küche ein paar Minuten mit seiner Mutter geredet hatte, die gerade schon das Abendessen für die jungen Männer vorbereitete, kehrte er in sein Zimmer zurück. Der Anblick, der sich ihm da bot, ließ ihn erst große Augen machen und dann grinsen. Taka und Alex saßen nebeneinander und fuhren eine der schwereren Rennstrecken. Der kleine Sänger war auf Rang 1 und Alex rempelte ihn immer wieder spielerisch mit der Schulter an, versuchte so, ihn abzulenken. Toru blieb einfach stehen und beobachtete das Schauspiel, lachte leise, als Taka dann tatsächlich Erster wurde. „Das liegt am Controller! Meiner funktioniert nicht richtig, sonst hätte ich dich definitiv überholt!“, kam es von einem schmollenden Alex, und Taka kicherte leise. Der kleine Sänger schien sich wohl zu fühlen, und das ließ Toru lächeln. Er setzte sich neben die anderen beiden, reichte ihnen etwas zu trinken und dann spielten sie zu dritt, während sie auf Ryota warteten, der wegen Nachhilfeunterricht erst etwas später auftauchen konnte.

Taka verstand sich super mit Ryota. Er war der Jüngste in der Runde und Anfangs ein wenig schüchtern – genau wie Taka auch – aber er taute bald auf, als sie dann zu viert auf Torus Playstation spielten und dabei die ganze Zeit herumalberten. Alex war dabei größtenteils der Alleinunterhalter – er fluchte wie ein Bierkutscher, wenn er gegen die anderen drei jungen Männer verlor, und das brachte Taka immer wieder dazu, leise zu kichern. Er fühlte sich unglaublich wohl, auch, wenn er Alex und Ryota ja eigentlich gar nicht kannte. Aber die Atmosphäre war so herzlich und die anderen beiden behandelten ihn, als würde er schon dazu gehören, und so konnte Taka gar nicht anders, als sich wohl zu fühlen. Nach einer Weile kam dann Torus Mutter in den Raum und brachte Schüsseln mit köstlich duftender Nudelsuppe. Darin war einiges an Gemüse und auch Schweinefleisch zu finden, und Taka lief schon allein beim Duft und beim Anblick der Suppe das Wasser im Mund zusammen. „Lasst es euch schmecken.“, sagte Chiyo, Torus Mutter, und dann verschwand sie auch wieder. „Wäre es nicht besser gewesen, wir wären einfach in die Küche gegangen zum Essen?“, fragte Ryota schmunzelnd, als sie alle mit Stäbchen bewaffnet auf dem Boden saßen und anfingen, die Suppe zu essen. „Meine Mum wollte uns wohl nicht beim Zocken stören.“, sagte Toru nur, bevor er sich dann ebenfalls über sein Essen hermachte. Für eine Weile herrschte Stille unter den jungen Männern, und Taka genoss die Suppe in vollen Zügen. „Deine Mutter kocht echt verdammt gut.“, sagte er irgendwann zu Toru und lächelte ihn schüchtern an. Der Schwarzhaarige grinste nur. „Ich weiß, das hast du schon mehr als einmal gesagt.“ Nun grinste auch Taka ein wenig und auf seinen Wangen fand sich eine feine Röte ein. „Ich weiß.“, gab er zurück. Auf einmal war von Alex ein lautes „Awwww“ zu hören und er rempelte Taka so fest mit der Schulter an, dass der kleine Sänger beinahe die Suppe über seinem Schoß ergoss. „Du bist echt sowas von knuffig, ich glaub' das nicht. Sicher, dass aus dir nicht mal ein Mädchen werden sollte?“, kam es von dem jungen Amerikaner, und Taka lief knallrot an. „Nein...“, nuschelte er leise und Toru hob eine Hand, gab Alex einen Klaps auf den Hinterkopf. „Lass den Blödsinn, du Honk.“, tadelte er Alexander, der nur leise kicherte und dann weiter aß. Es dauerte eine ganze Weile, bis Taka nicht mehr rot im Gesicht war – denn irgendwie fand er es echt toll, dass Toru sich immer für ihn einsetzte und Alex jedes Mal tadelte, wenn dieser ihn neckte.
 

Nachdem sie alle ihre Suppen bis auf den letzten Tropfen verputzt hatten, erhoben sich die vier jungen Männer und brachten die Schüsseln in die Küche, wo Torus Mutter gerade dabei war, einen Kuchen zu backen. „Danke, Mum, du bist echt die Beste.“, sagte Toru zu ihr und küsste ihre Wange, woraufhin sie ihn anstrahlte. Das zu sehen, löste ein angenehm warmes Gefühl in Takas Bauchgegend aus, denn es berührte ihn, wie herzlich der Schwarzhaarige mit seiner Mutter umging. „Ist der Kuchen etwa für uns?“, fragte Alex daraufhin und Chiyo lachte nur. „Natürlich, für wen denn sonst?“, sagte sie und der Amerikaner strahlte. „Du bist wirklich die Beste!“, rief er regelrecht. Toru schüttelte nur amüsiert den Kopf. „Was habt ihr jetzt vor? Weiter Playstation spielen?“, fragte Chiyo dann und Toru blickte fragend zu seinen Gästen. Ryota und Alex nickten direkt und als Toru Taka fragend anblickte, tat er es ihnen gleich. Mit den Jungs zu spielen machte riesigen Spaß, da ließ er sich nicht zwei Mal fragen. „Na dann viel Spaß, Jungs. Ich bringe euch später noch etwas Kuchen, wenn er fertig ist.“ Toru grinste. „Okay, danke, Mum.“ Dann wuselten die vier jungen Männer zurück in Torus Zimmer, wo Taka auf Torus Wasserbett Platz nahm.
 

Zwei Stunden später hatten sie dann noch einige Runden gespielt und jeder ein riesiges Stück Kuchen verputzt. Sie saßen wieder alle vier auf dem Boden vor Torus Bett und unterhielten sich. „Wie wäre es mit einer Runde Flaschendrehen?“, fragte Alex auf einmal in die Runde und Taka machte große Augen. Toru seufzte. „Alter, wie alt bist du? Zwölf? Wenn du Fragen an Taka hast, dann stell sie doch einfach so, dann wirst du schon sehen, ob er sie dir beantwortet oder nicht. Du brauchst kein Flaschendrehen als Vorwand dafür anbringen.“ Alex blickte etwas ertappt drein und schob seine Unterlippe nach vorn, was Ryota zum Lachen brachte. Auch Taka schmunzelte ein wenig, auch, wenn es ihn nervös machte, dass Alex anscheinend etwas mehr über ihn wissen wollte. „Na gut.“, sagte Alex und murmelte noch leise „Toru kennt mich einfach zu gut.“, bevor er sich dann Taka zuwendete. Der junge Amerikaner stellte ein paar Fragen, hauptsächlich über Takas Gesangsunterricht und -ausbildung, auch ein paar über seine Familie, aber wahrscheinlich hatte Toru ihm schon mitgeteilt, dass das ein sensibles Thema war, weswegen Alex sich dann doch etwas zurück hielt. Als dann aber nach einer Weile die Frage „Hast du eigentlich eine Freundin?“ aus Alex herausplatzte, errötete Taka – mal wieder – und schüttelte den Kopf. „Nein, hab ich nicht.“, sagte er dann und Alex musterte ihn kurz. „Hattest du schon mal eine?“, kam es noch von ihm und obwohl Toru und Ryota etwas verwirrt dreinblickten, wirkte Alex auf einmal seltsam ernst. „Uhm... nein. Ich hatte noch keine... Freundin.“, sagte Taka dann beschämt und Alex gab einen belustigten Laut von sich. „Echt nicht?“, fragte er und Torus Augenbrauen wanderten nach oben. „Ich hatte auch noch keine Freundin, was ist daran so schlimm?“, kam es plötzlich von Ryota und auch Toru nickte. „Und wie du weißt, Alex, hatte ich auch noch keine Freundin. Das ist absolut nichts Verwerfliches, auch, wenn du das vielleicht etwas anders siehst. Und jetzt ist Schluss mit dem Thema. Ich geh' eine Rauchen.“ Alex war nun still und als Toru sich aufrappelte, blickte Taka zu ihm auf. „Kann ich mitkommen?“, fragte er leise und Toru lächelte und nickte. „Klar, komm.“, sagte er und hielt dem Älteren eine Hand hin, zog ihn auf die Beine. „Dann zocken wir schonmal weiter.“, sagte Alex noch, als Taka und Toru gemeinsam das Zimmer verließen. Toru gab nur einen zustimmenden Brummlaut von sich und führte den kleinen Sänger dann durch das Wohnzimmer, an das ein Balkon angrenzte. Sie betraten diesen und Toru lehnte die Balkontür ein wenig an. Taka fröstelte, weil es doch ziemlich kalt war, und als Toru das mitbekam, ging er schnell zurück ins Wohnzimmer und schleppte dann eine Wolldecke an, die er dem Lockenkopf um die Schultern legte. „Danke.“, kam es leise von Taka, der schüchtern lächelte. Toru erwiderte dieses Lächeln und zückte dann eine Zigarette, die er anzündete, bevor er einen Zug nahm.

„Hat deine Mutter nichts dagegen, dass du rauchst?“, fragte Taka dann und beobachtete, wie Toru den Qualm hoch in die Luft bließ. Der Gitarrist zuckte mit den Schultern. „Naja, toll findet sie das nicht. Aber ich bin ja eigentlich nur ein Gelegenheitsraucher und qualme nicht jeden Tag, von daher... Hat sie sich damit abgefunden, denke ich.“, antwortete er dann und nahm noch einen Zug. Taka nickte verstehend und ließ kurz den Blick über den Nachbarblock schweifen, bevor er sich wieder Toru zuwendete. „Du... du hattest auch noch nie eine Freundin? Ist das wahr?“, fragte er dann, denn dieses Thema beschäftigte ihn schon ziemlich, wenn er ganz ehrlich war. Toru hob eine Augenbraue und schmunzelte den Kleineren an. „Ja, warum sollte das denn nicht wahr sein?“, fragte der Schwarzhaarige und Taka zupfte nervös an der Wolldecke herum. „Naja, ich weiß nicht, ich... hätte nicht gedacht, dass du noch nie eine Freundin hattest, wenn ich ehrlich bin.“ Toru musterte Taka und schwieg für ein paar Sekunden, und Taka war das schon richtig unangenehm. Er wollte sich gerade bei dem Größeren für diese blöde Aussage entschuldigen, da war wieder Torus tiefe Stimme zu hören. „Ach, und warum hat dich das so sehr überrascht?“, fragte er nur. Taka presste leicht die Lippen aufeinander und sein Herz schlug ziemlich schnell. „Naja, du... bist so ein netter Kerl und spielst super Gitarre und... du siehst ja auch... ziemlich gut aus...“ Taka wurde mit jedem Wort leiser und er lief feuerrot an, als ihm klar wurde, was er da gerade gesagt hatte. „Solche Leute sind doch meistens bei den Mädchen sehr beliebt!“, schob er noch schnell hinterher, und Toru lachte leise. „Du findest mich also gutaussehend, ja?“, sagte er, um Taka zu necken, ließ ihm aber gar keine Zeit, zu antworten. „Wenn es danach geht, dann wundert es mich auch, dass du noch keine Freundin hattest. Du bist ein netter Kerl, kannst unglaublich gut singen und siehst gut aus.“, sagte Toru, als wäre es das normalste auf der Welt und Taka hatte das Gefühl, als würde ihm das Gesicht weg glühen, so warm fühlte es sich an.

„Ich hatte Dates mit zwei Mädchen.“, sagte Toru dann und bließ erneut Rauch nach oben in die Luft. „Eines davon habe ich auch geküsst.“ Taka spürte, wie sich Eifersucht in ihm breit machte, aber natürlich ließ er sich das nicht anmerken, und stattdessen blickte er Toru weiterhin an. „Aber irgendwie ist der Funke nicht übergesprungen. Verstehst du?“ Toru blickte Taka an, der nickte. „Ich hatte nie mehr als freundschaftliche Gefühle für diese Mädchen und deshalb ist es nie zu mehr geworden. Warum sollte ich auch mit jemandem zusammen sein, an dem ich gar kein romantisches Interesse hab?“ Toru zuckte mit den Schultern. „Und ich finde das nicht schlimm.“ Taka nickte erneut . „Ja, das... sehe ich genauso.“, gab er zurück. „Ich möchte auch nur mit jemandem zusammen sein, der mir wirklich etwas bedeutet und dem ich... genauso etwas bedeute.“ Bei diesen Worten des Sängers schlich sich ein Lächeln auf Torus fein geschwungene Lippen und dieses Lächeln war so sanft, dass Taka richtig weiche Knie bekam. „Es ist auch richtig, dass du das so siehst.“, sagte Toru. „Lass dir von Alex nichts anderes einreden. Er ist, was das angeht, ein ziemlicher Chaot und sowieso alle vier Wochen in ein anderes Mädchen verknallt.“ Da schmunzelte Taka – irgendwie wunderte ihn das gar nicht. „Okay.“, sagte er. Toru zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und drückte sie dann in einem Aschenbecher aus, bevor sie wieder in die Wohnung gingen. Taka legte die Wolldecke zurück aufs Sofa im Wohnzimmer und folgte Toru wieder in dessen Zimmer. „Übrigens...“, fing Toru an, als sie zurück im Zimmer waren und sich wieder zu den anderen beiden gesetzt hatten. „Ryota und Alex übernachten heute hier. Möchtest du auch bis morgen bleiben?“, fragte er und Taka lächelte. „Ja, gern! Aber ich habe keine Wechselklamotten mit.“ Der Gitarrist zuckte mit den Schultern. „Kein Problem. Du bekommst wieder was von mir, wie letztes Mal.“

Alex drehte sich zu ihnen und blickte sie mit großen Augen an. „Wie letztes Mal?“, fragte er und Toru blinzelte. „Ja, wie letztes Mal. Taka hat letztens schon mal hier übernachtet.“ In Alex' Kopf schien es zu arbeiten – Taka konnte quasi sehen, wie die Zahnräder hinter seinen Augen sich bewegten. „Aha.“, kam es dann nur von dem jungen Amerikaner, bevor er sich wieder dem Fernseher und somit auch dem Playstationspiel zuwendete. Toru blickte ihn noch kurz mit zusammen gezogenen Augenbrauen an, bevor er mit den Schultern zuckte und sich nach hinten an sein Wasserbett lehnte. Dabei berührte seine Schulter Takas und allein diese kleine Berührung und Torus Wärme bewirkten, dass in Takas Bauch ein Dutzend Schmetterlinge freudig herumtanzten.

Nach einer Weile spielten auch Toru und Taka dann wieder mit und Alex quasselte bald ununterbrochen von seiner neuen Freundin, achtete gar nicht darauf, dass die anderen Drei immer mal wieder amüsierte Blicke tauschten. Zwischendurch verschwand Toru nur kurz, um noch mehr Getränke und ein wenig Knabberzeug zu organisieren und alles in Allem war der Abend wirklich unglaublich schön. Auch, wenn Taka ab und an mal ein wenig nervös gewesen war wegen Alex' und Ryotas Anwesenheit, hatte er es doch genossen, neue Leute kennen zu lernen. Ryota wollte sogar mit ihm Handynummern tauschen und sie unterhielten sich auch ein wenig über Musik.
 

Irgendwann weit nach Mitternacht beschlossen sie dann, schlafen zu gehen. Alex hatte zwei Futons mitgebracht, auf denen er und Ryota schlafen wollten und Toru beschloss kurzerhand, dass Taka dann wieder mit bei ihm auf dem Bett schlafen sollte – was dem jungen Sänger natürlich absolut recht war. Sie gingen abwechselnd ins Badezimmer und nachdem Taka wieder in eine Stoffhose und ein Shirt von Toru geschlüpft war und sich die Zähne geputzt hatte, kletterte er wieder aufs Bett des Schwarzhaarigen, der als Letzter ins Bad ging. Ryota und Alex hatten schon Bettzeug bekommen und es sich auf ihren Futons bequem gemacht, die ausgerollt gerade so ins Zimmer passten, und Toru löschte das Licht, als er zurück kam. Taka spürte, wie sich das Bett bewegte, als Toru sich neben ihn legte und er schmunzelte, weil er hörte, wie der Gitarrist leise gähnte. „Gute Nacht.“, sagte Ryota in den Raum hinein und von Alex und Toru kam ein leises „Gute Nacht.“. Taka wünschte ihnen allen schöne Träume, bevor er sich ins Kissen kuschelte und seinem eigenen schnell schlagenden Herzen lauschte. Erneut war er Toru so nah, dass er seine Wärme spüren konnte, und Taka wünschte sich, dass es doch immer so sein möge. Es war vollkommen still im Raum, aber Taka konnte hören, wie Toru leise atmete. Das beruhigte ihn so sehr, dass auch er innerhalb weniger Augenblicke ganz friedlich eingeschlafen war.
 

Am nächsten Morgen erwachte Taka, weil durchs Fenster ein paar Sonnenstrahlen direkt auf sein Gesicht fielen. Er rümpfte die Nase und öffnete die Augen, blinzelte den Schlaf weg. Es war immer noch still im Raum, niemand schien wach zu sein und Taka gähnte lautlos, bevor er sich dann nach Toru umblickte. Der schwarzhaarige Gitarrist lag sehr nach bei ihm, Taka zugewendet, und Toru hatte seinen Kopf auf dem Kissen gebettet, lag seitlich, so, dass ein paar Strähnen seines schwarzen Haares in sein hübsches Gesicht hingen. Dieser Anblick bescherte Taka direkt wieder angenehm starkes Herzklopfen und er hatte nur noch Augen für Toru. Taka betrachtete den Jüngeren beim Schlafen, genoss es, dass er nun die Gelegenheit hatte, das Gesicht des Gitarristen mal wieder ungeniert mustern zu können. Er konnte sehen, dass Toru ganz ruhig und gleichmäßig atmete, und das zeigte dem Lockenkopf, dass Toru wohl noch ziemlich fest schlief. Taka konnte nicht anders – er streckte eine Hand aus und strich dem Jüngeren so vorsichtig nur möglich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Auf einmal war ein leises Räuspern zu hören und Taka zog erschrocken seine Hand zurück, blickte auf. Am Fuß des Bettes stand doch tatsächlich Alex, der anscheinend aufgestanden war, um ins Badezimmer zu gehen oder so – und grinste Taka breit an. Taka errötete direkt wieder heftig und sofort schlug ihm das Herz bis zum Hals. Würde Alex ihn jetzt verraten? Irgendwie hatte Taka auf einmal richtig Angst, dass seine Gefühle für Toru auffliegen könnten und er den Schwarzhaarigen wieder verlieren würde. Alex grinste und hob dann eine Hand, machte eine winkende Bewegung damit, als wolle er Taka zeigen, dass er ihm folgen sollte. Schwer schluckte Taka und zeigte auf die Tür, woraufhin Alex nickte und sich in Bewegung setzte, das Zimmer verließ. Taka erhob sich vorsichtig vom Bett und folgte Alex mit heftig klopfendem Herzen. Was ihn wohl jetzt erwartete?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ganz liebe Grüße an Rike! ♥ Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (32)
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Von:  mu_chan
2015-12-27T01:32:11+00:00 27.12.2015 02:32
eine wahrlich sehr schöne & süße fan fiction :D
ich mag sie & freue mich mehr zu lesen ^^

glg mu_chan
Antwort von:  queermatcha
27.12.2015 12:19
Vielen Dank für den lieben Kommentar, freut mich sehr! :3
Von:  KiraBrainling
2015-12-15T19:11:50+00:00 15.12.2015 20:11
Irgendwie bezweifle ich, dass du diese Fanfiktion weiterführst'-' i cri ervitim
Antwort von:  queermatcha
20.12.2015 18:04
Ich habe schon vor, sie weiter zu machen xD" Tut mir leid, dass ich immer so eeeeewig brauche xD"
Von:  Mausxy
2015-08-26T13:54:03+00:00 26.08.2015 15:54
Ohhh Gott ich liebe diese Story! ! Schreib weiter ja? :3
Von:  Yuminewsx3
2015-02-13T18:48:10+00:00 13.02.2015 19:48
Uiii~ ich freu mich so dass ein neues Kapitel da ist und freue mich noch mehr auf das nächste!! <3
Ich liebe diese Geschichte einfach! ^^
Von:  Yuminewsx3
2014-08-28T19:46:39+00:00 28.08.2014 21:46
Ohhhhh LIEBE!!! Haha, ich liebe die beiden einfach nur zusammen. Toru kümmert sich soooooo süß um Taka, ich könnte heulen. Der kleine das hat so verdient!! Danke dass du weiter geschrieben hast! Ich freu mich so wahnsinnig aufs nächste Kapitel!! <3
Von:  hexenjunge
2014-08-24T14:14:56+00:00 24.08.2014 16:14
yeah.... endlich ein neues Kapitel :3 und das mit Torus Geburtstag finde ich eine echt gute Idee und mal gucken, was da noch passoert :D und ich musste irgendwie grinsen, was die Idee betrifft, weil ja am 7.12 das Konzert von One Ok Rock in Köln ist und ich darüber schon die ganze Zeit mit Freundin schreibe :3
Dein Schreibstiel ist immer noch sehr angenehm zu lesen und ich hoffe das es schnell wieder weiter geht :3
Ganz viele liebe Grüße
Chen-Chan
Von: abgemeldet
2014-04-13T15:58:17+00:00 13.04.2014 17:58
Er fühlt sich wie ein verknalltes Schulmädchen? Also genau genommen benimmt er sich teils ja auch so, das schüchterne Ding. Taka ist knuffig und ich denke mal, dass er sicherlich das richtige ahnt, was seine Reaktionen auf Toru angeht. Sehr niedlich, wie die beiden miteinander umgehen und wie sie dann am Ende sogar ein bisschen kuscheln. Bin schon gespannt wie es im nächsten Kapitel mit den beiden weitergehen wird und ob es noch mehr Annäherungen geben wird~ (wovon ich mal ausgehe :D)
Von:  Yuminewsx3
2014-04-10T23:53:52+00:00 11.04.2014 01:53
Ahhh~ ich hab nen halben Herzinfarkt bekommen als ich GERADE ERST!!! gesehen habe das du weiter geschrieben hast!!! Arigatou neee~ Ich liebe diese Geschichte und bin sooo gespannt wie sie weiter geht!! Taka ist einfach sooo unendlich niedlich und Toru ist genau so zu Taka wie er sein soll!! >3< Haha :D Bei dem Spruch „Wenn du willst, leihe ich dir mal meine Mutter aus.“ musste ich echt lachen. Ich kann mir diese Situation so gut vorstellen :) echt süß. Und der andere: „Ist es nicht anstrengend, immer Tomate zu spielen?“ war auch nicht schlecht! xD Ich stell mir die beiden einfach immer genau so vor, deshalb ist es echt toll sowas dann zu lesen, haha x3 danke dass du diese Geschichte schreibst und auch weiter schreibst, ich freu mich schon auf die nächsten Kapitel <3
Von:  hexenjunge
2014-04-08T16:07:18+00:00 08.04.2014 18:07
juhu du schreibst weiter und ich kriege auch mal meinen Arsch hoch und kommentiere diese Fanfiction xD
das Kapitel ist ja mal super süß und ich finde es super, wie du die Gefühle rüberbringst.... mal von deinem Schreibstiel ganz abgesehen (der nur fürs Protokoll richtig geil ist)
LG Chen-Chan
Von:  yamaguchi
2014-04-08T12:09:03+00:00 08.04.2014 14:09
QwQ duuuuuuuuuu >3<
awwww das ist so süß, ich kann nicht mehr asdfghjfghjlk ich bin so froh dass du mal weiterschreibst :D
aber ernsthaft 'ist es nicht anstrengend, immer tomate zu spielen?' das ist so awesome, wie kommst du nur auf so was e u e


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