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She's a wildfox

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Welcome to the funky fresh freakzone

Der Regen prallte gegen die geschlossenen Fenster der Burg, hinter denen ein blondes, zierliches Mädchen stand und zum Himmel empor schaute. Ihre tiefblauen Augen waren auf den weissen Hippogreif gerichtet, der nicht weit von Hogwarts Türmen flog. Seine Laute waren wie Musik in ihren Ohren und ein angehauchtes Lächeln stahl sich in ihr Gesicht. Manchmal brauchte sie einfach Ruhe - Ruhe vor allem, was um sie herum geschah. Anders wäre es in Hogwarts für sie nicht auszuhalten, denn von diesem ständigen Stress bekam sie Migräne.
 

„Dominique, kannst du mir bitte schnell helfen?“, brach ihre Freundin mit den rotbraunen Haaren die Stille. Dominique wandte den Blick vom Fenster ab und lachte herzhaft auf, als sie Rose‘ Kopf förmlich rauchen sah. „Bist du immer noch bei der gleichen Aufgabe?“, fragte sie amüsiert, sich zu ihr setzend. Schon seit geschlagenen zwei Stunden sass sie da, um Zaubertränke zu pauken, doch nichts ging in ihren Kopf hinein. Bei Merlin, Rose Weasley war die schulisch unbegabteste Hexe, die Hogwarts je zu Gesicht bekommen hatte.

„Könntest du dich bitte nicht lustig über mich machen, sondern mir helfen?“, die Weasley zerzauste ihr Haar und sah wieder zu ihren Aufzeichnungen für einen Vergesslichkeitstrank, denn sie in den Stunden eigentlich als Wiederholung bearbeitet hatten, jedoch hatte Rose‘ trank nur dazu geführt, dass die spitzzüngige Violet Montangue wirklich lila wurde. Kurz darauf hatte Professor Woods ihr aufgebrummt den genauen Ablauf, die Art der Wirkung, die Herkunft und die Neuerstellung bis zum nächsten Tag in einem Aufsatz niederzuschreiben.
 

„Rosie, der Vergesslichkeitstrank ist Erstklassstoff!“, stellte die Veela erschrocken fest. Rose murmelte leise etwas vor sich hin, ohne weiter auf den Kommentar einzugehen. Stöhnend setzte sich schlussendlich neben sie und nahm ihr die Aufzeichnungen ab. Ein Blick genügte, damit Dominique ihr einen sanften Klaps auf den Hinterkopf gab und sie ungläubig anstarrte. „Du hast die Wurzeln vergessen.“ Rose schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, schnappte sich einen Stift und fügte eine Notiz auf ihre Blätter. Erleichtert und erschöpft zugleich klappte sie ihre Bücher zu und wandte sich nun voll kommen ihrer Cousine zu, die sie besorgt musterte. Rose mochte es nicht, wenn man sich in ihre Angelegenheiten einmischte oder sich gar um sie sorgte, sie konnte fabelhaft auf sich selbst aufpassen - dachte sie zumindest-.
 

Bemüht sich richtig auszudrücken, strich sich Dominique eine hellblonde Haarsträhne hinters Ohr. Sie und ihre Freundinnen hatten diese Situation schon einige Male besprochen; Rose hätte keine Chance bei den UTZ, wenn sie sich nicht verbesserte. Alle wussten, dass die Weasley Quidditchspielerin werden wollte, doch ihre Mutter würde ausrasten, wenn sie die Noten ihrer Tochter zu Gesicht bekäme.

„Ich weiss, dass du nicht gerne darüber sprichst, aber denkst du nicht, dass es bei den UTZ nicht knapp werde könnte? Und wenn ich knapp sage, dann nur weil ich deine Freundin und Cousine bin, es ist gar unwahrscheinlich, dass du sie bestehst. Schliesslich bist du bei den ZAG auch nur mit Not und Mühe, Schweissarbeit von Roxanne dir alles einzuprägen und einer grossen Portion Glück durchgekommen“, sie holte tief Luft, um ihr endlich zu sagen, dass ihr Abschluss trotz ihrer gewünschten Quidditchkarriere erforderlich sei. Doch Rose schnitt ihr das Wort ab. „Ich hab‘ Roxanne gebeten mir zu helfen“, sie stöhnte geräuschvoll. „Aber da sie vorhat im Ministerium zu arbeiten, muss sie die volle Punktzahl in allen Fächern holen, oder besser gesagt will sie das. Weshalb sie wiederum keine Zeit hat mir zu helfen.“ - „Roxanne ist nicht die Einzige in Hogwarts, die dir helfen kann“, wandte sie ein, aber ihre Gegenüber schüttelte den wiederwillig den Kopf. „Lass gut sein, es ist zwecklos. Roxanne hat keine Zeit und ich werde mit grösster Sicherheit nicht Peter fragen!“ Schon alleine der Gedanke an Peter MacFarlan - ein etwas fester gebauter, übel riechender, verwöhnter Schnösel - liess sie erschaudern. Jedes Mal, wenn er den Gang herunter lief, wichen ihm alle aus, damit sie nicht an seinem Gestank erstickten. Und auch Dominique, die nicht riskierend wollte, ihre Cousine eines Tages von der Strasse auflesen zu müssen, verzog das Gesicht und winkte ab. „Bei Merlin, dann fällst du ja lieber durch! Ausserdem übertrifft seine Arroganz sogar die des Malfoys, was an sich eigentlich unüberbietbar ist.“
 

Ruckartig sprang Rose auf. Ihr war ein Licht aufgegangen, warum war sie nicht schon früher darauf gekommen? „Du bist ein Genie! Scorpius Malfoy, er kann mir helfen! Immerhin hat er seine ZAG in allen Fächern mindestens mit einem Erwartungen übertroffen bestanden, was nicht einmal Roxanne geschafft hat, da sie in Mugglekunde immer eingeschlief.“ Und ehe sich die Veela versehen hatte, war Rose Weasley Hals über Kopf aus dem Griffindor‘schen Gemeinschaftsraum geeilt, um den jungen Malfoy ausfindig zu machen.
 


 

♥♥♥
 

„Mein herzliches Beileid“, meinte der hochgewachsene bräunliche Zabini voller Hohn und setzte sich in den grossen dunkelvioletten Ohren Sessel Slytherins, von wo er aus seinen Freund beobachtete, wie er ruhelos immer wieder seine Kreise drehte. „Kian, das ist kein Spass, jedenfalls nicht für mich!“ - „Alter, reg dich ab, du hast nur mit ihr geschlafen!“, versuchte er ihn zu beruhigen, doch Albus Potter liess sich nicht beruhigen. Völlig aufgelöst fasste er sich an den Kopf und sah zu Kian, der genervt über seine Probleme mit den Augen rollte. „Was soll ich den jetzt nur tun?“ Auf diese Frage kannte der für seinen Frauenverschleiss berühmten Slytherin einige Antworten, bei denen er sich völlig im Klaren war, dass sie dem verzweifelnden Potter nicht gefallen würden.

„Wie wäre es, wenn du das ganze einfach vergisst?“, sagte er mit ruhiger Stimme, doch Albus sah ihn nur verständnislos an. „Al, deine Jungfrau Maria hat es sich selbst zu zuschreiben. Kein Mann kann für ewig enthaltsam sein. Ich bin davon überzeugt, dass es grundlegend ungesund ist auf Sex zu verzichten.“ Albus entwich ein grottentiefer Seufzer und endlich setzte er sich ebenfalls, was Kian eine Art von Erleichterung gab. „Ich liebe Alice, ich würde alles für sie tun. Ich verstehe einfach nur nicht, warum ich es dann getan habe!“ - „ Diese Elise zu bumsen?“ - „Ja.“
 

Kian lachte laut auf. „Diese Frau war 21, hatte den schönsten Hintern, denn ich je gesehen habe und sie war eindeutig heiss auf dich. Sogar wenn ich mit Victoire Weasley zusammen gewesen wäre, hätte ich die durchgenommen. Dazu hatte sie den Französinnenbonus!“
 

Manchmal konnte Albus die Oberflächlichkeit seines Kumpels nicht verstehen, aber für ihn war eines klar; Eine Frau bestand nicht nur aus ihrem Äusseren. Nein, das Innere, und das sagte er nicht einfach nur so, damit die Frauen etwas von ihm hielten, war tausendmal wichtiger.

Nun hatte er einfach Glück gehabt mit Alice, sie war ein süsses nettes Mädchen, ohne viele Anforderungen. Ausser eben die Eine - Enthaltsamkeit.
 

„Deinen Französinnenbonus kannst du dir irgendwohin stecken, ich muss mit Alice reden!“ - „Ein grosser Fehler, das kann ich dir schon jetzt garantieren.“
 


 

♥♥♥
 

Es gab Dinge, in denen Lily Potter unschlagbar war. Leider war Quidditch keiner dieser Dinge und sie bereute schon jetzt, dass sie Rose nicht mit einem Vielsafttrank in sich selbst verwandelt hatte, um sie auf das Date mit Lysander Scamander zu schicken. Sie hasste Quidditch über alles!
 

Bemüht fröhlich zu wirken, setzte sie sich auf die Zuschauertribüne neben dem Blonden, der völlig konzentriert das Spielfeld beobachtete. Um sie herum erhoben sich plötzlich die Menschenmasse und schrieen Sprüche, von denen sie noch nie im Leben gehört hatte. Alles Psychopaten, dachte sie sich und schielte zu Lysander, der gerade über einen der Spieler fluchte, weil er fast vom Besen fiel. Mit beiden Händen hielt sie sich die Ohren zu, um den ohrenbetäubenden Lärm Einhalt zu gebieten, doch da nützte nichts mehr. Bei Merlin, worauf hatte sie sich auch nur eingelassen? Die Masse setzte sich wieder an ihre Plätze, was Lily ungemein erleichterte. Um das Gespräch in Gang zu bringen, rückte sie näher zu ihm und meinte: „Ganz schön kalt hier, nicht war?“ - „Es regnet zwar, aber es ist mindestens 25 Grad“, Lysander blickte sie irritiert an, lächelte dann aber und legte ihr einen Arm um die Schulter. „Vielleicht wirst du ja krank.“
 

Lily hatte keine Ahnung, was sie dazu verleitet hatte mit Lysander auszugehen. Er war weder ein Quidditchspieler, noch hatte er, im Gegensatz zu seinem Bruder, einen gewissen Grad an Popularität an der Schule. Kurz; er war ein ganz normaler Schuljunge, mit einem süssen Lächeln und goldenem Haar, dass in der Sonne hell aufglänzte. Seine Augen strahlten in einem hellen Braun, das Wärme und Liebe ausstrahlte. Eigentlich vollkommen kitschig, doch Lilys Ansicht nach, konnte man noch viel aus ihm rausholen. „Hast du schon eine Ahnung, was du nach deinem Abschluss in Hogwarts machen möchtest?“, fragte sie und setzte ein zuckersüsses Lächeln auf, was ihn unüberhörbar zum stottern brachte. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und sah sie dabei unsicher an, als wolle er einen Mugglejob erledigen. „Na ja, ich dachte mir“, er stockte. „Nun, vielleicht könnte ich ja Lehrer werden.“ - „Und was ist so schlimm daran, dass du mir das nicht gleich sagen kannst?“, wandte Lily mit hochgezogener Augenbraue ein. Ihre Stimme war schärfer geworden und ihre Laune hatte sich schlagartig verschlechtert. „Ich wollte Lehrer in Hogwarts werden. Im Fach Geschichte der Zauberei.“
 

Lily Luna Potter, das Mädchen, die jeden Jungen haben konnte, war auf eine Schwierigkeit gestossen; Lysander Scamander würde zukünftig ihr Lehrer sein.
 

Kapitel 84 Absatz 10: Beziehungen und anderweitige Annäherungen zwischen Schüler und Lehrer sind strengstens untersagt.
 

Das konnte ja noch heiter werden, dachte sie.

Eulenmist, ich hätte es ihr nicht sagen solle, dachte er und ohrfeigte sich dabei innerlich.
 

Forsetzung folgt...

It's just getting better

Click-Clack.

Ein nerviger Ton erschallte im Hauptgang in Richtung Minerva McGonagalls Büro. Das Mädchen mit dem langen schwarzen Haar, welches sie mit einem weissen Haarband zurück hielt, schien voller Zuversicht, als sie kurz vor dem Büro anhielt und klopfte. Ihre sturmgrauen Augen schielten auf die andere Türe rechts von ihr, auf dem gross Schülerrat stand. Diese Türe ging auf und Roxanne Weasley trat aus dem Zimmer, welches voller Schüler aus verschiedenen Häusern war. Alle sassen an einem runden Tisch und schienen etwas von hoher Wichtigkeit zu besprechen, wenn man deren Gesichter beachtete. Die Dunkelhäutige, die gerade aus dem Raum kam, sprach sie höflich an: „Bist du neu hier? Ich habe dich noch nie in Hogwarts gesehen.“ Ihr Blick glitt von Roxannes schwarzen schlichten Schuhen rauf bis zu ihrem pechschwarzen Haar, dass sie zu einem dicken Zopf gebunden hatte. Sie räusperte sich, starrte sie jedoch nur an. Etwas konfus versuchte Roxanne ihr aufgesetztes Lächeln aufzubehalten, was ihr nur halbherzig gelang. „Dir sollte man das Lächeln verbieten, so lange du es nicht ernst und aufrichtig meinst, verletzt du nur unnötig die Menschen um dich herum“, mit einem überheblichen Blick sah sie die nun mehr als perplexe Weasley ein letztes Mal an, dann drehte sie den Kopf wieder zur Tür der Direktorin und klopfte drei Mal im Takt.
 

Ungläubig, was ihr gerade widerfahren war, schnalzte Roxanne leicht beleidigt und trotzdem beeindruckt mit der Zunge. Dieses Mädchen würde sie sich merken, denn sie war sich sicher, dass man sich immer zwei Mal im Leben begegnete. Nur würde sie nicht wissen wollen, in welcher Situation ihr die Schwarzhaarige wieder ins Auge fiel. Nein, mit grosser Sicherheit nicht!
 

„Herein!“, brüllte McGonagall und das Mädchen stolzierte mit erhobenem Kopf ins Zimmer. Das Zimmer war schlicht eingerichtet. Die Fenster waren mit cremefarbigen Vorhängen versehen und ausser dem grossen, mit Papier überfüllten Tisch aus Buchenholz stand ein Bücherregal in der Ecke. Nebst dem Bücherregal, auf einer Plattform, die aus der Wand hervor kam, stand eine runde Glaskugel und einige Elixiere. Die alte Frau mit dem spitzen Hexenhut verdeutlichte ihr, sich zu setzten. Ohne ein Wort zu verlieren setzte sie sich und lehnte sich zurück, um dann aus dem Fenster zu schauen. Es regnete immer noch.

„Sie müssen Catherine Parkinson sein“, es war eher eine Feststellung als eine Frage seitens Minerva, die sie emotionslos anstarrte. „Eigentlich ist mein Name Katharina Dobreva, wahrscheinlich hat meine Mutter ihren Namen angegeben und das Katharina zu Catherine verwandelt.“ Wissend nickte die Direktorin mit dem Kopf und blätterte in ihren Unterlagen: „Verstehe.“ Catherine bzw. Katharina lachte spöttisch. Niemand verstand das so einfach. Überhaupt war das nicht zu verstehen, auch wenn das jemandem Willen ist.
 

„Sie haben nichts verstanden.“
 

Minerva zog scharf die Luft ein, gesinnte sich jedoch dem Besseren und schwieg. Wenn das junge Fräulein etwas sagen wollte, würde sie es schon tun. Sie hatte ihr rein gar nichts rein zu pfuschen.

Natürlich hatte sie Katharina Sofia Dobreva Parkinsons Unterlagen durchgelesen und studiert, was dazu geführt hatte, dass sie auf kleine familiäre Komplikationen gestossen war. Nun gut, klein bezeichnete den Umstand kaum zu genüge. Die Probleme, jedenfalls für Katharina, waren immens.

„Nun denn, lass mich dir etwas sagen. Hogwarts ähnelt Durmstrang im Geringsten und ich hoffe, dass sie sich an die Regeln von Hogwarts halten können. Sie wurden ins Hufflepuffhaus eingeteilt und Dominique Weasley wird sie herum führen“, sie sah Katharina direkt in die sturmgrauen Augen, die sie eindeutig nicht von ihrer Mutter geerbt hatte, in denen sich pure Gleichgültigkeit und Langeweile abzeichnete. Doch zugleich hätte sich Minerva schwören können eine Hauch von Einsamkeit und Trauer erhascht zu haben. Dieses Mädchen war wahrlich ein Rätsel. „Sie dürfen gehen.“
 

Das liess sie sich nicht zwei Mal sagen. Es dauerte keine Sekunden bis die Hexe den Raum eilig verlassen hatte, um sich endlich ihre Ruhe zu gönnen.
 

---
 

Spät Nachmittags konnte sich Rose Weasley nie auf den Unterricht konzentrieren, was sie daher heute dazu verleitete einen Plan auszuhecken, wie sie Scorpius Malfoy dazu überreden konnte, dass er ihr Nachhilfe gab und das in sämtlichen Fächern. Schier unmöglich! Ihn zu verzaubern stellte sich schwierig dar, da sie eine Niete beim Umgang mit dem Zauberstab war. Ihm einen Trank unterzuschieben wäre gegen alle Moral. Ihn zu fragen war schlichtwegs peinlich.
 

„Verhext und verzaubert!“, schnaubte sie in einem nicht zu überhörbaren Ton, weshalb sie die ganze Aufmerksamkeit des Raumes auf sich zog.

Verwundert sah sie der Lehrer für Mugglekunde an: „Ms. Weasley, wenn sie schon im Unterricht etwas sagen, dann bitte etwas sinnvolles. Zehn Punkte minus für Gryffindor.“ Peinlich berührt stellte sie ihr Buch auf, um so zu tun als würde sie lesen. Wieder einer dieser Momente, in denen Rose am liebsten im Boden versinken würde. Notiz an mich; Keine Selbstgespräche im Unterricht. P.S: Das war Platz 5 der peinlichsten Momente in Hogwarts. P.P.S: Wieso starrt mich Malfoy so dumm an?
 

In der Tat, der junge Malfoy blickte zu ihr rüber und man konnte ihm ansehen, dass er sich ein belustigtes Grinsen nicht verkneifen konnte. Bitte lass ihn nicht Gedanken lesen können, hoffte Rose inständig und nahm sich vor ihn einfach nicht zu beachten. Stattdessen kritzelte sie etwas auf einen Zettel und schiebt es ihrem Pultnachbar rüber.

Albus sah sie irritiert an, als er den Zettel auffaltete. Seine gerunzelte Stirn sprach für sich und sein Blick wanderte weiter durch den Raum. Dann nahm er einen Stift und schrieb zurück; Rosie, darf ich fragen, warum du wissen willst, was Scorp heute Abend vor hat?

Geheimnisvoll zwinkerte sie ihm zu. Freilich wusste Albus, was seine Lieblingscousine damit sagen wollte, doch der Gedanke der ihm aufkam, war ihm zu wider. Jedoch entnahm er ihr nichtsdestotrotz den Zettel und schrieb auf, wo sich sein bester Freund heute Abend aufhalten würde. Quidditchtribüne der Slytherins um sechs Uhr. Mach keine Faxen!

Rose schmunzelte über den letzten Kommentar. Faxen sollte sie wirklich lieber aus dem Weg gehen. Unnötige Probleme vermeiden, wobei Scorpius ihr helfen würde. Sie musste die UTZ bestehen!
 

Als sie wieder zu Scorpius spähte, sah sie, wie er sich wieder umgewandt hatte und den Unterricht verfolgte, etwas dem sie auch nach gehen sollte - was sie aber, wie auch anders von ihr zu erwarten, nicht tat. Woher hatte ihr Vater nur her gegriffen, dass sie die selbe Intelligenz besass wie ihre Mutter? Ein klarer Fall, sie ging unbestritten nach ihrem Vater. Welch Schmach.
 

Wie geht es Alice? Dieses Mal war Rose an der Reihe die Stirn zu runzeln. Aber Albus hatte Recht, wie ging es ihr? Ihr fiel auf, dass sich ihre Freundin in letzter Zeit auffällig komisch verhielt, als hätte sie etwas auf dem Herzen, von dem sie noch niemandem etwas erzählt hatte. Nun packte sie der Neugier. Wie soll es ihr den gehen? Hab ich etwas verpasst? Es kam keine Antwort von Albus zurück. Sorge überfiel sie. Sorge um Albus so wie um Alice. Etwas war im Busch.
 

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Drei Stunden und siebenundzwanzig Minuten später stand eine gewisse rothaarige Weasley mutterseelenallein in der Dunkelheit auf dem Spielfeld und fror. Warum sollte man auch Albus‘ Wort Glauben schenken? Schon als sie klein waren, hatte er sie immer angelogen.

Sie stöhnte laut auf und schritt zu einer Tribüne, um sie auf einen nassen Sitz zu setzten. Der Regen prallte nur so auf sie hinab, weshalb sie schützend die Arme über den Kopf hielt, um nicht nass zu werden, was natürlich keinen Einfluss darauf nahm. „Albus Severus Potter, ich werde dich mit einem Crucio verfluchen, wenn ich dich das nächste Mal zu Gesicht bekomme!“, murmelte sie zornig und ballte die linke Hand zur Faust. „Dieser verdammte, arrogante, durchtriebene, hinterhältige, dumme Widerling von Cousin. Notiz an mich: Kein Vertrauen zu deinem Lieblingscousin haben.“ Bibbernd schlang sie die Arme um den Körper, um sich selber etwas Wärme zu schenken. Hoffnungslos. Wenigstens konnte sie sich für die nächsten Tage krank schreiben lassen und für die UTZ lernen. Wenn sie doch nur den Malfoy ausfindig machen konnte. Verzweifelt blickte sie umher, doch es war keiner zu sehen. Nur eine Eule war aus dem Wald zu hören und es jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken, als sie fest stellen musste, dass sie ganz alleine einige Meilen von ihrem Zimmer entfernt in der Kälte sass, es dunkelte langsam und sie hatte sich erkältet. Einzig die Dementoren fehlten, die ihr die Seele aus dem Körper saugen würden, damit sie die Ehre ihrer Familie nicht in den Dreck zog. Ihre Mutter wäre enttäuscht und ihr Vater hätte sich nichts schlimmeres vorstellen können, ausser das sie mit Malfoy heiratete und sechs kleine Bälger bekäme. Welch Ironie, dass diese Person die Letzte ist, die ihr noch helfen kann. „Bei Merlin, lass ihn bitte noch kommen. Ansonsten bin ich geliefert.“
 

Rose Herz blieb fast stehen, als urplötzlich das Holz der Tribüne knarrte. Sie hielt die Luft an und drehte sich langsam um. Nichts. Vorsichtig stand sie auf, um sich einmal um sich herum zu kreisen. Niemand. Mit zitternder Stimme hauchte sie: „Wer ist da?“ Keine Antwort. Und dann abermals das gleiche Geräusch. Ein schriller Schrei entwich ihr, als auf einmal sie etwas am Fuss berührte. Panisch versuchte sie über die Stühle zu sprinten, fiel dann jedoch schmerzhaft um. Sie hasste diese Begegnungen mit dem harten Boden. Warmes Blut quoll aus der Schürfwunde an ihrer Wange und sie spürte einen stechenden Schmerz im Rippenbereich. Stöhnend versuchte sie sich zu erheben, gab es jedoch auf, als sie die schnellen Schritte, die auf sie zukamen, hörte. Sie konnte ihrem Verfolger in diesem Zustand ohnehin nicht abhängen.
 

„Weasley, geht es dir gut?“, schallte ihr eine viel zu bekannte Stimme ins Ohr und sie hätte sich schellen können für ihre Dummheit. „Verdammt, warum schreist du wie eine Verrückte herum und rennst weg?“ Behutsam lies er sie vom Boden auf und legte sie auf die hölzerne Bank direkt hinter ihnen. Sein hellblondes, fast silbernes Haar glänzte hell auf in der Nacht und sie konnte seine markanten Gesichtszüge erkennen. Er sah älter aus, als er im Grunde war. Wenn sie nicht wüsste, wer er war, hätte sie ihn auf mindestens zwanzig geschätzt, doch er war genau so alt wie sie. „Hast du noch heute vor meine Fragen zu beantworten?“ - „Sind wir hier in einem Verhör?“, gab sie bissiger als sie sein wollte zurück und der Malfoy liess von ihr los. „Es gibt wohl einen Grund, warum du alleine in der Dunkelheit hier herum sitzt und Selbstgespräche führst.“ Rose lief auf der Stelle rot an, hoffend, dass die Nacht ihre Schwäche versteckte. Hatte er alles gehört was sie gesagt hatte? Und wo war er eigentlich gewesen, bevor er sie zu Tode erschreckt hatte?

Und wieder einmal kroch bei ihr der Verdacht auf, dass er Gedanken lesen konnte: „Mit wem wolltest du dich den hier treffen? Und bevor du fragst, ich bin fast jeden Abend hier, da der Slytherin‘sche Gemeinschaftsraum von deinem verdammten, arroganten, durchtriebenen, hinterhältigen Widerling von Cousin besetzt wurde, um seine Trinkpläne zu verwirklichen.“ Amüsiert darüber, dass er sich fast alle Adjektive, die sie ihrem Cousin verpasst hatte, merken konnte, schmunzelte sie. „Du hast dumm vergessen.“ - „Nein, habe ich nicht. Jedoch denke ich, dass es unangebracht ist, vor allem, wenn man ihn mit dir vergleicht.“ Das hatte gesessen. Sogar ihm war ihr Intelligenzquotient aufgefallen, wie blamabel. Doch auf Scorpius‘ Gesicht zeichnete sich ein breites Grinsen der Belustigung. Er fand ihre Dummheit also wirklich lustig, es wurde immer wie beschämender. Um schnell das Thema zu wechseln, ging sie auf seine Fragen ein. „Ich wollte eigentlich dich treffen“, brachte sie es klar und deutlich auf den Punkt und seine Augenbraue schoss in die Höhe. „Ich brauche deine Hilfe, eben wegen meiner weniger vorhandenen Intelligenz und die daraufhin zurück führende Mängel im Unterricht.“

Schweigend dachte er darüber nach. „Ich denke nicht, dass du nicht intelligent bist. Ich denke einfach, dass es dich die Bohne interessiert, was der Lehrer sagt, da du davon überzeugt bist, dass du ein Quidditchsternchen wirst. Also bist auch du arrogant, wie jedes andere Mädchen auf dieser Schule auch.“ Wieder ein Schlag ins Gesicht. Langsam aber sicher fühlte sich Rose gedemütigt. Sie wollte sich erheben, doch er drückte sie wieder bestimmend auf die Holzbank. „Du bist verletzt, wahrscheinlich ist deine Rippe gebrochen“, stellte er fest und fasste ihr an die besagte Stelle. Leise schrie sie vor Schmerz auf, biss sich dann jedoch auf die Unterlippe und sah in seine funkelnden bernsteinfarbenen Augen. Unverzüglich brach sie wieder den Blickkontakt, um beleidigt zu wirken. „Du denkst bestimmt, ich bin ein Arschloch, dass ich dich gerade demütige und degradiere, aber eigentlich will ich dir damit sagen, dass ich dir helfen werde.“ Rose‘ Unterkiefer klappte erstaunt auf. Ein Gefühl der Freunde breitete sich in ihrem Bauch aus, als wäre ein Wunder geschehen.
 

Scorpius konnte klar und deutlich das Glück von ihren Augen ablesen und auch ihn erfreute es, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Sein Vater würde ihn köpfen, wenn er wüsste, was er gerade der Weasley versprochen hatte. Aber jemand musste irgendwann einmal diesen Hass brechen und es schien, als wäre es sein Schicksal. „Weasley freue dich nicht zu früh, es wird hart werden.“ - „Wie du meinst, Malfoy“, meinte sie nur und freute sich innerlich weiter. Er seufzte nur und hob sie auf. „Madame Pomfrey wartet sicher schon sehnsüchtig auf dich, also komm.“
 

Sehnsüchtig war nicht die richtige Bezeichnung für Madame Pomfreys Gemütszustand, als sie Rose erblickte. Sogar Rose selbst erschrak, als sie in den Spiegel guckte, um fest stellen zu müssen, dass sie einige Schürfwunden im Gesicht hatte, ihre Lippe aufgeplatzt war und Blut aus ihrer Nase tropfte. „Ach du meine Güte, was ist den nur passiert?“, fragte Madame Pomfrey schockiert. „Ich bin die Tribüne runter gestürzt“, erklärte ihr Rose verlegen und die Krankenschwester schüttelte nur verständnislos den Kopf. „Was die heutige Jungend alles tut, um im Krankenflügel zu landen. Und wie es mir scheint, bist du auch noch erkältet“, sie nahm Rose‘ unterdrücktes Niesen zur Kenntnis. „Alles halb so wild, bald bin ich wieder auf den Beinen.“ - „Hoffe ich doch!“

Und dann eilte sie aus dem Raum, während Rose und Scorpius ihr nachschauten.
 

Schulterzuckend widmete er sich wieder ihr zu, die, wie er nun auch bemerkte, völlig demoliert aussah. Wie konnte man sich durch einen Fall solche Schäden zu ziehen?

„Ich geh‘ dann mal auch. Schliesslich gibt es auch Leute, die es für wichtig halten den Unterricht zu besuchen“, neckte er sie bewusst und wollte gehen, als sie ihn am Arm fest hielt. Dann er hob sie sich leicht und raunte ihm ein leises, aber deutliches Danke zu. Er sah sie verblüfft an. Sie gab ihm einen gehauchten Kuss auf die Wange und lehnte sich zurück. „Und nun schwirr ab.“ Immer noch verdutzt schauend, lief er langsam aus dem Raum und fasste sich zufrieden an die Wange. Sie war nicht wie die anderen Mädchen in der Schule, sie war Rose Weasley. Die gleiche Rose Weasley die ihn im ersten Jahr selbstgefällig und selbstbewusst am Bahnhof angesehen hat und dennoch bis zum heutigen Tage ignoriert hatte.
 

---
 

Das Malfoy Manor lag in dichten Nebelschwaden, als wäre es ein Geisterhaus. Es schien unbewohnt und dennoch leuchtete ein Licht aus einem der gigantischen Fenstern, welches von Astoria Malfoy angeschaltet wurde, als sie den Salon betrat, um ihren Besuch in Empfang zu nehmen. Die Dame, völlig in Schwarz gekleidet und mit mattem rotem Lippenstift geschminkt, sass ruhig auf einem der viktorianischen Sesseln und hatte ein Bein über das andere gelegt. Ihr pechschwarzes Haar, welches einst unter ihren Schulterblättern reichte, war zu einem eleganten Bob geschnitten, auf dem sie einen wiederum schwarzen französischen Hut trug. Ihre dunkelbraunen Augen wanderten gleichgültig durch den Raum, wahrscheinlich um sich zu gewisseren, dass ihre Einrichtung von höherem Standart war, als die der Malfoys.

Astoria hielt ihr gastfreundlich ein Tablett mit Tee und Gebäck hin, welches sie dankend annahm und anfing ihren Tee zu schlürfen. „Hast du keine Hauselfen mehr?“, wunderte sie sich und die klassische Schönheit mit den dunkelbraunen Locken und den hellgrün leuchtenden Augen lächelte schwach, wie sie es immer tat, wenn sie freundlich wirken wollte, obwohl sie nicht viel von ihrer Gegenüber hielt. „Scorpius ist der Überzeugung, dass Hauselfen nicht als Diener gehalten werden sollten und schon seit seiner Kindheit sah er sie als seine Spielkameraden an. Meinem Mann war das nicht angenehm, also schaffte er alle Hauselfen aus dem Haus“, sie setzte sich ebenfalls auf einen der grün-weiss gestreiften Sessel und fügte amüsiert hinzu. „Aber mit ihnen zu spielen, konnte ihm doch keiner ausreden.“ Ihr wurde warm ums Herz, als sie an ihren Sohn dachte, der sie immer zum Strahlen brachte, egal mit welcher Geste.
 

Dann versteifte sich ihre Miene wieder und sie wurde ernst. „Nun, wie kommt es zu deinem überraschenden Besuch? Ich hätte in Jahren nicht mit dir gerechnet. Du warst doch vor drei Wochen noch in Paris, um deine neue Kollektion zu präsentieren.“ Die Angesprochene schwieg eine Weile. Vielleicht suchte sie nach den passenden Worte, vielleicht war es ihr auch einfach nur unangenehm. Sie stellte ihre Tasse ab und schaute auf. „Erinnerst du dich an meine Tochter, Astoria?“, fragte sie, wobei die ehemalige Greengrass nickte und sie gespannt ansah. „Durch einige familiäre Probleme musste sie zu mir nach England ziehen. Catherine ist nicht gerade begeistert darüber, was aber nichts zur Sache hat. Du bist die Einzige mit der ich über diese Sache reden kann, also ich bitte dich Astoria, lassen wir die alten Geschichten und fangen wir von Null an.“ - „Pansy, du weisst, dass es für mich unmöglich ist. Und auch Katharina würde es nicht tolerieren, wenn sie die Geschichte kennen würde“, ihre Stimme war lauter geworden und sie spürte die Wut in ihr aufkeimen. Wie dreist von Pansy nach so vielen Jahren wieder aufzutauchen und sie für das Unmögliche zu bitten. Nein, Astoria Malfoy hatte zwar ein grosses Herz, war jedoch weder naiv noch dumm. Sie hatte ihre Prinzipen; die eine besagte, dass sie ihrer alten besten Freundin Pansy Parkinson nie mehr wieder vertrauen konnte.
 

Pansy erhob sich mutlos und zog ihre Jacke an. „Wie du meinst, Tori. Aber es geht hier weder um mich, noch um dich, noch um uns oder gar Draco. Hier geht es um meine Tochter, die deine Hilfe als Heilerin braucht, also sei beschämt. Sie kann nichts dafür, dass sie nicht das gewünschte Kind ist. Meinetwegen kannst du mich bestrafen, aber lass meine Tochter aus dem Spiel zwischen uns raus.“ Die Malfoy schmerzte es, wie sie Tori aussprach. Es war, als hätte man sie zwanzig Jahre in die Vergangenheit geschickt, wo sie und Pansy im Gras lagen, die Wolken beobachtend. Damals war alles so idyllisch gewesen. Keiner ihrer Westen trug Flecken. Keine von ihnen hatte in jenen Tagen gedacht, dass es so enden würde.
 

Jemand räusperte sich laut, wobei sie beide ihre Köpfe in dessen Richtung wendeten. Vor ihnen stand der wahrhaftige Draco Malfoy, dessen Gesichtszüge beim Anblick von der Parkinson entgleist waren, was eher selten bei ihm vorkam. Für einen Malfoy war sein Pokerface eines der wichtigsten Dinge im Leben, dicht gefolgt vom morgendlichen Kaffee und den zurück gegeelten Haaren.

„Astoria, was macht sie hier?“, zischte er gehässig, so dass Pansy ruckartig zusammen zuckte. Seine Anwesenheit erfüllte sie mit Angst, weshalb sie sich ein grosses, schwarzes Loch in den Boden wünschte, dass sie verschlucken würde. „Benimm dich, sie ist mein Gast“, bot sie ihm Einhalt und ihre ehemalig beste Freundin sah sie verwundert an. Verteidigte sie sie etwa?

Grummelnd blickte er sie das letzte Mal an, dann drehte er sich auf seinem Absatz um und bevor die Treppen rauf stieg, meinte er zu seiner Frau: „Das nächste Mal verlegt ihr eure Treffen bitte in ein anderes Lokal, ansonsten muss ich es ein weiteres Mal riskieren ihr Gesicht zu sehen.“ Hass. Purer Hass lag in seiner Stimme.
 

Pansy musterte die Bodenfliesen. Schallte seine Stimme einfach ab, er hat deine Aufmerksamkeit nicht verdient, sprach sie sich selber Mut zu. Mehr oder weniger erfolgreich.
 

Fortsetzung folgt ...
 

Ein liebes Dankeschön an alle meine Leser und Kommentatoren, ihr seit die Besten. Diese FF bedeutet mir sehr viel, da es sozusagen mein Neueinstieg ist und ich sie meiner Freundin widme, die das alles Beta liest und mir immer ein Feedback gibt - obwohl sie meistens zu faul ist, um Rechtschreibfehler zu korrigieren. Danke F. , wenn du das lesen solltest. Ich hab' übrigens das nächste Kapitel schon fertig, warte aber noch bis zum Wochenende, bis ich es rauf stelle. Ich würde mich über jedes Feedback freuen (:
 

Ondine

Teenagers on Mars

Eigentlich wollte sie das alles nicht. Eigentlich war sie ein braves Mädchen. Eigentlich liebte sie einen anderen und eigentlich glich ihr Leben eindeutig keinem Märchen. Lily Luna Potter war höchst unzufrieden mit sich selber. Sie war eine Potter und doch benahm sie sich wie Pansy Parkinson. Sie war erst süsse sechzehn geworden, hatte es aber schon faustdick hinter den Ohren. Und zu guter Letzt lag sie nun neben dem Sohn ihrer Patentante, die sie sicher nicht gerne als Schwiegertochter sehen würde.
 

In Gedanken versunken starrte sie an die Decke des malerisch eingerichteten Zimmers, das entstanden war, nach dem sie den Raum der Wünsche betreten hatten. Das Zimmer glich jenes, in dem Lily immer in den Ferien an der Nordsee zuhause war, wenn sie und ihre Familie in den Sommerferien dort hin reisten. Doch seit dem Harry Potter Ministerpräsident Englands geworden war und ihre Mutter ebenfalls eine Arbeit im Ministerium nach ging, fand sich kaum Zeit dort hin zu reisen. James hatte seine Aurorausbildung in Russland begonnen und Albus, der hatte wie immer nur Blödsinn im Kopf.

Leicht drehte sie den Kopf auf die Seite, um den blonden Engel zu beobachten, wie er schlief, als wäre er noch ein kleines Kind. Sein Atem ging regelmässig und sein Brustkorb hob sich auf und wieder ab. Seine Haare, auf welches das Licht des Fensters fiel, waren verstrubbelt und nach kurzem Zögern nahm sie eine Haarsträhne zwischen ihre zierlichen Fingern. Es war fein und sanft, wahrhaftig ein Engel. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich ein angehauchtes, liebevolles Lächeln ab, was kurzerhand verschwand, als er sich ungeahnt im Schlaf drehte. Der Zauber war gebrochen.
 

Sie hatte mit ihm geschlafen, einfach so. War sie von allen guten Geistern verlassen?
 

Augenblicklich liess sie die Haarsträhne wieder los und setzte sich auf. Sie musste weg, sofort. Nach ihren Kleider suchend, steig sie panisch vom Bett und versuchte möglichst ihn nicht aufzuwecken. Ein Glück hatte sie all ihre Kleider auf einen Haufen geworfen, was es erleichterte unbemerkt zu verschwinden.

Mit einem letzten Blick auf Lysanders schlafenden Körper, öffnete sie die grosse Tür, die aus dem Raum führte. „Es tut mir Leid“, wisperte sie leise, in der Hoffnung, Lysander würde sie irgendwann einmal verstehen.
 

Lily hatte sich nicht in ihn verliebt, das gewiss nicht. Doch als sie mit ihm am Quidditchspiel war, hatte sie sich nach Liebe gesehnt. Sie wusste selber nicht, was sie dazu geführt hatte, sich wirklich mit ihm zu treffen.

Er war der Freund ihres Bruders und er würde ihr zukünftiger Lehrer sein. Kurz; er war verboten.
 

Benommen stand sie im Gang, keine Ahnung wo sie hin sollte mit ihren gemischten Gefühlen. Rose war sicherlich mit Roxanne oder Dominique am lernen und Alice hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen, warum auch immer. Keiner war wirklich da.


„Lils“, und mit ihm hatte sie nicht gerechnet. Ihr Herz hörte für einen kurzen Moment an zu schlagen, als sie ihren Spitznamen hörte, denn nur er so aussprach. „Was machst du um diese Uhrzeit hier?“ Völlig neben der Spur sah sie auf ihre Armbanduhr, die sie zum fünfzehnten Geburtstag von James bekommen hatte. Sie sah eigentlich aus wie ein Armband mit vielen Anhängern, nur war einer dieser Anhänger eine Uhr in einer Herzform.

Lily konnte es nicht glauben, es war drei Uhr morgens, und sie stand etwas dümmlich drein blickend, halb angezogen vor Louis Weasley, der schelmisch grinste.
 

Verlegen deutete sie nach rechts und meinte: „Ich wollte gerade schlafen gehen.“ Das war nicht einmal gelogen, doch ihre Füsse bewegten sich nicht mehr, als wäre sie am kalten Steinboden angewachsen. Stattdessen begutachtete sie ihn, wie er da stand, die Hände in den Hosentaschen, das dunkelblonde Haar verstrubbelt, auf seinem Hemd ein deutlich zu sehender Fleck, der daraufhin wies, dass er gerade von einem nächtlichen Küchenbesuch zurück kam.

„Der Slytherinschlafraum ist auf der anderen Seite“, sagte er seelenruhig und würdigte sie keines Blickes. „Und ich bezweifle, dass du in diesem Aufzug zu Roxanne willst. Sie würde dich köpfen“, stellte er nüchtern fest, das Grinsen war erloschen. Lily konnte die Kälte förmlich an ihrer Haut spüren, die seine Worte ausmachten und sie wünschte sich wieder neben Lysander im warmen Bett zu liegen. „Wer sagte den, dass ich in meinem Bett schlafen will“, bluffte sie gekonnt, wagte es jedoch nicht ihm in die Augen zu schauen. Schulterzuckend drehte er sich in Richtung Gryffindor‘schem Turm und stampfte, ohne ein weiteres Wort an sie zu verlieren, fort.
 


 

O Merlin, wie er dieses dumme, kleine Gör verachtete. Jeder Muskel an seinem Körper war angespannt, als würde er ein weiteres Mal vor seinen ZAGs stehen, ohne dafür nur ein Buch in die Hand genommen zu haben. Innerlich zählte er auf zehn, um sie zu beruhigen. Was war wieder nur mit ihm los? Er beschleunigte seinen schritt. Den Kopf auf seine Füsse gerichtet, fast rennend, bemerkte er gar nicht, dass eine junge, zierliche Frau auf ihn zukam, die ebenfalls in Gedanken verloren war.

„Verdammt, pass doch auf!“, fauchte sie ihn an, als all ihre Bücher samt ihrer selbst mit einem dumpfen Laut am Boden aufprallten. „Hast du keine Augen im Kopf?“ Doch anstatt ihr zu helfen, runzelte er die Stirn. Er hatte sie in Hogwarts noch nie angetroffen. „Wer bist du?“, fragte er dümmlich und bekam ein Stöhnen geschenkt. Schnell rappelte sie sich auf und erst jetzt bemerkte Louis, dass sie nur eine kurze Jeans und ein hauchdünnes, schwarzes Oberteil trug, welches kaum etwas verdeckte. Er wurde rot und nun half er ihr auch die Bücher aufzulesen. „Danke“, sagte sie, ihr Gesicht zeigte keine Emotion, als wäre sie aus Stein. „Aber normalerweise stellt man sich selber zuerst vor, bevor man nach dem Namen seines Gegenübers fragt.“
 

Nein Katharina, dieser Name ist es nicht wert zu wissen. Er ist schmutzig. Erschrocken wich das Mädchen zurück, als hätte sie einen Geist gesehen. Dieser Junge ist ein Weasley. Wage es nicht ein weiteres Mal mit ihm zu sprechen.

„Ist etwas? Hast du den Kopflosen Nick gesehen?“, er ging einen Schritt auf sie zu, doch sie wich von ihm. „Keine Angst, ich bin doch kein Todesser“, witzelte er, aber ihre Augen weiteten sich. Nicht aus Furcht, aus Schmerz. Aus ihrer Kehle entwich ein heiserer Schrei und sie fühlte Flammen in der Magengegend. Als würde sie von innen verbrennen. Die Schreie wurden immer mehr, und immer lauter. Louis setzte sich zu ihr runter und wollte nach ihrem Puls fühlen, doch sie wehrte seine Hände ab. „Geh weg“, brüllte sie und Tränen flossen ihre Wange runter. „Fass mich nicht an. Geh einfach weg.“
 

Die Worte waren deutlich und er stand auf. Hilflos rannte er los. Er musste jemanden finden, am besten McGonagall, die würde wissen, was zu tun war. So schnell ihn seine Beine trugen, eilte er zum höchsten Turm Hogwart‘s, wo sich ihr Büro befand. Eins, zwei, drei. Er klopfte drei Mal an der gigantischen Holztüre, die sich vor ihm erstreckte. „Herein“, jedes Mal, wenn Louis dieses Wort von ihr gehört hatte, war es bestimmend und laut gewesen. Doch dieses Mal war es eher leise und verschlafen, was nicht verwunderlich war. Es war drei Uhr morgens.
 

Er trat in das Büro der Direktorin und sein Verdacht bestätigte sich. Sie stand da in einem Leinenschlafanzug mit einer Öllampe in der Hand. „Mr. Weasley, darf ich sie daraufhin weisen, dass es drei Uhr morgens ist und auch eine Direktorin ihren Schlaf braucht?“, es war eindeutig keine Frage, sondern eine Feststellung, doch er kümmerte sich nicht darum. „Es tut mir Leid, aber es ist ein Notfall. Das Mädchen im Gang, es schreit und hat Schmerzen.“ Sofort war Minerva hellwach. „Wer ist das Mädchen?“, fragte sie hellhörig. Aber er schüttelte unwissend den Kopf: „Ich habe sie noch nie in Hogwarts gesehen.“ Sorgenfalten legten sich über ihre Stirn und sie stellte die Öllampe ab, um hinter ihren Schreibtisch gehen zu können. Sie brauchte diese Unterlagen. Etwas hatte sie übersehen. „Mr. Weasley, sie sollten sich besser hinlegen. Nichts desto trotz müssen sie morgen in den Unterricht, ich kümmere mich um alles weitere.“ Fassungslos klappte ihm der Mund auf: „Aber, das Mädchen, wer ist sie? Und wie können sie hier so seelenruhig herum sitzen und Akten durchlesen? Sie braucht Hilfe!“ - „Mr. Weasley, ich wiederhole mich nur ungern.“ Diese Ansage war klar gewesen und trotzig verliess Louis das Büro.
 

Minerva seufzte müde und las die Akte von Katharina Sophia Dobreva Parkinson ein fünftes Mal, doch es ging bei ihr kein Licht auf. Dieses Mädchen war noch ein grösseres Rätsel als damals Tom Riddle.

„Minerva, du musst mehr in die Tiefe gehen“, erklang plötzlich eine Stimme und sie sah auf. Albus Dumbledore, er sprach durch das Bild zu ihr. Ein angehauchtes Lächeln setzte sich auf ihre Lippen und amüsiert betrachtete sie ihren Vorgänger. „Albus, was für eine Überraschung dich wieder zu hören. Was verschafft mir denn die Ehre?“ - „Meine Neugier, Minerva. Meine Neugier.“ Nun lachte sie auf. Er war schon immer ein neugieriger Zauberer gewesen und selbst wenn er tot war, mischte er sich in alles rein. Doch augenblicklich verfinsterte sich ihre Miene wieder. „Was denkst du über das Mädchen?“, wollte sie wissen und lehnte sich in ihren Ohrensessel zurück. Eine Weile hatte sich Stille über den Raum gelegt, bis Dumbledore wieder das Wort aufnahm. „Sie ist wahrlich ein Rätsel, aber ich denke, du solltest nicht alles aus ihrer Akte lesen wollen. Das Mädchen hat eine Vergangenheit, eine Gegenwart und eine Zukunft.“
 


 

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Der Morgen danach, da bereute man alles, was man in der Nacht getan hatte oder eben nicht getan hatte. Vor Schmerz stöhnend setzte sich Rose neben Alice, die wortlos in ihrem Müsli herum rührte. Ihr Kopf dröhnte und ihre Wunden brannten. Doch die ganze Aktion hatte sich schlussendlich gelohnt, zumal der Malfoy versprochen hatte ihr zu helfen. Unbeholfen glücklich setzte Rose ein grosses Lächeln aufs Gesicht und sah zu ihrer Rechten, wo eine etwas weniger glückliche Longbottom sass, die Schulter hängend, ihre Augen leer. Nun erinnerte sich Rose zurück. Albus hatte sie damals gefragt, ob es Alice gut ginge. Und prompt hatte sie eine mehr als deutliche Antwort zu seiner Frage bekommen; Nein, ihr ging es nicht gut.
 

Besorgt stupste die Weasley sie an. „Alice, ist dir schlecht?“, fragte sie sie und die Longbottom blickte sie verstört an. „Was soll jetzt diese Frage? Nein, mir geht‘s blendend.“
 

Alles nur Lüge. Sie war doch eine solche Lügnerin. Innerlich seufzte sie einen grottentiefen Seufzer und ihre dunkelblauen Augen suchten nach einem gewissen Potter, der ihr schon seit einer Zeit aus dem Weg ging. Er sass am Slytherintisch. Verdammt, passte er dort gut rein. Alice strich sich die schwarze Haar Strähne ihres Bobs hinters Ohr und blickte zu Albus‘ Gegenüber. Erschrocken wandte sie sich wieder ihrem Müsli zu, welches sie zu Püree verarbeitet hatte. Angewidert liess sie den Löffel los und schnappte sich Rose‘ Apfel, die schon zum Protest erheben wollte, sich jedoch zum besseren sonn.

Sie konnte den Blick von Kian Zabini förmlich am Rücken spüren, als würde er sie durchbohren. So unauffällig wie möglich rammte sie Rose in den Arm, die ihn sich vor Schmerz hielt. „Aua“, klagte sie kleinlaut. „Ich hab‘ dort Verletzungen.“ Alice verdrehte die Augen: „Rose, warum zu Grindelwald hast du dort Verletzungen?“ Sie winkte ab und liess ihren Arm los. „Erzähl ich dir ein anderes Mal.“ Manchmal zweifelte Alice daran, dass Rose jemals eine Dame werden würde. Schliesslich spielte sie entweder Quidditch oder las irgend ein Magazin namens Quidditch Today.

„Was auch immer“, lenkte sie ab, um auf den Punkt zu kommen. „Am Slytherintisch, kannst du rüber schauen?“ - „Warum sollte ich das nicht können?“, Alice fasste sich innerlich an den Kopf. Ihrer Freundin war nicht mehr zu helfen. „Rose reiss dich zusammen!“, fauchte sie leise. „Dort sitzen Albus und Kian.“
 

Erfreut darüber, dass sie ihren Cousin gefunden hatte, stand Rose auf und winkte zu ihm rüber. „Al“, rief sie ihm zu und der Potter drehte sich zu ihr um und zuckte unmerklich zusammen, als er das entsetzte Gesicht der Longbottom sah. „Danke für den Tip, aber dank dir habe ich die ganze Nacht bei Madame Pomfrey verbracht.“ Um von Alice‘ Gesicht los zu kommen, blickte er künstlich lächelnd zu seiner Cousine, die sich prompt neben ihm hinsetzte. „Nur damit du es weisst, du trägst die Schuld an diesem ganzen Schlamassel. Hast du die geringste Ahnung wie lang ich mich mit diesen Verletzungen beim Quidditch schonen muss?“ Während Rose sprach, sah Albus zu, wie seine Freundin sich schnell vom Tisch erhob und ohne jemandem einen weiteren Blickes zu würdigen, aus dem grossen Saal stampfte.
 

„Alice, weiss wie sehr ich darunter leide, wenn ich nicht Quidditch spielen kann“, beendete die Rothaarige, deren Plappern von Zabini seit dem heutigen Tage auf Nummer eins der nervtötendsten Dinge in Hogwarts gestiegen war. „Alice?“, Rose drehte sich um, doch konnte sie nicht erblicken. „Wohin ist sie jetzt wieder?“ - „Ich glaub‘, Albus sollte ihr nachlaufen“, hörte sie die tiefe, raue Stimme des Malfoys, der sich gerade zu ihnen gesellte. Das liess sich Albus nicht zwei Mal sagen und er eilte davon.
 


 

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„Niemals“, schrie Roxanne panisch umher und sah Minerva verzweifelt an, als diese ihr die neuen Schulsprecher verkündete. „Ich weigere mich mit einem solchen minderwertigen Mistkerl zu arbeiten.“ Es war für alle klar gewesen, dass die dunkelhäutige Weasley das Amt der Schulsprecherin dieses Jahr übernehmen würde, nach dem sie die letzten zwei Jahre Vertrauensschülerin gewesen war und den Weihnachtsball geleitet hatte. Doch eines war überraschen, selbst für ihn. Kian Zabini war, zu Roxannes Missfallen, die den Slytherin für die Pest hiel, der diesjährige, männliche Schulsprecher. Kian, der neben ihr stand verzog keine Miene, eher schien er abwesend und lässig. „Ms. Weasley ich bitte sie nicht so unhöflich zu sein, es gibt sicher Gründe dafür, dass die Schülerschaft Mr. Zabini zu ihrem Partner gewählt hat“, sagte Minerva, die Finger ineinander gefaltet. Doch Roxanne bliebt trotzig und schnaubte laut. Sie weigerte sich strickt mit ihm zu arbeiten. „Nun verlassen sie beide bitte mein Büro und gehen ihren Arbeiten nach, ich muss noch andere Dinge regeln.“
 

Roxanne warf dem Zabini einen bösen Blick zu, der ihn gekonnt ignorierte, dafür ihr ein amüsiertes Lächeln schenkte. Aber sie stöhnte nur auf und stolzierte aus dem Zimmer. Kian verabschiedete sich schulterzuckend von der Direktorin und eilte seiner neuen Partnerin hinter her.
 

„Tust du das absichtlich, Zabini?“, fauchte Roxanne willkürlich. Ihre Stimmung war am heutigen Tage beim Tiefpunkt angekommen. „Du wusstest, wie sehr ich das wollte!“ - „Du hast es bekommen, wo ist das Problem?“, wollte er wissen. Augenblicklich blieb sie stehen und drehte sich auf ihrem Absatz, um ihm direkt in die Augen sehen zu können. Ihm blieb das Lachen ihm Hals stecken, als er ihren gefährlich funkelnden Blick sah, der ihn aufzuspiessen schien. Angsteinflössend war die beste Beschreibung für diese Frau - oder wie er sie nannte, Teufelsbraut.

„Das Problem ist ein arrogantes, selbstverliebtes, notgeiles, nerviges Arschloch, das sich zur Berufung gemacht hat, mir immer und überall im Weg zu stehen, egal, was ich tun will, ob es nun richtig oder falsch ist“, schrie sie aus voller Kehle ihm ins Gesicht, dennoch sah er sie völlig gelassen an. „Wo? Ich sehe kein solches Wesen.“ - „Siehst du? Du machst es schon wieder, du nervt mich. Bringst mich zum glühen. Kian, hör auf damit, was habe ich dir nur getan, dass du mich so sehr zu provozieren versuchst?“, sie schritt wieder zurück und liess von ihm los. Es war nutzlos, er würde es nie einsehen. Zu sehr war er auf sich fixiert.
 

Kian seufzte, sie hatte das wirklich nicht verdient. Warum tat er das? Er wollte das doch gar nicht, er wollte sie lächeln sehen. Prompt, ohne zu wissen, was er tat, packte er sie am marineblauen Ärmel ihres Pullovers und suchte ihren Blick, doch sie wandte sich ab. „Roxy, es tut mir leid - wirklich. Aber hast du nur drei Sekunden daran gedacht, dass ich vielleicht auch dieses Amt wollte?“ Verwundert sah sie auf. Noch nie hatte er so feinfühlig mit ihr reden können, als wäre er vom einen Moment zum anderen geändert. Ihr wurde plötzlich heiss, ihre Wangen röteten sich. Sein warmer Atem streifte ihre Haut. Bildete sie es sich nur ein, oder kam er fürwahr immer näher? Ihr Rücken berührte die kalten Schlossmauern, ein kalter Schauer durchfuhr sie, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. „Zabini, was machst du?“, hauchte sie ihm ins Ohr, wobei auch er eine wohlige Gänsehaut bekam. „Ich hasse dich, Weasley“, raunte er, bevor seine Finger über ihre Lippen fuhren, die weicher waren als jedes Einhornfell. Ihr Bauch überschlug sich bei jeder Berührung von ihm. „Ich hasse dich mehr“, und dann zog sie ihn zu sich, in der Hoffnung, dass dieser Augenblick ewig erhalten blieb.
 


 

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„Ich bin Dominique, freut mich dich kennen zu lernen.“
 

Schon nach dem ersten Satz, der aus dem Schmollmund ihrer Führerin kam, hatte es bei Katharina abgeschaltet. Und nichtsdestotrotz plapperte sie fröhlich munter weiter, als hätte sie nicht bemerkt, dass sie ihr nicht mehr zuhörte. Vielleicht konnte sie so die erdrückende Stimmung heben - na ja - vielleicht. Das Einzige, was Katharina bis jetzt getan hatte, war den Kopf zu nicken oder zu schütteln und ihr linkes Handgelenk festzuhalten - irgendwie unheimlich.

Dominique setzte ihr Zahnpastalächeln auf, hoffend, dass ihr Veelacharme auch bei Frauen Wirkung zeigte. „Wie ich sehe, interessiert dich das Schloss nicht besonders, soll ich dir Hogsmeade zeigen?“, fragte sie, ihre Munterkeit immer noch aufgesetzt. Innerlich stöhnte Katharina, das Mädchen tat ihr Leid. Sie versuchte stets freundlich zu wirken, es ihr komfortabel zu machen, aber sie zeigte keine einzige Regung im Gesicht. Wahrscheinlich schuldete sie ihr ein Ja, was Hogsmeade anging, obwohl sich das Verlangen nach einem Butterbier und sabbernden Männern, die ihnen hinterher starrten, in Grenzen hielt. „Solange du aufhörst wie ein freigelassener Hauself zu lächeln, dann ja.“
 

Sie konnte ihren Ohren nicht trauen, was hatte ihre Gegenüber gerade geantwortet? Nun schlich sich ein echtes Grinsen auf ihr Gesicht, was sie sofort unterliess, da sie sich an den Satz halten wollte. „Gut, in einer Stunde am Eingangstor. Zieh dich nicht zu warm an, in Hogsmeade herrscht gerade Sommerhitze“, gab sie ihr augenzwinkernd einen Tipp.
 

Eine Stunde, drei Minuten und fünfundvierzig Sekunden später stand Katharina Sofia Dobreva Parkinson am Eingangstor, ein weisses, weites Leinenkleid, welches ihr eine Hand über das Knie reichte, tragend. Ihr Gesichtsausdruck, gelangweilt - wie immer. Und als sie die Weasley wieder Grinsen sah, konnte sie sich einen rüden Kommentar nicht verkneifen. „Sogar Dementoren haben ein schöneres Lächeln als du, also mach den Mund zu und komm. Ich will mich amüsieren.“ Perplex starrte Dominique, die wie versteinert war über die alles andere als nette Bemerkung, hinter her. „Kommst du? Schliesslich wolltest du dort hin!“, erinnerte Katharina sie daran.

Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, dachte sich die Veela und legte den Kopf in den Nacken. Über ihnen flog ein Schwarm von Augureys - ein schlechtes Omen. Fabelhaft, alles passte zusammen.
 

Endlich konnten sie das Strohdach des Drei Besens sehen. Natürlich hatte die verträumte, junge Frau nicht daran gedacht, dass die Kutsche heute nicht fuhr, wofür ihre Begleiterin sie köpfen konnte. Keiner von ihnen hatte gute Schuhe angezogen, und auch die Kleidung war eher fragwürdig für einen einstündigen Fussmarsch.

Als sie die Holzhütte betraten, war sie randvoll mit allen möglichen Zauberern, vielen von ihnen wollte Dominique lieber nicht begegnen. Um genau zu sein, einem gewissen Zauberer nicht; Duncan Nott. Verstohlen blickte sie nach rechts, wo er sass. Offensichtlich hatte er sie noch nicht entdeckt. Schnell packte sie Katharina am Arm und zerrte sie auf die andere Seite des Raumes, um sich dort an einen kleinen Tisch in der Ecke zu setzen. „Bist du in der kurzen Zeit von einem Dementor geküsst worden, oder wie kann man sich deine Blässe erklären?“, neckte sie sie, doch Dominique war gar nicht zu Spasse zu mute. Warum musste Duncan auch heute im Drei Besen sein, gefolgt mit seinen drei hohlen Dummköpfen, die jedem Rock hinterher starrten. „Siehst du den jungen mit den haselnussbraunen Haaren, die ihm wirr hochstehen?“ - „Der mit den süssen blauen Augen?“, vergewisserte sie sich und die Blonde nickte, schluckend. „Was ist mit dem?“, Katharina zog die Stirn kraus. „Das, darf ich vorstellen, ist Duncan Nott. Mein Exfreund, der gerne Rache an mir ausüben will, da ich ihn verlassen habe.“ - „Chapeau, du hattest den Mum mit einem solchen Schnuckel Schluss zu machen?“ Dominique schaute verlegen auf ihre Hände, es war ihr peinlich über Duncan zu reden - er war der grausamste Abschnitt in ihrem Leben gewesen. „Um genau zu sein, hat Rose mit ihm Schluss gemacht.“ Verdutzt und nur Gleis 3/4 verstehend, blickte sie sie an. „Ich weiss, er sieht schnuckelig aus und kann auch süss sein, aber er hat mich geschlagen. Er hat psychische Probleme, seit seine Mutter von seinem Vater zu Tode gefoltert wurde“, am Ende des Satzes wurde Dominique immer wie leiser, bis es nur noch ein leises Wispern war. Duncan hatte es ihr nie erzählt, aber als sie bei einem Ministeriumrundgang ihren Onkel Harry begleitet hatte, war sie auf Theodore Notts Akte gestossen. Sie kam ihr dunkler vor, als die von Tom Riddle - zu ihrer Verteidigung, sie war damals zwölf gewesen. Vielleicht war es auch nur aus Mitleid gewesen, dass sie den verwirrten Jungen im letzten Jahr an sich heran gelassen hatte, aber sie fürchtete sich vor ihm. Denn keiner wusste, wozu er fähig war. Nur das es grausam sein konnte.
 

Katharina hätte nie gedacht, dass Hogwarts noch mehr dunkle Geschichten zu verbergen mochte als Durmstrang, doch es schien so. Langsam wurde ihr die süsse Veela sympatisch. Ihr Schmollmund und lange, symmetrische Nase, von der sie so genervt war, da sie aussah wie ein Püppchen, interessierten sich nicht mehr. Diese Dominique war anders als die andere Mädchen, die sie bis jetzt in Hogwarts gesehen hatte. Sie war magisch.

Sei nicht töricht Katharina!, unwillkürlich zuckte sie zusammen. Die Stimme, sie war wieder da. Panisch schaute sie sich umher. Sie musste weg, Dominique durfte keinen Verdacht schöpfen. „Ich komme gleich wieder“, sagte sie nervös und eilte fluchtartig auf die Toilette.
 

Sie ist nutzlos, merkst du das nicht? Dieses Mädchen ist schwach und obendrein noch eine Weasley. Sie will dir nichts gutes. Sei nicht töricht Katharina!
 

Stutzig sah Dominique zu, wie die Schwarzhaarige aus dem Raum flüchtete, wobei sie sich den Kopf hielt. Komisch. Schulterzuckend widmete sie sich wieder der Getränkekarte, obwohl sie genau wusste, dass sie, wie immer, ein Butterbier bestellen würde. Im Augenwinkel beobachtete sie Fred, ihren Cousin, der mit Lorcan Scamander und Odette Greengrass an der Bar sass. Sie unterhielten sie aufgeregt über ein wohl wichtiges Thema, möglicherweise die Sommerferien oder aber um das Gerücht, dass um die Familie Malfoy kursierte. In diesem Moment tat ihr Scorpius leid.
 

Plötzlich nahm ihr jemand die Karte aus der Hand, hinter die sie sich die ganze Zeit über versteckt hatte. „Na Süsse, wenn spionierst du aus?“, Dominique entgleisten jegliche Gesichtszüge, als sie in seine tiefen meerblauen Augen sah, die sie verwegen anstarrten. Die Luft pumpte sich aus ihren Lungen und ihre Hand fing an zu Zittern. Wo war Katharina nur, wenn man sie brauchte?

„Duncan“, stotterte sie ängstlich und er grinste garstig. „Willst du mir nicht Gesellschaft leisten draussen beim Rauchen?“, er tat auf Unschuldslamm, doch sie wusste, würde sie ihn verärgern wäre sie mausetot. Daher nickte sie stumm und folgte ihm aus der Hintertüre raus.
 

Kühle Abendluft umhüllte sie, zu kühle Abendluft. Bibbernd verschränkte sie die Arme vor der Brust und starrte auf den Waldweg, der sich hinter der Hütte erstreckte. Es waren nur Bäume zu sehen, keine Tiere, kein Fluss, ein nichts.

Duncan holte eine Schachtel Muggelzigarretten aus seiner Hosentasche und bot ihr eine an, sie wehrte ab. „Ich rauche nicht.“ Er lachte auf. „Du hast dich nicht verändert.“ Verlegen, dass er sie doch so gut kannte, starrte sie auf ihre Plateuschuhe, mit denen sie heute eine ganze Stunde nach Hogsmeade marschiert war. Sie bereute es hierher gekommen zu sein. Sie bereute es ungemein. Mit der Kippe im Mund sprach er weiter zu ihr: „Wer war dieses Neue, die mit dir da war?“ - „Katharina“, lautete ihre knappe aber ehrliche Antwort. „Seit wann bist du so wortkarg?“, fragte er amüsiert und kam ihr näher. Sie wich erschrocken zurück, doch es war zuspät. Er hatte sie gegen die Mülltonne geknallt und hielt sie mit dem Ellbogen am Hals fest. Wie wild geworden, strampelte sie mit ihren Beinen, doch er liess sie nicht los. Er drehte die Zigarette in seinen Fingern und starrte sie an. Er war gespenstiger geworden. Noch angsteinflössender. Nach Luft schnappend, sah sie zum Himmel empor. Langsam wurde es dunkel. Sie wollte nach Hilfe schreien, doch aus ihrer Kehle kam kein Ton. Zähneknirschend umfasste sie seinen Ellbogen, doch konnte sie ihn nicht mit ihren knöchrigen Fingern losmachen. „Die kleine Veela hat Angst, wie immer“, schmunzelte Duncan. „Weisst du Dominique, eigentlich mochte ich dich wirklich, aber dann hast du mich verletzt. Weisst du wie sich Schmerz anfühlt?“ Er war verrückt, es gab keinen Zweifel mehr. Langsam näherte er die Zigarette ihrer Wange und ihr flossen die Tränen hinunter, als er sie an ihr ausdrückte. Sie wollte schreien wie eine Furie, doch sie bekam kaum noch Luft. Sie versuchte mit den Füssen an die Mülltonne zu trommeln. Bitte Merlin, lass mich einmal im Leben Glück haben, flehte sie.

„Jetzt weisst du es! Na, wie fühlt es sich an, kleine Dominique?“, zischte er. Ihr Körper brennte. Sie hustete lautlos, Schwindel überfiel sie. Bitte Merlin!

„Schlaf mir nicht ein“, schrie er sie an und schlug ihr mit voller Wucht ins Gesicht. „So leicht mach ich es dir nicht!“ Dominique fühlte das warme Blut aus der Nase laufen und sie schmeckte etwas eisiges. Er nahm seinen Ellbogen weg und sie knallte zu Boden, doch sie hatte keine Kraft mehr aufzuschreien. Bewegungslos blieb sie am Boden liegen, im Schlamm. Doch Duncan schien es nicht zu genügen. Er packte ihr Gesicht und bohrte die Fingernägel in ihre Haut. Wieder brannte es. Sie stöhnte auf vor Schmerz. Und wieder wurde alles schwarz vor Augen. „Es schmerzt nicht wahr? Geniess es, vielleicht ist es das Letzte, was du spüren wirst!“ Wieder schlug er zu, und Dominique kam es vor, als wäre es härter und grausamer als das Mal zuvor. Sie spürte, wie sich ihr Magen umdrehte. Nein, sie musste stark bleiben. Irgendwann war es vorbei, wie damals. Irgendwann würde er aufhören.
 

Die Hintertür wurde urplötzlich geöffnet und sie konnte einen blonden Jungen erkennen, der Duncan etwas zuschrie, was sie jedoch nicht mehr hörte. Ihr war schlecht. Sie sah Blut verteilt, ihr Blut. Ihre Kehle schnappte eifrig nach Luft. Ihre linke Wange schmerzte fürchterlich und roch nach vermoderter Haut. Und ihr rechter Fuss fühlte sich schwer an.

Sie sah, wie zwei andere Gestalten nach aussen kamen und dem Spektakel mitmischten. Die Eine musste Katharina sein, deren langes, schwarzes Haar bis zum Bauch reichte. Zum einen sah sie entsetzt aus, doch sie riss sich zusammen und eilte auf die Blondine zu, die regungslos da lag. „Dominique!“, schrie sie aufgebracht und hinter ihr kam wieder der Blonde von vorhin zum Vorschein. Ihre Augen wurden immer wie schwerer, bis sie zu fielen.
 

„Verdammt, sie ist ohnmächtig!“, stellte Katharina nüchtern fest und machte sich Vorwürfe, dass sie sie alleine gelassen hatte. Der Junge mit dem roten Haar, legte eine Hand auf ihre Schulter und versuchte sie zu beruhigen. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Wangen genetzt von ihren Tränen waren. Sie hatte geweint. Bei Grindelwald, sie war doch keine Mimose. Der andere Junge, der Duncan vertrieben hatte, wobei er ein blaues Auge kassieren musste, hob sie auf. Katharina stand ebenfalls auf und sah verwirrt von den beiden hin und her. „Wir müssen sie zurück nach Hogwarts bringen“, meinte der Eine. „Lorcan, willst du den Typen da etwa entwischen lassen?“, dem Anderen seine Stimme klang ungläubig. Dennoch erntete er nur einen für Katherina undefinierbaren Blick und der Blonde lief mit Dominique im Arm davon. „Fred, kümmere du dich um die Andere“, befahl Lorcan und Fred, der sich wieder eingeschnappt hatte, verdrehte die Augen. Scamander machte wieder einmal einen auf Superman und er war wohl Blaubarschbube.

„Ich bin Fred, Fred Weasley“, erklärte er ihr. „Und du bist?“ - „Das hat dich nichts zu interessieren“, antwortete sie ihm barsch. Er hob die eine Augenbraue. „Normalerweise, wenn mir jemand seinen Namen nicht sagen will, heisst das für mich, ich kann ihn so nennen, wie mir gefällt.“ - „Ich gratuliere dir. Aber der Draufgänger von vorher hat gesagt du sollst dich um mich kümmern, und keine dämlichen Spitznamen erfinden.“ Fred schnaubte, was war die den für eine? Keine konnte seinem Charme widerstehen, auch sie nicht.
 


 

♥♥♥
 

Lorcan strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Er hatte schon als Kind gerne Superman gespielt, seiner Meinung nach war das der einzig ehrenvolle Muggel. Und heute hatte er bewiesen, dass er wirklich einer war. Er hatte sogar Odette, eines der begehrtesten Frauen Hogwarts stehen lassen, um der Kleinen zu helfen - er sollte wirklich Stolz auf sich sein.

Wie hiess sie noch gleich? Diana? Er hatte kaum einmal in Hogwarts gesehen, jedoch war er sich sicher, sie zu kennen. Es wäre eine Schande wenn nicht, bei einer solchen Schönheit. Welch Wunder, war sie ihm nicht schon früher aufgefallen. Er war endlich am Waldrand angekommen, hier war der perfekte Ort um zu apparieren. Der Held musste die Schönheit schliesslich immer sicher nachhause bringen.
 

Fortsetzung folgt...
 


 

Hallo meine lieben Leser,

tut mir sehr Leid, dass das Kapitel erst heute hoch kommt, aber ich hab's voll vergessen, obwohl's schon seit Wochen fertig geschrieben ist. Natürlich war ich auch zu faul, um noch einmal darüber zu lesen, also vergebt mir bitte die Fehler. Ich danke schon jetzt allen meinen Kommentatoren - ihr seid echte Motivationsbomben!
 

Ondine

Until you get your head back, boy

Roxannes Glücksgefühle waren im Nu verflogen. Lilys Gedanken kreisten nicht mehr um ihn. Alice hatte ihren Albus schon längst vergessen. Rose sah geschockt auf ihren Körper, ihre Kleidung voller Dreck und mit Blut besudelt. Ihr Gesicht bleich, mit blauen Flecken, ein geschwollenes Auge und blutige Nase. Alle waren fassungslos. Nicht einmal die taffe Potter brachte ein Wort über die Lippen, der Schock sass tief. Lorcan hatte bei Rose geklopft und ihnen Dominique übergeben, ohne ein Wort zu erklären, er hatte nur etwas von Ich muss mein Auge versorgen und Die schwarzhaarige Neue wird euch alles erklären gemurmelt. Und nun stand sie da, die schwarzhaarige Neue. Auch sie sah etwas mitgenommen aus. Ihre Schminke verschmiert, ihre Haare zerzaust. Doch auch sie rang mit ihren Worten. Alle waren verstummt. Katharina setzte sich auf den roten Ohrensessel mit den goldenen Mustern und blickte durch die Runde. Die Blicke wandte sich zu ihr rüber. Sie schluckte hart und versuchte die Stille zu brechen. Mit zittriger Stimme fing sie an: „Wir waren im Drei Besen, sie hat mich durch Hogsmeade geführt.“ Sie stockte, als würde etwas in ihrem Hals festsitzen. Roxanne reichte ihr ein Glas Wasser. Dankend nahm sie es an, wobei ihre Augen durch den Raum wanderten. Alles, wirklich alles, war in Rot und Gold gehalten. Sogar die grossen Fenster waren goldig umrahmt. Im Gegensatz zu Durmstrang war Hogwarts wirklich bunt eingerichtet.
 

„Dann hat sie etwas von einem Duncan Nott erzählt, der ebenfalls im Gasthaus sass, jedoch auf der anderen Seite des Raums.“ Rose zog scharf die Luft ein, ihre Hände zu Fäusten ballend. Sie über viel ein Schwindelgefühl und ihr wurde heiss. Heiss vor Wut. „Dieser Mistkerl“, würgte sie heraus, wobei sie aufsprang und alle Augenpaare sie auf sie richteten. „Ich wünschte, ich hätte ihm einen Unverzeihlichen an den Hals gehext!“ - „Rose beruhige dich“, versuchte Roxanne ihre Freundin wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen - vergeblich. Statt sich wieder hinzusetzen, wollte sie zur Tür eilen und den Schinder zur Strecke bringen, doch ruckartig versperrte Katharina ihr den Weg, indem sie ihren Zauberstab auf die Weasley richtete. „Karottenkopf, denkst du nicht, dass du die Drecksarbeit lieber jemandem Qualifizierteres überlassen willst? Ich denke ihr solltet Barbie auf die Krankenstation bringen“, teilte sie spitzzüngig ihre Meinung mit den vier Freundinnen, die, ausser Rose, welche beleidigt die Arme verschränkte und ihr einen bösen Blick zuwarf, nickend zustimmten. „Sie hat recht, ich kann schon vom Sehen feststellen, dass sie im Fuss einen doppelten Bruch erlitten hat“, meldete sich nun auch Alice zu Wort, die sich neben Dominique ans Bett gesetzt hatte, um ihr das Blut aus dem Gesicht zu wischen. „Hoffen wir, dass sie keine inneren Verletzungen hat.“
 

Ich habe dir doch gesagt, dieses Mädchen wäre nutzlos. Da hast du es, sie kann sich nicht einmal gegen einen solchen Schwächling wehren.
 

Wie vom Blitz getroffen taumelte die Bulgarin nach hinten. Diese Stimme schon wieder, wie sie sie doch verabscheute.
 

Diese Gören sind alle für nichts zu gebrauchen. Geh Katharina, geh jetzt hier raus!
 

Lily und Rose wechselten derangierte Blicke - Dieses Mädchen war alles andere als normal. Und als die Potter nach ihrem Befinden fragen wollte, natürlich reine Höflichkeit, die sich nun eben gehörte, war sie schon aus dem Zimmer gestürmt.

„Die hat‘s aber eilig“, bemerkte Lily mit hochgezogener Augenbraue, wobei sie wieder zu ihrer Cousine blickte, die ahnungslos mit den Schultern zuckte.
 


 

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Seine Stimme war dunkel, beklemmend und hatte eher etwas von einem Flüstern statt einem Sprechen. Jedes Mal, wenn sie ihn hörte, zog sich ihr Herz zusammen und sie fühlte sich plötzlich leer - als würde man ihr die Seele aussaugen. Sie schluckte schwer und setzte sich auf einen Stein, der im Innenhof des Schlosses stand. Überhaupt wusste sie gar nicht, wie sie es bis hierhin geschafft hatte, schliesslich hatte sie eher auf ihre Fingernägel geachtet, als Dominique beim Rundgang zugehört.

Sie zog ihre Knie an ihren Körper und lauschte den Fröschen, die im Teich planschten. Sie war tatsächlich in Hogwarts, in Grossbritannien, weit weg von ihrem Vater. Weiter weg als ihr eigentlich lieb war.
 

Aus dem Nichts spürte sie etwas feuchtes auf der Haut, wobei sie die Augen schloss. Es regnete viel in letzter Zeit, merkte sie. „Der Himmel weint“, ihr entwich ein trauriges Lächeln. „So wie ich.“ Eine kühle Brise wehte durch ihre pechschwarze Mähne. Als hätte man ihr Fesseln abgenommen, fühlte sie sich befreit. Wie ein freier Vogel wollte sie fliegen und endlich diese Stimme loswerden, die seit ihrem fünften Geburtstag in ihrem Kopf herumspukte.
 

„Du weinst doch gar nicht“, unterbrach jemand ihre Tagträume abrupt - und Katharina konnte schwören, dass sie diesen Jemand kannte. Sie öffnete die Augen und erblickte den Rothaarigen vom Drei Besen. „Du schon wieder“, keifte sie ihn mürrisch an und verdrehte genervt die Augen. Ohne auf ihrem eher unfreundlichen, abweisenden Kommentar einzugehen, fuhr er sich durchs Haar, wobei er die Augenbrauen zusammen zog. „Du hast mir deinen Namen immer noch nicht genannt.“ - „Warum sollte ich?“, erwiderte sie monoton und sah wieder zum Himmel. Ihre Haare waren eingeweicht vom Regen, selbst ihre Schminke war noch verschmierter als vorhin. Dieser Fred sollte sich doch einfach verziehen, dachte sie, wobei sie ihm einen verstohlenen Blick zu warf. Nun gut, sie musste zugeben, er sah nicht hässlich aus. Ganz im Gegenteil, er war attraktiv. Aber gefährlich attraktiv. Wahrscheinlich zog er jedes Mädchen an, dass er nur anlächelte. Und wenn das stimmen sollte, war es nur noch wahrscheinlicher, dass sein Bett tag ein, tag aus besetzt war. Ihr Gesichtsausdruck änderte sich von genervt zu angewidert.
 

Gespielt nachdenklich kratzte er sich am Hinterkopf. „Vielleicht, weil du mich heiss findest. Oder aber weil du morgen um zehn Uhr mit mir den Unterricht Verteidigung gegen die dunklen Künste besuchen wirst und du willst, dass ich bei Mrs. Greengrass ein gutes Wort für dich einlege, damit du nicht am ersten Tag im Kampf unter gehst.“ Bei diesen Worten ging Katharina in lautes Lachen auf. Wenn er doch nur wüsste. Aber sollte er nur Spass an seinem Spiel haben, sie schmunzelte. Sie liebte es zu Spielen, vor allem war sie eine exzellente Spielerin.
 

„Katharina Dobreva.“
 

Kurz überlegte er, bevor er seine Feststellung aussprach: „Bist du die Tochter von Vladan Dobreva?“ Ungläubig sah er sie an. Vladan Dobreva war ein reinblütiger Auror Bulgariens. Ein waschechter Weltelite Auror und ausgerechnet seine Tochter sass vor ihm auf einem Stein, pitschnass und schien sichtlich genervt von ihm. „Verdammt, ich schwör dir Weasley, wenn du es jemandem erzählst bist du ein avadater Zauberer“, drohte sie ihm, wobei sie schon ihren Zauberstab, der aus dem Holz der langlebigen und Gift erzeugenden Eibe gefertigt war, auf ihn richtete. „Beruhige dich, ich kann Dinge für mich behalten. Es ist ja nicht so, dass ich aus keiner berühmten Familie komme.“ Nun richteten sich ihre sturmgrauen Augen direkt auf ihn. Eine Welle von Hass überfiel sie, als sie an den Namen Weasley dachte. „Die Familie Weasley sind elende Blutsverräter“, schnauzte sie ihn an, mit ekelerregter Stimme. „Auch wenn ihr meint, ihr habt die Welt gerettet, schlussendlich habt ihr kein reines Blut in euren Adern. Was für eine Vergeudung.“ Sie war aufgestanden und stand nur noch wenige Zentimeter entfernt von ihm. In ihrem Tonfall mischte sich Gram mit Ekel - wie erbärmlich diese Weasleys doch waren. „Du hast kein Recht, so über meine Familie herzuziehen“, brüllte Fred sie nun an, der seine Fassung verloren hatte. Welche Frechheit so etwas dreistes zu behaupten. Ihm war nie im Klaren gewesen, was für eine dünkelhafte Familie die Dobrevas waren.

Der letzte Funken Sympathie für das Mädchen, die er in sich getragen hatte, war vollkommen verflogen. Und bevor er sich versah, klatschte sie ihm eine. „Und wie ich das kann, ihr habt die Ehre aller Reinblüter verschmutzt!“, ihre geballte Wut brachte sie so zum Vorschein. Mit der Spitze ihres Zauberstabes zeigte sie auf seinen Hals. „Weasley, du hättest es gar nicht verdient zu zaubern. Währst du in Durmstrang, so hätte man dir einen Unverzeichlichen an den Hals gehext.“
 

Plötzlich hörte sie hinter sich Getrampel, woraufhin sie verdattert feststellen musste, dass sie wohl belauscht worden waren. „Was wollen die hier?“, wollte Katharina mit zusammen gekniffenen Augen wissen und deutete dabei auf Albus, Scorpius und Kian, die sich neben ihr aufgebaut hatten, wobei Kian sie pfeifend musterte. „Respekt alter, von so einer möchte ich auch angegriffen werden“, spottete er und nahm ihr galant den Zauberstab aus der Hand. „Weisst du im Gegensatz zu Durmstrang, kann man sich hier in Hogwarts auf seine Freunde verlassen“, sprach Albus und legte Fred einen Arm um die Schulter. „Stimmst Fred?“ Dieser nickte grinsend und klopfte seinem Freund auf den Rücken. „Danke, man.“ Nur Scorpius sagte nichts. Er verharrte etwas weiter von den Vieren, wo er alles beobachtete. Er kannte diese auffälligen, sturmgrauen Augen, doch er konnte sie nicht definieren. Sie war bildhübsch, man konnte nichts anderes behaupten. Obwohl der Fakt, dass sie mindestens zwei Köpfe kleiner war als er und seine Kumpanen, den meisten ein belustigtes Lächeln entnommen hätte, doch es war ihm nicht nach Lachen. Seine Glieder versteiften sich bei ihrer Arroganz. Es war ihm unwohl. „Leute, lasst sie gehen“, unterbrach er das hitzige Gespräch seiner Freunde mit ihr, in dem sie eindeutig den Kürzeren zog, da sie ohne Zauberstab machtlos war. Mit einem mehr oder weniger dankenden Blick schnappte sie sich ihren Zauberstab aus Zabinis Händen und apparierte.
 

„Was sollte das, Scorp?“, fragte ihn Albus aufgeregt. „Du hast doch gehört wie sie sich über meine und Freds Familie geäussert hat!“ - „Sei still, Al. Du hast keine Ahnung mit was ihr euch hier anlegt.“ Nun blickten auch Fred und Kian ihn fragend an, doch Scorpius war es nicht nach Reden zu Mute. Er hatte selbst Fragen - Fragen die ihm nur eine Person beantworten konnte. Draco Malfoy.
 


 

---
 


 

Albus hatte diesen Morgen hart geschluckt, als er ihr trauriges Gesicht gesehen hatte. Alles nur wegen ihm. Ihn ihm brach etwas in zwei und er hoffte inständig, dass es nicht sein Herz war, denn dieses brauchte er noch für seine Herzdame. Alice Longbottom jedoch, würdigte ihn keines Blickes. Und dann wurde ihm klar, egal ob sein Herz nun gebrochen war, ihres war in tausend Stücke zersplittert und gestern, da hatte er noch auf den Splittern herum getanzt. Was war er doch für ein Trampel.

„Traurige Geschichte, Bruder“, entgegnete ihm sein bester Freund und er stöhnte missmutig auf. Nun kam der Satz, der immer folgte, wenn derartiges geschah. „Ich hab‘s dir gesagt, erzähle es ihr nicht!“ - „Ich weiss ja nicht wie du das anstellst, aber meine Wenigkeit kann nicht mit dem Gedanken leben, dass ich die Person, die ich über alles liebe, anlügen muss“, wehrte er sich. „Wie du meinst, alles in allem. Es ist eine wahrlich traurige Geschichte“, meinte Kian spöttisch und schwang seine schwarze Schultasche über die Schulter - wie in Hollywood, dachte sich Albus und erinnerte sich an das eine Mal, wo sein Vater ihn mit nach Amerika genommen hatte. Die amerikanischen Muggel waren äusserst interessant gewesen. Sie assen gerne und wollten alle in Filmen vorkommen. Lächerlich, meinte der Potter stets. Das Leben war doch schon ein Film, seines jedenfalls.
 

„Al, entweder du kommst darüber hinweg, oder du gehst du regelst das“, selten hatte er Kian so ernst erlebt, doch es schien ihm gegen den Strich zu gehen, dass Albus am Tiefpunkt angelangt war. „Meinst du, sie wird mit mir reden wollen?“ - „Ganz ehrlich?“, der Dunkelhäutige schmunzelte. „Nein.“ Er musste zugeben, seine Aufmunterungskünste waren schon besser gewesen, doch warum sollte er seinen besten Freund anlügen? - Er hatte einen Fehler begonnen, dafür musste er gerade stehen.

„Jeder tut Dinge, die er im Endeffekt bereut, sogar ich“, fügte er kleinlaut hinzu, was überhaupt nicht seine Art war. Skeptisch legte Albus sein Glas Gin auf die Seite und setzte sich aufrecht hin im Sessel. „War das deine Art mir zu sagen, dass der grosse Mister Zabini etwas, was mit einer Frau zutun hat, bereut? Hast du etwa Gloria Brown gevögelt, dass du dich so anstellst?“, Albus Gesichtsausdruck war nun mehr als nur belustigt. Noch nie in all den Jahren, in denen er mit Kian befreundet war, und bei Merlin waren das viele, anstrengende Jahre, hatte er ihn über eine Frau grübeln sehen. „Warum kommst du jetzt auf eine Frau“, wollte Kian entsetzt wissen und trank sein Glas in einem Ruck aus. „Und nein, es wäre auch nicht Gloria Brown. Grindelwald höchst persönlich würde mich mit seinem Elderstab adaven, wenn es so wäre.“ Der Gedanke an die etwas dümmliche und, nett gesagt, molligere Gloria, deren Lieblingsgericht Würste waren, liess ihn etwas hochkommen, von dem er lieber nicht wissen wollte, was es war. Gloria Brown war das abstossendste Mädchen, das er jemals in Hogwarts zu Gesicht bekommen hatte, da würde er lieber Rose Weasley schwängern.
 

Immer noch auf seine Antwort wartend, sah ihn Albus mit zusammengekniffenen Augen an. „Spucks aus“, meinte er, woraufhin sich Kian in den Sessel gegenüber dem von ihm fallen liess und sein Glas wieder auffüllte. „Roxanne Weasley“, waren seine einzigen Worte, woraufhin Albus sich verschluckte. Er klopfte sich auf die Brust und hustete wild, bis er sich wieder erholt hatte und seinen besten Freund entfremdet anstarrte. „Um Merlins Willen, Roxanne? Bist du von allen guten Dementoren verlassen?“, völlig ausser sich fasste er sich an den Kopf, besonn sich jedoch eines Besseren und rieb sich nur die Augen. „Was ist vorgefallen?“ - „Wir haben gestritten und uns geküsst.“

Jetzt konnte sich Albus nicht mehr halten, es prustete los. „In was für einem Film bist du den?“, er musste sich vor Lachen den Bauch halten. „Ich dachte ihr hasst euch! Bist du dir sicher, dass du alles nicht geträumt hast?“

Genervt verdrehte Kian die Augen. Er hätte es Albus doch nicht erzählen sollen, da hatte er den Spott und Hohn. „Ich wünschte mir ich hätte es nur geträumt, was denkst du wie ich mich nun fühle?“ - „Hat sie‘s wennschon gekonnt?“, dem Potter kamen die Tränen. Noch nie hatte er so was absurdes wie diese Geschichte gehört. Seine streberhafte Cousine und sein bester Freund, dessen Machogehabe unerträglich ist, dieses Skript sollte man Hollywood schicken.
 

Kian dachte nach. Ihm war gar nicht klar, wie er den Kuss gefühlt hat. Zu sehr war er mit dem Fakt beschäftigt, dass er sie überhaupt geküsst hat. Nun gut, der Kuss hat nach Kirsche geschmeckt. Und ihre Lippen waren zart und weich. Er musste zugeben, er war nicht schlecht gewesen. Sie hatte ihn richtig heiss gemacht mit ihrer Zaghaftigkeit. Aber dies musste er ja seinem besten Freund nicht auf die Nase binden, ansonsten müsste er sich zweimal täglich anhören, dass er doch lieber Gloria Brown hätte vögeln sollen. Ausserdem dachte er nicht, dass Roxanne selbst begeistert wären, wenn es sich herumsprechen würde.
 

„Alter du willst mir doch nicht erzählen, dass du sie wirklich magst?“, er hatte gar nicht gemerkt, dass Albus‘ Lachen verstummt war, nun sah er ihn wieder ungläubig an. „Also ich muss sie mögen, sie ist schliesslich meine Cousine. Aber du verabscheust sie doch.“ - „Verdammt, ich kann‘s ja selbst nicht glauben. Und ausserdem ist sie gar nicht so heiss. Sie ist spiessig und ich hab‘s nur gemacht, um was Neues zu erleben.“ Albus fasste sich an den Kopf. „Tu was du nicht lassen kannst, ich muss mich um Alice kümmern.“
 

Auf einmal stürmte sie hinein. Lily Potter. Sie sah wütend und traurig zu gleich aus. Zuerst warf sie Kian einen tödlichen Blick zu und dann wendete sie sich zu ihrem Bruder. „Dominique ist angegriffen worden. Von Duncan Nott.“

Sofort sprang Albus auf und stürmte aus dem Zimmer mit den Worten: „Ich bring den Typen um, nie wird man den los!“ Lily funkelte den Dunkelhäutigen ein letztes Mal an. Würden Blicke töten, wäre er spätestens jetzt Tod umgefallen und völlig durchlöchert gewesen. Verdammt, sie hatte ihn belauscht. Roxanne würde ihn Federn und Teeren.
 


 

---

Wütend rauschte er neben seiner Mutter durch und eilte ins Esszimmer. Wie immer war das Essen königlich angerichtet, obwohl sein Vater normalerweise nie zuhaue ass und seine Mutter ständig auf irgendwelchen kranken Diäten war. Seine Familie war verkorkst. Kaputt und verkorkst.

Er schnaubte verächtlich, als sein Blick den seines Vaters traf. Es widerte ihn an, wie er da sass, mit seiner kalten Arroganz und seinem zu grossen Stolz. Und doch log er, er hatte seinen Stolz wahrscheinlich schon lange verloren.

Draco Malfoy legte seine Gabel nieder und blickte zu seinem Sohn auf. „Scorpius, haben die Ferien schon begonnen?“, fragte er ihn, völlig desinteressiert aber unschuldig klingend. Scorpius starrte ihn nur an und auf Dracos Stirn legte sich eine lange Denkfalte. Sein Sohn war triefnass und offensichtlich zornig. Doch er nahm es sich nicht, ihn trotzdem zu reizen. „Oder hast du irgendein Mädchen hier vergessen?“

Draco verstummte als Scorpius auf ihn zu kam, ihn am Kragen packte und zu schlug. Astoria, die nun auch ins Esszimmer gekommen war, sah der Szene schockiert zu. „Scorpius, was ist nur in dich gefahren?“, schrie sie. Doch er ignorierte sie.

„Vater, wer ist sie?“

Sein hellblondes Haar hing ihm in die meerblauen Augen, die sich zu Schlitze geformt hatten. „Wer ist sie?“, brüllte er ein weiteres Mal und Astoria zuckte zusammen. Draco blieb unbeeindruckt. Stattdessen machte er sich von Scorpius los und ass seelenruhig weiter, als wäre nicht vor einigen Minuten sein Sohn wutentbrannt hineingestürmt und hatte ihn bedroht.

Scorpius‘ Blut kochte vor blinder Wut und wenn er die Macht besässe, würde er seinen Vater am liebsten in kleine Stücke zerhacken. Leider war er einen halben Kopf kleiner und nur halb so muskulös, daher ging er das Risiko im Alter von 17 zu sterben eher ungern ein.

Er atmete tief ein und wich dabei zurück. „Mutter, hast du das alles gekocht?“, fragte er aus dem nichts. Astoria nickte und deutete ihm sich hinzusetzen. „Du lässt mich schliesslich keine Hauselfen mehr einstellen“, meinte sie etwas zu bissig für die Situation, doch dieser Fakt nervte sie immer noch nach all den Jahren.

Dann war es totenstill. Man hörte Draco kauen. Er kaute langsam und genüsslich. Man sah, wie Scorpius im Essen herumstocherte und den Kartoffelbrei kostete. Nicht zu übersehen war es, dass er nichts von den Kochkünsten seiner Mutter hielt - er verzog angeekelt das Gesicht. Er konnte das ganze Theater nicht mehr mitspielen, doch bevor aus seinem geöffneten Mund Worte flossen, legte Draco die Gabel hin und sah auf. „Astoria, er würde es früher oder später sowieso heraus finden“, meinte er und fuhr vorsichtig fort. „Scorpius, Katharina Dobreva ist deine Schwester.“

Als hätte man ihm ins Gesicht geschlagen, liess er die Gabel fallen, die mit einem Klirren auf den Teller prallte. Seine blauen Augen waren geweitet und er konnte schwören sein Herz hätte für einen Moment aufgehört zu schlagen. Nein, das konnte nicht sein. Katharina konnte nicht seine Schwester sein. Wie war das auch möglich?

„Aber, aber ...“, stammelte er hilflos und musste zusehen wie seiner Mutter eine Träne aufs Handgelenk fiel. Er sah immer wieder zwischen seinen Eltern hin und her. Als wäre ihre heile Welt endlich zusammengebrochen, schluchzte die ehemalige Greengrass los und Draco schien nicht recht zu wissen, was er noch sagen sollte.

Scorpius hatte schon immer gewusst, dass seine Familie gerne anderen was vorspielte, obwohl sie am zerbrechen war, doch das sprengte alles. „Will mir hier jemand erklären, was das alles soll? Ich hoffe doch, dass das ein schlechter Witz war.“ - „Nein Scorpius, sie ist Pansy Parkinsons und meine leibliche Tochter. Sie ist um genau zu sein deine Halbschwester.“

Und das erste Mal wünschte er sich seine Familie hätte das Spiel aufrecht gehalten, damit er es nie erfahren musste und sie ihr bemitleidenswertes Leben weiter leben konnten. Doch er hatte noch keine Ahnung, was alles auf ihn zu kommen sollte.

---
 

Die Zeit war stehen geblieben, jedenfalls für Lily. Heute war ein schlechter Tag, ein sehr schlechter Tag. Ereignisse überschlugen sich und die Vergangenheit kam immer näher. Um Merlins Willen, lass sie bitte einschlafen und in zwanzig Jahren aufwachen, denn sie konnte nicht mehr. Vielleicht war sie undankbar für all das, was sie hatte. Sie hatte eine herzliche Familie. Sie hatte gute Freundinnen. Aber sie hatte auch mit ihrem zukünftigen Lehrer geschlafen und momentan sah sie dem Geist ihrer Vergangenheit direkt in Auge. Verdammt.

Sie leckte sich über ihre trockenen Lippen, die feuerheiss brannten. Harsch machte sie sich von ihm los, der sie immer noch am Arm hielt. Seine hellblauen Augen waren von Verachtung gezeichnet, doch auf seinen Lippen lag ein nettes Lächeln. Wie falsch konnte man sein?, fragte sie sich selber. „Louis, was willst du?“, knurrte sie ihn an, doch er verzog keine Miene. Stattdessen antwortete er ihr überraschender Weise: „Warum hast du mir nichts von meiner Schwester erzählt?“ - „Woher weisst du davon?“ - „Jedenfalls nicht von dir, warum Lily?“

Normalerweise lief sie fort, wenn sie auf Louis traf. Normalerweise beachtete sie ihn gar nicht. Aber normalerweise klopfte ihr Herz auch nicht, wenn er ihren Namen aussprach.

„Louis, ich rede auch sonst nicht mit dir“, sagte sie ehrlich. Es war wie ein Schlag ins Gesicht für ihn, was sie mitbekam. Normalerweise freute sie das. Sie würde sich freuen, wenn sie Louis weh tat, doch heute nicht. Nicht in dieser Minute und nicht in diesem Moment.

„Es tut mir Leid“, fügte sie zaghaft dazu und spürte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. „Ich wollte dir nicht weh tun.“ Es war, als würde ihr Herz jeden Moment aus ihrer Brust springen. Sie sah lediglich zu Boden. „Wann wolltest du mir nicht weh tun, Lily? Jetzt oder schon immer?“, wieder sprach er ihren Namen mit dieser ungewohnten Melodie aus, die den Schmerz in seiner Seele beschrieb. Verhext, er sollte gefälligsten ihren Namen nicht aussprachen, das machte ihre Knie weich.
 

Und sie wusste nicht, ob es die Tatsache war, dass sie ihm die Wahrheit schuldete, oder ihr Herz war, dass nicht aufhören wollte wie wild zu klopfen, aber sie umarmte ihn. Sie stand auf den Zehenspitzen und warf sich um seinen Hals.

Verblüfft, liess er es geschehen. Und als sie es sagte, weiteten sich seine Augen. „Es tut mir Leid wegen damals, es tut mir Leid für jetzt und es tut mir Leid für alles was ich dir noch antun werde. Bitte hasse mich nicht“, mit diesen Worten hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wangen und eilte davon. Er stand da, perplex, hilflos, nicht wissend was gerade geschehen ist, mitten im hintersten Gang Howarts und rieb sich die Wange. Er hatte ihr schon verziehen, und eigentlich war er ihr nie böse gewesen. Er würde sie immer lieben, egal welche Lily sie war. Sie war seine Lily gewesen und würde seine Lily werden.
 


 

Liebe Leserinnen,
 

ich hasse dieses Kapitel, ich hab' mich wirklich dazu zwingen müssen es zu schreiben und ich hoffe das Nächste gelingt mir schneller und einfacher. Ich danke für alle Feedbacks, ihr seid die Besten!
 

xoxo Ondine


 


 



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  xSnowPrincess
2011-06-21T19:16:58+00:00 21.06.2011 21:16
Gelesen. <3

Und für sehr aufwühlend befunden. Ích muss sagen, Katharina (oder Catherine? ;D) ist mir unheimlich. Ich wüsste zu gerne was hinter dieser Stimme steckt. Domenique hat mir so Leid getan, dieser typ ist wirklich krank. Aber Lorcan, war ja zur Stelle und hat Superman gespielt, hehe. C:
Am Anfang, die Sache mit Lily... ein geährliches Spiel ist das. Luis war irgendwie seltsam drauf. :o SO schlecht gelaunt und irgendwie leicht agressiv... komisch uû
JA und Roxanne scheint von ihrem Partner nicht allzu begeistert zu sein. Klingt alles ziemlich interssant. Ich will unbedingt wissen wie es weiter geht, also hau in die Tasten. xD

Liebe Grüße. <3
Von:  xSnowPrincess
2011-06-21T19:02:38+00:00 21.06.2011 21:02
Erstmal: Tut mir Leid, dass ich erst jetzt dazu komme einen Kommentar darzulassen. Mein Internet war leider eine Zeit lang weg und jetzt muss ich erstmal aufholen. :D

Aber, ich muss sagen, mir gefiel das Kapitel ziemlich gut. rose ist mir total sympathisch irgendwie. Und ich finde auch ihre Angewohnheit, sich ständig Notizen an sich selbst zu machen furchtbar niedlich. :P Überhaupt, alle Szenen mit ihr und Scorpius waren auf eine Art und Weise toll, óbwohl nicht einmal großartig etwas passiert ist.
Dann ist da noch Catherine. Ich will nicht zu viel dazu sagen, ich lass mich einfach mal überraschen, hihi. <3

Die Kapitellänge war für mich auch okay und ja, ich finde einfach, dass du die Charaktere schön darstellst. Deinen Schreibstil finde ich hier übrigens wirklicht toll. Wenn ich das mit älteren Dingen von dir vergleiche, merkt man, dass du dich eindeutig weiterentwickelt hast, finde ich. :)

Liebe Grüße. C:
Von:  Dahlie
2011-06-21T10:34:50+00:00 21.06.2011 12:34
Wonderbar!
<3

Von: abgemeldet
2011-06-19T18:16:58+00:00 19.06.2011 20:16
Spannung und eine menge Drama ;)
Die Rechtschreibfehler kann ich dir wegen der ganzen Spannung verzeihen, aber sie müssen nicht sein ^^
Also...Lily und Lysander? Oh je, wie wird das noch weiter gehen? Und wer ist der Typ den sie liebt? Doch hoffentlich nicht Louis, so wie er über sie denkt. Und waru denkt er eigentlich so schlecht über Lily?
Dann Alice, warum ist sie wohl so komisch? Ist irgendetwas vorgefallen?
Katharina ist mir irgendwie sympathisch, auch wenn diese Stimme in ihrem Kopf ungewöhnlich und düster ist.
Und die arme Dominique, geschlagen, eine Zigarette im Gesicht ausgedrückt bekommen..hoffentlich passiert so was nicht nochmal.Und Lorcan als ihr Retter, wenn da nicht vielleicht ein Paar draus wird ;) Wobei ich es ungewöhnlich finde, dass sie ihm noch nie richtig aufgefallen ist, zumal er ja scheinbar viel mit Fred zu tun hat.
Ich finde es fantastisch und hoffe du schreibst schon fleißig am nächsten Chap? Es müssen nämlich einige Fragen geklärt werden ;) Ich hoffe Scorpius taucht beim nächsten Mal wieder auf, er ist mir auch äußerst sympathisch :)

Liebe Grüße

Von:  Dahlie
2011-06-09T08:42:29+00:00 09.06.2011 10:42
Weißt du, dass deine Kapitel VIEL zu kurz sind?

Ich mag die herrlichen Kostellationen, die Charaktere und besonders die Art und Weise, wie du sie dieses Mal durcheinander gewürfelt hast. Ganz besonders gespannt bin ich auf Alice und hoffe, hoffe, hoffe sehr, dass sich Albus und sie wieder kriegen... wobei ich gestehen muss... so etwas KANN man nur schwer verzeihen!

Scorpius ist mir seltsam sympathisch... ich weiß ihn noch nicht recht einzuordnen, aber irgendwie mag ich ihn :D und Rose sowieso, weil sie einfach einmal so menschlich-normal und ein bisschen Losermäßig rüber kommt ;)

Und was Pans, Tori und Draco angeht... ich rieche Gewitter und mächtigen Ärger <3 und so etwas liebe ich! Drama Baby :D

Liebe Grüße Dahlie
Von:  Dahlie
2011-06-08T18:04:41+00:00 08.06.2011 20:04
Ich liebe es jetzt schon! <3
Von:  xSnowPrincess
2011-06-04T14:30:28+00:00 04.06.2011 16:30
Schön mal wieder was von dir zu hören bzw. zu lesen! (:

Ich mag den Anfang. C:
Das Rose in der Schule mal nicht so gut ist, liest man ja auch eher selten. Ich finde es jedenfalls interessant. Das sie jetzt Scorpius fragen möchte ob er ihr hilft finde ich toll. :P Lysander als Lehrer, oh, oh, Lehrer-Schüler-Beziehungen gehen selten gut aus. uû Das klingt jedenfalls alles recht spannend. <3
Dein Schreibstil ist immmer noch gut zu lesen und ich finde die Kurzbeschreibung, sowie die Charakterbeschreibung ebenfalls sehr schön. Die Bilder sind wirklich toll! *-*

Liebe Grüße. :3
Von: abgemeldet
2011-06-04T11:54:27+00:00 04.06.2011 13:54
Spannender Auftakt! Lysander als Lehrer...das wird noch interessant, ebensoo ob Rose die UTZ schafft, wundert mich persönlich ja, dass sie Zaubertränke belegt hat, wenn sie so schlecht darin ist ;)

Liebe Grüße
Von:  Herzkirsche
2011-06-04T08:14:17+00:00 04.06.2011 10:14
Warum kenne ich das noch nicht? Also ich find's toll bisher.
(Kompliment für die CB!)


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