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Erin Erik 3

Buch 3: Im Reich der weissen Schlange
von

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Das Ende der Unschuld!

Der Dschungel Indiens lag im idyllischen Schweigen. Der Mond stand hoch am Himmel und nur wenige Wolken zogen ihre Kreise. Nichts, nur das Rascheln des Windes, der durch die Bäume wehte und das Quacken und Zirpen der verschiedenen Insekten, war zuhören.

Ein kleines Bauernmädchen hatte sich heimlich aus dem elterlichen Haus geschlichen und war in den Wald gelaufen. Leichtsinng, ja. Doch die Glühwürmchen, die bei Nacht umherschwirrten und ihre kindliche Freude, deren Tanz zu bewundern, lockte sie förmlich dorthin. An einem kleinen See setzte sie sich auf einen Baumstamm, der über das Wasser ragte und ließ die Beine fröhlich summend hinunterbaumeln. Die ersten Glühwürmchen kamen heran geflogen und erfühlten die drückendschwüle Luft mit ihrem Licht und nach wenigen Minuten, tanzte ein ganzer Schwarm über dem Wasser. Alopa kicherte, als die Glühwürmchen schneller tanzten und dabei richtige Muster mit ihren schnellem Fliegen und Blinken in die rabenschwarze Nacht malten.

Das kleine Mädchen lehnte sich zurück und genoss die Harmonie, die der Tanz mit sich brachte. Alopa war froh, etwas in ihrem Leben so schönes zusehen. Ihre Familie war arm. Selten hatten sie genug zu Essen. Manchmal kam es vor, dass sie drei Tage hungern mussten. Zwar war ihr Vater ein Bauer, aber die Ernte ging kark aus. Wie in so manch anderen Teilen Indiens. Nur wenige Dörfler waren wolhhabend. Und manche hatten nichts. Alopa gehörten zu den vorletzteren und als sie daran denken musste, was der nächste Tag brachte, nämlich Hunger und Not, zog sich in ihr alles zusammen. Schnell lenkte sie ihre Gedanken und Aufmerksamkeit wieder zu den Glühwürmchen, die plötzlich nicht mehr zu frühlich tanzten. Ihr Schwirren, ihr Tanz wirkte träge und ihr Blinken schwach und müde. Alopa runzelte die Stirn. Was war denn mit den Kleinen los?

Plötzlich wehte ein eiskalter Wind und ließ sie erschauern. Sie begann zu frieren und robte dann vom Baum runter. Ein ungutes Gefühl ergriff sie, kroch förmlich in sie hinein und sie hatte nun den Wunsch, schnell nachhause zulaufen. Es schrie förmlich in ihr danach. Ihr Puls rasste dabei, als das beklemmende Gefühl der unsichtbaren und dennoch deutlich spürbaren Angst immer mehr in ihr heranwuchs. Ihr kleines Herz hämmerte in ihrer Brust und Schweiss trat auf ihre Stirn. Kurz meinte sie sogar, dass ihr etwas schwindelig wurde. Sie zitterte wie Espenlaub und konnte sichertsmal nicht rühren. Aber dann drängte sie die Angst so gut, wie es ging zurück und wandte sich um. Sie wollte gerade einen Schritt in die Richtung machen, in der das Dorf lag, als eine starke Kraft sie ergiff und sie verharren ließ. Es war wie, als wenn eine Welle sie traf und umzuwerfen drohte. Alopa schluckte, als sich ein dicker Kloss in ihrem Hals breitmachte. Sie fast zum erstcken brachte. Erneut kam Wind auf und Alopa glaubte darin ein Flüstern zuhören. „Komm…komm zu mir!“, lockte eine Stimme, die ihr einen Schauer nach dem anderem über den rücken laufen ließ. Alopa begann zuzittern und schaute dann in die Richtung, aus der sie Stimme zuhören geglaubt hatte. „W-wer…wer ist da?“, fragte sie zitternt. Inständig hoffte sie, dass hier im Dschungel noch jemand war. Denn das würde die Angst, die sie immernoch gepackt hielt, etwas auflösen. Doch nichts passierte. Weder ein Rascheln, dass einen Menschen, der sich seinen Weg durch das Dickicht bahnte, verriet, noch etwas anders, dass daraf hinwiess, das es auch sich wirklich um einen Menschen handelte. Alopa machte einen Schritt zurück. „Und was wenn es ein Tier war. Ein Panther oder eine…Schlange?“, schrie es in ihrem Inneren. Hier in der Gegend, gab es ziemlich viele Schlange. Besonders Giftschlangen, deren Gift langsam und quallvoll tötete. Alopa musste gegen die plötzlich aufkommenden Tränen ankämpfen. Dabei war sie so glücklich gewesen, als sie hierher kam und nun hatte sich das alles schlagartig und von einer Sekunde auf die nächste geändert. Nun wollte sie nur noch weg von hier. Raus aus dem Dschungel und ins Dorf, wo ihre Eltern sicher schon nach ihr suchten. Sie meinte sogar die Stimme ihrer aufgebrachten Mutter zuhören und wollte nun den richtigen Weg einschlagen. Aber da erscholl wieder die Stimme. Diesesmal gebierterischer und…bösartiger. „Komm zu mir…ich befehle es dir!“

Alopa wollte nein schreien und davon rennen, aber die Kraft, die sie gepackt hielt, wurde stärker und ehe sie wusste, was geschah, zog diese Kraft sie schon, wie eine Marionette, tiefer in den Wald hinein. Mit vor Angst zitternen Beinen lief sie weiter, versuchte sich gegen die Kraft, die sie in ihrem Bann hielt, zuwehren. Davon zulaufen. Doch sie schaffte es nicht. Sie war zuschwach und die Kraft zustark. Ihr Weg führte sie immer weiter in die Tiefen des Dschungels. Vorbei an dem Sunpf, aus dem abgestorbene Bäume und Äste emporragten und in dem dämmrigen Licht und dem Nebel, der aus dem Sumpf stieg, aussahen, wie Menschen. Tote Menschen.

Immer weiter, bis sie in den Schatten des Urwalds die Umrisse eines Gebäudes sah. Ber noch etwas anders. Opferpfähle. Die verwesten Überreste von Menschen, die mal dort drangefesselt waren, hingen schlaff in den Seilen. Die Kiefer weit aufgerissen und die Hände zu Klauen gekrümmt. Alopa brauchte nicht lange um zu wissen, was hier geschehen war. Sie wurden geopfert und von einem tier hier gefressen. Doch was für eine Kreatur, konnte solche tiefe Wunden reissen?

Alopa wollte es, wenn sie ehrlich sein sollte, gar nicht erst wissen. Das war nicht weiter wichtig. Was wichtig war, und was ihr Angst machte, war dass diese Kraft sie genau dorthin zog. Auf das Gebäude zu. Das Gebäude, was vorher in der Dunkelheit verborgen lag, entpuppte sich nun als fast zerstörter Tempel. An den Wänden und an den Säulen waren schwach die Ornamente sich windender und zähnefletschender Schlangen zusehen. Blitze, die vom Himmel auf eine Landschaft mit Dörfen und Städten einschlugen und verherrende Folgen anrichteten. Menschen, die aufschrien und starben. Und darüber eine Kreatur Halb Mensch, halb Kobra. Überthront von einer gehörnten Gestalt. Eine Gänsehaut kroch ihr über die Arme. Egal was das hier war, es war das Böse. Und Alopa näherte sich diesem unheimlichen Ort. Schon setzte sie einen Fuss über die Schwelle und trat ein. Die Stimme, die bisher geschwiegen hatte, begann wieder zusprechen. Lockte sie weiter hinein, in das Innere des alten Tempels, bis sie in einer großen Halle stand. Mit Säulen, in denen die sich windenden Leiber von Schlangen eingemeiselt waren. Hähmisch und als wollten sie die Kleine verschligen, hatten diese die Mäuler weitaufgreissen und die Zähne gebleckt. Alopa musste einen Schrei unterdrücken, als sie nun stehenblieb und einer gewaltigen Statue gegenüberstand. Wie die von draußen, auf der Wandhauerei, war diese ebenso eine Mischung aus Mensch und Schlange. Das einzige Auge des Wesen schimmerte gelblich und kalt. Die museklösen Arme weitausgebreitet und zum Packen geformt. Der Unterleib riesig und gewunden. Dennoch war die Kreatur so gemeiselt, dass sie den Eindruck erweckte, sich auf das Opfer vor ihr zustürzen. Und so auf Alopa. Die Kleine sank in die Knie und schaute mit bibbernden Lippen und Angst in den Augen zu dem Monster aus Stein, dass in ihrer Fantasie zuleben erwachte. Mit einem Knirschen und risselndem Staub von Stein senkte sich langsam der gewaltige Reptilienkopf und das eine Auge wurde nun heller, bohrender. Alopa rutschte auf Knien zurück und wollte sogleich aufspringen. Fortrennen. Nur fort, von diesem Ort, an dem das Böse auf frische Beute zu lauern schien. Doch der Blick der Schlangenkreatur hielt sie festgefangen und ließ nicht einmal locker. Mit einem leisen, grausamen Lachen beugte sich das Monster zu ihr hinunter. Ihr Leib war nun nicht mehr aus Stein. Weisse, feine Schuppen schimmerten silbrig und wanden sich geschmeidig.

Diese Kreatur hatte sowohl etwas anmutiges, aber auch furchteinflösendes. Wobei das letztere bei Alopa überwiegte. Und wieder schrie sie sich an, fortzulaufen. Ihre Beine jedoch rührten sich nicht. Sie war wie gelähmt. Wie ein Kaninchen, das vor der Schlange hockte. Bei diesem Vergleich wurde ihr schlecht und Tränen flossen über ihre Wangen. „Bitte…bitte…lass mich gehen…!“, wimmerte sie und zitterte nur noch mehr. Das eine Auge des Monsters verengte sich und wieder lachte es. „Gehen…natürlich lasse ich dich gehen. Doch nicht ohne dass du mir etwas gibst!“, knurrte sie und Apola wäre fast ohnmächtig geworden. Was auch immer es von ihr haben wollte, es würde ihr das Leben zerstören. „Was…was willst du von mir haben?“

Das Schlangenmonster lachte. „Deinen Körper…deine Seele…dein Leben!“, krächzte es und riss das Maul weit auf. Tödliche Fangzähne ragten aus dem Schlund hervor und Apola begann nun zuweinen.

De Angst fand ihren Höhepunkt und überrollte sie. Ihr wurde eiskalt und ihr kleiner Körper zuckte panisch. Wieso nur, schrie es in ihr. Wieso bin ich hier, wieso bin ich nicht daheim geblieben!

Das Maul der Monsterschlange klaffte genau vor ihr, wie ein Abgrund, in den sie nun fallen würde und von ihm verschlungen wird. Sie schloss die Augen. Musste an ihre Eltern und an ihre Geschwister denken. Wie sie lachten und sie liebten und sicher nun um sie trauern würden, wenn sie erfuhren, was mit ihrer Kleinen Alopa geschehen war. Das Monster lachte. „Keine Angst, du wirst zu ihnen zurückkehren. Doch erst gib mir, was ich verlange!“, verlangte sie und Alopa bettete ein kurzes Gebet, dann fühlte sie, wie die Macht des Monsters wieder stärker wurde und sie auf die Beine zog. Mit langsamen, mechanischen Schritten ging sie auf das Maul zu, dass sie schon sehnsüchtig erwartete und als sie hinein trat, in den schwarzen Schlund des Ungetüms, schloss sich mit einem Donnern das Maul und verschlang sie. Alopa fiel in die Tiefe. In eine rabenschwarze Tiefe, die sie immer mehr einhüllte und sie aussaugte. Bis es nichts mehr Lebendes in ihr gab.

Partner wider Willen

Irina zitterte. Es lag nicht allein an der Kälte, sondern an der Angst, die sie gepackt hielt und ihr den Atem abschnürte. Man hatte sie hinterrücks bewusstlos geschlagen und verschleppt. Nun befand sie sich hier in dieser Halle. Auf einem Atlar gefesselt und splitterfaser nackt. Vor sich Menschen gekleidet in schwarzen Kutten, die schwarze Kerzen in den Händen hielten und einen Singchor anstimmten. Ein Schauer rann ihr über den Rücken und sie blickte zu dem Mann hinter ihr, der der Anführer dieser Meute sein musste. Er trug ebenso eine schwarze Kutte und um seinen Hals eine Kette, an der ein Pentagramm hing. Irina zog an den Stricken, die sie festhielten und versuchte, sich zubefreien. Doch die Stricke lagen so fest an ihren Handgelenken, dass sie sich in ihr Fleisch schnitten. Ein leises Lachen erklang und sie schaute hoch. Der Sektenanführer lächelte grausam. „Versuch es erst gar nicht. Hier kommst du nicht mehr raus!“, sagte er und zog aus seinem Ärmel einen Dolch hervor. Irinas Hals schnürrte sich nur noch mehr zu und ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. „Bitte…bitte!“, wimmerte sie und Tränen traten ihr die Augen. Der Mann über ihr lächelte noch immer und sagte ihn einem sanften Ton:„ Keine Angst. Fühle dich geehrt, dass du unserem Meister gegenüber treten darfst!“

Irina hätte ihm am liebsten ins Gesicht gespuckt. Aber die Angst, die sie immer mehr in ihrem Griff hatte, vereitelte dies.

Der Mann schaute noch einmal kurz zu ihr hinunter, dann wandte er sich an seine Anhänger und hob beide Arme. „Und nun meine treuen Diener ist es Zeit, dem Meister das Opfer zu bringen!“, sagte er und der Gesang wurde lauter. Dröhnte förmlich in ihren Ohren und als der Mann den Dolch in beide Hände nahm um ihn in die Brust der jungen Frau, schloss sie die Augen und wandte mit entsetztem Gesicht den Kopf ab.

Der Chor wurde immer lauter und der Gesang schien nun die ganze Halle zu erfüllen. In dem Dröhnen hörte sie die Stimme des Sektengurus. „Satan empfange und nehme unser Opfer an. Als Ehrung und Bitte, für die Macht, um die wir dich bieten!“

Ein kurzes Flackern war in den Augen des Anführers zusehen, ehe er mit einem triumphierenden Lächeln den Dolch auf die zitterne Irina heraubsaussen ließ.

Plötzlich zeriss ein lauter Schuss den Gesang und es herrschte von einer Sekunde auf die andere eine Totenstille. Irina, die schon mit ihrem Leben abgeschlossen hatte, öffnete langsam die Augen und schaute an sich hinab. Nichts!

Kein Dolch steckte in ihrer Brust. Und ihr Blick ging automatisch zu dem Sektenanführer, dessen Arme immernoch über ihr erhoben waren. Der Dolch in seiner Hand und als sie ihm ins Gesicht sah, sah sie die Blutspur, die über seine Stirn lief. Bei genauerem Hinsehen, wusste sie auch woher diese kam. In einem steitgen, pulsierendem Rhythmus floss es aus einem Loch, das in der Mitte seiner Stirn aufklaffte. Die Menge, die vorhin noch gesungen hatte und nun schwieg, wich entsetzt einen Schritt zurück und als der Anführer zu Boden ging, schrien einige von ihnen auf. Nur einer von ihnen wich zurück. Blieb einfach stehen und den Arm immernoch erhoben, In der Hand eine Arms 13 mm Auto "Jackal". Aus dessen Lauf noch ein dünner Ruchfaden aufstieg. Nun waren alle Blicke auf die Gestalt in der Kutte gerichtet. Langsam drehte sie den Kopf nach links und nach rechts. Das Gesicht war tief im Schatten der Kapuze verborgen. Die Leute packte die blosse Angst. Ein Grinsen zeigte sich in dem Gesicht und die Frau gab nur ein „Buh!“, von sich.

Wie eine aufgeschreckte Viehherde stoben die Menschen auseinander und flohen. Zurück blieben nur die verhüllte Frai und die nackte Irina, die immernoch am ganzen Leib zitterte und sich fürchtete. Langsam schritt sie auf die Gefesselte zu. Irina sah ihr panisch in das Schattengesicht. Sie von Regen in die Traufe gekommen. Was würde diese Unheimlliche nun mit ihr machen?

Noch bevor sie genauer darüber nachdenken wollte, zog die Frau etwas Metallisches, Langes hervor und Irinas Augen wurden gross. Sie wollte gerade aufschreien, um ihre Todesangst erneut Ausdruck zuverleihen, als die Unheimliche mit zwei geschickten Bewegungen ihrer Hand die Stricke durchtrennte. Irina vorhin noch voler Angst blickte nun verwundert auf ihre befreiten Hände und dann auf die Frau. „Was…?“, keuchte sie. „Mach dass du wegkommst. Hier, zieh dir das über und geh raus. Draußen steht ein Wagen. Der wird dich nachhause bringen!“, wies sie sie an und Irina nickte nur. Nahm die Decke, die die Frau hinhielt und legte sie sich um. Eilte panisch und mit weichen Knien hinaus. Die Frau schaute ihr nach und wartete, bis sie verschwunden war. Dann wandte sie sich wieder dem Altar zu.
 

Erin atmete erleichtert aus. Sie war zum Glück rechtzeitig gekommen. Schon seitlangem war sie auf der Spur dieser Möchtegern-Satansanbeter. Die Opfer waren ausnahmslos junge Frauen gewesen, die noch nicht mit einem Mann was hatten und als die nächste verschwand, legte sie sich auf die Lauer. Hatte mit ihren übernatürlichen Sinnen die Entführte aufgespürt und somit auch die anderen. Aber auch etwas anderes. Erins Augen wurden zu dunklen Schlitzen und sie blickte voller Ekel auf den Altar. Wieviele Frauen hatten hier ihr Ende gefunden?

Erin wollte eigentlich genauer darüber nachdenken und sie sagte dann kalt in die Leere:„ Komm raus. Ich weiss, dass du hier bist. Gordal!“

Lange passierte nichts. Aber dann hörte sie ein Ächzen und sah, wie sich der Sektenanführer langsam aufrichtete. Noch immer floss Blut aus der Schusswunde in seiner Stirn und als er Erin sah, verzog sich wütend sein Gesicht. „Erin Erik…Der Wolf…das lauernde Unheil!“, knurrte er und puhlte dann die Kugel aus seiner Stirn. Angewidert warf er diese zu Boden. Erin verzog keine Miene. „Wölfin, ja. Ich bin schließlich weiblich!“, sagte sie.

„Was hast du hier zusuchen?“

„Kannst du dir das nicht denken: Dich aufhalten. Du hast schon genug Menschenleben auf dem Gewissen!“, erklärte sie und hob wieder ihre Jackal. Der Mann lachte hässlich. „Du bist doch kein Deut besser. Durch deine Hand sterben genauso viele Menschen!“, krächzte er und sein Gesicht, begann langsam Blasen zu bekommen und zuzerfliessen. Erin, die noch kühl und unbeeindruckt war, wurde nun so langsam richtig sauer. Dass jeder Dämon, den sie sich vorköpfte davon anfangen musste. Eigentlich müsste sie davon schon ein dickes Fell haben. Aber es stach ihr immer wieder erneut ins Herz, wenn sie ihre eigenen Fehler vorgeführt gekommt. Egal ob die Menschen direkt oder indirekt durch sie starben. Sie starben.

„Aber einen feinen Unterschied gibt es zwischen uns!“, sagte sie und des Gesicht des Mannes vor ihr, erinnerte an eine hässliche Mischung aus Menschen- und Stierfratze. Seine Augen glühten in einem tiefen rot und er schaute sie mit gefletschten Zähnen an. „Was?“, fauchte er und Erin spannte den Hahn. „Ich erlöse diejenigen, die leiden!“

Da brüllte der Mann, der die ganze Zeit ein Dämon gewesen war auf und hiebte mit seinem muskelösen nach ihr. Erin sprang hoch, zog dabei die schwarze Kutte aus und feurte im selben Moment. Die geweihten Silberkugeln schlugen in den Arm und in die Schulter des Monsters ein und verbrannten ihn. Gellend brüllte der Dämon auf und stürzte sich erneut auf sie. Erin warf sich zur Seite und schoss erneut auf ihn. Die Kugeln trafen nun in die Seite und der Dämon ging polternd zu Boden. Schwarzes Blut floss aus den Schusswunden und bildete unter ihm eine Lache. Erin blieb noch einige Minuten von ihm fern und schätzte ab, ob er sich noch einmal rühren würde, um sie anzugreifen. Als er jedoch nicht mal mit den Armen zuckte, ging sie nun auf ihn zu. Die Jackal vor sich gestreckt, bereit zu schiessen.

Der Dämon Gordal schaute aus schmerz- und wutverzerrten Gesicht zu ihr hoch und in seinen Augen loderte Zorn. „So, jetzt wo du nicht mehr so mächtig bist, können wir ja reden. Das ist ein weiterer Grund, warum ich hier bin!“, sagte sie und setzte sich mit überschlagenen Beinen auf den Altar. Eigentlich hätte sie ihn zuerst gefragt, was das alles sollte. Doch da sie nun auch ein Schattenwesen war, wusste sie es wieso. „Seelen. Er wollte Seelen und das nicht zu knapp!“

Erins Wut auf diese Höllenwut brannte erneut auf und hätte diesen Dämon am liebsten gleich eine Kugel in den Schädel gejagt.

Aber da gab es, dass sie wissen musste. Bevor sie ihm den Rest gab.

Gordal schaute sie noch immer wütend an und Erin sah nun auch Trotz. „Was willst du wissen. Was kann eine Verräterin schon wissen wollen?“, giftete er sie an. Erin grinste süffisant und legte an. „Etwas über die weisse Schlange. Sie nennt sich Whitney…und ich will wissen, wo sie sich momentan aufhält!“, sagte sie.

Sie sah Entsetzen in den Gesichtszügen des Dämons. „Er weiss etwas!“, schoss es ihr durch den Kopf. „Das…das weiss ich nicht!“, sagte er und wollte wegrobben. Erin jedoch knurrte. „Lügner!“

Ein Schuss peitschte auf und bohrte sich schmerzhaft in die schon ohnehin verletzte Schulter. „Los spuck es aus. Wo. Ist. Whitney?“

Der Blick Gordals begegnete dem von Erin und er sah kalte Grausamkeit in ihren Augen. Sie waren ganz dunkel. Wie die von einem Tier und er musste feststellen, dass er sie unterschätzt hatte.

„Sie…sie ist in Indien…versucht neue Kraft zu erlangen!“, kam es stockend von ihm und sein Atem rasste. „Neue Kraft, wieso. Etwa weil ich ihr bei unserer letzten Begegnung dermassen zugesetzt habe?“ fragte sie kalt und der Dämon schüttelte den Kopf. „Das weiss ich nicht. Wirklich nicht!“, jammerte er und Erin forschte in seinen Augen, suchte nach einer weiteren Lüge. Doch fand keine. Er sagte die Wahrheit, aber diesnatürlich nicht, dass sie ihn verschonen würde. „Also gut, ich glaube dir. Danke, für deine Auskunft!“, sagte sie und drückte ab. Der Dämon beugte sich nochmals auf und sank dann zu Boden. Löste sich auf, sodass nur noch die sterbliche Hülle, der Mensch, in dem er war übrig blieb.

Erin rümpfte angewidert die Nase, als ihr der beissende Geruch von verfaulten Eiern und Schwefel in die Nase stieg und wandte sich dann um. Draußen wartete schon Daroga, der die halbnackte Irina in ein Taxi gesetzt hatte und nun an der schwarzen Limo gelehtn auf sie wartete. „Haben Sie was rausgefunden?“, fragte er. Erin winkte nur ab. „Nicht fragen, sondern fahren!“, sagte sie, öffnete die Tür und stieg ein. Daroga zuckte nur die Schultern und stieg auch ein. Ließ den Motor laut aufheulen und fuhr davon. Es verging gut eine halbe Stunde, ehe Erin das Schweigen brach. „Ich muss nach Indien. Dort ist sie und führt bestimmt wieder was im Schilde!“, sagte sie und ihr Gesicht verfinsterte sich.

Schweigen breitete sich über ihnen aus, wie ein Tuch und erstickte alles, was in ihren Gedanken vorging. „Was haben Sie nun vor. Jetzt wo Sie wissen, wo sie sich aufhält?“, fragte Daroga nun wieder und Erin straffte die Schultern. „Nach London gehen. Da gibt es jemanden, der mir sicher helfen kann!“, sagte sie nur trocken und konnte förmlich Darogas zweifelnde und ungläubig Blicke auf sich spüren. Gerne hätte sie eine andere Opption gehabt, doch bei ihrem letzten Kampf, hatte sie erneut versagt und sich eingestanden, dass sie es alleine niemals schaffen würde.

Sie blickte zu der Maske, die sie ebennoch getragen hatte und fragte sich, was für ein Geheimniss sich dahinter versteckte. Bis jetzt hatte sie sie nur getragen, um nicht erkannt zuwerden. Aber das konnte doch nicht alles sein. Ihre Mutter muss sich irgendwas dabei gedacht haben. Was aber, war ihr bis jetzt ein Rätsel geblieben.

Und hoffte, dass sie es sehr bald lösen würde.
 

Der Mann rannte wie als wäre der Teufel hinter ihm her, durch das Gestrüpp. Eigentlich war er auf der Suche nach einem seiner Tiere gewesen, dass ihm abhandenen gekommen war. Sein Weg führte ihn durch den Urwald Indiens und hatte, ohne dass er es bemerkt hatte, bis in die Nacht gedauert. Als er sah, wie dunkel es schon wurde, beeilte er sich um sich schneller, das Tier zufinden. Zwar wiedersprach das seinem gesunden Menschenverstand, doch ein Tier weniger, würde ein Essen weniger bedeuten. Als er es endlich gefunden hatte, wie ihm der Schreck durch alle Glieder gefahren. Das Schaf, welches er so vergeblich gesucht hatte, war tot. Umschlungen von tausend giftigen Schlangen, die wütend aufzischelten, als er auf die kleine Lichtung trat. Voller Entsetzten hatte er einen Schritt nachhinten gemacht um zu flüchten, als sich plötzlich etwas großes Mächtiges und beschupptes durch das Unterholz brach und riss das Maul weit und hungrig auf. Der Mann schrie entsetzt auf und rannte nun. Seine Lungen brannten und seine Waden und Füsse waren durch die spitzen Steine am Boden und von den immer mehr übereinandergreifenden Äste zerschnittten. Trotzdem zwang er sich weiter zu rennen. Wenn er jetzt Halt machen würde, würde das Monster, welches es ihn jagte, kriegen.

Irgendwann wusste er nicht mehr, wohin er rannte. Das Knacken und Schleifen des Körpers, der sich seinen sicheren Weg durch das Unterholz fand, wurde immer lauter und kam näher.

Der Mann drehte im Rennen den Kopf, versuchte etwas in der Dunkelheit hinter ihm zu sehen. Doch nichts!

Es war als würde ein Gespenst ihn jagen.

Plötzlich verlor er den Boden unter den Füssen und fiel schreiend in die Tiefe. Schlug mit einem lauten Platschen auf die Wasseroberfläche eines tiefen Sees und verschwand darin für einige Sekunden. Dann kam er hoch und schnappte laut nach Luft. Verworrt und mit Angst verblendeten Augen schaute er sich und blickte hoch zum Rand. Es war nicht hoch. Wenn er sich anstrengte und schnell hochkletterte würde er es schaffen.

Da hörte er etwas ins Wasser gleiten und schaute hinter sich. Er sah gerade noch, wie die Spitze eines Schwanzens in dem Wasser verschwand und er schrie auf. Er musste hierraus.

Schnell schwamm er zum Rand und griff mit den Händen zu einer der Wurzeln, die von oben ins Wasser hingen. Mit aller Kraft hangelte er sich hinauf und hatte es fast geschafft. Doch da spürte er, wie etwas seine Beine und seine Hüfte blitzschnell umschlang und ihn zurück ins Wasser riss. Schreiend fiel der Mann in das schwarze Wasser zurück und kämpfte darum, wieder hoch an die Oberfläche zukommen. Aber das, was ihn gepackt hatte, ließ ihn das nicht durchgehen. Blitzartig hatte es nun auch seinen Oberkörper umschlungen und drückte langsam zu. Das letzte, was der Mann noch sah, war ein gelbleuchtendes Auge, bevor sich das Maul des Monsters über ihn stülpte, um ihn zu verschlingen.
 

Mit schnellen und entschlossenen Schritten ging die, in einem bechfarbenen Mantel gekleideten, Frau auf die Bar zu. Flüchtig warf sie einen Blick auf das unregelmässige Neonleuchtschild. „The Gate of Hell!“

Ein spottendes Lächeln huschte über ihre Lippen. Der Name erinnerte sie an einen Fall, den sie einst in den vereinigten Stadten hatte. Die Erinnerung an die da gewonnen Freunde holte sie ein und sorgte für ein Gefühl der Sehnsucht. Doch das musste jetzt warten. Sie hatte schließlich einen neuen Fall zu lösen und hier würde sie sicher einiges oder besser gesagt jemanden finden, der zur dessen Lösung beitragen würde. Mit einem kraftvollen Schlag öffnete sie die Tür und rümpfte angewidert die Nase. Hier lag der übliche Geruch von Zigaretten, Drogen, Schweiss und Ärger in der Luft. Wie sehr sie diesen Geruch doch hasste. Die junge Frau ignorierte den Gestank und ging zur Bar. „Abend!“, grüsste sie und legte den Mantel ab. Darunter kam ein makeloser Frauenkörper hervor. Ein schwarzer Neckholder schmiegte sich sinnlich über ihren Oberkörper und betonte ihre Brust. Eine ebenso schwarze Hose, lag eng an den Beinen. So mancher männlicher Gast, betrunken, bekifft oder gar nüchtern warf ihr begehrliche Blicke zu. Die Frau beachtete diese jedoch nicht. Sie war es gewohnt, dass man sie so ansah. Schob das allerdings nicht auf ihren Körper, sondern auf das, was die Männer mit ihren schwanzgesteuertem Hirn und Augen zusehen glauben. Ein williges Betthäschen!

Wenn sie jedoch wüssten, was hinter diesem schönen, verführerischen Gesicht verbarg, würden sie das Weite suchen. „Abend. Was darf es sein?“, fragte der Barkeeper und die Frau lächelte beiläufig. „Ein Bier, bitte!“

„Kommt sofort!“

Während der Mann der Bestellung des neuen Gastes nachging, schaute sich die Frau aufmerksam. Suchte mit ihren scharfen Augen die Kneipe nach demjenigen ab, dem der Geruch gehörte. Schon seitlängerem hatte sie diesen in der Nase, seit sie hier in London war und war ihm gefolgt. Tag für Tag, Nacht für Nacht. Und nun, wo sie genau dortwar, wo auch der Geruch war, wollte sie nun wissen, wem er gehörte. Er kam ihr vertraut vor, und doch wieder nicht. Etwas hatte sich dahineingemischt. Ein leichter nach verbranntem Holz riechendem Geruch. Er war nicht unangenehm. Im Gegenteil. Es war einer dieser Gerüche, die man bei einem gemütlichen Kaminfeuer roch und bei denen man sich geborgen und wohl fühlte. Irgendwie seltsam.
 

Jetzt wo Erin darüber nachdachte, kam ihr das schon komisch vor. Dieser Geruch sollte eigentlich vollkommen nach Schwefel riechen, dass es nun aber eine Vermischung gab, machte sie stutzig. „Hier, Ihr Bier!“, sagte der Barkeeper und stellte ihr das Glas hin. Erin nickte und nippte, noch immer darüber grübelnt daran. Da schob sich jemand an sie und sie fühlte deutlich den eindringlichen und gierigen Blick auf sich. Erin verdrehte in Gedanken die Augen. Ließ sich nichts anmerken. „Ich bewundere gerade deine schönen Kurven!“, sagte eine tiefe Männerstimme und in Erins Kopf klingelte es. Meine Kurven. Natürlich!

Als ob es hier keinen gab, der ihren Reizen erlag. Ein ziemlich nerviger Segen.

„Danke!“, meinte sie nur und hob das Glas wieder an die Lippen. Trank jedoch nicht. Sondern wartete ab, was der Kerl nun tun würde. Sie brauchte gar nicht lange zuwarten. Der Mann grinste dreckig und lehnte sich an die Bar. „Wie wäre es mit uns beiden hübschen!“, lallt er und Erin wehte der Geruch von Bier und anderen harten Getränken ins Gesicht. Sie rümpfte angewidert die Nase. Sie hatte ja schon früher hier in London erlebt, wie manche Männer Frauen behandelten oder gar ansahen und so war sie hier auch nicht verwundert. „Nein, danke. Ich steige nicht mit Typen in die Kiste, die sich vorher einzwei Biere zuviel gegönnt haben!“, erwiederte sie kühl und sah den Mann nun direkt an. Kälte lag in ihren Augen und sie hoffte er würde vondannen gehen und sie in Ruhe lassen. Doch leider dachte er nicht daran, ihr klares sein zu akzeptieren. „Ach, komm. Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen!“

„Und ob ich es bereuen werde. Spätestens wenn ich Filzläuse habe. Wer weiss, wo du mit deinem kleinen Wurm warst!“

„Hey, was soll der Scheiss. Was stellst du dich so an?“, brüllte er wütend. Mit seiner Geduld war es defintiv vorbei. Doch Erin blieb locker.

„Hör mal, Freundchen. Ich will keinen Ärger und du auch nicht, wenn du etwas Hirn hättest!“, sagte sie trocken und hörte den Kerl schockiert luftschnappen. Auch die anderen Gäste schnappten nach Luft. Der Barkeeper schaute sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Anscheinend, schien dieser Kerl hier der brutalste zusein. Aber Erin sah in ihm nur ein kleines, dummes Kind. Dass lieber nicht mit dem Feuer spielen sollte. Der Kerl hattte sich von ihrem Spurch erholt und wurde nun sauer. „Halts Maul und komm mit raus, damit ich dich nageln kann!“, keifte er und Erin grinste nun.
 

Mit einem Krachen flog die Eingangstür auf und der Kerl purzelte auf die Strasse. Keuchend rappelte er sich auf und blieb dann mitten in der Bewegung stehen. Vor ihm, am Türrahmen lehnend, stand Erin. Mit einemLächeln auf den Lippen und in die Hüfte gestemmte Hand. Die andere lag lässig ab Türrahmen. Das Licht der Kneibe beschien ihre tadelose, zierliche Figur und in ihren Augen loderte es gefährlich. Ein wirklich extremer Kontrast zwischen den beiden. Mit einem leisen Lachen, holte sie das Messer, was sie dem Kerl aus der Hand geschlagen hatte hevor und warf es schnell auf ihn zu. Die Spitze des Messers bohrte sich nur wenige Zentimeter von seinen Genitalien entfernt in den Boden und der Kerl schrie entsetzt auf. Dann sah er wieder zu ihr und sah das gefährliche Lächlen. Diese Frau war nicht normal, schoss es ihm durch den Kopf. „Mach das du weg kommst, wenn du deinen Freund daunten behalten willst!“, sagte sie und ihre Zähne wirkten nun wie die eines Wolfes. Mit einem erstickten Keuchen des Entsetzens sprang er auf die Füsse und rannte davon. Als er wegrannte, konnte erin ihn noch schreien hören. „Erst dieser Freak in Schwarz und nun so eine Schlägerin…verdammte Scheisse!“

Erin kicherte und wandte sich wieder den Leuten zu, die sie mit weitgeöffneten Mündern anschauten. Erin hob mit einem harmlosen Lächeln die Schultern und schlenderte zu der Bar. Der Barkeeper warf ihr einen fassungslosen, aber auch bewunderten Blick zu und schaute dann zur Tür. Die Angeln waren herausgerissen und das Holz gesplittert. Erin folgte seinem Blick und wurde etwas rot. Sie hatte es wohl doch etwas übertrieben. „Keine Angst, ich ersetzte Ihnen die Tür. Haben Sie einen Stift?“, fragte sie und der Mann nickte. Reichte ihr Stift und Zettel und Erin schrieb eine Adresse auf. Innerlich grinste sie. Als sie fertig war, schob sie ihm den Zettel zu. „Schicken Sie die Rechnung an diese Adresse. Man wird sich darum kümmern!“, erklärte sie und die Welt schien wieder heilzusein.

Erin widmete sich wieder dem Bier zu, dass inzwischen schon lauwarm war und stellte es angewidert weg. „Scheisskerl!“, grollte sie und wünschte sich nun, sie hätte ihm doch noch was abgeschnitten.

Da wurde plötzlich der Geruch, wegen dem sie hier war, stärker und brannte in ihrer Nase. Erin musste sich ermahnen, nicht wie ein Bluthund rumzuschnüffeln. Sondern schaute sich unauffällig um und erblickte dann einen jungen Mann, an einem der Billardtische. Er war hochgewachsen, hatte ein markantes Gesicht und kurzgeschnittene, dunkle Haare. Er sah gut aus, dass musste sie zugeben. Aber so wie sie, war auch er, nicht normal. Kein Mensch. Sondern was anderes und er war der Urheber des Geruchs. Bingo!

Erin schob sich langsam vom Stuhl und ging mit schwingender Hüfte auf ihn zu. Auch wenn sie sich dadurch keine allzugroßen Hoffnungen bei ihm erhoffte, wollte sie es dennoch versuchen. Manchmal reicht wirklich nur ein Hüftschwung und ihre Gegner frassen ihr aus der Hand. Bevor sie ihnen eine Kugel gab. Doch hier war das anders. Dieser Mann war anders. Etwas an ihm kam ihr, wie der Geruch bekannt vor.

Der Mann stiess gerade die weisse Kugel an und sah, wie diese eine andere zum Loch beförderte. Doch bevor die Kugel in diesem verschwand, packte eine weibliche diese und stopte so den Stoss.
 

Der Spieler schaute auf, sah die schöne Unbekannte, die mit einem süffisanten Lächel die Kugel vom Billardtisch nahm und sie in der Hand hielt. „Hey!“, sagte sie verführerisch und er musste ein Grinsen unterdrücken. Diese Frau hatte wirklich etwas, auch wenn es nichts Menschliches war. Und sie verstand es meisterhaft, es zuverstecken. Nur der Geruch, der sie bei anderen Methawesen veriet, umschwirrte sie. Ein herrlich wilder Geruch. Gemischt mit einer Spur von Unschuld. Das ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen und als er in ihre blauen Augen sah, sah er das Tier in ihr. „Sieh an. Eine Lykantrophin. Das verspricht interessant zuwerden!“, sagte er sich. Ihm war bewusst, dass er mit dem feuer spielte. Werwölfe waren mit seiner Species bis aufs Blut verfeindet. Nur selten, schlossen sie sich zusammen und wenn, dann gab es Bedingungen. Und wer die Nachteile und Vorteile haben würde, die der Pakt mitsich brachte, war immer ein heikles Thema gewesen. Aber das sollte ihn erstmal nicht stören. Ein kleines Plauderchen würde sicher nicht schaden. Er konnte sie immernoch töten, sollte sie angreifen. „Hey!“, erwiederte er nur und stellte den Queue neben sich. „Habe ich gestört?“, fragte Erin und sah ihn mit einer Unschuldsmiene an, die selbst einen Eisberg schmelzen würde. „Naja, ich war gerade am gewinnen!“, sagte er und Erin machte ein langes Gesicht. „Oh, tut mir leid. Das war keine Absicht. Aber so haben wir Gelegenheit zureden!“, meinte sie und drehte sich so, dass er ihr Profils ehen konnte. Ihr war klar, dass ein Vampir sich von einem Werwolf nicht um den Finger wickeln ließ, aber etwas spielen konnte man ja schon. Es erschreckte sie selbst einwenig, wie sie sich gab. Doch die Jahre, in denen sie schon eine von denen war, die sie jagte, hatten sie verändert und es fühlte sich, wenn sie ehrlich zu sich selbst sein sollte, gut an.

„Zureden. Über was denn?“, fragte er Gegenüber nun und schaute sie mit einem durchdringenden, herausfordernden Blick an. „Hm…über einen deinesgleichen. Bin nämlich auf der Suche nach ihm!“, antwortete sie und schlagartig wurde das Gesicht des Vampirs hart. „Soll dass ein Witz sein?“

„Nein, das ist mein Ernst!“

„Wieso sollte ich dir etwas über ihn sagen?“

„Weil es wichtig ist!“, sagte Erin und als sie sah, wie der Trotz in den Augen des Vampirs aufblitzte, seufzte. „Hör zu. Wie wäre es mit einer Wette. Gewinne ich, sagst du mir was ich wissen will!“

„Und was wenn ich gewinne?“

„Lasse ich dich am Leben und du kannst diesen Vampir warnen. Er wird sich sicher freuen mich wiederzusehen!“

„Und was wenn ich mich weigere?“

Erneut seufzte Erin. Diesesmal genervt. Das wurde ihr langsam aber sich zudumm. Sie hatte keine Zeit mit diesem Vampir rumzuzanken, was wenn und was wenn nicht. Sie musste diesen Vampir, Brain, finden. Ansonsten würde sie gegen ihre Feindin, der weissen Schlangen Whitney, niemals etwas entgegen setzen können. „Werde ich mir die Informationen wonaders verschaffen. Und glaub mir. Ich verstehe sehr viel davon, diese zubekommen!“, sagte sie und ihre Stimme klang nun wie ein Knurren. Der Vampir schluckte. Kämpfte gegen den Drang an, der ihn dazu trieb, diese Werwöflin zu packen und auseinander zu reissen. Er fixierte sie mit seinen Blick, suchte in ihr etwas danach, was ihm sagte, dass sie nur bluffte. Doch er fand nichts. Nur die eiskalte Entschlossenheit und er fragte sich, wer diese Frau war. Was sie wusste er, aber wer…?!

Es schien lange zudauern, fast Stunden, bis er endlich einwilligte. Erin seufzte und erklärte dann die Regeln. Erin seufzte erleichtert über diesen kleinen Krieg und gign zu ihm. Sie ging zu ihm, nahm den Quere aus seiner Hand und wies mit der Spitze zu der schwarzen Kugel. Der Acht.

„Die Acht in das linke Loch!“, sagte sie nur und der Mann nickte. Erin stellte sich vor den Tisch und beugte sich vor. Mass den Abstand der Kugeln und dem Loch und stiess dann zu. Es klackte und die schwarze Kugel rollte auf das Loch zu. Blieb jedoch davor stehen und der Mann grinste breit. Gerade wollte er daaruf etwas sagen, als die Kugel doch noch ins Loch fiel und ratternt verschwand. Erin richtete sich auf und sah nun ihn triumphierend an. „Sieht so aus, als hätte ich gewonnen!“, sagte sie und legte den Queue auf den Tisch. Der Vampir ballte vor Frust und Ärger die Fäuste. Gerne hätte er sich umgedreht und wäre gegeangen. Seinen Teil der Wette nicht eingehalten. Doch diese Frau, diese Werwölfin, würde, wie sie es schon gesagt hatte, an die Infos, die sie wollte kommen. Auf die eine oder andere Methode.

Es schauderte ihn und er nickte. Winkte mit der Hand in Richtung der demolierten Tür. „Gehen wir!“, sagte er und sie folgte ihm. In einer dunklen Seitengasse standen sie gegenüber und schauten sich an. Während in Erins Augen Ruhe und Erwartung lag, sprühten die Augen des Vampirs nur vor Zorn.

„Also!“, sagte sie nur und der Vampir bErikhtete. „Es stimmt. Er ist hier. Und er wird sicher nicht zufrieden sein, wenn ich dir etwas über ihn erzähle!“

Erin zuckte die Schultern. „Keine Bange, ich werde dich schon nicht verpfeiffen!“

„Pfft!“, gab er nur von sich. „Wie auch immer. Ich gehöre zu seinem Clan. Ich und meine Schwester. Aber wir unterscheiden uns von den anderen!“, meinte er und schaute die Strasse hinunter. Einige Passanten gingen an ihnen vorbei, beachteten sie jedoch nicht. „So, ernährt ihr euch von Tierblut?“

„Nein. Wir sind Jäger. Wir jagen unsere eigene Species!“, erklärte er und Erins Brauen hoben sich. Hatte sie eben richtig gehört. Es gibt Vampire, die Vampire jagten. Oft hatte sie Geschichten oder gar Filme darüber gesehen, hielt das jedoch für absurd, dass es sowas auch im realen Leben gab. Doch wie sie nun feststellen musste, gab es sowas durchaus. „Wow. Und ich dachte, ich wäre die einzige!“, sagte sie und nun war es der Vampir, der die Brauen hob. „Soll das heissen, dass du auch…?“, fragte er nur und Erin nickte. „Genau. Du hast es erfasst!“

„Und wieso willst du zu ihm?“

„Ist eine persönliche Sache!“

„Du willst ihn beseitigen!“, sagte er und in seinen Augen funkelte es gefährlich. Erin hob die Schultern. „Das bleibt abzuwarten!“

Der Vampir beäugte Erin äußerst misstraurisch. Wenn sie wirklich eine Jägerin und auf der Suche nach ihm war, konnte das nur bedeuten: Dass sie ihn auslöschen will. Erin sah ihm dies nur allzudeutlich. Sie seufzte. „Hör mal. Ich will nur mit ihm reden, okay. Keine Sorge. Ich habe nicht vor, ihn zutöten!“

Noch nicht!

Ihr natürlicher Todfeind sah die junge Werwöflin, die mehr zu seinschien, als sie zeigen wollte, war immer noch misstraurisch an. Am Anfang hielt er es noch für amüsant, mit ihr zu spielen. Aber nun, wo er sah, was für eine Bedrohung sie ausstrahlte, war ihm dies ordentlich vergangen. „Das würde außerdem keinen Sinn ergeben, wenn ich ihn töte. Da er ja selbst ein Jäger ist!“

Nun schienen ihre Worte doch etwas an seinem Misstrauen gekratzt zuhaben. Denn seine misstraurische Haltung bröckelte etwas und er lehnte sich an die Wand, ihr gegenüber. „Was willst du von ihm…?“, fragte er erneut und Erin verdrehte die Augen. „Dass diese Vampire nicht einfach mit der Sprache rausrücken!“, dachte sie verächtlich. „Weißt du das, vergiss es. Mir ist das einfach zu blöd. Ich werde mich eben selbst auf die Suche machen. Aber eins kann ich dir sagen: Ich werde ihn schon finden!“, sagte sie und ging. Der Vampir sah ihr nach und merkte, wie sich sein Magen zu einem dicken Klumpen zusammenknotete. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los soeben einen folgenschweren Fehler gemacht zu haben.
 

Zwei Wochen später.
 

„Vorsicht hinter dir!“, schrie Lex auf und Fay drehte sich noch in allerletzter Minute um. Sah das weitaufgerissene Maul eines Zombies auf sich zurassen. Mit einem schwingenden Hieb ihres Säbels, schlug sie dessen Kopf ab und das Monster fiel tot zu Boden. Kaum hatte sie es erlegt, kam schon das nächste. Wollte sie mit seinen vergilbten und verfaulten Zähnen zerfleischen. Doch da fegte ein Feuersturm vor sie und umhüllte das Monster. Verbrannte es in seinem reissenden Sog, bis nur noch Asche übrig blieb. Dankbar blickte sie in die Richtung, aus der der Feuersturm kam. „Danke, Dad!“

„Dank mir nicht zufrüh. Noch haben wir es nicht geschafft!“, sagte ihr Vater und widmete sich den nächsten Angreifern. So ging das schon eine ganze Stunde. Fay, Lex und ihre beiden Eltern waren hier im Hyde-Park auf diese Monster gestossen und kämpften gegen diese.

Schon seit einiger Zeit hatten hier in London bestialische Morde an Menschen, für Aufruhe gesorgt. Alles deutete darauf hin, dass der oder die Täter keine Menschen waren. Die Leichen wiesen zahlreiche Bisswunden hin, die aber auch kein Tier verursachen konnte und somit beauftragte der Leiter einer speziellen Einrichtung von Scottland Yard Lex und seine Schwester sich darum zu kümmern. Sie waren der Spur quer durch London gefolgt, bis jetzt ohne Erfolg. Zuletzt hatte die Spur sie bis hierhin, in den Hyde-Park geführt und sie wurden fündig. Ihre Feinde kamen zu hundert.

Es vergingen mehrere Stunden, ehe diese Monster endlich bis auf das letzte besiegt waren.

Lex steckte sein Silberschwert in die Scheide, während seine Mutter ihren Bogen wieder in einer Stichflamme verschwinden ließ. Fay ging in die Hocke und atmete paar Mal tief durch. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals solange gekämpft hatten. Diese Zombies waren ganz schön hartnäckig gewesen. Dass war eigentlich nicht der Fall. Besonders nicht, wo nun ihr Vater und ihre Mutter dabei waren. In den üblichen Fällen waren ihre Kämpfe kurz gewesen. Das es nun mehrer Stunden gedauert hatte, musste etwas zubdeuten haben.

Ein ungutes Gefühl machte sich in ihrem Bauch breit.

„Ich kann nur hoffen, dass wir sie auch alle ausgerottet haben!“, sagte Lex und schaute seinen Vater vielsagend an. Brain hob die Schultern. „Falls nicht, werden wir es in den nächsten Wochen in den Zeitungen lesen!“, meinte er. Lex nickte. Sein Vater hatte Recht. Wenn sie sie nicht alle erwischt hatten, würden sich diese Ungeheuer gleich die nächsten Nächte wieder melden. Und auch wenn er es ungern zugab, bereitete ihm das wahrlich Bauchschmerzen. Diese Scheusale waren wirklich zäh.

Wobei eigentlich noch andere Dinge durch seinen Kopf gingen.

Diese Werwölfin zum Beispiel. Dass sie ihn nach seinem Vater ausgefragt hatte, gefiel ihm nicht.
 

Sie gingen ins Haus. Durch den Flur, zum Wohnzimmer. „Das diese Monster einfach so auftauchen und dass noch in Horden, ist aber nicht normal oder?“, fragte Fay. Das ungute Gefühl ließ sie nicht los und nagte an ihr. „Nein. Da steckt mehr dahinter. Das spüre ich!“, sagte nun ihre Mutter. Brian sah seine Frau wissend an. Er hatte es genauso gespürt und es bereitete ihm Unbehagen. Dass das kein Zufall war, war ihm schon bewusst, doch das da etwas Größeres dahinter steckte…

Seine Gedanken wanderten zu einem Dämon oder besser gesagt an einer Dämonin, die eine ebenso große Gefahr ausstrahlte, wie er sie jetzt wahrnahm. Da konnte doch was nicht stimmen. Sie musste etwas damit zutun haben. Wieso sonst würden gleich so viele Dämonen sie angreifen.

Sie kamen gerade ins Wohnzimmer, als Brain plötzlich etwas wahrnahm. Es war eine ihm wohlbekannte Aura und sofort verknotete sich sein Innerstes. Diese Aura konnte genauso wenig Gutes bedeuten, wie die Gefahr, diese ausströmte, und die er verspürte.

Und als er sah, wer da mit mit verschränkten Armen vor der Brust an der Couchlehne stand, verdichtete sich sein Verdacht. „Erin!“, flüsterte er.

Erin verzog keine Miene. Sah ihn bitternst an. „Hallo, Brain. Weißt du noch wer ich bin“

Lex Kinnlade klappte hinunter. Er hatte die schöne Dunkelharrige nicht vergessen und dass sie nun vor ihnen stand, rollte alles auf, was ihn beschäftigte.

Brian holte einmal tief Luft. Verflucht, schoss es ihm durch den Kopf und erinnerte sich noch sehr genau an ihre Worte, ehe sie ihm das Leben schenkte.

„Sollte ich rauskriegen, dass du doch mordest, werde ich zurückkommen und dich erschiessen!“

Doch er hatte in dieser Zeit, seit er wiedergekommen war, niemanden getötet. Nur Monster und Menschen, die es sowieso nicht wert waren zuleben. Aber hatte Erin auch diese Sorte gemeint und es irgendwie erfahren?

Oder hatte sie es sich doch anders überlegt und wollte das beenden, was sie abgebrochen hatte.

„Wie könnte ich dich vergessen!“, flüsterte er. Versuchte sich seine Furcht ihr gegenüber nicht anmerken zulassen. Auch wenn es für seine Verhältnisse praktisch unnormal war: Er hatte einen gesunden Respekt vor ihr!
 

Esmeralda runzelte die Stirn. Ebenso seine Tochter. „Ähhh, du kennst sie, Dad?“, fragte sein Sohn, der verblüfft war. Brian sagte nichts dazu, sondern sah sie nun forschend an. Etwas an ihr war anders. Die frühere Abscheu, die sie ihm gegenüber gezeigt hatte, war nur wenig zusehen. Dafür etwas anderes im Gesicht der Schönen. Sorge!

Brian runzelte die Stirn.

„Was machst du hier?“, fragte er und ging auf sie zu. Blieb dicht vor ihr stehen. Erin stiess sich ab und ging etwas zur Seite. Ihr Gesicht war noch ernster geworden und ein harter Zug lag um ihre Lippen. „Ob du es glaubst, oder nicht: Dich um deine Hilfe bitten!“, sagte sie und Brians Augen wurden auf das doppelte groß. „Was hast du gesagt?“, kam es aus ihm ungläubig und Erin hätte fast gelacht. Dass sie ihn um Hilfe bat, musste in seinen Ohren genauso klingen, als würde Luzifer mal in den Himmel zurückkehren wollen. Für sie klang das genauso völlig schwachsinnig, wie für ihn und ihr wiederstrebte es am meisten, ihm um seine Hilfe zubitten. Da er zumal jemanden verschwinden ließ, der ihr sehr wichtig war. Und wenn sie einen anderen Weg gehabt hätte, hätte sie nicht ihn gefragt.

Aber leider standen die Dinge anders und sie hatte keine andere Wahl.

Wie heisst es so schön: Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Massnahmen.

Mochten diese auch so ungewollt sein.

„Du hast mich schon verstanden, oder rede ich Fachchinesisch?“, fragte sie und ihre Stimme wurde malzumal grimmiger. Der Unglauben in Brians Gesichtzügen wich und machte nun Misstrauen platz. Da stimmte doch was nicht!

Er hatte selbst gesehen, wie stark, mächtig schon sogar und vorallem gefährlich war. Wieso also brauchte sie seine Hilfe. Da sie ihn sowieso verabscheute. Er verschränkte genauso wie sie die Arme. „Wieso fragst du gerade mich und vor allem gegen wem soll ich dir helfen!“

„Gegen Whitney natürlich!“

Brian glaubte einen Schlag ins Gesicht zubekommen. Auch wenn er sich gedacht hatte, dass es etwas mit ihr zutun hatte, traf ihn diese Antwort hart. Seit er wieder am Leben war, hatte er nichts mehr von ihr gehört. Hatte gedacht, dass sie schon längst besiegt sei. Gäbe es da nicht diese Gerüchte. Das der Kampf zwischen den beiden immernich verbittert tobte und immer größerer Ausmaße nahm. Bisher jedoch wurde er nicht in diesen hineingezogen. Die weisse Scglange hatte ihn und vorallem, seine Familie in Ruhe gelasen. Also ging er davon aus, dass sie kein Interesse mehr an seinem Tod hatte. Und so sagte er sich auch, dass es ihn genauso wenig interessieren sollte. Es ging ihn nichts an. Er hatte hier in London schon genug alle Hände vollzutun. Zumal er nun eine Familie hatte. Aber jetzt, wo Erin vor ihm stand und ihn um Hielfe bat, konnte das nur eines heissen. Die Gefahr, für sie und ihn, war näher als er dachte. Brian blickte dabei zu seiner Frau und seinen Kindern. Was wenn die weisse Schlange sich nicht damit begnügte nur ihn zutöten.

Bei diesem Gedanken drehte sich sein Magen um.

„Hast du sie immernoch nicht besiegt?“, fragte er.

Erin lächelte nun wieder. Kurz und spöttisch und ihr Gesicht nahm nun finstere Züge an. „Nein. Ich habe es versucht, doch das Miststück ist mir entkommen. Ich hatte sie fast. Doch leider ist sie noch ein tickchen stärker als ich!“, sagte sie. Wie als wenn sich ein Schalter in Brains umgelegt hätte, wurde nun seine Miene finster. Genauso wie Erins. „Und was sagt mir, dass es anders sein wird, wenn ich dir helfen. Hast du eine Garantie dafür!“

„Nein!“, sagte Erin knapp und zuckte gleichermassen die Schultern.

Brians Verwunderung und Befürhctung wurden nun völlig von Misstrauen und etwas anderem zurückgedrängt. „Dann nenn mir einen guten Grund, warum ich dir helfen muss!“

Nun wurde Erins Gesicht furchteinflössend. „Okay, du willst einen guten Grund. Den gebe ich dir. Falls es Whitney gelingt, mich zu erledigen, was meinst du wielange es dauern wird, bis sie sich auf dich stürzen wird?“, fragte sie und sah in Brians Augen etwas aufflammen. Erin erkannte, etwas überrascht, dass es Angst war. Eine Erinnerung aus seinem damaligen Leben war ihm wohl immernoch gut in Gedanken geblieben. „Gut!“, dachte sie und musste ein grimmiges Lächeln verbergen. Immerhin weiss er noch, zuwas dieses Biest in der Lage ist. „Fünf, zehn…fünfzehn Jahre. Hm, ich will ja nichts sagen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass sie nicht lange brauchen wird!“, sagte sie. „Euer Geruch ist nicht gerade, einer wie viele!“

Brain schluckte. Also hatte er sich geirrt. Whitney würde ihn doch töten, sollte sie mit Erin fertig sein. Denn auch wenn er sich nicht einmischte, so würde sie ihn dennoch jagen.

Und er konnte sich gut vorstellen, dass Whitney nicht vergessen hatte, mit wem er sich damals, als er noch jemand anderes war, gegen sie verbündet hatte.

Die Bilder, die ihm vor seinen geistigen Augen tanzten und erst verschwommen waren, nahmen nun schwarfe grausame Züge an. Es durchfuhr ihn kalt. „Und glaub mir: Sie gibt sich mit deinem Tod nicht zufrieden. Sie wird dir die nehmen, die du liebst!“, bohrte sie weiter und schaute dabei zu den drei Vampiren. Sie brauchte nicht lange, um zuwissen, dass die drei der Clan waren, von dem Lex gesprochen hatte. Der Geruch Brians klebte an ihnen. Aber da war noch dieser andere. Und der ging von dieser rotharrigen Schönheit aus.

Ein Licht ging ihr auf. „Ich nehme an, dass du deine Lakeien und deine Braut ungern verlieren willst!“

Brian bleckte plötzlich die Zähne, wie ein wütendes Tier. Und in seine Angst mischte sich erneut Zorn mit. Die Unverschämtheit, die sie sich rausnahm, war mehr, als sein Stolz vertragen konnte. „Das sind meine Kinder und sie meine Frau, du Miststück!“, fauchte er.

Erin besah sich die beiden. Sowohl Lex als auch Fay. Und auch Esmeralda. Sie schüttelte mit einem spöttischen Lächeln den Kopf. „Verstehe!“, murmelte sie. „Woher kennt ihr euch überhaupt?“, mischte sich nun Fay ein und schaute die Lykantrophin mit einem unwohlen Blick an. Brian sah Erin noch eine Weile grollend an. Von einer Sekunde auf die nächste, war seine Angst blanken Zorn gewichen. „Ich hatte damals mit ihr zutun gehabt. Das reicht eigentlich schon, als Aussage!“, erklärte er und schaute dann wieder zu Erin. Sie wollte gerade darauf etwas erwiedern, riss sich doch zusammen und lenkte das Gespräch auf das eigentliche Thema. Es war jetzt keine Zeit in Erinnerungen zu schwelgen. „Nun was ist. Machst du nun mit oder nicht?“, fragte sie und sah ihn ungeduldig an. In Brians Gesicht arbeitete es und er blickte erst zu seinem Sohn, zu seiner Tochter und dann zu seiner Frau. Auf sie hatte er den Blick länger gErikhtet und in seinem Hals bildete sich ein dicker Knoten. Er hatte schon einmal seine Liebste verloren und ist dabei durch die Hölle gegangen. Nocheinmal wollte er das nicht. Dafür hatte er keine Kraft. Dafür nicht!

Aber sich mit der Wölfin zusammen zutun, wiederstrebte ihm. Er konnte diese Frau nicht leiden. Es war seltsam. Dabei verdankte er ihr sein Leben. Erin hatte ihn laufen lassen, damit er seine Bestimmung fand. Dennoch empfand er bei dieser Frau, nun tiefste Abscheu. Für Respekt war nun kein Platz mehr. Mit nur wenigen Worten hatte sie selber dafür gesorgt, dass er sie weit von sich und seiner Familie wünschte. Doch wenn es stimmte, was sie sagte-und daran hatte er keine Zweifel-, würden sie alle sterben, wenn er sich nicht mit ihr verbündete. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, diesen Handel einzugehen. Seine Hilfe, für ein Leben ohne weitere Sorgen und ohne sie. Es wäre ein Zweckbündniss, dachte er sich.

„Also gut. Ich mache mit. Aber…sobald das erledigt ist, verschwindest du aus meinem Leben!“, sagte er. Fixierte sie mit seinen dunklen Vampiraugen, die nun drohend aufflammten. Erin nickte. Das war ein Deal.

„Okay, wenn Whitney Geschichte ist, bin ich weg. Du wirst niewieder etwas von mir hören.Versprochen!“, sagte sie und hebte beide Hände. Brian nickte. Erin lächelte kurz und streckte ihm die Hand hin. „Schlag ein!“, forderte sie und Brian ergriff sie.

Ein Dorf in Angst und eine düstere Legende

Die Limousine fuhr durch die Strassen und bog auf die Autobahn. Innendrin saßen Erin, Brian, Esmeralda, Lex und und Fay in den weichen Sitzen. Die Vampire schauten zu Erin, die mit dem Bein über das andere geschlagen dasaß und erstmal nur ins Leere schaute. Als das Schweigen für die vier unerträglich wurde, riss Brian sie daraus. Es machte ihn fast wahnsinnig. Zuerst drohte sie ihm indirekt mit der Vernichtung von sich selbst und seiner Familie. Bedrängte ihn förmlich, dass er ihr half, weil sie es allein nicht schafft und nun saß sie da und schwieg. Diese Frau war wirklich in mancher Hinsicht eine Plage.

„Und wie ist dein Plan?“, fragte er. Brian hoffte, dass sie einen hatte und nicht blindlinks losstürmte. Und ihn und seine Familie mitriss. Wahrscheinlich noch in den Tod. Seine Famile. Er blickte zu Esmeralda und zu seinen beiden Kindern, die sichtlich angespannt waren.

„Wir gehen nach Indien. In ein kleines Dorf. Dort werden einige Menschen vermisst. Und ich habe nachgeforscht. Einige Menschen glauben ein riesiges Schlangenmonster gesehen zuhaben. Na klingelt da was?“, erklärte sie und Brians Miene wurde noch finsterer. „Natürlich. Die weisse Schlange…!“

„Bingo!“

„Und wieso gerade Indien?“, fragte nun Lex. „Weil sie ein Naga ist und Nagas aus Indien kommen!“, meinte Erin altklug. „Außerdem habe ich da so meine Quellen!“

Brian fragte nicht, was das für Quellen waren. Es interessierte ihn auch nicht. Was er wissen wollte war, wie es weiterging und was ihre Tatik war. „Nagut. Indien. Und was dann?“

„Dann werden wir auf die Suche gehen. Ich bin sicher, die Dorfbewohner können uns etwas darüber sagen!“, erklärte sie. „Klingt eigentlich ganz einfach!“, meinte Fay nun. Tauschte einen Blick mit ihren Vater, der ihren Optismuss nicht zu teilen schien. Im Gegenteil. Erin setzte dem noch einen drauf, als sie sich räsuperte und alles andere als positiv klang. „Noch etwas. Die Dörfler werden wissen wer und vorallem was wir sind. Rechnet also damit, dass sie uns vermutlich nicht gleich in ihre Arme schließen werden!“, sagte Erin.

„Dann verstehe ich nicht, wieso gerade wir Ihnen helfen sollen, oder Sie uns um Hilfe bitten. Werden Sie uns denn nicht aus dem Dorf hinauswerfen?“, fragte nun Lex und machte mit dem Arm eine dementsprechende Bewegung. Manche Menschen waren, das hatte er oft erlebt, nicht sehr angetan von anderen Menschen, die anders waren. Menschen wie sie.

Erin lächelte nun etwas verschmitzt. „Tja, eigentlich haben Sie uns nicht um Hilfe gebeten. Wir gehen einfach dorthin. Und dass wir die einzigen sind, die dieses Monster besiegen könnten, steht ja wohl außer Frage!“, sagte sie und damit war das Gespräch beendet. Vorläufig.
 

Die Fahrt endete nach wenigen Stunden und die kleine Gruppe fand sich auf einem privaten Flugplatz. Dort stiegen sie in einen Jet und nach einigen Vorkerhungen, erwachte die Maschine mit dröhnenden Maschinen zum Leben. Rollte über das Feld und hob dann ab.
 

Erin schaute sich das luxuriöse Innere des Pirvatjets an und schielte dabei mit einem äußerst beeindruckten Blick zu Daroga, der neben ihr saß. Es überraschte sie immer wieder, wie er sowas fertigbrachte. „Daroga…Daroga. Sie müssen mir unbedingt sagen, wie Sie immer wieder an solche Dinge kommen, oder gar manche Leute schmieren können!“, sagte sie und strich mit den Fingern über das weiche Lederpolster ihres Sitzes. Streckte sich demonstrativ und sah ihn mit einem breiten Grinsen an. So gefiel ihr das. Luxus pur!

Auch ihr Wolf Rafael schien es zu gefallen. Er hatte sich vor ihre Füsse zusammengerollt und sich an sie geschmiegt.

Daroga schmunzelte. „Nun ich habe genauso wie Sie meine Kontakte!“, sagte er nur. Erin hob etwas die Brauen. Das alte Spiel, das Daroga nicht immer mit allem rausrückte, war sie ja bereits gewohnt. Aber es ärgerte sie trotzdem. Sie hatte ihm, wenn sie ehrlich sein sollte, immernoch nicht verziehen, dass er ihr damals verschwiegen hatte, dass Chris auf den Fall in Irland angesetzt war. Zwar mochte er seine Gründe gehabt haben. Dennoch wäre mehr etwas Vertrauen in sie nicht falsch gewesen. Aber konnte sie denn ihm auch vertrauen, fragte sie sich plötzlich und sah ihn etwas misstrauisch an. Was wusste bisher von ihm. Eigentlich nicht viel. Nur dass er ihr aus der Patsche half und sie über manche Dinge informierte, die sie nicht wusste. Eigentlich etwas, was ihr reichen sollte. Und doch…

Sie hatte das Gefühl, als sei er nicht ganz ehrlich zu ihr. Doch darüber konnte sie sich noch später gedanken machen. Vorrausgestezt, sie würden den kommenden Kampf überleben.
 

Fay saß neben ihrem Bruder und wirkte nicht gerade gesund. Ihre blasse Hautfarbe wechselte auf ein blasses Grün und sie hielt sich den Mund. Stöhnte dabei leidend, während sie sich den Bauch hielt. Wieso musste ihr gerade jetzt übel werden. In einem Flugzeug noch vorallem. Ihr Magen rumorte und drehte sich. Fuhr regelrecht Achterbahn.

Sie war das Fliegen nicht gewohnt. Mied es, wenn es möglich war. Als sie hörte, dass sie in einen Flieger steigen mussten, war ihr schon vornerein übel geworden. Und nun wo sie, sie wollte nicht wissen, wieviel Meter, über den Boden und über den Wolken hinwegflogen, verstärkte sich das Gefühl der Übelkeit. In ihrem Kopf drehte sich alles und sie schloss die Augen. Wenn sie ein richtiger Mensch gewesen wäre, hätte sie sich schon längst übergeben.

Lex bemerkte, die Übelkeit seiner Schwester und stöhnte innerlich auf. „Jetzt sag nicht, dass du wieder Flugkrank wirst!“, sagte er in einem barschen und auch etwas belustigten Ton. Er war zwar ein liebender Bruder und beschützte seine kleine Schwester. Aber das hinderte ihn nicht daran, sie immer zu necken und zu ärgern. „Reiss dich etwas zusammen!“

Fay schaute ihn finster an. In solchen Momenten könnte sie ihren älteren Bruder zugern erschlagen. „Ich hasse es nunmal zu fliegen!“, gab sie gepresst vor und schaute sich dann um. Lange würde sie das nicht aushalten.

„Gibt es hier Kotztüten?“

Lex konnte nun nicht mehr anderster. Er lachte und wollte sie nun so richtig schön in die Pfanne hauen. Seine kleine Schweser bis zum äußersten zu bringen, war für ihn die wahre Freude. Mochte er dafür zualt sein oder nicht. „Ich weiss wirklich nicht, was du hast. Ist doch nichts dabei. Sieh mich an. Wie ein Fels. Egal ob es rauf oder runter, von einer Seite auf die andere geht. Oder ob es rüttelt oder wackelt!“, sagte er und überschritt somit bei Fay ihre Toleranzgrenze. Sie spürte förmlich wie ihr Essen die Speiseröhre hinaufkroch.. Gemischt mit der Galle. Das machte es noch schlimmer.

Sie sprang auf die Füsse und eilte würgend davon. Wenn sie nicht gleich die Toilette erreichte, würde es ein Unglück geben. Hastig eilte sie davon. Ohne jedoch nicht Lex nocheinmal wütend anzusehen.

Lex schaute ihr mit einer Unschuldsmiene nach. Als seine Schwester auf der Toilette verschwand, lachte er in sich hinein. „Es ist doch immer wieder lsutig!“, dachte er und hörte ein Zischen. Lex ahnte, wer dieses Zischen ausgetsossen hatte hatte. Er sah zu seiner Mutter, die ihn strafend anschaute. Was sie ihm damit sagen wollte, konnte er sich denken. Dennoch setzte er ein unschuldiges Lächeln auf. „Was denn. Habe ich was Falsches gesagt?“, fragte er und Esmeralda schüttelte den Kopf.

In den ganzen Jahren hatte er sich überhaupt nicht verändert. „Das du deine Schwester auch immer ärgern musst!“, seufzte sie. „So bin ich eben!“, sagte er und Esmeralda rollte die Augen. Schaute dann zu Brian, der völlig in Gedanken versunken aus dem Fenster schaute. Ihn gefiel es nicht, dieser weissen Schlange gegenüber zutreten. Nicht nur weil er sich insgeheim fürchtete. Sondern auch wegen seinen beiden Kindern und seiner Frau. Sie hatten nichts damit zutun. Weder mit Erin, noch mit diesem Monster. Trotzdem waren sie mitgekommen und er merkte, wie ein schlechtes Gewissen ihn plagte. Gemischt mit dem üblen Beigeschmack der Sorge. Er hatte erlebt, zuwas dieses Biest fähig war. Damals, als er noch ein anderes Leben in einem anderen Körper hatte. Ein Schauer rann ihm über den Rücken und er wunderte sich, dass er seit langem, seit Jahrhunderten immernoch so etwas wie Angst empfinden konnte. Es war schon irgendwie ironisch. Er, der so viele Menschenleben zerstört hatte. Seine Pläne skrupelos verfolgt hatte, empfand Angst. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. Dass jedoch schnell wieder wich, als ihm bewusst war, in was für eine Gefahr er seine Familie er da brachte.

Esmeralda sah es ihm an und legte sanft ihre Hand auf seine, die die Lehne seines Sitzes bis zum Zerreissen umschloss. Als er ihre Hand auf seiner spürte, ließ sein Griff etwas locker und er schaute zu ihr. Esmeralda lächelte ihn aufmunternt an. „Das wird schon, Brian. Wir schaffen das. Erin sagte ja, wir könnten es schaffen!“, flüsterte sie. Brian schnaubte. Dass sowas ausgerechnet aus dem Mund seiner geliebten Frau kam, glich bei ihm schon an Irrsinn. „Könnten. Das heisst gleich vielleicht und vielleicht heisst gar nicht!“, sagte er und konnte nicht fassen, dass seine Frau Erin vertraute.

Sie kannte sie immerhin nicht. Gneauso wie er. Er kannte sie nur kurzfristig. Was sie dachte und wie sie dachte, wusste er nicht. Und das machte seine Angst noch größer.

Esmeralda lachte leise. „Dass du das sagst, hätte ich niemals erwartet. Immerhin bist du ein gefährlicher Dämon und ein wirklich hartnäckiger!“, sagte sie und Brian sah sie etwas grimmig an. Sie mochte es vielleicht als Scherz gemeint haben. Aber dies versetzte ihm einen Stich, der ihn daran erinnerte, was er damals getan hatte. Was er ihr angetan hatte.

„Ich bin nicht mehr, der ich einmal war. Das weißt du ganz genau!“, murrte er und fing an vor lauter Sorge und Frust an seinem Daumen rumzukauen. Das war wahr!

Als Esmeralda ihm wieder, nach solanger Zeit gegenüber stand, hatte sie es deutlich gespürt. Von dem Hass, von der Bösartigkeit, die ihn einmal ausgezeichnet hatte, war nichts mehr geblieben. Nur ein…verwirrter Geist. Gefangen in der Hülle eines damaligen Monsters. Zum Wiederholten mal fragte sie sich, was wohl geschehen sein mochte, dass er eine solch große Veränderung erlebt hatte. Er hatte niemals darüber gesprochen und Esmeralda war sich sicher, dass es so schlimm sein musste, dass er sich nicht mal ihr, seiner Gefährtin anvertraute.

Bestimment und auch zärtlich nahm sie die Hand, an dessen Daumen er kaute in ihre und schob mit der anderen sein Gesicht zu ihrem. „Das weiss ich. Und das macht mich glücklich. Als ich dich wiedersah, ich wieder spürte, glaubte ich daran, dass das nicht sein kann. Aber als ich deinen Armen lag, habe ich es gefühlt. Dass du wieder hier bei mir bist und das du dich verändert hast. Du liebst nicht nur sondern fürchtest auch. Welcher Vampir kann das von sich behaupten. Du bist mehr Mensch, als Vampir!“, flüsterte sie und küsste ihn auf den Mund. „Mach dir keine Sorgen. Vergiss nicht. Auch ich bin nicht mehr die, die ich war. Ich bin nun genauso mächtig, wie du!“

Brians Herz machte einen schmerzhaften Satz. Gefühle, wie Angst, Reue und Selbstzweifel überfielen ihn erneut und gruben ihre Krallen tief in ihn. Dass sie immernoch zu ihm hielt und das Gute in ihm sah, glich einem Wunder. Als er zurückkam, verfluchte er sich, für das, was er ihr angetan hatte. Ihm war bewusst gewesen, dass er mit seinem Biss ihr Leben zerstörte. Dass sie nicht mehr so leben konnte, wie sie es sich wünschte. Aber seine Gier und seine Sehnsucht nach ihrer Nähe hatten ihn dazu getrieben und das ließe sich nicht mehr rückgängig machen. Sein Mund fühlte sich unangenehm trocken an „Ja, ich weiss. Und ich wünschte, ich hätte es niemals getan!“, erwiederte er und merkte, wie müde er aufeinmal wurde. Esmeralda lächelte noch einmal sanft. Fuhr mit ihren Fingern die Konturen seiner Lippen nach. „Ich habe es mir aber gewünscht, Brian. Ich wollte es…und ich bin dankbar, dass ich endlich, nach solanger Zeit des Leidens endlich mit dir zusammen sein darf!“, sagte sie und rückte mit ihrem Gesicht dicht an seines. „Das bin ich auch!“, erwiederte er und küsste sie.

Immerhin das stimmte. Doch was den Rest anging, der Teil, den sie niemals erfahren hatte und niemals erfahren durfte, sorgte in seinem Inneren, für ein Gefühl der Angst und Kälte. Bisher hatte er es erfolgreich geschafft, ihr nicht zu erzählen, wie er zurückgekommen war und was er getan hatte. Obwohl ein Teil von ihm ihn förmlich anschrie, es ihr zu sagen. Aber er fürchtete sich vielzusehr davor, dass sie ihn nicht mehr als den sehen konnte, den er zu geben versuchte.
 

Erin hatte das ganze aus ihrem Sitz beobachtet und wandte sich mit einem schwachen Lächeln ab. „Sieh einer an. Dieser Mörder kann auch lieben!“, dachte sie sich. „Vielleicht habe ich ihm doch Unrecht getan!“

„Sei keine Närrin. Er ist ein Mörder!“, zischte die Stimme ihres dunklen Ichs und sie presste die Lippen aufeinander.

Das mochte sein, aber war sie keinen deut besser?

Sie war ebenso eine Mörderin, wie er. Hatte vermutlich genauso viele Leben auf dem Gewissen. Es war erschreckend wieviel sie und Brian gemeinsam hatten. Sie waren beide Wessen der Dunkelheit, kämpften für die Seite, die nicht vorhergesehen waren und stellten sich gegen die Dämonen und vermutlich auch gegen den Teufel. Erin schauderte. Aber eines unterscheidet uns voneinander, ging es ihr durch den Kopf und eine stählerne Klaue schloss sich um ihr Herz. Brian hatte seine große Liebe und war glücklich.

Sie jedoch nicht.

In Erins Hals bildete sich ein fetter und ekelhafter Kloss. Sie war bisher niemals nahe genug ihrem Freund gewesen oder gar lange genug, ohne gleich die nahende Gefahr zuspüren, die wie ein drohender Schatten über ihnen lag.

Sie musste nun ständig an Chris denken und wurde von der alten Sehnsucht ergriffen. Immer mehr nahm sie von ihr Besitz. Wiedermal fragte sie sich, ob es ihm gut ginge. Vorallem aber, ob er in Sicherheit war. Dass die weisse Schlange in Indien war, hiess nicht, dass sie dort auch bleiben oder gar keine Helfer ausschicken würde, um ihre Abwesenheit eiskalt auszunutzen.

Ihr Herz krampfte sich bei dem Gedanken schmerzhaft zusammen und sie zwang sich, nicht mehr daran zudenken. Schnell lenkte sie ihre Gedanken in eine viel freundlicher Richtung. Wenn sie das alles hinter sich gebracht hatte, würde sie endlich mit ihm zusammen sein können. Sie würden zusammenwohnen, schlafen, essen und vielleicht auch heiraten. Sie würden eine süße Tochter bekommen und das Leben führen, wie jeder andere auch. Dass sich das ein wenig verrückt anhörte und das sich nichts an ihrem Beruf ändern würde, war Erin bewusst. Aber die Aussicht eine Familie zugründen, war weitaus schöner. Vielleicht könnte sie Daroga überreden ihr Mutterschaftsurlaub zu geben. Er war genauso gut über die Schattenwelt unterrichtet und konnte bestimmt genauso gut kämpfen wie sie. Wieso also nicht?

Bei diesem musste sie verschwörerisch grinsen.

Ja, wenn das alles vorbei war, würde es nur noch schöne Zeiten geben, dachte sie und schloss die Augen, um zu schlafen und zu träumen.
 

Es dämmerte und der Abend brach herein. Fay lag schlafend in ihrem Sitz. Ihr Gesicht hatte wieder eine einigermassen gesunde Farbe bekommen. Lex und Esmeralda schliefen ebenso. Brains Gefährtin hatte ihren Kopf an seine Schulter gelehnt und ihre Nähe gab ihm für eine kurze Zeit das Gefühl der Geborgenheit. Er lehnte seinen Kopf an ihren und schloss die Augen. Atmete tief ihren herrlichen Duft ein. Im Gegensatz zu seinem Geruch nach Schwefel, war ihrer eine Wohltat. Ebenso ihre Stimme und ihr Körper. Lange Zeit blieb er so sitzen. Genoss diesen Moment der Ruhe, den er mit ihr erleben dürfte. Da hörte er ein leises Räuspern und schaute mit finsterem Blick hoch zum Sitz vor ihm. Über dessen Lehnen Erin hervorlugte. „Was willst du?“, fragte er ebenso finster. Erin ließ sich davon nich einschüchtern und nickte mit dem Kinn zu ihr. „Du liebst sie sehr, hm?“

Brians Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Die alte Wut, die er in London, nach ihren unverschämten Worten verspürt hatte, kam zurück. „Ich würde mein Leben für sie geben!“, sagte er trocken.

„Komisch. Du hast es doch schon längst verloren!“

„Du weißt, wie ich das meine!“

Erin nickte und ihr Lächeln schwand. Machte einem nachdenklichem Ausdruck platz. Lange blickten sie sich an. Während Brian sie ansah, sah Erin zu Esmeralda, die schlafend neben ihm saß und dachte nach. „Ist sie es?“, fragte sie dann und Brian runzelte de Stirn. „Was meinst du?“

„Ist sie es. Ist sie der Grund, wieso du wieder hier bist?“

Brians Augen wurden dunkel und er schaute zu Esmeralda. Sah wie friedlich sie an seiner Seite schlief und wandte sich dann an Erin. „Wenn du es so betrachten willst, ja!“

Wieso kam sie nun mit diesem Thema, fragte er sich und der Zorn wich etwas in Verblüffung. Was kümmerte sie es, ob sie meine Bestimmung ist oder nicht. Sie verabscheut mich und ich verabscheue sie, schallte es in seinem Kopf.

Erin wiegte den Kopf kurz hinundher. „Sieh an!“, sagte sie und Brians Gesichtszüger verfinsterten sich. Nun überwog der Zorn wieder und Brain ballte die Hände zu Fäusten. Etwas an ihren Worten klang so, als würde sie ihm nicht glauben. Dass sie immernoch daran festhielt, er wäre nur hier, um zumorden. „Ich habe dir schonmal gesagt, dass ich nicht mehr der bin, der ich war. Ich wurde erlöst und wollte das Leben wiederhaben, was ich mal hatte. Das Leben mit ihr…!“, konterte er scharf. „Schon gut schon gut!“, erwiederte sie nur. „Hmmm!“, murrte er nur. Und wieder klangen ihre Worte in seinen Ohren wie etwas, was sie wirklich dachte. Über ihn und seine Natur.

Ein harter Zug spielte um seine Lippen. Diese Frau war wirklich verbohrt und intolerant anderen Dämonen gegenüber. Dabei sollte es ihn nicht wundern. Wenn er ehrlich sein sollte, sollte er eigentlich daran gewöhnt sein, dass man ihm misstraute. Er war nicht besser gewesen, als jeder andere Dämon. Damals. Aber nun war er nicht mehr der, der er einmal war und auch wenn es ihr wohl schwerfiel, musste sie kapieren, dass nicht jeder Dämon ein Lakaei des Teufels ist. Sie war es immerhin auch nicht. Er sah sie finster an und Erin bedachte ihn dafür hingegen mit einem nachdenklichen Blick. Dann zuckte sie die Schultern und ging wieder auf ihren eigenen Platz. Brain schaute ihr nach und fragte sich, was dieser Blick zu bedeuten hatte. Zugerne hätte er ihre Gedanken gelesen.
 

„Das soll wohl ein Witz sein, oder?!“, empörte sich Lex, als man ihm die Zügel eines Maultiers in die Hand drückte. „Was hast du Lex. Magst du keine Esel?“, fragte Fay mit einem Schmunzeln. „Nein, aber ich weigere mich, mich auf so ein Vieh zusetzen. Da ist mir ein Motorrad viel lieber!“, maulte er und stellte sich an wie ein kleines Kind. Sein Vater rollte die Augen. Erin aber blieb gelassen. „Der Weg, den wir nehmen, ist nicht gerade gemacht, für eine Motoradmaschine. Da sind diese Esel besser dafür geeignet!“, sagte sie und klopfte ihrem Tier auf den Rücken. Dieses iate zustimmend. Lex machte ein mürrisches Gesicht. Fay kicherte. Nun war sie es, die ihn ärgern konnte. „Ach komm schon. Die sind doch niedlich!“, sagte sie und kraullte ihrem Esel den grauen Hals. Lex schaute sie giftig an. War ja klar, dass sie mir nun ein reinwürgte, dachte er voller Groll. Stieg aber dann ohne ein ausgesprochenes Wiederwort auf das Maultier und nahm die Zügel.

Erin blickte zu den anderen, die sich nacheinander auf die Rücken der Tiere schwangen und schaute kurz zu Brian, der ihren Blick stumm erwiederte. Trotz dass sie einander misstrauten und verabscheuten, wussten sie, was der andere dachte. Nun gab es kein Zurück mehr.

„Los, reiten wir los!“, sagte sie und gab dem Mann ein Zeichen.

Mit einem knappen Nicken, ging er voran.

Der Mann, der den Esel Erins führte, hatte die Neuankömmlinge mit einem äußerst misstraurischen und auch beunruhigten Blick zugeworfen.Was man ihm allerdings nicht verübeln konnte.

Fünf Gestalten, die in dunkler Kleidung gehüllt waren. Von denen vier undurchdringlich schwarze Augen hatten und deren Gesichter zur Hälfte ebensoverhüllt waren, wie der Rest ihrer Körper. Nur die fünfte Frau konnte man erkennen, doch auch sie strahlte etwas dunkles Bedrohliches aus. Trotz dass sie schön war, konnte jeder, der auch nur ein Fünkchen von dem Übernatürlichen wusste und ahnte, sehen, dass sie nicht menchlich war. Genauso wie ihre Begleiter.

Erin, Brian, Esmeralda, Lex und Fay ritten weiter, kamen an zahlreiche Dörfer vorbei, dessen Bewohner sie mit dem gleichen Blicken zuwarf, wie der Führer und tuschelten. Brian trieb seinen Esel etwas schneller und war nun mit Erin auf gleicher Höhe. „Erin, wenn wir im Dorf sind. Was dann?“, fragte er und schaute sie dabei etwas dunkel an. Bis jetzt hatte sie nicht über einen Plan gesprochen. Und das machte ihm langsam aber sicher Sorgen.

„Wir werden uns erstmal umschauen. Leute befragen. Vielleicht können sie uns weiterhelfen!“, erklärte sie. „Sofern sie uns überhaupt ins Dorf lassen!“, murmelte Brian und zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht. „Sie müssen!“, war Erins einzige Antwort und ihre Hände, die die Zügel festhielten verkrampften sich für einen kurzen Moment. Brain sah sie etwas anchdenklich an. Ihre Aroganz, die sie ihm im Flugzeug gegenüber, war weggeblasen. Ihre Züge waren hart und entschlossen.

„Du willst sie retten. Nicht wahr? Unbedingt!“, sagte er und Erin blickte ihn an. Ihre Augen waren dunkel und es lief Brian kurz kalt über den Rücken. „Ja. Ich will sie retten!“, knurrte sie.

Ihre Fäuste verkrampften sich immermehr und Brian fragte sich erneut, was in ihr vorging. Doch ihre Augen sprachen Bände. Das konnte er sehen.

„Ist das das Dorf?“, fragte Esmeralda und riss beide aus ihren Gedanken. Erin wandte sich von Brian ab und zügelte ihren Esel. Sie standen auf einer Anhöhe an dessen Fuss sich ein Dorf erstreckte. Und Erins Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Zwar waren sie noch einige Kilometer davon entfernt, doch Erin konnte deutlich den Geruch wittern, der vom Wind zu ihnen getragen wurde. Den Geruch von Angst!

Er wehte wie ein Pesthauch zu ihnen hoch und reizte ihre Nase. „Ja, das ist es!“, sagte sie und ritt dann weiter. Als in das Dof kamen warf man ihnen sowohl verwunderte, als auch verängstigte und auch misstraurische Blicke zu. Die Menschen, an denen sie vorbeiritten schauten ihnen nach und murmelten in ihrer Muttersprache aufgebracht etwas. Brian konnte zwar kein indisch, aber er konnte er sich gut denken, dass ihre Ankunft sie erschreckte. Erin hatte es ja schon mal erwähnt. Hier wusste man, was sie waren. Einige Frauen brachten die Kinder in die Hütten. Als ein Kind Rafael streicheln wollte, wurde es von der Mutter gepackt und weggerissen.

Männer waffneten sich mit Stöcken und Sperren aus. Bereit anzugreifen. Trotz dass sie wohl auch wussten, dass sie gegen die Neuankömmlinge keine Chance hatten. Erin lächelte über diesen Mut, den die Bauern hier hatten. Lex ritt neben seinen Vater und raunte ihm zu sarkastisch zu:„Anscheinend sind wir hier sehr willkommen!“

Brian nickte. „So willkommen, wie die Pest!“

Erin hielt an und stieg ab, die anderen machten es ihr gleich. Einer der Männer trat vor sie und hielt ihr den Sperr entgegen. Er sagte es etwas auf indisch, was nach einer Drohung klang. Erin blieb gelassen und antwortete.

Natürlich auf indisch. Der Mann betrachte die übrigen, als Erin fertiggesprochen hatte und ihm war das Misstrauen, das vorher schon sein Gesicht prägte und nun stärker wurde, deutlich anzusehen. Wieder sagte er etwas und Erin erwiderte darauf etwas. Mit betonter Stimme und sie klang so deutlich, als wenn der Mann keine andere Wahl hätte. Der Mann blickte sie noch einige Minuten an, in seinem Gesicht arbeitete es und dann drehte er sich um. Verschwand in einer der Hütten und es vergingen weitere Minuten, ehe der Mann wieder rauskam. In Begleitung eines älteren. Das Haar war schneeweiss und umrahmte seinen Kopf wie einen Heiligenschein. Sein Gesicht vom hohen Alter geprägt. Sein Körper gebrechlich und mager. Dennoch waren die Augen des Mannes wach und strahlten etwas aus, was Erin als Stärke und Geduld erkannte. Erin ging auf ihn zu und verbeugte sich. Hatte dabei die Hände zusammengefaltet. Der alte Mann tat es ihr gleich. Und lächelte. Strahlend weise Zähne lugten unter seinen schmalen Lipper hervor und er sagte etwas, was wie ein Grusswort klang. Erin erwiederte dieses. Dann wechselten sie noch einige Worte und dann schaute der ältere zu den anderen, die hinter Erin warteten. Erneut richtete er das Wort an sie und Erin nickte, erklärte ihm etwas und der alte Mann nickte. Dann machte er ihr Andeutungen ihm zufolgen und Erin gab diese an die anderen weiter. Brian und Esmeralda blickten sich kurz an und gingen mit ihr. Lex und Fay taten es ihr gleich.

Die Hütte, in die sie der Mann führte war mittelgross und bot genug Platz um sich frei zubewegen. Dennoch war sie ärmlich eingErikhtet. Eine Ansammlund von Decken und einigen Kissen stellten das Bett dar und in der Mitte in der sich wohl der Wohnraum befand, stand ein niedriger Tisch. Drumherum lagen kleine Kissen. Erin, Brian, Esmeralda, Lex und Fay setzten sich auf diese. Der alte Mann ebenso. Lex ließ den Blick durch die Hütte wandern und stiess dann seine Schwester mit dem Ellenbogen an. „Ziemlich armselig, findest du nicht?“, fragte er. „Diese Menschen haben kaum was zuessen. Sie sind arme Leute. Das einzige womit sie Geld verdienen, sind die Schafe, die sie hüten und die Milch!“, erklärte Erin leise. „Schafe. Ich habe kaum welche gesehen. Höchstens fünf oder zehn!“, sagte Lex. „Tja, dann weißt du auch warum, sie so arm sind!“, erwiderte Erin kühl. Der alte Mann, Abhijat, lenkte dann wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich und begann sie auszufragen. Erin beantwortete jede seiner Fragen und er ihre. Und während er das tat, legte sich Erins Stirn in tiefe Falten. Als der Mann geendet hatte, holte Erin tief Luft und wandte sich dann an ihre Verbündeten. „So wie es aussieht, scheinen in letzter Zeit viele Menschen verschwunden zusein. Allesamt auf unerklärliche Weise!“, sagte sie und in ihrer Stimme schwang etwas mit, dass zeigte, was in ihr vorging. „Der Klassiker!“, murmelte Fay unwohl. Erin lächelte schwach.

Dann fragte sie wieder den Mann und er bErikhtete erneut. Bei dem letzten Satz musste Erin nochmals nachhacken und als Abhijat seine letzten Worte widerholte, sog Erin scharf Luft ein. „Dieses Monster!“, fauchte sie. Brian, der sich bis jetzt zurückgehalten und alles nur mitgehört hatte, wurde nun neugierig. „Was hat er gesagt?“

Erins Innerestes verkrampfte sich und sie drehte sich mit einem grimmigen Ausdruck zu ihm herum. „Bei den Veschwundeenn handelt es sich bis auf einen um Kinder. Alle im Alter von dreizehn Jahren!“

„Oh mein Gott!“, flüsterte Esmeralda. „Bis auf einen. Ich dachte, alle Verschwundenen wären Erwachsene!“, sagte Brian und Erin schnaubte. „Ich dachte auch erstmal, dass es sich hierbei nur um Erwachsene handelt, aber anscheinend habe ich mich geirrt!“, sagte sie grimmig und fragte, wie es dazu kommen konnte, dass es nur ein Erwachsener war, der verschwunden ist. Ihre Stimme war dabei immer finsterer geworden und Zorn schwang darin mit.

Anscheinend geht ihr das sehr nahe, dachte Brian. Ein kleiner Teil in ihm sagte ihm, dass das ihn nicht wundern sollte. Immerhin war Erin jemand, der retten wollte. Auch wenn sie wusste, dass es nichts bringen würde.

Abhijat sagte ihr, dass er wohl zu tief in den Dschungel gegangen war und somit dem Monster über den Weg lief. „Das war wohl ein Fehler. Das Monster muss ihn entweder für einen Eindringling oder was ich eher vermute, für einen kleinen Snack gehalten haben!“, meinte sie trocken. „Oder vielleicht beides!“, kommentierte Lex.

„Aber wieso Kinder?“, fragte Esmeralda. Sie klang genausi schockiert und ebstürzt, wie Erin vor wenigen Minuten. Diese Frage wandte Erin übersetzt an den Alten und ein Schatten legte sich auf das Gesicht des Mannes. Mit brüchiger Stimme begann er zu erzählen und Erin übersetzte jedes einzelne Wort, das ihm über die Lippen kam.

„Hier im Dorf gibt es eine uralte Legende. Sie besagt, dass es hier im Dschungel einen Tempel gibt, in dem böse Magier einen Schlangendämon angebetet hatten und Opfer dabrachten. Die Opfer waren Kinder gewesen. Mag sagt, dass die Magier ihnen die Herzen herausgeschnitten hatten und dem Dämon als Zeichen ihrer Treue schenkten. Die Herzen der Kinder galten als ein Symbol der Reinheit und nichts konnte dem Dämon mehr Kraft geben, als Reinheit. Jahrelang währten der Terror und der Schrecken, den sie damit verbreiteten. Bis der Dämon irgendwann von einem anderem vernichtet wurde…!“

An diesem Punkt erfüllte Erin ein seltsames Gefühl und als sie in ihrem Inneren Erik verschwörerisch kichern hörte, stieg in ihr eine gewisse Vorahnung auf. Sie fragte den Mann und er antwortete. Diese aber übersetzte sie nicht, sondern behielt sie für sich. Sie wurde kalkweiss und ihr wurde kalt. Ihre Hände zitterten und sie ballte sie zu Fäusten damit niemand sah, was für einen Schreck sie bekommen hatte. Brian bemerkte es aber. „Erin, was für ein Dämon war das?“, fragte er und Erin biss sich schmerzhaft auf die Unterlippe. Lange herrschte Schweigen. „Ein Dämon in Gestalt eines riesigen schwarzen Wolfes!“, sagte sie und ihr wurde mit einem Male schlecht. Sie hatte sich schon immer gedacht, dass Erik nicht gerade gut auf die weisse Schlange zu sprechen war, genauso umgekehrt. Aber dass die beiden, schon bevor es sie gab, einen Kampf führten, schockierte sie bis ins Mark. „Erik, du elender…!“, sagte sie in Gedanken. „In Gestalt eines Wolfes. Du denkst, dass das…!“, fragte Brian, der anscheinend genauso darüber verwundert war, wie sie. „Dass das Erik war. Ich denke es nicht nur, ich weiss es sogar. Jetzt verstehe ich auch, wieso die weisse Schlange so wild darauf ist, mich zu vernichten. Ich war auserwählt Eriks Wirt zu sein. Sie wollte verhindern, dass ich ihn in mir aufnehme und jetzt wo er in mir ist, hat sie noch einen Grund!“, antwortete sie grimmig. Alles ergab nun einen Sinn. Wo sie vorher gedacht hatte, dass die weisse Schlange nur hinter ihr her war, weil sie der Unterwelt immer wieder einen Strich durch die Rechnung machte, musste sie nun einsehen, dass Darogas Worte mehr Gewicht hatten, als sie es jetzt schon hatten. Ihr lief es kalt über den Rücken. Nun waren alle Rätsel gelöst, die es gab. Und Erins Zorn auf dieses Monster wuchs ins unermessliche.

„Wow, das klingt nach ganz schön hartem Tobak!“, bemerkte Lex. „Das trifft es nicht im Mindesten!“, sagte Erin bitter und konzentierte sich wieder auf das, was vor ihnen lag. „Wie besiegte er den Schlangendämon?“, fragte sie. Wenn Erik es geschaffte hatte, konnte sie es vielleicht auch schaffen.

„Das weiss niemand. In den alten Schriften steht nur, dass der schwarze Wolf den Schlangendämon etwas Wichtiges raubte. Etwas, womit der Schlangendämon seine Macht und seine Opfer steigern konnte. Wie er ihn besiegt hat, das ist leider nicht bekannt!“

Erins Kehle schnürte sich zu. Das wurde ja immer verrückter. „Was für böse Überraschungen erwarten mich denn noch!“, dachte sie und ballte die Hände zu Fäusten, bis sich ihre Nägel ins Fleisch gruben.

In ihrem Kopf war ein heilloses Durcheinander. Sie hatte immer gedacht, die weisse Schlange wollte Erik vernichten, weil er nun auf der anderen Seite stand. Weil er ein Verräter war. Dass nun mehr dahinter steckte, überstieg ihren Horizont und dabei hatte sie schon Dinge gesehen, die selbst einen normaldenkenden Menschen an den Rand des Wahnsinns bringen würden. Und noch kam erschwerend hinzu, dass sie keinen Anhaltspunkt hatte, der ihr sagen konnte, wie sie dieses Monster endlich zurück in die Hölle schicken konnte. Es war einfach frustierend. Sooft hatte sie gegen sie gekämpft und immer wenn sie dachte, sie hätte es geschafft, stellte sich heraus, dass sie noch lebte. Irgendwie musste sie sie aber besiegen können. Erik hatte es doch auch geschafft. Kurz dachte sie daran, ihn zufragen. Verwarf den Gedanken jedoch wieder. Erik würde sicher den Teufel tun, und es ihr verraten. Zwar mochte er gewissermassen ihr Partner sein, aber das heisst nicht, dass er es ihr auch sagte. Und bisher hatte sie immer das Gefühl, sie könne ihm nur halbwegs trauen. Außerderm würde sie dann bei ihm den Eindruck wecken, dass sie ohne ihn hilflos sein würde. Diese Blöße wollte sie sich nicht geben. Soviel Stolz hatte sie noch.

„Weiss man wenigstens, wo dieser Tempel ist?“, fragte sie wieder, tief Luft holend, um ihren wachsenden Ärger zu unterdrücken. Abhijat nickte. Doch um seine Mundwinkel lag ein harter Zug. „Ja, das weiss man. Aber niemand wird auch nur einen Fuss in den Dschungel setzen!“, übersetzte sie. „Natoll. Und was jetzt?“, flüsterte Lex. Fay stiess ihrem Bruder den Ellenbogen in die Seite. Seine negative Art würde ihnen sicherlich nicht helfen.

„Wir müssen aber zu diesem Tempel!“, sagte Erin mit hörbarem Nachdruck und die Stirn des alten Mannes legte sich in tiefen Falten. Erin hoffte, dass sie damit etwas bei ihm bewirkte. Hier ging es schließlich um Menschenleben. Nicht nur um das der Dorfbewohner, sondern der ganzen Welt, wenn sie nicht erfolgreich waren.

Doch als sie sah, wie es in seinem Gesicht weiterhin arbeitete, musste sie einsehen, dass das nicht leicht werden würde. Sie konnte ihn schon irgendwie verstehen. Er wollte nicht, dass ein paar der Dorfleute sich in den gefährlichen Dschungel wagten. Die Angst und die Gefahr waren einfach zu groß. Dass einige der Kinder entführt wurden, war schon schlimm genug. Wenn auch noch die Männer ihre Ehefrauen zurücklassen würden, würde das den Rahmen sprengen. Es war totsicher, dass sie nicht wieder lebend herauskamen. Dennoch mussten sie darein.

„Wenn wir diesen Tempel und diesen Dämon nicht finden, wird er euch früher oder später holen. Jeden einzelnen!“, sagte sie und wusste zugleich auch, dass sie den Ärmsten unter einen ungeheuren Druck stellte. Doch was blieb ihr anderes übrig. Es musste sein. „Ich bitte Euch. Helft uns dieses Scheusal zufinden und wir werden dafür sorgen, dass es niemals mehr eure Kinder mitnimmt!“

Der Mann biss sich auf die Unterlippe und überlegte. In dem Moment konnte Erin deutlich die Hilflosigkeit des Mannes spüren. Sie umgab ihm wie eine Aura. Erin konnte es nicht nur spüren, sondern auch riechen. Er hat Angst, dachte sie. Und konnte ihn verstehen. Mehr als gut war. Einerseits fühlte er sich für das Dorf und dessen Bewohner verantwortlich und wollte beides sogut es ging schützen. Aber anderseits wollte er auch nicht, dass die Männer die Sicherheit des Dorfes verließen. Es war blanke Ironie. „Das schwöre ich!“, versprach sie nachdrücklich und der Mann blickte sie etwas zweifeltn an. Erin schluckte und gab etwas von ihrer angespannten Haltung auf. Deutlich konnte sie in seinen Augen die Erkenntniss sehen. Zuerst dachte sie, er würde sie für eine Art Spionin oder gar Verbündete des Dämons halten. Aber dann entspannte sie sich, atmete erleichtert auf. Nur im selben Moment scharf Luft zuholen. Sie schwankte zwischen Erleichterung und Anspannung und auch Frust. Ihm war bewusst gewesen, dass sie nicht menschlich war. Genauso wie die anderen, die sie begleitet hatten. Aber er hatte auch gemerkt, dass sie nichts Böses im Sinne hatte, sondern ihnen helfen wollte. Dass sie aber nun darum bat, zum Tempel gebracht zuwerden, gefiel ihm trotzdem nicht. Er seufzte schwer. „Wenn wir euch hineinbringen. Zu diesem Tempel führen, wird dieses Monster sich an uns rächen!“, sagte er ernst und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Erin schüttelte den Kopf. „Das wird es nicht. Es ist geschwächt und wird sich sicherlich nicht aus dem Tempel trauen. Dass es die Kinder geraubt hat, heisst nicht, dass es auch wirklich hierherkann. Es kann sie durch Hypnose zu sich geholt haben!“, meinte Erin und hoffte, dass sie damit bei ihm endlich was erreichte. Mochten ihre Worte hart und grausam sein. Sie entsprache der Wahrheit. Und sie war dennoch auf die Hilfe der Bewohner angewiesen.

Doch trotz ihrer Worte und der Eindringlichkeit konnte sie deutlich in den Augen des Dorfältesten sehen, dass sie ihn nicht überzeugen konnte. Die Angst saß zu tief in seinen Knochen.

Erin seufzte und ihre Schultern sanken nachunten. Es hatte keinen Sinn.

„Erin!“, hörte sie hinter sich sagen und zuckte zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Sie blickte hinter sich und sah Brian. Sie runzelte verwirrt die Stirn. Es war das erste Mal, dass er ihren Namen sagte und dabei so klang, als würde er sie nicht hassen, sondern als wenn er sie um etwas bitten wollte. „Ja?“

„Übersetze was ich sage. Ich kann kein indisch!“, sagte er bloss und Erin sah ihn noch verwirrter an. Aber dann nickte sie.

„Hört auf das, was sie sagt. Sie weiss, was das für ein Scheusal ist. Und auch ich habe es miterleben müssen!“, sagte er. Erinnerte sich daran an sein frühres Leben. Erinnerte sich, wie sie andere Menschen manipuliert und sie beinahe, sie und ihn getötet hatte. Er schauderte kurz. „Wenn wir nichts gegen sie unternehmen, wird sie nicht nur euch, sondern auch den Rest der Menschen ins Verderben reissen. Sie gibt sich nicht mit dem kleinsten zufrieden!“, dabei schaute er zu Erin und musste daran denken, dass sie ihm sagte, die weisse Schange würde nicht nur ihn, sondern auch seine Familie töten. Ein dicker Kloss bildete sich in seinem Hals. Er wollte seine Familie schützen. Um jeden Preis. Selbst wenn er dieser undurchschaubaren Frau helfen musste.

„Wollt Ihr wirklich für den Tod tausender und millionen Menschen verantwortlich sein?“, übersetzte Erin Brians Worte und war erstaunt, dass er sie bei ihrer Bitte unterstützte.

Hatte er sie nicht vorher angesehen, als würde er sie aus tiefstem Herzen hassen?

Wieso also half er ihr, den Alten zu überreden?

Etws sagte ihr, dass es mehr mit seiner geliebten Frau und seinen Kindern zutun hatte, als mit seinem eigenen Leben. Ein zaghaftes Lächeln erschien kurz auf ihren Gesichtszügen. Er war wirklich anders, dachte sie und wandte sich wieder an den alten Mann. Dieser blickte sehr nachdenklich und ernst drein. Fuhr sich mit den Fingern über seinen weissen Bart und seine dunklen Augen blickten kurz zu Erin, dann zu Brian. Ein Untoter und eine Wolfstochter. Beide kämpfen gegen den Schlangendämon, der einst hier wütete. Wie seltsam, dachte er. Beide sind Todfeinde. Und doch…

„Ich weiss, dass Ihr euch fürchtet. Aber wenn Ihr nichts unternehmt, wenn Ihr uns nicht helft, so wird es bald zu einer Katastrophe kommen!“, sagte sie nun und sah den Mann fest an. Nocheinmal ließ er sich ihre Worte durch den Kopf gehen und es erschien Erin, als würden sich die Minuten zu Stunden dehnen. Abhijat schwieg noch lange und seufzte dann. „Also gut. Ich werde einige Männer bieten euch durch den Dschungel zubegleiten. Sie werden euch soweit bringen, wie sie können!“, sagte er und Erin nickte. Einverstanden und erleichtert, dass er ihr Angebot angenommen hatte. „Wann können wir aufbrechen?“

„Heute ist es zu spät und es müssen noch Vorbeitungen getroffen werden. Es kann also etwas dauern!“

„Gut, dann können wir die Zeit nutzen und uns etwas umsehen. Ich bin sicher, dass dieser Dämon nicht nur die Kinder entführt hat. Sondern auch hier im Dorf gewütet hat. Sicherlich hat er dabei Spuren hinterlassen!“, sagte Erin und das Gesicht Abhijat wurde bedrückt. „Ja, das hat er!“

Leise stahl sich die vermummte Gestalt davon. Als sie die fremden und vor allem die schöne Frau, mit dem Wolf gesehen hatte, hatte sie gespürt, dass sie etwas mit dem Schlangendämon verband und schöpfte neue Hoffnung.
 

Als sie das Haus des Ältesten verließen, warf Erin Brian einen flüchtigen Blick zu. „Wieso hast du das getan?“

„Was meinst du?“

„Mir dabei helfen, den alten Mann zu überreden. Ich dachte du, kannst mich nicht leiden. Also warum?“

„Ich habe niemals gesagt, dass ich dich nicht leiden kann. Ich teile nur nicht deine Meinung, über andere Schattenwesen. Das alle Dämonen verkommene Missgeburten waren und am besten alle vernichtet werden mussten. Und warum: Das ist ganz einfach zu erklären. Ich will meine Familie beschützen!“

„Und wieso hast du zugelassen, dass sie dich begleitet?“

Brians Gesichtszüge wirkten kurz angespannt. Er hatte es mehr als einmal versucht seine Frau und seine Kinder zuüberreden, in London und damit in Sicherheit zu bleiben. Doch Esmeralda hatte den Kopf geschüttelt und seine Bitte mit den Worten:„ Ob London, Indien oder sonst wo anders. Wir werden niemals in Sicherheit sein. Das weißt du genaus gut, wie ich!“, abgeschlagen und war ihm gefolgt. Und seine und ihre gemeinsamen Kinder ebenso.

„Das habe ich nicht!“

„Sie wollten mitkommen?“

Brian nickte. „Dann müssen wir aufpassen, dass ihnen nichts passiert!“, sagte Erin und Brian sah sie mit gehobenen Brauen an. Erin lächelte nur. „Glaubst du ich lasse zu, dass eine Familie auseinander gerissen wird!“

Ihre Stimme klang aufrichtig, aber auch traurig. Brian erinnerte sich, dass Erin selber keine Familie hatte. Zumindest nicht die, die sie sich wünschte. Und etwas wie Mitleid, ergriff ihn.
 

Die Leute warfen ihnen misstraurische Blicke zu, als sie an ihnen vorbegingen und am Ufer des Flusses hielten, der am Dorf vorbeifloss. Ein widerlicher Geruch stieg von diesem auf und Erin rümpfte die Nase. Angewidert hielt sie sich die Hand davor. Refael erging es nicht ander. Er knurrte leise und legte die Ohren an. Brian, Esmeralda und ihren beiden Kindern fiel der Geruch genauso auf „Man, stinkt das vielleicht.Was ist das bloss?“, fragte Lex und Erin schaute zu dem Mann. „Ist das eure Wasserquelle?“

Abhijat nickte. „Ja, das war sie mal!“

„Wieso war?“

„Seit dem Verschwinden der Kinder, ist das Wasser nicht mehr trinkbar…!“

„Wieso…?“

„Seht selbst!“, sagte er und nahm einen Stock. Hielt ihn ins Wasser und einige Sekunden später, warf er Blasen. Es zischte und brodelte und als Abhijat den Stock wieder aus dem Wasser nahm, war dieser bis zu Hälfte regelrecht weggeätzt. Erins Gesicht wurde finster und hart. Sie blickte zu dem Fluss, der eigentlich völlig normal aussah. Ging etwas näher heran und machte den Zweifingertest. Genauso wie bei dem Stock dauerte es etwas, bis der Effekt einsetzte und sie mit einem Zischen die Finger rausnahm. „Was ist?“, fragte Fay. Sie beugte sich zu ihr und sah, wie die Haut an ihren Fingern sich wieder regenierte. „Das ist pure Säure!“, knurrte sie. „Und somit unbrauchbar für die Menschen hier!“, murmelte Esmeralda. Erin nickte. „So sieht es aus!“, sagte sie. Ob sie oder wieviele das getrunken hatten, darüber wollte sie nicht nachdenken.

„Wenn ich mir vorstelle, dass das auch Kinder getrunken haben, dann…!“, kam es von Fay und sie musste sich schütteln. „Hey, jetzt komm mal wieder runter ja!“, sagte Lex nun, der das ganze auch etwas an die Substanz ging.
 

Am Abend saß Erin an einem der vielen Öffnungen, die wohl als Fenster dienten und schaute in die Nacht hinaus. Ihre Gedanken gingen in verschiedene Richtungen. Dass Erik schon vor ihrer Zeit einen Kampf mit Whitney hatte, machte ihr am meisten Kopfschmerzen. Und sie fragte sich, wieso er ihr das verschwiegen hatte. Sie dachte, sie könnte ihm vertrauen. Wie naiv von ihr, musste sie nun feststellen. Ihr Gesicht wurde zu einer düsteren Maske und sie ging zu ihrem Rucksack, in dem sie ihre Waffen hatte. Vorsichtig holte sie ihre Lieblingswaffe raus und untersuchte sie. Schob dann ein Magazin und ließ es einrasten. Das Geräusch hatte etwas beruhigendes, vertrautes. In den ganzen Jahren waren ihre beiden Waffen, die besten Mittel gegen die dunklen Mächte und hatten sie immer vor dem Tod bewahrt. Auch als sie ein Schattenwesen wurde, behielt sie sie. Doch nun konnte sie sie nicht gebrauchen. So schmerzhaft diese Vorstellungs auf war. Aber Silber konnte dieses Biest nicht nichts anhaben. Das musste sie wohl einsehen. Mit einem Knurren legte sie die Waffe zurück.

„Du denkst wir haben keine Chance?“, fragte plötzlich eine Stimme und sie drehte sich um. Esmeralda stand hinter ihr. Erin blickte die Vampirin kurz an, dann nickte sie. „Ich habe nicht nur geblufft, sondern auch gelogen, dass sich die Balken biegen!“, sagte sie und schloss die Tasche. Wischte sich über die Stirn. Erste Zweifel überkamen sie. Was wenn sie versagte?

Wenn die weisse Schlange mächtiger war, als sie dachten und selbst ihre versammelten Kräfte nichts gegen sie ausrichten konnten?

Erin schauderte und versuchte ihre Zweifel abzuschütteln.

Esmeralda konnte es ihr deutlich ansehen. Die Angst zuversagen. Und sie konnte sie gut verstehen. „Ich weiss, wie du dich fühlst!“, sagte sie und setzte sich in eine bequemere Haltung. Erin hob die Brauen. „Achja?“

Esmeralda nickte. „Ja, ich habe mich genauso gefühlt. Damals als ich gegen…Brian kämpfte!“, flüsterte sie und es kostete sie große Kraft, es auszusprechen. Erins Brauen hoben sich mehr. „Du hast gegen Brian gekämpft. Ich dachte, ihr würdet euch lieben?“, murmelte sie verwirrt. Esmeralda lächelte. Es war ein trauriges Lächeln. „Das haben wir auch. Aber…!“, sagte sie und ihre Hände, die sie einander verschränkt hatte, verkrampften sich für einen kurzen Moment. „Das Schicksal hat es uns nicht erlaubt!“

Erin ahnte, was sie damit sagen wollte. „Du musst es nicht erzählen, wenn es zusehr schmerzt!“, sagte sie und Esmeralda sah sie mit einer Mischung aus Dankbarkeit und auch Erleichterung an. Zusehr schmerzte es, was sie damals durchgemacht hatte. Der Konflikt zwischen ihrem Herzen und ihrem Verstand, ihrem Pflichtgehfühl. Und was danach kam…

„Ich kann es mir auch gut so vorstellen. Du ein Mensch und eine Jägerin, er ein Vampir und damit dein Feind. Trotzdem habt ihr euch gefunden…!“, sagte sie.

„Ja, aber ich werde mir niemals verzeihen, dass ich es war, die ihn tötete!“

„Du hast ihn erlöst. Das sagte er mir. Und das ihr nun zusammen sein dürft, sollte dich freuen!“

„Das bin ich auch. Aber ich war auch erstaunt, dass er wieder lebte!“

Erin sah sie etwas verwirrt an. „Erstaunt, wieso?“

Esmeralda hob die Schultern. „Ich habe ihn erlöst, also war es doch unmöglich, dass er zurückkam!“, sagte sie und ihre Miene wurde mit jedem Wort bedrückter. Als würde sie es beschäftigen, warum ihr Geliebter zurückgekehrt war. Und es sie mürbe machte, warum sie es nicht wusste.

In Erin wuchs ein bestimmter Verdacht. Sie weiss nichts davon, ging es ihr durch den Kopf und beschloss nicht weiter nach zubohren. Warum auch Brian seiner Gefährtin es ihr verschwiegen hatte, entwedere hatte er einen Grund oder einfach nur Angst. Trotzdem…

Irgendwie war sie der Meinung, dass er es ihr sagen sollte. Sonst würde das auf ewig zwischen ihnen stehen und womöglich das zarte Band zwischen ihnen zerreissen. Erin lächelte etwas schwach. Eigentlich sollte es sie nichts angehen. Ihr egal sein. Aber sie konnte sich gut vorstellen, wie Esmeralda sich fühlte. So musst sich auch Chris gefühlt haben, als ich ihm frech ins Gesicht gelogen habe und es beinahe unsere Beziehung zerstört hätte…

Bei Gelegenheit würde sie mit Brian sprechen.
 

Der Himmel war blutrot. Dunkle Wolken türmten sich auf und in der Ferne war das Donnern zu hören. Unter de, Himmel lag das Dorf. Doch statt Leben darin, lag der Tod, wie ein Schatten über diesen. Entfernt konnte man das Schreien und Wehklagen der Menschen hören, die es geschafft hatten, zu überleben. Rauchsäulen stiegen dort auf, wo einst Häuser gestanden hatten und nun eingestürzt und verbrannt waren. Es knackte und knisterte. Das Bersten von Hals erfüllte die Luft. Vermischte sich mit den Stimmen der Menschen, die um ihr Leben fürchteten. Doch das war beweitem nicht so laut, als das Brüllen, dass durch den Himmel hallte und selbst die Berge beben ließen. Etwas weisses Schuppiges und gigantisches, kroch aus den Wolken und bäumte sich drohend auf. Mit aufgerissenem Maul richtete sich das Ungetüm auf und stiess einen Blitz auf das Dorf hinab. Dieser ging krachend aufs Dorf nieder und es gab eine Explosion. Menschen und Tier wurden in die Luft geschleudert und diejenigen, die hochgenug flogen, wurden von dem Maul des Monsters aufgeschnappt und verschlungen.

Erin sah dies und fühlte sich ohnmächtig vor Hilflosikeit aber auch vor Wut. Sie erkannte das Monster. Der Dorfälteste hatte ihr von ihm erzählt.

Es war die weisse Schlange in ihrer wahren Gestalt und Erin spürte, wie ihr Magen sich umdrehte und ihr Blut zu Eis wurde. Das also ist ihr wahres Gesicht, dachte sie und schluckte schwer. Instinktiv griff sie nach ihrer Waffe, doch diese ging ins Leere und Erins Körper versteifte sich. Dieses Monster wütete, tötete diese armen Menschen und sie konnte nichts dagegen ausrichten. Nur zusehen. Tränen stiegen ihr in die Augen und sie sank in die Knie. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich hilflos und schwach.

Was sollte sie nur tun?

Wie konnte sie sie besiegen?

Erneut brüllte das Monster. Doch das Brüllen wurde von einem anderen erwiedert und die Wolkendecke brach auf. Etwas schwarzes, Dunkles und bedrohliches kroch lauernd auf die weisse Schlange zu und stellte sich, gebeugt zum Angriff bereit ihr entgegen. Verschmolz beinahe mit den Wolken, die nun pechschwarz wurden und man konnte nur schwach etwas erkennen. Aber Erin sah deutlich, was sich da in den Wolken befand und Gestalt angenommen hatte. Ein Wolf. Nicht minder groß, wie das Schlangenmonster. Wie Feuer loderten die Augen in dem dunklen Gesicht des Tieres und als es sein Maul öffnete, ragten scharfe Reisszähne hervor. Verheisten demjenigen, der in diesen geriet, den Tod. „Erik!“, schoss es ihr durch den Kopf und mit einem Male wurde ihr klar, was hier vor sich ging. Sie sah den Kampf der beiden, der einst vor ihrer Zeit getobt hatte. Ihre Knie wurden weich, als sie sich dessen bewusst wurden und sie wusste nicht, was sie empfinden sollte. Erleichterung oder Angst. Nie hätte sie gedacht, dass auch ihr Immortelle solch eine unheilvolle Gestalt haben konnte. Aber nun wo sie sah, dass auch er ein Monster war, wurde ihr bewusst, dass das sicherlich kein Zufall war. Sie war seine Wiedergeburt und sie konnte sich ebenso in eine reissende Bestie verwandeln. Ihr wurde heiss und kalt und mit weitaufgerissenen ungläubigen Augen schaute sie zu den Ungeheuern, die sich wütend und voller Mordlust anschauten und anbrüllten. Das Schlangenmonster schnappte nach ihm, wand sich blitzschnell und wollte sich um ihn schlingen. Doch bevor sie den Wolfsdämon erreichen konnte, wich er aus, in dem er sich in schwarzen Schatten verwandelte und um sie herum kreiste, sie mit schattenhaften auswüchsen streifte und sie verletzte. Wütend zischte das Untier und wollte ihre Giftzähne in den Schatten stossen, doch da hieb eine Wolfskralle nach ihr und stiess sie zurück. Als nächstes rasste eine wahre Schattenwand auf sie zu. Aus dieser schoss dann etwas anderes. Nicht der Wolf, sondern ein…ein Mensch. Ganz ins Schwarz gehüllt. Selbst das Gesicht war verborgen. Jedoch ahnte Erin, dass es sich auch bei diesem um Erik handelte. Mit langen wehenden Haaren, die glänzten, wie die Klingen von tausend Schwertern. Seine Augen blieben, was sie waren. Zwei glühende Kohlen, in der Finsterniss, die sein Gesicht war. In seinen Händen eine gewaltige Sense, dessen Klinge selbst im matten Licht glänzte und gespenstische Lichtreflexe auf die Umgebung warfen. Erin schauderte. Es kam ihr wie ein Kampf zwischen zwei Göttern gleich, die um die Herrschaft kämpften. Der Schlangendämon zischte nocheinmal wütend, streckte sich dann und verging in einem grellen Licht. Aus diesem schälte sich etwas, was die Konturen eines Menschen hatte und als das Licht schwächer wurde, stand vor der Gestalt Eriks, eine weitere. Doch anders als Eriks Haut und Kleidung war diese nicht schwarz, sondern so weiss wie Mamor. Die Haare schwarz und reichten bis zur Schulter. Hatte das Gesicht eines Mannes. Ebenmässig und wäre er kein Dämon, vor dem man sich in Acht nehmen müsste, auch bildschön. Das einzige, was ihn als einen Dämon erkennen ließ, waren die Augen. Kalte, leblose Augen. Gelb wie Bernstein und mit einem grausamen Ausdruck. Erin presste hart die Lippen zusammen. Sie waren sich so unterschiedlich und doch auch nicht. Sie waren beide grausame Dämonen, die sich gegenseitig bekriegten. Dabei floss in ihren Adern schwarzes Blut. Aber anscheinend war das unter Dämonen so, dass man sich hasste und versuchte sich gegenseitig umzubringen.

„Ich hätte dich für klüger gehalten, Agan!“, knurrte Erik und seine Stimme war dem Knurren eines Wolfes gleich. Schwenkte dabei die Sense, sodass der Lichtreflex auf das Gesicht des Schlangendämons fiel. Dieser zischte nur. Agan, fragte sich Erin erstaunt und war kurz verwirrt. War das der wahre Name des Schlangendämons?

Wenn ja, warum nannte er sich dann Whitney?

Vermutlich weil das nicht weiter auffiel, wenn man unter Menschen war, erklärte sie sich selber und es lief ihr kalt den Rücken runter. Agan. Ein wirklich unheimlicher Name. Aber irgendwie kam er ihr auch bekannt vor. Agan…Agan…

Immer wieder sagte sich Erin diesen Namen und es wurde ihr bewusst. Agan, war rückwärts gesprochen und bedeutete Naga!

Ein spottendes Lächlen umspielte ihre Lippen. Sehr originell, dachte sie und beobachtete weiter den Kampf. „Und ich hätte dich schon längst vernichtet!“, konterte Agan und seine Stimme war zischend und voller Gift. Erik schien zulächeln. Zuimdest spürte sie es, da ihr es ihr eiskalt wurde. Solange kannte sie ihn schon. „Was hat dich aufgehalten? Die Feigheit, die deine stärkste Eigenschaft ist, oder das Vertrauen, das unser Herr in mich statt in dich steckt!“, erwiederte und das Leuchten seiner Augen wurde stärker. Erin schnappte nach Luft. Vertrauen?

Soll das heissen, dass Satan einst Erik mehr vertraut hatte, als Agan. Das würde zumindest erklären, warum die beiden sich so sehr hassten. Aber dass Neid damit im Spiel war, war selbst für sie ein Grund, den Kindergartenkinder hatten.

Aber was sollte sie das auch wundern. Es waren Dämonen. Eriks Worte verfehlten ihre Wirkung offensichtlich nicht, denn er sachrie auf und griss sich ins Haar und riss sich einige Strähnen heraus. Diese verflochteten sich ineinander, wurden länger und Erin sah, zuwas sie geworden waren.

Eine Peitsche!

Mit einem weiteren Schrei, holte er aus und ließ die Peitsche nach ihm schnappen. Das Ende hatte den Kopf einer Schlange, die sogleich ihr Maul öffnete, um ihn zubeissen. Doch Erik schwang die Sense und hiebte der Schlange den Kopf ab. Schlaff fiel die Peitschte in sich zusammen. Hing leblos in Agans Hand. Dieser starrte auf diese, als wäre es nicht möglich, was eben passiert ist, dann sah er wieder zu Erik, der in diesem Moment auf ihn zuraste und ihm in den Magen schlug. Agan spie schwarzes Blut aus und seine Augen weiteten sich. Minutenlang passierte nichts. Noch bevor Agan sich von dem Schlag erholen und zum Gegenangriff ansetzten konnte, hob Erik die Hand und stiess nur mit seinen bloßen Fingern in das linke Auge. Agan stiess einen schrillen Schrei aus und durch Erin ging ein Ruck. Erik hatte ihm das Auge ausgestochen. Das Auge der Hölle!

So war es also passiert. Wie der Dorfälteste es ihr erzählt hatte. In einem Kampf, raubte er dem Schlangendämon etwas, was ihm Macht verlieh. Ein Schauer erfasste sie und ließ sie frieren. Agan stiess sich von ihm, hielt sich sein blutenes Auge und sah Erik voller Hass an. „Du…du verdammter…!“, keuchte er und ihm war deutlich anzusehen, dass er Schmerzen hatte. Erik hielt rausgerissene Auge zwischen Zeige-und Mittelfinger und sah mit einem spöttischen Lächeln zu seinem angeschlagenen Gegner. Nahm nahm er es in die Hand und drückte es in seine andere. Erin wollte schreien, dass er das nicht tun sollte. Doch er würde sie nicht hören. Als es in seiner Hand verschwunden war, blickte er wieder zu Agan, der immernoch wütend und fassunglos war. „Mehr fällt dir nicht ein. Ich dachte, du seist der Herr über das Grauen, für den du hier bekannt bist. Hast du da nicht vielmehr zusagen?“, fragte er spottend und das Lächeln in seiner Stimme wurde stärker. „Sei still und gib mir mein Augen wieder!“, keifte er und spie Gift. „Das Auge der Hölle bleibt da wo es ist!“, sagte Erik nun kalt und hob die Sense. „Es wird Zeit, dass ich es beende. Mach dich bereit, wieder da zulanden, wo du hingehörst!“, knurrte Erik und wollte zum finalen Schlag ausholen. Aber da schoss Agan einen Blitz auf ihn zu. Erik konnte mit knapper Not ausweichen und raste auf ihn zu. Hielt dabei die Sense vor sich und als er dann Agan erreichte, grub er auch schon das Sensenblatt bis zum Anschlag in die Brust des Schlangendämons. Schwarzes Blut spritzte auf, als die Klinge auf der anderen Seite herausragte. Die Zeit schien still zustehen, während beide so nahe beiander standen. Erin hatte die Luft angehalten, sah hoch zu ihnen. Sie konnte nicht glauben, was sie da gesehen hatte. Erik hatte Agan besiegt. Mit nur einem einzigen Hieb seiner Sense, hatte er das geschafft, was sie alleine nicht fertigbringen konnte. Tja, das konnte vermutlich nur ein richtiger Dämon schaffen, dachte sie dann niedergeschlagen und wollte sich abwennden. Dem ganzen hier den Rücken zukehren. Doch dann hielt sie inne und ihr Hezr setzte aus. Agan war nicht besiegt. Er lebte noch. Oder hatte noch zumindest genug Kraft, um die Hand zuheben, die er flachhielt, ähnlich wie eine Klinge und genau auf Eriks ungeschützten Rücken richtete. „Erik, pass auf!“, schrie sie, auch wenn sie wusste, dass er sie nicht hören konnte. Aber es war zuspät. Wie die Klinge eines Schwertes grub sich Agans Hand in seinen Rücken. Eriks Körper zuckte auf, als sich diese in seinen Körper bohrte. Er keuchte und spuckte Blut. Als er aufschaute, war deutlich der selber Unglaube in seinen Augen zusehen, wie in Agans vorher. In diesen war nun Triumph zusehen und ein boshaftes Lächeln zierrte sein Gesicht. „Wenn ich sterbe, nehme ich dich mit!“, waren seine letzten Worte, ehe er in einem Funkenregen sein Leben aushauchte. Erik blieb noch einige Minuten in der Luft, hielt noch immer die Sense. Dann aber ging sein Blick ins Leere. Sein Körper erschlaffte und löste sich auf. Ebenso seine Hände. Ließen dann die Sense los, die hinuntern zur Erede fiel, die verbrannt und tot war und schlug krachend in diese. Das klirrende Geräusch hallte noch lange nach, dann war es still. Erin stand genau vor ihr und sah ihr Gesicht in dem, mit schwarzem Dämonenblut, beschmeierte Klinge. Etwas an diesem Kampf erinnerte sie an die, die sie bisher geführt und verloren hatte. Eriks Niederlage, war mit ihren zuvergleichen. Und sie wurde sich bewusst, dass sie mehr verband, als nur die Gabe, die Dunkelheit zufühlen und zu beherrschen. Sie waren zwar grundaufverschieden, aber dennoch verband sie mehr als ihr lieb war. Sie fühlte wie ein fetter Kloss in ihrem Hals anwuchs und sie versuchte ihn hinunterzuschlucken. Da blitzte die Sense auf und anstatt sie, sah sie Eriks Spiegelbild darin. Aber seine Augen hatten sich verändert. Sie waren nicht mehr glühendrot. Sondern leuchteten in einem traurigen Blau. Es war das blau ihrer Augen. Es waren ihre Augen!

Erin schluckte.

Ihr war schlecht und zum Heulen zumute. War das wirklich ihr Schicksal. Ständig kämpfen und verlieren?

Wenn ja, wollte sie nicht mehr.

„Nun kennst du die Wahrheit!“, sagte plötzlich eine vertraute Stimme und sie drehte sich um. Wie sie vermutet hatte, ar es Erik. Aber es war nicht der, der vorher gekämpft hatte. Sondern der Schatten, den sie stets gesehen hatte, wenn er erschien. Sie nickte. Zu mehr war sie nicht in der Lage. Erik kam auf sie zu, blieb dicht vor ihr stehen. „Ich hätte dir das gerne erspart. Aber man kann seinem Schicksal nicht entfliehen!“, sagte er und Erin hätte am liebsten geschrien:„ Schicksal? Was für ein Schicksal soll das sein? Ein Leben sinnlose Kämpfe auszutragen und dann doch zuGrunde zugehen. Ob durch den Feind oder nicht!“

Doch sie es ließ es. Es würde sowieso nichts bringen. Sie hatte diesen Weg gewählt. Und würde ihn bis zum Ende gehen müssen. Erik sah dies wohl in ihren Augen, denn er nickte und lächelte mitfühlend. „Auch wenn wir manchmal ein schweres Los haben, so können wir doch froh sein, ein Leben zuhaben. Du kannst froh sein, ein Leben zu haben!“, waren seine letzten Worte, ehe er sich auflöste und sie alleine ließ.

Zwei Seiten einer Medallie

Erin kraulte versunken in Gedanken Rafaels Kopf, der neben ihr lag und vor sich hindöste. Sie musste an ihren Traum letzte Nacht denken. Es war so real gewesen, als das er als Traum durchgehen konnte. Sie hatte gesehen wie dieser Kampf und warum er zwischen Erik und Whitney, nein, Agan, vor sichgegangen war und erschauderte. „Ich hätte dir das gerne erspart. Aber man kann seinem Schicksal nicht entfliehen!“

Das waren Eriks eigene Worte gewesen und in ihnen war so viel Bitterniss und Trauer, dass es ihr das Herz verkrampfte. Sie biss sich auf die Unterlippe und musste dabei an Chris denken. Was wenn sie es nicht schaffte. Wenn sie, wie Erik starb und nicht mehr ihren Freund sehen konnte. Schon allein bei diesem Gedanken wurde alles in ihr zu Eis. Chris. Er war der einzige Hoffnungsschimmer, an den sie sich halten konnte.

Doch wie lange würde es dauern, bis sie endlich mit Chris zusammen sein konnte. Zehn, zwanzig, oder gar fünzig Jahre. Konnte er überhaupt solange warten?

Erin hoffte es. Sie liebte ihn. Mehr als ihr Leben. Dass sie diesen Pakt eingegangen war, war der beste Liebesbeweis…

Und doch verwünschte sie sich. Was hatte es ihr bisher gebracht. Nichts!

Nur Schmerz und Tränen. Kummer und wenige Momente des Glücks.

Und das das alles nur passierte, weil Erik und dieser Schlangendämon einen alten Kampf hatten und nun wieder ausfochten, weil dieser Wurm Rache wollte und sie dabei mithineingezogen wurde, sorgte dafür, dass sie eine ungeheure Wut auf Erik hatte.

Nicht nur deswegen sondern auch, weil er es rechfertigte, das Schicksal habe seine Hände dabei im Spiel. Schicksal, pah. Ich scheisse auf das Schiksal, dachte sie wütrend. „Ich habe nicht gesagt, dass es leicht wird!“, hörte sie ihn plötzlich knurren und sie knurrte in Gedanken zurück. Mit ihm jetzt geistlichen Smaltalk zuhalten war das letzte, was sie wollte.

Da zog eine Stimme ihre Aufmerksamkeit auf sich und sie schaute zur Seite. Eine alte Frau, mit schneeweissem Haar und runzeliger Haut stand vor ihr. Sie war in ein einfaches Kleid gehüllt und ein Schleier war um ihren Kopf gewunden. Kaum das Erin sie ansah, machte sie einen Schritt zurück. Egal wie furchterregend sie in diesem Moment ausgesehen hatte. Es musste die Frau zutiefst erschrocken haben und Erin entschuldigte sich. Besah sie sich genauer. Tiefe Falten zerfurschten ihr Gesicht. Weisses Haar lugte in einzelnen Strähnen aus dem Schleier hervor. Ihre Augen waren seltsam trüb. Fast schon milchig. „Sie ist blind!“, dachte sie mitleidig. Fast so als würde sie wissen, dass die Frau trotz ihrer Blindheit ihr Mitleid sehen konnte, lächelte sie und verneigte sich kurz und knapp. Sie schien nun keine Angst mehr zu haben, was Erin irgendwie beruhigte.
 

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie und die Frau nickte erneut. Doch statt was zu sagen, winkte sie Erin zu und ging dann. Erin verstand und stand auf. Folgte der Frau. Auch wenn sie nicht wusste, was die Frau von ihr wollte.
 

Sie durchquerten das Dorf, bis sie an einer schäbigen Hütte ankamen und gemeinsam eintraten. Es roch nach scharfen Gewürzen und nach etwas anderem, welches Erin zuerst nicht richtig einordnen konnte. Bis der andere Geruch penetrant in ihrer Nase brannte und sie sich diese instinktiv zuhielt. Heilige Kräuter!

Erin wunderte sich, dass ihr dieser Duft, der eigentlich in ihrer Nase und Lunge brennen sollte nichts, ausmachte und blickte die alte Frau an. Die sah sie immernoch mit einem sanften Lächeln an und setzte sich auf die abgenutzten Kissen. Machte eine einladene Geste und Erin tat es ihr gleich. Sie lehnte sich zurück und schaute sich die Hütte genauer an. Sie unterschied sich von der ihrigen nicht im mindestem. Einige Schleier und Kleider hingen an provisorischen Kleiderhacken, die aus einfachen Ästen bestanden. An den Wänden hingen alte Teppische. Wohl Erbstücke ihrer Familie. Sie waren abgenutzt und zeigten kaum noch was von ihrer einstigen Pracht. In der Mitte der Hütte, war eine kleine Feuerstelle aufgebaut auf der ein Kessel stand und Wsser gemsicht, mit Kräutern vor sich hinköchelte. Der Dampf stieg gen Decke empor und dünne Schwaden schwebten durch die Luft. Einmal mehr wunderte sich Erin, wieso diese Dämpfe ihr nichts anhaben konnten.

„Das sind nur Kräuter gegen das Böse, das uns Nacht für Nacht heimsucht!“, erklärte die alte Blinde, als wären Erins verwirrte Blicke aufgefallen. Rafeniert, dachte sie und wollte nun wissen, was die Frau von ihr wollte. Bisher hatte sie kein Wort gesagt. Und Erin war ehrlich gesagt neugierig. „Was möchten Sie denn von mir?“, fragte sie.

Die Frau schaute sie einen kurzen Moment schweigend an, dann blickte sie zu einem Punkt über Erins Kopf und sie schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein. Ein seltsamer nachdenklicher und trauender Ausdruck lag in ihren blinden Augen. Dabei legte sich ein harter Zug um ihre Mundwinkel. Erin sah es deutlich, wie sie sich in lange vergessenen Erinnerungen zurückversetzte. Allerdings in keinen schönen.

„Es...es ist jetzt siebzig oder achtzig Jahre her, aber ich erinnere mich noch ganz genau. Es war…einfach furchtbar. Diese Nacht…!“, sagte sie und schüttelte den Kopf. Erin holte tief Luft, sofern es möglich war und brauchte nicht zufragen, was sie damit meinte. Sie konnte es nicht nur in ihren Worten und in ihrer Stimme hören. Sondern es deutlich im Gesicht der alten Frau sehen. Etwas Grausames musste passiert sein.

„Was ist geschehen?“, fragte sie ruhig sie. Die Frau blinzelte die Tränen weg und fuhr mit zittriger Stimme fort. „Meine Schwester. Sie…sie ist einfach verschwunden. Wir…wir dachten man hätte sie entführt und suchten alles ab. Doch wir fanden sie nicht. Meine Eltern waren krank vor Sorge und wir hatten schon die Hoffnung aufgegeben. Aber dann kam sie wieder. Doch sie war…nicht mehr die, die wir kannten. Sie war ganz verändert!“

Ein dunkler Schatten von Schmerz huschte über das Gesicht der Frau. Erin ahnte, was kommen würde. Die meisten Geschichten, die man ihr erzählte und die so anfingen, nahmen ein böses Ende. Die Frau holte tief Luft, sammelte neue Kraft, um die nächsten Worte auszusprechen. „Und bevor wir wussten, was eigentlich vor sich ging, ging sie auf uns und auf die anderen los. Sie zerstörte das Dorf in Sekundenschnelle und tötete jeden, der versuchte sie aufzuhalten oder gar zu fliehen. Nur ich habe überlebt…!“

Erin sah sie an und konnte den Schmerz in den Worten der Alten spüren. „Wie hat sie die Menschen getötet?“, fragte sie vorsichtig. Es überlief sie selber eiskalt. Ein kleines Mädchen, das ein ganzes Dorf dem Erdboden gleich machte. Da konnte doch was nicht stimmen. Da war sie sich sicher.

Die Augen der Frau wurden trüb und Tränen rannen ihr über die Wangen. Ihr Herz machte einen schmerzhaften Satz und sie presste sich die Hände ins Gesicht. Ihre schmalen Schultern zuckten unregelmässig und deutlich konnte Erin das Schluchzen hören. Die nächsten Worte, die sie dazwischen hervorbrachte, kamen heisser und erstickt heraus. Offensichtlich war bloss die Erinnerung daran, die reinste Qual. Mochte das Geschehene schonlange zurückliegen, sowas vergass man nicht und auch nicht den Schmerz und das Grauen. Erin kannte das nur zugut.

„Es…es…waren Blitze. Grelle, gleissende Blitze, die aus ihren Fingern schossen und diese…diese Schlange, die sich um ihren Hals geschlungen hat!“, stammelte sie. Eine Schlange! Blitze!

Erins Innere verkrampfte sich, als sie das hörte. Das konnte doch nicht sein, schrie es in ihrem Kopf. Doch sie brauchte nur genauer in sich hinein zuhören um es besser zuwissen. Dieses kleine Mädchen war Whitney gewesen. Die Whitney, die sie jagte. Alles passte zusammen. Und doch wieder nicht. Erin schluckte. Wie konnte ein Dämon ein so kleines Mädchen dermassen einnehmen, dass es sich nicht wehrte. Das Kind war weder tot noch sonst etwas anderes, was es dem Dämon leicht gemacht hätte. Sicherlich hatte dieser Dämon sie dermassen geängstigt, dass sie sich nicht wehren konnte, dachte sie. Und hörte in ihren Gedanken Erik zustimmend etwas murren.

So musste es gewesen sein.

„Warum erzählen Sie mir das?“, fragte sie schließlich und war selber überrascht, dass ihre Stimme dünn klang. Die Gesichtszüge der Frau nahmen nun einen anderen Ausdruck an. Erin las darin zwar immernoch den Schmerz und die Trauer, aber auch etwas Wissendes. „Weil ich weiss, wer Sie sind. Und dass Sie die einzige sind, die meine Schwester retten kann!“

Erins Augen weiteten sich. Diese Frau wusste wer sie war. Und vorallem was sie war. Aber wie war das möglich?

„Wie…?“, wollte sie fragen, kam jedoch nicht dazu, da die Frau ihre Hand hob und ihr milde und fast schon tadelnt sagte:„ Ich bin zwar blind, aber ich kann deutlich sehen, wen ich vor mir habe. Und dich sehe ich sehr genau. Wölfin!“

Erin schnappte nach Luft. Selten schaffte es jemand sie dermassen zu verblüffen und dann schallt sie sich selber als eine Närrin. Es gab natürlich Menschen, die, trotz das sie nicht sehen konnten, besser sahen, als jeder normale sehende Mensch. Und diese Menschen hier wussten von der anderen Seite.

Der Schattenseite.

Erin zog schuldbewusst wie ein Kind, das man beim Stehlen erwischt hatte, den Kopf zwischen die Schultern. „Ich bitte vielmals um Verzeihung, wenn ich Sie…!“, wolle sie erneut ansetzen, als die Frau lachte. „Schon gut. Ich werde oft wegen meiner Behinderung falsch eingeschätzt!“, sagte sie und ihre Augen, die blind waren, nahmen nun einen mütterlichen Ausdruck an. Der jedoch wieder entschwand und sie ernst wurde.

„Ich weiss, du hast goßre Angst davor zu versagen. Aber…meine Schwester…ich…ich möchte, dass sie nicht mehr leidet. Auch wenn sie schon längst tot ist. Bitte hilf ihr!“, bat sie sie nun und faltete die Hände wie zu einem Gebet. Erin merkte, wie Tränen in ihrer Kehle brannten. Sie war gerührt über die Bitte der Alten. Wenn sie nichts von alldem gewusst hätte, hätte sie Whitney immernoch für ein kaltblütiges Monster gehalten. Doch nun musste sie erkennen, dass selbst diese Dämonin oder was auch immer sie war, eigentlich nur ein Opfer war. Wie bei ihr, war sie nur das Gefäss eines Dämons. Doch im Gegensatz zu dir, hat sie keinen freien Willen. Sondern ist eine Marionette, dieses Monsters, zischte Erik ihr zu und sie schauderte. Da war was Wahres dran.

Und Erin vermochte nicht zusagen, ob sie sie wirklich retten konnte. Zuoft hatte sie gesehen, dass Besessene Menschen quallvoll starben, wenn der Dämon, der in ihnen nistete, gebannt war. Ob es bei dem kleinen Mädchen, dass nun Whitney auch so sein würde. Erin hoffte es nicht. Ratlos was sie sagen sollte, nickte sie und stand auf. Wollte die Hütte verlassen, da sie glaubte, bei der Bitte der Alten keine Luft mehr zu bekommen und sich nun was Neues einfallen lassen musste. Diese Frau wollte ihre Schwester wiederhaben. Egal ob lebend oder tot. Konnte sie es denn verkraften, wenn Erin ihren Leichnam brachte, oder würde sie der neue Kummer erneut übermannen und sie…

Erin schüttelte den Kopf. Daran wollte sie nicht denken. Noch nicht. Gerade wollte sie die Decke, die die Tür für die Hütte diente beiseite schieben.

Da hielt die Frau sie mit solch einer Schnelligkeit am Arm gepackt, das Erin erschrack und die Frau überrascht anschaute.

Wo sie sie vorher für gebrechlich und nicht mehr so schnell vermutete, entpuppte sich dies nun als ein Irrtum.

Der Griff um Erins Handgelenk verstärkte sich. In den Augen der Frau lag nun ein flehender Ausdruck. „Bitte…ich bitte Euch helft ihr. Ich weiss, sie ist nicht mehr meine kleine Schwester. Aber trotzdem bitte ich Euch, sie zuretten. Rettet ihre Seele. Bitte. Bitte!“, flehte sie und sah Erin herzzereissenden Blick an. Erin kämpfte gegen den dicken Kloss in ihrem Hals an und auch wenn sie gerne etwas anderes gesagt hätte. Dass sie sie retten würde. Sie sogar lebend zurück ins Dorf und zu ihrer Schwester bringen würde, musste sie einsehen, dass das vielleicht nicht möglich war.

Wer einmal ein Dämon wurde, konnte nicht gerettet werden, musste sie sich schmerzlich an ihre eigene Erkenntniss erinnern. Alles in ihr schrie danach, dass zusagen, doch Erin brachte es nicht über das Herz. Nie hatte sie solche flehenden Augen gesehen und noch nie solche schmerzliche Worte von jemanden gehört, der an einem seiner Angehörigen hing, der vermutlich niemals mehr der sein würde, der er einmal war. Krampfthaft rang sie sich ein Lächeln ab und nickte schließlich. Was brachte es ihr, die Frau anzulügen, wenn sie später doch versagen würde.

Die alte Frau hatte schon genug Schmerz erfahren, als dass sie dies noch ertragen konnte. „Ich verspreche es!“, sagte sie noch nachdrücklich und berührte die Hand der Frau, die sie umfasst hielt. Erst dann löste sich der Griff und die Frau nickte dankbar.

Es kostete sie alle Kraft um ihre Worte nicht rückgangig zu machen.

Mit einem gemischten Gefühl verließ sie die Frau.
 

„Ich frage mich, wann es losgeht!“, murmelte Lex, der seine Waffen untersuchte und pflegte. Fay konnte sich denken, das ihrem Bruder langsam langweilig wurde. Er war nicht der Typ, der wartete bis es losging.

Einfach mit dem Kopf durch die Wand!

Das war seine Devise. Die ihn hinundwieder fast den Kopf kostete. „Ich bin sicher, dass es bald losgeht!“, sagte Fay.

„Ich an deiner Stelle wäre froh, dass es nicht sofort losgeht!“, mischte sich nun sein Vater ein, der mit finsterer Miene zu dem Dschungel jenseits des Dorfes blickte. „Aber warum, je eher wir es hinter uns bringen desto schneller können wir zurück. Und schließlich warst du es doch, der nicht wollte, dass wir mitkamen!“, erwiederte sein Sohn. „Das stimmt auch. Mir wäre es lieber gewesen, wenn ihr alle in London geblieben wärt. Denn dann wäre mir wohler!“

„Mir aber nicht. Ich habe dir schonmal gesagt, dass, egal wo, wir immer in Gefahr sein werden!“, kam es von Esmeralda und ihre sonst so sanften Augen wurden grimmig. „Ich weiss. Es ist nur so das…!“, versuchte es Brian. Nun wurden ihre Augen feurig. „Brian. Ich weiss, dass du uns alle nur schützen willst. Aber was bringt es uns, wenn…!“, sagte sie und ihre Gesicht nahm einen schmzerlichen Ausdruck an. „…Wenn wir dich verlieren!“

Brian hielt inne bei dem, was er als nächstes sagen wollte und schaute erst seine Frau, dann seine Kinder an. In Fays Augen konnte er es am deutlichsten sehen. Die Angst ihren Vater erneut zusehen. Und bei Lex.

Nunja…das Verhältniss zu seinem Sohn war schon immer etwas angespannt gewesen. Auch jetzt, trotz all den ganzen Jahren. Doch immerhin vertraute er ihm. Das war schonmal ein guter Anfang.

„Ich weiss!“, flüsterte Brian, blickte wieder seine Frau an und berührte ihre Wange. Wie wundervoll weich sich ihre Hand unter seinen Fingern anfühlte. Fast so, als wären sie keine Vampire sondern Menschen und in Brians Augen brannte es. Er musste sich wieder daran erinnern, was er einst getan hatte. „Es ist nur…ich habe Angst wieder denselben Fehler zumachen. Dich und unsere Kinder in etwas reinzuziehen, was vielleicht euer Ende bedeuten könnte. Ich weiss nicht, ob ich das nocheinmal überstehen würde. Ich…!“

„Schht!“, unterbrach ihn Esmeralda und legte ihren Finger auf seine Lippen. „Hör endlich auf davon zusprechen. Das gehört der Vergangenheit an. Und die liegt weit hinter uns. Ich habe dir vergeben. Nur das zählt und das, was vor uns liegt. Vergiss endlich was damal war. Lass die Vergangenheit hinter dir…!“

Brian war, seitlangen Jahren oder waren es Jahrzehnte zum weinen zumute.

Die Vergangenheit hinter sich lassen?

Konnte er das denn?

Sicher nicht. Er hatte sich bis heute nicht verziehen, was er…ihr angetan hatte. Auch nicht als sie zurückgekommen war. Immer wenn sie ihn überglücklich ansah, versuchte er das schlechte Gewissen, welches er verspürte wenn er den größten Fehler seines Lebens dachte und an das, was er getan hatte, als er wiederkam, mit einem gekünzelten Lächeln zu verbergen. Selten konnte er so glücklich wie sie sein.

Es war einfach verrückt und eine Qual zugleich.

Wie damals, als er seiner Tochter anglogen hatte und erst später offenbart hatte, wer er war.

Brian wiederstand der Versuchung sich noch tiefer in seine eigene Schuld zu vergraben und nickte.

Biss sich dabei auf die Unterlippe, bis er Blut schmeckte. Wie soll das nur weitergehen, fragte er sich.
 

Erin war den ganzen Tag durch das Dorf geirrt. Die Worte der Alten schallten noch lange in ihrem Kopf und trieben immer wieder kalte Schauer über ihren Rücken. Alopa…Unschuld

Das war Whitneys richtiger Name. Als sie noch ein Mensch war. Ein kurzes sarkastisches Lächeln legte sich um ihre Lippen. Doch dann wich es einem mitleideigen. Was für Erin vor wenigen Stunden oder waren es gar Minuten schier undenkbar gewesen wär. Sie hatte Mitleid mit Wihtney. Nein, nicht mit Whitney. Mit dem kleinen Mädchen Alopa.

Wie grausam das Schicksal doch manchmal sein konnte, dachte sie. Rausgerissen aus dem sicheren Schosse der Familie und verwandelt in ein Monster, welches ein ganzes Dorf zerstörte.

Dabei sie an ihr eigenes denken. Wobei sie keine Freude empfand, wenn sie Menschen tötete. Doch das hiess noch lange nichts. Auch wenn sie es ungern zugab. Aber zwischen ihr und dieser Schlange bestand eine gewisse Ähnlichkeit. Beide waren aus ihrem normalen Leben gerissen worden. Fühlten ein Leben im Schatten. Aber das war auch schon alles. Wärehdn Erin immernoch für die, in ihren Augen, richtige Seite kämpfte, mordete und quälte Whitney Menschen wo sie nur konnte.

Und doch…

Sie waren sich irgendwie ähnlich und doch wieder nicht.

Erin durchfuhr es kalt, als sie sich das immer wieder ins Gedächtniss rief.

Immer wieder waren sie einander geraten. Es war völlig absurd und logisch zugleich. Erin hasste Whitney und Whitney hasste Erin. Sie zogen sich an und stiessen sich auch wieder ab. Fast so als wären sie bestimmt, aufeinander zutreffen nur um wieder gegeneinander zu kämpfen und auseinander zugehen.

Wie Licht und Schatten.

Zwei Seiten einer Medallie.

Jing und Jang!

Erin blieb stehen, als ihre Gedanken zu diesem Schluss kamen und ihr Herz setzte kurz einen Schlag aus. Ihre Hände begannen zu zittern und zum ersten Mal beschlich sie ein Gefühl der Angst. Ein ungeheurerlicher und schrecklicher Gedanke kam ihr in den Sinn.

Was wenn sie sich doch ähnlicher waren, als Erin es sich denken konnte. Was wenn sie auch…

Grauenhafte Bilder zeigten sich vor ihr. Sie, Erin, auf einem Berg von Leichen stehen. In gebeugter, angriffslustigen Haltung. Blut klebte an ihren Händen, die mehr mörderischen Klauen ähnelten und ihre Augen dunkelglühend. Der Mund zu einer schrecklich Blutdürstenden Grimasse verzogen.

Nein, schrie es in ihrem Inneren und Erin schüttelte den Kopf. Sie würde niemals sein wie sie. Im Gegensatz zu Whitney…Alopa hatte sie ihren eigenen Willen und war stark genug, das Dunkle in sich zurück zuhalten. Bei Whitney war sie sich nicht so sicher. Es gehört nicht viel dazu, ein kleines Kind in Angst und Schrecken zu versetzten, um sich in seinem Leib breitzumachen und alles Menschliche darin abzutöten. „Aber was weiss ich schon über sie…!“, dachte sie plötzlich und ein eisiger Ring der Furcht legte sich um ihr Herz.

„Richtig, was weißt du schon über sie!“, hörte sie die Stimme ihres anderen Ichs spottend und blendete diese sogleich aus. Er war der letzte, mit dem sie sich unterhalten wollte. Eriks Worte würden alles nur noch schlimmer machen.

Erins Gedanken über Whitney und ihre Ähnlichkeiten beschäftigen sie noch ziemlich lange. Bis in die Nacht. Und Erin musste sich davon ablenken, denn sonst würde sie noch nervöser und unruhiger werden. Ablenken, ich muss mich ablenken, ging es ihr immer wieder durch den Kopf.

Also nahm sie ihre Tasche und wühlte darin herum. Einfach so. Sie musste sich ablenken. Unausgeruht und mit strapazierten Nerven konnte sie nicht gegen die weisse Schlange entgegenrtreten. Das wäre fatal.

Als sie merkte, dass es keinen Sinn hatte, seufzte sie schwer und lehnte sich gegen den Balken, der das Dach stützte. Kurz schloss sie die Augen, doch da erschien wieder dieses schreckliche Bild ihres eigenen Selbst, dass alles Böse in ihr repräsentierte und sie öffnete die augen. Schaute lange hinauf zu Decke und fragte sich, was eigentlich auf sie zukam. Da hörte sie Schritte. Es war Brian, der sich zu der Hütte schleppte. Sein Gesicht wirkte in dem fahlen Licht wächsern und abgezerrt. Ein runzelte die Stirn. Was in drei Teufelsnamen ist denn mit dem passiert, fragte sie sich.

Brian ließ sich kraftlos auf den Holzboden sinken und legte mit einem erschöpften Seufzen den Kopf in den Nacken. „Was ist denn mit dir passiert?“, sprach sie nun ihre Frage aus.

„Nichts. Ich weiss nur nicht…wie…!“, sagte er und brach ab. „Wie es weitergehen sollte?“, ergänzte sie und Brian nickte. „Mit unserem Kampf oder mit deinem schlechten Gewissen?“, fragte sie nun. Brian, der eben noch müde und abgekämpft aussahe, schien plötzlich hellwach zu werden. Mit ungläubigen Augen sah er sie. „Hast du etwa…?“

Wut schäumte augenblicklich in ihm hoch. Hatte sie es wirklich getan und seine Gedanken gelesen?

Er fühlte sich ertappt und seine Fäuste ballten sich. Erin schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe es nicht in deinen Gedanken, sondern in deinem Gesicht gesehen!“, sagte sie und etwas von Brians Anspannung wich. Etwas wie niedergschelagenheit mischte dazu. War er soleicht zudurchschauen?

Offentslichtlich ja. Wenn schon eine Werwölfin sehen konnte, was ihn beschäftigte. Wäre er der alte gewesen, wäre er wütend geworden und hätte sie in der Luft zerrissen. Doch er war nicht mehr der alte, sondern ein anderer. Nachdem er gelitten hatte, wie kein anderer. Und es immer noch tat.

„Warum sagst du es ihr nicht?“, fragte sie dann und Brians Herz setzte einen Schlag aus. Erneut sah er sie an, als sei sie von einem anderen Stern und sein Atem beschleunigte sich.

Sie wusste es? Woher?

Wieder wurde sein Gesicht dunkel vor Ärger und er sah sie mit bohrenden Blicken an. Das ging eindeutig zu weit. „Bevor du mich in Stücke reisst, beanworte bitte meine Frage!“, sagte sie trocken und Brian holte tief Luft. Musste sich zusammenreissen um nicht ihre Worte, was das in Stücke reissen angeht, in die Tat um zusetzen. „Weil…weil ich…Es wäre besser, wenn sie nicht weiss, wie ich zurückgekehrt bin und was währenddessen und danach passierte!“, sagte er düster. Es kostete ihn viel Kraft, um diese Worte auszusprechen. „Und du denkst, dass es wirklich besser ist. Hast du nicht Angst, dass sie es irgendwann doch erfahren nicht. Wenn nicht von dir, dann vielleicht von einem anderen?“

Sofort wurde Brians Blick mörderisch und er fragte sich wie schnell er sein musste, um ihr das Genick zu brechen. „Wagst du es und sagst es ihr, dann…!“, drohte er ihr und Erin winkt ab. „Ich werde ihr nichts dergleichen. Da ich zumal unseren Deal nicht gefährden will. Aber denke doch mal scharf nach. Zwar sind wir beide die einzigen, die davon wissen, was und wer du warst, aber das heisst nicht, dass es auch so bleibt. Die Hölle, oder vielmehr ihre Geschöpfe haben ihre Augen und Ohren überall. Du bist bei ihnen genauso gut bekannt, wie ich. Sicher gibt es da den einen oder anderen, der etwas ausplaudern könnte, nur um dich zu schwächen und/ oder einen Keil zwischen dir und deiner Liebsten treiben will. Willst du es ihr nich doch sagen. Es würde sicherlich nicht so einen großen Schaden anrichten, als wenn es sie von einem dritten oder vierten erfährt!“, schloss sie ihren Vortrag. Brian sah sie einen langen Moment an. Gerne wäre er nach ihren Worten wütend geworden und hätte sich über ihre Frechheit sich einzumischen, geärgert. Aber an ihren Worten war etwas Wahres dran. Seine Gegner wussten bestimmt was er einmal war und würden das gegen ihn verwenden. Irgendwie…

Er erinnerte sich an den Vampirmeister, der seine Tochter entführt hatte, um ihn raus zu locken und wie schwer er sie verletzt hatte. Sie gingen wirklich über Leichen. Brians Kehle fühlte sich trocken an und er versuchte zuschlucken.

„Wieso mischst du dich da ein. Es sollte dir egal sein?“, fragte er schließlich, um seine Furcht und Angespanntheit mit gespielter Kühlheit zu überdecken.

„Das sollte es auch. Aber du hast wohl vergessen, dass du jemand warst den ich einst sehr mochte. Ich kann mich nicht einfach von dir abwenden, auch wenn ich es gerne würde. Außerdem verdienst sie es nicht, belogen zuwerden. So aufrichtig ihre Gefühle sind. Und wenn es deine ebenso sind, solltest du ihr endlich reinweineinschenken!“, sagte sie düster und Brian holte einmal mehr tief Luft. Sie hatte recht, musste er wieder feststellen. Sollte seine Liebe wirklich echt zu Esmeralda sein, wie ihre zu ihm, dann…
 

Brian kam nicht dazu, seine Gedanken weiter zuverfolgen, da ein Schrei die Stille zeriss und Werwolf und Vampir zuckten zusammen.

Ein lautes Krachen, gefolgt von weiteren Schreien ließ das Dorf erschüttern und Erin und Brian sahen, wie Männer-bewaffnet mit Sperren und Erntewerkzeugen-an ihnen vorbeiliefen und sich etwas hastg zu riefen. „Was geht hier vor?“, flüsterte Brian. Erins Miene, die vorher fragend war, verdüstete sich. Ihr stieg langsam ein widerlicher Gestank in die Nase. Ekelhafter als Schwefel und der des Todes zusammen. Sie knurrte. Und noch etwas spürte sie. Etwas war hier. Etwas Böses. „Wir werden angegriffen!“, knurrte sie. Griff sich ihre Schusswaffen und stürmte an ihm vorbei. Brain folgte ihr.

Vertrieben

Erin und Brian hielten inne, als sie zum Mittelpunkt der hereingebrochenen Panik kamen. Auch Esmeralda und seine beiden Kinder hatten mitbekommen, dass etwas die Dörfler in Aufruhr verstetzte. Doch das was sie sahen war mit dem, was sie gerechnet hatten, nicht zu vergleichen. Die Fackeln, die aufgestellt waren, um wilde Tiere fernzuhalten, flackerten unruhig und warfen bizarre Schatten auf den Boden und auf die Kreaturen, die sich auf die hilflosen Menschen stürzten. Fays Mund klappte auf und sie musste sich beherrschen um nicht laut aufzuschreien. Diese Kreaturen waren nicht größer als ein ausgewachsener Mann und sahen grauenerregend aus. Es waren Geschöpfe halb Mensch halb Schlange. Während der Oberkörper dem eines Menschen ähnelte, waren Kopf und Unterleib der einer Schlange. Einer Kobra!

Erin war klar, dass diese Monster von Whitney geschickt wurden. Entweder um neues Futter zuholen, oder um sie zu beseitigen, ehe sie sie beseitigen konnten. Beides war gut möglich. Da dieses Biest Erins Nähe spüren konnte, wie sie ihre.
 

Die Menschen schrien voller Panik auf. Einige versuchten zu fliehen, während andere, die mutiger waren, die Ungeheuer lange genug in Schach zuhalten. Doch diese kümmerten die Angriffe durch Speere, Hacken und anderen Waffen nicht. Eine der Bestien vollführte eine schwingende Bewegung und fegte die Bauern zu Boden. Ergriff dabei einen von den Unglücklichen und brach und riss ihn in Stücke.

Fay presste sich vorlauter Entsetzten die Hand vor den Mund. „Oh mein Gott!“, keuchte sie. Eigentlich wäre sie bei solchen Anblicken nicht so sehr schockiert. Doch diese Kreaturen waren nicht wie die üblichen Vampire und Ghuls. Sie waren reindämonisch. Und dazu noch gefährlicher.

„Brian, Esmeralda. Ihr kommt mit mir. Fay und Lex…bringt die Menschen in Sicherheit!“, sagte sie und warf Brian einen fragenden Blick zu. „Oder hast du eine andere Idee?“

Brian schüttelte den Kopf. Das Erin seine Kinder aus der Gefahrenzone halten wollte, beruhigte ihn. So brauchte er sich nur um seine Frau zusorgen. Fay nickte. Während Lex etwas darauf erwiedern wollte. „Tu was sie sagt!“, sagte Brian nachdrücklich. Lex sah seinem Vater kurz in die Augen, aber dann nickte auch er und machte sich, mit seiner Schwester daran, die Leute in Sicherheit zubringen.

Erin sah, wie sie die Flüchtenden fortschafften, Dann blickte sie zu Btrian und Esmerala. „Auf gehts. Machen wir sie fertig!“, knurrte sie, zog ihre beiden Schusswaffen und stürmte los. Esmeralda und Brian folgten ihr.

Das blanke Chaos war ausgebrochen. Die Luft war erfüllt von Schreien und das Brechen von ineinanderstürzenden Hütten und das von Knochen. Reissen von Fleisch und Muskeln. Die Monster hatten wahre Freude, die Menschen zu zerreissen und sich selber hinundwieder eine kleine Mahlzeit zu gönnen. In dem ganzem Chaos der Angst und der Hilflosigkeit hatte ein kleines Mädchen seine Mutter verloren und schaute sich weinend nach seine Mutter rufen um. Die Menschen ließen es auf dem staubigen Boden und rannten um ihr Leben. „Mama…Mama…!“, rief es immer wieder und erweckte so die Aufmerksamkeit eines der Monster. Mordslust und Hunger spiegelte sich in seinen kalten Augen. Drohend baute es sich vor dem Kind auf, dass sich vor Angst nicht rühren konnte.

Mit großen ängstlichen Augen blickte es zu der Bestie hoch und sah schon, wie es sich aufbäumte, um es mit seinem riesigen Maul zu verschlingen. Aber bevor das Scheusal dazu kommen konnte, schossen Flammen links und Rechts von dem Kind und umwickelten das Ungetüm. In den Flammen erschienen vor wutschreiende Vögel und gruben ihre Krallen in den schuppigen Leib. Rissen die Bestie wahrlich in Stücke. Verbrannten es in Sekunden schnelle.

Bis nur noch Asche übrigblieb.

Das Mädchen sah immernoch ängstlich zu der Stelle an der eben noch das Monster über ihm geragt hatte und wusste nicht wie ihm geschehen war. Da packten zwei Hände die Kleine und hoben sie hoch. Das Kind stiess einen erschrockenen Schrei und wehrte sich erst. Doch dann hörte sie leise geflüsterte Worte. Obwohl sie nicht in ihrer Muttersprache waren, wusste sie, dass sie nichts zu befürchten hatte. „Schhh, ganz ruhig!“, flüsterte Esmeralda und eilte mit dem Kind davon. Drückte es einem der Bauern in die Hände. Dann wandte sie sich wieder den Kämpfen zu.

Brian stürzte sich mit zu Klauen gekrümmten Händen auf eine weitere Bestie und rang sie zu Boden. Doch allein konnte er sie nicht erledigen. Er brauchte Hilfe. Er blickte sich um.Versuchte seine Frau zu finden. Er fand sie. Doch Esmeralda war zuweit weg. Selbst ihre Schnelligkeit reichte nicht aus.

Blieb nur Erin. Doch wo war sie. Wo trieb sich diese unverlössige Werwölfin herum, fragte er sich wütend und kämpfte darum, nicht auch nur einmal den Griff um den Hals des Monsters zulockern.

Doch das Biest war stark. Erstaunlich stark. Sein Körper wand sich und sein Schwanz peitschte wild umher. Mehr als einmal traf er ihn am Rücken und Brian brüllte auf. Krümmte sich, versuchte den Griff so zulassen, wie er war. Das Monster spürte, dass der Vampir, der es umklammert hielt, schwächer wurde und verstärkte seine Schälge durch den Schwanz.

Brian schrie immer wieder und lauter auf, während die peitschenähnlichen auf ihn eindroschen. Brian spürte, wie ihm Blut aus den zahlreichen Wund floss und seine Kärfte langsam nachließen. Nicht mehr lange und…

Das Monster nutzte seine kurze aber dennoch fatale Abwesenheit, um sich aus seinem Griff zu befreien und warf ihn zu Boden. Bohrte seine Krallen in seine Schultern und senkte seinen monströsen Kopf zu Brian. Schleimiger Geifer tropfte ihm aus dem Mund und auf Brians Wange. Angewidert versuchte er sich aus dem Griff seines Gegners zu befreien. Doch die Krallen hielten ihn eisern fest und drückten ihn zugleich fester auf den Boden. Brian glaubte vor Schmerzen das Bewusstsein zu verlieren. Während ihm immer mehr der faulige Gestank der Bestie ihm entgegen schlug. Wo steckte bloss Erin, dachte er erneut, ehe sich das Maul des Monsters über ihn stülpte.

Da peitschte ein Schuss auf und der Schädel des Schlangenmosnters zerplatzte in einem Schwall aus schwarzem Blut und Knochensplittern. Als der Druck auf seinen Schultern nachließ, richtete sich Brian auf und wischte sich mit einem derben Fluch den Schleim aus dem Gesicht. Er blinzelte, brauchte einige Minuten ehe er wieder was sah und glaubte erst, seine Augen würden ihm einen Streich spielen. Etwas weiter weg, im Schatten stand eine Gestalt. In ihrer ausgestreckten Hand eine Waffe, aus dessen Mündung ein dünner Rauchfaden stieg. Es gab nur eine, die solch eine Waffe benutzte. Erin!

Wie als wenn sie seine Verwirrung in seinem Gesicht gesehen hätte, grinste sie. „Wer ist hier unzuverlässig?“

Brian sagte darauf nichts. Er war zunächst heilfroh, dass sie gerade noch rechtzeitig gekommen war. Um ihn zuretten.

Erin lächelte nun, ging auf ihn schnell zu und half ihm hoch. „Alles in Ordnung?“, fragte sie nun beiläufig. „Naja, abgesehen von einigen Kratzern, gehts!“

„Wirst es schon überstehen!“, war ihre einzige Antwort. „Pass auf!“
 

Noch ehe Brian richtig reagieren konnte, stiess Erin ihn zur Seite und schoss.

Schoss ihr ganzes Magazin auf das Monster ab, das sich hinterrücks an sie herangeschlichen hatte. Das Monster bäumte sich vor Schmerzen brüllend auf und landete neben sie. Rührte sich nicht mehr.

Erin atmete tief aus und rümpfte angewidert die Nase. Der Gestank war unerträglich und jetzt wo dieses Monster näher, als ihr lieb war, lag, musste sie einen Brechreiz unterdrücken.

Dennoch konnte sie nicht leugnen, dass es mehr als knapp gewesen war und ein dunkler, wütender Schatten kroch über ihr Gesicht.

Was diese Biester an Hässlichkeit und Gestank hatten, machten sie durch ihre Arglist wieder wett, dachte sie verächtlich. Drehte sich dann um.

Doch plötzlich schoss das Monster hoch. Packte sie an den Haaren und riss sie zu Boden. Erin schrie überracht auf. Verstand nicht, woher das Ungeheuer diese Kraft nahm. Dazu sollte sie auch keine Zeit mehr haben. Denn schon beugte sich das Monster über sie. Wollte sie verschlingen.

Da sprang Rafael mit gefletschten Zähnen auf das Monster und grub seine Reisszähne in die schuppige Haut. Ein wütendes Zischen entwich dem Monster und für einen kurzen Moment war es abgelenkt. Entliess sie seinen Griff.

Erin nutzte diese Chance und robbte nach hinten. „Braver Junge. Fass!“, schrie sie mit einer Mischung aus Schadenfreude und Wut. Rafael gehorchte dem Befehl Erins und riss an der Wunde. Blut sickerte daraus hervor. Das Monster brüllte auf, schlug wild um sich. Rafael antwortete daraufhin mit einem Knurren. Riss immer mehr an dem Hals des Monsters. Krallte sich mit seinen Pfoten an ihn. Kurz löste er seine Zähne von dem schon in Fetzen hängenden Fleisch, wollte zum entgültigen Biss ansetzten.

Da packte das Monster Rafael und riss den schwarzen Wolf von sich. Rafael brüllte wütend auf, wollte wieder nach dem Hals schnappen.

Aber der Naga war schneller. Mit seiner Pranke drückte er den unteren Teil des Wolfes zusammen und Erin meinte Knochen brechen zu hören. Erin schrie schmerzhaft auf, als sie Rafael, ihren Liebling aufheulen hörte und sah, wie der der Naga den verletzten Wolf brutal zu Boden warf.

Rafael heulte auf.

Ebenso Erin. Diesesmal gequälter und es klang wie Wolfsheulen. Das Monster, das ohnehin schon kaum noch stehen konnte, wankte und schleppte sich davon. Wollte sich retten.

Erin achtete nicht darauf. Rannte zu ihrem Wolf. Hob ihn behutsam hoch. Wiegte ihn in ihren Armen, wie ein kleines Baby. Rafael winselte leise. Sein schwarzes Fell schimmerte blutig und sein Unterleib war schrecklich deformiert. Er musste entsetzliche Schmerzen haben. Sanft und tröstend strich sie ihm über den Kopf. „Schhh, Rafael. Das wird schon wieder. Ich…ich verspreche es!“, wimmerte sie leise. Rafael blickte zu ihr hoch und sah sie aus seinen dunklen Augen traurig an. Erin presste hart die Lippen aufeinander, als sie in seinen Augen die bittere und schmerzhafte Wahrheit darin sah und schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht akzeptieren, dass es für ihn keine Rettung mehr gab. Mit einem Winseln, wie als wollte er sie trösten, schleckte er ihr über die Wange. Dann wurde sein Körper ganz schwer und sank in sich zusammen. Erin merkte, wie ihr die Luft abgeschnürt wurde und der Schmerz sie überrollte. Tränen traten ihr in die Augen und brannten wie Feuer. Sie zog den schlaffen Körper ihres Wolfes an sich und vergrub ihr Gesicht in dem weichen Fell ihres Freundes und Bruders. „Rafael…Rafael!“, wimmerte sie.
 

Fay und Lex hatten alle Bewohner des Dorfes, die den Monstern entkommen konnten an einen, für sie sicheren Platz gebracht. Doch auch dort lauerten sie und nutzten die Gelegenheit, sich an den Menschen zuvergreifen. Lex und seine Schwester hatten alle Hände vollzutun, um den gierigen Pranken der Monster zuvor zukommen. Beide schwangen die Klingen ihrer Schwerter, die im Fackelschein aufblitzten, und den Ungeheuern die Hände von den Armen abtrennten. Wütend kreischend stürzten sie sich nun auf die unverschämten Halbvampire. Fay duckte sich, als einer der Bestien sie mit einem Hieb zu Boden befördern wollte, während Lex einem anderen die lange gespaltene Zunge abschlug. Schwarzes Blut tropfte auf die erde und das Monster kroch zischend und mit hasserfüllten Augen zurück. Griff dann jedoch erneut an und Lex beendete es, in dem er sein Schwert bis zum Anschlag in den schuppigen Nacken des Monsters rammte.

Angewidert zog er es wieder raus und wischte sich etwas von dem Blut aus dem Gesicht. „Ist das ekelhaft!“, knurrte er und hörte Fay schreien. Das Monster, mit sie sich anlegen musste, hatte es geschafft sie zu Boden zu reissen und hatte sie in sekundenschnelle mit seinem riesigen Schlangenschwanz umwickelt. Begann fest zuzudrücken und ihr damit die Luft aus den Kungen zu pressen. „Scheisse!“, fluchte Lex. Setzte zum Rennen an um ihr zuhelfen. Da erwischte ihn ein weiteres Monster, welches wie aus dem Nichts aus der Finsterniss hervorgekrochen kam und stürzte sich auf ihn. „Mach dass du wegkommst!“, schrie Lex wütend und hieb nach dem Monster. Traf mit der Schwertspitze dessen linkes Auge. Jaulend wich es zurück, verschwand dorthin wo es gekommen war. Nun war der Weg frei. Lex hetzte los, hob das Schwert zum nächsten Schlag, als er sah, wie seiner Schwester schon die Luft ausging und sie beinahe bewusstlos im Würgegriff des Nagas lag. Mit einem hungrigen und triumphierenden Blitzen in den Augen, öffnete er sein Maul, wollte sie verspeisen, als ein Schatten auf ihn hinabstürzte und im nächsten Moment seinen spitzen Schnabel in die Schädeldecke des Nagas bohrte. Dieser schrie brüllend auf, fasste sich an den Kopf, versuchte das Etwas von sich zu reissen. Doch der Schatten grub sich mit seinen Krallen in dessen Kopf und hakte immer wieder in die blutende Wunde. Lex verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, doch dann riss er sie auf und keuchte erstaunt. Es war Crow.

Die schwarze Krähe seines Vaters und seiner Mutter, die wie ein rettender Engel aufgetaucht war und Fay vor dem Schlimmsten bewahrt hatte. Während Crow weiterhin mit dem verwundeten Naga kämpfte, entliess dieser Fay aus seinem Würgegriff. Lex eilte zu seiner Schwester zog sie aus dem Wickelgriff des Monsters und versuchte sie zu sich zu bekommen. Schlug auf ihre Wangen, bis sie sich endlich rührte. Fay hustete, sog dann die Luft in ihre Lungen und öffnete die Augen. „Alle sin Ordnung bei dir?“, fragte Lex besorgt. Fay nickte und lächelte matt. „Ja, aber ich habe einen Moment nicht aufgepasst!“, sagte sie. Lex konnte darauf nichts sagen. Forh darüber, dass seine Schwester nocheinmal mit dem Leben davon gekommen war, umarmte er sie.
 

Minuten vergingen, während sie Rafael, der leicht wie eine Feder war, in ihren Armen lag.

Brian hatte gesehen was passiert war. Doch länger zuschauen konnte er nicht, da sich ein weiteres Monster auf ihn stürzte. „Woher kommen bloss diese Viecher?“, fragte er und schaffte es gerade noch dem Naga den Hals umzudrehen. Seine Schmerzen am Rücken versuchte er zu verdrängen.

Aber dann sah er wieder zu ihr und sah das Monster, welches sich anschickte, sie direkt anzugreifen. „Erin!“, schrie er über das Getöse hinweg, in der Hoffnung dass sie ihn hörte. Doch Erin rührte sich nicht. Langsam beugte sich der Naga über sie, weil er dachte, in ihr ein leichtes Opfer gefunden zuhaben. Doch da ruckte Erins Kopf hoch. So schnell, dass selbst Brian erschrocken zurückwisch. Das Monster schien genauso überrascht, wollte dann jedoch angreifen. Erin jedoch ließ es dazu nicht kommen. Mit einem wilden Wutschrei, ließ sie Rafael zu Boden gleiten und machte zugleich einen Satz auf das Monster zu. Und während dem Sprung, veränderte sie sich. Das Gesicht, welches noch überirdisch schön war, verformte sich. Ebenso ihr Körper. Nahm animalische Züge an. Scharfe Reisszähne wuchsen aus ihrem Ober-und Unterkiefer. Schwarzes Fell spross aus jedem Zentimeter ihres Körpfers. Lange spitze Ohren ragten aus dem struppigen Fell und legten sich bedrohlich an den massigen Schädel, aus dem glutrote Augen hervorstachen. Brians Mund öffnete sich zu einem erschrockenen und erstaunten Aufschrei. Vor seinen Augen hatte sich Erin in das verwandelt, was sie in sich trug und bisher selten gezeigt hatte. Sie hatte sich in einen riesigen und furchteinflössenden Wolf verwandelt.

Lautbrüllend warf sich dieser nun auf den Naga und riss ihn zu Boden. Grub seine Zähne und Krallen in den Hals und Oberkörper des Monsters. Blut tropfte zu Boden.

Riss an der Wunde, wie es zuvor Rafael getan hatte. Doch bei Erin waren es weitaus größere Stücke, die in und aus ihrem Maul hingen und mit einem Knurren wegschleuderte.

Die Bewegungen des Nagas, der sowieso schon schwer angeschlagen war, erschlafften langsam. Immer mehr Blut quoll aus der zerfetzten Halswunde hervor, tränkte den Boden unter ihnen. Mit einem grimmigen und zufriedenen Knurren, als sie sah, dass es mit ihm zuende ging, legte sie dann ihre Kiefer um den Kopf des Nagas und mit einem kraftvollen Ruck drehte sie den Kopf des Nagas um hundertachtzig grad.

Das Knacken des brechenden Genicks, ließ alles andere verstummen.

Schlaf sank der tote Naga zu Boden. Erin ließ nun von ihm ab, atmete zwei-dreimal tief ein. Legte dann den Kopf in den Nacken um in einem triumphierenden Heulen auszubrechen.

Brian, Esmeralda, Lex und Fay hielten inne. Selbst die Nagas, die vorher noch eine Bedrohung darstellten, erstarrten. Blickten zu dem riesigen Wolf, der einen der ihren getötet hatte und machtenn dann, dass sie das Weite suchten. Fay sah den Monstern nach und hob die Brauen. „Na, die haben es aber aufeinmal eilig!“, bemerkte sie.

„Wenn einer von ihnen von solch einem Monster getötet wird, haben sie auch allen Grund!“, sagte Brian trocken und sah zu der Bestie, die einmal eine Frau gewesen war. Nun aber war es ein wahrer Koloss aus Muskeln und Fell. Von den Zähnen, die wie Dolche aus dem Maul ragten mal ganz zuschweigen. Tief holte er Luft und sah zu ihr. Bisher hatte er sie nur in ihrer menchlichen gestalt gesehen, die nicht minder ungefährlich war. Nun aber sah er sie so, wie sie in Inneren war. Und das ganze war nur passiert, weil einer ihren Wolf verletzt hatte.

Aber war er nicht anders. Sollte jemand seiner Familie was zuleide tun, wurder ebenso zu solch einem Biest, dass keine Skrupel und vorallem kein Mitleid kannte. Dennoch erschreckte es ihn, sie so zu sehen. Es war, als wäre ein Teil seines alten Ichs immernoch da und dieser Teil begann sich vor Erin zu fürchten.

„Wow, ich habe ja gewusst, dass sie ein Werwolf ist. Aber das sie gleich zu so einem Tier wird…!“, bemerkte Lex ebenso beeindruckt und hob die Brauen. Brian warf seinem Sohn aus dem Augenwinkel einen Blick zu. „Du hast ja keine Ahnung!“, sagte er im Stillen.

Der Werwolf, der Erin war beendete seinen Siegesgesang und blickte zu Brian und seiner Familie. Kurz funkelte etwas wie erneute Mordslust in den roten Augen, aber dann machte sich Erkennem breit und der Wolf begann zu zittern. Das Zittern, welches erst schwach begann wurde stärker und der Wolf hechelte erschöpft. Seine Kärfte ließen nach. Man konnte es deutlich sehen. Dann brach der Koloss zusammen. Rührte sich nicht. Schon wollten Brian und Esmeralda zu ihm gehen, als die Rückverwandlung einsetzte. Das schwarze Fell verschwand und gab wieder den Blick auf makellose Haut frei. Die Muskeln, die deutlich unter dem Fell ausgeprägt waren, schwanden dahin. Schrumpften förmlich. Das Maul, mit den mörderischen Zähnen ebenso, wich einem Mund, in dem ungefährliche Menschenzähne zusehen waren. Dort auf dem Boden, wo ebenoch ein riesiger mächtiger Wolf gelegen hatte, lag nun eine nackte Frau. Die Klamotten, von denen nur noch kümmerliche Fetzen übriggeblieben waren, bedeckten gerade noch das nötigste. Die Bewohner rotteten sich zusammen. Tuschelten aufgeregt und deuteten auf die bewusstlose Erin. Esmeralda tauschte mit Brian einen vielsagenden Blick und beide gingen dann zu ihr. Esmeralda legte ihr, um ihren nackten Körper vor neugierigen Blicken zu verdecken, Brians Mantel über und Brian hob sie hoch. Erin gab keinen Ton von sich, sondern lag einfahc nur da. Bewusstlos. Mit glänzendem Schweiss auf der Stirn. Brian konnte deutlich ihr wildschlagendes Herz hören und auch durch die Haut spüren. Es punpte rasendschnell ihr Blut durch die Adern und Brian meinte sie hecktisch nach Luft schnappen zu hören.
 

Die Nagas kämpften sich durch den dichten Urwald. Sie waren geschickt worden um neue Nahrung zu beschaffen und nebenbei in Erfahrung zu bringen, wer das empfindliche Netz des Meisters störte. Nun wussten sie es und hatten es am eigenen Leib erfahren. Zuviele von ihren Brüdern wurden getötet und es würde sicher auch ihren Tod bedeuten, wenn sie ihrem Schöpfer bErikhten mussten, wer dafür verantwortlich war und sie es nicht geschafft hatten diesen zu beseitigen. Schon von weitem sahen sie die in die Nacht hochragenden Türme und Zinnen des Tempels und auch auf die Kraft, die aus allen Ritzen der Mauern ausströmten. Die Ungeheuer tauschten ratlose und ängstliche Blicke. Jeder von ihnen war bewusst, dass sie es nicht überleben würden, aber fliehen kam genauso wenig in Frage. Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als hineinzugehen und ihrem Meister BErikht zu erstatten.
 

Einer von ihnen kroch vor bis zu der Treppe, an dessen Absatz schon der Meister ungeduldig wartete und ihn mit seinem einen gelben Auge kalt anschaute. „Nun!“, hallte es von den Wänden wieder und ließ die ürbigen erschauern. „Was ist? Wo ist das Futter, nachdem ich verlangte?“

Der Naga senkte demütig seinen verstümmelten Schädel. Tiefe Schnitte und Kratzspuren übersäten ihn und mehr brauchte der Meister nicht zu wissen. Ein scharfes Zischen entwich aus dem gebleckten Zähnen und das Auge glühte auf. „Sie…sie ist also wirklich hier…?“, herrschte sie ihre Diener an. „Und wo ist ihr Leichnam?“

Wieder senkte das Scheusal seinen Kopf und Whitney kreischte auf. Wut und fassunglosigkeit erfassten sie. Ließen sie toben. „Ihr unützen Missgeburten. Wie konntet ihr keine Chance gegen sie haben?“, kreischte sie wieder. Die Monster, die sich dezent zurückgehalten hatten, versuchten sich herauszureden. Doch Whitney duldete dies nicht. Ohne irgendwelche weiteren Worte, streckte sie die Hand auf und deutete auf den unglücklichen. Sofort zuckte ein gleißendheller Blitz hervor, schoss auf das Monster und durchdrang seinen massigen Körper. Der Naga schrie gellend auf, als sich Hitze und Elekttrizität durch seinen Körper frassen und ihn innerlich verbrannten. Sekunden nur dauerte der Todeskampf, ehe ein Häufchen Asche auf den Boden rieselte. Die anderen wichen entsetzt zurück. Whitney sah ihre Diener kaltblütig an. Für sie gab es kein Versagen. Und wenn dann war der Tod die geeigneste Strafe.

„Nehmt euch daran ein gutes Beispiel. Wer versagt, stirbt. Verstanden? Und jetzt macht euch auf den Weg. Schon bald wird sie sicher hier auftauchen. Haltet sie auf. Alle!“, keifte sie und Gift troff aus ihren Zähnen. „Los!“

Die Nagas eilten davon um ihren Meister nicht weiter zu provozieren. Als sie verschwunden waren, sank Whitney zu Boden und hielt sich den Oberkörper. Ein kaum auszuhaltener Schmerz hatte sich in diesem breitgemacht und frass sich tief in sie hinein. Durch ihren Körper, bis sie zu zittern anfing. Sie blickte auf ihre Burst, sah wie die schemenhaften Ränder einer nur mässig verheilten Wunde sichtbar wurden. Whitney fluchte. Sie hätte sie nienals unterschätzen dürfen. Nie wäre es ihr in den Sinn gekommen, dass sie, Erin, einen ihrer tödlichen Blitze verwenden konnte, um sie selber damit zu verwunden. Noch zu genau erinnerte sie sich an denn entsetzlichen Schmerz als ihr Blitz in sie einfuhr und sie innerlich zerkochte. Da war sie zu geschwächt, als sie hätte noch weiter kämpfen können. Aber immerhin hatte sie es geschafft zu entkommen. Seitdem war sie nach Indien zurückgekehrt und hatte sich in dem Tempel geflüchtet. Um neue Kraft zu sammeln. Lange hatte sich dieser Prozess hingezogen und sie hatte innerlich gehofft noch etwas Zeit zu haben. Aber da hatte sie auch schon bald die Nähe ihrer Feindin gespürt und geahnt, dass sie wieder aufeinander treffen würde. Es war nur eine Frage der Zeit. Also sandte sie ihre Diener, um nun die Erwachsenen aus dem Dorf zu holen. Doch wie sich herausgetsellt hatte, waren diese auf unverhofften Widerstand gestossen. Whitney fluchte erneut.

Viel Zeit würde sie nicht mehr haben. Sie musste sich beeilen. „Erin Erik…warte nur. Nur weil du mich einmal besiegt hast, wirst du diesesmal nicht soviel Glück haben. Denn ich werde bald stärker sein als je zuvor!“, sagte sie und wandte sich dann an die Statue hinter ihr. In der einst der böse Geist der weissen Schlange gebannt worden war. Wo vorher Unglauben und nackte Wut ihr Gesicht verzerrt hatten, lag nun ein wissendes Grinsen auf ihren Zügen. „Bald schon wirst du sehen, dass ich nicht nur ein kümmerlicher Wurm bin!“
 

Erin schlief bis zum späten Nachmittag und als sie aufwachte, gab es keinen einzigen Millimeter ihres Körpers, der nicht schmerzte. Nur schwach erinnerte sie sich an das Geschehen. Schwere Nebelfetzen lagen auf ihrem gedächtniss und ließen nur wenig klar etwas aus der letzter Nacht sehen. Was war passiert?

Sie wusste noch, wie sie mit Brian sich unterhalten hatte und dann…panik!

Kampf, Blut, Monster, die überall herbeiströmten. Sie angriffen. Und sie beinahe getötet hätten, wenn Rafael nicht…

Sofort war Erin hellwach. Hecktisch blickte sie sich um. Sah den schwarzen, pellzigen Körper ihres Weggefährten und ging, mit wackeligen Beinen auf ihn zu. „Rafael!“, flüsterte sie schmerzlich mit aufkommenden Tränen. Nur allzudeutlich wusste sie nun, was passiert war. Rafael wurde schwer verletzt und war an seinen Verletzungen gestorben.

„Rafael!“, sagte sie erneut. Ihre Stimme nicht mehr als ein heiseres schmerzliches Krächzen.

Da zuckten die Ohren und der Wolf öffnete müde die Augen. Erins Brauen weiteten sich. Wie…!?

Wie als wenn er ihre Sinnestäuschung als Wahrheit erkennen lassen wollte, bellte er einmal kurz und hob den Kopf. Schnüffelte an ihr. Als Zeichen, dass es ihm gut ging. Erin wusste nicht was sie sagen oder denken sollte.

Es war völlig unmöglich, dass man nach solchen Brüchen noch leben konnte. Selbst ein Wolf konnte es nicht. Und doch stand, oder vielmehr lag Rafael vor ihr und schaute sie mit seinen dunklen Augen fragend an. So als wäre nichts passiert. „Wie kann das sein?“, fragte sie nun und berührte Rafael am Kopf. Streichelte ihn vorsichtig. Rafael wandte den Kopf ihrer Hand zu. Schleckte darüber. „Brian hat einen der Heiler gebeten, ihn wieder einigermassen hinzubekommen. Nachdem du zusammengebrochen bist!“, erklärte eine Stimme und Erin blickte zu Esmeralda, die in der Tür stand und beide mit einem leichten Lächeln ansah. Erins Brauen hoben sich. „Brian?“, fragte sie. Esmeralda nickte. „Ja, er hat gesehen, wie traurig und wütend du warst, dass er…nunja…also hat er schnell nach einem Heiler verlangt. Zuerst hatte sich der Mann geweigert, aber Brian hat ihn ganz schnell überreden können!“

„Wie?“

Esmeralda grinste nun verstohlen. „Er sagte wortwörtlich, wenn er deinem Wolf nicht hilft, würde er der nächste sein, der deine Wut abkriegt!“

Erin wurde rot. Das hatte Brian gesagt. Schon allein de Tatsache, dass er ihren Wolf heilen ließ, überraschte sie. Aber dass er in ihrem Namen drohte, war wirklich ungewöhnlich und vor allem unschämt. Erin wüsste schon von selbst, was sie machen würde, wenn ihr Freund gestorben wäre. Sie würde mit ihm noch ein ernstes Wort reden müssen. Aber…irgendwie gab es ihr auch die Gewissheit, dass er sie doch nicht so hasste, wie sie gedacht hatte. Er war wirklich anders, dachte sie sich.

„Ich schätze ich schulde Brian etwas. Vielleicht schenke ich ihm eine ganze Kiste, voller Blutskonserven!“, sagte sie und ließ sich von Esmeraldas Grinsen anstecken.

Esmeralda kicherte.

Da hörten sie eine zaghafte Stimme und wandten sich beide um. Vor ihrer Hütte stand ein kleines Mädchen, das verlegen dreinschaute und von einem Fuss auf den anderen trat. In seiner Hand hielt es eine rote Blume. Eine Lilie, wie Erin und Esmeralda feststellten. Sehr selten in dieser Gegend. „Ja, was kann ich für dich tun?“, fragte Erin auf der Muttersprache der Kleinen und das Mädchen machte einen zögernden Schritt auf Esmeralda zu. Streckte ihr die Hand mit der Blume hin. „Oh, danke!“, sagte sie etwas verblüfft und Erin übersetzte es für das Kind. Dieses lächelte etwas, lief aber dann schnell zurück zu seiner Mutter, die schon nach ihm gerufen hatte. Im Rennen drehte es sich jedoch um und reif ihr was zu. Esmeralda lächelte etwas. Dah zu, wie die Kleine im Haus mit ihrer Mutter verschwand und roch an der Lilie. Sie roch angenehm süß und ihre Blätter leuchteten im dämmrigen Licht. Erin musste selbst dabei lächeln. „Sieht so aus, als hättest du eine Freundin!“

„Ja, scheint so. Was hat sie eigentlich zu mir gesagt?“

Erin lächelte etwas mehr. „Danke!“, sagte sie. „Und: Schöner Engel!“

Esmeraldas Augen wurden groß. Das Mädchen hatte sie wirklich als einen Engel bezeichnet. In ihrem Land wurde sie ganz anders genannt. Oder eher beschimpft. Dass nun ein kleines Mädchen, welches aus einem abergläubischen Dorf kommt, sie nun als einen Engel sieht war schon fast verrückt. Aber auch irgendwie ein Kompliment. Sie musste lächeln.

Aber dann wurde sie ernst. Die Erreignisse der letzten Nacht hatten sie wieder eingeholt. Ebeso Erin und ein ungutes Gefühl stieg in ihrem Magen auf. Vereiste ihn. „Waren das Lakeien von dieser Whitney?“, fragte sie. Erins Gesicht nahm einen nicht so heiteren Ausdruck an. „Bestimmt. Mit Sicherheit sogar. Und jetzt wo einige dieser Biester entkommen konnten, kann ich mir gut vorstellen, dass dieses Luder noch mehr von ihren Kinderchen auf uns hetzen wird!“, sagte sie. „Wie konnte sie überhaupt wissen, dass du hier bist. Das wir hier sind?“

Erins Gesichtszüge verfinsterten sich nun. „Ganz einfach. Weil sie es gespürt hat. Sie und ich…jede von uns kann die andere spüren. Egal wie weit wir voneinander entfernt sind. Sie kann mich durch meine Nähe und meine Kraft spüren. So vermute ich. Und ich sie, durch ihren Geruch. Wie es bei Brian ist, weiss ich nicht. Aber ich denke mir mal, er hat so seine eigenen Fähigkeiten…!“, sagte sie und ließ das Ende im Raum stehen.

Esmeralda hob die Schultern. „Wenn dann hat er mir nichts davon erzählt. Und dabei bin ich seine Frau!“

„Ich an deiner Stelle würde mir das nicht gefallen lassen!“, sagte sie und kurz mussten die beiden Frauen lachen. Fast so als würden sie ein Kaffeekränzchen halten. „Nun da hast du recht. Aber ich vertraue ihm und möchte ihn nicht drängen. Wobei…!“, sagte sie und Erin ahnte, was sie dabei meinte, obwohl sie nichts sagte. „Du hast das Gefühl, dass er dir was verschweigt?“, fragte sie, als ob sie es nicht besser wüsste. Esmeralda wirkte bei dieser Frage etwas leicht auf den Schlips getreten. Sagte jedoch nichts und nickte nur. „Und wenn du ihn darauf ansprichst?“

„Das habe ich schon oftgenug versucht. Aber er weicht mir jedesmal aus. Ich sehe es deutlich in seinen Augen. Etwas muss passiert sein, dass er nicht darüber sprechen will!“, sagte sie bedrückt und Erins Mund presste sich hart zu einem harten Strich. „Und ob etwas passiert ist!“, ging es ihr durch den Kopf und musste sich beherrschen um die Worte nicht laut auszusprechen.

Es liegt an Brian, es ihr zu sagen. Nicht an ihr. „Gib ihm etwas Zeit. Ich bin sicher, dass es dir irgendwann sagen wird!“

„Das ich was irgendwann sagen werde?“, mischte sich nun Brian ein, der etwas düster dreinschaute. „Oh, dies und das!“, sagte Erin nur und machte eine beiläufige Handbewegung.

Brian sah sie einen Moment an, als würde er es nun bereuen, ihr geholfen zuhaben. „Ist mit dir alles in Ordnung?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln. „Hast ganz schön was abgekriegt!“

„Es geht!“, sagte Brian und setzte sich zu ihnen. Seine Wunden auf dem Rücken waren zum Teil verheilt. Ein weisser Verband aus Lainentüchern, bestrichen mit Heilkräutern umwickelte seinen Oberkörper.

Den Mantel hatte er einfach über die Schultern gelegt.

„Was mich allerdings wundert, ist, wieso manche dieser Scheusale leicht zubesiegen waren und andere wiederum nicht!“

„Nun das kann sein, weil eingie noch frisch geschaffene waren. Das ist doch wie bei euch Vampiren. Tschuldige, wenn ich damit jetzt euch auf die Füsse trete, aber einige Vampire sind auch nicht gleich sostark, wenn sie geschaffen werden!“, sagte sie und Brian schürzte die Lippen. Bewusstlos und schwach, war sie mir lieber, dachte er verächtlich. Erin grinste, als hätte sie seine Gedanken gelesen. „Also hatten wir einigermassen Glück. Wenn alle dieser Bestien so stark gewesen wären, dann…!“

„Dann wären wir jetzt alle nicht hier!“, schloss Erin seine Worte und lehnte sich zurück. „Danke, dass du den Heiler dazugebracht hast, Rafael zu helfen!“, bedankte sie sich dann und lächelte etwas. Brian wusste zunächst nicht, was er dazu sagen sollte. Doch dann nickte er nur. „Gern geschehen!“

„Wie sieht es eigentlich mit Stärkung aus. Braucht ihr was?“, fragte Erin und schaute Brian und Esmeralda mit einem gewissen Blick an. Beide wussten, was sie damit meinten. „Wenn nochmal so ein Angriff kommt, dann sollten wir…gestärkt sein!“, sagte Brian trocken.

„Gut. Dann gehe ich gerade zum einen der Dörfler!“, sagte sie.

Kaum war sie weg, kamen Lex und Fay aus einem Zimmer der Hüte und setzte sich zu ihren Eltern. „Alles in Ordnung bei euch zweien?“, fragte Brian. Fay gähnte. Ihr waren der Schlaf und die Erschöpfung immernoch deutlich anzusehen. Seit der letzten Nacht und dem Kampf hatte sie kaum ein Auge zubekommen.

Zu tief saß noch der Schrecken in ihren Knochen. „Kann man so sagen!“, sagte sie. „Und wohin ist Erin verschwunden?“

„Besorgt was zuessen!“, antwortete Brian düster und fragte sich, wie das anstellen wollte. Sicher würden sich die Bauern weigern, etwas Blut zugeben. Die Abneigung, die sie ihnen gegenüber zeigten, sprach deutlich dafür.

Einige Minuten später kam Erin wieder. In ihren Händen zwei lederne Trinkbeutel. „Hier bitte. Mit den besten Grüßen eines der Bauern!“, sagte sie bloss. Brian nahm einen ihr ab und öffnete den Beutel. Roch daran. „Tierblut?“

Erin hob die Brauen, sah ihn an, als wäre er ein kleines undankbares Kind. „Ja. Sorry. Aber leider gibt es hier keine freiwillige Blutspende!“

„Hm, wird schon gehen!“

Fay rümpfte etwas die Nase. Tierblut war wirklich ekelhaft. „Was ist mit euch beiden. Auch durstig?“

„Nein, danke!“
 

Es dämmerte bereits. Die Dörfler errichteten armdicke Holzphäle um einen neuen Angriff etwas abzuschwächen. Erin besah sich dieses und musste den Kopf schütteln. Als ob sich diese Ungeheuer davon abhalten lassen, dachte sie und wandte sich an ihre Verbündeten. Zeit um nachzusehen, wie wieviele Waffen sie noch hatten. Erins Miene wurde steinern, als sie bemerkte, dass sie nicht mehr viele Magzine hatte. Shite!

Bei diesen Ungeheuern hatte sie zuviele ihrer wertvollen Silberkugeln verschwendet und der nächste Kampf würde sicherlich doppelt oder dreifach so schlimm werden, denn immerhin kämpften sie dann gegen Whitney. Und die würde sich sicherlich nicht mit blossen Kugeln bekämpfen lassen.

Erin seufzte schwermütig. „Wie sieht es bei euch aus?“, fragte sie. „Wir haben noch die Schwert und einige silberene Dolche!“, stellte Brian fest. „Immerhin etwas!“, murmelte Erin vor sich hin. Da horchte sie auf und schaute sich um. Brian entging dies nicht. „Was ist?“

Erin lauschte noch einen Moment, dann nahm ihr Gesicht einen wütenden Aussdruck an. „Wir kriegen Ärger!“, knurrte sie. Alles in Brian spannte sich an. „Die Nagas?“

„Nein!“, sagte sie. „Die Bauern!“

Von draußen war große Aufruhr zuhören. Erin ging als erste raus, Brian folgte ihr. Energisch schlug sie die Decke zurück und trat aus der Hütte. Genau vor einer Gruppe aufgebrachter Bauern, die alles andere als freundlich dreinschauten. In ihren Händen hielten sie Mistgabeln und andere Werkzeuge, die vorher gegen die Nagas benutzt wurden. Sie hielten auch Fackeln in den Händen und deren Schein warf zuckende, unheimliche Schatten auf den Boden. Erin musste ein verächtliches Grinsen unterdrücken. „Mistgabeln und Fackeln, wie in den alten klassichen Horrorfilmen!“, dachte sie sich, schritt dann auf einen der Bauern zu. „Gibt es Probleme?“, fragte sie und die Gesichtszüge der Männer wurden drohend. „Ja, ihr seid das Problem. Diese Monster haben uns noch nie angegriffen. Erst als ihr hier aufgetaucht seid!“, herrschte er sie an und die anderen stimmten ihm murmelnd zu. Erin ließ den Blick über sie wandern. Keine Spur von dem Dorfältesten. Sie hätte es sich denken können. Aus Angst vor einem neuen Angriff wollten sie sie vertreiben. Dabei waren sie die einzigen, die ihnen helfen konnten. „Glaubt ihr wirklich, sie wird euch in Frieden lassen, wenn wir gehen?“, fragte sie kalt und sah jeden in die Augen. Angst sah sie darin, aber auch Hoffnung. Hoffnung auf den Frieden, der wiederkommen würde, wenn sie gingen. „Diese Dummköpfe!“, dachte sie verächtlich.

„Was ist hier los?“, fragte nun eine andere Stimme und der Dorfälteste schob sich durch die Menge. Die Männer sahen sie grimmig an und tuschelten. „Wir wollen, dass sie verschwinden!“, rief der eine, der wohl den Mob anzuführen schien und deutete dabei auf Erin und Brian. Der Mann mit dem weissen Bart schaute erst den Anführer, dann Brian und schließlich Erin an. In Erins Augen las er deutlich die leise Drohung, die sie ihnen gerne entgegen geschrien hätte. „Wir sind eure einzige Hoffnung, lebend da raus zu kommen!“

Dann schaute Abhijat wieder zu den Männern, die nur darauf warteten, die Fremden mit ihren Mistgabel und Sicheln anzugreifen. „Legt eure Waffen weg. Sie, und nur sie können uns helfen. Das wisst ihr. Wenn sie nicht gewesen wären, wären wir alle tot!“, sagte er und schaute jedem ernst an. Alle wussten, was er damit meinte. Die Monster!

Wären Erin und die anderen nicht gekommen, hätten diese Nagas sie alle vernichtet. „Wenn sie nicht gewesen wären, wäre das alles erst gar nicht passiert. Erst als sie hier auftauchten, hat der Dämon seine Diener ausgeschickt…!“, schrie wieder der andere und mehr als nur Angst und Wut schwang in seiner Stimme mit. Hass!

Erin fragte sich warum. Diesem Mann hatte sie niemals was getan. „Sieh genauer hin!“, knurrte Erik und Erin blickte dem Mann direkt in die Augen. Sie war erschrocken, aber auch nicht wirklich überrascht. In dem rechten Auge des Mannes schimmerte es gelblich. „Natürlich. Das hätte ich mir denken können!“, dachte sie. Dieses Biest Whitney setzte ihre telepathischen Fähigkeiten ein, um die Dörfler gegen sie auf zu hetzten. Das gleiche hatte sie schonmal gemacht…

„Also erstarken ihre Kräfte wieder!“, schoss es ihr durch den Kopf und eine Gänsehaut kroch über ihren Rücken. Nun wurde sie sich erst jetzt bewusst wie schnell sie handeln mussten. Wenn sie schon aus so weiter Entfernung einen Menschen manipulieren kann, dann wäre sie auch zu größeren, schlimmeren Dingen fähig. „Verflucht!“

„Wir müssen uns beeilen!“, drängte Erik sie.

„Jaja, ich weiss!“, knurrte sie zurück. „Und nur wegen ihr, wären unsere Frauen und Kinder beinahe von ihnen geholt worden!“, mischte sich ein anderer ein, der allerdings nicht unter Whitneys Kontrolle stand, sondern einfach nur mitlief. Jaja, brav sich mit anderen verbünden und gegen die vorgehen, die einem helfen wollen. Feiglinge. Allesamt, dachte sie verächtlich. „Aber noch sind sie hier und ihr lebt. Wenn ihr uns jetzt vertreibt, werden sie wiederkommen und dann kann euch niemand mehr retten!“, rief sie auf deren Sprach und ballte vor bebenden Zorn die Hände zu Fäusten. Warum konnten manche Menschen nicht verstehen, dass sie selber sich nicht gegen solche Gegnger wehren konnten. Heilkräuter hin oder her. Es gab Dinge, die garnichts halfen. „Wir brauchen eure Hilfe nicht. Los, verlasst unser Dorf. Oder wir werden euch nachhelfen!“, brüllte nun der andere, der Whitneys Sprachrohr geworden war und hielt zur Verstärkung seiner Worte deine Mistgabel näher gen Erin hin. Nun reichte es selbst Brian. Sowas von verbohrt und ignorrant war selbst ihm nicht untergekommen. „Wir wollen euch helfen. Vedammt. Hört doch endlich auf, so zutun, als wären wir daran schuld!“, schrie er zurück. Ihm war es egal ob man ihm verstand oder nicht. Seine Wut über diese starrsinnigkeit der Menschen musste einfach raus.

Einer der Bauern schleuderte ihm die passende Antwort entgegen, schrie etwas wütendes und warf einen kleinen Stein. Er verfehlte Brian knapp, traf aber Fay. Fay schrie auf, als der Stein sie an der Stirn erwischte und einen blutigen Kratzer hinterließ. Esmeralda schrie entsetzt auf. Ging zu ihrer Tochter, wollte sich die Wunde ansehen. Es war kein tiefer Kratzer, dennoch brannte er wie Feuer. Rotes Blut rann aus der Wunde, die sich langsam wieder schloss. Brian sah gebannt zu seiner Tochter, die das Gesicht schmerzverzerrt hatte und mit einigen Tränen kämpfen musste. Er konnte es erst nicht glauben oder gar wahrhaben. Doch dann hämmerte es, mit der Wucht eines Blitzschlags immer wieder in seinem Kopf:

Sie haben sie verletzt. Sie haben meine Tochter verletzt!

Seine Gesichtzüge verhärteten sich. Diese Made hatte es tatsächlich gewagt, Fay anzugreifen. Dafür sollte er büßen. Sie alle sollten es.

Für ihre Dreistigkeit und Dummheit.

Zum Teufel mit der Selbstbeherrschung und der Vernunft. In dem Moment war das Tier in ihm geweckt worden. Und es wollte nur eines: Blut fließen lassen!

Für das Blut Fays!

Mochte Erin ihn danach eine geweihte Silberkugel in den Schädel jagen oder nicht. Sie hatten es nicht anders verdient.

Ein tiefes Knurren drang aus seiner Kehle und in seinen Augen loderte es. Seine Eckzähne wurden zu mörderischen Fängen.

Erin spürte deutlich, wie seine Aura stärker und bedrohlich wurde. Und auch wenn sie sich gut in ihn hineinversetzten konnte, hielt sie ihn doch noch im rechten Moment ab. Legte ihm bestimmt die Hand auf die Schulter, schüttelte stumm den Kopf, als er sie mit seinen glühend roten Augen ansah. „Nicht. So machst du es nur noch schlimmer!“, sagte sie in seinem Kopf und Brian musste einsehen, dass sie recht hatte. Würde er auf den Bauern und danach auf die anderen losgehen, würde das alles verschlimmern. Er holte tief Luft. Nur schwer konnte sich das Tier in ihm beruhigen. Nocheinmal schrie es nach Rache und nach Blut, ehe es endlich schwieg und sich zusammenkauerte.

Das mörderische Glimmen in seinen Augen erlosch und seine Augen waren wieder normal. Dunkel, fast schon schwarz. Mit einem dezenten Rotstich drin. Erin sah dies erleichtert und drückte ihn dann zurück, hinter sich. Er musste nicht in die Luft gehen. Wenn einer es tun sollte, dann sie. Sie wollte helfen, aber diese…Bauern wollten nicht. Schön, sollen sie sehen wo sie blieben. „Gut, wenn ihr unbedingt wollt, dass wir gehen, gehen wir!“, sagte sie kalt und erntete von den Bauern als auch von ihrer Seite aus ungläubige Blicke. Erin achtete jedoch nicht darauf. „Wir werden gleich jetzt unsere Sachen zusammenpacken und gehen!“, kündigte sie an und machte auf dem Absatz kehrt.
 

Als die Nacht bereits angebrochen war, hatte sie das Dorf verlassen.

Verfolgt!

Fay schaute zurück zum Dorf, das mit jedem Schritt kleiner wurde. Sie verstand nicht, warum sie gingen. „Warum gehen wir. Sollten wir nicht zurückgehen?“, fragte sie. „Du hast es doch gesehen. Sie wollen nicht, dass wir ihnen helfen!“, erklärte Lex düster. „Ja, aber trotzdem…!“, wollte Fay ansetzen. Ließ es jedoch. Sie hatte es ja selber gesehen, wie stur diese Menschen waren und nicht davor zurückschreckten Gewalt anzuwenden.

Brian und Esmeralda liefen neben Erin, deren Gesicht einen leeren Ausdruck hatte. „Wir hätten bleiben sollen!“, murmelte Esmeralda. „Und was dann?“, fragte Brian nur und sein Gesicht nahm einen wütenden Ausdruck an. Dass man seine Tochter angegriffen hatte, wäre nur die Spitze des Eisbergs gewesen.

„Nein, es ist gut so!“, sagte er und schaute dabei zu Erin.

„Was tun wir nun? Jetzt wo man uns rausgeschmissen hat!“

„Na was wohl. Zum Tempel gehen!“, sagte sie knapp. „Was, aber wir wissen doch nicht, wo der liegt?“, fragte Esmeralda. „Lasst das meine Sorge sein!“
 

Der nächste Tag brach an und sie machten eine Pause. Die ganze Nacht waren sie durch den Dschungel gelaufen und als die ersten Sonnenstrahlen durch das Blätterdach drangen, legten sie eine Rast ein.

Fay und Lex ruhten sich auf einem alten umgestürzten Baumstamm aus. Während Lex nur die Augen geschlossen hatte, war Fay eingeschlafen. Tief ging ihr Atem und ihr Kopf ruhte auf der Schulter ihres Bruders. „Deine Tochter hat aber einen gesunden Schlaf!“, bemerkte Erin mit einem Lächeln. „Kein Wunder bei dem ganzen Stress!“

„Wie geht’s denn jetzt weiter. Was machen wir nun?“, fragte Esmeralda.

„Das gleiche, was wir von anfang an vorhatten. Wir werden uns auf die Suche nach dem Tempel machen!“

„Und wie. Wie sollen wir den Weg finden?“, kam es von Brian, dem diese Geheimnisskrämerei mächtig auf die Nerven ging. Wenn sie wollte, dass sie ihr halfen, musste sie solangsam aber sicher anfangen, mit offenen Karten zuspielen. Oder vertraute sie ihm nicht?

Etwas in ihm fühlte sich bei diesem Gedanken entrüstet und er wollte ihr sagen, was er von ihrer Einstellung hielt. Doch da hörten sie ein Knurren. „Was war das?“, fragte er sogleich und zog eines seiner Schwerter, die an seinem Gürtel trug. Esmeralda schaute sich ebenso wachsam um, wobei Erin eher einen verlegenen Eindruck machte. „Sorry, dass war nur mein Magen!“

„Dein Magen?“, platzte es aus Brian und ließ das Schwert sinken. „Was denn. Ich hatte noch nichts gegessen. Da ist es logisch, dass er sich meldet!“, verteidigte sich Erin und stand auf. „Ich werde mich mal auf de Jagd machen. Wartet hier!“, sagte sie nur und war aufunddavon.

„Also ehrlich gesagt, weiss ich nicht, was ich von dieser Frau halten soll!“, murmelte Brian, weil er ihre Stimmungsschwankungen einfach nicht erklären konnte und setzte sich neben seine Frau. Esmerlada musste etwas lachen. „Sie ist eben sehr…facettenreich!“

„Eher nervig!“, grummelte er. Dabei musste Esmeralda etwas lauter lachen. „Das klingt so, als würdest du sie lange kennen?“, sagte sie und Brian verzog das Gesicht. „Leider!“

Esmeralda schaute ihn etwas fragend an. So wie er das sagte, musste er sie ziemlich lange kennen und sie fragte sich sogelich woher. „Woher kennt ihr euch überhaupt?“, fragte sie was sie ihn schon die ganze Zeit fragen wollte. Briansa Gesichts wurde auf der Stelle dunkel und auch niedergeschlagen. Er hatte schon befürchtet, dass sie das fragen würde. Und gehofft, dass sie ihm noch etwas Zeit geben würde, bis er von sich selber beschließt ihr die Wahrheit zusagen. Nur schien seine Hoffnung umsonst gewesen zusein.

Esmeralda sah ihn mit einer Mischung aus Neugier und einem unguten Gefühl in der Magengegend an. Egal was er ihr verschwieg, es musste furchtbar gewesen sein. Sie konnte ihrem Mann deutlich ansehen, dass ihre Frage etwas in ihm aufgerissen hatte, worüber er ungern reden wollte. Aber ein Teil von ihr, mochte sie ihn auch so sehr liebe, bestand darauf es endlich zu erfahren.

Sonst würde das ewig zwischen ihnen stehen.

Auch Brian wusste dies und rang nach den richtigen Worten. „Du musst es ihr sagen!“, schallt es in ihm und sein Magen verkrampfte sich.

„Nun, das ist eine ziemlich lange Geschichte!“, begann er, da er nicht wusste, wie er am besten anfangen sollte.

„Ich bin ein Fan von langen Geschichten!“, erwiederte Esmeralda, der man ansehen konnte, dass sie langsam genug von seinen Ausflüchten hatte. Liebe hin oder her. Man sollte ehrlich zu seinem Partner sein. Und das galt bei Vampirpäarrchen erst recht.

Brian biss sich auf die Unterlippe. Hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. „Wer ist ein Fan, von langen Geschichten?“, fragte plötzlich Erin, die wie aus dem Nichts auftauchte. Das Gesicht, vorallem aber der Mund und der Oberkörper mit Blut verschmiert.

Ihre Augen waren noch schwarz von der Jagd. In dem Moment bot sie für jeden, selbst für Brian einen grauenerregenden Anblick. Sie sah wild und gefährlich aus. So wie in der letzten Nacht als sie sich in den schwarzen Wolf verwandelt und sich auf die Monster gestürzt hatte.

Nur das sie diesesmal ihre menschliche Gestalt beibehalten hatte und nur in ihren Augen das Tier in ihr zu sehen war. Auch Esmeralda schien dieser Anblick bis ins Mark zu treffen. Sie schluckte. „Bicht so wichtig!“, sagte sie, zwang sich zuruhig zu klingen. „Und wie war die Jagd?“

Erin winkte ab, lächelte zufrieden und setzte sich. „Gut. Ich hab einige fette Leckerbissen gefunden!“

„Das sieht man. Du hast es dir schmecken lassen. In deinem Gesicht klebt noch das Blut!“, meinte Brian trocken. Warf einen flüchtigen Blick auf ihr Gesicht. Täuschte er sich oder klebte noch etwas was einmal eine Lunge gewesen war, an ihrer Wange?

Brian schluckte und tippte sich dann auf die Wange. „Du hast da noch was!“

Erin wischte sich die Wange ab. Hielt es dann für das Beste sich gleich das gesamte Blut abzuwaschen. Als ihre Haut wieder sauber war, schaute sie die beiden Vampire an. „Besser?“

„Ja, viel besser!“

Nachdem sie sich etwas ausgeruht hatten, setzten sie ihren Weg fort.
 

Whitney schaute mit düsterem Blick in den Spiegel, der vor ihr in der Luft schwebbte. Auf der glatten Oberfläche, die sich hinundwieder bewegte wie Wasser, sah sie, wie die Wölfin, gefolgt von der Krähe und deren Sippe sich den Weg durch den Dschungel bahnte. Ihren Dschungel.

Ein wütendes Zischen stahl sich von ihren Lippen und die Oberfläche zittterte.

Sie ist nah, gefährlich nah und wenn sie nichts unternahm, würden die Wölfin und die Krähe sie erreichen, bevor sie ihre Kräfter vollständig wieder hatte. Das musste sie jeden Preis verhindern oder hinauszögern.

Whitney schloss die Augen und sandte ihren Willen zu einem schwachen Körper, den sie mühelos kontrollieren konnte. Soll er sich um sie kümmern und sie ablenken.
 

Am Anfang war der Dschungel noch hell und man konnte die Hände vor Augen sehen. Sonnenlicht drang durch die Lücken und Ritzen zwischen den Blättern und Bäumen, die wie makabere Nachahmungen von Menschen aussahen und zeigte der Gruppe den Weg.

Je tiefer sie jedoch in den dichten Urwald kamen, desto weniger wurde das Licht und nur noch Zwielicht herrschte in dem Reich der Schlange. Für die Augen eines Menschen so dunkel um völlig blind umherzustolpern, doch nicht für die Augen der Werwölfin und der Vampire.

Die scharfen Augen aller durbrachen die im Dschungel herrschende Dunkelheit und ließen jedes so kleinste Blatt und jede Unebenheit erkennen.

Aber trotz das sie gut sehen konnten, lag etwas in der Luft. Etwas lauerendes. Hinunwieder wurde die Stille, die sich wie ein schweres Tuch über diesen gelegt hatte von einem Knacken gestört. Erin schaute sich darauf hin um. Reckte den Kopf in die Höhe und ihre Nasenflügel bebbten, als würde sie nach etwas riechen, was auf eine Gefahr hindeuten konnte. Konnte aber nichts erkennen oder gar riechen. „Vermutlich ein kleines Tier!“, dachte sie. Wobei sie sich nicht so sicher war. Ließ deswegen immer wieder ihren Blick umherwandern.

Fay schaute sich genauso wachsam um, und bekam eine Gänsehaut. Glaubte dutzende von Augen aus dem tiefen Dickicht auf sich gErikhtet zuspüren. Spürte wie sie sie durchbohrten und jeden ihrer Schritte beobachteten. Meinte sogar Schatten zusehen, die sich hinter den Bäumen bewegten und ihnen folgten.

Ihr wurde plötzlich eiskalt. Trotz das es im Dschungel warm, fast drückend war. Doch das machte den Eindurck, den sie vorher schon verspürt hatte, noch schlimmer. Sie schauderte. Umschlang ihren Oberkörper und versuchte das Gefühl von allen Seiten beobachtet zuwerden zu ignorieren. Doch je weiter sie gingen, desto stärker wurde es und Fay hielt es nicht mehr aus. „Geht es nur mir so, oder habt ihr auch das Gefühl, dass wir beobachtet werden?“

Erin knurrte. „Nein, ich merke es auch!“

Brain schnaubte. Auch er hatte es bemerkt. „Was machen wir?“, raunte er. „Weitergehen!“, sagte sie nur und schaute zu den Bäumen hinauf, die sich wie drohende Ungeheuer zu ihnen hinunterbeugten.
 

Jedes Zeitgefühl war verloren gegangen. Da es nun dämmrig war und keiner die Sonne sehen, geschweige den auf der Haut spüren konnte, wusste niemand, wielange sie schon gegangen war. Über den Baumkronen des Dschungels brach die Nacht an und nun wurde es geradezu schwarz im Dschungel.
 

Leise hatten sie sich angeschlichen, schauten aus dem dichten Dickicht zu den Eindringlingen und packten die Waffen die sie mit sich führten fester an. Sie wussten um die Gefahr, die die Vier darstellten und dass sie nicht leicht zubesiegen waren. Sie mussten sich beeilen, wenn sie mit heiler Haut wieder darauskommen mussten. Die Blicke der beiden Schatten richteten sich auf die an der Spitze gehenden Frau. Sie mussten sie zuerst ausschalten. Die anderen würden schon ein Kinderspiel sein. Sie tauschten einen raschen Blick, nickten sich zu und folgten ihnen. Als sie auf einer Anhöhe kamen und die Wolfstochter genau unter ihnen war, sprangen sie auf sie und rissen sie zu Boden.
 

Erin stiess einen erschrocken Schrei aus. Wusste zunächst nicht, was das sollte. Doch da spürte sie einen brennenden Schmerz zwischen ihren Schultern und schrie wütend auf. Bltzschnell drehte sie sich um. Sah dabei in das verblüffte Gesicht eines Mannes, der überrascht zurück wich, jedoch wieder mit seinem Dolch zustechen wollte. Erin knurrte, packte den Arm des Mannes und drehte ihn um hundertachtzig grad. Der andere wollte seinen Komplizen helfen. Da mischte sich Brian ein. Er ergriff den Mann, schleuderte ihn gegen einen der Bäume. Der Mann schrie kurz auf, verdrehte die Augen und blieb dann reglos liegen. Erin hielt den anderen Mann immer noch gepackt, der nun winselte. Sie erkannte ihn. Es war einer der Männer aus dem Dorf, der sie angegriffen hatte. Der, der den Mob gegen sie und ihre Verbündeten angeführt hatte.

Ihre Gesichtszüge glichen einmal mehr einem wütenden Wolf und sie fletschte die Zähne. Rafael tat es ihr glich. Sein Fell sträubte sich und aus seiner Kehle drang ein tiefes Knurren. „Was sollte das?“, knurrte sie, wobei sie es sich bereits denken konnte.

Sie wollten sie töten weil sie glaubten, dass Erin und die anderen, trotz dass sie das Dof verlassen hatten, immernoch eine Gefahr darstellen würden.

Erin bleckte mehr die Zähne, als der Mann weiterhin vor sich hinwinselte und mit den Händen wild herumwedelte. Ihr Rücken schmerzte immernoch. Brannte förmlich. Zwar lebte sie noch, weil er ihr Herz verfehlt hatte. Doch der Dolch war aus Silber gewesen und es würde dauern, bis sich die Wunde schloss. Gerne hätte sie ihm für diesen heimtückichen Angriff einen Arm oder beide gebrochen. Hätte ihm gezeigt, dass man sich einer wie ihr nicht anschleichen sollte. Doch als sie in seine Augen sah, die trüb, geradezu schlaftrunken aussahen und nicht die eines wachen Menschen, wurde ihr bewusst, dass er nichts von alldem was mitbekommen hatte. Sie blickte zum anderen Mann, der bewusstlos auf dem feuschten Dschungelboden lag. Bei ihm brauchte sie nicht in die Augen zusehen. Sie konnte sich denken, dass es bei ihm dasselbe war. „Sie wurden manipuliert!“, flüsterte sie. „Und dreimal darfst du raten von wem!“, knurrte Erik in ihrem Kopf und Erins Mund wurde zu einem harten, blassen Strich. Dann schaute sie zum Mann in ihrem Griff. „Was hat sie euch versprochen?“

Die Frage kam für den Mann so abrupt, dass er zunächst nicht verstand, doch als Erin ihre Frage wiederholte, sprudelte es aus ihm heraus. Ihr Gesicht verfinsterte sich immer mehr. „Was sagt er, Erin?“, fragte Brian schließlich. „Er sagt, dass man ihm und seinem Freund da versprochen hat, das Dorf zu verschonen, wenn sie uns als Gegenleistung aus dem Weg räumen!“, übersetzte sie knurrend. „Das ist ja wohl das allerletzte. Die wissen doch, dass das gelogen ist!“, sagte Lex und beugte sich zum Mann. Dieser zittere nun noch mehr, als er in die finsteren Augen des Halbvampirs schaute. „Ihr seid wirklich beschämend dämlich, was?“, fragte er. Der Mann zitterte immernoch, blickte dann zu Erin hinauf und plapperte vor sich hin. „Was brabbelt der Kerl denn da?“

„Wir sollen doch bitte so gnädig sein und ihn laufen lassen!“, antwortete sie und Sarkasmus troff in ihren Worten. „Und wirst du ihn laufen lassen?“

„Nein. Wenn er schon so mutig war, mich hinterrücks anzugreifen, ist er es auch sicherlich, wenn er und sein Freund uns begleiten und uns den Weg zeigen!“, sagte sie mit einem grausamen Lächeln und übersetzte ihre Antwort aufs indische. Die Augen des Mannes weiteten sich und er schüttelte panisch den Kopf. Schrie, dass er nicht sterben will und dass sie doch Gnade mit ihm haben sollten. Erins Lächeln wurde grausamer und ihre Zähne blitzten berdohlich auf. „Du wirst auch sterben, wenn ich dich gehen lasse. Oder glaubst du der Schlangendämon toleriert Versager wie dich und deinen Kumpel. Wir sind schon gnädig, wenn wir euch mitnehmen!“, beendete sie ihre Antwort und der Mann sank in die Knie.
 

Nacheinigen Stunden Schlaf machte sich die Gruppe auf den Weg. Die Männer, die sie gestern noch angegriffen hatten, gingen voran, wo Erin sie sehen konnte. Sie fühlten sich alles andere als wohl in ihrer Haut und sie machten auch kein Hehl daraus. Immer wieder blickten sie hinter sich, wo Erin sie mit Argusaugen anschaute und die Hand zu einer ihrer Waffen gleiten ließ, wenn sie den Eindruck hatte, sie würden sich gleich aus dem Staub machen. Die Männer schluckten und wandten schnell die Köpfe um. Tuschelten.
 

„Was tuscheln die da?“, fragte Lex nun. Ihm ging das ganze schon seit geraumer Zeit auf die Nerven. „Sie fragen sich, ob sie nicht einfach davon laufen und uns hier allein durch den Urwald irren lassen sollten!“, murmelte Erin.

Lex zischte verächtlich. „Feiglinge. Uns aber aus dem Dorf schmeissen zuwollen, trotz das wir ihnen helfen wollen und dich angreifen. Dafür haben sie genug Mumm!“

„Da magst du recht haben. Was den Angriffallerdings angeht…Das ging nicht auf ihre eigene Kappe. Whitney hatte sie unter ihrer Kontrolle gehabt und sie hierher geschickt!“

Lex sah sie verwirrt an. Das klang aber ganz anders, als sie den einen am Kragen gepackt hatte. „Wäre es dann doch nicht besser gewesen, sie ins Dorf zurückzuschicken?“

„Und was dann? Sie ins Verderben laufen lassen. Wie ich bereits sagte: Whitney hat nichts übrig für Versager. Sie wären so oder so gestorben!“, murmelte sie. „Ich verschaffe ihnen nur etwas Zeit!“

„Wofür?“

„Um weiterzuleben. Vielleicht kommen sie ja in einem Stück oder gar lebend daraus!“

Brian, der das Gespräch zwischen seinem Sohn und der Wölfin gehört hatte, wunderte sich etwas. Sie hatte den Man gestern Abend so voller grausamkeit und Kälte angesehen und die Worte genauso ausgesprochen, dass er geglaubt hatte, ihr wären die Leben dieser Männer egal gewesen. Nun aber war er sich nicht so sicher. Und etwas sagte ihm, dass diese beiden wirklich besser dran waren, wenn sie sie begleiteten. „Wundert dich das. Du kennst sie lange genug, um zuwissen, warum sie so handelt und was sie antreibt!“, sagte er sich wie von selbst. „Sie will schließlich diese Menschen retten. Auch wenn sie sie fürchteten und hassten!“

Eine Einstellung, die nicht jedes Schattenwesen hatte. Von allen Dämonen, die er getroffen hatte, war sie einer, der ein menschliches Herz besaß. Und was war mit ihm?

Hatte er ebeneso ein menschliches Herz oder war er durchunddurch ein Schattenblut?

Es gab Momente, in denen er sich hinreissen ließ und zu der blutdrüstenden Bestie geworden ist, die tief in ihm schlummerte. Und er hatte es genossen. Hatte es genossen, mit Leichtigkeit das Fleisch seiner Feinde zuzerreissen. Das Blut aus ihren Adern zu saugen, bis sie verwelkt waren.

Aber er hatte auch Momente gehabt, in denen er sein Leben verwünschte. Seit seiner Geburt, hatte er nur Lied erfahren. Selten Momente, erfüllt von Glück, Geborgenheit. Und wenn dann hatte er sie nur in den Armen seiner Liebsten gefunden. Esmeralda!

Solange schon waren sie miteinander verbunden. Nicht mal der Tod, der von vielen Menschen so gefürchtetet wurde, weil er das Ende bedeutete, konnte etwas an ihrer Liebe und Verbundenheit ändern. Brian lächelte etwas. Sie waren so verschieden und doch…

Und doch passten sie, und nur sie, zusammen.

Ohne sie wäre er nur zur Hälfte lebendig.

Dabei musste er sich erinnern, wie es war ohne sie zusein. Und als sie nun vor ihm stand…

Brians Erinnerungen gingen weiter. Weiter zurück und er sah die Vergangenheit durch die Augen eines anderen. All das Blut und die Toten, die durch seinen Willen und durch die Hände eines anderen gestorben waren. Zu dieser Zeit war er nichts weiter als eine Seele in einem fremden Körper gewesen, den er sich mit einer anderen teilen musste, wobei dieser Leib nichts weiter war, als eine leblose Hülle. Doch Erin hatte darin, in diesem toten wandelnden Körper eine Freundin und eine Schwester gefunden. Die er, als seine Kräfte vollends erwacht waren, verschlungen hatte. Das hatte sie ihm niemals verziehen.

Würde Esmeralda ihm auch nicht verzeihen, wenn sie die Wahrheit, die ganze Wahrheit wüsste?

Er mochte es sich nicht ausmalen und versuchte diesen Gedanken zuverscheuchen.

Esmeralda bemerkte seinen Blick und schaute zu ihm. „Was ist?“, fragte sie. Brian schüttelte den Kopf. „Nichts. Schon gut!“, sagte er. Sein Hals fühlte sich mit einem Male trocken an. Erin schaute etwas verstohlen hinter sich. Konnte in den Augen des Vampirs sehen, wie es in ihm aussah. „Du musst es ihr sagen, Brian!“, sagte sie. Brian hob den Kopf, blickte zu ihr als hätte er ihre Worte deutlich gehört, als hätte sie sie ausgesprochen. Und seine Miene, die eben noch nachdenklich war, verdüsterte sich. „Kümmere dich um dein eigenes Leben und halte dich aus meinem raus. Das gilt auch für meinen Kopf!“, fauchte er in Gedanken und Erin hörte ihn genauso gut, wie er sie hören konnte. Erin rümpfte etwas die Nase und wandte sich ab. „Vampire!“, dachte sie nur und hörte Brians Knurren. Während sie liefen, bemerkten sie, dass sich der Dschungel veränderte. Er wurde lichter. Das dichte Blätterwerk, die aneinander stehenden Bäume wischen immer mehr einigen kahlen Stellen und in der Ferne hörte man Wasser rauschen. Ein modriger, abgestandener Geruch schlug ihnen entgegen und sie konnte vorne etwas glänzen sehen.

Kurz bevor sie den Dschungel verließen, blieben die Männer stehen. Flüsterten aufgeregt. „Was ist los?“, fragte Erin und stellte sich zu ihnen. Der eine Mann schaute den anderen an und wandte sich nun an Erin. Er zeigte auf die Stelle, wo der Urwald endete, auf das glänzende Etwas, was wie ein See aussah und sagte etwas. Angst spiegelte sich in seinen Zügen. Er schüttelte panisch den Kopf.

„Dort können wir nicht weiter!“

„Wieso nicht?“

„Weil es zu gefährlich ist!“, sagte der Mann und wurde noch ängstlicher. Erins Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Das es gefährlich war, war ihr schon bewusst gewesen. Hatte wirklich geglaubt, sie wisse nicht, dass das alles andere als ein harmloser Spaziergang wird?

„Ob gefährlich oder nicht. Wir gehen weiter!“, knurrte sie. Schob sich an dem Mann vorbei, der sie mit sorgenvollen Augen ansah und wollte sich davon stehlen. Sollte diese Monster doch in ihr Verderben laufen. Doch bevor er nur einen Schritt machen konnte, ergriff ihn Brian am Schlawittchen und zog ihn mit sich. „Nichts da!“

Als sie aus dem Dschungel traten, wurde der Geruch intensiver und schon bald sahen sie sich am Ufer eines Sees stehen.

Schwarze Äste ragten, wie verkrüppelte Arme aus dem Wasser, das trüb und dunkel war. Die Umgebung um den See herum war abgestorben. Kranke Bäume krümmten sich zu dem Wasser, als wollten ihre verdorrten Äste nach dem Wasser untersich greiffen und es schöpfen. Der Geruch war widerlich und erinnerte an Krankheit und Tod.

Das andere Ufer lag in weiter Ferne. War kaum in der schwülen Mittagssonne auszumachen. Durchsichtige Nebelschwaden glitten über dem Wasser. Die Luft um sie herum schwirrte und schien sich zu bewegen, wobei sie allerdings stand und einem kaum zu Atem kommen ließ. Fay zog angewidert die Nase krauss, als sie einen halbverwesten Tierkadaver am Ufer liegen sah. Der Kopf lag ihm Wasser. Sie mochte sich nicht vorstellen, was das Tier getötet hatte, oder wielange es schon dalag.

Erin ließ den Blick umherschweifen. Das Wasser des Sees bewegte sich nicht. War eine einzige glatte Fläche. Doch die Ruhe konnte täuschen. Kurz dachte Erin daran, dass das auch Säure war. Wieso sonst sollten diese Männer Angst vor diesem Ort haben. Oder diese Pflanzen abgestorben sein.

„Gibt es einen Weg um den See herum?“, fragte sie und der Mann schüttelte den Kopf. „Nein, zumindest keinen, der nicht ungefährlicher ist!“

Erin knurrte. Was anderes hätte sie eiegtnlich nicht erwarten können. Hier ewar Whitneys Reich. Hier war sie im Vorteil. Egal was sie machten oder welchen Weg sie einschlugen. Blieb also nur eine Möglichkeit.

„Tja, dann müssen wir eben dadurch!“, sagte sie. Zuerst zu ihren Verbündeten und dann zu den beiden Männern. Diese beiden wurden kalkweiss und wichen entsetzt einen Schritt zurück. Es war offentsichtlich, was sie von dieser Aussage hielten. „Erin, was wenn das auch…?“, begann Esmeralda leise, die die Angst der Männer teilte und schaute misstraurisch auf die Brühe. Erin blickte auf das Wasser, das sich kein einziges Mal bewegt hatte und ihre Stirn legte sich in tiefe Falten. „Um das festzustellen, müssen wir es testen!“, sagte sie und schaute kurz zu den Männern. Die zitterten sodass ihre Knie schlotterten, als würden sie unter einem starken Fieber leiden. „Feiglinge!“, dachte sie verächtlich. Fay schnappte nach Luft. „Willst du sie etwa darein werfen?“

„Quatsch…ich werde selber da rein gehen. Wenn es Säure es, sterbe ich immerhim mit dem Gewissen, euch vor dem Tod bewahrt zuhaben!“, erklärte sie und lächelte sarkastisch. Erst streckte sie ihre Hand hinein, als nichts passiert, tauchte sie mit dem ganzen Arm hinein und als sie immernoch kein schmerzhaftes Brennen spürte, wagte sie den Schritt in das trübe Wasser, bis sie zur Hüfte darin stand. Nichts passierte. Auch als schon zehn Minuten vergangen waren, gab es keine Anzeichen von der tödlichern Säure und Erin schaute zu den anderen. „Es ist alles in Ordnung. Keine Säure!“, sagte sie und einer nach dem anderen ging ins Wasser.

Zum Schluss kamen die beiden Männer, die immer noch vor Angst zitterten. Einer von ihnen lief vor Erin, während der andere das Schlusslicht bildete. Rafael sprang über die aus dem Wasser ragenden Wurzeln. Achtete dabei nicht ins Wsser zufallen, während Crow über sie hinwegflog und die Umgebung mit seinen schwarzen Augen absuchte.

Es war totenstill, als sie durch das Wasser watteten. Nicht mal Vögel waren zu hören und jeder konnte die Gefahr deutlich spüren, die sie umgab. „Erin!“, flüsterte Brain, der sich immer wieder verstohlen anschaute.

„Ja?“

„Was wenn diese Monster wieder angreifen?“

Dies war keine Frage aus Angst, sondern aus düsterer Vorahnung. Erin sah ihn kurz dunkel an. Sie teilte seine Vorahnung und spannte ihre Muskeln an. Sie sagte nichts, musste es auch nicht. Er konnte ihre Antwort sehen und ahnen.

Crow sethte sich auf einem der vielen Baumäste und schaute sich um. Rafael legte hingegen keine Pause ein. Sprang von Wurzel zu Felsen und dann wieder auf einen Flecken festen Boden. Da hielt er inne und schnüffelte. Er hatte etwas gerochen. Seine Ohren zuckten und als er seine Nase nochmals ausstreckte um den fremdartigen Geruch zuwittern zog er die Lefzen hoch und knurrte. Auch Crow schien etwas gesehen zuhaben. Er krächzte warnend und hüpfte auf dem Ast herum. Erin und Brian blickten gleichermassen zu ihren Beschützern.

Sahen die Anspannung der beiden Tiere und schauten sich nun an. Etwas war hier. Das wussten sie sofort und beschleunigten ihre Schritte.

Ihre böse Ahnung war ansteckend.

Fay blickte immer wieder über die Wasseroberfläche. Versuchte in dem Wasser etwas zu erkennen. Doch das Wasser war so trüb, dass sie nichts erkennen konnte. Sie merkte wie sich ihre Nackenhaare aufstellten und es ihr eiskalt den Rücken runterlief. „Scheisse!“, fluchte sie innerlich. „Scheissescheissescheisse!“

Da hörte sie ein Platschen und schaute in dessen Richtung. Das Wasser kräuselte sich. Nur für einen kurzen Moment, doch Fay konnte es gerade noch sehen und schluckte. Sie versuchte sich einzureden, dass das nur ein Stein war, der da ins Wasser gefallen war. Doch ihr Instinkt sagte ihr etwas anderes. ‚

Welcher Stein konnte schon dermassen das Wasser zum wirbeln bringen?

„Beruhige dich, Fay. Drehe bloss nicht durch!“, ermahnte sie sich. Schaute zu ihrem Bruder, dem man nichts von Angst ansehen konnte und beneidete ihn dafür, dass er so ruhig bleiben konnte.

Da streifte etwas ihr Bein und sie schrie auf. „Fay, was ist?“, fragte ihre Mutter und sah ihre Tochter besorgt an. Nun war es mit Fay krampfhaft erhaltender Beherrschung vorbei. Panisch blickte sie sich um. „Hier ist irgendwas…Im Wasser. Ich habe etwas an meinem Bein gespürt!“, sagte sie. Erins Augen wurden wieder schmal. „Konntest du spüren, was es war?“

„Nein. Es…es ging viel zu schnell!“

Erin tauschte einen Blick mit Brian. „Wir sollten uns beeilen. Los!“, sagte sie und ging weiter. Die anderen folgten.

Lex schaute seine Schwester an und sah die Angst. Und konnte nun auch hier nicht wiederstehen. „Pass auf, sonst trittst einem dieser Monster auf den Schwanz!“, sagte er und Fay warf einen erbosten Blick zu.

Musste er jetzt, ausßgerechnet in diesem Moment solche Witze machen?

„Hör mit dem Blödsinn!“

„Das ist kein Blödsinn. Ist doch gut möglich, dass diese Biester auf uns lauern und nur darauf warten, sich auf uns zustürzen!“

„Lex, lass den Scheiss!“

„Okay okay. Hör ja schon auf!“, sagte er und hob beschwichteng die Hände. Fay schnaubte etwas und murmelte vor sich hin. Lex grinste, ließ sie einige Schritte weitermachen. Dann gab er ihr einen kräftigen Schubser und machte laut „Buh!“

Der gewünschte Effekt trat ein. Fay stiess einen spitzen Schrei aus und wäre fast ins Wsser gefallen. Wütend drehte sie sich um und schlug ihm hart af die Brust. „Du Arschloch!“

„Was denn sollte nur ein Scherz sein!“, verteidigte er sich.

„Solche Scherze kannst du dir in den Arsch schieben!“, knurrte Fay und stapfte weiter. „Junge junge, sind wir heute wieder empfindlich!“, murmelte er und wollte ihr folgen.

Plötzlich war hinter Lex etwas zu hören. Ein Platschen und einen überraschten, erschrockenen Ausruf. Lex drehte sich um, wollte wissen, was los sei. Seine Augen weiteten sich. Der Mann hinter ihm war verschwunden. Nur einige Wirbel auf dem Wasser waren zu sehen. „Hey, der Kerl ist weg!“, rief er.

„Sehr witzig, Lex!“, murrte Fay nur.

„Das ist kein Witz. Er ist wirklich weg!“, sagte er und nun blieben sie wieder stehen. Erin schaute zu ihm, sah die leere Stelle an der der Mann ebenoch war und lief zurück. Zog dabei ihre Schusswaffe und hielt sie bereit um abzudrücken. Sie blickte auf das Wasser, das reglos und still war. Es vergingen einige Minuten. „Wir müssen hierraus…!“, sagte sie dann. Die anderen sahen sich nur mit sorgenvollen Mienen an. Keiner konnte sagen, was passieren würde, wenn sie sich bewegten.

Was lauerte überhaupt in dem Wasser auf sie?

Da schoss etwas aus dem Wasser. Gellende Schreie durchbrachen die Stille und etwas wurde durchs Wasser gewirbelt.

Alle wichen schnell zurück und blickten zu dem, was das Wasser wieder ausgepukt hatte.

Die Augen aller weiteten sich, als sie den Mann, der noch vor wenigen Sekunden hinter Lex herlief, wiedererkannten und nun wie von Sinnen schreite. Er schrie um Hilfe. Drehte sich unzählige Male um die eigene Achse und schrie nochmals auf. Dann wurde er wieder unter Wasser gezogen, nur um wieder hervorzuschießen. Diesesmal so weit, dass man nun den Rest seines Körpers sehen konnte. Als sie genauer hinsahen, sahen sie nun, wieso er so schrie. Um seinen Leib wand sich ein schlangenartiger Körper und hielt ihn fest. Der Mann zuckte und sein Gesicht war vor Angst und Schmerzen entstellt. Er sah zu Erin und die anderen. Verzweifelt flehte er sie mit seinen vor Angst verzerrtem Gesicht, um Hilfe an. Erin schluckte hart. Dieser Mann würde sterben, wenn sie nichts unternahm. Entschlossen richtete sie ihre Waffe auf den Schlangenleib, der immer mehr zudrückt und schoss. Als sich die Kugeln in das schuppige Fleisch schlugen, hörten sie ein grausiges Heulen und das Wasser um sie heruam geriet in Unruhe. Doch das Monster, welches unter Wasser sein Opfer festumschlungen hielt, ließ nicht locker. Einige Minutne vergingen, in denen es nun wieder gespenstisch still war und nur das leise Plätschern des sich langsam beruhigenden Wassers zu hören war. Der Blick des Mannes war noch nicht gebrochen. Doch seine Schreie waren verstummt. Schlaff hing sein Köper in der tödlichen Umarmung des Monsters. Einige letzte Zuckungen verrieten, dass er noch lebte. Und Erin wusste nun, dass keine Rettung gab. Mit steinerner Miene heilt sie nun die Mündung ihrer Waffe auf die Stirn des Mannes. Wollte ihn mit einem gezielten Kopfschuss von einem schlimmeren Tod bewahren. Doch bevor sie abrdücken konnte, eplodierte erneut die Wsserobefläche und etwas schoss nun aus dem Wasser.

Der dazugehörige Oberkörper des Schlangenmonsters.

Es war, als hätte es Erin geahnt, einer von Whitneys Nagas.

Mit weitaufgerissenem Maul stürzte sich das Biest auf sein Opfer und verschwand mit ihm unter dem Wasser. So schnell, wie es hervorgeschossen war. Das Wasser begrub sie und nur die Wellen, die es unterhalb der Oberfläche schlug, konnten erahnen, was für ein schrecklicher Kampf tobte. Hinundwieder war ein Arm, ein Bein, die gebrochen umher geschleudert wurden oder ein Teil des langen Schwanzes, der sich erneut um sein Opfer schlang, zusehen. „Scheisse!“, keuchte Lex und Erin schrie, schriller als jemals zuvor:„ Los, raus hier!“

Der Mann, der entsetzt mit ansehen musste, wie sein Freund verschlungen wurde, konnte sich nicht rühren und starrte auf das Wasser, das immer aufgewühlter wurde. Schaumkronen tanzten umher und kleine Strudel bildeten sich.

„Das Monster frisst ihn nicht gleich. Es spielt erstmal!“, dachte Erin finster und angewidert, packte dann den Mann am Arm und zerrte ihn mit sich. Das Wasser um sie herum wurde immer aufgepeitschter und wirbelte den Dreck auf dem Boden des Sees auf. Nocheinmal schaute er hinter sich und sah, wie das Monster wieder hochkam. Die Beine seines Freundes baumelten aus dem tiefen Schlund seines Maules. Er würgte und presste sich entsetzt die Hände vor den Mund.

In was war er nur hineingeraten?

Paralysiert ließ er sich von Erin durch das Wasser ziehen. Nur wenige Meter trennten sie von dem rettenden Ufer.

Brian und Esmeralda erreichten es zuerst, stoplerten und krochen einige Meter vom aufgewühlten See weg. Erin wartete bis Fay und Lex ebenso sich aus dem Wasser gerettet hatten. Sie kam zuletzt aus dem Wasser und ließ den Mann, der immernoch geschockt war und mit geweiteten Augen auf den See schaute, der sich langsam wieder beruhigte. Das was geschehen war, schien trotz, dass es eben passiert ist, in weiter Ferne gerückt zusein und die alle merkten erst jetzt, wie heftig das Herz in der Brust schlug und das Adrenalin in ihren Adern rauschte. Es dauerte eine Weile, bis sie sich von dem Schrecken erholt hatten. „War das etwa auch einer von Whitneys Kinderchen?“, fragte Brian sarkastisch und Erin nickte bloss. „Dieses Monster sah aber anders aus!“, ergänzte Fay und holte tief Luft. „Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Anscheinend gibt es nicht nur diese kobraartigen Nagas!“, murmelte Erin und schaute nochmal aufs Wasser. „Na bravo!“

Lex ließ sich auf den nassen, schlammigen Boden nieder. „Das fängt ja gut an!“

„Lasst uns weitergehen. Je eher wir von diesem See wegkommen umso besser!“, sagte Erin und drehte sich um.

Da explodierte förmlich der See. Eine Wasserfontäne schoss meterhoch in die Höhe. Kleine Wassertropfen spritzten durch die Luft, glitzerten im Sonnenlicht.

Ein feiner Sprühnebel ging auf die kleine Gruppe nieder. In dem dunstigen Licht tauchte eine schemenhafte Gestalt auf. Ein Zischen war zuhören, das jedem die Nackenhaare aufstellen ließ. Erin wirbelte herum, griff gleichzeitig nach ihrer Waffe und wollte auf die schattenhafte Gestalt schiessen. Doch da schnellte ein peitschenähnlicher Schwanz hervor und schmetterte ihr die Jackal aus der Hand. Erin schrie auf und hielt sich ihre Hand, die sich wie betäubt anfühlte. Ein weiterer Schlag beförderte sie zu Boden. Für einen kurzen Moment sah sie Sterne. Erin schüttelte hastig den Kopf, um wieder klar sehen zu können und wollte sich aufrappeln. Erneut wurde sie zu Boden gestossen und ein grässlicher Laut kam aus dem Schlund des Monsters, dass wie ein Lachen klang. Erin fluchte, schaute hoch und blickte in das schuppige Gesicht des Monsters.

Mit einem Male schien alles wie in Zeitlupe zupassieren. Dunkle Augen blickten hungrig zu ihr hinunter. Ein hähmisches Grinsen zog über das Schlangengesicht und das Monster bäumte sich auf, um sich auf Erin zustürzen. Doch bevor es das tun konnte, schoss ein Feuerball herbei und traf es. Vor Schmerzen aufheulend, wand sich das Ungetüm. Versuchte die Flammen zulöschen, doch sie fraßen sich immer mehr in den Leib des Monsters und verbrannten es.

Übrig blieb nur ein verbrannter Kadaver.

Hindernisse

Seit diesem Zwischenfall ist kein weiterer Angriff durch die Nagas erfolgt. Seit dem hatte auch jeder geschwiegen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Und doch jeder wusste von der Gefahr, die auf sie lauerte und dass das erst der Anfang war. Denn jetzt waren sie wirklich in der Grube der Schlangen und es war gut möglich, dass es bald schon zum nächsten Angriff kommen würde. Als sie den See schon meilenweit hinter sich gebracht hatten, machten sie eine Pause. Erin setzte sich auf einen Steinbrocken und stütze die Hände auf den Knien. Atmete tief durch. Die letzten Kilometer hatten sie im Eilschritt zurückgelegt und sie merkte, wie erschöpft sie war. Rafael erging es nicht anders. Er hechelte etwas und legte sich hin. „Na, mein Kleiner. Du bist auch fixundfoxi, was?“, fragte sie überflüssigerweise mit einem schwachen Lächeln. Rafael bellte kurz zustimment. „Was ist mit euch?“, fragte sie an die anderen gewandt. Brian nickte nur. Esmeralda sah genauso gehetzt aus und lehnte sich gegen einen Baum. „Es geht. Ich denke, wenn ich nochmal so schnell renne, kann ich mich bei den olympischen Spielen anmelden!“, witzelte Lex trocken. „Und du, Fay. Geht es?“

„Denke schon!“, sagte sie erschöpft. „Hätte nur nicht gedacht, dass es so schlimm wird!“

„Das ist nicht London. Nicht euer Territorium. Hier sind wir ins Whitneys und die hat sicher noch paar Tricks parat!“, erklärte Erin finster und musste sich an das Monster erinnern, dass erst den Mann erwischt hatte und dann sie verschlingen wollte. Ihr wurde klar, dass sie bisher dieses Biest unterschätzt hatte. Zumindest was ihren Heimvorteil an anging. Sie musste vorsichtiger sein. Und mit allem rechnen.

„Wer hat mich eigentlich gerettet. Habe nur diesen Feuerball gesehen. Würde mich gerne bei demjenigen bedanken!“

„Das war ich!“, sagte Brian, hob kurz die Hand. Erin hob die Brauen. „Du? Ich dachte du kannst mich nicht ausstehen!“, sagte sie. Es war ein dummer Spruch, dass wusste sie. Aber es war einfach aus ihr rausgerutscht. Sie konnte sich vorstellen, dass er und sie nicht grün miteinander werden würden. Dafür waren sie in der Vergangenheit zu oft aneinandergeraten. Nicht direkt, aber immerhin…

„Das habe ich nicht gesagt. Aber wenn du stirbst, haben wir keine Chance. Schon vergessen: Nur zusammen können wir es schaffen. Hast du das nicht selber gesagt?“

„Ja, das habe ich!“, sagte sie und lächelte.

Der Inder, der immernoch völlig unter Schock stand, blickte aphatisch drein und zitterte. Erin ging zu ihm, fragte ihn, ob es ihm gut ging. Doch der Mann konnte nichts sagen.

„Das alles war zuviel für ihn!“, dachte sie sich. Aber was hatte sie anders erwartet. Diese Menschen waren abergläubisch und fürchteten sich vor den Kreaturen, die in der Finsterniss lebten.

Noch einige Minuten lang blieben sie so sitzen, dann aber war Erin der Meinung, weiter zugehen.
 

Es war Abend, als sie die nächste Pause machten und sich ausruhten.

Erin lehnte sich gegen einen Felsen und schloss die Augen. Versuchte die letzten Minuten zuverdauen. Ihre Muskeln waren schwer wie Blei und alles in ihr schrie danach, sich einige Minuten auszuruhen und ein Nickerchen zu halten. Doch Erin zwang sich wach zu bleiben. Sich jetzt hinzulegen und zuschlafen, war nicht der richtige Moment.

Fay blickte sich um. Seit dem Zwischenfall im See war das Gefühl, dass sie beobachtet wurden, stärker geworden und nicht nur ihr erging es so. Außerdem fühlte sie sich mit jedem Schritt, den sie durch den Dschungel machten unwohler. Und dabei war sie eine Jägerin, die an solchen Orten keine Furcht haben sollte.

Doch nichts und niemand war pferekt. Nicht mal ein Halbvampir.

„Ich weiss, dass das ziemlich bescheuert klingt, aber dieser Dschungel ist wirklich unheimlich!“, sagte sie und rutschte unruhig hinundher.

„Da geht es nicht nur dir so?“, bemerkte Brian. „Wobei nicht nur der Dschungel unheimlich ist!“, ergänzte Lex und sah zu Erin. Erin merkte die Blicke des Vampirs und öffnete die Augen.

„Ich frage mich, was in dieser Frau noch so alles steckt!“

Erin lächelte dunkel. „Das mein hübscher, siehst du noch!“

„Wie geht’s denn eigentlich jetzt weiter. Jetzt wo wir wahrlich in der Höhle des Löwen sind, sollten wir bereden, was wir gegen dieses Monster ausrichten!“, sagte Esmeralda und Erin richtete sich auf. „Das finde ich auch. Schließlich hast du lange genug geschwiegen und es wird Zeit, dass wir von deinen Plan erfahren. Oder hast du keinen?“, fragte Brian, der sich einmal mehr daran erinnerte, dass Erin bisher noch kein Wort über einen Plan geäußert hatte. Erin grinste. „Und ob ich einen habe. Zwar habe ich diesen erst später entwickelt, als ich auf dem Weg nach London kam, aber er ist besser als gar keiner!“, erklärte sie kühl. „Silber kann dieser Schlange nichts anhaben. Leider. Dass musste ich mehr als einmal feststellen und auch mit einer erhöhten Kraft kommt man ihr nicht bei. Also bleibt eigentlich nur eine Lösung!“, sagte sie und machte eine kurze Pause. Jeder sah sich und dann an Erin an. Die Ruhe, die zwischen ihnen lag war, unerträglich und Brian wurde das Schweigen zudumm. Sie hatten keine Zeit und er keine Lust, um weiterhin rum zurätseln. Außerdem erschien die Zukunft nicht gerade rosig dadurch. „Ja und? Spann uns doch nicht so auf die Folter!“, drängte Brian.

„Nagut nagut. Ich wollte es eigentlich noch weiter erklären. Aber auch egal. Weißt du noch was dein Feuer mit meinem Arm gemacht hat?“, fragte sie ihn und Brians Gesicht wurde ausdruckslos. Und ob er das noch wusste. Trotz dass er den Körper eines anderen übernommen hatte, hatte er gesehen was sein Feuer mit ihrem Arm gemacht hatte. Er ahnte, was sie damit andeuten wollte. „Ja. Erzähl weiter!“

„Nun…Ich glaube, dass dein Feuer das einzige ist, was diesem Monster etwas anhaben kann. Und als ich nun gesehen habe, dass das Feuer deiner Frau die gleiche Wirkung hat, hätten wir sehr gute Chancen!“, erklärte Erin.

„Das ist wahr. Und diese Biester scheinen auch auf Genickbruch sehr empfindlich zureagieren!“, sagte Esmeralda, die die Meinung Erins teilte und Brians Gesicht wurde nun grimmig. „Du glaubst? Nicht gerade sehr vielversprechend. Was wenn du dich irrst?“, fragte Brian, der sich mit Erins Plan nicht ganz anfreuen konnte.

Erins Gesicht nahm einen undeutbaern Ausdruck an, der dann schnell dunkel und niedergeschlagen wurde. „Dann wird es ein kurzer Kampf!“

„Das hört sich wirklich nach einem guten Plan an!“, sagte Fay ironisch. Lex pflichtete ihr bei.

Aber was blieb ihn schon anderes übrig. Erin hat es selbst gesagt. Dieser Plan war besser als gar keiner.

„Und wie gehen wir vor. Hast du eine Taktik?“

„Nein und ich glaube wir brauchen auch keine. Whitney weiss mittlerweile, dass wir auf dem Weg zu ihr sind!“, sagte sie und massierte sich ihre Schultern. „Dank diesen Monstern, die uns angegriffen haben!“, murmelte Lex. „Genau. Also können wir uns einen Überraschungsangriff eigentlich sparen!“, erklärte Erin ernst und jedem lief ein kalter Schauer über den Rücken.
 

Der Mann, der still dagesessen hat und sich bisher nicht gerührt hatte, erwachte nun aus seiner Starre, als er die Worte der Wölfin hörte. Das was sie vorhatten war reiner Wahnsinn und er war mittendrin. Nervös blickte er sich im Dschungel um, in dem sie saßen und der um sie herum war. Sich wie ein Ring aus Blättern, Bäumen und Büschen schloss und unvorstellbare Gefahren in seinem Schatten barg. Das Licht des Feuers welches in der Mitte der Verbündeten flackerte, vermochte es kaum, die Dunkelheit um sie herum zuvertreiben.

Kalter Schweiss bildete sich auf seiner Stirn und er begann zu zittern. Er fühlte die Bedrohung und die Angst, die wie ein Gift durch seine Adern kroch und ihn erschauern ließ.

In seinem Kopf drehte sich ein Orkan von unterschiedlichen Gefühlen. Angst und Zweifel, Hoffnung und die bittere Erkenntniss, dass er nicht lebend hier rauskommen würde. Diese unterschiedlichen, gegensätzlichen Gefühle fochten einen verbitterten Kampf aus, stachelten sich gegenseitig immer mehr an und ließen Mann in seinem Entschluss wanken. Einerseits wollte er davon laufen und diese Schattenblütler allein im Dschungel und ihrem Schicksal überlassen. Doch dann würde er sich dabei sterben. Wer konnte wissen, was in der Dunkelheit lauter und nur darauf wartete, dass er einen Fehler machte. Wenn er überleben wollte, sollte er hier, bei diesen Schattenwesen blieben.

Dennoch überwog die Angst mehr und mehr. Vertrieb die Stimme seiner Vernunft, sodass er nun vor Angst nicht mehr klar denken konnte. Immer wieder ließ er den Blick über das dunkle Unterholz schweifen und glaubte das litzen von kalten Reptilienaugen zu sehen, die ihn hungrig anfunkelten. Als könnten sie es gar nicht erwarten, ihn zu verschlingen. Als er dann ein leises Wispern hörte, glaubte er, seine Sinne würden ihm einen bösen Strecih spielen und er würde seinen Verstand verlieren. „Was machst du hier noch… Lauf los…Bring dich in Sicherheit…Wenn du noch länger hierbliebst, stirbst du…Lauf!“, flüsterte sie und der Mann schauderte. „Lauf…lauf…lauf!“

Verzweifelt schlug er die Hände um den Kopf, presste sie auf seine Ohren, um die Stimme, die einen kleinen Teil in ihm weckte, der ihn zur Flucht trieb und nicht mehr aufhörte, an seine Vernunft zu apellieren.

Irgendwann konnte er es nicht mehr ertragen.

Mit einem Schrei, sprang er auf die Füsse und ehe Erin oder die anderen richtig verstehen konnten, was los war, rannte er panisch auf. Erin knurrte wütend. Schnappte sich ihren Waffengrütel und spurtete los. „Dieser Narr!“

Und schon war sie hinter ihm. „Brian, los komm…!“, schrie sie noch bevor sie im dunklen Dschungel verschwand und Brian zögerte. Er blickte zu seiner Frau und seinen beiden Kindern. Kontne er sie wirklich inmitten dieser grünen Hölle alleine lassen?

Langes Schweigen herrschte, ehe Esmeralda ihn ermutigend zu nickte. Sie konnte sich denken, wieso er ihr nicht nachlief. „Wir kommen schon klar. Geh ihr nach. Sie wird deine Hilfe brauchen!“, versprach sie und Brian hechtete los.
 

Erin hatte ihre scharfen Sinne des Wolfes eingesetzt, um die Spur des Mannes nicht zuverlieren und fragte sich, was in ihm gefahren war. Er müsste doch wissen, dass es zu gefährlich war, allein hier rum zurennen. Was also zum Teufel hat ihn dazu getrieben?

„Das kannst du dir doch denken!“, hörte sie Erik sagen. Bittere Erkenntniss schwang in seinen Worten mit und ein kurzes Gefühl der Kälte kroch übe rihren Rücken. Ihre Augen wurden schmal. Und ob sie sich das denken konnte. Whitney!

Dieses Miststück. Sie muss ihn igrendwie dazu gebracht haben, los zurennen um sie von den anderen zu trennen. Und es hatte funktioniert.

„Verdammt!“, fluchte Erin und rannte weiter. Der Boden unter ihren Füssen flog förmlich dahin und die Umgebung verschwand.

Ein Schrei ließ sie abrubpt stehen. Der Schrei hatte sich an den Bäumen gebrochen und könnte aus jeder erdenklichen Richtung gekommen sein. Brian holte sie ein. Er war, zu seiner eigenen Verwunderung nicht schnell genug gewesen und hätte sie beinahe verloren. Nun aber wäre er fast in sie hingelaufen und schaute sie verwirrt an, als Erin den Kopf schief legte, um zu lauschen.

Zuerst war nichts zuhören. Zumidest nicht für ihre und seine Ohren. Doch dann hörte sie einen weiteren Schrei. „Dalang!“, reif sie knapp und rannte nach rechts. Brian folgte ihr.

Sie durchbrachen das Gestrüpp und hörten die Schreie des Mannes. Sie wussten, dass es zuspät für ihn war.
 

Mit einem Zischen schlang das Schlangenmonster sich um ihn und begann seine Muskelnazuspannen, um dem Mann sämtliche Knochen zubrechen. Knochen für Knochen brach in dem Leib des Menschen. Seine Augen quollen aus den Höhlen hervor. Seine eine Hand, die als einzieger Teil seines Körpers nicht von dem massigen Schlangenleib gefangen gehalten wurde, krampfte sich zusammen. Als er Erin und Brian aus dem Dschungel stürzen sah, streckte er sie aus und flehte sie mit seinen schmerzverzerrten Augen an, ihm zu helfen. Wie es sein Freund getan hatte. Da riss er den Mund auf und stiess einen entsetzlichen Schrei aus. Das Monster hatte sein Maul weitaufgerissen und fing an, ihn zu verschlungen. Erst seine Füsse, dann die Beine und schließlich seine Hüfte. Es ließ sich alle Zeit der Welt, den schreienden Mann zuverspeisen, bis nur noch die Hand aus dem Maul ragte, die immer noch nach Halt suchte. Ehe auch diese verschwand.

Laut schmatzend schlang das Ungetüm das Opfer hinunter. Unter den Schuppen konnte man genau die Umrisse des Mannes sehen und wie er immer weiter nachunten geschlungen wurde.

Erin musste ein Würgen tapfer unterdrücken. Während das Ungeheuer den Inder verschlang, hatte sie sich nicht rühren können. Der vorherige Entschluss ihm zuhelfen war wie weggeblasen und sie konnte nichts anderes tun, als da zustehen und zuzusehen.

Als der Mann im Leib des Monsters verschwunden, richteten sich die kalten Augen auf Erin und Brian. Und Erins Starre fiel von ihr ab. Wut machte sich in ihr breit. Doch nicht Wut auf das Ungehuer sondern auf sich. Sie hätte ihm helfen können. Auch wenn nur ein gezielter Kopfschuss ihn gerettet hätte. Aber sie hätte es gekonnt.

Erin wich einen Schritt zurück und ihre Hand legte sich automatisch auf den Gürtel, in dem sie ihre Waffen hatte.

Das Monster fauchte. Brian machte sich bereit zu einem Angriff. Das Ungeheuer kroch auf sie zu. Richtete sich in seiner vollen Größe auf und machte sich bereit zum Angriff. Doch da hielt es inne. Hob den Kopf, drehte ihn in die hintere Richtung und schien etwas zulauschen. Brain, der sich darüber etwas wunderte, warf Erin einen misstraurischen Blick zu. „Was ist? Wieso greift dieses Biest nicht an?“, fragte er und Erin zuckte die Schultern. Sie wusste es zunöchst auch nicht. Doch dann ahnte sie es und ihr Gesicht verfinsterte sich. Whitney hielt das Ungeheuer zurück. Sie will sie persönlich vernichten!

Erin ballte die Fäuste und presste hart die Kiefer aufeinander.

Da blickte das Monster wieder zu ihnen herüber und ein mörderisches Funkeln war in deren Augen zusehen.

Mit einem warndem Knurren wandte sich das Monster und kroch zurück in den Dschungel. Minunten lang herrschte Stille. „Wieso hat dieses Monster nicht angegriffen?“, fragte Brian leise.

Erin sagte nichts, schaute immernoch in den dichten Dschungel, wandte sich dann ab. Brian, der ihr Schweigen als nichts Gutes deutete, ging ihr nach.

Sie schlugen sich ihren Weg durch das dickte Dickicht des Dschungels. Doch diesesmal hatten sie es nicht eilig. Erin nutzte diese Zeit um nachzudenken.

Jetzt hatten sie keinen mehr, der sie durch diesen verdammten Dschungel führen konnte. Und Erin musste dabei an die beiden Männer denken, die ihr Leben verloren hatten. Nur weil sie sie nicht ins Dorf zurückgebracht hatte. Sie hätte gleich auf die Stimme der Vernunft hören sollen und nicht auf die, ihres dunklen Ichs. „Verdammt!“, fluchte sie innerlich vor sich hin. „Hör auf, dir deswegen jetzt den Kopf zuzerbrechen. Wir haben andere, wichtigere Probleme!“, sagte Erik düster und Erin nickte. Er hatte Recht!

Sie mussten zu diesem Tempel. Egal wie!
 

Als sie zurückkamen, löcherten Esmeralda, Lex und Fay sie mit Fragen.

„Was war los?“, fragte Esmeralda. „Wo ist der Mann?“

„Er ist tot. Eines dieses Biester hat ihn erwischt!“, erklärte Brian, blickte dabei zu Erin, die finster dreinschaute.

„Was? Wie sollen wir dann hierrausfinden?“

„Das wissen wir nicht. Nocht Nicht!“

„Na grossartig, das hat uns gerade noch gefehlt!“

„Beruhig dich Lex. Uns wird schon was einfallen!“, sagte Brian und schaute dann wieder zu Erin, die weitergegangen war und sich hinsetzte. Die Augen dunkel und grimmig. Brian sah zu ihr und konnte deutlich etwas wie Groll in ihr spüren. Er konnte sich irgendwie denken wieso. Damals hatte er mitbekommen, wie sehr sie sich bemühte Menschen zu retten und wie wütend sie war, es nicht geschafft zu haben. Wenn er noch jemand anderes damals gewesen wäre, so wie damals, hätte er sicher jetzt etwas gesagt. Doch er war nun wieder er selbst und somit nicht mehr ihr Freund. Nur ein Verbünderter, im Kampf gegen einen anderen Dämon. Sollte dieser Kampf zuende und sie alle noch am leben sein, so würden sich ihre Wege für immer trennen.

„Das Wichtigste ist jetzt, dass wir wachsam sind!“, fügte er hinzu. Erin, die immernoch nichts gesagt hatte, starrte finster vor sich hin und Brian fürchtete schon, sie würde unter einer Art Schock stehen. Dabei müsste sie es gewohnt sein, zuversagen, dachte er.

Da richteten sich ihre Augen auf ihn und Brian meinte einen Stich im Kopf zu spüren. „ Behalt deine dummen Sprüche für dich, Blutsauger!“, keifte sie in seinem Kopf. „Oder ich jage dir eine Kugel in deinen Schädel!“

Brian hob die Brauen, wollte schon etwas darauf erwiedern. Doch da legte sich Erins Hand schon auf ihre „Jackal“ und der drohende Ausdruck in ihren Augen wurde stärker. Brian schluckte. Es war nicht das erste Mal, dass er sie so sah. IN solchen Momenten hatte sie ihre Wut an diesen Monstern ausgelassen. Nun aber sollte er es sein, der ihren Zorn zu spüren bekommen würde und darauf war er wirklich nicht scharf. Daher hielt er es für das das Beste lieber auf die Stimme der Vernunft zu hören und nichts zusagen. „Wie soll es nun weitergehen? Unsere beiden Führer sind nun Schlangenfutter geworden und wir wissen nicht, wolang!“, sagte er stattdessen und Erins Blick schweifte zu dem Urwald. Im Moment war Weiterlaufen keine gute Idee. Zwar mochte Whitney das Monster zurückgepfiffen haben, aber das bedeutete nicht, dass sie sie einfach weitergehen ließ. Ebenso einfach drauflosgehen und auf das Glück zu hoffen, den Tempel zufinden. „Erstmal werden wir uns etwas ausruhen. Wir wechseln uns mit der Wache ab. Jeder drei Stunden. Sollte es Probleme geben, schlägt derjenige Alarm!“, kündigte sie nur an. „In Ordnung. Ich übernehme die erste!“, sagte Brian und keiner schien Einwände dagegen zu haben. Als die drei Stunden um waren, tauschte Brian mit seinem Sohn und dieser mit seiner Schwester. Am Ende kam Esmeralda.

Tief in Gedankenverloren, schaute sie in die Flammen des Feuers, das vor sich hinprasselte. Außer dem Knistern war es still. Nur hinundwieder wehte ein schwacher Wind und ließ die Äster der Bäume tanzen und die Blätter rascheln. Eine niegekannte Dunkelheit legte sich über die Lichtung und die Schlafenden. Doch Esmeralda machte diese Dunkelheit nichts aus. Sie war in dieser Dunkelheit zuhause. Seit Brian sie zu seiner Gefährtin gemacht hatte.

Sie lächelte etwas.

Damals wo sie noch klein war, hatte sie gedacht, dass es Monster nur in ihrem Traum gab. Doch dann war sie Brian begegnet.Und sie hatte sich gefürchtet, bis sie sein wahres Gesicht gesehen hatte und ihn anfing zu mögen.

Später, da war sie erwachsen, war sie in die Fusstapfen ihrer Mutter getreten und hatte als Jägerin die Unterwlt erschüttert. Und wie es das Schicksal so wollte, war sie erneut Brian begegnet und die Gefühle, die sie für ihn empfunden hatte, waren übermächtig gewesen. Hatten sich gegen alles gestellt, was der Vernunft entsprach. Ihre Liebe zu ihm hätte nichts zerstören können. Bis zu jenem Tag, in der Kapelle, wo sie gegen ihn, als Vampirin, als seine Schöpfung, kämpfte und er sie um den Gnadenstoss bat.

Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie sich das Bild wieder ins Gedächtniss rief und die Gefühle der Reue, die damit verbunden waren, wieder kehrten.

Sie quälten sie. Verfolgten sie in ihren Träumen und ließen sie immer wieder mit blutigen Tränen erwachen.

Das ging etliche Jahre so. Sie jagte, träumte von ihm und weinte um ihn. Dann fiel sie den Feinden in die Hände. Und dessen Anführer.

Ein Vampirfürst!

Maxwell de Roun!

Ihr wurde schlecht, als sie sich an ihn erinnerte. Er hatte sie in eine Falle gelockt. Hatte unschuldige Menschen gefangen, weil er genau wusste, dass sie niemals zulassen würde, dass diesen etwas geschieht. Nur leider waren das keine echten Vmapire sondern Vampire, die sich als Opfer ausgaben und als sie die Finte bemerkt hatte, war es zuspät. Maxwell hatte es eiskalt ausgenutzt. Er nahm sie gefangen und folterte sie. Tage lang. Bohrte ihr ihre eigenen Silberdolche durch die Haut und labte sich an ihren Schmerzensschreien. Mit einem dieser Dolche, mit Weihwasser benetzt, ritzte er ihr das Wort Taitre in den linken Unterarm.

Als sie völlig geschwächt von den Schmerzen vor seinen Füssen lag, erklärte er ihr, dass er sich langsam langweile und es kaum noch erwarten konnte, sie ins Jenseits zuschicken und hatte im nächsten Moment die Magnum, ihre Magnum mit den geweihten Silberkugeln an ihre Stirn gedrückt. Esmeralda wollte sich dagegen wehren. Sich auf ihn werfen. Doch ihre Kraft reichte nicht mehr aus und die Lakeien Maxwells hielten sie fest am Boden gedrückt. Mit einem grausamen Lächeln stand er über ihr.

Im nächsten Moment hatte sie nur noch den brennenden Schmerz gefühlt, der ihr durch den Kopf rasste. Dann Finsterniss und Kälte. Esmeraldas Finger umklammerten die Innenseite ihres Unterarms und schauderte, als sie sich an die Leere und an die Kälte erinnerte, die sie umfing, während sie zwischen dem Jenseits und dem Dieseits verweilte und fragte sich immer wieder, wieso man sie nicht ins Himmelreich ließ. Vielleicht, weil sie sich in einen Dämon und sich damit zu einer Sünderin gemacht hatte?

Nein, denn dann wäre Brian nicht erlöst gewesen und wäre mit ihr in dieser finsteren Zwischenwelt gefangen gewesen. Also musste es einen Grund gegeben haben. Ein leises Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sich weiter daran erinnerte. Sie war in diesem Dämmerzustand solange gefangen, bis Wärme sie umhüllte und ihr neue Kraft gab. Kraft um als Phönix aufzuerstehen und Rache an ihrem Mörder zu nehmen. Und als sie Brian sah, wusste sie, dass er der Grund dieser Wärme war.

Sie war so glücklich ihn endlich wiederzusehen. Sie lachte leise. „Schwelgst du in Erinnerungen?“, fragte ihr Mann, der durch ihr Lachen aufgewacht war und setzte sich auf. Esmeralda hob etwas die Schultern. „Etwas ja!“

Brian lächelte und legte den Arm um sie. Esmeralda schmiegte sich an ihm und ließ ihren Kopf auf seiner Schulter ruhen. Lange sagte keiner was. Jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Genoss den Moment der Ruhe, in dem sie zusammen sein konnten und nicht bedroht wurden. Es schien Ewigkeiten herzusein, dass sie solche Momente erleben durften.

Doch dann unterbrach Brian die Stille.

„Ich hoffe, wir kommen heil hier raus!“, murmelte er.

Esmeralda nickte etwas. Sie konnte sich gut vorstellen, was für Sorgen und Bedenken er hatte. Die hatte sie auch. Sie waren in etwas hineingeraten, dass das, was sie erlebt hatten, in den Schatten stellen.

„Sicher. Ich habe Vertrauen. In Sie und in dich!“, sagte sie dann und Brian presste hart die Lippen aufeinander.

Diese Worte brannten schmerzhafter als geweihtes Silber oder das Feuer der Hölle. „Sie vertraut dir und du lügst ihr driekt ins Gesicht!“, fauchte eine schwache Stimme, die Brian gerne ignoiert hätte. Das schlechte Gewissen und das was der Grund seiner Rückkehr war, das was er ihr bisher immer erfolgreich verschwiegen hatte, kehrten zurück. Er musste sich wieder an das Gespräch mit Erin erinneren.

Er würde es gerne tun. Nur um endlich Ruhe zuhaben, von dieser Stimme, die ihm plagte. Aber wenn er ihr nun erzählen würde, was er alles getan hatte, als er zurückgekehrt war, würde sie nicht dann doch vor ihm zurückschrecken und ihn womöglich verabscheuen?

Er musste daran denken wie Fay ihn angesehen hatte, als sie die Wahrheit erfuhr und erstmal nichts von ihm wissen wollte. Würde es bei ihr genauso sein?

Die Angst davor war einfach zu groß, als das er genauer darüber nachdenken wollte. Aber ihr länger seine Vergangenheit vorunenthalten, schien auch genauso unmöglich.

„Sie hat ein Recht auf die Wahrheit!“, zischte sein Gewissen und er biss sich auf die Unterlippe. Sein Blick flog kurz zu Erin um zusehen, ob sie grinste und sich nun freute, dass er in die Enge getrieben wurde. Doch nichts war zusehen. Weder ein Grinsen noch ein schadenfrohes Kichern war zuhören. Erin schlief tief und fest. Brian seufzte erleichtert. Sie hält sich wirklich raus, dachte er. Doch die Erleichterung hielt nicht lange, als er wieder in das Gesicht seiner Frau sah. Es war sinnlos, ging es ihm durch den Kopf. Früher oder später, erfährt sie es sowieso!

„Bist du dir da so sicher?“, fragte er leise und sah seine Frau mit traurigen Augen an. Esmeralda runzelte die Stirn. „Ja, wieso denn nicht!“

„Weil…weil ich dir etwas wichtiges verschwiegen habe!“, erklärte er und ehe Esmeralda draauf etwas antworten konnte, begann er zu erzählen. Von der Geburt und dem Tod derjenigen, in dessen Körper er fuhr. Von dessen Leben und dem Gefallen, den er ihr tat, in dem er das Haus mit den Menschen in Brand steckte, die sie quälten. Wie er die Menschen tötete, die ihr was Böses wollten. Wie er Erin begegnete und wie er nun endlich den Körper ganz und gar übernehmen konnte. Esmeraldas Mienenspiel spiegelte Fassungslosigkeit, Ekel, Staunen. Als Brian geendet hatte, wartete er gespannt ihre Reaktion ab. Esmeralda schwieg und schaute in die Flammen, die nun kleiner geworden waren und vor sich hinglimmten. Ihre Augen waren ausdruckslos und ihr Gesicht zeugte von Nachdenken. Brians Herz schlug ihm bis zum Hals und er fürchtete schon, sie würde ihn nun so sehen, wie einst und fasste nach ihrer Hand. Irgendwie war er froh, dass er ihr nun endlich alles offenbart hatte, was er getan hatte, bevor sie wieder zueinander fanden. Dennoch war die Angst größer, als die Erleichterung. „Esmeralda!“, flüsterte er und sie blickte ihn an. Kurz zuckte er zurück, als er in ihren Augen nur Leere sah und Schmerz. „Ich…ich weiss, was du jetzt denkst. Aber du musst mir eins glauben: Ich habe, seit ich dich wiedergefunden habe, niemandem geschadet. Ich habe weder einen Menschen getötet, noch habe ich mit dem Teufel wieder einen Handel geschlossen!“, sagte er und wusste wie absurd diese Worte aus seinem Mund klangen aber sie entsprachen der Wahrheit. Esmeralda sah ihn einige Minuten schweigend an und Brian fürchtete, sie würde ihm nicht glauben. Doch Esmeralda glaubte ihm.

Sie lächelte schwach und strich mit dem Daumen über seinen Handrücken. „Das weiss ich und ich habe nie daran gedacht, dass du wieder einen Handel geschlossen hast. Dennoch…ich bin etwas schockiert, dass du von deiner Blutrünstigkeit nichts eingebüsst hast!“, murmelte sie und in ihren Augen schimmerte Schmerz. Brian senkte den Kopf. Hob ihre Hand an seine Lippen und hauchte einen sanften Kuss darauf. „Diese Blutrünstigkeit richte ich nur gegen meine Feinde. Niemals gegen dich!“, flüsterte er und blickte zu Boden. Esmeralda blickte ihn schweigend an. Langsam löste sie ihre Hand, nur um sie dann auf seine Wange zulegen. Esmeralda sah ihn traurigen und mit einem sanften Blick an. „Das weiss ich. Und dass du es mir gesagt hast, beweist, dass du dazu stehst!“, sagte sie und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Brian schloss die Augen und zog seine Frau enger an sich heran. Erleichterung verdrängte die Furcht und erfüllte ihn mit einer langvergessenen Wärme.

Erin, die sich schlafend gestellt und das ganze mitverfolgt hatte, lächelte. „Endlich ist er über seinen Schatten gesprungen!“
 

Esmeralda lag schlafend neben Brian. Er hatte die Nachtwache übernommen und blickte sie unentwegt an. Noch immer konnte er nicht glauben, dass sie noch zu ihm hielt. Dabei waren sie beide einst verfeindet und sie hatte ihm den Gnadenstoss erteilt. Dass sie nun neben ihm lag und ihn immernoch liebte, erschien ihm wie ein Wunder.

„Du siehst also dass deine Ängste unbegründet waren!“, sagte Erin, die, wie er sehen musste, nicht schlief und sein Gesicht sah aus, als hätte er in etwas Saures gebissen. „Hast du usn etwa belauscht?“

„Tut mir leid. Aber ich konnte nicht anders!“, beichtete sie.

„Ziemlich unhöflich!“, knurrte er. „Außerdem woher weißt du, dass ich Angst hatte?“

„Ich habe es in deinen Augen gesehen. Jedesmal wenn du sie angesehen hast, habe ich gesehen, wie sehr du dich davor gefürchtet hast, es ihr zusagen!“

„Und was siehst du jetzt?“

Erin sah ihn musternt an und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Es war weder spottent noch irgendwie anders, dass Brians Missmut noch mehr angefacht hätte. „Das du jetzt wirklich glücklich bist. Und ich gönne es dir!“, sagte sie und Brians Brauen hoben sich. Verwunderung spiegelte sich in seinen Zügen. Ihre Worte ließen ihn wirklich staunen. Sonst hatte sie ihn nur herablassend behandelt, wollte ihn sogar töten. Dass er nun sowas von ihr hörte, war wirklich verrückt.

„Und was ist mit dir. Bist du glücklich?“, waren seine nächsten Worte und er stockte.

Die Frage war ihm einfach so über die Lippen gerutscht. Er fragte sich warum. Sie und er waren nicht die besten Freunde. Und ehrleich gesagt war er froh, wenn er sie nicht mehr wiedersehen musste. Also warum diese Frage. Lag es vielleicht daran, dass es noch immer einen kleinen Teil aus seinem vorherigen Leben in ihm gab. Ein Teil der Person, die in Erin eine Schwester gesehen hatte?

Gerne hätte er sich eingeredet, dass das alles nur blanker Unsinn war. Konnte es jedoch nicht. Wieso, blieb ihm ein Rätsel.

Erins Gesichtszüge verfinsterten sich und sie blickte in die dahinglimmenden Holzscheite. Ihr Mund war zu einem harten Strich zusammengepresst.

„Ich werde erst glücklich sein, wenn ich dieses Miststück endlich vernichtet habe und so leben kann, wie ich will!“, sagte sie und ihre Stimme troff nur aus dunkler Vorfreude und Hass. Doch das Flackern in ihren Augen, was Tränen ankündigte, verriet sie und Brian konnte nicht anderster, als Mitleid mit ihr zu haben. Er hatte seine Frau, die er so liebte wieder und sie…

Sie hatte auf das verzichten müssen, was sie sich so sehr wünschte. Er konnte ihren Schmerz irgendwie gut verstehen und nachvollziehen. Er hatte genauso gefühlt. Hatte sich ohne seine Liebste leer und nicht richtig lebendig gefühlt. „Das muss wirklich hart sein. Nicht so leben zu können, wie man es will!“, murmelte er. Erin sah ihn nur an. Und in ihr regte sich leises Staunen.

Konnte es wirklich sein, dass er sie verstand und Mitleid mit ihr hatte. In seinen Augen sah sie aufrichtiges Mitleid.

Kurz lief es ihr kalt über den Rücken, bei diesem Gedanken. Aber dann lächelte sie. „Das sind ja ganz neue Töne von dir!“, sagte sie und Brian lächelte.

War kalr das er in ihren Augen der letzte war, der sie verstehen konnte.

„Gewöhne dich nicht daran. Diese Töne hast du das erste-und auch das letzte Mal von mir gehört!“, waren letzten seine Worte.
 

Kaum das die Sonne aufgegangen war, machten sie sich auf den Weg und liefen durch den dichten Urwald. Je tiefer sie vordrangen, desto dichter wurde er wieder und sie mussten sich den Weg freischlagen. „Ich will ja nicht meckern, aber in welche Richtung müssen wir eigentlich und wie lange müssen wir noch durch diesen grünen Alptraum eines jeden Gärtners maschieren!“, bemerkte Lex, als er eine Liane zernschnitt, die zäh, wie Gummi war. Brian sah Erin fragend und skeptisch an. Als sie sich fertiggemacht hatten, um weiterzugehen, hatte Erin einfach irgendeine Richtung eingeschlagen und sie waren ihr gefolgt. Bis jetzt hatte sie nur gschwiegen und solangsam bekamen Brain, Esmeralda und ihre beiden Kinder den Eindruck, dass sie es selber nicht wüsste, wolang sie eigentlich müssten. Kein schöner gedanke.

Erin spürte es und blieb stehen. Sie hatten recht. Zielos herum zuirren brachte sie nicht weiter, sondern würde sie sicher noch mehr Zeit kosten und vielleicht in eine Sackgasse führen.

Sie blickte zu Rafael hinunter, der sich genauso unwohl fühlte und sich ständig umschaute. Seine Ohren zuckten wild hinundher und seine Nase zog sich krauss.

Sie konnte hören, wie er schnüffelte und sie hatte eine Idee.

Mochte sie so verrückt sein, wie sie wollte.

Sie schloss die Augen und holte tief Luft. Atmete aus und holte erneut Luft. Das wiederholte sie einigemale.

Die anderen schauten sich verwirrt an. „Was soll das denn jetzt?“, fragte Lex. Seine Schwester zuckte nur die Schultern. Brian und Esmeralda tauschten auch Blicke. Aber ihre waren nicht verwirrt sondern ahnend. Sie konnten es fühlen. Die Kälte und Dunkelheit. Und sie kamen von Erin. Erin weckte die dunklen Kräfte, die sie als Wölfin hatte und sog noch einmal tief die Luft in sich ein. In der Finsterniss hinter ihren geschlossenen Augen, konnte sie schwache Schatten und Konturen sehen.

Langsam schälten sie sich aus der Dunkelheit und nahmen immer mehr Scgräfe an. Wurden zu Bildern ihrer jetzigen Umgebung. Die jedoch weitaus schräfer wurden, als es für das menschliche Auge jemals sein konnte.

Sie sah vor ihren Inneren Auge den Dschungel. Jede Einzelheit. Jedes Blatt, jeden Zweig und jedes Insekt, das sich in diesem Bauwerk aus grünen Blättern und Bäumen tummelte. Das alles konnte sie sehen und auch riechen. Soweit sogut, ging es ihr durch den Kopf und sie konzentierte sich noch mehr. Versuchte ihren Geist weiterauszudehnen und sich mehr auf die weisse Schlange zu konzentieren. Nach ihrem Geruch zu suchen. Ihr Geist flog durch den Dschungel, suchte jeden Winkel ab. Stiess dabei auf einige Sackgassen. Suchte weiter. Nichts geschah.

Weder stiess sie auf einen geistigen Widerstand noch konnte sie etwas sehen. Erins Stirn legte sich in tiefe Falten.

Irgendwo im Dschungel musste sie doch sein!

Sie zwang ihren Geist weiter. Trieb ihn durch den Dschungel. Bis sie endlich etwas spürte. Kälte. Hass und Zorn!

Sie bekam eine Gänsehaut und schauderte. Diese Gefühle krochen langsam zu ihr hin, umfingen sie, wie ein Netz und legte sich immer enger um sie. Ließen sie erstarren. Ihr Herz schlug mit einem Male schneller. Die Kälte zwang sie zurück, wollte verhindern, dass sie weiter vordrang. Erin konnte es fast schon körperlichen spüren.

Doch Erin kämpfte dagegen an und drang weiter vor.

Da!

Endlich stiess sie auf etwas, dass der Ursprung dieser Aura der weissen Schlange sein konnte und sie prägte sich jede Einzelheit ein, die sie auf diesem Weg gesehen hatte. Eine Hängebrücke blieb ihr besonders im Gedächtniss und ihr Geist kehrte zurück, so wie ein Gummiband, das schnell zurückschnellte. Erin öffnete die Augen und schwankte etwas. Stöhnend hielt sie sich den Kopf und wusste zunächst nicht, wo sie war. Als die Sicht wieder klar wurde und sie sich gefangen hatte, blickte sie zu den anderen und sah die Vampire wissend an. „Wir müssen hierlang!“, sagte sie nur und deutete in die Richtung, die ihr Geist genommen hatte.
 

Der Dschungel schwand und weicher ebener Grasboden ersetzte die mit Wurzeln und Löchern versehende Erde. Grelles Sonnenlicht strahlte ihnen entgegen und im ersten Moment mussten sie ihre Hände vors Gesicht halten um nicht geblendet zuwerden. Doch dann spürten sie die angenehme Wärme und genossen sie. Sie standen auf einer Anhöhe.

Wo vorher der Dschungel beengt und düster war, breitete sich nun vor ihnen eine malerische Landschaft aus. Bäume, die eng aneinander geschmiegt standen, bildeten mit ihren unterschiedlichen Baumkronen ein grünes wildtobendes Meer und in dem Sonnenlicht glänzten sie in den verschiedensten Grüntönen, von Grasgrün bis Samaragtgrün erstrahlten. In der Ferne ragten Berge in den mittaglichen und hellblauen Himmel. Wolkenfetzten strichen sanft über diese hinweg und verfingen sich an deren Kanten. Erin meinte sogar Vogelzwitschern zuhören. Der Dschungel schien mit einem Male zuleben.

In der Ferme hörten sie Wasser rauschen. Erin konnte sogar das salzige Wasser riechen und stellte sich vor, dass es vom einen imposanten Wasserfall kam, der sich seinen Weg aus dem harten Gestein kämpfte, um sich in einem kleinen Bach zu ergiessen. Wie ein feines Band schlängelte er sich durch den Dschungel die Tiere würden grierig daraus trinken. Ließ die Pflanzen, die am Ufer wachsen und erblühen lassen.

Es musste ein wahres Paradies sein.

„Kaum zu fassen, dass diese herrliche Landschaft ein solches Monster birgt!“, dachte sie sich.

Fay atmete tief durch. Sog die frische Luft gierig in ihre Lungen. „Endlich sind wir auf diesem Dschungel draußen!“

„Freu dich nicht zufrüh, Fay!“, unterbrach ihr Bruder sie in ihrem Glück und deutete auf den Dschnungel, der vor ihnen, viele Meter entfernt weiterging. Zwischen ihnen und der anderen Seite, ein tiefer Abgrund.

„Das ist doch nicht hoffentlich nicht das, was ich denke, oder?“, fragte sie.

Erin Ließ den Blick weiter schweifen. Suchte nach der Brücke, die sie gesehen hatte und die sie weiterführen würde. Und als sie sie fand, kamen ihr ernste Zweifel. Das Gerippe, das sich über der Schlucht spannte, weckte kein großes Vertrauen. Manche der Bretter waren weggebrochen und die Seile, die das ganze festhielten oder zumindest es versuchten, waren teilweise durchgescheuert und ziemlich rissig. Das konnte sie selbst aus dieser Entfernung sehen. Erin schluckte.

„Ich fürchte schon!“

„Oh man. Das kann doch gar nicht gut gehen!“, sagte Fay wie auf ein Zeichen und schaute sich die Brücke mit einem genauso skeptischen Blick an. „Wenn wir vorsichtig sind, wird das schon klappen!“, ermutigte ihre Mutter und sah Erin genauso an. „Da wäre ich mir nicht so sicher!“, murmelte sie. „Sollten wir nicht dann lieber nach einem anderen Weg suchen?“, fragte Fay dann wieder.

„Dafür ist, fürchte ich, keine Zeit!“, wiedersprach Erin mit einem letzten Blick auf die Brücke.

Da erscholl ein Donnern über ihnen. Erin blickte hoch und sah, wie sich in Sekundenschnelle der Himmel mit dunklen Wolken zugezogen hatte und ein heftiger Wind über sie hinwegflog. Dann war alles still. Die dunklen Wolken blieben jedoch. In deren Tosen zeichneten sich dämonische Fratzen, die ihnen mit hähmischen Grinsen die Zähne zeigten und eine Fratze, fiel Erin ganz besonders auf. Whitney!

Erin knurrte. Das hätte sie sich gleich denken können. Und mit Sicherheit wollte sie auch, dass sie über die Brücke gingen. Sie blickte zum Dschungel. Die Bäume wiegten sich gefährlich und einige machten den Eindruck als wollten sie gleich abbrechen. Nein. Durch den Dschungel konnten sie nicht. Sie würden höchsten nur Gefahr laufen, von den Bäumen erschlagen zuwerden. Da konnten sie auch gleich über die Brücke gehen. Da hätten sie immerhin noch eine Chance.

„Los, wir müssen weiter!“, schrie sie, da der heftige Wind zu einem Tosen wurde. Als sie einen Fuss auf die Brücke setzte, schwankte diese bedrohlich und das Holz knarzte unheilvoll. Erin…lass uns nach einem anderen Weg suchen!“, rief Esmeralda nach einigen Metern und ergriff ihre Schulter. Erin blickte zu ihr und sah zu dem Wald des Dschungels, deren Bäume sich immer mehr bogen und einige ihrer Äste verloren.

„Uns bleibt keine andere Wahl. Wir müssen diesen Weg gehen!“, sagte sie über das Tosen des Sturmes und setzte den Fuss auf die Brücke. Unter ihren Schritten und durch den starken Wind schwankte die Brücke bedrohlich und die anderen brauchten einen Minute, ehe sie sich überwunden hatten und ihr folgten.

Fay schnappte nach Luft, als die Brücke unter ihrem Gewicht etwas nachgab und blickte hinunter. Unter ihren Füssen mehr als hundert Meter tief strömte Wasser zu Tal und sie konnte sich nicht mehr rühren. Die Angst vor der Höhe hielt sie wieder gepack und lähmte sie. „Fay, was ist? Geh weiter!“, rief ihr Vater, als er bemerkte, dass seine Tochter nicht mehr nachkam und ging zu ihr. Er fasste sie an den Arm und zog. Doch Fay rührte sich nicht vom Fleck. „Was ist denn da hinten los?“, rief Erin und lief zu ihnen. Brian sah kurz Erin an und wandte sich wieder Fay zu. „Fay. Wir müssen weiter!“, rief ihr Vater und zog nocheinmal kräftig an ihrem Arm. Fay schüttelte den Kopf und hielt sich an dem Seil fest. „Nein. Ich…ich kann nicht!“, schrie sie. Das Knallen, welches lauter war, als das Tosen des Sturmes, ließ sie zusammenzucken und ihre Blicke richteten sich auf die Stelle aus der das Knallen kam. Ihnen lief es gleichermassen kalt über den Rücken. Eines der Seile war gerissen und das nächste begann langsam zufasern. Nur noch wenige Stränge hielten es zusammen. Ihnen blieb keine Zeit.

Sie mussten von dieser Brücke runter.

„Geh du weiter und bring Esmeralda und Lex in Sicherheit. Ich kümmere mich um sie!“, sagte sie und drang Brian zurück. Sofort wurde seine Miene finster und er schüttelte trotzig den Kopf. „Nein, ich werde sie nicht alleine lassen!“, schrie er. Erin verdrehte die Augen und sah ihn wütend an. „Versuche mir doch einmal in deinem Leben zu vertrauen!“

Brian wollte zu einer Antwort ansetzten, doch da war ein neues Knallen zuhören und es ging ein Ruck durch die Brücke. Fay schrie auf und Brian stolperte nach hinten. „Jetzt mach schon!“, schrie Erin und stiess ihn zurück. Brian taumelte und brachte die letzten Meter hinter sich. Als er die sichere Seite erreicht hatte wirbelte er herum und sah zu Erin und Fay, die sich immernoch festhielt und sich weigerte weiterzugehen. Ein neues Knallen kündigte ein weiteres Reissen an und die Brücke kippte etwas zur Seite. Fay schrie auf. Sie lehnte mit dem Rücken gefährlich an dem Seil, das als Geländer diente und wäre fast in die Tiefe gestürzt. Erin packte sie noch rechtzeitig bei den Schultern und schleuderte sie nachvorne. Fay landete hart aber sicher auf der anderen Seite. Zitterte am ganzen Leib.

Erin vergeudete keine Zeit. Sprintete los. Da rissen nun die restlichen Seile und die Brücke sackte nachunten.

Kurz vorm Ziel...

Krachend fielen die Überreste der Brücke in die Tiefe und Erin mit ihr. Das letzte was man von ihr hörte, war ihr Schrei, der selbst das Rauschen des Sturmes übertönte.

Auch das Tosen gab nach und hörte schließlich auf. Nichts war zuhören, nur Stille.

Brian ging zu dem Rand, spähte hinunter. Unter ihm lag der Fluss, der ruhig und gemächlich dahinfloss. Die kläglichen Überreste der Hängebrücke, die hinundherschwang. Aber keine Erin. Erschüttert malte er sich aus, wie ihr Körper zerschmettert auf den scharfen Felsen lag. In seinem Hals bildete sich ein dicker Kloss. Sie hatte seine Tochter gerettet und dafür war sie selbst gestorben. Für einen kurzen Moment fühlte er sich nicht im Stande etwas zu fühlen, oder gar etwas zudenken.

Fay trat neben ihn und schaute auch in die Schlucht. Schmerzhaft presste sie die Lippen zu einem dünnen Strich. „Sie…sie hat mir das Leben gerettet!“, kam es aus ihr leise über die Lippen. „Und jetzt…!“

Schweigend blickten sie gemeinsam hinunter. „Erin!“, flüsterte er.

Da schoss eine Hand über den Rand der Schlucht und packte Brians Fuss. Entsetzt schrien die beiden auf und wichen zurück. Die Hand, die sich noch immer an Brians Fuss festhielt, verstärkte den Griff und eine zweite Hand tauchte auf. Dann ein Arm und eine Schulter und zum Schluss…

„Erin!“

Brain und Fay stiesen ihren Namen überrascht, aber auch Erleichtert aus.

„Ja natürlich Erin. Denkt ihr, ich bin hoppsgegangen, oder was. Los helft mir mal!“, sagte sie etwas pampig und Fay und Brian halfen ihr über den Rand. Schwer nach Luft schnappend sank Erin in die Knie und rollte sich auf den Rücken. Alle Viere von sich gestreckt, rang sie nach Luft und hatte die Augen geschlossen. Es vergingen einige Minuten, ehe sie sich wieder aufrappelte. „Ich hasse Brücken. Besonders solche, bei denen der Architekt einige Male zutief ins Glas geschaut hat!“, maulte sie. Rafael drückte sich an seine Herrin. War froh, dass sie noch lebte. Erin umarmte den Wolf. „Ist ja gut!“

„Tja, eins steht fest: Zurück können wir wohl jetzt nicht mehr!“, sagte Lex und die Gruppe schaute zu der anderen Seite, die nun weiter entfernt zusein schien, als eigentlich. „Mal abgesehen davon: Wir haben das meiste an Waffen verloren!“, sagte Fay niedergeschlagen. „Das macht nichts. Wir haben die Waffen, die wir brauchen!“, erklärte Erin.
 

Die Nacht brach schnell herein und die Schattwesen machten sich bereit für die Nacht. Zumindest Brian und seine Familie. Erin saß auf einen Stein hatte die Beine zu einem Schneidesitz übereinander geschlagen und die Augen geschlossen. Bis hierher waren sie gekommen, doch nun musste sie wieder ihren Geist befreien um zu wissen, wie es weitergeht. Diesesmal schien es ihr leichter zufallen, als beim ersten Mal. Sie flog viel schneller duch den Urwald und konnte trotzdem alles sehen, was sie auf ihren Weg sah. Es dauerte auch nicht lange als sie endlich fündig wurde. Vor ihrem geistigen Auge sah sie die Umrisse eines Tempels. Er musste Hundert Jahre alt sein. Risse spalteten die Mauern und Erin konnte deutlich das Bedrohliche, was im Inneren des Tempels nhauste, deutlich spüren. Dabei stand sie noch gar nicht davor. Und trotzdem konnte sie es.

Sie schauderte und kehrte in ihren Körper zurück. Erin schlug die Augen auf und wieder fühlte sie den kurzen Schwindel in ihrem Kopf. Sie seufzte etwas. Wenn das immer so geht, verzischte ich auf diese Art von Suche!“, jammerte sie und streckte sich. Seit ihrem Sturz schmerzten ihre Glieder und sie konnte von Glück sagen, dass sie sich nicht noch größere Verletzungen zugezogen hatte. „Erin?!“

Fay stand hinter ihr und erst als sie sie ansprach, hatte Erin die junge Halbvampirin bemerkt und drehte sich zu ihr herum. „Ja, was gibt es?“

Fay zögerte kurz und schritt dann zu ihr. „Ich...ich wollte mich nur bei dir bedanken. Dafür dass du mich gerettet hast!“, sagte sie leise. Erin schaute sie kurz von oben bis unten an, dann lächelte sie und winkte ab.

„Keine Ursache!“, sagte sie. Fay nickte dann und ging. Erin sah ihr nach und dabei streifte ihr Blick Brian. Kurz trafen sich ihre Blicke und sie meinte ein dankbares und anerkennendes Glänzen in seinen Augen zusehen. Sie lächelte etwas. Es störte sie nicht, dass er sich nicht wirklich mit Worten bei ihr bedankte. Es reichte ihr, dass er sie nicht mehr so ansah, als sei sie sein Feind.

Wie komisch, dachte sie sich, als sie diesen Gedanken weiterverfolgte.

Dabei habe ich ihn gehasst!
 

„Wie weit ist es eigentlich noch?“, fragte Brian und Erin hob die Schultern. „Ein bis zwei Tage. Wenn wir uns ranhalten!“, erklärte sie. „Und was dann?“, mischte sich nun Lex ein. Erin sah ihn kurz an. „Dann werden wir sie fertigmachen!“

„Hm, was wenn uns wieder eines dieser Monster in die Quere kommt?“, fragte Lex. „Die Monster sollten jetzt nicht unser einziges Problem sein.

„Was meinst du damit?“, kam es nun von Esmeralda.

„Whitney hat die Gabe, Blitze zu schiessen. Aber auch Stürme und Unwetter zu beherrschen. Als das Unwetter begann, wo wir auf der Brücke waren, habe ich es deutlich gespürt. Ihren Zorn, aber auch ihre Angst. Sie weiss, dass wir zusammen stärker sind, als sie. Darum wollte sie uns so schnell wie möglich loswerden!“, sagte sie. „Dann kann sie uns wirklich alles auf den Hals schicken, womit wir nicht rechnen!“, murmelte Brian.

„So ist es. Fürchte ich!“

„Dann heisst also wirklich Augen und Ohren auf!“

„Du sagst es!“

Als die Nacht erneut über sie hereinbrach, legten sich alle schlafen. Nur Brian nicht. Er heilt Wache und schaute in die Flammen. Das was sie heute erlebt hatten, hatte ihm gezeigt, wie gefährlich dieses Biest sein konnte. Einen Sturm heraufzu beschwören, konnten nur die mächtigsten Dämonen. Was würde uns noch erwarten, fragte er sich.

Sein Blick glitt dann zu Erin, die schlief. Und seine Bedenken wurden minimal. Sie war genauso mächtig. Das hatte er mehr als einmal gesehen.

Sie konnte die weisse Schlange mit Sicherheit alleine schlagen.

Und doch hatte sie ihn um Hilfe gebeten.

Also musste wirklich am Ende mit ihrem Latein sein?

Wie seltsam…

Brian lächelte etwas.

Lex wachte auf und streckte sich. „Na, wach?“, fragte sein Vater.

Lex machte ein zernknirschtes Gesicht und gähnte. „Man kann ja kein Auge zumachen, wenn man bedenkt, was für Monster noch auf uns lauern!“, murrte er und schaute sich einmal runherum um. Brian lächelte.

„Bald ist alles vorbei!“

„Ja, meinst du wirklich?“, fragte sein Sohn und in seinen dunklen Augen spiegelte sich wachsende Skepsis. Brian ahnte, was er damit anspielte.

„Wir haben schon einiges erlebt und vorallem überlebt. Da werden wir auch das schaffen!“

„Du hast großes Vertrauen, wie?“

Brian lächelte etwas ironisch. „Es fällt mir nicht gerade leicht!“, bemerkte er.

Lex musste leise lachen. „Sie hält sich manchmal gut betucht, die Gute!“, sagte er. „Ja, und das bereitet mir Kopfschmerzen!“, bemerkte Brian. „Du meinst, sie verheimlicht uns immernoch etwas. Wichtiges?“, fragte Lex und Brian überlegte selber. Gut möglich. Erin war nur selten durchschaubar. Zumindest für ihn. Der Gedaanke, das sie noch mehr vor ihnen verheimlichen könnte behagte ihm nicht.

Da hörte er etwas hinter sich Rascheln und Brian hielt inne. Schaute hinter sich. Nichts rührte sich oder war gar zusehen. Doch Brian traute dem nicht und durchsuchte mit seinen Vampiraugen das Gestrüpp und dunkle Unterholz. Lex spürte ebenso wie sein Vater, dass sich etwas hinter ihnen versteckte und sie beobachtete. Langsam griff er zum Schwert, das neben ihm lag. „Hast du das auch gehört?“, fragte er, wobei diese Frage unnötig. Sein Vater war wesentlich älter als alle anderen Vampire und seine Kräfte damit stärker. „Und ob. Da kommt was!“, murmelte er. „Weck deine Schwester und deine Mutter!“

Lex nickte. Tat was sein Vater ihm gesagt hatte.

Nach wenigen Minuten standen sie Rücken an Rücken, mit gezogenen Schwertern und Schusswaffen und stierten konzentiert in die Dunkelheit des Dschungels. Zuerst war nichts zuhören. Gespenstische Stille lag über ihnen. Doch dann raschelte und knackte es. In den Schatten waren Bewegungen zusehen und die vier wechselten rasche Blicke. „Bleibt wachsam!“, sagten Erins Augen. „Denkst ich alberere hier rum!“, erwiederte Brian.

„Hey, Leute da tut sich was!“, mischte sich nun Lex ein und die Blicke aller flogen zu ihm. Er deutete bloss in die Schatten, die sich bewegten und ein eigenes Leben zuhaben schienen. Erins Gesicht wurde hart, als sie schlangenähnliche Leiber sah. Und dabei fesststellte, dass es nicht wenige waren. Es war schwer zusagen, wie lang diese Monster waren, da sie sich einander verschlungen hatten und sich stets bewegten. „Verdammt. Das sind mindestens hundert, oder wenn nicht sogar mehr!“, knurrte Erin, lud durch. Rafael knurrte ebenso.

„Irgendeinen Plan?“, fragte Brian Erin gewandt. „Ähm, warten bis sie angreifen und ihnen die Köpfe einschlagen?“, schlug sie vor. Brian sah sie nur an, als hätte er etwas Besseres erwartet. Sagte aber nichts.

Es vergingen Minuten, doch keiner der Nagas griff an. Sie belauerten sie nur. Schauten mit durchdringenden gelben Augen zu ihnen und zischten. „Worauf warten die denn?“, fragte Lex nach langem Warten. Erin ahnte etwas. „Sie warten auf den Befehl!“, murmelte sie. Erinnerte sich dabei an den Naga, der den Mann verschlungen hatte und sich auf Befehl von Whitney zurückgezogen hatte. „Soll das heissen, dass sie uns nicht töten wollen?“, fragte Fay und fixierte eines der Monster, dass ihrer Meinung nach zunahe war. „Töten schon. Aber nicht gleich. Anscheinend will Whitney mit uns etwas spielen!“, sagte Erin düster. „Na bravo!“

„Spielen. Sind wir hier Puppen oder was?“, knurrte Lex. „Du würdest dich wundern, was sie in uns oder anderen sieht!“, erwiederte Erin. Den Blick nicht von den Monstern lassend, die sie umringten. Die Anspannung der Schattenwesen war deutlich, fast schon körperlich zuspüren. Erin hörte ihr Blut in den Ohren rauschen und ein feriner Schweissfilm bildete sich auf ihrer Stirn.

Plötzlich schoss etwas aus den Büschen gegenüber von Lex und wickelte sich blitzschnell um seinen Oberkörper. Lex schrie überrascht und erschrocken auf und wurde sogleich ins Dickicht gezogen.

„Nein!“, schrien alle gleichzeitig.
 

Brian war der erste und spurtete los. Die anderen folgten ihm. Brachen sich einen Weg durch das Gestrüpp, welches ihren Weg immer mehr zu erschweren schien. In der Ferne hörte er die Schreie seines Sohnes und Kampfgeräusche.

Er musste sich beeilen, um ihn zuretten. Immer wieder, währen er rannte hämmerten die Worte in seinem Kopf: Nicht er…nicht er!

Das die anderen, selbst Erin, kaum mit seinem Tempo mithalten konnte, störte ihm in diesem Moment wenig.

Er schob die restlichen Blätter beiseite und stolperte auf eine freie Lichtung. Wollte weiterennen, weil er fürchtete zuspät zukommen, wenn er jetzt zögerte. Zu seiner größer werdenden Angst, konnte er keine Spur von Lex und dem Monster entdecken. Brian stiess einen Fluch auch und wollte weiter.

Als er plötzlich ein Röscheln hörte und sein Blick automatisch zu dem Baum ruckte, vor dem er stand. Sein Magen drehte sich um. Dort, in einigen Meter über dem Boden, entdeckte er seinen Sohn. Gefangen von dem Monster.

Lex wurde gegen einen der dicken, ausladenen Äste gedrückt und kämpfte dagegen nicht zuersticken. Wand sich förmlich in dem Griff des Monsters, dessen langer Körper sich um ihn geschlugen hatte und immer mehr zudrückte. Mit sichtlicher Freude sah das Schlangenmonster zu, wie sein Opfer immer weniger Luft bekam und seine gespaltene Zunge schnellte immer wieder vor, um über Lexs schweissnasser Haut zu lecken. Brians anfängliches Entsetzen wandelte sich in Zorn.

Dieses Monster würde gleich bereuen, seinen Sohn angegriffen zu haben.

Als das Schlangenmonster sein Maul aufriss um ihn zuverschlingen, ballte Brian seine Faust und Flammen umzüngelten sie. Verschmolzen in Sekundenschnelle zu einem Feuerball, der wild aufflackerte und genauso aufleuchtete, wie das Feuer in Brians Augen. Mit einem wilden Wutschrei schoss seine Faust vor, wie zu einem Schlag und der Feuerball flog zu dem Monster. Als der Feuerball pauf den Kopf des Ungeheuers prallte expoldierte diese mit einem Knall und Funken stoben auf. Gellend schrie der Naga auf, als sein restlicher Körper Feuer fing und sein Kopf dann zerplatzte, wie ein Luftballon. Schlaff entwickelte sich der verbrannte Schlangenkörper vom Baum und ließ Lex frei. Unter der harten Wucht des Aufpralls stiess er ein ersticktes Kuchen und sog japsend Luft in seine ausgepressten Lungen. Brian eilte zu seinem Sohn und stützte ihn. Lex schnappte immernoch nach Luft, rang nach Atem und als er sich einigermassen besser fühlte, lächelte er seinen Vater erleichtert und verschmitzt an. „Ich habe wohl nicht aufgepasst!“, keuchte er. Brian schüttelte nur den Kopf. Klopfte ihm auf die Schulter. „Kannst du aufstehen?“, fragte er und Lex nickte. „Denke schon!“

Brian half seinem Sohn aufzustehen und stützte ihn etwas. Da kamen die anderen und Esmeraldas Augen weiteten sich, als sie verbrannten Schlangenleib und ihren halbtoten Sohn sah. Fay schnappte nach Luft. Eilte zu ihrem Bruder und umarmte sie. Sie hatte Totenängste ausgestanden, als sie versuchten Brian zu folgen und schon das Schlimmste befürchtet.

„Lex…oh Lex…!“, wimmerte sie und Lex versuchte ihre Umarmung zulösen. Wenn sie so weitermachte, würde er doch an einem Erstickungstod sterben. „Schon gut. Ich bin ja noch am Leben!“, sagte er erstickt. „Aber nicht mehr lange, wenn du mich so weiterdrückst!“

„Tschuldige!“

Erin lächelte etwas. „Reizend!“, dachte sie, blickte jedoch wieder in den Dschungel und ihre Gedanken wurden düster. Was für Schrecken würden sie noch erwarten. Dass diese Angriffe nun häufiger und heftiger kamen, war sicher kein Zufall. Erin ahnte, dass sie sich in der Nähe des Tempels befanden. Brian wusste, was sie dachte und stellte sich neben sie. Der Schreck stand ihm immernoch im Gesicht. Fast hätte er seinen Sohn verloren. Etwas, was er sich und vorallem ihr niemals verzeihen würde. Dabei schweifte sein Blick zu Erin. Er war sich bewusst, dass das absurd war. Da zumal seine Familie sich freiwillig bereiterklärt hatte ihn zubegleiten und zum anderen, weil Erin sicherlich nicht beabsichtige sie in Gefahr zu bringen. Sie hatte schließlich Fay vor dem Sturz in die Tiefe bewahrt. Sie war nicht darauf aus, sie zuopfern. Nur umWhitney aufzuhalten. „Das war ziemlich knapp!“, murmelte er trocken. Erin seufzte.

„Ja und glaube mir, ich hätte es mir niemals verziehen!“

Brian lächelte. „Wir sind Vampire. Du eine Werwölfin. Seltsam. Dabei sind wir eigentlich Todfeinde!“, sagte er dann mit einem süffisanten Lächeln. Erin erwiederte es. Dabei war es eine Spur finster. „Und trotzdem kämpfen wir Seite an Seite. Ironie des Schicksals, nicht wahr!“

Brian schwieg und fragte sich, wieso er nun der Intolerante war.

Vermutlich lag es daran, dass er auch eine feine Spur intolerant war.

Was Erin anging zumindest. Anscheinend lag es ihnen im Blut, sich heimlich anzugiften. Erin grinste dabei, als hätte sie seine Gedanken gelesen und stiess ihn, wie einen Kumpel den anderen mit dem Ellenbogen an. „Komm schon. Je eher wir dieser Schlange den Arsch versohlen, desto eher können wir zurück. Ich habe schließlich noch Pläne!“, sagte sie locker als würden sie gar nicht in einem Dschungel stehen, der voller Gefahren war und ging mit hochgehobenen Kinn vorraus. Hatte die Schultern gestrafft und die Fäuste kampfbereit geballt. Rafael folgte ihr. Nahm sich an ihr ein Beispiel und regte erhaben seinen Kopf in die Höhe.

Brian sah ihr nach und musste Lächeln. Verstehe einer diese Frau, dachte er.
 

Die Sonne war bereits untergegangen und das alte Bauwerk ragte, wie ein drohendes Ungeheuer in den nächtlichen Nachthimmel empor. Die Flora um das Bauwerk war abgestorben und man konnte deutlich Geruch von Tod und Verwesung riechen.

Fay schauderte, als sie grausigen und unheimlichen Steinmonster und die Opferpfähle zu beiden Seiten des Tempels sah. Die zerfetzten Überbleibsel der Opfer, die einst daran gebunden waren und deren ledrige Haut im Wind umherflatterte.

Selbst Lex traf dieser Anblick hart in den Magen und schluckte.

Brain beachtete den widerlichen Gestank nicht. Sondern sagte sich, dass es nun kein Zurück gab. Wenn nicht jetzt, dann nie, dachte er.

Unterdrückte dabei die Angst, die zaghaft erwacht war. Angst war etwas, was er sich im Moment nicht leisten konnte.

Er blickte Erin flüchtig aus dem Augenwinkel an und sah, dass es ihr genauso ging. Sie kämpfte ebenso mit der Angst. Aber das war nicht das einzige, was er in ihren Augen sah. Da war auch wilde Entschlossenheit.

Sie hatte die Fäuste festzusammengeballt und in ihren Augen loderte dunkles Feuer. Er konnte sich irgendwie gut vorstellen, dass ihr Zorn auf dieses Miststück größer war, als der Zorn damals auf ihn.

Aber war das ein Wunder. Immerhin hatte sie mehr erdulden und erleiden müssen, als er oder besser gesagt als seinen früheres Leben selbst. Sie hat wirklich viel durchmachen müssen, um bis hierher zu kommen.

Er merkte, wie er Mitleid mit ihr bekam.

„Erin!“, flüsterte er und als sie ihn ansah, merkte er, dass sie ihn gehört hatte. Nicht nur wie er ihren Namen aussprach, sondern auch seine Gedanken. In dem Moment wurde er sich klar, dass er ihr für einen kurzen Moment gestattet hatte, in seine Gedanken zu lesen. Er presste hart die Lippen aufeinander und wich ihrem Blick aus. Verflucht!

Er ließ nach. Wenn das so weiterging, dann…

„Was dann? Hast du Angst dich mit ihr ernsthaft anzufreunden?“, fragte eine Stimme in seinem Kopf und Brian erschauderte, als er sie zukennen glaubte. Schnell versuchte er diese zum Schweigen zu bringen. Zu unbehaglich und schmerzlich war sie für ihn, als das er ihren Worten noch länger lauschen wollte. Doch er schaffte es nicht ganz. Ein Flüstern blieb und es sagte ihm immerwieder auch, dass er nur wegen ihr noch am Leben war. Dass er endlich über seinen Schatten springen sollte. Brain konnte das jedoch nicht.

Erin merkte seinen innerlichen Kampf. Sacht klopfte sie ihm auf die Schulter und hotlte ihn aus seinen Gedanken. „Los gehen wir!“
 

Als sie das Innere des Tempels betraten, schlug ihnen der Atem des Todes entgegen. Erin rümpfte angewidert die Nase. Schwer Blei lag dieser in der Luft. Er war beinahe erdrückend und Erin versuchte die aufkommende Übelkeit zuunterdrücken. Sie schaute flüchtig zu Brian und seiner Sippe. Ihnen machte dieser Geruch ebenso zuschaffen. Einen Moment blieben sie alle in der Vorhalle stehen, dann aber gingen sie weiter. Das Innere des Temples war so finster und unheimlich, dass ein normaler Mensch schon nach den ersten zehn Schritten in heller Panik davongerannt waäre. Die Gefahr lag deutlich spürbar in der Luft. Ließ die Nackenhaare hochstehen und sorgte für kalte Schauer, die ihnen über den Rücken jagten.

Eine beklemmende Stille legte sich über sie, während sie durch einen Gang hindurch liefen. Der mal hier und da abzweigte. Ein wahres Labyrinth. Und Erin ahnte, das sie alle in eine Falle zu tappten. Sagte jedoch nichts. Warum auch?

Brian und seine Familie wussten es sicher auch. Sie waren nicht dumm.

So also schwieg sie.

Nach langem Laufen in dem dunklen Gang, sahen sie nun an dessen Ende ein mattes Licht und kamen in eine zweite, etwas kleinere Kammer. Kurz blieben sie stehen und schauten sich um. Keine Fenster oder andere Öffnungen, durch diese man eindringen konnte. Oder fliehen konnte. Erin konnte sich gut vorstellen, dass Whitney hier viele Menschen verschleppt hatte um sie zu verspeisen. Oder gar erst zu jagen, ehe sie sie…

Erin wollte nicht weiterdarüber nachdenken.

Zu widerlich und zu grauenhaft war der Gedanke daran.

Dennoch machte es sie wütend und ihre Entschlossenheit, Whitney einfürallemal auszulöschen wurde größer.

„Erin?“

Sie hörte nur schwach Brians Stimme, die in ihr Bewusstsein drang und blickte ihn mit düsteren Augen an. Brian schluckte. Selten hatte er sie mit solchen dunklen Augen gesehen. Sie glich immermehr einem Tier. Er ließ sich dies natürlich nicht anmerken, sondern versuchte ruhig zu bleiben. „Alles in Ordnung mit dir?“

Erin schaute kurz zu dem nächsten Eingang. Sah die Dunkelheit darin und versuchte die Gefahr, die darin lauerte, ausfindig zu machen.

„Es geht. Ich will es nur hinter mich bringen!“, waren ihre einzigen Worte und ging weiter. „Nicht nur du!“, ergänzte Brian in seinen Gedanken.
 

Das Licht, welches ohnehin schon durch die wenigen Fackeln im nächsten Gang zu schwach war, kämpfte verzweifelt gegen die Finsterniss, die in diesem Gang lag und es beinahe unmöglich machte, etwas zuerkennen. Erin und den anderen kam es vor, als würden sie Stunden durch diesen laufen. Die Gefahr, die sie vorher schon gespürt hatten, wurde immer stärker. Als würde deren Quelle am Ende des Ganges liegen.

Wachsam ließen sie den Blick umherwandern und lauschten jedem Geräusch.

Da stiess Fay mit dem Fuss an etwas an und blieb stehen. Schaute nachunten und verzog angekelt sofort das Gesicht. „Was in drei Teufelsnamen ist das denn?“, fragte sie und bückte sich um es aufzuheben. Die anderen blieben stehen, drehten sich zu ihr herum. Fay hob, mit Ekel in den Augen etwas hoch, dass doppelt sogroß wie sie selbst war und aussah, wie altes Leder. „Uhh, dass möchte ich ehrlich gesagt nicht wissen!“, sagte Lex. Erin trat zu Fay, befühlte das Ding und ihre Miene verfinserte sich. „Haut…Schlangenhaut!“, murmelte sie. Die Augen aller weiteten sich. „Etwa von Whitney?“, fragte Brian automatisch. Ging zu Erin und Fay und betrachtete selber die Schlangenhaut. Sie war wirklich riesig. Wenn diese von Whitney war, wie groß war sie jetzt. Erin dachte selbst nach, untersuche die abgeworfene Haut nocheinmal, ehe sie den Kopf schüttelte. „Nein. Wohl eher eine von ihren Nagas!“

„Ich weiss nicht, ob mich das jetzt beruhigen soll oder nicht!“, sagte Fay und ließ die Haut zu Boden fallen. Angewidert wischte sie sich die Hände an der Hose ab.
 

Sie gingen weiter und fanden weitere abgestreifte Häute der Schlangenmonster. Doch seltsamerweise kam ihnen keines dieser Monster in die Quere. Was Erin etwas wunderte und für ein ungutes Gefühl in ihrem Bauch sorgte. Brian lief neben ihr her. Ihm erging es nicht anders. „Du denkst sicher dasgleiche, wie ich?“, murmelte sie. „Ja, und ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Was wenn sie uns eine Falle stellen will?“

Erin schüttelte den Kopf. „Dann hätte sie das schon längst getan. Nein. Es muss einen anderen Grund haben!“

„Vielleicht denkt sie, sie hat schon längst gewonnen!“, vermutete Lex. Erin hob die Schultern. Klang zumindest logisch. Denn wenn Whitney sich wirklich schon als Siegerin bei diesem Spiel sah, würde sie sicher nachlässig sein und damit eine viel leichtere Beute werden. „Du solltest nicht darauf bauen, Erin. Du weißt genauso gut wie ich, dass sie sicher noch einen Trick im Ärmel hat!“, raunte Erik in ihrem Kopf zu und ihr Gesicht wurde zu einer spöttischen Grimasse. „Genauso wie du, nehme ich an!“, schnappte sie zurück.

Sie hörte Erik grimmig vor sich hinknurren. „Das du mir immernoch nicht vertraust!“, meinte sie zu hören und ihr Gesicht wurde noch spötticher. „Nach dem, was du mir so alles verschwiegen hast, kann ich dir nicht trauen!“, erwiederte sie in Gedanken. „Genauso wenig Daroga!“

Es gab ihr zwar einen Stich, weil er sie meistens aus der Patsche geholfen hatte, aber er war mit seiner Geheimnisskrämerei zuweit gegangen. Vielleicht wäre es das Beste, niemandem zutrauen. Außer sich selbst.

Ihr Herz zog sich bei diesem Gedanken zusammen und sie schüttelte den Kopf. Wollte nicht weiterdarüber nachdenken. Sondern sich lieber auf den Kampf konzentieren. Denn das war jetzt das wichtigste. Als sie den Gang, durch den sie gelaufen waren, hinter sich gelassen hatten, blieben sie stehen und sahen sich um. Sie standen in einem großen Saal, dessen Decke sich in der Dunkelheit über ihnen verlor und von mächtigen Säulen getragen wurde. In diese waren schlangenartige Muster geschlagen. An den Wänden waren Fackeln angebracht und ihr zitternes Licht, ließ diese lebendig werden. Der Raum war in diffuses fast schon in dunkles Licht getaucht und Erin spürte, wie sich eine Gänsehaut auf ihren Armen bemerkbar machte. In ihrem Bauch begann es unruhig zu flimmern und kurz überkam sie der Schwindel. Erin fasste sich an den Kopf. Sie wusste ganz genau, was das zu bedeuten hatte und atmete tief durch. Ließ aber solgeich den Atem wieder ausströmen, als der Geruch von Tod ihr die Lungen zuverbrennen drohte. Verdammt. Wieso musste sie immer so reagieren, wenn sie in der Nähe eines mächtigen Dämons kam. Vergebens versuchte sie ihr wildschlagendes Herz zu beruhigen. Und auch ihre Furcht, die plötzlich über sie gekommen war, wie ein schlimmer Apltraum.

Sie zittern ließ. Erin versuchte diese niederzuringen. Doch es blieb ein leises Flüstern. Sie blickte zu Brian, der das ganze genauso beunruhigte. Doch er verbarg diese. Nur seine Augen zeugten von der Furcht.

Sie blickte zu Esmeralda, Fay und Lex, die sich unwohl umschauten. Konnte ihre Angst förmlich auf der Zunge schmecken. Oder war es ihre eigene. So sehr hatte sie auf diese Stunde, ihre Stunde gewartet und jetzt wo sie da war, wäre sie am liebsten weggerannt. „Erin reiss dich zusammen!“, fauchte Eriks Stimme und riss sie aus ihrer Angst. Erik hatte recht. Wenn sie jetzt schwach wurde und einen Rückzieher machte, würde sie immer auf der Jagd und auf der Flucht sein. Allein schon dieser Gedanke reichte aus, sich aufs wesentliche zu konzentieren. Erin beruhigte sich nur langsam. Doch etwas von der Spannung blieb dennoch und Erin versuchte diese für den nahenden Kampf zu nutzen.

Brian stellte sich nahe an sie, sodass seine Schulter ihre berührte. „Was meinst du. Wird sie auf einen Überraschungsangriff warten?“, fragte er. „Meinst du von uns oder von ihr?“

Brian zuckte die Schulter. „Wir sollten auf alles gefasst sein. Kann vielleicht jemand Licht machen. Wäre nicht schlecht!“, sagte sie. „Ja, warte“, bat Esmeralda und streckte die Hand aus. Paar Sekunden später brannten die Fackeln heller auf und ermöglichten es der Gruppe den Saal richtig zu erkennen. Besonders das Herzstück des Raumes konnten sie nun gut erkennen und jedem lief es eiskalt den Rücken hinunter.

An der gegenüberliegenden Wand stand ein Götzenbild, dass ein Monster zeigte. Halb Mensch, halb Schlange. Es war glich der Monster, die das Dorf angegriffen und sie durch den Dschungel gejagt hatten. Nur war diese da sicherlich die Statue von Whitney, dem Schlangendämon. In dem einen Auge, das vom Fackelstein beschienen wurde, leuchtete es unheilvoll. Als würde darin Leben stecken.

Erin spürte deutlich, dass dieses grässliche Ding alles andere als nur eine Dekoration war. Sie warf Brian einen wissenden Blick zu. Er schien das gleiche zudenken. Er nickte nur.

„Also…hier sind wir. Und wo ist diese weisse Schlange?“, fragte Lex, sich immer wieder umschauend. Minuten des Schweigens erfüllten den Tempel. Welches durch ein leises Rascheln oder gar Zischen unterbrochen wurde.

Sofort waren alle auf der Hut und zückten ihre verbliebenen Waffen.
 

Langsam, so als hätte sie alle Zeit der Welt, schritt sie aus dem Dunkeln hinter der Schlangenstatue und sah sie höhnisch an. Jeden einzelnen und als sie bei Erin innehielt, spiegelte sich Zorn in ihrem Auge. Erin erwiederte ihren Blick und ließ ihre Hand zu dem Gurt mit ihren Waffen gleiten. Whitney lächelte verächtlich. „Hast dich also erneut mit der Krähe verbündet. Ich dachte, du hättest mehr Niveu!“, sagte sie und Zorn schwang in dem letzten Wort mit. „Ich habe dich bei unseren letzten Treffen nicht erwischt. Da muss ich eben zu anderen Mittel greifen. Was soll das ganze überhaupt? Willst du deine Rückkehr feiern?“, fragte Erin, die sich nicht durch Whitneys giftige Worte beeindrucken ließ und zeigte mit einem Kopfnicken zu Whitneys nackten Oberkörper. Um ihren Hals und um ihre Handgelenke trug sie goldene Reifen, die in dem Licht schimmerten. Ihr Unterleib war mit einem weissen Rock umhüllt, der an einen Schlangenschwanz erinnerte, der sich geschmeidig über den Boden ringelte. Eine Mischung aus Trauer und Wut stieg in Erin auf, als sie sich vor Augen hielt, dass dieses Miststück mal ein kleines unschuldiges Mädchen war und nun verschlungen von diesem Monster war. Wie sehr die Dunkelheit einen verändern konnte, dachte sie sich.

„Das könnte man so sagen. Da du mir meinen eigenen Blitz entgegengeworfen hast und ich mich nur mit knapper Not retten konnte, musste ich wieder zu neuer Kraft kommen!“, knurrte sie und warf Erin einen hasserfüllten Blick zu. Brian sah sie wiederum erstaunt an. „Einen Blitz gegen sie geworfen…?“, fragte er verblüfft. Erin winkte ab. „Ist nicht weiter wichtig!“

„In der Tat. Das ist es nicht. Wobei ich niemals gedacht hätte, dass du zu sowas im Stande wärst!“, sagte Whitney und kurz meinte Erin etwas wie Erstaunen in ihren Worten zuhören. Sie grinste finster. „Wenn du wüsstest zu was ich noch in der Lage bin!“, sagte sie und zog eine ihrer Schusswaffen. Dann verschwand das Lächeln auf ihren Lippen und ihr Gesicht verfinsterte sich. „Sag schon. Wie hat es dir gefallen, diese Kinder aus den Armen ihrer Eltern zu entreissen und ihnen die Herz rauszureissen. Nur um deine Macht zusteigern?“, fragte sie verächtlich und Whitney lächelte nun ihrerseits boshaft. „Als ob du ein Unschuldslamm wärst!“, höhnte sie. Erin achtete nicht darauf und hob die Waffe an. Sie hatte keine Zeit und auch keine Lust sich mit dieser Schlange über ihre dunkle Seite zuunterhalten. Sie wollte ihr Ziel endlich erreichen. Sie wollte es endlich hinter sich bringen. „Na was ist? Willst du uns nicht dein wahres, hässliches Gesicht zeigen!“, fragte sie. „Ich habe mich schon immer gefragt, wie du aussiehst!“

Whitneys Mundwinkel zuckten nach oben und sie schüttelte den Kopf. „Du wirst noch früh genug mein wahres Ich sehen!“, sagte sie und machte einen Schritt auf sie zu. „Du weißt ja gar nicht, wie sehr ich mich darauf gefreut habe!“, zischte sie nun und ihr Auge glühte unheilvoll. Wie das der Statue. „Sicher nicht so sehr wie ich!“, knurrte Erin. Am liebsten hätte sie jetzt abgedrückt. Ihr Finger juckte und zuckte förmlich. Aber sie riss sich zusammen. Silber würde Whitney nur kitzeln. „Du verstehst es einfach nicht, oder?“, fragte Whitney und sah sie voller Verachtung an. „Was soll ich nicht verstehen. Du bist eine Dämonin, ich bin eine Dämonin. Ich habe Satan verraten und er hat dich geschickt, um mich zuvernichten. Ist eigentlich ganz logisch!“, meinte Erin herablassend. Sie verstand nicht, warum Whitney nun einen Vortrag hielt, anstatt anzugreifen. Wollte sie Zeit schinden?

Whitneys Mundwinkel verzogen sich zu einem spöttischen und verächtlichen Strich. „Ja ist es auch. Ich dachte, es würde leicht werden, dich zu besiegen. Aber da habe ich mich wohl geirrt. Genauso wie bei dir, Krähe!“, zischelte Whitney drohend und blickte dabei Brian voller Hass an. Brian hielt diesem Blick stand. Sah sie kalt an. „Ich bin nur ungern die Marionette des Teufels!“, grollte er. In seiner Stimme schwang sowohl Zorn, als auch Schmerz. Esmeralda sah ihn von der Seite an und sah, wie hart er die Kiefer zusammenpresste. Sie legte die Hand auf seinen Arm und als er sie ansah, bedeutete sie ihm mit den Augen, ruhig zu bleiben. „Was willst du, Whitney. Uns zu tode quatschen?“, fragte Erin genervt. Das Zucken in ihrem Finger wurde immer stärker. Ein harter Zug legte sich um Whitneys Lippen und diesesmal schwand jeglicher Hohn, Verachtung und Spott aus ihrem Blick und bitterer Ernst war zusehen. Langsam schüttelte sie den Kopf. „Nein. Ich will endlich meinen Auftrag zuende bringen und das Vertrauen, dass Satan einst in mich gesetzt hatte, wiedererlangen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer es ist, in seiner Gunst zustehen und es auch so zubelassen!“

„Richtig. Unschuldige Menschen zu töten und ihre Seelen der Verdammniss zuschenken, ist ja auch soooo schwer!“, höhnte Erin. Whitney zischte wütend und bleckte die Zähne wie eine Schlange, kurz vor dem Agriff. Sie war kurz davor sich auf Erin zustürzen und sie endlich auszulöschen. Diese hochmütige und erbärmliche Kreatur, die sich für etwas Besseres hielt, als das sie ist. Doch dann beruhigte sie sich wieder. „Ich erwarte nicht, dass du es verstehst. Dein Ende ist sowieso unausweichlich. Wenn ich dich endlich erledigt habe, bekomme ich wieder den Respekt, der mir zusteht. Und vielleicht…kriege ich auch mein Auge wieder!“, sagte sie und Erin glaubte zunächst ihre Ohren würden ihr einen Streich spielen.

Ihr Auge?!

Automatisch blickte sie zu ihrer Hand, in dessen Fläche sich das Auge der Hölle befand und schlagartig wurde sich Erin bewusst, was der Alte damit gemeint hatte, als er sagte, der Wolfsdämon hätte dem Schlangendämon etwas entrissen. Etwas, was dem Schlangendämon zu großer Macht verhalf. Ihr wurde kalt, als sie sich vorstellte, wie Erik dem Schlangendämon das Auge rausriss und es für sich behielt und es ihr weitergab. Auch wenn sie sich gefragt hatte, wie sie zu diesem gekommen war, hätte sie jetzt zugern auf die Antwort verzischtet. Sie besaß tatsächtlich einen Teil ihres Feindes und hatte es auch benutzt. In dem Moment kam sie sich nicht besser vor als diejenigen, die sie gehasst, gejagt und getötet hatte. Ekel und Hass über sich selbst ergriff sie und ließ sie würgen. Ihr wurde kurz schlecht und sie schluckte den bitteren Geschmack ihrer Galle hinunter. „Das Auge der Hölle bleibt da, wo es ist!“, sagte sie und ballte die Hand zur Faust. „Wenn du es zurückhaben haben willst, musst du mich schon töten!“

Nun war wieder das hähmische Grinsen auf Whitneys Gesicht und sie streckte sich in die Höhe. „Was meinst du, wie ich ansonsten drankommen würde!“, knurrte sie. Dann holte sie etwas hinter ihrem Rücken hervor. Eine rote, fleischige Masse, die für Erin zuerst wieein Stück Fleisch von einem Tier aussah. Aber dann erkannte sie es und ihr wurde schlecht. Das was Whitney da in der Hand hielt, war ein Herz. Ein menschliches Herz. Vermutlich von einem der entführten Kinder. Ihr Hals schnürte sich zusammen und sie versuchte das klumpige Etwas nicht anzusehen. Whitney musste ihren Ekel und Entsetzten gesehen haben, denn sie lächelte kalt, führte es dann an ihren Mund und biss hinein. Schmatzend verschlang sie das Herz, Stück für Stück, bis sie den letzten Bissen hinunter geschluckt hatte. Ein Schauer ging durch ihren Körper und das Lächeln wurde breiter, triumphierender und Erin hatte so ein ungutes Gefühl in ihrem Magen. Sagte der Dorfälteste nicht, dass die Priester des Schlangendämons ihm Kinderherzen gaben, damit er mächtig wurde.

Würde das auch jetzt, bei Whitney passieren?

Der Griff um ihre Waffe wurde fester. Whitney blickte nun hoch zur Decke. Schien etwas zusehen, was den anderen verborgen blieb und lächelte. Wäre Erin nicht so entschlossen gewesen, wäre ihr ein eisiger Schauer über den Rücken gelaufen. So wie sie lächelte nur, wenn er sich seiner Sache ganz sicher war. Erin ermahnte sich ruhig zu bleiben. Keine Panik zu bekommen, sondern zu warten, was als nächstes passieren würde. „Es ist soweit!“, flüsterte Whitney freudig. Erin spürte plötzlich, wie sich ihre Nakcenhäarchen aufrichteten und auch ihren Verbündeten erging es nicht anders. Selbst Rafael wurde unruhig, Knurrte. Crow, die treu auf Brians Schulter gesessen hatte, zog den Kopf ein und hüpfte von einem Bein auf den anderen. „Was geht da vor?“, fragte brian, der seine Hand, an sein Schwert legte. Erin holte tief Luft. Ignorierte den widerwärtigen süßen Geruch des Todes, der mit einem Male stärler geworden war und antwortete flüsternt:„ Ich weiss es nicht, aber was es auch es ist. Es bedeutet nichts Gutes!“

Plötzlich wurde der Leib von Whitney von wilden Krämpfen geschüttelt und Laute drangen aus ihrem Mund, die unheimlich und grauenvoll waren. Eine Mischung aus Würgen und Stöhnen. Die Zuckungen wurden immer schlimmer und die vier sahen, wie sich unter der Haut ihrer Feindin etwas bewegte. Es sah so aus, als würden die Muskeln von Arm und Beinen, in ihrem ganzen Körper ein Eigenleben entwickeln und sich zusammenziehen. Sich strecken und winden. Genau wie…

Erin glaubte, Eiswasser würde durch ihre Adern fließen. Das was da unter der Haut der Dämonin sich bewegte, waren keine Muskeln, sondern Schlangen. Unzählige Schlangen, die sich ihren Weg durch ihren Körper bahnten und hoch zu ihrem Mund krochen. Doch statt diese Krieschtiere aus dessen Mund schlängeln zusehen, sahen sie nur den pechschwarzen Rauch, der sich wie eine gewaltige Gewitterwolke auftrümte und fast den gesamten Raum ausfüllte. Doch dann zog sich dieser zurück. Flog zu der Statue und versickerte inderen aufgerissenem Maul. Zurück blieb nur der Körper, der einst von einem Dämon besetzt wurde und nun tot zu Boden ging. Dann herrschte Stille. Jeder sah den anderen und in den Gesichtern spiegelte sich Verwirrung, Unbehagen und eine feine Spur voreiliger Erleichterung. Vorsichtig wagten sie sich an die Tote heran. Lex stiess ie mit dem Fuss an, um zusehen, ob das nicht doch eine Finte war. Als sie sich nicht rührte, sah er zu den anderen. „Wars das jetzt. Ist sie tot?“, fragte Fay leise. Lex zuckte mit den Schultern. „Sie rührt sich nicht. Also wäre es hiermit geklärt!“, meinte er nur. Brian ging neben Erin in die Hocke, schaute sich erst den toten Körper vor sich an, dann Erin und sah in ihren Gesichtszügen, die düstere Wahrheit. Das wäre vielzuleicht. Nein, das war nur der Anfang. Whitney lässt sich sicher nicht soschnell vernichten.

Da fing plötzlich etwas zuknacken und knarzten an. Es klang wie Stein, der sich bewegte und auseinander brach. Staub riselte auf sie nieder und nun schauten die Verbündeten zu der Statue auf. Fay stiess einen erstickten Schreckensschrei aus, während sich Lexs Brauen ungläubig hoben. Brian, Esmeralda und Erin wichen zurück, den Blick auf die Statue gErikhtete und ihre Mienen zeugten von Überraschung, Staunen und bitterer Erkenntniss. Zuerst dachten sie, die Wand würde zusammenstürzen. Aber dann sahen sie, wie die Steine der Statue, einem nach dem anderen herausbrachen, wie eine alte Haut, die sich langsam auflöste und den Blick auf die neue weisse Schlangenhaut freigab, die sich unter der Haut aus Stein und Geröll bisher verborgen hatte und sich geschmeidig wand. Muskeln spielten unter den silbrigschimmernden Schuppen und der Vorgang schritt immer schneller voran. Eine gespaltene Zunge schnellte aus dem Schlund, der sich schloss und wieder öffnete. Unter stetigen Regen aus gebrochenem Gestein, befreite sich das Monster aus seinem Gefängniss, bis auch der letzte Stein zu Boden fiel und krachend auseinander barst. Erin und die anderen wichen zurück. Machtem dem Untier Platz. Dieses reckte und streckte sich, als wären seine Glieder und Muskeln vor langer Zeit nicht mehr beansprucht worden und nun darauf warteten, endlich wieder bewegt zuwerden. Mit sich windenen Bewegungen, zuerst ungelenk doch dann mit einer zunehmenden Geschneidigkeit, bewegte sich das Ungetüm auf sie zu und neigte den Kopf zu ihnen. Funkelte sie aus seinem einem gelben Auge an und bleckte die Zähne. Gift tropfte zäh hinunter und troff zischend auf den Steinboden. Erin sah mit finsterem Blick zu der Bestie. Ihr Magen hatte sich zwar mehrfach umgedreht und nun verknotet. Das war also das wahre Gesicht der weissen Schlange. Da wäre ihr doch das men chliche Gefäss, in dem sie noch vorkurzem gehaust hatte, lieber gewesen. Nun aber stand sie einem wahren Titanen gegenüber, der sie mit Leichtigkeit zermalmen konnte. Furcht stieg in ihr auf. Erin rang diese nieder, versuchte es. Konzentierte sich dabei auf ihre Wut, um von dieser nicht übermannt zuwerden. Mit schnellen Handbewegungen zog sie ihre Waffen. „So siehst du also wirklich aus, weisse Schlange!“, knurrte sie und hätte sich geohrfeigt als sie hörte, wie ihre Stimme zitterte. Das Monster zischelte, sodass seine gespaltene Zunge hevorschnellte. Lachte hämisch, als würde es deutlich fühlen, was in Erin vorging. „Und was jetzt?“, raunte Brian, der langsam aber sich nervös wurde. Auch ihm machte dieser Anblick zuschaffen.

„Ein Plan wäre jetzt eigentlich ganz gut!“

„Wir greifen an. Ich, Fay und Lex lenken ihn ab und ihr, Esmeralda und du, haltet euch zurück. Sucht euch ein sicheres Eckchen. Ich gebe euch dann das Zeichen!“, sagte sie und wollte schon losgehen. Brian schnappte sie sich am Arm. Erin drehte sich zu ihm herum. Als sich ihre Blicke trafen, sah sie sich einige Minuten an und Erin sah den Trotz in seinen Augen. „Ich werde nicht hier rumstehen, um zu zulassen und zusehen, wie sich meine Kinder in Gefahr begeben. Und noch weniger werde ich zulassen, dass du sie in Gefahr bringst!“, zischte er und verstärkte den Griff um Erins Arm. Sie konnte verstehen, warum dass er sich weigerte, auf sie zu hören. Wäre sie an seiner Stelle, würde sie genauso darauf bestehen. Aber es ging nicht anders. „Brian, ich verspreche dir, dass ich auf sie aufpassen werde!“, beschwichtigte sie ihn und wollte sich aus seinem Griff winden. Doch Brian ließ sie nicht so schnell los. „Du kannst mir versprechen, was du willst. Es ist mir egal. Meine Kinder werden nicht die Zielscheiben, für dieses Untier spielen!“, knurrte er und Erins Geduld und Nachsicht ging zu neige. Sie hatten keine Zeit für sowas. „Brian ich würde ja gerne länger mit dir darüber diskutieren, aber leider steht vor uns ein zehnmetergroßes Schlangenmonster, dass uns verschlingen will und wir haben keine Zeit, für Diskussionen!“, keifte sie und Brian wollte darauf etwas erwiedern, aber Erin fuhr ihm über den Mund. „Vertraue mir doch einmal in deinem Leben!“

„Ja, vertrau ihr. Sie weiss, was sie tut!“, whisperte eine Stimme in seinem Hinterkopf. Da hielt Brian inne und sein Griff lockerte sich etwas. Diese Stimme hatte er doch schoneinmal gehört. Sie kam ihm sogar sehr vertraut vor. Wem auch immer diese Stimme gehörte, sie sorgte dafür, dass seine Hand sie losließ. Dennoch blieb der finstere Blick, mit dem er Erin ansah. „Pass bloss gut auf meine Kinder auf!“, waren seine einzigen Worte, mehr eine Drohung, als eine Bitte und er wandte sich ab. Ergriff Esmeralda bei der Hand und zerrte sie in eine Nische. Unweit von den anderen.

Fay und Lex stellten sich mit gezückten Waffen, links und rechts hinter Erin und schauten zu dem Ungetüm hinauf, dass nur darauf zuwarten schien, dass sie angriffen. „Irgendwelche Vorschläge?“, fragte Lex hinter ihr. „Nur einen. Greift so an, dass es durcheinander kommt. Es darf nicht die Möglichkeiten, einen von uns zu erwischen!“, antwortete Erin. „Los!“

Kaum hatte sie das gesagt, sprangen die beiden Vampire und sie nachvorne. Lex und Fay hiebten mit den Schwerten nach dem Ungetüm, brachten ihm tiefe Schnitte bei, während Erin schoss. Als das Monster ausholte um sie niederzureissen, wichen sie aus und Erin sprang auf den muskelösen Arm. Rannte hinauf zur Schulter und als das Schlangenmonster sie packen wollte, sprang sie erneut hoch und schlug einen Salto. Feuerte dabei unentwegt ihre Silberkugeln ab, die sich in die weisse Haut frasen und für wenige Augenblicke das Monster schmerzhaft peinigten. Als die Löscher wieder verheilten, schoss Erin nochmals. Wirbelte durch die Luft, stiess sich von der Wand ab und stiess zwei silberne Dolche in den massigen Nacken des Ungetüms. Nun brüllte es noch lauter auf und versuchte sie sich aus dem Nacken zu ziehen. Lex und Fay nutzten dies. Tief stiessen sie beide ihre Klingen in den Leib, sodass schwarzes Blut hervorquoll. Mit einem Ruck rissen sie die Wunden weiter auf und ein ganzer Schwall Dämonenblutes ergoss sich auf dem Boden. Angewidert wichen die beiden Vampire zurück. „Ist ja ekelhaft!“, beschwerte sich Fay. „Jetzt weiss ich, wieso ich Schlangen hasse!“

Lex lachte. „Stell dich nicht so an. Ist doch nur ein mutierter Regenwurm!“, sagte er und schwank erneut das Schwert. Erin drehte den Griff des Dolches und stemmte die Füsse dagegen. Zählte bis drei, riss die Dolche aus der Wunde. Doch nur um sie wieder in die weisse Haut des Monsters zustossen und sich dann hinuntergleiten zulassen. Dabei riss sie die eine senkrechte Wunde. Vom Nacken, bis zum unteren Ende. Schwarzes Blut spritze ihr entgegen. Erin unterdrückte ein angewidertes Stöhnen. Das Monster bäumte sich auf, versuchte nach seinen Feinden zuschlagent. Diese jedoch wichen so schnell aus, dass es ihr unmöglich war. Wütend schnaubte es und spie im nächsten Moment Blitze. Erschrocken sprangen Lex und Fay zurück. Esmeralda schrie entsetzt auf und Brian wollte vorstürmen, um ihnen zu helfen. In diesem Punkt war ihm Erins Worte egal. Zulange musste er sich das ansehen und er würde den Teufel tun und sich feige irgendwo verstecken, während seine Kinder womöglich ihr Leben im Kampf verloren. In einen Kampf, der sie gar nichts anging. Er wollte schon losgehen, als er wieder diese verdammte Stimme hörte. „Nicht, somit hilfst du ihnen auch nicht!“, flüsterte sie und Brian zwang sie zum Schweigen. „Es sind meine Kinder, die dabei draufgehen, verdammt!“, knurrte er und stürmte voran.
 

Erin sah, wie Brian sich buchstäblich auf das Monster warf und fluchte. „Das dieser Blutsauger auch nicht einmal das macht, was man ihm sagt!“, knurrte sie und suchte sich hecktisch um. Es war Zeit, ihre nächste Attacke zustarten und dafür brauchte sie Schatten. Sie fand auch welchen und größer, als sie sich wünschen konnte. Schnell rannte sie zu ihm und drückte ihre Hand darauf, schloss die Augen und konzentierte sich. Für das, was sie noch vor einiger Zeit Minuten gebraucht hatte, brauchte sie nun nur noch wenige Sekunden. Sie spürte wie die Kälte in ihre Arme und dann in ihren Körper floss. Ein normaler Mensch wäre voller Grauen und Angst davor zurückgeschreckt. Vielleicht auch sie selber, aber sie hatte sich daran gewöhnt. Es war ihre Natur, dass sie die Schatten beherrschen konnte und sich auch in ihren wohlfühlte. So ließ sie zu, dass die Schatten immer mehr von ihr Besitz ergriffen und sie erfüllten. Ihr das Gefühl gaben, leicht wie eine Feder und mit ihnen eins zuwerden. Sie versank förmlich darin, wie als würde sie ins Wasser gehen und untertauchen. Als sie gänzlich in der Schwärze versunken war, glitt sie lautlos, wie die Schatten selber, über die Wände.

Brian warf sich mit einem Schrei dem Monster entgegen und schleuderte mächtige Feuerbälle auf diese zu. Zischend und rauchend, frassen sich diese in den Leib des Monsters. Rissen gefährliche Löcher hinnein. Wütend und voller Schmerzen schrie es auf und sah Brian zornbebend an. Mit einem Zischen riss es das Maul auf, um einen Blitz zu speien und damit Brian zu treffen. Brian wollte noch ausweichen, doch es geschah viel zuschnell, als das selbst seine Fähigkeiten als Vampir ihn da noch helfen konnten. Krachend sauste der Blitz auf ihn zu. „Dad!“, schrie Lex, als er es sah. Fay wandte sich genauso um und ihr Schrei gellte durch den Tempel. „Dad, pass auf!“

Brian wandte sich von dem grellen Licht ab und wartete darauf, dass der Blitz ihn verbrannte. Doch nichts passierte. Schatten baute sich blitzschnell auf und warf somit den Blitz zurück. Explodierend krachte diese in die Mauer hinter dem Schlangenmonster. Verblüfft und für diesen kurzen Moment völlig erschrocken, blickte er zu dem Schatten, der in sich zusammenbrach und aus dem Erin, nachvorn gebeugt und schwer nach Luft schnappend emporstieg. „Erin?“, keuchte Brian mehr verblüfft als dankbar und sie drehte sich, immernoch keuchend und mit finsterem Blick zu ihm herum. „Ist es so schwer einmal in deinem Leben auf das zu hören, was ich dir sage?“, fragte sie und strich sich das Haar zurück. Brian erwiederte darauf nichts, sah sie nur mit einer Mischung aus Verblüffung und Erkenntniss an. „Sie würde sogar für mich ihr Leben hergeben. Dabei war ich es, der…!“, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf und konnte immernoch nichts sagen. Erin sah ihn weiterhin finster an. „Geh zu deiner Frau, und haltet euch bereit. Es wird nicht lange dauern!“, sagte sie und man konnte ihr deutlich anhören, dass es sie Kraft gekostet hatte, als sie gedacht hatte. Brian nickte nur. Blieb aber, wo er war. Erin nickte auch, sprang dann nachvorne und rief Lex und Fay zu, sie sollten sich nun etwas zurückziehen. Kaum hatten sie das getan, sprang Erin hoch in die Luft. Schien förmlich zu schweben und vollführte dann schwingende Arm-und Handbewegungen. Die Schatten, die sich bis jetzt an den Wänden und auf dem Boden befunden hatten, schossen wie auf Befehl nach vorne. Streckten sich und verwandelte sich in Klingen, die in dem Licht glänzten, wie Schwerter. Erins Bewegungen wurden wilder, schneller und wütender. Genauso wie die Schattenklingen. Eine nach der anderen, stach in den Leib des Schlangendämons und brachte ihm somit tiefe Wunden bei. Gebannt schauten die anderen zu. Erins Kampf glich wie einem Tanz. Einem tödlichen Tanz, der dem Gegner immer weitere Wunden zufügte. Sie wirbelte durch die Luft und die Schatten taten es ihr gleich. Schützten sie und griffen in selben Moment auch an. Das Ungetüm wich unter den Angriffen immer weiter zurück. Schien noch angeschlagener zu sein, als vorher und kurz glaubte Brian, dass sie eigentlich gar nicht seine Hilfe brauchte. Die Wut, die sie dabei an den Tag legte, war wirklich mehr als aussreichend und gab ihr die dazu nötige Kraft. Sie war in diesem Moment so stark. Viel stärker als er vermutet hatte und konnte nicht drumherum kommen, so etwas wie Bewunderung für sie zu empfinden. Erin war nicht wie er. Kein geborener Dämon, sondern einer, durch einen Pakt und dass sie solch eine Macht hatte, war selbst für seinen Verstand ungebreiflich. „Kaum zufassen, dass sie mehr in sich stecken hat, als ich dachte!“, dachte er und lächelte unwillürlich. Etwas in ihm bewunderte sie dafür, dass sie so stark sein konnte. Auch wenn durch ihre Adern menschliches Blut floss.

Sich seinen Feinden zustellen und für das richtigte zukämpfen, erforderte wirklich Mut und Kraft. Die beiden Eigenschaften, die ihm einst selber fremd waren. Brian unterdrückte die aufkommende Erinnerung, an sein früheres Leben und ballte die Hände zu Fäusten.

Esmeralda sah dennoch, wie angespannt er war und legte ihm die Hand auf die Schulter. Seine Anspannung ließ nach und er sah sie an. Lächelte, um ihr zusagen, dass es in Ordnung sei und wandte wieder den Blick zu Erin. In Gedanken sprach er leise und voller Anerkennung:„ Von uns beiden, bist du es, die sich wirklich als Stärkere nennen darf. Alle anderen, selbst ich, können dich nur als Vorbild sehen!“

Erin drehte sich schnell um sich und die Schatten schossen hervor. Wie eine Kreissäge frasen sie sich in den Körper des ohnehin schon schwachen Dämons und schmetterten ihn gegen die Wand. „So und jetzt…!“, knurrte Erin zufrieden und konzentierte sich auf die Kraft, die ihr noch zur Verfügung stand. Sie hatte all ihre Wut in diese dunkle Kraft gesteckt und auch wenn sie froh war, dass sie genug gegen dieses Monster ausrichten konnte, so war die Erschöpfung genauso groß. Nur mit größter Mühe konnte sie sich halten und den nächsten Angriff vorbereiten. Das Monster war in sich zusammen gekrümmt und mehr tot als lebendig. Sein Atem ging schwer, und raselnt. Erin ließ sich davon nicht ablenken. Sie musste jetzt schnell handeln. Wer weiss, wielange es so bleiben würde.

Sie streckte die Arme und ballte die Fäuste. Hob diese über ihren Kopf. Zwei Schattententakeln schoss nach oben, vereinigten sich und richtete sich auf, wie eine Schlange, die gleich zuschlagen würde. „Mache ich dir ein Ende!“, knurrte sie und wollte den Schatten auf das Monster zurassen lassen. Aber da richtete sich das angeschlagene Ungeheuer blitzlschnell auf, fixierte sie mit seinem gelblichleuchtenden Auge und Erin meinte ein boshaftes Lächeln zusehen. Aber ehe sie richtig begreifen konnte, was das zubedeuten hatte, riss das Ungeheuer sein Maul auf und ein Blitz zischte hevor. Erin reagierte schnell genug. Im selben Moment schoss auch der Schatten nachvorne. Als sich die beiden Attacken trafen, gab es kurz einen Zusammenprall zwischen diesen. Beide, Blitz und Schatten schienen miteinander zuringen. Der Krach, der durch ihren Kampf ertönte, war ohrenbetäubend und ließ die Wände erbeben. Erin setzte alles ein, was ihr an Kraft noch zur Verfügung stand und verstärkte den Angriff ihres Schattens. Das gleiche tat auch der Schlangendämon. Wo er vorher verletzt war und den Eindruck machte, sich nicht mehr wehren zu können, schien er nun neue Kraft zuhaben und diese setzte er in seinen Blitzstrahl ein. Erin spürte, wie ihre Arme, die den Schatten befehligten, nachhinten gedrückt und taub wurden. Verzweifelt und unter Schmerzen, die sich in ihren Armen ausbreiteten, reissend und scharf, wie Dolche, die ihre Muskeln durchtrennten, versuchte die den Schatten aufrecht zuhalten. Es schienen Minuten zuvergehen, in denen Erin und der Schlangendämon gegeneinander kämpften. Dann aber passierte es. Erin stiess einen Schrei auf, ihre Arme erschlafften und der Schatten verlor an Kraft. Wurde durchlässiger und so schaffte es der Blitz diesen zu zerfetzen. Erin keuchte auf, sah wie er auf sie zuraste und wollte sich schützen. Doch dazu fehlte ihr die Kraft.

Ungehindert raste der Blitz auf sie zu und brach sich dann durch sie seinen Weg. Erin schrie gellend auf, als sie spürte, wie der Blitz sich durch sie hindurch fras und aus ihrem Rücken wieder hervor. Spürte, wie er ihr Innerstes zerkochte und ihr Herz platzen ließ. Blut sprudelte stoßweise aus den beiden Wunden, in ihrer Brust und in ihrem Rücken. Brian und Esmeralda blickten entsetzt zu ihr hinauf, konnten nicht glauben was passiert war. Auch Fay und Lex konnten es nicht wahrhaben. Ihnen erschien das eben Passierte wie ein absurder Traum. Aus dem sie aber gerissen wurden, der Schlangendämon gröllend auflachte. Seinen Sieg sichtlich und hörbar auskostete.

Erin, deren Mund und das Gesicht vor Entsetzen und Schmerz verzogen, starrte das Monster an, das triumphierend auflachte. Dann fiel sie, schlaff wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte und krachte schwer auf den Boden. Aus ihren Augen war jegliches Leben verschwunden. Nur ihr Mund bewegte sich. Schien Worte aussprechen zuwollen, doch es kam nur ein heisseres Keuchen hervor.

Unter ihr bildete sich eine riesige Blutlache und ihr Körper zuckte unkontrolliert. In ihrer Brust klaffte ein melonengroßes Loch, aus dem stossweise Blut strömte und die Lache unter immer größer werden ließ. Erst als Brian richtig begriff, was mit ihr geschehen war, schrie er auf. Und auch die Stimme in seinem Kopf schrie auf. Schmerz und Unglauben war darin zu hören, wurden, mischten sich in seinen Schrei und hallte doppelt solaut. Auch seine Kinder und seine Frau schrien. Sie konnten nicht wahrhaben, was da passierte. Wollten und hofften, dass es ein Traum war. Doch es war die Wirklichkeit und dieses Wissen ließ sie erfrieren.

Erin, die schwarze Wölfin, starb!

Mit zitternen Beinen, rannte Brian zu ihr und hob sie etwas auf seine Arme. „Erin…Erin!“, schrie er sie an. Doch das einzige, was er zur Antwort bekam war ein nasses Gurgeln. Blut lief aus Erins Mundwinkel. Ihre Augenlider flatterten unruhig und ungut aufundab. Brian konnte es förmlich sehen, wie ihr das Leben aus dem Körper wich. Erin versuchte etwas zusagen, doch ihre Stimme war fort. War nur ein Gurgeln. Brian schüttelte ungläubig den Kopf. Wollte nicht wahrhaben, dass sie wirklich starb. Für ihn erschien es wie ein schrecklicher Traum und als er die Stimme seines vergangenen Ich schreien und weinen hörte, konnte er nicht anders, als selbst vor Schmerz zu schreien. Nie hätte er gedacht, dass ihre Trauer zuseiner eigenen werden würde. Blutige Tränen tropften auf Erins Wangen nieder. Ein schwaches Lächeln bildete sich auf ihren Lippen und als ihre fast schon eisige Hand seine Wange berührte, war es mit Brians Selbstbehrrschung vorbei. Hart presste er die Augen zusammen, bis rote Sterne vor seinen Augen tanzten und schrie sich selbst für seine Dummheit an und fragte sich immer wieder das gleiche.

Wieso wurde ihm erst jetzt, wo sie stirbt bewusst, dass er nur wegen ihr lebte und seine Familie gefunden hatte.

Wieso hatte er sich nicht bei ihr bedankt und stattdessen sie als einen Störenfried gesehen?

Wieso nur?

Rafael trottete zu ihnen heran und winselte. Beklagte ebenso den Tod seiner Freundin und leckte zärtlich über ihre Wange.

„Erin!“, schrie es in seinem Inneren und wieder schüttelte er den Kopf. „Verzeih mir. Um Gotteswilen, bitte verzeih mir!“

Erin schniefte, weinte selbst. Hob dann die Hand und berührte den pelzigen Kopf ihres Freundes. Zumindest glaubte er das zu hören. Als er die Augen öffnete, waren ihre geschlossen und ihre Hand fiel schlaff in den staubigen Boden. Das Aufklatschen klang so entgültig, dass Brian merkte, wie ihm das Herz in die Hose rutschte. Esmeralda kniete sich neben ihm, legte tröstend die Hände auf seine Schultern. Fay musste mit den Tränen kämpfen, während Lex nur dastand und völlig erschüttert zu seinen Eltern und der Toten schaute. „Wenn selbst sie gegen dieses Monster keine Chance hatte, wie sollen wir es dann besiegen?“, fragte er sich. Er wollte es aussprechen, wagte es aber nicht. Zu tief saß das Entsetzen darüber, dass sie sogut wie verloren hatten.

Rafael legte den Kopf in den Nacken und jaulte seinen Kummer aus.

Ein leichter Wind kam auf und strich ihnen durch das Haar. Und dann…dann kamen sie. Schleichend fast zögernd, krochen sie heran.

Schatten.

Sie streckten sich nach ihr aus, zogen sich dann zusammen, als würden sie wahrhaft auf die Leiche zu kriechen. Brian merkte es als erster und wollte sie zuerst zurückziehen, um sie nicht den Schatten zu überlassen. Was auch immer sie wollten, es würde nichts Gutes bedeuten. Doch je öfter er zurückwich, desto näher kamen sie und so gab es Brian auf. Vielleicht würden die Schatten ihr nichts tun. Vielleicht würden sie sie in sich aufnehmen, sie beerdigen. Brian hoffte es und legte sie dann wieder auf den Boden nieder. Sah zu den Schattenarmen, die sich nach Erin regten und sie sanft umfassten. Streichelten sie beinahe. „Was…?“, flüsterte er und wich etwas zurück. Er traute seinen Augen nicht.

Als erstes verflossen die Schatten mit Erins dunklem Haar, das ausgebreitet dalag. Wurde eins mit ihm. Nisteten sich darin ein und glitten weiter. Dann folgte der Unterleib. Er versank wie, unter einer Decke, die über sie gelegt wurde. Die Füsse, die Unter-und schließlich die Oberschenkel. Nur ihr Oberkörper blieb für einen kurzen Moment verschont. Doch dann zogen sich die Schatten auch über diesen. Krochen in die klaffende Wunde in ihrer Brust, schienen sie von innen aufzufüllen. Die Schatten, die vorher nur mit dem Haar verschmolzen waren, wanderten nun zu ihrer Stirn. Über die Wangen und das Kinn. Langsam begann sie dann in die Schatten hinein zusinken, wie als wäre der Schatten Wasser.

Nur ihr Gesicht, oder das, was man noch sehen konnte, war noch zusehen, blieb einen Moment, als würden die Schatten, den Freunden ein letztes Mal einen Blick auf das Gesicht ihrer Verbündeten gönnen, um Abschied zunehmen. Dann versank auch dieses und der Schatten, der die sterblichen Überreste Eeins verschlungen hatte, wurde schmaler, versank dann in den Fugen zwischen den Steinplatten, bis er nicht mehr zusehen war.
 

Brian starrte minutenlang zu der Stelle an der Erin gelegen hatte und sein Verstand weigerte sich, zuakzeptieren, dass sie tot war. Für ihn schien es wie ein Traum. Mit zitternen Fingern berührte er die Stelle, an der Erin lag. Er glaubte noch etwas wie Wärme zu spüren. Ihre Wärme. Er biss sich auf die Unterlippe, sodass er Blut schmeckte und sein Blick ging ins Leere. Er fühlte nichts. Nur Leere. Doch als er das Brüllen des Monsters hörte, wallte Wut in ihm hoch. Sein ganzer Körper spannte sich an, in seinen Augen loderte es unheilvoll und bevor seine Frau oder gar seine Kinder richtig begriffen, was mit ihm loswar, ging er vor wutbrüllend auf das Ungeheuer los.

Vertrauen

Um Erin herum gab es nur Schatten, Dunkelheit und Kälte. Doch sie fühlte nichts von dieser. Sogar der Schmerz, als der Blitz sie traf und sie innerlich verbrannte, war nicht zu spüren. Es war als wäre ihr ganzer Körper tot. Nur ihr Geist schien noch zu leben. Sie erinnerte sich noch ganz genau, wie der Blitz auf sie zuschoss und sie durchbohrte, sie innerlich verbrannte. Dann Schwärze. Als sie kurz zu sich kam, sah sie Brian über sich. Mit einem schmerzhaftem Ausdruck in den Augen und blutigen Tränen auf seinen Wangen. Dumpf hatte sie seine Rufe gehört, das Flehen was darin lag und matt gelächelt. Anscheinend schien er doch etwas für sie übrig zuhaben. Dann wurde ihr wieder schwarz vor Augen. Nun war sie hier, In dieser Dunkelheit und die Leere, die sie erfüllte, behagte ihr nicht. Sie musste zurück.

Sie versuchte ihre Finger zubewegen, doch wie vermutet gehorchte ihr Körper nicht. Ihr Geist schrie wütend und voller Schmerz aus. Wie beim letzten Mal hatte sie sich zusehr von ihrem Hass leiten lassen und hatte nicht aufgepasst. Sondern kostbare Zeit verschwendet, die ihr womöglich das Leben gerettet hätte. Nur wegen ihrer Unachtsamkeit, war sie nun tot und konnte nun nichts mehr gegen dieses Monster ausrichten. Die einzigen, die das konnten waren Brian und seine Familie. Doch wielange konnten sie gegen dieses Monster bestehen. Konnten sie es überhaupt schaffen, es zu besiegen?

„Nein, nicht ohne dich…und das weißt du!“, zischte eine Stimme, die in ihrem Kopf schmerzhaft aufhallte und sie zusammenzucken ließ. Es war ein kurzer Moment, als sie ihren Körper wieder wahrnahm, der aber schnell wieder verging und dann wieder Leere sie erfüllte. „Erik?“

„Ja!“

„Bin ich…?“

„Nein, noch nicht. Aber wenn du nicht bald auf mich hörst, mir vertraust, wirst du es!“

„Dir vertrauen, dass habe ich sooft und was hat es dir gebracht!“, knurrte Erin und ihre Augenliderte flimmerten. „Bis jetzt sehr viel. Nur wegen mir hast du überlebt!“

„Und etwas von meinem Leben eingebüsst!“, konterte Erin scharf und Erik schwer seufzen. „Sei doch ehrlich. Du hattest von Anfang kein richtiges Leben!“

Da hatte er Recht und ihr Geist knurrte wütend. „Das hättest du eigentlich wissen müssen. Oder dachtest du wirklich, das es danach besser wird?“, fragte er und seine Stimme troff nur vor Hohn. Nein, hörte sie sich selber sagen und bildete sich ein, dass ihr Herz schwer wurde. Aber das konnte ja nicht sein.

Sie war tot!

„Nein, das bist du nicht. Das sagte ich doch schon!“, sagte Erik und seine Stimme war schneident, wie Stahl. „Aber wenn ich nicht tot bin, was ist dann mit mir passiert. Der Blitz hat mich doch durchbohrt. Ich fühlte doch, wie mein Herz platzte!“

„Ja, das hat er. Aber da ich noch lebe, wird dein Herz wieder regeniert werden. Ich erhalte dich am Leben. Solange ich noch in die lebe, dein Partner bin, wird dir nichts passieren!“

„Soll mich das jetzt beruhigen?“, fragte sie. Auch wenn sie noch irgendwie lebte und Erik es war, der sie am Leben hielt, ließ sie dieser Gedanke nicht beruhigen. Es gefiel ihr nicht, dass sie abhängig von ihm war. Aber da fiel ihr etwas ein. „Was passiert, wenn es nicht so wäre. Wenn ich dich nicht mehr am Hals habe?“

Erik lachte. Es klang, als würde er über einen schlechten Witz lachen. „Dann würden alle Wunden, die dich eigentlich das Leben kosteten, aufbrechen und du würdest elendig zu Grunde gehen. Blumig ausgedrückt!“, erklärte er und er hörte sich kalt und unberührt an. Erin schauderte, als sie das hörte. Das hatte sie sich schon fast gedacht. Aber dennoch wollte sie es wissen. „Es ist egal, wie du es drehst und wendest. Du kannst es nicht alleine schaffen!“, sagte er und ihr wurde eiskalt. „Warum bin ich hier und wo bin ich?“, fragte sie dann, weil sie nicht weiter darüber nachdenken wollte. Er brauchte ihr das nicht zusagen. Sie hatte ja selber gewusst, dass sie aus eigener Kraft nicht schaffte. Darum war sie ja überhaupt nach England gekommen um bei Brian nach Hilfe zubitten. Das Erik ihr das unter die Nase rieb, musste wirklich nicht sein. „Zwischen dem Dies-und Jenseits. Du bist nicht tot, aber auch nicht lebendig!“

„Also in einem Zwischenreich?“

„Wenn du es so nennen willst!“

„Und wie komme ich hierraus?“

„Gar nicht!“

„Aber ich muss!“

„Tut mir wirklich leid, Erin. Aber selbst ich, kann dich hier nicht rausholen!“, waren Eriks letzte Worte gewesen und sie klangen ehrlich. Doch das war Erin egal.

Sie stiess einen frustierten Seufzer aus und fühlte sogleich, wie sich lähmende Hilfloigkeit in ihr breit machte. Ihre Freunde kämpften sicherlich weiter. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie der Schlangendämon sie bearbeitete und womöglich noch besiegte. Und nur weil sie hier festsaß. „Erik, du musst mir einfach helfen!“, zischte sie und ihre Stimme war zwischen drohen und flehen. Erik schwieg für eine, für sie, zulange Zeit, ehe er dann sagte. „Ich kann nicht. Auch ich habe meine Grenze erreicht. Du hättest wissen müssen, dass es ein Fehler ist, mit ihr zuspielen!“, sagte er nun und seine Stimme war bitter. Erin schluckte. Auch wenn sie es nur schwer wahr haben wollte, hatte er Recht. Es war ein Fehler. Und das sollte sie eigentlich längst begriffen haben, bei ihmren letztem Kampf. Da hatte sie auch mit ihr gespielt, anstatt sie gleich zutöten und hatte dafür wieder mal den Kürzeren gezogen. Erin presste hart die Lippen aufeinander und unterdrückte die aufkommende Wut auf sich selbst. Alles wäre vorbei, wenn ich nur es eher beendet hätte, dachte sie. „Es bringt nichts, sich deswegen jetzt aufzuregen!“, rief Erik ihr ins Gedächtniss. „Und was soll ich stattdessen tun?“

„Endlich deine menschliche, schwache Seite ablegen und deinem dunklen, wahren Ich folgen!“

„Sehr komisch, Erik!“, knurrte sie. „Ehm, das war ich nicht!“, sagte Erik und wirkte mehr als beunruhigt. „Und wer war das dann?“, fragte Erin, die nun ebenso ein ungutes Gefühl bekam. Sie hatte gedacht, dass es Erik war, der ihr diese Worte zuflüsterte. Aber nun war sie sich nicht mehr so sicher. Diese Stimme war dunkel und hatte etwas, von Gift. Schleichend und langsam tötend. Erin schauderte. Ihre Frage schien unbeantwortet zubleiben und sie dachte, sie hätte sich das nur eingebildet. Aber dann sah sie vor sich etwas auf sie zuschweben. Trotz das es dunkel um sie herum, fast schon schwarz war, konnte sie den Umriss von etwas sehen, dass entfernt einem Menschen glich. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. „Erik, sag mir bitte, dass du das bist!“, bat sie ihn und versuchte vor diesem etwas wegzukommen, doch je weiter sie wegschwebte, desto näher kam es. „Nein, tut mir leid!“, sagte Erik und klang nervös. Das wunderte Erin einwenig. Selten er ließ sich so aus der Ruhe bringen und das machte sie ebenso nervös. Egal was es auch war. Es machte sie beide nervös und schien nichts Gutes im Sinne zuhaben.

Als dann das dunkle Etwas nahe an sie herangeschwebt war, fühlte Erin die Kälte, die es verströmte und meinte in dem Schatten etwas wie ein Gesicht zusehen. „Was…wer bist du?“, fragte sie. Das Wesen schien zukichern. „Ich bin das, was tief in dir schlummert und dich aus dieser misslichen Lage befreien kann!“, seußelte es und Erin hörte Eriks entsetztes Keuchen. „Hör nicht darauf!“

„Wie willst du mir helfen?“, fragte Erin skeptisch, die Eriks Rat sehr genau nahm. Etwas sagte ihr, dass sie diesem Ding nicht trauen sollte. Wieder dieses Kichern und es fuhr Erin eiskalt den Rücken hinunter. „Lasse zu, dass die Dunkelheit über dich gewinnt. Lasse dich von ihr leiten und du wirst die Grenzen zwischen dem Leben und dem Tod sprengen. Du wirst dabei mehr Macht haben, als zuvor!“, lockte sie. „Nein, das stimmt nicht, Erin. Lass dich davon nicht einwickeln!“

Er klang malzumal aufgeregter und Erin ließ sich davon anstecken. „Wem willst du trauen. Mir oder ihm, der dein leben zerstört hatte!“, zischte die Stimme und Ein verspürte den Drang zusagen, dass sie niemandem traute. Weder Daroga, noch Erik, wobei er sie immer vor dem Tod bewahrt hatte. Wenn sie ehrlich sein sollte, schuldete sie ihm sehr viel. „Warum sollte ich dir trauen?“, fragte sie stattdessen um, nicht weiter darüber nachzudenken. Es war nicht der richtigte Moment dafür. Die Angst um ihre Freunde, die bestimmt nicht mehr lange durchhalten würden, und die Hilflosigkeit, hier gefangen zusein und keinen Ausweg zufinden, wurde immer schlimmer. Ließ ihr Herz, welches sich nur langsam wieder neuherstellte, zusammenkrampfen. Ein schlimmer Schmerz, wie sie fand und zitterte. Presste hart die Kiefer aufeinander, um den Schmerz zuignorieren. „Ich bin die einzige, die dir helfen kann, wieder ins Reich der Lebenden zurückzukehren!“, sagte sie, klang dabei düster und etwas an dieser Stimme kam ihr nun bekannt vor. Sie kannte sie, hatte sie immer wieder gehört. Sobald sie redete. Erin erschauderte, als sie sich bewusst wurde, dass es ihre eigene Stimme war, die da mit ihr sprach. Aber sie war so anders. Sie ähnelte ihrer zwar, aber es war auch etwas an ihr, dass Erin an das Knurren eines Wolfes erinnerte. War das wirklich ihr tiefstes Inneres?

Passen würde es, da sie ja der Wolf, das lauernde Unheil war. Dennoch weigerte sich Erin, dass zu glauben. Sie war zwar ein Schattenwesen, aber sie besaß niemals so eine Stimme. „Das willst du doch, oder?“

Ja, schrie es in ihrem Inneren, aber sie wagte es nicht, es laut auszusprechen. Was würde dies für einen Preis fordern, wenn sie diesem Wesen, welches ihre Stimme hatte, glaubte?

Würde sie immernoch sie selbst sein, oder würde sie nun ganz zu dem Schattenwesen werden, das tief in ihr geschlafen hatte und nun erwachen wollte?

„Erin, lass das nicht zu!“, schrie Erik sie an. Seine Stimme hallte tausendfach in ihrem Kopf. Etwas griff nach ihr, grub tief seine Klauen in sie und schien sie von dem Schatten wegreissen zuwollen. Zerrte förmlich an ihr. Sie wusste, dass es Erik war. „Denke doch mal nach. Es gibt nur diesen Weg. Anders kommst du hier nicht weg!“, sagte der Schatten vor ihr. Und da hatte er Recht. Sie würde ewig hierbleiben, wenn sie nicht auf seinen Vorschlag einging. Und alles wäre umsonst gewesen. „Das ist nicht richtig!“, kam es von Erik.

„Nur du kannst es aufhalten. Lassenes zu und du wirst endlich Frieden haben!“, lockte der Schatten weiter. „Erin, ich warne dich. Wenn du das tust, wirst du deines Lebens nicht mehr froh sein!“

„Aber das bin ich doch jetzt schon nicht mehr!“, sagte sie und musste daran denken, wie das ganze angefangen hatte. „Wäre ich dir niemals begegnet, wäre ich…!“

„…Wärst du gestorben. Ja, ich gebe zu, dass ich an deinem Leid nicht gerade unschuldig bin. Aber ich habe dir geholfen. Habe dich beschützt und ich habe mich damit einverstanden erklärt, dass du deinen eigenen Willen hast!“, sagte er und seine Stimme war aufrichtig. Fast so als stünde er wirklich dazu, was er getan hatte. Erins Hals schnürte sich zu. „Ja, das hast du!“

„Versuche mir doch einmal in deinem Leben zu vertrauen!“, sagte Erik und Erin schnappte nach Luft. Diesen Satz hatte sie selber noch zu Brian gesagt, weil sie wusste, dass er ihr nicht vertraute. Beziehungsweise es nicht wollte. Genauso wie sie es nun bei ihm nicht konnte und nicht wollte. „Sei nicht dumm, Erin!“, fauchte Erik nun. „Vergiss einmal deinen Stolz!“

„Und was wenn ich dir vertraute. Was dann?“

Auf diese Frage antwortete Erik nicht, und Erins Misstrauen ihm gegenüber nahm zu. „Nichts. Er ist nicht stark genug!“, whisperte die Schattengestalt vor ihr. Erin schluckte. Dieses Ding und Erik wollten unbedingt, dass sie jeweils einem von ihnen vertraute. Ihnen die Kontrolle überlassen. Aber was danach sein würde, das sagten sie ihr nicht und sie war wirklich versucht, damit abzufinden, hier gefangen zubleiben. Immerhin besser als sich diesen da anzuvertrauen und womöglich sich ganz zu verlieren. „Erin…!“, Eriks Stimme riss sie aus ihren Gedanken und Enttäuschung war darin zuhören. „Willst du wirklich aufgeben? Dann wäre alles umsonst gewesen, für das was du gekämpft und gelitten hast!“, schrie sie förmlich an und wie als wenn seine Worte sie heraufbeschwören hätten, erschienen sie. Die Erinnerungen an das, was sie verloren hatte und für das sie kämpfte. Ihr Ziehvater, der durch die Hand der weissen Schlange gestorben war. Chris, mit dem sie endlich vereint sein wollte. Ihre Freunde, die sie gewonnen hatte und mit denen sie Seite an Seite gekämpft hatte.

Erin spürte, wie ihr die Tränen kamen, bei diesen Bildern, die in ihr hochkamen. Erik hatte Recht. Wenn sie sich jetzt aufgab, war alles umsonst gewesen. „Kann ich dir wirklich trauen?“, fragte sie dennoch, weil sie nicht glauben wollte, dass er wirklich dazu in der Lage war, sie beide hier rauszuholen. Erik gab einen genervten Seufzer von sich. „Erin, wielange arbeiten wir schon zusammen, hm?“

Erin musste dabei etwas schmunzel. Wäre das ganze hier nicht so bitterernst, würde sie jetzt einen frechen Spruch von sich geben, aber Erik war bitterernst und meinte es auch so. Also blieb sie es ebenso. „Schon ziemlich lange!“

„Und habe ich dich jemals hintergangen?“

„Nein!“

„Also kannst du mir vertrauen!“, sagte er und seine Worte ließen in ihr ein Gefühl von Sicherheit geben. Aber auch von etwas anderem. Etwas, was sie selber erstaunte. Es klang beinahe so, als wäre es ihm wichtig, dass sie ihm vertraute. Erin schloss kurz die Augen. Auch wenn sie wusste, dass es keinen anderen Ausweg gab und immernoch besser war, als sich diesem Schatten anzuvertrauen, fürchtete sie sich vor dem, was danach passieren würde. „Denk nicht darüber nach. Sondern handle. Das hast du doch sonst immer getan!“, hörte sie Erik sagen und meinte ein Lächeln darin wahrzunehmen. Auch Erin lächelte. Ja, das hatte sie. Sie war immer erst mit dem Kopf durch die Wand. Meistens, wenn es um die ging, die ihr am Herzen lagen. Und genau das, war auch jetzt der Fall. Also warum zögerte sie?

„Erin!“, sagte Erik und sie spürte etwas, was sich anfühlte wie eine Hand, die sich auf ihre Schulter legte und sanft zudrückte. „Es ist der einzige und vorallem der richtige Weg!“

Erin ließ diese Worte lange auf sich wirken und je länger, ihr seine Worte durch den Kopf gingen, desto überzeugter war sie.

Er hatte Recht und sagte die Wahrheit. Und dieses Ding vor ihr, was sie locken wollte und falsche Versprechungen machte, log, dass sich die Balken biegen würden. „Nagut, ich vertraue dir. Aber wehe du hast mich reingelegt!“, sagte sie und hörte Erik lachen. „Ich bin doch nicht lebensmüde!“

Dann fühlte sie, wie etwas warmes sie umhündelte. Wie ein schützender Mantel, legte sich Eriks Geist um sie. Wärmte sie und sie fühlte, wie ihr Körper, der vorhin noch schwach, fast schon leer war, wieder an Stärker gewann. Von innen her zu neuem Leben erwachte. Es war wie eine kleine Flamme, in ihrer Brust die erst klein und schwach war, dann aber immer größer und heisser wurde.

Von ihrer Brust aus breitete sich diese Flamme immer weiter aus, kroch mit ihrer Wärme bis in die Fusspitzen. Es war ein herrliches Gefühl, endlich wieder diese Wärme in sich zu spüren. Wärme war Leben, durchfuhr es sie und genoss es, wie das Feuer in ihr immer stärker wurde.

Das Feuer ließ das Blut, welches vorhin vertrocknet in ihren Adern gewesen war, wieder fließen. Es durch ihren Körper wahrhaft rauschen, sodass sie glaubte, sie würde das Rauschen des Meeres hören. Dann mischte sich ein anderes Geräusch hinein. Es war ein rythmisches Schlagen, welches ihre Brust zum erbeben brachte. Erin schnappte nach Luft, als sie es erkannte. Es war das Schlagen eines Herzens. Ihres Herzens.

Es schlug wieder! Sie lebte wieder!

Mit einem wütenden Schrei, regte das schattenwesen die Krallen nach ihr. Wollte sie packen und sie von Erik wegreissen. Doch es erreichte sie nicht mehr.

Erin konnte deutlich spüren, wie sie immer mehr Kraft bekam. Kraft von Erik, die ihr half wieder ins Leben zurückzukehren. Dabei musste sie wieder lächeln. In diesem Moment war sie ihm mehr als dankbar. „Danke, Erik!“, flüsterte sie. „Nichts zudenken!“, erwiederte Erik und wieder hörte sie das Lächeln in seinen Worten.

Ende eines Alptraums

Brian schnappte nach Luft. Schweiss stand ihm auf der Stirn. Seit gut einer halben Stunde hatte er versucht, dieses Scheusal in ein Häufchen Asche zuverwandeln. Doch das Monster erwies sich als äußerst hartnäckig. Seine Wunden heilten. Zwar nicht schnell genug, aber sie heilten und in Brian machte sich langsam der Verdacht breit, dass nur Erin in der Lage war, es zubesiegen. Sein Magen verknoetete sich darauf hin und er schüttelte wutschnaubend den Kopf. „Soleicht gebe ich nicht auf!“, knurrte er und griff wieder an. Zusammen mit Esmeralda, Lex und Fay. Während Esmeralda und Brian es mit dem Feuer versuchten, hiebten die beiden Vampirgeschwister mit ihren Schwertern nach ihm. Doch so erfolgreich sie vorher waren, desto nutzlos schienen ihre Angriffe nun zusein. Mit einer einfachen Handbewegung und einem genervten Zischen, fegte es seine Gegner von den Füssen. Hart krachten die Vampir zu Boden, konnten sich einen Moment nicht rühren. Als Brian sich aufrappelte, sah er zu dem Ungetüm, das sich über sie beugte und die Zähne bleckte. „Nein, so nicht!“, fauchte er und schoss eine Feuerkugel auf das Monster ab. Diese jedoch wehrte es mühelos ab und packte sich zugleich Brian. Mit seinen mächtigen Klauen umklammerte es ihn und drückte fest zu. Brian brüllte auf, versuchte sich aus dem Griff zubefreien. Doch das Ungetüm hielt eisern fest. Verstärkte den Griff nochmehr, sodass Brian Büllen in ein schmerzhaftes Jaulen umschlug. „Brian!“, schrie Esmeralda entsetzt und wollte wieder angreifen. Da schnellte der massige Schwanz hervor und brachte sie zu Fall. Begrub sie förmlich unter sich. „Esmeralda!“, schrie Brian gepeinigt und das Monster lachte. „Es ist sinnlos. Ihr könnt mir nichts mehr anhaben. Ich bin einfach vielzumächtig für euch!“, blaffte es und hielt Brian nun sah an seinem Maul. Tot und Verwesung schlug ihm entgegen und raubte ihm die Luft zum Atmen. Brian ächzte und keuchte. Versuchte nocheinmal freizukommen, doch seine Kräfte versagten. Sein Oberkörper sackte nachvorne und er merkte, wie ihm fast schwarz vor Augen wurde. „Er hat recht!“, ging es ihm durch den Kopf. „Er wird uns alle vernichten. Jeden einzelnen!“

Brians Augen schlossen sich und er sah sein ganzes Leben vor seinen Augen vorbeiziehen.

„Dann wird es Zeit, dass wir das ändern!“
 

Die Stimme riss Brian sofort aus seinem Dämmern. Genauso wie es das Monster aus seiner Euphorie. Fassungslos ruckte sein gewaltiger Kopf nach oben. Krachend barste der Steinboden auf. Ein Schwall aus Dunkelheit schoss in die Höhe und verformte sich zu einem ganzen Schwarm von wolfsähnlichen Gestalten. Sie schossen auf das Ungeheuer zu und als Brian auch den Kopf hob, zu dieser Wolke aus Schatten und Dunkelheit sah, schälte sich eine weitere Gestalt hervor. Eine Frau.

Sie war nackt und umweht von langem dunklen Haar und Schatten, die sich von ihr lösten, nur um zurück zuzucken und einen Teil von ihr zu bilden schienen. In ihren Händen, eine mächtige Sense, deren Stiel schwarz glänzte und das Sensenblatt tödlich aufblitzte. Doch es war nicht die Sense, die Brians Atem stocken ließ oder das plötzliche Erscheinen dieser Gestalt, sondern die Tatsache, dass er sie erkannte. „Erin!“, keuchte er.

Sie lebte, schrie es in seinem Kopf und er erschauderte, als er sich bewusst wurde, was das bedeutete. Das Sie selbst den sicheren Tod überwinden konnte und damit wahrlich unsterblich war. Wie das möglich war, war ihm zwar ein Rätsel, aber er war erlichtert. Nun würden sie wieder im Vorteil sein.

Doch etwas an ihr war anders. Und Brian brauchte auch nicht lange um zuwissen was. Es waren ihre Augen. Sie waren schwarz, wie die tiefste Dunkelheit, die sie selber umgab und auf der linken Seite ihres nackten Körpers, zogen sich verschlungene Muster, die auch die linke Hälfte ihres Gesichts bedeckten. Nun war er es sich nicht mehr so sicher, ob er darüber froh sein sollte. Sicherlich hatte das nichts Gutes zubedeuten. Nie hatte er Erin mit solchen Augen gesehen. Dass sie wie die Dunkelheit waren, machte ihn unsicher und ließ eine schlimme Ahnung in ihm aufsteigen. Er hoffte nur, dass er sich mit dieser täuschte.

Auch der Schlangendämon schien sie zuerkennen. Er blickte sie entsetzt und wütend zugleich an. „Wie kann das sein? Wie kannst du noch am Leben sein?“, keuchte es.

Erin sagte nichts darauf, sondern lächelte nur kalt. Dann warf sie sich mit einem wilden Schrei auf das Monster. Das Ungeheuer reagierte. Ließ dabei Brian los, der schwer wie ein Stein zu Boden ging und darum bemütht war, nicht das Bewusstsein zu verliren. Esmeralde und seine Kinder eilten zu ihm, stützten ihn. Gemeinsam sahen sie nun zu den beiden anderen. Erin, die in der Luft schwebte, wie ein Racheengel, umgeben von Schatten und auf das Ungeheuer, dass sie wütend ansah. Wütend riss es sein Maul auf und schoss Blitze ab. Doch Erin, getragen von den Schatten, die entfernt an gewaltige Flügel erinnerten, wisch diesen geschickt aus. Entging den Blitzen und schwang die Sense. Schnitt dabei tiefe Wunden in das schupige Fleisch und das Untier ächzte. Schlug mehr verzweifelt als wütend nach ihr, doch auch bei diesen Attacken konnte Erin ausweichen und brachte ihm erneut schwere Verletzungen bei. Dann erhob sie sich wieder ind die Luft, schwebte einige Sekunden über den Monster, das angeschlagen und nach Luft schnappend damit kämpfte, nicht zusammenzusacken und stürzte dann auf dieses zu. Die Sense hocherhoben.

„Fahr zur Hölle!“, schrie sie und ließ das Sensenblatt mit aller Kraft in den Schädel des Monsters fahren. Erin spürte deutlich, wie sich die Klinge durch die Haut und durch den Knochen brach, ihn inzwei spaltete. Ungläubig blickte das Monster auf Erin, die in der Luft vor ihm schwebte und mit einmal mächtiger aussah, als es selbst war. Brian keuchte. Konnte nicht fassen, was soeben passiert war. Von einem Moment zum nächsten hatte Erin es geschafft, das Monster mit einem einzigen Hieb zur Strecke zubringen. Das, was er nicht geschafft hatte. Trotz das er genauso stark war, wie sie. Da riss Erins Schrei ihn aus seinen Gedanken.

„Brian…Esmeralda…jetzt…jetzt!“

Brian musste erstmal überlegen, was sie damit meinte, doch dann wusste er es sofort. Er schrie Esmeralda zu und sie nickte. Esmeralda wurde sofort von Flammen umhüllt, verwandelte sich in einen brennenden Volgel und flog zu dem angeschlagenen Dämon. Hüllte ihn einem Wirbelsturm aus Feuer ein. Erin reagierte schnell, riss die Sense aus dem Schädel des Dämons und brachte sich außerhalb des Angriffs in Sicherheit. Brian ließ eine gewaltige Flammenlanze auf den ohnehin schon gewachsenen Feuersturm zuzischen und ließ es mit dem Feuer seiner Frau vermischen.

Das Ungeheuer brüllte auf. Versuchte das Feuer zulöschen, ihm zu entkommen. Doch streiften die ersten Flammen seine Arme und verbrannten es. Das Feuer leckte gierig über sein Opfer, riss tiefe Wunden hinein und ließ das Monster noch lauter aufbrüllen. Der Geruch von verbranntem Fleisch mischte sich mit dem des Feuers und erfüllte den Tempel. Je schneller der Wirbelsturm aus Feuer sich drehte und das Monster in seinem Inneren verbrannte, desto lauter wurden seine Schreie. Brian musste dem Drang unterdrücken, sich die Ohren zuzuhalten. Er spürte, wie seine Kräfte sich ihrem Ende neigten, dennoch zwang er sich, weiterhin das Feuer, mit dem er die Feuersäule vergrößerte, darauf zurichten. Wenn er jetzt aufhörte, würde er damit womöglich einen Fehler machen. Er blickte zu der Feuersäule, die sich immer höher schraubte und breiter wurde und hoffte, dass seine Frau das genauso lange aushalten würde.
 

Es schien eine Ewigkeit zuvergehen, ehe es eine Expolsion gab und die Druckwelle sie zu Boden warf. Esmeraldas Feuergestalt verschwand, löste sich in einer Wolke aus Rauch und Funken auf und fiel zu Boden. Brian hechtete vor und fing sie auf. Dabei ging er selbst in die Knie und schnappte nach Luft. Das ganze hatte ihn mehr Kraft gekostet, als er vermutet hatte. Esmeralda hatte das Bewusstsein verloren. Auch sie hatte sich verausgabt. Dennoch konnte er ihren Herzschlag spüren. Dankbar darüber legte er seine Stirn auf ihre. „Dad, sieh nur!“, hörte er Fay sagen und er blickte nachvorn. Vor ihnen, dort wo einst das Monster war, war nur noch eine Schicht aus Asche und Staub. Ein Windhauch kam auf und verwehte diese.

„Es ist vorbei….endlich vorbei!“, keuchte er und lachte trocken. „Endlich!“

Erin sank zu Boden, als ihre Füsse den Boden berührten, verschwanden die Schatten um sie herum. Einige legten sich um ihre Beine und um ihren Oberkörper, bildeten daraus ihre Kleidung und die schwarzen Linien verschwanden ebenso. Auch die Finsterniss in ihren Augen wich und zurück blieb Ein, die nun schwer nach Luft schnappte und dann in die Knie ging. Obwohl sie mehr als genug Kraft hatte, fühlte sie sich nun schwach und brauchte einen Moment, ehe sie wieder aufstehen konnte.

Brian, Ley und Fay sahen sie wenige Augenblickte verwirrt und besorgt an. Erin versuchte das heftige Schlagen ihres neuerwachten Herzens zu beruhigen. Ihr Kopf dröhnte und es drehte sich alles. Vor ihren Augen war alles verschwommen und kurz fragte sie sich, ob sie das nicht alles geträumt hatte. Als sich ihr Blick besserte und sie die blutbeschmierte Sense sah, wusste sie es jedoch besser. Das war kein Traum, schallte es in ihr. Ich bin wirklich wieder am Leben. Ich habe die weisse Schlange wirklich besiegt.

Ein ersticktes Lachen war aus ihrem Mund zuhören und Tränen der Erleichterung rannen ihr über die Wangen. Nun würde sie nichts mehr davon abhalten könnten, endlich so zuleben, wie sie es wollte. „Erin!“, hörte sie jemanden sagen und drehte den Kopf. Brian saß nur knapp einen Meter von ihr und schaute sie fragend an. Erin lächelte. „Keine Sorge, du Blutsauger. Ich bin wieder ganz die Alte!“, versicherte sie. Brian nickte. Sichtlich erleichtert darüber. Es gab dabei sovieles, was er ihr sagen wollte. Hielt es aber für besser, es nicht zutun. Schließlich haben sie es geschafft und es würde noch genug Zeit sein, um alles, was in ihm vorging auszusprechen.

„Äh, Leute!“, sagte Lex und die anderen blickten zu ihm. Mit ausgetrecktem Finger und steinerner Miene deutete er auf etwas, dass auf den Stufen lag. Fay wurde blass, als sie es auch sah. „Shite!“
 

Erin und Brian folgten seinem Finger und sahen es nun auch. Kaum zusehen, dennoch gut genug, bewegte sich die Hülle, die einmal dem Schlangendämon gedient hatte. Ein Gurgeln und Würgen war zu hören und Erin richtete sich auf. Ging langsam auf die Hülle zu und blickte in ein flehendes Gesicht. Alopa!

Das was von Whitney übrig geblieben ist. Ihr ganzer Körper zuckte wie unter furchbaren Krämpfen. Alle Wunden, die sie ihr zugefügt hatten, brachen langsam auf. Auch die in ihrer Brust, die Erin ihr einst mit ihrem umgewandelten Blitz zugefügt. Teilweise wurden dabei die Knochen und die Organge sichtbar.

Blut floss aus diesen und färbte den Sand unter ihr rot.

Es war ein grässlicher Anblick. Erin unterdrückte den Wunsch, wegzusehen. Zwang sich förmlich es sich mit anzusehen. Denn dies würde auch mit ihr geschehen, sollte sie den Pakt irgendwann lösen. „Jetzt wo ihr Immortelle tot ist, stirbt auch sie!“, hörte sie Erik sagen, als habe er ihre Gedanken gehört. Gerne hätte sie kalte Genuggtung dabei empfunden. Doch sie konnte es nicht. Denn dieses arme Geschöpf war nicht schuld an ihrer Misere. Sie war nur ein Bauernopfer gewesen. Ein Mittel zum Zweck und das alleine reichte aus, dass Erin Mitleid mit ihr hatte. Langsam kniete sie sich neben sie. Alopa streckte in einer bittenden Geste die Hand nach ihr aus. Ihr geöffneter Mund, aus dessen Winkeln unablässig Blut sickerte, formte sich nur zu einem einzigen Wort. „Bitte…!“

Erin presste hart die Lippen aufeinander, haderte mit sich, doch dann ergriff sie ihre Hand und drückte sie. Sooft hatte sie sich ihren Tod gewünscht. Hatte sich die schlimmsten Starfen ausgedacht, die sie ihr antun wollte und das einzige, was sie jetzt tun wollte, war, ihr beizustehen. Vergessen war der Hass und der Zorn, den sie auf sie hatte und hatte Mitleid platzgemacht. „Sie war ein Kind. Ein unschuldiges Kind, das von einem Dämon benutzt wurde. Sie trifft keine schuld!“, ging es ihr durch den Kopf und beugte sich über sie. Sanft schlang sie die Arme um sie und drückte Alopa an sich. Die sterbende zuckte etwas und weinte. Erin strich ihr tröstend durch das Haar. „Schhschhh…alles ist gut. Dir wird nichts mehr passieren. Es ist vorbei. Schlaf jetzt!“, sagte sie. Auch wenn dies der Körper einer erwachsenen Frau war, war ihr Geist dennoch der eines Kindes und Erin bemühte sich, sich nicht zusehr von dem Schmerz und der Angst, den Alopa in den letzten Minuten in ihrem Leben durchstehen musste übermannen zulassen. Alopa flüsterte noch etwas, dann schlossen sich ihre Augen und ihr Körper wurde schlaff.
 

Kaum das man sie sah, waren sie schon da und sahen sie mit neugierigen und unguten Vorstellungen in den Augen an. Erin schritt an der Spitze, trug den in abgenutzten Tüchern gewickelten Leichnam Alopas auf ihren Armen. Das Gesicht zu einer harten Maske. Esmeralda, Brian, Lex und Fay folgten ihr schweigend. Kaum sahen sie sie, rüsteten sich die meisten von ihnen mit Waffen und hielten sie ihnen drohend entgegen. Wollten sie erneut aus dem Dorf vertreiben. Erst als der Dorfältestete ihnen befahl, die Speere und Sicheln zusenken, taten sie es und ließen die Gruppe in das Dorf. Die Schwester Alopas trat vor und als sie ihre tote Schwester in den Armen der Fremden sah, kamen ihr die Tränen. Weinend und klagend eilte sie auf Erin zu. Zärtlich strich sie ihr mit den Fingern über sie Stirn, hauchte Küsse darauf. Erin übergab einem der Dörfler den Leichnam, sah der Frau nach und schüttelte den Kopf. Ihr war zum heulen zumute. „Es tut mir leid. Ich konnte sie nicht retten. Weder sie noch die Männer!“, sagte sie dann zu dem alten Mann. Dieser blickte traurig drein, nickte dann. „Ja, das habe ich mir schon gedacht. Aber nun sind wir alle in Sicherheit und die gepeinigte Seele Alopas hat endlich ihren Frieden gefunden. Alles hat nunmal seinen Preis!“, sagte er monoton und Erins Mund wurde zu einem weissen Strich. Alles hat seinen Preis. Welcher würde ihrer sein und oder welche würden noch folgen?

Der alte Mann merkte ihre dunklen Vorstellungen und legte eine Hand auf ihren Arm. „Mach dir keine Vorwürfe. Du hast getan, was getan werden muss. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch ein paar Tage hier ausruhen!“, bot er an. Erin schüttelte, auch wenn sie dankbar für dieses Angebot war, den Kopf. Je eher sie von hier fortkamen, desto besser. „Nein, wir möchten umgehend aufbrechen!“

Abhijat sah sie einen Moment froschend an, nickte aber dann.

„Gut, wenn Ihr es wünscht!“

Erin nickte. „Ja, ich wünsche es!“

Eine ungewöhnliche Bitte

Vor der Dämmerung hatten die Männer des Dorfes einen Scheiterhaufen errichtet, auf dem der tote Körper Alopas gebetet war. Mit weissen kostbaren Seidentüchern und wohlduftenen Ölen bedeckt, lag sie da. Das Gesicht zu einem friedlichem Lächeln geformt. Erin stand mit der Fackel in der Hand da und versuchte den dicken Kloss in ihrem Hals runterzuschlucken. Alopas Schwester hatte darauf bestanden, dass sie es tun sollte. Sie hatte immerhin ihre Schwester erlöst und sie sollte es nun sein, der ihre Sterbliche Hülle den Flammen übergeben sollte.

Was für eine Ironie. Das Biest hatten sie, um sie zuretten verbrannt und nun sollte sie das, was mal ein unschuldiges Kind war, ebenso verbrennen. Mit einem sich windenem Magen senkte sie die Fackel und entzündete so den Scheiterhaufen. Das Feuer breitete sich rasendschnell aus, verhüllte den Leichnam und züngelte in die Nacht hinauf. Erin sah schweigend zu und fragte sich plötzlich, ob das auch mit ihr so enden würde. Ob sie nicht auch irgendwann zu so einem Monster werden würde und es keinen anderen Ausweg gab, als den Tod. Sie konnte sich das sehr gut vorstellen.

Nur einmal schwachwerden und schon war es um sie geschehen.

Ein Schauder rann ihr über den Rücken und sie blickte zu Brian, der neben ihr stand. Einen kurzen Moment noch zauderte sie. Kämpfte mit sich und fragte sich, ob es wirklich klug war, ihn das zufragen, was sie dachte. Das was sie jetzt sagen würde, würde sicher in seinen Ohren absurd klingen. Das tat es auch in ihren, aber sie musste es tun. „Brian?“

Er wandte den Kopf. Die Flammen ließen dunkle Schatten auf ihren Gesichtern tanzen. „Ich möchte dich was bitten!“

Brians Augen sahen sie fragend an. Was würde nun kommen?

„Wenn ich mich in solches Monster, wie Whitney, verwandle…wenn ich nicht mehr ich selbst bin, dann bitte ich dich: Zögere nicht, sondern töte mich!“

Brians Mund klappte auf und er wollte sie fragen, was das zubedeuten hatte. Brachte aber keinen Ton heraus. Dass sie außgerechnet ihn um so etwas bat…

Es erschien ihm wie ein schlechter Scherz und er wollte ihr sagen, dass sie das vergessen konnte. Dass er das niemals tun würde. Aber als er sie ansah, musste er feststellen, dass es nichts bringen würde. Erins Gesicht war in diesem Moment so bitter und nachdenklich, dass sie wohl kaum seine Worte hören, geschweige denn beachten würde. Dennoch wollte er nicht wahrhaben, um was sie ihn eben gebeten hatte. Tief in seinem Inneren hörte er die leise Stimme seines frühreren Ichs hfetig dagegen prostieren und war mal mit einer Meinung. Doch jetzt mit Erin darüber reden, vielleicht darüber zu diskutieren würde nichts bringen. Er schaute sie noch eine Weile an, dann mit blickte auch er in die Flammen. Mit einem Zischen schossen die Flammen hoch in den Himmel und spieten Funken.
 

Im Flugzeug saß sie am Fenster und schaute, in Gedanken versunken in den nächtlichen Himmel. Wolken flogen an ihnen vorbei, machten dem Mond platz, der halbrund am dunklen Firnament hing. Sie musste sich an den Moment erinnern, in dem Alopa wieder zu dem wurde, was sie war. Ein Mensch!

Noch immer klangen ihre letzten Worte in ihrem Ohr. Sorgten immer wieder dafür, dass sich ihr Herz zusammenzog. „Danke…ich danke dir…so sehr!“

Gerne hätte sich Erin über diese Worte gefreut, konnte es jedoch nicht. Wenn sie ehrlich sein sollte, hätte sie lieber gewollt, dass sie sie verwünschte. Wie konnte sie ihr danken, für etwas, was sie nicht getan hatte. Zum Beispiel sie sterben lassen. Dabei hatte ihr Erik gesagt, dass sie nicht überleben würde, wenn ihr Immortelle starb. Dass die Verletzungen, die bisher immer verheilt waren, aufrissen und sie dadurch stirbt. So war ihr Sieg über die weisse Schlange nur ein halber Sieg und Erins Magen fühlte sich kalt wie Eis an. Aber da war noch etwas, was ihr Sorgen machte. Diese Schattengestalt, die ihre Stimme hatte und sogar Erik nervös machte. Wie verbissen sie versucht hatte, sie davon zu überzeugen, dass sie IHR vertrauen konnte und ihr versprach, sie stärker zumachen. Doch das war nicht ganz so bedrohlich, wie die Tatsache, dass dieses Ding ein Teil von ihr zu sein schien. Tief in ihrem Inneren. Erin schauderte. Bisher hatte sie es immer leugnen können, dass sie solch ein…ein dunkles Wesen in sich hatte. Aber nun musste sie feststellen, dass sie sich gettäuscht hatte und dabei mehr als naiv gewesen war. In diesem Moment verfluchte sie sich dafür. Noch immer blickte sie nach darußen und die Dunkelheit, die da draußen war, kam der gleich, die sie in sich hatte. Ihr Herz verkrampfte sich. Jetzt wo sie gesehen hatte, dass auch sie etwas dunkles in sich hatte und das weitaus schlimmer war, als sie immer gedacht hatte, fühlte sie sich elend und auch allein. Mit einem frustiertem Seufzen grub sie das Gesicht in die Hände und kämpfte für einen Moment mit den Tränen.

„Alles in Ordnung?“, fragte jemand und Erin schaute auf, sah dann neben sich und blinzelte. Brian saß dort und schaute sie mit einem nicht zudeutbaren Blick an. Erin meinte, es wäre Sorge gewesen. Erin runzelte etwas die Stirn. Das war neu. Selbst für ihre Verhätlnisse. Sie schaute ihn sich genau an, suchte nach etewas, was ihr sagte, dass er das nur ironisch meinte. Aber in seinen Augen sah sie bitteren Ernst. Erin schluckte. Seit sie zurückgekehrt und den Flieger bestiegen hatten, hatte er kein einziges Wort gesagt. Er war auffälligerweise sehr still gewesen. Auch gegenüber zu seiner Familie.

Ob das mit ihrer Bitte zutun hatte?

„Ja, bestens. Wieso fragst du?“, fragte sie und versuchte dabei gelassen zuklingen. Dennoch spürte sie, wie ihr Herz schneller schlug. Das ausgerechnet Brian sie so ansah und sie fragte, ob alles in Ordnung sei. Das war wirklich neu. Aber irgendwie freute es sie. Anscheinend schien dieser Blutsuager doch noch Sympathie für sie zu entwickeln. Dennoch ließ sie es sich nicht anmerken.

„Weil ich dich so nicht kenne!“, sagte er. „Diese Bitte….das warst nicht du, die mich darum gebeten hat!“

Erin lächelte schwach. „Doch das war ich!“

„Und wieso bittest du mich darum?“

„Weil du der einzige bist, der mich aufhalten kann. Dein Feuer kann mich töten!“, sagte sie. Brian schüttelte den Kopf. „Erin, ich bezweifle, dass dieser Fall jemals eintreffen wird!“, murmelte er. Erin lachte trocken. „Was macht dich da so sicher? Ich meine, ich kann in fünf Jahren mich völlig vergessen haben und gehe dann auf dich los!“

„Erin, hör auf so zureden!“, platzte es aus Brian und Erin sah ihn mit geweiteten Augen an. Dass er soetwas sagt, überraschte sie nun nur noch mehr. „Brian!“

Sie konnte nicht glauben, was sie da gehört hatte. Machte er sich wirklich Sorgen um sie?

Erin musste sich daran erinnern, wie er sie im Arm gehalten hatte. Wie er um sie geweint hatte. Zuerst hatte sie gedacht, dass sie sich das, im Moment des Todes eingebildet hatte. Doch nun wusste sie es und dieser Gedanke entlockte ihr ein Lächeln. Dieses jedoch schwand wieder, als sie sah, wie finster er sie ansah.

„Glaubst du wirklich, ich würde das schaffen. Ich habe es doch selbst gesehen, wie stark du bist. Falls du es vergessen hast. Du warst es, die mich lange genug im Zaun gehalten hat. Außerdem verdanke ich dir den Umstand, dass ich weiterleben kann und meine Familie getroffen habe. Denkst du wirklich, ich danke es dir so, dass ich dich töte!“, sprudelte es aus ihm hervor und Erins Verblüffung wurde immer größer. Solche Töne von ihm, dass glich wirklich einem Weltwunder. Minutenlang schaute sie ihn so an, aber dann lächelte sie erneut und lachte dann. Brians Brauen zogen sich zusammen. „Was ist denn bitteschön so lustig?“, fragte er. Er konnte wirklich nicht verstehen, warum sie aufeinmal anfing zu lachen. Dabei war diese Angelegenheit ernst und er verstand dabei keinen Spass. Zwar hätte er sich im nächsten Moment auf die Zunge gebissen, als diese Worte über seine Lippen kamen. Aber sie waren wahr und ein Teil von ihm bereute es nicht, sie ausgesprochen zu haben.

Erin schüttelte den Kopf und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. „Nichts, nur dass du, ausgerechnet du, sowas zu mir sagst!“, erklärte sie und Brian musste sich nun selber ein Grinsen verkneifen. Es war klar, dass sie sowas sagte. Er selber hätte es ja auch nicht für möglich gehalten, wenn er ehrlich sein sollte. Aber als sie sterbend in seinen Armen gelegen hatte und er deutlich gespürt hatte, wie etwas in ihm zerbrach und nun diese absurde Bitte von ihr gehört hatte, war er sich nicht mehr so sicher, ob er sie verabscheuen sollte. „Da ist was wahres dran!“, sagte er und das Lächeln wurde breiter. Fast schon schalkhaft. „Gerne würde dich als einen Störenfried betrachten. Aber ich kann es nicht!“, meinte er nun, fast leise. Sein Blick wurde nachdenklich, fast so, als beschäftigte ihn etwas so sehr, dass er alles vergass, was bisher geschehen war. „Das muss wohl daran liegen, dass ein Teil von der Person, die einmal vor mir diesen Platz hatte, immernoch in mir weiterlebt!“

Erins Herz machte einen Aussetzer. Ihre Augen wurden groß und sie sah ihn an als sei er von einem anderen Stern. Sie konnte nicht glauben, was sie da gehört hatte. „Branca!“

Brian nickte. Dass sie das erstaunte, konnte er sich gut vorstellen. „Ja, Branca!“

„Das heisst, dass du sie nicht ganz verschlungen hast!“, flüsterte Erin und beugte sich etwas vor. Ihre kleine Schwester lebte also noch?!

Sie war nicht ganz verschwunden?

Aber wie…

Sie öffnete den Mund, um diese Frage auszusprechen, doch sie schloss ihn wieder. Das weckte nur allzu große schmerzliche Erinnerungen und sie wollte nicht daran denken. Brian nickte. „So ist es. Irgendwie lebt sie immernoch in mir. Ich weiss selber nicht wieso. Aber ich bin mir sicher, dass, sollte Erik es auch versuchen, ich meine dich zu verschlingen, du stärker bist!“, meinte er und lächelte opptimistisch. Erin erwiderte dies, wenn auch etwas zaghaft. In ihrem Inneren hörte sie Erik entrüstet Luft schnappen. Aber sie ignorierte das.

Ihr erschien das alles wie ein viel zu schöner Traum. Solche Worte von Brian, der am Anfang nicht gerade ihr bester Freund war, sagte sowas. Und verrückterweise fühlte sie sich dabei wirklich besser. Sie lächelte etwas. Das ist wirklich mehr als verrückt, dachte sie dabei und hörte, wie Erik etwas murmelte. „Danke!“, sagte sie und es klang ehrlich. Ebenso wie seine Worte es waren. Brian nickte und setzte sich dann an seinen Platz zurück. Erin sah ihm kurz nach, dann sie wieder in die Dunkelheit hinaus und sann über Brains Worte nach. Nun wirkte die Dunkelheit außerhalb des Fensters nicht mehr so dunkel und bedrohlich und Erin war Brian dankbar, aber auch etwas vewirrt, dass er es war, der sie aus dieser Trübsinnigkeit und dunkler Angst geholt hatte.

Dann aber stand sie auf und ging auf die Toilette. Es gab da noch etwas, was sie tun musste. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, setzte sie sich auf den Toilettendeckel und holte ein Butterflymesser aus ihrer Hosentasche. Langsam kalppte sie es auf. Mit ängstlichen Augen sah sie auf die Klinge, die im schwachen Schein glänzte und ihr Spiegelbild zurückwarf. Dann sah sie zu ihrer Hand und ihr Magen drehte sich um. Sie musste daran denken, was Whitney gesagt hatte. Dass sie ihr Auge wiederhaben wollte und das Wummern in ihrer Hand. „Erik hat es ihr genommen und es behalten. Es an mich weitergegeben!“, dachte sie und die Übelkeit wurde immer schlimmer, ließ ihren Kopf schwer werden. In ihrem Hals bildete sich ein fetter, schleimiger Kloss und sie versuchte diesen hinunterzuschlucken. Kurz meinte sie zusehen, wie sich unter der dünnen Haut ihrer Handinnenfläche eine Wölbung zusehen, die sich bewegte. Sich drehte und einen Weg nach außen suchte. Erin schluckte und richtete, mit zitterner Hand, aber dennoch entschlossen, die Spitze ihres Messers auf die Stelle, wo sie das Auge der Hölle zusehen glaubte. Dann schloss sie die Augen, hob das Messer etwas an und holte tief Luft. „Das wird jetzt etwas wehtun!“, dachte sie und sammelte alle Kraft, um nicht laut aufzuschreien. Dann stiess sie zu.
 

Ein aufdringliches Klingeln riss Chris aus seiner Lektüre und schaute verwirrt auf. Ein kurzer Blick verriet ihm, dass es viertel vor zwölf war. Wer stand denn bitteschön bei dieser späten Stunde vor seiner Tür?

Chris sagte sich, dass das nur ein Scherz sein konnte und widmete sich wieder seinem Buch. Da klingelte es wieder und Chris seufzte schwer. Nie hatte man seine Ruhe. „Egal wer das ist, ich hoffe er hat einen guten Grund!“, sagte er sich, als er zur Tür ging und sie öffnete. Als er sah, wer da vor ihm stand, machte er einen Schritt zurück und schaute mit großen Augen zu der Frau, die ihn anlächelte. „E-Erin!“, keuchte er. Erin lächelte. „Live und in Farbe!“, sagte sie. Chris konnte nichts anderes tun, als sie nur anzusehen. Zwar war er froh, sie lebend wiederzusehen, aber weil er solange nichts mehr von ihr gehört hatte, dachte er, ihr wäre was passiert. Hatte sich die schlimmsten Bilder ausgemalt. Und nun stand sie vor ihm. Das muss ein Traum sein, dachte er. „Was ist? Willst du mich weiterhin anstarren, wie einen Geist oder mich in deine Arme schließen?“, fragte sie mit einem amüsierten Unterton in der Stimme und Chris vergass all die Angst, die ihn gepackt hielt. Stürmisch zog er sie in seine Arme und küsste sie auf die Wange. Erin schnurrte, erwiederte seine Umarmung und drückte sich fest an ihm. Es tat so gut, wieder ihm so nahe sein zukönnen und seine Küsse zuspüren. Wie sehr sie ihn vermisst hatte und wie glücklich sie nun war, wieder bei ihm zusein. Für immer!

„Oh Chris,….ich dachte, ich…!“, flüsterte sie und fuhr mit ihren Fingern durch sein schwarzes Haar. Die letzten Worte wollten ihr nicht über die Lippen kommen, da sie zu schmerzlich waren. Und sie spielten auch keine Rolle mehr. Chris atmete tief ihren Duft ein, strich verlangend über ihren Rücken. Löste sich dann von ihr und strich ihr über die Wange. „Ich bin auch froh, dich wiederzusehen!“, flüsterte er und drückte sie wieder an sich. „Dabei dachte ich, dir wäre was passiert!“

Erin schüttelte den Kopf. Lächelte kraftlos. Die Gefühle, die in ihr waren, waren viel zu heftig gewesen, als dass sie sie bändigen und ruhig bleiben konnte.

„Tut mir leid, dass du dir solche Sorgen gemacht hast!“, stammelte sie schließlich und ihre Stimme wurde von heftigen Schluchzern unterbrochen.

Nun begann ihre Stimme zu zittern und Tränen rannen ihr über die Wangen. Dass sie nun endlich wieder mit ihrem Freund zusammen war und es für immer sein konnte, überwältigte sie und ließ ihr Herz vor Freude rasen. Chris lächelte. Auch ihm waren die Tränen in die Augen gekommen und als er sich sanft von ihr löste, strich er ihr über die Wange. „Schschsch…jetzt ist ja alles gut. Du bist hier. Bei mir!“, flüsterte er und Erin nickte. Das stimmte. Sie war bei ihm und würde niemals wieder so schnell irgendwohin gehen. Sie lächelte und streckte sich, um ihn zu küssen. Chris verstand dies sofort und beugte sich hinunter zu ihr. Als sich ihre Lippen einandern berührten, meinte Erin einen kleinen elektrischen Schlag zuspüren, der rasendschnell abwärts, zu ihren Knien, die sogleich weich wurden und sie taumeln ließen. So sehr hatte sie sich danach gesehnt, ihn wieder zuküssen. Hatte fast vergessen wie es war, ihn zu küssen. Aber das würde nun Vergangenheit sein. Von jetzt an, würden sie sich jeden Moment, den sie hatten, küssen und sich nahe sein. Plötzlich, während sie sich küssten, erwachte in Erin ein unbändiger Hunger. Nicht auf etwas zuessen, sondern diese Art von Hunger, die Liebende hatten, wenn sie sich so eng umarmten und küssten, wie sie jetzt. Dieser Hunger ließ ihr Herz noch schneller schlagen und sie tief nach Luft schnappen. Sie krallte instinktiv ihre Finger in sein Hmend, weil sie fürchtete, dass ihre Knie nachgeben und fallen würde, wenn sie sich nicht festhielt. Chris keuchte etwas auf, lächelte aber innerlich und zog sie enger an sich. Hob sie fast hoch. Eine lange Zeit standen sie so da, küssten sich immernoch. Doch dann, als sie fast keine Luft mehr bekamen, lösten sie sich von einander und schaute sich mit geröteten Wangen und schnellschlagenden Herzen an. Beide schnappten zugleich gierig nach Luft und mit einem verlegenen Lächeln an. „Wow!“, sagte dann Chris als erster. „Ich wusste nicht, dass du so ausgehungert bist!“

Erin grinste etwas. „ich habe dich solange nicht mehr gesehen und war dir immer treu. Es gab schon genug Männer, die mich haben wollten, doch ich wies sie immer zurück. Da siehst du doch, dass du mir wichtig bist. Und da ist es doch verständlich, dass ich so ausgehungert bin!“, erklärte sie und tippte ihm auf die Nasenspitze. „Solange musste ich darauf warten, dich wiederzusehen…!“

Den Rest des Satzes ließ sie im Raum stehen und mehr brauchte sie nicht zusagen, da Chris verstand. Zärtlich hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ebenso wie ich, Erin!“

Erin machte ein zerknirschtes Gesicht, als sie seine Lippen auf ihrer Stirn spürte. „Küss mich auf den Mund!“, verlangte sie mit einer Schmollschnutte und Chris lachte. Kam ihren Wunsch nach und küsste sie erneut. Dabei wurde der Hunger, der von beiden Besitz erfasste, umso größer.
 

Als Erin erwachte, lag sie eng an Chris geschmiegt. Sie konnte deutlich das Schlagen seines Herzens spürte. Ein Lächeln zierte ihre Lippen und sie öffnete etwas die Augen. Schaute zu ihm hoch. Ihr Blick traf seinen.

Wieoft sie sich letzte Nacht geliebt hatten, konnte Erin nicht mehr sagen. Es schien die ganze Nacht gewesen sein, in der sie sich gegenseitig ihre Liebe gezeigt hatten. Und am Anfang waren sie ehr scheu miteinander gewesen. Doch dann wurden sie wilder und das letzte, woran Erin sich schwach erinnern konnte, war, wie sie glücklich in seinen Armen eingeschlafen war.

Jetzt war sie aufgewacht und vergessen waren die Angst und alles, was sie bisher erlebt hatte. Selbst die Angst vor ihrer dunklen Seite schien in weiter Ferne gerückt zusein. Und das machte sie noch glücklicher, als sie es vorher schon war. Sie kicherte und schmiegte sich enger an ihn. „Was ist?“, fragte er und kämmte durch ihre Haare. „Nichts…ich bin nur so glücklich!“, sagte sie und schloss wieder die Augen. Genoss das Gefühl seines Körpers an ihrem und das regelmässige Heben seiner Brust. Es hatte sowas herrliches, das sie fürchtete, alles sei nur ein Traum gewesen, aus dem sie jeden Moment zu erwachen drohte. Doch nichts passierte. Alles fühlte sich so echt, so warm, so richtig an, dass Erin die Tränen kamen. Nein, das war kein Traum sondern die Wirklichkeit und Erin war dankbar, dass sie auch endlich mal einen Moment des Glücks erleben durfte.

Umso ärgerlicher wurde sie, als ihr Handy anfing zu klingeln und sie aus dieser Ruhe riss. Mit einem Knurren griff sie nach dem Handy und schaute aufs Display. Ihre dadurch verursachte miese Laune, wurde nicht besser. Fluchend drückte sie auf Anruf entgegennehmen und hielt es sich ans Ohr. „Ja!“

„Sind Sie von allen guten Geistern verlassen!“, schrie ihr Daroga ins Ohr und Erin hielt es gut eine Armlänge von sich weg. „Ich weiss nicht, was Sie meinen, Daroga!“, sagte sie wirsch, als sie sich sicher war, dass seine Brüllattacke vorbei war.

„So, dann helfe ich Ihnen mal auf die Sprünge. Was fällt Ihnen ein, mir eine Rechung für eine Türe in Höhe von zweihundertfünfzigpfund zuschicken?“ blaffte er und Erin wusste erst nicht, was er damit meinte. Doch dann fiel es ihr wieder ein und ein fieses Grinsen legte sich um ihre Lippen. „Oh, haben Sie die erst jetzt bekommen. Ich dachte, das ging schneller. Ich schulde einem Barkeeper eine neue Tür und da ich nichts Bares dabei hatte…!“, sagte sie und ließ den Rest des Satzes in der Luft hängen. Am anderen Ende tobte Daroga weiter. „Was fällt Ihnen ein? Haben Sie den Verstand verloren, mich dafür zu missbrauchen. Meine Adresse ist nur für Notfälle gedacht…Warten Sie, wenn ich Sie in die Fing…!“, zetterte er, doch Erin beendete das Gespräch und lachte fies. Warf dabei das Handy in die Höhe und fing es geschickt wieder aus. „Rache ist Blutwurst!“

Chris, der das ganze mitangehört hatte, hatte große Augen bekommen. Ihm war schon immer klargwesen, dass man Erin nicht unterschätzen oder gar provozieren sollte. Dass sie aber ihren Mentor und Freund dermassen eine auswischte, schockierte selbst ihn. „Meine Güte. Also dich sollte man wirklich nicht zum Feind haben!“, sagte er. „Was hat er denn angestellt, dass du ihn so wütend machst?“

Da wurde Erin ernst und sie legte das Telefon zur Seite. „Wenn dich jemand dauernd bescheisst und ständig Geheimnisse vor dir hat und meint, es diene nur zu deinem Schutz, würdest du da nicht genauso reagieren?“, fragte sie. Chris zuckte die Schultern. „Das kann ich dir leider nicht beantworten. Dafür müsste ich das gleiche durchmachen wie du!“, sagte er und Erin schüttelte den Kopf. „Nein, musst du nicht!“, meinte sie nur und küsste ihn flüchtig auf den Mund. „Und sei froh darüber!“

Chris sah sie einen Moment schweigend an. „Und wie geht es jetzt weiter. Mit uns meine ich?“

Erin legte sich wieder zu ihm, nahm seine Hand und verflochte ihre Finger mit seinen. „Ist das nicht offensichtlich. Wir beide wohnen absofort zusammen, heiraten vielleicht, gründen eine Familie und leben glücklich bis an unser Lebensende!“, sagte sie. Chris lächelte. Kraullte ihr den Nacken, wobei Erin entspannt die Augen schloss. „Du hattest offentlich alle Zeit der Welt, wie?“

„Ja und weißt du was: Ich habe nicht vor, auch nur einen Tag davon zuvergeuden. Jetzt will ich so leben, wie ich es will!“, war ihre Antwort. „Wenn das dein einziger Wunsch ist, werde ich diesen gerne erfüllen!“, flüsterte Chris. Erin lächelte, rutschte zu ihm hoch und barg ihr Gesicht in der Mulde zwischen seinem Kopf und seiner Schulter. „Ich liebe dich!“

Erin schauderte angenehm bei diesen Worten und drohte wieder einzuschlafen. So wohl fühlte sie sich in seinen Armen. Aber bevor sie wieder einschlief, flüsterte sie noch:„ Ich liebe dich auch. Für immer!“

Ein letzter Gruss

Es war Weihnachten und Brian und Esmeralda saßen gemeinsam vor dem Kamin und genossen die Ruhe und das Gefühl, nur unter sich zusein. Esmeralda kuschelte sich an ihren Mann und schloss die Augen. „Wie herrlich ruhig es ist!“, flüsterte sie. Brian lächelte und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Gut neun Monate war es nun her, seit sie aus Indien zurückgekehrt waren und es gab sogut wie keine Dämonenangriffe mehr. Nur hinundwieder, aber keine besonders bedrohlichen und zu Heiligabend erst recht nicht. „Hmhm…kaum zufassen, was wir hinter uns haben!“, erwiederte er und rieb ihre Schulter. „Jetzt kommt es mir auch wie ein Traum vor. Ein wirklich schrecklicher Traum!“

Dann schwiegen sie. Nur das Knistern des Feuers war zuhören und jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Brian musste immer wieder an das Gespräch denken, was er zuletzt mit Erin im Flugzeug geführt hatte und hoffte, dass er ihre Bitte niemals erfüllen würde. Erin zu töten, glich einem Verrat und er wusste nicht, ob er es über sich bringen würde sie zutöten. Er hoffte inständig, dass Erin es niemals zulassen würde, sich von ihrem dunklen Ich, Erik oder sonst was es auch war, verschlingen zulassen und wusste in selben Moment, dass das niemals passieren würde. Sie war stärker, als Branca es war. Dass hatte sie sehr oft bewiesen und die Gewissheit, dass sie so blieb, wie sie war, wurde umso größer. Er schloss die Augen und versuchte sich von der Ruhe, die seine Frau hatte, anstecken zulassen. Da hörten sie Fay rufen. „Hey, Mum und Dad. Schaut mal, wir haben Post!“

Wie benommen hoben sie die Köpfe und sahen zu ihrer Tochter, die etwas in der Hand hielt und damit wedelte. Eine Postkarte!

Brian runzelte die Stirn. Wer bitte schön würde ihnen eine Karte schicken. „Von wem ist es denn?“, fragte er und Fay grinste schelmisch. „Von Erin!“

Irgendwie hätte er sich das denken können. Typisch, dass sie selbst zu Weihnachten mich ärgern muss, dachte er. Dabei hat sie versprochen, uns in Ruhe zulassen. Doch er unterdrückte seinen Ärger. Vielleicht war es auch nichts Schlimmes. Wobei er sich dabei nicht so sicher war. „Was schreibt sie denn?“, fragte er und deutete auf die Karte.

„Lies doch selbst!“, sagte seine Tochter und reichte ihm die Karte. Immernoch mit diesem Grinsen im Gesicht. Brian stutzte und fragte sich, was Erin ihnen geschrieben ahben mochte, dass seine Tochter grinste, wie ein Hopnigkuckenpferd. Er nahm die Karte und schaute darauf. Es war eine Karte, mit einem Glanzfoto. Auf dem Bild war Erin abgebildet, mit einem strahlenden Lächeln. Neben ihr ein junger Mann, mit dunklen Haaren. Brian erkannte ihn. Es war Chris, ihr Freund. Eigentlich nichts besonderes, wäre da nicht das Bündel, was Erin in den Armen hielt und ein kleiner Kopf eines ein wochenaltes Babys, das in die Kamera kuckte.

Esmeralda lachte erstaunt auf und riss ihm die Karte aus der Hand. „Das ist ja mal ein Ding!“, bemerkte sie. Brian selber war völlig perplex. Dass sie normal leben wollte, war ihm klar. Aber dass sie nun Mutter geworden war, überraschte selbst ihn und etwas in ihm jauchzte zugleich.

„Sie hat auch was auf der Rückseite geschrieben!“, wies Fay sie an und Esmeralda drehte die Postkarte. Dort stand etwas mit goldener, eleganter Schrift offenscihtlich die von Erin und Esmeralda las laut und freudig vor:„

„Frohe Weihnachten, wünschen euch Erin, Chris und die kleine Allison!“

Dann musste sie kichern und fügte hinzu:„

Das steht jetzt in Klammern. Kaum eine Woche alt und schon hat sie alle um den Finger gewickelt. Ihren Vater mitgerechnet!“

Brian musste dabei etwas lächeln, als er diese Worte hörte. „Auch dir frohe Weihnachten, Erin. Und herzlichen Glückwunsch. Endlich hast auch du ein Leben!“, dachte er und betrachtete das Bild, mit Erin und ihrer kleinen Familie. Er gab es nur ungern zu, aber er freute sich. Freute sich, dass Erin endlich das Leben führen konnte, welches sie sich so sehr gewünscht hatte und hoffte, dass das auch so bleiben würde. Er gönnte es ihr.

Neue Bedrohung

Der Raum war erfüllt vom Geruch von Schwefel und Tod. Kein lebendes Wesen hätte es auch nur eine Minute hier ausgehalten. Geschweige denn überlebt. Nur der Gestalt, die auf dem Boden saß und sich tief verneigt hatte, schien dem nichts auszumachen. Voller Erwatrung wartete sie auf das Erscheinen ihres Meisters und als sie die Welle aus reiner Boshaftigkeit und Grausamkeit spürte, lächelte. Der Meister war gekommen!

„Dein Vater hat versagt und deine Schwester ist eine Verräterin. Ich habe eine Aufgabe für dich!“, sprach dieser nur, wobei seine Stimme dröhnte und die Mauern um den Diener erzittern ließen. Nur er rührte sich nicht, zeigte nicht mal Furcht oder Verwirrung. Für ihn stand fest, dass er es nun sein würde, um das fortsetzen, wo sein Vater gescheitert war. Langsam richtete er sich auf und blickte zu seinem Meister hinauf. Ein grausames Lächeln umspielte seine Lippen und seine saphierblauen Augen strahlten nur vor bösartiger Freude.

„Ja, Meister!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (22)
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Von:  Hidan_1975
2015-08-21T06:22:27+00:00 21.08.2015 08:22
Moin Moin,also weder Lex noch Branca.
Dann werd ich warten und das mit Spannung.

Dann laß ich Hozuki (Otakukid) die geweihten Saigabeln nehmen.
Und Tarja (Hidan_1975) hat die Beretta 92FS bei sich mit den geweihten Silberkugeln.Und Hidan mein Partner,ein Jashinist und Unsterblicher hat die Dämnenpeitsche anstatt der 3 KlingenSense bei sich...
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
21.08.2015 11:59
Das hört sich verdächtig nach John sinclair abklatschen an^^
Von:  Hidan_1975
2015-08-21T02:41:00+00:00 21.08.2015 04:41
Sorry mein Fehler,das war oder ist Branca und nicht Lex.
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
21.08.2015 06:52
nein, weder noch...da wird erst im vierten Teil klar...leider ist der noch net fertig^^
Von:  Hidan_1975
2015-08-21T02:37:33+00:00 21.08.2015 04:37
Sag jetzt nicht,das war Lex Fay's Bruder.
Wenn ja,schreit das für 'ne kurze Fortsetzung.

EIN KLASSE DREITEILER UND HAT DIE ERWARTUNGEN VOLL ÜBERTROFFEN.

Soviel Epos,Spannung etc hätte ich nie erwartet.Insbesondere wo Erin ihrem Mentor Daroga das mit der Bartür heimgezahlt hat,da mußt ich lachen.Köstlich,der Brüller schlechthin.
Von:  Hidan_1975
2015-08-21T02:27:49+00:00 21.08.2015 04:27
Ohne Worte
Von:  Hidan_1975
2015-08-21T02:23:14+00:00 21.08.2015 04:23
Hat sie das Auge von Whitney jetzt raus geschnitten aus ihrer Hand?Schade,das du den Teil offen gelassen hast.
Ich glaub Brian würd Erin/Eric nie ein Haar krümmen,sie gehört doch jetzt zur Fam. dazu genau wie Rafael.
Ähm wo ist Rafael jetzt?Wieder nen Kurztrip?
Chris und seine Erin,das ich dass noch lesen darf.Yeah...Strike
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
21.08.2015 12:23
Rausgeschnitten Nein. Nur zerstochen. Anders wäre es eine Riesen sauerei
Von:  Hidan_1975
2015-08-21T02:00:05+00:00 21.08.2015 04:00
Am Ende siegt doch immer das Gute,obwohl Erin/Eric selbst die helfende Hand Luzifer's sind.
Brian und Fam. find ich überaus gelungen in den beiden Teilen,muß dich loben.
Arme Alopa,eigentl. auch nur ein Helferlein der dunklen Seite.
Mal ehrlich :
DEINE STORY LIEBE ICH UND WERD SIE ÖFTER LESEN.

Von:  Hidan_1975
2015-08-21T01:40:37+00:00 21.08.2015 03:40
Gut das Erin auf Eric hört.Hoffe doch mal,das Brian und Fam. jetzt ky Schock bekommen,wenn Erin von den ganz,ganz,ganz Toten aufersteht.

Hast mir in dem anderen Kapi nen ganz schönen Schrecken eingejagt...aber genialst beschrieben.
Von:  Hidan_1975
2015-08-21T01:03:58+00:00 21.08.2015 03:03
Ich glaub,der Spruch von Stephen King würde hier passen;allein für Alopa.

Einst sah ich ein Geschöpf in der Wüste kauend auf einem Stein sitzen.Es hielt etwas in seinen Händen.
Ich fragte : Ist es gut mein Freund ?
Das Geschöpf antwortete : Es ist bitter,bitter mein Freund.
Das Geschöpf hielt sein eigenes ♥ in den Händen und aß es auf.
Von:  Hidan_1975
2015-08-20T23:12:26+00:00 21.08.2015 01:12
Spannung,Spannung,Spannung und zum nächsten Kapi jump.

Brilliant inszeniert ♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡
Von:  Hidan_1975
2015-08-20T22:39:30+00:00 21.08.2015 00:39
Danke Brian das du Erin/Eric rettest.
Eigentl. schon schade,das er in seiner Jugend schon viel Leid erlebt hat/hatte.
Lex kann es immer noch nicht lassen,seine Schwester Fay zu ärgern.
Gut das Raf. und Crow dabei sind,die beiden Schutzgeister von Erin und Brian.

Diese Nagas werden auch immer raffinierter was ihre Quälmethodik angeht.Sind sie jetzt nur durch Feuer zu besiegen?

Dann hoff ich,das Ghouls durch Feuer vernichtet werden.Wie besieg ich Zombies?Nur durch geweihtes Silber oder auch durch manches Gift?Also die Werwölfe und Vampire brauchen wir nicht fürchten,stehen auf unserer Seite.

Nicht wundern,gehört zu unserer FF und ich bräuchte deinen Rat;für den oberen Teil.
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
21.08.2015 06:50
wie man Ghouls tötet? Hm, gute Frage. Meist werden Ghouls in den John Sinclair hörspielen durch eine geweihte Silberkugel in den Kopf getötet...oder man schlägt ihnen die Köpfe ab.


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