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Der Bund der Sieben

Ein Bund aus sieben Freunden. Gegründet um den Frieden zu wahren...
von

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Der rote Krieg

Sie hatten den Bund der Sieben gegründet um dem Land Elamar endlich den Frieden zu geben, den es seit jeher verdiente. Im Schloss der Mitte hatte jeder der Sieben sein Versprechen, seinen Schwur, gegeben, alles zu tun, damit der Friede für das Land gewahrt bliebe.

Sie kamen aus den sieben Ländern von Elamar.

Von Urdan kam der weise, alte Halbdämon.

Aus Slidar stammte der Schattenelf, mit den vielen Wunden aus zu vielen Kriegen.

Die blinde Harpyie aus Angra hatte schon zu viele Klagen im Krieg gehört.

Der schweigsame Dämon aus Kisarn hatte in den Kriegen seine gesamte Familie verloren.

Die hübsche Elfe aus Suran sang die Trauer über alle Toten in einsamen Stunden.

Der Drache aus Nital, mit dem Körper eines menschlichen Wesens hatte schon zu viel Blut fließen sehen.

Der Waldelf aus Milan hatte schon zu oft die Grauen des Krieges erlebt und durchlebt.
 

Nach vielen blutigen Kriegen, die wegen Streitigkeiten zwischen den Rassen entstanden, hatte sich das Antlitz der Welt verändert. Sie waren ärmer geworden und gleichzeitig reicher. Ärmer an Liebe, Vertrauen, Freundschaft. Reicher an Erfahrung und Erinnerung. Es war nun die Aufgabe des Bundes der Sieben den Frieden wieder herzustellen und auf Ewigkeit zu sichern und Elamar aus den Trümmern zerstörter Städte wieder aufzubauen.

Über Jahre und Jahrhunderte hinweg wachten die Sieben unermüdlich über das Wohl und den Frieden Elamar’s. Elamar erblühte wieder und alle Vorurteile und Streitigkeiten schienen vergessen.

Doch das Unheil ließ sich nicht ausrotten. Es kam in Form der Macht die jeder der ersten Sieben erhielt.
 

Feuer, Wasser, Erde, Luft, Licht, Eis und Schatten.
 

Jeder bekam die Macht eines Elements, aus denen die gesamte Welt aufgebaut war. Die ersten Sieben erhielten diese unheimliche und gigantische Macht von den Göttern um sie in Elamar weise einzusetzen. Und als es für die Sieben Zeit war den Weg weiter zu gehen, wählte jeder aus seiner Rasse einen Nachfolger aus und übergab ihm seinen Platz im Bund der Sieben und die dazugehörige Macht über ein Element.

So ging der erste Bund der Sieben ins Jenseits ein, im Glauben einen würdigen Nachfolger gewählt zu haben. Einen, der wie er selbst weise und gerecht war. Es ging um den Frieden Elamar's.

Doch das Bewusstsein über diese unvorstellbare Macht vernebelte den Nachfolgern der ersten Sieben den Wunsch des Friedens. Im Bund brach Streit aus, wer von ihnen der Beste sein und damit das Recht hätte alle anderen als einziger Herrscher zu regieren und alle Elemente zu beherrschen. Der Streit ging über auf die Familien und schließlich auf die Länder.

Das Land in dem die Sieben regierten wurde verlassen und jeder ging zu seinem Volk um vorzubereiten, was durch sie hätte verhindert werden sollen!

Der größte und grausamste Krieg, den es je gegeben hatte, brach aus und warf Elamar ins Chaos. Elamar’s Gesicht veränderte sich in diesen unheilvollen Jahren. Als schließlich alle Völker auf das Minimum geschrumpft waren, gab jedes Land den Krieg auf und zog sich in sein Land zurück in der Hoffnung, dass nie mehr ein solch brutaler Krieg aus brechen möge. Aber es gab niemanden, der mit den anderen Völkern verhandelte. Die Sieben waren tot. Gefallen oder ermordet.

Ihr Krieg hatte das Unheil über Elamar gebracht, das verhindert hätte werden sollen. Das Blut der Gefallenen war in den Boden gesickert und hatte ihn fruchtbar gemacht.

So lebten die Wesen in Elamar im Scheinfrieden, täglich in Angst ein neuer Krieg könnte ausbrechen. Doch sie bebauten Felder und Äcker, errichteten Städte und gründeten Familien. So wurde Elamar langsam wieder lebendig.

So verging Tag um Tag, Monat für Monat und Jahr um Jahr. Einige Jahrtausende nach dem roten Krieg, wie der Krieg der Sieben nun hieß, wurde die Stimmung zwischen den Völkern wieder gereizt und eine böse Aura breitete sich über dem Land aus.

Die Einzigen, die sich um Neutralität bemühten waren die Halbdämonen. Sie hatten mit der Hafenstadt Jutarn im Land Nital ein Abkommen getroffen. Einmal im Monat kam ein Schiff nach Urdan und brachte neugeborene Halbdämonen, die bei heimlicher Liebe entstanden waren. Die Rassen waren froh, dass sich jemand um dieses „unwürdige“ Leben kümmerte und die Rassen rein blieben.

So kam im letzten, dem zwölften, Monat des Jahres bei klirrender Kälte wieder ein Schiff nach Urdan. An Bord fünf kleine Babys. Mit einem kleinen Boot wurden sie vom großen Schiff an Land gebracht wo zehn Halbdämonen sie erwarteten und in die Hauptstadt Shan brachte. Dort wurden fünf Familien ausgewählt, die sich dann um die Kinder kümmerten.

Die vier Jungen kamen zu Familien in Miar. Das Mädchen kam nach Lin zu einer Familie, die noch nie ein Kind aufgenommen hatte. Ohne es zu wissen war dieses Mädchen zu Großem bestimmt. Schon lange vor seiner Geburt.

Der Unbekannte

Sinata schoss keuchend mit weit aufgerissenen Augen aus ihrem Bett in die Höhe. Das Mädchen zitterte am ganzen Körper und kalter Schweiß rann über ihre Stirn. Die Tür zu ihrem Zimmer ging auf und ihre Mutter kam herein. Sie hatte eine Kerze in der Hand und trug ein weißes Nachthemd. Aus ihren Haaren ragten große weiße Fledermausohren. Sie sah sehr müde und erschrocken aus.

„Sinata, Schatz, was ist den los?“, fragte sie und unterdrückte ein Gähnen. „Nichts, alles in Ordnung Mutter. Ich hab nur etwas geträumt.“, log Sinata und lächelte ihre Mutter an. Sinata schwitzte am ganzen Körper, obwohl es eine milde, etwas kühle Frühlingsnacht war.

„Na gut.“, erwiderte die, „Sinata, denk bitte dran, dass wir morgen in das Adelshaus eingeladen sind. Du musst morgen ausgeschlafen sein, damit du einen guten Eindruck auf den jungen Herrn machst. Wir wollen schließlich, dass du ihn heiratest.“ Sinata nickte lächelnd und ihre Mutter verließ ihr Zimmer.

Als sich die Tür geschlossen hatte verfinsterte sich Sinata's Gesicht und ihre Katzenaugen funkelten wütend. Sie stand leise auf und zündete die Kerze auf ihrem Schreibtisch an und sah durch ihr Zimmer. An einer Wand stand ein Schrank mit Klamotten, an der anderen Wand war ein Bett und vor dem Fenster stand der alte schwere Schreibtisch. Und an den setzte sich Sinata nun.

Sie seufzte tief. „Ich bin jetzt 535 Jahre alt und Mutter behandelt mich immer noch wie ein Kind! Sie schreibt mir immer noch vor, was ich zu tun und zu lassen habe! Ich habe keine Lust zu heiraten! Und schon gar nicht den jungen Herrn! Der ist doch 1096 Jahre alt! Und ich nur 535! Das will ich nicht. Ich will wissen wer dieser alte Halbdämon ist, der in meinen Träumen immer sagt : „Trete mein Erbe an!“ Das ist das einzige, was ich im Moment wissen will!“, grummelte Sinata in Gedanken und zog einen Handspiegel aus einer Schublade und sah hinein.

Man sah ihr ihre 535 Jahre absolut nicht an, sie sah eher aus wie 17. Sinata's Haare waren lang und dunkelblond, der gerade Pony fiel bis zu ihren Brauen in ihr Gesicht. Oben auf dem Kopf ragten zwei schwarze Katzenohren aus dem Haar. Normale Ohren hatte sie nicht. Ihre Augen waren smaragdgrün und ähnelten denen einer Katze. Knapp über dem Steißbein wuchs ein langer schwarzer Katzenschwanz mit einer weißen Spitze. Die Fingernägel liefen spitz zu und waren etwas gebogen. Sie waren etwa eineinhalb Zentimeter lang. Über ihre wahren Eltern wusste Sinata nur, das ein Elternteil ein Katzendämon gewesen war und das andere ein anderes Wesen.

Sinata legte den Spiegel weg und sah traurig aus dem Fenster. Vor ihrem inneren Auge zeichnete sich wieder das Bild des merkwürdigen alten Halbdämons ab, der seit über drei Monaten in ihren Träumen erschien.

Sinata stütze ihren Kopf auf die Hände und schloss die Augen, dachte sich wieder in ihren Traum hinein.

Wind peitschte über die weite Ebene, auf der sie stand. In der Ferne ging ein brennender Mond auf und brennende Sternschnuppen schossen über dem Himmel und erleuchteten kurz die Erde. Dann zogen plötzlich vom Horizont mit dem brennenden Mond her schwarze Wolken auf. Sie wurden immer dichter, schienen fest und greifbar zu werden. Und plötzlich flossen die Wolken wie Wasser vom Himmel herunter und ballten sich direkt vor Sinata zusammen. Sie wurden dichter und dichter. Und schließlich nahmen sie die Gestalt eines alten Mannes an.

Er ging gebückt, hatte lange sanft gewellte weiße Haare aus denen oben am Kopf zwei Hundeohren heraus ragten. Er trug eine Art Robe mit einem dicken blauen Umhang darüber. Die Robe ähnelte einer sehr langen Tunika und war tiefgrau. Die Stoffhose war schwarz und verschwand in braunen Lederstiefeln. Die Krallen, die Fingernägel waren, waren brüchig und sehr dick. Das Gesicht spiegelte all das Leid, das er gesehen haben musste wieder und seine Augen schienen immer noch verlorenen Freunden und Familienmitgliedern hinterher zu weinen. Er hob, wie immer seine Hand und streckte sie nach der unerreichbar scheinenden Sinata aus. Er öffnete den Mund und sprach. Seine Stimme war rau und bittend, die Augen tränten schon wieder.

„Elamar braucht dich! Tritt mein Erbe an!“

Sinata schrak hoch und sah sich um. Draußen dämmerte es schon wieder! Sie war wirklich eingeschlafen! Der alte Halbdämon hatte etwas gesagt, was Sinata noch nicht gehört hatte! „Elamar braucht dich!“ Das hatte er noch nie zuvor gesagt!

Sinata war so in Gedanken versunken, dass sie beinahe die Schritte ihrer Mutter auf dem Gang überhörte.

Mit einem langen, katzenhaften Sprung sprang Sinata wieder auf ihr Bett und verkroch sich schnell unter der Decke. Dabei legte sie sich auf ihren Schwanz und bereute sofort, dass sie in der Nacht aufgestanden war.

Es klopfte leise an die Tür. Dann rief die Stimme ihrer Mutter, „Sinata, bist du schon wach?“ Sinata antwortete nicht und versuchte stattdessen gleichmäßig und tief zu atmen, als würde sie schlafen. Die Türe öffnete sich und knarrte wie eh und je. Schritte kamen auf Sinata's Bett zu und verhaarten vor ihr. Dann packte eine Hand Sinata's Schulter und rüttelte kräftig an ihr. „Wach endlich auf!“, rief ihre Mutter dabei und dachte nicht daran sie wieder los zu lassen.

Sinata riss die Augen auf, stieß die Hand ihrer Mutter weg und fauchte wütend, „Ich bin schon wach! Verdammt noch mal! Weck mich gefälligst etwas sanfter!“ Die nächsten Schimpfwörter wurden durch ein wildes Fauchen ersetzt. „Junge Dame, ich möchte Sie daran erinnern, dass von dem Verlauf des heutigen Tages Ihre gesamte Zukunft abhängt!“, zischte Sinata's Mutter böse, „Du sollst schließlich jemanden heiraten, der dir etwas bieten kann, jemanden der Geld hat! Außerdem wirst du dann adelig, wenn du ihn heiratest! Und jetzt, hinunter in die Küche. Iss etwas und ich suche dir ein schönes Kleid heraus. Und keine Widerrede!“

Sinata stand auf und stürmte hinaus auf den Gang. „Was ich will spielt wieder einmal keine Rolle!“, grollte sie in Gedanken, während sie den Gang zur Treppe entlang ging. Die Treppe war furchtbar steil und eng. Es war wirklich ein Kunststück sich nicht den Hals zu brechen!

Als Sinata in die Küche kam stand ihr Vater gerade auf. Er war ein Fuchshalbdämon und sah entsprechend aus. Fuchsrotes Haar, Fuchsohre, spitze Nase und ein Fuchsschweif.

„Wieder mal zu lang geschlafen?“, lachte er und legte sich seinen Umhang um. Er trug schon seine Tunika, die Hose und die Stiefel, er wollte wieder zur Arbeit auf den Markt von Lin. „Ja.“, murrte Sinata und ließ sich auf die Eckbank fallen, „Mutter will, dass ich den jungen Herrn heirate!“ „Da kann ich ihr nur zustimmen. Du sollst doch gut versorgt sein, wenn wir mal nicht mehr sind.“, meinte ihr Vater und ging den unteren Gang entlang zur Haustür, „Ich bin dann auf dem Markt.“ Und weg war er.

Sinata knurrte vor sich hin, während sie sich ihr Frühstück machte und aß. Nach einiger Zeit rief ihre Mutter von oben, „Sinatalein! Komm zum Anziehen!“

Sinata tat kurz, als würde sie sich übergeben, ging dann aber hinauf in ihr Zimmer.

„Nein!“, schrie sie, als sie das Kleid sah, das sie für den Besuch anziehen sollte, „Nicht diesen Fetzen!“ Sie kassierte einen tadelnden Blick von ihrer Mutter. „Es ist das hübscheste und weiblichste Kleid, das du hast. Das musst du, hörst du, musst du heute einfach anziehen.“, meinte sie in einem sehr bestimmenden Tonfall. „Es ist quietschpink und babyrosa! Noch dazu mit aufgestickten Herzen! Außerdem sind da überall diese verdammten Rüschen und Spitzen! Das ist eine Blamage!“, rief Sinata angewidert und schüttelte sich.

„Na, das dunkelgrüne mit den silbernen Bändern kannst du nicht anziehen! Das ist doch viel zu schlicht und zu schmucklos!“, meinte ihre Mutter und zog Sinata in ihr Zimmer. Sie drückte Sinata das Kleid in die Arme und meinte bestimmend und streng, „Zieh du dich um. Ich hole den Korb mit den Kämmen und Bürsten und allem Haarschmuck.“ Sie verließ das Zimmer.

Sinata warf das rosa Teil angewidert auf den Boden und schüttelte sich. Doch plötzlich erstarrte sie und fixierte das Kleid. Ein Lächeln umspielte ihren Mund, so konnte sie das Kleid loswerden! Sinata stürzte sich wie ein Raubtier auf seine Beute, auf das Kleid und zerfetzte es mit ihren Katzenkrallen.

Als ihre Mutter wieder in das Zimmer kam, saß Sinata auf ihrem Bett und überall in dem Zimmer lagen die kleinen rosanen Fetzten, die Überreste des Kleides. „Was hast du getan?“, schrie Sinata's Mutter auf und die den Korb fallen, „Du hast das Kleid zerfetzt! Du hast dir damit deine Zukunft verbaut! Wenn du ein anderes Kleid anziehst wird dich der junge Herr nicht zur Frau nehmen. Was hast du nur getan?!“ „Ist mir doch egal, ob er mich heiraten will!“, meinte Sinata trotzig, „Selbst wenn er mich heiraten will, erteile ich ihm eine Abfuhr! Ich will nicht heiraten!“

„Doch, du wirst ihn heiraten! Dafür werde ich sorgen! Verlass dich drauf!“, fauchte Sinata's Mutter und marschierte zu Sinata's Schrank. Sie riss die Türen energisch auf und zerrte ein dunkelgrünes Etwas heraus. Es war Sinata's Lieblingskleid. Sie warf es Sinata zu und die fing es verdattert. „Zieh es an und dann mache ich deine Haare. Du wirst heute auf jeden Fall zum jungen Herrn gehen!“, fauchte sie wütend.

Sinata seufzte und begann sich umzuziehen, während ihre Mutter die Sachen für die Haare wieder einsammelte. „Schade, ich habe eigentlich gehofft, dass ich, wenn ich das Kleid zerstöre, nicht mehr zu diesem verdammten Heiratskandidaten muss! Also war alle Mühe umsonst! Na ja, wenigstens muss ich nicht dieses rosa Kleid anziehen! Immerhin!“, dachte Sinata und schlüpfte in das Kleid. Es war schlicht geschnitten und hatte um die Taille, Oberarme, Ellenbogen, Handgelenke und den Halsausschnitt silberne Bänder. Der Rocksaum war ebenfalls mit einem silbernen Band umnäht.

„Bist du endlich fertig?“, fauchte ihre Mutter und knallte den geflochtenen Korb auf Sinata's Schreibtisch. Sinata nickte und setzte sich schweigend auf den Stuhl vor dem Tisch. Ihre Mutter begann ihre Haare zu kämmen und flocht einen langen Zopf, in den sie ein silbernes Band mit einflocht.

„Zu dem anderen Kleid hätte ich dir eine schönere Frisur machen können, aber zu diesem hässlichen Teil passt nur ein einfacher Zopf. Warum musst du nur so furchtbar eigensinnig sein! Wahrscheinlich habe ich dich nicht richtig erzogen.“, meinte Sinata's Mutter und packte die Sachen wieder in den Korb. „Wahrscheinlich sind das nur die Gene meiner Eltern, die da durchschlagen! Die von dem Katzendämon!“, dachte Sinata, sagte aber nichts, da sie wusste wie wütend ihre Mutter wurde, wenn sie von ihren leiblichen Eltern sprach.

„Es ist schon zehn Uhr.“, sagte Sinata's Mutter plötzlich und warf Sinata ein Paar Schuhe zu, „Wir müssen uns beeilen! In einer halben Stunde kommt die Kutsche des jungen Herren und holt uns ab! Beeil dich Sinata, ich zieh mich schnell um!“ Sinata's Mutter lief aus dem Zimmer. Sekunden später knallte im Gang eine Türe und Sinata wusste, dass ihre Mutter in ihrem Zimmer angekommen war.

Sinata setzte sich auf ihr Bett und schlüpfte in die hochhakigen Schuhe. Sie stand auf und stöckelte zu ihrem Schrank, wobei sie alle Mühe hatte überhaupt zu gehen! „Nein, die zieh ich nicht an! Nie und nimmer!“, dachte Sinata und schlüpfte wieder aus ihren Schuhen, stellte sie in den Schrank und holte ein Paar flache und dünnsohlige Schuhe heraus. Die zog sie an und konnte sofort besser und schmerzfreier gehen. „Nie wieder hochhakig!“, dachte Sinata und holte ihren Umhang aus dem Schrank, „Wenn ich wieder komme, vernichte ich alle hochhakigen Schuhe die ich habe!“ Das nahm sich Sinata felsenfest vor!

Jetzt kamen wieder Schritte den Gang entlang und Sinata's Mutter rief im gehetzten Vorbeigehen, „Sinatalein, komm!“

Sinata verdrehte die Augen und nahm sich vor, sich für diese Erniedrigung irgendwann zu rächen. Aber das musste für den Moment warten.

Sie warf sich ihren Umhang mit einer weiten Bewegung um die Schultern und folgte ihrer Mutter den Gang entlang, die Treppe hinunter und zur Haustüre. „Warum hast du nicht die schönen Schuhe an, die ich dir gekauft habe?“, fragte Sinata's Mutter tadelnd, als die Kutsche vorfuhr. „Weil ich in diesen furchtbaren Teilen nicht gehen kann! Das hab ich dir schon tausend Mal gesagt!“, gab Sinata zurück und betrachtete die Kutsche, die eben etwas ruckelnd anhielt. Ihre Mutter begann vor sich hinzugrummeln, irgendetwas von Undank und Dummheit.

Die Kutsche war aus hellem Holz gebaut und mit schwarzen Beschlägen verziert. Ihr waren sechs Pferde vorgespannt, Schimmel. Vorne auf dem Kutschbock saß der Kutscher in einer tadellosen schwarz-blauen Uniform und hinten auf dem Trittbrett stand ebenfalls ein Mann in Uniform. Der sprang nun herab, öffnete die Türe und klappte eine kleine Treppe heraus. „Meine Damen, darf ich Ihnen beim Einsteigen behilflich sein?“, fragte der Diener mit einer höflichen Verbeugung.

Sinata's Mutter nickte, nahm die Hand des Dieners und ließ sich zur Kutsche führen und hinein helfen.

„Setzt die sich wieder in Szene! Das ist doch schon fast peinlich! Wie kann sie nur! Wie nur?“, dachte Sinata und schämte sich schon fast für ihre Mutter. Sie wollte sich eigentlich nicht helfen lassen, musste aber, weil ihre Mutter sie wieder einmal scharf beobachtete. Sinata ließ sich also helfen und setzte sich in der Kutsche ihrer Mutter gegenüber, mit dem Rücken zur Fahrtrichtung. Die Bänke waren mit dicken Polstern bespannt, die mit schwarzem Samt überzogen waren.

Der Diener schloss die Kutschentüre und kletterte wieder auf sein Trittbrett, dann setzte sich die Kutsche wieder in Bewegung.

Sinata sah gedankenversunken aus dem Fenster, während ihre Mutter schon überlegte, was sie zur Hochzeit anziehen sollt. Am Horizont war verschwommen ein Wald zu sehen. Sinata seufzte, wie gerne würde sie jetzt durch diesen Wald streifen. Über das kalte, nasse Moos laufen, an einigen Bäumen hinauf klettern und zum Abend hin in den alten Baum mit der riesigen Astgabel gehen, die schon aussah wie eine große Schüssel. Dort konnte man sich wunderbar hinsetzten und den Sonnenuntergang beobachten. Sinata wurde wieder wütend auf ihre Mutter.

„Du denkst bestimmt an deinen Bräutigam!“, meinte ihre Mutter schließlich mit einem neckischen Unterton in der Stimme, „Das ist bei Verliebten so!“ „Also, erstens: Ich denke nicht an den jungen Herr, wieso sollte ich auch! Zweitens: Ich bin nicht in ihn verliebt und werde mich auch nicht in ihn verlieben. Und drittens: Sollte er irgendetwas tun, sagen oder machen das mir nicht gefällt bekommt er eine Ohrfeige, dass er gegen die nächsten Wand fliegt!“, zählte Sinata mit ruhiger Stimme auf und klang dabei unheimlich bedrohlich.

„Du wirst ihn heiraten! Er ist doch so furchtbar hübsch und liebenswert!“, konterte ihre Mutter, sie versuchte es zumindest. „Nimm du ihn doch, wenn er dir so gut gefällt! Du wärst vielleicht etwas älter als er, aber sonst.“, erwiderte Sinata und sah weiterhin aus dem Fenster. Der Wald war kaum mehr zu sehen. „Du weißt genau, dass ich verheiratet bin!“, empörte sich Sinata's Mutter und errötete. Sinata sah ihre Mutter an, ohne den Kopf zu drehen. „Es gibt doch Nebenfrauen, warum sollte es nicht auch Nebenmänner geben?“, fragte Sinata unglaublich kalt. Dir Ohren ihrer Mutter zuckten nach oben und sie fauchte leise vor sich hin, bis sie beim Herrenhaus ankamen.

Der junge Herr

„Meine Damen, wir sind angekommen. Ich helfe Ihnen wieder.“, sagte der Diener und öffnete die Türe, klappte das Treppchen heraus und reichte Sinata's Mutter die Hand um ihr zu helfen. Dieses Mal war Sinata schneller und stieg sofort hinter ihrer Mutter aus der Kutsche, so konnte ihr der Diener nicht helfen.

Während sie von ihrer Mutter wieder einmal einen wütenden Blick kassierte, betrachtete sie das Herrenhaus, das vor ihnen aufragte.

Eine kurz Treppe führte hinauf zu einem großen, aus Eichenholz gefertigten Portal. Das Haus war ein großer Kasten aus weißem Gestein mit vielen hohen Spitzfenstern. Sinata konnte hinter den Fenstern Vorhänge sehen. Sie schauderte, dieses Haus konnte sie nicht leiden!

Das Portal öffnete sich und ein Halbdämon mit Bärenohren kam heraus auf die Treppe. Er trug eine schwarze Stoffhose, rote Stiefel und ein weites, grünes Hemd. Seine Haare waren schulterlang und silbrig. Das war der Herr Endoril. Der junge Herr war sein Sohn, der den Sinata heiraten sollte.

„Jetzt heirate ich ihn erst recht nicht!“, dachte Sinata angewidert, als sie seine Augen sah. Sie wusste genau, wo der Herr hinsah. Auf die Brüste! „So ein verdammter Spanner!“, regte sich Sinata in Gedanken auf und wäre am liebsten sofort wieder in die Kutsche gesprungen und nach Hause gefahren.

„Ich bin sehr erfreut, das Ihr gekommen seid, Schleia. Und Eure hübsche Tochter habt Ihr auch mitgebracht, wie schön!“, begrüßte Endoril Sinata und ihre Mutter, „Kommen Sie doch herein. Es ist alles für einen gemütlichen Plausch in der kleinen Bibliothek vorbereitet. Mein Sohn Adan und meine Frau warten schon auf uns.“ Sinata hätte jetzt am liebsten gefragt, „Und wie viele Geliebte und Nebenfrauen?“, aber dass musste sie sich verkneifen.

Endoril führte den Besuch durch die Eingangshalle mit teuren Teppichen und Bildern, eine Treppe hinauf und einen Gang entlang zur Bibliothek. Die Bibliothek war kreisrund und die Regale waren in Halbkreisen aufgestellt. An der gegenüberliegenden Wand war ein Kamin, in dem ein knackendes Feuer brannte. Davor standen, im Halbkreis, fünf mit Samt überzogene Sessel. In einem saß eine hübsche junge Frau mit langen blonden Haaren, Mauseohren und in einem langen rosafarbenem Kleid mit tiefem Ausschnitt. An dem Fenster rechts vom Kamin stand der junge Herr Adan. Als sein Vater und Sinata mit ihrer Mutter entraten drehte er sich um und musterte sofort Sinata. Er hatte leicht gewellte, schulterlange Haare, die ein edles Braun hatten. Seine Augen waren unglaublich dunkel und glänzten. Er völlig in blau und schwarz gekleidet und hatte einen durchtrainierten Körper.

„Wie schön Sie zu sehen!“, begrüßte die Dame des Hauses Sinata und ihre Mutter, „Ich habe mich so gefreut, das Sie kommen würden!“ Sie stand auf und stöckelte auf sie zu. Die Hausfrau musst extrem hohe Stöckelschuhe tragen. „Ich freue mich auch sehr! Es ist so toll, dass es geklappt hat und Sie auch dabei sein können!“, beteuerte Sinata's Mutter und sah Sinata fordernd an. „Ja, schön Sie zu sehen.“, sagte die und wäre am liebsten gegangen. Sie konnte es absolut nicht leiden, dass Adan sie so dreist musterte.

„Sehen Sie, ich habe extra für heute Kuchen und Kekse backen lassen. Der Tee steht auch schon auf dem Tisch und wartet darauf, getrunken zu werden.“, ratterte die Dame des Hauses herunter und musste verschnaufen, weil sie viel zu schnell gesprochen hatte. „Dann wollen wir uns doch setzten und ein wenig plaudern! Dazu können wir Tee trinken und etwas essen.“, meinte Endoril und deutete auf die Sessel.

Sinata wurde von ihrer Mutter zu einem Sessel gedrückt, der neben dem des jungen Herrn stand. Sheila, Sinata's Mutter setzte sich zu dem Ehepaar.

Die Ehefrau von Endoril schnitt den Kuchen an und goss Tee in die Tassen. Sinata erschrak etwas, als Adan ihr eine Tasse mit Tee hinhielt. Zögernd nahm sie die Tasse entgegen und verbrannte sich natürlich fast die Finger.

Während ihr Mutter schon ausgelassen mit den Edelleuten plauderte, starrte Sinata in das Feuer und dachte an ihren Wald. Normalerweise würde sie jetzt über den mit nassem Moos bedecken Waldboden laufen und Tiere beobachten. Sinata wünschte sich auf den Felsen des Sonnenaufgangs. Dort saß sie oft und sah hinunter auf den Wald. Der wabernde weiße Nebel klammerte sich an den kleineren und tiefer gelegenen Bäumen fest und glühte leicht golden unter den Sonnenstrahlen. Die Bussarde erwachten und kreisten majestätisch über dem Wald. Sinata seufzte tief.

„Magst du keinen Tee?“, fragte dann plötzlich die Stimme des jungen Herrn neben ihr. „Doch, eigentlich schon, aber er ist noch sehr heiß.“, erwiderte Sinata und musste wohl oder übel den Kopf drehen und den jungen Herrn ansehen. Hübsch war er schon, aber absolut nicht Sinata's Typ. Außerdem kursierten Gerüchte über ihn in Lin. Demnach hatte er schon vier uneheliche Kinder und schon siebzehn Freundinnen gehabt.

„Redet deine Mutter auch davon, dass du mich heiraten sollst?“, fragte Adan uns fischte sich einen Keks. „Sie hat kein anderes Thema mehr.“, meinte Sinata, „Es ist ihr allerliebstes Thema, seit ungefähr zwei Monaten.“ Adan prustete etwas und verschluckte sich fast an seinem Keks. „Und, was denkst du darüber?“, wollte er wissen, als er sich wieder erholt hatte. „Wenn ich dir das sage, reißt mir meine Mutter hier und jetzt den Kopf ab.“, meinte Sinata, lächelte bitter und trank einen Schluck von ihrem Tee. Er schmeckte absolut widerlich und so beschloss sie die Kekse und den Kuchen gar nicht erst zu versuchen. Die schmeckten nämlich garantiert noch ekelhafter und widerlicher als der Tee.

Die Zeit verging unglaublich langsam und als es früher Nachmittag war schlug Endoril vor, dass Adan Sinata das Haus zeigen könnte, da Sinata sowieso bald einziehen würde. „Sie haben es schon besiegelt und beschlossen!“, dachte Sinata wütend und ihre Augen begannen etwas rötlich zu schimmern.

„Ich habe nichts dagegen dich zu heiraten.“, meinte Adan, als er Sinata das dritte Stockwerk zeigte, das ohne Probleme für eine Familie reichen würde, „Hier, der gesamte dritte Stock ist mein Reich. Mein Vater fängt morgen an ihn umbauen zu lassen, damit es für uns zwei passt.“ Adan beugte sich zu Sinata hinunter (er war einen Kopf größer als sie) und flüsterte ihr ins Ohr, „Du darfst natürlich auch mitbestimmen.“

„Der sieht mich wirklich schon als seine Ehefrau!“, dachte Sinata wütend und ballte ihre Hände zu Fäusten, „Wahrscheinlich ist es schon beschlossen. Vielleicht ist sogar schon das Brautkleid bestellt!“

Die Führung ging weiter. Adan brachte Sinata in den vierten Stock, den man nur von seinem Stockwerk aus erreichen konnte. Dort befand sich eine große Bibliothek.

„Ich habe aus ganz Elamar Bücher zusammen getragen und hier gesammelt.“, erzählte Adan, als sie vor dem großen hölzernen Portal, das in die Bibliothek führte, standen. „Ich dachte, Halbdämonen dürfen Urdan nicht verlassen! Wie willst du denn dann die Bücher gesammelt haben?“, fragte Sinata, sah Adan an und zog die Augenbrauen nach oben. Adan stützte sich auf einen Tisch, der am Eingang zur Bibliothek stand. „Gut, ich habe die Schiffsfahrer, die einmal im Monat Halbdämonen bringen, gebeten mir Bücher mit zubringen. Ich habe sie gut bezahlt.“, räumte Adan ein und holte einen großen Eisenschlüssel aus der Schublade unter dem Tisch und schloss die Türe auf.

Die Bibliothek war ein hoher Raum mit schlanken, tragenden Säulen, die im rechten Winkel zu einander standen und zwischen ihnen zogen sich massive Eichenholzregale, in die von beiden Seiten Bücher gestellt werden konnten. Die Regale bildeten ein wahres Labyrinth! Der Boden war mit dicken Teppichen ausgelegt. An einige Säulen waren Gemälde und Bilder gemalt. Und an regalfreien Wänden hingen große Gemälde und Portraits. Alles in allem war die Bibliothek sehr schön.

„Ich bin mir sicher, dass du hier viele Bücher findest, die dir gefallen!“, meinte Adan und führte Sinata sicher durch das Labyrinth aus Regalen, Mauern und Säulen.

Aus den Augenwinkeln bemerkte Sinata ein großes Bild an einer Wand. Sie wollte weitergehen, doch dann wirbelte sie herum und fixierte eine Gestalt auf dem Bild.

Ein alter Halbdämon. Der Halbdämon aus ihrem Traum!

Langsam trat Sinata näher an das Bild, ihr Puls begann zu rasen. „Sinata?“, fragte die Stimme von Adan, dann kam er wieder um die Ecke und sah zu Sinata, die regungslos vor dem Bild stand, „Interessiert dich das Bild?“ Sinata nickte und Adan trat zu ihr. „Das sind die ersten Sieben von Elamar. Sie haben vor vielen Jahrtausenden den Bund der Sieben gegründet und die elementaren Mächte von den Göttern erhalten. Angeblich haben sie im verbotenen Land, in der Mitte von Elamar, das Schloss der Sieben gebaut. Die Sieben habe angeblich gerecht und gut geherrscht, bis sie sich Erben gesucht haben und gestorben sind. Die haben dann Elamar in den Krieg gestürzt. Dieser alte Halbdämon hier vorne stammt aus Urdan, sogar aus Lin! Und jetzt komm, ich hab’ dir noch längst nicht alles gezeigt.“

Sinata verdrehte die Augen, stieß wütend Luft aus und folgte Adan, wohl oder übel. Langsam kam er in Fahrt. Er prahlte mit der großartigen Geschichte seiner Familie. Zeigte Sinata stolz die Waffensammlung seines Vaters. „An manchen Schwertern und Dolchen klebt sogar noch Blut!“, behauptete er. Aber Sinata sah mit ihre Katzenaugen ganz genau, dass es nur Rost war. Außerdem waren die meisten Waffen mit einer Sicherheit von 99,9 % noch nie in einer Schlacht gewesen.

Als Adan dann in eine ausführliche Erzählung der bestrittenen Kriege ausschweifte, schaltete Sinata auf Durchzug und überlegte, statt zu zuhören, was die neuen Erkenntnisse in Sachen „mysteriöser Traum“ bedeuteten. Gelangweilt folgte sie Adan durch das gesamte Schloss und musste sich alle möglichen Geschichten anhören die, darauf verwettete sie ihren Katzenschwanz, noch nicht mal zur Hälfte wahr waren.

Endlich, als es schon früher Abend war, entschloss sich Sinata's Mutter zu gehen. Sinata konnte ihre Freude kaum verbergen endlich von diesem Kotzbrocken Adan fortzukommen. Aber ganz ruhig verlief der Abschied nicht.

Adan gab Sinata, bevor er sie in die Eingangshalle zu ihrer Mutter ließ, einen Kuss auf die Wange. Das war ein riesengroßer Fehler! Sinata riss sich aus seinen Armen und gab ihm eine schallende Ohrfeige, noch dazu mit Krallen. Adan hatte also vier äußerst dekorative, blutende Risse über die linke Wange.

„Das passiert jedem, der zu aufdringlich wird!“, fauchte Sinata wütend und stürmte zu ihrer Mutter. Die verabschiedete sich mit allerbester Laune von Adan’s Eltern.

Sinata wartete ungeduldig, bis ihre Mutter fertig war, sagte dann schnell , „Auf Wiedersehen.“ Und stürmte aus der Eingangshalle und die Treppe hinunter zur wartenden Kutsche. Und natürlich musste ihre Mutter beim Einsteigen wieder die feine Dame raushängen lassen. Sie ließ sich umständlich beim Einsteigen helfen, während Sinata genervt in die Kutsche flitzte.

„Das war doch ein schöner Tag!“, meinte Sinata's Mutter gut gelaunt. Sie sah Sinata erwartungsvoll an. Die saß ihrer Mutter gegenüber, mit finsterem Blick starrte sie auf die teppichbedeckten Boden. „Oder?“, hackte Sinata's Mutter nach, als Sinata nicht antwortete.

„Absolut nicht!“, fauchte Sinata wütend und richtete ihren Blick auf ihre verwirrte Mutter, „Adan ist ein Langweiler, ein Egoist und ein furchtbarer Arrogantling! Noch dazu sieht der ... fauch ... mich schon als seine Frau!“ „Aber das bist doch schon so gut wie!“, lächelte Sinata's Mutter glücklich, „Dein Brautkleid ist bestellt, ebenso die Blumen, die Einladungen sind verschickt, die Eheringe werden schon gefertigt und in zwei Wochen wird geheiratet!“ „BIST DU VERRÜCKT?“, brüllte Sinata wütend und ihre Katzenohren stellten sich auf, „Adan ist ein verdammter Mistkerl! Verdammte, ich weigere nicht! Ich heirate wen ich will und wann ich will!“

„Schrei hier nicht so herum! Es ist alles schon besiegelt und beschlossen.“, schnauzte Sinata's Mutter sauer, „Deine Mitgift ist schon zusammengespart und einige Sachen besorgt. Du wirst eine tolle Braut!“ Ein breites Lächeln folgte.

Sinata schwieg und krallte ihre gebogenen Fingernägel in das Sitzpolster, ihr war übel. „Wie kann Mutter das nur tun! Ich weigere mich schon seit zwei Monaten auch nur an die Hochzeit zu denken! Und jetzt ist auf einmal alles besiegelt und beschlossen? Das darf nicht sein! Halbdämon des ersten Bundes der Sieben! Bitte, sag mir heute Nacht, was ich tun soll! Egal was es ist, ich werde es tun, auch um Mutter und der Hochzeit zu entfliehen! Bitte, sag mir alles!“

Der Auftrag

Sinata saß schweigend in ihrem Zimmer auf ihrem Bett. Es war bereits später Abend, fast zehn Uhr, aber sie dachte nicht daran schlafen zu gehen. Sie ließ diesen fürchterlichen Tag noch einmal Revue passieren. Adan war ein fürchterlicher Mistkerl, das war sonnenklar.

Die Halbdämonin öffnete die Augen und sah durch ihr Zimmer Ihr Blick blieb an ihrem Schreibtischstuhl hängen. Auf der Sitzfläche stand ein großer lederner Rucksack, vollgepackt mit einer Hose, zwei Tuniken, einem Laib Brot, Käse, einer Metallflasche voller Wasser, einem kleinen Messer und einen Kamm. Über der Stuhllehne hing eine blaue, dicke Tunika, eine dicke lederne, schwarze Hose, ein schwarzer Gürtel mit einem Dolch in seiner Scheide und ein langer graugrüner Umhang mit Kapuze. Auf dem Boden stand ein Paar brauner Stiefel. Sinata war fertig für den Aufbruch.

Nachdem die Kutsche sie und ihre Mutter vor dem Haus abgesetzt hatte, war Sinata sofort in ihr Zimmer getürmt und hatte es zugesperrt. Erst vor 15 Minuten hatte sie sich hinunter in die Küche gewagt und etwas zu Essen, als auch die Verpflegung für die Reise geholt. Sie hatte sich auch wieder umgezogen und den geflochtenen Zopf geöffnet, jetzt wartete sie darauf, dass sie endlich einschlief. Das ließ aber noch eine ganze Stunde auf sich warten, aber dann kippte sie endlich zur Seite auf ihr Bett und verschwand in einer unwirklichen Welt.

Ein gleichmäßiges Prasseln drang an ihr Ohr und Sinata öffnete die Augen. Sie stand auf einer mit dunklem Gras bewachsenen Ebene. Das Prasseln wurde durch den kalten Regen verursacht, der aus den schwarzen Wolken auf die Erde fiel.

„Endlich hast du akzeptiert, dass du etwas tun musst.“, ertönte eine vertraute Stimme hinter ihr. Sinata nickte und drehte sich um. Hinter ihr stand der alte Halbdämon, der ihr schon seit langem in ihrem Träumen erschien. Heute schien er aber, merkwürdigerweise, nicht so gebrechlich und schwach. Ja, er lächelte erleichtert.

„Ich habe mitbekommen, was deine Eltern vorhaben.“, meinte der Halbdämon zu Sinata und nickte verstehend, „Wenn du bereit bist mein Erbe anzutreten, dann kannst du diesem Schicksal entgehen. Willst du denn?“ „Ja!“, antwortete Sinata mit Nachdruck. Der alte Halbdämon lächelte.

Plötzlich löste sich die weite Ebene in Nebel auf und Sekunden später schwebten Sinata und der Halbdämon hoch über Urdan und den Rest von Elamar. Er zeigte hinunter. „Dort unten, die Insel, das ist Urdan. Im Südosten ist Lin, wo du jetzt noch wohnst.“, sagte er und Sinata nickte, „Hör gut zu, davon hängt vieles ab, du musst, sofort nach diesem Traum aufbrechen! Du muss an die nicht ganz nördlichste Spitze von Urdan gehen! In den Klippen gibt es eine Höhle und dort befindet sich ein altes Boot. Mit dem musst nach Nital übersetzen. Fahre den kürzesten Weg. In Nital lebt jemand, den du suchen musst, er wohnt in Denar.“

Plötzlich standen Sinata und der Halbdämon wieder auf der Ebene.

„Warum?“, fragte Sinata. „Das darf ich dir nicht sagen, aber wenn du kurz nachdenkst, dann wirst du es erkennen.“, erwiderte der Halbdämon und sah Sinata aufmunternd an. Die dachte kurz nach und wie ein Blitz durchfuhr sie die Erkenntnis.

„Es wird wieder ein Bund der Sieben gegründet, der quasi aus dem Jenseits aufgewählt wurde.“, murmelte sie erschrocken. „Ja. Wir haben uns entschieden dich als erste loszuschicken, weil du von Urdan weg musst.“, meinte der Halbdämon des Bundes der Sieben und Sinata nickte, „Und noch etwas.“

Sinata sah auf. Der Halbdämon hob die rechte Hand und drückte seinen Zeigefinger gegen Sinata's Stirn. Ihr Körper begann zu schmerzen und als sie rückwärts in die Dunkelheit fiel rief die Stimme des Halbdämons, „Nun bist du endgültig meine Erbin, denn in dir ist nun die Macht eines, meines, Elements. In dir lebt das Feuer!“

Sinata öffnete die Augen. Sie lag in ihrem Zimmer auf ihrem Bett. Die kleine Kaminuhr auf ihrem Nachttisch zeigte zwei Uhr nachts an, perfekt. Ihr Blick heftete sich sofort an den Stuhl mit ihren Sachen. Sinata setzte sich auf und stand auf, sie hatte einen Auftrag erhalten und den musste, und wollte sie erfüllen.

Sinata zog sich ihre hergerichteten Sachen an und warf sich den Umhang um die Schultern. Vorne schloss sie ihn mit einer silbernen Schnalle vor dem Hals. Den schweren Rucksack trug sie noch in der Hand, sie musste noch etwas besorgen, etwas, das unerlässlich war.

So leise wie möglich schlich Sinata aus ihrem Zimmer, ein paar Schritte den Gang entlang und in das Bücherzimmer ihres Vater. Dort gab es ein Buch mit einer Landkarte von ganz Elamar und diese Karte brauchte sie.

Nach einer kurzen Suche in den hohen verstaubten Eichenholzregalen, bei der ihre Katzenaugen äußerst hilfreich waren, fand sie das Buch und riss die Landkarte heraus. Die faltete Sinata zusammen und steckte sie ebenfalls in den Rucksack. Das Buch schob sie zurück in seine Lücke und stolperte beim Umdrehen fast über den schweren Ledersessel, der in diesem Zimmer die einzige Sitzgelegenheit war. Aber zum Glück konnte Sinata gerade noch den Lärm vermeiden.

Sie hielt die Luft an und lauschte in die Stille, ihr Schwanz wedelte nervös hin und her, er ragte aus einem engen Loch in der Hose heraus und das lange Hemd hing weit über die Hose hinunter, bis auf die Mitte der Oberschenkel. Es war zum Glück kein Laut zu hören.

Wenige Minuten später stand Sinata vor der Haustüre und schulterte ihren Rucksack, so, dass der Umhang über ihn drüber hing. Auf dem Weg hier herunter hatte sie gewaltig aufpassen müssen, damit die dicken Dielenbretter nicht knarrten und eventuell ihre Eltern aufweckten.

Vorsichtig öffnete sie die Haustüre und lugte hinaus. In dem Garten war niemand zu sehen. Sinata schlüpfte durch die Tür und schloss die Türe. Sie zog dich die Kapuze über den Kopf und huschte durch den Garten zu der Einfahrt, die durch einen Durchbruch in der hohen Hecke zu erkennen war. Das dunkle Gras schluckte all ihre Schritte und die raschelnden Blätter übertönten ihren fliegenden Atem.

„Zum Glück liegt dieses Haus außerhalb von Lin, sonst könnte mich einige Leute beobachten!“, dachte Sinata und schlüpfe auf den Schotterweg, der vom Wald her nach Lin führte. Sie sah in alle Richtungen, niemand zu sehen.

Sinata drehte sich zu dem Haus ihrer Adoptivelter um. Sie war eigentlich glücklich gewesen, in ihrer Kindheit. Sie schien so weit zurück zu liegen, Jahrtausende und eine Sekunde der Ewigkeit. Sie drehte sich wieder weg und zog gedanklich einen Schlussstrich. Dichter Nebel waberte über die weite Ebene im Norden, in Richtung Wald. Es war ziemlich kalt und windig.

Sinata ging los, sie folgte dem Weg zum Wald hin, lief aber nur auf dem Gras neben dem Weg, damit sie wirklich nicht gehört wurde. Sie wollte in den Wald hinein gehen und zur Küste, dort konnte sie ohne Probleme bis zur Höhle mit dem Boot wandern.

Nach einiger Zeit begann Sinata etwas schneller zu gehen, sie lief schon fast. Mit jedem Schritt schien sie Adan und ihrer Mutter mehr zu entkommen und kam ihrem Schicksal in der Zukunft näher.

Endlich, nach scheinbar unendlicher Zeit erreichte Sinata den Waldrand, aber hier kannte sie sich fast blind aus. Sie folgte einem Weg, den Rehe und Hirsche getrampelt hatten. Vertraute Geräusche drangen an ihr Ohr, Trappeln von Pfoten, Gezwitscher einiger Vögel und das Rauschen eines kleinen Baches, ganz in der Nähe. Es versetzte Sinata eine Stich ins Herz, als sie daran dachte, dass sie diesen Wald vielleicht nie mehr wieder sehen würde.

Nach einiger Zeit erreichte sie eine Höhle, in der sie sich als kleines Kind zu gerne versteckt hatte. Sinata verweilte kurz vor der Höhle und dachte an die Zeit zurück, in der sie sich noch nicht mit einer geplanten Hochzeit und einer nervigen Mutter herum schlagen hatte müssen.

Sie lief weiter und mit der Zeit verfärbte sich der schwarze Himmel zu blau und dann zu einem merkwürdigem graublau und die hell leuchtenden Sterne verblassten. „Bald geht die Sonne auf!“, dachte Sinata und lief jetzt, sie war schon weiter in den Wald hinein gelaufen als je zuvor, „Ich muss unbedingt die Küste erreichen und mich gut verstecken! Nicht dass sie mich finden!“

Die dichten Nebelfetzen, die noch zwischen den Bäumen hingen, schienen Sinata zu verstehen. Es war, als würden sie ihr aus den Weg wabern und sich dann wie eine undurchdringliche Wand hinter ihr aufbauen.

Langsam wachten die tagaktiven Tiere auf und die nachtaktiven gingen schlafen. Einige Fledermäuse schossen über Sinata's Kopf hinweg und in eine Baumhöhle. Inzwischen war Sinata völlig ausgelaugt, aber sie musste die Küste erreichen und sich verstecken! Sie musste es schaffen!

Endlich konnte sie eine leichte salzige Brise wahrnehmen, sie war dem Meer ganz nah. Und endlich brach Sinata durch den Waldrand und sah das endlose Meer vor sich. Zischend liefen die leichten Wellen auf dem feinen Strand aus. Im Osten ging in diesem Moment die Sonne als roter Feuerball über dem Wasser auf und ließ das Meer golden glühen.

„Feuer.“, dachte Sinata, hob die Hand und beobachtet fasziniert, wie über ihrem Mittefinger einen kleine Flamme in der Luft schwebte. Sie war jetzt das Feuer und musste lernen dieses Element zu beherrschen.

Sie wandte sich von der aufgehenden Sonne ab und begann einen Platz zum Schlafen zu suchen, einen, an dem sie vor Suchenden sicher war. Nach einer halben Stunde fand sie einen Baum, der oben, wo die Äste auseinander liefen eine tiefe Mulde hatte. Die war so tief, das ein erwachsener Mann ohne Probleme darin hätte sitzen können.

Während die Sonne höher stieg kuschelte sich Sinata in die Mulde und zog ihren Umhang über sich. Schließlich nickte sie ein.

Gegen Abend wachte sie wieder auf, bevor sie den Baum verließ aß sie ein wenig Brot und Käse. „Mutter und Vater werden sich jetzt sicher aufregen.“, dachte Sinata und lugte vorsichtig über den Rand der Mulde hinunter auf den Waldboden, „Und was der blöde Adan erst denkt. Ich bin so froh, wenn ich den nie mehr wiedersehen muss!“ Erst als Sinata sich sicher war, dass absolut niemand in der Nähe war, sprang sie vom Baum herunter und ging als erstes aufs Klo.

„Dann geht’s jetzt weiter!“, dachte sie, schulterte wieder den Rucksack und folgte dem Verlauf der Küste.

Die Überfahrt

Am Morgen des dritten Tages erreichte Sinata endlich die Höhle, von der der alte Halbdämon gesprochen hatte. Sie lag ungefähr drei Meter über der Küste in der zehn Meter hohen Steinklippe. Der Höhleneingang ähnelte auf bedrohliche Art und Weise einem aufgerissenen Wolfsmaul. Die spitzen Felsen, die den Rand spickten taten ihr übriges. Sinata seufzte, ließ erst den Rucksack in den Sand fallen, dann sich selbst. Jetzt musste sie den nächsten Schritt planen, dazu zog sie die Karte aus ihrem Rucksack. Nachdenklich betrachtete sie die Karte.

„Ich bin jetzt hier, an der nordöstlichen Spitze. Gut, dann muss ich mit dem Boot zu der Landzunge im Norden fahren. Die liegt südlich von Jutarn. Ich hoffe nur, dass ich das Boot steuern kann.“, dachte Sinata und faltete die Karte wieder zusammen, „Ich glaube es ist das Beste, wenn ich das Boot heraushole und dann sofort aufbrechen. Je eher ich von dieser Insel weg komme, desto besser!“

Sinata stand auf, reckte sich und ging zur Klippe. Mit katzenhafter Eleganz kletterte sie die Klippe hinauf in die Höhle. Mit Balken abgestützt stand dort das kleine Boot. Es hatte einen Mast und ein altes, noch gut aussehendes Segel. „Auf geht’s!“, dachte Sinata und stemmte die Balken einen nach den anderen weg. Mit einem Tau, das sie im Boot fand baute Sinata eine Seilbahn. Sie befestigte das eine Ende des Seiles an einem Felsen in der Höhle, das andere Ende band sie an einem Felsen fest, der aus dem Meer ragte. Das Boot wurde am Mast mit einer Schlaufe versehen, durch die das Seil der Seilbahn lief.

Sinata schob das Boot mit größter Anstrengung zum Höhlenausgang und zwischen zwei Felsen hinaus. Es rauschte das Seil hinab, platschte ins Wasser und schaukelte eine Weile auf und ab, dann lag es ruhig im seichten Wasser. Sinata atmete erleichtert auf und entfernte das Seil von dem Felsen in der Höhle.

Wenige Minuten später war die Seilbahn abgebaut und das Seil wieder im Boot verstaut. Sinata verstaute ihren Rucksack in einer Ecke des Bootes, füllte die Wasserflasche an einer nahe gelegenen Quelle wieder auf und gab ihr Bestes um das Segel hochzuziehen. Mit Booten und Schiffen kannte sie sich absolut nicht aus. Wenn ihr die Überfahrt glückte, dann war das ein Wunder.

Als Sinata im hinteren Teil des Bootes saß und die Hand an das Steuer legte brauste von Urdan her ein starker Wind heran, es begann leicht zu nieseln, und schob das kleine Boot vor sich her auf das Meer hinaus, nach Norden in Richtung Nital.

Sinata's Blick wanderte über das Meer und zurück nach Urdan, dort rannte ihre Mutter wahrscheinlich wie ein aufgeschreckten Huhn durch Lin, das war ja schließlich ihre Spezialität. „Tja, ich denke, die Hochzeit fällt flach, wenn die Braut verschwindet und nicht mehr auftaucht!“, dachte Sinata zufrieden und wandte sich wieder nach Norden, ihrem Ziel.

Als die Sonne hoch am Himmel stand knabberte Sinata an einer trockenen Scheibe Brot herum. Zum Glück war es ziemlich kühl und ein grauer Wolkenschleier verdeckte die Sonne. Sinata musste sich eindeutig keine Sorgen machen, dass sie den Kurs verlor. Der Wind war vom alten Halbdämon geschickt worden, damit er sie sicher nach Nital brachte, das konnte Sinata richtig spüren.

Gegen Nachmittag befand sie sich auf offener See und der Wind trieb sie immer noch in Richtung Norden. Sie saß nun mitten im Boot, die Kapuze ihres Umhangs tief ins Gesicht gezogen und studierte die Karte, das Steuer lenkte von alleine. „Wen muss ich wohl finden?“, überlegte Sinata und fixierte Denar, „Oder muss dieser jemand mich finden? Der alte Halbdämon ist seit der Nacht, in der ich aufgebrochen bin, nicht mehr in meinen Träumen aufgetaucht. Vielleicht haben die anderen zukünftigen Mitglieder der Sieben auch Träume, in denen die auftauchen, die sie zu ihren Erben erwählt haben. Ich muss mich überraschen lassen!“

Sinata schob die Karte zurück in ihren Rucksack und sah über das blinkende Wasser. Plötzlich bemerkte sie, dass die Oberfläche, zwei Meter von ihr entfernt, sich kräuselte. Sinata fixierte die Stelle misstrauisch, sie wusste ja nicht, welche Wesen im Meer lebten.

Da tauchte aus dem Wasser langsam ein Kopf auf und dann Schultern. „Ein Meermensch!“, dachte Sinata verdattert und beobachtete, wie das Mädchen auf das Boot zu schwamm und neben ihm her. Dann schoss eine Hand des Meermädchens aus dem Wasser und hielt sich am Bootsrand fest. Sinata zuckte erschrocken und kampbereit zurück, Feuer war stark gegenüber Wasser.

Das Mädchen klammerte sich jetzt am Rand fest und Sinata konnte nun ihr Gesicht sehen. Es war ebenmäßig und fein geschnitten, zeigte aber schon Anzeichen von Erfahrung und Alter. Die Augen waren fast farblos grau und relativ groß. Die langen Haare waren dunkelrot und groß gelockt. Ihre Ohren waren wie Flossen und grünlich, sie trug um die Brust ein Tuch.

„Wieso fährt ein Halbdämon von Urdan nach Elamar, wo er doch nur verhasst und gejagt ist?“, fragte das Mädchen mit einer plätschernden Stimme. Sinata wunderte sich über die Frage, antworte aber, „Weil ich einen Auftrag habe.“ „Was für einen?“, wollte das Mädchen wissen und platzte fast vor Neugier. „Das sage ich dir nicht, nur eines: Er hat mich vor einer Zwangshochzeit gerettet.“, erwiderte Sinata und das Mädchen riss die Augen auf. „Was?“, rief sie und stemmte sich etwas weiter aus dem Wasser, „Wieso? Warum? Wer? Was?“ Sinata lächelte: „Wie heißt du eigentlich?“ „Ach ja, entschuldige, ich heiße Laren. Und du?“, fragte Laren zurück und sah Sinata gespannt an. Die schlug die Kapuze nach hinten, dass ihre Katzenohren zu sehen waren. „Mein Name ist Sinata, ich komme aus Lin in Urdan.“, sagte sie und strich sich durch die Haare.

„Ein schöner Name.“, meinte Laren, „Und, wie war das mit der Zwangshochzeit?“ Sinata lächelte und erzählte von ihrer Mutter, Adan und seinem schmierigen Vater. Als Sinata geendet hatte schüttelte Laren verständnislos den Kopf. „Mit so einem Blödmann wie diesen Adan hättest du verheiratet werden sollen? Was hast du nur für Adoptiveltern gehabt.“, fragte Laren und Sinata schüttelte den Kopf.

„Was weißt du über Elamar und die Völker?“, fragte Sinata und hoffte, dass Laren wenigstens ein paar Gerüchte gehört hatte. Aber die sprudelte sofort los. „Und was ich alles weiß!“, begann sie und hievte sich auf den Bootsrand, ihr Flossenschwanz war grünlich und sehr lang, „Wir sind zwar nur wenige Meermenschen, aber wir können spüren was an Land geschieht. Also, in Elamar scheinen die Völker langsam wieder kriegerisch zu werden! Es werden wieder mehr Waffen und Rüstungen geschmiedet. Die beobachten sich gegenseitig und äußerst misstrauisch. Ich glaube, wenn nur ein Volk etwas macht, dass anderen nicht passt, dann bricht der Krieg von neuem aus! Wenn die Sieben doch nur nicht in Streit ausgebrochen wären, dann wäre es jetzt vielleicht nicht so traurig in dieser Zeit leben zu müssen.“ „Traurig.“, meinte Sinata leise, „Weißt du etwas über die Völker? Oder die Rassen?“

„Auf Elamar sind sechs Rassen. Die Waldelfen sind sehr arrogant und hochmütig, was ich gehört habe. Aber sie sind sehr mächtig und wollen nichts mehr als Frieden. Nach den Waldelfen kommen die normalen Elfen. Die sind nicht ganz so arrogant und geziert, aber wesentlich kriegerischer und ein wenig zickig. Die Schattenelfen sind ein dunkles Volk. Sie sind sehr schön, und sind auch zu großen Gefühlen fähig, aber wegen ihrer Naturverbundenheit sind sie unbeliebt.“ , erzählte Laren und noch bevor Sinata etwas fragen konnte erklärte sie, „Die Elfen schließen den Tod gerne aus der Natur aus, aber die Schattenelfen zählen ihn zur Natur und sie gehen offen mit ihm um. Deshalb sind sie nicht beliebt. Aber sie nehmen alle Halblinge aus allen Völkern auf, geben ihnen Zuneigung und Liebe! Eigentlich sind sie ganz lieb. Die Dämonen sind auch unbeliebt, schon weil sie so kriegerisch sind. Sie verachten alle Rassen und heben sich selbst auf den höchsten Thron. Du wirst bei ihnen keine Freunde finden. Bevor die Abmachung mit Urdan getroffen wurde, haben sie die Halbdämonen als Sklaven an andere Völker verkauft! Das ist so grausam! Von den Drachenwesen weiß ich, dass sie sehr merkwürdig sein müssen und sowohl eine menschliche als auch eine drachenähnliche Gestalt annehmen können. Die Harpyien sind mir fremd. Über die weiß ich absolut nichts.“

Laren erzählte und erzählte und Sinata fühlte sich immer schlechter. Gegen Abend musste Laren ins Meer zurück. Sie sagte Sinata noch, dass sie spätestens am Nachmittag des nächsten Tages in Nital ankommen würde.

„Keine guten Aussichten.“, dachte Sinata, als sie nach Sonnenuntergang in dem Boot lag und hinauf in den nun sternklaren Nachthimmel sah. Sie lag unter ihren ausgebreiteten Umhang und hatte als Kissen ihren Rucksack unter dem Kopf. Ihr Katzenschwanz lugte unter dem Umhang hervor und wedelte leise hin und her.

„Aber wahrscheinlich ist auch bei den Dämonen einer, der zu dem neuen Bund der Sieben gehören wird. Und wen der Dämon Halbdämonen nicht leiden kann, dann ... ach ich weiß nicht. Jetzt zählt als erstes, dass ich nach Nital komme und in Denar jemanden finde, der auch zum Bund der Sieben gehören wird. In Nital leben, glaube ich, die Drachenwesen.“, überlegte Sinata und beobachtete eine Sternschnuppe, die über den Himmel sauste, „Ich wünsche mir, dass ich den Drachen schnell finde, oder er mich.“ Sinata drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Der Wind des alten Halbdämons blähte immer noch die Segel und eine unsichtbare Hand lag am Steuer und lenkte das kleine Boot sicher durch die Wellen.

Die ersten Sonnenstrahlen tasteten sich langsam über das Meer und in das Boot mit der schlafenden Sinata. Als die Strahlen auf ihr Gesicht fielen, wachte Sinata auf und rieb sich müde über die Augen. Als sie sich aufsetzte sah sie hinauf zum Segel, es blähte sich immer noch. Immer noch müde legte sich Sinata ihren Umhang um und trank aus ihrer Flasche. „Wird Zeit, dass ich Land erreiche, das Wasser ist fast leer.“, dachte Sinata und drehte sich wieder nach Norden.

Langsam kroch sie auf allen vieren unter dem Segel hindurch und starrte nach Norden. Am Horizont war, von Dunst und Nebel etwas verschleiert, eine hohe Klippe erschienen, auf ihr wuchsen Bäume in einem dunklem Grün. Sie war nahe an Nital dran.

Es wurde tatsächlich Nachmittag, bis Sinata die Klippe und den Strand von Nital erreichte. Würde sie weiter nach Norden segeln, würde sie nach Jutarn kommen, auf sie wollte zu der Landzunge, die am nächsten bei Urdan lag. Genau auf die steuerte Sinata zu und zischen lief das Boot auf den Strand.

Das Land der Drachen

Sinata sprang mit ihrem Rucksack in der Hand aus dem Boot und warf den Rucksack an die Felsklippe, die keine zehn Meter vom Wasser entfernt war. Sinata ging zurück zum Boot und zog es an Land. Sie machte sich nicht die Mühe es zu verstecken und lehnte es an die Klippe.

„Gut, was jetzt?“, überlegte Sinata, knabberte an einem Stück Käse herum und sah auf die Karte, „Heute schaffe ich nicht mehr viel. Ich werde als erstes die Klippe hinauf klettern und einen Platz für die Nacht suchen. Dann suche ich ein paar Beeren, oder Früchte, vielleicht finde ich ja welche. Mehr kann ich heute nicht machen.“ Sie schob den Rest ihres Käses in den Mund, steckte die Karte zurück und schulterte den Rucksack. Noch bevor Sinata die Klippe berühren konnte rief eine Stimme hinter ihr ihren Namen. Sinata drehte sich verdattert um.

Es war Laren. Sie stemmte sich mit Mühe an Land und begrüßte Sinata freudig. „Was machst du den hier?“, fragte Sinata erstaunt und kam auf das Meermädchen zu. „Ich dachte mir, dass deine Essenvorräte schon etwas erschöpft sind. Darum habe ich im Wassergarten ein paar Früchte gesammelt.“, erklärte Laren und hob einen großen Beutel, aus Seetang geflochten, aus dem Wasser.

„Was sind das für Früchte?“, fragte Sinata, als sie die blauen, faustgroßen Früchte mit roten Stacheln sah. „Die sind völlig ungefährlich!“, lachte Laren, die Sinata verstand, „Sie haben keine magischen Nebenwirkungen und schmecken wie Äpfel. Na ja, sie machen nur sehr satt und liefern viel Energie. Dieser Beutel reicht ungefähr fünf bis acht Tage, wenn du zwei oder drei Früchte täglich isst.“ „Danke Laren.“, meinte Sinata und packte den Beutel in ihren Rucksack. „Dann wünsche ihr dir viel Glück bei deiner Mission!“, lachte Laren, stieß sich zurück ins Meer und tauchte mit einem letzten Winken ab.

Lächelnd erklomm Sinata die Klippe und suchte im Wald einen guten Unterschlupf. Sie fand auch einen, der sehr gut war. Ein riesiger, alter Baum mit einer Höhle zwischen den Wurzel war ideal. Bevor Sinata in die Höhle ging schnupperte sie etwas und als sie weder einen fremden Geruch, noch eine Tierfährte wahr nahm ging sie in die Höhle und richtete sich ein. Als sie Wasser holen wollte musste sie ziemlich lange suchen, bis sie einen Bach gefunden hatte. Aber sie fand einen und füllte ihre Flasche wieder auf und trank sich satt.

Als die Sonne glutrot im Westen hinter dem Horizont verschwand, saß Sinata in der Höhle und konzentrierte sich darauf, einen Feuerball zwischen ihren Handflächen entstehen zu lassen. Es klappte auch fast. Es war kein Feuerball, sondern nur eine Flamme. Aber es war ein Fortschritt. Als es völlig dunkel war, legte Sinata sich zum schlafen, ließ aber ein Ohr wach um mögliche Geräusche von den Drachenwesen zu hören. Aber es blieb still in dieser Nacht.

Das Getrappel von Hufen weckte Sinata am nächsten Morgen. Als sie sich auf setzte und die Augen öffnete sah sie einen großen Hirsch, der vor der Höhle stand.

„Hallo du!“, lachte Sinata, die im ersten Moment ganz schön erschrocken war. Der rabenschwarze Hirsch stellte die Ohren auf und Sinata lächelte. Wie konnte sie vor einem Hirsch erschrecken? Sie packte ihre Sachen wieder zusammen und verließ vorsichtig die Höhle, um den Hirsch nicht zu erschrecken. Kaum hatte sie die Höhle verlassen, ging der Hirsch hinein.

Sinata beschloss an der Klippe entlang zu gehen, bis sie zu der Stelle kam, an welcher der Fluss aus Suran ins Meer mündete. Vom dort aus würde sie bis zum nächsten Wald nach Norden gehen. Von dort aus lag in nordöstlicher Richtung Denar. Dieser Weg war der sicherste, damit sie nicht von den Drachenwesen entdeckt wurde.

Sinata ging zur Klippe, holte eine von Laren’s Früchten aus ihrem Rucksack und begann sie zu essen. Sie schmeckten wirklich ähnlich wie Äpfel. Die Sonne ging als flammend roter Feuerball im Osten auf und warf ihr goldenes Licht über Elamar.

„Dann mal los!“, dachte Sinata und folgte dem Verlauf der Klippe. Es war sehr kalt und Sinata musste ihren Umhang eng um ihren Körper schlingen, um die Kälte nicht in jedem Knochen zu spüren. Während sie ging, wanderte sie in Gedanken in der Zeit zurück und dachte an längst vergangene Zeiten.

Sie erinnerte sich an ihre Kindheit, als noch niemand von einer Hochzeit gesprochen hatte. Wie oft hatte sie sich damals auf lange Reisen geträumt. Hatte in ihrer Fantasie mit gefährlichen Monstern gekämpft und am Ende immer ihre wahren Eltern gefunden. Aber das war ein Traum, einer die wohl nie wahr werden würde.

Um Mittag herum konnte sie am Horizont die Küste von Suran sehen. Das war ihre letzte Station, jetzt zählte erst einmal der Jemand in Denar. Sinata setzte sich in die Sonne und verspeiste wieder eine Frucht. Sie sah hinaus auf das grenzenlose Meer, das weit unter ihr funkelte.

Der dichte Nebel, der sich über dem Wasser gebildet hatte, verflog langsam und gab den Blick bis zum Horizont frei. Himmel und Meer schienen sich zu treffen und so nah zu sein, und waren doch so fern.

Nachdem Sinata sich ein wenig ausgeruht hatte setzte sie ihren Marsch fort. Als sie am späten Abend einen geeigneten Schlafplatz gefunden hatte, war sie noch drei Tagesmärsche von der Mündung des Flusses in das Meer entfernt. Kurz vor dem Einschlafen entschied sie, dass sie sich ihre Vorräte etwas knapper einteilen sollte, um besser auszukommen.

Sinata brauchte wirklich insgesamt vier Tagesmärsche, um die Flussmündung zu erreichen. „Dann geht es jetzt ins Land der Drachenwesen.“, dachte Sinata, als sie von dem klaren Flusswasser trank. In Gedanken verfolgte sie den Weg, den sie in den nächsten Tagen folgen musste. Am Waldrand entlang, ins Land hinein, quer über die Ebene in den Wald im Zentrum Nitals. Von dort aus waren es etwa zwei Tagesmärsche bis Denar. „Ich werde meine dämonischen Kräfte brauchen.“, dachte Sinata, als sie ihre Metallflasche und noch eine Lederflasche mit Wasser auffüllte, „Aber nur bis zum Wald in der Mitte dieses Landes, ab da nicht mehr.“

Sinata gebrauchte am nächsten Morgen ihre katzenhafte Schnelligkeit. Sie ging nicht normal, sondern lief mit zur Seite gestreckten Armen, die auch leicht nach hinten gestreckt waren. Ihr Umhang wehte hinter ihr her, ebenso ihr Katzenschwanz. Sie hatte diese Fähigkeit seit ihrer Ankunft nicht verwendet, da sie befürchtete, dass die Drachenwesen sie hätten spüren können. Gegen Mittag erreichte Sinata die Ebenen und konnte am Horizont auch schon den Wald sehen, ihr Ziel.

Sinata hatte Zeit aufgeholt, aber sie musste damit rechnen, dass Leute auf den Ebenen unterwegs waren. Also gebrauchte sie ihre Fähigkeiten nicht und ging wieder normal, vielleicht etwas schneller. Sie veränderte während einer Pause in der sie aß auch ihr Äußeres. Ihre Katzenaugen mit den senkrechten Schlitzpupillen wurden zu menschlichen mit runden Pupillen. Ihre Ohren verbarg sie unter einem Haarband, dass sie über die Ohren band. Ihren Schwanz musste sie unter dem Umhang verbergen und hoffen, dass ihn niemand bemerkte.

Sinata ging mit festem Schritt und entschlossenem Blick in Richtung des Waldes vor Denar. Gegen Abend suchte sie einen Ort, an dem sie die Nacht über sicher war. Sie fand schließlich einige große Felsen die aus der grasbewachsenen Ebene ragten. Einige waren so aneinander gelehnt, dass sich eine kleine Höhle bildete. Sinata kroch in diese Höhle und richtete sich für die Nacht. Die Höhle war höchstens einen Meter hoch und zwei Meter lang. Sinata konnte sich nur mit Mühe darin umdrehen. Der Boden war hart und die Steine knackten immer wieder. Es war nicht verwunderlich, das Sinata am nächsten Morgen hundemüde war, da sie sehr unruhig geschlafen hatte.

Die nächsten drei Tage sah Sinata nichts anderes als die weite Ebene und den Wald, auf den sie zuging. Nur am dritten Tag sah Sinata etwas besonderes. Der Wald war noch etwa einen halben Tagesmarsch von ihr entfernt, als plötzlich ein gigantischer Schatten über sie hinweg segelte. Sinata schluckte und sah langsam in den Himmel hinauf.

Ein riesiger Drache flog dort oben. Sinata konnte nicht viel erkennen, aber er hatte einen langen Schwanz, vier Füße, zwei große Flügel und spie immer wieder dunkelrote Flammen. Er selbst war fast schwarz. „Hoffentlich ist der neutral!“, dachte Sinata hoffnungsvoll und steuerte wieder auf den Wald zu.

Der Drache musste wirklich neutral sein, denn er flog seine Bahnen und ließ Sinata in Ruhe. Die war dafür sehr dankbar und froh.

Gegen Abend kam Sinata in den Wald. Sie suchte wieder einen geeigneten Schlafplatz und versank in Alpträumen. Sinata war richtig froh, als sie am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang erwachte. Sie schlang eine Frucht hinunter und lief am Waldrand entlang, als wollte sie ihrem Alptraum davon laufen.

Noch vor Mittag erreichte Sinata die andere Seite des Waldes und sah in der Ferne im Norden einen schwarzgrünen Wald. Davor war ein kleiner rötlicher Fleck, wahrscheinlich Denar.

„Ich bin nahe an dem nächsten Mitglied des Bunds der Sieben dran. Hoffentlich komme ich in die Stadt hinein!“, überlegte Sinata, als sie ihre Wasserflasche an der Quelle am Waldrand auffüllte. Jetzt begann sie sich Sorgen zu machen. Wie würde sie den anderen erkennen, oder würde er sie erkennen? Wusste er schon Bescheid? Was passierte, wenn irgendjemand heraus fand, dass sie ein Halbdämon war?

Diese Fragen wanderten ihr während des gesamten Weges bis zum Abend im Kopf herum. Sie schlief wieder unter einigen Felsen, die aus der Ebene ragten. „Morgen gegen Mittag werde ich Denar erreichen.“, dachte Sinata schaudernd, als sie sich unter ihrem Umhang zusammen kauerte.

Lorean, das Eis

Sinata blieb stehen und sah auf die Stadtmauern von Denar, einhundert Meter vor ihr. Sie waren aus Gestein mit rotem Schimmer gebaut. Oben auf der Mauerkrone ragten nebeneinander hohe, spitze Zacken in die Höhe, wie Drachenzähne. Die Mauer umschloss kreisrund die auf einem Hügel erbaute Stadt. Ganz oben ragten die blutroten Türme eines Schlosses in die Höhe. Auf den Türmen in der Mauer und auf den Schlosstürmen wehten Fahnen mit einem feuerroten Drachen auf tiefschwarzem Hintergrund, umrahmt mit einem goldenen Spruch. Um die Mauer herum war ein tiefer Graben ausgehoben und nur auf der Südseite war eine Zugbrücke aus dicken Balken. Das Torhaus war auf blutrotem Gestein erbaut und in das Gestein waren Drachenornamente und Schriftzeichen eingraviert. Die Stadt war ungefähr einen Quadratkilometer groß.

Sinata schauderte, als sie die vielen Wachen auf dem Torhaus und auf den Mauern sah. Sie trugen Drachenrüstungen, die den Drachengestalten nachempfunden waren. Sie hatten schwarze Hellebarden und lange Schwerter an den Seiten.

„Hoffentlich komme ich rein!“, dachte Sinata und schritt langsam auf das Torhaus zu. Während sie ging ließ sie ihre Augen normal werden und zog ihren Schwanz ein. Als sie die Zugbrücke überquerte nahm sie auch ihre Kapuze ab und ihr blaues Haarband, das ihre Katzenohren überdeckte war zu sehen. Als sie in das Torhaus trat baute sich ein Wachmann vor ihr auf. Die Hellebarde in seinen Händen blitzte gefährlich und tödlich. In seinen Augen war Misstrauen.

„Was wollt Ihr hier, Fremde?“, fragte er mit gefährlicher Stimme. „Nicht nervös werden! Ganz ruhig!“, dachte Sinata und antwortete, so gelassen wie möglich, „Ich komme um einen entfernten Verwandten von mir zu suchen. Ich habe erst vor kurzen von ihm erfahren. Und ich möchte ihn gerne zu meiner Hochzeit einladen.“ „Etwas blöderes konnte ich mir wirklich nicht ausdenken!“, dachte Sinata über sich selbst äußerst verärgert, „Ausgerechnet eine Hochzeit!“

Die Wache musterte Sinata kurz und ließ dann lächelnd die Hellebarde sinken. „Kann ich sogar verstehen. Ich habe erst vor kurzem erfahren, das ich einen Zwillingsbruder in LeMar habe. Da Ihr nur einen Verwandten besuchen wollt habt Ihr wohl keine Waffen dabei?“, das war eine Frage.

„Ich habe keinerlei Waffen bei mir.“, erwiderte Sinata und dachte kurz an ihr kleines Messer, mit dem sie den Käse und das Brot zerschnitten hatte. „Gut, Ihr könnt passieren.“, sagte die Wache trat zur Seite und ließ Sinata in die Stadt. Verdattert schritt Sinata durch das Tor in die Stadt und wunderte sich, dass ihre Lüge so glaubhaft war. „Na ja, man muss auch den richtigen Kerl erwischen. Eine Portion Glück gehört schließlich auch zum Leben.“, dachte Sinata vergnügt.

Vor ihr lag eine breite mit weißem Stein gepflasterte Straße, die direkt auf das Schloss zu führte. Von dieser Straße führten immer wieder schmälere Nebenstraßen weg. Sinata folgte der weißen Straße und gelangte endlich auf den Marktplatz, der direkt vor dem Schloss lag und auf den noch drei weitere Straßen führten.

Auf dem Marktplatz herrschte reges Treiben. Überall wurde gerufen und Waren angepriesen. Irgendwo wurde Tanzmusik gespielt. Sinata sah seltsame Früchte und feine Stoffe. Fremde Gerüche strömten aus Gewürzen und Blumen aus. Sinata konnte sich kaum sattsehen an all den merkwürdigen Sachen.

Schließlich kam sie wieder an den Rand des Platzes und sah hinauf zum Schloss. Die grauen Wolken zogen schnell über die Stadt hinweg. Das Schloss wirkte unwirklich und wie aus einem Traum. Sinata starrte auf eine wehende Fahne..

„Sinata, aus Lin in Urdan, nicht wahr?“, fragte plötzlich eine männliche Stimme hinter Sinata. Die wirbelte erschrocken herum und sah einen jungen Mann hinter sich. Er war etwa einen Kopf größer als sie und trug eine blaue Stoffhose, schwarze Stiefel und ein blaugraues Hemd, über das er sich einen Gürtel um die Hüfte geschnallt hatte. Sein Gesicht war ebenmäßig und drückte Erfahrung aus. Über sein rechtes Auge zog sich eine rötliche Narbe. Seine Augen hatten die Farbe Indigoblau und sein ellenbogenlanges Haar war tiefblau.

„Sinata, oder? Das bist du doch!“, wiederholte er. „Ja, die bin ich!“, stotterte Sinata völlig verwirrt, „Dann bist du der zweite im Bund der Sieben?“

„Ja, mein Name ist Lorean. Mir wurde in einem Traum gesagt, dass ich heute auf dem Marktplatz nach einem Mädchen suchen sollte, dessen Beschreibung genau dir entspricht.“, erzählte Lorean. „Mir wurde in einem Traum gesagt, dass ich nach Denar kommen sollte.“, erwiderte Sinata froh.

Lorean schwieg und meinte dann, „Wir sollten an einen anderen Ort gehen. Dort können wir und besser unterhalten.“ Er nahm Sinata's Hand und führte sie aus dem Getümmel hinaus in eine Nebenstraße. Nach ungefähr zweihundert Metern erreichten die beiden ein kleines Haus mit einem Garten.

„Hier wohne ich, komm.“, sagte Lorean und führt Sinata durch den kleinen Garten und in das Haus. Sie kamen in eine kleine Diele, wo Lorean Sinata ihren Umhang abnahm und an die kleine Garderobe hängte. Die Diele war dunkel und schwer.

„Wir gehen am Besten ins Wohnzimmer.“, schlug Lorean vor und ging an Sinata vorbei, den kurzen Gang entlang und öffnete dann die Türe am Ende des Ganges. Sinata folgte ihm, noch immer etwas misstrauisch. Das Wohnzimmer war klein und gemütlich. Ein großer Schrank stand an der einen Wand, an der gegenüber liegenden standen im Halbkreis vier große Sessel um einen offenen Kamin herum. Auf dem Boden lag ein großer bunter Teppich. Vor dem Schrank stand ein Tisch mit vier Stühlen.

Lorean bot Sinata einen Stuhl an und setzte sich dann ihr gegenüber.

„Welches Element hast du bekommen?“, wollte er wissen und musterte Sinata neugierig. Die hob die Hand und ließ über ihren Fingerspitzen einen Feuerball entstehen. „Das Feuer.“, sagte sie schlicht. „Gegensätzlicher könnte es nicht sein!“, lachte Lorean und ließ auf dem Tisch große Eiskristalle wachsen, „Mein Element ist das Eis!“ „Oh je! Extrem gegensätzlich! Du hast Recht!“, erwiderte Sinata und lächelte. „Was bist du eigentlich?“, wollte Lorean wissen und seine Neugier war an seiner Nasenspitze zu erkennen.

Sinata hob die Hände und löste ihr Haarband. Jetzt erst bemerkte sie, wie sehr ihre Ohren schmerzten. Sie ließ auch die Tarnung ihrer Augen fallen. „Du bist ein Halbdämon!“, rief Lorean begeistert aus, „Eine Katze, richtig?“ Sinata nickte und überlegte eine Frage. Siedend heiß fiel ihr eine ein.

„Was müssen wir als nächstes tun?“, fragte sie. „Davon wurde mir in meinen Träumen berichtet.“, antwortete Lorean, „Wir müssen durch den Wald hinter Denar und das Grenzgebirge zu Kisarn überqueren. In Ndla lebt derjenige, den wir als nächstes finden müssen. Aber ...“ „Aber was?“, wollte Sinata wissen und ihr fiel die Unsicherheit in Lorean's Stimme auf.

Lorean stand auf und sah aus dem Fenster. „In Kisarn leben die Dämonen.“, erklärte er langsam, „Während die Halbdämonen von den anderen Völkern noch geduldet werden, setzen die Dämonen alles daran sie für immer auszulöschen. Hätte Urdan sich nicht bereit erklärt alle Halbdämonen aufzunehmen, dann würde in Kisarn täglich das Blut unschuldiger Halbdämonen vergossen werden. Ich meine damit ...“

„Du meinst, dass ich in Kisarn immer in Gefahr schwebe.“, vervollständigte Sinata. „Nein, du schwebst dort immer in tödlicher Gefahr.“, stieß Lorean hervor und starrte Sinata an. Die nickte langsam, wenn sie in Kisarn nicht aufpasste war sie dem Tod geweiht.

Ein gefährlicher Aufbruch

Die Stimmen von der Straße weckten Sinata auf. Müde streckte sie sich auf ihren Kissen aus und öffnete die Augen. Sie lag im Wohnzimmer von Lorean in einer Ecke auf einem Haufen Kissen und decken. Und die fühlte sich so ausgeruht wie schon lange nicht mehr.

„Lorean ist sicher noch einkaufen!“, dachte Sinata und drehte sich auf den Bauch, „Er hat gestern Abend ja gesagt, dass er für die Reise ein paar Sachen besorgen will. Vielleicht kauft er auch Waffen, wir wollen schließlich nach Kisarn in das gefährlichste Land von Elamar. Ich bin ganz schön aufgeregt.“

Drei laute Glockenschläge ließen Sinata aufhorchen. Sie sah auf die kleine Uhr auf dem Kaminsims, 11:45 Uhr! „Bald gibt es Mittag, ich hab riesigen Hunger.“, dachte Sinata und setzte sich auf. Sie gähnte noch einmal und kratzte sich an ihren Ohren, die etwas zerzaust aussahen.

Wenige Minuten später hörte sie die Haustüre und dann Lorean's Stimme, „Sinata, bist du schon wach?“ „Ja! Und mein Magen ist voller Hunger!“, lachte Sinata und Lorean kam ins Zimmer. „Ich hab was zu essen mitgebracht.“, meinte er und schleppte drei große Tüten ins Zimmer und stellte sie auf den Tisch, „Ich kann zwar kochen, aber ich hab jetzt absolut keine Lust dazu.“ Sinata lachte.

Lorean begann die Tüten auszupacken. Aus der ersten kamen mehrere Stoffbeutel mit Trockenobst, Brot, Käse und Kartoffeln. „Auf der Reise brauchen wir ja auch etwas zu essen.“, meinte Lorean und begutachtete die Kartoffeln, „Die können wir in die Glut von Feuer tun und dann essen, besser als nichts.“ In der zweiten Tüte waren Sachen, die man auf jeder Reise brauchte, Messer, zwei Decken, ein großer Rucksack, ein kleines Säckchen mit Heilkräutern und Salben und noch ein paar andere Kleinigkeiten.

„Und was ist in der dritten Tüte?“, wollte Sinata neugierig wissen. „Das ist alles für dich! Deine neue Ausrüstung!“, lachte Lorean und schob Sinata die Tüte hin. „Bist du verrückt?“, rief Sinata und starrte auf die Tüte, „Du kannst doch nicht so viel Geld für mich ausgeben!“ „Doch, kann ich.“, erwiderte Lorean, „Es dient schließlich deiner Sicherheit!“

Sinata begann die Tüte auszupacken. Ein lederner Überwurf mit aufgenähten feuerroten Metallplatten, noch dazu sehr figurbetont. „Wo bitte hast du das her?“, fragte Sinata und strich über die Metallplatten. „Es gibt in der Stadt einen Laden für Walküren und Amazonen.“, erklärte Lorean, „Dort kaufen Väter ein, die wollen, dass ihre Töchter sicherer leben und selbstbewusster werden. Manche kaufe das aber auch um ihre Töchter in die Kampfschule schicken zu können. Dort steigen sie zur weiblichen Elite auf. Ich hab einfach gesagt, ich muss für meine Schwester einkaufen, weil mein Vater tot ist.“ Lorean grinste zufrieden.

Sinata zog wieder etwas aus der Tüte. Es waren zwei Unterarmschützer für Bogenschützen, gefertigt aus feuerrotem Leder. „Was ist jetzt das?“, fragte Sinata und drehte einen in den Händen. „Das ist eine Waffe!“, erklärte Lorean und schnallte sich blitzschnell einen um den Arm, „Pass auf!“

Er warf seinen Arm herum, als würde er ein leichtes Schwert führen, im nächsten Moment zersprang eine große, kitschige Vase auf dem Kaminsims. „Die konnte ich sowieso nicht leiden!“, meinte Lorean lachend und wandte sich Sinata zu, „Die Schützer bestehen auf der Oberseite des Unterarmes aus zwei Lagen Leder. Zwischen denen ist eine kleine Metallkammer und in der ist eine Peitsche aus Stahlschnur aufgerollt. Mit einer schnellen Armbewegung kannst du die Peitsche ausfahren, angreifen und dann zieht die Peitsche sich schnell wieder zurück. Wenn du übst kannst du das Feuer sicher auch auf die Stahlschnur übertragen! Dann wirst du noch gefährlicher Ich möchte dir dann nicht begegnen.“

Sinata packte weiter aus. Eine feste schwarze Lederhose. Eine silbrige Tunika aus dicker Seide. Ein paar roter Lederstiefel, die bis zu den Knien gingen, und am rechten Stiefel war eine Tasche für einen kurzen Dolch. Den Dolch hatte Lorean auch gleich gekauft, er hatte ein schwarzes Heft und eine blutrote Klinge. Noch dazu ein leichtes Kurzschwert mit rotem Heft und silbriger Klinge in einer schwarzen Scheide. Dazu einen schwarzen Gürtel mit roten Steinen.

„Du hast alles in Rot und Schwarz gekauft!“, stellte Sinata fest und begutachtete ihre Ausrüstung. „Schwarz und Rot passen schließlich zu Feuer!“, erwiderte Lorean und holte aus der Küche einen angeschnittenen Laib Brot, Käse, Butter und Wurst. Es war schließlich Mittag!

Während ihres einfachen Mittagessens unterhielten sich Sinata und Lorean über Kisarn und die Dämonen. Sinata bekam immer mehr Angst vor diesem Land und den Dämonen, obwohl sie selbst zur Hälfte ein Dämon war. „Übermorgen gleich nach Sonnenaufgang brechen wir auf.“, erklärte Lorean kauend, „Ich werde einen Nachbarn bitten auf mein Haus aufzupassen.“

Sinata nickte und schob den kleinen Rest ihres Brotes in den Mund. Lorean wechselte plötzlich das Thema und erzählte. „Ich habe heute auf der Straße eine Unterhaltung zwischen dem Hauptmann der Stadtwache und dem ersten Krieger am Hofe des Königs mitgehört.“, erzählte er. „Und?“, fragte Sinata neugierig. Lorean seufzte tief.

„Die Lage in Nital spitzt sich zu.“, sagte er und ließ seine Hand mit dem Brot schwach auf den Tisch sinken. In seinen Augen stand etwas Hilfloses. „Der Krieg wird schön langsam, damit niemand etwas merkt, vorbereitet.“, sagte Lorean und sah Sinata direkt in die Augen, „Sie wollen wieder einen Krieg! Wieder! War der letzte den nicht schon schlimm genug!? Der erste Krieger hat gesagt, dass er froh ist, dass es den Bund der Sieben nicht mehr gibt. Sie wollen ganz Elamar besitzen. Und einen neuen, noch grausameren Krieg!“

Sinata schwieg einen Moment, dann sagte sie „Lass und doch gleich morgen aufbrechen! Wenn die Lage hier so ist, dann zählt jeder Tag und jeder Stunde!“ „Traust du dir das den zu?“, fragte Lorean besorgt, „Du bist doch schon eine halbe Ewigkeit unterwegs.“ „Wenn es um Tod und Leben, Krieg und Frieden geht, dann kann ich auch zurückstecken!“, erwiderte Sinata, „Ich habe nichts dagegen morgen aufzubrechen!“ Lorean überlegte ein paar Minuten, dann „Einverstanden! Ich werde gleich meinen Nachbarn Bescheid sagen. Du kannst deinen und meinen Rucksack packen.“ Sinata nickte entschlossen, wenn sie etwas wollte, konnte sie es durchsetzten.

Sinata legte ihre neuen Sachen auf ihr improvisiertes Bett und sah zufrieden auf die zwei Rucksäcke, die sie gepackt hatte. Beide waren bis zum zerreißen vollgepackt. Die Vorräte waren gerecht auf beide Rucksäcke verteilt.

„Ich bin wieder da!“, rief Lorean aus dem Gang und trat ins Wohnzimmer, „Das sind ja gigantische Teile!“ „Ja, und ganz schön schwer auch noch!“, erwiderte Sinata und ließ sich auf die Kissen fallen. „Meine Nachbarn haben sich zwar gewundert, dass ich verreise, aber sie passen auf mein Haus auf.“, erzählte Lorean und setzte sich auf einen Stuhl am Tisch, „Ich muss nur noch ein wenig aufräumen und dann können wir morgen früh aufbrechen.“ „Gut.“, erwiderte Sinata.

„Es ist jetzt 15 Uhr 45. Ich räume jetzt auf. Und du ...“, sagte er mahnend, als Sinata sich erhob, „... du wirst dich jetzt schön ausruhen und die Landkarte studieren. Ich glaube da kennst du dich besser aus.“ Sinata grummelte, aber sie holte die Karte zu sich und studierte sie. Es war ein weiter Weg bis Ndla. Aber es musste sein.

Der Tag verging und es wurde Abend. Der silbrige Mond warf sein trauriges Licht auf die Stadt und alle gingen schlafen, auch Lorean und Sinata.

Sinata wachte am nächsten Morgen schon vor Sonnenaufgang auf. Sie lag einen kurzen Moment schweigend und mit geschlossenen Augen im Bett. Mit einem Ruck öffnete sie ihre Augen und setzte sich auf. Sie trat an einen Stuhl im Wohnzimmer, darauf lagen die Sachen, die Lorean ihr gekauft hatte. „Ich ziehe das von Anfang bis zum Ende durch!“, dachte Sinata entschlossen und griff nach den Sachen.

Als Lorean noch etwas verschlafen in das Wohnzimmer trat, stand Sinata in ihren neuen Sachen am Fenster und sah hinaus auf die noch menschenleere Straße. „Du bist also fertig.“, stellte Lorean fest und Sinata drehte sich zu ihm um. Zuerst wunderte sie sich, ob sie richtig sah, dann musste sie feststellen, dass sie richtig sah. Lorean trug eine schwarze Lederhose, dunkelblaue Stiefel, eine hellblaue Tunika und einen dunkelblauen Überwurf, ebenfalls mit Metallplatten benäht. Darüber trug er ziemlich locker einen schwarzen Gürtel, an dem ein Schwert hing.

„Dann können wir aufbrechen.“, meinte Lorean und wirkte etwas blass, „Du bindest dir am besten wieder ein Haarband über die Ohren und ziehst deinen Umhang an.“ Sinata nickte und nur wenige Minuten später trafen sich Lorean und sie an der Haustüre. Wortlos reichte Lorean Sinata einen zweiten Rucksack und öffnete die Türe.

Es war ein kalter Morgen. Sinata trat hinaus in die Kälte und schulterte ihren Rucksack, in den sie auch ihre alten Sachen gepackt hatte. „Wie lange ich wohl nicht mehr hier sein werde?“, überlegte Lorean laut und schloss die schwere Eichentür ab. Den Schlüssel legte er in das Maul einer steinernen Figur, die neben der Türe stand. Die Figur erwachte kurz zum Leben und verschluckte den Schlüssel, dann erstarrte sie wieder. „Dann los.“, meinte Lorean und warf einen letzten Blick auf sein Haus, wie einst Sinata in Urdan.

Sie gingen durch die menschenleeren Straßen, ihr Atem hing als weißer Nebel in der Luft und machte alles nur noch unheimlicher.

Ihre Schritte hallten in der leeren Gasse tausendfach wider und klangen unerträglich laut. Der dunkelblaue Nachthimmel wich langsam dem gleißenden Gold des Morgens. Die Sonne tauchte langsam am Horizont auf, wurde immer größer, wie ein Feuerball. Sinata dachte einen Moment an ihr Element, dann sah sie wieder auf die Straße.

Ein Mann mit einem Esel an der Zügel kam ihnen entgegen. Der Esel trug Körbe, in denen Brot war. „Er bring den Alten Brot und andere Lebensmittel.“, flüsterte Lorean, als der Mann vorüber war.

Sinata nickte und spürte die brummende Leere in ihrem Bauch. Sie erreichten den Marktplatz auf dem noch nicht viel los war. „Geh in Richtung Stadttor.“, flüsterte Lorean Sinata ins Ohr, „Ich kaufe schnell etwas zu essen.“ Sinata nickte und ging langsam, aber zielstrebig über den Markt, während Lorean auf einen Bäckerladen am Marktrand zuging.

Aus den Augenwinkeln bemerkte Sinata Männer, die scheinbar nichts zu tun hatten und die Leute beobachteten. Ihre Nackenhaare stellte sich auf und ihr Schwanz zuckte. Diese Männer waren in Zivil gekleidete Mitglieder der Stadtwache! Sie beobachteten alle die ihnen merkwürdig vorkamen und observierten sie.

Lorean stieß wieder zu Sinata und drückte ihr eine Semmel in die Hand. „Als Frühstück.“, meinte er und biss kräftig in seine eigene. „Lorean, halt mich nicht für verrückt, aber ich glaube die zivilen Wachleute beobachten uns.“, meinte Sinata leise zwischen zwei Bissen und sah sich kurz um. Einer der Wacheleute, die sie vorhin gesehen hatte, folgte ihnen, etwa 15 Meter hinter ihnen.

„Du hast Recht.“, erwiderte Lorean leise als er sich kurz umgesehen hatte, „Wir werden wirklich verfolgt. Irgendwie müssen wir verdächtig sein.“ Sinata nickte kurz und schob den kleinen Rest ihrer Semmel in den Mund, ja, irgendwie.

„Vielleicht hat einer dich gestern bei Einkaufen beobachtet!“, murmelte Sinata kauen, „Vor allem, als du die Sachen für mich gekauft hast.“ „Stimmt.“, erwiderte Lorean und spähte sauer umher, „Ich musste drei Jahr Wachpflicht absolvieren. Dabei habe ich mich gut mit dem Hauptmann der zivilen Streife verstanden. Er weiß, dass ich ein Einzelkind bin und nicht verheiratete bin.“ „Vielleicht hat er deine Ausrede gehört und den einzigen passenden Schluss gezogen!“, mutmaßte Sinata und starrte die Straße hinunter, etwa 500 Meter von ihnen entfernt war das Torhaus.

Nach ein paar schweigsamen Sekunden flüsterte Sinata: „Es werden immer mehr, die uns verfolgen!“ Lorean neben ihr atmete tief, „Wir sind jetzt noch circa 450 Meter vom Torhaus entfernt. Du läufst los, auf das Torhaus zu. Ich werde sie zurückhalten und dir helfen. Okay?“ Sinata nickte und Adrenalin durchflutete ihren Körper.

„Los!“, rief Lorean wirbelte zu seinen Verfolgern herum und Sinata rannte los. Hinter ihr gab es eine hellblaue Lichtexplosion. Mit wehendem Umhang lief sie auf das Torhaus zu. Die Wächter mit den Bögen und Armbrüsten auf dem Torhaus spannten Pfeile auf ihre Sehnen und visierten Sinata an. „Lorean!“, dachte Sinata bitten, „Jetzt hilf mir doch endlich!“

In diesem Moment packte irgendetwas von hinten ihren Umhang und im nächsten Moment wurde Sinata in die Höhe gerissen! Sie baumelte, in ihren Umhang verheddert und gekrallt, im Maul eines großen azurblauen Drachens, der mit einem Schlag seiner großen mit Federn besetzten Flügel hinauf in den Himmel über der Stadt flog. Schreie anderer Laute drangen von unten herauf, waren aber kaum mehr zu hören. Die gleißende Sonne stand als Feuerball am Horizont und übergoss das Land mit einem feuerroten Schein.

Mit einer schnalzenden Kopfbewegung warf der Drache Sinata auf seinen Hals, direkt in seinen Nacken. Sinata schüttelte etwas benommen den Kopf und sah dann auf den Drachen. Ein langer gerader Hals mit einem Kopf, der dem einer Schlange etwas ähnelte. Aus dem Kopf ragten zwei lange Hörner. Auf den langen geraden Rücken folgte ein etwa sieben Meter langer Schwanz. Aus dem Bauch ragten vier stämmige, aber wohlgeformte Beine. Die Flügel mit blauen Federn hatten eine Spannweite von mehr als 15 Metern! Sinata schätzte die gesamte Länge des Drachen (von Kopf bis Schwanzspitze) auf etwa 15 bis 17 Meter. Die Schulterhöhe betrug etwa fünf oder sechs Meter.

„Lorean, das war ein Geniestreich!“, lobte Sinata und hielt sich vorsichtig an den langen elfenbeinfarbenen Hörnern auf dem Kopf des Drachen fest. „Danke!“, lachte der Drache mit Lorean's Stimme, „Ich war mir einen Moment nicht sicher, ob es klappen würde, aber es hat geklappt. Aber es hat geklappt!!“

„Können wir bis nach Kisarn fliegen?“, fragte Sinata und sah nach Norden, auf die rauen, kalten Berge, die Grenze zu Kisarn. „Nein, ich muss vor dem großen Wald landen.“, erwiderte Lorean, „Dann müssen wir wieder wandern. Die Dämonen würden mich sofort und ohne Probleme sehen und abschießen.“

Sinata nickte, das war zu gefährlich. Nach einige Zeit ging Lorean in einen sanften Landeanflug und setzte sanft vor dem Waldbogen südsüdöstlich von Anmar auf. Sinata sprang von Lorean herunter und er verlor seine Drachengestalt und stand als normales Wesen wieder neben Sinata. Zusammen gingen sie in den finsteren Wald. Jetzt ging es weiter, ins Land der Dämonen.

Ins Land der Dämonen

Sinata ging hinter Lorean her und sah sich aufmerksam und etwas ängstlich um. Es dunkelte bereits und der Wald wollte und wollte kein Ende nehmen. „Wie weit ist es denn noch?“, fragte sie leise nach vorne. Sie hatte die Befürchtung, dass irgendjemand, oder irgendetwas, sie hören konnte. „Der Wald wird immer abweisender, das heißt, dass wir nahe am Gebirge sind.“, erwiderte Lorean ebenso leise wie Sinata, „Wir werden so lange gehen, bis wir den Fuß des Gebirges erreichen!“ „Toll!“, grummelte Sinata und sah sich schaudernd um.

Die Bäume waren schwarz und knorrig. Ihre Äste hatten die absurdesten Formen und wirkten auf bizarre Art und Weise lebendig. Der Boden war mit rabenschwarzem Moos bewachsen, aus dem bei jedem Schritt ein leises unheimliches Geräusch kam. Und da es nun dunkler wurde, erwachten die Tiere der Nacht.

Mit einem leisen Pfeifen und lautem Flattern rauschte eine Scharre gigantischer Fledermäuse über Sinata und Lorean hinweg. Sinata ging schnellstmöglich in die Hocke und hielt ihre Arme über ihren Kopf. „Sie sind vorbei!“, flüsterte Lorean vor ihr und richtete sich wieder auf.

Nur wenig später verfolgte eine große Eule Sinata und Lorean. „Was will die?“, fragte Sinata ängstlich, als die Eule wieder ein paar Schritte vor ihnen landete und auf sie wartete. „Ich weiß nicht.“, gestand Lorean und fixierte die Eule misstrauisch, „Entweder mag sie uns und will uns den Weg zeigen, oder sie ist ein Dämon, der uns beobachtet.“ Sinata schüttelte sich und meinte, „Da wäre mir das erste lieber! Da könnte ich ihr vertrauen!“

Nach gut zwei Stunden Wandern erreichten Sinata und Lorean urplötzlich das Gebirge. Es ragte abrupt vor ihnen in den tiefschwarzen Himmel auf. Die Eule landete auf einem Felsen neben ihnen. Sie sah hinauf auf das Gebirge und dann auf Sinata und Lorean. Die beiden suchten einen halbwegs geeigneten Lagerplatz und legten sich schlafen. Die Eule setzte sich direkt neben sie auf einen Felsen und sah aufmerksam umher.

Während der ganzen Nacht wachte sie bei Sinata und Lorean und fing alle Mäuse, die den Schlaf der beiden stören wollte. Am nächsten Morgen weckte die Eule Sinata und Lorean. Sie verabschiedete sich mit einer Verbeugung mit ausgestreckten Flügeln und flog zurück in den Wald.

„Sie hat also auf uns aufgepasst.“, stellte Lorean fest und knabberte an einer Scheibe Brot herum und starrte auf die fast schwarzen Felsen des Gebirges. Sinata streckte sich, wie sehr wünschte sie sich ein großes dickes Kissen zum schlafen. Die felsige Erde eignete sich absolut nicht zum Schlafen.

„Weißt du irgendetwas über denjenigen, den wir als nächstes finden müssen?“, fragte Sinata an Lorean gewandt, während sie ihre Sachen wieder zusammen packte. „Nein, nichts.“, erwiderte Lorean nachdenklich, „Ich weiß nur, dass er, oder sie, in Ndla lebt. Mein Erbvater hat mich schon gewarnt. Er, oder sie, scheint ziemlich arrogant und gemein zu sein.“ „Toll!“, stöhnte Sinata als sie ihren riesigen Rucksack schulterte, „Das hat ja gerade noch gefehlt! Ein arroganter und gemeiner Dämon, den wir von der Sache überzeugen müssen. Wirklich großartig!“

Lorean lachte und warf sich seinen Rucksack über die Schultern. Der war so schwer, dass er nach hinten fiel und wie wild mit den Armen ruderte um das Gleichgewicht wiederzufinden. Nach einigen Sekunden stand er wieder sicher auf den Beinen und warf der lachenden Sinata einen bösen Blick zu. „Also dann, auf ins Gebirge!“, meinte er und kraxelte voran. Sinata folgte ihm mit katzenhafter Leichtigkeit.

Gegen Mittag erreichten Sinata und Lorean eine kleine windgeschützte Ebene, auf der sie rasteten und ein karges Mittagessen verzehrten. Der Wind pfiff schauerlich um die scharfkantigen Felsen und immer wieder lösten sich Steinchen, die das Gebirge hinunterkullerten. Sinata's Hände und die Wangen waren eiskalt und voller kleiner Schnitte von Steinen und Dornen. Der dunkle Wald unter ihnen sah tiefschwarz aus. Die Wolken über dem Gebirge trieben ungewöhnlich schnell gegen Norden. Sie waren genauso schwarz und unheimlich wie das Gebirge und genauso abweisend und unwirklich.

„Es heißt, die Dämonen gestalten die Grenze mit Absicht so feindlich, damit sie von allen in Ruhe gelassen werden!“, rief Lorean gegen den Sturm, als sie weiterkletterten. Sinata nickte nur, die Feindlichkeit dieses Gebirges musste er ihr gar nicht erklären.

Gegen Abend erreichten sie eine kleine, enge Höhle, in der sie die Nacht verbringen wollten. Der pfeifende Wind war in dieser Höhle noch deutlicher zu hören als draußen an den Felsen.

„Wie lange, glaubst du, brauchen wir, bis wir den Grat erreichen?“, fragte Sinata und versuchte eine einigermaßen bequeme Schlafposition zu finden. „Wir haben heute ungefähr ein Viertel der Außenseite geschafft.“, überlegte Lorean laut, „Ich denke wir werden noch ungefähr drei bis vier Tage brauchen, dann sind wir auf dem Grat.“ „Und dann wird es gefährlich?“, fragte Sinata und rollte sich wie eine Katze zusammen. Lorean seufzte.

„Dann wird es sehr gefährlich. Am besten wäre wohl, wenn wir nur noch in der Nacht gehen würden.“, meinte er nachdenklich und unterdrücke ein Gähnen, „Aber wir müssen am Tag gehen um den anderen in Ndla zu finden. Wir müssen dann eben sehr gut aufpassen, damit ja nichts passiert und wir Ruhe haben. Vor allem für dich wird es gefährlich!“

Sinata nickte im Halbschlaf, sie war schließlich eine Halbdämonin aus Urdan und damit für die vollwertigen Dämonen ein Bastard.

Am nächsten Tag mussten Lorean und Sinata eine circa 10 Meter hohe Wand hochklettert. Das Gestein war sehr bröckelig und voller Rissen, ähnlich einer Baumrinde. Sinata kletterte mit einem Seil auf dem Rücken die Wand hinauf. Sie war schließlich zu Hälfte eine Katze und Katzen waren ja Meister im Klettern. Als sie die Wand überwunden hatte band sie das Seil an einem Felsen fest und warf es Lorean hinunter. Der Drache kletterte an dem Seil herauf und dann ging es weiter.

Inzwischen gab es eine Art Wegnetz.

„Das benutzen wir nicht.“, meinte Lorean, als sich Sinata beschwerte, „Wenn wir die Wege benutzen, dann laufen wir direkt auf die Bewachungstürme zu! Und dann sind wir sofort entdeckt und können nicht mehr entkommen!“ Das musste Sinata einsehen, wohl oder übel.

Am Abend des dritten Tages hob sich am Horizont gegen den dunkler werdenden Himmel der Umriss eines Turmes ab. Sinata schätzte, das er etwa 25 bis 30 Meter hoch war. Oben ragten, wie Krallen oder Hörner, Steingebilde in die Höhe. Es wirkte furchtbar unheimlich!

„Wir werden jetzt einen Lagerplatz suchen.“, meinte Lorean neben einem Felsen stehend mit dem Blick zum Turm, „Er sollte ziemlich gut versteckt sein. Denn wir sind im Gefahrenbereich. Morgen werden wir dann parallel zur Grenze gehen und einen geeigneten Ort zum überqueren suchen.“ Sinata nickte und schluckte. Sie konnte Dank ihrer feinen Nase die Dämonen schon riechen.

Die Nacht verlief sehr ruhig. Sinata und Lorean hatten eine Art Höhle zwischen zwei Felsen gefunden. Über den Felsen wucherte ein dichtes Gestrüpp, dass sie ziemlich gut schützte.

Der vierte Tag war ziemlich stressig. Sinata und Lorean huschten von Felsen zu Felsen und hin und wieder krochen sie auch auf allen vieren zwischen Felsen hindurch. Es war eine wahre Tortur. Gegen Mittag entdeckte Sinata eine geeignete Stelle.

Es war eine Art Spalt zwischen zwei Berghängen. Die nächsten Wachtürme standen auf den Graten der nebeneinander liegenden Gipfeln und waren etwa 400 Meter von einander entfernt. Der Spalt lag etwa 150 Meter unter ihnen.

„Das ist das Beste, das uns passieren konnte.“, meinte Lorean leise als Sinata ihn darauf aufmerksam machte, „Wir müssen nur noch die Entfernung ein wenig verringern!“ Gesagt, getan. Sinata und Lorean schlichen sich sehr langsam an den Spalt heran, immer im schützenden Schatten von Felsen. Gegen Abend waren sie auf 150 Meter an den Spalt heran gekommen. Die Berghänge ragten bedrohlich über ihnen in die Höhe, in den blutroten Himmel.

„Wir werden jetzt bis um Mitternacht schlafen.“, erklärte Lorean als er und Sinata sich zwischen einigen Felsen versteckten, „Ich denke, gegen ein Uhr werden die Wachen abgelöst. Das heißt, dass wir einfach die Müdigkeit der Wachen ausnutzen, und natürlich die Dunkelheit.“ Sinata nickte und sah hinauf zum Spalt, hoffentlich waren die Wachen wirklich hundemüde und bemerkten nichts mehr. Sie hoffte es mit jeder Faser ihres Körpers.

„Sinata, wach auf!“, flüsterte eine Stimme in Sinata's Ohr und jemand rüttelte sie äußerst unsanft aus dem Schlaf. „Was?“, fragte sie verschlafen und bemerkte die Dunkelheit ums sich herum, „Müssen wir schon los?“ „Ja!“, flüsterte Lorean zurück. Er wirkte sehr nervös. Sinata schulterte schnell ihren Rucksack und war hellwach. Sie nahm alles in verschieden hellen und dunklen Grau- und Schwarztönen wahr, dank ihrer Katzenaugen. „Gut, dann wollen wir mal los!“, meinte sie und fasste Lorean's Hand.

Sicher führte sie ihn zwischen den Felsen hindurch und auf den Spalt zu. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und so laut, das sie fürchtete die Wachen oben auf den Türmen könnten es noch hören.

Nach endlos langen zehn Minuten erreichten Sinata und Lorean den Spalt, sicher und unentdeckt. „Gut, jetzt sollten wir uns beeilen, damit wir noch vor Sonnenaufgang auf der anderen Seite sind.“, flüsterte Lorean und spähte umher. „Gut, ich gehe wieder voran und warne dich vor Löchern und Stolperfallen.“, meinte Sinata in sich hinein grinsend und lief in den Spalt hinein.

Während sie durch den Spalt liefen überlegte Sinata, warum er wohl nicht gesichert war. Hin und wieder unterbrach sie ihre Überlegungen und warnte Lorean. Als sie nach einer dreiviertel Stunde Laufen den Ausgang erkannte, wusste sie auch, warum der Spalt nicht bewacht war.

„Die Dämonen sind der Meinung, dass ihre Grenze so feindlich gestaltet ist, dass niemand freiwillig zu ihnen kommen will. Und sollte doch jemand versuchen das Gebirge zu überqueren wird der durch die Gestaltung der Grenze so nervös, dass er unvorsichtig wird und die Dämonen ihn entdecken.“, wusste Sinata.

Sie bremste vor dem Ausgang scharf ab und Lorean rannte mit Vollgas in sie hinein. Aber er schimpfte nicht. Sinata lugte vorsichtig hinaus und zog schnell den Kopf zurück und ging in die Hocke. Draußen marschierte eine Wachtruppe von Dämonen in Rüstungen mit Masken und Schwertern vorbei.

Sinata wartete, bis sie vorbei war und sprang dann zusammen mit Lorean blitzschnell auf den gepflasterten Weg und sofort hinter einen Felsen auf der anderen Seite. Gleich darauf ertönte ein Ruf.

„Wartet mal!“, rief eine dunkle Stimme, „Da war etwas!“ Langsam näherten sich Schritte. Sinata trat der kalte Schweiß ins Gesicht. Ein paar Sekunden war es still, dann ertönte eine jüngere Stimme. „Welcher Idiot aus der restlichen Welt würde schon in Kisarn eindringen können!“, fragte sie etwas spöttisch, „Egal wer, unsere Wachen würden jedem Fremden sofort erkennen und Alarm schlagen!“ „Und was war mit dem Drachen vor vier oder fünf Tagen?“, fragte die erste Stimme zurück, „Der ist doch vor dem Gebirge rumgekurvt.“ „Er ist dann aber verschwunden.“, gab der Jüngere genervt zurück, „Und den Spalt dort würde niemand überleben. Da sind schließlich überall Feuergeister. Die verbrennen jeden.“

„Ich hab mich also geirrt.“, dachte Sinata und lauschte angespannt.

„Vielleicht hab ich mir die Bewegung nur eingebildet.“, überlegte die ältere Wache laut. „Das wird es sein.“, meinte die Jüngere versöhnlich, „Wir sind schließlich alle hundemüde, da kann es schon mal passieren, dass man sich etwas einbildet.“

Die Wachtruppe entfernte sich und als sie weg war liefen Lorean und Sinata so schnell sie konnten den Hang hinunter, bis zum Morgengrauen, dann versteckten sie sich in einer kleinen Höhle.

„Du hast wahrscheinlich die Feuergeister im Spalt neutralisiert.“, mutmaßte Lorean nachdenklich, „Oder sie haben dich als Erbe des Feuers erkannt. Auch gut möglich. Na ja, egal was es war, die Feuergeister haben uns nicht angegriffen und wir sollten froh sein, dass wir jetzt endlich in Kisarn sind.“ „Wandern wir die nächsten Tage, bis wir das Gebirge verlassen nur noch in der Nacht?“, wollte Sinata hundemüde wissen. Lorean nickte nur, er schlief schon fast.

Jetzt waren sie in Kisarn und ganz nahe am dritten Erben.

Der dritte Erbe

Müde reckte sich Sinata und rieb sich die Augen. Sie hatte endlich wieder einmal eine ganze Nacht lang durchgeschlafen. Die letzten drei Nächte waren sie gewandert und hatten am Tag geschlafen. Aber in der Nacht zu schlafen war doch viel erholsamer als am Tag.

Sie hatten in der letzten durchwanderten Nacht das Gebirge hinter sich gelassen und waren in die weite Ebene von Kisarn gekommen. Sie waren relativ nahe am Wald von Gial.

Sinata kletterte aus der ausgeschwemmten Höhle und sah über das Land. Rechts tauchte in großer Entfernung der Wald auf und links am Horizont war ein winziges Gebirge zu sehen und auch ein Wald. Die Ebene war mit weichem, dunkelgrünen Gras überzogen das sich über die vielen größeren und kleineren flachen Hügel zog.

„Du bist schon wach?“, fragte Lorean hinter Sinata und kletterte gähnend aus der Höhle. „Ja, es ist doch erholsamer in der Nacht zu schlafen.“, erwiderte Sinata und warf sich ihren Rucksack über die Schultern. „Dann können wir eigentlich los.“, meinte Lorean und folgte Sinata's Beispiel mit dem Rucksack, „Hier, iss besser noch eine Scheibe Brot und etwas getrocknetes Obst.“ Er reichte Sinata das genannte und holte sich auch noch etwas zu essen.

Sie gingen in Richtung Norden, immer neben einander und unterhielten sich. Lorean erzählte von seinem Land und seiner Kindheit.

„Ich war lange in einem Kriegerinternat, weil meine Eltern das wollten.“, erzählte er und starrte Richtung Norden, „Ich war immer Jahrgangsbester, zumindest in den praktischen Fächern. Dann sind meine Eltern gestorben und in musste meinen Dienst antreten. Warst du in einer Schule?“

Sinata überraschte die Frage und riss sie aus ihrer Konzentration. Sie hatte zugehört und nebenbei versucht einen großen Feuerball in ihre Hand zu beschwören. „Ja, ich war auf einer Schule.“, erwiderte sie zögernd, „Ich war auf einer allgemeinen Schule ohne kämpferische Ausbildung. Dafür mussten die Mädchen kochen lernen und die Jungen durften Kämpfen lernen. Das hat mir nicht gepasst und das haben alle Lehrer zu spüren bekommen!“

„Wie meinst du das?“, fragte Lorean neugierig und Sinata lachte leise. „Ich hab mit purer Absicht alles anbrennen und verbrennen lassen. Und mit dem Messern hab ich in unbeobachteten Momenten Dolchkampf geübt. Als das entdeckt wurde bin ich aus dem Kochunterricht geflogen und hatten dann Freistunden. Aber Kämpfen durfte ich nicht. Meine Mutter hat einen Aufstand gemacht, als ich aus dem Kochunterricht geflogen bin!“

„Wieso?“, fragte Lorean, „Etwa weil sie aus dir eine aufopfernde Hausfrau machen wollte?“ „Nicht nur das!“, knurrte Sinata wütend, „Bevor ich von Urdan abgehauen bin wollte sie mich ja mit einem Kerl verheiraten der doppelt so alt war wie ich! Außerdem hat der schon mindestens vier uneheliche Kinder! Das wollte meine Mutter mit mir machen.“

„Zum Kotzen!“, meinte Lorean und schüttelte sich, „Weißt du eigentlich irgendetwas über deine leiblichen Eltern? Oder hast du noch Geschwister?“

„Jetzt hast du einen wunden Punkt bei mir getroffen.“, murmelte Sinata traurig und senkte den Kopf, „Ich wollte meine Adoptiveltern immer etwas über meine leiblichen Eltern fragen, aber sie haben immer abgewimmelt.“ „Das ist gemein!“, stimmte Lorean Sinata zu.

„Alles was ich weiß ist, dass ich im Winter vor 536 Jahren geboren wurde. Ungefähr drei Tage später wurde ich schon nach Jutarn gebracht und mit einem Schiff nach Urdan gebracht. Sonst weiß ich nichts. Ich weiß nicht einmal genau, wann ich Geburtstag habe!“ „Nicht einmal grob?“, fragte Lorean betroffen nach. „Irgendwann zwischen dem 21. und dem 29. Dezember, mehr weiß ich nicht.“

Sie gingen schweigen eine Weile nebeneinander her. Schließlich meinte Lorean, „Es ist feige von deine Adoptiveltern gewesen, dass sie dir nichts sagen wollten. Und noch feiger ist es ja wohl, dass sie dich mit diesem Typen verheiraten wollten! Geht’s noch? Ein Kerl der doppelt so alt ist wie du und schon mindestens vier Kinder gezeugt hat? Worum ging’s deiner Mutter eigentlich bei der Gattenauswahl?“

Sinata zog eine Grimasse, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. „Es ging darum, dass er der adeligen Schicht angehörte, optisch was her machte und einen guten Ruf hatte!“ „Egoistisch!“, stieß Lorean aus, „Deine Adoptivmutter wollte sich selbst wahrscheinlich in die adelige Schichte einbringen!“

„Garantiert!“, meinte Sinata, „An dem Tag, an dem ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, hat mir meine Mutter gesagt, dass alles schon geregelt ist.“ „Das die Hochzeit schon geregelt ist?“, fragte Lorean entsetzt. „Ja.“, sagte Sinata wütend, „Kleid und Blumen bestellt, Gäste eingeladen, Trauzeugen, Ort und Pfarrer organisiert. Einfach alles war schon vorbeireitet! Und der Kerl hat mich auch schon als seine Ehefrau gesehen!“ Sinata schnaubte wütend und Lorean warf einen schnellen Seitenblick auf sie. Sinata war stinksauer!

Schweigend gingen sie nebeneinander gen Norden. Der sanfte Wind streichelte das Gras und spielte mit ihren Umhängen. Langsam beruhige Sinata sich wieder und sah lieber über die leicht hügelige Ebene von Kisarn.

Gegen Mittag sah es so aus, als wären sie nicht weitergekommen, aber das Grenzgebirge war doch um einiges kleiner geworden. Während Lorean und Sinata einige Trockenfrüchte, zwei Scheiben Brot und etwas Wasser verzehrten gingen sie langsam weiter. Gegen Ende des Tages erreichten sie den Fluss, den sie überqueren mussten. Aber die Brücke war noch einen ganzen Tagesmarsch stromabwärts entfernt. Also suchten sie sich einen Platz, der relativ sicher war. In diesem Fall eine kleine Aushöhlung in der Böschung des Flusses. Sinata wusch sich an diesem Abend endlich wieder mal die Haaren und zitterte wegen des kalten Wassers.

Gegen Mitternacht erwachte Sinata und lugte vorsichtig aus der Höhle. Der Himmel war überzogen mit funkelnden Lichtern! Keine Sterne, Lichter wie leuchtende Juwele und Mondsteine. Es war ein wunderbares Schauspiel, aber nach weinigen Minuten erlosch das Leuchten wieder und es wurde stockdunkel.

„Wahrscheinlich war das ein Zeichen.“, meinte Lorean nachdenklich, als Sinata ihm am nächsten Morgen beim Packen davon erzählte, „Ein Zeichen, dass die Nacht sich wendet, sprich, dass es Mitternacht ist.“ „So wie die Sohne den Morgen und den Abend ankündigt.“, stellte Sinata fest und schwang ihren linken Arm um die Peitsche im Armschutz auszufahren. Zischend schoss sie heraus, riss einen Streifen Gras weg und verschwand wieder.

„Dazu braucht man ganz schön viel Kraft und Ausdauer!“, meinte sie gegen Mittag, als ihre Arme scheinbar nur noch aus Schmerzen bestanden. „Ja, ich weiß.“, erwiderte Lorean lächelnd und holte wieder etwas zu essen aus seinem Rucksack, „Ich musste das in der Schule lernen!“ „Na danke!“, meinte Sinata sarkastisch, „Was glaubst du, wird die Brücke bewacht sein?“ Lorean hielt inne und überlegte, „Ich denke eher nicht. Die Dämonen halte es ja für unmöglich, das jemand vom Rest der Welt in ihr Land kommt. Ich glaube wir müssen uns keine sorgen machen. Außerdem werden wir sie ja in der Nacht überqueren. Vermindert noch einmal die Chance, dass wir entdeckt werden.“ „Zum Glück.“, murmelte Sinata und biss in ihr Brot.

Gegen Abend erreichten sie wirklich die Brücke. Als sie noch etwa einen Kilometer von ihr entfernt waren begann es zu dämmern. Sinata erkannte trotzdem wie die Brücke gebaut war. Sie bestand aus mehreren Bögen, die aus dem Wasser ragten und über die eine gepflasterte Straße führte. An den Enden der Brücke stand links und rechts ein Turm mit den gleichen Krallen wie die Verteidigungstürme im Gebirge. In der untergehenden Sonne leuchtete das weiße Gestein feuerrot.

„Ein fantastisches Bauwerk.“, murmelte Sinata beeindruck. Lorean nickte. Langsam und möglichst unauffällig gingen sie auf die Brücke zu. Bedrohlich ragten die Türme in die Höhe, sie wirkten noch gefährlicher. Sinata versuchte ihr Herz zu beruhigen und folgte Lorean langsam über die Brücke. Sie betete mit aller Kraft, dass sie nicht entdeckt werden würden.

Das Überqueren der Brücke schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, aber endlich erreichten sie die andere Seite und gingen ganz normal weiter. Sie gingen weiter in Richtung Norden, dort musste irgendwo die zweite Brücke sein.

Als die Brücke schon weit hinter ihnen lag und es schon sehr dunkel war stieß Sinata hervor, „Ich hatte echt Angst, dass wir erwischt werden!“ „Wem sagst du das!“, erwiderte Lorean und sah zu Sinata, „Ich hatte auch Angst!“

In dieser Nach schliefen sie in einer kleinen Mulde in der Ebene um die hohe Büsche herum standen. Schön langsam ging Sinata der harte Boden und die Suche nach einem geeignete Schlafplatz auf die Nerven. Sie wünschte sich nichts mehr, als endlich wieder einmal in einem Bett zu schlafen.

Nach zwei Tagesmärschen erreichten sie endlich auch die zweite Brücke. Und zum Glück ging wie bei der ersten Brücke alles glatt. Ab jetzt mussten sie nach Nordosten in Richtung eines Gebirges gehen. Jetzt begann Sinata zu überlegen, wie der Dritte im Bund der Sieben wohl war. Sie fürchtete, dass er arrogant und ihr gegenüber brutal gemein war. Lorean versuchte sie am Abend vor der Ankunft in Ndla noch halbwegs zu beruhigen.

„Spinn dir nicht so etwas zusammen.“, meinte er, als er von dem sehr klein gewordenen Laib Brot eine Scheibe abschnitt, „Er wird auch schon lange von uns träumen und auf uns vorbereitet sein. Er wird vielleicht nicht wissen welcher Rasse wir angehören, aber...“ „Auch wenn er das nicht weiß, als Dämon hat er, oder sie, ein feines Gespür und wird mich gleich als Halbdämonin erkennen!“, wandte Sinata ein, „Ich hab keine Lust mich von dem Dämon runterzumachen lassen.“ „Du wirkst zwar immer sehr schüchtern, aber ich glaub wenn du richtig provoziert wirst, dann kannst du ohne Probleme einen Dämon besiegen.“, meinte Lorean und nuckelte an seinem Daumen, er hatte sich geschnitten.

„Ich hab trotzdem Angst.“, murmelte Sinata, zog ihre Knie eng an sie und verschränkte die Arme darauf. „Wir werden es schon schaffen.“, meinte Lorean aufmunternd, „Ich bin ja auch noch da. Und morgen werden wir am Waldrand entlag gehen, bis wir einen Weg aus weißen Steinen finden, den müssen wir in den Wald folgen, dann treffen wir ihn, oder sie.“ Sinata nickte, sie hatte trotzdem ein schlechtes Gefühl in der Magengegend und das täuschte sie selten.

Am nächsten Morgen war Sinata noch vor Lorean auf den Beinen. Nervös ging sie auf und ab und rieb ihre eiskalten Hände aneinander. Als Lorean aufwachte hatte sie schon gegessen und ihre Sachen zusammen gepackt. „Ich hab trotzdem ein richtig schlechtes Gefühl.“ , murmelte Sinata als Lorean seine Rucksack schulterte. „Wie oft noch, mach dich nicht verrückt!“, erwiderte Lorean und führte Sinata aus dem Wald hinaus und am Waldrand entlang. Sinata war inzwischen richtig bleich geworden und zitterten innerlich. Sie hatte vorsorglich die Kapuze ihres Umhangs über ihren Kopf gezogen, das verbarg ihre Ohren.

Sie gingen sehr langsam, um den Weg nicht zu verpassen. Dann, am frühen Nachmittag blieb Lorean stehen und Sinata lugte vorsichtig an ihm vorbei. Wenige Meter vor ihnen führte der weißgepflasterte Weg in den Wald. Er kam von der Stadt her und war nur einen Meter breit. Lorean sah nach hinten zu Sinata und bog dann in den Wald ein. Sinata folgte ihm nur widerwillig. Ihr war schlecht vor Angst.

Nach ungefähr eine Stunde kamen sie auf eine Lichtung. In der Mitte stand jemand, hatte ihnen den Rücken zu gewandt. Sinata blieb hinter Lorean, sie fühlte die Bedrohung, die von diesem Jemand ausging.

Sie konnte nur wenig erkennen, aber dieser Jemand war etwa eineinhalb Köpfe größer als sie und trug eine schwarze Hose, schwarze kniehohe Stiefel und eine weiße Tunika mit einem Gürtel darüber. Dieser Jemand hatte sehr lange nachtschwarze Haare. Am Kopf waren sie sehr wuschelig und höchstens sechs Zentimeter lang, aber direkt unter dem Hinterkopf bis zum Nacken waren sie bis zu 60 Zentimeter lang. In diese langen Haare waren in kleinen Zöpfen rote Perlen eingeflochten. Seine Ohren waren spitzzulaufend und lang.

„Ihr seid die aus dem Rest von Elamar.“, stellte dieser Jemand fest, ohne sich umzudrehen. „Ja, die sind wir.“, erwiderte Lorean und starrte auf den Rücken des Dämons, der eindeutig ein junger Mann war. Sinata zitterte nun am ganzen Körper.

„Ihr habt es wirklich über das Grenzgebirge geschafft.“, meinte der Dämon ohne sich zu ihnen umzudrehen mit einem ziemlich arroganten Tonfall, „Das schaffen nicht viele. Ihr müsst wirklich zum Bund der Sieben gehören.“ „So wie du!“, erwiderte Lorean mit fester Stimme.

„Das ist mir nicht wichtig. Ich wollte einfach wissen, wer über das Gebirge kommen sollte.“, erwiderte der Dämon und drehte sich ruckartig um. Sinata starrte in ein leicht gebräuntes Gesicht mit rötlichen Augen und vier dünnen roten Narben über das linke Augen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Ray-rey
2011-05-03T22:21:33+00:00 04.05.2011 00:21
Also ich muss dich echt Loben^^ das Kapitel gefällt mir schon ganz gut. Dein Schreibstil ist in dieser Geschichte weit aus besser, wie der erste Stil der mir aufgefallen ist.
Hast du die Geschichte schon fertig geschrieben und stellst sie jetzt nur nach und nach hoch? Oder warum ist das eine schon etwas ältere Geschichte?

Ps. Ich finde es toll, dass du dir so viel Mühe gibst. Es gibt nicht viele, die so viel schreiben wie du. Du hast Potential, also bleib weiter dran, wenn du mal später an Verläge schreiben willst.


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