Zum Inhalt der Seite

Pirate's Dream

Wie man unter Piraten leben lernt
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Vienas

Hm... Ja. Der Titel ist litauisch für eins.

Ich konnte es gar nicht erwarten, mit dem Hochladen dieser Fanfic anzufangen, weil ich dieses Pair auch gern habe.
 

Kommentare sind gern gesehen, Favos auch, mal schauen, wie viele Leser ich für diese Fanfic gewinnen kann. :3
 

Wie schnell die Kapitel kommen, hängt davon ab, wie viel Zeit ich hab und wie schnell ich abtippe.^^"
 

_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-
 

Kapitel 1
 

"Endlich!" Andächtig strich Shou über den Asphalt. 'Endlich' bedeutete in diesem Fall, dass die Dark Rose angelegt hatte und er somit einkaufen gehen konnte.

"Du bist und bleibst eine Landratte!", lachte Tora und klopfte ihm auf die Schulter. "Hast du die Einkaufsliste?"

"Ja, hier." Er zog die zusammengefalteten Zettel aus der Tasche.

"Sieben Seiten?" Zweifelnd sah Tora ihn an.

"Weißt du, wie viel man mit über 50 Personen braucht? Außerdem sind da ja noch die Sachen, die man braucht, um fließendes Wasser und Strom am Laufen zu halten."

"Wenn du meinst. Wie willst du das alle mitbekommen?"

"Ayame und Hikaru."

"Deine Küchenhelfer, natürlich."

"Nao kommt auch noch mit."

Tora nickte nur.

"Und was macht ihr in der Zeit?", fragte der Koch.

"Geld besorgen." Weiter musste der erste Offizier gar nicht erklären.

Shou nickte. Übersetzt bedeutete das für ihn, alle Einkäufe in Rekordzeit erledigen und auf das Schiff bringen, um dann möglichst schnell ablegen zu können. "Warum können wir nichtmal ein paar Tage Urlaub auf festem Land machen?", seufzte er gefrustet.

"Wir sind Piraten", raunte Tora ihm zu. "Unser Zuhause ist die See und dort gehören wir hin. Übrigens solltet ihr jetzt losgehen, damit ihr noch pünktlich wieder da seid."

Shou nickte, sammelte seine Begleiter zusammen und machte sich auf den Weg.
 

"Da hier jetzt alle versammelt sind, noch eine kurze Besprechung. Zwei von euch bleiben hier, mir egal, wer, um das Schiff zu bewachen. Sobald unsere Einkäufer wieder da sind, helfen diese ihnen, alles an Bord zu bringen. Wir anderen teilen uns in drei Gruppen und gehen zu den größten Banken dieser Stadt. Ruki führt seine Leute, Tora geht mit IVs Gruppe und ich gehe mit Ko-ki und seinen Leuten. Nach dem Überfall kehrt jede Gruppe sofort hierher zurück. Klar soweit?" Saga sah seine Crew fragend an. Kollektives Nicken.

"Gut. Es gelten die gleichen Regeln wie immer, keine Verletzten, niemanden töten oder mitbringen."

"Wissen wir." Ruhig teilten sie sich in Gruppen und gingen ihrer Wege.
 

Saga war froh, als er das Schiff endlich wieder betreten konnte. Er verabscheute das Festland. Sofort verzog er sich in seine Kajüte und sah aus einem der kleinen Fenster. Sanft bewegte sich das schnellste Schiff der Flotte, dem es aber auch nicht an Platz mangelte, auf den Wellen. Die Dark Rose zählte überhaupt zu den schnellsten, wenn auch altmodischsten Schiffen der Welt. Im Hafen Rotterdams schwankte es leicht.

An Deck kam langsam Bewegung auf. Offenbar waren auch die anderen beiden Gruppen angekommen und das Schiff wurde zum Auslaufen vorbereitet.

"Captain!" Ruki klang leicht angesäuert.

Seufzend ging Saga zu seiner Mannschaft. "Was gibt's?", fragte er genervt.

Tora fixierte den Boden. "Captain, bevor du mich umbringst, wir hatten keine andere Wahl..."

Sagas Blick streifte einen zierlichen Brünetten. Ach du heilige Sch...! "TORA!" Er war außer sich. War sein Befehl nicht eindeutig gewesen? "Ich hätte ja erwartet, dass Ruki sich über meine Befehle hinwegsetzt, aber ausgerechnet du?"

"Wir hatten nur zwei Möglichkeiten, ihn töten oder mitnehmen und ich dachte, so wäre es besser. Außerdem ist er recht hübsch und könnte uns eventuell noch von Nutzen sein."

Saga warf ihm einen gekonnten Todesblick zu und stellte sich genau vor den Brünetten. Der Kleinere zitterte.

"Wie heißt du?", fragte Saga kühl.

Erst jetzt sah der Fremde ihm in die Augen. Saga sah deutlich, dass er nicht hier sein wollte. "Shin", antwortete er schliesslich mit zittriger Stimme.

"Tora, eines muss ich dir lassen, du hast einen verdammt guten Geschmack. Er gefällt mir."

"Was habt ihr mit mir vor?", fragte Shin unsicher.

Saga sah ihn ruhig an. "Mal abwarten. Du könntest in der Küche oder im Krankenzimmer mitarbeiten, im Zweifel schrubbst du das Deck."

"Oder dienst als Stricher!", rief irgendjemand. Saga hätte schwören können, dass es Akito gewesen war, aber er wollte dazu nichts sagen.

Shin wurde sichtlich blasser. "Ich... bin nicht schwul", stotterte er.

Saga lächelte leicht. "Weißt du, erstens stört das niemanden und zweitens ist man irgendwann nicht mehr wählerisch."

Shin schluckte. Böse Vorahnungen kamen in ihm auf.

"Sei es, wie es sei. Shou, nimm ihn erstmal mit. Wir legen ab."

Ohne ein weiteres Wort drehte Saga sich um und zog sich in sein Schlaf- und Arbeitszimmer zurück, der einzige Ort, den er für sich hatte.

Abgesehen von einigen Ausnahmen schlief der Rest der Crew in Fünferzimmern, für Krankheitsfälle gab es die Krankenstation. Zu diesen Ausnahmen zählten eigentlich nur Shou, Nao und Tora. Und Tora hatte einen unwahrscheinlich guten Geschmack.

Dieser Kleine, Shin, sah wirklich gut aus, und auch, wenn er seinen Dienst als Stricher in der ersten Zeit verweigern würde, irgendwann würde er nach Befriedigung betteln.

"Saga?" Erschrocken fuhr der Angesprochene herum und funkelte Nao an.

"Captain, ich wollte nicht stören. Kann ich trotzdem kurz mit dir sprechen?"

"Was ist los?" Als würde er nicht ahnen, dass es um den neuesten Zuwachs ihrer Besatzung ging.

"Der Neue... Shin. Ich glaube nicht, dass es gut wäre, wenn er gleich als Freiwild betrachtet wir. Vielleicht sollten wir ihn erstmal in einem der Krankenzimmer unterbringen und du solltest den Befehl geben, ihm nicht zu nahe zu kommen."

Aha. Das war ja auch gar nicht offensichtlich gewesen.

"Von mir aus. Bring ihn in einem der Krankenzimmer unter und sag Tora, er soll den Befehl geben. Sonst noch was?"

Der Schiffsarzt stellte sich genau vor ihn und sah ihm skeptisch in die Augen. "Du wirkst gestresst. Meine Empfehlung: Sex."

Saga lächelte müde. "Nein, danke, Herr Doktor."

Verwirrt blinzelte er, als Nao ihn an die Wand drückte und in die Hocke ging. "Schließ die Augen und genieß es einfach", flüsterte dieser ihm verschwörerisch zu.
 

Zufrieden lag Saga auf seinem Bett und döste vor sich hin. Nao war gut, in dem, was er tat.

Er fühlte sich himmlisch leicht und entspannt. Im Diagnostizieren war der Arzt ausgezeichnet, es hatte ihn nur einen Blick gekostet, um zu sehen, was der Captain brauchte, und herauszufinden, was zu tun war.

Leise klopfte es an der Tür und Tora steckte den Kopf herein. "Darf ich?", fragte er ruhig.

"Ist es wichtig?"

"Nein."

"Komm rein." Hauptsache jetzt nicht über wichtige Dinge nachdenken müssen. Ruhig setzte er sich auf, Tora setzte sich zu ihm auf das Bett.

"Warum hast du mich diesen Befehl geben lassen?"

Desinteressiert zuckte er mit den Schultern. "Welchen Befehl?"

"Warum schläft der Neue im Krankenzimmer? Warum bekommt er eine Sonderbehandlung?" Tora wirkte wirklich neugierig.

"Nao meinte, es wäre besser so. Außerdem könnte eine Vergewaltigung oder sowas Ähnliches Shin nur noch mehr verschrecken. Du hast mitbekommen, dass er noch nie Sex mit einem Mann hatte? Da wäre sowas nicht gerade hilfreich."

"Wenn ich dich nicht besser kennen würde, würde ich sagen, du stehst auf ihn."

"Ein Glück, dass du mich besser kennst."

"Saga! Okay, dann eben anderes Thema. Hat Nao dir den Druck genommen? Du wirkst ruhiger als vorher."

"Ja, hat er." Seufzend stand er auf. "Komm, als Kapitän und Offizier müssen wir die Crew unter Kontrolle haben."

Lautlos ging er durch die Tür in die rege Geschäftigkeit. Die Abendsonne ließ das Meer golden glitzern, der Wind blies voll in die Segel. Schweigend ging er zum Steuerrad, an dem Jin und Hyde sich berieten.

"Wie liegen wir in der Zeit?", fragte er ruhig.

"Captain, wir sind dem Plan um Einiges voraus", antwortete Jin.

"Noch. Der Wind wird sich über Nacht drehen und uns das Vorwärtskommen ab morgen erschweren. Dazu kommt wahrscheinlich ein Sturm", bemerkte Hyde.

Saga nickte nachdenklich. Blöderweise hatte ihr Navigator mit seinen Vorhersagen immer recht. "Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir danach nicht hinterher hängen werden?"

"Ziemlich niedrig."

"Gut, dann müssen wir die Segel genau in den Wind legen. Kümmert euch bitte darum."

Beide nickten. Saga setzte sich an der Reling auf ein Fass und betrachtete die See. Das Wasser wirkte so friedlich und harmlos. Nur, wer sich lange auf den Meeren aufhielt, konnte sich vorstellen, wie schnell sich dieser Zustand ändern konnte.
 

Erschöpft saß Shin mit dem Rücken an die Reling gelehnt auf dem Holzboden.

"Hey, alles klar bei dir?" Freundlich lächelnd hockte Nao sich neben ihn. Um die Frage zu beantworten, nickte Shin schwach.

"Lüg nicht!", lachte der Arzt. "Was genau ist dein Problem?"

Shin kam nicht zum Antworten, sprang auf und erbrach sich über die Reling.

Beruhigend strich Nao ihm über den Rücken. "Seekrank. Und das unter Piraten. Warte hier, ich guck mal, was ich in meinem magischen Schrank habe." Und weg war er.

Shin schloss die Augen. Als ob er jetzt weglaufen würde. Als ob er jetzt weglaufen könnte.

"So." Nao stellte ihn aufrecht hin, wischte ihm den Mund ab und hielt ihm eine Tablette und ein Glas Wasser hin. "Das beruhigt erstmal den Magen."

Skeptisch besah Shin sich die ihm hingehaltenen Dinge, beschloss dann aber, sie zu nehmen. Viel schlechter als jetzt konnte es ihm eigentlich gar nicht gehen.

"Doktor, darf ich Sie etwas fragen?", fragte er danach schüchtern.

"Erstens heiße ich Nao, zweitens siezen wir uns hier nicht und drittens darfst du."

"Okay, Nao. Willst du mich, solange ich mit euch unterwegs bin, mit Tabletten vollpumpen, damit ich nicht kotze?"

Lachend schüttelte Nao den Kopf. "Du gewöhnst dich schnell an das Leben auf See und es dauert auch nicht lange, bis du nicht mehr seekrank wirst. Solange meldest du dich bei mir, sobald dir auch nur annähernd übel wird."

Shin nickte lächelnd. "Darf ich dich noch etwas fragen?"

"Zu meinen medizinischen oder menschlichen Kenntnissen?"

"Denkst du wirklich, ich soll hier als Stricher dienen?" Er war ernsthaft verunsichert.

"Dein Ausdruck gerade... Wahnsinnig süß. Nach einer Weile sicher, aber dann willst du es auch, ob du schwul bist oder nicht. Und du musst zugeben, dass hier sehr attraktive Männer sind. Im Moment werden sie dich aber noch in Ruhe lassen, wenn ihnen ihr Leben lieb ist."

Verlegen sah Shin auf den Boden. "Aber ich weiß doch gar nicht, wie das geht. Ich meine, Sex mit... Männern."

"Du musst nur auf deinen Instinkt vertrauen, wenn es so weit ist."

"Nao, was bist du eigentlich?"

"Ein Mensch?!"

Shin musste lachen. Nao war wirklich nett und für die Zeit hier vielleicht ein Freund. "So meinte ich das nicht."

"Ich weiß. Ich bin beides, sowohl Top beziehungsweise Seme als auch Bottom beziehungsweise Uke, je nachdem, was dir lieber ist. Uke und Seme klingt aber unzweideutiger, naja, egal. Die Meisten hier haben lieber die Macht, dementsprechend bin ich öfter Uke."

"Und du hast damit kein Problem?"

"Nein." Entschieden schüttelte Nao den Kopf. "Weißt du, ich habe an beiden Rollen meinen Spaß. Als Uke darfst du dich verwöhnen lassen, als Seme hast du die Macht."

"Aber als Uke... Tut das weh?"

Nao sah ihn verständnisvoll an. "Du hast Angst davor, oder?"

Shin deutete ein Nicken an und biss sich auf die Unterlippe.

"So schlimm ist es nicht, du brauchst keine Angst haben. Das Wichtigste sind gute Vorbereitung und dass du dich entspannst. Natürlich können gerade die ersten Male ziemlich schmerzen, gerade im Nachhinein, aber es ist auszuhalten. Und solltest du dieses Problem hier haben, habe ich eine wunderbare Salbe."

Shin nickte und sah abwesend auf das inzwischen düster glitzernde Meer. Es war inzwischen dunkel geworden und einzelne Sterne funkelten am Himmel.

"Wo geht's eigentlich hin?", fragte Shin plötzlich.

"Wir segeln nach Süden. Wir treffen uns vor der marokkanischen Küste mit den anderen beiden Schiffen der Flotte und legen dann an."

"Und wie lange sind wir bis dahin unterwegs?"

"Der Zeitraum, in dem wir da sein sollen, ist von heute an in sechs bis acht Tagen. Wenn der Wind weiterhin so günstig bleibt wie jetzt, sollten wir in vier Tagen da sein, da sich das aber ändern soll... Hyde denkt, dass wir es vielleicht gerade noch in acht Tagen schaffen."

"Ist das normal? Ich meine, so lange auf See zu sein?"

"Für uns schon. Aber es ist eigentlich ziemlich komfortabel mit fließendem Wasser und Strom auf diesem Schiff. Nur auf Fernseher, Radio und Internet müssen wir verzichten."

"Wie ist das mit den Piratenklischees?"

Nao grinste ihn an. "Wir rauben, ja, aber du lebst und wenn du dich benimmst, wird dein Leben hier recht komfortabel. Dauerbesoffen sind wir auch nicht, und dreckig ja auch nicht wirklich. Das Beste ist eh, wenn du dir selbst deine Meinung bildest."

"Ich wäre nicht darauf gekommen, dich als Piraten zu bezeichnen."

Wieder lachten sie. Shin fühlte sich viel besser als vorher. Nao war wirklich in Ordnung und das Gespräch mit ihm war so leicht. Es tat gut, jemandem alle Fragen stellen zu können und eine ehrliche, wenn auch manchmal unsichere Antwort zu bekommen.

"Wir sollten reingehen", bemerkte Nao plötzlich. Auf Shins fragenden Blick antwortete er: "Ein Sturm zieht auf, und da ist es für uns besser, drinnen zu sein."

Sanft zog er Shin in eines der Krankenzimmer. "Hier kannst du schlafen. Mein Schlafzimmer ist nebenan, wenn etwas ist, kannst du mich ruhig wecken."

"Warum hast du ein eigenes Zimmer? In den Filmen..."

"Ja, in den Filmen, das ist nicht real. Ich muss immer alles oder alle hier im Auge haben, deshalb habe ich meinen eigenen Raum. Mach's dir hier so gemütlich wie möglich."

Shin gähnte. "Oyasumi nasai."

"Dir auch."

Divas

Nao hatte recht. Zuerst konnte Shin nicht schlafen, zu viel war an diesem Tag passiert. Dabei hatte er doch einfach nur zur Bank, auf den Markt und dann wieder nach Hause gehen wollen. Hätte er sich nicht den Piraten in einem plötzlichen Anfall von Mut, als die Polizei schon unterwegs war, in den Weg gestellt und versucht, sie aufzuhalten, wäre er vermutlich jetzt in seinem Bett und nicht von eben diesen Piraten entführt worden. Es war eine verdammt blöde Idee gewesen, sie aufhalten zu wollen, bis endlich die Polizei erschien und diese festnehmen würde. Warum kam er eigentlich immer in so ungeeigneten Situationen auf so blöde Ideen?

Als er dann jedoch fast eingeschlafen war, donnerte es plötzlich. Der Wind heulte und das Schiff tanzte auf den Wellen hin und her.

Ängstlich rollte Shin sich zusammen und zog die Decke über den Kopf. Er hasste Gewitter abgrundtief, seit er gesehen hatte, wie ein Blitz in einen Baum einschlug.

Vorsichtig stand er auf und klopfte an die Tür des Nachbarzimmers. Keine Reaktion. Fast hätte er sich umgedreht und Nao einfach weiterschlafen lassen, wenn es nicht in diesem Moment wieder heftig gedonnert hätte.

Leise öffnete er die Tür. Der Arzt schlief. Welch Wunder, mitten in der Nacht. Vorsichtig schüttelte Shin ihn. "Nao?"

Verschlafen öffnete dieser die Augen, setzte sich aber auf. "Shin? Was ist los? Warum weinst du?"

Wieder donnerte es und Shin fuhr erschrocken zusammen. Beschützend legte Nao ihm einen Arm um die Schultern und zog ihn an sich. Zuerst wehrte er sich kurz, ließ es dann aber geschehen. Zitternd drückte er sich an den Arzt.

"Du hast also Angst vor Gewitter. Keine Panik, ich bin bei dir." Beruhigend strich Nao ihm über den Rücken.

"Ich hab aber trotzdem Angst..."

"Shin, das musst du nicht. Ich bin seit Jahren auf diesem Schiff und ich habe schon so viele Stürme gut überstanden, ich bin sicher, es wird auch dieses Mal gut gehen."

"Aber was, wenn ein Blitz einen Mast trifft?"

"Das wird nicht passieren."

Schweigend saßen sie eine Zeit lang auf Naos Bett. Shin zitterte immer noch deutlich, und es wurde nicht besser, aber immerhin konnte er sich auf etwas anderes konzentrieren. Oder es zumindest versuchen.

"Shin, darf ich dir auch eine Frage stellen?"

"Klar. Was willst du wissen?"

"Hast du überhaupt schon irgendwelche Erfahrungen mit einem Mann gemacht?"

Was zur...? "Warum fragst du?"

Nao seufzte. Ja, warum fragte er überhaupt? "Nur so."

"Nein, habe ich nicht. Ich meine, ich habe mich noch nie zu einem Mann... hingezogen gefühlt."

"Und woher willst du dann wissen, dass du nicht unter Umständen bi bist? Könnte es nicht sein, dass du dich nur dagegen gesperrt hast?"

"Kann sein." Seufzend schloss Shin die Augen.

"Würdest du mir erlauben, dich zu küssen?"

Verwirrt schlug er die Augen wieder auf und sah Nao unsicher an. Irgendwie hatte dieses Angebot etwas verlockend Verbotenes. Aber es war doch eigentlich nicht verboten. Aber, aber, aber. Tausende Argumente für der Für und Wider rasten in seinen Gedanken hin und her.

"Tu es doch einfach", flüsterte er kaum hörbar, ohne es wirklich zu realisieren.

"Nicht, wenn du nicht willst", flüsterte Nao zurück und strich ihm sanft über die Wange.

"Nao...", hauchte Shin gespielt quengelig. Er zuckte leicht zusammen, als er die fremden Lippen zart auf seinen eigenen spürte. Automatisch schloss er die Augen. Es fühlte sich nicht schlecht an. Langsam ließ er sich auf Naos Schoß ziehen. Das Donnern verklang immer mehr zur Untermalung der Szenerie. Zögernd erwiderte er den Kuss und legte seine Hände auf Naos Schultern. Er wollte einfach nur noch genießen, Nao küsste ziemlich gut.

Viel zu schnell löste der Arzt den Kuss, hielt Shin aber immer noch eng an seinem Körper.

Verlegen sah Shin auf den Boden. Der andere musste nicht sehen, dass er rot im Gesicht war. Der Hitze nach zu urteilen, war er das auf jeden Fall.

"Shin, du kannst mich ruhig ansehen." Er hörte das Lächeln in Naos Stimme fast. Schüchtern hob er den Blick.

"Niemand wird von deiner Angst vor Gewitter oder dem Kuss erfahren."

"Das ist es nicht." Nao hatte offenbar bemerkt, dass er nachdachte.

"Was ist es denn dann?"

"Ich weiß nicht... Irgendwie..." Seufzend zuckte er mit den Schultern. "Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll."

"Du meinst, dass er sich gar nicht so anders anfühlt, einen Mann zu küssen?"

"Genau. Warum kannst du das zusammenfassen und ich nicht? Das ist gemein."

"Weil ich nichts Verwerfliches daran finde, offen über Liebe zwischen Männern zu sprechen. Oder weil ich einfach älter und erfahrener bin als du."

"Liebe zwischen Männern... finde ich ja auch nicht schlimm. Warum kann ich sowas denn nicht aussprechen?"

"Bringen allgemein Gespräche über Liebe und Sexualität dich in Verlegenheit?"

Errötend nickte Shin.

"Siehst du. Je länger du hier bist, desto abgehärteter wirst du. Gespräche über Sex liegen hier an der Tagesordnung."

"Na super..." Stöhnte Shin genervt und legte seinen Kopf auf Naos Schulter. Das konnte ja heiter werden. "Habt ihr eigentlich Uhren oder entscheidet ihr nach Sonnen- oder Mondstand, wie spät es ist?", murmelte er fragend und gähnte leicht.

"Wir haben Uhren und es ist zwanzig nach drei Uhr morgens."

"Echt? Schon?"

Nao rutschte zur Seite. "Du musst wirklich müde sein. Leg dich hin."

Rasch befolgte er die Anweisung und lag kurz darauf unter der Decke. Wieder donnerte es und er fuhr erschrocken zusammen.

"Shhh... Alles wird gut." Widerstandslos ließ Shin sich wieder in Naos Arme ziehen. Zögernd legte er seinen Kopf auf Naos Brust und schloss die Augen. Der andere hatte offenbar wirklich keine Angst. Ein Blitz erhellte den Raum für den Bruchteil einer Sekunde. Zitternd hielt er sich an dem Arzt fest, der ihn beruhigend streichelte, bis er in einen unruhigen Schlaf fiel.
 

Warum musste Hyde nur immer recht haben? "Verdammtes Mistwetter...", murmelte Saga und versuchte, sich das Regenwasser aus dem Gesicht zu wischen. Es stürmte und gewitterte heftig. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er kurz vor fünf Uhr war.

"HYDE!", brüllte er gegen den Sturm. Einen Augenblick später erschien der Navigator neben ihm. Sie beide waren, wie alle anderen auch, völlig durchnässt.

"Captain?"

"Wie lange wird das noch so weitergehen?"

"Das Schlimmste ist erreicht, in einer Stunde müsste der ganze Spuk vorbei sein."

Saga nickte nur und machte sich wieder an die Arbeit.
 

Wirklich war das Wetter nur eine Stunde später wie ausgewechselt, die Sonne kletterte am Himmel hinauf und das Meer glitzerte friedlich als wäre gar nichts geschehen. Nur hatte sich der Wind tatsächlich gegen sie gedreht. Die meisten Crewmitglieder zogen sich erschöpft von der langen, anstrengenden Nacht in ihre Schlafräume zurück, nur Saga, Tora, Jin und Hyde blieben zurück, bis Saga zumindest Tora und Jin schlafen schickte. Die Nacht war mehr als nur anstrengend gewesen, mit einem so heftigen Sturm war immer eine Menge Arbeit verbunden, um das Schiff auf Kurs und das Schwanken noch in einem erträglichen Maße zu halten. Saga hatte schreckliche Nackenschmerzen. Nicht, dass er das nicht öfters hatte, aber er war zusätzlich furchtbar müde.

"Guten Morgen", flötete Shou und streckte sich genüsslich in der Morgensonne, bevor er den Captain und den Navigator ansah. "Kaffee, mit extra viel Koffein, schon klar."

Saga nickte nur, setzte sich auf den Boden und legte den Kopf auf ein Knie. Er fühlte sich wie gerädert, aber bis zum Wachwechsel in ein paar Stunden musste er noch durchhalten.

"Morgen...", murmelte Nao und ließ sich neben ihm auf den Boden sinken. "Shou, Kaffee!"

"Gleich!"

Misstrauisch sah Saga Nao an. "Was ist denn mit dir passiert? Warum bist du so fertig?"

"Ich hab letzte Nacht lange mit Shin gesprochen, er konnte nicht schlafen und wir haben uns unterhalten."

"Ihr habt nur gesprochen und deswegen bist du so müde?"

"Hm." Den Kuss einfach mal nicht erwähnen. Das könnte Saga nur aufregen.

Shou hielt ihnen jeweils eine Tasse Kaffee vor die Nase, die beide dankbar annahmen. "Nao hat die Nacht also auch nicht durchgeschlafen. Was habt ihr nur alle gemacht? Das Saga und Hyde gearbeitet haben, verstehe ich ja noch, aber Nao... Kazuki war doch auch mit Arbeiten beschäftigt."

"Klappe, Shou", brummte Nao und trank einen Schluck. "Ich hatte ein langes Gespräch über dies und das."

"Nao, denkst du, der Kleine hat Ahnung vom Massieren?", fragte Saga vor Schmerz stöhnend. Sein Nacken schmerzte wirklich heftig.

"Hä?" Merke: Verschlafener Nao war nicht wirklich zurechnungsfähig.

"Shin."

"Was ist mit mir?" Müde, aber schon halbwegs wach sah Shin die drei Sitzenden an.

"Du hast nicht zufällig Kenntnisse als Masseur?", fragte Saga direkt.

"Doch, halbwegs. Meine Schwester ist gelernte Masseurin und hat mir ein paar Techniken gezeigt. Und in den Hotels, in denen ich gearbeitet habe, war ich auch manchmal im Wellnessbereich eingesetzt. Profi bin ich trotzdem nicht."

"Ist doch schonmal gut. Denkst du, du könntest unserem Kapitän helfen?", fragte Nao ihn lächelnd.

"Keine Ahnung. Einen Versuch ist es wert."

Leise setzte er sich hinter Saga und tastete dessen Nacken ab. Die Muskeln waren völlig verkrampft, es war ein Wunder, dass der Kapitän noch aufrecht gehen konnte und noch keine ernsthafteren Beschwerden aufgetreten waren. Schonend drückte er etwas fester zu, um einen genaueren Bereich festzulegen, bevor er leicht seine Kenntnisse anwandte.

Saga seufzte leise, als sich die ersten Muskelpartien lockerten. Shin war geschickt, er suchte sich direkte Druckpunkte und entlastete diese durch leichte Lockerungen, und sobald seine Hände wegwaren, kehrte der Druck nicht zurück. Es tat gut, diese geschickten Hände auf der Haut zu spüren, auch wenn meistens noch das Shirt im Weg war. Unweigerlich fragte er sich, was der Jüngere noch so mit seinen Händen anstellen konnte.

"Bist du an dem Job interessiert?", fragte Saga leise, als Shin seine Hände zurückgezogen hatte und sich neben ihn setzte.

"Als Masseur? Warum eigentlich nicht?"

"Kaffee?", fragte Shou ihn lächelnd.

"Lieber Bett. Eigentlich bin ich nur aufgestanden, weil Nao mir eine Tablette geben sollte."

"Klar." Nao strich ihm durch die Haare. "Ich bin gleich wieder da. Shou, hol ihm eine Tasse, ob er will oder nicht."

Sofort machten sich die beiden auf den Weg und ließen Saga und Shin einen Moment allein zurück.

"Welche Tablette?", fragte Saga ruhig.

"Gegen Übelkeit."

"Du wirst seekrank?"

"Leider. Noch."

"Ich hab ihm gesagt, dass sich das bald legen wird", mischte Nao sich wieder ein und setzte sich neben Shin. Auch Shou kehrte zurück und hielt Shin den Kaffee hin. Mit einem leichten Lächeln bedankte er sich und nahm die Tablette. Leicht verzog er das Gesicht und hustete. "Der Kaffee ist ziemlich stark", bemerkte er nebenbei. Jedenfalls war das Gute daran, dass er jetzt endgültig wach war.

"Normalerweise koche ich nicht so starken Kaffee", entschuldigte Shou sich lachend, "aber nach einer durchgemachten Nacht brauchen fleißige Arbeiter etwas zum Wachwerden. Vielleicht hätte ich dich warnen sollen, tut mit leid."

"Schon okay." Leicht streckte Shin sich und sah in den Himmel. "Ich kann gar nicht glauben, dass es so sehr gestürmt hat", flüsterte er. Leicht senkte er seinen Blick wieder und bemerkte, wie er interessiert gemustert wurde. "Was?"

"Warum erzählst du nichts von dir? Was hast du bisher in deinem Leben so getrieben?"

"Über mich gibt es nicht viel zu wissen. Was genau interessiert euch?" Er hasste es, über sich zu reden.

"Geburtsort und -datum?", fragte Shou leise.

"Datum ist der 04. September 1987 und Ort Tokyo."

"Hobbys? Interessen?", wollte Nao weiter wissen.

"Musik, hauptsächlich Singen, Kochen, auch wenn ich nicht gut darin bin, Nachtspaziergänge, irgendwelche Menschen treffen, die sagen sie sind meine Freunde. Sprachen lernen. Meine Hobbys sind meine Interessen, sonst könnte man noch zu Interessen was von Mythen und Legenden aus aller Welt sagen und Naturheilkunde. Schön wäre es, wenn ich das dann auch verstehen würde." Er seufzte.

"So schwierig ist Naturheilkunde gar nicht. Ich glaube, ich kann dir da helfen", bemerkte Nao lächelnd.

"Und Kochen kann ich dir im Zweifel beibringen", fügte Shou hinzu.

"Schule? Ausbildung?", fragte Saga.

"Oberschulabschluss. Danach bin ich abgehauen und hab in Rotterdam eine Ausbildung in der Gastronomie angefangen und auch abgeschlossen. Letztes Jahr habe ich dann angefangen, mich vom Fachgehilfen zum Fachmann weiterbilden zu lassen, aber das werde ich wohl vorerst nicht beenden können."

"Familie?"

Shin lachte bitter. "Eigentlich meine Eltern, meine ältere Schwester und meinen jüngeren Bruder."

"Eigentlich?"

"Ich will nicht darüber reden. Gibt es hier noch etwas für mich zu tun oder darf ich ins Bett?"

"Du kannst mir in der Küche helfen", bemerkte Shou. "Ayame und Hikaru sind... anderweitig beschäftigt. Ich hab ihnen bis zu den Vorbereitungen für das Abendessen frei gegeben. Das Mittagessen wird zwar erst später sein, aber wir können in einer Stunde schon mit den Vorbereitungen anfangen."

Grummelnd nickte Shin. Er wollte zwar eigentlich lieber ins Bett, aber nun war es halt so. Wenigstens konnte er sich das Schiff nun einmal genauer ansehen. Wenn er hier wohnen sollte, musste er wissen, wo er was finden konnte. "Ich bin dann in einer Stunde bei dir in der Küche." Seufzend stand Shin auf und begann seine Erkundungstour.
 

_________________________________________________________________________________
 

Erstens: Ja, ich weiß, es geht schnell.

Zweitens: Der Titel ist dieses Mal lettisch für zwei (kreativ, was?)

Drittens: 14 Favos und 6 Kommentare auf das erste Kapitel. O.O Ich liebe euch! xD
 

Für die Kommentare ein gaa~nz liebes Dankeschön an:

Asmodina

Mizuki_Matsumoto

OK

SashaNightray und

klene-Nachtelfe

Weitere Kommentare zum 1. Kapitel stehen in der Fanfic-Beschreibung.^^"

Tiga

Der Titel ist Indonesisch. Laut Google. xD
 

Wie bereits gesagt, haut mich für dieses Kapitel nicht, die Barrikade steht, meine Tür ist fest verschlossen und mein Armee-Helm liegt bereit.
 

Armes Japan.. Mal gucken, was noch passiert.

# Pray For Japan!
 

ENS werden morgen erst verschickt, wer zu schnell für mich ist mit kommentieren, bekommt halt keine. xD
 

Ja... Das war's dann auch von mir.^^

Abgesehen von dem Dank an meine Kommischreiberinnen, die ich hier jetzt nicht aufliste. Beim nächsten Kapitel vielleicht wieder.^^"
 

_________________________________________________________________________________
 

Neugierig sah er sich um. Der Lagerraum war wirklich riesig. Regale, vollgestopft mit Nahrungsmitteln, Kräutern, Flaschen und auch Medikamenten. Fässer voll mit Rum, verschiedenen Weinen oder sonstigen Getränken. Okay, man brauchte für 50 Personen eine Menge, besonders wenn man wochenlang auf See war.

"Willst du mitsaufen?", hörte er plötzlich aus einer Ecke eine seltsam vertraute Stimme. Akito? War das dieser Typ?

"Nein, danke", antwortete er gespielt ruhig.

Mit einer nicht mehr ganz so fließenden Bewegung erhob sich der andere und stellte sich ihm gegenüber. Akito hatte offensichtlich schon viel zu tief ins Fass gesehen. Er stank nach Rum. Angewidert verzog Shin das Gesicht. Er hasste den Geruch von Alkohol, wobei der Geschmack, zumindest von Hochprozentigem, nicht besser war.

Er spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten, als der Schwarzhaarige ihn mit glasigem Blick musterte. Er hatte keine direkte Angst, aber er fühlte sich in der Situation nicht wohl. Urplötzlich drückte Akito seine Lippen hart auf Shins. Erschrocken stieß er den Größeren von sich. "Spinnst du?", fauchte er ihn an.

Unsanft drehte Akito ihm den Arm auf den Rücken und drückte ihn gegen die Wand. "Halt still!", lautete der grobe Befehl.

"Akito, mach keinen Scheiß!"

Shin versuchte nach Kräften, seinen Arm frei zu bekommen, drehte und wandte sich, um sich losreißen zu können. Seine Stimme zitterte vor Panik.

Unsanft griff der andere um ihn herum und zog ihm die Jeans aus.

Shin zitterte immer heftiger. "Bitte... Lass das...", bettelte er mit Tränen der Verzweiflung und der Angst in den Augen.
 

Saga, Shou und Nao fuhren zusammen, als ein leiser Aufschrei die Luft zerschnitt.

"Das war Shin!" Nao war sich ganz sicher.

Tora kam an Deck. "Hat einer von euch Akito gesehen?"

"Fuck!" Saga sah sich um. "Wir müssen sie finden, so schnell wie möglich!"

Shou riss die Augen weit auf. "Ich... Was... Ich geh die anderen wecken, je mehr Leute suchen, desto schneller finden wir sie."

Saga wartete nicht, bis Nao und Tora auch auf seine Vermutung kamen. Wo würde Akito sein? Richtig, da wo Alkohol war. Elender Säufer. In die Kombüse würde er sich nicht trauen, das war Shous Reich und der tötete jeden, der unberechtigt darin herumschnüffelte. Blieb also noch der Lagerraum.

Als er die Tür aufstieß, dauerte es nur eine Sekunde bis das 'Klick' zu hören war. Irgendeine Sicherung hatte sich gelöst. Die Frage war nur, was er zuerst machen sollte. Erst Akito fertigmachen und dann Shin wegbringen oder umgekehrt? Ein leises Schluchzen durchflutete den Raum. Saga entschied sich für das umgekehrt, näherte sich Shin leise und hockte sich neben ihn. Der Kleinere zitterte heftig und wimmerte leise.

"Shin?", sprach er ihn leise an. Als Shin ihn ansah, wusste er, dass es so die bestmögliche Entscheidung war. Die Tränen in Shins Augen schienen ihn zerreißen zu wollen, es schmerzte, den Kleineren so leiden zu sehen. "Keine Angst, ich bring dich hier weg", flüsterte er ihm zu, hob ihn vorsichtig hoch und brachte ihn an Deck. Sofort ging er in sein Zimmer und legte ihn behutsam auf dem Bett ab, bevor er an Deck zurückkehrte.

"NAO! TORA!", rief er laut genug, um auf dem ganzen Schiff gehört zu werden. Hektisch kamen beide aus verschiedenen Richtungen zu ihm.

"Nao, kümmere dich bitte um Shin. Es geht ihm alles andere als gut, soweit ich das beurteilen kann. Er steht noch unter einer Art Schock, aber er reagiert, wenn man ihn anspricht. Auch wenn du kein Psychologe bist, ich denke, er wird am Ehesten mit dir reden."

"Hat Akito ihn wirklich... vergewaltigt?", fragte Nao besorgt. Er wollte noch nicht einmal an diese Möglichkeit denken. Saga nickte nur.

"Tora, wir holen jetzt die Schnapsleiche. Der wird sich wundern, was ich mit ihm mache. Schon wieder hat er meine Befehle missachtet, das ist jetzt das fünfte oder sechste Mal. Diese Aktion wird er bitter bereuen", knurrte Saga aufgebracht.

Rasch ging er mit Tora in den Lagerraum. Seine Hände zitterten vor Wut, Shins Anblick hatte nicht gerade zu seiner Beruhigung beigetragen.

Rasend schleuderte er Akito gegen eines der Regale. Gläser zerbrachen, das Holz schien unter dem Gewicht des Menschen und dem Kraftaufwand des Stoßes nachgeben zu wollen.

"Du verdammtes Arschloch! Was hast du an dem Befehl, dich nicht zu besaufen, nicht verstanden? Was hast du nicht verstanden, als Tora meinen Befehl, Shin nicht anzufassen, weitergegeben hat?!" Wutentbrannt zog er den plötzlich Nüchternen vom Regal weg und warf ihn auf den Boden.

"Saga, komm runter, er ist es nicht wert." Tora packte seinen Arm, als er sich gerade auf den am Boden Liegenden stürzen wollte.

"Du hast recht", zischte er mit vor Wut bebender Stimme. "Schmeiß ihn über Bord!"

Tora sah ihn überrascht an. "Jetzt? Hier?"

"Ja. Mach's einfach. Shin muss ihm nicht nocheinmal begegnen. Ich gehe nach ihm sehen, auch wenn Nao bei ihm ist, ist mir nicht ganz wohl. Das ist alles meine Schuld."
 

"Shin?" Schwach drehte er den Kopf und sah den Arzt an. Auch wenn er sich nicht dazu in der Lage fühlte, eine Reaktion zu zeigen, freute er sich.

"Bist du körperlich verletzt?" Eigentlich eine sehr gute Frage. Still bewegte er jedes Körperteil, dass hätte verletzt sein können. Nur der Arm, mit dem er ruhig gehalten worden war, schmerzte bei der Bewegung. Vor Schmerz stöhnte er leise auf. Vorsichtig tastete Nao seine Schulter ab.

"Setz dich hin", forderte der Arzt ihn leise auf. Vorsichtig setzte er sich auf, Nao ließ sich hinter ihm nieder. "Entspann dich", flüsterte dieser ihm zu. Still versuchte er, auch dieser Aufforderung Folge zu leisten. Mit einem heftigen Ruck durchfuhr in ein kurzer, stechender Schmerz. Nao hatte seine Schulter, von der er gar nicht bemerkt hatte, dass er sie ausgerenkt hatte, wieder eingerenkt.

Leicht ließ er sich gegen Nao sinken. Zuerst schien der andere überrascht zu sein, legte dann aber seine Arme um ihn.

"Hast du sonst noch Schmerzen?", fragte Nao leise.

"Mein Hintern." Shin war überrascht, wie brüchig seine Stimme klang.

"Soll ich dir meine Salbe holen?"

Leicht schüttelte er den Kopf. So unerträglich waren die Schmerzen nicht, auch wenn es schon nah an der Grenze war. Außerdem wollte er einfach nicht, dass Nao aufstand, wenn auch nur kurz, der Arzt war hier sein engster Vertrauter. Wobei Shin sich unweigerlich fragte, wie dieser hier gelandet war. Und das fragte er den Älteren auch gleich.

"Das ist eine verdammt lange Geschichte", seufzte Nao.

"Ich will sie aber hören."

Leicht machte Shin sich los und legte sich unter die Decke.

Seufzend gab Nao auf und legte sich ebenfalls hin, allerdings auf die Decke. "Gib mir einen Moment, um das alles wieder zusammen zu bekommen."

Und wenn er noch eine Stunde warten musste, seine Neugier war geweckt. Außerdem lenkte es wirklich gut ab, sich auszumalen, was mit Nao passiert war. Weshalb er hier war. Und weshalb er, so, wie es aussah, nicht weg wollte.

Leicht streckte Shin sich, vermied jedoch zu heftige Bewegungen. Im Zweifel musste er halt die Zähne zusammen beißen, er wollte nicht wissen ob und wie sehr einige Bewegungsabläufe schmerzten.

"Meine Geschichte ist etwas länger als deine, gerade weil auch noch viel davor geschehen ist. Wenn ich heute daran zurückdenke, kann ich kaum glauben, wie ich reagiert habe, aber alles, was ich getan habe, erschien mir damals als zwingend notwendig. Ich bin nicht stolz auf das, was ich getan habe. Ich möchte dich bitten, einfach nur zuzuhören und mich nicht danach zu beurteilen, ich habe mich ziemlich verändert. Einiges wird dir sehr unwirklich vorkommen, aber es ist die reine Wahrheit, so etwas, wie diese Geschichte, würde ich mir nicht ausdenken, gerade weil ich Erfahrungen machen musste, die kein Mensch verdient hat."

Shin nickte. Er wollte endlich wissen, was es so Schreckliches in Naos Vergangenheit gab, es interessierte ihn brennend. Auch wenn es ihn eigentlich nichts anging, es war spannend, wenn schon so eine Ankündigung kam. Erwartungsvoll sah er zum Älteren auf.

Neli

Soo~ Hello again. xD

Ich will euch mit Naos Geschichte gar nicht mit einem Zehn-Seiten-Vorwort auf die Folter spannen.

Erstmal danke an Asmodina, abgemeldet, Aiora, Mizuki_Matsumoto, klene-Nachtelfe und SashaNightray. Mein eigener Kommentar zu den Kapiteln steht ja in der Kurzbeschreibung der Fanfic, von daher... ^^/

Dieses Kapitel... Ach, ich weiß nicht, wie ich darauf gekommen bin, Nao sowas anzudichten. xD Aber zu Kazuki passt es irgendwie. Oo

Saga und Shin... Machen sie Fortschritte? Ein bisschen würde ich sagen. xD

Der Name dieses Kapitels ist übrigens Estnisch, nur falls es jemanden interessiert.^^
 

Kommentare sind wieder sehr gern gesehen, wie immer.^^
 

Enjoy -^.^-

_________________________________________________________________________________
 

"Vor acht Jahren wäre ein guter Zeitpunkt, um mit der Erzählung anzufangen. Ich war gerade 22 und hatte meine Ausbildung zum Arzthelfer abgeschlossen, danach schrieb ich mich bei der Uni ein. Zu dem Zeitpunkt brauchte ich regelmäßig irgendwelche Medikamente, ich war vorher lange krank gewesen und mein Körper brauchte es irgendwann. Nur waren die eigentlichen Medikamente verschreibungspflichtig und ich musste auf illegales Zeug umsteigen. Das Problem war nur, dass ich im Studium kein Geld bekam sondern zahlen musste, und die Drogen auch nicht unbedingt günstig waren. Ohne konnte ich nicht mehr, ein normaler Nebenjob hätte gerade mal die Kosten für das WG-Zimmer und das Studium abdecken können. In einer Nacht war ich im Rotlichtviertel unterwegs, um nach Hause zu kommen, und ein Typ sprach mich an, wie viel ich denn kosten würde. Er hielt mich tatsächlich für einen Stricher und das brachte mich auf eine Idee. Auf das Angebot, dass er mir machte, ging ich nicht weiter ein, ich wusste zwar schon, dass ich schwul war, aber ich war noch Jungfrau, auch wenn das seltsam klingt, und ich wollte ungern gleich so mit meinem selbstausgewählten, neuen Job anfangen. Das älteste Gewerbe der Welt ist immerhin auch eines der bestbezahltesten. Ich lief weiter umher und kam zu einem Bordell oder sowas Ähnlichem und unterhielt mich mit einem der Stricher, du hast ihn hier auch zumindest schon gesehen. Kazuki meinte, dass er mir helfen würde. Am nächsten Morgen trafen wir uns gleich bei mir, frühstückten und unterhielten uns. Wir mochten uns aus Anhieb und alberten herum. Danach verzogen wir uns in mein Schlafzimmer. Er wusste, wie unerfahren ich war und spürte scheinbar auch meine Unsicherheit, er zeigte mir alles und ließ mich einfach zuerst völlig entspannen, auch wenn ich deutlich älter war als er. Er ließ sich Zeit, erklärte mir das ein oder andere und verhielt sich sehr rücksichtsvoll. Später tauschten wir noch einmal, damit ich auch die andere Seite kennen lernte, aber es war in Ordnung. Wir verbrachten den ganzen Tag im Bett und testeten einiges aus, und es war einfach ein toller Tag. Ich war selbst überrascht, wie selbstverständlich mein Körper reagierte, aber ich lernte immerhin eine Menge und wenn ich heute daran zurückdenke, ist es schwer nachzuvollziehen, dass Kazuki mich heute noch mit seinen Ideen überraschen kann.

In der nächsten Zeit trafen wir uns jedenfalls ziemlich oft und unterhielten uns einfach nur, es ging nicht um Sex sondern einfach um die gemeinsame Zeit. Er erzählte mir von seinen Fluchtversuchen aus dem Bordell, an das seine Eltern ihn mehr oder weniger verkauft hatten, nachdem er sich geoutet hatte, und auch, dass er immer wieder eingefangen worden war. Irgendwann hatte er es gelassen, kopflos abhauen zu wollen und wartete lieber auf eine günstige Gelegenheit, anstatt sich immer wieder bestrafen zu lassen, nachdem er doch wieder bei seinem Zuhälter war. Für Kazuki stand einfach nur fest, dass er da weg wollte, die Strafen wurden immer brutaler, seien es Demütigungen vor allen anderen, Vergewaltigungen oder heftige Schläge.

In der Zwischenzeit trat ich meinen Job an. Wir waren mit sechs oder sieben Personen dort, wirkliche Freundschaft gab es nicht, aber wir kamen uns nicht in die Quere und so lange halfen wir uns gegenseitig bei Problemen mit lästigen Kunden.

Relativ schnell hatte ich meine Stammkunden. Es war einfach widerlich, sie behandelten mich wie Dreck, aber um an das Geld zu kommen, sah ich einfach darüber hinweg, und war ich high, war es nur halb so schlimm.

Trotzdem sah ich irgendwann ein, dass es so nicht weitergehen konnte. Und dass ich weit weg musste, Kazuki aber niemals allein zurücklassen würde. Das konnte ich einfach nicht, die Gefühle für ihn gingen irgendwann viel weiter als Freundschaft und ich konnte ihn nicht allein lassen.

Eines Nachts war ich am Hafen auf der Suche nach meinem Dealer, ich wollte an dem Abend nicht arbeiten, da am nächsten Morgen eine Prüfung anstand, ich aber unbedingt ein wenig Entspannung brauchte. Und da lief ich Tora ihn die Arme.

Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, mit aufs Meer zu fahren, ein komplett neues Leben zu beginnen und nie mehr zurückzukehren. Es war ein Abenteuer, und für Kazuki eventuell die einzige Möglichkeit, jemals endgültig aus dem Bordell zu verschwinden.

Tora und ich unterhielten uns und verabredeten uns für den nächsten Mittag. Danach fragte er mich noch, ob ich wüsste, wo ein gutes Bordell war, oder ein Stricher. Ich erklärte nur, dass er mich ja gefunden hatte und er noch nichtmal bezahlen musste, immerhin brauchte ich kein Geld mehr, wenn ich ein neues Leben beginnen wollte.

Später ging ich nach Hause und schrieb Kazuki eine SMS bevor ich mich daran machte, meine Sachen zusammenzupacken, immerhin war die Prüfung, die ich eigentlich schreiben sollte, in diesem Fall auch egal. Ich wusste, dass er arbeitete, sich aber so bald wie möglich bei mir melden würde. Nach dem Packen legte ich mich auf das Bett und wartete. Ich beschloss, auf jeden Fall von den Drogen wegzukommen, auch wenn es hart werden würde, aber ich hoffte, Kazuki an meiner Seite zu haben, damit er mir helfen und mich motivieren konnte. Gegen drei Uhr morgens klingelte mein Handy plötzlich, er hatte Feierabend. Ich erzählte ihm von meinem Plan und er wollte sofort mitkommen.

Ein paar Stunden später schlich er sich aus dem Bordell und kam zu mir, wir aßen und machten uns auf den Weg zum Hafen. Ich weiß nicht, was ich gefühlt habe, es war so Vieles auf einmal, dass ich es bis heute nicht zuordnen kann. Wir hatten nicht viele Sachen mit, aber alles was unbedingt notwendig war. Tora und Saga warteten schon und erzählten uns, dass wir natürlich mitarbeiten musste, aber Kazuki wäre alles recht gewesen und ich hätte Vieles mitgemacht, um bei ihm zu bleiben. Noch am selben Tag gingen wir an Bord und das Schiff legte ab.

Das Ganze ist fast sechs Jahre her. Den Job als Arzt habe ich relativ schnell übernommen, ich habe immerhin auch zwei Jahre Medizin studiert. Ein halbes Jahr, nach dem Kazuki und ich an Bord gekommen waren, kamen wir zusammen und sind es bis heute. Wir führen eine relativ offene Beziehung, aber das hat mit dem, wie ich hergekommen bin, nichts mehr zu tun."
 

Während der Erzählung hatte Shin sich auf die Seite gedreht und seinen Kopf auf Naos Brust gebettet, einfach nur, um ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Der ruhige Herzschlag des anderen hatte eben diese Wirkung.

Nao war also eigentlich gar kein 'richtiger' Arzt, und zu allem Überfluss war er ein ehemaliger Junkie und Stricher. Shin schluckte. Er hatte mit einigem gerechnet, aber trotzdem war das ein Schock.

"Nao... Ich weiß nicht... Ich verurteile dich nicht, das auf gar keinen Fall, aber irgendwie...", er suchte nach den richtigen Worten, "Ich bin überrascht. Damit hätte ich nicht gerechnet, aber irgendwie ist die Geschichte... doch stellenweise schön."

Nao sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

Shin lachte leise. "Ich weiß, das klingt komisch, aber jetzt ist doch alles gut. Du hast Kazuki, und eine offene Beziehung scheint euch ja ganz zufrieden zu stellen, sonst wärt ihr nicht mehr zusammen."

"Ach so." Nao seufzte lächelnd. "Wenn man es so betrachtet, liegst du richtig. Nach dem ganzen Mist hat sich immerhin alles zum Guten gewendet."

Shin sah an die Wand. Er wollte Nao noch dringend etwas fragen, aber schon bei dem Gedanken daran spürte er das Blut in sein Gesicht wandern. Wie sollte er das nur angehen? Wenn nicht direkt, dann eben anders.

"Nao, du meintest doch, dass die Schmerzen von Mal zu Mal weniger werden."

"Worauf willst du hinaus?" Sanft strich der Arzt dem Jüngeren über den Rücken.

Ja, worauf wollte er eigentlich hinaus? War er denn völlig dämlich, auf so eine Idee gekommen zu sein? Andererseits... Jetzt musste es raus, immerhin war die Idee da und er sah keine andere Möglichkeit, aus der Situation wieder herauszukommen. Und es war die einzige Lösung seines Problems, die ihm einfiel.

"Naja, du hast doch Erfahrung und..." Verlegen räusperte Shin sich und brach ab.

Nao lächelte ihn leicht an. "Du willst, dass ich dich mehr oder weniger 'ausbilde' und so von den Schmerzen befreie."

Der Jüngere nickte nur. Er war sich sicher, dass sein Gesicht wieder irgendeiner roten Frucht ähnelte. Oder einem Feuerlöscher. Vielleicht auch einem Stopschild.

"Wenn der Captain es erlaubt... Er hat den Befehl geben lassen, dich eigentlich erstmal in Ruhe zu lassen."
 

Saga lief planlos durch die Gegend. Er wollte Shin und Nao nicht stören, wobei ihm nicht ganz klar war, wobei er stören könnte.

Tora schliff Akito gerade aus dem Lagerraum und gab dann einfach den Befehl, ihn von Bord zu befördern, weiter.

Saga wollte nicht unbedingt von ihm gesehen werden und gesellte sich möglichst leise zu Nao und Shin, wobei es ihm dann doch egal war, ob er störte oder nicht. Die letzten Sätze bekam er deutlich mit.

"Ich denke nicht", antwortete er überraschend ruhig, "dass es viel Sinn hätte, wenn du dich zu sehr an Nao gewöhnst, drei oder vier andere sollten auch noch dabei sein. Das erste Mal kannst du aber ruhig bei Nao bleiben." Shin bat um Hilfe, und Saga war davon überzeugt, ihm helfen zu wollen. Als Kapitän war es seine Aufgabe, sich um das Wohlbefinden seiner Crew zu kümmern.

"Und wen schlägst du vor?", fragte Nao ruhig und kraulte sanft Shins Nacken.

"Shou vielleicht. Er ist vertrauenswürdig. Tora ist ganz anders als ihr beide, aber auch geeignet. Kazuki würde ich noch vorschlagen, er hat sich ja bei dir schon als Lehrer versucht und das ganz gut gemeistert. Damit wärt ihr zu viert."

"Und du?"

Saga zuckte mit den Schultern und sah Shin an. "Was sagst du dazu? Allgemein geht es um dich."

"Von mir aus. Aber dann komm ich mir vor wie eine Schlampe!"

Nao und Saga lachten. "Mein Gott, Shin, dabei denkt sich hier keiner was!", versuchte Nao ihn, immer noch lachend, zu beruhigen. "Außerdem, selbst wenn, was soll's? Irgendwann wirst du eh dazu genötigt. Mach dir nichts draus. Saga, kannst du ihn auf die Krankenstation tragen?"

Saga nickte und hob den Jüngsten nahezu mühelos hoch. "Shou soll sich was einfallen lassen, Shin ist zu leicht. Sag ihm das, Nao."

Verwundert sah dieser den Kapitän an. "Wir sind alle nicht viel schwerer."

"Trotzdem. Ihr arbeitet eigentlich auch, Shin ist schon ohne körperliche Betätigung so schlank."

"Shou und ich arbeiten körperlich auch nicht mehr als er. Komm runter, sollte er wirklich zu dünn werden, werden wir schon einschreiten."

Leicht hielt Nao die Tür auf während Saga Shin ins Krankenzimmer trug und dort auf der Liege ablegen wollte. Wie gesagt, wollte. Shin hatte seine Arme um Sagas Nacken gelegt während dieser ihn trug und machte auch jetzt keine Anstalten loszulassen, so dass der Kapitän mit heruntergezogen wurde und sich knapp über Shin abstützte.

Herausfordernd blitzten Shins Augen auf. "Und, Captain, was gedenkst du, jetzt zu tun?"

Saga versuchte, ruhig zu atmen, was ihm aber nicht so ganz leicht fiel. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er musste diese extreme Nähe auflösen.

Sanft machte er sich los bevor er antwortete: "Meinen Job übernehmen und später schlafen, nachdem ich die letzte Nacht nicht dazu gekommen bin."

Stillschweigend verließ er den Raum. Oh Kami-sama. Shin war wirklich unwahrscheinlich hübsch, aus der Nähe noch hübscher als aus der Ferne. Hätte er diese Nähe aber noch länger zugelassen, wäre er wahrscheinlich auf sehr blöde Ideen gekommen. Genau das musste er um jeden Preis verhindern. Noch.

Er brauchte jetzt aber dringend Ablenkung. Rasch machte er sich auf den Weg zu Tora, an die Arbeit. Er musste seinen Posten immerhin auch einmal wieder übernehmen.
 

... To be continued...


 

Penki

Shin döste vor sich hin. Es war viel passiert, an das er nicht denken wollte, aber er hatte immerhin ein Talent dafür, schlechte Ereignisse aus seinem Gedächtnis zu streichen, das würde bestimmt auch dieses Mal funktionieren, wenn er nicht zu sehr darüber nachdachte. Viel interessanter war, dass er den Kapitän ziemlich aus der Fassung gebracht hatte, worüber er sich insgeheim sehr freute. Irgendwie fühlte es sich toll an, auch einmal diese Macht zu haben.

"Alles klar bei dir?" Nao setzte sich zu ihm aufs Bett und strich ihm sanft eine Strähne aus dem Gesicht.

Shin lächelte ihn halb an, aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht. "Ich wurde vergewaltigt. Wie soll es mir da schon gehen? Aber mach dir keine Sorgen, damit werde ich fertig."

Nao seufzte leise. "Es ist nicht gut, alles totzuschweigen, das funktioniert nicht. Das ist der häufigste Fehler, den Opfer machen. Die Folge ist, dass das Geschehene nicht verarbeitet wird. Ich kann dich nicht zum Reden zwingen, aber solltest du einmal das Bedürfnis danach haben..."

"Nao, ich weiß ja nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber mir geht es soweit gut. Ich bin eher kuschelbedürftig."

Verwundert sah der Arzt ihn an, konnte sich ein leichtes Lächeln aber trotzdem nicht verkneifen. Wenn die Situation so aussah... Leise lachend ließ er sich neben Shin auf die Liege sinken und schloss den Jüngeren in die Arme. "Besser?"

"Ungewohnter, aber viel besser." Zufrieden schloss Shin die Augen und genoss die Wärme und die Sicherheit. Trotzdem kam in ihm irgendwie das Bedürfnis zu Tage, doch mit jemandem zu reden. Danach konnte er doch immer noch alles ignorieren, verdrängen, aus seinem Gedächtnis löschen und sich nie wieder daran erinnern. Aber waren diese Wunden nicht noch zu frisch? War es nicht andererseits besser, wenn er jetzt darüber sprach und nicht später alles wieder aufriss, was er dann vielleicht schon vergessen hatte? Ein leises, angestrengtes Seufzen kam über seine Lippen.

"Was ist los?", fragte Nao leise.

"Weißt du, wie man sich fühlt? Ich meine, während einer Vergewaltigung?", flüsterte Shin zurück und spürte nur zu deutlich das schmerzliche Ziehen, dass sich bei der Erinnerung in seinem ganzen Körper ausbreitete. Es war wirklich furchtbar, daran zu denken.

"Nein, nicht direkt, ich kann es mir aber teilweise vorstellen. Einige Freier waren damals... ziemlich krass drauf."

"Aber das ist nicht normal so, oder?"

"Nein. In Beziehungen geht es ja nicht nur um den Sex sondern auch um die Gefühle und damit mehr Zärtlichkeit. Der Unterschied zu Hetero-Beziehungen ist gar nicht so groß, auch da gibt es ja solche und solche."

"Ich weiß, was du meinst, auch wenn Beziehungen noch nie mein Ding waren."

"Wenn du damit sagen willst, dass du völlig beziehungsuntauglich bist, muss ich dir widersprechen. Eine Beziehung geht immer in die Brüche, wenn die Partner nicht harmonieren, nie ist einer allein schuld. Wie viele Beziehungen hattest du denn schon?"

Shin seufzte traurig und zählte in Gedanken nach. Es war frustrierend. "Drei oder vier. Glaube ich. Wahrscheinlich, weil ich einfach nicht immer nur Sex wollte. Ich bin der Meinung, dass das nicht das Wichtigste ist."

"Das stimmt schon, aber wenn du jemanden wirklich liebst, willst du ihm völlig unbewusst so nahe kommen, wie nur irgendwie möglich, und das auch so oft wie möglich. Vielleicht lag es ja auch daran, dass du doch nicht so hetero bist, wie du dachtest, das würde vielleicht auch erklären, weshalb du ja anscheinend nie wirklich Sex wolltest."

Leicht nickte Shin, einfach nur um zu zeigen, dass er verstanden hatte. Seit der letzten Nacht war er sich da gar nicht so sicher. Hätte man ihn vorher gefragt, ob er zu 100 Prozent sicher sei, dass er hetero war, hätte er definitiv mit 'Ja' geantwortet, aber jetzt? Irgendwann müsste er seine Grundsätze auf jeden Fall nochmal genauer untersuchen, vielleicht auch komplett über den Haufen werfen und neue entwickeln.

"Shin?"

"Hm?"

"Was denkst du über Saga?"

Verwirrt schlug er die Augen auf. Was sollte er darauf denn jetzt antworten? Er hatte noch nicht viel mit dem Kapitän zu tun gehabt, und jetzt sollte er diese Frage beantworten, zu der er selbst die Antwort nicht wirklich sicher kannte. "Ich weiß nicht", begann er zögernd. "Er ist nicht leicht einzuschätzen. Er ist auf jeden Fall vernünftig. Und ich glaube nicht, dass man sich mit ihm anlegen sollte. Ich denke auch, dass er versucht, sich hier wirklich um alle nach Kräften zu kümmern."

"Ja, das tut er", meinte Nao mit einem deutlichen Lächeln in der Stimme. "Aber das ist eigentlich nicht das, was ich wissen wollte."

Ja, das wusste Shin auch, aber er wollte ungern über etwas reden, dass er selbst nicht beurteilen konnte. Blöderweise hatte er aber das Gefühl, dass Nao wirklich genau darauf hinauswollte. "Er ist nett und verdient Respekt, er hat Einiges erreicht." Und ganz nebenbei sieht er auch nicht so schlecht aus. Eigentlich sogar ziemlich gut. Argh, böse, Shin. Nicht zu sehr über den wirklich heißen Kapitän nachdenken. Und ihn nicht nochmal als `heiß´ betiteln.

"Ich hab das Gefühl, du verschweigst mir dazu noch eine Kleinigkeit. Das sieht man dir an", flüsterte Nao ihm zu.

Mist. Und jetzt? Einfach leugnen. "Ich weiß nicht, was du meinst." Super, ganz unauffällig.

"Dann sagst du es mir eben nicht. Ich habe das Gefühl, ich bin auch so auf der richtigen Fährte."
 

"Saga, ich muss mit dir reden."

Verblüfft sah er Tora an. "Worüber?"

"Nicht hier." Irritiert ließ er sich von Tora mit in sein Zimmer ziehen und wurde heftig aufs Bett gestoßen. "Was läuft da?", fragte der Schwarzhaarige geradeheraus.

"Hä? Tora, was zum Kuckuck willst du von mir?" Er war mehr als verwirrt. Worauf wollte sein bester Freund denn bitte heraus?

"Zwischen Shin und dir. Was ist da?"

Ach so. Gut, dass er jetzt auch wusste, worum genau es ging. Es hätte ja auch etwas Wichtiges sein können. "Nichts", antwortete er auf die Frage. "Ich meine, ich werde wohl mindestens eine Nacht mit ihm verbringen, aber sonst?"

"Saga!", seufzte Tora genervt und ließ sich neben ihm aufs Bett fallen.

"Ja." Ein entnervter Blick des Älteren ließ ihn dann doch reden: "Shin ist hübsch. Und auf seine unschuldige Art einfach zu süß. Sonst ist da nichts."

"Bei jedem anderen hättest du weder diesen Befehl geben lassen, noch Akito einfach über Bord werfen lassen."

"Der Befehl, von dem du redest, war Naos Idee und ich vertraue ihm da einfach. Und Akito hatte schon vorher die allgemeinen Regeln ebenso wie meine Befehle ignoriert, irgendwann musste ich so reagieren." Super, Saga. Warum die Wahrheit sagen, wenn man auch sinnlos -und dazu noch schlecht- lügen konnte?

Die Wahrheit war, dass er selbst nicht wusste, warum er so reagiert hatte. Das Ganze war eine Kurzschlussreaktion gewesen, und auch, wenn er sie nicht bereute, so war es doch nicht ganz leicht, sie anderen zu erklären. Wie auch, wenn er es nichteinmal sich selbst begreiflich machen konnte?

"Verdammt, Saga! Lüg. Mich. Nicht. An. Niemals. Wir sind schon ewig befreundet. Ich kenne dich besser als jeder andere hier. Du stehst auf den Kleinen. Du bist auf dem besten Weg, dich in ihn zu verlieben."

"Niemals! Gut, vielleicht finde ich ihn attraktiv, aber ich bin nicht dabei, mich zu verlieben!", fauchte Saga gereizt.

"Nur, weil du das nicht willst und nicht verstehst, heißt es nicht, dass es nicht so ist."

"Ich hab weder Zeit noch Lust auf irgendwelche Gefühle, und da ist nichts. Bei der nächstbesten Gelegenheit werde ich es dir beweisen!"

"So. Wirst du? Und wie gedenkst du, das anzustellen?"

"Das wirst du dann ja sehen." Okay, er hatte noch keine Ahnung, wie er Tora das beweisen sollte, aber ihm würde bestimmt bald etwas einfallen. Oder eher hoffentlich. "Aber nehmen wir nur einmal an, ich würde mich verlieben. Was geht es dich an?"

"Als Kollege nichts. Aber wir sind schon verdammt lange befreundet, wenn ich dich daran erinnern darf. Ich denke, als guter Freund darf man ja wohl mal nachfragen, immerhin bist du mein bester Freund."

"Neben deinem Jin natürlich", lachte Saga und funkelte Tora provozierend an.

"`Meinem´ Jin?"

"Jeder weiß, dass seit Monaten zwischen euch etwas läuft."

"Aber selbst wenn das jeder weiß, was mich persönlich nicht wirklich stört, gehört Jin doch immer noch sich selbst."

"Wenn du meinst..." Saga grinste vielsagend vor sich hin.

"Idiot!"

"Vollpfosten."

"Arsch!"

"Trottel."

"Sklaventreiber."

"Liebend gern", lachte Saga. "Sonst würde hier ja auch keiner machen, was er soll." Herausfordernd sah er den Größeren an. Eine kleine Streiterei konnte auch immer sehr amüsant sein.

"Wenigstens ist Jin alt genug, Shin ist noch ein halbes Kind."

"Mit 23?" Skeptisch wanderte eine Augenbraue nach oben.

"Definitiv, zumindest so unschuldig, naiv und kindlich wie er ist."

"Willst du damit behaupten, du hältst mich für pädophil?"

"Wenn du es so verstehen möchtest..."

"Pass auf, dass ich dir nicht gleich das Gegenteil beweise!"

"Wenn du damit meinst, dass du mich flachlegen willst, muss ich dich warnen. Ich könnte den Spieß sehr schnell umdrehen."

Saga lachte teuflisch. "Das würde ich nicht versuchen, das würde nur Stress geben. Aber Jin ist es doch gewohnt, rangenommen zu werden..."

"Das wirst du nicht wagen!", zischte Tora wütend.

"Warum nicht? Wenn Jin damit einverstanden ist, spricht doch nichts dagegen. Oder bist du etwa eifersüchtig?"

"Sicher nicht. Warum auch? Er soll nur nicht als Beweis benutzt werden."

Genervt seufzte Saga. "Warum du eifersüchtig sein könntest? Warum wird man nur eifersüchtig? Tora, mach dir und mir nichts vor. Du bist verliebt!"

"Wenn ich verliebt bin, was bist du denn dann bitte? Besessen?"

Moment... "Was?"

"Du bist vollkommen auf Shin fixiert. Es wundert mich doch sehr, dass andere ihn überhaupt anrühren dürfen."

"Er hat eigentlich auch Nao um Hilfe gebeten, nicht mich. Was sollte ich dazu sagen? Er vertraut Nao. Und, um zum Thema zurückzukommen, ich bin nicht auf Shin fixiert, er ist nur einer der Wenigen hier, die gegen ihren Willen mitgekommen sind. Deswegen muss ich aufpassen, dass er nicht zu sehr darunter leidet, das ist als Kapitän meine Aufgabe."

"Wie dem auch sei", seufzte Tora genervt, "du wirst so oder so nicht einsehen, dass dich jemand erweichen kann. Dafür bist du einfach zu stur, zu stolz und eventuell auch einfach zu dämlich."

"Danke für die Blumen", knurrte Saga angesäuert zurück. "Weißt du, manchmal hab ich echt das Bedürfnis, dir trotz aller Freundschaft eine reinzuhauen."

"Das Kompliment kann ich gern zurückgeben", lachte Tora. "Manchmal bist du einfach nur ein kleines Biest. Oder so eine kleine Diva wie Shou."

"Hör auf, mich mit Shou zu vergleichen!"

"Nehm's nicht als Beleidigung. Manchmal bist du aber genau so eine Zicke."

Draußen suchte jemand nach Tora. Und das lautstark. Leise lachend sah dieser zur Tür.

"Dein Schätzchen vermisst dich", grinste Saga süffisant.

"Immerhin vermisst mich irgendjemand. Und im Gegensatz zu dir habe ich wenigstens ein Schätzchen." Ruhig lächelnd stand er auf und ließ den Kapitän mit seinen Gedanken allein zurück.
 

Ein halbes Kind war Shin doch wirklich nicht mehr. Er war zwar ein kleines bisschen zu schüchtern, neugierig, und unschuldig, aber nicht allzu leichtgläubig. Oder? Trotz seinen besonders kindlich wirkenden Eigenschaften machte er insgesamt einen erwachsenen Eindruck. Er war zwar auch nicht unbedingt groß, aber es gab auch Kleinere hier an Bord als ihn. Er war groß genug, um als erwachsen durchzugehen, er hatte schon in seinem Leben gearbeitet und er wusste, dass nicht die ganze Welt aus rosaroter Zuckerwatte bestand. Obwohl das eine reizvolle Vorstellung war. Eine süße Welt... Auch wenn die nicht unbedingt rosarot sein musste, blau war auch in Ordnung.

Saga schüttelte über sich selbst den Kopf. Warum dachte er überhaupt so viel über den Jüngeren nach? Klar, er war hübsch und auch nett, aber sonst? Er war anders als alle anderen hier. Besser nicht wirklich, aber eben auch nicht mit den anderen Charakteren zu vergleichen. Dafür waren sie alle zu unterschiedlich, was ja auch gut so war. Jeder hatte andere Stärken, die optimal ineinander übergriffen.

Aber zurück zum Thema Shin. Eigentlich war es Saga nicht recht, dass andere ihm zu nahe kamen, auch wenn er keine Erklärung dafür fand oder finden wollte. Shin vertraute Nao nunmal am Meisten, deshalb ließ er es zu. Und das Kennenlernen mehrerer Partner hätte er so oder so vorgeschlagen, immerhin war es so das Beste.

Seufzend fuhr Saga sich mit der Hand durch die Haare. Er brauchte dringend eine Beschäftigung, sonst würde er wirklich noch durchdrehen.
 


 

... to be continued ...

_________________________________________________________________________________
 

Der Kapitelname klingt dämlich. xD Aber es ist (laut Google!) wieder litauisch, das wird jetzt mit den ersten Kapiteln mehr oder weniger so ein Kreislauf. Wie ich das dann mit den Zahlen 12 < x mache, weiß ich noch nicht so genau.
 

Alles andere so wie immer, ganz lieben Dank an meine Kommischreiber, es kamen doch immerhin 4 Kommentare auf das Kapitel trotz LBM und Giru-Konzert Bochum.


 

Sešiem

Verschlafen blinzelte Shin in das schwache Licht, welches durch das kleine Fenster fiel. Murrend hielt er sich eine Hand vor die Augen.

"Guten Morgen", hörte er leise Naos Stimme an seinem Ohr. Moment. Warum...? Ach so. Langsam erinnerte er sich an den vergangenen Tag.

"Morgen..." Gähnend lehnte er sich an den Älteren. "Uhr?"

"Zwanzig nach sechs. Wir können noch ein bisschen liegenbleiben."

"Nao... Kuscheln!", forderte Shin leise.

Gedämpft lachte der andere und ließ seine Hand über seine Seite wandern. Ein zufriedenes Seufzen des Jüngeren ließ ihn weitermachen. Er hatte das Gefühl, es fehlte nicht mehr viel und Shin würde anfangen zu schnurren. Eine kleine Shin-Katze. Der Gedanke hatte doch etwas für sich. Langsam suchte seine Hand sich ihren Weg unter Shins T-Shirt, woraufhin sich der zierliche Körper sofort verspannte. Nao biss sich auf die Lippe. Es war ja auch nur ein Test, wie Shin darauf reagierte, aber nach dem, was passiert war, war diese Reaktion wohl normal. "Hab keine Angst", flüsterte er dem Jüngeren beruhigend zu.

"Ich habe keine Angst. Nicht vor dir, ich weiß, du wirst mir nichts tun. Gib mir nur ein bisschen Zeit...", flüsterte Shin zurück.

Aufmerksam beobachtete Nao ihn, während er seine Streicheleinheiten fortsetzte. Shin hielt die Augen geschlossen. Sein Gesicht wirkte völlig friedlich und entspannt, während ein leichtes Lächeln dieses zierte. Langsam entspannte sich sein ganzer Körper wieder, so dass er die sanften Berührungen wirklich genießen konnte. Erneut kam ein zufriedenes Seufzen über seine Lippen. Die Wärme, Nähe und Ruhe hatten etwas Vertrautes, auch wenn er nicht mehr wusste, woher er dieses Gefühl kannte. Vielleicht aus aller frühester Kindheit, aus der Zeit, in der noch alles gut gewesen war. Am Ende machte es aber auch keinen Unterschied. Ruhig blieb er liegen und dämmerte vor sich hin, das Klopfen an der Tür registrierte er gar nicht.

"Kazuki", begrüßte Nao den Eingetretenen sanft lächelnd.

Erschrocken fuhr Shin zusammen und wäre fast aus seinem vorübergehenden Bett -das eigentlich ohnehin nur für eine Person gedacht war- gefallen. Aber nur fast, immerhin hielt Nao ihn noch rechtzeitig fest und zog ihn komplett auf die Liege zurück.

Kazuki lachte leise. "Ganz ruhig, Kleiner. Ich reiße dir schon nicht den Kopf ab, weil du dich von meinem Freund verwöhnen lässt. Ich weiß immerhin auch, wie gut er das kann."

Beruhigend streichelte Nao den Jüngeren. "Ich hab dir doch erzählt, dass meine Beziehung sehr offen ist. Und, Kazu, könntest du dich bitte benehmen? Keine Perversitäten."

"Nao, ich hab noch frei. Und ich wollte gern ein bisschen mit dir zusammen sein, aber wenn ich mich dazu lege, fliegt Shin auf den Boden."

Nao seufzte leicht. "Wenn wir in mein Bett umziehen, müsste es passen. Da haben wir immerhin auch schon mit vier Personen bequem drin geschlafen."

"Dann muss ich ja aufstehen...", murmelte Shin lustlos.

Nao und Kazuki tauschten einen vielsagenden Blick. Erschrocken quiekte Shin auf, als Kazuki ihn hochhob, als wäre er ein Kissen. Nao stand schnell auf und hielt die Tür zu seinem Zimmer auf, auch wenn Kazuki das wahrscheinlich auch noch irgendwie selbst geschafft hätte. Leicht legte er den Jüngsten auf dem Bett ab, der daraufhin an die Seite rutschte, so dass die beiden anderen sich zu ihm legen konnte. Lächelnd sah er die beiden an. Nao hatte seinen Kopf auf Kazukis Brust gelegte und leicht einen Arm über seinen Bauch. Kazuki hatte ihm einfach einen Arm um die Schultern gelegt und streichelte sanft über seinen Rücken. Shin seufzte. Die beiden waren doch ein süßes Paar, auch wenn man es vielleicht nicht auf den ersten Blick erwartete.

"Shin, du darfst mein Kissen auch gern benutzen", meinte Nao lächelnd und zog ihn langsam näher.

Unsicher sah er zu Kazuki, gab aber nach, als dieser ihm seinen anderen Arm um die Schultern legte und ihn zu sich zog. Shin war davon überzeugt, dass sie für Außenstehende ein komisches Bild abgaben. Aber vielleicht nicht unbedingt im negativen Sinne. Er atmete ruhig und gleichmäßig, er fühlte sich einfach gut. Zumindest halbwegs sicher.

"Worüber denkst du nach?", fragte Nao leise.

Shin seufzte. Warum sah man ihm eigentlich immer an, dass ihn etwas beschäftigte? "Wie es weitergehen wird", antwortete er ebenso leise. "Bleibe ich jetzt für den Rest meines Lebens hier? Warum kommt mir das nicht mehr falsch vor? Warum habe ich hier in zwei Tagen so viel Neues über mich gelernt wie in den letzten 20 Jahren nirgendwo sonst?"

"Irgendwann wirst du Antworten auf die ganzen Fragen bekommen", antwortete Kazuki ihm ruhig.

"Du fühlst dich gerade sehr wohl, was?", lachte Nao. "Aber, Shin, er hat recht. Irgendwann wird sich das alles klären und dann wirst du auch verstehen, warum du hier gelandet bist. Ich glaube fest daran, dass nichts ohne Grund geschieht, und dementsprechend ist es kein Zufall, dass du hier bist."

"Nao, halt, warum sollte ich mich wohlfühlen?" Kazuki sah ihn verwundert an.

"Du hast zwei Uke für dich allein."

Ein unterdrücktes Lachen war zu hören. "Das mag sein, aber ich bin der Meinung, dass Shin erstmal langsam anfangen sollte."

"Stimmt. Lieber erstmal zu zweit, zu dritt können wir ja später irgendwann mal nachholen."

Verständnislos sah Shin zu Nao, nur war in dessen Gesicht nichts abzulesen. "Also...", begann er zögernd, "ich hab keine Ahnung, worum es gerade geht, aber bevor ich genauer nachfrage... Will ich die Antwort wirklich wissen?"

Die beiden Älteren lachten. "Willst du sicherlich nicht", gluckste Nao und strich ihm über die Wange. "Aber ich erklär's dir trotzdem."

"Nein, stop, lieber nicht! Ich glaube, ich hab's schon verstanden." Sofort schoss ihm das Blut in die Wangen. Schnell versuchte er, die Röte in seinem Gesicht zu verstecken, indem er seinen Kopf drehte und so sein Gesicht auf Kazukis Brust lag und die Haare seine glühenden Wangen verbargen.

"Shin, bist du immer so leicht in Verlegenheit zu bringen?", fragte Kazuki grinsend und sah zu Nao, der nur nickte. "Ist er."

"Schön", nuschelte das Gesprächsthema, "können wir jetzt über etwas anderes reden?"

"Ach, Kleiner, wir müssen dich doch an solche Gespräche gewöhnen", seufzte Kazuki und spielte leicht mit einer Haarsträhne. "Guck Nao an."

Leicht schüttelte er den Kopf. Der Arzt wusste unter Garantie auch so schon, wie es um seine Gesichtsfarbe stand. Es war ihm einfach unangenehm, dass er so schnell rot anlief, sobald es um Sex ging. Hoffentlich würde sich das noch legen.

"Shin, wenn du Nao nicht sofort anguckst, werde ich mich auf die Suche nach schönen Spielzeugen machen und dich damit foltern."

"Sei nicht so gemein zu mir."

"Guck Nao an."

Widerwillig seufzend wandte er seinen Blick wieder dem Arzt zu, der ihm sanft lächelnd durch die Haare strich. "Es ist okay, Shin, wir sind unter uns. Dir muss nichts peinlich sein."

"Ist es aber trotzdem. Sind eigentlich überhaupt solche 'Spielzeuge' an Bord?"

Kazuki lachte hinterhältig. "Ja, sonst hätte Nao nicht so leiden dürfen."

Das erste Mal sah Shin den Arzt erröten, obwohl ihn so schnell nichts aus der Ruhe zu bringen schien. "Kazu, das war deine Idee", bemerkte Nao trocken.

"Ich weiß. Und du hast mitgemacht."

"Ja, schon, aber nur, weil ich nicht genau wusste, was du vorhattest. Und du meintest zu mir, keiner würde es mitbekommen. Auf jeden Fall war es am nächsten Tag mehr als offensichtlich. Kratzspuren, Bissspuren, leichte Fesselmale, mangelnde Bewegungsfähigkeit... Soll ich die Liste fortsetzen?"

"Hör auf, mich schlecht zu machen!"

"Halt die Klappe. Shin, denk dir nichts dabei", sagte Nao und strich ihm leicht über den Arm. "Kazuki ist zwar manchmal etwas eigenartig und experimentierfreudig, aber für diese Sexperimente nimmt er meistens eh nur mich."

Shin seufzte. Natürlich hatte sich, nachdem er gerade wieder eine halbwegs normale Gesichtsfarbe erreicht hatte, bei diesem Thema wieder ein zarter Rotschimmer auf seine Wangen gelegt. "Weißt du", meinte er ruhig, "mittlerweile sollte ich mich daran gewöhnen. Aber ich verstehe die Sache mit den Bissspuren nicht."

"Zu dem Zeitpunkt war ich von Vampiren sehr fasziniert. Und Blut kann unwahrscheinlich sexy sein", erklärte Kazuki und leckte sich dabei unbewusst über die Lippen.

"Ist ja schön, dass Blut sexy sein kann, aber ich durfte darunter leiden", beschwerte Nao sich.

Shin räusperte sich und strich sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. "Ich denke, ich verzichte auf solche Experimente."

"Wieso? Magst du keine Vampire?" Kazuki lächelte teuflisch.

"Wenn ich welche kennen würde... Ich möchte nur ungern von irgendwem gebissen werden."

"Er ist nicht immer so", beruhigte Nao Shin.

"Danke, endlich siehst du es ein, Nao! Im Ernst, bin ich wirklich nicht, besonders nicht bei so unerfahrenen Partnern wie dir."

Shin zog eine Augenbraue hoch. "Und das soll mich jetzt beruhigen?"

"Ja, eigentlich schon", meinte Nao ruhig lächelnd. "Nebenbei, wir müssen aufstehen."

"Ich will aber nicht."

"Hopp! Raus aus den Federn. Kazu, du hast doch sicherlich auch noch irgendwo irgendetwas zu tun."

Murrend setzte Shin sich auf und krabbelte aus dem Bett, in Gedanken fluchend. Sein Hintern schmerzte ziemlich, aber er wollte sich nichts anmerken lassen. Wie konnte er sich selbst nur ablenken? "Sag mal, Nao, kann ich mir von dir erstmal Wechselklamotten leihen?" Perfektes Ablenkungsmanöver. Problem erkannt, halbwegs gelöst und angesprochen. Schließlich konnte er schlecht auf unbekannte Dauer in den gleichen, ungewaschenen Sachen durch die Gegend laufen. Und er hatte keine Klamotten dabeigehabt. Wer nahm auch eine Reisetasche mit zum Einkaufen? Oder zur Bank?

"Klar. Passen müssten dir meine Sachen ja. Keine Sorge, du bekommst nächste Woche bestimmt eigene Wechselkleidung. Deine getragenen Sachen bringst du in den Waschraum. Weißt du, wo der ist?"

Shin nickte. Er hatte gestern sämtliche Räume, abgesehen der Schlafräume, inspiziert. Er verstand zwar nicht, warum es fünf Badezimmer gab, aber das war ja auch verhältnismäßig... unwichtig.

Nao ging kurz an ihm vorbei zum Schrank und suchte ein Outfit zusammen, das er Shin in die Hand drückte. "Wo die Badezimmer sind, weißt du bestimmt auch. Da kannst du duschen, die Türen kann man übrigens abschließen, falls du es noch nicht wusstest."

Lächelnd bedankte er sich bei dem Älteren und verschwand still und leise in Richtung der Duschen. Irgendwie hatte er das Bedürfnis nach dem warmen Wasser auf seiner Haut. Vielleicht auch einfach nur nach einer ausgiebigen Wäsche, die Erinnerungen wie Schmutz davonspülte.

Ruhig schloss er die Tür hinter sich ab, bevor er sich vorsichtig auszog und sich unter die Dusche stellte. Ein leises, genießendes Seufzen kam über seine Lippen, als er das Wasser spürte. Es war einfach ein befreiendes, entspannendes Gefühl. Er hatte das Gefühl, er könnte den ganzen Tag so stehen bleiben, aber er wusste, dass das nicht ging. Er konnte schlecht den ganzen Tag das Bad blockieren.

Viel zu schnell für seinen Geschmack trat er aus der Dusche, zog sich an und sah einfach nur in den Spiegel. Er sah auf der einen Seite aus wie immer, das Spiegelbild war sein Abbild. Auf der anderen Seite sah er an seinem Spiegelbild eine Veränderung. Ihm war klar, dass diese Veränderung in ihm stattfand und nicht im Spiegel, aber konnte er sich selbst deswegen anders wahrnehmen? Er war immer noch er selbst, aber anders als früher. Konnte eine neue Selbstentdeckung die Wahrnehmung so sehr verändern? Oder hatte die... Vergewaltigung schuld?

Seufzend strich er sich durch die braunen Haare. Wie würde es wohl sein, freiwillig mit einem Mann zu schlafen? Schon der Gedanke brachte ihn in Verlegenheit. Aber bald würde er es wohl erfahren. Definitiv würde er jetzt keinen Rückzieher mehr machen aus Angst oder sowas Ähnlichem. So furchteinflößend war Nao nicht. Allgemein hatte er nur wenig Angst, der Hauptteil war eher Aufregung.

Entschlossen wandte er sich vom Spiegelbild ab. Grübeleien brachten ihn nicht weiter. Schnell schloss er die Tür auf und zuckte erschrocken zusammen. Auch Shou erschrak sich heftig und machte einen Schritt zurück.

Leicht musterte Shin den Koch. Er trug nur ein Handtuch um die Hüften.

"Na?", lächelte Shou ihn ruhig an und riss ihn so aus seinen Gedanken.

"Ohayou. Was 'na'?" Verschüchtert sah Shin den Größeren an.

"Hast du mich genug angesehen? Gefalle ich dir?"

Verblüfft sah Shin den Koch an und spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. So offensichtlich hatte er ihn doch gar nicht betrachtet. Oder? Lächelnd drückte dieser ihn leicht zurück ins Bad und schloss die Tür hinter sich.

"Du musst keine Berührungsängste haben", flüsterte Shou ihm zu.

"Zu deiner Frage", versuchte Shin abzulenken, "Die Antwort lautet ja." Er wich an die Wand zurück, um wieder ein wenig mehr Distanz aufzubauen.

"Das freut mich." Lächelnd kam Shou ein wenig näher und stellte sich direkt vor ihn. Den Abstand schätzte er auf vielleicht 30 Zentimeter. Sein Herz raste, aber er konnte sich einfach nicht erklären, warum, während er das Gesicht des Älteren betrachtete. "Shou..."

"Ich will dir nichts tun. Du musst keine Angst vor mir haben." Sanft strich er dem Kleineren über die Wange und trat noch ein Stück näher, so dass ein Atemzug reichte, damit ihre Körper sich berührten.

Shin war mit der Situation völlig überfordert. Einmal war Shou mehr als spärlich bekleidet, was ihn schon sehr nervös machte. Aber dann kam noch dazu, dass er so viel Nähe einfach nicht gewohnt war.

Er spürte einen flüchtigen Kuss auf seiner Wange. Abwartend schloss er die Augen und drehte den Kopf ein Stück. Shou verstand den Hinweis dieser Reaktion und versiegelt leicht die Lippen des Jüngeren mit seinen eigenen. Ihm war klar, dass Shin sich nicht gegen ihn auflehnen würde, oder gar um die Führung kämpfen. Dafür war er zu unerfahren und zu schüchtern. Der Koch war fest davon überzeugt, dass sich das mit der Zeit noch legen würde. Spätestens Kazuki würde es ihm schon austreiben.

Langsam entspannte Shin sich und strich zögernd über Shous nackten Oberkörper, während er sich willig führen ließ. Ein warmer Schauer lief über seinen Rücken, als Shou leicht mit seiner Zunge über seine Unterlippe strich und um Einlass bat. Leise seufzend ließ er den Älteren gewähren. Es war nicht schlecht, ganz im Gegenteil, auch wenn er sich unterordnen musste. Oder es eigentlich einfach tat, aber vielleicht war auch genau das der Reiz.

Nach einer gefühlten Ewigkeit löste Shou den Kuss und betrachtete Shin, der seine Arme inzwischen um seine Hüfte gelegt hatte. Shins Wangen schimmerten nur leicht gerötet, er hatte die Augen geschlossen und atmete schneller als normalerweise.

Blinzelnd öffnete er die Augen und sah den Koch an. "Wolltest du nicht eigentlich duschen?", fragte er flüsternd, um das Zittern seiner Stimme nicht hörbar zu machen.

"Werde ich gleich schon noch machen, aber auf ein paar Minuten mehr oder weniger kommt's jetzt auch nicht mehr an."

Shin nickte leicht und legte seinen Kopf auf Shous Schulter, der darauhin leicht den fremden Duft einatmete. Der Kleinere hatte einen angenehmen, süßlichen Duft, vielleicht so etwas wie Honig gemischt mit getrockneter Orangenschale und Zimt. Doch eigentlich sehr gut.

Nach ein paar Minuten ließ er den Jüngeren los. "Ich weiß ja nicht, was du vorhast, aber ich gehe duschen."

Shin nickte lächelnd. "Schon klar, ich bin schon weg."

"So war das nicht gemeint", lachte Shou. "Von mir aus kannst du auch bleiben, aber ich will nicht, dass du hyperventilierst."

Shin zuckte nur mit den Schultern, schenkte dem Älteren noch ein freches Lächeln und verschwand durch die Tür.
 

______________________________________________________________________________
 


 

Heya! ^_^
 

It's me again!

Also.. Danke für die fünf Kommentare zum letzten Kapitel, ihr seid einfach nur großartig!

Well,... Ja, ich mag englisch, bevor irgendjemand fragt,... Dieses Kapitel enthält jetzt nicht soo~ viel Neues, aber ich hoffe , es gefällt trotzdem.

Fleißig weiterschreiben muss ich nicht. Bis Kapitel 13 sind die Kapitel fertig abgetippt, die anderen elf Kapitel tippe ich in den Osterferien so weit fertig ab.

Ebenso fange auch dann an, den zweiten Teil meiner Reihe abzutippen, der ist ebenfalls über ViViD und Alice Nine.

Mehr will ich auch gar nicht sagen.
 

Hikari ~<3
 

Nächster Upload: 08. April 2011
 

Tujuh

Hello, my dears ^_^

Hikari is back! xD
 

Okay, das reicht. xD

Ich bin zurück und habe ein neues Kapitel im Gepäck. >D Kyahaha. *hust hust* Tschuldigung, verschluckt, am irren Lachen muss ich noch arbeiten. |D
 

So, zum letzten Chapter: Vielen Dank an klene-Nachtelfe, Aiora, TigerKatzi_DeLuxe, Akari_Hana und Zoia-Valentine für eure lieben Kommentare. :3

Dazu noch @ Aiora, hm, vielleicht, aber der Abend ist leider auch schon verplant. *hust*
 

Nach diesem Kapitel dann ein bisschen mehr Klarheit. Und, ja, es geht schnell, aber unser kleiner Verdrängungskünstler schafft das schon.

Hm.. Hoffentlich wirft niemand mit irgendwas nach mir. Oo

Für neue Kapitel wurden mir schon Kekse nachgeschmissen, nicht hier sondern bei einer anderen Fanfic.

Dann... Hm. Achso. Die Informationen in diesem Kapitel sind ziemlich sachlich zu einem ganz bestimmten Thema, aber nicht von mir ausgedacht. Quelle sind Wikipedia und meine Biologielehrerin.
 

Das nächste Kapitel kann man sich ja denken. *hust* Gut, wenn nicht, wird man es sehen.
 

Enjoy, please comment or just read through.
 

_________________________________________________________________________________
 

Saga starrte an die Decke und bemühte sich, seinen Traum zu verdrängen. Ein furchtbarer Albtraum, auch wenn er nicht wusste, warum dieses Bild ihn so quälte. Shin, das Blut aus seinem Arm strömend und sich um ihn ausbreitend, die immer blasser werdende Haut, die leblosen Augen, das Messer neben ihm liegend. Das alles, weil er mit der gesamten Situation nicht zurecht kam, besonders mit der Vergewaltigung und der Entführung. Saga fühlte sich schrecklich machtlos.

Warum machte dieser verfluchte Traum ihn nur so fertig? Jetzt lag er schon die halbe Nacht wach, um nicht wieder in diesen zurückzufallen.

Womit konnte er sich nur beschäftigen? Vielleicht sollte er sich Jin tatsächlich einmal ausborgen. Okay, blöde Idee. Dann hätte er einen wütenden, eifersüchtigen Tiger zu ertragen. Vielleicht Ayame? Oder Hikaru? Oder beide? Ebenso eine blöde Idee. Shou würde durchdrehen, wenn seine Küchenhilfen verhindert waren. Hiroto? Eigentlich zu süß, aber immerhin eine Option. Wenn das kleine Blondchen nicht zu Shou gehören würde. Nao? Der würde mit seiner scheiß sensiblen Art sofort mitbekommen, dass etwas nicht stimmte. Aber... Früher oder später würden sie sich eh über den Weg laufen. Warum sollte er das Ganze nicht ein klein wenig beschleunigen?

Langsam stand er auf und machte sich auf den Weg zu Nao.
 

Der Arzt brütete über einem Buch über... Psychologie?

"Morgen", murmelte Saga und zog so Naos Aufmerksamkeit auf sich.

"Captain. Was ist denn mit dir passiert? Setz dich."

Antriebslos ließ er sich auf eine der Liegen fallen. Erst, als der Kleinere sich besorgt über ihn beugte, erinnerte er sich an die Frage. "Verdammt lange, schlaflose Nacht und ein verflucht mieser Traum."

"Und was möchtest du von mir? Schlafmittel, Ablenkung oder Seelsorge?"

"Eigentlich nur Ablenkung, aber du wirst eh nicht locker lassen, bevor du weißt, was ich geträumt habe."

Seufzend erzählte er dem Älteren von seinem Traum mit sämtlichen blutigen Details. Als er die Erzählung beendet hatte, sah er den grinsenden Arzt fragend an.

"Also", begann dieser seine Diagnose, "Ich bin kein Meister der Traumdeutung, aber das ist in diesem Fall auch nicht zwingend notwendig. Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber du bist total in Shin verschossen und machst dir einfach wahnsinnige Sorgen um ihn."

"Ich bin nicht in ihn 'verschossen' ", knurrte Saga zurück.

"Bist du sehr wohl, Abstreiten hat keinen Sinn. Zum Thema Sorgen machen, Shin geht es soweit gut."

"Und das weißt du woher?"

Nao seufzte genervt und zeigte in Richtung Buch. "Meinst du, ich lese zum Spaß Bücher über die menschliche Psyche? Das, was ich von ihm gehört und gesehen habe, erklären Diplom-Psychologen als völlig normal. Dazu steckt er in einer kleinen Identitätskrise, was die Situation nicht unbedingt erleichtert, aber er steht nicht kurz vor einer Depression."

Verwirrt sah Saga ihn an. "Okay... Ich habe zwar nur die Hälfte verstanden, aber ich glaube, die Botschaft habe ich mitbekommen."

Nao seufzte wieder. "Nochmal extra für dich übersetzt: Wir müssen nur abwarten und für ihn da sein, wenn er es möchte. Was mich nur wundert, ist die Tatsache, dass er die Vergewaltigung schneller verarbeitet als normal."

"Vielleicht gerade, weil alles Neue auf einmal kommt", überlegte Saga.

"Vielleicht. Bei unserem Neuzugang würde ich so schnell nichts ausschließen. Brauchst du mich jetzt noch zur Ablenkung oder stürzt du dich in die Arbeit?"

"Deine Ablenkung wäre wahrscheinlich angenehmer, aber ich muss an die Arbeit." Lustlos stand er auf und ging an Deck, während Nao sich wieder seinem Buch widmete.
 

Nachdenklich sah Shin auf das dunkelgraue Meer. Es wirkte so verräterisch ruhig. Genau richtig, um in Ruhe nachdenken zu können.

Es war schon später Nachmittag. Seit dem Morgen war er völlig in Gedanken versunken und vermied es, Shou in die Augen zu sehen. Er wusste nicht, warum er den Älteren geküsst hatte, oder eher den Kuss erwidert hatte. Er hatte einfach spontan reagiert. Und es hatte sich eigentlich ganz gut angefühlt, auch wenn er sich zu 100 Prozent sicher war, nicht in Shou verliebt zu sein. Vielleicht sollte er bald mit den Selbsteingeständnissen anfangen, aber das wollte er so lange wie nur irgend möglich herausschieben.

Erschrocken fuhr er zusammen, als sich von hinten zwei Arme um seinen Oberkörper legten.

"Keine Panik, bin nur ich", flüsterte Nao und drückte sich sanft an den Jüngeren.

"Glücklicherweise. Hätte ich einen Herzinfarkt bekommen, wäre der Arzt gleich dagewesen."

"Was ist los? Irgendwas beschäftigt dich."

Shin seufzte. Warum wusste Nao sowas nur immer? Kurzzusammenfassung. "Ich kam aus dem Bad, Shou wollte hinein, er war halbnackt, was auch kein Wunder ist, weil er duschen wollte. Wir haben uns geküsst und ich kann mich nicht an den Gedanken gewöhnen, Männer zu küssen."

"Am Anfang ist das immer schwierig. Noch schwieriger ist es, sich an den Gedanken zu gewöhnen, mit Männern zu schlafen. Früher oder später wird es aber für dich fast schon alltäglich, auch, weil es dir einfach egal wird, was die Gesellschaft oder sonst wer denkt, weil du dich wohlfühlen sollst." Verständnisvoll strich er über Shins Wange.

"Aber mit Sex... Das ist im Grunde genommen ja wirklich nicht der Normalfall."

"Mag sein. Aber wer entscheidet, was normal ist und was nicht? Heterosexualität ist nicht normal sondern einfach häufig. Ist deswegen alles, was häufig ist, auch gleich normal? Ich weiß nicht, wie viel du über die alten Griechen gelernt hast, aber unter ihnen war es völlig normal, dass etwas reichere Bauern oder wohlhabendere Männer allgemein mindestens einen persönlichen Burschen hatten, der abends zu ihnen gerufen wurde, wenn sie Lust darauf hatten. Zeitgleich waren sie mit Frauen verheiratet und hatten Kinder. Fast genauso hielten es die Römer, große Führer hatten in ihren Palästen oft um die 20 Jungen oder junge Männer. Das Alter dieser Bediensteten lag in der Regel zwischen 15 und 25 Jahren.

Erst mit der Begründung des Christentums änderte sich dieser Umgang, die Bibel stellte den Sex zwischen Männern als Sünde dar. Es wurde als Sodomie verfolgt, und die Strafen waren hart.

Danach gab es diesen herrlichen Begriff der Freundschaft, und du wirst dich vielleicht wundern, aber damit bezeichnete man eine liebevolle und oft auch sexuelle Beziehung zwischen Personen. Die Bedeutungen von Liebe und Freundschaft waren kaum zu unterscheiden. Dazu passend wurde alles mit dem griechischen Wort 'Philos' bezeichnet."

"Jetzt habe ich viel gelernt", seufzte Shin. "Aber ich weiß trotzdem nicht, was du mir damit sagen möchtest."

"Dann hör weiter zu. 'Philos' kann man sowohl mit 'Freund' wie auch mit 'Geliebter' übersetzen. Diese Freundschaften stellte man nur selten dem Begriff der Sodomie gleich. Diese freundschaftliche Liebe, diese Gradwanderung zwischen den Gefühlen, gewann sogar eine religiöse Bedeutung und so kam es zu dem Begriff der 'Schwurbruderschaft'. Die meisten Männer, die geschworene Brüder waren und deren Liebe bis in den Tod währen sollte, waren zeitgleich mit Frauen verheiratet. In Westeuropa fand man Gräber, in denen Männer- und später auch Frauenpaare bestattet worden waren. Oft waren in die Grabsteine Symbole unendlicher und unsterblicher Liebe eingraviert.

Was ich dir mit der Lehrstunde eigentlich sagen wollte, ist, dass nichts Verwerfliches an homosexuellen Beziehungen ist oder jemals war."

"Puh. Viel zu viel Wissen", meinte Shin und atmete einmal tief durch. "Ich habe nie gesagt, dass ich etwas Schlechtes oder Verwerfliches an solchen Beziehungen sehe, es ist nur nicht alltäglich."

Nao nickte. "Damit hast du zwar auch wieder recht, aber irgendwo ist jeder halbwegs logisch denkende Mensch bisexuell."

"Äh... Was?"

Der Arzt lachte. "Man verliebt sich in einen Menschen, nicht in sein Geschlecht."

"Ach so. Gut, so verstehen auch die Dummen unter uns, worauf du hinauswillst."

"Du bist nicht dumm", flüsterte Nao ihm zu. "Aber eigentlich wollte ich dich ins Bett holen."

Seit wann hatte Shin festgelegte Schlafenszeiten? Und warum 'ins Bett holen' und nicht 'ins Bett bringen'? Als er den Sinn der Worte verstand, wurde er zuerst leichenblass und gleich darauf feuerrot. Das könnte eine verdammt lange, interessante Nacht werden...
 


 

_________________________________________________________________________________
 


 

Nächster Upload: 15.04.
 

Kaheksa

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Devyni

Mir ist langweilig. Und hier ist dann schonmal das neue Kapitel.

Und, so leid es mir tut, erstmal ist jetzt jedes zweite Kapitel auf adult geschaltet, somit das nächste wieder. Nun gut, was soll's.

Dieses Kapitel hat auch wieder eine sehr... lustige Streiterei, aber nicht zwischen Saga und Tora.

Und Saga tappt in eine Falle. Ô.Ô

Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß, Kommentare erlaubt, erwünscht, etc. und bla. xD
 

_________________________________________________________________________________
 

Undeutlich drangen sanfte Berührungen zu ihm durch. Jemand streichelte ihm über den Rücken. "Nao, lass mich weiterschlafen", murmelte er müde.

"Ich weiß, es war gestern spät, oder eher heute Morgen früh, aber wir müssen aufstehen."

"Nur noch fünf Minuten."

"Nein. Komm jetzt, aufstehen."

Widerwillig rollte er sich auf den Rücken und setzte sich auf. Einen Augenblick lang drehte sich alles und er schwankte leicht. Warum zum Kuckuck spielte sein Kreislauf verrückt?

Besorgt sah Nao ihn an. "Alles okay?"

"Ja ja, alles Bestens, ist nur mein Kreislauf, nichts Besonderes", antwortete er gleichgültig und strich sich durch die Haare.

"Zieh dich an und geh dann zu Shou, er soll dir etwas zu essen und zu trinken geben. Wenn du öfter solche Probleme hast, sollten wir das auf jeden Fall im Auge behalten."

"Nao, komm runter, das ist normal", seufzte Shin genervt.

"Ist es nicht. Wer von uns hat Medizin studiert, du oder ich?", erstickte er den aufkommen wollenden Protest gleich im Keim.

"Du", antwortete Shin kleinlaut, verschränkte aber trotzig die Arme vor der Brust.

"Siehst du? Und jetzt auf!"

Knurrend krabbelte er aus dem Bett, sammelte seine Sachen zusammen und zog sich an, Naos forschenden Blick einfach ignorierend. Unschlüssig stand er dann im Raum um.

"Shin, geh zu Shou. Jetzt. Frühstück ist angesagt", befahl Nao streng.

Shin murmelte etwas, das verdächtig nach 'Schon gut, ich geh ja schon, Herr Doktor' klang, und kam der Aufforderung nach. Er hatte nicht wirklich Lust, sich mit Nao zu streiten.
 

Saga zog sich die Decke über den Kopf. Das konnte eigentlich nur ein schlechter Scherz sein. Wieder eine schlaflose Nacht und wieder war ein Traum Schuld. Nur dieses Mal war es eigentlich kein schlechter. Wollüstig leckte er sich über die Lippen. Aber was ging hier nur vor? Warum hatte er geträumt, dass er Shin flachgelegt hatte? Und danach, als er aufgewacht war, war er zu aufgewühlt gewesen, um noch zu schlafen. Diese Träume und die damit verbundene Schlaflosigkeit waren nicht gut für seine Laune.

Seufzend stand er auf und sah aus dem Fenster. Es regnete. Nicht, dass er es nicht schon vom Bett aus gesehen und gehört hatte, aber es noch einmal direkt vor sich zu sehen, machte die Situation nicht besser. Und schon drohte der Tag dank Müdigkeit, schlechtem Wetter und totaler Verwirrung ein Desaster zu werden.

Vielleicht sollte er sich für die nächste Nacht von Nao Schlaftabletten geben lassen. Aber dann sollte er wieder alles erzählen und dann würde Nao wieder behaupten, dass er in Shin verliebt wäre. Aber... Es gab ja auch Zeiten, zu denen der Arzt nicht in seinem Reich war. In so einer Phase schnell eine Packung Tabletten entführen, das würde schon niemandem auffallen.
 

Nach dem Frühstück fühlte Shin sich schon etwas besser, aber immer noch nicht wirklich gut. Vielleicht hatte er sich auch einfach nur überanstrengt, wundern würde es ihn nach der letzten Nacht nicht. Müde legte er den Kopf auf den Tresen.

"Guten Morgen!" Überschwänglich ließ Kazuki sich neben ihm auf einen Hocker fallen.

"Shin, das kann ich mir ja nicht mehr mit ansehen!", beschwerte Nao sich. "Hier, Tablette nehmen! Jetzt! Keine Widerrede!" Entschlossen stellte der Arzt ihm ein Glas Wasser vor die Nase und legte eine Tablette daneben.

"Willst du mich unbedingt zum Junkie machen?"

"Nein, aber du musst heute Abend fit sein."

So, musste er das? Das klang aber gar nicht gut, besonders da er selbst noch nichts davon wusste. Fragend legte er den Kopf schief und sah den Arzt an.

"Nimm jetzt diese verdammte Tablette!", befahl dieser nur.

Widerwillig leistete er der Aufforderung folge. Immer noch besser, als sich mit Nao anzulegen. "Warum muss ich heute Abend fit sein?", fragte er unsicher nach. Wollte er das überhaupt jetzt schon wissen?

"Ach, Shin", mischte Kazuki sich lächelnd ein, "Nao und ich tauschen Betten. Dein Spezialtraining geht weiter."

Oh. Verdammt. Und deshalb musste er fit sein. Unruhig sah er den Arzt an. Drei Mal in 24 Stunden mit zwei verschiedenen Partnern. Das könnte... interessant werden. Er kam sich schon bei dem Gedanken wie ein kleine Schlampe vor. Oder auch eine etwas größere.

"Es ist nur zu deinem Besten", wisperte Kazuki ihm zu.

"Ich weiß." Mutlos legte er das Kinn in die Handflächen.

"Kazuki benimmt sich", versprach Nao und warf seinem Freund einen ermahnenden Blick zu. "Keine Fesseln, keine Kerzen, keine Peitschen."

"Genau so ist es. Hoch und heilig versprochen. Und du darfst mich rücksichtslos zerkratzen, wenn du es schaffen solltest."

Leicht nickte Shin. Ihm war ja klar, dass es irgendwann so kommen würde, aber schon so früh? Okay, so schlimm war Kazuki wirklich nicht, Tora wirkte beängstigender. Und Saga dominanter.

"Ich hätte nur gern etwas Ruhe, aber ich werd's schon schaffen."

"Bin ich dann morgen dran?", mischte Shou sich lächelnd ein.

"Morgen?" Verwirrt sah Shin den Koch an. "Ähm... Ja, meinetwegen. Aber ich wollte eigentlich einen Tag Pause."

"Kompromiss. Wir warten ab, wie es dir morgen geht, aber ich bin auf jeden Fall der Nächste, wenn nicht morgen, dann übermorgen."

"Deal." Seufzend nickte Shin. Warum war er unter seinen 'Ausbildern' so begehrt? Wäre ja noch schöner, würden sie sich um die Reihenfolge prügeln.

"Dann wäre das auch geklärt", meldete Nao sich wieder zu Wort. "Shou, könntest du mir das zubereiten?" Er hielt dem verblüfften Koch einen Zettel unter die Nase.

"Was ist DAS?!"

"Ein Zettel mit einem Zubereitungsrezept darauf, sieht man doch."

"Nao, was soll das für ein Medikament oder was auch immer werden?"

"Ein Saft gegen alles Mögliche."

"Wenn du meinst." Shou zuckte mit den Schultern. "Kann ich. Hast du Absperrband?"

Nao legte verwirrt den Kopf schief. "Wofür willst du Absperrband?"

"Dem Zeug sollte keiner zu nahe kommen."

"Du hast doch keine Ahnung, Löffelschwinger", schnaubte der Arzt.

"Ach, willst du wieder mit mir streiten? Im Gegensatz zu dir habe ich nie Drogen genommen."

"Halt's Maul, Karottenschäler!", knurrte der Arzt zurück.

"Wenigstens schieb ich mir die Karotten nicht in den Arsch."

"Ich schieb dir gleich was ganz anderes in den Arsch!"

"Versuch's doch, Uke."

Beleidigt streckte Nao dem Koch die Zunge raus und verließ mit finsterem Blick den Raum. Shin hatte während dieser sehr... doch, schon, witzigen Diskussion nur vom einen zum anderen gesehen und abgewartet. Wenn die beiden immer so stritten, musste er unbedingt einen bequemen Sessel und Popcornvorrat in irgendeine Ecke stellen. Das war besser als jede Sitcom.

"Ruh dich noch etwas aus", riet Kazuki noch und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Nachdem auch dieser den Raum verlassen hatte, blieb Shin nur noch ein paar Minuten sitzen, bevor er ebenfalls aufstand und sich draußen einen Platz suchte, wo er sich gemütlich an die Wand lehnen konnte.
 

Wenn sein Kreislauf abgehen wollte, ließ sich das auch mit sämtlichen Medikamenten, Tricksereien oder Ähnlichem nicht verhindern. Er kannte seinen Körper dafür gut genug, immerhin hatte er diese Probleme schon seit Jahren. In ein paar Stunden würde es ihm so oder so wieder gut gehen.

Er zitterte. Ihm war schrecklich kalt, und jetzt wurde er gezwungenermaßen zur Schiffsschlampe. Na super. Ob er jemals wieder von Bord kommen würde? In die Freiheit zurück?

"Hey. Du musst Shin sein. Hast ja in den letzten Tagen für ziemliche Aufregung gesorgt."

Verwirrt sah er den Sprecher an. Dieser war vielleicht ein wenig älter als er selbst, ebenso größer und schlanker. Das Auffälligste aber waren seine fast weiß gebleichten Haare mit einer leuchtend roten Strähne im Pony.

"Ja, bin ich, aber das war keine Frage." Shin fühlte sich gezwungen, etwas zu sagen. Er wollte nicht unhöflich erscheinen.

"Ich bin Ren. Schade, dass wir uns nicht schon vorher begegnet sind." Ren ließ sich ihm gegenüber auf den Boden fallen und musterte ihn einen Moment aufmerksam. "Du bist hübsch."

"Danke", murmelte er verlegen und räusperte sich. "Du auch."

Langsam verwickelte der Weißhaarige ihn in ein Gespräch. Shin fiel es ungewohnt leicht, sich einfach auf das Gespräch einzulassen. Er erfuhr eine Menge über Ren, der ihm sofort zu vertrauen schien und kein Blatt vor den Mund nahm. Vielleicht machte gerade das ihn so sympathisch. Ren war 25 und von Saga angeheuert worden, als er nach dem gerade gemachten Abschluss nicht wusste, in welche Richtung er gehen wollte. Aus purer Abenteuerlust hatte er sich auf eine kurze Affäre mit dem Captain eingelassen und sofort zugestimmt, als dieser ihm anbot, ihn mit auf See zu nehmen. Er hatte gelernt, zu kämpfen und das Meer zu lieben, aber irgendwas hatte immer gefehlt. Erst als er mit Zero zusammengekommen war, hatte er alles gefunden, was er brauchte. "Zero ist nur ziemlich launisch", merkte er grinsend an.

"Sag mal, Ren...", Shin räusperte sich verlegen, "Ich will niemandem zu nahe treten, aber... Ist es auf diesem Schiff eigentlich normal. dass man in festen Beziehungen lebt, aber trotzdem mit verschiedenen anderen im Bett landet?"

"Du trittst damit niemandem zu nahe. Ja, ist es. Solange der Partner damit einverstanden ist... Und das sind die Meisten."

Shin seufzte. Ob Saga wohl etwas dagegen hätte, wenn sie zusammen wären und er sich vom halben Schiff vögeln ließ? Natürlich rein hypothetisch.

"Sag mal, Kleiner, was ist zwischen dir und Saga?", unterbrach Ren seine Gedanken.

"Eh..." Was sollte er denn jetzt dazu sagen?

"Hattet ihr was miteinander?", präzisierte der Ältere die Frage.

"Nein. Wir haben eigentlich allgemein nicht viel miteinander zu tun, aber wenn wir miteinander reden, verstehen wir uns eigentlich ganz gut. Warum?"

Ren lächelte geheimnisvoll. "Nur so. Aber er gefällt dir schon, oder?"

Was zur Hölle sollte das denn jetzt werden?! "Ich gebe zu, ich finde ihn gutaussehend. Wer nicht?"

"Natürlich ist er attraktiv. Aber wie weit gehen deine Gefühle für ihn?"

Shin. Gefühle. Für Saga? Andererseits... Wie stand es überhaupt um seine Gefühlswelt? In den letzten zweieinhalb Tagen hatte sich viel in seinem Leben getan. "Ich weiß nicht...", flüsterte er und seufzte leise.

"Ist schon gut." Sanft strich der Ältere ihm durch die Haare. "Wie fühlst du dich in seiner Nähe?" Wenn Ren schon nicht direkt an die Antwort kam, dann eben über Umwege.

"Ich habe ein bisschen Angst, er ist so beherrschend, auch wenn er es nicht zu merken scheint. Gleichzeitig habe ich aber das Gefühl, dass er mich beschützen wird und kein anderer mir mehr zu nahe kommt. Diese Mischung von Gefühlen... macht mich ziemlich nervös."

Nachdenklich nickte Ren. Natürlich wusste er, welche Autorität Saga ausstrahlte und wie sehr er seine Mitmenschen beherrschen konnte.

Urplötzlich lenkte er zu einem komplett anderen Thema über. Shin genoss dieses Gespräch, es war etwas Besonderes. Nao war zwar auch ein ausgezeichneter Gesprächspartner, aber Ren schien viel mehr mit ihm gemeinsam zu haben, und trotzdem waren sie gleichzeitig so verschieden, dass sie lange über das Für und Wider diskutieren konnten. Irgendwie hatte Ren etwas von einem richtigen großen Bruder und gleichzeitig einem guten Freund. Ein Bruder, wie Shin ihn sich immer gewünscht hatte. Die Rolle, die er hätte übernehmen sollen, für seinen jüngeren Bruder.
 

Saga hatte sich tatsächlich nach dem Essen auf die Krankenstation geschlichen und suchte wie ein Irrer die Schlaftabletten. Warum hatte Nao die an einen anderen Ort gelegt? Viel wichtiger: Wo war dieses verfluchte Mistzeug? Wenn er alle Schränke durchsehen würde, würde er das Gewünschte zwar bestimmt finden, aber das würde auffallen und fiel somit schonmal weg. Aber wie sonst sollte er daran kommen?

"Captain, kann ich dir ganz zufällig helfen?"

Erschrocken fuhr er herum und sah Nao mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen stehen. So ein Mist! Das hatte ja so kommen müssen. Hatte sich das Schicksal gegen ihn gerichtet oder warum lief in letzter Zeit nichts so, wie er es sich vorstellte?

"Saga, setz dich. Ich glaube, du solltest mir einiges erklären."

Seufzend gehorchte der Kapitän. Er hatte beim besten Willen keine Lust, sich jetzt noch mit Nao zu streiten, der Arzt würde eh keine Ruhe mehr geben. Er ließ sich auf eine Liege fallen und wartete, bis der Ältere sich ihm gegenüber auf einen Hocker gesetzt hatte. Zögernd berichtete er von der letzten schlaflosen Nacht und dem Traum.

Nach der Erzählung begann Nao zu lachen. Er brauchte auch ein paar Minuten, bis er sich mit Bauchschmerzen und Lachtränen in den Augen wieder beruhigt hatte. "Schätzchen", meinte er immer noch breit grinsend, "Ich hab dir doch gesagt, dass du in den Kleinen verliebt bist. Sag nicht, dass du aus dem Traum etwas anderes schließen würdest."

"Ach, Naolein, wie ich dir schon sagte", erwiderte Saga zuckersüß, "bin ich nicht in ihn verliebt, daran hat sich seit gestern nichts geändert. Ich denke, ich sollte mir einfach mal wieder jemanden für eine Nacht suchen, mich richtig ausschlafen und die Welt wäre wieder in Ordnung."

"Ich kann heute Abend anbieten", bemerkte Nao, der sich wieder halbwegs gefasst hatte. "Kazuki und Shin teilen sich mein Bett, und anstatt mit Kazukis Zimmergenossen zu feiern, kann ich die Nacht auch mit dir verbringen."

Saga zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich würde das eher helfen als nichts. "Klar", antwortete er und lächelte Nao undeutbar an. Die Nacht würde bestimmt doch sehr amüsant werden, besonders da der Arzt ja vieles mit sich machen ließ.

Desmit

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Peri

It's me again~~~

Ich weiß, während der Ferien war der Upload-Rhythmus gestört weil Langeweile und so, aber ab jetzt wird das Ganze wieder regelmäßiger.

Übrigens habe ich mich dafür entschieden, adult-Kapitel immer Dienstag hochzuladen, die regulären Kapitel Freitag.
 

Viel Spaß mit Kapitel 11!
 

_________________________________________________________________________________
 


 

Verschlafen blinzelte Shin. Wie? Wo? Was? Und verdammt nochmal warum? Langsam schüttelte er den Kopf und ließ die Erinnerungen an den letzten Abend auf sich einprasseln. Warum schrieb ihm eigentlich jeder vor, wann er zu schlafen hatte?! Ruhig sah er sich um und fiel vor Schreck fast aus dem Bett. Es war schon nach elf Uhr?! Wie lange hatte er denn geschlafen?

Eilig setzte er sich auf. Sein Blick fiel auf die sauber zusammengelegten Sachen am Fußende des Bettes, auf dem Stapel befand sich ein gefalteter Zettel.

Neugierig glättete er diesen und las die Nachricht.
 

"Guten Morgen, kleine Schlafmütze.^^

Ich hoffe doch sehr, du hast gut geschlafen. Bleib ruhig und lass dir Zeit. Kazuki muss arbeiten, du hast eigentlich, wie immer, frei, als Masseur hat man hier schon einen angenehmen Job, nicht? Sag mir Bescheid, wenn du aufgestanden bist.

Nao

P.S.: Du bist einfach zu süß, wenn du schläfst."
 

Beruhigt legte Shin sich wieder hin, den letzten Satz ignorierend. Ja, er hatte hier als Masseur ein lockeres Leben, auch wenn er der festen Überzeugung war, dass sich das irgendwann ändern würde.

Allein im Bett liegen und nicht wieder einschlafen können, war sinnlos, also entschied er sich schon bald, aufzustehen. Viel besser wäre es, wenn Nao zumindest bei ihm geblieben wäre, aber dann wäre er wahrscheinlich gar nicht mehr aus dem Bett zu bekommen. Gelangweilt stand er auf und zog sich an, bevor er sich schnell auf die Suche nach Nao machte.
 

Saga war mit den Nerven fast am Ende. Wieder hatte er verdammt schlecht geschlafen, wieder wegen Shin. Dieses Mal war er von einer rivalisierenden Bande entführt worden. Saga hatte alles getan, um ihn finden, nur hatte alles nichts gebracht.

Nachdenklich sah er in den Himmel und sammelte die Bilder, an die er sich klar erinnerte zusammen. Seit der Kleinere da war, war sein Leben ein einziges Durcheinander. Nein, er war nicht verliebt. Er konnte nicht verliebt sein. Er wollte Shin vielleicht einmal fürs Bett, aber danach wäre die Sache erledigt. Und was, wenn nicht?

Was würde er unternehmen, wenn der ganze Spuk nicht so enden würde? Was, wenn er wirklich dabei war, sich in den Kleineren zu verlieben? Sah diese Wolke da nicht aus wie ein Fragezeichen?

"Alles klar bei dir?", wurde er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen. Tora stand hinter ihm.

"Ich weiß es nicht." Seufzend sah er seinen besten Freund an.

"Was ist los?" Besorgt betrachtete der Ältere ihn.

"Irgendetwas stimmt nicht mit mir. Ich bin durcheinander."

"Wegen Shin?"

"Auch."

Tora stöhnte genervt. "Jetzt sag schon!"

"Seit Shin da ist, herrscht das totale Chaos. Alle wollen ihn, aber aus Gründen, die ich selbst ja noch nichtmal kenne, stört mich das."

"Klassischer Fall von Eifersucht. Saga, ich kenne das Gefühl auch."

"Meinst du?" Fragend legte der Angesprochene den Kopf schief.

"Wenn dich meine ehrliche Meinung interessiert, ja, meine ich. Du verhältst dich mehr als seltsam, du willst nicht, dass er mit anderen ins Bett geht. Und du streitest ab, ihn auch nur attraktiv zu finden. Auch das Gefühl, was zu dem ganzen führt kenne ich. Das nennt man Liebe, Captain."

"Könnte sein", seufzte Saga leise.

Tora schüttelte verwirrt den Kopf. Saga stritt nichts ab, gestand sogar die Möglichkeit, mittlerweile zumindest? Den musste es aber schwer erwischt haben. "Und was willst du tun?"

"Ich hab keine Ahnung, Tora. Wirklich nicht. Was rätst du mir?"

"Shins 'Trainingsprogramm' ist bald wieder vorbei, außer dir sind nur noch Shou und ich über. Danach kannst du ihn für dich beanspruchen. Oder du brichst sofort ab und machst ihn zu deinem Eigentum."

"Ich kann doch nicht einfach über seinen Kopf hinweg entscheiden, dass er mir gehört!" Verzweifelt sah er seinen ersten Offizier an.

"Das hast du bei anderen zwar auch schon gemacht, aber egal. Beschäftige dich mit ihm und bring ihn dazu, sich in dich zu verlieben, dann wird er schon freiwillig nur noch für dich da sein."

"Und wie soll ich das bitte anstellen?"

Oh mein Gott, wie konnte ein Mensch allein sich so dämlich anstellen? Tora rollte mit den Augen. "Kämpf um ihn? Eventuell..."

"Aber so eine Aktion wäre dämlich, wenn ich selbst nichtmal weiß, ob ich überhaupt in ihn verliebt bin."

"Saga! Du machst dir Probleme, wo gar keine sind. Wenn das so ist, dann warte doch einfach ab, aber mach kein Gesicht wie zehn Tage Hungerkur und Schlafentzug, weil er mit anderen schläft!"

"Ja, schon gut, ich hab's verstanden. Ich muss mit Hyde und Jin reden. Kommst du mit?"

Tora schüttelte den Kopf. "Ich hab noch was anderes zu erledigen."
 

Seufzend lehnte Shin sich an die Wand. Wo war dieser verfluchte Arzt, wenn man ihn mal brauchte?!

"Guten Morgen", hauchte ihm jemand zu.

Erschrocken zuckte er zusammen. "Ren, verflucht! Erschreck mich nicht so!"

"Entschuldige", murmelte der Ältere reumütig lächelnd.

Shin musste lachen. Irgendwie sah das unwahrscheinlich süß aus. Ren mit um Verzeihung bittendem Hundeblick. "Schon gut."

Sofort sah der Größere wieder glücklicher aus. "Was machst du gerade?"

"Nao suchen. Ich sollte mich bei ihm melden, wenn ich wach beziehungsweise aufgestanden bin, nur habe ich keine Ahnung, wo er ist."

"Er wollte irgendwas mit Shou besprechen." Nachdenklich legte der Weißhaarige den Kopf schief.

"Vielen, vielen Dank, Ren. Als ob ich da nichts mitzureden hätte... Na ja, egal. Was habe ich verpasst?"

"Nicht viel." Ren zuckte mit den Schultern. "Wäre irgendwas Wichtiges gewesen, hättest du das bestimmt mitbekommen oder Nao hätte dich aus dem Bett geschmissen. Das Einzige, was ich dir anbieten könnte als kleine Besonderheit, ist Frankreich. Wenn du darüber guckst...", er zeigt nach links. Osten? "...kannst du vielleicht einen Teil des Festlands sehen."

"Das heißt?", fragte Shin und sah trotzdem in die ihm gezeigte Richtung. Zwar war Frankreich nicht so begehrenswert, aber einen Blick vom Meer aus zu erhaschen, war bestimmt nicht schlecht.

"Wäre das Wetter so geblieben, wie es anfangs war, wären wir heute vor der marokkanischen Küste. Wir sollen in spätestens vier Tagen da sein, aber wir kriegen das schon irgendwie hin. Im Klartext soll das heißen, wir sind spät dran."

Shin musste erneut lachen. Als ob ihm das neu wäre. Das wusste er, seit sich der Wind gegen sie gedreht hatte.

"Ich weiß. Aber wir schaffen das bestimmt, Saga wird sich schon darum kümmern."

"Ja ja, der gute Kapitän. Saga ist schon ein kleiner Held, wer sonst würde diesen Chaotenhaufen unter Kontrolle halten? Aber du solltest zu Nao gehen, ich muss auch wieder an die Arbeit."

Seufzend nickte Shin. Das konnte ja heiter werden. Ren strich ihm noch einmal leicht über die Wange und ging dann einfach wieder.

Shin schüttelte den Kopf. Saga war also ein kleiner Held? Das war ihm aber doch neu, wobei das ja schon irgendwo stimmte. Er kontrollierte alles, was passierte, und dass, obwohl er selbst noch nicht so alt sein konnte. Es war beeindruckend, wie viel er trotz seines Alters schon erreicht hatte.

Er seufzte leise. Er musste dringend lernen, seine Gedanken zu beherrschen. So, wie es jetzt war, konnte es nicht weitergehen, auf gar keinen Fall. Ablenkung wäre gut. Schnell beschloss er, zu Nao und Shou zu gehen.
 

"Guten Morgen, Nao."

Lächelnd, aber auch ernst sahen Nao und Shou ihn an.

"Guten Morgen, Schlafmütze!"

"Gut geschlafen, Shin?"

Lächelnd setzte er sich neben Nao, Shou gegenüber. "Danke, sehr gut. Nur viel zu lange."

"Ach, Quatsch!" Shou lachte. "Wenn du ausgeschlafen bist, gerade lang genug. Heute Abend ist für dich in Ordnung?"

Shin musste einen Moment überlegen. Stimmte, da war was.

"Ich fühle mich großartig, also warum nicht? Wann soll ich wo sein?"

"Gegen acht Uhr im großen Bad. In der Nummerierung Bad 4."

Bad? Mochte Shou Bäder auf eine seltsame Art und Weise? Gut, warum eigentlich nicht.

"Geht klar. Nao, hast du Arbeit für mich? Mir ist so furchtbar langweilig."

"Ja, Kleiner, mir auch."

"Shin, du kochst doch gern", mischte Shou sich ein. "Dann kannst du bestimmt auch Kartoffeln pellen, ohne dich selbst zu erstechen."

"Klar kann ich das", lachte Shin. "Zumindest werde ich mich nicht unbeabsichtigt umbringen."

"Dann steht da ein großer Topf voller Kartoffeln. Damit hast du Arbeit und kannst mir wirklich helfen."

Begeistert machte Shin sich an die Arbeit. Dieser verfluchte Topf war wirklich bis zum Rand mit Kartoffeln gefüllt. Er seufzte. Wenigstens hatte er jetzt etwas zu tun. Seine Gedanken schweiften ab.

Was seine so genannten Freunde in Rotterdam wohl gerade machten? Ob sie besorgt waren? Wohl noch nicht wirklich. Es war nichts Ungewöhnliches, dass er tagelang Nichts von sich hören ließ. Aber wenn er auch nicht bei der Arbeit erschien, musste ihnen doch eigentlich klar sein, dass etwas nicht stimmte. Oder interessierte es sie vielleicht gar nicht? Waren das überhaupt seine Freunde? Egal, wie lange sie sich gekannt hatten, irgendwo war er immer der Außenseiter geblieben, der Japaner, der übertrieben höflich war und sich bemühte, es den Chefs immer recht zu machen.

"Au!", fluchte er leise und fuhr aus seinen Gedanken.

Shou tauchte fast sofort neben ihm auf. "Alles klar?"

"Geht schon. Wie schafft man es, sich mit einem stumpfen Messer zu schneiden?" Vorsichtig ließ er was über den kleinen, blutenden Schnitt laufen.

"Mit einer Menge Ungeschick und Unaufmerksamkeit. Worüber hast du nachgedacht?"

Leise seufzend sah Shin zu dem Älteren. "Mein altes Leben."

"Willst du zurück?"

"Nein. Was bedeutet schon Sehnsucht nach dem alten Leben? Würde es nicht weitergehen und alles immer gleich bleiben, könnte ich gleich sterben."

Shou dachte einen Moment nach. "Stimmt. Aber du könntest dir sicher Besseres vorstellen, als mit Piraten zu reisen."

"Schon, aber es gibt auch wirklich Schlimmeres. Darf ich dich fragen, wie du dazugekommen bist?"

Der Größere lächelte ihn an. "Klar. Das Schiff lag im Hafen in Italien, ich hatte meine Kochlehre beendet und wurde von meinem Ausbildungsbetrieb nicht übernommen. Saga war in meiner letzten Woche im Restaurant essen und verlangte danach, mit dem jüngsten der anwesenden Köche zu sprechen. Er bat mich, als Schiffskoch mitzukommen. Irgendwie hatte die Vorstellung etwas Besonderes. Ich wusste nicht, dass ich mit Piraten unterwegs sein würde, aber es wäre mir, glaube ich, auch ziemlich egal gewesen. Hätte ich es gewusst, hätte ich zwar mehr Bedenkzeit gebraucht, aber meine Entscheidung wäre wohl nicht anders ausgefallen."

"Warum hättest du mehr Bedenkzeit gebraucht?"

"Weißt du", seufzte der Koch, "freiwillig an Bord eines Piratenschiffs zu gehen, bedeutet, dass du nie wieder in irgendeinem Land leben kannst, Piraterie ist ein Verbrechen und somit strafbar. Das heißt, eigentlich gibt es dich gar nicht mehr, du wirst als 'Vermisst' in eine Akte bei der Polizei eingetragen, und nach einem Jahr, glaube ich, schon für tot erklärt. Offiziell existierst du nicht mehr. Wenn du dann irgendwo mit Piraten gesehen wirst, stehst du auf der Liste der gesuchten Verbrecher. Als Entführungsopfer kannst du immer noch die Wahrheit sagen, als Pirat wirst du meistens hingerichtet."

"Ach so." Shin seufzte. "Warum sind eigentlich alle, mit denen ich bis jetzt gesprochen habe, freiwillig hier?"

"Na ja, Shin, die Welt ist hart und ungerecht. Die Meisten hier waren kriminell, drogenabhängig oder auf dem Strich, sie haben einen Ausweg gesucht und meistens keinen anderen gefunden. Die anderen Freiwilligen waren auf der Suche nach Abenteuer."

"Und ich war in der Stadt und wurde einfach mitgenommen."

"Ach, Kleiner, es würde mich nicht wundern, wenn du bald wieder zurück könntest."

"Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das überhaupt möchte." Seufzend schloss er die Augen. Verfluchter Gewissenskonflikt.

"Das wird sich alles zeigen", meinte Shou sanft und zog ihn in eine Umarmung. "Wenn es nötig sein wird, wirst du die Antwort kennen."

"Was ist eigentlich mit deiner Familie? Wissen sie, dass du noch lebst? Wo du bist? Wie es dir geht?"

"Ich schicke ihnen ab und zu mal Postkarten oder Briefe von überall auf der Welt. Sie wissen nicht, wo ich bin oder was ich beruflich mache, aber sie wissen, dass es mir gut geht und dass ich verhältnismäßig in Sicherheit bin. Abgesehen von diesen Briefen und Karten haben wir keinen Kontakt."

Shin nickte. Er hatte überhaupt nur nachgefragt, weil er ein schlechtes Gewissen hatte. Er war zwar abgehauen und hatte auch vorher nicht das beste Verhältnis zu seinen Eltern gehabt, aber sie hatten verdammt nochmal das Recht, zu wissen, wie es ihm ging oder ob er überhaupt noch lebte. Wobei es ihm eher um seine Geschwister ging.

"Wie lange hast du sie nicht mehr gesehen?", fragte Shou leise in die Stille.

"Fast vier Jahre."

"Das ist eine verdammt lange Zeit, aber glaube mir, sie wissen immer, wie es dir geht. Eltern spüren so etwas."

"Wenn es sie denn interessiert", meinte Shin bitter.

"Sie sind und bleiben deine Eltern."

"Und trotzdem bin ich ihnen relativ egal. Sie machen sich keine Sorgen um mich, aber ich hab's ja selbst so gewählt." Seufzend legte er seinen Kopf auf Shous Schulter und seine Arme um dessen Hüfte. Seine Nähe hatte etwas Beruhigendes.

Shou strich ihm zart über den Rücken. "Wenn sie sich wirklich keine Sorgen machen, wissen sie nicht, wie kostbar du bist. Ich kenne dich noch nicht lange, aber du bist alles andere als ein schlechter Mensch."

Der Jüngere schüttelte nur leicht den Kopf. "Es gibt so viele Menschen auf dieser Welt, kaum jemand würde mein Fehlen bemerken. Manchmal wünsche ich mir, es gäbe mich nicht."

"Sag sowas nicht, Shin. Jeder Mensch ist unersätzlich. Wenn du jetzt plötzlich nicht mehr da wärst, meinst du nicht, dass wir dich vermissen würden? Ren, Nao, Kazuki und ich auf jeden Fall, und wenn ich ehrlich bin, will ich nicht wissen, wie Saga reagieren würde."

Leise seufzte Shin. Es hatte keinen Zweck, mit Shou über dieses Thema diskutieren zu wollen. Stattdessen drückte er sich einfach leicht an den Koch. Diese Ruhe, die er allein durch sanfte Berührungen in ihm auslöste, war zu angenehm. Schweigend standen sie einfach nur da.
 

"Ich möchte ja nicht stören", unterbrach Tora die Stille, "aber ich muss mit Shin reden."

"Nicht jetzt! Geh weg!", maulte der Jüngste.

"Shin!"

Grummelnd löste er sich von Shou und stellte sich Tora gegenüber. Schmollend sah er den Größeren an. Tora packte ihn am Arm und zog ihn einfach mit sich in sein Zimmer.

Verwundert wanderte Shins Augenbraue nach oben. Neben dem typischen Holz der Möbel war das meiste Weitere dunkelgrün und rotbraun gehalten. Da bewies jemand einen verflucht guten Sinn für Farben.

"Hübsch, nicht?", merkte Tora lächelnd an und setzte Shin aufs Bett.

"Ja, schon, aber... Du willst sicherlich nicht mit mir über deine Einrichtung sprechen." Wäre ja auch zu schön...

"Nein, das wirklich nicht. Es geht um Saga."

"Aha."

"War 'Fick dich' dir zu lang?"

"Nein, Tora, so war das nicht gemeint. Aber was soll ich jetzt dazu sagen?"

Tora seufzte und ließ sich neben Shin auf dem Bett nieder. Warum musste das auch so verflucht kompliziert sein?!

"Ich weiß, du hast noch nicht allzu viel mit ihm zu tun gehabt, aber wie denkst du über ihn?"

Shin räusperte sich. Warum fragten ihn eigentlich fast alle das Gleiche? "Er ist stark und ein typischer Führer. Er ist mir irgendwie sympathisch..." Sollte er jetzt noch den Rest daran hängen? Nein, lieber nicht, irgendwas anderes erzählen. "... und er scheint ziemlich aufbrausend zu sein."

"Und...?"

Warum durchschauten ihn immer alle? Das war einfach nicht fair. "Ich finde ihn... gutaussehend." Na toll, super gemacht.

"Glaubst du, du könntest dich in ihn verlieben?", fragte Tora geradeheraus.

Stop, Pause. Warum zum Teufel wollte er das jetzt wissen?

"Keine Ahnung", antwortete Shin mit dem Blick auf dem Fußboden.

"Redest du mit mir oder meinem Teppich?"

Der Brünette seufzte. Er wusste doch wirklich nicht, ob er sich überhaupt in einen Mann verlieben konnte. Woher sollte er wissen, ob er sich irgendwann in Saga verlieben könnte?

"Tora, es kann so viel passieren. Ich kann mir nichtmal vorstellen, was in drei oder vier Tagen sein wird, woher soll ich wissen, ob ich mich irgendwann in Saga verlieben könnte?"

"Magst du ihn?"

"Ja, aber das muss nichts heißen. Ich mag auch Nao, Kazuki, Ren, Shou und so ziemlich alle anderen, dich eingeschlossen!"

"Jetzt beruhige dich mal wieder. Du würdest nicht ausschließen, dass du irgendwann stärkere Gefühle für ihn entwickelst, wenn ich das richtig verstanden habe."

"Hast du."

Verwirrt sah Tora sich plötzlich um. Was war das denn jetzt? Warum änderten sie den Kurs? Shin fiel nur die Bewegung des Schiffs auf, aber er war viel zu aufgewühlt, um dem ernsthafte Beachtung zu schenken.

"Was ist denn jetzt los?", fragte der Ältere irritiert. "Na ja, egal, Saga, Hyde und Jin werden schon wissen, was sie tun."

"Werden sie? Ich dachte, wir wären so schon spät dran und wir wollten vor die marokkanische Küste?"

"Sind wir und wollten wir auch, aber ab und zu fallen wichtige Erledigungen an."

"Ah ja. Und warum bist du sicher, dass sie wissen, was sie tun?"

Tora lächelte undeutbar. "Hydes Talent für das Wetter hast du ja schon mitbekommen, Saga ist ein wirklich vertrauenswürdiger Kapitän und Jin... Er hat genug Übung, in dem, was er tut."

"In allen Bereichen?", fragte Shin neugierig nach.

"Was...? Dreckstück!", lachte Tora. "Aber ja, auch in anderen Bereichen, die dich nichts angehen."

"Wer weiß."

"Zwischen euch würde das nicht funktionieren, ihr beide seit eben eher Uke."

Shin zuckte nur mit den Schultern. Wer konnte schon die Zukunft vorhersagen? Außerdem... Theoretisch könnte er den dominanten Part übernehmen, auch wenn er sich lieber verwöhnen ließ. Bei Jin war es da garantiert nicht anders. "Brauchst du mich hier noch oder kann ich wieder an die Arbeit gehen?", fragte er ruhig nach.

"Dir ist klar, dass ich nach Shou dran bin?"

"Selbstverständlich. Wenn es mir morgen genauso gut geht wie heute..."

"Gut, dann kannst du gehen."

Mit einem Nicken stand Shin auf und ging zurück an Deck.

Kaksteist

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Trylika

Ruhig zog Shou den zitternden Körper in seine Arme.

Shin legte seinen Kopf an Shous Brust und versuchte, seinen Atem wieder in ein geregeltes Tempo zu bekommen. Sein Herz schlug schmerzhaft schnell und ein paar feuchte Haarsträhnen hatten sich in sein Gesicht verirrt. "Wow...", hauchte er atemlos.

"Definitiv", lachte Shou. "Unglaublich. So unerfahren und doch so gut."

Shin grinste vor sich hin. Warum wollte sein Atem sich nur nicht beruhigen? Egal, der würde sich früher oder später von allein schon wieder regulieren. Zufrieden schloss er die Augen und kuschelte sich enger an Shou.

Zeit, über das Gespräch mit Tora nachzudenken. Frage eins: Konnte er sich in einen Mann verlieben? Ja, eigentlich schon. Warum denn auch nicht? Nao hatte recht, mit seiner Behauptung, dass eigentlich jeder vernünftige Mensch bisexuell war. Immerhin verliebte man sich wirklich in einen Menschen und nicht in das Geschlecht. Frage zwei: Konnte er sich in Saga verlieben? Saga sah gut aus, war nett und fürsorglich. Shin fühlte sich in seiner Nähe sicher. War da vielleicht schon Verliebtheit im Spiel? Wobei, das auch nicht so richtig. Viel eher eine kleine Schwärmerei für einen sehr gutaussehenden Mann. Aber das war doch genau genommen eine Vorstufe. Oder? Also musste die Antwort auf diese Frage 'Ja' lauten. Wenn es nicht schon unbewusst Verliebtheit war. Frage drei: Konnte er es sich denn überhaupt vorstellen, den Rest seines Lebens auf diesem Schiff zu verbringen? Als Pirat? Er hatte nichts gegen das Meer, aber er liebte nunmal das Festland. Wasser war eben nicht sein Element. Und dauerhaft als Pirat leben... Die Vorstellung hatte etwas Spannendes, aber war es wirklich das, was er wollte? Gesetzlos, aber dafür auch sowas wie vogelfrei? Was war mit seinen Eltern? Gutes Verhältnis hin oder her. Er hatte immer gehofft, sich irgendwann mit ihnen zu versöhnen, aber so, wie sein Leben jetzt war, dürfte er noch nicht mal daran denken, sich ihnen gegenüber zu stellen. Sie würden ihn nur noch mehr ablehnen. Immerhin hatte er keinen richtigen Job mehr. Und er schlief mit Männern.

Sein Vater hatte ihm immer gepredigt, es wäre abnormal, das eigene Geschlecht zu lieben. Männer würden dabei ihre Seele an den Teufel verkaufen. Es sei wider die Natur.

"Aber wenn Homosexualität gegen die Natur ist", hatte er einmal gewagt nachzufragen, "warum gibt es sie dann?"

"Eine schwarze Macht", hatte sein Vater mit bedrohlicher Stimme geantwortet, "hat einen Teil der Natur an Luzifer vermacht. Er allein hat Homosexualität mit Hilfe dieses Teils der Natur erschaffen."

Natürlich hatte Shin gewusst, dass es nicht so war, aber er hatte das Thema nie wieder erwähnt. Er wusste, wie sein Vater dazu stand und hatte es akzeptiert. Was sonst hätte er auch tun sollen?

"Shin? Schläfst du?"

Erschrocken fuhr er zusammen, als Shou ihn aus seinen Überlegungen riss. "Nein", antwortete er danach.

"Dachte ich mir. Du solltest mehr schlafen und weniger nachdenken. Erst durch Nachdenken wird man unglücklich."

"Ach, Shou. Nachdenken wäre ohne Probleme gar nicht notwendig. Die Probleme machen unglücklich."

"Welches Problem hast du denn?"

Shin seufzte. Er hatte doch schon festgestellt, dass solche Diskussionen mit Shou keinen Zweck hatten. Aber locker lassen würde der Ältere jetzt sicherlich auch nicht mehr. "Mein Leben. Mein Vater. Meine Gefühle. Das Gespräch mit Tora."

"Dein Leben ist kein Problem, es ist ein Geschenk. Was hast du für ein Problem mit deinem Vater?"

"Er hat immer nur etwas vom ganz ordinären Weltbild erzählt, alles andere war gegen die Natur. Er wollte, dass ich nach meinem Abschluss studiere und die Firma übernehme. Ich habe versucht, mich ihm zu widersetzen, aber nichts zeigte Wirkung. Deshalb bin ich nach Europa abgehauen. In Rotterdam habe ich einen Ausbildungsplatz und so mein Zuhause gefunden."

Shou nickte verstehend. "Ein homophober Egozentriker, der nicht merkt, was er seinem Sohn damit antut."

"Genau."

"Und was ist mit deinen Gefühlen?", hakte der Ältere weiter nach.

"Ein einziges Durcheinander durch das Gespräch mit Tora ausgelöst. Er hat mich gefragt, ob ich mich vielleicht irgendwann in Saga verlieben könnte. Also, ob ich es für möglich halten würde." Seufzend strich er sich eine Strähne aus dem Gesicht.

"Das erklärt einiges", bemerkte Shou. "Früher oder später wirst du aber wissen, was du willst. Es ist übrigens schon spät. Du solltest versuchen zu schlafen, und das Gleiche werde ich auch tun."

"Vermutlich hast du recht." Shin seufzte und schmiegte sich eng an Shou, bevor er die Augen schloss und sich in das Reich der Träume entführen ließ.
 

Saga war - mal wieder - einer der Ersten, die auf waren. Die Nacht hatte er wach mit Nachdenken verbracht. Wenigstens war er zu einem Entschluss gekommen, lange hätte das so auch nicht mehr weiter gehen können.

Ruhig betrachtete er das Meer. Man spürte, dass es Oktober war und auf den Winter zuging. Der Wind war kühler und schärfer, die See wurde immer unberechenbarer.

"Saga, hast du Tora gesehen?" Jin hatte sich zu ihm gesellt und sah ihn fragend an. "Nein. Vermutlich schläft er noch."

"Verdammter Langschläfer", murrte der Blonde.

"Darf ich dich etwas fragen?" Saga sah den Kleineren an.

"Klar."

"Liebst du Tora?"

Überrascht legte Jin den Kopf schief. "Ja, schon. Er weiß es nicht, und das ist auch besser so."

"Und wenn er dich auch liebt?"

"Würde ich mich freuen. Saga, du kennst ihn. Er will niemanden lieben, um sich voll konzentrieren zu können. Ihr seid euch da sehr ähnlich."

"Er will nicht, aber man kann sich manchmal nicht dagegen wehren."

"Sprichst du aus Erfahrung? Hat der kleine Shin den großen Captain Saga erweichen können?", neckte Jin.

"Quatsch. Rede mit Tora über euer Verhältnis." Das Thema Shin wollte er einfach fallen lassen, aber das ließ Jin nicht zu.

"Ach, komm, mach mir nichts vor. Er hat's dir angetan. Ist ja auch gar nichts dabei, er ist hübsch und sehr süß. Ich verstehe, was du an ihm magst."

"Wer, wenn nicht du. Ihr ähnelt euch in einigen Punkten sehr. Ich bin aber nicht in ihn verliebt."

"Nein, du bist dabei, dich in ihn zu verlieben. Wie dem auch sei, ich geh wieder zu Hyde und an meinen Arbeitsplatz. Hyde kann sonst sehr unangenehm werden. Wenn du Tora siehst, richte ihm aus, dass ich ihn gesucht habe."

Saga nickte nur desinteressiert. So würde er immerhin zwei Personen glücklich machen. Warum eigentlich nicht? Jeden Tag eine gute Tat. Und wie kam er jetzt bitte auf den bescheuerten Pfadfinderkodex?! Piratenkodex war viel wichtiger.
 

Erschöpft schlug Shin die Augen auf und sah sich um. Shou war schon aufgestanden. Vorsichtig krabbelte er aus dem Bett und zog seine Sachen, die fertig zusammengelegt am Fußende lagen, an. Möglichst schnell ging er in die Küche, aber er fühlte sich so unheimlich erschlagen. Kraftlos ließ er sich auf einen der Hocker fallen.

"Morgen, Shin", begrüßte Shou ihn gut gelaunt. "Gut geschlafen?"

"Ja, schon", murmelte er leise. "Ich fühl mich trotzdem nicht so ganz wohl."

"Du bist auch ziemlich blass." Besorgt musterte der Koch ihn. "Erstmal frühstückst du jetzt und wenn es dir danach nicht besser geht, wovon ich mal nicht ausgehe, bringe ich dich zu Nao."

Kraftlos nickte Shin. Er fühlte sich so ausgelaugt, auch wenn er sich nicht erklären konnte, warum. Gestern war er noch total fit gewesen. Und Shou war nicht halb so anstrengend wie Kazuki.

Zögernd biss er von dem frischen Brot ab. Es schmeckte gut, aber er hatte nicht wirklich Hunger. Und seinem Wohlbefinden half es auch nicht, genauso wenig wie der Kaffee.

Shou musterte den Jüngeren auch während dieser aß immer wieder. Wenn er so darüber nachdachte, hätte Shin am vorigen Tag gar nicht so munter sein dürfen. Vielleicht hatte sein Körper die letzten Energien mobilisiert und jetzt zeigte sich die ganze Erschöpfung. Shou biss sich auf die Unterlippe. Er hätte dem Kleinen doch einen Tag Pause gönnen sollen.

Als Shin brav zu Ende gefrühstückt hatte, stand er auf und schwankte bedrohlich. Shou legte ihm einen Arm um die Hüfte und zog ihn langsam zur Krankenstation.

Schnell öffnete er die Tür, ohne Shin auch nur eine Sekunde loszulassen.

"Nao", grüßte er kurz und verfrachtete den Jüngsten auf eine der Liegen.

"Was ist passiert?", fragte Nao sachlich und ruhig, wobei er sich leicht über Shin beugte.

"Nichts. Eigentlich. Ich habe ihn schon essen und trinken lassen."

"Gut, ich kümmere mich um ihn. Geh wieder an die Arbeit."

Shou nickte und warf Shin noch einen besorgten Blick zu, bevor er den Raum verließ.

Vorsichtig, aber sorgfältig untersuchte Nao den Jüngeren. "Hast du Schmerzen?", fragte er leise.

"Nein."

Der Arzt lächelte leicht. "Klassischer Fall von Überanstrengung. Du bleibst zumindest für heute hier und ruhst dich aus."

Das war definitiv keine Frage. Trotzdem nickte Shin schwach und schloss die Augen. Das Problem war nur, dass er so viel zu viel Zeit zum Nachdenken hatte und er sich furchtbar langweilte. Allerdings war ihm auch bewusst, dass er von Nao eine gewaltige Standpauke erhalten würde, würde er versuchen, aufzustehen.

"Nao", sprach er den Arzt nach einer Weile trotzdem an.

"Nein, du darfst nicht aufstehen."

"Das wollte ich auch gar nicht. Ich wollte dich um Hilfe bitten."

"Wobei?" Nao klang amüsiert und misstrauisch gleichzeitig.

"Ich muss wissen, was ich fühle, aber ich weiß nicht, wie ich das herausbekommen soll."

"Ach so. Um wen oder was geht es denn?"

"Das ist alles so kompliziert." Shin seufzte. Wo sollte er nur anfangen? Es gab so Vieles, was ihm auf der Seele lag. Nao setzte sich neben ihn auf die Liege und sah ihn abwartend an.

"Also, ich habe mich gestern mit Tora unterhalten. Er hat mich gefragt, ob ich mich in Saga verlieben könnte. Ob ich es für möglich halten würde."

"Und?", hakte Nao nach, als Shin keine Anstalten machte, weiter zu erzählen.

"Ich bin mir nicht sicher, ...ob ich das nicht vielleicht schon bin", flüsterte Shin.

"Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich dir dabei helfen soll."

"Woran merkt man denn den Unterschied zwischen einer simplen Schwärmerei und Verliebtheit?"

Puh. Nao atmete tief durch. "Du willst mir nicht erzählen, unabhängig von der Anzahl deiner vergangenen Beziehungen, dass du noch nie verliebt warst."

"Ich weiß es nicht. Ich bin mir einfach nicht sicher. Die Mädchen, mit denen ich zusammen war, fand ich zwar toll, aber ich glaube nicht, dass ich eine von ihnen geliebt habe. Und ich weiß nicht, ob ich in eine von ihnen verliebt war."

Oh je. Nao sah an die Wand. Das war jetzt ein bisschen... unerwartet. Überraschend. Unvorstellbar traf es auch ziemlich gut. "Wenn du meine Meinung hören möchtest... Ich glaube schon länger, dass du zumindest für Saga schwärmst, aber ob du in ihn verliebt bist, kann ich dir nicht sagen."

Shin fixierte die Decke. Er rang mit sich selbst, ob er diese weitere Frage wirklich stellen sollte. Es war im Prinzip nichts Schlimmes, aber trotzdem... Irgendwo war ihm schon unwohl dabei, zuzugeben, wie unerfahren er eigentlich wirklich war. Aber es musste sein, um die Antworten zu bekommen, die er brauchte. "Nao, wie fühlt es sich an, verliebt zu sein?"

"Wie soll ich das erklären? Das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Dann kommt es auch noch auf die Situation an. Im Prinzip möchtest du denjenigen, in den du verliebt bist, in deiner Nähe haben, aber genau das macht dich nervös. Viele sagen, sie hätten das Gefühl zu schweben, wenn der andere im Raum ist. Man denkt in dieser Situation ständig nur an diese eine Person. Alles in allem ist es ein wundervolles Gefühl, jemanden zu haben, der dir so unendlich wichtig ist."

Shin räusperte sich. "Dann glaube ich wirklich, dass ich in Saga verliebt bin."

Nao lachte leise. "Vertrau mir, es hätte schlimmer kommen können. Saga wehrt sich zwar so gut es geht gegen sämtliche Gefühle, die auch nur annähernd über Freundschaft hinaus gehen, aber das wird schon."

"Warum?", fragte Shin verwirrt nach. "Es soll doch ein schönes Gefühl sein, zu lieben."

"Ist es auch, und da spreche ich aus eigener Erfahrung. Aber die Menschen, die du am Meisten liebst, können dich am Schwersten verletzen."

Nachdenklich nickte Shin. Hatte er selbst das nicht schon zu Genüge von seinen Eltern zu spüren bekommen? Besonders von seinem Vater? "Habe ich dann überhaupt eine Chance?"

"Ganz sicher. Warte einfach ab. Saga wird es zwar nicht so schnell zugeben, aber er mag dich doch sehr. Lass ihn die ersten Schritte machen, danach kannst du nach Belieben auf ihn zugehen."

Ein leises Seufzen verließ Shins Lippen. Okay. Er war in Saga verliebt und es würde alles andere als leicht werden. Und wenn Saga nie beschloss, auf ihn zuzugehen, würde er ewig warten müssen. Ganz toller Plan.

"Lächle, Shin. Du machst ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter. Saga ist zwar nicht der einfachste Mensch, aber so schlimm ist er wirklich nicht. Das wird schon." Aufmunternd sah Nao ihn an. Es versetzte ihm einen kleinen Stich, den Jüngeren nicht fröhlich zu sehen. Gute Laune und dieses unheimlich süße Lächeln standen ihm einfach besser und passten auch viel eher zu seinem Charakter.
 

Saga hatte sich in den Lagerraum verzogen und räumte das selbstverursachte Chaos auf. Er hatte wohl doch etwas heftiger reagiert, als seine Erinnerung ihm zeigte.

Insgeheim fragte er sich, warum. Klar, Akito hatte den Bogen bei Weitem überspannt. Aber Saga fragte sich, ob er auch so hochgegangen wäre, hätte Akito sich jemand anderen ausgesucht? Hätte er weniger heftig reagiert, hätte jemand anderes Shin sowas angetan? Innerlich glaubte er nicht daran. Also musste Shin allgemein der Grund auch dafür sein, so wie eingentlich seine gesamte seelische Unausgeglichenheit. Und genau aus diesem Grund musste Shin weg. Saga war der festen Überzeugung, dass der Jüngere ihm nicht gut tat.

"Soll ich dir helfen?"

Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass Tora hinter ihm stand.

"Meinetwegen."

Von der einsilbigen Antwort überrascht machte Tora sich an die Arbeit. Normalerweise hätte der Kapitän dankbar die gesamte Arbeit auf ihn abgewälzt und sich auf die faule Haut gelegt.

"Was hast du eigentlich mit dem Kleinen im Bett vor?", fragte der Brünette in möglichst gleichgültigem Ton.

"Ich weiß noch nicht genau. Bis frühestens morgen habe ich aber noch Zeit, mir das zu überlegen."

"Warum?" Saga war verwirrt. Warum erst morgen? Tora war doch - theoretisch - heute Abend dran.

"Hast du es noch nicht gehört? Nao hat Shin Bettruhe verordnet. Nichts Ernstes, nur ein kleiner Kreislaufzusammenbruch oder Schwächeanfall wegen Überanstrengung."

Shin war krank. Und warum hatte niemand ihn informiert?! Und warum störte es ihn so, dass scheinbar alle Bescheid wussten, aber er als Captain nicht?

"Du brauchst dir keine Sorgen um ihn machen", setzte Tora fort, "Nao meinte zu Shou, dass er spätestens übermorgen wieder auf den Beinen sein wird."

"Ich mach mir keine Sorgen. Vielleicht solltest du ein bisschen vorsichtiger mit ihm umgehen als normalerweise." Leicht trat Saga einen Schritt zurück und sah sich um. Das Durcheinander war beseitigt. Zumindest das, was nicht immer herrschte.

Erschrocken fuhr er zusammen, als sich zwei Arme fest von hinten um ihn legten und ihn leicht zurückzogen.

"Versteht sich von selbst. Ich glaube, ich sollte dir zeigen, wie vorsichtig ich sein kann", flüsterte der Größere ihm zu.

"Wage es ja nicht!", zischte Saga angriffslustig zurück.

Schnell wurde er herumgedreht und an die Wand gedrückt, so dass er keine Möglichkeit hatte, auszuweichen. Tora würde ihm keine Gewalt antun, das war ihm klar, aber trotzdem beunruhigte es ihn, keine Fluchtmöglichkeit zu haben.

"Tora, ich warne dich noch ein Mal, lass es bleiben. Meine Rache wird furchtbar und..." Weiter kam er nicht, Tora brachte ihn mit einem Kuss zum Schweigen.
 

Sichtlich schlecht gelaunt betrat Saga später die Krankenstation.

"Nao! Autsch! Hilf mir!"

"Sei leise, Shin schläft." Ruhig hob der Arzt den Kopf. "Was ist passiert?"

"Tora." Aus dieser Aussage konnte Nao sehr viel schließen. Gut, immerhin schon, dass Saga sauer auf seinen besten Freund war.

"Aha. Und was hat Tora gemacht?"

"Mich zum Uke", knurrte Saga mühsam beherrscht zurück.

Nao klappte der Mund auf. Das war ja mal eine ganz neue Situation. "Und jetzt tut dein Arsch weh. Hat es dir wenigstens Spaß gemacht?"

Vernichtend sah Saga den Kleineren an. Der musste nicht wissen, dass er es genossen hatte. Ja, er hatte seinen Spaß gehabt, aber außer Tora und ihm selbst sollte davon niemals jemand etwas erfahren. Wenigstens hatte es noch den positiven Nebeneffekt, dass er jetzt wusste, dass Shin auf gar keinen Fall zu kurz kommen würde und dass er bei Tora definitiv gut aufgehoben war.

"Gott, Saga, wenn er dich nicht vergewaltigt hat, hast du freiwillig mitgemacht."

"Hast du jetzt deine tolle Salbe oder nicht?"

Seufzend drückte Nao ihm das Gewünschte in die Hand. "Hier, bitte. Eincremen kannst du dich selber, vermutlich bringst du mich gleich um, wenn ich das mache."

Saga sah zu der Liege, auf der Shin, mit einer Wolldecke zugedeckt, schlief. "Wie geht's ihm?", fragte er leise und plötzlich viel ruhiger.

"Er ist erschöpft, aber das wird wieder. Je mehr er schläft, desto schneller wird er wieder munter. Er braucht einfach nur Ruhe und Pflege." Nao sprach ebenso leise und sah zu dem Schlafenden.

"Kann ich irgendwas tun?"

"Im Augenblick nicht. Glaube mir, Saga, ich kümmere mich gut um ihn." Aufmunternd lächelte er den Größeren an.

"Das will ich auch hoffen." Still sah der Kapitän noch einmal zu Shin und verließ den Raum dann wieder.
 

Leise setzte Nao sich zu Shin auf das Bett. "Wenn du wüsstest, wie sehr er dich liebt", flüsterte er und strich dem Jüngeren eine feine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Du liebst Saga und er liebt dich. Das Schicksal hat alles so gewollt, wie es gekommen ist. Hoffentlich steht Saga zu seinen Gefühlen, bevor er dich zu sehr verletzt."

Nao war sich sicher, dass Shin Saga nicht verletzen würde, aber ob und wann dieser das begreifen würde, konnte auch er nicht sagen. Hoffentlich verletzte Saga Shin aber nicht vorher, immerhin war Shin irgendwo schon sehr empfindlich und zerbrechlich. Und ihn nach so etwas wieder aufzubauen, wäre bestimmt nicht ganz einfach. Und es würde Zeit und Mühe kosten. Nicht, dass Nao nicht bereit wäre, etwas Derartiges für den Jüngeren zu tun, aber besser wäre es, wenn es gar nicht erst so weit kommen würde.

Seufzend stand er auf und machte sich wieder an die Arbeit.
 

_________________________________________________________________________________
 

It's me again~~

Hach ja. Nao ist ein Engel in Menschengestalt. ^-^ Süß, wie er sich um Shin sorgt, oder?

Und Saga ist einfach nur schwierig. Aber ihr habt gelesen, auch er sorgt sich um Shin.

Und Shin ist, wie einige schon gesagt haben, einfach ein knuffiges Goldstück. x3

Na gut, bleibt gespannt, wie es weiter geht, und ob was mit Naos Andeutung bezüglich auf Saga gemeint war...

Das nächste Kapitel ist kein Adult, denke ich, es sei denn, es ist etwas Sexuelles *hust* dazwischen gerutscht, das mir entgangen ist.
 

Also:
 

Nächster Upload: 13. Mai

Četrpadsmit

Grübelnd lag Saga auf seinem Bett und schmiedete Rachepläne. Vielleicht sollte er Kazuki einmal um seine tatkräftige Unterstützung bitten. Dem Jüngeren wäre es bestimmt ein Leichtes, Tora abzufüllen und flachzulegen.

Bei dem Gedanken schlich sich ein diabolisches Grinsen auf sein Gesicht. Das könnte eventuell lustig werden. Aber erstmal verdiente sein bester Freund konsequente Ignoranz.

An der Tür klopfte es zögernd.

"Wer?", rief er fragend.

"Jin."

Hm. Das kleine Blondchen. "Komm rein."

Kurz öffnete sich die Tür, um sich danach gleich wieder zu schließen. Jin erschien neben seinem Bett.

"Dein Vorschlag war großartig!"

Vorschlag? Welcher Vorschlag? Saga stand gerade irgendwie auf dem Schlauch.

"Mit Tora zu reden", erklärte Jin, der seine Verständnislosigkeit bemerkt zu haben schien. "Wir sind jetzt zusammen." Glücklich lächelte der Kleinere vor sich hin.

Ach so, der Vorschlag. "Hast du etwas anderes erwartet?"

"Saga, sei nicht so miesepetrig. Das mit Shin und dir wird schon noch."

"Halt die Klappe, Jin. So lange er nicht versucht, mich flachzulegen, ist alles okay."

Jin lachte leise. "Wirst du meinem Tiger verzeihen?"

"Er hat's dir erzählt?"

"Er meinte, es wäre keine gute Idee, unsere Beziehung mit einer Lüge zu beginnen."

"Und was genau hat er dir erzählt?" Misstrauisch sah Saga den Älteren an.

"Du sollst ziemlich laut geworden sein. Klang, als hättest du deinen Spaß gehabt."

Saga seufzte genervt. Konnte diese Labertasche von Raubkätzchen nicht einfach mal die Klappe halten?

"Ich verzeihe ihm. Später irgendwann. Und es wird ihm leid tun, meine Rache wird furchtbar grausam."

Wieder lachte Jin leise. "Meinetwegen. Ich glaube, es täte ihm auch mal ganz gut."

Verwirrt sah Saga den Blonden an.

"Nur, weil ich ihn liebe, heißt es nicht, dass er es nicht verdient hätte, einmal hart rangenommen zu werden. Nur bin ich zu schwach und zu faul dafür. Ich gönne dir deine Rache", erklärte Jin.

"Die Logik verstehe ich nicht." Saga schüttelte den Kopf. Manche Menschen...

"Na ja, er ist mir gegenüber recht... grob. Er weiß, dass es mir nichts ausmacht und dass ich erfahren genug bin, alles relativ schmerzfrei zu überstehen. Außerdem gestehe ich... Manchmal provoziere ich ihn extra, damit er noch ein bisschen hemmungsloser wird."

"Willst du mir damit sagen, dass du auf Soft-SM stehst?!" Schockiert sah Saga den Kleineren an.

"Ähm...", Jin errötete leicht, "nicht direkt. Ich mag es hart. Manchmal. Aber wirklich SM ist es nicht und", er räusperte sich, "das mag ich auch nicht. Aber Tora sollte auch mal wissen, wie man sich als Bottom fühlt."

Saga fixierte den Älteren. "Das mag ja sein, aber du lenkst vom Thema ab. Soll das heißen, dass du schon Erfahrungen mit SM gemacht hast?"

"Nur ein oder zwei oder... vier Mal." Beschämt sah Jin auf den Boden.

"Na, weiter. Ich will wissen, warum."

"Wegen einem ziemlichen Sadisten, mit dem ich damals zusammen war. Ich dachte mir, es wäre eine Erfahrung. Nur lasse ich mich nicht gern foltern."

"Jin, ich bin schockiert. Das hätte ich dir nie zugetraut." Wieder schüttelte der Kapitän den Kopf.

"Du weißt doch, stille Wasser sind tief und schmutzig..." Verschwörerisch lächelte der andere ihn an.

"Ich hätte eine Bitte", wechselte der Jüngere das Thema.

"Und die wäre?"

"Kein Wort zu niemandem. Außer Tora, dir und mir weiß nur noch Nao Bescheid, und ich würde es begrüßen, wenn es so bleiben würde."

"Kein Problem. Ruh dich schön aus."

Und weg war das kleine Blondchen. Wobei Saga sich fragte, seit wann Jin ihm zu sagen hatte, was er tun und lassen sollte.
 

Müde sah Shin sich um. Es musste schon relativ spät sein, Nao war nicht zu sehen, und von dem schwachen Licht der Schreibtischlampe abgesehen, war es dunkel.

Vorsichtig stand er auf. Die Uhr zeigte 2:32 Uhr. Kein Wunder, dass Nao nirgendwo mehr zu sehen war.

Leise ging er zur Zwischentür und öffnete sie ein Stück. Der Ältere schlief.

Geräuschlos betrat er den Raum. "Nao?"

Verschlafen blinzelte der Arzt. "Shin? Was ist?"

Ja, sehr gute Frage. Was war eigentlich? "Mir ist kalt."

Müde rückte Nao zur Seite. "Komm her."

Möglichst leise kroch Shin neben dem Älteren unter die Decke. Sanft zog dieser ihn in seine Arme. "Besser?"

"Hm." Entspannt schloss Shin die Augen. Jetzt noch ein Schlaflied, und es wäre perfekt. Ruhig schlief er wieder ein.
 

Gegen Mittag wachte er das nächste Mal auf. Gähnend streckte er sich. Warum lag

am Fußende des Betts ein zusammengefalteter Zettel?

Ohayou!

Wenn du das nächste Mal mit bei mir im Bett schlafen möchtest, sag es. Das Gleiche gilt für den Fall, dass du mit mir kuscheln möchtest.

Übrigens sind deine Gespräche im Schlaf sehr aufschlussreich. ^.~

Solltest du allein gerade laufen können, sag mir Bescheid, zieh sonst bitte einfach nur auf deine Liege um.

Bis dann,

Nao

Nächste Frage: Warum durchschauten ihn immer alle? Und seit wann bitte sprach er im Schlaf?

Langsam stand er auf. So schlecht ging es ihm nicht mehr, und noch einen Tag tatenlos herumliegen, würde er sich sicherlich nicht gönnen.

Ruhig und halbwegs vorsichtig machte er sich auf die Suche nach Nao.
 

"Shou, mach dir keine Vorwürfe, es ist nicht deine Schuld." Beruhigend legte Nao dem Koch eine Hand auf den Arm. "Außerdem scheint er schon wieder halbwegs fit zu sein", fügte er mit einem Blick zur Tür hinzu.

"Mir geht's ganz gut, ich muss mich nur erstmal wieder daran gewöhnen, zu laufen", mischte Shin sich lächelnd ein. "Es ist wirklich nicht deine Schuld. Wenn überhaupt jemand die Verantwortung zu übernehmen hat, dann ich. Ich habe gesagt, es ist in Ordnung."

"Unser Uke in Ausbildung ist wieder gesund", bemerkte Tora und drängelte sich an ihm vorbei. "Heute Abend schon was vor Shin?"

"Are... Nein, nichts Konkretes."

"Was hältst du davon, bei mir zu schlafen?"

"Tora", warnte Nao, "wenn er zustimmt, solltest du sehr vorsichtig sein. Noch einen Patzer kannst du dir die nächsten Wochen nicht erlauben. Saga ist mächtig sauer auf dich wegen gestern. Und was sagt Jin überhaupt dazu?"

"Erstens, bin ich sowieso. Saga bringt mich um, wenn nicht. Zweitens, weiß ich. Er überlegt sich wahrscheinlich noch, wie er sich an mir rächen will. Und drittens, Jin weiß, warum. Er sagt, für ihn ist das okay."

"Sollte ich jetzt fragen, weshalb Saga sauer auf Tora ist?", meldete Shin sich vorsichtig zu Wort.

"Nein, lieber nicht", antwortete Nao lächelnd.

"Okay... Klar, Tora. Sag mir nur nicht, wann ich schlafen soll, das machen so ziemlich alle anderen."

Tora lachte. "Kein Problem. Komm aber nicht zu spät ins Bett, sonst kommst du gar nicht mehr zum Schlafen."

Shin warf ihm einen nicht ganz ernst gemeinten, vernichtenden Blick zu.

"Ach Shin, es ist doch nur zu deinem Besten." Sanft legte Nao ihm einen Arm um die Schultern. "Wie wir ja gesehen haben, kannst du nicht allein auf dich aufpassen."

Schmollend schob Shin die Unterlippe vor und verschränkte die Arme vor der Brust. Das konnte ja wohl nicht wahr sein?! Warum machte Nao, der, nebenbei bemerkt als Arzt, auch nichts gemerkt hatte, denn jetzt daraus ein Argument?! Das war ja mal wieder richtig toll.

"Nao, hör auf, Shin zu ärgern." Scheinbar völlig ruhig betrat Saga den Raum. "Schön, dass es dir wieder besser geht, Shin. Trotzdem solltest du dich, so gut es geht, schonen."

"So gut wie halt möglich." Leicht lächelte der Angesprochene Saga an.

Der Captain fühlte seinen Herzschlag schneller werden. Kami-sama, wie konnte man nur so süß lächeln? Das sollte verboten werden. Das war einfach eine unfaire Waffe.

Nao und Shou sahen sich vielsagend an, behielten ihre Gedanken aber für sich.

Saga lächelte Shin ebenfalls an, ja, aber in seinem Blick lag etwas Besonderes, das sie nicht deuten, es sich aber auf jeden Fall lebhaft ausmalen konnten.

Tora musterte den Boden und grinste dabei nur vor sich hin. Im Gegensatz zu Nao und Shou konnte er diesen Blick sehr gut deuten. Er kannte Saga nun mal schon ewig. Saga war verliebt, auch wenn er es selbst noch nicht begriffen hatte oder es sich einfach nicht eingestehen wollte. In seinem Blick lag eine unheimliche Bewunderung, aber auch Zärtlichkeit. Und einfach Liebe.
 

Leise räusperte Nao sich. "Ich bin sicher, dass du nicht hergekommen bist, um mit Shin zu reden."

"Nein." Saga sah ihn ernst an. "Ich bin auf der Suche nach Kazuki."

"Was willst du von ihm?", fragte der Arzt mit hochgezogener Augenbraue nach.

"Nichts Schlimmes. Ich wollte ihn nur um etwas bitten."

"Ich habe keine Ahnung, wo er steckt."

"Wer?" Hikaru zog Ayame hinter sich her. Zwar waren sie zwei Minuten zu spät, aber Shou schien beschäftigt gewesen zu sein. Bestimmt war es ihm gar nicht aufgefallen. Außerdem... Was waren schon zwei Minuten?

"Kazuki."

"Der war bis eben bei uns", antwortete Ayame und ließ sich einfach mitziehen.

"Hai. Wird sicher in den nächsten Minuten hier aufschlagen", fügte Hikaru hinzu.

Shin machte den Mund auf, wurde aber von Nao unterbrochen, bevor er etwas sagen konnte. "Glaub mir, Shin, du willst nicht wissen, was die drei gemacht haben. Und ich bin mir sicher, dass du es dir jetzt schon denken kannst."

Mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen nickte Shin.
 

Saga war gegangen, sobald er auch nur wusste, wo er sich nach dem Gesuchten umsehen musste.

"Captain."

"Kazuki, ich muss mit dir reden. Jetzt."

Verwundert nickte der Angesprochene und folgte dem Älteren. Fragend sah er diesen als, als er stehenblieb und sich umdrehte.

"Ich möchte dich um einen Gefallen bitten", begann Saga.

"Worum geht's und was habe ich davon?"

"Du sollst Tora nach allen Regeln der Kunst flachlegen, meinetwegen kannst du ihn auch foltern."

"Du weißt, er wird nicht freiwillig mitmachen?"

"Dann füll ihn vorher ab. Ausnahmesituation, Alkohol erlaubt." Entnervt sah Saga den Jüngeren an.

"Eine Frage. Warum?"

"Rache." Mit einem unheimlichen Glitzern in den Augen sah er sein Gegenüber an.

Der legte nur den Kopf schief. Tora war sowas wie Seme aus Überzeugung. Ihn als Erster flachzulegen, war doch mal eine Herausforderung und an sich schon Belohnung genug. Aber vielleicht...

"Ich bin dabei, aber... Was hältst du davon, mein Lohn zu sein? Du liegst selbstverständlich unten."

"WAS?!" Wütend funkelte Saga den anderen an. "Du hast doch eigentlich Nao?! Der macht doch so ziemlich alles mit!"

"Ist ja gut." Beschwichtigend hob der Jüngere die Hände. "War nur ein Vorschlag. Zwar schade, dass du nicht willst, aber was soll's. So wichtig kann dir die Rache für was-auch-immer ja nicht sein..."

Saga seufzte und rieb sich über die Schläfen. Würde er jetzt der Bezahlung zustimmen, würde Kazuki unsanfter mit Tora umspringen. Aber dennoch müsste er sich opfern. Es war doch nur ein Mal. Und Shin hatte auch unbeschadet überlebt, und der war als Bottom zu dem Zeitpunkt nicht viel erfahrener gewesen. Aber...

War ihm die Rache dafür, dass Tora ihn zum Uke gemacht hatte, genug wert, sich selbst einmal an Kazuki zu verkaufen?

"Pass auf. Dir ist klar, dass ich dafür verlange, dass du ihn quälst und er noch Tage später Schmerzen hat. Danach zahle ich."

Überrascht betrachtete Kazuki den Kapitän. Tora musste sich da aber einen gewaltigen Ausrutscher erlaubt haben.

"Nur eines", sprach Saga weiter, "Ich bin nicht erfahrener als Shin es war, als du ihn hattest..."

"Kein Problem. Ich werde vorsichtig sein." Wie zum Schwur hob Kazuki die Hand und sah den Älteren ernst an.

"Gut, dann kannst du gehen."

"Noch eine Frage: Wann soll ich ihn flachlegen?"

"Heute geht nicht, Shin ist bei ihm. Also würde ich spontan sagen, morgen."

"Gut, man sieht sich." Und weg war Kazuki.

Saga setzte sich mit dem Rücken an der Wand auf den Boden. Was hatte er da eigentlich gerade getan? Sein Hintern schmerzte bei Anspannung immer noch leicht und genau den hatte er gerade mehr oder weniger verkauft. Wurde er jetzt ernsthaft zum Uke? Oh nein, sicherlich nicht. Müsste er Kazuki nicht auf diese Art bezahlen, hätte er sicherlich das sagen. Und die Sache mit Tora... Gott, das war einfach so passiert und würde eine einmalige Sache bleiben.

Am Rande bemerkte er, wie sich jemand neben ihn setzte.

"Captain? Alles in Ordnung?"

"Sicher. Was hast du gehört, Ren?"

"Fast das komplette Gespräch."

"Was rätst du mir?"

"Die Bezahlung zu leisten. Und für dein Selbstbewusstsein... In den nächsten Tagen alles nehmen, was nicht bei drei verschwunden ist."

"Dir ist schon klar, was dich dann jetzt erwartet?" Mit hochgezogener Augenbraue sah er den Weißhaarigen an.

"Sicher", war die kurze Antwort.
 

Shin saß im Krankenzimmer und las ein Buch, dass er in Naos Regal gefunden hatte. Heilkräuter... Eigentlich ein interessantes Thema, aber teilweise verdammt kompliziert.

"Wolltest du dich nicht ausruhen?", fragte Nao amüsiert.

"Mach ich doch."

"Körperlich, ja. Aber Ruhe und Entspannung, aber auch Erschöpfung beginnen im Kopf." Vorsichtig klaute er dem Jüngeren das Buch und legte es zur Seite.

"Wie soll ich mich dann beschäftigen?", schmollte dieser und streckte sich auf der Liege, auch bekannt als sein vorübergehendes Bett, aus.

"Schlafen vielleicht?"

"Ich hab gestern verdammt viel geschlafen, ich bin nicht müde."

"Rutsch mal etwas zur Seite."

Widerwillig befolgte er die Anweisung. Nao legte sich neben ihn und zog ihn an sich.

"Äh... Nao, was...?"

"Du kuschelst doch so gern. Ist auch eine Beschäftigung."

Seufzend schmiegte er sich an den Älteren. Nao hatte recht, mit beiden Behauptungen. Außerdem fiel es ihm so leichter, sich zu entspannen.

Zufrieden schloss er die Augen, als Naos Hand unter sein T-Shirt wanderte und sanft über seinen Rücken strich.

"Nao?", fragte er flüsternd nach einer Weile des Genusses.

"Hm?"

"Arbeitest du hier eigentlich allein?"

"Nein. Ich habe zwei Helfer, die im Moment aber auf der Black Shadow mitreisen. Weißt du, die Shadow wurde kurz vor dem letzten Treffen angegriffen und viele Crewmitglieder wurden verletzt. Rui und Keiyuu sind von unserer Seite aus als Unterstützung im medizinischen Bereich mitgefahren."

"Warum ist das eigentlich eine Flotte? Und hat Saga nur das Kommando über dieses Schiff?"

Nao seufzte. "Hatte ich dir das noch nicht erzählt?"

"Nicht, dass ich mich daran erinnern könnte."

"Na dann. Gut, es sind insgesamt drei Schiffe. Einmal unsere geliebte Dark Rose. Sie ist das schnellste Schiff und trotz ihrer Größe immer noch das kleinste Schiff der Flotte. Hier hat Saga das Kommando.

Den Befehlt über die anderen beiden Schiffe haben seine Cousins Aoi und Reno. Aoi ist der Älteste, benimmt sich aber manchmal wie ein Grundschüler. Er hat das sagen über die Pirate's Dream, das größte und modernste Schiff.

Reno ist ungefähr so alt wie du und damit der Jüngst im Kapitänsbund. Er ist irgendwie... reifer als Aoi. Vielleicht befehligt er auch deshalb das bestbewaffnetste Schiff, die Black Shadow.

Eine Flotte bildeten diese drei Schiffe auch schon vorher, früher gehörten sogar noch zwei weitere dazu. Diese Schiffe wurden allesamt zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert gebaut und seitdem eigentlich nur modernisiert oder erweitert. Ungefähr 1950 hat Renos Großvater sie übernommen, danach gingen sie an Renos Vater. Als dieser vor sieben Jahren starb und seine Schiffe an Reno weitervererbte, war der einfach noch zu jung, gerade mal 16 Jahre alt. Es kam zu einer Meuterei. Die Bloody Night und die Hopeless wurden gekapert, die Crew löste sich fast vollständig auf. Sie wollten keinem so jungen Kapitän gehorchen. Trotzdem blieben einige wenige, auf jedem Schiff waren es vielleicht fünf.

Reno teilte sein Erbe mit seinen Cousins. Gemeinsam schafften sie ihr eigenes Imperium. Die 'alten' Piraten verließen die Flotte, sobald die neuen, jungen Kapitäne selbst zurecht kamen.

Eine Flotte ist es wegen der Zusammenarbeit. Man trifft sich zwischen zwei und vier Mal im Jahr, berät über Ereignisse und Pläne.

Außerdem gibt es ein gemeinsames Ziel. Sie wollen die beiden verlorenen Schiffe wieder unter ihrer Flagge segeln sehen. Diese beiden Schiffe sind Renos rechtmäßiges Eigentum und er will sie zurück. Kein Wunder, wenn man weiß, dass die Meuterer, die seinen Vater umgebracht haben, zumindest noch eines dieser Schiffe in der Hand haben. Zumindest ist es das, was Reno, Aoi und Saga glauben.

Auf jeden Fall wollen sie diese beiden Schiffe zurück oder diese vernichten."

"Warum vernichten?", fragte Shin verwundert.

"Kein anderer soll über Renos Besitz bestimmen. Mit Saga und Aoi teilt er, und somit hätten höchstens die beiden noch das Recht, eines dieser Schiffe zu besitzen, aber kein anderer."

"Ach so."

"Du hast es nicht verstanden, oder?"

"Nö. Allein diese Logik. Das ist fast wie diese Beziehungskiste von wegen 'Wenn ich dich nicht haben kann, soll dich auch kein anderer haben.' Dämlich."

"Du hast ja recht, aber das ist etwas in das wir uns nicht einmischen dürfen."

"Warum? Das ist eine wichtige Entscheidung. Wird das nicht per Abstimmung oder so gemacht?"

"Schon. Aber das entscheidet ein gewählter Rat. Und trotzdem bleibt die endgültige Entscheidung beim Captain."

"Was sagt denn der Rat dazu?"

"Na ja... Die beiden zu erobernden Schiffe sind nicht allzu gut bewaffnet, die Gefahr für uns ist also ziemlich gering, daraus folgt wiederum, dass nichts wirklich dagegen spricht."

"Aber eine Restgefahr bleibt."

"Shin, als Pirat lebst du immer in Gefahr, sei es das Gesetz oder andere Piraten. Und auch das Meer ist schon eine Gefahr an sich."

"Das ist aber nicht fair", flüsterte Shin und versteckte sein Gesicht an Naos Brust.

"So ist das Leben", flüsterte der Ältere zurück und nahm Shin fester in den Arm.
 

_________________________________________________________________________________
 

Kapitel 14!

Zuerst: das nächste Kapitel wird adult. Kommt dementsprechend am 17.05.2011

Zu diesem Kapitel... Ja.

1. Saga ist verliebt, denkt Tora zumindest. Und der Captain hat sich an Kazuki 'verkauft'.

2. Tora & Jin sind zusammen. *Pairing liebt*

3. Shin geht es wieder gut. *Fähnchen schwenk* Er ist aber auch süß. x3

Okay, mehr fällt mir nicht ein. xD
 

Bis nächste Woche!^^

Limabelas

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kuusteist

Soo~~

Das neue Kapitel. Und, wenn ich nicht völlig falsch liege, müsste es das längste überhaupt sein. Und es ist für meine Verhältnisse wirklich lang, aber zu erklären, wieso...

Na ja, das nächste Kapitel wird auf jeden Fall das vorletzte adult, damit hängt die Länge dieses Kapitels auch zusammen.

Ich verweise jetzt einfach auf das Nachwort, da ich noch nicht zu viel verraten möchte. ^.~
 

_________________________________________________________________________________
 

Seufzend drehte Saga sich um und betrachtete das schlafende Wesen neben sich. Warum zum Henker hatte er Ko-ki mitgenommen? Klar, der Kleinere war süß, wenn auch ungewollt durch seine Frechheit, aber... Verdammt, er war jünger als Shin! Und warum verglich er die beiden überhaupt?

Möglichst leise stand er auf, zog sich an und verließ den Raum. Er musste dringend mit Nao reden.
 

Nao saß auf einer Liege und dachte nach. Wie konnte er Shin und Saga helfen? Und gerade polterte Saga herein und ließ sich neben ihn fallen. "Nao, hilf mir!"

Verwundert sah er den Captain an. "Wobei?"

"Mein Selbstbewusstsein, mein Verstand und meine Gefühle!"

"Okay, ich kann's ja zumindest versuchen. Was ist deinem Selbstvertrauen denn passiert?" Abwartend sah er den Jüngeren an.

"Tora hat mich im Lagerraum flachgelegt, das weißt du ja. Für die Rache ist dein Liebling verantwortlich, nur will der dafür bezahlt werden."

"Kazuki soll Tora für dich durchnehmen und verlangt, dass du einmal für ihn da bist. Jetzt sag nicht, du bist darauf eingegangen?"

"Sag ich's halt nicht." Er zuckte mit den Schultern.

Nao schüttelte nur den Kopf, konnte ein Grinsen aber nicht unterdrücken. "Und darunter leidet dein Selbstvertrauen? Ach komm, wenn es nicht Kazukis Bezahlung wäre, würdest du oben liegen."

"Ich weiß."

"Na, erzähl, wen hast du denn gestern schon flachgelegt?"

Saga räusperte sich. "Zuerst Ren, dann Jin, aber darüber kein Wort zu Tora. Danach noch Hiroto und Ko-ki."

Nao klappte der Mund auf. Da war aber jemand fleißig gewesen. "Schön. Lassen wir das. Was ist denn deinen Gefühlen passiert?"

"Shin. Immer noch. Ich glaube nicht, dass ich ernst zu nehmende Gefühle für ihn entwickeln kann, aber ich kann ihn auch nicht völlig normal behandeln."

"Und was hast du mit ihm vor?", fragte Nao vorsichtig nach.

"Wir laufen vor dem Treffen noch Madeira an. Shin wird wieder frei."

Nao lachte ironisch auf. "Das ist nicht dein Ernst. Das kann nicht dein Ernst sein! Wie stellst du dir das vor? Außer seinen Sachen hat er nichts!"

"Er bekommt Geld von mir. Er soll dahin zurück, wo er hingehört."

"Saga, was ist, wenn er zu uns gehört? Ich glaube nicht, dass er in sein altes Leben zurück will. Und selbst wenn er zurück wollen würde, er hat sich in den letzten Tagen so verändert, dass er nie mehr so sein wird wie vorher."

"Das mag sein, aber das ist nicht mehr unsere Sache." Kühl sah er Nao an, der gereizt aufstand und im Raum hin und her lief.

"Und wieder: Du kannst das nicht ernst meinen! Erst sagst du mir, dass er dir wichtiger ist, als die meisten Crewmitglieder und dann meinst du, es ist dir egal, wenn sein Leben den Bach runtergeht?! Geht's noch?!"

"Es ist mir nicht egal!", fauchte er den Arzt an. "So ist es das Beste für ihn!"

"Und was, wenn nicht?", motzte Nao zurück. "Meinst du nicht, er hat genug mitgemacht?"

"Doch, verdammt, hat er! Ich will, dass er in sein gewohntes Umfeld zurück kommt! Da kann ihm nichts passieren, da kann er alles in Ruhe verarbeiten!"

"Das mag ja sein, aber was, wenn es nicht das Beste für ihn ist? Was, wenn ich dir sage, dass du ihn so unglücklich machst?"

"Nao, was soll ich denn tun? Hier bleiben kann er nicht, dass ist definitiv zu gefährlich!"

"Für ihn oder für dich?" Mit verschränkten Armen stand Nao vor Saga und sah ihn an.

"Für ihn!"

"Nein. Saga, ich kenne dich. Die größte Gefahr besteht für deine emotionale Sicherheit, und deswegen soll Shin weg! Du bist ein verfluchter Egoist!"

Wütend sprang Saga auf und drückte den erschrockenen Arzt gegen die Wand. Bedrohlich funkelte er den Kleineren an. "Und wenn es so ist, dann ist es eben so. Ist doch unwichtig. Die Tatsache bleibt, Shin verlässt das Schiff! Damit ist die Diskussion beendet."

"Das ist sie noch lange nicht, du verkraftest es nur nicht, die Wahrheit zu hören!"

Bei Saga knallte eine Sicherung durch. Er verpasste Nao eine heftige Ohrfeige.

"Hey!" Entschlossen zog Kazuki Saga von Nao weg und stellte sich vor diesen. "Ich habe lange genug mitgehört und das ist eure Sache, aber du hast nicht das Recht, meinen Freund zu schlagen."

"Kazuki, es ist okay. Vielleicht habe ich das ja verdient." Nao hielt sich die Wange, schien sich aber wieder beruhigt zu haben.

"Nein. Niemand verdient es, geschlagen zu werden, weil er seine Meinung sagt."

Auch Saga beruhigte sich wieder. "Er hat recht, aber trotzdem entschuldige ich mich nicht. Die Äußerungen waren respektlos."

"Wenn es respektlos wirkte, tut es mir leid. Nur ist es das, was ich sehe und denke." Vorsichtig lächelte er den Captain an.

"Ist gut, Nao."

"Schön." Liebevoll nahm Kazuki seinen Freund in den Arm.

"Nao", fragte Saga zögernd nach, "was ist deiner Meinung nach die Wahrheit über mich?"

Ruhig sah der Angesprochene den Jüngeren an. "Bist du ganz sicher, dass du das hören willst?"

Saga nickte nur zur Antwort und ließ sich wieder auf die Liege sinken.

"Dann... Ja, du bist ein Arschloch, zumindest manchmal. Du nimmst keine Rücksicht auf andere und nur du selbst zählst, deswegen bist du ein verdammter Egoist. Ich weiß nicht genau, warum, aber du wehrst dich gegen Liebe.

Auf der anderen Seite kann man sich so gut wie immer auf dich verlassen. Und man kann dir vertrauen. Du bist ehrlich, in deinen Reaktionen aber manchmal auch zu impulsiv."
 

Shin blinzelte müde.

"Ohayou, Shin", flüsterte Tora ihm zu.

"Ohayou." Gähnend streckte er sich. "Au."

Leise lachte Tora. "Dein Hintern?"

"Und meine Handgelenke." Zart lehnte er sich an den Schwarzhaarigen und besah sich die roten Linien.

"Hättest du nicht so an den Fesseln gezogen, hättest du das Problem nicht."

"Hättest du mich nicht gefesselt, hätte ich nicht versucht, meine Hände frei zu bekommen."

"Also gut", seufzte Tora. "Kuschelst du gern?"

"Ja, warum?"

"Als Entschädigung." Zärtlich zog er den Jüngeren in seine Arme und streichelte dessen Oberkörper.

Zufrieden schmiegte Shin sich an den anderen und schloss die Augen. Den Tag so zu beginnen war einfach nur wundervoll. Auch wenn er Schmerzen hatte.

"Du willst mit mir reden", bemerkte der Ältere nach einer Weile.

"Woher weißt du das?"

"Instinkt. Ich nehme an, es geht um Saga?"

"Hmm." Leicht biss Shin sich auf die Unterlippe. "Ich glaube, ich habe mich schon in ihn verliebt. Ich habe mit Nao gesprochen und er hat da so eine Andeutung gemacht bezogen auf Saga und die Liebe."

"Die Menschen, die du am meisten liebst, können dich am Schwersten verletzen."

"Genau das."

"Und du willst, dass ich dir erzähle, warum."

Verlegen nickte Shin. Er war einfach zu durchschaubar.

"Das soll er selbst machen. Aber ich finde es gut, dass du ihn liebst. Er ist ein guter Mensch, wenn auch ein Idiot in Gefühlsangelegenheiten."

"Kannst du mir dann etwas anderes erklären?", fragte Shin lächelnd.

"Ich kann's versuchen."

"Wer ist hier mit wem zusammen?"

Tora seufzte. "Das ist nicht ganz so einfach. Hier haben Beziehungen nicht allzu viel mit Treue im Bezug auf Sex zu tun, sprich jeder hatte irgendwann schon mal mit jedem. Und solange der Partner nichts dagegen hat, bleibt diese Offenheit auch in Beziehungen erhalten. Seit Neuestem bin ich mit Jin zusammen. Shou und Hiroto sind zusammen, ebenso wie Nao und Kazuki."

"Shou ist vergeben?"

"Schon seit einer ganzen Weile. Ayame und Hikaru, die beiden Küchenhelfer, sind zusammen. Zero und Ren sind für dich vielleicht noch interessant. Hyde ist mit Gackt zusammen, Ruki und Byou, Kamijo und Iv. Ob du dich mit denen schon beschäftigt hast oder nicht, weiß ich nicht, aber Die und Kaoru sind offiziell zusammen. Bei Reita und Ko-ki ist das etwas schwieriger, mal sind sie zusammen und zwei Tage später wieder getrennt. Ach ja, Hizumi und Karyu habe ich vergessen, aber den beiden merkt man das auch nicht an, sie führen ihre Beziehung hinter verschlossenen Türen."

"Kompliziert."

"Nein." Sanft strich er über Shins Arm und küsste ihn auf die Schulter.

"Gibt es denn irgendjemanden hier, der treu ist, und das absolut?"

"Schon, aber nicht viele. Wir haben hier zu Wenige, die auch bereit sind, sich etwas befehlen zu lassen. Saga zum Beispiel lässt sich nichts sagen, er macht, was er will."

Stumm nickte Shin. War ja klar. Seufzend schmiegte er sich an den anderen und genoss die Wärme.
 

Ruhig saß Saga in der Kombüse und dachte nach. Vielleicht hatte Nao recht. Vielleicht sollte er versuchen, mehr auf andere einzugehen. Aber trotzdem wäre es für Shin das Beste, das Schiff zu verlassen.

"Hallo? Shou an Saga! Hast du mir zugehört?"

Erschrocken fuhr er zusammen und sah den Koch an. "Nein, entschuldige, war irgendwas Wichtiges?"

"Ich wollte wissen, ob und wann ich anfangen soll, Kekse zu backen."

"Wir haben Anfang Oktober, meinst du nicht, dass es ein bisschen zu früh für Weihnachtsvorbereitungen ist?"

Shou seufzte genervt. "Das wollte ich von dir wissen."

"Kekse?" Shin stand in der Tür und strahlte sie an. "Captain, Kekse haben nicht zwangsläufig etwas mit Weihnachten zu tun. Shou, wenn du Hilfe beim Backen brauchst, lass es mich wissen, ich backe gern."

Vorsichtig setzte er sich auf einen der Hocker und sah den Koch an.

"Was ist mit deinen Handgelenken?", fragte Saga und versuchte, möglichst desinteressiert zu wirken.

"Nichts, hab nur ein bisschen an Handschellen gezerrt."

"Handschellen?" Verwundert sah Shou den Jüngeren an.

"Ja. Tora gestern Abend. Ist aber halb so schlimm." Unbeteiligt zuckte er mit den Schultern und legte das Kinn in die Hände.

"Dann schläfst du heute Abend bei mir?", fragte Saga ruhig.

"Klar, Captain." Schüchtern lächelte Shin den Größeren an.

"Saga, wir brauchen noch ein paar Zutaten, wenn wir backen wollen." Shou ging die Bestandsliste durch und machte sich Notizen.

"Wir laufen morgen den nächsten Hafen an, dann geh halt einkaufen."

"Gut, ich bin dann im Lager, wenn ihr mich sucht. Wenn du Hunger hast, Shin, bedien dich."

Und weg war er.

Shin spürte, wie sein Herzschlag schneller wurde. Er war mit Saga allein.

"Hast du keinen Hunger?", fragte Saga ihn ruhig.

"Nein, im Moment nicht." Nervös sah er auf seine Hände.

"Iss trotzdem eine Kleinigkeit. Bitte. Nicht, dass es dir nachher wieder schlecht geht."

"Saga, mir geht's gut. Wirklich." Beruhigend sah er den Älteren an.

"Noch. Entweder isst du jetzt freiwillig oder ich füttere dich." Ernst erwiderte Saga den Blick. Shin musste nicht wissen, dass er sich Sorgen machte.

"Versuch's doch." Amüsiert sah Shin den anderen an.

Seufzend stand Saga auf und machte sich auf die Suche nach etwas, das der Kleinere mögen könnte.

Verwundert beobachtete Shin den Älteren. Das mit dem Füttern war doch ein Scherz gewesen? Oder? Trotzdem war er gespannt, was er essen sollte.

Ein paar Minuten später stellte Saga ihm Gemüsestreifen und eine Kräutersauce auf den Tresen, bevor er sich wieder neben den Jüngeren setzte.

"Paprika, Gurke, Karotte...", zählte Shin auf.

"Ich hoffe, du magst Gemüse."

"Ja, schon, aber ich habe wirklich keinen Hunger."

Genervt nahm Saga einen Karottenstreifen und schob ihn Shin in den Mund. Den schwachen Protest ignorierte er einfach. "Kauen, Shin."

Widerwillig gehorchte dieser. "Warum sagt mir eigentlich jeder, was ich tun soll?"

"Weil du noch viel lernen musst."

Wieder wurde ihm ein Streifen in den Mund gesteckt. Dieses Mal aß er von alleine. Er wusste, dass er in einer Diskussion den Kürzeren ziehen würde.

"Bist du immer so gehorsam?", fragte Saga plötzlich lächelnd.

"Ja und nein. Wenn mir irgendwas gar nicht passt, merkt man das schon. Aber allgemein versuche ich, den Anforderungen gerecht zu werden."

"Anforderungen?"

"Der Gesellschaft. Familie, Lehrer und Ausbilder und so weiter. Und die, die ich selbst an mich habe." Zufrieden ließ er sich weiter füttern. Er war zwar nach wie vor nicht hungrig, aber er genoss den Frieden und die ruhige Zeit mit Saga allein.

"Vergiss die ganzen anderen. Hier reicht es, wenn du dein Bestes gibst und den Ranghöheren gehorchst."

"Ich kann aber nicht mein ganzes bisheriges Leben vergessen." Unglücklich sah Shin auf seine Hände. Woher plötzlich dieses bedrückende Gefühl kam, konnte er sich nicht erklären. "Irgendwo weiß ich immer, dass ich meinen Vater enttäuscht habe. Und anstatt dazu zu stehen, bin ich abgehauen." Langsam rollte eine Träne über seine Wange. "Ich hasse mich selbst dafür. Mehr noch, ich verachte mich! Ich bin nichts wert..."

"Halt die Klappe!" Beruhigend nahm Saga den Kleineren in den Arm. "Du hast vielleicht Fehler gemacht, aber das ist menschlich. Das heißt noch lange nicht, dass du wertlos bist. Vielleicht hat dein Vater auch einfach zu viel erwartet. Irgendwo erreicht jeder Mensch seine Grenzen, das ist nun mal so. Ja, es war falsch, einfach abzuhauen, aber wie alt warst du? 18 oder schon 19? Auf jeden Fall hat es dir an Reife gefehlt. Deswegen musst du dich nicht hassen oder verachten." Liebevoll strich er dem anderen über den Rücken.

"Ich war 18. Das letzte Mal bei meiner Familie war ich mit 19. Mein Vater war nicht da, sonst wäre ich gar nicht erst ins Haus gegangen." Zitternd krallte er sich an Saga.

"Du hast Angst vor ihm?"

Schwach nickte Shin.

"Möchtest du dich trotzdem mit ihm vertragen?"

"Ja. Aber das... ist unmöglich." Schutzsuchend drückte er sich näher an den Älteren.

"Warum?", flüsterte Saga und legte seine Arme fester um den zitternden Körper.

"Er hasst mich. Und dass ich mit Männern ins Bett gehe, macht die Situation nicht unbedingt einfacher. Er hasst alles, was nicht der Norm entspricht."

Saga drückte Shin einfach nur fest an sich. Was sollte er auch dazu sagen? Mehr, als Shin zu halten, konnte er im Moment nicht tun.

"Würdest du dich trauen, mit ihm zu sprechen, wenn dich jemand begleitet?"

Leicht schüttelte Shin den Kopf.
 

"Nao, Nao, Nao!" Verwundert sah der Angesprochene auf, als Shou in den Raum polterte.

"Ganz ruhig, zähl bis drei, und erzähl mir dann, was passiert ist."

"Saga und Shin in der Küche!"

"Aha." Desinteressiert sah er wieder auf sein Buch.

"Mensch, Nao, willst du gar nicht wissen, weshalb ich so aufgeregt bin?"

Seufzend klappte er das Buch zu und legte es zur Seite. "Ich bin ganz Ohr."

"Shin scheint ziemlich am Ende zu sein und Saga tröstet ihn und... Die beiden sind so wahnsinnig süß zusammen."

"Moment." Nao war hellhörig geworden. "Heißt das, sie kommen sich näher?"

"Ja."

"Scheiße!" Müde rieb er sich über die Schläfen.

"Äh... Nao, warum ist das jetzt schlecht?" Vorsichtig setzte er sich neben den Älteren.

"Shin verlässt morgen das Schiff. Hat Saga beschlossen. Wenn sie sich jetzt näher kommen,..."

"...werden die Wunden umso tiefer", schlussfolgerte Shou. "Scheiße?"

"Aber sowas von."

"Und jetzt?"

Nao zuckte mit den Schultern. Gute Frage eigentlich. Tatenlos herum sitzen brachte nichts, aber sich einmischen war auch keine gute Idee. "Shou, wir können nichts tun", seufzte er. "Das müssen die beiden allein schaffen."

"Aber sie bekommen das einfach nicht hin, so wie es aussieht."

"Saga killt uns trotzdem, wenn wir uns einmischen."

"Das weiß ich auch, aber wir können doch nicht einfach zusehen, wie Saga Shin aussetzt!"

"Shou", versuchte der Ältere den aufgebrachten Koch zu beruhigen, "schlag irgendwas vor, aber es gibt nichts, das wir tun können. Außer warten."

"Ich weiß." Müde lehnte der Größere sich an die Wand. "Ich möchte aber dem Captain nicht über den Weg laufen, wenn Shin weg ist."

"Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es Shin dann geht." Nao seufzte leise und lehnte sich ebenfalls zurück.
 

Leise seufzend schloss Shin die Augen und versuchte, sich zu beruhigen. Das Verhältnis zu seinem Vater war schon immer ein schwieriges Thema gewesen, nur hatte er das gut verschlossen. Wahrscheinlich war dieses Schloss nur in den letzten Tagen zu oft angekratzt worden und jetzt aufgebrochen. Und er war froh, dass es jetzt passiert war, wo er nicht allein war. Sagas Ruhe übertrug sich langsam auf ihn.

Es dauerte etwas, bis die Information, dass er mittlerweile auf Sagas Schoß saß, zu ihm durchsickerte. Sofort beschleunigte sein Herzschlag sich wieder, aber er versuchte nicht, sich zu befreien. Irgendwie war dieser Platz doch sehr gemütlich.

"Shin, du solltest trotzdem zu ihm gehen. Er muss ja nicht von deinen Erfahrungen mit Männern hören."

"Nein. Ich habe Angst, verstehst du das? Mein Vater ist ein ziemlich unbeherrschter Mensch, egal, wer ihm gerade gegenüber steht."

"Und was ist mit den anderen? Deiner Mutter, deiner Schwester und deinem jüngeren Bruder?"

"Die kommen auch ohne mich klar."

Wieder herrschte Ruhe. Saga wollte gern wissen, was genau vorgefallen war, aber er wollte nicht weiter nachfragen. Beruhigend streichelte er den Braunhaarigen in seinen Armen.

Nach einer Weile gesellte Shou sich zu ihnen. "Ihr könnt gern hierbleiben, aber Saga, du legst ihn nicht hier flach!"

Saga warf ihm einen tödlichen Blick zu. Vorausgesetzt, Blicke könnten töten.

"Ja ja, schon gut, brauchst mich nicht über Bord werfen. Shin, Kaffee?"

"Hast du heißen Kakao?", murmelte der Angesprochen.

"Nein, aber ich kann dir welchen machen, wenn du möchtest."

Leicht setzte Shin sich auf. "Mach dir keine Umstände meinetwegen. Ich nehme auch Kaffee."

"Willst du Kakao?", fragte Shou leicht genervt.

"Aber..."

"Shin!"

"Ja. Ich trinke nicht so gern Kaffee, wenn ich so schon wach bin."

Saga und Shou seufzten synchron. "Sag sowas doch das nächste Mal einfach."

"Ihr wollt mich nicht erleben, wenn ich zu viel von dem Zeug im Blut habe."

Sanft verwuschelte Saga ihm die Haare. "Hyperaktivitätsanfälle?"

"Hm."

"Manchmal würde dir das ganz gut tun", bemerkte Shou lächelnd.

Schmollend sah Shin ihn an. Was sollte das denn jetzt bitte wieder heißen?

"Hey, das war bestimmt nicht böse gemeint. Nicht wahr, Shou?"

Shou nickte leicht und lächelte Shin entschuldigend an. Trotzdem war er über den drohenden Unterton in Sagas Stimme erschrocken.

"Sei es drum, ich muss erstmal was tun." Schnell scheuchte Saga Shin von seinem Schoß, stand auf, verabschiedete sich kurz und ging.

Unzufrieden kaute Shin auf einem Karottenstück herum. War der Stuhl, Barhocker, oder als was auch immer man das definieren wollte, schon immer so hart gewesen? Und war es hier schon die ganze Zeit so kalt? Hatte er sich die stumme Übereinkunft etwa nur eingebildet? Ein leises Seufzen entkam ihm. Warum war das Leben so kompliziert? Weil Menschen immer das wollten, was sie nicht haben konnten, und das, was sie hatten, dadurch entwerteten.

Was hatte er selbst denn jetzt? Freunde. Nao und Kazuki, Ren, Shou, Tora und vielleicht auch Saga.

Keine ernsthaften Verpflichtungen. Er war unabhängig von Arbeit, Familie oder Ähnlichem.

Ein Zuhause? Ein Zuhause war, wo man sich wohlfühlte und die Menschen, die man gern hatte, bei sich hatte.

Was wollte er, was er nicht hatte? Sagas Anerkennung. Liebe. Frieden mit seiner Familie.

"Shin, was ist los?" Shou räumte den mittlerweile leeren Teller weg und setzte sich ihm gegenüber.

"Ich wünsche mir nichts mehr, als die Dinge, die ich nicht haben kann."

"Das tut jeder."

"Ich weiß." Seufzend legte er den Kopf auf die Arme. Das war alles so furchtbar schwierig. Aber er sah das, was er jetzt hatte, nicht als selbstverständlich an. Das Leben hatte ihm ein großes Geschenk gemacht, indem er hier gelandet war. Warum konnte er sich nicht einfach damit zufrieden geben?

Vorsichtig trank er einen Schluck heiße Schokolade. Und die war wirklich heiß. Ein ziemlicher Kontrast zu den herrschenden Temperaturen.

"Bist du denn sicher, dass du das, was du haben willst, nicht haben kannst?" Sanft strich Shou ihm eine Strähne aus der Stirn.

"Zwei Wünsche sind unmöglich zu erfüllen. Beim dritten ist es sehr unwahrscheinlich."

"Nicht den Kopf hängen lassen. Bestimmt wird alles gut."

Pessimistisch schnaubte Shin. Er war einfach nicht zum Optimistisch sein aufgelegt. Außerdem... Ja, es war unmöglich. Zumindest sah er keinen Weg, etwas davon zu bekommen.
 

Saga stand neben Tora und ließ sich einen Bericht der letzten Ereignisse geben. Er hatte nicht vor, etwas dazu zu sagen. Seine Gedanken waren eh mit etwas anderem beschäftigt. Oder eher mit jemandem. Süß wie Zucker und so verschmust wie... ein Kätzchen. Eigentlich eine sehr putzige Vorstellung. Ob er wohl auch mal zu einer waschechten Raubkatze werden konnte? Irgendwie schwer vorstellbar. Aber wenn keiner dabei war? Wenn er zum Beispiel mit irgendjemandem die Nacht verbrachte? Unauffällig warf er Tora einen Blick zu. Nein, er würde nicht nachfragen. Ein paar Stunden konnte er sich auch noch gedulden.

"Saga, hallo? Hast du mir zugehört? Wahrscheinlich nicht."

Ertappt sah er Tora an. Ups. "Was hast du gesagt?"

"Wenn ich das wiederhole, bringst du mich um."

"Was hast du über Shin gesagt?" Saga seufzte genervt.

"Na ja... Dass Shin... die Schlampe überhaupt ist... Aber... dass er seinen Job... sehr gut macht."

Wütend funkelte er Tora an. "Shin ist keine Schlampe. Zumindest nicht, wenn man ihn mit Jin vergleicht. Oder Uruha."

"Lass Jin da raus!"

"Warum sollte ich? Er ist viel schlimmer als Shin. Shin lernt so, Jin weiß auch so praktisch schon genug!"

Tora atmete tief durch. Er wollte nicht darüber mit Saga streiten. Obwohl es stimmte, Jin hatte bei Weitem genug Erfahrung. Aber ging es nicht ab einem gewissen Zeitpunkt um Spaß? "Saga, ist gut. Ich habe das auch nur gesagt, um zu gucken, ob du mir zuhörst. Aber nur falls es dich interessiert, er ist wirklich gut. Und sehr gehorsam. Befehl ihm etwas, und er versucht, es umzusetzen. Aber man kann ihn noch sehr leicht erschrecken, mit Dingen, die er nicht als alltäglich ansieht."

"Wie zum Beispiel mit Handschellen?"

"Zum Beispiel." Er lachte. "Dafür hat er sich aber tapfer geschlagen."

Saga sah in den Himmel. Damit würde er Shin nicht kommen. Ein bisschen sanftere Behandlung würde bestimmt gut ankommen. Aber großartige Pläne würde er nicht machen. Einfach mal abwarten, was Shin wollte.

"Kapier's doch. Du liebst den Kleinen abgöttisch." Tora folgte Sagas Blick und seufzte.

"Und wenn es so ist, ich das aber nicht will? Ich weiß nicht, was ich fühle und was ich unterdrücke und so weiter. Es verwirrt mich einfach. Shin verwirrt mich."

"Du kannst nicht wegen damals versuchen, jeden, der in dir diese Gefühle wecken könnte, von dir fernzuhalten. Irgendwann wirst du dich so oder so wieder verlieben. Shin ist doch gar keine schlechte Wahl."

"Das hat nichts mit damals zu tun."

Vorsichtig legte Tora seine Arme um den Brünetten. "Du brauchst nichts zu leugnen. Ich war dabei. Ich habe gesehen, wie du dich verändert hast. Alles, was du heute bist, wurde davon beeinflusst", flüsterte er dem Kleineren zu.

"Ich will nicht darüber reden."

Seufzend sah der Größere ihn an. "Du weißt nicht, wie viel du mir gerade erzählst. Dein Blick zeigt, wie tief diese Wunden wirklich gehen."

Ausweichend sah Saga zur Seite. Er wollte nicht darüber nachdenken. Und er wollte nicht, dass jemand wusste, wie sehr er gelitten hatte. Und wie er heute noch litt, wenn er daran erinnert wurde.

Sanft zwang Tora ihn, ihn anzusehen. Abschätzend musterte er den Jüngeren und legte dann einfach seine Lippen auf die des anderen.
 

Shin saß einfach nur da und beobachtete Saga und Tora. Waren sie nicht eigentlich nur gute Freunde, und das schon seit Jahren? Warum zum Teufel küssten sie sich? Tora war doch mit Jin zusammen, oder nicht?

Viel schlimmer als diese Fragen war aber dieser dumpfe Schmerz, der sich in ihm ausbreitete. Was war nur los?

Schweigend stand er auf. Recherche war wohl angesagt. Wen konnte er fragen? Okay, so viele kamen nicht in Frage. Ren, Shou oder Nao. Unschlüssig stand er da. Ren, Shou oder Nao. Nao, Shou oder Ren. Auf zu Nao.
 

"Shin?" Fragend sah Nao ihn an. Seine ganze Haltung war irgendwie anders als sonst. Was hatte dieser Idiot von Kapitän jetzt wieder angestellt?!

"Hey, Nao." Langsam setzte Shin sich auf eine Liege, zog die Beine an und legte das Kinn auf die Knie. Nao setzte sich vorsichtig neben ihn und wartete einen Moment.

"Sag mal... Was ist da zwischen Saga und Tora?" Ruhig sah Shin geradeaus. Nao musste nicht wissen, wie sehr ihn das beschäftigte.

"Sie stehen sich sehr nahe. Sie sind beste Freunde und sie kennen sich seit der Schulzeit. Aber sonst... Warum fragst du?"

"Ich habe gesehen, wie sie sich geküsst haben."

Fassungslos sah Nao Shin an. Das konnte doch nicht wahr sein. Wie dämlich war Saga denn bitte?! Und was dachte Tora sich dabei? Diese Idioten...

"Und wie geht's dir?", fragte Nao vorsichtig nach.

"Alles Bestens." Shin lächelte tapfer, auch wenn ihm nicht danach war.

Sanft umarmte Nao ihn. "Lüg nicht. Du bist gerade ziemlich stark, aber es tut dir auch sehr weh."

Shin nickte ergeben. Es hatte keinen Sinn, Nao anzulügen. Er konnte die Wahrheit anscheinend über Shins Kopf lesen.

"Saga ist ein Trottel, und Tora ist auch nicht besser. Ich weiß, dass du Saga liebst, aber er merkt es einfach nicht. Ich bin mir aber sicher, dass zwischen den beiden nichts läuft."

"Aber die Szene... Das sah so liebevoll aus..."

Sanft strich Nao ihm über den Rücken. "Glaub mir, da ist nichts."

"Das macht man doch nicht einfach so..."

Langsam lief eine Träne über Shins Wange. Was war nur mit ihm los?

"Du hast Liebeskummer", beantwortete Nao die Frage. Konnte der etwa Gedanken lesen?

Beruhigend hielt Nao ihn fest. Der erste, heftige Schmerz war immer der Schlimmste. Er spürte, wie fertig Shin war.

Zitternd hielt Shin sich an Nao fest. Es tat wirklich gut, getröstet zu werden. Aber eigentlich wollte er nicht von Nao getröstet und verstanden werden. Nur würde Saga sich nie so um ihn kümmern. Traurig schloss er die Augen.
 

Wo war Saga? Nao war irgendwas zwischen ziemlich aufgebracht, stinksauer und wütend. Nachdem Shin sich halbwegs beruhigt hatte, hatte er ihn zu Shou gebracht. Das Kätzchen allein zu lassen, wäre unverantwortlich. Und Kazuki wäre wahrscheinlich nicht der beste Aufpasser.

"Nao, suchst du jemanden?"

Langsam drehte er sich um und sah Saga an. Der Größere wirkte äußerlich ganz normal, aber trotzdem spürte Nao, dass etwas anders war als sonst. "Ja. Dich. Ich muss mit dir reden. Allein."

Saga nickte und ging vor. Er war sich sicher, dass Nao ihm folgte. In seinem Zimmer setzte er sich auf das Bett und sah den anderen fragend an.

"Shin hat dich und Tora gesehen, als ihr euch geküsst habt."

"Was?" Erschrocken sah er den Arzt an.

"Ist so. Er kam zu mir und hat es mir erzählt. Ist da mehr als Freundschaft zwischen Tora und dir?"

Entschieden schüttelte Saga den Kopf. "Nein. Wir sind wie Brüder. Eigentlich hatte das gar nichts zu bedeuten. Aber warum fragt Shin nicht Tora oder mich, wenn er sowas wissen will?"

"Ich bin sicher, er hat seine Gründe." Gekonnt verschwieg Nao, dass er diese kannte. Das sollte Shin Saga dann doch selbst sagen. "Aber wenn es nichts zu bedeuten hat, warum habt ihr euch dann geküsst?"

"Ich will lieber nicht darüber reden. Ging um Geschehnisse, bevor ich dieses Schiff übernommen habe."

Nao seufzte. "Saga, hör zu. Es ist mir im Endeffekt völlig egal. Ich will nur nicht, dass es Shin schlecht geht, und genau so ist es im Moment. Schnapp dir Tora und stellt das klar!"

"Warum geht es Shin schlecht? Ich verstehe den Zusammenhang ehrlich gesagt nicht so ganz."

Aua. Wenn Dummheit wehtun würde... Jetzt aber bloß nichts Falsches sagen.

"Ich habe das Gefühl, dass du später alles verstehen wirst. Warte einfach ab."

"Nao, was hat Shin?"

"Mach dir keine Sorgen. Körperlich geht es ihm sehr gut. Und ich denke, wenn du klarstellst, in welcher Beziehung du zu Tora stehst, wird es ihm auch so wieder gut gehen."

"Hä?" Verwirrt sah Saga ihn an. Das ergab keinen Sinn. Was interessierte es Shin, wen er küsste oder mit wem er ins Bett ging?

"Versuch nicht, das zu verstehen. Irgendwann kommt das ganz von allein."

Leicht setzte Nao sich neben den Captain. "Eigentlich wollte ich dich fertig machen. Aber das hat ja anscheinend Tora schon übernommen. Du weißt, dass du zu mir kommen kannst, wenn du reden willst."

"Ich weiß, Nao, danke, aber im Moment will ich wirklich nicht reden."

"Ist in Ordnung. Trotzdem bin ich immer da, wenn du mich brauchst."

Saga nickte und lächelte leicht. "War sonst noch was?"

"Ich appelliere an deinen gesunden Menschenverstand. Schick Shin nicht weg." Bittend sah er den Captain an.

"Die Diskussion hatten wir. Es ist für Shin das Beste."

"Aber was, wenn nicht? Meinst du nicht, Shin ist alt genug, selbst zu entscheiden, was das Beste für ihn ist?"

Saga lachte leise. "Er ist alt genug, um das zu wissen, aber jung genug, um dagegen zu handeln. Und genau das wird er tun. Er fühlt sich hier wohler als irgendwo anders und er mag hier einige sehr gern. Er würde bleiben, auch wenn wir ihm freistellen würden, zu gehen."

"Dann lass ihn bleiben."

"Irgendwann würde er die Entscheidung bereuen. Er ist nicht viel älter als ich bei der Übernahme der Schiffe war. Ich weiß, dass das schwer zu vergleichen ist, weil ich viel mehr Verantwortung habe, aber..."

Nao wartete einen Moment, bevor er etwas sagte. "Wenn du so den Vergleich ziehst... Bereust du deine Entscheidung?"

"Nein. Ich war ja schon vorher oft auf See und wurde im Grunde genommen darauf ausgebildet. Ich liebe das Meer, ich bin damit groß geworden. Shin nicht."

"Aber Shin beginnt auch, das Meer zu lieben, und das nach einer Woche. Außerdem ist er nicht nur lernfähig sondern auch lernwillig."

Saga seufzte. "Du hast ja recht, aber er gehört hier nicht her. Und ich denke, egal, wie lange wir diskutieren, weder werde ich dir zustimmen noch du mir. Tatsache ist, dass ich Shin morgen von Bord gehen lasse."

"Und dass ich es nicht gut finde." Ruhig legte Nao sich hin und sah an die Decke. "Heute Abend ist Shin bei dir."

"Und?" Saga ließ sich zurückfallen, so dass er neben Nao lag und sah ihn an.

"Sei vorsichtig mit ihm. Mach ihm keine Hoffnungen, so dass er auf morgen schon indirekt vorbereitet wird." 'Und dass er nicht auf sein Happy End hofft.'

Saga lächelte. "So gut es geht. Ich werde ihn schon gut behandeln."

"Saga, liebst du ihn?"

"Ich weiß es nicht." Seufzend schloss der Jüngere die Augen.

"Ruh dich aus, oder mach sonst was, aber ich muss an die Arbeit." Langsam stand Nao auf und verließ den Raum.
 

Shin genoss die Ruhe am Nachmittag. Auch wenn es verhältnismäßig kalt und windig war, hatte er sich im T-Shirt auf eine Kiste gelegt und die Wärme der Sonne genossen. Seit Stunden lag er faul dort und dachte noch nicht mal großartig nach. Nur sank die Sonne langsam und ließ alles dadurch kälter werden.

Er begann, zu zittern und schlang die Arme um seinen Oberkörper. Konnte er jetzt schon in Sagas Kajüte gehen? Ruhig stand er auf und ging hin und her. Es war einfach viel zu kalt, um im T-Shirt irgendwo liegenzubleiben.

Als er sich in Sagas Zimmer umsah wurde ihm bewusst, wie wenig er, als er dort gewesen war, auf seine Umgebung geachtet hatte.

Die Möbel waren aus Holz in einem mittelbraunen Farbton, es passte gut zum Schiff, und die Innenverkleidung dieses Raumes war im gleichen Braun gehalten. Unter Möbel zu definieren waren ein großes Bett, ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch mit Stuhl und drei vollgestopfte Bücherregale. Außerdem war noch ein Brett an die Wand geschraubt, so dass es als Ablage diente. Sonst war nur das Notwendigste vorhanden, abgesehen von einem weichen, weißen Teppich.

Andächtig setzte Shin sich auf das Bett. Kissen, Decke und Laken waren ebenfalls schneeweiß. Lächelnd sah er aus dem einzigen Fenster im Raum und beobachtete den Sonnenuntergang.
 

_________________________________________________________________________________
 

Shin & Saga sind einfach süß zusammen, nicht?

Gut, und Saga ist tatsächlich ein Idiot, aber das ist ja nichts Neues. Ob er sich wohl noch fängt? Von Natur aus ist er nämlich nicht so unterbelichtet. xD

Nao kümmert sich ganz lieb um unser süßestes Kätzchen. x3 Und, das Wort Kätzchen wird noch öfter in diesem Zusammenhang auftauchen. Obwohl ich die Vorstellung sehr süß finde, eine kleine Shin-Katze.
 

nächster Upload [adult] (Kapitel 17): 24.05.2011
 

nächster Upload für alle Minderjährigen (Kapitel 18): 27.05.2011

Septyniolika

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Astoņpadsmit

So sehr Shin auch versuchte, einzuschlafen, er fand einfach keine Ruhe. Allein Sagas Nähe machte es schon schwierig, sich zu beruhigen. Sein Herz schlug unkontrolliert und schnell. Außerdem schossen ihm so viele Gedanken durch den Kopf, dass ihm schon fast schwindelig wurde. Er liebte Saga definitiv. Dabei kam die Frage auf, ob dieser auch so fühlte. Aber wenn es so war, warum hatte dieser Tora geküsst? Und wenn Saga seine Gefühle nicht erwiderte? Hatte Saga nur mit ihm geschlafen, weil es zu seiner Ausbildung - oder wie auch immer man es nennen wollte - gehörte? Würde es bei diesem einen Mal bleiben? Eigentlich wollte er aber noch mehr Erfahrungen mit Saga machen. Sicherlich war der Ältere nicht immer so sanft.

Von sich selbst genervt schloss er die Augen und schmiegte sich etwas dichter an Saga. Warum war es nur so leicht, sich zu verlieben, aber so schwer, dieses Gefühl zu genießen? Und warum überhaupt konnte er sich nicht einfach einmal entspannen und alle Sorgen einfach Sorgen sein lassen?

Seufzend richtete er seine Gedanken auf den nächsten Tag. Land... Auch wenn nur eine Insel, dazu noch eine relativ kleine, auf der er sich mit niemandem richtig unterhalten konnte, aber er konnte wieder aufs Festland. Wie würde es sich wohl anfühlen, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben? Und wie ging es danach weiter?

Wenn er an die Versammlung in ein paar Tagen dachte, wurde er doch etwas nervös. Hier war er mittlerweile akzeptiert, aber wie würden die anderen auf ihn reagieren?

Fakt war auf jeden Fall, dass die nächsten Tage noch interessant werden würden.

Vor sich hin lächelnd betrachtete er die Wand, an die das Licht des anbrechenden Tages geworfen wurde. Er war mittlerweile schon ziemlich müde, aber schlafen konnte er trotzdem nicht. Vielleicht bekam er ja heute über Tag wieder etwas Ruhe.

"Shin? Bist du schon wach?"

" 'Schon' ist Ansichtssache."

Zärtlich küsste Saga ihn auf die Wange. "Hast du überhaupt geschlafen?"

"Ist doch egal."

"Das interpretiere ich dann mal als 'Nein'." Sanft ließ er seine Hände über die seidige Haut wandern. "Was war los?"

"Ich konnte einfach nicht schlafen. Wie spät ist es eigentlich, dass du jetzt schon aufstehst?"

"Es ist sechs Uhr morgens. Meine normale Aufstehzeit, aber du kannst ruhig noch etwas hier liegenbleiben."

"Nein. Ich steh gleich auch auf, schlafen kann ich nicht." Vorsichtig drehte er sich etwas und sah Saga an.

Diesem fiel plötzlich wieder etwas ein. "Nao meinte gestern, dir ging es nicht so gut."

Shin seufzte genervt. Konnte Nao nicht einfach mal die Klappe halten? "Nao übertreibt, es war alles in Ordnung."

"Er meinte auf jeden Fall, dass du gesehen hast, wie Tora und ich uns geküsst haben...?"

Der Kleinere nickte.

"Das Verhältnis zwischen ihm und mir ist nicht ganz einfach, aber ich möchte, dass du weißt, dass wir nicht zusammen sind. Wir kennen uns seit...", er rechnete kurz nach, "fast 23 Jahren und sind beste Freunde, auch wenn unsere Beziehung teilweise sehr viel enger wirkt."

Innerlich atmete Shin erleichtert auf. Er verstand zwar Einiges an dieser Freundschaft nicht, aber das lag wohl daran, dass er selbst noch nie so lange mit jemandem befreundet gewesen war. 23 Jahre waren eine verflucht lange Zeit... So alt war er gerade mal. "Ich verstehe zwar nicht wirklich, weshalb du mir das erklärst, aber es ist schon alles gut, so, wie es ist."

Langsam stand Saga auf, suchte seine Sachen zusammen und lächelte dabei leicht vor sich hin. Ein Tag begann gut, wenn man nicht allein aufwachte.

Außerdem... Wenn er nicht heute nett zu Shin war, würde er nie wieder die Gelegenheit dazu bekommen. Gegen Mittag würden sie den Hafen erreichen.

Ein ungewohntes Gefühl machte sich in ihm breit. Irgendetwas Schlechtes würde heute passieren. Hoffentlich war Shin in Sicherheit.

"Versuch, noch etwas zu schlafen." Lächelnd sah er den gähnenden Brünetten an. Einen Moment rang er mit sich selbst, ging dann aber zu dem Jüngeren und küsste ihn leicht auf die Stirn. Danach deckte er ihn noch gut zu und verließ dann den Raum.

War das ein Signal gewesen oder nicht? Mit rasendem Herzen schnupperte Shin an der Bettdecke, an der Sagas Geruch haftete. Er wurde aus dem Älteren einfach nicht schlau. Obwohl es Nao und Shou da auch nicht besser ging, störte ihn diese Tatsache.

Zufrieden schloss er die Augen. Wenn er schon noch ein Weilchen liegen bleiben sollte, konnte er doch wirklich versuchen zu schlafen.
 

Die kühle Morgenluft schien Saga irgendetwas sagen zu wollen. Das Meer lag trügerisch ruhig vor ihnen und auch, wenn es nicht kalt war, erschauderte er. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht? Er wollte und sollte Shin doch keine Hoffnungen machen, und trotzdem hatte er es getan. Das konnte doch nicht gut gehen.

Ruhig stützte er sich auf die Reling und sah in das Wasser. War es wirklich die richtige Entscheidung, Shin wegzuschicken? Vielleicht sollte er auf Nao hören, der hatte immerhin bis jetzt immer den richtigen Vorschlag gemacht, zumindest was Shin betraf.

"Alles klar bei dir?" Plötzlich lehnte der Arzt gelassen neben ihm und musterte ihn besorgt.

"Nein." Müde sah er Nao an. "Aber bei diesem Kampf kann mir keiner helfen."

"Sicher kann dir jemand helfen, aber dafür müsstest du mit jemandem reden und den um Hilfe bitten, und das ist nicht dein Stil."

Wie recht der Ältere doch hatte...

"Lass mich raten... Es geht um Shin."

"Hm...", brummte Saga und musterte weiter die sanften Wellen.

"Meine Meinung kennst du. Allerdings musst du die Entscheidung treffen. Hör doch einfach auf dein Herz."

"Das klang gerade wieder sehr kitschig. Aber jetzt mal im Ernst, mein Herz sagt gar nichts, das scheint taubstumm zu sein."

"Nein, ist es nicht. Du hast nur viel zu lange nicht mehr darauf gehört, und mittlerweile bist du es gewohnt, es zu ignorieren."

Saga lachte bitter. "Was bringt einem aber Herz, wenn es gilt, wichtige Entscheidungen zu treffen? Im Endeffekt kommt es bei diesen doch auf die Logik an. Und wenn sich dann das Herz einmal einmischt, widersprechen die logischen Handlungen sich plötzlich."

Nao lächelte. "Dann hat dein Herz sich schon eingemischt."

Eine Weile herrschte Stille. Saga dachte nach. Warum war Nao so logisch? So, wie er es jetzt erklärt hatte, könnte es der Wahrheit entsprechen. Aber wie sollte er jetzt für sich eine Entscheidung wegen Shin treffen? Im Endeffekt war es auch egal. Die Entscheidung, dass Shin heute das Schiff verlassen würde, hatte er für Shin getroffen. Und danach würden sie sich nie wiedersehen.

Im Gespräch wurde es langsam Zeit für einen Themenwechsel. "Hast du heute Morgen schon was von Kazuki gehört?"

"Nein", der Arzt lachte, "aber Tora kann einem schon irgendwie leid tun."

"Vielleicht. Aber mir tut er nicht leid. Er hat doch selbst Schuld."

"Weil er dich gevögelt hat? Meinst du nicht, dass das eine blöde Idee ist, gleiches mit Gleichem zu vergelten?"

"Was soll er denn machen? Und außerdem, wie sollte ich mich sonst an ihm rächen?"

"Wenn du meinst. Nachher wird daraus eine Blutsfehde."

Saga schüttelte entschieden den Kopf. "Dafür sind wir immer noch beste Freunde. Und ehrlich gesagt gibt es noch Schlimmeres, als von irgendeinem Sadisten abgefüllt und rangenommen zu werden."
 

Entnervt drehte Shin sich auf die andere Seite. Der Versuch, einzuschlafen, war zwecklos. Die Einrichtung kannte er mittlerweile auswendig, und er hatte auch fast alle seiner Kleidungsstücke ausgemacht.

Ob Saga wohl irgendwelche persönlichen Gegenstände hier versteckt hielt? Etwas, das vielleicht sein Verhalten erklärte?

Neugierig sah Shin sich um. So hatte das aber wohl keinen Sinn. Es wäre echt zu dämlich, so etwas offen herumliegen zu lassen. Wo würde er selbst so etwas denn verstecken? In einer abgeschlossenen Schublade vielleicht.

Schnell stand er auf und zog sich an. Vorsichtig setzte er sich auf den Stuhl und sah in die Schubladen des Schreibtischs. Eine Menge Seefahrt betreffendes Zeug, aber eigentlich nichts Spannendes. Enttäuscht schloss er die Schubladen. Weitere Möglichkeiten? Vielleicht ausgehöhlte Bücher oder irgendetwas unter dem Bett? Okay... Wie viele Bücher wohl im gesamten Raum waren? Grob geschätzt zwischen 300 und 400. Na super. Das könnte sehr, sehr lange dauern. Also...

Schnell stand Shin auf und legte sich flach vor dem Bett auf den Boden. Zuerst die kürzere Aufgabe erledigen. Aber...

Tatsächlich lag dort ein Karton. Seine Neugierde war geweckt. Leicht streckte er sich und zog den Karton hervor. Er wirkte von außen unscheinbar, aber warum sollte er so versteckt sein, wenn nichts Besonderes darin war?

Neugierig setzte Shin sich auf das Bett und stellte den Karton auf seine Knie. Einen Moment zögerte er. Sollte er wirklich in Sagas Sachen herumschnüffeln? Andererseits, würde er das Geheimnis nicht jetzt erforschen, würde er vermutlich vor Neugierde sterben. Trotzdem, es war doch irgendwo falsch. Und wenn Saga ihn erwischte... Ach, zum Teufel mit den Konsequenzen!

Schnell hob er den Deckel ab und legte ihn zur Seite. In dem Karton waren alte Dokumente. Briefe einer Schule in Kyoto, einige über zehn Jahre alt. Kurz überflog er sie, konnte aber nichts allzu Dramatisches entdecken. Es ging ungefähr darum, dass Saga angeblich geschwänzt hatte und die Schule irgendwelche Verfahren einleiten wollte. Darunter lag ein Brief einer anderen Schule, die die Aufnahme für das letzte Schulhalbjahr bestätigte. Zeugnisse, mit Noten, von denen er selbst nur hätte träumen können. Warum war Saga so ein verdammt guter Schüler gewesen?

Viel spannender waren aber die Fotos ganz unten im Karton. Unruhig kramte Shin sie hervor. Auf dem einen Bild waren Saga und Tora mit einem anderen Jungen zu sehen. Sie mochten vielleicht 18 Jahre alt sein und die Atmosphäre wirkte so friedlich. Und sie alle trugen die gleiche Schuluniform.

Jemand räusperte sich plötzlich. Erschrocken fuhr Shin zusammen und sah zur Tür. Gott sei Dank stand dort nicht Saga sondern Tora. Ob das jetzt viel besser war, war Ansichtssache.

Leise schloss Tora die Tür hinter sich und setzte sich neben Shin. Dieser zuckte mit den Schultern. Wo er schon erwischt worden war, konnte er auch ruhig ein bisschen dreist sein. Aufmerksam betrachtete er das zweite Foto. Am unteren Bildrand stand der Name der Schule, der Jahrgang und das Jahr. 1999. Das vorletzte Schuljahr. Und das dritte Foto war eine Aufnahme der selben Klasse, nur ein Jahr später. Saga wirkte auf dem zweiten verschlossener, unglücklicher als auf dem anderen.

"Tora... Zwischen diesen Bildern liegt ein Jahr", begann Shin mit nachdenklich gerunzelter Stirn. "Es scheint, als hätte sich in dieser Zeit etwas sehr Wichtiges geändert. Kurz nach dem 2000er Foto hat der Kapitän die Schule gewechselt. Ihr wart in einer Klasse und ich gehe davon aus, dass du genau weißt, worum es ging."

Tora nickte. "An dir ist ein Detektiv verloren gegangen. Dann kombinier mal weiter, was es mit dem ersten Foto auf sich hat."

Shin ging auf die Detektivbemerkung gar nicht weiter ein. "Ich weiß nicht, wer das ist, aber er war auch in eurer Klasse. Ich denke, er ist Sagas Exfreund und ich nehme an, dass er Saga sehr verletzt hat."

"Respekt. Wenn du etwas wissen willst, hast du eine verdammt schnelle Auffassungsgabe. Ich verrate dir seinen Namen. Eigentlich heißt er Hiroki, früher wurde er aber von allen Juka genannt. Saga und er waren knapp zehn Monate zusammen. Alles Weitere musst du den Kapitän schon selbst fragen."

Shin seufzte. "Am Ende bin ich genauso schlau wie vorher. Eigentlich geht es mich nichts an, und ich denke, genau deshalb wird Saga nicht mit mir reden."

Vorsichtig setzte Tora sich anders hin und fluchte leise. "Du hast recht. Aber er wird mit dir reden, wenn er weiß, dass er dir vertrauen kann. Auch wenn er nicht glücklich sein wird, sollte er merken, dass du seine Sachen durchsucht hast."
 

Seufzend ließ Shin sich auf einen der Stühle fallen und starrte den Tresen an. Es war kurz nach zehn Uhr. Noch maximal drei Stunden bis zum Erreichen der Insel. Nur... Er hatte ein ganz komisches Gefühl im Bauch, das er einfach nirgendwo unterbringen konnte und gerade diese Tatsache beunruhigte ihn.

Noch beunruhigender war aber die Tatsache, dass Shou einfach weiter alles von rechts nach links - oder umgekehrt - räumte, um es dann wieder an seinen alten Platz zu stellen. Erstens war das schwachsinnig und zweitens hätte er normalerweise seine Arbeit unterbrochen, um sich mit Shin zu unterhalten.

Shin fühlte sich langsam wirklich verarscht. Mittlerweile hätte wahrscheinlich selbst der größte Idiot die Vermutung, dass irgendetwas nicht stimmte.

"Shou, was ist los? Normalerweise redest du wie ein Wasserfall, viel und schnell, und auch wenn dir keiner zuhört."

"Hm... Meinst du?" Hektisch lief Shou weiter hin und her.

"Shou!"

Seufzend blieb der Angesprochene stehen. "Ich kann dir nicht sagen, was los ist, aber du hast schon recht."

"Warum kannst du's mir nicht sagen?"

"Saga würde mich umbringen."

Ah ja. Der Captain hatte also mal wieder Schuld. War das die Standardausrede für alles? Aber warum ließ Saga etwas vor ihm verheimlichen? Gut, er wusste einiges nicht, aber es schien ihn ja zu betreffen.

"Hey, Shin, nimm's nicht so schwer. Du kennst Saga doch inzwischen gut genug."

Einen Moment erschrak er heftig, als Shou plötzlich hinter ihm stand und ihn in seine Arme schloss.

"Ich wüsste trotzdem gern, warum es mir nicht gesagt wird. So schlimm kann es doch gar nicht sein."

"Schlimm in dem Sinne ist es auch eigentlich nicht. Jeder andere wäre glücklich, aber... Ich weiß nicht, wie du darauf reagierst."

"Shou, du machst mir Angst."

"Das wollte ich nicht und das will ich nach wie vor nicht."

"Aber?"

"Vergiss es einfach."

Einige Augenblicke blieben sie einfach so. Shous Umarmung hatte für Shin etwas Vertrautes, aber trotzdem spürte er mit jeder Sekunde deutlicher, dass etwas falsch war. Aber warum sollte er weiter nachforschen? Er wollte den Älteren nicht in Schwierigkeiten bringen.
 

Nao beobachtete Saga schon eine Weile aus der Ferne. Der Braunhaarige wirkte so nachdenklich. Vielleicht änderte er seinen Plan ja doch noch.

Saga war eigentlich nicht so egoistisch, wie er es ihm vorgeworfen hatte. Aber wenn er wollte, dass Shin blieb, sollte er ausnahmsweise einmal nur an sich denken.

Außerdem war Saga im egoistischen Zustand besser zu ertragen als schlecht gelaunt.

Sicher würde er aber auf sein Vorhaben bestehen. Warum war er nur so davon überzeugt, dass er Shin damit einen Gefallen tat?

"Nao?"

Ruhig hob er den Blick und sah Kazuki an. "Hey. Was gibt's?"

Sanft lächelnd umarmte Kazuki ihn. "Tora leidet. Ich glaube, er hat trotzdem keine allzu große Ahnung, was gestern passiert ist."

"Ich hoffe, du warst nicht zu hart zu ihm. Das war immerhin eigentlich nicht deine Rache."

"Ja, aber Sagas Bedingung für meine Bezahlung hat nun mal eine gewisse Härte gefordert." Liebevoll küsste er den Älteren auf die Stirn. "Was machen unsere Sorgenkinder?"

"Saga zweifelt. Shin habe ich heute noch nicht gesehen, mich würde es aber nicht wundern, wenn er verzweifelt."

"Und wir können nichts tun." Seufzend strich Kazuki ihm über den Rücken. "Aber egal, ob Shin bleibt oder geht, die beiden werden ihren Weg finden."

"Nur wird Saga sie beide unglücklich machen."

"Und auch das können wir nicht ändern. Lass ihn einfach machen und warte ab, was passiert."

"Ich mache mir einfach Sorgen." Nao legte seine Stirn auf Kazukis Schulter und schloss die Augen.

"Du kümmerst dich immer viel zu sehr um andere. Sowohl Saga als auch Shin sind erwachsen. In diesem Fall hat Saga die Entscheidung und ich bin mir sicher, dass er seine Gründe hat."

Nao seufzte. "Ich weiß. Und bis zu einem gewissen Punkt kann ich ihn sogar verstehen. Er will das Beste für Shin und ich weiß nicht, wie ich an seiner Stelle handeln würde. Andererseits glaube ich wirklich, dass er solche Entscheidungen mit Shin absprechen sollte, immerhin ist es Shins Leben und er ist alt genug, um zumindest mit zu entscheiden. Wäre ich an Sagas Stelle und du an Shins, würde ich auch versuchen, die beste Lösung für dich zu finden, aber ich würde dir nichts vorschreiben. Ich könnte dir höchstens eine Freistellung anbieten, womit du gehen könntest, wenn du wolltest. Saga zwingt Shin mehr oder weniger, zu gehen."

"Du hast wieder einmal recht. Du kannst es Saga auch gern so erklären, aber da kannst du genauso gut auf eine Wand einreden."

"Auch das ist mir klar. Ich habe öfter mit ihm gesprochen, und seine Entscheidung begann, zu bröckeln."

"Schätzchen, denk am Besten nicht mehr so viel über Saga und Shin nach. Daran gehst du noch kaputt. Du musst dir unbedingt mal wieder einen Tag Ruhe und Entspannung gönnen, sobald Rui und Keiyuu hier sind."

Nao antwortete ihm nur mit einem leichten Nicken. Es gab nur ein kleines Problem: Es war gar nicht so einfach, nicht über Sagas und Shins Fast-Beziehung nachzudenken.
 

"Willkommen auf Madeira. Shou, ich denke, fünf Stunden müssten für euren Großeinkauf reichen. Der Rest kann eigentlich tun und lassen, was er will, ich würde es aber begrüßen, wenn ihr in der Nähe des Schiffs bleibt. Shin kommt bitte zu mir. Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß, bei dem, was ihr vorhabt." Saga nickte noch einmal bekräftigend. Er wusste, dass die Meisten eh auf dem Schiff bleiben würden, auf dem Festland fühlten sie sich einfach nicht mehr wohl, aber trotzdem sagte er vor jeder Freizeit in einem Hafen ungefähr dasselbe.

Shin erschien neben ihm und sah ihn fragend an.

"Komm mit", befahl er dem Jüngeren schlicht und ging voraus. Er wusste, Shin würde sich keinem Befehl widersetzen.

"Saga, wo gehen wir hin?", fragte Shin unruhig. Es war einfach ein komischer Tag.

Saga bog noch um eine Ecke und blieb dann stehen. "Wir gehen nirgendwo hin. Du gehst. Dahin, wo du hin willst. Hier." Ruhig hielt er Shin 200 Euro hin.

"Captain was bedeutet das?" Shin hatte den Sinn der Worte erfasst, aber er konnte und wollte es nicht begreifen. Saga schickte ihn weg? Nach allem, was passiert war?

"Das hast du schon verstanden. Du wirst nicht weiter mit uns reisen."

"Aber..."

"Kein 'aber'!"

Möglichst unbefangen versuchte Shin, zu lächeln. Saga musste nicht sehen, dass etwas in ihm zerbrach. Mit zitternder Hand nahm er das ihm hingehaltene Geld und nickte Saga zu. "Danke. Für alles, was du für mich getan hast. Bitte sag auch den anderen, dass ich ihnen dankbar bin."

"Mach's gut, Kleiner. Und vergiss nie, was du gelernt hast, während du bei uns warst."

Langsam drehte Shin sich um und ging ein Stück die Straße entlang. Was war nur passiert? Hatte Saga bemerkt, was er ihm damit antat? Das war... einfach unfassbar. Zitternd blieb er stehen und lehnte sich an eine Hauswand. Es gab zwei Probleme. Erstens wollte er eigentlich nicht weg vom Schiff. Er wollte bei seinen Freunden bleiben. Außerdem... Wo sollte er denn hin? Denn zweitens waren 200 Euro, um bis nach Amsterdam zu kommen, und von da aus nach Rotterdam, zu wenig.

Wenn er dorthin zurückging, wo auch immer das Geld herkommen sollte, hätte er keinen Job mehr, wenn er nicht erklären konnte, weshalb er die letzten Tage unentschuldigt gefehlt hatte. Und eines war klar, er würde nicht sagen, dass er mit Piraten bis nach Madeira gesegelt war. Wie sollte er denn an Geld kommen? Selbst in einer kleinen WG brauchte man Geld, um zumindest einen Anteil der Kosten abdecken zu können.

Sofort musste er an Naos Geschichte denken. Prostitution... Nein, das wollte er nicht, aber sonst wäre es natürlich eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Aber was würden denn seine Mitbewohner, wenn er in eine kleine WG zog, sagen, wenn sie etwas davon mitbekamen? Vermutlich würden sie ihn einfach rausschmeißen oder ihn als ihre Privatschlampe beanspruchen.

Nur musste er, bevor das alles relevant wurde, erstmal nach Rotterdam zurück.

Seufzend setzte er sich hin und legte seinen Kopf auf die Knie. Scheiß Leben. Was sollte er denn jetzt machen? Erstmal irgendeine Möglichkeit finden, zu erreichen, was er wollte. Aber was wollte er überhaupt? Auf Madeira bleiben wäre doch logisch, aber sein portugiesisch war nicht das Beste. Er verstand mehr als er sprechen konnte. Da wäre es unpraktisch, auf einer portugiesischen Insel zu bleiben. Und hier konnte er seine Ausbildung nicht wirklich gebrauchen, so bekannt war dieses Inselchen nicht für seinen blühenden Tourismus. Folglich hatte es keinen Sinn, zu bleiben.

Das nächste Land in der Umgebung war Marokko, aber auch da konnte er nicht bleiben. Er sprach nicht ein einziges Wort arabisch. Er musste entweder nach Deutschland, England oder in die Niederlande, aber dann gab es auch noch das Problem, dass er keinerlei Papiere bei sich hatte.

Ein leises Seufzen kam über seine Lippen.

"Brauchst du Hilfe?"

Langsam hob er den Blick und sah einen jungen Mann an. Nicht unbedingt ein Supermodel, aber auch nicht wirklich hässlich. Nur nicht wirklich sein Typ. Aber er konnte Englisch, das musste für den Moment, wo Shin nur Hilfe brauchte, genügen.

"Nicht wirklich. Eher Geld, einen Job und ein Dach über dem Kopf."

"Komm mit." Der Fremde half ihm auf und zog ihn einfach mit sich. Ein paar Minuten später standen sie in einer Seitengasse. Verwirrt sah Shin sich um. Was war denn bitte hier, was der andere ihm zeigen wollte? Bevor er etwas fragen konnte, erklärte der Fremde ihm das jedoch selbst. "Ich habe hier 50 Euro. Ein Zuhause kann ich dir nicht geben, aber das kannst du dir sicher auch selbst leisten, Süßer."

Shin war durcheinander. Worauf wollte der denn hinaus? "Was meinst du?"

"Wie süß naiv du dich anstellst. Der schnellste Weg, Geld zu verdienen."

Bei Shin fiel der Groschen. "Vergiss es. Denkst du ernsthaft, ich verkaufe meinen Arsch? Ich brauche zwar Geld, aber so dringend nun auch wieder nicht."

"Jetzt zier dich nicht so. Oder willst du etwa gar kein Geld dafür?"

Bedrohlich langsam machte der Fremde einen Schritt auf ihn zu.

"Ich sagte doch schon, dass ich nicht interessiert bin, ob du bezahlst oder nicht." Wütend funkelte er den anderen an.

Kurz darauf fand er sich an eine Hauswand gedrückt wieder. Der Größere hatte so schnell gehandelt, dass er gar nicht hätte reagieren können. Shin spürte die Angst in sich aufsteigen, aber er wusste auch, dass er einen kühlen Kopf bewahren musste, um das Schlimmste zu verhindern. Hilfe konnte er hier nicht erwarten.

"Du tust was ich sage, klar? Wenn nicht nehme ich mir einfach, was ich will!" Der drohende Unterton ließ Shin erzittern.

"Nein! Und versuch's doch!", fauchte er angriffslustig. Er wusste selbst nicht, woher sein Mut plötzlich kam, aber er würde sich nicht noch einmal vergewaltigen lassen, das war sicher.

Wütend drückte der andere ihn enger an die Wand. Und dann...

Blitzschnell riss er sich los, stieß den Fremden von sich und rannte den Weg zurück, den sie gegangen waren. Deutlich hörte er die Schritte hinter sich und lief nur noch schneller.

An der belebten Hauptstraße blieb Shin auf dem Bürgersteig stehen und stützte keuchend die Handflächen auf die Knie. Hier konnte ihm eigentlich nichts passieren, dafür waren zu viele Menschen da.

Einen Moment blieb er noch stehen, um wieder zu Atem zu kommen, bevor er langsam die Straße hinaufging.

Vor einem kleinen Café blieb er stehen. Da drinnen könnte man bestimmt besser nachdenken als hier draußen. Und außerdem hatte er Durst.

Seufzend betrat Shin das Café und setzte sich an den Tresen. Die Bedienung verstand nach einer kurzen Verständigungsschwierigkeit auch, was er wollte, so dass er immerhin etwas zu trinken bekam. Cola. Nachdenklich betrachtete er den Tresen. Es waren immer noch die gleichen Fragen, die ihm im Kopf herumschwirrten. Warum konnte er nicht einfach bei den anderen auf dem Schiff bleiben? Er tat, was von ihm verlangt wurde, und erwartete nichts. Warum gönnte ihm das Leben nicht ein einziges Mal etwas Glück?

Vielleicht wäre es für ihn tatsächlich besser, zu sterben. Auf Dauer schmerzfreier.

Gleichgültig sah er auf, als ein paar lärmende Soldaten das Café betraten. Große Klasse. Das Schicksal meinte es einfach nicht gut mit ihm.

Genervt sah er auf die Uhr. Wie spät es geworden war. Drei Stunden waren schon fast um. Drei Stunden, in denen er nicht wusste, was er in Zukunft mit sich anfangen sollte.

Als er irgendwas von 'Piraten' im Hintergrund hörte, wurde er wachsam. Die Soldaten sprachen über Piraten. das konnte nichts Gutes bedeuten.

"Schade um das Schiff."

"Hast schon recht. Die Dark Rose ist ein wundervolles Schiff. Es ist eine Schande, sie zu versenken."

Erschrocken schnappte Shin nach Luft. Das durfte nicht wahr sein.

"Nur damit dieses diebische Dreckspack ausgerottet wird. Und dass das heute noch stattfinden muss..."

Die Crew sollte sterben. Alle sollten umgebracht und die Dark Rose versenkt werden. Egal, was Saga gesagt hatte, dass konnte er einfach nicht zulassen. Schnell trank er aus und bezahlte, bevor er auf die Straße ging und sich einen Moment umsah. Innerhalb von Sekunden war der Entschluss gefasst. Shin rannte los. Sein ehemaliger Sportlehrer hätte Augen gemacht. Im Rekordtempo lief er immer weiter, ignorierte das schmerzhafte Stechen in seinen Seiten und das Brennen in seinen Lungen. Es ging darum, einen Massenmord zu verhindern, seine Freunde zu retten.

Keuchend raste er weiter und steigerte sein Lauftempo noch. Wie weit war er denn vom Hafen weggekommen? Offenbar zu weit für einen Sprint. Trotzdem wurde er nicht langsamer, immerhin wusste er nicht, wie viel Zeit ihm noch blieb. Die teils verwirrten, teils empörten Blicke der Passanten, die er mehr oder weniger umrannte, ignorierte er völlig.

Seine Knie drohten nachzugeben, aber er zwang sich einfach, weiter zu laufen. Erleichtert lächelte er, als er endlich das Schiff sah. In einem letzten Sprint rannte er den Zugangssteg hinauf an Deck. Die überraschten Ausrufe nahm er nur am Rande war, als seine Beine zitternd nachgaben.
 


 

~~~Zeitsprung zurück~~~
 

"Kein 'aber'!"

Saga zerriss Shins falsches Lächeln förmlich das Herz. Der Kleinere wollte nicht zeigen, wie weh es ihm tat. Seine Hand zitterte, als er das Geld entgegen nahm.

"Danke. Für alles, was du für mich getan hast. Bitte sag auch den anderen, dass ich ihnen dankbar bin."

"Mach's gut, Kleiner. Und vergiss nie, was du gelernt hast, während du bei uns warst."

Langsam drehte Shin sich um und ging. Einen Moment blieb Saga noch stehen und sah ihm nach, bevor er langsam zum Schiff zurückging. Das schmerzhafte Ziehen in seinem Brustkorb ignorierte er, so gut es ging, auch wenn es ziemlich lästig war.

Einen Moment blieb er stehen und atmete tief durch, bevor er wieder an Deck ging.

"Alles klar bei dir, Saga?" Tora musterte ihn gründlich.

"Alles Bestens", knurrte der Jüngere zurück.

"Warum so schlechte Laune?"

"Ich bin nicht schlecht gelaunt." Mürrisch funkelte er Tora an. Danach drehte er sich einfach um und ließ seinen besten Freund stehen. Er wollte nicht mit Tora reden. Vielleicht gerade, weil dieser ihn besser einschätzen konnte als jeder andere.

Genervt setzte er sich auf eine herumstehende Kiste. Hoffentlich waren sie bald wieder vollzählig und konnten ablegen. Er musste dringend arbeiten, er hatte eigentlich gar keine andere Wahl. Verdrängung von Sorgen und Problemen war schon immer seine Meisterdisziplin gewesen. Besonders, wenn er es eh nicht mehr ändern konnte.

"Captain, wo ist Nao?", riss Hiroto ihn gut gelaunt aus seinen Gedanken.

"Woher soll ich das wissen?", fauchte er gereizt zurück, woraufhin Hiroto ein Stück zurückwich.

"Ist ja schon gut", murmelte der Blonde eingeschüchtert.

Saga fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. "Tut mir leid, Pon. Du kannst ja nichts dafür."

"Schon gut." Vorsichtig lächelte der Kleinere ihn an. "Ich geh weitersuchen. Weißt du, ohne Shou ist meine Freizeit so langweilig. Ich weiß einfach nicht, wie ich mich im Moment beschäftigen soll."

"Vielleicht schlafen oder dich einfach ausruhen. Es sind doch keine drei Stunden mehr, bis dein Geliebter wieder da ist."

"Das ist schon richtig, aber weißt du, wie lang einem diese Zeit vorkommen kann? Alle haben irgendjemanden hier, nur Shou, Ayame und Hikaru sind weg."

Sanft wuschelte Saga Hirotos Haare durcheinander. "Shou kommt bestimmt bald wieder, so bald es geht. Du musst bedenken, er vermisst dich genauso sehr, wie du ihn."

"Vermisst du Shin?"

Aua. Warum fragte das kleine Blondchen nur sowas?

"Nein, warum sollte ich auch? Er hat nie hierher gehört, und er wird nie hierher gehören."

"Das hat gar nichts damit zu tun, ob du ihn vermisst oder nicht. Ich bin mir aber ganz sicher, dass er viel lieber bei dir geblieben wäre. Er vermisst dich bestimmt sehr."

"Pon, geh zu Nao", seufzte Saga genervt. Vielleicht hatte der Kleinere recht. aber er wollte nicht darüber nachdenken.

"Fällt es dir wirklich so schwer, allein schon an ihn zu denken? Gott, bist du verknallt." Hiroto lachte leise.

"Verschwinde, Hiroto. Du nervst", knurrte Saga gereizt. Das durfte ja wohl nicht wahr sein. Diese kleine, verfluchte, ukige Mistkröte...

"Weil ich die Wahrheit sage, nerve ich dich? Wie cool." Frech grinste er Saga an.

Einen Moment verlor der Ältere die Kontrolle und verpasste dem anderen eine schallende Ohrfeige.

Erschrocken wich der Blonde zurück und hielt sich die Wange. Er hatte anscheinend wirklich eine unsichtbare Grenze überschritten, aber es war doch wichtig, immer ehrlich zu sein. Zumindest zu sich selbst.

"Saga, du kannst ihn doch nicht einfach schlagen!", mischte Nao sich empört ein, woher auch immer der gerade kam.

"Verschwindet und lasst mich einfach in Ruhe!", fauchte er wütend.

"Sicher nicht. Nur, weil du Shin weggeschickt hast, musst du deine miese Laune nicht an uns auslassen!"

"Nao, was fällt dir eigentlich ein, so mit mir zu reden?", zischte Saga bedrohlich und machte einen Schritt auf den kleineren Brünetten zu.

"Kinder, jetzt reicht's aber!" Ruhig hob Gackt Saga hoch und trug ihn trotz Gegenwehr in das nächste der Bäder, wo er ihn vollständig angezogen in die Duschkabine verfrachtete und das eiskalte Wasser anstellte. Dem empörten Kapitän versperrte er jeden Ausweg.

"Jetzt hör mir mal ganz genau zu", befahl Gackt ruhig, aber entschlossen. "Du benimmst dich wie ein kleines Kind, du streitest mit jedem, der dir über den Weg läuft und brauchst dafür noch nicht mal einen Grund, und das alles nur, weil du selbst deinen Angebeteten weggeschickt hast. Du hast genau zwei Möglichkeiten: Entweder findest du dich mit der Situation ab, so, wie sie jetzt ist und wirst gefälligst wieder normal oder du hoffst auf dein Glück, suchst Shin, bittest ihn um Verzeihung und holst ihn zurück, damit du mal wieder normal wirst. Aber egal, was du tust, das Leben geht weiter und keiner außer dir hat Schuld an dieser Situation. Klar?"

Empört und wütend starrte der inzwischen pitschnasse Saga den Älteren an. Natürlich hatte er recht, aber diese Aktion konnte er doch nicht ernsthaft bringen! Immerhin war Saga Kapitän und hatte somit den höchsten Rang an Bord!

"Geh aus dem Weg", maulte er den Größeren an und versuchte, sich an ihm vorbei zu drängen.

"Ich fragte, ob das klar ist", antwortete Gackt einfach und blieb stehen.

"Ja, verdammt! Aber ist es deine oder meine Sache?" Seufzend trat er endlich aus der Dusche und trocknete sich so gut wie möglich ab.

"Weder noch. Sobald du deine Laune an uns allen auslässt, geht es auch alle etwas an."

"Ja, schon klar. Ich geh mich umziehen." Murrend verzog Saga sich in sein Zimmer und tauschte seine nassen Sachen, die er über seinen Stuhl hängte, gegen trockene.

Kurz darauf hörte er aufgeregte Stimmen an Deck und ging nachsehen.

Er sah Shin, der scheinbar gerade zusammenbrach. Geschockt stürzte er zu dem Jüngeren und legte seine Arme um den vor Anstrengung zitternden Körper, bevor dieser den Boden berührte.

"Shin, ganz ruhig. Was tust du hier?"

"Keine Zeit", keuchte der Kleinere. "Marine… oder Armee... unterwegs,… um euch zu töten,… und das Schiff zu versenken... Noch heute."

"Was?" In Sagas Stimme war der Schreck deutlich zu hören.

"Ich hab's... von Soldaten erlauscht." Schwer atmend lehnte Shin sich an den Älteren.

"Mist! Tora! Nao!", brüllte Saga. Warum eigentlich, wenn alle in bequemer Hörweite standen?

"Tora, wir müssen so schnell wie möglich ablegen. Sammle so viele Leute wie möglich zusammen, sucht Shou, Ayame und Hikaru und helft ihnen, alles so schnell wie möglich an Bord zu bringen. Nao, hilf mir, Shin zu versorgen, vielleicht zuerst etwas zu trinken."

Beruhigend strich er Shin über den Rücken, während um sie herum das Chaos ausbrach, in dem alle die Befehle so gut wie möglich erfüllen wollten.

"Saga, mach dir keine Sorgen. Mir geht's gut, ich muss mich nur ein bisschen ausruhen", murmelte Shin leise und schloss die Augen.

Ihm war schlecht, seine Lungen brannten und allgemein ging es ihm ziemlich dreckig, aber trotzdem... Es ging ums Prinzip, um nicht anderes. Außerdem war er nur ein kleines bisschen erschöpft, nicht mehr und nicht weniger. Und die tanzenden, bunten Punkte vor seinen Augen waren auch mal eine nette Abwechslung.

"Shin, lüg nicht, trink lieber etwas", sagte Nao mit einem leicht hörbaren Lächeln. "Und Captain, du hilfst mir gleich, ihn wieder auf die Füße zu stellen. Wenn er so plötzlich zur Ruhe kommt, geht es ihm schlechter als notwendig. Dann kannst du ihn ruhig stützen, aber er darf nicht komplett stillstehen, bis sein Puls sich wieder halbwegs normalisiert hat."

Vorsichtig trank Shin einen Schluck Wasser, während Nao Saga seine Anweisungen gab. Angewidert verzog er das Gesicht. Das war doch nur Wasser. Eigentlich. Was zum Teufel hatte Nao da reingemixt? Gegenfrage: Wollte er das wirklich wissen?

Lieber nicht. Einfach den ekligen Geschmack ignorieren und austrinken.

Nachdem er es beim zweiten Anlauf dann endlich geschafft hatte, ließ er sich eigentlich eher von Saga als von Nao wieder hinstellen. Während der Arzt ihn vorsichtig losließ, stützte er sich haltsuchender an Saga ab.

"Ganz ruhig, Shin, ich halte dich schon fest", flüsterte der Captain ihm zu und drückte ihn zum Beweis etwas fester an sich.

"Saga, ich denke, du kannst dich auch allein um ihn kümmern. Ich gehe Shou und den anderen helfen."

Aufmunternd und auffordernd lächelte Nao Shin an und ging.
 


 

_________________________________________________________________________________
 

Okay...

Das Kapitel ist doch wieder lang. Sehr lang. Aber da ich ja weiß, dass das niemanden stört, ist mir das gerade herzlich egal.
 

Ihr habt aber doch nicht ernsthaft geglaubt, dass ich Saga und Shin wirklich trenne, oder? Wie hätte ich dann die noch folgenden sechs Kapitel schreiben sollen? xD

Ich weiß, Gackt war hier leicht unnötig, aber meine Seme-sama liebt vergöttert ihn, und deshalb brauchte er zumindest einen großen Auftritt.
 

Shin is back und Krankenpflege ist Chefsache. Und dann natürlich Sagas kleiner Stimmungsumschwung. xD
 

Zum nächsten Kapitel... Hach, es enthält eine meiner absoluten Lieblingsszenen, und deshalb mal an meine Kommentatoren und fleißigen Leser die Frage: Welche Szene mochtet ihr denn bisher am Liebsten? Süß, lustig, dramatisch, wie auch immer?
 

Bis zum nächsten Mal!
 

nächster Upload: 03.06.2011

Sembilanbelas

Soo~

Und wieder ein neues Kapitel von mir. Und es ist wieder so lang. D: Warum sind eigentlich die späteren Kapitel so lang geworden?! Ich habe nicht die geringste Ahnung, aber egal.
 

Ich weiß, dass dieses Kapitel einigen wieder sehr gut gefallen wird, und ich hoffe auch, dass die Favonehmer zufrieden sind.
 

Bis zum nächsten Kapitel dann!
 

_________________________________________________________________________________
 

Langsam ließ Shin sich von Saga durch die Gegend führen. Er kam sich dabei zwar leicht bescheuert vor, aber es ging ihm wirklich besser. Nach einer Weile blieb er stehen und ließ sich einfach nur von dem Älteren halten. Diese tiefe Ruhe und Wärme sorgten in ihm für ein angenehmes Gefühl. Nach und nach kehrte auch die Sicherheit in seine Beine zurück, so dass er sich nicht mehr so fest an Saga klammern musste. Trotzdem wollte er die Nähe möglichst lang beibehalten.

Saga spürte, wie das ängstliche, angespannte Zittern nachließ, aber da Shin keine Anstalten machte, auch nur einen Zentimeter mehr Raum zwischen sie kommen zu lassen und er sich nicht sicher war, wie stabil der Kleinere schon wieder stehen konnte, drückte er den zierlichen Körper weiterhin an sich. Er war sich sicher, dass Nao ziemlich sauer wäre, würde Shin etwas zustoßen und außerdem... Insgeheim genoss er das Gefühl, von dem Jüngeren gebraucht zu werden und ihn einfach nur halten zu können. Shin war etwas Besonderes für ihn, so viel hatte er mittlerweile verstanden und sich selbst gegenüber auch zugegeben. Alles war wohl komplizierter, als er am Anfang vermutet hatte. So viel zum Thema 'ihn einmal flachlegen und danach kommt wieder alles in Ordnung'.

Saga seufzte leise und strich dem anderen über den Rücken. So, wie Shin sich an ihm festhielt, war es wohl doch ganz gut, dass sein Plan nicht aufgegangen war. Andererseits war es so vielleicht für alle Beteiligten schwerer gewesen, aber wenn sie rechtzeitig hier wegkamen, würden sie überleben. Hätte er Shin nicht weggeschickt, hätte der Kleine niemals die Pläne der Marine erlauscht und ihn warnen können.

"Captain, wir können los", meldete Hyde.

"Gut. Worauf warten wir dann noch? Wir müssen hier weg."

Vorsichtig drückte Saga Shin etwas an sich, als sich das Schiff in Bewegung setzte. Nur... Wann sollte er dem Kleineren beichten, was fast alle - ausgenommen eigentlich nur Zero - eh schon wussten? Definitiv nicht jetzt, immerhin wurde Shin nur langsam ruhiger und er sollte sich nicht aufregen.

Gedankenverloren streichelte er Shins Arme und Rücken. Der Jüngere schien die Berührungen zu genießen und seufzte manchmal zufrieden. Er war einfach zu süß und hatte wirklich Ähnlichkeit mit einer kleinen Katze. Aber er sollte nicht irgendeine Katze sein, Saga wollte ihn als sein eigenes Kätzchen.

Erschrocken fuhr Shin zusammen, als Schüsse die Luft zerschnitten. Voller Panik sah er sich um und krallte sich in Sagas Shirt. Das vorher gerade erst ruhiger gewordene Zittern kehrte mit voller Kraft zurück. Er hatte das Gefühl, vor Angst den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Auch Saga erschrak mehr als heftig, aber er beruhigte sich auch wieder schnell. Es war wichtiger, sich jetzt um Shin zu kümmern, immerhin war er es sicher nicht gewohnt, gejagt zu werden. Und der Schlafmangel der letzten Nacht zerrte bestimmt auch an seinen Kräften.

"Alles ist gut, Shin", murmelte er nur für den Angesprochenen hörbar. "Dir passiert nichts. Ich bin bei dir. Pass auf, ich lasse den Befehl erstmal an Tora geben. Danach gehen wir in mein Zimmer und du legst dich hin, aber ich bleibe die ganze Zeit bei dir. In Ordnung?"

Ein schwaches Nicken Shins bestätigte ihn. "Uruha", sprach er den gerade vorbeilaufenden an, "sag Tora, dass er hier vorerst den Befehl übernimmt. Ich habe etwas Wichtigeres zu tun."

Schnell nickte der Angesprochene und setzte seinen Weg fort.

Ruhig führte Saga Shin in seine Kajüte. Der geschlossene Raum dämpfte die kriegsähnliche Geräuschkulisse.

"Saga...", Shins Stimme zitterte, "Haben wir eine Chance auf Flucht?"

Lächelnd schob er den Kleineren so weit von sich, dass er diesem in die Augen sehen konnte. "Keine Angst, Shin. Wir haben das schnellere Schiff, und da wir nicht vorhaben, zu kämpfen, werden wir bald unerreichbar für sie sein."

Beruhigt nickte Shin und ließ sich von Saga auf das Bett setzen. "Saga?"

"Ja?"

"Legst du dich auch hin? Wir passen ja auch zu zweit dahin... Außerdem beruhigst du mich ziemlich." Schüchtern lächelte er den Älteren an.

"Wenn du das möchtest, kein Problem. Weißt du, ich wollte immer nur das Beste für dich erreichen, auch, als ich dich weggeschickt habe."

"Deswegen?" Verwirrt sah er zu dem vor sich Stehenden auf.

"Natürlich." Leise lachend betrachtete Saga den Kleineren. "Was dachtest du denn, weshalb ich dich einfach frei lasse?"

Leise räusperte Shin sich. "Na ja... Ich dachte, du magst mich aus irgendwelchen Gründen einfach nicht. Obwohl ich das nicht nachvollziehen konnte, ich meine...", er errötete leicht, "immerhin hatten wir Sex."

Sanft lächelnd beugte der Größere sich zu ihm herunter und sah ihm direkt in die Augen. "Auch deswegen brauchst du dir keine Sorgen machen, ich mir aber schon. Ich mag dich wirklich. Ich glaube auch, dass dich niemand hier wirklich hassen kann, selbst wenn er wollte. Auch wenn du ungewollt putzig bist, man muss dich einfach gern haben. Kätzchen." Das neckische Funkeln... Moment.

"Kätzchen?", fragte er irritiert nach.

"Ja, Kätzchen. Genauso süß, verspielt und verschmust. Möchtest du jetzt komplett angezogen schlafen, oder was gedenkst du zu tun?"

Gähnend zog Shin sich Shirt und Schuhe aus und sah Saga erwartungsvoll an. Schnell zog auch der Größere sich so weit aus, drückte Shin auf das Bett, legte sich neben ihn und deckte sie beide zu.

Shin war eigentlich sehr zufrieden mit der Situation, aber trotzdem wollte er noch einen etwas besseren Schlafplatz. Vorsichtig drehte er sich zu Saga um und sah diesen an. Der Ältere betrachtete ihn aufmerksam und schien auf etwas zu warten. Blöd nur, da Shin nicht wusste, wie weit er gehen konnte.

Testend berührte er Sagas Arm. Warum war er überhaupt so schüchtern? Sie waren sich vor weniger als 24 Stunden viel näher gekommen, als sie sich jetzt waren. Und trotzdem hatte er das Gefühl, dem anderen näher zu sein als vorher. Schüchtern rutschte er etwas dichter zu dem anderen und legte seinen Kopf auf dessen Brust. Eine große Erleichterung durchflutete ihn. Zufrieden schloss er die Augen und konzentrierte sich auf den fremden Herzschlag.

Schlaftrunken spürte er, wie Saga ihm seine Arme um den Körper legte, aber sein Verstand war schon zu weit in den Schlafzustand abgedriftet, um reagieren zu können.

Selig vor sich hinlächelnd glitt er in sein ganz persönliches Traumland...
 

Saga hatte gezögert, bis er Shin einfach instinktiv in die Arme schloss. Nachdenklich sah er an die Decke und lauschte den tiefen, regelmäßigen Atemzügen des anderen.

Er war mehr als froh, dass der Kleinere wieder da war. Wie war Shin aber nur auf die schwachsinnige Idee gekommen, dass er ihn nicht mögen könnte? Wäre es so, würde er sich nicht so um ihn kümmern. Normalerweise war immerhin der Arzt - also Nao - für die Krankenversorgung zuständig.

Aufmerksam betrachtete er den Schlafenden. War er wirklich dabei, sich in Shin zu verlieben? War er vielleicht schon verliebt?

Er wollte Shin für sich, und er würde ihn auch bekommen. Immerhin schien der Kleine sich bei ihm wohlzufühlen. Aber warum? Warum wollte er ihn für sich? Warum fühlte der andere sich bei ihm so wohl? Warum schaffte Shin es, seine Schutzmauer einfach niederzureißen?

Am Ende war es aber doch egal, es machte keinen Unterschied. Es war, wie es war, und er wollte nicht weiter gegen sich kämpfen, um später doch eine Niederlage einräumen zu müssen. Vorher würde er sich geschlagen geben. Und vielleicht war die Zeit dazu jetzt schon gekommen.

Saga wollte Shin nicht weiter hinhalten. Er verletzte ihn nur sinnlos. Es war bald Zeit für eine definitive Entscheidung, eine Entscheidung, die er so oder so irgendwann treffen musste.

Aber was, wenn er wieder so sehr verletzt werden würde? Was, wenn dieses ruhige Engelsgesicht täuschte? Wenn Shin im nächsten Hafen verschwinden würde, und ihn vorher nur hatte erobern wollen?

Ein leises Seufzen kam über seine Lippen während er sanft die warme Haut unter seinen Fingerspitzen streichelte.

Nein, er traute Shin so etwas nicht zu. Dafür war der Jüngere doch irgendwo nicht raffiniert genug. Und selbst wenn, er hatte nichts davon, Saga zu verletzen. Zumindest nichts, was er erkennen konnte. Und Shin hätte gehen können, er hätte diesen Massenmord zulassen können, er hätte nichts unternehmen müssen, und trotzdem hatte er es getan. Und jetzt schlief er seelenruhig in Sagas Armen. Nein, er hatte nichts zu verbergen. Zumindest nichts, was den Captain beunruhigen konnte.

Zärtlich betrachtete er Shins ruhiges Gesicht. Der Kleinere war erschöpft, immerhin hatte er in der letzten Nacht schon nicht geschlafen. Heute hatte er dann höchstwahrscheinlich auch noch zu wenig gegessen und getrunken, und der schnelle Lauf hatte ihn offenbar an das Ende seiner Kraft gebracht. Er würde sich wieder erholen, ganz bestimmt, auch wenn er vielleicht ein paar Tage brauchte. Vielleicht ließ sich der ganze Prozess mit einem bisschen fürsorglicher Pflege beschleunigen, so dass er zur Versammlung wieder fit war. Die anderen mussten ihn unbedingt sehen und von seiner kleinen Rettungsaktion erfahren, danach würde er bestimmt gut aufgenommen werden.

Da gab es halt nur diese etwas problematische Nachricht, die ihn bestimmt sehr aufregen würde.

Egal, wie vorsichtig er es ihm sagen würde, Shin würde ausrasten. Wobei Saga sich eingestehen musste, dass er recht hatte. Es war so weder fair noch richtig, aber er selbst hatte den Kodex mit Reno und Aoi bestimmt. So war es ein Leben, das alle anderen rettete.

Saga war sich sehr sicher, dass Shin ihnen Vorwürfe machen würde. Er selbst konnte damit umgehen, aber was würden zum Beispiel Nao oder Shou dazu sagen können? Jeder würde wissen, wie berechtigt diese Vorwürfe waren, aber wer konnte ihnen standhalten? Das blieb abzuwarten.

Wann sollte er es Zero und Shin sagen? Wohl möglichst bald, da es beiden relativ schnell auffallen würde. Immerhin lebten sie auf einem Schiff, auf dem jeder jeden mehr oder weniger gut kannte. Und er wollte zumindest dabei sein, wenn Shin es erfuhr. Um ihn im Fall der Fälle aufzufangen, und das nicht unbedingt körperlich, eher durch Halt und Trost.

Eine Weile lag Saga noch wach im schwindenden Licht, dachte nach und betrachtete den Brünetten neben sich. Irgendwann schloss er jedoch die Augen. Er konnte alles so gut überdenken, wie er wollte, aber da er nicht wusste, wie Shin reagieren würde, konnte er sich auch nicht überlegen, was er tun sollte. Für das alles war auch noch am nächsten Tag Zeit.

Ruhig auf Shins Atemzüge lauschend schlief auch Saga langsam ein.
 

Als Saga aufwachte, spürte er nur den leichten Druck auf seiner linken Seite. Verwirrt öffnete er die Augen und blinzelte ein paar Mal, bevor er Shin erkannte. Langsam kehrten die Erinnerungen zurück und ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Auch wenn er nicht wusste, warum der andere mittlerweile halb auf ihm lag. So schlimm war es ja auch nicht, immerhin war er nicht gerade schwer.

Zufrieden schloss Saga die Augen wieder. Er würde nicht aufstehen oder versuchen, Shin wieder neben sich zu platzieren. Wie es jetzt war, gefiel es ihm, und der andere sollte einfach ausschlafen. Und er hatte versprochen, bei ihm zu bleiben.

Leicht ließ er seine Hände über den fremden Körper wandern. Ein schläfriges, aber zufriedenes Seufzen brachte ihn dazu, zu dem Kleineren zu sehen. Er schlief, aber trotzdem drangen gewisse Dinge zu ihm durch.

Ein leises, zögerndes Klopfen. Saga sah zur Tür, die Nao einen Spalt breit geöffnet hatte.

"Kann ich reinkommen?", fragte der Arzt leise.

Saga nickte und schob Shin ein Stück zur Seite, damit er sich auch etwas bewegen konnte. Wie hell es mittlerweile war... Wie lange hatte er einfach nur dagelegen und den anderen gestreichelt und gehalten?

Vorsichtig setzte Nao sich auf die Bettkante und lächelte zufrieden. Plan aufgegangen.

"Er ist wirklich süß, wenn er schläft", bemerkte Nao leise.

"Er ist allgemein sehr süß. Ich hab ihn wirklich gern."

Der Arzt seufzte. "Was hast du jetzt vor?"

"Shin bleibt hier. Er hat sich strafbar gemacht, als er uns gewarnt hat. Und ich will einfach nicht, dass er geht."

Nao freute sich heimlich. Endlich hatte Saga es kapiert. Wurde ja auch Zeit. Endlich konnte es bergauf gehen. Wenn alles so lief, wie er es sich erhoffte, konnte Shin bald glücklich werden. Und ganz vielleicht wurde Saga ja auch umgänglicher. "Finde ich sehr gut. Aber du solltest ihn nicht zu sehr einschränken. Ich bin zwar davon überzeugt, dass es nicht ganz einfach wird, das richtige Maß zu finden, aber du wirst das schon schaffen."

"Ich habe nicht vor, ihn einzuengen. Er kann tun und lassen, was er will, so lange er auf dem Schiff bleibt. Sollte er irgendwo an Land gehen wollen, dann kann er auch das gern tun, aber nicht allein. Wobei mir einfällt, dass ihr mit ihm shoppen gehen solltet. Er braucht eigene Sachen."

"Na, wieso eigentlich nicht? Ich nehme Shou und Hiroto dann auch mit, und vielleicht hat Uru ja auch Zeit und Lust, mitzukommen. Aber erlaube mir eine dumme Frage."

Saga nickte und sah ihn abwartend an.

"Wo willst du Shin unterbringen?"

Ach ja, richtig, Problem. Ewig konnte er nicht im Krankenzimmer übernachten, und in eines der Gemeinschaftszimmer würde er ihn nicht stecken. Zu viele notgeile Perverse.

"Wir haben doch drei Einzelzimmer über, die zwar eigentlich zur Quarantäne gedacht sind. Wenn wir davon eines umbauen..."

"Saga, diese Zimmer sind für Notfälle gedacht, das weißt du genau. Und nur, weil noch kein Notfall eingetreten ist, heißt es nicht, dass das nicht passieren kann. Aber ich hätte da eine andere Idee. Wir haben fünf Bäder, davon sind zwei ziemlich groß und eines liegt ganz gut. Wir brauchen doch eigentlich gar nicht so viele Bäder, dann könnten wir das doch umbauen."

Saga dachte nach und spielte unbewusst mit einer Haarsträhne Shins. "Also gut, Nao", seufzte er letztendlich. "Du hast bis jetzt die besseren Entscheidungen getroffen. Ich vertraue dir jetzt einfach mal in diesem Punkt. Dir ist aber bewusst, dass das etwas dauern wird und er so lange entweder bei dir, bei mir oder in einem der anderen Schlafräume bleiben muss."

Nao schüttelte den Kopf. "Das letzte kommt gar nicht in Frage. Er könnte bei mir bleiben, aber der Winter kommt und somit die Krankheitszeit. Höchstwahrscheinlich würde er wenig Schlaf bekommen. Ich bin dafür, dass er bei dir bleibt, aber lerne aus deinen Fehlern und lass ihn selbst die Entscheidung treffen."

"Ich habe auch kein Problem damit, sollte ich mein Bett länger teilen müssen, aber vermutlich hast du mal wieder recht", erwiderte Saga frustriert. "Du kannst einfach besser für ihn entscheiden als ich."

"Nein, das wirklich nicht." Er sah den Kapitän direkt an. "Er braucht jemanden an seiner Seite, der ihm den Rücken stärkt, aber manchmal auch durchgreift. Definitiv kann er Entscheidungen aber allein treffen. Als Freund stehe ich ihm zur Seite, aber er sucht noch etwas Tiefergehenderes als Freundschaft. Und ehrlich, in einer Beziehung könnte keiner von uns den Ton angeben."

Einen Moment herrschte Ruhe, die aber einfach nicht unangenehm wurde. Es war eigentlich alles gesagt, was unbedingt gesagt werden musste, aber Saga hatte Fragen, auf die er dringend Antworten brauchte. "Woher weißt du so viel über ihn?", fragte er leise.

"Das Meiste habe ich mir aus dem, was er sagt und tut zusammengereimt, den Rest einfach durch sorgfältige Beobachtung."

"Warum vertraut er dir mehr als mir?"

"Ich war von Anfang an da, wenn er mich brauchte. Er spürt, dass ich ihm nur helfen will, auch wenn er selbst es nicht so wahrnimmt. Ich denke, dass er mir deshalb so vertraut."

Saga dachte nach, wie er die nächste Frage formulieren sollte. Er konnte immerhin nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen. Obwohl...

"Ist er in dich verliebt oder du in ihn oder was auch immer? Ist er überhaupt verliebt?", platzte es einfach aus ihm heraus.

Nao lachte, bemüht, möglichst leise zu sein. "Nein zu erstens. Ich stehe ihm bei, egal, was kommt, aber mehr auch nicht. Und zweitens, ja, ist er, und es überfordert ihn, aber ich helfe ihm, so gut es geht."

"Er ist noch so jung und unerfahren. Er soll nicht daran kaputtgehen. Sorge so gut dafür, wie du kannst."

"Sicher." Aufmunternd lächelte Nao ihn an. "Ich gebe mein Bestes, allerdings unter einer Bedingung."

Misstrauisch sah Saga ihm in die Augen. "Was?"

"Du tust das Gleiche. Bemühe dich um ihn, hilf ihm, fang ihn auf, wenn er es braucht, und das bezieht sich nicht nur auf Physisches. Du willst, dass er dir vertraut, also musst du ihm zeigen, dass er immer zu dir kommen kann, wenn er sich etwas von der Seele reden muss. Im Gegenzug werde ich mich etwas zurückziehen, aber das auch erst, wenn ich mir sicher sein kann, dass er sich dann deine Hilfe holt."

"Und was machen wir, wenn dein Plan nicht so funktioniert, wie er soll?"

"Es wird funktionieren. Ganz bestimmt." Leise stand er auf. "Es ist schon spät, und ich habe das Gefühl, dass bald irgendein Verletzter auftauchen wird. Nachdem Tora mir gestern die Ohren voll gejault hat, weil er sich ohne Schmerzmittel nicht mehr bewegen konnte, glaube ich nicht, dass es ihm heute schon besser geht. Warum hast du ihm auch ausgerechnet Kazuki auf den Hals gehetzt?"

Der vorwurfsvolle Blick brachte Saga zum Grinsen. "Darum. Wer wäre besser geeignet gewesen? Egal, darauf will ich gar keine Antwort haben. Geh nur und kümmere dich um den verwundeten Tiger. Und grüß Kazuki von mir."

Mit einem leichten Nicken beendete Nao das Gespräch förmlich und verließ leise den Raum.

Saga warf einen Blick zur Uhr. Es war wirklich schon spät für seine Verhältnisse. Kurz vor neun Uhr morgens. Wann war er gestern ins Bett gegangen? Spätestens konnte es gegen sieben Uhr abends gewesen sein. Ungefähr seit dem schlief Shin. 14 Stunden. Da war aber jemand wirklich müde.

Vorsichtig rollte er den Kleineren ein Stück von sich herunter. Er war zwar nicht schwer, aber auf Dauer nicht unbedingt uneinschränkend.

Danach blieb Saga einfach liegen und beobachtete den Schlafenden. Er bewegte sich kaum, Geräusche gab er auch nicht von sich. Er wirkte so schwach, so zerbrechlich. Wie leicht wäre es, ihn zu zerbrechen? Er brauchte jemanden, der ihn beschützen konnte, rund um die Uhr. Diese große Welt würde ihm viele Hürden in den Weg stellen, und wenn er schutzlos war, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis er nicht mehr weiter wüsste.

Und Menschen... Kein Mensch war von Grund auf böse, aber so gutgläubige Wesen wie Shin wurden oft ausgenutzt. Er glaubte einfach zu sehr an das Gute in jedem. Ein bisschen Misstrauen könnte ihm sicher nicht schaden. Nur müsste er sich dann etwas verändern. Beim besten Willen, das wollte Saga nicht. Der Kleinere sollte bleiben, wie er war, vielleicht etwas mutiger und weniger brav, aber das war auch nicht zwingend notwendig.

Also blieb nur noch die Möglichkeit, ihm einen Beschützer zu geben. Eventuell würde Shin Saga ja erlauben, diese Aufgabe zu übernehmen. Was dieser doch sehr hoffte. Lächelnd döste er vor sich hin. Was sollte er auch sonst tun während Shin schlief? Außerdem tat ihm ein bisschen Entspannung bestimmt gut.
 

Langsam tauchte Shin aus seinem Traum auf. Was für eine wundervolle Welt er gesehen hatte. Leider war das alles nur ein Traum und nicht Realität.

Apropos Realität... Das Kissen war irgendwie seltsam. Moment mal. Er wollte sich ein Stück aufrichten, wurde aber festgehalten und so daran gehindert. Einen Augenblick lang wollte er mit heftiger Gegenwehr reagieren, aber die warme, vertraute Stimme ließ ihn sich wieder entspannen. Und die beruhigenden Worte erst.

"Ganz ruhig, es ist gut. Du kannst noch etwas liegenbleiben."

Leicht hob er den Kopf und sah Saga verschlafen an. "Liegenbleiben gern, aber nicht unbedingt wieder einschlafen. Ohayou."

"Ohayou. Auch wenn es zeitlich nicht mehr so ganz stimmt, Kätzchen."

Einen Moment verzog er das Gesicht betreffend seines neuen Spitznamens. "Wie spät ist es denn?"

"Ziemlich genau halb zehn. Egal, wie müde ich früher immer war, ich habe es nie fertig gebracht, über 14 Stunden zu schlafen." Zögernd strich er Shin über die Wange.

Urplötzlich war der Jüngere hellwach. "14 Stunden?", fragte er verblüfft nach.

"Ja."

"Oh. Deswegen bin ich also nicht mehr müde. Habe ich im Schlaf irgendwas erzählt, was ich wissen sollte?" Er betete, dass er kein Liebesgeständnis gemacht hatte.

"Nicht, so lange ich wach war. Gibt es denn irgendwas, was du mir verheimlichst?"

Amüsiert sah er den Jüngeren an, der sich nur leise räusperte. "Ja, schon, aber ich werde es dir bestimmt nicht verraten."

"Schade. Ich mag es nicht, dass du Geheimnisse vor mir hast." Lächelnd nahm er Shins Hand und verschränkte ihre Finger.

"Du hast auch Geheimnisse vor mir, und ob ich das mag oder nicht, ist dir egal", wandte Shin ein.

"So ist das nicht ganz richtig. Du bist mir nicht egal, also ist mir deine Meinung auch nicht egal. Das heißt aber nicht, dass ich dir jetzt meine ganze Lebensgeschichte erzähle.

"Schön", murmelte Shin und sah Saga aus Rehaugen an.

"Was?"

"Dass ich dir nicht egal bin", erklärte er. "Auch wenn du es vorher schon sehr elegant umschrieben hast, es so direkt zu hören, ist schön."

"Und schon habe ich etwas über dich gelernt." Lächelnd strich Saga mit der freien Hand über die nackte Haut.

"Du weißt viel mehr über mich als ich über dich", bemerkte Shin leise.

"Stell mir konkrete Fragen und du wirst vielleicht etwas mehr über mich erfahren."

"Hm..." Nachdenklich sah er den Älteren an. "Vielleicht erstmal dein Alter und Geburtsdatum.

"Ich bin 28, am 24. Juni geworden."

"Welche Sprachen sprichst du?", fragte er neugierig weiter.

"Japanisch, englisch und spanisch aus der Schule noch, dann ein ganz kleines bisschen deutsch und ein paar Wörter französisch."

"Was kannst du gar nicht leiden?"

"Viel zu viel." Ein leises Lachen entkam ihm. "Rassismus, Homophobie, Sexismus, Intoleranz, Leistungsdruck, Schubladendenken, Gruppenzwang. Schlangen und Krabbelviecher. Und im Moment fällt mir nichts mehr ein."

Zufrieden schloss Shin die Augen und genoss Sagas Streicheleinheiten. Es war doch gut, dass der Captain etwas von sich preisgab, auch wenn es noch nichts wirklich Persönliches war, aber er musste ja auch nicht alles wissen. Und nicht alle Fragen auf einmal stellen. So, wie es jetzt aussah, hatte er viel Zeit.

"Wann treffen wir jetzt eigentlich auf die anderen Schiffe?", fragte er leise.

"Morgen Abend oder Nachmittag. Die Versammlung ist übermorgen um neun Uhr morgens. Du kommst doch mit, oder?"

"Ich weiß nicht... Glaubst du, das ist eine gute Idee?"

"Früher oder später musst du dich ihnen eh stellen."

Shin seufzte. Auf Dauer würde er nicht darum herumkommen. "Na gut."

"Hast du Lust, danach mit Nao, Shou, Pon und noch ein paar anderen shoppen zu gehen?"

"Shoppen?" Verwundert sah er den Älteren an.

"Nach dem, was gestern passiert ist, gehe ich davon aus, dass du an Bord bleiben möchtest. Du kannst aber nicht permanent Naos Kleidung tragen, du brauchst eigene Sachen, also wäre Shopping doch genau das Richtige."

Shin lächelte ihn ruhig an. "Danke. Und wo soll ich schlafen?"

"Kennst du das große Außenbad? Wenn wir das renovieren und weiter umbauen, hast du deinen eigenen Rückzugsort. Bis dahin kannst du entweder bei mir bleiben oder weiterhin auf der Krankenstation übernachten. Wenn wir im Winter in einem Hafen liegen, können wir dein neues Reich in aller Ruhe herrichten."

"Hättest du etwas dagegen, wenn ich bei dir bleiben würde?"

"Nein." Sanft strich er dem Kleineren durch die Haare. "Aber dann musst du mich auch informieren, wenn du eine Nacht nicht hier verbringst."

"Kein Problem.“

Eine Weile blieben sie noch ruhig liegen, bevor Shins Blick die Uhr streifte und er sich langsam aufsetzte.

"Es ist schon halb elf, ich glaube, wir sollten aufstehen." Kurz legte er den Kopf auf die Knie.

Leicht drückte Saga ihm einen Kuss auf die Schulter. "Lass es heute langsam angehen. Zur Versammlung musst du fit sein und...", Saga räusperte sich kurz, "ich will, dass es dir gut geht."

"Kein Problem. Ich kann Shou ja fragen, ob ich ihm beim Kochen helfen kann."

"Tu das."

Langsam standen sie auf. Eigentlich wollte Shin sich auch anziehen, allerdings stand er zuerst nur dort und beobachtete den Größeren. Fasziniert betrachtete er das Spiel der Muskeln. Der Kapitän wirkte zwar nicht allzu muskulös, aber wenn man seine Bewegungen genau unter die Lupe nahm, erkannte man sofort, wie stark er eigentlich war.

"Shin? Geht's dir gut?" Besorgt sah das Objekt der Begierde ihn an.

"Was? Äh, ja, alles gut."

"Du wirktest so abwesend. Wenn es dir nicht gut geht, musst du es mir sagen."

Beruhigend lächelte er den Größeren an. "Mir geht's gut. Ich habe nur nachgedacht."

"In Ordnung. Für mich wird es auf jeden Fall Zeit, das Kommando wieder an mich zu reißen." Leicht drückte er dem Kleineren einen Kuss auf die Wange und ging.

Nachdem die Tür hinter ihm zugefallen war, stand Shin einfach nur dort und hielt sich die Wange, die Sagas Lippen eben noch berührt hatten. Nur so leichte Berührungen elektrisierten ihn förmlich, und das passierte seltsamerweise nur bei Sagas Berührungen. Oder auch logischerweise.

Langsam zog er sich an und ging ebenfalls aus dem Raum. Draußen blieb er einen Moment stehen. Der Wind war nicht kalt, dafür waren sie zu weit südlich und zu nah an der Küste, aber er wehte heftig. Der salzige Geruch des Meerwassers durchtränkte die Luft. Die Sonne schien kräftig von dem blaugrauen Himmel hinab. Es würde heute definitiv noch regnen. Seufzend schlenderte er über das Deck zu Shou.
 

"Shin!"

Verwirrt erwiderte er Shous plötzliche Umarmung, bevor dieser munter weiterplapperte. "Ich bin so froh, dass du wieder da bist! Saga soll furchtbare Laune gehabt haben, als du weg warst. Ach, so ganz nebenbei, Tora hat heute Nachmittag eine Versammlung angekündigt aufgrund der jüngsten Ereignisse und..."

"Shou!" Der Angesprochene hielt inne während Shin tief durchatmete. "Kannst du bitte etwas langsamer reden und deine Gedanken ordnen? Mir wird schon ganz schwindelig."

"Gomen ne. Es ist nur so, dass ich mich wahnsinnig freue. Und du weißt nicht, wie dankbar dir alle sind. Du hast uns allen das Leben gerettet."

Shin schüttelte den Kopf. "Ich bin sicher, das hätte jeder getan. Ich meine, wir sind doch irgendwie eine Familie, wir müssen zusammenhalten. Außerdem habt ihr so viel für mich getan, dass es einfach meine Pflicht war. Allgemein könnte ich keinen Massenmord zulassen. Meinst du wirklich, mein Gewissen würde mich friedlich weiterleben lassen?"

"Stimmt irgendwie, aber irgendwie auch nicht. Jeder ist für sich selbst verantwortlich."

"Egal", winkte Shin ab. "Brauchst du Hilfe?"

"Nein, eigentlich nicht. Aber wir könnten mit dem Kekse backen anfangen, wenn du möchtest."
 

Konzentriert sah Shin in den Spiegel und bemühte sich nach Kräften, das Mehl aus seinen Haaren zu schütteln. Wobei man zu der Frage kommen könnte, weshalb ein Spiegel in einer Küche hing.

Zumindest ging es Shou, der in der Zwischenzeit eine Haarbürste geholt hatte, auch nicht besser. Auch er war voll Mehl. Konnte vorkommen, wenn man zu viel von dem weißen Pulver überhatte und sich damit eine Schlacht lieferte.

Leicht trat Shou hinter ihn und begann, seine Haare durchzukämmen, wobei das Mehl auf seine Schultern rieselte.

"Shou, nie wieder Mehlschlachten", meinte Shin seufzend und klopfte sich den Rest des weißen Zeugs aus seinen Klamotten, nachdem der Ältere seine Haare bestmöglich gesäubert hatte.

"Warum? War doch lustig." Lachend schüttelte Shou den Kopf. "Überleg mal, selbst wenn wir jetzt sagen, dass wir es nie wieder tun, wir werden uns nicht daran halten."

"Stimmt. Aber trotzdem..."

"Shou, Shin, Tora bittet zur Versammlung." Nao sah sich um, sagte aber nichts zu dem Chaos und wartete, bis die beiden Geforderten voraus gingen.

Shin stellte sich an den Rand des Halbkreises. Deutlich spürte er die Blicke der beiden anderen im Nacken. Der Rest der Anwesenden schien eher auf Zero fixiert zu sein, der unter den Blicken sichtlich unruhig wurde.

Endlich traten Saga und Tora an die offene Seite des Halbkreises. Den besorgten Blick, den Saga ihm zuwarf, verstand Shin einfach nicht. Andererseits beunruhigte es ihn ungemein. Saga sorgte sich um ihn, und das, obwohl gar nichts los war.

"Wir sind jetzt hier versammelt", erhob Tora die Stimme, " um das, was gestern geschehen ist, zu besprechen und uns innerlich zu verabschieden."

"Es geht um Ren", sprach Saga laut weiter. "Er wurde gestern von der Marine wegen Verdacht auf Piraterie festgenommen und verurteilt. Manabu und Byou waren bei ihm, sie wurden verfolgt und trennten sich unterwegs. Die beiden eben Erwähnten sind hier, Ren wurde zum Tode verurteilt."

"Und wir unternehmen nichts?" Zitternd, aber entschlossen ging Shin nach vorn, so dass er ziemlich genau in der Mitte des Kreises stand und Saga direkt ansah. "Ihr kennt doch sicherlich alle den Spruch 'Einer für alle, alle für einen!' ", wandte er sich an die anderen. "Wir müssen ihn da rausholen, wir müssen zurück, sonst kommen wir zu spät!"

"Das ist leider nicht so einfach, Shin. Der Kodex ist uns im Weg, und jeder einzelne von uns hat auf diesen geschworen. Eine Regel besagt, dass derjenige, der zurück bleibt auch zurückgelassen wird", erklärte Tora ruhig. "Der Kodex ist unantastbar und keiner von uns darf sich ihm widersetzen."

"Aber wenn der Rat beschließt, ihn nicht zu befolgen, was dann? Ein Menschenleben ist eine wichtige Entscheidung!" So schnell wollte Shin nicht aufgeben, immerhin war Ren sein Freund. Die pure Verzweiflung schien ihn zerfressen zu wollen und Tränen brannten in seinen Augen.

"Der Rat ist ihm auch unterstellt", bemerkte Tora. "Selbst wenn sie mehrheitlich eigentlich für eine Rettungsaktion stimmen würden, wäre es einerseits Hochverrat und würde andererseits nichts ändern."

"Habt ihr eigentlich kein Gewissen? Ren gehört zu uns, er hat mit uns für uns gekämpft, und wir lassen ihn wegen einem bescheuerten Kodex im Stich? Ich weiß nicht, das wievielte Mal ihr so etwas miterlebt, aber ich kann, will und werde diese Entscheidung weder gutheißen noch einfach so hinnehmen! Wir sind eine große Familie und in einer Familie hält man zusammen! Ihr macht euch ein schönes Leben während Ren stirbt! Ich zähle mich jetzt nicht dazu, weil ich unter diesen Vorraussetzungen nicht auf diesen Kodex schwören werde, und wenn das heißt, dass ich gehen muss, gehe ich!"

"Shin hat recht." Entschlossen stellte Nao sich neben ihn. "Und sollte der Kodex in diesem Punkt nicht überarbeitet werden, werde auch ich das Schiff verlassen."

"Ich bitte euch, wir können doch so etwas nicht gutheißen!", sprach Shin wieder alle an. Er zitterte immer stärker und lange würde er der Belastung nicht mehr allein standhalten können. "Wenn wir gemeinsam für eine Änderung eintreten, können wir diese auch erreichen!" Flehend sah er die anderen an während warme Verzweiflungstränen über seine Wangen liefen. Seine Beine drohten nachzugeben, doch bevor er zu Boden sinken konnte, schloss Saga ihn von hinten in seine Arme und drückte ihn fest genug an sich, damit er den Halt nicht verlor.

"Auch ich stimme dir zu, und sollten sich genug Crewmitglieder finden, die der gleichen Ansicht sind, werde ich diesen Punkt bei der Versammlung übermorgen ansprechen, aber für Ren ist es vermutlich jetzt schon zu spät. Die Urteile, die die Piraterie betreffen, werden meistens sofort vollzogen."

Kurz drehte er Shin zu sich um und stützte den kraftlosen Körper weiterhin. "Shin", flüsterte er dem Jüngeren zu und streichelte ihn beruhigend, "du kannst Rens Geschichte nicht mehr ändern, aber du hast für die Zukunft etwas bewirkt. Und auch, wenn das eigentlich eine kleine Meuterei ist, bin ich stolz auf dich. Ich weiß, dass das kein großer Trost für den Verlust eines Freundes ist, aber da gibt es auch nichts, was ich sagen könnte. Bedenke nur, dass das Leben einfach so ist. Menschen kommen und gehen, aber Freunde bleiben immer in deiner Erinnerung."

Schwach nickte Shin. Dass er weinte, war ihm egal. Ebenso war ihm egal, dass Saga nicht wusste, wie er ihn trösten sollte. Seine Anwesenheit an sich war für Shin schon der bestmögliche Trost. Zitternd krallte er sich in Sagas Shirt und ließ einfach sämtliche Trauer, Verzweiflung und Wut heraus. Immerhin würde er so schnell keine bessere Begründung für einen Nervenzusammenbruch bekommen.

Saga wusste nicht, was er tun sollte, immerhin hatte er, bevor Shin dazugekommen war, nie jemanden trösten müssen. Beruhigend strich er dem Jüngeren über den Rücken und drückte ihn enger an sich. Er hatte geahnt, dass Shin damit nicht klarkommen würde, aber dass die Reaktion so heftig ausfallen würde...

Leise redete er auf Shin ein, um den anderen zu beruhigen. Es schien keinen Unterschied zu machen, was er sagte, also erzählte er einfach irgendetwas, das eigentlich nicht wirklich zum Thema passte. Seine Stimme schien das Tröstendste zu sein, und nach und nach beruhigte der Kleinere sich wirklich.

Um sie herum entbrannten heftige Diskussionen während Nao sie einfach lächelnd beobachtete. Es war doch verblüffend, wie sehr tragische Ereignisse zusammenschweißen konnten.

"Denkst du, die beiden schaffen es, zusammen zu kommen?", fragte Tora, der sich leise zu ihm gesellt hatte.

"Definitiv. Sie kommen sich immer näher, und Saga will Shin für sich allein. Shin wird auf jeden Fall an Bord bleiben", antwortete Nao ruhig. "Ausnahmsweise will ich einmal versuchen, Saga zu vertrauen. Und seinen Gefühlen für Shin."
 


 


 

nächster Upload: 10.06.2011

Kakskümmend

Das nächste Kapitel liegt bereit. Die Woche war zwar extrem arbeitsreich, aber dafür die letzte Schulwoche, in der es um Noten ging.

Aioras Frage hatte ich ihr schon per Pinnwand beantwortet, aber in einem der früheren Kapitel (ich war zu faul, nachzugucken, in welchem), erfährt man etwas über Ren und Zero, aber dazu gibt es jetzt ja auch dieses Kapitel.

Ich verweise auf das kurze Nachwort, weil ich nachher auch zur Schule muss. >_>
 

_________________________________________________________________________________
 

Schweigend stand Shin an der Reling und sah in den Nachthimmel. Er fror, aber er konnte einfach nicht einschlafen, und wach im Bett liegen war auch keine Ideallösung. Es schmerzte, zu wissen, dass er so viele Menschen gerettet hatte, aber einen nicht retten konnte. Und selbst wenn er etwas Wichtiges für die Zukunft in Bewegung gesetzt hatte, Ren würde nicht zurückkommen.

Das einzig Positive an der Situation war, wie sehr Saga sich im Moment um ihn sorgte. Er wurde nicht allein gelassen, eigentlich war der Ältere permanent an seiner Seite. Nur jetzt hatte er sich davon geschlichen, und das war auch nur gelungen, weil der andere schlief.

Zitternd schlang er seine Arme um seinen Oberkörper und versuchte, sich warm zu halten.

"Du kannst auch nicht schlafen?"

Erschrocken drehte er sich um und sah Zero an. "Nein. Heute ist einfach zu viel passiert."

"Ich weiß." Ruhig legte der Schwarzhaarige ihm eine Wolldecke um die Schultern. "Du standest ihm auch nahe. Er hat dich geliebt wie einen kleinen Bruder."

"Und dich hat er mehr geliebt als alles andere auf der Welt", erwiderte Shin leise.

"Er war ein umwerfender Mensch, hübsch, klug und durch und durch gut. Ich liebe ihn, aber mir ist klar, dass ich nach vorn sehen muss. Dasselbe solltest du tun. Du hast Saga an deiner Seite, ich habe niemanden."

"Nein. Zero, wir müssen jetzt beide stark sein. Warum sollten wir uns nicht gegenseitig helfen können? Ich bin für dich da, wenn du einfach reden oder nicht allein sein willst."

Sanft strich der Ältere ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Ich werde sicherlich darauf zurückkommen. Nur bleibt abzuwarten, wie der Captain darauf reagieren wird. Ich weiß, dass Ren", er schluckte, "sich für euch ein glückliches Ende gewünscht hat. Gefährde eure Beziehung, egal, welcher Natur sie ist, nicht. Er würde es nicht wollen."

Shin sah zu Boden, um die Tränen in seinen Augen zu verbergen. Es war einfach nicht sein Tag. Alles hatte am Morgen so gut begonnen, und dann? Warum stellte dieses blöde Leben ihn nur immer wieder vor Mauern, von denen eine unüberwindlicher schien als die andere? Weil es das Leben war, und manchmal war es schwer, egal, wer man war, welchem Volk man angehörte oder etwas Derartigem.

"Ich gebe mein Bestes", antwortete er mit zitternder Stimme.

"Übrigens wäre er stolz auf dich, wüsste er, was du versucht hast, für ihn zu bewirken. Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber unsere Entscheidung war einstimmig. Der Kodex soll geändert werden."

Der Braunhaarige nickte traurig. "Wenigstens etwas."

"Du sollst unsere Meinung bei der Versammlung vertreten", bemerkte Zero nebenbei.

"Was?" Geschockt sah Shin den Älteren an.

"Du hast mit deiner kleinen Rede alle auf deine Seite gezogen. Wenn jemand die anderen überzeugen kann, dann du, also haben wir beschlossen, dich als unseren Vertreter zu schicken."

"Aha." Unsicher sah er wieder in den Himmel. Er hatte noch nie irgendwen vertreten, und er kannte niemanden aus den anderen Besatzungen. Das ganze als Referat anzusehen, war auch nicht unbedingt eine gute Idee, vor Referaten war er schon in der Schule vor Aufregung fast zusammen gebrochen.

"Keine Angst. Du glaubst doch nicht, dass Saga dich allein lässt. Selbst wenn er einmal keine Zeit hat, irgendwer wird immer bei dir sein."

"Trotzdem... Ich kann niemanden vertreten, ich hab das noch nie gemacht und sowieso..."

"Du hast heute deine Meinung vertreten, du musst das Gleiche nur noch einmal tun. Wir alle glauben an dich, du schaffst das."

"Wundervoll, dass wenigstens jemand an mich glaubt", seufzte er.

"Du solltest wieder ins Bett gehen. Saga könnte sich Sorgen um dich machen, wenn er aufwacht und du nicht da bist."

"Ich kann aber nicht einschlafen, und wach liegen will ich auch nicht."

"Dann kuschele mit Saga. Wenn du dich erkältest, kannst du nicht mit zum Shoppen."

Unsicher sah er den Schwarzhaarigen an. "Wenn du meinst... Dann geh ich mal schlafen."

Seufzend gab er Zero die Wolldecke zurück und ging wieder zu Saga.
 

Leise schloss er die Tür hinter sich, drehte sich um... und sah Saga aufrecht im Bett sitzen. "Wo warst du?"

"An Deck. Ich konnte nicht einschlafen."

Sanft lächelnd winkte er den Jüngeren zu sich. "Kann passieren. Komm trotzdem wieder ins Bett."

Schnell zog er sich bis auf die Unterwäsche aus und kroch unter die Bettdecke. Nachdenklich sah er in die Dunkelheit. Er war frei und doch gefangen in seinem eigenen Leben. Gäbe es doch nur eine Neustarttaste... Aber es war kein Spiel, das man nach Belieben abspeichern, neu starten und vor- oder zurückspulen konnte. Außerdem fehlte die Hintergrundmusik und die Cheats. Und das Märchenende.

Warum konnte das alles nicht einfach perfekt und harmonisch sein, so, dass man einfach nur noch genießen konnte?

"Das Leben ist eine Kerze. Irgendwann erlischt ihr Licht, aber wann es geschieht und warum, kann niemand von vornherein sagen. Das Ende können wir nicht verhindern", meinte Saga leise. "Jede Kerze ist irgendwann abgebrannt und man kann sie durch keine andere ersetzen. Was wir als Zurückbleibende tun können, ist, dieses Licht im Herzen und in den Erinnerungen zu behalten und ihm zu gedenken."

"Wie poetisch", flüsterte Shin mit Tränen in den Augen. Er spürte, wie der andere nach seiner Hand griff und diese leicht drückte. "In den letzten Tagen ist viel passiert, und es tut mir leid, dass du das alles miterleben musstest. Du hast so viel Stärke bewiesen, dass ich mittlerweile davon überzeugt bin, dass du alles schaffen kannst, wenn du willst."

"Lass uns nicht darüber reden. Bitte. Das Ganze ist noch zu aktuell für mich." Zitternd schloss er die Augen. Wieder zogen Tränen eine feuchte Spur über seine Wangen. Vor nicht einmal zwei Wochen war sein Leben noch langweilig ruhig gewesen und jetzt war er kriminell und fühlte sich wie eine Hure. Vielleicht war er ja genau das, obwohl er es nicht wollte. Und er litt unter dieser stabilen Oberfläche.

"Shin, hör auf zu weinen", bat der andere ihn leise.

"Ich kann nicht", flüsterte er zurück.

"Was muss ich tun? Ich werde alles versuchen." Stumme Verzweiflung schwang in Sagas Stimme mit.

"Du kannst nichts tun, das ist etwas, was ich mit mir selbst ausmachen muss."

Schweigend schloss Saga ihn in die Arme. "Wenn du mit mir redest, kann ich dir vielleicht helfen. Ich möchte, dass es dir gut geht."

Shin seufzte leise. "ich weiß, dass du keine Ruhe geben wirst, bevor du nicht die Situation einschätzen kannst, aber wir sollten schlafen."

"Jetzt erzähl schon. Du musst die Last loswerden und ich kann auch auf Schlaf verzichten. Also?"

Wieder seufzte Shin und ließ sich die Tränen von der Wange wischen. "Als Tora mich an Bord gebracht hat, hatte ich einfach nur Angst. Ich wusste nicht, was mich erwartete, und die Seefahrt war noch nie mein Lieblingsthema gewesen. Piraten kannte ich nur aus dem Fernsehen, und da waren sie nicht gerade positiv dargestellt, als Räuber, Entführer und Mörder.

Nach dem Ablegen habe ich mich zwar immer noch furchtbar gefühlt, aber neben der Angst war plötzlich auch noch Spannung da. Und Nao hat sich gleich um mich gekümmert, das hat es besser gemacht.

Und dann", er atmete tief durch, "die Vergewaltigung. Du weißt nicht, wie eklig ich mich gefühlt habe. Er hat mich gedemütigt, ich war einfach nur in Panik. An Details kann und will ich mich gar nicht erinnern, es ist schlimm genug, zu wissen, dass mir so etwas passiert ist. Ich dachte immer, als Mann wäre man eigentlich relativ sicher, und dann das. Ich verstehe einfach nicht, warum er ausgerechnet mich ausgesucht hat. Warum hat das Schicksal mir das angetan? Ich verstehe es einfach nicht. Ich vermeide es eigentlich auch, darüber nachzudenken, dafür sind die Schmerzen noch zu groß. Auch wenn ich körperlich völlig in Ordnung bin, ich glaube nicht, dass ich es irgendwann vergessen kann. Es ist so schwer, nach außen normal zu wirken, aber ich gebe mein Bestes. Und auf Madeira wäre es mir fast nochmal passiert, ich hatte einfach nur Angst und bin gelaufen, und ich weiß nicht, wie, aber ich bin weggekommen. Die Vergewaltigung war mehr als genug, ich will das nicht noch einmal erleben. Ich habe mich so wehrlos gefühlt, schwach und so verletzlich. Ich war so froh, als endlich alles vorbei war, und als du da warst und mich weggebracht hast, war ich einfach nur noch erleichtert." Zitternd legte er seinen Kopf an Sagas Schulter.

Sanft ließ dieser seine Hände über den anderen Körper streichen. Wie zerbrechlich Menschen doch waren, sowohl physisch als auch psychisch. Und wie zerbrechlich Shin war, und trotzdem ließ er sich nicht unterkriegen. Akito hatte ihn zwar gedemütigt und schwer verletzt, aber nicht gebrochen.

"Bis gestern war dann alles in Ordnung, und plötzlich benahmen sich alle so komisch. Du hattest mich weggeschickt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, ich habe aus Verzweiflung überlegt, anschaffen zu gehen. Ich wollte bei euch bleiben. Und als ich dann die Soldaten belauscht hatte... Ich habe einen neuen Sprintrekord hingelegt, glaube ich. Ich konnte einfach keinen Massenmord verantworten, alles, was geschehen war, hin oder her. Ich bin noch nie in meinem Leben so schnell gerannt, ich hatte einfach nur Angst, zu spät zu kommen.

Über Nacht hatte ich mich dann beruhigt und erholt, und dann heute die Nachricht von Rens Tod... Das hat mich total aus der Bahn geworfen. Ich habe jetzt nicht besonders viel Zeit mit ihm verbracht, aber ich mochte ihn auf Anhieb. Irgendetwas fehlt hier an Bord, und keiner kann es ersetzen. Ren fehlt, und ich will, dass er zurückkommt, aber das wird nie passieren."

Schweigend sah Saga ihn an. Man musste kein Genie sein, um zu wissen, dass ihn noch etwas bedrückte, aber er wollte nicht weiter nachfragen.

"Shin", murmelte er nach einer Weile nah am Ohr des Jüngeren. "Ich möchte, dass du mit mir über so etwas redest. Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst, und du kannst mir vertrauen. Oder hast du neuerdings Angst vor mir?"

Leicht schüttelte der Jüngere den Kopf. "Ich rede nicht gern über bestimmte Dinge, auch nicht mit Nao, aber er errät so viel. Und dann reimt er sich das Richtige zusammen und irgendwann fange ich von allein an zu erzählen, auch wenn ich das eigentlich gar nicht will."

"Ja", Saga lächelte, "Nao ist, was das betrifft, einzigartig. Teilweise steht er einfach nur da und man berichtet ihm von den ganzen Sorgen. Aber ich möchte gern für dich da sein, dir zuhören und bei dir sein, wenn du das möchtest."

"Und was willst du gegen Einschlafprobleme unternehmen?", fragte Shin tapfer lächelnd nach.

"Das kommt ganz darauf an, was die Ursache ist. Liegt es einfach nur daran, dass du nicht müde bist, joggen wir drei Runden ums Schiff. Jetzt glaube ich aber eher, dass dein Verstand noch viel zu viel arbeitet oder du Trost suchst. Entspann dich, so gut es geht, und versuch, einfach nicht darüber nachzudenken. Wichtig ist nur, dass du es verarbeitest und nicht verdrängst." Leicht streichelte er Shins Seite und küsste ihn auf die Stirn. "Ich kann nicht mehr tun, als dir zuzuhören und dich zu halten."

"Und den Rest muss ich mit mir allein ausmachen, womit wir am Anfang des Gesprächs wären." Seufzend schloss Shin die Augen und drückte sich etwas an den Kapitän. "Saga, was muss ich als Vertreter dieser Crew eigentlich bei der Versammlung machen? Zero meinte, sie hätten mich gewählt."

"Haben sie? Ich denke, wegen deiner eindrucksvollen Rede. Du bekommst einen Zettel mit Punkten, die du ansprechen sollst, und das findet an einem Tisch statt, wo jeweils Kapitän, erster Offizier und Vertreter anwesend sind. Die Punkte der anderen notierst du und sprichst hier mit der kompletten Crew darüber. Das ist der Plan für den ersten Tag. Am zweiten Tag setzen wir uns wieder zusammen und besprechen die Ergebnisse, da werden dann auch eventuelle Änderungen vorgenommen. Am dritten Tag frühstücken wir nur alle zusammen, bleiben noch vielleicht ein bisschen im Hafen, machen den neuen Termin aus und segeln dann unserer Wege. Aber du musst keine Angst haben, ich lasse dich während der Verhandlungen nicht im Stich."

"Ach so." Gähnend lehnte er sich an den Größeren. "Wegen morgen... Wer finanziert die Shopping-Tour? Und findet die noch morgen Abend oder erst übermorgen statt?"

"Du meinst heute Abend oder eher Nachmittag. Wir haben genug Geld, also mach dir keine Sorgen. Du bist müde, schlaf jetzt."

"Mir soll nicht immer jeder sagen, wann ich schlafen soll", murrte er leise.

Saga antwortete nicht. Stattdessen lächelte er vor sich hin und wartete, bis Shin eingeschlafen war, bevor er selbst die Augen wieder schloss.
 

Wieder war Saga vor Shin wach und sah den Jüngeren an. Er schlief unruhiger als in der vorigen Nacht, allgemein wirkte er angespannter.

Das kleine Kätzchen lag neben ihm. Es wundert ihn, wie sehr ihm der Gedanke gefiel, jeden Morgen mit dem Kleineren im Arm aufzuwachen. Er musste nur noch sein Kätzchen von der Idee überzeugen, aber so schwierig konnte das nicht werden.

Zart strich er über die weiche Haut. Die zweite Nacht, in der Shin halbnackt mit ihm in seinem Bett lag und trotzdem nichts passiert. Wobei 'nichts passiert' ja auch nicht ganz richtig war. Sie hatten viel gesprochen, besonders in der Nacht, und langsam wurde die Bindung immer stärker.

Er liebte den Kleineren. Dieses plötzliche Selbsteingeständnis zauberte ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht, aber es war die Wahrheit.
 

Müde rieb Shin sich über die Augen, bevor er sich umsah. Draußen war es hell, die Sonne schien und nur ein leiser Wind war zu hören.

Einen Moment blieb er noch liegen, um wach zu werden. Ein leises Rascheln von Papier erschreckte ihn. Neben ihm lag ein Zettel. Schon wieder.

Seufzend faltete er diesen auseinander.
 

Ohayou, Shin.

Ich hoffe, du hast gut und lange genug geschlafen. Mach dich fertig für die Shopping-Tour heute Abend und frühstücke bitte, Shou hat zwar frei, aber ein Brot schmieren kannst du bestimmt. Und wenn nicht haben wir genug Kekse. Übrigens hast du wieder nicht im Schlaf gesprochen.

Saga
 

Aha. Wie nett. Er war ungeschickt und brachte sich selbst ständig in Schwierigkeiten, aber er war kein Pflegefall.

Schnell stand er auf und ging zum Kleiderschrank, nahm sich passende Sachen heraus und zog sich an. Sagas Kleidung war ihm zwar etwas zu groß, saß sonst aber ziemlich gut.

Als er aus dem Raum trat, blinzelte er gegen das grelle Sonnenlicht an. Wohlig seufzend streckte er sich.

"Guten Morgen, Shin", grüßte Nao ihn fröhlich. "Freust du dich schon aufs Shoppen?"

"Morgen, Nao. Ja, schon. Dann habe ich endlich meine eigenen Sachen. Wer kommt jetzt eigentlich mit?"

"Wir beide, Shou, Pon, Ayame, Hikaru, Jin, IV, Ko-ki, und ich glaube, Miyavi wollte auch noch mitkommen. Und dann halt derjenige, den Saga als Aufsichtsperson auserwählt hat. Ich denke mal Tora, Gackt, Reita oder Kamijo."

"Wer zur Hölle ist Miyavi? Ich dachte, ich kenne hier mittlerweile jeden." Verwundert sah Shin den Arzt an.

"Man sieht ihn tagsüber nicht oft, aber wenn du ihn siehst, erkennst du ihn ganz leicht. Viele Tattoos, gepierct, bunt und laut gleich Miyavi."

"Na dann."

Lächelnd packte Nao ihn am Arm und zog ihn mit sich in die Küche. "Ich soll dafür sorgen, dass es dir nachher gut geht."

"Sagt Saga?", wollte Shin skeptisch wissen, dabei war die Antwort klar. Wer sonst würde so einen Befehl geben? Außerdem hatte Saga ihm das ja auch schon in der Nachricht zukommen lassen.

"Ja. Aber du musst fit sein, da hat er schon recht, und dafür hätte ich so oder so gesorgt."

Shin lächelte ihn beruhigend an. "Mir geht's prima. Warum machen sich alle Sorgen um mich? Das ist absolut unnötig." Danach sah er sich suchend in der Kombüse um. Kekse, Brot, Obst und Gemüse standen als Frühstück zur Auswahl. Letztendlich entschied er sich für Kekse.

Nao lachte leise. "Du solltest wirklich gesünder essen."

"Und du solltest mich nicht immer mobben, ich habe das blöde Gefühl, dass Saga dir das sehr übel nehmen könnte."

"Er würde es mir sehr übel nehmen, ganz sicher, aber manchmal muss man solche Kleinigkeiten erwähnen. Und letztendlich versuche ich nur, dafür zu sorgen, dass es dir gut geht, und das liegt vollkommen in seinem Interesse."

Schweigend beobachtete Nao ihn beim Keks-und-Kakao-Frühstück, bis ihm scheinbar etwas Wichtiges einfiel. "Es könnte sein, dass Kazuki bei dir auftaucht und dich um einen kleinen Gefallen bittet. Egal, was er sagt und wie lange er bettelt, du musst 'nein' sagen."

Einen Moment hielt Shin inne. "Warum?"

"Ich habe das Gefühl, du wirst es bereuen, wenn du zustimmst."

Ohne eine Antwort zu geben frühstückte Shin weiter. Aber wenn Nao so etwas riet, hatte Kazuki bestimmt nichts Gutes vor. Er beschloss, einfach abzuwarten und den Rest auf sich zukommen zu lassen. Und vielleicht übertrieb Nao ja einfach, selbst wenn es um Sex ging, Kazuki war eigentlich nicht schlimm. Zwar etwas seltsam und grob, aber erträglich. Und alles andere konnte nicht so dramatisch sein, dass Nao ihn vorwarnte.

"Bist du schon aufgeregt?", fragte der Arzt plötzlich in die Stille.

"Weswegen?"

"Der Versammlung, oder allgemein dem Treffen."

"Ach das." Nervös sah er auf seine Hände. "Schon. Ziemlich. Ich bin gespannt, wie sie auf mich reagieren. Was, wenn sie mich nicht mögen? Wenn sie mich für zu jung und unerfahren halten?"

"Sie können zwar ihre Meinung sagen, aber wenn Saga beschließt, dass du bleibst, können sie nichts tun. Und warum sollten sie dich nicht mögen? Du hast viel für uns alle getan, und auch sie müssen einsehen, dass die Dark Rose ohne dich auf dem Meeresgrund liegen würde. Und auch, wenn man davon absieht, ich wüsste nicht, weshalb sie dich nicht mögen sollten."

Still fixierte Shin den Boden. Nichts konnte dieses unwohle Gefühl vertreiben. Egal, wie Saga entschieden hatte, wenn seine beiden Cousins Druck auf ihn ausüben würden, würde er früher oder später nachgeben. Und wenn sie sagten, Shin wäre zu unerfahren, hatten sie recht.

Shin schloss die Augen. Was konnte er schon tun? Am Besten versuchte er, Saga zu vertrauen. E selbst konnte sich eh nur so nützlich wie möglich machen. Obwohl... Hier schien niemand außer Shou wirklich zu arbeiten.

"Morgen, Shin. Ich liebe dich, Nao." Besitzergreifend zog Kazuki Nao an sich.

"Ja, ja, ich dich auch", lachte dieser und stahl dem Größeren einen Kuss.

"Shin-chan, tust du mir einen Gefallen?", fragte Kazuki mit einem unschuldigen Lächeln.

"Morgen und nein, warum sollte ich, wenn ich noch nicht mal weiß, worum es geht?" Und wenn Nao dringend davon abriet.

"Weil ich dich ganz lieb darum bitte?" Mit Dackelblick sah der Ältere ihn an.

"Nein."

"Nao!", jaulte Tora draußen. Genervt rollte der Geforderte mit den Augen. "Ich muss mich um eine verletzte Raubkatze kümmern. Bleib tapfer, Shin." Zügig verließ der Arzt den Raum.

"Shin, bitte!", bettelte Kazuki sofort weiter.

"Was willst du?", seufzte Shin. "Und das war noch keine Zusage."

"Einen willigen Liebhaber, der mich einmal etwas ausprobieren lässt."

Verwundert wanderte eine Augenbraue nach oben. "Du hast doch Nao, wofür brauchst du mich dann?"

"Nao will nicht. Er meinte, ich soll mir jemand anderen suchen. Bitte, Kätzchen."

"Nein."

"Bitte. Du hast doch schon mal überlebt."

"Nein. N. E. I. N." Schnell verließ Shin den Raum und lief über das Deck. Er hörte, dass Kazuki ihm folgte.

"Bitte, Shin. Ich komm auch mit zum Shoppen und trage deine gesamten Einkaufstüten."

"Nein."

"Bitte."

"Nein."

"Bitte."

"Sicher."

"Wirklich?"

"Nein."

Fest packte Kazuki ihn am Arm und zwang ihn so, stehenzubleiben. "Bitte, Shin, nur ein einziges Mal, heute Abend nach der Shopping-Tour. Tu mir nur einmal diesen Gefallen."

Genervt seufzte Shin. Abgesehen von Naos Warnung, was sprach dagegen? Außerdem könnte ein Taschenträger doch ganz nützlich sein.

"Na gut. Du kommst mit zum Shoppen und trägst meine Taschen. Danach kannst du herumexperimentieren, wie du möchtest."

Leise jubelnd küsste Kazuki ihn auf die Wange. "Wir sehen uns dann vor dem Start des Einkaufsbummels." Und weg war er.

Warum nur hatte Shin das Gefühl, einen großen Fehler gemacht zu haben? Ach ja. Er hatte Naos Rat nicht befolgt. Und Kazuki war so fröhlich. Seufzend ließ er sich auf dem Boden nieder, legte sich flach hin und genoss die Sonnenstrahlen auf seiner Haut. Eigentlich wäre Ren in so einem Moment zu ihm gekommen und sie hätten über Gott und die Welt gesprochen. Schade, dass das nie wieder möglich sein würde. Ren war verurteilt, wenn er nicht schon in ewigem Frieden ruhte.

Shin war davon überzeugt, dass sie sich wiedersehen würden. Immerhin gab es nur ein Reich der Toten und nicht Himmel und Hölle. Irgendwann.

Und vorher... Vorher wollte er seinen Bruder wiedersehen, wenn es denn möglich war. Seine Schwester hatte bestimmt schon eine eigene Familie, seine Mutter hielt es schon lange mit seinem Vater aus und sie würde sich auch nicht von ihm trennen, aber sein Bruder.... Er war gerade mit der Schule fertig, wenn er nie eine Klasse wiederholt hatte. Und er sollte dann bestimmt den Platz einnehmen, der ursprünglich für Shin bestimmt gewesen war.

Shin schluckte. Was, wenn sein Bruder daran zerbrach? Er hatte sich vor der Verantwortung gedrückt, indem er abgehauen war. Die wohl feigeste Methode, die möglich war. Er war immer schon so gewesen.

Was er auch tun würde, er würde nicht zu seiner Familie gehen. Wie sehr er es sich auch wünschte, er hatte nicht den Mut, sich seinem Vater nach diesen ganzen Jahren gegenüber zu stellen. Genauso wenig seiner Mutter. Er war von einem Tag auf den anderen ohne wirkliche Begründung gegangen.

Vorsichtig strich jemand über seinen Arm. "Shin? Alles in Ordnung?"

Zögernd schlug er die Augen auf und sah Shou neben sich sitzen. Er setzte sich langsam auf und zog seine Beine an. "Nicht wirklich, aber es ging mir schon schlechter."

"Willst du reden?", sprach der Koch ruhig weiter.

"Reden bringt nichts. Und machen kann ich nichts."

Ruhig legte Shou ihm einen Arm um die Schultern. Shin schloss die Augen und legte seinen Kopf auf Shous Schulter. Eigentlich sollte er zu Saga, immerhin hatte der Kapitän ihn ausdrücklich darum gebeten, aber warum sollte er nicht auch einmal Ruhe, Trost und Zuflucht bei einem anderen finden? Manchmal brauchte er Halt und Saga hatte einfach sehr viel zu tun, er hatte die Verantwortung für die gesamte Crew. Shin wollte ihn nicht von der Arbeit abhalten, dazu hatte er gar nicht das Recht. Er wollte niemandem zur Last fallen, er musste lernen, allein fertig zu werden.

Leicht atmete er ein und aus. "Shou?", murmelte er nach einer Weile.

"Ja?"

"Du riechst nach Sex."

Leise lachte der Ältere. "Das liegt daran, dass ich heute Morgen Sex hatte."

"Verrätst du mir, mit wem?" Er war nun mal neugierig, und die Frage war draußen, bevor er sich beherrschen konnte.

"Mit Hiroto", antwortete der Ältere ruhig.

"Ach so." Zufrieden kuschelte er sich an den anderen.
 

"Die Pirate's Dream und die Black Shadow sind voraus in Sicht!" Laut durchschnitt Toras Stimme die Luft und riss Saga aus seinen Gedanken.

"Sorgt dafür, dass sie uns bemerken. Dann wenden wir uns dem Hafen zum Anlegen zu."

"Saga, sie haben uns schon bemerkt, sie haben den Ausguck besetzt, um zu gucken, wann wir ankommen."

"Meinetwegen. Dann legen wir an." Schulterzuckend sah er über das Deck und entdeckte Shou und Shin. Was war da los? Und warum kümmerte Shou sich um Shin? Saga seufzte. Wahrscheinlich sollte er mehr auf Shin achten und sich dann um ihn kümmern. Von sich aus würde der Kleinere wohl nie zu ihm kommen und um Hilfe bitten.

Langsam ging er zu den beiden. "Kätzchen, was ist los?", fragte er leise, nachdem er sich an Shins andere Seite gesetzt hatte.

Shou sah ihn nur verwirrt an während Shin den Kopf hob.

"Nichts." Ruhig setzte er sich wieder richtig hin und legte die Stirn auf seine Knie. "Ich schlafe heute Nacht woanders", bemerkte er leise nebenbei.

"Aber deswegen geht's dir nicht so schlecht."

"Mir geht's nicht schlecht."

"Nein, gar nicht. Hast du schon vergessen, was ich dir gesagt habe?"

Shin seufzte und hob den Kopf, um Saga anzusehen. "Nein, habe ich nicht, aber ich möchte nicht hier und jetzt darüber reden."

"Dann erzählst du's mir später? Spätestens morgen nach der Versammlung?"

Shin nickte leicht und zwang sich zu einem Lächeln. Wahrscheinlich würde er eine Möglichkeit finden, Saga von dem Thema wegzubekommen. Im Zweifel lief diese Übung eh wieder auf Sex hinaus, aber irgendwie gefiel ihm die Idee. Den Älteren einmal ein bisschen aus der Reserve zu locken. Wenn er selbst nach Kazukis Experimentierstunde noch dazu in der Lage war.

Schnell stand Saga auf und zog Shin und Shou hoch.

"Wir machen uns fertig zum Shoppen", meinte Shou und nahm Shin an die Hand.

"Macht das. Kazuki will Shins Tüten tragen", fragend sah er Shin dabei an, "und nehmt Reita mit. Einer muss ja aufpassen, dass euch nichts passiert, und dass ihr kein Geld für unnötiges Zeug ausgebt."

"In Ordnung", grinste Shou. "Er wird sehr begeistert sein."

Langsam ließ Shin sich von dem Koch mitziehen. Er wollte nicht weg von Saga, aber andererseits würde ihm der Abstand wohl sehr gut tun.
 

Seufzend ließ er sich neben Shou auf einen Stuhl drücken. Zumindest war die Gruppe schon vollständig. Es war vielleicht früher Nachmittag, zeitlich waren sie also früher als erwartet.

"Also", ergriff Reita das Wort, "Ich habe mehr als genug Geld mit, aber wichtig ist es, dass wir Shin mit Kleidung ausstatten, und ich denke, dass wir alle das einsehen. Oder besteht bei jemandem hier der Wunsch, sich mit dem Captain anzulegen?" Kollektives Kopfschütteln. Wer hatte schon Lust, von Bord geschmissen zu werden?

"Schön, wie einig wir uns sind. In den Geschäften könnt ihr euch frei bewegen, aber nicht hinausgehen, ich muss euch immerhin heil wieder an Bord verfrachten. Wer eine Rauchen geht, sagt mir Bescheid, wer auf Klo geht, ebenso. Und ihr gebt mir Bescheid, wenn ihr nach sowas wieder da seid. Das alles dient nur der Übersicht. Kazu, du kommst ja wegen Shin als Taschenträger mit... Behalt deine Griffel bei dir, solange wir in der Stadt sind, das gilt eigentlich für alle. Marokko ist kein sehr tolerantes Land. Wer nicht im Knast landen will, hält sich zurück. Noch Fragen?"

"Wirst du Saga wirklich alles erzählen?", fragte Hikaru mit einem unheimlichen Blitzen in den Augen nach.

"Alles, was nicht zu einer Shopping-Tour gehört. Denk nicht mal dran."
 

Skeptisch besah Shin sich im Spiegel. Diese Jeans saß wirklich eng, war aber überraschenderweise total bequem.

"Shin, nimm die mit. Steht dir wirklich gut." Nao musterte ihn prüfend.

"Meinst du, sie..."

"...würde Saga gefallen? Definitiv." Lachend hielt er Shin einen Klamottenberg hin und ließ sich auf einen Hocker fallen. "Die Hose kommt mit."

Seufzend nahm Shin den Textilberg entgegen. Wenigstens mussten sie nicht noch Unterwäsche kaufen gehen, das hatten sie schon hinter sich. Und Nao hatte sich rausgehalten und ihn einfach entscheiden lassen. Wie nett, er sollte es ja auch anziehen.

Als sie den Laden verließen, hatte Shin eigentlich schon bei Weitem genug Kleidung, aber die Tour war noch nicht beendet.

Scherzend und lärmend zogen sie von Geschäft zu Geschäft, bis überall Feierabend gemacht wurde. Kazuki war der einzige, der sich zurückhielt. Er trug nicht nur Shins sondern auch Naos Einkäufe und war ziemlich außer Atem.

"Shin, kommst du morgen mit frühstücken?", fragte IV plötzlich, kurz bevor sie das Schiff erreichten.

"Mal gucken. Wenn ich körperlich dazu im Stande bin, bestimmt."

Nao warf ihm einen besorgten Blick zu. "Du hast nicht auf mich gehört, oder?"

"Doch. Zuerst... Und dann war ich zu genervt."

Der Arzt seufzte theatralisch. "Ich halte mich dann morgen früh bereit."

"Ach komm schon, Nao", maulte Kazuki, "so schlimm bin ich nicht."

"Ich weiß aber, was du vorhast. Shin anscheinend nicht. Und ich bin überzeugt davon, dass er morgen einen Arzt brauchen wird."

"Du machst mir langsam Angst, Nao", merkte Shin an.

"Wir sehen morgen früh weiter. Kazuki, provozier Saga bitte nicht zu sehr. Ich will nicht, dass er dich von Bord schmeißt, erwürgt oder totprügelt." Schnell küsste er seinen Freund noch und verzog sich dann in sein Schlafzimmer. Die anderen hatten sich mittlerweile ebenfalls zurückgezogen.

Kazuki deutete Shin mit einem Nicken an, ihm zu folgen. Ruhig stellte er die Einkaufstüten ab, nahm Shins Hand und führte ihn in den Lagerraum. Vorsichtig rückte er ein Regal zur Seite, zog den Jüngeren mit sich in den Raum dahinter und schob das Regal wieder richtig hin. Schnell schaltete er die Lampen ein, die den Raum nur schwach beleuchteten.

In Shin tobten verschiedenste Gefühle, wenn er sich die Peitschen, Fesseln und anderen Dinge, von denen er gar nicht genau wissen wollte, was man mit ihnen machte, ansah. "Was zur...?", begann er seine Frage, ließ sie dann aber im Raum stehen.

"Das ist mein kleiner Spielplatz. Außer mir weiß nur noch Nao von seiner Existenz, und jetzt du." Zart küsste er Shins Hals. "Entspann dich und lass mich nur machen..."
 

_________________________________________________________________________________
 

Ein Hoch auf Saga! Hat er das nicht gut bemerkt? xD

Und was Kazuki mit Shin anstellt, werde ich nicht genau schildern, dazu fühle ich mich nicht in der Lage, aber im nächsten Kapitel kann man sich durch die Folgen eventuell einige Dinge denken.

Bis dahin!
 

nächster Upload: 17.06.2011

Dvidešimt viena

Gequält schlug Shin die Augen auf. Au.

Zögernd stand er auf, zog sich an und machte sich daran, das Regal zu verschieben, um zu Nao zu kommen. Warum hatte der Arzt mit seiner Einschätzung der Situation nur richtig gelegen? Shin war nur dankbar, das wenigstens sein Hintern halbwegs unbeschadet überlebt hatte. Langsam und vorsichtig bewegte er sich zur Krankenstation. Es war noch zu früh, als dass jemand ihn hätte sehen können, und das war auch gut so.

Nao saß an seinem Schreibtisch und las mal wieder.

"Nao?"

Der Angesprochen hob den Kopf und sah ihn an. "Hinsetzen, T-Shirt aus", befahl er dem Jüngeren lächelnd.

Vorsichtig befolgte dieser den Befehl. Sichtlich geschockt betrachtete Nao seinen Oberkörper. "Was hat er denn mit dir gemacht? Und warum hat er Kerzenwachs auf Wunden gestrichen?

"Um sie zu verschließen. Zu dem Zeitpunkt hat es noch geblutet."

Nao biss sich auf die Unterlippe. "Er weiß genau, dass er das nicht soll. Wir müssen das Wachs abbekommen."

"Das geht doch mit Wärme, oder?"

"Dafür ist es zu sehr mit dem getrockneten Blut vermischt. Die einzige Möglichkeit ist, die Verletzungen wieder aufzureißen."

"Nao..."

"Ja, das wird wehtun, und zwar gewaltig, aber nur so kann ich mir Zugang verschaffen, um die Stellen zu desinfizieren. Und bevor du fragst, auch das wird enorme Schmerzen verursachen."

Shin schluckte und wurde blass. Besonders eine ziemlich große Verletzung machte ihm Angst.

"Egal, was passiert, Shin, du musst tapfer bleiben. Ich fange mit den kleineren Wunden an. Wenn's nicht mehr auszuhalten ist, sagst du Bescheid."

Der Jüngere nickte. Was sollte er sonst tun?

Möglichst vorsichtig begann Nao, das Wachs abzulösen. Mehrmals verspannte Shin sich, verhielt sich aber ansonsten ruhig.

Langsam wagte Nao sich an die größeren Verletzungen, und je größere er von dem Kerzenwachs befreite, umso größere Schmerzen hatte Shin.
 

Ein schmerzerfülltes Wimmern ließ Saga innehalten. Das war definitiv nicht Tora. Langsam öffnete er die Tür. Was zur Hölle...?

"Shin! Was ist denn mit dir passiert?"

"Saga, gut, dass du da bist. Setz dich Shin gegenüber und hilf mir, ihn ruhig zu halten."

Ruhig gehorchte Saga. Shin war fertig, man sah ihm die Qualen nur zu deutlich an. Dankbar legte er seinen Kopf auf Sagas Schulter.

"Wer war das?", fragte der Kapitän scheinbar ruhig.

Shin zuckte zusammen, als der Arzt seine Arbeit wieder aufnahm. Beruhigend strich Saga ihm durch die Haare und sah auf die blutigen, neben dem Arzt liegenden Tücher.

"Kazuki", beantwortete dieser die Frage ruhig. Ihm war klar, dass dann der Übeltäter der nächste Behandlungsbedürftige sein würde, aber früher oder später wäre der Captain auch von allein darauf gekommen.

Als Nao endlich das letzte Stück Wachs abgezogen hatte, seufzte Shin erleichtert. Das Schlimmste war wohl vorüber.

"Kätzchen? Meinst du, du hältst den Rest auch ohne mich durch?"

"Wenn du endlich aufhörst, mich 'Kätzchen' zu nennen... Nein, ehrlich, ich schaffe das, aber ich will nicht, dass du gehst", flüsterte Shin.

"Ich muss aber noch etwas Wichtiges erledigen."

Seufzend setzte Shin sich wieder auf und ließ Saga wieder aufstehen.

"Nao, lass ihn nicht unnötig leiden", ermahnte dieser den Arzt noch, bevor er den Raum verließ.

Zielstrebig ging er von Bord und sah sich um. Kazuki stand mit ein paar anderen ziemlich nah am Hafenbecken. Schnell ging er auf den Brünetten zu, es war ihm völlig egal, wer dabei stand.

"Spinnst du?" Wütend warf er den Jüngeren auf den Boden. "Was hast du mit Shin angestellt, du verdammtes Arschloch?"

"Nichts, womit er nicht einverstanden war", antwortete Kazuki verblüfft.

Aufgebracht schlug Saga ihm ins Gesicht, danach einfach wahllos auf ihn ein. "Du kommst Shin nie wieder ohne meine Erlaubnis zu nah, ist das klar?", zischte er, als er sich für einen Moment ruhig verhielt.
 

"Tora", fragte Jin leise, "willst du Saga nicht langsam davon abhalten, Kazuki weiter zu misshandeln?"

"Er muss sich erstmal abreagieren", antwortete Tora ruhig. "Wenn ich mich jetzt schon einmische, wird er wahllos auf irgendjemanden losgehen. Außerdem bin ich überzeugt, dass Kazuki es verdient hat."

Seufzend setzte er sich hin und wartete ab. Was Kazuki wohl angestellt hatte, was Saga so sehr aufregte, dass er ihn vor der gesamten Crew zusammenschlug? Es dauerte nur eine Sekunde, bis Tora zumindest einen Teil der Antwort kannte. Es konnte nur mit Shin zu tun haben.

Immerhin war dieser nirgendwo zu sehen. Dementsprechend schlief er entweder noch, oder, was wahrscheinlicher war, er wurde verarztet, weil Kazuki irgendwelchen Mist gemacht hatte. So sehr einem Kazuki auch leid tun konnte, er hätte wissen müssen, dass man Saga mit einer Folteraktion mit Shin als Opfer aufregen würde. Er hatte selbst Schuld.

Saga tobte immer noch vor Wut, aber Tora sah ihm an, dass er langsam wieder ruhiger wurde.

"Tora, mach was! Saga schlägt ihn noch tot!", flehte Jin förmlich.

"Nein, er schlägt ihn nicht tot", versuchte Tora den aufgeregten Blonden zu beruhigen. "Ein paar Minuten lassen wir Saga noch, danach sollte er langsam wieder normal werden."

Nach diesen paar Minuten stand er auf und zog Saga von seinem Opfer weg. Kazuki war wirklich böse zugerichtet.

"Lass mich los!", knurrte Saga gereizt.

"Nein. Sieh ihn dir genau an, du hast genug auf ihn eingeschlagen."

"Nicht nach dem, was er Shin angetan hat!"

"Saga, entspann dich. Selbst wenn er es verdient hat, weil er Shin hat leiden lassen, du kannst dadurch Shins Schmerzen nicht mehr rückgängig machen."

Da war etwas Wahres dran. Saga schloss die Augen und atmete tief durch. Es hatte wirklich keinen Sinn, weiter auf Kazuki loszugehen.

"Tora, eine Frage", mischte sich ein anderer Brünetter ein. "Wer ist Shin?"

"Das, mein lieber Reno, wirst du noch früh genug erfahren. In der Kurzfassung, das kleine Kätzchen ist Saga sehr wichtig", antwortete der Angesprochene bedeutungsvoll lächelnd.

"Ach so ist das", warf ein Schwarzhaariger ein. "Unser Cousin ist verliebt."

"Halt die Klappe, Aoi", meinte Saga trocken.

"Ich hab aber recht."

"Und wenn schon." Genervt sah Saga ihn an.

"Dann musst du ihn uns unbedingt vorstellen", lachte Reno.

"Bei den Treffen wird er als Vertreter dabei sein. Das sind doch nur noch ein paar Stunden."
 

"So." Zufrieden fixierte Nao den Verband. "Das war's."

Zitternd strich Shin sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Wie lange muss ich den Verband und die Pflaster drauflassen?"

"Die Pflaster mach ich heute Abend ab. Den Verband wechsle ich dir morgens und abends, vielleicht können wir den morgen Abend schon abnehmen. Wie lange genau das aber dauern wird, weiß ich nicht. Zieh dich an und dann auf zur Besprechung. Übrigens hab ich noch deinen Spickzettel für dich."

Shin nickte leicht.

Die Tür ging auf und Jin, der Kazuki stützte, kam mit dem schwer atmenden Brünetten herein.

Nao schüttelte nur den Kopf. Er hatte seinen Freund noch gewarnt, Saga nicht zu sehr zu provozieren. Warum nahm niemand seine Ratschläge ernst? Ruhig gab er Shin den Zettel.

"Danke, dass du ihn hergebracht hast, Jin."

"Kazuki, wer war das?", fragte Shin mit großen Augen.

"Wer wohl? Saga", antwortete Jin für Kazuki. "Ich glaube, der Captain vermisst dich. Ich bringe dich zu ihm." Gelassen nahm er Shins Hand und zog den Braunhaarigen einfach mit.

"Aber Jin, ich verstehe das nicht."

"Musst du auch nicht."

Schweigend ließ Shin sich weiter mitziehen. Als er Saga sah, war er noch ein bisschen verwirrter. Saga und Tora standen da mit zwei anderen Männern, von denen einer noch recht jung zu sein schien. Verwirrt blieb Shin stehen und ignorierte Jin, der versuchte ihn weiterzuziehen. Warum hatte er große Lust, den Jüngeren der beiden Unbekannten, umzubringen?

"Shin?" Jin fuchtelte mit seiner Hand vor Shins Augen herum. "Aufwachen, Shin!"

"Was? Äh, ja, kein Problem, ich bin wach."

Jin schüttelte nur den Kopf. Shin gehörte zu der Sorte Mensch, die sich ziemlich seltsam verhielten, wenn sie verliebt waren.

"Saga, ich hab dir jemanden mitgebracht." Schnell ließ er Shin los und kuschelte sich an Tora.

"Kätzchen." Besorgt musterte Saga Shin. "Du bist ziemlich blass."

"Captain, nicht Kätzchen. Einfach Shin. Und mir geht's eigentlich gar nicht so schlecht."

"Bist du sicher, dass es dir gut genug geht?"

"Ja." Beruhigend lächelte er Saga an.

Einen Moment schien die Zeit stillzustehen und sie sahen sich nur an.

"In Ordnung, Kätzchen. Wenn du sagst, dass du fit genug bist, vertraue ich dir einfach mal." Leicht strich er Shin durch die Haare.

"Saga, willst du uns dein Kätzchen nicht vorstellen?", seufzte der Braunhaarige lächelnd.

Genervt sah Saga ihn an. "Wenn ihr eure Offiziere und Vertreter holt, gern."

Der Schwarzhaarige drehte sich um. "Tsukasa! Isshi!"

"Dass du deinen Leuten noch hinterher brüllen musst..." Der Braunhaarige schüttelte den Kopf. Einen Moment später zuckte er erschrocken zusammen, als sich ein anderer Brünetter von hinten an ihn schmiegte. "Stimmt, Captain, die Arbeit musst du bei uns nicht übernehmen."

"Ryouga, verdammt, erschreck mich nicht so! Wo ist Shinya?"

"Der vergnügt sich mit Toshiya, müsste aber gleich hier sein."

"Meine Leute ficken wenigstens nicht rum, wenn Termine angesetzt sind", mischte sich der Schwarzhaarige wieder ein. "Aber so weit wir vollzählig sind, können wir uns ja schon mal vorstellen. Ich denke jetzt einfach mal, dass, wenn ich mich nicht verhört habe", er lächelte Shin an, "du Shin bist. Ich bin Aoi, und das", er deutete auf zwei hinter ihm stehende Braunhaarige, "sind Tsukasa und Isshi." Skeptisch musterte Tsukasa ihn, während Isshi viel freundlicher wirkte und ihn offen anlächelte.

"Ich heiße Reno", stellte sich der große Braunhaarige, der von dem anderen noch immer im Arm gehalten wurde, sich vor.

"Und wie du vielleicht schon mitbekommen hast, heiße ich Ryouga." Sanft drückte er einen Kuss auf Renos Hals.

"Hab ich etwas verpasst?"

"Nein, Shinya. Das ist Shin. Übrigens, schöne neue Frisur." Reno.

"Ja. Wie heißt der Look? Durchgevögelt?", grinste Aoi.

Shinya schüttelte nur den Kopf. "Ihr seid wie kleine Kinder."

"Dann sind wir komplett?", warf Saga ein und legte leicht einen Arm um Shins Schultern.

"Dann wird's Zeit für die Besprechung."
 

Erschöpft legte Shin den Kopf in den Nacken. Geschlagene drei Stunden hatten sie mit diskutieren verbracht, den Rest des Tages hatte er mit den Abstimmungen des Tages verbracht. Mittlerweile war es dunkel geworden und er saß auf einer Liege im Krankenzimmer.

"Nao, warum hat Saga Kazuki zusammengeschlagen?", fragte er gähnend.

"Das fragst du nicht wirklich, oder?"

"Doch..."

Nao seufzte. "T-Shirt aus, wird Zeit, dich wieder zu verarzten. Und zu deiner Frage... Spätestens übermorgen gibt's dazu extra für dich eine ausführliche Lehrstunde zum Thema 'Sagas Verhalten'."

"Ist das wirklich so kompliziert?" Wieder gähnte Shin.

"Nein, das nicht, aber du bist müde."

Schweigend löste Nao mithilfe warmen Wassers die Pflaster.

"Shin?" Saga lehnte im Türrahmen und sah ihn fragend an. "Schläfst du heute bei mir oder bleibst du über Nacht hier?"

Fragend sah Angesprochener zu dem Arzt, der aber nur mit den Schultern zuckte. "Aus medizinischer Sicht spricht nichts dagegen, dass du bei ihm schläfst. Wenn du allerdings mit ihm schläfst, solltet ihr vorsichtig sein."

"Dann schlafe ich bei dir, Saga. Wenn dich das nicht stört."

Lächelnd sah Saga Nao dabei zu, wie dieser den Verband wechselte und vorsichtig Wundsalbe auf die größeren Verletzungen strich.

Langsam stand Shin auf, als Nao ihn fertig verbunden hatte. Seufzend zog er sich das T-Shirt wieder an. "Danke, Nao."

"Das ist mein Job, Kätzchen. Und jetzt husch ins Körbchen!"

"Nicht du auch noch", seufzte Shin dramatisch. "Ich bin keine Katze und auch kein Kätzchen!"

"Ja, ja." Lachend scheuchte Nao Shin und Saga aus dem Raum und schloss die Tür hinter ihnen.

Draußen sog Shin überrascht die kühle Nachtluft ein.

Behutsam legte Saga seine Arme um den zitternden Jüngeren. "Shin, hast du Schmerzen, wenn ich dich so berühre?"

"Nein. So extrem vorsichtig musst du nicht mit mir sein. Lass uns schlafen gehen, ich bin schrecklich müde."

Rücksichtsvoll führte er den Kleineren in sein Schlafzimmer. Schnell zog er sich auch und half dann dem Verletzten, was dieser nur zu gern zuließ.

Schweigend legten sie sich nebeneinander ins Bett. Shin hatte nur einen kleinen Nachteil. Er fand einfach keine komplett schmerzfreie Position. Unsicher kuschelte er sich an Sagas Rücken und schloss den Größeren in die Arme.

"Shin?"

"Ich kann so oder so nicht ohne Schmerzen schlafen. Ich weiß, normalerweise hältst du mich, aber ich finde das so auch nicht schlecht." Zögernd ließ er seine Hand über Sagas flachen Bauch streichen.

Der Ältere seufzte zufrieden. Was sprach eigentlich dagegen, sich ausnahmsweise einmal halten zu lassen? Gähnend legte er seine Hand auf Shins.

"Schlaf gut und träum süß, mein Kätzchen", flüsterte er.

Ein leises Seufzen zeigte ihm, dass der andere schon am Einschlafen war.
 

Shin wachte mit leichten Schmerzen auf, aber er fühlte sich alles in allem gut. Leicht legte er seine Wange an Sagas Rücken und lauschte den tiefen, gleichmäßigen Atemzügen. Ausnahmsweise war er einmal vor dem Kapitän wach. Wie ruhig er schlief... Vielleicht brauchte er deswegen so wenig Schlaf. Weil er einen festen, erholsamen Schlaf hatte.

Shin verfiel in einen leichten Dämmerzustand, in dem er sich nur auf Sagas Herzschlag und Atmung konzentrierte. Erst, als diese sich leicht änderten, wachte er wieder vollständig auf.

"Shin?", murmelte Saga schlaftrunken.

"Ja, ich bin wach", antwortete er leise.

"Wann müssen wir aufstehen?"

"Ein paar Minuten haben wir noch." Zart drückte er dem Älteren einen Kuss auf die Schulter.

Aus den paar Minuten wurde fast eine halbe Stunde, bis Saga beschloss, dass es Zeit zum Aufstehen war.

Seufzend zog Shin sich die erstbesten Sachen an. Dass es diese schöne, enge Jeans traf, war einfach Zufall.

Saga pfiff anerkennend. "Gute Auswahl, Kätzchen."

Shin antwortete daraufhin nur mit einem bösen Blick, obwohl ihm bewusst war, dass er diesen Spitznamen so schnell nicht wieder loswerden würde.

"Nachdem du bei Nao warst, können wir mit dem nächsten Teil der Besprechung weitermachen. Ich sammel die anderen schonmal zusammen." Grinsend drückte er dem Kleineren einen Kuss auf die Wange und ging.

Shin sah ihm verdutzt hinterher. Was war in den letzten Tagen mit dem passiert? Kopfschüttelnd ging er über das Schiff zu Nao, von dem er schon erwartet wurde.

"Einen wunderschönen guten Morgen, Shin-chan." Vorsichtig drückte Nao ihn auf einen Stuhl.

"Ja, dir auch. Wie geht's Kazuki?"

Nao zuckte mit den Schultern. "Er schläft viel. Saga war nicht gerade zimperlich, aber Kazu hat wenigstens keine ernsthafteren Verletzungen."

Vorsichtig machte er sich wieder daran, Shins Verband zu wechseln. "Es verheilt gut. Ich denke, dass wir den Verband spätestens morgen Abend abnehmen können."

Shin nickte leicht. Der Verband störte ihn nicht wirklich, aber er schränkte eben doch etwas ein. Und länger als unbedingt notwendig würde er den ganz sicher nicht tragen.

"Shin, hast du eigentlich Schmerzen?", fragte der Arzt plötzlich in die Stille.

"Solange niemand auf die Stelle drückt oder schlägt nicht, nein. Über Nacht war das aber ziemlich unbequem."

"Stimmt, logisch. Auch wenn du auf der Seite liegst, ist ja zumindest leichter Druck darauf. Aber geschlafen hast du trotzdem, oder?"

"Ja, aber nicht so gut. Und die Versammlung wird bestimmt nicht so spannend sein, dass ich danach hellwach bin."

Sanft strich Nao ihm durch die Haare. "Dann bring es hinter dich und komm danach her zu deiner Unterrichtsstunde."

"Hattest du nicht irgendwas von morgen gesagt?"

"Wird Zeit, dass ihr das ein für alle mal klärt. Also so schnell wie möglich, mein Kleiner."

Schulterzuckend sah er Nao an. "Von mir aus. Wer soll denn noch dabei sein?"

"Shou, Kazuki, Tora und jeder andere, der dabei sein möchte und etwas zu Sagas Veränderung sagen kann."

"Na dann. Bis nachher." Enthusiastisch machte er sich auf den Weg.
 

"Und der letzte, aber wichtigste Abstimmungspunkt", sagte Aoi ruhig, "betrifft die Kodexänderung. Shin, ihr seid einstimmig dafür?"

Shin nickte.

"Gut. Isshi, wie sieht es bei und aus?"

Isshi räusperte sich. "Wir haben lange hin und her diskutiert. Letztendlich haben wir uns dann dagegen entschieden. Begründen möchte ich das auch noch. Natürlich sehen wir die Ungerechtigkeit ein, das ist gar keine Frage, aber es hat jahrelang so funktioniert. Außerdem... Man muss bedenken, dass, um ein Leben zu retten, die Existenz der gesamten Besatzung aufs Spiel gesetzt wird."

"Ist in Ordnung. Shinya?"

Dann haben wir ein Problem, denn wir hatten mehrheitlich beschlossen, uns zu enthalten, einfach mit der Begründung, dass wir beide Standpunkte verstehen und so auch vertreten könnten."

Saga nickte. "Damit liegt die Entscheidung bei uns. Shin, sitz still." Leicht nahm er unter dem Tisch Shins Hand und strich beruhigend mit dem Daumen über den Handrücken. "Ich bin für die Änderung."

Aoi lächelte wissend, nickte aber. "Tora?"

"Ich stimme ebenfalls dafür, auch wenn vielleicht niemand damit gerechnet hätte."

"Gut. Ich selbst stimme dagegen. Tsukasa?"

"Mir egal. Ich enthalte mich."

"Ryouga?"

Der Angesprochene dachte nach. "Dagegen."

"Danke, Ryouga. Damit liegt die Entscheidung bei mir." Reno rollte mit den Augen. "Ich weiß nicht..."

Shin zitterte und war den Tränen der Anspannung nahe. Das konnte doch nicht wahr sein...

"Ryouga, ausnahmsweise sind wir einmal nicht einer Meinung", setzte Reno wieder an. "Ich denke, dass eine Änderung sinnvoll wäre, aber nur in bestimmten Fällen."

"Das besprechen wir dann ja später. Ja oder nein?", drängte Aoi ihn zu einer Entscheidung.

"Dafür."

Erleichtert sprang Shin auf und fiel Reno um den Hals. Danke, danke, danke!"

Reno lachte und klopfte Shin leicht auf die Schulter. "Gern."

"Shin", ermahnte Saga ihn ruhig.

Mit einem Räuspern setzte der Angesprochene sich wieder hin.

"Also schön", ergriff Aoi wieder das Wort. "Reno und Saga bleiben mit mir hier, wir besprechen die genaue Änderung. Ihr anderen könnte gehen."

Shin nickte zufrieden. "Tora, Nao wollte..."

"... noch mit uns reden. Ich weiß."
 

Gespannt wartete Shin auf den Beginn seiner Unterrichtsstunde. Auf der Bank saßen außerdem noch Shou, Tora und Jin rechts von ihm, Kazuki links. Nao stand ihm gegenüber.

So gespannt Shin aber auch war, er war müde. Und Unterricht war so furchtbar langweilig.

"Shin fragte mich, warum Saga Kazuki zusammengeschlagen hat..."

"Nicht im Ernst, oder?" Shou seufzte.

"Doch, und genau deswegen sind wir hier."

Leich rückte Shin ein Stück zu Kazuki während Nao den Unterricht begann. Jedes Stück, das Shin jedoch näher an sein selbst gewähltes Kopfkissen heranrückte, rutschte dieses weg. Wie lästig...
 

"Verdammt!" Bumm. Plötzlich saß Kazuki auf dem Fußboden.

"Kazuki, warum...?", fragte Nao verwirrt.

"Shin ist immer näher gerutscht und ich muss einen gewissen Sicherheitsabstand einhalten." Seufzend ließ er sich von Nao auf die Füße ziehen.

"Shin." Tadelnd sah der Arzt ihn an.

"Was denn? Ich bin müde und hatte die Wahl zwischen Kazuki und Shou als Kopfkissen. Shou hätte mich dazu ermahnt, wach zu bleiben und aufzupassen", er gähnte. "Warum Sicherheitsabstand, Kazuki? Ich tu dir nichts, auch wenn ich genug Grund dazu hätte."

"Du nicht. Saga ist das Problem."

Verständnislos sah Shin ihn an. "Warum?"

"Er wird mich wieder fertigmachen, wenn ich dir zu nahe komme."

"Das ist Schwachsinn, warum sollte er sowas tun?"

Shou und Tora seufzten genervt während Jin nur den Kopf schüttelte. "Hast du Nao eigentlich in der letzten Stunde zugehört?"

Verlegen räusperte er sich. "Die ersten fünf bis zehn Minuten, danach... Ich bin so müde und diese Erklärung ist so langweilig."

"Shin, jetzt hör mir mal ganz aufmerksam zu", riss Tor das Wort an sich. "Saga verhält sich so komisch, weil er dich liebt. Er hat Kazuki zusammengeschlagen, nachdem er deine Verletzungen gesehen hat."

"Unsinn, er liebt mich nicht. Glaube ich zumindest..."

Shou verpasste ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. "Erhöht das Denkvermögen", erklärte er. "Er liebt dich abgöttisch, auch wenn er es so schnell nicht zugeben wird. Als du auf Madeira für die paar Stunden nicht da warst, war er unausstehlich."

Tora stand auf, stellte Shin hin und sah ihn an. "Es wird Zeit, dass ihr euch aussprecht. Komm mit."

"Nein, Tora, lieber nicht..."

Genervt packte der Schwarzhaarige ihn am Arm und zerrte ihn hinter sich her.

"Tora, hör auf, du tust mir weh!"

"Das ist mir gerade völlig egal. Uru, Saga schon wieder in seinem Zimmer?"

Der Blonde nickte. "Vor fünf Minuten ist er wiedergekommen."

Schnell wurde Shin weitergezogen.

Tora riss Sagas Tür auf, stieß Shin in den Raum und verschloss die Tür wieder sorgfältig. Immer musste man alles selbst machen.

Genervt setzte er sich auf den Boden vor der Tür. Saga und Shin mussten wirklich dringend miteinander reden, ob sie wollten oder nicht. Sonst würden sie wahrscheinlich nie zusammenkommen.

Leise setzte Jin sich neben ihn und legte den Kopf auf seine Schulter. "Hast du die Tür abgeschlossen?"

"Sonst würden sie sich nicht aussprechen." Zärtlich hielt er den Blonden fest.

"Stimmt. Und jetzt?"

"Warten wir. Wie lange weiß ich nicht, das machen wir nach Gefühl."
 

_________________________________________________________________________________
 

Shin tut mir leid.

Kazuki aber irgendwie auch. xD

Wer hätte auch gedacht, dass Saga so ausrastet?!

Na gut, das nächste Kapitel wird sehr interessant und entscheidend für den Verlauf, wie ihr euch sicherlich denken könnt, aber ich will nichts sagen. ;D

Bis dahin!
 

nächster Upload: 24.06.2011

Divdesmit divi

Unsanft landete Shin auf dem Holzboden und blieb einen Moment sitzen.

"Shin?" Ruhig hockte Saga sich neben den Kleineren und half ihm vorsichtig auf. "Ist alles in Ordnung?"

"Nur die Handflächen ein bisschen aufgescheuert, kein Grund zur Sorge."

"Zwei Fragen. Wer hat dich hier auf den Boden geschubst und warum?"

Shin zögerte. Sollte er wirklich die Wahrheit sagen? Tora wollte ihm ja eigentlich nur helfen, aber was, wenn es schief ging? Aber wollte er Toras Wut durch Lügen auf sich ziehen? War es nicht besser für ihn, Klarheit zu bekommen? Wenn Saga ihn nicht liebte, hätte er die Möglichkeit nach vorn zu sehen und sich irgendwann neu zu verlieben, auch wenn es am Anfang wehtun würde. Er hatte aber schlicht Angst, zurückgewiesen zu werden. Die Möglichkeit, dass Saga ihn auch wollte, schloss er aus. Hoffnung war zwar immer etwas Positives, aber es schmerzte, wenn sie zerstört wurde.

Aber was half das Nachdenken? Um wirkliche Gewissheit zu bekommen, musste er mit Saga reden, und früher oder später würde er diese Gewissheit brauchen.

"Tora hat mich gestoßen, weil er meint, wir sollten miteinander reden."

Saga nickte nachdenklich. "Vielleicht hat er recht."

Shin schluckte bevor die Worte nur so aus seinem Mund sprudelten. "Ich hasse meinen neuen Spitznamen, aber wenn du mich so nennst, ist es in Ordnung, es gefällt mir sogar! Ich genieße es, morgens neben dir zu liegen, wenn du wach bist, mit dir zu reden, oder wenn du schläfst, dich anzusehen! Ich hasse es, von dir getrennt zu sein, ohne zu wissen, ob es dir genauso geht. Es tut mir gut, wie du dich um mich sorgst, endlich kümmert sich einmal jemand darum, wie es mir geht, und ich liebe es einfach, bei dir zu sein und..."

"Shin!" Leicht legte Saga seinen Zeigefinger auf Shins Lippen und brachte den Jüngeren so zum Schweigen. Kurz darauf ließ er seine Hand zart über die Wange des anderen streichen und weiter in dessen Nacken wandern. Flüchtig legte er seine Lippen auf Shins, löste sich aber auch fast wieder augenblicklich von ihm.

Shin verstand im Moment fast nichts mehr. Mit großen Augen sah er den Größeren an, der ihn sanft im Arm hielt. "Ich dich auch", flüsterte dieser.

Zärtlich legten sich die fremden Lippen wieder auf seine. Verständnislos, aber glücklich schloss er die Augen, um dieses Glücksgefühl vollständig auszukosten. In diesem Augenblick hätte die Welt draußen untergehen können, es wäre ihm egal gewesen. Er war einfach glücklich, alles, was er durchgemacht hatte, war nebensächlich. Er liebte Saga. Saga liebte ihn. Die einzigen Sätze, die noch etwas bedeuteten.

Sachte löste der Ältere den Kuss nach einer Weile. Nach Atem ringend legte Shin seinen Kopf auf Sagas Schulter. Er hatte doch Glück gehabt, und egal, wie sehr die Verletzung auf seinem Rücken brannte, dieses Hochgefühl ließ einfach nicht nach.

"Shin, verzeih mir die Fehler die ich gemacht habe", flüsterte der Captain.

"Vergiss sie. Es ist in Ordnung", hauchte Shin, um das Zittern seiner Stimme zu verbergen.

"Nein, ist es nicht. Ich konnte zu viel nicht verhindern."

Shin seufzte. "Du musst dir nichts vorwerfen. Ich hätte mich in gewissen Situationen auch anders verhalten sollen, aber was geschehen ist, ist geschehen. Aber wenn es dich beruhigt. Ich verzeihe dir."

"Sehr schön", kam es aus der Richtung der Tür. Tora, Shou und Nao drängten sich im Rahmen.

"Halt's Maul, Tora", erwiderte Saga genervt. "Und komm ja nicht auf die Idee, Shin nochmal durch die Gegend zu schubsen, zu werfen oder Ähnliches."

"Könnt ihr nicht wieder gehen?", murrte Shin. "Es war hier gerade so schön ruhig und friedlich."

"Shin, nicht frech werden", tadelte Nao ihn lachend. "Nur, weil du jetzt mit dem mächtigsten Mann des Schiffs zusammen bist, kannst du dir noch lange nicht alles erlauben. Außerdem solltest du dich schonen, nur als Erinnerung."

"Saga, mach was", jammerte Shin drauflos.

"Wogegen?" Lächelnd kraulte er dem Kleineren den Nacken.

"Du hast früher doch schon dafür gesorgt, dass sie nicht so gemein zu mir sind."

Saga seufzte. Ja, Shin hatte recht. "Kätzchen, jetzt wird es aber Zeit, dass du dich allein gegen so etwas wehrst. Du musst widerstandsfähiger werden."

"Ja, ja, danke. Du mich auch", nuschelte Shin und versteckte sein Gesicht an Sagas Hals.

Dieser seufzte nur. "Seid ein bisschen netter zu meinem Liebling."

"Schon klar", mischte Jin sich ein und warf Tora einen mahnenden Blick zu. "Solltest du irgendwann Ratschläge brauchen, Shin, kannst du gern zu mir kommen. Ich bin immerhin auch mit einem Befehlshaber zusammen. Und ich bin mir sicher, dass auch Nao und Shou zur Verfügung stehen."

"Danke, Jin, ich komme bestimmt irgendwann darauf zurück. Würdet ihr jetzt bitte gehen?"

Nao lachte. "Wenn du kurz mitkommst zum Verbandswechsel. Danach könnt ihr machen, was ihr wollt."

"Na los, Shin. Dann kann Nao mir auch gleich zeigen, wie man Verbände am Besten anlegt." Irgendwie hatte Saga das Gefühl, diese Kenntnisse als Shins persönlicher Krankenpfleger noch brauchen zu können. Tollpatschiges, kleines Kätzchen.
 

"Saga?" Neugierig sah er den neben sich Liegenden an.

"Was willst du wissen?" Liebevoll strich der Angesprochene dem Kleineren durch die Haare.

"Wie lange ist deine letzte Beziehung her? Wie viele Beziehungen hattest du?"

Der Ältere seufzte. "Meine letzte Beziehung ging vor neun Jahren zu Ende. Danach gab es zwar noch Kurzbeziehungen, aber keinen dieser Partner habe ich wirklich geliebt. Bei der Anzahl nehme ich nur die Beziehungen, die länger als drei Monate gingen. Das waren...", er rechnete nach, "elf an der Zahl, und bevor du nachfragst, abgesehen von meiner allerersten Liebschaft waren alle mit Jungen oder Männern."

"Warum hattest du so lange keine Beziehung?", wollte Shin weiter wissen. "Ich will versuchen, dich zu verstehen."

"So abwegig es klingen mag", er machte eine Pause, "ich hatte Angst. Mein letzter Freund hat mich ziemlich dreckig behandelt, was genau passiert ist, erzähle ich dir später vielleicht einmal."

"Und was bringt dich dazu, mir zu vertrauen?"

"Bei anderen habe ich die Gefühle immer gleich unterdrückt. Bei dir habe ich das versucht, aber es ging nicht. Was du in mir geweckt hast, war viel stärker, ich konnte es nicht beherrschen. Und dann habe ich aufgegeben und alles einfach zugelassen. Den Kampf hätte ich so oder so verloren."

"Denkst du, es war Schicksal? Zufall? Oder sowas wie Gott?"

Saga schüttelte nachdenklich den Kopf. "Zufall kann nicht sein, dafür ist zu viel passiert. An Gott glaube ich beim besten Willen nicht, aber ich bin davon überzeugt, dass es eine höhere Macht gibt, die unser Leben nicht bestimmt, aber beeinflusst. Schicksal war es dementsprechend auch nicht, aber von mir aus können wir es so nennen. Fakt ist, dass irgendetwas Besonderes bei uns mitgespielt hat."

Shin nickte leicht. Diese Weltsicht vertrat er so weit auch. "Hast du noch Kontakt zu deinen Eltern? Hast du Geschwister? Wann warst du das letzte Mal zuhause?"

"Nicht so viel auf einmal", lachte Saga, wurde aber kurz darauf wieder ernst. "Zu meiner Mutter habe ich keinen Kontakt mehr, sie verkraftet es nicht, dass ihr Sohn auf Männer steht. Mein Vater ist tot, Geschwister habe ich nicht. Und Zuhause ist ein Gefühl, kein Ort. Nach Japan machen wir uns nach dieser Versammlung auf den Weg."

"Das wird bestimmt ein seltsames Gefühl", überlegte Shin laut. "Zurück im Heimatland, nach so vielen Jahren. Vielleicht treffe ich ja ein paar alte Freunde wieder."

Saga lächelte geheimnisvoll. "Bestimmt. Aber du solltest mir gestern schon erzählen, was los war, als Shou dich getröstet hat."

Shin seufzte. Natürlich hatte Saga es nicht vergessen. Erschöpft ließ er sich zurück auf das Laken sinken und sah an die Decke. Er spürte, wie der andere sich leicht drehte. "Bitte. Kätzchen. Du willst mich verstehen und ich dich."

"Weißt du, das ist alles nicht so leicht zu erklären."

"Wir haben die ganze Nacht Zeit, und wenn es sein muss, auch noch die nächsten Tage."

Wieder seufzte Shin. "Ich hatte nachgedacht. Was ich meinem Bruder angetan habe, als ich ihn alleingelassen habe. Früher wollte ich einfach nur weg von meinem Vater. Er wollte unbedingt, dass ich studiere und die Firma irgendwann übernehme. Er erwartete Leistungen, die ich einfach nicht bringen konnte. Damals ist er oft ausgerastet, wenn ich zu schlecht war. Besonders Zeugnistage waren immer die Hölle. Manchmal hat er mich grün und blau geschlagen. Meine Mutter und meine Schwester wussten es, aber konnten einfach nichts tun. Mein Bruder war zu jung. Meine Lehrer hatten das auch bemerkt, aber sie sahen weg, sie wollten es nicht sehen. Vielleicht dachten sie auch einfach, dass es gar nicht schlecht für meine Leistungen wäre.

Als ich endlich weg war, habe ich meinen Bruder, meine Mutter und meine Schwester im Stich gelassen. Und als Shou bei mir war, hatte ich vorher über meinen Bruder nachgedacht. Toyo ist gerade 19 Jahre alt geworden. Was ist, wenn ich ihn in den Fokus gerückt habe? Irgendjemand muss die Firma übernehmen, sie ist seit Generationen im Familienbesitz. Ich bin einfach abgehauen, meine Schwester darf laut meinem Vater nicht arbeiten, weil sie eine Frau ist, also bleibt nur noch mein Bruder. Was, wenn er daran kaputt geht? Wenn er vielleicht schon nicht mehr lebt oder zumindest krank ist? Ich hätte ihn damals nicht allein lassen dürfen. Sicherlich ist unser Vater nicht sanfter zu ihm als er zu mir war. Alles, was ich ertragen habe, um es von ihm fernzuhalten, war umsonst, und dass nur, weil ich zu feige war.

Toyo muss das alles einfach ertragen, ich kann ihm nicht helfen, selbst wenn ich will. Ich kann ihm nicht mal den Rücken stärken. Sollte ein großer Bruder das nicht tun? War ich überhaupt jemals ein richtiger, großer Bruder? Ich konnte ihm nie bei den Hausaufgaben helfen, ich war viel zu sehr mit Lernen beschäftigt, wenn ich nicht für die Schule gearbeitet habe, ging unser Vater auf mich los. Bei seinen Schwärmereien konnte ich ihm nie helfen und bei Liebeskummer konnte ich ihn nie trösten. Und Ratschläge hätte ich ihm auch nicht geben können, ich hatte gar keine Zeit für Freundschaften, wie hätte ich da eine Beziehung führen sollen?

Am Besten war es eh, als ich 16 war und mein Vater mich fragte, ob ich nicht mal eine Freundin mitbringen wollte. Und als ich ihm dann gesagt habe, dass ich keine Mädchen näher kannte, verprügelte er mich. Er meinte, ich wäre schwul und er würde es mir schon austreiben. Danach konzentrierte ich mich darauf, eine Freundin zu finden, aber meine Noten wurden schlecht, und das, obwohl ich mich vorher mit Mühe im oberen Durchschnitt gehalten hatte. Das war ihm auch wieder nicht recht und er verprügelte mich vor meiner Mutter. Sie wollte eingreifen, aber ich bat sie, es nicht zu tun. Mir erschien es richtiger, wenn er seine Wut an mir ausließ, immerhin war ich der Grund.

Und jetzt... geht es mir darum: Was, wenn es Toyo genauso erging? Oder er immer noch unter meinem Vater leidet? Ich habe ihn allein gelassen, normalerweise hätte ich da bleiben und ihn schützen müssen." Lautlos lief eine Träne über seine Wange.

Behutsam strich Saga diese Weg. "Du hast genug getan, du hast genug ertragen."

Liebevoll nahm er den anderen in den Arm bevor er weitersprach: "Ich bin ganz sicher, dass Toyo dich verstehen würde, würde er die ganze Geschichte kennen. Es war für dich das Beste, zu gehen. Überleg doch mal, wie es weitergegangen wäre, wenn du geblieben wärst. Dein Vater würde dich wahrscheinlich immer noch misshandeln, du müsstest ihm immer noch gehorchen. Und betrachte es doch von einer anderen Seite: Wärst du nicht nach Europa geflohen, hätte Tora dich nie an Bord gebracht und wir würden uns nicht kennen."

"Das stimmt schon, aber trotzdem war ich nie ein älterer Bruder."

"Weil du nie die Chance dazu bekommen hast. Mach dir keine Vorwürfe, es ist und war nicht deine Schuld." Beruhigend streichelte er Shins Kopf.

"Leichter gesagt als getan. Ich habe ihn trotzdem im Stich gelassen."

"Manchmal muss man an sich selbst denken, um das Richtige zu tun. Ich bin davon überzeugt, dass Toyo dir verzeihen wird, wenn ihr euch wiederseht. Und glaub mir, ihr werdet euch wiedersehen."

"Und was, wenn nicht? Wenn er mich nicht versteht? Wenn ich ihn nie wieder sehe? Wenn er tot ist? Sein Tod wäre meine Schuld."

Saga seufzte. "Jetzt halt aber mal die Luft an. Selbst wenn er nicht mehr leben sollte, ist das noch lange nicht deine Schuld. Nur gesetzt dem Fall, er ist tot. Bei Selbstmord, wäre es seine eigene Verantwortung gewesen. Hätte dein Vater ihn totgeschlagen, hätte nur dein Vater Schuld, nicht du. Und wäre er durch einen Unfall gestorben, wäre es zwar tragisch, aber wenn überhaupt jemand Schuld hätte, dann der Unfallverursacher. Du musst nicht immer die Verantwortung bei dir suchen."

Shin antwortete nicht. Er wusste natürlich, dass er nicht für alles verantwortlich war. Aber was diesen Punkt betraf, hatte er doch zumindest eine gewisse Mitverantwortung.

"Shin?"

"Hm?"

"Warum ich? Warum liebst du mich und nicht zum Beispiel Nao?", lenkte der Ältere ganz unauffällig vom Thema ab.

Shin lachte leise. "Seit wann kann man Liebe erklären? Du bist ein Beschützer, du siehst gut aus, und du weißt, wie du mich um den Finger wickeln kannst. Du bist ein guter Mensch. Warum ich mich in dich verliebt habe, weiß ich nicht, es ist einfach so passiert. Und du bist kein schlechter Mensch."

"Was hältst du von meinen Cousins?"

"Aoi redet viel. Zu viel für meinen Geschmack. Und Reno kann nicht viel älter sein als ich. Ich bewundere seine Stärke. Aber auch unabhängig davon, beide machen einen netten Eindruck." Leise räusperte er sich. "Sind Reno und Ryouga zusammen?"

"Ja, schon lange. Niemand weiß wohl genau, wann in den letzten zehn Jahren ihre Freundschaft zu Liebe geworden ist. Das heißt, niemand außer ihnen selbst."

"Ach so." Shin gähnte. "Ich frag morgen vielleicht mal nach."

"Heute, Kätzchen. In vier Stunden wird es hell."

"Echt? Schon?" Müde streckte er sich bevor er sich an Saga kuschelte und friedlich einschlief.
 

Nach dem Aufwachen betrachtete Saga das friedlich schlafende Wesen. Shin war einfach einzigartig, liebenswert und noch viel mehr. Man könnte ihn als perfekt beschreiben, aber das erschien dem Captain dann doch als zu kitschig.

Wie sehr konnte man einen Menschen lieben? Viel zu sehr. Und noch mehr. Shin war sein ein und alles, sein ganz persönliches Kätzchen.

"Saga?", murmelte der Jüngere träge.

"Ja, ich bin wach. Schlaf ruhig weiter." Sanft lächelnd sah er zu dem anderen.

"Ich bin nicht mehr müde."

"Das sieht aber anders aus."

Shin seufzte und rieb sich den Schlaf aus den Augen. "Lass mich doch erstmal munter werden. Wir haben doch noch Zeit."

Immer noch lächelnd küsste Saga ihn auf die Stirn, sagte aber nichts weiter.

"Saga... Denkst du, ich bin es wirklich wert?"

"Was? Das Risiko, verletzt zu werden und mich mit anderen anzulegen? Wenn du es mir nicht wert wärst, würdest du es definitiv wissen. Letztendlich liebe ich dich so oder so."

"Aber ich bin eine dreckige, kleine Schlampe!"

Der Ältere lachte leise. "Falsch", korrigierte er, "du bist meine kleine Schlampe, und so schnell gebe ich dich nicht mehr her. Außerdem hat das nichts mit Gefühlen zu tun, so lange es eine rein körperliche Sache bleibt."

Shin lächelte beruhigt bevor er sich aus Sagas Armen befreite und aufsetzte. "Wirst du eigentlich schnell eifersüchtig?"

"Das kommt ganz darauf an. Ich will nicht, dass du dich von jedem beliebigen Typen ficken lässt, aber... Solange ich dich nicht wegen sowas zu verlieren drohe, wird es gehen. Denke ich."

Das musste definitiv einmal ausgetestet werden. Grinsend wollte er aufstehen, wurde aber festgehalten.

"Warte, Kätzchen. Ich muss noch Naos Anweisungen befolgen und Verband wechseln."

Ein leises Seufzen entkam dem Jüngeren. "Das hatte ich total vergessen. Hoffentlich darf ich den heute Abend weglassen."

Behutsam drückte Saga auf die verkrustete Wunde. Als Shin keine großartige Reaktion zeigte, die auf Schmerzen hindeutete, lächelte er zufrieden. "Ich denke, das wird in Ordnung gehen. Normalerweise würde ich als Laie jetzt schon sagen, dass du keinen Verband mehr brauchst, aber lieber trägst du ihn zu lang als zu kurz."

Shin antwortete mit einem leisen Grummeln, hatte aber keine Lust, sich auf eine Diskussion einzulassen. Am Ende würde Saga eh auf seine Meinung bestehen, aber er hatte ja recht. Auf eine seltsame Art.

Wobei Sagas Technik, ihn zu verbinden, doch angenehmer war als Naos. Sanfter, individueller, weniger professionell, vorsichtiger. Der Captain suchte einfach mehr Körperkontakt, scheinbar zufällige Berührungen.

"So", meinte Saga zufrieden. "Jetzt kannst du aufstehen."
 

Nervös lief Shin an Deck durch die Gegend. Das Frühstück stand noch bevor. Wie würden Sagas Cousins auf ihre Beziehung reagieren? Diese Frage quälte ihn furchtbar. Er wusste ja noch nicht mal, was Reno und Aoi unter den vorigen Umständen über ihn dachten, und jetzt war er urplötzlich mit Saga zusammen.

Schon allein an die Beziehung zu denken, ließ sein Herz schneller schlagen und machte ihn nervös. Aber gleichzeitig war er unheimlich glücklich.

"Kätzchen, komm." Lächelnd nahm Saga seine Hand, wobei er erschrocken zusammen zuckte, dem anderen aber nach einer Schrecksekunde folgte, wenn auch widerwillig.

Fragend sah der Größere ihn an.

"Ich hab ein bisschen Angst", gestand er leise.

Verwirrt blieb Saga komplett stehen. "Wovor?"

"Ich weiß nicht. Vielleicht vor der Reaktion der anderen. Oder einfach der Konfrontation."

"Shin." Lächelnd strich Saga über seine Wange. "Ich bin doch bei dir. Ich lasse dich nicht allein. Außerdem sind Nao und Shou doch auch da."

"Gibt's ein Problem?" Reno blieb stehen und sah zwischen Shin und Saga hin und her.

"Shin hat etwas Angst und weiß nicht, wovor", antwortete Saga ruhig. "Ach, so nebenbei, Reno, wie lange bist du eigentlich schon mit Ryouga zusammen?"

"Seit... viereinhalb Jahren, wenn ich mich nicht verrechnet habe. Und Shin, keiner wird dir etwas tun, das weißt du doch." Freundschaftlich klopfte er dem Kleineren auf die Schulter. "Und nur, weil du jetzt mit Saga zusammen bist, wird dich niemand anders behandeln."

Moment. "Woher...? Nao oder Shou, richtig?", beantwortete Shin selbst seine Frage.

"Wer das bekannt gemacht hat, weiß ich nicht, aber unerklärlicherweise wissen mittlerweile alle Bescheid."

Saga seufzte. "Klatschweiber. Alle. Komplett."

"Lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern." Erschöpft lehnte Shin sich an den Älteren. Ja, Klatschweiber war eine sehr treffende Definition, auch wenn alle Männer waren. Seltsamerweise verbreiteten sich Nachrichten im Rekordtempo.

"Na komm, auf zum Frühstück. Mach dir keine Sorgen, Kätzchen, ich bin bei dir."
 

Das Frühstück verlief unglaublicherweise ohne weitere Zwischenfälle. Zwar war Shin am Anfang noch relativ zurückhaltend, wurde dann aber von Reno in eine spektakuläre Diskussion über Unterschiede im Umgang der Gesellschaft mit Schwulen und Lesben verwickelt.

Saga musste lächeln während er Shin beobachtete. Er wurde immer selbstbewusster und offener. Diese Entwicklung war beruhigend. Zwar hatte Saga sich fest vorgenommen, noch das eine oder andere psychologische Gespräch mit dem Jüngeren zu führen, aber er schien zumindest nicht in Depressionen zu verfallen.

"Saga?" Ein Dunkelhaariger fuchtelte mit einer Hand vor seinen Augen herum.

"Was willst du, Kai?"

"Shou machte den Vorschlag, bis zum nächsten Treffen das Schiff zu wechseln."

Saga schüttelte nachdenklich den Kopf. "Ob er dabei wohl daran gedacht hat, was er Hiroto damit antut? Von mir aus könnt ihr das machen, aber überlegt es euch genau. Wenn ich zum Beispiel Shin für ein halbes Jahr hergeben müsste, würde ich verrückt werden."

"Saga, so ist das nicht", antwortete Shou, der hinter Kai getreten war, ruhig. "Manchmal habe ich das Gefühl, Hiroto liebt mich nicht mehr richtig. Vielleicht wäre es ganz gut, mal ein bisschen Abstand zu bekommen."

"Halt die Klappe", seufzte Saga genervt. "Er liebt dich wirklich sehr. Er hat dich schrecklich vermisst, als ihr einkaufen ward. Und wenn du eventuell auf Abstand gehen möchtest, ist es wirklich so schlau, gleich ein halbes Jahr wegzugehen? Wäre es nicht klüger, vielleicht erstmal auf etwas mehr räumliche Distanz zu gehen, indem ihr euch aus dem Weg geht?" Aufmerksam wandte er seinen Blick Shin zu, der sich gerade interessiert an ihn kuschelte.

"Shin, hör auf, Saga so zu verändern, das macht mir Angst. Aber vielleicht wäre das wirklich besser, besonders für Hiroto."

"Shou, was hältst du davon, einfach mit ihm zu reden? Danach könnt ihr gemeinsam entscheiden, ob und wie es weitergehen soll. Außerdem verändere ich Saga gar nicht."

"So ungern ich das zugebe, deine Idee ist besser als meine." Nachdenklich legte Shou den Kopf schief. "Ich denke, ich bleibe vorerst noch an Bord."
 

Der große, vorübergehende Abschied stand direkt bevor. Alles in allem waren die letzten Tage ziemlich gut verlaufen. Nach dem Frühstück hatte Shin noch feierlich einen Eid auf den Kodex geschworen (oder schwören müssen). Er wollte nicht weg von diesem Ort, an dem so viel Wichtiges passiert war.

"Shin, ich hoffe wirklich, dass wir uns bald wiedersehen." Lächelnd umarmte Reno ihn zum Abschied.

"Aber wer weiß, wer weiß, Reno. Vielleicht ist er bis dahin schon nach Piratengesetz verheiratet", grinste Aoi. "Nach diesem Recht wäre es immerhin möglich. Und du weißt, wie spontan Saga sein kann. Ist jetzt ja auch unwichtig. Mach's gut, Kleiner, und bring Saga zur Vernunft, wenn er etwas Seltsames plant."

"Ich gebe mein Bestes." Lachend umarmte er Aoi.

"Shin, kommst du jetzt an Bord oder willst du hierbleiben?", rief Saga durch den gesamten Hafen.

"Ihr hört, ich muss los. Bis zum nächsten Treffen, und, äh, Reno, überleg dir interessante Diskussionsthemen!" Rasch drehte er sich um und lief auf das Schiff zurück.

"Kätzchen, du hast nicht wirklich geglaubt, wir würden ohne dich ablegen, oder?" Liebevoll nahm Saga ihn in den Arm.

"Lass mich überlegen...", Shin grinste frech, "Nein, nicht wirklich, aber ich will es lieber nicht darauf ankommen lassen."

"Miststück."

"Vielleicht."

"Schlampe."

"Ja, das bin ich wohl." Schnell stahl er dem Älteren einen Kuss. "Ich liebe dich."

"Ich dich auch." Sanft drückte Saga den Kleineren an sich. "Und jetzt auf nach Japan."

"Vielleicht kann ich diesen blöden Verband ja heute Abend endlich abmachen", seufzte Shin.

"Warum bist du darauf nur so versessen?" Leise lachend strich Saga dem anderen über den Rücken.

"Weil ich dich will, so nah wie möglich", flüsterte der Jüngere mit einem frechen Glitzern in den Augen. "Und dabei könnte der Verband stören."

"Du Schlampe", hauchte Saga leise zurück. "Aber sobald das Teil ab ist, sollst du deinen Willen bekommen. Immerhin ist es nicht so, dass ich der Idee abgeneigt wäre."
 

_________________________________________________________________________________
 

Soo~

Das vorletzte Kapitel, das nicht adult ist, weil das nächste das auf jeden Fall wieder wird.

Irgendwie traurig, aber na ja... Dazu muss ich später noch etwas loswerden.
 

Saga & Shin haben es geschafft! Hat ja auch lange genug gedauert. xD

Sonst geht alles auch seinen normalen Gang weiter.
 

Jetzt noch kurz:

nächster Upload (Kapitel 23 - adult): 27.06.2011

letzter Upload (Kapitel 24 - kein adult): 01.07.2011 (Yay, mein letzter Schultag! xD)

Dua puluh tiga

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kakskümmend neli

Shin stand an der Reling und sah über das aufgewühlte Meer. Genauso aufgewühlt war er selbst auch, auch wenn man es ihm nicht ansah. Die sinkenden Temperaturen verrieten den nahenden Winter und somit die Weihnachtszeit, die Zeit der Familie und der Liebe.

Ein leises Seufzen kam über seine Lippen. Liebe hatte er gefunden, und ein Zuhause an Sagas Seite.

Die letzten Jahre hatte er Weihnachten immer erfolgreich verdrängt, einfach alles ignoriert, aber so leicht würde er jetzt wohl nicht davonkommen. Selbst wenn Saga ihn in Frieden ließ, Nao und Shou hatten bestimmt Spaß an diesem Fest.

Shin war sich nicht ganz sicher, was er schlimmer fand, Valentinstag oder Weihnachten. Beides einfach schrecklich. Bisher hatte er auch immer um dem ganzen zu entkommen, arbeiten können, aber die Möglichkeit blieb ihm verwehrt.

Wieder seufzte Shin leise.
 


 

Still beobachtete Saga seinen Liebsten. Warum wirkte er jetzt wieder so ruhig und gefasst? Irgendwie wirkte er so ernst ziemlich unglücklich.

"Willst du dich nicht um ihn kümmern?"

Erschrocken fuhr er zusammen, drehte sich aber nicht um. Er wusste auch so, wer hinter ihm stand. Aber offenbar hatte nicht nur er das Gefühl, dass mit Shin etwas nicht stimmte.

"Schon, aber ich weiß nicht, ob er das will. Wenn er sich so zurückzieht, will er es erstmal mit sich allein ausmachen."

"Und gerade dann ist es wichtig, ihm zu zeigen, dass er nicht allein ist."

"Vermutlich hast du recht. Aber ein bisschen Zeit für sich kann ihm auch nicht schaden."

"Gott, Saga, komm jetzt mit, verdammt! Ich bin ja auch dabei."

Verwundert sah Saga ihn an. "Nao, in welchem Verhältnis stehst du zu meinem Kleinen?"

"Hatten wir das Thema nicht schon? Ich fühle mich verantwortlich für ihn, er ist wie mein kleiner Bruder. Und glaub ja nicht, dass ich zulasse, dass du ihn unglücklich machst." Bedrohlich funkelte er den Kapitän an.

"Ich bemühe mich, ihn glücklich zu machen. Ich liebe ihn wirklich und ich will, dass es ihm gut geht."

"Dann komm jetzt mit!"

Etwas widerstrebend ließ er sich von dem Arzt mitziehen. Natürlich hatte dieser recht, es war seine Pflicht, auch schon nur als Freund, sich um Shin zu kümmern, und dass war ihm auch klar.
 


 

Vorsichtig legte jemand seine Arme um Shin. Einen Moment erschrak er heftig, beruhigte sich aber, als sein Instinkt ihm sagte, dass es 'nur' Saga war.

Ruhig lehnte Nao sich neben ihm an die Reling.

"Worüber denkst du nach, Kätzchen?", hauchte Saga ihm zu.

"Wie ich Weihnachten überleben soll."

"Magst du Weihnachten nicht?"

"Nein."

Nao sah ihn übertrieben schockiert an. "Wie kann man Weihnachten hassen?"

"Es gibt genug Gründe, Weihnachten zu hassen. Wie viele willst du?"

"Alle."

"Erstens: Peinliche Filme, die es jedes Jahr wieder gibt. Zweitens: Wieder ein Jahr vorbei, wieder ein Jahr älter."

Saga lachte. "Und ich dachte, dieses Problem hätten nur Frauen über 30."

"Ich bin weder weiblich noch über 30. Aber trotzdem... Drittens: Das ewig lange Anstehen. Überall Warteschlangen."

"Auf einem Schiff?", lachte Nao. "Na, wenn du meinst."

"Fünftens: Schlechte Geschenke. Habe ich mehr als genug bekommen, zum Beispiel Schulbücher oder ein Jahr Deutschunterricht. Echt mal, sowas verschenkt man doch nicht zu Weihnachten, oder?"

"Das stimmt wohl." Lächelnd küsste Saga Shin auf die Wange. "Dieses Jahr bekommst du etwas Besseres, dafür sorge ich persönlich."

"Sechstens: Stress. Siebtens: Das Essen und die Süßigkeiten. Wahnsinnig verlockend und lecker, leider aber pure Dickmacher."

Nao prustete los. "Stimmt schon, aber Saga hält dich bestimmt fit. Ein ganz persönlicher Trainingsplan."

"Achtens: Diese nervigen Weihnachtswerbespots", fuhr Shin unbeirrt fort. "Neuntens: Ganz furchtbar und jedes Jahr wieder, dieses 'Last Christmas'-Gedudel. Zehntens: Es wird früh dunkel. Ich mag die Nacht, aber das irritiert. Elftens: Verdammte Kitschbeleuchtung. Zwölftens: Weihnachtsfeiern mit Kollegen, denen man am Liebsten ein Messer in den Rücken rammen würde. Dreizehntens: Schneematsch. Vierzehntens: Alles dreht sich nur noch um den Handel, keiner denkt mehr an den eigentlichen Sinn des Festes. Und fünfzehntens... Wisst ihr, dass das Fest der Familie und der Liebe allein gut 10000 Kilometer entfernt von allen Verwandten zu verbringen... ein, sagen wir, leicht seltsames Gefühl ist." Schlagartig wirkte Shin wieder traurig.

Sanft drückte Saga den zarten Körper an sich. "Weißt du, Schätzchen, Weihnachten hat auch gute Seiten. Zum Beispiel das Kerzenlicht, die Wärme und die Vertrautheit. Die leckeren Kekse, Zimt- und Orangenduft, die teils nicht kitschige sondern schöne Beleuchtung, das leckere Essen, wenn man nicht gerade auf Diät ist, Glühwein, Tee, Kakao, gut begründetes Kuscheln dank der Kälte, der gemeinsam geschmückte Baum... Und die Tatsache, dass die Tage bald wieder länger werden."

"Saga, bitte", mischte Nao sich ein. "Ich glaube, der springende Punkt ist tatsächlich, dass Weihnachten allein nicht viel Gutes hat."

Shin seufzte. So schwer konnte es doch wirklich nicht sein, seine Denkweise zu verstehen. Oder? "Der springende Punkt ist, dass man Weihnachten mit seinen Verwandten verbringen sollte, zu denen ich aber nicht mehr zurück kann."

"Also", mischte Shou sich plötzlich ein, "ich glaube, du hast da etwas missverstanden. Es geht nicht darum, Weihnachten mit den Verwandten zu feiern sondern mit der Familie."

"Und was", fragte der Kapitän, "willst du damit jetzt sagen? Verwandte und Familie läuft auf dasselbe hinaus."

"Tut es nicht. Mit Verwandten bist du durch Gene, Blut und noch einiges andere verbunden. Bei einer Familie gibt es aber eine zusätzliche Definition. Eine Familie sind Menschen, die dich akzeptieren und lieben, wie du bist, die immer zu dir halten, auch wenn ihr euch gestritten habt, und die dich beschützen. Sie sehen über deine Macken hinweg, da sie wissen, dass kein Mensch perfekt sein kann, sie pflegen dich, wenn du krank bist und trösten dich, wenn du traurig bist. Verstehst du, worauf ich hinaus will?"

Gedankenversunken sah Shin auf die Wasseroberfläche. Er hatte einerseits das Gefühl, zu wissen, was der Koch ihm sagen wollte, aber andererseits würde das bedeuten...

"Du willst mir sagen, dass ich hier meine Familie habe, richtig?"

"Genau. Ich weiß nicht alles, was dein Vater dir angetan haben muss, aber es ist doch so, dass wir dir auch eine Familie sein können, vielleicht sogar eher als deine richtige Familie das kann."

Shin nickte zögernd. Von diesem Standpunkt aus hatte er es noch nie betrachtet. Eine Familie sollte Grundbedürfnisse erfüllen.

Schutz. Hatte sein Vater ihm nie gegeben, im Gegenteil, er war die größte Gefahr gewesen. Saga würde niemals zulassen, dass jemand ihn verletzte, geschweige denn ihn selbst schlagen.

Beistand. Hilfe und Unterstützung hatte er früher nur betreffend der Schule gehabt, sonst... Aber jetzt hatte er Menschen um sich herum, die sich für ihn einsetzten, ihm halfen und ihn unterstützten.

Pflege. Seine Mutter hatte sich so gut wie möglich um ihn gekümmert, aber wirklich Pflege? Im Sinne von Krankenpflege? Dass er die aktuelle Version à la Saga besser fand, hing wohl mit seinen Gefühlen für den Älteren zusammen, und allgemein pflegte dieser ihn sehr gut.

Wertschätzung. Als ob sein Vater jemals etwas Positives an dem, was er getan hatte, gesehen hatte. Das Argument war immer, dass es noch besser ging. Damit wurde er hier nicht konfrontiert, es reichte, wenn er sein Bestes gab, mehr erwartete niemand. Auf Fehler wurde er zwar hingewiesen, aber dafür nicht fertig gemacht.

Und zum Schluss Liebe und Freundschaft. Natürlich hatte seine Mutter ihn geliebt, aber nichts war mit Sagas Liebe zu vergleichen. Und Freunde hatte er hier auch, sehr gute sogar.

"So gesehen... Ja, ich habe hier eine wunderbare Familie. Und wie ich euch kenne, würde ich Weihnachten so oder so nicht entkommen." Lachend schmiegte er sich an Saga.

"Ach, Shin, sei nicht so gemein zu uns", maulte Nao.

"Echt mal, so schlimm sind wir nicht", pflichtete Shou ihm bei.

"Nicht? Soll ich eine Strichliste führen, wie oft ihr fast unerträglich seid? In zwei Monaten würde eine ganze Menge zusammenkommen", unterstützte Saga seinen Liebsten.

Vorsichtig drehte der Jüngere sich in seinen Armen um und küsste ihn. "Ich liebe es, wie du zu mir hältst."

"Und ich liebe dich."

"Du weißt, dass du mich so schnell nicht mehr loswirst, weil ich dich auch liebe."

Nao seufzte theatralisch. "Kitschiger geht's jawohl nicht."

"Damit können wir den ersten Strich auf der Liste machen", meinte Shin genervt.

"Nao, Shou, verzieht euch. Jetzt gerade seid ihr hier unerwünscht." Ruhig wandte Saga seine ganze Aufmerksamkeit wieder seinem Freund zu.
 


 

"Nao?", fragte Shou, als sie aus einiger Entfernung Saga und Shin beobachteten.

"Hm?"

"Was denkst du? Wie wird es weitergehen?"

"Mich würde es nicht wundern, wenn sie irgendwann laut unserem Recht heiraten. Obwohl das eigentlich nicht nötig wäre. Aber wie es weitergehen wird... Ich weiß es nicht. Erstmal werden sie jetzt diese neuen Gefühle austesten und genießen, das steht fest."

"Stimmt. Vielleicht ist es besser, wenn wir sie erstmal diese neue Welt erkunden lassen."

"Und bei Bedarf mit Ratschlägen zur Seite stehen." Lachend klopfte er Shou auf die Schulter.

"Vielleicht sollten auch wir uns wieder um unsere Geliebten kümmern?"

"Sogar wahrscheinlich. Geh zu deinem kleinen Schatz, ich muss arbeiten."

"Mit Kazukis Verletzungen."

Ohne eine Antwort zu geben drehte Nao sich um und ging an seinen Schreibtisch, wo er sich an die Arbeit machte.
 

_________________________________________________________________________________
 

Soo~

Ich weiß, dass das Kapitel kurz ist, aber es ist eher so etwas wie ein Epilog. Wie lange es nach der eigentlichen Geschichte spielt, kann sich jeder selbst überlegen, auf jeden Fall irgendwann zwischen Oktober und Dezember, wie man merkt.
 

Also, dann möchte ich mich wirklich ehrlich bei meinen Favonehmern bedanken.

Ich werde die jetzt nicht einzeln hier auflisten, weil ich auch nicht weiß, ob alle das möchten, aber vielen Dank.

(Auch wenn ich es echt irre fand, dass ich drei Tage nach dem Upload schon 15 Favos hatte. Oo)
 

Meine Kommentatoren bekommen allerdings doch Einzelerwähnung, in der Hoffnung, dass sie nichts dagegen haben.

Asmodina

Mizuki_Matsumoto

OK

SashaNightray

klene-Nachtelfe

MEL_R

Aiora

abgemeldet

xXRenoXx

Baka-San

AndySixx

Sollte einer von euch hier nicht mehr gelistet sein wollen, bitte melden, ja?

Und sollte ich beim Durchgehen der Kommentare irgendwen vergessen haben, kann derjenige mir das natürlich auch mitteilen.^^
 

Und bevor das hier noch mehr ausartet (es ist doch nur ein Nachwort *hust*) möchte ich noch auf die Umfrage aufmerksam machen und hoffen, nicht deshalb angefallen zu werden (oder tot geknuddelt oder sonstwas). Die Barrikaden stehen nämlich nicht bereit.

http://animexx.onlinewelten.com/umfragen/51395/

Noch einmal der Link.
 

Da heute mein letzter Schultag war, nur noch allen schöne Ferien! Ich hoffe, man sieht/liest sich bei anderen Projekten mal wieder!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (96)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10]
/ 10

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2015-05-12T18:22:46+00:00 12.05.2015 20:22
Tolles Kapitel.^^
Hat mir sehr gut gefallen.^^

Lg^^
Von: abgemeldet
2015-05-12T16:44:26+00:00 12.05.2015 18:44
Hi,^^
der anfang gefällt mir sehr gut.^^

Werde mal weider lesen.^^

Lg^^
Von:  ChiChii
2012-05-27T22:27:14+00:00 28.05.2012 00:27
Diese Geschichte war Perfektion!
Weißt du, wie froh ich war, als Reita aufgetaucht ist? XD
Aber das ist ja nicht das Thema °-^
Also die ganze Geschichte ist einfach so toll geschrieben und es passiert so viel in so wenig Zeit. Dabei ändert sich Shin so und das war wirklich nett zu lesen.
Ich hab mich auch total gefreut, als Saga und Shou endlich zusammenkamen! Das war einfach toll~
Auch immer wieder lustig diese Gefühlsblockaden zu lesen XD
Kurz: Wirklich eine tolle Geschichte!
LG~
Von:  MangimE
2011-07-23T14:41:33+00:00 23.07.2011 16:41
Hai also dass ich die ff gut find weißte sowieso, aber ich kanns ja noch mal sagen...: Es ist toll, nur den Sprung von Schiffe versenken zu Erdbeerkuchen versteh ich bis heute nicht xD
Also wegen der Umfrage, ich wette du weißt welcher Charakter beachtet werden soll, bitte schreib ein Lemon von den beiden!!! *versuch lieb zu gucken was mißlingt*
nyah *reno plüschie hinleg*
Von: abgemeldet
2011-07-02T21:42:52+00:00 02.07.2011 23:42
ein großartiges kaiptel und epilog ^^

die aufzählungen fand ich klasse XD

riesig gefreut habe ich mich auch über die umfrage
ich hoffe wirklich sehr, dass es noch ne fortsetzung geben wird
wie ich abgestimmt habe sieht man ja XD

bis hoffentlich bald XD

GLG Saki ^o~
Von:  xXRenoXx
2011-07-02T20:25:37+00:00 02.07.2011 22:25
Das Ende ist wirklich toll und ich bin so happy, das Saga und Shin glücklich zusammen sind. *hüpf*
Die beiden sind echt süß zusammen und die anderen hab ich auch total lieb gewonnen. ^^
Ich würde mich supi über einen 2. Teil dieser tollen FF freuen. Hab ebenfalls schon abgestimmt. ^-^

GlG,
Reno ^-^
Von:  klene-Nachtelfe
2011-07-01T20:14:14+00:00 01.07.2011 22:14
*jubel, kreisch, quietsch, rumhibbel*
Das war ein grandioses Ende, das auf weitere Teile hoffen lässt (hab ja schon abgestimmt xD) ,genausogut aber auch eine definitives Ende sein kann...
Einfach genial!!!
Ich bin begeistert und hey...ich steh in der Kommishcreiberliste *freu*
Also egal was und wie dein neues Projekt aussehen wird ich bin gespannt!!
Und vorallem freue ich mich auf neue Werke!
*Lollis da lass*
LG -^.^-
Von:  Mizuki_Matsumoto
2011-07-01T17:26:40+00:00 01.07.2011 19:26
Oh Gott... Saga und Shin sind einfach sooo süß *______*
Ich bin richtig froh, dass sie es geschafft haben und jetzt endlich glücklich werden können^-^
Irgendwie ist es schade, dass es hier vorbei ist aber es hat ja ein gutes ende gefunden, also hält sich die Traurigkeit in Grenzen^-^
Auf jeden Fall tolles Kapitel und überhaupt tolle FF, ich werde sicher noch mehrere von dir lesen und hoffentlich auch bald teil 2 von Pirate's Dream^o^

GlG
akari
Von:  Aiora
2011-07-01T17:16:07+00:00 01.07.2011 19:16
und jetzt... ist es vorbei^^
nun ja.
ich finde das ende so ok!! <3
so kann man es durchaus lassen, auch wenn ich die zwei inzwischen wirklich lieb gewonnen habe xD
und das kapi war total super...
weihnachten xD war ja klar dass shin mal wieder so negativ darüber denkt ^^
fand ich echt witzig und super süß!!! *___*

lg
ayo
Von:  Baka-San
2011-07-01T14:30:16+00:00 01.07.2011 16:30
aahhhh vorbei QQ
hoffentlich schreibst du weiter xD das wäre toll *-*
und shin und sage sind so ein knuffiges pärchen x3~ Was braucht da shin noch seine 'familie' wen er die jungs aufm schiff hat =3~
ich freu mich schon drauf mehr von dir lesen zu dürfen x3
LG Baka *plüsch*


Zurück