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Begierden

von

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Prolog

„Knie dich hin.“ Ein eindeutiger Befehl, der von dem braunhaarigen Mann mit der tiefen Stimme erteilt wurde. Seine grünen Augen blitzen auf, als die junge Frau tat, wie ihr befohlen worden war. Seine Schülerin lernte ausserordentlich schnell, wie er zu seiner Zufriedenheit feststellte. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich ihr von hinten näherte. Die mahagonifarbenen Haare fielen wie sanfte Welle über ihre nackten Schultern bis auf ihren Rücken. Er wusste, dass sie den Blick gesenkt hielt, auch wenn er es nicht sehen konnte. Ja, sie war eine demütige Dienerin, obwohl es ein schwerer Start gewesen war – er konnte es ihr wirklich nicht verübeln. Nein, Ryan wusste, wie sie sich gefühlt hatte und er verspürte ein wenig Stolz in seiner Brust, dass sich seine Schülerin und Dienerin für diesen Weg entschieden hatte und sich nicht zurückgezogen und es sich anders überlegt hatte.
 

Alysa, so lautete der Name der Schönheit mit dem mahagonifarbenen Haar, kniete auf dem harten dunklen Marmorboden. Ihre grünbraunen Augen blickten zu Boden. Ihr war durchaus bewusst, was es für sie bedeuten würde, gegen diese Regel zu verstossen. Zwar wurde sie nicht geschlagen, aber eine Nacht lang hier knien zu müssen war alles andere als angenehm. Daher verhielt sie sich still und der Blick blieb weiterhin gesenkt.

Es war schon seltsam, dass sie sich jedes Mal aufs Neue auf dieses Spiel einliess und doch gab es für Alysa nichts anders mehr, was sie in Stimmung brachte. Eigentlich hätte sie darüber schockiert sein müssen, aber sie war es nicht. Alysa war sich darüber bewusst geworden, dass schon seit jeher ein Drang zu diesem hier in ihr geherrscht hatte und seit sie sich für diese Art von Liebesspiel entschieden hatte, fand sie endlich vollkommene Erfüllung.
 

Wie sie einfach so da kniete, still und voller Demut, hätte er sie am liebsten auf die Beine gezogen und sie geküsst. Aber Alysa musste sich ihre Belohnung zuerst verdienen, sonst würde das Spiel mit der Zeit seinen Reiz verlieren und das war genau der Grund, wieso Ryan sich zurückhielt. Sein Blick glitt über ihre wundervollen Haare weiter nach unten bis zu ihrem Hintern. Alysa war keine Frau die sich etwas aus dem Modelwahn der heutigen Zeit machte – sie hatte Kurven, sehr weibliche Kurven. Nichts an ihr grenzte an die mageren Frauen, die ständig in den Werbungen und in den Magazinen abgebildet und zu sehen waren. Auch wenn Alysa eine kurvige Frau war, wirkte sie dennoch sinnlich und unwiderstehlich – Ryan konnte sich kaum satt sehen an ihr, denn sie wirkte nicht dick, nicht im Geringsten. Alles war genau so, wie es in seinen Augen bei einer Frau sein sollte.

Langsam ging er um sie herum und lächelte wieder, als er seine Bestätigung erhielt – sie blickte tatsächlich auf den Boden. Sie wusste genau, dass er es nicht mochte, wenn man gegen seine Regeln und Befehle verstiess. Alysa war oft genug in den Genuss seiner Strafen gekommen, besonders zu Beginn ihrer Zeit bei ihm. Wenn er an die Vergangenheit dachte, an ihr erstes Treffen, musste er noch mehr Lächeln, bis er beinahe grinste. Damals hätte er nicht wirklich gedacht, dass sich diese selbstbewusste junge Frau wirklich unterwerfen liess – dafür stand sie einfach zu fest mit beiden Beinen im Leben.

Aber er hatte es doch tatsächlich mit viel Geduld geschafft, sie an diesen Punkt hier zu bringen. Seine Nerven lagen oftmals wegen Alysa blank, wenn sie wieder einmal nicht gehorchen wollte, nur weil ihr seine Befehle an diesen Tagen gegen den Strich gingen – meist war dies der Fall, wenn sie viel zu viel gearbeitet hatte und einfach nichts mehr ertragen konnte. Doch Ryan hatte sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und ihr gezeigt, dass sie genau in jenen Situationen eine harte führende Hand brauchte, die sie auch einmal in den Arm nahm. Ja, er nahm seine Schülerin auch gerne mal in den Arm und tröstete sie – Alysa brauchte genau diesen Ausgleich zwischen Befehlen und Fürsorge, die ihr verwehrt gewesen war, bis sie ihn getroffen hatte.
 

Sie hörte seine Schritte, als er sich näherte und um sie herum ging. Beinahe schon gespannt wartete sie auf seine nächsten Befehle und Anweisungen. Heute hatte sie einen wirklich harten Tag in der Redaktion und wollte sich einfach nur fallen lassen können. Noch vor ein paar Monaten hätte sie sich sogar gegen den einfachen Befehl des Hinkniens gesträubt. Aber sie hatte gelernt sich zu beherrschen und genoss inzwischen das Gefühl, dass Ryan bei ihr auslöste. Ihr Blick war noch immer auf den Boden geheftet – sie wagte es trotz ihrer schlechten Laune nicht, den Blick zu heben. Im Moment hatte sie wirklich keine Lust auf eine Bestrafung.
 

Ryan bemerkte an ihrer Körperhaltung, dass sie heute nicht bei der Sache war und er war kein Mann, der mit seiner Dienerin in einem solchen Zustand spielte – nein, das war eindeutig viel zu gefährlich und das wusste er. Er wäre beinahe selbst einmal Opfer eines misslungenen Spiels geworden, aber das lag schon viele Jahre zurück. Nun ging es um Alysa, damit ihr nichts geschah. „Steh auf.“, wie er sie an und trat einen Schritt zurück, während er wartete.
 

Langsam erhob sie sich und blieb vor ihm stehen. Es erstaunte sie ein wenig, dass er sie so früh aufstehen liess. Normalerweise betrachtete er sie lange und eingehend, ehe er sie dazu anwies. Aber heute schien etwas anders zu sein oder vielleicht hatte sie auch nur den Eindruck, weil sie noch immer mit ihren Gedanken in der Redaktion war. Hatte sie etwas falsch gemacht? Nein, heute war sie wirklich brav gewesen und hatte sich in allem an seine Regeln gehalten, aber etwas stimmte nicht. Sie runzelte unmerklich die Stirn, als sie eine warme Hand unter ihrem Kinn spürte, die sie dazu zwang, den Blick zu heben und ihren Herrn direkt anzusehen.
 

„Du bist heute nicht bei der Sache, Alysa. Es hat keinen Zweck, wenn wir weiter machen.“, sagte er ernst und lächelte dann. Heute würde er sie auf andere Gedanken bringen, ohne sie zu dominieren. Das hatte sie durchaus verdient, was vielleicht auch daran lag, dass sie schon seit einiger Zeit nicht mehr Herr und Sklavin sind – es war zwar ungewöhnlich in ihrer Szene, aber das war Ryan egal. Seit er Alysa getroffen hatte, war er von ihr fasziniert gewesen und fühlte sich von ihr angezogen, wie von keiner anderen Frau zuvor. Sie war etwas ganz Spezielles, eine Frau, wie es sie nur einmal auf dieser Erde gab und Ryan hatte sich schon damals vorgenommen, sie zu seiner Dienerin, seiner Schülerin zu machen. Ja, es war nicht leicht gewesen, durchaus nicht. Aber die Mühen hatten sich bezahlt gemacht und Alysa war eine wahre Sklavin der Begierde und Lust geworden, wenn auch so, wie es in ihrer Szene üblich war.

Er reichte ihr einen Bademantel und sie schlüpfte schweigend hinein. Noch war sich Alysa nicht sicher, was nun geschehen würde und was genau nicht in Ordnung war. Sie war bei der Sache oder? Nein, er hatte Recht. Ryan kannte sie besser, als sie sich selbst. Manchmal erschrak sie darüber, aber es war auch verständlich. Er war für sie verantwortlich und bisher war er noch nie so weit gegangen, dass es ihr geschadet hätte. Es wäre auch wirklich schade, wenn es dazu käme, dass einer von ihnen ernsthaft verletzt wurde, wobei dies ziemlich sicher nur Alysa betreffen würde.
 

Schweigend führte Ryan sie aus dem Zimmer, das eigens für die Sessionen hergerichtet worden war. Er mochte es nicht sonderlich, seine Spielchen in seinen Privatgemächern zu spielen. Nein, er wollte eine Atmosphäre schaffen, die ihn sowie seine Dienerin in Stimmung brachte. Natürlich erzielte der Raum nicht immer die gewünschte Wirkung, aber dann wusste sich Ryan Abhilfe zu verschaffen. Zudem war Alysa für ihn Anreiz genug, um in Stimmung zu kommen – sie war eine Augenweide und er konnte sich meistens kaum satt sehen.

Doch nichts trübte seine Sinne, denn er war immer bei der Sache, wenn er eine Session abhielt. Denn wenn er nur ein wenig nicht bei der Sache war, könnte es böse Folgen haben und das war überhaupt nicht der Sinn solcher Spielchen. Beide sollten ihren Spass haben und ihre Fantasien ausleben können – er als Herr und Alysa als seine Sklavin. Für ihn war schon immer klar gewesen, dass er der dominante Typ war, der sich nur sehr schwer jemandem unterwerfen konnte – daher hatte er sich für den Weg des Herrschers entschieden. Menschen zu dominieren, zu kontrollieren, war eindeutig seine Welt und seine Bestimmung.
 

Er wies Alysa still an, sich hinzusetzen und kam schliesslich mit einer Tasse Tee zurück zu ihr. Er reichte sie ihr und leicht nickend nahm sie die Tasse entgegen. Noch immer schweigend nahm sie ein paar Schlucke und schnurrte leise. Sie mochte es, wenn er sie bediente – zumindest so, dass sie sich etwas wohler fühlte. Seit sie eine feste Bindung eingegangen waren, war er noch liebevoller im Umgang mit ihr geworden, als zuvor – das hiess natürlich, nur wenn sie nicht gerade in einem ihrer Spielchen waren. Denn dort war Ryan durch und durch dominant und zeigte Alysa, wer der Herr war und er die Sklavin.

„Was ist los mit dir?“, fragte er schliesslich, als sie die Tasse abgestellt hatte. Sanft legte er einen Arm um sie und zog sie näher an sich. Reflexartig kuschelte sie sich an ihn und seufzte. „In der Redaktion ist die Hölle los und ich komme kaum mehr zu etwas anderem, als zu meiner Arbeit.“, murrte sie unzufrieden und rümpfte die Nase. Ryan schnaufte laut und fing an, sie im Nacken zu kraulen – er wusste genau, dass dies Alysa langsam beruhigte.
 

Ryan musterte Alysa eingehend und schüttelte leicht den Kopf. „Du solltest mit deinem Boss sprechen. So kann es nicht weiter gehen – hast du dich eigentlich in letzter Zeit einmal im Spiegel betrachtet?“

Wieder rümpfte sie die Nase und sah ihm in die Augen. „Ich versuche so gut es geht genau das zu vermeiden – ich sehe schrecklich aus. Und wir beide wissen genau, dass es keinen Sinn hat, wenn ich mit meinem Boss spreche!“ Sie log nicht einmal – ihr Chef war ein Ignorant, der sich einzig für die Zahlen der Redaktion interessierte. Dass seine Mitarbeiter unter dem enormen Zeit- und Leistungsdruck beinahe zusammenbrachen, spielte für ihn keine Rolle. Hauptsache der Profit entsprach seinen Vorstellungen. Alysa hatte ihm schon zwei drei Mal beinahe den Kopf abgerissen, aber sie hatte sich zusammengerissen und ihn nur innerlich verflucht.

„Dann such dir eine andere Arbeitsstelle.“ Es war eine Feststellung, kein Befehl und doch drehte sich Alysa mit dem gesamten Körper zu ihm herum und funkelte ihn wütend an. „Ich arbeite seit gut fünf Jahren in der Redaktion und es ist meine Chance, ganz gross raus zu kommen!“, fauchte sie leise und erhob sich schliesslich.
 

Alysa zitterte vor Wut – was bildete er sich eigentlich ein? Ryan wusste genau, wieso sie noch immer in der Redaktion arbeitete, egal wie mies ihr Boss sie behandelte. Es war ihr Sprungbrett ganz nach oben im Journalismus und da musste man eben auch mal die Zähne zusammenbeissen und nicht gleich den Kopf in den Sand stecken. Natürlich war ihr ‚neuer’ Boss alles andere als ein toleranter Mensch, aber das spielte keine Rolle – seit sechs Monaten stand sie unter seinen Fittichen und sie würde es noch einmal so lange oder länger aushalten, wenn es sein musste. „Ich werde bestimmt nicht davon laufen!“, knurrte sie und drehte sich um. Schnell ging sie ins Schlafzimmer und zog sich an. Heute Abend würde Ryan wohl allein bleiben, doch das war Alysa egal. Man warf ihr keine Dinge in diesem Format an den Kopf, auch wenn es nur fürsorglich gemeint worden war. Er würde schon sehen, was er davon hatte und zu was Alysa alles fähig war.

1. Kapitel

2 Jahre zuvor
 

Langsam aber sicher konnte Alysa die langen Abende in der Redaktion nicht mehr ausstehen. Wenn sie ehrlich war, konnte sie sich gar nicht mehr erinnern, wann sie das letzte Mal einen gemütlichen Abend vor ihrem Kamin verbracht hatte. In den letzten Wochen kam sie stets weit nach Mitternacht aus der Redaktion und viel dann tot müde ins Bett, nur um dann wenige Stunden später bereits wieder auf der Matte zu stehen. Auf Dauer konnte das eindeutig nicht so weiter gehen, aber sie hatte keine andere Wahl, wenn sie ihren Job behalten wollte. Also biss sie die Zähne zusammen und gab ihr bestes, denn immerhin gehörte sie zu den Besten in ihrer Branche.

Seufzend stand sie auf und ging zum Fenster – die Skyline von New York erstreckte sich vor ihren Augen und ihr Blick viel auf den nahegelegenen Central Park. Es war wunderschön hier in dieser riesigen Grosstadt. Wenn man New York nicht kannte, konnte man sich schnell verlaufen oder sich eine falsche Meinung der Stadt bilden. Alysa war hierher gezogen, als sie gerade mal vier Jahre alt war. Ihre Eltern waren beide hoch deklarierte Anwälte, die hier ihr Glück versuchen wollten und ihrer Tochter somit unendlich viele Möglichkeiten boten. Bis heute war sie ihren Eltern für ihre Entscheidung dankbar, auch wenn es eine ziemliche Umstellung gewesen war, von Miami nach New York zu ziehen – besonders der Winter war für Alysa in den ersten paar Jahren die Hölle gewesen. Doch jetzt mochte sie die Jahreszeit.
 

Sie lächelte, als ihr Blick auf die verschneiten Gehwege des Parks viel und auf die mit Schnee bedeckten Bäume. Manchmal kam sie sich vor wie in einem Märchenland, wenn sie so aus dem Fenster in die Tiefe blickte. Schneeflocken tanzten vor dem Fenster auf und ab und Alysa musste leise kichern. Wie sehr hatte sie es als Kind geliebt, als sie sich an den Schnee gewöhnt hatte, draussen herumzutollen, wenn die ersten Flocken fielen. Selbst heute würde sie am liebsten wie ein kleines Kind durch den Park rennen und laut lachen, wenn sie Schneesterne sich in ihren Haaren verfingen. Wieder kicherte sie und legte ihre linke Hand an die Scheibe – dann lehnte sie ihre Stirn ebenfalls gegen das kalte Glas.

Ihre Augen funkelten Leicht, als sie das Spiel der Schneeflocken beobachtete. Dann seufzte sie und löste sich von dem Anblick – sie hatte eigentlich gar keine Zeit um in ihrer Vergangenheit zu schwelgen. Sie konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann sie für solch einfache Dinge die Zeit gefunden hatte. Es musste wirklich schon sehr lange her sein, wenn sie es schon nicht mehr wusste. Dabei war Alysa eine Frau, die ein ausserordentlich gutes Gedächtnis besass. Wieder seufzte sie und setzte sich schliesslich wieder an ihren Schreibtisch.
 

Die Arbeit darauf türmte sich und Alysa hatte keine Ahnung, welchen Artikel sie als nächstes schreiben sollte – es gab so viel zu erzählen und den Menschen dort draussen näher zu bringen. Es war schön zu sehen, dass es in dieser Redaktion mehr als nur eine Zeitung gab, sondern auch Magazine, die diverse Themen behandelten. Die Menschen mochten es, informiert zu werden und nach Möglichkeit auf solche Magazin zurückgreifen zu können – zwar gab es bestimmt nicht so viele Auflagen und Exemplare wie bei der täglichen Zeitung, aber das war auch nicht nötig.

Alysa arbeitete meist für alle Magazine ein wenig und wenn sie gerade einen aktuellen Artikel bereit hatte, den man in der Zeitung bringen konnte, so geschah dies auch. Sie konnte gut und gerne von sich behaupten, ziemlich angesagt zu sein, da sie sehr viel Wert auf Perfektion in ihren Artikeln legte und nur über Dinge schrieb, über sie sie auch bescheid wusste. Dafür recherchierte sie oft tage oder wochenlang und das machte es schliesslich auch aus, ob ein Artikel gelang oder eben nicht. Wenn sie merkte, dass sie sich zu weit von ihrem Ziel entfernte, legte sie das Geschriebene zur Seite oder verwarf die Idee ganz.
 

Ihr Blick viel auf den aktuellen Artikel und sie schüttelte den Kopf. Sie wusste nicht, wie viel sie noch schreiben sollte, denn eigentlich könnte man es als eigenständiges kleines Sondermagazin drucken, wenn sie ehrlich war. Jugendkriminalität oder generell die Kriminalität hier in New York war ein stets aktuelles Thema, über das man unendlich viel Material fand. Und wenn man Kontakte zur Polizei hatte so wie Alysa, kam man an noch mehr Informationen heran, als gewöhnlich. Es war wirklich ein sehr interessantes Thema und sie hatte schon öfters mit dem Gedanken gespielt, sich vollends auf diesen Bereich zu konzentrieren. Zwar bräuchte sie ab und an etwas Ablenkung, aber das wäre nicht weiter schlimm. Zu lange konnte sie sich ohnehin nicht auf ein Thema konzentrieren, sie brauchte einfach die Vielseitigkeit. Ihr Beruf war in diesem Punkt absolut perfekt für sie geeignet.

Brummend liess sie ihren Blick über die verlassenen Schreibtische gleiten und lächelte schliesslich, als sie in der hintersten Ecke einige Kartonkisten stehen sah. Es war schon erstaunlich, wie lange es dauerte, bis manche Schreibtische geräumt wurden. Ihr ehemaliger Arbeitskollege hatte sich pensionieren lassen und seither stand alles noch so wie er es verlassen hatte an seinem Platz – zumindest bis heute früh war das noch so. Und der Kollege war schon seit gut einem Jahr nicht mehr hier, das sollte schon etwas heissen. Neugierig geworden erhob sich Alysa wieder und schlenderte zu den Kisten herüber. Sie wollte wissen, was sich darin für Schätze verborgen. Niemand hatte ihnen verboten, neugierig zu sein und vielleicht fand sie ja das eine oder andere Interessante, was sie gebrauchen könnte.
 

Es waren doch einige Kisten zusammen gekommen, wie Alysa staunte. Egal ob ein Journalist pensioniert wurde oder sich eine neue Herausforderung suchte, meistens nahm er seine Arbeiten mit, die nicht vollendet worden waren, genauso wie seine Recherchearbeiten. Aber ihr Kollege schien es da nicht so genau genommen zu haben und hatte das meiste hier gelassen. Sie war kein Mensch, der sich an den Ideen eines anderen bereicherte, aber neugierig war sie durchaus. Schnell schob sie den Stuhl zurück und setzte sich hin, ehe sie die erste Kiste zu sich zog. Als sie den Deckel abhob, staunte sie nicht schlecht. Das war ja ganz spezielles Material, das sie hier zu sehen bekam. Mit hochgezogener Augenbraue nahm sie den ersten Papierstapel heraus und überflog die erste Seite. Es war der Anfang eines neuen Artikels, doch das Thema war nicht gerade alltagstauglich, zumindest aus der Sicht der meisten Amerikaner.

Das Bild zeigte eine Frau, deren Gesicht nicht zu sehen war und ihre Hände waren kunstvoll hinter ihrem Rücken zusammen gebunden worden. Der Rest ihres Körpers war nackt, nicht ein Stück Stoff war daran zu sehen. Die Frau kniete auf dem Bett, der Kopf war bestimmt gesenkt, auch wenn man es nicht genau erkennen konnte. Unbewusst leckte sie sich über die Lippen und schüttelte dann den Kopf. Sie hätte niemals gedacht, dass ihr alter Arbeitskollege sich für ein solches Thema interessierte, sei es nur aus der Sicht eines Journalisten gesehen. Aber so konnte man sich in manchen Menschen täuschen.
 

Der Titel des Artikels stach sofort ins Auge: BDSM – Salontauglich oder doch das Werk des Teufels? Viel wusste Alysa nicht über diese Szene und das was sie wusste, beschränkte sich ausschliesslich auf den SM-Bereich. Sie wusste, dass dieser Begriff mit körperlichen Schmerzen verbunden war, die zur Lust führten und die ‚Opfer’ liessen dies breitwillig über sich ergehen, um auf ihre Kosten zu kommen. Alysa konnte sich wirklich nicht vorstellen, bei einer solchen Behandlung auf Touren zu kommen und zwar so, bis sie vor Lust nicht mehr wusste wo oben und unten war. Aber die Menschen waren verschieden, wie sie genau wusste. Sie urteilte nicht über Personen, die solche Neigungen hatten, solange man sie damit in Ruhe liess.

Aber nun war sie neugierig geworden und fing an, den Artikel genauer zu lesen oder zumindest das, was schon geschrieben worden war. Es war über die ethischen Ansichten die Rede, welche viele Amerikaner vertrat. Auch wenn Amerika das Land der unbegrenzten Möglichkeiten war, so waren die Einwohner mehr als nur prüde in diesem Punkt. Sie konnte sich gut vorstellen, welche Aufruhr dieser Artikel verursacht hätte – es wäre vermutlich der Skandal des Jahres geworden. Alysa wusste genau, wie die Bevölkerung reagierte auf solche Themen und das hatte bestimmt auch ihr Kollege gewusst. Aber es schien ihm egal zu sein oder er hatte die Absicht, wirklich das ganze Land in Aufruhr zu versetzten.
 

Irgendetwas Reizvolles hatte dieser Gedanke wirklich an sich, das musste Alysa zugeben und sie stellte fest, dass der Artikel wirklich gut geschrieben war. Es war auch darin die Rede, dass sich nicht alles nur um SM drehte, sondern noch zwei andere Bereich im Wort BDSM vertreten war. Diese Bereiche klangen um einiges interessanter als der allseits bekannte Teil. Lust zu empfinden, wenn man gefesselt wurde, war bestimmt auch nicht alltagstauglich, genauso wenig wie dominiert und befehligt zu werden, aber es war ‚harmloser’ – zumindest in ihren Augen. Als normal würde es ohnehin nicht bezeichnet werden, aber was war heutzutage schon normal? Nichts, wenn man ehrlich war und das war Alysa immer.

Als sie zu Ende gelesen hatte, lehnte sie sich im Stuhl zurück und dachte darüber nach, was sie gerade ‚gelernt’ hatte. Es war wirklich sehr interessant, aber sie wusste eindeutig nicht, ob sie jemals zu so etwas fähig war oder so etwas mit sich machen lassen würde. Nachdenklich durchwühlte sie den Karton und sie stellte fest, dass es sich um das Recherchenmaterial für den Artikel handelte. Noch immer neugierig las sie sich alles aufmerksam durch und als sie endlich die letzte Seite zu Ende gelesen hatte, gähnte sie und streckte sich. Ihr Blick viel auf die kleine runde Wanduhr und Alysa zuckte leicht zusammen. Es war vier Uhr morgens und sie sass noch immer hier in der Redaktion. Das durfte doch nicht wahr sein!
 

Leise brummend verstaute sie wieder alles im Karton und trug diesen zu ihrem Schreibtisch. Dort schob sie ihn darunter und ordnete ihre eigenen Unterlagen und sorgte dafür, dass ihr Computer keinen Ton mehr von sich gab. Dann zog sie sich ihren Mantel an und ging nach draussen. Als sie das Gebäude verliess, wehte ihr ein kalter Wind entgegen und sie rümpfte die Nase. So sehr sie den Winter auch mochte, die schneidende Kälte war noch nie ihr Ding gewesen. Schnell ging sie zu ihrem Wagen und drehte die Heizung nach oben. Als sie die Kälte endlich aus ihren Gliedern vertrieben hatte, startete sie den Wagen und fuhr zu ihrem kleinen Häuschen, welches sie damals von ihren Eltern geerbt hatte. Es war mehr ihr Ferienhaus gewesen, bis sie schliesslich ganz nach New York gezogen waren – und ab da stand es leer, bis ihre Eltern es Alysa vermacht hatten. Sie hatte das Haus schon immer geliebt und als sie in die Auffahrt einbog, umspielte ein zufriedenes Lächeln ihre Lippen.

Der Wagen bekam seinen üblichen Platz in der Garage, die direkt an das Haus grenzte, welches durch eine Zwischentür zu erreichen war. Müde und erschöpft ging sie die wenigen Stufen hinauf und warf ihren Mantel über den Küchenstuhl. Ja, die Tür führte direkt in die Küche, was meist sehr praktisch war, besonders wenn man einige Einkäufe zu schleppen hatte. Die Schuhe liess sie ebenfalls in der Küche stehen, dann ging sie weiter, ohne das Licht anzulassen. Schlurfend ging sie in den Flur und von dort zur Treppe, die in das obere Stockwerk führte.
 

Alysa kannte ihr kleines Haus in und auswendig, so dass sie auch blind ihren Weg gefunden hätte. Als sie ihr Schlafzimmer erreichte, seufzte sie erleichtert und fing an, sich auszuziehen. Nackt wie Gott sie geschaffen hatte, warf sie sich in ihr weiches Himmelbett – es war keine kitschige Version, die sich kleine Mädchen wünschten, sondern aus Mahagoni gefertigt worden. Das Fussende war mit kunstvollen Schnörkeleien verziert worden, alle von hand gefertigt. Genau wie der ganze Rest des Bettes. Die Vorhänge waren aus dünner roter Seide, die im Moment an den Bettpfosten befestigt worden waren.

Aber all das interessierte Alysa im Moment nicht – sie wollte einfach nur noch schlafen. Gähnend kuschelte sie sich unter ihre Decke und machte es sich bequem. Kaum hatte sie die Augen geschlossen, übermannte sie der Schlaf bereits und sie war unendlich dankbar dafür, das erste Mal seit langem keine Träume zu haben.
 

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Die kalte Nachtluft umspielte ihn, schmeichelte ihm und ein schmales Lächeln erschien auf seinen Lippen. ‚So wie heute sollte es immer sein, so… perfekt!’, dachte er immer noch lächelnd, während er die Strasse entlang ging. Sein Ziel hatte er deutlich vor Augen und er würde es auch erreichen. Dann… Ja dann würde er ausführen, wofür er geschaffen worden war. Sein Herr hatte es ihm aufgetragen und er erfüllte diese Aufgabe mit Stolz. Und so würde seine Braut wissen, dass er wieder zurück war, sie niemals vergessen hatte. Er würde sie zu sich holen und sie würde ihm gehorchen, ihm zu Diensten sein, so wie es sich für eine Frau gehörte.

Es war unglaublich, wie blind die Menschen doch für die Gefahren waren, die sich direkt vor ihren Augen befanden. Und er war eindeutig eine Gefahr, aber das würden sie schon noch merken, wenn es soweit war, doch dann war es zu spät. Mit einem, nun charmanten, Lächeln trat er in das Gebäude ein und als sich die Tür hinter ihm schloss, wusste er genau, dass dies der richtige Ort war – er hatte gut gewählt, nein: sein Herr hatte gut gewählt.
 

Eine schöne Blondine kam auf ihn zugetakelt und er musste sich wirklich zusammenreissen, um ihr nicht gleich an Ort und Stelle die Kehle herauszureissen. Doch dann könnte er seinen Plan nicht so ausführen, wie er ihn geplant hatte. Also hielt er sich zurück und spielte mit. Ohne ein Wort zu sagen führte sie ins obere Stockwerk in ein Zimmer, das gänzlich in rot gehalten wurde – wie passend, wenn man genau darüber nachdachte und wusste, was er vor hatte.

Kaum fiel die Tür ins Schloss, warf sie sich schon an seinen Hals und fing an, ihn stürmisch zu küssen. Der Braunhaarige erwiderte zwar ihre Küsse, aber er tastete bereits nach dem silbernen Dolch, den er in seiner Kleidung verborgen hatte. Lange würde das Vergnügen nicht währen, egal wie schön die Blondine auch war. Für ihn gab es nur eine Frau, das war schon immer so gewesen und würde auch immer so bleiben. Es gab keine andere für ihn, ausser seinen Engel, seine Kleine. Ja, sie würde sich an ihn erinnern und dann würde sie vor Angst erstarren. Doch er würde ihr beibringen ihn zu lieben und ihr die Angst nehmen. Sie würden glücklich sein, sehr glücklich sogar.
 

Geschickt stiess er der unbekannten Schönheit den Dolch in den Rücken und zwar genau so, dass er ohne Probleme ihr Herz fand. Sie würde nicht leiden müssen, wenigstens dafür konnte er sorgen. Seine grünen Augen blitzen auf, als er sah, wie das Leben aus ihr wich. Langsam liess er sie zu Boden gleiten und zog die Klinge wieder heraus. Mit einem zufriedenen Lächeln verliess er das Zimmer, nur um eins mit der Umgebung zu werden – die Schreie, die kurz Zeit später die Luft erfüllten, waren ihm egal. Es klang sogar wie Musik in seinen Ohren.

Erst als er seine Arbeit erledigt hatte, atmete er ein paar Mal tief durch. Er suchte sich einen Mantel, der nicht blutbefleckt war, schlüpfte in diesen und tauchte schliesslich wieder in die kalte Dunkelheit ein. Schnee fiel auf sein Haupt und er lächelte – sein Mädchen liebte den Schnee, das wusste er. Er würde ihr jede Menge Schneemänner bauen, wenn das ihr Wunsch sein würde und zusammen mit der Liebe seines Lebens würde er nach Alaska fahren. Ihr würde es dort bestimmt gefallen, dessen war er sich sicher.
 

Eigentlich wollte er in den Park gehen, aber so wie er im Moment aussah, konnte er froh sein, nicht schon auf der Strasse Aufmerksamkeit zu erregen. Also ging er langsam in Richtung seiner Wohnung, welche er gut eine halbe Stunde später erreichte. Praktisch seine ganzen Möbel waren aus hellem Buchenholz gefertigt worden und allesamt waren Einzelstücke, handgefertigt. Er war sehr stolz darauf, solche Möbel zu besitzen und es war vermutlich sein einziger Besitz, dem ihm wirklich etwas bedeutete. Für ihn war nur sein Mädchen wichtig, auch wenn sie es noch nicht wusste. Bestimmt würde sie denken, er wolle sie töten – aber er könnte ihr niemals wirklich ein Haar krümmen.
 

Er stellte sich ihre vollen mahagonifarbenen Haare vor, die so schön in der Sonne glänzten. Und ihre braungrünen Augen, wie sie in den Himmel blickten und vor Freude glänzten. Es war schade gewesen, dass dieser Glanz verschwunden war, als ihre Eltern gestorben waren – aber es hatte einfach so sein müssen. Sie wären zwischen ihm und seiner Liebe gestanden, also mussten sie sterben. Natürlich tat es ihm leid, sein Mädchen so leiden zu sehen, aber sie würde es eines Tages bestimmt verstehen.
 

Zufrieden legte er den Mantel ab und warf diesen in den Mülleimer, genau wie den Rest seiner Kleidung. Die Kleider waren ohnehin durch das Blut ruiniert worden, da gab es nichts mehr daran zu rütteln. Nackt ging er in sein Schlafzimmer und legte sich auf das Bett. Der samtene Bettanzug umschmeichelte seinen durchtrainierten Körper und er lächelte leicht. Wie gut es sich doch anfühlte, doch es würde noch um ein vielfaches besser werden, sobald sie bei ihm war. Nur sie allein konnte seine innere Qual endlich beenden, denn sie war sein persönlicher Engel und sein Herr würde von ihr vertrieben werden, so dass er endlich frei war.

Nichts was er jemals getan hatte, verschaffte ihm lange genug Frieden und manchmal dachte er schon, dass das Böse in ihm Überhand nahm. Aber bisher konnte er die drohende innere Gefahr jedes Mal abwenden, doch bald könnte nur noch sie ihm helfen. Niemand anderes war in der Lage, seine Seele zu befreien und ihm Linderung zu verschaffen. Es war schon seltsam, wie abhängig ein Mann von einer einzigen Frau sein konnte, aber er würde sich nicht darüber beschweren.
 

Während er an sie dachte, spürte er, wie das Blut in seine Lenden schoss – lange schon kam er nicht mehr durch blosse Gedanken in Stimmung. Einzig bei ihr brauchte er nicht erst Dominanz und Unterwerfung – nein, für sie wäre er der Mann, den er sein musste. Vorsichtig legte er eine Hand um seinen Schwanz und fing an sich selbst zu massieren. Wie gut sich das anfühlte, doch bei ihr würde es sich noch besser anfühlen. Er geilte sich selbst immer weiter auf, in dem er sich ihren nackten Körper unter seinem vorstellte, wie sie in Ekstase seinen Namen schrie. Mit einem heiseren Stöhnen ergoss er sich über seine Hand und über seinen Bauch.

Als er sich beruhigt hatte, stand er auf und ging ins Badezimmer und stellte sich unter die Dusche. Erst als er allen Dreck von sich abgewaschen hatte und er sich endlich wieder sauber fühlte, kehrte er in sein Schlafzimmer zurück, wo er sich wieder hinlegte. Langsam fielen seine Lider zu und er fiel in einen tiefen ruhigen Schlaf und die Träume handelten allesamt von ihr. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, während er sich tiefer in die Decke kuschelte und zufrieden seufzte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Natsuki13
2011-01-14T14:42:02+00:00 14.01.2011 15:42
ein durchaus interessanter Anfang. Man sieht sofort, dass du lange an dem Text gearbeitet hast, ehe er genau so geworden war, wie du es gerne hattest. Kompliment :)
Von:  Rayne-Sunshine
2010-12-17T16:03:27+00:00 17.12.2010 17:03
deine Ff klingt richtig interessant.
deine Art zu schreiben, ist wie als ob ich ein richtiges buch lesen würde. ich konnte die ganze szene in meinem Kopf abspielen lassen.
weiter so♥


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