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Geteiltes Leid

von

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Kapitel 1

Titel: Geteiltes Leid

Autorin: Belldandy01

Teil: 1/2

Fandom: Tokio Hotel

Pairing: Georg/Tom, Gustav/Bill

Warnings: ---

Disclaimer: Tokio Hotel gehören leider nicht mir, ich kenne die Jungs nicht persönlich und die folgende Story ist wahrscheinlich völlig frei erfunden.
 

Kommentar: Mit dieser Story wage ich ich hier mein Debüt. Ich hoffe, sie gefällt. Vor allem denen, die sich genau wie ich, mehr Geschichten wünschen, in denen es nicht um Twinzest geht.
 

Geteiltes Leid...
 

Verdammt! Was soll der Mist?!

Warum werd' ich hinter alles andere gestellt? Für alles Mögliche bleibt Zeit und ich sitze hier und warte, während er in irgendwelchen Clubs rumhängt und sich wahrscheinlich auf irgendeinem versifften Klo das Hirn rausvögelt.

Okay, das ist vielleicht übertrieben, aber so ist das, wenn man sauer ist...

Und ich bin es.

Irgendwann ist einfach genug!

Scheiße, ich dachte wir wären Freunde, beste Freunde, um genau zu sein...

Okaaay... jaaa... eigentlich habe ich mir schon seit einiger Zeit Hoffnungen gemacht, dass vielleicht doch noch mehr aus uns werden könnte, als das.
 

Neulich, während der kleinen bandinternen Backstage-Party, als wir beide schon ziemlich besoffen waren... hab ich ihn geküsst!

Das war so... wow, von dem Moment an war mir vollends klar, dass ich wohl doch mehr als nur ein bisschen verknallt in ihn bin.

Bill und Gustav, haben sich einen abgelacht, aber Tom fand das anscheinend nicht ganz so witzig. Er hat mich bestimmt von sich geschoben, ist aufgestanden und hat sich, möglichst weit entfernt von mir, neben unseren Drummer gesetzt.

Von da an war der Abend meiner Meinung nach ziemlich im Eimer.

Was ein Glück konnte ich meine plötzliche Attacke wenigstens auf übermäßigen Alkoholkonsum schieben... das ist wohl der Vorteil, wenn man dafür bekannt ist von zu viel Alk „kuschelig“ zu werden.

Trotzdem hat er an dem Abend praktisch nicht mehr mit mir gesprochen und als wir unsere Runde auflösten lediglich ein „Gute Nacht“ in seinen nicht vorhandenen Bart gemurmelt.
 

Gut, ich geb's zu. Meine Aktion von neulich ist wohl nicht ganz unschuldig an seinem Verhalten mir gegenüber.

Aber es tut trotzdem weh. Verdammt weh sogar.

Wenn ich mich ihm jetzt in nüchternem Zustand an den Hals geworfen hätte... aber so?

Kann er das nicht einfach als einmaligen Ausrutscher verbuchen? Okay, nein, das wär' mir natürlich auch nicht wirklich recht, aber muss er gleich wie ein... homophobes Arschloch reagieren? Damit hätte ich nun echt nicht gerechnet...
 

Plötzlich legt sich von hinten eine Hand auf meine Schulter.

Ich fahre unwillkürlich zusammen.
 

„Jetzt hör endlich auf dir den Kopf zu zerbrechen, er wird sich schon wieder einkriegen.“

Ich brumme missmutig, während Gustav um die Couch herumgeht und sich ungefragt neben mich fallen lässt.

„Das neulich hat sein Ego angeknackst, weißt doch, wie er ist.“

Ohne dass ich es verhindern könnte entkommt ein leises Seufzen meinen Lippen.

Und wieder landet Gustavs Hand auf meiner Schulter. Er drückt sie freundschaftlich. Währenddessen halte ich den Kopf lieber gesenkt und starre auf meine Zehenspitzen. Gustav muss auch nicht alles wissen und wenn sich jetzt irgendwas Verräterisches in meinen Blick mischt... tja, unser werter Schlagzeuger ist in sowas besser, als man meinen möchte, auch wenn er sich öffentlich wie der gelangweilte Teilnahmslose zeigt. Eigentlich tickt es in seinem Kopf fast ununterbrochen.

„Warum sprichst du nicht nochmal mit ihm, beteuerst ein wenig, wie extrem leid dir die Alkoholsache tut, siehst ihn mit einem Dackelblick von unten herauf an und schwörst, dass du dich nie wieder so zulaufen lässt... außer er erlaubt es dir ausdrücklich.

Ich spüre Gustavs Grinsen richtig. Klar, geben wir Tom die Gelegenheit den Obermacker raushängen zu lassen. Da gibt es nur ein Problem: Ich will mich überhaupt nicht entschuldigen.

Ich stöhne leise und gequält auf und mache Anstalten aufzustehen, um mich in meinem Zimmer noch ein wenig länger in meinem Selbstmitleid zu suhlen.
 

Gustav drückt mich bestimmt auf meinen Platz zurück.

„Mensch, Georg und ich dachte echt du hättest mehr Mumm als ich, nach neulich Abend.“

Diese Information ergibt für mich keinen Sinn, deshalb antworte ich, meinen gesamten Intellekt zum Ausdruck bringend:

„Hä?“

Währenddessen schiele ich zu meinem Kumpel hinüber.

Er zuckt mit den Schultern.

„Du warst doch nie im Leben so besoffen, dass du aus einer Kuschellaune heraus 'nen Kerl küssen würdest. So sehr besaufen kannst du dich gar nicht, weil du sowas nie machen würdest.“

„Ähh... hä?“

Jetzt blicke ich endgültig auf.

„Gustav, das ist doch absoluter Schwachsinn, natürlich war ich -“

Und plötzlich fällt mir Gustavs vorangegangene Aussage wieder ein. Ja, lacht ihr nur, mein Hirn ist zurzeit nicht für derartig viel Information gemacht.

„Moment mal... und selbst wenn es so wäre, wie du sagst, was hat das mit dir zu tun?“

Der Blonde verdreht besonders ausgiebig die Augen.

„Ich dachte, ich sei deutlich genug gewesen. Dein Hirn läuft im Moment echt auf Sparflamme, oder?“

Auf diese Bemerkung hin ramme ich Gustav meinen Ellenbogen in die Seite. Natürlich rein freundschaftlich...

„Au! Und bei der Liebenswürdigkeit soll ich dir noch irgendwas erklären? Du erwartest viel...“

„Sorry“, nuschle ich.

Gustav grinst und schüttelt leicht den Kopf.

„Wenigstens kann ich mir jetzt sicher sein, dass du mich nicht für total irre halten wirst“, murmelt er etwas leiser als eben noch.

Irgendwas sagt mir, dass ich mir jetzt besser jeden blöden Kommentar verkneifen sollte.

„Ich kapier zwar immer noch nur Bahnhof, aber schieß los!“

Um zu zeigen, dass ich vorhabe meinem Kumpel trotz allem, was in mir vorgeht, zuzuhören, drehe ich mich halb und ziehe ein Bein auf die Sitzfläche der Couch.

Gustav holt unnatürlich tief Luft.

„Ich... bin total verknallt... in einen Kerl. Genau wie du jetzt auch. Nur, dass ich schon seit drei Jahren...-“

Okay, das trifft mich jetzt so sehr, dass ich nicht verhindern kann, dass meine Kinnlade herunterfällt.

„Was? Wie... ich bin nicht... aber...“

„Georg. Jetzt lüg mich bitte nicht an, okay? Ich hab lang genug überlegt, ob ich dir das hier überhaupt stecken soll, aber ich dachte mir, dass es vielleicht in gewisser Weise hilft...“

Jetzt ist es an mir mit den Schultern zu zucken.

Schließlich nicke ich.

„Verknallt ist aber wohl nicht ganz der richtige Ausdruck für das, was ich...“

Sekundenlang senke ich meinen Blick wieder gen Boden, doch dann siegt die Neugierde.

„Drei Jahre? Wer um alles in der Welt hat dir so dermaßen den Kopf verdreht? Ich hätte nicht gedacht, dass du... na ja, ...schwul bist.“

Gustav nagt verlegen an seiner Unterlippe und zieht seine Hand, die sich seit wir hier sitzen auch bei meiner Drehung kaum von Fleck bewegt hat, wieder zu sich.

Nun senkt er den Blick.

„Kannst du dir das nicht denken?“

Es platzt aus mir heraus: „Du willst jetzt aber nicht damit ankommen, dass du seit drei Jahren in mich -“

Mein Freund unterbricht mich etwas ruppig: „Natürlich nicht, du Vollhonk!“

Okay...vielleicht sollte ich trotz der Tatsache, dass ich bis eben kurz von einer ausgewachsenen Depression stand erst nachdenken, bevor ich rede.

Ich murmle eine Entschuldigung und halte vorerst mal die Klappe. Ein Gedanke will sich schon bald immer wieder einschleichen. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto logischer scheint er mir tatsächlich.

„Gustav... du bist echt schon seit drei Jahren in Bill verknallt?“

Ich sehe ihn direkt an und erhalte nur ein stummes Nicken.

Ich schlucke.

„Das ist... lang. Warum hast du... 's mir nicht erzählt?“

„Hättest du's mir denn erzählt, wenn ich dir das hier jetzt nicht vor den Latz geknallt hätte? Ich weiß, dass ich keine Chance habe, warum also noch wen mit reinziehen, der mich dann bemitleidet und dadurch dafür sorgt, dass es mir noch schwerer fällt halbwegs normal mit ihm umzugehen?“

„Hmm...“

„Aber du hast ihn geküsst, das heißt, eigentlich hast du zumindest unbewusst beschlossen, es anders anzugehen als ich, oder?“

Darüber habe ich mir seit diesem bestimmten Abend allerdings so gar keine Gedanken gemacht, dementsprechend bringe ich nicht gerade selbstbewusst heraus:

„Ich... ich... ich weiß es nicht. Hab ich das?“

Mein Herz zieht sich unangenehm zusammen, bei dem Gedanken daran, dass ich ihn jahrelang beobachten aber nie kriegen kann, wenn ich nicht zumindest versuche, ihm klar zu machen, wie wichtig er mir ist.

Schließlich nicke ich.

„Nur... wie stelle ich das an?“

Gustav dreht sich mir zu und legt mir beide Hände auf die Schultern.

„Georg, ich weiß es auch nicht... Am besten wär's wohl, es ihm gerade heraus zu sagen. Ihr könnt euch sowieso nicht ewig anschweigen, nach neulich...“

Himmel, das geht doch nie und nimmer gut. Was wenn ich es mir mit ihm dann total verscherze? Was, wenn er mich aus der Band jagt? Oder wenn er es nicht tut, aber die daran erst recht zerbricht? Tom ist doch... hetero.

Während die Fragen in meinem Kopf umherwirbeln kaue ich fast ununterbrochen auf meiner Unterlippe herum, bis Gustav meine Schulter relativ fest drückt.

„Hey, lass dir das ruhig nochmal in Ruhe durch den Kopf gehen. Kannst's natürlich auch doch so machen wie ich und den Schwanz einziehen, aber ich fänd's echt schade...“

Ich hole tief Luft.

So einfach werde ich ihn nicht davonkommen lassen.

Und damit meine ich gerade nicht Tom.

Also räuspere ich mich nochmal und antworte dann, so fest entschlossen, wie es mir gerade möglich ist:

„Ich sag's ihm, wenn du es Bill gestehst.“

Mein Kumpel verliert von einem Augenblick auf den anderen deutlich an Farbe und sieht aus, als würde er jeden Moment umkippen. Wirklich gut, dass er schon sitzt.

„W-was?? Das ist nicht dein Ernst, oder?“

„Doch, absolut. Ich weiß, dass du eigentlich alt genug bist, das selbst zu entscheiden, aber wie lange wolltest du dich denn bitte noch quälen, bis es vielleicht von alleine wieder weggeht? Zwei Jahre? Drei? Fünf? Oder zehn? Ich weiß ja, dass du hart im Nehmen bist, Kumpel, aber irgendwann muss es doch auch dich völlig kaputt machen ihn jeden Tag zu sehen und genau zu wissen, dass er unerreichbar ist, weil er wohl eher nicht mit dem gleichen Anliegen auf dich zukommen wird.“

Wow, was war das denn für eine Rede? Wenn er darauf nicht anspringt... Ich hab mich ja gerade selbst praktisch schon überzeugt, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen...

Andererseits hat Gustav höchst persönlich mich soweit gebracht.

Da kann ich ja echt dankbar sein, ihn zu haben.
 

„Aber, aber... wenn wir ihnen das beide... die erzählen sich doch... alles! Die müssen doch glauben, wir-“

„Dann müssen wir sie eben überzeugen, dass wir sie nicht verkohlen.“

Wir sehen uns an, und ich bin mir trotz meiner mutigen Aussage ziemlich sicher, dass Gustav die selbe Panik in meinen Augen sieht, wie ich in seinen.

Eine ganze Weile sehen wir uns nur , jeder in seine eigenen Gedanken versunken, an, bis Gustav schließlich ein leises „Ja“ von sich gibt.

Ich nicke und lasse von seinen Schultern ab.

„Das ist verrückt... das ist absolut verrückt... wir sind so was von absolut am Arsch, wenn das nicht funktioniert. Und ich komm zu dir und bind' dir auf die Nase, dass ich Bill vergöttere... ähmm...“

Jetzt läuft unser Drummer knallrot an. Als ob mir nicht längst klar wäre, dass seine Gefühle für Bill auch nicht von einer kleinen Verknalltheit her rühren.

„Ich weiß, dass es absolut irre ist... aber danke trotzdem.“

„Hmm... bitte.“

Mein Kumpel dreht sich und lässt den Kopf auf die Rückenlehne der Couch fallen.

„Ich bräuchte jetzt was wirklich Starkes zum Trinken...“

„Sorry, aber dir wird Bill nicht abkaufen, dass du kuschelig bist.“

Und wieder schießt ihm die Röte ins Gesicht. Das ist irgendwie niedlich. Eigentlich ist es ein Wunder, dass er sich anscheinend bis heute so gut im Griff hatte, dass keiner was merkt.

„Depp!“

„Nein, Tatsache.“
 

***
 

Nach einigen Minuten des Schweigens und 'Verdauens' sind im Wohnungsflur Schritte zu hören, die von einer Elefantenherde stammen könnten, ja, von einer Herde, nicht von einem einzelnen Tier.

„Waren die zusammen unterwegs?“

Ich erhalte nur ein ratloses Schulterzucken zur Antwort.

Im nächsten Moment wird auch schon die Tür aufgerissen und Bill kommt herein.

Er grinst uns an, grüßt und lässt sich beherzt aufs Sofa fallen. Dass er nicht auf Gustavs Schoß landet ist gerade so alles.

„Alles klar bei euch?“, fragt er gut gelaunt.

Ich schiele zu meinem Kumpel hinüber, der hin- und hergerissen zwischen Himmel und Hölle zu sein scheint.

Und das ist mir bisher wirklich nie aufgefallen?Ich sollte mich schämen.

„Ja, klar, aber wo hast du denn Tom gelassen? Ich dachte der sei mit dir unterwegs?“

„Der ist schon in sein Zimmer, meinte, er müsse sich jetzt ganz dringend von dem anstrengenden Abend erholen. Pff... dabei hat er meines Wissens nicht einmal eine in irgend 'ne dunkle Ecke entführt. Ich weiß gar nicht, wie der es schafft, seinen Ruf aufrecht zu erhalten, Management hin oder her.“

Typisch Bill.

Da stellt man eine kurze Frage und bekommt einen halben Epos zur Antwort.

„Danke Bill, so detailliert wollte ich es gerade nicht.“

Ich grinse ihn leicht an.

Aber eigentlich bin ich ganz froh, zu wissen, dass heute nichts bei ihm gelaufen ist und meine ganzen Phantasien tatsächlich total überzogen waren.
 

Ich bleibe noch ein wenig bei den Beiden sitzen, knuffe Gustav in die Seite, nicke ihm und anschließend auch Bill zu und stehe auf.

„Gute Nacht, ihr zwei. Ich werd' mich noch etwas mit Mister Sandberg beschäftigen und dann schlafen gehen.“
 

Fast sieht es so aus, als würde Gustav jeden Moment aufspringen, um mich zurück zu halten, aber keine Chance... da muss er jetzt durch. Sagt ja keiner, dass er direkt auf Bill einstürmen soll. Die waren doch auch so schon oft genug in einem Raum... außerdem hab' ich noch was vor.

Wenn Tom nicht allzu besoffen ist...

Ich weiß genau, wenn ich das nicht bald erledige ,dann ende ich so wie Gustav.

Reicht, dass ich das hier schon seit ein paar Monaten mit mir rumtrage,weil ich mir eingeredet habe, dass es wohl eine Phase ist, die bald wieder vorbeigeht.

Ich verlasse den Wohnreim und marschiere in Richtung unserer Zimmer.

Zwischen seinem und meinem stoppe ich.

Eigentlich würde ich am liebsten wieder umdrehen.

Ich kann ihm doch nicht einfach so sagen, dass ich... okay, ich weiß, ich drehe mich im Kreis. Das hatten wir eben schon mal.

Also zwinge ich mich weiterzugehen und klopfe schließlich an Toms Zimmertür.

Die Luft anhaltend trete ich kurz darauf ein.
 

***
 

„Oh... Georg, ich dachte du wärst... Bill.“

Er wendet sich deutlich von mir ab. Das macht es nicht gerade einfacher. Gesteht mal jemandem eure Liebe, der sich nicht mal traut euch anzusehen, weil ihr ihn ein einziges Mal geküsst habt.Vor allem, wenn ihr vorhabt es wieder zu tun.

Und wie ich das vorhabe.Und zwar wieder und wieder und wieder...

Ich bin echt ein hoffnungsloser Fall.

„Nein, aber gut, ein Klopfen kann man schon mal verwechseln, was? Also...“

Ich grinse ihn etwas schief an, gehe durchs Zimmer und setze mich neben ihn.

„Was willst du hier?“

„Weißt du, eigentlich gehört es fast zu den ungeschriebenen Gesetzen unserer Band, dass wir beide mehrmals die Woche zusammen hocken. Warum also fragst du sowas?“

Tom fühlt sich merklich unwohl in seiner Haut.

„Na ja, jah... aber...“

Er kaut auf seiner Lippe rum und spielt mit seinem Piercing.

„Hast ja Recht... wir haben das wohl in letzter Zeit etwas schleifen lassen...“

„Seh' ich genauso und drum bin ich hier. Und warum haben wir das?“

Darauf erhalte ich wie erwartet keine Antwort.

„Tom? Alles okay?“

„Hm,klar.“

Wow, jetzt sieht er mich endlich mal an.

Als ich den Abstand zu ihm verringere, in dem ich mich näher zu ihm setze, zuckt er doch tatsächlich zusammen.

„Du hast jetzt nicht wirklich Angst, weil ich mich ganz normal neben dich setze, so wie's bis jetzt immer war, oder?“

Ich hoffe, dass man mir nicht anmerkt, dass ich nach wie vor am liebsten weglaufen würde, jetzt noch dringender als vorher.

„Nein... wieso sollte ich?“

„Ganz blöd bin ich auch nicht, Tom. War es wirklich so schrecklich...?“

Wieder ein Zucken.

Gut, es ist offensichtlich, dass er das Thema gerne für immer begraben hätte.

„Ich... nein, aber...“

„Kannst du das wiederholen und mich dabei anschauen?“

Tom hebt den Blick von seinen Knien.

„Es... so schlimm war's nicht. Ich meine... du warst voll und... da wirst du nun mal kuschelig und...“

Alles klar, er greift meine Ausrede auf.

„Und... was würdest du sagen, wenn das Ganze ohne Alkohol passiert wäre?“

„Wie? Ist das 'ne Fangfrage oder so?“

Ich zucke mit den Schultern.

„Antworte einfach, okay?“

„Du redest von einem Kuss in der Experimentierphase, während man jung ist, oder? Na ja... gehört vielleicht irgendwie dazu, auch wenn ich das nicht gemacht habe, aber wenn es jetzt doch so gewesen wäre...“

Ich schüttle den Kopf.

„Nein, das meine ich nicht.“

Zittert meine Stimme inzwischen, oder bilde ich mir das nur ein?

Oh Gott, wenn er so verwirrt dreinschaut sieht er richtig süß aus.

Und ehe ich mich versehe küsse ich ihn wieder.

„Ich meine, wenn ich dich so wie eben geküsst hätte...“

Er hat mir keine geknallt, das ist doch schon mal ein Anfang.

„Das war ein Test, ja?“

„Wenn du es so sehen willst. Und, wäre das schlimm für dich?“

„Georg, könntest du bitte mal auf den Punkt kommen? Falls es dir dabei irgendwie hilft: Ich hab jetzt nicht das Bedürfnis zu fliehen.“

„Aha. Bei unserer kleinen Party sah das aber noch ganz anders aus.“

„Da hast du mich ja auch total überrumpelt. Also... ich hab ja den dumpfen Verdacht, dass du mir jetzt gleich aufs Ohr drückst, dass du es total geil fandest mich zu küssen. Na dann, nur zu, das verkrafte ich.“

Meint er das jetzt ernst oder verarscht er mich?

„Ja, es war total geil dich zu küssen, aber das ist nicht alles... Ich hab das nicht einfach aus einer Laune heraus gemacht.“

„Sondern?“

Sondern? Sondern? Da bleibt ja jetzt nicht mehr so viel übrig.

Ich verschränke die Arme vor der Brust und ziehe die Augenbrauen nach oben.

„Guck nicht so. Ich will nur ganz sicher sein, dass ich das hier richtig verstehe.“

Er lächelt. Er lächelt tatsächlich.

Ich blinzle.

Vermutlich steht mir auch schon seit etwa einer halben Minute der Mund offen.

„Ich liebe dich.“

„Okay.“

„Okay? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“

„Was willst du denn hören?“

„Na, dass das absolut verrückt ist, dass du mich auch liebst... Okay, nein, dass ist jetzt wirklich verrückt. Aber irgendwas. Fällt dir dazu nichts ein, außer okay?“

„Es ist absolut verrückt. Bist du jetzt zufrieden?“

Während Tom das sagt, grinst er mich an.

Und noch ehe ich protestieren kann, lehnt er sich zu mir herüber und küsst mich.

„Aber weißt du, ich habe seit unserer kleinen Party darüber nachgedacht, was du da und warum du es veranstaltet hast... und eigentlich... hat es mir ganz gut gefallen. Ich könnte mich glatt daran gewöhnen...“

Da ist kein seltsamer Unterton in seiner Stimme. Nichts von seiner Körpersprache verrät, dass er eigentlich das Gegenteil von dem meint, was er sagt.

Ich starre ihn an und kann immer noch nicht ganz glauben, was ich da eben gehört habe.

„Mach das bitte nochmal!“

Er grinst.

„Was? Dir sagen, dass ich darüber nachgedacht habe und mich daran gewöhnen könnte, oder dich küssen?“

Ich springe vom Bett auf, packe Tom an den Handgelenken und ziehe ihn ebenfalls in eine aufrechte Position.

„Beides.“

Er lacht.

„Ich habe darüber nachgedacht und ich glaube, dass ich mich daran gewöhnen könnte.“

Dann legt er seine Lippen auf meine und ich schlinge meine Arme um ihn.

Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich noch nie im Leben so gut gefühlt habe!

Kapitel 2

Auch nach Tagen hält mein Hochgefühl weiter an. Das dürfte vor Allem daran liegen, dass Tom es sich bis jetzt definitiv nicht anders überlegt hat.

Das ist absolut mega-bombastisch.

Ich sollte Gustav bei nächster Gelegenheit mal drauf aufmerksam machen, wenn er die neue Situation nicht längst durchschaut hat.

Mein Dauergrinsen sollte ihm schließlich auffallen.

Andererseits hat er mit seinem eigenen Problem eigentlich auch schon genug zu tun.

Immerhin hat er eingewilligt, Bill seine Liebe zu gestehen.

Ich wünsch' ihm ja, dass es für ihn genauso gut läuft, wie für mich.

Haha... der Gedanke hat nicht nur in Bezug auf unser persönliches Glück was für sich.

Stellt euch einfach mal die Gesichter unseres werten Managements vor.

Na? Na? Also selbst für die unter euch, die mit Juschtl und Bill nix anfangen können, ist die Vorstellung sicher spätestens dann reizvoll, oder?

Hach ja, ich glaub' ich muss mir später mal ein bisschen Zeit für ihn nehmen.

Und wenn es nur ist, um ihm die Ohren voll zu labern, auch wenn das an sich ziemlich unfair wäre.

Andererseits hat er ja mit dem Thema angefangen.

Gott sei Dank, muss ich sagen.
 

Ich schlendere durch die Wohnung, auf der Suche nach meinen Bandkollegen.

Es wird doch wohl zumindest eine von den Pappnasen schon wach sein.

Normalerweise bin ich hier doch der, der in 80% der Fälle am längsten schläft.

Es riecht nicht mal nach Kaffee...

Also entweder hat Gustav den heute nicht nötig, oder selbst der pennt noch.

Ich könnte mich natürlich zu Tom ins Zimmer schleichen und ihn ein wenig ärgern, auch wenn ich dann riskiere, dass er hinterher den halben Tag total pissig...-

„Oh, guten Morgen, Bill. Ich hab gar nicht gehört, dass du schon auf bist.“

„Hmmrmm... ha' Gustav kein'n Kaffee gekocht?“

„Nein, er ist nicht da, oder er schläft noch.“

Plötzlich scheint unser Sänger um einiges wacher zu sein.

„Waaas? Bist du sicher, dass ihm nichts passiert ist? Er hat mir in den letzten, lass mich überlegen... mindestens drei Jahren, jeden Morgen Kaffee gekocht...“

Hat er? Okay... und wieder was, das mir bis jetzt schlichtweg entgangen ist.

Ich grinse.

„Liegt wohl daran, dass es eigentlich nicht schwer ist, früher als du wach zu sein und da er auch seinen morgendlichen Kaffee braucht...“

Bill verdreht theatralisch die Augen.

„Dann koch ich ihm ausnahmsweise eben seinen. Aber wenn er in 20 Minuten nicht wach ist, musst du nach ihm schauen gehen, ja?“

Ich kann nicht anders, ich muss einfach lachen.

„Wieso machst du das nicht selbst, wenn du dir so große Sorgen um ihn machst? Bring ihm gleich 'ne Tasse Kaffee mit, dann freut er sich bestimmt.“

Bill stemmt die Hände in die Hüften und verzieht den Mund.

„Ganz so schlimm ist es dann doch noch nicht...“

Er wackelt zur Kaffeemaschine hinüber, um sie startklar zu machen. Keine halbe Minute später beginnt er lautstark zu fluchen:

„Verfickte Scheiße! Es ist kein Kaffeepulver mehr da, verdammt! Warum hat nicht ein Idiot vorm letzten Einkauf sein Maul auf gemacht. Wie zur Hölle soll den Tag denn jetzt überstehen?!“

Wohoho... also wenn jetzt nicht auch der Letzte hier im Haus wach ist, grenzt das schon fast an ein Wunder.

„Immer mit der Ruhe. Du wirst doch wegen ein bisschen Kaffee nicht gleich Amok laufen, oder?“

Wohlwissend, dass es die Gesamtsituation nicht besser machen würde, verkneife ich mir sowohl einen Lachkrampf, als auch ein allzu breites Grinsen.

Bill stößt einen leisen Schrei aus und funkelt mich böse an.

„Ja, ja, mach du dich nur lustig über mich... du weißt genau, dass ich morgens ohne mindestens einen Kaffee nicht zu gebrauchen bin!“

„Soo schlimm ist es nun auch wieder nicht...“

Oh doch, es ist sogar schlimmer.

Hat er vor, diese Laune jetzt den ganzen Tag beizubehalten, bis sich jemand erbarmt in den nächsten Supermarkt zu fahren, den Überfall von mindestens einem Dutzend hyperventilierender Fans auszuhalten, nur um unsere Band-Diva milde zu stimmen?

Bitte nicht.

Und falls doch, dann bin sicher nicht ich derjenige, der sich erbarmt.

Was für ein Theater, Mann...

Da habe ich mir eindeutig den pflegeleichteren Zwilling ausgesucht, selbst wenn auch Tom nicht immer ganz einfach ist.

Aber auf wen trifft das schon zu?

Ich grinse vor mich hin.
 

Beinahe hätte ich Bill völlig vergessen, aber er erinnert mich gerade noch rechtzeitig daran, dass er nach wie vor anwesend ist.

„Geooorg... was mach ich denn jetzt??“

„Äh... es mit Cappuccino versuchen?“

Wie alt ist der Kerl eigentlich? Im Moment kommt er mir jedensfalls höchstens wie ein Grundschüler vor.

„Oder du setzt dich hin und geduldest dich noch ein paar Minuten, bis der Kaffee durchgelaufen ist, den ich eben kaufen war.“

„Gusta~av! Du bist meine Rettung!!“

Ehe ich mich versehe, hängt Bill Gustav am Hals.

„Was würde ich nur ohne dich machen?“

Unser heldenhafter Schlagzeuger tätschelt Bill etwas unbeholfen den Rücken und antwortet:

„Cappuccino trinken?“

Postwendend hat er einen Augenblick später die Fingernägel unseres Sängers im Rücken.

„Och, duu~“

Glücklicherweise scheint er sich selbst daran zu erinnern, dass sein morgendliches Wohlbefinden von der 'Gnade' Gustavs abhängt.

Also drückt er seine Stirn gegen dessen Schulter.

„Entschuldigung... du weißt, dass ich noch nicht zurechnungsfähig bin...“

„Jah... wenn du mich jetzt loslässt, sorge ich dafür, dass sich das gleich ändert.“

Gustav schiebt seinen Angebeteten langsam in Richtung des Küchentischs.

Ich gehe langsam rückwärts und setze mich selbst auf einen der Stühle.

Währenddessen murmle ich:

„Und du rettest damit nicht nur seinen Tag...“

Gustav grinst mich etwas zaghaft an, während er Bill langsam weiter dirigiert.

Wahrscheinlich wünscht er sich den Tisch gerade noch kilometerweit weg, was ich nur zu gut nachvollziehen kann, wenn ich mich in seine Lage hinein versetze.

Ehe er Bill wieder loslässt schließt Gustav für einige Sekunden die Augen, aber gerade so lange, dass es nicht zu auffällig wird.

Armer Kerl.

Na ja, so wird das ja nicht mehr allzu lange laufen, wenn er sich an unseren 'Plan' hält...

Aber wer sagt eigentlich, dass es danach besser wird als jetzt?
 

***
 

Diesem Gedanken hänge ich auch noch nach, als bereits eine Tasse voll mit dampfendem Kaffee vor mir steht.

Ich beobachte die beiden mehr, als dass ich mich tatsächlich meinem Getränk widmen würde.

So abgedreht Bill auch manchmal ist, eigentlich würden er und Gustav tatsächlich absolut toll zusammen passen.

Und Bill wird wohl kaum was gegen Schwule haben, ansonsten hätte er bald sowieso ein ziemliches Problem.

Spätestens, wenn er von Tom und mir hört...

Es ist wirklich herrlich, zu wissen, dass aus Freundschaft doch mehr werden kann, ohne, dass das gleich alles kaputt macht.

Na ja, vielleicht gilt das ja auch nur für Freund und Freundin...
 

„Georg? Fängst du heute nochmal an den zu trinken?“

Bill grinst mich frech an.

„Solange du deinen trinkst und danach von dem Trip runterkommst, auf dem du eben warst, ist das doch egal, oder?“; sage ich und nippe an meinem Kaffee.

„Eigentlich wäre es das, wenn ich es nicht absolut interessant fände, dass du mich schon seit mindestens zehn Minuten anstarrst. Stimmt irgendwas nicht?“

Unauffällig ist wohl nicht.

Zumindest im Moment nicht.

Vielleicht sollten Tom und ich die Bombe platzen lassen, ehe Bill das auch noch spitz kriegt, sonst fühlt er sich noch hintergangen.

Und nachdem er schon bei fehlendem Kaffee fast durchgedreht ist, wäre ich, wenn er das zufällig rausbekäme, wohl einen Kopf kürzer.

„Nein, alles bestens, wirklich.Ich finde es nur... faszinierend, wie schnell Gustav dich ruhig bekommt.“

Der öffnet den Mund und sieht mich empört an. Dann lacht er und sagt:

„Gewusst wie. Aber dann hätte das ja wohl jeder hinbekommen, sogar du.“

„Hey, was soll denn dieses sogar du? Willst du damit irgendwas andeuten?“

„Genau Georg, willst du damit etwa andeuten, mir bräuchte nur irgendwer eine Tasse Kaffee unter die Nase halten und schon würde ich lammfromm werden?“

Er zieht die rechte Augenbraue in die Höhe und verschränkt die Arme vor seiner Brust.

Dann dreht er den Kopf zur Seite und legt sein Kinn auf Gustavs Schulter.

Erst dieser Spruch und jetzt das.

Hab ich irgendwas verpasst?

Wahrscheinlich interpretiere ich da zu viel rein.

Bill war es ja schon immer egal, wie die Dinge, die er tut für andere aussehen.

„Nein, natürlich nicht. Gustav macht das natürlich einzigartig.“

Ich zwinkere meinem Kumpel zu, der anscheinend nach der passenden Erwiderung sucht.

Bill trällert:

„Das finde ich allerdings auch. Klar, Georg, deinen Kaffee hätte ich auch getrunken, aber man schmeckt doch den Unterschied.“

„Wenn das so ist, werde ich mich natürlich davor hüten, diese Aufgabe jemals zu übernehmen, solange er's auch tun könnte.“

Ich trinke meine Tasse aus, stehe auf und trage sie brav zur Spülmaschine.
 

***
 

Auf Gustavs Bitte hin bin ich dann noch bei den Beiden geblieben, bis Bill nahezu aus der Küche hopste, um seinem Bruder auf den Geist zu gehen.

Eigentlich hatte ich genau das vor, abgesehen vom 'aus der Küche hopsen' natürlich, aber was macht man nicht alles für gute Freunde?

Außerdem werd' ich Tom noch früh genug wieder etwas für mich haben und wollte Gustav ja sowieso ein wenig ausquetschen und ihn natürlich auf den neusten Stand bringen.
 

„Es lief also gut für dich, ja? Du hast ihn, so wie du seit Tagen drauf bist“

Okay,so viel dann dazu.

„Ganz genau.“

Na und, muss ich es ihm eben nicht mehr auf die Nase binden.

„Und was war das eben hier in der Küche? Hast du etwa schon deinen Hintern hochgekriegt?“

Gustav zuckt mit den Schultern.

„Also nicht. Das ist seltsam. Man hätte direkt davon ausgehen können... na, du weißt schon.“

Gustav kratzt sich am Hinterkopf.

„Ja, ich war auch... überrascht.“

„Überrascht? Geb's zu, du warst absolut happy. Dafür lohnt es sich, loszurennen um Kaffee zu kaufen, oder?“

Ich erhalte ein Nicken und ein leicht verlegenes Grinsen.

„Mit etwas Glück, kannst du sowas jeden Morgen haben, ganz ohne den Prolog im nächsten Supermarkt.“

„Hmm...“

„Bei mir hat's doch auch funktioniert und von Tom würde man doch eher nicht glauben, dass er sich auf was mit 'nem Kerl einlässt, oder? Außerdem hab ich mal irgendwo gelesen, dass Zwillinge oft gleiche sexuelle Veranlagungen haben.“

Ich wuschele durch Gustavs Haar, hauptsächlich, weil ich weiß, dass ihn das fast genauso zur Weißglut treibt wie mich.

Okay, das ist maßlos übertrieben.

Trotzdem schlägt er meine Hand weg.

„Lässt du jetzt wieder den Hobbypsychologen raushängen?“

„Nicht mehr als du vor kurzem noch. Und mir hat es geholfen, oder?“

„Eigentlich hast du dich selbst mehr überzeugt, als -“

„Nur wäre ich ohne dich erst gar nicht bis dahin gekommen. Also, wie sieht dein Plan aus?“

Gustav schiebt seine leere Tasse auf der Tischplatte umher und murmelt:

„Wie hast du es denn gemacht?“

Ich räuspere mich.

„Ich hatte 'ne ganz gute Basis, immerhin hab ihn vorher schon geküsst...“

Ich erhalte ein Nicken.

„Und nachdem ich mich wie der letzte Depp drangestellt habe und Tom schon etwas... ungeduldig wurde, hab ich's ihm gesagt.“

„Wie hat er reagiert?“

Ich grinse Gustav an.

„Er meinte es sei okay... und er könne sich dran gewöhnen.“

„Einfach so?“

„Sieht ganz so aus. Er hat nach der Party über meine Aktion nachgedacht und... vielleicht solltest du Bill wirklich auch einfach mal überrumpeln.“

„Aber... Bill ist nicht Tom... Er ist...“

„Total abgedreht, launisch, eine Diva und Toms Zwillingsbruder. Aber das ist alles egal, du liebst ihn, also such nicht nach Gründen, dich weiter drücken zu können.“

Ich lege Gustav meinen Arm um die Schultern.

„Mach genau das Gegenteil. Denk dran, wie er deinen Kaffee in den höchsten Tönen gelobt hat, dir um dem Hals gefallen ist, oder an sein Kinn auf deiner Schulter.“

Mein blonder Freund stößt einen seligen Seufzer aus.

„Kommt sowas eigentlich regelmäßig vor? Mir ist das nie aufgefallen.“

Schulterzucken.

Dann ein Nicken.

„Mehr oder weniger. Manchmal hat er solche Phasen. Meistens dann, wenn wir mal mehrere Tage am Stück 'zu Hause' sind.“

„Das ist doch gut, das ist wirklich gut.“

„Mhmm... das find' ich auch...“
 

Bei mir bringt er das definitiv nicht. Ein Knuffen im Alltag, ein Schulterklopfen, 'ne Umarmung bei Preisverleihungen. Das war's dann aber auch. Zumindest, dann, wenn nicht irgendwas Extremes vorgefallen ist.

Und das ist hier definitiv auch nicht der Fall.

Mir macht das nichts aus, ganz im Gegenteil, das kann für Gustav nur von Vorteil sein.

Andererseits kann so ein Verhalten die letzten drei Jahre nicht wirklich leichter gemacht haben. Wie hat er das hinbekommen? Sich drei Jahre lang zu verstecken, obwohl er regelmäßig geradezu provoziert wurde.

Na ja, es ist wie es ist.
 

***
 

Gustav und ich heben praktisch gleichzeitig den Kopf, als es im Flur lauter wird.

„Du bist unmöglich! Erst weckst du mich mit deinem Gebrüll und dann sorgst du sogar dafür, dass ich noch nicht mal mehr einschlafen kann. Womit habe ich das verdient? Wir haben frei! Das kommt sowieso schon selten genug vor...“

„Die Anderen sind doch auch schon lange wach, beide! Tomi~“

„Unsere beiden Lieblingszwillinge betreten die Küche.“

„Ihr seid ja immer noch hier? Ach egal. Guck mal Tomi: Kaffee~!“

Bill geht auf den Tisch zu, schnappt sich die Kanne und schwingt sie beherzt in der Gegend umher.

Tom ignoriert seinen Bruder, nickt in unsere Richtung, schenkt mir ein schwaches Grinsen und brummt eine Begrüßung.

Dann durchquert er den Raum und lässt sich neben mich fallen.

Währenddessen organisiert Bill ihm eine Tasse.

„Es tut mir ja fast leid, aber du kannst doch nicht den ganzen Tag verschlafen, dazu ist er viel zu schade.“

Toms Stimmlage schießt bedenklich in die Höhe.

„Das sagst ausgerechnet du? Du?? Wer gibt denn immer wieder zum Besten, dass er, wenn man ihn ließe, wahrscheinlich den ganzen Tag verschlafen würde??? Da warst lediglich mal wieder auf dem Trip mich auf Teufel komm raus in den Wahnsinn treiben zu wollen. Danke, das hast du geschafft!!“

Zwillingszoff schon so früh am Tag, das kann ich eigentlich grade so überhaupt nicht gebrauchen.

Aber dagegen kann man nicht wirklich was tun.

Nicht bei denen.

Da hilft man noch am ehesten, wenn man sie einfach lässt und sich hinterher zum Auskotzen zur Verfügung stellt.

„Hättest du mich vorhin ausreden lassen, hättest du mitbekommen, dass ich nicht zu dir gekommen bin um dich zu ärgern, sondern, weil ich mit dir reden wollte... reden muss! Aber jetzt ist das auch egal. Sprech' ich eben gegen die nächste Wand in meinem Zimmer. Die hört mir wahrscheinlich eher zu!!“

Bill knallt die Tasse mit solch einer Wucht auf den Tisch, dass ich sie eigentlich schon in Scherben da liegen sehe und stürmt aus der Küche.
 

Ich schiele hinüber zu Tom, als dessen Bruder den Raum verlassen hat.

Er kaut auf seinem Piercing und murmelt vor sich hin.

„'er Depp weiß 'enau, dass man mir mit sowas nich' direkt nach dem Auf'achen kommen darf..:“

Anscheinend plagt ihn tatsächlich schon ein schlechtes Gewissen.

Allerdings wird er sich selbst wohl in der nächsten halben Stunde trotzdem nicht davon überzeugen, oder überzeugen lassen, zu Bill zu gehen und sich mit ihm auszusöhnen.

Ist ja an sich nichts Neues.

Nervt aber trotzdem immer wieder, vor allem dann, wenn man selbst die Laune ausbaden muss.

Ich schnappe mir die Kaffeekanne, fülle Toms Tasse und schiebe sie ihm vor die Nase.

„Trink das. Wirkt nach dem Aufstehen meistens wie Medizin.“

Tom schenkt mir ein etwas breiteres Grinsen als vorher, süß sein Getränk und nippt dann daran.

„Danke, Herr Doktor.“

Na also, geht doch.

„Ich schick dir demnächst die Rechnung.“

„Davon war vorher aber nicht die Rede.“

„Keine Angst, der Preis wird sich in Grenzen halten. Ich hab dir ja nur den Tag und nicht das Leben gerettet.“

„Wenn das so ist... Kann ich direkt zahlen? Ich hab nicht gerne Schulden.“

Ich grinse Tom an und setze dann einen fragenden Blick auf.

Er sieht ebenso zurück.

Ich nicke.

„Jetzt macht schon. Is' okay,Tom, ich hab das praktisch angeleiert.“

Keine drei Sekunden später bekomme ich einen Kuss auf die Wange und Tom streicht mir durchs Haar.

Dann drückt er seine Lippen gegen mein Ohr und sagt halb flüsternd:

„Ich weiß, dass das für eine Rettung wahrscheinlich nicht reicht. Den Rest kriegst du, sobald ich meine Zähne geputzt habe...“

Während Tom spricht, überzieht eine Gänsehaut meinen Nacken.

Ich packe Toms Dreads.

„Etwas mehr muss als Anzahlung schon drin sein... Bis du deinen Kaffee getrunken hast dauert es noch viel zu lange.“

Ich hauche Tom mehrere kurze Küsse auf den Mund.

Das fühlt sich so gut an, dass ich am liebsten gar nicht mehr aufhören würde, aber Gustav zu Liebe reiße ich mich zusammen.

Deshalb, und weil Bill unberechenbar ist,nicht etwa, weil Tom seine Zähne noch nicht geputzt hat.

Ich lächle gegen seine Lippen.

„So, das genügt vorerst. Jetzt trink deine Medizin. Sie wirkt nur, solange sie richtig warm ist.“

Als ich nach der Kanne greife, um mir den Rest des Getränks einzugießen, fällt mein Blick auf Gustav.

Er scheint uns eben die ganze Zeit fasziniert zugesehen zu haben.

Ich deute eine Bewegung mit der Kaffeekanne an.

„Du kannst das hier auch haben.“

Er nickt.

„Ich weiß, aber trink du ruhig. Deiner vorhin war praktisch kalt, als du dazu kamst.“

„Okay. Wollt's dir nur angeboten haben.“

Kapitel 3

Liest hier zwar anscheinend sowieso keiner, aber was soll's...
 

(Gustavs Point of view)
 

Er hat das wirklich gemacht.

Praktisch direkt nach unserem Gespräch, ohne lange zu fackeln.

Ich hatte Recht. Er hat definitiv mehr Mumm als ich.

Und das wurde belohnt.

Da kann ich echt nicht mithalten.

Aber es stimmt schon.

Bill ist heute wirklich sehr anhänglich und ich werde mich da definitiv nicht drüber beschweren. Ich genieße es total, mal mehr Zeit mit ihm verbringen zu können. Alleine. Mit Tom hat er sich noch nicht wieder vertragen, der hat sich noch nicht erweichen lassen sich zu entschuldigen. Und was auch immer Bill mit seinem Bruder bequatschen wollte, es war wohl so dringend, dass Bill das unsanfte Wecken oder Wachhalten für absolut gerechtfertigt hält.

Er wird seine Meinung diesbezüglich wohl auch eher nicht ändern.

Das Positive für mich daran:

Bill will beschäftigt sein. Deswegen hat er mir einen gemeinsamen DVD-Abend angekündigt.

Jetzt ist er mit den Vorbereitungen beschäftigt.

Was gibt es da eigentlich groß vorzubereiten? Ich hab hier 'ne Couch oder wahlweise ein Bett, DVD-Player und Fernseher, sowie Filme.

Viel fehlt da nicht. Bring 'ne Tüte Chips und 'ne Flasche Cola mit und schon ist alles in Ordnung.

Aber gut, was auch immer er da im Vorfeld fabriziert.

Ich werd' mich nicht beschweren. Wenn's ihn glücklich macht, soll er. Solange er nicht irgendwann mitten in der Nacht auftaucht, weil er sich total verzettelt hat und der Abend dann praktisch vorbei ist, soll's mir recht sein.

Prinzipiell mag ich es nicht zu warten.

Vor allem dann, wenn ich nicht mal 'ne ungefähre Zeit habe.

Ich stehe auf, gehe zum Fenster, fahre mir durch die Haare.

Zum Glück kann ich mit meiner Frisur nicht wirklich was falsch machen.

Vielleicht sollte ich noch kurz durchlüften, wenn wir hier den ganzen Abend rumsitzen.

Aber wirklich nur kurz, nicht, dass Bill mir hier noch erfriert.

Ich kippe das Fenster.

Dann fällt mein Blick aufs Bett.

Das war auch schon mal besser gemacht.

Jetzt nicht, dass Bill ein Ordnungsfanatiker wäre, aber mich stört es, also durchquere ich den Raum, ziehe die Bettdecke gerade und schüttle das Kopfkissen auf.

Schon besser.

Sonst noch irgendwas?

Dreckige Wäsche liegt hier im Moment keine rum,wirklich unordentlich ist es auch nicht, ich stinke nicht...

Okay, scheint alles in Ordnung zu sein.

Ich schließe das Fenster und sehe nach draußen.

Und jetzt?

Ich könnte ihn natürlich fragen gehen, wann er kommt, aber das nervt ihn vielleicht.

Also besser hier bleiben und geduldig warten.

Hahaha... super.

Ich stell' mich dran wie ein Mädchen.

Normalerweise gehört doch einiges dazu, dass ich tatsächlich nervös werde.

Was macht dieser Kerl nur mit mir?

Und Georg ist da auch nicht ganz unschuldig dran. Muss mir ja unbedingt irgendwelche Flöhe ins Ohr setzen.

Wenn es nach dem ginge, müsste ich mir jetzt wohl einen Schlachtplan für später überlegen.

Ganz große Klasse.

Und ob ich es will oder nicht, jetzt gehen mir diese Gespräche einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Wozu sonst sollte ich bitte mein Bett fast bis zur Perfektion herrichten?

Hallo? Da wird Bill nicht mal auffallen.

Sowas ist bei 'nem DVD-Abend ja wohl das Letzte, was ihn interessiert.

Ich verhalte mich, als hätten wir ein Date.

Klar, hier in meinem Zimmer.

Mit irgendeinem schlechten Actionfilm.

Okay, nein, es ist Bill. Wahrscheinlich schleppt er ein Liebesdrama an.

Mehr als eins, immerhin wollte er den ganzen Abend mit Filmen zubringen.

Ob er wohl wieder mit irgendwas kommt, dass er schon rauf und runter geschaut hat?

Meistens ist es dann sogar um einiges unterhaltsamer, weil Bill nicht einmal beim Fernsehen die Klappe halten kann.

Ein Kommentar jagt den nächsten.

Oft spricht er sogar halbe Dialoge mit.

Ich mag es, mit ihm fernzusehen, aber die meisten Leute reagieren früher oder später genervt, vor allem dann, wenn sie sich eigentlich von der Handlung eines Films oder einer Serie überraschen lassen wollen.

Manch einer mag nun mal Überraschungseffekte.
 

Es klopft an der Tür.

„Kannst du mir aufmachen? Ich hab die Hände voll.“

Ähh ja, alles klar.

Also das, was ich mitgebracht hätte, wäre locker mit einer Hand zu transportieren gewesen.

Ich schlendere zur Zimmertür, öffne sie und kann einen Lachanfall einfach nicht unterdrücken.

„Willst du hier die nächste Woche verbringen um DVDs zu schauen? Ich muss irgendwas missverstanden haben. Ich dachte, es ginge nur um einen einzigen Abend..:“

Bill grinst mich breit an.

„Wenn ich eine Woche bleiben wollte,müsste ich wohl mit mindestens zwei Koffern kommen.“

„Ach. Na dann komm erst mal rein.“

Bill schiebt sich an mir vorbei und versucht dabei nichts von dem ganzen Kram fallen zu lassen, den er dabei hat.

Es wäre sicher einfacher gewesen, wenn er gewartet hätte, bis ich ihm Platz mache, oder

ihm etwas abnehme.

Andererseits... hrrmm... na ja, das könnt ihr euch sicher denken.

Ich schließe die Tür, hole zu Bill auf und schnappe mir die beiden Chipstüten, zwei DVDs und eine Flasche.

„So, so, du hast also auch nochmal Filme mitgebracht, wie's aussieht quartieren wir uns hier wohl doch etwas länger ein.“

„Wenn du das durchhälst, hab ich nichts dagegen.“

Bill marschiert zielsicher auf mein Bett zu.

Dann lässt er sein übriges Gepäck vorsichtig darauf fallen, sammelt Tüten Flaschen und Dosen wieder auf und legt sie vor dem Bett auf den Boden.

Ich mache das selbe mit meinen.

Währenddessen klettert Bill auf mein Bett und knautscht das mitgebrachte Kissen zusammen.

„Sag mal, hast du da überhaupt drin geschlafen?“

Er streicht grinsend über die Bettdecke und macht es sich dann auf dem Bauch gemütlich.

Okay, wie's aussieht habe ich ein klein wenig übertrieben.

„Nur weil ich mein Bett mache? Täte deinem auch mal wieder gut.“

Bill lächelt zuckersüß.

„Es ist gemacht, Gustav. Willst du's überprüfen, oder hier anfangen?“

Ich nehme die restlichen DVDs auch noch in die Hand und lasse mich neben Bill fallen.

„Und womit?“

Ich hebe den Stoß an.

„Such am Besten du aus, du hast doch garantiert sowieso schon 'ne Wuschreihenfolge im Kopf.“

Unser Sänger schnappt sich die Filme und breitet sie neben sich aus.

Dann nimmt er sich einen davon und drückt ihn mir in die Hand.

„Würdest du den einlegen? Dein Bett ist grad' so bequem...“

Ich stütze die Hände neben meinem Körper auf und sehe Bill herausfordernd an.

„Was krieg ich dafür, wenn ich's mache? Das mit dem Bett hättest du dir immerhin auch früher überlegen können.“

Er schenkt mir einen unglaublichen Augenaufschlag.

„Was hättest du denn gerne? Vielleicht ist es ja machbar.“

Ach, mir würde da so einiges einfallen...

Statt ihm aber meine Fantasien zu enthüllen, zucke ich betont lässig mit den Schultern, nehme ihm die DVD aus der Hand, stehe auf und bringe den Film zum Laufen.

Anschließend setze ich mich wieder neben ihn.

„Überleg dir was. Du bist doch der kreative Kopf hier.“
 

Bill kuschelt sich zurecht und sieht mich von unten herauf an.

„Danke, du bist ein Schatz. Ich wär' jetzt auch aufgestanden... vielleicht.“

Er schiebt sich einen Arm unters Kinn und grinst.

Kann er endlich mal aufhören so zu schauen?

Ich schüttle den Kopf.

„Wärst du nicht.“

Bill knautscht sein Kissen zusammen, schließt für einen Moment die Augen und seufzt langgezogen.

„Hmmm... hast wohl Recht.“

Er zieht einmal seine Zähne über die Unterlippe und sieht mich wieder an.

„Musst du mir nicht sagen.“

Ich deute auf den Fernseher.

„Wolltest du das hier nicht schauen?“

„Mhm...“

Trotzdem sieht er weiter mich an.

Ich schlucke trocken.

Und um meine Nervosität zu überspielen mache ich es mir jetzt endlich etwas bequemer, ziehe die Beine in den Schneidersitz und rutsche so lange nach hinten, bis ich das Fußende meines Bettes im Rücken spüre.

Dann drehe ich mein Gesicht zum Fernseher hin.

„Zum wievielten Mal läuft der jetzt bei uns?“

„Keine Ahnung.“

Bill angelt sich eine der Chipstüten und reißt sie auf.

Er nimmt sich eine Hand voll Chips und schiebt mir die Tüte zu.

Dann widmet er sich anscheinend tatsächlich seinem Film.

Ich wage es zu ihm hinüber zu schielen, während ich mich ebenfalls mit Knabberkram versorge.

Himmel... wie kann man nur geil dabei aussehen, wenn man Chips in sich hinein stopft?
 

Und wie kann man kurz davor sein zusammenzuzucken, nur weil sich zwei Hände streifen, während man versucht seinen Chipsvorrat wieder aufzufüllen?

Steig ich eben auf Gummibärchen um.

Moment mal! Wie feige geht’s eigentlich?

Statt der Gummibärchen schnappe ich mir eine der Colaflaschen, schraube sie auf und trinke einige große Schlucke.

„Krieg ich die nach dir auch mal?“

Ich reiche die Flasche weiter, noch während ich unterschlucke.

Bill nimmt sie mir aus der Hand und setzt sie an seine Lippen.

Ich wende mein Gesicht schnell wieder dem Fernsehbildschirm zu.
 

Nach etwa der Hälfte des ersten Films flätze ich mich auch endlich mal liegend auf mein Bett, was Bill scheinbar damit quittiert, dass er näher zu mir ran rutscht.

Er dürfte gerne noch etwas...-

Aber dazu müsste ich erst mal meinen Mund aufmachen.

Er klettet sich jetzt sicher nicht einfach so an mich.

***
 

„So, welchen als nächstes, oder bist du schon k.o.?“

Ich frage, weil Bill in der letzten Viertelstunde für seine Verhältnisse verdächtig still geworden ist, vor allem, da es sich bei unserer zweiten DVD um einen seiner Lieblingsfilme handelt.

Den kennt er praktisch auswendig.

Ich grinse in seine Richtung.

Sein Gesicht ist halb im Kissen vergraben, er atmet tief und gleichmäßig.

Okay... das erklärt einiges, aber wollte er nicht mindestens die halbe Nacht durchmachen?

Relativ leise spreche ich ihn noch einmal an.

Er schläft tatsächlich...

Ich seufze leise auf.

Und jetzt?

Wecken werde ich ihn ganz bestimmt nicht.

Ich stehe vorsichtig auf, schalte DVD-Player und Fernseher aus und mache mich auf die Suche nach einer Decke, da er auf meiner ja praktischerweise drauf liegt.

Alle, die ich hier habe sind meiner Meinung nach zu dünn für die Jahreszeit.

Dann werde ich wohl eine aus seinem Zimmer holen.

Solange ich in meinem Zimmer bin, bewege ich mich so leise wie möglich.
 

Kurz darauf bin ich auch schon zurück und breite Bills Bettdecke über ihm aus.

Zuvor streiche ich ihm jedoch einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht.

So... schön.

Gerade jetzt sieht man ihm noch nicht einmal den Stress der letzten Jahre an.

Ich reiße mich mit Mühe von Bills Gesicht los und hole mir nun selbst eine Wolldecke.

Bin ja nicht ganz so verfroren wie unser Sänger.

Auf dem Rückweg zum Bett schalte ich das Zimmerlicht aus und schüttle die Decke auf.

Dann taste ich nach meiner Matratze, klettere darauf und igle mich am Fußende bestmöglich ein.

Außerdem setze ich meine Brille ab und lege sie vorsichtig auf den Boden direkt vor meinem Bett.

Ich kann Bill neben mir deutlich spüren, obwohl ich ihn nicht einmal berühre.

Ist vielleicht auch besser so.

Sonst kann ich garantiert gar nicht einschlafen.

Will ich überhaupt schlafen?

Wann bekomme ich das nächste Mal die Gelegenheit, ihn so nah bei mir zu haben?

Ich blinzle in Bills Richtung.

Es ist nicht einmal völlig dunkel hier drin, weil ich vergessen habe den Rollladen herunter zu lassen.

Nachdem ich unseren Sänger eine ganze Weile betrachtet habe, dreht er sich auf die Seite, zieht die Beine näher an seinen Körper heran und stößt mit einem Fuß gegen mein Schienbein.

Ich halte für einen Moment die Luft an und traue mich auch ansonsten nicht, mich zu bewegen.

Also, entspannen werde ich so sicher nicht.

So ist das doch echt nicht zumutbar...

Natürlich könnte ich die Gelegenheit nutzen, um ihm etwas näher zu kommen, aber das wäre irgendwie verräterisch, wo er doch schläft, oder?
 

***
 

Als es draußen schon wieder heller wird döse ich endlich ein, weil ich einfach zu müde bin, um weiter die Augen offen zu halten, Bill neben mir hin oder her.
 

Es fühlt sich an, als hätte ich erst wenige Minuten im Halbschlaf verbracht, als Bill sich bewegt.

Hmm... jetzt bleib doch noch ein bisschen still liegen, wo du mich schon um meine Nacht gebracht hast...

Ich werd' jedenfalls noch nicht aufstehen.

Ausnahmsweise nicht.

Nicht einmal, um dir Kaffee zu kochen.

Auch dann nicht, wenn du mir dafür zum Dank wieder um den Hals fällst.

Mich bekommst du nicht mal dazu, auch nur zu blinzeln.

Nicht in der nächsten Stunde. Oder den nächsten Stunden.

Ha!

Bill brummt wohlig vor sich hin, gähnt ausgiebig und scheint sich dann zu strecken.

Er bewegt sich wieder und rollt sich anscheinend in meine Richtung, denn plötzlich spüre ich seinen Atem auf meinem Gesicht.

Seine Haarspitzen kitzeln meine Wange und für einen Moment berührt seine Nasenspitze meine Stirn.

Dann streicht er mir kurz mit den Fingern durchs Haar und steht auf.
 

Hmnn... also ist er immer noch so anhänglich.

Muss ja ganz schön sauer auf Tom sein.

Und er steht einfach auf, ohne mich zu wecken?

Wirklich sozial von ihm.

Dann kann ich wohl tatsächlich noch ein wenig weiter dösen.

Ich höre die Tür leise knarzen, was wohl heißt, dass ich jetzt alleine bin.

Trotzdem rühre ich mich nicht mal vom Fleck um mehr Platz in meinem eigenen Bett einzunehmen.

Viel zu anstrengend.
 

Wie spät es wohl ist?

Jedenfalls scheint außer Bill noch keiner auf den Beinen zu sein.
 

Schon bald wird meine Tür wieder weiter aufgedrückt und wenige Sekunden später leise geschlossen.

Nochmals einige Momente später spüre ich, wie die Matratze neben mir nachgibt.

Dass er so leise ist, bin ich gar nicht gewöhnt.

Und wieder kann ich seine Finger auf meiner Haut fühlen.

Dieses Mal bewegen sie sich langsam über meine Wange.

Ich seufze wohlig auf.

Die Finger zucken zurück.

Hmm... hätte nichts dagegen, wenn er sie gelassen hätte, wo sie waren.
 

Jetzt höre ich ein leises Quietschen und kurz darauf ist die Luft von Kaffeeduft erfüllt.

Das bilde ich mir jetzt aber nur ein, oder?

Wahrscheinlich schlafe ich einfach und träume das hier nur.

Die Szene gestern war zu eindrücklich.

Dass Bill tatsächlich selbst Kaffee kocht ist absolut unwahrscheinlich.

Aber der Traum ist ziemlich realistisch gestaltet.

Im Moment hört es sich tatsächlich so an, als würde jemand Flüssigkeit in eine Tasse oder ein Glas gießen.

Dann quietscht es wieder leise und die Matratze bewegt sich erneut unter mir.

Nur ein ganz kleines Bisschen dieses Mal.

Ich kneife die Augen fester zusammen und blinzle ganz vorsichtig.

Sonnenlicht blendet mich.

Okay, anscheinend bin ich doch wach...

„Hmnnn...“
 

„Guten Morgen!“

Ein erneuter Versuch zu blinzeln.

Bills Oberschenkel gerät in mein Blickfeld.

Ich drehe meinen Kopf ein wenig und gähne.

„'N Morgen...“

„Gut geschlafen?“

Ich reibe mir die Augen, um etwas klarer zu sehen, taste dann mit selbiger Hand auf dem Boden umher, auf der Suche nach meiner Brille.

Die ist auch recht schnell gefunden.

Ich setze sie auf ehe ich antworte.

„Ehrlich gesagt nich' wirklich.“

„Oh nein... und dann hab ich dich auch noch geweckt, oder? Das wollte ich nicht, wirklich nicht...“

Das wäre ja was ganz Neues, aber heute ist er sowieso anders als sonst.

Eigentlich seit gestern schon.

„Schon okay, du has' mich nich' geweckt...“

Bill atmet sichtlich erleichtert aus.

Ich stemme mich langsam in eine sitzende Position.

Dann schiebe ich mir die Decke von den Beinen und lächle Bill an.

Ich deute auf die Tasse in seiner Hand und lege den Kopf schief.

„Du hast Kaffee gekocht?“

Er grinst.

„Nach gestern hast du das verdient.“

„Wow...“

Bill hält mir die Tasse hin.

„Ich hab gestern überreagiert...“

Nein? Wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen

„...aber ich war etwas durch den Wind.“

Ich nehme die Tasse entgegen und trinke vorsichtig einen Schluck.

„Und jetzt geht’s wieder?“

Solange er Tom aus dem Spiel lässt, werde ich das wohl besser auch so handhaben.

Inzwischen fühle ich mich auch wach genug, um nicht aus Versehen irgendeinen Müll von mir zu geben.

„Ja.“

Okay... dann hat ihn der gestrige Abend wohl ausreichend abgelenkt...

Ich trinke weiter meinen Kaffee.

Bill beobachtet mich dabei.

Dann greift er nach meiner Tasse und nimmt sie mir aus der Hand.

Er nimmt einen Schluck daraus und stellt sie anschließend auf den Boden.

„Nein... eigentlich nicht.“

Wie? Er hat doch gerade noch gesagt, dass...

„Hey, ich hab auch zwei gesunde Ohren. Du könntest was auch immer auch mit mir bequatschen. Ist bestimmt besser, als zu 'ner Wand zu reden. Außer es geht wieder um so 'n Zwillingsding, von dem Georg und ich sowieso nichts verstehen... dann bringt es wohl nichts...“

Bill denkt anscheinend über mein Angebot nach.

„Ich weiß nicht... du scheinst mir in letzter Zeit etwas schwer von Begriff zu sein.“

„Was? Und woraus schlussfolgerst du das? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du in der nahen Vergangenheit versucht hättest mir irgendwas klar zu machen.“

„Eben.“

Oh,oh, ich hab ihn doch bitte nicht versehentlich abgewürgt, als er meine Hilfe gebraucht hätte. Oder ignoriert, weil ich gerade mal wieder am Löcher in die Luft starren war.

Könnte durchaus sein, leider...

Mist, ey...

Ich räuspere mich verlegen.
 

Bill streicht mir ähnlich wie vorhin durchs Haar.

Auch ich greife mir an den Hinterkopf.

„Hab ich da irgendwas?“
 

Mein Freund verdreht die Augen und stöhnt genervt auf.

„Ich habe eigentlich gehofft, dass sich deine Haarfarbe nicht doch irgendwann auf deine Hirntätigkeit auswirken würde.“

„Du hast doch noch nicht mal angefangen mir irgendwas zu erklären, wie soll ich da-“

„Okay,okay, ist ja gut, ich bring das ganze nochmal auf dein Niveau... Lehn dich bitte irgendwo an, ja? Nicht, dass du gleich hintenüber aus dem Bett kippst. Das kann ich echt nicht gebrauchen.“

Ich rutsche mal wieder runter zum Fußende und lehne mich wie geheißen an.
 

Bill klettert vollends aufs Bett und kommt auf Knien näher.

„Mehr oder weniger. Manchmal hat er solche Phasen. Meistens dann, wenn wir mal mehrere Tage am Stück 'zu Hause' sind.

Das ist doch gut, das ist wirklich gut...“

Das... ähhh...

Er hat das mit angehört?? Aber, er wollte doch zu Tom? Wie...

„Was hast du noch gehört?“

Bill hält erst inne, als er über meinem Schoß kniet.

„Alles seit 'Mach genau das Gegenteil'. Das hat mich neugierig gemacht...“

Das darf doch nicht wahr sein...

Ich sehe Bill von unten herauf verschüchtert an.

„Das musste ich unbedingt Tom erzählen. Aber der Arsch hat mich ja nicht mal richtig zu Wort kommen lassen.“

Ich räuspere mich.

„Ich dachte schon, du würdest nie auf meine Phasen anspringen, aber nach gestern früh war ich so aufgedreht, dass ich das Gefühl hatte jeden Moment vor Aufregung zu platzen. Was Georg zu dir gesagt hat, konnte einfach nur bedeuten...“
 

Bill fängt aus heiterem Himmel an zu lachen, küsst mich stürmisch und lacht weiter.

Ich starre ihn an und hole tief Luft.

Dann packe ich ihn an der Hüfte, drücke ich ihm bestimmend auf meinen Schoß.

„Ich Feigling hätte mich garantiert nie getraut dir das zu sagen. Gott sei Dank bist du so unverschämt neugierig...“

Meine Finger gleiten sanft zu Bills Brustkorb hinauf.

„Du machst mich mit diesen Phasen schon seit drei Jahren regelmäßig halb wahnsinnig.“

Bill zieht eine Grimasse und hebt eine Hand in die Luft, als würde er mich jeden Moment schlagen wollen.

„Wie bitte?!? Du lässt mich drei Jahre lang um dich rumschleichen??“

Bill krallt seine Finger in meine Haare.

Dann schiebt er sein Gesicht dicht vor meines.

„Und wie lange dachtest du, dass du das noch abziehen kannst? Zwei Jahre? Drei? Länger?“

Kommt mir sehr bekannt vor, was er da gerade sagt... erm....

„Hoffentlich brauchst du nicht bei allem so lange, bis du in Gang kommst...“

Bills Augen funkeln fast schon drohend.

Ich lege meinen Mund auf seinen, stoße ein leises Knurren aus und knappe ihm leicht in die Unterlippe.
 

„Willst du's austesten...?“

Kapitel 4

(Gustavs POV again)
 

Bill drückt sich näher an mich und mich somit fester gegen das Brett in meinem Rücken.

Er gurrt leise.

„Aber ganz definitiv...“

Eine Gänsehaut überläuft meinen Rücken.

Ich schiebe meine Hand nach hinten und fahre mit den Fingern langsam an Bills Wirbelsäule entlang.

Mein Puls beschleunigt sich.

Als unser Sänger seine Hand unter mein Shirt schiebt, kann ich ein leises Stöhnen nicht unterdrücken.

Einfach zu lange habe ich genau hierauf gewartet.

Und doch hatte ich mich schon damit abgefunden, dass ich es niemals bekommen würde.

Ich bewege mich Bills Fingern leicht entgegen und kralle meine Finger in den Stoff unter ihnen.

Dann suchen meine Lippen die meines Gegenübers.

Sofort verwickelt dieser mich seinerseits in einen intensiven Kuss.

Währenddessen gleiten meine Hände ununterbrochen über seinen Oberkörper.

Am liebsten würde ich ihn überall gleichzeitig berühren.
 

Schon bald beginne ich, sein Shirt nach oben zu zerren.

Nur widerwillig löse ich den Kuss, um Bill richtig auszuziehen.

Sekunden später folgt mein Oberteil dem Beispiel des anderen.

Direkt darauf verschließe ich die Lippen des Sängers wieder mit meinen.

Meine Zunge fährt sanft deren Kontur nach.

Bill schiebt beide Hände unter meinen Achseln hindurch und hält sich an meinen Schultern fest.

„Das fühlt sich noch viel besser an, als ich gedacht habe...“

Seine Finger streichen behutsam über meinen Brustkorb.

„Frag mich mal“, erwidere ich und lasse meine Hand durch Bills Haare gleiten.

„Ich hätte das Risiko, dass du mich verabscheust schon vor Jahren eingehen sollen.“

„Kann ich nur zurückgeben... aber eigentlich ist das jetzt auch egal, oder?“

„Hmm... ja.“

Und es ist wirklich egal... fast. Das hier macht alles wieder wett, was in den letzten Jahren zum 'schreiend davonlaufen' war.
 

Ich packe erneut Bill Hüfte und schiebe ihn von meinem Schoß..

Anschließend komme ich umständlich auf die Knie und drücke meinen Freund in Richtung Matratze.

Er lässt es widerstandslos mit sich machen, zieht lediglich seine Beine an und stellt sie auf die Matratze.

Dann lässt er sich nach hinten sinken.

Dabei schlingt er beide Hände um meinen Nacken.

So folgt mein Oberkörper Bills Bewegung.

Ich krabble über ihn, stütze mit einer Hand sein Kreuz küsse ihn von Neuem.

Er zieht mich so dicht zu sich, dass ich schließlich fast komplett auf ihm liege, ein Knie fest gegen die Matratze gedrückt.
 

Unser Atem geht deutlich schwerer und leises Keuchen und Schmatzen erfüllen den Raum.

Seine Hand erkundet ausgiebig meinen Hintern und meine Finger machen sich am Knopf seiner Jeans zu schaffen.

Den zu öffnen gestaltet sich nicht wirklich einfach, da keiner von uns vom Anderen abrücken will und meine Finger zusätzlich leicht zittern.

Ich brumme leicht unzufrieden in den Kuss.
 

Einige Momente später gelingt mir mein Vorhaben doch.

Ich ziehe den Reißverschluss der Hose langsam auf und lasse meine Finger dann Millimeter für Millimeter wieder aufwärts wandern, dieses Mal auf dem Stoff von Bills Boxershorts.

Er stößt einen hörbar erregten Seufzer aus und zuckt meinen Fingern leicht entgegen.

Ich erhöhe den Druck ein wenig und grinse gegen die Lippen meines Geliebten.

Bill knappt mir in die Lippe und mogelt dann seine Zunge in meinen Mund.

Gleichzeitig zieht er eine seiner Hände abwärts und reibt mit ihr über meinen Oberschenkel.

Ich bringe gerade genug Platz zwischen unsere Körper um ungehindert über den Bund von Bills Shorts streichen zu können.

Schließlich fahre ich mit dem Daumen vorsichtig darunter und bewege meine Hand einige Zentimeter abwärts.

Die Hand auf meinem Hintern wandert nun mit abnehmendem Druck aufwärts und bald spüre ich Bills Fingernägel ganz leicht über meinen Rücken kratzen.

Nachdem seine Finger eine Weile scheinbar ziellos über meinen Rücken strichen, befreit nun auch er mich von dem Druck, den meine Jeans inzwischen auf meinen Unterleib ausübt.

Allerdings zieht Bill es vor, meine Boxershorts samt der Jeans direkt ein Stück weit nach unten zu zerren.

Anschließend streicht er langsam und zärtlich über meine Körpermitte.
 

***
 

Um einiges später liegen wir nebeneinander und mustern uns gegenseitig.

Nein, wir haben nicht miteinander geschlafen, immerhin wäre darauf keiner von uns Beiden vorbereitet gewesen.

Also theoretisch schon, aber keiner von uns ist auf die Idee gekommen, für den unwahrscheinlichen Fall der Fälle Gleitgel zu kaufen.

Wieso auch?

In den letzten Jahren war da nichts als ein Dauerknistern, das dem jeweils Anderen partout nicht auffallen wollte.

Für jede Art von Verhalten gab es stets eine Ausrede.

Abgesehen davon, dass ich generell keine wirklichen Annäherungsversuche Bill gegenüber gestartet habe.
 

Trotzdem war der Spruch mit dem 'Austesten' mein voller Ernst.

Ich habe nur nicht weit genug gedacht.

Aber Hemmungen hätte ich definitiv keine gehabt.
 

Ich habe es zutiefst genossen, Bills Körper mit meinen Händen erkunden zu dürfen.

Und er sieht aus, als ginge es ihm nicht anders.

Gedankenverloren streichle ich ihm durch die Haare.

Auch nach eben kann ich mir nur schwer vorstellen die Finger in nächster Zeit überhaupt irgendwie von ihm zu lassen.

Ich ziehe Bill weiter in meine Arme.

„Frierst du?“

Mein Sänger kuschelt sich enger an mich.

„Nein... noch ist mir definitiv ziemlich warm.“

Er grinst und drückt mir einen kurzen Kuss auf.

Ich gluckse.

„Da bin ich aber erleichtert, wo du doch sonst so eine Frostbeule bist.“

Bill piekst mir in den Bauch und erwidert mit einem frechen Funkeln:

„Wenn die hier nicht wären, könntest du das vielleicht nachvollziehen. Es wird eben schneller kühl, wenn man wenig auf den Rippen hat.“

„Persönliches Pech, würd' ich mal sagen.“

„Wohl wahr. Ich hab mich damit abgefunden, Gustav. Ist ja nicht so, dass ich hungern würde.“

„Selten.“

„Hey, was soll das jetzt heißen?“

Ich knuffe Bill in die Seite.

„Bellt da etwa wer? Es sollte eigentlich ein Scherz sein. Aber ich bin schwer von Begriff, ja?“

Er zieht die rechte Braue extrem weit nach oben.

„Drei Jahre. Mehr sag' ich dazu nicht, okay?“

Ich verdrehe die Augen, streichle dabei aber unablässig über Bills weiche Haut.

„Ist gut...“

Mein Gegenüber grinst triumphierend.

Wir hatten ja eigentlich schon beschlossen, dass es egal ist. Na ja, irgendwie hab ich ja mit dem Thema wieder angefangen, indirekt... oder direkt?

„Willst du jetzt den Tag hier im Bett verbringen?“

Bill streicht mit den Fingerkuppen über meinen Hals, sodass eine erneute Gänsehaut meinen Körper überläuft.

„Dagegen hätte ich ja nichts, aber ich befürchte, dass mein Magen sich irgendwann beschweren wird...“

„Sind doch noch genug Reste da“, erwidere ich lachend.

„Hmm, über die wird er früher oder später wohl auch meckern. Aber im Moment will ich mich definitiv trotzdem noch nicht von hier wegbewegen.“

„Nicht mal unter ein oder zwei der kuscheligen Decken, auf denen wir hier liegen?“

„Doch, dazu könntest du mich wohl kriegen...“
 

***
 

Als ich mich das nächste Mal wieder bewege um auf den Wecker zu sehen, stelle ich fest, dass ich tatsächlich mindestens volle drei Stunden verschlafen habe.

Ich drehe das Gesicht in Bills Richtung.

Dieser streckt sofort seine Hand aus und streichelt mir über die Wange.

„Bist du jetzt fitter? Ich dachte, ich lass' dich etwas schlafen, nachdem ich dir schon die Nacht geklaut hab'...“

Dass ich sowas mal aus seinem Mund höre, hielt ich eigentlich für etwa genauso unwahrscheinlich, wie die Tatsache, dass er tatsächlich was von mir will und das auch noch, nachdem er sich schon fürs Wecken entschuldigt hat.

Nun gut, es herrschen ja plötzlich auch ganz andere Grundbedingungen, die darf ich wohl nicht völlig außer Acht lassen.

„Ja, jetzt schon. Warst du die ganze Zeit wach?“

„Wo denkst du hin? Ich hab selbst bis vor fast 'ner halben Stunde gepennt. Es war so unendlich gemütlich, da hätte ich nicht den Schimmer einer Chance gehabt, die Augen durchgehend offen zu halten.“

Da muss ich ihm allerdings Recht geben.

Jetzt wäre mir das wohl auch nicht gelungen.

„Und jetzt bist du bestimmt kurz vorm Verhungern, oder?“

„Mhmm... spätestens, wo du mich so dezent dran erinnerst...“

Bill kichert.

Nachdem er mich in einen letzten ausgiebigen Kuss verwickelt hat, stehen wir, nicht ganz ohne Bedauern, auf und strecken uns erst einmal ausgiebig.

Ich umfasse Bills Taille und schiebe ihn in Richtung der Zimmertür.

„Auf, auf, schließlich will ich nicht, dass du mir komplett vom Fleisch fällst. Das Zeug hier sammeln wir später ein.“

„Ich hatte nicht vor, mich dafür jetzt extra zu bücken.“

Ich gluckse.

„Man kann ja nie wissen, im Moment scheinst du mir wie ausgewechselt.“

„Es gibt Dinge, die werden sich nie ändern, glaub's mir, Gustav...“

„Sicher ist sicher.“

Ich dirigiere Bill durch den Flur, halte vor der Treppe an, löse meine Hände von seiner Taille und greife stattdessen nach seiner Hand.

Ihn ganz loszulassen sehe ich überhaupt nicht ein.
 

***
 

Selbst die Pizzen organisieren wir Hand in Hand, kriegen sie irgendwie gemeinsam ausgepackt und in den Ofen geschoben.

Netterweise haben wir sogar direkt vier aus der Truhe geholt, um den Ofen in einer guten Viertelstunde erneut 'füttern' zu können.

Wahrscheinlich kommen die anderen Beiden eh gleich aus der nächsten Ecke gekrochen, weil sie was Essbares riechen.

Ich lehne mich gegen eine Arbeitsfläche hinter mir und Bill schlingt direkt seine Arme um mich und rückt näher an mich heran.

Eine meiner Hände wandert in Bills Nacken und ich beginne ihn liebevoll zu kraulen.

Er seufzt ergeben und murmelt:

„Das darfst du gerne machen, bis das Essen gut ist.“

Ich lächle und erwidere leise:

„Hab ich kein Problem mit.“

Und tatsächlich höre ich erst damit auf, als es Zeit wird, den Ofen auszuschalten und Teller und ein Messer zu holen.

Ich schneide die Pizzen noch in der Küche und bugsiere die übrigen auf die heißen Bleche.

Hinterher tragen wir unsere Teller hurtig ins Wohnzimmer, um unser sehr spätes Frühstück aneinander gekuschelt auf der Couch zu genießen.

Zwar ist auf der Couch noch ausreichend Platz,aber dennoch ist sie nicht unbesetzt.

Georg und Tom flätzen gemütlich aneinander gelehnt in den Polstern.

Dabei ruht eine Hand von unserem Bassisten locker auf Toms Hüfte und der streichelt halb abwesend Georgs Oberschenkel.

Bill sieht mich etwas irritiert an.

Ich grinse und zucke mit den Schultern.

„Ist auch noch ganz frisch. Sei nicht so hart mit Tom wegen gestern und freu dich einfach mit ihm.“
 

Georg erspäht uns und grinst ebenfalls.

„Aha, seid ihr da oben endlich fertig? Es war irgendwann ja kaum noch auszuhalten, selbst als wir in Toms Zimmer gewechselt sind.“

Der Schelm springt Georg förmlich aus dem Gesicht.

Bill fixiert seinen Zwilling, ohne sich in die Unterhaltung einzuklinken.

„Als mir Georg heute Morgen von Gustavs 'Problem' erzählte, hatte ich da einen vagen Verdacht warum du mich gestern nicht schlafen lassen wolltest... und den habt ihr dann ja postwendend bestätigt.“

Bill beißt sich kurz auf die Unterlippe.

Dann lächelt er versöhnlich.

„Wir sind uns eben noch ähnlicher, als alle sowieso schon glauben.“

Tom nickt, schiebt dann aber trotzdem nach.

„Weck mich jemals ohne triftigen Grund und du bist tot. Das kann dann nicht mal Gusti-Schatzi verhindern.“

Bill präsentiert seinem Bruder seine Zunge.

„So würde ich ihn nie nennen...“

Ich knuffe ihn in die Seite.

„Das will ich dir auch geraten haben, Billy. Sonst könnten deine Bemühungen in den letzten Jahren vielleicht doch umsonst gewesen sein.“

Mein frischgebackener Freund lacht laut auf.

„Glaubst du ja wohl selbst nicht....“
 

Nun schnappen wir uns endlich das andere Ende der Couch und teilen mit Tom und Georg gerecht die ersten beiden Pizzen.

Die übrigen hole ich aber nicht aus dem Ofen.

Da findet sich bestimmt sonst wer.

Dank des äußerst gelungenen Morgens sind wir ja alle bester Laune.
 

„Wir sollten uns unbedingt was wegen unserer Zimmer überlegen...“
 

Definitiv.

Da sind wir uns wohl alle einig.

Es mag in Ausnahmefällen durchaus reizvoll sein, einem anderen Paar beim Sex zuzuhören, aber auf Dauer?

Nun ja, am nötigen Kleingeld fehlt es uns ja nicht, also sollte das Problem schnell aus der Welt zu schaffen sein...

Kapitel 5

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 6

(Georgs POV)
 

Heute geben wir zum ersten Mal seit Ewigkeiten mal wieder ein Konzert in Deutschland.

Wir sind schon seit dem frühen Morgen auf den Beinen, weil wir da bereits die ersten Interviewtermine hatten.

Wir warten schon seit Wochen darauf, endlich mal nicht in Amerika oder Asien zu sein.

Und nicht nur in diesem Sinne wird der Abend für uns und unsere Fans etwas Besonderes.

Wir haben mit den Ton- und Lichttechnikern bereits abgesprochen, dass wir nicht unsere momentane Setlist spielen werden, zumindest nicht im Bereich der Zugaben.

Auch die Konstellation von uns auf der Bühne wird minimal anders sein.

Ihr könnt euch sicher schon denken, weshalb.

Und was auch immer nach der ersten Zugabe geschieht, wir bringen auch noch die zweite über die Bühne.

Aber bis dahin:

Abwarten und Tee-, bzw. in unserem Fall eher Kaffee, trinken...
 

***
 

Ich muss sagen, etwas aufgeregt bin ich schon, obwohl ich mich tierisch auf das freue, was wir gleich abziehen werden.

Noch zwei Songs, dann gehen wir erstmal von der Bühne ab.

Die Stimmung in der Halle ist super.

Außerdem ist das Konzert im Gegensatz zu vielen anderen unserer aktuellen Tour nahezu ausverkauft.

Das wiederum mag daran liegen, dass unser Management beschlossen hat, die Setlist, wie sie in Deutschland und einigen anderen Ländern gespielt wurde doch noch aufzunehmen und als DVD in den Verkauf zu bringen.

Ob sie sich das wohl nochmal anders überlegen werden?

Uns ist das gleich.

Aber ich will auf jeden Fall einen Mitschnitt vom Konzert für uns persönlich.
 

Wie gewohnt tost die Menge bei unserem Abgang und die Zugabe-Rufe ertönen, noch bevor wir unsere Instrumente auch nur ansatzweise aus der Hand gelegt haben.

Hinter der Bühne angekommen eilt Bill direkt zu den, von ihm bereitgelegten Klamotten.

Zwar steht er wirklich auf die völlig abgedrehten Outfits, die er zurzeit auf Tour trägt, aber für das, was jetzt kommt, wären sie einfach völlig unpassend.

Er schält sich aus seinem Ganzkörperdress und schlüpft stattdessen in schwarze Jeans, Shirt und Turnschuhe.

Tom zieht seine Weste und die Mütze aus, während ich mich meines Shirts entledige und mir kurz mit einer Bürste durch die Haare fahre.

Selbst Gustav wechselt sein Outfit.

Er sähe gleich in Tanktop und kurzen Hosen absolut lächerlich aus.

Die dunklen Jeans und das kurzärmlige Hemd werden sich definitiv besser machen
 

Bill lacht und fixiert vor allem mich.

„Alleine dafür bekämen wir im Normalfall eins auf den Deckel.“

Ich grinse ihn an.

„Na, wenn schon, dann richtig, oder?“

Ich ernte allgemeine Zustimmung und wir machen uns auf den Weg, wieder zurück auf die Bühne.
 

Dort ernten wir erstauntes Raunen uns fast unmittelbar danach tosenden Applaus, sowie diverse Jubelrufe und Pfiffe.

Das freut mich und spornt mich gleichzeitig dazu an unseren Plan durchzuziehen.
 

Nach langem Hin und Her haben wir im Vorfeld beschlossen, dass Tom und ich den Anfang machen werden.

Wieder in unserer Ausgangsposition angekommen, stimmen wir das Intro von 'Reden' an.

Nach dem ersten Refrain bewegt sich Tom auf meine Seite der Bühne zu.

Wir sind beide am Mitsingen, auch wenn wir heute auf unsere Headsets verzichtet haben.

Dafür steht bei mir hier drüben ein Mikrofon, so wie auf der Vorgängertour.

Tom spielt mich mit einem schelmischen Funkeln in den Augen an.

Ich gehe leicht in die Knie und tue es ihm gleich.

Nachdem ich ihn eingehend gemustert habe, lege ich den Kopf in den Nacken.

Mein Gegenüber hört kurzzeitig auf sein Instrument zu spielen und streicht mit seinen Fingerkuppen über meinen Oberkörper.
 

Ich hör dir zu, seh dein Gesicht

Deine Lippen, öffnen sich
 

Ein erneutes Raunen geht durchs Publikum und ich drücke mich Toms Fingern entgegen.

Er greift mit diesen wieder in die Saiten und ich ziehe den Kopf schwungvoll wieder nach vorne.

Tom und ich stehen so nahe beieinander, dass meine Haare seine Schultern streifen.

Der geht um mich herum und bleibt hinter mir stehen, nähert sein Gesicht meiner Wange und dreht den Kopf zur Seite.
 

Red langsam, bitte nicht zu schnell

Willkommen im Hotel
 

Einige der Mädels scheinen jetzt schon fast durchzudrehen.

Sie halten das hier wahrscheinlich für ein bisschen Theater, wie es viele Bands für ihre Fans abziehen.

Wir haben da ja bis jetzt gänzlich drauf verzichtet.

Das höchste der Gefühle waren zu Beginn unserer Karriere fehlende Shirts, was uns ja sehr schnell verboten wurde, wegen der erhöhten Erkältungsgefahr.

Während des Refrains drehe ich mich langsam zu Tom um.

Wir spielen uns erneut an und...
 

Vor der Tür Alarm, die ganze Welt ruft an

Alle zerr'n an mir, Ich will mit keinem außer dir!
 

...bei unserem Stichwort 'keinem' küssen wir uns, so lange, bis das letzte 'reden' verklingt.
 

Nur gedämpft dringen die Schreie, die durch die Reihen gehen, an meine Ohren.

Nachdem Bill geendet hat, kommt er auf uns zu und tippt mir leicht gehen die Schulter.

Wir verlassen die Bühne erneut.

In der Halle wird währenddessen anscheinend heiß diskutiert.

Die Lautstärke will gar nicht mehr abnehmen.

Zudem kommen direkt mehrere aufgeregte Crew-Mitglieder auf uns zugerannt.

Ich grinse Bill und Gustav an.

„Ihr solltet langsam.“

Dann gebe ich einem eingeweihten Bühnentechniker ein Zeichen.
 

Gustav geht zum bereitstehenden Flügel und setzt sich.

Dieser fährt nach oben.

Die Scheinwerfer sind noch aus.
 

Tom und ich postieren uns neben Bill und drücken ihm jeweils eine Schulter.

„Viel Spaß. Hau sie ordentlich vom Hocker.“

Als die ersten Noten ertönen, setzt sich Bill langsam in Bewegung und beginnt kurz darauf zu singen.
 

Bist du irgendwo da draußen

Alleine mit dir
 

Tom und ich nähern uns dem Rand der Bühne, um das Geschehen mitverfolgen zu können.

Ein einzelner Scheinwerfer beleuchtet die Szene.
 

Bill setzt sich auf eine Stufe in der Nähe des Flügels und sieht während des Singens in dessen Richtung.
 

Hast dich irgendwo verlaufen

Und weißt nicht wofür

Ein Herzschlag

Den keiner fühlt
 

Bist du irgendwo da draußen

Zu schwach um zu wein'

Vor allen Menschen

Wegglelaufen

Um einer zu sein
 

Eine Gänsehaut zieht sich über meine Arme.

Ich linse hinüber zu Tom.

Dieser starrt gebannt auf die Bühne und flüstert:

„Es ist so still... meinst du sie ahnen schon etwas?“

Ich zucke mit den Schultern.

Dann lege ich einen Arm leicht um Toms Taille.
 

Bill steht auf.
 

Ich seh dich

Schau durch die Nacht
 

Er geht auf den Flügel zu und fährt sich mit der freien Hand kurz durch die Haare.

Kunstnebel wabert kniehoch über die Bühne.

Tom lehnt sich sanft gegen mich und lehnt eine Wange gegen meine Schulter.
 

Zoom dich zu mir

Ich zoom mich zu dir
 

Bill setzt sich neben Gustav an den Flügel.

Er streichelt langsam über den Oberarm seines Freundes.
 

Wir werden schein'

Weit weg von hier

Durch Raum und Zeit

Zoom dich zu mir
 

Jetzt neigt er seinen Kopf zur Seite und legt seinen ihn, genau wie Tom zuvor bei mir, gegen Gustavs Schulter.

Er schließt die Augen und singt weiter.
 

Lachst du irgendwo da draußen

Mit Trän'n im Gesicht

Schreist du irgendwo da draußen

Bis die Stille zerbricht
 

Die Stille in der Halle zerbricht nicht.

Sie scheint sich eher noch zu verdichten.

Unser Sänger hebt seine Lider langsam wieder.
 

Ich seh dich

Gib jetzt nicht auf
 

Auch den Kopf hebt er wieder an.

Seine Finger gleiten sanft durch Gustavs Haare.

Dieser senkt das Gesicht und schließt nun seinerseits die Augen.

Bills Finger wandern abwärts, bis in den Nacken unseres Schlagzeugers, der mit geschlossenen Augen weiterspielt.
 

Zoom dich zu mir

Ich zoom mich zu dir

Wir werden schein'

Weit weg von hier

Durch Raum und Zeit

Zoom dich zu mir
 

Bill zieht seine Finger über Gustavs Hals wieder nach vorne, legt sie unter dessen Kinn und drückt sein Gesicht sanft nach oben und dreht es etwas zu sich.

Die beiden schauen sich an.
 

Ich seh dich

siehst du mich
 

Weit weg von hier

Durch Raum und Zeit

Zoom dich zu mir
 

Ich halte den Atem an, genau wie anscheinend Teile des Publikums.

Keiner kommt auf die Idee zu tuscheln oder gar lauter seine Meinung zu dem, was hier geschieht, kund zu tun.

Tom dreht den Oberkörper leicht zur Seite und umfasst mit beiden Händen meine freie.

Ich ziehe ihn etwas näher zu mir.
 

Bill lächelt seinen Freund an, ehe er weiter singt.

Seine Finger zeichnen dabei zärtlich die Konturen von Gustavs Kieferknochen nach.
 

Zoom dich zu mir

Ich zoom mich zu dir

Durch den Sturm

Durch die Kälte der Nacht

Und die Ängste in dir

Weit weg von hier

Durch Raum und Zeit

Zoom dich zu mir...
 

Gustav lässt die letzten Töne ausklingen und nimmt seine Finger von den Tasten.

In die sich ausbreitende Stille hinein sagt Bill leise, sodass man trotz Mikrofon eindeutig das Gefühl hat, dass die Worte nur für den Menschen neben ihm bestimmt sind und für keinen anderen hörbar:
 

„Ich liebe dich, Gustav...“

Gustav lächelt strahlend.

Dann beugt er sich nach vorne und küsst Bill.

„Ich dich auch.“

Tom nimmt eine Hand von meiner und lässt die andere fest zugreifen.

Danach setzt er sich in Bewegung und zieht mich auf die Bühne.

Also bewegen wir uns Hand in auf die Anderen zu.

Bill und Gustav stehen auf.

Bei ihnen angekommen klopfe ich Gustav freundschaftlich auf die Schulter und drücke sie.

Anschließend drehen wir uns alle zusammen in Richtung Publikum.
 

Nur Momente später bricht das Schweigen in der Halle.

Eine Welle von tosendem Applaus schwappt zu uns herauf.

Darunter mischen sich verschiedenste Rufe, von denen ich nicht einen einzigen verstehe.

Jedoch sind entweder keine wütenden auszumachen, oder sie werden von den anderen übertönt.
 

Gemeinsam nähern wir uns dem Bühnenrand und verbeugen uns.

Wir bedanken uns und grinsen glücklich in die Menge, aus der sich uns hunderte von Händen entgegenstrecken.
 

Ob Universal uns wohl trotzdem postwendend wegen Vertragsbruch rauswirft?

Im Moment bin ich mir sehr sicher, dass wir damit klarkämen, wenn es so wäre.

So oder so dürfen wir wohl erst einmal gespannt auf das Presseecho unseres Auftritts sein.

Und das wird laut sein, so viel ist schonmal sicher...
 

Wir verneigen uns erneut und verlassen dann winkend die Bühne.

Kapitel 7

Epilog:
 

Im Backstagebereich wurden wir direkt von unseren Familien empfangen.

Bei ihnen stand ein total aufgelöster David Jost, der keinen vollständigen Satz herausbrachte.
 

In den nächsten Tagen, ja Wochen, waren die Zeitungen und Zeitschriften voll von unserem spektakulären Outing.

Bei unserer Plattenfirma kamen ganze LKW-Ladungen Fanpost an.

Die Telefone wollten gar nicht mehr aufhören zu klingeln und das Postfach unseres Managements quoll über.
 

Wir sind nach wie vor zu Universal, allerdings zu unseren Bedingungen.
 

In Interviews sind wir genau so offen, wie wir es für richtig halten.
 

Und so, wie es zwischen uns läuft, ist es gut.

Eigentlich haben wir jetzt genau das, was wir wollten...
 

Eine geile Band, ein geregeltes Privatleben, auch wenn wir nach wie vor vier absolute Chaoten sind..., Fans die hinter uns stehen (Die könnten noch ein wenig Hysterie abbauen, aber es ist, seit sie wissen, dass sie weder Bill noch Tom mit ihrem Geschrei auf sich aufmerksam machen können, schon etwas besser geworden), Familien, die für uns da sind... und Geld.

Wir wollen ja nicht so tun, als würde es gar nichts bedeuten, ohne das kommt man nunmal heutzutage nicht weiter.
 

Jetzt macht's gut.

Ihr hört bestimmt wieder von uns.
 

Wir sehen uns auf Tour!
 

So, das war's. Ich hoffe ihr hattet genauso viel Spaß an der Story wie ich .Vielen Dank an die, die mir tatsächlich eine, oder sogar mehrere Rückmeldungen dagelassen haben. Ich habe mich total darüber gefreut! ^__^



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Belldandy01
2012-01-15T10:54:46+00:00 15.01.2012 11:54
Danke.
Es ist schön zu wissen, dass doch irgendwer auf animexx diese FF gelesen hat.
Freut mich, dass sie dir gefallen hat.
Das es recht schnell ging auf einmal ist mir dann auch aufgefallen.
Kann sein, dass deshalb meine aktuelle sich über deutlich mehr Kapitel zieht.
Davon sind hier ja auch 2 Kapitel oben, aber da keine Rückmeldung kam, hab ich irgendwann das uploaden sein gelassen.
Falls sie dich tatsächlich interessieren sollte, kannst du hier weiterlesen:

http://www.fanfiktion.de/u/Belldandy01

Ich wünsche dir einen schönen Sonntag ^^

LG;
Bell

Von: abgemeldet
2012-01-15T02:42:44+00:00 15.01.2012 03:42
So... dann lass ich jetzt einfach mal ein Kommi da :D
Ich find deine FF sehr schön beschrieben und musste einige Male sehr lachen, über die Art wie du Bills Charakter rüber gebracht hast xD
Wirklich sehr schön! Ich bin ein großer Fan von der Szene in der er zu Tom gegangen ist und Tom einfach "Okay" gesagt hat xDDD
Aber auch sonst wirklich gut :D Sehr überraschend kam dann allerdings das Tempo in dem sich die Geschichte dann entwickelt hat. Sie kamen ja dann doch alle sehr schnell zur Sache :D
Auf jeden Fall; TOLL!
Weiter so!
Liebe Grüße,
Yuki♥


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