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Fallen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Teile des Kapitels sind bereits zwei Jahre alt, doch erst heute habe ich es geschafft die Teile irgendwie miteinander zu verbinden. Ein Wunder ist geschehen! :)

Diese zusammengebastelten Stellen wird man wohl merken :-/ Aber ich wollte das Kapitel endlich zu Ende schreiben. Mir persönlich fehlt der Tiefgang, aber ich wollte Hinatas Absatz auch nicht ewig lang gestalten ...
Määh, alles doof!
Zudem möchte ich mich wirklich, wirklich doll für die ewige Wartezeit entschuldigen! Komplett anzeigen

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Run away

Prolog
 

Run away
 

Ich rannte. Schon seit Stunden, wie es mir vorkam, rannte ich nun. Mein Körper schmerzte schrecklich, aber ich hatte nicht vor stehen zu bleiben. Nicht hier, nicht jetzt. Immer tiefer rannte ich in den Wald hinein. Die dunklen Schatten der Bäume schienen mich zu verfolgen. Der kalte Schein des Mondes ließ die Welt um mich herum in einem leichten Silber aufleuchten. Eine kalte Brise bescherte mir eine Gänsehaut. Ich zitterte. Ob nun vor Erschöpfung, Angst oder Kälte vermochte ich nicht zu sagen. Unendlich weit entfernt schien mir der heutige Tag und doch hatte ich das Gefühl als seien Jahre seit dem vergangen. Jahre, indem ich nur so vom Grauen verfolgt wurde. Jahre voll von Finsternis. Tiefe Schwärze, genau so, wie man den Zustand in meinem Inneren wohl am besten beschreiben könnte.
 

Ich rannte weiter. Bruchstückhaft waberten mir Erinnerungen an ein Gespräch durch den Kopf. War dieses Gespräch wirklich erst ein paar Stunden her? Nicht schon Wochen, Monate oder Jahre. Ich wusste es nicht. Ich wollte es nicht wissen. Alles was ich wollte war vergessen. Vergeben und vergessen, man sollte meinen so schwer könnte es gar nicht sein. Aber mir erschien es, als wären diese Worte unerreichbar, durch eine tiefe Schlucht von mir getrennt.
 

Verdrängung war der einzig mögliche Weg. Mein Weg.
 

Mein Atem ging nur noch stoßweise und mein Herz raste. Mir war, als hörte ich immer noch ihre Stimmen. Sie hatten sich mir ins Gedächtnis gebrannt und dabei wollte ich nur vergessen. Mein Herz tat so unendlich weh. Als hätte man mir zehn Kunais in eben dieses gerammt. Ich merkte, wie mir langsam die Tränen kamen. Ich wollte nicht weinen! Nicht in dieser Situation! Einmal stark sein, stark bleiben und nicht wieder zu diesem Häufchen Elend werden, dass ich sonst immer war. In ihren Augen, in allen Augen. Ich wollte es nicht wahr haben, hatte ich doch so hart trainiert um endlich stärker zu werden. Aber körperliche Stärke hieß nicht auch geistliche. Das wurde mir jetzt klar. Ich hatte das Gefühl wieder das kleine 13 jährige Mädchen zu sein, dass bei jeder Gelegenheit Angst hatte und in Tränen ausbrach. Aber hatte ich nur das Gefühl oder war ich einfach genau das?
 

Schwach! Ein Klotz am Beim! Niemanden etwas Nütze… Natürlich ich konnte heilen. Ich hatte eine unglaubliche Kraft entwickelt, aber all das brachte mir nichts, wenn ich Emotionen hatte, Schwäche zeigte. Ein Ninja hat keine Gefühle. Einen Grundsatz, den ich nicht umsetzen konnte, so gern ich es auch wollte.
 

Die Bäume lichteten sich und die Umgebung wandelte sich in eine Ebene, wo nur hier und da einige Büsche und Sträucher hervorragten. Ich rannte einfach weiter. Wohin ich eigentlich wollte, wusste ich nicht. Ich wusste noch nicht einmal, wo ich mich überhaupt befand. Ein zynisches Lächeln erschien auf meinen Lippen. Es wollte so gar nicht zu meinen mittlerweile Tränenüberströmtes Gesicht passen. Super gemacht Sakura, ich bin stolz auf dich! So etwas bekommst auch nur du hin. Weglaufen und dann kläglich hier im Nirgendwo stranden. Du hast dich wirklich nicht gebessert! Und so etwas schimpft sich Ninja! Besonders als Jo-nin sollte ich das doch auf die Reihe kriegen!

Ein kleiner See kam in Sicht. Der Mond spiegelte sich auf der Wasserfläche. Es hatte etwas beruhigendes, wie ich fand. Meine Schritte lenkten automatisch zum Gewässer, während ich immer langsamer wurde. Kurz vor Beginn des nassen Elements sank ich auf die Knie. Ich konnte nicht mehr. Mein Körper war vollkommen am Ende. Ich legte mich rücklings auf das feuchte Gras und starrte in den Himmel. Wolken zogen in den bizarrsten Formen an mir vorbei. Einige schneller, andere langsamer. Hinter ihnen, verborgen unter dem Dunst aus Wasser waren die Sterne. So unendlich weit entfernt. So… frei? Ja, dass musste es sein. Ich seufzte und wischte mir die Tränen weg. Es machte mich wütend, dass ich sie nicht hatte zurückhalten können.

Hier an der kühlen Luft und weg von zu Hause, von Konoha fühlte auch ich mich frei. Eine leichte Brise kam auf und ließ mich erneut frösteln. Trotzdem blieb ich liegen und blickte weiter gen Himmel. Meine Gedanken kreisten weiter um das Gespräch. Mit aller Kraft versuchte ich es zu verdrängen. Sie, die Personen wegen denen ich jetzt hier lag. Es, die Tatsache, die mich dazu gebracht hatte hier her zu kommen. Im Grunde alles. Alles, was vor dem Davonlaufen passiert war.
 

Erst jetzt fiel mir auf, wie müde ich war. Meine Augenlider waren mit einem Mal so unglaublich schwer und die süße Verlockung des schwarzen Vergessens lullte mich ein. Die Dunkelheit hieß mich willkommen und ich schloss meine Augen. Doch plötzlich schrak ich aus dem halbschlafenden Zustand hoch. Ich wusste nicht was es war, doch es bereitete mir Unbehagen. Wie gern hätte ich mich einfach dem Schlaf hingegeben, doch meine Intuition sagte mir, dass ich hier schleunigst weg musste.
 

Quälend langsam erhob ich mich. Mein Blick schweifte suchend umher, doch ich konnte nichts verdächtiges entdecken. Resigniert wollte ich mich schon wieder hinsetzen, als ich es abermals spürte.

Jetzt war ich mir sicher. Da war etwas. Etwas, was mir ganz und gar nicht gefiel. Und dann bemerkte ich es. Es war eine Chakrasignatur. So Hauchfein, dass ein normaler Shinobi sie nicht bemerkt hätte, aber ich hatte ein Gespür dafür. Meine linke Augenbraue schob sich nach oben. Wegen dieser kleinen Menge an Chakra spielten meine Instinkte verrückt? Dennoch versuchte ich zu registrieren, woher das Chakra kam. Langsam setzte ich mich in Bewegung.

Hätte ich auf meine Vernunft gehört, die in meinen Inneren gerade einen riesigen Terror veranstaltete, damit ich auf der Stelle umkehrte, dann hätte wohl auch mein Verstand wieder eingesetzt und meine Medic-nin Ausbildung ihre Früchte getragen. Denn nicht mal ein normaler Mensch konnte sich mit so einer geringen Menge an Chrakra noch in diesem Tempo fortbewegen, wie dieser es tat, hieß im Klartext, diese Person musste ihr Chakra unterdrücken. Doch ich, müde wie ich war, bemerkte diese Tatsache nicht. Im Nachhinein könnte ich mich dafür selbst ohrfeigen, aber etwas ändern würde es wohl ohnehin nicht.

Immer näher kam ich der Quelle dieser Energie, bis ich wieder ein gutes Stück in die tiefen des Waldes eingedrungen war. Aus müden Augen betrachtete ich die Umgebung. Bäume links, Bäume rechts. Überall Bäume. Doch plötzlich huschten meine Augen zu einem Fleck in der Dunkelheit zurück, der sich kaum sichtbar, aber dennoch für ein geübtes Auge zu erkennen, vom Rest des Waldes abhob.

Wie von einer unsichtbaren Hand geführt ging ich auf den Umriss zu. Vernunft tobte nun umso mehr, denn das war nicht gerade das Verhalten, was ein gut ausgebildeter Ninja an den Tag legte. Es ist ja auch Nacht und nicht Tag, dachte ich ironisch und marschierte einfach weiter. Von meinem Verstand hatte ich mich schon vor Stunden losgesagt, genauer zu dem Zeitpunkt, als ich anfing zu laufen, doch meine Vernunft verabschiedete sich spätestens jetzt mit einem Herzinfarkt.
 

Langsam konnte ich aus dem dunklen Schemen eine Gestalt erkennen. Sie lehnte lässig an einem Baum und schien mir genau entgegen zu blicken. Zögernd blieb ich stehen, die Augen zu Schlitzen verengt um Einzelheiten zu erkennen. Eine Wolke, die bis eben den Mond verdeckt hatte schob sich zur Seite und der Wald wurde wieder in sein fahles Licht getauft.
 

Meine Augen weiteten sich und ich blieb erstarrt stehen, zu keiner Bewegung mehr tätig. Mein Verstand, der wieder eingesetzt hatte, arbeitete auf Hochtouren.
 

Vor mir, in einen schwarzen langen Mantel gehüllt, stand ein Ninja. In Bruchteilen von Sekunden nahm ich alles war. Den Reishut mit den kleinen Glöckchen, welcher sein Gesicht im Schatten legte, die roten Wölckchen ähnlichen Gebilde auf dem Mantel, das lange und große Schwert auf seiner Schulter.

Ein Akatsuki. Ich schluckte. Nicht nur, dass ich hier mitten in der Nacht in einem gottverlassenen Wald und am Ende meiner Kräfte war, nein mir gegenüber stand auch noch ein beschissener Akatsuki. Ich schnaubte, was mein Gegenüber wohl doch etwas zu überraschen schien, denn die Glöckchen klingelten leise im Wind, als er den Kopf etwas schief legte und mich näher in Augenschein nahm.
 

“Müssen die auch immer auftauchen, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann”, murmelte ich vor mich hin. Ich wusste, in was für einer Situation ich mich befand. Natürlich, sie war lebensgefährlich, aber ich denke, weder ließ es mich in Panik ausbrechen, noch bekam ich wirklich Angst, weil ich immer noch einen Schock hatte. Ja genau! Das musste es sein, das war die einzige logische Erklärung für mein wirklich merkwürdiges Verhalten!
 

Mein Gegenüber gluckste. “Mut hast du ja, aber das wird dir auch nichts bringen”, kam es bedrohlich von ihm. Mut? Ich und Mut? Es würde wohl vieles auf mich zutreffen, aber Mut kam im Moment wohl am wenigsten in Frage. Ich würde eher sagen Lebensmüde, Geisteskrank oder einfach nur Selbstmordgefährdet trafen es am besten. Ich lächelte. So ganz ohne Waffen wie ich war, kam mir die Situation einfach zu abstrus vor um sie wirklich zu glauben. Ich träume! Die Erkenntnis traf mich wie ein Blitz. Ich war überhaupt nicht aufgewacht, nein ich lag immer noch am See und träumte. Wie zur Bestätigung kniff ich mir in den Arm, zuckte darauf aber zusammen, als ich den Schmerz spürte. “Verdammter Mist”, murrte ich und blickte wieder zu meinem Gegenüber. Kisame hieß er. Ich wusste nicht, wie ich auf einmal auf diesen Namen kam, doch er war es.

Das ich vollkommen in meine Gedankenwelt abgedriftet war, merkte ich erst, als sich plötzlich ein Schatten vor mir erhob. Erschrocken riss ich die Augen auf. Das Schwert, welches er eben noch auf der Schulter gehalten hatte, schoss nun direkt auf meinen Kopf zu. In dem Moment erwachte ich aus meiner Starre. So schnell ich es in meiner Verfassung schaffte, sprang ich aus dem Weg und fing an zu rennen.
 

Ich rannte. Wieder rannte ich, während mein Körper protestierte, das er nicht mehr dazu in der Lage war. Doch ich wollte nicht stehen bleiben, wollte nicht sterben. Ich rannte weiter. Meine Beine konnten mich kaum noch tragen. Ich glaube allein meinem Willen war es zu verdanken, dass ich noch aufrecht stand.

Plötzlich kam mir etwas in den Sinn. Flüchtig nur, doch ich blieb abrupt stehen.
 

“…Sollen sie ausschalten, dass ist unser Auftrag.”
 

Nein! Ich blieb ruckartig stehen.
 

“Ich sehe den Sinn darin nicht, sie ist doch nur ein unterdurchschnittlicher Shinobi, was zieht er für einen Nutzen daraus, sie aus dem Weg zu räumen?”
 

Ich presste die Hände auf die Ohren. Nicht schon wieder! Ich wollte das nicht hören!
 

"Sie steht der Hokage nahe. Er will sie zermürben, dafür ist das ein gelungener Schachzug.”
 

“Bitte lass das aufhören”, wimmerte ich.
 

“Tja, hätte sie auf uns gehört und wäre nicht zur Akademie gegangen, müssten wir sie jetzt auch nicht töten.”
 

Ich sank auf die Knie. “Aufhören, aufhören, ich will das nicht hören!!” Ich schrie, während mir schon wieder einzelne Tränen übers Gesicht liefen.
 

“Dummes Gör, aber dafür sind wir sie danach endlich los… ich weiß immer noch nicht, warum wir sie damals zu uns nahmen…”
 

“Nein, nein, nein”, panisch schüttelte ich meinen Kopf. Nicht hier, ich wollte es doch vergessen, wieso kam es genau jetzt wieder?
 

Ganz in meine Erinnerung gefangen, bemerkte ich nicht, wie Kisame zum stehen gekommen war. Vor mir, höchstens zwei Meter entfernt stand ein weiterer Akatsuki und blickte auf mich hinab.

Das einzige, was man von ihm in der nun wieder herrschenden Dunkelheit erkennen konnte, waren die roten Iriden, die mich musterten.
 

***
 

Kisame blickte ihn an. “Ziemliches Elend”, meinte er grinsend und sah wieder zum am Boden hockenden Mädchen. “Sie sieht aus, als wenn sie in einem deiner Genjutsus gefangen wäre”, fügte er dann noch nachdenklich hinzu.

“Hn”, war das einzige, was sein Partner erwiderte.

Er kannte sie, sie war damals mit Sasuke in einem Team gewesen. Seit dem hatte sie sich ziemlich verändert. Sie war schließlich der Grund, warum Sasori wieder menschlich war. Das hatte sie bestimmt nicht in dem Zustand vollbracht, in dem sie sich gerade befand. Nachdenklich musterte er sie. Damals war sie darauf versessen, seinen Bruder wieder zurück zuholen. Sie hätte alles dafür getan, doch wie er mitbekommen hatte, hatte dieser einfach nur versucht sie umzubringen. “Dummer kleiner Bruder”, murmelte er. Das Mädchen, Sakura hieß sie, erinnerte er sich, wimmerte nur noch leise. Dann, auf einem Mal kippte sie zur Seite weg und blieb reglos liegen.

Schockzustand, schoss es ihm durch den Kopf. Er ging in die Hocke um sie näher zu betrachten.

Woher Pain gewusst hatte, dass sie Sakura außerhalb Konohas antreffen würden wusste er nicht, doch es interessierte ihn. Sie war ihrem Dorf schließlich treu ergeben, das erkannte man sofort und deswegen wunderte es den Uchiha, wieso er sie mitten in der Nacht und vor allem vollkommen unbewaffnet hier vorfand. Naja, eigentlich war sie ihnen ja in die Arme gelaufen, aber das spielte keine Rolle. Mit Leichtigkeit hob er die zierliche Gestalt auf und wandte sich zum gehen.
 

“Komm”, meinte er emotionslos, bevor sie in der Dunkelheit verschwanden.

Fall down

Abschnitt 1 - Fallen
 

Fall down
 

Dunkelheit umfing mich, strich sanft um meinen Verstand und behütete mich. Während ich langsam wieder zu Bewusstsein kam, lief mein Gehirn auf Hochtouren. Mein Kopf schmerzte, als wenn ich ihn stundenlang irgendwo gegen geschlagen hätte.
 

Was war passiert?
 

Ich erinnerte mich noch gut daran, dass ich mich von Naruto verabschiedet hatte und anschließend auf dem Weg nach Hause gewesen war. Bei dem Gedanken an mein zu Hause kam plötzlich eine so unbändige Wut in mir auf, dass sich mein gesamter Körper anspannte.

Nur wieso war das so?
 

Angestrengt dachte ich nach, versuchte mich zu erinnern, was passiert war, doch es funktionierte nicht. Keine Bilder erschienen vor meinem inneren Auge, keine Geräusche, an denen ich mich orientieren konnte und auch keine Gerüche, welche sich in mein Gedächtnis eingeprägt hatten. Ich stockte. Gerüche? Es roch klamm und ein wenig modrig, so als wäre alles hier von einer immerwährenden Feuchtigkeit umgeben. Ich runzelte die Stirn. Das waren beides Gerüche, die ich nicht mit meinen letzten Erinnerungen in Einklang bringen konnte. Nun besann ich mich auch auf meine anderen Sinne und lauschte angestrengt auf verdächtige Geräusche. Ein fernes Gemurmel war zu vernehmen. Ich lauschte weiter, konzentrierte mich stärker auf meine Umgebung. Da! Ein leises regelmäßiges prasseln. Was ist das? Regen? In Konoha regnete es so gut wie nie, schon gar nicht im Frühling. Anschließend überprüfte ich noch die Gegend nach fremden Chakren. Zumindest versuchte ich es, denn mir wurde schnell klar, dass es nicht funktionierte. Ich horchte in mein Inneres, versuchte den stätigen Strom meines Chakras zu erfassen, doch… da war nichts. Panik wallte in mir auf. Ich drang tiefer ein, suchte weiter und fand schließlich wonach ich suchte.
 

Mein Chakra, oder viel mehr das, was davon übrig war, lag gut versteckt in der hintersten Ecke meines Bewusstseins verborgen und eingesperrt hinter einem Siegel. Meine Anspannung stieg.
 

Wo um Himmels willen war ich? Wie war ich hier her gekommen und was noch viel wichtiger war, warum zum Teufel war mein Chakra versiegelt?!

Unendliche viele Fragen schwirrten mir durch den Kopf, Fragen, auf die ich keine Antwort wusste. Ich schluckte. Es missfiel mir gewaltig, in was für einer Situation ich mich befand. Zögernd öffnete ich meine Augen.
 

Ich befand mich in einen, mehr als spartanisch eingerichteten, Raum. Die Wände waren grau und strahlten eine Kälte aus, dass mir fröstelte. Mir gegenüber an der Wand, neben der großen aber schlichten Tür aus dunklem Holz, stand ein Tisch. Auch dieser war aus Holz gefertigt und mit einem Stuhl beschmückt, welcher ebenfalls aus dem gleichen Material bestand. Auf dem Tisch stand verloren eine einzelne Kerze, die ihr flackerndes Licht im Zimmer verbreitete. An der Wand zu meiner linken war etwas höher als zwei Meter über dem Boden ein kleines Fenster eingelassen. Wenn ich es richtig erkannte, befand sich vor diesem ein massives Gitter aus schwarzem Metall. Es regnete in Strömen und die kleinen Tropfen schlugen nur so auf die Fensterscheibe ein. Ich wandte meinen Blick von diesem Schauspiel ab und ließ ihn weiter wandern. Insgesamt war der Raum ziemlich klein, vielleicht fünf Schritt lang und drei Schritt breit, wenn es hoch kam. Mein Bett, ebenfalls aus dunklen Holz füllte die eine Seite des Zimmers komplett aus.

Rechts von mir stand nur ein kleiner, recht abgenutzter Hocker mit einem Bündel Stoff darauf. Ich richtete mich vollends auf. Eine dünne Decke, die eben noch auf über mir ausgebreitet war, fiel nun von meinen Schultern. Jetzt bemerkte ich auch, dass ich nicht meine übliche Kleidung am Körper trug, sondern ein langes Nachthemd. Ich wusste nicht, ob ich nun entsetzt oder erleichtert sein sollte. Entsetzt über die Tatsache, dass ich mich nicht daran erinnern konnte, meine Kleider gewechselt zu haben und erleichtert, dass es sich wenigstens um ein Nachthemd für Frauen handelte, was die Vermutung nahe legte, dass hier auch Frauen waren.

Trotzdem musste ich hier weg. An diesem Ort behagte es mir nicht. Etwas bedrohliches lag über all dem und wirkte erdrückend.

Mein Blick fiel wieder zum Fenster. Wenn ich da hoch kam, war ich schon ein ganzes Stück weiter. Ich studierte kurz die Möbelstücke, welche mir bei meinem Fluchtplan zur Verfügung standen. Dann hellte sich mein Gesicht auf. So sollte es klappen! Einen Versuch ist es auf jeden Fall Wert. Ich stand auf und ging als erstes auf das Stoffbündel zu. Es stellte sich als meine Ninjaausrüstung heraus, was ich doch sehr beruhigend fand. Schnell entledigte ich mich meines Nachthemdes und schlüpfte in die mir wohlbekannten Stücke. Dann machte ich mich an die Arbeit, schob den kleinen Tisch unters Fenster, nahm den dazu gehörigen Stuhl und stellte ihn darauf. Anschließend kletterte ich vorsichtig auf die doch recht wackelige Konstruktion.

Ich war hoch genug um ans Fenster zu gelangen, aber es würde in dieser Höhe schwierig werden, auch das Gitter zu entfernen, welches ja immer noch außen vor der Glasscheibe angebracht war. Ich betratet erneut das Zimmer. Mein Blick fiel auf den kleinen Schemel, auf dem zuvor noch meine Kleider gelegen hatten. Leichtfüßig sprang ich vom Stuhl herunter und landete geräuschlos auf dem Boden. Ich hatte mich gerade zum Hocker runter gebeugt, als ich plötzlich Schritte vernahm. Wie erstarrt blieb ich stehen, während die Schritte immer näher kamen. Ich lauschte angespannt. Es handelte sich um zwei Personen. Die Eine war kaum zu vernehmen, so leise bewegte sie sich. Ich hätte sie womöglich überhaupt nicht bemerkt, wenn sie nicht in einem anderen Schritttakt gehen würde als ihr Begleiter. Dieser nahezu lautlose Gang verriet mir, dass es sich um einen Ninja handeln musste - einen gut ausgebildeten Ninja.

Die andere Person, ich war mir sicher, dass es sich hier auf jeden Fall um einen Mann handelte, war im Vergleich dazu wie ein Elefant beim schleichen - es funktioniert nicht. Hör schon auf Sakura! Lustig machen kannst du dich, wenn du das alles überstanden hast! Die beiden Personen waren jetzt unmittelbar vor meiner Tür. Ich hielt die Luft an.

Was, wenn sie hereinkamen?

Wieder wallte Panik in mir auf, schnürte mir die Kehle zu und machte es mir schwer zu atmen. Meine Hände begannen zu zittern.

Es war Totenstill, sogar der Regen schien in diesen Moment inne zu halten um zu erfahren, was als nächstes passiert. Ich wartete. Wie eine Ewigkeit kam es mir vor, obwohl in Wirklichkeit nur einige Zehntelsekunden vergangen sein mussten.

Dann begann der Eine zu sprechen.

Mit weit aufgerissenen Augen und vor den Mund geschlagenen Händen starrte ich zur Tür. Ein stummer Schrei glitt meinen Hals hoch.

Das war doch…
 

***
 

Mit vor Wut zusammengekniffenen Augen stand er vor mir. “Wieso dieses, ich wiederhole dieses Mädchen?!” Seine Stimme war nicht mehr so emotionslos wie sonst, dennoch war ich überrascht, wie ruhig er im Endeffekt blieb. Erinnert mich irgendwie an Itachi… Meinem Gegenüber schien es überhaupt nicht zu gefallen, dass ich ihm nicht antwortete. Achja, er wartete ja nicht gern.

Ich faltete die Hände zusammen und stützte meinen Kopf auf ihnen ab. “Was spricht dagegen”, fragte ich gelassen. Hätten seine Blicke töten können, so wäre ich oder eher einer meiner Körper nun hinüber. Obwohl eigentlich waren die ja schon tot… Können Tote sterben? Ein interessanter Gedanke. Wäre wirklich wissenswert, was passieren würde, aber in diesem Fall war Sasori halt nicht wie der Uchiha, hieß im Klartext das seine Blicke nicht so mörderisch waren wie die des schwarz Haarigen.

Ich besann mich wieder auf meinen Besucher. “Nun? Was spricht dagegen?” Meine tiefe Stimme hallte im Raum wieder. “Du weißt genau, was dagegen spricht.” Er hatte sich wieder seinen gelangweilten Ton zugelegt und blickte mich jetzt wieder aus für ihn typischen schläfrigen Augen an. Ich hob eine Augenbraue. “Tue ich das? Ich sehe in dieser Kunoichi eine der besten Medic-Nins der Welt, eine gute Waffe und Notfalls auch ein geeignetes Druckmittel für den Kyuubi-Jungen.” Seine Mimik verriet nichts von seinen Gefühlen, doch seine zu Fäusten geballten Hände offenbarten diese deutlich.
 

Er kommt wohl noch immer nicht richtig mit seinen wieder menschlichen Körper zurecht. Ich musterte ihn aufmerksam, nahm jede Regung war, die mir etwas über seine Gedanken verraten könnte. Früher wäre so etwas nicht möglich gewesen. Als Puppe war er emotionslos, hatte keine Regung gezeigt und war undurchschaubar gewesen. Eine Tatsache, die ihm wohl auch bewusst war, denn er verzog kurz verärgert den Mund und entspannte sich anschließend.

Ich wartete noch kurz ab, ob er etwas erwidern würde, aber dem war nicht so. “Ich denke damit ist alles geklärt.” Meine Stimme war nun wieder kalt und ich blickte ihn vieldeutig an. Sasori wandte sich mit einem Ruck um und war schon im Begriff die Tür zu öffnen, als ihn meine Stimme noch einmal zurück hielt. “Sasori…”, er sah über die Schulter zu mir. “…du solltest versuchen, dich mit dieser Situation anzufreunden.” Es war kein gut gemeinter Rat, dass wusste er. “Hai.” Damit hatte er den Raum verlassen.
 

Ein Schatten traut aus einer Ecke des Zimmers. Ich wandte meinen Kopf der zierlichen Gestalt zu. “Hältst du es für intelligent sie in der Nähe Sasoris zu lassen?” Konan trat nun ins Licht und blickte mich forschend an. Ich schnaubte. “Er täte gut daran, meine Befehle nicht zu missachten.”

“Du weißt genauso gut wie ich, dass er seinen Körper noch nicht vollends unter Kontrolle hat. Er hat zu lange als Puppe gelebt, als dass er sich wirklich im Griff hat.” Sie musterte mich und wartete anscheinend auf eine Regung meinerseits.

“Das kann ich nicht leugnen, aber ich werde nicht wegen ihm meine Pläne ändern, Konan.” Meine Stimme war eine Spur kälter geworden und ich durchbohrte sie förmlich mit meinem Blick.

Die blauhaarige ließ sich nicht beirren. “Das verlange ich auch nicht von dir Nagato!” Sie funkelte mich wütend an. “Ich will einfach nur, dass die Kunoichi woanders untergebracht wird.”

Nagato. Es war lange her, dass sie einen meiner anderen Körper als Nagato angesprochen hatte. In der Regel beließ sie es bei Pain um den Schein zu wahren. Ich runzelte die Stirn. “Es ist dir wichtig.” Obwohl es keine Frage gewesen war, nickte sie.

“Du hast sie schließlich nicht hier her gebracht, damit Sasori sie bei der erstbesten Gelegenheit in der Luft zerreist.”

“Geht es dir wirklich nur darum?”

Ihr Gesicht zeigte keine Regung. “Natürlich, nur das Ziel ist wichtig, nichts weiter.”

Unwillkürlich hoben sich meine Mundwinkel etwas an. “Liegt es daran, dass sie ein Mädchen ist oder an der Tatsache, dass sie dir vom Charakter her gar nicht mal so unähnlich ist.”

Ich überging ihre Antwort einfach, denn dafür kannte ich sie gut genug. Außerdem hasste ich es angelogen zu werden und das wusste sie.

“Sie hat einen starken Geist”, erwiderte mein Gegenüber noch, bevor sie wieder in schweigen verfiel. Sie wartete auf eine Entscheidung.

Ich nahm meinen Kopf von den Händen und richtete mich auf.

“Ich werde mir etwas überlegen.” Konan nickte mir zu und war im nächsten Moment verschwunden. Sie konnte wirklich stur sein, wenn ihr etwas wichtig war. Ich schüttelte kurz den Kopf über meine jahrelange Teamkameradin. Sie ändert sich wohl nie.

Mit gemessenen Schritten eilte ich auf die Tür zu. Ich wusste, dass sie recht hatte, was Sasori anging. Er war nicht zurechnungsfähig, besonders wenn er sich wieder mit Deidara stritt. Mit wehenden Mantel war ich aus dem Raum verschwunden.
 

***
 

… Itachi? “Du solltest Sasori nicht provozieren, Kisame.” Seine tiefe klangvolle Stimme ging mir durch Mark und Bein. Sasori? Sasori ist tot! Ich selbst habe ihn umgebracht! Wie kann er nur über ihn reden, als wenn er am Leben wäre?

Mein Entsetzen wuchs weiter, während ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend bekam. Das war nicht gut! Das war gar nicht gut! In meiner Panik hatte ich die Antwort Kisames nicht gehört und registrierte auch erst verspätet, dass sie einfach an meiner Tür vorbei gelaufen waren. Andere wären wahrscheinlich darüber erleichtert, aber das Grauen hatte mich noch immer gepackt. Sasori ist tot… tot! Er kann nicht am leben sein, oder? Sasori ist tot… Wie einen Singsang wiederholte ich diese Worte, doch so recht glauben konnte ich sie dennoch nicht. Nur langsam sickerte die nächste Schreckensnachricht zu mir durch. Itachi… Sasori… Kisame… Ich bin bei Akatsuki!

Während mein Verstand gerade panisch kreischend im Kreis rannte, blieb mein Körper einfach da, wo er war. Akatsuki. Die Organisation, die Naruto jagte, die Organisation, die Gaara beinahe das Leben genommen hatte, die Orga… Garaa! Auch er war tot gewesen und weilte dank Oma Chiyos Wiederbelebungs-Jutsu wieder unter den Lebenden. Das hieß, dass es gut möglich war, dass auch Sasori wieder am Leben war! Nein! Entsetzt starrte ich die Tür an, als könnte er jeden Moment dort erscheinen. So abwegig war der Gedanke noch nicht einmal. Ich muss hier weg! Schnell schnappte ich mir den Hocker und rannte zu meinen zusammen gebastelten Türmchen. Ich platzierte ihn auf der Spitze. Wenn Sasori hier war, dann war ich so gut wie tot!

Ich angelte mir die Kerze samt Halter vom Tisch und bestieg nun wieder vorsichtig die Konstruktion, die mir zur Flucht verhelfen sollte. Oben angekommen klammerte ich mich halt suchend ans Fensterbrett. Ich löschte das Licht, zog das Wachsgebilde aus der Halterung und warf sie aufs Bett. Dann wandte ich mich wieder dem Fenster zu. Ich atmete einmal tief durch, holte aus und schlug mit dem Metallgebilde auf die Glasscheibe ein.

Ein lautes Klirren ertönte, während die Scheibe in tausend Scherben zersprang und mir die Arme aufschlitzte.

Jetzt ging es nicht mehr darum leise zu sein, jetzt kam es auf die Schnelligkeit an. Achtlos lies ich den Kerzenständer los, welcher laut klappernd auf dem Boden aufkam. Ein geräuschvolles Türenschlagen und laute Rufe ließen mich zusammen fahren. Flink kletterte ich auf das Fenstersims und begann kräftig gegen das Gitter zu treten. Ein stechender Schmerz schoss durch mein Bein, doch ich achtete nicht weiter darauf, sondern trat wieder und wieder auf das schwarze Metall ein. Ein knirschen war zu vernehmen, als das Metallgefüge ein Stück aus der Verankerung brach. Die Stimmen wurden lauter, schnelle Schritte kamen immer näher. Angsterfüllt trat ich stärker zu, wurde immer hektischer in meinen Tun. Scheiße, scheiße, scheiße! Kopflos nahm ich jetzt auch noch mein anderes Bein zur Verstärkung und trat wieder gegen die Eisenstangen.

Die Schritte waren jetzt sehr nahe. Es musste sich um mindestens vier Personen handeln. Sasori, schoss es mir durch den Kopf. Ein letztes Mal trat ich gegen die Stäbe, die unter lauten ächzen aus der Wand brachen und in den Abgrund stürzten. Die Freiheit war zum greifen nahe. Mit einem Ruck wurde die Tür aufgebrochen, nur ein kleiner Teil meines Gehirns registrierte, dass sie offenbar ebenfalls durch ein Siegel geschützt gewesen war. Aber an einen Fluchtversuch durch die Tür hatte ich ja auch gar nicht erst gedacht. Von panischen Schrecken gepackt riss ich meinen Kopf herum und erhaschte noch einen Blick auf eine vermummte Gestalt, ehe ich mich abstieß und aus dem Fenster sprang.
 

Für einen kurzen Moment hatte ich ein großes Glücksgefühl, Ich bin draußen!, bis mich der Regen mit einem Schlag in die Realität zurück holte. Ich schwebe… nein ich falle! Ich warf einen Blick nach unten und was ich da sah, nahm mir schier den Atem. Ich befand mich mindestens 20 Meter über dem Boden, der mit unglaublicher Geschwindigkeit näher kam. Entsetzt schrie ich auf. Das kann ich nicht überleben! Ich kniff meine Augen zusammen und wartete auf die unvermeindlichen Schmerzen.

Stay here

Stay here
 

“Was sollte das denn werden, un?” Überrascht öffnete ich meine Augen, hätte sie aber am liebsten sofort wieder geschlossen. Hatte ich mir eben noch erhofft, gerettet zu werden, so wünschte ich mir jetzt nichts lieber, als weiter zu fallen, denn den Tod würde ich der jetzigen Situation bei weitem vorziehen.

Ich blickte genau in das Gesicht eines blondhaarigen Akatsuki. Mist! Ich konnte ihn nicht sofort einordnen, doch das war im ertsen Moment auch nicht weiter wichtig. Tatsache war nun mal, dass der Typ ein Akatsukimitglied war und somit ein S-Rang Nuke-nin. Hinzu kam auch, dass ich gerade versucht hatte, vor genau dieser Organisation zu fliehen, was mir wohl nicht gerade Sympathie Punkte bei ihm eingebracht hatte.

“Hat es dir die Sprache verschlagen, un?” Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder dem Blonden zu und bemerkte jetzt auch entsetzt, dass er mich in seinen Armen hielt. Sofort begann ich zu zappeln. “Lass mich runter!” Dafür, dass ich eine Heidenangst hatte, war meine Stimme erstaunlich fest.

“Damit du dich wieder in den Abgrund stürzt?” Er grinste mich an. “Kommt nicht in Frage, yeah!” Ich gab meine ohnehin schwachen Befreiungsversuche auf, denn ohne Chakra konnte ich nicht sehr viel erreichen.

“Wir bringen dich jetzt mal wieder rein, un.” Mir blieb nichts anderes übrig als es geschehen zu lassen.
 


 

***
 

Ich sah von meinem Essen auf, als ich ein leises klirren vernahm. Interessiert blickte ich auf und musterte neugierig die unter mir liegende Stadt, konnte aber nichts ungewöhnliches entdecken. Mein Blick wanderte weiter und blieb am höchsten Turm in ganz Amigakure hängen. Eines der oberen Fenster war kaputt. Ich kniff die Augen zusammen, um mehr zu erkennen. War das nicht der Raum, indem die Kunoichi untergebracht war?

Ich legte den Kopf schief. Plötzlich fiel auch das Eisengitter, dass vor dem nun zerstörten Fenster angebracht gewesen war und folgte den Glasscherben in die Tiefe. Dann erschien ein rosa Haarschopf in der Öffnung und Sekunden später war eine Gestalt aus dem Fenster geklettert.

Überrascht riss ich die Augen auf, als ich erkannte, was sie vorhatte. Ist die Lebensmüde?! Schnell ließ ich mein Essen fallen und sprang auf meinen geflügelten Tongefährten, mit dem ich mich sofort in die Luft schwang. Das Mädchen wollte anscheinend wirklich Selbstmord machen, eine andere Begründung gab es nicht für diesen wahnwitzigen Trip. Mit einigen kräftigen Flügelschlägen hatte ich sie erreicht und fing sie leicht auf. Pain hätte mich auch eigenhändig umgebracht, wenn ich sie hätte sterben lassen, schließlich brauchten wir sie noch für Pläne, die bis jetzt nur unser Leader kannte.

Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, as ich erkannte, dass sie die Augen fest zusammengepresst hatte. Sie war hübsch, dass konnte man nicht abstreiten, doch ziemlich zierlich für eine Kunoichi. Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, wie sie Sasori umgebracht haben sollte. Der würde eh nicht erfreut sein, wenn er mitbekam, was ich hier gerade tat. Ich zuckte mit den Schultern, lieber nahm ich es mit ihm auf, als mit Pain. Dann wandte ich mich wieder dem rosahaarigen Mädchen in meinen Armen zu.
 


 

***
 

Wir landeten vor dem Gebäude, aus dem ich eben erst ausgebrochen war. Der Blonde sprang elegant von dem Ding herunter, welches uns bis eben in den Lüften gehalten hatte, doch ich besah es mir nicht genauer um es identifizieren zu können. Dafür hatte ich echt genug Probleme. Ich wünschte mir, lieber wieder in der Luft zu sein und nie wieder zu landen.

“Du hast ein großes Problem, bist du dir dessen bewusst, un?” Wieder lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf meinen scheiß Retter, der, wenn es nach mir ginge lieber in der Hölle schmoren sollte. Natürlich weiß ich, dass ich ein Problem habe! Hallooo ich bin hier schließlich bei einer Ansammlung von Abtrünnigen gelandet. Die meistgesuchten Nuke-nin der Welt! Ich bevorzugte es, ihm nicht auf diese, meiner Meinung nach, überflüssige Frage zu antworten. Er erwartete anscheinend auch keine, denn er sprach einfach weiter.

“Das wird Konsequenzen haben, yeah!” Freute er sich etwa? Ich sah ihn Finster an. Aber was sollte man von einem S-Rang Nuke-nin auch erwarten? Mitleid? Freundlichkeit? Fürsorglichkeit? Nein! Nichts dergleichen.

“Deidara, was machst du hier?” Diese Stimme! Ich würde sie unter tausenden wiedererkennen. “Sasori…” Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich seinen Namen laut ausgesprochen hatte. Aus Reflex hatte ich mich an das nächstbeste geklammert, was zu meinen Ungunsten leider der Akatsuki war. Dieser grinste mich spöttisch an. Dann beugte er sich zu mir herunter. Neben meinem Ohr hielt er inne. “Angst?”, raunte er mir entgegen, während ein leises Lachen seinen Brustkorb erbeben lies. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Deidara! Sofort fing ich wieder an mich in seinen Griff zu winden. Er ließ es geschehen, hielt mich nicht auf, als ich mich befreite und schnell einige Meter Abstand zwischen uns brachte. “D-du bist der Typ, der mit Sasori in einem Team ist.” Ich brachte nicht mehr als ein Flüstern zu stande, während mir die Bilder unserer ersten Begegnung wieder in den Sinn kamen. Naruto und Kakashi hatten damals gegen ihn gekämpft um Gaara zu retten. Mein Gegenüber belächelte mich nur. “Auch schon gemerkt? Bist ja ein ganz helles Köpfchen.” Seine Stimme triefte nur so vor Ironie, doch das bemerkte ich nicht einmal, denn ich hatte das entdeckt, was wohl direkt meinen Alpträumen entsprungen zu sein schien. Das letzte bisschen Farbe wich aus meinem Gesicht, während sich meine Nackenhärchen aufstellten.

Schnell wurde Adrenalin durch mein Blut gepumpt. Das rote Haar, die braunen Augen. Es war alles genau so, wie an dem Tag, als ich ihn getötet hatte. Er war jetzt stehen geblieben. Ich wandte schnell den Blick ab, sah stattdessen zu Boden, während er mich mit seinen Augen geradezu zu durchbohren schien. Als er einen Schritt auf mich zu Tat, wich ich schnell zurück.

Er beobachtete jede meiner Bewegungen, musterte mich ausdruckslos. Plötzlich schoss seine Hand nach vorne. Aus seinen Fingerspitzen schnellten blaue Chakrafäden hervor. Ich schnappte noch überraschte nach Luft, keuchte im nächsten Moment aber entsetzt auf, als sie sich um meinen Hals wickelten und mir die Luftzufuhr verwehrten.

“Schön dich wiederzusehen… Sakura”, erklang auf einmal seine ruhige Stimme, die so gar nicht zu der jetzigen Situation passen wollte. In Gedanken bedauerte ich den Umstand, dass ich mich nicht freute, ihn wiederzusehen, oder viel mehr die Tatsache, dass er noch unter den Lebenden weilte. Bei letzteren beruhten die Gefühle wohl auf Gegenseitigkeit. Die Fäden zogen sich immer enger zusammen, während ich verzweifelt an ihnen zerrte um sie abzubekommen.

Inzwischen sah Deidara unschlüssig zwischen uns hin und her. “Sasori no Da…” Ein Blick seitens des rothaarigen genügte um ihn zum schweigen zu bringen. Schwarze Schlieren waberten vor meinen Augen, während ich das Gefühl hatte, mein Kopf platzte jeden Moment. Immer fahriger wurden meine Bewegungen. Sasori bedachte das alles mit einem gleichgültigen Gesichtsausdruck. Doch sein Gesicht verschwamm immer mehr, rückte in die Ferne und verschwand schließlich zusammen mit meiner Umgebung hinter einer Nebelwand, die sich weiß wabernd um mich herumwand. Meine Hände geleiteten von den Fesseln ab und fielen zurück an meine Seite.
 


 

***
 

Eilig schritt ich die Treppe herunter. Die kleine Kunoichi machte ja jetzt schon mehr ärger als alle anderen Gefangenen zusammen! Typisch Konoha-nins, die waren schon immer von widerspenstiger Natur gewesen. Aber das war nicht mein Problem. Dann sollte sie auch mit den Konsequenzen rechnen, die so ein Handeln nach sich zogen. Ich stieg die letzte Stufe herab und betrat die Eingangshalle. Es war ein weitläufiger Raum aus kahlen grauen Betonwänden mit Türen aus dunklen Kirschholz, die zu beiden Seiten in andere Räume führten. Der Boden bestand aus Schieferplatten, die in langen Reihen nebeneinander lagen. Ich durchschritt ihn zügig und gelangte an ein Schmiedeeisernes Tor. Es leuchtete matt im Schein der Deckenlampen. Mit einem Ruck öffnete ich die Tür und trat in den Regen hinaus. Federnden Schrittes ging ich die Richtung, in der ich Deidaras Chakra wahrnahm. Als ich auch Sasori ganz in der Nähe spürte, beschleunigte ich noch mehr. Von weitem konnte ich die Stimme des Blonden vernehmen, die aber schnell wieder verstummte.

Ich bog um die nächste Ecke und machte mir schnell ein Bild von der Situation einige Meter vor mir. Die kleine Konoha-Kunoichi war mehr tot als lebendig in Sasoris Griff gefangen, welcher ihr gleichgültig beim ersticken zusah. Deidara stand etwas Abseits davon und schien nicht so recht zu wissen, was er jetzt tun sollte. Baka! Meine Befehle waren doch eindeutig! Die Kleine soll am Leben bleiben, dass ist doch wohl nicht so schwer zu verstehen! Mit eiskalter Stimme erhob ich das Wort. “Sasori.” Dieser schrak etwas zusammen, was für ihn total untypisch war, wieder ein Zug seines nun menschlichen Gemüts. Langsam ließ er die Hand sinken. Die Chakrafäden versiegten und das rosahaarige Mädchen brach auf dem Boden zusammen. Ich bedachte sie nur kurz mit einem Blick, bevor ich mich erneut Sasori zuwandte. “Ich dachte meine Befehle waren eindeutig…” Sasoris verschlafene Augen blickten mir stur entgegen. “Ich sollte mich von ihr fernhalten.” Man hörte nur zu deutlich heraus, dass er befand, wenn das Mädchen plötzlich in seiner Nähe war, er dies nicht mehr tun musste. Ich seufzte in Gedanken resigniert auf. Mein Gegenüber hatte schon immer gewusst, die Bedeutung meiner Befehle zu umgehen ohne gegen sie zu verstoßen.

“Dann hast du ab jetzt den Befehl, sie nicht mehr anzugreifen oder ihr in irgendeiner anderen Form Schaden zuzufügen, außer du bekommst den ausdrücklichen Befehl dies zu tun, ist das klar?”

Sasori blickte mich eine Weile schweigend an, bis er sich zu einem einfachen “Hai” durchrang. “Gut”, war das einzige, was ich darauf erwiderte. Anschließend glitt mein Blick zu Deidara herüber. “Bring sie ins Verließ und binde sie dort fest. Ich werde mich später um sie kümmern”, wies ich ihn an. Der Blonde nickte schnell. “Mach ich sofort Pain-sama.” Damit hatte er sich auch schon das Mädchen geschnappt und sich aus dem Staub gemacht. Ich wandte mich wieder dem rothaarigen zu. “Nun noch einmal zu dir. Deine Strafe besteht daraus, die Kunoichi davon zu überzeugen uns beizutreten.” Ich wusste selber wie aussichtslos dieses Unterfangen war, aber es war eine angemessene Strafe. Außerdem glaubte ich nicht, dass es davon abhing, wer zu ihr sprach, denn nach ihrem missglückten Fluchtversuch war ziemlich eindeutig, dass sie nicht erpicht darauf war, hier zu bleiben. Ganz in Gedanken bemerkte ich jetzt erst, dass der Puppenspieler immer noch an Ort und Stelle stand und mich ziemlich wütend anstarrte. Ohne ihn noch einmal anzugucken wandte ich mich ab und machte mich auf dem Weg ins innere des Gebäudes. “Du hast zwei Wochen Zeit, vergeude sie nicht, ich will für dich hoffen, dass du Erfolg haben wirst.” Damit war ich auch schon um die nächste Ecke verschwunden.
 


 

***
 

Ich merkte sofort, dass etwas anders war. Mein Hals tat immer noch höllisch weh und jeder Atemzug brannte, aber das war es nicht. Es war das kalte Metall, dass sich um meine Hand- und Fußgelenke rankte. Ich öffnete meine Augen und bedachte den Raum, indem ich mich jetzt befand mit einem kurzen Blick. Eine einsame Fackel hing neben einer Holztür, die durch Eisenbeschläge verstärkt war. Ein kleines Gitter versehenes Fenster war auf Augenhöhe in dieser eingelassen. Ich blickte an mir herunter. Meine Füße lagen in schweren Metallschlaufen, welche anhand von Ketten im Boden verankert waren. Ein Blick zu meinen Händen eröffnete mir, dass es dort nicht anders aussah. Auch diese steckten in solchen Ringen und waren durch Ketten an zwei Säulen befestigt. Ich konnte mich nicht bewegen, wenn man mal von meinem Kopf absah. Ich musste mir eingestehen, dass e momentan nicht sehr gut für mich aussah. Hoffnungslosigkeit schlug über mir zusammen und lies mich in eine ferne Gedankenwelt abschweifen. Früher, als ich noch kleiner war. Früher, als Ino und ich uns noch super verstanden hatten. Es war lange her, aber damals war ich wirklich glücklich. Wäre alles anders gekommen, wenn ich auf meine Eltern gehört hätte und nicht den Weg des Ninjas eingeschlagen hätte? Was wäre dann anders? Wäre ich dann immer noch so eine Heulsuse, die zu nah am Wasser gebaut war?

Dutzende Fragen schwirrten mir träge im Kopf herum, warteten noch nicht einmal auf eine Antwort, sondern waren einfach da. Die Fackel ging nach einiger Zeit aus und überlies mich der Dunkelheit. Ich mochte das Dunkle nicht. Es war mir unangenehm.
 

Die Tage vergingen. Ich war mittlerweile sechs Tage in diesem Raum. Woher ich das wusste? Nun regelmäßig, zwei Mal am Tag um genau zu sein, kam einer der Dorfbewohner und brachte mir etwas zu essen und zu trinken. Sie sprachen nicht viel, murmelten immer nur so etwas wie “Kami-sama wird euch verzeihen, sonst wärt ihr nicht hier.” Ich konnte damit nur wenig anfangen, denn welcher Gott, wenn es überhaupt einen gab, sollte mich bestrafen für… ja für was eigentlich? Dafür das ich Naruto mindestens zwei Mal am Tag >Baka< nannte? Wohl kaum, denn dann hätte er mich schon vor Jahren bestrafen müssen. Ich schmunzelte ungesehen in die Finsternis hinein. Nein, ich war mir ganz sicher. Es gab keinen Gott, auf jeden Fall nicht so, wie sich die meisten Menschen so ein Wesen vorstellten.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als sich die Tür plötzlich öffnete. War ich schon so unaufmerksam, dass ich noch nicht einmal bemerkt hatte, wie sich jemand auf dem Gang bewegt hatte? Ich blickte auf, in Erwartung meiner nächsten kargen Mahlzeit.

Meine Augen verengten sich schlagartig. “Du!” Ruhig sah er mir entgegen, lies seinen Blick über meinen Körper schweifen und musterte mich. Ich zischte wütend, drehte aber schnell den Kopf weg, als sich unsere Blicke trafen. Wieso musste ich ihn immer wieder sehen? War das eine spezielle Foltermethode, die extra für mich erfunden worden war? Nicht sehr nett, wenn ihr mich fragt.
 

Immer noch stand er schweigend da, tat nichts als mich anzustarren. Ich schluckte. Stürzte er sich gleich auf mich um mich letztendlich doch umzubringen? Ein Schauder glitt über meinen Rücken. Positiv denken, ermahnte ich mich selbst, doch das war wie immer leichter gesagt als getan und als der rothaarige dann auch noch einen Schritt auf mich zutat, war es um meine Selbstbeherrschung geschehen. Mein Herz raste, ich atmete fast schon apathisch und besah ihn ängstlich.
 


 

***
 

Mit Genugtuung beobachtete ich, wie das Mädchen fast schon panisch, wie ein in die Enge getriebenes Häschen, jede meiner Bewegungen beobachtete. Sie hatte allen Grund Angst zu haben! Ein boshaftes Lächeln glitt über mein Gesicht. Meine Augen leuchteten kurz auf. Pain hatte mir freie Hand gelassen. Ich konnte mit ihr tun und lassen was ich wollte. Man konnte es wohl als nachträglichen Kompromiss bezeichnen, den wir drei Tage zuvor geschlossen hatten und eines wusste ich ganz sicher: Das Mädchen… würde leiden!

Scum

Scum-Abschaum
 

Schmerzen. Sie sollten aufhören, verschinden! Seit einer Stunde waren meine Schreie einem schwachen Wimmern gewichen, während Sasori unbarmherzig weitermachte. Wieder und wieder schnitt er mir ins Fleisch, während jeder Schnitt tiefer wurde.

Es handelte sich um eine spezielle Foltermethode, die dazu diente, das Opfer zu zermürben.

Man fängt am linken Arm an. Beim Handgelenk, mit kleinen Schnitten. Dann arbeitete man sich immer weiter den Arm hoch, bis zum Ellbogen, während einem mit jedem Schnitt eine größere Wunde beigebracht wird.

Nach dem linken Arm kam der linke Unterschenkel, gefolgt vom rechten und danach der rechte Unterarm. Nach diesem sind die Gefangenen in der Regel schon längst gebrochen, doch wenn nicht, war der Hals an der Reihe und erst der allerletzte Schnitt würde die Kehle durchtrennen und das Leben beenden.

Zwei Tage hatte ich die Zähne zusammengebissen und die Prozedur still über mich ergehen lassen. Aber ich hätte es besser wissen müssen. Sasori gab sich mit meinem Schweigen nicht zufrieden. Er tauchte das Kunai regelmäßig in eine Schale mit einer leichten Säure.

Ich hatte mich gedemütigt gefühlt, so gedemütigt, als ich nicht mehr konnte und die ersten Tränen über mein Gesicht rannen.

Es schien fast, als würde sich der Nuke-nin an meinem Leiden ergötzen, doch so viel Grausamkeit traute ich ihm dann doch nicht zu.

Als er das erste Mal kam, hatte er ohne umschweife erklärt, warum er hier war und was er von mir wollte. Natürlich hatte ich abgelehnt, doch seine Reaktion jagte mir noch immer einen eisigen Schauer über den Rücken. Genugtuung hatte in seinem Blick gelegen, während sich ein kaltes Lächeln auf seinen Lippen bildete. “Damit hatte ich gerechnet.” Das war der Startschuss für die unendlich erscheinenden Qualen gewesen.

Jeden Tag kam er, beobachtete mein schmerzverzerrten Gesicht und stellte mir die Frage. Am Ende der Prozedur meinte er immer mit einem unergründlichen Lächeln, dass ich jetzt Zeit hätte die richtige Entscheidung zu treffen und verschwand.
 

Es war der siebte Tag, der siebte Tag in dieser Hölle. Meine Hölle.
 

Wieder hatte ich geschrien, hatte Schwäche gezeigt. Ich hasste mich selbst für meine Erbärmlichkeit. Die Wunden brannten wie Feuer, während aus etlichen von ihnen Blut floss. Plötzlich legte Sasori seinen Kopf schief. “Ich verstehe dich nicht.”

Überrascht sah ich auf, vergaß für kurze Zeit meine Schmerzen und sah ihn fragend an.

“Wieso machst du es dir so schwer?” Seine unergründlichen Augen wanderten über mein Gesicht auf der Suche nach einer Antwort.

Müde erhob ich das Wort. Mein Hals war rau und ich bekam nicht mehr als ein Krächzen heraus, doch er hörte mich dennoch. “Das… würdest du nicht… verstehen, Sasori.” Er schnaubte, stand plötzlich ganz dicht vor mir und beugte sich zu mir herunter. “Du wirst noch heute nachgeben, dass ist ein Versprechen.” Damit verließ er den Raum.
 

Ich hustete erneut, während es meinen ganzen Körper durchschüttelte. So ein Mist, jetzt werde ich auch noch Krank! Der rothaarige Nuke-nin war noch nicht lange weg. Vielleicht eine viertel Stunde vielleicht auch weniger. Ich wusste es nicht. Doch auf einmal vernahm ich Schritte. Sie waren ganz sachte, kaum zu vernehmen und kamen mir unheimlich bekannt vor! Itachi?! Meine Vorahnung wurde bestätigt, als sich die Tür öffnete und er herein trat.

Kurz blieb er stehen und musterte mich. Ich hätte gerne gewusst, was er dachte, konnte man doch wie üblich keine Regung auf seinem Gesicht erkennen. Unwillkürlich dachte ich an Sasuke. Er hätte mich in dieser Situation gewiss verspottet und ich war Itachi unheimlich Dankbar, dass er es nicht tat, doch die Dankbarkeit sollte schnell weichen, als er zu sprechen anfing.

“Ich bin hier um Sasori etwas… unter die Arme zu greifen.” Seine Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. Entsetzt starrte ich ihn an und das war mein Fehler. Rote Iriden blickten mir entgegen…
 

Verwirrt sah ich mich um. Wo bin ich? Es war stockfinster. Doch plötzlich bildeten sich Farben, Gegenstände und Menschen. Erleichtert erkannte ich, wo ich mich befand. Ich war in Konoha! Dann fiel mir auch wieder ein, was ich hier machte. Ich war gerade von einer Mission zurückgekehrt. Neben mir stand Naruto und sah mich erwartungsvoll an. “Kommst du jetzt mit Ramen essen oder nicht”, wollte er hibbelig wissen. Ich fühlte mich erschöpft und müde, weswegen ich ihm erklärte, dass ich erst einmal nach Hause wollte. Naruto zog eine Schnute, fing im nächsten Moment aber wieder mit seinem üblichen Grinsen an. “Okay, dann bis später, Sakura-chan!” Ich lächelte ihn noch einmal an und machte mich dann auf den Weg. Nach etwas fünf Minuten kam unser Haus in Sicht. Ich verlangsamte meine Schritte. Unvermittelt war mir kalt und ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit.

Langsamen Schrittes ging ich auf die Haustür zu und öffnete sie leise. Das Licht im Flur war aus, ebenso im Wohnzimmer. Nur in der Küche schien ein gedämpftes Licht. Etwas hielt mich davon ab laut nach meinen Eltern zu rufen, denn das ungute Gefühl hatte sich verstärkt.

Lautlos erreichte ich die Küchentür. Sie war nur angelehnt und gedämpfte Stimmen drangen zu mir auf den Flur.

Es waren meine Eltern, doch als ich einen Blick ins innere des Raumes erhaschte, erstarrte ich. Sie sahen so… anders aus. Aber was mich viel mehr verwirrte waren diese kalten Gesichter. So hatte ich sie noch nie gesehen. Dann besah ich mir ihre Kleider. Sie sahen wie Shinobis aus! Ungläubig starrte ich weiter auf die Szene, die sich mir bot.

Mein Blick fiel auf das Stirnband, dass mein Vater trug und alle Farbe wich aus meinem Gesicht. Ich kannte es gut, dieses Zeichen. Otogakure. Nur langsam sickerte das Gehörte zu mir durch.
 

“Dieses Gör hat uns fast einen Strich durch die Rechnung gemacht.” Die Stimme meines Vaters, doch sie hatte einen komplett anderen Klang, hörte sich kalt und hasserfüllt an.

“Wir können nur hoffen, dass man ihre Leiche nicht zu früh entdeckt, denn das würde es schwieriger machen.” Auch meine Mutter klang anders. Ihre liebevolle Stimme war einer eisigen gewichen.

“Ach mach dir keine Sorgen darum. Wenn sie gefunden wird, haben wir Sakura schon längst erledigt und können endlich wieder zu Orochimaru-sama zurückkehren.”

Meine Mutter wirkte plötzlich traurig. “Warum sie? Wir hatten sie doch als unsere Tochter angenommen…”

“Wir sollen sie ausschalten, dass ist unser Auftrag. Daran können wir auch nichts ändern.”

Ich stand völlig neben mir, während die beiden Personen die ich über alles liebte über meine Ermordung sprachen.

“Ich sehe den Sinn darin nicht, sie ist doch nur eine unterdurchschnittliche Kunoichi, was zieht er für einen Nutzen daraus, sie aus dem Weg zu räumen?”

Ein Stich fuhr mir ins Herz. Unterdurchschnittlich… schwach… ein Klotz am Bein…

“Ist doch klar. Sie steht der Hokage nahe. Er will Tsunade zermürben, dafür ist das ein gelungener Schachzug.” Mein Vater zeigte keine Regung als er sprach. Meine Mutter nickte schwach und straffte sich.

“Tja, hätte sie auf uns gehört und wäre nicht zur Akademie gegangen, müssten wir sie jetzt auch nicht töten”, sprach der hochgewachsene man tonlos weiter.

Ich unterdrückte mit aller Kraft ein schluchzen. Meine Augen waren feucht, doch die Tränen liefen nicht.

Meine Mutter richtete sich entschlossen auf. “Du hast recht. Dummes Gör, aber dafür sind wir sie endlich los und müssen uns nicht mehr verstecken. Den Preis bin ich bereit zu zahlen.”

Mein Vater lächelte böse. “Ich weiß immer noch nicht warum wir genau sie damals zu uns nahmen...”

Meine Mutter zuckte mit den Schultern. “Orochimaru hatte ihre Eltern doch als Versuchskaninchen genommen und wir brauchten ein Neugeborenes, sie kam einfach zur richtigen Zeit, mehr nicht.”

Mein Herz bekam einen Riss, der mit jedem weiteren Wort größer wurde. Unterdurchschnittlich… schwach… ein Klotz am Bein…

“Was machen wir mit dem Mädchen?” Kurz sah der Mann, den ich all die Jahre über als meinen Vater gesehen hatte auf das Bündel am Boden.

Ich hatte es erst jetzt bemerkt und besah es mir näher. Ino… INO! Meine Augen weiteten sich, als ich sie erkannte. Ino lag reglos auf dem Boden. Das Gesicht war mir zugewandt und die leeren Augen starrten mich klagend an. “Dieses Gör hat uns fast einen Strich durch die Rechnung gemacht…”Wieder musste ich ein Schluchzen unterdrücken. Ich sah sie an, sah ihre leblosen Augen und konnte den Blick nicht abwenden. Blut klebte an ihrer Haut, man hatte ihr die Kehle durchgeschnitten. Meine Welt fiel in sich zusammen, wie eine Brücke, der man die Stützpfeiler entfernt hatte. Ein Abgrund tat sich vor mir auf und ich stürzte hinein. Inoooo! Mein stummer Schrei blieb ungehört. Es ist meine Schuld! Sie ist wegen mir gestorben! Ich drehte mich auf dem Absatz um und rannte davon.

Rannte, um zu vergessen. Rannte um nicht die Wahrheit erkennen zu müssen. Rannte, weil ich hier weg wollte.

Die Verzweiflung überkam mich, als ich plötzlich wieder in vollkommener Dunkelheit stand. Stumm rannen Tränen über mein Gesicht.
 

Ich schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete war ich zurück in der Realität, doch das änderte nichts daran, dass in meinem Inneren etwas zerbrochen war.

Itachi sah mich aufmerksam an, beugte sich dann vor und hielt neben meinem Ohr inne. Eine kleine Stimme in meinem Kopf meinte beleidigt, dass ich zwar etwas kleiner war, aber doch nicht so klein, dass sich alle bücken mussten!

“Das wirst du jeden Tag sehen. Jeden Tag die Verzweiflung spüren und… schwach sein.” Er zog seinen Kopf zurück. “Wie sieht es aus? Hast du dich entschieden?” Seine ruhige Stimme trieb mich fast in den Wahnsinn. Stumm blickte ich zu Boden. Ich verabscheute mich. Für meine Inkompetenz als Ninja, für meine Angst und vor allem für meine Schwäche.

Es war nur ein leises Flüstern, doch für mich hörte es sich an, als wenn ich die Worte hinaus schrie. “Ich werde alles tun, was ihr verlangt.” Sie hatten es geschafft. Hatten mich gebrochen und wieder in den Abgrund geschubst, aus dem es kein Entkommen gab.

“Braves Mädchen”, ertönte auf einmal die Stimme Sasoris. Ich blickte auf, sah ihn in die Augen. Meine hatten soeben ihren Glanz verloren, starrten matt zu meinem Gegenüber. Mein Gesicht war noch gezeichnet von den Tränen, die ich um Ino geweint hatte. Doch innerlich war ich seltsam ruhig.

Verzeih mir Ino…
 

Ich, Haruno Sakura, war der größte Abschaum auf Erden!

Stand up

Stand up
 

Es war mitten in der Nacht, doch ich lag hellwach in dem Zimmer, in das mich Sasori gebracht hatte. Es war seltsam, aber ich verspürte keinen Gräuel gegenüber ihm, obwohl er es war, der mir diese Schmerzen zugefügt hatte.

Stattdessen war da einfach nur Erleichterung. Mein ganzer Körper tat schrecklich weh, aber ich wollte nicht gleich wieder das erbärmliche, heulende Mädchen sein und nach Medikamenten gegen die Schmerzen fragen. Ich schätzte, dass ich schon zwei Wochen von zu Hause fort war. Zwei Wochen, seit Ino tot war. Ob sie ihre Leiche schon gefunden hatten? Ob sie meine Eltern verhaftet hatten? Oder dachten sie gar, dass ich ihr Mörder war? Sofort schüttelte ich energisch den Kopf. Auf so einen abwegigen Gedanken würden sie nie kommen! Nicht Naruto, nicht Tsunade. Suchten sie womöglich schon nach mir? Wussten sie, dass ich bei Akatsuki war? Gewiss! Sicherlich war schon ein Team auf der Suche nach mir! Ich würde bald hier herauskommen!

Ich nahm einen Schluck aus dem Glas, das neben dem Bett stand. Einige Zeit schweiften meine Gedanken noch weiter, bis ich schließlich in einen traumlosen Schlaf glitt.

Ich schlief wie ein Stein, was die Vermutung nahe legte, dass mir irgendein Schlafmittel verabreicht worden war.

Trotzdem spürte ich jeden einzelnen Muskel schmerzhaft. Alles brannte, aber ein Blick auf meine Wunden ließ mich erleichtert aufatmen, denn keiner der Schnitte war entzündet. Zwar wollten sie auch nicht anfangen zu heilen, aber daran war Sasoris Tinktur schuld.

Langsam richtete ich mich auf. Die Sonne schaffte es so gut wie überhaupt nicht, den Raum ein wenig zu erhellen, da der Regen ihre Versuche im Keim erstickte.

Das Zimmer, in dem ich mich befand, war genauso eingerichtet wie das, aus dem ich geflüchtet war. Ein kleines Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Wie viele Leute sich das wohl schon bei Akatsuki erlaubt hatten und jetzt noch lebten?

Ich rieb mir schlaftrunken über die Augen und gähnte einmal herzhaft, bevor ich mich gänzlich aus dem Bett erhob.

Mit unsicheren Schritten ging ich auf die Tür zu. Kurz davor hielt ich inne. Was wollte ich denn eigentlich machen? Einfach so durchs Quartier spazieren? Frei nach dem Motto “Hey hier bin ich, eure Gefangene, die gezwungen wurde euch beizutreten und die immer noch abhauen will, ihr habt doch nichts dagegen?”. Nein, wohl kaum.

Ich quiekte erschrocken auf, als die Tür mit Schwung aufgestoßen wurde, und machte einen Satz nach hinten. Vor mir im Türrahmen stand dieser Blondhaarige, Deidara oder wie er auch gleich noch hieß, und grinste mich an. Ich runzelte die Stirn. Wieso grinste der denn so? “Schön, dass du auch endlich wach bist…”, plapperte er auch direkt drauf los.

Mein Stirnrunzeln vertiefte sich. Schön? Nun das wäre nicht das Wort ganz oben auf meiner Liste, um die jetzige Situation zu beschreiben. “…kämpfen musst, soll ich dich mit zum Esszimmer nehmen.” Mein Kopf ruckte nach oben. “Stopp! Warte! Was hast du gesagt? I-ich muss kämpfen?”, fragte ich sofort nach.

Sein Grinsen wurde breiter, auch wenn ich das für unmöglich gehalten hatte. “Och nur ein kleiner Übungskampf, Kleine. Kein Grund zur Sorge, aber unser Leader will sich ein Bild von deinen Fähigkeiten als Ninja machen.”

Ich musste ihn wohl ziemlich blöd anstarren, denn seine rechte Augenbraue wanderte langsam nach oben und er sah mich belustigt an.

“Wer dein Gegner ist, weiß ich nicht, aber offenbar hat es dich auch nicht interessiert, hm…”

Ich wurde augenblicklich rot und senkte den Blick. “Äh doch, klar…”

“Ist ja auch egal, un. Kommst du jetzt endlich?” Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern marschierte einfach los. Ich sah ihm noch einige Momente perplex hinterher, bis ich mir einen Ruck gab und ihm folgte. Wir eilten durch triste Gänge, die in regelmäßigen Abständen von Türen gesäumt wurden.

Es war totenstill. Das Schweigen machte mich noch nervöser als ich eh schon war und so suchte ich krampfhaft nach einem Thema. Eben hatte der Nuke-nin doch auch noch pausenlos geplappert. Aber worüber unterhält man sich mit einem Massenmörder? Einem Akatsuki. Über das Wetter? Wohl kaum. Während ich noch weiter darüber nachgrübelte, blieb Deidara vor einer Tür stehen. Ich merkte es erst, als ich voll in ihn hineinlief. Ich erstarrte und sah ihn erschrocken an. Für kurze Zeit war nichts als mein flacher Atem zu vernehmen, dann fing er aus vollem Halse an zu lachen. Schlagartig änderte sich meine Gesichtsfarbe von Schneeweiß in Tomatenrot und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Ich glaube es vergingen nur einige Minuten, bis er sich wieder beruhigt hatte, aber es kam mir vor, als wären es Stunden.

Wieder mit seinem breiten Grinsen im Gesicht wandte er sich mir zu. “Bist du immer so tollpatschig?” Hätte ich eine Schaufel gehabt, so hätte ich mir spätestens jetzt ein Loch gegraben und wäre darin verschwunden. Er grinste immer noch breit. “Du gefällst mir, Kleine, aber so wirst du den Kampf ganz sicher nicht überleben, yeah.” Meine Gesichtsfarbe wechselte wieder von rot zu weiß und ich fragte mich langsam, ob das noch gesund sein konnte.

Der blonde Akatsuki wandte sich nun wieder der Tür zu. Ich betrachtete sie näher, konnte aber nichts Besonderes an ihr entdecken. Dann fiel mir eine Frage ein, die er mir sicher beantworten konnte. “W-wie spät ist es eigentlich?”

Deidara stockte in der Bewegung, blickte über die Schulter zu mir und meinte: “Es ist Nachmittag, aber etwas zu Essen werden wir wohl trotzdem auftreiben können, hm…” Mit Schwung öffnete er die Tür und trat in den dahinterliegenden Raum. Ich trat ebenfalls ein, hielt mich aber dicht bei dem Blonden, da dieser mir nur halb so gruselig vorkam wie das, was sich dort auf Sofas und Sesseln versammelt hatte.

Den Uchiha erkannte ich sofort, besah mir aber schnell die anderen Anwesenden. Zum einen waren da noch Kisame, eine vermummte, aber ziemlich große Gestalt, die vor einem Stapel Geldscheinen hockte und anscheinend damit beschäftigt war diese zu zählen, ein Kerl mit silbernen, nach hinten gekämmten Haaren, der ein gruseliges Grinsen auf den Lippen hatte und mich anstarrte… Ich besah mir schnell den nächsten: Und zu guter Letzt ein… Ding. Auf den ersten Blick vermutete ich eine Mischung aus Mensch und Pflanze, aber sicher war ich mir da nicht. Na gut, ich hatte schon Schlimmeres gesehen, zum Beispiel in den Laboren von Orochimaru! Als ich daran zurückdachte, bekam ich Gänsehaut. Ich musterte es genauer und beschloss, dass mein erster Eindruck vermutlich auch zutraf. Erst jetzt bemerkte ich, dass noch eine weitere Person im Raum war. Ich hätte sie gerne ignoriert, doch das funktionierte nicht so gut, da sie mich mit ihrem Killerblick aufzuspießen versuchte. Schnell hatte ich mich hinter Deidara in Sicherheit gebracht, sodass der blonde Iwa-nin nun von den Augen Sasoris taxiert wurde.

“Was hast du da denn mitgebracht, Barbie? Die Kleine ist aber verdammt heiß”, grölte es auf einmal durch den Raum, was mich gleichzeitig erröten und zusammenzucken ließ.

Der Akatsuki vor mir plusterte sich auf. “Barbie?! Was willst du eigentlich du-du… Sektenfutzie, yeah?!” Ich lugte hinter Deidara hervor, um zu sehen, mit wem er sich gerade anlegte. Der Typ mit den silbernen Haaren lachte auf. Oh! Hätte ich mir ja denken können, dachte ich sarkastisch. Nur Idioten konnten solche Sprüche ablassen. “Halt die Fresse, Tussi! Oder lern erst Mal verfickte Schimpfwörter”, pöbelte der Typ von eben Deidara an. Oh Mann. Geht das auch leiser?, stöhnte ich genervt auf. Überrascht sah Deidara mich an, ebenso wie der Rest im Raum. Uups. Hab ich das gerade laut gesagt? Sofort wurde ich wieder rot und glitt unauffällig wieder hinter den blonden Akatsuki, der sein übliches Grinsen im Gesicht hatte. “Du bist vorlaut, Kleine, aber das wird dir auch nichts bringen”, meldete sich Kisame zu Wort.

Langsam reichte es mir! Erst werde ich entführt, dann gequält, jetzt genervt und meine Laune war schon lange am Tiefpunkt angelangt. “Schön! Freu dich ‘nen Keks, Kisame! Aber halt verdammt noch mal den Mund! Ihr geht mir eh alle auf die Nerven! Lasst Naruto in Ruhe! Lasst Konoha in Ruhe! Und am besten lasst. Mich. In. Ruhe!” Ich atmete schwer, doch es hatte gut getan, denen mal die Meinung zu sagen, und ein Gefühl der Befreiung machte sich in mir breit. Die sprachlosen Gesichter der Anderen ignorierend packte ich Deidara am Mantel und schleifte ihn zur nächstbesten Tür. “Wo ist denn jetzt die Küche? Ich hab Hunger”, murmelte ich pampig. Der verdatterte Nuke-nin führte mich hinein und gab mir etwas Essbares.
 

Ich stand in dem großen Trainingsraum und wartete. Mein Gegner sollte gleich kommen, so hatte Deidara gesagt und war anschließend verschwunden.

Genervt ließ ich mich auf den Boden sinken. Erst entführen sie mich und dann wissen die nicht einmal, was ich drauf hab! Akatsuki ist kein Verein voller Mörder, sondern ein Zirkus! Ich musste schon wieder grinsen. So gut hatte ich mich in letzter Zeit nie amüsiert. Schon schade, dass es gerade hier so war.

Ein plötzlicher Windhauch und schon war an der Stelle, an der ich eben noch gesessen hatte, ein beachtlicher Krater im Boden. Ich sah auf und direkt in rote Augen.

Ich schluckte. Er? Wie konnte man nur so viel Pech auf einmal haben? Doch viel Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht, denn Itachi attackierte mich wieder. Nur mit Mühe konnte ich ausweichen. Ich duckte mich unter einem Tritt von der rechten Seite weg und brachte schnell einige Meter Abstand zwischen uns. Erzürnt sah ich auf seine Nasenwurzel, fest entschlossen ihm nicht wieder in die Augen zu schauen.

“Was soll der Mist?”, zischte ich. Er schwieg. “Ich soll gegen dich kämpfen? Ohne mein Chakra zu benutzen? Ohne Waffen oder Sonstiges?!”

Immer noch schwieg er. “Aber du mit deinem Scheiß-Sharingan oder wie?!” Jetzt schrie ich fast. Sein Schweigen machte mich rasend.

Ohne mit der Wimper zu zucken griff er mich wieder an. Mir blieb nichts anderes übrig als abzublocken. Seine Schläge und Tritte waren hart und mit Chakra hätte mir das wenig ausgemacht, so aber fühlten sich meine Gliedmaßen schon nach kurzer Zeit taub an.

Wieder ein Tritt, der mich an der rechten Seite treffen sollte. Ich sprang nach hinten. Meine Wunden fingen wieder an zu bluten, doch ich scherte mich nicht weiter darum, etwas anders blieb mir auch nicht übrig. Ich konzentrierte mich weiter auf meinen Gegner. Er stand seelenruhig da. Verächtlich schnaubte ich. “Ihr Uchihas habt wahrlich mehr Arroganz als Intelligenz.” Ich wollte ihn wütend machen. “Du bist genau wie dein Bruder! Zu feige, um Gefühle zu zeigen! Du bist ein Idiot, Itachi! Du nennst mich schwach, dabei bist du es, der schwach ist…” Die letzten Wörter flüsterte ich nur. Ich hatte anscheinend gar nichts bei ihm bewirkt, doch plötzlich fühlte ich kaltes Metall an meinem Hals. Meine Augen waren schreckgeweitet und mein Atem ging stoßweise.

“Vergleiche mich nie wieder mit meinem Bruder”, sagte er leise. Seine Stimme klang bedrohlich und jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Ich hatte ihn wohl doch verärgert… Böser Fehler. “Als ob du besser bist als dein Bruder”, antwortete ich leise.

“Du hast keine Ahnung von mir oder ihm. Also hör auf dich in unsere Angelegenheiten einzumischen oder über uns zu urteilen, denn du weißt nichts!” Seine Stimme bebte vor unterdrückten Zorn.

Mit einer schnellen Drehung befreite ich mich aus seinem Griff und wir fingen wieder an uns zu attackieren.

Es sah aus wie ein Tanz. Jede Bewegung war mit Bedacht gewählt. Immer schneller wurden wir, verschmolzen in unseren Bewegungen miteinander, sodass man schon bald mit bloßem Auge kaum noch etwas erkennen konnte. Es gab nichts mehr außer ihm und mich.

Ich wusste, dass ich ihm unterlegen war. Ich wusste, dass es wohl eher Glück als Können war, das mich davor bewahrte getroffen zu werden, aber jede Glückssträhne reißt einmal und meine war gerade gerissen.

Ein stechender Schmerz schoss durch meine Hüfte, während ich einige Meter nach hinten flog, nur um hart auf dem Boden aufzukommen. Alle Luft wurde aus meinen Lungen gepresst und schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen. Stöhnend versuchte ich mich aufzurappeln. Vergessen war die Auseinandersetzung mit dem Uchiha. Einzig und allein meine Niederlage stand mir vor Augen. Ich hatte verloren… mal wieder.

Keuchend sank ich zurück zu Boden und krümmte mich zusammen, in der Hoffnung die Schmerzen damit zu verringern. Es klappte nur mäßig, denn auch die anderen Wunden schmerzten schrecklich.

Ich versank langsam in Selbstmitleid. Es war doch zum Kotzen! Warum immer ich? Kann ich nicht ein Mal stark genug sein?

“Steh auf.”
 

***
 

Das Mädchen lag auf dem Boden und versuchte wieder aufzustehen. Meine Wut war verraucht. Stattdessen war da nur noch Leere. Ich wusste nicht, warum mich dieses Mädchen so aufgeregt hatte, doch jetzt verspürte ich schon fast so etwas wie Respekt ihr gegenüber.

Ein lautes Keuchen ließ mich den Blick wieder auf die rosahaarige Kunoichi wenden. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt und sie sank wieder zu Boden.

Es hatte mich überrascht, dass sie mir so lange hatte standhalten können. Nicht, dass ich mich wirklich verausgabt hatte…

Ich ging langsam auf sie zu. Sie schien in Gedanken zu sein, denn sie bemerkte mich nicht.

„Steh auf”, meinte ich so emotionslos wie (eigentlich) immer und reichte ihr die Hand. Überrascht sah sie auf, bis sich ein unsicheres Lächeln auf ihr Gesicht schlich. Sie nahm meine Hand und ich half ihr auf. Sie war leicht, wog kaum etwas. Sie sah mich aus ihren jadegrünen Augen an. Nicht wie zuvor nur indirekt, sondern blickte mir in die Augen. Dann lächelte sie wirklich.
 

“Danke… Itachi-san.”
 

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DANKESCHÖÖÖN für die Kommentare!

Two Divided

Zetsus schwarze Seite

Zetsus weiße Seite

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Two Divided
 

Wir beobachteten die Menschen schon seit einiger Zeit. Leute eilten von einem Ort zum anderen, während Kinder spielend durch die Straßen rannten. Ganz Konoha glich eher einem aufgescheuchten Ameisenhaufen. Wir wandten unsere Aufmerksamkeit unserem eigentlichen Ziel zu. Der Hokageturm war schon von weitem zu erkennen. Seine markante Form und seine beachtliche Größe taten ihr Übriges dazu. Während wir langsam darauf zuliefen, schnappten wir einige Gesprächsfetzen auf. Die Frauen hier waren um einiges gesprächiger als die Männer. Kommt trotzdem nur Mist bei raus. Es wurde nur über belangloses Zeug geredet. Die Leute waren vollkommen ahnungslos; doch so mögen wir es am liebsten. In die erschrockenen und angsterfüllten Gesichter unserer überraschten Opfer sehen, bevor wir sie auffressen. Ein köstlicher Geruch wehte uns entgegen. Wir ließen unseren Blick über die nähere Umgebung schweifen. Ganz in der Nähe war die Akademie - und in ihr Frischfleisch! -, in der gerade unterrichtet wurde. Nachher fällt sicher ein Leckerbissen für uns ab, nachdem wir unseren Auftrag erledigt haben. Umso schneller wir das tun, umso schneller können wir unsere Zähne in dieses saftige… Wir sollen die Bewohner nicht fressen! Schnell entfernten wir uns, um der Verlockung zu entgehen. Schon bald, nach zwei Minuten, erhob sich das Gebäude der Hokage vor uns in seiner vollen Größe. Es maß schätzungsweise 40 Meter in der Höhe und hatte einen Durchmesser von… Halt die Fresse! An der Tür standen zwei Shinobi Wache. Die Idioten hatten uns nicht bemerkt. Wir sahen uns den Turm genauer an, um Schwachstellen und Schlupfwinkel zu entdecken. Schließlich entschieden wir uns dafür uns aufzuteilen.
 

Ich bemerkte ein offen stehendes Fenster im ersten Stock an der Westseite des Gebäudes. Das kam ja fast einer Einladung gleich. Schnell sprang ich in den dahinterliegenden Raum und sah mich um. Es handelte sich anscheinend um ein Besprechungszimmer, denn eine lange Tafel, geschmückt mit Stühlen, zierte dessen Mitte. Es waren acht an der Zahl. Links und rechts von mir standen Topfpflanzen, doch sie waren in einem bedauernswerten Zustand. Je drei Bilder waren an den Wänden angebracht. Zwei enthielten Landschaften, während die anderen Fotos des dritten Hokagen zeigten. Eine dünne Staubschicht lag auf allen Möbeln und ließ mich zu dem Schluss kommen, dass dieser Raum schon längere Zeit keine Verwendung mehr gefunden hatte. Schnellen Schrittes durchquerte ich den circa acht Schritt langen Raum und gelangte an eine Tür, die offensichtlich schon ihre besten Tage gesehen hatte. Ich öffnete sie und trat auf den dahinterliegenden Flur. Der Flur maß zwei Schritt in der Breite und 14 in der Länge. Wenn man sich nach rechts wandte würde man nach fünf Schritten das Ende des Flures erreichen. Die Wände dort sahen vernachlässigt aus, genauso wie der getäfelte Boden unter meinen Füßen. Ich nahm also den linken Weg und kam an einer weiteren Tür, die allerdings auf der gegenüberliegenden Seite lag, vorbei. Sie sah ebenfalls heruntergekommen aus, weswegen ich ihr keine Beachtung schenkte. Nachdem ich um die Ecke bog, wurde es eindeutig interessanter. Hier wurde wohl regelmäßig sauber gemacht, dass deutete auf eine gewisse Nutzung der Räumlichkeiten hin. Immer noch befand ich mich auf einen schmalen Flur, doch am Ende gelangte man wohl in ein Treppenhaus, denn hinter einer Glastür, die eine Reinigung gut vertragen könnte, ließen sich die Konturen einer Treppe erahnen. Man sollte noch erwähnen, dass das Glas etwas milchig war und man so oder so nicht so viel erkannt hätte. Ich machte mich auf den Weg und war nach einem Dutzend Schritten am Durchgang angelangt. Ich öffnete sie und betrat das verlassen wirkende Treppenhaus. Ich lauschte, doch es war nichts zu hören. War es hier immer so einsam oder hatte ich einfach nur Glück?
 


 

Ich hatte Glück, dass sich meine nervige zweite Seite dazu entschieden hatte, dass wir uns trennen sollten. Nicht, dass sie etwas zu sagen hatte, doch so konnte ich in Ruhe arbeiten. Nachdem ich sie also losgeworden war, verschaffte ich mir Eintritt an der Rückseite dieses dämlichen Gebäudes. Meiner Meinung nach passte es überhaupt nicht hierher, weder von der Form noch von der Farbe. Der Hintereingang wurde allem Anschein nach nie benutzt, denn es war verdammt dreckig hier. Ich sammelte Chakra unter meinen Fußsohlen und heftete mich an die Decke. Es musste ja nicht gleich jeder wissen, dass ich hier gewesen war, und das wäre bei diesem nervigen Staub unausweichlich, wenn ich einfach durchgelaufen wäre. Die Dunkelheit, die hier herrschte, war kein Problem für mich, denn ich war sie gewohnt. Ich kam vor einer alten Eisentür an. Schnell löste ich mich von der Decke und merkte, wie sich mein Chakrafluss wieder normalisierte. Der Türgriff war verrostet und ich spürte wie Lack abplatze, als ich die Klinke mit meiner rechten Hand umschloss. Die Tür war nicht verschlossen, dafür aber verdammt schlecht geölt, denn sie quietschte dramatisch auf. Die Hokage sollte sich mal besser um ihre Hütte kümmern, statt sich immer zu besaufen! Aber das war ja nicht meine Angelegenheit. Vor mir, fast verschluckt von der Dunkelheit, führte eine steile, abgenutzte Treppe empor. Ein weiterer Blick und ich entschied mich wieder für die Decke. Staub ist schon was Nerviges, aber die Treppe war im Vergleich dazu viel schlimmer. Diese Idioten hier würden es wahrscheinlich sogar schaffen eine Treppe aus massivem Stein zu schlagen und sie zum Zusammenbrechen zu bekommen. Die Decke, an der ich mich fortbewegte, führte steil nach oben. Über mir musste also eine weitere Treppe sein. Nach einiger Zeit wurde die Decke wieder waagerecht, doch ein Ende des Ganges war noch nicht in Sicht. Wenn das hier der Fluchtweg sein sollte, hätten sie ihn auch gerne zwei Kilometer kürzer gestalten können! Ich beschleunigte meine Schritte, schließlich wollte ich nicht, dass meine verkorkste bessere Hälfte vor mir etwas herausfand, das wichtig sein könnte, soviel Ehrgeiz hatte ich dann doch noch übrig. Der Gang beschrieb einen letzten Knick, dann endete er plötzlich an einer weiteren Treppe. Die Treppe war nicht besonders lang und so sah man schon das Licht, das dort schien. Wow, die haben hier sogar Elektrizität, aber es würde mich auch nicht verwundern, wenn es sich doch nur um Kerzen handeln würde.

Erneut löste ich den Kontakt zur Decke und brachte mein Chakra wieder in seine gewohnten Bahnen zurück. Der Überschuss der bläulichen Kraft verschwand allmählich aus meinen Füßen und hinterließ bloß ein leichtes Kribbeln. Bevor ich mich an den Aufstieg machte, horchte ich auf verdächtige Geräusche und tatsächlich vernahm ich Stimmen und Schritte, die sich allerdings entfernten. Ab hier musste ich vorsichtiger sein. Schnell schloss ich meine Finger zu einer Folge von Fingerzeichen. Wieder verspürte ich ein leichtes Kribbeln, als mein Chakra sich um mich herum legte, wie eine zweite Haut. Niemand würde mich jetzt noch bemerken, außer er würde über ein besonderes Kekkei Genkai verfügen. Ich nahm die letzten Stufen und betrat die weitläufige Halle, die vor mir lag. Zahlreiche Tische standen hier, an denen vereinzelt Gruppen von diesen erbärmlichen Shinobi saßen. Es musste sich um einen Aufenthaltsraum handeln. Ich sah mich um, auf der Suche nach dem richtigen Weg. Das Glück war mir anscheinend hold, denn eine Gruppe ganz in meiner Nähe posaunte heraus, dass sie jetzt zur Hokage müsse, um sich eine neue Mission abzuholen. Na dann lasse ich denen doch einfach den Vortritt, dachte ich und verbeugte mich spöttisch. Die würden mich sicher nicht einmal bemerken, wenn ich mein Chakra nicht unterdrücken würde. Ich folgte ihnen, als sie auf eine der zahlreichen Türen zugingen und ein Treppenhaus betraten. Wir stiegen zwei Stockwerke höher und schlugen dann den Weg zu unserer Rechten ein.
 


 

Schon von weitem konnte man das Geschrei vernehmen. Es handelte sich um zwei Parteien, die sich in einer unglaublichen Lautstärke die Wörter um die Ohren schlugen. Auf meinem gesamten Weg war ich niemandem begegnet, sodass ich erst jetzt ein Jutsu zur Tarnung anwandte. Das vertraute Gefühl des Chakras auf meiner Haut überkam mich und ich machte mich auf den Weg, die Quelle des Lärms ausfindig zu machen. Ich blieb vor einer geschlossenen Tür stehen. Die Stimmen hatten eindeutig hier ihren Ursprung. Vorsichtig öffnete ich die Tür und schlüpfte in den dahinterliegenden Raum. Volltreffer! Die Hokage stand hinter ihrem Schreibtisch, den Stuhl umgeworfen hinter sich liegend und die Hände auf der Kante des Tisches abgestützt. Vor ihr stand ein blondhaariger Ninja in einem orange-schwarzen Anzug. Der Jinchuuriki für den Itachi und Kisame zuständig waren. Meiner Meinung nach hatten die beiden ein eindeutig zu lautes Organ, dennoch stellte ich mich in die Ecke des Raumes, um niemandem im Weg zu stehen, und verfolgte gespannt das Gespräch, das allerdings momentan nur aus den Wörtern „Nein“ und „Doch“ bestand, sodass ich mir das Büro einmal genauer ansah. Es war relativ groß, vielleicht zehn Meter in der Länge und acht in der Breite. Die Seite gegenüber der Tür wurde von einer großen Fensterfront dominiert. Davor befand sich der Schreibtisch mit einem beachtlichen Stapel an Akten. Es waren 15 an der Zahl. Als ich eine Bewegung in meinen Augenwinkel wahrnahm, wandte ich schnell den Kopf, doch es handelte sich nur um mich, der den Raum betrat, schnell, aber geräuschlos die Tür schloss und sich einen Überblick verschaffte. Ich musste grinsen, war ich doch knapp 3 Minuten vor ihm hier aufgekreuzt. Seine Augen fixierten mich einen Augenblick, dann verzog er mürrisch den Mund und bezog Position an der gegenüberliegenden Ecke. Ich wandte mich wieder dem Gespräch zu, das anscheinend gerade eine Wendung genommen hatte.
 

„Aber wir müssen sie doch suchen, Oma Tsunade!“
 

„Naruto, wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich das nicht veranlassen darf?!“ Die Frau mit den blonden Haaren fuhr sich gestresst durch eben diese und sprach dann weiter.

„Du musst verstehen, dass ich nur einen Suchtrupp zusammenstellen darf, wenn ich sie als Nuke-nin einstufe, aber…“
 

„WAS? Das kannst du doch nicht machen!“
 

„NARUTO!“

Der blonde Ninja verstummte augenblicklich und sah die Hokage erstaunt an.

„Also~, wie ich eben eigentlich sagen wollte: Weder du noch ich, noch sonst jemand möchte Sakura als Nuke-nin einstufen, weswegen wir das auch nicht tun werden. Das schließt aber aus, dass ich jemanden nach ihr suchen lasse, denn es besteht immerhin der Verdacht des Mordes.“ Bei diesen Worten verdunkelten sich ihre Augen schlagartig und auch ihr Gegenüber schien betrübt.
 

„Ich würde so gerne wissen, was an diesem Abend wirklich passiert ist…“, meinte Naruto leise. „Immerhin sind es ihre Eltern… und Ino, die man fand…“
 

„Ich weiß, Naruto, ich weiß. Es gibt nur eine Möglichkeit, um sie nicht als Nuke-nin einzustufen.“
 

„Echt jetzt? Welche?!“ Schlagartig war er wieder lauter geworden.
 

„Ich wünschte ja, ich könnte sagen, dass sie entführt wurde oder dergleichen, doch es gibt keine Hinweise darauf.“ Die Sannin seufzte laut. „Also habe ich mich dazu entschlossen,… sie als tot einzustufen.“ Es war still. Ich zählte in Gedanken die Sekunden. Eins, zwei, drei, vier…
 

„Waaaaaaaaaaaaaaas?! Das kannst du doch nicht machen! Das geht doch nicht, das lass ich nicht zu!“ Der Jinchuuriki war außer sich und schrie sein Gegenüber an. Auch diese erhob nun wieder ihre Stimme und man verstand kein Wort mehr.
 

Meine andere Seite gab mir zu verstehen, dass wir hier fertig waren, und so verschwanden wir wieder unauffällig aus dem Raum. Draußen im Flur war keine Menschenseele. Anscheinend waren alle, die hier zufälliger Weise vorbeigekommen waren, schnell wieder entschwunden. Wir suchten uns ein leeres Zimmer zwei Räume weiter, um dem Leader Bericht zu erstatten. Er hatte, was er wollte. Die kleine Konoha-Kunoichi würde nicht gesucht werden, nein, sie war einfach als tot eingestuft worden. Sehr zuvorkommend diese Konoha-Nins, das musste man ihnen ja lassen, sie passten sich perfekt an unsere Pläne an. Würde in Zukunft sicherlich noch nützlich sein…

Anschließend verließen wir das Gebäude durch ein Fenster, das wir zu diesem Zweck öffneten. Würde schon niemandem auffallen. Die Stadt war immer noch in einem chaosartigen Zustand und ohne eine Spur von Verdacht auf die Anwesenheit von berühmt berüchtigten Nuke-nins. Immer wieder erstaunlich, wie unaufmerksam die großen Ninjanationen doch waren. Doch das hatte uns nicht zu kümmern. Wir sprangen über die Dächer der Stadt und erreichten nach kurzer Zeit die Außenmauer. Ein Stück weiter im Wald lösten wir dann auch endlich unsere Tarnjutsus auf. Das Kribbeln, das die ganze Zeit über da gewesen war, ließ nach.
 

Wir verschmolzen wieder zu einer Person und erlangten so die Eindrücke und Entdeckungen, die der jeweils andere gemacht hatte. Dann wandten wir uns in Richtung von Amegakure - der Stadt des unendlichen Regens - und machten uns auf den Weg. Unsere Mission hier war erledigt und das erfolgreich.

Impossible

Impossible
 

Es waren einige Tage seit dem Kampf mit Itachi vergangen. Man könnte sagen ich hatte mich, den Umständen entsprechend, eingelebt, was hieß, dass ich tat, was mir gesagt wurde und ansonsten still in meiner Kammer hockte und vor mich hin starrte. Meine Wunden waren weitestgehend verheilt und ich hatte keine Schmerzen mehr, wenn ich mich bewegte. Ich kannte mich sogar schon etwas in dem Gebäude aus. Naja eigentlich wusste ich nur, wo sich die Küche befand, das Bad, dass ich mir mit dem anderen weiblichen Mitglied der Akatsuki teilen sollte (ich hatte sie aber noch nie zu Gesicht bekommen), den Aufenthaltsraum, um den ich immer einen gewissen Bogen machte, und den Trainingsraum. Heute würde noch ein weiterer Raum hinzukommen. Das Büro des Leaders. Ist es seltsam wenn ich sage, dass ich in banger Erwartung verweilte und gespannt war, was auf mich zu kam? Ich weiß nicht, was mich dazu bewegt hatte so zu denken, aber es könnte damit zu tun haben, dass ich vor ein paar Tagen erfahren hatte, dass ich "tot" war, oder mit der Tatsache, dass ich vorher noch unter Mordverdacht stand, oder lag es doch daran, dass jetzt auch noch meine “Eltern” ermordet wurden? Ich weiß es nicht, aber ehrlich gesagt wollte ich es auch gar nicht wissen. Das Einzige was zählte war, dass ich jetzt hier war. Ich hatte vor einer Stunde beschlossen, dass ich das alles positiv sehen wollte, doch nun überlegte ich auch schon seit eben dieser Stunde, was es Positives gab.

Deidara kam in den letzten Tagen ab und zu ins Zimmer geschneit um mir mitzuteilen, dass es Essen gab. Er erinnerte mich ein wenig an Naruto, nur das er, anders als mein ehemals bester Freund, eine beunruhigende Ausstrahlung besaß, eben die eines Nuke-nins. Immer wenn ich dachte, dass er ja total ungefährlich war, machte er es im nächsten Moment zu Nichte. Sasori bin ich bis jetzt erfolgreich aus dem Weg gegangen, aber ich hatte mir überlegt, dass ich mich das nächste Mal nicht so dämlich verhalte und das nächst beste Versteck aufsuche. Ich glaube das viele nachdenken tat mir nicht gut. Kopfschüttelnd stand ich grazil auf und schritt zur Tür. Wenn ich mir schon vornahm mutiger zu sein, konnte ich auch gleich damit anfangen. Mein Ziel war der Aufenthaltsraum, denn ich war der Meinung, dass man meinen Mut bei einigen Nuke-nins am besten unter beweis stellen konnte. Gemächlich schritt ich die Gänge entlang bis ich an meinem Ziel ankam. Wie immer handelte es sich um eine schlichte dunkle Holztür. Warum das so war hatte ich schnell begriffen.

1. War Kakazu ein verdammter Geizhalt und

2. Ging hier sowieso ständig was zu Bruch, weshalb es wenig Sinn hatte teure Möbel zu kaufen.

Allerdings fragte ich mich trotzdem was Akatsuki unter ‘nicht teuer’ verstand, da der Aufenthaltsraum mit einem riesigen Plasma Fernseher, sowie eine schicken Couchgarnitur bestehend aus zwei sündhaft teuren Sofas sowie einem Sessel und einem Couchtisch aus Mahagoni ausgestattet war. Hinzu kamen die vielen Regale gefüllt mit allerlei Büchern zu ziemlich jeden Thema des Shinobi Daseins.

Ich holte noch einmal Luft und stieß die Tür auf. Im Raum befanden sich zurzeit nur drei Personen. Zum einen waren da Kakuzu, welcher mit einigen Papieren beschäftigt war, sowie Kisame und Itachi. Während Itachi ebenfalls über einigen Pergamenten brütete, sah Kisame fern. Ich trat ein und schloss die Tür leise hinter mir. Schließlich musste ich mich nicht unnötig bemerkbar machen, wenn ich doch sowieso am liebsten unsichtbar sein würde. Lautlos schritt ich die Bücherregale entlang auf der Suche nach etwas interessanten. Bei dem kleinen Abschnitt über Kräuterkunde blieb ich stehen und besah mir aufmerksam die Titel. Einige kamen mir bekannt vor, andere hatte ich schon selbst gelesen, doch es gab auch viele, die ich überhaupt nicht kannte. Ich entschied mich einfach alle, die mir neu waren mitzunehmen. Am Ende hatte ich sechs Bücher auf den Arm, die ich vorsichtig zum Tisch trug. Dort legte ich sie ab, nahm mir das Oberste und schlug es auf. Es war allem Anschein nach schon relativ alt, denn die Seiten waren verblichen und an manchen Stellen brüchig. Behutsam blätterte ich um und begann zu lesen.

Auf der ersten Seite befand sich ein Vorwort, auf der zweiten ein Inhaltsverzeichnis und auf den darauffolgenden eine Liste giftiger Kräuter. Ich schlug die Liste auf und studierte sie. Wieder kamen mir einige Namen bekannt vor, doch auch hier kannte ich viele nicht.

Zu jedem der hier aufgeführten Pflänzchen stand eine Erläuterung. Neugierig besah ich sie mir näher.
 

Germach:

Der schwarze und der weisse Germer sind Gebirgspflanzen, die in den höheren Mittelgebirgen heimisch sind.

Die Germer-Arten sind stark giftig, wurden aber früher als stark wirkende Heilpflanzen geschätzt.

Heutzutage wird der Germer kaum noch in der Pflanzenheilkunde verwendet.

Nur in homöopathischer Verdünnung kann er gegen Migräne, Neuralgien, Asthma und andere gesundheitliche Probleme angewendet werden.
 

Fingerhut:

Der Fingerhut ist mit seinen markant geformten Blüten eine so auffällige Pflanze, das man ihn kaum wieder vergisst.

Er kommt in Iwa-Gakure aber auch häufig wild vor, vor allem auf Waldlichtungen und Kahlschlägen.

Trotz seiner starken Giftigkeit werden die Wirkstoffe des Fingerhutes gegen Herzschwäche verordnet, denn die Digitalisglykoside gelten als die besten herzstärkenden Mittel. In der Naturheilkunde muss man wegen der Giftigkeit jedoch einen Bogen um den Einsatz des Fingerhutes machen.
 

Oleander:

Der Oleander ist eine beliebte Zierpflanze, die von Leien wegen seiner Vielzahl an Blüten gerne gesehen werden.

Die ganze Pflanze ist jedoch tödlich giftig, weil sie stark wirksame Herzglykoside enthält.

Mit den richtigen Kräutern vermischt, hilft er bei Herzkrankheit.

Am weitesten verbreitet ist er in Kiri-Gakure, doch durch seine Beliebtheit kommt er mittlerweile auch schon in Oto-Gakure vermehrt vor.
 

Ich runzelte die Stirn. Viele der eigentlich giftigen Gewächse halfen gegen Herzleiden? Es verwunderte mich, doch ich wollte nicht anfangen die Natur zu hinterfragen. Völlig gebannt von dem, was ich las, versank ich schnell in meine eigene kleinen Welt.
 


 

***
 

Es war wirklich erstaunlich, was für eine Wirkung die Bücher auf das Mädchen hatten. Wirkte sie am Anfang, als sie den Raum betrat noch nervös, so war sie es jetzt nicht mehr. Sie hatte ihre Beine leicht an ihren Körper gezogen und war vertieft in eines der Bücher, die sie sich aus dem Regal genommen hatte. Ich spähte aus den Augenwinkeln auf die Titel. Es handelte sich um Bücher über alle möglichen Pflanzenarten. Verblüffend für was sie sich interessierte. Schnell wand ich mich wieder ab. Ich hatte wichtigeres zu tun als sie zu beobachten. Die Karte, die vor mir ausgebreitet war, hatte nun wieder meine volle Aufmerksamkeit. Sie beschrieb die Umgebung von Kiri-Gakure, wo wir unsere nächste Mission hatten. Da Kisame nicht gerade der Typ für strategisches Denken und Planung war, hatte er es getrost mir überlassen sich darum zu kümmern. Aber immerhin besser als sich diesen Mist aus dem Fernseher anzugucken, dass musste ich mir wirklich nicht antun.

Es war unglaublich ruhig, ich fand es sehr angenehm, doch wie immer sollte mir etwas wie Ruhe nicht vergönnt bleiben. Scheiß Schicksal! Denn etwa eine halbe Stunde nachdem Sakura sich mit ihren Büchern aufs Sofa gesetzt hatte, flog die Tür auf und Deidara kam hereingestürmt. Die Rosahaarige, die bis eben noch in ihrer kleinen heilen Traumwelt verweilte, schreckte hoch und sah sich verwirrt um. Ich beobachtete stumm ihre Mimik, die von verwirrt über überrascht hin zu erschrocken und letztendlich wieder zu verwirrt ging. Sie rieb sich über die Augen und rümpfte leicht die Nase. Es sah einfach… niedlich aus. Nein! Hör auf damit! Das gehört sich nicht für einen Uchiha! Ich musste hier weg, brauchte einen klaren Kopf und am besten frische Luft!
 


 

***
 

Verwirrt sah ich Itachi hinterher, als dieser plötzlich zügigen Schrittes fast fluchtartig den Raum verließ. Vermutlich war das nicht üblich für ihn, denn ich war nicht die Einzige, die blöd guckte. Deidara hatte sich anscheinend schnell wieder im Griff, denn er wandte sich mir grinsend zu und meinte: “Leader-sama will dich jetzt sprechen. Ich bring dich zu ihm, un.”

Schnell stand ich auf, blieb dann aber unschlüssig stehen. Deidara folgte meinen Blick und meinte beiläufig, dass ich die Bücher später wegräumen könnte. Ich nickte unsicher und folgte ihn raus auf den Flur. Von da gingen wir eine ganze Weile durch dutzende Gänge, sodass mein Beschluss mir den Weg zu merken in immer weitere Ferne rückte. Wieder bogen wir ab und wieder lag ein langer und schlichter Flur vor uns. Ich seufzte genervt auf und trottete lustlos hinter dem Blonden her. Deidara grinste mir zu und begann dann etwas vor sich hin zu pfeifen. Ich kannte die Melodie nicht, aber sie hörte sich fröhlich an. Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und ich summte leise mit, als ich den Rhythmus erkannte. Schließlich blieben wir vor einer Tür stehen, die sich nicht im mindesten von den anderen im Gang unterschied. Kritisch beäugte ich sie und wandte mich dann an Deidara. “Gibt es irgendeinen Trick um diese Tür von den anderen zu unterscheiden?” Er lachte, was mich wiederum erneut lächeln ließ. “Nein, glaub mir, am Anfang bin ich auch verzweifelt, un, aber man gewöhnt sich daran, hm.” Ich nickte, glaubte ihm aber nicht. Die Tatsache, dass er sich hier auch nicht zurecht gefunden hatte, freute mich allerdings. Er war halt auch ein Mensch und Menschen waren etwas, mit denen ich umgehen konnte, nicht so wie mit Mördern, aber ich musste mir einfach immer wieder vor Augen führen, dass er ein Mensch war, Nur. Ein. Mensch.

Ich starrte auf die Tür. Als nichts geschah, runzelte ich die Stirn. “Äh… soll ich klopfen?” Wieder lachte er. “Du bist echt süß, Kleine, was dachtest du denn, was du jetzt machen sollst?” Ich spürte, wie mir die wärme in die Wangen kroch. Wahrscheinlich glühte ich gerade unglaublich. “Ähh… naja, weißt du… was-weiß-ich, bin ich hier der Nuke-nin oder du?” Ich weiß, es war eine billige Ausrede, aber ich war schon immer schlecht auf diesen Gebiet. “Du bist auch Nuke-nin Sakura. Ich weiß es freut dich nicht, aber du bist nicht allein.” Überrascht sah ich ihm in die Augen. “Ich bin auch unfreiwillig hier her gekommen, musst du wissen und ich mochte es genauso wenig hier wie du, aber mittlerweile finde ich es voll okay, man gewöhnt sich daran.” Ich glaube er hatte noch nie einen so langen und ernst gemeinten Satz ohne seinen Sprachfehler hervorgebracht, wie in diesen Augenblick. Lange sah ich ihn einfach nur an und dann, ich glaube ich war genauso überrascht von mir wie er auch, umarmte ich ihn. “Danke Deidara, danke das du mir das erzählt hast, dass weiß ich sehr zu schätzen!” Zögernd schloss auch er mich in eine Umarmung und strich mir über den Rücken. Nach kurzer Zeit löste ich mich peinlich berührt von ihm und klopfte an die Tür. Deidara grinste wie üblich übers ganze Gesicht. “Ich warte hier auf dich, nicht das du dich noch verläufst, un.” Ich erwiderte nur ein “Pff” und wartete darauf, dass mir Einlass gewährt wurde.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der mein Mut auf ein klitzekleines Fünkchen zusammenschrumpfte erklang ein knappes “Herein”. Ich schluckte, straffte mich und trat letztlich trotzdem ängstlich ein. Leise schloss ich die Tür hinter mir und wandte mich dann dem Raum zu. Er war relativ groß, aber nur spärlich möbliert. Alles war in dämmriges Licht getaucht, was dem ganzen eine bedrohliche Atmosphäre gab. Ich fühlte mich unwohl. Mir gegenüber im hinteren Teil des Raumes stand ein wuchtiger Schreibtisch. Links und rechts an den Wänden waren Regale angebracht, in denen sich Akten stapelten. Fast wie bei Tsunade dachte ich, hätte mich aber im nächsten Moment am liebsten geohrfeigt, hatte ich mir doch vorgenommen nicht mehr an sie zu denken. “Sakura.” Beim klang dieser tiefen rauchigen Stimme zuckte ich zusammen, sah aber sofort zum Schreibtisch. Hinter diesem, auf einen Sessel sitzend, befand sich der Leader. Pain, so hieß er doch. Aber er war nicht allein. Neben ihm, fast verborgen in der Finsternis der Schatten, stand eine weitere Person. Ich biss mir auf die Lippen und beobachtete ihn unruhig. Pain richtete sich auf und trat hinter dem Schreibtisch hervor. “Weißt du, warum ich dich hergebeten habe?” Seine Stimme ließ mich Gänsehaut bekommen. Ich schüttelte sachte den Kopf. “Nun, da du bei Akatsuki bist, solltest du dich auch nützlich machen. Natürlich werden wir dir zunächst nichts wichtiges auftragen, denn du musst uns deine Treue erst beweisen.” Er stockte kurz. “Eigentlich ist allen bekannt, dass ich der Leader von Akatsuki bin, doch das stimmt nicht ganz. Ich weiß nicht, warum du es wissen sollst, aber so sei es.” Er wandte seinen Kopf in Richtung der anderen Gestalt, die jetzt ins Licht trat. “Hallo kleine Kirschblüte.”

Nein. Nein! Das war unmöglich! Ich hätte sein Gesicht überall wiedererkannt, jeder in Konoha kannte ihn, aber er musste tot sein! Vor mir, kaum drei Meter entfernt stand er. Uchiha Madara in seiner vollen Pracht. Ich fühlte wie mir die Kälte in die Glieder kroch und mein Blut aus meinem Gesicht verschwand. “D-das ist u-unmöglich”, war das Einzige, dass ich herausbrachte. Madara lachte. Es war kein warmes herzliches Lachen, nein es war kalt wie Eis. Unwillkürlich fing ich an zu zittern und wich einen Schritt zurück. Pain beobachtete das ganze aus seinen unergründlichen Augen. Ich schluckte erneut und versuchte mich wieder zu beruhigen. Es gelang mir nur mäßig, aber es half den Kopf gesenkt zu halten und Madara nicht in die Augen zu sehen. “U-und gibt es noch einen Grund, warum ihr mich… hergebeten habt?” Meine Stimme zitterte genauso wie der Rest von mir. Ich hoffte das Pain das Sprechen übernehmen würde, denn seine Stimme war mir lieber als die des Uchihas, doch wie üblich war die ganze Welt gegen mich. “Wir haben einen kleinen Auftrag für dich, wie anfangs bereits erwähnt, nichts von Bedeutung, aber es wäre natürlich von Vorteil, wenn du ihn mit Bravur ausführst, hmm?”

Die Drohung war nur zu deutlich herauszuhören. Ich fing wieder an auf meinen Lippen zu kauen und hörte weiter zu. “Du musst in ein Dorf, nur drei Stunden von hier entfernt und jemanden beseitigen, der mehr weiß, als gut für ihn ist.” Er sagte das alles so monoton, dass man meinen könnte, er rede über das Wetter, obwohl die Vorstellung von einem Uchiha der über das Wetter redete mehr als abstrus war. Ich realisierte total verspätet, was er mir da gerade aufgetragen hatte. Ich sollte töten. Wahrscheinlich einen Unschuldigen! Ich wollte das nicht! “I-ich…” Ich hob den Blick und sah direkt in zwei schwarze Iriden. Ich wusste nicht, dass Augen so eine Kälte ausstrahlen konnten, es war viel intensiver als bei Sasuke oder gar Itachi. Er hob eine Augenbraue. “Nun? Wolltest du etwas sagen?” Schnell senkte ich meinen Kopf wieder gen Boden und verneinte. “Braves Mädchen. Du kannst gehen.” Ich wollte so schnell wie möglich das Büro verlassen, doch Madara hielt mich noch einmal zurück. “Achja Sakura”, ich erschauerte, “Behalte unser kleines Geheimnis für dich… das kommt deiner Gesundheit nur zu gute.” “H-hai.”
 

Draußen auf dem Flur erwartete mich Deidara bereits. “Und wie ist es gelaufen”, fragte er auch sofort. Als er mein Gesicht betrachtete, verblasste sein Grinsen. “Um Himmels willen Sakura, wie siehst du denn aus?!” Ich lächelte ihn matt an und schüttelte nur den Kopf. Er registrierte, dass ich nicht darüber reden wollte und ich war froh, dass er es dabei beließ. “Komm, du solltest erstmal etwas essen.”

Als wir in der Küche ankamen, waren fast alle anwesend. Ich hielt mich wieder hinter Deidara und folgte ihm zum Kühlschrank. Er nahm haufenweise Essen heraus und langsam fragte ich mich, wer das alles essen sollte. Ich starrte auf die Fliesen am Boden und durchdachte noch einmal das eben geschehene. Es war unmöglich das Madara noch lebte! Er müsste über 100 Jahre alt sein, sah aber aus wie Ende 20. Ich suchte nach einer logischen Erklärung, wurde aber vom blonden Nuke-nin unterbrochen. “Hier, iss, un.” Ich sah überrascht auf. Er stand vor mir und hielt mir ein Sandwich hin. Dankend nahm ich an und ließ mich an einen der freien Plätze am Esstisch nieder. Die Blicke, die mir die anderen Mitglieder der Organisation zuwarfen bemerkte ich nicht. “Kleine, was ist dir denn über die Leber gelaufen”, fragte auf einmal Kisame und Hidan meinte: “Du siehst echt scheiße aus, Kitten.” Verwirrt starrte ich die Beiden an. Was war denn jetzt los? Machten sie sich gerade Sorgen um mich? Als ich nicht antwortete schauten sie fragend zu Deidara, der nur mit den Schultern zuckte. “Sie war gerade beim Leader.” Kisame hob eine Augenbraue. “Dafür sieht sie aber ziemlich ungesund aus.” Nun wandte sich auch der Iwa-nin wieder mir zu. “Alles in Ordnung?” Ich nickte schwach. “Ging mir noch nie besser.”

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Frohe Weihnachten!

Do it

Do it
 

Ich beobachtete die anderen Mitglieder schon eine Weile still von meinem Platz aus. Wir saßen immer noch in der Küche und es hatte sich nichts verändert.

Okay, mein Sandwich hatte ich aufgegessen, aber sonst hatte sich nichts verändert. Meine negative Stimmung hing immer noch wie eine Gewitterwolke über mir und ich überlegte, ob es helfen würde einen Regenschirm aufzuspannen. Wohl eher nicht. Nach einer Weile öffnete sich die Tür zur Küche und… Sasori kam herein. Natürlich. Nicht der auch noch! Er sah sich um und erblickte mich. Ich erwiderte seinen Blick, schließlich hatte ich mir immer noch vorgenommen mutiger zu sein und nur weil ich jetzt wusste, dass ein schon längst toter, mächtiger und offensichtlich böser und nicht toter Madara Uchiha durch die Gegend spazierte, ließ ich mich nicht von meinem Plan abbringen. Sasori schnaubte abfällig und ließ sich auf den Stuhl sinken, der am weitesten von mir entfernt war. Feigling! Es war echt frustrierend. Ich war offiziell “tot”, bei Akatsuki und Konoha scherte sich einen Dreck um mich. Genau wie bei Madara. Oh bitte! Entnervt schüttelte ich meinen Kopf. Ich hatte nicht vor den ganzen Tag Trübsal zu blasen. Ich erhob mich von meinem Stuhl, als mir einfiel, dass ich noch nähere Informationen zu meiner Mission brauchte. Hieß im Klartext: Ich musste noch einmal zu Pain und Madara. War ja klar. Hilfesuchend fixierte ich Deidara. Er bemerkte meinen Blick und sah mich fragend an.

“Ähm, kannst du mir noch mal den Weg zum Büro des Leaders zeigen? Ich muss ihn noch etwas fragen.” Unsicher biss ich mir auf meine Unterlippe, während mir die Hitze langsam ins Gesicht stieg. Selbstbewusst sein war einfacher gesagt als getan.

Der Blonde fackelte nicht lange, sondern stand sofort auf. “Na klar, un.”

Von der anderen Seite des Tisches kam ein abwertendes “Tss”. Mein Blick huschte kurz zu Sasori. “Was ist? Hast du ein Problem?” Innerlich führte ich gerade einen Freudentanz auf, da meine Stimme sicher klang. Außerdem versprürte ich Sasori gegenüber eher Groll als Angst. Schlimmeres als die Folter konnte er mir kaum antun. Warum konnte er nicht einfach sterben und auch tot bleiben? Nicht einmal das bekam er hin! Der Rotschopf durchbohrte mich mit seinem wütenden Blick, sagte aber nichts. Ich pflanzte mir ein unechtes Lächeln ins Gesicht und sah ihn unverwandt an. “Nun?” Hey, ich sollte mir öfter diesen Ton zulegen. “Du bist erbärmlich.” Es waren drei kleine, unschuldige Wörter, doch er hatte sie mit Gift getränkt und spuckte sie mir zu Füßen. Ich zählte innerlich bis Fünf, bevor ich wieder das Wort erhob. “Ich? Ach bitte! Wenn du meinst. Aber damit kann ich leben…” Er unterbrach mich. “Du bist schwach.” Meine innere Ruhe war zerstört.

Schwach.

Mein Lächeln verschwand.

Schwach.

Mein Gesicht verzog sich zu einem wütenden Ausdruck.

Schwach.

Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. “Schwach, ja?” Ich erdolchte ihn mit meinen Blicken. “Wenn ich schwach bin, wie war ich dann in der Lage dich zu töten?” Apathisch atmete ich ein und aus, bemühte mich um meine Fassung. Um uns herum herrschte eisige Stille. Alle beobachteten aufmerksam die Auseinandersetzung zwischen Sasori und mir. “Du hattest Hilfe.” Seine ausdruckslose Stimme trieb mich zur Weißglut. “Hilfe?! Ich brauche keine Hilfe um dich umzubringen, Sasori!” In meinem Inneren geriet etwas in Wallungen. Mein Chakra! Ich horchte schnell in mich hinein und spürte, wie es gegen das Siegel ankämpfte. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. “Und jetzt da du nur noch ein Mensch bist, wird das ein Kinderspiel, Püppchen.” Sein Gesicht glich mittlerweile einer hasserfüllten Fratze. “Du kleine Schlampe, ich mach dich fertig!” Es geschahen drei Sachen gleichzeitig.

Das Siegel in meinen Inneren zerbarst und mein Chakra floss wieder in seine gewohnten Bahnen zurück.

Sasori verlor die Beherrschung, sprang auf und warf dabei seinen Stuhl um.

Ich griff blitzschnell in Deidaras Manteltasche und zog ein Kunai hervor.

Der Moment war zu Ende und schon musste ich mehreren Giftnadeln ausweichen, die auf mich zugeflogen kamen. Schon im nächsten Augenblick stürzte ich mich auf den ehemaligen Suna-nin und Metall traf auf Metall, als unsere Waffen aufeinander trafen. Ich hielt mich nicht lange daran auf, brachte mit einen Sprung schnell wieder Abstand zwischen uns und sammelte Chakra in der Faust. Das hier war etwas ganz anderes als der Testkampf zwischen Itachi und mir. Da hatte ich das Gefühl gehabt, dass wir einen Tanz aufführten, aber hier ging es nur um eines, nämlich den anderen Schmerzen zuzubereiten.

Statt wie üblich auf den Boden zu zielen, warf ich meine Waffe nach ihm, wartete auf seine Reaktion, er wich zur Seite aus, und stürzte mich erneut auf ihn. Meine Faust sauste unbarmherzig auf seine Seite nieder. Er schaffte es gerade noch seinen Arm zu einer Abwehrbewegung zu heben, da hörte man es schon laut Knacken. Durch den entstandenen Druck wurden wir auseinender geschleudert. Ich schlug hart auf der Wand auf und stöhnte schmerzerfüllt auf. Mit meinen Händen stützte ich mich vom Boden ab und rappelte mich wieder auf, bereit Sasori den nächsten verheerenden Schlag zu verpassen und beobachtete mit Triumphgefühl, wie der Akasuna seinen nun unbrauchbaren Arm betrachtete und anschließend zu mir sah. Als er mein Grinsen bemerkte blitzte pure Mordlust in seinen Augen auf. Ich wollte gerade wieder einen Angriff starten, als mich jemand festhielt. Wütend versuchte ich mich aus dem Griff zu befreien, scheiterte aber. Erschrocken verharrte ich mitten in der Bewegung, als ich einen warmen Atem in meinen Nacken spürte. Eine Gänsehaut überzog, zum wiederholten Male an diesem Tag, meinen Körper. “Ich an deiner Stelle würde jetzt ganz ruhig bleiben”, hauchte mir Itachi ins Ohr. Ich nickte leicht und lockerte meine angespannten Muskeln, doch mein Inneres war aufgewühlt. Seine Stimme trieb mir wohlige Schauer über den Rücken. Sasori kam wieder auf die Beine, wurde aber von Deidara zurückgehalten. In diesen Moment ging die Tür auf und herein kam Pain. Ich schluckte. Scheiße. Er ließ seinen Blick durch das leicht verwüstete (Kein Sarkasmus *hust*) Zimmer gleiten und blieb an Sasori und mir hängen. “Was ist hier passiert?” Ich presste meine Lippen aufeinander und sah beschämt zu Boden. Irgendjemand klärte den orangehaarigen Nuke-nin auf, doch ich hörte gar nicht zu, bis Itachi plötzlich das Wort erhob. “Ihr Siegel ist gebrochen.” Während er sprach vibrierte sein Brustkorb. Ich spürte es an meinem Rücken und bekam schon wieder Gänsehaut. Alle sahen mich kurz verwirrt an, bis bei ihnen die Erkenntnis übers Gesicht huschte. “Natürlich, deswegen konnte sie Sasori auch so leicht den Arm brechen”, überlegte Kisame laut. Arm brechen war in diesem Fall untertrieben, doch das musste ja nicht unbedingt erwähnt werden. Pain wandte sich mir zu. “Wie hast du das gemacht?” Ich zuckte zusammen. Konnten sie nicht weiterhin so tun, als wäre ich Luft? Ich war wieder ganz in mein ängstliches Selbst verfallen. “I-ich hab’ nichts getan, dass das Lösen des Siegels hätte zur Folge haben können.” “Stimmt. Als ich neben ihr stand hatte ich das Siegel noch gespürt, un.” Überrascht sah ich zu Deidara, der mir unerwartet zur Seite stand. Ich schluckte. “Also, äh… ich glaube es hat sich aufgelöst, als ich mich mit Sasori… gestritten habe?” Am Ende klag es eher nach einer Frage, denn meine Stimme war immer leiser und unsicherer geworden. Pain nickte. “Emotionen.” Als wäre das die Antwort auf seine Frage wandte er sich an Itachi. “Das Siegel muss nicht erneuert werden, sie hat eine Mission.” Na schönen Dank auch, jetzt kannst du mich wieder ignorieren, oder was? Erst im letzten Moment bemerkte ich die Schriftrolle, die auf mich zugeflogen kam und fing sie auf. “Deine Informationen.” Ich nickte und verließ schleunigst den Raum.
 

Den weißen Mantel, der plötzlich in meinem Zimmer gelegen hatte, zog ich fester um meinen Körper, während der Regen von Amigakure weiter auf mich niederprasselte. Wer hätte gedacht, dass sich das Hauptquartier der gefürchteten Organisation an diesen verregneten Ort befand? Ich nicht. Ich hatte gerade das Gebäude verlassen und war auf den Weg meine erste, kleine - unschuldige, nicht blutrünstige und total abartige- Mission auszuführen. Mein Ziel war eine kleine Ansiedlung, wie ich der Schriftrolle entnehmen konnte, in Nordöstlicher Richtung. Als die Mauern der Stadt hinter mir lagen fühlte ich mich gleich viel freier. Trotz des Regens und des Wolken verhangenen Himmels freute ich mich wieder draußen zu sein. Ohne einen weiteren Blick zurück zuwerfen stieß ich mich vom Boden ab und sprang im nächsten Moment schon von Ast zu Ast. Der Wind peitschte mir ins Gesicht und ich konnte ein freudiges Lachen nicht unterdrücken.
 

Die Bäume rauschten als verschwommene Schemen an mir vorbei. Seit über einer Stunde war ich nun unterwegs und jeden Meter, den ich zwischen Madara und mir an Abstand gewann, feierte ich gedanklich.

Haruno Sakura bekommt man nicht unter, Cha!

Ich machte meiner Freude Luft, indem ich ein paar elegante Luftrollen und akrobatische Kunststückchen vollführte. Das ich dabei die ganze Zeit über beobachtet wurde, bemerkte ich nicht.
 


 

***
 

Madara hatte mich losgeschickt, sobald sie das Gebäude verlassen hatte. Es wunderte mich, dass er mir den Auftrag persönlich überbrachte, aber das hieß, dass er etwas wusste, dass Pain nicht wusste und auch nicht früher als nötig erfahren sollte.

Noch mehr erstaunte mich allerdings, dass Sakura so schnell war. Hätte man nicht von ihr erwartet, aber so kamen wir wenigstens gut voran. Ein kleines Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, als sie Lüftsprünge machte oder fröhlich lachte. Ich hatte sie noch nie lachen gehört. Es war glockenhell und zeugte von einer unbendigen Stärke. Ich fragte mich gerade, worüber sie sich so freute, als sie plötzlich stehen blieb. Vor uns lag das Dorf, in dem sie ihre Mission ausführen sollte. Sie stemmte ihre Hand an die Hüfte und meinte lässig: “Tja, Madara, da wären wir nun. Wenn du erwartet hast, dass ich abhaue, dann hast du dich geschnitten, denn eine Haruno läuft nicht mehr davon!” Ich hatte wieder meine gefühlslose Maske aufgesetzt und doch breitete sich Unbehagen in mir aus. Madara spielte mit ihr. Er hatte es auf sie abgesehen und das gefiel mir nicht.

Mein Blick fixierte die rosahaarige Kunoichi. Sie hatte einige Blätter gesammelt und sah ihnen dabei zu, wie sie vom Wind verweht wurden. “Das ist für dich, Ino.” Dann ließ sie sich auf den Boden gleiten und bewältigte das letzte Stück in Schritttempo.

Ich folgte ihr unauffällig.
 


 

***
 

Das Dorf war so groß, dass man es wohl kaum noch als solches bezeichnen konnte. Überall wimmelte es von Menschen, sodass ich mich ernsthaft fragte, wie ich die Zielperson hier ausfindig machen sollte.

Gemütlich schlenderte ich über den Markt und ließ meinen Blick wandern. Ich war froh, dass ich den weißen Mantel tragen durfte, denn ich wollte nicht unbedingt in der Akatsukikluft gesehen werden. Die Mäntel waren nicht gerade hübsch und unauffällig erst recht nicht. Händler priesen ihre Ware an und brüllten lauthals ihre Angebote in die Menge. Es kam mir vor wie ein Traum. Wenn ich meine Augen schloss, konnte ich mir vorstellen wieder in Konoha zu sein. In meiner Vorstellung standen Naruto und Sai neben mir. Naruto redete wie üblich ohne Punkt und Komma und Sai beobachtete die Menschen um uns herum, ihre Gesichtszüge, wie sie lachten und redeten. Er machte gute Fortschritte, wenn es darum ging Emotionen zu zeigen. Wir verstanden uns mittlerweile super und ich zählte ihn zu einen meiner engsten Freunde.

Sein Blick wanderte weiter und blieb plötzlich an einem blonden Mädchen hängen. Es war Ino. Sie entdeckte uns und lief freudig auf uns zu. Doch jäh blieb sie stehen. Ihre Augen, vor Schreck geweitet, wanderten zu ihrer Brust, aus der die Spitze eines Katanas heraus ragte…

Ich schlug meine Augen auf. Ino… ich hatte ihr versprochen stark zu sein und das würde ich auch bleiben! Mein bis eben trauriger Blick wechselte zu einem Entschlossenen und ich setzte mich wieder in Bewegung. Angestrengt hielt ich nach der Zielperson Ausschau, besah mir alle Personen ganz genau.

Ein schwarzhaariger Man im fortgeschrittenen Alter.

Ein rothaariges Mädchen, vielleicht ein Jahr älter als ich, die mir im vorübergehen einen kurzen Blick schenkte.

Eine brünette Frau, die gerade mit einem rothaarigen Händler diskutierte.

Itachi, der mich aus dem Schatten heraus beobachtete.

Ein kleiner Junge, der lachend an mir…

Itachi?!

Schnell sah ich zu der Stelle, wo ich ihn zu sehen geglaubt hatte, doch da war nichts. Bloß eine streunende Katze saß dort und putzte sich. Ich schüttelte den Kopf und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf meine eigentliche Aufgabe. Ich drang tiefer ins Dorf vor und je weiter ich den Dorfeingang hinter mir ließ, desto weniger Menschen waren anzutreffen.

Leichtfüßig bewegte ich mich fort, blieb mal hier, mal dort stehen, wie es Besucher eines Marktes wohl taten. Es war ein idyllisches Plätzchen. Bei Sonnenschein würde es sicher noch schöner aussehen. So in Gedanken bemerkte ich nicht die Person, die mir entgegen kam und lief prompt in sie hinein. Schnell murmelte ich eine Entschuldigung, hob meinen Blick und erstarrte. Vor mir stand meine Zielperson. Ein groß gewachsener Mann um die dreißig Jahre, so schätzte ich. Er war von bulliger Statur und eine Narbe zierte seine rechte Wange. Braune Stoppeln bedeckten seinen Kopf und dunkle Augen musterten mich abschätzend.

Er war mir auf den ersten Blick unsympathisch und als er den Mund öffnete, nur um mir zu sagen ich solle doch besser aufpassen, verstärkte sich dieses Gefühl.

Ich murmelte eine weitere Entschuldigung und entfernte mich schleunigst von ihm. Schnell bog ich um die nächste Ecke und wandte mich dann um. Ich hatte ihn also gefunden. Jetzt hieß es abwarten und Tee trinken. Anscheinend hatte er das wirklich vor, denn kurz darauf betrat er ein kleines Teehaus.

Ich sah mich noch einmal kurz um. Von Itachi keine Spur. Resigniert schüttelte ich den Kopf. Das hatte ich mir wohl wirklich nur eingebildet. Ich konzentrierte mich wieder auf das Teehaus und überlegte, wie ich jetzt am besten weiter vorgehen sollte, als auf einmal wieder diese rothaarige Frau auf mich zu kam. Ich beachtete sie nicht weiter, bis sie mich ansprach. “Entschuldigung, aber kannst du mir vielleicht helfen?” Verwundert sah ich sie an. “Tut mir leid, ich bin Ortsfremd, daher auch keine große Hilfe.” Für mich war das Gespräch damit beendet, doch das sah sie offenbar anders. “Aber du bist doch ein Ninja.” Jetzt war ich verwirrt. Woher wusste sie das denn? Als könnte sie meine Gedanken lesen, meinte sie: “Dein Stirnband”. Oh. Ich seufzte. Wenn ich die Rothaarige richtig einschätzte, würde sie wohl solange weiter nerven, bis ich zustimmte. “In Ordnung, was kann ich denn tun?” Gespannt beobachtete ich sie. Für den Hauch einer Sekunde lag ein triumphierender Ausdruck auf ihren Gesicht, dann war er verschwunden. Einbildung? Vielleicht. Ich beließ es dabei und wartete auf ihre Antwort. Ich sollte noch früh genug lernen, dass man sich auf seine Beobachtungen verlassen sollte…
 


 

***
 

Ich hatte sie! Freude breitete sich in mir aus, bei dem Gedanken, wie mein Sasuke-kun sich wohl dafür bei mir bedanken würde. Diese Konoha-Kunoichi kam wie gerufen. Ich hatte sie durch Zufall entdeckt und mich gleich auf den Weg zu ihm gemacht. Er hatte in letzter Zeit wirklich üble Laune und da kam sie wie gerufen. An ihr könnte er all seinen Frust rauslassen und da sie aus Konoha kam würde ihm das ganze doppelt Spaß machen! Ich führte sie langsam immer tiefer in das Gewirr der Gassen. Sie blickte sich aufmerksam um, anscheinend behagte ihr das Ganze nicht, aber das war nicht mein Problem. Ich musste wieder an ihn denken. Oh, er würde sich freuen und vielleicht wieder…

Ihre Stimme riss mich aus meinen Gedanken. “Wenn wir noch lange gehen müssen, dann tut es mir leid, aber ich habe leider keine Zeit mehr… würdest du mich bitte zurückbringen?” Sie schenkte mir ein entschuldigendes Lächeln. Ich erstarrte. Diese Schlampe wagte es wirklich meine Pläne zu durchkreuzen? “Nein, nein, wir sind gleich da, komm!” Ich ging weiter, doch sie rege sich nicht. “Ich würde wirklich gerne zurück…” Miststück! Ich packte sie am Handgelenk und zerrte sie mit. “Nein!” Überrascht über mein Handeln konnte ich sie ohne Gegenwehr um die nächste Ecke schleifen. “Was soll das? Lass mich los!” Verärgert versuchte sie ihr Handgelenk zu befreien. Ich sah sie wütend an. “Halt die Klappe Miststück und komm mit!”
 

***
 

Miststück? Wütend starrte ich sie an. “Sag das noch mal!” Dieses Flittchen wagt es wirklich mich zu beleidigen? Na warte! Bevor sie reagieren konnte, hatte ich schon ein Kunai gezogen und zielte auf die Hand, welche meinen Arm immer noch umklammert hielt. Entsetzt kreischte sie auf und ließ mich los, bevor das Metall sie berührte. Aus zornigen Augen blitze sie mich an. “Du Hure! Das du es wagst! Ich mach dich fertig!” Sie wollte gerade auf mich zustürmen, als eine tiefe Männerstimme sie abhielt. “Karin hör auf.” Entsetzt weiteten sich meine Augen. Was? Das kann nicht sein! Schockiert wich ich ein Stück zurück. Jemand trat aus den Schatten der Häuser und stellte sich neben diese Karin. “Sasuke…” Wie betäubt stand ich da und konnte meinen Blick nicht abwenden. Er musterte mich kurz von oben bis unten. “War das die Kunoichi, die du gesehen hast?” Karin nickte eifrig. “Aber die kleine Schlampe hat sich geweigert…” “Sei still.” Seine emotionslose Stimme trieb mir kalte Schauer über den Rücken. Sie klang so anders als die von Itachi… Stop! Sakura was denkst du da? “Sakura…” Ich schreckte aus meinen Gedanken, wagte es aber nicht ihm ins Gesicht zu sehen. Meine Augen fixierten seine Haare. “Bist du schon wieder hier, um mich zurückzuholen?” Spott klang in seiner Stimme mit. Es dauerte einen Augenblick, bis ich verstanden hatte, was er da sagte. Mir entfuhr ein abwertendes “Tss”. Überrascht hob er eine Augenbraue. “Offenbar nicht.” Ich schwieg. Seine Haarspitzen waren echt faszinierend. Karin kreischte auf. “Du kennst dieses Miststück? Sasuke-kun bring sie um, dann können wir etwas viel besseres machen…” Ich verschwendete einige Gedanken daran, ob ihre Stimme erotisch klingen sollte, entschied mich aber dagegen. Und mich nennt sie Hure? Wenn ich nicht wüsste, dass Sasuke bereit war, mich umzubringen, hätte ich das alles hier urkomisch gefunden, so aber verzog ich nur angewidert das Gesicht und erweiterte den Abstand zwischen mir und meinem Gegenüber. Sasuke ließ mich nicht aus den Augen, beobachtete jede meiner Bewegungen und grinste plötzlich. “Was wird das Sakura? Willst du etwa schon gehen? Ohne einen erbärmlichen Versuch zu starten mich zurück zuholen? Hast du etwa Angst?” Meine Augen verengten sich. “Ich hab besseres zu tun”, zischte ich wütend und wandte mich zum gehen. Im nächsten Moment spürte ich eine Hand an meinem Hals und der Uchiha drückte mich mit einer schnellen Bewegung an die nächste Hauswand. Durch den Aufprall wurde mir kurz schwarz vor Augen und ein stöhnen verließ meinen Mund. Mein Kopf pulsierte. Ich hatte mir wahrscheinlich gerade eine Gehirnerschütterung zugezogen. Ich blinzelte die aufkommenden Tränen weg und schärfte meinen Blick. “Ich bin aber noch nicht fertig, Sakura.” Ich schluckte. Er machte mir Angst. Ich hatte noch nie Angst vor ihm gehabt, doch jetzt war es soweit. “Wo sind die anderen? Naruto, der Idiot, ist doch sicher nicht weit.” Die Wut brodelte in mir. Wie kann er es wagen so von Naruto zu sprechen, denjenigen, der ihn nie aufgab… der mich aufgab? Ich wich seinem Blick aus, was ihm nicht sehr zu gefallen schien. Er drückte stärker zu, sodass ich kaum noch Luft bekam. “Wo?” “Sie sind nicht hier.” Ich flüsterte, wollte diese Worte, die mir selbst so viele Schmerzen bereiteten, nicht lauter aussprechen. “Du bist allein?” Überraschung spiegelte sich kurz auf seinem Gesicht wieder, doch dann hatte er seine Gefühle wieder unter Kontrolle. Ich nickte leicht. Er lachte. Leise und bedrohlich. Unwillkürlich zog ich meinen Kopf ein. “Und Konoha schickt dich alleine auf eine Mission? Die wollen dich wohl loswerden.” Wieder stiegen mir Tränen in die Augen. Seine Worte trafen mich tief, denn er sprach das aus, was mir eine leise Stimme schon länger zuflüsterte. Konoha wollte mich nicht, wollte mich nie und jetzt waren sie mich los. “Bring mich um.” Verwirrt sah er mich an. “Was?” “Töte mich, dass hattest du doch schon die ganze Zeit vor. Jetzt hast du die Gelegenheit dazu.” Seiner Verwirrung wich Bestürzung. Ich hätte gerne gewusst, was er dachte, aber das blieb mir verwehrt. Mein Kopf war wie leergefegt, ich wusste noch nicht einmal, wie mir diese drei Wörter so leicht über die Lippen kamen, aber aus einem Impuls heraus hatte ich sie gesagt und ich meinte es ernst. Wieso sollte ich noch leben? Was hatte es für einen Sinn, wenn man von seiner eigenen Stadt verraten wurde? Niemand vermisste dich. Niemand war für dich da und dort wo ich jetzt war, wollte ich nicht sein. Ich hatte Angst vor Madara, Angst vor Sasuke und überhaupt Angst vor dem, was noch passieren würde. “Tu es!” Ich schrie ihn an. Wieso tat er es nicht? Hasste er mich wirklich so sehr, dass er mir nicht einmal diese Bitte erfüllen konnte? Wieso hasste mich die Welt nur so? Was hatte ich getan? Abrupt ließ er mich los und trat eine Schritt zurück. Er schien mich gar nicht mehr zu beachten, sodass ich seinem Blick folgte. Entsetzt weiteten sich meine Augen. “Itachi?” Wieso ist er hier? Seine Augen wanderten zu mir. “Wir wussten das du dich in Schwierigkeiten bringen würdest.” Unsicher wanderte mein Blick zwischen ihm und seinem jüngeren Bruder hin und her. “Was hast du mit ihm zu tun”, zischte Sasuke mir entgegen. Ängstlich blickte ich zu ihm auf. Was sollte ich sagen? “Was hast du mit ihm zu tun, Sakura?!” Ich drückte mich an die Wand, während mein Blick zu Itachi huschte. Er beobachtete das ganze interessiert. “Sakura, du solltest ihm vielleicht antworten”, meinte er leise. Seine Stimme klang belustigt. Ich zuckte zusammen. Was wird hier gespielt? War das seine Rache? Dafür, dass ich ihm bei unseren Kampf mit seinen kleinen Bruder verglichen hatte? “Halt deine Fresse!” Wieder zuckte ich zusammen, obwohl diese Worte gar nicht mir galten. Plötzlich spürte ich wieder eine Hand an meinem Hals und kurz darauf kollidierte mein Kopf zum wiederholten Male an diesem Tag mit der Wand. Ich keuchte erschrocken auf. Ein brennender Schmerz machte sich an meinem Hinterkopf breit, dort, wo ich jetzt vermutlich eine Platzwunde hatte. “Was hast du mit ihm zu tun?!” Seine Stimme war mittlerweile so bedrohlich, dass ich unwillkürlich anfing zu zittern. “E-e-r h-hat mich… zu Ak-…Akatsuki gebracht.” Mein Kopf dröhnte und mir wurde schlecht. Sterne tanzten vor meinen Augen, während sich langsam Dunkelheit breit machte. “Was? Ich habe dich nicht verstanden!” Itachi lachte amüsiert. “Bist du etwa eifersüchtig, kleiner Bruder?” Wieder kam mein Kopf hart auf dem Gestein auf, doch das bekam ich kaum noch mit.

Das letzte, was ich merkte, bevor ich in der Dunkelheit versank, war ein brennender Schmerz an meiner rechten Seite.

For you

For you
 

Die ersten Strahlen der Sonne erreichten mein Fenster und drangen langsam tiefer hinein.

Ein sanftes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, während ich die regen Aktivitäten des Morgens beobachtete.

Ein Vogel, eine Seltenheit zu diesen Temperaturen, zwitscherte fröhlich sein Lied.

In einer fließenden Bewegung erhob ich mich von der Fensterbank, welche mir bis eben als Sitzgelegenheit gedient hatte. Ich schritt zu meinen Schrank hinüber und nahm meine Ausrüstung heraus.

Ich betrachtete einige Augenblicke das Konohaband, legte es dann aber zur Seite.

Mit meiner Kleidung ausgestattet öffnete ich die Tür zum Badezimmer und tapste zur Dusche.

Mein Schlafanzug fand den Weg auf den Boden und kurz darauf rann das warme Wasser meinen Körper hinab.
 

Fertig angekleidet betrat ich wenig später die Küche. Ich war allein. Hanabi schlief wahrscheinlich noch, immerhin war es Samstag und somit musste sie nicht wie üblich zur Akademie. Neji war seit zwei Tagen auf Mission. Er kam vielleicht morgen Nachmittag zurück, doch dann war es nicht mehr von Bedeutung.

Ich machte mir ein kleines Frühstück, verließ anschließend das Haus und blickte verträumt gen Himmel. Er war von blassrosa Farbe. Früher, es war lange her, hatte ich mir oft gewünscht, er sehe immer so aus. Ich schüttelte meinen Kopf und setzte mich in Bewegung. Mein Ziel lag etwas außerhalb Konohas. In letzter Zeit war ich oft dort oben gewesen, hatte auf die Stadt hinab geblickt und war meinen Gedanken nachgegangen.

Heute würde ich wieder dort sein, doch so, wie vor gar nicht allzu langer Zeit dieses Ritual begonnen hatte, so würde ich es heute auch beenden. Einen Schnitt, einen Schritt. Der Schnitt zwischen mir und Konoha und der Schritt in eine Zukunft, die ich mir nie so hätte vorstellen können.

Seit einen Monat ging ich jeden Tag hierhin. Seit dem Tag, an dem ich Ino das letzte Mal gesehen hatte. Ich war auf ihrer Beerdigung gewesen, doch so richtig registriert das sie tot war, hatte ich es wohl noch nicht. Ich hatte Sakura gesehen. An dem Tag, als sie verschwand. Wieso ich nicht glaubte, dass sie ebenfalls tot war? Nun ich hatte sie nicht wie die anderen das letzte Mal gesehen, als sie von der Mission zurück kam, nein ich hatte sie gesehen, als sie lief. Ich hatte ihr Gesicht gesehen, ihre Angst, ihre Verzweiflung und ich hatte sie gehört.

Ich hatte gehört, wie sie immer wieder diesen Namen flüsterte, den Namen ihrer besten Freundin - meiner besten Freundin.

All das hatte ich gehört und… nichts getan. Nur zugesehen. Gezögert. Abgewartet.
 

Es war meine Schuld!
 

Ich hatte ihre Eltern gehört. Sie hatten sich gestritten. Sie hatten noch gelebt! Ich hatte die Gerüchte gehört. Die Gerüchte darüber, dass Sakura ihre Eltern umgebracht habe. Das sie Ino umgebracht hat. Alles Lügen! Niemand weiß, was wirklich passierte. Niemand… außer mir.
 

Ich war angekommen. Vor mir lag Konoha. Das Dorf. Mein zu Hause. Mein Leben. Doch das war vorbei. Der Schein trügt, sagt man so gerne. Ich hatte dieses Sprichwort nie verstanden, bis jetzt. Konoha war ein Ort voller Lügen! Ohne Skrupel und ohne Herz.

Lange verharrte ich so, ließ die letzten Bilder Konohas auf mich wirken. Wieso ich nichts gesagt hatte? Wieso ich verdammt noch mal nichts gesagt hatte?! Ich konnte nicht. Ich kann nicht. Seit dem Vorfall kam mir kein Wort mehr über die Lippen. Ich blieb stumm. Nüchternheit machte sich in mir breit. Es war niemanden aufgefallen. Weder Hanabi, noch Neji, meinem Vater, Naruto, der Hokage. Ich konnte diese Liste ewig weiter führen. Es wollte niemanden auffallen. Ich interessierte sie nicht, war unwichtig. Unsichtbar. So wie mein ganzes Leben schon. Es hatte sich doch eigentlich nichts für mich geändert. Niemand schenkte mir Beachtung, daher viel es auch niemanden auf, wenn ich den ganzen Tag verschwand, erst Abends wieder kam um gleich am frühen Morgen wieder zu gehen.
 

Ich hatte Zeit um mich vorzubereiten. Hatte alles genau durchdacht und geplant. Jeden Tag trainierte ich hier solange, bis ich zu erschöpft war, um überhaupt noch stehen zu können. Es war mir egal.

Ich wandte meinen Blick gen Norden, dort, wo mich mein Weg hinführen würde. Sie würden mich gehen lassen. Warum? Weil sie mich nicht sahen. Niemand sah mich. Es war, als wenn sie alle durch mich hindurchblickten.

Ein kühler Wind kam auf und ließ mein Haar tanzen. Ich schloss die Augen, genoss die zärtlichen Liebkosungen. Meine Hand wanderte langsam zu dem Band, dass um meinen Hals hing. Ich war damals so stolz gewesen, es tragen zu dürfen. So stolz. Verachtung machte sich in mir breit. Ich umfasste das harte Stück Metall mit meiner Hand und zog es mit einen Ruck von meinem Hals. Gedankenverloren besah ich mir das Symbol, das mich früher immer an Naruto erinnert hatte. Jetzt nicht mehr. So als wären Jahre vergangen, verblasste auch sein Bild wenn ich dieses Zeichen betrachtete. Mein Arm fiel kraftlos an meine Seite zurück, das Band immer noch fest in der Hand haltend.

Die Gesichter meiner Freunde kamen mir in den Sinn. Wie sie lachten und redeten. Ich kam mir plötzlich wie eine Fremde vor. All die Jahre war ich dabei gewesen und doch nicht dabei. Immer eine Außenstehende. Ich dachte an Ino. Sakura hatte sie oft als ihre Seele bezeichnet… und mich als ihren Engel. Die Beiden waren echte Freunde gewesen. So ehrlich. Ino. Ich musste hier weg. Ich wusste nicht, ob Sakura mich hasste, doch ich glaubte nicht das sie es wusste. Das sie wusste was ich getan hatte. Niemand wusste es. Niemand hatte mich unter Verdacht. Natürlich nicht. Ich war ja auch nicht da.
 

Ich wünschte Ino würde neben mir stehen, mit mir reden oder mir zulächeln. Zu mir war sie niemals zickig. Bei mir kam sie auch mal zur Ruhe, aber das wusste außer Sakura auch nicht einer. Wieder schweifte mein Blick zum Dorf, nahm jedes Gebäude genau ins Visier und blieb schließlich am Uchiha Viertel hängen. Ich war noch nie dort gewesen. Es war verboten und doch… Ohne es wirklich zu bemerken setzte ich mich in Bewegung. Es zog mich dort hin, zu dem Ort, der ausgestorben war. Gemieden wurde.

Ich ging durch die Straßen ohne die Umgebung wahr zunehmen. Vielleicht lief ich deswegen in jemanden hinein, vielleicht wollte es das Schicksal auch einfach so.

Überrascht sah ich auf, als ich mich mit einen Mal auf dem Boden wiederfand. Vor mir stand niemand anderes als Naruto und grinste mich entschuldigend an. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. “Oh Hinata, tut mir echt leid, ich hatte dich gar nicht bemerkt.” Natürlich nicht. Ich nickte einfach, wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen und erhob mich langsam. Trotz allem konnte ich nicht verhindern, wie mir die Hitze langsam ins Gesicht stieg. Ich konnte es mir einfach nicht abgewöhnen in Gegenwart von Naruto zu erröten. Nachdem ich mich erhoben hatte, ging ich schnell weiter.

Ich spürte seinen verwunderten Blick auf mir, doch dann hatte er mich auch schon vergessen.

Als ich in die Straße, die zum Uchiha Viertel führte, einbog, wurde ich langsamer. Es schien fast, als wenn der Hauch des Todes immer noch zu spüren war. Ich zögerte, war mir plötzlich nicht mehr sicher, ob das so eine gute Idee war, doch letztendlich ging ich weiter. Was sollte schon groß passieren? Es war niemand mehr da.

Die Häuser lagen still vor mir. Die Natur war schon im Begriff sich das Stück bebaute Fläche zurückzuerobern, denn überall wucherte Unkraut. Mit Bedacht ging ich durch die verlassenen Straßen und ließ die hier herrschende Ruhe auf mich wirken. Vor dem Haupthaus blieb ich stehen. Es stach heraus, war ein Stück größer als die anderen Bauten. Langsam und vorsichtig öffnete ich die Tür und betrat das Haus. Hier hatte Sasuke gelebt. Damals. Vor langer Zeit. Ich streifte durch die verlassenen Räume auf der Suche nach etwas, das mir selbst ein Rätsel war. In einem der Zimmer blieb ich stehen. Es ähnelte entfernt einem Kinderzimmer, Sasukes Zimmer? Zögernd blickte ich mich um. Alles war von einer dicken Staubschicht überdeckt. Fast schon ehrfürchtig strich ich über die Möbelstücke. Wie er sich wohl gefühlt hatte, als er Konoha verließ? Ich hatte nie viel mit ihm zu tun gehabt, aber er war Narutos bester Freund gewesen, war es immer noch. Ich seufzte, trat ans Fenster und richtete meinen Blick wieder gen Himmel. Die Sonne hatte bald schon ihren Zenit erreicht. Es wurde Zeit.

Ich flüsterte noch einige Worte, die nur Ino hören konnte und machte mich dann auf dem Weg zurück zur Anhöhe außerhalb Konohas. Dort lagen mein Proviant und alles weitere, gut versteckt, bereit.

Niemand sah mich, als ich das Uchiha Viertel verließ. Ich blieb noch einmal stehen um die verlassenen Häuser zu betrachten. Wie eine Hülle ohne Inhalt und doch so idyllisch, mit der Natur im Einklang.

Gemächlich durchschritt ich die Straßen und Gassen Konohas, meiner Heimat. Es eilte nicht, ich hatte Zeit. Die letzten Augenblicke wollte ich genießen, bevor ich im stillen Abschied nahm. Ich erreichte das Ende der Stadt und überquerte das große Tor, durch welches ich so oft gegangen war. Jetzt war es genauso, nur die Tatsache, dass ich nicht wiederkommen würde, warf einen Schatten darauf.
 

Die Sonne war dabei wieder unterzugehen und ich saß immer noch unbeweglich auf der Klippe über Konoha. Mein Rucksack lag neben mir auf dem Boden. Alles war bereit und doch ging ich nicht. Ich wollte noch einmal sehen, wie die Sonne unterging, über dem Ort, den ich einst so geliebt hatte. So beobachtete ich still, wie sie sich dem Horizont Schritt für Schritt näherte. Ein Vogel sang in der Ferne sein letztes Lied für diesen Tag und die Grillen begannen ihr alltägliches Stück anzustimmen. Ich lauschte ihren Melodien und durchdachte ein letztes Mal meinen Plan.

Die Sonne verschwand hinter dem Horizont. Ich erhob mich, warf einen wirklich allerletzten Blick auf die Ansiedlung, nahm mir meinen Rucksack und verschwand im Dunkeln der Nacht.

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Leute ihr seid die Besten!!! 57 Favos o.o I ♥ u all^^

One Side of You

One Side of You
 

Die wohlige Wärme, welche ich schon seit geraumer Zeit wahrnahm, ließ allmählich nach. Dafür kam er, der Schmerz. Langsam, wie Nebel schlich er sich in mein Bewusstsein. Ich wünschte ich könnte ihn vertreiben, wie man es mit einer lästigen Fliege tat, aber es klappte nicht. Schließlich flatterten meine Lider und gleißendes Licht blendete mich. Ich stöhnte und presste die Augen zusammen. Nach einiger Zeit öffnete ich sie wieder zaghaft. Nur langsam gewöhnten sie sich an die Helligkeit. Verwirrt blickte ich mich um. Wo war ich? Ich erkannte die Konturen von Bäumen. Viele Bäume. Ein Wald. Ich setzte mich langsam auf, bis mich ein stechender Schmerz inne halten ließ. Zischend atmete ich aus und presste meine rechte Hand auf die nun pochende Stelle an meiner Seite. War ich verletzt? Vorsichtig wollte ich mein Oberteil hochziehen, doch eine Stimme hielt mich davon ab. “Lass es, es ist kein schöner Anblick.” Ich zuckte zusammen, suchte hektisch nach dem Ursprung, der Person, welcher diese Stimme gehörte. So melodisch und doch so kalt. Und dann erblickte ich ihn. Itachi. Er saß schräg gegenüber meines Lagers an einen Baum gelehnt da und musterte mich aufmerksam.

Langsam kamen die Erinnerungen wieder. Die Mission. Sasuke. Itachi. Und dann? Schmerzen. Sasuke hatte mich mit seinem Schwert verletzt! Was kam danach? Hilfesuchend blickte ich zum Uchiha. “Was… ist passiert?” Ich hatte die Mission allem Anschein nach nicht erfüllt. Der Sharinganträger bedeutete mir liegen zu bleiben, als ich mich erheben wollte. “Du hattest eine kleine Auseinandersetzung mit Sasuke.” Er war nicht bereit, mehr Preis zu geben, dass erkannte ich sofort. “Ich muss die Mission noch erfüllen… oh Gott, was ist, wenn die Zielperson gar nicht mehr im Dorf ist, was wenn…-” “Ich habe sie ausgeführt.” Ich stockte. Er… hat was? Aber warum? “Wieso solltest du das tun?” Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Plötzlich stand er auf und ging langsam auf mich zu. Kurz vor mir ging er in die Hocke und fixierte mich mit seinen beeindruckenden Augen. “Du solltest dich nicht mit Madara anlegen, Kleine. Er gewinnt immer.” Verwundert blickte ich zu ihm auf. “Woher weiß-” “Ich kenne ihn. Er spielt mit seinen Opfern. Er wird dich zerquetschen.” Ich schluckte. “Aber…-” “Wieso du?” Ich nickte leicht und wunderte mich, über die Sprachgewandtheit Itachis. Plötzlich hob der Schwarzhaarige eine Hand und nahm eine meiner rosa Strähnen zwischen die Finger. Erstaunt beobachtete ich ihn dabei. Ich wagte nicht, mich unter der plötzlichen Berührung des Uchihas zu rühren. “Das frage ich mich auch.” Er nahm seine Hand zurück, erhob sich und wandte sich von mir ab. “Auf jeden Fall hat er etwas geplant.” Ich starrte auf seinen Rücken. “Du magst ihn scheinbar nicht…” Er drehte sich wieder zu mir, ein kaltes Lächeln auf den Lippen. “Kluges Mädchen.” Ich zog unwillkürlich den Kopf ein. “Was machst du überhaupt hier? Du warst wohl kaum zufällig in der Nähe…” Er ballte seine rechte Hand zur Faust, doch löste sie keine Sekunde später wieder, sodass sie nun entspannt an seiner Seite hing. “Madara wusste sicher, dass Sasuke in der Nähe war. Er wollte, dass du auf ihn triffst.” Das beantwortete zwar nicht meine Frage, doch ich schwieg. “Wir müssen wieder zurück”, bemerkte Itachi kühl. Ich nickte sachte und wollte aufstehen. “Nein, bleib liegen.” Ich runzelte die Stirn. “Und wie soll ich dann laufen?”

Itachi schwieg einen Moment, bis er auf mich zu kam. Ich betrachtete ihn skeptisch. “Du will-” Schon hatte er mich in Brautmanier hochgehoben und ich verstummte. Fast augenblicklich schoss mir die Hitze ins Gesicht. Ich wollte schon protestieren, doch er schüttelte nur den Kopf. “Deine Wunde ist tief. Sie würde nur wieder aufgehen. Außerdem hast du ein Schädel-Hirn-Trauma, du würdest also nicht weit kommen.” Ich suchte seinen Blick. Er erwiderte ihn kurz und intensiv, bis er nach vorne schaute. “Ich habe die Wunde verbunden.” Meine Augen weiteten sich. Uchiha Itachi hatte mich verbunden? Mich! Und er hatte mir geholfen, mehrfach. Es war fast schon unheimlich. Ich hätte nie gedacht, dass der schweigsame Nuke-nin auch eine andere, eine hilfsbereite Seite hatte.

Er setzte sich in Bewegung. Nach einiger Zeit entspannte ich mich etwas und lehnte schließlich zaghaft meinen Kopf an seine Schulter. Das auf und ab sorgte dafür, dass mir schlecht wurde. Nur der ruhige Herzschlag Itachis sorgte dafür, dass ich mich nicht übergeben musste. Nach einiger Zeit wurden meine Augenlider immer schwerer, bis ich schließlich in einen leichten Schlaf abdriftete.
 


 

***
 

Ich betrachtete Sakura kurz, als ich bemerkte, wie ihre Atmung immer ruhiger wurde. Sie war tatsächlich eingeschlafen. Das Mädchen war einfach viel zu gutgläubig. Wer außer ihr wäre denn in den Armen eines S-Rang Nuke-nin eingeschlafen? Niemand.

Ruhig lief ich weiter und wieder einmal fiel mir auf, dass die kleine Kunoichi kaum etwas wog. Hinter ihren zierlichen Körper würde niemand eine solche Kraft vermuten, wie die Sakuras.

Es würde niemanden auffallen, dass ich die Mission anstatt ihr erledigt hatte, denn wir waren nicht einmal im Zeitverzug. Stellte sich nur die Frage, wie ich Sakuras Verletzungen erklären sollte. Ich konnte schlecht sagen, dass ich wissen wollte, wie sie auf meinen kleinen Bruder reagierte und somit zugelassen hatte, dass er sie fast aufspießte. Das Schlimmste hatte ich zwar noch verhindern können, aber nächstes Mal hätte die Rosahaarige ein großes Problem, denn nun richtete sich die Wut Sasukes auch gegen sie.

Ich betrat Ame mit Sakura in den Armen. Die Bewohner warfen mir argwöhnische Blicke zu, doch ich ignorierte sie. Ich verlagerte Sakura auf einen Arm um die stählerne Tür zum Turm zu öffnen. Drinnen empfing mich Wärme und Trockenheit. Ich mochte den Regen nicht wirklich. Schweigend durchquerte ich die Eingangshalle und stieg die Treppen empor. Alle Fackeln brannten, da es draußen schon dunkeln geworden war. Im richtigen Stockwerk angekommen, verharrte ich unschlüssig. Wo bringe ich sie hin? Schließlich entschied ich mich dafür, die Roshaarige erst einmal in den Aufenthaltsraum zu bringen. Wenn Madara etwas wollte, würde er sich bemerkbar machen.

Als ich eintrat richteten sie alle Blicke auf mich, oder vielmehr auf die Person in meinen Armen. Ich sagte nichts, legte die Kleine auf ein freies Sofa und gesellte mich zu Kisame. Dessen Blick schweifte kurz von Sakura zu mir und wieder zurück, bis seine Neugierde siegte und er grinsend zu seiner Frage ansetzte. Ich schaute ihn finster an, doch davon ließ er sich schon lange nicht mehr abhalten. “Was hast du denn mit der Kleinen angestellt?”, fragte er grinsend. Deidara, der sich wahrscheinlich die gleiche Frage gestellt hatte, beugte sich interessiert vor. Ich hätte mich doch woanders hinsetzen sollen. “Hn.” “Uchiha! Das kleine Unschuldslamm hab ich mir reserviert! Ich brauch mal wieder etwas Spaß”, grölte Hidan aus einer Ecke des Zimmers. Warum musste er eigentlich immer so laut sein? Außerdem hatte er durch sein Gebrüll Sakura geweckt. Wieder richteten sich alle Augen auf sie. Sie blinzelte einige Male, bevor sie herzhaft gähnte und sich die Augen rieb. “Sind wir schon da”, murmelte sie verschlafen, bevor sie registrierte, dass alle sie beobachteten. Eine leichte Röte erschien auf ihren Wangen und sie senkte peinlich berührt den Blick. Ich betrachtete sie. Als ich ihre Wunde versorgt hatte, bekam ich einen guten Blick auf ihren Körper. Sie war ziemlich durchtrainiert, aber es stand ihr. Ihr flacher Bauch, ihr- ich verbot mir weiter darüber nachzudenken. Ich musste meine Bedürfnisse stillen, dringend! Geschwind erhob ich mich und verließ den Raum. Den wissenden Blick Kisames spürte ich überdeutlich in meinen Nacken.
 


 

***
 

Verwirrt blickte ich zu Deidara, als der Blonde eine hitzige Diskussion mit Hidan anfing. Worum es dabei allerdings genau ging, hörte ich nicht heraus. Warum reden die über Lämmer? Ich gähnte noch einmal herzhaft und erhob mich dann langsam. Sofort überfiel mich Schwindel und ich musste mich an der Lehne des Sofas festhalten. Im nächsten Moment stand der blondhaarige Akatsuki neben mir und bot mir seinen Arm an. “Du siehst so aus, als wenn du Hilfe brauchst, un”, erklärte er sich. Ich lächelte ihn matt zu. “Was hast du denn da gemacht”, ertönte die überraschte Frage des Haimenschen von rechts. Fragend hob ich den Blick. “An deinem Kopf.” Verwirrt hob ich die Hand und fühlte Wundschorf. Achja, da hatte ich mich ja auch verletzt. “Ähm… ich hatte ein kleines Wiedersehen mit einem ehemaligen Teamkameraden.” Interessiert sah Deidara mich an. “Wer denn, un? Etwa der Kyuubi-Junge?” Ich schüttelte leicht den Kopf. “Nein, Sasuke”, presste ich raus. “Du warst mit dem Uchiha in einem Team?” War das denn so interessant? Ich blickte zu Kisame und nickte. “Hai.” “Und der hat dich so zugerichtet?” Wieder nickte ich. “Nett.” Der Schwertkämpfer grinste breit. Ich verzog das Gesicht. “Gar nicht”, gab ich eingeschnappt von mir und funkelte ihn an. Er grinste nur weiter und ich wandte mich ab. “Du willst sicher in dein Zimmer, hm?” Ich nickte Deidara zu und er führte mich aus den Raum hinaus. Schweigend brachte er mich in mein Zimmer und ich befreite mich aus den weißen Mantel. Ich lächelte den Nuke-nin dankend an. Er nickte mir noch einmal zu und ließ mich dann allein. Stöhnend sank ich ins Bett und vergrub mein Gesicht im Kissen. Eigentlich müsste ich noch duschen, doch das könnte ich auch auf später verschieben. Ich zog mir noch die Stiefel von den Füßen und kuschelte mich in meine Decke, bevor mich auch schon der Schlaf übermannte.

Catch me if you can

Catch me if you can
 

Die Bäume rauschten an mir vorbei. Nur verschwommene Schemen nahm ich von ihnen war. Zwei Tage waren vergangen. Seit zwei Tagen war ich unterwegs, auf zu ihr. Sakura. Ich hörte ganz in meiner Nähe Stimmen und änderte abrupt die Richtung. Ich hätte mir denken können, dass Vater ausrasten würde wenn er bemerkte, dass ich weg war. Aber das er gleich so einen Aufstand machen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Ein Lachen glitt meine Kehle empor und glockenhelle Töne entschlüpften meinem Mund. So gut hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. So lebendig. Und alles hatte angefangen mit ihnen. Sakura war nun seit fast fünf Wochen verschollen, doch ich wusste, dass sie noch lebte. Ich spürte es!

Mein Weg war mir zwar unbekannt, da ich keinerlei Anhaltspunkte auf ihren Aufenthaltsort hatte, doch dass war nur ein Vorteil für mich, denn so konnte ich ohne Probleme immer wieder meine Richtung ändern, ohne vom Kurs abzukommen. Hinzu kam, dass es meinen Verfolgern schwer viel, mich nicht zu verlieren. Wieder lachte ich. Ich fühlte mich frei! Ich betrachtete das Stück Brot in meiner Hand, dass ich mir vor kurzen in einen kleinen Dorf gekauft hatte. Sie hatten mich fast erwischt, doch eben nur fast. Nejis Schreie hatte man im ganzen Dorf gehört. Wie er mir befehlen wollte, dass ich stehen bleiben soll, während ich über die Dächer verschwunden war. Er verstand nicht. Niemand verstand! Lächerlich. Ich formte einige Fingerzeichen und aktivierte mein Byakugan. Ah, sie hatten mich wieder entdeckt, auf jeden Fall einige von ihnen. Ich grinste und beschleunigte meinen Lauf. Alle hatten mich für schwach gehalten. Sie hatten mich unterschätzt. Jetzt lief ich ihnen davon, doch sie erkannten nicht, wieso. Verblendet. Uneinsichtig.

Ich nahm eine kleine Ansiedlung in einigen Kilometern Entfernung war. Eine Bleibe für die bald hereinbrechende Nacht wäre schon nicht schlecht… Ich änderte erneut die Richtung, entfernte mich allerdings wieder von dem eben entdeckten Dorf. Schließlich wollte ich nicht, dass meine Verfolger mein jetziges Ziel erkannten.

Der Mond stand hoch am Himmel, als ich mich erleichtert n die Kissen gleiten ließ. Hartnäckig waren sie ja, aber das lag wahrscheinlich an der, ihnen von Hiashi angedrohten, Strafte, wenn sie es nicht schafften mich einzufangen. Ich lachte. Einfangen, wie ein Tier, etwas dass sie nicht verstehen. Mal wieder. Ich schloss die Augen und dämmerte weg.
 

Kerzen gerade saß ich im Bett. Was mich geweckt hatte wusste ich nicht, doch ich sollte mir schnell Klarheit verschaffen. Ich erhob mich rasch und sammelte vorsorglich mein Gepäck ein. Sicher war sicher. Wieder schloss ich Fingerzeichen und aktivierte zum wiederholten Male an diesem Tag mein Bluterbe. Augenblicklich erstarrte ich. Sie waren hier. Im Dorf, nur wenige Meter von mir entfernt. Ich seufzte, öffnete leise das Fenster und wollte mich schon aus dem Staub machen, als mein Blick an dem kleinen Notizblock auf dem Nachtschränkchen hängen blieb. Ich musste grinsen. Das ich es jemals wagen würde, meinen Vater so zu verärgern, hätte ich mir nie träumen lassen. Elegant glitt ich wieder von der Fensterbank und nahm einen bereit liegenden Stift zur Hand. Mit schwungvollen Bewegungen hinterließ ich ihnen eine Nachricht.
 

“Catch me if you can.”,

murmelte ich leise, bevor ich den Zettel gut sichtbar auf dem Boden platzierte. Dieser Charakterzug war neu an mir, doch er gefiel mir immer besser. Ich tätschelte mir selbst kurz die Schulter, bevor ich mein Chakra einen Moment aufleuchten ließ und aus dem Fenster verschwand.

Wieder jagte ich durch den Wald, nun aber um einiges langsamer, da mir bis jetzt niemand gefolgt war und mich zur Eile drängte. Ich beobachtete den wunderbaren Sonnenaufgang, während ich den ersten mutigen Vögeln lauschte, wie sie fröhlich zwitschernd auf Nahrungssuche gingen. Ich seufzte wohlig auf und streckte mich genüsslich. Dann blieb ich stehen, nahm mir etwas Proviant aus dem Rucksack und verspeiste, umgeben von den friedlichen Klängen der Natur, mein Frühstück. Den Rest legte ich wieder zurück. Dabei streiften meine Finger kühles Metall. Vorsichtig nahm ich das Stirnband heraus und betrachtete es. Ich war kein Nuke-nin, oder doch? Meine Absichten waren nicht die eines Verräters und doch hatte ich meinem Dorf den Rücken gekehrt. Ich stopfte das Band zurück und setzte mich wieder in Bewegung. Für Sakura würde ich sogar zum Nuke-nin werden.

Meine Gedanken schweiften zurück zu dem Ereignis, dass ich eigentlich vergessen wollte. Ich hatte zwei mir wohlbekannte und doch völlig fremde Menschen auf dem Gewissen und obwohl ich wusste, was sie getan hatten und im Begriff waren zu tun, viel es mir schwer, kein schlechtes Gewissen zu haben.

Ich klatschte einmal in die Hände um wieder ins Hier und Jetzt zu kommen. Ich hatte ein Ziel, dass sollte ich nicht vergessen. Wieder streckte ich mich und gähnte herzhaft. Gemächlich erreichte ich ein weiteres Dorf. Es gab ungewöhnlich viele hier. Wo war ich eigentlich genau? Das Einzige, was ich mit Bestimmtheit sagen konnte war, dass ich mich nicht mehr im Feuerreich befand.

Ich betrat es neugierig und war positiv überrascht. Das bunte Treiben eines überfüllten Marktes empfing mich. Lächelnd reihte ich mich in die Besucher ein und betrachtete mit echten Interesse die ausgelegten Waren.

Meiner Meinung nach brauchte ich dringend ein neues Outfit um

1. nicht so schnell erkannt zu werden und

2. meiner Aufgabe gerecht zu werden.

Neue Kleidung war da nach meiner Ansicht ein guter Anfang. Ich entschied mich für dunkle Farben. Ein schlichtes Dunkelblau oder Schwarz. Unauffällig sein hieß die Devise.

Schließlich hatte ich eine kurze, weite schwarze Hose und ein dunkelblaues Shirt in der Hand. Ein dunkler Mantel nannte ich schon mein Eigen, da mich der hier vorherrschende Regen nervte. Glücklich mit meiner Ausbeute suchte ich mir eine Herberge und mietete mich dort ein. Eine warme Dusche und ein neues Outfit später saß ich in einer gemütlichen Ecke des Schankraums und verspeiste genüsslich die warme Mahlzeit. Die Tür zur Herberge öffnete sich und ich schaute kurz auf. Erstarrt beobachtete ich die Person, welche soeben eingetreten war. Beinahe wäre mir mein Besteck aus der Hand gefallen. Ich senkte schnell den Blick und hoffte, dass er mich nicht entdeckt hatte… Sasuke. Alle suchten ihn, niemand fand ihn und jetzt lief er mir in irgendeinen kleinen Dorf in Ame über den Weg? Ich hatte schnell herausgefunden, wo in etwa ich war, da eine redselige Marktverkäuferin darüber philosophiert hatte, dass der ewige Regen in Ame etwas trostloses an sich hatte. In Gedanken gab ich ihr recht.

Aus den Augenwinkeln spähte ich zur Tür, doch der Schwarzhaarige war verschwunden. Wo-? Ich verkrampfte mich, als vier Stühle zurückgezogen wurden und mein neuer Besuch sich zu mir gesellte. Ich atmete tief durch, entspannte mich und aß weiter, als sein nichts geschehen.

“Sasuke-ku~n, warum müssen wir immer noch hier bleiben? Der Regen nervt und ich bezweifle, dass dein Bruder sich so schnell wieder hier bli-” “Sei still Karin.” Ich zuckte kaum merklich zusammen. Diese Stimme. Keinerlei Emotionen waren herauszuhören. Unheimlich. “Genau, Karin. Halt endlich mal die Klappe!” Ebenfalls männlich, aber die Stimme war mir gänzlich unbekannt. “Halt doch selber die Klappe, Suigetsu!” Anscheinend war diese Karin ziemlich aufbrausend. “Ich? Wieso sollte ich? Du hast doch diese rosa Kunoichi aufgetrie-” “Suigetsu.” Wieder durchschnitt Sasukes eisige Stimme die Luft. Ich erstarrte. Rosa Kunoichi? Ich kannte nur eine rosa Kunoichi! Sakura…

Mein Blick huschte nach oben und blieb an roten Iriden hängen. Ich erbleichte. Verwirrung spiegelte sich in seinem Blick, doch sie wechselte schnell zu Erkenntnis. Ich hob meinen Kopf gänzlich. “Was hast du mit Sakura gemacht?” Selbst überrascht von der Ruhe in meiner Stimme, straffte ich die Schultern. Drei weitere Personen saßen mit Sasuke und mir am Tisch. Ein rothaariges Mädchen und zwei junge Männer. Alle sahen mich an. “Was macht eine Hyuuga ganz allein, soweit weg von Konoha?” Meine Augen verengten sich. “Wo ist Sakura?” Ein hämisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. “Ist sie etwa verschwunden?” Ich beugte mich vor. “Wo ist sie, Sasuke?” “Ist das schon wieder so eine Konoha-Schlampe?” “Karin!” Sasuke warf ihr kurz einen warnenden Blick zu, bis er sich wieder mir zuwandte. “Wieso denkst du, dass ich es weiß?” Immer noch grinste er böse. “Wo?!” Ich war aufgestanden und funkelte ihn wütend an. “Die kleine schüchterne Hinata… wieso sollte ich es dir sagen?” Lange blickten wir uns in die Augen. Ich setzte mich wieder, während er sich lässig zurücklehnte. “Weil… du es ihr schuldig bist.” Die Rothaarige kreischte wütend auf, doch wir ignorierten sie, lieferten uns ein stummes Blickduell. Schweigend wartete ich auf eine Antwort. Plötzlich nickte der Uchiha seinem Team zu und erhob sich. Er sah noch einmal kurz zu mir. “Akatsuki.” Dann gingen sie.
 


 

***
 

Ich saß ruhig an meinem Schreibtisch und lauschte den Berichten einiger Dorfbewohner. Sie sprachen von Unruhen, viele Ninja, die jedes noch so kleine Dorf stürmten und nach irgendetwas oder irgendwem zu suchen schienen. Ein älterer Mann trat vor, ging auf die Knie und senkte das Haupt. “Kami-sama, wir erflehen Eure Hilfe. Da gehen Dinge vor, die über unseren Verstand hinausreichen.” Die Anderen taten es ihm gleich und knieten nieder. Ich musterte sie. “Ich werde mich darum kümmern und jetzt geht!” Es ging mir nicht um das Wohl der Bewohner, aber wenn sich dutzende feindliche Shinobi in meinem Reich aufhielten, musste etwas wichtiges vorgefallen sein und mich interessierte was. “Konan, hol Sasori und Deidara.” Ein kurzes flattern wie von umher fliegenden Papier war zu vernehmen und sie war fort. Ich stützte meinen Kopf auf meine Arme und wartete. Drei Minuten später öffnete sich die Tür und die beiden Nuke-nin traten ein. “Ich habe einen kleinen Auftrag für euch. In den umliegenden Dörfern treiben sich nach berichten ziemlich viele auswärtige Ninja herum. Findet heraus, ob diese Angaben stimmen und was sie hier wollen.” Beide nickten und verließen den Raum. So sollte es immer klappen. Konan trat aus dem Schatten heraus und blieb neben mir stehen. “Meinst du, sie suchen noch nach ihr?” Sie sah mich nicht an, blickte stattdessen stets zur Tür. “Nein. Sie müssen darauf hoffen sie durch Zufall zu treffen, aber das wird nicht geschehen.” Sie nickte. “Sie sind wieder hier.” “Ich weiß und ich habe noch einiges mit Itachi zu besprechen…” Fragend wandte sie den Kopf. “Woher wusstest du, dass er ihr folgen sollte?” Ich schloss die Augen. “Das hier ist mein Gebiet.” “In den umliegenden Dörfern scheint es seit Tagen zu regnen.” Ich musterte die blauhaarige Kunoichi eingehend. Wieso wechselte sie jetzt das Thema? Frauen. Sie fuhr fort. “Wenn das so weiter geht wird die Ernte dieses Jahr wohl schlecht ausfallen. Der Regen sollte nicht alles zerstören.” Sie sah mich scharf an. “Ich… werde es mir durch den Kopf gehen lassen. Hol mir Itachi her.” Sie nickte und verschwand erneut.
 


 

***
 

Akatsuki… ich konnte es nicht glauben. Sakura… was ist nur mit dir passiert? Ich seufzte und drehte mich auf die andere Seite. Stundenlang hatte ich noch im Wirtshaus gesessen, bis ich mich schließlich im Stande fühlte aufzustehen. Jetzt lag ich schon lange wach und wälzte mich herum. Der Gedanke, Sakura bei Akatsuki zu wissen, war erschreckend. Wie konnte es nur soweit kommen? Diese Frage hatte sich in meinem Kopf festgesetzt, obwohl ich sie nicht beantworten konnte. Niemand konnte das. Freiwillig würde sie wohl kaum dort sein, denn sie hatte nichts getan, was das hätte zur Folge haben können. Schließlich glitt ich nach Stunden in einen unruhigen Schlaf, der aber nicht lange anhielt. Hellwach saß ich im Bett und sah aus dem Fenster. Es war früher Morgen. Ein geeigneter Zeitpunkt um aufzubrechen. Um an Informationen über Akatsuki zu gelangen sollte ich ein größeres Dorf aufsuchen. Ich nickte mir selbst zu und zog mich um. Die neuen Sachen gefielen mir immer noch sehr. Ich seufzte, als ich mein Stirnband betrachtete. Dann band ich es mir, nach kurzem Zögern, locker um die Hüfte, sodass die Metallplatte an meiner rechten Seite baumelte.

“Los geht’s”, murmelte ich leise, bevor ich wieder über die Dächer verschwand. Die Chakren der Hyuuga waren nicht weit. Es würde nur eine weitere Nachricht warten. Die selbe wie zuvor, doch sie würden wütend sein. Sehr wütend. “Catch me if you can.” Ich grinste, bevor ich wieder ernst wurde und vom letzten Hausdach auf einen dicken Ast wechselte. Nun raste ich wieder durch den Wald mit dem Ziel: Ame-Gakure.
 


 

***
 

“Pain-sama.” Ich sah auf. Ein Abbild Sasoris stand vor meinem Schreibtisch. Ich bedeutete ihm zu sprechen. “Die Angaben entsprechen der Wahrheit. Es sind Shinobi aus Konoha. Der halbe Hyuuga-clan ist unterwegs. Sie… suchen die Clanerbin, die sich allem Anschein nach aus dem Staub gemacht hat. Mit ist zu Ohren gekommen, dass sie eine gute Freundin von Sakura ist. Auf jeden Fall ist hält sie sich in Ame auf. Das konnten mir mehrere Bewohner bestätigen.” Ich nickte. Die Hyuuga-Erbin also? Interessant. Wirklich interessant. Ich erhob mich. “Du kannst gehen.” Er löste sich auf. “Zetsu.” Keine Sekunde später wuchs er aus dem Boden. “Hai, Pain-sama?” “Suche die Hyuuga-Erbin und finde heraus, was ihre Ziele sind.” “Hai.” Na kleine Hyuuga… meinst du wirklich es war klug, sich nach Ame zu wagen? Das hier ist Gebiet der Akatsuki. Unser Augen und Ohren sind überall. Ein bösartiges Grinsen schlich sich auf mein Gesicht.

Steps into the Future

Steps into the Future
 

“Und ihr müsst wirklich bei eurer Prüfung gegen euren besten Freund antreten?” Allein bei der bloßen Vorstellung überkam mich eine Gänsehaut und ich verzog unbeabsichtigt mein Gesicht. Wie konnten die Eltern der Kinder das überhaupt zu lassen? Der Haimensch nickte. Schon seit über einer Stunde fragte ich ihn über sein Leben aus und er gab mir, zu meiner Überraschung, bereitwillig Antwort. Wir hatten es uns im Gemeinschaftsraum gemütlich gemacht. Kisame fläzte sich auf einer der zwei Couch. Die andere befand sich zur Zeit in Besitz von Kakuzu, welcher Steckbriefe und ein erstandenes Bingo-Buch studierte. Ich selbst begnügte mich mit einen der Sessel. “Ich verstehe die Auswahlverfahren in Konoha nicht”, meinte der Schwertkämpfer gerade Stirn runzelnd, als die Tür leise geöffnet wurde. “Es wird viel Wert auf Teamwork gelegt. Die ANBU-Prüfungen sind anders.” Irritiert blickte ich auf, als die tiefe Stimme Itachis anstatt meiner antwortete. Kisame grinste breit. “Teamwork? Was soll das denn für eine Prüfung sein?” Ich zuckte leicht mit den Schultern. “Jeder Sensei führt einen individuellen Test durch. Es liegt in seinen Ermessen, ob die Anwärter Genin werden oder nicht, schließlich hat er die Verantwortung für das Team. Vorher muss man eine kleine Abschlussprüfung auf der Akademie machen. Grundkenntnisse, weißt du?” Der Hoshigaki verzog das Gesicht zu einer Fratze. “Es wundert mich, dass dieses Dorf mit solchen Methoden einen ziemlich fähigen Jahrgang auf die Beine gestellt hat.” Ich bemühte mich meine Verwirrung nicht zu zeigen. “Welchen meinst du?” Er zog nur eine Augenbraue nach oben. “Deinen”, erwiderte sein Partner ruhig. Wieder wanderte mein Blick zum Sharinganträger. “In jeden Jahrgang wird man fähige Shinobi finden. Was zeichnet meinen aus?” “Ihr seid alle talentiert”, merkte der Haimensch an. “Das stimmt so nicht”, widersprach ich leise. “Ich könnte gleich drei Namen nennen von Personen, die vor zwei Jahren noch sehr schwach gewesen sind.” Kisame zeigte wieder sein Haifischgrinsen. “Wer?” Ich stockte und verengte meine Augen zu Schlitzen. “Hinata ist sehr stark geworden.” Er grinste fortwährend. “Das war ein Name.” “Ich.” Ich vermutete so etwas wie Unglauben auf seinen Gesicht gesehen zu haben, doch er hob nur die Finger und zeigte eine Zwei. Ein Schatten legte sich auf mein Gesicht und ich spähte aus den Augenwinkel zu Itachi. “Ino.” “Du bezeichnest dich selbst als schwach?” Kisame schien seine Zweifel zu haben, während ich gleichgültig nickte. “Ich verfüge über keine besonderen Fähigkeiten, nicht wahr?” Der ehemalige Kiri-nin setzte sich auf. “Mädchen, du hast Sasori besiegt”, meinte er ungläubig. “und der ist, so ungern ich das auch sage, ziemlich stark”, setzte er hinzu. “Ich hatte Glück.” Und Hilfe. “Der Leader würde dich kaum hier behalten, wenn du nicht von Nutzen wärst.” Ich schüttelte nur den Kopf. “Von Nutzen? Sieh mich an. Den einzigen Nutzen, den er aus mir ziehen könnte wäre, mich als Druckmittel für Na- für den Junchuriki zu benutzen. Außerdem habe ich die Mission doch verpatzt.” Jetzt zeichnete sich wirklich Überraschung in seinen Zügen ab. Selbst Kakuzu blickte neugierig auf. “Du hast-” “Das spielt keine Rolle.” Beim Klang der Stimme des Uchihas zuckte ich zusammen. Verunsichert blickte ich in seine roten Iriden. Er warf mir einen durchdringenden Blick zu und ich verstand. Niemand hatte gewusst, dass ich die Mission nicht erfüllt hatte, genauso wie niemand meine schwere Bauchwunde gesehen hatte. Diese hatte ich, sobald es mir möglich gewesen war, geheilt. Ich schielte zu Kisame und kratzte mich verlegen am Kopf. “Naja, nicht richtig verpatzt. Halt mehr…” Ich verstummte und suchte nach Worten, die mich nicht gänzlich blöd da stehen ließen. “… es gab Komplikationen.” Der Nuke-nin betrachtete mich skeptisch. “Komplikationen.” Ich lächelte gezwungen und nickte. “Du weißt, dass es alltäglich ist mit Komplikationen konfrontiert zu werden?” Erneut grinste er breit, doch dieses Mal war es eine Spur spöttisch. “Naja”, stammelte ich unsicher drauf los, ohne zu wissen, was ich überhaupt sagen wollte. Plötzlich setzte sich Itachi, welcher die ganze Zeit über im Durchgang gelehnt hatte, in Bewegung und ließ sich neben Kisame auf dem Sofa nieder. Ich schloss meinen Mund und verfolgte jede seiner Bewegungen gebannt. Bei seinen anmutigen Schritten kam ich mir seltsam plump vor. Es schien, als wäre er jede Sekunde seines Daseins überlegen. In allen was er tat. Ich wollte ihm auf keinen Fall in einen Kampf auf Leben und Tod gegenüberstehen. Ich hielt inne. Das waren ganz falsche Gedanken! Eigentlich müsste ich ihn fürchten, wenn ich einen gesunden Menschenverstand gehabt hätte, oder verachten, wenn nicht gar hassen für das, was er Sasuke angetan hatte und doch… nichts war mir ferner. Der ältere der Uchiha-Brüder war mir momentan sogar um einiges sympathischer, immerhin hatte nicht er den Versuch gestartet mich aufzuspießen wie ein Stück Speck, dass man über dem Feuer braten wollte. Und dennoch ist er ein S-Rang Nuke-nin! Kisame räusperte sich vernehmlich und riss mich aus meinen Überlegungen. Ich spürte, wie mir langsam diese verräterische Hitze ins Gesicht stieg, als mir bewusst wurde, dass meine Augen immer noch auf dem Uchiha ruhten. “Was wolltest du eben sagen?” Ich blinzelte zweimal und wandte mich wieder dem Haimenschen zu. “Äh, was?” Ich legte leicht den Kopf schief. “Was ich sagen wollte… äh, dass habe ich wohl vergessen.” Zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten kratzte ich mir verlegen am Hinterkopf. Naruto färbte eindeutig ab. Kisame lachte schallend los. “Sicher, du warst ja auch anderweitig beschäftigt.” Ich runzelte die Stirn und rümpfte leicht die Nase. “Pah.” Verhindern, dass ich noch röter wurde, konnte ich leider nicht. Du hast Uchiha Itachi angestarrt. Du hast ihn ANGESTARRT! Konnte ich noch tiefer sinken?

Das plötzliche aufreißen der Tür ließ mich neuerlich zusammenfahren, doch froh über jede Ablenkung wandte ich mich dem Neuankömmling zu. “Deidara.” Der ehemalige Iwa-nin betrat den Raum und setzte sich auf den verbliebenen Sessel. Seine Augen huschten zu Kisame und Itachi. “Müsst ihr nicht auf Mission, un?” Kisames Grinsen wurde breiter. “Im Gegensatz zu euch sind wir schon längst fertig, Blondi.” übend stierte der Blondhaarige auf den Haimenschen. “Zetzu sollte uns noch Informationen bringen, hm. Erst danach können wir los.” Er schien wirklich verärgert darüber, dass Kisame sich über ihn lustig machte. Ich erhob mich. “Wo willst du denn hin?” Ich musterte kurz den ehemaligen Kiri-nin und überlegte, ob es einer Antwort bedurfte. “Ich denke ich darf mich hier frei bewegen ohne mich rechtfertigen zu müssen”, erwiderte ich leicht verbissen. Beschwichtigend hob er die Hände. “Warum gleich so zickig?” Meine Augen verengten sich zu schlitzen. “Pah.” Damit marschierte ich aus dem Raum. Im Flur blieb ich unschlüssig stehen. Weder hatte ich einen Plan, warum ich gerade gegangen war, noch wusste ich, wohin ich jetzt gehen sollte. Allerdings wusste ich, dass ich mich weiterentwickeln musste. Körperlich als auch geistlich. Dabei hatte ich mich schon verändert. Vielleicht nur ein wenig, aber wenn ich so darüber nachdachte, dann war es doch mehr als nur ein bisschen. Das Gespräch mit Kisame eben war der beste Beweis dafür. Ich hatte mich mit einen Nuke-nin unterhalten. Einfach so und ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie ich ihn töten könnte. Ob ich dafür überhaupt stark genug wäre, war eine ganz andere Frage. Dennoch sollte ich immer im Hinterkopf behalten, dass ich Konoha treu war. Meiner Heimat!

Unwillkürlich ballte sich meine rechte Hand zur Faust. Ich durfte mich nicht unterkriegen lassen! Meine Beine trugen mich wie von Zauberhand durch die Gänge, bis ich vor dem Trainingsraum anhielt. Zögernd griff ich nach der Klinke und drückte sie hinunter. Die Tür schwang auf und ich betrat den Raum dahinter. Jetzt kommt erst einmal die körperliche Stärke. Ich hatte sogar mit dem Gedanken gespielt Itachi zu fragen, ob er mich trainieren konnte, doch das war nicht mit meinem Gewissen vereinbar. Er war ein Nuke-nin. Er war der verhasste Bruder von Sasuke. Er war der Feind von Konoha. Er- hatte mir das Leben gerettet. Doch anstatt Dank zu empfinden überkam mich bei der Erinnerung Wut. Ich hatte nicht einmal versucht mich zu währen! Ich war wieder schwach gewesen! Wie erbärmlich hatte es aussehen müssen? Kopfschüttelnd ging ich weiter in den Raum hinein. Blitzschnell formte ich Fingerzeichen und erschuf einen Schattendoppelgänger. Kaum stand er mir gegenüber, da fing er auch schon an mich anzugreifen. Geschickt wich ich den Schlägen und Tritten aus, duckte mich weg und sprang zur Seite. So ging das eine Weile weiter, bis ich resigniert feststellte, dass der Lerneffekt gleich Null war. Grummelnd sprang ich wieder nach hinten, zückte ein Kunai und warf es nach meinen Doppelgänger. Es traf auch noch. Verärgert verzog ich das Gesicht. Ein einfaches Kunai. Wie jämmerlich. “Du bist Sakura?” Erschrocken fuhr ich herum, wieder ein Kunai in der Hand. Als ich die Gestalt erblickte, die im Eingang stand, stockte ich. Langsam ließ ich meine Waffe sinken und musterte die Person mir gegenüber. Blaue, relativ kurze Haare. Durchdringende, irgendwie faszinierende Augen. Der charakteristische Akatsukimantel. Ich bin wohl die Einzige, die keinen hat. In ihren Haaren steckte eine Blume, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Interessierte betrachtete ich die Blüte näher. Ist die etwa aus Papier? Mir war klar, dass ich gerade das einzige weibliche Mitglied der Akatsuki vor mir hatte. “Konan, nicht wahr?” Auch wenn ihre Stimme nicht abwertend geklungen hatte, freundlich oder gar herzlich war etwas anderes. So mutete es auch nicht seltsam an, dass sie nicht den Anschein machte, oft zu lachen. Auch jetzt sah sie eher traurig aus. Ja, es ist eindeutig Traurigkeit, die aus ihren Augen spricht. Unter ihrer Unterlippe entdeckte ich ein Piercing. Unbewusst dachte ich an Pain. Das ist also seine Partnerin. Mir wurde bewusste, dass ich ihr noch nicht geantwortet hatte. Die Gegenfrage ging kaum als Antwort durch und die Höflichkeit gebot es mir, sie nicht länger auf die eigentlich hinfällige Auskunft warten zu lassen. “Hai.” Sie nickte. “Lust zu trainieren?” Verwundert betrachtete ich sie. Doch dann wurde mein Gesicht ausdruckslos. “Natürlich.” Es war erstaunlich einfach sich gleichgültig zu geben. Meine Gedanken gehörten mir und wenn ich nur wenig sprach, aber umso mehr dachte, würde das auch gut gelingen. Ich ging mehrere Schritte zurück und stellte mich kampfbereit hin. Das würde interessant werden. Ich kannte ihren Kampfstil nicht, also waren die Bedingungen noch schlechter als beim Kampf gegen Sasori, denn damals hatte mir Chiyo noch so einiges über ihn verraten und mich vor allem unterstützen können. Seelenruhig trat die Blauhaarige näher. Die Tür fiel stumpf ins Schloss. Sekunden vergingen, in denen wir uns stumm gegenüber standen. Sie war die Ruhe selbst. Sie nicht aus den Augen lassend, zog ich ein Kunai aus meiner Tasche. Ein Muskel meiner Gegnerin zuckte, die einzige Vorwahrung die ich bekam, bevor schon einige seltsam aussehende Wurfgeschosse auf mich zurasten. Elegant wich ich zur Seite aus, musste aber dem Drang widerstehen mir die Teile näher anzusehen. Meine Muskel spannten sich an, einen Augenblick blieb ich auf der Stelle stehen, dann preschte ich nach vorne. Bevor ich Konan erreichte schleuderte ich das Wurfmesser nach ihr und setzte ihm hinterher. Meine Faust schlug uns Leere, ebenso mein Knie. Ich wirbelte herum, bereit ihr einen chakraverstärkten Tritt zu verpassen, doch wieder war die Blauhaarige ausgewichen, noch bevor ich richtig angesetzt hatte. Mit einen weiten Sprung brachte ich wieder Abstand zwischen uns und betrachtete das weibliche Akatsukimitglied genau. Sie war schnell. Ich formte Fingerzeichen und erzeugte einen Schattendoppelgänger, der auf sie zulief. Im letzten Moment machte er einen Satz über sie hinüber und warf noch in der Bewegung zahlreiche Shuriken nach ihr. Ich nutzte die Chance und sammelte Chakra in meiner Hand. Blitzschnell schlug ich auf den Boden ein, welcher den Bruchteil einer Sekunde ruhte, ehe er sich aufspaltete. Kleinere und größere Gesteinsbrocken flogen durch die Luft und zerstörten meinen Doppelgänger. Hastig suchte ich in dem Gewirr nach Konan, doch sie schien nicht mehr an Ort und Stelle zu sein. Meine Augen huschten über die Umgebung. Sie ist nicht links, nicht rechts, unten ebenfalls nicht. Vor mir nicht- oben! Ich konnte gerade noch ihren weißen Wurfgeschossen ausweichen, als ich sie entdeckte. Mit einen Sprung brachte ich mich in Sicherheit. Wie kann sie- Sind das Flügel? In der Tat schien die Teampartnerin Pains von Flügeln in der Luft gehalten zu werden. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Papier. Das ist Papier. Dann verstand ich. Diese Papierblume war keine bloße Dekoration. Sie wies mich unmissverständlich auf ihren Kampfstil hin. Ihre Kunais und Shuriken schienen ebenfalls aus Papier zu sein, genauso wie die Flügel. Ich ging in Verteidigungsposition und signalisierte ihr damit, dass ich keinen weiteren Angriff tätigen würde. Wieder verstrichen Sekunden, dann stürmte sie auf mich zu. Ihr Bein schoss nach oben, doch mit einen Flic Flac wich ich aus. Von neuem nahm ich ein Kunai und konterte. Ein dumpfes Geräusch ertönte, als sie meine Waffe mit ihrer abfing. Sie muss das Papier mit Chakra verstärken und undurchdringlich machen. Meine linke Hand, umgeben von grünen Chakra, zielte auf ihr Handgelenk. Im letzten Moment entging Konan diesen Schlag, indem sie ihrerseits nun nach hinten auswich. Wieder bildeten sich Flügel und sie erhob sich in die Luft. “Kami Umo“, flüsterte sie ruhig und legte die Hände aneinander. Konans Flügel bewegten sich wie um höher zu steigen, nach Vorne und ergossen einen Hagel an Papier, welches wie Pfeile auf mich zuschoss. Ein Erinnerung kam hoch. Dutzende Wurfnadeln. Akatsuki. Sasori. Wie damals wich ich aus. Die Bilder überlagerten sich. Noch weitere Erinnerungen drängten sich in meine Gedanken. Meine Entschlossenheit wuchs. Ich kann ihn besiegen! Ich würde ihn besiegen können, sofern ich mich gegen Konan gut schlug. Mit neu entfachten Elan erschuf ich wieder einen Schattendoppelgänger, doch Konan schien nun ebenfalls richtig zu kämpfen. Sie formte gleichzeitig mit mir Fingerzeichen und erschuf ein Ebenbild aus Papier. Ich lief ihr entgegen, bildetet weitere Fingerzeichen und erschuf einige Schattenbilder meinerseits. Eine weitaus schwächere Form des Doppelgängers, doch die Funktion der Ablenkung würden sie dennoch erfüllen. Auch Konan formte weitere Zeichen und schleuderte mir eine weitere Welle Papier-Shuriken entgegen. Ich wendete ein einfaches Tauschjutsu an und heftete mich währenddessen mit meinen Füßen an die Decke. Kopfüber beobachtete ich das Geschehen. Konan war wieder auf dem Boden gelandet, ihre Schwingen hatten sich zurückgebildet. Ein Windhauch ließ mich meinen Fehler erkennen. Mit aufgerissenen Augen fuhr ich herum. Ihr Doppelgänger stand direkt hinter mir und verpasste mir einen Tritt in die Seite. Ich schlitterte über die Decke und kam in einigen Abstand wieder zum Stehen, doch viel Zeit blieb mir nicht, denn ich wurde von neuen attackiert. Verbissen wehrte ich mich, doch dadurch, dass ich nicht springen konnte, fiel es mir bei weitem schwerer ihren Angriffen etwas entgegenzusetzen ohne getroffen zu werden. Nach kurzer Zeit zierten mehrere Schnitt- und Schürfwunden meinen Körper, doch ich hatte genügend Zeit gehabt. Mit einen Grinsen löste sich der Doppelgänger auf und ich, die ich am Boden gekniet hatte um meinen Angriff vorzubereiten, trat aus der Deckung heraus und lief auf die echte Konan zu, die sich schon argwöhnisch umgesehen hatte. Ihr Papierdoppelgänger verfiel ungehört. Ich zog einige präparierte Kunai hervor, an denen sich Beutel gefüllt mit kleinen Kibakufuda befanden. Diese schleuderte ich auf meine Gegnerin und brachte die Beutel kurz vor ihr zum Platzen. Die ganzen kleinen Briefbomben im Inneren der Säckchen flatterten nun um sie herum. Ich holte ein weiteres Kunai aus meiner Tasche, an dem sich ein normaler Sprengsatz befand und warf ihn in den Kibakufudasturm hinein. „Sakura Fubuki no Jutsu!“ Die Bombe zündete die kleinen um sich herum und schon im nächsten Moment ertönte eine ohrenbetäubende Explosion. Die Druckwelle ließ mich nach hinten wanken. Mein Triumphgefühl verflog so schnell, wie es gekommen war. Habe ich sie getroffen? Sorge überschwemmte mich, als sich nichts regte. Alle Farbe wich aus meinen Gesicht. Hatte ich sie verletzt? Oh Gott! Die werden mich umbringen, wenn ich sie verletzt habe! Ich rannte auf die Rauchwolke zu. Irgendwo dort drinnen musste sie ja schließlich sein. Ich erreichte gerade den Rand der Staubpartikel, als mich ein Wirbel aus Papier umgab. Überrascht verstand ich, dass sie mich hereingelegt hatte. Doch um mich noch irgendwie zu währen war es bereits zu spät. Die scharfkantigen Papierschnipsel wirbelten immer rasanter um meinen Körper und schnitten mir unermüdlich ins Fleisch. Vor Schmerz schrie ich auf und hielt mir schützend die Arme vor mein Gesicht. Konan trat langsam aus den Rauch heraus. „Ich könnte dich jetzt töten.“ Ich presste die Lippen aufeinander um nicht noch einmal zu schreien und erwiderte ihren Blick. Ein Wink ihrer Hand genügte und die Tortur endete abrupt. Keuchend presste ich meine Hand auf eine der zahlreichen Wunden um die Blutung zu stoppen. Die Blauhaarige nickte mir zu und ging zum Ausgang. Verstört blickte ich ihr hinterher, bis ich japsend in die Knie sank. Sie ist seltsam.
 


 

***
 

Unruhig blickte ich immer wieder hinter mich. Ich hatte das untrügliche Gefühl verfolgt zu werden, seit ich die Schenke verlassen hatte. Der Regen prasselte weiter erbarmungslos auf die Erde nieder und schenkte den Pflanzen eine immerwährende Nährstoffquelle. Langsam wanderte ich zwischen den Bäumen entlang auf dem Weg, der mich direkt nach Ame-Gakure führen würde. Wenn Sasuke Sakura wirklich getroffen hatte, so konnte das, nachdem, was ich aus dem Gespräch zwischen ihm und seinen Team gehört hatte, nicht sehr lange her sein und dem zu Folge mussten auch die Akatsuki in den letzten Tagen hier in der Nähe gesichtet worden sein. Wo konnte man sich dann besser erkundigen, als in einer großen Stadt? Es gab immer jemanden, der etwas gesehen oder gehört hatte. Plötzlich horchte ich auf. War da etwas gewesen? Unruhig flog mein Blick umher. Dann formte ich Fingerzeichen und aktivierte mein Byakugan. Sofort erweiterte sich meine Wahrnehmung und ich hielt an, als ich den Ursprung für meine Paranoia entdeckte. Verstimmt drehte ich mich um und hob meinen Kopf. „Solltest du nicht bei Vater sein? Er wird nicht erfreut sein, wenn er herausfindet, dass du dich außerhalb der Grenzen Konohas aufhälst, Hanabi.“ Es raschelte und meine Schwester hüpfte von einen nahegelegenen Ast herunter. „Du musst nach Hause kommen. Vater ist ziemlich wütend über deine… Aktion.“ Ich legte den Kopf leicht schief und lächelte amüsiert. „Hat er dich etwa geschickt? Um deine schwache Schwester zurück zu holen?“ Mein Lächeln wurde eine Spur spöttisch. „Müsstest du nicht schon längst im Bett liegen, kleine Schwester? Oder braucht der ganze Stolz des Hyuga-Clans keinen Schlaf?“ Ich zog meine Kapuze zurück und betrachtete das durchnässte Mädchen. „Du erkältest dich Hanabi. Geh nach Hause.“ Das Mädchen verzog wütend das Gesicht. „Du hast mir gar nichts zu sagen! Vater wird dich bestrafen, weil ich wegen dir mein Training verschieben musste und-“ Sie verstummte augenblicklich, als ich plötzlich hinter ihr auftauchte. Ich beugte mich vor, bis ich meinen Kopf auf ihrer Schulter ablegen konnte. „Hör mir gut zu, Hanabi und merke dir, was ich dir jetzt sage.“ Ich zog ein Kunai aus meiner Tasche und hielt es meiner Schwester an den Hals. „Du kleines verzogenes Gör solltest Älteren Respekt entgegen bringen, sonst kostet es dich irgendwann noch einmal deinen Kopf.“ Ich wusste, dass sie jetzt ziemlich blass sein musste. „Ich komme garantiert nicht zurück, nicht, bevor ich nicht das zu Ende gebracht habe, was ich angefangen habe.“ Ich spürte, wie ihr Puls zu rasen anfing. „Also pfeif deine Haustiere zurück ansonsten muss ich ihnen wehtun.“ Ich drehte meinen Kopf, sodass ich ihre aufgerissenen Augen sehen konnte. „Hast du mich verstanden, Hanabi-chan?“ „Seit wann bist du so?“ Sie schien ernsthaft an ihren Weltbild zu zweifeln. „Was denn? Kannst du nicht verstehen, dass ich meinen eigenen Weg gehe und nicht mehr vor euch kusche?“ Ich ließ so schnell von ihr ab, dass sie einen Schritt zurück stolperte. Dann fuhr sie herum und wollte mich offensichtlich angreifen, doch ich umfasste blitzschnell ihr Handgelenk und hielt sie so an Ort und Stelle fest. Mein Blick durchbohrte sie geradezu. „Es ist spät. Ich will dich nicht noch einmal hier sehen, Hanabi.“ Doch sie schien es noch immer nicht verstanden zu haben, denn nun versuchte sie mich mit ihrer anderen Hand zu erreichen. Ich sammelte Chakra in meiner Hand und schlug ihr damit gegen einen Chakrapunkt. Es lag soviel Wucht in meiner Handlung, dass meine Schwester wieder zurücktaumelte. Ich nutzte die Chance und nagelte sie mit meinen Arm an einen Baum fest. Mein Ellbogen lag an ihrer Kehle und übte Druck aus. Meine andere Hand blockierte unterdessen in aller Seelenruhe ihre anderen Energiepunkte. Ich fixierte ihre Augen. „Ich wiederhole mich nicht noch einmal. Geh, Hanabi. Geh und komm nicht wieder zurück.“ Dann lief ich los. Jetzt nur noch in T-Shirt und Hose gekleidet, denn ich wollte nicht, dass sie krank wurde. Durch das Byakugan konnte ich sehen, wie sie sich langsam in den Mantel wickelte und orientierungslos umblickte. Ich widerstand dem Drang umzudrehen und ihr zu helfen, doch ich wusste: die Anderen würden sie früher oder später finden. Das Zusammentreffen mit meiner Schwester hatte mich auf eine Idee gebracht. Sie hatte nach mir gesucht. Sasuke suchte nach Itachi. Itachi war ein Akatsuki. Sakura hielt sich bei der Organisation auf. So würden sich unsere Wege zwangsläufig kreuzen, wenn ich mich bei dem jüngeren Uchiha aufhielt. Nur dazu musste ich ihn finden. Ein Vogel zwitscherte plötzlich auf und flog davon. Ich stockte. Vögel um diese Uhr- und Jahreszeit waren mehr als ungewöhnlich, doch vielleicht hatte ich ihn auch nur aus seinen Schlaf gerissen. Ich sprang auf den nächsten Baum und lief am Stamm entlang bis ganz nach oben. Meine Hoffnung, dass ich die Sterne sehen könnte, erfüllte sich nicht, denn der Himmel war Wolken verhangen. Seufzend hockte ich mich hin und ließ die kühlen Tropfen des Regens auf mein Gesicht treffen. Es dauerte nicht lange und ich war bis auf die Haut durchnässt. Ich brauche wohl einen neuen Mantel. Seufzend erhob ich mich und sprang weiter. Wieder einmal wusste ich nicht, wohin, allerdings erschien mir Ame-Gakure jetzt als ungeeignet, da ich nicht vermutete, dass Sasuke dorthin ging. Wenn ich ihn richtig einschätzte, mied er größere Siedlungen und Menschenmengen. Er war schon immer still gewesen und hatte seine eigenen Pläne verfolgt. Ein Einsiedler. Meine Schwester verschwand immer weiter aus meinen Sichtfeld. Ich ließ sie hinter mir. Wieder fühlte ich mich ein Stück freier. Wie fliegen. Einige nasse Strähnen hingen mir im Gesicht. Das leise Prasseln das die Wassertropfen erzeugten, wenn sie auf die kahlen Äste der Bäume fielen, war eine angenehme Hintergrundmusik während meines Marsches. Ich schloss die Augen und beschleunigte meine Schritte, als ich in der Ferne ein Dorf erkennen konnte. Sasuke mach dich auf etwas gefasst! Jetzt wirst du mich richtig kennenlernen.

Tell me something

Tell me something
 

Stumpfsinnig blickte ich aus dem vergitterten Fenster. Keine Farben, überall herrschte dieses triste Grau. Es machte mich wahnsinnig! Ich fühlte mich eingesperrt, wie ein Vogel in seinem Käfig. Aber war ich nicht genau das? Eingesperrt? Missmutig schlug ich gegen die Wand. “Ich will hier raus”, murmelte ich und sah wieder zum Fenster hinaus. Nach Hause. Es war nicht so, dass die Leute hier nicht nett sein konnten, nur sie waren… beängstigend. In einen Moment wirkten sie vollkommen gelöst und fast führsorglich und im nächsten hatte ich Angst, dass sie mir gleich ein Messer in die Brust rammen würden. Derjenige, der behauptet hatte, dass Itachi emotionslos war hatte gelogen, denn der Uchiha schien seinen Spaß daran gefunden zu haben mich auszulachen. Nicht dieses laute Lachen. Es war nicht hörbar, doch man konnte es am Funkeln seiner Augen und dem Heben seiner Mundwinkel erkennen. Sasori war rund um die Uhr mörderisch und Deidara hatte so starke Verhaltensänderungen, dass man ihn als verrückt bezeichnen konnte. Konan tauchte immer mal wieder auf, wenn ich am trainieren war und forderte mich heraus. Die Trainingskämpfe waren gut, doch ich konnte mich des Eindrucks nicht erwären, dass sie nicht alles gab. Sie kam nur, wenn ich alleine war. Irgendwo her musste sie wissen, wann ich mit Itachi trainierte. Auch bei ihm hatte ich schnell bemerkt, dass er bei unseren Testkampf nur ein Minimum seiner Kraft und Schnelligkeit gezeigt hatte. Jetzt war er immer gnadenlos, doch Wut hatte ich bei ihm keine mehr gesehen. Die Zeit hier verging trotz des anherrschenden Regens im Nu. Ein Monat war ins Land gezogen seit meinen ersten Aufeinandertreffen mit dem einzigen weiblichen Mitglied der Akatsuki. Ich zählte nicht recht dazu. So schwebte ich zwischen dem Status eines Gefangenen und dem eines Mitglieds, was hieß, dass ich mich im Gebäude frei bewegen konnte, ansonsten aber wenig zu sagen hatte. Das Einzige, was mir die Tage erträglich machte war, wenn Itachi nach dem Training mit mir sprach. Er war kein Mann der Worte, doch seine wenigen Sätze reichten aus um mich aufzubauen. Es war weniger das, was er sagte als vielmehr das er überhaupt sprach. Er hatte mir geholfen. Bei meiner Mission, beim Training, an den Nachmittagen, wenn er da war. Er war ganz anders als Sasuke, als die ganze Welt ihn darstellte. Kisame hatte mir gegenüber erwähnt, dass alle hier der Überzeugung waren, dass Itachi einen Narren an Konoha gefressen hatte und ich, die ich aus Konoha stammte, gehörte dazu.

Ich öffnete die Tür zum Flur und trat aus meinen Zimmer hinaus. Wenn ich nicht in Gedanken war, las ich viel, denn ich wusste kaum etwas mit meiner Zeit anzufangen. Ich hatte keine spezielle Fähigkeit wie Deidara, der ständig damit beschäftigt war kleine Tonfiguren zu kneten. Außerdem hatten sie alle ihre Missionen zu erfüllen. Menschen töten. Und so nett Akatsuki auch sein konnte, die dunkle Aura, die alles umgab, würde immer bleiben. Hinzu kam, oder vielmehr der Ursprung allen Übels war… “Sakura.” Madara Uchiha. Mein Kopf ruckte nach oben und ich wich automatisch einen Schritt zurück. Konnte er Gedanken lesen? Augenblicklich fröstelte ich. Schützend umschlang ich meinen Oberkörper mit meinen Armen. “Wir haben etwas zu besprechen, kleine Sakura.”
 


 

***
 

“Noch einmal.” Keuchend ging ich wieder in meine Ausgangsposition. “Hai.” Sasuke bedachte mich mit einen abschätzenden Blick, bevor er losschnellte. Ich riss mein Katana in die Höhe und konnte gerade noch so seinen Schlag abwehren, doch die Wucht ließ mich nach hinten stolpern. Keine Sekunde später spürte ich den kalten Stahl an meiner Kehle. “Noch einmal.” Jeder meiner Muskeln brannte, doch ich konnte mir nicht die Blöße geben und aufhören. Es grenzte an ein Wunder, dass der Uchiha zugestimmt hatte mich in sein Team zu nehmen. Doch mein Argument, dass eine Hyuuga mehr sah als alle Anderen hatte ihn überzeugt. Er musste besessen sein von dem Wunsch seinen Bruder zu töten. So besessen, dass er sich sogar die Zeit nahm mich zu trainieren, damit ich dann, wenn es darauf ankam nicht im Weg stand. Es war gerade ein Monat vergangen, doch ich hatte mich so sehr gesteigert in diesen knappen Zeitraum, dass ich nicht einschätzen konnte, wie sehr ich mich in den kommenden Tagen noch verändern würde. Ich kam sogar mit seinem Team zurecht, obwohl das an sich nicht allzu schwer war, immerhin war ich die meiste Zeit bei Sasuke und den Rest des Tages waren wir unterwegs. Suigetsu erinnerte mich mit seiner etwas aufgeweckteren Art an Kiba und Sasuke sowie Juugo gehörten zu der schweigsamen Sorte Mensch. Ich mochte Juugo. Er hatte mir seine Geschichte erzählt. Sein Schicksal und seine Begabung. Ich sah ihm gerne dabei zu, wenn er sich mit Tieren beschäftigte. Dann wirkte er immer so sanft. Das einzige Problem war Karin. Ich verstand dieses Mädchen nicht. Sie war auf ihre Art schlimmer als Ino und Sakura es je gewesen waren und ich sprach nicht gerne schlecht über Ino. Sobald ich an meine wunderbare beste Freundin dachte, überkam mich das schlechte Gewissen und die Angst. Angst vor der Reaktion Sakuras wenn sie erfuhr, was ich getan hatte. “Noch einmal.” Ich richtete mich auf und wischte mir den Schweiß von der Stirn. “Hai.” Ich wusste nicht, worauf der Uchiha hinaus wollte. Weder hatte ich Ahnung vom Schwertkampf, noch war ich schnell genug um mit ihm mit zu halten. Beides zusammen ließ den Ausgang der Übung vorausahnen. Sein Katana an meinem Hals. Ein dünnes Rinnsal an Blut lief diesen herab von den unzähligen Malen, die er mir die Klinge an die Haut gedrückt hatte. Wieder rannte er los, doch dieses Mal schlug er mir die Waffe mit einer simplen Bewegung aus der Hand und schüttelte abschätzig den Kopf. Ich beugte mich zu dem glänzenden Stahl herab und hob ihn auf. “Was ist der Sinn?” Ich war zu erschöpft um vor Verlegenheit stottern zu können. Sasuke aktivierte sein Sharingan. “Hn.” Seine Hand schnellte vor, doch ich reagierte noch rechtzeitig und zog meinen Kopf zur Seite. “Du musst schneller werden.” Ich nickte und trat vorsichtshalber einen Schritt zurück. Sasuke wandte sich dem Rest des Teams zu. “Wir brechen auf.”

Ich verspürte Erleichterung. Die Tortur hatte vorerst ein Ende gefunden und die Zeit, die ich nicht trainierte musste ich nutzen um mich zu regenerieren. Mein Ziel durfte ich nicht aus den Augen verlieren. Aber das tat ich nicht. Das würde ich nie tun. Ich würde Sakura retten. Sie finden und nach Hause bringen. “Glaub nicht, dass du etwas Besseres bist.” Karins Stimme riss mich aus meinen Gedanken heraus. “Ich würde nie behaupten etwas Besseres zu sein.” Anscheinend hatte die Rothaarige mit einer anderen Antwort gerechnet, denn sie schien verwirrt. “Du bist seltsam. Aber ich behalte dich im Auge!” Daraufhin erwiderte ich nichts. Was hätte ich auch sagen können? Ich war nicht hier um Sasuke zu helfen. “Hinata.” Doch ich musst es tun. Zumindest auf Zeit. Ich nickte dem Uchiha zu. “Hai. Byakugan!”
 


 

***
 

Ich beobachtete Sakura mit undurchdringlicher Miene, während Madara sich einen Spaß daraus machte sie in Panik zu versetzen. Sie wirkte wie ein gehetztes Reh, bereit jederzeit die Flucht zu ergreifen. Es wäre sinnlos. “Entspann dich, Sakura-chan. Niemand hier will dir weh tun.” Was Madara da sagte war eine einzige Lüge und ich konnte nur darauf setzen, dass das Mädchen intelligent genug war sie zu durchschauen. Was auch immer Madara von ihr wollte, er würde es bekommen. Auch wenn er dafür über Leichen gehen musste. Ich konnte sie nicht beschützen, so gern ich es auch getan hatte. Sie gehörte hier nicht hin. Ich selbst war es gewesen, der sie an diesen Ort gebracht hatte, doch sie hatte von der ersten Sekunde an nicht hierher gepasst. Wie ein Fremdkörper. Farbe in all dem Grau. Doch sie musste damit fertig werden. Wir alle mussten das und niemand würde Rücksicht auf sie nehmen. Sakura wirkte keinesfalls beruhigt durch Madara. Ich konnte jedoch nicht erkennen, was sie am meisten fürchtete. Ihn selbst, sein Gesagtes oder seine Stimme. “Ich habe nur eine kleine Bitte an dich, meine Liebe.” Seine Bitten waren nie klein und noch wenige deren Auswirkungen. “E-eine Bitte?” Ich konnte jede ihrer Emotionen sehen. Angst, Abneigung und… Hoffnung? Ich ließ es mir nicht anmerken, doch sie verwirrte mich. Ihr ganzes Verhalten, ihre Art. Eigentlich war ich es, den niemand verstand. Kalt und gefühllos. Meine Maske war perfekt. Und doch… obwohl ich in ihr lesen konnte wie in einen Buch war sie mir ein Rätsel. “Richtig. Mir ist herangetragen worden, dass du einen guten Freund hast.” Ich wusste, worauf er hinauswollte, schon als er zu sprechen begann. “Naruto Uzumaki?” Alle Farbe wich aus Sakuras Gesicht, während sie nach hinten wich. Doch dann besann sie sich und ballte ihre Hände zu Fäusten. Es war genau dieses Verhalten, was ich nicht verstand. “Was ist mit ihm?” Und wieder schwangen viele Emotionen in ihrer Stimme mit. Wut, Argwohn und Entschlossenheit. “Ich würde mich gerne mit ihm unterhalten. Du weißt nicht zufällig, wo er sich aufhalten könnte?” Einige Sekunden herrschte Stille, bis sich ihre Gefühle in einer Fanfare von Worten über uns ergossen. “Für wie dämlich hälst du mich?! Ihr seid hinter dem Kyuubi her, dass weiß jeder und ich werde nicht diejenige sein, die Naruto verrät! Lieber sterbe ich!” Ich musste instinktiv ein Seufzen unterdrücken. Hatte sie auch nur einen Augenblick darüber nachgedacht, in was für einer Situation sie sich befand? Sie hatte schon einmal nachgegeben, sonst wäre sie bereits tot. Sie würde es wieder tun. Meine Augen wanderten zu Madara. Trotz seiner Maske wusste ich, dass er grinste. Es konnte gar nicht anders sein. “Madara, sie wird gebraucht”, rief ich ihn ruhig in Erinnerung. Mehr konnte ich nicht für sie tun. So gerne ich es auch getan hätte. Der Mann mit der orangen Maske kicherte. “Gut, dass du mich daran erinnerst.” Sakuras Blick huschte zwischen mir und Madara umher. “Also Sakura. Möchtest du noch einmal über deine Worte nachdenken?” Sofort spannten sich jegliche Muskeln des Mädchens an. “Auf keinen Fall!” Im Bruchteil einer Sekunde tauchte Madara hinter ihr auf und drehte ihr den Arm auf den Rücken. Mit der freien Hand hielt er ihr ein Katana an die Kehle. Mit wachsamen Augen verfolgte ich das Geschehen. “Ich werde dir nichts sagen, Bastard!” Madara zog sein Katana ruckartig zurück und zielte auf die Stelle, wo ihr Herz sein musste. Sekunden später hallte sein irres Lachen im ganzen Raum wieder, während er sich wieder aufrichtete. “Das hätte ich nicht von dir Gedacht, Itachi.”

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Was meint er damit? Was schätzt ihr? :)

Devil’s princess

Devil’s princess
 

Entsetzt starrte ich auf den Rücken Itachis, welcher mich blitzschnell hinter sich gezogen hatte. Madaras Gelächter jagte mir eisige Schauer über den Rücken. “Du wirst weich, Itachi”, gackerte der Uchiha. “Aber wir wissen beide, dass du es schon immer warst.” “Hn.” Meine Gedanken rasten. Wovon sprach Madara? Noch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, drehte Sasukes Bruder sich zu mir um und ich bemerkte, dass der Clangründer verschwunden war. “Komm.” Mit unsicheren Schritten folgte ich meinen neuerlichen Retter aus dem Raum heraus und einige Gänge entlang. Ich wagte es nicht zu fragen, wohin er mich führte, stattdessen bohrte sich mein fragender Blick in seinen Rücken. Niemand begegnete uns auf unserem Weg und ich argwöhnte, das Itachi nicht gesehen werden wollte.

Schließlich hielten wir auf eine schlichte Holztür am Ende eines Ganges zu, die der Schwarzhaarige stumm öffnete und mir mit einem Blick bedeutete einzutreten. Ich schlüpfte an ihm vorbei und sah mich vorsichtig und wachsam um. Es schien ein Zimmer wie das Meine zu sein und doch anders. Die Tür wurde mit einem dumpfen Geräusch geschlossen und Itachi schritt an mir vorbei zum Fenster. Ich schluckte. “Das ist dein Zimmer?” Er schien mich einen Moment zu mustern, bevor er schließlich nickte. Ich umschloss meinen Oberkörper mit meinen Armen und begann erneut mich umzusehen. Die Möblierung bestand aus einem Bett, einen kleinen Nachttisch und einen Schreibtisch mitsamt Stuhl. Alles war aus dunklen Holz gefertigt und sehr schlicht gehalten. An der linken Wand entdeckte ich außerdem noch eine Tür, die wohl seine Habseeligkeiten verbarg, denn nirgends sonst konnte ich vergleichbares entdecken. “Nett”, kommentierte ich schüchtern, da ich den Blick des Sharinganträgers immer noch auf mir spürte. Ich war noch nie in seinem Zimmer gewesen. Ich hatte nicht einmal gewusst, wo genau ich es finden würde. “Schlicht aber nett”, wiederholte ich mich. Aber wieso hast du mich hierher gebracht? Die Frage lag mir auf der Zunge, doch ich schwieg. Das Treffen mit Madara hielt mich noch fest im Griff und schien mich auch in nächster Zeit nicht loslassen zu wollen. Unwillkürlich verstärkte sich meine Halt suchende Umklammerung. “Sakura.” Beim Klang meines Namens richteten sich meine Nackenhäärchen auf und ein nicht unbedingt unangenehmer Schauer jagte mir über den Rücken. Ich hatte es schon immer genossen, wenn Sasuke meinen Namen in seiner einzigartigen Weise aussprach, doch bei Itachi schien der Effekt den er mit seiner Stimme erzeugte noch um einiges stärker und zauberte mir augenblicklich ein Lächeln auf die Lippen. “Es ist töricht sich gegen Madara zu stellen.” Augenblicklich schwand dieses Zeichen der Freude. “So wie du?” Itachis Augen verengten sich leicht. Ein ungeübtes Auge hätte es nicht erkannt, doch ich war lange genug mit einem Uchiha im selben Team gewesen, dass ich dessen Mienenspiel erkennen konnte, wenn sie sich dazu hinreißen ließen. “Das spielt keine Rolle.” Sofort war die Distanz wieder da, die der Akatsuki immer heraufbeschwor, wenn ihm etwas nicht passte. “Wieso nicht? Hättest du deinen besten Freund verr-” “Ich habe ihn verraten.” Fluchtartig scheute ich seinen Blick und sah stattdessen zu Boden. Natürlich, wie konnte ich das vergessen? “Du weißt nichts über mich, Sakura. Du kennst die Wahrheit, die Abgründe der Welt, nicht.” Wütend funkelte ich den Uchiha nun wieder an. “Und du weißt nichts über mich”, fauchte ich aufgebracht. “Egal, wie oft ihr mich foltern werdet, ich verrate meine Freunde nicht!” Ich schloss meine Augen um mich zu beruhigen. “Sind dir deine Freunde wichtiger als dein Dorf?” Ich riskierte einen Blick in Richtung Fenster und musste feststellen, dass er mich noch immer ansah. “Was ist das für eine Frage?” “Beantworte sie.” Ich presste die Lippen ungehalten aufeinander. “Das Dorf hat vorzugehen”, sagte ich schließlich monoton. “Beantworte die Frage, Sakura.” Meine rechte Hand ballte ich automatisch zur Faust. “Ja.”

Itachi schwieg eine Weile und es schien, als sei er uneins mit sich selbst, doch schließlich flammte in seinen Augen das Sharingan auf. “Dann möchte ich dir eine Geschichte über dein Dorf erzählen, Sakura.” Überrascht wich ich zurück, stolperte über meine eigenen Füße und tastete mit meiner Hand blind nach der Tür. “E-eine Geschichte?” Itachi blieb wo er war und beobachtete mein Verhalten ungerührt. “Ich dachte wir sind über den Punkt hinaus, bei dem du vor mir wegläufst.” “Ich bin noch nie weggelaufen”, schnappte ich, doch klang meine Stimme bei weitem nicht so sicher wie sie sollte. Ich straffte meine Schultern und ließ die Hand zurück an meine Seite wandern. “Du tust es die ganze Zeit. Immer. Man sieht es dir an.” Verbissen richtete ich meinen Blick gen Boden. “Ist das denn so verwunderlich?” Ich spürte nur einen Lufthauch und schon konnte ich den herben Duft des Uchihas wahrnehmen, welcher sich unmittelbar vor mir befand.

“Jeder sollte Angst haben”, erwiderte Itachi ruhig. Seine Worte verwunderten mich und meine Augen wanderten an ihm hinauf zu seinen Gesicht. “Wie meinst du das?” “Du musst nur vor den richtigen Dingen Angst haben, Sakura.” Ich suchte in seinen Zügen nach einer Antwort auf eine nicht gestellte Frage. Aber vor was? Vor was soll ich mich fürchten? “Vor Madara solltest du davon laufen, doch ihm stellt du dich entgegen. Niemand sonst hier tut dir etwas und doch bist du auf der Flucht.” “Aber ihr seid Mörder”, flüsterte ich. “Sind nicht alle Shinobi Mörder?” Ich schüttelte den Kopf. “Das ist nicht vergleichbar.” “Ist es nicht?” Ich biss mir auf die Unterlippe. “Ihr handelt aus anderen Gründen. Eure Beweggründe sind falsch!” Einige Zeit herrschte Stille zwischen uns in welcher ich mir der Nähe Itachis mehr denn je bewusst wurde. Dann spürte ich kühle Finger, die mein Kinn ungewöhnlich sanft umfassten und meinen Kopf anhoben. Itachi musterte mich aus rot glühenden Augen. “Welche Beweggründe sind richtig?”
 


 

***
 

Ruhig lief ich neben Juugo her, während meine Augen die Menschen, Läden und Auslagen alle zu erfassen versuchten. Hier an der Grenze zu Tsuchi no Kuni war der Regen einem sanften und doch stetigen Nieseln gewichen. Am Horizont konnte ich einen Streifen blauen Himmels entdecken, der mein Herz schneller schlagen ließ. Sasuke lief an der Spitze unserer kleinen Truppe, dicht gefolgt von Karin die, wie ich mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis genommen hatte, wie so oft die Nähe des Schwarzhaarigen suchte und sich bemühte eine Konversation mit ihm in Gang zu bringen. Irgendwie erinnere ihre Art an mich selbst, war ich Naruto doch auch oft genug hinterher gelaufen. Wäre ich nicht so schüchtern, wer weiß, vielleicht hätte ich genauso wie Karin gehandelt. Doch ich hatte ihn losgelassen. Naruto interessierte sich nicht für mich und ich hatte es akzeptiert, sie hingegen schien davon noch weit entfernt zu sein. Plötzlich tauchte Suigetsu auf meiner anderen Seite auf und schenkte mir ein breites Grinsen. “Hinata-cha~n, kannst du den Eisklotz nicht dazu bewegen, dass wir uns ein Dach über den Kopf suchen?” Verwundert flogen meine Augen zu Sasuke und wieder zurück zum Weißhaarigen. “Wieso soll ich das denn machen?” “Na, er mag dich”, trällerte Suigetsu in einem Tonfall, als sei das, was er gesagt hatte das Offensichtlichste der Welt. Im ersten Moment starrte ich mein Teammitglied entsetzt an, bevor ich leicht den Kopf schüttelte. Dabei rutschte die Kapuze meines Mantels von meinem Kopf und ich bekam die ständige Nässe direkt zu spüren. “Das stimmt nicht”, war alles, was ich darauf erwiderte, bevor ich mir die Kapuze vorsorglich wieder über den Kopf zog. “Du weißt, dass ich recht habe”, schnarrte Suigetsu, bevor er mich wieder in Ruhe ließ. Zwischen Juugo und mir herrschte weiterhin Schweigen, bis seine ruhige Stimme die Stille durchbrach. “Du solltest es einmal versuchen, Hinata.” Überrascht wandte ich mich ihm zu, als er auch schon weiter sprach. “Ich wäre dir sehr verbunden.” Schon viel jede Redseeligkeit von ihm ab. Ein Seufzen verließ meinen Mund und ich warf erneut einen Blick in den Himmel. Der blaue Streifen war verschwunden. Meine Augen wanderten wieder zum Uchiha und schließlich beschleunigte ich meine Schritte um zu ihm aufzuschließen. “Sasuke.” Hatte der Uchiha zuvor starr geradeaus gesehen, so warf er mir jetzt einen kurzen Blick zu. “Wir sind seit Stunden unterwegs. Die Spur deines Bruders ist alt und wir haben noch nichts gegessen. Wir sollten uns ausruhen.” Ich zögerte, bevor ich mich abwandte um meinen Platz wieder einzunehmen. “Bitte denk darüber nach.”

Ich schenkte Juugo ein kurzes Lächeln, als ich mich wieder zu ihm gesellte. “Entschuldige, ich sollte nicht nur an mich denken”, murmelte ich leise, bevor wir schweigsam nebeneinander her gingen. Einmal kurz hatten wir die Spur eines Akatsukis gehabt. Er musste sich ganz in der Nähe aufgehalten haben und war, zur Verwunderung aller, tatsächlich allein gewesen. Doch dann endete seine Spur abrupt. Sasuke war sich sicher gewesen, dass es Itachi gewesen sein musste und hatte uns tagelang die Umgebung absuchen lassen, doch als wir die Spur endlich wiedergefunden hatten, war sie alt gewesen. Der Akatsuki, welcher auch immer es gewesen war, musste bereits vor einer Woche wieder aus dem Dorf abgereist sein. “Wir rasten.” Die kühle Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich bemerkte zu meinem Unglauben, dass Sasuke tatsächlich auf eine Herberge zusteuerte. Juugo und ich tauschten einen Blick, bevor wir ihm schnell folgten.

Der Abend brach an und ich war allein in dem Zimmer, welches Karin und ich uns teilten. Ich saß entspannt im Lotusstil auf meinem Bett und aktivierte mein Bluterbe. Ein feines Lächeln erschien auf meinem Gesicht, als ich das Gesuchte nicht weit von mir entdeckte. Er war also immer noch da. Der Akatsuki, der uns schon eine ganze Weile verfolgte. Ich wusste nicht, wer es war, doch eines wusste ich. Itachi war das nicht. Er lehnte reglos an einem Baum und sah zur Herberge. Die Minuten verstrichen, doch er rührte sich nicht, als ob er auf etwas wartete. Ich würde den Teufel tun ihn an Sasuke zu verraten, denn ich brauchte ihn. Ich brauchte diesen verdammten Nuke-nin damit er mir verriet, wo Sakura war. Itachi indes interessierte mich nicht weiter. Ich zog die Stirn kraus, als ich bemerkte, wie ein mir bekanntes Chakra in die Nähe des Akatsukis kam. Was willst du da, Karin? Ein energisches Klopfen an der Tür ließ mich zusammen zucken. Ich ließ zu, dass sich mein Sichtfeld wieder auf ein normales Maß zurückschraubte und erhob mich um zur Tür zu gehen. Erst öffnete ich nur einen Spalt, doch dann schob ich sie gänzlich auf. “Sasuke? Was möchtest du?” Er schien mich einen Moment mit seinen dunklen Augen zu durchleuchten, bevor er sich abwandte. “Komm.”

Zu meiner Verwirrung führte er mich direkt zu seiner Schlafkammer. “Ich sollte eines klarstellen, Hinata.” Der Tonfall, mit dem er sprach, enthielt nichts als Kälte. “Glaube nicht, dass du dir mehr erlauben kannst, als die Anderen.” Ich nickte. “Du bist nützlich, ansonsten solltest du dich lieber zurückhalten.” Erneut nickte ich, während ich mich fragte, worauf er hinaus wollte. “Ich dulde keinen Streit.” Fragend erwiderte ich seinen intensiven Blick. “Streit?” “Karin.” Ich wollte nicht ganz verstehen, was der Uchiha meinte, weswegen ich meinen Kopf leicht schief legte. “Ich gebe ihr keinen Anlass für einen Streit.” Unerwartet seufzte der Uchiha, während er sich rücklings auf sein Bett fallen ließ. “Ich weiß.” Jetzt vollkommen verwirrt wartete ich darauf, dass er noch etwas sagte und er enttäuschte mich nicht. “Sie ist nervig.” Ein schmales Lächeln hob meine Mundwinkel an. “Sie ist nützlich.” Sasuke wandte mir sein Gesicht zu. “Sie hat versagt. Die Chakrasignatur hätte sie von Anfang an nicht verlieren dürfen.” Ich legte leicht den Kopf schief. “Aber sie hat sie gefunden.” “Nachdem du sie darauf hingewiesen hast.” Ich schwieg und betrachtete den jungen Mann vor mir. “Wieso kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass du die Spur schon vorher entdeckt hattest?” Schuldbewusst wandte ich meinen Blick ab. “Tse.” Bei dem für ihn typischen Laut flogen meine Augen sofort wieder zu ihm. Er hatte sich aufgerichtet und erdolchte mich geradezu mit seinem Blick. “Versagen oder Verrat. Was ist deiner Meinung nach schlimmer?” Meine Augen weiteten sich und ich spannte meine Muskeln an. “Hinata, Hinata, Hinata.” Er erhob sich und schritt gemächlich auf mich zu. “Du kannst von Glück sagen, dass du um so vieles angenehmer bist als Karin.” Er hielt inne. “Angenehmer und… hübscher.” Wie zur Salzsäule erstarrt stand ich da. Hübsch. Er hat mich hübsch genannt. Naruto hat das nie gesagt. “Aber die Frage ist, ob ich dir vertrauen kann…” Ich schluckte. “Ich würde dich nicht verraten.” Lüge? Vielleicht. Ich wusste es nicht, doch ich wusste, dass ich hier und jetzt keinen Fehler begehen durfte. Entschlossen trat ich ihm entgegen. “Beweiß es.” Ich hielt einen Moment inne, bevor ich auf ihn zuschritt, seinen Kopf zu mir heranzog und seine Lippen mit den meinen versiegelte.
 


 

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“Du bist von Akatsuki!” Gelangweilt wand ich mich der Störquelle zu, die in Form einer Rothaarigen jungen Frau vor mir stand. Sie war ebenfalls im Team von Itachis Bruder. Eine meiner Augenbrauen wanderte nach oben, während ich sie musterte. Den ganzen Tag über hatten sie mich nicht entdeckt und jetzt kam sie her? Allein? Sie hatte ein siegessicheres Lächeln auf den Lippen, doch schnell bemerkte ich, dass dieses Lächeln nicht mir galt. “Ich wusste doch, dass dieses Miststück Sasuke hintergeht! Wenn ich dich spüre, dann hat sie dich auch bemerkt.” Interessiert lauschte ich den eben erhaltenen Informationen. Pain hatte mich damit beauftragt die klein Hyuuga im Auge zu behalten, welche sich alsbald mit dem Uchiha zusammen getan hatte. Was auch immer sie wollte, dadurch schien sie ihrem Ziel ein Stück näher zu kommen. Aber wenn es wirklich so war, wie die Rothaarige vor mir sagte, dann unterschied sich das Ziel der Hyuuga von dem des Uchihas. “Und was hast du jetzt vor?” Die Frage schien sie sich noch nicht gestellt zu haben, denn plötzlich wirkte sie unsicher. Ich schnaubte. “Meine Geduld hat Grenzen, Mädchen.” Ich zog die Hand aus meinem Mantel und eine Schriftrolle kam zum Vorschein. Eine. Eine Marionette würde reichen.
 


 

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“Äh, welche Beweggründe richtig sind? Naja, dass ist nicht so einfach zu definieren”, brachte ich plump hervor, während mir deutlich die Schamesröte ins Gesicht stieg. “Wolltest du mir nicht etwas erzählen?” Itachi entfernte sich wieder von mir und ließ mein Kinn frei. Erleichtert seufzte ich auf, bereute es aber sofort, als sein Blick wieder auf mir ruhte. “Ich denke, dass ist keine gute Idee”, sagte er leise. “Es würde dich zerstören.” Ich schwieg und sah zu Boden. Was konnte so schrecklich sein, dass es mich zerstören würde? Ein Verbrechen, dass noch grausamer war als das, was der Uchiha schon getan hatte? Eine Gänsehaut legte sich auf meine Arme und es fröstelte mir. Ich mochte die ruhige und besonnene Art des Uchihas, dass hatte ich mir bereits eingestanden, doch vermutlich hatte er recht mit dem, was er sagte. Ich wusste nichts über ihn. Ich kannte die Geschichten, die man sich erzählte, doch sie widersprachen dem, was ich hier von ihm gesehen hatte. Es war verstörend, dass ich so über ein Mitglied Akatsukis dachte. Aber was veranlasste Konoha zu denken, ich hätte Ino getötet? Und meine Eltern. Wobei es mich wirklich interessierte, wer für den Tod der Beiden verantwortlich war. Orochimaru? Hatte er das schon lange geplant gehabt? Uns alle zu töten? Was konnte grausamer sein als von dem Dorf, dass man liebte verraten zu werden? “Ich möchte es wissen.” Erneut wandte ich mich Itachi zu. “Was auch immer es ist, ich möchte es wissen.” Das Sharingan, blitzte erneut auf. “Vertraust du mir, Sakura?” Ich erschauerte beim Klang meines Namen. Vertraute ich ihm? Er könnte mich jetzt foltern, grausame Qualen erleiden lassen und töten. Vertraute ich einem Massenmörder soweit, dass ich mich von ihm in eine Welt ziehen ließ, die nur er kontrollierte? “Ich… vertraue dir. Bis zu einem gewissen Grad.” Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. “Wieso bist du nur so naiv?” Erschrocken weiteten sich meine Augen. Nein, dass sollte er nicht gesagt haben! “Ich wünschte, du wärst kein Ninja geworden”, murmelte er. Und plötzlich füllte sich mein Herz mit Wärme. Er war nicht wie sein Bruder. Seine Worte taten nicht so weh. Sie waren sanft. “Ich möchte Menschen helfen”, antwortete ich ehrlich. “Ich weiß.” Sein Sharingan begann sich zu drehen.

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Ist Hinata zu OOC? Ehrliche Meinungen bitte!

Different Perception

Different Perception
 

Was zum Teufel mache ich hier?! Beinahe entsetzt wollte ich mich sogleich von dem Uchiha entfernen, als er mit seinen Händen mein Gesicht umschloss und mich daran hinderte. Langsam löste er seine Lippen von meinen. “Glaubst du wirklich, dass mich das überzeugt?” Er war mir immer noch so nah, dass ich seinen warmen Atem auf meiner Haut spürte. Beschämt über mich selbst wich ich seinem intensiven Blick aus. “Und jetzt sagst du mir, was du vorhin gesehen hast.” Sein Tonfall ließ keine Widerrede zu und mit seinen Fingern, die noch immer mein Gesicht umschlossen, bannte er mich an Ort und Stelle. Verstört versuchte ich zu erkennen, wovon er sprach. “W-was?” “In deinem Zimmer”, ergänzte Sasuke unwirsch, als er mein Zögern zur Kenntnis nahm. Schockiert weiteten sich meine Augen und mir ging nur ein Wort durch den Kopf. Karin! Ich hatte sie ganz vergessen. Sie war auf dem Weg zum Akatsuki gewesen. Das konnte sie unmöglich überlebt haben. Eine Welle schlechten Gewissens schwemmte in meinen Geist und ich befreite mich aus Sasukes Griff, stürmte zum Fenster, nur um dieses mit einen beherzten Griff aufzureißen. Sofort schlugen mir die Regentropfen entgegen, die, aufgepeitscht durch den Wind, wie Nadelstiche auf der Haut brannten. Ich überlegte nicht lange, schwang mich aus dem Fenster und lief zielstrebig auf einen bestimmten Punkt zu, wohl wissend, dass der Akatsuki noch in der Nähe sein konnte. Dann entdeckte ich sie, die beinahe leblose Gestalt, die im Matsch lag.

Sogleich kniete ich mich neben sie. “Karin”, flüsterte ich, als hätte ich Angst, dass mich noch jemand anderes als sie hören könnte. “Karin!” Ich rüttelte unsanft an ihren Schultern und bekam ein schwaches Wimmern als Antwort. “Sie wird sterben.” Erschrocken fuhr ich auf und erblickte eine weitere Gestalt. Auch in der anherrschenden Finsternis war der Mantel nicht zu übersehen. Die klar umrissenen Konturen der roten Wolken schienen zu leuchten. “Akatsuki” murmelte ich atemlos. Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung war und identifizierte sogleich Sasuke, welcher mir gefolgt zu sein schien. “Das Gift breitet sich aus. Es wird sie von innen heraus verbrennen, bis es letztendlich für einen Herzstillstand sorgen wird.” Ich schluckte. Einen Tod dieser Art hatte niemand verdient. Mein Gegenüber musste sich gut mit Giften auskennen, doch mir wollte nicht einfallen, um welches Mitglied der weit bekannten Organisation es sich handeln mochte. “Wo ist Itachi?”, zischte Sasuke erbost. Ich hatte das Gefühl, als wenn die Kälte, welche in seiner Stimme mitschwang, mir tief ins Fleisch schnitt. Es war schrecklich. Selbst jetzt, wo eines seiner Teamkameraden im sterben lag dachte er nur an seine Rache? Ich warf einen unsichern Blick zu dem geschundenen Körper, der noch immer auf dem durchweichten Boden ruhte. “Amüsiert sich vermutlich mit Haruno.” Sofort schenkte ich den beiden Männern wieder meine Aufmerksamkeit. Es dauerte einen Augenblick, bevor ich vollends verstehen wollte, was ich soeben erfahren hatte. Sakura! Ohne weiter nachzudenken zog ich mein Katana und stürmte auf den Akatsuki zu. Itachi und Sakura? Was ist, wenn er ihr etwas angetan hat? Wut brodelte siedendheiß durch meine Adern und heizte mein sonst so sanftes Gemüt in den Bruchteil einer Sekunde auf ein Maximum auf. Ich riss meine Arme nach oben und holte zu einem vertikalen Schlag aus, als ich mitten in der Bewegung gestoppt wurde. Mit geweiteten Augen blickte ich in die des Mannes, der nur wenige Zentimeter von mir entfernt die Ruhe selbst zu sein schien. Jetzt, wo sein Gesicht dem meinen nicht weit entfernt war, erkannte ich ihn. Sasori no Akasuna. Marionettenspieler. Er muss mich mit Chakrafäden festhalten. Zeitgleich schossen mir noch weitere Informationen durch den Kopf, alles was ich über ihn wusste, alles, was Sakura mir erzählt hatte. “Na, kleine Hyuuga, was machst du jetzt?” Wütend funkelte ich ihn an. “Keine Angst, ich töte dich nicht”, murmelte der Nuke-nin, während seine Augen mein Gesicht zu mustern schienen. “Ich sollte dich nur im Auge behalten.” Ich blinzelte. Einmal, zweimal. Doch auch dadurch erschien mir das Gesagte nicht weniger unlogisch. Er hat mich beobachtet? Wieso? Bevor ich etwas erwidern konnte, zuckte sein rechter Zeigefinger und riss mich zur Seite. Sasuke hatte anscheinend vorgehabt Sasori anzugreifen, während dieser sich mit mir beschäftigte. Der Uchiha, der durch die plötzliche Reaktion Sasoris nicht mehr ausweichen konnte, wurde unvorbereitet unter meinem Körper begraben und zusammen schlitterten wir über den Boden, bis wir schließlich im Dreck landeten. So schnell es mir möglich war rollte ich mich von ihm runter und rappelte mich auf. Sasuke, welcher es mir gleich getan hatte, knurrte wütend. Ich ließ meinen Blick schweifen, doch Sasori no Akasuna war verschwunden.

Was als nächstes geschah konnte ich nur mit Entsetzen verfolgen. Sasuke hob sein Katana auf, das Meisterwerk der Schmiedekunst lag nicht weit entfernt in einer Pfütze, und bohrte es Karin direkt durch das Herz. Die Wucht, die hinter seinem Hieb steckte ließ das Blut bis zu mir spritzen. Grauen erfüllte mich. Grauen und eine tiefe Abneigung gegen den jüngsten Uchihaspross.
 

***
 

Alles um mich herum war in ein tiefes Schwarz gehüllt. Undurchdringlich und unendlich. Ich hob meine Hand vor mein Gesicht, doch konnte ich sie nicht sehen. Unsicher wand ich meinen Kopf nach links und rechts. “Es ist nur ein Genjutsu, nur ein Genjutsu”, wisperte ich. Der Drang zu fliehen pochte unter meiner Haut. Doch plötzlich kam Bewegung in die Dunkelheit. Das Schwarz zerfloss, ließ Straßen und Häuser erahnen. Ich kannte diesen Ort. Ich stand am Fenster des Hokagebüros und blickte auf das Dorf hinab. Die Sonne schickte ihre Strahlen in jede noch so kleine Gasse. Auf den Straßen tummelten sich die Menschen. Ich hob meinen Kopf und sah zum Himmel. Es war Mittag. Alles wirkte so real auf mich, dass ich nicht glauben wollte, dass es sich hier um eine Illusion handelte. Man könnte meinen es sei eine Erinnerung, doch wirkte sie zu genau, zu scharf umrissen, um wirklich eine sein zu können. Erinnerungen verblassten doch nach einiger Zeit, oder nicht? Mein Blick wanderte weiter, blieb an den Köpfen der Dorfoberhäupter hängen. Tsunade war nicht unter ihnen. Ein Klopfen und das darauf folgende „Herein“ ließen mich herumwirbeln. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass noch jemand im Büro war, doch der dritte Hokage saß hinter seinem Schreibtisch und schien über einem Dokument zu brüten. Wie viele Jahre diese Szene wohl her war? Ich verspürte das Verlangen durch das Dorf zu laufen, mir die glücklichen Gesichter meiner Freunde anzusehen, Sasuke, Naruto. Die Tür wurde geöffnet und ein Junge trat ein. Ich brauchte einige Momente um zu erkennen, dass es Itachi war. Um Jahre jünger doch unverkennbar. Er trug eine Anbuuniform und sein Stirnband war unberührt. Ich musterte ihn eingehend, während ich langsam näher trat. Wie alt mochte er sein? Er sah nicht älter aus als vierzehn, doch ich wusste, dass er mit dreizehn Jahren aus dem Dorf verbannt worden war. „Ah, Itachi, gut das du kommen konntest.“ Fasziniert beobachtete ich den jungen Itachi. Stumm trat er näher und blieb vor dem Schreibtisch des Dorfoberhauptes stehen. Sie schienen mich kein Stück wahrzunehmen. Immer noch war ich hin und her gerissen zwischen dem Gedanken, dass das hier alles nur eine Illusion war und dem, dass es sich um eine wahrhaftige Erinnerung handelte. Aber es schien zu real, kein Stück überzogen. Ich wollte nicht glauben, dass das hier nicht wirklich war. Dafür sehnte ich mich zu sehr nach meiner Heimat und den alten Zeiten. „Wieso habt Ihr mich rufen lassen, Hokage-sama?“ Sogleich lag meine Aufmerksamkeit wieder bei der Situation, die sich vor meinen Augen abspielte. „Ich weiß, dass du deinem Dorf treu ergeben bist“, sagte der alte Mann in ruhigen Ton. Ein Stich durchbohrte mein Herz. Lüge! Itachi nickte leicht. „Und ich weiß, dass dir deine Familie viel bedeutet.“ Lüge! Lüge! Lüge! „Doch ich denke, gerade deswegen bist du der Richtige für diesen Auftrag.“ Meine Augen klebten geradezu an dem Uchiha. Hatte er schon zu diesen Zeitpunkt vorgehabt seine gesamte Familie zu töten? War das alles hier eine Farce? Die Worte des Hokage wirkten grotesk in Anbetracht dessen, was nur wenige Zeit später passieren würde. „Ich möchte, dass du als Spion agierst.“ Einen Augenblick trat Schweigen ein, doch der Junge äußerte sich nicht zu seinem Auftrag. „Ich möchte, dass du mir berichtest, was der Uchiha-Clan plant. Jeden ihrer Schritte will ich wissen.“ Mit jeden Wort war die Stimme des Dorfoberhauptes schärfer geworden. „Ich weiß, dass dein Vater dich selbst als Spion einsetzt, damit du ihn über meine Schritte informierst.“ Wenn die Worte etwas in Itachi bewegten, so zeigte er es nicht. „Das sollst du weiterhin machen, damit er keinen Verdacht schöpft.“
 

Argwöhnisch beobachtete ich weiter. Wenn dies wirklich eine Erinnerung des Uchihas war, dann bedeutete das, das er vom Dorf gezwungen wurde seine Familie zu hintergehen. Was auch immer sie planen sollten, denn ich hatte nie etwas dergleichen gehört. Andererseits war ich damals auch um einige Jahre jünger und, dass wusste ich selbst zu gut, ziemlich einfältig. Die angenehmste Persönlichkeit war ich auf jeden Fall nicht gewesen. Trotzdem konnte ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich viel über Konoha wusste, seit ich unter Tsunade gelernt hatte. „Ich denke du brauchst etwas Zeit um zu einer angemessenen Entscheidung zu gelangen.“ Während der Hokage sprach nahm er seine Pfeife zur Hand und steckte sie an. Itachi verbeugte sich leicht, doch anstatt zu gehen blieb er, wo er war. „Ich habe mich bereits entschieden, Hokage-sama.“ Der Hokage hielt in seinem Tun inne und betrachtete den Uchiha einen Augenblick. Er lehnte sich etwas vor und faltete ruhig seine Hände ineinander. „Nun denn, wie sieht sie aus, deine Entscheidung?“ Während er sprach stieg der Rauch seiner Pfeife zur Decke. „Der Uchiha-Clan muss in seine Grenzen gewiesen werden.“ „Muss er das?“ Stumm stand ich da, wenngleich mein Kopf versuchte das Gehörte irgendwie logisch in einen Zusammengang zu bringen. Was hatte der Uchiha-Clan geplant, dass er aufgehalten werden musste?Was konnte so schlimm sein, dass ein Kind dazu gezwungen wurde sich zwischen der Treue zum Dorf und seiner Familie zu entscheiden?
 

„Itachi, ich akzeptiere deine Loyalität, doch wir belassen es dabei, wie es gegenwärtig ist. Du wirst mich über alle Schritte unterrichten. Vorerst. Sollte es etwas zu besprechen geben, so werde ich dich rufen lassen.“ Knapp nickte der Uchiha. „Geh jetzt. Ich denke dein Bruder wartet vor der Akademie bereits auf dich. Du solltest dich beeilen.

Das Bild begann sich aufzulösen. Verwirrt lauschte ich meinem Atem, der ungewöhnlich laut in der Finsternis zu hören war. Doch auch diese Schwärze war nicht von langer Dauer. Erst nahm ich an, dass ich es mir nur einbildete, doch dann wurden die Stimmen immer lauter. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf das Gesagte.
 

„Das ist das Merkwürdige an Macht und Erfolg. Beides sorgt irgendwie dafür, dass man arrogant wird. Dagegen kann man nichts tun. Wir beide sind nun einmal Brüder, Sasuke. Du bist mir ähnlicher als du denkst.“ „Das stimmt gar nicht, Nii-san! Ich würde dich nie versetzen!“ „Es tut mir leid, Sasuke, vielleicht ein anderes Mal.“
 

„Man sollte Menschen nicht danach beurteilen, wie sie nach Außen hin wirken, denn auch wenn ich nach Außen hin ruhig und harmlos wirke, lasse ich mir solche Unverschämtheiten nicht bieten!“ „Itachi, sprich nie wieder so mit deinem Vater!“ „Hn.“
 

„Itachi! Bleib stehen und hör mir zu! Ich verstehe nicht, was in letzter Zeit mit dir los ist!“

„Wie denn auch? Ihr seid alle nur auf den Clan und die Organisation fixiert. Bei euch zählen nur Namen und Titel.“
 

Die Stimmen wurden leiser, bis sie einem entfernten Summen glichen. Lautlos verharrte ich an Ort und Stelle, während ich darauf wartete, dass etwas geschah. Andere Geräusche begannen in den Vordergrund zu rücken. Das Zirpen von Grillen, entferntes Stimmengewirr, leises Gelächter. Ich schlug meine Augen auf. Wieder fand ich mich im Büro des Hokage, doch anders als zuvor fehlte die Mittagshitze. Ich sondierte die Umgebung mit Neugierde, blieb aber gleichzeitig vorsichtig. Es war tiefste Nacht. Itachi kniete in seiner Anbuuniform vor dem Sarutobi und schien angespannt auf seine Anweisungen zu warten. Die Stimmung war angespannt, die Luft wirkte schwer. Und obwohl ich nur eine Beobachterin war, viel mir das Atmen eindeutig schwerer. „Ich habe dich rufen lassen, da wir nicht mehr länger warten können. Die Situation wird langsam zu riskant. Der Uchiha-Clan könnte fast jeder Zeit in Aktion treten und das darf nicht geschehen! Du hast die Wahl, Itachi! Für welche Seite entscheidest du dich?“ „Meine Loyalität gehört Konoha.“ Ein kleiner Stich durchfuhr mich. Wieder hatte man ihn vor eine Wahl gestellt. „Dein Clan ist eine zu große Bedrohung. Sie muss eliminiert werden. Vollkommen.“ Der Kopf des Uchihas schoss in die Höhe. „Ihr wollt sie alle töten?“ Seine Stimme wirkte atemlos. „Anders geht es nicht.“ „Aber die Kinder! Es sind so viele Unschuldige unter ihnen!“ „Der Fehler muss getilgt werden!“ Erbarmungslos. Kalt. Endgültig. „Hai.“ Itachi senkte den Blick gen Boden. „Ich möchte, dass du das erledigst. Es dient dem Wohl des Dorfes. Diese hundert Leben gegen Tausend wenn du es nicht tust.“ Ich sah, wie sich die Hand des jungen Anbu zur Faust ballte. „Was wird mit mir geschehen?“ „Ich muss dich verbannen.“ Plötzlich stand Itachi direkt vor dem Schreibtisch des Dorfoberhauptes und starrte ihn an. „Ich werde alles machen, aber ich bitte Sie, schützen Sie Sasuke! Er hat nichts getan! Er weiß von nichts und ich liebe ihn über alles, bitte!“ Er atmete tief durch. „Ich könnte ihn niemals töten.“

Ich hielt es nicht mehr aus und mein Mund öffnete sich. Dann schrie ich. Ich schrie so laut ich konnte. Schrie wegen dem Unrecht, dass geschehen war, wegen den Schmerz, den Itachi ertragen musste. Eine Hand legte sich um meinen Mund und erstickte den verzweifelten Laut. „Sakura!“ Eindringlich starrte Itachi mich an. Erst jetzt bemerkte ich, dass mir heiße Tränen über die Wangen liefen. Ich fühlte mich elend. Mein Mund schloss sich und vorsichtig nahm der Uchiha die Hand weg, als sei er nicht sicher, ob ich wieder anfangen würde zu schreien. Jetzt presste ich selbst meine Hand vor dem Mund um ein Schluchzen zu unterdrücken. Es war nicht mein Leid, was ich eben gesehen hatte. Es war das des Mannes vor mir. Aus verweinten Augen sah ich zu ihm auf. „Es tut mir so leid, Itachi...“ So unendlich Leid. Stumm blickte er mir entgegen, doch ich machte einen schnellen Schritt auf ihn zu und zog ihn in eine Umarmung. Nach schier unendlichen Sekunden spürte ich, wie sie erwidert wurde.
 

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Edit: Die Sprachfetzen sind zu großen Teilen wirklich von Itachi, dass heißt: schlecht von Pokito formulierte Sätze. Ich wollte sie aber so übernehmen und habe nur hier und dort etwas dazu gedichtet.

Reflection

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Reflection
 

So viele Fragen brannten mir auf der Zunge, doch ich wagte es nicht auch nur eine von ihnen zu stellen. Wie konnte eine einzelne Person nur so viel Leid ertragen? Wie hatte er es geschafft all die Zeit damit zu Leben? Wie war es nur möglich, dass man alles, ja sogar seine eigene Familie, für das Dorf gab? Und... wieso wollte er, dass Sasuke ihn hasste, wo er doch mehr oder weniger unschuldig war? Er liebte sein Dorf, wieso wollte er, dass ich es hasste? Denn ich hatte das Gefühl, dass ich genau das tat. All das Gerede von Brüderlichkeit und Gerechtigkeit war blanker Hohn in meinen Augen. Wie konnten sich die Ältesten denn noch selbst in die Augen sehen, nachdem sie diese Gräueltat gebilligt hatten? Aber Eines stand fest: Itachi Uchiha war nicht der, für den ihn alle hielten! Mein innerer Glaube das Itachi besser war als Sasuke in so vieler Hinsicht, bestätigte sich. Ich sah ihn nicht mit neuen Augen, nein. Ich konnte ihn jetzt lediglich ohne die Schale sehen, die seine Vergangenheit verbarg.

Langsam öffnete ich meine Seelenspiegel. Ein Seufzer entfuhr mir. Nur unwillig löste ich mich von dem Schwarzhaarigen. Er wirkte auch jetzt noch unbewegt und stark. Wieder ruhten seine Augen auf mir, doch dieses Mal erwiderte ich zögernd den Blick, während ich mir über die nassen Wangen wischte. „Wie hältst du all das aus?“ Ich sprach leise, als wären zu laut gesprochene Worte unangebracht. „Ich habe Sasuke eine Aufgabe gegeben.“ Er hob seine Hände und umfasste mein Gesicht. „Sakura.“ Ich erschauderte. „Was würdest du für den Menschen machen, der dir am wichtigsten ist?“ Während er sprach hatte ich den Atem angehalten. Eine Erinnerung trat an die Oberfläche. Sasuke. Ich. Eine Bank aus Stein gehauen. “Sasuke ich liebe dich! Wenn du schon nicht hier bleibst, dann bitte, bitte nimm mich mit! Ich mache alles, was du willst, aber bitte verlass mich nicht!“ „Alles.“Einer seiner Mundwinkel zuckte kurz hinauf. „Ist das ein Versprechen?“ Ich nickte leicht. Was sollte auch dagegen sprechen? Itachis Augen wanderten über mein Gesicht, meinen Hals, meinen Körper und noch immer umfassten seine warmen, weichen Hände meinen Kopf.

Peinlich berührt schlossen sich meine Lider. „Der Fuchsjunge scheint dir wichtig zu sein.“ Sofort öffnete ich die Augen wieder. „Wie kommst du darauf?“ Endlich gab der Uchiha mein Gesicht frei, was mich doch etwas erleichterte. Doch ein leichtes Kribbeln blieb dort, wo er mich berührt hatte. „Das Armband.“ Verwundert blickte ich auf meine Handgelenke hinab, bevor ich lächeln musste. Achja. Das Armband. Es war an sich nichts besonderes und doch bedeutete es mir viel. Ein schlichtes Lederband auf dem nur drei Zeichen zu erkennen waren. Ein N, eine 7 und ein S. „Das symbolisiert mein Team.“ „Das S?“ Erst wusste ich nicht, worauf Itachi hinaus wollte, doch war er nicht der Erste, der die Frage stellte. Das S. Für wen steht es? Für mich? Nein. Aber für wen dann? Meine Vergangenheit oder das Hier-und-Jetzt? Wieder kam eine Erinnerung hoch. Meine Finger fuhren über die eingebrannten Symbole.
 

„Was soll das denn sein, Sakura?“ Eben noch stolz nach diesen Worten aber eingeschnappt hielt ich Ino das Armband hin. „Das ist ein Armband, Yamanaka“, entgegnete ich schnippisch. „Ach Blödsinn, dass ist nicht einmal hübsch! Du stimmst mir doch zu oder Hinata?“ Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und rümpfte die Nase. Hinata zog es vor zu Schweigen. „Es hat emotionalen Wert“, erklärte ich knapp. Skeptisch betrachtete die Blonde weiterhin das Lederband. „N7S, was soll das heißen“, fragte sie schließlich argwöhnisch. Ich seufzte genervt. „Ist das nicht deutlich?“ Gereizt wedelte ich wieder mit dem Schmuckstück vor den Augen meiner besten Freundin herum. Hinata zog ruhig ihre Teetasse aus der Gefahrenzone heraus und trank einen Schluck. Das sie auch immer die Ruhe selbst sein kann, dachte ich kopfschüttelnd. Ino indes runzelte die Stirn. „Naruto und Sakura? Seit wann seid ihr denn zusammen? Und wieso weiß ich nichts davon?“ Beleidigt stemmte meine Seele ihre Arme in die Hüfte. Hinata verschluckte sich an ihrem Getränk und versuchte röchelnd wieder zu Atem zu kommen. Besorgt musterte ich sie, während Ino ihr hilfsbereit auf den Rücken klopfte. „Alles in Ordnung?“ Hinata nickte knapp. Vor lauter Atemnot war ihr Gesicht knallrot angelaufen. Nervös stupsten ihre Zeigefinger immer wieder aneinander. „Stimmt es denn... was Ino sagt?“ Verletzt sah sie nun zu mir. Schlagartig weiteten sich meine Augen und ich hob abwehrend meine Hände. „Was? Nein, nein! Hör doch nicht immer auf das, was Ino sagt!“ Ich warf der genannten einen bösen Blick zu. Sie erwiderte meinen Blick nur skeptisch. „Bitte, dann klär uns doch auf.“ „Das S steht doch nicht für mich. Das Armband bildet mein Team ab.“ „Achja? Also steht das S für Sasuke? Wie konnte ich jemals denken, dass du über ihn hinweg kommst?“ Unsicher betrachtete ich selbst nun den Buchstaben. „N-natürlich nicht, Ino-chan. Sai ist in ihren Team, n-nicht Sasuke.“ Sogleich wollte die Yamanaka protestieren. „Aber Sasuke ist do-“ „Hinata hat Recht, Ino.“ Ich lächelte meinem Engel dankbar zu. „Sai und Naruto gehören zu meinem Team, nicht Sasuke. Der ist Vergangenheit.“ „Mensch Hinata, wieso fällst du mir denn in den Rücken“, empörte Ino sich noch, doch die Hyuuga hob nur entschuldigend die Schultern und trank in aller Seelenruhe ihren Tee weiter.
 

„Das... S. Es steht für Sai.“ Ich strahlte Itachi geradezu an, als ich ihm antwortete, einfach nur, weil mir die Erinnerung an Ino und Hinata gekommen war. Jetzt, wo er gerade so offen antwortete, wollte ich endlich meine Fragen klären, doch wie konnte ich es am besten formulieren? „Wer bist du wirklich, Itachi?“ Die Frage war gestellt, bevor ich sie zurückhalten konnte. Noch immer spürte ich das Lächeln auf meinem Gesicht. „Ich meine du bist bei den Akatsuki, aber du scheinst Konoha treu ergeben zu sein und-“ Er unterbrach meine Erklärung. „Und das passt nicht zusammen.“ Ich nickte. „Wieso bist du Ninja geworden, Sakura?“ Peinlich berührt senkte ich den Blick. Der Grund war so banal wie simpel und ich schämte mich dafür, dass ich früher keinen anderen Grund gehabt hatte. „Das, naja, also ich, ähm...“ Ich verstummte, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. „Und aus diesem Grund bin ich bei Akatsuki.“ Huh? Bildete ich mir das ein oder klang der Schwarzhaarige spöttisch? Macht er sich gerade über mich lustig? „Dann... ergibt es keinen Sinn“, meinte ich abschätzend, da ich nicht wusste, wie ich sein Verhalten einschätzen sollte. Ich wusste, dass er sich gerne über mich lustig machte, doch das setzte dem Ganzen die Krone auf. „Uchiha, dass ist nicht witzig“, empörte ich mich. Beleidigt starrte ich ihn an. „Hn. Vielleicht.“ „Du bist genauso blöd wie Sasuke“, murrte ich leise. „Hn.“ Ich konnte das Schmunzeln in dem kurzen Laut fast spüren. Beleidigt wandte ich mich ab. „Das war eine Beleidigung“, erinnerte ich ihn empört. „Ah, ich vergaß, du magst meinen kleinen Bruder nicht mehr.“ Immer noch klang er belustigt. „Kluger Junge“, erwiderte ich schnippisch. Aus den Augenwinkeln schielte ich zu ihm um seine Reaktion zu sehen. Hatte er bemerkt, dass es seine Worte gewesen waren? Bei der verpatzten Mission hatte er etwas ähnliches gesagt. Plötzlich hob der Schwarzhaarige eine Hand und nahm eine meiner rosa Strähnen zwischen die Finger. Erstaunt beobachtete ich ihn dabei. Ich wagte nicht, mich unter der plötzlichen Berührung des Uchihas zu rühren. “Das frage ich mich auch.” Er nahm seine Hand zurück, erhob sich und wandte sich von mir ab. “Auf jeden Fall hat er etwas geplant.” Ich starrte auf seinen Rücken. “Du magst ihn scheinbar nicht…” Er drehte sich wieder zu mir, ein kaltes Lächeln auf den Lippen. “Kluges Mädchen.” Bevor er jedoch etwas erwidern konnte, wurde die Tür aufgeschoben. Erschrocken sprang ich zurück und drehte mich zum Übeltäter um. „Sasori?“ Fast schon entsetzt brachte ich noch etwas Abstand zwischen ihm und mir, sodass ich neben Itachi trat. Sasori nahm die Situation einen Augenblick in sich auf, bevor er sich dazu bequemte sein plötzliches Erschienen zu erklären. „Haruno, zum Leader.“ Ich wollte ihm eine nicht minder freundliche Antwort geben, doch schloss ich meinen Mund wieder, als ich eine warme Hand auf meiner Schulter spürte. Ich warf dem Schwarzhaarigen einen kurzen Blick zu und er bedeutete mir, dass ich gehen sollte. Genervt schob ich mich am Marionettenspieler vorbei auf den Flur, nicht ohne ihm vorher die Zunge heraus zu strecken, und eilte davon. „Was willst du noch, Sasori?“, war das Letzte was ich von den beiden Männern hörte, bevor sie die Tür schlossen.
 

Es brauchte mehr Glück als Verstand und Deidara, bis ich vor dem Büro Pains stand. Ich atmete tief durch, bevor ich entschlossen anklopfte. Mir war bewusst, dass hinter dieser Tür Madara sein konnte. Eisern schob ich meine Bedenken beiseite und trat schließlich in den verdunkelten Raum. Meine Augen benötigten einige Zeit, bis sie sich an die schwachen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten und ich mehr als nur dunkle Umrisse ausmachen konnte. Ich traute mich ein wenig mehr ins Zimmer, näher bei der Tür als bei meinem Gesprächspartner und doch weit genug um ihn klar erkennen zu können, soweit das möglich war. Ich deutete eine knappe Verbeugung an und versuchte ruhig zu atmen, während mein Blick die Dunkelheit hinter Pain erforschte. „Ihr habt mich rufen lassen, Pain-sama?“ Ich bemerkte schnell, dass er nicht vorhatte auf diese Frage zu antworten. Es ging hier darum die richtigen Fragen zu stellen, wenn ich wissen wollte, worum es ging. „Was kann ich für euch tun?“ „Ich denke es ist an der Zeit dir Beschäftigung zu geben. Nicht umsonst bist du für deine medizinischen Fähigkeiten bekannt.“ Seine Stimme kam mir nur noch halb so gruselig vor wie bei unserer ersten Begegnung, doch sie flößte mir noch immer Respekt ein. „Ich soll als Medic fungieren? Haltet ihr das für eine gute Idee?“ Es barg immer Risikos feindlich gesinnte Shinobi als Ärzte in den eigenen Reihen einzusetzen. So schnell wie sie Leben retteten, konnten sie auch welche beenden. Gift statt der heilenden Medizin und der Betroffene war hinüber. „Ich bin mir der Umstände bewusst, Kunoichi, und ich denke, dass wir das auf eine friedliche Art und Weise regeln können.“ Ich schluckte. Das hörte sich nicht gut an. „Du weißt, dass wir den Kyuubi jagen und irgendwann absorbieren werden. Für das Wohl des Jungen kann ich nicht garantieren, aber wie sieht es mit einem anderen Freund aus?“ Hatte ich mich verhört? Bot er mir gerade Schutz für einen Freund an? „Wie meint ihr das?“ Aus verengten Augen musterte ich den offiziellen Kopf der Organisation. „Ich habe einen ungebetenen Gast auf meinem Territorium. Es hängt von dir ab, wie lange er am Leben bleibt.“ Instinktiv wollte ich vor ihm auf die Knie fallen und um das Leben meines Freundes flehen, doch ich hielt mich zurück. „Wer sagt mir, dass das keine Lüge ist?“ Betont kühl verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Niemand wird es garantieren, allerdings hängt es von dir ab, ob sie lebt oder nicht. Ich überlasse es vollkommen dir. Lass dir gesagt sein, dass Sasori sich der Kunoichi annehmen wird, wenn du gegen ihr Leben entscheidest.“ Ich schluckte. Sasori hasst mich. Er würde jeden leiden lassen, der mir Nahe steht! Was sollte ich tun? Ich konnte doch nicht das Leben einer Freundin riskieren, nur weil ich mich verweigerte! Ich biss mir wütend auf die Unterlippe. „Ich soll mich um die Verletzen kümmern, nicht mehr und nicht weniger, ist das richtig?“ Pain starrte mich eine Weile nieder. „Wirst du es machen?“ Ich blickte ihn entschlossen an. „Hai.“
 

***
 

Wir waren am nächsten Morgen weitergereist. Einfach so. Und obwohl ich so gern protestiert hätte tat ich es nicht. Es brachte mir keinen Vorteil länger hier zu verweilen, während Sakura bei Itachi Uchiha war. Karin war tot und niemand konnte dies ändern. Juugo und Suigetsu hatten es wortlos hingenommen, dass wir ohne die Rothaarige weiter reisen würden. Ich war mir nicht sicher, ob sie ahnten, wieso dem so war.

Ruhig lief ich ein kurzes Stück hinter Sasuke her. Mein Byakugan war aktiviert und ich sondierte stets die Umgebung, doch Sasori war nicht auszumachen. Sasuke hatte mich seit dem Vorfall ignoriert, was mir die Gelegenheit gab nachzudenken. Wie konnte ich ihn davon überzeugen, dass er mir vertrauen konnte? Wo ich ihn doch anlog? Er sucht nach Itachi, ich nach Sakura. Sasori zu Folge ist Sakura bei dem Uchiha. So gesehen haben wir also beide das gleiche Ziel. Außerdem musste er sich bewusst sein, dass er mich brauchte, besonders jetzt, da Karin nicht mehr lebte. Ich zog mir die Kapuze meines Umhanges tiefer ins Gesicht. Zweifellos ein erfolgloser Versuch sich vor dem beständigen Nass zu schützen Wie sehr ich die Sonne doch vermisste.

Es mochten vier Stunden vergangen sein, als Sasuke auf einer Lichtung zum stehen kam. „Wir bleiben“, sagte er knapp, bevor er sich in den Schutz der Bäume begab, welche der Lichtung als natürliche Barriere dienten. Der Rest des Teams wollte es ihm gleich tun, doch mir war es nicht vergönnt. „Hinata, du trainierst.“ Wäre ich in einer anderen Situation gewesen, an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit, so hätte ich sicherlich anders reagiert. So hingegen würdigte ich den Uchiha keines Blickes, während ich betont langsam meine Sachen auf dem halbwegs trockenen Boden lagerte und ebenso gemütlich in de Mitte der Lichtung zurückkehrte.

Meine klammen Finger umfassten den Griff meines Katanas welches ich, anders als Sasuke, auf den Rücken geschnallt hatte.

Ich zog es heraus und ging in Grundstellung. Einige Sekunden verharrte ich so, bis ich mit einem gezielten Dachschlag auf meinen unsichtbaren Gegner losging. Schnell setzte ich mich ab und wirbelte herum um dem Schwertarm zu attackieren.Blitzschnell schoss ich nach vorne, einer Schlange gleich, führte einen Hieb auf Brusthöhe durch und setzte mich wieder ab. Der nächste Vorstoß hätte die rechte Bauchdecke des Gegners durchbohrt. Mein nächster stoß galt der Kehle. Mit einem süffisanten Grinsen stellte ich mir vor, dass es Sasuke war, dem ich mit jedem Schlag ins Fleisch schnitt. Auch wenn das nicht passieren würde, denn er war besser als ich. Schneller, stärker, entschlossener. Und er wusste, wie ich kämpfte, immerhin war er es, der mich den Umgang gelehrt hatte. Nach schier einer Ewigkeit war ich wieder an meiner anfänglichen Position angelangt. Ich atmete einmal tief ein, dann schob ich das Katana zurück in die Scheide und richtete meine Augen auf den Uchiha. Er schien mich beobachtet zu haben, denn ich bemerkte ein kaum merkliches Nicken. Ohne ein Wort sammelte ich meine Habseligkeiten ein und gesellte mich zu Suigetsu, welcher mich grinsend empfing. „Du wirst immer besser, Hinata. Vielleicht können wir in nächster Zeit mal ein kleines Kämpfchen gegeneinander machen, na wie wärs?“ Ich musterte ihn einen Moment, bevor ich zustimmend nickte. „Natürlich, gern.“ „Wir gehen weiter.“ Innerlich wünschte ich Sasuke die Pest an den Hals, doch ich nahm es wortlos hin, dass er mir keine Pause gönnte. Dafür würde ich ihm sicher nicht verraten, wenn sich wieder ein Akatsuki in unserer Nähe aufhielt. Nicht bevor ich nicht wusste, ob er hilfreich sein würde order nicht. „Habt ihr euch irgendwie gestritten?“ Wieder war es der Weißhaarige, der sprach. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. „Und wieso scheint er dir einen reinwürgen zu wollen? Hast du ihn von der Bettkante gestoßen? Ich hörte, dass er das nicht leiden kann. Schadet wohl seinem Ego.“ Munter plapperte der Hozuki weiter. „Was denkst du über Karin?“ Wenn er überrascht war, dass ich ihn unterbrach, zeigte er es nicht. „Sie war nervig. Aber ohne sie ist es ziemlich ruhig.“ Ich nickte. „Entschuldige mich, aber ich habe noch etwas zu klären.“ Damit beschleunigte ich meine Schritte und gelangte neben Sasuke. Er starrte stur geradeaus. Eine Weile liefen wir so nebeneinander her, bis ich mich dazu durchrang die Stimme zu erheben. „Du traust mir nicht.“ Aus dem Augenwinkel beobachtete ich ihn. „Hn.“ Ich lächelte leicht. „Du hast auch keinen Grund dazu. Sicher weißt du, wieso ich hier bin. Du musst mir nicht vertrauen, Sasuke, aber wir haben das gleiche Ziel. Sakura ist bei Itachi, deswegen werde ich dich in allem unterstützen, was mich ihr oder ihm näher bringt. Bis zu diesem Punkt kannst du mir trauen.“ „Nenn mir einen Grund, wieso ich dich nicht auf der Stelle töten sollte.“ Ich wandte mich von ihm ab und achtete auf den Weg vor uns. „Ich kann Karin ersetzen.“ „Ich brauche Karin nicht.“ Ich seufzte. „Deswegen hast du sie auch in dein Team geholt.“ „Hätte ich sie gebraucht, hätte ich sie nicht getötet.“ „Sie wäre ohne jeden Zweifel gestorben.“ „Und es stört mich nicht.“ „Es stört dich nicht, weil ich sie ersetzen kann.“ Ich hätte nie in Betracht erzogen, dass er so stur sein könnte. „Meinst du nicht, dass du dich überschätzt?“ „Beweis mir das Gegenteil.“ Darauf erwiderte Sasuke nichts. Eine ganze Zeit lang war es still zwischen uns. „Seit wann so vorlaut, Hyuuga?“ Das erste Mal an diesem Tag wandte er mir das Gesicht zu und sah mich wirklich an. Nicht wie beim Training, wo er meine Bewegungen überwacht hatte, sondern von Mensch zu Mensch. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht und ich ließ mich zu Suigetsu zurückfallen. Grinsend erwartete er mich. „Na, alles geklärt?“ Ich nickte leicht. „Er verzeiht mir, dass ich ihn von der Bettkante gestoßen habe.“ Dem Weißhaarigen fielen fast die Augen aus dem Kopf, während er es fertig brachte gegen den nächsten Baum zu laufen. Erschrocken blieb ich neben ihm stehen. „Alles in Ordnung?“ Ich hielt mir die Hand vor den Mund und musterte ihn neugierig. Ein Beben ging durch meinen Körper. Ich fing den Blick Juugos ein und fand ein Spiegelbild meiner Gefühle. Amüsement und keinerlei Bedauern. Ein Kichern entfloh mir und wandelte sich alsbald in ein lautes Lachen. „Du bist genauso ein Baka wie Naruto“, meinte ich erheitert. „Und das ist ein Kompliment!“
 

Am Abend hatten wir wieder ein Dorf erreicht. Ich wollte gar nicht wissen, woher Sasuke das ganze Geld hatte, mir welchen er die Zimmer bezahlte. Suigetsu hatte ich es zu verdanken, dass ich mir mit dem Uchiha ein Zimmer teilen durfte obwohl ich Juugo vorgezogen hätte. Das war wohl die kleine Rache für vorhin. Ich saß im Lotusstil auf meinem Bett und beobachtete Sasuke dabei, wie er durch das Zimmer wanderte, seine Sachen ablegte und schließlich ins kleine Bad verschwand. Kurze Zeit später trat er mit nassen Haaren wieder hinaus und ließ sich ebenfalls auf seinem Bett nieder. Ich hatte schon geduscht hing meinen Gedanken nach.

Ohne Vorwarnung wurde die Tür aufgerissen und Suigetsu trat gefolgt von Juugo ein. „Chef, wie siehts mit Essen aus?“ Sasuke nickte ihm knapp zu und stand auf. Ich folgte seinem Beispiel seufzend. Der Hozuki grinste zwinkerte mir zu. „Na, habt ihr Spaß?“ Aus verengten Augen und erhobenen Hauptes stolzierte ich an ihm vorbei. Ganz aus Versehen trat ich ihm schmerzhaft auf den Fuß, was ihn fluchen ließ. „Und, habt ihr auch Spaß?“ Ich schenkte ihm noch einen erbosten Blick und marschierte von dannen. „Ist das dein Geheimnis?“ Sasuke lief neben mir her. „Was?“ Fragend blickte ich ihn an. „Das du über Naruto hinweg bist?“ Er grinste höhnisch. „Er hätte dich auch nicht verdient.“

Curious Confessions

Curious Confessions

kuriose Eingeständnisse
 

Wütend blickte ich Sasuke nach, bevor ich ihm selbst folgte. Er hatte nicht das Recht so über Naruto zu sprechen! Auch wenn ich ihn aufgegeben hatte, war er dennoch ein guter Mensch. Ich setzte mich schräg gegenüber des Uchiha hin und blickte geflissentlich in eine andere Richtung. Es gab nicht viele Dinge, die mich wütend machten, aber Naruto gehörte definitiv dazu.

Zerknirscht über meinen Gemütszustand senkte ich meine Augen auf meine Hände. Neben mir wurde ein Stuhl zurückgezogen und Juugo setzte sich. Suigetsu tat es ihm, mir gegenüber, gleich. Um nicht unhöflich zu wirken gab ich meine abweisende Haltung auf und schaute zu Sasuke. Er saß mit geschlossenen Augen und vor dem Körper verschränkten Armen da. Mir war aufgefallen, dass er diese Haltung häufig an den Tag legte, insbesondere, wenn er entspannt war. Leise erhob ich meine Stimme. Ich hegte eine Abneigung dagegen laut zu sprechen, denn es erregte zu schnell Aufmerksamkeit. Ich stand nicht gern im Mittelpunkt, vom Rand aus konnte man besser beobachten.

„Sasuke-san, wie gedenkst du weiter vorzugehen?“ Seine erste Reaktion bestand lediglich aus einem Heben seines linken Augenlids und seinem typischen „Hn“, dann jedoch richtete er sich etwas auf und musterte mich scharf. Ob ihm auffiel, dass ich ihn ungewohnt förmlich und kühl angesprochen hatte, konnte ich nicht beurteilen. Überhaupt sah man dem Schwarzhaarigen selten wirkliche Gefühle an. „Amegakure.“ Nachdenklich zog ich die Stirn kraus. In die Stadt also. Diese Entscheidung war mehr als fragwürdig. Größere Ansiedlungen mied Sasuke normalerweise und das nicht grundlos. Allerdings waren gerade Großstädte dafür bekannt, dass Beobachtungen und Gerüchte schnell verbreitet wurden. Hätten die Bewohner einen Akatsuki gesichtet, so wäre es ein leichtes es herauszufinden. Aber wieso genau jetzt? Es konnte nicht das erste Mal gewesen sein, dass er es versuchte und er hatte auch vorher keinen Erfolg gehabt. Als wenn Sasuke Gedanken lesen könnte, führte er seine Entscheidung knapp weiter aus. „Wegen Sasori.“ Meine Lippen bildeten einen schmalen Strich und meine Augen verengten sich. „Sasori? Dieser Puppenspieler? Was willst du denn von dem, Sasuke?“ Nur kurz verweilte mein Blick bei Suigetsu, bevor er wieder zum Uchiha wanderte. „Hn.“ Schmal lächelte ich. Ich konnte mir etwas angenehmeres vorstellen, als genau diesen Akatsukimitglied erneut zu begegnen. Allerdings nagte die Neugier an mir, denn ich stellte mir noch immer die Frage, wieso der Rotschopf genau mich beobachten sollte.

Eine Bedienung trat zögernden Schrittes an unseren Tisch und fragte erwartungsvoll, ob sie uns etwas bringen könne. Dabei besah sie sich ganz augenscheinlich nur den Uchihasprössling. Verstimmt beäugte ich die schmachtenden Blicke. Fast hätte ich Mitleid mit der jungen Frau, denn es schien nicht so, als wenn Sasuke ihr Interesse erwidern würde. Allerdings störten mich diese Blicke auf eine Art, die ich nicht nachvollziehen konnte. Um nicht weiter über den Umstand nachdenken zu müssen zwang ich mich den Blick abzuwenden und die anderen Gäste in Augenschein zu nehmen. Die Unterkunft war gut gefüllt, alle Tische schienen besetzt zu sein. Leises Stimmengewirr erfüllte die Luft, gemischt mit dem Duft von warmen Speisen und Tee. Während ich weiter die Aromen analysierte, blieb ich an braunen Augen hängen, die meinen Blick direkt erwiderten. Mir dessen langsam bewusst werdend stockte ich. Ich blinzelte. Einmal, zweimal, doch er verschwand nicht. Ich konnte nicht anders als ihn anzustarren. Was macht er hier? Ein amüsiertes Lächeln umspielte seinen Mund. Der größte Teil seines Gesichts wurde von einer Kapuze verborgen. Nur wenige rote Haarsträhnen lugten darunter hervor. Lautlos formte mein Mund seinen Namen. Sasori.

„Hinata-chan? Wo starrst du denn die ganze Zeit hin?“ Ruckartig wandte ich mich Suigetsu zu, während sich eine leichte Röte auf meinen Wangen bildete. „Ich...“ Noch einmal linste ich zu der Gestalt im Umhang hinüber, doch sie war verschwunden. „Ich... dachte nur, ich hätte jemanden gesehen.“ Ich hatte ihn doch gesehen, oder nicht? Er war doch eben noch da! Das habe ich mir nicht eingebildet! Oder doch? Der Weißhaarige versuchte zu entdecken, was mich so gefesselt hatte. „Da ist doch nichts Spannendes. Und einen gut aussehenden Kerl kann ich auch nicht sehen. Mal ehrlich, glaubst du, dass du Sasuke hier damit eifersüchtig machen kannst?“ „Suigetsu“, zischte ich gepresst. „Das ist nicht witzig!“ Beschämt senkte ich den Kopf. Waren meine Blicke zwischen dem Uchiha und der Bedienung so offensichtlich gewesen? Schweigen kehrte ein und dauerte den Rest des Abends an.

Später, als ich eingewickelt in meine Decke da lag, fragte ich mich, wie Suigetsu es geschafft hatte solange zu schweigen. Wäre Karin noch da, hätten sie sich gewiss die ganze Zeit gestritten. Aber sie ist tot. Getötet von Sasori no Akasuna. Vorsichtig drehte ich mich auf die Seite und spähte zu Sasuke hinüber. Ruhig lag er da. Sein Brustkorb hob und senkte sich in ruhigen, regelmäßigen Abständen. Er schien zu schlafen. Langsam, um ja keinen Laut zu verursachen, erhob ich mich von meinem Nachtlager und richtete meine Kleidung. Auf leisen Sohlen lief ich zu meiner Waffe, welche ich mir sogleich umschnallte. Ich warf noch einen letzten Blick auf die vom Mondlicht erleuchtete Gestalt, bevor ich in die Nacht verschwand um ihn zu suchen. Sasori war hier, ich war mir ganz sicher. Er hatte mich auf sich aufmerksam gemacht, dafür musste es einen Grund geben. Außerdem war er die Person, die wusste, wo Sakura war! Ich musste ihn einfach sehen.
 

Mein Byakugan hatte ich nicht aktiviert, da ich nur zu gut wusste, dass Sasuke es merken würde. Stattdessen lief ich im Schutz von Bäumen und Häusern durch die regennassen Straßen und hielt Ausschau nach seiner Gestalt. Es dauerte eine Weile, und ich schätzte, dass ich ihn schon zweimal übersehen hatte, doch dann erblickte ich die in einen schwarzen Umhang gehüllte Gestalt. Er trug nicht wie am Vortag seinen Akatsukimantel. Vorsichtig lief ich auf ihm zu, achtete aber auf einen respektvollen Abstand. Gemächlich stieß er sich von der Wand ab, an der er eben noch gelehnt hatte und hob den Blick. „Ist es mutig oder töricht, dass du mich aufsuchst?“, fragte er, während er nachdenklich seinen Kopf schief legte. Ich schluckte und sprach mir Mut zu. „Du- ihr habt von Sakura gesprochen.“ Wieder schlich sich Amüsement auf sein Gesicht, genau wie vorhin. „Tatsächlich?“ Ich nickte knapp. „Wo ist sie?“ Kaum merklich verzogen sich seien feinen Gesichtszüge und deuteten an, dass ihm das Thema nicht unbedingt zusagte. „Bei Itachi, immer noch, aber das wusstest du auch schon vorher. Wieso also bist du gekommen?“ Ich sah ihn einen Moment verblüfft an. „Wegen Sakura?“ Er grinste erheitert. „Höre ich leichte Zweifel? Aber nein, du bist doch fest entschlossen, nicht wahr, kleine Hinata?“ Augenblicklich verfinsterte sich mein Gesicht. „Du bist es doch, der mich beobachtet!“ „Und weil ich dich beobachte kommst du zu mir. Nicht sehr überzeugend.“ „Was willst du eigentlich von mir?“ Erbost ballte ich meine Hände zu Fäusten. „Wieso ich? Du hast mich gesucht.“ Er drehte mir meine eigenen Worte im Mund um. Ungehalten ließ ich meinen Blick wandern, doch letztendlich landete er wieder bei Sasori. „Ich will wissen wo sie ist.“ Spöttisch nickte er. „Ah, natürlich. Wie konnte ich das vergessen. Glaubst du wirklich, dass ich dir die Information gebe?“ Während er sprach lief er galant auf mich zu. Sofort hatte ich mein Katana zur Hand, während ich ihn zum stehen bleiben aufforderte. Vergnügt blieb er tatsächlich zwei Meter vor mir stehen. „Und jetzt?“ „Wieso beobachtest du mich?“ Wenn er auf die eine Frage nicht antworten wollte, dann vielleicht auf die andere. Er schüttelte tadelnd den Kopf. „Viele Fragen und keine Antworten. Das muss ernüchternd sein.“ Er ließ seine Augen über meine Gestalt wandern. „So... anmutig und wohlgeformt. Die perfekte Marionette.“ Augenblicklich verschwand all mein Blut aus meinem Gesicht. „Es wäre doch nur gerecht, dass ich dich bekommen, wenn sie mir verwehrt wird.“ Meine Finger verkrampften sich um den Griff meiner Waffe. Wieder lächelte er mich belustigt an. „Ich könnte dir sagen wo deine Freundin ist.“ Er hielt inne und starrte kurz an mir vorbei, bis in seine Augen eine Erkenntnis trat, die mir verwehrt wurde. „Allerdings nur, wenn ich deinen hübschen Körper dafür bekomme... freiwillig.“

„Du kannst es auch so sagen, Akasuna.“ Überrascht wirbelte ich herum und zuckte zeitgleich schuldbewusst zusammen. „Sasuke“, hauchte ich leise. Er trat neben mich und musterte den Akatsuki abschätzend. Sofort fiel alle Freundlichkeit von Sasori ab. „Ich habe mein Angebot gemacht“, erwiderte er kühl. Angebot? Er verlangt von mir mich ihm auszuliefern! Erschrocken keuchte ich auf, als der kalte Stahl meines Katanas an meinem Hals lag. Mein Entsetzen wuchs, als ich erkannte, dass es Sasuke war, der hinter mir stand und die Waffe hielt. „Wie viel ist sie dir noch Wert, wenn sie nicht mehr so ansehnlich ist?“ Monoton musterte der Puppenspieler mich wieder, ehe er antwortete. „Wie viel ist sie dir denn dann noch Wert, Uchiha?“ „Was wird das, Sasuke“, zischte ich ihm leise zu. „Wenn du das tust, kannst du meine Hilfe vergessen!“ Ich spürte, wie er sich etwas vorbeugte und genauso leise antwortete. „Und wenn das so ist, kannst du dich von deinem Leben verabschieden.“ Sasori unterbrach unsere Diskussion, indem er erneut die Stimme erhob. „Ich schätze der Deal ist geplatzt. Schade drum, dass war deine Chance Hyuuga.“ Keinen Moment später war er verschwunden. Doch Sasuke gab mir keine Gelegenheit aufzuatmen. „Und was sollte das werden, Hinata?“ Noch immer lag die Klinge an meinem Hals. „Ich wollte Antworten“, entgegnete ich ebenso leise wie er. „Wieso hast du ihn gehen lassen?“ Wollte ich dann aber doch wissen. „Er war bei Itachi. Das heißt sie können nicht weit sein.“ Sein warmer Atem strich über mein Ohr. „Und was ist nicht weit von hier?“, hauchte er mir entgegen. Eine Gänsehaut kroch über meinen Körper. „Amegakure?“ „Hn. Also, was sollte das, Hinata?“ Er hatte mich mit einen Ruck zu sich umgedreht. Nun, da ich seinem stechenden Blick direkt ausgesetzt war, erschienen mir meine Beweggründe irgendwie falsch. Ich wollte meinen Blick gen Boden flüchten, doch Sasuke zwang mich durch ein energisches Heben meines Kinns ihn weiter anzusehen. „Dein eigenwilliges Handeln gefällt mir nicht.“ Ich nickte knapp. „Das wirst du nicht noch einmal!“ „H-hai.“ Plötzlich schlich sich ein bösartiges Grinsen auf seine Züge. „Allerdings gefällt mir der Umstand, dass ich etwas besitze, was ein Akatsuki haben will. Du bist tatsächlich nützlicher als Karin.“ Er gab mich frei und sprang davon in Richtung Herberge. Ausdruckslos blickte ich ihm hinterher. Er sollte nicht denken, dass er mich besaß. Niemand würde das je wieder tun. Ich schüttelte leicht den Kopf. Es war ein leichtes das zu behaupten, doch ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass eine seltsame Faszination von dem Akatsuki ausging. Ebenso, wie ich die Gesellschaft von Sasuke genoss. Es war falsch. Genauso falsch wie das Gefühl der Angst, dass sich in mir ausbreitete, wenn ich daran dachte, Sakura bald gefunden zu haben. Kann ich ihr überhaupt in die Augen sehen? Oder wird sie mich hassen für das, was ich getan habe? Immerhin... war ich der Mörder ihrer Eltern.

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Vielen Dank für die lieben Kommentare! ♥

Die erste Hälfte der Geschichte neigt sich ihrem Ende zu... dann folgt sogleich der zweite Abschnitt, für den ich allerdings aus verschiedenen Gründen eine neue Fanfic anlegen werde. Bei Fragen oder Verbesserungsvorschlägen könnt ihr mir auch gern eine ENS schreiben :3

Egoist

Egoist
 

Der Raum, welcher mir zur Verfügung gestellt wurde um die Verletzungen der Mitglieder zu heilen, lag unweit meines Zimmers auf halber Strecke zum Aufenthaltsraum.Ich wog den Schlüssel einige Augenblicke abwägend in der Hand, während mir die Frage durch den Kopf geisterte, ob das Schloss vor mir das einzige Gegenstück zu ihm war. Der Schlüssel lag schwer in meiner Hand. Die kühle Oberfläche war durchzogen von Einkerbungen, Stellen wo ein Stück des Metalls abgeplatzt zu sein schien. Rost hatte sich in den Ritzen und Vertiefungen eingenistet.

Ich seufzte, verschob die Gedanken auf eine spätere Zeit und öffnete die Tür. Leicht musste ich am Griff rütteln, bevor das Holzgebilde schließlich nach innen aufschwang. Das spärliche Licht, dass vom Flur in den Raum drang, reichte nicht aus um ihn vollends erfassen zu können, doch ich schätzte, dass er von geringer Größe war.

Meine Finger tasteten an der Wand entlang, bis ich den Lichtschalter spürte und betätigte. Unter meinem neugierigen Blick tauchte ein spärlich möblierter Raum auf. Er war fast so spartanisch eingerichtet wie mein eigenes Zimmer, doch davon abgesehen würde er seinen Zweck erfüllen. Statt einem Bett säumte eine flache Liege die rechte Wand. Sie schien kaum gepolstert zu sein. Es würde sicher ungemütlich sein über längere Zeit auf ihr zu liegen. Mir gegenüber stand eine Kommode aus dunklen Holz. Die Griffe an ihren Schubladen wirkten abgenutzt und spröde, als wäre die Flüssigkeit nach und nach aus dem Material verdampft.Ein einzelner Stuhl versuchte vergeblich die restliche Leere des Zimmers zu füllen. Ich nickte mir selbst zu, während ich mich daran machte die Schubladen durchzusehen. Die Oberste war gut gefüllt mit sauberen Mullbinden, alle ordentlich einsortiert nach Breite und Länge, wie mir schien. Einige leichte Salben würde ich in den Hängeschränken der Küche finden, dass wusste ich. Was mich betraf, so würde das fürs Erste ausreichen.

Ich überbrückte die wenigen Schritte zum Stuhl, obwohl der Begriff Schemel ihm gerechter geworden wäre, und setzte mich darauf. Es gab einen weiteren Lichtblick. Ich konnte wieder Menschen helfen. Ich konnte vielleicht Itachi helfen, so wie er mir schon oft geholfen hatte.
 

Auf dem Weg zur Küchen begegnete ich niemanden. Die Stille war gleichsam schön und beunruhigend, zeigte sie mir doch, dass nur noch wenige da waren. Alle anderen mussten aufgebrochen sein um ihre Missionen und Aufträge zu erfüllen. Gerade in diesen Augenblick, wo ich hier stand, starb vielleicht einer meiner Freunde oder ein anderer Shinobi durch die Hand eines Akatsukis. Ein verzerrtes Lächeln trat auf meine Züge. Wer mochte die Person sein, die Pains Aufmerksamkeit erregt hatte? Mein erster Gedanke war Naruto, doch ich verwarf ihn sogleich, denn wer auch immer sich in der Umgebung aufhielt war weiblicher Natur, dass hatte der Rinnenganträger deutlich gemacht. Hatte die Person eine Mission? Aber wenn es einer meiner Freunde war, wieso sollte sie dann allein unterwegs sein? Ein schrecklicher Gedanke kam mir. War sie vielleicht gar nicht allein unterwegs, sondern zusammen mit ihrem Team? Und wenn das der Fall war, hatte Pain vor die Anderen zu töten? „Natürlich“, murmelte ich. Das liegt doch auf der Hand. Ich schloss einen Moment meine Augen und seufzte schwer. Wer auch immer es war, ich konnte nichts für sie oder ihr Team tun und sollte mir keine Vorstellungen dazu machen. Ich erreichte die Küche und trat ruhigen Schrittes ein. Sie war leer. Niemand saß auf einem der Stühle am großen Tisch oder lehnte an der Theke. Soweit ich mich zurück erinnern konnte, war es tatsächlich das erste Mal, dass niemand hier war. Ich setzte mich in Bewegung und durchsuchte mit routinierten Handgriffen die Schränke nach Heilsalben aller Art.

Anschließend lief ich durch die Gänge zurück in den kleinen Raum und räumte meine Beute in die Kommode ein. Das Einzige, was hier wirklich zu fehlen schien war Wasser. Ein kleines Waschbecken hätte schon genügt um mir vor jeder Heilung die Hände waschen zu können, so aber musste ich jedes Mal zum Badezimmer oder in die Küche laufen. Bei schweren Verletzungen konnte das wertvolle Zeit kosten, die am Ende über Leben un- Nein! Ich schimpfte mich eine Närrin, dass ich mich darum sorgte, ob ein Nuke-nin starb oder lebte. Und wenn es Itachi ist? Verärgert runzelte ich die Stirn. Mich beschlich er Verdacht, dass ich ihn lieber mochte, als mir zustand, als mein Verstand es erlauben sollte. Wie hieß das noch? Stockholm-Syndrom. Ungehalten presste ich die Lippen aufeinander. Was sollte das überhaupt sein? Stockholm? Es klang nicht nach etwas, was ich schon einmal gesehen hatte. Außerdem war Itachi nicht schlecht. Aber auch nicht wirklich gut, oder doch? Eine Mischung und sie gefällt mir. Er gefällt mir.

Ich sann noch einige Minuten diesen unnützen Gedanken nach, bevor ich sie vehement beiseite schob. Sie würden zu nichts führen und zu viel nachdenken hatte bis jetzt noch niemanden gut getan.

Unschlüssig wohin ich jetzt gehen sollte wanderte ich wieder durch die Gänge. Sollte ich nach Itachi suchen? Doch vielleicht war auch er nicht mehr da, eilte stattdessen einen mir unbekannten Ziel entgegen. Von Deidara wusste sie, dass er kurz nach meinem Gespräch mit Pain losgezogen war. Zusammen mit Sasori, will ich hoffen! Schließlich blieb ich vor dem Trainingsraum stehen und starrte nachdenklich auf den Durchgang. Es kann ja nicht schaden. Dann trat ich ein.
 

Es vergingen vier Tage in denen ich niemanden zu Gesicht bekam. Zu Anfang genoss ich die Stille, doch schon nach zwei Tagen fing ich an sie zu verfluchen. Ich war kein Mensch, der die Stille suchte, wenn er die Möglichkeit für Gesellschaft hatte. Meistens zumindest. Diese Tage der Stille aber gaben mir immer wieder die Möglichkeit tief in Gedanken zu versinken. Ich konnte mir dessen, was in den letzten Monaten geschehen war, richtig bewusst werden. Der Gedanke an Ino versetzte mich noch immer in tiefe Trauer, doch meine Augen blieben trocken. War ich wirklich so abgestumpft? Ich hatte um Itachi und sein grausames Schicksal geweint, doch um meine beste Freundin, um meine Seele, konnte ich es nicht? Ich konnte sie vor meinem geistigen Augen sehen, wie sie empört die Hände in die Hüften stemmte und ihre Stimme anschwoll, so wie immer, wenn sie aufgebracht war. Diese Eigenschaft hatten wir gemein. Doch das brachte mich mehr zum lächeln als zum weinen.

Ich fand meinen ganz eigenen Rhythmus um die Stunden zu füllen.Doch es wunderte mich, dass nicht einmal Konan auftauchte. War ich wirklich vollkommen allein? Sonst hatte sie mich im Trainingsraum aufgesucht, wenn Itachi nicht bei mir war. Jetzt kam sie nicht. Sie waren doch nicht so töricht mich allein zurückzulassen, oder? Dachte Pain, dass sein Druckmittel, dessen Existenz nicht einmal bestätigt war, ausreichte um mich hier zu halten? Schätzte er mich so ein? Oder war es Madara, der so dachte? Und verdammt, wer auch immer so denkt hat verflucht noch mal recht! Ich hatte mit dem Gedanken gespielt ab zu hauen, ich hatte es mir sogar vorgenommen, hatte meine Sachen zusammen gesucht und …

Und ich hatte sie wieder weggelegt. Ich konnte nicht. Nicht, wenn ich damit eine Freundin auf dem Gewissen haben könnte. So nutzte ich meine Zeit um durch die Gänge zu streifen. Stundenlang untersuchte ich jeden Raum der mir nicht verwehrt blieb. Die restliche Zeit las ich viel, aß viel und trainierte viel. Als die ersten Stimmen an mein Ohr drangen, saß ich gerade wieder im Gemeinschaftsraum und blätterte durch ein zerlesenes Buch. Neugierig kam ich auf die Beine und wanderte zur Tür um einen vorsichtigen Blick auf den Flur zu werfen. Jetzt erkannte ich die Stimmen als die von Deidara und Sasori. Sie schienen aufgebracht über etwas zu diskutieren, doch den eigentlichen Inhalt des Wortgefechts konnte ich nicht nachvollziehen. Deidara bog um die Ecke und erblickte mich. Sofort unterbrach er seine Diskussion und schenkte mir ein breites Grinsen. „Sakura-chan! Hast du mich schon vermisst?“ Ich lächelte ihm leicht entgegen, erwiderte jedoch nichts auf seine Frage. Vermisst hatte ich jemand anderes. Deidara ließ sich davon nicht stören. „Du spielst doch jetzt Ärztin, oder, un?“ Ich trat auf den Gang hinaus und konnte nun auch einen Blick auf Sasori erhaschen, welcher ein Stück hinter Deidara ging. Mit vor der Brust gekreuzten Armen folgte er dem bisher einseitigen Gespräch. Bei den Worten des Blonden zog ich die Stirn kraus. „Spielen?“ Der ehemalige Iwa-nin winkte ab. „Medic-nin, ich weiß schon. Kannst du dir nachher vielleicht meine Hände ansehen, ich schätze meine Gegner mochten meine Kunstwerke nicht, un.“ Sasori schnaubte abfällig. „Kunst? Das ist sicher keine Kunst.“ Deidara wirbelte angriffslustig herum. „Kunst ist für den Augenblick! Eine wunderbare Explosion, keine Puppe, die in der Ecke einstaubt, un!“ Ich öffnete den Mund um etwas einzuwerfen, doch kam ich gar nicht dazu, denn Sasori donnerte aufgebracht: „Das ich nicht lache! Kunst ist für die Ewigkeit! Etwas, was man auch Jahre später noch bewundern kann.“ „Ähm ...“ „Ein alter Greis wie du hat doch keine Ahnung! Erkenn doch einfach an, dass ich die wahre Kunst ausübe, un!“ „Deidara?“ „Deine angebliche Kunst ist pure Heuchelei, du zerstörst die Dinge doch nur, weil sie eben keine Kunst sind!“ „Wegen deinen Händen ...“ „Heuchelei, un?!“ Ich gab es auf, murmelte noch ein: „Die kann ich mir ja später mal ansehen.“, und machte mich aus dem Staub. Nach ein paar Ecken stieß ich fast mit jemanden zusammen. Ich hob den Blick und erkannte zu meinem Erstaunen Kisame. „Oh, ihr seid auch wieder da?“ Kamen denn jetzt alle wieder? Wenn Kisame hier war, musste auch Itachi hier sein. Kisame schien meine geistige Abwesenheit richtig zu deuten. „Beim Leader.“ Irritiert blickte ich auf. „Was?“ Er grinste breit. „Er ist beim Leader.“ Noch immer stand ich auf der Leitung. „Wer?“ Kisame gluckste. „Itachi. Na husch, geh schon zu ihm.“ Eine leichte Hitze breitete sich auf meinen Wangen aus. „Na gut. Ähm, man sieht sich.“

Itachi kam mir schon entgegen, als ich in den richtigen Gang einbog. Er blieb stehen, als er mich sah. Ich lächelte ihn zaghaft an. „Kisame sagte mir, dass ihr wieder da seid.“ Eine reichlich überflüssige Feststellung, wenn ich dem blauhäutigen Shinobi doch selbst begegnet war. „Hn.“ Anscheinend dachte Itachi genauso darüber. Nervös trat ich von einem Bein auf das andere. „Wie … ist es gelaufen?“ „Gut.“ Ich nickte. „Ah, okay.“ „Was möchtest du, Sakura?“ Das war eine gute und vor allem berechtigte Frage. Ich sann einen Augenblick darüber nach. „I-ich wollte wissen, wie es dir geht … schätze ich.“ Itachi strafte mich mit einem eindringlichen Blick. „Das sollte nicht deine Sorge sein.“ „Naja, ich soll euch heilen … wenn … ihr verletzt ...“ Meine Stimme verlor sich, bis ich schließlich verstummte. Der Uchiha betrachtete mich abschätzend. „Und du fragst jeden einzeln, wie es ihm geht?“ Verlegen wandte ich den Kopf ab. „Nein“, nuschelte ich. Dann sammelte ich Mut an und blickte ihm wieder entgegen. „Aber du bist ein Uchiha. Ihr gebt keine Schwäche zu, also würdest du sicher nicht zu mir kommen, wenn etwas ist.“ Ich hatte den Nagel auf dem Kopf getroffen. Itachi lächelte schief, allerdings hielt diese Mimik nur wenige Sekunden an, bevor sie gänzlich erlosch. „Das mag sein.“ „Und deswegen wollte ich mich selbst überzeugen“, setzte ich nach. Jetzt, wo ich ihn soweit hatte, würde ich sicher nicht klein bei geben. „Dann frage ich dich noch einmal, Sakura. Was möchtest du?“ Ich schluckte. „Nur prüfen, ob du irgendwelche Verletzungen hast. Es dauert nicht lang.“ Der Schwarzhaarige fuhr sich mit der Hand einmal über sein Gesicht, bevor er sich geschlagen gab. „Dann komm.“ Ich zögerte. „Es gibt einen extra Raum fü-“ Bei dem Blick, den er mir schenkte verstummte ich von Neuem. „Aber natürlich können wir das auch woanders machen“, wisperte ich.
 

„Ich bin mir nicht sicher“, murmelte ich, bevor ich behutsam die Hände von seinen Augen nahm. „Es gibt selten Fälle, in welchen die Erblindung über einen so langen Zeitraum erfolgt.“ Er lieb weiter stumm, was mich zu einem Seufzen verleitete. „Wir können es trotzdem versuchen, Itachi.“ Während ich sprach musterte ich weiter seine Augen. Ich hatte nicht gewusst, dass der übermäßige Gebrauch seines Dojutsu eine so negative Auswirkung haben konnte. Und wieso war das nicht bekannt gewesen? Es hätte doch auffallen müssen, wenn der gesamte Uchiha-Clan erblindete. Doch noch mehr überraschte es mich, dass er sich diese Schwäche vor mir eingestand. Wie gesagt, er war ein Uchiha, und die schienen zu stolz um sich ein Defizit einzugestehen. Ich zog die Stirn kraus. „Ist das normal?“ Ich beugte mich vor und fuhr mit meinen Fingern vorsichtig um seine Augen herum. Auch wenn es vielleicht makaber klang, hatte mich das Interesse eines Wissenschaftlers gepackt, welcher eine aufregende Entdeckung gemacht hatte. Die schlanken Finger des Uchihas umfassten meine und entfernten sie geradezu sanft von seinem Gesicht. „Es wird durch das Mangekou Sharingan verursacht.“ Aufmerksam sag ich die Worte in mir auf, während ich ihn weiter anstarrte. Als er endete kaute ich mir nachdenklich auf meiner Unterlippe herum. „Aber wieso ist Madara dann nicht blind?“ Sofort bemerkte ich, dass das die falsche Frage gewesen war. Beschämt senkte ich den Blick, welcher an unseren Händen hängen blieb. Er hielt sie immer noch. „Entschuldige.“ Ich löste unsere Hände voneinander, rutschte von seinem Schreibtisch, auf welchen ich bis eben noch gesessen hatte, und lief durch den Raum auf die Tür zu. Itachi lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und folgte mir mit seinem Blick. „Wohin gehst du?“ Ich lächelte leicht, als er fragte. „Ich habe Deidara versprochen mir seine Hände anzusehen.“ „Versprichst du allen Männern sie zu heilen?“ Abrupt blieb ich stehen. Mein Mund öffnete und schloss sich. „Ist das so verwerflich?“ Die Frage glich einer Herausforderung. „Also tust du es?“ Schwungvoll drehte ich mich um und schreckte sogleich zurück, als Itachi keinen Meter von mir entfernt stand. „Das habe ich nicht gesagt.“ Aufmerksam erwiderte ich seinen Blick. „Wieso fragst du das?“ Als er nicht antwortete wagte ich mich auf unsicheres Gebiet. „Stört es dich?“ Wiedererwarten hoben sich seine Mundwinkel an. „Du wirst unverschämt, Sakura.“ Sein Ton war weniger bedrohlich als milde tadelnd. „Ich schätze ich habe zu lange geschwiegen. Vier Tage sind lang, wenn man Niemanden zum sprechen hat.“ Eindringlich sah ich zu ihm auf. „Ich hatte daran gedacht wegzulaufen, Itachi.“ Meine Stimme klang atemlos, als ich das sagte. Sofort wurde der Schwarzhaarige ernst. „Hältst du es für klug mir das zu erzählen?“ „Ich bin noch hier.“ Er trat näher. „Das reicht nicht. Es ist dumm und unvorsichtig diesen Gedanken überhaupt laut auszusprechen.“ Stur starrte ich ihm entgegen. „Ich bin noch hier.“ Itachi verfiel wieder in Schweigen, während sein Gesicht nachdenkliche Züge annahm. Plötzlich drehte er sich um und kehrte zu seinem Stuhl zurück. „Deidara wartet.“ Tonlos seufzte ich, bevor ich zur Tür eilte. Meine Hand lag schon auf der Klinke, als Itachi mich zurück rief. „Komm heute Abend her.“ Ich schnaubte und stolzierte von dannen. Wo finde ich Deidara denn am ehesten? Nachdenklich machte ich mich auf den Weg zur Küche. Vielleicht würde ich ihn dort finden. Sonst kam noch der Gemeinschaftsraum in Frage. Oder der Trainingsraum. Obwohl das eher unwahrscheinlich schien, denn nicht umsonst hatte der Blonde mich darum gebeten mir seine Hände einmal anzusehen. Er konnte aber auch in seinem Zimmer sein, wenn das der Fall war, würde ich ihn nicht finden. Das einzige andere Zimmer, dass ich kannte, gehörte Itachi. Ich öffnete die Tür zur Küche und erhaschte einen kurzen Blick auf Kisame, der sich Onigiri zu gönnen schien. So suchte ich den Gemeinschaftsraum auf und entdeckte tatsächlich die gesuchte Person. „Deidara?“ Langsam trat ich ein. Außer ihm befand sich nur noch Kakuzu dort. Der Genannte blickte auf. „Ah, Sakura, un. Du bist vorhin einfach verschwunden.“ Ich nickte leicht. „Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich mir jetzt gerne deine Hände ansehen.“ Sogleich blitzten die blauen Augen des Nuke-nin auf. „Natürlich, natürlich! Dieses unangenehme Brennen halte ich nicht mehr lange aus!“ Voller Elan folgte er mir wieder hinaus in die Korridore. Während wir liefen fragte ich ihn über die letzten Tage aus und erzählte ihm von dem Raum, welchen Pain mir zur Verfügung gestellt hatte. Schließlich erreichten wir die Tür und ich schloss auf. Wieso ich genau abschloss wusste ich nicht, denn nicht einmal mein eigenes Zimmer konnte ich verschlossen halten. Aber vielleicht war es das Gefühl ein wenig Privatsphäre zu haben, dass mich dazu verleitete. Ich schaltete das Licht ein und bat Deidara hinein. „Setzt dich doch. Ich muss noch kurz meine Hände waschen. Mit diesen Worten lief ich die Gänge zum Bad entlang und reinigte mir sorgsam meine Haut. Anschließend spurtete ich die Wegstrecke wieder zurück. Der ehemalige Iwa-nin hockte auf der Liege und betrachtete seine Hände. Vorhin musste er sie mit den Ärmeln seines Mantels verdeckt haben, denn ich hatte keinen Blick darauf werfen können, jetzt aber sah ich das ganze Ausmaß dessen, was ich für eine kleine Verletzung gehalten hatte. An vielen Stellen wir die Haut verbrannt, genauer gesagt fand man wohl kein Stück heiles Fleisch mehr. Scharf atmete ich aus. „Was um Himmels Willen hast du getan?!“ Finster starrte er die gegenüberliegende Wand an. „Fehlgeleitete Explosion. Dieser Drecksack konnte damit nicht umgehen. Ich habe ihm gezeigt wie es richtig geht. Von ihm ist nämlich nichts mehr übrig.“ Ob seines zufriedenen Tonfalls erschauderte ich. Es zeigte wieder, wie kaltherzig der junge Mann doch sein konnte. Um nicht näher darauf eingehen zu müssen trat ich zu ihm und untersuchte die beschädigten Körperteile. „Das kann ich heilen, sollte eigentlich kein Problem darstellen.“ Ich aktivierte mein Chakra und leitete den heilenden Odem in mein Gegenüber.

Deidara blickte zufrieden auf seine nun wieder einsatzfähigen Hände. „Danke, Sakura-chan.“ Ich lächelte leicht, so wie immer, wenn ich jemanden heilen konnte. Die Tür zum Behandlungszimmer wurde geöffnet und ein jammender Tobi trat ein. Ich hielt mitten in der Bewegung inne und starrte ihn argwöhnisch an. „Tobi hat Schmerzen“, plapperte er darauf los und hielt seine Hand hoch, die wohl von irgendwas durchbohrt wurden war. Hoffentlich tut es weh, dachte ich zufrieden. Auch wenn Madara sich nur so seltsam verhielt, die Wunden, die er sich deswegen immer wieder einfing geschahen ihm nur Recht. Deidara erhob sich von der Liege. „Ich geh dann mal, un.“ Bevor er jedoch einen weiteren Schritt machen konnte, hielt ich ihn am Arm fest. „Nein, bleib doch noch hier. Das geht ganz schnell.“ Deidara gab sich geschlagen, wechselte allerdings auf den Schemel. So schnell wie möglich heilte ich Madara. Sein Brustkorb vibrierte vor unterdrückten Lachen, was mich nicht im Geringsten beruhigte. Als ich fertig wurde, war es Deidara, der Madara in Form von Tobi aus dem Raum scheuchte. Ich schenkte ihm ein Lächeln. „Danke.“
 

***
 

Ich blickte nachdenklich aus dem Fenster. Wie immer prasselte der Regen gegen das schimmernde Glas und lief in kleinen Rinnsalen hinab um aus meinem Blickfeld zu verschwinden. Der Sonnenuntergang stand kurz bevor, dass wusste ich, obwohl die Sonne in Ame-Gakure nie zu sehen war. Hinter mir erklang ein zaghaftes Klopfen. Ich schloss einen Moment die Augen um meine Gedanken zu sortieren. Ich konnte von Glück sprechen, dass Sakura ihren Fluchtplan nicht in die Tat umgesetzt hatte, denn sie hätte unser Vorhaben vereitelt. Nein, es musste alles wohl durchdacht sein. Ich konnte sie gut genug einschätzen um zu wissen, dass sie genau das nicht getan hätte. Alles durchdenken. Hinter mir wurde die Tür vorsichtig aufgeschoben. In der Spiegelung des Fensters konnte ich den rosa Haarschopf erkennen, der sich behutsam ins Zimmer schob. „Itachi?“ Ich schmunzelte leicht, als ich ihre Stimme hörte. Sie glich einer schönen Melodie in meinen Ohren. Ich hörte sie gerne sprechen. Dabei gab es nicht mehr viele Dinge, die mich tatsächlich erfreuten. Ich wandte mich ihr zu. Jetzt, da ich ihr meine Aufmerksamkeit offen zeigte, trat sie ein. Ich fand es immer wieder aufs Neue faszinierend, dass sie einerseits so offen mit mir sprach, auf der anderen Seite aber häufig unsicher wirkte. So auch jetzt. „Du wolltest, dass ich komme. Naja, ich bin hier.“ Ich nickte ihr zu. „Ich wollte mit dir über vorhin sprechen.“ Sogleich runzelte sie die Stirn. „Worüber genau?“ „Deinen Fluchtgedanken.“ Ich beobachtete, wie ihre Unbehaglichkeit stieg. „Ich habe verstanden, was du mir sagen wolltest“, murmelte sie ungehalten. Ich bedeutete ihr sich zu setzen. Zögernd rutschte sie wieder auf meinen Schreibtisch. Sie schien diesen Platz dem Stuhl aus irgendeinen Grund zu bevorzugen. So wie sie da saß konnte man auch auf ganz andere Gedanken kommen. Ich konzentrierte mich wieder auf das Mädchen vor mir. „Wieso bist du nicht weg gelaufen?“ Ich musste ihre Gedankengänge kennen um sie richtig einschätzen zu können, obwohl ich schon einen Verdacht hegte. Er verschärfte sich, als sie betreten den Blick abwendete. Vermutlich weiß sie über die Hyuuga bescheid. Ich beließ es dabei und gesellte mich zu ihr. Sakura schaukelte leicht mit ihren Beinen vor und zurück und faltete ihre Hände in ihren Schoß. „Ich hatte die letzten Tage viel Zeit zum nachdenken. Ich habe mir die Frage gestellt, ob es Zufall war, dass wir uns im Wald begegnet sind.“ Erwartungsvoll schaute sie zu mir auf. „Nein. Wir hatten den Auftrag dich zu holen.“ Erstaunt weiteten sich ihre Augen. „Aber woher wusstet ihr, dass ich da sein würde?“ „Ich weiß es nicht.“ Ich wusste es wirklich nicht. Vermutlich hatte Madara es schon eine geraume Zeit auf Sakura abgesehen gehabt und sie von Zetsu beobachten lassen. Er hatte nur den günstigsten Moment abwarten müssen und uns losgeschickt. Doch diese Vermutung behielt ich für mich. Nachdenklich fuhr sich die Kunoichi durch eine Haarsträhne, kämmte sie grob mit ihren Fingern, während ihr Blick in die Ferne gerichtet war. „Itachi?“ Ich hatte das Mädchen keine Sekunde aus den Augen gelassen. „Hm.“ „Ist es töricht einen Nuke-nin zu mögen?“ Ihre Frage traf mich unerwartet. Noch immer sah sie nicht zu mir. Auf wen bezog sie die Frage? Meine Laune sank. Auf Deidara? Sasuke? Doch bevor ich antworten konnte, sprach sie weiter. „Ich meine, man weiß, dass er eigentlich nichts Unrechtes getan hat. Er hat viele Leben gerettet. Viel mehr, als er genommen hat.“ Ich erstarrte. Für den Bruchteil einer Sekunde huschten ihre grünen Iriden zu mir, bevor sie wieder an mir vorbei starrte. Fahrig fuhr sie sich weiter durch die Haare. Bedacht antwortete ich ihr. „Das kommt wohl darauf an, wer er ist.“ Sakura schmunzelte. Sie schien froh zu sein, dass ich auf der unpersönlichen Ebene blieb. „Er ist ein guter Mensch.“ Ich verzog den Mund. Diese junge Frau war einzigartig. Sie schien mir wirklich zu vertrauen. „Kennst du ihn so gut, dass du das behaupten kannst?“ Sie schüttelte ihren Kopf. „Er spricht nicht viel über sich, aber ich weiß, dass er nicht schlecht ist.“ „Und wie sehr magst du ihn?“ Sie stockte, warf mir einen fragenden Blick zu. Sie schien mit sich zu ringen, bis sie leise fragte: „Willst du das wirklich wissen?“ „Wenn du ihn gern hast, sollte er sich geehrt fühlen, von jemanden wie dir geliebt zu werden“, erwiderte ich ruhig. Sakura gab ein ersticktes Geräusch von sich und betrachtete ihre Finger. Ich ließ mich dadurch nicht stören. Leicht lächelnd betrachtete ich das Bild vor mir, während ich mich zurückhalten musste um ihr nicht über die Wange zu streichen. In meinen Augen war sie … perfekt. „Weißt du denn, wie sehr er dich mag?“ Unsicher wandte sie mir ihr Gesicht zu. „Wie meinst du das?“ Ich sah einen Hoffnungsschimmer in ihren Augen, doch ich schwieg. Eine ganze Weile blieb es still zwischen uns. Meine Augen wanderten über ihren Körper. Ihre Beine hatten aufgehört zu schaukeln, ihre Finger lagen noch immer ineinander verknotet in ihren Schoß. Langsam verlor ich die Beherrschung. Es ärgerte mich, dass mir das immer wieder bei ihr passierte, doch dieses Mal würde ich nicht gehen. Sakura holte tief Luft. „Magst du mich Itachi?“ Nervös versuchte sie meinen Blick zu ertragen. „Hn.“ Ihre Frage hatte nicht das umfasst, was sie wissen wollte, dessen waren wir uns beide bewusst. Noch einmal sprach sie sich lautlos Mut zu. „L-liebst du mich?“ Erneut blickte sie mich fragend an. Ihre Augen glänzten im Schein der Deckenlampe, ihre Lippen waren leicht geöffnet und ihre Wangen wiesen wieder eine leichte Röte auf, wie immer wenn ihr etwas unangenehm war. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Bevor ich mich wieder sammeln konnte, hatte ich bereits ihr Gesicht umfasst und meinen Mund auf ihre Lippen gepresst. Ich wollte die letzten Stunden vollkommen auskosten. Einmal wollte ich einfach nur tun, wonach es mich verlangte.
 

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Puh, abgemeldet, du weißt gar nicht, wie sehr ich mich beeilt habe! ;) Aaaber ich habe es geschafft. Ich hoffe es gefällt, denn ich bin nicht unbedingt zufrieden.

Seperate Ways

Seperate Ways
 

Endlos lang erschien mir das Gefühl von Itachis Lippen auf den meinen und endlos hätte es sein sollen, wenn es nach mir ging. Ich schob alle Stimmen der Vernunft zu Seite, die mir zuzischten, dass es falsch war, dass er doch ein Nuke-nin war, ein Uchiha, ein Mörder, ein Akatsuki, Itachi. Itachi, Itachi, Itachi. Er war nichts außer ein junger Mann, ein guter Ninja, der seinem Dorf immer zu Füßen lag, bis es ihn davon jagte und daüber hinaus. Er war ein guter Mensch, ein Mensch mit Abgründen, schwarz wie die Nacht, doch ich hatte sie kennen gelernt, hatte ihn kennen gelernt, wie ihn seit Jahre niemand mehr kannte. Kannte seine tiefsten Geheimnisse, sein Lächeln, das Gefühl seiner Hände an meinem Gesicht.

Doch nichts hielt ewig, irgendwann kam immer der Augenblick, an dem sich die Erde wieder zu drehen begann und die Zeit weiter lief. Itachi ließ von mir ab und zerstörte das Gefühl des Glücks, welches sich klammheimlich in mein Herz gestohlen hatte in dem Augenblick, als ich ihm in die Augen schaute. Da war etwas, ein Schatten in seiner Mimik, der mir Angst machte. „Sakura, wir haben etwas zu besprechen.“ Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, klopfte es an der Tür. Im Gegensatz zu mir wartete Sasori nicht, bis er Antwort bekam, sondern trat sogleich ein und schloss die Tür hinter sich. Verwirrt blickte ich von einem zum anderen, während sich mein Herz verkrampfte. „Was geht hier vor?“ Tonlos hatte ich die Frage über meine Lippen gebracht. Eine Antwort wollte ich nicht. Angst schlich sich meinen Rücken hinauf. Der Marionettenspieler bedachte mich nur mit einem kurzen Blick und richtete seine Aufmerksamkeit auf Itachi. „Sie sind auf den Weg hierher und sollten in den nächsten Stunden eintreffen.“ Itachi nickte. „Sakura.“ Ich zuckte zusammen. „Du wirst heute von hier verschwinden. Es ist bereits alles vorbereitet.“ Total vor den Kopf gestoßen schüttelte ich wie wild den Kopf. „Aber was, wie?“ „Wir wollten eigentlich erst später handeln, aber deine Fluchtgedanken und andere Umstände lassen es nicht zu.“ Ich starrte ihn an. „Du wirst heute Nacht fliehen. Wenn alles gut läuft, bist du nicht allein.“ Seine Stimme klang beherrscht, glich in keinster Weise dem Aufruhr in meinem Innern. „Wieso?“ „Es ist zu deinem Besten, Sakura.“ Ich konnte es nicht glauben, ein kleiner Teil von mir wollte es nicht glauben. Eben noch hatte Itachi mich geküsst und ich war glücklich, tatsächlich glücklich und im nächsten Moment? „Warum er?“ Ich deutete auf Sasori. „Das tut nichts zur Sache“, erwiderte dieser schneidend. „Sie sind bald hier, Itachi, und er ist nicht gerade gut gelaunt.“ Wieder nickte Itachi. „Geh, wir kommen nach.“ Sasori warf uns noch einen abschätzenden Blick zu, bevor er so schnell verschwand, wie er gekommen war. Itachi indes sah mich eindringlich an. „Sakura hör mir gut zu.“ Wieder umfassten seine Hände mein Gesicht. „Sasori hat dafür gesorgt, dass hier bald jemand aufkreuzt, der für Aufruhr sorgen wird. Alle werden draußen und abgelenkt sein. Ich bitte dich, nutze den Augenblick und lauf so schnell und soweit du kannst.“ Er klang dabei so eindringlich und ernst, dass mir die Tränen in die Augen traten. „Aber Itachi...“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Es ist zu deinem Besten, Sakura. Ich kann nicht mehr tun als dich zu Bitten.“ Ich rutschte vom Schreibtisch herunter und wandte mich von ihm ab. Der Wunsch hier bei ihm zu bleiben war unvernünftig, dass wusste ich, doch genau jetzt wollte ich nichts sehnlicher sein. Schutzsuchend umklammerte ich meinen Oberkörper, während ich meine Augen schloss und versuchte ruhig zu werden. Er tut das alles nur für dich. Er will dir helfen, lass dir helfen, Sakura! Aber ich wollte doch nicht. Willst du, dass er dieses Risiko umsonst eingegangen ist? Willst du wirklich hier bei Madara bleiben? Ein kalter Schauer erfasste mich. Ich öffnete meine Augen. „Wenn du mich darum bittest, dann werde ich gehen.“ Noch immer kehrte ich ihm den Rücken zu, wollte ihm dabei nicht in die Augen sehen. „Danke.“ Das Danke tat mehr weh, als es sollte, denn sogleich erinnerte es mich an eine andere Situation, Jahre zuvor, doch noch immer klar umrissen in meiner Erinnerung. Es war der jüngere Uchiha, der damals das gleiche Wort verwendete, bevor er mich verließ und auch Itachi ließ mich bald allein. Ich schluckte und blinzelte die Tränen weg, die sich ihren Weg in meine Augen gesucht hatten. Ich wollte jetzt nicht weinen. Noch einmal atmete ich tief durch, dann drehte ich mich zu Itachi um. „Es kann losgehen.“ Auch auf Itachis Gesicht fehlte jede Spur von Glück. Jetzt war er es, der sich abwandte, während er langsam zum Fenster schritt. „Ein paar Stunden noch“, murmelte er. Stumm beobachtete ich ihn dabei, wie er in das Grau der heranschreitenden Dunkelheit blickte. Jedes Hochgefühl echote irgendwo in den Tiefen meines Bewusstseins. Ich trat zu dem jungen Mann und gemeinsam warteten wir schweigend darauf, dass sich unsere Wege trennten. Wir hatten uns nichts mehr zu sagen.
 

***
 

Die Stadt war in tiefe Dunkelheit gehüllt, als ich sie das erste Mal in der Ferne erblickte. Wenn es dort tagsüber Farbe gab, so wurde sie jetzt von dem allherrschenden Grau verschluckt. Die kleinen flackernden Lichter der Häuser wirkten wie winzige Flammen der Hoffnung. Flammen kurz vor ihrem Erlöschen. Alle Bauten waren massiv und doch wirkten sie irgendwie heruntergekommen, so als habe sich schon lange niemand mehr um ihre Instantsetzung gekümmert. Sie klammerten sich an die Hochhäuser im Kern der Stadt, als suchten sie dort Schutz. Vielleicht vor dem Regen, vielleicht aber auch vor dem Bürgerkrieg, der hier lange Zeit geherrscht hatte. Auch die Hochhäuser wirkten, obgleich sie eine moderne Architektur aufwiesen, marode. Ich vermutete, dass es der Regen war, der den Baustoffen so schadete.

Sasuke wurde immer langsamer und der Rest unserer Gruppe passte sich ihm an. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu, doch er blickte geradeaus. Sein Blick tastete die Umgebung ab, nahm Bilder auf und suchte nach Anzeichen von Akatsuki. „Hinata.“ Ich nickte, auch wenn er das vermutlich gar nicht bemerkte und aktivierte mein Byakugan. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis ich mich an die Erweiterung meines Bewusstseins gewöhnt hatte. Tausend Eindrücke rasten auf mich zu und drohten mich zu überrollen. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf auffällige Chakren in meiner Umgebung. Sasukes ganz nahe bei mir brannte unangenehm auf meiner Haut. Es war mir sogleich aufgefallen, als ich ihn getroffen hatte. Dieses kalte, schneidende Feuer. Wie unangenehm musste es erst sein, wenn es seine Gegner traf?

In den Häusern waren hier und dort ein paar Ninja anzutreffen, doch die meisten von ihnen schliefen bereits. Ich tastete mich Straße für Straße weiter in die Stadt hinein, bis ich plötzlich inne hielt. Ein kalter Schauer glitt mir über den Rücken. Da war etwas Unheimliches. Gefährlich, schleichend, irgendwie unscheinbar und schwer zu fassen. Und als hätte die Person mein Tasten gespürt war sie reglos verharrt. Ich schluckte schwer. „Was hast du gefunden?“ Unsicher, was ich sagen sollte öffnete ich die Augen. Das unheimliche Chakra war verschwunden. „Sie sind vermutlich in einem der Hochhäuser“, sagte ich leise, während ich den Blick gen Boden senkte. „Vermutlich?“ Ich nickte leicht. „Dort sind die stärksten Chakren anzutreffen. Wenn sie es nicht vollkommen unterdrücken sind sie dort.“ Sasuke erwiderte nichts mehr, doch als ich langsam den Blick hob, musterte er mich forschend. „Ich behalte dich im Auge, Hinata.“ Meine Augen weiteten sich leicht, mein Puls erhöhte sich. „Natürlich tust du das, Sasuke.“ Ich wollte ihm nicht zeigen, dass ich Angst vor ihm hatte. Sasuke gab ein abwertendes Schnauben von sich und blickte wieder in die Stadt hinab. „Itachi gehört mir. Haltet mir die Anderen vom Leib.“ Suigetsu begann euphorisch zu grinsen, während er sein Schwert in die Höhe hielt. „Das wird ein Spaß, nicht wahr Juugo?“ Juugo enthielt sich jeder Bewertung, während er ruhig wie immer Sasukes Blick folgte. „Worauf warten wir noch?“ Der Weißhaarige legte lässig einen Arm um meine Schultern, während er Sasuke breit angrinste. Ohne eine Erwiderung setzte Sasuke sich wieder in Bewegung. Ich schüttelte Suigetsus Hand ab und folgte ihm. Sasuke wählte einen Weg durch die Straßen der Stadt. Er ging langsam, doch ich konnte ihm ansehen, wie sehr er einem Zusammentreffen entgegen fieberte. Ich selbst versuchte alle Gedanken an den nahen Kampf zu vermeiden. Wie genau sich Sasuke den Kampf vorgestellt hatte wollte ich nicht wissen, doch schlich sich eine drängende Frage immer wieder an die Oberfläche meiner Gedanken. Sasuske kämpfte gegen Itachi. Das war ein Akatsuki. Blieben noch vier Mitglieder von Team Hebi und ... sieben, nein acht oder gar neun Akatsuki-Anhänger? Selbst wenn es nur sieben waren, so hatte doch fast jeder von uns zwei Gegner, gegen die er bestehen musste. Das war unmöglich und Sasuke musste das wissen. War es das? Er war seinem Ziel so nahe, dass er uns nicht mehr brauchte? Lediglich als Abschirmung? Über uns huschte ein Schatten entlang. Wir alle hatten ihn gesehen, was man am synchronen schwenken der Köpfe erkannte. War es ein Akatsuki gewesen? Ein anderer Ninja? Ich biss mir auf die Unterlippe und aktivierte neuerlich mein Bluterbe. Wer auch immer die Person war, sie hatte ihre Position günstig gewählt. Von dort aus konnte er uns beobachten, wir ihn aber nicht sehen. Eigentlich. Denn ich konnte es. „Sasuke, da-“ „Ich weiß“, erwiderte er knapp. Ich verstummte und hielt nach anderen Auffälligkeiten ausschau. Sie ließen nicht lange auf sich warten. Bevor ich Sasuke jedoch warnen konnte war bereits eine uns nur zu gut bekannte Person vor uns auf der Straße gelandet. Wir stoppten. Sasori. Ich beobachtete gespannt, wie Sasuke reagieren würde. Er blieb nach Außen hin gelassen, doch die Hand an seinem Katana strafte dem Lügen. Ohne Umschweife kam er zum Punkt. „Wo ist Itachi?“ Sasori lächelte schmal. „Der wird schon noch kommen. Ich hatte eigentlich schon früher mit euch gerechnet, doch ihr seid wohl langsamer als gedacht.“ Wieder gab der Uchiha ein abfälliges Geräusch von sich. „Du hast mit uns gerechnet?“ Zu meiner Überraschung war es Juugo der sprach. „Natürlich, immerhin hat der kleine Uchiha hier jeden Brotkrumen gefressen, den ich ihm hingeworfen habe.“ Die Person, die eben noch von oben zugesehen hatte, setzte sich in Bewegung. Ich wirbelte herum, als sie einen großen Satz hinter uns machte und uns, zusammen mit Sasori, eingekesselt hatte. Auch Sasuke wandte sich der Person zu. Dann ging alles ganz schnell. Mit einem Wutschrei stürzte sich der jüngere auf den älteren Uchiha, Sasori griff mit seinen Marionetten an und hinter den beiden Uchihas huschte eine zierliche Gestalt vorbei. Eine Gestalt in schwarzen Umhang, die Kapuze ins Gesicht gezogen. Ich wusste sofort wer das war. Sakura!
 

Ohne weiter auf den Kampf zu achten lief ich los, immer schneller die Straße entlang, bis ich auf die Dächer wechselte. Ich sah ihre Umrisse ein gutes Stück vor mir. Sie lief ohne sich umzudrehen, als sei der Teufel persönlich hinter ihr her. Ich erhöhte mein Tempo, bis ich sie besser erkennen konnte. Es kam mir vor wie ein Deja-vu. Sakura rannte. Ihr Haar flatterte wild, ihre Kleidung war aufgebauscht, doch sah man schon die ersten Spuren des Regens auf ihr. Es würde nicht mehr lange dauern und sie wäre vollkommen durchnässt. Hinter mir hörte ich die Kampfgeräusche. Itachi und Sasori beschäftigten Sasuke und sein Team Hebi. Mich schienen sie nicht bemerkt zu haben.

Wie lange hatte ich gebetet, dass ich sie sehen würde. Lebendig. Gesund. Wie lange hatte ich mir vorgestellt, dass ich sie weinend in die Arme schließen würde, während die Welt wieder Farbe bekam. Weil sie gerettet war. Alle Missverständnisse konnten aus dem Weg geräumt werden, alles würde gut werden. Alles ...

Und doch stand ich hier und blickte ihr stumm hinterher. Sie entfernte sich immer weiter von mir. Auch sie schien mich nicht bemerkt zu haben. Ich war unsichtbar. Wie immer. Nichts schien sich geändert zu haben und doch so viel. Ich hatte mich verändert. War eine andere Person geworden. Feige. Denn die Angst ihr gegenüber zu treten hielt mich an Ort und Stelle fest und erlaubte es mir nicht, ihr Leben zu retten, die Gerüchte zu verflüchtigen. Sie zu entlasten. Keine Gefühlsregung bewegte mein Gesicht. Langsam wandte ich mich ab. Ein trockener Seufzer, eine Schluchzen gleich, glitt meine Kehle empor und entschlüpfte meinem Mund. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. War es das jetzt? Hatte ich all dies auf mich genommen um jetzt, da das Ziel ganz nah schien, aufzugeben? Hatte ich dafür so sehr gekämpft, war so weit gegangen? Nein! Ich war nicht für mich so weit gegangen, sondern für den Menschen, der sich immer weiter von mir entfernte. Sakura, ich komme. Mit neuer Entschlossenheit machte ich kehrt um ihr zu folgen, als mich ohne Vorwarnung etwas hart in den Rücken traf und vom Dach schleuderte. Der Aufprall mit der nächsten Hauswand kam so plötzlich, dass der Schmerz, der darauf folgte erst Sekunden später einsetzte. Alle Luft war aus meinen Lungen gewichen und kleine Sterne tanzten durch mein Blickfeld. Mühsam schaffte ich es mich aufzurappeln und meinem Angreifer ins Gesicht zu sehen. Entsetzt riss ich die Augen auf. „Du!“
 

Ende Abschnitt 1 - Fallen



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Kommentare zu dieser Fanfic (146)
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Von:  KazuhaToyama
2016-04-06T21:43:08+00:00 06.04.2016 23:43
Maan wieso sasu und hina????😭
Aber tolles kapi
Von:  KazuhaToyama
2016-04-06T21:15:43+00:00 06.04.2016 23:15
Ach neee sasuHina nicht mein fall😩

Aber tolles kapi;)))!!!!
Erstmaö dachte ich itachi verliebt sich in sakura jnd er und sasuke käpfen um siexD
Von:  KazuhaToyama
2016-04-06T04:23:14+00:00 06.04.2016 06:23
Ihgottgott!!!!!!!!<3<3 super kapitel!! Wie die davor aich!!;)
Von:  KazuhaToyama
2016-04-05T15:12:06+00:00 05.04.2016 17:12
Hammer kapi;)!!
Von:  KazuhaToyama
2016-04-04T16:30:29+00:00 04.04.2016 18:30
Cooles kapi!!:D<3 aber kam anfangs nicht draus wer dass jetzt genau ist also aus welcher peespektive aber war trotzdem der hammer!!:)
Von:  KazuhaToyama
2016-04-04T04:32:41+00:00 04.04.2016 06:32
Hammmerrr!!!:D<3
Von:  KazuhaToyama
2016-04-04T04:23:45+00:00 04.04.2016 06:23
Oh gott bin gespannt wie es weiter geht!!!:)
Von:  PrinzessinSerena
2014-09-07T20:42:42+00:00 07.09.2014 22:42
Ich liebe diese FF!!!
Du musst unbedingt ganz schnell weiter machen!!! BITTE!!!!!!!!!!
Von: abgemeldet
2014-06-15T16:33:07+00:00 15.06.2014 18:33
Unglaublich. Deine Fanfiktion ist einfach nur... wow.
Ich gebe zu, anfangs war ich etwas voreingenommen, da ich leider meinem Geschmack nach schon zu viele Fanfiktions dieser Art hinter mir gelassen habe. Aber ich bin echt beeindruckt, dass du mich mittlerweile festgefahrenen SasuSaku-Shipper wieder zum anfänglichen SasuHina und ItaSaku inspiriert hast. :D Einfach der Wahnsinn, ich komme aus dem Staunen gar nicht heraus! Und obwohl ich sonst nicht unbedingt Geschichten mit Hinata bevorzuge - sie dennoch toll finde! - hab ich in ihr in dieser Story meinen Favo-Chara entdeckt. *-* Zwar war ich an gewissen Stellen doch etwas überrascht, da sie schon in Richtung OOC tendiert, aber ich finde diese Entwicklung ihrerseits ziemlich passend und sie steht ihr meiner Meinung nach auch ziemlich gut.
Dass Ino und Sakura's Eltern gestorben sind, war zu Beginn doch recht überraschend. Besonders Ino's Tod hat mich geschockt. Ich würde gerne wissen, in welchem Zusammenhang sie Sakura's Eltern in Schwierigkeiten bringen hätte können. Hm... und überraschenderweise ist auch noch Hinata deren Mörderin. Doppelschock! xD" Ernsthaft, ich finde die Problematik und deine Idee einfach echt genial. Und ich freue mich schon wahnsinnig, wenn es weitergeht, denn ich werde auf jeden Fall weiter dran bleiben! ;D

LG und noch einen angenehmen Sonntag ;)
lizz
Von:  kate332003
2014-05-13T14:28:10+00:00 13.05.2014 16:28
Tolle ff und tolles Kap<3 mach bitte schnell weiter^^


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