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2 Letzte Wünsche

Der Zweite Zero / Lelouch x Suzaku
von

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Wahrheiten

Das Lächeln war mir auf das glatte Gesicht gemalt. Steif und mit gerade nach vorn gerichtetem Blick wartete ich darauf, seine Silhouette vor mir am Ende der Straße zu entdecken. Gewiss, es war mein Plan gewesen, diese ganze Inszenierung, aber... selbst wenn es so kommen würde, ich hatte gar nicht die Chance, kalte Füße zu bekommen und auszusteigen. Er würde nicht versagen, so wie er noch nie versagt hatte.

Kurz glitt mein Blick zu Nunnally hinab, die in dem roten Kleid auf der Plattform unter mir angekettet war und wohl schweigend auf ihre Exekution wartete.

Genau wie ich.

Ich war überzeugt gewesen, dass nur die töten sollten, die selbst bereit waren, getötet zu werden, doch jetzt ging mein Atem flach und ich konnte das Blut in meinen Ohren rauschen hören.

'Bitte', flehte ich im Stillen, 'lass es schnell sein.'

Ich würde mir nicht vergeben können, diese Furcht zu spüren, doch da ich in wenigen Minuten sowieso nicht mehr am Leben sein würde, kümmerte mich dieser Punkt vergleichsweise wenig.

Ich sog unwillkürlich scharf die Luft ein, als Zero um die hundert Meter vor der Prozession auftauchte.

Es war soweit.

Mein Ende war gekommen.

Und mein Plus raste, als ob mein Körper wüsste, dass meinem Herzen nicht mehr viele Schläge blieben.
 

Meine Füße trugen mich beinahe schwebend und ich manövrierte mich problemlos an den Knightmares und Jeremiah – Orange-kun – vorbei. Schon auf diese Entfernung konnte ich Lelouches entsetztes Gesicht sehen. Er schauspielerte nur, natürlich, es musste ja realistisch wirken, aber... es drehte mir den Magen um.

Die Zeit verging viel zu schnell und nur Augenblicke später stand ich vor dem Kaiser, die gigantische Lanze zum Zustechen bereit. Langsam, sogar etwas zu spät, zog er eine Pistole, die ich ihm im selbem Moment aus der Hand geschlagen hatte.

Oh Gott, ich war dazu nicht bereit! Lelouch war... er war mein bester Freund gewesen, immer schon.

Ich holte aus.
 

>>>„Wie versprochen, Suzaku, wirst du mich töten.“

„Bist du dir... wirklich sicher, dass du das tun willst?“, fragte ich langsam und hasste mich dafür. Ich wollte ganz andere Sachen sagen. Ich wollte ihm die Wahrheit sagen. Diese furchtbare Wahrheit, die mich seit Jahren von innen auffraß, die ich mit niemandem, nicht einmal mit meinem besten Freund teilen konnte. Ich wollte ihn bei den Schultern packen, ihn anschreien, dass er das Leben nicht so verflucht leicht nehmen sollte, wie ich es tat. Dass er gefälligst leben sollte. Dass er mir das doch nicht antun konnte.

Hasste er mich denn so sehr, dass er mir diese Last aufbürden wollte?

„Der Hass, die Abscheu der ganzen Welt liegt auf mir, Kaiser Lelouch Vi Britannia – genau wie geplant. Alles, was du tun musst, ist meine Existenz auszulöschen und dieser Kette aus Hass ein Ende zu setzen.“

Er reichte mir Zeros schwarzen Helm, doch seine Augen ruhten in meinen. „Die Black Knights bekommen ihre Legende zurück, Schneizel wird sich Zero ebenfalls beugen und die Welt wird an einem Tisch geeinigt werden können, durch Pakte und Wörter und nicht durch das Militär. Sie ist endlich bereit für ihre Zukunft.“

Ich nahm ihm das glänzende Stück aus den Händen, betrachtete mein grünäugiges Spiegelbild im Visier. „Und das ist...“

„Ja.“

Seine violetten Augen fixierten mich und mir wurde ganz mulmig zu Mute. <<<
 

Ich lächelte und die Angst war fort. Meine Augen weiteten sich und ich hörte mich aufkeuchen, als die Lanze meine Brust durchbohrte, hinten wieder austrat. Die Hand um die Wunde gepresst, sank ich kraftlos gegen Suzakus Schulter. Ich vernahm ihn meinen Namen sagen, und mir wurde warm ums müde schlagende Herz, als ich die Tränen sah, die aus seinem Helm auf seinen Umhang tropften. „Das ist also auch... deine Strafe“, flüsterte ich und hustete. „Ich weine doch nicht wegen dir... du Idiot...“ Seine Stimme zitterte und sein Körper ebenfalls. „Sag mir, Suzaku, Knight of Zero, was der Mann, um den du gerade weinst, für dich war. Sag es mir als meinen letzten Wunsch.“

„Du willst die Wahrheit?“, ich hörte ihn kaum, war aber nicht sicher, ob es nicht vielleicht an mir lag. „Mein Leben ist zu Ende, genauso wie deines. Nur dass dir der Tod vergönnt ist, Lelouch. Ich... ich muss weiterleben, unfähig mir das Leben zu nehmen, dank deinem Geass, und mit dem Wissen, den Mann getötet zu haben, den ich geliebt habe.

Und nun, Lelouch, gewähre mir, als Suzaku, einen letzten Wunsch, da Suzaku von nun an genauso wenig wie du existiert. Mit deinem letzten Atemzug, sterbe auch ich und lebe fortan als Zero. Also sag mir“, er holte zitternd Luft und ich hörte ein Schluchzen aus seiner wohlklingenden Stimme heraus. „Wie du für mich empfindest.“

Zu Lebzeiten hätten seine Worte wohl viel bedeutet, doch ich spürte ja nicht einmal die Lanze in meiner Brust. „Ich würde alles, was ich liebe verleugnen, wenn ich sagte, ich liebte dich mehr als Nunnally, aber meine perfekte Welt wird dennoch... aus niemandem als euch beiden bestehen. Und das ist der Grund“, mir versagte die Stimme, während die Konturen langsam zu verschwimmen begannen. „Warum du weiterleben wirst. Du und Nunnally, ihr seid alles, was jemals wichtig für mich war.“
 

Suzaku riss die Lanze aus meiner Brust, woraufhin ich nach vorn taumelte und stürzte, mich auf dem Weg nach unten überschlug und eine blutrote Spur hinter mir herzog.

Ich kam neben Nunnally zum Liegen, die Augen schon halb geschlossen. Ich wollte sie spüren, ein letztes Mal und ich wollte, dass sie die Wahrheit wusste.

Sie sollte mich nicht hassen.

Ich ertrug es nicht.

„Bruder...“, flüsterte sie und ihre großen, blauen Augen schimmerten, als sie meine Hand nahm. Ich fühlte es, dass sie jetzt wusste, was geschehen war. Ich sah es in ihren Augen. „Bruder... es kann nicht... du hast das alles...“, sie brach ab, umklammerte meine blasse Hand mit ihren beiden und drückte sie an sich. Begreifen ließ ihre Züge altern und Tränen sammelten sich in ihren Augen.

„Ich liebe dich!“, rief sie mit bebender Stimme, wurde leiser und leiser, während meine Lider sanken. So schwer. Ich wollte loslassen. Nur noch loslassen und mich der dunklen, behaglichen Wärme hingeben, die mich zu umfangen begann. Ich murmelte irgendwas, was meine eigenen Ohren nicht mehr erreichte.

Dann, schließlich, es schienen Stunden vergangen, hörte ich laut und wummernd meinen letzten Herzschlag. Das Bild, mit dem vor Augen ich sterben sollte, war das meiner kleinen, geliebten Schwester, die nun endlich leben würde.

Endlich in der Welt, die ich für sie immer gewollt hatte.

Mit dem Ritter an ihrer Seite, den ich immer geliebt hatte.

Jahrestag

„Es ist wieder soweit, nicht wahr?“

Kallen musterte mich aufmerksam, während ich geschäftig herumhantierte. Es waren zwei Jahre vergangen, seit ich Lelouch getötet hatte und endgültig zu Zero geworden war. Ich hatte Zeros Helm seit damals nur zum Baden und Schlafen ausgezogen – ich ertrug die Strafe, die Lelouch mir auferlegt hatte, wie ein Mann, fand ich.

Es war wie sie sagten, die Zeit heilte die meisten Schmerzen. Ich hatte gelernt, ohne Euphie und ohne ihn zu leben – was blieb mir auch anderes übrig?

Ich hielt zwei Kerzen auf polierten Holzschalen in den Händen, die ich selbst geschnitzt hatte. Ich mochte der Einzige sein, der dem Tyrannen Lelouch Vi Britannia und der Mörderprinzessin nachtrauerte, doch ich tat es. Einen Tag im Jahr erlaubte ich es mir, einfach nur Suzaku zu sein. Ein junger Mann, der um die beiden Menschen trauerte, die ihm am meisten bedeutet hatten.

„Wenn Ihr nur zu uns sprechen würdet, Zero“, meinte sie mit beißendem Ton und ihre graublauen Augen fokussierten mich. „Ich mag eine Legende sein, Kallen“, sagte ich mit fester, entschlossener Stimme, „aber ich bin auch ein Mensch. Und wie es für einen Menschen üblich ist, habe ich das Bedürfnis, um die zu trauern, die ich verloren habe. Wie verzwickt und verworren unsere Beziehungen auch gewesen sein mögen.“

„Wüsste ich nicht, dass er tot ist... würde ich Euch glatt für Suzaku Kururugi halten.“

Ich schwieg, während meine behandschuhten Hände das Messer fester umschlossen, das ich in der Faust hielt, um die Buchstaben einzuritzen.

„Tu mir bitte einen einzigen Gefallen... und gib mir diesen einen Tag. Morgen kann ich dir in aller Ruhe und Zeit der Welt bestätigen, dass ich Zero bin und niemand sonst. Aber heute möchte ich nur ich sein und zwar allein.“

„Wie Ihr wünscht, Zero.“ Kallen sah mir aus den Augenwinkeln nach, als ich den Raum verließ und mich mit den beiden Kerzen in den Händen auf den Weg in den Park der Ewigkeit machte. Der Wind raschelte in den Blättern und wieder einmal wurde mir bewusst, wie sehr mir das Gefühl des Windes in meinen Haaren fehlte.

Mit gesenktem Kopf kniete ich am Ufer des Sees der Erinnerung, dem Zentrum des öffentlichen Parks, setzte die beiden Kerzen ins Wasser und gab ihnen noch einen sanften Stoß.

Wieder einmal schwebten Euphie und Lelouch dahin, von meinen Blicken begleitet, von meinem Herzen geleitet.

„Auch wenn die ganze Welt euch hasst“, ich richtete mich auf, den Kopf gen Himmel gerichtet, die Augen entspannt geschlossen. „Ich werde euch immer lieben.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Feuerblut
2011-06-27T12:54:35+00:00 27.06.2011 14:54
Kurzer und knapper Epilog... Die Idee mit dem Kerzen und dem See waren wirklich toll! Damit hast du wieder auf das Anime zurückgegriffen und dadurch wirkt deine Geschichte sehr real, als ob das wirklich so stattgefunden hätte :-)

Liebe Grüße!!

Lisa-Marie91
Von:  Feuerblut
2011-06-27T12:53:39+00:00 27.06.2011 14:53
Du hast das Ende der zweiten Staffel wirklich sehr schön beschrieben!!
Ich fand es toll!
Von: Maryhase
2011-03-05T19:11:06+00:00 05.03.2011 20:11
wirklich sehr schön... und auch sehr traurig... T.T
Von: abgemeldet
2011-01-10T14:22:24+00:00 10.01.2011 15:22
Gut geschrieben ^^
Ich finde du hast den Charakter der einzelnen Personen gut wiedergegeben und das Ende war wieder so traurig obwohl ich es ja eigentlich schon kannte :D


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