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Nakama sind unantastbar

Ace x Marco
von

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Die Scherben einer Nacht

Vor einer der unzähligen, wenig bekannten Inseln der New World lag eines der größten Piratenflaggschiffe der Welt vor Anker. Es schien verlassen zu sein. Doch die sonst ruhigen Straßen des namenlosen Städtchens waren untypisch laut und lebendig.
 

Whitebeard selbst hatte es vorgezogen nicht von Board zu gehen, um seinen vielen, treuen Söhnen einen Tag ohne Autorität oder Aufsicht zu gewähren. Denn Landgänge waren für eine der gefürchtetsten Piratenbanden der Grandline eine sehr gefährliche Angelegenheit. Nur einige Wenige, die den Sake der letzten Nacht nicht vertragen hatten, mussten gezwungenermaßen zurückbleiben und lagen entweder in ihren Kojen unter Deck oder verstreut auf den Decks des riesigen Schiffes.
 

An jedem anderen Tag hätte Whitebeard sich die Zeit mit Schlafen, Trinken und Faulenzen in der Sonne vertrieben, aber heute war es anders. Er musste die Ruhe nutzen und nachdenken über das, was vorgestern passiert war. Auch wenn er es nie zugeben würde, war der schwerwiegende Vorfall zwischen den beiden Kommandanten, Ace und Marco, lange nicht vergessen und einfach zu schlichten war er auf keinen Fall.
 

Es gab selten Probleme in der Crew, die über Streit um Essen, Weiber oder Alkohol hinausgingen und sich also nicht mit reiner Strenge und Maßregelung aus der Welt schaffen ließen. Er seufzte. Wenn die beiden nicht solche starken und sturen Männer wären, würden sie keine respektablen Kommandanten abgeben. Jedoch brachten ihnen genau diese Eigenschaften jetzt nichts Anderes, als Kummer und Leid.
 

Er selbst war aus seiner Sicht kaum in der Lage zu helfen. Es schmerzte ihn, trotzdem war er sich seiner Verantwortung bewusst, den beiden Freiraum zum Nachdenken zu geben und sie zu unterstützen soweit es eben möglich war. Dennoch hatten sie sich unter seinem Kommando immer und zu jeder Zeit der Grundregel „Nakama sind unantastbar“ zu unterwerfen, aber genau diese hatten sie mit ihrer Tat missachtet. Resignierend schloss Whitebeard die Augen, wandte sich der Sonne zu und dachte daran zurück, wie Marco einst gewesen war, bevor Ace, anfangs ziemlich unfreiwillig, zur Familie gestoßen war.
 

Der Kommandant seiner ersten Division war abgrundtief loyal und treu ihm gegenüber, daran würde sich mit Sicherheit nie etwas ändern, denn sein sozusagen ältester Sohn kannte keinen anderen Lebensinhalt mehr seit er seinen „Vater“ gefunden hatte. Whitebeard schätze und liebte Marco, wie seinen eigenen Sohn und insgeheim vielleicht ein klein wenig mehr, als seine anderen Söhne und er fand es stets bemitleidenswert, dass dieser weder an den Krankenschwestern, noch an einer der ungezählten Inselschönheiten der vergangen Jahrzehnten Gefallen gefunden hatte. Ihm war es ein Rätsel, warum Marco sich selbst körperliche Abstinenz auferlegt hatte und so einen großen Teil seines Menschseins entsagte. Er konnte es wirklich nicht richtig nachvollziehen. Jeder Mann braucht doch ab und zu Gelegenheit die Einsamkeit der See zu vertreiben, oder wie es Thatch und Viesta ausdrücken würden, um sich die Hörner abzustoßen. Nicht, dass beide kein Glück bei den Krankenschwestern gehabt hätten, doch sie „aßen auch gern außer Haus“.
 

Unwillkürlich musste Whitebeard lachen, doch diese Gefühlsregung verflog, als seine Gedanken sich wieder dem eigentlichen Problem zuwandten. Marco war schon immer ruhig, bedacht, fürsorglich und clever gewesen.
 

Doch in letzter Zeit musste er feststellen, dass sein Sohn sich immer weiter gesellschaftlich zurückzog. So bald er jedoch gestört wurde, entfesselte er plötzlich eine Aggressivität, die selbst er niemals an ihm vermutet hatte. Gleichzeitig hatte Marco beim Erfüllen seiner Pflichten als Kommandant an Strenge und Unnachgiebigkeit gewonnen, obwohl diese Tatsache wahrscheinlich nur von Vorteil sein konnte, bei der Saubande, die ihm unterstand.
 

Whitebeard fragte sich, was das alles zu bedeuten hatte, war sich aber gleichzeitig auch bewusst, dass ihm nicht alle Informationen zur Verfügung standen, denn er konnte nicht überall sein und wenn es um Marco ging, waren alle Crewmitglieder sehr zurückhaltend, was sowohl auf Respekt, als auch Achtung basieren durfte.
 

Im Gegensatz zum Kommandanten der ersten Division war Ace ein Draufgänger. Seit dem Tag als er seine niedlichen, aber manchmal nervigen, Versuche ihn zu töten aufgegeben hatte und sein Tattoo den Rücken des damals gerade so Achtzehnjährigen zierte, hatte Ace sich unglaublich viel Mühe gegeben der Crew gerecht zu werden. Der junge Mann war äußerst stark, höflich und treu, hatte aber andererseits zunächst ein großes Problem mit der Ernennung zum Kommandanten der zweiten Division gehabt, da er sich selbst aus nichtigen Gründen für unwürdig befand.
 

Aber Whitebeard war zuversichtlich, dass er irgendwann mal verstehen würde, was er seinen Kameraden und ihm bedeutete. Dennoch hatte er ebenfalls an Ace Verhalten in letzter Zeit festgestellt, dass dieser sich diskret von ihm fernhielt. Er würde ihm nie unlautere Dinge, wie Meuterei oder ähnliches vorwerfen. Er war sich Ace Loyalität nur zu gut bewusst. Aber irgendetwas schien der Feuerfaust auf dem Herzen zu liegen oder er versuchte etwas vor ihm zu verheimlichen.
 

Trotzdem, ganz ihrer selbst überlassen, konnte er die Sache den beiden jungen Männern nicht. Sie brauchten ihren Vater. Andererseits wie sollte er helfen, wenn die beiden nichts preisgaben. Leider hegte er bisher keinen konkreten Verdacht, was zwischen ihnen passiert war. Am Ende war es ihnen vielleicht sogar peinlich den Streit wegen irgendeiner Banalität angezettelt zu haben oder es war doch schwerwiegender, als er sich vorstellen wollte.

Abgesehen davon waren Spannungen in der Mannschaft ein riesiges Problem und solche konnte er auch nicht ewig hinnehmen, in diesem Fall musste er wohl oder übel handeln.
 

Als die Sonne hinter einer Wolke verschwand, schüttelte Whitebeard vehement den Kopf, um die melancholischen Gedanken zu vertreiben. Er war Whitebeard! Er würde erfahren, was zwischen Marco und Ace vorgefallen war, denn beide schwiegen zu ihrer blutigen Schlägerei von vorgestern. Wenn sich ihre Gemüter nach dem Stadtbesuch abgekühlt hatten, würde er sie nochmals zu sich holen und dieses Mal würde er eine befriedigendere Antwort bekommen, als das sinnlose Schweigen von gestern früh, als das Ausmaß der Auseinandersetzung bekannt wurde.
 

Zuversichtlich stand er auf um zu seinen hoffentlich noch nicht ganz ausgenüchterten, verbliebenen Söhnen zu gehen, die ihm vielleicht in ihrem Zustand, einige neue Erkenntnisse bringen konnten. Whitebeard wollte vorbereitet sein, wenn sich seine beiden Streithähne von Söhnen auf der Moby Dick wieder einfanden.
 

Wie viele andere schwerwiegende Konflikte, war das Problem zwischen Marco und Ace über mehrere Monate unter der Oberfläche gereift und war nun in seiner ganzen Tragik an die Oberfläche gelangt.
 

Möchte der geneigte Leser verstehen, was vorgestern Nacht vorgefallen war, so muss er beim Anfang beginnen und die Entwicklung des Verhaltens der beiden Kommandanten beobachten…
 

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Ende Kapitel 1
 

Schön, dass du bis zum Ende gelesen hast! Ich freu mich wirklich sehr darüber und ebenso sehr würde ich mich über kritisches Feedback freuen.

Viele Grüße

Ceres

Ein Augenblick für die Ewigkeit

Einige Monate vor dem schweren Streit zwischen Marco und Ace.
 

„Hey! Ace! Hey! Was ist mit dir?! Wach auf!!“
 

Die laute Stimme, die von Thatch stammen musste, drängte sich tief in Ace Gehirn und weckte ihn aus seinem komatösen Schlaf.
 

„Mmhh was…“, murmelte er verschlafen.
 

„Ich frage dich, was mit dir ist! Ich dachte, du bist tot!“
 

Ja diese leicht hysterische Stimme kam eindeutig von Thatch, dem Kommandanten der vierten Division, oder so. Ace war sich immer noch etwas unsicher, was den Rang seiner neuen Nakama betraf.
 

Ace hob den Kopf und blinzelte seinen Kameraden müde an und nun fiel ihm auch auf, warum Thatch so besorgt aussah. Er hatte wahrscheinlich einen weiteren narkoleptischen Anfall erlitten, denn er lag mit seinem gesamten Oberkörper in jeglichen Speisen, die die Smutje an diesem Tag auf getafelt hatten. Ohne seinen Gegenüber weiter zu beachten, wischte sich Ace die Essensreste aus dem Gesicht und begann von neuem zu essen. Thatch hingegen hatte das Gefühl einen Anfall zu bekommen.
 

„Antworte mir, was mit dir los ist, sofort!“, befahl er mühsam beherrscht.
 

„Was soll schon losgewesen sein? Ich bin eingepennt“, erklärte Ace unbekümmert.

Das allseitige Stöhnen rings rum, machte ihn darauf aufmerksam, dass er im Moment der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit aller Anwesenden des Speisesaals war. Trotzdem widmete er sich achselzuckend wieder seinen Mahlzeiten und ließ den geschockten Thatch unbeachtet vor seinem Tisch stehen.

„Mensch, Thatch reg dich nicht auf. Unser Ace ist nun mal so veranlagt.“, diese Stimme gehörte einem der ehemaligen Spades Piraten, der nun Thatch wegführte und in ein Gespräch verwickelte, in dem er ihn darüber informierte, warum sein vormaliger Käpt´n und jetziger Kommandant, eher vor seinem Mittagessen beschützt werden musste, als vor einem Feind.
 

Die Erinnerung an seine Spades Piraten rissen die Wunden in seinem Stolz erneut auf. Er hatte damals gedacht, er könne sich nach knapp einem dreiviertel Jahr als Pirat, mit nichts, außer seinen Teufelskräften, mit Piratenkaiser Whitebeard messen. Seine haushohe Niederlage war vorprogrammiert gewesen und die Erinnerung an die Zeit, die darauf folgte, schmerzte ungemein.
 

Anstatt ihn zu töten oder seine Mannschaft zu meucheln, hatte Whitebeard ihn und seine Crew auf die Moby Dick bringen lassen. Ace wurde zu seiner eigenen Verwunderung weder gefesselt noch bewacht. Ebenfalls behandelte man ihn mit Respekt und versorgte ihn mit Nahrung. Doch seine Wut über die unwürdige Niederlage und sein verletzter Stolz machten ihn blind für die freundschaftliche Hand, die man ihm reichte.
 

Immer und immer wieder versuchte er, im Hass auf sich selbst und Scham für seine Unterlegenheit im Kampf, Whitebeard irgendwie zu töten und scheiterte ein aufs andere Mal am Käpt´n selbst oder an der Crew, die dem Kaiser unterstand. Doch anstatt Ace zur Rechenschaft zu ziehen, behandelte man ihn wie ein Tier, dass ohne Gewalt darauf trainiert werden sollte, etwas zu unterlassen und Gehorsam zu zeigen. All das machte die Feuerfaust zu Anfang nur noch wütender.
 

Er fühlte sich lächerlich gemacht, entführt und verspottet, genauso, wie beim Kampf gegen Whitebeard. Seine Sturheit ließ ihn nicht hören, dass die Crew respektvoll und beeindruckt von ihm sprach und, dass sie sich eigentlich viel mehr um ihn sorgten. Er wusste es nicht zu schätzen, dass sich sogar die Kommandanten mit ihm beschäftigten. Aus seiner verbohrten Sicht der Dinge erfreuten sie sich nur an seiner Unfähigkeit einen Plan auszuführen.

Er fühlte sich schuldig daran, was mit seinen Crewmitgliedern geschah und war es am Ende auch, nur begriff er nicht, dass diese sich sehr wohl auf der Moby Dick fühlten und auch bleiben wollten, nachdem sie den Kaiser und die anderen Nakama kennen gelernt hatten.
 

Ace wollte für eine lange Zeit nicht einsehen, dass sein Kämpfen, um irgendeine Art von Ruhm sinnlos war und, dass man ihm hier einen sicheren Platz, nein ein Zuhause, bot. Ebenso verhieß es Schutz vor der Marine, denn auf den jungen Hitzkopf war eines der höchsten Kopfgelder der Welt ausgesetzt.

Mit jeder weiteren Niederlage wuchs in dem kleineren, vernünftigeren Teil von Ace Gewissen, langsam, aber stetig der Verdacht, dass er sich auf dem Holzweg befand. Natürlich hatte man ihm seine absolute Freiheit geraubt, aber dennoch, alles was man ihm bot, einschließlich der Erfahrung der feindlichen Mannschaft, war nicht von Nachteil für ihn.
 

Die ausschlaggebenden Ereignisse, die ihn und seine Sturheit schlussendlich zum Resignieren brachten, waren unterschiedlicher Natur. Zum einen beobachtete er von weitem, wie einige seiner Nakama lachend mit Mitgliedern der Whitbeard Bande redeten, auf einmal schien es möglich ein friedliches Miteinander zu gestalten. Zum anderen erklärte ihm Marco, der Kommandant der ersten Division, dass es besser war eine Familie und einen Vater zu haben, als Ausgestoßener einer einfältigen Gesellschaft zu sein. Genau das traf einen wunden Nerv in Ace Inneren und schon in diesem Augenblick konnte Marco in den Augen des Jüngeren das Wanken und Staunen lesen und verstand sogar zum Teil Ace Bedenken und Sehnsüchte.
 

Für Marco war es ein besonderer Moment und er hätte Ace gern mehr erklärt und gezeigt, aber er riss sich zusammen, um ihm Zeit zu geben, sich mit dem Gedanken der Familie, die ihn nicht hasste, sondern willkommen hieß, auseinander zu setzten.
 

Das schlimmste Erlebnis und das letzte Argument, welches seine Zweifel vertrieb, war ein schlichter Unfall. Als er wiedermal einen, mittlerweile halbherzigen und eher aus Gewohnheit geprägten, Versuch Whitebeard zu töten unternahm, wurde er von der Wucht der Defensive über die Reling direkt ins Meer befördert. Als er gelähmt und all seiner Kraft beraubt tiefer und tiefer sank, wurde ihm klar, dass er weder seinen überalles geliebten Bruder Ruffy, noch seine Spades Bande jemals wiedersehen würde, weil er nicht in der Lage gewesen war verantwortungsbewusst, vorausschauend, dankbar und erwachsen zu handeln. Denn er hatte den sinnlosen Kampf zunächst mit Jimbei, dann mit Whitebeard angezettelt und hatte letztendlich verloren.

Er hatte sich, anstatt sich für die Gnade und Nachsicht des großen Mannes zu bedanken und um Vergebung zu flehen und sein überaus großzügiges Angebot anzunehmen, mit Händen und Füßen gegen alle Friedensangebote gewehrt, nur weil er sich seine Unfähigkeit nicht eingestehen wollte.
 

Wie aus dem Nichts überfluteten ihn seine Gedanken mit Reue und Schuldgefühlen über sein dämliches, kindisches Verhalten gegenüber dem Kaiser selbst und den Whitebeard Piraten. Er hätte vor langer Zeit schon einsehen müssen, dass er nicht den richtigen Weg eingeschlagen hatte und alle Mitglieder der Crew, einschließlich seiner eignen, um Verzeihung bitten müssen. Doch für Einsicht schien es mittlerweile schon zu spät. Er spürte, dass er die Geduld der anderen verspielt hatte und sie ihn dieses eine Mal nicht retten würden. Trauer umhüllte seinen Geist, als er sich verzweifelt an das Gesicht seines kleinen Bruders klammerte und darauf wartete in die endlose Leere zu gleiten. Als sich die Dunkelheit um ihn schloss, wünschte er sich nichts sehnlicher, als eine weitere letzte Chance, um alles besser zu machen und Buße für sein respektloses Verhalten zu tun.
 

In der Zwischenzeit hatten die Nichtteufelskräftenutzer der Whitebeard Bande ausgeknobelt, wer sich diesmal für die draufgängerische Fackel nass machen musste. Als man Ace endlich an Bord zog, war es fast schon zu spät gewesen…
 

Schon zu dieser Zeit spürte Marco, als er versuchte, das Wasser aus Ace Lungen zu drücken und dessen Herz zum Schlagen zu bringen, dass der junge Mann ihn veränderte. Mit jedem verzweifelten Drücken auf den Brustkorb hoffte er auf ein Wunder. Es wurde ihm gewährt...
 

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Ende Kapitel 2
 

So meine lieben Leser,

ich möchte euch zunächst für das Lesen danken und bin sehr gespannt,

was ihr von diesem Kapitel haltet. Ich freue mich sehr auf euer Feedback.

Viele Grüße

ceres

Die allerletzte Chance

Einige Stunden nach dem Unfall.
 

Er hatte mehr Glück, als er verdiente. Ace wusste das.
 

Doch jedes freundliche Wort und jede liebe Geste demütigten ihn noch mehr. Sie hätten allen Grund gehabt ihn zu hassen und zu misshandeln.

Warum taten sie es nicht? Er hatte sich so undankbar und fies ihnen gegenüber verhalten und doch, wurde er nicht einmal bestraft.
 

Ace war so erschüttert über die selbstlose Art der Whitebeard Piraten, dass er sich abgrundtief schämte, ihnen solchen Ärger bereitet zu haben und befand sich selbst nunmehr, als unwürdig ihr großzügiges Angebot anzunehmen.
 

Er wollte mittlerweile sehr gern das Symbol des Kaisers auf seinen Körper tragen und die Moby Dick sein Zuhause nennen. Nach allem was passiert war und was er alles gesehen sowie gelernt hatte, fragte er sich, wie er jemals würdig sein sollte, Whitebeard zu dienen. Zumal sein schlimmstes Geheimnis immer noch tief in ihm schlummerte und es unumstößlich auf seinem Gewissen lastete.
 

Ace hatte festgestellt, dass innerhalb der gefürchteten Mannschaft keine schreckliche Autorität und absoluter Gehorsam herrschte. Viel mehr waren die Hierarchien gleichmäßig aufgeteilt und jedes noch so schwache Mitglied hatte das Recht zu sprechen. Dennoch war es befremdlich, dass Whitebeard von allen „Pops“, also Vater, genannt wurde. Das war doch zu respektlos, oder? Hatte der Kapitän nicht eine ehrenvollere Anrede verdient?
 

Alles hatte sich verändert. Einen Tag zuvor hatte sich Ace noch vehement dagegen gewehrt Teil der Crew zu sein, jetzt wünschte er sich nichts sehnlicher. Jedoch war er ihnen nicht würdig. Er konnte es nach alledem nicht wert sein. Die Mannschaft würde es ihm nie wieder anbieten, dessen war er sich sicher. Keinen von ihnen hatte er seit seinem Aufwachen gesehen. Sie hatten ihn zwar nicht aufgegeben, aber sicherlich eingesehen, dass er wertlos war, mutmaßte Ace. Seine Verzweiflung wuchs, als er sich immer weiter in Selbstmitleid verlor, wie gestern Mittag, als er beinahe ertrunken wäre. Die Tränen, die ihm jetzt unaufhaltsam über das Gesicht liefen, sollte niemand sehen, doch entgegen Ace Vermutung, war er, während seiner Ohnmacht und auch jetzt, nicht allein gewesen.
 

Marco hatte ihn noch lange, nachdem er außer Lebensgefahr war, an Deck im Arm gehalten und sanft auf ihn eingeredet, dass er doch bitte Vernunft annehmen sollte.

Das blaue Feuer in Marcos Inneren und Ace rote, alles verzehrende Naturgewalt schienen sich anzuerkennen und diese Übereinkunft zeigte Marco, dass es doch noch Hoffnung gab.

„Ich mache mir viel mehr Sorgen, als ich sollte.“, dachte Marco.
 

Thatch hatte Ace zugedeckt. Die Krankenschwestern sahen auch alle halbe Stunde nach dem Patienten und fast jedes Mitglied der Mannschaft erkundigte sich bei Marco nach Ace Zustand. Erst, als Marco spürte, dass Ace bald aufwachen würde, hatte er sich mit der Decke zurückgezogen, um sich nicht den blinden Zorn des Jüngeren zuzuziehen und ihn für einen Augenblick an Deck zurückgelassen.
 

Im Moment war Marco mit einer Schale Suppe auf dem Weg zu Ace, um mit ihm nochmals vernünftig zu reden. Selbst, wenn Pops ihn nicht darum gebeten hätte, wäre er zu Ace gegangen. Er fand ihn herzzerreißend schluchzend an der Reling sitzend, ebenda, wo er ihn verlassen hatte. Ace versuchte zwar schnell, die Fassung wiederzuerlangen, doch es gelang ihm nicht recht. Stumm lächelnd stellte Marco die dampfende Schale vor Ace ab und wollte gerade sein Gespräch beginnen, als:
 

„Warum nennt ihr ihn Pops?“, Ace bemühte sich mit wenig Erfolg um eine feste

Stimme. Unwillkürlich musste Marco lächeln. Ace war wohl doch nicht mehr soweit davon entfernt, seine Fehler einzusehen.
 

„Er nennt uns seine Söhne, obwohl wir überall gehasst werden. Doch da wir durch ihn ein Zuhause haben, amüsieren uns solche Worte nur.“

Nun konnte Marco die riesige Verzweiflung in Ace Augen sehen und lächelte weiterhin gütig.

„Willst du wirklich fortfahren und dauernd fast getötet werden? Ist es nicht langsam an der Zeit eine Entscheidung zu treffen?“
 

Ruhig stellte Marco, die Frage, von der Ace gedacht hatte, sie nie wieder zu hören.

„Wirst du Whitebeards Zeichen auf deinem Rücken tragen?“
 

Marco sah an den immer größer werdenden Augen des Jüngeren, dass dieser sein Glück kaum fassen konnte. Die Dankbarkeit und Reue darin überzeugten ihn, dass Ace ein treues, loyales Mitglied der Mannschaft werden würde. Seine Antwort kannte er, bevor sie der Rookie überhaupt aussprach. Sie machte ihn sehr glücklich.
 

Die Tage vergingen, während Ace sich in seiner Kollegialität um hundertachtzig Grad wandelte. Er versuchte alles, um sich in der Mannschaft zu etablieren. Er übernahm jede ihm zugeteilte Aufgabe ohne Zögern oder Protest. Selbst Whitebeard stellte wohlwollend fest, dass sich sein hitzköpfiger Neuzugang gut integrierte.
 

Trotzdem, wie sehr Ace sich anstrengte, wie oft er gelobt wurde, er hatte immer das Gefühl nicht gut genug zu sein oder Dinge nicht ordnungsgemäß erledigt zu haben. Er übernahm auch ungefragt Aufgaben, was seine Nakama nicht allzu gut fanden. Schließlich macht er sie damit überflüssig.
 

Seine Selbstzweifel wurden natürlich auch durch sein alles erdrückendes Geheimnis genährt, welches er sich nicht traute irgendjemand preiszugeben. Andererseits fühlte er sich sehr wohl an Board. Auch seine alten Kameraden machten ihm keinerlei Vorwürfe und auch sonst schien niemand nachtragend zu sein. So wurde aus seiner Sturheit, langsam aber stetig, Selbstlosigkeit und aus Ablehnung Treue.
 

Auch Marco befand Ace Entwicklung als sehr lobenswert und versuchte auch gleichzeitig, nicht so viel Zeit und Gedanken an Ace zu verschwenden. Denn irgendetwas stimmte nicht mit ihm, wenn der Jüngere anwesend war. Es war, als würden sich die beiden mystischen Feuer messen wollen und dieses Verlangen zog Marco zu Ace. Nur wusste er nicht, was passieren würde, wenn man den Urzeitgewalten ihren Willen ließ. Diese Entwicklung beunruhigte Marco sehr, doch sie war zu diffus, um seine Freunde ins Vertrauen zuziehen.

„Ich mache mich ganz bestimmt nicht lächerlich!“, entschied er streng.
 

Ace wollte alles auf einmal und sofort, aber ein großes Rückentattoo war nicht einfach zu stechen und musste in mehreren Etappen erarbeitet werden. Da Ace mit dieser langwierigen Prozedur nicht zufrieden war und schnellstmöglich Pops seine „Markierung“ und Zugehörigkeit demonstrieren wollte, ließ er sich sein Hemd mit dem Whitebeard Symbol versehen, um das dort entstehende Kunstwerk schon einmal anzudeuten.
 

Die Zeit, die er nach dem Erfüllen seiner, ihm übertragenen, Pflichten hatte - Arbeit durfte er sich nicht mehr allein suchen - verbrachte er damit die Mannschaft kennen zu lernen. Alle Mitglieder waren auf ihre Art nett und kollegial. Nur war es bei mehreren tausend Mann schwer, sich Namen, Rang und Interessen jedes Einzelnen zu merken. Am besten verstand sich Ace allerdings mit den Kommandanten Thatch, Jozu, Viesta und Marco.
 

Nur bei Marco, fühlte er sich beunruhigend anders, obwohl dafür kein offensichtlicher Grund vorlag. In der Mannschaft war der erste Kommandant die am meisten respektierte und autoritäre Person nach Whitebeard persönlich.

Für Ace allerdings waren seine Erscheinung und sein Auftreten besonders beeindruckend. Er fand es sehr beachtenswert, dass sich das riesige Whitebeard Symbol auf Marcos durchtrainierter Brust befand.
 

„Warum trägst du das Tattoo nicht auf dem Rücken?“, fragte Ace Marco an einem ruhigeren Abend.
 

„Damit ich mein Hemd tragen kann und doch als Pops Sohn erkannt werde.“, antworte Marco leichthin. Die ganze Wahrheit sah etwas anders aus, aber die riesigen Narben auf seinem Rücken und ihren Ursprung wollte er nicht mit jemand besprechen, der ihn, wie Licht eine Motte, anzog.
 

Diese Loyalität weckte in Ace den Wunsch, etwas ähnlich Bemerkenswertes zu tun. Er begann nach der ruhigeren, emotionalen Phase der letzten Wochen wieder mit seinem Training. Das Ergebnis konnte sich sehr schnell sehen lassen. Jeder einzelne Muskel schien extra trainiert worden zu sein und so langsam glich sein ganzer Körper, denen der anderen Kommandanten und dem des Kaisers selbst. Niemand in der Mannschaft schien aufzufallen, dass Ace insgeheim Whitebeard und Marco nacheiferte und, dass sein Bestreben großen Erfolg erzielte.
 

Jetzt konnte Ace mit Stolz das, inzwischen fertig gestellte, Tattoo zeigen und gleichzeitig die Stärke der Whitebeard Piraten demonstrieren. Er hatte sich geschworen, niemals über längere Zeit ein Kleidungsstück zu tragen, das die Zugehörigkeit zu seiner neuen Mannschaft verdeckte.
 

Eines Abends stellte Ace fest, wie gut er sich in der Bande fühlte. Das Leben auf der Moby Dick machte ihn glücklich, fast so glücklich, wie die knapp acht Jahre Kindheit und Jugend mit seinem kleinen Bruder Ruffy.
 

„Ruffy.“, seufzte Ace traurig. Manchmal vermisste er das kleine Gummibärchen - Ruffy war Dank Teufelsfrucht ein Gummimensch - so sehr, dass er sich wünschte, sein Bruder würde zu Whitebeard wechseln, wenn er sein Abenteuer, Pirat zu werden, begann. Doch wie Ace Ruffy kannte, war das so unmöglich, wie gegen Whitebeard ein Wetttrinken zu gewinnen.
 

Gleichzeitig brachten die Erinnerung an Ruffy die Zweifel und Ängste, die sein Geheimnis verursachte, wieder hoch. Ace hatte mittlerweile entschieden, dass er Whitebeard seine Unzulänglichkeit und Unwürdigkeit beichten musste, auch wenn es schlussendlich bedeutete, aus der Mannschaft hinausgeworfen zu werden. Er wollte nicht mit einer indirekten Lüge leben und fürchtete ebenfalls, was passieren würde, wenn die Marine seine Nakama darüber aufklären würde, wer, beziehungsweise, was er war.
 

So traf er sich allein und reuevoll mit seinem Kapitän und legte ihm sein Leben zu Füßen. Er verheimlichte nichts und es tat gut, sich von dieser schweren Last zu befreien. Er wusste, welche Reaktion ihn erwartete. Er kannte sie ja aus seinem früheren Leben - der Hohn und Spott, die bösen, vernichtenden Zoten, die sich tief in die Seele des Kindes gebrannt hatten, das Ace einst gewesen war. Man befand seiner schon damals, als wertlos, unwürdig und aussätzig. Das alles war Ace nur zu bewusst und seine Überraschung wurde, umso größer, je stiller Whitebeard wurde.
 

Er hörte einfach nur zu und beobachtete den jungen Mann, der vor ihm zu einem verzweifelten Nichts zusammenschrumpfte. Als Ace fertig war, lächelte der Ältere gütig und erklärte zu Ace großer Verwunderung, dass es ihm nichts ausmachte, wer Ace war, so lange er ein Sohn der See und damit sein Sohn war.
 

Dieser Akt der Selbstlosigkeit, des Akzeptierens legte sich über die Wunden seiner Seele und half Ace wieder klar zu denken. Er konnte kaum glauben, was Whitebeard ihm zugestand und gewährte. So dankbar und froh war Ace noch nie im seinen bisherigen Leben gewesen, wenn man von einigen winzigen Augenblicken absah. In diesem Moment wurde Whitebeard Ace größter Held und Vorbild. Seine Treue, Achtung und Opferbereitschaft konnte man von nun an in Seestein meißeln. Er würde, ab sofort und für immer, Leib und Leben für diesen großartigen Mann riskieren, der ihm an diesem Tag zum wiederholten Male das Leben schenkte.
 

In diesem Augenblick wurde Ace endgültig Mitglied der Whitebeard Piraten.

Die Crew und der Kaiser hatten die Mauer aus Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühlen bis auf die Grundsteine niedergerissen.

Doch gleichzeitig verstärkte sich ein anderes Gefühl, mit dem Ace kaum Erfahrung hatte. Was empfand er für Marco?
 

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Ende Kapitel 3
 

So ihr Lieben, vielen Dank für das Lesen. Ich hoffe,

es hat euch gefallen und ihr hinterlasst mir kritisches Feedback. :-)
 

Liebe Grüße

ceres

Ein ganz normaler Auftrag

Einige Monate vor dem Streit zwischen Marco und Ace –

Zurück im Speisesaal der Moby Dick
 

„Hey Ace! Träumst du schon wieder?“, rief Thatch erneut, in der Hoffnung doch noch erhört zu werden. Er hatte zwar ein sehr aufschlussreiches Gespräch über Ace Schlafgewohnheiten im Essen geführt, aber seinen eigentlichen Auftrag hatte er nur für kurze Zeit vergessen.
 

„Was? Ich träume, wenn ich will! Reg dich ab, Thatch. Mann!“, rief Ace dem Anderen leicht erbost zu.
 

Der Angesprochenen war weniger amüsiert, kam zu Ace Tisch und wollte ihm die Leviten lesen, aber als sich Ace grinsend vor ihm aufbaute und eine kleine Flamme aus seiner rechten Hand empor züngelte, brachte dies Thatch zur Vernunft.
 

Die Drohung war weder ernst gemeint, noch böswillig, aber sie verfehlte ihre Wirkung nicht - beziehungsweise nie - zu Thatch Verdruss. Thatch war zwar einerseits stolz, einer der wenigen Kommandanten zu sein, die keine Teufelskräfte brauchten. Andererseits bedeutete es nicht, dass er nicht gern welche gehabt hätte. Denn gegen Teufelskräftenutzer, wie Ace oder Marco, hatte er einfach keine Chance. Das war frustrierend und wenn man dazu noch bedachte, welchen gesteigerten Erfolg er bei den Ladys haben würde, wenn er doch nur über Kräfte, wie Ace, gebieten würde. Dann müsste er nach jedem Landgang wahrscheinlich immer der Moby Dick hinterher rudern, weil seine weibliche Gesellschaft so zahlreich war, dass er die Ablegezeit versäumte.
 

Er atmete tief durch und sah unbeeindruckt in Ace grinsendes Gesicht.

„Du sollst bitte zu Pops und Marco kommen.“, sagte er und es klang leider nicht so befehlsgewohnt, wie erhofft. Ace neckende Stimmung schlug sofort in Eile um.
 

„Warum sagst du, dass dann nicht gleich, Kompasshirn“, schimpfte Ace und war auch schon in Richtung Deck verschwunden.

„Kompasshirn?“, murmelte der Zurückgebliebene beleidigt. Er hasste dieses Wort. Auch, wenn es nur eine Anspielung auf seine wesentliche Tätigkeit an Board war, so war es erniedrigend, als wichtigste Person, neben dem Smutje, verspottet zu werden. Er war schließlich der Hauptnavigator und ohne ihn würde sich die Moby Dick weder in die richtige Richtung bewegen, noch jemals an einem Ziel ankommen.
 

Thatch schüttelte die Gedanken ab, lächelte stattdessen und setzte sich siegessicher zu einer kleinen Gruppe Krankenschwestern, die eben gerade im Speisesaal Platz genommen hatten. Die jungen Frauen kicherten, als sie ihn sahen. Der Triumph war ihm nunmehr ins Gesicht geschrieben. In dieser Beziehung war er sowohl Marco, als auch Ace, haushoch überlegen, denn er würde heute Nacht nicht allein schlafen.
 

Als Ace die Stiege zum Deck hoch hastete, hörte er schon ungeduldiges Gemurmel. Er wollte es sich auf keinen Fall mit Marco verderben, weil..., so genau wusste es Ace selbst nicht, aber er wollte ihn auf keinen Fall enttäuschen. Irgendwie war das merkwürdig, aber es fühlte sich gut an, in der Nähe des ersten Divisionskommandanten zu sein.
 

Marco stand mit zwei Kameraden an der Reling und schien ihnen Anweisungen zu geben. Der Jüngere von beiden trug eine bunte Hose und ein leichtes Hemd. Er wirkte irgendwie Fehl am Platz, als sollte er lieber einer anderen Tätigkeit, als der Piraterie, nachgehen. Der Andere sah streng gekleidet aus, seine Klamotten waren einfarbig dunkelgrüngrün und nur das offene Hemd mit der Tattoowierung auf der untrainierten Brust, ließ auf einen Piraten schließen.
 

Pops saß an seinem gewohnten Platz in der Mitte des Hauptdecks und sah den Dreien interessiert zu. In einigem Abstand und sehr verstreut, konnte Ace noch weitere Nakama an Deck ausmachen. In einer Entfernung von vielleicht anderthalb Kilometern konnte Ace auch eine bewohnte Insel ausmachen.
 

Der Kommandant der ersten Division lächelte unwillkürlich, als er Ace abgehetztes Gesicht sah.

„Na Ace, bist du endlich satt oder bist du unterwegs eingepennt, mmmhhh?“, fragte er den Jüngeren lachend, der eine verlegene Miene aufsetzte. Die beiden anderen Männer stimmten nicht in Marcos Lachen ein, sie hatten noch zu viel Respekt vor dem Feuerbändiger und trauten seinem freundlichen Auftreten nicht.
 

„War nicht meine Schuld! Kompasshirn Thatch, kommt immer nicht zum Punkt!“, errötend bog Ace sich die Wahrheit zurecht und entlockte den Anderen nun doch ein Lächeln.
 

„Also, was gibt es?“, fragend schaute er in die Runde.
 

„Birdie und Zangoy kennst du ja. Sie wollen Segelbedarf und Medikamente einkaufen und du sollst sie begleiten und beim Tragen helfen.“, instruierte Marco den Jüngeren und Ace verstand die Botschaft:

„Beschütze sie und bringe sie in einem Stück wieder zurück!“. Er nickte bedächtig und lächelte die Beiden aufmunternd an.
 

Zangoy war als Apotheker im Ärzteteam und für Ace Empfinden einfach zu berechnend und zu bequem, um richtig gemocht zu werden. Ace hatte in der kurzen Zeit als Mitglied der Crew kaum mit dem älteren, skeptisch dreinblickenden, grauhaarigen Mann zu tun gehabt und würde seine Gesellschaft nie suchen, wenn er nicht gerade krank wäre. Krank werden war jedoch ein Ding der Unmöglichkeit für ihn, denn durch seine Erziehung und das harte Training mit Ruffy bei Garp und Dadan, war er gegen alles gefeit, dass dachte er zumindest.
 

Birdie war ein schlaksiger, unsicherer und vor allem tollpatschiger, braunhaariger Schiffsjunge von vielleicht fünfzehn Jahren und, wie auch Ace, noch recht neu auf der Moby Dick. Nur hatte er keine so steile Karriere hinter sich.

Im Vergleich zu Zangoy war er eine richtig angenehme Gesellschaft. Birdie schien sich jedoch nicht sonderlich wohl zu fühlen in der Anwesenheit von zwei Kommandanten und einem Apotheker. Ace grinste den Jungen freundlich an, doch dieser erschrak sich mehr, als sich über die Geste zu freuen oder sie sogar zu erwidern.
 

„Euer Beiboot ist hier unten vertäut. Seht zu, dass ihr vor Sonnenuntergang zurück seid.“, stellte Marco noch kühl fest, drehte sich um und ging zu Whitebeard.

„Ok, dann mal los. Ihr Zwei, ab ins Boot!“, forderte Ace Zangoy und Birdie fröhlich auf, die ihm recht widerwillig folgten, als er mit einer fließenden Bewegung an den kleinen, waagerecht untereinander angenagelten Holzstreben am Schiffsrumpf hinunterkletterte und es sich am Bug des Beibootes gemütlich machte.
 

Als sich nach einigem lauten Hin und Her alle Drei in der kleinen Nussschale befanden, wurde schnell klar, dass Zangoy nicht der Meinung war, Rudern zu müssen und Birdie dafür einfach zu schwach war. Also musste Ace wohl oder übel diese lästige Aufgabe übernehmen. Den Jungen verstand er ja noch, aber woher sich dieser Kräutertyp die Ignoranz nahm, nicht rudern zu wollen, war ihm schier schleierhaft. Trotzdem, auf Diskussionen hatte er keine Lust, zu Mal er sich nicht vor Pops und Marco - hauptsächlich vor Marco - blamieren wollte und begann in Richtung der Insel zu rudern.
 

Obwohl Marco dem kleinen Beiboot und seinen Nakama den Rücken zugewandt hatte, hörte er grinsend die Unterhaltung der Drei an. Ihn beeindruckte es, dass Ace so schnell nachgab und nicht den Schwächeren rudern ließ, immerhin würde er es sonst nie lernen. Das man Zangoy nicht zu körperlicher Arbeit anstiften konnte, war Marco nur zu bewusst. Denn der Apotheker kannte seine außergewöhnliche Stellung im Ärzteteam und damit in der Crew nur zu gut. Dass dieser einmal einen Finger krumm machen würde, wäre ebenso wahrscheinlich, wie Jozus Panzer mit einem Küchenmesser zu zerschneiden. Marco musste bei dem Vergleich unbewusst lachen.
 

Aber etwas anderes ging ihm jetzt durch den Kopf. Als Ace den Jungen eben so angegrinst hatte, war ihm urplötzlich übel geworden. Es missfiel Marco ungemein, Ace strahlenden Gesichtsausdruck zu jemand anderen gewandt zu sehen.

Er hatte plötzlich das Gefühl, den Verstand zu verlieren und schüttelte sich heftig.
 

„Was amüsiert dich so, Sohn.“ fragte Whitebeard an den Blonden gerichtet und unterbrach so dessen Gedanken.

„Ach, das Dreiergespann ist einfach eine lustige Mischung, Pops.“, erwiderte der Angesprochenen leicht hin.

Whitebeard schwieg, irgendwas an Marcos Ton passte nicht. Doch er ließ den Gedanken fallen und begann lieber mit ihm über den neuen Kurs zu sprechen.
 

„Auf welcher Insel müssen wir wieder meinen Anspruch erneuern?“, fragend blickte er den Blonden an.

„Ganz in der Nähe von hier liegt Tyross, denke ich zumindest. Dort waren wir lange nicht. Aber dafür bin ich nicht der Experte. Hey! Kann mal bitte einer Thatch holen?“, rief er den Männern an der gegenüberliegenden Reling zu.

Einer der Angesprochenen folgte so gleich seiner Aufforderung und verschwand unter Deck. Er ahnte nicht, dass er sich mit diesem Auftrag riesigen Ärger mit dem Navigator einhandeln würde.
 

„Tyross wäre sehr gut. Die Bewohner der Insel machen einen leckeren Sake und ihre Feste zu unseren Ehren sind auch nicht schlecht.“, sinnierte Pops laut und sein Durst erwachte, als er an sein Lieblingsgetränk dachte.
 

„Mein Sohn, bring mir bitte eine Schale Sake“, beauftragte er Marco, der dieser Bitte umgehend nachkam. Auch, wenn sein Rang „Getränke holen“ nicht unbedingt vorsah, Whitebeards Bitten schlug er nie aus. Er war schließlich sein Vater.
 

Hätte Marco gewusst, was an Land passieren würde – hätte er den Einkauf abgesagt, egal wie dringend sie die Medikamente und das Segelzeug brauchten...
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Ende Kapitel 4
 

Meine lieben Leser,
 

vielen Dank für das bis zum Ende Lesen oder durchhalten.

Ich bin sehr gespannt, wie dieses erste echte Handlungskapitel auf euch gewirkt hat und was ihr davon haltet.

Ich freue mich sehr auf euer Feedback egal, wie es ausfällt.
 

Allen meinen Lesern, die sich zurzeit Prüfungen und Ähnlichem unterziehen müssen, wünsche ich von Herzen viel Erfolg, Glück und Durchhaltevermögen.

Ehrfahrungsgemäß lohnt sich jede Mühe und positives Denken. ;-)
 

Viele Grüße
 

ceres

Die verhängnisvollen Sekunden

Einige Zeit nach dem Gespräch zwischen Marco und Whitebeard
 

In der Zwischenzeit hatte Ace die Entfernung zum kleinen Hafen der Insel rudernder Weise zurückgelegt. Die Überfahrt war still verlaufen, da sich Birdie in Grund und Boden schämte und Zangoy seine Gedankengänge lieber für sich behielt.
 

„Na das kann ja ein toller Ausflug werden.“, dachte die Feuerfaust und hoffte inständig, dass diese Aufgabe so leicht zu bewältigen war, wie es Marco beschrieben hatte. Ace hatte kein Problem diesen Auftrag zu erfüllen. Im Grunde war er froh, sich nützlich machen zu können und außerdem konnte er sich kaum an seinen letzten Landgang erinnern. Unwillkürlich fragte er sich, ob Marco darauf Rücksicht genommen hatte und ihn deshalb die Abwechslung ermöglichte. Irgendwie

gefiel Ace dieser Gedanke.
 

Nachdem sie an einem Steg etwas abseits angelegt hatten und aus der engen Nussschale herausgeklettert waren, sah sich Ace suchend um. Er fand kein einziges Marine Schiff vor Anker. Das deutete er als einen guten Anfang. An den Hafen schloss sich ein kleiner Markt an und außer ein paar größeren Häusern dahinter, konnte er nichts Bemerkenswertes ausmachen.
 

Nun wandte er sich seinen Begleitern zu.

„Was brauchen wir alles?“, fragte er in die schweigenden Mienen.
 

„Also ich weiß nicht, was ihr zu tun habt! Ich, für meinen Teil, muss darüber in die Apotheke und dann auf dem Markt nach Heilkräutern und Ähnlichem suchen. Ihr würdet da nur stören! Erledigt eure Geschäfte und kommt dann her! Ich will hier keine Wurzeln schlagen!“, äußerte Zangoy arrogant und fordernd, in einer Tonlage, die nur so von Selbstüberschätzung strotzte.
 

Er wandte sich mit diesen Worten um und Ace wünschte sich, der Typ hätte nicht den Mund aufgemacht.

„Hier, bleib stehen, Zangoy. Wir kehren dann zurück, wenn wir alles haben und ich es sage oder möchtest DU rudern?“, wies Ace den Älteren zurecht und lief ihm ein paar Schritte nach. Er war schließlich für die Sicherheit der Beiden zuständig und er würde sicher nicht, wegen dem Altersunterschied zu Zangoy, seine Autorität untergraben lassen.
 

Er erntete für den Dämpfer nur einen bösen Schulterblick und die schnippische Antwort: „Was immer du willst, Kommandant.“

Der Apotheker hatte sich zum Sprechen noch nicht einmal umgewandt und begann nun seinen eingeschlagenen Weg fortzusetzen.
 

Ace schluckte jegliche sinnlose Aggression herunter und holte einmal tief Luft, bevor er sich zu Birdie drehte, der immer noch schüchtern an der Anlegestelle stand und nicht recht zu wissen schien, was er tun oder lassen sollte. Irgendwie tat er Ace leid.
 

„Und was haben wir beide vor?“, eröffnete Ace lächelnd das Gespräch mit seinem jungen Nakama.
 

„Ei…Ein…Einkaufen“, stammelte Birdie mühevoll.
 

„Das ist mir klar, Birdie. Was sollen wir denn einkaufen?“

Ace lächelte immer noch. Der Junge war hundertmal zugänglicher als der alte Kauz.
 

„Ähhh ja, Stoffe für neue Segel und ein paar neue Taue.“

Die Antwort kam diesmal etwas flüssiger über die Lippen des Jungen, der eben noch rot wie eine Tomate angelaufen war.
 

Segelstoff wurde viel gebraucht, vor allem in diesem Gebiet der Grandline kam es oft zu heftigen Stürmen und Ersatz an Segeltuch und Tauen machten in Anbetracht des großen Schiffes noch mehr Sinn.
 

„So, das wird wohl nicht allzu schwer werden.“, stellte Ace fest und lief Richtung Markt. Birdie war nicht so überzeugt, beeilte sich aber, um zur Feuerfaust aufzuschließen. Zusammen ging das ungleiche Paar zum bunten Treiben des Marktes. Hier war doch eine ganze Menge los.
 

Trotz des kleinen Marktes wurde eine große Vielfalt angeboten. Abgesehen von Nahrung, Getränken, Waffen, Kleidung, sowie Hausrat, sahen sie von weitem Zangoy unglaublich freundlich, für seine Verhältnisse, mit einem Kräuter- und Gewürzhändler debattieren und sie fanden schlussendlich den Stand eines freundlichen Seilers, der günstiger Weise auch Segeltücher anbot.
 

Aufmunternd nickte Ace Birdie zu, damit er schon einmal vorging, um diesen die Möglichkeit eines Erfolgserlebnisses zu lassen. Der Junge entfernte sich zögernd und schritt langsam zum Verkaufsstand.
 

„Möchtest du mal kosten. Die Brötchen mit Pilzaufstrich hab ich selbst gemacht. Wenn ich groß bin, darf ich bei meiner Mama am Stand mit verkaufen, aber bis dahin verschenke ich meine Werke.“, wurde Ace plötzlich von einem kleinen, blonden Mädchen mit riesigen Kulleraugen und Sommersprossen angesprochen, das ihm einen Teller mit drei Brötchen hinhielt. Er lächelte dankbar und antwortete:
 

„Hallo. Wenn das so ist junge Frau, dann koste ich sehr gern ihre Meisterwerke.“

Das Mädchen sah freudig zu, wie Ace ein Brötchen mit dem grünen Aufstrich schmatzend verspeiste und ihre Kochkünste lobte.
 

Ace fand es schön, wie sehr sich die Kleine über sein Urteil freute. Als er jedoch nach einem weiteren Brötchen greifen wollte, quietschte sie lautstark protestierend auf, trat ihn mit voller Wucht gegen sein rechtes Schienbein und rannte samt Brötchenteller davon.
 

Ace kratzte sich daraufhin verwundert am Kopf, zuckte jedoch mit den Schultern und trat zu Birdie an den Seilerstand heran. Der Schiffsjunge schien nicht mehr lange zu brauchen. Ein Stapel der gesuchten, qualitativ hochwertigen Ware, soweit Ace dies beurteilen konnte, lag bereits vor ihm und der Verkäufer nannte einen guten Preis. Doch als das Kramen des Braunhaarigen in seinem Geldsack hektischer wurde, beunruhigte das Ace.

„Was ist los Kleiner?“, fragte Ace vorsichtig.
 

„Verdammt, mir fehlen 75 Berrys!“, kam die erschütterte Antwort von dem Jungen.
 

Verzweifelt blickte er Ace an. Ein Seitenblick zum Kopf schüttelnden Verkäufer schloss für Ace die Möglichkeit des Verhandelns aus. In diesem abgelegenen Winkel der Grandline musste man gute Handarbeit auch fair bezahlen, sonst konnten die Handwerker ihre Geschäfte nicht weiterführen. Angestrengt dachte Ace über die Konsequenzen eines nicht vollständig ausgeführten Auftrags nach. Er würde sich vor Marco bis auf die Knochen blamieren. Das musste er auf jeden Fall verhindern.
 

„Du bleibst hier und wartest auf mich. Ich suche Zangoy. Der hat bestimmt noch Geld übrig.“, versuchte Ace den Jungen und sich selbst zu beruhigen und lief davon.
 

Er fand den Gesuchten zwischen den vielen Ständen an der gleichen Stelle wie vorhin. Auch Zangoy schien gerade bei dem Kräuterhändler bezahlen zu wollen. Ace war mit schnellen Schritten bei ihm und fing sich einen weiteren bösen Blick ein.
 

Bevor Zangoy seinen abfällig lächelnden Mund aufmachen konnte, erklärte ihm Ace schnell und knapp die Situation:

„Uns fehlen noch 75 Berry für das Segelzeug.“, unterbrach Ace jegliche dumme Bemerkung des Älteren.
 

„Na und? Das ist doch nicht meine Schuld, dass ihr nicht in der Lage seid zu handeln. Ich habe meine Ausgaben genau berechnet und werde jetzt die eingeplante Summe bezahlen. Mehr Geld hab ich außerdem nicht!“, lautete die vernichtende Antwort.
 

„Ich warne dich! Komm mir nicht so! Denkst du wirklich, dass du das alles sofort brauchen wirst? Kann ein Teil nicht auf der nächsten Insel gekauft werden?“, zischte Ace mühsam beherrscht und deutete auf den großen Haufen aus Tüten, Leinensäckchen und Tuben. Er bekam wirklich Probleme sein feuriges Temperament unter Kontrolle zu halten. Ace wusste, dass der Segelbedarf dringender gebraucht wurde als die Medikamente und Heilmittel. Zumindest hoffte er, dass Marco dies so sehen würde.
 

Doch Zangoys Gesicht nahm einen ungesunden Rotton an.

„Was willst du mir sagen, hä? Willst du mich anzünden oder was?“, startete der Ältere einen Gegenangriff.
 

„Warum nicht? Gegen Verbrennungen hast du bestimmt etwas eingekauft.“, flüsterte Ace drohend und über seine Oberarme leckten urplötzlich Flammen. Er zitterte leicht.
 

Der Verkäufer, der bis eben gar nichts verstand, hatte nun die Gefahr für sich und seinen Stand erkannt und wollte einfach nur, dass die beiden Piraten endlich das Weite suchten.

„Warten Sie bitte, wenn sie den Beutel mit dem knolligem Wallwurz nicht nehmen, sparen sie 75 Berry. Auf ihrem Schiff wird sich sicher niemand so schnell eine Efeupilzvergiftung zu ziehen. Wer isst schon grüne Pilze?“, beeilte er sich, um den streitenden Männern einen friedlichen Ausweg anzubieten.
 

Doch der miesepetrige Alte schaute als würde er seinen Crewmitgliedern genau dies sogar zutrauen. Diese lebende Fackel hingegen machte den Eindruck besänftigt zu sein, denn die Flammen erloschen so plötzlich wie sie aufgeflammt waren.
 

„Na gut. Ich nehme den Wallwurz nicht. Hier nimm dein Geld und sortiere deinen Sauhaufen von Stand.“, brummte Zangoy nicht ganz überzeugt und warf dem erleichterten Händler ein Bündel Berrys hin.
 

Der Verkäufer zählte kurz nach, packte die erworbene Ware rasch in einen Leinensack und drückte sie dem Grüngekleideten in die Arme.

„Auf Wiedersehen die Herren.“, sagte er bestimmt. Man konnte zwar alles denken, musste es aber nicht laut sagen.
 

Ace sah die Erleichterung in den Augen des Händlers. Jetzt hatte er schon fast ein schlechtes Gewissen. Er lächelte ihm noch kurz zu, bevor er sich stumm mit Zangoy im Schlepptau zu Birdie aufmachte. Dieser wartete ja schließlich immer noch beim Seiler.
 

Ace wollte plötzlich einfach nur von der Insel weg. Er fühlte sich nicht wohl, seine Haut prickelte und er war auf einmal richtig müde. Nachdem auch Birdie, mittlerweile recht fröhlich, die restlichen Berrys dem Händler überreicht hatte, wurden die erstandenen Sachen ebenfalls verpackt.
 

Beladen mit ihren Einkäufen machten sich die drei Whitebeard Piraten auf den Weg zu ihrer kleinen Nussschale. Ace überließ Birdie das Verstauen der Waren und zu aller Überraschung passten auch die drei Männer noch in das winzige, überladene Beiboot. Obwohl Ace nur zu gern den Apotheker zurückgelassen, nein eher ‚vergessen‘, hätte.
 

Im Gegensatz zu ihrer Hinfahrt spürte Ace die Anstrengung durch das Rudern deutlicher, als zuvor. Er schwitzte sogar ein wenig, was bei jemanden, der das Feuer selbst war, eher selten vorkam.
 

Die beiden Anderen waren während der Ruderfahrt wieder verstummt. Doch schienen sie auch erleichtert über das Ende des Ausfluges. Dennoch bemerkte keiner von ihnen, dass Ace am ganzen Körper zitterte.
 

Ihm war sehr übel. Sein Magen krampfte mittlerweile schmerzhaft. Doch er ließ keinen Ton verlauten. Das hatte ihm gerade noch gefehlt, dass er sich dumme Kommentare von diesem überheblichen Kauz anhören musste.

Wie sollte er bitte Pops und Marco erklären, warum sie nun einen gegrillten Apotheker hatten.

„Wahrscheinlich habe ich einfach zu wenig getrunken.“, mutmaßte Ace.
 

Als sie endlich an der Moby Dick anlegten, war auch Ace Atmung recht schwer geworden. Ihm war plötzlich schwindlich, aber er wäre lieber ins Wasser gefallen, anstatt Birdie oder Zangoy um Hilfe zu bitten. Er ließ die Beiden an Deck klettern, um sich kurz zu fangen.

Ace hatte das Bedürfnis sich ein weiteres Mal zu setzen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er hörte, dass an Board der Befehl zum Segeln gegeben wurde und spürte, wie sich das große Flaggschiff in Bewegung setzte.
 

Zunächst bemerkte niemand, dass Ace nicht an Deck war, denn einige Kameraden hatten gleich damit begonnen, das Segeltuch auszulegen, zu scheiden und zu nähen. Den Lärm des beschäftigten Treibens hatte nach und nach alle anderen, selbst Whitebeard, dazu veranlasst, sich auf ein anderes Deck zurück zu ziehen oder unter Deck zu gehen.
 

Auch Marco war im Inbegriff zu gehen, als ihm auffiel, dass er die unverkennbare Stimme der Feuerfaust noch gar nicht gehört hatte. Das wunderte ihn, denn Ace Anwesenheit nahm er ständig deutlicher wahr, als alles andere um sich herum. Marco schaute über die Reling zu dem kleinen Einkaufsboot und sah Ace, aber irgendwas kam ihm komisch vor.
 

„Alles okay bei dir, Ace?“, rief er nach unten.
 

„Ja, ja - alles in Ordnung! Ich hab nur noch mal die Vertäuung überprüft.“, kam es seltsam gequält von dem Jüngeren.

Marco glaubte ihm nicht, doch sagte nichts weiter.
 

„Komm, wir gehen was essen. Du hast doch bestimmt Hunger nach deinem anstrengenden Einkaufstag?“, versuchte Marco seinen Kameraden anzulocken.
 

„Warte auf mich, ich komme hoch.“, forderte Ace ihn auf und kletterte langsam an den Streben zum Deck hinauf. Marco streckte ihm eine Hand hin, die er gern nahm.

Ace spürte, wie ihn nun doch all seine Kräfte verließen.

Das bleiche, verschwitzte Gesicht des jungen Kommandanten erschreckte Marco. Ace sah richtig schlecht aus.
 

„Hey, was ist mit…“, weiter kam Marco nicht.

Als Ace über die Reling steigen wollte, blieb er mit einem Fuß hängen und fiel direkt in Marcos starke Arme und mit dem Kopf gegen dessen muskulöse Brust.

Seine Augen waren glasig, die Wangen waren stark gerötet und er zitterte am ganzen Leib. Marco vermutete, dass Ace Fieber hatte, da seine Haut so schwitzig und heiß war. Er starrte den jungen Kommandanten wie paralysiert an. Eine Art Panik überkam ihn, als er Ace Zustand vollständig erfasst hatte.
 

Plötzlich legte Ace eine Hand an seinen Kopf und schloss Marcos Lippen mit den seinen für einen winzigen Augenblick, bevor er ohnmächtig zusammensackte. Geschockt realisierte der Geküsste kurz das eben Geschehene, verstärkte seinen Griff und fing Ace ein weiteres Mal auf, bevor dieser noch zu Boden fallen konnte.

„Wir brauchen hier sofort einen Arzt! Jetzt gleich!“, schrie Marco den Leuten zu, die an dem Segel arbeiteten.
 

In genau diesem Moment wurde ein kleines, blondes Mädchen mit riesigen Kulleraugen und Sommersprossen dafür ausgeschimpft drei Brötchen an drei Personen verschenkt zu haben, die mit einer Paste aus Efeupilzen bestrichen waren. Den beiden Vergifteten hatte man schnell mit einer Heilkräuterkur helfen können und so befanden sie sich mittlerweile auch außer Lebensgefahr. Nur den dritten Betroffenen konnte niemand finden. Dem Kräuterhändler beschlich der Verdacht, dass es sich um einen der Piraten handeln musste, die am Nachmittag seine Kunden gewesen waren.
 

“Dumm nur, dass sie alles gekauft hatten, außer den Beutel mit knolligem Wallwurz, dem einzigen Gegenmittel der tödlichen Efeupilzvergiftung.“, dachte er resignierend und gab die Hoffnung auf, dass der dritte Vergiftete auch überleben würde.
 

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Ende Kapitel 5
 

So meine lieben Leser,
 

was sagt ihr zu diesem Kapitel? Ich bin wirklich sehr gespannt, welche Eindrücke und Gedanken ihr dazu habt. Ich freue mich auf euer Feedback.

Ich wünsche euch allen eine schöne Woche.
 

Vielen lieben Dank an samiya, die in Vertretung ganz fleißig das Beta-Lesen übernommen hat. *verbeug*
 

Viele Grüße
 

ceres

Auf Messers Schneide

Einige Augenblicke nachdem Ace zusammengebrochen war.
 

Innerhalb kürzester Zeit war Unruhe unter den Männern an Deck ausgebrochen. Einer lief vor Marco, der Ace in seinen starken Armen trug und öffnete die Türen zum Unterdeck. Ein anderer Kamerad beeilte sich die Ärzte und Zangoy zu holen. Alle waren nervös. Marco beschlich das unheimliche Gefühl, dass sie für Ace Behandlung nur sehr wenig Zeit zur Verfügung hatten.
 

Der Jüngere erlitt plötzlich einen Krampfanfall und wandte sich unbewusst in Marcos Armen. Seine nasse, heiße Haut schien noch stärker zu glühen, als vor ein paar Minuten und erschwerte es Marco ihn gewaltfrei zu halten. Das schmerzverzerrte Gesicht brannte sich tief in Marcos Bewusstsein und er fragte sich plötzlich, womit sie beide das alles verdient hatten. Sowohl Ace diese Krankheit oder was es auch war, als auch er, die Gefühle für den kleinen Flammenwerfer, die jede emotionale Wunde in seinem Inneren immer wieder aufrissen und das Interesse des mystischen Feuers weckten.
 

Ace Kajüte lag im Zwischengeschoss direkt unter dem Hauptdeck und war außer mit zwei Betten und einer Seetruhe, nur noch mit einem kleinen Tisch und zwei Stühlen ausgestattet. Das Wichtigste war jedoch das große Bullauge für die Wahl des Zimmers gewesen, da man es zum Lüften öffnen konnte. Denn der Feuerteufel hatte während seiner Trotz- und Wehrphase vor einigen Monaten im Schlaf das Deck angezündet, da er sehr intensiv geträumte hatte. Man konnte ihn also nicht unbeaufsichtigt schlafen lassen und ein Feuer in den Untergeschossen, wäre einfach nur verheerend verlaufen. Abgesehen davon, beruhigte es viele Crewmitglieder, dass Ace, im Falle eines Angriffs, sofort zur Stelle sein konnte.
 

Seine nächtliche Aufsicht wechselte täglich, je nachdem, wer gerade Lust hatte oder wer feststellen musste, dass der eigene Schlafplatz, wie zum Beispiel eine der Hängematten im Untergeschoss, schon belegt war. Wäre Thatch an Ace Stelle gewesen, hätte sich keiner der Männer bereit erklären müssen, Wache zu halten. Das hätte sicher, die eine oder andere Krankenschwester willig getan, zumindest war das Thatch Meinung zu diesem Thema.

Auch er stand geschockt und beunruhigt mit Marco, Jozu und Vista an der Tür zu Ace Raum und beobachtete sorgenvoll, wie die Mediziner den Kranken untersuchten.
 

„Verdammt, wie hat er das wieder hinbekommen?“, fragte Thatch unruhig in die Runde. Die Anderen schwiegen und versuchten zu verstehen, was das sechsköpfige Medizinerteam lautstark diskutierte. Also redete Thatch einfach weiter:

„Da sah er ja hundert Mal besser aus, als du ihn damals wieder belebt hast, Marco.“
 

Der Angesprochene verdrehte genervt die Augen.

„Halt die Klappe, Kompasshirn! Ich will hören, was die Quacksalber da reden!“, presste er mühsam in seinem strengsten Befehlston hervor.
 

Selbst Jozu und Vista runzelten über den Ausbruch des ersten Divisionskommandanten die Stirn. Es war ungewöhnlich, dass sich Marco im Ton vergriff und seine Freunde beleidigte. Jozu und Vista kannten ihn schon so lang und sie hörten förmlich, dass Marco vor Aufregung neben sich stand.

Thatch schien gleichermaßen nervös zu sein, denn er redete in ernsten Situationen nie so viel und vor allem nicht so unsensibel.
 

Jozu vermutete, dass die beiden Streithähne wahrscheinlich nicht mal bemerkten, was gerade zwischen ihnen ablief. Es konnte im Moment leicht geschehen, dass die Situation eskalierte. Beruhigend legte er Marco eine Hand auf die Schulter und murmelt ihm leise zu:

„Der Junge ist stark. Der schafft das!“
 

Jozu wusste, dass Ace eine besondere Stellung bei Pops einnahm und dass Marco angewiesen war, ihn zu unterstützen und zu helfen, falls es nötig war. So, wie er den ersten Kommandanten einschätzte, plagten ihn schlimme Schuldgefühle und er hätte selbst ungern tauschen wollen.
 

Bis jetzt hatten sie Pops nicht informiert, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis er nach einer Erklärung verlangen würde. Die Mannschaft wusste ja schon Bescheid.

Trotzdem verstärkte er den Griff auf Marcos Schulter und erreichte sogar, dass Marco tief durchatmete und sich spürbar entspannte.
 

„Ja du hast sicher Recht, nur…“, weiter konnte Marco nicht sprechen.
 

Die fünf Ärzte und unter ihnen noch Zangoy diskutierten nun immer lauter, um welche Art medizinischen Vorfall es sich bei Ace Symptomen: Fieber, Krämpfe, Schüttelfrost und Dyspnoe, das bedeute wahrscheinlich Kurzatmigkeit, überlegte Vista, handelte.
 

Es standen mehrere Sachen, wie eine Magenverstimmung, ein Magen-Darm-Virus, eine Grippe oder eine andere Krankheit zur Auswahl. Der Kommandant der fünften Division fragte sich, ob es nicht egal wäre, was Ace hatte, man musste ihn trotzdem irgendwie behandeln. Aber das Ärzteteam diskutierte nur und der Junge litt weiter an den Krämpfen und diesem Fieber, das seiner Haut einen ungesunden rosa Farbton verlieh. Hatten die Ärzte Ace vergessen? Das Gezänk machte Vista mittlerweile richtig nervös.
 

„Ist das denn wichtig? Könnt ihr ihm nicht einfach eine Medizin geben und ihn in Ruhe lassen, he?“, schimpfte er mit dem Sechsergespann und handelte sich nicht nur böse Blicke, sondern auch ein paar Beleidigungen ein. Dennoch schien sein Durchgreifen einen Effekt zu erzielen. Die Männer begannen sich von Neuem, diesmal ruhiger, zu beraten.
 

„Ist noch ein anderer aus der Crew erkrankt?“, wandte sich der Chefarzt Salmac an die Kommandanten. Keiner der Vier konnte einen weiteren Krankheitsfall nennen. Abgesehen davon hätte eine Epidemie mehr als katastrophale Auswirkungen auf die Mannschaft gehabt.
 

„Gut, dann ist es erst mal nichts extrem Ansteckendes. Das bedeutet, dass wir Infektionen ausschließen können.“, schlussfolgerte er im sachlichen Tonfall.

„Woher willst du das denn her wissen?“, mischte sich Zangoy in seiner unglaublich kollegialen Art, wie Jozu sarkastisch feststellte, ein.
 

„Er war doch mit Birdie und mir in dem Nest auf der letzten Insel!“, belehrte er überheblich seinen Vorgesetzten. Dessen Gesicht nahm einen leicht rötlichen Schimmer an. Einen gestandenen Mediziner, der selbst Whitebeards Anfälle gewöhnt und bestens darauf vorbereitet war, aus der Reserve zu locken, war nicht einfach.
 

Doch selbst Salmac schien ein wenig mit der Situation überfordert zu sein. Insgeheim fragte er sich, warum es einem Logianutzer, wie Ace, innerhalb kürzester Zeit körperlich so schlecht gehen konnte. Vor allem dieses Fieber war eine sehr merkwürdige Reaktion des kranken Körpers. Denn, obwohl Ace in der Lage war, seine Körpertemperatur zu regulieren, hatte sich das Fieber entwickelt. Salmac schlussfolgerte daraus, dass die Krankheit vermutlich - und genau das war so beunruhigend - die Teufelskräfte des jungen Mannes entzog oder zumindest blockierte.

„Es muss einen Auslöser gegeben haben.“, dachte der erfahrene Mediziner.
 

„Hat der Junge in der Stadt etwas gegessen?“, fragte er mühsam beherrscht den sozial inkompetenten Apotheker. Dieser antwortete in seiner einmaligen Art:

„Was weiß denn ich? Ich gebe mich doch nicht mit diesem tollpatschigen, nutzlosen Schiffsjungen und diesem, diesem…“, er verstummte. Es war pures Glück, dass

Zangoy den mörderischen Blick der vier Kommandanten auffing, ansonsten hätte Ace Leiden doch ein zusätzliches Opfer gefordert.
 

„Also wer weiß, ob Ace etwas gegessen hat? Wer war noch mit an Land?“, formulierte Salmac seine Frage um. Diesmal antwortete Marco und sah Zangoy streng an:

„Birdie war auch mit. Die beiden waren bestimmt zusammen unterwegs.“
 

Der Apotheker nickte nur trotzig. Vista drehte sich um und machte sich, nach einem kurzen Blick zu seinen Freunden, auf die Suche nach Birdie. Weit musste er nicht laufen, denn auf der steilen Stiege zum Untergeschoss hetzte der Junge ihm entgegen.
 

„Ei-, Ein-, Einer der Männer hat gesagt, A-c-sss-e ist krank? Wa-aaa-sss ist mit ihm?“, Birdies panische Stimme überschlug sich fast. Vista sah ihn gefasst an, nickte und sagte so ruhig, wie möglich:

„Zu dir wollte ich gerade. Komm mit zu Ace Kajüte. Er hat hohes Fieber.“

Er wandte sich um und brachte den Schiffsjungen zu ihrem Ziel. Vista blieb an der Tür bei den anderen drei Kommandanten stehen.
 

Birdie, der hinter Vista zum Stehen kam, erfasste die angespannte Lage mit wenigen Blicken und versucht klar zu denken, denn die Luft zwischen den Anwesenden erschein ihm zum Schneiden dick und die Spannung, die sie enthielt, konnte er förmlich fühlen. Er hegte keinerlei Ambitionen sich irgendwelchen Ärger einzuhandeln. Die Gesichter der Ärzteteams und der vier Kommandanten waren ernst und sorgenvoll, so beunruhigt hatte er seine Kameraden noch nie erlebt.
 

Birdie hatte clever, wie er eigentlich war, begriffen, dass er Antworten zu ihrem Ausflug geben sollte. Er versuchte sich zu konzentrieren, als Salmac ihn zu sich in die Kajüte winkte und das Gespräch eröffnete:
 

„Birdie, erzähl uns was an Land passiert ist.“, forderte der Chefarzt den Jüngeren sachlich auf und der Braunhaarige begann zügig und vor allem flüssig zu berichten:

„Ace hat uns zu der Insel gerudert. Wir haben angelegt und uns dann aufgeteilt, weil…“

Sein Blick lag nun auf Zangoy und jeder der Anwesenden begriff die Symbolik dahinter. Der Apotheker seufzte gelangweilt.
 

Doch der Junge ließ sich nicht beirren und fuhr fort:

„Der Apotheker ist Medizin einkaufen gegangen. Ace und ich haben uns auf die Suche nach einem Seiler gemacht. Als wir einen fanden und die ausgesuchte Ware bezahlen wollten, hatte ich leider nicht genügend Geld dabei.“
 

Zangoy verdrehte genervt die Augen und gab einen verächtlichen Laut von sich.

„Ace ist Zangoy holen gegangen und danach haben wir den Rest bezahlt. Das war der Ausflug eigentlich schon, Ace hat uns zurückgebracht und ich hab dann die neuen Taue in die Lagerräume der Bilge gebracht.“, beendete er den Bericht. Er war sehr froh, dass ihm die Erläuterung leicht über die Lippen gegangen war, denn er wollte sich bei den Männern nicht unbeliebt machen.
 

„Ist das alles?“, fragte Marco enttäuscht.

„Hat Ace irgendetwas gegessen, vielleicht von einem Stand?“, hakte er nach.

Birdie überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf:

„Nein, Ace hatte kein Geld dabei, um etwas zu kaufen.“
 

Leicht erbost mischte sich Thatch ein und Jozu musste ihn sanft festhalten, um zu verhindern, dass er sich Birdie vorknöpfte.

„Wir sind Piraten, Mensch. Man muss nicht alles bezahlen.“, stieß Thatch heftig hervor. Der Kommandant der vierten Division konnte sein Temperament kaum zügeln. Er wollte etwas tun und Ace nicht beim Leiden zu sehen.
 

„Die Händler beobachten Leute, wie uns, sehr genau und hätte einer einen Diebstahl bemerkt, wären sie dem Zechpreller hinterher und hätten uns aus der Stadt gejagt.“, konterte der Schiffsjunge ernst und keineswegs erschrocken.

Dieser Logik musste jeder zustimmen.
 

„Das heißt, ihr wart die ganze Zeit zusammen. Ab wann ging es Ace schlecht, noch bevor ihr aufgebrochen seid?“, lenkte Salmac das Verhör in eine andere Richtung. Vielleicht konnten sie so der Ursache auf den Grund gehen.
 

„Moment, wir…“, erschrocken weiteten sich Birdies Augen.

„Ace war nicht gleich mit mir am Stand des Seilers. Er wurde vorher noch von einem kleinen, blonden Mädchen mit großen Augen angegriffen. Mehr weiß ich wirklich nicht.“, ergänzte er zu seiner vorangegangen Erzählung.
 

Allen Anwesenden klappte die Kinnlade runter. Birdie hätte im Normalfall gelacht, aber diese Situation war einfach zu ernst. Halb vermutete er für das Versäumnis von Thatch Prügel zu bekommen, doch Jozus Griff um seinen Freund war fest genug, um den Schiffsjungen zu beschützen.
 

Plötzlich drang vom Bett ein gequälter Laut zu ihnen herüber. Ace erlitt einen weiteren Krampfanfall. Sofort war Salmac an seiner Seite und fühlte seinen Puls und überprüfte das Fieber. Sein Gesicht verfinsterte sich noch mehr.
 

Jeder der Anwesenden spürte, dass es nun an der Zeit war, zu handeln. Sie mussten wohl oder übel eine Entscheidung treffen, wie sie den jungen Mann behandeln sollten.
 

Ace Freunde klammerten sich an den Gedanken, dass er immer noch so stark und zäh war, wie er es ihnen vor Monaten bewiesen hatte.

Mehr blieb ihnen nicht zu tun...
 


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Ende Kapitel 6
 

Wir sind am Ende - so wie Salmac und sein Team mit ihrem Mediziner- Latein ;-)
 

Was denkt ihr? Wie gefällt euch die Reaktion der Crew?

Was würdet ihr an ihrer Stelle tun?
 

Ich bin wie immer sehr an eurer Meinung, egal ob kurz oder lang, interessiert und freu mich über jedes Wort, ob Kritik, Vorschläge oder Lob.
 

Je nach Feedback wird es diese Woche eine Doppelfolge geben...ich hoffe, auf 14 Kommentare ;-)
 

Ich wünsche meinen fleißigen Lesern eine schöne Woche und hoffe, wir lesen uns bald.
 

Viele Grüße
 

eure ceres

Ein schwerwiegender Fehler

Am Krankenlager
 

Es stand sehr schlecht um ihn. Seine fiebrige Haut war mit einem Schweißfilm bedeckt und sein Atem ging nur noch stoßweise. In fast regelmäßigen Abständen schüttelten Krämpfe seinen Körper und die Laute, die in diesen Momenten aus seinem Mund wichen, ließen die Anwesenden erschaudern. Weder die Ärzte noch der Apotheker konnten dem jungen Mann mehr helfen.
 

Die Vergiftung oder was es auch immer war, die den Schwarzhaarigen ans Bett fesselte, schien in seinem Leib einen so großen Schaden anzurichten, dass man mittlerweile mit dem Schlimmsten rechnen musste. Betroffen standen die, nun nutzlos geworden, Medizinkundigen im Krankenzimmer und hofften darauf, dass jemand den Anfang machen würde und den trostlosen Raum verließ.
 

Sie hatten versagt. Niemand konnte den jungen Mann noch retten.
 

Als sie gingen, blieb nur ein Einziger zurück. Der blonde Mann war bisher nicht von der Seite des Kranken gewichen und hielt dessen Hand, wenn er nicht gerade die heiße Stirn mit einem Lappen kühlte oder dem jungen Mann etwas Flüssigkeit einzuflößen versuchte.
 

Die Verzweiflung über die Situation war in seinen Augen zu lesen und der Schmerz über den bevorstehenden Verlust, wich schon seit einigen Stunden nicht mehr aus seinem Gesicht. Verbitterung und Hilflosigkeit überkamen den Blonden, zogen ihn tief in die Dunkelheit seines eigenen Bewusstseins und erfüllten ihn mit Mitleid für den Todgeweihten, Trauer und Wut über sein Unvermögen etwas Nützliches zu tun.
 

Er bereute es zutiefst, nicht an der Seite seines Freundes gewesen zu sein, als er die verhängnisvolle Begegnung, die schlussendlich zu dieser ausweglosen Situation führte, hatte. Auch, wenn es trotzig und naiv klang, wäre er nur dabei gewesen, würden sie jetzt eine Runde Sake trinken und die Sonne beobachten, wie sie im Meer am Horizont verschwand.
 

Doch nun, nach diesem unglaublichen Unglück sollte es der letzte Sonnenuntergang sein, den der junge Mann, schon lange nicht mehr bei Bewusstsein, erleben würde. Genau zu diesem Zeitpunkt, als die letzten Sonnenstrahlen über den Himmel glitten, hauchte der junge Mann sein Leben aus und ließ den Blonden in tiefer Verzweiflung und Kummer zurück.
 

~*~*~*~
 

Ihre Mutter hatte sie angeschrieen, geschlagen und eingesperrt. Obwohl das kleine, blonde Mädchen mit den riesigen Kulleraugen und den Sommersprossen viel Reue über den Unfall, der keiner war - nicht wirklich zumindest - zeigte.
 

Die Efeupilzpaste hatte sie mit Absicht hergestellt und es hatte sie auch viel Zeit gekostet, diese seltenen, grünen und vor allem giftigen Pilze zu finden. Sie war sich ihrer Tat zu jeder Zeit bewusst gewesen und sowohl das Vorbereiten und Zubereiten, sowie das Verteilen der vergifteten Brötchen hatte sie sorgfältig geplant.
 

Dass all das mit sehr viel Berechnung passiert war, konnte sich niemand aus dem Städtchen wirklich vorstellen. Sie sahen die Wahrheit einfach nicht, die so auffällig und offensichtlich vor ihnen lag und die eigentliche Tragödie, die sich hinter allem verbarg. Man sprach von einem schrecklichen Unfall und einem kleinen Mädchen, das ihrer Mutter nacheiferte, Fremden helfen wollte und nach Anerkennung suchte.
 

Niemand zog auch nur in Betracht, dass die Kleine ein Ziel, nein einen Zweck, verfolgte. Dass nun alles so gekommen war, war natürlich ein schrecklicher Unfall und von der Kleinen weder so gewollt noch in dieser Form geplant gewesen. Es tat ihr über alle Maßen leid, wem sie geschadet hatte und sie war sich der Tatsache bewusst, die Konsequenzen, welcher Art sie auch waren, tragen zu müssen.
 

Das Mädchen nannte die Händlerin gezwungenermaßen zwar Mama, doch war diese es eigentlich nicht. Ihre leibliche Mutter hatte das kleine Mädchen vor langer Zeit bei einem Piratenüberfall verloren. Ihr Vater, erschüttert und wütend über die Situation und der Schande, seine Familie nicht beschützt zu haben, hatte sich von der Marine rekrutieren lassen und war innerhalb kürzester Zeit zu einem respektierten Offizier aufgestiegen.
 

Er wollte den Tod seiner Frau rächen und hundertfach sühnen und seiner süßen Tochter ein ordentliches Leben bieten. Doch die Folgen, die seine Entscheidung mit sich brachte und der Schaden, den er damit anrichtete, konnte zum damaligen Zeitpunkt niemand auch nur erahnen.
 

Keiner hatte das kleine Mädchen auch nur gefragt, wie sie es fand, dass ihr Vater Soldat wurde, sich damit ständig der Gefahr aussetzte ebenfalls aus ihrem Leben gerissen zu werden und sie damit zur Vollwaisen machen würde.
 

Niemand hatte sich dafür interessiert, dass sie die neue Frau, die ihr Vater knapp anderthalb Jahre nach dem Tod ihrer Mutter ehelichte, insgeheim nicht mochte. Sie fühlte sich verlassen und ersetzt. Ihren Vater sah sie nur noch selten, wenn er auf Urlaub war, aber selbst dann waren andere Dinge, wie zum Beispiel der Bauch ihrer Stiefmutter, der sich mittlerweile monströs über ihren kleinen Körper

wölbte, viel interessanter.
 

Dem blonden Kind kam es vor, als würde ihr Vater ihren Anblick nicht ertragen, beziehungsweise nicht verstehen, dass sie ihn und seine Zeit brauchte. Wenn er schließlich, nach viel zu kurzen Besuchen, wieder zu seiner Marine Basis zurückkehren musste, erklärte er ihr stets, dass es noch zu viele Piraten gäbe, die kleinen Mädchen und Jungen ihre Eltern nehmen würden, und er deshalb sein aller Bestes geben müsste, um ihre Anzahl zu reduzieren.

Erst wenn alle Piratenbanden vernichtet oder zumindest zerschlagen wären, würde er sein Amt aufgeben und wieder sein ursprüngliches Handwerk aufnehmen und die Bäckerstube wiedereröffnen.
 

So liebevoll und kindgerecht er ihr dies auch erzählte, war das, was sie hörte und verstand eine ganz andere Botschaft:

Wenn es nur weniger Piraten gäbe, würde sie ihren Papa wiederhaben und er würde Zeit mit ihr verbringen und sich um sie kümmern. Sie hoffte, dass er in diesem Fall auch die neue Frau wegschicken würde, denn er hätte ja dann sie, die sich um ihn kümmern könnte.
 

In der Zeit nach seinem ersten Aufbrechen waren kaum Piraten auf die abgelegene Insel gekommen und falls es doch ein paar hier her verschlug, erkrankte der eine oder andere aus jeder Crew zufällig schwer an einer Vergiftung, einer anderen Krankheit oder durch einen Sturz. Es gab jedoch nie Todesfälle. Deshalb kam niemand auf die Idee, dass sich mehr hinter diesen Vorfällen, als Zufall, verbergen könnte.
 

Man erklärte sich, die Unfälle der Verbrecher als gerechtes Wirken vom Schicksal und belehrte auch die verstörten Kindern, dass es in Ordnung war, sich über die Piraten lustig zu machen und sie nicht zu bemitleiden, denn ihr Leben war vergeudet und wertlos und darum war es sinnlos an sie irgendeinen Gedanken zu verschwenden.
 

Ihr Plan mit den vergifteten Brötchen war um einiges humaner, als die anderen Versuche, die das Mädchen unternommen hatte, um Piraten zu schaden. Sie sollten sich einfach nur schlecht fühlen und von dieser Insel verschwinden. Das Mädchen hatte sich an diesem Tag Männer, die gefährlich und piratenhaft aussahen ausgesucht und ihnen ein präpariertes Gebäckstück angeboten, welches fast alle törichten Nichtsnutze auch angenommen hatten.
 

Leider waren zwei ihrer insgesamt drei Opfer die Cousins vom Seiler des Städtchens gewesen, die zu Besuch und von Beruf Metzger waren, was ihre bullige und furchteinflößende Gestalt erklärte. Es tat ihr furchtbar Leid und sie schämte sich, für die Schmerzen der Männer verantwortlich zu sein. Man hatte beide nach dem Auftreten der Vergiftungssymptome mit der knolligen Wallwurztinktur behandelt und alles deutete auf schnelle Genesung hin.
 

Doch leider wurde der schwarzhaarige, schwächere Mann nach ein paar Stunden wieder fiebrig und musste erneut vom Apotheker der Stadt und den ansässigen Ärzten behandelt werden.
 

Ihre Verzweiflung und Trauer wuchs, als nach einigen Stunden die Glocken des Stadtturms schlugen, um zu verkünden, dass der junge Mann seinen Kampf gegen das Gift endgültig verloren hatte.
 

Das kleine Mädchen begann verzweifelt zu schluchzen. Sie hatte nicht die Absicht gehabt jemand zu töten. Sie hatte doch nur gewollt, dass alle bösen Menschen verschwanden und sie ihren Papa wiederhaben konnte. Er fehlte ihr so sehr, wie sie ihre Mama vermisste, die schon so lange Zeit nicht mehr bei ihr war.
 

Angst überkam sie und sie fragte sich, was nun aus ihr werden sollte und was ihr Papa machen würde. Er würde sie bestimmt gar nicht mehr sehen wollen. Ihre ganze Zuversicht, das Richtige zu tun, war innerhalb kurzer Zeit zerschlagen und ihr schlechtes Gewissen quälten sie damit, dass sie vielleicht nicht nur einen Menschen getötet hatte. Denn was mit dem netten, schwarzhaarigen Mann, der tatsächlich Pirat war, geschehen war, würde sie niemals erfahren.
 

Eben dieser junge Pirat lag fiebrig und in einigen hundert Seemeilen Entfernung in seiner Koje auf der Moby Dick. Doch da niemand wusste, was ihm genau fehlte, konnte man keine gezielte Therapie starten. Der Whitebeard Crew blieb nur zu hoffen…
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Ende Kapitel 7
 

Hallo meine tapferen Leser,
 

ich glaube, man nennt diese Art von Kapitel Filler? *hihi*
 

Was haltet ihr vom Verlauf des Kapitels? Hättet ihr so etwas erwartet?

Würde es euch interessieren, wie es bei dem Mädchen weitergeht?
 

Ich freue mich auf eure Meinung!
 

Wie gesagt, je nach Feedback geht es schon am Samstag mit Kapitel 8 weiter ;-)

Ich verspreche, dass es sich nicht um einen Filler handelt. *schwör*
 

Viele Grüße
 

ceres

Wie Methanol nur viel schlimmer

Einige Zeit vor Sonnenuntergang stand an Ace Krankenbett noch immer die schwere Entscheidung über die Medikation aus.
 

Salmac war gerade dabei ein endgültiges Urteil über die dringende Behandlung zu fällen, als einer der Ärzte und kurz darauf Birdie, plötzlich über Schwindel und Kopfschmerzen klagten. Der Herzschlag des Chefarztes setzte für einen winzigen Moment aus, als sich die Überlegung zur Gefahr einer Seuche wieder in seine Gedankengänge drängte.
 

Im selben Augenblick bemerkte er, dass auch Zangoy kreidebleich geworden war.
 

„Dieses dämliche Feuerzeug, wird doch wohl nicht, so abgrundtief bescheuert gewesen sein, die Pilzpastenbrötchen von diesem Gör zu essen?“, fragte der Apotheker paralysiert und an niemanden gerichtet in den Raum. Birdie zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Er hatte keinen blassen Schimmer.
 

Zangoys bleiche Haut nahm innerhalb von Sekunden einen dunkleren Ton an.

„Diese grüne Paste war aus Efeupilzen hergestellt. Das sind die einzigen Pilze, die zu dieser Jahreszeit auf der verfluchten Insel wachsen. Die Symptome passen auch! Das war ein Anschlag auf unser Leben!“, stieß er hektisch hervor. Denn das kleine, blonde Mädchen hatte auch ihm etwas angeboten, doch er war nicht darauf eingegangen.
 

„Ja, jetzt passt alles ins Bild. Dann müssen wir eine Vergiftung behandeln.“, stimmte ihm einer der anderen Ärzte enthusiastisch zu. Sofort begann er in der riesigen, gemeinschaftlichen Medizintasche, die auf Grund ihres Gewichts zuvor von Jozu zum Krankenzimmer gebracht worden war, nach dem entsprechenden Antidot zu suchen. Ruckartig verharrte er und hielt eine leere Feststoffflasche hoch, die auffällig mit „knolliger Wallwurz“ beschriftet war. Das Gesicht des Arztes verzerrte sich in kurzer Zeit zu einer wütenden Maske. Er stürmte auf Zangoy zu.
 

„Sag jetzt nicht du hast den Wallwurz nicht gekauft. Bist du denn sogar zu blöd, um einen Einkaufszettel abzuarbeiten? Hör mir genau zu, wenn wir nicht bald etwas von dem Gegenmittel finden, ist Ace so gut, wie tot!“, spie der Jüngste des Ärzteteams dem Apotheker förmlich ins Gesicht.
 

Die Reaktion der Kommandanten, fiel ebenso heftig aus. Jozu hatte diesmal große Mühe Thatch davon abzuhalten, irgendjemanden zu bestrafen, die Auswahl war sogar recht groß und bestand aus Zangoy, Birdie und dem jungen Arzt, der so unheilvoll über Ace Zukunft gesprochen hatte.
 

Zur gleichen Zeit versuchte Viesta Marco zu beruhigen, der über sich langsam die Kontrolle verlor. Er wollte sich in das Streitgespräch mit Zangoy einmischen und ihn für seine unverfrorene Art und sein Versäumnis zur Rechenschaft zeihen. Denn der Apotheker hatte Ace in Lebensgefahr gebracht, den jüngsten und einen der stärksten Kommandanten in der Crew. Wie sollte er das Pops beibringen? Er war für Ace verantwortlich und hatte ihn mit diesen beiden Möchtegern-Piraten allein losgeschickt. Die Verzweiflung übermannte ihn und er spürte, wie sich sein Puls noch weiter beschleunigte, innerlich verteidigte Marco seinen Geist vor allen vernichtenden und erschreckenden Erkenntnissen, die sich in den letzten Minuten ergeben hatten.
 

Marco wollte das alles nicht. Er wollte weder für Ace Leiden verantwortlich sein, noch schwierige Gespräche mit seinem Kapitän führen. Vor allem fühlte er, dass er keine Kraft die Konsequenzen tragen, die aus den Kommentaren der Ärzte zu dieser Vergiftung und dem fehlenden Gegenmittel geschlussfolgert werden mussten. Er war zwar die rechte Hand des Kaisers, aber allein seine emotionale Bindungen zu Ace, die nach so kurzer Zeit unerklärlicherweise schon so eng war und die Verantwortung als erster Kommandant für jeden seiner Kameraden bürdeten ihn eine Last auf, die selbst für ihn kaum ertragbar waren.
 

Er wehrte sich unbewusst gegen Viesta festen Griff und spürte, wie sein Herz immer schneller schlug, als die blinde Sorge, um Ace, die Überhand gewann.

Das Verhalten des ersten Kommandanten erschien Viesta absolut merkwürdig. Was war mit seinem Freund los? Er war doch der Besonnene von ihnen, derjenige der jede Lage unter Kontrolle bekam und den man nicht so leicht aus der Ruhe bringen konnte.
 

Nicht nur Marcos Selbstbeherrschung,auch die Situation im Raum entglitt immer mehr.
 

Der junge Arzt beschimpfte Zangoy aufs Äußerste und dieser schien ebenfalls nicht gewillt zu sein nachzugeben und rechtfertigte sich mit unschmeichelhaften Ausreden und der Vorhaltung, dass die Anderen Schuld seien. Er könne ja nichts dafür, dass Marco dem Schatzmeister - damit meinte er Jozu - angewiesen hatte, nur so wenig Geld an die Einkäufer auszuhändigen.

Für ihn war das zwar ein Problem, aber eigentlich war es ihm egal, was mit Ace geschah, so lange er selbst aus dem Schneider war. Im Nachhinein bereute er diese Einstellung, aber man musste auch ihm, so kompliziert und überheblich er auch war, zugestehen, dass diese Situation nicht einfach war - für keinen der Anwesenden.
 

Plötzlich rief Jozu, mit seiner dunkeln Stimme, laut um Ruhe und hatte damit sogar großen Erfolg. Denn, ringsum erstarrten alle und blickten sich betroffen um. Ace keuchte im Schlaf und bewegte sich unruhig auf seinem Bett.

Dieses Bild war für seine Freunde der blanke Schrecken. Sie wollten ihm helfen und so kamen Thatch und auch Marco wieder zur Vernunft. Erwartungsvoll und fordernd blickten sie nun den Chefarzt an.
 

Salmac warf Jozu einen dankbaren Blick für sein Eingreifen und Ruheschaffen zu. Ihm standen nun auch die Schweißperlen auf der Stirn, sowohl durch die Temperatur im Raum, als auch durch seine innere Unruhe. Er spürte, wie sein Kopf zu dröhnen begann. Ihm wurde schwindlig. War er jetzt auch schon so verweichlicht, wie seine Kollegen, die sich betreten im Raum unsichtbar zu machen schienen? Machte ihn etwas Stress ebenfalls so fertig? - fragte er sich zerknirscht.
 

Salmac bemühte sich trotz der Kopfschmerzen so emotionslos und analytisch wie möglich, die Situation zu begreifen und eine Lösung zu finden. Doch die Tatsachen waren ernüchternd. Sie hatten kein Gegenmittel für Ace Vergiftung.

Das durfte doch alles nicht wahr sein!

Eine so schwerwiegende Sache ohne die richtigen Medikamente zu behandeln, war so, als würden sie Ace seiner selbst überlassen.

Er überlegte angestrengt und es fiel ihm immer schwerer, sich zu konzentrieren.

Eine Efeupilzvergiftung war wie eine…
 

Verdammt!
 

„Alle sofort raus hier!“, rief er seinen erschrockenen Crewmitgliedern in einer absoluten Autorität zu, die ihm niemand auch nur zugetraut hatte und riss das Bullauge an der Wand gegenüber dem Bett auf. Doch keiner der Anwesenden rührte sich. Alle starrten ihn, wie gebannt, an.
 

„Ihr sollt verschwinden und zwar alle. Jozu nimm bitte die Tasche!“, rief er erneut und mit gleich bleibender Vehemenz. Der Angesprochene folgte seiner Bitte, ergriff die Tasche und zog auch Viesta und Thatch mit sich vor die Tür. Doch, genau wie der Apotheker, blieb Marco an seinem Platz an der Tür stehen.
 

Die Ärzte und auch Birdie unterwarfen sich Salmacs Befehl ohne nachzufragen. Eine Zuwiderhandlung erschien ihnen eine ziemlich schlechte Idee zu sein. Doch Zangoy wollte erst einmal über das Warum in Kenntnis gesetzt werden und rührte sich nicht vom Fleck:
 

„Was willst du? Sollen wir jetzt gar nichts machen?“, erboste er sich über seinen Vorgesetzten in einem eingeschnappten Tonfall. Dieser hatte keine Geduld mehr mit seinem Kollegen und fuhr ihn an:
 

„Das war ein Befehl, keine Bitte. Beweg deinen nichtsnutzigen Hintern! Efeupilzgift verursacht eine ähnliche Giftung, wie Methanol. Ace atmet das Gift ab. Deswegen haben wir alle Kopfschmerzen und Schwindelanfälle. Also, macht, dass ihr hier raus kommt! Geht an Deck! Sauerstoff ist das Einzige, was uns jetzt hilft.“, scheuchte er den Kommandanten und den Apotheker vor sich her.
 

Er wollte gerade die Tür des Krankenzimmers schließen und kurz selbst an Deck gehen, bevor er die Umschläge gegen Ace Fieber anfertigen und das Mittel gegen Krämpfe von Zangoy anmischen lassen wollte, als Marco seine große Hand auf die Tür legte.
 

„Ich bleibe bei ihm. Das Gift kann mir nicht viel anhaben. Meine Teufelskräfte schützen mich und ich kann mich ja am Fenster aufhalten. Es muss jemand bei ihm bleiben.“, stellte Marco ernst fest und sein Tonfall klang weder herrisch noch panisch. Der Chefarzt nickte über diesen besonnen Vorschlag erleichtert und ließ den ersten Kommandanten allein zurück, der sich wieder in das Krankenzimmer begab und sich zu Ace ans Bett setzt.
 

Ace schien wieder etwas ruhiger zu schlafen. Das beruhigte Marco erst einmal und er begann damit Ace Gesichtszüge zu studieren.

Er seufzte und verlor sich langsam im Anblick des jungen Mannes.
 

Dem erfahrenen Kommandanten blieb keine Gelegenheit die Gedanken aufzuhalten, die auf ihn einstürmten. Sie drängten darauf zu verarbeiten was geschehen war. Seine Vernunft verlangte nach einer Erklärung seiner Gefühle für Ace.

So überkam Marco die unheilvolle Ahnung, dass diese Nacht sehr hart für ihn werden würde. Er hatte Recht...
 

~~~~~~
 

Ende Kapitel 8
 


 

Hallo meine treuen Leser,
 

ich danke euch, dass ihr dieses Kapitel gelesen habt.
 

Was haltet ihr davon?
 

Ich freue mich auf euer Feedback und hoffe, dass ihr mir eure Meinung hinterlasst.
 

Bitte wundert euch nicht, wenn ich etwas länger brauche, als gewöhnlich um zu antworten...ich werde das wahrscheinlich nicht so zeitnah schaffen.
 

Ich wünsche euch allen eine schöne, stress- und ärgerfreie Woche.
 

Liebe Grüße
 

ceres

Die nüchterne Erkenntnis

Seine Wache begann und obwohl Marco an Ace Seite saß, jede seiner Regungen wahrnahm, drifteten seine Gedanken ruhelos umher.
 

Marco hasste es Ace so schwach auf seiner Koje liegend zu sehen. Er vermisste jetzt schon die unbekümmerte Art und das breite Grinsen der Feuerfaust, wenn man ihm etwas zum Essen hinstellte.
 

Warum traf ihn Ace Unfall, oder wie man es nennen konnte, so sehr?
 

Marco stand nun schon seit fast zwei Jahrzehnten an der Seite seines selbsternannten Vaters und hatte fast jedes erdenkliche Unheil miterlebt und kannte die Schmerzen, die das Leben auf See und der Krieg mit Marine und Regierung mit sich brachten. Er war doch den Kummer und das Leid gewohnt, hatte Kameraden, Freunde, Vertraute sterben sehen, ohne ihnen auch nur helfen oder ihnen die Todesangst nehmen zu können.
 

In seinem Leben hatte er sich so oft am Boden zwischen Scherben wieder gefunden und trotzdem boten ihm all diese Erfahrungen keinen Schutz vor dem neuen Kummer, der ihn jetzt so heftig erfasste. Denn nichts, was er in seinem Leben als Pirat erlebt hatte, glich den Gefühlen, die in ihm tobten, wenn er Ace schmerzverzerrtes Gesicht betrachtete.
 

Er fühlte sich schuldig daran, was Ace widerfahren war. Dabei hatte er bei der Wahl des Begleitschutzes mit Absicht den Kommandanten der zweiten Division auserkoren, um ein schwieriges Problem zu lösen. Denn der letzte Landgang für alle Nakama lag schon mehrere Wochen zurück und viele sehnten sich nach Abwechslung, einem guten Wirtshaus und vor allem weiblicher Gesellschaft.
 

Letzteres war immer der ausschlaggebende Punkt, der die Stimmung an Board nach langer Landabstinenz zum Kippen brachte. Hierfür gab es auf der Moby Dick keine Alternative. Die Krankenschwestern waren keine Huren, auch wenn Thatch es mitunter verstand, genau das anzudeuten. Der Kommandant der vierten Division hatte eigentlich wenig Erfolg bei den jungen Frauen. Denn diese hielten sich an die Absprachen mit Pops. Es blieb ihnen überlassen, was sie taten. Doch sobald sie offensichtlich umtriebig wurden, würde die goldene Regel „Nakama sind unantastbar“ sie nicht mehr vor Schändung schützen. Marco wollte sich nicht vorstellen, was passieren könnte, wenn eine der zehn Damen von der Crew als Freiwild betrachtet werden würde. Unwillkürlich schüttelte der Kommandant der ersten Division seinen Kopf, um die unpassenden Gedanken zu vertreiben.
 

Ein Landgang für alle war nun mal nicht möglich gewesen. Zum einen war der Meeresboden vor dem Hafen der Insel zu flach, um die Moby Dick dorthin zu manövrieren und zum anderen konnte man die Kleinstadt, nicht mit so einer vielköpfigen, chaotischen Crew fluten. Außerdem besaß das Städtchen, seines Wissens nach, nicht mal ein Bordell.
 

Marco war sich dessen bewusst gewesen und es machte ihm die Entscheidung darüber, wer die beiden Einkäufer begleiten sollte, noch schwieriger. Die zwei Matrosen waren nebenbei, von ihren Vorgesetzten bestimmt worden. Zangoy war vom Chefarzt der Mannschaft und Birdie von seinem Divisionskommandanten, also von Thatch, bestimmt wurden.
 

Hätte Marco irgendjemanden der Crew blind ausgewählt, hätte es Beschwerden, Anfeindungen und viele Neider gegeben. Marco hatte es, als Whitebeard rechte Hand, zwar nicht nötig in irgendeiner Form Rechenschaft abzulegen, doch der Auserwählte hätte viel in der Crew ausstehen müssen und die Zeit zum nächsten Landgang wäre noch zäher verlaufen.
 

Daher war die Entscheidung Ace zu bestimmen eine gute Möglichkeit gewesen diesem Problem aus dem Weg zu gehen. Ace war beliebt, wurde in der Crew respektiert, wenn nicht sogar gefürchtet und anderseits brauchte er dringend Erfahrungen als Kommandant und im Leiten von Untergebenen. Das klang doch sehr vernünftig, oder? Marco glaubte sich fast selbst.

Er hatte versucht sich einzureden, dass seine Wahl nichts mit dem jungen Mann und seinen komischen Gefühlen für diesen an sich zu tun hatte.
 

Doch tief in sich wusste Marco, dass er Ace eigentlich ein bisschen Abwechslung und Freiheit bieten wollte, um sich bei ihm beliebter…

Was zur Hölle dachte er da?
 

Marcos Hände ballten sich zu Fäusten und sein gesamter Körper bebte, als er versuchte sich für diesen absurden Gedanken zu bestrafen. Seine Vernunft begann eine Schimpftirade in seinem Kopf und weckte gleichzeitig die uralte Flammenkreatur, die dazu eine ganz andere Meinung hatte.
 

Was war nur los mit ihm?
 

Er war doch kein Teenager mehr, der nach Anerkennung suchte! Von wem auch? Ace war viel jünger als er. Außerdem, was sollten diese wahnwitzigen Gedanken?

Es gab keine vernünftige Erklärung für diesen Schwachsinn! Er würde sich ganz bestimmt nicht mit dieser haltlosen Schwärmerei lächerlich machen, auch nicht vor sich selbst.
 

Unwillkürlich schweifte Marcos Blick erbost über das verschwitzte, schlafende Gesicht des Jüngeren. Er wurde sofort unbewusst besänftigt und seine Wut verschwand so schnell wieder, wie sie gekommen war.

„Du raubst mir den Verstand, Kleiner. Warum?“, flüsterte Marco leise und strich geistesabwesend eine Strähne aus Ace heißem Gesicht. Er spürte überhaupt nicht, dass er währenddessen sogar lächelte. Seine Gedanken glitten zurück zu dem kleinen Zwischenfall an Deck...
 

Doch plötzlich fesselte der ausgebrochene Kampf in seinem Inneren seine ganze Aufmerksamkeit, den seine Vernunft zu verlieren drohte. Das mystische Feuer tobte vehement und unaufhörlich mit steigender Kraft gegen die vergessenen Mauern seiner Erinnerung. Es wollte die verbotenen Gefühle befreien und sich selbst entfesseln, beweisen, dass Marco diese Situation nicht fremd war.
 

Denn Marcos strikte Abstinenz menschlicher Nähe war wider die Natur des Feuervogels in ihm. Er verlangte nach mehr als nur oberflächliche Gesellschaft und selbstloser Liebe Pops gegenüber. Der Phoenix forderte egoistisch nach Zweisamkeit und körperlicher Befriedigung.
 

Die zwei Kontrahenten, das uralte Feuer und die absolute Vernunft in Marcos Inneren, lieferten sich einen heftigen Kampf und trugen ihn, wie in bester Teufel und Engel Manier, in Marcos Gedanken aus.

Wobei die Heftigkeit des Streits als Zittern durch seinen Körper ging.
 

Das musste aufhören!
 

Mit all der Stärke, die Marco mental aufbringen konnte, versuchte er verzweifelt dem Inferno Herr zu werden. Es gelang ihm für den Moment.

Er wollte sich nicht ausmalen, was es bedeuten würde, wenn er die verschwiegenen, verdrängten und vergessenen Erinnerungen seines Lebens erneut durchleben musste. Es fühlte sich schon jetzt so an, als ob er innerlich in Zwei gerissen werden würde.
 

Wieso konnte ihm ein achtzehnjähriger Junge so etwas antun?
 

Marco atmete tief durch und seufzte schmerzlich.

In dem Moment bewegte sich Ace erneut unruhig im Schlaf. Sofort richtete sich Marcos konzentrierter Blick auf den sommersprossigen Kommandanten. Dieser schnappte leicht nach Luft. Marco schmunzelte unwillkürlich, weil ihm diese Geste sehr an das Fleischverlangen seines Schützlings erinnerte und gleichzeitig glitt er mit der Zunge über seine eigenen Lippen. Der rauchige, salzige Geschmack holte die Erinnerung an den Zusammenbruch des Schwarzhaarigen zurück.
 

Ace hatte ihn geküsst.
 

Marco lief unbemerkt ein warmer Schauer über den Rücken, als er sich an die winzigen Sekunden erinnerte, die aus ihnen für einen Wimpernschlag Eins gemacht hatten. Das Phoenixfeuer flammte, wie zur Bestätigung des schönen Erlebnisses, triumphierend auf.
 

Die Wärme, die weiche Haut und die Präsenz von Ace Wesen hatten ihn übermannt und ihn von der Ernsthaftigkeit der Lage abgelenkt. Ihr unschuldiger Kuss hatte ein bittersüßes, sehnendes Verlangen aus lang vergessener Zeit erweckt und die sorgfältig aufgebauten Schutzmauern in das Blickfeld des uralten Feuers gerückt und so seinen persönlichen Schwachpunkt preisgegeben.
 

Marco konnte sich nicht erinnern, dass er jemals mental so erschöpft gewesen war. Dem Blonden kam es vor als würde das Schicksal ein grausames Spiel mit ihm spielen. Er verbot sich seine Gefühle und die Gedanken dazu. Er wusste, was Zuneigung und Verlangen war, er hatte diese abgeschlossene und totgeschwiegene Phase seines Lebens intensiv gelebt und umso schlimmer ihren Schmerz und ihren Verlust erfahren.

Niemals wieder würde er sich jemanden emotional und körperlich ausliefern.
 

Seine Vernunft versuchte ihn zu beruhigen und aufzumuntern. Diesen Kampf hatte sie für sich entschieden. Die blauen Flammen zogen sich lauernd und abwartend zurück und sogar das Zittern klang ab. Die Gegner überließen Marco seiner selbst und mit seinen eigenen Gedanken allein.
 

„Was hat das alles nur zu bedeuten?“, fragte er sich leise. Hatte er sich tatsächlich zu lang der Einsamkeit hingegeben, dass ein offenes Lächeln und Ace jugendliche Art ihn so aus dem Gleichgewicht brachten? Nein, das hier war mehr, aus seiner Sicht, soviel musste er sich mittlerweile eingestehen.
 

Das blaue Feuer in seinem Inneren loderte abrupt auf, als ob ein Windstoß neuen Sauerstoff in die Flamme geweht hätte. Dieser Teil von Marco zog ihn bewusst zu dem roten Inferno in Ace Körper. Marcos mystisches Feuer sehnte sich nach der Gesellschaft der Naturgewalt des reinen Elements.
 

Marco musste sich etwas einfallen lassen, um dieses Verlangen unter Kontrolle zu bringen und es am besten auszumerzen. Er wollte, brauchtekeine Nähe, vor allem nicht von einem jungen Mann, der ihn im Fieberwahn geküsst hatte!
 

Wahrscheinlich hatte Ace sein Traummädchen gesehen, entschied der Kommandant trotzig. Er hatte andere Pflichten, die seine Zeit in Anspruch nahmen und konnte sich nicht noch zusätzlich, um diese lächerliche Überreaktion seines Körpers kümmern.
 

Marco entschied sich dafür, sich in nächster Zeit etwas eigenhändige körperliche Befriedigung zu gönnen. Das würde das Verlangen, sowie die Sehnsucht nehmen und, wie es Thatch sagen würde, den Druck abbauen. Diese Lösung erschien Marco perfekt. Doch die Traurigkeit, die ihn plötzlich erfasste, konnte er sich nicht erklären.
 

Das kleine Feuerzeug musste schnellst möglich genesen. Denn erst mit dem neuerlichen Abstand würde das blaue Feuer Ruhe geben. Nur im Moment sah der junge Kommandant nicht danach aus, dass er so bald wieder die Smutje mit seinem Hunger in den Wahnsinn treiben würde.
 

Trotzdem, Marcos Hoffnung wuchs mit jeder Stunde, in der es Ace nicht schlechter ging, stetig weiter. Der Körper des jungen Kommandanten war sehr geschunden und das Fieber, sowie die Krämpfe hatten ihm stark zugesetzt. Aber an der Kraft und dem Willen, die in dem gerade so Achtzehnjährigen schlummerten, zweifelte Marco keine Sekunde. Die Ärzte, Krankenschwestern und sogar Zangoy hatten alles getan, was in ihrer Macht stand und jedes der Symptome behandelt, an denen er offenkundig litt. Die symptomatische Therapie hatte sehr gut angeschlagen, zumindest nach allem, was Salmac einschätzte.
 

Der Chefarzt hatte sogar Zangoy und Birdie von aller Schuld freigesprochen. Denn der Wallwurz hätte wahrscheinlich in Ace Körper keine Wirkung gezeigt, da das Gift auf Grund der hohen Körpertemperatur einen untypischen Metabolismus verfolgte und das Antidot nur im Magen-Darm-Trakt wirken konnte.
 

Es war wohl so, dass Ace das Pilzgift tatsächlich abatmete, also über seine Lunge aus dem Körper transportierte. Salmac vermutete, dass es einige Tage dauern könnte bis Ace wieder bei Bewusstsein sein würde.

Alles in Allem standen die Chancen auf eine rückstandslose Genesung des Feuerteufels sehr gut.
 

Marco spürte auf Grund seiner eigenen Erschöpfung durch den inneren Kampf und die Aufregung der letzten Stunden gar nicht, wie ihm die Erleichterung überkam, als er vollends realisierte, dass der Jüngere außer Lebensgefahr war.
 

Der Blonde war müde, doch Schlaf verbot er sich genauso, wie die Gedanken zu seinen Gefühlen für Ace. Er wollte ihn nicht unbeaufsichtigt lassen.

Er würde seine Sturheit noch bereuen...
 


 

~~~~~~~
 

Ende Kapitel 9
 

Willkommen zurück meine lieben Leser, :-)
 

es tut mir leid, dass ihr solange warten musstet. Doch es wird wohl noch einige Wochen dauern bis ich am Wochenende wieder Internet zur Verfühgung habe. -,-
 

Wie gefällt euch der kleine Einblick in Marcos Gefühlswelt?

Könnt ihr das Konfliktpotenzial in seinem Inneren nachvollziehen?
 

Ich würde mich wie immer sehr freuen, wenn ihr mir ein paar Zeilen mit eurer Meinung hinterlasst...ich antworte immer ;-)
 

Ich wünsche euch allen ein schönes restliches Pfingstfest und eine ruhige, stressfrei Woche.
 

Wir lesen uns! =)
 

Alles Liebe,
 

eure ceres

Ein wahrer Albtraum

Es herrschte nächtliche Stille in Ace Kajüte, nachdem es ihm etwas besser ging. Marco schlief unbeabsichtigt auf dem Boden sitzend mit Kopf und Armen auf dem Kopfende von Ace Bett.
 

Seine Erschöpfung war doch zu groß gewesen, um sich gegen die steigende Wärme im Raum und die damit verbundene bleierne Schwere der Müdigkeit erfolgreich zu wehren. Obwohl er es nicht beabsichtigt hatte, glitt er nach und nach in eine Traumwelt, die, wie er es befürchtet hatte, nur bittere Erinnerungen bereithielt. In seiner Mauer des Verdrängens klaffte ein unscheinbarer Riss. Der Feuervogel hatte triumphlos gesiegt und Dinge entfesselt, die in Vergessenheit hätten geraten sollen.
 

Marco umfing eine grenzenlose Dunkelheit. Doch plötzlich spürte er eine Präsenz.
 

Seine Gegenwart.
 

Selbst im Schlaf begann Marcos Körper vor Abscheu und Wut zu zittern. Dieser Mann mit dem er den einzigen intimen körperlichen Kontakt gehabt hatte, seit…

Eine blaue Flamme unterbrach den Weg, den seine Gedanken gerade unbewusst verfolgten – es gab Episoden, die selbst eine uralte Bestie unangetastet ließ.
 

Die Lichtquelle verschwand und ließ den Fremden mit Marco allein zurück. Der Mann schien gefährlich zu glühen und seine Aura griff nach Marco, entsagte ihm jede Möglichkeit sich dem unheilvollen Bann zu entziehen.

Das süffisante Grinsen, welches sich über das, durch Hass entstellte und verzerrte, Gesicht zog, erkannte Marco sofort.
 

Er hatte es schon einmal gesehen.
 

Damals in dem Armenviertel am Rande einer Metropole, deren Namen er bereits verdrängt hatte – später fragte sich Marco, warum er nicht den Ortsnamen behalten hatte und dafür den ganzen, schmerzlichen Rest vergessen konnte.
 

Er hatte dort nach Gesellschaft gesucht, diese Art Gesellschaft, die man mit den paar Berrys, die einem der Schatzmeister der Moby Dick zugestand, erwerben konnte. Doch keine der Damen hatte seinen Ansprüchen genügt. Das konnten sie auch nicht, denn -

und dann hatte sich eben dieser verwegen lächelnde Fremde vor Marco aufgebaut und ihm, das, was er suchte ohne Bezahlung oder Angst vor Verpflichtungen, angeboten.
 

Es klang verlockend, so einfach und belanglos. Verzweifelt, wie er war, nahm Marco das Angebot an. Sie gingen in eine der zwielichtigen Kneipen, tranken und unterhielten sich zunächst. Das Gespräch war angenehm, driftete jedoch immer weiter zum eigentlichen Thema. Der Fremde, der seinen Namen verschwieg, hatte erraten, dass Marcos Erfahrungen in dieser Hinsicht begrenzt waren und unterband amüsiert die dürftigen Rechtfertigungen darüber, die dem blonden Mann auf der Zunge lagen.

Insgeheim hatte er sich über den unsicheren Übereifer und die Unerfahrenheit des jungen Mannes gefreut. Das würde ihm vieles einfacher machen.
 

Wie zur Bestätigung schlich sich dieses böse, süffisante Grinsen in sein Gesicht.
 

Die glühende Gestalt kam auf ihn zu, griff nach seinem Hinterkopf und zog ihn zu sich. Abscheu überkam Marco und er versuchte sich zu wehren.

Er war jetzt stärker, als damals!

Aus dem Nichts verwandelte sich die Gestalt plötzlich in Ace, der in seiner begonnenen Bewegung inne hielt und ihn verlegen anblickte. Augenblicklich schwand die erdrückende Dunkelheit zu Gunsten einer orange-blauen, warmen Flammenumgebung. Ein Gefühl der Sicherheit durchströmte Marco, als er in Ace fragende Augen schaute.
 

Er sah sein Zögern, die Neugier und spürt selbst, wie er sich vorsichtig den rauen Lippen des Sommersprossigen näherte. Haltloses Verlangen spülte über Marco hinweg und ihm wurde klar, wie sehr er den Kuss mit Ace an Deck wiederholen wollte. Das gleiche Kribbeln breitete sich in ihm aus, als ihre Lippen zueinander fanden und die Distanz zwischen ihnen erneut zu einem Nichts zerschmolz.
 

Dieser Moment war magisch und kurz.
 

Unvermittelt zerbrach die angenehme Atmosphäre. Marco fand sich stehend mit den Händen über den Kopf an Seestein gefesselt und hilflos im schwach glimmenden Halbdunkel, ohne einen möglichen Fluchtweg wieder.

So wie damals mit ihm.
 

Sie hatten ungebundene, körperliche Befriedigung gesucht und gefunden.

Doch das Spiel auf das sich der Blonde eingelassen hatte, war sehr gefährlich und grausam einseitig. Marco war körperlich erschöpft und geschwächt durch die Fesseln, nahm aber jedoch dadurch alles intensiver wahr, was der Fremde ihm antat.
 

Die Erinnerung an die Rücksichtslosigkeit, das Lachen und befriedigende Stöhnen seines Peinigers, die heftigen Schmerzen über seine gesamte Körperrückseite und die Scham, benutzt worden zu sein, ließen Marco immer wieder erfahren, was für ein verheerenden Fehler intimes Vertrauen war.
 

Er wusste nicht mehr, wie er zurück zur Moby Dick gelangt war, sondern nur noch, wie er Salmac aufgesucht hatte, der ohne überhaupt Fragen zu stellen, die offenen Wunden auf seinem Rücken gesäubert und genäht hatte. Das Versorgen der ganz persönlichen Wunden hatte Salmac ihm mit Hinweisen und einigen Salben selbst überlassen.

Marco war bis heute noch dankbar, dass der Chefarzt sich so diskret und fürsorglich verhalten hatte.
 

Dieser positive Impuls veränderte erneut die Situation in der sich Marco im Moment befand. Um ihn herum züngelte eine Mischung aus orangefarbenen und blauen Flammen auf. Jetzt war er derjenige, der den Gefesselten ausgeliefert vor sich sah. Es war Ace, der scheinbar ungewollt in diese Lage gekommen war. Marco tat es in der Seele weh, den Jungen so verängstigt zu sehen.
 

Er ging langsam auf ihn zu, wohl wissend, welche Qualen man leidet, wenn das eigene Schicksal ungewiss ist und legte beruhigend seine Hände auf die starken Schultern der Feuerfaust. Die Berührung der warmen Haut, unter der die festen Muskeln arbeiteten, verursachte eine Welle der Sehnsucht in Marco, mehr davon zu spüren und zu entdecken. Er kämpfte mit dem Verlangen Ace Körper weiter zu berühren und wollte sich mit einem Blick in das verängstigte Gesicht zur Vernunft bringen. Dann die Fesseln lösen, als er feststellte, dass sich Ace Ausdruck verändert hatte.
 

Die Augen zeigten nichts mehr von der Angst von eben, sondern sprühten vor, der Blonde wunderte sich sehr über den Ausdruck, blankem Hunger.

„Marco, ich will mehr. Fass mich an, bitte!“, wisperte die brüchige Stimme der Feuerfaust und jagte damit dem höher gestellten Kommandanten einen erregenden Schauer durch den Körper. Ace fesselnder Blick berührte ihn so sehr, dass er sich sogar versteifte und der Forderung ohne Zögern nachkam.
 

Vorsichtig und ohne den Augenkontakt zu unterbrechen, ließ Marco seine Hände über die muskulöse Brust des Sommersprossigen gleiten und streifte dabei versehentlich eine Brustwarze.

Scharf zischend holte Ace Luft. Marco zog erschrocken seine Hände zurück und erwartete halb, von Ace beschimpft zu werden. Doch dieser sah ihn nur flehend an.
 

„Nicht! Bitte, mehr…“, zusammenhangslos kamen die Worte geflüstert über die spröden Lippen. Marco starrte Ace, wie paralysiert, an. Doch ohne an mögliche Konsequenzen zu denken, folgte er dem Wunsch des kleinen Flammenwerfers. Marco gehorchte auch seinem eigenen Instinkt und trat noch näher an ihn heran.

Abwartend beobachtete er den Jüngeren, als seine Hand erneut, diesmal absichtlich, über die empfindliche Stelle glitt und sie sanft reizte, worauf Ace keuchend zusammenzuckte. Marcos Gedanken überschlugen sich, denn das hier fühlte sich gut, nein richtig an.
 

Doch die tiefen Wunden seiner Seele hatten die Hoffnung auf Heilung längst aufgegeben. Sie erlaubten kein Glücksgefühl, keine Intimität und zogen so einen Vorhang zwischen die Beiden, erstickten dabei jeden Lichtblick im Keim.
 

Verzweifelt brach Marco zusammen, wieder allein in der Finsternis zu sein, war seine ganz persönliche, jahrelang, grausam durchlebte Hölle. Er hätte es wissen müssen, es gab keine Möglichkeit, seinem Schicksal zu entkommen. Er hatte das Beste in seinem Leben getötet, seine einzige Chance auf Glück verspielt und die Aussicht auf Absolution und einen Neunanfang in dieser Hinsicht längst aufgegeben.
 

Er war ein Narr. Nichts weiter. Ace war nicht seine Rettung, sondern ein weiter Beweis dafür, dass Abschaum, wie er, kein Anrecht auf Zweisamkeit hatte.

Wie zur Bestätigung, wisperte die Stimme des Fremden aus dem riesigen Nichts heraus, die letzten Worte, die Marco an jenem schrecklichen Tag von ihm gehört hatte:

„Danke, für die Befriedigung, Junge. Ich bin zwar Besseres gewöhnt, aber mach dir nichts daraus. Dein Körper lässt sich herrlich benutzen.“
 

Die Wut und der blinde Hass überkamen Marco und er verkrampfte jeden Muskel in seinem Körper. Er wollte sich wehren, wollte Rache üben und Erlösung erfahren, doch die klaffende Dunkelheit strafte ihn nur mit verhöhnender Stille.
 

Marco war verzweifelt, sah kein Entkommen aus dieser Situation und sank kniend in sich zusammen. Als wäre das Ganze nicht schon furchtbar genug gewesen, nahm er plötzlich vor sich eine Gestalt wahr. Die wohlbekannte, verachtenswerte Stimme sprach lachende seine größten Ängste aus:

„Ja Junge, jetzt hast du schon wieder eine unschuldige Person sterben lassen!“
 

„Nein, ACE!!!!!!“, schrie Marco auf und versuchte den Fremden in die Finger zu bekommen. Er würde ihn auseinander reißen und dann…
 

„Marco! Marco! Wach auf!“, schimpfte eine besorgte Stimme, die der Kommandant erst nur schwach wahrnahm. Der Angeschriene öffnete seine Augen. Plötzlich wurde ihm klar, dass er geträumt hatte. Er kniete mit dem Kopf nach unten auf dem Boden vor Ace Bett und zerrte gerade an Birdies Beinen herum. Er ließ sofort los, als er seinen Irrtum bemerkte.
 

„Kommandant, geht es dir gut? Ich wollte dich nicht wecken. Es tut mir leid.“, rechtfertigte sich der Schiffsjunge unsicher.

Die Angst vor einer Zurechtweisung in der zittrigen Stimme konnte Marco fast hören und es war ihm sehr peinlich, dass Birdie ihn in einem so schwachen Moment gesehen hatte. Er strich sich übers Gesicht, wischte die vereinzelten Tränen weg, die sich einen Weg über sein Gesicht gebahnt hatten, bevor er aufstand und den Jungen ruhig ansah.
 

„Kein Problem, Kleiner. Klopf das nächste Mal einfach“, überging er, wie er dachte, geschickt eine weitere Erklärung. Nur erkannte er an dem verwirrten Ausdruck im Gesicht seines Gegenübers, dass dieser genau das getan hatte, aber dennoch schwieg. Dankbar für die Rücksicht des Jungen fand Marco schnell zu seiner befehlsgewohnten Gelassenheit zurück und sagte ernst:
 

„Was ist los? Was machst du hier? Salmac hat angeordnet, dass nur ich mich bei Ace aufhalten darf!“, verlangte Marco mit ein wenig Stolz in der Stimme zu wissen.
 

„Salmac, hat mich gebeten dich etwas zu entlasten, dass du dich eventuell mal duschen, umziehen oder etwas essen kannst. Er meinte, wenn ich am Fenster bleibe, könnte ich dir eine Stunde Zeit einräumen.“, erklärte der Schiffsjunge mit gefasster Stimme. Ihm war bewusst, dass der Kommandant sich nicht gern belehren ließ und hoffte darauf, dass er sein Temperament besser im Griff hatte, als vor ein paar Stunden. Er wurde nicht enttäuscht.
 

Marco nickte und lächelte sogar ein wenig. Aus Birdies Sicht kam das recht selten vor.

„In Ordnung, Birdie. Danke. Ich bin duschen und komme danach wieder her. Du holst uns dann bitte etwas zu essen, vielleicht wird Ace ja beim Geruch des Essens wach.“, stellte sein Vorgesetzter fest und wandte sich zum Gehen.
 

„Ja, Kommandant.“, antwortete Birdie pflichtgemäß und veranlasste Marco dazu sich noch einmal umzudrehen.
 

„Kleiner, ich hab es dir schon ein paar Mal erklärt. Du musst mich nicht mit Kommandant anreden. Mir reicht ein ´Ja!´ oder `Verstanden!` und ich habe kein Problem damit, wenn du mich Marco nennst. Ich weiß, dass dein direkter Vorgesetzter das anders sieht. Ich werde aber so bald, wie möglich, noch mal mit Thatch reden. Einverstanden?“, bot er dem eingeschüchterten Jungen an.
 

Manchmal fragte sich Marco, ob sie nicht zu streng mit den Jüngsten der Crew umgingen. Er erkannte an dem freudigen Gesichtsausdruck, dass er Birdie eine gewisse Last genommen hatte.
 

„Danke, Marco.“, grinste der Braunhaarige freudig, ging zum Fenster und setzte sich darunter.

„Ich passe gut auf Ace auf, versprochen.“
 

Marco nickte wohlwollend:

„In Ordnung. Ich beeile mich und kümmere mich dann wieder selbst um Ace.“, irgendwie schwang eine gewisse, stolze Überheblichkeit in seiner Tonlage mit. Doch Birdie reagierte nicht darauf und so begab sich der erste Kommandant auf den Weg zu den gemeinsam genutzten Duschräumen.
 

Innerlich freute sich die Flammenkreatur über die Formulierung. Sie würde niemals Ruhe geben, bevor sie sich nicht mit dem alles verzehrenden Feuer vereint hatte.
 

Wenn man bedachte, dass dieses Tier uralt war, hätte man schlussfolgern können, dass langfristig, die Zukunft mehr zählte, als pure Erinnerungen.
 

~~~~~~
 

Ende Kapitel 10
 

Ich grüße euch meine lieben Leser!
 

Es ist toll, dass ich von euch so schöne und vor allem positive Resonanz bekommen habe! Vielen lieben Dank!
 

Wir haben heute also das zehnte Kapitel erreicht und zu diesem tollen Jubiläum möchte ich euch bitten mir ein paar Zeilen darüber zu hinterlassen, was ihr von dem gesamten Verlauf der Geschichte bisher haltet.
 

Ich freu mich generell über jede Art von Kritik und ich bin über ehrliches Feedback sehr froh und keinesfalls sauer. ^^
 

Ich wünsche euch allen eine schöne Woche und hoffe sehr, dass ich euch nächste Woche mit einem neuen Kapitel versorgen kann. Denn meine Woche wird sehr stressig und der Internetzugang am Wochenende ist seit 14 Wochen beantragt, aber noch nicht geschaltet…
 

Verzeiht mir daher bitte verspätetes Antworten auf Kommis und das Kapitel 11 vielleicht etwas später, als gewohnt, erscheint.
 

Ganz viele Grüße
 

Eure ceres

Freier Fall

Auf dem Gang schloss Marco vorsichtig die Tür von Ace Zimmer hinter sich und unterdrückte den Impuls sich zu beeilen, um Zeit zu sparen und schneller wieder bei dem jungen Kommandanten zu sein. In einem angemessenen Tempo führte er seinen Weg fort und kam sich dabei ziemlich kindisch vor.
 

Der Duschraum lag weiter hinten im Gang des Zwischengeschosses zusammen mit den Schlafräumen der Kommandanten. Marco empfand es schon immer als Luxus, die kaum gepflegten, manchmal auch ziemlich dreckigen, Waschräume der restlichen Mannschaft nicht benutzen zu müssen. Denn die Divisionskommandanten teilten sich ein separates Bad und das mit penibler Umsicht.
 

Heute war Marco über die Abgeschiedenheit in ihrer fast privaten Etage noch dankbarer, obwohl es ihn wunderte, dass ihm niemand auf dem Gang begegnete. Wahrscheinlich waren alle schon an Deck und vertrieben sich den Abend mit Sake, Karten und anderen unterhaltsamen Sachen. Tatsächlich erreichte Marco das Badezimmer ungestört.
 

Eigentlich waren es mehrere kleine Räume. Man trat zunächst in einen Vorraum mit Waschbecken an einer verspiegelten Wand ein. Dessen rückwärtiger Teil gab den Blick auf den Gemeinschaftsduschbereich mit drei Duschköpfen an der Wand – die Duschen selbst waren nicht abgeteilt - preis. Die Toiletten schlossen sich seitlich am Duschraum an. Im Blickfeld vom Vorraum zum Duschbereich stand nur ein Regal, das dazu diente etwas Privatsphäre vorzutäuschen und trotz seiner offenen Fächer, ohne Rückwand, vor Zugluft, schützen sollte. Darin befanden sich einige Waschutensilien, wie Seife und Handtücher.
 

Marco entkleidete sich im Vorraum und warf das obligatorische Hemd, das die Narben seines Rückens verbarg, die Seemannshose mit dem schweren Gliedergürtel sowie der blauen Bauchbinde und seine Sandalen achtlos auf den Boden.
 

Vollkommen nackt ging er, mit einem Stück Seife aus dem Regal bewaffnet, zielstrebig auf die mittlere Duschvorrichtung zu und drehte das Wasser so heiß, wie möglich, auf. Ohne sich zu bewegen ließ er es für eine Weile über seinen Kopf und seinen ganzen Körper laufen. Die Flammenkreatur in Marcos Inneren begehrte protestierend auf. Wasser war ihr so verhasst, wie auch suspekt und der Fakt, dass es sich hierbei um entsalztes Meerwasser handelte, besänftigte das uralte Wesen noch weniger.
 

Doch der Blonde ignorierte das kleine Inferno in seiner Brust, wohl wissend, dass es nur von kurzer Dauer sein würde. Er drehte sein Gesicht direkt in den Wasserstrahl und genoss die Hitze und das Gefühl seine Sorgen und Ängste fortspülen zu können.
 

In aller Ruhe begann er damit, während er sich einseifte, die Ereignisse des Tages zu rekapitulieren. Er hatte Vorbereitungen, Absprachen mit einzelnen Mannschaftsmitgliedern und Planungen getroffen. Ebenso, wie es seine Pflichten verlangten. Weiterhin hatten Pops und er mit Thatch den neuen Kurs besprochen. Marco hatte mit seiner Vermutung Recht behalten, sie würden Tyross in ungefähr anderthalb Wochen erreichen.
 

Marco hatte gehofft, den Vorfall aus seiner Rückblende rauszuhalten, doch Ace Bild mit den geröteten Wangen und das Gefühl den jungen, muskulösen Körper an seinem zu spüren, hatten sich tief in seinem Gedächtnis verankert. Die Erfahrung Ace in den eigenen Armem gehalten zu haben, drängte sich noch dazu und eine Art Aufregung schlich sich durch seinen Körper.
 

Die mystische Kreatur genoss spürbar die positiven Gedanken, witterte eine gute Gelegenheit und schob auch den winzigen Kuss und die Sehnsucht nach einer Wiederholung in Marcos Gedankenfeld. Dieser wurde schlagartig rot. Sein Körper begann zu kribbeln und fast gegen seinen Willen spülte eine Welle der Erregung über ihn hinweg. Ihm wurde heiß, sehr heiß.

Denn die Erinnerung an diesen flüchtigen Kuss weckte die Bilder seines Traumes und es schien, als würden die blauen Flammen nur die Aufregenden zulassen.
 

Seine Gedanken, sein Körper, einfach alles schienen Marco zu drängen, sich auf seine verbotenen Gefühle einzulassen. Das härteste Argument spürte er schwer in seiner Lendengegend. Die Erinnerung an Ace Anblick und seine Stimme, die selbst im Traum so real geklungen hatte, ließen Marcos Händen keine andere Wahl.
 

In diesem intimen Augenblick vergaß der Kommandant der ersten Division all seine Pflichten, Aufgaben und sogar seine Selbstkasteiung. Schließlich war er bei allem Ehrgefühl auch nur ein Mann. Zumindest würde das die Rechtfertigung sein, die Marco seinem schlechten Gewissen später entgegen schleudern würde.
 

Wie von allein glitten seine Finger über seine starke, pulsierende Erregung und sandten lustvolle Schauer durch seinen Körper. Marco hatte längst vergessen, wie es sich anfühlte, so und vor allem dort berührt zu werden. Sein neu erwachtes Verlangen beschwor weitere Bilder von Ace und ihm vor seinem geistigen Auge auf. Das beschleunigte seine Atmung rasch und seine Bewegungen wurden intensiver, um das fantastische Gefühl zu verstärken.
 

Immer weiter steigerte sich Marco in seine Vorstellung hinein. Sein Körper suchte mittlerweile nach dem erlösenden Höhepunkt und selbst die Feuerkreatur verlangte danach. Immer weiter mischte seine Fantasie die Empfindungen ihres unschuldigen Kusses mit dem Trugbild des Traumes und das erforderte immer mehr Beherrschung, die Marco kaum aufzubringen vermochte. Er wollte sein Verlangen nicht stillen, wollte diese erregende Illusion aufrechterhalten und vor allem nicht in die lieblose Realität zurückfallen, der er nun seit einer Ewigkeit entkommen war.
 

Doch es gehörte wohl zu seinem Schicksal, dass sein Körper dem aufgestauten Druck nicht länger standhalten konnte. Das ruhelose Streicheln und der ständige Reiz lösten eine Explosion aus, auf deren Kaskaden der Befriedigung Marco nur mit einem gekeuchten „Ace“ reagieren konnte. Als die warme, zähe Flüssigkeit über seine Hand lief und er sich unwillkürlich an der gefliesten Wand abstützten musste, hätte Marco schwören können, dass er Sterne vor Augen sah. Ihm wurde kaum bewusst, wie sehr er sich wünschte, diesen Moment mit Ace - nicht in seinen Gedanken - sondern in Wirklichkeit, teilen zu können.
 

Mit geschlossenen Augen verharrte Marco solang in seiner Position, bis sich sein Herzschlag normalisierte und das Pumpen seiner abschwellenden Erregung verebbte. Das Gefühl war unglaublich gewesen. Der Blonde fragte sich, ob er nur verdrängt hatte, wie gut es sich anfühlte oder ob es an seinen Fantasien mit Ace lag. Er entschied sich dafür, diese Frage ruhen zu lassen und atmete tief durch, als er den Zustand seines Seins erforschte. Die blauen Flammen züngelten selbstgefällig in seiner Brust und zogen sich ohne jedweden Protest zurück.
 

Es hatte gut getan. Zufrieden und um einiges entspannter beendete Marco seine Dusche und überließ es den blauen Flammen, seine Haut zu trocknen. Er griff nach seinem provisorischen Handtuch, der Fetzen war eher ein Lappen, begab sich in den Vorraum mit den Waschbecken und sammelte seine Kleidung ein. Ein kurzer Geruchstest widerlegte die Theorie des erneuten Anziehens und machte einen Zwischenstopp in seiner Kajüte nötig, bevor er zu Ace zurückkehren konnte. Fast beschwingt verließ er das Bad in Richtung seines Zimmers. Doch plötzlich spürte er eine bekannte Präsenz hinter sich. Es roch auch sehr spezifisch nach…
 

„Teach, was zur Hölle treibst du hier?“, fragte Marco streng und dreht sich mit einer sehr autoritären Geste zu seinem Nakama um. Er hatte generell kein Verständnis für herumschleichende Männer auf der Etage der Kommandanten.
 

Der fette Matrose zuckte zusammen. Er hatte weder damit gerechnet, dass Marco ihn wahrnahm, noch, wie heftig seine Reaktion ausfallen würde, wenn er es tat.

Wie immer standen die dicken, schmierigen Locken von seinem Kopf ab. Auch seine Klamotten und der Rest seines Körpers erhärteten den Eindruck, dass der feiste Pirat wasserscheu war. Marcos Entspannung wich einem unterdrückten Ekel und einer wachsenden Ungeduld. Er war nicht in Stimmung für sinnlose Konversation.
 

„Ich wollte, äh…ich habe mitbekommen, dass Salmac Birdie beauftragt hat,…mmmmhhh dich bei Ace Wache zu unterstützen und ich wollte wissen…“, angestrengt überlegte der Schwarzhaarige mit dem ungepflegten Bart nach den richtigen Worten.

„Wie es Ace geht?“, vervollständigte Teach seinen Satz und nickte geistesabwesend, als würde er seine Aussage als angemessen betrachten.
 

„Ihm geht es besser. Die Genesung wird sicher noch dauern.“, antwortete Marco wahrheitsgemäß, jedoch knapp. Der Mann vor ihm war schon lange Mitglied der Crew, doch irgendetwas an seiner Art missfiel dem Kommandanten schon seit dem sie sich das erste Mal begegnet waren.
 

Teach Gesichtszüge erhellten sich mit purer Freude und er atmete erleichtert aus.

„Sehr gut. Ich wusste der Junge schafft das! Es ist nur so, dass…“, weiter sprach der Schwarzhaarige nicht. Er überlegte wieder fieberhaft nach einer Formulierung, die ihn bei Marco möglichst wenig Ärger einhandeln konnte.
 

Doch dieser hatte keinerlei Geduld für seinen Gegenüber, immerhin stand er mit nichts, als einem kleinen Handtuch um die Hüften und seiner Dreckwäsche in der Hand auf dem Gang. Er wollte ja eigentlich nur kurz in seine Kajüte und anschließend schnell wieder zu Ace zurückkehren.
 

„Sprich, Mann!“, der Befehl kam schroff über seine Lippen, dass sogar Marco auffiel sich im Ton vergriffen zu haben. Wenn er sich nicht irrte, hatte Teach Gesicht auch so eben einen blasseren Farbton angenommen.

„Es ist so, dass…“, zögerte der Angesprochene immer noch. Doch der mörderische Blick, der in Marcos Augen aufblitze, trieb ihn an, diesmal sofort mit der Sprache rauszurücken.
 

„Pops hat an Deck mitbekommen, ähhh…, was los ist. Er hat nach Erklärungen verlangt. Wir konnten ihn kaum beruhigen und er hatte ähhh…, wieder einen Anfall. Salmac hat sich sofort um ihn gekümmert – nur gut, dass er auch an Deck war - und sich dann aber auf seine Schweigepflicht Ace gegenüber berufen. Jetzt verlangt Pops nach dir.“, schloss der Dicke seinen Bericht und erwartete halb Schelte oder Schlimmeres von dem blonden Kommandanten. Er würde im Moment nicht mit Marco tauschen wollen, denn Pops konnte unheimlich wütend und engstirnig sein.
 

Marco nahm die Nachricht gefasster auf, als es Teach erwartet hatte. Er konnte fast schon ein wenig Resignation in der Mimik des Blonden lesen. Dieser nickte nur, um seine Kenntnisnahme anzudeuten, drehte sich wortlos um und ging zu seinem Raum.
 

Auf der Türschwelle rief er dem irritierten Teach noch zu:

„Ich ziehe mich um und gehe dann zu Pops. Er ist in seinem Zimmer, nehme ich an?“, fragte er rein rhetorisch, denn Salmac scheuchte Pops nach seinen Anfällen immer in seinen Wohnbereich. In der Stimme des ersten Kommandanten schwang ein gewisser Ton mit, den der unsensible Teach nicht einordnen konnte. Er schwieg und hörte, wie sich Marcos Tür schloss. Er brauchte jetzt dringend Sake und seine Ruhe entschied er und ging seines Weges Richtung Deck.
 

Marco hingegen lehnte sich gegen seine geschlossene Zimmertür, lauschte den immer leiser werdenden Schritten und kam sich plötzlich unglaublich töricht vor. Er seufzte. Es hätte ihm klar sein müssen, dass auf seinen Höhenflug ein tiefer Fall folgen musste. Abgesehen davon, stand ihm der eigentliche Aufprall noch bevor. Verzweifelt schüttelte Marco den Kopf.
 

Wie hatte er nur Pops vergessen können? Warum hatte er Ace Wohl über seinen Treue zu Whitebeard gestellt?
 

Natürlich hatte bei seiner Sorge um Ace auch immer etwas Angst mitgeschwungen, dass er sich vor seinem Käpt’n würde rechtfertigen müssen. Doch irgendwie war dieses Gefühl in den Hintergrund gedrängt worden und hatte Marco für eine kurze Zeit im Glauben gelassen, dass alles in Ordnung kommen würde.
 

Ace ging es besser. Er selbst konnte dank seines Duscherlebnisses endlich einigermaßen klar denken und fand sich nun nüchtern auf den Boden der scharfkantigen Tatsachen wieder. Der Blonde spürte, wie sein Herz gegen seinen Brustkorb hämmerte, als ihm die Tragweite seines Verschuldens vollends bewusst wurde.
 

Er hatte seine Pflichten vernachlässigt und seine Loyalität gegenüber dem großartigen Mann vergessen. Marco schämte sich plötzlich ungemein und fühlte sich, wie ein saumseliger Junge, der die Beichte noch vor sich hatte. Die Schuldgefühle und die widerstrebende Aufregung Pops gegenüber zu stehen, machten ihn fast wahnsinnig.
 

Marco durchflutete Demut. Er verdankte Pops einfach alles, was er war. Dieses Zuhause, diese Familie, seine Aufgabe – nein seinen Lebenssinn…

Doch bevor sich Marco weiter in seinem Selbstmitleid verlieren konnte, verschmolzen seine Vernunft und das mystisch blaue Feuer zu einer Einheit. Denn Ehre war das Einzige, das die beiden Kontrahenten vereinen konnte.
 

Sie forderten ihn auf, sich zu beruhigen und zu seinem Fehler zu stehen. Weder hatte Pops es verdient, so mies behandelt zu werden, nach allem, was er für ihn getan hatte, noch konnte Marco die Sache totschweigen oder anderweitig aus der Welt schaffen.
 

Ergeben und Dankbar für die Weisung begann Marco sich frische Sachen aus seiner Seetruhe anzuziehen und machte sich schließlich mit seinem schlechten Gewissen auf den Weg zu Pops Räumlichkeiten.
 

Es fiel ihm nicht leicht zu seinem Vater zu gehen. Aber sein Käpt´n bedeutete ihm mehr, als sein eigenes Leben. Es durfte nichts existieren, das sich zwischen dieses tiefe, starke Band zwischen ihnen drängen konnte.
 

Marco fasste unterwegs einen Entschluss.
 

Er würde Pops nie wieder enttäuschen, die ihm übertragenen Pflichten vernachlässigen oder eine Regel an Board verletzen, auch wenn das bedeutete auf Zweisamkeit zu verzichten.
 

~~~~~~~
 

Ende Kapitel 11
 


 

Hallo meine geschätzten Leser, :-)
 

wir sind am Ende von Kapitel 11 angelangt.
 

Es ist viel passiert und damit geht die Frage an euch:

Was haltet ihr von den Geschehnissen?
 

Ich würde mich, wie immer, sehr über Feedback freuen! ^^
 

Auf Grund des schönen Wetters und meines tollen Arbeitspensums wird Kapitel 12 erst in der nächste Woche am Donnerstag erscheinen.
 

Ich wünsche euch eine angenehme, ärgerfreie Woche! :D
 

Ganz liebe Grüße,
 

eure ceres

Rede und Antwort

Marcos Herz hämmerte unaufhörlich gegen seinen Brustkorb, als er tief durchatmete und an Pops Zimmertür der Höflichkeit halber klopfte. Eine strenge Stimme bat ihn herein…
 

Halb hatte Marco gehofft, keine Antwort zu erhalten. Denn plötzlich erschien ihm alles andere wünschenswerter zu tun, als eine erniedrigende Unterhaltung und eine berechtigte Zurechtweisung über sich ergehen zu lassen. In genau diesem Moment hätte er lieber die Waschräume der übrigen Crew mit einer Handbürste geschrubbt.

Ihm fiel jetzt erst auf, wie nervös er eigentliche war.
 

Marco versuchte seine widersprüchlichen Gefühle zu unterdrücken und ermahnte sich endlich wieder Haltung anzunehmen. Weder seine Reue, noch seine Schuldgefühle konnten ihn vor diesem Gespräch bewahren.
 

Er betrat unsicher den Raum, bemüht so ruhig, wie möglich zu atmen und versuchte sich zu konzentrieren. Er hatte keine Ahnung in welchem gesundheitlichen Zustand sich sein Käpt´n derzeitig befand. Ein unheilvoller Schauer ging durch seinen Körper und seine Sorgen um Pops erwachten erneut. Zu wissen, dass er für den Anfall seines Vaters verantwortlich war, verschlimmerte seinen mentalen Zustand noch mehr.
 

Es fiel ihm schwer unter diesen Umständen Whitebeard unter die Augen zu treten. Marco war bewusste, dass er für seine Pflichtverletzung und sein Schweigen die Konsequenzen tragen musste und das am besten sobald, wie möglich. Egal wie unangenehm ihm es auch war, er musste sich verantworten. Innerlich ermahnte ihn seine Vernunft sich zu wappnen und zu konzentrieren, bevor er die Situation noch verschlimmerte. Marco hoffte inständig, Pops durch das Gespräch nicht noch weiter aufzuregen und zu enttäuschen.
 

Whitebeards Räumlichkeiten unterschieden sich stark von den Restlichen der Moby Dick. Sie waren einfach zwei Nummern größer dimensioniert und Marco kam sich auch ohne seine Demut viel zu klein vor. An den Wänden an der Tür standen hohe Regale voller Bücher und anderen Utensilien. In der Mitte des Raumes thronte im wahrsten Sinne des Wortes der große Sessel seines Vaters mit einer winzig aussehenden Gruppe von Sitzmöglichkeiten in Form von Kisten für etwaige Besucher, wie ihn.
 

Direkt gegenüber der Tür, die er gerade hinter sich geschlossen hatte, befand sich die Schlafstatt auf der seinen Vater fläzte. Entgegen all seinen Befürchtungen machte Pops gesundheitlich einen guten Eindruck. Marco kam in den Sinn, dass Teach erzählt hatte, dass Salmac während des Anfalls sofort vor Ort und Stelle war. Dankbarkeit für den talentierten und pflichtbewussten Arzt, der nebenbei auch ihm und Ace geholfen hatte, überkam ihn.
 

Doch als er seinen Blick direkt in die Augen seines Käpt´n wandte, verschwanden alle nebensächlichen Gedanken und Reue spülte über ihn hinweg. Er sah die Enttäuschung und den Tadel. Marco spürte, dass er diesem Ausdruck nicht standhalten konnte, senkte den Kopf und lief noch einige Schritte auf Whitebeard zu. In jedem Moment fühlte Marco dessen ernsten, strengen Blick auf sich ruhen und seine Selbsterhaltung hatte alle Mühe, ihn vor voreiligen Geständnissen und Rechtfertigungen zu bewahren.
 

„Vater, wie geht es dir?“, versuchte Marco mit einigermaßen ruhiger Stimme das Gespräch vorsichtig zu beginnen. Innerlich zitterte er am ganzen Körper. Ihm wurde schlagartig klar, wie sich Birdie fühlen musste, wenn er sich vor einem von ihnen rechtfertigen musste. Er kam sich gerade vor, wie ein saumseliger Schüler, der seine bereits gelernten Lektionen, nicht mehr aufsagen konnte.
 

„Mir geht’s gut! Aber die Krankenschwestern erlauben mir immer noch keinen Sake…“, kam die gegrummelte Antwort seines Vaters. Er musterte Marco weiterhin ernst und verfiel in Schweigen. Der Kommandant atmete unterdessen erlöst auf, denn seine Ängste über die Schwere des Anfalls schienen sich nicht zu bestätigen.
 

Pops, ich... Ace ist außer Lebens-“, setzte der Blonde mit dem Blick auf den Fußboden vor ihm erneut an, wurde jedoch von der ruhigen, dunklen Stimme unterbrochen:
 

„Erklär mir den Sachverhalt ab dem Zeitpunkt ihrer Abfahrt.“, forderte ihn sein Käpt´n außerordentlich ruhig auf. Marco hatte das Gefühl die unterschwellige Strenge und die unterdrückte Wut förmlich aus der befehlsgewohnten Stimme seines Gegenübers herauszuhören. Er nickte ergeben und es erschien ihm, als wäre es, die einzige angemessene Reaktion auf diese indirekte Rüge.
 

„Ace hat sie zur Insel gerudert. Die Drei haben sich an Land aufgeteilt. Ich vermute, dass Ace unterwegs von einem Mädchen angesprochen und hat von ihr ein Brötchen mit einem hochgiftigen Pilzaufstrich gegessen.“, hielt Marco in seinem monoton vorgetragenen Bericht kurz inne. Er überlegte, ob er die Sache mit dem Gegenmittel verschweigen sollte und Pops so weitere Aufregung zu ersparen. Besonnen entschied er sich jedoch dagegen. Denn eine weitere, enttarnte Lüge, nachdem er schon in Ungnade gefallen war, konnte ihn wortwörtlich den Kopf oder zumindest seine Stellung, sein Ansehen in Pops Augen und vor allem die Liebe seines Vaters kosten.
 

„Birdie fehlte Geld und deswegen hat Ace Zangoy gesucht um von ihm Geld zu leihen. Da aber auch dessen Berrys nicht ausreichten, haben sie darauf verzichtet einen Beutel Wallwurz, oder so, zu kaufen. Später, während Zangoy und Birdie die neuen Sachen unter Deck verstauten und die Männer begannen die Segel zu nähen, war Ace immer noch in dem kleinen Beiboot. Die meisten anderen und du selbst sind bei dem Lärm verschwunden. Ich hab noch auf Ace gewartet und als er zu mir ans Deck geklettert war, ist er plötzlich mit Krämpfen und Fieber zusammengebrochen.“, unterbrach sich Marco erneut, diesmal um Luft zu holen. Er hatte nicht bemerkt, wie sein Sprechtempo zugenommen hatte und er mittlerweile schon richtig aufgeregt klang. Doch entgegen aller Erwartungen schwieg Pops noch immer.
 

Marco schaute auf und stellte fest, dass sich Whitebeards Miene sehr stark verfinstert hatte. Er machte auf den Kommandanten nicht den Eindruck, dass er lange auf den letzten, für ihn besonders relevanten, Teil Marcos Erklärung warten würde.

„Ich hab ihn in seine Kajüte getragen. Irgendwer hat die Ärzte und Zangoy geholt. Vista, Jozu und Thatch sind auch noch dazu gekommen, wahrscheinlich haben sie den Trubel unter Deck mitbekommen.“, mutmaßte Marco und holte erneut tief Luft.
 

„Niemand wusste was Ace hatte und warum. Die Ärzte konnten sich nicht wegen der Behandlung einigen. Birdie musste von Vista erst geholt werden und auch er hatte nichts außer dem Mädchen gesehen. Erst später ist Zangoy eingefallen, dass dieses Mädchen Pilzbrötchen, die nur hochgiftig sein konnten, verteilt hat.“, vervollständigte Marco weiter und hoffe, dass Pops nicht genau nachfragen würde, warum er ihn nicht informiert hatte.
 

Dieser blieb tatsächlich stumm und sah Marco nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. Froh darüber, nicht unterbrochen worden zu sein, fuhr der Divisionskommandant fort:
 

„Da die Symptome passten, war klar, an was Ace litt. Das herkömmliche Gegenmittel war jedoch das Wallwurzzeug, das sie eben nicht gekauft hatten. Es gab eine große Auseinandersetzung, wie man Ace nun behandeln sollte. Wir waren ja schon sehr weit von der Insel entfernt. Abgesehen von mir und den anderen Kommandanten an der Tür klagten plötzlich alle über Schwindel und Kopfschmerzen. Letztendlich hat Salmac dann verstanden, dass Ace das Gift ausatmete und es deshalb allen so schlecht ging. Er hat jeden aus dem Zimmer gescheucht, da wir auf Grund des fehlenden Giftes auf einmal gefährdeter waren, als Ace.

Ich bot mich an, bei dem Jungen zu bleiben. Da ich, im Gegensatz zu den anderen, immun gegen das Gift bin. Salamc stimmte zu. Ich war bestimmt drei Stunden an Ace Seite bis mich Salmac von Birdie für eine Stunde ablöste, damit ich duschen konnte. Ace geht es viel besser, sein Körper geht sehr gut mit der Vergiftung um. Er hat keine Krämpfe mehr. Teach hat mir dann auf dem Gang von deinem Anfall erzählt und...“, augenblicklich stoppte Marco, blickte betroffen auf seine Sandalen und hätte sich am liebsten geohrfeigt. Er hatte soeben zu gegeben, dass er nicht von sich aus zu Pops gekommen war und schämte sich deswegen in Grund und Boden.
 

„Was stehst du dann hier rum Junge? Soll sich Birdie auch noch vergiften?“, verlangte Whitebeard ernst zu wissen. Marcos Ohren wurden rot. Er fühlte sich auf einmal bloß gestellt und unbeachtet.
 

Verdammt! Warum klang Pops so sarkastisch und wütend? Wieso sprach Whitebeard seine Versäumnisse nicht an?
 

Marcos erster trotziger Impuls war eine Mischung aus Empörung, das Pops ihn einfach wegschickte und Zweifel, darüber wie tief er im Ansehen seines Vaters schon gesunken war. Er wollte zunächst nicht gehorchen und blieb hilflos im Raum stehen, als er einen deutlicheren Auftrag bekam:
 

„Marco, geh zu Ace und löse Birdie ab. Wenn Salmac entscheidet, dass man Ace ohne Aufsicht lassen kann, reden wir weiter!“, stellte Pops klar und irgendwas an seiner Stimme ließ keinen Widerspruch zu.
 

Marco fühlte sich vor den Kopf gestoßen, ungerecht behandelt und abgefertigt. Stumm nickte er, zog sich grußlos und gekränkt zurück. Auf dem Weg zu Ace Kajüte überkam ihn eine Wut über den Verlauf des Gesprächs, die ihn völlig unvorbereitet traf.
 

Was sollte das? Er konnte nichts dafür, dass Ace Zusammengebrochen war. Er hätte es eben nicht verantworten können ihn allein zu lassen. Pops musste das verstehen!

Natürlich hätte man ihn über Ace Zustand informieren müssen, doch warum seine Freunde das nicht für ihn übernommen hatten, verstand Marco auch nicht.
 

Er verfiel weiter der blinden Wut bis ihm kurz vor Ace Zimmertür klar wurde, dass er einen zeitlichen Aufschub bekommen hatte, bevor er sich endgültig rechtfertigen musste. Eine Art Erleichterung legte sich über ihn und brachte ihn zur Vernunft. In ein paar ruhigen Augenblicken konnte er sich eine Strategie überlegen, wie er Pops Vertrauen und Ansehen wieder erlangen konnte. Er atmete noch einige Male tief durch und betrat den Raum.
 

Birdie saß neben einer großen Kerze immer noch am Fenster und stand sofort auf, als er Marcos Eintreten bemerkte. Dem Blonden fiel auf, dass der Jüngere unheimlich blass um die Nase war. Pops hatte wohl Recht behalten, man durfte ihn nicht zu lang im Krankenzimmer allein lassen. Erneut fühlte sich Marco durch die Voraussicht und Weisheit seines Vaters beschämt.
 

Wieso lief zurzeit alles schief?

Aus irgendeinem Grund war er seit Ace Eintritt in die Mannschaft nicht mehr derselbe, wenn er jetzt noch nicht mal seine Pflichten umsichtig erfüllen konnte. Bevor er jedoch mehr in sein Trübsal verfiel, sprach der Schiffsjunge ihn an:
 

„Marco, Ace scheint es wirklich besser zu gehen. Er hatte keine Krämpfe und seine Gesichtsfarbe sieht auch nicht mehr ganz so rosa aus. Außerdem hat er gerade, kurz bevor du kamst, im Schlaf gesprochen. Ace hat deinen Namen geflüstert. Meinst du, er wacht bald auf?“, fragte Birdie hoffnungsvoll und ein wenig naiv, wie Marco später entschied.
 

Dem blonden Kommandanten wurde schlagartig heiß und kalt, in seinem Kopf drehte sich plötzlich alles. Ace wisperte seinen Namen im Schlaf? Instinktiv wollte er allein sein und zu ihm ans Bett treten. Deshalb fasste er sich noch einmal und bat den Jungen freundlich:
 

„Kleiner, geh am besten ein Bisschen frische Luft schnappen. Ich denke, dass wird dir gut tun. Dann wäre es schön, wenn du mal bei den Smutje nach etwas zu Essen für uns fragen könntest.“
 

Birdie nickte fröhlich, denn Marco hatte gesagt, er solle nach Essen für sie Drei fragen. Der Kommandant wollte mit ihm zusammen essen! Birdie war überglücklich und versuchte sich schnellst möglich auf den Weg zu machen, wäre jedoch beinahe noch gegen die geschlossene Tür gelaufen.
 

Etwas irritiert über das Verhalten des Schiffjungen, der es mittlerweile geschafft hatte den Raum zu verlassen, runzelte Marco die Stirn und ging mit klopfenden Herzen zu Ace ans Bett. Birdie hatte Recht, Ace sah viel besser aus. Sein Atem ging regelmäßig und man hatte den Eindruck, er schliefe den Schlaf der Gerechten.

Hatte Ace wirklich seinen Namen geflüstert? Wenn ja warum?
 

Marco spürte das Lächeln auf seinen Lippen nicht, als er seine Hand auf die Stirn des jungen Mannes legte, um seine Körpertemperatur zu überprüfen. Mit der Reaktion seines Körpers hatte er jedoch nicht gerechnet. Eine Art elektrischer Strom, ging von der Berührungsstelle durch seinen ganzen Körper, weckte die mystische Kreatur und das Verlangen, Ace Lippen zu kosten. Die blauen Flammen boten ihm einen Handel an. Wenn er die Gelegenheit jetzt noch einmal wahrnahm, würden sie sich bis auf weiteres zurückziehen, ohne ihn andauernd zu quälen.
 

Das Angebot war fair und aus irgendeinem Grund brauchte Marco diesen Vorwand, um sich selbst jemals wieder in die Augen zu sehen, als er sich über Ace schlafendes Gesicht beugte, den Geruch Ace warmen Atems einsog und die aufgesprungen Lippen mit den seinen verschloss.
 

Weder der winzige Kuss an Deck, noch seine Fantasie, hatten ihn auf dieses explosive Gefühl, das sich in seiner Brust ausbreitete, vorbereitet. Während er sich in dem Moment verlor, befreiten sich die solange weg gesperrten Gefühle, wie Verlangen und Leidenschaft, aus ihrem Gedankengefängnis.
 

Zu spät erkannte Marco die Falle, die ihm seine Flammenkreatur gestellt hatte. Es bedurfte nun nicht mehr den Trieb des Feuers, um seine Sehnsucht nach Körperkontakt und Zweisamkeit zu entfachen. Sondern seine eigenen menschlichen, halbverhungerten Bedürfnisse forderten Wiedergutmachung und vor allem Befriedigung.
 

Mit aller Macht zwangen ihn die vernachlässigten Empfindungen den Kuss auszuweiten, Ace Körper weiter zu erforschen und sich zu nehmen, was ihnen solange schon verwehrt blieb. Es kostete Marco viel Mühe und Kraft sich gegen den Ansturm seiner Emotionen zu wehren. Wie in Trance strich seine Zunge liebevoll über Ace Lippen. Es fühlte sich so gut an, doch mit einem Schlag wurde Marco klar, was er da eigentlich tat. Er war nicht so. Er konnte nicht einfach verlangen und konsequenzlos nehmen, was er wollte. Abscheu und Ekel, über sein rücksichtsloses Verhalten, überkamen Marco.
 

Gerade, als Marco sich mit Gewalt von Ace köstlich warmen Lippen lösen wollte, begannen diese den Kuss zaghaft zu erwidern. Dem Blonden blieb fast das Herz stehen und plötzlich war sein Widerstand erloschen, als wären all seine Zweifel nicht existent. Nun stieg jedoch eine ungekannte Aufregung in seine Brust und langsam begann sogar sein Verstand wieder zu arbeiten.
 

Ace war also wach? Er machte sich über ihn lustig?
 

Warum hatte er ihn nicht einfach weggestoßen?
 

Wieso fühlte sich das so verdammt schön und gleichzeitig verboten an?
 

Mit schamesroten Gesicht löste sich Marco vorsichtig von den jungen Lippen und musterte Ace Gesicht. Halb hatte er erwartet, das freche Grinsen der kleinen Wunderkerze zu sehen oder eben, wie er es eigentlich verdiente, Abscheu in seinen Augen zu lesen. Doch nichts dergleichen zeigte sich im Antlitz der Feuerfaust. Einzig seine Lippen schnappten leicht nach Luft, als ob sie den Kontaktverlust mit Marcos Mund bedauerten.
 

Der Blonde hatte das Gefühl den Verstand zu verlieren, als er erkannte das Ace noch immer schlief. Er spürte sowohl Erleichterung darüber, nicht bei seiner unrechten Tat erwischt worden zu sein und Enttäuschung, dass Ace doch nicht wach war. Er wandte sich seufzend von Ace Bett ab und gerade, als seine gnadenlose Vernunft mit einer Schimpftirade beginnen wollte…
 

„Marco?“, flüsterte Ace brüchig. Marco nahm keine Notiz davon, wie sich das Glücksgefühl in seinem Inneren ausbreitete. Er drehte sich zurück zu Ace, der nur noch im Halbschlaf zu sein schien, denn seine Augenlider zuckten unruhig.
 

Der Blonde trat noch näher an den Flammenwerfer heran und setzte sich auf die Kante des Bettes.

„Ace, hey! Wach auf“, murmelte er sanft und drückte vorsichtig die Hand seines Schützlings.
 

Langsam kam Ace zu sich. Er fühlte sich, wie damals, nachdem Pops ihn besiegt hatte. Alles in seinem Körper schmerzte, besonders sein Magen fühlte sich an, als wäre er zu einem einzigen Klumpen zusammengeschrumpft. Selbst in seinem Kopf hämmerte ein dumpfer Schmerz und es kostete ihn viel Mühe, seine Gedanken zu sortieren.
 

Er spürte nun auch die unverkennbare Präsenz des mystischen Feuers an seiner Seite und die kräftige Hand in seiner eigenen. Ace hielt seine Augen noch immer geschlossen, um diese einmalige Situation zu genießen. Die Aura des verborgen blauen Feuers schien ihn einzuschließen, gab ihm ein Gefühl von vollkommener Sicherheit, das ihm so fremd war. Als Marco jedoch zum zweiten Mal, wie es dem Schwarzhaarigen vorkam, seine Hand drückte, griff er instinktiv zu und öffnete die Lider.
 

Ace verschlafener Blick traf genau auf die aufmerksamen Augen seines vorgesetzten Kommandanten. Doch für einen winzigen Moment sah er nicht den strengen, bewertenden Ausdruck, sondern nur Fürsorge und Erleichterung.
 

„Es ist gut, dass du wach bist. Wie geht es dir?“, lächelte der Blonde und sah Ace, zu seiner Verwunderung, weiterhin mit diesen fast liebevollen Blick an.
 

„Keine Ahnung…mmmmhhh…nicht so toll.“, brabbelte Ace immer noch verwirrt über die unbekannte Seite seines Nakama und versuchte sich aufzurichten. Jedoch hatte er nicht mit dem Schwindelanfall gerechnet, der dadurch ausgelöst wurde.
 

Sanft drückte Marco den vor Schmerzen stöhnenden Ace zurück in sein Kissen.

Sein Blick hatte nun wieder den gewohnten kühlen Ausdruck angenommen, als er sich innerlich über die Ruhlosigkeit und den Übermut seines Nakama erboste.

„Ruh dich aus, Kleiner!“, bestimmte der Blonde und Ace fiel bei allem Unwohlsein dennoch auf, dass die Stimme des Kommandanten anscheinend noch nicht zu ihrem Befehlston zurückgefunden hatte.
 

Ohne ihn ein weiteres Mal anzusehen, stand Marco auf, darum bemüht einen möglichst großen Abstand zwischen Ace und sich zu bringen. Es war ihm schier unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen, wenn das kleine Feuerzeug in der Nähe war. Er stellte sich ans Fenster, mit dem Rücken zu Ace und versuchte die frische Nachtluft einzuatmen. Aber das war schwerer, als er dachte. Denn Ace warmer, fast betörender Geruch schien überall präsent zu sein. Die Erinnerung an ihren letzten Kuss, von dem der Jüngere nichts bemerkt zu haben schien, war noch so real, dass sich Marco sicher war, dass er ab heute, Nacht für Nacht, davon träumen würde.
 

Er lächelte. Das war ein guter Gedanke. Er durfte sich nicht weiter damit beschäftigen, was er für den Jungen empfand, solange es seine Pflichten und seine Loyalität gegenüber Pops gefährdete. Dennoch, in den Momenten der Einsamkeit durfte er sich doch für einen Augenblick seiner Schwäche hingeben und sich die träumerische Befriedigung nehmen, nach der er sich sehnte. Seine Vernunft akzeptierte die zwingende Logik und meißelte in die neu entstandene Mauer seines Bewusstseins diesen Pakt, direkt neben die winzige Lücke, die er offen ließ.
 

Ace indessen fühlte sich unglaublich allein. In dem Moment, als sich Marco so abrupt von ihm entfernte, überkam ihn eine hohle Leere, als hätte der Blonde ihm eine lebenswichtige Grundlage entzogen.
 

„Marco? Was ist passiert?“, brachte er nach einer stillen Weile heraus und war sich selbst nicht sicher, wonach er eigentlich fragte.

Doch gerade, als Marco antworten wollte, betrat Birdie, mit einem großen Tablett voller Leckereien bewaffnet, freudestrahlend das Zimmer und beendete so die unangenehme Spannung zwischen den Kommandanten, aber auch ihre Zweisamkeit.
 

Die Augen der Feuerfaust wurden größer und es hatte fast den Anschein, als würde er Birdie den Arm abreißen, als er nach dem Tablett griff und sich ungeniert bediente.

Marco musste gegen seinen Willen lächeln, als er sah, dass Ace seinen Appetit nicht verloren hatte. Immerhin konnte er sich dieses Mal sicher sein, dass sein Schützling keine vergifteten Brötchen aß.
 

Ace wurde rot, als Birdie eifrig seine Krankengeschichte detailliert schilderte. Er kam sich so töricht vor und es tat ihm furchtbar leid, dass Marco so viel Ärger mit ihm hatte. Leider beobachtete dieser schon seit langer Zeit durch das Bullauge den Himmel draußen und würdigte ihn keines Blickes mehr. Ace beschloss daher traurig sich seinem Essen zu widmen.
 

Marcos Gedanken drifteten zurück zu seinem bevorstehenden Gespräch mit Pops und ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit, als er sich wieder den beiden Jungen zu wandte. Doch er realisierte kaum, dass dieses Gefühl einem Kribbeln wich, als er den schmatzenden, glücklichen Ace ansah…
 

Ace Genesung schritt in den folgenden Tagen rasch voran und Marco konnte wieder seinem geregelten Tagesablauf nachgehen, bevor sie Tyross erreichten. Die Unterhaltung des kleinen Flammenwerfers übernahmen Birdie und die anderen Kommandanten.
 

Doch eine Frage quälte Ace ab dem Zeitpunkt seines Erwachens fort an:

Warum hatte er das Gefühl den Geschmack Marcos Feuers auf den Lippen zu spüren?
 

~~~~~~~
 

Ende Kapitel 12
 

Hallo meine treuen Leser,
 

vielen Dank für euer Feedback trotz des schönen Wetters und den ganzen anderen Stress, den ihr euch aussetzen müsst. :-)
 

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir eure Eindrücke auch zu diesem langen Kapitel mitteilen würdet. ;-)
 

Kapitel 13 wird nächste Woche Sonntag erschienen und in die Gegenwart der Geschichte zurückkehren.
 

Ich wünsche euch ein angenehmes Wochenende!
 

Ich hoffe, wir lesen uns!
 

Eure ceres

Die schicksalhafte Begegnung

Es waren zwei Tage vergangen, nachdem sich der schwere Streit zwischen Marco und Ace ereignet hatte. Das Flaggschiff der Whitebeardpiraten ankerte nun vor einer bewohnten Insel und die Crew genoss den Landgang in vollen Zügen.
 

Der Käpt´n versuchte währenddessen auf der Moby Dick herauszufinden, was seine an Bord gebliebenen, alkoholisierten Söhne über den Vorfall der beiden Kommandanten wussten.
 

Selten war es so still auf seinem Schiff gewesen und Whitebeard empfand diese Idylle fast befremdlich. Seine selbstauferlegte Mission gestaltete sich außerdem schwieriger, als er erwartet hatte. Ringsum an Deck hatte er einige seiner nicht ganz nüchternen Söhne gefunden, doch keiner schien in der Lage zu sein, ein vernünftiges Gespräch zu führen.
 

Entweder schliefen sie und entzogen sich ihm somit oder sie waren so betrunken, dass sie kaum sprechen konnten. Trotzdem kam kein Tadel über die Lippen des großen Mannes. Er hatte mehr als nur Verständnis für diese Art der Ausschweifung, wunderte sich jedoch darüber, dass seine Söhne mittlerweile nicht trinkfest waren.
 

Enttäuscht über die ausgebliebene Informationsausbeute wollte er sich kurz zu seinem Stammplatz zurückziehen, als er bemerkte, dass Salmac etwas abseits am Heck des Schiffes saß und in die Ferne schaute. Whitebeard ging ohne zu zögern auf ihn zu. Wenn er schon keinen Erfolg hatte, würde er sich mit seinen, wie immer nüchternen, Chefarzt unterhalten. Salmac wusste weder guten Sake, Bier oder Rum zu schätzen und pochte bei Diskussionen über seinen Alkoholverzicht auf seine Verantwortung der Mannschaft gegenüber. Diese Einstellung dem Sake gegenüber war das Einzige an dem Charakter des Mediziners, das Whitebeard nicht nachvollziehen konnte - oder wollte.
 

Salmac hatte die schweren Schritte hinter sich wahrgenommen und drehte sich halb zu Pops und lächelte, froh darüber, seinen wichtigsten Patienten ohne den fast obligatorischen Krug zu sehen. Doch irgendetwas an Whitebeards Mine verriet ihm, dass ihr Gespräch nicht von belangloser Natur sein würde.
 

Pops ließ sich seufzend seitlich an Salmacs Seite nieder und lehnte sich an die Rückwand des Zwischengeschosses hinter ihm. Er schloss für eine paar Sekunden die Augen und ließ dann seinen Blick über die ruhigen Wellen gleiten, in denen sich die Sonne spiegelte.
 

„Kaum zu glauben, dass es hier so friedlich sein kann, vor allem nach den letzten Tagen, oder?“, eröffnete Salmac zwanglos das Gespräch. Unwillkürlich grinste Whitebeard, er schätzte die Weisheit und die direkte Art seines Chefarztes sehr, dem man nur schwer etwas vor machen konnte.
 

„Ich mag diese Stille nicht. Ich habe dabei ein komisches Gefühl.“, antwortete er wahrheitsgemäß und verfiel in Schweigen.
 

„Ich weiß, die Sache ist noch lange nicht geklärt. Unsere beiden Feuerteufel sind ziemlich stur und uneinsichtig.“, seufzte der erfahrene Arzt und wartete die Reaktion seines Gesprächspartners ab. Er war es gewesen, der die tiefen Wunden der beiden Streitfackeln versorgt hatte und auch er war auf eine kalte Mauer aus Schweigen gestoßen.
 

„Mir gefällt das überhaupt nicht. Sie reden nicht, fauchen sich ständig an und trotzen, wie zwei kleine Kinder.“, erbost über die Uneinsichtigkeit seiner Söhne machte sich Pops lautstark Luft. Salmac schüttelte über den temperamentvollen Ausbruch den Kopf – sein wichtigster Patient und dessen Blutdruck machten ihm auch schwer zu schaffen.
 

Vorsichtig versuchte Salmac seine Ansicht vor Whitebeard zu vertreten:

„Solange Ace seine Heißblütigkeit im Griff hat, besteht doch aber keine Gefahr. Es ist….“, weiter kam er nicht. Denn er wurde durch eine herrische Handbewegung von Pops Seite unterbrochen.
 

„Das trifft vielleicht auf Ace zu. Aber ich bin dieses Verhalten von Marco weder gewöhnt, noch hatte ich das erwartet. Ich erkenne meinen Sohn nicht wieder.“, widersprach der weise Mann und in seiner Stimme schwang ein Hauch Hilflosigkeit mit.
 

Dass Ace, bei aller Mühe, die er sich gab, seine sture Leidenschaft nicht immer kontrollieren konnte, war nichts, was er einem Achtzehnjährigen zum Vorwurf machen konnte. Doch Marco, war ein ganz andere Art Kommandant und Sohn. Niemand aus der Crew war aus Pops Sicht in der Lage dem cleveren, verantwortungsbewussten blonden Mann das Wasser zu reichen.
 

Warum hatte er ihrer Auseinandersetzung in eine blutige Schlägerei ausarten lassen?
 

Whitebeard atmete resignierend aus. Das brachte ihn nicht weiter. Doch als er Salmacs Gesichtsausdruck bemerkte, keimte ein unbestimmter Verdacht in ihm auf.

„Am besten, wir lassen sie in Frieden. Sie sind doch bestimmt selbst im Stande ihre Streitereien beizulegen.“, schlug Salmac mit einem gewissen Ton in der Stimme vor. Whitebeard runzelte daraufhin endgültig die Stirn und schüttelte vehement den Kopf. Diese Meinung konnte er einfach nicht vertreten und er versuchte weiterhin aus der Miene seines Chefarztes schlau zu werden.
 

Wusste dieser mehr über den Vorfall?
 

Pops überlegte angestrengt. Es war schwer etwas von seinem Chefarzt zu erfahren, wenn dieser nicht alles preisgeben wollte. Meist berief er sich dann bei heiklen Angelegenheiten auf seine Schweigepflicht als Arzt und Whitebeard fragte sich dann immer sarkastisch, ob Salmac auch Psychiater war.
 

Pops entschied sich dazu eine offene Frage an den Arzt zu stellen und ihm dann stückchenweise Informationen zu entlocken.

„Was hältst du von Marcos Veränderungen in den letzten Monaten?“, wollte er betont ruhig von Salmac wissen. Der Angesprochenen stutze bei dieser Gesprächsentwicklung. Seit wann interessierte man sich für seine Sicht der Dinge? Deshalb fragte er zu seiner Sicherheit noch mal nach:
 

„Antworte ich jetzt meinem Käpt´n oder einem langjährigen Freund?“
 

„Ich bitte gerade einen guten Freund um Rat“, antworte Pops wahrheitsgemäß und sah zufrieden zu, wie sich der Ausdruck in den Augen seines Chefarztes veränderte. Salmac lächelte, es tat gut, zu wissen, nicht nur als Arzt auf der Moby Dick gebraucht zu werden. Er sortierte seine Gedanken noch einen kurzen Moment, bevor er sprach:
 

„Marco hat unglaublich hohe Ansprüche an sich und seine Pflichterfüllung. Vielleicht übersteigt sein Arbeitspensum langsam seine Kräfte und er fühlt sich durch diese unverzeihliche Unzulänglichkeit minderwertig.“, begann der erfahrenen Mann seine Überlegungen offen zu legen. Doch Whitebeard unterbrach ihn mit einem Einwand:
 

„An seinen Aufgaben hat sich doch aber nichts verändert?“
 

„Das sehe ich nicht so. Immerhin hat er jetzt die Verantwortung für zwei Divisionen und einen jungen Kommandanten. Ich denke, dass er sich nach all der Zeit immer noch für Ekoyls Tod verantwortlich macht.“, widersprach Salmac und beobachtet traurig, wie sich der vergessene Schmerz über das Gesicht seines selbsternannten Vaters zog.
 

Pops überlegte . Ja, das könnte tatsächlich möglich sein, dass sich Marco die Schuld am Tod des vormaligen Kommandanten der zweiten Division gab. Ekoyl war vor fast sieben Jahren bei einer schweren Auseinandersetzung mit der Marine ums Leben gekommen und obwohl Marco selbst nicht dabei gewesen war, hatte er ihm den Befehl erteilt, zu kämpfen, wenn es nötig wäre.
 

„Es könnte aber auch sein, dass Marco es einfach Leid ist, ständig für Ace da zu sein und gleichzeitig auch noch allen anderen Aufgaben gerecht zu werden.“, löste der Arzt den Älteren aus seinen melancholischen Gedanken.
 

„Wieso redet er dann nicht mit mir? Es wäre ja nicht das erste Mal, dass wir die Aufgabenverteilung umstrukturieren müssen.“, überlegte Pops laut weiter und insgeheim fragte er sich, weshalb –
 

Plötzlich hörten die beiden älteren Männer hinter sich Rufe nach Salmac. Pops drehte sich um, der Gerufene stand sofort auf und wandte sich um. Teach kam mit einem an der Stirn blutenden, kalkweißen Birdie im Schlepptau zu ihnen gelaufen. Der Schwarzhaarige blieb direkt vor dem Arzt stehen und begann zu erklären, während Salmac die Platzwunde begutachtete und mit einem sauberen Leinentuch aus seiner Jackentasche abtupfte.
 

„Der Junge ist die Treppe vom Zwischengeschoss zum Speisesaal runtergefallen und mit dem Kopf unten aufgeschlagen. Wahrscheinlich ist er ausgerutscht.“, umriss Teach die Angelegenheit mit einer routinierten Stimme.
 

Birdie nickte nur benommen und dachte angestrengt an seinen Sturz zurück. Er war sich sicher nicht gestolpert, sondern gestoßen worden zu sein. Doch er schwieg, zu groß waren die Befürchtungen ausgelacht zu werde.
 

„Warum bist du nicht an Land, mein Sohn?“, versuchte Pops mit fürsorglicher Stimme den Jungen abzulenken. Er hatte bereits erkannt, dass die Wunde nicht tief sein konnte – da Salmac Birdie nicht zum Nähen unter Deck scheuchte – so dass das Schlimmste bereits überstanden war. Doch Birdies Gesichtsfarbe glich immer noch einem neuen Segel. Der Schiffsjunge rang um eine feste Stimme und zählte seine Pflichten des heutigen Tages auf:
 

„Ich bin mit meiner Arbeit noch nicht fertig. Nach dem Speisesaal habe ich die Vorratskammern der Küche entrümpelt und Platz für die neuen Einkäufe heute Abend gemacht. Die Duschräume im ersten Unterdeck müssen noch sauber gemacht werden…“
 

„Das hat doch bis morgen Zeit. Du solltest jetzt deinen Kopf ruhig halten und vielleicht ein wenig schlafen. Morgen kannst du deinen Ausflug machen.“, bestimmt Whitebeard, dem der kleine Kerl ziemlich leid tat. Die Lehrjahre auf einem Schiff waren nie einfach, doch auf einem Piratenflaggschiff war alles noch komplizierter. Birdie war vor knapp zwei Jahren nach einem ihrer Überfälle auf ein Handelsschiff zur Crew gestoßen. Da er von seiner eigenen Mannschaft, die in Beibooten geflüchtet war, zurückgelassen worden war. Auch Salmac nickte über den besonnen Vorschlag zustimmend und griff den Jüngeren stützend am Arm.
 

„Komm ich bring dich in deine Kajüte. Nicht das du wieder irgendwo runterfällst… Ach Birdie, weißt du worüber sich Ace und Marco gestritten haben?“, lenkte der Arzt das Gespräch auf das ursprüngliche Thema zurück, gerade in dem Moment als Pops auch Teach fragen wollte, warum er sich stocknüchtern an Bord befand.
 

Birdie schüttelte zu schnell und zu heftig den Kopf und stöhnt über die dadurch verursachten Schmerzen. Er wurde rot, als er zögernd antwortete:

„Ich hab keine Ahnung. Ace hat danach auch mit mir nicht gesprochen.“
 

Er erwartete halb, dass man ihn durchschaut hatte und er nun seine Freunde verraten musste. Doch bevor irgendjemand etwas dazu sagen konnte, schaltete sich Teach wichtigtuerisch und laut ein:

„Es ist doch klar worum es bei dem Streit der beiden ging! Um Juliette, diesem Miststück!“, er spie die letzten Wörter gerade zu aus.
 

Pops Gesichtsausdruck verfinsterte sich Zusehens, das bemerkte auch Teach und er fuhr mit einem süffisanten, plärrenden Ton fort:

„Marco wird es meinem Kommandanten übelnehmen, dass er Juliette hatte. Letztes Jahr lag sie noch in Marcos Armen. Dieses Jahr in Ace. Wer ist wohl nächstes Mal dran?“
 

„Ganz bestimmt nicht du!“, giftete zu aller Erstaunen Birdie heftig zurück und keuchte wieder, als seine pochenden Schmerzen zurückkamen.
 

Salmac zog sanft am Arm seines Patienten und versuchte sich und den Jungen aus der Schusslinie zu ziehen. Er hatte gehofft, Pops durch eine weitere Meinung abzulenken. Denn auch er hegte einen bestimmten Verdacht, was vorgefallen war. Jedoch hatte Teach, dieses unsensible, dreckige Walross, einen wichtigen Punkt ins Spiel gebracht, zu dem Salmac unter keinen Umständen Stellung nehmen wollte. So unauffällig, wie möglich zog er Birdie unter Deck und ließ Teach, der unter Pops mörderisch strengen Blick zur Salzsäule erstarrt war allein…


 

Zur gleichen Zeit…
 

…stampfte Marco allein und missmutig am Strand der Insel entlang. Schon lange war das Getümmel des Hafenstädtchens hinter ihm verebbt. Er hatte sich aus der Gesellschaft seiner Freunde losgesagt und war einfach am Ufer entlanggegangen. In seinem Inneren tobte ein erbitterter Kampf und seine Kräfte verließen ihn langsam, dessen war er sicher und zu all dem war er das so leid.
 

Er versuchte durchzuatmen und ließ seinen Blick zur Ablenkung über die Landschaft vor ihm schweifen. Doch das Bild, das sich mit seinen Treibholz und Seetang übersäten Strand bot, trug nicht zu seiner Beruhigung bei. Marco verfluchte sein Schicksal, dass ihn schon wieder in eine so bedeutungsschwangere Situation geführt hatte. Hier sah es fast so aus, wie am Strand auf Tyross, dem Ort an dem er mit Ace zum ersten Mal –
 

Mit aller Macht kämpfte Marco gegen die Erinnerung an dieses heiße Erlebnis an. Ein weiteres Mal die süßen Qualen in Gedanken zu erleiden, hatte ihm gerade noch gefehlt. Doch der Übermacht seiner Kontrahenten war er nicht gewachsen und die blauen Flammen triumphierten erneut über seine Vernunft. Marco sank auf die Knie und versuchte verzweifelt an etwas Anderes zu denken.
 

Es war zu spät.
 

Die Welle der Erinnerungen spülte über ihn hinweg und er begann sich zu fühlen, wie eines dieser schwarzen, verrottenden Treibholzstücke rings um. Der Blonde erlangte nun doch ein Bisschen seiner Fassung zurück und begann zum wiederholten Male das Geschehene zwischen Ace Genesung nach seiner Vergiftung und ihrer verbotenen Nacht auf Tyross zu revidieren.
 

An Ace Krankenlager damals war es Marco sehr schwer gefallen all seine Empfindungen und vor allem die Verwirrung darüber zu verbergen. Es war ihm erschienen, als würde der Junge seine dicken

Selbstschutzmauern, wie Papier, immer aufs Neue nieder fackeln und Marco schutzlos bloßstellen. Der Blonde hatte sich noch nicht einmal getraut mit dem Flammenbändiger zu reden, zu groß waren die Befürchtungen gewesen, dass Ace ihn und seine Schamesröte durchschauen oder doch über das kleine Kussexperiment Bescheid wissen würde.
 

Der Kommandant der ersten Division war sich zu diesem Zeitpunkt todsicher gewesen, nun endgültig den Verstand zu verlieren. Er hatte sich von Ace und seiner unsichtbaren, rücksichtslosen Anziehung

weggesehnt. Doch, nachdem Salmac ihn seiner Pflicht entbunden hatte, hatte er seine vollständige mentale Kraft aufbringen müssen, um sich reaktionslos aus Ace Kajüte zurückzuziehen.
 

Trotzdem hatte er die schmerzende Enttäuschung in Ace Augen gesehen, als er grußlos das Zimmer verließ. Die Erkenntnis, dass er den Jungen verletzt haben könnte, hatte daraufhin tiefe Wunden in sein Gewissen gestochen. Doch die absolute Vernunft hatte ihn als Narren beschimpft und gezwungen zu Pops zurück zu gehen, um die ausstehende Strafpredigt zu empfangen.

Doch entgegen all seiner Erwartung war diese ausgefallen.
 

Pops war sehr erleichtert darüber gewesen, dass Ace bald wieder genesen würde und kein anderer seiner Söhne in Gefahr schwebte, dass er Marco weder bestraft noch zurecht gewiesen hatte. Zumindest war das noch immer die Theorie des Blonden, der sich absolut nicht vorstellen konnte, dass Pops niemals böse auf ihn, sondern einfach nur über das Wohlergehen seiner Söhne besorgt gewesen war und dass das eigene Temperament seines Vaters den Anfall ausgelöst hatte. Einzig den Rat die Aufgabenverteilung bei Ausfall eines Kommandanten zu überdenken, hatte Pops Marco auf den Weg gegeben und bevor das das Thema auf die Sakevorräte der Moby Dick wechselt hatte.
 

Plötzlich war alles so wie immer gewesen:
 

Die Routine seiner Pflichten zwang Marco in sein ursprüngliches, autoritäres Verhalten. Doch seine

Gedanken kreisten immer mehr um Ace, seinen Körper, seinen Geruch, den Kuss an Deck und in der Kajüte und so eroberten seine Erinnerungen nicht nur seine erregenden Träume sondern auch sein Bewusstsein.
 

Marco hasste sich fast dafür, so zu fühlen und hätte sich lieber im Meer ertränkt, als sich einzugestehen, warum er so empfand. Immerhin kannte er die Konsequenzen, die aus blinder Schwärmerei resultierten und abgesehen davon, konnte er nicht glauben, dass Ace etwas Ähnliches empfinden könnte, noch dass es selbst in seinen kühnsten Träumen für sie ein gutes Ende nehmen würde.
 

Denn „Nakama sind unantastbar“ galt in jedem Augenblick für jeden von ihnen und zerstörerische Zweisamkeit wurde nicht toleriert, aber das mystische Feuer ignorierte alle Einwände und schürte die Hoffnung, dass es für sie beide - Marco und sich – eine gute Lösung geben würde.
 

Jedoch wurde er ständig in seinen schwärmerischen Grübeleien unterbrochen. Die Mannschaft belastete ihn mit jedweder Kleinigkeit und er sehnte sich immer mehr nach Ruhe und Abgeschiedenheit, dass er gar nicht wahrnahm, wie ruppig er sich seinen Nakama gegenüber verhielt. Jozu und Vista löcherten ihn zu dem noch mit Fragen, was mit ihm los sei und versuchten ihn in Diskussionen zu verwickeln. Einzig Thatch machte den praktischen und eigentlich begrüßungswerten Vorschlag, dass er doch ein wenig Druck abbauen könnte. Nur dachte sein Freund zu Marcos Leidwesen dabei an eine Krankenschwester - nicht an ihren kleinen Feuerspeier.
 

Als sie endlich Tyross erreichten, konnte es der Kommandant der ersten Division kaum erwarten sich dem Trubel des Festes zu Ehren ihrer Crew zu entziehen und ein wenig ungestört zu sein. Gerade in dem Moment, als er sich von seinen Freunden lösen wollte, kamen einige befreundete Inselbewohner, um ihn zu begrüßen und luden ihn zu Sake und den vielen vorbereiteten Köstlichkeiten auf den Festplatz ein.
 

Akzeptiert zu werden, wie man war, selbst mit all den verborgenen Sehnsüchten, war ein herrliches Gefühl und so ließ sich Marco für den restlichen Tag auf die Unmengen an Alkohol ein.
 

Trotz der fantastischen Stimmung am Abend auf dem Fest, dass sich mehr und mehr zu einem Gelage

wandelte und dem herzlichen Willkommen fühlte sich Marco mit der Zeit einsam. Zwar saßen sowohl Jozu als auch Vista in seiner Nähe am Lagerfeuer und hatten ihn zum Kartenspielen eingeladen, doch der Wunsch nach Abgeschiedenheit, um für ein paar Stunden seinem tristen Alltag zu entgehen, war zumindest momentan stärker, als seine Loyalität seiner Freunde gegenüber. Er verabschiedete sich mit seinem großen, vollen Sakekrug unter dem Vorwand nach Thatch zu suchen und marschiert nicht mehr ganz so steif und gerade in Richtung Dunkelheit.
 

Nach einer Weile gelangte er zum Strand und genoss den Klang der See, deren Wellen am Ufer verebbten. Seine mystische Aura erhellte die Umgebung um ihn, ohne dass die Flammen aus seiner Haut leckten. Nun endlich allein mit seinen Gedanken und seinem Alkohol kam er sich leider noch schäbiger vor. Marco setzte sich auf eines der angespülten Holzstück, überließ sich seinem Selbstmitleid und sehnte sich nach einem winzigen Stückchen Glück.
 

Vielleicht waren Stunden vergangen oder Minuten, das konnte der Blonde am nächsten Tag nicht mehr sagen. Denn plötzlich spürte er hinter sich die vertraute und mittlerweile gefürchtete Präsenz von – Ace.
 

Der junge Mann stand unsicher in ein paar Schritten Entfernung und schien nicht den Mut aufzubringen näher zu kommen. Ace Gesicht konnte Marco nicht sehen, doch er hörte das Zittern in seiner Stimme, auch er war wohl nicht mehr ganz nüchtern.

„Vize. Es tut mir leid, aber ich…“, stammelte der Jüngere verlegen und holte Luft.
 

„Es tut mir leid, dass du so viel Ärger mit mir hattest. Ich wollte doch nicht, dass du Probleme wegen mir bekommst. Kann ich es irgendwie wieder gut machen, damit du mich nicht mehr ignorierst?“, sprudelte es plötzlich aus dem Mund seines Schützlings, der den Anschein machte, alles was er auf dem Herzen hatte, schnellst möglich herausbringen zu wollen.
 

Marco tat es in der Seele weh, zu hören, dass sich Ace so große Vorwürfe machte und es tat ihm leid für diesen Kummer verantwortlich zu sein. Ace hatte ihn mit seinem Titel angeredet. Das versetzte Marco plötzlich in die Lage zu begreifen, wie demütig dem kleinen Flammenwerfer zu Mute war.
 

Auf einmal hatte er nur noch das Bedürfnis den Jungen aufzumuntern und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Seine Vernunft warnte ihn, dass seine Angetrunkenheit seine autoritäre Hemmschwelle untergrub, aber er reagierte darauf nicht. Sein Ansehen bei Ace war ihm zu wichtig. Die blaue Flammenkreatur wurde mit jedem weiteren Zentimeter Nähe unruhiger und verstärkte das Glühen seiner Haut, verzehrte sich danach, Ace Gesicht zu sehen und dichter an der zügellosen Naturgewalt zu sein.
 

Er sah Ace ersten Impuls zurück zu weichen.
 

Hatte der Junge so viel Angst vor seiner Reaktion? Warum? War er so verletzt?
 

Die Distanz, die Marco zwischen sie gebracht hatte, war purer Egoismus. Er ertrug die köstlich qualvolle Nähe der Feuerfaust nicht mehr. Er hatte all seine Mentorenpflichten übergangsweise an Jozu übertragen und seit Ace Erwachen aus dem Giftschlaf, für knapp zehn Tage, nicht mehr mit ihm gesprochen.
 

„Sei bitte nicht…“, verzweifelt begann der Junge erneut zu sprechen, wurde jedoch von der beherrschten, ruhigen Stimme Marcos unterbrochen.
 

„Ace, ich bin nicht böse auf dich.“, der blonde Kommandant sah die Erleichterung in den unergründlichen Augen seines Gegenübers und er war sich sicher, trotz des blauen Schimmers, zu sehen, wie Ace aus Verlegenheit rot wurde. Dieser Gedanke amüsierte ihn so sehr, dass er lachen musste.
 

Nur missverstand der Jüngere die Geste und ein bitterer Ausdruck legte sich über sein Gesicht. Erschrocken über die Reaktion trat Marco noch ein Stück auf Ace zu und fixierte dessen Augen mit seinen, ließ es nicht zu, dass sein Gegenüber ihm auswich.
 

„Hör mir zu. Es tut mir leid, dass ich dich so behandelt habe. Ich habe nicht erwartet, dass es für dich eine so große Rolle spielt, wer dir noch ein bisschen hilft. Du brauchst doch eigentlich keine Hilfe mehr.“, sanft sprach er, nicht ohne Stolz, seine ehrliche Meinung über Ace Kommandantentätigkeit aus und kämpfte gleichzeitig mit dem Verlangen, seinem Schützling noch näher zu sein oder sich in seinen Augen zu verlieren.
 

„Aber ich dachte,…Thatch hat gesagt, dass du…“, nuschelte Ace perplex, der etwas länger brauchte, um zu begreifen, welches große Lob und Vertrauen ihm durch seinen Vorgesetzten zu Teil wurde. Er kam sich dabei wahrscheinlich ziemlich kindisch vor, mutmaßte Marco verständnisvoll.
 

„Kleiner, vergiss das Kompasshirn!“, erwiderte Marco freundlich und bestimmt. Er war fast gerührt, dass sich Ace so um ihre – ja, was hatten sie eigentlich? – Kameradschaft sorgte. Ohne auch nur über die Konsequenzen nachzudenken legte Marco, gefangen in Ace Augen und in der Situation, eine Hand auf Ace nackte Schulter.
 

Mit der darauffolgenden Reaktion hatte keiner von beiden gerechnet. Der kribbelnde leichte Stromstoß, der wie schon einmal, von der Berührungsstelle durch Marcos Körper fuhr, erfasste auch Ace, der scharf einatmete. Ihm wurde schwindlig, als eine Art fremde Hitze ihn überkam. Sein eigenes erwachtes Feuer drängt ihn plötzlich voller Sehnsucht zu Marco und erhellte seinen Körper mit einer eigenen orangeroten Präsenz.
 

Er kannte dieses verlangende Gefühl nicht, das ihn seinen Verstand entzog. Sein ganzes Sein schrumpfte zu einem einzigen Wunsch zusammen, Marcos Lippen auf den seinen zu kosten. In den Augen des Blonden erblickte Ace den gleichen, verzweifelten Hunger und diese Bestätigung verlieh ihm den Mut eine Hand an Marcos Wange zu legen. Ein weiterer bittersüß kribbelnder Strom ging von der neuen Berührung aus und bündelte die Anziehung und Leidenschaft der beiden in ihrer Brust.
 

Marco war sich bewusst, was in diesem Moment das Richtig wäre, doch er entschied sich entgegen aller Vernunft, dank seiner mystischen Flammenkreatur, für den selbstsüchtigen Weg. Vorsichtig neigte er seinen Kopf in Ace Hand und näherte sich langsam dessen Lippen, bis auf einen winzigen Abstand. Der leicht rauchige Atem des Jungen raubte Marco fast das letzte Stück Selbstbeherrschung, doch die Qual währte nur für einen kleinen Moment. Denn Ace zügelloses, alles verzehrendes Feuer übernahm das Handeln für den jungen Kommandanten und versiegelte die dargeboten Lippen sanft.
 

In Ace breite sich eine angenehme, aufregende Wärme aus und gab ihm ein unglaubliches Gefühl von Sicherheit. Er spürte nun auch wie Marcos Mund sich vorsichtig gegen seinen bewegte und eine neue Welle erregender Schauer ging durch seine Körper. Einem schwachen Instinkt folgend, passte er sich zögernd diesem aufregenden Spiel an und verlor sich in dem Genuss des fremden Gefühls.
 

In Marcos Kopf drehte sich alles. Das hier war viel zu herrlich, als das er die Kraft aufbringen konnte,um es zu beenden. Ace Atem, sein Geschmack und die unschuldige Art mit der er den Kuss erwiderte fühlten sich so fantastisch an, dass das mystische Feuer ihn nicht einmal antreiben musste. All das setzte ihn in noch größere Flammen und wie von allein legte sich sein freier Arm besitzergreifend um Ace Hüfte und zog ihn ganz an seinen Körper.
 

Dem Jüngeren entwich ein erschrockenes, leises Keuchen und Marcos Zunge strich sogleich liebevoll über die nun leicht geöffneten Lippen. Ace Hand, die bis eben an der Wange des anderen gelegen hatte, legte sich auf dessen muskulöse Brust und er spürte, dass das Herz des blonden Kommandanten genauso heftig gegen seinen Brustkorb schlug, wie auch sein eigenes. Ganz vorsichtig taste sich seine Zunge zu der fremden, warmen und feuchten Präsenz, die sanft seinem Mund liebkoste…
 

Ace Blut begann bei jeder neuen Berührung zu kochen und er hatte das Gefühl, dass sein ganzes Bewusstsein sich plötzlich auf das heftige, schwere Pochen seiner Lenden und das fremdartige, angenehme Necken Marcos Zunge konzentrierte.
 

Der Blonde fühlte sich so erregt und gleichzeitig so ohnmächtig, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Er hungerte nach jeder neuen Berührung und nach Ace – er wollte jede Faser des jungen Körpers erkunden, anfassen, streicheln und schmecken!
 

Diese Nacht würde die ihre sein, dessen waren sich die beiden Kommandanten nur zu bewusst.
 

~~~~~~~
 

Ende Kapitel 13
 

Hallo meine wenigen treuen Leser,
 

Danke, dass ihr euch noch immer so lieb um mich kümmert!
 

Wie hat euch dieses Gegenwartskapitel gefallen?
 

Wollt ihr wissen, was die beiden noch so angestellt haben in der fraglichen Nacht?
 

Wenn ja, wird sich ein Adultteil in der übernächsten Woche sicherlich nicht vermeiden lassen. ;-)
 

Ich freu mich auf euer Feedback!
 

Eine schöne Woche wünsch ich euch allen.
 

Liebe Grüße
 

Eure ceres

Eine unvergessliche Nacht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Mann sein - Eine Einführung

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Das konsequenzlose Glück

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Träumerische Realität

Es herrschte noch immer Nacht auf Tyross. Unbehelligt von jedweden Störungen lagen die beiden, erschöpften Kommandanten schlafend beieinander.
 

Marcos unbewusster Griff um Ace Körper war noch immer fest, fast schon verzweifelt. Nach und nach öffneten sich die Augen des blonden Mannes und holten ihn so vollends aus seinem kurzen, tiefen Schlaf zurück.
 

Eine bleierne Müdigkeit hatte ihn vorhin viel zu schnell übermannt, als dass er sich hätte wehren können. Doch nun war er sehr dankbar, dass er noch nicht mal die Dämmerung am Himmel erahnen konnte. Jedoch war der Mond schon ein gutes Stück gewandert, so dass ein neuer Tag bereits angebrochen sein musste, vermutete der Vizekäpt´n der Whitebeard Bande.
 

Als eine leichte Brise über ihn strich, bemerkte Marco, dass er trotz der kühlen Nachtluft schwitzte und ihm wurde schlagartig bewusst, warum es so war. Ace lag mit seinem gesamten Oberkörper auf Marcos Brust in seinen Armen und ein Bein lag quer über denen des Blonden. Der Junge schnarchte leise. Der regelmäßiger Atem auf Marcos Haut und die ungewöhnliche Hitze seines Schützlings trieben ihm die Röte ins Gesicht zurück. Entgegen jeder Erwartung schlich sich ein liebevolles Lächeln auf die Lippen des blonden Kommandanten. Es war so schön die Nähe des Jüngeren zu genießen.
 

Die blaue Flammenkreatur räkelte sich zufrieden und selbstgefällig in Marcos ruhigem, entspanntem Inneren. Sie erwartete, nein, sehnte sich nach lobender Bestätigung durch ihren Meister. Schließlich hatte sie ihn überzeugt und ihm wieder gezeigt, wie schön das Zusammensein mit einer anderen Person sein konnte. Außerdem war sie sicher, dass - und das war definitiv das wichtigstes von allem:
 

Marco nichts zu bereuen hatte – es würde keine Folgen geben.
 

Für einen kleinen, süßen, schwachen Augenblick gab sich Marco dieser utopischen Vorstellung hin - bis seine Vernunft den richtigen Moment gekommen sah, um ihn mit aller Macht mit seinen Fehlern zu konfrontieren und zurechtzuweisen!
 

Egal, wie sehr Marco sich dagegen sperrte, die unwiderlegbaren, bitteren Fakten prasselten auf ihn ein und trieben ihn schutzlos zurück in seine eigene Dunkelheit. Ohne es selbst zu spüren, krallten sich seine Hände Halt suchend und besitzergreifend in Ace Schulter und Arme. Doch es gab nichts, was den Vizekäpt´n nun vor seiner absoluten Rationalität schützen konnte.
 

Er hatte seine eigenen Prinzipien und Regeln missachtet und verhöhnt. Er hatte seinen Vater verraten. Wie viel konnte er wert sein, wenn er dazu in der Lage war, für ein paar schöne Stunden alles aufzugeben und der wichtigsten Person in seinem jetzigen Leben in den Rücken zu fallen?
 

Ace war viel zu jung und unerfahren, um zu überblicken oder gar zu begreifen, was sie taten. Ihn traf keine Schuld. Marco allein hatte ihn zu sich gezogen, ihn nicht von sich gewiesen – er hatte ihn geküsst und die Unerfahrenheit ausnutzend den Körper des sommersprossigen Kommandanten erobert.
 

Wütend schrie der Blonde in Gedanken seiner unerbittlichen Vernunft entgegen, er hatte Ace nicht benutzt – er würde dem Jungen nie etwas antun. Niemals hatte auch nur geahnt oder gedacht, wie stark die Anziehung, das Verlangen ihrer Feuer werden konnte oder gar, dass es seinem Schützling ähnlich ergehen würde. Plötzlich mischte sich auch der erboste Feuervogel ein, platzierte sich schützend zwischen Marco und den Angriffen. Sie konnte jedoch die vernichtenden Worte nicht von Marco fernhalten.
 

„Das ist dein Problem, Dummkopf! Du denkst nicht mehr nach, sobald der Junge auch nur in Sichtweite ist.“, schimpfte die schneidende Stimme, die mittlerweile sachlicher wurde. Sie ermahnte ihn zu überlegen, was er alles angerichtet hatte.
 

Er hatte den Hunger und die Leidenschaft des jungen Feuerbändigers für sein blaues Element entfacht, dabei sollte der Junge doch in den Armen eines Mädchens Befriedigung finden. Wahrscheinlich würde Ace das nun nie mehr können. Keine Art der Ekstase würde jemals annähernd so berauschend, perfekt und allumfassend sein, wie mit dem anderen Feuer. Geschockt stoppte Marcos Gedankenfluss und fragte sich:
 

War das tatsächlich die Wahrheit?
 

Hatte diese einmalige Lektion für Ace diese Konsequenzen?
 

Ace hatte ihn im Fieberwahn doch auch geküsst?
 

Außerdem hatte der Junge doch selbst zu gestimmt, dass alles zu tun!
 

Er war doch nicht gezwungen worden!
 

Hatte der egoistische Vizekäpt´n so viel zerstört?
 

War Ace für immer dazu verdammt, die Regeln ihres Vaters brechen zu müssen, um Befriedigung seiner jugendlichen, feurigen Gelüste zu finden?

Langsam begriff Marco, was er getan hatte und er schämte sich dafür, nicht stark genug gewesen zu sein, um wenigstens den Jungen zu schützen. Denn insgeheim hatte er sich unerträglich nach dem draufgängerischen Nachwuchskommandanten gesehnt. Es war so lange her, dass ihn jemand so fasziniert und angezogen hatte, der aber gleichzeitig auch so verboten war.
 

Jetzt kannte Marco die sengende Lust und das sündige Verlangen, die eine einzige harmlose Berührung oder ein unschuldiger Kuss mit dem jungen Mann auslösen konnte. Das war viel mehr, als er sich erträumen durfte. Doch nun war er darauf vorbereitet und würde es nie wieder zu lassen. Es würde keine Wiederholung geben. Das brauchte es auch nicht, denn Marco war zuversichtlich ab jetzt mit seinen Gefühlen umgehen zu können.
 

In dem er diesen Entschluss fasste, zog sich der sonst so vorlaute, unzähmbare Phönix zurück und auch die Vernunft schwieg zufrieden. Sein Verstand und sein Herz verschmolzen wieder zu einem Wesen. Der Blonde öffnete die unwillkürlich geschlossenen Augen und kehrte in die schmerzliche Realität zurück.
 

Ace schlief noch immer den Schlaf der Gerechten, manchmal rieb er sich unbewusst an Marcos Brust, als wolle er jeglichen Abstand zwischen ihnen minimieren. Hart traf den Vizekäpt´n die Erkenntnis, dass er mit seinen Vermutungen Recht haben musste. Der Junge würde sich verlieren, wenn er aufwachte und begriff, was sie getan hatten oder - und dies war fast noch wahrscheinlicher – würde Marco verabscheuen und an seine Nakama sowie Pops ausliefern.
 

Ein letztes Mal für diese Nacht mischte sich der blaue Flammenvogel beschwichtigend in die Gedankengänge des Älteren. Der Junge respektierte ihn zu sehr, um ihn zu verraten und seine Affinität durch das Feuerelement würde ihm das auch verbieten. Doch andererseits, warum sollte Ace wissen, was passiert war, wenn er erwachte?
 

Ungläubig schüttelte Marco den Kopf und hasste das Gefühl des Sandes, der überall auf seiner Haut klebte. Sie hatten so sehr geschwitzt, dass die Spuren ihrer heißen Nacht sich sichtbar an ihren Körper hafteten. Genau das war aber der Punkt, flüsterte der intrigante Vogel in Marcos Kopf.
 

Woher sollte der Junge etwas wissen, wenn es keine Spuren gab?
 

Er war betrunken zu Marco gekommen.
 

Außerdem litt er an so lebhaften Träumen, die ihn sogar veranlasst hatten das Deck anzuzünden.
 

Während der Phönix seine Überlegungen preisgab, keimte in dem Blonden eine Art Hoffnung, das Geschehene ungeschehen machen zu können und Ace vor ihm zu beschützen. Zu guter Letzt kam dann noch das unschlagbare Argument, der sonst so nervigen Narkolepsie hinzu.
 

Nun lächelte der Vizekäpt´n wieder. Es gab also doch eine Möglichkeit, die Situation zu retten. Er konnte zwar sein schlechtes Gewissen nicht überwinden, aber er könnte Ace von all den Abgründen fernhalten, in deren Gefahrenbereich er ihn gebracht hatte.
 

Doch jetzt galt es zu handeln, bevor der Junge erwachte, um alle Hinweise zu beseitigen. Also begann Marco sich vorsichtig und langsam aus Ace Umklammerung zu lösen. Behutsam schob er sich unter dem Jüngeren weg. Gerade als er Ace Kopf in den Sand legte, spürte er, wie ein kleines Rinnsal an der eigenen Haut entlang glitt. Ace hatte ihn im Schlaf an gesabbert.
 

Der Phönix zischte verärgert über diesen Frevel, aber Marco lächelte nur. Stumm betrachtete er den zufrieden Schlafenden und hasste sich plötzlich dafür, den perfekten Körper vor sich entweiht zu haben. Die Spuren aus Sand und ihrer Leidenschaft klebten an Ace Unterleib und an der Körperrückseite. Marco überlegte Ace mit seinem eigenen Hemd zu säubern, entschied sich aber dagegen, da dies wahrscheinlich zu lange dauern würde. Kurzer Hand entschloss er sich den jungen Mann im Meer zu baden und zog sowohl die Hose, als auch die Shorts von den Beinen des anderen.
 

Sanft schob er seine Arme unter Ace Schultern und Knie, bevor er ihn hob hoch. Natürlich hatte er erwartet, dass der Junge schwer sein würde, aber er war trotzdem überrascht, wie groß das Gewicht des Jüngeren war. Andererseits, wenn man so viel Fleisch verschlang, wie die kleine Wunderkerze, konnte man auch kein Fliegengewicht sein.
 

„Es ist das Beste für Ace“ war der einzige Gedanke an den sich Marco klammerte, als er den Jungen im Meer badete. Ace Schlaf war so fest, dass er bei Kontakt mit dem salzigen Wasser nur etwas zuckte. Trotzdem war es sehr anstrengend für Marco diese eigentlich leichte Aufgabe zu erfüllen. Das Meer schwächte den ohne hin schon müden Kommandanten, aber am Schwersten war es seine sündigen Gedanken im Zaum zu halten. Er ignorierte seine Trauer über sein kurzes, vergängliches Glück und die Scham noch immer das sehnende Verlangen für Ace bei jeder Berührung zu spüren.
 

Wie in Trance vollzog der Blonde vorsichtig und fast zärtlich das Bad des anderen, wie ein Ritual, um ihn von ihrer Sünde zu befreien. Es tat bei allem Schmerz auch gut einen Abschluss für diese verbotene Nacht zu finden. Als Marco mit seinem Werk zufrieden war, zog er seinen Schützling wieder an und legte den noch immer schlummernden Körper in den Sand zusammen mit dem mittlerweile leeren Sakekrug.
 

Schweren Herzens zog er sich dann von ihm zurück und ging erneut zum Fest, das noch in vollem Gange war. Es wurde gegröllt, gesungen, getrunken, getanzt und jeder Unterhaltung nach gegangen, die zu einem ausgiebigen Gelage dazu gehörte. Zunächst setzte er sich zu Thatch und betrank sich so sehr, wie schon seit Jahren nicht mehr.
 

Seinen Kammeraden sagte er, dass er zuerst mit Jozu und Vista Karten gespielt hatte. Nachdem Thatch sich mit einer hübschen Frau – Marco war sich nicht mal mehr sicher, ob sie eine Inselschönheit oder eine Krankenschwester war – ein ruhigeres Plätzchen gesucht hatte, suchte der angetrunkene Vizekäpt´n seine beiden Freunde wieder auf.
 

Das Kartenspiel oder eher die vielen Partien waren scheinbar an den sonst so unscheinbar erscheinenden Jozu gegangen. Denn der Schatzmeister saß grinsend vor einem Haufen Gold und Münzen, während Vista mit einem trübseligen Blick einen Becher Sake nach dem anderen leerte. Marco machte es sich neben ihnen bequem und beschwerte sich lauthals, dass sich Thatch immer wegen irgendwelchen Weibern aus der Gesellschafft befreite. Die beiden nickten zustimmend und das war für die Drei Grund genug weiter zu trinken, bis die ersten Sonnenstrahlen am Horizont zu erahnen waren.
 

~*~*~*~*~*~*~
 

Ace erwachte, als die Sonne schon fast im Zenit stand und ihn blendete. Irgendetwas hatte ihn geweckt. Ja, da hörte er die Stimme wieder, die ihn rief. Er setzte sich auf und sofort begann es in seinem Kopf protestierend zu hämmern. Verdutzt blickte er sich um. Er war am Strand.
 

Warum eigentlich?
 

Ach ja, sie waren am gestrigen Nachmittag bei Tyross vor Anker gegangen und hatten ausgiebig gefeiert. Er hatte Marco die ganze Zeit beobachtet und sich gefragt, was er tun könnte, um die Meinung seines Vorgesetzten über ihn zu verbessern. Schließlich hatte er mit jedem neuen Schluck Alkohol genug Mut gefasst, um sich den unnahbaren Marco zu stellen. Ace war betrunken seinem Vizekäpt´n gefolgt und hatte sich für die durch ihn verursachten Probleme bei ihm entschuldigt, oder nicht?
 

Ganz so klar erschienen die Erinnerungen an die Begegnung des sommersprossigen Kommandanten nicht mehr. Denn es mischten sich plötzlich aufregende Bilder in seinen Gedankenfluss: nackte Haut, begehrenswerte Lippen, hungrige Augen und Marcos unbeschreibliche Aura. Sofort trieb es die Röte ins Gesicht des jungen Mannes, der verzweifelt versuchte zwischen Traum und Realität zu unterscheiden. Seine Kopfschmerzen halfen nicht dabei seine Überlegungen zu erleichtern.
 

Denn aus irgendeinem Grund beschlich ihn das unheimliche Gefühl, dass die erregenden und kompromittierenden Bilder echt waren und keine träumerischen Gebilde seiner im Alkoholrausch gefangenen Fantasie. Andererseits, wie konnte das denn wahr sein? Als würde Marco sich jemals zu so etwas hinreißen lassen.
 

„Was stimmte nur nicht mit mir?“, fragte sich der schwarzhaarige Feuerbändiger nervös. Er sollte sich keineswegs so fühlen und sich wünschen, dass dieser sündige Traum echt war. Trotz der Zweifel und der verbotenen Unmöglichkeit war der feurige Teil von ihm, davon überzeugt, dass alles genauso stattgefunden hatte.
 

Doch obwohl Ace seinem Instinkt sonst blind vertraute, der so oft schon Kontrolle über ihn erlangt hatte, glaubte er seiner Vernunft und seiner ehrfürchtigen Meinung zu Marcos Wesen mehr. Seine Gedanken wurden jedoch jäh unterbrochen, als sich ein Schatten über ihn legte. Ace blickte auf und sah erschrocken in zwei amüsierte blauen Augen, die in fixierten und neuerliche Erinnerungen auslösten.
 

Mit hoch rotem Gesicht, starrte er in die ebenmäßigen Gesichtszüge seines Vorgesetzten an und rührte sich nicht. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn beim bloßen Anblick des anderen und eine Art Aufregung strömte durch seinen Körper.
 

„Na, immer noch nicht ausgeschlafen, Kleiner? Du reagierst nicht mal, wenn man dich ruft“, fragte und neckte der Blonde unbestimmt lächelnd und kniete sich vor Ace.
 

„Die Bewohner von Tyross haben uns um Hilfe für verschiedene Sachen gebeten. Für heute Abend ist ein großes Lagerfeuer geplant und da wäre es gut, wenn du dich mit kümmern würdest.“, stellte Marco fest und registrierte peinlich berührt die unsicheren Gesten des nickenden Jüngeren. Er schien sich leider an irgendetwas zu erinnern, sonst würde er nicht so unruhig reagieren. Seine allgegenwärtige Vernunft empfahl Marco nicht darauf zu reagieren, sondern nur ihre beseitigte Meinungsverschiedenheit anzudeuten.
 

„Kommst du mit etwas essen oder willst…“, weiter kam der blonde Kommandant nicht.
 

„Was haben wir gemacht?“, flüsterte der Junge vor ihm leise und sah ihn erwartungsvoll an.
 

„Na was schon. Wir haben geredet, dass du nichts Falsches getan hast. Dann hast du deinen Krug geleert und bist eingepennt!“, erklärte der Gefragte leicht hin, zeigte auf den Becher und hoffte inständig, seine eigene Unsicherheit geschickt überspielen zu können. Er sah dem verwirrten dreinschauenden Jungen an, dass er diese Erklärung nicht einordnen konnte.
 

Ace überlegte fieberhaft, nach der Erinnerung an einen narkoleptischen Anfall.

Die Schwärze, die in diesem Fall seinen Geist überspülte, war sonst so präsent, dass er beim Aufwachen wusste, was geschehen war. Die Bilder, nein, ganze Erinnerungsfetzen mit erregenden Streicheleinheiten und peinlichen Zwischenfällen überkamen ihn und er überlegte unwillkürlich, warum er sich selbst im Traum so ungeschickt angestellt hatte.
 

Nachdenklich betrachtete er den Blonden und sein Blick blieb an dem widerspenstigen Gliedergürtel und Marcos Schritt hängen. Plötzlich spürte Ace, wie sich eine bedeutungsvolle Erkenntnis in seinem dröhnenden Kopf formte und sogleich konfrontierte er seinen Gegenüber damit.
 

„Warum ist deine Hose so dreckig?“, fragte er verwirrt. Marco war doch sonst penibel ohne Ende, was Ordnung und Sauberkeit betraf. Er ging doch sogar regelmäßig duschen. Ace fand das ja schon immer übertrieben, schließlich hatte er seine Kindheit ohne diesen überflüssigen Luxus erlebt. Außerdem war Wasser für ihn persönlich im Allgemeinen etwas suspekt.
 

Sein Vorgesetzter reagierte nicht auf die Frage, sondern lächelte nur schief und ging etwas gehetzt in Richtung Festplatz zurück. So überließ er Ace seiner selbst und allein mit den ganzen unbeantworteten Fragen, die sich in seinem Kopf bildeten.
 

Als Ace schließlich aufstand, bemerkte er, dass seine Schulter schmerzte. Also besah er sich die schmerzenden Stellen und grübelte:
 

Warum hatte er das unbestimmte Gefühl, dass Marco etwas verbarg?
 

Woher kamen die Striemen an seiner Schulter und seinen Arme?
 

Warum fand er später in seiner Hose Seetangreste anstatt von Sandkörnern?
 

Ace konnte sich keinen Reim darauf machen und die Wahrheit sollte er erst viel später erfahren.
 

Zur gleichen Zeit wähnte Marco den Jungen und sich in Sicherheit. Sie waren es auch sicherlich für diesen Augenblick.
 

Doch was der blonde Mann nicht vorausahnen konnte - war das Fieber.
 


 

Ende Kapitel 17
 

~~~~~
 

Hallo meine lieben Leser,
 

ich habe mich sehr über euer tolles Feedback gefreut und habe mir auch Mühe gegeben, so schnell wie möglich wieder zu updaten. Ich hoffe sehr, dass ich das nun auch wieder alle 14d tun kann.
 

Das Kapitel ist absolut nicht das, was ich geplant hatte. Andererseits ist vielleicht besser zu verstehen. ;-)
 

Ich hoffe, wir lesen uns bald wieder!!!! :D
 

Viele Grüße
 

Eurer ceres

Verdacht und Erkenntnis

Zurück in der Gegenwart.
 

Auf der Moby Dick hatte sich die Stimmung trotz Sonnenschein merklich abgekühlt. Nachdem Salmac und Birdie längst unter Deck verschwunden waren, kämpfte Whitebeard noch immer mit seiner überschäumenden Wut.
 

Er hatte den verstört dreinblickenden Teach wortlos stehen gelassen und sich zu seinem Stammplatz in der Mitte des Hauptdecks zurückgezogen.
 

Seine aufgewühlten Gedanken kreisten noch immer um das eben Geschehene. Bei aller Nachsicht und dem Verständnis, die er seinen Söhnen vorbehaltlos entgegenbrachte, kannte er auch Grenzen. An eine solche war der grobschlächtige Mann gerade gestoßen. Der Piratenkaiser überlegte, ob sein eigenes Verhalten überzogen war, jedoch hatte der eigenartige Verlauf seiner Unterhaltung mit Salmac zuvor schon an seinen Nerven gezerrt.
 

Der Chefarzt hatte natürlich recht, dass Marco sehr pflichtbewusst war. Doch das gehörte zur Natur seines Wesens und konnte ihn unmöglich in so einen aggressiven, rücksichtslosen Zustand versetzt haben. Whitebeard fragte sich nicht zum ersten Mal seit dem kleinen Blutbad, was Marco dazu bewogen hatte, all seine Prinzipien und Werte über Bord zu werfen, um gewalttätig gegenüber einem Untergeben zu werden.
 

Nicht, dass Ace in irgendeiner Form hilflos im Kampf gewesen wäre, denn für Pops stand von vorherein fest, dass der jüngere Feuerteufel den Auslöser des Streits geliefert hatte. Es war so leicht den temperamentvollen Jungen zum Überschäumen zu bringen, so dass er im Rausch in der Lage war alles zu tun, um seinen Willen durchzusetzen. Doch in diesem tragischen Fall, war der Gegner ebenfalls unerbittlich, stark und rasend vor Wut gewesen.
 

Außerdem war der Defekt der Entsalzungsanlage für das Duschwasser der Grund, warum die beiden ihre Teufelskräfte nur eingeschränkt nutzen konnten. Dennoch mussten die beiden Kommandanten allem Anschein nach, den das halb zertrümmerte Bad der Kommandanten machte, schonungslos auf einander losgegangen sein.
 

Sachschaden war noch nie etwas, über das Whitebeard auch nur ein rügendes Wort verlor, schließlich konnte man fast alles Dingliche reparieren. Trotzdem würde er mehr als nur grollen, wenn seine zwei ranghöchsten Offiziere keinen triftigen Grund für ihre Auseinandersetzung liefern konnten.
 

Er seufzte und versuchte zu rekonstruieren, was er selbst über den Tathergang wusste. Jozu war der einzige direkte Zeuge und hatte hautnah erlebt, wie Ace durch die geschlossene Tür des Bades geschleudert wurde. Die beiden Streithähne konnten in diesem Moment weder durch mahnende Rufe oder Befehle beruhigt werden. Der Schatzmeister hatte ihm später geschildert, dass sie sich nur angestarrt und angefaucht hatten, um einen günstigen Zeitpunkt für den nächsten Angriff abzuwarten.
 

Nachdem er Vista zur Hilfe gerufen hatte, konnte Jozu schließlich Ace Hände hinter dessen Rücken mit seinem diamantenen Griff festhalten und ihn so in Gewahrsam nehmen. Während Vista, unterstützt durch seine scharfen Klingen und sein nicht minder gefährliches Haki, Marco zur Vernunft brachte.
 

Laut Aussage des fünften Divisionskommandanten, waren die beiden menschlichen Fackeln körperlich sehr verletzt. An Ace Schläfe prangte eine große Platzwunde, die sicherlich von einem Sturz herrührte. Auf Marcos Oberkörper fanden sich sowohl Brand- als auch Schürfwunden. Die Beiden wurden zu Salmac gebracht, der die Verletzungen versorgte und verband. In der Zwischenzeit wurde er selbst über die Vorkommnisse in Kenntnis gesetzt und verlangte von seinen Kommandanten kurze Zeit später eine Erklärung. Doch diese war ausgeblieben und jetzt drehten sich Whitebeards Gedanken noch immer im Kreis.
 

Der große Käpt´n spürte, wie seine Wut über seine magere Informationsausbeute sich in verzweifelte Enttäuschung wandelte. Als der Vater beider Männer oblag es ihm, das Gleichgewicht aus Respekt und Freundschaft wieder herzustellen und dazu musste er zunächst die eisige Mauer des Schweigens durchbrechen und den Grund allen Übels ausfindig machen. Frustriert über seine verzwickte Lage schüttelte er den Kopf.
 

Warum schien ihm die Einsicht in Marcos handeln und seine Motive zu entgleiten?
 

Pops erinnerte sich plötzlich an diesen einen bestimmten Moment, als der blonde Mann ihm zum ersten Mal gegenüberstand und emotionslos, ohne Stolz um den Tod bat.

Die hoffnungslosen, leeren Augen des Jungen hatte an ihm vorbei gestarrt, als hätten sie die drohende Gefahr zwar erkannt, aber bereits Schlimmeres gesehen und mit dem eigenen Leben abgeschlossen. Es war ganz genau das, was Marco zu diesem Zeitpunkt schon getan hatte. Für ihn existierte kein Grund mehr zum Leben, als er abseits auf dem höchsten Hügel einer kleinen Handelsinsel vor einem frischen Grab kniete.
 

An diesem Tag vor fast zwei Jahrzehnten geschah etwas, was den Lebenswillen in die ungläubigen Augen des Blonden zurückbrachte und eine unerschütterliche, respektierende Loyalität zwischen ihnen schuf. Dieser und der grenzenloser Aufrichtigkeit Marcos war sich Whitebeard bis vor zwei Tagen sicher gewesen und nun -
 

„Pops, möchtest du Sake?“, wurden die Gedanken des Piratenkaisers unterbrochen.
 

Dankbar nickte der erschöpft wirkende Mann seinem Sohn zu. Es handelte sich um Reiji, einen der ehemaligen Spadespiraten aus Ace Division, der mittlerweile nüchtern zu sein schien. So gleich kam dieser seinem Auftrag nach, indem er die Stiege in die Untergeschosse runter ging, die auch Salmac zuvor gewählt hatte, um Birdie unter Deck zu bringen.
 

Ein seltsames Gefühl über kam Pops, als er wieder an sein Gespräch mit Salmac dachte. Er war sich sicher, dass der Chefarzt irgendetwas vor ihm verheimlichte oder zumindest gab er seine eigenen Theorien nicht preis. Er konnte spüren, dass er mit Salmacs Hilfe um einige Einsichten reicher wäre. Leider hatte die Unterbrechung die Möglichkeit neue Erkenntnisse zu gewinnen zerstört.
 

Enttäuscht seufzte der große Mann und bemerkte zu gleich, wie schrecklich unpassend diese Reaktion war. Schließlich hatte der Junge die Hilfe dringend benötigt und diese war wahrscheinlich nicht mal ansatzweise das, was er wirklich brauchte.
 

Whitebeard empfand Mitleid mit dem unbeholfenen Schiffsjungen. Birdie war nach etwas mehr als einem Jahr nicht in der Lage gewesen sich richtig einzugewöhnen und seine unnötige Unsicherheit abzulegen. Er folgte zwar ohne Beschwerde ergeben jedem Befehl. Jedoch macht es den Anschein, dass der Kleine zu gutmütig war, überlegte Whitebeard.
 

Birdie war ebenso Teil der Mannschaft und sein Sohn mit allen Rechten, wie jedes andere Crewmitglied auch. Eigentlich sollte er sich jetzt auf einer Feier an Land amüsieren oder seine freie Zeit, wie so oft mit Ace – Moment! Pops schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, als ihn plötzlich sowohl Überraschung, als auch Erkenntnis überkam.
 

Warum hatte er das bis jetzt übersehen?
 

Birdie klebte seit Ace Genesung an dem jungen Kommandanten und manchmal auch an Marco, wie ein Schatten. Er genoss die Aufmerksamkeit der beiden älteren Männer und schien bei ihnen Unterstützung zu finden, wenn Thatch mal wieder zu streng mit ihm umging. Unwillkürlich schüttelte Whitebeard den Kopf und verfluchte seine zerstreuten Gedanken. Dieser offensichtliche Zusammenhang hätte ihm doch schon viel früher auffallen müssen!
 

Der Junge musste etwas wissen oder zumindest konnte er bestimmt einige Informationslücken füllen. Beispielsweise war der Schiffsjunge wahrscheinlich in der Lage zu erklären, warum sich Marco und Ace nach dem Aufenthalt auf Tyross aus dem Weg gegangen waren und später wieder ihre Zeit zusammen mit den anderen Kommandanten verbracht hatten. Es bestand nämlich ebenfalls die Möglichkeit, dass der Streitpunkt schon über einen längeren Zeitraum präsent war.
 

Zufrieden über die Entwicklung und die späte, aber willkommene Erkenntnis lächelte Pops, als eine Art Genugtuung über ihn hinweg spülte. Endlich war er seinem Ziel ein wenig näher gekommen. Er musste Birdie nur schnell zu sich rufen lassen und – plötzlich wurde Whitebeard klar, dass der Junge sich auf der Krankenstation befand und von Salmac bei dieser Art Kopfwunde nicht umgehend entlassen werden würde.
 

Genervt über den erneuten Rückschlag verdrehte der Piratenkaiser die Augen. In genau diesem Augenblick holte ihn die Erinnerung an das Gespräch mit seinem Chefarzt wieder ein und der beunruhigende Gedanke, dass Salmac etwas mit Absicht verbarg, kehrte unheilvoll zurück. Nun drängte sich Pops der Verdacht auf, dass man Birdie mit Absicht so schnell aus seiner Reichweite gebracht hatte.
 

Seine vormalige Angespanntheit wandelte sich umgehend in blinden Zorn. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und um ihn herum schien die Luft zu knistern, wie Papier, das zu reißen droht.
 

Wie konnte es kommen, dass seine Crew ihm sogar auf Nachfrage etwas verschwieg oder vorenthielt?
 

Er war schließlich Piratenkaiser Whitebeard und der Käpt´n einer tausendsechshundert Mann Flotte. Hatte er nicht jedem in seiner Familie ein gutes Zuhause gegeben und war ein verständnisvoller, nachgiebiger Vater für alle?
 

Was hatte dieses Misstrauen ihm gegenüber ausgelöst? Wieso hielt man sich vor ihm fern? Irgendeinen triftigen Grund gab es vermutlich und vielleicht war dies sogar der Schlüssel zu dieser gesamten unerfreulichen Affäre…
 

„Pops was ist mit dir?“, drang plötzlich eine besorgte Stimme in seine Gedanken. Unwillig öffnete er die Augen und blickte Reiji genervt an. Doch seine Züge wurden weicher, als er den vollen Sakekrug sah, den der Mann mit den langen, braunen Haaren und den roten Hosen vor ihn stellte. Das war genau das, was er jetzt brauchte. Er griff dankbar nach seinem Lieblingsgetränk und trank einen riesigen Schluck.
 

Reiji betrachtete seinen Vater indes amüsiert, diese flüssige Therapie schlug immer viel schneller an als Salmacs Tabletten. Als Whitebeard den Krug absetzte, musterte er den anderen ausgiebig, und dankte ihm.
 

„Warum bist du nicht an Land, Junge?“, fragte er leicht hin und versuchte so unbesorgt, wie möglich zu klingen.
 

„Ach, ich hab meinen ganzen Sold an Jozu verspielt und für Damen ist Mann ohne Berris unsichtbar. Später werde ich vielleicht noch gehen, falls Ed und Nick wieder einigermaßen geradeaus laufen können.“, seufzte der jüngere Pirat etwas betrübt.
 

Belustigt grinste Whitebeard, denn ihm waren diese Unannehmlichkeiten nicht fremd. Er spürte langsam, dass er sich entspannte und entschied sich dazu einen weiteren Versuch an Informationen zu gelangen. Ruhig richtete er die Frage an Reiji:

„Was hältst du von dem Streit der Kommandanten?“
 

Erleichtert bemerkt der Piratenkaiser, dass sich der junge Mann nicht vor ihm verschloss. Er schien ernsthaft zu überlegen ohne dabei auf Distanz zu gehen.

„Ace wurde bisher oft wegen seiner Rücksichtslosigkeit und seinem impulsiven Verhalten von Marco zu Recht gewiesen. Ich weiß aber von keinem früheren Streit. Unser Kommandant schätzt Marco sehr…eigentlich.“, beendete der Braunhaarige seine Erklärung vage und verfiel in Schweigen.
 

Reiji sagte die Wahrheit, dass sah und hörte Pops sofort. Ihm war nun auch klar, warum der Junge seinen Sold beim Spielen verloren hatte. Er konnte nicht lügen und als ehrliche Haut auf einem Piratenschiff, hatte er es bestimmt nicht leicht. Nur waren diese neuen Fakten leider keinen Schuss Pulver wert.
 

Denn Ace würde Marco doch nicht wegen gutgemeinten Zurechtweisungen und vor allem nicht unter der Dusche angegriffen haben. Wofür oder warum lohnte es sich seinen Kammeraden überhaupt verletzten zu wollen? Als Whitebeard in Gedanken die üblichen Zankäpfel durchging, kam ihm plötzlich die ungeliebte Erinnerung an Teaches Anschuldigung zurück. Ohne weiter darüber nachzudenken, eröffnete er dem anderen seinen Einfall:
 

„Teach meint, dass sich die Beiden wegen Jules gestritten haben.“
 

Reiji hob verdutzt den Kopf und schaute ihn ungläubig an, schwieg jedoch. Wenn Pops ehrlich war, widerstrebte ihm dieser Verdacht viel zu sehr. Er hasste den Gedanken, dass das niedliche, intelligente Mädchen aus Barrley nicht mehr klein und hilflos war. Nein, das war sie leider nicht mehr. Juliette war eine junge, starke Frau, die sich ohne Weiteres bei ihren Besuchen in der Crew behaupten konnte und über das Potential eines Kommandanten verfügte.
 

Das war nicht nur dem geschuldet, dass sie von Marco ausgebildet worden war. Seine Überlegungen stoppten augenblicklich. Mehr als eine Mentorsituation war da sicher nicht gewesen. Sein Vize würde doch nicht das junge Mädchen verführt haben? Konnte es sogar wahr sein, dass Marco eigentlich eine Liebesbeziehung führte, während er sich nach außen von jeglicher Zerstreuung fernhielt.
 

Das war absurd! Pops schüttelte vehement seinen Kopf, als wollte er die Gedanke von sich schleudern. Marco war doch viel zu alt! Jules war doch erst – verdammt! Sie war gerade so achtzehn, wie…auch Ace. Resignierend sank Pops Kopf auf seine Brust, nun begriff er, worauf Teach angespielt hatte.
 

„Das kann doch alles nicht wahr sein, oder?“, fragte der große Käpt´n mehr zu sich selbst und trank wieder an seinem Sake.
 

„Jules hat nur in Ace Zimmer geschlafen. Wahrscheinlich hat er sich da etwas zusammen fantasiert. Mein Kommandant hat viel Respekt vor Frauen, als sich auf eine paar Nächte einzulassen.“, erwiderte der junge Matrose ernst und sachlich.
 

Unbewusst löste Pops seine verkrampfte Haltung. Er war Reiji sehr dankbar für seine klaren Worte und gestand sich ein, dass ihn Teach Anschuldigung sehr heikel war. Es grenzte an Verrat, dass die beide Männer eine Schutzbefohlene…
 

Whitebeards Gedanken drifteten ab. Es war müßig sich über diese Abwegigkeit den Kopf zu zerbrechen, schließlich hatte Juliette ihm, bevor sie von Bord ging, selbst versichert, dass alles in Ordnung war. Außerdem hatten Marco und Ace sie zusammen wieder an Land gebracht, spätestens zu diesem Zeitpunkt hätten sie sich streiten müssen.
 

„Ich verstehe Teach ja auch nicht, vielleicht hätte er sie selbst gern in seinem Bett gehabt oder er will sich rächen, dass sie ihm seinen letzten Kirschkuchen weggegessen hat.“, schlug sein Gegenüber halbherzig vor und lachte grimmig.
 

Doch Pops hörte ihn nicht. Er versuchte alle neuen Aspekte zu analysieren. Die neu aufgeworfenen Fragen schienen ihn auf etwas aufmerksam machen zu wollen, aber sobald er dem Hinweise näher kam, entglitt er ihm.
 

Es stand jedoch nun für ihn fest, dass der Streitpunkt eine persönliche Angelegenheit zwischen Ace und Marco war. Er war sich sicher, wegen ihrer Pflichten hätten sich die Beiden niemals geprügelt. Also musste es etwas Intimeres sein. Eine Sache, die sie vielleicht nur ihren engsten Freunden anvertrauten.
 

Die einzigen Menschen, die dafür in Frage kamen, waren leider für Whitebeard nicht in Reichweite. Die Kommandanten und Jules waren ausgeflogenen und…plötzlich schlich sich ein Lächeln auf Pops Lippen, als er Oskar, den orangen Schiffskater, sah. Das schöne Tier brachte stolz eine fette, tote Ratte und legte sie demonstrativ vor ihnen ab, bevor es sich ausgiebig von Reiji zur Belohnung streicheln ließ.
 

Es gab ja doch jemanden auf dem Schiff, den er befragen konnte und so wandte er sich zu dem anderen Piraten:
 

„Reiji, sieh auf der Krankenstation nach Birdie. Wenn es ihm gut geht, sag ihm, dass er sich um sein Haustier kümmern soll…“
 

Wort los erhob sich der Angesprochene und ging unter Deck.
 

Ende Kapitel 18
 

~~~~~~~~~
 

Hallo ihr Lieben,
 

ja Nsu und ich leben noch. Spätestens im Dezember gibt es auch wieder regelmäßige Updates.
 

Vielen Dank für eure Treue und Unterstützung!
 

Besonders bedanken möchte ich mich bei meinen 100 Favonehmern und allen fleißigen Kommentatoren!
 

Eine schöne Woche wünscht euch
 

eure ceres

Ein unehrenhafter Anfang

In der Bar lag noch immer der scheinbar schlafende Ace auf der Theke und kämpfte mit seinen zwiespältigen Gefühlen. Währenddessen diskutierten Vista und Thatch weiter angeregt über den Konflikt zwischen Marco und Ace.
 

„Mensch, nun sag schon!“, drängte Thatch Vista zum wiederholten Male.
 

„Was hast du mitbekommen, als du unseren Vize von unserer Wunderkerze ferngehalten hast?“
 

Genervt verdrehte Vista die Augen. Er verschwieg keine Details, sondern nur seine eigenen absurden Theorien. Diese kamen ihm viel zu banal vor, um wahr zu sein. Doch da Thatch ihn noch immer erwartungsvoll anstarrte, rang er sich eine Antwort ab:
 

„Nichts weiter, aber ich glaube, dass Marco sein Ansehen bei Ace verloren hat.“
 

Gespannt beobachtete der Kommandant der fünften Division die Reaktion seines Gegenübers genau und begriff, dass Thatch ähnliche Gedanken entwickelt hatte. Dieser hielt in seiner Überlegung inne, als er aussprach, was ihm selbst die ganze Zeit im Kopf rum ging:
 

„Meinst du, der Kleine fühlt sich von Marco zu sehr kontrolliert? Geht es um Rivalität ihrer Ränge?“, nachdenklich richtete Vista seinen Blick in den gut besuchten Raum. Leise ergänzte er mehr zu sich selbst seinen schlimmsten Verdacht:
 

„Oder es ist etwas vorgefallen. Irgendetwas, das Ace Marco nicht verzeihen wird.“
 

Ace, der den Beiden die ganze Zeit zu gehört hatte, zuckte bei diesen Worten zusammen und Thatch Schweigen beunruhigte ihn noch viel mehr. Seine Freunde hatten Recht und kamen der Wahrheit ungeahnt nahe, ohne überhaupt Fakten zu kennen. Wieder wünschte sich Ace, dass er sich ihnen anvertrauen könnte. Leider musste er stumm ertragen, wie unliebsame und schmerzhafte Erinnerungen wachgerufen wurden.
 

Egal, wie sehr er sich bemühte, er konnte nicht alles, was in den letzten Wochen passiert war, ausblenden. Vor allem sah sich die Feuerfaust außerstande zu verstehen, warum er immer wieder seiner unerklärlichen Sehnsucht verfallen und auf Marco hereingefallen war. Letztlich wurde er von ihm meistens belogen, enttäuscht, benutzt und weggestoßen. Mehrmals.
 

Warum hatte er sich überhaupt darauf eingelassen?
 

Marco war von vorn herein nicht ehrlich zu ihm gewesen. Dies hätte Ace schon nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht klar sein müssen, die sein Vize so geschickt vertuscht hatte. Es war nicht leicht gewesen, den kompletten Abend zu rekonstruieren. Dennoch war ihm sehr schnell klar geworden, dass sein Instinkt und diese bruchstückhaften Erinnerungen, die vor seinem geistigen Auge auftauchten, wenn er an den Blonden dachte, nicht täuschten.
 

Eben dieser Mann hatte sich während ihres gesamten Aufenthaltes auf Tyross rar gemacht, wenn Ace in seine Nähe kam. Die anderen Kommandanten hatten von diesem Phänomen nur am Rand Notiz genommen und ihren Vize nicht darum beneidet, dass er sich um alle diplomatischen und politischen Diskussionen kümmern musste. Während die Feuerfaust indes angestrengt nach einer Möglichkeit gesucht hatte, die Wahrheit über diese geheimnisvolle Nacht aus dem Mund des Anderen zu hören. Denn irgendeine Bedeutung kam ihr doch zu, oder etwa nicht?
 

Ace hatte sich seit dem gefragt, warum Marco dieses Täuschungsmanöver für nötig gehalten und ihn auch noch frech angelogen hatte. Anderseits war ein unbestimmtes Gefühl, dass er sich, für alles was sie offensichtlich getan hatten, vor dem Anderen schämen müsste, bis heute nicht verschwunden. Trotzdem empfand der Schwarzhaarige, außer einer gewissen Aufregung und einer unbestimmter Neugier, nicht das geringste Schuldgefühl.
 

Einige Tage später, als sie sich bereits wieder auf hoher See befanden, hatte der junge Kommandant eine einmalige Gelegenheit wahrgenommen, um den Blonden zur Rede zu stellen. Sein Vizekäpt´n war gerade dabei gewesen die Inventurliste des Sakevorrats in einem der tiefer gelegenen, großen Lagerräume zu überprüfen. Ace war von Marco nicht bemerkt worden, bis er direkt hinter ihm stand.
 

An die Einzelheiten ihrer folgenden Unterhaltung konnte sich der junge Kommandant im Anschluss nicht mehr erinnern. Doch Marcos halbherzig, jedoch verzweifelt, hervorgebrachte Erklärung blieb ihm im Gedächtnis:
 

„Es war falsch… Ich war betrunken und hätte das nicht tun dürfen… Du bist viel zu jung… Ich bereue es… Ace, versuche es zu vergessen und mir irgendwann zu verzeihen… Ich habe dich und unseren Vater verraten… Du bist ein Mann. Du wirst deine Zerstreuung bei Frauen finden… Alles andere ist widerwärtig…“
 

Der eindringliche Blick des Älteren hatte sich in Ace Augen gebohrt und ihn unheimlich beeindruckt. Seine Wirkung und diese unbändige Aura hatten den jungen Kommandanten hart schlucken und ihn auch fast glauben lassen, dass Marco es todernst meinte. Doch die Unsicherheit in der Stimme des Vizekäpt´ns und seine eigene Überzeugung, dass ihre gemeinsame Nacht alles andere als widerwärtig war, verhinderten dies.
 

Doch die Unterstellung, er selbst wäre nicht für das Geschehen mitverantwortlich, hatte die Feuerfaust furchtbar gekränkt. Sie hatte in diesem Moment jeden seiner Selbstzweifel untermauert und ihm scheinbar vor Augen geführt, wie wenig er überhaupt wert war.
 

„Marco! Du weißt immer, was du tust! Warum stehst du nicht dazu? Wieso lügst du mich an?“, hatte der schwarzhaarige Mann fassungslos zu wissen verlangt und sich dafür gehasst, dass seine Stimme vor Enttäuschung zitterte und so die Aggressivität seiner Worte zunichtemachte.
 

„Ich bin nicht perfekt, Kleiner. Pops verbietet uns jeglichen intimen Kontakt und daran haben wir uns zu halten. Diesen Frevel kann man nicht so einfach ungeschehen machen. Aber niemand kann dich - jung, rücksichtslos und unerfahren - für irgendetwas verantwortlich machen. Ich trage allein die Verantwortung, weil ich es besser wusste und so auch hätte handeln müssen.“, hatte Marcos Versuch die Situation zu retten geklungen.
 

„Und ich bin kein naives Kind. Man muss mich nicht beschützen.“, hatte sich der Kommandant der zweiten Division empört und war noch weiter auf den Älteren zu gegangen, bis sie nur noch Millimeter voneinander entfernt standen.
 

Doch plötzlich war Ace Wut geschmolzen, als er unvermittelt die mächtige, warme Aura des Blonden intensiver als zuvor zu spüren bekam. Sein impulsives Feuer hatte daraufhin sofort mit einem fremdartigen Gefühl, das ihn unweigerlich näher zu seinem blonden Gegenüber trieb, reagiert. Denn es verzehrte sich seit jeher nach neuerlichen Berührungen, nach demselben allumfassenden Rausch, in dem es mit dem anderen Element schon einmal verfallen war.
 

Verwirrt hatte er Marco angesehen und in dessen Augen, dieselbe unterdrückte Emotion und das Bedauern am Ziel zu sein, ohne gewinnen zu können, erkannt. Ace war in diesem Augenblick bewusst geworden, dass diese Situation nicht nur sie beide, sondern viel mehr betraf oder betreffen könnte.
 

Vielleicht war dies die einzige Möglichkeit gewesen, all das Folgende abzuwenden und

einen sauberen Schluss für ihre verzwickte Lage zu finden. Doch dann verschlossen Marcos Lippen Ace Mund. Unvorbereitet und überrumpelt hatte sich der Jüngere in dem sensationellen Gefühl verloren und den Kuss mit anfänglicher Scheu und Sehnsucht erwidert.
 

Der Ältere hatte ihn unterdessen in seine Arme gezogen und ihn so fest umarmt, als hinge sein Leben von dieser Berührung ab. Für die Feuerfaust war der Genuss dieser Intimität einfach überwältigend gewesen, ebenso wie Marcos Präsenz, seinen Geruch und Geschmack ohne jeglichen Alkoholeinfluss zu erfahren.
 

Jedoch waren sie plötzlich gestört und unterbrochen wurden, als Reiji vom oberen Treppenabsatz des Lagerraumes Marco gerufen und in Pops Namen ausgerichtet hatte, dass die Den-Den-Mushi-Konferenz mit den alliierten Piraten nicht ohne ihn beginnen würde. Obwohl sie nicht von dem Matrosen gesehen werden konnten, hatten sich die Beiden sehr erschrocken. Daraufhin hatte sich der Gerufene sanft von Ace gelöst und ihm im Vorbeigehen leise, resignierend ins Ohr geflüstert:
 

„Es tut mir leid, Kleiner.“
 

Das Gegröle in der Bar rissen die Gedanken des jungen Kommandanten zurück in das Hier und Jetzt, während sich in ihm ein Gefühl der Leere ausbreitete. Er kam sich allein und ausgegrenzt vor, so wie in seiner Kindheit. Bis vor einer Weile war er dieser bitteren Realität entkommen.
 

Sie war jedoch nie verschwunden, sondern immer in der finstersten Ecke seines Gedächtnisses verankert. Das Leben mit seiner Crew und die grenzenlose Unvoreingenommenheit seines selbsterwählten Vaters hatten ihm von seiner eigenen Dunkelheit ferngehalten. Doch jetzt, wo er in Gesellschaft und doch einsam war, spürte er den vernichtenden Druck auf seinem Brustkorb umso mehr.
 

Trotzig fragte sich der Feuerbändiger, ob sein grausamer Vize doch von vornherein geplant hatte, ihn als Spielzeug zu behandeln und nach eigenen Wünschen mit ihm umzuspringen. Wahrscheinlich hatte es der Bastard eines Dämons auch nicht anders verdient –
 

„Das wirst du nicht tun!“, drängte sich plötzlich Vistas ungewöhnlich ernste Stimme in Ace Selbstmitleidsgedanken. Bemüht, sich nicht bemerkbar zu machen, wandte er seinen Kopf leicht in die Richtung seiner Begleiter, um besser hören zu können. In diesem Moment begann Thatch sich zu erklären:
 

„Natürlich werden wir Ace nicht fragen, was passiert ist. Ich meinte doch nur, dass, wenn er es uns hätte erzählen wollen, wir es bereits wissen würden. Ich will, dass er ein bisschen Abstand von der Sache gewinnt. Denn sobald wir wieder auf dem Schiff sind, werden die Beiden sich vor Pops verantworten müssen. Oder glaubst du im Ernst er lässt alles auf sich beruhen?“
 

„Nein, das wird der Käpt´n sicher nicht tolerieren. Ich habe ihn selten so wütend gesehen. Salmac musste ihm sogar Beruhigungsmittel geben.“, stimmte der Schwarzhaarige seinem Gesprächspartner zu.
 

Diese einfache Feststellung schnürte Ace die Kehle zu.
 

Es war niemals seine Absicht gewesen, dass Pops Gesundheit wegen ihm gefährdet oder seine Autorität in irgendeiner Weise in Frage gestellt wurden. Leider sah die Realität in seiner jetzigen Situation ganz anders aus.
 

Es war nicht bei diesem einen unschuldigen Kuss in den Lagerräumen geblieben. Nein, verhängnisvolle Ereignisse führten letztlich zu der von Marco prophezeiten Zwickmühle. Die Ausweglosigkeit des Problems und seine Hilflosigkeit verstärkten Ace blinde Wut auf seinen Vize und ihre gemeinsamen, geheimen Treffen der letzten Monate.
 

Ende Kapitel 19
 

~~~~~~
 

Hallo meine lieben Leser,
 

ich bedanke mich ganz lieb für eure Unterstützung.
 

Mein besonderer Dank gilt million; Glupit; Monkey-D-Setsuna; WeißeWölfinLarka; Saka-chan, Hiraya und Yelilo sowie natürlich bei meinen 105 (!) Favo-nehmern!!!
 

Nicht zu Letzt geht ein riesiges Dankeschön für ihre Geduld an meine Beta und Mentorin Nijin.
 

Die letzten Monate waren für mich nicht ganz einfach und es fiel mir selbst nach Abgabe meiner Diplomarbeit schwer zu meinem „Nsu-Schreibstil“ zurückzufinden.
 

Ich wünsche euch eine schöne Adventszeit und hoffe, euch noch in diesem Jahr mit einem weiteren Kapitel zu unterhalten.
 

Viele liebe Grüße
 

Eure ceres

Vom Denken und Handeln

Marco hatte sich dafür entschieden, sich nicht mehr an dem Strand aufzuhalten, der dem auf Tyross so ähnlich sah. Ohne recht zu wissen, wo er hinwollte, wählte er einen Weg, der ihn nach kurzer Zeit zu einer Steilküste führte.
 

Die Schreie der nervösen Möwen über ihm waren hier lauter, vermutlich wegen des üppigen Nahrungsangebotes an Krebsen in der von Gischt umspülten Felsformation. Am Horizont sah er die bedrohlichen Wolken, die den Himmel über ihm innerhalb kürzester Zeit verdüstern und die See grau färben würden.
 

Obwohl dieser plötzliche Wechsel des Wetters Marco nicht überraschte, kam ihm das dargebotene Bild grausam vor. Der verfaulte Geruch, der durch das aufgewühlte Meer an die Oberfläche drang, verlieh der Situation einen unangenehmen, faden Beigeschmack.
 

Sein Instinkt verriet ihm, dass sich ein für diese Inselregion typischer Sturm aus der rauen Brise entwickeln und innerhalb der nächsten Stunden dieses Land erreichen würde. Dennoch folgte er dem Impuls langsam in Richtung Stadt zurückzugehen nicht. Er wollte sich weiter vor Augen führen, wie sich der sonnige, friedvolle Nachmittag in einen gefährlichen Abend wandelte.
 

Wahrscheinlich lag es an der extremen und surrealen Situation, in der er sich befand, dass es ihm vorkam, als würde er gerade die Entwicklung der letzten Monate im momentanen Wetter beobachten. Doch seine missliche Lage war nun wirklich nicht auf Druckunterschiede zwischen verschiedenen Luftmassen zurückzuführen, sondern auf menschliches Versagen…sein Versagen.
 

„Jetzt quäl dich nicht mit Selbstmitleid! Es gibt immer eine Lösung, das hast du mir doch selbst beigebracht!“, wie ein Echo verhallte Juliettes Hinweis in seinen Gedanken. Marco seufzte tief, als er sich darum bemühte wieder klar zu denken und hoffte, dass dieses Phänomen auf seinen Schlafentzug zurückzuführen war. Er hörte fremde Stimmen in seinem Kopf!
 

Nur am Rande nahm er war, wie sich sein Phönix amüsierte. Während seine Vernunft eine andere Frage in den Raum stellte:
 

Was sollte das auch heißen „Lösung“?
 

Um eine solche zu finden, müsste er sich erst einmal sicher sein, welches Problem er wirklich zu bewältigen hatte und wo dessen Ursprung lag. Der Vize der mächtigsten Piratencrew der Grandline schüttelte enttäuscht über die scheinbar unmögliche Aufgabe den Kopf.
 

Es war einfach zu viel passiert.
 

Resignierend konzentrierte sich der blonde Mann darauf seine verkrampften Muskeln zu entspannen. Er hatte unbewusst seine Abflughaltung eingenommen ohne in die Phönixgestalt zu wechseln, als wäre das Entkommen aus seiner Lage so simpel:
 

wegfliegen, fliehen, nicht zurücksehen, nie wieder…
 

Doch schon allein das Ersinnen dieser wahnwitzigen Idee schnürte ihm den Atem ab und belastete sein Herz schwer. Es war keine Option für ihn. Er war kein Feigling oder ein Narr sondern ein erfahrener, pflichtbewusster Seemann und Offizier, der sich mittlerweile einiges zuschulden hatte kommen lassen, weil er…verliebt war. Die blaue Flammenkreatur fauchte anerkennend und versuchte die hereinbrechenden Schuldgefühle zu zerstreuen.
 

Doch die unerwartete, abgrundtief ehrliche Erkenntnis spülte über ihn hinweg und öffnete seine Gedanken für Sekunden der reinen Wahrheit. Ungläubig starrte Marco ins Leere und spürte kaum, wie er durch die Wucht dieser Erleuchtung in die Knie gezwungen wurde. Weder die Außenwelt noch die Gegenwart wurden in diesem schicksalhaften Moment von ihm mehr wahrgenommen.
 

Marco hatte schon lange vor diesem Augenblick Angst, denn für ihn bedeutete es, dass seine Gefühle für jemand anderen verblassten und schon bald vergessen sein würden. Die hartnäckigen, verbitterten Versuche sich gegen diesen natürlichen Entwicklungsprozess zu sträuben, waren also fehlgeschlagen. Gegen seinen Willen beschwor sein Verstand das Bild seiner letzten Liebe herauf und beschämte den Mann immer weiter.
 

Die Enttäuschung über sein weiteres Versagen lastete doppelt schwer auf seinem Gewissen. Es war scheinbar nicht genug, dass er Whitebeard hinterging, nun betrog er sogar seinen Engel. Weitere schemenhafte Erinnerungen, Gesprächsfetzen und Emotion drängten in sein Bewusstsein, überrollten ihn und vermittelten Marco so das Gefühl zu ertrinken. Aus einem überforderten Impuls heraus schlug er eine Hand mit Kraft gegen den zerklüfteten Untergrund.
 

Fast dankbar nahm er den vorübergehenden Schmerz wahr und ließ sich in die Realität zurückreißen. Erst jetzt spürte er, dass sein Herz schnell gegen seinen Brustkorb hämmerte und er nach Luft rang. Plötzlich sehnte er sich nach Rat und Unterstützung, aber es gab niemanden mehr mit dem er vorbehaltlos reden konnte. Während dieser Überlegung versorgten die Feuerbestie kommentarlos die leicht verwundete Hand und schmiegte sich im Anschluss an seinen Geist.
 

Du bist nicht allein.
 

Die seltene Einheit seiner Vernunft und der Flammenkreatur fiel dem überforderten Kommandanten kaum auf. Da dieser jedoch keinerlei Einsicht zeigte, schoben diese Namen in seinen Gedankenfluss und zwangen Marco aus seiner Trübsal.
 

Jozu. Salmac.
 

Ohne richtig darüber nachzudenken, verwarf der blonde Mann diesen Einwand. Natürlich hatten die Beiden einiges für ihn getan. Jozu hatte viele Streitigkeiten in der Crew geschlichtet, obwohl diese Aufgabe ihm zu kam. Außerdem war er Salmac für seine Verschwiegenheit und seinen Respekt besonders dankbar. Es war nicht auszudenken, wie alles hätte verlaufen können, wenn der Chefarzt jemanden von den speziellen Wunden nach der schrecklichen Tat des Monsters erzählt hätte.
 

Trotzdem war Marco sich ihrer Loyalität nach seinen ganzen Verfehlungen nicht sicher, da sie in jedem Fall bisher eher ihrem Gefühl oder ihren beruflichen Pflichten nachkamen, als ihm persönlich zu helfen. Zumindest war es das, was er sich einredete. Ungläubig fauchte der Phönix in Marcos Brust über dessen dämliche Verbohrtheit und brachte ohne einen weiteren Kommentar Birdie ins Spiel.
 

Diesmal fiel es dem Vize der Whitebeard Piraten schwer die Solidarität des Jungen in Frage zu stellen. Schließlich tat dieser fast alles, um seine Anerkennung zu erlangen und seine übertragenen Aufgaben gewissenhaft sowie schnellst möglich zu erfüllen. Für die eifrigen Bemühungen hatte Marco bis vor kurzem auch ab und an lobende Worte gefunden oder Thatch davon überzeugt, dass Birdie besser behandelt werden sollte. Doch dann hatte er den Jungen immer wieder…
 

Seine Gedanken wurden je unterbrochen als…
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Zwei Wochen nach dem bedeutungsvollen und verbotenen Kuss unter Deck.
 

„Wieso seid ihr nicht in der Lage einen Befehl zu befolgen, ohne euch fast umbringen zu lassen?“, laut erboste sich der Vize der Whitebeardpiraten und baute sich vor der Gruppe Männer aus der zweiten Division auf. Diese standen, wie begossene Pudel, vor ihm und mieden jeglichen Augenkontakt.
 

„Das war eine Falle. Hättest du geahnt, dass die uns auf das Schiff locken, um es in die Luft zu jagen?“, versuchte sich Reiji mutig vor dem tobenden Kommandanten zu behaupten. Schließlich war es allgemein bekannt, dass Marco seinen Zorn seit einiger Zeit nicht mehr züngeln konnte und keinerlei Nachsicht zeigte, wenn eine Mission fehlschlug oder Kammeraden zu Schaden gekommen waren.
 

Als der junge Pirat sah, wie sich das Gesicht seines Gegenübers bei seinem Einwand dunkel färbte, blickte er Hilfe suchend in die Runde. Doch das unangenehme Schweigen wunderte ihn kaum, ebenso wie die Tatsache, dass sich Ace bis jetzt aus der Diskussion rausgehalten hatte. Denn die beiden Kommandanten gingen sich in letzter Zeit merklich aus dem Weg. Ihre fehlende Kommunikation war auch der Grund für die vielen Unstimmigkeiten im Alltag und in der Aufgabenverteilung der Crew. Wenn Reiji sich nicht irrte, war das hier die dritte Strafpredigt von Marco für ihn in dieser Woche.
 

„Ihr hättet davon ausgehen müssen, dass dieses verlogene Sonoheck-Piratenpack nicht fair spielen würde, nachdem sie Beryllia in unserem Namen geplündert haben.“, vernichtete der Vize den Einwurf mit Nachdruck und fragte sich im Hinterkopf, wie sie die ausgebeutete Insel mit ausreichend Nahrung und Grundgütern versorgen sollten.
 

„Außerdem muss es offensichtlich gewesen sein, dass etwas faul war oder haben die ihre eigenen Leute mit in die Luft gesprengt?“, forschte Marco unnachgiebig weiter und beobachtete, wie der leicht trotzige Ausdruck aus Reijis Gesicht verschwandt.
 

„Es waren Matrosen an Bord, als wir näher kamen. Während wir enterten, haben sich die Schweine auf der anderen Seite des Schiffes in ein Motorboot abgeseilt und sind verschwunden, bevor die Bombe hochging. Das Schiff war nicht mal mehr See tauglich. Takelage und Hauptmast waren stark beschädigt, das haben wir aber erst bemerkt, als wir an Bord waren“, erklärte endlich Ace konzentriert, bemüht mit fester Stimme zu sprechen.
 

Innerlich verfluchte der Feuerbändiger diesen Tag und wertete den unglücklichen Vorfall als persönliche Niederlage, nicht nur, weil diese Mission unter seinem Befehl gestanden hatten. Jetzt musste er sich zu allem Überfluss vor Marco rechtfertigen und konnte weder die Enttäuschung in den Augen des Anderen noch seine Nähe ertragen. Dennoch wollte er sich nicht so leicht geschlagen geben, schließlich spielten auch andere Dinge eine entscheidende Rolle.
 

„Wenn wir nicht nur solche Nussschalen als Boote hätten, wären wir auch in der Lage gewesen diese Idioten zu verfolgen und zu stellen. Ich hätte sie fertig gemacht!“, brachte Ace hervor und sah seinen Vize direkt an, ohne die Provokation in seiner Aussage zu bemerken. Daher konnte er auch nicht nachvollziehen, warum sich Marcos Gesicht in eine arrogante Maske wandelte als dieser mit schneidender Stimme konterte:
 

„Solange die anderen damit beschäftigt waren dich vor dem Ertrinken zu retten, hätte selbst ein größeres Boot euch nichts gebracht.“
 

Wütend presste Ace die Kiefer aufeinander und versuchte sich zu beruhigen. Er hasst es, im Meer vom Mitleid anderer abhängig zu sein und es bestand nicht die geringste Notwendigkeit ihm dies unter die Nase zu reiben. Es konnte nun mal nicht jeder Teufelskräftenutzer fliegen oder war in allen anderen Dingen annähernd so perfekt, wie der blonde Kommandant vor ihm. Dabei war Marcos Perfektion anscheinend nicht unfehlbar, zumindest dann nicht, wenn sie allein waren. Doch das einzige, was sein Vize tat, war diese sogenannten Fehler zu bereuen und ihn nicht mehr an sich ranzulassen.
 

Ace hatte Marcos Argumentation damals fast nachvollziehen können, aber durch die kühle

Reserviertheit des Anderen enttäuscht, hatte Ace erfolglos versucht, wie bisher weiterzumachen. Denn die aufregenden Erinnerungen suchten ihn immer wieder heim. Er wollte ebenso stark sein, wie sein Vorgesetzter und ärgerte sich über sein Unvermögen es ihm gleichzutun. Frustriert schnaubte der schwarzhaarige Kommandant und ärgerte sich über seine Schwäche die Nähe des Anderen meistens zu genießen. Während seiner Überlegungen war er Marcos belehrenden Monolog nicht einmal gefolgt.
 

„Verschwindet!“, lautete unterdessen der Befehl des Vizekäptn´s als er die deprimiert dreinblickende Gruppe entließ. Es machte keinen Sinn noch zu diskutieren. Fakt war, dass die Sonoheck-Piraten ein ernstes Problem mit ihnen bekamen, wenn sich die Gelegenheit bot. Marco seufzte und überlegte, dass die direkte Verfolgung der Bande auf Grund der ungünstigen Wetterlage chancenlos wäre und Pops vor Wut kochen würde, wenn er von dem Fehlschlag erfuhr.
 

Währenddessen schienen die Männer heilfroh zu sein endlich ihre Ruhe zu haben. Einer nach dem anderen verließ den Deckabschnitt und zog sich so weit wie möglich zurück. Eigentlich war Marco heilfroh, dass seine Kammeraden, abgesehen von einigen Fleischwunden, glimpflich davon gekommen waren. Andererseits missfielen ihm seine blinde Sorge und die hilflose Wut darüber, dass er sich so aufregte, weil Ace bei dieser Misere hätte sterben können.
 

Das war einfach alles zum Verrücktwerden und unglaublich lächerlich. Wie ein Teenager sehnte er sich nach Ace, wollte ihn beschützen und in der eigenen Nähe wissen. Es war, wie ein unbändiger Rausch, eine Sucht – ein Fieber, das ihm schweißnasse Nächte mit intensiven, erotischen Träumen und sinnliche Sehnsüchte bescherte, während er verzweifelt versuchte kein Monster zu werden.
 

Sein Blick suchte den jungen Mann und der Vize staunte nicht schlecht, dass dieser tatsächlich direkt vor ihm stand und ihn ernst ansah. Die dunklen Augen, die mehr von der Stärke und dem Wesen des Schwarzhaarigen preisgaben, als es ein Gespräch oder der bloße Anblick es je tun würden, blickten abwartend in seine und führten ihm seine Unfähigkeit, stark zu sein, vor. Eine Art ohnmächtige Wut spülte über Marco hinweg und er fragte sich, warum er ständig mit seiner frevelhaften Lust konfrontiert werden musste. Er war sich seiner Niederträchtigkeit doch schon bewusst genug.
 

Scharf holte der Vize daraufhin Luft und bereute es so gleich furchtbar. Denn Ace unverwechselbarer rauchig warmer Geruch raubte ihm fast den Verstand. Es fiel Marco so schwer mit der Scham zu leben und jeden Tag wuchs scheinbar der Wunsch- nein, die Sehnsucht - sich seine geheimen Fantasien ungeachtet der Konsequenzen zu erfüllen.

Jetzt stand der Junge, die fleischgewordene Versuchung, in Armeslänge vor ihm, so nah, dass die unnatürliche Hitze seines Körpers auf ihn übersprang und ihn zu verführen begann.
 

„Können wir noch mal reden?“, leiser als nötig sprach Ace seine Frage aus. Er war sich nicht sicher, ob es der passende Moment war, aber immerhin war das Deck leer. Er ahnte nicht einmal, wie nahe Marco daran war ihm mit einem leidenschaftlichen Kuss zum Schweigen zu bringen und wie schwer es ihm fiel einen vernünftigen Gedanken zu fassen.

Der Blonde atmete tief durch und erwiderte leicht überfordert:
 

„Worüber möchtest du reden?“
 

Die blaue Flammenkreatur fauchte belustigt über die Naivität ihres Meisters. Es war doch offensichtlich über was ein junger, unerfahrener Mann „noch mal“ reden wollte.
 

„Das, was wir - “
 

„Ich habe dir gesagt, vergiss es einfach“, gereizt fuhr der Vize Ace ins Wort und wandte sich zum Gehen, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
 

„Wie soll ich das anstellen, wenn ich sogar davon träume.“, murmelte die Feuerfaust genervt, mehr zu sich selbst. Vor Schreck blieb Marco stehen und ging einer Idee folgend zu ihm zurück. Der Junge stand nun mit dem Rücken zu ihm an der Reling und reagierte nicht auf ihn.
 

„Such dir ein Mädchen auf der nächsten Insel. Dann hast du besseren Stoff zum Träumen.“, flüsterte der Kommandant den aus seiner Sicht weisesten Rat seinem Schützling zu und registrierte zum ersten Mal dessen Hilflosigkeit, als Ace nickte und wie gebannt auf das Meer starrte.
 

Hin und Hergerissen von den Gedanken Ace zu helfen oder zu verführen, fiel ihm seine eigene Ratlosigkeit auf. Er seufzte und wollte ihm seine Hand auf die Schulter legen, als:

„Marco, Pops will Bericht über die Sonoheck-Piraten.“, außer Atem stieß Birdie diesen Befehl hervor und rang nach Luft.
 

Die Frustration, die sich wie ein Knoten in Marcos Bauch zusammenzog, ließ ihn Birdie zurechtweisen: „Wieso warst du auf dem Hauptdeck bei Pops? Bist du in der Wäscherei fertig?“
 

„Nein...Ich war nur…Ich wollte nur…“, stotterte der perplexe Schiffsjunge.
 

„Dann geh an deine Arbeit oder ich lasse dich Kiel holen!“, drohte der Vize und allein sein Ton vermittelte Birdie die Ernsthaftigkeit der Lage. Der bleichgewordene Junge rannte auf der Stelle zu seinem Arbeitsplatz und trauerte im Stillen dem Mittagessen, das er nun verpassen würde hinterher. Währenddessen verließ Marco ohne ein weiteres Wort das Zwischendeck und machte sich auf den Weg zu Pops, der auf seinem Platz auf dem Hauptdeck war und dem Treiben seiner geschäftigen Söhne zusah.
 

Ace stand nun mehr wieder allein an der Reling und versuchte Marcos Hinweise, wie ein Mantra zu wiederholen in der Hoffnung, dass er irgendwann daran glauben würde:
 

„Es war eine einmalige, verbotene Sache. Ich such mir ein schönes Mädchen und alles, was mit Marco war, ist vergessen.“
 

Plötzlich machte ein anderer Missstand auf sich aufmerksam. Das laute Grummeln in Ace Magengegend konnte jedoch mit einem ganz alltäglichen Heilmittel beseitigt werden. Ein bisschen besser gelaunte begab sich die Feuerfaust in Richtung Speisesaal und traf unterwegs auf Thatch und Jozu. Er bemerkte noch nicht mal, dass sie an Marco und Pops, die eine angeregte Diskussion führten, vorbei kamen.
 

Nach einem ausgezeichneten Essen, das diesmal zu Ace Zufriedenheit, ohne lästiges Nachschlag holen, über die Bühne gegangen war, klopfte er sich auf seinen vollen Bauch. Während ihn die beiden anderen Kommandanten finster anfunkelten, als die Smutje das Mahl für beendet erklärten. Denn das kleine Feuerzeug war mit tödlicher Präzision auch über ihre Portionen hergefallen, bevor sie überhaupt Besteck in den Händen hielten.
 

„Mann, Ace! Was war denn das für ein Schlingrekord?“, murrte Thatch und erhob sich, während Jozu vergeblich auf einen Smutje einredete um zumindest noch einen Apfel zu ergattern.
 

„Was du nur hast! Immerhin hält deine Frisur.“, grinste der Feuerbändiger frech und folgte dem Kommandanten der vierten Division auf das Deck. Es war ziemlich viel los, wie es aussah war gerade das Einkaufsschiff zurückgekehrt. Die beiden setzten sich in die Sonne und beobachteten das rege Treiben, ebenso wie Marco und Pops auf der gegenüberliegenden Seite.
 

„Außerdem war das Frustessen nötig, wegen der blöden Sonoheck-Sache.“, Mitleid heischend schaute Ace zu Thatch, der leider nicht so überzeugt war und sein Gesicht in die Sonne hielt.
 

„Schaut mal, wen wir mitgebracht haben.“, rief einer der Einkäufer und die Pfiffe der Kammeraden, die als Reaktion folgten, lenkten Thatch Aufmerksamkeit auf das Spektakel. Ace hingegen war zu beschäftigt damit einen neuen Streich für Thatch zu ersinnen und ignorierte daher auch den folgenden Ruf:
 

„Bitte um Erlaubnis an Bord kommen zu dürfen, Käpt´n.“, rief eine lachende, weibliche Stimme, die sofort von einem sichtlich erfreuten Pops die Genehmigung bekam. Thatch beobachtete die Szene grimmig und sah zu, wie ein lächelnder Marco als Erster von der schlanken, jungen Frau stürmisch begrüßt wurde.
 

„Weißt du Ace, wenn es um die beste Methode Frust abzubauen geht, dann hat Marco gerade gewonnen.“, fast gehässig zog Thatch den jungen Mann neben sich auf und machte ihn so auf die intime Geste der beiden aufmerksam.
 

Marco hatte die strahlende, dunkelblonde Frau hochgehoben und ließ sich von ihr herzlich umarmen. Zum ersten Mal in seinem Leben war Ace schlecht vom Anblick zweier Menschen und zu allem Überfluss erklärte Thatch in einem merkwürdig herablassenden Ton den Sachverhalt, der sich vor ihnen abspielte, noch näher:
 

„Ach ja Ace, das ist Juliette, Marcos Geliebte.“
 

Thatch hätte dieselbe Wirkung erzielt, wenn er Ace ins Wasser geworfen hätte.
 

Ende Kapitel 20
 

~*~*~*~*~*~
 

Hallo ihr Lieben,
 

schön, dass ihr immer noch dranbleibt und Nsu lest! Vielen Dank für eure Unterstützung!
 

Ich hatte nicht erwartete, dass der Start meiner dreijährigen Doktorarbeit ebenso stressig und arbeitsreich wird, wie die Wochen vor Beendigung meiner Diplomarbeit. XD

Aber ich gebe nicht auf und werde die Geschichte auch in diesem Jahr noch beenden. ^^
 

Meine Motivation bekomme ich vor allem durch die Unterstützung meiner Betaleserin Nijin und natürlich durch das Feedback meiner fleißigen und aufmerksamen Leser.
 

Besonders möchte ich mich bei million; oOMarluxiaOo; Hiraya; Amilya; Black_Polaris; Glupit; Monkey-D-Setsuna; Fussel-chan; Saka-chan; _-samiya-_; Pluesch-Pueppie sowie meinen 113 Favo-nehmern bedanken.
 

Wir lesen uns bald zum 21. Kapitel.
 

Liebe Grüße
 

Eure ceres

Einfach Haltung bewahren!

Einige Momente nach Thatch Enthüllung starrte Ace das glückliche Pärchen noch immer fassungslos an. Viel zu langsam wurde er sich dieser Tatsache bewusst und schlug daraufhin seinen Kopf gegen die Reling.
 

Denn plötzlich ergab alles einen Sinn.
 

Marco hatte ihn von sich gewiesen, weil er auf Tyross nur als Platzhalter gedient hatte. Damit die Feuerfaust keine dummen Fragen stellte, war sein gerissener Vize auf die Vertuschungsidee gekommen. Der Hinweis er sollte sich ein Mädchen suchen, war nichts weiter als ein Vorwand, weil der blonde Mann bereits eine dauerhafte Gespielin besaß.
 

Alles Lügen.
 

Von wegen Ace war zu jung für ihn! Das dunkelblonde Miststück war höchstens achtzehn Jahre alt, wie er auch, zumindest schätze der erboste Feuerteufel dies aus der Ferne. Er riskierte einen weiteren, bewertenden Blick zu dem Neuankömmling und beobachtete, wie sie von weiteren Crewmitgliedern begrüßt wurde. Selbst Birdie war, angelockt von dem Tumult, wieder an Deck gekommen. Er schien sich am allermeisten zu freuen, dass Juliette gekommen war.
 

Die ungeteilte Aufmerksamkeit, die dieser Person entgegengebracht wurde, war Ace absolut zuwider. Was wollte sie überhaupt an Bord? Frauen gehörten hier einfach nicht her. Der junge Feuerbändiger übersah in seiner Eifersucht, dass Pops Krankenschwestern sehr wohl weiblichen Geschlechts waren. Doch das war überhaupt nicht wichtig, relevant waren in diesem Moment nur seine unbändige, blinde Wut und der blanke Neid auf diesen Störfaktor.
 

Warum musste sie eine Rolle in Marcos Leben spielen?
 

Was hätte sich aus dem sandigen Abenteuer sonst entwickeln können?
 

Warum bestand für Ace immer nur die Möglichkeit dem Glück Anderer unbeteiligt aus dem Schatten beizuwohnen?
 

War der Fluch seines Blutes tatsächlich so mächtig?
 

Mit geballten Fäusten versuchte Ace seinen Zorn in den Griff zu bekommen. Weder Lamentieren noch Selbstmitleid hatten ihn in seinem Leben bisher weitergebracht, allein seinem unbändigen Willen und seiner zerstörerischen Kraft konnte er vertrauen. Im Glauben an diese Dinge hatte er auch Ruffy erzogen und sie beide zumindest vor den meisten todbringenden Gefahren schützen können.
 

Gefangen in seinem Gefühlschaos bemerkte der schwarzhaarige Kommandant nicht einmal, dass sich die meisten Crewmitglieder langsam wieder ihren Beschäftigungen nach gingen und eine schlanke Gestalt auf Thatch und ihn zu kam. Erst als ihr Schatten genau über ihm lag, sah er hoch. Doch das heitere Lächeln auf Jules Gesicht war für Ace nur der Ausdruck des blanken Hohnes.
 

„Hallo, Thatch. Lang ist es her.“, sprach das Mädchen zunächst seinen Sitznachbaren fröhlich an und veranlasste die Feuerfaust diese Geste als herablassend und ignorant zu bewerten. Scheinbar ebenfalls angegriffen durch ihre Ansprache, stand der Kommandant der vierten Division abrupt auf und verließ mit einem knappen Nicken seinen Platz.
 

„Mann, ist der wieder grimmig.“, lachte Juliette über das eben Geschehene, als würde sie sich köstlich amüsieren. Ace grunzte unberührt und spürte, wie sein Blut langsam zu kochen begann. Was bildete sich dieses Weib überhaupt ein? Sie war niemand Besonderes, man musste sie nicht überschwänglich begrüßen.
 

„Hey, ich glaub, wir kennen uns noch gar nicht. Ich bin Jules. Wie heißt du?“, unbeeindruckt durch seine desinteressierte Haltung, setzte sich das Mädchen mit diesen Worten vor ihn und grinste ihn an. Die Arglosigkeit und die Naivität seines Gegenübers verletzten seinen Stolz immer weiter und rieben Salz in seine seelischen Wunden. Sarkastisch fragte sich Ace, wie dumm sie sein könnte, wenn sie ihn nicht erkannte.
 

Schließlich war er Feuerfaust Ace! Der Superrookie mit dem unverschämt hohen Kopfgeld, der in kürzester Zeit eine ansehnliche, starke Mannschaft zusammengestellt und ohne große Probleme die Grand Line bereist hatte! Welcher verdammte Pirat, abgesehen von ihm selbst, trug einen orangen Cowboyhut?
 

„Vor dir sitzt Feuerfaust Ace, der Kommandant der zweiten Division.“, großspurig klärte er sie in einem leicht prahlerischen Ton auf und beobachtete selbstgefällig, wie sich ihre Gesichtszüge verhärteten und ihr Lächeln erfror. Siegessicher begann nun der Feuerbändiger seinerseits zu grinsen und lobte sich für diesen ersten Triumph. Damit hatte das einfältige Ding, zu Ace Zufriedenheit, wohl nicht gerechnet. Denn sie erlangte nur schwer ihre Fassung zurück und musste erst einmal tief durchatmen.
 

„Es ist schön, dass die Position endlich besetzt wurde. Dein Vorgänger Ekoyl hätte es so gewollt und die Macht des Feuers ergänzt das Angriffspotential der Crew sehr gut.“, fast schon vergnügt lobte Juliette, nun wieder strahlend lächelnd, diese neue Erkenntnis und brachte Ace an den Rand der Weißglut.
 

Woher kam diese unverschämte Gelassenheit? Sie sollte vor Scham im Boden versinken!
 

Sie war doch gerade eben alles andere, als begeistert über diese neue Information gewesen?

In seinem Inneren begann es gefährlich zu knistern. Die Arroganz der Frau störte ihn über alle Maßen. Sie hatte keinerlei Recht irgendetwas zu bewerten oder zu beurteilen. Worauf konnte sie schon stolz sein? Mit dem Vize ins Bett zu gehen? Wo sie Marco doch scheinbar nicht einmal genug war?
 

Am liebsten wollte Ace sie für ihre Respektlosigkeit – ja, was? – überlegte er genauer. Er könnte sie beispielsweise rein zufällig anzünden oder aus Versehen über Bord werfen, als Köder für leckere Seekönige oder...
 

„Hier Jules, iss was, damit du etwas auf die Rippen bekommst!“, mischte sich Smutje Dereks Stimme in Ace Gedanken ein und holte ihn so aus seinen Überlegungen heraus. Die junge Frau hatte von ihm eine große Schüssel Salat mit Antipasti bekommen. Der verführerische Duft des Gerichtes verdoppelte Ace Empörung. Seit wann gab es Essen außerhalb der festgelegten Zeiten? Wieso war ausgerechnet dieses ehrlose, falsche Biest die Ausnahme von allem?
 

„Derek, das ist lieb von dir. Aber was denkst du, welchem Verhör ich ausgesetzt bin, wenn ich zurück nach Sunlait gehe und drei Kilo mehr wiege?“, fragte das undankbare Geschöpf und war sich nicht einmal bewusst, wie nahe Ace daran war, ihr die Schüssel aus der Hand zu schlagen. Anstatt sich über ihr Gewicht den Kopf zu zerbrechen, sollte sie die Mildtätigkeit des Koches würdigen. Nahrung war immer eine knappe Ressource auf einem Schiff, das mehrere Monate ohne Landgang unterwegs sein konnte. Der Angesprochene ließ sich ebenfalls nicht von ihrem Einwand beeindrucken:
 

„Keine Widerrede! Und du, Ace, achtest bitte drauf, dass Jules aufisst!“
 

Geschockt über diesen Befehl blinzelte der gekränkte Feuerteufel den Smutje für ein paar Sekunden sprachlos an und versuchte seine Aufregung unter Kontrolle zu bringen. Wenn er sich mit dem energischen Mann vor ihm verscherzte, käme er für die nächste Zeit nicht mal in Nähe des Speisesaales, geschweige denn an Essen. Derek interpretierte währenddessen das Schweigen des Kommandanten als Zustimmung und verließ das Deck wieder in Richtung Kombüse.
 

„Wow, das ist echt köstlich. Danke!“, rief das Mädchen dem Koch noch freudig nach, nachdem es die ersten Bissen gegessen hatte. Zufrieden dreht sich der Angesprochene nochmals um und winkte ihr zu. Ace, der die Szene und die gesamte vertrackte Situation zu hassen begann, musterte die junge Frau abschätzig, während sie friedlich mit gesundem Appetit aß. Auch wenn ihre provokante, unabwendbare Anwesenheit ihn störte, hielt sie jetzt zumindest den Mund.
 

Was sollte er jetzt tun? Wie hatte er sich nun zu verhalten? Marco würde höchst wahrscheinlich sauer sein, wenn ihr etwas geschah. Andererseits, was würde passieren, wenn sie von Marcos außerplanmäßigem Stelldichein erfuhr? Würde das ihre Verbindung zerstören? Wollte er das überhaupt erreichen?
 

Doch seine Überlegungen wurden erneut unterbrochen, als sich Vista zu ihnen gesellte und Ace von ihrem Neuankömmling zu berichten begann. Er hörte jedoch nur mit halbem Ohr zu, während die Protagonistin der Erzählung genussvoll die Schüssel leerte. Leider waren es genau die Informationen, an die er sich später nicht mehr erinnern konnte, die sich als wichtig herausstellten. Folgendes blieb ihm im Gedächtnis:
 

Jules war als kleines Mädchen von Pops gefunden und mit an Bord gebracht wurden. Seit dem besuchte sie die Crew für ein paare Tage im Jahr regelmäßig. Das restliche Jahr verbrachte sie auf einer internationalen, unabhängigen Diplomatenschule. Außerdem schienen ihre Studien und Aufgaben für einige lustige Momente auf der Moby Dick geführt zu haben.
 

„Jules hat mit zehn Jahren eine von Thatch angefangenen Seekarten mit Buntstiften ausgemalt.“, kicherte Vista und schaute Ace Applaus heischend an. Dieser verzog tatsächlich etwas die Mundwinkel. Thatch hatte also von Anfang an gewusst, dass dieses Mädchen nur Ärger machte. Mit einem kurzen Seitenblick zu der jungen Frau erkannte Ace leider, dass sie seelenruhig weiter aß und ebenfalls gespannt zu hörte.
 

„Außerdem hat sie versucht mit einem Messer ein Stück von Jozu abzuschneiden, um sich eine Kette zu machen!“, erzählte Vista mit einem versonnenen Gesichtsausdruck und lachte herzhaft. Auch Ace kicherte unbewusst über das heraufbeschworene Bild in seinen Gedanken, wie die Kleine mit einem Dolch am großen Jozu herum pikste. Doch sein Lachen verging ihm, als Juliette empört dazwischen rief, um sich zu rechtfertigen und aus Versehen ein angeknabbertes Salatblatt auf seine Hose spukte:
 

„Das stimmt gar nicht, ich wollte nur sehen, ob er wirklich kratzfest ist.“

Der Lachkrampf, den Vista bekam, war nicht nur Jules Aussage zuzuschreiben sondern auch dem angewiderten Ausdruck auf dem Gesicht der Feuerfaust. Das laute Gelächter des anderen Kommandanten dröhnte in Ace Ohren und trieb ihn immer weiter in seine Abschottung.
 

„Oh, tut mir leid. Ich wollte dich nicht anspucken.“, drängte sich die vergnügte Stimmer der Hexe in seine Gedanken. Er spürte, wie ihre Hand das Salatstück vorsichtig von seiner Hose klaubte. Es war schon so unangenehm ihre Nähe an Bord zu ertragen, doch jetzt überstieg ihr körperliche Präsenz, ihr fröhliche Art, dieses nervige Gekicher und sogar ihr seltsamer Geruch, der ihm in diesem Moment entgegenschlug, langsam seine Geduld.
 

Ace kämpfte erfolgreich gegen den Impuls ihre Hand anzuzünden. Er musste jeglichen Ärger mit Marco vermeiden, um überhaupt noch einmal von ihm ernst genommen zu werden. Denn genau das tat sein Vize schon seit einer ganzen Weile nicht mehr. Ace schaute sich um und stellte fest, dass Vista seinen Lachkrampf wieder im Griff hatte. Leider waren ihm die Erinnerungen an witzige Ereignisse nicht ausgegangen:
 

„Das aller Beste war Folgendes: Juliette musste Zoologiebücher auswendig lernen, um Tierarten zu bestimmen. Das hat gerade in Küstennähe sogar Spaß gemacht. Wir standen also an der Reling, um herauszufinden welche Möwenart über uns kreiste, als Marco von einem Erkundungsflug zurückkam. Juliette sah ihn zum ersten Mal in seiner Vogelform. “
 

Vista kicherte erneut und unterbrach seine Erzählung. Jozu und ein paar andere Kameraden gesellten sich zu ihnen und hörten dem Kommandanten der fünften Division gebannt zu. Alte Geschichten immer wieder erzählt zu bekommen, hatte etwas Unterhaltsames.

Unterdessen hatte Marco sein Gespräch mit Pops beendet und ging auf die Traube Menschen um Ace und Jules zu. Die Beiden saßen einträchtig nebeneinander und beobachteten Vista, der weitererzählte:
 

„Juliette war total fasziniert von Marcos Fähigkeiten und richtig aus dem Häuschen, als er sich zurückverwandelte. Ace, unser Vize hat die Kleine dann gefragt, ob sie auch seine Vogelart bestimmen könnte. Er verwandelte sich auch nochmals, damit sie ihn mit den Bildern in ihrem Buch vergleichen konnte. Und…“, prustete der Erzähler vor Lachen und auch die älteren Crewmitglieder, wie Jozu, schmunzelten, weil sie wussten, was passiert war.
 

„Was hast du geantwortet?“, neugierig fragend drehte sich Ace zu ihr. Er war zu gespannt über den Ausgang der Geschichte und völlig abgelenkt von seiner ablehnenden Haltung dem Mädchen gegenüber, dass er jeglichen Vorsatz vergaß. Jules sammelte sich, erzählte weiter und blickte ihm direkt in die Augen:
 

„Es war nicht leicht. Die Proportionen und die Gefiederfarbe einzuordnen, aber ich habe Marco mit hundert prozentiger Sicherheit einer Vogelart zu schreiben können…“ Sie machte eine kunstvolle Pause und alle Anwesenden schenkten ihr ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Doch Jules wandte ihren Blick nicht von den dunklen Augen des Feuerbändigers und seufzte bevor sie weitersprach:
 

„Er ist ohne Zweifel ein ... Truthahn!“
 

Diese Aussage und das köstliche Bild, das sie heraufbeschwor, löste eine regelrechte Kaskade von Gelächter aus. Doch keiner brüllte so laut vor Lachen, wie Ace. Diese völlige surreale Situation, seine blinde Wut, der Hass auf sein Schicksal und sein Unvermögen sich gegen den Charme der jungen Frau zu wehren, hatten ihn an den Rand des Wahnsinns getrieben. Es schüttelte ihn heftig und ohne groß darüber nachzudenken, klopfte er der Blonden auf die Schulter. Der ach so strenge, penible Marco hatte damals einen fantastischen Dämpfer bekommen und es tat so gut, etwas nicht Perfektes über ihn zu erfahren. Juliette strahlte ihn ebenfalls an und zum ersten Mal seit ihrer Ankunft grinste Ace mit derselben, echten Intensität zurück.
 

Plötzlich fragte sich die Feuerfaust, ob seine Sitznachbarin vielleicht nicht ganz so niederträchtig, wie angenommen, war. Doch das Idyll hielt nur kurz. Ein zischender, grober Laut durchschnitt die ausgelassene Stimmung und zog Ace, Juliettes, Vistas und Jozus Aufmerksamkeit auf sich. Die nur noch sahen, wie sich Marco mit einem bitterbösen Gesichtsausdruck von ihnen abwandte und Richtung Bug verschwand.
 

Verwirrte tauschten die Vier fragenden Blicke aus. Jozu war derjenige, der zuerst seine Sprache wiederfand. „Wir haben keine Ahnung, was mit Marco in letzter Zeit los ist. Was auch immer das Problem ist, er redet nicht mit uns.“, erklärte der große Mann geduldig und schaute das Mädchen auffordernd an. Sie verstand, nickte und stand auf. Bevor sie ging, versprach sie mit einem zuversichtlichen Tonfall:
 

„Ich werde mich darum kümmern.“
 

Ace Blicke folgten ihr bis sie außer Sichtweite verschwand. Das Hochgefühl in seiner Brust löste sich auf und wich einem bleiernen Kloß. Er war wieder allein und seiner selbst überlassen. Im Gegensatz dazu war das glücklich, verliebte Paar wieder vereint, dachte die Feuerfaust sarkastisch und ließ seinen Emotionen freien Lauf. Die Nähe seiner Freunde um ihn herum, konnte er mit einem Schlag nicht mehr ertragen. Mit dem Wunsch endlich seine Ruhe zu haben, stand er auf und machte sich auf den Weg in seine Kajüte, als:
 

„Ace, mein Sohn. Komm doch bitte mal zu mir. Ich möchte über die Sonoheck-Sache sprechen“, befahl Whitebeard in einem sanften Tonfall. Der junge Kommandant drehte sich in Zeitlupe zu seinem Vater und trotte ergeben zu ihm, während der Hass auf seine Situation unaufhörlich wuchs.
 

Allein am Bug der Moby Dick, umgeben von Wind und den Geräuschen der Wellen, versuchte Marco seine Enttäuschung und seine Eifersucht in den Griff zu bekommen. Ace und Jules hatten glücklich ausgesehen, als teilten sie schon jetzt eine innige Bindung. Der Schwarzhaarige war viel zu schnell seinem Hinweis gefolgt, sich ein Mädchen zu suchen. Der Vize hätte ihm irgendwann jedes weibliche Wesen gegönnt, nur eben nicht Juliette und vor allem nicht jetzt. Ein ungeahnter Zorn durchströmte ihn und selbst die Flammenkreatur war erbost über den Verrat des anderen Feuerteufels.
 

Marco fühlte sich überfordert und er fürchtete fast schon die unausweichliche Konfrontation, die ihm noch bevor stand. Viel zu spät bemerkte er die nur zu gut bekannte Präsenz seiner Freundin hinter sich. Er flüsterte ihren Namen in den Wind, drehte sich aber nicht zu ihr um. Sie holte tief Luft und stellte in einem nüchternen, trockenem Tonfall fest:
 

„Du und Ace also.“
 

Der Vize hatte keinerlei Ahnung, wie ihm geschah. Fassungslos öffnete er seinen Mund, ohne einen Laut von sich geben zu können.
 

Wie hatte sie ihn innerhalb kürzester Zeit durchschauen können?
 

Ende Kapitel 21
 

Hallo meine lieben Leser,
 

schön euch wieder zu lesen ;-)
 

Es hat sich einiges getan, obwohl in der Tat nicht viel passiert ist! Wie immer bin ich auf eure Meinungen und Eindrücke gespannt!
 

Ganz herzlich möchte ich mich bei samiya, Glupit, Inu-Yashagirl88, Hiraya, Raven, Carola, Pluesch-Pueppie, Saka-chan, Monkey-D-Setsuna, million und HasiAnn sowie den 115 Favo-nehmern für ihre tolle Unterstützung bedanken.
 

Wir lesen uns hoffentlich bald!
 

Liebe Grüße
 

Eure ceres

Offensichtlich Unoffensichtlich

Noch immer stand Marco mit dem Rücken zu Juliette am Bug der Moby Dick und versuchte nicht auf ihre Äußerung zu reagieren oder sich zu ihr umzudrehen.
 

Der Teil von ihm, der sich gegen die ganze Misere wehrte, wollte niemals antworten. Doch der weitaus größere Teil, angeführt von der blauen Feuerbestie, sehnte sich nach diesem Gespräch.
 

Jules machte einen Schritt auf ihn zu und legte eine kühle Hand auf seine Schulter. Die tröstliche Geste erfüllte ihren Zweck, weckte jedoch auch Zweifel, ob die junge Frau überhaupt mit der Wahrheit umgehen könnte.
 

„Hör auf damit!“, befahl sie unvermittelt in einem ungewohnten Tonfall und veranlasste Marco sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihr zu wenden. Während der Phönix in seiner Brust belustigt fauchte: „Reingefallen!“
 

Erst, als der Vize Jules leichtes Lächeln sah, begriff er, dass er von ihr ausgetrickst worden war. Er ließ sich von niemand außer Pops Befehle geben und er reagierte immer gereizt, wenn es Kameraden wagten, so mit ihm zu sprechen. Sie wusste das und konnte ihn so mit diesem Mittel aus seiner sturen Haltung locken. Juliette machte unterdessen eine einladende Handbewegung, bevor sie sich setzte. Resignierend tat er ihr es nach. So wie es aussah, würden sie reden, ob er wollte oder nicht.
 

„Es ist schön, endlich wieder hier zu sein. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich immer freue, wenn das Jahr um ist.“, sprach das Mädchen leicht hin und schloss die Augen. Marco spürte, dass sie ihm Zeit gab, um sich zu sammeln. Er kam sich merkwürdig vor. Einerseits interessierte es ihn sehr, wie sie die Situation innerhalb kürzester Zeit durchschauen konnte, andererseits wollte er seine Ruhe. Er atmete tief ein, um sich zu konzentrieren.
 

„Wie kamst du eigentlich zu deiner Schlussfolgerung?“, fragte Marco betont langsam und beobachtete Juliettes Gesichtsregungen. Sie richtete ihren Blick wieder auf ihn und überlegte. Wahrscheinlich wie sie vorgehen sollte, vermutete der blonde Mann.
 

„Es war anfangs nicht so einfach. Meine erste Ahnung, dass sich etwas geändert hatte, war die Stimmung an Bord, die lange nicht so ausgelassen, wie sonst, war. Trotzdem hast du mich stürmisch begrüßt, als wäre ich eine willkommene Abwechslung. Also musste irgendetwas los sein.“, erklärte Jules mit ruhiger, gefasster Stimme.
 

Marco wusste nicht, ob es ihm gefiel, dass er sich angeblich verdächtig verhielt. Wiederum konnte er sich verhalten, wie er es wollte, dachte er trotzig. Doch eine leise, vernünftige Stimme in seinem Kopf ermahnte ihn, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis jemand aus der Crew Verdacht schöpfte. Trotzdem, nur weil Jules etwas scharfsinnig bemerkt hatte, hieß es nicht, dass es auch andere taten.
 

Die junge Frau hatte scheinbar auf eine Reaktion gewartet. Denn, als er sie prüfend ansah, fuhr sie mit einen merkwürdigen Tonfall fort:
 

„Obwohl mich Ace nicht kannte, hat er mich weder begrüßt noch beachtet. Das habe ich zunächst auf Thatch Anwesenheit geschoben, der ihm sicherlich brühwarm erzählt hat, dass ich deine Hure bin.“
 

Jules Stimme klang ein wenig betrübt und Marco überlegte, ob sie es verkraftete, dass Thatch sie nicht mehr zu seinen Freunden zählte. Doch seine Überlegungen wurden unterbrochen, als sie ihn auf weitere Details aufmerksam machte:
 

„Da Männer sich im Allgemeinen ihre Eroberungen gönnen und er nun wahrlich keine Angst haben muss, kein Mädel abzubekommen, hatte er also ein Problem mit mir. Außerdem begann die Luft um ihn herum zu flirren, sobald ich neben ihm saß. Mit jeder Minute stieg die Temperatur um uns und er sah ganz nebenbei alles andere als fröhlich aus.“
 

Marco schluckte schwer, er hatte nicht damit gerechnet, dass Ace seine Gefühle so schwer bändigen konnte. Erst im nächsten Moment wurde ihm mit Schrecken klar, welchem Trugschluss der schwarzhaarige Kommandant erlegen sein musste. Eine Stunde zuvor hatte er Ace noch erklärt, dass er sich ein Mädchen suchen sollte. Kurze Zeit später fand der junge Mann heraus, dass Marco eine vermeintliche Geliebte hatte.
 

Was sollte die Feuerfaust sonst von ihm denken, als dass er ihn abgeschoben hatte? Dabei war es niemals Marcos Absicht, Ace mit jemand zu ersetzen. Die riesige Tragweite und das gefährlich Potenzial der Situation wurden dem Blonden nur allmählich klar. Er wäre an Ace Stelle tatsächlich ausgerastet und hätte sich so nicht nur blamiert, sondern auch verraten. Stumm pflichtete er Juliettes nächster Einschätzung bei:
 

„Einst steht fest, du kannst ihm vertrauen.“
 

Die junge Frau, ihm gegenüber, machte wieder eine Pause und sah Marco auffordernd an. Doch der Vize war noch nicht bereit zu antworten. Seine Gefühle zu offenbaren und sich dem Urteil anderer auszusetzen hatte ihm schon immer widerstrebt. Die Tatsache, dass Meister und Schüler nun die Rollen tauschen würden, schmeckte seinem Stolz ebenfalls nicht.
 

„Deine Reaktion darauf, dass Ace in meiner Gegenwart gelacht und mich angefasst hat, war mehr als offensichtlich. Dafür konnte es nur einen plausiblen Grund geben. Du warst sauer oder enttäuscht. Da du nun mal nicht eifersüchtig auf Männer in meiner Nähe reagierst, gab es nur eine zwingende Lösung. Im Anschluss hat mir Jozu zusätzlich noch mitgeteilt, dass du dich verändert hast und sie nicht wissen, was los ist.“
 

Mit diesen Worten beendete Juliette ihre Indizienanführung ohne eine Wertung abzugeben und hüllte sich in Schweigen. Obwohl sie Recht hatte, missfiel Marco der anklingende Vorwurf, er würde zu offensichtlich handeln nicht. Er tat doch schon alles, um die verbotene, sündige Sache zwischen Ace und ihm zu vertuschen und zu vergessen. Der Blonde redete kaum mit dem Jungen, ging ihm aus dem Weg und verbannte die heißen, erregenden Erinnerungen ihrer Zweisamkeit in seine gewissermaßen feuchten Träume.
 

Doch das Trugbild, das durch seine Vernunft gesponnen worden war, bekam Dank Jules Zusammenfassung merkwürdige Risse und verwandelte sich immer mehr in bittere Realität. Dennoch wollten sein trotziger Stolz und seine uneinsichtige Vernunft nicht klein beigeben und ihm seine offensichtlichen Fehler erkennen lassen. Schließlich gab es viele weitere Aspekte, die gegen die Affäre sprachen. So durchbrach Marco die Stille mit einer Provokation, ohne sich darüber im Klaren zu sein, auf verlorenem Posten zu stehen.
 

„Das waren alles nur Vermutungen. Du konntest dir deiner Behauptung nicht zu hundert Prozent sicher sein.“
 

Er runzelte die Stirn, als er Jules verschmitztes Lächeln bemerkte. Sie schien sich tatsächlich zu amüsieren:
 

„Natürlich habe ich geblufft und du hast dich verraten. Du hättest mir genauso gut widersprechen oder den Mund verbieten können, stattdessen hast du geschwiegen. Aber wenn du unbedingt einen Prozess möchtest…“, seufzte das Mädchen.
 

„Beantworte mir bitte folgende Fragen. Wenn ich Jozu fragen würde, seit wann du so merkwürdig bist, was würde er antworten?“
 

Marcos gefiel die Richtung, in die das Gespräch abdriftete, ganz und gar nicht, trotzdem sah er sich außer Stande etwas anderes zu tun, als widerwillig zu antworten:
 

„Seit einem knappen halben Jahr.“
 

Juliette nickte und stellte eine weitere Frage in den Raum. Diese brachte ihn unerwartet in Bedrängnis. Denn die ehrliche Antwort offenbarte mehr, als er sich selbst eingestehen wollte.
 

„Wie lang ist Ace jetzt Teil der Crew?“
 

„Sieben Monate.“, flüsterte der blonde Mann und begriff sogleich, dass er sich lächerlich machte. Es kam ihm vor, als würde sich seine Sichtweise der Dinge drehen. Wieder enthielt sich die junge Frau einer Wertung und konzentrierte sich auf Marcos gewünschte Beweisführung.
 

„Viele der Aufgaben des zweiten Divisionskommandanten hast du Ace übertragen?“, lautete die nächste Frage und dem Vize Käpt´n entglitten alle Gesichtszüge. Erst jetzt - viel zu spät - wurde ihm klar, dass Jules mit so ziemlich allem Recht behielt. Er verhielt sich offensichtlich verdächtig und sein Schweigen enthüllte mehr als tausend Worte. Die Erkenntnis spülte wie eine Welle über ihn hinweg und riss nicht nur den Damm seines Schweigens mit sich fort, sondern auch seine Hemmungen und sein Misstrauen dem Mädchen gegenüber.
 

„Jules, hör mir zu. Wir waren auf Tyross allein und…“, brach Marco hervor und so gleich wieder ab. Der wilde Strom seiner Gedanken war schwer zu bändigen. Er wollte ihr am liebsten alles auf einmal beichten und gleichzeitig jedes Wort rechtfertigen. Jules hatte unbemerkt seine rechte Hand gegriffen und hielt sie mit sanftem Griff fest. Sie schien sich zu bemühen, so souverän, wie irgend möglich zu klingen:
 

„Warte, eins nach dem anderen. Ihr habt die Nacht zusammen verbracht und weiter?“
 

„Ja, das haben wir. Wir hatten beide viel getrunken. Kurz bevor der Tag anbrach, kam ich wieder zu Verstand und versuchte die Sache ungeschehen zu machen. Ace sollte keinen Verdacht schöpfen. Doch nun weiß ich, dass ihn das alles ebenfalls nicht loslässt.“, drückte sich der Vize etwas klarer aus. Ihm war letztlich nicht bewusst, dass er immer leiser gesprochen hatte. Jules verständnisvollen, jedoch grüblerischen Blick nahm er auch nur am Rande wahr. Umso überraschter war er, als sie weitersprach:
 

„Nimm mir das jetzt bitte nicht übel, Marco. Ihr wollt beide eine Wiederholung der besagten Nacht. Ihr habt es offenbar genossen. Wo ist das Problem?“
 

Augenblicklich wandelte sich Marcos zerknirschter Gesichtsausdruck in absoluten Unglaube. Was war auf einmal mit Jules los? Sie war doch eigentlich scharfsinnig und mehr als nur intelligent. Der Blonde schüttelte vehement den Kopf und konfrontierte sie mit der unumstößlichen Wahrheit, die wie ein Damokles Schwert über ihm hing:
 

„Nakama sind unantastbar! Wir dürfen nicht zusammen sein, nicht so! Wenn Pops erfährt, was wir getan haben, wird er mich in einen Leichensack stecken und ins Wasser werfen lassen!“
 

Doch er musste frustriert feststellen, dass er, wie bei Ace zuvor, auch bei Juliette auf taube Ohren stieß. Sie runzelte nur die Stirn und beobachtete ihn, als würde sie darauf warten, dass er durchdrehte. So kam er sich mittlerweile auch vor: unverstanden und überfordert. Marco bemerkte jetzt erst, dass er die zerbrechliche Hand in seiner gefährlich stark drückte.
 

Der Gedanke, dass er jetzt sogar schon Unbeteiligte verletzte, holte ihn in die Realität zurück und veranlasste ihn sich umzusehen. Der Wind hatte aufgefrischt und zog spielerisch an ihren Harren und Kleidern. Als er Jules endlich näher betrachtete, erkannte er, dass ihre Haltung etwas verkrampft war und die schlichten, dunklen Sachen, ein locker fallendes Shirt und eine enge Seemannshose, an ihrem Leib mehr als nur fadenscheinig waren. Eben diese Sachen hatte sie letztes Jahr von der Moby Dick mitgenommen und nun sah es so aus, als würde sie dieses Mal wieder neue brauchen.
 

„Was ist deine oberste Pflicht, Matrose?“, forderte die junge Frau ihn unvermittelt und streng auf. Irritiert blinzelte Marco sie an und wunderte sich, dass sie sich überhaupt an ihre erste Lektion an Bord erinnern konnte. Ergeben, weil ihm keine Alternative blieb und er sich langsam auf sie einlassen wollte, beantworte der Vize der Whitebeard-Bande die Frage:
 

„Die Mannschaft und das Schiff sind das Wichtigste. Ich habe alles zu tun, um die Sicherheit und das Wohlergehen der Crew zu gewährleisten…aber das heißt auch, dass ich meine Bedürfnisse hinter die aller stelle..."
 

Er wurde jedoch jäh von Jules eindringlicher Stimme unterbrochen und erkannte in ihren Augen, dass sie alles todernst meinte, was sie ihm klarzumachen versuchte:
 

„So, wie du dich zurzeit verhältst, gefährdest du die Sicherheit der Crew. Du bist nicht Käpt´n, sondern Vize. Du bist Ansprechpartner für Whitebeard und die Jungs. Sie verlassen sich alle auf dich. Du hast die Pflicht jederzeit bei Verstand zu sein! Ohne dich funktioniert hier nichts! Du bringst alle in Gefahr, wenn du dich selbstkasteist und einigelst. Außerdem gehört dieses wandelnde Lagerfeuer ebenfalls dazu und dessen Wohlergehen geht scheinbar mit deiner Nähe und Beachtung einher.“
 

„Er ist zu jung und zu unerfahren. Wahrscheinlich will er nur die Befriedigung wieder erleben. Dazu kann er sich ein Mädchen besorgen, so wie das die Natur vorgesehen hat. Außerdem unterschätzt er die Konsequenzen, die das Ganze hier haben kann.“
 

„Ach und du bist der Meinung, dass du für ihn entscheiden kannst, dass er nicht auf dich steht, sondern nur auf die Erfüllung seiner leidenschaftlichen Sehnsüchte aus ist? Anstatt auf ihn einzugehen und ihm die Möglichkeit zu geben, herauszufinden wonach er sucht? Willst du lieber die spannungsgeladene Situation aufrechterhalten bis sich einer von euch verrät? Eine augenscheinliche Bedrohung kann auch eine unerwartete, positive Wendung nehmen, war das nicht dein Leitspruch, Meister?“, wies Jules den Blonden zu Recht und schaute ihn direkt an. Ihre Stimme hielt sie noch immer gedämpft, doch die Ernsthaftigkeit und zu Marcos Verdruss auch die bohrende Wahrheit in ihren Worten konnte er nicht leugnen.
 

Er blickte leicht beschämt zu Boden und begann die Ereignisse der letzten Zeit zu reflektieren. Es kostete einiges an Mühe und Überwindung sich seine aufgezeigten Fehler einzugestehen. Er hatte sich abgeschottet, seinen Frust und die Wut über die unerfüllte Sehnsucht nach Ace an der Crew ausgelassen. Doch um welchen Preis? Ace und er verhielten sich schon fast, wie Fremde, obwohl der Junge ihm nach so langer Zeit nah gekommen war, wie kaum jemand vor ihm.
 

Es war unfair so zu handeln. Ace hatte das nicht verdient und wenn Marcos rudimentäres Selbstwertgefühl ehrlich zu ihm war, hatte er zu sehr unter seinen eigenen Sanktionen gelitten, um seinen Aufgaben gerecht zu werden. Er atmete tief durch und genoss die Erleichterung, die er nun empfand. Jules hatte Recht, er hatte viel mit Ace zu besprechen und zu klären und vielleicht – Marco traute sich kaum, diesen Wunsch überhaupt zu denken – wurde der Junge nicht nur von seinen Trieben gelenkt.
 

„Lass mich dir helfen.“, flüsterte Julies, deren Anwesenheit Marco fast schon wieder vergessen hatte. Sie lächelte ihn aufmunternd an. Scheinbar hatte seine neue, entspannte Körperhaltung sie davon überzeugt, dass er endlich Vernunft annahm. Marco war sich unsicher, was er sagen sollte und folgte mit den Augen ihren irgendwie steifen Bewegungen, als sie aufstand und sich zum Gehen wandte. Eine Frage kam ihm plötzlich in den Sinn, die er so gleich auch der jungen Frau stellte:
 

„Warum tust du das?“
 

Sie drehte sich nicht zu ihm, als sie antwortete, bevor sie Richtung Kommandantendeck verschwand und ihn seinen Gedanken überließ.
 

Wahrscheinlich spielte ihm der Wind einen Streich, während sie ihre Antwort gab oder er bildete sich Dinge ein, die nicht existierten.
 

Denn sie konnte doch unmöglich: „Weil ich dich liebe.“ gesagt haben.
 


 

Ende Kapitel 22
 

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Hallo ihr Lieben,
 

ich bin nahezu pünktlich mit meinem neuen Kapitel und ich muss sagen, das lag an euch!

Ganz ehrlich – das Feedback zum letzten Kapitel war einfach überwältigend. Ich habe mich riesig gefreut und zwar über jeden einzelnen Satz!
 

Daher geht ein großes Dankeschön an die fleißigen, aufmerksamen Kommischreiber:

Inu-Yashagirl88, Hiraya, Mondhase, Glupit, Monkey-D-Setsuna, Saka_chan, Carola, Pluesch-Pueppie, samiya, Black_Polaris, Amilya, Yelio, Raven und million!!!!
 

Ich hoffe, wir lesen uns bald wieder.
 

Liebe Grüße
 

Eure ceres

Der Feind in meinem Bett

Ace war genervt.
 

Er wollte endlich seine Ruhe und hatte sich deshalb nach dem unangenehmen Gespräch mit Whitebeard schmollend in seine Kajüte zurückgezogen. Er war sauer und enttäuscht über sein Versagen, Marcos Lügen, Juliette Auftauchen und Pops Entscheidung, dass die Sonoheck-Piraten ab sofort die Sache des Käpt´ns waren.
 

Frustriert hatte sich der Feuerteufel auf seinem Bett ausstreckte und hoffte auf Schlaf oder irgendetwas, dass seinen gekränkten Stolz und die maßlose Wut mildern konnte. Die Präsenz dieser Frau stieß ihm am allermeisten auf. Er mochte sie nicht, weder das strahlende Lächeln, die charismatische Ausstrahlung, ihre unbeeindruckte Art, ihr Verhältnis mit Marco, noch ihren Geruch. Außerdem und das war mit Abstand das Schlimmste von allem: sie schien alles zu können, wozu er unfähig war.
 

Pops hatte sie vorhin gelobt und ihm nahegelegt sich mit ihr über diese Sonoheck-Piratenbande auszutauschen und ihm später Bericht zu erstatten. Juliette zu allem Überfluss noch vorgehalten zu bekommen, passte der Feuerfaust absolut nicht. Ace versuchte seine Gedanken zu zerstreuen und wollte daran glauben, dass sich die Situation nach einem kleinen Nickerchen verbessert haben würde.
 

Gerade, als er in einen traumlosen Schlaf zu gleiten begann, öffnete sich die Kajütentür und eine schlanke, dunkelblonde Gestalt trat ein. Ace Augen weiteten sich ungläubig, als er ausgerechnet Jules in seinem Zimmer erblickte. Sie hatte ihm zu seiner verzwickten Situation gerade noch gefehlt. Der junge Mann spürte einen regelrechten Zorn über ihre grenzenlose Frechheit, ungebeten in seinen Raum zu kommen, in sich aufsteigen. Doch Ace wollte dem Mädchen sein Unvermögen nicht zu direkt aufzeigen. Mit einem Räuspern machte er auf sich aufmerksam, als sie sich in einer fließenden Bewegung ihr Oberteil auszog oder eher ausziehen wollte.
 

Erschrocken über das unerwartete Geräusch taumelte sie mit dem Shirt über dem Kopf zurück und stieß fluchend gegen die Wand hinter ihr. Zur großen Genugtuung des Kommandanten, hatte sich das Kleidungstück scheinbar an ihrer Unterwäsche am Rücken verhakt, so dass sie nun mehr feststeckte.
 

„Oh, das tut mir leid! Ich hab nicht gewusst, dass die Kajüte vergeben ist. Ich hab hier sonst immer geschlafen.“, rechtfertigte Juliette sich beschämt und versuchte sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien, um zu sehen in wessen Gesellschaft sie sich aufhielt. Der Anblick, wie sie hilflos versuchte die Arme freizubekommen, war unbezahlbar und besänftigte Ace sogar. Obwohl ihm die Tatsachen, dass sie schon vor ihm auf der Moby Dick war und auch noch in seinem Raum geschlafen hatte, eifersüchtige Stiche versetzte.
 

Währenddessen war das Mädchen an der Wand entlang zu Boden gerutscht und probierte mit einer Hand und wenig Erfolg an die verhedderte Stelle zu kommen. Ohne, dass er es wollte, keimte in Ace Seele langsam so etwas, wie Mitleid für Jules auf. Genervt von der eigenen Selbstlosigkeit stand er auf und ging zu ihr. Höchstwahrscheinlich würde sie nicht schneller aus seinem Zimmer verschwinden, wenn er ihr nicht behilflich war.
 

Die Feuerfaust hob sie stumm auf die Füße und drehte sie mit dem Rücken zu ihm, um ihr zu helfen. Jules Augen weiten sich ungläubig, als sie ihn erkannten, aber Ace schenkte der Geste keinerlei Beachtung. Der junge Kommandant stellte nun auch fest, dass Juliette ihm gerade mal bis zur Brust reichte.
 

Jetzt, da sie ihm so nah war, schrumpfte auch die von ihr ausgehende Bedrohung rasch zusammen. Doch ihr plötzliches Schweigen irritierte ihn. Von ihrer unbeschwerten Art war nichts außer einer verkrampften Körperhaltung übrig geblieben. Erst im nächsten Augenblick fiel Ace auf, dass ihr Rücken sowie ihr ganzer - für ihn einsehbarer - Körper mit grün-blauen und bräunlichen Flecken übersät waren. Er brauchte keinerlei Hinweise, um zu erkennen, dass es sich um Kampfspuren oder eher Wunden handelte.
 

Ihr dunkles, abgetragenes Oberteil hatte sich an einem Haken verheddert, der eigentlich die provisorisch angelegte Mullbinde um ihre Rippen halten sollte. Aus der Sicht des Schwarzhaarigen hatte sie die Stelle unterhalb ihrer Brust mit mäßigem Erfolg selbst verbunden. Mit einem schnellen Handgriff löste er das Kleidungsstück, so dass auch ihre Arme freikamen. Ace ließ das Shirt jedoch nicht los, sondern zog es bis zu ihren Schultern hoch und hielt es dort fest.
 

Jules zuckte bei der Berührung zusammen und schien sich mittlerweile sehr unwohl zu fühlen. Doch die Feuerfaust hatte kein Erbarmen mit ihr und inspizierte die vom Blut gerötete Binde fachmännisch, bevor er ihr seine Schlussfolgerungen mitteilte:
 

„Die Bandage muss gewechselt werden.“
 

„Ich weiß, ich wollte das gerade machen.“, flüsterte das Mädchen mit einem gequälten Tonfall und versuchte erfolglos Ace das Shirt aus der Hand zu ziehen und etwas Abstand zwischen sie zu bringen. Abschätzig beobachtete dieser das Bild und sprach seine Verwunderung über ihre geheimnistuerische Art aus:
 

„Warum geht du dafür nicht zu einer Krankenschwester?“
 

Umso erstaunter war er, als daraufhin ein abfälliges Lachen seitens der jungen Frau hörte. Aber der feine, zerknirschte Unterton in ihrer Antwort entging ihm keineswegs:
 

„Pops Pflegerinnen helfen mir nicht. Thatch ist bei denen ziemlich beliebt.“
 

„Dann geh zu einem der Ärzte, der Verband sieht schrecklich aus!“, machte Ace sich über sie lustig. Ihm lag auf der Zunge, dass männliche Kameraden sicherlich mehr mit ihr anfangen konnten, doch er hielt sich zurück. Denn ihm wurde langsam klar, dass sie wohl gar nicht so beliebt in der Crew war, wie er zunächst angenommen hatte. Wahrscheinlich war sie deswegen auch nur ein temporärer Gast, mutmaßte der sommersprossige Mann im Stillen weiter.
 

„Ich möchte nicht, dass jemand erfährt, dass ich verletzt bin. Bitte verrate mich nicht“, flüsterte Juliette eindringlich und drehte ihren Kopf so, dass sie ihn, zum ersten Mal seit sie bei ihm war, direkt anschaute. Ace zog daraufhin nur eine Augenbraue in die Höhe und suchte nach einer Möglichkeit, den eben errungenen Vorteil zu nutzen. Doch etwas in ihm missfiel diese Überlegung und wenn er es richtig betrachtete, war diese zweifelnde Stimme schon seit langem in seinen Gedanken präsent. Einem menschlichen Impuls folgend, interessierte Ace sich plötzlich für Fakten:
 

„Stammt das von einem Angriff?“
 

Der Kommandant beobachtete, wie das Mädchen energisch mit dem Kopf schüttelte und sich rechtfertigte:
 

„Nein, die Verletzungen sind vom Training.“
 

Diese viel zu schnell ausgesprochene Antwort vermittelte dem jungen Mann den Eindruck, dass Juliette sich mehr als bedrängt fühlte. Die Erkenntnis milderte seine Neugierde jedoch kaum und veranlasste ihn so erneut zu sticheln:
 

„Wenn das Verletzungen von Kampfübungen sind, machst du offensichtlich etwas falsch.“
 

„Ja, offensichtlich und jetzt lass mich bitte los!“, verlangte die blonde Frau mit verzweifelter Stimme und begann sich aus dem Griff der Feuerfaust zu winden. Leider war Ace ihr körperlich deutlich überlegen und lockerte seine Hand auf ihrer Schulter nicht.
 

„Halt lieber still!“, befahl der Kommandant und löste die Klemmen, die den Stoff des Verbands straff hielten mit der freien Hand. Routiniert entfernte er die Lagen, in dem er näher an sie herantrat und um sie herum fasste. Die Feuerfaust war es gewöhnt gewesen, in seiner viel zu kurzen Kindheit, Ruffy immer wieder zu bandagieren, dass er so gleich in die alte Routine fiel. Ihm kam nicht in den Sinn, dass Jules sein forsches Handeln missbilligen könnte. Doch die intime Nähe zu ihr trieb auch ihren eigenartigen Geruch erneut in seine Nase. Neugierig und unbewusst begann Ace an ihren Haaren zu schnuppern und versuchte die wahrgenommenen Nuancen einzuordnen.
 

„Was machst du da?“, fragte das Mädchen irritiert und ertappte Ace auf frischer Tat. Dieser war jedoch um keine Antwort verlegen und konfrontierte sie sogleich mit seiner Beobachtung:
 

„Du riechst komisch!“
 

„Ich bin gewaschen und du riechst verbrannt!“, konterte Juliette und erntete nur ein verschmitztes Lächeln der Feuerfaust, deren Augen nach essentiellen Utensilien Ausschau hielt. Bevor Ace weiter sprach:
 

„Wir brauchen frisches Verbandszeug.“
 

„Ja, ich hab welches in meiner Tasche dort. Birdie hat sie vorhin hierher gebracht.“, antwortete Jules schnell und machte auf Ace einen erleichterten Eindruck über etwas anderes sprechen zu können. Der Feuerbändiger erspähte die schlichte, braune Tasche auf einem der beiden Stühle an dem kleinen Tisch und ärgerte sich über die Unverfrorenheit des Schiffsjungen, ohne Erlaubnis Sachen in seinem Raum zu hinterlassen.
 

Währenddessen befreite sich Juliette endlich von ihm, zog ihr Shirt von ihren Schultern und ging zu der besagten Tasche. Nach kurzem Suchen kam sie, nur noch mit einem schlichten und zugegebenermaßen hässlichen BH bekleidet, zu ihm zurück. Sie mied, zur Verwunderung des jungen Mannes, seinen Blick gekonnt und stellte sich ergeben im Licht des Bullauges vor ihn hin. Erst jetzt bemerkte Ace, dass die Wunde durch den Saum der Unterwäsche an einer Stelle aufgescheuert worden war und leicht zu bluten begonnen hatte. Außerdem schien sich dieser Teil zu entzünden.
 

„Das sieht nach Wundbrand aus. Los geh zu einem Arzt! Wir haben hier nichts zum Desinfizieren.“, stellte Ace streng fest und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Sie sollte endlich Vernunft annehmen und verschwinden. Mit einem Mal kam seine Abneigung ihr gegenüber zurück und er fragte sich, warum er sie vorhin nicht einfach hinausgeworfen hatte. Trotz seines strengen Tonfalls, machte das Mädchen leider nicht den Eindruck, seinem Befehl Folge zu leisten, sondern schien nachzudenken. Kurz darauf weckte das entschlossene Glitzern in ihren Augen eine Art Unmut in ihm, als sie ihn bewusst ansah und in einem gelassenem Tonfall antwortete:
 

„Kauterisiere die Wunde.“
 

„Was?“
 

„Verbrenn die Stelle. Das stoppt die Blutung und beugt einer Infektion vor.“, erklärte Jules ungeduldig, als handelte es sich um das Normalste der Welt und blickte ihn auffordernd an. Ace starrte fassungslos zurück. Bis zum heutigen Tag hatte niemand, wirklich kein Mensch, ihn gebeten ihn mit Absicht zu verbrennen. Natürlich war es schon vorgekommen, dass seine Teufelskräfte für alltägliche Dinge gebraucht wurden. Mutwillig hatte er bisher ausschließlich Feinden gegenüber so gehandelt. Andererseits, dachte die Feuerfaust, war sie streng genommen für ihn nicht viel mehr als ein Feind, der ihn um Feuer bat.
 

„Zieh das Ding aus!“, befahl der Kommandant unvermittelt und deutete auf Jules BH. An ihrem erschrockenem Gesicht erkannte Ace, dass sie den tieferen Sinn seines Befehls nicht begriff. Er seufzte daraufhin und erläuterte:
 

„Wenn ich die Wunde kauterisiere, fängt auch das Teil Feuer und deine Haut verbrennt großflächiger. Was glaubst du, vor wem du das verbergen könntest?“
 

Juliette einzige Reaktion war ein kurzes Nicken. Zögernd griff sie hinter sich und entfernte das Kleidungsstück von ihrem Körper. Ihr Blick blieb gesenkt, als sie mit einem Arm ihre Blöße vor ihm verbergen wollte. Diese schlichte Geste weckte in Ace ein unbekanntes Gefühl, dass ihm die verkannte Intimität des Moments bewusst machte.
 

Trotzdem, er fühlte sich von ihrem Wesen, ihrem Geruch und der weichen Haut nicht angezogen, sondern empfand nur diese eigenartige Pflicht, ihr helfen zu müssen. Überfordert und verwirrt durch diese Erkenntnis rechtfertige er sich innerlich damit, dass er mit ihr eigentlich ein zu großes Problem hatte, um sie überhaupt attraktiv zu finden und schob den Gedanken zur Seite.
 

Ohne große Überlegung legte er eine Hand auf die blutige Stelle an ihrer Körperseite und zog sie näher an sich heran, um ihren bevorstehenden Schmerzensschrei an seinem Körper ersticken zu können. Das Mädchen ließ stumm alles mit sich geschehen, jedoch konnte der junge Mann ihre Anspannung deutlich spüren. All seine Konzentration richtete Ace nun auf seine Hand, die auf der Verletzung lag und begann das erforderliche Maß an Hitze zu schätzen, dass ein steriles Verschließen gewährleisten würde.
 

Ace warnte Juliette nicht, bevor er sein Element auf ihrer Haut entfesselte. Sie zuckte zusammen und griff Halt suchend an seine Schulter, ohne das auch nur ein Laut über ihre Lippen kam. Dies beeindruckte Ace viel mehr, als er zu geben wollte und ließ ihn für einen Moment vergessen, dass er sie nicht mochte. Sie war stark, zumindest in diesem Augenblick, dass musste er ihr lassen.
 

Sanft drehte der junge Mann seine Patientin zur Seite und begutachtete sein Werk. Jules hatte Recht behalten, die Blutung war gestoppt worden. Außerdem stellte der Feuerteufel weiterhin zufrieden fest, dass er den Schaden nicht verschlimmert hatte. Plötzlich wurde er sich gewahr, dass die blonde Frau zu zittern begonnen hatte, wahrscheinlich war es die Nachwirkung über diese Erfahrung oder der Ekel über den unangenehmen Geruch verbrannter Haut.
 

Vorsichtig trat er wieder näher an sie und wollte damit beginnen die Wunde mit dem Verbandszeug, dass sie aus ihrer Tasche geholt hatte und in der Hand hielt, zu versorgen. Sein Ziel war diese seltsame Situation so schnell, wie möglich, aufzulösen.
 

Als auf einmal und ohne jegliche Vorwarnung die Kajütentür aufgerissen wurde, zog Ace Jules mehr aus einem beschützenden Impuls an seine Brust und schützte sie mit einem Arm vor Teach gierigen Blicken. Der feiste, schwarzhaarige Mann war im Türrahmen bei dem Anblick, der sich ihm bot, für einen winzigen Moment erstarrt. Kurze Zeit später schlich sich ein süffisantes und anerkennendes Lächeln auf sein Gesicht. Das verlangende Funkeln in den Augen seines Untergeben war Ace absolut zuwider.
 

Gerade als er Teach zu Recht weisen wollte, begann sich der Matrose zu beschweren:
 

„Kommandant, wenn du hier...ähhmm...fertig bist. Komm an Deck, Reiji und die anderen wollen ihren Wachdienst nicht machen, weil sie mit dir auf der gescheiterten Mission waren. Aber Marco hatte sie gestern eingeteilt. Ich war letzte Woche zweimal dran mit Nachtwache und hab keinen Bock, dass schon wieder zu machen.“
 

„Geh Teach. Ich reden beim Essen mit den Anderen.“, antworte der angesprochene Kommandant gereizt und sah seinen Untergebenen durchdringend an. Widerwillig und enttäuscht drehte sich der Matrose in den Gang, doch nicht ohne einen letzten hungrigen Blick auf Juliettes halbnackten Körper zu werfen und Ace vielsagenden zu zuzwinkern. Genervt schnaubte die Feuerfaust, als sich die Tür endlich wieder schloss. Er nahm Jules das Verbandszeug aus der Hand und machte sich stumm daran, die Wunde mit Salbe zu versorgen und sauber zu verbinden.
 

Erneut begann in seinem Inneren ein Inferno zu toben, Teach Faulheit, dessen widerwärtiger Blick und der Vorwurf des fehlgeschlagenen Auftrags machten ihn wütend. Der Flammenbändiger bemerkte gar nicht, wie grob er Jules bei der Prozedur behandelte. Jedoch fiel Ace nach und nach ihr eisernes Schwiegen und ihre Erleichterung auf, als er endlich fertig war. Sofort wandte sie ihm den Rücken zu und zog sich ihr Shirt wieder an.
 

Ace setzte sich auf sein Bett und beobachtete sie stumm dabei, wie sie die alte Bandage, den BH und auch das übriggebliebene Verbandszeug zurück in ihre Tasche räumte. Obwohl er jede ihrer Bewegungen verfolgte, hatte er das Gefühl etwas zu verpassen. Irgendetwas störte ihn. Langsam wurde ihm klar, was ihm fehlte. Seine Vernunft sagte ihm, dass nackte, weibliche Haut und ihre sanften Kurven eigentlich seine Libido anregen müssten, doch sie taten es nicht.
 

Jules Körper war trainiert und straff, dennoch irgendwie zerbrechlich und weich, dies gefiel Ace überhaupt nicht. Was war los mit ihm? Wenn er Thatch oder sogar Teach wäre, hätte er sie sicherlich schon…ja was? Der sommersprossige Kommandant fühlte sich plötzlich fehl am Platz. Er hatte nie darüber nachgedacht, so unnormal zu sein, dass Frauen für ihn uninteressant waren.
 

Doch schon allein die schemenhaften Erinnerungen an Marcos feste Haut und seine forschen, starken Hände erregten ihn mehr als der Anblick der jungen Frau, die nur wenige Meter von ihm entfernt - und in seiner Schuld – stand. Ein weiteres Mal suchte Ace nach einem Zeichen, dass sie ihn nicht kalt ließ.
 

Nichts.
 

Ein schwerer Knoten bildete sich in Ace Brust und schnürte ihm die Kehle zu. Wieder befand er sich am Rand des Lebens, das einem Dämon, wie ihm, nur eine Zuschauerrolle zu gestand. In seinem eigenen Schatten überkam ihn Verbitterung über seine Nutzlosigkeit und seine Unfähigkeit.
 

„Hey, hörst du mir zu?“, riss ihn plötzlich Jules Stimme aus seinen Gedanken. Widerwillig schenkte er ihr seine Aufmerksam und sah sie genervt an.
 

„Danke für deine Hilfe. Ich hatte nicht erwartet, dass du mir helfen würdest.“
 

Das breite Lächeln, das sich wieder auf ihre Lippen geschlichen hatte, empfand er als blanken Hohn. Sie machte sich doch über ihn lustig! Er war so dumm gewesen, ihr zu helfen, wo sie ihm doch nur geschadet hatte. Er fühlte sich ausgenutzt und hintergangen. Jedes Wort aus ihrem Mund hörte sich für ihn, wie reiner Spott an. Er starrte Jules ohne zu antworten an und erst als sie die Tür hinter sich schloss, regte sich die Feuerfaust wieder.
 

Das Inferno in seiner Brust war so eben neu entflammt und piesackte ihn mit Vorwürfen und seinem gekränkten Stolz. Ace Hände ballten sich zu Fäusten. Immer wieder tauchten Pops Verbot, Marcos Standpauke und Juliette vor seinem inneren Auge auf und bedrängten ihn.
 

Dabei wollte er doch beweisen, dass er in der Lage war jeden Auftrag zu erfüllen. Wieso verstand man ihn nicht?
 

Als sein Blick auf die Tasche der jungen Frau, die noch immer auf dem Stuhl lag, fiel, konnte sich der Kommandant nicht mehr zurückhalten.
 

Während die ersten Flammen aus dem Gepäckstück empor züngelten, traf Ace seine Entscheidung.
 


 

Ende Kapitel 23
 

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Hallo meine lieben Leser,
 

ich bin sehr stolz auf euch, dass ihr euch bis zum Ende des Kapitels durchgekämpft habt. Ace innerer Konflikt und die Konfrontation mit seinem selbsterwählten Widersacher hat nicht nur ihm, sondern auch mir, einige Nerven gekostet.
 

Ich möchte mich besonders bei:
 

Inu-Yasha, Ajeka3, samiya, Hiraya, million, Amilya, Glupit, Saka-chan, Raven, Monkey-D-Setsuna und oOMarluxiaOo sowie allen 118 Favo-nehmern bedanken.
 

Eure Unterstützung hilft und motiviert mir sehr!
 

Ich hoffe, wir lesen uns bald wieder!
 

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
 

Eure ceres

Durchkreuzte Pläne

Am Bug der Moby Dick stand Marco auf die Reling gestützt und beobachtete die weite See. Stück für Stück hatte er sein Gespräch mit Jules nochmals Revue passieren lassen und all ihre Argumente erneut abgewogen.
 

Letztlich hatte die junge Frau Recht behalten. Er war tatsächlich dabei, gänzlich die Kontrolle und den Überblick über die heikle Situation zu verlieren.
 

Viele beunruhigende Gedanken kreisten noch immer in seinem Kopf, doch es schien ihm nicht mehr der Zeitpunkt zu sein, sich mit all dem auseinander setzten zu müssen. Marco atmete tief durch und versuchte den Strudel der Erinnerungen und Zweifel loszulassen, um wieder klar denken zu können. Der Phönix hatte sich in seiner Brust zusammengerollt und hörte ihm, ebenso wie seine Vernunft, aufmerksam zu.
 

Die Erleichterung über die neuen Erkenntnisse erfüllte den blonden Mann jedoch nicht nur mit Gelassenheit. Denn Marco war sich unsicher, wo er anfangen sollte oder musste, um den entstandenen Schaden zu begrenzen oder neuen zu verhindern. Doch jetzt, da er sich seiner unangemessenen, ruppigen Fassade aus Selbstschutz bewusst war, fiel es ihm schwer die realen Gegebenheiten einzuschätzen.
 

Der Vize schaute zur Sonne, die sich langsam zum Horizont bewegte und überlegte nach einer perfekten Strategie seinen Platz in der Crew wieder einzunehmen, ohne dass jemand bewusst Verdacht schöpfte und unangenehme Fragen aufwarf. Ein leises Fauchen in seinem Inneren, machte ihn darauf aufmerksam, dass er sich zunächst andere Prioritäten zu widmen hatte. Er sollte erst einmal einiges wiedergutmachen und in Ordnung bringen, um seinen Aufgaben gerecht zu werden.
 

Sanft zupfte die Flammenkreatur an seinen Gedanken. Aus ihrer Sicht nütze es nichts, weiter in die Ferne zu starren. Einsichtig nickte Marco und beschloss sich ein genaues Bild von der aktuellen Lage an Bord zu machen. Außerdem musste er unbedingt mit Ace sprechen, in Ruhe und allein. Ein eigenartiges Kribbeln ging bei dieser Überlegung durch seinen Körper und weckte eine Art Aufregung, die er nicht einordnen konnte. Doch darüber wollte er sich jetzt noch nicht den Kopf zerbrechen. Ihm fiel nun auch auf, dass er sich nicht einmal ordentlich bei Jules bedankt oder sich gar um sie gekümmert hatte.
 

Das ungeduldige Grollen der blauen Feuerbestie bewahrte Marco davor wieder abzuschweifen, auch wenn seine Gedanken zur Ruhe kamen, hatte er das Gefühl etwas zu übersehen. Er spürte das Gewicht nicht mehr auf seiner Brust, das ihn Wochen lang belastet hatte, doch die unbestimmte Leere, die es zurückgelassen hatte, war mehr als nur präsent.
 

Energisch schüttelte der Vize der Whitebeard-Piraten den Kopf und fasste den Entschluss sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Motiviert wandte sich Marco um und ging zielstrebig zum nächsten Zugang zum Unterdeck, denn er hatte eine Idee, wo er anfangen konnte.
 

Der Geruch von Seife getränkter Kleidung schlug ihm entgegen, als er die Wäscherei betrat.
 

Entgegen seiner Erwartung fand er kein geschäftiges Treiben vor, sondern nur Birdie, der sich über einen der großen Zuber gebeugt hatte und mit einem Stab nach einem Wäschestück angelte. Der restliche Raum war mit Leinen durchspannt, auf denen das Tagewerk des Jungen und eigentlich auch einiger anderer Matrosen hing. Doch Marco beschlich sofort das Gefühl, dass die Anderen den schlaksigen Schiffsjungen im Stich gelassen hatten.
 

„Birdie, warum bist du allein hier?“, fragte Marco betont ruhig. Er trat näher an den braunhaarigen Matrosen heran und konnte ihn gerade noch davor bewahren vor Schreck in den Waschzuber zu fallen. Der Junge war bleich geworden, während der Vize ihn auf die Füße stellte und eingängig musterte. Erst jetzt fielen Marco die tiefen Augenringe und die ungepflegten Sachen seines Gegenübers auf, der ihn noch immer mit großen Augen anstarrte.
 

Um einen sanften Ton bemüht, richtete der Vize seine Frage erneut an Birdie:
 

„Wo sind die Anderen? Es war nicht die Rede davon, dass du hier allein arbeiten sollst.“
 

Der Angesprochene hatte bei diesen Worten seinen Blick auf den Boden gerichtet und schien die Maserung des Schiffsbodens zu studieren. Marco konnte förmlichen spüren, wie der Junge mit sich rang, entweder ihm die Wahrheit zu sagen und so Ärger mit seinen Kammeraden zu bekommen oder seinen Vizekäpt´n zu belügen und dessen Zorn auf sich zu ziehen. Erst als Birdie vor Überforderung und Angst zu zittern begann, wurde sich der Blonde wieder bewusst, dass ein eingeschüchterter

Fünfzehnjähriger vor ihm stand.
 

In diesem Moment tat es ihm leid, dass er Birdie vorhin an Deck so zusammengestaucht hatte. Scheinbar hatte sein übertriebenes, strenges Verhalten ihm gegenüber anderen Crewmitgliedern dazu animiert, Birdie so niederträchtig zu behandeln. Der Ältere seufzte und schluckte die aufkochende Wut über seinen Fehler hinunter.
 

Einem Impuls folgend griff er stattdessen nach einer trockenen Hose und einem Hemd, die schon lange auf der Leine zu hängen schienen und reichte die beiden Sachen dem Schiffsjungen. Perplex griff Birdie danach und schaute ihn verwirrt an. Marco begann zu lächeln und versuchte es mit einer Aufheiterung:
 

„Es wird höchste Zeit, dass du dir mal etwas Sauberes anziehst, wenn das Jules auffällt, bekomm ich bestimmt eine Menge Ärger.“
 

Tatsächlich lächelte Birdie scheu und versuchte seine schmalen Schultern zu straffen. Jules war diejenige gewesen, zu der der zurückgelassene Schiffsjunge zuerst Vertrauen gefasst hatte und war für ihn auch jetzt, ein Jahr später, die wichtigste Bezugsperson. Es dauerte noch einen weiteren Augenblick, bis sich Birdie ein Herz fasste und mit hektischer Stimme Marcos Frage beantwortete:
 

„Als du mich wieder unter Deck geschickt hast, sind die Faro und ein paar Andere Mittagessen gegangen. Sie meinten, ich hätte mich vor der Arbeit gedrückt und müsste das nun allein machen. Als ich gehört habe, dass Jules wieder da ist, wollte ich sie einfach begrüßen. Als ich zurückkam, war niemand mehr hier und der Zuber war immer noch halb voll. Ich sollte doch aber schon längst in der Küche sein, um beim Abendessen zu helfen.“
 

Marco nickte verständnisvoll und überlegte, wie er am besten vorgehen könnte. Er sah in die verstörten Augen seines Gegenübers und erkannte, dass dieser auf eine Zurechtweisung oder eine Schimpftirade wartete. Er legte den Kopf schief und beruhigte den Jungen:
 

„Ich denke, Derek und sein Team können heute mal auf deine Hilfe verzichten. Geh dich waschen und zieh dir die frischen Sachen an. Faro und seine Freunde werden in den folgenden Wochen solange die Wäsche übernehmen, bis sie begriffen haben, dass man seine Arbeit bis zum Schluss zu erledigen hat.“
 

Belustigt stellte der Ältere fest, wie sich Birdie über das Angebot zu freuen begann und trotzdem noch den Anschein machte auf eine Rüge zu warten, beziehungsweise nach dem Haken der unerwarteten Wendung zu suchen.
 

„Du hast schon richtig gehört, du hast heute frei. Morgen früh bekommst du von mir eine Aufgabe, die ich auch kontrollieren werde. Je früher und je ordentlicher du alles erledigst, desto früher kannst du deinen eigenen Interessen nachgehen. Einverstanden?“
 

Die Freude auf dem Gesicht des Jungen ließ sich nun nicht mehr leugnen und unvermittelt wurde Marco von ihm gedrückt. Etwas überrumpelt ließ er Birdie gewähren und beobachtete amüsiert, wie er mit den frischen Sachen in der Hand aus dem Raum rannte, ohne auch nur einmal in den Zuber zu schauen. Daher fischte Marco, zufrieden über den Verlauf seiner Unterhaltung, die verbliebenen drei Kleidungstücke aus dem Bottich, wrang sie aus und legte sie über die Leine zum Trocknen. So, wie es aussah, war Birdie ganz und gar nicht nachtragend.
 

Beschwingt durch diesen ersten Erfolg machte sich Marco auf die Suche nach Faro. Als er auf das Hauptdeck kam, wurde er von Jozu, der mit Jules zusammen an der Reling saß, gerufen. Er lächelte und ging auf die beiden zu, froh darüber, dass sein alter Freund noch immer mit ihm sprechen wollte…
 

~*~*~*~*~
 

Zur gleichen Zeit war Ace Zorn verraucht, doch seine Entschlossenheit war geblieben. Er würde die Moby Dick bei Anbruch der Nacht verlassen und sich auf die Suche nach den Sonoheck-Piraten machen, um sie zur Strecke zu bringen. Ihm war es egal, dass er Pops Befehl missachten würde, solange er die Möglichkeit bekam, sich zu beweisen und zu zeigen, dass er weder Hilfe noch Überwachung bedurfte.
 

Eigentlich hatte sein ursprünglicher Plan vorgesehen, sofort aufzubrechen, doch Ace hatte sich nun aber dafür entschieden, den Schutz der Nacht zu nutzen. Es gab auch noch einen weiteren, gravierenden Grund, abgesehen von dem Tarnungsaspekt, vorerst noch an Bord zu bleiben.
 

„Gib mir wenigsten eine verdammte Chance an die Schüssel zu kommen!“, maulte sich
 

Thatch in seine Gedanken und wagte einen neuen Angriff auf die große Schüssel voller Fleisch, die sich Ace anstatt eines Tellers ausgesucht hatte. Geschickt und ohne überhaupt hinzusehen, wehrte die Feuerfaust die feindliche Gabel ab. Er musste einfach essen. Schließlich hatte er eine gefährliche Mission vor sich und musste sich noch einmal stärken. Außerdem war das Mittagessen schon eine Ewigkeit her. Leider war Thatch nicht in die geheimen Pläne des jüngeren Kommandanten eingeweiht und zeigte verständlicher Weise auch keine Rücksicht.
 

„Derek! Hilf mir, Ace teilt nicht.“, beschwerte sich der Ältere nun beim Dienst habenden Koch, der jedoch nur mit den Schultern zuckte und keinerlei Anstalten machte ihm helfen zu wollen. Belustigt grinste Ace und biss betont genussvoll in eine Hähnchenkeule. Sein anschließendes Schmatzen brachte den Navigator so aus der Fassung, dass er schnaubend und fluchend aufsprang und sich vom Nachbartisch eine eigene Fleischschüssel holte. Teach und einige andere wagten es beim Anblick des wütenden und vor allem hungrigen Kommandanten nicht, sich zu beschweren, auch wenn es sich um ihre einzige Fleischration handelte. Zufrieden kehrte Thatch an seinen ursprünglichen Platz zurück und wurde prompt von Smutje Derek zurechtgewiesen:
 

„Ihr habt genug Fleisch bekommen. Du kannst doch nicht einfach anderen ihr Essen wegnehmen. Unsere Vorräte sind nun mal nicht üppig. Das Versorgungsschiff hat nur Obst und Gemüse laden können.“
 

Thatch Kopf lief knallrot an und sein Blick wurde mörderisch. Er suchte nach Worten, um sich zu rechtfertigen und konterte für jedermann zu hören:
 

„Ich bin Pirat, ich darf das!“
 

Er erntete ringsum Gelächter und vom Nachbartisch pikierte Blicke, doch das störte ihn nicht im Geringsten. Dennoch war es merkwürdig, dass das Lachen nicht wieder verstummte und die auf ihn gerichteten Blicke schadenfroh wurden. Plötzlich wurde sich der Kommandant der vierten Division seines unverzeihlichen Fehlers bewusst. Er hatte beim Sprechen Derek angesehen und nicht auf seine eben errungene Beute geachtet. Mit Schrecken blickte er auf die nun mehr leere Schüssel vor sich und starrte sie mit offenem Mund an.
 

Währenddessen klopfte sich Ace auf seinen vollen Bauch und spürte dem Geschmack der Köstlichkeiten auf seiner Zunge noch einmal nach. Diese Extraportion von Thatch war ihm sehr willkommen gewesen. Das nun folgende theatralische Gehabe des Bestohlenen ignorierte er grinsend und fügte ein gemurmeltes „Ich bin auch Pirat!“ hinzu.
 

Diese Ermahnung löste eine weitere Lachsalve bei den anderen Anwesenden aus und Ace rang um seine Fassung nicht mit einzustimmen. Als er jedoch Thatch empörtes und hochrotes Gesicht sah, konnte er sein Lachen nicht mehr unterdrücken.
 

Ob es nun am Tobsuchtsanfall seines Kameraden lag oder einfach an seinem Hang zur Narkolepsie konnte der Feuerbändiger nicht sagen, denn die Dunkelheit, die unvermittelt ihn in Sekundenschnelle überkam, verschluckte auch das Geräusch des dumpfen Aufpralls, als sein Kopf auf die Tischplatte knallte.
 

~*~*~*~*~
 

Ace räkelte sich schlaftrunken und sah sich um. Er musste lange geschlafen haben. Zumindest deutete alles daraufhin. Schließlich war er allein in dem riesigen Speisesaal. Die schweren Rollläden, die die Kombüse von diesem Raum trennten, waren schon heruntergelassen worden und niemand außer den Smutjes besaß einen Schlüssel, um sie zu öffnen. Es war also schon lange nach Dämmerung, entschied Ace und hatte das Gefühl etwas vergessen zu haben.
 

Mit einem Mal fiel dem jungen Kommandanten ein, was er eigentlich vor hatte und warum. Die verzerrten Erinnerungen an Jules Gesicht und ihre höhnische Art, Marcos Distanziertheit und Pops ungerechter Befehl fluteten seine Gedanken und trieb ihn an seinen Plan in die Tat umzusetzen. Sein Frust kehrte mit aller Macht zurück und zwang ihn zu handeln. Er musste hier einfach weg. Der verkorksten Situation entkommen und in Ordnung bringen, was er vermasselt hatte.
 

Ohne weiter darüber nachzudenken, griff Ace unter den Tisch und zog seinen geliebten grün, schwarz gestreiften Rucksack hervor, der abgesehen von einer Flasche Sake und Wasser nur ein paar zuvor stibitzte Vorräte enthielt. Er stand ruckartig auf und lief zielstrebig zum Ausgang des Speisesaals, der in einen dunklen, verlassenen Gang führte.
 

Dankbar für die günstige Situation machte er sich mit schnellen Schritten auf den Weg zu den Beibooten, die an der Bordwand zwischen Hauptdeck und Bug vertäut lagen. Ace wusste, dass er leise sein musste, denn obwohl dieser Bereich des Schiffes eher abgelegen war und wenig Platz bot, konnte er es nicht riskieren, entdeckt zu werden. Besonders die Bedienung des Davits, des Krans, der die Beiboote zu Wasser ließ, würde schwierig werden, überlegte Ace.
 

Doch bis jetzt hatte er Glück, denn der besagte Deckabschnitt lag im Dunkeln, als er ihn erreichte. Erleichtert darüber entflammte er seine rechte Hand für einen kurzen Moment, um den Logport an seinem linken Handgelenk zu überprüfen. Das Feuer warf nur ein wenig Licht, doch es genügte ihm völlig.
 

Zufrieden stellte der junge Kommandant fest, dass die Nadel noch immer Richtung der Insel zeigte, auf der er die Sonoheckpiraten vermutete. Ihre Position hatte er vor dem Essen mit Hilfe der Karten im Raum der Navigatoren ungesehen ermittelt. Wenn alles so gut laufen würde, wäre er wahrscheinlich nicht länger als drei Tage weg. Es bestand nämlich die Möglichkeit auf der besagten Insel einer kürzeren Route zu folgen, die sich zwangsläufig mit dem Kurs der Whitebeardpiraten auf einer größeren Insel kreuzen würde.
 

Ace war zuversichtlich, dass er jede Eventualität berücksichtigt hatte und seine Mission diesmal von Erfolg gekrönt sein würde. Mit neuem Selbstbewusstsein ging er auf das erstbeste Beiboot zu und entzündete aus einigen Schritten Entfernung die Lampe, die jedes Beiboot besaß. Die Flamme züngelte empor und flutete das gesamte Boot mit Licht, bis es auf ein Hindernis traf.
 

In genau diesem Moment sank ein unendlich schweres Gewicht in die Magengegend des Feuerbändigers, während Verblüffung und Frust ihn in seiner Bewegung innehalten ließen. Es war schon eine surreale Situation, gerade noch hatte er geglaubt allein zu sein und jetzt einige Sekunden später musterte ihn das verhasste Augenpaar der jungen Frau, die er eigentlich nicht mehr sehen wollte.
 

„Da bist du ja. Ich hatte schon die Befürchtung, du hättest es dir anders überlegt.“, sagte Jules sachlich und setzte sich auf den Rand des Beiboots, in dem sie scheinbar auf ihn gewartet hatte. Sie sah ihn von oben bis unten und setzte dann eine geduldige Miene auf.
 

Tausend Fragen überschlugen sich in seinem Kopf und stachelten seinen blinden Zorn weiter an. Dieses verdammte, überhebliche Weib nervte ihn mehr, als er es sich erträumt hatte. Alles an ihr schien sich über ihn lustig zu machen. Wie konnte es wahr sein, dass sie hier vor ihm saß, zwischen ihm und seiner selbstauferlegten Unternehmung? Endlich presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen die wichtigste Frage hervor:
 

„Was willst du?“
 

Völlig unbeeindruckt von Ace bedrohlichen Ton und dem gefährlichen Funkeln in

seinen Augen, überlegte das Mädchen einen winzigen Moment und stand auf.
 

„Ich bin hier, um dich vor einer übereilten Impulsreaktion zu bewahren, die du eh nur bereuen wirst.“, sagte das Jules in einem ruhigen Tonfall und beobachtete den überraschten Kommandanten, dessen Feuer sein Blut endgültig zum Kochen brachte.
 

„Warum sollte ich auf dich hören? Du hast überhaupt keine Ahnung, was ich für Gründe habe.“, erwiderte Ace in einem gereizten Tonfall. Er hatte Besseres zu tun, als das Für und Wider mit dem unverfrorenen Miststück auszudiskutieren. Warum war sie eigentlich hier?
 

„Du willst die Sonoheckpiraten allein finden und sie zur Strecke bringen. Damit der Ruf deines Vaters in der Welt gewahrt bleibt. Außerdem willst du deinen angeblichen Fehler beheben und deinen verletzten Stolz kitten. Aber du bist so blind vor Eitelkeit, dass…“, gab Juliette in einem weiterhin sachlichen Ton zurück und bewies ihm somit über genaue Kenntnis seiner Motive zu verfügen.
 

Ace kurzlebige Geduld fand in diesem Moment ein jähes Ende. Es stand ihr nicht zu, ihn aufzuhalten oder zu tadeln. Sie gehörte hier nicht einmal her. Er machte einen bedrohlichen Schritt auf sie zu und baute sich in voller Größe vor ihr auf. Seinen rechten Arm hob er, wie in Trance, gefährlich langsam und entflammte ihn. Gerade, als er ihr seine ganze unbeschönigte Meinung entgegen schmettern wollte, nahm er Jules Reaktion im Schein seines Feuers wahr:
 

Sie war zurückgewichen und starrte ihn unsicher an. Sie war tatsächlich erschrocken. In der winzigen Sekunde, als Ace diese Erkenntnis traf, wurde auch seine Vernunft wieder in Gang gesetzt. Er bemühte sich um Ruhe und war umso verwunderter, als er Jules leise, herausfordernde Worte hörte:
 

„Mach nur. Es wird keiner Frage stellen, wenn mir etwas passiert.“
 

„Nakama sind unantastbar.“, konterte Ace langsam und senkte seinen Arm, ohne das

Feuer zurückzuziehen. Er hasste es, dieselben Worte zu benutzen, die auch Marco ihm unfairerer Weise vorgehalten hatte. Doch Ace wollte nicht nur sie an das unumstößliche Gesetz an Bord erinnern, sondern auch sich selbst. Der junge Kommandant musterte seine Gegenüber intensiv, aber der flackernde Feuerschein, der sich auf Jules Gesicht wiederspiegelte, verhüllte ihre wahren Emotionen.

Er war wirklich überrascht über ihren gefühllosen, abwesend klingenden Ton, der in ihrer Antwort mitschwang:
 

„Ich habe kein Tattoo, wie du ja weist. Du hast mich nackt gesehen. Ich gehöre hier nicht her. Ich bin gerade so ein geduldeter Gast. Du könntest alles mit mir machen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Den meisten bin ich sowieso egal.“
 

Ace verstand ihre Logik keineswegs. Was redete sie da? Natürlich würde es jemanden interessieren, wenn mit ihr irgendetwas wäre und zwar vor allem:
 

„Marco…“, unbewusst sprach Ace sein Gegenargument aus und versuchte sich nicht vorzustellen, was geschehen würde, wenn Marco ihn in diesem Eskalationsszenario zur Rechenschaft ziehen würde. Abgesehen davon, dass er niemals soweit gehen würde, sie aus dem Weg zu räumen.
 

Sofort blickten ihre Augen ihn direkt an und studierten ihn. Dem Schwarzhaarigen missfiel diese analytische Geste sehr, denn von ihrer vormaligen Verletzlichkeit war kaum etwas geblieben. Noch bevor Ace den Gedanken weiterverfolgen konnte, nahm Juliette seine Äußerung auf und wertete:
 

„Es ist interessant, dass dir als erstes Marco einfällt und nicht dein Käpt´n. Glaubst du, dass es eine gute Idee ist, bei Nacht und Nebel zu verschwinden ohne eine Nachricht zu hinterlassen? Marco würde dich mühelos finden. Der Orientierungssinn seines Phönixes richtet sich auch nach den Magnetströmungen. Wie weit denkst du eigentlich in der Nussschale hier zu kommen, bevor dich ein Sturm vor der Herbstinsel zum Kentern bringt?“
 

Der junge, temperamentvolle Kommandant schwieg betroffen, denn es vielen ihm keine Erwiderungen ein, die Jules Fragen beantworten oder die versteckten Vorwürfe entkräften konnten. Obwohl Ace Frust wuchs, fragte er sich plötzlich, woher sie ihre ganzen Informationen hatte. Also sprach er seine Verwunderung aus und erkannte somit unbewusst ihre Einwände an.
 

Langsam kehrte das nervige Lächeln auf Jules Lippen zurück. Sie holte tief Luft und erklärte leise und in einem respektvollen Ton, was sie in der Zwischenzeit erfahren hatte:
 

„Jozu und Marco haben mir erzählt, was heute passiert ist und was diese Bande noch alles angerichtet hat. Zudem warst du heute Mittag ganz und gar nicht gut drauf und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass der Ausnahmerookie Feuerfaust Ace eine Niederlage so leicht hinnimmt, wo er doch Monate gebraucht hat, um Whitebeard als Vater anzuerkennen.“
 

Ace knurrte bei dem unausgesprochenen Vorwurf, dass er so einfach zu durchschauen war und versuchte aus ihrer Miene schlau zu werden. Irgendwie passte die junge Frau vor ihm nicht zu dem Bild, das sich in seinem Kopf geformt hatte. In ihren Augen spiegelte sich, abgesehen vom Feuerschein keine Berechnung, nur Konzentration und vielleicht Unsicherheit. Doch woher sollte er wissen, ob sie nicht doch das falsche, hinterhältige Miststück war, für das er sie von vornherein gehalten hatte?
 

Was, wenn sie ihm nur ihre Beziehung zu Marco vorhalten wollte oder ihn einfach nur deswegen aufhielt, damit Marco sie nicht allein ließ und sie diese Nacht zusammen verbringen konnten. Bei diesem Gedanken wurde Ace Gesichtszüge hart und seine Augen glitten ins Leere, als ihm seine Rolle in diesem Stück klar wurde. Er war nur unbeteiligter Schauspieler, ein Zahnrad, dass die Geschichte am Laufen hielt, doch keine wichtige Rolle besaß. Das Feuer in seiner Brust mischte sich mit dem Inferno voller Zweifel und Gram und hätte ihn in seine eigene Dunkelheit zurückgezogen, wenn nicht:
 

„Macht es dir eigentlich Spaß, alles im Alleingang bewältigen zu müssen? Wem willst du hier eigentlich etwas beweisen? Du enttäuscht deine Familie wirklich sehr, wenn du sie hintergehst. Das hat niemand verdient.“
 

Jules Stimme war fest und ruhig, ebenso wie ihre Körperhaltung. Doch sie konnte sagen, was sie wollte, entschied der trotzige Teil in Ace Inneren. Am Ende war sie nur auf ihren Vorteil bedacht und wollte doch nur sicher gehen, jemanden zu haben, der ihre geheime Wunde versorgte oder sie wollte ihn letztendlich bei Marco verraten. Juliettes Gesicht verfinsterte sich etwas, sie schwieg einen Moment und bohrte ihren Blick in seine Augen:
 

„Mensch! Es würde dir wirklich nicht schaden von deinem hohen Ross herunter zu kommen und einzusehen, dass ich nicht dein Feind bin. Vertrau mir nur dieses eine Mal und komm mit mir zurück zu den Anderen.“
 

Irgendwas in ihrer Stimme hatte eine hypnotische Wirkung auf ihn. Dies befand Ace noch, bevor ihr Befehl in ihm den Wunsch auslöste, ihn in die Realität umzusetzen. War das etwa Haki? Oder wollte er im Grunde gar nicht allein auf die Suche gehen? Ace fragte sich ein weiteres Mal, ob er nicht insgeheim gehofft hatte, aufgehalten zu werden. Seiner Erfahrung nach konnte man vor den eigenen Problemen und Sorgen niemals fliehen oder sogar entkommen. Seine Gedanken verliefen sich in der Stille, als er sich resignierend und wortlos umwandte und Richtung Hauptdeck ging. Selbst wenn er jetzt gehen würde, würde sie Alarm schlagen und mit leeren Händen wollte Ace keineswegs von den Anderen zurückgeholt werden.
 

Er hörte Jules sanfte Schritte, die nicht so sicher, wie die seinen waren, hinter sich, als er den langen Gängen folgte. Doch schon bald wurde das Geräusch von dem Lärm der Feiernden am Hauptdeck verschlungen. Es wurde gegrölt, gesungen und gelacht - so wie immer eigentlich. Als Ace auf das Deck kam, sah er sich erleichtert um. Die Männer saßen oder Standen in Gruppen rings rum um Pops, der mit einem Sakekrug und einem leichten rötlichen Schimmer auf den Wangen überallem thronte- so wie immer. Thatch saß bei den Krankenschwestern, während Reiji mit seinen Freunden um die Wette tranken. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund, kam es Ace vor, als wäre er tatsächlich weggewesen, beziehungsweise als wäre er gerade zurückgekommen.
 

Mit Jules an seiner Seite ging er auf die Gruppe mit Jozu und Vista zu, die mit Teach, Birdie und einigen weiteren Crewmitgliedern Karten spielten. Der feiste Teach schien die aktuelle Runde so eben gewonnen zu haben, denn er lachte hämisch in seiner unverwechselbaren Art. Als sein Blick auf die beiden jungen Leute traf, wandelte sich sein Lachen in ein lüsternes Grinsen. Doch sowohl Jules, als auch die Feuerfaust ignorierten die Geste geflissentlich. Keiner der Anwesenden schien sich sonst über ihr gemeinsames Auftauchen zu wundern. Sie waren ohnehin alle schwer beschäftigt, beispielsweise war Vista dabei die Karten ordentlich zu mischen und auszuteilen.
 

„Und wie steht es gerade?“, fragte Jules fröhlich in die Runde hinein und lugte über Birdies Schulter, der die Karten, die ihm Vista gerade ausgeteilt hatte, eifrig studierte.
 

„Alles noch sehr ausgeglichen. Wir spielen uns erst warm.“, unterrichtete sie der Schiffsjunge ohne von seiner neuen Hand aufzusehen. Schließlich fragte Vista, ob sie noch einsteigen wollten. Jules antwortete noch bevor Ace überhaupt den Mund öffnen konnte:
 

„Ich spiele heute nicht mit, Jungs. Dafür aber morgen. Jozu gib mir mal bitte den Schlüssel für die Schatzkammer auf eurer Etage. Ich will die neuen Teufelsfruchtsteckbriefe, die ich mitgebracht habe, heute noch in das Buch übertragen. Dann werde ich erst mal schlafen.“
 

Ace beobachtete jede ihrer Gesten und ihre Wortwahl genau. Sie nahm den Schlüssel dankend von dem großen, wortkargen Mann entgegen, der plötzlich innerhielt und ihn stumm ansah, als wäre ihm gerade etwas eingefallen:
 

„Ach Ace, Jules bekommt für die Zeit ihres Besuchs deine Kajüte. Das macht am wenigsten Umstände. Ich habe mit Marco abgesprochen, dass du solange bei ihm schläfst.“
 

Für einen langen Moment sah Ace Jozu einfach nur fassungslos an. Das konnte nicht sein Ernst sein? Marco hatte zugestimmt, sich mit ihm sein Raum zu teilen? Für Ace machte das überhaupt keinen Sinn und beinahe hätte er gefragt, warum Jules nicht bei ihrem Geliebten schlief, wenn die junge Frau sich nicht mit freundlicher Stimme an ihn gewandt hätte:
 

„Tut mir leid, dass du wegen mir zu Marco ziehen musst. Ich hoffe, das ist in Ordnung?“
 

Diese Wiederholung von Jozus Worten war tatsächlich nötig, um den jungen Mann klar zu machen, dass er sich nicht verhört hatte oder träumte. Endlich nickte er auch, als Reaktion auf Jules fragenden Blick.
 

Währenddessen erklärte Jozu dem interessierten Teach, wozu das besagte Teufelsfrüchtebuch diente. Kurz darauf begann die neue Runde. Die Spieler waren wieder so sehr in ihre Partie vertieft und schenkten den beiden Neuankömmlingen keinerlei Beachtung mehr.
 

Abgesehen von Teach anzüglichen Spruch, dass Ace und Jules nicht nur gemeinsam kamen und nun gemeinsam verschwanden, nahm niemand Notiz davon, dass sie sich schweigend auf den Weg ins Zwischengeschoss machten.
 

~*~*~*~*~
 

Ende Kapitel 24
 


 

Ich bedanke mich herzlich für ihre lieben Kommis bei Carola, Hiraya, Pluesch-Pueppie, Raven, LuxusDrake, Monkey-D-Setsuna, Glupit, Amilya und million.
 

Die FF ist seit Samstag nun auch schon ein Jahr alt ohne eure Unterstützung hätte ich das nie durchgehalten.
 

Liebe Grüße
 

ceres

Widersprüche

Jules lief vor Ace die Treppen herunter. An der Schwelle zum Kommandantendeck blieb sie stehen und sah sich wartend nach ihm um.
 

Unbewusst war der junge Mann langsamer geworden und nahm weder ihr verständnisvolles Lächeln, noch seine eigene Trance wahr, in der er nicht mal auf den Weg achtete.
 

Der Feuerbändiger fühlte sich merkwürdig. Er versuchte erfolglos zu begreifen, warum Marco ihn auf einmal bei sich haben wollte und nicht das Lager mit seiner hübschen Geliebten teilte. Scheinbar hatten der Vize, Jozu und Jules dies bei ihrem Gespräch zuvor sogar zusammen besprochen, aber warum ließ das junge Mädchen das einfach geschehen? Irgendetwas stimmte hier nicht und zwar ganz und gar nicht.
 

Vielleicht war die blonde Frau vor ihm ja doch kein Miststück. Mit diesem Gedanken kam auch plötzlich die mittlerweile unangenehme Erinnerung an die entflammte Tasche zurück. Obwohl sich Ace letztlich zusammengerissen und nicht ihr ganzes Habe verbrannte hatte, waren nun einige Sachen völlig unbrauchbar.
 

Der schwarzhaarige Kommandant schluckte schwer, als sie seine Kajütentür erreichten. Er wollte Juliette gerade vorwarnen, doch sie hatte den Raum bereits betreten. Ace sah, wie das Lächeln auf ihren Lippen gefror, als sie die verkohlten Überreste ihrer Habseligkeiten erblickte. Stumm ging sie darauf zu und kippte den Inhalt der schwarzen Tasche langsam auf den Tisch. Ihre Reservekleidung, der hässliche BH, das Verbandszeug und die Tasche selbst waren nicht mehr verwendbar. Andererseits hatten die zwei größeren Bücher, sowie einige kleine einzelne Papierstücke das Inferno gut überstanden.
 

Ace nahm seinen orangen Hut ab und warf ihn resignierend auf das Bett. Er beobachtete mit schlechtem Gewissen vom Türrahmen aus, wie die gut einstudierte Fassade aus Ruhe und Selbstsicherheit aus Juliettes Zügen wich und nur eine junge, verzweifelte Frau zurückließ. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass er sie mit genau dieser Tat mehr verletzt hatte, als er es mit Gewalt oder Worten je vermocht hätte. Er hoffte, auf eine Reaktion ihrerseits, etwas, das beweisen würde, dass er sie nur erzürnt und nicht gedemütigt hatte. Leider schien Jules tatsächlich mit den Tränen zu kämpfen, während sie ihm den Rücken zu drehte und tief Luft holte. Sie ging auf das zum Lüften geöffnete Bullauge zu und schloss es vorsichtig.
 

„Marco ist in seiner Kajüte und wird demnächst duschen gehen. Ansonsten wird er heute nach dem ganzen Ärger mit den Sonoheckpiraten noch viel Papierkram zu erledigen haben. Am besten du gehst jetzt zu ihm, bevor er sich in seine Aufgaben stürzt.“, rang sich Juliette zu einem Satz durch, aber ihre Bemühungen mit fester Stimme zu sprechen scheiterten kläglich.
 

Für Ace ergab diese Aussage absolut keinen Sinn. Er konnte es nicht fassen, dass sie zur Tagesordnung überging, ohne auch nur ein Wort über das hier zu verlieren.

Was stimmte denn nur nicht mit ihr?
 

„Ich…also…“, setzte der Kommandant zu einer Erklärung an, aber ihm fehlten die richtigen Worte. Er kam sich so schäbig vor, wie schon lange nicht mehr. Sie hatte ihn um Hilfe gebeten und sie nur halbherzig bekommen. Sie hatte sich damit revanchiert, ihn vor seiner überstürzten Trotzentscheidung zu schützen und er tat nichts weiter, als ihre Privatsphäre zu zerstören. Leise halte das Echo ihrer resignierten Stimme in seinem Kopf wieder, als sie ihm sagte, dass sie den Meisten an Bord egal war.
 

„Es besteht kein Grund dich zu entschuldigen. Es ist meine Schuld, dass ich die Sachen bei dir gelassen habe. Ich weiß über dein ungezügeltes Temperament durch die Fallstudien der Marine Beschied.“, versicherte ihm Juliette mit etwas gefassterer Stimme und wandte sich zu Ace zurück.
 

Dieser kämpfte mit der Empörung über ihre Einschätzung und seinem schlechten Gewissen. Sie macht es ihm wirklich nicht leicht, sein Handeln zu bedauern, wenn sie ihm gleichzeitig Berechenbarkeit vorwarf und ihn, wie ein unerfahrenes Kind, seiner Verantwortung entband.
 

Was hatte sie eigentlich mit der Marine zu tun? War sie ein Spion für diese dämlichen Idioten, die die Freiheit der Piraten einzuschränken versuchten? War Juliette am Ende doch der Feind?
 

Etwas in seinem Geist versicherte ihm, dass Pops über jeden an Bord genauestens Bescheid wusste und daher von ihr keine unmittelbare Gefahr ausgehen konnte. Trotzdem musterte die Feuerfaust das Mädchen scharf. Jules Verletzlichkeit war kaum noch wahrzunehmen, denn ihr stoischer Ausdruck in den Augen ließen sie streng und unnahbar wirken. Die Wahrheit sah aber offensichtlich ganz anders aus, dachte der junge Mann und überlegte, warum sie so erfahren darin war ihre Gefühle zu verbergen. Trotzdem wäre es sicherlich das Beste, wenn er noch einmal versuchen würde ihr alles zu erklären:
 

„Hör mir bitte zu, Juli.“
 

„Nenn mich nicht so!“, befahl Juliette mit bebender Stimme und einem durchdringenden, fast ängstlichen Ausdruck in den Augen. Wieder starrte Ace sie perplex über ihre Reaktion an und fragte sich, ob er jemals schlau aus ihr werden konnte. Es war wirklich eine mysteriöse Situation. Sie las ihn die ganze Zeit wie ein Buch, während er nicht mal ein vernünftiges Gespräch mit ihr führen konnte, ohne getadelt zu werden.
 

Jetzt hörte er Jules aufseufzen und beobachtete, wie sie auf ihn zu trat. Er erkannte, dass sie wieder versuchte ihre wahren Emotionen zu unterdrücken und bewunderte gleichzeitig ihren Willen stark zu sein. Sie schien sich nun endgültig von dem Schock über das Schicksal ihrer Sachen erholt zu haben und sah ihn direkt in die Augen, als sie sprach:
 

„Ace, bitte. Ich habe seit drei Tagen kaum geschlafen. Ich habe keine Kraft, um dir jetzt alles zu erklären. Geh zu Marco, solange er seinen Routineplan erfüllt. Er liebt Kontrolle über alles und fühlt sich nur wohl, wenn alles nach seinem Willen läuft. Solltest du Interesse dran haben zu erfahren, wie du ihn entlasten kannst, würde ich dir ab morgen zeigen, was generell die Aufgaben des zweiten Divisionskommandanten wären.“
 

Sie schwieg einen kleinen Moment und senkte dann demütig den Blick, bevor sie leise ergänzte:
 

„Natürlich nur, wenn du möchtest. Marco ist sehr bestimmend und nimmt am liebsten alles selbst in die Hand. “
 

Ace nickte zustimmend und wieder irritierte ihn ihre Selbstlosigkeit sehr. Sie schien den Vizekäpt´n wirklich sehr gut zu kennen. Der junge Feuerbändiger war davon überzeugt, dass er nicht annähernd so viel menschliche Größe besaß, um in ihrer Situation ebenso edel zu handeln. Trotzdem gefiel ihm der Gedanke sich endlich an Bord nützlich zu machen und Marco wirklich helfen zu können. Denn sein Vorgesetzter hatte ihm außer der Obhut der Division keine regulären Pflichten übertragen.
 

„Das klingt gut.“, antworte er also und versuchte zu lächeln. Diese simple Geste zauberte auch ein sanftes Lächeln auf Jules Mund und sie nahm die verkohlten Sachen vom Tisch und warf sie in den leeren Korb, der neben Ace stand.

In diesem Moment öffnete sich eine Tür im hinteren Teil des Ganges. Ace drehte sich herum und sah, dass Marco sein Zimmer verließ. Der Blonde schaute auf und hob eine Hand.
 

„Hey Ace, ich gehe duschen, soll ich hier offen lassen?“, rief der Vize und wies auf seine Tür, die er aus Gewohnheit verriegeln wollte. Ace starrte ihn etwas überfragt an und spürte wie sein Herz heftiger zu schlagen begann. Obwohl er von Juliette erfahren hatte, wie der Blonde seinen Abend gestalten würde, erstaunte es ihn, dass sie Recht behielt. Leise flüsterte ihm Jules zu, dass er sich einfach anschließen könnte.
 

„Warte! Ich komme mit.“, antwortete er schließlich und schloss die Tür zu seiner Kajüte direkt vor Jules Nase. Plötzlich hatte er alles vergessen, worüber er vor ein paar Sekunden nachgedacht hatte. Er hörte nur noch halb, wie seine Tür von innen abgeschlossenen wurde. Marcos Freundlichkeit überraschte ihn und machte es Ace einfach, sich auf die neue, ungewohnte Situation einzulassen. Trotzdem beruhigte sich sein Puls kaum und die vorfreudige Nervosität begann nun auch seine Gedanken durcheinander zu bringen. Mit schnellen Schritten folgte er Marco zum Kommandantenbad und nahm seinen eigenen freudigen Gesichtsausdruck nur am Rande wahr.
 

Der Vize bemerkte die Geste sehr wohl und war darüber wirklich erleichtert. Während sie den verspiegelten Waschvorraum betraten, überlegte er, dass er sich eigentlich bei Ace bedanken müsste, dass er ihm gegenüber noch immer so offen war. Schließlich hatte der junge Mann einiges unter seiner Führung erdulden müssen, wenn er nur an die Standpauke von heute Vormittag dachte. Das beruhte aber auf Gegenseitigkeit, säuselte der Phönix ruhig in Marcos Brust und beschwor sogleich besorgniserregende Erinnerungen herauf:
 

Marcos Hände, wie sie verzweifelt versuchten Meerwasser aus Ace Lungen zu drücken oder das fiebrige Gesicht der Feuerfaust vor dem Zusammenbruch. Jeder einzelne Moment hatte Marco damit konfrontiert, wie zerbrechlich und vergänglich alles sein konnte. Eben diese Erkenntnis war einer der Gründe, abgesehen von Nakama sind unantastbar, dass sie sich nicht auf einander einlassen durften.
 

In Wahrheit gab es dafür tausend Gründe.
 

Der Kommandant der ersten Division spürte, wie die Flammenkreatur alle Hindernisse zu relativieren versuchte. Das durfte er um keinen Preis zu lassen, entschied Marco und bemühte sich die Enttäuschung sowie alle Zweifel im Keim zu ersticken. Er konnte sich schließlich sicher sein, das Richtige zu tun.
 

Es war doch die beste Entscheidung, oder?
 

Die Feuerfaust ahnte von den trüben Überlegungen seines Vorgesetzten nichts. Ihm gefiel viel mehr die Situation, obwohl sie ihn auch gleichzeitig verunsicherte. Er war kaum mit dem Blonden allein gewesen, außer während des flüchtigen Kusses im Unterdeck oder – hier musste der junge Mann hart schlucken – am Strand von Tyross. Er konnte noch immer nicht Wunschtraum von Realität unterscheiden und Ace bezweifelte sogar, dass irgendeine Berührung auch nur annähernd so viel Sehnsucht und Lust entfachen konnte, wie es die von Alkohol entstellten Erinnerungen suggerierten.
 

Über was konnte er sich eigentlich mit dem Älteren unterhalten?
 

Gedankenverloren entledigte sich Ace der wenigen Kleider an seinem Leib und warf sie achtlos auf den Boden. Seine schweren Schuhe landeten nicht unweit der Tür. Ihnen war anzusehen, dass sie dringend einer Reinigung bedurften. Die rote Kette sowie seinen rechten Ellenbogenschützer behielt er an. Langsam wurde Ace klar, dass er allein mit Marco duschen würde. Es erregte ihn, jedoch fühlte er sich auch gehemmt, da er absolut keine Ahnung hatte, was nun passieren würde oder könnte. Der Jüngere entschied sich letztlich dafür, einfach abzuwarten und ging schon mal am Regal vorbei in den eigentlichen Duschraum vor.
 

Währenddessen stand der Vize etwas von der Feuerfaust abgewandt und kontrollierte seine Bauchmuskeln unzufrieden in einem der Spiegel. Er nahm Ace Übereifer dennoch sehr genau wahr. Sie würden jetzt einige Zeit berechtigter Weise zusammen sein, ohne dass jemand Fragen stellen konnte. Die animalische Kreatur in seinem Inneren begann ebenfalls Gefallen an der vorrübergehenden Konstellation zu finden. Ihr Wunsch nach Zweisamkeit und sinnlichen Reizen erwachte von Neuem, als sein Blick Ace muskulösen Körper streifte. Marco bemühte sich, die unreinen Gedanken zu unterdrücken, aber mit den Jahren der Enthaltsamkeit war dieser Teil seiner Bestie unglaublich stark geworden.
 

Letztlich schaffte es der Vize der Whitebeardpiraten die Kontrolle über seine Gefühle zu behalten und verbannte die sündigen, leidenschaftlichen Vorstellungen aus seinen Überlegungen. Doch eine leise Vorahnung beschlich ihn, dass diese Macht nicht so einfach gebrochen werden konnte. Sanft schüttelte Marco den Kopf, um das Thema abzustreifen. Er zog sich aus und folgte dem Beispiel des Flammenwerfers, als er Hemd, Hose, Bauchbinde und seine Unterwäsche mit auf den Haufen warf. Seine Sandalen hatte er bereits in seinem Zimmer zurückgelassen.
 

Ein Seitenblick zu einem der Spiegel vergegenwärtigte ihm, dass die Zeugen seiner schlimmsten Dummheit noch immer auf seinem Rücken prangten. Unwillkürlich fragte sich der Blonde, wie wohl Ace gleich reagierte, wenn er die hässlichen Narben sah. Unsicher begab er sich in den Duschraum, wobei er ein Stück Seife mitnahm. Sogleich registrierte Marco, dass er Birdie am nächsten Tag damit beauftragen müsste, alle Waschutensilien und vor allem den Handtuchvorrat im Regal aufzufrischen. Abgesehen davon, könnte er, wenn der Junge schon mal hier war, auch gleich noch putzen.
 

Marco spürte, dass der Feuerbändiger ihn von seinem Duschplatz aus neugierig beobachtete, ohne überhaupt mit dem Waschen begonnen zu haben. Der Vize ignorierte diese Tatsache amüsiert und begab sich aus Gewohnheit zu der mittleren Dusche.

Unterdessen hatte Ace ein ganz anderes - delikateres - Problem bekommen. Sein Geist erinnerte sich bei Marcos nacktem Anblick an weitere Einzelheiten ihrer intimen Nacht auf Tyross, so dass sein Körper sich daraufhin prompt versteifte. Schnell wandte sich Ace um, so dass er nun die geflieste Wand an der der Duschkopf hing betrachtete.
 

Er brauchte dringend eine Abkühlung, bevor Marco dieses nicht mehr ganz so kleine Detail bemerkte. Sofort dreht der Feuerbändiger den Hahn auf und hielt den Atem an, als das eiskalte Wasser über seinen Körper lief und auf seiner heißen Haut zischend verdampfte. Innerhalb kürzester Zeit erfüllten weißen Schwaden das Bad und ließen den jüngeren Mann daran zweifeln, ob diese Entscheidung gut durchdacht gewesen war. Immerhin hatte sich sein kleines Problem vorerst gelöst.
 

„Na, das nenne ich mal ein Dampfbad. Das grenzt ja schon an Luxus.“, lachte Marco in einiger Entfernung und begann seinerseits zu duschen. Er konnte durch den Nebel nicht sehen, dass Ace Ohren knallrot anliefen, sonst hätte er bestimmt einen Lachkrampf bekommen. Langsam floss heißes Wasser über Marcos Rücken und löste nach und nach dessen Verspannungen im Nacken. Alles, was in den letzten paar Stunden seit Jules Eintreffen passiert war, kam ihm vor wie eine Ewigkeit.
 

Marco mochte das Gefühl endlich wieder Herr seiner Sinne zu sein und bemühte sich die vernünftigen, jedoch unangenehmen Gedanken loszulassen, bald ein ernsthaftes Gespräch mit Ace führen zu müssen. Er wollte diesen Moment einfach genießen.
 

Vorsichtig schielte er zu seinem Kameraden herüber, der aus irgendeinem Grund mit dem Rücken zu ihm stand. Leider konnte er nur noch dessen gutgebaute Silhouette durch den feuchten Nebel erkennen. Doch dieser besondere Augenblick reichte, um die lüsterne Seite der Flammenkreatur zurück zu locken. Sie setzte ihn so gleich über die verlockendsten Szenarien in Kenntnis. Es gab tausend Möglichkeiten, schließlich waren sie allein.
 

Auch wenn der Vize es nicht gern zugab, ihm gefiel besonders die Idee lautlos an Ace heranzutreten und ihn fest an die Wand zu drücken. Er würde den überrumpelten Jungen sanft in den Nacken küssen, bis er leise keuchte. Erst dann würden Marcos raue Hände über die gut gebaute Körperrückseite gleiten. Jeden Zentimeter Haut würden sie berühren, massieren oder streicheln.
 

Gefangen von dem Bild, dass der Phönix malte, versuchte sich der Ältere vorzustellen, wie Ace auf seine mit heiserer Stimme geflüsterte Drohung, dass er nun nicht mehr von ihm lassen würde, reagieren würde. Wahrscheinlich würde es einen sichtbaren Schauer durch seinen Körper jagen und er würde ohne Scheu Marcos fiebrigem Blick begegnen und leidenschaftlich flüstern:
 

„Kann ich mal die Seife haben?“
 

Was?
 

Verwirrt blinzelte der Vizekäpt´n, dessen Wangen nicht allein durch die feuchte Wärme gerötet waren. Ace sachlicher Ton entsprach absolut nicht dem, was er erwartete hatte.
 

Ende Kapitel 25
 

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Hallo meine lieben Leser,
 

ich hoffe, ihr seid von dem lang ersehnten Kapitel nicht zu sehr enttäuscht.
 

_-samiya-_, Nana, Skomia, Hiraya, Amilya, Monkey-D-Setsuna, Hiken-no-Ace, million, Glupit, LuxusDrake und Raven sowie meine 127 Favo-nehmer - vielen herzlichen Dank für eure Untertsützung und Treue!
 

Ich wünsche euch eine schöne Woche.
 

Viele Grüße
 

ceres

Neue Zimmergenossen

Langsam verzog sich der Nebel zumindest in Marcos Gedanken und ihm wurde klar, dass Ace noch immer die Hand nach der Seife ausstreckte. Eine kleine Sekunde später gab er der Feuerfaust das gewünschte Stück und spürte wieder dieses fantastische Kribbeln, als sich ihre Hände kurz berührten.
 

„Danke.“, flüsterte der Dunkelhaarige unbewusst, zu sehr war er von der neuerlichen Sensation benommen, die der flüchtige Hautkontakt verursacht hatte. Ihm kam es vor, als würde jegliche Nähe zwischen ihnen Funken schlagen. Langsam zog er sich zurück und seifte sich, tief in Gedanken versunken, ein.
 

Währenddessen wurde Marco von Scham und Abscheu zerfressen. Seine Vernunft meldete sich rücksichtslos zurück und machte ihm schlimme Vorwürfe, als sie ihn von dem Protest seines Phönixes abschirmte. Er brachte Ace wissentlich in Gefahr. Er war drauf und dran Hochverrat zu begehen und das mit Abstand aller schlimmste: Er war keinen Deut besser, als das Monster, das ihn missbraucht hatte. Er war ebenso selbstsüchtig und skrupellos – verachtungswürdig.
 

Demütig akzeptierte der Blonde jedes einzelne Argument. Ein harter Knoten aus Angst und Schande formte sich in seiner Brust und legte sich wie ein Gewicht auf seine Lungen. Das Atmen fiel ihm durch den ganzen Dunst noch schwerer. Wie von selbst verschmolz sein Geist mit seiner vernünftigen Seite und hinterließ das Bewusstsein des Phönixes gleich einem Aussätzigen in seiner Brust. Diese abrupte, brutale Trennung tat weh, doch sie war augenscheinlich unumgänglich.
 

Er durfte sich nicht erlauben, auch nur in Betracht zu ziehen, Ace zu verführen.

Einige Momente später beendete Marco schweigend sein tägliches Waschritual und ging zurück in den Vorraum. Mit einem großen Handtuch aus dem Regal trocknete er sich ab, zog die mitgebrachten sauberen Shorts an und schlang zuletzt das Handtuch um seine Hüften. Der Zwiespalt in seinen Gedanken drohte all die neugeschöpfte Hoffnung zu zermürben. Bei dieser Gelegenheit wisperte ihm sein listiger Feuervogel wieder einmal ein unwiderstehliches Angebot zu:
 

Er war bereit Marcos Geist nicht mehr zu stören, solange der Blonde Ace nicht wie einen Untergebenen behandelte und außerdem herausfand, was der junge Kommandant von der gesamten Situation hielt. Es bestand keinerlei Grund ihn zu bestrafen. Es gab bestimmt eine Lösung, mit der sie alle leben konnte. Argwöhnisch begutachtete Marco das verlockende Angebot und stellte resignierend fest, dass er überhaupt keine andere Möglichkeit hatte. Dafür konnte er vorsichtig sein und abwarten, wie die Feuerfaust sich ihm gegenüber verhielt.
 

Nass und mit seinem typischen Grinsen im Gesicht kam ihm eben dieser aus dem Duschraum entgegen. Marco fiel auf, dass Ace sich sein Handtuch auch um die Hüften gebunden hatte, ohne sich jedoch abzutrocknen. Das schwarze, weiche Haar klebte an seinem Kopf und ließ unzählige Rinnsale über den wohldefinierten Oberkörper gleiten. Der Vize musste sich beherrschen, um nicht jedem einzelnen Tropfen zu folgen, der über Ace stählerne Brust rollte. Beschämt wandte er sich an die Wand, an der die Schalter für die Abluftregulation angebracht waren und stellte sie auf die höchste Stufe.
 

Ace fiel das Interesse seines Vorgesetzten nicht auf. Er war nur froh, dass Marco auf ihn gewartet hatte, denn er fragte sich schon die ganze Zeit über, wie er sich aus der Sicht des anderen zu verhalten hatte. Der Schwarzhaarige entfesselte für einen Augenblick sein urtümliches Feuer und war im Nu wieder trocken. Zufrieden mit seinem Werk betrachtete er sich nochmals im Spiegel und zerzauste seine Haare mit einer Hand.
 

„Schützt du deine Kleidung eigentlich bewusst?“, fragte der Ältere beiläufig und stieß die Tür zum Flur auf. Ace Handtuch hatte bei dem kleinen Inferno keinerlei Schaden genommen. Verblüfft über diese Frage überlegte der Kommandant der zweiten Division einen Moment, bevor er antwortete:
 

„Nein, das passiert mittlerweile automatisch.“
 

„Standest du, als deine Teufelskräfte noch neu waren, immer nackt vor deinen Gegnern?“, neckte der Ältere mit einem spitzbübischen Ausdruck in den Augen und beobachtete, wie Ace leicht zu grummeln begann. Der Jüngere war sich nicht sicher, ob er die fröhliche Art seines Kameraden mochte. Leicht beleidigt über diesen Vorwurf und zu stolz, um Marcos Frage zu diskutieren, schwieg er. Leider fielen ihm gerade jetzt keine lockeren, bissigen Gegenfragen ein, um seinen Vize aus der Reserve zu locken.
 

Unvermittelt blieben sie vor Marcos Kajüte stehen. Während der Blonde sie aufschloss, fiel Ace Blick zum ersten Mal auf die Narben auf dem Rücken des Anderen. Er überlegte, wie viele Kämpfe Marco schon bestritten und gewonnen hatte und was mit demjenigen, der ihm diese Wunden beigebracht hatte, geschehen sein mochte. Doch Ace Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Marco die Tür aufstieß und mit einer einladenden Geste andeutete, dass er eintreten durfte.
 

Obwohl das spärliche Dämmerlicht, das durch die beiden großen Bullaugen fiel, den Raum nur schwach beleuchtete, erschrak Ace fast bei dem Anblick des geräumigen Zimmers vor ihm. Er hatte nicht einmal geahnt, dass Marcos Kajüte so aussehen würde. Mal ehrlich - dem strengen Vize war doch durchaus zuzutrauen, dass er außer einem Bett und einem Stuhl nichts weiter in seinem persönlichen Gefilde duldete.
 

Aber das hier hätte Ace niemals erwartet. Die Feuerfaust spürte die Präsenz hinter sich erst, als Marcos raue Stimme ihm spielerisch ins Ohr flüsterte:
 

„Hatte ich erwähnt, dass ich der Vizekäpt´n der Whitebeard-Piraten bin?“
 

Ace wurde bei diesem Ton und Marcos Wärme an seinem Rücken heiß und kalt, obwohl ihm diese Empfindungen sonst so fremd waren. Er fühlte sich ein bisschen wie ein Beutetier, das direkt in die Höhle des Löwen gelockt wurde. Ein wenig stimmte das ja auch – Marco hatte die komplette Situation im Griff. Doch Ace gefiel es gar nicht, sich so hilflos zu fühlen.
 

Der Blonde ging lächelnd an seinem Besuch vorbei und in das Halbdunkel seiner Kajüte. Die Öllampen und Kerzen ringsum waren noch nicht entzündet, da er sie vorhin noch nicht gebraucht hatte. Routiniert griff er nach einer Packung Streichhölzer, die plötzlich – ebenso wie die Lichter – in Flammen aufgingen. Im Gegensatz zu den Dochten der Lampen und Kerzen überlebten die Streichhölzer das, von Ace mit einer Handbewegung entfesselte, Inferno nicht und rieselten, als Asche, durch Marcos Finger.
 

Das warme Licht erhellte den luxuriös eingerichteten Raum und den fragenden Blick des Vizekäpt´ns, bei dem Ace hart schlucken musste.
 

„Huch“, entwich es aus dem Mund des nervös dreinschauenden Schwarzhaarigen, als er betroffen zu Boden starrte. Wieso passierten ihm immer solche Sachen, wenn Marco bei ihm war - im Bad die Sache mit dem Nebel und nun auch das noch?!
 

Doch das Zimmer fesselte Ace Aufmerksamkeit schnell wieder. Ihm gegenüber standen eine Kommode und eine Seetruhe aus dunklem Holz unter den Bullaugen. An der rechten Wand thronte ein großer Schreibtisch samt Stuhl aus demselben Material, auf dem sich Bücher und Papiere stapelten. Daran schlossen sich Regale und Schränke an, die mit allerlei Segelbedarf und weiteren Büchern gefüllt waren und sich bis zum rechtsseitigen Türrahmen ausdehnten. Jede freie Wandfläche war mit Seekarten oder Urkunden beklebt und das alles vermittelte Ace den Eindruck, dass Marco jedes Detail in diesem Raum geplant hatte.
 

In der Mitte stand ein schwerer Tisch um den vier Stühle gruppiert waren. Doch das Möbelstück, das ihm tatsächlich die Sprache verschlug, war das riesige Bett links von ihm. Es nahm so viel Platz ein, dass an seinem längsseitigem Ende nur noch ein schmales Regal stand. Der Bezug sowie das restliche Bettzeug waren dunkelviolett. Es handelte sich um dieselbe Farbe, die auch Marcos Lieblingshemd hatte. Außerdem lag ein oranges Kissen mitten auf dem Bett. Das passte da überhaupt nicht hin, entschied Ace und kam sich gleichzeitig ebenso merkwürdig fehl am Platz vor. Er spürte förmlich, dass es verboten war, sich hier aufzuhalten.
 

Wo würde er eigentlich schlafen?
 

Wollte Marco, dass sie zusammen in einem Bett schliefen?
 

„Na komm erst mal rein und mach die Tür zu.“, sagte Marco sanft und legte sein Handtuch über den nächstgelegenen Stuhl und ging an die Truhe, die unter dem rechten Bullauge stand. Ace Augen folgten ihm und registrierten, dass Marco im Gegensatz zu ihm mit Unterwäsche bekleidet war.
 

Verdammt!
 

Er hatte seine Klamotten im Bad gelassen und sie waren ohnehin schmutzig. Er musste zurück in seine Kajüte! Aber nein, Jules hatte doch hinter ihm die Tür verriegelt! Eine leichte Panik keimte in ihm auf und sein Blickfeld wurde plötzlich schwarz und etwas Weiches traf sein Gesicht. Als Ace seinen Kopf befreite, sah er, dass er einen schwarzen Slip in der Hand hielt. Marco hatte ihn in weiser Voraussicht zu ihm geworfen. Ohne lange zu überlegen, zog sich Ace umständlich an und warf das Handtuch krumm über den nächstbesten Stuhl.
 

„Ich hoffe, die passt.“, äußerte sich der blonde Mann und musterte Ace durchdringend. Dieser nickte nur mit hochroten Ohren und murmelte ein „Danke“. Es war schwer zu begreifen, warum Marco oder auch Jules fast immer Herr der Lage waren und er selbst zumeist in irgendwelche Fettnäpfchen sprang. Plötzlich blitzen ihn dunkelgrüne Augen vom Bett aus an und für einen Moment glaubte Ace seinen Verstand zu verlieren. Doch da begann sich das vormalige, orangene Kissen zu bewegen und putzte schläfrig seine Pfötchen.
 

„Oskar.“, stellte die Feuerfaust pikiert fest und ging ein paar Schritte auf das Wollknäul zu. Der Kater erhob sich währenddessen stolz, machte einen Buckel und baute sich kampflustig auf dem Bett auf. Der Vize hatte keine Ahnung, was zwischen den beiden gerade ablief, mutmaßte aber, dass es hierzu eine Vorgeschichte gab. Als Ace nur noch zwei Schritte vom Bett entfernt stand, sprang Oskar mit aufgeplustertem Schwanz auf und lief schnurstracks zu Marco oder besser gesagt hinter ihn und funkelte Ace aus sicherer Entfernung böse an.
 

„Na, das war ja klar.“, provozierte die Feuerfaust und ließ seinen vermeintlichen Gegner nicht aus den Augen. Oskar war nicht sonderlich beeindruckt und begann zu schnurren, als Marco sich zu ihm hinunter beugte, um ihn zu streicheln. Dem Blonden wurde sogar gestattet ihn hoch zu nehmen.
 

„Was habt ihr gegeneinander?“, fragte Marco neugierig und überlegte, ob seine beiden Mitbewohner wohl in Zukunft mit einander auskommen würden. Oskar schmiegte sich an ihn und machte sich auf seinem Arm schwer.
 

„Diese Katze hat auf mir rumgelegen, als ich an Deck schlief. Als ich aufgewacht bin, hat sie mich gekratzt und da wollte ich sie aus Reflex etwas anfeuern. Leider habe ich Oskar nicht erwischt, …“
 

„Sondern stattdessen, dass Deck angezündet?“, vollendete Marco den Satz, als ihm klar wurde, dass Ace bei besagter Gelegenheit nicht, wie angenommen, im Traum die Moby Dick in Brand gesteckt hatte. Wie zur Bestätigung wandte sich Oskar nun aus seinem Griff und sprang leise auf den Tisch, sein Blick noch immer auf Ace fixiert.
 

„Er fand dich bestimmt einfach schön warm und hat sich erschrocken, als du wach wurdest.“, erklärte der Vize und bekam fast den Eindruck, als würden sich die beiden Streithähne nicht nur böse ansehen, sondern miteinander kommunizieren. Ace schnaubte verächtlich, kam sich jedoch auch etwas lächerlich vor und fragte deshalb ins Blaue hinein:
 

„Er wohnt bei dir? Kümmerst sich nicht eigentlich Birdie um ihn?“
 

„Ja schon, aber zumindest abends ist er oft hier. Er mag das Bett und lässt sich auch ausgiebig streicheln.“, antwortete der Ältere und wie zum Beweis ließ sich Oskar fallen und bot seine Seite zum Kraulen dar.
 

„Ach, der hat dich bestimmt mal in Phönixform gesehen und will seinen Notproviant im Auge behalten.“, schlussfolgerte Ace, der dem Frieden mit dem orangenen Teufelchen nicht so recht traute.
 

„So ein Quatsch.“, lachte Marco, doch ihm wurde etwas mulmig zu Mute, als Oskars Blick zu ihm wanderte und ihn abschätzig musterte. Hatte Ace etwa Recht?

Eine befremdliche Stille legte sich für einen kurzen Moment über die drei, bevor der Kater lautstark zu schnurren begann. Ace stand noch immer verloren vor dem riesigen Bett und wusste nicht so recht, was er tun oder lassen sollte.
 

Worüber konnte er mit Marco reden?
 

Die Sonoheckpiraten? Allein der Gedanke ließ die Feuerfaust knurren. Jules? Lieber nicht, dachte Ace entschieden und schenkte den Büchern auf der ihm gegenüberliegenden Wand Beachtung. Ihm war auch jetzt nicht bewusst, wie genau jede seiner Regungen von dem blonden Mann verfolgt wurde.
 

Langsam hatte Oskar genug von den ausgiebigen Streicheinheiten und machte sich dem Vize gegenüber verständlich, in dem er ihn liebevoll in die Hand biss. Marco schimpfte halbherzig mit dem frechen Katzentier, das ihn geflissentlich ignorierte und sich geschäftig Ace Handtuch näherte. Er ließ Oskar gewähren und registrierte

das Interesse des Feuerbändigers für die Log- und Geschäftsbücher.
 

Also sagte er:
 

„Wenn du willst, darfst du sie auch anschauen, aber bitte nicht…“
 

Er unterbrach sich selbst, da ihm klar war, dass er den Jungen nicht zur Vorsicht ermahnen musste. Für einen Moment zog er in Betracht Ace etwas von seinem privatem Sake und Wein anzubieten, doch er verwarf diese unheilvolle Idee so gleich. Sie wussten ja bereits, was passierte, wenn sie zusammen tranken. Der Ältere war stolz darauf, dass er stark genug war, die Situation unter Kontrolle zu halten. Außerdem brauchte er einen klaren Kopf für den ganzen Haufen Arbeit, der heute noch vor ihm lag.
 

Übermorgen würde eine Teleschneckenkonferenz mit ihren Alliierten stattfinden, die sich in der unmittelbaren Umgebung von Beryllia aufhielten. Bis dahin musste sich Marco ein Bild von allen möglichen Handels- und Seerouten verschaffen, die zur Unterstützung der Insel aufgebaut werden mussten. Außerdem sollte er zusammen mit Thatch planen, wo und wann sie an Land gehen konnten, um endlich ihre eigene Vorräte aufzustocken, sonst wären sie keinerlei Hilfe für das kleine Eiland. Ein Telefonat mit dem Bürgermeister der Insel würde sich morgen auch nicht vermeiden lassen. In Gedanken versunken seufzte der verantwortungsbewusste Vize und wandte sich seinem Schreibtisch zu, auf dem sich die Unterlagen nur so stapelten.
 

„Du hast noch zu tun, oder?“, fragte Ace, um irgendetwas zu sagen und sah Marco nicken.
 

„Ja, Dank der Sonoheckpiraten liegt einiges an.“, antwortete der Angesprochene stumpf und glaubte selbst kaum, was er da sagte. Die personifizierte Versuchung stand mehr oder weniger nackt in seinem Zimmer und er wollte arbeiten? Belustigt fauchte der freche Feuervogel und wandte sich vorfreudig in seiner Brust. Das konnte ja noch lustig werden.
 

Währenddessen nahm Ace enttäuscht einen Ordner aus dem Regal heraus auf dem „Kopfgeld“ stand. Fasziniert blätterte er die vergilbten Seiten durch und schaute die mehr oder weniger gelungen Steckbrieffotos an. Bei dem einen oder anderen Bild musste der Feuerbändiger kichern. Diesmal spürte er, wie der Vize neugierig hinter ihn trat und über seine Schulter schaute.
 

Marco musste ebenfalls lachen, als er Vistas altes Gesuchtposter in Ace Händen erkannte. Zur Zeit der Aufnahme trug der Kommandant der fünften Division noch ein rotes Tuch um seine lockigen Haare, anstatt seines Zylinders. Zum Glück hatte sich sein Geschmack mittlerweile geändert.
 

"Die sind alle schon ziemlich alt. Die neueren sind im oberen Regal", kicherte der blonde Mann amüsiert. Als Ace den warmen Atem an seinem Ohr spürte, brauchte er seine gesamte Konzentration, um die Seiten weiter durchzublättern. Plötzlich hatte er einen halbzerrissen Steckbrief in der Hand, auf dem Marco abgebildet war. Der Vize wollte ihm schnell das Blatt Papier entziehen, aber der Griff der Feuerfaust war zu fest, als er schallend zu lachen begann. Es war nicht die jüngere Erscheinung seines Vorgesetzten, die Ace einen Lachkrampf bescherte, sondern der Name, den die Marine ihm anfänglich gegeben hatte: „Ananaskopf Marco“.
 

Sichtlich genervt riss der blonde Mann dem noch immer herzhaft lachenden Ace den Ordner aus der Hand und berührte dabei zufällig dessen Arm. Sofort sammelte sich sein Feuer an dieser Stelle und ernüchterte die Feuerfaust so sehr, dass er verstummte. Auch der Ältere stoppte in seiner Bewegung und wurde sich der intimen Nähe zwischen ihnen bewusst. Sie standen sich gegenüber, jedoch keine Armeslänge auseinander.
 

Ace Herz begann heftiger zu schlagen, als er die Situation wiedererkannte. Er spürte auch Marcos Feuer, ohne es zu sehen, deutlicher als zuvor und fühlte sich davon angezogen. Sein eigenes, verzehrendes Inferno drängte ihn dazu eine Hand an die Wange seines Gegenübers zu legen und ihn zu küssen.
 

Marco konnte sich weder rühren noch etwas sagen, als er begriff, was Ace vor hatte. Er mochte das Gefühl der übernatürlich warmen Hand auf seiner Haut und beobachtete die Feuerfaust genau. Der junge Mann hatte seine Augen geschlossen und dessen verführerische Lippen näherten sich seinem Mund.
 

„Miau.“, schallte es plötzlich kläglich durch den Raum, als Oskar Ace Handtuch auf den Kopf bekam, weil er an dem hängenden Gegenstand gekratzt hatte. Sofort schlich er um Marcos Beine, um getröstet zu werden.
 

„Mau.“, fiepte er empört und schaute fragend auf, als der blonde Mann nicht reagierte, sondern an ihm vorbei ging und den jüngeren Mann vor sich her schob, um ihn auf das gegenüber liegende Bett zu locken. Beleidigt funkelte Oskar dem Pärchen nach und begann in aller Ruhe seine Krallen tief in den weichen Stoff des Handtuchs zu bohren.
 

Leider interessierte sich zu Oskars Verdruss keiner der beiden Männer für sein provokantes Handeln.
 

Ende Kapitel 26
 

~~~~~~~~~~~~
 

Hallo ihr Lieben,
 

ich hoffe, es stört euch nicht, dass ich mich diesmal an meinen Zeitplan gehalten habe.
 

So wie es aussieht, könnte es sich beim nächsten Kapitel um einen Adultteil handeln. Wir werden sehen.
 

Ich möchte mich ganz besonders bei meinen lieben und vor allem treuen Kommentatoren bedanken:
 

Hiken-no-Ace, million, Nana, Glupit, Hiraya, 0neTwo, Monkey-D-Setsuna, LuxusDrake, Raven und Pluesch-Pueppie

Eure Unterstützung hilft mir sehr.
 

Ich wünsche euch eine schöne Woche.
 

Liebe Grüße
 

ceres

Ausreden und Zweisamkeit

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ein harmonisches Frühstück

In der Kajüte war es noch immer dunkel, als Ace auf dem Rücken liegend erwachte. Obwohl er nicht mehr als ein paar Stunden geschlafen hatte, war er hellwach. Er spürte Marcos warmen Atem auf seiner Schulter und einen starken Arm auf dem Bauch. Scheinbar hatte der Ältere auch ein Bein über ihn gelegt, denn er fühlte das Gewicht deutlich.
 

Dem jungen Kommandanten gefiel das Gefühl und er genoss diesen friedvollen Augenblick in vollen Zügen, ohne die Augen zu öffnen. Ihm fiel auch nicht auf, dass sich ein Lächeln in seinem Gesicht bildete. Doch auf einmal wurde ihm bewusst, dass ihn etwas geweckt hatte. Er blickte nach rechts und sah nur Marcos entspannte Gesichtszüge. Er wandte seinen Kopf in die andere Richtung und hatte plötzlich Haare im Gesicht. Irritiert schüttelte er sich und stellte fest, dass Oskar ihn aus halbgeschlossenen Augen anblinzelte.
 

„Du“, murmelte Ace bedrohlich und starrte den Kater abwartend an, der es sich scheinbar auf seinem Kopfkissen bequem gemacht hatte. Oskar reagierte jedoch höchst desinteressiert und gähnte dem Feuerbändiger entgegen. Er erhob sich majestätisch, machte einen Buckel und stolzierte, wie selbstverständlich, über Ace Brust. Die Tatsache, dass der Kommandant unter seinen Pfoten, sein Feuer entfesseln könnte, schien den Kater nicht sonderlich zu kümmern. Er hüpfte unbeschwert in die kleine Lücke zwischen den beiden Männern und rieb sich an Marcos Arm, während sein Schwanz vor Ace verblüfftem Gesicht herum wedelte.
 

Aus einem Reflex heraus, hob Marco im Schlaf seine Hand und streichelte den Kater, der sich umwandte und den Jüngeren mit einem spöttischen, vielleicht sogar triumphierenden Blick ansah, zumindest bildete sich die Feuerfaust das ein. Er vermisste Marcos Wärme und spürte kleine Stiche, als er sah, wie genüsslich das Katzentier auf die Streicheleinheiten reagierte.
 

„Du kleines...“, beschwerte er sich halblaut und wurde sofort mit einem empörten Blick des Katers zum Schweigen gebracht. Marco murmelte plötzlich etwas, dreht sich auf die andere Seite und kehrte den beiden damit den Rücken zu. Leise fauchend sprang der Kater geschmeidig über den Vizekäpt´n hinweg. Währenddessen setzte sich Ace verärgert auf und beobachtete, wie Oskar vom Bett glitt und sich vor die geschlossene Tür setzte.
 

Der Kater wandte seinen Kopf dem Feuerteufel zu und schaute ihn abwartend an. Als dieser nicht reagierte, begann er an der Tür zu kratzen und sah auffordernd zu Ace zurück. Er kratzte nochmals, diesmal etwas lauter, fiepte ein leises „Mau“ und blickte ihn aus großen, grünen Kulleraugen an. Daraufhin rollte Ace seinerseits mit den Augen, während er vorsichtig über Marco hinweg kletterte, um ihn nicht zu stören. Allein der Gedanke das lästige Wollknäul loszuwerden, ließ ihn innerlich triumphieren. Als er die Tür erreichte und öffnete, schlich Oskar mit hochaufgestelltem Schwanz um seine Beine und schnurrte kurz, während er aus der Tür huschte.
 

Unsicher, was diese Geste zu bedeuten hatte und trotzdem zufrieden Marcos flauschigen Zimmergenossen nicht verkokelt zu haben, ging Ace leise zum Bett zurück. Vom Boden klaubte er seine geborgte Unterwäsche auf und zog sie an. Die Vorstellung, wie er sie verloren hatte, trieb das Blut wieder in seinen Schoß und es schien ihm peinlich, dass Marco ihn nackt neben sich liegend finden könnte.
 

Da er es vermeiden wollte den blonden Mann zu wecken, kletterte er nicht erneut über ihn, sondern legte sich auf dieser Seite zu Marco. Er beobachtete die friedlichen Züge seines Vorgesetzten und spürte auf einmal, wie sich die Einsamkeit zurückschlich. Abgesehen vom ruhigen Atem neben sich, hörte Ace nichts.
 

Doch er fand keinen Schlaf mehr. Scheinbar grundlos lag er lange Zeit wach und grübelte darüber nach, warum er nicht zur Ruhe kommen konnte. Die Leichtigkeit, die ihn noch vor Minuten erfüllt hatte, wich einer alles verzehrenden Leere. Ace kannte das Gefühl gut. Es war ein stummer Begleiter, der nur zuschlug, wenn er sich in Sicherheit wähnte. Genau dies hatte ihn vor Monaten dazu getrieben, vor Whitebeard ein volles Geständnis über sich abzulegen.
 

Doch jetzt war es egal, dass ihn sein weiser Vater aller Schuld entbunden hatte, denn er konnte sich selbst nicht verzeihen. Für den jungen Kommandanten stand von vornherein fest, dass er niemals der Crew oder irgendwem gerecht werden würde. Jules hatte ihm nur zu deutlich vor Augen geführt, dass sie ihn durchschaut hatte und, dass er keinen guten Job machte.
 

Er hatte keine regulären Aufgaben, wahrscheinlich traute ihm niemand etwas zu, das über kämpfen hinausging. Er hatte auch nie danach gefragt, was seine Unzulänglichkeit nur unterstrich. Seine Division stand nicht allein unter seinem Befehl, denn Marco hatte in letzter Zeit wieder und wieder seine Autorität untergraben und Anweisungen zurückgenommen oder abgewandelt.
 

Er brauchte ja nur an die Standpauke vom heutigen Nachmittag zu denken. Spätestens, wenn sein Vorgesetzter von Jules erfuhr, was er ihr getan hatte, würde dieser jeden Kuss und jede Berührung leugnen und sich gänzlich von ihm abwenden. Wahrscheinlich war es sogar besser so. Schließlich war es nur eine Frage der Zeit, bis Marco die Wahrheit herausfand und ihm mit der gleichen Abscheu ansah, wie es alle anderen getan hatten.
 

Wer sollte es dem Vize schon übel nehmen, wo er -Ace- tatsächlich ein Monster war?
 

Mit diesem Gedanken schlief er ein.
 

~*~*~*~*~
 

Ace wurde zum zweiten Mal in dieser Nacht geweckt, als sich eine kühle Hand sanft auf seine Lippen legte. Leider schien die Sonne in Anbetracht des hellen Schimmers in der Kajüte bereits aufzugehen. Er öffnete die Augen und sah Jules Lächeln über sich. Erst als sich die Schlaftrunkenheit etwas verzogen hatte, begriff er, dass sie ihr Wort hielt, um ihm tatsächlich jetzt eine Einführung in seine Kommandantenpflichten zu geben.
 

Stöhnend richtete er sich auf und bekam von der jungen Frau eine Hose und seine Schuhe in die Hand gedrückt. Verwirrt sah er zu ihr hoch und sie bedeutete ihm bloß, dass sie draußen auf ihn warten würde. Dieses Mädchen würde ihn irgendwann in den Wahnsinn treiben, entschied die Feuerfaust und tat trotzdem, was sie vorgeschlagen hatte. Die dunkle Hose war nicht so bequem, wie sein Standardoutfit, aber dafür war sie sauber. Ein letzter Blick auf Marco versicherte Ace, bevor er den Raum verließ, dass der Vize noch immer seelenruhig schlief.
 

„Alles in Ordnung? Passt die Hose? Die hab ich in deiner Truhe gefunden.“, fragte

Jules mit gedämpfter Stimme besorgt, als er aus der Tür trat. Er nickte nur zur Antwort und folgte ihr missmutig bis zum Bad und ging seiner sporadischen Morgentoilette nach, während sie draußen auf ihn wartete. Bei dieser Gelegenheit entfernte Ace auch die letzten, klebrigen Spuren der vergangenen Nacht auf seinem Körper und bemerkte, dass der Klamottenhaufen vom gestrigen Abend verschwunden war.
 

Als er wieder zu Jules auf den Gang trat, musterte er die junge Frau eingehend, während sie ihren Weg fortsetzten. Sie trug dunkle, langärmlige Sachen, die nicht recht zu passen schienen und machte den Eindruck, wieder ganz die lächelnde Person zu sein. Misstrauisch suchte der junge Mann nach einer Provokation ihrerseits. Er konnte sich noch immer nicht vorstellen, dass sie ihm, nach allem was zwischen ihnen vorgefallen war, freundlich gesonnen war. Wahrscheinlich wollte sie ihn bei Marco anschwärzen und suchte jetzt nach der ultimativen Gelegenheit ihn bloßzustellen.
 

Sie schwiegen eine ganze Weile, doch das schien weder Juliette, noch Ace zu stören. Erst als er instinktiv zum Speisesaal abbiegen wollte, hielt sie ihn sanft zurück:
 

„Tut mir leid, aber das Frühstück muss warten. Wenn wir nicht fertig sind bis Marco aufwacht, haben wir nichts erreicht.“
 

Grummelnd trottete er weiter hinter ihr her und überlegte, wie lang sein Vize schlafen würde. Er hatte Hunger und wollte lieber essen, als arbeiten. Doch sein Stolz hielt ihn auf, Jules einfach stehen zu lassen. Sie würde ihn nicht unterkriegen, entschied er trotzig und versuchte auf ihre Herausforderung einzugehen.
 

In der unteren Etage herrschte eine ungewöhnliche Ruhe, wenn man vom fernen Dröhnen der Wellen absah, die unaufhörlich gegen das Schiff rollten. Keiner der betrunkenen, schlafenden oder bewusstlosen Männer in den Hängematten oder auf dem dreckigen Boden bemerkte die Zwei, als sie an den Schlafsälen vorbei gingen. Es roch nach Sake, Schweiß und anderen körpereigenen Ausdünstungen und selbst der hartgesottene Kommandant schluckte, als er die Missstände Unterdeck bemerkte. Er entflammte seine Hand um ihnen den Weg zu beleuchten und warf Licht auf das herrschende Chaos.
 

„Mann, wann war Marco das letzte Mal hier unten?“, fragte Jules mehr zu sich selbst und zuckte zusammen, als eine fette Ratte an ihnen vorüber huschte. Eigentlich hätte Ace diese Reaktion belustigen müssen. Schließlich gehörten die Nagetiere zu den harmlosen Dingen auf See mit denen er bisher zu tun hatte. Doch die Situation fesselte seine Aufmerksamkeit.
 

„Ich habe keine Ahnung.“, antworte der junge Mann langsam im selben Tonfall und beschloss die Säuberung und das Ausmisten der Räume zu veranlassen, sobald er mit Juliette fertig war. Piraten waren natürlich nicht die Akkuratesten oder Penibelsten, wenn es um Hygiene ging. Doch es gab Grenzen, die man nicht überschreiten durfte, um nicht die Entwicklung einer Seuche zu riskieren. Außerdem empfand Ace diesen Dreckpfuhl als Respektlosigkeit der Männer ihrem großzügigen Käpt´n gegenüber.
 

Tief in Gedanken folgte er Juliette, die ähnlich grübelnd weitergegangen war. Ihm entging jedoch völlig, dass sie stur geradeaus sah, um nicht auf dem Boden ein weiteres Nagetier zu entdecken.
 

Als sie kurz darauf den ersten Lagerraum betraten, von dem aus sich weitere anschlossen, hatte Ace plötzlich eine Ahnung, was sie tun würden. An den Wänden Standen große, deckenhohe Regale und im Raum standen riesige Steigen mit Fässern, Kisten und gestapelten Flaschen. Sie waren allem Anschein nach nicht sortiert und auf dem Boden lagen unzählige Scherben. Auch dieser Missstand schien schon seit geraumer Zeit zu herrschen und weckte die Frage in Ace, wann zuletzt ein Kommandant hier gewesen war.
 

Seufzend nahm Jules eine Liste aus einem Halter an der Wand heraus und breitete sie auf dem nächstbesten Regal aus. Ace beobachtete ihre konzentrierten Züge genau und begriff, dass sie auch nicht mit den hier herrschenden Zuständen einverstanden war.
 

„Also wir haben richtig viel zu tun. Die letzte Inventur ist fast drei Monate her.“, stellte das blonde Mädchen nach geraumer Zeit resignierend fest. Ace nickte nur, denn er hatte nach dem gestrigen Tag begriffen, dass er lieber nicht mit ihr diskutierte, da sie ja fast immer Recht behielt.
 

~*~*~*~*~
 

„Komm, wir machen eine Pause und gehen frühstücken.“, schlug Juliette mit leicht erschöpfter Stimme vor, als sie Ace eine weitere Kiste mit Kerzen und Lampenöl hochreichte, die der junge Mann dann ganz oben in einem Regal zurück an ihren Platz schob. Beflügelt von ihrer Idee sprang er von der Leiter und beugte sich über ihre lange Inventurliste, um die aktuellste Ladung zu markieren.
 

Vorhin hatte ihm Jules kurz das Inventursystem und die Funktion der Liste erklärt, um dann mit ihm Kiste für Kiste, Fass für Fass und Flasche für Flasche zu katalogisieren, zu zählen und zu notieren, welche Güter gebraucht wurden. Die Vorräte an Sake, sauberen Fässern und jedem anderen Alkohol neigten sich rapide dem Ende, ebenso waren Stoff, Holz und vor allem Werkzeug kaum noch zu finden. All das würden sie dringend in Beryllia brauchen, so dass sie diese Güter zuvor noch beschaffen mussten. Sie hatten mittlerweile den dritten Lagerraum erreicht und brauchten eine Unterbrechung von der ermüdeten Tätigkeit.
 

Zum Erstaunen des Kommandanten hatte er sich mit Juliette ziemlich gut verstanden, zumindest was diese Aufgabe betraf. Sie hatte sehr viel Geduld aufgebracht und ihm nicht das Gefühl vermittelt für sie eine dumme Last zu sein. So machte sie es ihm wirklich schwer, Abstand zu ihr zu halten. Ihre offene, zwanglose Art, dieses fast schon nervige Lächeln, das ihn ab und zu an Ruffy erinnerte und nicht zuletzt ihre Erzählungen hatten verhindert, dass er sein verzerrtes Bild von ihr aufrecht erhalten konnte.
 

Beispielsweise hatte er erfahren, dass sie vor gut einem Jahr bei einem Landgang mit der Crew Oskar, als Kätzchen, für Birdie mitgebracht hatte, damit der verängstigte Junge, einen Bezugspunkt bekam und sich besser in die Mannschaft integrieren konnte. Ace hatte sich dann dazu hinreißen lassen, ihr von seiner ersten feurigen Begegnung mit dem Kater zu erzählen. Verstimmt musste er im Nachhinein zugeben, dass er in ihr herzliches Lachen eingestimmt hatte – selbstverständlich nur kurz.
 

Als sie etwas später den Speisesaal betraten, klang ihnen schon geschäftiges Treiben entgegen. Derek wuselte um einen der großen Tische nahe der Küche herum, an dem schon Jozu, Vista, Salmac sowie Birdie saßen und arrangierte die kalten Speisen.
 

„Guten Morgen, Jungs.“, flötete Ace blonde Begleitung und schenkte den Anwesenden ein herzliches Lächeln, bevor sie sich neben Birdie setzte.
 

„Morgen Liebes. Oh hey Ace, du bist ja schon wach.“, begrüßte der Smutje die beiden, während er zwei riesige Schüsseln Rührei und gebratenen Speck aus der Küche zum Tisch brachte. Ein Lächeln huschte über sein konzentriertes Gesicht, als er Ace unverständliches Grummeln hörte und gerade noch dem jungen Kommandanten daran hindern konnte, die Schüssel mit dem Speck in seine Finger zu bekommen.
 

„Ace, wir haben Gäste und du bist nicht allein hier. Reiß dich zusammen!“, befahl der Koch mit strenger Stimme und gab Jules mit einer Zange eine große Ladung der duftenden Speise. Der Blick des schwarzhaarigen Mannes verfinsterte sich und die wenigen Pluspunkte, die Jules bei Ace gesammelt hatte, begannen zu schwinden.
 

„Derek, ich möchte nicht so viel. Komm ist gut.“, wehrte Jules ab und versuchte ihren Teller außer Reichweite zu bringen. Leider war der Smutje nicht von seinem Vorhaben abzubringen:
 

„Du musst auch mal was essen.“
 

Pessimistisch beobachtete Ace die Szene und suchte nach einer günstigen Gelegenheit die Schüssel aus Dereks Händen zu befreien ohne Aufsehen zu erregen. Wenn das dumme Mädchen nichts essen wollte, sollte er doch wenigstens etwas bekommen. Ein Blick auf Jules konzentriertes Gesicht vermittelte dem Feuerbändiger, dass sie wieder etwas ausheckte. Nur stand aus seiner Sicht die Situation nicht zu ihrem besten. Wenn sie ihren Willen bekam, würde sie sich unweigerlich mit dem Chefkoch anlegen und das hatte auf einem Hochseeschiff fatale Folgen.
 

Umso verblüffter war er, als Juliette plötzlich das Thema wechselte und ihren Teller anstandslos vor sich stellte:
 

„Warum hast du eigentlich noch immer Dienst?“
 

Diese scheinbar harmlose Frage ließ den Koch zu Ace Erstaunen unvermittelt innehalten. Er stellte die Schüssel mit samt der Zange auf den erstbesten Platz auf dem Tisch. Der Kommandant der zweiten Division wurde das Gefühl nicht los, dass Derek verunsichert war. Dieser fasste sich jedoch schnell wieder, beugte sich zu Jules über den Tisch und konterte:
 

„Ich teile die Schichten ein, wie ich es will. Iss jetzt, dass was aus dir wird. Ach übrigens und nur zur Erinnerung: Wo hältst du dich auf, wenn Sturm herrscht?“
 

Die Angesprochene verdrehte genervt die Augen und seufzte:
 

„Oh Mann, das ist zig Jahre her.“
 

Sichtlich zufrieden wandte sich der Smutje zum Gehen und grinste dabei, ebenso wie Vista, Salmac und Jozu, die zu wissen schienen, worauf Derek anspielte. Doch Birdie wusste, genauso wie Ace, damit nichts anzufangen und hakte nach:
 

„Was war denn da?“
 

„Kleinjules ist bei einem mehrtägigen Sturm aus Langerweile auf das Deck gekommen und wäre fast über Bord gegangen. Marco hat sie gerettet.“, erklärte Vista geduldig lächelnd. Als Ace von ihm interessiert zu Juliette sah, glitt ihr Blick ins Leere, während sie mit beunruhigter Stimme weitererzählte:
 

„Ich habe Marco nie zuvor so wütend gesehen. Ich glaubte tatsächlich, dass er mir dieses Mal eine Tracht Prügel verpassen würde. Die hätte ich sogar verdient gehabt.“
 

„Jules, keiner von uns hätte je Hand an dich gelegt.“, ermahnte Jozu sie plötzlich mit seiner tiefen, sanften Stimme, die jedoch eindringlicher als sonst klang. Erschrocken starrte das Mädchen den Kommandanten an und nickte dann zögernd. Bevor sie jedoch etwas erwidern konnte, mischte sich eine vor Spott triefende Stimme in das Gespräch:
 

„Mein lieber Jozu, wir können mittlerweile davon ausgehen, dass das nun nicht mehr so stimmt.“
 

Thatch trat noch ein paar Schritte zum Tisch, bevor er sich grußlos neben Ace niederließ und nach einem Brötchen aus dem Korb vor ihm griff. Der sommersprossige Kommandant spürte förmlich, wie die Situation an Spannung gewann. Währenddessen tat Thatch so, als ginge ihm alles nichts an und kaute auf seinem frisch mit Marmelade bestrichenem Gebäck herum.
 

Irritiert von den offensiven Worten des neuhinzugestoßenen Kommandanten stellte Derek nüchtern fest:
 

„Es ist selten, dass alle Kommandanten an einem Tisch sitzen oder zumindest fast. Wo ist Marco?“
 

Ace schluckte hörbar, als ihm diese harmlose Frage an die letzte Nacht erinnerte. Er wollte nicht zugeben, dass der blonde Mann vermutlich noch schlief und so die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Aber irgendetwas musste er sagen, bevor Jozu einen Verdacht äußerte.
 

„Wo sind eigentlich Blamenco und Rakuyou? Schließlich fehlen die beiden ja auch.“, stellte Jules geistesgegenwärtig fest und streifte Ace mit einem vielsagenden Blick für einen winzigen Moment.
 

„Die Divisionen fünf und sechs haben einige Aufträge zu erfüllen.“, antwortete der Smutje und strich seine blütenweiße Kochschürze mit den Händen glatt. Ace beobachtete das Mädchen unterdessen sehr genau und erkannte, dass sie angestrengt überlegte.
 

„Wir haben also knapp 500 Seelen an Bord.“, fragte sie schließlich und ihr Ausdruck verfinsterte sich, als sie Dereks Nicken sah. Sie seufzte erneut, sah in die Runde und stellte nüchtern fest:
 

„Dann wird es schwieriger, als ich dachte.“

Ratlos schauten die Anwesenden in die Runde, als verstünden sie nicht, worauf Juliette hinauswollte. Doch sie registrierte die fragenden Blicke und fügte hinzu:
 

„Uns fehlen die wichtigsten Materialien. Die Hälfte der großen Lagerräume ist nicht katalogisiert. Auf den Wohndecks herrscht das pure Chaos. Es gibt noch keine Koordination der Hilfe für Beryllia und ansonsten haben wir das nicht zu unterschätzende Problem, dass uns die Nahrungsmittel ausgehen. Die Vorräte reichen nicht aus, um bis zu unserer Zielinsel zu gelangen, oder?“
 

Sie unterbrach sich an dieser Stelle und sah den Chefkoch abwartende an. Dieser schien mit einer Mischung aus Verwunderung und Erleichterung zu kämpfen, bevor er nickte. Ace war zum wiederholten Male gegen seinen Willen von der Scharfsinnigkeit der jungen Frau beeindruckt. Er fragte sich ernsthaft, wie sie es schaffte Situationen so schnell zu erfassen. Natürlich jetzt, wo sie es schon angesprochen hatte. Die Menge und die Vielfalt der Speisen auf dem Tisch waren im Vergleich zu sonst, etwas kleiner. Trotzdem hätte das auch einfach an der geringen Personenanzahl liegen können. Andererseits hatte Ace ja beim Essen gestern mitbekommen, dass zumindest die Fleischvorräte knapp waren.
 

„Das heißt, wir müssen eine Division zum Fischen abstellen. In diesen Gewässern ist das vor allem vom Glück abhängig.“, schlussfolgerte Jules und riss die Feuerfaust aus den Gedanken. Wieder breitete sich ein kurzes Schweigen am Tisch aus. Ace war überrascht, dass Vista nickte und in einem beruhigenden Ton antwortete:
 

„Überlass das meiner Division. Wir fangen schon was.“

Zur Antwort schenkte die Blonde ihm ein zufriedenes Lächeln und der sommersprossige Kommandant begann zu überlegen, was seine Jungs tun könnten. Doch noch bevor er seine Idee äußern konnte, schaltete sich Jozu in das Gespräch ein:
 

„Ich überwache die alltäglichen Sachen an Deck. Meine Leute werden aber eine ganze Weile brauchen. Vielleicht sollten wir auch gleich das Deck schrubben.“

Einen Moment später ergänzte der hünenhafte Kommandant noch:
 

„Denk bitte daran, mir den Schlüssel wieder zu geben.“
 

Jules Miene hatte sich bei seinen Worten immer weiter aufgehellt. Sie überlegte kurz und nahm den Schlüssel, den sie um den Hals trug, ab und reichte ihn dem Schatzmeister. Ihre Stimme klang ebenfalls weniger angespannt, als sie erwiderte:
 

„Ich bin noch nicht dazu gekommen, alle Teufelsfrüchte zu übertragen. Den brauche ich also später noch mal. Derek, du weißt am besten, wie lang die Vorräte maximal reichen. Entweder es gibt nur noch kleine Buffets oder nur rationierte Portionen. Ihr werdet das meiste Frische sicherlich konservieren müssen, sonst gibt es irgendwann nur noch Hafersuppe.“
 

Sie schüttelte sich bei der bloßen Vorstellung, so dass Salmac und Derek über ihre Reaktion lachen mussten. Ace wandte sich nun zu ihr und wartete auf einen geeigneten Augenblick um sich an der Tagesplanung zu beteiligen, ohne mit dem Essen aufzuhören.
 

„Wir kümmern uns um die Säuberung der Wohnbereiche und Lagerräume.“, mischte er sich schließlich ein und erntete ein anerkennendes Nicken seiner Kameraden. Wobei Thatch noch immer stur auf seinen Teller starrte und nicht den Anschein erweckte, Teil dieser Runde zu sein oder gar mit dem Gedanken zu spielen seine Mannschaft eine Aufgabe zuzuordnen. Währenddessen holte Jules tief Luft und zögerte kurz, als würde sie überlegen, ob ihnen etwas Wichtiges entging.
 

„Soweit so gut. Marco wird den Tag opfern müssen, um mit Pops und den Verantwortlichen von Beryllia alles zu planen und außerdem muss Thatch mit ihm unsere Route und die der Alliierten in der Nähe koordinieren.“
 

Der Kommandant der vierten Division hatte ruckartig hochgesehen, als er seinen Namen aus Jules Mund hörte. Sein Gesicht versteinerte sich und er erhob sich bedrohlich neben Ace. Dieser beobachtete seinen Kameraden mit wachsender Neugier, denn er verstand nicht, warum Thatch so reagierte. Auch Jozus leise Warnung drang nicht an dessen Ohr, als er sichtlich wütend Juliette zu belehren begann:
 

„Ich lasse mir von dir keine Befehle geben, Weib! Wag es ja nicht in Marcos Namen zu sprechen! Wenn unser unfehlbarer Vize etwas von mir will, soll er es mir persönlich mitteilen. Das sage ich dem Federvieh auch ins Gesicht.“
 

„Dann dreh dich doch einfach um.“, zischte plötzlich eine leise, harte Stimme hinter ihnen und ließ Ace kurz zusammenzucken. Die Atmosphäre im Saal schien bei den leise ausgesprochenen Worten zu gefrieren. Alle Anwesenden, einschließlich Thatch, erstarrten in ihren Bewegungen, während Marcos unbändige Aura den Raum erfüllte und demonstrierte, wie verärgert er war.
 

Ace schluckte hart und sah vorsichtig über seine Schulter. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, welche Kraft und Macht der Vize hinter seiner zumeist lässigen Haltung verbarg. In Ace Inneren begann das ewige Inferno aufzubegehren, in der Hoffnung näher an die blaue Flamme zu gelangen, die sie anzog. Doch der Junge bewegte sich nicht. Ihm kam es so vor, als ob sich für einen langen Augenblick niemand rührte, bis sich der mittlerweile bleiche Thatch langsam zu Marco drehte.
 

Schuldbewusst senkte der Kommandant der vierten Division seinen Kopf, entweder, weil er aufgab oder, weil die Situation zu eskalieren drohte. Das Letztere war wohl eher anzunehmen, entschied Marco und ließ den anderen wortlos stehen.
 

Eigentlich hatte der Vize keinerlei Interesse sich mit seiner Crew zu streiten.

Seine Laune war heute Morgen ungewöhnlich gut und das lag nicht allein daran, dass er mehr oder weniger ausgeschlafen hatte. Schließlich war er mit einem Lächeln auf den Lippen aufgewacht, aber dann er hatte feststellen müssen, dass sein junger Zimmergenosse schon den Raum verlassen hatte. Während ihn die Enttäuschung darüber erfasst hatte, war ihm eingefallen, dass er seine Aufgaben vom gestrigen Abend noch nicht erfüllt hatte. Panisch hatte sich Marco aus dem Bett geschält, um sich anzuziehen und schnellst möglich vor der ersten Besprechung mit seinem Käpt´n wenigstens einige Sachen zu erledigen.
 

Als sein Blick jedoch auf den großen Tisch gefallen war, hatte er mehrere Blätter entdeckt, die dort zuvor noch nicht gelegen hatten. Erst im zweiten Augenblick war ihm klar geworden, dass die feinsäuberliche Handschrift zu Jules gehörte und dass die Listen alle möglichen Handelsrouten von Beryllia sowie die Angebote der einzelnen Inseln enthielten. Außerdem fand er eine Auflistung aller Dinge, die die geschändete Insel vermutlich gebrauchen konnte und die er im Laufe des Tages bei den Besprechungen abhaken oder ergänzen konnte. Alles in allem hatte er die komplett fertige Arbeit des gestrigen Abends vorgefunden. Eine unglaubliche Erleichterung sowie eine tiefe Dankbarkeit hatten ihn daraufhin erfasst, die seinen Gemütszustand mehr als nur aufhellten.
 

Es bestand für Marco, also keinerlei Grund auf Thatch überhebliche Provokation einzugehen, wenn er stattdessen, und das war das wichtigste, in Ruhe mit seinen Freunden frühstücken konnte. Allein durch Konzentration zügelte er sein Temperament, setzte sich an das freie Kopfende des Tisches und zog die Schüssel mit dem Rührei zu sich. Der Vize spürte die überraschten Blicke der Anwesenden, ignorierte sie jedoch geflissentlich und angelte sich ein Stück Brot.

Langsam entspannte sich die Situation und alle Beteiligten begannen weiter zu essen. Zwischen zwei Bissen fragte Marco einer Eingebung folgend:
 

„Also, was habt ihr besprochen?“
 

Die Frage klang beiläufig, doch Ace war bewusst, worauf der Blonde abzielte. Er wollte eine Zusammenfassung ihres Gesprächs, um sie…ja, was? Wollte Marco tatsächlich nur wissen, was sie geplant hatten oder wollte er demonstrieren, dass er allein die Entscheidungen fällte? Doch Letzteres passte nicht zur jetzigen Situation, grübelte die Feuerfaust. Plötzlich bekam er einen sanften Tritt vor sein Schienbein und schaute verärgert zu Jules, die ihn nur mit einem seitlichen Kopfnicken ermutigte dem Vizekäpt´n zu antworten. Und das tat der sommersprossige Kommandant auch ohne zu zögern mit konzentrierter Miene. Ihm war immer noch nicht klar, wie Marco reagieren würde. Als er fertig war, herrschte einen Moment Ruhe, bevor sich der Ältere mit einem freundlichen Lächeln bei ihm bedankte. Sofort stieg ein flaues, kribbelndes Gefühl in Ace Magen und verdarb ihm seinen zügellosen Appetit. Er hörte das Lob seinen Vorgesetzten nur halb, während er sich bemühte nicht rot anzulaufen.
 

„Alles klar, dass können wir so machen. Birdie, du bist für unser Bad zu ständig und kannst den Tag anschließend, wie versprochen, nach deinen Vorstellungen nutzen.“, ergänzte Marco und beobachtete amüsiert, dass sich der Angesprochenen freute. Auch Thatch schien nicht zu entgehen, dass sich sein Divisionsmitglied geehrt fühlte, doch er wagte es nicht einen Einwand zu erheben. Nur um sicherzugehen, dass der Kommandant der vierten Division seinen Ärger nicht an dem Jungen ausließ, klärte Marco auch ihn über seine heuteigen Pflichten auf.
 

„Ich werde mit dir die Routen durchsprechen. Bereite die Karten vor und berechne den Kurs von Blamencos und Rakuyous Schiffen. Sie könnten unterwegs Ladung aufnehmen, bevor sie auf Beryllia eintreffen.“
 

Thatch Miene war unergründlich, doch er nickte und sah den Vize ausdruckslos an, als er erwiderte:
 

„Ich werde ein oder zwei Stunden brauchen, um das Material zu sammeln. Wer soll bitte den Dienst in der Wäscherei übernehmen?“
 

Diese Frage entsprach der Provokation, die Marco erwartet hatte, aber er hielt es für unnötig darauf einzugehen.
 

„Faro und seine Kumpels aus deiner Division werden das die nächste Woche übernehmen. Sollte ich Versäumnisse oder Mängel an ihrer Arbeit feststellen, sind sie solange dafür eingeteilt, bis sie es beherrschen. Deine Männer, die du nicht brauchst, werden bei Ace oder Jozu mithelfen. Einverstanden?“, legte er fest und wartete nicht einmal auf eine Antwort, als er fortfuhr:
 

„In der Zwischenzeit werde ich mit Pops über unser weiteres Vorgehen sprechen.“
 

„Das mein Junge, wird nicht vor Mittag möglich sein. Unser Käpt´n ist heute nicht in der besten Verfassung, ich musste ihn vorhin ein Beruhigungsmittel geben.“, mischte sich Salmac besorgt ein und erntete betroffene Blicke.
 

„Sein Temperament schadet ihm am meisten, aber es ist nichts Ernstes. Wie wär es, wenn du die Zeit nutzt, um zu trainieren. Wir anderen wissen schon, was zu tun ist.“
 

Verblüfft sah Marco den Chefarzt an und überlegte, welche Gründe ihn zu diesem Vorschlag ermutigt hatten. War es denn so offensichtlich, dass er seit langem keine Zeit mehr in seinen körperlichen Ausgleich investiert hatte?
 

„Ja Marco, deine Bauchmuskeln waren auch schon mal definierter. In deinem Alter muss man auf jede Muskelfaser achten.“, lachte Vista und auch Jozu murmelte seine Zustimmung. Empört bemerkte der Vize, dass alle Anwesenden verhalten kicherten und entschied sich einfach dafür, sich ihrem Urteil zu unterwerfen.
 

Ende Kapitel 28
 

~*~*~*~*~*
 

Hallo ihr Lieben,
 

schön, dass ihr dieses recht unspektakuläre Kapitel bis zum Ende gelesen habt. Ich hoffe, keiner von euch war enttäuscht, dass ich nicht bis zum 01. September warten konnte. Mir steht ab Mitte der Woche kein Internet zur Verfügung.
 

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass sich zum letzten Kapitel auch neue Leser zu Wort gemeldet haben und freue mich wie immer schon sehr auf euer Feedback!
 

Ganz besonders möchte ich mich bei: -Tsubaki-, kessy8, Puma_D_Yuna, Raven, Hiraya, LuxusDrake, Nana, Pluesch-Pueppie, Hiken-no-Ace und Glupit sowie allen 148 Favonehmern für ihre Unterstützung und Motivation bedanken.
 

Ein ganz großer Dank gilt Samiya, die trotz Klausur- und

Urlaubsvorbereitungsstress den größten Teil des Kapitels beta gelesen hat.
 

Wir lesen uns in 14 Tagen zu einem Ausflug in die Gegenwart wieder!
 

Liebe Grüße und eine angenehme Woche wünscht euch
 

ceres

Eine bittere Offenbarung

Das heranziehende Gewitter war früher über ihn hereingebrochen, als Marco es vermutet hatte. Von einen auf den anderen Moment peitschte der unnachgiebige Sturm den Regen gegen die Küste, sodass Marcos Kleidung innerhalb von Minuten durchnässt war.
 

Langsam wandte sich der blonde Mann zum Gehen, eigentlich hatte er geplant zur Stadt zurück zu fliegen, noch bevor das Unwetter die Insel erreichte, doch seine Gedanken hatten ihn zu sehr gefesselt.
 

Neben Birdie gab es auch noch einen weiteren Kameraden, auf den er sich verlassen konnte: Ace. Der junge Kommandant hatte zusammen mit Jules Hilfe die Organisation der Crew sehr gut bewältigt. Marco bedauerte immer noch, dass sie während Juliettes Besuch trotz des gemeinsamen Zimmers nicht viel Zeit miteinander hatten verbringen können. Am Tag seiner Auseinandersetzung mit Thatch am Frühstückstisch war das gesamte Schiff erst in den Nachtstunden langsam zur Ruhe gekommen.
 

Das Anglerglück war der fünften Division jedoch hold gewesen, sodass sie am Abend ein großes Buffet mit allerlei Fischgerichten veranstaltet hatten. Im Anschluss daran musste Marco erneut eine Teleschneckenkonferenz mit Beryllias Bürgermeister und einigen Alliierten führen. Doch trotz der Anstrengungen hatte ihm der Gedanke, die Nacht mit Ace zu verbringen, die Arbeit ungemein erleichtert. Als er weit nach Mitternacht seine Kajüte betreten hatte, hatte nur noch eine kleine Öllampe gebrannt, die das Bett auf dem die Feuerfaust seelenruhig geschlafen hatte, erhellte. Obwohl, so ganz stimmte das nicht, denn Ace war keinesfalls allein gewesen. Oskar hatte sich in die Kuhle zwischen Ace ausgestrecktem Arm und seinem Oberkörper gekuschelt. Durch seine Schritte war er erwacht und hatte Marco nur kurz verschlafen angeblinzelt und sich desinteressiert wieder eingerollt.
 

Der Vize hatte das kleine, orange Wollknäul daraufhin sanft hochgehoben und über seine Schulter gelegt. Seine liebevolle Ermahnung, dass der Feuerbändiger nicht über das Kuscheltier an seiner Seite begeistert sein würde, hatte das Tier scheinbar nicht akzeptiert. Denn sein verschwitztes Hemd war im selben Moment Oskars Krallen zum Opfer gefallen. Der Kater war von ihm auf Ace unachtsam hingeworfene Hose auf den Boden gesprungen und hatte sich dann schmollend unter den Tisch verzogen. Etwas verblüfft über die empörte Reaktion war der blonde Mann stehen geblieben, denn eigentlich mochte der Kater die Streicheleinheiten.
 

Sein Blick war sogleich auf Ace schwere Boots, seine Hose sowie den Hut auf dem sauberen Schiffsboden gefallen. Das Missfallen über dieses Chaos hätte ihn eigentlich ärgern sollen, stattdessen hatte sich Marco kopfschüttelnd entschieden, dem Jungen die Unordnung für diesen Abend durchgehen zu lassen. Was jedoch so schwer daran war, die Sachen über einen der nahegelegenen Stühle zu hängen, war dem Vize der Whitebeard Piraten ein Rätsel geblieben. Ein paar Minuten später hatte er sich zu Ace schlafen gelegt und sich fest vorgenommen früh duschen zu gehen. Mit dem Gedanken, dass die wenig penible Art der Feuerfaust auf ihn abzufärben begann, war er schließlich eingeschlafen.
 

Unbewusst lächelte Marco bei der Erinnerung und folgte einem schmalen Pfad, der ihn zum Strand zurück brachte. Das Bild, das sich ihm nun bot hatte nichts mehr mit dem idyllischen Strand von Tyross gemeinsam. Die raue See wurde vom Sturm gegen das Land getrieben und spülte allerlei stinkenden Unrat an und zog ihn zum Teil wieder in ihre Tiefen. Doch die rastlosen Gedanken des Kommandanten nahmen von dem Naturschauspiel keinerlei Notiz.
 

Eine weitere Begebenheit, an die sich Marco nur zu gut erinnern konnte, war am darauffolgenden Tag passiert. Er war durch ein leises Fauchen erwacht und hatte enttäuscht feststellen müssen, dass Ace ihr Lager bereits verlassen hatte. Doch die Feuerfaust hatte sich noch in dem spärlich von Sonnenlicht durchfluteten Raum aufgehalten. Denn er hatte ganz offenbar mit Oskar geschimpft, weil sich der Kater aus Ace geliebten Cowboyhut einen Schlafplatz gebaut hatte und diesen nicht aufgeben wollte. Noch bevor Marco sich dazu entschieden hatte, aufzustehen und einzugreifen, war die Feuerfaust aus der Kajüte verschwunden und hatte ein zufriedenes, oranges Wollknäul in einem ebenso orangen Hut zurückgelassen.
 

Der Tag war anstrengend und Nerven aufreibend wie der vorherige gewesen und zu allem Überfluss hatte der Käpt´n am Nachmittag entschieden, dass Marco der Moby Dick zu Beryllia vorausfliegen sollte, um sich selbst ein Bild von der Lage der Insel zu machen. Etwas enttäuscht hatte er Ace bei einer weiteren Inventur in den Lagerräumen aufgesucht und war überrascht gewesen, dass er ihn allein vorfand. Ihm war jedoch sofort eingefallen, dass Juliette mit Jozu bei einigen Abrechnungen helfen wollte. Ace war also allein und Dank der listigen und vor allem lüsternen Stimme des Phönixes hatten sie ihre wertvolle Zweisamkeit ein wenig genutzt.
 

Der Donner war jetzt lauter und die Blitze zuckten unregelmäßig über den Himmel. Dem Vize glichen diese Naturphänomene, wie überirdische Schelte. Nicht nur jenes kleine Abenteuer bereute er mittlerweile. Es war ein schwerwiegender Fehler gewesen. Ein weiterer, unverzeihlicher Fehltritt, dessen Folgen er nun mehr zu tragen hatte. Dabei hatten sie sich anfangs so gut verstanden. Marco konnte noch immer nicht begreifen, wie es vor zwei Tagen dazu gekommen war, dass Ace ihn mit diesem vor Schmerz, Enttäuschung und Abscheu verzerrtem Ausdruck angesehen hatte.
 

Oder hatten sich auf Ace Gesicht nur seine eigenen Emotionen widergespiegelt? Ein Schauer ging durch Marcos Körper und er selbst konnte es nicht sagen, ob die damalige Situation oder die jetzige daran schuld war. Keine Sekunde später hatte der Junge ihn wütend mit einem erstickten Laut, der fast einem Schluchzen geglichen hatte, angegriffen. Marco wusste, dass er in diesem Augenblick ebenfalls die Kontrolle verloren hatte.
 

Was hatte ihn überhaupt dazu getrieben, einen Kameraden -. Er beendete den Satz nicht mal in seinen Gedanken. Doch das Gefühl seiner jämmerlichen Schwäche riss weitere, tiefe Wunden in sein Bewusstsein und weckte erneut eine allumfassende Verzweiflung. Was konnte er tun? Wie sollte er Whitebeard gegenübertreten und ihm gestehen, dass er seinen Eid ihm gegenüber gebrochen hatte? Schließlich hatte er ihm vor über fünfzehn Jahren bei seinem erbärmlichen Leben geschworen, dass er seine neue Familie immer schützen würde, auch vor sich selbst…
 

~*~*~*~*~*~
 

Langsam wurde Ace Kopfhaltung auf der Theke neben Vista und Thatch unangenehm. Seine Freunde waren in ein alkoholseliges Schweigen verfallen und gerade als er sich dazu entschieden hatte, sich gähnend aufzurichten ergriff Vista erneut das Wort:
 

„Teach erzählt übrigens immer noch jedem, der es hören will, dass Ace mit Jules geschlafen hat.“
 

Ace war bei diesen Worten unbewusst zusammengezuckt, doch er konzentrierte seinen ganzen Willen darauf sich nicht zu verraten. Zu seiner Erleichterung antwortete Thatch kopfschüttelnd:
 

„Das ist Schwachsinn. Er liebt es einfach nur im Mittelpunkt zu stehen. Mich würde es wundern, wenn Ace überhaupt gemerkt hat, dass Jules sehr hübsch ist.“
 

Der Stolz der Feuerfaust fühlte sich bei diesen Worten ein wenig gekränkt. Natürlich war es ihm nicht entgangen, dass Juliettes Körper seine weiblichen Vorzüge hatte. Doch, wenn Vista und Thatch seine Lage gekannt hätten, wären sie sicher nicht auf diese Idee gekommen. Andererseits hatte sich der junge Kommandant schon öfter gefragt, was vielleicht passiert wäre, wenn Marco und sein verdammtes Feuer nicht diese Anziehung auf ihn verübt hätten, die ihn letztlich ins Verderben gestürzt hatte. Unbewusst ballte der sommersprossige Junge die Fäuste.
 

„Immerhin würde es deine Theorie unterstützen, dass Jules doch Marcos Geliebte war und dieser es nicht besonders leicht nimmt, dass Ace ihm sein Schatz abspenstig gemacht hat.“, provozierte Vista den Chefnavigator amüsiert.
 

„Mann! Du hast echt zu viel Fantasie oder zu viel getrunken! Glaubst du im Ernst, dass Marco, unser Vize, die personifizierte Vernunft, Pops goldene Regel brechen würde? Er würde sich eher selbst entmannen! Hast du ihn denn jemals mit einem Mädel oder von mir aus auch mit einem Kerl zusammen gesehen?“, wies Thatch ihn ernst zurecht und nahm einen tiefen Zug Sake. Ace drehte sich unterdessen der Magen um. Wenn seine Freunde nur ahnen würden, wie falsch sie lagen.
 

Andererseits machte ihm Thatch Argumentation nur erneut klar, was jeder Einzelne der Crew von Marco dachte. Er war der geborene Anführer, loyaler und verantwortungsbewusster, als alle anderen zusammen. Jeder folgte seinem Befehl nahezu blind, ebenso, als wäre es Whitebeards. Wer würde dem unfehlbaren Blonden die Schuld für ihren erbitterten, brutalen Kampf geben?
 

Niemand.
 

Leise verhallte die trotzige Erkenntnis in Ace Gedanken. Seine Rückenmuskeln begannen sich zu verkrampfen und sein Feuer schürte die Wut auf die Welt, in der er immer der Verlierer war.
 

Der Kommandant der fünften Division wunderte sich jedoch derweil über ein anderes Detail:
 

„Seit wann bist du so gut auf Marco und Juliette zu sprechen? Hast du deine Meinung endlich geändert?“, fragte der Schwertkämpfer mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Diese Anspielung unterbrach sogar die tobenden Überlegungen der Feuerfaust, die bis jetzt noch nicht aus Thatch Mund gehört hatte, wie das klärende Gespräch zwischen ihm und Jules ausgegangen war. Neugierig war Ace allemal, schließlich hatte er es eingefädelt. Belustigt nahm er wahr, wie der Gefragte erst einen Moment auf seinem Schemel herumdruckste, bevor er kleinlaut maulte:
 

„Ich hab da etwas falsch verstanden.“

Er machte eine kurze Pause und hoffte wahrscheinlich, dass Vista es dabei bewenden lassen würde. Leider war dem nicht so, denn er ergänzte nun unwillig weitere Details.
 

„Ich dachte, Marco hätte mit ihr geschlafen. Schließlich ist es das, was ich tue, wenn ein Mädchen mit mir in einem Bett schläft. Aber das hat er offensichtlich nicht getan, obwohl er es niemals dementiert hat und Juliette genauso wenig.“

Das zustimmende Schnauben seines Gegenübers ignorierte der Navigator geflissentlich und fuhr fort:
 

„Ich war wütend auf Marco, dass er unser kleines Mädchen…Ich meine, sie ist noch nicht lange eine junge Frau. Sie ist doch gerade mal achtzehn.“
 

„Gib es zu! Du warst sauer, weil der Vize angeblich das verbotene Spielzeug für sich beansprucht hatte, wo du dich die ganze Zeit zusammenreißen musstest?“, bohrte Vista unnachgiebig weiter. Er wartete keine Erwiderung des anderen ab und setzte seine Befragung fort:
 

„Hast du dir nicht denken können, dass er sie damit schützen wollte? Wer in alles in der Welt, würde sich an die Favoritin von unserem Vize wagen? Es war ziemlich clever, den leisen Unkenrufen nicht zu widersprechen.“
 

Langsam sickerte die Logik dieser Darstellung auch durch Ace Gedanken und er stellte fest, dass es ihn noch immer ärgerte, Thatch hasserfüllte Anschuldigung geglaubt zu haben. Es hätte wahrscheinlich weniger Ärger bedeutet, wenn Marco ihm Jules einfach als seine Schülerin vorgestellt hätte, die gerade die renommierteste Diplomatenakademie der Grand Line besuchte. Zumindest wäre ihm zu diesem Zeitpunkt schon klar gewesen, dass die junge Frau, weder dumm noch naiv war. Andererseits war es für Ace absolut unverständlich, wie sie das Spießrouten laufen und die unzähligen, ungehobelten Zoten von einigen der mutigeren Crewmitgliedern ausgehalten hatte.
 

„Glaub mir, es gibt schlimmeres, als die angebliche Hure des Vizekäpt´ns oder des zweiten Divisionskommandanten zu sein.“, hatte Juliette ihn einst versichert, doch das leichte Zittern in ihrer Stimme hatte sie Lügen gestraft. In diesen kurzen Momenten hatte er ihr gut verborgenes Wesen erahnen können. Sie hatte ihm für lange Zeit nicht vertraut und trotz ihrer selbstlosen Aufopferung war sich der Feuerbändiger sicher, dass mehr hinter dem zierlich wirkenden Mädchen steckte, deren Verband er in den ersten Tagen regelmäßig erneuert hatte.
 

Es hatte ihn ein ums andere Mal belustigt, wenn sie unbeholfen versucht hatte, ihre Blöße mit einer Hand vor ihm zu verbergen. Bis er nicht mehr hatte an sich halten können und sie lachend gefragt hatte, was sie glaubte, verstecken zu müssen. Es war einer der ersten Augenblicke in denen er Jules lachen sah und aus irgendeinem Grund keimte in ihm der Wunsch auf, sie richtig kennen zu lernen. Doch so aufmerksam sie sich ihren Pflichten stellte, so verschlossen war Juliette auch.
 

Als der sommersprossige Kommandant zum aller ersten Mal den Vizekäpt´n vertreten hatte, war aus seiner anfänglichen Akzeptanz dem Mädchen gegenüber sogar Sympathie geworden. Es war tatsächlich nicht leicht gewesen, jede Aufgabe zu berücksichtigen und nebenbei darauf zu achten, dass die Arbeitsverteilung gerecht war. Die Matrosen hatten zunächst versucht ihre zugeteilten Aufträge auf andere, angeblich faulere Kameraden abzuwälzen. Sie hatten jedoch schnell festgestellt, dass Ace ebenso stur und unnachgiebig war wie ihr Vize.
 

Am ersten Abend nach Marcos Aufbruch hatte sich Ace zu Jules und Birdie gesetzt, die an Deck gespannt ein Schachspiel zwischen Pops und Salmac verfolgten. Das überdimensionierte Spielbrett war das Geschenk der Crew zu Whitebeards Geburtstag gewesen, der auf Grund des Fehlens eines präzisen Datums auf die Sommersonnenwende festgelegt worden war. Der Chefarzt hatte für die Durchführung seiner Züge jedoch Jozus Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Ace verstand nicht viel von dem Spiel. Er verbrachte die Abende und Nächte lieber mit Karten spielen und Regeln, bei denen Betrug einfach obligatorisch war.
 

Juliette hatte fasziniert jeden einfachen Schritt der beiden Konkurrenten verfolgt und für den Feuerbändiger kommentiert. Ihre große Bewunderung hatte dabei uneingeschränkt Whitebeard gegolten, der es sehr geschickt verstanden hatte, Salmacs Figuren nach und nach aus dem Weg zu räumen. So leicht ließ sich der Arzt jedoch nicht unterkriegen, sodass es längst dunkel geworden war, bevor Salmacs König Matt gesetzt wurde. Pops gewann so gut wie immer, hatte Jules ihm erklärt und leise zu sich selbst ergänzt, immer wenn er es wollte. Neugierig hatte Ace sie gefragt, was sie damit meinte, doch sie hatte nur wissend gelächelt ohne seine Frage zu beantworten. Kurz darauf war eine Schlägerei zwischen Faro und Reiji ausgebrochen, um die sich der stellvertretende Vizekäpt´n hätte kümmern müssen, daher hatte er Jules fürs erste aus den Augen verloren.
 

„Hast du eine Ahnung wie Marco es aushält allein zu sein?“, fragte Thatch Vista nach langem Schweigen und riss nicht nur Ace aus seinen Erinnerungen. Der Angesprochene schüttelte den Kopf und strich sich seinen Schnurrbart glatt, bevor er zu einer Antwort bereit war:
 

„Ich weiß es ehrlich nicht. Seine persönlichen Stärken scheinen in dieser Beziehung seine größten Schwächen zu sein.“
 

Unbewusst verzog Ace bei diesen Worten das Gesicht. War dem denn so? War die Bindung, die sein und das blaue Feuer hatten ein Makel? Marcos Schwäche? Der Feuerbändiger konnte sich nicht entscheiden, was schlimmer war: Marcos Spielzeug oder sein persönlicher Teufel zu sein. Der Feuerbändiger war noch immer fassungslos, wenn er daran dachte, wie Marco mit ihm umgegangen war. Er hatte die gemeinsame Nacht mit Ace zunächst verleugnet, verboten darüber zu sprechen und ihm wiederum im selben Atemzug zu küssen.
 

„Such dir ein Mädchen! Das ist das richtige für dich.“, hatte der Blonde ihm befohlen. Ace Meinung hatte ihn dabei herzlich wenig interessiert. Doch sobald sie dann nach einiger Zeit wieder allein waren, hatte ihn weder ehrbares Bedenken, Skrupel oder Zweifel abgehalten mit dem Jungen intim zu werden.
 

Dabei war aus der Selbstlosigkeit des älteren Kommandanten schnell Selbstsucht geworden, zumindest empfand Ace es im Nachhinein als solche. Er schämte sich bei den Gedanken daran, wie willenlos er jedes Mal durch Marcos erfahrene, bestimmende Liebkosungen geworden war. Er hatte sich ihm bedingungslos ausgeliefert und ihm das angeboten, was von seiner von Selbstzweifel zerfressenen Seele übrig war.
 

Dennoch, selbst jetzt, wo von ihrer Zweisamkeit nichts außer Gram und Reue übrig war, gelang es ihm nicht den Vize zu hassen. Wieso war es so schwer, Marco zu verachten?
 

Etwas in Vistas beiläufig gestellte Frage an Thatch, störte Ace Überlegungen:
 

„Glaubst du wirklich, er will seiner Frau für immer die Treue halten?“
 

Eiskalter Schweiß brach auf dem Rücken der Feuerfaust aus und ihm wurde vom Ansturm an aufkeimenden Fragen schwindelig. Sein Feuer hatte sich längst gedemütigt und gekränkt in seinen Brustkorb zurückgezogen. Er hatte sich verhört, oder? Er musste sich verhört haben! Der Vize war nicht verheiratet! Er hatte ihn nicht als stumpfen Ersatz missbraucht, bis er die Liebe seines Lebens wieder sah? Das konnte nicht sein! Marco war nicht so abgebrüht und berechnend!
 

Erst im zweiten Moment wurde ihm klar, wie naiv und dumm das alles klang. Ace spürte, wie die Flammen um sein Herz spülten und ihn antrieben, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Seine unbändige Stärke mit der er fast jeden Kampf gewonnen hatte, keimte langsam auf und ließ den Jungen die bittere Erkenntnis akzeptieren: Wozu der erste Kommandant in der Lage war, wusste er nur zu gut und plötzlich ergab alles ein Bild.
 

Ace war so ein verdammter Narr!
 

Wütend und hilflos zugleich spannte der junge Kommandant all seine Muskeln an und biss so fest die Kiefer aufeinander bis er nur noch seinen Herzschlag hörte und ansonsten von einer dumpfen Taubheit umhüllt wurde.
 

Es dauerte nicht lange, bis er eine endgültige Entscheidung in seinen Gedanken traf, bevor er sich mit grimmiger Entschlossenheit aufrichtete und seine

überraschten Freunde in ihrem Gespräch unterbrach.
 

~*~*~*~*~*~
 

Einige Wochen vor dem Streit. Einige Zeit nach dem Schachspiel vom Whitebeard und Salmac.
 

Als das Deck nur noch von vereinzelnden Lampen und vom fahlen Licht der Sterne erhellt wurde, fand der Kommandant der zweiten Division Juliette in eine leichte Jacke gehüllt und mit einer Tasse in der Hand an einer Wand sitzend. Sie lächelte, als er mit einer kleinen Flamme ihren Platz beleuchtete.
 

„Deine Teufelskräfte sind wirklich toll.“, stellte Jules mit fasziniertem Blick auf seine entflammte Hand fest. Ace kam nicht umhin, dieses Lob mit einer gewissen Genugtuung anzunehmen. Er musterte ihre entspannten Züge und begriff, dass sie ihm zum ersten Mal ohne diese Berechnung in den Augen ansah.
 

Er setzte sich zu ihr und erzählte ihr von dem Konflikt der beiden Matrosen, die um den nichtigen Grund der Anzahl ihrer Wäschedienste auf dem Schiff debattiert hatten. Das Feuer seiner linken Hand schickte er nun auf seinen Oberarm und beobachtete vergnügt wie das Mädchen ihre Hände gegen das Feuer hielt. Ungefragt rutschte er noch etwas an sie heran und verstärkte die Wärme seines Körpers.
 

„Danke. Das ist schön.“, summte die blonde Frau und richtete ihren Blick gen Himmel. Vom Hauptdeck drangen mehr oder weniger melodische Gitarrenklänge zu ihnen herüber und untermalten die friedvolle Stimmung. Ace wusste nicht so recht, wie er mit Jules reden musste, um die Informationen zu bekommen, die er wollte.
 

„Frag mich einfach.“, sagte sie unvermittelt und sah in unverwandt an. Überrascht starrte der Feuerbändiger zurück und begann zu grübeln, wie sie darauf gekommen war.
 

„Du siehst mich schon die ganze Zeit so an und öffnest deinen Mund um ihn sofort wieder zu schließen.“, erklärte sie amüsiert und lachte leise, als sie seinen geschockten Ausdruck sah. Die Feuerfaust entschied, dass ihre Scharfsinnigkeit nicht ihre liebenswerteste Eigenschaft sein konnte. Er brauchte einen Moment bevor er sich zu einer Frage durchringen konnte. Es gab so viel, was er wissen wollte.
 

Am liebsten wollte er fragen, was zwischen ihr und Marco vor sich ging oder was sie meinte, als sie von Pops Schachgewinnen sprach. Doch er musste geschickt vorgehen, um eine Antwort zu erhalten, also bezog er sich zunächst auf das offensichtliche:
 

„Welches Problem hat Thatch eigentlich mit dir?“
 

„Ich habe keine Ahnung. Kannst du dir vorstellen, dass er sich bis vor zwei Jahren immer um mich gekümmert hat? Entweder weil Marco keine Zeit hatte oder er mit mir böse war, weil ich irgendwas falsch gemacht hatte? Wir hatten immer viel Spaß und er hat mir auch viel über Navigation und Orientierung beigebracht.“, seufzte das Mädchen und ließ Ace feststellen, dass sie im Gegensatz zu sonst ziemlich redselig war. Ihr Blick wurde während ihrer Erzählung sogar richtig lebendig, bevor er sich wieder verdunkelte, als sie fortfuhr:
 

„Letztes Jahr war Thatch mit seiner Division auf einer eigenen Mission, sodass wir uns in jenem Jahr nicht gesehen haben und seit dem verhält er sich nicht nur distanziert, sondern auch so aggressiv mir gegenüber. Dabei hat er aus meiner Sicht keinen Grund.“
 

„Außer, dass du mit Marco schläfst.“, entglitten Ace unbewusst seine Gedanken und er verdammte sich innerlich, so respektlos zu sein. Ein scheuer Seitenblick verriet ihm jedoch, dass sie sich ihre Hand mit einem dumpfen Klatschen vor die Stirn geschlagen hatte.
 

„Glaubst du alles, was Thatch sagt?“, konterte die Blonde mit wacher Stimme, die weder böse noch drohend klang. Wieder war Ace von ihrer Art verwirrt und fragte sich gleichzeitig, ob er diese Frage nicht schon einmal gehört hatte.
 

Sein Schweigen nahm Juliette zum Anlass fortzufahren.
 

Ende Kapitel 29
 

~*~*~*~*~*
 

Hallo ihr Lieben,
 

hier endet mal wieder ein weiteres Kapitel von Nsu und wie immer würde ich mich über eure Meinung freuen.
 

Ganz besonders bedanke ich mich bei samiya, die ein weiteres Mal als Beta eingesprungen ist. Außerdem möchte ich mich für die liebe Motivation von Raven, Glupit, Monkey-D-Setsuna, Hiken-no-Ace, -Tsubaki-, Pluesch-Pueppie, Puma_Ace, LuxusDrake, Nana, million und Puma_D_Yuna sowie den 149 Favonehmern bedanken.
 

Wir lesen uns Anfang Oktober wieder!
 

Ich freu mich darauf. ;-)
 

Viele Grüße und einen guten Start in die Woche wünscht euch
 

ceres

Ein Schatten der Vergangenheit

Vor fast dreißig Jahren war, abgesehen von Nachrichten über die aufregenden Abenteuer der Piratenbanden von Gol D. Roger oder Edward Newgate, in der täglichen Maichyo von einer verbitterten Feindschaft zweier benachbarter Inseln zu lesen.
 

Das war an sich nichts Ungewöhnliches, da sich nach ein paar Jahren aus schwelenden, langwierigen Konflikten zwischen verschiedenen Parteien oft ein Inferno entwickeln konnte. Der Grund für die Auseinandersetzung der beiden Inseln war trivial. Es ging um das schleichende Abwerben von Handelspartnern und dem damit verbunden Ruin der erwerbslosen Händler auf der betrogenen Insel.

Seinem Elend verlieh einer dieser betroffenen Kaufmänner Ausdruck, in dem er sich im Haus seiner Familie das Leben nahm und seiner Frau ins Jenseits folgte. Sein einziges Kind, ein nicht mal vierzehnjähriger, gelehriger Bursche wurde noch am selben Tag aus dem gepfändeten Gebäude vertrieben.
 

Auf sich allein gestellt, verzweifelt und zugleich wütend auf die ungerechte Welt streifte der einsame Junge von da an ruhelos durch die engen Gassen der kleinen Stadt. Die territorialen Kämpfe mit den anderen Bettlern, um Almosen oder die seltenen trockenen Schlafplätze gewann der heranwachsende Junge mit der Zeit immer häufiger und scharte nach und nach eine beachtliche Gruppe von ebenso entschlossenen, verbitterten Jugendlichen um sich, die ihm entweder aus bewundernder Ehrfurcht oder bloßer Berechnung folgten.
 

Es dauerte kein Jahr bis die herrenlose Bande der Jugendlichen über die Stadtgrenzen hinaus eher berüchtigt, als berühmt war. Daher war es wohl auch kein Zufall, dass sie eines Tages vom gut organisierten Militär der Insel aufgegriffen wurden. Trotz ihres hasserfüllten, unbändigen Kampfwillen hatten die zerlumpten Kinder kaum mehr als eine winzige Chance zu überleben oder gar zu entkommen. Einige von ihnen, allen voran ihr gereifter, bodenständiger Anführer, sahen ihre Niederlage bald ein und sobald ihr Widerstand verebbte, hörten sie das verlockende Angebot, das der Befehlshaber der Garnison ihnen unterbreitete: Essen, Kleidung, Arbeit und Sold.
 

Die Vernunft des vormals alleingelassenen Jungen siegte und er befahl mit einer beeindruckenden Autorität seinen Anhängern das Kämpfen einzustellen. Der ohrenbetäubende Lärm verstummte und wurde von einer bleiernen Stille ersetzt. Als sich die entkräfteten Jugendlichen umsahen, erkannten sie, dass ihre Einsicht für viele zu spät gekommen war. Das Ausheben der Gräber für ihre, von diesem Tag an Kameraden genannten, Leidensgenossen war die erste, schwierige Aufgabe, die die geschmälerte Gruppe in ihrer harten, mehrjährigen Ausbildung erfüllen musste.
 

Über die Zeit schrumpfte die Anzahl der früheren Straßenjungen weiter, die nun mehr keinerlei Ähnlichkeit mit den verlausten, halbverhungerten Kindern von damals besaßen. Sie waren zu muskulösen, starken Männern herangereift, die weder Zweifel noch Unbill verspürten, wenn sie einen Auftrag ihrer Regierung zum Schutz der Städte und der Insel kommentarlos ausführten. Dazu gab es auch keinen Anlass, da ihre Bedürfnisse und Wünsche gestillt und ihrem Leben einen Sinn gegeben wurden.
 

Es gab kurz darauf leise gemunkelte, hoffnungsvolle Gerüchte über eine Handvoll mutiger Krieger, die im Stande war alles zu tun, was ihnen aufgetragen wurde. Mit jedem Monat in dem die Handelseinnahmen wieder stetig weiter sanken und der Hafen immer seltener von den Flotten ihrer Verbündeten angelaufen wurde, schürten die neidischen Bewohner der Insel ihre Wut auf ihre unmittelbare Umgebung. Sie wollten das Eiland, das sie bei guten Wetter mit bloßem Auge am Horizont erblicken konnte, brennen sehen, um die vergangene Blütezeit ihrer eigenen kleinen Welt aus der Asche der Konkurrenten auferstehen zu lassen. Denn genau in dieser Richtung erblickten sie tagtäglich die hellen Segel der Handelsschiffe auf ihren scheinbar neuen Routen.
 

Die daraufhin beschlossene militärische Operation wurde bejubelt und nicht in Frage gestellt. Die freiwilligen Soldaten und Söldner wurden bei ihrem Auslaufen als Helden gefeiert und umso größer waren die Erwartungen der Menschen, die nach Vergeltung und Abbitte für ihre Notlage verlangten.
 

Der militärische Einsatz war gut geplant und traf die wirtschaftlich aufstrebende Insel völlig unvorbereitet. Wie Heuschrecken über reife Felder fielen die Krieger über den südlichen Teil der feindlichen Insel her und bald schon waren sie vom Siegestaumel berauscht. Die Ernüchterung folgte jedoch auf dem Fuße, denn die rasch mobilisierte Streitmacht des Feindes marschierte ihnen zügig entgegen.
 

Es dauerte zunächst Tage, dann Wochen und letztlich Monate bis sich die Armeen so sehr aufgerieben hatten, dass nur noch vereinzelte Gruppen plündernder Soldaten beider Seiten über die verwüsteten Felder und durch die gebrannt schanzten Städte zogen. Die meisten wussten nicht mal mehr wofür oder für wen sie kämpfen sollten. Auch das Bataillon der Straßenjungen hatte herbe Verluste durch Krieg und Krankheit erlitten und so streiften ihr langjähriger Anführer und zwei seiner Kameraden rastlos und vor allem ziellos umher.
 

Sie waren verwirrt, ohne Befehle, trauerten um ihre verlorenen Freunde und spürten nicht zuletzt eine alles verzehrende Frustration über ihre verfahrene Situation. Sie hatten die grausamsten Dinge gesehen und getan, die ihre Achtung vor sich und anderen zermalmten. Der starke Glaube, endlich das Richtige, zu tun schwand, ebenso wie ihr Stolz auf ihre Taten.
 

Später würde sich der Befehlshaber bei der Erinnerungen an diese Zeit fragen, ob die Münzen, die er den jungen Frauen jedes Mal für sein Vergnügen überlassen hatte, alle ihre Tränen und ihre Scham hatten mildern können. Doch in diesen Momenten in denen er bei armen Bäuerinnen oder trauernden, nun mehr mittellosen Witwen Befriedigung suchte, fand er sie nicht. Sobald der lustvolle Rausch abebbte, blieben nicht mehr als eine unbändige Wut über seine Situation und die Abscheu vor der ganzen Welt. Diew ein sündhaftes, bösartiges, trostloses Zentrum, ohne Ruhm und Ehre.
 

Dabei war es das, wonach er so verzweifelt gesucht hatte: Anerkennung und Bestätigung, dass er mehr war, als nur der verlassene Sohn eines unglücklichen Händlers, mehr als ein verdrecktes, streitsüchtiges Gossenkind. Er hatte davon geträumt, ein guter, gehorsamer Soldat zu werden und was war aus ihm geworden: ein rücksichtsloser, aggressiver Mann ohne Perspektive oder Rückhalt.
 

Den ersten Hoffnungsschimmer in der trostlosen Zeit war ein purer Zufall. Sie fanden ein Schiff, dass sie auf ihre Heimatinsel zurückbrachte. Vom Weiten sahen sie die vertrauten Umrisse und auch an Land schien sich nicht viel verändert zu haben. Leider blieb die ersehnte Erleichterung, sozusagen nach Hause zu kommen, aus. Sie fühlten sich fremd. Überflüssig in einer kleinen, heilen Welt, die ohne sie über ein Jahr weitergelebt hatte und sich jetzt nicht mehr an ihren Sinn erinnern konnte. Bekannte Gesichter grüßten sie nicht, sondern starrten sie mit unverhohlenem Misstrauen und Ekel an.
 

Kein Trost wurde den drei Kameraden zuteil, als sie durch die gewohnten Gassen gingen. Sie fanden auch keinen Platz zum Schlafen. Denn der Militärstützpunkt war schon vor längerem geschlossen wurden und die Gastwirte verweigerten ihnen die Einkehr in ihre Häuser. Schließlich gehörten sie zu den Mördern von so vielen Menschen auf der mittlerweile befreundeten Insel. Für solche Leute gab es keinen Platz in dieser ehrbaren und gerechten Gesellschaft.
 

Der Konflikt der Inseln über Handel und Warenqualität war durch Diplomatie beigelegt wurden und diese hatte auch all das Rachsüchtige und Neidvolle aus den Köpfen des Volkes vertrieben. Fassungslos und einsam wurde die Gruppe Männer immer wieder mit ihrer Nutzlosigkeit konfrontiert. Es gab nichts mehr zu sagen oder zu rechtfertigen und schließlich ertrugen die Kameraden ihre gegenseitige Anwesenheit nicht mehr und trennten sich kurz darauf wortlos.
 

Sie sollten nie wieder etwas von einander hören.
 

Der ehemalige Anführer der Gruppe gab zunächst die Hoffnung nicht auf, dass er Arbeit finden konnte. Doch die Menschen waren stur und verbohrt in ihren Ansichten, so dass er sich mit ein paar verbliebenen Münzen nur noch mit gestrecktem Alkohol aus einer Spelunke am Hafen jeden Tag betrank. Seine härteste Erkenntnis war, dass er nun nicht mehr tiefer sinken konnte.
 

Wahrscheinlich hätte sein elendes Leben bald darauf ein Ende gefunden, wenn sich nicht ein Schatten eines Tages über ihn gelegt hätte, als er dösend, halbbetrunken in der Sonne saß. Seit jenem Tag, als er zu der zierlichen, von Sonnenlicht umfluteten Gestalt aufgesehen hatte, glaubte er an Engel.
 

„Suchst du Arbeit?“, hatte das schöne, weibliche Wesen freundlich gefragt und ihn ohne Hass oder Abscheu angesehen. Es dauerte auch einen Moment, bis er die Überraschung überwunden hatte und stumm nickte. Er schämte sich plötzlich für den Zustand, in dem sie ihn sah. Interessanter Weise schien das für sie jedoch irrelevante zu sein, denn sie erklärte gleich darauf ihr Anliegen:
 

„Dann komm morgen früh auf den Osthügel. An meinem Haus gibt es viel zu erledigen. Als Gegenleistung bekommst du eine Mahlzeit und eine kleine Entlohnung für deine Mühe. In Ordnung?“
 

Perplex hatte der junge Mann die Frau angestarrt, als würde er sie nicht verstehen. Es hatte ihn tatsächlich seine ganze Willenskraft gekostet, die tausend Fragen, die auf seine Gedanken einstürmten zu unterdrücken und ihr Angebot leise zu bejahen.
 

Zufrieden hatte sich das engelsgleiche Wesen auch schon zum Gehen gewandt und sich doch noch einmal umgedreht und ebenso sanft gefragt:
 

„Wie heißt du?“
 

Der Mann, der seinen Namen seit dem Verlassen seines Elternhauses nicht mehr trug, hatte lügen wollen, hatte es nicht geschafft. Er hatte es einfach nicht über sich gebracht, denn er war so dankbar für die Chance gewesen, die sie ihm gab. Er hatte sich wirklich außerstande gesehen, den oft wiederholten, falschen Namen auszusprechen und hatte daher wahrheitsgemäß geantwortet:
 

„Marco.“
 

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Zurück in der Gegenwart am Strand bei Marco.
 

Die Erinnerungen an seine Vergangenheit hatten ihn schon lange nicht mehr heimgesucht. Trotzdem kam ihm alles vor, als wäre es gestern gewesen. Sein Leben hatte so viele Tiefpunkte und Wendungen erfahren, dass es ihn die jetzige Situation eigentlich nicht wundern sollte. Er hatte schließlich schon einmal sein eigenes Glück verraten und verkauft.
 

Lyana.
 

Eine tiefe Traurigkeit machte sich in ihm breit, als er weiter in Richtung Stadt lief, ohne den Regen oder das grollende Gewitter über ihm zu beachten. Er hatte sich geschworen, sie niemals zu vergessen. Leider blieb das Gefühl, genau das getan zu haben. Als er an ihr Lächeln dachte, keimte eine bittersüße Sehnsucht in ihm auf.
 

Er begriff noch immer kaum, was sie bewogen hatte ihm Arbeit zu geben. Was trieb eine junge, alleinstehende Frau dazu auf offener Straße einen verwahrlosten Soldaten anzusprechen, der von der gesamten Stadt verpönt war?
 

Marco hatte ihr Vertrauen jedoch nicht enttäuscht und darauf war er bis heute sehr stolz. Schon kurz nach Sonnenaufgang hatte er sich zu ihrem Haus auf dem Hügel auf den Weg gemacht. Sie hatte sich sichtlich gefreut ihn zu sehen und war ohne Scheu oder berechnenden Abstand mit ihm umgegangen.
 

Am ersten Tag hatte der ehemalige Soldat das Dach ausgebessert und Holz gehackt, da es die Aufgaben waren, die sie mit ihrem zierlichen Körper nicht machen konnte.
 

Die bescheidene, aber köstliche Mahlzeit zur Mittagsstunde hatte er genossen und gleichzeitig bedauert, dass es wohl bei einer einmaligen Gelegenheit bleiben würde. Andererseits waren an dem Haus noch viele weitere Dinge zu tun oder auszubessern gewesen, aber er hatte es sich nicht gewagt, ihr seine Hilfe anzubieten, um nicht undankbar oder gierig zu erscheinen. So hatte Lyana ihn mehrmals bitten müssen, mit ihr zusammen zu Abend zu essen.
 

Sie hatte ihn nicht gedrängt, etwas von sich preiszugeben und hatte so den größten Teil der Unterhaltung beigetragen. Die junge Frau war in seinem Alter gewesen, also ebenso Anfang zwanzig. Um Geld zu verdienen arbeitete sie als Sekretärin des Bürgermeisters und hatte durch ihn auch erfahren, dass es am Hafen jemanden gab, der nach einer Beschäftigung suchte. Es war ihre Art der Rebellion einem anderen eine Chance zu geben, der sie brauchte, ohne auf den Rat der Alten zu hören. Sie hatten sich gut unterhalten und Marcos Respekt und Anerkennung ihr gegenüber war mit jeder Stunde, die sie zusammen verbrachten, gewachsen.
 

Es war bereits tief in der Nacht gewesen, als er ihr geholfen hatte das Geschirr vom Tisch abzuräumen und gleichdarauf spontan mit dem Abwaschen angefangen hatte. Lyana hatte Marco eine ganze Weile beobachtet und gezögert, bevor sie ihm einen Schlafplatz auf der schmalen Couch in dem Raum, der sowohl als Küche, Arbeitsraum und Wohnzimmer diente, angeboten hatte. Es war die erste von vielen Nächten, die er bei ihr verbracht hatte, zunächst auf dem provisorischen Lager und später mit Lyana in seinem Armen im einzigen Bett des Hauses.
 

Nie zuvor war Marco so glücklich gewesen und für kurze Zeit so schien es, glaubte er an ein zufriedenes Leben. Das war definitiv ein weiterer Beweis seiner abgrundtiefen Naivität.
 

Marco hätte sich sicherlich gewundert, wenn er gewusst hätte, dass Whitebeard zur gleichen Zeit Birdie ebenfalls diese Geschichte erzählte. Der Junge stand unsicher und geduckt in dem riesigen Raum seines Kapitäns und versuchte all seine Kraft zu bündeln.
 

Er ahnte, worauf Pops abzielte, während er ihm von Marcos Leidensweg und seiner Aufnahme in die Crew erzählte. Doch für den schlaksigen Schiffsjungen stand fest, dass er seine Freunde nicht zu verraten würde, auch wenn dies bedeutete, seinen Vater zu erzürnen.
 

Ende Kapitel 30
 


 

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Hallo ihr Lieben,
 

wie versprochen, ein neues Kapitel NSU. Ich habe auf Grund einiger Kommis die ursprüngliche Reihenfolge etwas modifiziert, so dass ihr schon einmal einen kleinen Einblick in Marcos Vergangenheit bekommen konntet.
 

Was denkt ihr jetzt über Marco und sein momentanes Verhalten?
 

Ich bedanke mich ganz lieb für ihre Unterstützung bei: Inu-Yashagirl88, Glupit, Hiken-no-Ace, Monkey-D-Setsuna, Nana, LuxusDrake, Puma_Ace, Pluesch-Pueppie und schnullerbabe .
 

Ich hoffe, wir lesen uns bald.
 

Das nächste Kapitel kommt Mitte Oktober.
 

Ich wünsche euch eine schöne Woche!
 

ceres

Ace und Jules

Ace stellte fest, dass die Bar noch immer gut besucht war, während er sich ausgiebig streckte und unverhohlen gähnt, um sein plötzliches Erwachen echt wirken zu lassen. Doch abgesehen von Vista und Thatch schien niemand weiter Notiz von ihm zu nehmen.
 

Seine Freunde starrten ihn einen Moment lang fassungslos an und beobachteten dann belustigt, wie Ace seinen Krug in einem Zug leerte und dem Wirt des bescheidenen Etablissements zu rief, dass er Hunger hätte. Der erschrockene Mann wollte dem Whitebeardpiraten die kleine Speisekarte reichen und wurde blass, als der Feuerbändiger alles bestellte, ohne das laminierte Blatt eines Blickes zu würdigen. Vista sah zu dem zufrieden grinsenden Thatch und brummelte leise:
 

„Es scheint ihm tatsächlich besser zu gehen.“
 

Ace ignorierte diese Aussage geflissentlich und sah interessiert zu der Uhr, die zu seiner Rechten über der Theke hing. Er kratze sich am Kopf und sah den vierten Divisionskommandanten fragend an:
 

„Wann treffen wir uns zur Party?“
 

Das süffisante und zugleich triumphierende Grinsen des Gefragten, ließ etwas in Ace erschauern, doch er freute sich über den wohlwollenden Schulterklopfer seitens Vista. Er war seinen Freunden nicht egal und das machte ihn stolz.
 

„Das ist die richtige Einstellung, mein Lieber! Die Mädels holen uns hier in gut einer Stunde wieder ab. Du kannst dich also noch in Ruhe stärken, damit du nachher nicht durchhängst.“, lachte der dunkelblonde Mann verschmitzt und mit Stolz für seinen widerspenstigen Schüler, der sozusagen den Ernst der Lage begriffen hatte und seine Probleme für den Augenblick hinter sich ließ.
 

Thatch irrte sich in vielerlei Hinsicht.
 

Ace hatte seine Konflikte durch den vorgetäuschten Schlaf nicht für einen Moment vergessen. Dafür war seine Entschlossenheit gestiegen, endlich aus seiner Beklemmung zu entkommen. Koste es, was es wolle. Bitter schluckte der junge Mann bei dem Gedanken, dass Marco ja genau das gewollt und befohlen hatte. Obwohl sich in ihm alles dagegen sträubte dem Vize in irgendeiner Weise jemals wieder zu gehorchen und ergeben zu sein, nahm er diese Aufforderung endlich und vor allem endgültig an.
 

Der Jüngste der kleinen Männerrunde wurde aus seinen trübseligen Gedanken gerissen, als der Wirt das große Tablett voller dampfender, fettiger Speisen, oder wie man das nennen sollte, vor sie stellte. Ace begann mehr aus Gewohnheit, als aus Appetit zu essen und verteidigte seine Beute auch nur halbherzig vor den gierigen Griffen seiner Begleiter.
 

„Übrigens die Brünette gehört mir.“, setzte Thatch kauend die anderen beiden Matrosen in Kenntnis und angelte sich etwas, was einer Hähnchenkeule glich, noch bevor dieses Fleischstück die Aufmerksamkeit der Feuerfaust erregte. Vista schien jedoch anderer Meinung als sein Kamerad zu sein und machte Thatch die soeben erhobenen Ansprüche streitig, während sich Ace unbemerkt immer weiter in sich zurückzog.
 

Eine angenehme Leere hatte sich in seinem Körper und Geist ausgebreitete und das Chaos vertrieben. All sein Schmerz und seine Scham über das Geschehene waren in den Hintergrund gerückt. Wie selbstverständlich züngelte sein geliebtes Element in seiner Brust und begehrte auf, wenn er etwas unverhofft Schmackhaftes herunter schlang. Es fühlte sich fast normal an, wäre da nicht diese kalte Distanz gewesen. Eine Barriere, die sein rationales Denken von jeglichen Gefühlen trennte.
 

Ace fragte sich, warum es so lang gedauert hatte, bis er diesen Zustand erreichte. Am Ende war er wie immer auf sich allein gestellt. Er grübelte nicht länger, was dazu geführt hatte, dass er Marco so nah an sich herangelassen hatte. Er bereute es auch nicht mehr. Ace hatte sich und Ruffy vor einer gefühlten Ewigkeit geschworen, niemals etwas zu bereuen und wegen Marco, würde er seinen Schwur nicht brechen. Die ganze Angelegenheit spielte schlicht keine Rolle mehr.
 

Er würde sich auch Whitebeard allein stellen müssen, denn ihm war bereits klar, dass sich der Vize mit seinem Geschick aus der Affäre ziehen würde. Was mit ihm dann geschehen würde, vermochte er nicht zu sagen. Der Glaube an Pops gutmütige Weisheit gab ihm jedoch die Zuversicht, die Sache bis morgen auf sich beruhen zu lassen. Schließlich hatte er andere Pläne.
 

Eine letzte Überlegung beschäftigte ihn jedoch noch eine Weile. Ob alles auch so gekommen wäre, wenn Jules bereits ein ständiges Mitglied der Crew gewesen wäre. Das Misstrauen und der blinde Hass, die Ace ihr gegenüber gehegt hatte, waren verschwunden, als sie mit ihm ihre Geschichte geteilt hatte. Am Ende hatte er festgestellt, dass auch Juliette nichts weiterversuchte, als ein ordentliches Mitglied der Crew zu werden.
 

So gesehen, hatte sie einiges gemeinsam.
 

~*~*~*~*~
 

Bei Ace und Jules an Deck der Moby Dick in der Nacht des Schachspiels. Jules schien über seine falsche Anschuldigung, dass sie mit Marco ein Verhältnis habe, nicht verärgert zu sein. Viel mehr schien sie froh, endlich darüber reden zu können, was von Anfang an unausgesprochen zwischen ihnen stand.
 

„Letztes Jahr habe ich um diese Zeit eine Streitschlichtung in Zerdino beendet. Als ich hörte, dass die Moby Dick in den Hafen eingelaufen war, habe ich mich sofort auf den Weg gemacht. Leider konnte ich die Hauptstraßen zum Meer nicht nutzen, da gerade ein Volksfest stattfand.“
 

Juliette machte eine kurze Pause und vergewisserte sich, dass Ace ihr auch zu hörte. Er drehte sich nun vollends zu ihr und blickte sie erwartungsvoll an. Es war irgendwie spannend, endlich etwas über die mysteriöse Person vor ihm zu erfahren. Das blonde Mädchen sprach weiter und er gewann den Eindruck, dass sie sich unwohl fühlte.
 

„In einer der letzten Seitengassen vor meinem Ziel standen drei Marinesoldaten. Ich machte mir darüber keine Gedanken, da ich auch als offizielle Diplomatin in Ausbildung Immunität genieße. Leider hatte ich unterschätzt in welchem Zustand die Männer waren.“
 

Jules schluckte kurz und atmete tief durch. Ihr Blick suchte seinen und der Feuerfaust viel das Unbehagen in ihre Augen auf. Sie hatte ihn schon einmal so angesehen und das machte ihm klar, dass sie diese Geschichte nur erzählte, um ihm ihre Ehrlichkeit zu demonstrieren. Wäre er ein anderer gewesen, hätte er ihr diese scheinbare Tortur vielleicht erspart. Doch so leicht ließ sich der sommersprossige Kommandant nicht ablenken.
 

„Sie waren betrunken und wütend, dass sie Befehle hatten den Kaiser und seine Crew gewähren zu lassen. Die Männer bemerkten mich erst, als ich gerade an ihnen vorbei gehen wollte. Einer hielt mich an und schlug seinen Kameraden vor, dass sie sich ihre Zeit ja mit mir vertreiben könnten. Ich fragte zurück, was sie sich einbildeten in dieser Art und Weise mit einer Diplomatin zu sprechen.“
 

Ace beobachtete, wie die junge Frau ihren Kopf in Richtung des sternbehafteten Himmels hob. Langsam hatte er eine Vorstellung davon, was passiert sein könnte und er überlegte, ob er etwas sagen sollte, da fuhr sie auch schon leise und stockend mit der Schilderung fort:
 

„Sie lachten mich aus und einer meinte, dass einer vorlauten Frau, wie mir, demonstriert werden sollte, wo ihr Platz wäre. Außerdem würden die Piraten im Hafen ebenso mit mir verfahren. Ich begreife bis heute nicht, warum ich überhaupt dort blieb, anstatt mich loszureißen. Doch wahrscheinlich hat mein Glaube an die Ehre der Marine mein Urteilsvermögen getrübt.“
 

Jules seufzte und verbarg ihr Gesicht nun in ihren Händen und machte auf ihn nicht den Eindruck, dass sie weitersprechen wollte. Betroffen dachte Ace darüber nach, was Marco tun würde, um sie zu trösten. Er war in der Lage sich auszumalen, was die Schweine ihr im Anschluss angetan hatten und wollte vermeiden, dass sie sich zwang, die Grausamkeiten auszusprechen und alles noch einmal zu durchleiden. Er starrte sie unverhohlen an, als sie tatsächlich mit leerer, beherrschter Stimme weitererzählte.
 

„Im ersten Moment, als sie nach mir griffen und an meinen Kleidern zerrten, konnte ich mich weder rühren, noch um Hilfe rufen. Mein ganzes Weltbild geriet ins Wanken und ließ mich für einen Augenblick erstarren. Doch dann dämmerte es mir, dass ich mich wehren musste. Ich stieß einen von mir weg und wollte mich aus der Gewalt des Zweiten losreißen, als plötzlich alles in meinem Blickfeld rot wurde… und dann kam…“
 

„...die Wut.“, beendete der schwarzhaarige Kommandant überrascht ihren Satz. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die Situation mit einem unkontrollierten Hakiangriff ihrerseits entschärft wurden war. Denn er wusste aus Erfahrung, wie es war, wenn diese Willenskraft durch den Körper strömte und sich diesem bemächtigte. Es glich einem Blutrausch, wenn diese Kraft ungebändigt aus einem hervorbrach. Falls die Gegner nicht sofort bewusstlos zu Boden gingen, ereilte sie zumeist der Tod, zumindest aus Ace Erfahrung. Wahrscheinlich hatte sie die Soldaten nur außer Gefecht gesetzt, dachte der junge Mann. Er war erleichtert, dass die miesen Typen das Mädchen nicht missbraucht hatten. Doch Jules schien keineswegs glücklich zu sein, als sie mit Grabesstimme ihre Gedanken mitteilte:
 

„Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist Jozus Rücken und das unsägliche Geräusch von berstenden Knochen. Ich versuchte aufzustehen und konnte es aber nicht. Meine Hände und Kleidung waren mit dem Blut der Männer besudelt und der Anblick versetzte mich in einen Schockzustand. Jozu zog mich kurz darauf mit sich zum Schiff auf dem Whitebeard und Marco noch etwas besprachen. Als ich vor deinem Käpt´n stand und er mich besorgt fragte, was passiert war, brach ich endgültig zusammen.“
 

Juliette sah vom Boden auf, den sie eine ganze Weile angestarrt hatte und musterte ihn misstrauisch, als würde sie erwarten, dass er sich wegen ihrer Schwäche über sie lustig machte. Ace fragte sich, was sie dazu bewog, ihn so einzuschätzen. Er konnte sich die Situation einigermaßen aus ihrer Sicht vorstellen und fand nichts Verwerfliches daran. Aus einem Impuls heraus verstärkte er die Wärme um sie beide herum und erhellte die verbitterten Züge seiner Gesellschaft. Sie schloss die Augen und fuhr mit ihrer Geschichte fort:
 

„Marco hob mich auf und trug mich unter Deck, während Jozu Whitebeard alles berichtete, was er gesehen und getan hatte. Dein Vize hat sich um mich gekümmert, wie er das immer getan hat. So wie ich war, stellte er mich unter eure Dusche und ließ mich für eine Weile allein, um mir frische Kleidung zu besorgen. Ich riss mir die verschmutzen Klamotten vom Leib und schrubbte jeden Zentimeter meine Haut, wie wahnsinnig. Marco hielt mich irgendwann fest, trocknete mich vorsichtig ab und zog mir etwas Frisches an. Danach brachte er mich in sein Zimmer und ins Bett. Er hatte die gesamte Zeit über nichts gesagt, sich weder über den verdorbenen Landgang beschwert, noch mich gedrängt zu reden. Ich habe in der ersten Nacht einfach nur in seinen Armen gelegen und geweint, bevor ich überhaupt in der Lage war zu sprechen. Er dachte, dass ich wegen der versuchten Vergewaltigung unter Schock stand, dabei hatte ich ein ganz anderes Problem.“
 

Sie machte wieder eine Pause in ihrem Redefluss und trank einen kleinen Schluck aus der Tasse, die jetzt neben ihr stand. Ace bemühte sich aus ihr schlau zu werden, aber das schien ihm fast unmöglich. Er hatte ebenso erwartet, dass sie wegen dem Übergriff der Soldaten so fertig gewesen war. Der junge Kommandant verstand sein Bild von Jules nicht mehr. Er hatte glaubt, dass sie so perfekt war, wie es den Anschein hatte, doch er hatte sich geirrt. Auch sie kannte ihre Grenzen. Ihre angespannte Stimme unterbrach seine Gedanken.
 

„Ich schämte mich und ekelte mich vor mir selbst. Schließlich hatte ich die drei Soldaten fast getötet. Wahrscheinlich hatte ich sogar einen auf dem Gewissen. Diese schwerwiegende Erkenntnis malträtierte und schockierte mich so sehr, dass ich jeglichen emotionalen Halt verlor. Ich wusste nicht, woher ich diese Kraft genommen hatte. Was unterschied mich denn von diesen Schweinen, wenn ich ohne Skrupel dazu in der Lage war sie umzubringen? Niemals hatte ich mir vorgestellt meine Ausbildung und meine Prinzipien auf diese Weise zu verraten. Meine berufliche Aufgabe ist Konfliktpotenzial zu entschärfen und Lösungen zu finden, bei denen Gewalt keinerlei Rolle spielt.“
 

Die Enttäuschung, die sich auf ihrem Gesicht widerspiegelte war echt, dessen war sich der Feuerbändiger sicher. Es war sicher nicht leicht, auf diese Weise von ihrer Willenskraft zu erfahren. Das Gefühl zu töten oder töten zu können, kannte Ace zur Genüge und er verstand, ihre Verwirrung und Scham darüber. Töten war nichts, worauf man stolz sein konnte. Jedoch gab es Dinge, die man nicht mehr ändern konnte, wenn sie einmal geschehen waren. Obwohl der ganze Vorfall schon ein Jahr her war und sie nüchtern darüber reden konnte, schien sich ihre Unsicherheit tief verankert zu haben. Trotzdem hatte Ace eine ganz andere Meinung über diesen Vorfall.
 

„Das war unfair. Du musstest dich wehren, sonst hätten sie dich missbraucht und umgebracht, um dich zum Schweigen zu bringen. Woher hattest du wissen sollen, dass sich dein Haki genau in diesem Moment entfesselt? Schließlich hast du das ja nicht mit Absicht getan. Du bist also kein Mörder, denn das war allenfalls eine misslungene Notwehr.“, gab Ace ihr zu bedenken und sich Mühe zu verstehen, warum sie keine Nachsicht mit sich zeigte und so vehement mit sich ins Gericht ging.
 

„Marcos Argumentation klang so ähnlich und so vernünftig seine Einwände auch waren, ich begann mich und meine selbstsüchtiges Wesen zu hassen. Ich hätte die Situation irgendwie anders klären müssen und hatte dennoch gründlich versagt. Alles wegen meines übertriebenen Selbstschutzes. Es war auch nicht das erste Mal, dass ich derlei bedroht wurde. Solche Vorkommnisse waren bei meiner öffentlichen Arbeit manchmal schon vorgekommen. Ich sollte mittlerweile darüber stehen. Mein unkontrollierter Ausbruch war eher auf meine Wut auf die ehrlosen Marinesoldaten und meinen eigenen Stolz zurückzuführen. Am nächsten Morgen und in den folgenden Tagen hat mich Marco dann so sehr mit Arbeit eingedeckt, dass ich die meiste Zeit nicht mal zum Nachdenken kam. Doch die Nächte wurden von Albträume und Tränen dominiert, die ich in Marcos Armen vergoss. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel ich ihm schulde. In meiner Verzweiflung habe ich ihn sogar angefleht mit mir zu schlafen, dass nie wieder diese Angst meinen Verstand vergiften könnte.“
 

„Das hat er nicht getan.“, empörte sich Ace aufgeregt und starrte zu dem Mädchen, dass sein Gesicht abgewandten hatte. Das war keinesfalls eine Frage. Es war eine Feststellung, die keiner Bestätigung ihrerseits bedurfte, denn eine andere Wahrheit hätte er nicht akzeptieren können. Marco war ein guter Mann und ein verlässlicher Vizekäp´n. Er würde die Schwäche einer jungen Frau niemals ausnutzen, überlegte die Feuerfaust und bekam im nächsten Augenblick Zweifel an der Richtigkeit seiner Aussage.
 

„Du kennst ihn gut.“, antworte Jules mit einem leichten Lächeln und sah ihn auch wieder an. In ihren Augen erkannte der zufriedene Feuerbändiger zwar immer noch die Schatten ihrer Erinnerungen, doch sie schienen langsam zu verblassen.
 

„Also hat die Crew und später allen voran Thatch die ganze Zeit über gedacht, dass du Marcos Geliebte warst, weil ihr in einem Raum geschlafen habt? Und damit du auch an Bord nicht wieder so in Bedrängnis kommen konntest, haben weder Marco noch du ihren Irrtum aufgeklärt? Pops wusste ja Bescheid, also hat er sich ebenfalls nicht eingemischt?“, fragte Ace neugierig und zugleich froh endlich die Wahrheit zu kennen.
 

„Ja, das hat sich im Nachhinein einfach so gefügt. Dafür hat mir die ganze Sache eine neue Aufgabe gestellt. Ich muss trainieren, um mich und meinen Körper unter Kontrolle zu halten. Ansonsten würde ich nur eine unberechenbare Gefahr darstellen.“
 

„Mit wenig Erfolg, so wie dein Körper aussieht.“, zog der Feuerbändiger das Mädchen auf und deutete unbestimmt auf sie. Bei dem bösen Blick, dem sie ihm daraufhin zu warf, fing er lauthals an zu lachen.
 

„Kannst du dir vorstellen, dass es nicht so einfach ist mit einer Kampfausbildung zu beginnen, wenn man über Jahre nichts dergleichen getan hat? Es ist auch nicht unbedingt so, dass die verantwortlichen Meister mich in ihrem Unterricht haben wollen.“, zischte sie beleidigt, doch die Lachfältchen um ihre Augen, straften den empörten Ton Lügen. Doch sie wurde schnell wieder ernst, als sie mit ruhiger Stimme ergänzte:
 

„Außerdem habe ich keine Wahl. Ich muss annehmen, was man mir anbietet, um mich zu verbessern. Ich werde hier untergehen, wenn ich nicht kämpfen kann. Wie sollte Pops mich dauerhaft akzeptieren, wenn ich mich nicht mal verteidigen kann? Es gibt also nur einen Weg für mich.“
 

Verblüfft begriff der Feuerbändiger, dass sie tatsächlich noch nicht zur Mannschaft gehörte. Es sich aber wünschte und gleichzeitig zweifelte gut genug dafür zu sein. Ace schüttelte energisch den Kopf und stellte sogleich fest, dass dem nicht so war. Schließlich machte Pops bei seiner Crew keine Unterschiede zwischen schwach und stark. Erst im nächsten Moment wurde dem Kommandant klar, worauf sie angespielt hatte. Sie gehörte nicht zu den einfach angeheuerten Matrosen. Whitebeard hatte einen Plan verfolgt, während er sie jährlich an Bord kommen ließ und von Marco und den anderen ausbilden ließ. Sollte sie seinen Erwartungen nicht gerecht werden, gäbe es hier für sie keine Zukunft, soweit verstand der junge Mann ihre Logik.
 

„Meine Ausbildung endet im nächsten Jahr. Wenn ich bis dahin nicht gut verteidigen kann, habe ich mehr als nur schlechte Karten. Außerdem versucht mich die Marine abzuwerben, doch niemand darf erfahren, dass ich hier fast zu Hause bin. Ich muss die meisten Fertigkeiten eines Kommandanten besitzen, um hier ernst genommen zu werden. Und die meisten von euch wissen manchmal nicht mal, wie gut es ihnen geht.“
 

Der Feuerbändiger verstand das Mädchen in vielerlei Hinsicht und er fragte sich gleichzeitig, wie es war, in der Akademie auf sich allein gestellt zu sein und nur einmal im Jahr zu seiner Wahlfamilie zu dürfen. Machte sie diese Tatsache nicht auch zu einem Spion? Es war auf jeden Fall gefährlich sich zu wünschen Pirat zu werden und engen Kontakt zu einer der gefährlichsten Piratencrews der Grand Line zu pflegen, während man in einer öffentlichen Einrichtung studierte.
 

Ace schwieg über diesen Gedanken und beobachtete, wie Thatch sich in einiger Entfernung mit einer der kichernden Krankenschwestern unter Deck stahl. Aber etwas war ihm seit den Erzählungen von seinen Kameraden über Jules frühere Aufenthalte noch immer schleierhaft, also fragte Ace interessiert, was ihm nun wieder in den Sinn gekommen war:
 

„Wie kommt eine angehende Diplomatin eigentlich mit Zwölf Jahren auf die Moby Dick?“
 

Ende Kapitel 31
 

~*~*~*~*~*~
 

Hallo ihr Lieben,
 

die ihr sehnsüchtig auf die finale Geschichtenzusammenführung wartet. Wir sind nicht mehr so weit davon entfernt, versprochen.
 

Vielen lieben Dank meine lieben, unerschütterlichen Kommentatoren: LuxusDrake, Hiraya, Glupit, Inu-Yashagirl88, Puma_D_Yuna, schnullerbabe, Carola, Nana, Monkey-D-Setsuna, Puma_Ace
 

Wie immer freue ich mich auf eure Meinungen und Anregungen!
 

Ich hoffe, wir lesen uns bald.
 

Liebe Grüße
 

Eure ceres

Allein mit Whitebeard

Das stürmische Gewitter traf, kurz nachdem es die Insel erreichte, auch auf die Moby Dick im Hafen. Da eine ernsthafte und vertrauliche Unterhaltung an Deck nicht mehr möglich war, hatte Whitebeard den Schiffsjungen zusammen mit seinem Kater in seine Kajüte eingeladen.
 

Birdie war für die kurze Unterbrechung sehr dankbar gewesen, denn sie gab ihm eine kleine Bedenkzeit, wie er sich dem Käpt´n und seinem bohrenden Blick gegenüber verhalten sollte. Unsicher und verloren hatte er sich kurze Zeit später in dem riesigen Raum wiedergefunden. Er fühlte sich dabei noch unbedeutender als bei den früheren Zusammentreffen an diesem Ort.
 

Während Pops einige Lampen entzündete, überlegte der Schiffsjunge, was sein Herr nun von ihm erwarten würde. Ihm war immer noch mulmig zu Mute, wenn er an die Geschichte dachte, die Whitebeard ihm zuvor an Deck ohne große Vorrede erzählt hatte. Es war die Geschichte von Marcos unglücklicher Jugendzeit und seinem kurzen Glück mit einer jungen Frau, die keinen Mörder in ihm sah. Seine große Liebe zu ihr hatte auf tragische Weise ein Ende genommen und dem späteren Vize der Whitebeardpiraten endgültig den Boden unter den Füßen weggerissen.
 

Pops ließ sich nun etwas schwerfällig auf seinen Sessel nieder und bedeutete Birdie, auf einer der Kisten Platz zu nehmen. Gehorsam kam der Junge dieser Bitte nach, doch vermied er jeglichen Blickkontakt. Die riesigen Regale ringsum schienen ihn einzuengen und das spärliche Licht der Kerzen erhellte die Kajüte nur wenig. Gedankenverloren beobachtete Birdie, wie Oskar auf ein Regal neben ihm sprang und an den Büchern zu schnüffeln begann.
 

"Mein Sohn, kannst du dir vorstellen, in welchem Zustand ich Marco damals fand, nachdem seine Frau so unerwartet gestorben war?", fragte Whitebeard ruhig und einfühlsam. Er nahm das Gespräch also einfach wieder auf, stellte der Schiffsjunge fest. Es war gerade sein Tonfall, der in Birdie eine Alarmglocke läuten ließ. Gleichzeitig erschütterte es ihn noch immer, was er soeben aus Marcos Vergangenheit erfahren hatte. Es gab also gute Gründe, warum der Vizekäp´tn kaum aus dem Nähkästchen plauderte. Das ganze Leid, das der erste Kommandant in seinem Leben ertragen musste, konnte und wollte sich der Schiffsjunge nicht vorstellen und so schwieg er als Antwort auf Pops Frage.
 

"Marco erwartete seinen Tod und wurde sogar wütend, als er begriff, dass ich ihn nicht umbringen wollte. Trotz seines erbärmlichen Anblicks hat mich seine mentale Stärke und Kraft beeindruckt. Also bot ich ihm an, Teil der Crew zu werden, schließlich gab es auf dieser Inseln nichts mehr, wofür er hätte bleiben und leben sollen.“
 

Benommen nickte der schlaksige Junge und bemühte sich zu begreifen, wie Marco mit dem plötzlichen Tod seiner Gefährtin nach weniger als zwei Jahren und den ganzen feindseligen Schuldzuweisungen der Bürger umgehen konnte.
 

„Du hättest sein ungläubiges Gesicht sehen sollen, Birdie. Er war verzweifelt, aber dennoch geneigt zuzuhören. Ich bot ihm an, dass er in der Mannschaft eine Familie haben könnte, Brüder, um die er sich kümmern müsste und die es zu schützen galt. Es würde dafür keinen Spott, keine Beschimpfungen und kein Nachtragen seiner Fehler geben, die er so abgrundtief bereute. Er schwieg zunächst, obwohl ich bemerkte, dass es in ihm zu arbeiten begann. Marco hatte sich demnach noch nicht völlig aufgegeben, aber überzeugt war er nicht.", erzählte Whitebeard ruhig und mit einem Anflug Melancholie in der Stimme. Gebannt starrte der Schiffsjunge seinen Vater an und hoffte auf ein weiteres Wort seinerseits.
 

Whitebeard selbst war jedoch zu sehr in Gedanken versunken, um Birdies Neugier zu bemerken. Unbewusst schüttelte er mit dem Kopf. Es stimmte, Marco hatte nichts mehr auf der Insel verloren gehabt. Die Bürger verleumdeten ihn nach Lyanas Tod wieder als Mörder und feindeten ihn an. Sie wollten ihn nicht mehr in ihrer Nähe wissen und all das vage Vertrauen, das sie über die Zeit zu ihm aufgebaut hatten, hatte in Scherben gelegen, die nicht zu kitten waren. Pops entschied, dass er dem Jungen auch die genaueren Todesumstände der jungen Frau vorenthalten würde, da er nicht wusste, wie sensibel er darauf reagieren würde. Außerdem gab es sicherlich Dinge, die man verschweigen konnte.
 

„Weißt du, mein Junge? Marco wollte mein Angebot ablehnen. Als ich ihn jedoch fragte, was einst sein Traum gewesen war, nach dem er gestrebt hatte, wurde er stutzig. Ich gab ihm zusätzlich noch zu bedenken, was seine Lyana sich für ihn in dieser schicksalhaften Situation gewünscht hätte. Einen Moment später brach er in Tränen aus und stand auf. Es war das erste und das letzte Mal, dass ich ihn so verletzt und gleichzeitig so dankbar gesehen habe.“, beendete Pops die Geschichte, da er den Eindruck gewann, dass es langsam zu viel für den Schiffsjungen wurde.
 

Birdie war tief berührt und gab sich alle Mühe nicht auch noch loszuheulen. Die ausweglose Situation in der sich Marco damals befand, glich seiner in vielerlei Hinsicht. Er wusste, was Whitebeard von ihm erwartete und ihm war klar, dass er dem Käpt´n die Wahrheit nicht ewig verschweigen konnte. Je länger Pops nach ihr bohren würde, desto mehr würde sein Widerstand schwanken. Er hatte es Marco und Ace versprochen, niemals darüber zu reden, was er gesehen, gehört und vor allem erfahren hatte. Dennoch fühlte er sich schäbig, Whitebeard hinters Licht zu führen, der ihm eine ebenso große Chance gegeben hatte, wie einst Marco. Das war nicht richtig, es war respektlos und unfair dem Großmut und der Güte seines Käpt’ns gegenüber.
 

„Birdie, ich bilde mir ein, ein guter Vater zu sein. Ich respektiere und schätze meine Söhne sehr und ich möchte für die Mannschaft nur das Beste. Das weißt du doch, oder?“, fragte Pops in einem Ton, der den Schiffsjungen noch mehr unter Druck setzte. Seine Wangen wurden rot und er musste sich konzentrieren, um einfach nur stumm zu nicken. Zufrieden mit dieser Geste fuhr der große Mann fort:
 

„Dann sag mir, wie sollte ich mich verhalten, wenn die zwei wichtigsten und stärksten Kommandanten sich meinen Regeln widersetzen und mir im Anschluss weder Rede noch Antwort stehen?“
 

„Ich weiß es nicht.“, flüsterte der Junge und hoffte inständig, nicht aus Versehen etwas Unbedachtes zu äußern. Er hätte Whitebeard gern widersprochen, doch er fürchtete, dass er ihn zu sehr aufregen würde und sich dann seine angestaute Wut und Aggression gegen ihn entladen würde. Natürlich verstand Birdie die Situation seines Käpt´ns, aber er sah sich außerstande, ihm zu helfen, ohne Ace und Marco noch tiefer in ihre Probleme zu stürzen.
 

„Warum bringen sie mir nicht den Respekt entgegen, der einem Vater gebührt?“, verlangte Whitebeard mit dumpfer Stimme zu wissen, aber es schien, als würde er mehr zu sich selbst sprechen.
 

„Ihr Streit ist doch keine bewusste Beleidigung gegen dich, sondern eine Sache zwischen Marco und Ace. Das Letzte, woran sie bei ihrem Kampf gedacht haben, waren sicherlich die Folgen für die Crew oder dich. Was auch immer der Auslöser war, die beiden haben einfach ohne nachzudenken die Kontrolle verloren. Sie sind eben auch nur Menschen und nicht perfekt.“, ereiferte sich Birdie mit zittriger Stimme und hoffte inständig, dass Pops ihm seine offensive Art nicht zu übel nehmen würde. Auch wenn sich der Schiffsjunge keinerlei Chance gegen seinen Kapitän ausrechnete, dachte er, mit dieser Aussage wenigstens Zeit zu schinden. Er musste es zumindest versuchen.
 

Schließlich war Ace der beste Freund, den er an Bord hatte und vor allem sein großes Vorbild. Der sommersprossige Kommandant hatte ihn immer fair behandelt und um sich geduldet, was im Vergleich zu den anderen Divisionsführern eher eine Ausnahme war. Wenn Marco ihn nicht gerade wegen Säumigkeit zu Recht wies, hatte er auch beim Vize nichts auszustehen und konnte auch auf seine Hilfe bauen, falls Thatch mal wieder zu streng zu ihm war.
 

Abgesehen davon hatte sich der Schiffsjunge dank Ace langsam einigen Respekt in der Mannschaft verdient, seitdem der Feuerbändiger durch Jules seine ganz persönliche Berufung gefunden hatte. Ein kleines Lächeln breitete sich auf dem schmalen Gesicht des Jungen aus, als er daran dachte.
 

~*~*~*~*~*~
 

Ace hatte die Crew während Marcos Abwesenheit sehr gut im Griff gehabt. Mit der Unterstützung von Jules und den Kommandanten war sowohl der Alltag, als auch die Vorbereitung von Beryllias Hilfe reibungslos verlaufen.
 

Der Feuerbändiger hatte lange darüber nach gedacht, was Jules ihm über sich erzählt hatte. Sie waren am gestrigen Abend von Vista unterbrochen worden, noch bevor sie ihm über ihre erste Begegnung mit Whitebeard erzählen konnte. Der Kommandant der fünften Division hatte die beiden zum Karten spielen eingeladen und sie hatten die Herausforderung angenommen, ebenso wie Birdie, Jozu und Reiji. Dennoch war in Ace eine Idee gereift, wie er sich für Juliettes Hilfsbereitschaft revanchieren konnte. Es gab eine Sache, die er, solange er denken konnte, schon beherrschte und die er zusammen mit seinem kleinen Bruder perfektioniert hatte.
 

Nachdem am nächsten Tag alle Pflichten zu Pops Zufriedenheit erledigt waren, war Ace auf Juliette zu gekommen und hatte sie wortlos zum Heck des Schiffes gezogen. Birdie saß etwas abseits in der Sonne und war dabei ein Segel zu stopfen. Als er die beiden erblickte, wurde er neugierig und schenkte seinem Flickwerk immer weniger Aufmerksamkeit.
 

Das Mädchen war verwirrt und wunderte sich, warum der Feuerteufel ihr verschwieg, was er vorhatte. So in Gedanken versunken, bemerkte sie erst im letzten Moment, dass Ace nach ihr schlug. Sie quietschte erschrocken auf und duckte sich. Empört starrte sie ihn an und verlangte energisch zu wissen:
 

„Hey! Was soll das?“
 

Der schwarzhaarige Kommandant reagierte jedoch nicht auf sie und versuchte sie mit einem Haken zu treffen. Unbewusst blockte sie diesen mit ihrem linken Unterarm ab und versuchte einen Abstand zwischen sich und den tobenden Feuerbändiger zu bringen.
 

Birdie starrte nun unverhohlen zu ihnen herüber und konnte sich keinen Reim darauf machen, was Ace beabsichtigte. Er machte keinesfalls den Eindruck, dass er Juliette ernsthaft verletzen wollte, sondern es hatte viel mehr den Anschein, als würde er auf etwas warten.
 

Juliette hatte absolut keine Ahnung, warum Ace sie auf einmal angriff. Schließlich hatte sie erwartet, dass er ihr, nach allem was sie zusammen erarbeitet und besprochen hatten, nun aufgeschlossen gegenüberstand. Sie ging ein paar weitere Schritte zurück, um aus der Reichweite der Feuerfaust zu gelangen, was ihr jedoch misslang. Ace baute sich sogleich drohend vor ihr auf.
 

„Du sollst nicht reden, sondern dich verteidigen!“, lautete der knappe Befehl des jungen Kommandanten, als er sie mit einem abrupten Tritt zu Fall bringen wollte. Sie wich ihm schnell aus und Ace lobte im Stillen ihre guten Reflexe. Während einer neuerlichen Attacke kam ihm in den Sinn, dass sie vielleicht kein hoffnungsloser Fall war. Also erhöhte er die Härte und das Tempo seiner Angriffe. Keine Minute später fand sich die blonde Frau auf dem Boden wieder. Leicht geschockt von ihrem plötzlichen Fall blickte Juliette zu Ace auf und fauchte diesmal lauter an:
 

„Ace, sprich mit mir. Was willst du?“
 

„Ich will, dass du dich verteidigst. Konzentrier dich! Wenn du so mit einem Feind umgehst, bist du tot, noch bevor du den Mund aufmachen kannst.“, erklärte der junge Mann und zog sie ohne Mühe hoch.
 

„Du hast dein Training vernachlässigst, also kümmere ich mich da jetzt drum.“, setzte
 

Ace die verblüffte Juliette für alle hörbar in Kenntnis, sodass nun auch die eingetroffenen Schaulustigen Bescheid wussten. Unbeeindruckt von den Zuschauern fasste er das perplexe Mädchen an den Schultern und brachte sie in eine günstige Verteidigungshaltung, bevor er ihr erklärte, wie sie Schläge und Tritte besser parieren konnte. Er versuchte vor jedem Schlag einzuschätzen, wie viel Kraft gerade genug war, um sie angemessen zu trainieren, ohne die Knochen seiner neuen Schülerin zu brechen.
 

Die nächste Abfolge von Angriffen wehrte Jules recht gut ab, was ihr einige anerkennende Rufe der Umstehenden einbrachte. Sie reagierte jedoch nicht darauf und konzentrierte sich auf die weiteren Schläge des zweiten Divisionskommandanten. Er instruierte oder verbesserte sie mit der Zeit nur noch selten und erhöhte die Anzahl der Attacken sowie das Tempo immer weiter. Obwohl er nach etwa einer halben Stunde zufrieden mit ihrer Verteidigung und der Technik war, fehlte es ihr aus seiner Sicht jedoch noch am nötigen Kampfwillen.
 

Jules bedeutete ihm eine kurze Pause zu machen, worauf Ace gnädig nickte und sich zu den Schaulustigen drehte, die plötzlich zu Grölen begannen und seine Schülerin anstarrten. Er wandte sich zu ihr zurück und sah nur, dass sie den langen Pullover ausgezogen hatte und nun ein anliegendes Shirt zum Vorschien gekommen war. Auch wenn er selbst daran nichts anstößiges fand, machten die gierigen, süffisanten Blicke der Männer an den Seiten ihm nur zu deutlich, dass Marco und Jules richtig gehandelt hatten, als sie ihre fiktive Beziehung zueinander nicht dementierten.
 

Die blonde Frau stand etwas unsicher vor ihm und wischte sich den leichten Schweißfilm von der Stirn. Ihre Kondition war ebenfalls passabel, entschied die Feuerfaust angenehm überrascht. Er kam wieder auf sie zu und wiederholte die verschiedenen Verteidigungsstrategien, die sie bisher geübt hatten: Blocken von Schlägen, Haken und Tritten mit den Unterarmen und Händen sowie Ausweichen.
 

Sie standen sich nun wieder abwartend gegenüber und während Ace nach einer Finte eine Schlagfolge ausführte, fragte er provozierend:
 

„Und welche Defensivform fehlt noch?“
 

Als er gleich darauf übermütig einen Seitenkick machte, bemerkte er ihr spitzbübisches Lächeln zu spät. Mit einer schnellen Bewegung parierte sie seinen Fuß mit den Händen und drehte sich zur Seite und trat gegen sein Standbein, sodass er das Gleichgewicht verlor und auf dem Schiffsboden landete. Das Jubilieren der Umstehenden gipfelte in einem: „Hurra, Jules hat Ace flachgelegt.“
 

Zufrieden und nicht ohne Stolz rappelte sich der Feuerbändiger wieder auf und blickte in das gerötete, kampfbereit grinsende Gesicht seiner Schülerin. Ihre Augen sprühten vor Energie und ihr unerschütterliches Lächeln, erinnerte ihn sogar ein wenig an seinen geliebten Ruffy. Es war genau das, was er sehen wollte.
 

„Angriff ist die beste Verteidigung?“, kicherte die junge Frau vergnügt mit hochgezogenen Augenbrauen und nahm wieder ihre Kampfhaltung ein. Noch bevor Ace nicken konnte, hörte er, wie die Menge Wetten auf ihren nächsten Trainingskampf ausrief. Erbost über die Dreistigkeit der Gaffer, verfügte er im strengsten Ton, den er aufbringen konnte:
 

„Wer nicht mit Jules Nahkampf trainieren will und in einer halben Minute noch hier rum steht, schrubbt das Deck mit seinen Klamotten und zwar nackt.“
 

Keine zehn Sekunden später stand nur noch eine kleine Gruppe von vierzehn unsicheren Matrosen auf dem Deck. Ace lächelte zufrieden, winkte seine neuen Jünger aus den unterschiedlichen Divisionen zu sich und stellte sie paarweise auf. Juliette hatte keinen Trainingspartner bekommen und machte den Kommandanten plötzlich darauf aufmerksam, dass Birdie noch immer abseits mit einer Nadel auf das Segeltuch einstach.
 

„Hey Birdie, lass das Segel in Frieden, das hat Zeit und komm lieber her.“, befahl Ace mit freundlicher Stimme und schaute belustigt zu, wie der Junge übereifrig zu ihnen rannte, als hätte er nur auf eine Einladung gewartet.
 

So begann, die erste von vielen langen und vor allem harten Trainingseinheiten, die Ace für alle Freiwilligen zweimal täglich durchführte. Es stellte sich heraus, dass auch der Feuerbändiger auf seine besondere Art ein guter Lehrer war, dessen Schüler sehr schnell Fortschritte verzeichnen konnten.
 

Whitebeard selbst lobte den Jungkommandanten noch am ersten Abend für seine tadellose Alltagsarbeit und seine neue, umsichtige und sehr nützliche Crewtätigkeit. Doch am zufriedensten machte die Feuerfaust, in die erschöpften und trotzdem glücklichen Gesichter seiner Schützlinge zu blicken.
 

~*~*~*~*~*~
 

Ausdruckslos starrte Whitebeard auf Birdie herunter, dessen Selbstvertrauen unter dem intensiven Blick seines Käpt´ns noch weiter zu schrumpfen begann. Er wartete auf die gerechtfertigte Maßregelung, die unweigerlich kommen musste.
 

„Mein Sohn, du magst Recht haben, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die beiden nicht ehrlich zu mir waren. Demnach vertrauen sie mir, ihrem Käpt´n, nicht genug und das kann ich nicht dulden. Es wäre töricht Ace und Marco in ihren verantwortungsvollen Positionen zu lassen, wenn ich unsicher bin, ob sie meine Autorität nicht untergraben.“, schloss Whitebeard mit finsterer Miene und ihm wurde klar, dass er zum ersten Mal laut über die Konsequenzen des unsäglichen Kampfes gesprochen hatte. Ihm war mulmig zu Mute, dass er seine Gedanken einem fünfzehnjährigen Burschen anvertraute, der mittlerweile eine bleiche Gesichtsfarbe angenommen hatte.
 

Birdie schnappte hörbar nach Luft, das konnte keinesfalls Pops Ernst sein. Er wollte doch nicht etwa seinen Vize und dessen Stellvertreter absetzten? Das war Irrsinn. Ohne groß über mögliche Folgen nachzudenken, fragte der Junge ungläubig nach:
 

„Willst du ihnen wirklich einfach ihre Verantwortung entziehen, nach allem was sie für

uns getan haben und zu tun bereit sind? Gibt es keinen anderen Weg? Kannst du dir überhaupt vorstellen, was das für Marco und Ace bedeuten würde? Das wäre so gut, wie eine Verbannung oder ein Todesurteil. Das kannst du nicht tun!“

Erst im nächsten Moment wurde dem schlaksigen Schiffsjungen klar mit wem er da so respektlos sprach und vor allem wem er gerade Befehle erteilt hatte. Unsicher blickte er zu Whitebeard auf, dessen Gesicht einer stoischen Maske glich. Seine Lippen waren zu schmalen Strichen zusammengepresst und auf der Stirn prangte eine tiefe Zornesfalte. Birdie schluckte und senkte seinen Kopf ergeben.
 

„Es steht dir nicht zu, darüber zu urteilen, welches Strafmaß ich für die beiden Männer festlege. Außerdem obliegt es mir allein, darüber zu entscheiden, welche zusätzlichen Konsequenzen aus der Verletzung der „Nakama sind unantastbar“-Regel resultieren werden. Du kennst doch die Strafe für Hochverrat auf unserem Schiff?“, fragte Pops mühsam beherrscht und gleichzeitig so eindringlich, dass seine Stimme in dem großen Raum wiederhallte.
 

Birdie starrte seinen Kapitän fassungslos an, dann wurden seine Augen leer. Er brauchte lange um zu begreifen, dass Whitebeard Ace und Marco zweimal bestrafen wollte, einmal für ihre verbohrte Sturheit sich ihm gegenüber nicht zu rechtfertigen und zum anderen für ihren unerbittlichen Kampf. Natürlich war ihm klar gewesen, dass ihr Handeln keineswegs ungestraft bleiben würde. Er hatte nicht geahnt, dass Pops an ihrer Loyalität und Integrität zu ihm zweifeln würde. Allein die Vorstellung, dass er die Kommandanten absetzen würde, war absurd! Sie hatten nur einen Fehler gemacht und der war…
 

Plötzlich wurde er auf Oskar aufmerksam, der sich mit seinen Krallen an einem Buchrücken zu schaffen machte und sanft, aber bestimmt von Pops mit mahnenden Worten hochgehoben wurde. Unzufrieden mit dieser Unterbrechung wandte sich das Tier mit aller Kraft gegen die große Hand, während seine grünen Augen erbost im Zwielicht glommen. Als der Kater sich befreit hatte, sprang er auf den Boden und zog sich schmollend hinter die Kiste zurück, auf der Birdie saß.
 

Perplex sah Whitebeard auf seine Hand, wo Oskar ihn gerade gebissen hatte. Eindeutig hatte der Kater sich etwas zu Schulden kommen lassen und anstatt Reue zu zeigen, hatte er ihn symbolisch verletzt und sich tonlos in eine dunkle Ecke verzogen. Den seltsamen Parallelen, die ihm dabei auffielen, schenkte er nur kurz Beachtung. Es war lächerlich. Schließlich war Oskar eine Katze, mehr nicht. Doch etwas anderes stand nun im Raum, wie ein schwerer Schatten und schien auch Birdie sehr zu beschäftigen, dessen Gesicht wie von Schmerzen entstellt war und beunruhigend farblos.
 

Hochverrat.
 

Kameradenmord war auf jedem Schiff, egal ob von Marine, Piraten oder von einfachen Händlern die Todsünde schlecht hin. Wer so tief sank, wurde bei seiner Entdeckung gefesselt, zusammen mit einer Kanonenkugel in einen Leinensack gesteckt und über Bord geworfen. Denn ertrinken war ein ungnädiger und grausamer Tod, so die allgemeine Meinung, jedoch eine gerechte Strafe für einen Mörder auf hoher See.
 

Auf der Moby Dick und ihren Schwesterschiffen, war diese unumstößliche Tatsache nach und nach erweitert wurden. Da sich die Mannschaften nicht nur als Crew, sondern auch als Familie ansahen. Damit wurden weitere Richtlinien nötig, die einen respektvollen und ehrlichen Umgang untereinander ermöglichen und garantieren sollten.
 

Es war unerhört, jemanden den Sold, die Sakeration oder andere Habseligkeiten zu stehlen oder ihn zu verleumden beziehungsweise vor anderen bloßzustellen. Eine gewissenhafte Pflichterfüllung wurde ebenso verlangt, wie eine uneingeschränkte Einhaltung aller Hygienevorschriften des Schiffs, um die Sicherheit alle zu gewährleisten. Kein schwächeres Mitglied durfte durch stärkere gedemütigt oder drangsaliert werden. Niemandem war es ausnahmslos erlaubt, gegen den anderen eine Hand zu erheben, wenn nicht durch den Käpt’n ein Schlichtungskampf gestattet wurden war. Zuvor mussten die Kontrahenten jedoch darlegen, was zwischen ihnen im Argen lag.
 

Nakama waren unantastbar.
 

Wenn er ehrlich zu sich war, wollte Whitebeard dieses Gesetz im Falle von Marco und Ace nicht zur Anwendung bringen. Doch wie sollten ihn seine Söhne und die Alliierten ernst nehmen, wenn er unumstößliche Regeln missachtete? Was wäre er für ein unrespektabler Käpt`n, wenn er Ace und Marco nicht zur Rechenschaft ziehen würde?
 

Sein Blick fiel auf Birdie, als dieser eine geballte Faust fest, gegen seine Sitzgelegenheit schlug, sodass sogar Oskar alarmiert aufsah. Der entschlossene, stechende Blick des Jungen imponierte Whitebeard und er war gespannt, was dieser ihm zu sagen hatte.
 

„Das kannst du nicht tun!“, flüsterte der braunhaarige Schiffsjunge in einem schneidenden Ton und wartete auf eine Reaktion seines überdimensional großen Gegenübers. Als diese ausblieb, kochte in ihm Zorn hoch. Birdie sprang auf und er verlangte mit lauter Stimme:
 

„Du kannst Marco und Ace nicht wegen Hochverrat hinrichten lassen! Das haben sie nicht verdient! Lass sie doch einfach in Ruhe!“
 

Die Stimme seines Sohnes überschlug sich fast und beinahe hatte er Mitleid mit dem tiefgetroffenen Jungen, aber er war es leid, dass erst Salmac und jetzt Birdie ihn belehren wollten. Also widersprach er schlicht:
 

„Birdie, es gibt auch Gesetze, denen sich auch ein Käpt’n unterwerfen muss. Solange ich nicht weiß, was passiert ist, muss ich Hochverrat annehmen.“
 

Der Schiffsjunge begann am ganzen Körper zu zittern, in seinen Ohren rauschte das Blut und machte ihn taub für Whitebeards indirektes Friedensangebot. Er konnte nicht begreifen, warum er so grausam war und Ace und Marco nicht einfach verzeihen konnte.
 

„Hat dir Marco in den letzten zwanzig Jahren einen Grund geliefert an ihm zu zweifeln oder Ace in der ganzen Zeit, seitdem er dir die Treue geschworen hat?“, fragte Birdie mit zittriger Stimme und appellierte so an Whitebeards Großmut. Dieser schüttelte zustimmend den Kopf, bevor er antwortete:
 

„Ich hätte es bis vor drei Tagen nicht für möglich gehalten, dass mich meine besten Kommandanten so enttäuschen und hintergehen würden, sodass jetzt meine Ehre als Käpt’n in Frage steht.“
 

„Der Kampf ist wegen deiner dämlichen Regel ausgebrochen! Darauf verwette ich mein Leben. Es ist deine Schuld, dass die beiden Kommandanten ihre Kontrolle verloren haben! Und jetzt willst du sie auch noch zu Grunde richten?“, schrie Birdie Pops außer sich vor Wut und Verzweiflung entgegen, sank im nächsten Moment auf den Boden und begann bitterlich zu schluchzen.
 

Ende Kapitel 32
 

~*~*~*~*~*~
 

Hallo meine lieben Leser,
 

es freut mich, dass ihr NSU die Treue haltet.
 

Wie immer, bin ich auf eure Meinungen gespannt.
 

Außerdem möchte ich mich bei Hiraya für das Betalesen bedanken. Ebenfalls geht ein großes Dankeschön an meine unermüdlichen Kommentatoren: Inu-Yashagirl88, LuxusDrake, Nana, Glupit, Hiraya, schnullerbabe, Monkey-D-Setsuna, Puma_Ace .
 

Wir lesen uns in ungefähr 10 Tagen wieder.
 

Ich wünsche euch eine angenehme und stressfreie Woche!
 

Liebe Grüße
 

ceres

Die Dummheiten der Feuerfaust

Zurück bei Thatch, Vista und Ace, die mit ihren Verabredungen mittlerweile auf der Stadtparty angekommen waren.
 

Die Party war im vollen Gange. Ein kleines, regional ansässiges Ensemble heizte den Leuten auf der großen Tanzfläche ein, während an der langen Theke gegenüber allerlei Alkohol zu recht fairen Preisen ausgeschenkt wurde.
 

Für alle, die es ruhiger mochten oder ungestört sein wollten, waren an den Seite kleine, gemütliche Sitzgrüppchen eingerichtet wurden. Trotz des tobenden Unwetters draußen, war der große Saal proppenvoll und die Stimmung ausgelassen.
 

Alle waren fröhlich, außer Thatch. Der Kommandant der vierten Division war unzufrieden und zwar sehr und das obwohl sein ursprünglicher Plan recht gut aufgegangen war: Ace hatte sich mit seinem hypnotisierenden, spitzbübischen Grinsen das blonde, dralle Mädchen aus der Gruppe ihrer Begleiterinnen angelacht und war mit ihr an die Bar verschwunden, nachdem Thatch ihm noch etwas zur Verhütung und Gleitgel zugesteckt hatte. Schließlich konnte man bei einem Feuermensch nicht vorsichtig genug sein. Gerade als er sich selbst seiner brünetten Auserwählten widmen wollte, hatte er Vista fragen hören:
 

„Welche Blume soll ich für euch zwei Hübschen blühen lassen?“
 

Kurz darauf hatten die Brünette, die Thatch eindeutig bei seinen Freunden für sich reserviert hatte, und die Rothaarige, mit der sich aus Thatchs Sicht Vista begnügen sollte, überrascht und beeindruckt aufgeschrien. Ihre Augen hingen nur noch an dem Zylinderträger, seitdem er ihnen mit seinen Schwertern eine rote Hibiskusblüte und eine weiße Calla erschaffen und überreicht hatte. Ungerührt von den bösen Blicken seines Kameraden hatte Vista sogleich die Arme um die beiden Frauen gelegt und sich erkundigt, was sie denn nun gern tun wollten. Die lustvoll geflüsterte Antwort fiel für den Kommandanten der fünften Division sehr vielversprechend und für Thatch überaus niederschmetternd aus:
 

„Kann uns dein anderes Schwert auch so in Staunen versetzen?“
 

So hatte sich das Dreigespann erwartungsvoll lächelnd Thatch empfohlen und hatte ihn allein vor der Tanzfläche stehen lassen. Missmutig schaute sich der Navigator um und hielt Ausschau nach einer neuen potentiellen Gelegenheit. Es konnte doch nicht wahr sein, dass die beiden Frauen, die Einzigen waren, die sich gern auf ein nächtliches Abenteuer mit einem Piraten einlassen wollten. Da hätte er ja mehr Glück gehabt, wenn er sich den Krankenschwestern angeschlossen hätte. Andererseits wollte er heute seinen Landgang und vor allem die Abwechslung genießen.
 

Seine Gedanken drifteten jedoch nun wieder zu Vistas schändlichem Benehmen und zu einer möglichen Revanche mit der er ihm das heimzahlen konnte. Resignierend zog sich Thatch auf eine der Sitzmöglichkeiten zurück und beobachtete das Treiben auf der Tanzfläche. Sobald er ein williges, weibliches Wesen erblicken würde, würde er sie von ihren Begleitern trennen und sie nach allen Regeln der Kunst verführen. Keine seiner unzähligen Gespielinnen, auch nicht die Wiederholungstäterinnen, hatte es je bereut mit ihm zusammen gewesen zu sein. Möglicherweise hatte es die eine oder andere Inselschönheit bedauert, dass sie nur eine Nacht miteinander verbracht hatten, doch Grund zur Beschwerde über seine Leistungen hatte es nie gegeben.
 

Plötzlich ließ sich eine blonde, junge Frau seufzend neben ihn nieder. Überrascht und mit einem Funken Genugtuung dreht er seinen Kopf zu seiner neuen Sitznachbarin und erschrak. Es war das Mädel, das mit Ace gegangen war und nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, war etwas gehörig schief gelaufen. Fieberhaft suchte Thatch nach ihrem Namen und wurde gottseidank in seinem Gedächtnis fündig, sodass er besorgt fragen konnte:
 

„Hanna, alles in Ordnung? Wo ist Ace?“
 

„Ich will nicht wissen, wo dieser miese Kerl steckt oder in wem.“, zischte die Blonde aufgebracht und schlang ihre Arme schützend um ihren Körper. Thatch nickte stumm, sie war also nicht richtig wütend, dafür aber sehr verletzt. Verständnisvoll streichelte er ihr über die Schulter und hoffte, dass der Feuerbändiger sie nicht aus Versehen angezündet hatte. Er wartete noch einen kleinen Moment, um sie nicht zu drängen, bevor er sagte:
 

„Komm, ärger dich nicht. Möchtest du etwas zu trinken?“
 

„Ja, ein Bier oder am besten gleich zwei.“, seufzte sie, entspannte sich aber, als ihr Thatch ein liebevolles Lächeln schenkte und sich sogleich auf den Weg zur Theke machte. Dort orderte er Bier für seine Begleitung sowie Sake für sich und freute sich über den stolzen Rabatt, den ihm der emsige Barkeeper gewährte, weil er Whitebeard und seine Crew so sehr verehrte. Während der Kommandant auf die Getränke wartete, fiel sein Blick auf eine Traube von hübschen Mädchen, die sich um ein Feuer… Moment!
 

Tatsächlich hatte die kleine, raffinieret Feuerfaust einen ganzen Pulk junger Frauen um sich geschart und unterhielt sie mit Vorführungen seiner Teufelskräfte. Das Grinsen auf Ace Gesicht hatte sich verändert, der sonst präsente jugendliche Leichtsinn war einem siegessicheren Ausdruck gewichen. Der junge Mann fühlte sich anscheinend wohl, wenn ihn die Damen anschmachteten und um seine Aufmerksamkeit buhlten. Kopfschüttelnd nahm Thatch die Flaschen entgegen, er vertraute darauf, dass Ace – so unerfahren er auch war – wusste, was er da gerade tat. Schließlich würde auch sein Durchhaltevermögen nicht sechs Frauen standhalten können. Amüsiert von diesem Gedanken begab sich der Kommandant der vierten Division zu Hanna zurück, die sich nicht nur über das Bier, sondern auch über sein ehrliches Lächeln freute.
 

„Danke, das ist nett von dir.“, sagte sie schließlich, nachdem sie einen langen Zug aus der Flasche genommen hatte. Da die Musik für ein normales Gespräch zu laut war, hatte sie sich zu ihm vorgebeugt, um nah an seinem Ohr zu sprechen. Der plötzliche enge Kontakt und der schöne Einblick in ihr Dekolleté hatten Thatch sogar seinen Ärger über Vista vergessen lassen. Seinen Abend mit Hanna zu verbringen, erschien ihm nun eine gelungene Alternative zu sein. Ihre Augen zeigten immer noch diesen gekränkten Ausdruck, sahen ihn jedoch mittlerweile wieder aufmerksam an. Als zu ihrer Rechten eine Stichflamme aufloderte und schockierte Rufe laut wurden, wandte sie sich nicht um, sondern schüttelte nur genervt den Kopf.
 

Thatch, der dem Geschehen gegenübersaß, registrierte, dass Ace bei einem seiner Tricks übertrieben hatte und aus Versehen zwei seiner Anhängerinnen angesengt hatte. Die empörten Frauen stürmten fluchend aus dem Saal und ließen einen recht verdatterten Feuerbändiger zurück. Es beruhigte den älteren Kommandanten, dass die Feuerfaust nicht mit Absicht diese hitzige Auslese betrieb. Als nächstes wurde er von den vier verbliebenen Mädchen auf die Tanzfläche bugsiert und verschwand in der Menge, nachdem er Thatch und Hanna im Vorbeigehen entschuldigend gegrüßt hatte.
 

„Oh, man. Dein Freund ist so sensibel wie ein Strohfeuer.“, wisperte Hanna in Thatchs Ohr, während sie eine Hand auf seine Schulter legte. Ihr Atem kitzelte ihn und lockerte seine angespannte Haltung ein wenig. Er machte eine beschwichtigende Geste und zog sie an ihrer Hand hoch, um sich mit ihr eine ruhigere Ecke zu suchen. Sie wurden schnell fündig und als sie sich wieder gegenübersaßen, fragte Thatch sie, ob sie ihm anvertrauen wollte, was vorhin vorgefallen war.
 

Sie schilderte ihm dann in einem ruhigen und sachlichen Ton, dass Ace ihr an der Bar einen Drink bestellt und sie sanft um die Hüfte gefasst hatte. Sie hatte sich an ihn geschmiegt und dann war Ace urplötzlich eingepennt und auf den Tresen geknallt. Als sie ihn erschrocken wachgerüttelt hatte, war er aufgeschreckt und hatte das eben eingetroffene Glas unbeabsichtigt gegen ihr Top geschlagen. Sie hatte sich dann peinlich berührt ins Bad zurückgezogen, um den Schaden zu beheben und ihr Oberteil von Glasscherben, Cocktaildekoration und Flecken zu befreien. Nachdem sie sich ihm wieder präsentieren konnte, hatte sie feststellen müssen, dass er mit den anderen Frauen scherzte und nicht einmal zur Kenntnis nahm, dass sie zurück war. Also hatte sie sich dafür entschieden, sich von ihm fernzuhalten, obwohl sie sich über das Date mit Ace tatsächlich gefreut hatte.
 

Verständnisvoll nickte Thatch, als sie ihre Geschichte beendete. Hanna hatte Klasse bewiesen, dass musste er ihr lassen. Sie beschwerte sich nicht über die tollpatschige Art des Feuerbändigers, über die Thatch im Laufe der nächsten Tage unbedingt noch einmal mit Ace reden musste, sondern hielt sich einfach dezent zurück, um sich den Abend nicht zu verderben.
 

„Nimm ihm sein ungebührliches Verhalten bitte nicht übel, er hat noch nicht viel Erfahrung. Da wir ja hauptsächlich auf hoher See sind.“, bat der Kommandant der vierten Division sanft und suggerierte der jungen Frau gleichzeitig, dass sie es mit jemand zu tun hatte, der um einiges sensibler und erfahrener war. Hanna schluckte und setzte sich aus ihrer vorgebeugten Haltung wieder auf, ihr Blick schweifte kurz prüfend über Thatchs wohl definierten Torso und blieb an seiner Schwertscheide hängen, die er wie immer am Gürtel trug.
 

Ihr Ausdruck wurde spielerisch, als sie sich mit dem Rücken zu ihm drehte und die Beine auf das Polster legte. Thatch rückte sich sogleich in die dazu passende Position, um ihr das Anlehnen so bequem, wie möglich zu machen. Die Lautstärke ringsum interessierte jetzt nicht mehr, weil sie sich so nahe waren. Hanna hob ihren Kopf und flüsterte ihm verführerisch zu, dass er ihr von seinen Abenteuern erzählen sollte und legte einen seiner Arme unterhalb ihres Dekolletés. Zufrieden mit der neuen, unerwarteten Situation, sog Thatch ihren blumigen Geruch ein und begann von der Liebe seines Lebens zu erzählen: dem Meer.
 

In der Zwischenzeit fühlte sich Ace merkwürdig und ihm war klar, dass er in dieser Situation anders hätte empfinden müssen. Seine Freunde hatte er mittlerweile aus den Augen verloren, ebenso wie zwei Frauen, die trotz des Feuerunfalls noch mit auf die Tanzfläche gekommen waren. Doch er war auch jetzt überfordert, obwohl nur noch zwei verbliebene Mädchen um ihn buhlten. Er wusste nicht, was mit ihm los war, er liebte Partys – eigentlich jede Gelegenheit, die man mit Sake und Essen feierte.
 

Trotzdem fiel es ihm schwer mit den beiden reizenden Mädchen zu tanzen oder um ehrlich zu sein, einigermaßen im Rhythmus je einen Schritt zur Seite und dann wieder zurück zu machen. Er hatte es sich niemals so kompliziert vorgestellt ein weibliches Wesen zu verführen. Denn genau das hatte er vor. Seitdem Marco ihm immer wieder klar gemacht hatte, dass er Ace Gefühle für ihn widerlich fand und diese abstoßend sowie unnatürlich waren, war Ace neugierig, wie das Gegenteil aussehen sollte.
 

Außerdem, wenn der Vize ihn nicht wollte, gab es, wie bereits bewiesen, genug willige Schönheiten, die ihn nicht verschmähten. Er brauchte den Blonden nicht. Feuerfaust Ace war nicht auf die Zuneigung und Zärtlichkeit eines blauen Federviehs angewiesen. Seine geballte Faust lockerte sich, als das schwarzhaarige Mädchen mit einem frechen Lächeln, sanft ihre Finger über seine Hand gleiten ließ.
 

Er griff nach ihrer Hand und zog sie weiter zu sich. Das empörte Keuchen und das dramatische Davonlaufen der anderen Frau ignorierten die beiden, um engumschlungen weiter zu tanzen.
 

~*~*~*~*~*~*~
 

Einige Wochen vor dem Streit. Nachdem der Aufbau von Beryllia erfolgreich verlaufen war, befand sich die Moby Dick endlich wieder auf hoher See.
 

Marco bedauerte es sehr, dass er und die Wunderkerze an Land kaum Zeit füreinander gehabt hatten. Er und Jules hatten sich um die diplomatischen Fragen gekümmert, während Ace beim Aufbau der zerstörten Gebäude geholfen hatte.
 

Heute Morgen hatten sie nach über einer Woche endlich wieder abgelegt und Kurs auf Xangaka genommen, wo Juliette von Bord gehen würde, um pünktlich zum Semesterbeginn in Sunlait zu sein. Marco freute sich darüber, endlich einen ungestörten Abend mit Ace verbringen zu können. Der Feuerbändiger würde das Training der Mannschaft sicher bald beendet haben, sodass für ihn noch etwas Zeit blieb, um in den Schlafsälen nach dem Rechten zu sehen.
 

Auf halben Weg hörte Marco plötzlich aufgebrachte Rufe aus dem Speisesaal. Mit einer unbestimmten Vorahnung ging er dem Aufruhr nach und fand Derek mit hochrotem Kopf vor einer geöffneten Speisekammer. Die tiefen Zornesfalten auf dem Gesicht des Smutjes verstärkten den Eindruck, dass etwas Schwerwiegendes vorgefallen war.
 

„Diese miese Bande nichtsnutziger Bast-…“, ereiferte sich Derek wütend, wurde aber von Marcos kühlem Blick und einer wegwerfenden Handbewegung unterbrochen. Der Vize strahlte eine eiserne Ruhe aus, die den Chefkoch zur Vernunft brachte.
 

„Was ist passiert? Du scheinst sehr aufgeregt zu sein.“, sprach Marco sachlich und in einem verständigem Tonfall. Mit einer herrischen Geste wandte sich Derek der Speisekammer zu, die auch eine Kühltruhe enthielt.
 

„Es wurde gefrorenes Fleisch, Äpfel und Brot gestohlen. Ich habe gerade bemerkt, dass der Schlüssel in der Tür steckte, obwohl dieser sonst sicher mit den anderen in der Küche verwahrt wird. Jemand hat ihn gestohlen und dann das ganze Essen aus der Speisekammer entwendet.“
 

„Das würde bedeuten, dass jemand aus deinem Team den Schlüssel hat stecken lassen oder wer bekommt außer euch noch Zugang zu eurer heiligen Küche?“, fragte Marco betont ruhig und musterte den Smutje eingehend. Es war verständlich, dass er sich aufregte, andererseits war Ärger mit der gefräßigen Crew immer vorprogrammiert und wenn sich die Köche nicht an ihre eigenen Regeln hielten, konnte man die Schuld niemand wirklich zu schieben.
 

„Ich denke, es war einfach ein unglückliches Missgeschick. Jemand von euch hat aus Versehen den Schlüssel stecken lassen und einer der Jungs hat die Gelegenheit einfach nur genutzt.“, stellte der blonde Mann das Geschehen dar und machte dem Smutje somit ein Friedensangebot. Doch Dereks empörtes Schnauben ließ ihn fragend die Augenbrauen hochziehen, scheinbar hatte er einen Verdacht, wer der Dieb war.
 

„Ich habe diesen nimmersatten Feuerteufel vorhin nicht beim Abendessen gesehen. Wo ist er? Wenn ich ihn erwische, bekommt er für den nächsten Monat nichts zu futtern!“, begehrte Derek auf und wollte losstürmen, als sich Marco mit einem mörderischen Blick vor ihn schob und ihn unsanft zu Recht wies:
 

„Hör mir zu. Es ist dumm gelaufen, was hier passiert ist. Sprich mit deinen Leuten, dass das nicht nochmal vorkommt. Was Ace betrifft, der ist an Deck und trainiert unter anderem auch einige deiner Schwächlinge, also wage es ja nicht ihn zu verdächtigen. Außerdem weiß der Junge sehr gut, dass er eine Vorbildsfunktion zu erfüllen hat. Überlege es dir besser gründlich, bevor du noch einmal einen der Kommandanten beschuldigst.“
 

Derek schluckte benommen als Reaktion auf den unerwarteten Ausbruch seines Vizekäpt’ns und nickte sogleich stumm, um weitere Schimpftiraden zu vermeiden. Mit Marco war schon seit einiger Zeit nicht besonders gut Kirschen essen, also vermied er am besten eine hitzige Diskussion. Er nickte erneut und sagte dem blonden Mann, dass er die Sache auf sich beruhen lassen würde. Er bat ihn aber darum, ob er sich bei der nächsten Versammlung dazu äußern könnte. Marco hatte nichts dagegen und wandte sich zum Gehen. Das Inspizieren der Schlafsäle würde bis morgen warten müssen, entschied er stumm.
 

Auf dem Weg zu seiner Kajüte schüttelte er alle absurden Gedanken über Dereks Anschuldigungen ab. Es war lächerlich, Ace war in letzter Zeit gereift und hatte bewiesen, dass er für die Mannschaft Verantwortung übernehmen konnte. Als er auf den Gang des Zwischendecks mit den Kommandantenquartieren gelangte, glaubte er einen leichten Hauch von gebratenem Fleisch zu riechen, aber das war ja unmöglich. Doch ihm kamen Zweifel, als er vor seiner Zimmertür Halt machte und leises Gemurmel, Lachen und das unverkennbare Zischen von Gebratenem hörte.
 

Ungehalten öffnete er die Tür und ertappte Ace, Jules und Birdie dabei, wie sie sich in seinem Raum ein genüssliches Abendessen bereitete. Die Drei schienen keineswegs erschrocken über sein Erscheinen zu sein und Juliette kam sogleich lachend auf ihn zu.
 

„Was glaubt ihr, was ihr hier macht?“
 

„Wir haben das Abendbrot verpasst und hatten Hunger. Was denkst du denn?“, kam die logische Antwort seiner Schülerin, die an ihm vorbei Griff um die Tür hinter ihm zu zuziehen. Sie flüsterte ihm zu, dass sie ja niemand erwischen durfte und zündete zwei Kerzen an, die einen penetranten Zimtduft verbreiteten. Die Bullaugen waren ebenfalls geöffnet und da der Wind günstig stand, würde niemand auf dem oberen Deck bemerken, dass hier ein kleines Festessen stattfand.
 

Birdie und die Feuerfaust saßen an dem großen Tisch und wendeten einige schöne Stücken Fleisch auf einer Assiette, die Ace mit seinen Teufelskräften erhitzte. Zusätzlich schmorte darin noch Gemüse, dessen verschwinden Derek nicht einmal bemerkt hatte. Auf dem Tisch lag außerdem noch ein Viertellaib Käse sowie Äpfel und ein großes Brot. Der Anblick der Speisen war lecker und weckte den Hunger in Marcos Magen. Er selbst hatte mit Whitebeard zusammen früher, als der Rest der Mannschaft, gegessen.
 

Perplex und unsicher, ob er wütend über die Dreistigkeit seiner Freunde sein sollte oder lieber Ace Einladung annahm, der ihm erläuterte, dass sie extra für ihn auch sein Lieblingsessen - gegrillte Hähnchenbrust - besorgt hatten.
 

„Ich habe Derek gerade versichert, dass ein verantwortungsvoller Kommandant, wie du, nicht in der Lage wäre, eine Speisekammer zu plündern. Wie sieht das denn jetzt deiner Meinung nach aus?“, fragte Marco in einem resignierenden Ton, denn er hatte feststellen müssen, dass er Ace und seinem unschuldigen Lächeln schlecht böse sein konnte. Da mischte sich Jules wieder in seine Gedanken ein und stellte mit einen ebenso unschuldigen Blick klar:
 

„Naja, wie soll das aussehen: Mit gefangen, mit gehangen. Also setz dich bitte und schneid das Brot für uns vier.“
 

„Ihr habt die Sachen gestohlen und ich wette, dass ein Koch heute noch eine Menge Ärger mit seinem Chef bekommen wird.“, konfrontierte Marco die drei Diebe mit einer Tatsache und wunderte sich plötzlich, warum auch Birdie so wenig betroffen schien. Der Junge bemerkte seine Verwunderung und erklärte:
 

„Ich muss morgen die Speisekammern sauber machen und deshalb hat mir Derek einen Generalschlüssel gegeben, aber er hat die Speisekammer vorher mit dem richtigen Schlüssel aufgeschlossen und ihn vergessen, als er lautes Scheppern und zerschlagen von Porzellan hörte. Ich habe die Speisekammer abgeschlossen und bin zum Training gegangen. Erst im Anschluss hab ich bemerkt, dass ich auf einmal zwei Schlüssel hatte, also war das nicht meine Schuld. Da wir nach unserem Training Hunger hatten…“
 

Marco schüttelte den Kopf und bedeutete, dass der Junge nicht weitersprechen musste. Ihm war klar, wie sich alles weitere entwickelt hatte. Doch irgendwie störte es ihn, dass Ace und Jules das einfach so durchgezogen hatten. Sie schienen einen schlechten Einfluss auf den Schiffsjungen zu nehmen. Trotzdem wollte sich der älteste Mann nicht eingestehen, dass er den kleinen Streich amüsant fand, er versteifte sich bei dieser Erkenntnis spürbar und wandte sich dem Schneiden des Käses zu.
 

„Entspann dich, Marco! Unsere Speisekammern sind endlich wieder voll und die Sachen hier werden nicht schlecht.“, sagte Ace unbekümmert und reichte dem Vizekäpt’n eine köstliche Hähnchenbrust auf einer Brotscheibe. Er verkniff sich einen Kommentar und legte sich noch Käse auf sein Essen, bevor er herzhaft reinbiss. Sein Hungergefühl war letztlich doch größer, als seine Moral.
 

„Das schmeckt toll, Ace.“, schmatzte Birdie übermütig, sichtlich beflügelt von seiner ausnahmsweise wenig autoritären Gesellschaft. Auch das Mädchen und die Feuerfaust begannen zu essen und für eine Weile herrschte gefräßige Stille.
 

Nachdem Ace sicher gestellt hatte, dass alle Beweise vernichtet waren, schloss Marco die Bullaugen und spendierte jedem eine Flasche Sake aus seinem privaten Vorrat. Birdie hatte Karten dabei und während Juliette ungeschickt zu mischen begann, fragte der Schiffsjunge etwas an alle drei gewandt, was ihm scheinbar schon lange auf der Seele brannte:
 

„Schlaft ihr eigentlich miteinander?“
 

Die Spielkarten ergossen sich in Schwall auf den Tisch. Ace und Marco waren in ihren Bewegungen erstarrt und starrten Birdie unverwandt an. Marco spürte, wie sein Herz heftiger zu schlagen begann. Er fühlte sich ertappt und machte sich Sorgen, wie der Schiffsjunge, die ganze Affäre sehen würde. So gefror die Situation für eine gute Minute, bevor sich Juliette zu einer Frage durchringen konnte:
 

„Birdie, wovon sprichst du?“
 

Alle drei Erwachsenen sahen ihn abwartend an. Der Junge schien jedoch sehr unbekümmert über seine Frage zu sein und war vor allem sehr unbeeindruckt von der Reaktion der anderen.
 

„Na, du hast doch gestern erzählt, du hast dich in der Akademie mit diesem Typen angefreundet und da dachte ich…“, antwortet der Schiffsjunge unbestimmt und bemühte sich redlich gleichgültig zu klingen, aber irgendwie gewann Marco den Eindruck, dass der kleine Kerl eifersüchtig war. Jules schüttelte unterdessen mit Kopf und lachte erleichtert auf:
 

„Nein, Birdie. Wir sind nicht zusammen. Fridolin und ich sind nur ein gutes Team bei Verhandlungen. Vor ein paar Wochen mussten wir entscheiden, was wegen einem Mädchen passieren sollte, die giftige Brötchen an Marktbesucher verteilt hatte. Sie hatte insgesamt drei Männer vergiftet, um ihren Vater, einem Marineoffizier, zu helfen Piraten zu vernichten. Auf der Insel konnte einer von zwei zivilen Besuchern gerettet werden. Wir gehen davon aus, dass der Dritte ebenfalls nicht mehr lebt.“
 

„Doch, das tut er.“, widersprach ihr Ace grinsend, obwohl sein Gesicht immer noch etwas blass wirkte. Er war ebenfalls von Birdies unschuldiger Frage sehr erschrocken gewesen, aber dieses Thema erschien ihm höchstinteressant zu sein. Zu seiner Zufriedenheit runzelte Jules die Stirn, sie war verwirrt von seiner Aussage und dem wissenden Blick der anderen beiden Männer:
 

„Woher willst du…“, weiter kam die blonden Frau nicht, denn Marco fiel ihr ins Wort.
 

„Das kleine Mädchen hat Ace vergiftet und er hat überlebt, weil er dank seiner Teufelskräfte und seiner unnatürlichen Körpertemperatur das Zeug abatmen konnte. Trotzdem hat er uns ziemlich in Aufruhr versetzt, als er mit Fieber an Deck kollabiert ist.“
 

Der Vize sah Ace lange an und zeigte ihm somit zum ersten Mal, wie viele Sorgen er sich um den Jungen gemacht hatte. Auf dem Gesicht der Feuerfaust spiegelte sich ein verlegenes Lächeln für die Fürsorge wieder, doch dann hatte er eine andere Frage:
 

„Wie habt ihr die Sache gelöst? Das Mädchen wurde hoffentlich nicht bestraft?“
 

„Nein, das wurde sie nicht. Marie hatte gehofft, dass sie ihren Vater öfter sieht, wenn weniger Piraten von dieser Insel kommen würden. Erst zum Schluss hat sie begriffen, dass sie Piraten nicht von einfachen Leuten unterscheiden konnte. Wir sind dann zusammen mit ihren Eltern und dem Marine übereingekommen, dass die Basis ihres Vaters auf seine Heimatinsel verlegt wird, da viele seiner Männer dort zu Hause sind. Ihr solltet diese Insel besser nicht mehr sooft anlaufen.“, erzählte Jules schmunzelnd zu Ende. Sie schaute dann dem erstaunten Birdie freundlich an und hob die Karten wieder auf. Schließlich fügte sie noch hinzu:
 

„Du siehst also, wir sind einfach nur ein gutes Team und haben keinen Sex.“
 

Erleichtert, dass die verhängnisvolle Frage beantwortet war, seufzte Marco. Das war wirklich knapp gewesen, beinahe wäre die Sache zwischen ihm und Ace aufgeflogen. Er tauschte einen einvernehmlichen Blick mit dem Feuerbändiger, der nickte und mit einem großen Schluck seine Flasche leerte. Die Stirn des Schiffsjungen legte sich erneut in Falten und er wandte sich daraufhin unschuldig zu Marco und Ace:
 

„War das eigentlich Sex, was ihr in dem Lagerraum gemacht habt?“
 

~*~*~*~*~*~*~
 

Ace und die dunkelhaarige Schönheit hatten die Party schließlich verlassen, um in der Wohnung der jungen Frau ungestört zu sein.
 

Ihre Lippen waren sanft und schmeckten nach Erdbeeren. Ace legte seine Hände um ihre Hüfte und zog sie enger an seinen Körper. Sie ließ das willig geschehen und rieb sich vorsichtig gegen seinen Unterleib. Der junge Mann summte in den Kuss hinein und kam nicht umhin, die Unterschiede zwischen ihnen zu bemerken. Seine Haut war viel fester und muskulöser als ihre, dafür jedoch nicht so weich und einladend. Ihr ganzer Körper wirkte im Gegensatz zu ihm so zerbrechlich und schwach, obwohl in ihren Küssen und in ihren forschenden Händen ein ebenso großes Verlangen nach ihm lag.
 

Sie übernahm nach und nach wie selbstverständlich die Kontrolle und lockte Ace auf das frischbezogene Bett. Genießerisch schloss er die Augen und sog den leichten Hauch ihres blumigen Parfums ein. Plötzlich verband das Mädchen ihm spielerisch die Augen und ließ sich auf seinen Schoß gleiten. Ace fühlte sich wie in einem Traumland, was er mit der jungen Unbekannten tat, war aufregend. Es kostete jedoch eine Menge Konzentration, das alles nicht mit den Nächten bei seinem Vize zu vergleichen. Das Gefühl ihrer vollen Brüste in seinen Handflächen war verwirrend, weckte jedoch auch die Neugier auf weitere Stellen ihres Körpers.
 

Als ihre Hände seinen Körper zu massieren begann, verschwanden alle anderen Gedanken…
 

Ende Kapitel 33
 

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Guten Tag meine lieben Leser,
 

wie immer freue ich mich, dass ihr bis hierhin durchgehalten habt.
 

Ich bedanke mich für die tolle Unterstützung bei Glupit, --Otaku-desu--, million,

Inu-Yashagirl88, Monkey-D-Setsuna, Pluesch-Pueppie, Puma_Ace, Nana, LuxusDrake und schnullerbabe, die im Namen aller 156 Favo-nehmer fleißig kommentieren.
 

Ein großes Dankeschön geht außerdem an samiya, die so lieb war das Betalesen zu übernehmen.
 

Ich wünsche euch eine schöne Woche!
 

Wir lesen uns in ungefähr 10 Tagen wieder!
 

Liebe Grüße
 

Eure ceres

Aus den Augen des Phönixes

Der Weg zurück zur Stadt erschien Marco länger als am frühen Vormittag. Getrieben von seinen missmutigen Gedanken, hatte er nicht bemerkt, dass er fast einen halben Tag gelaufen war. Natürlich hatte sein ursprünglicher Plan einen Rückflug beinhaltet, doch auf Grund des Unwetters war daran nicht mehr zu denken.
 

Der Phönix hasste Regen jeder Art. Obwohl das Wasser ihm und seinen Flammen nichts anhaben konnte, verabscheute er das Gefühl der Flüssigkeit, die sich ihren Weg durch sein flammendes Gefieder bahnte. Die Tropfen über seine menschliche Haut rinnen zu fühlen, mochte er auch nicht sonderlich. Daher hat er seinen Herren genötigt unter einer Palmengruppe Schutz zu suchen und sich etwas auszuruhen. Der emotionale Zustand, in dem sich Marco befand und der sich mehr und mehr auf seine physische Stärke auswirkte, beunruhigte das uralte Tier. Es galt zu fürchten, dass sich sein Herr endgültig verlor.
 

Tröstend schmiegte sich der Phönix an die Gedanken seines Besitzers, er wollte ihn nicht leiden sehen und vor allem nicht spüren, wie sein Selbsthass ihn zerfraß. Der blonde Mann konnte nicht verstehen, wie er so mit Ace hatte umgehen können, wo er sich doch geschworen hatte niemals so weit zu gehen. Das unbeschreibliche Leid in den Augen der Feuerfaust hatte ihn bis ins Mark erschüttert und dieses Bild verfolgte ihn nun. Marco bereute aus tiefstem Herzen seine Entscheidungen, die unweigerlich zu ihrem Streit geführt hatten.
 

Die Flammenkreatur zeigte mittlerweile auch Reue für einige Dinge, die passiert waren. Es war seiner Triebhaftigkeit und Einsamkeit zu verdanken, dass Marco seine berechtigten Zweifel, trotz besseren Wissens, ignoriert und sich auf das ewige Feuerelement eingelassen hatte. Regeln und Gesetze hatten für das uralte Tier nur begrenzt Bedeutung und standen seiner Ansicht nach unter der Freiheit des Einzelnen. Es stimmte, der mächtige Raubvogel war es gewohnt für sich allein zu sorgen. Lange Zeit schien es so, als würde sein jetziges Leben mit Marco ebenso einsam verlaufen, wie die vielen zuvor.
 

Es gab keinen weiteren Feuervogel auf dieser Welt. Leider waren die daraus resultierende Einsamkeit und all seine Sehnsüchte nach einem echten Freund und Gefährten nie ganz von ihm abgefallen. Die Pflichten in und für die Mannschaft boten jedoch eine Möglichkeit einen seiner geheimen Triebe zu folgen: Brutpflege. Der blonde Mensch hatte seine eigenen Gründe gehabt, das Dasein eines Einzelgängers stumm und bedingungslos zu akzeptieren. Doch waren sie beide nicht in der Lage gewesen, sich völlig aus dem menschlichen Leben herauszuhalten. Denn allem zum Trotz hatten sie dennoch zumindest nach körperlicher Befriedigung und Zweisamkeit gesucht, aber das hatte sich immer wieder als Fehler entpuppt.
 

Dabei war mit Ace alles ganz natürlich passiert.
 

Die körperliche Anziehung, die der Feuerbändiger auf Marco und den Feuervogel ausgeübt hatte, war nichts im Vergleich zu dem gewesen, was einer von ihnen je erlebt hatte. Der Phönix war sich mit seinem Herrn in dieser Hinsicht einig gewesen, sehr sogar. Doch dieser hatte ihm gleichzeitig auch schlimme Vorhaltungen gemacht: Ace war zu jung, um ihn zu verführen. Es war zu Recht verboten einen Nakama zu begehren. Er war sein Mentor, direkt von Whitebeard eingesetzt. Außerdem gehörten richtige Männer doch zu echten Frauen. Piraten hin oder her. Was würden ihre Kameraden und Freunde zu dieser Beziehung sagen? Würden sie sie überhaupt noch ernst nehmen? Was um Himmels Willen würde der Käpt’n tun?
 

Keinem anderen Menschen auf dieser Welt schuldeten sie beide mehr, das war auch dem Phönix bewusst. Ohne Whitebeards Zutun hätten sie sich wahrscheinlich nie gefunden und das würde die Flammenkreatur zu tiefst bedauern. Als er aus seinem Jahrhunderte währenden Schlaf erwacht war und zum aller ersten Mal Marcos Körper und geistige Präsenz gespürt hatte, war er außer sich vor Freude über den neuen Lebensraum gewesen.
 

Die unbändige, körperliche Kraft seines neuen Herrn war beeindruckend und stand seiner in nichts nach, so wie auch sein ungebrochener Wille andere zu schützen. Sie ergänzten einander nahezu perfekt und durch ihre Verbindung hatten sie beide viele Erfahrungen gesammelt und waren zusammen ganz natürlich gereift.
 

Beflügelt von diesen Erinnerungen schmiegte der Phönix sich weiter an Marcos Bewusstsein und ließ ihn an den Bildern ihrer ersten Zusammenkunft teilhaben. Zu seiner Überraschung ließ sein Herr das geschehen und entspannte sich sogar merklich. Liebevoll erwiderte Marco die Geste und machte ihn leicht amüsiert darauf aufmerksam, dass nicht alles so reibungslos verlaufen war. Er hatte dabei selbstverständlich Recht. Der Mensch, der Marco damals war, hatte bei ihrem ersten unerwarteten Flug beinahe die Besinnung verloren. Im Nachhinein war es vielleicht auch zu früh gewesen, ihn dazu zu zwingen eine Klippe herunter zuspringen, sich im Fallen zu verwandeln und ihm dann auch noch die Führung beim Fliegen zu entziehen, kurz nachdem sie sich erstmals gespürt hatten.
 

Mit der Zeit hatte Marco das Fliegen lieben gelernt, ebenso wie die geschärften, uralten Instinkte und wertvollen Erfahrungen über Kämpfe, Strategien und das Leben, die sie fortan teilten. Leider war der neue Herr der Feuerbestie gegenüber nicht so offen gewesen und es hatte lange gedauert, bis er sich seinem neuen Gefährten anvertraut hatte.
 

Marco plagte sich schon damals mit Selbstzweifeln und Scham, dass er seine Frau getötet hatte. Jedoch war das in vielerlei Hinsicht falsch. Zu allererst waren Lyana und er nicht verheiratet, zumindest nicht offiziell, da sie sich weder die Zeremonie oder Ringe hatten leisten können, noch einen Priester zu der Trauung hatten bewegen können.
 

Daher hatten sich die unbeirrbaren Liebenden ohne den Segen einer weiteren Person einander versprochen. Das Pärchen hatte sich gegenseitig geehrt und respektiert, sodass der spätere Kommandant nicht umhinkam zu erfahren, dass Lyana an einer Krankheit litt, auf deren Heilung keinerlei Hoffnung bestand. Doch sie hatte dem betroffenen Mann versichert, dass sie noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte mit einander vor sich hatte.
 

Darin hatte sich die junge Frau leider geirrt. Nach knapp zwei Jahren hatte Marco das Vertrauen vieler Bürger gewonnen und bekam immer mehr Arbeitsaufträge, die ihn nicht jede Nacht heimkehren ließen. Es war an einem dieser Tag gewesen, als er sich beeilte endlich bei seiner Geliebten zu sein, dass er die Tür zu ihrem Haus offen vorfand. Gleichdarauf waren ihm der Bürgermeister und eine von Lyanas wenigen Freundinnen mit steinerner Miene entgegengekommen.
 

Mit monotoner Stimme hatte der Bürgermeister ihm mitgeteilt, dass Lyana in der vergangenen Nacht gestorben war und es ihm leid tue. Benommen und wie unter Schock hatte Marco den gewaltsamen Ausbruch der anderen Frau über sich ergehen lassen, die an ihm zerrte, ihn mit Schimpfwörtern wie Abschaum und Mörder bedachte und dabei mit ihren Fäusten auf seine Brust schlug. Letztlich hatte er sie einfach zur Seite geschoben und war stumm auf den ortsansässige Arzt zu getreten, dessen leeren, resignierenden Augen ihn kaum fokussieren konnten.
 

Das ohnmächtige Zittern in Marcos Innerem war an die Oberfläche gelangt, als ihm der Mediziner sanft zu verstehen gab, dass die frühe Schwangerschaft Lyanas labile Gesundheit so sehr strapaziert hatte, dass ihr Körper dem nichts entgegenzusetzen hatte. Er hatte ihm mitgeteilt, dass es sein schwerwiegender Fehler gewesen wäre, mit ihr zu schlafen, nicht nur weil sie nicht verheiratet waren. Außerdem dürfte wegen diesem Vergehen der Leichnam nicht auf dem Friedhof des Städtchens bestattet werden. Ohne ein tröstendes Wort war auch der Arzt seiner Wege gegangen und hatte den völlig überforderten blonden Mann zurückgelassen.
 

Die Tränen waren, erst nachdem die Personen schon lange weg waren, gekommen. Die unbändige Trauer, die von Marco Besitz ergriffen hatte, ließ ihn stumpf vor seiner schönen, geliebten, regungslosen Frau niederknien. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass Lyana ein Kind erwartete. Sein Kind, nein ihr gemeinsames Kind. Mit jedem weiteren Gedanken war etwas in ihm zerbrochen, das den Glauben an eine gerechte Welt und eine echte Chance auf Rehabilitation zunichtemachte.
 

Marco hatte begonnen sich dafür zu hassen, ein weiteres blühendes, unschuldiges Leben vernichtet zu haben. Dabei hatte er sie niemals verletzten wollen. In dem Moment hatte er verinnerlicht, dass ein niederträchtiger, brutaler Mörder wie er Zweisamkeit und Liebe nicht verdient hatte. Einen Augenblick später schwor er bei allem, was ihm etwas bedeutete, dass er niemals eine andere Frau lieben würde und in diesem Sinne seiner großen Liebe in den Tod folgen wollte.
 

Doch dann war plötzlich einer der stärksten Piraten der Grand Line an ihn herangetreten und hatte ihm den Respekt entgegengebracht, den er sich immer gewünscht hatte. Keine Häme, keine Anfeindungen, keine Verwünschungen nur ein väterlicher Rat, dass bestimmte Dinge vom Schicksal entschieden wurden, ohne dass man darauf Einfluss nehmen konnte, hatte Whitebeard ihm gegeben, noch bevor er ihm den Tod verweigerte. Nicht zuletzt wollte der Piratenkäpt’n es vermeiden Lyanas Andenken mit Marcos Tod zu beschmutzen.
 

Das und einige andere Argumente des weisen Mannes hatten ausgereicht, um den Lebenswillen und das Streben nach einem ehrvollen, freien Leben in Marco zurück zu bringen.
 

Das Leben auf See war zu Beginn für den ehemaligen Krieger nicht einfach gewesen und es hatte einige Zeit gedauert, bis er sich vollends integrieren konnte. Doch einen Vorteil hatte es immer, er war niemals allein. Fast jeden Abend verbrachte er von da an in Whitebeards Gesellschaft und so lernte er den außergewöhnlichen Mann kennen, dessen alleinigen Kräfte ausreichten, um jemanden, wie Roger in seine Schranken zu weisen.
 

Seine Kameraden zu schützen und eine Division im Sinne Whitebeards zu leiten, war sein Lebensinhalt geworden und es gab nichts, was er hätte lieber machen wollen. Seine taktischen und kriegerischen Fähigkeiten hatten Marco in wenigen Jahren Unmengen an Respekt und Achtung von Alliierten, Feinden oder der Marine auf der Grand Line beschert. So hatte es auch niemanden überrascht, dass er bald darauf der Vize der starken Mannschaft wurde.
 

Der Phönix verehrte den großen Mann ebenso, wie es Marco seit ihrer ersten Begegnung getan hatte und ihre Loyalität Whitebeard gegenüber kannte keine Grenzen – außer Ace.
 

Die Angst vor der Ablehnung der Mannschaft ihren Neigungen gegenüber hatte Marco schon immer verfolgt. Außerdem hatte die Vorstellung, dass er und seine blauflammige Bestie die Kontrolle verlieren und den Jungen genauso misshandelten und benutzten könnten, wie es ihnen einst widerfahren war, seinen Geist vergiftet. Dieser schwarze Moment in seinem Leben war dem geschuldet, dass er keine Frau, nicht mal ihren Körper, mehr begehren konnte oder eher wollte. Die Prinzipien des blonden Mannes waren unumstößlich und er hatte die Selbstkasteiung bis zur Perfektion ausgebildet.
 

Es gab jedoch etwas, das der Vize der Whitebeardpiraten nie verstanden hatte und das war die schlichte Tatsache, dass das Inferno in Ace Brust etwas war, dem sie sich nicht entziehen konnten. Die roten Flammen symbolisierten Zerstörung, während sie in diesem Szenario die Wiederherstellung repräsentierten. Es waren die perfekten Gegensätze, die zusammen ein Gleichgewicht oder besser gesagt eine Einheit bildeten.
 

Demzufolge hatte der Vize streng genommen nicht versagt, als er seinen gut verborgenen Sehnsüchten freien Lauf gelassen hatte, sondern er hatte von vorn herein keine reelle Chance gehabt sich den Anziehungskräften zu entziehen. Der Phönix hatte sich bemüht seinem Meister diesen Sachverhalt klar zu machen, aber er hatte sich stur dagegen gesträubt und sich lieber in trügerischer Einsamkeit gewiegt. Diese Art von zwiespältiger Vernunft hatte wahrscheinlich ebenfalls zu diesem Schlamassel beigetragen. Verstimmt zupfte der blaue Flammenvogel an Marcos Gedanken und bat ihn endlich einzusehen, dass es unvermeidbar war Ace zu lieben.
 

Das kurze Zittern in Marcos Brust entging ihm nicht. Es war das halbherzige Aufbegehren, dass er nur Lyana so liebte. Die fadenscheinige Lüge schien sein Herr jedoch selbst zu bemerken. Er liebte und verehrte Whitebeard, wie er auch die gesamte Mannschaft liebte und beschützen wollte. Natürlich konnte er seine Gefühle für Käpt’n und Crew nicht mit denen für seinen Engel vergleichen. Dafür aber seine Gefühle für Ace, bat der Phönix. Er wünschte sich, dass der Blonde endlich Vernunft annahm. Es würde schließlich vieles einfacher machen und das ein oder andere Problem in einem neuen Licht erscheinen lassen. Dem roten, unendlichen Feuer hatten sie sich nicht entziehen können, dafür hatten sie es dann im entscheidenden Moment, wie befürchtet, verraten. Wieder einmal war ihr stoisches Nichthandeln für einen Konflikt verantwortlich, stellte der Phönix pikiert fest.
 

Es tat Marco sowohl körperlich als auch psychisch weh, sich einzugestehen, dass Ace feuriges Wesen und sein Körper eine große Leere in seiner Seele füllen konnten. Das hatte rein gar nichts mit seinen Gefühlen für Lyana zu tun, beschwichtigte der Feuervogel. Schließlich begründete sich ihre Zuneigung zueinander auf dem Urvertrauen zwischen ihren Feuern, denn damit hatte die Geschichte begonnen. Alle tiefgründigen Gefühle, die über die animalische Anziehung hinausging, hatte Ace Wesen, sein Aussehen und sein Handeln verursacht.
 

Einen Moment lang schien es, als würde es dem Jungen ähnlich gehen und als würden sie ihre verbotene Leidenschaft im Geheimen leben können. Doch dann hatte Birdie damals in seiner Kajüte eine empfindliche Frage gestellt. Der blonde Mann hatte diese surreale Situation noch heute glasklar vor Augen. Es war das erste Mal seit langem, dass selbst Juliette nicht gleich geistesgegenwärtig hatte reagieren können.
 

Dem Vize war bis zu diesem Zeitpunkt davon überzeugt, dass seine Antwort auf die unschuldige Frage keine der Ursachen für den erbitterten Konflikt mit Ace gewesen war. Doch langsam kamen ihm Zweifel, dass er mit seinem Krisenmanagement richtig gehandelt hatte.
 

~*~*~*~*~*~
 

Es war für einen langen Moment in der Kajüte still geworden. Wie ein Echo schien Birdies Frage in den Köpfen der drei Erwachsenen widerzuhallen. Der Älteste war der Erste, der sich wieder bewegte.
 

„Nein, Junge. Das was Ace und ich in dem Lagerraum gemacht haben, war kein Sex. Das ist ohnehin verboten.“, antwortete Marco nach bestem Wissen und Gewissen und hoffte, dass der Schiffsjunge es dabei bewenden lassen würde. Das verwirrt dreinblickende Gesicht machte ihm jedoch wenig Mut, dass sich sein Wunsch erfüllte.
 

„Was glaubst du mitbekommen zu haben und mit wem hast du darüber gesprochen?“, mischte sich Juliette mit betroffener Stimme ein und fixierte Birdie mit einem Blick, dass dieser hart schlucken musste. Der Ernst der Lage wurde ihm erst jetzt richtig bewusst.
 

„Ich hab niemanden etwas gesagt, ehrlich. Vista hatte mich geschickt, um im benachbarten Raum etwas zu suchen und zu kehren. Ich habe eure Stimmen gehört und dann…“, unsicher machte der Junge eine Pause und sah verstohlen zu Marco, der mit starrem Blick an ihm vorbei an die ihm gegenüberliegende Wand schaute. Er riskierte sogar einen Blick zu dem erleichtert dreinschauenden Ace, dessen Wangen von einem Hauch Rot überzogen wurden.
 

„Sprich weiter, Birdie.“, forderte der Vizekäpt’n den verunsicherten Jungen auf und bemühte sich nicht zu streng zu klingen. Sollte er ihn verschrecken, stieg das Risiko, dass Birdie jemand anderen ins Vertrauen zog und das konnte ungeahnte Folge haben. Zum ersten Mal seit langem spürte Marco wieder die Unsicherheit über sein Tun, dass er seit Jules Ankunft einfach hatte vergessen können. Sie hatte Ace und ihn so gut sie konnte unterstützt und ihm damit auch eine Last genommen. Doch nun schien es so, als würde der trügerische Zustand wegen seiner eigenen übermütigen Unachtsamkeit zerstört werden.
 

„Ich habe gehört, wie etwas bei euch zerbrach und wollte die Scherben wegräumen, weil ich ja den Besen hatte, aber als ich den Raum betrat… da hab ich nur Ace Rücken hinter einem Regal gesehen. Dich dafür nirgends. Als ich mich bemerkbar machen wollte, hat Ace deinen Namen gestöhnt. So wie damals, als er krank war…“, schluckte Birdie beschämt und wagte es nicht seinen Blick von der Maserung des Tisches zu lösen. Er wartete nur auf die Standpauke, die ihm wohl unweigerlich bevor stand.
 

Laut seufzte Marco und sah unschlüssig von Birdie zu Ace und Jules. Der Flammenwerfer hatte sich gänzlich in sich zurückgezogen und erinnerte sich mit einem mulmigen Gefühl an die eben beschriebene Situation. Marco hatte ihn überrascht, als er die Inventur allein beendet hatte. Dabei war eine leere Glasflasche zu Bruch gegangen. Sie hatten sich geküsst und kurz darauf hatte der Ältere ihm - sozusagen nicht auf Augenhöhe - demonstriert, dass er ihn ungern wegen Beryllia verließ und ihre Zweisamkeit lieber feiern wollte. Es hatte Ace geschmeichelt und ihn darin bestärkt, dass Marco es dieses Mal wirklich ernst meinte und er sich nicht mehr von ihm fernhalten wollte. Endlich hatte die Feuerfaust ihm richtig vertrauen können.
 

Im nächsten Moment bemerkte er Birdies versteckte Anspielung. Plötzlich fiel ihm ein, was passiert war, nachdem er vom verhängnisvollen Ausflug mit Zangoy und dem Schiffsjungen zurückgekehrt war. Ace hatte sich lange eingeredet, dass er in seinem Fieberwahn geträumt hätte, den Vize an Deck geküsst und ihn später immer wieder gerufen zu haben. Mit Hilfe seiner schweren Vergiftung hatte sein ungezähmtes Feuer ihn also hintergangen und Marco auf seine Gefühle zu ihm aufmerksam gemacht.
 

Irgendwie schien Ace das sehr peinlich zu sein. Er hatte schon damals nicht mehr allein sein wollen, schließlich war der Vize der einzige Mensch, der ihm aus der Sicht der Teufelskräfte so ähnlich war und den er nicht physisch verletzten konnte. Dennoch missfiel ihm die Tatsache, dass er sich Marco scheinbar immer emotional und körperlich auslieferte, ohne recht zu wissen, was in ihm vorging.
 

Es störte den Feuerbändiger kaum, dass Birdie und Jules wussten oder zumindest ahnten, was zwischen ihm und dem Phönixmenschen auf körperlicher Ebene stattfand. Selbst wenn die Regeln, den intimen Kontakt zwischen ihnen streng genommen nicht duldeten, bestand keine Gefahr, solange sie sich umsichtig verhielten und nicht auffielen. Nun sozusagen zwei indirekte Zeugen zu haben, verlieh der Situation außerdem etwas Wahrhaftiges.

Gerade als er Birdie beschwichtigen und um Verschwiegenheit bitten wollte, begann Marco zu sprechen:
 

„Birdie, was auch immer du glaubst gehört oder gesehen zu haben, hat so nicht stattgefunden. Ace und ich schlafen nicht miteinander. Warum sollten wir? Ich rate dir dringend deinen absurden Verdacht an keiner anderen Stelle kundzutun, wenn du in der Mannschaft irgendwann mehr sein willst als nur der Junge für alles.“
 

Das jungendliche Gesicht wurde rot und der schlaksige Körper versteifte sich. Es schien ihm gar nicht zu passen, was der Vize ihm da riet.
 

„Ich habe dir gesagt, dass ich mit keiner Menschenseele darüber geredet habe und das habe ich auch nicht vor. Nur hör bitte auf, mich wie ein naives Kind zu behandeln. Ich bin nicht blind. Du hast selbst an Ace Bett im Traum seinen Namen gerufen und bist nicht freiwillig von seiner Seite gewichen. Jetzt schläft er mit bei dir, obwohl am Ende des Ganges und auf Pops Etage noch Zimmer frei sind und du doch sonst jede Gesellschaft ablehnst.“, trotzig hatte Birdie das Kinn vorgeschoben, wagte es aber gleichzeitig nicht Marco mit seinem Blick herauszufordern. Ihm war nur zu bewusst, dass er sich auf gefährlich dünnen Eis befand, aber er hatte es satt, dass man ihn nicht

ernst nahm.
 

„Birdie, hörst du dir eigentlich selbst beim Sprechen zu? Du kannst doch Marco nicht…“, mischte sich Juliette erschrocken in das Gespräch ein und appellierte an Birdies Vernunft, die langsam wieder die Oberhand gewann. Er atmete schwer fällig aus und maulte leise eine Entschuldigung in die Richtung des Vizes und entlockte dem Älteren ein leichtes Lächeln. Der Fünfzehnjährige schien mittlerweile voll in seiner Pubertät zu stecken. Na gut, wenn er wie ein Erwachsener behandelt werden wollte, würde er ihm den Gefallen tun, entschied sich der Kommandant der ersten Division.
 

„Entschuldigung angenommen. Biride, hör mir bitte zu und sieh mich an. Es ist verboten mit einem Nakama oder eine der Krankenschwestern zu schlafen oder auch nur näher als üblich zu kommen. Darauf steht die Höchststrafe und Pops hat für derartige Verstöße keinerlei Verständnis. Was zwischen mir und Ace passiert, geht nur uns etwas an und wird auch nie auf dieser unsäglichen Ebene stattfinden.“, erklärte Marco entschieden und horchte plötzlich alarmiert auf, als Schritte vor der Tür laut wurden. Es klopfte und gleich darauf standen Jozu und Thatch mit einigen Flaschen Sake im Gepäck in der Tür.
 

Benommen von Marcos abgebrühter Erwiderung zu Birdie, nahm der Feuerbändiger nur am Rand wahr, wie sich die beiden mit an den Tisch setzten und Jules unsicher seinen Blick suchte. Ace fühlte sich ein weiteres Mal vor den Kopf gestoßen, ebenso wie der Schiffsjunge gewann er den Eindruck, dass der blonde Mann ihn nicht ernsthaft wahrnahm.
 

Das, was sie auf Tyross und auch hier in dieser Kajüte sowie in dem besagten Lager zusammen getan hatten, sollte kein Sex gewesen sein? Was verstand denn der Vize überhaupt darunter? Wie konnten sie denn noch intimer werden? War es nur ein Trick des gerissenen Vizes gewesen, um Birdie vom Wesentlichen abzulenken oder hatten sie tatsächlich nicht miteinander geschlafen?
 

Ace bedauernde Gedanken wurden unterbrochen, als Jozu ihn seine Karten hinwarf und ihn aufforderte anzufangen. Missmutig entschied der Flammenwerfer die Angelegenheit noch einmal anzusprechen, wenn er mit Marco diese Nacht allein war. Er besah sich seine Hand und war zufrieden mit dem vielversprechenden Blatt.
 

Nachdem Ace seinen ersten strategischen Zug gemacht hatte, betrachtete er die Runde ausgiebig. Marco saß zu seiner Rechten am Kopfende des Tisches, neben ihm Birdie und Juliette. Sie hatte jetzt Jozu als Nachbar, während zwischen dem Diamantmenschen und ihm selbst Thatch saß. Dieser beachtete die junge Frau nicht, die ihm gegenübersaß und fragte die Wunderkerze, nach den Trainingsfortschritten von Birdie und seinen anderen Schützlingen.
 

Während er nicht ohne Stolz antworte, nahm das Spiel seinen Lauf und die vormals angespannte Stimmung wurde geselliger. Der Kommandant der zweiten Division lernte verschiedene Dinge an diesem Abend, abgesehen davon, dass er mit Marco bisher scheinbar keinen Sex gehabt hatte. Diese Erkenntnis wurmte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte, da sie ihm das Gefühl vermittelte, dass Marco unehrlich zu ihm war.
 

Erstens Juliette konnte tatsächlich nicht lügen oder in irgendeiner Form bluffen, dafür aber sehr geschickt spielen. Zweitens der Schatzmeister hatte endlich die Glücksträhne der letzten Tage verloren und musste sich mit vielen Niederlagen und hohen Verlusten abfinden. Birdie spielte übermütig, doch war es ihm immer anzumerken, wenn er sich Chancen auf den Sieg ausrechnete. Marco und Thatch waren ebenbürtige Gegner für ihn und der Kommandant der vierten Division hatte großes Talent Juliette offensichtlich zu ignorieren.
 

Ace konnte nicht erklären, warum es ihm etwas ausmachte, dass sein Kamerad sie so schnitt. Jetzt wo er wusste, was zu den Gerüchten über Marco und dem Mädchen geführt hatte, wollte er ihr helfen. Sozusagen als ein Beweis seiner Dankbarkeit, wie er es schon seit geraumer Zeit überlegte. Je später es wurde, umso unkonzentrierter schien die junge Frau am Tisch zu werden, denn bald konnte Jules die Einsätze nicht mehr erhöhen. Ihre kleine Beschwerde, dass sie Geld für neue Kleidung brauchte, traf in der Männerrunde auf wenig Verständnis. Obwohl sich Ace eigenen Ohren ein wenig wärmer anfühlten. Es war wirklich keine gute Idee gewesen, ihre Tasche seinem Feuer zu opfern.
 

Letztlich hatten Jules und Jozu innerhalb weniger Durchgänge kaum noch Geld zum Spielen übrig, während Marco diese Abendpartie zu gewinnen schien. Selbstzufrieden überwachte dieser das Geschehen mit Adleraugen, wie ein Jäger, der sich bald auf seine Beute stürzen würde.
 

Wie es der Zufall wollte, gab Jules in genau dem Moment nach einem All-in bekannt, dass sie schlafen gehen würde, als Thatch aus der letzten, kurz zuvor geöffneten Sakeflasche trinken wollte. Eine kleine, unbeachtete Handbewegung der Feuerfaust reichte, um den Alkohol mit samt der restlichen Flüssigkeit aus der besagten Flasche zischend und dampfend zu vertreiben. Grinsend sah er den entsetzten Thatch an und forderte ihn auf:
 

„Mensch Kompasshirn, da deine Flasche gerade leer ist, kannst du ja gleich Jules begleiten! In meiner Seetruhe ist noch ein kleiner Vorrat. Bring so viele Flaschen mit wie möglich!“
 

Das unwillige Gesicht des Angesprochenen war zum Schreien komisch. Doch er hatte keine Wahl. Schließlich hatte er die letzte Flasche genommen und als erstes geleert. Es war seine brüderliche Pflicht für Nachschub zu sorgen. Doch bis er den entlegenen Lagerraum mit dem Alkohol erreicht hätte, wäre eine Horde angetrunkener, gieriger Matrosen ihm gefolgt und hätte ihn mit Bettelleien genervt. Der Weg zu Ace Zimmer war hingegen keine fünfzig Schritte weit und was sollte auf den Metern in der Anwesenheit der jungen Frau schon passieren?
 

Auch Juliette war verblüfft über diesen Vorschlag und sah Ace unsicher an. Er nickte ihr aufmunternd zu und hoffte, dass sie diese Gelegenheit nutzen würde, um Thatch ins Bild über ihre angebliche Affäre mit dem Vizekäpt‘n zu setzen. Die anderen Anwesenden waren ebenfalls auf Thatch Reaktion gespannt, bemühten sich jedoch erfolglos unbeteiligt zu tun.
 

Jules wünschte den Männern eine gute Nacht, die den Gruß erwiderten und verließ den

Raum, gefolgt von einem missmutig drein schauenden Thatch, der es nicht wagte seinen Kameraden Grund zu Spötteleien zu geben. Währenddessen zog Ace die alten Steckbriefordner aus einem Regal hinter sich und machte sich mit dem begeisterten Birdie über das gefundene Fressen her. Gelassen beobachten Jozu und Marco das Schauspiel amüsiert und tauschten den ein oder anderen bedeutungsvollen Blick.
 

Der Hauptnavigator brauchte für seinen Auftrag eine ganze Weile und trat dann mit einer großen Runde Sake für alle gelöst und augenscheinlich sehr zufrieden wieder in den Raum. Auf Jozus Frage, was denn seinen Gesinnungswandel herbei geführt habe, antworte der Kommandant nicht. Er verlor seine gute Stimmung auch nicht, als die beiden Jüngsten ihm seinen aller ersten Steckbrief mit einem scheußlichen Bild und dem einfallslosen Titel „Tollen-Thatch“ entgegen hielten.
 

Zu seinem weiteren Verdruss war er als nächstes an der Reihe in dem neuaufgenommenen Spiel das Handtuch zu werfen. Nach und nach strichen auch Jozu und Birdie, der auf seinen erheblichen Gewinn sehr stolz war, die Segel, sodass Marco das Spiel mit einem weiten Vorsprung vor der Feuerfaust gewann. Die fünf Männer redeten und scherzten noch eine ganze Weile. Die gesellige Runde löste sich erst am frühen Morgen auf und ließ den Vize und Ace allein in der stickigen, unordentlichen Kabine zurück.
 

In jener Nacht war Ace Plan aufgegangen, dass Jules sich mit ihrem langjährigen, guten Freund aussprechen konnte.
 

Sein anderes Vorhaben mit Marco über Birdies Vorwürfe zu sprechen, konnte er nicht in die Tat umsetzen, da der siegestrunkene Mann ihn unvermittelt küsste, sobald die Tür hinter Jozu ins Schloss fiel…
 

Ende Kapitel 34
 

~*~*~*~*~*~
 

Hallo meine Lieblingsleser,
 

ja wir haben mal wieder das Ende eines Kapitels erreicht. Ich freue mich sehr, dass ihr NSU nach über 1,5 Jahren noch immer die Treue haltet!
 

Ich möchte mich bei Yujianlong, LuxusDrake, schnullerbabe, Hiraya, Nana, Pluesch-Pueppie, --Otaku-desu--, Inu-Yashagirl88, Monkey-D-Setsuna und Puma_Ace für das unermüdliche Kommentieren bedanken.
 

Ein großes Dankeschön geht außerdem an die liebesamiya, da sie erneut als Beta fungiert hat.
 

Wir lesen uns in ca. 10 Tagen wieder!
 

Viele Grüße
 

Eure ceres

Der verlorene Moment

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ein Schritt nach vorn

Zwei Tage nach der missglückten Nacht mit Marco lag Ace auf dem Dachvorsprung des Zwischengeschosses und starrte in den stahlblauen Himmel. Das tolle Wetter veranlasste fast alle Matrosen an Deck zu sein. Vom lauten Trubel wollte der junge Kommandant heute nichts wissen.
 

Er hatte sich nach dem Training und dem Mittagessen hierher zurückgezogen, um seine Ruhe zu haben. Normalerweise würde er jetzt bei seinen Kameraden sein und sich mit ihnen irgendwelche Dummheiten ausdenken, die es unter Marcos und Pops Adleraugen zu verwirklichen galt, beispielsweise Thatch die Schwerter zu klauen. Bei diesem Gedanken seufzte er leise und schloss die Augen.

Genau da lag das Problem.
 

Das Bild des erschrockenen blauen Hühnchens, das ihn vor zwei Tagen vor lauter Panik unsanft von sich gestoßen hatte, konnte der Feuerbändiger überhaupt nicht mit dem starken Mann – dem Anführer, Mentor, Vize, Freund –, der Marco für ihn war, übereinbringen. Diese surreale Handlung war aus seiner Sicht absolut untypisch und ganz entgegen der sonstigen Gelassenheit des Vorzeigekommandanten.
 

Ace gab sich redlich Mühe zu verstehen, warum der Vize solche Angst davor hatte, dass man sie entdeckte. Zum einen konnte er sich nicht vorstellen, dass es jemand in der Mannschaft gab, der sie verraten würde, in Anbetracht der Strafe, die für Nakama sind unantastbar, ausstand. Zweitens war es nicht unbedingt so, dass sie beide einen unfreiwilligen Zeugen nicht mit einigen überzeugenden Argumenten zum Schweigen bringen konnten. Schließlich wussten sowohl er als auch Pops rechte Hand sehr wohl über die vielen nicht geahndeten beziehungsweise todgeschwiegenen Vergehen der Crew Bescheid.
 

Ein grimmiges Lächeln verzog seine Lippen, als er sich erinnerte, wie Faro ihn angsterfüllt angestarrt hatte, als er ihm wegen einer Sache mit Birdie inoffiziell zur Rede gestellt hatte. Niemand wusste weiter davon und der Matrose hatte sich löblicher Weise richtig entschieden und zu seiner eigenen Sicherheit den Mund gehalten.
 

Ace Gedankengang wurde unterbrochen, als er hörte, wie jemand zu ihm heraufkletterte. Genervt seufzte er. Manchmal war der Mangel an Privatsphäre auf einem Schiff einfach unerträglich. Er erkannte an dem leisen Fluchen, das an sein Ohr drang, dass Jules ihn gefunden hatte. Für den Moment störte ihn ihre Anwesenheit überraschenderweise nicht, immerhin musste er sich vor ihr nicht verstecken oder verstellen. Sie kannte die Wahrheit, zwar nicht bis ins letzte Detail, aber sie akzeptierte sie. Belustigt öffnete er die Augen und sah zu ihr herüber, als sie sich gespielt jammernd neben ihm niederließ:
 

„Man, ich kann mich wegen deinem Training kaum bewegen. Seit vorgestern habe ich nur noch Muskelschmerzen.“
 

„Immerhin merkst du einen Effekt.“, erwiderte die Feuerfaust frech grinsend und setzte sich auf. Der pikierte Ausdruck der jungen Frau entging ihm nicht und er hörte sogar, wie sie leise grummelte:
 

„Welchen? Das mein Muskelkater auch Muskelkater entwickeln kann?“
 

Schon erstarrte sein spitzbübisches Lächeln. Apropos Katze. Der Feuerjunge war immer noch auf dieses verdammte Tier sauer, das in der besagten Nacht einfach in die Kajüte stolziert war. Warum hatten sie nicht von vorherein abgeschlossen? Da wäre Oskar nicht in der Lage gewesen an der Klinke hochzuspringen, um die Tür zu öffnen. Außerdem gab es keinen anderen Platz, wo der freche Mäuseschreck schlafen konnte?
 

Zu Ace großen Enttäuschung hatte Marco ihn keines Blickes mehr gewürdigt, nachdem er ihm aufgeholfen und seine Hose angezogen hatte. Mit schnellen Handgriffen hatte der Ältere die leeren Flaschen aufgesammelt und war wortlos aus dem Zimmer verschwunden.
 

Als Ace schließlich allein mit Oskar war, hatte sich die Feuerfaust drohend auf das Bett mit dem orangen Tier zubewegt. Doch der ausgewachsene Kater hatte sich nur wenig beeindruckt gezeigt und sich schurrend zur Seite fallen lassen, um ihn zu bedeuten, wiewohl er sich in seinem Fell fühlte und nun gestreichelt werden wollte. Daraufhin hatte sich der Feuerbändiger geschlagen auf das Bett fallen lassen und war in einen traumlosen Schlaf gesunken.
 

Die letzten vierundzwanzig Stunden hatte er Marco kaum zu Gesicht bekommen und wenn, dann nur bei Besprechungen oder Standpauken über Nichtigkeiten mit anderen Kameraden. Der blonde Mann hatte eine verdammt schlechte Laune und selbst seine engsten Freunde waren vor der maßlosen Demonstration seiner Autorität nicht gefeit. Demnach hatte sich Ace dazu entschlossen nicht die Nähe des anderen zu suchen, obwohl sich jede verfluchte Faser seines Feuerkörpers nach dem Phönixmenschen sehnte. In der letzten Nacht war er auch nicht in die Kajüte des Vizekäpt’ns zurückgekehrt, sondern nach dem Genuss unzähliger Flaschen Sake direkt an Deck eingeschlafen. Die Laune des Vizekäptn’s hatte sich auch heute Morgen nicht gebessert.
 

Die Gedanken des Flammenbändigers wurden unterbrochen, als Marcos erboste Stimme wie zur Bestätigung zu ihnen herauf hallte. Offenbar nahm er sich gerade Reiji und einen der Ingenieure zur Brust, um sie für ihre Unzuverlässigkeit zur Rechenschaft zu ziehen. Ace war davon überzeugt, dass ihr Vergehen alles andere als schwerwiegend war, doch es drangen weder Widerworte noch Rechtfertigungen an sein Ohr. Die Matrosen hatten sicher eingesehen, dass man den ersten Divisionskommandanten besser nicht noch mehr reizte. Der ruppige Ton lies auch Juliette aufhorchen:
 

„Die armen Jungs. Marcos Laune ist echt übel. Ist irgendetwas vorgestern Nacht noch passiert? Kann ich euch helfen?“
 

Verblüfft schaute Ace das junge Mädchen an und begann mit dem Kopf zu schütteln, um dieses spezielle Gesprächspotential im Keim zu ersticken. Leider sagte ihm schon allein ihr Blick, dass sie ihm nicht glaubte. Seine Vermutung bestätigte sich, als Jules erwiderte:
 

„Ace, ganz ehrlich. Ich bin nicht blind. Marco hatte fantastische Stimmung, als ich mich von unserer Spielrunde verabschiedet habe. Seit gestern früh verhält er sich so streng und unnachgiebig. Außerdem scheint nichts ihn ablenken zu können, vorhin hat er sogar mir befohlen Abrechnungen noch mal neu zu schreiben, weil ein Posten auf einer Seite fehlte.“
 

Sie machte eine kleine Pause und richtete ihren Blick zum Heck. Gerade als sich Ace mit einer ablenkenden Antwort aus der Affäre ziehen wollte, wandte sie sich zurück und begann von Neuem zu sprechen:
 

„Davon mal abgesehen, ist unser Training bei dir seit dem besagten Abend kaum schaffbar. Scheinbar beschäftigt dich auch etwas. Ich hoffe sehr, dass keinem der anderen Matrosen dieser Zusammenhang auffällt.“
 

Der Feuerbändiger biss seine Zähne zusammen und versuchte ruhig zu bleiben. Er verstand Jules und er hörte an ihrem beschwichtigenden Ton, dass sie ihm nicht schaden wollte. Dennoch kochte in ihm eine unbeschreibliche Wut, die er nur zu gern entfesselt hätte. Es nervte ihn, immer von ihr auf offensichtliche Tatsachen aufmerksam gemacht und bloßgestellt zu werden. Außerdem war es nicht seine Schuld, dass der Vogelmensch einfach übersensibel und aggressiv war. So fielen sie für einige Augenblicke in ein angespanntes Schweigen.
 

„Entschuldige, das sollte keine Beleidigung sein. Eigentlich wollte ich dir nur meine Hilfe anbieten, weil ich im Moment auch nicht an Marco herankomme. Er kann unheimlich stur und verbohrt sein, aber da ist er nicht der Einzige, oder?“, fragte die blonde Frau versöhnlich und legte eine kühle Hand leicht auf seinen ungewöhnlich heißen Arm. Ace verzog seinen Mund zu einem halbherzigen Lächeln und entspannte sich wieder. Jules hatte Recht. Wenn er keine Chance hatte mit dem Vize zu reden, konnte er sich wenigstens mit ihr austauschen. Also setzte er sich bequemer hin und umriss mit wenigen Worten grob sein Problem.
 

Juliette unterbrach ihn währenddessen nicht und nickte nur ab und zu. Ihre Augen nahmen erneut diesen abwesenden Ausdruck an, den er schon öfter bei ihr bemerkt hatte. Es dauerte eine ganze Weile bis sie sich aus ihrer Starre löste und seinen Blick suchte, um ihm von ihrer Meinung und ihren einschlägige Erfahrungen zu berichten:
 

„Marco verzeiht sich Fehler sehr schwer. Für ihn war es sein alleiniges Versagen, das zu dieser katastrophalen Situation geführt hat. Sein Ehrgefühl und sein Stolz verschlimmern seinen Eindruck nur noch. Die ganze Verantwortung, die er für die Crew trägt, macht ihn blind für sein eigenes Menschsein. Es wird so gut wie unmöglich sein, ihn davon zu überzeugen, dass es einfach ein dummer Zufall war. Ich glaube, wir können uns gar nicht vorstellen, wie sehr so etwas an ihm nagt. Als er mich damals gerettet hat, nachdem ich bei Sturm vor lauter Langeweile und Neugier auf das Deck gegangen bin, war er auch außer sich vor Wut. Vor Whitebeard übernahm er dann reuevoll die Verantwortung für den Vorfall, weil er mir zuvor keine Beachtung geschenkt hatte. Pops befahl ihm irgendwann zu schweigen und erklärte mir mit grenzenloser Geduld, was ich falsch gemacht hatte und was er diesbezüglich in Zukunft erwartete. Zur Strafe hatte ich die verbleibenden Tage Abwaschdienst. Du glaubst nicht, wie viele Nachtschichten

Thatch und Derek deswegen mit mir machen mussten.“
 

Bei ihrem Schlusssatz lachte der junge Kommandant kurz auf und gestand sich ein, dass ihre Erklärung einleuchtend war. Vielleicht war es nur normal, dass Marco bei all seinen Aufgaben und Verpflichtungen der Mannschaft gegenüber, streng mit sich ins Gericht ging. Das änderte jedoch nichts daran, dass er ihn immer wie ein unwissendes Kind behandelte oder ihn einfach ignorierte. Darüber würde Ace noch mit ihm wohl oder übel sprechen müssen.
 

Auch wenn der Flammenbändiger es sich nicht eingestehen wollte, hatte ihm das kleine Gespräch mit Jules geholfen, seine Frustration ein wenig zu zerstreuen und etwas klarer zu sehen. Dabei kam ihm sogleich ein weiterer Gedanke, auf den er sie sofort belustigt aufmerksam machen musste:
 

„Du schuldest mir übrigens noch eine Erklärung. Warum musste unser Vize auf eine Zwölfjährige aufpassen? Jungfrauen haben doch eigentlich nichts auf einem Schiff zu suchen.“
 

Jules lachte über den plötzlichen Themenwechsel und boxte spielerisch gegen seinen Oberarm. Wahrscheinlich war sie ihm dankbar, dass er sich von ihr auf andere Gedanken bringen ließ und sie nicht einfach abgefackelt hatte. Sie setzte sich aufrechter hin und zupfte ihre Jacke zu Recht, bevor sie zu erzählen begann:
 

„Ich komme von der Diplomatenakademieinsel Sunlait. Es ist keine große Insel. Sie besteht mehr oder weniger aus einem großen Berg auf dem die Akademie gebaut worden ist. Ringsum hat sich im Laufe der Zeit eine geschäftige Stadt entwickelt. Generell kann jeder in die Schule aufgenommen werden, wenn er zuvor eine Prüfung besteht. Direkt vor den Toren des Akademiegeländes steht ein großes Schachbrett. Wenn man es schafft eine Partie gegen einen der Meister über eine bestimmte Zeit zu spielen, wird man aufgenommen.“
 

„Man muss nicht gewinnen?“, fragte Ace plötzlich dazwischen, denn es wunderte ihn, dass diese elitäre Einrichtung nicht nur „Gewinner“ aufnehmen wollte.
 

„Nein, das ist keine Voraussetzung. Es geht eher darum zu zeigen, dass man sich auf seinen Gegner einstellen kann und jede neue Situation eigenständig betrachtet. Außerdem gehört Zeitschinden zu den grundlegendsten Fertigkeiten eines Diplomaten.“, lachte Jules verschmitzt und musterte ihn aufmerksam, als wollte sie feststellen, ob er noch gewillt war zu zuhören. Sie wurde nicht enttäuscht und sprach weiter:
 

„Hauptsächlich Jungen nutzen die Möglichkeit dort zu studieren, doch ich hatte Glück, dass ich einen der strengen Meister davon überzeugen konnte, mich auch beweisen zu können. Ich hatte mir jedes dieser Aufnahmespiele angesehen und gelernt, welche

Taktiken man verfolgen konnte und schließlich gewährte man mir diese Ehre.“
 

Der Feuerbändiger lauscht der jungen Frau neben sich aufmerksam und bemerkte, dass sie gebannt durch ihre eigene Erzählung immer lockerer wurde. Mit heller Stimme fuhr sie fort:
 

„Ich freute mich so über diese Gelegenheit und die Perspektive, die sie für mich darstellte, dass ich die Nächte vor meiner Prüfung nicht einmal mehr schlief. Auch essen konnte ich kaum und brachte damit meine Zieheltern sowie die anderen Kinder an den Rand des Wahnsinns.“
 

Sie machte eine kurze Pause, während sie vermutlich an diese liebgewonnenen Menschen dachte, überlegte Ace, da er keinerlei Missgunst in ihrer Stimme hören konnte.
 

„Dann war mein großer Tag da. Die Sonne war gerade aufgegangen, da stand ich schon an besagtem Schachbrett bei meinen weißen Figuren und wartete auf meinen Gegner und die Schaulustigen, die dieser Partie zweifellos beiwohnen würden.“
 

Sie seufzte und macht wieder eine kleine Pause, aber nicht um ihren Worten mehr Gewicht zu verleihen, sondern weil sie in Erinnerung von diesem Ereignis versunken war. Ihr leerer Blick war dem sommersprossigen Kommandanten zugewandt, doch sie nahm ihn nicht wahr, dessen war Ace sich sicher. Ihre Stimme klang hohl und enttäuscht, als würde sich die Szene vor ihrem inneren Auge erneut ereignen.
 

„Ich habe gewartet, dass sich die Tore des Geländes öffneten, doch nichts passierte. Niemand kam. Keine Menschenseele war auf der Straße. Ich stand da, konnte es nicht fassen, suchte nach einem Grund, warum man mir auf einmal diese einmalige Chance auf ein neues Leben verweigerte. Hinter den Schulfenstern sah ich die Schatten der Bewohner und dachte sie beobachteten mich. Ich starrte wütend und unnachgiebig zurück, wollte beweisen, dass ich nicht aufgeben würde. Es kam für mich nicht in Frage, meine Stellung aufzugeben. Plötzlich öffnete sich eins der Fenster und der Meister, auf den ich wartete rief, ich sollte endlich verschwinden und mich verstecken. Noch bevor ich begriff, was er meinte, hörte ich die schweren Schritte hinter mir. Der Schatten, der kurz darauf neben mich viel, war gefühlte tausend Mal größer als mein eigener. Es war doch jemand gekommen.“
 

„Whitebeard.“, stellte Ace fest und sah Juliette nicken. Ihre Augen fixierten ihn wieder anerkennend, bevor sie ihre Erzählung fortsetzte:
 

„Ja, bei Morgengrauen hatte die Moby Dick im Hafen angelegt und die Bewohner der Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Sie hatten sich in ihren Häusern verschanzt und gehofft, dass die Piraten sich nehmen würden, was sie wollten, ohne größeren Schaden anzurichten. Ich hatte die drohende Gefahr nicht gesehen, da ich auf meine Verabredung fixiert war und mit dem Rücken zur Stadt vor dem riesigen Gebäude stand, während die Lehrkräfte aus den Fenstern schauten und Whitebeards Schritte verfolgten. Dein Käpt´n hat mir später erzählt, dass ich am ganzen Körper gezittert hatte, nicht vor Angst, sondern vor Wut und Verzweiflung, dass er und die Crew mir meine einzige Gelegenheit, in die Schule aufgenommen zu werden, genommen hatten.“

Sie lachte trocken und fragte:
 

„Kannst du dir vorstellen, wie ein knapp zwölfjähriges, kleines Mädchen vor deinem Käpt´n steht und ihn verärgert mit diesen Tatsachen konfrontiert. Ich hab tatsächlich keine Ahnung, woher ich die Courage nahm, so mit ihm zu sprechen. Meine Erinnerungen an diesen Tag sind auch nur noch sehr vage. Whitebeard fragte mich, ob ich vor ihm Angst hätte und ich fragte zurück, wovor ich mich fürchten sollte, wenn er mir doch nicht einmal sagte, warum er mit seiner Crew auf die Insel gekommen war.“
 

Ace musste unbewusst grinsen, als er sich diese Szene vorstellte. Auf der einen Seite die Bewohner einer ganzen Stadt, die sich in ihre Häusern verkrochen, während ein Kind Pops trotzige Fragen stellte und ihn eines Verbrechens beschuldigte.
 

„Ja, dein Käpt´n hat auch über meine Worte gelacht, angeblich bis er mein Gesicht sah. Er wollte gleich darauf wissen, was meine Prüfung gewesen wäre und ich erklärte ihm alles sachlich. Auf einmal ging er an mir vorbei und stellte sich hinter die schwarzen Figuren, die auf der Seite der Akademie aufgestellt waren. Ich begriff nicht sofort, als er fragte, wie ich anfangen würde. Meine Antwort wurde noch im selben Moment von Vista durchgeführt, der wie einige andere seinem Käpt´n gefolgt war. “
 

„Pops hat anstatt einer der Lehrer gegen dich Schach gespielt?“, fragte der Feuerbändiger verwundert. Natürlich erkannte er das Wesen seines selbsternannten Vaters in Juliettes Geschichte, doch irgendwie kam ihm diese Begebenheit komisch vor. Doch die junge Frau nickte zustimmend und klang sehr souverän, als sie antwortete:
 

„Wir haben gespielt und er hat mich ernst genommen, wahrscheinlich als erster Mensch überhaupt. Schon nach ein paar Zügen, wurde mir klar, was für einen hochrangigen Gegner ich hatte. Wir wurden von allen Seiten beobachtet und hin und wieder wollte mir Vista einen Tipp geben, was ich ihm aber sofort verbat. Nach einer Weile öffneten sich die Tore der Akademie und einige Angehörige der Schule traten zu uns auf den Vorplatz.“

Die blonde Frau machte eine Pause und lächelte in sich hinein, als würde sie eine ganz bestimmte Erinnerung wach rufen. Doch Ace war nicht mehr der geduldige Zuhörer, da er wissen wollte, was schlussendlich geschehen war.
 

„Und wer hat gewonnen? Was ist dann passiert?“, drängte er sie zu wissen, ohne sich dabei im Klaren zu sein, dass er das Mädchen bis vor kurzem noch gehasst hatte. Doch seitdem er wusste, dass sie nicht Marcos Geliebte war, hatte er gelernt ihr zu vertrauen, sodass sich seine anfängliche Reserviertheit ihr gegenüber verloren hatte.
 

„Ich kann mich nicht mehr an die Details erinnern, wahrscheinlich war meine Energie in diesem Moment fast aufgebraucht. Vista hat mir irgendwann erzählt, dass wir sehr lang gespielt und oft das Tempo und die Strategien gewechselt hatten. Schließlich endeten wir in einer Pattsituation und da ich mehr gegnerischen Figuren vom Brett genommen hatte als Whitebeard, wurde mir der Sieg zugesprochen.“, erzählte Jules schüchtern lächelnd und sah zu den Sternen über ihren Köpfen.
 

Auf dem Hauptdeck wurde jetzt Musik gespielt, doch sie war ruhiger und verhaltener als am Abend zuvor. Ace vermutete, dass die Musiker neue Stücke einstudieren wollten. Das blonde Mädchen und er schwiegen für eine Weile und insgeheim wartete Ace darauf, dass Juliette weitererzählte. Leider machte sie zunächst keinerlei Anstalten, dies zu tun. Daher ergriff er die Initiative und fasste zusammen:
 

„Also du hattest gewonnen und dann? Hat die Akademie den Sieg als Prüfung gelten lassen?“
 

„Ja, das haben sie. Whitebeard hatte dann noch nach seinem Schatzmeister gerufen und Jozu hatte dem Direktor einen großen, schweren Beutel zugeworfen. Dein Käpt´n nannte es mein Preisgeld, welches mir im Prinzip die komplette Ausbildung ermöglicht. Normalerweise muss man nach drei Jahren Studium für die weitere Lektionen bezahlen oder man verlässt die Akademie, um beispielsweise in der städtischen Politik weiter zu lernen. Ich wurde jedoch noch nie nach Geld gefragt.“, erklärte die junge Frau weiter und Ace konnte förmlich spüren, wie dankbar sie Pops für seine Unterstützung war.
 

„Einmal pro Jahr komme ich für ein paar Tage auf die Moby Dick, wann immer es sich ergibt und ich beispielsweise auf Inseln gerufen werde, um Schlichtungen durchzuführen. Ich habe noch ungefähr anderthalb Jahre Ausbildung vor mir. Andererseits…“, sagte sie leise und machte eine kleine Pause, als würde sie abwägen, ob sie weitersprechen sollte. Sie entschied sich dafür und ergänzte:
 

„Ich würde gern bleiben, denn es fällt mir schon seit geraumer Zeit schwerer wieder zu gehen. Whitebeard ist einfach ein toller Käpt’n und das ist das zu Hause, das ich mir gewünscht habe. Leider bin ich noch nicht so weit, wirklich nützlich für euch zu sein.“

Ace nickte und begriff, wie sehr sie an allem hier hing. Er versuchte sich vorzustellen, wie es war Tag für Tag in dieser Schule zu sein, seine Pflichten zu erfüllen und dabei ständig auf das Meer hinaus zu starren und sich zu wünschen auf der Moby Dick zu sein. Jules wollte sich als zukünftiges Mitglied der Crew schnellstmöglich beweisen und traf damit bei Ace auf Verständnis.
 

Sie verfielen wieder ins Schwiegen und jeder schien seinen eigenen Gedanken über Whitebeards Großzügigkeit und Güte nachzuhängen. Dieser Wesenszug seines Vorbildes faszinierte den jungen Kommandanten besonders. Schließlich hatte er ihn am eigenen Leib erfahren. Der Feuerteufel war seinem Käpt´n noch immer mehr als nur dankbar für die Chance, die er ihm gegeben hatte. Es fiel Ace jetzt auch leichter, Jules mit anderen Augen zu sehen und er nahm beiläufig eine andere Tatsache auf, an die er sich nur zu gut erinnern konnte:
 

„Was hast du eigentlich gegen Juli, als Abkürzung für deinen Namen.“
 

Ihre Gesichtszüge verhärteten sich Zusehens, doch sie war gewillt ihm zu antworten.
 

„Weißt du, ich kenne meine leiblichen Eltern nicht. Seitdem ich denken kann, kenne ich nur meine Zieheltern, die außer mir noch sieben weitere, fremde Kinder betreuten. Meine Mutter hat mich gleich nach der Geburt in Pflege gegeben oder geben lassen und da ich noch keinen Namen hatte, benannten sie mich nach dem Monat in dem ich zu ihnen kam: Juli.“
 

Ace schwieg betroffen, denn er hatte nicht erwartet, dass ihre Lebensgeschichte so ähnlich, wie die seine begonnen hatte. Sicherlich hatte sie mehr Glück gehabt, doch er empfand jetzt eine Art Verbundenheit zu ihr. Jules schien einen Moment mit sich zu ringen, bevor sie fortfuhr:
 

„Ich habe mir als Kind immer vorgestellt einen echten Namen zu haben, den Eltern ihren Wunschkindern geben. Daher habe ich mich irgendwann nur noch Juliette oder Jules nennen lassen. “
 

Ace nickte, auch wenn es zweifellos die Logik eines Kindes war, konnte er sie verstehen. Trotzdem war er überrascht, als sie ihm ihrerseits eine Frage stellte:
 

„Wer hat deinen Namen ausgewählt?“
 

Er schluckte und wurde ebenfalls ernst. Seine Antwort wählte er mit Sorgfalt, um nicht zu viel von sich preiszugeben. Er bemühte sich so nahe an der Wahrheit zu bleiben, wie möglich:
 

„Mein Vater hat ihn ausgesucht, aber er starb noch, bevor ich geboren wurde.“
 

„Das tut mir sehr leid.“, flüsterte sie betroffen, doch die Aufrichtigkeit in ihrer Stimme nötigte ihn das Thema nicht auf sich bewenden zu lassen. In einem bitteren Ton erklärte er Jules:
 

„Das muss es nicht. Er war ein egoistischer, selbstsüchtiger Mistkerl, der sich nur um sich kümmerte und viel Ärger und Trümmer hinter sich zurückgelassen hatte. Meine Mutter starb kurz nach meiner Geburt. Sie hätte ein besseres Leben verdient.“
 

Doch scheinbar verfehlten die harten Worte ihre Wirkung gewaltig. Er sah Juliette förmlich an, wie es in ihrem Kopf zu arbeiten begann.
 

„Glaubst du nicht, dass sie mit deinem Vater glücklich war und sich auf dich gefreut hat?“, hakte Jules plötzlich ein und es missfiel Ace, dass sie seine Darstellung von seinem leiblichen, nichtsnutzigem Vater in Frage stellte. Daher fiel seine Erwiderung eher unbedacht aus:
 

„Ich glaube, dass es ihn nicht interessiert hat, was aus ihr oder mir werden würde. Fakt ist, meine Mutter war bei meiner Geburt fast allein und ist den Folgen der strapaziösen Schwangerschaft und Niederkunft erlegen.“
 

„Wer hat sich dann um dich gekümmert? Warst du auch in einer Pflegefamilie?“, fragte

Juliette interessiert und musterte ihn aufmerksam. Ace nahm wieder Haltung an und schüttelte belustigt den Kopf, wenn er an seine anfängliche Kindheit dachte, gab es nichts und niemanden, den er als Pflegefamilie bezeichnen konnte – Pflegeverbrecher, traf es wohl eher. Später dann, als er zumindest einen Freund hatte und als Ruffy in sein Leben trat, hatte alles einen Sinn ergeben. Bis zu dem Zeitpunkt hatte er nicht einmal gelebt, sondern nur gehasst – vor allem sich selbst.
 

Aber das konnte seine Gesprächspartnerin nicht wissen, also stütze er sich nach hinten ab und begann mit einem winzigen Tropfen Wehmut ein paar Anekdoten aus seinem alles andere als sorglosen Leben zu erzählen. Erst viel später wurde ihm klar, wie viel er ihr offenbart hatte, doch gleichzeitig war Ace sich absolut sicher, dass er Jules vertrauen konnte.
 

"Jules, Ace? Wo seid ihr?", rief plötzlich eine aufgebrachte Stimme vom Deck aus. Überrascht drehte sich Ace in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war. Es war zweifellos Birdies Stimme gewesen. Wieso suchte der Schiffsjunge nach ihnen und warum, wusste er, dass Juliette bei ihm war, fragte sich die Feuerfaust. Er hatte heute keine offiziellen Aufsichtspflichten, doch noch bevor er etwas sagen konnte, machte Juliette lächelnd auf sie aufmerksam:
 

"Hier oben, Birdie."
 

"Wir sind soweit, ihr könnt kommen.", antwortete der Junge laut und rannte dem Geräusch nach zu urteilen Richtung Hauptdeck ohne eine Erwiderung abzuwarten. Ace sah verwundert zu Jules zurück, die mittlerweile aufgestanden war und ihm zufrieden grinsend ihre Hand hinhielt.
 

"Nicht fragen, folge mir einfach."
 

Mit einer fließenden Bewegung sprang Ace aus dem Sitz auf und ging der jungen Frau, der er nun eine Art freudige Anspannung anmerken konnte, hinterher. Was hatten sie vor? Als sie von dem Dach gesprungen waren, wandte sich Jules mit schnellen Schritten zum Heck. Die Feuerfaust wunderte sich, dass ihr Weg tatsächlich zum Hauptdeck führte, genauer gesagt zu Pops, um den herum eine beachtliche Ansammlung von Matrosen stand, einschließlich Marco, Birdie und Reiji.
 

Der Blonde schien etwas um seine Souveränität zu ringen, als er mit einem leichten Lächeln auf sie beide zutrat. Jules stellte sich nun an Birdies linke Seite und beobachtete das Geschehen aufmerksam, soviel nahm Ace noch wahr, bevor er sich in den blauen Augen des Vizekäpt’ns verlor. Er spürte, wie er gegen seinen Willen durch Marcos bloße Anwesenheit nervös wurde und das hatte rein gar nichts damit zu tun, dass alle neugierigen Blicke auf ihn gerichtet waren. Es zählte nur sein Mentor.
 

"Ace, du weißt, was bei unserem letzten Zusammentreffen mit den Sonoheckpiraten vorgefallen ist und kennst das Problem, dass wir keine unabhängigen Beiboote haben. Um diesen Mangel zu beseitigen, hatte Birdie eine tolle Idee.", begann Marco in einem bedachten Tonfall zu erzählen, wurde aber von der Stimme des aufgeregten Schiffsjungen unterbrochen, sodass auch sein Tadel im Redeschwall des vor Glück strahlenden Jüngeren unterging:
 

"Meinen Einfall habe ich dann Jules erzählt und sie hat dann unseren Mechanikern überzeugt -"
 

"Die wiederum mit mir und Pops alles abgesprochen haben und nun möchten wir dir etwas zeigen.", riss Marco mit einem strengen Seitenblick zu Birdie die Gesprächsführung wieder an sich und bedeutete Ace mit einer Handbewegung ihm in die Menge an die Reling zu folgen. Vollends ahnungslos, was auf ihn zukommen würde, trottete er dem Älteren hinterher und konzentrierte sich nicht auf dessen Körperrückseite zu starren.
 

Dann fesselte etwas anderes seinen Blick, was er bisher noch nicht gesehen hatte. Es war ein gelbes kanuartiges Floß, das anstatt einer Sitzkuhle eine ebene Fläche aufwies, die an einer turbinenähnlichen Bauelement sowie einen Mast mit Segel grenzte.
 

Das war einfach…Wow!
 

„Das ist dein persönliches, feuerbetriebenes Schnellboot...“, hörte der überwältigte Ace Marco zwar sagen, aber die Erklärung ging im Jubel der anderen Matrosen unter, als er ein paar Schritte auf das Gefährt zuging und die Turbine näher in Augenschein nahm. Treg, einer der Ingenieure, gesellte sich zu ihm und begann ohne fachmännische Floskeln die wichtigsten Regeln zu erklären.
 

Nur Ace war in der Lage, das leichte Boot anzutreiben und zu lenken. Das Segel nutze nur bei günstigem Wind etwas. Der Handwerker versicherte ihm mehrfach ungefragt, dass die Stabilisatoren unter der Turbine auch Stürmen standhalten konnten, sofern er die Wellen im Auge behielt.
 

„Mein Sohn, ich hoffe, es gefällt dir.“, fragte Whitebeard interessiert, wenn auch rhetorisch, denn die maßlose Freude und Faszination stand seinem Feuerkommandanten ins Gesicht geschrieben. Wortlos drehte sich der junge Mann mit seinem breitesten Grinsen zu ihm um und verneigte sich leicht in die Richtung seines Käptn’s.
 

Eine Moment später hatte er sein neues Schnellboot mit Treg über die Reling gehievt und an zwei Seilen zu Wasser gelassen. Jede Faser seines Körpers wollte dieses fantastische Geschenk ausprobieren und auch die schaulustigen Matrosen einschließlich Pops, wollten diesem Ereignis beiwohnen.
 

Mit einem schnellen Sprung über die Reling landete er auf dem Boot und verlor beinahe das Gleichgewicht, was die Menge über ihm zum Grölen veranlasste. Ace ignorierte die neckenden Rufe seiner Kameraden und konzentrierte sich für ein paar Augenblicke auf die Bewegung des schmalen Untergrunds auf dem er stand. Mit einem leisen Platschen fielen die Seile ins Wasser, nachdem er sie von seinem tollen Gefährt gelöst hatte. Nichts um ihn herum interessierte Ace noch.
 

Sein Feuer strömte ohne bewussten Befehl aus seinem Körper und zum ersten Mal hörte er das Summen der Turbine, die sich mit steigender Hitze immer schneller drehte. Etwas später später stieß er sich unter dem begleitenden Gejohle der anderen von der Moby Dick ab. Als das Boot an Geschwindigkeit gewann, gab es nur noch ihn, das Meer und das unbeschreibliche Gefühl von Freiheit.
 

Die schleichend aufkommende Brise begann an seinen Haaren, dem Hut und seiner Hose zu zerren. Der kühle Hauch auf seiner warmen Haut fühlte sich fantastisch an. Ace liebte das Gefühl der Unabhängigkeit. Adrenalin durchströmte ihn wie eine Droge, forderte ihn zu mehr Waghalsigkeit heraus. Daher probierte die Feuerfaust einige Manöver aus. Das Lenken fiel ihm leicht, als hätte er seit Jahren Erfahrungen als Steuermann. Jede seiner Bewegungen wurde vom Schnellboot umgesetzt und vermittelte ihm so eins mit ihm zu sein.
 

In einer engen Kurve wollte er das Heck der Moby Dick umrunden, als eine größere Welle am Schiff zerschellte und ihr Rücktrieb sein Gefährt zum Schlingern brachte. Ace hatte keine Zeit um zu reagieren. Er verlor samt dem Boot das Gleichgewicht, stoppte sein Feuer, klammerte sich an den Mast, erkannte im Fallen aber gleichzeitig, dass seine Freunde zu weit weg waren, um ihn vor dem Ertrinken zu retten.
 

Plötzlich legte sich ein Schatten über ihn. Das seitlich kippende Boot schnippte in seine normale Position zurück und schüttelte Ace bei dieser unerwarteten Bewegung unsanft durch. Erschrocken und erleichtert sah er zu dem azurblauen Phönix auf seinem kleinen Mast hoch, dessen Krallen das Boot vor dem Kentern und ihn vor dem unweigerlichen Sturz gerettet hatte.
 

Marco, schoss es ihm dankbar durch den Kopf.
 

„Danke, Mann.“, keuchte Ace und freute sich über das belustigte Tschilpen des großen Vogels. Er musste sich wirklich zusammenreißen, um keinen neckenden Kommentar einzuflechten. Dafür sandte er erneut Feuer in die Turbine um sein Gefährt zu beschleunigen, sodass Marco überrascht den Halt verlor und von seinem Sitzplatz rutschte.
 

Seine blauen Schwingen öffneten sich, während er erbost über die rücksichtslose, unbeschwerte Art seines Schützlings zu zwitschern begann. Dieser drehte sich mit einem breiten, spielerischen Grinsen noch zu ihm um und rief ihm gegen den Wind zu:
 

„Fang mich doch!“
 

Die scharfen Augen des Raubvogels verengten sich für einen Moment, bevor Marco aus der Luft die Verfolgung aufnahm. Die Silhouette von Ace Boot zeichnete sich dunkel gegen den hellen Himmel am Horizont ab.
 

Sollte der übermütige Junge doch sehen, was er von seiner Herausforderung hatte, dachte Marco amüsiert.
 


 

Ende Kapitel 36
 

~*~*~*~*~*~
 

Hallo meine treuen Leser,
 

ich freue mich, dass ihr NSU immer noch begleitet.
 

Das war vorerst das letzte reine Vergangenheitskapitel. Als nächstes werden wir herausfinden, wie es Birdie, Ace und Marco in der Gegenwart ergeht. Ihr dürft gespannt sein.
 

Ich bedanke mich ganz ausdrücklich bei meinen Kommentatoren: Pluesch-Pueppie, -Shiro-chan-, Monkey-D-Setsuna, Glupit, schnullerbabe, Inu-Yashagirl88, LuxusDrake, --Otaku-desu--, Puma_Ace, Nana sowie Yujianlong und allen 162 Favonehmern .
 

Ein großes Dankeschön geht an Samiya, die so lieb war als Beta einzuspringen.
 

Ich hoffe, wir lesen uns bald.
 

Einen guten und glücklichen Start ins neue Jahr wünsche ich euch!
 

Bis bald!
 

Liebe Grüße
 

Eure ceres

Verrat unter Brüdern

Nachdem der Sturm die Insel erreicht hatte, war schon bald die Dunkelheit gefolgt. Die Moby Dick lag trotz des Wellengangs recht ruhig vor Anker. Von außen hätte man das Schiff als friedlich bezeichnen können, denn niemand hätte ahnen können, was in den vergangenen Stunden enthüllt worden war.
 

In Whitebeards Räumlichkeiten waren die Kerzen mittlerweile fast heruntergebrannt und spendeten nur noch spärlich Licht. Es herrschte Stille, die nur von Birdies leisen, gleichmäßigen Atemzügen und dem Geräusch der Wellen unterbrochen wurde. Mit besorgter Miene und gemischten Gefühlen betrachtete der Käpt’n den selig schlafenden Schiffsjungen.
 

Pops war froh, dass der Jugendliche endlich schlief, gleichzeitig tat es ihm leid, dass er ihn so sehr aus der Reserve gelockt hatte. Der schlaksige Matrose war zweifelsohne mit der harten Konfrontation heillos überfordert gewesen. Sein hitziger Wutausbruch hatte sich innerhalb von Sekunden in einen Weinkrampf gewandelt und alle seine aufgestauten inneren Konflikte und tiefsten Ängste freigesetzt.
 

Unkontrolliert hatte Birdie am ganzen Körper gezittert, während Whitebeard alle Mühe gehabt hatte den leichenblassen Schiffsjungen zu trösten und ihn soweit zu beruhigen, dass er wieder sprechen konnte. Genau das hatte der braunhaarige Pirat auch getan, wenn auch unter Tränen aufgrund seiner Hilflosigkeit und den Schmerzen, die ihm seine Kopfwunde bereitete. Dabei hatte er Oskar fahrig, fast mechanisch gestreichelt und so seine Nervosität zum Ausdruck gebracht.
 

Der verletze Nachwuchsmatrose hatte nach langem Ringen mit sich seinem Käpt’n alles, was ihn belastete und beschäftigte, anvertraut und immer wieder gefleht, dass Ace oder Marco deswegen keinerlei Konsequenzen drohten.
 

Leider hatte er seinem Käpt’n diesbezüglich kein Versprechen abringen können. Dafür hatte Birdie Pops Wort erhalten, dass er kein Urteil fällen würde ohne den Beschuldigten eine Chance zur Erklärung zu geben. Kurze Zeit später wäre der Junge vor Erschöpfung fast im Sitzen eingeschlafen und hatte sich gleich darauf beschwerdelos von Whitebeard auf das riesige Bett legen lassen und war in eine traumlose Welt geglitten.

Schon in diesem Augenblick hegte Pops keinen Groll mehr gegen den Jungen, der so verzweifelt versucht hatte seine Freunde zu schützen. Wirklich übelnehmen konnte er ihm sein Handeln auch nicht.
 

Wer hätte wohl in seiner Situation anders gehandelt?
 

Außerdem hatte Birdie von Ace und Marco eindeutige Befehle erhalten, die ihm im Glauben gelassen hatten, dass alles in Ordnung war. Es hatte Whitebeard sehr imponiert, dass sein Nachwuchsmatrose keine Anstalten gemacht hatte, um Gnade für sich zu betteln. Das zeigte einmal mehr, wie gut der Schiffsjunge auf die Moby Dick passte und dass er die familiären Prinzipien verinnerlicht hatte. Scheinbar ganz im Gegenteil zu einigen Crewmitgliedern, die schon jahrelang Teil der Mannschaft waren, dachte Pops trüb.

Sein Blick glitt ein weiteres Mal über die friedlichen Züge seines jungen Sohnes.
 

Mittlerweile bereute der Käpt’n zutiefst, was er dem fünfzehnjährigen Burschen angetan hatte, um an Informationen zu gelangen, über die er seiner Meinung nach verfügt hatte. Nun hatte er bekommen, was er wollte. Ihm stand all das Wissen zur Verfügung, das Birdie besessen hatte. Leider hatte sich keine Erleichterung oder gar ein Triumph in seinem Inneren eingestellt. Ganz im Gegenteil, Whitebeard spürte deutlich, dass alles noch komplizierter geworden war.
 

Nicht zum ersten Mal fragte sich der Piratenkaiser, ob die neuen Erkenntnisse seine Methoden rechtfertigten konnten. Unbewusst schüttelte er seinen Kopf und legte einen Daumen und Zeigefinger auf seine Augenlider. Wenn er ehrlich zu sich war, konnten sie es nicht. Doch diese Art der Überlegung würde ihn nicht weiterbringen, so viel stand fest. Die tiefe Enttäuschungen und das ohnmächtige Entsetzen über alles, was ohne sein Wissen in der Crew vor sich ging, ließen ihn dennoch stumpf vor sich hingrübeln.
 

Pops fiel es so schwer zu begreifen, warum er die offenbarte Wahrheit nicht akzeptieren konnte, wo ihm doch klar gewesen war, dass es sich um folgenschwere Punkte handeln würde. Er hatte die Crew im festen Glauben daran, sie fair und respektvoll zu behandeln, aufgebaut und ein ums andere Mal das Wohl der Mannschaft über seine eigenen Ziele gestellt. Jetzt stand er vor einem Scherbenhaufen, den er selbst verursacht zu haben schien. Er hatte den falschen Männern sein Vertrauen geschenkt. Allein diese bittere Erkenntnis versetzte seinem Herzen schmerzhafte Stiche.
 

Viele Gesten oder kleine Vorkommnisse schienen mit einem Mal einen Sinn zu ergeben und ließen Pops daran zweifeln, dass er tatsächlich ahnungslos gewesen war.

Hatte er am Ende seine Augen vor der fatalen Wahrheit verschlossen, um seine heile Welt

nicht selbst zu zerstören?
 

Vor blinder Wut und Machtlosigkeit ballte er unbewusst eine Faust und schlug sie in Leere. Einem kurzen Knacken, das dem Zerbersten von Glas oder Eis glich, folgte eine kleine Druckwelle, die das Mobiliar erzittern ließ. Empört über den unkontrollierten Ausbruch der Teufelskräfte des Käpt’ns fauchte Oskar laut auf und schlich geduckt mit aufgeplustertem Schwanz der Quelle der Störung entgegen. Birdie drehte sich unruhig auf die andere Seite, schien jedoch keine weitere Notiz von der Erschütterung genommen zu haben. An den Fensterläden der Bullaugen ringsum zerrte noch immer der Sturm, mehr war nicht passiert.
 

Resignierend ließ sich Whitebeard in seinen Sitz zurückfallen und schimpfte sich einen törichten, alten Narren. Mit seiner Kraft konnte er das tiefgreifende Problem definitiv nicht lösen. Plötzlich zog sich ein feiner, stechender Druck, begleitet von einem gleichmäßigen Ziehen sein linkes Bein hoch. Keinen Moment später hangelte sich der orangene Kater frech auf seinen Schoß und miaute ihn auffordernd an.

Verblüfft von dieser fordernden Geste begann der große Mann das Tier mit einem Finger zu streicheln. Geistesabwesend drifteten seine Gedanken wieder zu seinem eigentlichen Konflikt.
 

Was hatte seine Söhne nur dazu getrieben, sich der goldenen Regel Nakama sind unantastbar zu widersetzen? Oder hatten sie gar geglaubt, dass sie nichts unrechtes taten? Das niemand Verdacht schöpfen oder von ihren Schandtaten erfahren würde?

Diese Möglichkeiten kamen Whitebeard je mehr er darüber nachdachte plausibel vor. Nichtsdestotrotz waren die beiden Matrosen hier einem fatalen, schwerwiegenden Irrtum erlegen. Grimmig straffte der erfahrene Seemann seinen Rücken. Als ehrenhafter Mann und Käpt’n würde er die Vergehen seiner Söhne ohne nostalgische oder väterliche Rücksicht in aller Härte bestrafen.
 

Whitebeard hatte seine Entscheidung getroffen.
 

Nakama sind unantastbar war ein Gesetz, dessen Verletzung Sühne forderte.
 

~*~*~*~*~*
 

Zur selben Zeit hatte Marco die Stadt erreicht. Er fühlte sich müde und ausgelaugt. Die Strapazen der letzen Tage forderten unnachgiebig ihren Tribut. Während der Regen weiter unaufhörlich auf den durchnässten blonden Mann prasselte und seine trübsinnigen Gedanken verstärkte.
 

Der Phönix hatte sich still schweigend in Marcos Brust zusammengerollt und vermied trotzig jeglichen Kontakt zu seinem Herren.
 

Sie waren aufgrund ihrer gegensätzlichen Meinungen zuvor heftig aneinander geraten und der sture Vize konnte oder wollte nicht verstehen, dass er sich damit nur selbst verletzte und weiter isolierte. Dabei hatte er das aus der Sicht des Phönixes schon viel zu lange getan.
 

Marco hatte in seinen eigenen Augen versagt und zwar auf ganzer Linie. Seine Unsicherheit und innere Zerrissenheit hatte er die gesamte Crew spüren lassen und sie wiederholt seiner ohnmächtigen Aggression ausgesetzt. Seinen verantwortungsvollen Posten hatte er damit verraten und ebenfalls die unumstößliche Regel seines Käpt’ns und Vaters gebrochen. Obwohl er eben diesem Mann viel mehr Respekt und Ergebenheit schuldete. Doch wieder hatten seine Selbstsucht und seine irrationale Suche nach Erlösung und persönlichem Frieden ihn alle seine Prinzipien vergessen lassen.

Marco gestand sich ein, dass er sich selbst verraten hatte.
 

Wofür das alles? Was hatte ihm das alles gebracht?
 

Nichts als Schmerz und die bittere Lehre, dass seine Sucht nach Ace sein Leben an denselben Abgrund getrieben hatte, wie es sein Streben nach einem ehrvollen Leben getan hatte.
 

Jeder noch so kurze Moment, den er mit dem Feuerbänger allein verbracht hatte, hatte ihn mehr und mehr dazu verführt an die scheinheilige Sicherheit zu glauben. Der Jüngere hatte nie einen Zweifel daran gelassen, wie sehr ihm ihre Intimität gefiel und wie wenig ihn die Konsequenzen interessierten. Ace hatte ihn verführt, soviel hatte sich Marco mittlerweile eingestehen müssen. Seine Lippen, sein Geschmack, das wilde Feuer in der muskulösen Brust seines Schützlings hatten ihn den Verstand geraubt und blind für seine Bestimmung gemacht.
 

Jetzt war Marco klar, was mit ihm passiert war und dennoch fragte er sich verzweifelt, warum er es nicht früher eingesehen und unterbunden hatte. Leise fauchte der blaue Feuervogel ungehalten und fügte eine weitere Forderung in den Gedankenstrudel:
 

Du hast dich selbst betrogen, als du glaubtest allein leben zu können nur mit der Erinnerung an die einzige Frau, die dich je geliebt hat. Deine Kräfte sind am Ende, sieh es endlich ein.
 

Hart schluckte Marco bei diesem Einwurf und kam nicht umhin ihn stumm zu akzeptieren. Er hatte Lyana geliebt, ebenso wie sie es getan hatte. Sein zwanzig Jahre währender Schwur keine andere Frau zu lieben, hatte er nicht gebrochen, wenn man bedachte, dass Ace keinesfalls weiblich war.
 

Auch wenn seine schlanken Beine sehr feminin wirken, zischte der Phönix plötzlich versöhnlich und erinnerte Marco an das lustige Streitgespräch zwischen ihm und der Feuerfaust, das auf der Party zur Feier von Ace neuem Schnellboot sattgefunden hatte. Geendet hatte ihr spielerischer Streit nach einer sehr wilden Kissenschlacht in Marcos Kajüte mit einer heißen Versöhnung, schließlich hatte der Vize seinen Schüler über seine Niederlage auf dem Meer hinwegtrösten müssen. Es war immer noch niedlich, dass der junge Kommandant geglaubt hatte, ihn in Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit schlagen zu können.
 

Leise seufzte der blonde Mann und holte sich selbst in die Realität zurück. Es war hoffnungslos gewesen. Mit jeder weiteren Nacht, die sie zusammen verbrachten, war seine Hemmschwelle gesunken und schon bald, war nicht nur der dumme Kater-Tür-Unfall, sondern auch sein schlechtes Gewissen wegen ihrer massive Regelverletzung in Vergessenheit geraten.
 

Dabei war alles so einfach gewesen, hing Marco der besseren Zeit nach und versuchte zu begreifen, warum seine Instinkte ihn nicht gewarnt hatten. Doch es war eine Sache von jetzt oder nie gewesen. Seine damalige Ausrede hatte gelauten, dass sie ihre Affäre nicht mehr leben konnten, wenn Jules in wenigen Tagen von Bord ging und Ace zwangsläufig zurück in seine eigene Kajüte ziehen würde.
 

Diese kostbare Zeit war schnell verflogen, zu schnell für Marcos Geschmack. Daher hatten sie jeden Moment intensiv genutzt und ab und zu nur für eine Weile Ruhe gefunden, bevor sie sich müde, verschwitzt, aber glücklich wieder ihren Pflichten widmen mussten.
 

Der Feuerbändiger hatte Juliette schließlich mit seinem Striker getauften Boot zu der Insel gebracht, während Marco ihnen in der Luft gefolgt war. Offiziell hatte er von Pops den Auftrag bekommen, darauf zu achten, dass die beiden Teenager keinen Unfall erlitten. In Wahrheit hatte er nur nach einer letzten Gelegenheit gesucht, Zeit mit Ace zu verbringen. Umso überraschter war Marco gewesen, als er festgestellt hatte, dass der Feuerbändiger die junge Frau zum Einkaufen eingeladen hatte.
 

Der Feuerteufel hatte irgendetwas von „aus Versehen ihre Sachen verbrannt“ gemurmelt und Marco am Ärmel Richtung Stadtzentrum gezogen. Der Vize war froh gewesen, dass Jules keine extravaganten Wünsche gehabt hatte. Obwohl er mit Ace einige Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Freizügigkeit einiger Sachen und der Flammenmuster, die der junge Kommandant immer ausgewählt hatte, war der Tag wirklich schön gewesen.
 

Einzig und allein der Fakt, dass der Einkauf ihn viele Berrys gekostet hatte, war für den blonden Mann ein Wehmutstropfen gewesen. Die Studentin verfügte über keinen Sold und der Feuerbändiger hatte scheinbar eine Geldallergie, sodass Marco die Übernahme der Kosten geblieben war. Wie immer war Jules der Abschied schwer gefallen, doch Ace hatte ihr nach einer festen Umarmung versichert, dass sie im nächsten Jahr gern in seine Division eintreten konnte, wenn auch nur als Maskottchen, falls sie bis dahin nicht ordentlich trainieren würde.
 

Irgendwann waren der Vize und sein Stellvertreter nach einem ausgiebigen Mahl inklusive Zechprellung auf die Moby Dick zurückgekehrt und für einen Moment hatte es so ausgesehen, als wäre alles wieder beim Alten gewesen.
 

Doch noch am selben Abend war etwas Unvorhergesehenes vorgefallen.
 

Marco hatte sich früh missmutig von seinen Freunden und der Party verabschiedet und begonnen seine vernachlässigten Logbucheinträge der letzten Tage zu vervollständigen. Er hatte Ace feurige, deutlich aufgeregte Präsenz erst gespürt, als der Junge plötzlich ohne Anzuklopfen in der Tür gestanden und gebeten hatte, weiter bei ihm schlafen zu dürfen, da er Birdie sein Zimmer bis auf weiteres überlassen hatte. Im Nachhinein betrachtete, hatte der überraschte Vize in diesem Moment wieder versagt, als er die Bitte nur allzu gern bejaht und keine weiteren Fragen gestellt hatte.
 

Lange hatte der Feuerbändiger mit starrem Blick zur Decke auf dem großen Bett gelegen und geschwiegen. Während sich Marco alle Mühe gegeben hatte sich zu konzentrieren und weiter zu arbeiten. Trotz aller Anstrengungen hatte er nach einer guten halben Stunde resignierend den Stift fallen lassen und sich Ace gegenüber auf das Bett gesetzt. Es war offensichtlich gewesen, dass der Junge über etwas reden wollte, nur war Marco klar gewesen, dass man ihn nicht drängen konnte. Schließlich hatte Ace als erstes zu sprechen begonnen und es war spürbar gewesen, wie sehr er mit sich gerungen hatte, ob er den blonden Mann ins Vertrauen ziehen konnte.
 

„Birdie,…“, mit diesem Wort hatte der nächste schwierige Abschnitt in ihrer vertrackten Beziehung begonnen und trotz der mehr als bedenklichen Situation hatte genau dieses Problem sie beide noch enger zusammenrücken lassen. Schlussendlich hatten sie nach geraumer Zeit eine passable Lösung gefunden und sie in die Tat umgesetzt. Die moralischen Fragen hatte sie dabei nur zu gern außer Acht gelassen.
 

Ebenso freimütig war Marco weiter mit ihrer Zweisamkeit umgegangen bis zum Abend an dem seine Sehnsucht und Lust die Oberhand gewonnen hatten. Niemals hatte Marco geglaubt, dass er so tief abrutsch würde und Ace –
 

Genug, Bruder. Wir wissen, was passiert ist und warum, drängten die Gedanken des blauen Feuervogels in sein Bewusstsein und bewahrten Marco davor sich ein weiteres Mal mit den blutigen Details der vorletzten Nacht zu quälen. Leise verfluchte der Kommandant sein Talent sein eigenes Glück zu zerstören.
 

Doch dieses Mal würde er zu seinen Taten stehen und nicht einfach fliehen, als gäbe es einen Ort auf dieser Welt an dem er Zuflucht finden konnte. Genervt von der Selbstkasteiung seines Herren hakte der Phönix erneut in den deprimierenden Überlegungsfluss ein. Seine Gedanken klangen ruhiger und besonnener als zuvor. Der mystische Feuervogel bat Marco sich einzugestehen, dass er seine endgültige Entscheidung schon lange getroffen hatte.
 

Beiden war bewusst, was sie zu tun hatten und welcher Schritt als nächstes folgen musste. Ebenso klar war für sie auch, wie Whitebeard reagieren musste, da sie ihm ja keine andere Wahl gelassen hatten. Trotz des versteckten Vorwurfs versicherte das uralte Tier Marco, dass es hinter ihm stand, egal welche Konsequenzen der Entschluss mit sich ziehen sollte.
 

Ohne seine Umgebung eines Blickes zu würdigen, lenkte Marco seine Schritte Richtung Hafen. Er würde noch heute mit seinem Käpt’n reden und ein Geständnis ablegen. Auch wenn es für ihn keine Hoffnung in der Crew geben konnte, würde er zumindest versuchen Ace zu schützen, so viel war er ihm nach allem schuldig.
 

Der Orientierungssinn seiner blauen Feuerbestie konnte durch nichts getrübt werden und so konnte der Vize in den engen, wenn auch vertrauten Gassen nicht den Überblick verlieren.
 

Blind vertraute er sich den scharfen Instinkten seines Phönixes an und bemerkte nicht, dass das raffinierte Tier wie eh und je seine eigenen Pläne verfolgte.
 


 

Ende Kapitel 37
 

~*~*~*~*~*~*~*~
 

Hallo meine lieben Leser,
 

wir haben ein weiteres Ende eines Kapitels erreicht und ich möchte mich für ihre Unterstützung bei -Shiro-chan-, Glupit, Monkey-D-Setsuna, --Otaku-desu--, schnullerbabe, Hiraya, Inu-Yashagirl88, million und LuxusDrake sowei allen 165 Favonehmern bedanken.
 

Natürlich geht ein großes Danke schön an samiya, die wieder sehr kurzfristig das Betalesen übernommen hat.
 

Ich denke, dass ich im Moment nur den monatlichen update-Rhythmus einhalten kann, als seid nicht traurig, wenn das nächste Kapitel erst Ende Februar kommt.
 

Liebe Grüße und eine schöne Woche wünscht euch
 

ceres

Naiv und Dumm

Die Blitze zuckten über den finsteren Himmel und wurden ständig von einem bedrohlichen Grollen begleitet. Das Unwetter strebte seinen Höhepunkt entgegen, so dass der andauernde Platzregen sogar noch einmal an Stärke zunahm. Gehölz, Papier und allerlei Unrat wurden durch die Straßen geweht.
 

Taub und blind für das Naturgeschehen streifte Ace ziellos durch das ihm unbekannte Städtchen. Das Wasser ran seinen Rücken herunter und hatte mittlerweile seine Hose gänzlich durchtränkt. Obwohl es eigentlich ein leichtes für ihn gewesen wäre mit Hilfe seines Feuers trocken zu bleiben, konnte er sich nicht dazu durchringen. Ihm fehlte buchstäblich die Kraft.
 

Verachtend schnaubte Ace über diese einfache Erkenntnis. Es war lange her, dass er sich so unnütz gefühlt hatte. Seine Teufelskräfte wurden überschätzt. So wie alles andere, was ihn und sein Leben ausmachte. Eigentlich hatte die Feuerfaust nie wirklich etwas auf die Reihe bekommen und bis dato hatte es ihn auch nicht sonderlich gestört. Was auch immer seine früher Crew oder Whitebeard in ihm gesehen hatten, sie mussten sich geirrt haben. So ganz konnte das aber nicht stimmen, kam es ihm in den Sinn, als er an Ruffy und die Anfänge der Spades Piraten dachte – zumindest bis er sich mit dem Piratenkaiser angelegt hatte.
 

Der Feuerbändiger seufzte über seine naive Dummheit, obwohl er sie nicht mehr bereute oder ungeschehen machen wollte. Die umfangreichen Verantwortungen, die ihm der Käpt’n vor knapp einem Vierteljahr übertragen hatte, lasteten trotzdem schwerer auf seinen Schultern, als sein Pflichtgefühl zu seiner alten Mannschaft gegenüber. In Anbetracht der Situation, in der er sich nun befand, verstärkte sich das Gefühl des Versagens immer mehr in seiner Brust. Es hatte ihn damals sehr überrascht, dass man ihm einen Kommandantenposten anbot. Obwohl er sich unbedingt beweisen wollte, war er den neuen Aufgaben wie es schien überhaupt nicht gewachsen gewesen, sondern sogleich einem neuen Wahn verfallen.
 

Ace wusste, dass er in den letzten Wochen einen neuen Traum gejagt hatte, den er eigentlich nicht leben durfte. Doch freimütig und verantwortungslos, wie er nun einmal war, war er auf das Trugbild hereingefallen. Seine Abenteuersucht und Sorglosigkeit waren im Einklang mit der fremdartigen Anziehung, die Marco auf ihn ausübte, gewesen und hatten ihn sogar vergessen lassen, wer er war – nein, was er war.
 

Blaue Flammen.
 

Schon allein bei dem Gedanken daran und den Bildern, die sein inneres Auge heraufbeschwor, wurde ihm schlecht. Die Feuerfaust verstand noch immer nicht, woher die unbeschreibliche Macht herrührte, die der Vizekäpt’n über ihn hatte oder zumindest gehabt hatte. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, dass er irgendeine Art von Vorsicht oder Scheu dem anderen gegenüber zeigen musste.
 

Ace hatte sich bei Marco immer akzeptiert und auf seltsame Art angekommen gefühlt. Die heilenden Kräfte des anderen Feuermenschen hatten ihn fasziniert, ebenso wie die Art, mit der er mit ihm umgegangen war. Er hatte Marco nie beeindrucken, geschweige denn wirklich aus der Reserve locken können. Der Vize war für ihn fast schon eine Art Ideal gewesen, nach dem es sich zu streben gelohnt hätte und das schon, bevor sie sich so nahe gekommen waren.
 

Nie zuvor hatte Ace die alleinige Nähe eines Menschen, bei dem es sich nicht um Ruffy handelte, soviel bedeutet. Ihre intimen Nächte, in denen sie laut seiner eigenen Definition Sex gehabt hatten, waren unbeschreiblich erotisch und erfüllend gewesen. Doch nach einer Weile war ihm vieles vertraut vorgekommen und hatte so ein neuartiges Verlangen freigesetzt. Ace hatte von dem Moment an, an dem er begriffen hatte, was für den blonden Mann Sex darstellte, gewusst, dass er das mit Marco erleben wollte. Daraufhin hatte er Marco immer wieder gebeten, es auszuprobieren.
 

Eins zu werden.
 

In Anbetracht dessen, was vorgestern Nacht passiert war, konnte Ace nur wiederholen, wie naiv und dumm er war. Es war ein folgenschwerer, schmerzhafter Fehler gewesen dem anderen zu vertrauen.
 

Marco hatte gelogen.
 

Immer wieder.
 

So oft. So dreist.
 

Dabei hätte er, das Dämonenkind, es besser wissen müssen. Dem jungen Kommandant schwirrte regelrecht der Kopf, sein Herz hämmerte wie wild in seiner Brust und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr taten seine Wunden weh.
 

Es waren nicht die vertrauten körperlichen Schmerzen, die ihm zu schaffen machten. Viel mehr spürte Ace seine Isolation, den tiefen Abgrund, vor dem es in seiner Seele kein entkommen gab. Er war allein und würde es immer sein. Das Element der Zerstörung, welches ihm innewohnte, hatte keinen Partner verdient und wer war er schon, um sich darüber zu beklagen?
 

Trotz allem saß die Wut über Marcos Verrat tief und er schämte sich regelrecht sich auf das böse Spiel seines Vizekäpt‘ns eingelassen zu haben. Wieder musste sich Ace korrigieren, schließlich war er derjenige gewesen, der sie beide in diese spezielle Situation gebracht hatte. Außerdem hätte er aus den unzähligen, schmerzhaften Enttäuschungen, die er durch den blonden Mann erfahren hatte, eine Lehre ziehen müssen.
 

Seine kriegerischen Instinkte und animalischen Intuitionen waren in Bezug auf den Phönixmenschen nie eine Hilfe gewesen, überlegte Ace bedächtig und begriff mit einem Mal, dass er an Marco hatte glauben wollen ohne die ernüchternde Wahrheit zu zulassen. Zuletzt hatte es ja auch so ausgesehen, als könnte er ihm wirklich vertrauen und sich auf seine Hilfe verlassen, rechtfertigte der Feuerbändiger seinen Fehler in Gedanken und kam sich dabei wirklich töricht vor.
 

Ace wusste, dass er immer mit sich und seiner Vergangenheit würde leben müssen. Warum er sich trotzdem noch weiteres emotionales Leid antun musste, verstand er selbst nicht.
 

~*~*~*~*~
 

Der Abend nachdem Marco und Ace Juliette an Land gebracht hatten, wurde aus langjähriger Tradition mit einem Festgelage an Deck begangen. Die Nacht war sternenklar und friedlich.
 

Wer nicht musizierte oder tanzte, saß mit seinen Freunden in kleineren Grüppchen um Whitebeard herum.
 

Eine ebensolche unumstößliche Tradition war auch, dass Ace beim Pokerspiel mit Jozu, Thatch und Vista immer den kürzeren oder besser gesagt, den kürzesten zog.

Der Sold der Feuerfaust wanderte dann direkt vom Schatzmeister in die Hände von einen der beiden Schwertkämpfer. So war es nicht verwunderlich, dass der junge Kommandant gezwungenermaßen die hohe Kunst des Zechprellens an Land weiter perfektioniert hatte. Schließlich hatte es sich mittlerweile auf der ganzen Grandline herumgesprochen, dass Whitebeards zweiter Divisionskommandant nichts vom Bezahlen in Wirtshäusern hielt.
 

„Mensch Ace, nimm es nicht so tragisch. Du bist es doch gewöhnt zu verlieren.“, lachte Thatch über Ace, der seine Karten beim Anblick von Vistas Full House frustriert und ein wenig wütend auf die Holzplanken warf. Das konnte doch nicht sein, dass er jedes einzelne Spiel verlor. Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust und starrte seine Jungs gespielt böse an. Während Thatch die Karten mischte und wieder auszuteilen begann.
 

„Warte mal, Thatch. Ace, du hast schon deinen kompletten Sold für die nächsten zwei Monate verspielt. Ich denke, du solltest dir andere Gegner suchen oder für heute aufhören.“, mahnte Jozu in seiner unverwechselbaren ruhigen, tiefen Stimme und erntete sofort einen giftigen Blick vom Jüngsten in der kleinen Runde, der es nicht einsah aufzugeben.
 

„Wir können ja auch Strip Poker spielen.“, maulte Ace und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, als seine Freunde in schallendes Gelächter ausbrachen und ihn darauf aufmerksam machten, dass er am wenigsten von allen anhatte. Sichtlich gekränkt über die Reaktion erhob er sich und verschwand in Richtung seiner Kajüte, um sich einzukleiden. Wenn es sein musste, dachte die Feuerfaust grimmig, würde er auch Mütze, Schal und Handschuhe bei dieser tropischen Hitze tragen, nur um eine Chance zu haben.
 

Als er kurz darauf seine Zimmertür öffnete, fand er zu seiner Überraschung einen weinenden Birdie auf dem zweiten Bett sitzend. Sichtlich beschämt über Ace plötzliches Eintreten, wischte sich der Schiffsjunge unbeholfen über die verquollenen Augen und starrte verkrampft aus dem gegenüberliegenden Bullauge ohne etwas zu sagen.
 

Im ersten Moment hatte der Feuerbändiger den Verdacht, dass der Fünfzehnjährige der Abschied von Jules so schwer zu schaffen machte und wollte aus Rücksicht nicht weiter auf den emotionalen Zustand des anderen eingehen. Es war für jedermann sichtbar gewesen, wie sehr er für die junge Frau schwärmte. Also ging Ace wortlos zu seiner Truhe und suchte nach ein paar Sachen, die ihm nützen konnten und wandte sich zum Gehen. Doch dann brach das unterdrückte Schluchzen aus Birdie heraus und obwohl der Flammenwerfer Tränen verabscheute, konnte er es nicht über sich bringen, den Jungen allein zu lassen. Das Strip Poker Turnier war für heute Abend sicherlich gestorben.
 

„Kleiner, was ist los? Warum weinst du? Du bist doch ein Mann.“, flüsterte Ace aufmunternd und warf die eben geholten Sachen wieder in die noch offene Truhe und setzte sich zu dem kleinen Elend. Leider verfehlte seine Worte ihre Wirkung, da der Junge nun heftiger mit sich zu kämpfen begann. Er vermied Ace fragenden Blick und begann immer wieder vehement die Tränen vom Gesicht zu wischen, die trotzdem weiter über seine Wange kullerten. Der Kommandant legte irgendwann seine Hand auf Birdies Arm, um ihn davon abzuhalten und forderte ihn auf ihn anzusehen.
 

Gehorsam tat das der Junge und blickte mit scheuen, geröteten Augen zu ihm auf, als erwartete er Schelte. Darum bemühte sich die Feuerfaust um einen milden Ausdruck und wurde dieses Mal mit Erfolg belohnt. Denn Birdie entspannt sich deutlich und veranlasste ihn dazu erneut zu fragen:
 

„Birdie, sag mir was los ist. Du sitzt doch nicht allein in meiner Kajüte, wenn du nicht mit mir reden wollen würdest.“
 

Sofort legte sich ein enttäuschter, fast trotziger Ausdruck auf das verweinte Gesicht und der Jugendliche machte Anstalten aufstehen zu wollen. Da er nicht länger in Ace Raum sein wollte. Doch dem Flammenwerfer war nicht danach, das pubertäre Gehabe zu akzeptieren. Sanft, aber bestimmt griff er um Birdies rechtes Handgelenk, um ihn an seiner egoistischen Handlung zu hindern.
 

Erschrocken über den folgenden Schmerzenslaut und das leise Fluchen des Jungen, zog er Birdie näher zu sich und musterte die schmerzende Stelle. Erst jetzt bemerkte Ace, die Blutergüsse, die sich um die Hand des anderen verteilten. Auf einmal hatte er eine Ahnung, was passiert sein könnte.
 

„Wer war das?“, zischte er bedrohlich und durchdrang damit die sorgfältige Mauer aus schweigendem Selbstschutz. Dennoch zögerte der braunhaarige Junge einen weiteren Moment. Er schien abzuwägen, ob es Sinn machte Ace Zorn auf sich zu ziehen und ihm eine Antwort vorzuenthalten. Klugerweise entschied er sich dagegen.
 

„Ich bin gestürzt.“
 

„Hör auf mich an zu lügen oder ich helfe dir nie wieder“, seufzte der Feuerbändiger genervt und strafte den bleich gewordenen Birdie mit einem finsteren Blick. Wenn es eine Sache gab mit der er nicht fertig wurde, war es Unehrlichkeit. Niemals würde der Kommandant jemand einen Vorwurf machen, dass er zu schwach oder einfach nicht in der Lage war, um seine Probleme allein zu lösen. Dennoch forderte er Respekt, wenn man ihn auch indirekt in eine Sache mit hineinzog.
 

Verbissen presste der Schiffsjunge die Lippen zusammen und machte nicht den geringsten Eindruck, dass er mit der Sprache herausrücken wollte. Vorsichtig drehte Ace die verwundete Hand mit seinen Fingern. Die Knöchel waren aufgeplatzt und die Schrammen auf dem Handrücken, schienen geblutet zu haben. Die Verletzungen stammten nicht vom heutigen Training, da war sich der Feuerbändiger sicher. Ebenso überzeugt war er, dass diese Blessuren von einem Kampf herrührten. Birdie musste sich gewehrt haben, wenn auch erfolglos, da sein Handgelenk im Anschluss grob und brutal festgehalten worden war.
 

„Deine Hand braucht einen Verband zum Stabilisieren, Birdie. Sag mir was passiert ist, danach gehen wir zu Salmac. Einverstanden?“, bot Ace dem Fünfzehnjährigen versöhnlich an. Doch dieser schüttelte vehement den Kopf und starrte auf seine Hand.
 

„Ich…ich darf nichts sagen…“, stotterte der Junge benommen und versuchte Ace sein Handgelenk zu entziehen. Der ließ es einen Augenblick später geschehen, dirigierte den Jungen aber sogleich an der Schulter auf das Bett zurück.
 

„Was ist das für ein Unsinn? Wer hat gesagt, dass du mit niemand darüber reden kannst?“, forschte Ace unnachgiebig weiter, da ihm klar wurde, dass seine Intuition ihn nicht getäuscht hatte. Wieder begann Birdie zu schluchzen und zeigte sehr deutlich, wie überfordert er war. Langsam tat er dem jungen Kommandanten richtig leid. Entgegen seiner Prinzipien strich er sanft über dessen Kopf und spürte sofort, dass sich sein Schützling entspannte. Wie es schien, war Ace über sich hinausgewachsen, was den Umgang mit seinen Kameraden betraf. Er war definitiv verständnisvoller und ruhiger, als noch vor ein paar Jahren.
 

„Birdie, du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin hier. Du kannst mir wirklich alles anvertrauen. Wir sind doch Freunde.“, flüsterte die Feuerfaust fast schon liebevoll und bemerkte mit einiger Genugtun, dass Birdie ihn direkt, wenn auch unsicher ansah. Er rang noch einen Moment mit der Fassung, begann dann aber zaghaft und stockend zu berichten:
 

„Faro und Johnny haben sich im Laderaum, in dem wir drei sauber machen sollten, unterhalten und sich darüber aufgeregt, dass wir…dass wir keine Huren an Bord haben, die ihnen zu willen sind. Sie haben hämisch gelacht und sich dann laut ausgemalt, was sie alles tun werden, wenn Marco endlich Juliette, der Crew überlassen würde…“
 

Hier versagte dem braunhaarigen Schiffsjungen die Stimme, doch nicht vor Angst sondern vor Wut. Ace hatte die Augenbraun zusammen gezogen und versuchte nachzuvollziehen, warum diese beiden eher schwachen, unscheinbaren Matrosen so aggressiv waren. Den Sold, den ein jeder, egal welchen Ranges erhielt, war üppig genug, um sich in jedem Hafen auszutoben. Noch während er sich fragte, was die beiden mit ihren Aussagen bezweckt hatten, schoss ihm die Lösung durch den Kopf und er stellte in einem ruhigen, vorwurfsfreien Ton fest:
 

„Du bist also wütend geworden und wolltest Jules Ehre verteidigen. Hast du die beiden zuerst angegriffen?“
 

Mit großen Augen starrte Birdie seinen Freund an und schüttelte sogleich den Kopf. Es fiel ihm sichtlich schwerer weiterzuerzählen. Einen kurzen Moment später fand er seine zitternde Stimme wieder:
 

„Ich habe sie angeschrieen, dass sie ihre verdammten Klappen halten sollten und bin auf den lachenden Faro zu getreten. Er hat mich spöttisch beschimpft und weggestoßen. Dann habe ich ihm mit der Faust ins Gesicht schlagen wollen…habe ich nur die Wand getroffen. Im nächsten Moment hat er mich gegen Johnny gestoßen, der mich am Handgelenk festhielt. Ich versuchte mich zu befreien, wurde jedoch sogleich gegen die Wand gedrückt. Johnny hielt mich fest, während Faro mit einem ekelhaften Grinsen auf mich zu trat und erklärte, dass ich einen netten…Hintern hätte und ihm egal sei, worin oder in wem er seine Befriedigung…“
 

„Was haben sie mit dir gemacht?“, herrschte Ace ihn plötzlich voller Entsetzen an. Der Rücken des Kommandanten war in einem Sekundenbruchteil vor Wut in Flammen aufgegangen. Um sie herum, schwirrte die Luft und es wurde unerträglich heiß.
 

„Es ist nichts passiert. Thatch hat uns unterbrochen und gedroht uns für unsere schludrige Arbeit zu bestrafen.“, versicherte ihm Birdie erschrocken, über die heftige Reaktion des Kommandanten. Ace bekam sich nur schwer wieder unter Kontrolle, dass es jemand wagen würde, so mit einem Kameraden zu sprechen, hatte er nie für möglich gehalten. Doch an seinem unsteten Blick erkannte die Feuerfaust, dass der Junge ihm noch etwas verschwieg, also fragte Ace nach:
 

„Was haben die beiden dann gemacht?“
 

„Sie sind lachend gegangen und haben mich mit der Arbeit allein gelassen, wie schon so oft. Faro hat mir befohlen zu schweigen, sonst würde Pops mich über Bord werfen. Schließlich würde ich, wenn ich jemand etwas erzählte, Nakama sind unantastbar verletzten. Er hat über meine Brust gestrichen und gedroht, dass er jetzt gehen würde, aber heute Nacht da weiter machen würde, wo er aufgehört hat.“
 

Jetzt zitterte der schluchzende Junge wieder unkontrolliert vor Angst und Scham. Der unglaubliche Druck, der auf dem schlaksigen Birdie lastete, war einfach zu viel für diesen. Ace hatte sich mittlerweile wieder unter Kontrolle, obwohl seine Wut sich nicht gelegt hatte. Trotzdem bezweifelte er, dass Faro die letzte Drohung ernst gemeint hatte. Doch Birdie schien es zu glauben und er war heillos damit überfordert. Liebevoll legte der Feuerbändiger den bitterlich weinenden Jungen einen Arm um die Schultern, um ihm Halt zu geben.
 

„Dir wird nichts passieren, Birdie. Weder Faro noch Johnny werden es wagen, dir auch nur ein Haar zu krümmen…“
 

„Aber er hat doch gesagt,…“, begehrte der Schiffsjunge kurz auf, bevor seine Stimme wieder versagte. Der Fünfzehnjährige klammerte sich an Ace, wie ein verängstigtes Kind, so dass der Feuerbändiger ihn mit sanfter Gewalt zwingen musste ihm in die Augen zu sehen. Mit entschlossenem Blick beruhigte Ace ihn und strich sanft über die glühende Stirn seines Schützlings:
 

„Nein, Birdie. Sie wollten dich nur einschüchtern. Die beiden verstoßen gegen unsere goldene Regel, in dem sie dir auch nur so etwas androhen. Komm wir suchen Salmac und lassen ihn dein Handgelenk verbinden. Unser Chefarzt stellt keine Fragen, wenn er merkt, dass wir nicht antworten wollen. Dann bringe ich dich hier her zurück. Du schläfst bis auf weiteres in meiner Kajüte, die kannst du von innen abschließen. Einverstanden?“
 

„Wo schläfst du dann?“, fragte der Junge überrascht, aber ohne Tränen und schien nun langsam seine Fassung zurück zu gewinnen. Ace lächelte leicht. Er freute sich fast über die Gelegenheit, die sich ihm gerade bot und antworte rasch:
 

„Ich denke, dass ich Marcos Gastfreundschaft noch ein wenig länger in Anspruch nehmen kann.“
 

Als der Junge mit unsicherem Blick wieder etwas fragen wollte, fiel ihm der Feuerbändiger schnell ins Wort und legte ihm seine weitere Hilfe dar:
 

„Um Faro und Johnny werde ich mich kümmern. Du brauchst vor ihnen keine Angst mehr zu haben. Ich beschütze dich und ich verspreche dir, dass ich es vermeiden werde, jemand in die Sache einzuweihen. In Ordnung?“
 

Stumm und sichtlich überwältigt nickte Birdie und umarmte Ace urplötzlich. Sein gemurmeltes Danke schien schon wieder in Weinen überzugehen, was den Flammenwerfer veranlasste mit dem Jungen, um den Hals aufzustehen. Seine Ablenkung wirkte und so wischte sich Birdie, die letzten Tränen von den Augen und ließ sich willig zu Salmac bringen, der wie immer auf der Krankenstation war, anstatt den Abend an Deck zu genießen.
 

Ein wenig später brachte Ace den müden, ausgelaugten Jungen zurück in sein Zimmer und wünschte ihm eine gute Nacht, bevor dieser die Tür hinter sich verschloss.
 

Nachdenklich machte sich die Feuerfaust auf den Weg zu Marcos Räumlichkeiten und begriff plötzlich, dass er ihn ins Vertrauen ziehen musste. Wie sollte er dem Vize sonst seinen Besuch erklären?
 

Außerdem beschäftigte ihn schon seit geraumer Zeit der Gedanke, wie genau er mit Faro und Johnny verfahren sollte. Schließlich stand zu viel auf dem Spiel. Ace Herz hämmerte wie wild in seiner Brust, als er Marcos Zimmertür ungefragt öffnete und hineintrat.
 

~*~*~*~*~
 

Als er in das schummrige Licht eines größeren Platzes bog, begann sich der sommersprossige Kommandant zu fragen, wie er hier her gekommen war. Irgendetwas, so schien es, trieb ihn durch die Gassen, als hätte er ein Ziel.
 

Das war absurd, dachte Ace irritiert und spürte trotzdem ganz deutlich, dass sein Instinkt oder vielleicht auch sein Feuer in die gegenüberliegende Straßeneinmündung drängte. Ohne groß weiter darüber nachzudenken, lenkte er seine Schritte dorthin. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, doch plötzlich, völlig unvermittelt stand Marco keine zehn Meter vor ihm.
 

Ace hatte das Gefühl, dass sein Herz für wenigsten drei Schläge aussetzte, während sich ihre Blicke trafen. Als sich der erste Schreck gelegt hatte, war die Wut des jungen Mannes verraucht. Marco sah einfach jämmerlich aus, wenn gleich Ace Erscheinung nicht vor Selbstbewusstsein strotzte, sah er niemals auch so mitgenommen aus, oder etwa doch?
 

Seine breiten, sonst aufgerichteten Schultern waren in sich zusammengesunken, als hätte er Prügel bekommen. Die Augen seines Vizekäptn’s waren leer und schauten ihn ebenso fassungslos an. Auch der blonde Mann schien nicht zu verstehen, dass sie zueinander gefunden hatten. Wo es doch so offensichtlich war, überlegte Ace und begriff, dass Marco ihm gar nicht so überlegen war, wie er es vermutet hatte. Diese überraschende Situation zeigte doch, dass der Vize ihn ebenfalls suchte, wenn auch nicht bewusst.
 

Der Wind zerrte an ihren nassen Kleidern, doch keiner der beiden Männer rührte sich oder sagte etwas. Es stand so viel zwischen ihnen, durchfuhr es Ace Gedanken und er kam nicht umhin sich zu fragen, was er jetzt tun sollte. Marco hatte nie aufgehört, ihn wie ein Kind zu behandeln, während die Feuerfaust niemals müde geworden war, sich vor ihm beweisen zu wollen. Sie wussten so viel voneinander, obwohl sie sich erst ein knappes Jahr kannten.
 

Es machte sogar Sinn. Ihre Feuer suchten sich, brauchten sich und verzehrten sich nacheinander. Sie hatten sie sogar wieder zusammengeführt. Doch was war nach alle dem geblieben? Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Marco unsicher ein paar Schritte auf ihn zutrat. Seine arrogante, abwertende Maske die Ace vorletzte Nacht so in Rage versetzt hatte, war einem fast verzweifelter Ausdruck gewichen. Zögernd streckte der Ältere ihm seine Hand entgegen, ließ sie aber kurz darauf wieder kraftlos sinken, als wüsste auch er nicht, was er zu tun hatte. Der Mann, der nun vor ihm stand, war nicht der Marco, der ihn vorgestern so erniedrigt und verletzt hatte, überlegte die Feuerfaust. Es war viel mehr der Vize, den Ace so mochte, der seine Mannschaft stets bestützen wollte und seinem eigenen Glück, dem der Crew unterordnete.
 

„Ace, es tut mir leid.“, setzte der Phönixmensch mit reuevoller Stimme an, wurde aber so gleich von Ace unterbrochen.
 

„Du hast gelogen!“
 

Ergeben nickte Marco und gestand zum ersten Mal seine Schuld leise ein:
 

„Ich weiß.“
 

Als sich die Geschehnisse der vorletzten Nacht erneut vor seinem inneren Auge abspielten, sah Ace sie nun aus einem ganz anderen Licht.
 


 

Ende Kapitel 38
 

~*~*~*~*~
 

Hallo ihr Lieben,
 

wir sind dem Ende von NSU wieder ein großes Stück näher gekommen. Ich bedanke mich ganz lieb bei samiya für ihre gute Betaarbeit. Außerdem bedanke ich mich natürlich bei Glupit, schnullerbabe, Inu-Yashagirl88, -Shiro-chan-, Hiraya, LuxusDrake und Monkey-D-Setsuna sowie allen 165 Favonehmern für ihre Unterstützung.
 

Je nach Zeit und Muse werde ich die wenigen restlichen Kapitel so schnell, wie möglich veröffentlichen.
 

Liebe Grüße und eine schöne Woche wünscht euch
 

ceres

Vorgestern

Am Horizont ging endlich die Sonne langsam hinter vereinzelten Schneewolken unter. Abgesehen von dem frostigen Wetter, war es auf der Moby Dick regelrecht idyllisch zugegangen. Natürlich hatte der heftige Schneesturm am Morgen der Crew einige Schwierigkeiten bereitet, doch alles in allem war der Tag schön gewesen. Zumindest aus Marcos Sicht.
 

Für den Vize bestand tatsächlich kein Grund zur Klage, schließlich hatte er die meiste Zeit mit Ace verbracht, wenn auch mit Papierkram und den Pflichten den beide Divisionen gemeinsam nachkommen mussten.
 

Das Einzige unerfreulich war der Umstand gewesen, dass die Hauptentsalzungsanlage am vorderen Teil des Schiffs, die sowohl das Trink-, als auch das Brauchwasser förderte und aufbereitete, eingefroren war. Die Mechaniker aus Vistas Division bemühten sich seit den frühen Morgenstunden redlich um eine Lösung. Für die Mannschaft stand seitdem nur das abgestandene Wasser aus den neuen Vorratsfässern zum Verzehr bereit. Im Bad der Kommandanten gab es nur noch ungefiltertes Meerwasser aus einer Zisterne zum Waschen und Spülen, während die einfachen Matrosen eine normale Badewasserversorgung genossen, da die kleinere Entsalzungsanlage am Heck bisher keinen Schaden genommen hatte.
 

Die Unannehmlichkeit hatte der Vize der Whitebeardpiraten kaum zur Kenntnis genommen, da er es zu sehr genossen hatte mit seinem Feuerteufel zusammen zu sein. Im Augenblick waren die beiden nach einem ausgiebigen Abendessen auf den Weg zu ihrer Kajüte. Von dem Abend an als der junge Kommandant Marco über Birdies Bedrohung eingeweiht hatte, teilten sie sich den Raum, ohne dass jemand daran Anstoß genommen hatte. In der besagten Nacht hatten sie lang darüber gesprochen, wie sie Faro und den anderen beikommen konnten. Nach einigem Hin und Her hatten die beiden eine Lösung gefunden, die Faro eine gehörige Lektion erteilte, ihn jedoch nicht an Pops auslieferte.
 

Der Phönixmensch war sichtlich stolz auf den temperamentvollen Kommandanten gewesen, der mit ihm Rücksprache gehalten und nicht impulsiv das Leben der Männer zur Hölle gemacht hatte, wie er es mit Sicherheit noch vor ein paar Monaten getan hätte. Die Tatsachen sprachen für sich. Sein Kleiner war gereift und vertraute ihm endlich vorbehaltlos. Letzeres freute den älteren Kommandanten mehr, als er sich zunächst eingestehen wollte.
 

Leise lachend entzog sich Marco dem neckenden Griff des Feuerbändigers, der ihn zu sich ziehen wollte und eindeutig suggerierte, dass er ihre kostbare Zweisamkeit nutzen wollte. Ein zustimmendes Grinsen stahl sich auf das Gesicht des Vizekäpt’n. Er war keineswegs abgeneigt, diesen Vorschlag umzusetzen. Trotzdem wehrte er einen weiteren Annäherungsversuch seitens Ace ab, hielt die freche Hand fest und flüsterte ermahnend:
 

„Kleiner, Vista, Thatch und Jozu sind hier unten. Wir müssen leise sein, damit uns niemand hört. Außerdem werden sie uns sicher bald zum Karten spielen einladen.“

Missmutig schüttelte der Flammenwerfer den Kopf, als wollte er nicht einsehen, was Marco gerade gesagt hatte. Es stimmte leider, die Gefahr war zu dieser Tageszeit groß, dass jemand den Raum betrat, während sie…naja…beschäftigt waren – auch wenn es sich nur um Oskar handelte.
 

Ace Miene erhellte sich jedoch wieder, als ihm der andere zuraunte, dass sie schließlich in der Nacht noch genug Gelegenheit haben würde. Doch dann fesselte etwas anderes seinen Blick und ein zufriedener Ausdruck legte sich auf seine Züge. Sie standen keine zehn Schritte von der Tür des Kommandantenbades entfernt, an deren Knauf ein Warnschild verkündete, dass die Wasserversorgung fehlerhaft war.
 

Das war perfekt!
 

Mit einem spitzbübischen Seitenblick zu seinem Vize erzählte Ace die Vorzüge seiner aufkeimenden Idee:
 

„Wir wären ungestört, würden keine Aufmerksamkeit erregen und wären danach sauber.“

Die Augen der Feuerfaust glühten förmlich vor übermütiger Begeisterung und zu Marcos Leidwesen, ließ er sich nur zu gern auf den Wunsch des Jüngeren ein. Wer würde sie schon hier stören? Mit einer fließenden Bewegung öffnete der Vize die Tür, sodass das Warnschild zu wackeln begann. Verschmitzt grinsend umarmte der Nachwuchskommandant seinen Mentor von hinten und schob ihn in den gefliesten Raum. Noch während sich Marcos Generalschlüssel im Schloss drehte, begann Ace mit leichten Küssen und spielerischen Bissen den Nacken seines Vizekäpt’ns zu erobern.
 

Als er mit seinen warmen Fingerspitzen an dem obligatorischen, lilafarbenen Hemd zu nesteln begann, griff der blonde Mann nach den frechen Händen und zog sich selbst das Kleidungsstück vom Körper. Er dreht sich mit einer fließenden Bewegung zu Ace um und lächelte entschuldigend:
 

„Bevor du es aus Versehen oder vor Ungeduld wieder abfackelst.“
 

Das Lächeln auf Marcos Gesicht wurde breiter, als er beobachtete, wie Ace Ohren rot wurden und der Junge fast verlegen wegschaute. Er mochte es offenbar immer noch nicht, wenn er an diesen speziellen Zwischenfall erinnert wurde, in dem er eins der Hemden bis zur Unkenntlichkeit versengt hatte. Der Feuerbändiger hatte das Ereignis zunächst als praktisch empfunden, schließlich war das Hindernis vernichtet. Dann hatte er jedoch feststellen müssen, dass der blonde Mann sehr kleinlich im Bezug auf seine Kleidung war.
 

Den winzigen, schwachen Moment der erröteten Feuerfaust konnte der Vize nur ganz kurz widerstehen, bevor er auf Ace zutrat und ihn zuerst sanft, kurz darauf fordernder zu küssen begann. Irritiert keuchte der sommersprossige Kommandant auf, als sein Rücken gegen das kühle Holz der Tür stieß. Er drängte den fragenden Gedanken beiseite, warum Marco ihm plötzlich so offensiv zu getan war. Es war ihm schlicht egal. Das Inferno in seiner Brust triumphierte begeistert über die Erkenntnis, dass der Ältere nicht mehr in der Lage war seine Hemmungen aufrecht zu erhalten.
 

Das musste er genießen und vor allem nutzen, überlegte Ace und entschied sich, langsam zwischen Marco und der Tür zu Boden zu gleiten, sodass er nun mehr vor dem Schritt seines Vizekäpt’ns kniete. Das vernehmliche Schlucken seines Vorgesetzten ignorierte der Flammenwerfer, während seine Nase sich zögernd gegen die stetig größer werdende Beule rieb. Die Spannung zwischen ihnen war mittlerweile zum Greifen und trotzdem bemühte sich der junge Mann ruhig zu bleiben. Es törnte ihn unglaublich an Marcos hartes Glied zu spüren, den Geruch des anderen zu inhalieren und dessen Lust zu hören. Ace liebte die Macht, die er in diesen kostbaren Momenten über seinen Vize ausübte und er wollte dies bis zum Äußersten ausreizen.
 

Betont zwanglos öffnete er geübt den Gliedergürtel und ließ ihn zusammen mit der Seemannshose sowie den dunklen Shorts zu Boden gleiten. Augenblicklich streckte sich ihm Marco steifes Geschlecht entgegen. Ace leckte sich bei dem Anblick lustvoll über seine Lippen. Er wollte den Moment genießen, bevor er endlich zum ersten Mal das tun konnte, was sein Mentor ihm bisher verweigert hatte.
 

Eben dieser war zur Salzsäule erstarrt und schien fieberhaft zu überlegen, ob er den Jungen aufhalten sollte. Es schien Marco falsch zu sein, dass die Feuerfaust vor ihm kniete, um ihn wie ein unterwürfiger Sklave mit dem Mund zu verwöhnen. Gleichzeitig machte allein die Vorstellung den Vizekäpt‘n unglaublich an. Die Entscheidung wurde ihm letztlich abgenommen. Gebannt beobachtete er, wie sich Ace Lippen um das vor Begierde bebende Glied schlossen und er es vorsichtig weiter in seine Mundhöhle schob.
 

Die ungeahnte Hitze, die den blonden Mann umhüllte, vertrieb all seine Gedanken und Schuldgefühle. Sein Verlangen war das einzige, was in seinem Körper und in seinem Kopf übrig blieb. Sogleich begann der Flammenwerfer seinen Mund qualvoll langsam über den geschwollenen Schaft zu führen. Mit purer Absicht achtete er darauf, die Vorhaut kaum zurückzuschieben, ebenso wie Marco es sonst bei ihm tat, wenn sein Höhepunkt in greifbare Nähe rückte.
 

„Ace…“, keuchte Marco keine Sekunde später auf und musste feststellen, dass sich der Junge einiges von ihm abgeschaut hatte. Er stütze seine Hände an der Tür ab und blickte zur Seite auf die verspiegelte Wand, in der sich ihr Spiegelbild hintereinander zu vervielfachen schien. Der Anblick raubte ihm den Atem und beschleunigte seinen ohnehin schon heftigen Herzschlag.
 

Der schwarzhaarige Kopf seines Schützlings schob sich vor und zurück, während Ace das Tempo seiner Stimulation ein wenig erhöhte und eine Hand an die empfindsamen Hoden legte, um sie vorsichtig zu massieren. Für Marco war es unglaublich elektrisierend real zu erfahren, was er sich in seiner beschämenden Fantasie schon so oft ausgemalt hatte. Hätte er es nicht besser gewusst, wäre er aufgrund der ausgefeilten Technik auf Ace frühere Liebhaber eifersüchtig geworden.
 

Beschwichtigend breitet der Phönix seine Aura in seiner Brust aus und bestätigte ihn um einiges deutlicher mit lüsterner Stimme. Der Junge gehört dir. All seine Erfahrungen hat er mit dir gemacht und zugegebenermaßen eine gute Ausbildung genossen. Das hatte Ace in der Tat, gab der blonde Mann zu, auch wenn ein härterer Rhythmus ihn näher an seine Befriedigung gebracht hätte. Leg deine Hände um seinen Kopf, diktier ihm das Tempo und lass ihn deinen Erguss schlucken. Es wird ihm sicher gefallen.
 

Mit weitaufgerissenen Augen schüttelte Marco seinen Kopf, um das beunruhigend erregende Bild, das der Phönix provoziert hatte, zu verdrängen. Er sah an sich herunter und schluckte hart. Allein durch die bloße Vorstellung, wie er seinen Schwanz schneller, härter, tiefer in den Mund seines sommersprossigen Kameraden stieß, zogen sich seine Hoden zusammen. Unkontrolliert stöhnte der Blonde auf und lehnte sich etwas weiter nach vorn.
 

Plötzlich schaute Ace zu ihm auf und fing den lustverschleierten Blick seines Mentors auf. Der Junge mit den geröteten Wangen grinste ihn frech an, ohne seine aufregende Tätigkeit zu unterbrechen. Dieser selbstsichere Ausdruck - stolz, ein wenig spöttisch, als könne nichts und niemand seiner Herr werden, beeindruckte den Vize ungemein und verführte ihn fast dazu seinem primitiven Verlangen nach Erlösung so nach zu kommen, wie es der Feuervogel vorgeschlagen hatte. Sein Höhepunkt war nicht mehr fern.
 

In dem Moment zog der Flammenwerfer seinen Mund vollständig zurück, als hätte er Marcos ungeduldige Gedanken gehört und entschieden ihm den Orgasmus zu verweigern. Der freche Schuft hatte tatsächlich viel in den vergangenen Nächten gelernt. Noch während der stellvertretende Käpt‘n dies überlegte, begann Ace mit einer Hand seinen Kiefer zu bewegen, als würde er die Muskeln ringsum lockern wollen.
 

Ein verständnisvolles Lächeln zeichnete sich auf den Lippen des Älteren ab. Das lästige Problem kannte er, doch Ace schien es sehr peinlich zu sein, als er zu einer Entschuldigung ansetzen wollte:
 

„Augenblick, ich…“
 

„Ist schon gut, Kleiner. Komm steh auf und lass uns duschen gehen, bevor wir nachher den Vorraum schrubben müssen.“, lud Marco seinen Schützling noch immer lächelnd ein und reichte ihm eine Hand, um ihm beim Aufstehen behilflich zu sein.
 

Ace griff dankbar nach der dargebotenen Hilfe, da er schon vor längerem bemerkt hatte, dass seine Beine eingeschlafen waren. Mit leicht unsicheren Bewegungen folgte er Marcos Beispiel, entledigte sich endlich der engen Hose, die seine eigene Erregung sehr eingeschnürt hatte, sowie allen anderen Kleider an seinem Körper und ging hinter dem blonden Mann in den eigentlichen Duschraum. Wieder blieben Ace Augen auf den hässlichen Narben auf dem muskulösen Rücken seines Kameraden hängen, bevor er das wohlgeformte Hinterteil in Augenschein nahm und beinahe in Marco hineingelaufen wäre.
 

„Mal sehen, ob Vistas Jungs die Anlage reparieren konnten.“, sagte der Vize mehr zu sich selbst, drückte seine Stammdusche an und legte die Seife aus dem Regal auf die Ablage. Zischend und gluckernd spritze ihnen zunächst unregelmäßig salziges Wasser entgegen, doch kurz darauf wurde daraus ein gleichmäßiger und vor allem geruchloser Wasserstrahl. Der blonde Mann streckte seine Hand aus und kostete das Wasser einen Wimpernschlag später. Es bestand kein Zweifel, die Mechaniker hatten ganze Arbeit geleistet.
 

„Sie geht wieder, dafür ist das Wasser nicht besonders warm.“
 

Die resignierte Feststellung des Älteren überraschte Ace etwas, schließlich konnte er diesem Problem sehr schnell Einhalt gebieten. Er breitete seine Arme aus und entfesselte seine körpereigene Hitze, so dass die Raumtemperatur sprunghaft stieg und gleichdarauf Dampf das Bad befeuchtete, damit es nicht zu schnell auskühlte.
 

Mit einem verwegenen Lächeln drehte sich Marco mit dem Rücken zur Dusche und ließ das kühle Nass seinem weiterhin erregten Körper hin abrinnen. Sofort trat der Feuerteufel zu ihm, um ihn zu wärmen und vor allem seine hart erarbeitete Trophäe vor dem Schrumpfen zu retten. Sein eigenes geschwollenes Glied rieb sich an Marcos Bein. Wie von selbst fanden sich ihre Lippen und für einen weiteren kostbaren Moment stand die Welt um die beiden Kommandanten still.
 

Dann begannen ihre Küsse gieriger zu werden. Ace Finger glitten über die feuchten Rücken- und Nackenmuskeln und streichelten jeden Zentimeter ausgiebig. Marcos Hände führten ihre Liebkosungen etwas fordernder aus, als sie ihren Weg zu den festen Backen der Feuerfaust bahnten.
 

Berauscht sog der Ältere den rauchig, warmen Geruch seines Schützlings ein und stellte wieder einmal fest, wie sehr er es genoss mit dem Kleinen zusammen zu sein und ihn zu berühren. Allein die erotische Spannung, die zwischen ihren Teufelskräften bestand, hätte schon einige Male ausgereicht, um ihn alle guten Vorsätze vergessen zu lassen. Doch heute schien die Stimmung noch viel geladener zu sein als zuvor. Der Phönixmensch empfand sogar die verwirrende Sehnsucht nach Ace und seinem attraktiven Körper stärker. Ihm kam ihre Zweisamkeit mittlerweile so vertraut vor, als hätten sie diese Situation in letzter Zeit so oft gelebt und eine solche Sicherheit erlangt, dass sie einen weiteren Schritt gehen konnten.
 

Diesen beunruhigenden Gedanken musste der pflichtbewusste Vize loswerden, um sich selbst und den Jungen abzulenken. Er brachte daher etwas Abstand zwischen sie und begann Ace Glied langsam zu stimulieren. Doch irgendetwas schien auch seinen Schützling zu beschäftigen, da er ihn unsicher ansah. Sogleich küsste der blonde Mann ihn wieder, um den Flammenjungen vom Reden abzuhalten, das sie nur in eine heikle Situation stürzen konnte. Doch wie so oft, lief nichts nach seinem Willen.
 

„Marco, ich will dich.“, flüsterte der junge Mann leise, sobald sich von einander lösten. Er wollte noch etwas sagen, aber weiter konnte er nicht mehr sprechen, weil die gierigen Lippen seines Mentors erneut von ihm besitzergriffen.
 

Im Inneren des Phönixmenschen tobte ein erbitterter Kampf zwischen seiner unbändigen Lust und dem letzten Funken Vernunft, der versuchte ihn davon zu überzeugen auf seine Befriedigung zu verzichten. Auf Ace zu verzichten. Allein der Gedanke bereitete Marco körperliche und seelische Schmerzen, trotzdem zögerte er vor dem letzten Schritt, den er tun musste, um den jungen Kommandanten ganz zu besitzen.
 

Er will es, er will dich.
 

Verlockend süß hallte die Erkenntnis durch die Gedanken des Vizekäpt’ns und brachte seine Hemmungen zum Wanken. Schließlich verzehrte er sich genauso sehr nach Ace. Doch durfte er so egoistisch sein und sein Vergnügen über alles andere stellen? Nur verschwommen drängten sich Gegenargumente und Befehle seiner Vernunft in seine Überlegungen, aber Marco konnte mit ihnen nichts mehr anfangen. Er löste ihren leidenschaftlichen Kuss und sah den Feuerbändiger erwartungsvoll an, als würde dieser die Entscheidung für ihn treffen können.
 

Sein fragender Blick traf auf Ace vor Lust verschleierte Augen, die sein Zögern nur am Rande wahrnahmen. Das Duschwasser rann noch immer über ihre nackten Körper. Die errötete Feuerfaust schien nicht mehr die Kraft zum Sprechen zu haben. Ace Atem ging stoßweise und seine Hände krallten sich an Marco Schultern, um nicht den Halt zu verlieren. In dem Moment fiel Marcos Entscheidung.
 

Er würde mit Ace schlafen. Hier. Jetzt.
 

Wie ein vom Instinkt getriebenes, ausgehungertes Tier fiel er über den Jungen her, der seine Zärtlichkeit willenlos zuließ. Mit einer Hand streichelte Marco das Glied seines Schützlings, während die andere über die Seife rieb, um den gleitfähigen Film sogleich auf Ace Anus zu verteilen. Als der Sommersprossige begriff, was der Ältere vor hatte, entspannte er sich merklich, um das Eindringen der frechen Finger für Marco zu erleichtern und für ihn angenehmer zu machen.
 

Der Feuerbändiger hatte in den vergangenen Nächten, die er mit seinem Mentor verbracht hatte, gelernt, welche fantastischen Reize dem zugegeben zunächst äußerst unangenehmen Gefühl mit der Zeit folgen würden. Er vertraute Marco blind.
 

Mit kräftigen Bewegungen stimulierte der Ältere das heiße Glied und schluckte hart als der schwarzhaarige Kopf seufzend auf seine Schulter glitt. Der junge Kommandant war offensichtlich kurz davor zu kommen, doch das sollte er noch nicht. Der Vize stoppte die Liebkosung und zwang Ace Aufmerksamkeit so zu den geschickten Fingern, die ihn mittlerweile problemlos penetrierten. Einen kleinen Augenblick später sah der fiebrige Blick des Feuerbändigers seinen Mentor wieder eindringlich an.
 

Nimm mich. Obwohl dieser Befehl lautlos über die Lippen der Feuerfaust glitt, verstand Marco ihn. Es war die Aufforderung, auf die er gewartet, nein gehofft, hatte. Dieses eine Mal würde er sich nehmen, was er sich so sehnlichst wünschte, ohne an den möglichen Konsequenzen zu Grunde zu gehen. Jegliche Zurückhaltung oder Scheu war in ihm zerbrochen und verschwunden.
 

Marco war nicht selbstsüchtig genug, um Ace einfach zu besteigen. Viel mehr wollte er in die tiefbraunen Augen sehen, wenn sie vereint waren. Es sollte etwas besonderes sein, schließlich war es das auch. Der Vize spürte den erwartungsvollen Blick seines Schützlings auf sich ruhen, während er seine Möglichkeiten überprüfte. Er hatte gedacht, dass er Ace hochheben könnte, doch das Gewicht des durchtrainierten Jungen würde er nicht allzu lang aushalten können. Ebenso wenig wollte Marco ihn auf den kantigen, tristen Fliesen lieben. Es blieb also nur eine Möglichkeit. Er würde ihn umdrehen müssen.
 

Sein Schützling schien zu einem ähnlichen Entschluss gekommen zu sein und grinste schief, bevor er ihn in einen aufreizenden Kuss verwickelte. Der blonde Mann legte alle Hingabe in das lustvolle Lippenspiel und umfasste die Hüfte der Feuerfaust fest mit beiden Händen. Sanft rieb er ihre erregten Glieder gegen ihre aufgeheizten Körper und keuchte gleich darauf auf. Er wollte dem Schwarzhaarigen zeigen, wie viel es ihm bedeutete jetzt bei ihm zu sein. Gleichzeitig konnte sich der Vize nicht länger zurückhalten.
 

Ein letzter Augenkontakt mit dem Feuerjungen bestätigte ihm, dass er allem, was er mit ihm vorhatte, zustimmte. Eine Art Rausch erfasste den älteren Mann und allein die Vorfreude ließ sein Geschlecht zucken. Geduld, mahnte der Feuervogel und versprach, dass sie sich jeden Moment mit dem unbändigen, ewigen Feuerelement vereinen würden. Alle Gedanken waren nur noch auf dieses eine Bild gerichtet. Wie im Fieberwahn drehte Marco den Jungen mit einer kraftvollen Bewegung um und dann…
 

WHITEBEARD
 

Für den Bruchteil einer Sekunde starrte Marco wie gelähmt auf das Abbild seines Vaters auf Ace Rücken, bevor ihn blankes Entsetzen erfasste und er handeln konnte. Er stieß Whitebeards Symbol und alles was es ihm bedeutete, vor Schreck mit solcher Wucht von sich, dass der völlig überrumpelte Ace mit dem Kopf gegen die Wand schlug. Der dumpfe Aufprall und der überraschte Schmerzenslaut verhallten in dem gefliesten Raum, ohne dass der Vize davon Notiz nahm.
 

Eine vollkommene Fassungslosigkeit hatte von Marco besitzergriffen und geißelte ihn mit bohrenden Fragen, die seine Scham und Reue verächtlich schmähten. Ihm wurde heiß und kalt, während sein Puls zu rasen begann. Jetzt konnte noch nicht einmal der Phönix den Vorwürfen Einhalt gebieten, zu tief hatte der Schock den Vize verletzt.

Was hatte er getan?
 

Alte seelische Wunden rissen auf, vervielfachten die emotionalen Schmerzen mit denen Marco plötzlich zu kämpfen hatte. Er fühlte sich so schäbig und versuchte sich gleichzeitig verzweifelt zu rechtfertigen, um die Kontrolle über sich zurückzuerlangen, schaffte es jedoch nicht. Whitebeard war der einzige Mensch, der ihm je eine faire Chance, ein Zuhause, eine Familie, einen Lebensinn gegeben hatte - ohne Misstrauen und Vorsicht. Es gab keine Entschuldigung dafür ihn zu hintergehen.
 

Betrüger. Verräter. Vergewaltiger. Mörder. Monster, hallte es laut in seinen

Gedanken, während eine Sintflut voller Reue über ihn hereinbrach. Eine Bewegung unterbrach die fiebrigen Trance des Vizekäpt‘ns und zwang ihn aufzusehen.
 

Er konnte sich nicht rühren, als er Ace blutige Stirn sah. Eine ungeahnte Panik erfasste Marco und ließ ihn zittern. Der Feuerbändiger starrte ihn feindselig an und schien die rote, warme Flüssigkeit nicht zu bemerken, die aus der Platzwunde trat und mit dem Wasser aus der Dusche seinem Körper herabrann.
 

Wie in Zeitlupe spielte sich vor Marcos innerem Auge ab, was passiert wäre, wenn er sein Vorhaben von eben skrupellos durchgezogen hätte. Nur glichen die Bilder keineswegs seinen erotischen Fantasien, sondern dem Ereignis, dass er so gern vergessen würde. Da war er wieder der trostlose Raum, die Seesteinketten, das scharfe Messer und die Schreie, die in der Dunkelheit verhallten. Doch es war diesmal nicht seine Stimme, sondern Ace, die verzweifelt um Hilfe und Gnade rief. Dafür kam das befriedigende Stöhnen und die niederschmetternden Worte von ihm – Marco.
 

Wer war er, dass er sich erdreistete seinem Schutzbefohlenen auf solche Weise näher zu kommen?
 

Voller Abscheu starrte der zutiefst erschütterte Mann auf seine Hände. Plötzlich schmerzten die entsetzlichen Narben wieder, die der Vergewaltiger auf seinem Rücken hinterlassen hatte. Die Erkenntnis traf ihn hart.
 

Er war kein Deut, besser als dieses Schwein.
 

Währenddessen trat Ace, der Marco angesprochen hatte ohne eine Antwort zu erhalten, auf ihn zu und wollte nach ihm greifen, doch noch rechtzeitig registrierte der blonde Mann die Geste und schlug die Hand weg.
 

„Verschwinde. Hau ab.“, brüllte Marco dem ahnungslosen Jungen mit vollem Entsetzen und Gram in den Augen entgegen und wich vor ihm zurück, als wäre er Gift für ihn.

Er musste Ace vor ihm schützen, um jeden Preis! Der Junge musste gehen, sofort!

Benommen blieb der Nachwuchskommandant stehen. Der Kloß in seinem Hals schnürte ihm die Kehle zu. Er kannte diesen Blick, er fürchtete und hasste ihn so sehr. Gleichzeitig war er ihm auch so vertraut, schließlich war es die einzige Regung, die man einem Dämonenkind entgegenbringen konnte: Ekel.
 

Aber doch nicht von Marco, der Vize, der ihm von Beginn an eine freundschaftliche Hand gereicht hatte. Der ihn wiederbelebt, ihn mit Essen versorgt, an seinem Krankenbett gesessen hatte und seit längerem regelmäßig seine Kajüte und sein Bett mit ihm teilte. Der Blonde war doch nicht so eiskalt und niederträchtig, wie alle anderen, die ein Kind wegen seines Vaters verdammten. Er verurteilte niemand und hielt nichts von gesellschaftlichen Konventionen oder Zwängen, schließlich war er Pirat und...
 

Die Gedanken des Feuerbändigers überschlugen sich förmlich. Es fiel ihm sehr schwer sich wieder zu fangen und nüchtern auf die Sache zu blicken. Doch eine Erkenntnis hämmerte ebenso schnell, wie sein Puls in seinem Kopf: Es musste einen anderen Grund geben – oder war es bloß die einzige Wahrheit, die er zu akzeptieren bereit war?

Langsam trat der Feuerbändiger ein paar Schritte auf den Älteren zu, der seinen verbitterten Blick abgewandt hatte. Mit einem Mal fuhr Marco gehetzt zu ihm um und musterte ihn abschätzig mit einer reservierten Arroganz, die der junge Kommandant noch nie zuvor gesehen hatte. Ebenso fremd kam ihm die harte Stimme vor, die kalt befahl:
 

„Geh mir aus den Augen. Hörst du nicht richtig!“
 

Sichtlich vor den Kopf gestoßen taumelte der Feuerbändiger zurück und starrte seinen Freund, von dem er mehr hielt als von sich selbst, ungläubig an.
 

Was zur Hölle?
 

Die bittere Tatsache traf ihn völlig unvorbereitet und ließ ihn hart schlucken. Langsam sackte Ace innerlich zusammen. Er hatte sich geirrt, der Phönixmensch sah genau das in ihm, was er auch war – ein nichtsnutziger, lebensunwürdiger Schmarotzer.

Die altbekannte Wut kochte in ihm hoch und begann von ihm Besitz zu ergreifen. In seinem Körper begann es zu kribbeln, während sich in seinem Gedankenstrom tausende Rechtfertigungen überschlugen. Das konnte nicht wahr sein!
 

Er hatte doch absolut alles getan, um nicht so zu sein oder zu werden. Er diente Whitebeard mit Stolz und aus vollem Herzen. Ace wollte alles tun, um der Crew gerecht zu werden. Er hätte sein Leben mit Freude für jeden einzelnen geopfert, wie er es auch bei Ruffy getan hätte.
 

Alles in seinem Körper begann zu vibrieren, als seine uralten Ängste und seine Scham etwas wach riefen, das er ganz tief in sich verborgen hatte. Seinen Lebenswillen, der nur das Kämpfen kannte, um Wunden und Schaden zu verursachen – etwas, dass seine bloße Existenz zweifelsfrei bezeugen konnte.
 

Marco sollte begreifen, wen er vor sich hatte und dass er ihn mit Nichten wie ein Spielzeug behandeln konnte.
 

Entgegen besseren Wissens ging der zornesrote Feuerbändiger auf den Vize los. Er wollte ihn zur Rechenschaft ziehen. Blind vor Wut wurde ihm nicht bewusst, wie überlegen sein Gegner war. Ohne Mühe wehrte Marco seinen Schlag ab und stieß ihn diesmal mit solcher Kraft von sich weg, dass der junge Kommandant mit dem Rücken gegen eine andere Dusche prallte, sodass auch hier das Wasser zu laufen begann.
 

Doch sobald es die Haut des Schwarzhaarigen berührte, verdampfte es zischend. Einen Augenblick später durchzog feiner Nebel das Bad. Flammen leckten über den Körper des zweiten Divisionskommandanten, dessen Wesen nun von seinem ureigenen Instinkt dominiert wurden.
 

Viel zu lang hatte er sich von dem Älteren bevormunden, rügen und benutzen lassen. Dabei war er kein dummes Kind. Er brauchte niemanden! Bei diesen Gedanken sah Ace buchstäblich rot und ging völlig in Flammen auf.
 

Erbost über die sinnlosen Angriffe straffte Marco unbeeindruckt seine Haltung. Alle widersprüchlichen Emotionen wandelten sich plötzlich in Aggressivität. Warum begriff der undankbare Junge nicht, warum er so handeln musste? Der blonde Mann hatte es so satt allein für sie beide Verantwortung zu übernehmen, nur weil der Jüngere einen sorglosen Charakter hatte. Voller Zorn über solche Ignoranz beobachtete der Vize die hasserfüllten Züge des sommersprossigen Kommandanten und akzeptierte die Herausforderung ohne zu zögern. Er würde dem verzogenen Jungen eine Lektion erteilen – wenn es sein musste mit Gewalt.
 

Der übermäßige Wasserverbrauch zerstörte wenige Sekunden später das notdürftige Provisorium an der Entsalzungsanlage. Ungehindert drang Meerwasser in die Leitung und spülte schnell in den Duschraum.
 

Das salzige Nass raubte die Teufelskräfte der beiden Streithähne. Doch dieser schwächende Zwischenfall reichte nicht aus, um den erbitterten Kampf voller Enttäuschung und Wut aufzuhalten.
 

Ende Kapitel 39
 

~*~*~*~*~
 

Liebe Leser,
 

das Verfassen von diesem Kapitel war mit Abstand das schwerste für mich bisher und hat deswegen und aufgrund vieler anhaltender Reallife-Probleme viel Zeit in Anspruch genommen.
 

Ganz lieb möchte ich bei samiya für die mehrfache Korrektur und bei Inu-Yashagirl88, schnullerbabe, Glupit, -Shiro-chan-, Hiraya, Monkey-D-Setsuna und LuxusDrake für ihre Kommis bedanken.
 

Ich würde mich über eure Meinungen freuen, ob es sich gelohnt hat NSU über 2 Jahre (am 08.04.) zu verfolgen.
 

Ein schönes Osterfest wünscht euch
 

Eure ceres

Verkehrte Welt

Ace und Marco standen noch immer voreinander und starrten sich abwartend an, während der eiskalte Regen auf sie herab prasselte. Es hätten Stunden oder auch nur Sekunden vergangen sein können. Kein Wort war gesprochen worden, seitdem der Ältere zugegeben hatte, den Feuerjungen belogen zu haben.
 

So ganz sicher war sich der Vize nicht, worauf sich die Anschuldigung insbesondere bezog, schließlich hatte er Ace so viel vorgemacht. Vielleicht auch mehr sich selbst.
 

Plötzlich kam sich Marco richtig schäbig vor, denn zum ersten Mal fragte er sich ernsthaft, was Ace wohl dachte oder wie er sich nach all dem fühlen musste. Das nahezu blinde Vertrauen, dass ihm der Junge entgegengebracht hatte, hatte er wissentlich missbraucht. Zu allem Überfluss konnte der Phönixmensch nicht einmal einschätzen, was den Jüngeren am meisten belastete. Er hatte sich schlicht zu viel zu Schulden kommen lassen.
 

„Es tut mir leid.“, flüstere der blonde Mann betroffen in den tosenden Wind und erkannte gleichzeitig in den aufblitzenden Augen seines Gegenübers, dass er ihn gehört und verstanden hatte. Die Regung verschwand so schnell, wie sie gekommen war und ein bitterer Ausdruck umspielte die Mundpartie des Feuerbändigers, als er zu sprechen begann:
 

„Du hast gesagt, ich müsse mir nur ein Mädchen suchen. Dass es so normal und richtig ist. Du hast gelogen… Ich habe…“
 

Ace hasste den verräterischen Ton in seiner Stimme. Er wollte nicht schwach sein, nicht jetzt, nicht vor ihm. Doch die niederschmetternde Wahrheit sah ganz anders aus. Diese Sache, die er bis eben erfolgreich aus seinen aufgewühlten Gedanken ausgeblendet hatte, war plötzlich das Dringlichste, was er mit dem Älteren teilen wollte.
 

So gern der Feuerteufel Marco mit all seiner angestauten Wut und Aggression konfrontiert hätte, musste er erkennen, dass er allein durch die bloße Anwesenheit des anderen ruhiger geworden war. Sein Zorn war bei dem erbärmlichen Anblick des Blonden buchstäblich verraucht. Einzig eine Mischung aus Verwirrung, Scham und Zweifel war geblieben. Ace gestand sich letztendlich ein, wie sehr er auf Marcos Hilfe hoffte. Er brauchte die Absolution seines Freundes.
 

Sein gedanklicher Fehler wurde ihm erst jetzt bewusst. Wann immer jemand irgendeine Form von Hilfe benötigte, stand der loyale Vize, wenn man ihn ins Vertrauen zog, parat. Zu jeder Tages- und Nachtzeit war Marco nicht nur Koordinator, Befehlshaber und Stratege, sondern auch Mentor. Der erfahrene Mann machte keine Fehler, so die einhellige Meinung der Crew, die Ace in den letzten Stunden ohne weiteren Gedanken so abschätzig verneint hatte. Der Phönixmensch kümmerte und sorgte sich als rechte Hand des Käptn’s um alles und jeden, der unter der Whitebeards Flagge lebte.
 

Aber was blieb von dem Mensch, der Marco zweifelsohne war, wenn alles außer ihm selbst wichtiger war?
 

Wie hoch musste der Druck der Verantwortung sein, wenn es tagtäglich nicht nur eine, sondern ganze sechzehn Divisionen einschließlich der Kommandanten und des Käpt‘ns zu betreuen galt?
 

Ace fiel auf, dass der Vize sich niemals mit nur einer Silbe beschwert oder jemals eine seiner teils übertrieben strengen Handlungen öffentlich bereut hatte. Jetzt hatte Marco ihm Recht gegeben. Nein, er hatte gestanden, etwas Falsches getan zu haben. Er hatte widerstandslos aufgegeben.
 

Doch das passte rein gar nicht in das Bild des selbstherrlichen, allem überlegenen Mannes, dass er sich im Laufe der vergangenen Tage von seinem Gegenüber ausgemalt hatte.

Erst im nächsten Moment registrierte Ace, dass der Blonde ihn angesprochen hatte.
 

„Was ist passiert, Ace?“, fragte die eindringliche und hörbar alarmierte Stimme, wie es schien nicht zum ersten Mal.
 

Der Vize spürte förmlich, wie der Feuerjunge mit sich rang und noch nie hatte er es sich so gewünscht Ace zu umarmen. Trotz allem, was ihm zweifelsfrei noch bevor stand, war der erste Divisionskommandant einfach erleichtert und froh darüber, dass der jüngere Mann wieder mit ihm sprach. Was auch immer zwischen ihnen bestand, es überstieg bei weitem seinen Horizont, soviel hatte Marco bereits eingesehen.
 

Umso mehr traf es ihn, Ace so zerrissen zu sehen. Es tat weh und gehörte absolut nicht zu ihm. Überflüssigerweise wischte sich Marco über sein nasses Gesicht, auf dem keine Sekunde später wieder Rinnsale aus Regenwasser hinab rannen. So kamen sie nicht weiter!
 

„Ace, bitte…Komm, lass uns woanders hingehen. Da hinten ist ein kleines Hotel, das ich kenne. Wir können dort ungestört reden.“
 

„Ace? Nicht Kleiner?“, dachte der Feuerbändiger schon zum zweiten Mal enttäuscht, stimmte dem Vorschlag mit einem stummen Nicken zu. Es war jetzt eh alles egal. Wortlos folgte er Marco durch die unbekannten Gassen und wünschte sich insgeheim nichts anderes als ihre vergangene Vertrautheit zurück.
 

~*~*~*~*~
 

Das Personal des schmucken Hotels schien Marco zu kennen, überlegte die Feuerfaust, als sie die Empfangshalle betraten. Niemand strafte die triefnassen Piraten mit abwertenden Blick oder feindseligen Gesten. Viel mehr zauberte sich ein zuvorkommendes Lächeln auf die Lippen der jungen Empfangsdame, während sie auf den Tresen zu gingen.
 

Der blonde Mann musste nicht einmal aussprechen, was er wollte, sondern bekam sofort einen Schlüssel ausgehändigt.
 

"Wenn Sie irgendetwas benötigen, zögern Sie bitte nicht uns zu benachrichtigen, Herr.", teilte das junge Ding ihnen nahezu ehrfürchtig mit und senkte sofort ihren Blick, als fürchtete sie um ihre Contenance. Marco bedankte sich charmant, bestellte Essen sowie trockene Kleidung für sie beide und wandte sich sogleich zu Ace um und wies auf einen Aufgang.
 

"Komm, wir müssen diese Treppe nehmen."
 

Sie folgten den Stufen in das Dachgeschoß und blieben schließlich vor einer schweren Eichentür stehen, die Marco ohne zu Zögern aufschloss. Mit einem leisen Knarren schwang die Tür nach innen auf und gab den Weg in das abgedunkelte Zimmer frei. Eine stickige, schwül warme Luft stieß ihnen entgegen, sodass der Ältere gleich die Fenster öffnete, um die kühle Regenluft einzulassen. Es war unverkennbar, dass er sich hier blind auskannte.
 

Zur selben Zeit hatten die feinen Sinne von Ace Feuer die wenigen Öllampen bemerkt und ihn unbewusst dazu veranlasst, sie zu entzünden. Das spärliche, wenn auch warme Licht erhellte den großen, gemütlichen Raum ausreichend. Dunkle Holzmöbel säumten die Wände und das Bett, das in der Mitte des Zimmers thronte. Über den Fenstern, die Marco wegen des Sturms nur einen Spalt öffnen konnte, hingen schwere Vorhänge in einem tiefen Rotton.
 

Ace ging auf einen zu, schob ihn beiseite und trat an eine der Glasscheiben. Sofort zog ihn der fantastische Blick über das von Laternen und Blitzen erhellte Städtchen in seinen Bann. Es überraschte ihn, dass sie sich so weit oben befanden. Man konnte bei Tageslicht sicherlich einige Meilen ins Landesinnere und auf der anderen Seite über das Meer sehen.
 

„Ich bin gern hier. Die Ruhe und die Aussicht sind fantastisch.“, flüsterte Marco als er näher an den Feuerbändiger herantrat, doch bei dessen ernsten Seitenblick sofort stoppte. „Es ist so etwas, wie mein geheimes Nest.“
 

Die Absurdität dieser Aussage provozierte ein unvermeidliches, wenn auch unterdrücktes Lachen, das Ace aus seiner starren Haltung befreite. So war es also! Marco hatte ihn in eine seiner ganz privaten Höhlen mitgenommen. Unweigerlich drängte sich die Frage auf, ob der Phönix vielleicht doch ein Raubtier war - und kein Singvogel.
 

Noch bevor der blonde Mann auf die amüsierte Reaktion reagieren konnte, klopfte es zögerlich an der Tür. Ace schüttelte über das Pflichtbewusstsein seines Vizekäpt’ns den Kopf, als dieser ohne zu zögern oder zu überlegen zur Tür ging. Wieder war etwas anderes wichtiger, als er, schoss es dem Jüngeren trotzig durch den Kopf.
 

Ace gemurmelte Aussage, dass er sich duschen würde, quittierte der blonde Mann im Gehen mit einem Nicken, noch bevor er dem Zimmermädchen öffnete. Das Mädchen von kaum zwanzig Jahren fühlte sich sichtlich unwohl, als sie ihm schüchtern einen kleinen Wagen mit Speisen und Kleidung entgegen schob. Als er sie nach einem kurzen Blick auf das Essen bat, noch mehr zu bringen, las der Vize der Whitebeard blankes Entsetzen in ihren Augen. Das schwere Säckchen, das er ihr gleich darauf aushändigte, milderte ihre Überraschung jedoch Zusehens. Mit piepsiger Stimme versicherte sie ihm, dass seinem Wunsch umgehend nachgekommen werden würde.
 

Zufrieden zog Marco den Wagen in das Zimmer und schloss die Tür. Seine sensiblen Ohren hörten das Heulen des Sturms und das Rauschen der Duschen im Bad nebenan. Er spürte die imaginäre Leere, die Ace in dem Raum hinterlassen hatte und fragte sich zum wiederholten Male, was er tun sollte.
 

Das süffisante Wispern seines ewigen Begleiters würdigte Marco keiner Reaktion. Ihm war selbst bewusst, was er mit Ace unter der Dusche tun könnte. Einem Impuls folgend begann der blonde Mann den Wagen abzuräumen und das Essen auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Bett zu platzieren. Es würde nicht reichen, stellte er nüchtern fest, als er die Speisen betrachtete.
 

Das Mahl war in Wahrheit sehr üppig, doch jede Menge relativierte sich, wenn man den heißblütigen Vielfraß in seiner Begleitung berücksichtigte. Leise lachte Marco, als ihm in den Sinn kam, wie resolut Ace am Anfang jegliche Nahrung verweigert hatte und dann später beinahe bei einem Gelage vor Überschwang an seinem Essen erstickt, bevor er darin eingeschlafen war. Schon damals, hatte nicht nur das Feuer in Ace Brust Marco in den sündigen Bann gezogen. Doch da war noch etwas anderes in seinen unergründlichen Augen gewesen. Ein Funken sorglose Freiheit und der Drang sie zu leben und bis zum letzten Atemzug auszukosten. Dafür hatte der Älter den Feuerbändiger immer bewundert.
 

Zunächst war sein Interesse an dem sommersprossigen Kommandanten reiner brüderlicher Beschützerinstinkt gewesen, dann Neugier auf das fremdartige Feuer und schließlich, eine alles verzehrende Sehnsucht nach Nähe, Zweisamkeit und Halt, die nur Ace stillen konnte.
 

Wusste der Kleine eigentlich, wie wichtig er ihm war?
 

Er verdiente die Wahrheit, schaltete sich die bodenständige Vernunft in Marcos Gedanken und eröffnete ihm nüchtern seine verbliebenen Optionen. Geistesabwesend begann der Blonde das Essen aufzuteilen, Fleisch und Fisch häufte er für den Feuerbändiger auf einen Teller und teilte sich selbst die vegetarischen Beilagen zu. Wenigstens einer von ihnen sollte sich sattessen können, bevor die zweite Runde zu ihnen gebracht wurde.
 

Marco spürte Ace Präsenz sich nähern noch bevor der Jüngere mit einem Handtuch um die Hüfte aus dem Bad trat. Stumm griff der Feuerbändiger nach den trocknen Sachen, die der andere feinsäuberlich auf die Bettseite zum Bad hingelegt hatte und drehte dem Vize den Rücken zu. Ohne es zu wissen, versetzte der Feuerteufel seinem Mentor mit dieser Geste einen schmerzhaften Schlag.
 

„Es war dein Tattoo…“, flüsterte Marco unvermittelt in Ace Rücken. Es fiel ihm sehr schwer, es zu zugeben, aber ihm blieb nichts anderes übrig, als ehrlich zu sein. Wovor wollte er sich denn noch verstecken? Was sollte er denn noch verbergen? Er hatte sein Schicksal besiegelt, das war ihm endlich klar geworden und ganz langsam war er auch bereit, es zu akzeptieren.
 

Verblüfft drehte sich der Feuerbändiger zu ihm um und schaute ihn verständnislos an.
 

„Was?“
 

Plötzlich konnte Marco dem fragenden Blick nicht mehr stand halten und sah betroffen zu Boden. Es würde sogar noch unangenehmer werden, seufzte er innerlich. Aufmunternd schmiegte sich der Phönix gegen seine Gedanken, bemüht Ruhe auszustrahlen und ihm Kraft zu geben. Der Vize holte tief Luft und präzisierter seine Feststellung mit kaum hörbarer Stimme:
 

„Als wir vorgestern im Bad waren. Du hast dich umgedreht. Ich hab Pops Abbild vor Überraschung und Schock von mir gestoßen...“

„…nicht dich. Es tut mir leid, was passiert ist.“, vollendete der Vize sein Geständnis nach langem Zögern und wartete auf eine Reaktion ohne zu Ace zu blicken. Hätte er es getan, wäre ihm nicht entgangen, wie sowohl das Handtuch, als auch die frische Wäsche dem Jüngeren aus den Händen glitt.
 

Das hatte der Flammenwerfer nicht erwartet.
 

Perplex starrte er zu Marco herüber, der es noch immer vorzog ihn nicht anzusehen. Der harte Knoten in seiner Brust lockerte sich merklich, während ihm die Tragweite der neuen Informationen klar wurde. Der Ältere hatte im Affekt gehandelt, nicht mit Absicht. Eine eigenartige Erleichterung legte sich über Ace Gemüt. Dann bemerkte er die Schwachstelle dieses Geständnisses und seine Gesichtszüge verhärteten sich erneut.
 

„Warum hast du es mir dann nicht einfach gesagt?“, fragte der Jungkommandant mit harter Stimme und bemerkte, wie der blonde Mann regelrecht zusammenzuckte. Diese kurze Regung löste bei Ace einen Anflug von Mitleid aus, doch bis jetzt war er nicht bereit seinem Mentor bedingungslos zu glauben, aber er entschied, ihm zu zuhören. Langsam klaubte er die Sachen vom Boden, zog die frischen Shorts und die saubere Hose an und setzte sich erwartungsvoll auf das Bett. Erst jetzt fiel ihm das lecker duftende Essen auf, das in zwei deutlich unterschiedliche Portionen aufgeteilt worden war.
 

Marcos Gedanken überschlugen sich. Einerseits schallt er sich, dass er ohne zu überlegen Ace in Kenntnis gesetzt hatte, andererseits war er froh, diese schwere Last endlich los zu sein. Trotzdem wusste er nicht, was er noch hinzufügen sollte. Dass er es zu seiner Schande bereute, nicht mit ihm geschlafen zu haben, obwohl ihn allein der Versuch seine Stellung und sein Ansehen in der Crew und vor Whitebeard kosten würde?
 

Dass er von dem jungen Feuerbändiger träumte und es hasste ihn in Gefahr oder nicht in seiner Nähe zu wissen? Oder dass Ace allein die trübe Einsamkeit vertreiben konnte, die seine Position mit sich brachte? Was auch immer er noch vor Sekunden hatte aussprechen wollen, war aus seinem Geist verschwunden. Geblieben war die Unsicherheit über die Reaktion des jungen Mannes, von dessen Urteil er plötzlich ebenso abhängig war, wie von dem seines Käpt’ns.
 

Gespannt beobachtete die Feuerfaust die widersprüchlichen Regungen auf dem Gesicht seines Gegenübers und fragte sich, was wohl in ihm vorging. So hatte er ihn noch nie erlebt und diese Erkenntnis allein warf die Frage auf, ob Ace den blonden Mann tatsächlich kannte. Was wusste er schon von ihm? Außer, dass er fantastisch küssen konnte, er ihn anzog wie Licht eine Motte und ihm seine Art meistens das Gefühl gab kein lächerlicher Fehler des Schicksals zu sein?
 

Endlich regte sich Marco wieder und reichte ihm den vollbeladenen Teller und sagte leise:
 

„Für dich.“
 

Die Situation war so surreal für Ace, dass er erst im nächsten Moment begriff, welche Rolle ihm der untypisch unterwürfige Vize nun zu gedachte. Der junge Mann verdächtigte den Blonden wieder einmal der Manipulation. Marcos rücksichtsvolles Verhalten sollte in ihm eindeutig eine Art Überlegenheit provozieren, um ihn für weitere halbwahre Erklärungen zugänglich zu machen. Doch dies würde nicht geschehen. Er würde sich nie wieder von dem Vize, wie ein Kind behandeln lassen, entschied der sommersprossige Kommandant unvermittelt.
 

Entschlossen setzte Ace die kalten Speisen wieder ab und sah Marco argwöhnisch an. Das überraschte Gesicht seines Gegenübers zeigte keinerlei Berechnung, sodass die Feuerfaust sofort ein schlechtes Gewissen überkam, dem Älteren solche Niedertracht unterstellt zu haben. Andererseits bestand zwischen dem Bild von Marco, das Zorn und Enttäuschung in letzter Zeit in seinen Gedanken gemalt hatte und dem Original höchstwahrscheinlich ein himmelweiter Unterschied.
 

Aber woher sollte Ace das wissen, wenn Marcos Motive für ihn immer unergründlich blieben?
 

Er würde dies ändern, entschied die Feuerfaust mit ein wenig mehr Zuversicht und wählte den direktesten Weg den blonden Mann aus der Reserve zu locken:
 

„Willst du dich nicht auch erst mal duschen gehen?“
 

Ace verkniff sich ein siegessicheres Schmunzeln, als sich die blauen Augen vor Erstaunen weiteten. Es musste ein regelrechter Schock für den anderen sein, dass er Essen nicht sofort verschlang. Im Gegensatz zu dem, was seine Kammeraden dachten, verfügte er über eine zugegebenermaßen selten eingesetzte Selbstbeherrschung – oder eben über einen äußerst sturen Willen.
 

Marco zögerte, unsicher was er tun sollte und was Ace vor allem tun würde, wenn er ihn allein ließ. Unbewusst sah er zu der schweren Eingangstür und zuckte erneut zusammen, als der Feuerteufel ihn erneut ansprach:
 

„Keine Sorge. Ich verschwinde hier nicht, solange hier so leckeres Essen steht und wir nicht geredet haben. Auf ein paar Minuten mehr kommt es nicht an und wahrscheinlich fühlst du dich sauber auch wohler.“
 

Langsam nickte der Ältere und begann auf dem Weg zum Bad zu grübeln, wann Ace diese Reife erlangt hatte.
 

Ende Kapitel 40
 

~*~*~*~*~
 

Meine lieben Leser,
 

mühsam ernährt sich das Eichhörnchen ist im Fall von „Nakama sind unantastbar“ eine Untertreibung. Ich komme mir manchmal vor, wie Scrat, das prähistorische Eichhörnchen aus Ice Age. Kapitel schrieben dauert im Normalfall nicht zu lange, wenn man die Zeit dazu hat. Letzteres wird immer mehr zum Problem für mich, aber ich gebe nicht auf.

Ich hoffe, ihr auch nicht!
 

Wie immer bedanke ich mich für ihre lieben Kommentare bei AlenaChen, Puma_Ace, Glupit, xLittleOtakuX, Hiraya, Inu-Yashagirl88, schnullerbabe, Monkey-D-Setsuna, -Shiro-chan- und LuxusDrake sowie bei samiya für die Korrektur.
 

Außerdem möchte ich mich bei Pluesch-Pueppie für die schöne Kakao zu Nakama sind unantastbar bedanken, die sie hier hochgeladen hat.
 

Wir lesen uns so bald wie möglich. Versprochen!
 

Viele Grüße und eine schöne Woche wünscht euch
 

ceres

Nur Mut

Das Wasser der Dusche war angenehm warm und wohltuend. Nur allmählich spürte Marco, wie seine ausgekühlten Glieder wieder an Temperatur gewannen. Noch Minuten zuvor, war ihm nicht einmal aufgefallen, dass er fror.
 

Es beruhigte den Vize der Whitebeardpiraten, dass er sukzessiv wieder die Kontrolle über sich und seinen Körper erlangte. Ganz im Gegenteil zu der Erinnerung an die surreale Situation mit Ace von eben, die sehr aufwühlend war. Die sachliche, fast schon nüchterne Weisung des anderen hatte Marco in mehr als einer Hinsicht überrascht. Es bestand kein Zweifel mehr, dass der Junge erwachsen wurde. Langsam vielleicht, aber stetig.
 

Der beschützende Teil des blonden Mannes, der in Ace nur den Schützling sah, begehrte bei dieser Feststellung auf. Sie suggerierte ja, dass der Feuerbändiger ihn nicht mehr brauchte und allein dieser Gedanke tat unglaublich weh. Jedoch fügte die Vernunft überzeugt hinzu, dass auch ein junger Erwachsener entscheiden durfte, mit wem er zusammen sein wollte – nicht nur auf freundschaftlichem Niveau.
 

Dieser Einwand war genial und verlockend zugleich, entschied der Phönix und rückte ihn weiter in Marcos Gedankengang. Ace war in der Lage eigenverantwortlich zu handeln. Er brauchte keinen Babysitter. Außerdem verdiente er es, dass seine Entscheidungen respektiert wurden. Als ein vollintegriertes Mitglied der Crew stand es ihm frei sein Leben zu gestalten, wie er wollte. Schließlich war er Pirat.
 

So einleuchtend, reizvoll und befreiend, wie das alles klang, wünschte sich Marco, daran glauben zu können. Doch Whitebeards Vorstellung von Familie, Respekt und Gehorsam sahen ganz anders aus. Der Vize wusste, dass dies keine leere Floskel war. Sein weiser Käpt’n war unglaublich streng und unnachgiebig, wenn seine Autorität in Frage gestellt wurde. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um selbsterklärte Feinde, Verbündete oder Crewmitglieder handelte. Schlimmer noch, wer unter seiner Flagge Schutz, Freiheit und Familie suchte, musste ihm diese bedingungslose Loyalität entgegenbringen.
 

Schließlich gewährleiste sie den Zusammenhalt des riesigen Imperiums, das Pops zusammen mit seiner Mannschaft aufgebaut hatte.
 

Die alles entscheidende Frage war, wie schwer Whitebeard ihre Prügelei und vor allem deren Hintergrund bewerten würde, überlegte der Vize nervös, während er sich einseifte. Doch dann erinnerte ihn der herbe, frische Geruch der teuren Seife plötzlich an etwas. Nein, an jemanden. Ekoyl, Ace Vorgänger, hatte einen Faible für solche luxuriöse Toilettenartikel gehabt. Wenn man so wollte, hatte er Izou in Sachen Kosmetik in nichts nachgestanden.
 

An einem frühen Morgen hatte Marco eine heftige Diskussion über die Kosten dieser persönlichen Artikel der zweiten Division mit dem Kommandanten geführt. Er bereute bis heute jedes einzelne Wort, dass er seinem verschwenderischen Freund vor ohnmächtiger, verständnisloser Wut an den Kopf geknallt hatte. Denn keine drei Stunden später waren Ekoyl und einige seiner Kameraden bei einem Zusammenstoß mit der Marine ums Leben gekommen.
 

Es war seine Schuld, das war Marco nur zu bewusst. Er hatte ihren Tod auf dem Gewissen, da er allein den Befehl gegeben hatte und Ekoyl war gehorsam genug gewesen, um ihn bedingungslos zu befolgen. Wahrscheinlich hatte er dem Blonden etwas beweisen wollen.
 

Alles umsonst.
 

Mit Mühe zwang sich der traurige Vize das Wasser wieder anzustellen, um den bedeutungsschwangeren Duft loszuwerden. Das Bewusstsein, jeder Zeit jemand verlieren zu können, hatte sich seit seiner Kindheit wie eine gierige Made in seine Seele gefressen, um ihn immer wieder an seine Unfähigkeit zu erinnern. Der Verlust geliebter Menschen war etwas, dass Marco nie wirklich verwinden konnte.
 

Er war nicht im Stande die Crew gebührend zu beschützen. Viele solcher oder ähnlicher Situationen hatten ihm das immer wieder knallhart vor Augen geführt. Er vermochte es einfach nicht. Er war schlicht zu schwach. Dies war einer der Hauptgründe, weshalb er niemals freiwillig Whitebeards Nachfolge antreten würde oder könnte, selbst wenn sich das Gerücht hartnäckig hielt. Pops und ihn trennten Welten, nicht nur was die bloße Stärke, sondern auch die Voraussicht und Weisheit betraf. In dieser einen Beziehung würde er immer Schüler bleiben. Dafür hatte er als Vize alle Möglichkeiten den großen Mann, sein Vorbild, mit all seiner Hingabe zu unterstützen.
 

Whitebeard hatte ihm wiederholt Hilfe angeboten, wenn er den Eindruck hatte, dass Marco Kummer hatte. Besonders zu Anfang, als der junge Mann so sehr nach Halt suchte. Leider hatte dieser es immer vorgezogen mit seiner Gefühlswelt allein zu sein. Zu groß waren die Schmerzen, die die unstillbare Sehnsucht nach seiner Geliebten verursacht hatte.

Doch schleichend, so erschien es Marco, hatte die Zeit dieses klaffende Loch geschlossen und ihn sich weiterentwickeln lassen. Obwohl es sehr beschämend für den Blonden war sich einzugestehen, dass seine Liebe zu Lyana in den Hintergrund gerückt war, sah er es endlich ein. Sie war trotzdem keinesfalls verschwunden und würde wohl immer einen Teil von ihm ausmachen.
 

Doch seine Liebe war blass geworden, neben dem Gefühl, das sich an ihn unbemerkt herangeschlichen hatte, um ihn zu überraschen und zu überwältigen. Es war genau das fehlende Puzzleteil, das nur zu ihm - dem neuen Marco, dem Phönixmenschen - passte.
 

Die Urgewalt Feuer.
 

Plötzlich sah der Vize so klar, als wäre ein trüber Schleier aus seinem Bewusstsein verschwunden.
 

Der Phönix liebte Feuer. Marco liebte es, liebte ihn.
 

Ace.
 

Mit einer Hand schloss der geschockte Vize den Wasserhahn und ließ die letzten Tropfen aus dem Duschkopf auf sich rieseln. In seinem Inneren schien ein Gong geschlagen zu

haben, dessen Echo mit Ace Namen hundertfach wiederhallte.
 

Zu Marcos großer Überraschung blieb die verhasste Emotion aus, die er so gefürchtet hatte. Reuevoller Schmerz. Es tat nicht weh sich einzugestehen, was er für den verrückten Feuerbändiger empfand. Lyana würde immer einen Platz in seinem Herzen einnehmen, dessen war er sich nun sicher. Jetzt hatte sie Gesellschaft und es tat unglaublich gut diese Gewissheit zu haben.
 

Ace und er würden das hinbekommen, irgendwie würden sie aus dieser dämlichen Misere herauskommen, entschied der Flammenvogel für seinen Meister und freute sich über die aufkeimende Zuversicht. Endlich schloss der sture Mann ihn und seine Familie nicht mehr aus.
 

Seine schelmische Aufforderung sich nun auf den Feuerteufel im Nachbarzimmer zu stürzen und ihn seine Zuneigung physisch zu zeigen, stieß dank der prüden Vernunft bei Marco auf taube Ohren. Es wäre ja auch zu schön gewesen, grummelte der übereifrige Phönix beleidigt und rollte sich schmollend zusammen, nicht ohne noch etwas über den Undank der schnöden Welt von sich zu geben.
 

Dem erleichterten Kommandanten kam es vor, als hätte er ein tonnenschweres, uraltes Problem gelöst. Doch die beflügelnde Erleichterung konnte den Druck, der weiteren, verbliebenen Konflikte nicht nehmen. Eins nach dem anderen, riet die Vernunft. Ace war jetzt das absolut Wichtigste. Marco musste mit dem Jungen vorbehaltlos, in Ruhe reden und mit ihm klären, wie es zu dieser Situation gekommen war. Ohne Ehrlichkeit und Offenheit würde der Phönixmensch sein Vertrauen nicht wiedergewinnen können.
 

Stumm stimmte der blonde Mann diesen Feststellungen zu und verließ voller Tatendrang die Dusche. Seine nassen Füße hatten wenig Halt auf dem Mamorboden des luxuriösen Badzimmers, sodass Marco beinahe ausgerutscht wäre. Das hätte ihm noch gefehlt, sinnierte er erleichtert, als er sich mit einem weichen Handtuch abtrocknete. Dann fiel dem Vize auf, dass er seine sauberen Sachen in dem anderen Zimmer vergessen hatte.
 

Sein Spiegelbild verlor Zusehens an Farbe, als ihm klar wurde, dass er Ace so unvorbereitet gegenüber treten würde. Auf einmal schien dieses lächerlich kleine Hindernis unüberwindbar.
 

„Reiß dich zusammen.“, fauchte die Flammenkreatur gereizt. „Du musst vor der Feuerfaust nicht mehr so unnahbar perfekt tun. Er wird es verstehen, außerdem willst du nicht mehr sein Mentor sein, sondern sein Freund. Außerdem ist nackt doch sehr praktisch.“
 

Genervt verdrehte der Vize die Augen, bemühte sich jedoch ruhig zu bleiben und sich einzureden, dass er es schaffen würde. Doch leider ließ ihn die unbestimmte Sorge nicht in Ruhe, Ace könnte sich völlig von ihm abwenden, wenn er es vermasselte. Keinesfalls wollte er dem Feuerbändiger noch mehr Leid zufügen. Außerdem brauchte sein Kleiner auch seine Hilfe, schließlich hatte er so etwas angedeutet.
 

Ohne weiter das Für und Wider für eine direkte Konfrontation abzuwägen, öffnete Marco mit dem Handtuch um die Hüfte die Tür zu ihrem Zimmer.
 

~*~*~*~*~*~
 

Nebenan hatte Ace alle Mühe, die zweite Ladung Speisen, die ein verängstigtes Zimmermädchen gebracht hatte, zu ignorieren.
 

Warum musste es so schwer sein, vernünftig und erwachsen zu handeln? Natürlich wollte er dem Älteren beweisen, wie verantwortungsvoll er sein konnte, wenn er denn wollte. Andererseits hatte Ace riesigen Hunger und zu allem Überfluss brauchte Marco für gewöhnlich ewig, um sich zu waschen. Interessiert zog die Feuerfaust die Augenbraun zusammen und kam zu den Schluss, dass nicht schaden würde, schon mal zu kosten, solange er es nicht übertrieb.
 

Vorsichtig streckte er seine Fingerspitzen nach einem köstlich duftenden, saftigen Stück Fleisch aus, um es aus der gut gefüllten Terrine zu stibitzen. Dieser Verlust würde dem Vize sicherlich nicht auffallen. Mit wässrigem Mund verfolgte Ace die langsame Bewegung seines Armes, um jegliche Geräusche zu vermeiden und sich nicht zu verraten. Gleich hatte er es…
 

„Du hättest ruhig schon mit dem Essen anfangen können.“, sagte Marcos belustigte Stimme plötzlich hinter ihm. Erschrocken ließ der Feuerbändiger seine Hand sinken, die dabei beinahe einen Teller mit Obst vom Tisch gerissen hätte. Schnell straffte er seine Schultern, griff unter die Terrine und entfesselte seine Teufelskraft.
 

„Ich wollte das Fleisch warmhalten.“, erklärte Ace steif ohne dem blonden Mann anzusehen.
 

„Gute Idee.“, lobte Marco freundlich, als würde er ihm glauben und begann sich an dem üppigen Speisenangebot gütlich zu tun. Die Feuerfaust konnte sich keinen Reim auf diese Reaktion machen und griff nun seinerseits ordentlich zu. Insgeheim war ihm der Vorfall ziemlich peinlich, aber er hatte sich geschworen keine Art von Schwäche mehr zu zeigen.
 

Leider war das schwerer als gedacht. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken und Erinnerungen wie in einer Endlosschleife. Er fühlte sich unendlich müde und erschöpft.

Sie aßen schweigend und allmählich schlich sich eine drückende Schwere in die Stille im Raum. Die unsichere Kluft zwischen ihnen war zum Greifen nah und beiden war klar, dass sie miteinander reden mussten, sobald das Essen alle war. Doch wollte niemand den Anfang machen.
 

Marco beschlich ein mulmiges Gefühl, als er die letzten Bissen runterschluckte und verstohlen zu Ace schielte, der heute deutlich langsamer aß. Wo sollte er anfangen? Was konnte er gefahrlos ansprechen, ohne den Jungen zu kränken?
 

Lass ihn reden, entschied der Phönix leise und hüllte sich sogleich wieder in Schweigen. Wieder überlegte der Vize, was Ace ihm auf der Straße hatte sagen wollen. Direkt wollte er ihn nicht fragen, damit sich seine abwehrende Haltung zu verstärkte.
 

„Was…“, setzte er an und wurde sofort von den dunklen Augen fixiert, als sich Ace ruckartig zu ihm umwandte. Marco brauchte einige Sekunden, um mit der Intensität des Blickes fertig zu werden, dann riss er sich zusammen.
 

„Was hast du heute gemacht?“
 

Einen langen Moment fürchtet der Vize, dass Ace ihm eine Antwort schuldig bleiben würde. Dann sah er die Resignation in den sonst so feurigen Augen. Seine Stimme klang rau, fast tonlos, als er zu sprechen begann:
 

„Thatch und Vista haben mich in eine Bar mitgeschleppt, um ein paar Bekanntschaften zu machen. Erst haben wir nur getrunken und geredet.“

„Haben sie dir sehr zugesetzt? Wegen dem, was passiert ist?“, hakte Marco betroffen nach und kämpfte gleichzeitig mit einer irrationalen Eifersucht, die ihm so eben überfiel. Langsam schüttelte Ace den Kopf:
 

„Nein, Thatch ging es eher darum, mir die Frauen schmackhaft zu machen. Er hat uns Begleitungen für das Stadtfest besorgt. Als wir dort waren, lief alles ein wenig aus dem Ruder…“, deutete der junge Mann vage an und konnte plötzlich nicht einmal mehr in Marcos Richtung sehen. Dieser bemühte sich redlich um seine Fassung. Es stand ihm schließlich nicht zu eifersüchtig zu sein. Es war ja genau das, was er sich zu Beginn ihrer unglückseligen Affäre gewünscht hatte, dass sich Ace ein Mädchen suchte. Doch der Gefühlsaufruhr in seinem Inneren sprach Bände.
 

Der Vize kam letztlich zu dem Schluss, dass er froh sein musste, dass Ace ihn überhaupt ins Vertrauen zog und vielleicht zumindest für ihre Kameradschaft noch Hoffnung bestand. Für alles weitere – ihre Freundschaft und das andere – konnte er nur beten.
 

„Und? Warst du erfolgreich?“, forschte Marco betont beiläufig nach.
 

„Wenn man so will. Ich hab zwei der Mädchen unbeabsichtigt angebrannt.“, gestand die Feuerfaust mit einem leichten Schimmer auf den Wangen und entschied erst nach einer bedeutungsschwangeren Pause, dass er seinem blonden Vorgesetzten die gesamte Wahrheit offenbaren konnte.
 

„Dann waren wir verbliebenen drei noch tanzen. Irgendwann waren wir nur noch zu zweit. Es war zu voll und zu laut in der Halle. Wir sind zu ihr und…“
 

Marco spürte, wie er bei diesen Worten unbewusst die Luft anhielt. So amüsant, wie die Vorstellungen, dass Ace seine Jüngerinnen angezündet hatte, auch war. Es belastete ihn umso mehr, dass sein Kleiner mit einer Wildfremden mitgegangen war. Doch dann dämmerte ihm etwas anders.
 

„Warum bist du dann nicht mehr bei ihr? Es ist doch noch gar nicht so spät.“, fragte der Vize mit unverhohlener Besorgnis in der Stimme. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Der Phönixmensch sah zu, wie Ace seufzte, als wäre er froh, dass er diese Frage gestellt hatte. Dann zögerte der Junge ein letztes Mal als wäre es ihm unangenehm oder sogar peinlich, bevor er leise zu sprechen begann:
 

„Wir haben uns geküsst und rumgemacht. Sie saß auf meinem Schoß und ich hab ihr die Führung überlassen. Sie hat mich kaum angesehen oder mit mir gesprochen. Mit meinem Körper konnte sie dafür mehr anfangen. Ich hatte hingegen keine Ahnung, was ich tun oder lassen sollte…“
 

Hier unterbrach sich der sommersprossige Kommandant, um seine Gedanken zu sammeln. Es war noch schwerer, als er erwartet hatte. Seine Stimme klang wie die eines Versagers, urteilte er streng und überlegte, ob er weitersprechen sollte, um sich vor Marco endgültig zu demütigen.
 

Währenddessen starrte Marco den verstört ins Leere blickende Jungen vor sich besorgt an. Dieses Abenteuer war also ganz und gar aus dem Ruder gelaufen. Ace hatte versucht sich in diese seelenlose Affäre zu flüchten, genauso wie er es ihm vorgeschlagen hatte.

Doch das Unglück, das sich auf den sonst so sorgenfreien Zügen widerspiegelte, traf den Blonden mehr, als die bloße Vorstellung, dass diese Frau mit seinem Ace im Bett war. Wie sehr hatte sich der Feuerjunge unter Druck gesetzt gefühlt? War es so schlimm gewesen? Hatte sein Körper versagt, weil er überfordert war? Machte er sich deswegen Vorwürfe?
 

„Hey, es ist doch keine große Sache, dass es nicht so toll war. Oder hat sie sich über dich lustig gemacht?“
 

Verwirrt blinzelte der Feuerbändiger trotzig. Wovon sprach Marco da? Sichtlich verärgert erwiderte er mit unheilvollem Ton:
 

„Dazu hatte sie keinerlei Gelegenheit mehr. Sie wird es außerdem nie erfahren.“

Erschrocken riss der Vize die Augen auf:
 

„Was ist geschehen? Hast du ihr etwas angetan, weil dein Körper versagt hatte?“
 

Das brachte das Fass eindeutig zum Überlaufen. Wütend über die blinde Maßlosigkeit seines Vorgesetzten sprang Ace vom Bett auf und wandte sich seinem ehemaligen, offensichtlich verwirrten Mentor zu. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, lehnte er sich vor und spie dem ignoranten Mann die Wahrheit nahezu ins Gesicht.
 

„Hör zu, es war nicht so, dass ich nicht bereit gewesen wäre. Ich hätte sie nehmen können, wie du es mir in deiner unendlich dämlichen Großmütigkeit zugestanden hattest.“
 

Er machte eine kurze Pause. Jetzt wurde seine Stimme leiser, bedauernder. Die Wut war so schnell verraucht, wie sie gekommen war und eine bittere Resignation schwang in jedem weiteren Wort mit.
 

„Aber ich konnte es nicht. In meinem Kopf drehte sich alles um dich und die Nächte, die wir miteinander verbracht hatten. Nichts von dem, was sie auch getan hat, hat mich so…“

Endlich verstand der benommene Marco und schloss die Augen. Oh Mann, das war es also. So sehr ihn Ace misslungenes Abenteuer freuen müsste, desto mehr schämte er sich für das Leid, dass er dem Jungen angetan hatte. Wie hatte er glauben können, dass ihre Affäre spurlos an dem Jüngeren vorbeigehen würde?
 

Ohne mit Erfolg zu rechnen, streckte er die Arme nach dem Feuerbändiger aus. Verblüffender Weise ließ sich Ace von ihm auf das Bett ziehen und wandte sich auch nicht aus dem sanften Griff um seine Hand. Marco flüsterte eine aufrichtige Entschuldigung, während er das Ausmaß dieser Offenbarung zu erfassen versuchte.

Sie schwiegen eine ganze Weile und saßen nur nebeneinander. Der blonde Mann wartete bis Ace wieder gleichmäßig atmete, bevor er die letzte offene Frage stellte:
 

„Was ist mit dem Mädchen geschehen? Hast du sie…“
 

„Umgebracht? Nein, als sie mich…haben wollte, habe ich sie hochgehoben und sie auf das Bett gelegt. Sie war sichtlich erfreut über meine Aktivität und mehr als nur bereit. Als ich über ihr war, habe ich meine Arme neben ihrem Kopf platziert. Mein Feuer erhitze die Luft innerhalb von Sekunden so stark, dass sie nicht mehr atmen konnte. Sie hat die Besinnung verloren und ich bin dort weg. Dann standest du plötzlich vor mir.“, erklärte Ace leise zu Ende und begann die feinen Strukturen auf der Bettwäsche zu mustern.
 

Erleichtert atmete der blonde Mann auf und legte dem jüngeren eine Hand auf die Schulter. Wieder überraschte es ihn, dass sich Ace dagegen nicht verwehrte. Leider wusste er noch immer nicht, was er sagen sollte oder musste, damit sich der Junge besser fühlte.
 

Was möchtest du ihm denn sagen?, fragte die Flammenkreatur gelangweilt von Marcos Unsicherheit. Er strich sanft über die warme Haut seines Schützlings ohne von ihm eine Reaktion zu erhalten. Also sammelte er all seinen Mut und stellte flüsternd fest:
 

„Ace, hätte ich gewusst, dass alles so enden würde, hätte ich mich niemals darauf eingelassen… Obwohl, eigentlich glaube ich nicht daran, dass ich mich dir hätte entziehen können.“
 

Mit vor Staunen geweiteten Augen sah ihn Ace plötzlich fragend an.
 

Jetzt hatte Marco seine ungeteilte Aufmerksamkeit und es gab kein Zurück mehr…
 

~*~*~*~*~*~
 

Hallo meine lieben Leser,
 

pünktlich zum Herbstanfang kommt ein neues Kapitel. Ich hoffe, es hat euch gefallen.

Ganz lieb für ihre tollen Kommis möchte ich mich bei Loveless-Eclair, xLittleOtakuX, Glupit, Inu-Yashagirl88, -Shiro-chan-, LuxusDrake, DasAlien, schnullerbabe, Hiraya und Monkey-D-Setsuna bedanken.
 

Ein großes Dankeschön geht auch an samiya für ihre Hilfe und das Betalesen.
 

Wir lesen uns hoffentlich bald!
 

Liebe Grüße
 

Eure ceres

Alles oder nichts

Marcos Geständnis hallte noch immer in Ace Gedanken nach, aber er sah sich außer Stande darauf zu reagieren. Es war als hätte er die Worte zwar gehört, aber gleichzeitig ihren Sinn nicht erfasst.
 

Das war einfach so surreal.
 

Unter allen von Ace halbherzig zusammengesponnen Szenarien gab es keine einzige, in der ihm Marco nur annähernd so offen gegenüber stand. Oder in diesem realen Fall gegenüber saß.
 

Es wunderte den jungen Mann gewaltig, dass sein Vize auf einmal all seine unnahbare Vorsicht fallen ließ. Er fragte sich, ob der Blonde es wohl endlich ernst meinte. Doch im selben Moment begriff der Feuerbändiger, dass er nur zu bereit war, zu glauben, was auch immer Marco ihm erzählen würde. Das ärgerte ihn. Nach allem was vorgefallen war, wäre es doch legitim gewesen, dass er ihm misstraute – aber das komplette Gegenteil war der Fall.
 

Vielleicht lag es daran, dass sie trotz allem im selben Boot saßen und es kaum noch Ausweichmöglichkeiten gab, überlegte Ace. Oder es war schlicht das Urvertrauen in die Flammen des anderen. Erwartungsvoll sah er wieder zu Marco herüber, der nur auf diese Geste gewartet zu haben schien. Denn sofort begann er zu sprechen:
 

„Es ist nicht so, dass ich es nicht versucht habe. Es gibt tausend Gründe, warum ich mich auf gar keinen Fall zu dir hingezogen fühlen dürfte. Abgesehen davon, dass es verboten und gefährlich ist, bin ich zu alt. Dazu noch dein Mentor. Ein solches Verhältnis ist weder moralisch vertretbar, noch gesund. Für keinen von uns. Ich habe wirklich lange versucht die ungeheuerliche Anziehung, die du auf mich ausübst, zu ignorieren. Aber vom ersten Moment an, als du unseren Käpt’n an den Kragen wolltest, war ich fasziniert von dir und deinem Feuer.“
 

Marco holte tief Luft und spürte, wie die Barriere, die ihn bisher davon abgehalten hatte Ace oder jemand anders ins Vertrauen zu ziehen langsam zerbrach, wie ein Deich, dessen Kapazität erschöpft war und von dem nun eine Katastrophe ausgehen würde. Der blonde Mann verstand, dass er sein Limit erreicht hatte. Er hatte weder eine Wahl noch die Möglichkeit seine Gedanken danach zu bewerten, ob sie für Ace Ohren bestimmt waren und ob dieser damit umgehen konnte. Sein Kleiner und auch er würden mit der harten Wahrheit und ihren unsäglichen Konsequenzen leben müssen.

Alles oder nichts.
 

„Der Junge sitzt da und hört dir zu. Er hätte längst gehen können, aber er hat es nicht getan und wird es nicht tun. Also reiß dich zusammen! Erklär ihm, wie sich unsere Gefühle entwickelt haben!“, befahl der Phönix in gewohnt geschäftsmäßiger Art. Einerseits war Marco für den Halt dankbar, andererseits war es nur recht und billig, schließlich war das Feuertier an der Situation nicht unschuldig. Das protestierende Fauchen ignorierte er gekonnt und sucht den offensichtlich gespannten Blick des Feuerbändigers.
 

„Den ersten handfesten Beweis für meine hoffnungslose Lage bekam ich, als du fast ertrunken wärst. In diesem Augenblick stand für mich alles auf Messers Schneide. Es war so lächerlich, verstehst du? Ein paar Wochen zuvor kannte ich dich nur aus Zeitungen, dann plötzlich hing meine eigene Existenz völlig von deinem Überleben ab. Salmac war so wütend, dass ich die Wiederbelebung allein durchgeführt hatte und auch nachdem du wieder begonnen hattest zu atmen, niemand an dich heranließ. Jetzt glaube ich, dass ich damals schon verloren hatte.“
 

„Marco hat mich damals wiederbelebt?“, fragte sich der Feuerteufel überrascht in Gedanken. Vor seinem inneren Auge erlebte der junge Mann die schrecklichen Sekunden im Meer erneut. Er war immer tiefer gesunken und hatte währenddessen begriffen, dass ihn niemand mehr retten wollte. Kurz darauf hatte er das Bewusstsein verloren. Das nächste, woran Ace sich erinnern konnte, war, dass er mit trockener Kehle und diesem fauligen Geschmack auf der Zunge aufgewacht war. Er musste zuvor viel Wasser geschluckt und wieder ausgespuckt haben.
 

Man hatte ihn zwar in eine Decke gehüllt, doch wie jedes Mal wachte er allein auf. Diese Einsamkeit war schmerzhaft gewesen, denn zumindest von seiner vormaligen Crew, hatte er erwartet, dass sie sich um ihn sorgten. Erst viel später hatte er die Zusammenhänge begriffen, nachdem ihm seine ehemalige Mannschaft ihre Sicht der Dinge offenbart hatte. Die Abmachung lautete, dass niemand den Feuerbändiger überreden oder anderweitig Druck auf ihn ausüben sollte. Whitebeard hatte darauf bestanden, dass Ace von allein zur Vernunft kommen sollte und die Spade-Piraten waren einverstanden gewesen.
 

Dafür war Marco da gewesen und manchmal auch Thatch.
 

Aber der blonde Mann hatte ihm Essen gebracht und zumindest versucht mit ihm zu reden. Obwohl dem Vize wenig Erfolg beschieden war, hatte er ihn nicht aufgegeben. Zunächst hatte Ace geglaubt, dass seine Fürsorge zur niederträchtigen Taktik der fremden Mannschaft gehörte, um ihn zu demütigen.
 

„Hast du mir deswegen immer Essen gebracht und dich in meiner Nähe aufgehalten?“, fragte der junge Kommandant leise, völlig in sich gekehrt und konnte sich nicht entscheiden, ob er die Antwort überhaupt hören wollte. Die Bedeutung seiner Frage schockierte ihn sehr. Schließlich hatte er es nicht verdient. Abwartend sah er Marco an und erkannte das kleine Lächeln auf seinen angespannten Gesichtszügen. Er hat vor diesem Gespräch ebenso viel Angst wie ich, erkannte Ace.
 

„Ja, ich wollte bei dir sein und dir helfen. Natürlich habe ich es damals noch als meine ehrbare Pflicht abgetan, obwohl ich keinen direkten Befehl von Pops hatte. Doch jetzt weiß ich, dass ich dich einfach nicht aufgeben wollte. Leider konnte ich es damals nicht einsehen. Deswegen habe ich mir wenig später – als du mein Bruder wurdest - eingeredet, dass es besser wäre nicht in deiner Nähe zu sein, was wiederum eine irrationale, fiebrige Sehnsucht nach sich zog. Ich war die ganze Zeit getrieben von den widersprüchlichen Gefühlen für dich und meiner Scham Whitebeard sowie der Crew gegenüber und der Angst einsehen zu müssen, dass ich versagen und nicht nur mich selbst abgrundtief enttäuschen würde. Wieder.“, fuhr der Ältere mit gefasster Stimme fort und hoffte inständig, dass er seinem Kameraden seine Misere begreiflich machen konnte.
 

Ace schwirrt der Kopf. Er hatte nie erwartet, dass Marcos Gefühle, oder wie auch immer er das nennen sollte, für ihn so früh aufgekeimt waren. Für ihn war bisher viel wahrscheinlicher gewesen, dass der Vize aus einer überheblichen Laune heraus gehandelt hatte. Währenddessen hatte er sich seit seinem Beitritt insgeheim gefragt, wie er wohl Marcos Anerkennung ernten konnte. So absurd der Gedanke auch gewesen war, mochte er es in der unmittelbaren Nähe des anderen zu sein und er hatte zweifelsohne darunter gelitten, als sein Mentor sich von ihm zurückzog. Dies hatte aber gleichzeitig dazu geführt, dass er sich erst recht zu dem älteren Mann hingezogen gefühlt hatte und praktisch alles für dessen Aufmerksamkeit getan hätte, überlegte der Feuerbändiger.
 

Dabei fiel ihm sein Ausflug mit Zangoy und Birdie ein. Schon lange brannte - sozusagen - eine Frage zu einem Bild in seinem Kopf auf der Zunge, die er bisher nicht hatte stellen wollen. Hatte er Marco wirklich an Deck geküsst?
 

„Bei meiner Efeupilzvergiftung…“, unsicher sah er zum Blonden hinüber und beobachtete, wie sein gequälter Blick auf den Boden fiel, bevor er ohne Aufzusehen antwortet:
 

„Bitte hör auf. Das waren die schlimmsten Stunden der letzten Jahre. Ich dachte wirklich, du würdest diesmal sterben. Du kannst dir nicht vorstellen, was wir alle durchgemacht haben. Nachdem du an Deck zusammengebrochen warst, war das reinste Chaos ausgebrochen. Als das Rätsel gelöst war, war ich heilfroh eine Ausrede gefunden zu haben, bei dir bleiben zu dürfen. Denn ich wäre weder psychisch noch physisch in der Lage gewesen, dich allein zu lassen. Ein paar Stunden später sollte mich Birdie für eine Weile ablösen und ich hätte ihm am liebsten dafür Kielholen lassen. Der Junge hat einiges aushalten müssen.“
 

Der Feuerbändiger fühlte sich bei diesem weiteren Geständnis richtig merkwürdig. Sein Herz schien sich nicht mehr beruhigen zu können. Ihm war tatsächlich nicht klar gewesen, wie sehr sein Vizekäpt’n unter den lebensbedrohenden Situationen gelitten hatte. Dem war ganz offensichtlich so, schließlich las Ace in dem mitgenommenen Blick seines Gegenübers keine Lüge, sondern nur eine aufrichtige Resignation.
 

Um bei der Wahrheit zu bleiben, Ace hatte nie im Leben damit gerechnet, dass Marco bis dahin auch nur einen zweiten Gedanken an ihn verschwendet hatte und geglaubt, dass der Ältere ihn mehr als Hindernis betrachtet hatte. Gleichzeitig konnte er nicht leugnen, dass es ihn auf irgendeine absurde Art glücklich machte. Schuldbewusst rückte er näher zu seinem Gegenüber, der die Geste überrascht verfolgte. Es kostete Ace einige Überwindung den Vize direkt anzuschauen, als er leise sagte:
 

„Es tut mir leid, dass du wegen mir so viel Ärg-…“
 

Mit einem energischen Kopf schütteln unterbrach Marco ihn:
 

„Jetzt hör aber auf. Die Vergiftung hast du dir ja keineswegs mit Absicht zugezogen. Dasselbe gilt für alles andere, was vorgefallen ist. Also brauchst du dich auch nicht schuldig zu fühlen.“
 

„Ach, aber du darfst das?“, provozierte Ace plötzlich mit angriffslustiger Stimme und die Atmosphäre zwischen ihnen schlug mit einmal um. Dem Feuerbändiger reichte es jetzt. Er hatte es so satt, dass Marco ihn nicht ernst nahm. Seine Worte zeigten die gewünschte Wirkung. Denn der Ältere zog verärgert die Augenbrauen zusammen, aber er ließ ihm keine Gelegenheit um zu Wort zu kommen:
 

„Du hast mir den ganzen Kram, von wegen wir dürfen das nicht, schon einmal erzählt und zwar nachdem wir auf Tyross die Nacht zusammenverbracht hatten. Für einen winzigen Augenblick habe ich dir sogar geglaubt und war versucht meine…Wünsche…zum vorgeblich Besten zu ignorieren. Dann hast du mich wieder geküsst und einfach stehen gelassen. Es hat dich mit Nichten interessiert, wie es mir dabei ging oder wie ich klarkommen sollte.“
 

Marco schluckte hörbar, so deutlich war Ace noch nie geworden. Das stimmte, der Jüngere war kein Freund der großen Worte, sondern eher der Taten. Umso mehr irritierte der Ausbruch den Vizekäpt’n.
 

Der Feuerbändiger hingegen fühlte sich scheußlich, weil gerade der letzte Vorwurf ihn so unglaublich schwach hatte klingen lassen. Er atmete tief durch und bemühte sich abzuwägen, wie er sein Gesicht wahren konnte. Nur wenn er dem blonden die Möglichkeit gab ihm alles offen zu legen, konnte dieser umgekehrt ebenfalls mit der Wahrheit umgehen. Vielleicht würde ihm das endlich begreiflich machen, dass seine herablassende, kontrollierende Art fehl am Platz war.
 

Wiederum, wenn Ace ihm aufzeigte, wie sehr er unter den jeweiligen Situationen gelitten hatte, konnte Marco im schlimmsten Fall darüber lachen und sich von ihm abwenden. Wollte Ace also wirklich das Risiko dieser möglichen Demütigung eingehen?
 

Sein Stolz riet ihm davon ab, aber dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Es stand schließlich schon alles auf Messers Schneide. Er hatte kaum etwas zu verlieren, daher fuhr er fort:
 

„Ich war hin und hergerissen zwischen Trauer und Wut darüber, dass ich dir nichts bedeutete, obwohl ich mir keinen Reim darauf machen konnte, was wirklich los war. Verdammt! Sogar unsere Feuer reagieren auf einander! Ich habe mir geschworen nie etwas in meinem Leben zu bereuen und daran halte ich fest, auch wenn du es mir nicht einfach machst.“
 

Ace machte eine Pause, als ihm klar wurde, dass seine Stimme ziemlich kindisch und trotzig klang. Aber was sollte er denn noch vor Marco verbergen? Außerdem sollte der Ältere verstehen, dass der Feuerbändiger auch andere Seiten hatten. Trotzdem fuhr er in einem gemäßigteren, vernünftigeren Ton fort:
 

„Jeden Versuch mit dir zu reden hast du abgeblockt. Dazu kam noch mein Versagen bei dem Zusammenstoß mit den Sonoheckpiraten. Doch du hast mich nicht mal richtig angesehen und mich wieder wie ein Kind behandelt. Davon abgesehen, dass du mich nie in meine Divisionspflichten eingewiesen hattest. Dein ständiges ‚Such dir ein Mädchen‘-Mantra hat für mich erst dann einen Sinn ergeben, als mir Thatch gesagt hat, dass Juliette deine Geliebte wäre. Was glaubst du wie es war, zu glauben, dass du mich nur für eine schnelle Befriedigung gebraucht hast? Was denkst du, wie nah ich dran war an ihr meine Enttäuschung und den ganzen Frust auszulassen? Ich habe ihre Sachen in meiner Kajüte verbrannt! Du siehst, ich habe genug Dreck am Stecken. Also tu bitte nicht so, als wäre ich nur ein Statist in dieser Misere.“
 

Das war wahrscheinlich die längste Rede, die der der junge Kommandant jemals gehalten hatte. Weder die Wortwahl noch die Art, wie er sie hervorbrachte, waren wirklich bemerkenswert und für jeden anderen Zuhörer wären sie nichts als überzogen vorwurfsvoll gewesen. Doch für Marco bedeuteten sie viel mehr. Allein der verletzte Ausdruck in den dunklen Augen zeigte ihm die tiefe Verzweiflung seines Schützlings über sein vorgegebenes Desinteresse auf.
 

Aber das war nicht alles, da war noch mehr. Marco hatte diesen leeren Ausdruck schon öfter gesehen. Als Ace Tag für Tag allein an der Reling saß, um sich die Wunden seines erneut gescheiterten Angriffs auf Whitebeards Leben zu lecken, immer dann wenn er oder Thatch mit ihm zu sprechen versuchten oder als der Junge viel später noch einmal nachhakte, wenn Marco ihn bereits abgewiesen hatte.
 

Zum wiederholten Mal kam es dem Vize vor, als würde sich Ace diese emotionalen Schmerzen selbst zufügen wollen. Wenn er es recht bedachte, war dieses Zeichen seines stillen Unglücks mit der Zeit weniger geworden oder der Junge war einfach nur geschickter geworden, seinen Kummer zu verbergen.
 

Was konnte ihn nur so quälen?
 

„Das ist deine Chance es herauszufinden.“, flüsterte der Phönix und wandte sich aufgeregt in Marcos Brust. Endlich wurde es wieder spannend. Einem kleinen Impuls folgend ließ sich der Ältere vom Bett auf die Knie sinken, sodass er direkt neben Ace war und zu ihm aufsehen konnte. Er wollte versuchen ihm so etwas wie Demut zu suggerieren und trotzdem wieder ein bisschen Nähe zwischen ihnen aufkommen zu lassen.
 

„Hey Ace, sieh mich an. Kann es sein, dass es egal ist, wie oft ich mich entschuldige oder wie sehr ich mich bemühe zu erklären, wie viel du mir bedeutest?“, fragte Marco leise und ganz sanft.
 

Ace Kiefer begannen zu mahlen und er kämpfte offensichtlich mit seiner Fassung. Doch er wehrte sich nicht als der Ältere damit begann seine Haarsträhnen aus dem sommersprossigen Gesicht zu streichen. Die leichte Berührung tat gut. Sie erinnerte ihn daran, wie schön es gewesen war, wenn sie allein waren. Besonders nachdem Jules wieder weg war und sie trotzdem weiter ein Zimmer teilten. Aber reicht das, um ihn ins Vertrauen zu ziehen?
 

Natürlich vertraute der Feuerbänder Marco auch jetzt noch. Trotzdem hatte er Angst, was passieren würde, wenn er sein schlimmstes Geheimnis preisgab. Er hatte es lange gut in den Abgründen seines Seins versteckt und verschwiegen. Doch wie damals, als er Pops davon unterrichten musste, weil er sich schämte sich in die Crew als Feind eingeschlichen zu haben, wuchs der Druck und der Wunsch es seinem Mentor einfach zu sagen. Sich seine schwere Last von der Seele zu reden – nicht mehr damit allein umgehen zu müssen - ohne Rücksicht auf Verluste, aber es stand zu viel auf dem Spiel, oder?
 

Andererseits, was erwartete er sich wirklich davon? Trost? Hatte er das überhaupt verdient? Resigniert unterbrach er die destruktiven Gedanken. Sie hatten ihm gerade noch gefehlt.
 

Jetzt galt alles oder nichts.
 

Ace holte tief Luft, was er seinem Freund offenbaren würde, konnte alles zerstören.
 

Nach kurzem Zögern nahm er allen Mut zusammen:
 

„Ich bin der Soh-…“
 

„Ich weiß.“, unterbrach Marco ihn fast schon ungeduldig, als er endlich begriff, was mit seinem Schützling los war. Verständnislos starrte der Feuerbändiger ihn seinerseits an. Woher wollte er das wissen? Manchmal war die Arroganz des Vizekäpt’ns nicht zu ertragen. Eben dieser schien seine stumme Frage verstanden zu haben, denn er fuhr fort:
 

„Als du nach einiger Zeit als Crewmitglied Pops um eine private Unterhaltung gebeten hast, dachte ich, du wolltest dich über mich beschweren. Es tut mir leid, dass ich auch noch gelauscht habe, als ich begriff, dass es nicht um mein distanziertes Verhalten ging.“, betroffen sah der Ältere zu Boden, ließ jedoch seine Hand auf der Schulter der Feuerfaust und wartete insgeheim auf eine Reaktion seines Gegenübers.

Fassungslos starrte Ace auf Marcos schuldbewusste Haltung. Er verstand die Welt nicht mehr. Warum beunruhigte es den Vize mehr, gelauscht zu haben, als von seiner Herkunft zu erfahren? Für was entschuldigte er sich denn?
 

„Hör mir bitte zu, Kleiner.“, verlangte der Phönixmensch mit eindringlicher Stimme und schien dabei auf eine Reaktion auf den Spitznamen zu warten. Da der Junge nicht protestierte, wertete Marco das als Erlaubnis wieder so vertraulich mit ihm zu sprechen. Dieses Wissen tat gut. Sogleich besann er sich auf seine eigentlichen Gedanken und sprach sanft, aber eindringlich weiter:
 

„Du bist für mich und die Welt Feuerfaust Ace. Es ist vollkommen egal, wo du herkommst und von wem du abstammst. Hier auf See zählt nur, wer du bist und das zeigt sich nur in deinem Handeln. Du hast die Wahl, wer du sein möchtest. Die Vergangenheit ist egal. Mir vor allem. Ich mag dich genau so.“
 

Fast wäre Marco auch ein Ich liebe dich genau so herausgerutscht. Doch eine unbestimmte Warnung seiner Feuerbestie hatte ihn innehalten lassen.
 

„Warte mit diesem Geständnis. Du überforderst ihn sonst. Er kann dieses Gefühl bestimmt noch nicht von Freundschaft und Loyalität unterscheiden. Du weißt nicht, ob er damit umgehen kann.“, erklärte der Phönix leise.
 

„Du verstehst mich nicht. Ich bin ein Monster. Das Blut eines Däm-..“, setzte Ace erneut an, als glaubte er, dass sein Gegenüber die Situation nicht richtig erfasst hatte. Anstatt die Erleichterung zu zulassen, sah er sich gezwungen, weiter blind zu versuchen, klar zu stellen, für welchen Abschaum er sich hielt. Leider wurde er mit einer wegwerfenden Geste unterbrochen:
 

„Hör endlich auf, dich unter Wert zu verkaufen. Mein Vater hat sich das Leben genommen. Am selben Tag bin ich als knapp Zehnjähriger auf der Straße gelandet. Ich habe fast zehn Jahre in der Gosse und dann später im Namen des ortsansässigen Militärs geplündert, geraubt, gemordet und mich verzweifelten Frauen für ein paar Berries aufgedrängt. In meinem Leben gab es nur Gewalt, Wut und Zerstörung. Sieh mich an und sag mir ins Gesicht, was davon du mutwillig oder im Auftrag getan hast. Wer von uns beiden ist das Monster?“
 

Mit forschendem Blick suchte der Blonde Augenkontakt und registrierte, dass der junge Mann nun völlig perplex war. Es war in vielerlei Hinsicht eine Premiere aus Ace Sicht. Ersten sprach Marco ausnahmslos nie über seine Vergangenheit. Zweitens konnte er beim besten Willen nicht die ganzen Schandtaten, die er aufgezählt hatte, begangen haben.
 

Schließlich war er der verantwortungsbewusste, loyale, gewissenhafte Vize, der niemals die Kontrolle über sich verlor. Das ergab alles keinen Sinn. Wahrscheinlich wollte der blonde Mann ihn nur mit Lügen von seinem eigenen Problem ablenken, also schüttelte Ace den Kopf und erwiderte:
 

„Das kann nicht sein. Du bist nicht so.“
 

„Ich bin vielleicht jetzt nicht mehr so. Damals war ich es. Du wirst es vielleicht nicht ganz nachvollziehen können, aber ich war stolz darauf skrupellos und unantastbar zu sein. Allem gewachsen, über alles erhaben. Aber mit der Zeit begann mich das Leid, dass ich über die Betroffenen brachte, in meinen Gedanken und Träumen heimzusuchen. Es machte mich aggressiv und blind für das Geschehen um mich herum. Als mich letztlich meine früheren Arbeitgeber verjagten, verlor ich meine Existenzgrundlage, auf die mein ganzes Sein basierte.“
 

Der Feuerbändiger hörte gebannt zu und obwohl sich Marco alle Mühe gab mit fester Stimme zu sprechen, bekam er eine Ahnung davon, wie sehr ihn das alles zu schaffen machte. Er hatte niemals erwartet, dass die Vergangenheit des anderen noch trostloser und grausamer verlaufen war. Sicher, seine eigene Kindheit war alles andere als rosig gewesen, aber er hatte sie wenigstens einen großen Teil mit Freunden verbracht und mit der hoffnungsvollen Aussicht auf eine glorreiche Zukunft als Pirat. Dieser Lichtblick schien dem Älteren völlig gefehlt zu haben. Der schmerzvolle Gesichtsausdruck seines Mentors veranlasste den jungen Kommandanten seine Vorsicht fallen zu lassen und neugierig zu fragen:
 

„Wie bist du zu Pops Crew gestoßen?“
 

Halb rechnete er damit, dass ihm Marco die Antwort verweigern würde, da er lange abzuwägen schien. Dann begann er unvermittelt mit leiser, zum Teil zitternder Stimme zu erzählen.
 

Zuerst beschrieb er sein trostloses Leben auf der Straße und dann beim Militär. Er sparte keinen seiner ganz persönlichen Tiefpunkte aus und bemühte sich redlich alles sachlich zu schildern. Doch seine Stimme wurde lebendiger, als er von der einmaligen Chance, die ihm Lyana gegeben hatte, sprach. Eigentlich bedurfte es keiner Worte um Ace begreiflich zu machen, dass ihre Liebe, die erste schöne Zeit in seinem Erwachsenenleben darstellte. Die Tatsache, dass sich der Vize seiner Frau so verbunden gefühlt hatte und zweifelsohne immer noch fühlte, versetzt dem Jüngeren eifersüchtige Stiche, wie die Sache mit Jules damals.
 

Seine stumm gestellte Frage, was aus ihr geworden war und was ihn dann in die Piraterie verschlagen hatte, beantwortete der blonde Mann erst etwas später. Es fiel ihm sichtbar schwer über den plötzlichen, tragischen Tod seiner Geliebten und ihrem ungeboren Kind zu sprechen. Marco schwieg sogar für ein paar Minuten, um sich zu sammeln. Seine Stimme war zwar gefasst, als er weitererzählte, doch seine vor Kummer geweiteten Augen waren ins Leere gerichtet.
 

Ace konnte das beschriebene Leid kaum ertragen. Er hatte immer daran geglaubt, dass das eigene Schicksal oder das Glück eines jeden Menschen – irgendwie vorher bestimmt war.
 

Dabei hatte er auch akzeptiert, dass es für ihn so etwas niemals geben konnte. Aber mit dieser Logik konnte er nicht einmal ansatzweise erklären, warum der Ältere dieses entsetzliche Elend durchleben musste.
 

Schließlich berichtete Marco von seiner Rekrutierung durch Whitebeard und dem neuen, hoffnungsvolleren Leben, dass er ihm bot. Die Schatten seiner Vergangenheit hatten ihn aber über Jahre verfolgt, bis zu dem Moment als aus ihm der Phönix-Marco wurde, der er jetzt war. Vieles hatte sich ab dem Zeitpunkt durch die Feuerbestie gebessert. Marco hatte die Verantwortung, die ihm Pops übertrug dankbar zu dem Zentrum seines Seins gemacht und sich ganz darauf konzentriert.
 

Doch im Gegensatz zu seinem Kameraden konnte er die Einsamkeit der See nicht bei Landgang mit weiblicher Gesellschaft vertreiben. Obwohl er kaum über sein Unvermögen bei einer anderen Frau Trost zu finden, sprach, bekam Ace einen guten Eindruck davon, wie entsetzlich allein er sich gefühlt haben muss. Fast teilnahmslos beschrieb der blonde Mann, das Gefühl der tiefen Depression, das ihn überkam, wenn er Pärchen beobachtete, Pops nach seinem Frauengeschmack fragte oder wenn einer der Jungs über seine unzähligen Eroberungen zu prahlen begann.
 

Denn für einen Phönix gab es keine Hoffnung auf einen Seelenverwandten, keine irdische Nähe, die ihn geben konnte, wonach er und die Bestie sich sehnte. Damit hatten sie sich mit der Zeit abgefunden und andere perfektionistische Zerstreuung gesucht. Sie hatten sich ihre kleine perfekte Welt gebaut und in ihr eingelebt und dann war plötzlich alles anders.
 

Marco lachte trocken über die Metapher, die er verwendete:
 

„Plötzlich stand meine heile, kleine Welt, in der ich alle Gelüste und Sehnsüchte unter Kontrolle hatte, in Flammen. Du warst, nein bist, die Naturgewalt schlechthin. Was ich zunächst für ein Strohfeuer hielt, wärmte mich und brannte sich schmerzlos in meine Seele. Du bist der einzige Mensch in unserer Welt, der dazu im Stande ist. Meine Gefühle für dich drängte, die die ich liebte und immer noch liebe in meinem Herzen zur Seite und stellte alles, woran ich über zwanzig Jahre fest geglaubt und wofür ich gelebt hatte in Frage. Ich kann das immer noch nicht ganz begreifen. Es war oder besser ist immer noch das reinste Chaos.“
 

Langsam fügte sich für Ace alles zu einem Bild zusammen: Marcos grenzenlose Loyalität Pops gegenüber, seine strenge, unnahbare Art, die Isolation und sein kompromissloser Kontrollzwang. Das waren alles Folgen der traumatischen Jahre. Der Vize reagierte und handelte nach den Grundsätzen, die ihm die Umstände gelehrt hatten. Wahrscheinlich war ihm dies nicht einmal bewusst, überlegte der sommersprossige Junge. Er bemerkte auch, wie sein Respekt für den anderen weiter stieg. Für seine Vergangenheit konnte er ihm kaum einen Vorwurf machen, aber vielleicht konnte er sich mit ihm über alles Zukünftige einigen. Schließlich hatte Marco suggeriert, dass er auch kein Problem mit Ace Abstammung hatte.
 

Sobald er diesen hoffnungsvollen Gedanken gefasst hatte, fiel eine andere unerwartete Empfindung über ihn her. Es schnürte ihm die Kehle zu. Irgendetwas war anders als sonst. Es war nicht das erste Mal, dass ihm jemand verständlich machen wollte, dass sein Blut und seine Herkunft keinerlei Rolle spielte. Er hatte von Ruffy und Whitebeard gelernt, sich ihrem Urteil zu unterwerfen, ohne jedoch seine Zweifel zu besiegen.
 

Jetzt, da Marco ihm so liebevoll zu sprach, sehnte er sich zum ersten Mal danach, ihm glauben zu können und seine eigene Abscheu abzulegen. Es war bei weitem nicht nur die Erleichterung über das blinde Verständnis des anderen, sondern auch die Gleichgültigkeit mit der er es kundgetan hatte.
 

„Die Vergangenheit ist egal.“, hatte der Ältere vorhin gesagt.
 

Unbewusst nickte Ace in voller Zustimmung. Er wollte es versuchen, an sich und Marco zu glauben ohne dem bereits Geschehenen, was sie nicht mehr rückgängig machen konnten, Raum zu gewähren. Der junge Mann hatte sich entschieden sich und ihnen eine Chance zu geben. Ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund, als er sich zu Marco hinunter beugte und seine warme Hand an dessen Wange legte.
 

Wie in Zeitlupe lehnte sich der Ältere zu ihm vor und ganz langsam trafen ihre Lippen aufeinander. Der Kuss war sanfter und vorsichtiger, als die meisten, die sie bisher geteilt hatten. Dafür war er etwas ganz Besonderes. Er besiegelte ihr beider Einverständnis für ihre gemeinsame Zukunft zu kämpfen und signalisierte ebenfalls, dass sie einander verzeihen wollten.
 

Trotz der aufkeimenden Lust zwischen ihnen, waren liebevolle Küsse das Einzige, was sie in jener Nacht miteinander tauschten, als hätten sie Angst, dass die versöhnliche Magie zu schnell erlöschen würde.
 

Während sich draußen der tobende Sturm zu einem ausgewachsenen Hurrikan entwickelte, genossen die beiden Feuerteufel ihre kostbare Nähe in vollen Zügen, bis sie engumschlungen einschliefen.
 

Ende Kapitel 42
 

~*~*~*~*~
 

Hallo meine lieben Leser,
 

soweit so gut. Zumindest an einer Front gab es eine positive Entwicklung. Es bleibt abzuwarten, ob alles andere ebenso glimpflich ablaufen wird.
 

Ich bedanke mich recht herzlich für ihre tollen Kommis bei Loveless-Eclair, Inu-Yashagirl88, Hiraya, schnullerbabe, Monkey-D-Setsuna, DasAlien und LuxusDrake .
 

Vielen lieben Dank samiya für das Betalesen.
 

Wir lesen uns hoffentlich bald!
 

Liebe Grüße
 

Eure ceres

Vergangenheit und Zukunft

Das Bett war weich und wunderbar warm, als Marco auf der Seite liegend langsam wach wurde. Er fühlte sich von der ersten erholsamen Nacht seit Tagen merkwürdig entspannt.

Im nächsten Moment wurde ihm klar, warum das so war. Ace lag leise schnarchend an seinen Rücken geschmiegt und strahlte diese köstliche Hitze ab, die er und sein Phönixfeuer so begehrten.
 

Lächelnd hielt der Vizekäpt’n der Whitebeard-Piraten seine Augen geschlossen und genoss das fantastische Gefühl allein mit dem Feuerbändiger aufzuwachen. Das spärliche Licht, das hier und da zwischen den Vorhängen hervor schien, war nicht besonders hell. Es war also noch dunkel draußen, obwohl es schon Vormittag sein musste, überlegte Marco. Schließlich hatten sie fast die ganze Nacht geredet. Abgesehen von Ace gleichmäßigen, tiefen Atemzügen hörte er jetzt auch den heftigen Sturm und das stetige Trommeln des Regens an die Glasscheiben.
 

Marco konnte sein Glück nicht fassen. Perfekt! Das Wetter war einfach perfekt. Bei diesem anhaltenden Sturm konnte die Moby Dick unmöglich heute Segel setzten. Sie hatten also den ganzen Tag für sich. Es war definitiv mehr, als sie sich beide erhoffen konnten. Dieser Aufschub schütze sie vor dem, was bedrohlich wie ein Damokles Schwert über ihnen hing – Whitebeard gegenüber zu stehen.
 

Doch es war nicht an der Zeit sich darüber Gedanken zu machen, entschied Marco und schob diese ernüchternde Vorstellung von sich. Im Augenblick wollte der blonde Mann einfach nur glücklich sein. Vorsichtig drehte er sich auf den Rücken unter seinem Schützling weg, um ihn nicht zu wecken. Es gelang sogar ohne den Atemrhythmus des Jüngeren zu stören.
 

Liebevoll strich Marco ein paar Haarsträhnen aus Ace entspanntem Gesicht und studierte die Sommersprossen, die dem Jungen wohl immer ein jugendliches Aussehen verleihen würden. Seine verführerischen Lippen waren etwas geöffnet und schnappten ab und zu nach Luft. Amüsiert unterdrückte der Ältere ein kleines Lachen, drückte dem Feuerbändiger einen leichten Kuss auf die Stirn, bevor er sich aus dem Bett schälte.
 

Der Ältere war so eben dabei, die schweren Vorhänge zurückzuziehen, um sich das Wettergeschehen näher zu betrachten, als es leise an der Tür klopfte. Mit gedämpften Schritten ging er zur Tür und stand plötzlich vor einem schüchternen, dunkelhaarigen Zimmermädchen, das er schon von seinen früheren Besuchen her kannte. Er grüßte sie aufmunternd und gab ihr Gelegenheit sich zu erklären. Das junge Mädchen war sichtlich von seinem nackten, muskulösen Oberkörper abgelenkt, begriff aber dann, dass sie starrte und sagte schnell:
 

„Ich wollte Ihnen Ihr Frühstück bringen, Herr.“
 

Marco nickte und nahm den üppig mit Speisen gefüllten Wagen von ihr entgegen. Dann erkundigte er sich beiläufig nach den Aussichten für das Wetter. Mit großen Augen sah ihn das dunkelhaarige Mädchen an und erwiderte leicht verängstigt:
 

„Der Bürgermeister hat die zweithöchste Alarmstufe ausgerufen. Der Wind hat über Nacht gedreht, sodass uns der Hurrikan nicht nur mit seinen Ausläufern erreichen wird. Dieses Mal kommen wir nicht glimpflich davon. Für mindestens die nächsten zwei Tage herrscht Notstand und damit Ausgangssperre. Keine Sorge, wir sind mit Nahrung und allem weiteren sehr gut versorgt, Herr.“
 

„Vielen Dank für deine Auskunft. Karla, richtig?“, entgegnete der Vize freudig und sah dem errötenden Zimmermädchen nach, das von seinem begeisterten Gesichtsausdruck sichtlich irritiert war und es auf einmal eilig hatte, ganz schnell wieder ihren Aufgaben nachzugehen.
 

Marco freute sich wie ein kleines Kind über die verheißungsvollen zwei Tage, die er mit Ace hier verbringen konnte. Zeit, die sie endlich ungestört und sorgenfrei genießen würden. Am liebsten wäre er zum schlafenden Feuerteufel ins Bett gesprungen. Er entschied sich aber wohlweislich dagegen, da er definitiv mit einem feurigen Konter rechnen musste.
 

Stattdessen zog er den Wagen so leise wie möglich an das Bett und nahm einen großen Teller gebratenen Schinken in die Hand. Er hatte Lust auf ein etwas anderes Frühstück. Der Feuerbändiger schien den köstlichen Geruch registriert zu haben, da er im Schlaf zu schmatzen begann.
 

„Kleiner, wenn du aufwachst, darfst du auch mitessen.“, sagte der blonde Mann amüsiert und hielt ein Stück Fleisch direkt vor Ace Nase. Unbewusst schnappte der Junge danach und wachte endlich auf, als Marco ihn zurück in das Kissen drückte. Verschlafen registrierte er nur, dass sein Vize etwas zu essen in der Hand hielt und ihn offensichtlich damit ärgern wollte. Bei seinem zweiten Versuch nach dem leckeren Schinken zu schnappen, hätte er seinem Freund beinahe in die Hand gebissen. Lachend stellte Marco seine Tortur ein und lehnte sich zurück.
 

„Setz dich auf, Ace.“
 

Der Jüngere tat wie geheißen und bekam endlich das Stück gebratenen Schinken. Es schmeckte köstlich, ebenso schön anzusehen, war das entspannte Lächeln des Älteren. Dieser schien seine Position sehr zu genießen. Nun verstand die Feuerfaust auch, dass Marco ihn füttern wollte. Na gut, entschied Ace mit einem typischen Grinsen, sperrte seinen Schnabel auf und schnappte nach dem neudargebotenen Schinken.
 

„Würdest du bitte meine Finger an meiner Hand lassen.“, maulte Marco beleidigt, als der Flammenwerfer dieses Mal erfolgreich zubiss. So wurde das nichts, entschied der Vize resignierend und überließ seinem schmatzenden Kameraden den Teller. Er stand auf, um den Servierwagen näher an das Bett zu ziehen. Einen Moment später reichte ihm Ace den deutlich geschrumpften Schinkenteller, auf dem sich - oh Wunder - noch etliches der Speise befand.

Marco runzelte die Stirn, es war ungewöhnlich für die Feuerfaust vor dem Aufessen auf zu hören. Sein Kleiner schien das Stutzen bemerkt zu haben, als er ihm immer noch kauend zu verstehen gab, dass er mit ihm teilen wollte.
 

„Iss bevor es kalt wird, sonst schmeckt es nur noch halb so gut.“
 

Mit diesen Worten angelte der dunkelhaarige Kommandant enthusiastisch nach dem Brotkorb und inspizierte sogleich die restlichen Speisen. Verblüfft über diese untypische Reaktion begann nun auch Marco zu essen und verkniff sich ab und an ein Lachen, wenn Ace versuchte zu viel Essen auf einmal in seinen Mund zu stopfen.
 

Es wurde das schweigsamste, aber einträchtigste Frühstück seit langem.
 

~*~*~*~*~
 

Etwa zur selben Zeit am Hafen.
 

Die Mannschaft war Stürme gewöhnt, schließlich waren sie für die Grandline keine Seltenheit und schon gar nicht hier auf einer Herbstinsel. Dennoch glich der kleine Teil der Crew, der sich wegen des Sturms wieder auf dem Schiff eingefunden hatte, im Moment eher einem Haufen aufgescheuchter Hühner als einer Bande waschechter Piraten.
 

Whitebeard spürte die geladene Atmosphäre unter Deck all zu deutlich. Es war lauter und das Stimmengewirr irgendwie schriller als sonst und eben dies hatte ihn dazu veranlasst seine Räumlichkeiten zu verlassen. Er schätzte, dass sich nicht mehr als hundert Seelen zurzeit an Bord befanden und niemand schien das Kommando zu übernehmen.
 

Als er auf den Gang trat, der zum Speisesaal führte, nahm keiner der Matrosen wirklich Notiz von ihm. Es herrschte geschäftiges Treiben und langsam wurde dem Käpt’n mulmig zu Mute, weil ihn niemand darüber informierte, was gerade geschah. Keinen Augenblick später kam ihm der klatschnasse Reiji aus Ace Division entgegen, blieb überrascht stehen und antwortete völlig außer Atem auf seine stumm gestellte Frage.
 

„Wir lagen zu nah an der Dockmauer, dass bei noch höheren Wellen Schaden entstanden wäre. Während einige versuchten die Segel wieder zu reffen, die der Sturm losgerissen hatte und zu retten, was zu retten war, haben die anderen mit Hilfe der neuen Luftkissen der Mechaniker die Schiffsseiten gepolstert. Vistas Männer sagen, dass ihre Vorrichtung das meiste aushalten werden, Pops.“
 

Erleichtert nickte Whitebeard, also war bis her alles in Ordnung.
 

„Seid ihr fertig geworden? Sind alle unter Deck? Ist jemand verletzte worden?“
 

Bei der ersten Frage hatte Reiji eifrig genickt, aber bei den folgenden nur noch resignierend mit den Achseln gezuckt. Sofort machte sich Sorge in Whitebeards Gedanken breit.
 

„Pops, wir haben getan, was wir konnten. Soweit mir bekannt ist, ist niemand etwas zu gestoßen. Wer jedoch überhaupt mit an Bord ist, weiß ich beim besten Willen nicht. Zuletzt spülte so viel Regen und Gischt über die Decks, dass wir nicht mehr als ein paar Meter schauen konnten.“
 

Dann hätte schon vorher jemand der Mannschaft befehlen müssen, die Arbeiten abzubrechen, schoss es dem Käpt’n durch den Kopf.
 

„Wer hat abgesehen von dir jetzt das Kommando?“, fragte Reiji und sprach Whitebeards dringlichste Frage aus. Da er aber keine Antwort erhielt, redete er weiter:
 

„Thatch, Vista und Jozu sind an Land und ich hab keinen zurückkehren sehen.“
 

Natürlich fiel dem Kaiser auf, dass der junge Mann Ace und Marco gar nicht erst erwähnte, er schien sie mit Absicht vergessen zu haben. Doch vielleicht waren sie zurückgekehrt oder zumindest einer von ihnen? Marco vielleicht? Whitebeards leise Hoffnung schwand mit einem Male, als er sich ins Gedächtnis rief, wie er die beiden Streithähne gestern früh des Schiffes verwiesen hatte. Er hatte es selbstverständlich gut gemeint und ihnen einen Möglichkeit des Rückzugs und der Besinnung geben wollen.
 

Jetzt schmerzte es sehr, dass beide Matrosen fehlten. Für Organisation bei Sturm und Gefahr war immer der Kommandant der ersten Division verantwortlich gewesen und Marco wäre sicher seiner Arbeit auch heute nachgekommen, wenn er den allzu deutlichen, gestrigen Befehl, nicht als zwingender einschätzte als seine eigentliche Pflicht.
 

Erst im nächsten Moment realisierte Whitebeard, dass sich um Reiji noch andere Kameraden gesammelt hatten und ihn abwartend ansahen. Es kostete dem Käpt’n einiges an Kraft sich nicht im Schmerz über den temporären Verlust seiner besten Kommandanten zu verlieren. Schließlich war nun seine Führung gefragt und es hatte auch Zeiten gegeben, als die beiden noch nicht Teil der Crew waren.
 

Aber das war lang her.
 

„Sammelt euch im Speisesaal. Ich möchte wissen, wer alles auf dem Schiff ist. Teilt euch in mehrere Gruppen ein und legt fest, wer an den Schotten und in den Aufgängen zum Deck Wache hält. Überprüft, ob alle Bullaugen und Luken geschlossen sind. Köche und Mechaniker sollen ihren eigenen Arbeiten nachgehen. Ich werde über alle Vorkommnisse informiert. Reiji solang kein Kommandant hier ist, bist du für die Organisation verantwortlich.“
 

Mit diesen Worten und ohne auf Erwiderungen oder gar Protest abzuwarten, wollte sich der Käpt’n seinen Weg zum Speisesaal bahnen, als ihm einfiel, dass Birdie ja noch in seiner Kajüte schlief. Also wandte er sich um und ließ die verblüfften Matrosen und den bleichen Reiji hinter sich.
 

Whitebeard war mehr als bewusst, dass seine Söhne nach einer anderen Art Führung suchten, nach der, die sie seit mehr als zwanzig Jahren gewöhnt waren. Trotz seines verletzten Stolzes musste der Käpt’n einsehen, dass Marco immer einen verdammt guten Dienst getan und ihn bis jetzt noch nie im Stich gelassen oder enttäuscht hatte.
 

Sollte dieser unsägliche, blutige Vorfall schwerer wiegen als die letzten zwanzig Jahre Treue?
 

Es war seine alleinige Entscheidung, das wusste Whitebeard, doch er war darüber mehr als unglücklich.
 

~*~*~*~*~
 

Nachdem auch die allerletzten Krümel von dem Speisewagen vertilgt waren, hatten die beiden, satten Feuerteufel sich zufrieden auf das Bett fallen lassen und dösten vor sich hin. Ein richtiges Gespräch, wie gestern Abend, hatte sich immer noch nicht ergeben.
 

Der junge Kommandant versuchte sich mit aller Macht an alles, was Marco ihn über sich in der letzten Nacht anvertraut hatte, zu erinnern. Schließlich war davon auszugehen, dass sich der Vize niemals wieder so öffnen würde. Es war ihm wichtig bis ins letzte Detail zu erfassen, wer und was Marco gewesen war und welche Umstände ihn zu dem Mann gemacht hatten, den er jetzt so bewunderte.
 

Fasziniert beobachtete Ace den Älteren, wie er aufstand und alle herumstehenden Teller auf den Speisewagen lud. Der Phönixmensch trug immer noch kein Hemd und gewährte ihm so eine köstliche Ansicht der wohldefinierten Muskeln auf seinem Oberkörper. Die Gedanken des Flammenbändigers wanderten plötzlich in eine ganz andere Richtung. Er erinnerte sich daran, wie es sich anfühlte Marco zu streicheln und zu küssen und eben diese Gesten von ihm zu erfahren. Der leicht errötete Kommandant war sich nicht sicher, ob der lächelnde Vize seine unkeuschen Überlegungen durchschaut hatte, bevor er sich umgedreht hatte, um den Speisewagen vor die Tür zu schieben.
 

Diese Bewegung lenkte die Aufmerksamkeit der Feuerfaust auf etwas, worüber Marco letzte Nacht mit Nichten gesprochen hatte und das sogar nicht zu dem selbstheilenden Kräften des anderen passte. Er sah den Blonden aufmerksam an, als dieser zurück kam und sich mit erwartungsvollem Blick auf das Bett setzte. Offenbar war der Vize durchaus in der Stimmung für die Spielereien, die Ace noch Sekunden zuvor im Kopf herum gespukt waren. Diesen Fakt gänzlich ignorierend fragte der jüngere Feuerteufel unvermittelt:
 

„Woher stammen die Narben auf deinem Rücken?“
 

Schon im nächsten Moment bereute Ace seine Aufdringlichkeit, denn das schmerzvoll verzehrte Gesicht seines Freundes verriet ihm, dass er ein verbotenes Kapitel angeschnitten hatte. Wenn sich Marco jetzt verbittert von ihm zurückzog, hatten sie verloren. Schnell setzte sich Ace auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ihm sanft zurückzuziehen. Ohne Protest ließ der überraschte Vize das sogar geschehen und seufzte leise. Er wollte antworten, nein er musste antworten. Es hatte keinen Zweck und vor allem gab es keinen triftigen Grund mehr, die Wahrheit zu verschweigen. Ja, stimmte nun auch der Phönix in seiner Brust zu. Der Feuerbändiger wollte schließlich verstehen, welche Schatten ihn verfolgten.
 

Der blonde Mann sah Ace nicht an, als er ihn an sich zog und so fest umarmte, als würde er ihn sonst jeden Moment verlieren. Der junge Kommandant hatte Mühe die Erzählung zu verstehen, die Marco schleppend gegen seine Schulter murmelte. Er gewann den Eindruck, dass Marco mit jedem Wort, das er sprach mehr zu leiden begann. Die starken Muskeln auf dessen Rücken und in seinen Armen verhärteten sich und begannen nach geraumer Zeit durch die ständige Kontraktion zu zittern. Der Feuerbändiger war mit dieser heftigen Reaktion nahe zu überfordert. Was konnte Marco widerfahren sein, dass er sich jetzt noch so belastete.
 

„Ich hoffte, dass ich als Phönixmensch unter Whitebeard, ein neues Leben beginnen konnte. Ich wollte Lyanas Verlust verkraften und einfach weitermachen. Doch trotz allem konnte ich meine Einsamkeit nicht wieder durch bedeutungslose oder bezahlte Bekanntschaften vertreiben, wie meine Kammeraden es in jedem Hafen taten. Allein der Gedanke war widerlich. Es ging einfach nicht. Irgendwann dachte ich, dass ich meinen Spaß vielleicht besser mit Männern haben könnte, wo ich doch jede Frau mit meinem Engel verglich.“
 

An dieser Stelle brach Marco ab und schluckte hart. Das klang so erbärmlich und überhaupt nicht erwachsen. Ja, es war naiv gewesen zu glauben, dass es einfach sein würde diese leidige Begebenheit wiederzugeben. Ace hingegen war hin und her gerissen zwischen der euphorisierenden Erkenntnis, dass er Marco genauso wichtig war, wie seine verstorbene Frau und dem unausgesprochenen Unheil, welches er angedeutet hatte. Außerdem war sich der Jüngere unsicher, ob und wie er dem Vize gerade helfen konnte.
 

Also wartete er geduldig auf eine Reaktion, während er ihm immer mal vorsichtig über die Schulter strich. Diese Art des Tröstens war ihm völlig fremd, schließlich hatte er Ruffy bei ähnlichen Gelegenheiten eher eine Kopfnuss verpasst, als ihn in den Arm zu nehmen. Doch für Marco wollte er da sein, ihm wenigstens ansatzwese zurückgeben, was auch er für ihn getan hatte. Bevor und vor allem nachdem er der Crew beigetreten war, hatte der Vize ihn bei allem unterstützt.
 

Vielleicht lagen sie stundenlang schweigend Arm im Arm beieinander oder auch nur ein paar Minuten, bis der Ältere schließlich seine Stimme wiederfand:
 

„Irgendwann landete ich irgendwo in einer Bar. Ein Fremder sprach mich an. Er hatte beobachtet, wie ich vor der Tür zwei hübsche Mädchen abgewiesen hatte. Seiner Meinung nach waren Frauen nicht die einzige Lösung, wenn man seine Befriedigung suchte. Er lud mich zu sich ein und ohne zu zögern willigte ich ein. Denn ganz offensichtlich hatte ich einen Gleichgesinnten gefunden und fühlte mich für einen winzigen Augenblick nicht mehr allein. Doch ich hatte mich so sehr geirrt…“
 

Das Zittern hatte sich verstärkt, Marco schien nun wirklich Schmerzen zu leiden. Seine Stimme war brüchig und jede Stärke war aus ihr gewichen. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte Ace geglaubt, dass sein Freund weinte. Doch Marco war so stark, unnahbar und unbesiegt…?
 

„Der Typ hatte mir irgendetwas in meinen Sake geschüttet. Irgendwann auf dem Weg zu ihm wurde mir schlecht. Das Nächste woran ich mich erinnere, ist, dass ich nackt mit Seestein an den Händen an der Decke gefesselt in einem dunklen Raum stand oder viel mehr hing. Er war auch da, doch seine Freundlichkeit war weg. Mit gehässigem Grinsen ergötzte er sich an meiner offensichtlichen Schwäche. Meine unsichere Reaktion gefiel ihm. Es erregte ihn, dass ich ihm so ausgeliefert war. Irgendwann trat das Monster hinter mich und schlitzte mit einem Messer meinen Rücken auf, bevor es mich…sich in mir befriedigte und mich immer wieder auch mit Worten misshandelte bis ich erneut das Bewusstsein verlor…“
 

Marcos Stimme klang jetzt wieder gefasster, abgeklärter. Als hätte er einen Weg beschrieben. Dafür war Ace nun derjenige, der am ganzen Körper zitterte. Vor Wut und Bestürzung. Nie im Leben hätte er geglaubt, dass Marco so etwas Abscheuliches durchlebt hatte. Er sagte nichts, denn die Körperspannung des anderen zeigte deutlich, dass er ihm noch mehr erzählen wollte.
 

„Als ich zu mir kam, lag ich in meinem eigenen Blut. Mein ganzer Körper tat weh und so sehr ich es versuchte, ich konnte meine Kräfte nicht benutzten. Ich spürte sie und mich nicht mehr, als fesselte mich immer noch Seestein. Keine Ahnung, wie ich zum Schiff zurückgefunden habe.
 

Niemand außer Salmac hat mich in meiner schamvollen Lage gesehen. Er hat keine Fragen gestellt, nur meinen Rücken genäht und mir Salbe sowie ein paar Anweisungen gegeben. Von allem was ich bis dahin erlebt hatte, war das der demütigendste Moment. Ich ertrug das Mitleid in seinen Augen nicht und zog mich so schnell wie möglich zurück. Die Schmerzen in meinem Körper und die ständigen Blutungen waren nahezu unerträglich, doch ich konnte mir am nächsten Morgen nichts anmerken lassen. Das Ganze hatte meinen Stolz und meine Selbstachtung aufgezehrt. Arbeit war mein einziger Ausweg und ich war davon wie besessen. Als mich Pops Monate später aufgrund dieses Eifers zum Vize ernannte, kam ich ein wenig zur Ruhe. Doch ich schwor mir und meinem Phönix, dessen Anwesenheit in meinen Gedanken ich nur langsam ertragen konnte, da er Zeuge des Verbrechens war, niemals wieder mit jemand intim zu werden oder eine Person so nah an mich heran zu lassen.“
 

Marco lehnte sich etwas zurück um in Ace Augen zu sehen, in denen sich ebenfalls nur allzu deutlich Tränen abzeichneten. Doch sein Kleiner behielt die Fassung, obwohl er offensichtlich stumm mitlitt. Sanft schüttelte der Ältere den Kopf und strich mit zwei Fingern sanft ein paar Haarsträhnen aus dem sommersprossigen Gesicht. Es faszinierte ihn, wie allein Ace in die Augen zu sehen, seinen selbsterlebten Albtraum in den Hintergrund drängen konnte. Dann wanderte seine Hand an eine Wange und streichelte sie langsam. Er lächelte dem Feuerbändiger aufmunternd zu und setzte an, dass alles entscheidende zu erklären:
 

„Du bist das Beste, was mir seitdem passiert ist. Dein Feuer und du – ihr wart, nein seid einfach atemberaubend umwerfend. In wenigen Stunden hattest du mein sorgsam errichteten Selbstschutz durchbrochen und mir vor Augen geführt, was ich verpasste, was ich genießen könnte, wenn ich mich nur darauf einließ. Ich wollte dich die ganze Zeit. Meine Sehnsucht nach dir wuchs von Tag zu Tag. Aber ich verbot mir jeden intimen Gedanken und träumte trotzdem in jeder Nacht, in der ich den Schlaf fand von dir. Dann versagte ich in Tyross, vergaß alles Erlebte und ließ mich völlig in deinen Bann ziehen. Am nächsten Tag wachte ich auf und verstand, wie nah ich daran gewesen war auch ein Monster zu werden. Trotzdem wuchs meine unbändige Sehnsucht, bis ich fast vergaß, was ich dir zweifelsfrei antun würde, wenn wir miteinander schlafen würden.“
 

Verständnislos sah der Kommandant der zweiten Division ihm in die Augen und sagte im Brustton der Überzeugung:
 

„Aber du bist nicht so. Du bist kein Monster. Du hast mich nie zu etwas gezwungen und würdest mir niemals so etwas antun. Du bist Marco, der Phönix, der beste Freund, den man sich vorstellen kann und kein Monster.“
 

Der blonde Mann musste gerührt schlucken, als Ace ihm seine loyale Meinung zu diesem Thema preisgab. Er würde lügen, wenn er nicht zugab, dass er insgeheim auf eine solche Reaktion gehofft hatte. Nahezu euphorisch ringelte sich der Phönix in seiner Brust. Doch so leicht ließ sich Marco nicht überzeugen. Ihm war ja von Anfang an klar gewesen, dass es nicht einfach sein würde der Feuerfaust zu erklären, warum er solche Skrupel hatte mit ihr zu schlafen.
 

„Ace, versteh mich doch, ich will dir nichts von dem antun, was mir passiert ist. Ich vertraue meiner Leidenschaft für dich nicht. Mit Sicherheit würde ich die Kontrolle verlieren und ich könnte es nicht ertragen, dich so zugerichtet zu sehen.“
 

Der Jüngere schüttelte nun seinerseits mit dem Kopf und zeigte so, dass er den Einwand zwar verstand, aber nicht gelten lassen würde. Noch bevor Marco sprechen konnte, mischte sich der Flammenbändiger ein:
 

„Hör zu. Ich weiß, wie du bist und dass du niemals so sein wirst. Ich vertraue dir.“
 

Gequält seufzte Marco auf. Warum war der Junge nur so stur? Er wollte ihn doch schützen, vor dem Verbrecher, der er vermutlich war, wenn er seiner Lust nachgab. Der sture, jedoch überzeugende Blick des anderen, ließ ihn gebannt einem neuen Vorschlag lauschen:
 

„Du sagst, du willst mich genauso, wie ich dich. Wir waren vor zwei Tagen beinah soweit, also stimmt das wohl. Warum lässt du es uns nicht einfach rausfinden, wie das ist, wenn wir aus zwei Feuer eins machen?“
 

Jetzt presste Marco seine Stimme gegen Ace. Er ertrug das Vertrauen und den Blick seines Freundes nicht mehr. Er spürte seinen Widerstand bröckeln. Der Phönix und seine geheimsten Wünsche arbeiteten gegen ihn. Ohne dass er es bewusst entschieden hatte, glitten seine Lippen zu Ace Mund. Der Kuss war sanft und vorsichtig, aber köstlich. Er entfachte die prickelnde Erwartung und die Lust zwischen ihnen. Es raubte Marco schier den Verstand. Oh wie sehr sehnte er sich nach dem Feuerbändiger?
 

Wie in Trance löste er sich von den verführerischen Lippen und flüsterte außer Atem:
 

„Ich kann meinem Urteil nicht trauen. Ich kann das einfach nicht zulassen.“
 

„Dann lass es mich entscheiden.“, antworte Ace mit rauer Stimme. In Gedanken war er schon lange bei der unerfüllten Fantasie, die er sich so sehr realisiert wünschte. Er wollte dem Blonden zeigen, dass er ihm ohne Bedenken die Kontrolle überlassen konnte.
 

Langsam begann er seinen Freund zu küssen, legte Marcos Hände beiläufig auf seine Hüfte und setzte sich rittlings auf dessen Schoß. Sofort wanderten die Hände nach unten und griffen besitzergreifend zu. Ihr Kuss wurde leidenschaftlicher, während Ace seine Hände in den blonden Haaren vergrub. Er begann Marcos Nacken zu streicheln und freute sich innerlich über die Gänsehaut, die er verursachte.
 

Sein wiedererweckter Spieltrieb verführte ihn dazu, sich weiter gegen Marcos Körper zu lehnen und sich an ihm zu reiben. Die heftige Reaktion kam völlig unerwartet. Ohne große Mühe drehte sich Marco plötzlich mit ihm rum, sodass der überrumpelte Feuerbändiger nun unter ihm lag.
 

Wow. So hatte Ace den Vize noch nie erlebt. Das war also die Leidenschaft von der sein Freund gesprochen hatte. Sie gefiel ihm sehr und das Beste war, dass dieses Begehren allein ihm galt. Der Blonde gehörte zu ihm und Ace wünschte sich nun endlich auch völlig körperlich zu ihm zu gehören. Ein siegessicheres Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, als Marcos Mund ein leises Stöhnen entwich.
 

„Ich will dich in mir spüren.“, flüsterte der Feuerbändige keuchend in Marcos Ohr, als dieser seinen Hals küsste und ihn bei diesen Worten sanft biss. Dann spürte er die fremde Zunge an seinem Ohrläppchen und gab sich ganz dieser Sensation hin. All seine Gedanken verflogen, als ihm der Vize unvermittelt antwortete:
 

„Das wirst du bald.“
 


 

Ende Kapitel 43
 

~*~*~*~*~
 

Meine lieben Leser,
 

wir nähern uns dem baldigen Ende von NSU. Die Geschichte wird im April drei Jahre alt und wird noch vorher beendet sein.
 

Ich habe darauf verzichtet ENS zu schreiben, da ich mir nicht sicher bin, ob meine vormaligen Leser noch Interesse an der Geschichte haben.
 

Ich bedanke mich ganz herzliche bei samiya, die sich die Mühe gemacht hat Korrektur zu lesen und natürlich allen Kommentatoren vom letzten Kapitel Chino_Shinoda, Loveless-Eclair, schnullerbabe, Inu-Yashagirl88, Hiraya, Monkey-D-Setsuna, StannisBaratheon und Glupit sowie allen neuen Favonehmern.
 

Wir lesen uns hoffentlich bald.
 

Liebe Grüße
 

Eure ceres

Totales Inferno

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Das Tribunal

Der Sturm hatte ganze drei Tagen unerbittlich getobt. Doch jetzt zur frühen Mittagszeit des vierten Tages deutete am stahlblauen Himmel nichts mehr daraufhin, dass noch Stunden zuvor die letzten tiefschwarzen Wolken von einem warmen Wind vertrieben worden waren.
 

Langsam begannen auch die Aufräumarbeiten in dem Städtchen und obwohl es viel zu tun gab, war die Stimmung der Bürger gut.
 

Die erleichterte Atmosphäre und das sonnige Wetter waren der perfekte Kontrast zu Marcos düsterer Gemütslage. Seine Gedanken kreisten allein um die unausweichliche Tragödie, die ihnen unmittelbar bevor stand. Der Vize achtete kaum auf seine Umgebung, während sein Bedauern über den Verlust ihrer gemeinsamen Zeit ihn fesselte. Selbst seine Feuerbestie vermochte es nicht ihn in seiner Traurigkeit zu erreichen. Im Moment bahnte er sich mit Ace einen Weg durch die Gassen an Geröll und Müll vorbei Richtung Hafen, ohne dabei den Eindruck zu erwecken, dass sie sich beeilten zur Moby Dick zurückzukehren.
 

Die Crew würde auf sie warten, hatte Marco der Feuerfaust mehrfach versichert. Wahrscheinlich wollte er sich damit selbst beruhigen, denn trotz der vergangenen zwanzig Jahre in der er die Mannschaft und ihren Käpt'n geliebt und gedient hatte, gab es keinen einzigen ernsthaften Präzedenzfall, der dem ihren gleichkam.
 

Ihr selbsternannter Vater stand also unter gehörigem Druck und Marcos Bewusstsein war überzeugt, dass trotz aller väterlicher Nachsicht, das Urteil aus der Sicht des Käpt'ns gefällt werden würde. Schließlich war Whitebeard in erster Linie genau das, Käpt'n der größten Piratenbande der Welt und erst dann Vater dieser überdimensional großen Familie.
 

Im Nachhinein kam es dem Vize albern vor, dass er sich Ace gegenüber so vehement verschlossen und so die handgreifliche Auseinandersetzung über Wochen provoziert hatte. Damit war sie unausweichlich geworden und jetzt, nachdem sie beide die verheerende Situation in eine glückliche verwandelt hatten, würden sie alles verlieren.
 

Denn nun war ihre Schonzeit vorüber. Es würde keinen Aufschub mehr geben und mit jedem Schritt, den er ging, stieg sein Widerstand sich Whitebeards zweifellos vernichtendem Urteil unterwerfen zu müssen.
 

Sie hatten nicht darüber gesprochen, was passieren würde, wenn Pops sie bestenfalls auf Zeit, im schlimmsten Fall für immer, verbannte. Doch der Phönix war sich sicher, dass sie zusammenbleiben würden. Er wollte nicht mehr vom Feuerteufel getrennt sein und so verletzte und erschreckte ihn die Vorstellung, dass Whitebeard nur ihn verstoßen könnte am allermeisten.
 

Es wäre leider nur fair. Es war seine Schuld gewesen. Ace hatte allen Grund gehabt so zu reagieren, wie er es getan hatte, also konnte Pops ihm keinen Vorwurf machen. Marco wusste, dass er die Verantwortung tragen musste und er versuchte es zu akzeptieren, auch wenn der Gedanke den Feuerjungen zu verlassen, ihm körperliche Schmerzen bereitete. Er wollte einzig und allein, dass der Junge glücklich war.
 

„Was soll dann aus uns werden?, fragte der Flammenvogel besorgt, aber rein rhetorisch. Er kannte die Antwort. Einsamkeit. Exil. Wie er das verabscheute.
 

„Das ist jetzt alles egal.“, antwortete Marco im Stillen und spürte wie ihm Übelkeit überkam, als sich die letzten Häuserreihen lichteten und die Sicht auf den offenen Hafen mit dem riesigen, walähnlichen Schiff freigab. Er würde alles verlieren. Seinen Vater, seine Familie, seine Freunde, seine Berufung, seinen Halt und seine geliebte Wunderkerze.
 

Sie waren fast da. Wer wusste, wie viel Zeit ihnen überhaupt noch blieb? Alles Schöne war so schnell vergangen und während langsam Panik in Marcos Brust kroch, blieb er stehen und drehte sich zu Ace, der ohne zu fragen seinem Beispiel folgte.
 

Auch sein sommersprossiges Gesicht wirkte ungewöhnlich blass und fahl, doch das Antlitz des Feuerbändigers verlieh Marco die Kraft, die er brauchte, um nicht seinem naiven, panischen Fluchtimpuls zu folgen. Dafür konnte es nur einen Grund geben.
 

„Ich liebe dich, Ace.“, sagte Marco mit vollster Überzeugung in der Stimme und ignorierte den Fakt, dass jeder auf der Straße sie hören konnte. Ihm war es egal, alles war ihm gleichgültig, solange der Junge begriff, was er ihm wirklich bedeutete. Er sprach die Wahrheit und es fühlte sich auch nicht mehr so an, als würden seine Gefühle für den Feuerjungen Lyanas Andenken bedrohen. Dieser schwere Knoten hatte sich in den letzten Tagen gelöst und belastete ihn nicht mehr.
 

In Ace Kopf begann es zu summen und sein Herz hämmerte auf einmal immer schneller in der Brust. Noch nie hatte jemand diese Worte zu ihm gesagt und ihm war nicht einmal in den Sinn gekommen, dass es je passieren würde. Liebe war bisher nur etwas aus sehnsüchtigen Seemannsgeschichten, nichts als ein Märchen und vor allem nichts für ein Dämonskind wie ihn. Doch Marco hatte es gesagt und nichts deutete darauf hin, dass er es nicht ernst meinte. Seinem Blick nach zu urteilen, meinte er es sogar todernst.
 

Plötzlich wurde Ace von Stolz und Glück erfüllt, als wäre ein verloren geglaubter Traum wahr geworden, den er sich selbst nicht einmal bewusst eingestanden hatte. Er fühlte sich unendlich frei und lächelte. An Marcos erleichtertem Gesichtsausdruck erkannte er, dass er auch ihm eine Last genommen hatte. Leider wusste er nicht, was er noch erwidern konnte.
 

Der Kommandant der zweiten Division akzeptierte seine tiefe Verbundenheit, die unbestechliche Zuneigung und das schier unendliche Vertrauen, dass er Marco gegenüber empfand. Niemand, selbst Ruffy und Whitebeard nicht, löste diese Gefühle so ungehemmt in ihm aus. Es war vielleicht nicht die Liebe, die in Geschichten oder Liedern gepriesen wurde oder die, die andere für ihre Partner empfanden - dennoch wurde Ace bewusst, dass er Marco nach seiner ureigenen Definition ebenfalls liebte, auf seine eigene feurige, verschrobene Art.
 

Doch er sagte nichts.
 

Zumindest nicht mit Worten. Ein Schritt genügte um so nah vor Marco zu stehen, dass er eine Hand in die des Blonden legen und ihn langsam küssen konnte. Das Feuer durchströmte seine Finger und neckte die blauen Flammen unter der Haut des anderen, während Ace mit seinen Lippen jede noch so tief verborgene Emotion für Marco offenbarte.
 

Und dieser verstand ihn. Der Flammenwerfer erkannte es an der verzweifelten Art mit der sein Kuss erwidert wurde. Es war einfach herrlich, bittersüß und einfach unbeschreiblich befreiend, all das zu spüren. Er war in genau diesem Moment glücklich ohne jegliche Trübung und die neue Euphorie, die ihn dabei erfasste, brachte Hoffnung.
 

Hoffnung darauf, dass sie es schaffen würden, dass Whitebeard sie verstehen und dieses eine Mal Gnade vor Recht ergehen lassen würde. Zum aller ersten Mal seit langem wollte, wünschte, nein forderte der Feuerbändiger etwas für sich und sein Glück, dass er sich doch selbst so oft nicht zugestand.
 

„Wir schaffen das! Es wird weitergehen. Irgendwie. Ich glaube an uns!“, flüstere die Feuerfaust leise mit der Stirn gegen Marcos gepresst, nachdem ihr Kuss unterbrochen worden war. Der Ältere nickte. Er wollte sich nicht seinen lähmenden Ängsten hingeben. Ihre Hände fanden einander, als sie weiter zum Vorplatz des Hafens liefen.
 

Es war absurd, dachte Ace sarkastisch, sonst war er einer der ersten, der nach einem Landgang an Bord ging. Immer vorausgesetzt, dass er sich nicht zuvor verlief. Jetzt zog ihn nichts zu seinem selbstgewählten Zuhause. Die sonnenbeschienene Moby Dick überragte alles majestätisch und wirkte auf einmal richtig einschüchternd auf ihn. Amüsiert über seine Vorstellungskraft schüttelte er den Kopf und besann sich auf seine ureigene Persönlichkeit. Dann ließ der Feuerbändiger sanft Marcos Hand los, während er sich ihm erneut zuwandte und erklärte:
 

„Wir müssen ja nicht mit der Tür ins Haus fallen.“
 

Marco nickte bedächtig, doch dem Jüngeren fiel auf, dass er seinem Blick auswich. Ace schluckte hart. Für ihn war die ganze leidige Geschichte lange nichts weiter als eine Episode gewesen. Die Tragweite ihres Streits und die bevorstehenden Konsequenzen waren ihm erst mit der Zeit aufgegangen. Ganz offensichtlich hatte Marco vor dem, was ihnen bevorstand Angst. Ein Stück weit konnte er es sogar nachvollziehen, aber sein trotziges Wesen widersprach dieser Regung aufs Äußerste. Sie waren Piraten, was kümmerten sie Regeln oder Konsequenzen?
 

Doch diese Rechnung würde nicht aufgehen, so viel hatte er bei all seiner Sturheit einsehen müssen. Whitebeards Crew. Seine Familie. Seine Gesetze. In dem Moment, in dem er seinen Vater und dessen Tattoo akzeptiert hatte, hatte er sich auch den unsichtbaren Richtlinien unterworfen. Dadurch hatte er immer und zu jeder Zeit seinem Käpt’n zu folgen und sich dessen Urteil zu fügen. Immerhin wurde nicht verlangt, dass er das begrüßen musste, außerdem:
 

„Ich bereue nichts. Marco, auch wenn unser Streit vielleicht übertrieben und unnötig war, hat er dennoch etwas gebracht.“
 

Er dachte daran, dass sie nun viel mehr voneinander wussten, sich besser verstanden und naja, so viel ausprobiert hatten. All das wäre anders sicherlich nicht geschehen und wer wusste, wie der Streit mit noch weiter aufgestautem Frust zu einem späteren Zeitpunkt ausgegangen wäre.
 

Der Vize starrte überrascht in Ace Gesicht auf dem sich ein verschmitztes Lächeln abzeichnete. Wo nahm der Kleine nur seine sorgenfreie Gelassenheit her? Er wollte gerade etwas erwidern, als jemand rief:
 

„Da seid ihr ja endlich! Pops ist stinksauer und verliert langsam seine Geduld mit euch. Wir sind seit Vormittag bereit auszulaufen. Was habt ihr so lang getrieben?“
 

In jeder anderen Situation hätte Marshall D. Teach bei diesen Worten von mehr als einer Seite wortwörtlich Feuer bekommen. Doch selbst Ace hatte seine temperamentvolle Seite gut unter Kontrolle, schließlich zählte im Moment Ruhe mehr als alles andere.
 

Teach war sichtlich irritiert, dass die zwei Kommandanten ihn wortlos stehen ließen und an ihm vorbei ihren Weg durch die Menge an Händlern, Matrosen und Bürgern zum Landungssteg der Moby Dick fortsetzten. Keiner der Feuerteufel sprach nur ein Wort, alle Umstehenden wichen bei dem Anblick der beiden zurück und man gewann den Eindruck, dass selbst die Geräuschkulisse abebbte je näher sie dem Schiff kamen.
 

Auch auf den Decks der Moby Dick herrschte ein reges Treiben. Der Lautstärke nach zu urteilen, schienen wirklich schon alle Matrosen an Bord zu sein. Die meisten hatten sich um Whitebeards Stammplatz gruppiert, dessen Silhouette sich bedrohlich gegen die Sonne abzeichnete. In dem Moment, als Ace und Marco mit Teach im Schlepptau die Holzplanken des Schiffs betraten, setzte schlagartig Stille ein. Plötzlich waren alle Augen auf sie gerichtet.
 

Vielleicht war es die Absurdität des Augenblicks oder einfach die in vielen Kämpfen und Auseinandersetzungen gewonnene Überlegenheit, die weder Marco noch Ace auch nur zucken ließ. In einem gemäßigten Tempo traten sie auf Whitebeard zu, der ihnen mit finsterem Blick entgegensah.
 

Links von ihm standen zuvorderst Thatch, Vista und Jozu mit besorgten Minen, dahinter Faro sowie Johnny, während auf der anderen Seite – Marco musste zweimal hin sehen, um in dem in sich zusammengesunkenen Häufchen Elend Birdie zu erkennen.
 

Dieser Anblick irritierte und beunruhigte ihn sehr. Was ging hier vor?
 

Die zwei Kommandanten blieben in respektvoller Distanz zu ihrem Käpt’n stehen und warteten auf eine Reaktion. Außer dem Säuseln der warmen Brise und ein paar Möwen war für einige Sekunden rein gar nichts zu hören. Dann sah Birdie auf und plötzlich schien wieder Leben in seinen trüben Augen aufzuflackern. Sein leicht irrer Blick bohrte sich in Ace, bevor er heftig mit dem Kopf zu schütteln begann und unter Tränen wimmerte:
 

„Ich hab nichts gesagt, Ace. Nichts verraten. Wirklich nicht…Aber, aber…trotzdem…Pops weiß jetzt…“
 

Voller Entsetzten sahen die Umstehenden auf den völlig aufgelösten Schiffsjungen herab. Niemand von ihnen konnte sich einen Reim darauf machen, wovon der Fünfzehnjährige sprach. Doch alle beobachteten mitleidig, wie er zu zittern begann, als er den Angesprochenen fast unmerklich nicken sah.
 

Marco tat es fast körperlich weh, wie sehr sich der weinende Junge quälte und unwillkürlich fragte er sich, wie Birdie sich dem Verhör von Whitebeard hatte widersetzten können. Er war doch mental und physisch noch gar nicht so weit. Außerdem konnte er kaum etwas von ihrer Beziehung wissen, sie hatte ihn nie eingeweiht. Mehr als ahnen konnte er es trotz seiner bemerkenswerten Auffassungsgabe nicht.
 

Er war fünfzehn, verdammt! Warum hatte Pops ihm offensichtlich solchen psychischen Stress ausgesetzt, dass er jetzt am Ende seiner Kräfte war?
 

Wegen ihm und Ace? War der Schiffsjunge dieser augenscheinlichen Tortur unter zogen worden, weil er vielleicht etwas über Ihren Streit wusste…? Hatte Whitebeard tatsächlich keinen anderen Ausweg gesehen, als den Jungen in die Mangel zu nehmen oder hatte er ihn aus Wut so behandelt?
 

Ohnmächtiger Zorn durchströmte Marcos Körper. Er konnte den bloßen Gedanken nicht ertragen, dass mit Birdie wegen ihnen so verfahren worden war. Ihm war schlecht und er wollte dem Jüngsten der Crew helfen.
 

Wahrscheinlich wäre er direkt auf den Jungen zu gestürmt, wenn Ace ihn nicht geistesgegenwärtig an der Hand gefasst hätte. Denn im selben Moment fasste sich eine der Krankenschwestern aus den hinteren Reihen ein Herz und nahm sich den Jungen an. Sie legte schützend ihre Arme um ihn, doch dann sie rührte sich nicht mehr. Ihr flehentlicher Blick richtete sich zum Käpt’n, der mit harter Miene auf sie hinunter starrte. Whitebeard erkannte mit wachsendem Schrecken die Angst in ihren Augen. Doch der schützende Impuls, der sie zum Handeln getrieben hatte, war derselbe dem auch Marco beinahe erlegen wäre.
 

Die eigene Familie schützen, ungeachtet der Konsequenzen.
 

Es war genau der Zusammenhalt, den er sich gewünscht hatte, schon als junger Mann. Eine Familie, die zu einander hielt, in jeder Situation und zu jeder Zeit. Doch nun schien dieses harmonische Bild verschoben, seine Crew hatte Angst, vor den möglichen Konsequenzen, vor Ausgrenzung und vor ihm. Das war mit Abstand das Schlimmste, denn so war es nie gedacht gewesen. Es waren ihre Feinde, die ihn fürchten sollten und nicht seine selbstgewählte Sippe.
 

Jetzt hatte er aber den handfesten Beweis, dass nichts in der Mannschaft so lief, wie er es sich vorgemacht hatte. All das war bei dem letzten, bitteren Gespräch mit dem verzweifelten Birdie herausgekommen. Er hatte einsehen müssen, dass es Betrug, Verrat und Quälereien gab und genau in diesem Augenblick, als seine ganze Sichtweise über den Alltag auf der Moby Dick in tausend Stücke zerfiel, hätte er Marco mehr als jemals zuvor gebraucht. Whitebeard war sogar bereit gewesen, über die Verletzung von Nakama sind unantastbar hinwegzusehen, um sich der Unterstützung des Blonden zu versichern. Aber dann hatte er erfahren, dass der Vize und die Feuerfaust tiefer in der Sache verwickelt waren, als er es je für möglich gehalten hatte.
 

Sie hatten ihn hintergangen. Seine Autorität untergraben und verspottet. Genauso, wie sie Nakama sind unantastbar in den Schmutz gezogen hatten. Whitebeard sah jetzt endlich ein, dass er allein war. In Mitten seiner eigenen Crew an Bord von über fünfhundert Seelen, gab es vermutlich niemand, der bedingungslos zu ihm stand. Denn auch Salmac, sein ältester Kamerad, war indirekt an dieser bitteren Intrige beteiligt gewesen und hatte sich seinen Fragen aus purer Absicht entzogen.
 

Marco. Ace. Salmac. Faro. Johnny. Und was wusste er schon, wer noch daran beteiligt war.
 

Alle samt Verräter, entschied Pops in seiner Wut und vernichtete so das milde Urteil, dass er noch vor ein paar Stunden über Ace und Marco hatte verhängen wollen. Sie sollten ihm und der Crew nur erklären, was vorgefallen war. Er wollte sie dazu bringen ihren Stolz zu überwinden und ehrlich Reue zu zeigen, als die Vorbilder, die sie eigentlich waren. Eine Lektion für alle sozusagen.
 

Die Entscheidung dagegen fiel er in Sekunden, während sein bohrender Blick auf Thatchs Lieblingskrankenschwester und auf den weinenden Birdie gerichtet war. Als er dieses Bild vor sich realisierte, wurden seine Gesichtszüge weicher und es fiel ihm plötzlich schwer die blinde Wut aufrechtzuerhalten.
 

„Marie, geh mit Birdie bitte unter Deck. Am besten auf die Krankenstation. Er braucht Ruhe und soll sich nicht weiter aufregen. Er muss das hier nicht mit anhören.“, sagte Pops endlich sanft und all die Anspannung ringsum schien sich mit einem Mal zu lösen. Der unbändige Wutausbruch, den alle befürchtet hatten, war ausgeblieben.
 

Bis jetzt.
 

Als Whitebeard bemerkte, wie schwer es der jungen Krankenschwester fiel, den schwachen Jungen aufzuhelfen, wandte er sich zu seiner anderen Seite und bat:
 

„Thatch, hilf ihr bitte und achte auf Biride.“
 

Der Kommandant der vierten Division zögerte nicht, obwohl es ihm schwerfallen musste den Schauplatz, auf dem seinen besten Freunden der Prozess gemacht werden sollte, zu verlassen. Mit festen Schritten ging er um seinen Käpt’n herum und hob den Schiffsjungen ungewöhnlich vorsichtig hoch, der mit dieser Unterstützung endlich auf die Beine kam und mit wackligen Schritten von den beiden Erwachsenen weggeführt wurde.
 

Als Salmac aus einer seitlichen Reihen Anstalten machte, den dreien zu folgen, traf ihn der harte Befehl seines Käpt’ns zu bleiben aus dem Nichts. Ergeben nickte der alte Mann daraufhin und so etwas wie Vorsicht legte sich auf sein Gesicht.
 

Auf den Minen der beiden Feuerteufel zeichnete sich Verwirrung ab. „Worum ging es hier wirklich?,“ fragte sich die Feuerfaust im Stillen, als er erleichtert über Pops sanfte Reaktion, Birdie und die anderen beiden aus seinem Blickfeld verschwinden sah. Dann suchten seine fragenden Augen den Blick von Vista und Jozu, doch er sah an ihnen vorbei zu...
 

Verdammt.
 

Zäh wie Teer sickerte die unliebsame Erinnerung an Birdies Zusammenbruch in seiner Kajüte und an Faro und Johnny, die den Schiffsjungen bei Arbeiten allein gelassen hatten, beleidigt, gequält und ihn mit Schändung gedroht hatten, in Ace Gedächtnis. Er schluckte hart und spürte wie sein Herz schneller zu schlagen begann. Dann traf ihn die bittere Erkenntnis wie ein Blitz, als er an die Strafe für Birdies Peiniger dachte, die er mit Marco ausgesucht und ohne Whitebeards Kenntnis ausgeführt hatte.
 

Davon hatte nie jemand etwas erfahren sollen! Doch Ace begriff, dass seine Reue jetzt allemal zu spät kam.
 

Wie eine Seifenblase zerplatzte die Hoffnung des Flammenbändigers auf Absolution von seinem Käpt’n und senkte sich wie Blei in seine Magengrube. Resignierend zuckte er mit den Achseln. Jetzt war wirklich alles egal. Es bestand kein Grund mehr irgendetwas zu verheimliche oder zu leugnen oder sich für etwas zu schämen, dass er nicht bereute. Eine seltsame Ruhe überkam ihn. Es war wohl ihre letzte Stunde auf der Moby Dick, immer vorausgesetzt, dass Marco und er es lebend vom Schiff schafften.
 

Die starken Schulterblätter des Feuerbändigers strafften sich todesmutig, bevor er mit demselben trotzigen Ausdruck in den Augen mit dem er Pops noch vor mehr als einem Jahr nach dem Leben getrachtet hatte, laut und ohne einen Funken Reue in der Stimme gestand:
 

„Vater, wir sind ein Paar.“
 

„Ja, ein paar Sturköpfe und Idioten!“, schoss es Whitebeard durch den Kopf. Doch dann registrierte er, dass die beiden Angeklagten noch immer einander an der Hand hielten und seine Züge verdunkelten sich. Er presste seine Lippen zu dünnen Linien zusammen, während sich langsam die bisher verschleierte Wahrheit vor ihm offenbarte. Das war es also gewesen! Das letzte Puzzelteil in der Mitte des grotesken Bildes, das sich als bittere Realität herausstellen sollte. Pops atmete tief durch und spürte, wie sein Rücken sich vor Schmerz oder Kampfbereitschaft, so genau konnte er es nicht sagen, verspannte.
 

In der Tat. Dieses völlig unerwartete Geständnis erklärte einiges!
 

Die bedeutungsschwangere Atmosphäre war zum Zerreißen gespannt. Niemand sprach, alle warten auf die unheilvolle Reaktion des Käpt'ns. Whitebeard zögerte noch einen Moment und überlegte, letztlich entschied er sich, dass er sich mit dieser dürftigen Erklärung nicht abspeisen lassen würde.
 

„Und?“, fragte der Piratenkaiser zur Verblüffung aller anderen Anwesenden. Ein Getuschel erfüllte plötzlich die Luft, als die unerwartete, schockierende Nachricht und Whitebeards noch überraschendere, nüchterne Gegenfrage auch an die hinteren Reihen weitergegeben wurde. Die ruhige Reaktion auf dieses Geständnis war so untypisch für das unberechenbare Temperament des Käpt’ns.
 

Jemand stieß ein erschrockenes Nakama sind unantastbar aus, dass gleichdarauf wie ein gespenstisches Echo in der Menge wiederhallte.
 

Marco und Ace starrten ihren Käpt'n ebenfalls mit unverhohlenem Staunen und offenen Mündern an.

Von allen Szenarien, die jeder für sich im Kopf durchgespielt hatten, war dieser Ausgang nicht einmal in Betracht gekommen.
 

Der blonde Mann war derjenige, der zuerst seine Stimme wiederfand. Er wollte umfassend gestehen und war sich sicher, dass die Milde seines Käpt’ns mit jedem nun folgenden Wort schwinden würde. Ace drückte seine Hand, wahrscheinlich um ihn zu ermutigen und veranlasste ihn so mit seiner Erklärung zu beginnen:
 

„Am Abend unseres Streits haben wir im Kommandnatenbad…“
 

„Es interessiert mich nicht, was ihr zu zweit hinter geschlossenen Türen miteinander macht oder gemacht habt.“, unterbrach Whitebeard ihn herrisch und endlich schien sein Zorn widerzukehren.

Sprachlos standen die zwei Angeklagten vor ihrem Vater und Richter und verstanden die Welt nicht mehr. Es war nicht ganz klar, ob ihr begriffsstutziger Ausdruck Pops dazu veranlasste weiter ins Detail zu gehen:
 

„Mich interessiert viel mehr, warum ihr schwere Vergehen innerhalb der Mannschaft verschweigt, Selbstjustiz übt und mich bei allen Angelegenheiten unwissend lasst. Ich hätte es nie für möglich gehalten, welche Ungeheuerlichkeiten hinter meinem Rücken auf dem Schiff passieren und das gerade ihr daran beteiligt seid.“
 

Die enttäuschte, vor unterdrückter Wut zitternde Stimme des Piratenkaisers traf Marco bis ins Mark. Er schnappte nach Luft, als ihm vollends klar wurde, was Whitebeard ihnen zur Last legte und was in erster Instanz wichtiger und schwerwiegender war, als ihre verbotene, sexuelle Beziehung zueinander. Langsam senkte er seinen Kopf, als könne er es nicht ertragen, Pops länger in die Augen zu sehen, um zu erklären:
 

„Birdie hat seitdem er bei uns ist viel gelitten. Vor allem unter der harten Behandlung durch uns Kommandanten, die wiederum auf einige wenige der Mannschaft abgefärbt haben musste und darunter in der Crew keine echten Freunde zu haben.“
 

Es war ihm wichtig zu betonen, dass Birdie nicht von allen schlecht behandelt worden war, sondern in erster Linie von Faro, Johnny und ihren Kommandanten.
 

„Das ist mir zu bewusst, Marco. Unser Jüngster war wegen seiner vielen Aufgaben hier noch nicht einmal an Land. Halte dich also nicht mit offensichtlichen Tatsachen auf. Meine Geduld ist begrenzt.“, wandte der Käpt’n streng ein. Wenig beeindruckt, verstärkte Ace den Griff um Marcos Hand, um ihm zu suggerieren, dass er übernehmen würde.
 

„Dann hat er sich langsam mit mir angefreundet und mir auch irgendwann so weit vertraut, um seine missliche Situation zu offenbaren. In der Nacht nachdem Jules weg war, saß er weinend und so verzweifelt, wie du ihn eben gesehen hast, in meinem Zimmer. Es war nicht bei Beleidigungen geblieben, sondern diesmal hatten Faro und Johnny ihm angedroht ihn möglichst bald zu vergewaltigen, da sie Ersatz für fehlende Huren bräuchten. Ich gehe davon aus, dass sie noch weiter gegangen wären, hätte Thatch die drei Jungs nicht unterbrochen.“
 

In Ace Stimme schwang ein sehr bedrohlicher Hauch Härte mit, sein unverwandter Blick stur auf die Übeltäter gerichtet, die sofort im Zentrum aller Aufmerksamkeit standen. Auf Whitebeards kurzes Nicken hin, nahmen Vista und Jozu ernst die bleich gewordenen Matrosen in ihre Mitte und verhinderten so deren Anstalten, in die hinteren Reihen zu flüchten.
 

„Zu euch komme ich gleich.“, drohte der Käpt’n finster und wandte sich auffordernd wieder den Feuerteufeln zu. Marco war erleichtert, dass Pops sie noch reden ließ und sie nicht alle samt in seiner impulsiven Art über Bord warf. Dieser unheilvolle Gedanke brachte ihn darauf, dass der Piratenkaiser die eben offenbarten Informationen schon kennen musste. Wahrscheinlich war der Fünfzehnjährige deswegen letztlich völlig zusammengebrochen.
 

„Birdie hatte schreckliche Angst. Er schämte sich und dachte, dass er sich noch unbeliebter in den Augen der Mannschaft machte, wenn er die Vergehen anzeigte. In seinem Kopf wäre er somit nicht das Opfer, sondern der Täter gewesen. Der Junge hat geglaubt, dass wir ihn ausstoßen würden, wenn er aussprach, dass man ihm das Leben zur Hölle machte.“, umriss Ace die Lage des Schiffsjungen ohne zum Kern der Sache vorzustoßen. Sein Zögern blieb nicht unbemerkt, doch als er Whitebeards wutverzerrtes Gesicht registrierte, fuhr er schnell fort:
 

„Ich war rasend vor Zorn. Doch Birdie traute sich nicht jemand anderen außer mir die Sache zu erzählen. Er nahm mir das Versprechen ab nur mit Marco darüber zu reden, bevor ich ihn mit seinem verletzten Handgelenk zu Salmac bringen durfte. Das habe ich getan und wir waren uns einig, dass wir seinen Wunsch nach Diskretion respektieren und ihm trotzdem helfen würden.“
 

Wieder verschwieg Ace seinen allerletzten Trumph, der sein und Marcos Schicksal zweifelsohne besiegelt hätte. Doch es war nicht zu leugnen, dass seine heimliche Anspielung in jedem seiner Sätze mitgeschwungen hatte. Als sich der Käpt'n nach vorn lehnte, erschrak der Feuerbändiger für eine Sekunde.
 

„Kurz darauf hast du die beiden in einem engen Raum allein erwischt und mit deinem Feuer so glaubhaft bedroht, dass Faro ohnmächtig geworden ist. Marco und du wart euch sicher, dass sie sich an niemand wenden würden, vor Angst ihre Vergehen öffentlich aufgedeckt zu sehen. War es nicht so?“, zischte Pops aufgebracht und man gewann den Eindruck, dass die beiden Kommandanten unter dem bohrenden Blick zu schrumpfen begannen, während sie bedächtig nickten.
 

„Ihr wolltet die schwerwiegende Sache also verschweigen. Ist es einem von euch auch nur in den Sinn gekommen, dass diese Strafe ihr Ziel verfehlen würde?“, fuhr der Piratenkaiser vorwurfsvoll fort und starrte in die blassen Gesichter der Feuerteufel. Ihre überraschten Minen bestätigten seinen Eindruck und bestärkten ihn mit einiger Genugtuung darin, dass er die Situation besser gemeistert hätte. Aber es lag überhaupt nicht in Ace Natur klein beizugeben. Vielleicht war es die aussichtslose Lage oder einfach sein ureigener Charakter, der ihn aufbegehren ließ:
 

„Als hätten wir eine echte Alternative gehabt! Wäre es denn wirklich besser gewesen, Faro und Johnny an dich auszuliefern? Birdie zu zwingen, sie anzuzeigen? Was hätten wir damit riskiert? Birdies Seelenheil, Faros und Johnnys Leben, das sie ja durch Nakama sind unantastbar fast verwirkt haben? Wegen einem völlig bescheuerten, derben, überzogenen Scherz? So hatten alle drei zumindest eine faire Chance normal weiterzuleben...zumindest...“
 

Die Feuerfaust verstummte abrupt. Es war letztlich nur eine Theorie gewesen, die offensichtlich danebengegangen war, obwohl er sich fragte, wie Whitebeard davon erfahren hatte. Die Heftigkeit seines Ausbruchs erstaunte alle Zeugen. Niemand würde es je aus Respekt wagen, den Käpt'n so direkt anzugreifen, zumindest war das die einhellige Meinung gewesen.
 

Bis eben.
 

Die ebenso heftige Gegenreaktion folgte umgehend. Es war das sarkastische Lachen seines selbstgewählten Vaters, dass Ace zusammen zucken ließ.
 

„Faro und Johnny haben nachdem ersten Schock heimlich versucht sich an Birdie zu rächen. Zugefallenen Türen. Fehlendes Werkzeug. Entwenden von Schlüsseln. Zuletzt haben sie ihn die Treppe zum Speisesaal hinunter gestoßen, dabei hätte er sich den Hals brechen können. Ihr braucht es nicht leugnen, ihr wurdet gesehen.“, herrschte er die beiden Matrosen plötzlich vernichtend an, die aufbegehren wollten, aber sofort verstummten. Unnachgiebig schloss sich Jozus diamantener Griff, um je ein Handgelenk der Angeklagten.
 

Mit grimmigem Gesichtsausdruck verfolgte der Käpt’n das kurze Schauspiel und war Reiji für das Weitergeben des anonymen Hinweises eines anderen Matrosen erneut sehr dankbar. Diese Information war der Schlüssel zu allem gewesen.
 

Im Nachhinein hatte er sich als Schlüssel zur Büchse der Pandora erwiesen. Zunächst hatte Whitebeard Birdies selbsterklärte Peiniger wegen ihrer jüngsten Tat zur Rede gestellt, die die Schuld ohne zu überlegen auf Ace und den Vize gelenkt hatten. Schließlich hatte er den eingeschüchterten Schiffsjungen zu den Vorkommnissen befragt und gedroht, die beiden Kommandanten Kiel holen zu lassen, wenn er nicht die Wahrheit preisgab. Das Leid des verzweifelten Schiffsjungen hatte Pops tief erschüttert und nun bereute er, ihn so hart in die Mangel genommen zu haben.
 

Fassungslos hatte er der gesamten, grausamen Geschichte des Fünfzehnjährigen gelauscht und hatte Stück für Stück das Vertrauen in seine Mannschaft und sein Amt als Käpt’n verloren.
 

Betroffenes Schweigen lag über Menschenmenge, die zwischen Käpt'n, Vize und Ace hin und her sah, gespannt darauf, was als nächstes passieren würde.
 

„Wozu haben wir die Regel, Marco?“, wollte Whitebeard nach geraumer Zeit von dem stumm vor sich hinstarrenden Vize wissen. Dieser kam sich mittlerweile nicht mehr vor wie ein saumseeliger Schüler, sondern wie ein gegängeltes Kind. Langsam wurde ihm dieses Verhör zu viel. In seinem Kopf jagten sich tausend Gedanken und machten es ihm so unmöglich sich zu konzentrieren. Pops dröhnendes Räuspern scheuchte ihn aus seinen Überlegungen auf. Er holte tief Luft und wog seine Argumente sorgfältig ab, bevor er ergeben erwiderte:
 

„Damit unser Zusammenleben sicher ablaufen kann. Das ständige Leben auf engen Raum mit wenig Privatsphäre macht diese Richtlinien nötig. Außerdem soll sichergestellt werden, dass jeder gleich behandelt wird.“
 

„Mal von der Strafe ausgehend, die ihr Faro und Johnny auferlegt habt. Welche Strafe würde euch für euren erbarmungslosen Kampf zustehen?“, wollte der Piratenkaiser betont ruhig wissen und war sich darüber im Klaren, dass er den beiden Feuerteufeln jetzt sozusagen, die Pistole auf die Brust setzte. Er wusste selbst nicht, welche Antwort er erwartete. Es fühlte sich für ihn so an, als gäbe es schon lang kein richtig oder falsch mehr. Desweiteren hatte er mit Nichten vor den Vorschlag in die Tat umzusetzen. Whitebeard musste nach und nach einsehen, dass er seinen Zorn über die verräterischen Verstöße nur schwer aufrecht erhalten konnte.
 

„Woran das wohl liegt?“, überlegte er stumm und bekam erst im nächsten Moment mit, dass Ace mit hochrotem Kopf zu antworten begann:
 

„Keine Ahnung, wie unsere Bestrafung aussehen muss. Wir haben das Bad nicht aus Absicht zerstört.“
 

„Ace, die materiellen Schäden sind ein Nichts im Vergleich zu dem Verrat an unserer goldenen Regel.“, ermahnte der Käpt'n den jüngeren der beiden kopfschüttelnd. Was wollte der Feuerbändiger noch beweisen? Warum begehrte er immer wieder auf?
 

„Es war dieselbe Regel, die Marco und mich zwangen lange Zeit unsere Anziehung füreinander zu unterdrücken und so unsere Persönlichkeit zu verraten. Kannst du dir vorstellen, wie sehr wir darunter gelitten haben?"
 

Obwohl Ace von „wir“ gesprochen hatte, war Whitebeard klar, dass der unbekümmerte, manchmal sogar rücksichtslose Kommandant mehr Marco als sich selbst gemeint haben musste. Ja, dass passte sehr gut in das Bild des fürsorglichen, loyalen Matrosen, entschied der Käpt'n und beobachtete seinen Vizekäpt'n einen Moment lang schweigend.
 

Es war fast untypisch für den blonden Mann sich nicht in das Gespräch einzuschalten. Wenn er es genau bedachte, war der Kommandant der ersten Division seltsam still und in sich gekehrt. Er warte einfach stoisch auf sein unausweichliches Urteil, überlegte Pops weiter und atmete hörbar aus.
 

Also hatte Marco einfach aufgegeben, weil sein Gewissen, dem psychischen Druck nicht mehr stand halten konnte. So wie damals vor fast zwanzig Jahren, als er gebrochen und todunglücklich vor Lyanas Grab gekauert und ihn um den Tod gebeten hatte, schoss es dem Käpt'n durch den Kopf. Ein tiefes Mitgefühl für seinen loyalen Sohn keimte urplötzlich in seiner Brust auf und vertrieb seinen ohnmächtigen Zorn.
 

Laute Rufe vom Hafen holten Whitebeard wieder zurück in die Gegenwart. Ihm kam es vor, als würde er die Situation zum ersten Mal wirklich erfassen.
 

Was tat er hier eigentlich?
 

Ace und Marco standen wie begossene Pudel vor ihm und warteten sicher auf ihr vernichtendes Urteil. Der verzweifelte Birdie war unter Deck und fürchtete um seine einzigen Freunde an Bord, die sich immer um die Belange der gesamten Mannschaft gekümmert hatten. Wenn auch vielleicht im falschen Maße. Alle übrigen Crewmitglieder standen um ihn herum und begafften das Szenario schaulustig.
 

Resignierend ließ Whitebeard die Schultern sinken und lehnte sich mit geschlossenen Augen in seinem überdimensional großen Stuhl zurück. Jetzt hatte er Ace unausgesprochenes Argument begriffen, er selbst oder viel mehr seine goldene Regeln hatten viel zu viel zu dieser vertrackten Lage beigetragen.
 

Birdie hatte sich deswegen seinem Käpt‘n nicht anvertrauen können. Salmac hatte aus demselben Grund alle Wunden ohne Kommentar versorgt und die gehäuften Vorkommnisse seinem Käpt'n verschwiegen. Und die beteiligten Kommandanten hatten sich stets als Verräter gefühlt, nachdem sie ihrer heimlichen Sehnsucht nachgegeben hatten. Dennoch hatten sie die Crew nicht im Stich gelassen und sogar auf das Schicksal der beiden Peiniger Rücksicht genommen, die wieder wegen dem unumstößlichen Gesetz in Lebensgefahr schwebten.
 

Faro und Johnny waren die einzigen, die aus reiner Grausamkeit und sadistischem Spaß gehandelt hatten. Grimmige Entschlossenheit machte sich in Whitebeards erleichtertem Gemüt breit.
 

Er würde jetzt handeln!
 

„Jozu, bring das nichtsnutzige Pack in die Bilge oder in eine der leeren Lagerkammern. Ich will sie die nächste Zeit nicht mehr an Deck oder sonst wo sehen.“, befahl er seinem diamantenen Kommandanten mit Blick auf die beiden festgesetzten, bleichen Matrosen. Dann wandte er sich mit befehlsgewohnter Stimme dem sichtlich verblüfften Vista zu:
 

„Vergewissere dich noch mal, dass wir bereit zum Auslaufen sind und lass dann Segel setzten.“

Dann stand der Piratenkaiser wie selbstverständlich auf und warf so einen unheilvollen Schatten über Ace und Marco, die unmerklich zusammenrückten und unsicher zu ihm empor schauten. Seine Mine wurde bei diesem seltenen, fast amüsanten Anblick sanft.
 

„Ich möchte mit euch allein in meiner Kajüte weitersprechen.“, äußerte sich Whitebeard unvermittelt, während er auf den Eingang zu Unterdeck wies und überraschte damit wirklich alle Anwesenden, bevor er sich zu den Schaulustigen umdrehte und mit strenger Stimme anordnete:
 

„Alle Matrosen auf ihre Plätze oder ich lasse euch Kiel holen!“
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Einige Zeit später.
 

Die letzten drei Wochen waren wie im Flug vergangen und niemand nahm wirklich noch Anstoß daran, wenn Ace und Marco sich vor aller Augen mal in den Arm nahmen oder flüchtig küssten. Viel mehr wollten und würden sie der Mannschaft nicht zu muten und das Beste war, niemand schien sich ernsthaft dafür zu interessieren, was sie hinter geschlossenen Türen miteinander trieben.
 

Damit hatte Whitebeard Recht behalten, der sich in ihrem Gespräch zu dritt entgegen ihrer Erwartung sehr verständnisvoll gezeigt hatte. Sie hatten ihm alles ganz in Ruhe schildern dürfen und waren auf volle Nachsicht gestoßen, auch wenn Pops ziemlich mitgenommen und erschöpft gewesen war. Er hatte es auf sein fortgeschrittenes Alter geschoben, während die beiden Kommandanten davon überzeugt gewesen waren, dass seine Sorge um seine Familie so an seinen Kräften gezehrt hatte.
 

Außerdem hatte sich tatsächlich herausgestellt, dass Nakama sind unantastbar nicht wirklich bei ihrer einvernehmlichen und feuergebundenen Beziehung greifen konnte. Außerdem musste der Käpt’n nicht mit Eifersucht und Neid innerhalb der Crew rechnen, da die Feuerteufel ja kein klassisches Verhältnis, wie Kommandant und Krankenschwester, verband.
 

Doch in jedem Fall hätte es eine kompromissbereite Lösung gegeben, hatte Pops ihnen unmissverständlich eingebläut, sodass sie sich ein wenig schämten, ihn nicht von Anfang an eingeweiht zu haben. Aber vielleicht hatte es auch diesen besonderen Zeitpunkt nie gegeben, da sie sich zusätzlich persönliche Hindernisse in den Weg gelegt hatten.
 

Im Gegensatz dazu war es Whitebeard sehr schwer gefallen zu akzeptieren, dass auch in seiner Familie nicht alles perfekt laufen konnte. Zumindest nicht immer. Es hatte ihn mehr als nur erschreckt, wie viel respektvolle Angst seine Mannschaft vor ihm und seinem Urteil hatte. Er strebte doch schon immer danach, der bestmögliche Vater und Käpt'n zu sein und war damit vielleicht mit der Zeit über das Ziel hinausgeschossen.
 

Auch wenn es ihn einiges an Überwindung gekostet hatte, beschloss er seine selbstauferlegten, strengen Regeln zu überdenken. Denn er wünschte sich von Herzen, dass jeder seiner Söhne glücklich war und seine oceanweite Freiheit genießen konnte.
 

Dies war ein weiterer Grund dafür, dass der Piratenkaiser Ace und Marco auch im Nachhinein nicht hatte grollen können, dass sie zu einander gefunden hatten. Er hatte ihnen im Vertrauen gebeten - nicht befohlen - sich zu überlegen, wie die Organisation der Crew und der alltäglichen Dinge von nun an ablaufen sollte und wie die gesamten, verantwortungsschweren Aufgaben besser aufgeteilt werden konnten.
 

Nur am Rande hatte er noch erwähnt, dass er im Falle eines neuerlichen Streits zwischen den beiden eine friedliche Konfliktlösung erwartete und bot sich für diesen Fall auch als Schlichter an. Er würde immer für sie da sein, dass spürten die erleichterten, überglücklichen Kommandanten deutlich. Es war ein tolles Gefühl zu wissen, dass sie geliebt und gebraucht wurden. Die Feuerteufel konnten ihr Glück kaum fassen, als ihnen bewusst wurde, dass Whitebeard ihnen verzeihen würde und ihnen auch ihre Posten lassen würde, ebenso wie ihre Zweisamkeit.
 

Ab diesem Moment machten die Feuerteufel keinen Hehl mehr aus ihrer Zuneigung zueinander und ihre verhaltene, fast schüchterne Reaktion auf Pops nachträgliches Verständnis für ihren dummen Streit, zeigten ihm ihre tiefe Dankbarkeit und Reue. Als Whitebeard beobachtete, wie der grinsende Ace überschwänglich von Marco umarmt und geküsst wurde, musste er sich sogar eine kleine Träne der Rührung aus seinem Auge wischen.
 

Im Übrigen standen fast alle, vor allem Jozu und Vista zu der feurigen Beziehung und waren nur froh, dass das wochenlange Chaos innerhalb der Crew endlich ein Ende gefunden hatte. Alle waren bereit diese neue Situation willkommen zu heißen.
 

Wirklich alle?
 

Außer Thatch, der unermüdlich versuchte Ace davon zu überzeugen, "es" noch einmal mit einem Mädchen zu versuchen. Der ältere Kommandant hatte den schicksalhaften Tag, an dem sie sich vor Whitebeard verantwortete hatte, bei Birdie auf der Krankenstation verbracht und die entscheidenden Augenblicke verpasst.
 

Als er schließlich gegen Abend wieder auf das Deck zurückgekehrt war und Ace und Marco in einer dunklen Ecke bei einem innigen Kuss erwischt hatte, hatte er geglaubt, dass sie ihm einen Streich spielen wollte. Jede Erklärung über den Verlauf der vergangen Zeit hatte er ungläubig und verständnislos abgewürgt und sich fast hysterisch in seine Navigationsstube zurückgezogen.
 

Der Feuerbändiger hatte danach mehrfach ernsthaft versucht, dem besorgten Navigator begreiflich zu machen, was ihn mit dem Vize verband und wie schief die Sache mit seiner Partyeroberung gegangen war.
 

Marcos gutgemeinter Kommentar, dass es Ace freistünde sich ab und an ein Mädchen zu suchen und er es sich mit Nichten erlaubte Besitzansprüche an ihn zu stellen - brachte die Diskussion nicht weiter. Schließlich hatte das lebende Feuerzeug Gefallen am Gedanken der monogamen Beziehung gefunden. Es war ganz einfach. Er wollte Marco auf keinen Fall mit jemand teilen müssen oder selbst geteilt werden. Wie froh und stolz der Phönixmensch darüber war, konnte er nie wirklich in Worte fassen.
 

Doch der verbohrte Thatch wollte nichts von all dem hören. Trotzdem war er fair genug, das Thema immer wieder ruhen zu lassen, so dass ihr Zusammenleben nicht sonderlich beeinträchtigt wurde. Einzig und allein Jozus unbestreitbarer Einwand, dass sich die Krankenschwestern nach einer starken Schulter zum Ausweinen sehnten, jetzt wo Ace und Marco außer Reichweite waren, besänftigte den Schwertkämpfer deutlich.
 

Nakama sind unantastbar wurde wenig später mit der Zustimmung der gesamten Mannschaft neu definiert und bezog sich nun nur noch auf das Verbot des gewaltsamen Einwirkens auf Körper und Seele aller Crewmitglieder und ihre Alliierten. Die Strafe sollte in diesen Fällen je nach Schwere der Schuld individuell bestimmt werden.
 

Im aktuellen Fall hatten Faro und Johnny Birdies niedirige Aufgaben für drei Jahre auferlegt bekommen, während der Junge die Wahl bekam sich auszusuchen, in welchem Bereich Mechanik, Schiffsbau, Navigation, Versorgung oder Organisation er in die Lehre gehen wollte.
 

Marco würde nie wieder die leuchtenden Augen des mittlerweile Sechzehnjährigen vergessen, als er freudestrahlend vor ihm - seinem neuen Mentor - stand. Zusätzlich hatte Birdie die Erlaubnis bekommen Ace alte Kajüte zu behalten und sie von nun an mit Oskar bewohnen. Was sich im Nachhinein als etwas schwierig herausgestellt hatte, da der Kater großes Gefallen an Whitebeards Bett gefunden hatte und sich nur widerwillig und unter lautem Miauen aus dessen Räumlichkeiten hatte tragen lassen.
 

Alles war nach und nach wieder ins Lot gekommen. In eine neue, flexiblere Ordnung.
 

Jedes Problem hatte sich nach und nach mir nichts, dir nichts in Luft aufgelöst. So wie Marcos Narben, über deren Verschwinden und deren Exsistenz er nie wieder ein Wort verlor.
 

Heute hatten der Vize und Birdie bei der Teleschneckenkonferenz mit Blamenco und Rakuyou erfahren, dass diese auf einer der unbewohnten Whitebeardpirateninseln die Sonoheckpiraten entdeckt und mit ihnen kurzen Prozess gemacht hatten.
 

Sein Geliebter hatte erst ein bisschen geschmollt, dass er seine angekratzte Ehre nicht selbst hatte verteidigen können, aber Marco hatte den falschen Stolz einfach weggeküsst.
 

Jetzt stand er sorglos hinter Ace an der Reling und beobachtete wie die Sonne als glühend roter Ball unterging und vom farbenfrohen Horizont verschwandt. Sein Kopf schmiegte sich an den warmen Nacken des Feuerbändigers und ließ ihn den rauchigen Geruch, den er so mochte, inhalieren. Leise flüsterte er ein „Ich liebe dich“ in das fremde Ohr und hörte Ace ebenso leise, wie liebevoll Antwort.
 

Plötzlich glaubte er einen Schatten aus den Augenwinkeln gesehen zu haben und wandte sich danach um. Doch erkennen konnte er nichts. Es war scheinbar nur ein Streich der hereinbrechenden Dunkelheit gewesen.
 

Trotzdem verstärkte der blonde Mann seine schützende Umarmung und zog seine Wunderkerze näher an sich heran. Diese überzogene Reaktion amüsierte die zahme Feuerbestie in ihm und er musste resignierend lächeln.
 

Schließlich ging von der Finsternis keinerlei Gefahr für sie aus.
 

Sie waren hier auf dem Flaggschiff des stärksten und wahrscheinlich weisesten Piratenkäpt‘n der Welt - glücklich und vor allem sicher.
 

Oder?
 


 

Ende Nakama sind unantastbar
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Meine lieben Leser,
 

es ist vollbracht.
 

Wir sind nun am Ende der 45 Kapitel langen und mittlerweile drei Jahre alten Geschichte über den Streit unser allerliebsten Feuerteufel angekommen. Ich bin unendlich froh und gleichzeitig sehr traurig, dass Nakama sind unantastbar jetzt zu Ende ist.
 

Natürlich ist es schade gewesen, dass ich irgendwann nicht mehr regelmäßig Kapitel veröffentlichen konnte, daran war aber nie mangelndes Interesse oder Unlust Schuld und das lag nicht zuletzt an eurer fantastischen Unterstützung!
 

Ich bedanke mich von Herzen bei allen Lesern und den insgesamt 64 fleißigen Kommentatoren, die mich und NSU über die gesamte Zeit begleitet haben.
 

Insbesondere bedanke ich mich bei samiya, Inu-Yashagirl88, Monkey-D-Setsuna, Glupit, StannisBaratheon, Hiraya, schnullerbabe, -shiro-chan-, DasAlien, Loveless-Eclair, Eustass_Chino, bisa-chan, GolDRoger und den 199 Favonehmern und natürlich bei Nijin, denn ohne sie gebe es diese Geschichte gar nicht.
 

Für den Fall, dass sich der eine oder andere fragt, ob ich neue Projekte plane, möchte ich vorausschicken, dass ich mich jetzt erst einmal völlig meiner Doktorarbeit widmen werde. Dennoch war und ist NSU eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
 

Noch mal ganz lieben Dank euch allen!
 

Über finales Feedback würde ich mich sehr freuen.
 

Alles Gute wünscht euch eure
 

ceres



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Von:  Wisteria
2018-02-26T15:02:17+00:00 26.02.2018 16:02
Das ist klasse!
Bin hin und weg, toll geschrieben, man kann die Gefühle nachempfinden und einiges regt zum nachdenken an.
Die zwei haben echt was durch gemacht und das nahm mich doch etwas mit.
LG
Von:  love_me
2017-01-01T16:13:46+00:00 01.01.2017 17:13
Hey. Deine FF ist zwar schon ein paar Jährchen äter aber ich habe sie vor ein paar Tagen erst entdeck. Dafür habe ich sie dann regelrecht verschlungen. :)
Es war meine erste Marco x Ace FF und du hast mich wirklich von diesem Pairing überzeugt!
Auch die anderen Charas sind mir beim Lesen wirklich ans Herz gewachsen. Du hast jede Figur wunderbar mit Leben erfüllt und eine phantastische Geschichte ersponnen. Ich war bei jedem Kapitel unendlich gespannt welche weiteren Puzzlestücke sich ergeben.
Dein Schreibstil ist sehr angenehm und die Art wie die ganzen Szenen aus Vergangenheit, Erinnerung und aktuellem Geschehen ineinandergreifen ist wirklich bemerkenswert.
Danke für diese wundervolle FF!

LG love_me
Von:  Kojoni
2014-03-30T23:00:33+00:00 31.03.2014 01:00
Deine FF war wirklich klasse, sehr gefühlvoll, dennoch stets handlungsgeladen. Dieses ganze "Feuerbestien"-Ding fand ich unglaublich spannend, es war eine tolle Kombination von Marcos und Aces gemeinsamer Kraft: dem Feuer bzw. Phönixfeuer.

Ich hoffe du schreibst weiterhin so tolle Fanfictions und bleibst am Ball ;)
Und ich muss gesetehen die letzen Sätze haben mir wirklich einen Stich in die Brust gesetzt...wenn man sich vorstellt was im Manga passiert ist, da heul mein kleines Fangirls-Herz bitterlich und deshalb verkrieche ich mich jetzt auch am besten mit einer Flasche Sake und Deck.
LG Kojoni
Von:  Neal
2013-10-29T15:58:02+00:00 29.10.2013 16:58
Soo, jetzt muss ich wohl einen Kommentar loswerden.
Jedenfalls, bevor ich konstruktive Kritik äußere, will ich sagen, dass ich vor einigen Tagen ein liebes Geburtstagsgeschenk erhalten habe - einen Kindle, Ebook-Reader. Und welche Story landete gleich mal auf meinem Kindle? Ganz klar, deine.
Ich wollte unbedingt mal deine Story lesen und hab mir alle Kapitel mit der Export-Funktion (dank Animexx-seidank) auf meinen Ebook-Reader geschmissen.
Habe vor zwei Tagen angefangen diese Geschichte zu lesen und bin heute in der Früh mit dem letzten Kapitel fertig geworden.

Und ich muss ehrlich zugeben, dass es mich überrascht hat, warum ich deine Geschichte nicht schon vorher gelesen habe. Na gut, vielleicht deswegen, weil Marco und Ace es mir erst seit ein paar Wochen angetan hatten, da ich eigentlich von Kid und Law angesteckt worden bin (wie man unschwer erkennen kann).
Jedenfalls habe ich alles durchgelesen, manch ein Kapitel sogar 2-3 Mal weil ich teils die Charakterzüge nicht fassen konnte, wie Marco eigentlich mit Ace umgesprungen war. Ich wurde zutiefst berührt von ihrer Wandlung. Von dem aufbrausenden Ace, der sich vor nichts fürchtet und dennoch ein kleiner Lappen war, bishin zu dem tapferen, großen Feuerfaust, der am Ende vor Shirohige stand und aus sich heraussprudelte.
Es war göttlich.
Wirklich.
Da ich aber selbst immer nahe am Wasser gebaut bin, haben mich teils einige Kapitel nur noch mehr zum Nachdenken angetan, denn mir tat Ace leid, wie er so über seinen Freund nachdachte und sich keinen Reim aus den ganzen Dingen (vor allem aus dem Streit) machen konnte. Ich wollte ihn am liebsten knuddeln und ihm sagen, dass es wieder besser werden würde.
Aber beim Streit da, als Marco ihn weggedrückt hatte, sodass Ace weggeknickt war - hat es mir wirklich fast das Herz zerrissen. Dieser Blick, den Ace ihm gegeben hatte, die Atmosphäre...alles war einfach nur heftig und gleich auch so verdammt traurig. Immer wieder hatet sich Ace ins Gedächnis gerufen, dass er ein Dämonenkind war, dass Marco nicht zu ihn gehören würde - und doch waren seine Flammen immerzu ein Teil des Phönixes gewesen.
Und das machte die Sache wohl auch so kompliziert.

Uff. Ich muss sagen, dass ich grammatikalisch dein Meisterwerk wirklich nur beneiden kann. Es gibt so selten, so gute Fanfics zu lesen - sei es in Deutsch oder auch in Englisch und dank deiner Arbeit, hat sich dieses wunderbare Pairing tief in meine Seele hineingefressen. Ich kann nur sagen, dass du wirklich sehr stolz sein kannst, dass du so wunderbar geschrieben hast.
Und natürlich auch einen großen Dank an deinen zweiten Leser, denn immerhin braucht man auch eine gewisse Unterstützung.
Zwar bereue ich, dass ich es nicht eher gelesen habe, aber nun, da mein kleiner Kindle eingelesen worden ist, hoffe ich wirklich, dass man wieder etwas von dir lesen wird, soweit jedenfalls deine Doktorarbeit es zulässt ;). Sollte es der Fall sein, wäre ich nicht abgeneigt, auch wieder hier reinzuschauen.

Zum Abschluss möchte ich gerne sagen, dass ich wirklich Muffensausen bekommen hatte, als Shirohige (ich finde seinen japanischen Namen irgendwie eleganter) den Hochverrat ausgesprochen hatte. Ich hatte sogar schon Taschentücher neben mir, falls den beiden etwas passieren würde. Doch letzten Endes ging es doch noch gut aus - aber dennoch wurde das Taschentuch benutzt. Zwar für Freudentränen, aber diese waren wirklich notwendig.
So selten so etwas berührendes, gleichzeitig auch zutiefst eindringendes und auch überaus liebevolles gelesen. Der ernst der Lage wurde perfekt rübergebracht und hat nirgends seine Bedeutung verloren - und DAS ist es, wofür du einen wunderbaren Applaus verdient hast (nicht nur das, aber halt das musste mal ausgesprochen werden^^)
Du solltest wirklich stolz auf dich sein (:
Wunderbare Grüße und mach weiter so - sei es bei deiner Doktorarbeit und auch in deinem RL.
Neal
Antwort von:  ceres
29.12.2020 22:40
Liebe Neal,

ich wage mich mal ganz weit aus dem Fenster und bedanke mich nach sieben Jahren endlich von Herzen für diesen wunderbaren, liebevollen und fantastischen Kommi zu Nakama sind unantastbar. Ich freue mich auch heute darüber, dass dir die Geschichte Freude gemacht hat und dich sogar auf dem e-Reader begleiten durfte.

In deinem Geschriebenen steckt unglaublich viel Gefühl und Liebe zum Detail, was ich lange Zeit wortwörtlich nicht annehmen konnte. Ich war unendlich ausgelaugt und traurig, als ich die FF beendete und mich anderen Dingen zu wenden musste...Aus diesem Grund habe ich es wohl auch aufgegeben, für Kommis Danke zu sagen. Mittlerweile bin ich an einem Punkt, dass ich mit der FF zufrieden bin und Kommis Glauben schenken kann. Besser spät als nie. XD

Ich weiß nicht, ob du noch viel mit One Pice und FFs zu tun hast. Doch ich wollte dir unbedingt Danke sagen!
Dein Feedback war großartig und ich bin sehr geehrt, dass du dir soviel Mühe gegeben hast, es zu verfassen.

Alles Gute wünscht dir,
ceres
Antwort von:  Neal
02.01.2021 13:33
Hallo ceres!
Nach sage und schreibe 7 Jahren habe ich meinen Kommentar nochmals durchgelesen und jetzt werde ich wahrscheinlich nochmal die FF durchlesen.
Ich habe die Antwort von dir gerade erst gesehen (animexx benachrichtungsfunktion-sei dank) und musste sehr breit grinsen. Es ist wunderschön anzusehen, wenn ein alter Kommentar der schon so lange her ist, dir immer noch ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Es freut mich ungemein :)
Deswegen wünsche ich dir auch ein schönes neues Jahr 2021 und ich hoffe, dass ich wieder einmal so ein Meisterwerk von dir lesen kann.

Ganz liebe Grüße,
Neal
Von:  Eustass_Chino
2013-04-16T07:31:17+00:00 16.04.2013 09:31
hach jetzt ist es vorbei .___

das ist zwar schade, aber alle guten dinge sind irgendwann vorbei.
es war ein tolles kapitel (und natürlich eine wunderbare story).
ich war beim lesen selbst ganz aufegeregt ob es denn nun ein gutes ende geben wird.
die geschichte ist ein wares meisterwerk und ich habe viel freude daran gehabt meine marco/ace gier zu befriedigen x3

ich wünsche dir auch viel glück für deine doktorarbeit und vielleicht wenn du diese erfolgreich in der tasche hast und die muse dich gepackt, können wir wieder bald was von dir lesen :)

lg
-c-
Antwort von:  ceres
16.04.2013 21:22
Es ist schön, das sich dich gut unterhalten konnte. Es hat Spaß gemacht und ich freue mich über die tolle Resonanz!

Alles Gute!
Von:  Inu-Yashagirl88
2013-04-11T19:45:14+00:00 11.04.2013 21:45
wow, 3 Jahre Geschreibsel, einfach so zu Ende... Ich hätte nie so lange durchgehalten.
Meinen Respekt dafür!
Am Ende fiel jedes Puzzleteil an seinen Platz und einiges hat jetzt auch mehr sinn für mich ergeben^^
Diese Geschichte war jede Stunde wert, die ich in das Lesen investiert habe.

Ich wünsche dir viel Erfolg mit deiner Doktorarbeit und hoffe, eines Tages wieder solch tolle Stories von dir lesen zu dürfen =)
Antwort von:  ceres
16.04.2013 21:21
Die drei jahre waren ja nie geplant und was man angefangen hat, sollte man auch zu ende bringen, bei aller Liebe, Zeit und Arbeit, die drin steckt ^^

Vielen lieben Dank!
Von:  Inu-Yashagirl88
2013-04-11T19:13:57+00:00 11.04.2013 21:13
oh mein gott.
absolut genial geschrieben *__*
Antwort von:  ceres
11.04.2013 21:26
Danke schön :D
Von:  schnullerbabe
2013-04-10T00:43:44+00:00 10.04.2013 02:43
uiuiuiuiui
pops ist sooooooo toll *popsumarm* :D
ich weis gar nicht was ich schreiben soll ^^
die geschichte war einfach... WOW *___*
hihi hab grad lust bekommen NSU nochmal von vorne zu lesen :3
das ende ist sooo schön geworden ich hab richtig gänsehaut bekommen =)
aaaaaahhh ich kann es gar nicht oft genug sagen aber ICH LIEBE DIESE GESCHICHTE <3 <3 <3
marco ist einfach sooo süsss zum abknutschen *achnee er gehört ja ace ^^* wie er zu ace gesagt hat das er ihn liebt :3 und wie ace ihm "geantwortet" hat >:3

du musst mir eins versprechen...
solltest du nochmal eine ff schreiben...
dann sag mir bitte sofort bescheid ja?
du kannst soo toll schreiben davon will ich mehr xD
es hat mir so viel freude bereitet diese geschichte zu lesen :D

ich würde mal sagen wir schreiben uns ;)
LG
schnullerbabe
Antwort von:  ceres
16.04.2013 21:19
Ja, der Käpt'n ist eine ganz tolle Figur und es hat Spaß gemacht mit ihm zu "arbeiten".
Danke, danke. Dein Feedback bedeutet mir sehr viel.

Die Ich-liebe-dich-Szene ist fast schon zu kitschig, aber naja...es war das letzte Kapitel ;-)

Eine neue Geschichte würde niemals an NSU rankommen. Erst einmal fehlt die Zeit und zum anderen bin ich mit mittelmäßigen Sachen nicht zufrieden...d.h. es sieht eher schlecht aus, aber versprochen ich melde mich, falls ich meine Meinung ändern sollte :D

Alles Liebe!
Von:  Monkey-D-Setsuna
2013-04-09T11:15:19+00:00 09.04.2013 13:15
Hi. =)
Sorry, dass ich mich erst jetzt melde, aber, naja, ich hatte zu tun. -.-
ich hock gerade im Zug zur Schule und hab grad keine andere Möglichkeit. -.-
Zuallererst, es freut mich, dass doch noch alles gut gegangen ist. =)
Sie haben es echt verdient, glücklich zu sein und ich bin froh, dass Whitebeard tolerant genug ist, um ihre Beziehung zu akzeptieren. =)
Da hast du uns aber einen ganz schönen Schrecken eingejagt, weil wir dachten, er hätte etwas gegen ihre Beziehung. =)
Aber dann war es dann doch etwas anderes gewesen, weshalb er so wütend war. =)
Und ich dachte schon, jetzt kommt das große Donnerwetter. =)
Klar, beide haben mir leid getan, weil sie einfach Angst hatte, sicn öffentlich zu outen, aber schlussendlcih hat es dann doch ejder akzteptiert. =)
Was mir an dieser Geschichte besonders gefallen hat, war die Charakterentwicklung der beiden. =)
Ace, am Anfang noch total naiv und unschuldig, wird nach und nach reifer und versteht auch immer mehr von der Welt und auch bald shcon Marcos Ängste. =)
Natürlich sieht er das nicht ganz so eng wie marco, aber hey, er hat Luffy zum Bruder, da wundert einen gar nix. >D
Ace wird reifer, versteht die Welt um sich immer mehr und verliert auch nach und nach seinen Tunnelblick. =)
Während Marco, anfangs total verkrampft, immer offener wird für neues und sich nach und nach auch eignesteht, was er denn nun für Ace empfindet. =)
Er ist verantwortungsbewusst und seinem Vater gegenüber loyal. Aber anfangs war er doch sehr stark verkrampft. Mittlerweile hat er sich wieder etwas einbekommen, sieht die Dinge nun lockerer und auch seine Gefühle gesteht er sich nun auch offen ein. =)
Beide waren ja Charaktere, die im Konflikt standen, einerseits das Feuer, welches sie verband, andererseits Whitebeard und dieses Gesetz (was sie aber arg falsch verstanden haben, ich habs ja gesagt. >D), dem sie Treue geschworen haben und sich um sie gekümmert hat. =)
Ich finde, du hast den Konflikt wunderbar geschildert und ausgetragen und auch gut erklärt, warum denn nun die ganze Heimlichtuerei und so weiter. =)
Wie bereits erwähnt, hat mich am meisten die Charakterentwicklung interessiert, es ging immer nur in kleinen Schritten vorwärts, aber genau das amchte es so realistisch. =)
Auch die beziehung der beiden reifte immer mehr, bis sie schließlich zu einer, mehr oder weniger, wahren Partnerschaft wird. =)
Auch, wenn Ace da immer noch nicht ganz durchblickt. >D
Also ich bezweifle, dass es Whitebeard interessiert, was die da im Bad gemacht haben. >D
Es steht ja noch. >D
So mehr oder weniger. >D
Ich mochte die Geschichte sehr und freue mich,d ass ich so ziemlich von Anfang an dabei war. =)
Nun heißt es wohl auf Wiedersehen. =)
Also dann, Happy Birthday NSU und Lebwohl. =)
Ich wünsche dir ganz viel Glück bei deiner Doktorarbeit und auch sonst alles Gute. =)
Ich würde mich freuen, ab und zu auch noch was von dir zu hören. =)
Und ich muss mal langsam Schluss machen, weil mein Zug gleich einläuft. -.-
Also, vielen vielen Dank für diese wundervolle Geschichte und ich wünsche dir für die Zukunft nur das beste. =)
Und unserer Feuerpalme und Feuerzeug natürlich auch. =)
Bis dann. =)
Zum allerletzten mal für diese FF:

LG
Monkey-D-Setsuna =) ^^
Antwort von:  ceres
16.04.2013 21:16
Hallo Maus,

du bist ja ganz schön im Stress. Vielen Dnak für deinen letzten Kommi *traurig*
Die Charakterentwicklung hat auch am meisten Spaß gemacht und ich hoffe, durch die Vielschichtigkeit der Erzählebenen, dass eine oder andere gut rüber gebracht zu haben. Denn nur weil jemand sagt, alles wird gut, muss man es erst einmal glauben...du weißt, was ich meine ;-)

Ganz liebe Grüße
Von:  Loveless-Eclair
2013-04-09T00:15:23+00:00 09.04.2013 02:15
Gott!

Ist das Ende suess!!

Schade nur das es enden musste :'(
Ehrlich ich hatte echt Angst um unsere beiden Feuernenschen, aber das Pops doch so gnaedig ist...
*erleichtert ausatme*
Ich bin froh, schade nur denn es hat grossen spass gemacht nsu zu lesen :-)

Ich freue mich schon darauf, falls du noch ne ff schreibst, diese zu lesen.

Du kannst super schreiben, und dadurch macht es echt spass hihi

Antwort von:  ceres
16.04.2013 21:13
Hihi, naja nach drei Jahren war einfach Zeit für einen Schluss. Viel länger konnte ich eure Geduld ja auch nicht mehr auf die Probe stellen.

Es wird leider erst einmal nichts Neues geben.

Herzlichen Dank für deine Unterstützung und deine Kommis!


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