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Geheimniswahrer

[Neji/Tenten] [Naruto/Hinata]
von

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Der Anfang vom Ende


 

Es bedarf nur eines Anfangs, dann erledigt sich das Übrige.

- Sallust, römischer Geschichtsschreiber und Politiker


 

1162, Dienstag, 13. Februar, 12:04 Uhr
 

Das rote Lämpchen des Anrufbeantworters blinkte bereits fröhlich vor sich hin, als Tenten dick eingepackt und voll beladen mit einigen Tüten von ihrer Einkaufstour zurück kam, und symbolisierte somit einen verpassten Anruf.

Mindestens einen.

Auch das wenige Zentimeter rechts des Anrufbeantworters liegende und momentan am Ladekabel hängende Mobiltelefon leuchtete in regelmäßigen Abständen auf und schrie nach Aufmerksamkeit.

Mit einem Seufzen und einer schlechten Vorahnung schlug die Brünette ihre robuste Wohnungstür hinter sich zu, schlüpfte aus ihren Schuhen und begab sich am Licht durchströmten Wohnzimmer vorbei in die Küche, um dort ihre Einkäufe abzuladen. Anschließend begab sie sich wieder in den Flur, wo sie sich von ihrem weinroten Schal befreite und ihren Mantel an der Garderobe aufhing.

Einem Seitenblick auf die leuchtenden Hinweissignale wagend, flüchtete sie nach kurzem Zögern jedoch, ohne zuvor die Nachrichten abzuhören, lieber wieder in die Küche, wo sie ihre Einkäufe in den Oberschränken und dem Kühlschrank unterbrachte und noch einmal überprüfte, ob sie für ihr anstehendes Schokoladenexperiment auch alle Zutaten beisammen oder wirklich nichts vergessen hatte.

Nachdem alle benötigten Lebensmittel in entsprechenden Mengen fein säuberlich vor ihr aufgereiht waren, der Topf aus dem Unterschrank auf dem Herd gewandert war und die Küchenwaage vor ihr auf dem Tisch stand, glitt ihr Blick wieder zum Durchgang zum Flur. Eigentlich könnte sie jetzt anfangen, ihren ersten Versuch selbstgemachter Schokolade zu starten.

Eigentlich... andererseits war da noch der Anrufbeantworter, der darauf wartete, von ihr abgehört zu werden. Immerhin könnte etwas passiert sein – oder auch nicht. Sie hatte nicht einmal nachgesehen, wer versucht hatte, sie zu erreichen. Aber wenn wirklich Arbeit anlag, könnte sie ihr heutiges Projekt vergessen und würde morgen wahrscheinlich ebenfalls nicht dazu kommen. Doch solange sie nicht wusste, ob sie einen neuen Fall hatte oder nicht, konnte sie wenigstens noch versuchen, es zu ignorieren. Und wenn es wirklich wichtig war, würden Lee oder Gai-sama schon wieder anrufen.

Nach wenigen Minuten und dutzenden Versuchen, die erste Anweisung des Rezeptes nicht nur zu überfliegen, sondern auch wahrzunehmen und sich eben nicht von dem Wissen ablenken zu lassen, dass ihr Anrufbeantworter und ihr Mobiltelefon im Flur um die Wette blinkten, gab sie letztendlich auf und kehrte doch wieder zu eben jenen Gerätschaften zurück.

Vor ihrer Kommode blieb sie einen Moment stehen, versucht, doch wieder in der Küche zu verschwinden und es dabei zu belassen, ehe sie endlich ihr Klapphandy in die Hand nahm, um sicherzugehen, dass es eben doch keiner ihrer Arbeitskollegen gewesen war, der sich bei ihr gemeldet hatte. Vielleicht hatte sich bloß Neji wegen ihrer Verabredung heute Nachmittag gemeldet. Oder Ino musste ihr irgendetwas furchtbar Wichtiges erzählen – bei der Blondine passierte schließlich ständig etwas.

Ein Blick auf den Display bestätigte jedoch das Gegenteil.
 

Verpasste Anrufe: Lee (2)
 

Gut, kein Neji, keine Ino. Aber selbst Lee bedeutete nicht automatisch, dass Arbeit zu erledigen war. Vielleicht wollte er sich einfach mit ihr verabreden oder hatte irgendeine Neuigkeit zu berichten. Vielleicht hatten Gai-sama und er auch nur wieder einen ihrer Rekorde gebrochen. Es gab genug Anlässe, zu denen er sich bei ihr meldete, die nicht gleich bedeuteten, dass sie ihr Projekt „Valentinstags-Schokolade“ gleich wieder aufgeben musste. Sie würde ihn einfach eben zurückrufen und dann endlich mit beruhigtem Gewissen ihr Vornehmen starten.
 

Es klingelte dreimal, ehe Lee abnahm. Er schien in einem Auto unterwegs zu sein, zumindest ließen die Geräusche des laufenden Motors und die leisen, aber vorhandenen Klänge des Verkehrs dies vermuten.
 

»Tenten, wie gut, dass du anrufst«, erklang seine Stimme. Lee wartete nicht einmal ab, dass sie etwas sagen konnte, sondern sprach einfach weiter. »Ich habe schon vor zehn Minuten versucht, dich zu erreichen. Warum bist du nicht an dein Handy gegangen?«
 

»Der Akku musste aufgeladen werden. Und ich war einkaufen und bin gerade erst zur Tür rein«, klärte Tenten ihn auf.
 

»Sowas hatte ich schon vermutet«, ertönte wieder Lees Stimme vom anderen Ende der Leitung, während der Motor verstummte. Offensichtlich hatte er sein Ziel erreicht. »Dann lass deinen Mantel am besten gleich an und komm runter.«
 

»Runter?«
 

»Ja, ich warte solange.«
 

Tenten stutzte. »Wo bist du denn?«
 

»Ich steh vor deinem Haus. Bin gerade vorgefahren.«
 

»Du...? Aber warum?«
 

»Na, um dich abzuholen.«
 

Tenten konnte sein strahlenden Augen förmlich vor sich sehen, während ihr eigenes Lächeln langsam aus ihrem Gesicht verschwand. »Wir haben einen neuen Fall?!«
 

»Genau«, antwortete Lee daraufhin enthusiastisch. »Und Gai-sensei und ich haben beim Abschluss des letzten Falls gewettet, dass wir den nächsten sogar noch schneller lösen werden.«
 

»Du weißt doch noch gar nicht, worum genau es geht.«
 

»Das ist ja das Spannende.«
 

Tenten schüttelte nur ihren Kopf, zog sich ihre Schuhe an und griff nach ihrem graumelierten Mantel und ihrem Schal, welchen sie erst vor kurzem abgelegt hatte. Ihre Schokolade musste wohl noch warten – wenn sie Pech hatte, bis nächstes Jahr. Mit dem Schlüssel in der einen und dem Handy in der anderen Hand öffnete sie die Tür und verließ ihre Wohnung. Noch während sie abschloss, gab sie Lee die erwartete Antwort, bevor sie ihr Handy wieder zuklappte und sich auf den Weg machte.
 

»Bin gleich da.«
 

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1162, Dienstag, 13. Februar, 13:21 Uhr
 

Etwas über eine Stunde später erreichten Tenten und Lee ihren Bestimmungsort: eine kleine, nördlich der Stadt gelegene Hütte, welche nur über eine einzige Zugangsstraße mit dem Auto erreichbar war. Sie lag leicht abseits in einem Waldstück nahe des großen Sees, welcher an heißen Sommertagen meist gut besucht war. Aber momentan war noch nicht einmal Frühling, da war in dieser Gegend fast niemand unterwegs und sie hatten Glück, dass es in den letzten Tagen zwar eisig kalt gewesen war, aber nicht geschneit hatte, sonst wären sie wahrscheinlich mit dem Auto nicht vorangekommen, doch so war die Straße frei und befahrbar.

Lee parkte den Wagen neben einem der bereits stehenden Polizeiautos, ehe sie beide ausstiegen und zu Maito Gai, ihrem direkten Vorgesetzten, gingen, der auf sie zu warten schien. Sein in grün gehaltener Aufzug glich dem von Lee wie ein Ei dem anderen, aber Tenten hatte diese Angewohnheit bereits vor langem als eine der vielen Eigenarten der beiden abgetan und störte sich nicht mehr daran, wenn sie auftraten wie Vater und Sohn, obgleich sie es nicht waren. Manchmal fragte sie sich allerdings, ob die beiden sich absprachen oder es purer Zufall war, dass sie sich fast immer entsprechend kleideten.
 

»Lee, Tenten, endlich seid ihr hier«, begrüßte ihr Vorgesetzter die beiden unnatürlich ernst, wie die Brünette befand, und auch das ansonsten vorhandene Dauergrinsen und die damit verbundene überschwängliche Motivation fehlten, welche er sonst grundsätzlich, ganz gleich wie unpassend es schien, an den Tag legte.

Und wenn man bedachte, dass ihre Abteilung nur Mordfälle aufklärte, gab es so einige Situationen, in denen ein solches Verhalten überaus unpassend erschien - aber vielleicht schaffte man es auch nur mit einer derartigen Offensive bei der ansonsten Tag für Tag herrschenden bedrückenden Stimmung nicht durchzudrehen (oder aber Gai-sama war schon durchgedreht, aber das wollte und konnte Tenten nicht so recht glauben).
 

»Lasst uns am Besten gleich beginnen«, vernahm sie wieder die Stimme von Gai-sama, der noch einen Moment ein wenig abwesend zur Hütte schaute, versunken und mit seinen Gedanken definitiv weit weg, eher er sich wieder Lee und Tenten zuwandte, die sich inzwischen neben ihn gestellt hatten. Die Brünette musste sich eingestehen, dass sie Gai noch nie so in sich gekehrt erlebt hatte – aber offensichtlich gab es immer ein erstes Mal.
 

»Sehr wohl, Gai-sensei«, durchbrach schließlich Lee die sich aufbauende Stille und schien damit ihren Vorgesetzten wieder in die Realität zurückzuholen, denn sogleich erschien wieder ein Grinsen auf seinem Gesicht – als hätte man einen Schalter umgelegt.
 

»Das wollte ich hören.« Enthusiastisch wie eh und je, entschlossen, mit dem gewissen Etwas in der Stimme, welches einen dazu verleitete, selber motiviert an die Arbeit gehen zu müssen (sofern man es nicht zu häufig hintereinander hörte). Tenten schüttelte über einen derartigen Stimmungswechsel nur ihren Kopf, während Gai einen kleinen Trampelpfad zwischen den Bäumen hindurch einschlug. »Hier geht es lang, meine Schützlinge.«
 

Der Pfad war nicht sehr breit und wurde wahrscheinlich nicht allzu häufig benutzt, obwohl man dies nach den vielen Personen, welchen ihn heute durchschritten hatten, nicht mehr eindeutig sagen konnte – allerdings sprach der etwas weiter links gelegene, festere Weg bei der Hütte dafür, dass wohl eher jener dafür genutzt wurde, um in den Wald zu gelangen.

Nach wenigen Metern erreichten sie bereits den Tatort – zumindest sah es hier nicht nach einer natürlich entstandenen Lichtung aus -, wo die Spurensicherung schon an der Arbeit war und nach Hinweisen suchte. Lee und Tenten sahen sich kurz um, um erste Eindrücke zu sammeln und die Szenerie auf sich wirken zu lassen. Etwas derartiges hatten sie wahrlich noch nie gesehen.
 

»Wow, hier sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.«
 

»Mehrere Bomben«, stellte Tenten richtig und besah sich den Ort genauer. Oder zumindest das, was davon übrig geblieben war. Einige Bäume waren gesprengt, Äste und Baumwerk lagen zerstreut über den Platz und ließen dabei eine große, wolkenförmige Fläche in der Mitte frei.

Der Boden war schwarz, verbrannt und nur im Zentrum konnte man eine hellere Stelle entdecken, an der offensichtlich etwas gelegen hatte - der Größe und Form zufolge ein menschlicher Körper. An den noch stehenden Bäumen waren ebenso Brandstellen unterschiedlichster Ausbreitung zu entdecken und auch die Kontur der „Lichtung“ deutete auf mehrere Detonationswellen hin, als wären mehrere Bomben an diversen Punkten in der näheren Umgebung und mit zum Teil stark differierenden Sprengladungen gezündet worden.

Wer auch immer hier gewütet hatte, wollte es der Spurensicherung anscheinend nicht leicht machen und hatte sich bemüht, ein größtmögliches Chaos zu hinterlassen, welches Aufwand und Kosten, wie Tenten befand, gar nicht wert gewesen sein konnte. Wer machte sich schon die Mühe, derart viele, kleinere Explosionen vorzubereiten, wenn eine größere denselben Effekt gehabt hätte? Und wer verschwendete sein kostbares Sprenggut dafür, um nur ein wenig Rinde von einem Baum zu sprengen, wenn er doch offensichtlich wusste, wie man damit umgehen musste und welche Mengen welchen Effekt erzielen würden? Oder dienten diese kleinen Detonationen als Lockmittel? Oder zur Ablenkung?

Die Vierundzwanzigjährige ließ ihren Blick noch einmal über den Tatort gleiten, gewiss, dass sie auf diese Fragen momentan noch keine Antwort bekommen würde, ehe sie sich zu Gai und Lee begab, welche sich bereits zu der Stelle begeben hatten, an der vor kurzem wohl noch ihr aktuellstes Mordopfer gelegen hatte.
 

»Bei unserem Toten handelt es sich um Hiruzen Sarutobi«, fing Gai an zu erklären, während es in Tentens Kopf ratterte, woher ihr der Name bekannt vorkam. »Er wurde vor wenigen Stunden hier gefunden und ist bereits unterwegs zur Gerichtsmedizin. Oder zumindest das, was von ihm übrig geblieben ist.«
 

»Er wurde gesprengt?«
 

»Sofern man es erkennen konnte, sah es danach aus, als seien einige Sprengkörper direkt vor ihm explodiert«, sprach der Schwarzhaarige weiter und ging damit indirekt auf die Frage seines jüngeren Abbildes ein. »Der genaue Todeszeitpunkt ist noch nicht ermittelt, aber der Witterung zufolge kann er noch nicht länger als zweiunddreizig Stunden tot sein.«
 

»Moment«, fiel Tenten ihm plötzlich ins Wort, »war Hiruzen Sarutobi nicht Schulleiter der Senju High
 

»Ihm gehörte die Schule sogar«, bestätigte ihr Vorgesetzter. »Er hatte sie noch persönlich von den Gründern, den Senju-Brüdern, übernommen und seither geleitet. Jetzt geht sie wohl an seinen Sohn. Was der damit macht, bleibt jedoch ihm überlassen. Ihr könnt ja nachfragen, wenn ihr ihn gleich besucht.«
 

»Weiß er schon davon?«, hakte Tenten lieber sofort nach, bevor Lee ihr die Möglichkeit nahm, indem er wieder übermotiviert loseilte und sie mitzog. Das Szenario hatten sie schließlich auch schon häufig genug und immer konnte Tenten es ausbaden.
 

»Nein«, kam die knappe Antwort.
 

Tenten ließ ihren Kopf nach vorne fallen und seufzte. »War klar, als würden sie jemals solche Botschaften selbst übermitteln.«
 

»Wozu hab ich euch? Immerhin habt ihr noch die volle Kraft der Jugend, die euch dabei unterstützt«, versuchte Gai seine Schützlinge zu motivieren. »Ihr habt das Herz und die Seele, um auch die schlechten Nachrichten überbringen zu können und gleichzeitig Hoffnung und Stärke zu geben.«
 

»Wahre Worte, Gai-sensei.« Lee war, ganz wie sein Vorbild, nach dieser Rede den Tränen nahe, während Tenten nur den Kopf schütteln konnte. Aber vielleicht war es auch besser, dass sie grundsätzlich den Familien erzählte, was passiert war, denn sie wollte gar nicht wissen, wie Gai-sama oder Lee die Sache angehen würden – als hätten die Familien nicht so schon genug zu leiden.
 

Die Brünette sah sich noch einmal um und drehte sich dabei um die eigene Achse. »Haben wir denn schon einen Anhaltspunkt, wer es gewesen sein könnte?«
 

»Es wurden Schuhabdrücke sichergestellt, allerdings könnten die von jedem und niemandem stammen«, kam der Älteste der Runde zum Fall zurück. »Merkwürdigerweise wurde kein einziges Überbleibsel einer Bombe gefunden, als hätte der Täter jeden noch so kleinen Rest aufgesammelt und mitgenommen.«
 

Tenten sah sich erneut um. Irgendetwas stimmte hier doch definitiv nicht. Bei der Zahl an Bomben, die hier zum Einsatz gekommen waren, mussten einfach irgendwo noch Hinweise zu finden sein. Verkleidungen explodierten nicht vollständig und lösten sich dann in Luft auf, irgendwo blieb immer etwas liegen, sei es noch so klein. Und wenn tatsächlich jemand sich die Mühe gemacht hatte, alles aufzuräumen, hätte er damit Stunden verbracht.

Was wurde hier nur gespielt?
 

»So, aber nun macht ihr euch erst einmal auf zu Asuma Sarutobi«, setzet Gai fest und unterbrach damit Tentens Gedankengang, die gar nicht mitbekommen hatte, dass die beiden anderen sich in Bewegung gesetzt hatten, um scheinbar zu den Autos zurückzugehen. »Und vergesst nicht, mir zu berichten, wie es war und was ihr erfahren habt.«
 

Tenten holte das Zweiergespann mit wenigen Schritten ein. »Und was machen sie solange?«
 

»Einen alten Freund besuchen und nachhaken, ob er nicht vielleicht etwas weiß, was er mir gerne erzählen würde.« Gai setzte ein breites Grinsen auf, streckte die Hand aus und den Daumen nach oben – eine seiner typischen Posen. »Und ratet mal, wer morgen seine alte Schule wieder besuchen darf?«
 

Während Lees Tatendrang bei diesen Worten fast nicht mehr zu stoppen war, konnte Tenten sich wahrlich besseres vorstellen, als an Valentinstag in ihre alte Schule zu gehen und die Lehrer und womöglich irgendwelche Schüler bezüglich dieses Falls zu befragen.

Valentinstag... das erinnerte sie daran, dass sie ihre selbstgemachte Schokolade inzwischen wirklich vergessen konnte, dabei hatte sie sich so fest vorgenommen, dieses Jahr endlich mal damit anzufangen, nachdem sie es bisher erfolgreich Jahr für Jahr vor sich hergeschoben hatte. Es gab halt immer ein erstes Mal, doch dieses schien wohl erneut warten zu müssen.

Der Weg wurde wieder etwas breiter und sie erreichten die kleine Waldhütte, an der ihre Autos geparkt waren. Gai hob zum Abschied noch den Arm, ehe er sich hinter das Steuer seines silberfarbenen Wagens setzte und losfuhr, während Lee noch dabei war, sein Auto aufzuschließen. Ein leises Klacken ertönte und die Verriegelung war gelöst.
 

»Lee, können wir noch einen Moment warten«, hielt Tenten ihren Freund gerade auf, als dieser sich in sein Auto setzen wollte. »Ich müsste noch kurz telefonieren und Neji für nachher absagen.«
 

»Klar«, lächelte Lee sie an, »und sag Neji, dass ich ihn bei unserem nächsten Zweikampf schlagen werde, er soll sich schon mal darauf vorbereiten.«
 

»Ich werde ihn vorwarnen«, versicherte die Vierundzwanzigjährige.
 

Das Handy schon am Ohr und die Kurzwahltaste gedrückt, ertönte bereits das erste Tuten, noch ehe Lee sich hinter das Steuer gesetzt hatte, um auf seine Partnerin und beste Freundin zu warten. Das gleiche monotone Geräusch erklang noch drei weitere Male, ehe Neji abnahm.
 

»Hyuuga.«
 

»Hey Neji, wie geht es dir?«
 

Stille.
 

»Bist du noch dran?«
 

»Tenten, du solltest dir abgewöhnen, Fragen in deine Begrüßung einzubauen, die dich nicht interessieren.«
 

Tenten plusterte sich auf. »Es interessiert mich aber, wie es dir geht.«
 

»Aber deshalb rufst du nicht an.« Sachlich wie immer, Tenten sollte es eigentlich gewohnt sein, immerhin kannten sie sich schon eine gefühlte halbe Ewigkeit und Neji war noch nie der Typ, der gerne und lange telefonierte.
 

»Schon gut, schon gut«, entschuldigte sich die Polizistin halbwegs, »ich muss leider für nachher absagen.«
 

»Schokolade misslungen?«
 

»Was?«
 

»Ob deine Schokolade misslungen ist und du neue kaufen musst?«
 

Tenten zögerte. »Ehm... nein. Warum?«
 

»Du wolltest welche machen und wir beide wissen, dass weder Kochen noch Backen eine deiner großen Leidenschaften ist.«
 

»Wie aufbauend«, gab Tenten nüchtern zurück.
 

»Und du weißt, dass ich Schokolade eigentlich sowieso nicht mag.«
 

»Wer sagt, dass sie für dich gewesen wäre?« Da war die Empörung wieder zurück. Dass er Recht hatte, musste man ihm ja nicht auf die Nase binden, auch wenn Tenten wusste, dass Neji es wusste, ganz gleich, was sie sagte. Ebenso wusste Tenten aber auch, dass Neji die Schokolade trotzdem gegessen hätte – selbst wenn sie ungenießbar geworden wäre. »Falls du es genau wissen willst, Lee und ich haben einen neuen Fall. Und einen merkwürdigen noch dazu.«
 

»Inwiefern merkwürdig?«
 

»Wir haben hier mehrere Explosionen ohne Bomben.«
 

»Bomben?«
 

»Ja, wenn es möglich wäre, würde ich sagen, der Sprengstoff ist aus dem Nichts aufgetaucht und explodiert.« Tenten biss sich auf die Zunge. »Aber du weißt, dass ich dir das eigentlich gar nicht erzählen darf.«
 

Erneutes Schweigen.
 

»Tenten?«
 

»Hm?« War mal was Neues, dass Neji sich wieder als erstes meldete und nicht sie sich, da war sie gespannt, was jetzt wohl kommen würde.
 

»Der Fall ist nichts für dich.«
 

Tentens Augen weiteten sich. »Wie bitte?!«
 

»Der Fall ist nichts für dich, glaub mir. Du bist besser dran, wenn du ihn abgibst. Wahrscheinlich wird er dir spätestens morgen sowieso entzogen.«
 

»Woher willst du das wissen?«
 

»Ich weiß es einfach.«
 

Tenten war aufgebracht. »Das ist keine Begründung.«
 

»Hör einfach einmal auf mich.« Klang er da gerade wirklich besorgt oder war das nur Einbildung? »Das ist einer dieser Fälle, die nichts für dich sind.«
 

»Einer dieser Fälle? Davon gibt es folglich mehrere?«
 

»Durchaus.« Musste wohl Einbildung gewesen sein. Vielleicht auch Wunschdenken. Tenten war sich da noch nicht ganz sicher.
 

»Klar, das ist ja auch definitiv einer dieser Fälle wie beispielsweise...?«
 

»Tenten...«
 

»Nein, kein 'Tenten'. Wenn es diese Fälle schon wie Sand am Meer gibt, kannst du mir ja auch mal ein Beispiel geben.«
 

»Ich hab nie behauptet, es würde derartige Fälle wie Sand am Meer geben; ich sagte nur, dass es sie gibt.«
 

»Schön, dann kannst du mir auch sicher einen nennen.«
 

Stille.
 

»Ich warte. Und du weißt, ich kann lange warten und sehr stur sein, wenn ich etwas haben will.«
 

»Gut, erinnerst du dich, als vor etlichen Jahren das Uchiha-Anwesen abgebrannt ist?«
 

»Das ist über fünfzehn Jahre her.«
 

»Das wäre auch so ein Fall gewesen.«
 

»Und warum?«
 

»Du wolltest einen Fall wissen, ich habe dir einen genannt. Warum es so ist, werde ich dir allerdings nicht erklären.«
 

»Dann finde ich es eben selbst raus«, warf Tenten ein und gab Neji gar nicht erst die Möglichkeit, zu widersprechen, sondern hängte gleich an: »Lee will jetzt übrigens los, also wir müssen dann. Bye, ich meld mich nachher vielleicht nochmal.«
 

Und schon war das Handy zugeklappt und der Anruf beendet. Ein kurzer Blick auf das Batteriesymbol verriet der Vierundzwanzigjährigen zudem, dass ihr Mobiltelefon in Kürze wohl wieder ausgehen würde, aber daran störte sie sich im Moment weniger. Stattdessen setzte sie sich endlich neben Lee auf den Beifahrersitz.
 

»Alles geklärt?«, hakte dieser nach, während sie sich anschnallte.
 

Tenten sah wieder von ihrem Gurt auf und lächelte ihn an. »Klar, entschuldige, dass es solange gedauert hat.«
 

»Kein Problem.« Er startete den Motor. »Und jetzt auf ins Kage
 


 

♣ ~ ♣
 

Schritt I: Das Geheimnis erfahren


 

Das Leben besteht hauptsächlich darin,

dass man mit dem Unvorhergesehenen fertig werden muss.“

- John Steinbeck, amerikanischer Schriftsteller


 

1162, Dienstag, 13. Februar, 15:43 Uhr
 

Das Kage war ein kleines, gemütliches Restaurant etwas abseits des Stadtzentrums, welches sich besonders durch seinen Charme und das wirklich hervorragende Essen auszeichnete. Tenten hatte zwar erst wenige Male dort gespeist, das letzte Mal wohl vor über drei Jahren, aber Ino erzählte ihr häufig davon, schließlich war es bereits das Lieblingsrestaurant der Blondine seit diese denken konnte. Oder zumindest hörte es sich manchmal so an.

Von der Dreiundzwanzigjährigen wusste Tenten auch, dass das Kage früher Kurenai Yuuhi gehört hatte, welche in der Küche wahre Wunder vollbrachte. Inzwischen hieß sie nicht mehr Yuuhi, sondern Sarutobi und hatte vor fast zwei Jahren eine Tochter zur Welt gebracht, eine kurze Auszeit genommen, in welcher ihr Mann das Restaurant fast vollständig geleitet hatte und war nun wieder hinter den Herd zurückgekehrt.

Ino hatte ihr ebenso berichtet, dass Asuma Sarutobi wieder an der Senju High unterrichten wollte, nachdem er dort vor zwei Jahren gekündigt hatte, um sich um das Kage, seine Frau und schließlich seine Tochter kümmern zu können. Sein erstes Lehrjahr sollte diesen April beginnen, doch wie es jetzt aussah, würde er wohl gleich die ganze Schule übernehmen müssen – auch wenn er davon noch nichts wusste.

Lee parkte den Wagen direkt vorm Restaurant; anscheinend hatten sie Glück, denn normalerweise waren in dieser Straße selten Parkplätze frei. Wahrscheinlich war es aber auch einfach noch zu früh, immerhin war es gerade erst kurz vor vier.

Als die beiden das Kage betraten, fiel Tenten als erstes das neue Mobiliar auf. Die Sitzbänke hatten neue Bezüge bekommen, es war ein wenig umgebaut worden und das ganze Lokal wirkte offener, heller. Wenn Tenten sich richtig erinnerte, fehlte sogar eine Wand, die den Umbau nicht überlebt zu haben schien. Aber in drei Jahren änderten sich mache Dinge einfach.

Andere wiederum blieben offensichtlich bestehen, denn in einer der Sitzecken saßen bereits drei Tenten nur zu bekannte Personen, von denen sie fast schon enttäuscht gewesen wäre, hätte sie sie hier nicht angetroffen. Shikamaru, Chouji und Ino gehörten einfach zum Kage wie Butter aufs Brot, Koffein in den Kaffee, die Farbe Grün zu Lee oder Ichiraku Ramen zu Naruto Uzumaki. Schon damals in der Schule wusste wirklich jeder, wo er die drei mindestens jeden dritten Nachmittag finden konnte – zuweilen häufiger, auch wenn man sich fragte, wie Chouji das nur aushielt, sah man in der Schule doch meistens, wie Shikamaru und Ino einander einen Großteil der Zeit ignorierten oder in der restlichen am liebsten umbringen würden (andererseits hatte nie wirklich einer nachgefragt).
 

»Tenten, was machst du denn hier?«, begrüßte Ino ihre Freundin gut gelaunt, sobald sie erkannt hatte, dass diese soeben das Restaurant betreten hatte. »Setz' dich doch zu uns.«
 

Die Brünette überwand die wenigen Meter zwischen ihnen und stellte sich zu den dreien an den Tisch; Lee folgte ihr. »Tut mir Leid, Ino, aber ich muss arbeiten, ansonsten gern.«
 

»Du bist im Dienst?«, hakte die Blondine interessiert nach, ein Lächeln auf den Lippen. »Und was machst du dann hier?«
 

»Ich suche Asuma Sarutobi und dachte mir, hier würde ich ihn am ehesten finden.«
 

»Der ist bei Kurenai in der Küche«, klärte Shikamaru Tenten auf, welcher erst jetzt auffiel, dass neben ihm ein kleines Mädchen saß – oder viel mehr lag, denn sie schien wohl zu schlafen -, welches sie vom Eingang aus noch gar nicht hatte sehen können. Die Kleine hatte schwarze Locken, war höchstens zwei Jahre alt und auch wenn Tenten sie noch nie gesehen hatte, würde sie darauf wetten, dass sie die Tochter von Kurenai und Asuma war.
 

»Ihr habt keine guten Nachrichten?« Wenngleich als Frage gestellt, war es doch vielmehr fast schon eine Feststellung von Ino und die Vierundzwanzigjährige hatte für einen Moment das Gefühl, dass ihre Freundin bereits wusste, was passiert war, wusste, welche Nachricht sie überbringen würde. Aber dieser Moment war genauso schnell wieder vorbei wie er gekommen war – schließlich konnte sie es noch nicht wissen.
 

»Glaub mir, ich wäre gerne mit besseren gekommen.« Mit diesen Worten machten Tenten und Lee sich auf den Weg Richtung Küche, um mit den Besitzern des Restaurants zu sprechen. Ino sah ihnen noch einen Augenblick nach, lächelte ihre Freundin aufbauend an, als diese kurz zurück über ihre Schulter sah, ehe sie sich wieder zu Shikamaru und Chouji drehte, das Lächeln auf ihren Lippen verblasst.
 

»Was ist passiert, Ino?«, ergriff Shikamaru das Wort, kaum dass die beiden in der Küche verschwunden und somit außer Hörreichweite waren und er überprüft hatte, dass die Kleine an seiner Seite auch weiterhin brav schlief.
 

»Hiruzen Sarutobi ist tot«, brachte die Blondine leicht brüchig heraus, ehe sie einmal schwer schluckte und sich sammelte, bevor sie weitersprach. Shikamaru währenddessen erstarrte für einen Augenblick und Chouji hörte auf zu Essen und widmete seine Aufmerksamkeit lieber seiner besten Freundin. »Sie versucht es Asuma gerade schonend beizubringen.«
 

»Wer?«
 

Es dauerte einen Moment, in dem Ino nach der richtigen Antwort zu suchen schien, ehe sie wieder etwas sagte. »Wie mir scheint, hatte unser kleiner Sprengstoffexperte seine Finger im Spiel.«
 

Shikamaru schwieg einen Moment, ehe er die nächste Frage stellte. »Wie nimmt Asuma es auf?«
 

»Er wird nicht vor ihr zusammenbrechen, aber es trifft ihn schwer.« Ino machte eine kurze Pause und sah zu dem kleinen, schlafenden Geschöpf an Shikamarus Seite. »Ich spüre seine Trauer, tiefgehende, vom Herzen kommende Trauer. Und seine Wut. Und seine Unsicherheit. Er weiß nicht, wie er es Konohamaru beibringen soll. Oder Asuka.«
 

»Ino, lass dich durch seine Gefühle nicht soweit beeinflussen, dass du gleich anfängst zu heulen«, erinnerte Shikamaru die ihm gegenüber sitzende Blondine. »Vergiss nicht, dass du eigentlich keinen Grund dazu hast.«
 

»Das war gerade nicht sehr hilfreich, Shikamaru«, gab auch Chouji seinen Kommentar zu der momentanen Unterhaltung der beiden ab. Grundsätzlich hielt er sich immer raus, wenn die beiden wieder darüber sprachen, da er dem Verlauf ab einem bestimmten Punkt sowieso nicht mehr folgen konnte, geschweige denn wollte.
 

»Schon okay, Chouji, er hat ja Recht.« Ino atmete einmal tief durch, ehe sie sich direkt an Shikamaru wandte, diesmal jedoch im Gegensatz zu dem zuvor freundlichen Tonfall mit einem wesentlich gereizterem Ton. »Aber dennoch danke für deine aufbauenden Worte.«
 

»Und da ist wieder Ino wie wir sie kennen und lieben.«
 

»Ach, halt doch die-« Die Blondine unterbrach sich selbst, um nur einen Augenblick später ihre Sprache wiederzufinden. »Oh, ich brauch mal eben dein Handy.«
 

Shikamaru sah sie verwirrt an. »Wozu?«
 

»Um Neji anzurufen.«
 

»Ino, sei nicht wieder so anstrengend und sag einfach, was los ist.«
 

Die Blondine seufzte hörbar. »Das ist doch offensichtlich. Tenten könnte gerade dabei sein, einen Fehler zu begehen. Zumindest plant sie einen zu begehen. Und Neji ist schuld, also her mit dem Telefon.«
 

»Manchmal ist deine Fähigkeit wirklich, wirklich nervig.«
 

»Ich hab dich auch lieb. Und nun her mit dem Telefon«, forderte Ino ein weiteres Mal und diesmal kramte ihr Gegenüber das Mobiltelefon sogar aus seiner Tasche und reichte es ihr, wenn auch ein wenig widerwillig. »Tenten und Lee kommen gleich übrigens wieder raus.«
 

Wie auf Kommando öffnete sich die Tür zur Küche und vier Personen betraten den Speiseraum und gingen langsam auf die besetzte Sitzecke zu, schweigend. Inos Gesicht zierte ein kleines Lächeln, das Telefon immer noch in der Hand, Shikamaru wirkte genervt und Chouji war wieder am Essen – alles so, wie es sein sollte, als Tenten und Lee die Drei erreichten und doch war die Stimmung alles andere als entspannt.
 

»Ehm ja... ich denke, wir gehen besser«, fing Tenten an, denn sie fühlte sich zumeist unwohl, eine derart schlechte Nachricht zu überbringen und dann länger an dem Ort zu verweilen. Sie empfand es einfach als unpassend. »War nett euch mal wiederzusehen, wenn auch nur kurz.«
 

»Tenten«, hielt die Blondine ihre Freundin, welche sich gerade in Bewegung setzen wollte, noch auf, »wir sollten uns unbedingt mal wieder verabreden.«
 

»Gern. Ich ruf dich an.«
 

Die Ältere hob zum Abschied noch kurz die Hand, ein Lächeln auf den Lippen, ehe sie zusammen mit Lee das Restaurant verließ. Kaum war das Klacken der zufallenden Tür zu hören, drehte sich Ino auch schon zu Asuma, welcher sich neben sie gestellt hatte.
 

»Es tut mir so wahnsinnig Leid für dich«, fing die Dreiundzwanzigjährige an mit einer Tonlage, die vermuten ließ, dass auch ihr das Geschehene nahe ging. »Du weißt, ich sag es nicht einfach nur so daher, dass ich weiß, wie du dich fühlst.«
 

Asuma wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als das kleine Geschöpf neben Shikamaru anfing, sich zu bewegen und einmal herzhaft gähnte. Asuka blinzelte ein paar Mal, ehe sie ihren Vater in die Augen fasste, die Arme nach ihm ausstreckte und anfing glücklich zu lachen, was auch ihm und seiner Frau ein Lächeln auf die Lippen zauberte, wenn auch nur ein kleines.
 

»Na, Schlafmütze, aufgewacht?« Er nahm seine Tochter auf den Arm, welche sich auch gleich zufrieden an ihn kuschelte.
 

»Sie hat sicher Hunger«, mutmaßte Kurenai, nachdem sie an ihren Mann herangetreten war und ihrer Tochter zärtlich über die Wange gestrichen hatte. »Ich mach ihr eben was.«
 

Asuma sah ihr hinterher, wie sie in der Küche verschwand und wand sich dann an das vor ihm sitzende Trio. »Kochen hat eine beruhigende Wirkung auf sie. Ihr entschuldigt uns?«
 

Mit diesen Worten ging auch er mit seiner kleinen Tochter auf dem Arm zur Küche, um nach Kurenai zu sehen. Ino, deren Blick immer noch auf der Küchentür lag, Chouji, der inzwischen angefangen hatte, in seinem Essen herumzustochern, und Shikamaru, der den Kopf in den Nacken gelegt die Decke betrachtete, sagten eine Weile kein Wort, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken.
 

»Vergiss nicht, dass du Neji noch anrufen wolltest«, erinnerte Chouji nach einigen Minuten seine Freundin, die so in ihre Gedanken versunken war, dass sie es glatt vergessen hatte, obwohl sie immer noch das Handy in der Hand hielt. Die Angesprochene zuckte kurz zusammen und drehte sich zu Chouji, den sie daraufhin fragend ansah. »Du weißt schon, Tenten macht einen Fehler und du musst deshalb Neji zur Schnecke machen.«
 

»Mist, wie konnte ich das vergessen?«, kam keine halbe Sekunde später von der Blondine, bei welcher der Groschen anscheinend gefallen war. Den Blick aufs Handy gerichtet, öffnete sie schnell das Telefonbuch, suchte nach dem Eintrag zu Neji, betätigte den Anrufbutton, stellte den Lautsprecher ein und legte das Telefon in die Mitte zwischen sich und Shikamaru. Noch während sie sich fragte, ob es nicht zügiger gegangen wäre, wenn sie die Nummer direkt eingegeben hätte, ertönte das erste Tuten.
 

»Hyuuga.«
 

»Was hast du getan?« Shikamaru zuckte bei der Intensität von Inos Stimme ungewollt zusammen.
 

»Inwiefern?«, erklang am anderen Ende der Leitung Nejis Stimme, nüchtern und von der Stimmlautstärke seines Gesprächspartners unbeeindruckt.
 

»Deinetwegen will Tenten das alte Uchiha-Anwesen besuchen.«
 

»Ich hab ihr gesagt, sie soll es lassen.«
 

»Du weißt, dass sie in solchen Fällen noch nie auf dich gehört hat.«
 

»Ich kann sie nicht zwingen, es nicht zu tun.«
 

»Aber du hättest sie aufhalten müssen. Kiba meinte, es gäbe Anzeichen, dass Sasuke wohl wieder in der Stadt ist, was meinst du wohl, wo der sich aufhalten wird?«
 

»Sie wird schon nicht sofort hinfahren.«
 

»Doch, genau das hat sie vor«, fauchte Ino dem Telefon regelrecht entgegen.
 

Einen Moment blieb es still.
 

Shikamaru, der sich das Ganze bisher nur schweigend angehört hatte, war der Erste, der das Wort wieder erhob. »Ich hoffe, du hattest heute Abend noch nichts vor, denn wenn wir sichergehen wollen, dass ihr nichts passiert, müssen wir wohl auf sie aufpassen.«
 

Wieder eine längere Pause.
 

»Ruft Kiba an, wir treffen uns da.«
 

.

.

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1162, Dienstag, 13. Februar, 18:27 Uhr
 

Das alte Uchiha-Anwesen stand bereits seit über einem Jahrzehnt leer und verlassen. Damals, als ein Großteil der Familie Uchiha bei einem Feuer den Tod fand und scheinbar nur der jüngste Sohn überlebte, suchte die Polizei tagelang nach Hinweisen auf Brandstiftung, drehte jeden Stein zweimal um und konnte doch nichts entdecken. Es war, als wenn das Feuer aus dem Nichts erschienen wäre und selbst im Polizeibericht wurde nie eine Brandursache vermerkt, wenngleich der Fall kurz darauf zu den Akten gelegt worden war.

Seither gab es einige Interessenten für das Grundstück, immerhin handelte es sich um einen nicht gerade kleinen Besitz, und doch wurde es nie verkauft, denn im letzten Moment sprangen sie alle wieder ab und so wurde das Anwesen, nachdem es fast zwei Jahre leer stand, als verflucht bezeichnet und von den Menschen gemieden. Gerüchten zufolge konnte man des Nachts manchmal erkennen, wie in dem Haus Licht brannte, das Geisterfeuer. Es tauchte nicht immer auf, aber häufig genug, dass es die Menschen von dem Gebäude fernzuhalten vermochte.

Tenten war noch klein gewesen, als die Gerüchte damals aufkamen und anfangs hatte sie jene noch geglaubt. Für sie erschien es logisch und so hatte sie es nie hinterfragt, wenngleich sie nicht alle Fakten kannte. Mit den Jahren geriet das Anwesen langsam in Vergessenheit und irgendwann kam der Punkt, an dem Tenten solche Märchen nicht mehr glaubte.

Wenn sie jetzt jedoch vor dem großen Eingang zum Anwesen stand, das verbrannte Holz sah und die merkwürdige Atmosphäre dieses Ortes spüren konnte, war sie sich einen Moment nicht sicher, ob es vielleicht doch die Wahrheit war.

Aber nur für einen Moment.

Bevor sie das Gebäude betrat, schüttelte sie noch einmal ihren Kopf, um den dummen Gedanken, welchen sie gerade hatte, zu verdrängen. Das Licht der langsam untergehenden Sonne durchflutete das Haus durch die ehemaligen Fenster und diverse Löcher in der Wand. Das Holz sah schwarz und verkohlt aus, brüchig, morsch, faulend und das Anwesen verfiel wohin man auch sah. Der Geruch von verbranntem Holz hing immer noch in der Luft, aber wahrscheinlich bildete Tenten sich das nur ein, als sie nach und nach die einzelnen Räume betrachtete.

Die meisten strahlten das aus, was sie waren, verlassen, alt, ungenutzt, verbrannt, von Staub durchzogen und von der Witterung gekennzeichnet. Einige Zimmer und Flecken erwiesen sich jedoch im Vergleich zu anderen als fast schon staubfrei und ordentlich und dies verwunderte sie nicht nur ein wenig. Es schien, als wären einige wenige Gänge und Räumlichkeiten gereinigt oder zumindest genutzt worden, ansonsten konnte Tenten sich nicht erklären, woher der Unterschied kam, wenn sich doch sonst alles glich und der erste Gedanke, welcher ihr dazu kam, war jener, dass jemand durch das Haus gezogen war und nicht wollte, dass man seine Fußabdrücke im Staub ausmachen konnte.

Was zwar logisch klang, aber in gewisser Weise auch absurd. Wer verwischte seine Anwesenheitsspuren schon in einem unbewohnten Anwesen, bei dem es niemanden störte, ob nun jemand da gewesen war oder nicht? Zudem war es äußerst unwahrscheinlich, dass überhaupt jemand vorbeikam, der es merken könnte.

Gerade als Tenten das Anwesen wieder verlassen wollte und auf dem Weg zurück zur Eingangshalle war, vernahm sie aus einem der Räume Stimmen. Im ersten Moment glaubte sie sich verhört zu haben, aber nachdem sie einige Schritte näher gekommen war, wurden die Stimmen lauter.
 

»Ich kann immer noch nicht glauben, dass du das nicht vorhergesehen hast, nachdem du sie schon so provozierst. Müsstest du sie nicht besser kennen?«
 

»Kannst du nicht einmal ruhig sein, Ino?«
 

»Wir haben sowieso schon Besuch, Shikamaru.«
 

»Siehst du? Und es war nicht meine Schuld.«
 

»Eigentlich war es schon deine Stimme, die mich hierher gebracht hat, Ino«, erklang Tentens Stimme vom Durchgang zum Flur. Sie hatte den Raum betreten, nachdem sie sicher war, zu wissen, auf wen sie dort treffen würde. Und nachdem Kiba sie scheinbar schon bemerkt hatte, hatte sie sowieso nichts mehr zu verlieren – obwohl sie sich immer noch fragte, ob sie wirklich so laut gewesen war, dass man sie trotz Ino hatte hören können.
 

»Du hättest mich jetzt ruhig unterstützen können, Tenten.«
 

Tenten ging ein paar Schritte auf die Vierergruppe zu, bis sie nur noch wenige Meter trennten. »Was macht ihr hier überhaupt?«
 

Ino stütze ihre Hände auf ihren Hüfte ab. »Na, dich suchen, Dummerchen.«
 

»Mich suchen?«, hakte Tenten verwirrt nach. »Hier?!«
 

Schweigen.
 

»Natürlich, jetzt sind wir wieder an dem Punkt angekommen, an dem verdammt noch einmal niemand mit mir redet.« Die Vierundzwanzigjährige war sauer. »Oder will mir einer erklären, warum ihr wirklich hier seid und was ihr hier macht?«
 

»Das würde mich auch interessieren.« Tenten drehte sich um, um ausmachen zu können, wer da gerade gesprochen hatte und von den anderen Vier mit strafenden Blicken bedacht wurde und gefror in ihrer Bewegung. »Immerhin ist das hier mein Besitz und ich wüsste keinen Grund, weshalb ihr hier erwünscht wärt.«
 

Kaum hatten diese Worte Tenten erreicht, passierten mit einem Mal mehrere Dinge gleichzeitig. Sie vernahm noch, wie Neji ein »Shikamaru!« verlauten ließ, bevor er sich vor sie schob, ebenso wie Ino und Kiba. Sie bekam noch mit, wie bei der Tür plötzlich etwas Helles erschien, leuchtend, wie Feuer. Sie bemerkte Shikamarus Hand, welche ihr Armgelenk packte und sie mit sich zog. Sie spürte, wie etwas Warmes an ihrem Kopf vorbeiflog und in die Wand vor ihr schlug. Sie sah die Wand näher kommen. Und näher. Erneut flog etwas Warmes an ihr vorbei. Aus Reflex kniff sie kurz vor dem Zusammenstoß mit der Wand die Augen zu. Und schrie.
 

»Shikamaru, da ist -«
 


 

Tenten blinzelte perplex. Ihr Blick glitt noch einmal zu der Wand, welche gerade in Flammen aufging. Einen Augenblick zuvor war sie noch auf der anderen Seite gewesen. Im Haus. Doch nun stand sie offensichtlich im Garten des Anwesens. Außerhalb des Hauses, wenige Schritte von erwähnter Wand entfernt. Ohne eine Tür genutzt zu haben. Oder einen anderen entsprechenden Durchgang. Tenten atmete einmal tief durch.
 

»Hast du mich gerade durch eine Wand gezogen?« Sie wusste nicht, woher sie die Ruhe nahm, mit welcher sie Shikamaru diese Frage stellte, der sich gerade neben ihr eine Zigarette anzündete, als sei nichts passiert. Wenn sie ehrlich war, wusste sie nicht einmal wirklich, woher diese Frage kam oder ob sie darauf tatsächlich eine Antwort haben wollte.
 

»Könnte man so sagen.« Shikamaru nahm einen Zug seiner Zigarette und setzte sich in Bewegung. Tenten folgte ihm intuitiv, immer noch überwältigt und ohne groß nachzudenken.
 

»Ah«, brachte sie intelligent hervor. Shikamaru vermutete richtig, dass sie noch gar nicht wirklich realisiert hatte, was geschehen war, und er hätte ihr wohl soeben alles mögliche erzählen können; Tenten hätte es nicht wirklich aufgenommmen und verarbeitet.
 

Die beiden waren fast bei Tentens geparktem Auto angelangt, welches direkt vor dem alten Eingangstor zum Anwesen stand, als Tenten plötzlich stehen blieb. Shikamaru drehte sich zu ihr und sah sie fragend an. Seine Zigarette hatte er bereits ausgeraucht und bis zu diesem Zeitpunkt auch noch gehofft, die ganze Angelegenheit ohne große Mühen hinter sich zu bringen, schließlich war es sowieso Nejis Angelegenheit, aber offensichtlich hielt Tentens Fassungslosigkeit leider nicht lange genug an, dass er bereits das Weite hätte suchen können.
 

»Du hast mich durch eine Wand gezogen«, stellte Tenten noch einmal fest und Shikamaru könnte förmlich spüren, wie Tentens innere Ruhe sich auflöste. »Du hast mich durch eine Wand gezogen! Eine Wand, Shikamaru. Wie im Himmel hast du das gemacht?! Und wer war das eben überhaupt? War das... war das tatsächlich Sasuke Uchiha? Sind die Anderen in Gefahr? Sollten wir ihnen nicht helfen?«
 

Shikamaru seufzte genervt auf. »Ich kann es einfach. Ja, das war Sasuke Uchiha, und nein, die Anderen sind nicht in Gefahr, zumindest in keiner allzu großen, da wir nur hier sind, damit du nicht in Gefahr bist. Und das wäre wiederum soviel einfacher, wenn du mir deine Autoschlüssel geben und dich auf den Beifahrersitz setzen könntest, damit wir hier wegfahren können.«
 

Tenten bewegte sich keinen Zentimeter vom Fleck. »Damit ich nicht in Gefahr bin? Woher wusstet ihr überhaupt, dass ich hier bin? Ich hab mit keinem darüber gesprochen, dass ich heute Abend hier sein würde.«
 

»Ino«, antwortete Shikamaru knapp und streckte seine Hand aus, um Tenten dazuzubringen, ihm endlich die Autoschlüssel zu überreichen, welche sie wenigstens schon aus ihrer Jackentasche hervorgeholt hatte.
 

»Mit Ino habe ich auch nicht darüber gesprochen«, beharrte Tenten stur.
 

»Gewöhne dich daran, dass Ino einfach weiß, was in deinem Kopf vorgeht, wenn sie es wissen will. Und jetzt sollten wir endlich los, bevor noch wirklich etwas passiert.« Mit diesen Worten ging Shikamaru einige Schritte auf Tenten zu, nahm ihr die Schlüssel ab und schob sie fast schon neben die Beifahrertür.
 

»Wir sollten nach den Anderen sehen«, stellte Tenten unbeirrt fest, während Shikamaru das Auto aufschloss und Tenten auf den Beifahrersitz manövrierte. Er war sich sicher, dass sie ihm überhaupt nicht zugehört hatte. Oder die Informationen, welche er ihr gegeben hatte, nicht richtig verarbeiten konnte. Warum machte er sich die Mühe noch gleich?
 

»Nein, ich fahre dich jetzt nach Hause und du machst keinen Blödsinn«, erwiderte Shikamaru entschlossen, drücke die Beifahrertür zu und begab sich zur Fahrertür.
 

»Nein, wir-«, setzte Tenten an und war schon dabei, ihre Tür zu öffnen und sich zu erheben, als sie unterbrochen wurde.
 

»Tenten, sitzen bleiben!« Nejis Stimme klang strenger, als er es beabsichtigt hatte, aber wenigstens erzielte er damit die gewünschte Reaktion. Tenten ließ sich, nachdem sie ihn einen Moment böse angeschaut hatte, in ihren Sitz fallen, knallte die Tür wieder zu und verschränkte eingeschnappt die Arme vor ihrer Brust.
 


 

♣ ~ ♣
 

Schritt II: Das Geheimnis verarbeiten


 

Secrets are things we give to others to keep for us.

- Elbert Hubbard, amerikanischer Schriftsteller und Verleger


 

1162, Dienstag, 13. Februar, 21:03 Uhr
 

Neji wechselte ein paar Worte mit Shikamaru, ehe er ihm die Autoschlüssel abnahm und sich ans Steuer von Tentens Auto setzte. Während der Fahrt wartete Tenten jedoch vergeblich, dass Neji sie aufklärte, denn er schwieg und Tenten tat es ihm gleich. Anfangs, weil sie der Ansicht war, dass er derjenige war, der ihr etwas erklären müsste, und letztendlich immer noch aus genau diesem Grund.

Als er ihr Auto schließlich vor ihrem Wohnhaus parkte und immer noch nichts gesagt hatte und auch keine Anstalten machte, dies ändern zu wollen, war es letzten Endes doch Tenten, welche die Stille wieder brach (nicht, dass sie das bei Neji nicht gewöhnt wäre).
 

»Willst du mir nicht erklären, was heute Abend passiert ist?« Tenten atmete tief durch, weil sie nicht sicher war, ob sie jeden Moment die Nerven verlieren könnte oder ob sie diesen Punkt schon lange hinter sich gelassen hatte.
 

Neji sah lieber stur geradeaus als zu Tenten. »Wenn ich die Wahl hätte, würde ich dazu tendieren, es eher nicht zu wollen.«
 

»Dann lass es mich anders formulieren«, setzte Tenten noch einmal an, bemüht ruhig, auch wenn sie nicht sicher war, ob es nicht besser wäre, ihn einfach anzuschreien (nicht, um eine Antwort zu bekommen, sondern einfach für ihr eigenes Wohl). »Du weißt, wie gut ich darin bin, dich zu nerven. Besonders, wenn ich etwas möchte. Aber davon mal abgesehen, hast du nur eine einfache Entscheidung zu treffen: möchtest du es mir erklären oder sollen Ino oder Shikamaru es machen? Oder Kiba?«
 

»Bevor ich es dir erzähle, solltest du dir aber sicher sein, dass du es auch wirklich wissen möchtest. Denn noch können wir so tun, als wäre nichts passiert.« Neji klang ernst und sachlich, aber Tenten vernahm ebenso den leicht unsicheren Unterton, welcher in seiner Stimme mitschwang. »Wenn ich es dir aber erklären soll, dann musst du versprechen, dass es auch weiterhin ein Geheimnis bleibt. Du kannst mit niemandem darüber sprechen, der es nicht weiß. Niemals. Auch nicht aus Versehen. Besonders nicht aus Versehen.«
 

»A-«
 

Neji sah sie tadelnd an, während er sie unterbrach. »Tenten, nachdenken, nicht einfach antworten.«
 

»Aber ich muss darüber wirklich nicht nachdenken«, versicherte Tenten ihm bedenkenlos. »wir sind Freunde, seit ich denken kann. Ich wusste nicht einmal, dass es überhaupt Geheimnisse zwischen uns gibt. Ich nerve dich mit jeder Kleinigkeit und vertraue dir alles an, auch wenn du vieles davon wahrscheinlich gar nicht wissen willst. Und ich dachte eigentlich, dass du mir auch vertraust.«
 

»Ich vertraue dir«, beteuerte Neji. »Andernfalls würden wir diese Unterhaltung gar nicht führen.«
 

»Gut.« Tenten lächelte das erste Mal seit Stunden an diesem Abend, wenn auch nur kurz, ehe sie wieder ernster wurde. »Also? Shikamaru kann durch Wände gehen und Ino wusste, wo ich diesen Abend sein würde?«
 

»Shikamaru kann feste Materie problemlos durchdringen und gegebenenfalls dabei jemanden mitnehmen, was du bereits am eigenen Körper erfahren hast. Zu seiner Familienlinie gehört aber eher, dass er sich unsichtbar machen kann. Ino hingegen kann Gedanken und Gefühle lesen und über Gedanken mit Personen kommunizieren. Sie hatte heute Nachmittag, als du im Kage warst, gehört, dass du vorhattest, heute Abend das Uchiha Anwesen aufzusuchen, und mich sofort angerufen.«
 

»Das erklärt einiges«, fing Tenten an, nachdem sie einige Male tief durchgeatmet hatte. Hätte sie Shikamaru vorhin nicht bereits in Aktion erlebt, hätte sie Neji vermutlich nicht geglaubt, aber so blieb ihr irgendwie nichts anderes übrig, auch wenn es alles sehr merkwürdig klang (allerdings benahmen sich ihre Freunde ab und an auch einfach nur merkwürdig, insofern gab es einen kleinen Teil in Tentens Kopf, der es einfach hinnehmen konnte). »Und Kiba? Hat er auch eine... besondere Gabe oder weiß er einfach nur davon?«
 

»Geschärfte Sinne«, gab Neji die knappe Antwort.
 

Tenten nickte nur. »Und... wer gehört sonst noch zu... euch?«
 

»Naruto, Hinata«, setzte Neji an, bevor er es sich anders zu überlegen schien und seine Antwort in eine andere Richtung lenkte. »Naruto und Hinata.«
 

Tenten, die es gemerkt hatte, hakte selbstverständlich nach. »Und?«
 

»Vertraue mir, wenn ich dir sage, dass du nicht von allen Sodalitas wissen willst.« Neji schenkte Tenten ein kleines Lächeln. »Für den Anfang reicht es erst einmal, dass du von uns weißt, damit hast du schon genug zu verarbeiten.«
 

»Okay«, stimmte Tenten unsicher zu. Doch bevor ihre Gedanken dahingehend abschweifen konnten, wer wohl noch alles Fähigkeiten besaß, von denen sie keine Ahnung hatte, stolperte sie über ein Wort, welches Neji soeben hatte fallen lassen. »Sodalitas
 

»Sodalitas ist der Name unserer kleinen Gruppe. Das schließt uns ein und einige unserer Freunde. Aber davon abgesehen bezeichnet man uns eher als Ceteri. Menschen mit übermenschlichen Fähigkeiten.« Neji atmete einmal tief durch. »Aber die meisten von uns sind weder gefährlich noch besonders anders als beispielsweise du.«
 

Tenten sah ihn kurz verwirrt an, weil er etwas aufgeworfen hatte, was sie bisher noch gar nicht bedacht hatte. Innerlich schlug sie sich gegen den Kopf, weil sie so naiv war, daran überhaupt nicht zu denken, wobei es aus ihrer Sicht vermutlich ein naheliegender Gedanke sein müsste. »Und was ist mit denen, die gefährlich sind?«
 

»Denen solltest du lieber aus dem Weg gehen. Besonders jetzt, wo du von ihnen weißt, denn die meisten mögen es gar nicht, wenn man ihr Geheimnis kennt.« Neji machte eine kurze Pause, ehe er weiter sprach. »Eine Namensliste kann ich dir leider nicht geben; die meisten kennen wir sowieso nicht und finden es erst heraus, wenn sie uns mal über den Weg laufen, sofern sie nicht aus einer bekannten Familie stammen. Und eine Liste dieser Familiennamen sollte es erst recht nicht geben.«
 

»Lass mich raten, Sasuke Uchiha würde auf dieser Liste stehen?«
 

Neji zögerte seine Antwort einen Moment heraus und schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Bei Sasuke ist es schwierig. Er ist ein kleiner Feuerteufel und offensichtlich vom Weg abgekommen, aber Naruto möchte ihn immer noch nicht aufgeben.«
 

»Hat er Hiruzen Sarutobi umgebracht?«
 

»Nein, Explosionen sind nicht sein Ding. Und es würde mich wundern, wenn er irgendetwas damit zu tun hatte, denn es passt nicht wirklich in sein Schema«, klärte Neji sie auf, ehe er einen Moment nachdachte und fortfuhr: »Aber der Fall ist dennoch nichts für dich, auch wenn er es nicht war. Und ich hoffe, du verstehst jetzt, weshalb ich das sage und gehst nicht wieder auf eigene Faust los und bringst dich damit in noch größere Schwierigkeiten.«
 

Tenten sah Neji einen Augenblick durchdringend an. »Du weißt, wer es war, oder?«
 

Neji schwieg.
 

»Also weißt du es, wirst es mir aber nicht sagen.«
 

»Ich will nur nicht, dass du dich in Gefahr begibst. Schon gar nicht, solange du es noch nicht vollkommen verstehst. Und das tust du noch nicht, aber ich kenne dich lange genug, um zu wissen, dass es dich bereits reizt, mehr darüber herauszufinden und denjenigen zu fassen. Aber das wird nicht passieren.«
 

»Ich finde, ich habe es ganz gut aufgenommen«, widersprach Tenten ihm energisch. »Siehst du, ich bin nicht einmal panisch geworden oder in Tränen ausgebrochen, sondern ganz ruhig geblieben. Was wolltest du denn mehr?«
 

»Das war bisher auch nicht das, weshalb ich denke, dass du ausrasten wirst.« Tenten holte Luft und wollte etwas erwidern, aber Neji war schneller. »Und Ino hatte bereits vermutet, dass du das Ganze nicht allzu schlimm aufnehmen wirst. Aber du solltest ihr in nächster Zeit vielleicht etwas aus dem Weg gehen, es ist manchmal etwas anstrengend mit ihr, wenn man erst einmal weiß, was sie kann, und sie es deshalb auch ausnutzt.«
 

»Glaub' mir, wenn ich dir sage, dass Ino auch nicht unbedingt meine erste Wahl gewesen wäre. Aber, was mich viel mehr interessiert, wäre, was du-«
 

Neji unterbrach sie, bevor sie weitersprechen konnte. »Vielleicht solltest du dich mit Chouji unterhalten. Er ist ebenso wie du Geheimniswahrer und kann dich vermutlich neben Ino aktuell am besten verstehen.«
 

»Gut, ich rede mit Chouji, ab-«
 

»Ich sollte dann lieber gehen. Gute Nacht, Tenten.«
 

Und Tenten war sich nicht sicher, ob sie Neji schon einmal so schnell hatte verschwinden sehen. Ganz offensichtlich gab es da noch irgendwas, dass er ihr nicht sagen wollte.Und obwohl Tenten bisher erstaunlich ruhig geblieben war, war es diese Tatsache, die sie ungeheim nervös machte und leichte Panik in ihr aufsteigen ließ.

Was hatte Neji damit gemeint, dass bisher noch nicht erwähnt worden war, was sie wirklich ausrasten lassen würde? War das denn noch nicht alles? Gab es etwas, dass noch unglaublicher war? Noch unglaubwürdiger? Etwas, das sie mehr aus der Bahn werfen könnte?
 

.

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1162, Mittwoch, 14. Februar, 04:13 Uhr
 

Neji war so schnell verschwunden, dass Tenten die Frage, welche sie unbedingt noch stellen wollte, nicht mehr hatte stellen können. Sie war es gewöhnt, dass er ihr bestimmte Fragen nicht beantwortete, weil es ihm überflüssig erschien oder er einfach keine Lust hatte. Oder ihm die Frage unpassend erschien. Ja, Tenten war es gewohnt, dass Neji schwieg. Nicht jedoch, dass er einfach verschwand.

Erst, als sie in ihre Wohnung gegangen und sich auf ihr Sofa hatte fallen lassen, war ihr aufgefallen, dass sie noch gar nicht wusste, welche besondere Gabe Neji eigentlich besaß. Und sobald ihr diese klitzekleine Kleinigkeit aufgefallen war, fingen ihre Gedanken an, sich zu drehen. Ob das der Grund war, weshalb sie ausrasten würde? Wegen seiner Gabe?

Aber was müsste das schon für eine Fähigkeit sein, damit er Shikamaru toppen könnte? Der konnte sich immerhin unsichtbar machen. Unsichtbar. Auch wenn Tenten es noch nicht erlebt hatte (obwohl sie sich da noch nicht einmal sicher sein konnte), war ihr durchaus bewusst, was er damit alles anstellen könnte. Andererseits war es natürlich Shikamaru, über den sie hier nachdachte, und der schien nicht wirklich der Typ, der irgendetwas anstellen würde, weil es ihm grundsätzlich alles viel zu anstrengend wäre.

Oder Ino? Die Frau wusste, was man fühlte, was man dachte. Die privatesten Gedanken waren für Ino nicht privat. Und wenn sie jetzt so darüber nachdachte, fragte sie sich doch tatsächlich, warum Ino ab und an so unglaublich unsensibel sein konnte, wenn sie doch im Grunde genau wusste, was in einem vorging. War das Tarnung?

Und Kiba... Kiba erschien ihr am normalsten von den Dreien. Nicht ganz so abgefahren. Oder übermenschlich. Denn selbst mit seiner Gabe war er doch nicht groß anders als sie und konnte nicht wirklich mehr. Mit ein wenig Training könnte Tenten vielleicht sogar ähnliche Fähigkeiten aufbauen, wenn auch vermutlich nicht so ausgeprägt... wobei sie natürlich keine Ahnung hatte, wie ausgeprägt seine Sinne waren. Und mit großer Wahrscheinlichkeit machte sie sich etwas vor, wenn sie sich einredete, dass sie eine Chance hätte, durch Training Ähnliches zu erreichen...

Und Naruto und Hinata? Nun, Tenten wusste nicht, welche Fähigkeiten die beiden hatten, aber das waren Naruto und Hinata. Naruto und Hinata. Und Tenten bezweifelte, dass die beiden, ganz gleich, was sie Außergewöhnliches konnten, irgendetwas damit anstellten. Oder es in irgendeiner Weise ausnutzten. Besonders Hinata nicht.

Ebensowenig glaubte sie allerdings auch daran, dass Neji irgendetwas in der Richtung machen würde. Neji war ein anständiger Kerl und selbst wenn er beispielsweise Gedanken lesen könnte, würde er die Privatsphäre anderer respektieren. Vielleicht war der Grund, weshalb sie ausrasten würde, also doch nicht seine Gabe. Und je länger sie darüber nachdachte, desto offensichtlicher empfand Tenten es so, dass er es nur gesagt hatte, damit sie sich darauf konzentrierte, was für eine Fähigkeit er wohl besaß, und weniger darauf, was da draußen noch so rumlaufen könnte.

Denn während sie sich darüber den Kopf zerbrach, vergaß sie tatsächlich vollkommen, dass sie noch einen offenen Fall hatte, den es zu lösen galt. Und in dem offensichtlich ein Ceteri der Mörder war. Ein Bombenspezialist. Oder jemand, der Dinge explodieren lassen konnte? Ohne herkömmliche Bombe samt Sprengstoff, sondern einfach nur... so.

Und das war ein durchaus beunruhigender Gedanke. Unsichtbarkeit und Gedankenlesen waren eine Sache; eine lebendige Bombe, die in der Gesellschaft rumlief, eine ganz andere Bedrohung. Wesentlich destruktiver. Gefährlich in einem Maß, welches Tenten noch nicht ganz einzuschätzen vermochte. Aber nichtsdestotrotz ein Mörder, der hinter Gittern gehörte. Auch wenn Tenten noch nicht wusste, wie sie es anstellen könnte, oder, ob sie überhaupt eine Möglichkeit hatte, ihn zu finden, wenn alle, die etwas über ihn wussten, vermutlich gegen sie arbeiten würden. In diesem Moment wusste Tenten noch nicht einmal, ob sie überhaupt bereit war, das Risiko einzugehen, denn ihre Gedanken malten ihr kein wirklich einladendes Bild.

Doch dann wiederum... sie war Polizistin. Es war ihr verdammter Job, Verbrecher einzufangen. Und wenn sie es jetzt nicht einmal mehr versuchte, dann konnte sie ihren Beruf auch gleich wechseln, denn was war schon eine Polizistin, die aus Angst der Gefahr aus dem Weg ging und einem Verbrechen den Rücken kehrte? Damals hatte sie sich geschworen, vor nichts zurückzuschrecken und immer ihr Bestes zu geben. Und selbst wenn es vermutlich eine dumme - wirklich, wirklich, wirklich dumme – Idee war, könnte sie alles Andere nicht mit ihrem Gewissen ausmachen (zumal dumme Ideen durchaus nichts Neues für sie waren; und bisher hatte sie sie auch alle heil überstanden).

Alles in Allem brachte ihr diese ganze Gedankenachterbahn aber auch nur Kopfschmerzen und keinen Schlaf, so dass Tenten bereits morgens früh um vier Uhr aufgab und wieder aufstand. Mit ihrer Zeit konnte sie schließlich Besseres anfangen, als nachts wach im Bett zu liegen.

Tenten stand bereits in der Dusche, als ihr wieder einfiel, dass sie erst knappe sechs Stunden zuvor geduscht hatte, bevor sie ins Bett gegangen war, und so beschränkte sie sich doch nur aufs Zähneputzen, ehe sie sich anzog und in die Küche ging, denn Tenten wusste durchaus noch, trotz all der anderen Sachen, die aktuell in ihren Gedanken herumschwirrten, dass heute Valentinstag war und sie noch ein Projekt in Angriff nehmen musste.

Auch wenn sie nicht sicher war, ob Neji die Schokolade überhaupt noch verdiente; andererseits war vielleicht gerade das der Grund, weshalb sie darauf bestehen sollte, dass er sie aß - besonders wenn sie begutachtete, was sie gerade so fabrizierte (aber wenigstens hatte sie viel Zeit und damit viele Versuche, ehe die Arbeit wieder rief).
 

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1162, Mittwoch, 14. Februar, 08:36 Uhr
 

Als Tenten morgens Lee zur Arbeit abholte und ihn das erste Mal sah, nachdem Neji ihr sein Geheimnis (mehr oder minder freiwillig) anvertraut hatte, überkam sie augenblicklich das Bedürfnis, Lee davon zu erzählen. Von einfach allem, was gestern so geschehen war. Doch sie biss sich vorsichtshalber auf die Zunge, damit sie gar nicht erst auf dumme Gedanken kam.

Im nächsten Moment hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie überhaupt daran gedacht hatte, es zu verraten. Dann hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie ein schlechtes Gewissen hatte. Denn immerhin war Lee neben Neji ihr bester Freund und sie erzählte ihm ebenso alles wie er ihr, daher sollte sie kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie ihm etwas erzählen wollte. Dass sie es dennoch nicht konnte, war eine andere Angelegenheit, wegen der sie allerdings auch kein schlechtes Gewissen haben sollte.

Nachdem sie Lee begrüßt hatte, atmete Tenten einmal tief durch und ordnete ihre Gedanken wieder. Sie war es nicht gewohnt, Geheimnisse vor einem ihrer beiden besten Freunde zu haben (gut, sah man davon ab, dass sie Neji nie gesagt hatte, dass sie sich irgendwann während ihrer Schulzeit in ihn verliebt hatte, was er aber garantiert sowieso wusste), aber wenigstens hatte sie auch nur das Bedürfnis, den beiden alles zu erzählen und niemand anderem. Und Tenten konnte Geheimnisse behalten, schließlich behielt sie immer mal wieder ein Geheimnis von Ino oder Hinata (auch wenn sie das dumme Gefühl hatte, dass das doch irgendwie ein wenig was anderes war).

Lee redete während der ganzen Fahrt auf sie ein, wie er es nun einmal jeden Morgen tat, aber Tenten bekam kaum etwas davon mit. Stattdessen zerbrach sie sich den Kopf darüber, wann sie Chouji besuchen sollte, denn mit irgendjemandem musste sie sprechen. Vermutlich war deshalb auch der Drang, es Lee zu erzählen, so groß...
 

»Alles okay bei dir, Tenten?«, riss Lee sie plötzlich aus ihren Gedanken. Tenten hatte gar nicht bemerkt, dass er aufgehört hatte, von seinem restlichen gestrigen Tag zu berichten. Zumindest vermutete sie, dass er es getan hatte, weil er es eigentlich immer tat.
 

Tenten lächelte Lee freundlich an. »Entschuldige, was hast du gesagt?«
 

»Ich habe gefragt, ob bei dir alles in Ordnung ist.« Lee zog fragend eine Augenbraue nach oben, was Tenten jedoch nicht mehr mitbekam, weil ihr Blick schon wieder zur Fahrbahn glitt. »Du wirkst so abwesend.«
 

»Schlecht geschlafen«, versuchte Tenten ihren besten Freund abzuwimmeln, denn so merkwürdig sie es auch fand, Lee hatte einen erstaunlich empfindlichen Sensor dafür, wenn ihr etwas schwer im Magen lag oder sie beschäftigte und hakte meistens so lange nach, bis sie ihm die Wahrheit sagte.
 

»Ist deine Schokolade für Neji nichts geworden?«, hakte Lee auch sofort unverblümt weiter nach.
 

»Was? Ehm...« Tenten überlegte einen Moment, ob das Thema ihn gut genug ablenken könnte, wenngleich es nicht gerade das Beste war, worüber man mit Lee sprechen konnte. Der übertrieb nämlich immer. »Ja?«
 

»Er mag doch sowieso keine«, versicherte Lee ihr überschwänglich. »Vermutlich erwartet er auch gar nicht, dass sie besonders gut wird.«
 

»Gerade weil er es nicht erwartet, musste sie gut werden«, wand Tenten ein. Ihr letzter Versuch war auch durchaus gelungen (besonders im Vergleich zum ersten, der auch nur so daneben ging, weil sie nicht wirklich bei der Sache war), aber das würde sie Lee sicher nicht auf die Nase binden.
 

»Wenn du dir Mühe gegeben hast, wird sie schon gut geworden sein. Mit viel Liebe.« Lee grinste und betonte das letzte Wort besonders, während Tenten nur mit den Augen rollte, bevor er schnell noch anfügte: »Essen wird er sie aber trotzdem nicht.«
 

»Ha, das werden wir ja noch sehen.«
 

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1162, Mittwoch, 14. Februar, 11:57 Uhr
 

Als Tenten das Hidden Leaf Police Department betrat, war sie deprimiert. Die Befragung der Lehrer an der Senju High hatte nichts gebracht. Zwar hatte sie auch nicht auf die größten Erfolge für den Fall gehofft, aber wenigstens ein paar Informationen, die sie in irgendeiner Weise weiterbringen könnten, wären nett gewesen. Hinweise, wer etwas gegen Hiruzen Sarutobi oder die Schule gehabt haben könnte. Hinweise, ob gerade irgendwas im Argen lag oder es Probleme gab. Hinweise, ob in letzter Zeit etwas anders gewesen wäre als sonst.

Doch obwohl durchaus alle Lehrer mit ihnen sprachen, lenkten sie im Grunde ständig nur vom Thema ab und schwelgten in Erinnerungen, wie es doch noch war, als Lee und Tenten bei ihnen zur Schule gingen. Und die Lehrer, die zu ihrer Zeit noch nicht unterrichtet hatten, hörten fasziniert zu oder erzählten von ihren Schulerinnerungen oder berichteten, wie gut sich die Schule entwickelt hatte und was für ein Verlust der Tod des Schulleiters doch war.

Tatsächlich war das noch nicht einmal das Problem. Nein, das Problem war viel mehr, dass Tenten durchaus wusste, dass die Lehrer (oder zumindest ein Teil von ihnen) etwas wussten - sie wollten es nur weder Lee noch ihr sagen. Als hätten sie keine ausreichende Sicherheitsstufe für eine solche Information. Tenten war durchaus in der Lage Eins und Eins zusammenzuzählen und kam daher schnell zu dem Schluss, dass sie mit dieser Vermutung recht hatte. Allerdings konnte sie ihnen schlecht an den Kopf werfen, dass sie durchaus wusste, was hier ablief und man ihr gefälligst Antworten geben sollte.

Daher schwieg Tenten, lächelte freundlich und bedankte sich, ehe sie mit Lee zur Wache fuhr. Und obwohl sie damit hätte rechnen müssen (schließlich hatte Neji es mehr als einmal erwähnt), sank ihre Laune tatsächlich noch ein wenig weiter, kaum dass sie ihren Vorgesetzten entdeckte.

Oder viel mehr den Mann, der neben Gai-sensei stand. Kakashi Hatake. Der Mann mit den zu allen Seiten abstehenden weißen Haaren, der langen Narbe, die über sein linkes Auge läuft, von der Augenbraue bis zur Wange, und der ruhigen und entspannten Stimme. Der Mann, der eine unglaubliche Laufbahn hingelegt hatte und eigentlich immer nur mit einem ganz bestimmten Grund in ihrer Wache auftauchte. Um ihnen ihren Fall zu entziehen (und ihn meistens danach mit seinem Team selbst zu übernehmen).

Es war bisher noch nicht häufig passiert. Um genau zu sein, war dies das dritte Mal. Das dritte Mal, dass Tenten Kakashi Hatake sah. Das dritte Mal, dass einer ihrer Fälle von jemand anderem übernommen werden würde. Das dritte Mal, dass sie nicht gut genug war, um den Fall selbst zu lösen, und mit einem anderen (einfacheren) abgespeist wurde.

Doch im Gegensatz zu den vorherigen beiden Malen wusste Tenten dieses Mal, woran es lag. Und während sie die ersten beiden Male nicht mochte, aber schon irgendwie damit klar kam, sich kurz darüber aufgeregt hatte, ehe sie sich damit abfand, war es diesmal anders. Dieses Mal blieb sie ganz ruhig und nahm es für den Anfang hin. Denn es mochte sein, dass es nicht mehr ihr Fall war, aber sie würde dennoch irgendwie zeigen, dass sie nicht nutzlos war, nur weil sie keine besondere Gabe oder außergewöhnliche Fähigkeit besaß.

Sie hatte sich jetzt den ganzen Morgen den Kopf darüber zerbrochen, ob und wie sie damit klar kommen würde, was Neji ihr letzten Abend eröffnet hatte. Sie fand es faszinierend, interessant, in einem guten Maße beängstigend und war sich immer noch nicht sicher, ob sie das Gesamtbild, welches sich ihr nun bot, verstand, aber ebenso empfand sie es auch als eine Herausforderung. Ein neuer Ansporn, besser zu werden. Es würde nicht einfach werden, aber sie war gut und sie konnte besser werden. Und irgendwann würde man ihr auch solche Fälle nicht mehr entziehen. Irgendwann wäre sie gut genug dafür.
 


 

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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  kimje
2015-03-08T11:07:27+00:00 08.03.2015 12:07
Ich finde die fanfic bisher richtig gut.
Wird es noch weiter gehen?
Von:  Jacward
2012-02-26T20:31:42+00:00 26.02.2012 21:31
YEAH, endlich wieder eine neue Neji/Tenten ff! (Also hab sie vorhin erst gefunden ^^)
Mir hast gut gefallen bis jetzt. Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht!!

LG
Von:  mudblood
2012-02-23T15:56:56+00:00 23.02.2012 16:56
Huhu x)

Als ich muss sagen: Deine Story gefällt mir! :3

Sie ist sehr spannend und man fiebert wirklich mit. Dein Schreibstil ist auch sehr schön. Man kommt nicht ins stocken und kann.. äh ja. In einem Fluss durchlesen. Sehr schön.

Die Idee allgemein gefällt mir sehr gut. Das Neji, Ino, Shikamaru etc besondere Gaben haben und es halt geheim halten müssen. Irgendwie wie kleine Superhelden. Und das Tenten all das durch ihre sture Ader herausgefunden hat x3

Sehr interessant und die Geschichte wirft natürlich viele Fragen auf. Ich möcht auch zu gerne wissen, wieso der Mord geschehe ist etc. Also hau in die Tasen und lass es mich erfahren :>

Bin schon sehr gespannt! :3
Von:  fahnm
2012-02-14T21:05:47+00:00 14.02.2012 22:05
Hammer Kapi^^
Von:  Kaninchensklave
2012-02-14T15:23:21+00:00 14.02.2012 16:23
ein Tolles Kap

frage mich schon wer Saurotobi umgebracht hat
und warum

Bin schon gespannt was TenTen noch so alles erfährt
Von:  MoonlightWhisper
2012-02-13T22:02:03+00:00 13.02.2012 23:02
Oh Gott, die Wichtelgeschichte hätte ich beinahe vergessen!
Ich habe es leider heute nur geschaft das erste Kapitel (nun ein wenig überarbeitet, trotzdem einfach nur genial und spannent) zu lesen.
Leider habe ich auch die nächste Tage nicht soviel Zeit, werde aber bei jedem Kapitel ein Kommentar hinterlassen.
Schließlich sollte man dir Altäre bauen ;)
Viel neues kann ich leider nicht zu deinem Schreiben sagen, denn du kennst meine Meinug.
Du bist einfach gut und ich lese gerne Sachen von dir

lg Cliona
Von:  fahnm
2012-02-13T21:33:28+00:00 13.02.2012 22:33
Klasse Kapi^^
Freue mich aufs nächste kapi^^
Von:  Kaninchensklave
2012-02-13T21:32:53+00:00 13.02.2012 22:32
ein tolles Kap
ich kann TenTen verstehen das sie nicht lange bleiben möchte
denn wer würde das schon gerne
bin gespannt was sie im Alten Uchia Anwesen sucht und hofft zu finden

GVLG
Von:  fahnm
2012-02-12T21:38:28+00:00 12.02.2012 22:38
Hammer Kapi^^
Von:  Kaninchensklave
2012-02-12T18:12:33+00:00 12.02.2012 19:12
Nad as fängt ja schon mal vielversprechend an
bin schon gespannt wie es weiter geht


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