Smile (Drabble) Lottie, Glen x Jack
Lottie hatte es nie verstanden. Dieses sanfte Lächeln, das die Lippen ihres Masters umspielte, wann immer diese Bezarius Nervensäge an seiner Seite war. Es war in keiner Weise vergleichbar mit dem strahlenden Lächeln, das dauerhaft auf Jacks Lippen fixiert zu sein schien. Nur ein leichtes Anheben der sonst so starren Mundwinkeln, und dennoch ein Ausdruck von Vertrautheit der einzig und alleine Jack vergönnt war.
Doch nun stand sie hier, wie festgefroren, ihre Augen weit aufgerissen auf eine Szenerie gerichtet, die sie wohl niemals mit ansehen hätte sollen. Endlich gelang es ihr sich aus ihrer Erstarrung zu lösen, und mit klopfendem Herzen schaffte sie es sich unbemerkt von den beiden eng umschlungenen Männern zurück zuziehen.
So sehr es schmerzte es sich einzugestehen, nun verstand sie die Bedeutung des Lächelns endlich. Es war kein Gesichtsausdruck, den man einem Freund zeigte. Es war das Lächeln eines Mannes, der verliebt war.
Tears (Oneshot) - Vincent, Gilbert (Pre-Sablier no Higeki)
Mit kindlicher Begeisterung überblickte der kleine blonde Junge den belebten Marktplatz, bevor er dann, gezwungen durch den sein Handgelenk umklammernden Griff, weiter hinter seinem Bruder herstolperte. Dieser würdigte den bunten Trubel um sie herum keines Blickes. Seine Aufmerksamkeit galt einzig und allein der riesigen Auswahl an Lebensmittel, die auf den etlichen Ständen angepriesen wurde.
“Nii-san, nicht so… schnell…”, protestierte Vincent, der mit seinen kurzen Beinen kaum mit seinem älteren Bruder mithalten konnte bereits nach wenigen Schritten, während er seine tief ins Gesicht gezogene Mütze etwas nach oben schob um besser sehen zu können. Allerdings konnte er trotz des verbesserten Sichtfelds nicht verhindern, dass er direkt in seinen Bruder hineinlief, der plötzlich ohne jegliche Vorwarnung angehalten hatte.
“Nii-san…?” Von der leisen Stimme aus den Gedanken gerissen wandte Gil sich um. “Tut mir leid, ich…” Als er seine goldfarbenen Augen auf seinen, ängstlich zu ihm hochblickenden Bruder richtet hielt er inmitten seiner Entschuldigung inne, griff stattdessen sofort nach Vincents Mütze um diese am Saum wieder tiefer in sein Gesicht zu ziehen. Etwas zu tief. Um überhaupt noch etwas sehen zu können, musste Vincent seinen Kopf nun leicht in den Nacken legen.
“Ich habe dir doch gesagt, dass du sie auf keinen Fall hochziehen darfst!” Bei dem harschen Tonfall seines Bruders zuckte Vincent leicht zusammen und senkte schuldbewusst den Blick.
“Tut mir leid, Nii-san…”, antwortete er mit leiser Stimme. Er wollte Gil doch keine Probleme machen. Immerhin war es das erste mal, dass der Ältere ihn zum Marktplatz mitnahm. Alles war neu und aufregend, da hatte er für einen kurzen Moment vergessen, was er seinem Bruder versprechen hatte müssen bevor sie aufgebrochen waren.
Obwohl er krampfhaft versuchte es zurück zu halten, konnte er nicht verhindern dass sich seine zweifarbige Augen mit Tränen füllten. Er war eben noch ein Kind. Voll naiver Begeisterung für diesen Ort, den sein älterer Bruder einzig und alleine deshalb regelmäßig aufsuchte um Essen für sie beide zu beschaffen.
Viel zu beschäftigt damit die Tränen mit dem Handrücken wegzuwischen bemerkte er nicht, wie sich Schuldgefühle offensichtlich in Gils Gesicht widerspiegelten.
Erst als der Ältere vor ihm in die Knie ging, seine Hand sanft beiseite schob um nun seinerseits die Tränen wegzuwischen, wagte Vincent es zögernd seinen Blick anzuheben.
Ein sanftes Lächeln umspielte Gils Lippen als er seinem Bruder beruhigend über den Kopf strich.
“Ist schon in Ordnung… Aber du musst jetzt die ganze Zeit über ganz fest daran denken, dass du Mütze nicht hochschieben darfst, ja? Deine Augen sind etwas ganz besonderes.… Du darfst sie nur Menschen zeigen, die dir ganz wichtig sind…” Jeglicher Vorwurf war aus seiner Stimme verschwunden, stattdessen klang sie ruhig und sanft.
“Ich zeige sie nur dir alleine, Nii-san!” Wie um seine enthusiastisch ausgesprochenen Worte noch zu unterstreichen, legte er seinen Kopf noch weiter in den Nacken, sodass Gil direkt in seine glasigen, zweifarbigen Augen blicken konnte. Der angesprochene zwang ein Lächeln auf seine Lippen bevor er wieder nach der kleinen Hand griff und diese sanft drückte.
“Danke…”
Chain (Oneshot) - Glen x Jack (SPOILER Retrace 57!)
Als Jack an diesem ruhigen Nachmittag, wieder einmal auf der Flucht vor Charlotte, leicht außer Atem aus dem Gebüsch
zu ihm auf die Lichtung trat und ihn damit aus seinen Gedanken riss, hatte er noch in keiner Weise geplant, den Blondschopf
in all die Dinge einzuweihen, die ihn beschäftigten.
Wie war es nur soweit gekommen? Weswegen hatte er dieses Geheimnis nun plötzlich offenbart? Ohne, dass er es bemerkt hatte,
hatte Jack es geschafft Zugang zu ihm zu finden, unbeindruckt von seinem kühlen, emotionslosen Verhalten und ständig
an seiner Seite, obwohl er ihm nie zeigte, dass er seine Nähe schätzte.
"Du... wirst zum Chain?"
Smaragdgrüne Augen musterten ihn mit einer Mischung aus Unglauben und Besorgnis.
Das feingeschnittene Gesicht unruhig und bar der üblichen Fröhlichkeit.
Ein Fehler. Es war ein riesiger Fehler gewesen es überhaupt auszusprechen.
Egal wie nahe der Zeitpunkt rückte, in dem dieser geschwächte Körper sein Limit erreichen würde, der Vessalius Sproß
hatte damit nichts zu tun.
Und dennoch setzte er zur Antwort an. Ohne auch nur eine Miene zu verziehen.
"Genau genommen nicht ich, sondern dieser Körper aus Fleisch und Blut.
Ohne seine Seele verschlingt die Macht des Abyss ihn und verwandelt ihn in einen Chain.
Ein Chain, der es sich als Ziel setzt die Seele im nächsten Körper zu beschützen..."
Erneut senkte sich Schweigen über sie, bevor Jack die Stille brach, ein leicht nostalgisches Lächeln auf seinen Lippen.
"Klingt wirklich romantisch. Der aus dem Körper entstandene Chain fühlt sich angezogen von der Seele..."
Seine sonst so starren Mundwinkel hoben sich leicht an, allerdings nicht wirklich
um seinem Amüsement Ausdruck zu verleihen, sondern vielmehr aus Unglauben darüber, dass der Blondschopf
es sogar schaffte diesem ewigen, grausamen Kreislauf etwas positives abzugewinnen.
"Ne, Glen... Wenn man zum Vertragspartner dieses Chains wird... wäre man damit nicht in der Lage ständig an deiner Seite zu sein?
Verbunden mit deinem früheren Körper und durch die Bestimmung des Chains deine Seele zu schützen auch ständig an der Seite deines neuen Körpers..."
Die sonst so sorglose Mimik des Jüngeren wirkte abwesend, seltsam melancholisch.
Ruckartig hob Glen seinen Kopf, sodass die Vögel auf seinen Schultern plötzlich aufflogen.
Violette Augen blickten direkt in smaragdgrüne. Das erste Mal an diesem Nachmittag spiegelte sich etwas mit Emotionen vergleichbares in dem sonst so emotionslosen Gesicht wieder.
"Wieso willst du das wissen?"
Ein betont ungezwungenes Lachen, falsch und unecht.
"Nur so."
Glens Blick ruhte eine Weile auf ihm, bevor er sich wortlos abwandte.
"Ich bin müde. Wenn du auftauchst rede ich aus einem unbestimmten Grund immer viermal mehr als sonst..."
Nachdem Jack sich mit seinem glockenhellen Lachen verabschiedet hatte, blickte Glen dem Jüngeren hinterher bis seine schmale Statur im Dickicht verschwunden war.
Seine von feinem Leder verhüllten Hände ballten sich zu Fäusten.
Wieso hatte er dieses Geheimnis nun plötzlich gelüftet?
Was war es gewesen, das ihn dazu getrieben hatte?
Blasse Lippen pressten sich so fest aufeinander, dass sie nur noch eine schmale Linie bildeten.
Egal wie sehr er es zu leugnen versuchte, er kannte den Grund.
Wann hatte er aufgehört nur für sich alleine zu leben?
Wann war Jack zu einem festen Bestandteil seines Tagesablaufs geworden?
Er war es gewöhnt alleine zu sein, niemanden an sich heran zu lassen, und nun plötzlich...
Indirekt hatte er genau diese Reaktion erhofft.
Jack als der Vertragspartner seines jetzigen Körpers.
Für immer an ihn gebunden.
Wann hatte sich in seinem Inneren nur dieser egoistische Wunsch gefestigt?
"Romantisch, wie?"
Seine sonst so ruhige Stimme bebte vor unterdrückten Emotionen.
Mit einer ruckartigen Bewegung erhob er sich.
