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Monsterparty

von

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Die Erleuchtung

Kapitel 1: Die Erleuchtung
 

„Was für ne bescheuerte Insel soll das denn sein?!“
 

Zorro hatte das Gefühl, von zehn empörten Augenpaaren durchbohrt zu werden, doch er dachte nicht im Traum daran, sich davon aus der Ruhe bringen zu lassen. War ihm doch vollkommen wurscht, was die anderen davon hielten, für ihn war das vollkommener Humbug und so schnell würde er seine Meinung in diesem Punkt wohl auch nicht ändern.

Mal im Ernst, seit wann war es angesagt, sich als Erwachsener, noch dazu als Pirat, möglichst bescheuert zu verkleiden und nach Süßigkeiten zu betteln?
 

So etwas war vielleicht was für einen elenden Kindskopf für Ruffy, aber als waschechter Mann war ein solches Spektakel nur eine einzige Demütigung. Und da er nun einmal in die Kategorie „waschechter Mann“ passte wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge würden ihn keine zehn Pferde dazu bringen, sich als irgendeine Horrorgestalt zu verkleiden.
 

Über den Tresen hinweg lächelte Robin ihm gelassen entgegen und klappte das Buch zu, das vor ihr auf der Tischplatte gelegen hatte. Er ahnte was nun kam und er seufzte resignierend.

„Na komm schon, Robin. Erleuchte uns.“

Sanji versetzte ihm einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf. Unfair.
 

Aber die schwarzhaarige Archäologin lächelte nach wie vor und strich beinahe ehrfürchtig über den alten Einband des Buches, bevor sie sich räusperte und schließlich begann, ihr Faktenwissen vor ihnen auszubreiten.
 

„Auf Yûrei wird am einunddreißigsten Oktober – also morgen – ein Fest namens Halloween zelebriert. Ursprünglich war es ein Fest der Kelten, in dem die Druiden die Jahreszeit der Lebensgöttin, den Sommer, verabschiedeten und die Jahreszeit des Todesfürsten Samhain, den Winter, feierten“, begann sie unter den ermutigenden Blicken ihrer Freunde.
 

Ruffy wurde das alles zu theoretisch und er begann, in seiner Nase zu bohren und Löcher in die Luft zu starren. Sanji verdrehte mit einem kurzen Blick auf seinen desinteressierten Käpt’n bloß die Augen und holte eine neue Keksdose aus dem Schrank.

Dank Lysops neuen Verschlüssen würde der Schreihals damit zumindest für ein paar Minuten beschäftigt sein, vielleicht sogar, bis sein Robin-Hasi ihren brillanten Vortrag vollendet hatte.
 

„Todesfürst?“, entfuhr es Lysop mit viel zu hoher Stimme, kaum das Ruffy die Keksdose freudig an sich gerissen hatte. „Das klingt ziemlich…gruselig, findet ihr nicht auch?“

Robin warf ihm bloß ein leicht ironisches Lächeln zu. „Eigentlich nicht, Herr Schütze“, setzte sie dann erneut an und nippte kurz an ihrem Kaffee.

„Die Kelten glaubten, dass die Trennwand zwischen den Lebenden und den Toten an diesem Abend besonders dünn wäre. Sie glaubten fest daran, in dieser Nacht des Jahres mit den Geistern der Verstorbenen in Kontakt treten zu können und versuchten, sie mit Feiern und Leckereien wenigstens für eine Nacht zurück auf diese Welt locken zu können.“
 

Lysop wirkte keineswegs besänftigt ob dieser Vorstellung. Im Gegenteil. Ihm brach der Angstschweiß aus und er kratzte sich geschäftig an der Nase. „Die wollen auch noch, dass die Toten zurückkommen?“, rekapitulierte er mit leicht panischem Unterton und sah die Schwarzhaarige flehend an, als hoffte er, sie würde ihre Worte wieder zurücknehmen.
 

Robin überging ihn geflissentlich. „Außerdem glaubten sie, dass sich die Toten unter die Lebenden mischen wollten und sich für ein Jahr den Körper eines Lebenden suchen würden. Daher brachten sie ihnen Opfer, damit nicht ihr eigener Körper ausgewählt wurde.“
 

Die Langnase stöhnte entsetzt auf. Aber anscheinend war es nicht nur ihm unbegreiflich.

„Wenn sie so ’nen Schiss davor hatten, dass die Toten sich in ihrem Körper einnisten, warum haben sie sie überhaupt in die Welt der Lebenden gelockt?“, hakte auch Zorro skeptisch nach und verschränkte missmutig die Arme vor der Brust.

„Sie wollten den Kontakt mit Freunden und Familienmitgliedern aufrechterhalten, Herr Schwertkämpfer.“
 

Der Grünhaarige schnaubte spöttisch. „So was Bescheuertes hab ich noch nie gehört. Wenn man tot ist, ist man tot. Als Verbliebener sollte man genügend Vernunft besitzen, loszulassen.“

„Du unsensibles Arschloch“, murmelte Nami resignierend und rieb sich über die Stirn.

Zwar kannte sie Zorro mittlerweile lang genug, um seinen Worten in solchen Gelegenheiten nicht allzu viel Glauben zu schenken und sie hatte längst Hopfen und Malz aufgegeben, diesen Eisklotz irgendwie weich zu klopfen, trotzdem kam sie nicht drum rum, sich jedes Mal über seine ungehobelten Worte aufzuregen.
 

Franky neben ihr schniefte leise. „Darüber sollte ich einen Song schreiben…“, seufzte er und zupfte gedankenverloren ein wenig an seiner Gitarre herum. Chopper zu ihrer anderen Seite blickte Brook aus großen Kulleraugen ängstlich an. „Bist du ein Toter im Körper eines Lebenden, Brook?“, fragte er das Skelett mit leiser, zitternder Stimme.

Der Knochenmann wandte dem Schiffsarzt langsam den Kopf zu. „Ein Lebender besitzt Augen und Mund und Nase, also nein, aber…“ Er wandte sich Nami zu. „Dürfte ich ihr Höschen sehen?“

(Sanji beförderte ihn daraufhin mit einem derben Tritt gegen den versiegelten Kühlschrank, wo er der Sicherheit halber erst einmal liegen blieb und sich tot stellte. [Aber eigentlich war er ja wirklich tot. YOHOHOOO! Knochenwitz!])
 

„Über die Jahre wandelte sich dieser Brauch jedoch enorm ab, und heute verkleiden sich die Menschen auf Yûrei möglichst abschreckend, damit die Toten und Geister an ihnen vorübergehen und sie nicht als Lebende erkennen“, fuhr Robin unbeirrt fort.

In dem Moment, als sie endete, bekam Ruffy endlich den Deckel der Keksdose ab und stieß einen Jubelschrei aus. Seine Crew schmunzelte nachsichtig und ignorierte das Gummibärchen ansonsten geflissentlich.
 

„Das heißt also, wir müssen uns morgen verkleiden, richtig, Robin?“, stellte Nami schließlich die Frage, die ihnen allen mehr oder minder begeistert im Kopf rumspukte.

Die Schwarzhaarige nickte mit einem geheimnisvollen Lächeln. „Korrekt, Frau Navigatorin. Und zwar möglichst abschreckend, um die Toten nicht auf sich aufmerksam zu machen.“
 

„Seht ihr, das ist doch vollkommener Schwach-“, setzte der ehemalige Piratenjäger inbrünstig an, doch Tashigi fuhr ihm über den Mund, kaum dass sie ihm einen knappen Blick zugeworfen hatte, der alles und nichts gleichzeitig bedeuten konnte. „Also, ich finde die Idee gut. Das wird bestimmt lustig.“

Zorro knirschte hörbar mit den Zähnen, und spätestens als Jared sich ebenfalls für die Idee zu begeistern schien und dem Ex-Marineleutnant euphorisch beipflichtete war seine Laune im Keller und er beschloss, sich unter gar keinen Umständen an diesem ganzen Halloween-Kram zu beteiligen. Ganz egal, in welcher Art und Weise.
 

„Das wird bestimmt teuer“, seufzte die junge Navigatorin und überschlug in Gedanken schnell, was von ihrem Vermögen noch übrig war und wie viel davon sie wohl würde verschmerzen können, ohne in Tränen auszubrechen.

Mittlerweile waren sie zu zehnt, mit Jared sogar elf und für alle Kostüme zu kaufen würde wohl nicht gerade billig werden. Da würde sie wohl in den sauren Apfel beißen müssen und ein wenig Geld springen lassen.
 

Schulterzuckend wandte sie sich dann ihren Crewmitgliedern zu. „Solange ihr euch nicht gerade das Teuerste aussucht, geht das in Ordnung“, gab sie dann ihre feierliche Erlaubnis und Zorro sah seine letzte Hoffnung dahinschwinden.

Wenn die geizige Navizicke sogar Kohle dafür rausrückte, musste sie diesen Quatsch ja selbst irgendwo gut finden und dann hatte er so oder so verloren.
 

„Ich werde Zombie!!“, krähte Lysop, der seine Ängste anscheinend recht schnell losgeworden war, begeistert und blickte erwartungsvoll in die Runde.

„Kommt schon…es gibt nichts gruseligeres als Zombies, das müsstet ihr doch mittlerweile wissen…“, seufzte er dann enttäuscht und malte unsichtbare Muster auf die Tischplatte.
 

Kurz darauf brach aufgeregtes Geplapper aus und Zorro ließ seinen Kopf verzweifelt auf der Oberfläche des Tresens aufschlagen, in der dumpfen Hoffnung, dass er möglichst schnell aus diesem Alptraum aufwachte. Die gewünschte Wirkung blieb leider aus.
 

„Ich denke, ich gehe als Hexe“, überlegte Nami laut.

„Ich werde als Teufel gehen“, fuhr Robin nach wie vor lächelnd fort.

„YOHOHO! Ich bin der Knochenmann persönlich!!“

„Ich übernehm’ die Schiffswache.“

„Du kommst mit, Lorenor Zorro, oder ich erhöhe deine Schulden um sechshundert Prozent.“

„DU MISTSTÜCK!!!!!“
 

Ungeachtet seiner gerade erst mühselig verheilten Schusswunden beförderte Sanji den Schwertkämpfer für diese Obszönität gegen die nächstbeste Wand. Und damit war das Thema fürs erste gegessen.
 

= = =
 

Nachdem das Frühstück beendet und die Küche widerwillig von Franky und Brook auf Hochglanz gebracht worden war, beschloss die Mehrheit der Strohhutpiraten, sich an Land zu begeben. Einerseits, weil Ruffy bereits Hummeln im Hintern hatte und ungeduldig plärrend auf dem Rasen der Sunny Go hin und herrollte, als auch weil Nami das Ganze möglichst schnell hinter sich bringen wollte, bevor sie es sich doch anders überlegte und das Geld lieber für sich behielt. Mittlerweile lagen ihre Nerven nämlich bereits blank und immer wieder vertiefte sie sich gedanklich in die Kalkulationen ihrer Finanzen, denn natürlich waren diese dämlichen Kostüme nicht die einzigen Erledigungen, die gemacht werden musste.

Vor nicht einmal einer halben Stunde hatte Sanji ihr beinahe entschuldigend die Einkaufsliste überreicht, die er mühselig in Kleinstarbeit zusammengestellt hatte und nach einem ersten Blick darauf war sie drauf und dran gewesen, das ganze Halloween-Spektakel einfach wieder abzublasen.
 

Aber die anderen hatten Recht, sie hatten schon lange nicht mehr einfach so auf den Putz gehauen und ihren Spaß gehabt, und dieses Event war doch genau das richtige, damit sie zusammen mal wieder feiern konnten.

Außerdem war sie fest davon überzeugt, dass das die Stimmung zwischen dem zunehmend miesepeterigen Zorro und Tashigi sich wieder etwas entspannen konnte.

Seit Jared eher zufällig an Bord gekommen war, wechselten die beiden Schwertkämpfer nämlich kaum noch ein Wort miteinander und beschränkten sich darauf, sich gegenseitig über den Mund zu fahren und sich heimlich Blicke zuzuwerfen.
 

Der arme Jared geriet immer wieder in Konfrontation mit einem offensichtlich tierisch eifersüchtigen Lorenor Zorro, und eigentlich wartete der Rest der Crew nur noch gespannt darauf, wann und wo sich das finale Donnerwetter zwischen den beiden jungen Männern denn nun entladen wurde, denn dieses dauernde hin und her war auf Dauer wirklich anstrengend.
 

So auch jetzt.

Während Nami sich suchend nach Robin umsah und Ruffy nebenher beinahe strangulierte, weil sie ihn energisch im Schwitzkasten und somit unter Kontrolle behielt, fiel ihr Blick auf den mürrischen Ex-Piratenjäger, der oben im Krähennest stand und finster Tashigi und Jared nachstarrte, die fröhlich plaudernd in Richtung Stadt verschwanden.
 

Gedanklich schüttelte die Navigatorin den Kopf über diesen sturen Esel, doch als Ruffys Japsen in immer kürzeren Abständen kam, lockerte sie ihren Griff ein wenig und wandte ihre Aufmerksamkeit dringlicheren Angelegenheiten zu.

Genau in dem Moment kam die schwarzhaarige Archäologin wieder an Deck und lächelte ihr beruhigend zu. „Bereit zum Shopping, Frau Navigatorin?“

„Wenn die Jungs sich endlich mal zusammenreißen würden…“, seufzte Nami entnervt und als der Strohhut sich wieder regte und damit begann, gegen ihren Griff anzukämpfen, verpasste sie ihm einen Schlag auf den Schädel, der ihn zunächst einmal auf die Bretter schickte.

Skeptisch warf sie dann einen Blick hinauf zu Zorro und zuckte gleichgültig mit den Schultern. Ruffy war beim shoppen nun mal ein Hindernis, und sie wusste schon, wem sie diese nervtötende Aufgabe gewissenhaft anvertrauen konnte.
 

„Zorro, du nimmst Ruffy mit! Ich leg euch etwas Geld in die Küche, damit ihr euch Kostüme zulegen könnt! Pass auf ihn auf und achte drauf, dass er keinen Unsinn anstellt. Ich will euch pünktlich um sechs Uhr wieder hier auf dem Schiff haben, verstanden?!“

Irritiert zog Zorro eine Augenbraue in die Höhe, dass wusste Nami ohne auch nur einen Blick nach oben zu werfen. Sie kannte ihre Pappenheimer eben.
 

„Geh doch selber mit ihm Gassi!!!“

„Keine Widerrede, Lorenor, oder ich erhöhe deine Schulden um weitere zehn Prozent.“

„Mach doch! Ich schulde dir rein gar nichts, wir sind quitt, seit ich diese Affen aus der Baroque-Mafia fertig gemacht hab!“

„Wer will denn schon kleinlich sein…ich wünsch euch viel Spaß, bis später!“

„NAMI! DAS KANNST DU NICHT MACHEN! …BLEIB GEFÄLLIGST HIER!! …DU KANNST MICH MAL, DU BLÖDE KUH!!!“
 

Frustriert schnaubend sah der Schwertkämpfer dabei zu, wie Nami und Robin Seite an Seite in Richtung Stadt davon schwebten, ohne ihm weitere Beachtung zu schenken.

Das kam gar nicht in Frage, dass er den Babysitter spielte, während alle anderen ihren Spaß hatten und sich in der Gegend rumtrieben!

Entschlossen, sich dieses Mal nicht irgendeine hirnverbrannte Aufgabe aufs Auge drücken zu lassen, verschränkte er die Arme vor der Brust und warf einen kurzen Blick hinunter aufs Deck, um Ruffy direkt mal zu erklären, dass sie den Nachmittag an Bord verbringen würden.

Aber von seinem Käpt’n fehlte jede Spur.
 

„Aber er war doch…“, murmelte er gedankenverloren vor sich hin und ließ seinen Blick unbehaglich über das Ufer gleiten. Zwischen ein paar Bäumen mit vergilbten Blättern stoben die Vögel auseinander und kurz darauf sah er seinen besten Freund und Vorgesetzten dabei zu, wie er sich munter von Ast zu Ast schwang, auf direktem Weg ins Abenteuer.

Nun ja, jetzt blieb ihm wohl gar keine andere Möglichkeit mehr. In dieser Situation konnte er nicht einfach tatenlos hier rumstehen und dabei zusehen, wie Ruffy sie alle ins Verderben stieß. Er holte tief Luft.

„RUFFYYYYYYYYYYY! WENN ICH DICH IN DIE FINGER BEKOMME, BIST DU SO WAS VON TOT!!!!“

Die Suche

So, weiter geht's.
 

Mittlerweile weiß ich ja, wie der Besuch auf der Halloween-Insel im RPG tatsächlich abgelaufen ist, aber das hat mich nicht daran gehindert, meinen Faden weiterzuspinnen.

Daaa. Lest selbst, bevor ihr mich verurteilt!
 

Guten Rutsch und viel Spaß beim Lesen!
 

Kapitel 2: Die Suche
 

„Ruffy, komm da jetzt sofort runter, oder es wird ungemütlich!!!“, schimpfte der grünhaarige Schwertkämpfer, den Kopf in den Nacken gelegt und die Arme vor der Brust verschränkt.

Es hatte Ewigkeiten gedauert, der Schwachkopf aufzuspüren, was nicht zuletzt auch noch an seinem unterentwickelten Orientierungssinn lag.

Nun hatte er den Käpt’n zwar aufgespürt, allerdings hockte dieser nun in gut fünfzehn Metern Höhe in der Krone eines Baums und weigerte sich, runter zu kommen. Ob das nun daran lag, weil er seinem besten Freund auf die Nerven gehen wollte oder weil er eine Scheißangst vor dem Ärger hatte, der ihn zweifelsohne erwarten würde, war Zorro egal.
 

Er wollte nach dieser Tortur einfach nur wieder an Deck, so viel Sake wie möglich hinunterschütten und vergessen, dass es so etwas wie Halloween überhaupt gab.

Und am besten auch noch die Vorstellung aus dem Kopf kriegen, wie Tashigi und Jared eng umschlungen durch die Stadt schlenderten und sich prächtig amüsierten…
 

Wenn er diesen vermaledeiten Schwertkämpfer, der sich rücksichtslos an Bord geschlichen hatte, mal alleine in die Finger bekam, würde er ihm freudig lachend die Kehle durchschneiden und in seinem Blut herumtanzen. Oder so was ähnliches zumindest.

Zwar würde das eventuell Ärger geben, aber damit konnte er ganz gut umgehen.
 

Womit er keineswegs umgehen konnte, war, dass Tashigi und Jared sich so gut verstanden, und er wurde das Gefühl nicht los, dass die blöde Kuh das mit Absicht machte, um ihn auf die Palme zu bringen.

Okay, das letzte Mal, als sie alleine gewesen waren, hatte er sich total daneben benommen und war ohne Rücksicht auf ihre Proteste über sie hergefallen, aber erstens war ja gar nichts weiter passiert und zweitens war das Ganze nicht einmal seine Schuld gewesen.

Konnte er ja nicht wissen, dass der Giftmischer ihm Viagra ins Bier geschmuggelt hatte.
 

„NAAAHAIIIIIIN!!!“, krähte Ruffy fröhlich zu ihm herunter und hüpfte auf einen noch höher gelegenen Ast, denn bei seinem Schwertkämpfer wusste man eben nie so genau, wie schnell er sein konnte, und es war besser, hundertprozentig außer Reichweite zu sein, wenn seine letzten Nerven in den Ruhestand gingen. Er hatte da schon so einige, leidliche Erfahrungen machen müssen und war sicherlich nicht so dumm, sich freiwillig zur Bestrafung aufzuliefern.
 

Zorro wartete noch einige Minuten geduldig ab und lieferte sich ein hartnäckiges Blickduell mit dem Strohhutträger. Als sein Nacken begann zu schmerzen, fuhr er sich mit einer Hand durch das Gesicht und versuchte, Ruhe zu bewahren.

Ein paar vergilbte Blätter rieselten auf ihn hinab, als Ruffy ebenfalls seine Position änderte und unschuldig zu ihm herunter blickte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er die Beherrschung verlor und seinen Käpt’n dazu zwang, herunterzukommen. Ohne Rücksicht auf Verluste, Knochenbrüche oder eventuelle Todesfälle.
 

„Ich sag’s nur noch ein Mal: Runter da! Sofort!“, schnauzte der ehemalige Kopfgeldjäger gereizt und wischte sich mit einer genervten Handbewegung ein orange-rot verfärbtes Blatt von der Schulter.

Es könnte so ein schöner Tag sein – immerhin war er theoretisch alleine mit sämtlichem Alkohol an Bord – aber die Zimtzicke vom Dienst hatte ihm ja erfolgreich einen Strich durch die Rechnung gemacht und ihm die Plage namens Ruffy auf den Hals gehetzt. Diese vermaledeite Hexe.
 

Während er noch darüber sinnierte, wie und wann sie das würde büßen müssen, entging ihm jedoch nicht, dass Ruffy immer noch hoch über der Welt trohnte und scheinbar durch nichts zu überreden war.

Na gut. Dann eben auf die harte Tour.
 

= = =
 

Zehn Minuten später schleifte Lorenor Zorro seinen Käpt’n am Fußgelenk hinter sich her und scherte sich nicht darum, dass diesem durch etwaiges Gestrüpp, Äste und Steine vermutlich gerade die Haut von den Knochen gerissen wurde.
 

Es war nicht schön gewesen, aber zumindest war er jetzt wieder Herr der Lage und Ruffy gefesselt und geknebelt in seiner Gewalt. Aber er hatte es ja nicht anders gewollt.
 

Nun galt es nur noch, zurück zum Schiff zu finden, und diese Herausforderung gipfelte für ihn in einer erneuten Blamage. In diesem gottverdammten, dunklen Wald sah aber auch jede Ecke gleich aus und dank Ruffys Hang zu eher unkonventionellen Wegen - nämlich ab durch die Büsche – hatte er nicht einmal auf dem Hinweg auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt, wo er sich befand.

„Einfach zurück gehen“ war also keine Option für ihn, ein Weg oder auch nur ein Trampelpfad war ebenfalls nicht in Sichtweite und an den Bäumen konnte er auch nicht unbedingt ausmachen, ob er die gleiche Abzweigung nun wirklich schon zum dritten Mal nahm oder sich das nur einbildete.
 

„Das hast du ja echt super hingekriegt“, fauchte er über die Schulter seinen wehrlosen besten Freund an, der leidgeprüft zu ihm hoch blinzelte und aussah wie das personifizierte Unschuldslamm.

Zorro musste sich beinahe gewaltsam daran hindern, seine Wut nicht an Ruffy auszulassen – immerhin war der Schwarzhaarige zugeschnürt wie ein Weihnachtsgeschenk und nicht in der Lage, auch nur eine überflüssige Bewegung zu machen, geschweige denn, einen Piep von sich zu geben, da sollte er es ihm nicht auch noch krumm nehmen, dass er ihm keine Antwort gab.
 

Trotzdem änderte das nichts an seinem zweifelhaften Zustand der Orientierungslosigkeit.

Ratlos ließ er seinen Blick durch die Gegend gleiten und hatte das unbestimmte, dafür aber ziemlich penetrante Gefühl, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen. Und sein Gefühl log nie, in keinerlei Art und Weise.
 

= = =
 

Nachdem er den Wald gefühlte zwanzig Mal durchquert hatte und Ruffy schon seit geraumer Zeit keinen fruchtlosen Fluchtversuch mehr gestartet hatte, stolperte der Schwertkämpfer das letzte Mal über eine Wurzel und knallte der Nase nach ins Gras.
 

Wutschnaubend teilte er sämtlichen Würmern, die in der kalten Erde unter ihm ihre Gänge gruben, seine Verwünschungen und Flüche mit, aber als er sich auf die Beine rappelte, erkannte er verblüfft, dass er sich auf einer Lichtung befand.
 

Sein Käpt’n gab einige merkwürdige Laute von sich, die er zunächst gekonnt ignorierte und sich stattdessen lieber den Dreck von den Knien wischte, dann erkannte er, dass es bereits dämmerte und er befand, dass Ruffy lang genug bestraft worden war.

Langsam ging er neben seinem besten Freund in die Hocke. „Wenn du los schreist, schlitz ich dir die Kehle auf!“, informierte er ihn und der Strohhut schaffte es gerade so, ein leichtes Nicken anzudeuten, dann streckte Zorro zögernd die Hand aus und erlöste den Jungen von seinem provisorischen Knebel.
 

Er hätte eigentlich wissen müssen, dass seine Drohungen bei Ruffy ungefähr so gut anschlugen wie eine Nulldiät, trotzdem verärgerte es ihn irgendwie, dass der Junge keine zwei Sekunden brauchte, um sich Gehör zu verschaffen. „Stadt! Da vorne!!“, krähte er los und robbte auf etwas merkwürdige Art und Weise ein Stück von seinem Folterknecht weg, bevor auch er mit der Nase auf dem Boden landete.
 

Unbeeindruckt setzte Zorro sich auf den Rücken seines Vorgesetzten, um ihn am Weglaufen zu hindern. „Ja, klar. Stadt. Das hätt’ ich doch mitbekommen. Für wie blöd hältst du mich?“, murmelte er gefrustet und stützte seinen Kopf auf der Handfläche ab.

Mittlerweile hing ihm der Magen in den Kniekehlen, das Verlangen nach Sake, Rum oder wenigstens einem Schluck Bier – irgendwas Alkoholisches, was ihn den furchtbaren Tag vergessen lassen würde – war ins Unermessliche gewachsen und bescherte ihm in stumpfen Abständen äußerst realistische Mordfantasien (was man alles mit Jared anstellen könnte, wenn man ihm nur mal freie Hand lassen würde…!) und außerdem hatte er keine Lust, Ruffy auch nur noch eine Sekunde länger zu ertragen.
 

Das interessierte Ruffy allerdings nicht, der sich trotz der Last auf seinem Rücken nicht davon abhalten ließ, sich Zentimeter für Zentimeter weiter nach vorne zu robben.

„Halt endlich still, du Nervensäge!“, fauchte der Schwertkämpfer und versetzte seiner hyperaktiven Geisel einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf, auch wenn er wusste, dass er Ruffy damit noch lange nicht klein kriegen würde.
 

„Stadt!“, beharrte dieser nämlich nachdrücklich und langsam aber sicher hatte er die Schnauze gestrichen voll.

„Hör endlich auf mit dem Schwach-…oh“, unterbrach der Grünhaarige sich selbst, als er Ruffys Blickrichtung folgte und tatsächlich die Umrisse einer kleinen Stadt erkannte.
 

Nachdenklich kratzte er sich am Nacken. Wo eine Stadt war, konnte der Hafen ja nicht allzu weit weg sein, und von dort aus sollte es doch wohl ein Klacks sein, zur Sunny Go zurück zu finden – oder wenigstens auf ein Crewmitglied zu treffen.

„Stadt“, pflichtete er dem Kautschukkasper schließlich bei und klopfte seinem Käpt’n anerkennend auf den Rücken, bevor er dazu überging, wenigstens ein paar der Fesseln zu lösen.
 

„Sag ich ja“, meinte Ruffy bloß trotzig und blickte ihn vom Boden aus so überheblich wie nur irgend möglich an.
 

= = =
 

Völlig geschafft kletterte Zorro zwei Stunden später wieder an Bord.

Seinen Käpt’n hatte er den Rest des Weges weiterhin an der kurzen Leine gehalten, weil der ihm ansonsten hundertprozentig sofort wieder ausgebüxt wäre, aber irgendwann waren sie in dem aufgeweckten Städtchen – in dem es von Horrorgestalten nur so wimmelte – auf Lysop getroffen.
 

In seinem blutbespritzten Clownskostüm und mit der widerlichen Fratze, die ihm irgendjemand als Gesicht gemalt hatte, sah der Kanonier genauso bescheuert aus, wie alle anderen Einwohner der Insel und es bestärkte den Schwertkämpfer nur noch in seinem Entschluss, sich auf gar keinen Fall auf dieses Niveau herabzulassen.
 

Nein, danke. Nicht mit ihm.
 

Aber kaum wieder an Bord der Sunny Go angelangt – Ruffy war schon längst losgestürmt, um der blöden Navizicke haarklein zu erzählen, welches der vielen Kostüme er unbedingt haben musste – wurde ihm auch zumindest ein Grund geliefert, warum das ganze Halloween-Spektakel vielleicht doch nicht so blöd war.
 

Der Grund war eins siebzig groß, hatte dunkelblaue Haare, war ein ehemaliger Leutnant der Marine – und so verboten sexy verkleidet, dass es dem Schwertkämpfer sämtliches Blut ins Gesicht trieb.
 

Einen viel zu langen Moment verbrachte er damit, Tashigi sprachlos anzustarren und jedes Detail ihrer Kleidung zur Kenntnis zu nehmen, ob nun das knappe, Bikini ähnliche Oberteil, der geschlitzte Rock oder die Verbände, die nun wirklich nur das nötigste verdeckten – nichts entging seinem Blick und am liebsten hätte er sich postwendend im Meer ertränkt, weil er genau wusste, dass ihn dieser Anblick noch Ewigkeiten in seinen (heißesten) Träumen verfolgen würde.
 

Aber dann fiel sein Blick auf die Person neben der Marinetussi, und allein die Anwesenheit von Jared setzte voraus, dass er am Leben blieb, um ihm irgendwann seine gerechte Strafe zukommen zu lassen. Außerdem konnte er Tashigi ja schlecht mit diesem nervtötendem Anhängsel alleine lassen – was wäre er denn dann für ein…Crewmitglied?
 

Mit grimmiger Entschlossenheit rappelte er sich also auf die Beine und beschloss, zunächst einmal die Kombüse anzusteuern, um sich seinen wohlverdienten Drink zu Gemüte zu führen – doch wieder einmal wurde sein Plan von einer Hexe vereitelt, diesmal jedoch im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Nami, in einem unnötig knappen, Lack und Leder „Hexen“-Outfit und einem spitzen Hut auf ihrem klugen Köpfchen, schickte ihn mit einer gezielten Faust direkt wieder auf die Planken.
 

„Outsch! Du Hexe!!!“

„Gut erkannt“, gab die Navigatorin teuflisch lächelnd zurück und ging neben ihm in die Hocke, von wo aus sie ihn an den grasgrünen Strähnen packte und seinen Kopf in den Nacken zerrte.
 

„Gehe ich Recht in der Annahme, dass du unbedingt das Schiff hüten wolltest?“

„Wenn du mir nicht Ruffy aufgedrückt hättest, hätte ich das auch-“

„Ich will keine Ausreden hören. Das Schiff war den lieben langen Tag unbeobachtet und es hätte sonst was passieren können. Stattdessen hast du dich gut mit Ruffy amüsiert. Und du hast es noch nicht einmal geschafft, Kostüme zu holen, du Nichtsnutz.“
 

Amüsieren war für ihn zwar etwas anderes, aber Nami zu widersprechen war ungefähr so zwecklos wie zu versuchen, Kakerlaken auszurotten, also nahm er seine Strafe (zwei Wochen lang Abwasch) missmutig entgegen – er würde es sowieso nicht tun – bevor er hochkant mit Ruffy im Gepäck wieder von Schiff geschmissen wurde, um ihnen beiden Kostüme zu besorgen.
 

Na ganz toll.



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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Von:  jyorie
2014-12-02T15:36:18+00:00 02.12.2014 16:36
Hey ( ˘▽˘)っ♨

Das Ende von Kapitel zwei war noch viel besser (ups ich glaub ich hab in K1 schon mit reviewt von K2) das Ruffy und Zorro gerade zurück auf dem Schiff sind und dann kommt Nami und wirft sie gerade Wegs wieder runter. Endlich hätte er Ruffy los werden können und jetzt hat er ihn genau noch mal so an der Backe und muss auch noch ein verhasstes Kostüm kaufen. Uh man, armer Zorro. Er tut mir ja schon leid, aber es ist einfach herrlich zum Schmunzeln diese Ironie.

CuCu, Jyorie


PS. falls du die Geschichten weiter tippst, kannst du mich gern anpiepen :D

CuCu, Jyorie

Von:  jyorie
2014-12-02T15:36:09+00:00 02.12.2014 16:36
Hey (#´‿´)旦

*lacht* und wieder hab ich es sehr genossen die Geschichte zu lesen. Dein Ruffy ist einfach herrlich quitsch fidel und ein bisschen dumm^^ das mit der Keksdose fand ich klasse die Ruffy bekommen hat und jetzt beschäftigt war, während die anderen über die Halloweengeschichte diskutieren. *lacht* und Ruffy nichts mitbekommt.

Die Fragen die sie gestellt haben fand ich auch Klasse, warum die Geister anlocken, wenn man angst vor ihnen hat.

*schmunzelt* dein mürrischer Zorro war auch klasse. Wie er keinen Bock zum verkleiden hatte, und dann auf Ruffy aufs Auge gedrückt bekommen und das Schiff sitten soll *gg* und allein der Satz Ruffy hangelt sich von Baum zu Baum – einfach köstlich^^° *lacht* und der gestresste Zorro muss ihn jagen und sich verirren und der geknebelte Ruffy hat schon längst die Statt gesehen.

Herrlich ich bin am Grinsen.

CuCu, Jyorie

Von:  cien
2010-01-05T11:30:37+00:00 05.01.2010 12:30
Hallo!
Großes Lob an dich! Die Charaktere hast du toll getroffen und es macht sehr viel Spass deine FF zu lesen! Bin mal gespannt als was sich die adneren verkleiden! Schreib bitte schnell weiter!
Liebe Grüße
cien!!!!!
Von:  LadyTashigi
2010-01-03T01:45:39+00:00 03.01.2010 02:45
AAAAAHAHAHAHHAHAHAHAHAHAHAHA! XDDDDDDD
*freut sich wie Bolle*
Wie cool, ich freu mich =)
Tolles Kappi! >______<
Bin mal gespannt, was du noch so aus dem Hut zauberst =D
*dich unknuffel*
Von: abgemeldet
2010-01-02T10:34:50+00:00 02.01.2010 11:34
Tolles Kapitel hoffentlich schreibste bald weiter
LG NamixZorro-Fan
Von:  Tsumikara
2010-01-01T13:44:39+00:00 01.01.2010 14:44
Hey
war mal wieder ein Klasse Kapitel^^
Nur Zorro tut mir Leid
erst muss er auf Ruffy aufpassen, dann muss er sehen wie Tashigi und Jared zusammen auf Deck stehen und sich mal wieder gut unterhalten und dann muss er noch Kostüe mit Ruffy holen
ich frag mich was noch so auf ihn zu kommt
schreib bitte bald weiter

LG Alwena
Von:  Tsumikara
2009-11-08T14:35:23+00:00 08.11.2009 15:35
ich muss den anderen alle recht geben^^ es ist einfach nur super wie du schreibst und es ist auch voll witzig wenn zorro eifersüchtig ist schreib bitte schnell weiter denn ich will auch wissen wie's weiter geht und wer welches kostüm hat...besonders zorro's kostüm möchte ich gern wissen X3

Lg Alwena
Von:  _kuromoko-chan_
2009-11-04T15:43:58+00:00 04.11.2009 16:43
NYAHAHAA!!!
Einfach nur Bombe, dein Schreibstil. *sich immer noch vor Lachen auf dem Boden kringel*
Super in Szene gesetzt, Respekt!
Bin mal gespannt, als was sich die Strohhüte so verkleiden. Irgendwie würde ein Gorilla-Kostüm unheimlich gut zu unserem brummigen Zorrolein passen, oder? *glucks*
Na da bin ich mal gespannt wie's weitergeht!
Von:  LadyTashigi
2009-10-31T12:13:21+00:00 31.10.2009 13:13
MUHAHAHAHAHAHA!
Wie gut ist das denn?
Zorro perfekt getroffen =D
Ich mag's, wenn er so eifersüchtig ist. Echt süüüüß!
Super geschrieben, wie immer!
Und das zu unserem RPG, WUHU! *fühlt sich geehrt*
Bist einfach nur tollig!
Von:  Yinchan
2009-10-31T10:03:29+00:00 31.10.2009 11:03
NAHAHA
ist das geil XDDDD
ist daaaaaaaaaaaas geil
MONKEY D. Ruffy eben XDDDDD
aber echt ... das ist so geil wie eifersüchtig zorro ist X3
weiter~ weiter~ weiter~
*rumhibbelt*
hdl Yin *knuff*


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