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Melodie des Herzens

von

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Beginn im Mondlicht

Rakel schloss die Augen und lauschte. Es war nicht das erste mal, das sie ihn spielen hörte, im Gegenteil, doch für sie war jedes mal, wenn er flink mit seinen Fingern über die Tasten fuhr, als wenn sie ihn das erste mal spielen hörte. Sie liebte seine Musik, sie liebte es zu sehen, wie er voller Hingabe und die ganze Welt vergessend dem unscheinbaren Musikinstrument Töne entlockte, die den Zuhörer in eine vollkommen neue Welt entführte und ihn dort gefangen hielt, solange er spielte.

Ja, er war Meister über Traum und Wirklichkeit, er bestimmte, ob sie mit ihren Gefühlen im hier und jetzt verweilten, oder ob er sie mit sich vorzog, in sein eigenes Land der Melodien und Empfindungen. Doch es gab wohl niemandem in diesem Raum, der nicht vollkommen dazu bereit war, ihm zu folgen.

Sie musste unwillkürlich an den Rattenfänger von Hameln denken. Sie hatte sich vor beginn des Konzertes umgesehen und dabei viele bekannte Gesichter gesehen. Sie war nicht die einzige, die seiner Musik folgte. Die ihm folgte.

Oh wie sehr sie sich wünschte, nach dem Konzert zu ihm gehen zu dürfen, um ihm zu sagen, wie sehr ihr seine Musik bedeutete! Sie hatte nicht ein Konzert verpasst, sie war ihm hinterher gereist, sie sehnte sich nach seiner Musik. Und nach ihm. Sie dachte zurück zu jenem Tag, als sie ihn das erste mal traf. Es war auf keinem Konzert gewesen, sondern im Park auf einer Bank.

Sie war damals sehr traurig gewesen, weswegen wusste sie nicht mehr. Sie hatte da gesessen, im Regen, das Gesicht in die Arme vergraben und leise vor sich hin geweint. Sie hatte nicht gemerkt, dass sich jemand neben sie setzte, erst, als er sie fragte, warum sie weinte, da hatte sie aufgesehen und ihn angeblickt. Er hatte sie mit einem traurigen und fragenden Lächeln angeblickt und sie war seinem Blick sogleich erlegen.

Sie hatte ihm alles erzählt, obwohl sie ihn nicht kannte, obwohl er bloß ein Fremder war, der im Regen neben ihr saß. Und er hatte zugehört. Er hatte mir ihr gesprochen, er hatte sie nicht mit irgendwelchen dummen Sprüchen abgespeist, sondern war für sie da gewesen. Er hatte ihr Mut zugesprochen und er hatte sie eingeladen, an diesem Abend ins Konzert zu kommen. Zur Ablenkung. Um ihn spielen zu hören. Ohne noch weiter zu erklären war er gegangen. Und hatte ihr Herz mit sich genommen.

Sie war an diesem Abend wirklich ins Konzert gegangen und auf diesem ersten waren viele gefolgt. Sie hatte über ihn recherchiert, jeden Bericht gelesen, den sie finden konnte, selbst wenn er nur am Rande erwähnt wurde. Sie hatte versucht, noch einmal mit ihm zu sprechen, doch man hatte sie nicht zu ihm durchgelassen. Vermutlich hatte er sie sowieso schon lange vergessen, oder machte sich insgeheim sogar lustig über das kleine Mädchen, dass ihm so schnell ihr Herz ausschüttete.

Mit einemmal verklang der letzte Ton. Es kam für sie so plötzlich, dass sie verwundert aus ihren Gedanken hochschrak. Melodin verneigte sich tief und verließ die Bühne. Schnell, fluchtartig. Wie immer. Sie hatte nicht das Gefühl, das er es mochte, von so vielen Menschen angestarrt zu werden, doch sobald er spielte, vergaß er es einfach. Sie kannte das Gefühl, ihr ging es immer so, wenn sie auf der Bühne stand und schauspielerte. Sie tat es nur als Hobby, doch sie tat es mit ihrem Herzblut. So wie Melodin spielte.

Sie stand mit einem seufzen auf. Es war zwar nur Pause, doch er würde nicht mehr spielen, also konnte sie genauso gut nach Hause fahren. Das war den anderen Musikern zwar nicht ganz gerecht gegenüber, das wusste sie, aber sie hätte sowieso nicht mehr zuhören können. Sie schlüpfte nach draußen und schlenderte zur Bushaltestelle. Zu ihm vorzukommen würde sie sowieso nicht, sie hatte es schon so oft versucht.

Sie musste mit dem Bus nach Hause fahren, denn sie wohnte nicht weit entfernt, und ihre Eltern hatten keine Lust gehabt, sie noch irgendwann Abends abzuholen, zumal sie nicht gewusst hatte, wann sie nach Hause kommen würde. Sie musste noch eine Stunde warten, der letzte Bus war eben gefahren. Sie hätte wieder ins Konzert gehen können, doch sie wollte nicht, stattdessen setzte sie sich und genoss die kalte Herbstluft.

Es dauerte nicht lange, da spürte sie, wie ein Schatten um sie herum schlich, doch sie hatte keine Angst. Sie fühlte sich wohl bei Nacht, sie wusste nicht genau, wieso. Doch es war nur jemand anderes, der sich neben sie auf die Bank setzte. Sie schaute nicht einmal auf.

»Lange nicht gesehen«, bemerkte mit einem mal eine Stimme, die ihr bekannt vorkam. Verwundert schaute sie auf und sah das Profil Melodins, der verträumt zum Mond hinaufschaute. Im ersten Moment wusste sie nicht einmal, was sie antworten sollte, so erstaunt war sie, dann jedoch nickte sie und lächelte.

»Ziemlich lange, ja«, bestätigte sie und ein roter Hauch schlich sich auf ihre Wangen.

»Was tust du heute Abend hier? Du wohnst doch ganz woanders«, sprach er weiter, ohne sie anzuschauen.

»Ich… ja, äh… ich war im Konzert«, antwortete sie.

»Und wieso gehst du jetzt schon?«, er schaute sie fragend aus seinen großen Rehaugen an.

»Ich weiß nicht… ich würde sonst nicht nach Hause kommen… denke ich«, antwortete sie leise, und sein Stirnrunzeln zeigte ihr, was er davon hielt, aber er sagte nichts dazu.

»Willst du nicht weiter zuhören?«, fragte sie irgendwann, doch er verneinte langsam.

»Nein. Ich habe dich im Publikum gesehen und ich wollte wissen…«, er zögerte einen Moment, dann schaute er sie wieder durchdringend an. »Warum warst du damals nicht da, als ich dich eingeladen habe?«

Sie blinzelte verblüfft. Diese Aussage kam ihr so absurd vor, dass sie einen Moment daran zweifelte, dass er es überhaupt ausgesprochen hatte.

»Aber ich war da. Ich war auch bei fast jedem weiteren Konzert, ich war immer da, ich wollte dich doch spielen…!«, mit einem Schlag wurde ihr bewusst, was sie da zu sagen im Begriff war und brach abrupt ab und starrte, hochrot im Gesicht, peinlich berührt zu Boden.

Erstaunt blickte er sie an, dann lächelte er zufrieden. »Ich hab dich wohl übersehen.«

»Ja, vermutlich…«, antwortete Rakel und stand mit einem Ruck auf. »Ich muss gehen!«

Eilig ging sie an ihm vorbei, da stand auch Melodin auf und folgte ihr schnell.

»Ich möchte dich begleiten. Darf ich?«, er lief an ihr vorbei und ging rückwärts mit einem charmanten Lächeln vor ihr her. Rakel blieb verwundert stehen, zögerte einen Moment, dann nickte sie.

Seite an Seite gingen sie weiter, wohin wusste Rakel eigentlich gar nicht so genau. Nur, das sie in etwa dieser Richtung das Dorf lag, in dem sie wohnte. Eine ganze Weile herrschte Schweigen, doch bevor es unangenehm und drückend werden konnte, schaute Melodin sie wieder mit einem lächeln an.

»Hab ich gut gespielt? Hat es dir gefallen?«, fragte er neugierig.

»Ich bin keine Musikerin, deswegen…«, weiter kam sie nicht, denn er schüttelte heftig den Kopf.

»Ich will nicht wissen, wie es von der fachlichen Seite war, ich will wissen, wie du es fandest. Hat es dir gefallen?«, seine Augen schienen bis zum Grund ihrer Seele zu sehen.

»Ja. Es gefällt mir immer. Ich… bin manchmal nur gekommen, um dich spielen zu hören«, sie wurde rot und schaute wieder zu Boden.

»Das freut mich. Du musst wissen, ich spiele immer für eine bestimmte Person und es freut mich sehr, wenn es dieser Person gefällt«, er tänzelte zufrieden um sie herum, bevor er begeistert vor ihr zu stehen kam. »Ich möchte tanzen, die ganze Nacht hindurch!«

Sie lachte, schüttelte aber sogleich den Kopf.

»Ich muss nach Hause, sonst gibt es ärger«, erklärte sie und lächelte.

»Ich bring dich nach Hause! Dann musst du nicht mit dem Bus fahren. Aber dafür möchte ich, dass du dich von mit zum Eisessen einladen lässt«, er streckte ihr auffordernd die Hand entgegen.

»Eis? Bei dieser Kälte?«, sie lachte.

»Dann eben ein warmer Kakao. Oder Kaffee, wenn dir das lieber ist«, seine braunen Augen blitzten. Rakel überlegte. Das Angebot war verlockend, doch sie schüttelte den Kopf.

»Das kann ich nicht annehmen«, meinte sie und wollte an ihm vorbeigehen, doch er trat ihr blitzschnell abermals in den Weg.

»Oh nein, das war kein Angebot, das war ein Handel, bei dem du kein Widerspruchsrecht besitzt«, erklärte er, drehte sie um und schob sie den Weg zurück, wen sie eben gekommen waren.

»Was habe ich nicht?«, sie blickte lächelnd zu ihm hoch.

»Du hast keine andere Wahl, du musst mit mir kommen. Aber keine Angst, ich werde dir kein Haar krümmen, wenn du brav deinen Kakao trinkst und dich danach brav nach Hause fahren lässt«, er grinste sie breit an und erst jetzt wurde Rakel wirklich bewusst, das das dies kein Traum war, sondern ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung gegangen war.

So fügte sie sich mit einem Lächeln.

Schlechte Nachrichten

»Ja?«, Rakel gähnte herzhaft hinter vorgehaltener Hand. Es war spät geworden in der vergangenen Nacht. Und auch in der davor, und in der davor. Eigentlich jede Nacht, seid jenem Abend, an dem Melodin sie nach Hause gebracht hatte, denn seit damals hatten sie jeden Abend gemeinsam verbracht. Es hat keine wirkliche Kennenlernphase gegeben, am gleichen Abend noch hatte er sie gefragt, ob sie zusammen sein wollten und sie hatte glücklich genickt. Und bisher hatte sie es nicht bereut.

Sie wusste schon, wer ihr antworten würde, bevor sie überhaupt abgenommen hatte.

»Guten Morgen, Polymnia«, seine sanfte Stimme schnurrte ihr im Ohr.

»Dir auch, Melodin«, lachte sie.

»Hab ich dich geweckt?«

»Nein nein, keine Sorge. Aber was willst du schon so früh am morgen von mir?«

»Ich hatte Sehnsucht. Nach dir. Und weil ich dich nicht haben kann, zumindest jetzt noch nicht, wollte ich zumindest deine Stimme hören. Treffen wir uns heute Abend?«

Rakel überlegte einen Moment. »Hast du heute Abend nicht Klavierstunden?«

»Nein. Die hab ich auf heute Nachmittag verschoben. Treffen wir uns nun oder hab ich meinen Lehrer umsonst bequatscht?«, er klang ungeduldig.

»Ich habe heute Abend keine Zeit, bei uns ist Familienfeier angesagt, meine Großeltern und Onkel und Tanten kommen. Ich dachte, du hättest keine Zeit, sonst hätte ich mich da heraus gewunden. Jetzt geht das nicht mehr. Es sei denn, du willst hierher kommen«, sie war sich sicher, das er ablehnen würde, deswegen war sie mehr als überrascht, als er freudig zustimmte.

»Ja, ich komme gerne! Wann soll ich da sein?«

»Ich… äh, komm einfach irgendwann, nach deinen Klavierstunden«, antwortete sie perplex. Sie hörte ihn lachen.

»Wenn du nicht möchtest, dann bleib ich natürlich zu Hause, und du weißt, du kannst es mir ruhig sagen«, erklärte er.

»Nein nein, so ist es nicht. Ich hätte bloß nicht geglaubt, dass du so sehr lust hast, den ganzen Abend mit meiner Familie zu verbringen«, antwortete sie.

»Lieber den ganzen Abend mit Leuten, die deine Familie sind, als ganz allein und ohne dich«, antwortete er und seine Stimme klang traurig. Rakel wusste, dass er nicht übertrieb und dass er auch traurig war. Er hatte nur noch eine Tante, aber die war ebenfalls Musikerin und viel im Ausland unterwegs. Dorthin konnte er sie nicht begleiten, denn er wollte lieber die Schule abschließen, als dann irgendwann vielleicht auf der Straße zu landen.

»Sei nicht traurig. Dann verbringst du den Abend mit uns. Aber sag nicht hinterher, ich hätte dich nicht gewarnt. Vermutlich wirst du den ganzen Abend spielen müssen, meine Verwandten sind begeistert, dass mein Freund ein bekannter Klavierspieler ist«, erklärte sie.

»Macht nichts. Bis nachher dann«, erwiderte er. Auch sie verabschiedete sich knapp und legte dann auf. Ihre Eltern hatten wirklich nichts dagegen, das Melodin diesem Abend beiwohnte, und wie erwartet waren auch die anderen Verwandten hellauf begeistert, als sie hörte, das Rakels Freund noch kommen würde.

Doch der Abend schritt voran und es klingelte nicht wieder an der Tür. Erst überlegte sie, ob er sich verspätet haben könnte, doch dann hätte er gewiss angerufen und ihr bescheid gegeben. Und wenn er mit seinem Musiklehrer einfach bloß die Zeit vergessen hatte? Es wäre nicht das erste mal gewesen. Ja, das musste es sein.

Sie versuchte es sich einzureden und es gelang ihr auch, obwohl sie spürte, dass es so einfach nicht war. Und so verrannen die Stunden weiter, bis sie es irgendwann nicht mehr aushielt, aufstand und zum Telefon ging. Sie rief bei Melodin zu Hause an, doch keiner ging ran, wie sie erwartet hatte. Dann klingelte sie bei seinem Musiklehrer an, doch der erklärte ihr, dass er vor Stunden schon gefahren sei. Aber er hatte noch einmal in die Stadt gewollt, vermutlich dauerte seine Besorgung einfach länger. Sie solle sich keine Sorgen machen erklärte er und legte wieder auf, doch Rakel wurde nicht ruhiger.

Er wusste doch, wie schnell sie sich sorgen machte. Sie setzte sich wieder zu den anderen, aber nicht für lange, da tigerte sie wieder durch die Wohnung, überlegte, was sie nun tun sollte. Natürlich, Melodin besaß ein Handy, aber er nahm es fast nie mit. Er fühlte sie damit immer kontrolliert und eingeschränkt, also ließ er es meistens zu Hause, ihn so zu erreichen war also kaum möglich.

Sie überlegte gerade, wie sie es sonst versuchen konnte, da klingelte das Telefon. Mit einem Satz war sie dort und hob ab.

»Melodin?«, fragte sie aufgeregt in den Hörer.

»Spreche ich mit Rakel Sommer?«, das war ganz eindeutig nicht Melodins Stimme. Sie war viel tiefer und nicht so melodisch.

»Ja«, antwortete sie und wurde noch nervöser. Was mochte jetzt nur kommen?

»Ich muss sie leider darüber in Kenntnis setzen, das Melodin Tomas einen Autounfall hatte…«, der Mann, offensichtlich einer vom Krankenhaus, konnte nicht Weitersprechen, den Rakel unterbrach ihn barsch.

»Wie geht es ihm? Im welchem Krankenhaus ist er?«

»Herr Tomas geht es gut«, war die antwort, und er nannte Rakel auch das Krankenhaus, was dazu führte, das er abermals kurzerhand abgewürgt wurde, weil sie einfach auflegte. Sie lief ins Wohnzimmer und zerrte ihren Vater mit sich, knapp erklärend, was geschehen war. Natürlich fuhr er sie sofort in die Klinik, wo sie aus dem Wagen sprang, bevor er überhaupt ganz angehalten hatte. Sie hastete in den Empfang, doch dort wollte man ihr keine Auskunft erteilen, weil sie keine Verwandte war.

Im ersten Augenblick kam ihr das so absurd vor, dass sie die Schwester nur einen Augenblick lang dämlich anschaute, bevor sie so laut brüllte, dass selbst ihr Vater auf dem Parkplatz es noch hören konnte. Sie schrie die Schwester an, dass sie ihr gefälligst Auskunft erteilen solle, oder es würde was setzen. So blass, wie die junge Frau daraufhin wurde, hatte sie es offensichtlich noch nie mit jemanden wie Rakel zu tun bekommen, doch sie kam gar nicht in Verlegenheit, darauf antworten zu müssen, den es legte sich eine Hand auf ihre Schulter.

»Bleib ruhig Rakel«, sagte Melodin leise, und sogleich fuhr sie auf dem Absatz herum, um sich in seine Arme zu stürzen.

»Melodin! Was ist geschehen?«, fragte sie, und jetzt erst, wo sie sah, das es ihm gut ging, da kamen die Tränen.

Doch er schob sie bloß mit einem entschuldigenden Lächeln in Richtung Tür, erklärte ihr, dass er ihr zu Hause alles erklären würde. So ließ sich Rakel wortlos und ohne Gegenwehr abführen, den sie wusste, das Melodin meinte, was er sagte, und sie bei einer Diskussion mit einer Wand vermutlich deutlich mehr Erfolg gehabt hätte.

Auch Rakels Vater fragte nicht nach, sondern fuhr die beiden still zu Melodins Haus, setzte sie dort ab und fuhr. Es war nicht so, das es ihm egal war, wie es dem jungen Mann ging, der seiner Tochter so sehr am Herzen lag, aber er es reichte ihm zu sehen, das ihm nichts geschehen war, von dem Arm in Gips vielleicht einmal abgesehen.

»Jetzt erzähl bitte«, bat Rakel, als sie in der Küche saßen und sie Kakao kochte, bloß um ihre Hände irgendwie zu beschäftigen.

»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich war auf den Weg zu dir, da kam jemand aus einer Seitenstraße gefahren. Er hat mich wohl nicht gesehen, oder er hatte einfach keine lust zu warten, auf jeden Fall fuhr er genau in mein Wagen rein, aber mir ist nichts schlimmes passier«, erklärte er schnell und ruhig.

Doch Rakel sah dass etwas anders, wie Melodin ein Blick in ihr Gesicht sehr deutlich zeigte. Sie nämlich starrte auf den weißen Gips, der auch seine Hand mit einschloss.

»Wie schlimm ist es wirklich?«, fragte sie nur. Er schüttelte den Kopf.

»Wirklich nicht schlimm. Ich lebe und ich habe keine schlimmeren Verletzungen davon getragen«, antwortete er mit einem aufmunternden lächeln.

»Und deine Hand?«, sie wusste, wie wichtig seine Hände für seine Karriere als Musiker waren, doch abermals schüttelte er den Kopf. Diesmal lächelte er aber nicht.

»Ich kann sie nicht mehr bewegen. Vielleicht nie mehr, ein Instrument kann ich nicht mehr spielen.«

Wahre Empfindungen

Melodin schaute nachdenklich zu Rakel hinüber, die auf seinem Bett lag und wie eine besessene las. Nicht irgendeinen Roman, sondern ein Buch über Medizin. Es war sehr dick, doch sie hatte nicht einmal zwei Tage gebraucht, um den Wälzer zu verschlingen, obwohl sie wohl kaum die Hälfte von dem, was da stand, verstanden haben konnte. Doch offensichtlich wollte sie es auch nicht verstehen, zumindest das meiste nicht. Denn ab und an hatte sie eine Seite oder ein Kapitel so oft gelesen, das es selbst dem unaufmerksamsten aufgefallen wäre.

Er wusste, was sie suchte. Und er wusste, dass es ihm egal war, ob sie es fand. Es war seltsam gewesen, während Rakel nicht einsehen konnte, warum er nie wieder spielen sollte, hat es ihn kalt gelassen. Im Gegenteil, er fühlte sich ein wenig, als hätte jemand eine sehr, sehr schwere Last von seinen Schultern genommen. Vielleicht hatte dieser jemand Rakel die Last aufgebürgt?

Er schaute auf seine Hand. Die Linke. Immerhin, so musste er zumindest nicht das Schreiben neu lernen. Und wenn er das Bedürfnis hatte, so konnte er auch nur mit der rechten dem Klavier unten im Wohnzimmer ein paar Töne entlocken, das war bisher nicht geschehen. Er verstand es selbst nicht, aber er wollte gar nicht mehr spielen. Früher hatte es sein Leben bestimmt, die Musik war in manchen Nächten das einzige gewesen, was bei ihm gewesen war, wenn seine Tante mal wieder außer Haus gewesen war, für Wochen, für Monate.

Sie liebte die Musik über alles, sie hatte nie viel von menschlicher Gesellschaft gehalten, das sie Melodin bei sich aufgenommen hatte, nach dem Tot seiner Eltern, entsprang vermutlich dem Wissen, das auch er ein hervorragender Musiker war, und er sie deswegen vermutlich verstehen würde. Verstehen, wie es ein anderer Mensch, dem die Musik nicht alles bedeutete, nie tun würde.

Doch die Wahrheit war, dass auch Melodin sie nicht verstanden hatte. Nie. Im Gegenteil, wie oft nur hatte er diese wunderschönen Töne verflucht, weil nur sie es waren, die bei ihm blieben. Immer. Er hätte einen Menschen gebraucht, der ihn tröstete, der für ihn sorgte, und nicht einen, der ihn jeden Tag aufs Neue dazu zwang, etwas zu tun, was er aus tiefsten Herzen hasste, obwohl er es so gut konnte.

Er hatte sich daran gewöhnt, irgendwann hatten auch ihm die Melodien etwas bedeutet, die er so wunderbar zu spielen vermochte. Er hatte sich von ihnen in ihre eigene Zauberwelt entführen lassen und gelernt, sie aus tiefster Seele zu hassen, und dennoch vom ganzen Herzen zu lieben.

Bis er Rakel kennen lernte. Sie ließ bloß den Hass über, sie bewies ihm, dass er auch ohne die Musik glücklich sein konnte, im Gegensatz zu seiner Tante. Und doch war sie diejenige, die nicht akzeptieren wollte, dass er nicht mehr spielen konnte. Es machte ihn unglücklich zu sehen, wie verzweifelt sie nach einer Lösung suchte, doch er mochte nicht mit ihr darüber reden. Er konnte seine Empfindungen nicht so in Worte fassen, das sie es verstehen würde, und er wollte, dass sie es verstand. Alles.

Er wischte die Gedanken mit einem Kopfschütteln beiseite, setzte das strahlendste Lächeln auf, das er zustande brachte, und wandte sich zu dem Mädchen. Er sprang von seinem Fensterplatz auf und erklärte ihr fröhlich: »Ich will etwas tun! Lass uns rausgehen, im Nachbarort gibt es einen Flohmarkt!«

Sie schaute ihn wieder mit diesem Blick an. Er war nicht mitleidig, aber er war auch nicht weit davon entfernt. Er mochte ihn nicht, aber was sollte er dagegen tun? Wenn er sie darauf ansprach, bedeutete es auch zugleich, alles andere anzusprechen, und das wollte er in keinem Fall.

»Flohmarkt?«, fragte sie und setzte sich auf.

»Ja. Komm schon, es ist besser, als wenn du dir an dieser Schwarte die Augen verdirbst«, er trat an sein Bett heran und hob das Buch hoch, um es auf seinen Schreibtisch zu schmeißen. »Du verstehst sowieso kaum zwei Sätze von diesem Fachchinesisch.«

»Das stimmt schon, aber manches hilft wirklich weiter und…«, sie konnte nicht einmal ihren Satz beenden, da zog er sie schon mit einem Ruck hoch und schob sie in Richtung Tür.

»Kein aber, wir gehen jetzt«, erklärte er grinsend.

»Melodin, jetzt hör mir doch erst einmal zu!«, fauchte sie, doch er schüttelte nur entschieden den Kopf.

»Du verdirbst mit nicht die Laune an so einem schönen Tag, vergiss es«, antwortete er und schob sie die Treppe hinunter.

»Ich will dir auch nicht die Laune verderben, ich will doch bloß…«, abermals unterbracht er sie, diesmal indem er sie zu sich umdrehte und ihr mit einem Kuss den Mund verschloss.

»Ich will das nicht hören, Rakel. Weder jetzt noch irgendwann. Selbst wenn du irgendwann irgendwo etwas finden solltest, das helfen könnte, es wäre mir egal. Mal ganz davon abgesehen: Meinst du nicht auch, die Ärzte hätten daran nicht schon längst gedacht?«

Sie zögerte einen Moment, hinter ihrer Stirn arbeitete es, dann schüttelte sie langsam den Kopf.

»Schon, aber es gibt auch Fehldiagnosen und…«, es war, als hätte er vor, sie heute keinen Satz beenden zu lassen, denn schon wieder unterbrach er sie.

»Nicht jetzt, nicht heute und auch sonst nicht, mein Stern«, sagte er und legte einen Finger auf ihre Lippen. Doch er sah ein, das er sie nie zum stillschweigen bewegen konnte, wenn er ihr nicht deutlich machte, das er einfach nicht darüber reden wollte. Doch es fiel ihm nicht ein, wie er es tun konnte, ohne hinterher darüber reden zu müssen.

Doch Rakel machte sich ihre eigenen Gedanken. Ihr war es sehr wohl aufgefallen, dass er immer abblockte, wenn sie damit begann, dass er sie immer unterbracht, wenn sie ihm etwas sagen wollte, doch sie verstand nicht, was in ihm vorging. Sie vermutete, dass er keine unbegründeten Hoffnungen geweckt haben wollte, wie falsch sie damit lag, ahnte sie nicht einmal. Dabei hatte sie doch etwas so wichtiges gefunden!

Ein guter Freund ihres Vaters war Arzt und ihr Vater hatte ihm den Fall geschildert, und der hatte Rakel ein Buch gegeben, in dem sie vielleicht etwas finden konnte. Und sie hat es gefunden. Eigentlich war es ganz leicht. Im Prinzip musste sie ihn bloß davon überzeugen, einen Arzt aufzusuchen, der sich auf solche Fälle spezialisiert hatte. Vermutlich würde nicht einmal eine Operation nötig sein.

Melodin war das egal. Es störte ihn, dass er nicht mehr so gut Autofahren konnte, das er bei manchen Dingen noch Hilfe brauchte, bei anderen immer Hilfe brauchen würde, aber er hatte schnell begriffen, das er mit nur einer Hand lange nicht so Hilflos war, wie ein Außenstehender vielleicht vermuten mochte.

Eigentlich müsste Rakel dies sehen. Eigentlich müsste sie bemerken, das er seinen inneren Frieden gefunden hatte, das es ihm gut ging, so wie es war, doch sie wollte einfach nicht. Und sie schien heute ihren besonders hartnäckigen Tag zu haben, denn sie waren kaum losgefahren, da fing sie schon wieder an.

»Melodin, ich weiß, das du davon nichts hören willst…«, begann sie und schaute ihn traurig an.

»Dann hör auf damit«, antwortete er und fühlte sich mit einem mal sehr alt und müde.

»Aber ich will dir doch bloß helfen. Wieso hörst du dir nicht zumindest an, was ich dir zu sagen habe?«, ihr Blick wurde vorwurfsvoll.

»Weil ich keine Hilfe will. Ich kann es dir noch nicht erklären…«, er seufzte. Wie er erwartet hatte, schaute sie ihn mit gerunzelter Stirn an und verstand nicht.

»Okay«, lenkte er ein, »ich höre dir zu.«

»Also«, begann sie. Und dann erzählte sie. Sie sprach von diesem Arzt, sie erzählte von Techniken, die es ihm ermöglichten, irgendwann vielleicht wieder zwei Hände nutzen zu können, und er hörte ihr zu, obwohl er nicht wollte.

»Bitte, geh zumindest zu ihm hin und hör dir an, was er zu sagen hat«, schloss sie. Er überlegte einen Moment, dann nickte er, schüttelte aber sogleich wieder den Kopf.

»Ich gehe hin und höre es mir an. Aber nur, wenn du die Entscheidung, die ich dann fälle auch komplett und ganz und gar akzeptierst. Einverstanden?«, er musste auf den Verkehr achten, deswegen schaute er nicht zu ihr hinüber. Aber er sah aus dem Augenwinkel, dass sie nickte. Das reichte ihm.

»Okay, ich werde morgen einen Termin machen«, fügte er sich. Und er tat, was er gesagt hatte. Am nächsten Morgen rief er die Nummer an, die Rakel ihm gegeben hatte und machte einen Termin für den nächsten Tag aus.

Er ging hin und er hörte es sich an, er machte die Tests mit und ging wieder nach Hause, wissend, das Rakel trotzdem nicht zufrieden sein würde. Und wissend, das ihm jetzt eine sehr schwere Wahl bevorstand. Und das er sie nicht hier treffen konnte. Ohne mit Rakel zu sprechen, rief er bei seiner Tante an. Er sprach mit ihr und beschloss, dass es wohl an der Zeit war, diesem Land für eine Weile den Rücken zu kehren.

Ende im Mondlicht

Aufgeregt warf Rakel das nächste Kleid auf ihr Bett, um ein anderes aus dem Schrank zu ziehen. Melodin kam heute wieder nach Hause, nach so langer Zeit. Seitdem er in die USA gegangen war, waren vier Jahre vergangen, in denen sie sich nicht gesehen hatten. Natürlich, sie hatten jeden Tag telefoniert, aber vier Jahre waren dennoch eine sehr lange Zeit.

Sie wusste nicht, wie er jetzt aussah, ob er getan hatte, worum sie ihm zu letzt noch gebeten hatte, und doch wusste sie, was sie ihn immer noch genauso sehr lieben würde, wie immer schon. Auch wenn er sich verändert haben sollte. Sie hatte ihm schnell verziehen, dass er gegangen war, und jetzt freute sie sich umso mehr auf das Wiedersehen. Immerhin waren sie immer noch ein Paar, und sie hatte nie mit dem Gedanken gespielt, sich einen neuen zu suchen.

»Rakel, wenn du rechtzeitig am Flughafen sein willst, dann musst du langsam los«, bemerkte ihr Vater, der in der Tür stand, und das aufgeregte herumhüpfen seiner Tochter Stirn runzelnd beobachtete.

»Ja, ich bin gleich weg«, antwortete sie und schmiss die Tür zu, um schnell die dunkelrote Bluse und den schwarzen Rock anzuziehen, für die sie sich entschieden hat, dann sprang sie die Treppe hinab und war nur Augenblicke später im Auto unterwegs zum Flughafen. Ein Blick auf die Anzeigetafel zeigte ihr schnell, dass das Flugzeug noch nicht gelandet war.

Sie sprang freudig zur Ankunftshalle und lehnte sich dort an eine Säule, den Blick fest auf das Tor gerichtet, durch den Melodin kommen musste. Die Minuten, bis das Flugzeug gelandet war, schienen ihr, wie eine Ewigkeit, doch dann kamen die ersten Menschen in die Ankunftshalle und sie regte aufgeregt den Hals, um auch ja kein Gesicht zu verpassen.

Doch das, auf das sie wartete, das sah sie nicht. Sie fühlte sich immer mehr an jenen Nachmittag zurückversetzt, als Melodin einfach nicht gekommen war, doch sie spürte, das es so etwas nicht sein konnte. Er wollte mit einem Freund fliegen, und der hätte ihr gewiss bescheid gegeben, wenn Melodin etwas geschehen wäre.

Und wenn ihnen beiden etwas geschehen war? Sie schüttelte heftig den Kopf um die Gedanken zu vertreiben, und es gelang ihr auch, irgendwie. Doch die Unruhe blieb, und erst nach einiger Zeit machte sich Erleichterung breit, als sie Melodins Freund erkannte, der sich mit einem gut gelaunten lächeln umblickte. Sie hatte Fotos von ihm gesehen.

Sie stieß sich von der Säule ab und ging langsam auf ihn zu, behielt dabei das Tor in seinem Rücken aber immer noch im Blick. Schnell hatte auch er sie entdeckt und erkannt und kam mit einem breiten grinsen auf sie zu.

»Hey«, begrüßte er sie und streckte ihr die Hand entgegen, »du bist Rakel, oder?«

»Ja. Herzlich Willkommen in Deutschland. Wo steckt Melodin?«, sie schaute fragend an ihm vorbei.

»Den wirst du hier nicht treffen«, antwortete der Kerl, Nathan.

»Wieso?«, fragte sie sogleich alarmiert.

»Oh, er ist gestern vor geflogen. Er wollte noch eine Überraschung für dich vorbereiten, und brauchte dazu ein wenig Zeit. Ich soll dir das hier geben«, er hielt ihr einen Brief hin, den sie zögernd entgegen nahm. Ja, er war versiegelt und sie kannte das Zeichen, das in dem Wachs zu erkennen war. Wie stolz Melodin auf seinen Siegelring gewesen war, das einzige Erbstück von seinen Eltern. Es war eine Spezialanfertigung, es gab ihn nur ein Mal auf der Welt.

»So, ich muss los, ich hab auch noch eine Verabredung, auch wenn die nicht so hübsch ist, wie du«, erklärte er Augenzwinkernd und war schon gegangen, bevor sie ihn zurückhalten konnte.

»Danke Nathan!«, rief sie ihm noch hinterher, dann widmete sie sich dem Brief. Sie brach das Siegel und zog ein einzelnes Blatt Papier aus dem Umschlag. Es war eine Karte darauf gezeichnet und zwei Worte stand daneben: Folge mir!

Mit einem lächeln und einem Stirnrunzeln versuchte sie herauszufinden, was die Karte zeigte und stellte fest, das der Park abgebildet war. Sie sollte zu jener Bank gehen, auf der sie das erste mal miteinander gesprochen hatten. Sie wusste nicht genau, worauf das hinauslaufen würde, doch sie tat, was Melodin so offensichtlich wollte und fuhr in den Park.

Sie ging schnellen Schrittes zu der Bank um festzustellen, das ihr Liebster auch hier nicht auf sie wartete. Sie überlegte, ob sie sich auf die Bank setzen und warten sollte, doch sie ahnte, dass dies nicht in seinem Sinn war. Also schaute sie sich suchend um und entdeckte ziemlich schnell den Stein mit dem Notenschlüssel darauf. Sie hob ihn auf und entdeckte abermals einen Umschlag darunter. Sie öffnete ihn und fand einen kleinen Brief, den sie schnell las.

Melodin erzählte ihr hier von seinen Gedanken und Empfindungen, bei ihrem Treffen. Als nächstes sollte sie einen weiteren Ort aufsuchen, der ihnen beiden viel bedeutete. So führte ihr Weg sie durch die ganze Stadt und an jedem Ort fand sie eine Nachricht von ihm, ein kurzer Kommentar, und erst jetzt wurde ihr so wirklich bewusst, wie viele gemeinsame Erinnerungen sie doch verbanden, obwohl sie kaum ein Jahr miteinander verbracht hatten.

Es war schon dunkel, als sie zu guter letzt bei der Konzerthalle ankam. Hier war sie mit ihm nie gewesen, aber die wusste, dass er hier das erste Mal vor Publikum gespielt hatte. Schon als sie langsam die Stufen hinaufstieg, hörte sie ganz leise, wie von weit her, ein Klavierspiel. Es wirkte, als würde es der Wind von weit her an ihr Ohr wehen, doch sie wusste einfach, das es von drinnen kam.

Sie schlüpfte schnell durch das große, hölzerne Tor, den sie wusste nicht genau, ob sie überhaupt herein durfte, doch alles war dunkel und nur der Klang von Musik war zu hören. Sie folgte der Musik, und stellte schnell fest, dass sie nicht aus Musiksaal selbst kam. Sie schaute auf die dunkle Bühne hinab und versuchte durch lauschen herauszufinden, wohin sie nun gehen musste.

Das Klavierspiel wies ihr den Weg. Sie folgte ihm hinter die Bühne, eine Treppe hinauf. Die Musik wurde immer lauter, und als sie dann auf dem Dach stand, hoch über der Stadt, und auf die funkelnden Lichter, die die Nacht fast taghell erleuchteten, hinab sah, da war sie an jenem Ort angelangt, zu dem sie kommen sollte.

Hier oben saß er im Mondlicht, vor einem schwarzen Flügel und spielte gedankenverloren ein Lied, das sie noch nie zuvor gehört hatte. Nur zögernd trat sie auf ihn zu. Irgendwann, es war ihr, als wäre sie schon seid Stunden hier oben und schaute ihm beim Klavierspielen zu, da hörte er mit einem mal auf und wandte sich mit einem lächeln zu ihr um.

»Hallo Rakel«, begrüßte er sie, stand auf und machte einen Schritt auf sie zu.

»Du hast also getan, worum ich dich gebeten habe?«, fragte sie glücklich.

»Ja. Auch wenn ich es eigentlich nicht wollte. Ich fand es schön einen Grund zu haben, nicht mehr vor irgendwelchen Leuten spielen zu müssen, die sowieso niemals verstehen werden, was die Musik wirklich bedeutet. Aber du wolltest es, also sollst du deinen Willen haben«, antwortete er und streckte ihr seine Hand entgegen.

Sie legte ihre hinein, schüttelte dann aber mit einem Lächeln den Kopf.

»Ich glaube, da kenne ich dich besser, Melodin«, antwortete sie und schmiegte sich in seine Arme. Wie lange hatte sie schon darauf gewartet?

»Wie meinst du das?«, fragte er verwundert, während er sie eng an sich drückte.

»Ich wollte nicht, dass du wieder spielen kannst, um deine Karriere weiterzuführen, das hab ich nie gewollt. Ich wollte, dass du deine Entscheidung einfach nicht irgendwann bereust, denn ich kenne dich. Ich weiß, das dir die Musik so unendlich viel bedeutet, wie kaum etwas anderes, und ich weiß, das du es bereut hättest. Nicht sofort, nicht in ein paar Monaten, vielleicht nicht einmal in ein paar Jahren, aber irgendwann auf jeden Fall. Ich wollte, dass du wieder Klavier spielen kannst, aber nicht für die anderen. Nur für dich. Für dich, und ab und zu auch für mich.«

Er drückte sie so weit von sich, das er ihr verwundert in ihre wunderschönen, blauen Augen sehen konnte, dann lachte er laut auf.

»Oh ja, du kennst mich. Ich glaube, vielleicht sogar besser, als ich selbst mich kenne. Auch wenn wir noch nicht so viel Zeit miteinander verbringen konnte, so weiß ich genau, dass ich ohne dich nicht sein kann. Ich muss wissen, dass du immer auf mich warten wirst, egal wohin mein Weg mich führen wird. Willst du mir das versprechen?«, fragte er sie leise.

»Nur wenn du mir versprichst, das dein Weg nicht wieder für so lange Zeit fort von mir führt«, antwortete sie und lächelte glücklich.

Er nickte und dann küsste er sie. In diesem Moment im Mondlicht wussten sie beide, das sie zusammen bleiben würden. Vielleicht, wenn das Schicksaal es so wollte, für immer.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2010-03-01T11:16:41+00:00 01.03.2010 12:16
Also ich hab mir das mal so durchgelesen und fand es sehr gut deswegen hab ich es auch unter meine Favos stehen^^ die Geschichte ist gut geschreiben und die Figuren gefallen mir auch sehr gut^^


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