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kyoosha - homeway to hell

von

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Zu Beginn des neuen Jahres stellen wir unsere neuste fanfic on ^^ bzw. den neusten spin off unserer story "happy birthday to myself". man muss hbtm nich uuuunbedingt gelesen haben, um homeway to hell zu verstehen, aber wär vllt sinnvoll ^^

zu sagen ist auf jeden fall, dass Reita und Aoi sich von Miyavis Geburtstagsparty zusammen auf den Heimweg gemacht haben und sich dafür ein Fahrrad von den Kabuki Boys, die auch auf der Party waren, ausgeliehen haben.
 

eigentlich sollte es ja nur ein oneshot werden, aber irgendwie.. is das ma wieder ausgeartet xD"

wir hoffen, ihr seid gut ins neue Jahr gekommen und hattet schöne Feiertage.

Viel Spaß beim Lesen ^^
 

_____________________________
 

„Kaaaai…?“ Aoi versuchte seine Stimme so unschuldig wie möglich klingen zu lassen, als das Tuten am anderen Ende der Leitung verschwand.

„Was hast du angestellt?“, kam es sofort aus dem Hörer, sodass der Schwarzhaarige kurz die Augen zukniff, nur um sie kurz darauf wieder zu öffnen und den strengen Blick seines Gegenübers zu bemerken. Ja, er beeilte sich ja schon! Aber ein bisschen Vorarbeit war nun mal nötig. Und wieso wusste Kai eigentlich gleich schon wieder, dass er etwas angestellt hatte? So schlimm war er doch eigentlich gar nicht. Nur wenn Reita dabei war! Eigentlich war der ja immer Schuld an allem. Er selbst konnte gar nichts dafür, dass sie nun hier saßen und aus dieser Situation nicht mehr alleine rauskamen.

„Also…“, druckste Aoi rum und wendete den Blick von seinem Gegenüber ab, um Reita anzusehen, der neben ihm saß. „Jetzt mach schon! Ich will nicht ewig hier rumsitzen!“, drängte dieser den anderen, woraufhin Aois Blick wieder zu dem dritten Mann im Bunde wanderte. Der saß nicht mit ihnen am Tisch, sondern stand mit verschränkten Armen daneben. Und er schien eins mit Reita gemeinsam zu haben: Er war ungeduldig. Oder genervt. Das konnte man interpretieren, wie man wollte.

„Wenn du nicht bald was sagst, leg ich auf! Ich hab nämlich besseres zu tun als dir dabei zuzuhören, wie du mich anschweigst.“ Kai schien wirklich nicht gerade erfreut über den Anruf zu sein. Vielleicht hatte er gerade zu tun? Ja, aber was eigentlich? Da fiel Aoi erst ein, dass er nicht mehr mit Kai gesprochen hatte, seitdem er auf Miyavis Geburtstagsparty verschwunden war. Der Drummer schuldete ihnen noch eine Entschuldigung!

Gerade wollte Aoi ansetzen und den Leader vorwurfsvoll fragen, wieso dieser sie nicht mit nach Hause genommen hatte, da fiel ihm wieder ein, dass das vielleicht nicht der richtige Augenblick war, um den anderen anzufahren.
 

„Weißt du Kai, Reita und ich finden, dass wir uns schon viel zu lange nicht gesehen haben.“ Aoi sah wie der Bassist mit den Augen rollte.

„Sag ihm doch einfach die Wahrheit!“, bluffte Reita ihm entgegen, doch er ignorierte seinen Kollegen gekonnt.

„Ehrlich. Wir vermissen dich.“

„Was redest du denn da für einen Mist? Wir haben uns doch erst vor ein paar Stunden gesehen!“ Kai schien wirklich verärgert zu sein, aber Aoi ließ sich jetzt nicht mehr abbringen. Er wusste einfach nicht, wie er Kai sonst ihre Lage klar machen sollte.

„Wirklich? Mir kommt das schon viel länger vor!“, fuhr er also ungerührt fort. „Wir sollten uns unbedingt treffen. Jetzt. Am Besten auf dem Polizeirevier. Was hältst du davon?“

Eine zeitlang herrschte am anderen Ende der Leitung Stille. Aoi wollte gerade dem Polizisten, der immer noch neben Reita stand, mitteilen, dass die Verbindung unterbrochen wurde, als er doch noch ein Seufzen aus dem Hörer vernahm.

„Aoi“, Kais Stimme klang ruhig, auch wenn es schien als müsse er sich zusammenreißen, um nicht laut loszubrüllen. „Was habt ihr angestellt?“

„Das ist eine lange Geschichte“, meinte der Angesprochene ausweichend und suchte kurz den Augenkontakt mit seinem blonden Kollegen. „Und ich weiß nicht, ob sie dir gefallen wird.“
 

~~*~~
 

„Wir sind falsch.“

„Sind wir nicht.“

„Natürlich sind wir falsch!“

„Garantiert nicht!“

„Und wieso bist du dir da so sicher?“

„Ruki hatte doch gemeint, wir sollen in die Richtung fahren.“

„Ruki ist besoffen und verknallt. Dem sein Hirn funktioniert in dem Zustand doch gar nicht mehr!“

„Kannst du nicht einfach mal damit aufhören Miyavi und Ruki fertig zu machen? Also ich wünsche den beiden alles Gute.“

„Und weißt du was ich mir wünsche? Dass du läufst!“

Ein Quietschen war zu hören kurz bevor Aoi das Gleichgewicht verlor und vom Lenkrad segelte. Beleidigt rieb er sich den Po. Das war schon das dritte Mal, dass Reita ihn so unsanft von dem Fahrrad warf und so langsam tat sein Hintern echt weh. Außerdem musste er zusätzlich aufpassen, dass die Flasche in seiner Hand nicht zu Bruch ging, wenn er sich mal wieder auf den Boden legte.

„Das war jetzt wirklich das letzte Mal!“, keifte er den Blonden an, der ihn abschätzig ansah.

„Stimmt. Weil du ab jetzt ja läufst.“

„Du findest nie alleine nach Hause!“ Aoi stand auf, um wenigstens mit Reita auf Augenhöhe zu sein. Irgendwie kamen seine Argumente sonst nicht so richtig an.

„Ich find auch nicht mit dir nach Hause.“

„Ich weiß jedenfalls, wo‘s langgeht!“

„Du glaubst einem Besoffenen mit rosaroter Brille!“

„Fängst du schon wieder an?! Ich bin übrigens mal dafür, dass wir Plätze tauschen.“ Wieso sollte er auch ständig auf dem unbequemen Lenker sitzen, wo er doch eigentlich das Fahrrad von den Kabuki Boys ausgeliehen hatte?

„Kommt gar nicht in Frage! Ich setz mich doch nicht auf den Lenker wie ein Mädchen! Und du kannst gar nicht mit der Flasche in der Hand fahren“, rief Reita empört und deutete auf den Alkohol, den sie von Ruki in die Hand gedrückt bekommen hatten, bevor er die Hände vor der Brust verschränkte.

„Was willst du damit sagen?“ Aoi tat es ihm gleich.

„Dass man beide Hände zum Lenken braucht.“

„Du kannst sie ja vielleicht auch mal nehmen! Aber das hab ich nicht gemeint und das weißt du genau! Ich bin kein Mädchen!“

„Naja, ich bin jedenfalls nicht gemeint, wenn in Fanmails mal wieder steht, wie heiß die Schwarzhaarige doch ist.“ Reita grinste ihm entgegen und lehnte sich ein Stück zurück.

Okay, der Punkt ging an den Bassisten, doch Aoi würde ihm das noch heimzahlen. Mit Sicherheit!

„Und entweder du setzt dich jetzt wieder auf den Lenker oder du kannst wirklich laufen!“ Reita löste die Verschränkung und beugte sich wieder nach vorne, um ihm zu signalisieren, dass er gleich losfahren würde.

Aoi verdrehte nur genervt die Augen, ignorierte seinen Stolz und setzte sich widerwillig auf die kalte Stange des Lenkers. Das Festhalten war durch die Flasche zwar schwierig, aber wenigstens hatte er damit weiterhin den Alkohol in der Hand. Und er würde Reita keinen Schluck davon abgeben!
 

„Wohin willst du denn jetzt?“ Eigentlich hatte der Schwarzhaarige absolut keine Lust mehr in der Gegend rumzufahren. Vor allem, da seine Kleidung von seinem kleinen Ausflug in Miyavis Pool noch immer nicht ganz trocken waren.

Außerdem war ihm schlecht.

Aber das würde er natürlich niemals vor Reita zugeben! Dann konnte er damit rechnen, dass ihn der andere tagelang damit aufziehen würde. Nein, das ließ er mal lieber bleiben. Und wenn er sich doch übergeben musste, so schaffte er es vielleicht noch sich schnell genug umzudrehen, um seinen geliebten Kollegen daran teilhaben zu lassen. Das hätte Reita verdient!

„Warum kicherst du denn so dämlich?“, hörte Aoi eine Stimme hinter sich und wurde auch sogleich unsanft aus seinen Gedanken gerissen, als das Fahrrad unter ihm wieder in Bewegung kam.

Hatte er tatsächlich gekichert?

„Tu ich doch gar nicht!“, antwortete er einfach mal.

„Doch. Du gackerst da vorne vor dich hin wie ein kleines Mädchen. Was ist los?“

„Erstens gacker ich nicht und zweitens geht dich das gar nichts an!“

„Natürlich geht mich das was an, wenn du wie ein Geistesgestörter vor dich hin kicherst. Das stört mich nämlich.“

Aoi hätte seinen Hintermann am liebsten geschlagen. Musste Reita auch immer so gereizt sein?

„Jetzt entscheide dich mal. Mädchen oder Geistesgestörter?“, entgegnete er und drehte sich bei den Worten nach hinten um.

„Aoi!“

„Was ist denn jetzt schon wieder?“ Allerdings musste der Blonde ihm die Frage gar nicht mehr beantworten, da er schon selbst auf die Antwort gekommen war.
 

Die Drehung hatte dazu geführt, dass sich sein Gewicht auf dem Lenker mehr nach rechts verlegt hatte. Was dazu führte, dass das Fahrrad nach rechts auf eine Hecke zulenkte. Was wiederum zur Folge hatte, dass Reita samt Gefährt ein paar Sekunden später in jener Hecke hing und sich Aoi schlapp lachte, da er noch rechtzeitig von ihrem Todesmobil hatte abspringen können.

Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, wendete er seine Aufmerksamkeit auf den Bassisten, der immer noch in dem riesigen Busch hing und seit seinem Sturz kein Wort mehr verloren hatte.
 

„Reita?“ Ängstlich ging Aoi einen Schritt näher, stellte die Flasche ab und stupste seinen Kollegen mit einem der dünnen Äste, die nun überall rumlagen, von hinten auf die Schulter. Er war sich nicht ganz sicher, was mit dem anderem los war, da dessen Gesicht zwischen dem verworrenen Gesträuch vergraben war.

„Reita?“

Wieder keine Reaktion.

„Reita, mach kein Scheiß! Glaub nich, du könntest mich verarschen!“ Aoi warf den Ast beiseite und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor er sie nur ein paar Sekunden später wieder sinken ließ. „Reita?“ Seine Stimme war wieder leise und fragend. So langsam reichte es doch! Der Blonde hatte ihm einen Schrecken eingejagt und jetzt konnte er doch wieder aufstehen und ihn auslachen. Mittlerweile hatte Aoi aber weniger Angst um den Bassisten, sondern eher davor, noch länger hier in der Kälte zu stehen.

Umso erleichterter war er, als Reita nach ein paar Sekunden ein leises Grummeln von sich gab. Okay. Nicht tot.
 

Diese Erleichterung löste sich allerdings schnell in Luft auf, als ein Lichtschein auf ihn fiel. Aoi hob den Blick und sah über die hüfthohe Hecke, um zu erkennen, dass eben ein Licht im oberen Stockwerk des Hauses vor ihnen angegangen war.

„Nicht gut“, stellte er nüchtern fest. „Reita! Los! Steh auf!“ Der Schwarzhaarige machte einen Schritt auf den anderen zu und drehte ihn um. Obwohl sie sich in einer ziemlich dummen Situation befanden, musste er trotzdem grinsen, als er den Blonden ansah. Da lief doch tatsächlich Sabber aus dessen Mundwinkel!
 

„Das ist nächtliche Ruhestörung!“, hörte Aoi plötzlich eine kratzige Stimme und sah sich nach deren Besitzer um. Dort, wo das Licht angegangen war, lehnte sich nun eine alte Frau aus dem Fenster und kämpfte mit einem Hustenanfall, während sie noch die Hand halbherzig drohend in die Luft gestreckt hielt. „Macht, dass ihr wegkommt, ihr Flegel!“, rief sie weiter, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war.

„Ähm… Reita? Jetzt wäre die richtige Zeit zum Aufstehen.“ Aoi rüttelte an seinem Bandkollegen. Konnte ja nicht sein, dass der hier seelenruhig vor sich hinschlief. In Hecken anderer Leute. Noch dazu, weil Aoi das nicht durfte! Zumindest würde ihn Reita sicher nicht so sanft wecken.

„Autsch…“

Der Gitarrist grinste, als er bemerkte, wie sich die Äste in die Kleidung des anderen bohrten. Das Outfit konnte er wahrscheinlich auch vergessen.
 

„Verschwindet hab ich gesagt!“, schrie es wieder aus dem Haus, was den Bassisten letztendlich vollends aufzuwecken schien.

„Was zum Teufel..“ Verwirrt sah der Blonde sich um, wobei er sich fast ein Auge an einem der abstehenden Zweige ausstach.

Erst jetzt schien er seine Lage zu begreifen.

Aoi grinste breit. Das Bild, wie sein Kollege dämlich schauend in dem Busch lag, war einfach nur göttlich und er bereute es in diesem Moment wirklich keine Kamera dabei zu haben.

„Hör auf so doof zu grinsen und hilf mir hier raus!“

Ok, Reita war eindeutig wieder wach.

„Dir auch einen schönen guten Morgen“, murrte Aoi leicht beleidigt zurück, doch griff trotzdem nach der ausgestreckten Hand des Bassisten. Er sollte lieber dankbar dafür sein, dass Reita sich anscheinend nicht mehr genau erinnern konnte, wessen Schuld es eigentlich gewesen war, dass er nun im Gestrüpp lag. Denn wenn doch, so hätte der Blonde ihn wohl um einiges schlimmer beschimpft.

Also blieb der Schwarzhaarige lieber leise und half seinem Kollegen auf.

Allerdings war das schwieriger als er es sich vorgestellt hatte.

Erstens schien Reita noch so angetrunken zu sein, dass er es wahrscheinlich nicht mal unter normalen Umständen geschafft hätte alleine aufzustehen und zweitens hatten sich die Zweige schon ziemlich fest in die Kleidung des Bassisten verhakt. Aoi zog immer stärker, doch wahre Fortschritte konnte er nicht erkennen.

„Au! Jetzt pass doch auf. Du machst mein Shirt kaputt!“, meckerte der Bassist zu allem Überfluss noch rum, was den Schwarzhaarigen dazu brachte mit den Augen zu rollen.

„Wer ist jetzt das Mädchen von uns beiden?“
 

Er sah schon wie Reita den Mund öffnete, als wieder die kratzige Stimme der alten Frau zu hören war.

„Ihr sollt verschwinden!“

„Wir sind ja schon dabei!“, antwortete Aoi und schaffte es tatsächlich mit einem letzten Ruck seinen Kollegen zu befreien, sodass dieser nun schwer atmend neben ihm stand.

„Aoi?“, keuchte der Blonde.

„Nicht der Rede wert. Dazu sind Freunde doch da.“ Aoi schlug ihm aufmunternd auf die Schulter.

Reita konnte nervig sein, aber in solchen Momenten musste man einfach für einander da sein. Das waren die Augenblicke, in denen man seine wahren Freunde..

„Du hast mein Oberteil kaputt gemacht!“
 

Reitas Blick war tödlicher als tödlich.

Jetzt brauchte Aoi wirklich eine unglaublich gute Ausrede.

„Du bist doch in die Hecke gerast wie ein Irrer“, grummelte der Schwarzhaarige vor sich hin. Ja, super gute Ausrede!

„Bist du noch ganz dicht? Du hast mein Oberteil kaputt gemacht! Weißt du eigentlich wie schweineteuer das Ding war? Und es war neu! Ich will einen Ersatz! Und ich will, dass du jetzt endlich den Weg nach Hause findest, sonst war das das Letzte, was du kaputt gemacht hast!“

Aoi sah seinen Bandkollegen perplex an. Zum Einen, weil er so viele Wörter sinnvoll aneinanderreihen konnte – so viel hatte er den anderen an diesem Abend noch nie am Stück sagen hören, was wohl ein Beweis dafür war, dass Reita wirklich sauer war – und zum Anderen, weil er erstmal verarbeiten musste, was ihm da gerade an den Kopf geworfen wurde. Das mit dem Denken lief dank dem Alkohol noch etwas langsam.
 

„Ich ruf die Polizei!!“, riss ihn die altbekannte Stimme aus dem Verarbeitungsprozess und erinnerte den Gitarristen daran, dass sie hier noch immer „nächtliche Ruhestörung“ betrieben. Oder eher: Jetz erst recht, denn Reita war ziemlich laut geworden.

„Jetz nimm das Fahrrad und dann haun wir ab!“, versuchte er sich und den Bassisten aus der Affäre zu ziehen.

„Wieso soll ich das nehmen? Das hat jetz bestimmt nen Platten und das schieb ich sicher nicht durch die Gegend!“

„Reita!“

„Mach du doch, wenn du so an dem Ding hängst!“

„Das gehört noch nich mal uns!“

„Ach, du hast Angst vor den großen bösen Jungs, wenn sies wiederhaben wollen, Mädchen?“

Aoi verdrehte genervt die Augen und riss das Fahrrad mit einem Ruck aus der Hecke, um es sich danach kurz anzusehen. Okay, die Lenkstange war leicht verbogen, aber sonst sah es nicht weiter mitgenommen aus. Soweit er das im Moment beurteilen konnte.

Ein Blick zum Fenster verriet ihm, dass die alte Frau verschwunden war… und das hieß nichts Gutes.

„Komm, lass uns abhaun. Die Alte is mir nich geheuer und ich will heut noch nach Hause.“

„Wie hast du das eigentlich wieder hinbekommen, dass jemand die Polizei auf uns hetzt?“, fragte Reita, während er vor Aoi herlief und um die nächste Ecke ging… außer Sichtweite ihrer Beobachterin.

„Warum sollte das denn schon wieder meine Schuld sein?“, fragte der Schwarzhaarige entnervt.

„Weil es immer deine Schuld ist!“

Ja. Mit der Antwort hätte er rechnen müssen. Sie kam eigentlich immer, wenn sie sich stritten und eigentlich konnte er diese Aussage auch sonst immer ignorieren, doch heute war es endgültig genug.

„So, das reicht mir!“, stellte er klar und brachte Reita damit zum Schweigen, der angefangen hatte, sich über den Zustand seines Oberteils zu beschweren. Ohne ein weiteres Wort der Erklärung schwang sich Aoi auf den Sattel des leicht demolierten Fahrrads.

„Warte, was hast du vor?“ Er konnte die Angst in der Stimme des Blonden hören und das gefiel ihm.

Grinsend blickte er seinen verwirrten Kollegen noch einmal an und fuhr dann los.

Er konnte hinter sich noch Reita hören, der seinen Namen rief. Allerdings waren ihm die Schreie des Blonden reichlich egal. Er fuhr jetzt erst mal nach Hause!

Gomen >___<
 

ja, es hat ewig gedauert... tut uns echt leid! >___<

nur zur zeit gehts bei uns bisschen drunter und drüber und wir kommen kaum zum schreiben...

das nächste chap wird aber nicht so lang auf sich warten lassen - versprochen!!
 

hoffen natürlich trotzdem, dass euch das nächste chap gefällt und kommis sind mehr als erwünscht ^___^
 


 

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Ohne ein weiteres Wort der Erklärung schwang sich Aoi auf den Sattel des leicht demolierten Fahrrads.

„Warte, was hast du vor?“ Er konnte die Angst in der Stimme Reitas hören und das gefiel ihm.

Grinsend blickte er seinen verwirrten Kollegen noch einmal an und fuhr dann los.

Er konnte hinter sich noch den Blonden hören, der seinen Namen rief. Allerdings waren ihm die Schreie des Blonden reichlich egal. Er fuhr jetzt erst mal nach Hause!
 


 

Aoi fuhr schon eine ganze Weile ohne weitere Störungen. Es war angenehm einmal ohne Gemecker durch die Gegend zu brausen. Außerdem war er schon an einigen Straßen vorbei gefahren, die ihm ziemlich bekannt vorkamen. Seinen Berechnungen zu Folge war er in circa 10 Minuten zu Hause - und das hatte er auch bitter nötig. Eine ganze Nacht in dieser eisigen Kälte hätte er sicher niemals überlebt.

Seine Gedanken wanderten unwillkürlich zu Reita.

Der Blonde stand nun sicher ganz einsam und verlassen in der dunkeln Nacht und hatte sich schrecklich verlaufen. Der Bassist tat zwar gern hart, aber ihm musste bei diesen Temperaturen auch furchtbar kalt sein. Und jetzt, wo sein Oberteil auch noch so viele Löcher und Kratzer hatte..

Aoi schüttelte den Kopf. Er konnte jetzt nicht umdrehen. Er war fast zu Hause! Und außerdem, wäre Reita an seiner Stelle nicht auch einfach weiter gefahren?

Trotzdem tauchte das Bild von dem frierenden und einsamen Bassisten immer wieder vor Aois geistigem Auge auf. Es half alles nichts. Er musste umdrehen.
 

„Hab ich dich!“

Aoi schrie erschrocken auf und bremste abrupt ab. Irgendetwas war vor sein Rad gesprungen. Oder besser gesagt: Irgendjemand.

„Wie kommst du denn hier her?“, fragte er Reita geschockt, der nun vor ihm stand und triumphierend grinste. „Bist du mir etwa den ganzen Weg nachgerannt?“

Der Blonde lachte bei den Worten hämisch auf.

„Warum sollte ich dir nachrennen, wenn du eh im Kreis fährst?“

„Wie, ich fahr im Kreis? Red doch nich so ein Schwachsinn! Ich bin in 10 Minuten zu Hause!“

„Das Einzige, was du bist, ist dämlich.“

„Aber… aber…“ Plötzlich wirkte Aoi ziemlich verloren. An sich würde er Reita ja nicht glauben, aber er fand es auch ziemlich unwahrscheinlich, dass ihm dieser den ganzen Weg hinterher gerannt und trotzdem so gar nicht außer Puste war. Verdammt! Er war wirklich im Kreis gefahren! Und deshalb waren ihm einige Straßen auch so bekannt vorgekommen. Er hatte sie ein paar Minuten vorher erst gesehen!
 

„Lass mich lieber wieder fahren.“ Reita sah Aoi siegessicher und überlegen an. Der Gitarrist hätte lieber mit Ruki getauscht und das ganze Haus aufgeräumt – inklusive Garten – anstatt Reita das Fahrrad zu überlassen, aber er wusste genauso, dass er nicht nach Hause finden würde, würde er es weiter alleine versuchen. Und der Blonde würde es sicher nicht zulassen, dass Aoi weiter auf dem Fahrrad fuhr, während Reita auf dem Lenker saß und ihm sagte, wo er hinfahren sollte.

„Nur wenn ich die Flasche wieder krieg!“

„Welche Flasche?“

„Na die, die uns Ruki gegeben hat.“

„Wo ist die Flasche?“, rief Reita plötzlich panisch, als ihm einfiel, um was für eine Flasche es sich hier drehte, und musterte Aoi von oben bis unten, sah sich danach um und blickte dann auf seine eigenen Hände, um auch ganz sicher zu gehen, dass er sie nicht selbst hatte.

„Ich dachte du hast sie!“ Aoi schien nicht weniger panisch zu reagieren, als er sie nirgendwo entdecken konnte.

„Wieso ich?“

„Na weil… weil…“

„Weißt du was?“ Reita kam auf Aoi zu, warf ihn halb vom Fahrrad, um sich auf eben dieses zu setzen, und fuhr dann fort. „Wir fahren jetzt einfach nur zurück nach Hause und du sagst am besten kein Wort mehr!“
 

Aoi blieb einen Moment verwirrt stehen, bis er endlich registrierte, was passiert war.

Reita hatte ihm sein Fahrrad geklaut!

„Hey, das ist unfair!“, rief er laut und lief auch gleich los. Zu seinem Glück fuhr Reita recht langsam. Trotzdem schaffte es Aoi nicht, den anderen einzuholen, so schnell er auch rannte. Das war gemein!

Zu allem Überfluss linste Reita auch noch immer wieder nach hinten und grinste dabei hämisch.

„Ich soll unfair sein?“, entgegnete er dem Gitarristen spöttisch. „Wer war es denn, der weggefahren ist und mich im Stich gelassen hat?“

„Ich wollte zurückkommen!“

„Wer’s glaubt!“

Aoi seufzte. Wer konnte es Reita schon übel nehmen, dass er auf ihn sauer war? Er hatte sich wirklich falsch verhalten. Allerdings konnte er das Reita niemals sagen ohne wochenlang damit gepiesackt zu werden.

Auf der anderen Seite wollte er hier auch nicht mehr wie ein Idiot hinter Reita her rennen und sich währenddessen streiten. So langsam bekam er davon Seitenstechen. Er brauchte einen Plan, um den Bassisten zu stoppen.

Es musste etwas Durchdachtes und Komplexes sein.

Etwas, was Reita niemals merken würde…
 

„Schau mal, Reita. Da is Miyavis Haus!“

„Wo?“

Zu Aois Erstaunen hielt der Blonde wirklich an und schaute sich suchend um.

Ok. Vielleicht hatte er seinen Kollegen überschätzt. Allerdings machte das dem Schwarzhaarigen recht wenig aus.

Erschöpft kam er am Fahrrad an, während Reita tatsächlich weiter durch die Gegend schaute und von Aois Schwindel nichts bemerkt hatte.

„Bist du dir sicher, dass das Haus hier ist?“, fragte er den Gitarristen, als dieser keuchend neben ihm ankam.

Aoi musste sich ein Lachen verkneifen. Entweder war Reita furchtbar besoffen oder wirklich strohdoof. Ihm war im Moment beides recht. Für ihn war nur interessant, wie weit er gehen konnte.

„Natürlich ist das sein Haus! Am Besten gehst du mal hin un klopfst.“

Der Blonde nickte nur zustimmend.

„Ok. Ich geh kurz. Hältst du so lange das Fahrrad?“

„Klar doch.“ Aoi versuchte nicht über den Bassisten zu lachen, aber es fiel ihm wirklich schwer. Er wusste ja immer, dass Reita doof war, aber so doof..

„Moment mal.“ Das Lächeln verschwand aus Aois Gesicht, als sein Gegenüber ihn nun doch misstrauisch musterte.

„Verarschst du mich hier etwa?“

Der Schwarzhaarige hätte sich am liebsten selbst getreten. Und dabei war Reita schon fast vom Fahrrad gestiegen!

„Wie kommst du darauf?“ Aoi versuchte seine Stimme so unschuldig wie möglich klingen zu lassen, aber so wie es aussah, war er wohl doch einen Schritt zu weit gegangen. Dabei war er so nah dran gewesen!

„Miyavis Haus war viel größer!“

„Das bildest du dir ein.“

„Nein. Ganz sicher!“

Und damit war es vorbei, das wusste der Gitarrist, denn Reita hatte sich wieder auf das Fahrrad gesetzt.

„Verdammt!“

„Du hast mich echt verarscht?!“ Der Blonde sah seinen Kollegen fassungslos an.

„Äh… Ich meine… Verdammt, du hast Recht!“, versuchte sich Aoi aus seiner Lage zu retten, wobei ihm auffiel, dass das nicht gerade die sinnvollste Ausrede gewesen war. Jetzt dachte Reita ja nur wieder, er wäre der Klügere.

„Ha! Siehst du?“, kam auch prompt die Antwort. „Ohne mich würdest du hier noch ewig durch die Gegend fahren. Wie gut, dass ich mitgekommen bin.“ Mit Stolz geschwellter Brust machte sich Reita bereit, um loszufahren und stellte einen Fuß auf das Pedal. „Los jetzt, Mädchen!“

Aoi biss die Zähne zusammen, um nicht vor Verzweiflung laut loszuschreien. Was glaubte der andere eigentlich wer er war? Und wie konnte man nur so selbstüberzeugt sein? Wenn ihm jetzt nur nicht so verdammt kalt wäre, würde er sicher alles tun, nur nicht auf dem Lenker dieses dämlichen Fahrrads durch die Gegend fahren – so wie jetzt.

Eingeschnappt setzte er sich auf die verbogene Stange und krallte sich gleich noch mehr daran fest, als Reita losfuhr. „Irgendwann kriegst du das zurück. Verlass dich drauf“, murmelte er kaum hörbar.
 

Es verging einige Zeit, in der niemand etwas sagte und Reita nur in die Pedale trat. Aoi bezweifelte, dass das wirklich die richtige Richtung war, aber weil er mittlerweile eingesehen hatte, dass er selbst total die Orientierung verloren hatte, sagte er auch nichts mehr. Umso mehr überraschte es ihn, dass er in dieser abgeschiedenen Wohngegend um diese Uhrzeit laute Stimmen hörte. Stimmen, die ihm bekannt vorkamen.

„Sag mal, hörst du das?“

„Hör ich was?“

„Ich höre Stimmen.“

Aoi verfluchte sich im gleichen Moment selbst für seine Wortwahl. Wie nicht anders zu erwarten brach hinter ihm schallendes Gelächter aus.

„Na, solang du keine toten Menschen siehst, is mir das ziemlich egal. Un jetzt halt die Klappe. Das hier is anstrengend un ich muss mich konzentrieren.“

„Wir könnten ja mal die Plätze tauschen und ich…“

„Nein!“

Der Schwarzhaarige seufzte resigniert. Einen Versuch war es wert. Ein paar Sekunden war es wieder still, bis er erneut etwas hörte.

„Die Stimme kenn ich!“, rief Aoi aufgeregt. „Ich glaub, das war Kanon.“

„Wer?“, bekam er nur als Antwort zurück.

Unglaublich! Da hatten sie den Abend zusammen mit An Cafe auf der Party verbracht und Reita hatte immer noch keine Ahnung.

„Der Bassist von An Cafe!“, entgegnete Aoi entnervt und war heilfroh, als bei seinem Kollegen anscheinend ein Aha-Effekt einsetzte.

„Ach, du meinst den Kleinen.“

„Genau!“, freute sich Aoi. Das erste Mal an diesem Abend waren Reita und er auf einer Wellenlänge. „Hast du ihn auch gehört?“

„Nö.“

Wieso musste er von allen betrunkenen Idioten auf dieser Welt gerade mit Reita unterwegs sein!? In Gedanken machte sich Aoi schon einmal eine Notiz sich schnellst möglich nach einem anderen Mitbewohner umzusehen, wenn sie diese Höllenfahrt überlebt hatten, als ihn plötzlich etwas ablenkte.

Etwas Großes.

Etwas, das sich genau vor ihnen befand.

Eine Hecke.

Schon wieder!

„Reita, Rechtskurve!“

Aoi spürte, wie der Lenker unter ihm abrupt zur Seite gedreht wurde und er musste seine ganze Kraft aufbringen, um nicht mal wieder abgeworfen zu werden. Eins musste er Reita lassen: Er war zwar ein betrunkener Idiot, aber seine Reflexe schienen noch sehr gut zu funktionieren.

Leider war durch den plötzlichen Richtungswechsel das Rad ziemlich ins Schwanken geraten, was bei der Geschwindigkeit äußerst ungünstig war. Aoi spürte, wie Reita hinter ihm hektisch versuchte, das Fahrrad wieder unter Kontrolle zu bringen, während er selbst instinktiv die Augen schloss.

Bereit, gleich den Asphalt zu küssen.

Allerdings schien das auch nicht die beste Entscheidung gewesen zu sein, denn als der Schwarzhaarige seine Augen vorsichtig wieder öffnete, erblickte er eine kleine Menschenansammlung denen sie nun schwankend und dazu auch noch viel zu schnell, entgegenfuhren.

„Aus dem Weg!“ Aois Stimme klang noch in seinen eigenen Ohren nach, als er etwas Kaltes an seinem Gesicht spürte. Super. Schon wieder auf dem Boden gelandet. Wieso konnte Reita auch nicht einfach ausweichen, sondern musste immer so eine geniale Vollbremsung hinlegen? Gerade als er den Blonden mal wieder anschnauzen wollte, bemerkte er, dass er die Hindernisse wirklich kannte.

„Was macht ihr denn noch hier? Ich dachte, ihr wolltet nach Hause.“ Tora sah ihn ziemlich verwirrt an. Ja, wollten sie ja auch.

„Eigentlich haben wir uns verfahren, aber der Sturkopf wills mal wieder nicht zugeben! Kannst du uns sagen, wohin wir fahren müssen?“, fragte er Teruki deshalb leicht verzweifelt.

„Wo müsst ihr denn hin?“

„Nach Hause.“

„Ja.. aber wo wohnt ihr?!“

„Wenn wir das wüssten, müsst ich ja nicht fragen!“ Na toll! Da erhoffte man sich einmal Hilfe und dann geriet man an jemanden, der selbst keinen blassen Schimmer hatte. Wieso wussten die anderen auch nicht, wo sie wohnten? Das hatte man zu wissen!
 

„Hey Kanon! Weißt du, wo wir wohnen?“

„Ähm… nein…“, meinte der Angesprochene leicht eingeschüchtert. Wieso eigentlich? Sie taten ihm doch nichts, oder? Oder vielleicht war dem Kleineren auch einfach nur kalt? Vielleicht sollten sie ihn mit nach Hause nehmen, damit er sich aufwärmen konnte? Auf dem Rad ging der Heimweg schließlich schneller. Doch Aoi schüttelte den Kopf über seine eigenen Gedanken. Immerhin passte hier nicht noch eine Person aufs Fahrrad. Aber andererseits… der Bassist sah schon ziemlich erfroren aus.

Die Entscheidung wurde ihm allerdings abgenommen, als er laute Rufe von Reita hörte. „Vergiss es!“

„Nur eine Runde.“

„Ich will auch mit dem Fahrrad fahren!“

Der Schwarzhaarige warf einen verwirrten Blick nach hinten, um zu sehen mit wem sein Kollege da stritt. Wie er eigentlich schon vermutete hatte stand Miku mit Hundeblick neben ihrem Fahrrad und versuchte Reita zu erweichen. Dieser ließ allerdings nicht locker und haute dem AnCafe-Sänger jedesmal auf die Finger, wenn dieser versuchte das Lenkrad zu erwischen.

Überzeugt, dass Reita das Problem schon selber lösen konnte, wendete sich Aoi wieder seinen eigenen Problemen zu. Er musste einen Weg nach Hause finden! Irgendeiner von denen musste doch wenigstens wissen, wie man aus diesem verdammten Wohnviertel herausfand! Er warf Kanon noch einen Blick zu, doch entschied sich gegen ein weiteres Gespräch. Der arme Kerl schien schon so völlig fertig und Aoi wollte ihn nicht noch mit dummen Fragen belästigen. Da wandte er sich lieber wieder an Teruki.

„Kannst du uns jetzt irgendwie weiterhelfen?“

Der Angesprochene sah ihn einen Moment verständnislos an, doch schien dann wirklich noch einmal zu überlegen.

„Hmm… Also wir kommen aus der Richtung.“ Teruki zeigte mit dem Finger in die Richtung, in die Aoi und Reita gerade fahren wollten. Der Schwarzhaarige seufzte laut.

Also mussten sie wohl oder übel den ganzen Weg zurückfahren!

„Das bedeutet, dass ihr…“

Aber Teruki schaffte es nicht den Satz zu beenden, da Hiroto an ihm vorbei in Richtung Fahrrad stürmte. Eine Aktion, die Reita scheinbar gar nicht gefiel, denn er fing sofort damit an auch Hiroto anzubrüllen. Aoi musste ihm wirklich mal etwas über höfliches Benehmen beibringen. Das war ja peinlich!
 

Allerdings schien jetzt der falsche Moment für Benimmunterricht zu sein, denn der blonde Bassist schaffte es kaum noch sich die Kletten vom Hals zu halten.

„Aoi, komm her! Sonst fahr ich alleine!“, schrie Reita ihm überfordert entgegen und versuchte gleichzeitig Hiroto davon abzuhalten auf das Fahrrad zu steigen. „Sofort!!“

Der Angesprochene rollte mit den Augen. Reita konnte auch nichts alleine machen! Es konnte doch nicht so schwer sein Miku und Hiroto abzuwehren.

„Danke für deine Hilfe“, meinte Aoi noch höflich zu Teruki, bevor er sich umdrehte, um zum Fahrrad zu gelangen. Der An Cafe-Leader rief ihm noch etwas hinterher, aber er konnte es nicht genau verstehen. Es war ja auch egal. Jetzt kannte er schließlich den Weg!
 

Dumm nur, dass ihm erst ziemlich spät auffiel, dass Reita gerade zurück zu Miyavis Haus fuhr.

„Hey, wir müssen in die andere Richtung!“, rief er seinem Kollegen von der Lenkerstange entgegen, woraufhin Reita abrupt bremste und Aoi sich noch gerade so festhalten konnte.

„Warum?“

„Hat der eine von An Cafe gesagt.“ Namen waren ja schließlich egal. Und wenn er genau darüber nachdachte... konnte er sich von An Cafe sowieso nur an Kanons Namen erinnern.

„Und der weiß, wos langgeht?“

„Er hat gesagt, wo Miyavi wohnt!“

„Und wo wohnt der?“

„Da, wo wir gerade hinfahren.“

„Aber bei Miyavi ist der Alkohol!“

„Aber ich will nach Hause!“

„Mecker nich rum!“

„Dreh um!“ Aois Stimme wurde lauter und entschlossener. Er würde sich doch von dem Bassisten nicht vorschreiben lassen, wo er die Nacht verbrachte!

„Nein!“

„Mach schon!“

„Nei-“

Beide verstummten, als sie plötzlich laute Rufe hörten.

Nur zögernd drehten sie sich um und sahen gerade, wie die ihnen wohl bekannten Musiker von An Cafe und alice nine. um die Ecke gerannt kamen. Zumindest einige von ihnen.

„Reita…“

„Hm?“

Ihre Blicke waren noch immer starr auf die immer näher kommende Meute gerichtet.

„Fahr los…“ Aoi fasste sich als erster wieder. „Fahr los, aber n bisschen plötzlich!“

Endlich begriff auch der Angesprochene die Situation und trat so schnell in die Pedale, wie er nur konnte. „Verdammt, warum rennen die uns hinterher?“, fluchte er laut.

„Weiß ich doch nich! Fahr lieber schneller!“, kam es als Antwort.

„Das sagst du so leicht. Fahr du doch!“

„Ach, jetz plötzlich?“

„Ja, jetz plötzlich!“

Quietschend kam das Fahrrad zum Stehen. Die Stimmen waren mittlerweile verschwunden – ein Zeichen dafür, dass sie ihren Verfolgern wohl entkommen waren. Oder zumindest einen großen Vorsprung hatten.

Aoi sprang vom ihrem Gefährt und stellte sich mit verschränkten Armen daneben. „Super! Jetz haben wir uns wieder verfahren! Nur weil du nich auf den Weg gucken konntest!“

„Hey, ich konnte nichts sehen! Mir hat irgend so ein Mädchen die Sicht versperrt.“

Sie stierten sich noch ein paar Augenblicke an, bevor der Schwarzhaarige seufzte und sich umsah. „Wart mal…“ Er machte ein paar Schritte in die Richtung eines Hauses und blieb dann stehen. „Das sieht aus wie… Hier hast du dich schlafen gelegt!“ Er verdrehte die Augen, während er auf die demolierte Hecke deutete.

„Wer hat sich hier schlafen gelegt?“ Aoi musste sich ein entnervtes Stöhnen verkneifen. Wie konnte ein einziger Mensch nur so begriffsstutzig sein!

„Na du! Vorher!“, erklärte er seinem verwirrten Kollegen und zeigte auf das riesige Loch in der Hecke. Reita starrte nur auf das Gestrüpp.

„Das war doch nicht ich!“, meinte er bestimmt.

„Natürlich warst das du!“

„Quatsch. Das war ‘ne andere Hecke. Da bin ich mir ganz sicher.“

„Und woher soll dann das Loch kommen?“, rief Aoi, wobei sich seine Stimme fast überschlug. Ihre Lage war so schon schwierig genug. Warum musste Reita sich dann auch immer quer stellen? Dieser schien aber gar nicht einzusehen, dass er falsch lag. Im Gegenteil.

„Die Hecke, die du meinst, liegt in der völlig anderen Ecke des Viertels. Das war ich nicht!“

„Und das Loch?!“

„Keine Ahnung. Da muss jemand anderes reingefallen sein.“

Ein frustrierter Schrei kam aus Aois Kehle.

„Du glaubt doch nicht wirklich, dass außer dir heute schon irgendjemand in ‘ne Hecke gefallen ist? So blöd bist doch nur du!!“

Der Schwarzhaarige konnte den Wechseln von mindestens fünf verschiedenen Rottönen im Gesicht des Bassisten erkennen, doch das war ihm im Moment egal. Es war kalt, sie waren auf der Flucht und Reita war wahrscheinlich der größte Trottel auf diesem Planeten.

Dieser Trottel war gerade dabei Luft zu holen, um richtig losschreien zu können, als Aoi plötzlich eine Stimme vernahm. Eine Stimme die ihm wirklich Angst einjagte: Miku‘s.

„Ich glaub, die beiden sind da drüben. Ich hab grad Aoi gehört!“

okay.. ähm.. ja.. wir habens auch ma auf die reihe bekommen, das nächste chap fertig zu schreiben xD"

Das nächste haben wir vor in den ferien zu schreiben (also die nächste woche über), aber wir können nichts versprechen..

wollten die ff nur fertig bekommen, bevor wir so total in den abistress kommen.. das heißt, das nächste kapitel wird vorraussichtlich das letzte sein
 

und ein großes dankeschön an alle, die so lang auf dieses kapitel gewartet haben >____<
 

viel spaß mit dem 3. kapitel ^^
 

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Ein frustrierter Schrei kam aus Aois Kehle. „Du glaubt doch nicht wirklich, dass außer dir heute schon irgendjemand in ‘ne Hecke gefallen ist? So blöd bist doch nur du!!“

Der Schwarzhaarige konnte den Wechseln von mindestens fünf verschiedenen Rottönen im Gesicht des Bassisten erkennen, doch das war ihm im Moment egal. Es war kalt, sie waren auf der Flucht und Reita war wahrscheinlich der größte Trottel auf diesem Planeten.

Dieser Trottel war gerade dabei Luft zu holen, um richtig losschreien zu können, als Aoi plötzlich eine Stimme vernahm. Eine Stimme die ihm wirklich Angst einjagte: Miku‘s.

„Ich glaub, die beiden sind da drüben. Ich hab grad Aoi gehört!“
 


 

Panisch blickte der Gitarrist auf, als er seinen Namen vernahm. Was jetzt?

„Verdammt. Ich dachte, die hätten wir abgehängt“, flüsterte Reita ihm ebenso angsterfüllt zu.

Das letzte, was sie im Moment brauchten, waren diese Nervensägen. Es gab nur eine Möglichkeit um ein Zusammentreffen zu verhindern…

„Wir müssen uns verstecken!“ Bevor Reita antworten konnte, hatte Aoi ihn schon am Arm gepackt und sich mit ihm zusammen in die Hecke geschmissen. Zu ihrem Glück hatte der Bassist diese davor schon so weit demoliert, dass sie dieses Mal nicht nur im Gebüsch landeten, sondern sogar auf der anderen Seite wieder raus kamen.

„Aoi, du Idio...“ Bevor Reita seinen Satz zu Ende gesprochen hatte, hatte ihm besagter Aoi schon die Hand auf den Mund gelegt und sah ihn mit einem Sag-noch-ein-Wort-und-du-hast-einen-kleinen-blonden-Quälgeist-am-Hals-Blick an, der den Bassisten automatisch verstummen ließ.

Je näher die Stimmen kamen, desto mehr drückten sich die beiden ins Gras, um nicht doch noch gesehen zu werden. Ihre Entschlossenheit wurde allerdings stark auf die Probe gestellt, als sie Kanons Stimme hörten. „Guckt mal, was ich gefunden hab!“

Jubelschreie folgten und dann ein ziemliches Stimmengewirr.

„Hey, pass auf, dass sie nicht kaputt geht!“

„Du verschüttest ja die Hälfte.“

Aoi ahnte Böses. Die würden doch wohl nicht...

„Lass mir auch noch was übrig!“

„Tora hat mich getreten!“

„Jammer nicht rum. Wir gehen jetzt zurück!“

„Aber Miyavi und Ruki...“

„Ihr wisst doch eh nicht mehr wohin.“

Stille.

Dann ein synchrones Seufzen. „Na guuut... Aber die hier nehmen wir mit!“

Aoi atmete schon erleichtert aus, doch nur einen Moment später hielt er die Luft an.

„Leute... sagt mal...“ Mikus Stimme kam näher. Verdammt, sie waren doch fast schon weg gewesen!

„Aoi...“, flüsterte Reita dem Gitarristen zu.

„Pscht!!“, zischte dieser dem anderen zu.

„Aber.. Aoi!!“

„Was denn???“

Er wandte sich zum Bassisten um und sah in die Richtung, in die dieser mit dem Kopf nickte.

Das Fahrrad.

„Darf ich fahren???“ Miku klang, als bettelte ein kleines Kind seine Eltern an, auf einem Karussell fahren zu dürfen.

„Das gehört dir nicht!“ Tora schien sich selbst zum Kindergärtner erklärt zu haben. „Und wenn du jetzt damit rumfährst und es am Ende kaputt ist, dann muss ich Miyavi leider erklären, dass Reita und Aoi nichts damit zu tun haben. Bestimmt haben sie es gerade deshalb hier stehen gelassen. Weil es so kaputt ist. Und jetzt komm endlich!“

Grummelnd entfernte sich der Sänger und allmählich wurden die Stimmen leiser. Kaum waren sie nicht mehr zu hören, sprang Reita auf. „Nur wegen dir ist der Alkohol jetzt weg!“

„Den hattest du doch vorhin schon abgeschrieben!“

„Ja, aber jetzt war er wieder da!“

Aoi öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, ließ es dann aber doch bleiben. Der Klügere gab nach! Die Frage war nur... für wie lange? Mühsam rappelte er sich auch auf und sah vorsichtshalber noch mal über die Hecke, um auch ganz sicher zu sein, dass niemand mehr da war.

„Die Luft ist rein“, informierte er seinen Kollegen, was diesen aber reichlich wenig interessierte.

„Ist mir egal. Ich will den Alkohol!“ Aoi verdrehte nur genervt die Augen.

„Wenn du nicht sofort aufstehst und mit schmollen aufhörst, lass ich dich hier!“ Um seinen Standpunkt klar zu machen, machte sich Aoi auf den Weg zum Fahrrad.

Dies war allerdings leichter gesagt als getan, denn die Hecke schien in die eine Richtung sehr viel durchlässiger zu sein als in die andere. Vor lauter Verzweiflung warf er sich schlussendlich mitten hinein und versuchte sich mit Händen und Füßen durch das viel zu dicke Gestrüpp zu kämpfen.

„Verdammte Scheiße!“ Total außer Atem kam Aoi endlich wieder auf dem Gehweg an. Er hatte nicht gedacht, dass es so schwer sein würde, sich durch ein Gebüsch zu kämpfen, doch da hatte er sich anscheinend geirrt.

Seufzend rappelte er sich auf die Beine. Sollte Reita doch alleine sehen, wie er sich durch diese Hölle aus Zweigen kämpfte. Er hatte es auf jedenfall geschafft. Und er war stolz auf sich!

„Wenigstens muss ich jetzt nicht auf der Stange hocken!“, rief er laut über die Hecke, sodass der blonde Bassist ihn auch ganz sicher gehört hatte. Er würde jetzt los fahren. Und dieses Mal würde er nicht umdrehen.

Doch als er seinen Blick dann endlich dahin wendete, wo sie ihr Fahrrad hingeschmissen hatten, blieb er wie erstarrt stehen. Das Rad war zwar noch da, aber da war noch etwas anderes. Besser gesagt jemand anderes!

„Hiroto, was machst du denn hier?“, fragte Aoi völlig verwirrt, doch bevor der Kleinere, der sich verstört an den Lenker des Rades klammerte, antworten konnte, kam schon Tora um die Ecke gejoggt.

„Verdammt, Hiroto. Du kannst doch nicht einfach weglaufen! Die anderen müssen jetzt auf uns warten! Was machst du hier überhaupt?“

„Ich wollte das Fahrrad holen und da kam plötzlich Aoi aus der Hecke gesprungen.“

Erst jetzt schien Tora den Schwarzhaarigen zu sehen.

„Wie siehst du denn aus? Deine Klamotten sind ja völlig zerrissen!“

„Das erklär ich dir wann anders. Jetzt gebt mir das Fahrrad. Ich will nach Hause.“

Aoi fasste nach dem Lenker, welcher aber im selben Moment von Hiroto aus der Reichweite des Schwarzhaarigen gezogen wurde.

„Nein, ich hab’s gefunden und jetzt will ich auch damit fahrn!“

Erneut versuchte Aoi den Lenker zu erwischen, doch Hiroto war schneller und zog das Fahrrad noch einen Schritt weiter zurück.

„So. Und jetzt fahr ich!“ Damit schwang sich der Jüngste auf das Fahrrad. Doch weit kam er nicht, denn nur eine Sekunde später stieß er einen Schreckensschrei aus, woraufhin Geschepper folgte.

Aoi war vor Schreck zur Seite gesprungen und hatte deshalb mitbekommen, wie Reita, der anscheinend einen Hechtsprung über die Hecke gemacht hatte, auf Hiroto und dem Fahrrad gelandet war, mit denen er nun auf dem Boden lag.

„Au au au!!“ Der blonde Gitarrist schien nicht sonderlich angetan von Reitas Aktion und strampelte mit den Füßen, um das Gewicht von sich runterzubekommen. Der Bassist machte allerdings keine Anstalten, ihm diesen Wunsch zu erfüllen.

„Das Fahrrad bleibt hier!“, meinte er nur in strengem Ton.

„Geh runter von mir! Du tust mir weh. Tora!!“ Verzweifelt rief Hiroto nach Hilfe, doch Tora schien auch ein wenig überfordert zu sein.

„Nur, wenn du jetzt schön zu deinen Spielkameraden zurückgehst und das Fahrrad hier lässt“, erwiderte Reita drohend.

„Nein!“

Der Bassist hob eine Augenbraue und verlagerte sein Gewicht ein wenig, woraufhin Hiroto noch lauter zu schreien anfing. „Verdammt! Okay! Du kriegst das Schrottteil. Und jetzt lass mich gehen!“

Zufrieden grinste Reita und richtete sich – wenn auch etwas wacklig – auf, wobei er das Fahrrad gleich mitzog.

„Komm jetzt, Hiroto!“, rief Tora genervt und packte den Jüngeren am Arm, um ihn um die Ecke zu ziehen, hinter der sie vorhin erschienen waren. Die Stimme eines mürrischen Gitarristen entfernte sich schnell, was Aoi aufseufzen ließ. Sie hatten das Fahrrad gerettet!

Sein Enthusiasmus verflüchtigte sich aber schnell, als er einen Blick auf eben dieses warf.

„Toll...“ Jetzt war nicht nur der Lenker verbogen, sondern auch eines der Räder hatte durch die Aktion eben etwas abbekommen. „So können wir nicht fahren!“

Reita sah es sich ebenfalls an und schüttelte kurz den Kopf. „Doch klar!“ Damit setzte er sich auf den Sattel und trat in die Pedale – bereit für eine Proberunde.

Aoi verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete seinen Kollegen skeptisch. Normalerweise wäre er auch sofort auf das Rad zugerannt doch dieses Mal hielt er lieber Abstand. Erstens glaubte er eh nicht, dass es Reita weit schaffen würde, also war es ausgeschlossen, dass dieser einfach ohne ihn wegfuhr und zweitens hatte er keine Lust, dass der Schrotthaufen unter ihm zusammenklappte.

Zu seinem Erstaunen schaffte es der Bassist tatsächlich diesen Schrotthaufen zum Fahren zu bewegen. Allerdings war „Fahren“ hier auch etwas übertrieben.

Im vorderen Reifen fehlte Luft, so dass Reita beinahe auf der Felge fuhr. Außerdem war der ganze Rahmen leicht zur Seite verbogen, sodass das Gefährt jeden Moment drohte umzufallen. Um es zusammen zufassen: es war eine Katastrophe.

Aoi seufzte resigniert. Das hieß wohl, dass sie laufen mussten.

Wackelig kam das Fahrrad vor dem Schwarzhaarigen zu stehen.

„Also, fahren wir weiter?“

Aoi starrte seinen Kollegen entgeistert an. Hatte er Reita gerade richtig verstanden?

„Du willst wirklich mit dem Ding weiter fahren?“ Er zeigte auf das verbogene Stückchen Elend.

„Warum denn nicht?“

„Das is total am Arsch. Da lauf ich ja schneller!“

Durch solche Einwände ließ sich Reita allerdings nicht beirren.

„Jetzt übertreib doch nicht so.“

„Übertreiben? Hast du eigentlich gesehen, wie krumm der Rahmen ist? Das sieht aus wie ne Picasso-Fälschung!“, rief Aoi laut und er bemerkte, wie seine Stimme wieder dabei war sich zu überschlagen, doch das war ihm egal. Wahrscheinlich würde das Ding irgendwann unter ihrem Gewicht zusammenbrechen und er würde sich lebensgefährliche Verletzungen zuziehen. Er wusste ja nicht, wie es bei Reita aussah, aber er wollte den Tag eigentlich überleben!

Doch je aufgebrachter Aoi wurde, desto ruhiger schien Reita zu werden.

„Jetzt reg dich doch nicht so auf“, meinte er in einem gelassenen Ton, welcher bei dem Schwarzhaarigen nur das Gegenteil bewirkte. „Der Rahmen is zwar verbogen, aber wenn du dich vorne etwas zur Seite lehnst gleichen wir das schon wieder aus.“

„Ich soll was?!“ Extrawünsche oder wie? Es war doch einfach unglaublich, was sich der Blonde das herausnahm. „Hör mal, Reita… Wir können nicht mit dem Ding fahren.“

Der Angesprochene schien einen Moment lang zu überlegen und Aoi machte sich schon auf eine schlagfertige Antwort gefasst. Als jedoch ein paar Sekunden später immer noch nichts gekommen war, befürchtete er schon, Reita wäre mit offenen Augen und im Stehen eingeschlafen. Diesmal würde er ihn sicher nicht wecken! Dann war er womöglich auch noch Schuld dran, dass es so kalt war und dass die Sonne nicht schien!

Die Überlegung, wie er denn nun weiter vorgehen sollte, wurde aber abrupt unterbrochen, als der Bassist vom Fahrrad stieg und es einfach fallen ließ, woraufhin es ein hässliches Knacken von sich gab. Gut, das wars dann also endgültig mit dem Fahrrad fahren gewesen.

„Hey! Warte! Wo willst du hin?“, rief Aoi Reita hinterher, der sich gerade dran gemacht hatte, davon zu stolzieren.

„Na zu Myv. Wenn wir nicht fahren können, dann gehen wir eben zurück. Der Weg ist sicher viel kürzer als der nach Hause“, bekam er als Antwort.

Aber… aber… so hatte er sich das irgendwie nicht vorgestellt. Was, wenn Reita falsch lag und es gar nicht mehr so weit nach Hause war? Außerdem wollte er jetzt nicht zurück. Er wollte in sein warmes kuschliges Bett!

„Aber das ist viel zu weit!“, warf er deshalb ein und rührte sich nicht vom Fleck. „Komm schon… lass uns nach Hause gehen!“

Unerwarteter Weise blieb der Blonde sogar stehen und drehte sich um, die Hände vor der Brust verschränkt. „Und wie willst du das anstellen, du Superhirn? Denkst du, hier kommt ein Taxi vorbeigerauscht, wenn du den Arm hebst? Außerdem… Geld haben wir auch nicht.“

Stimmt. Kai hatte als einziger seinen Geldbeutel mitgenommen. Kai… Wenn Aoi zu Hause war, dann war das Erste, was er tun würde, Kai anrufen – sofort nachdem er geduscht, geschlafen und gefrühstückt hatte. Und dann würde er ihm klarmachen, was es bedeutete, ihn allein mit Reita in der Nacht herumirren zu lassen!

„Ich hasse Kai!“, rief der Schwarzhaarige laut aus und stampfte dabei einmal kräftig auf den Boden, wie ein Kleinkind, das keinen Lolli bekam. Er wartete darauf, dass Reita in seine Schimpftriade mit einstieg, so wie er es sonst auch immer tat, wenn es darum ging die Schuld bei jemand anderem zu suchen. Nach einigen Momenten der Stille sah Aoi seinen Kollegen verwirrt an. Statt sich zu beschweren war dieser ein paar Schritte zurückgekommen und starrte nachdenklich die Hecke an.

„Reita? Hast du dich schon auf stand-by geschaltet oder was ist los?“

Aoi kam langsam einen Schritt näher auf den Angesprochenen zu. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war ein blonder Bassist im Wachkoma.

Obwohl.. vielleicht konnte er ihn auch einfach so da stehn lassen…

Doch bevor er diesen Traum weiterspinnen konnte, schien Reita auch schon wieder zu erwachen. Blitzschnell hatte dieser nämlich eine Hand auf Aois Schulter gelegt und blickte ihn ernst an. „Ich habe einen Plan, aber davor musst du mir eine Frage beantworten. Wir sind doch Freunde und du vertraust mir?“

Normalerweise hätte Aoi über so eine Frage gelacht, doch beim Anblick von Reitas Gesicht wusste er einfach nicht, was er sagen sollte. Stattdessen nickte er lieber mal.

Der Blonde verzog keine Miene. „Das ist gut, denn du musst jetzt sehr stark sein.“

„Reita, hör auf mit den Scheiß und sag endlich..“

Doch bevor Aoi den Satz beenden konnte, hatte Reita ihn auch mit der anderen Hand gepackt und sich mit ihm zusammen zurück in die Hecke geworfen. Stöhnend rollte sich Aoi auf der anderen Seite aus den Geäst raus, dich gefolgt von Reita. Das war schon das dritte mal, dass er an diesem Abend durch dieses dämliche Gebüsch krabbelte und es wurde nicht unbedingt angenehmer.

„Sag mal, hackt‘s bei dir?!“, schrie er den Blonden neben sich an. „Ich weiß zwar nicht, was du für kranke Vorlieben hast, aber ich find das echt nicht lustig!“ Dieser zog sich währenddessen seelenruhig die kleinen Zweige aus seiner stark demolierten Frisur.

„Jetz reg dich wieder ab. Anders hätt‘ ich dich nie wieder durch die Hecke bekommen.“

Da musste Aoi seinem Kollegen Recht geben. Freiwillig hätte er sich nicht mehr in das Geäst geworfen, was ihn allerdings zur nächsten Frage brachte: „Und was wollen wir hier überhaupt schon wieder?“

Doch statt eine patzige Antwort zu geben, sah ihn Reita nur ernst in die Augen – und Aoi konnte deutlich den glasigen Glanz darin erkennen. Ein Grund, warum er sich schon mal auf einen irrwitzigen Vorschlag einstellte. Schließlich kam der glasige Blick sicher nicht daher, dass Reita gleich anfangen würde zu weinen.

„Willst du nach Hause laufen?“, hörte er aber stattdessen den Blonden nur fragen. Wo blieb der irrwitzige Vorschlag? Sicher, das war schon irrwitzig genug, doch eigentlich hatte Aoi mehr erwartet.

Zögernd schüttelte er den Kopf, woraufhin sich Reita von ihm abwendete und den Blick über das Grundstück schweifen ließ. Irgendwie wurde es dem Gitarristen hier zu bunt. Erst diese komischen Anwandlungen von ‚Vertraust du mir?’ und jetzt diese seltsame Ruhe, die der andere ausstrahlte. „Was suchst du denn?“, fragte er deshalb ungeduldig und sah sich ebenfalls das Grundstück an. Rasen und ein Haus. Nichts Besonderes zu sehen.

„Ne Garage“, bekam er als Antwort.

„Hää??“ Aoi konnte ihm nicht folgen. Was ging nur in Reitas Kopf vor?

„Jetzt denk doch mal nach!“

Und der Schwarzhaarige dachte nach. Eine Garage. In einer Garage waren Autos. Und mit Autos konnte man fahren. Punkt.

Es brauchte noch ein paar weitere Sekunden, bevor er erschrocken Mund und Augen aufriss. „Was??? Du willst doch wohl nicht da klingeln und fragen, ob uns jemand nach Hause fährt! Weißt du eigentlich wie peinlich das ist? Und was, wenn mich jemand erkennt!? Denk gar nicht dran! Ich bin draußen!“ Damit drehte er sich um, um sich wieder in die Hecke zu werfen. Fast wäre ihm das auch gelungen, hätte Reita nicht eine seiner Haarsträhnen zu fassen bekommen.

Mit einem Schmerzensschrei blieb Aoi stehen und fuhr herum. „Hast du noch alle…“

„Jetzt komm mit!“ Damit packte ihn der andere am Arm, verdrehte kurz die Augen und zog ihn hinter sich her in die Richtung einer Garage, die sich tatsächlich auf dem Grundstück befand. Kurz vor dieser wurde der Schwarzhaarige auch wieder losgelassen, woraufhin er seinem Entführer nur einen trotzigen Blick schenkte. „Und jetzt?“

Doch anstatt zu Antworten ging Reita noch ein paar Schritte weiter und betrachtete das Garagentor. Aoi wurde das so langsam zu viel. „Was hast du eigentlich vor? Denkst du nicht, dass du wenigstens fragen solltest, bevor du dich hier an fremden Eigentum vergreifst?“

„Nein.“

Der Schwarzhaarige stutzte. „Häääähh??“

Endlich drehte der Blonde sich wieder zu ihm um. „Hat dir einer der Zweige nen Loch in deinen Kopf gebohrt und dein Hirn läuft dir aus oder was ist grade mit dir los? Ich will in der Garage nachschaun, ob die ein Fahrrad für uns haben!!“ Damit drehte sich Reita wieder um und würdigte den verwirrten Aoi keines Blickes mehr.

Das war diesem auch nur Recht, denn er hatte sehr mit einer neuen Erkenntnis zu kämpfen. Besser gesagt mit einer alten, die sich mal wieder bestätigt hatte. „Du spinnst doch!“, fuhr er seinen Kollegen sauer an. „Das is die blödeste Idee, die du heute hattest, und glaub mir, du hattest heute schon verdammt viele blöde Ideen! Und außerdem, glaubst du im Ernst, dass irgendjemand so bekloppt wär, sein Garagentor einfach offen zu lassen…“ Gerne hätte Aoi noch weiter geschrien, doch er musste schnell zur Seite springen, als eben dieses Tor knarrend nach oben geschoben wurde.

„Die Idee ist trotzdem blöd“, setzte er nochmal trotzig nach, als er das hämische Lächeln auf Reitas Gesicht sah. Doch obwohl Aoi die Vorstellung nicht gefiel in den Sachen fremder Leute rumzuschnüffeln, ging er wieder ein paar Schritte vor und betrachtete den Inhalt der Garage, welche nur durch das Licht der Straßenlaternen zu erkennen war.

so, ohne große vorrede gehts glei weiter mit kapitel 4 ^^
 

________________
 

„Siehst du was?“, flüsterte Aoi Reita zu, der ebenfalls angestrengt in die Dunkelheit der Garage blickte.

„Ähm… ein Auto. Sonst nichts“, bekam er jedoch nur als Antwort. „Aber man sieht bestimmt mehr, wenn man mal da rein geht und sich dann umsieht.“

„Ja, dann mach mal.“ Er würde da sicher nicht reingehen. Erstmal hatte er Angst, Reita würde sich einen Spaß mit ihm erlauben und das Garagentor hinter ihm zumachen, und zweitens waren da drin sicher Spinnen. Und Ratten.

Überraschender Weise brummte der Blonde nur kurz, schlängelte sich dann aber zwischen Auto und Wand ein Stück nach hinten.

Aoi zweifelte zwar immer noch am Verstand des anderen, doch mittlerweile hatte er eingesehen, dass es vielleicht doch keine so schlechte Idee war, ein Fahrrad auszuleihen. Sie würden es morgen ja auch ganz schnell wieder zurückbringen.
 

„Und, was gefunden?“, rief er der schattenhaften Gestallt in der Garage zu.

„Hier ist irgend… AH!“

Lautes Gepolter und schon war die Schattengestalt verschwunden.

„Ähm… Reita?“ Aoi ging ein paar Schritte in das Dunkel hinein und stieß dann mit dem Fuß gegen etwas.

„Scheiße!“, kam von unten eine ziemlich wütende Stimme. „Ne Mausefalle… Autsch.“

Er hatte es gewusst! Hier gab es Ratten! Aber der Gitarrist grinste sofort schadenfroh, als er sah wie sich Reita wieder aufrappelte.

„Wieso muss ich eigentlich immer die Drecksarbeit machen?“ Murrend tastete sich der Blonde gefolgt von Aoi weiter in der Garage nach hinten. Mittlerweile hatten sich ihre Augen einigermaßen an die Dunkelheit gewöhnt, sodass sie einige Umrisse ausmachen konnten.

„Ich seh kein Fahrrad“, murmelte der Gitarrist. „Nur… guck mal, das ist wie für dich gemacht!“ Er deutete auf ein kleines Gefährt, das in der hinteren Ecke stand.

„Haha.“ Reita schien von dem Vorschlag nicht sonderlich begeistert zu sein. „Bevor ich mit nem Dreirad durch die Gegend fahr, wird Miyavi erwachsen!“ Kurz sah er sich noch mal um, bevor er seufzte. „Hier ist kein Fahrrad.“

„War ja auch ne dämliche Idee“, pflichtete ihm Aoi bei und klopfte sich dabei den Staub von den Schultern, als er ein merkwürdig tiefes Brummen hörte.
 

„Hast du mich grade angeknurrt?“, fragte er verwundert seinen Kollegen, welcher ihm nur einen verwirrten Blick schenkte.

„Was?“

„Ach komm, Reita. Das muss dir nicht peinlich sein. Ich wusste schon immer, dass du etwas Hundeartiges an dir hast. Wenn ich nur an deine Essgewohnheiten denke…“

„Hör auf mit dem Scheiß! Ich hab dich nicht angeknurrt.“

Aoi konnte nur kichern. Es gab nichts Besseres, um ihn aufzuheitern, als einen genervten Reita.

„Los Reita, lass deine animalische Seite raus“, stichelte er weiter und konnte sogar in dem schwachen Licht erkennen, wie dessen Kopf vor Wut ganz rot wurde.

„Ich geb dir gleich meine animalische Seite zu spüren, wenn du nicht gleich…“ Der Bassist hielt inne und schaute Aoi verblüfft an. „Hörst du das?“

Aoi hörte es. Ein weiteres Knurren. Und es war lauter. Und es kam nicht von Reita, denn dieser hatte seinen Mund zu und wirkte gar nicht mehr so animalisch. Obwohl… er hatte schon leichte Ähnlichkeit mit einem eingeschüchterten Hasen, so wie er da stand und aus der Garage herausstarrte. Langsam richtete der Schwarzhaarige seinen Blick in dieselbe Richtung, in die auch sein Kollege starrte.
 

„Scheiße.“ Das war das Einzige, was ihm einfiel. „Scheiße, scheiße, scheiße!“

„Bleib ganz ruhig“, hörte er den Blonden neben sich.

„Wie soll ich ruhig bleiben, wenn da vorne auf dem Weg dieses Monster steht und mich schlimmer anstarrt als alle Fangirls dieser Welt zusammen?“

Aoi versuchte zu flüstern, aber es war einfach so schwer vor laute Angst nicht auszurasten. Keine zehn Meter von ihnen entfernt stand ein Hund. Ein Riese von einem Hund! Aoi konnte die Rasse nicht erkennen, aber er konnte auf jeden Fall sagen, dass das Ding ihn mit Leichtigkeit zerfleischen konnte. Und davon ausgehend, welche Töne es von sich gab, schien das Tier auch genau dieses Ziel zu verfolgen.

„Darf man so was eigentlich frei draußen rumlaufen lassen?“, rief Aoi in einer ungewöhnlich hohen Tonlage, während er auf das Ungetüm deutete.

„Naja… also so ganz frei läufts ja auch nicht draußen rum.“

„Scheiße, Reita! Musst du immer alles wortwörtlich nehmen?! Denk lieber drüber nach, wie wir hier wieder rauskommen!“

„Ähm… gut… warte.“
 

Der Schwarzhaarige hatte allerdings keinen Nerv, um noch groß zu warten. Das Ding kam immer näher und sie standen hier einfach total dämlich rum und warteten darauf, dass es sie zerfleischte?!

„Du rennst raus und lenkst das Ding ab, während ich über die Hecke spring!“, meinte der Blonde dann schließlich in überzeugendem Ton, woraufhin ihn Aoi nur entgeistert anstarrte.

„Okay okay… Dann lass uns halt beide versuchen, dran vorbeizukommen. Das Monster steht ja noch n Stück von der Garage weg.“ Reita hob beschwichtigend die Arme und machte sich ganz langsam daran dem Ausgang der Garage näher zu kommen.

Verdammt, wie konnte der nur so ruhig bleiben?

Der andere atmete noch einmal tief durch, bevor er sich Reita anschloss. Langsam setzte er einen Fuß vor den anderen, den Hund dabei nicht aus den Augen lassend. Je näher Aoi dem Tor jedoch kam, desto mehr wurde ihm bewusst, dass auch der Hund immer näher kam. Eine Tatsache, an die er vorher gar nicht gedacht hatte.

Alle Muskeln in seinem Körper waren angespannt – bereit, um sofort loszurennen, wenn sich irgendetwas Unerwartetes tat.

„Hör auf so zu klammern!“, zischte ihm der Bassist plötzlich zu und da merkte er erst, dass er sich wirklich an den durchlöcherten Klamotten des Blonden festgeklammert hatte. Peinlich berührt ließ er ihn los.
 

Eine unbedachte Sekunde der Unaufmerksamkeit und als Aoi wieder über die Schulter des anderen blickte, merkte er, dass der Hund näher am Tor stand als ihm lieb war.

Der Gitarrist stieß einen schrillen Schreckensschrei aus, der auch Reita zusammenzucken ließ, und drehte sich auf der Stelle um. Den Schreckensschrei übertönte jetzt allerdings ein anderes unheimlich lautes Geräusch. „Was ist das?“, schrie er dagegen an und zerrte verzweifelt an der Fahrertür des Autos. Da drin war er wenigstens sicher vor dem Hund… wenn das Ding nur endlich mal aufgehen würde!

„Was das ist? Das ist die Alarmanlage des Autos, du Idiot“, hörte er den Blonden brüllen, dicht gefolgt von einem weiteren Knurren, welches sogar das schrille Piepsen des Alarms übertönte.

„Er kommt näher. Der Alarm scheint ihn noch wütender gemacht zu haben“, informierte ihn die verängstigte Stimme seines Kollegen. Der Schwarzhaarige zog weiterhin am Autogriff. Die Tür musste einfach aufgehen. Sie musste! Er wollte nicht von diesem tollwütigen Monster zerfleischt werden!

„Er kommt!“, hörte er Reita laut schreien. Ein weiteres lautes Knurren war zu vernehmen, doch dieses Mal war es viel näher. Viel gefährlicher! Aoi dachte gar nicht nach, sondern machte das erste, was ihm in diesem Moment in dem Sinn kam. Mit einem leisen Wimmern ließ er sich auf den Boden sinken und versuchte so gut es ging unter das Auto zu kriechen. Er schloss seine Augen, als ein lautes Geräusch zu hören war, was er bei dem schrecklichen Lärm des Alarmes nicht richtig identifizieren konnte.
 

Eine Weile wartete er einfach nur da und betete, dass der Hund, nachdem er Reita gefressen hatte, keinen Hunger mehr hatte. Er wusste, dass diese Bitte nicht gerade nett war, aber wenn sein Kollege schon gefressen werden musste, dann doch wenigstens zu einem guten Zweck. Geopfert für einen seiner besten Freunde. Ein wahrerer Heldentod.

Doch während Aoi sich diese Gedanken machte, merkte er, dass der Hund ihn wirklich nicht angriff oder wenigstens versuchte sein Bein abzureißen, welches unter dem Auto hervorschaute. Ganz vorsichtig öffnete er die Augen. Es war dunkel. Viel dunkler als davor. Und irgendwie höllisch laut, auch wenn die ganzen Geräusche sehr dumpf klangen.
 

Mist! Das bedeutete dann wohl, dass er ohnmächtig geworden war und der Hund ihn schon gefressen hatte. Er war tot! Und anscheinend nicht im Himmel, wenn man die Dunkelheit und diesen schrecklichen Lärm bedachte. Aoi war sich sicher: das war die Hölle. Er hatte doch von Anfang an gewusst, dass die PS Company ihre Seelen an den Teufel verkauft hatte! Ihre Karriere lief einfach zu gut, um wahr zu sein.

„Aoi.“

Wie aus einem Traum erwacht zuckte der Schwarzhaarige hoch und schlug sich seinen Kopf erst mal am Auto an. Ja, diese Schmerzen fühlten sich wirklich wie die Hölle an. Aber wer hatte da mit ihm gesprochen? Vielleicht hatte er ja doch noch eine Chance seine Sünden zu beichten.
 

„Gott?“, antwortete er hoffnungsvoll.

Einen Moment lang herrschte Stille.

Dann konnte Aoi kurz Gekicher hören. Das mussten die kleinen Engelchen bei Gott sein, die ihn auslachten.

„Ja?“, hörte er dann eine seltsam vertraute Stimme. Einen Augenblick stutzte er, doch dann fiel ihm ein, dass das ja Gott war. Wahrscheinlich kam jedem Gottes Stimme vertraut vor.

„Also… weil ich ja gleich sterbe… oder schon tot bin… kann ich noch was loswerden?“ Irgendwie kam es ihm seltsam vor, dass er keine Antwort bekam. Aber er konnte seine eigene Stimme durch die lauten Geräusche kaum hören. Wie sollte Gott ihn denn da verstehen?

Darum fuhr er einfach fort, etwas lauter redend als vorher. „Also es… es tut mir Leid, dass ich Reitas Nasenband aus Versehen ins Klo fallen gelassen und es danach nur auf die Leine zum Trocknen gehängt hab. Und dass ich ihm mal gesagt hab, das Mädchen aus dem Club hätte ihm eine Abfuhr erteilt, obwohl sie eigentlich ein Date mit ihm wollte. Aber wieso sollte der immer…“
 

Ruckartig wurde er an der Hand gepackt und grob zur Seite gezogen. „Autsch!“, murmelte er leise, als er losgelassen wurde. Seit wann war Gott denn so brutal? Und seit wann schleifte ihn Gott über den Boden?

„Du hast WAS?!“, hört er eine ziemlich laute und wütende Stimme. Die Stimme von eben. Wurden ihm seine Sünden jetzt doch nicht vergeben? Dabei dachte er immer…

Suchend sah er sich um. Mittlerweile konnte er einige Umrisse erkennen. So zum Beispiel das Auto neben sich. Und Reita, der ihn von oben herab anstarrte – zumindest glaubte er, dass er ihn anstarrte.

Aber… Moment… „Heißt das etwa, ich bin nicht tot?“

„Du bist so gut wie tot!“, keifte der andere gegen das nervtötende Geräusch der Alarmanlage an, das Aoi mittlerweile auch wieder erkannte.

„Scheiße…“, brachte er nur über die Lippen, als er sich seiner Situation bewusst wurde.

Das hier war weitaus gefährlicher als der tollwütige Hund und um einiges schlimmer als die Hölle.

Instinktiv drehte sich Aoi von Reita weg und krabbelte so schnell er konnte in die Richtung des Garagentors. Leider bemerkte er erst, als er mit dem Kopf dagegen stieß, dass dieses verschlossen war. Deshalb war es also so dunkel…

Verzweifelt suchte der Schwarzhaarige in der Dunkelheit einen Griff. Er hörte draußen immer noch den Hund bellen, aber das war ihm egal. Lieber zerfleischt werden als abzuwarten, was der Blonde mit ihm anstellte.

„Vergiss es! Das Tor kriegt man von innen nicht auf“, hörte er die Stimme des Bassisten, konnte aber in der Finsternis nicht genau identifizieren, woher sie kam.

„Was“, antwortete er erschrocken. „Warum hast du das blöde Ding denn zugemacht, wenn wir dann nicht mehr rauskommen?“

„Weil mich das Monstervieh mit dem Killerblick auffressen wollte und ich Angst hatte und… Moment mal. Ich bin hier nicht derjenige, der vor Gericht steht!“ Wie aus dem nichts tauchte der Blonde plötzlich neben Aoi auf und packte ihn am Kragen.

„Wie konntest du nur mein Band ins Klo schmeißen? Sobald wir hier draußen sind steck ich deinen Kopf auch mal in so ne Schüssel, damit du siehst wie das ist, du kleine Ratte!“

„Wie jetzt und das mit dem Mädchen is dir egal?“

Einen Moment herrschte Stille. „Die Große?“

Aoi nickte, obwohl er sich nicht sicher war, ob Reita ihn überhaupt sehen konnte.

„Ich hab ihre Handynummer. Die ruf ich einfach an und die Sache ist geklärt.“

Der Schwarzhaarige schluckte. Das was er jetzt tun würde, konnte sein endgültiges Todesurteil sein, aber es gab keinen Ausweg.

„An deiner Stelle würde ich sie nicht anrufen.“ Aoi spürte, wie der Griff um seine Kehle noch etwas stärker wurde. „Ich hab ihr nämlich erzählt, dass du schwul bist.“

„Du hast WAS?!“, schrie der Bassist entgeistert. Aoi nutzte diesen Moment der Unachtsamkeit seines Kollegen, um sich loszureißen und durch dessen Beine zu krabbeln und dann schnell das Weite zu suchen. Er wusste, dass es nicht sehr erwachsen war, sich in einer Garage zu verstecken, aber hier ging es nur noch ums nackte Überleben.

„Du kannst dich nicht verstecken! Ich find dich trotzdem!!“, hörte er die zornige Stimme seines Kollegen rufen, dicht gefolgt von einer anderen, die ihm auch fern bekannt vorkam. „Hallo? Ist da jemand drin?“
 

Rettung! „Ja!“, schrie Aoi sofort und es fühlte sich so an, als wäre die entfernt bekannte Stimme diesmal tatsächlich von einem Engel kommen. Wer sonst konnte ihn jetzt noch aus dieser Situation retten? „Wir sind hier! Schnell!“, rief er weiter und hoffte, man würde ihn trotz der Alarmanlage verstehen.

Das Bellen des Hundes entfernte sich allmählich, doch das war dem Schwarzhaarigen im Grunde egal. Er wollte hier nur raus. Raus aus seiner ganz persönlichen Hölle.

So schnell er konnte, krabbelte er vom Hinterrad zurück zur Garagentür, obwohl er doch wusste, dass Reita dort stand. Egal…

„Warum gerade jetzt?“, rief Reita wütend und Aoi zuckte zusammen, als es sich so anhörte als hätte der andere gegen das Tor getreten. Da würde er sich später noch auf was einstellen können. Am besten zog er sofort aus. Er würde Reita nie wieder für Gott halten! Das nahm er sich vor und das würde er auch durchziehen!

„Ich bin hier drin! Lasst mich raus!“, schrie er noch mal und hörte Stimmen von der anderen Seite. Allerdings konnte er sie nicht wirklich verstehen. Warum zum Teufel brauchte das denn so lange?

Endlich… nach einer verfluchten Ewigkeit drang ein Lichtschein zu ihnen durch. Das Garagentor wurde quälend langsam geöffnet und für Aoi fühlte es sich an, als würde das Tor zum Himmel geöffnet werden. Ohne lang zu überlegen stürzte er raus, doch noch bevor er merkte, was passierte, spürte er schon einen harten Griff um sein Handgelenk.
 

„Stehn geblieben!“ Okay, die Stimme kannte er nicht. Und das gefiel ihm ganz und gar nicht. „Und sie! Hände über den Kopf, wo ich sie sehen kann!“

Aoi blinzelte verwirrt, bevor er sich umsah und die Lage erkannte, auch wenn er sie nicht wirklich verstand. Neben ihm stand ein Polizist und hielt ihn fest, sodass er nicht weiter rennen konnte. Der Schwarzhaarige sah den Mann verwundert an. Warum hielt er ihn fest? Schließlich hatten sie Reita schon geschnappt, der ihn ja ganz eindeutig umbringen wollte. Aoi selbst war hier schließlich nur das Opfer. Doch anscheinend sahen die Polizisten das anders. „Sie beide sind festgenommen“, berichtete der Mann Aoi so sachlich wie möglich.

„Was?!“, ertönte laut Reitas entsetzte Stimme, der nun von einem zweiten Polizisten ebenfalls am Arm gepackt worden war.

„Sie sind festgenommen wegen Hausfriedensbruch, Ruhestörung und versuchtem Autodiebstahl.“

Aoi blieb der Mund offen stehen. Das hörte sich nicht gut an. Gar nicht gut. Allerdings schien sein Kollege den Ernst der Lage nicht zu verstehen, da er den Mann neben sich skeptisch betrachtete als wolle er ihm nicht ganz glauben, dass er von der Polizei war.

„Und wer sagt, dass wir das alles versucht haben?“, fragte er provozierend, während der Polizist neben ihm nur knapp antwortete: „Die Besitzerin der Garage, in die sie eingebrochen sind, und des Autos, das sie stehlen wollten.“
 

Im selben Moment hörte Aoi nicht weit von ihm entfernt ein hämisches Glucksen, welches ihn herumfahren ließ. Hinter ihm stand das kratzige alte Weib, welches Reita und ihn vorher aus ihrem Fenster aus angeschrien hatte. Sie trug einen rosa Morgenmantel und lächelte verzückt, während sie dem Mutantenhund selig über den Kopf tätschelte.

„Die alte Hexe!“, hörte Aoi hinter sich den Bassisten entsetzt feststellen, was dazu führte, dass die Angesprochene endlich aufhörte dümmlich zu grinsen. „Sowas verbitte ich mir“, wetterte sie los und richtete sich dann an die Polizisten. „Ich wusste schon gleich, dass das Schwerverbrecher sind. Wenn man nur sieht wie die beiden rumlaufen!“

„Aber wir haben doch gar nichts getan! Wir sind ganz unschuldig“, versuchte Reita sich verzweifelt zu verteidigen. Allerdings schlug diese Verzweiflung schnell wieder in Wut um, als sich sein Blick mit dem Aois kreuzte. „Das ist alles deine Schuld, du Idiot! Ich bring dich um, wenn ich dich erwische!“

„Hörn sie das! Er will mich umbringen!“, ertönte die bestürzte Stimme der alten Frau. „Er ist ein potentieller Mörder!“

Aoi verdrehte die Augen und fuhr die Frau daraufhin an: „Meine Güte, er will mich umbringen! Nicht sie!“

Einen Moment starrte sie den Schwarzhaarigen überrascht an, bevor sie sich wieder an den Polizist wendete. „Aber trotzdem ein potentieller Mörder!“

„Jetzt hören sie mal zu“, warf der Gitarrist ein. „Ich darf doch wohl immer noch selbst entscheiden, was hier mit mir passiert. Und wenn der mich umbringen will, dann ist das mit Sicherheit nicht ihr Problem!“ Zwar wollte er eben genau davor gerettet werden von Reita umgebracht zu werden, doch das hier musste er sich auch nicht bieten lassen. Nicht von so einer alten Schachtel. Er war immerhin Aoi! Und er gehörte zu Gazette! Er hatte hier Vorrechte!
 

Erneut kehrte eine seltsame Stille ein, bevor sich Reita zu Wort meldete. „Genau! Das ist ganz allein unsere Sache!“

Endlich schalteten sich auch die beiden Polizisten ein, die wohl ziemlich perplex von dem potentiellen Mörder und seinem potentiellen Opfer waren. „Am besten kommen sie jetzt einfach mal mit. Schließlich muss man das nicht vor der Garage klären.“

„Aber… wir haben wirklich nichts gemacht!“, rief Reita ziemlich mürrisch, als der von „seinem“ Polizisten Richtung Hecke gedrängt wurde. Aoi folgte nicht weniger mürrisch. Sie würden doch jetzt hier nicht wieder in die Hecke geworfen werden, oder? Das konnten sie doch nicht machen!

Aoi wusste nicht, ob er lachen oder heulen sollte, als sie auf ein kleines Gartentor zugeschoben wurden. Wieso hatten sie das davor nie bemerkt? „Aoi, wieso hast du mich eigentlich immer in die Hecke geworfen?“, rief ihm Reita von vorne zu, der wohl gerade das gleiche dachte.

„Ich erinner dran, dass du mich auch in die Hecke geworfen hast.“

„Das war nur, weil wir ja irgendwie nach Hause mussten.“

„Ja und das war wirklich eine tolle Idee. Jetzt kommen wir im Polizeiauto nach Hause.“

Reita schien einen Augenblick zu überlegen, was er darauf kontern konnte und Aoi grinste breit. Wenn der andere schon überlegen musste, dann war das zumindest ein kleiner Triumph.

„Aber wir kommen nach Hause!“, bekam er schließlich als Antwort, während sie durch das Tor geschoben wurden. „Als erstes kommen sie mit aufs Polizeipräsidium. Schließlich haben sie eine Straftat begangen und wir müssen ihre Aussagen aufnehmen“, meinte der Polizist hinter Aoi. Dieser drehte sich entsetzt zu ihm um.

„Was?! Aber.. aber wann kommen wir denn dann nach Hause?“

„Das hängt ganz von ihrer Mitarbeit ab.“ Mit diesen Worten wurde der Schwarzhaarige auch schon in die Rückbank des Streifenwagens geschoben, welcher direkt vor dem Gartentor geparkt war. Auch Reita saß schon schlecht gelaunt im hinteren Teil des Wagens. „Hören sie“, versuchte es der Blonde erneut, als beide Polizisten vorne Platz genommen hatten. „Wir wollten kein Auto stehlen!“ Der Polizist auf dem Beifahrersitz drehte sich leicht genervt um. „Und was haben sie dann in der Garage gemacht?“

„Wir waren nur auf der Suche nach einem Fahrrad!“

Der Polizist sah Reita skeptisch an. „Das heißt sie wollten ein Fahrrad stehlen?“
 

Der Blonde schien sprachlos zu sein. Aoi seufzte schwer. Er musste unbedingt verhindern, dass Reita sie noch tiefer in die Scheiße ritt und es gab nur noch eine Möglichkeit wie er das anstellen konnte. Er machte es zwar nicht gern, aber was sein musste, musste sein.

„Wenn ich kurz etwas sagen dürfte“, meinte er so freundlich wie möglich an den Beifahrer gewandt. „Vielleicht wissen sie nicht wer wir sind, weil wir im Moment auch sehr heruntergekommen aussehen, aber wir sind Aoi und Reita.“

Gespannt sah der Schwarzhaarige den Polizisten an und wartete ab bis es bei ihnen klickte, doch es geschah nichts. „Schön Aoi und Reita, dann schnallt euch mal an, weil wir fahren jetzt los.“ Entgeistert sah Aoi zu seinem Kollegen herüber, der genau so hilflos schien. „Das heißt sie kennen uns nicht?“, fragte der Gitarrist nochmal nach.

„Sollte ich?“

„Sagt ihnen der Name Gazette was?“ Aoi erntete ein weiteres Kopfschütteln.

„Was soll das heißen, sie kennen Gazette nicht? Wo leben sie denn bitteschön?!“, rief Reita nur fassungslos.

„Hey, mal schön ruhig dahinten, sonst kriegen wir sie noch wegen Beamtenbeleidigung dran. Und wenn sie sich nicht sofort anschnallen gibt’s noch ne Anzeige wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt oben drauf!“, ertönte plötzlich die Stimme des Polizisten am Steuers, der anscheinend endlich losfahren wollte. Kleinlaut schnallten sich sowohl Reita als auch Aoi an, wobei Reita währenddessen leise vor sich hingrummelte. Der Schwarzhaarige konnte ihr Pech nicht fassen. Sie waren wahrscheinlich an die einzigen zwei Menschen in Japan geraten, die von ihnen noch nie was gehört hatten.

*sich auf Todesblicke gefasst macht*

Jaa.. hat ne Ewigkeit gedauert.. gomen >____<

Aber jetzt is das Abi vorbei und wir haben endlich wieder mehr Zeit..

Das kapitel hier is auch nich sonderlich lang, dafür is das nächste und letzte kapitel schon in arbeit und wird auch nächste woche on kommen ^^
 

viel spaß mit dem vorletzten chap von "homeway to hell" ^^
 

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Stille herrschte am anderen Ende der Leitung. Eine sehr unangenehme Stille.

„Ähm… ja… das wars dann eigentlich auch schon“, murmelte Aoi in den Hörer und eine weitere lange Zeit der Stille trat ein. „Kai? Bist du noch dran?“

„Ja…“

Der Gitarrist hielt die Luft an. Er konnte an der Stimmlage ihres Leaders erkennen, dass dieser sich ziemlich zusammenreißen musste, um nicht aus der Haut zu fahren. Ein falsches Wort und die Bombe würde explodieren. Und das wäre fatal für sie. Wenn Kai mal austickte, dann richtig.

Er konnte aber gar nicht so schnell reagieren, wie sich Reita schon zu ihm hinübergelehnt hatte und „Also? Wann holst du uns ab?“ in den Hörer rief.

Aoi blieb der Mund offen stehen, während er den anderen entgeistert anstarrte. War der lebensmüde?

„Was?“, fragte der Blonde auf diesen Blick hin verwundert, zuckte allerdings sofort zusammen und entfernte sich vom Telefon, als er Kais Stimme brüllen hörte: „Wann ich euch abhole?? Aus der Scheiße könnt ihr euch alleine rausholen! Ich glaub, ihr habt sie nicht mehr alle!“

Aoi schloss die Augen und hielt den Hörer ein Stück weit weg. Und jetzt? Kai war sauer und sonst konnte sie niemand abholen. Ruki und Uruha waren sicher anderweitig beschäftigt. Nicht umsonst war der Sänger bei Miyavi geblieben und Uruha mit Gackt mitgefahren. Die würden also mit Sicherheit nicht an ihr Handy gehen.
 

„Aber… Kai…“, setzte er erneut an.

„Nichts ‚aber Kai’!“

„Aber… aber… die lassen uns sonst nicht gehen! Die kennen uns gar nicht!“

„Ihr könnt von mir aus auch dort versauern. Schadet euch auch nicht!“

Reita riss Aoi das Telefon aus der Hand. „Aber stell dir doch mal die Schlagzeilen vor! ‚Gazette im Gefängnis’. Und die Reporter interessiert es doch nicht, wer hier im Gefängnis sitzt. Am Ende heißts, dass du auch hier bist. Denk mal an unser Image!“

„Dann sag ich der Presse, dass nur ihr beiden Idioten da seid, weil ihr zu dämlich ward, um den Weg nach Hause zu finden!“

Aoi überlegte einen Augenblick, bevor er das Telefon zurückergatterte. Dies war sein letzter Triumph und wenn der nicht funktionierte, dann waren sie verloren.
 

„Weißt du, wenn Reita und ich so lange hier rumsitzen und uns langweilig ist, könnte es sein, dass wir mit den Polizisten ein bisschen reden. Vielleicht darüber, wie unsere letzte Reise nach Taiwan so verlaufen ist.“

Am anderen Ende herrschte Stille. Der Schwarzhaarige betete darum, dass ihr Leader den Köder geschluckt hatte.

„Worauf willst du genau hinaus?“, fragte Kai dann vorsichtig nach, was Aoi zum Grinsen brachte. Er hatte angebissen! Jetzt war sein einziges Problem, wie er es schaffen sollte Kai weiterhin zu erpressen, ohne dass der Polizist etwas davon mitbekam.

„Ich glaub, du weißt ziemlich genau worauf ich hinaus will“, meinte er zu Kai und versuchte gleichzeitig Reita seinen Plan mitzuteilen. Dieser schien zwar anscheinend zu wissen, worauf Aoi am Telefon hinauswollte, doch erst als der Schwarzhaarige zum zehnten Mal das Wort „Ablenkungsmanöver“ mit den Lippen geformt hatte, verstand Reita auch seine Rolle im Plan. Ruckartig stand der Blonde auf.

„Ich muss aufs Klo“, verkündete er laut dem Polizisten.

„Sobald dein Freund mit telefonieren fertig ist.“

„Ich muss aber jetzt. Und außerdem glaub ich, ich muss mich übergeben. Mir ist schon ganz schlecht.“ Um seinen Standpunkt zu betonen, fing Reita an eigenartige Würgegeräusche von sich zu geben. Der Polizist sah verwirrt und auch leicht angeekelt aus.

„Ich würde ihn schnell hier raus schaffen“, meinte Aoi an den Beamten gewandt. „Er hat heute schon ziemlich viel gegessen… und noch mehr getrunken! Also ich weiß ja nicht, wer die Sauerei aufwischen müsste, aber…“ Aoi musste gar nicht weiterreden.

Panisch packte der Polizist den immer noch würgenden Reita am Arm und rannte mit ihm aus dem Raum. Der Schwarzhaarige grinste zufrieden. Endlich konnte er ungestört mit Kai reden.
 

„Aoi, bist du noch dran?“

„Sorry Kai, aber ich musste kurz den Polizisten loswerden, damit wir beide ungestört weiterverhandeln können.“

„Du meinst verhandeln im Sinne von erpressen?“

„Nenn es wie du willst.“

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass die Polizei sich für so etwas interessiert.“

„Ach, ich glaub Hinterziehung ist immer ein sehr interessantes Thema. Meinst du nicht auch, Kai?“

„Hey, ich hab gar kein Geld hinterzogen!“, rief Kai wütend ins Telefon, sodass Aoi seinen Hörer von seinem Ohr weg halten musste. „Es war Ruhas Idee das Interview in Taiwan sausen zu lassen, weil Ruki krank war und stattdessen von dem Geld das Hotelzimmer am Strand zu mieten!“

„Ja schon, aber es lief alles über deinen Namen“, erinnerte Aoi seinen Leader gelassen. „Und du hast zugestimmt, obwohl du genau wusstest, dass du der Verantwortliche bist.“

„Ich hatte gar keine andere Wahl! Ihr habt gesagt, ihr würdet dem Management erzählen, ich wäre derjenige gewesen, der das PSC-Gebäude nicht abgeschlossen hatte“, meinte Kai gereizt und fast schon verzweifelt, doch er verstummte sofort. Super. Jetzt hatte er dem anderen noch einen Grund mehr gegeben, ihn zu bestechen. Denn dummerweise hatte er damals wirklich nicht abgeschlossen, sodass man in das Gebäude eingebrochen war. Obwohl… einbrechen konnte man das Ganze schon gar nicht mehr nennen. Die Diebe waren einfach so in das Gebäude marschiert und mit der Beute anschließend wieder raus.

Und Kai war auch noch so dämlich gewesen, den anderen Gazette-Mitgliedern zu erzählen, dass er im Grunde Schuld daran war. Ein fataler Fehler!

Aoi sagte auch gar nichts mehr, sondern grinste nur stumm vor sich hin. Er hatte es so gut wie geschafft – und das wusste Kai genau. „Stimmt, da war ja noch was gewesen! Und wenn ich dran denke, wie du die Leute vom Staff bestochen hast, damit sie nichts wegen dem ausgefallenen Interview sagen…“, fuhr er fort.

„Ich hab sie nicht bestochen! Sie haben nur das Geld bekommen, das sie sowieso bekommen hätten, wenn wir zu dem Interview gefahren wären. Und so konnten sie sich noch ein paar schöne Tage frei nehmen!“ Kai versuchte sich wirklich mit allen Mitteln rauszureden, obwohl er doch genau wusste, dass es aussichtslos war.

„Mit dem zusätzlichen kleinen Trinkgeld. Kai…“, seufzte der Gitarrist gespielt vorwurfsvoll. „Ich bin wirklich gespannt, ob die Polizei und das Management das genau so sehen.“

„Ach verdammt!“, kam es kurze Zeit später vom anderen Ende der Leitung zerknirscht, bevor Aoi das Tuten vernahm. Genau zum richtigen Zeitpunkt, denn die Tür öffnete sich gerade wieder und Reita betrat, gefolgt von dem Polizisten, den Raum.
 

„Hinsetzen!“, sagte der Beamte schroff und schob den Blonden zu dem Stuhl neben Aoi, der gerade den Hörer auflegte. „Und keine Spielchen mehr!“

Anscheinend hatte der Polizist das Ablenkungsmanöver durchschaut. Aber das war eigentlich auch ziemlich egal. „Wir werden gleich abgeholt“, grinste der Gitarrist dem Polizisten zufrieden entgegen. Auch auf Reitas Lippen schlich sich ein zufriedenes Lächeln, das den Beamten anscheinend nur noch wütender machte.

„Kommt mit“, meinte er grimmig und packte Aoi, sowie Reita am Arm. „Ihr wartet so lang in der Zelle. Wer weiß, was ihr sonst noch ausheckt.“

Mit diesen Worten wurden die beiden aus dem Zimmer in einen langen Gang geführt. Aoi musste schwer schlucken, als er sah, wo sie der Polizist hinführte.

Das war eine richtige Zelle! Wie in den dämlichen Filmen. Mit Gittern und einer Pritsche und viel zu wenig Platz. Und da mussten sie jetzt wirklich auf Kai warten?

„Sie wollen uns doch nicht wirklich da reinstecken?“, fragte Reita mit verunsicherter Stimme, woraufhin der Polizist ihn nur anlächelte.

„Das ist eigentlich unsere Ausnüchterungszelle“, erklärte der Beamte, während er die Zellentür aufschloss. „Und da es dir doch so schlecht war, dachte ich mir, ich steck euch beide da noch ein bisschen rein.“ Angsterfüllte starrte der Blonde zu seinem Kollegen, aber bevor dieser überhaupt reagieren konnte, wurden sie schon mit einem kräftigen Schups in den kleinen Raum verfrachtet. „Viel Spaß noch“, meinte der Polizist hämisch, bevor er die Tür abschloss und pfeifend wieder davonschlenderte.
 

„Sadist“, hörte der Schwarzhaarige seinen Freund hinter sich grummeln. Aber Aoi glaubte, dass er mehr als das war. Der Polizist wollte wahrscheinlich Rache dafür nehmen, dass sie ihn überlistet hatten.

Angeekelt sah sich der Gitarrist in der schmutzigen Zelle um. Jetzt konnten sie nur hoffen, dass Kai sich nicht zu viel Zeit ließ.

„Du weißt hoffentlich, dass das alles deine Schuld ist“, meinte Reita in vorwurfsvollem Ton, während er sich auf die schmale Pritsche setzte. „Schließlich hast du in der Garage so laut rumgebrüllt, bis die Bullen gekommen sind!“

Fassungslos starrte Aoi seinen Kollegen an. War das sein Ernst?

„Erstens war es deine Idee in die blöde Garage zu gehen und zweitens hast du das Tor zugemacht. Wenn hier also jemand Schuld hat, dann du!“ Der Schwarzhaarige wartete auf eine Antwort, doch stattdessen verschränkte Reita nur die Arme. Aoi kannte diese Geste nur zu gut. Der Andere stellte sich jetzt auf bockig und in dem Stadium war es unmöglich ernsthaft mit ihm zu reden.

Der Gitarrist seufzte schwer. Am besten er ließ das ganze einfach auf sich beruhen. „Mach mal Platz auf der Pritsche. Ich will mich auch hinsetzten“

„Nein.“

„Wie nein?“

„Ich bin immer noch sauer auf dich!“

„Ja und? Das ändert nichts dran, dass die Hälfte der Pritsche mir gehört. Gleiches Recht für alle!“

„Deine Hälfte gehört auch mir.“

„Warum?“

„Als Entschädigung.“

„Wofür?“

„Dafür, dass wir hier drin sind!“

„Ich kann doch gar nichts dafür!“

„Doch!“

Aoi verdrehte die Augen. Konnte nicht wenigstens der Polizist zurückkommen, damit der Reita seine Rechte erklären konnte? Höchstwahrscheinlich würde der Polizist ihnen aber nur schadenfroh grinsend dabei zusehen wie sie stritten. Auf das Rechtssystem von heute war einfach kein Verlass mehr. Das sah man ja schon daran, dass sie jetzt hier in einer Ausnüchterungszelle saßen, obwohl sie nur eine Möglichkeit gesucht hatten, nach Hause zu kommen.
 

„Du bist so ein verdammtes Kind!“, motzte der Gitarrist und verschränkte seine Arme ebenfalls. Dann setzte er sich einfach neben Reita, auch wenn der Platz sehr begrenzt war, da sich der Blonde genau in der Mitte niedergelassen hatte.

„Ich? Wer hat denn ständig rumgenörgelt, dass er nach Hause will und hat selbst nichts dafür getan?“, antwortete der andere mit einem Schnauben.

„Jetzt reichts aber!“ Aoi drehte sich empört zu dem Bassisten um und rutschte ein Stück von ihm weg, was fast dazu geführt hätte, dass er von der Pritsche gestürzt wäre. Unsicher ruderte er mit den Armen, bis er wieder richtigen Halt fand. „Du wolltest mich doch nicht fahren lassen!“, fuhr er schnell fort, damit Reita nicht die Gelegenheit bekam, über ihn zu lachen.

Dieser stieß jedoch nur ein unverständliches Grummeln aus.

Wie überlebte er eigentlich den Alltag mit diesem Sturkopf nur?! Eine Frage, die er sich immer wieder stellte und doch zu keiner Antwort kam.
 

„Wie hast dus eigentlich geschafft, dass Kai uns abholen kommt?“, wollte der Bassist nach einiger Zeit des stummen Vor-sich-hin-Starrens wissen.

Aoi war sich nicht ganz sicher, was dieser plötzliche Themenwechsel sollte und hob eine Augenbraue. Aber gut, an ihm sollte es nicht scheitern, wenn der andere mal ein vernünftiges Wort mit ihm wechseln wollte. „Ähm… du erinnerst dich doch an das Interview in Taiwan, oder eher… an das nicht stattgefundene Interview in Taiwan?“

„Du hast ihn erpresst??“

„Also das find ich doch etwas zu hart ausgedrückt. Ich hab ihn nur daran erinnert, dass wir beide ziemliche Plappermäuler sein können und dass wir deshalb der Polizei natürlich ganz unabsichtlich etwas verraten könnten, was eigentlich im Verborgenen bleiben sollte.“

Sein Nebensitzer begann daraufhin herzhaft zu lachen und klopfte dem Schwarzhaarigen anerkennend auf die Schulter.

„Mann, bin ich froh, dass mein bester Freund so ein Schlitzohr ist!“

Aoi starrte den Bassisten perplex an. Was hatte Reita gerade gesagt? Er hielt ihn für seinen besten Freund? Obwohl sie sich so oft in den Haaren lagen wegen jeder Kleinigkeit?

„Ich.. bin dein bester Freund?“

Reita, der gerade dabei war sich die Lachtränen aus dem Gesicht zu wischen, sah den Gitarristen verständnislos an. „Klar oder was dachtest du denn?“

Um ehrlich zu sein, hatte Aoi sich darüber noch nie viele Gedanken gemacht. Wenn man ihn nach seinem besten Freund gefragt hätte, hätte er wahrscheinlich auch Reita genannt, aber er wusste nicht, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte.
 

„Ich weiß nicht“, gab er etwas kleinlaut zurück. „Schließlich beschimpfst du mich eigentlich nur die ganze Zeit. Und am Streiten sind wir doch auch ständig.“

„Wann streiten wir denn?“

„Hm... lass mich mal überlegen. Zum Beispiel letzte Woche, als wir uns nicht einig darüber waren, wer den Müll rausbringen soll und du daraufhin wutentbrannt nicht nur den aus dem Fenster geschmissen hast, sondern auch all meine Klamotten. Oder als wir uns nicht einigen konnten, was für ein neues Sofa wir kaufen und deshalb fast ein halbes Jahr auf dem Boden liegen mussten, wenn wir fernsehen wollten, weil du ja nicht nachgeben wolltest.“

Aoi hatte sich so richtig in Fahrt geredet, doch Reita schien es nicht sonderlich zu stören. Er saß grinsend daneben. „Oder als du meine ganzen Oberteile rosa eingefärbt hast, weil ich zu faul war zu waschen“, fügte der Bassist hinzu, was Aoi nur nickend bestätige konnte.

„Daraufhin hast du den Badezimmerschlüssel versteckt und ich musste dich zwei Wochen lang jedesmal anbetteln, um aufs Klo zu dürfen.“

Auf Reitas Lippen breitete sich ein hämisches Grinsen aus, als er sich daran zurückerinnerte.

„Und verstehst du jetzt, weshalb ich dachte, dass du mich eigentlich nicht sonderlich leiden kannst?“, fragte Aoi den Blonden.

„Hey, ich hab nur gesagt, dass du mein bester Freund bist. Von ‚guter Mitbewohner‘ war nie die Rede.“

„Okay, dann sind wir wenigstens auf dem gleichen Standpunkt“, grinste der Gitarrist anschließend.

Reita wollte gerade noch etwas erwidern, als er plötzlich wegen eines ungewöhnlich lauten Geräusches zusammenzuckte. Ihre Blicke wanderten zur Tür, in der der Wachmann von eben stand und über die Schulter deutete. „Papa ist da.“

Hier kommt das letzte chap.. unseres eigentlich als oneshot geplanten spin offs xD"

Aber Rei und Aoi hatten mal wieder ihr eigenleben >___<"
 

Vielen lieben Dank an alle, die diese ff bis hierher gelesen haben und wir hoffen, euch auch bei unserer nächsten wiederzusehen!

Wir haben nämlich noch einiges vor mit kyoosha xDD
 

Grüßle, Kei und Ina
 

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Reita wollte gerade noch etwas erwidern, als er plötzlich wegen eines ungewöhnlich lauten Geräusches zusammenzuckte. Ihre Blicke wanderten zur Tür, in der der Wachmann von eben stand und über die Schulter deutete. „Papa ist da.“
 

Aoi hob eine Augenbraue und beugte sich ein wenig zur Seite, um zu erkennen, wer hinter dem Polizisten stand. Als er es aber herausgefunden hatte, setzte er sich schlagartig wieder gerade hin und starrte Reita an, der seinen Blick erwiderte. „Was meinst du? Vielleicht sollten wir doch noch n bisschen hier drin bleiben? Ist doch gerade so schön… gemütlich hier.“

Reita wagte daraufhin einen weiteren Blick am Polizisten vorbei und nickte nur zustimmend. „Du hast Recht. Bleiben wir doch noch ein…“

„Entweder ihr kommt jetzt da raus oder die Zahlung der Kaution wird abgelehnt und ihr bleibt hier auf unbestimmte Zeit drin! Und ich hab wirklich keine große Lust noch länger auf euch aufzupassen!“, grummelte der Wachmann und trat noch einen Schritt zur Seite, sodass die beiden freien Blick auf Kai hatten, der sie anstarrte als hätten sie eben seine geheiligten Drums mit Graffiti besprüht.
 

Nur langsam erhoben sie sich von dem kleinen Bett und gingen auf die Tür zu. Der Wachmann musterte sie mit wachsamem Blick und grinste anschließend. Anscheinend hatte er begriffen, was hier vor sich ging. „Na da wärt ihr aber hier drin wirklich besser aufgehoben.“ Er ließ die Tür wieder hinter ihnen ins Schloss fallen und schloss ab, bevor er ziemlich gut gelaunt ein „Folgen Sie mir“ trällerte.

Kai war der Erste, der sich in Bewegung setzte. Aoi und Reita folgten ihm mit eingezogenen Köpfen und musterten ihn derweil. Hatte Kai überhaupt schon ein Wort mit ihnen gesprochen? Aoi konnte sich nicht daran erinnern. Und wie er so mit verschränkten Armen und ziemlich grimmig blickend einen Schritt vor ihnen herlief… das verhieß nichts Gutes. Nein, das würde sogar noch schlimmer werden als sie es sich vorgestellt hatten!
 

„Hm… Kai?“, setzte Reita leise an und wartete auf eine Antwort. Vergeblich. „Hey, Kai. Wir… wir wollten das gar nicht.“

Wieder keine Antwort.

Nur das leise Glucksen des Polizisten.

„Kai?“, startete der Blonde den nächsten Versuch, doch auch der blieb erfolglos. „Glaubst du er hört uns überhaupt?“, fragte er dann flüsternd Aoi, welcher nur mit den Schultern zucken konnte.

„Keine Ahnung. Vielleicht hat die Wut sein Gehirn vernebelt und die Verbindung zu den Ohren ist kurzzeitig unterbrochen.“

Der Bassist nickte verständnisvoll. Für ihn schien die Erklärung wohl recht einleuchtend. „Glaubst du wir sollten noch bei einem Arzt vorbeifahren? Am Ende ist das gefährlich und er…“

Doch bevor Reita seine Spekulationen weiter ausführen konnte, knallte er gegen seinen Vordermann, der abrupt stehengeblieben war. Aoi hielt erschrocken die Luft an.

Kai war stehen geblieben.

Das würde nichts Gutes für sie beide verheißen.

Auch Reita schien den Ernst der Lage zu erfassen, denn er entfernte sich ganz schnell wieder von ihrem Drummer und versuchte sich hinter Aoi zu verstecken, was dieser aber nicht zuließ. Das standen sie jetzt gemeinsam durch!
 

Mit Schrecken stellte der Schwarzhaarige fest, dass Kai seine Hände zu Fäusten geballt hatte und obwohl ihr Leader eine Jacke trug, konnte er ganz genau sehen, wie sich die Muskeln an seinem Oberarm anspannten. Aoi schluckte schwer. Wenn Kai wollte, konnte er ihn und Reita grün und blau schlagen, ohne dass sie beide auch nur den Hauch einer Chance hatten.

„Denkst du das Gleiche, was ich denke?“, fragte er ängstlich seinen besten Freund, der zitternd neben ihm stand.

„Wir hätten doch lieber Ruha anrufen sollen?“

Aoi nickte daraufhin nur. Uruha hätte versucht sie umzubringen und es nicht geschafft. Aber Kai…

„Könnten sie mich und meine Freunde einen Moment alleine lassen?“, hörte Aoi ihren Leader fragen. Kurze Zeit später lief der Polizist murrend weg. Wahrscheinlich hatte er gehofft ihrer Hinrichtung beiwohnen zu dürfen.

Und nun standen sie hier also. Mitten auf dem Gang zwischen leeren Gefängniszellen.

Und weit und breit keine Zeugen…
 

Blitzschnell drehte sich Kai um, sodass Aoi und Reita erschrocken zusammenzuckten.

„Wisst ihr eigentlich, wie verdammt wütend ich bin?“, schrie er lauthals. Und so wie er aussah, war er wirklich wütend. Sein Kopf war rot angelaufn und seine Augen glänzten leicht verrückt. „Nur damit ihrs wisst: Ich bin nicht euer Babysitter!!! Und ihr habt mich gerade bei etwas sehr Wichtigem gestört!“

„Bei was denn?“

Sowohl Aoi als auch Kai starrten Reita verwirrt an. Dieser blickte ebenso verwirrt zurück. Der konnte doch nicht ernsthaft jetzt und in einer solchen Situation von Kai verlangen, Rechenschaft abzulegen!? Das war ihr Untergang! So dumm konnte doch selbst Reita nicht sein! Außer sein Mund war mal wieder schneller als sein Kopf gewesen. Eine Tatsache, die nicht ganz auszuschließen war.

Der Schwarzhaarige war wieder einmal der Erste, der reagierte und sie aus der bedrohlichen Lage zu retten versuchte. „Was Reita eigentlich meinte…“

„Ich weiß, was Reita meinte!“, keifte Kai die beiden an, schien aber eine Spur ruhiger geworden zu sein. Und wieso wich er plötzlichen ihren Blicken aus? Vielleicht… hatten sie Kai wirklich bei etwas Wichtigem gestört? Aois Gewissen machte sich bemerkbar. Und genau so seine Neugierde.

Doch er hatte keine Zeit mehr, noch weiter darüber nachzudenken, denn der Drummer schien mit seinen Gedanken wieder voll und ganz präsent zu sein und fuhr so wütend wie vorher fort. „Und verdammt noch mal, das geht ihn überhaupt nichts an! Und selbst wenn ich gerade dabei gewesen wäre, alle seine Klamotten zu verbrennen, würde ich ihm das jetzt nicht erzählen!“ Kais Kopf schien noch eine Spur röter geworden zu sein. „Wisst ihr, ich hab nämlich auch ein Leben und ich hab wirklich absolut keine Lust mehr drauf, dass ihr mir da ständig reinplatzt!“

Okay. So wütend war Kai schon lang nicht mehr gewesen. Jetzt war es wohl wirklich besser, das einfach über sich ergehen zu lassen und den Drummer dann so lange wie möglich nicht anzusprechen oder zufällig über seinen Weg zu laufen.

Auch Reita schien es ziemlich die Sprache verschlagen zu haben, denn er starrte seinen Gegenüber ebenfalls nur fassungslos an.

„Womit hab ich das verdient?“ Damit drehte sich Kai wieder um und ging weiter in die Richtung, in die der Wachmann verschwunden war. Dieser tauchte allerdings schon gleich hinter der nächsten Ecke wieder auf – das Grinsen auf seinem Gesicht war breiter denn je. Toll, dann hatte wenigstens einer seinen Spaß an dieser Standpauke gehabt.

Neben sich hörte Aoi ein leises Knurren und stieß Reita daraufhin seinen Ellenbogen in die Rippen. Das Letzte, was sie jetzt brauchten, war noch mehr Stress mit der Polizei. Kai würde sie an diesem Abend sicher nicht nochmal aus dem Gefängnis abholen. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er genauer über ihre Lage nachdachte.
 

Sie hatten es geschafft. Endlich! Sie hatten Kais Standpauke überlebt und würden sich jetzt in sein Auto schmeißen und sich nach Hause fahren lassen. Nach Hause…

Wie Aoi sein geliebtes Bett doch vermisste!

Unwillkürlich wurde sein Grinsen breiter, als sie das Polizeipräsidium verließen. Die Sonne, die bereits aufgegangen war, schien hell auf ihn herab; begrüßte ihn an diesem neuen Tag an dem er endlich wieder seine Wohnung betreten würde. Er spürte es genau. Jeder Schritt brachte ihn seinem geliebten Apartment näher.
 

Der Schwarzhaarige war schon fast ganz in seine Tagträume versunken, doch wurde von Kais Stimme wieder zurück in die Realität geholt.

„So, ich geh jetzt.“

„Was?“, kam es erschrocken von Reita, aber Kai lächelte ihn nur beruhigend an.

„Keine Sorge. Als Aoi und ich unsere Gespräch beendet hatten, habe ich noch selber ein paar Anrufe getätigt und eine kleine Überraschung für euch organisiert.“ Aufmuntert klopfte ihr Leader dem Blondschopf auf die Schultern und schenkte ihm eins seiner strahlendsten Lächeln. „Ihr werdet gleich abgeholt und dann wird man sich um euch kümmern. Versprochen, Reita.“ Mit diesen Worten verschwand er um die nächste Ecke und winkte den beiden davor noch einmal zu. Auch Aoi hob seine Hand und verabschiedete sich damit grinsend von ihrem Leader. Nur Reita schien die ganze Situation nicht zu gefallen.

„Hey, was glaubst du denn, wer uns abholen kommt?“, fragte er skeptisch, woraufhin Aoi nur mit den Schultern zuckte. Er war immer noch auf seinem Höhenflug und wollte sich das keinesfalls von Reita verderben lassen.

„Ist doch egal. Wir haben es geschafft! Riechst du es nicht, Reita? Freiheit liegt in der Luft!“

Doch sein Freund schien seine Begeisterung noch nicht ganz teilen zu können. „Mann, ich dachte immer es wär ein Gerücht, dass das Gefängnis Menschen verändert, aber es stimmt doch! Du bist ja total übergeschnappt!“

Aoi musste bei den Worten seines besten Kumpels lachen und legte ihm freundschaftlich den Arm um die Schulter.

„Ach Reita“, begann er immer noch lachend. „Ich glaube du hast unsere Lage noch gar nicht begriffen. Wir haben es geschafft!"

„Was geschafft?“

„Wir werden nach Hause kommen. Endlich!“

Bei diesen Worten erhellte sich auch Reitas Gesicht. Ebenso glücklich über diese Erkenntnis legte auch er jetzt seinem besten Freund den Arm um die Schulter und begann zu lachen. Eine Zeit lang standen sie nur so vor dem Präsidium. Ein paar Leute, die an ihnen vorbeiliefen, starrten sie verwirrt an, doch das war ihnen egal. Sie hatten ihr Ziel fast erreicht. Niemand konnte sie noch daran hindern…
 

„Wer glaubst du jetzt holt uns ab?“, fragte Reita nochmal, als er sich wieder beruhigt hatte.

„Keine Ahnung. Vielleich Myv oder Ruha. Ist mir eigentlich ziemlich egal, wer uns abholt. Von mir aus kanns auch die alte Schnalle mit ihrem bissigen Hund sein.“ Aoi begann wieder herzhaft zu lachen, doch hörte auch sofort wieder auf, als er merkte, dass Reita nicht mehr mitlachte, sondern verstört geradeaus starrte.

„Scheiße“, flüsterte der Bassist leise und Aoi spürte, wie sich bei diesen Worten seine gesamten Organe schmerzhaft zusammenzogen.

Er traute sich nicht in die Richtung zu schauen, in die der Blonde so gebannt starrte. Es reichte schon Reitas Blick zu sehen. Es war genau derselbe Blick, den er drauf gehabt hatte, als der Hund auf sie zugekommen war. Vielleicht war es ja wirklich die alte Schnalle mit dem Teufelsköter. Aber das konnte nicht sein. Der Hund wäre schon lange laut bellend über sie hergefallen. Aber wer konnte es sonst sein?

„Hey, Jungs!“, hörte er eine angenehm tiefe Stimme.
 

Er kannte diese Stimme, doch konnte sie im Moment nicht zuordnen. Auf jeden Fall konnte ihre Lage doch nicht so schlimm sein, wie sein Bauchgefühl ihn vermuten ließ. Die Stimme war schließlich nett und wer, außer der alten Schnalle, hatte einen Hass auf ihn und Reita?

Zuversichtlich drehte er den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam.
 

„Scheiße…“

Das war ihr Ende. Ganz eindeutig ihr Ende. Es war wie ein Alptraum, der wahr geworden war.

Ein bunter, großer Alptraum, bestehend aus mindestens 15 Männern mit Käppis und Baggiehosen. Und Todesblick.

Die Kabuki Boys.

„Scheiße…“

Aoi wusste, dass er sich wiederholte, doch das war ihm egal. Das war die einzig treffende Beschreibung ihrer Lage, die ihm im Moment einfiel.

„Wisst ihr, Kai hat uns angerufen“, meinte der Rapper wieder zu ihnen. „Netter Kerl. Hat uns von eurem kleinen Ausflug mit unserem Bike erzählt, welches ihr uns heute eigentlich heil wieder bringen wolltet. Er hat auch gemeint, dass es dabei Schaden genommen hätte.“

Der Blick des Mannes wurde noch böser.

„Ich kann für euch nur hoffen, dass es nur einen Platten hat, denn ich schwöre euch…“

Er musste die Drohung gar nicht zu Ende formulieren. Reita und Aoi konnten sich schon denken, was er mit ihnen anstellen würde, wenn er erfuhr, dass sie das Rad nicht nur total zu Schrott gefahren hatten, sondern einfach hatten liegen lassen.

Aoi schluckte schwer.

Das konnte doch jetzt alles nicht wahr sein.

Sie waren so kurz davor gewesen. So kurz!

Die Freiheit hatte doch sogar schon ihre Fingerspitzen berührt!
 

„Also… das Fahrrad…“, begann Reita zögernd. „Das können wir euch bezahlen.“

Keine Antwort. Nur grimmige Blicke.

„Vielleicht ist Kai ja noch hier irgendwo und kann uns retten?!“, flüsterte er dann seinem Kollegen zu, während sein Blick weiter auf die Männer vor ihm gerichtet war.

„Der ist doch schon vor mindestens 15 Minuten abgehauen!“, bekam er als Antwort.

„Vielleicht steht er aber trotzdem noch da und wartet auf uns, weil er genau weiß, dass wir hier nicht lebend rauskommen. Und hat Mitleid!“

„Der wartet eher, um sich anzugucken, wie wir zu Kleinholz verarbeitet werden.“

„Aber… Dann können wir uns sein Auto schnappen!“

„Und noch mal hinter Gittern kommen?“

„Jetzt Aoi! Hör mal auf alles negativ zu sehen!“

„Was soll denn hieran positiv sein?“

„Na… dass…“ Reita verstummte einen Augenblick. „Dass wir nächstes Mal kein Fahrrad mehr von den Kabuki Boys bekommen und deshalb bei Miyavi schlafen können.“

„Es wird kein nächstes Mal geben!“

Reita seufzte resignierend, doch Aoi wollte gar nicht einsehen, warum sie sich diese Situation schönreden sollten. In einem musste er dem Blonden allerdings Recht geben: Kai war ihre einzige Chance und diese Chance war mit Sicherheit schon längst über alle Berge und ging weiter seinen… wichtigen Beschäftigungen nach.

„Okay. Plan B?“, flüsterte der Gitarrist.

„Plan B?“

„Rennen und sich in die nächstbeste Hecke werfen?“

„Hört sich nicht schlecht an…“

„Also dann… LOS!“, rief der Aoi, drehte sich um und packte Reita am Arm, um ihn mitzuziehen.
 

Und während sie so rannten, hörte Aoi die Kabuki Boys hinter sich nach ihnen rufen. Grinsend warf er Reita einen Blick zu und erkannte ebenfalls ein Grinsen auf dessen Gesicht.

Auch wenn sie oft nicht einer Meinung waren, auch wenn sie oft stritten oder sich wie kleine Kinder benahmen… letztendlich waren das die Momente, die sie verbanden und die sie immer teilen würden.



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Kommentare zu dieser Fanfic (42)
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Von:  Goesha
2014-09-25T09:42:41+00:00 25.09.2014 11:42
Bwahaha~ die beiden sind schon ein Pärchen.
Man sagt ja immer, was sich neckt, das liebt sich! ^^
Jedenfalls tolle Story!
*gleich weiterles*
Von: abgemeldet
2014-05-01T20:54:12+00:00 01.05.2014 22:54
Schönes Ende!!^^
So jetzt dürfen die zwei schon sportlich sein und rennen. ^^

Lg^^
Von: abgemeldet
2014-05-01T20:41:32+00:00 01.05.2014 22:41
Süß, wie die zwei sich immer streiten. <3
Von: abgemeldet
2014-05-01T20:22:21+00:00 01.05.2014 22:22
Reita ist Gott!!! XD
Hahahaha... :D
Nein ein Monster, der arme hund ist doch ein Monster. >.< ^^
Antwort von: abgemeldet
01.05.2014 22:22
Ist doch kein Monster meine ich >.<
Von: abgemeldet
2014-05-01T19:58:22+00:00 01.05.2014 21:58
Diebe werden die beide da. ^^
Geiles Kapitel.^^

Von: abgemeldet
2014-05-01T19:39:18+00:00 01.05.2014 21:39
XD Hahaha XD
Tolles Kapitel ^^
Von: abgemeldet
2014-05-01T19:18:52+00:00 01.05.2014 21:18
Hi,^^
witzige kapitel.^^
Hat mir gefallen.^^

Lg^^
Von: Futuhiro
2011-12-11T18:27:04+00:00 11.12.2011 19:27
Schön, sehr schön!
Das ist mal ein gelungenes Ende. ^^ Ich hatte mir Kai´s Standpauke etwas umfangreicher vorgestellt, nicht nur dieses <Ihr habt mich gestört!>. Eigentlich hätte er sie so richtig kurz und klein meckern können. ^^
Tolle FF, ich liebe sie einfach!
Von: Futuhiro
2011-12-11T18:13:46+00:00 11.12.2011 19:13
Genial. Ich frag mich, ob deren Band-Alltag in der Realität wirklich so aussieht. ^^
Ich frag mich gerade, was jetzt im nächsten Kapitel noch passieren soll, denn an sich ist die Story ja jetzt aufgeklärt und abgeschlossen. Aber ich werd trotzdem wie ein Süchtiger weiterlesen. ^^
Von: Futuhiro
2011-12-11T18:01:46+00:00 11.12.2011 19:01
*liegt unter´m Tisch vor Lachen*
Ich kann nicht mehr ... XD


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