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Ich kann nicht lieben ...

... nicht nachdem, was passiert ist.
von

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.:0:.

Seit einigen Jahren darf ich wieder glücklich sein, doch bin ich das wirklich? Mir fehlt etwas, etwas, was sehr wichtig ist. Obwohl ich mit meinen Jungs gerne unterwegs bin und sie mich sehr oft zum Lachen bringen, wissen sie mein dunkelstes Geheimnis nicht und ich war mir sicher, dass sie es niemals erfahren würden - bis zu einem gewissen Tag ...
 

Wir sind noch dabei uns bühnentauglich zu stylen und anzuziehen, denn heute findet unser großes Finale der Tour in der Yokohama Arena statt. Ich bin selten nervös, doch heute trifft das zu. Irgend etwas ist anders als sonst, ich weiß nur noch nicht was es ist. Das Konzert ist ein voller Erfolg, die Menschen sind aus dem Häuschen und wir sind richtig ausgepowert, aber es hat Spaß gemacht.
 

Kurz nachdem die Show vorbei ist und unsere Gitarristen ihre Plegs ins Publikum geworfen habe, werfe ich meine Sticks hinterher. Ich schaue noch einmal ins Publikum und werde von einem Blick regelrecht angezogen. Doch ich bin ein Profi und gehe gut gelaunt in den Backstagebereich, wo auch schon meine Jungs auf mich warten. Der Blick geht mir allerdings nicht aus dem Kopf und erst jetzt wird mir bewusst, wen ich da eigentlich gesehen habe. „Nein... das kann nicht sein.“, entweicht es meinen Lippen und ich wanke einige Schritte rückwärts bis ich eine Wand im Rücken spüre und an dieser herab sinke. „Kai, was ist los? Du bist plötzlich so blass? Hast du dich zu sehr verausgabt?“, fragt mich Aoi, unser Rhythmusgitarrist. „Er ... er ist da.“, antworte ich leise, doch bei meinen Bandmembern herrscht Ratlosigkeit. Wie sollen sie auch davon etwas wissen, wenn ich es nie erzählt habe? „Was? Wer ist da?“, fragt Reita nach, hockt sich neben mich und nimmt mich in den Arm, will mir Schutz geben. Wenn er wüsste wie dringend ich den brauche. Die Bilder meiner Vergangenheit kommen wieder in mir hoch und ich beginne leise zu weinen. „Scht ... alles wird gut ... wir sind doch da... beruhige dich.“, versucht der Bassist mich zu beruhigen, doch ich kann es nicht. Ich weiß, dass meine Jungs immer für mich da sind, doch jetzt kann mir gerade keiner helfen. Ängstlich blicke ich mich um und schaue Uruha an. „Kou ... you ...“, sage ich mit brüchiger Stimme. Doch auch er kann sich keinen Reim daraus machen, obwohl er am meisten weiß, schließlich haben wir das Ende zusammen durchgemacht.
 

„Geht schon, Jungs. Ich denke, es war die Anspannung, die von mir gefallen ist und nun lasst uns zurück fahren.“, sage ich mit einem gequälten Lächeln, denn nichts ist okay.

„Wenn du das sagst.“, meint Reita und erhebt sich, wie die anderen, um ihre Sachen zu packen, damit wir ins Hotel aufbrechen können.

„Ist auch wirklich alles okay mit dir?“, fragt Reita mich leise und wieder kullert mir eine Träne über die Wange.

„Beschütze mich einfach.“, flehe ich ihn schon fast an, lehne mich an seine Brust.

„Mach ich doch immer.“, grinst er, doch ich bitte ihn ernsthaft darum.

„Es ist kein Spaß, Reita, ich brauche dich mehr denn je.“

Nachdem alle ihre Sachen gepackt haben, gehen wir zu unserem Tourbus und er weicht tatsächlich nicht von meiner Seite, doch kaum sind wir angekommen und geduscht, befinden sich die Jungs in meinem Zimmer. „Du verschweigst uns etwas, Kai.“, drängen sie mich schon fast zu reden.

„Nein, es ist alles okay.“ Ich setze mein bestes Lächeln auf, doch dieses Mal glaubt mir keiner, dass es auch so ist.

„Na klar, deswegen hattest du vorhin auch fast einen Nervenzusammenbruch nach der Show, weil du irgendjemanden gesehen hast. Was ist passiert, Kai? Du kannst uns doch vertrauen, wir sind doch Freunde und eine Familie.“, sagt Ruki sanft zu mir, während Reita mir über den Rücken streichelt. Soll ich es ihnen erzählen? Soll ich ihnen wirklich meine dunkle Vergangenheit erzählen? „Uruha...“, fragend blicke ich ihn an. „Erzähl es ihnen, dass ist besser und ich kann dich dann auch endlich mal verstehen.“

„Was hat Uruha denn damit zu tun?“, fragt Aoi überrascht, wird allerdings von Reita böse angeschaut. „Das werden wir bestimmt erfahren.“, meint er noch etwas barsch zu ihm.
 

„Es wird wirklich eine etwas längere Geschicht und ich bitte euch, hört mir einfach zu.“ Alle nicken und jeder setzt sich bequem hin. Reita auf meiner linken Seite des Sofas, Uruha zu meiner rechten Seite. Ruki und Aoi teilen sich einen Sessel, indem unser Sänger auf den Schoß des Gitarristen sitzt oder zum Teil liegt.
 

Ich schaue noch einmal in die Gesichter meiner Freunde und begann das dunkelste Kapitel meines Lebens zu erzählen ...

.:1:.

~Kapitel 1~
 

Es gibt viele Dinge, die ich nicht verstehe und die ich wahrscheinlich auch nie verstehen werde.
 

Seit ich geboren wurde, soweit wie ich mich erinnern kann, sagten mir meine Eltern jeden Tag, was ich für eine Missgeburt sei, undankbar noch dazu. Obwohl ich in der Schule Klassenbester war, gab es zu Hause nur Schläge, jeden Tag, jede Stunde. Deshalb lernte ich schon früh den Umgang mit Make-up, denn irgendwie musste ich ja die blauen Augen und Blutergüsse im Gesicht überschminken.

In der Schule hatte ich keine Freunde, wobei ich mich aber auch nicht bemühte, welche zu finden. Wie sollte ich demjenigen erklären, woher meine ständigen Verletzungen kommen? Wie sollte ich demjenigen erklären, dass ich nachmittags nie Zeit hatte? Ich musste nach der Schule direkt nach Hause und hatte jedes Mal Schläge kassiert, weil ich zu lange brauchte, egal wie sehr ich mich beeilte. Doch an jenem Tag war es besonders schlimm.
 

Vor vierzehn Jahren im November, zu diesem Zeitpunkt war ich zwölf, schlug mich mein Vater mit ungewohnter Grausamkeit. Ich hörte meine Rippen knacken, schmeckte Blut und fühlte es auch im Gesicht. Mir wurde schlecht, richtig schlecht.

„Du elende Missgeburt!!! Wann verreckst du endlich?!!!“, schrie er, während er immer wieder gegen meinen Oberkörper schlug und mich sogar mit seinen Füßen trat, als ich schon am Boden lag. Warum meine Mutter nichts dagegen unternommen hat? Ich weiß es selbst nicht. Sie hatte nie versucht mir zu helfen und hat auch nie meine Wunden versorgt, wahrscheinlich dachte sie genauso wie mein Vater, dass ich eine elende Missgeburt sei.
 

An dem besagten Novembertag, schmiss mich Vater, nachdem er mit den Schlägen fertig war, ins Auto und fuhr los. Wir fuhren nicht so lang, zumindest kam es mir nicht so vor, bis wir an einer abgelegenen Fabrik ankamen. Er zerrte mich aus dem Auto und knallte mich auf die Motorhaube. //Das war’s// dachte ich mir, doch jetzt sollte erst die Hölle für mich beginnen. Er riss mir die Hose vom Leib, sowie meine restlichen Sachen. Ich versuchte mich zu wehren, doch dazu fehlte mir erstens die Kraft und zweitens gab es erneute Schläge. Somit ließ ich diese Hölle über mich ergehen, hoffte auf ein schnelles Ende, doch die Zeit schien quasi still zu stehen. Aus dem Augenwinkel sah ich nur noch wie er seine Hose öffnete und schon spürte ich sein Glied in meinem Mund. Immer wieder stieß er in mich, doch als ich zu würgen anfing, entfernte er sich von mir, spreizte meine Beine und drang mit nur einem Stoß in mich ein. Mehr als einen Schmerzensschrei konnte ich nicht von mir geben. „Kannst du nicht deine Fresse halten?!“, schrie er mich schon wieder an und schlug mich ins Gesicht. Er stieß so hart in mich, dass ich nach kurzer Zeit etwas Warmes an meinem Eingang fühlte und ich wusste, dass er noch nicht gekommen war. Er zerriss mich also nicht nur seelisch, sondern auch schon körperlich mit seinen harten Stößen.
 

Mein Gesicht lag auf der Seite und mit leeren auf die Fabrik fixierten Augen lasse ich dieses Martyrium über mich ergehen. Nach schier unendlicher Zeit fand er seinen Höhepunkt, ergoss sich in mir und zog sich aus mir zurück.

„Mach ihn sauber!“, sagte er schroff zu mir und steckte mir sein mit Blut und Sperma beschmiertes Glied in den Mund, wo ich gehorsam alles sauber leckte.

„Sauber.“, nuschelte ich leise und ließ sein Glied aus meinem Mund gleiten.

„Sei nicht so frech!!!“, schrie mich mein Vater erneut an und schlug mich mit seinem Ledergürtel, auch als ich von der Motorhaube rutschte und mit dem Bauch auf dem Boden lag. Es interessierte ihn nicht, dass er mich halb totschlug, warum sollte er sonst immer wieder hart auf meinem Po einschlagen?

„Lass dich nie wieder blicken!“, zischte er nah an meinem Ohr, was mich zusammenzucken ließ. Ich schloss meine Augen und hörte wie sich seine Schritte entfernten, das Zuschlagen der Autotür und, zum Glück, das Wegfahren des Fahrzeugs. Für einen kurzen Moment dachte ich, dass er mich noch überfahren würde, aber so etwas würde ein Vater nicht tun, oder doch?
 

Regungslos blieb ich vor der Fabrik liegen, wo der Mond ein seichtes Licht auf meinen nackten, geschundenen Körper warf.

Langsam realisierte ich, dass ich von meinem eigenen Vater missbraucht und zusätzlich noch rausgeschmissen wurde – im Alter von zwölf Jahren. Unaufhörlich rannen Tränen über mein Gesicht und ich schluchzte kräftig. Warum hat man mir das angetan? Warum? Doch mein Körper war zu schwach um weiter darüber nachzudenken, denn die Müdigkeit überrannte mich und ich schlief auf dem harten Boden ein.
 

Ich wachte am nächsten Tag erst gegen Mittag wieder auf – zu meiner Verwunderung in einem Bett. Ich spürte kaum noch meine Knochen und somit blieb ich einfach still liegen, doch schnell stiegen mir die Bilder von der letzten Nacht in den Kopf und ich begann zu weinen.

„Na, bist du aufgewacht?“, fragte mich eine mir unbekannte Stimme.

„Hai.“, antworte ich leise, tat mir doch jedes Wort in meiner Brust weh, was ich sagte. Ich schloss meine Augen und wartete bis die Tränen versiegten und bis mich der Fremde wieder ansprach, was er auch gleich tat.

„Wie geht’s dir?“

„Mir tut alles weh, antwortete ich wahrheitsgemäß.

„Das glaub ich dir. Du liegst übrigens im Krankenhaus und die Ärzte haben festgestellt, dass du drei gebrochene Rippen, einen gebrochenen Arm und unzählige Blutergüsse hast.“ Ich schwieg daraufhin, konnte mir die Diagnose schon denken, aber das erklärte wenigstens, warum ich meine Knochen nicht mehr spürte.

„Wie ist das denn passiert?“, fragte er mich, doch ich schwieg weiterhin, was dem Unbekannten einen Seufzer entlockte.

„Also, sagst du mir wenigstens deinen Namen und wo du wohnst, damit wir deine Eltern benachrichtigen können. Ich heiße übrigens Kenji Hayakawa und ich habe dich heute Morgen gefunden. Wer hat dir das angetan?“

„Ich heiße Yutaka Uke und ich habe seit gestern kein Zuhause mehr.“, sagte ich leise und fing wieder leicht mit weinen an.

„Ist was mit deinen Eltern passiert“

„Sie haben mich rausgeschmissen und wollen eine Missgeburt wie mich nie wieder sehen.“, antwortete ich ihm nach einigen Sekunden leise.

In dem Moment betrat der Arzt mein Zimmer und ich sah seinen mitleidigen Blick. Er forderte Hayakawa-san auf den Raum zu verlassen um mich untersuchen zu können. Er betrachtete jedes kleines Hämatom und sah mir immer wieder ins Gesicht.

„Wer hat dich vergewaltigt?“; fragte er mich ganz direkt, worauf ich zusammen zuckte und seinem Blick auswich.

„Hör mal, ich bin ein Arzt und möchte dir gerne helfen und den Mann zur Verantwortung ziehen, nur brauche ich dazu deine Hilfe.“

Ich überlegte lange ob ich meinen Vater anzeigen lassen soll, doch dann würde es zu einer Gerichtsverhandlung kommen und er wollte mich doch nie wieder sehen.

„Okay, ich verstehe schon, dass du nicht reden möchtest, aber sagst du mir wenigstens deinen Namen und dein Alter?“

„Yutaka Uke, zwölf Jahre.“

„Okay, Yutaka, wir werden uns mit deinen Eltern in Verb-“

„Ich habe keine Eltern mehr. Sie wollen mich nicht mehr.“

„Ähm ... das haben sie bestimmt nur so gesagt.“

„Nein.“

„Jetzt bist du ja erst einmal hier und kannst dich erholen. Mein Name ist übrigens Dr. Kawashima und wenn etwas ist, dann brauchst du nur diese Klingel zu drücken.“, sagte er und zeigte auf den grauen Knauf über meinen Kopf. Ich nickte nur, als Zeichen meines Verstehens und schaute wieder aus dem Fenster, immer mit der Frage nach dem ‚warum?’.
 

Auch nach fünf Wochen, die ich im Krankenhaus verbrachte, hatten sich meine Eltern nicht gemeldet. Mich überraschte es nicht, aber den Arzt umso mehr. Ich lag immer noch in meinem Krankenbett, hatte allerdings nur noch einen Verband an meinem Arm. Während der gesamten Zeit erzählte ich keinem, was passiert war, nicht einmal dem Psychologe, der mir zugeteilt wurde um mir zu helfen. Ich wollte und konnte es auch einfach nicht.

Meine äußerlichen Wunden waren verheilt, doch meine seelischen Wunden würden noch einige Zeit brauchen, bis sie verheilt waren. Ich vernahm ein Klicken an der Tür und ich wusste, dass der Arzt mir wieder Gesellschaft leistete, ohne ihn auch nur anzusehen.

„Hallo Yutaka. Ich ... es tut mir leid, aber da sich deine Eltern nicht gemeldet haben und ich sie auch nicht erreichen konnte, wirst du in ein Heim kommen, so leid es mir tut.“, sagte er, während er sich auf mein Bett setzte.

„Schlimmer kann es nicht mehr werden.“, sagte ich leise.

„Willst du mir immer noch nichts erzählen?“ Ich schwieg, wollte nicht erklären, was passiert war, denn das war ganz alleine meine Sache. Ich war schuld daran gewesen, dass ich es meinen Eltern nicht recht machen konnte.

„Ich habe von meinem Sohn Sachen bekommen, die er nicht mehr anzieht und die möchte ich gerne dir geben, weil deine ja total kaputt sind.“, sagte er und da blickte ich ihn an. Er hielt zwei große Tüten in der Hand und ich bedankte mich leise.

„Wann muss ich in das Heim?“, fragte ich leise und hoffte innerlich, dass ich noch ein paar Tage Schonfrist haben würde, doch vergeblich. „Morgen.“, antwortete er nur und ich konnte einen traurigen Ton in seiner Stimmer erkennen. „Yutaka, wenn ... wenn irgendetwas ist, dann ruf mich einfach an, Hier hast du meine Nummer.“, sagte er und reichte mir einen Zettel, wo seine Telefonnummer drauf stand. Auch wenn ich es nicht zeigte, freute ich mich darüber, denn Dr. Kawashima war ein sehr netter Mann, so wie man sich eigentlich einen Vater wünscht.

„Danke.“, hauchte ich leise.

„Ich muss wieder los. Ruh dich noch etwas aus, wenn du möchtest. Brauchst du noch irgendetwas?“

„Hm ... Eine Gitarre, wenn sie haben.“, sagte ich und rechnete aber damit, dass so etwas nicht in einem Krankenhaus existiert, doch er überlegte und verschwand aus dem Raum um kurze Zeit später mit einer Gitarre wieder zu kommen. Zum ersten Mal seit langem lächelte ich wieder und bedankte mich. „Du solltest öfters lächeln.“, meinte er leise, streichelte mir über den Kopf, bevor er sich verabschiedete und aus meinem Krankenzimmer verschwand.
 

Ich nahm die Gitarre in meine Hände und spielte einfach darauf los, merkte nicht wie jemand anderes den Raum betrat, so vertieft war ich in mein Spiel. Als ich eine kleine Pause einlegte, applaudierte jemand, was mich vor Schreck zusammen zucken ließ. „Na Yutaka? Wie geht’s dir?“, fragte er mich und ich erkannte, dass es Hayakawa-san war. „Danke ... ganz gut.“, beantwortete ich seine Frage.

„Mir hat dein Spiel gefallen. Es war so eine ... traurige Melodie und ich nehme an, dass du deinen Schmerz verarbeitest. Mein Sohn spielt auch Gitarre. Ich kann ihn morgen mal mitbringen, wenn du möchtest.“, sagte er und setzte sich auf den Stuhl am Fenster.

„Ich bin morgen nicht mehr da.“, meinte ich, obwohl ich seinen Sohn gerne kennen gelernt hätte.

„Oh. Haben sich deine Eltern gemeldet?“, fragte er mich hoffnungsvoll, doch ich verneinte, sagte, dass ich in ein Heim muss und dass ich glücklich bin, nicht nach Hause zu müssen.

„Was ist dir passiert?“, fragte er mich, doch auch er bekam immer noch keine Antwort von mir, was ihn aufseufzen ließ.

Wir unterhielten uns nur kurz beziehungsweise redete er und ich hörte nur zu, bevor er mich bat wieder etwas zu spielen, was ich auch tat. Durch das Spiel fühlte ich mich frei und konnte meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen. Deshalb klang die Melodie zuerst traurig und sehr nachdenklich, doch dann schlug ich die Saiten regelrecht, drückte so meine Wut, aber auch meinen Schmerz und meine Verzweiflung aus.
 

Nach einer Weile verließ mich Hayakawa-san und ich war alleine im Zimmer – wieder alleine. War ich es nicht die meiste Zeit schon? Draußen ging gerade die Sonne unter und ich schloss meine Augen um etwas zu schlafen. Wer wusste schon, wann ich es wieder in Ruhe tun konnte? Ich driftete ins Traumland, allerdings war mein Schlaf anders als ich es mir vornahm. Er war nicht ruhig und erholsam, im Gegenteil. Ich träumte von meinem baldigen Zuhause, von erneuten Schlägen und auch Vergewaltigungen. Schweißgebadet wurde ich mitten in der Nacht wach und sah mich verschreckt um, doch als ich realisierte wo ich war, ließ ich mich wieder zurück ins Kissen fallen. „Bitte nicht ...“, flüsterte ich und begann leise zu weinen. Ich hatte die Hölle schon einmal erlebt und noch einmal war ich bestimmt nicht scharf darauf. Den Rest der Nacht schlief ich halbwegs durch und wurde am nächsten Morgen von Dr. Kawashima geweckt, den ich mehr als nur verschlafen anschaute.
 

„Wo ist ihr Kittel?“, fragte ich leicht kindisch, denn er war in Zivil gekleidet, was mich sehr verwunderte.

„Ich habe heute frei, aber ich wollte dich noch einmal sehen und dich zum Heim bringen.“, erklärte er mir und genau diese Tatsache, dass er einen Teil seines freien Tages für mich opferte, machte mich sehr glücklich. „Danke.“, hauchte ich leise und er sah mich zum zweiten Mal lächeln. Ich zog ein paar Sachen an, die ich geschenkt bekommen hatte und folgte, nach dem morgendlichen Badritual, Dr. Kawashima zum Auto. Zuvor bedankte ich mich allerdings noch bei den Schwestern für ihre Hilfe und besonders bei Hayakawa-san, der extra mit seinem Sohn gekommen ist, um sich von mir zu verabschieden. „Ich verdanke Ihnen mein Leben.“, sagte ich tief verbeugt vor ihm.

„Keine rede wert, Junge. Versuch das Beste aus deinem Leben zu machen und wenn ich dir dabei helfen kann, dann lass es mich wissen.“, meinte er mit seiner freundlichen Art zu mir. „Vielen lieben Dank.“

Ich drehte mich noch einmal um, lächelte leicht und winkte zum Abschied, bevor ich mit Dr. Kawashima ins Auto stieg und wir Richtung Heim fuhren. Was mich dort wohl erwartete?

.:2:.

Während der Autofahrt schaute ich die ganze Zeit aus dem Fenster, sagte kein Wort. Zu vertieft war ich in meine Gedanken über das Heim, was mein neues Zuhause werden wird. Schlimmer als bei meinen Eltern konnte es nicht werden, hoffte ich. Doch was gab es Schlimmeres als tagtäglich Schläge zu bekommen und sogar vergewaltigt zu werden?! Mir fällt nichts ein und diese Tatsache zauberte ein kleines, wenn auch ironisches, Lächeln auf meine Lippen, was auch Dr. Kawashima sofort bemerkte.

„An was hast du gedacht, Yutaka, das du sogar lächeln musst?“

Ich überlegte, ob ich es ihm sagen sollte, entschied mich schließlich dafür: „Daran, dass es im Heim kaum schlimmer als bei meinen Eltern sein kann.“, sagte ich leise, was ihm nachdenklich stimmte. Ich wusste, dass er zu gern wissen würde, was passiert war, aber ich konnte es ihm nicht sagen, irgendwas hinderte mich daran.
 

Wir kamen im Heim an und mich überkam ein plötzliches Gefühl der Angst. Das Haus war alt, die Fassade bröckelt schon etwas, und in einem grauen Ton gehalten. An den Fenstern der ersten zwei Stockwerke waren Gitterstäbe angebracht, sodass man sich bestimmt wie in einem Gefängnis vorkam.

„Tut mir leid, mein Junge, aber ein anderes gibt es nicht und ich kann dich leider nicht bei mir aufnehmen und Herr Hayakawa auch nicht.“, meinte er traurig, doch ich sagte, dass dies nicht schlimm sei, ich es doch nicht erwarten könne, dass mich fremde Leute bei sich zu Hause aufnahmen.

Wir klingelten an der Tür und eine ältere Dame machte uns auf.

„Bist du der Junge aus dem Krankenhaus?“, fragte sie mich in einem sehr unfreundlichen Ton, doch Dr. Kawashima antwortete freundlich: „Schönen guten Tag. Das ist Yutaka Uke und wird ab heute hier wohnen. Mein Name ist Dr. Kawashima und wir beide hatten telefoniert.“ Ihre Gesichtszüge wurden weicher und sie stellte sich als Frau Shimizu vor, bat uns hinein, damit wir noch den Papierkram erledigen und mir mein Zimmer zeigen konnten. Wie zu erwarten, gab es Doppelzimmer, doch das störte mich nicht. Vielleicht war es so leichter Kontakte zu knüpfen, aber auch leichter wieder misshandelt zu werden. Ich war aber sehr froh, dass mein Zimmer im dritten Stock lag und ich somit keine Gefängnisfenster hatte.

„So, Yutaka, ich muss dann auch wieder los. Meine Frau wartet auf mich zu Hause. Melde dich bei mir, wenn etwas ist.“ Er umarmte mich zum Abschied und ich bedankte mich vom ganzen Herzen für seine Hilfe bei ihm.
 

Nun war ich also wieder alleine, denn mein Zimmergenosse war nicht da und wenn ich ehrlich war, wollte ich ihn auch nicht so schnell kennen lernen. Wer wusste schon, was das für ein Typ war? Meine neuen Sachen packte ich ordentlich in den Schrank und legte mich danach ins Bett, versuchte einfach die letzten Wochen zu verdrängen und zu realisieren wo ich jetzt war. Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn ich wurde von grellem Licht geweckt. Verschlafen drehte ich mich rum und erblickte wahrscheinlich meinen neuen Zimmergenossen, der mich auch sofort begrüßte. „Wer bist du und wie alt?“ Es klang mehr nach einem Befehl als nach einer Frage ... das konnte echt noch heiter werden. „Yutaka Uke, zwölf Jahre.“, stellte ich mich leise vor, erwartete nicht, dass er mir seinen Namen verriet, doch er tat es. „Kouyou Takashima, auch zwölf. Freut mich.“

„Mich auch.“ Ja, es freute mich ungemein ... das war Ironie. Auf jemanden der die pure Arroganz schon ausstrahlte, hatte ich gar keine Lust, aber wie so oft kann man sich im Äußeren täuschen, was mir später bewusst wurde.

Das war es auch schon an Unterhaltung die wir führten. Er verließ wieder das Zimmer und ich blieb liegen und schlief weiter. Doch meine Ruhe wurde von der Heimleiterin erneut unterbrochen. „Essen. Sofort in die Mensa!“, sagte sie barsch zu mir und knallte die Tür lautstark wieder zu. Ich zeigte keine Reaktion und blieb einfach liegen, hatte ich doch sowieso keinen Hunger.

Am nächsten Tag musste ich wieder in die Schule gehen, zum Glück konnte ich meine alte Klasse weiterhin besuchen, obwohl es somit ein leichtes Spiel für meine Eltern war mich zu finden und mir erneut die Hölle zu zeigen.

Doch auch meine Klassenkameraden wendeten sich von mir ab, als sie erfuhren, dass ich in einem Heim lebte und somit sprach ich mit keinem Menschen mehr, mit Ausnahme von Dr. Kawashima der mich ab und zu mal besuchte.
 

Mit den Jahren wurden seine Besuche allerdings auch immer seltener, was ich sehr bedauerte, traute ich mich doch nicht ihn anzurufen und ihn somit zur Last zu fallen. Ich ließ es bleiben und gab mich einfach dem Gefühl hin, dass mich wirklich keiner mehr brauchte, mich keiner wollte. Mein Zimmergenosse und ich verstanden uns zwar, aber wir redeten nie sonderlich viel miteinander, bis zu einem gewissen Tag, als bei uns im Heim verschiedene Musikinstrumente angeboten wurden mit dem dazugehörigen Unterricht. Er erzählte mir stolz, dass er unbedingt Gitarre lernen wollte. Seine Augen funkelten regelrecht und er schwärmte mir vor, dass er unbedingt in einer Band spielen will.

„Ich kann Gitarre spielen, mich würde ja eher Schlagzeug reizen.“, sagte ich und meldete mich für den entsprechenden Kurs an.

Seit diesem Tag redeten wir häufiger über Musik miteinander, trotzdem blieb unser Verhältnis eher oberflächlich.
 

Meine neue Hölle begann mit 16, als einige Jungen des Heims „arbeiten“ mussten. Die Heimleiterin suchte sich diejenigen aus, die erwachsen genug aussahen, sodass sie auch durchaus für 21 durchgingen. Leider gehörten Kouyou und ich auch dazu und wir „durften“ in Shibuya in einer Schwulenbar tanzen, natürlich mit der Möglichkeit in einem der zahlreichen Hinterzimmer zu verschwinden und dort intimer zu werden, wenn man es wollte bzw. die Gäste es verlangten. Irgendwie waren er und ich die zwei Gefragtesten – leider. Die ganze Erinnerung, die ich die ganze Zeit versuchte über die Jahre zu verdrängen, kam wieder hoch. Doch ich konnte dem Martyrium nicht entfliehen, wohin sollte ich gehen? Mein Glück war es wahrscheinlich echt gewesen, dass an einem Freitagabend Gäste kamen, die mich wieder erkannten. Ich zog meine Show mit Kouyou durch, doch als plötzlich die drei Männer uns die restliche Nacht kaufen wollten, hatten wir beide ziemliche Angst. Durch diese „Arbeit“ sind Kouyou und ich etwas zusammen gewachsen, haben uns mehr erzählt als vorher und haben einfach versucht den anderen wieder aufzubauen. Es wären ja nur zwei Jahre, hatten wir dem anderen immer wieder gesagt. Zwei Jahre leiden, aber danach könnten wir einfach verschwinden aus dem Heim und uns ein neues Leben aufbauen und wir hatten auch schon Pläne geschmiedet, wollten zusammen abhauen, uns gemeinsam ein neues Leben beginnen.

Die drei Männer, Kouyou und ich gingen in eines der geräumigsten Hinterzimmer und wir beide begannen mit der Arbeit, indem wir unsere Gäste erneut einheizten. Wir küssten uns innig und streichelten uns gegenseitig, bis wir mit unserer Show unterbrochen wurden.

„Warum macht ihr das, Kinder?“, fragte uns einer der Herren.

„Wir ... wir sind 21.“, log Kouyou, denn wir waren ja erst 16.

„Also, du bist erst 16.“, sagte er wieder und zeigte dabei auf mich.

„Woher ... woher wissen Sie das?“, fragte ich geschockt.

„Yutaka, erkennst du mich etwa nicht mehr?“

„Dr. Kawashima?“, fragte ich leise, war mir nicht sicher, denn ich hatte ihn seit drei Jahren nicht mehr gesehen und er hatte sich auch etwas verändert.

„Genau der.“, grinste er mich an und ich begann hemmungslos zu weinen, krallte mich in sein Hemd fest, erzählte ihm alles.

„Was machen Sie eigentlich hier, wenn ich fragen darf?“, meldete sich Kouyou zu Wort.

„Wir wollten uns einfach mal einen schönen Abend gönnen und da wir nicht in Versuchung kommen wollten unsere Frauen zu betrügen, sind wir halt hierher gekommen und Dr. Kawashima und ich haben Yutaka sofort erkannt. Da war uns klar, dass wir ihm, sowie auch dir helfen mussten.“, erklärte der andere Herr. Ich hatte mich mittlerweile wieder beruhigt und erkannte auch den anderen Mann.

„Hayakawa – san.“, sagte ich mit tränenerstickter Stimme, verbeugte mich aber höflich vor ihm und seinem Sohn.

„Hey, Yutaka. Ich bin Miyazaki.“ Stimmt, vor vier Jahren hatten wir uns gar nicht vorgestellt.

Die ganze Nacht saßen wir in dem Zimmer und Kouyou und ich erzählten alles, was im Heim ablief. Mich wunderte nur, dass sich Hayakawa – san immer wieder Notizen machte, doch den Grund sollte ich schmerzhaft am nächsten Tag erfahren...

Wir erzählten von den positiven Dingen wie z.B. die Musikkurse, aber meistens von den negativen, z.B. von Schlägen, die wir bekamen, wenn wir die Heimarbeit nicht ordnungsgemäß erledigten oder wenn unser Zimmer nicht aufgeräumt war. Mit „nicht aufgeräumt“ meinten wir auch nur einzelne Fussel auf dem Teppich oder dergleichen.
 

„Wir werden euch helfen – irgendwie. Kenji, hast du dir alle Notizen gemacht?“

„Ja, habe ich, allerdings weiß ich noch nicht, was ich erreichen kann, aber das wird sich zeigen.“

„Was ... was haben Sie denn vor?“, fragte Kouyou unsicher nach.

„Ich bin Kommissar bei der Polizei und ich werde Ermittlungen gegen das Heim einleiten wegen Verletzung von Schutzbefohlenen und Verletzung der Aufsichtspflicht sowie zur Anstiftung zum Missbrauch von Minderjährigen.“

„Bitte ... bitte unterlassen Sie das.“, sagte ich mit brüchiger Stimme.

„Warum?“ Ungläubig fragte Hayakawa – san nach, wusste wahrscheinlich nicht, was uns erwarten würde, wenn die Heimleitung erfuhr, wer denn Anklage erhoben hatte.

„Wir würden nicht mehr lange leben.“, sagte Kouyou und schaute den Kommissar mit wütenden Augen an. Nicht wütend auf den Kommissar, dass wusste ich, wahrscheinlich eher darüber, was die Heimleiterin mit uns machte.
 

Ich klammerte die ganze Zeit am Hemd von Dr. Kawashima, weinte leise vor mich hin und schlief dann auch vor Erschöpfung ein. Doch friedlich schlafen konnte ich nicht, denn ich träumte erst von der Vergewaltigung und dann von den Geschehnissen, was passieren könnte, wenn Anklage erhoben würde. Schnell fand die Heimleitung heraus, dass Kouyou und ich die Ursache dafür sind. Damit brach für mich die zweite Hölle an, denn es folgten wieder Schläge ohne Ende und auch weitere Vergewaltigungen. Ich spürte den Traum fast so, als wäre es die Realität und schreckte schweißgebadet hoch. Doch wo war ich? Ich lag in einem mir unbekannten Zimmer, aber in einem weichen Bett. Die Wände waren farbig gestrichen, doch welche Farbe das war, konnte ich bei der Dunkelheit nicht sehen. Ich konnte lediglich die Umrisse von einem Kleiderschrank, einem Schreibtisch und der Tür ausfindig machen. Sollte ich rausgehen? Sollte ich das Zimmer verlassen? Was erwartete mich außerhalb des Zimmers? Vor allem, wo war ich eigentlich?
 

Ich mache eine Pause in meiner Erzählung, zünde mir eine weitere Zigarette an und blicke zu den Jungs.

„Das ... das ist ... ja schrecklich.“, meint Ruki mit Tränen in den Augen, wird aber von Aoi mit Streicheleinheiten über den Rücken getröstet.

„Schon gut, Kleiner. Wie du siehst, leben Uruha und ich ja noch.“, sage ich lächelnd zu ihm.

„Ja, aber es ist trotzdem krass, was ihr durchgemacht habt. Jetzt versteh ich auch, warum du am Anfang nie jemanden nah an dich ran gelassen hast, du kaum gelächelt hast und es einige Zeit dauerte, bis du uns vertraut hast.“, sagt Reita leise zu mir, streichelt meine Hand.
 

Wir legen eine kurze Toilettenpause ein und nehmen uns anschließend noch etwas neues zu Trinken. Als alle wieder auf ihren Plätzen sitzen, hole ich tief Luft und erzähle weiter. „Du schaffst es, Kai.“, sagt Reita leise zu mir und streichelt meine Hand weiter.

.:3:.

Ich entschied mich dafür, die Tür zu öffnen und trat in ein dunkles Zimmer. Meine Augen waren an die Dunkelheit gewöhnt und auf dem Sofa konnte ich zwei schlafende Personen entdecken, also musste ich im Wohnzimmer sein. Vorsichtig schlich ich mich vorbei um das Badezimmer zu finden, denn ich musste dringend auf die Toilette. Versehentlich lief ich dabei aber gegen den Tisch und irgendwas fiel um, was ein lautes Geräusch nach sich zog. „Shit!“, fluchte ich leise, aber immer wenn man besonders leise sein will, passiert irgendwas und man ist viel zu laut. „Yutaka – san, bist du wach?“, fragte mich eine bekannte Stimme. „Wo ist das Bad?“, stellte ich leise eine Gegenfrage, denn es war ja offensichtlich, dass ich wach war. Er stand auf, sagte ich solle ihm folgen und schon standen wir im Badezimmer, wo er das Licht anknipste und jetzt erkannte ich auch, wer es war: Miyazaki Hayakawa. „Ich ... ich kann das alleine.“, sagte ich beschämt als er immer noch im Zimmer stand, was er wahrscheinlich nicht mal realisierte. „Ich ... äh ... gomen.“, meinte er verlegen und verließ auch schon den Raum, damit ich in Ruhe meinem dringenden Bedürfnis nachkommen konnte.
 

Als ich fertig war, ging ich wieder aus dem Bad und sah, dass Miyazaki – san davor wartete. „Na, erleichtert?“, fragte er mich sanft, doch mich beschäftigte eher eine andere Sache. „Ja, aber wo ist Kouyou?“

„Er wollte nicht mit und bestand darauf wieder in das Heim zu gehen.“, antwortete er leise.

„Ich ... ich muss dann auch zurück, denn sonst gibt es richtig Ärger.“, sagte ich leise und begab mich in das Schlafzimmer, zog mich an und nahm meine paar Sachen. „Vielen Dank für alles!“, sagte ich zu Miyazaki, verbeugte mich und verließ die Wohnung, schaute mich draußen erst einmal um wo ich überhaupt war und wie ich am besten ins Heim kommen würde. Doch die Hayakawas wohnten unweit von meiner Schule entfernt und nach einem zwanzigminütigen Fußweg kam ich im Heim an.

„Kouyou!“, rief ich so leise es ging und er hörte mich, öffnete mir die Tür von drinnen und ließ mich hinein. „Da bist du ja endlich. Ich habe der Alten erzählt, dass du noch einen Gast hattest und erst später kommst.“, flüsterte er.

„Danke dir.“, sagte ich leise, war ich doch froh, dass er nichts verraten hatte. „Ich bin müde.“, säuselte ich und folgte ihm in unser Zimmer, warf mich einfach nur auf das Bett und schlief auch sofort ein bemerkte nur noch im Unterbewusstsein wie Kouyou sich an mich kuschelte.
 

Die Nacht verging schnell und wir wurden am nächsten Morgen mit Schlägen geweckt, die uns aus dem Bett beförderten. Da heute Sonntag war, mussten wir nicht in die Schule, aber ich glaube, dazu hätte sich keiner von uns beiden in der Lage gefühlt. Allerdings wussten wir nicht, warum wir geschlagen wurden, bemerkten lediglich, dass sie immer wieder auf uns einprügelten. Zuerst war es nur die Magen- und Bauchgegend gewesen, aber dann folgten das Gesicht, der Rücken, der Genitalbereich ... einfach alles, was sie gerade an Körperteile von uns fanden. Erst als Kouyou und ich uns nicht mehr bewegen konnten und blutüberströmt auf dem Boden lagen, ließen die Heimleiterin und ihre drei männlichen Begleiter von uns ab – zumindest dachten wir das. Ich hörte sie tuscheln, war aber nicht in der Lage um auch nur ansatzweise Wörter zu verstehen, aber ich glaube, ich brauchte gar nicht zu verstehen, denn sie würden es mir schon früh genug zeigen. „Nein!!!“, hörte ich Kouyou mit letzter Kraft schreien und ich bewegte meinen Kopf ein Stück zu ihm. „Ja, schaue dir das alles ganz genau an, denn das machen wir auch gleich mit dir.“, sagte einer der Herren zu mir, hielt meinen Kopf grob an meinen Haaren fest und zwang mich zu zusehen. Kouyous Kleider waren weggerissen und lagen verstreut auf dem Boden und ein Betreuer hielt seine Beine weit auseinander, betrachtete das, was er sah, bevor er sich in Kouyou rammte, der einen erstickten Schmerzensschrei von sich gab, denn er bekam brutal das Glied des zweiten Herren in den Mund geschoben. Ich schloss meine Augen, konnte dem einfach nicht zusehen, doch schon spürte ich ebenfalls etwas an meinem Po. „Du sollst dir das anschauen, ansonsten bekommst du gleich noch ganz andere Dinger in den Arsch!!!“, schrie er mich brutal an und versenkte sich ebenfalls in mir. Zum Schreien war ich nicht mehr in der Lage, kannte ich doch die Hölle schon von meinem Vater und das Beste war einfach sich nicht zu wehren oder zu zeigen, dass man es nicht wollte, denn dadurch wurde es oft nur noch schlimmer. Doch dieses Mal ging meine Strategie leider nicht auf, warum auch?! Nachdem die beiden Männer in Kouyou abgespritzt hatten, blieb dieser regungslos liegen. Am liebsten würde ich zu ihm gehen und ihn trösten, doch ich konnte nicht, denn zum einen hatte ich selbst noch jemanden in mir und zum anderen kamen die beiden Männer gerade auf mich zu. „So, dann wollen wir dich doch mal bestrafen.“, sagte der eine, doch noch immer wusste ich nicht worauf er anspielte. Wahrscheinlich würde ich es auch nicht erfahren, hauptsache man konnte mir wehtun, egal ob nun mit oder ohne Grund. Während der eine noch immer brutal in mich stieß bekam ich die Glieder von den anderen beiden in den Mund geschoben. „Zeig uns doch mal, was du gelernt hast.“, grinste der eine nur und ich hätte mich übergeben können, so tief wie sie immer wieder in meinem Mund stießen. Doch irgendwann konnte ich mich nicht mehr beherrschen und musste mich übergeben, was ich am liebsten rückgängig gemacht hätte. „Was fällt dir ein!?! Leck das sauber, sofort!“, schrie der eine mich an und ich tat es, hatte doch keine andere Wahl. Tränen kullerten über meine Wange, doch dafür wurde ich sofort mit den Füßen getreten. „Lasst mich wenigstens die Sache beenden, dann könnte ihr weiter machen.“, sagte der eine Mann, der immer härter in mich stieß, indem er seine Hände an meinen Hüften platziert hatte und mich immer wieder schwungvoll vor und zurück stieß. Zum Glück dauerte es nicht lange und er spritzte ab, allerdings war jetzt die Frage, ob das für mich gut war oder eher nicht, denn schon fingen die Schläge wieder an.
 

Ich unterbreche meine Erzählung, muss mich meinen Tränen geschlagen geben, die über mein Gesicht rollen. Ich schlage meine Hände vor das Gesicht und lehne meinen Kopf an Reitas Brust, schluchze immer wieder. „Scht ... ich bin ja da.“, sagt er um mich zu beruhigen, was ihm nach einiger Zeit gelingt. „Du ... du musst nicht weiter reden, wenn dir das zu schwer fällt.“, meint Aoi leise. „Doch.“, schluchze ich und sehe meinen Freunden in die Augen. „Du schaffst das.“ Wieder spricht mir Reita Mut zu und so fahre ich mit meiner Erzählung fort, bleibe an seiner Brust liegen.
 

„Kouyou ... gomen – nasai.“, sagte ich mit tränenerstickter Stimme, nachdem die Männer und die Heimleiterin von uns abgelassen haben, und versuche seine Hand zu greifen. So hart wie heute wurden wir beide noch nie geschlagen und es tat weh, ihn so zu sehen. Ich berührte seiner Finger und er griff nach meiner Hand, gab mir Kraft ebenso wie ich ihm welche gab. „Wir müssen beide hier raus.“, keuchte ich unter Schmerzen, denn sonst würden wir eines Tages tot geprügelt werden.

„Wo sollen wir denn hin?“, fragte er mich den Tränen nahe.

„Erstmal zu Dr. Kawashima, damit er uns behandeln kann und danach ... weiß ich auch noch nicht, aber auf alle Fälle hier raus. Ich glaube selbst auf der Straße würde es uns besser gehen als hier.“

„Ich hoffe es.“

„Wollen wir dann unsere Sachen packen und abhauen?“

„In der Hoffnung, dass sie uns nicht finden oder uns bei der Flucht entdecken, denn dann war es echt das Letzte, was wir in unserem Leben getan haben.“, sagte er und lächelte mich an. Seit wir zusammen arbeiteten, hatte sich unser Verhältnis deutlich gebessert. Wir sind sogar richtig gute Freunde geworden und der eine setzte sich für den anderen ein. Deswegen möchte ich auch nur mit ihm zusammen fliehen und nicht alleine, denn wer weiß, was aus ihm dann werden würde.
 

Wir lagen noch eine Weile auf dem Boden, denn wir konnten uns vor Schmerzen kaum bewegen, bis wir plötzlich unerhörten Lärm im Haus wahrnahmen, sodass wir beide richtig Angst bekamen.

„Was ist das?“, fragte ich, doch Kouyou wusste es ebenso wenig wie ich. Also blieben wir einfach auf den Boden liegen, denn jede Bewegung schmerzte ohne Ende. Wir hörten die Stimme der Heimleiterin, die sehr erbost klang, zum Teil schrie sie regelrecht. Was auch immer da unten vor sich ging, auf jeden Fall war es gegen ihren Willen, denn immer wieder schrie sie „NEIN!!! Das können Sie nicht mit mir machen!!! Sie haben gar keine Beweise!“

„Vielleicht ist es Hayakawa – san?“, fragte ich leise, doch Kouyou, lebender Pessimist, glaubte nicht daran. Wir hörten Schritte von mehreren Personen auf dem Gang und plötzlich wurde unsere Zimmertür geöffnet, vier Polizisten standen im Raum, sahen uns erschrocken an. „Schnell, schickt den Arzt hoch!“, schrie der eine den anderen entgegen, der es sofort weiter durch das Haus schrie. Einer der Polizisten kam auf uns zu und erklärte, dass er gerne ein paar Fotos von uns machen würde, wegen der Beweislast und uns einige Fragen stellen würde. „Können wir das mit den Fragen in den nächsten Tagen machen?“, fragte Kouyou und der Polizist nickte daraufhin, gab uns die Nummer des Reviers mit der eindringlichen Bitte wirklich bei ihm anzurufen. Ein zweiter Polizist machte währenddessen Fotos von unserem Körper, obwohl er sich echt zusammenreißen musste sich nicht zu übergeben, so blass wie er aussah.

„Oh mein Gott!!! Yutaka!!! Kouyou!!! Was hat sie mit euch gemacht?“, fragte Hayakawa – san, welcher eben mit Dr. Kawashima den Raum betrat.

„Sieht man doch.“, antwortete ich patzig, während Dr. Kawashima unsere ersten Wunden versorgte, uns schließlich auf eine Trage legte, damit wir ins Krankenhaus gefahren werden konnten.

Soviel zum Thema abhauen, dachte ich mir und hoffte mit Kouyou in ein Zimmer zu kommen. Die Fahrt dauerte nicht lange und schon befand ich mich wieder im Krankenhaus, genauer gesagt im Röntgenzimmer. Was sie mit Kouyou machten, wusste ich nicht, aber ich nahm an, das Gleiche wie bei mir – röntgen und dann die Wunden reinigen und bandagieren. Ich sah aus wie eine halbe Mumie, da ich so viele offene Wunden hatte, sowie Prellungen ohne Ende. Ich wurde in ein Zweibettzimmer gebracht, allerdings war das andere Bett leer. So lag ich da nun in dem Bett, blickte zu der weißen Decke und dachte über meine vergangenen Jahre nach. Was hatte ich angestellt, dass mir so etwas passierte? Ich wusste es nicht und wahrscheinlich werde ich es auch nie wissen.
 

Meine Gedanken wurden durch das Öffnen der Tür unterbrochen und ich betrachtete den schlafenden Kouyou, welcher herein geschoben und schließlich auf das Bett gelegt wurde. „Wie geht es dir?“, fragte mich der Arzt, doch ich sah ihn mit leeren Augen an. „Wie soll es mir schon gehen?!“, antwortete ich leise und versuchte ebenfalls zu schlafen. Doch ich konnte nicht, denn sobald meine Augen zu waren, sah ich die Bilder der letzten Tage vor meinen Augen. Tränen liefen mir über das Gesicht. Konnte ich denn kein normales Leben führen, so wie andere Jugendliche in meinem Alter auch? Ich spürte eine Hand auf meinem Kopf. „Scht ...“, sagte der Arzt zu mir und streichelte durch mein Haar.

„Möchtest du etwas schlafen?“

„Hai ... aber ich sehe ... dann immer ... wieder diese Bilder ...“, schluchzte ich.

„Ich geb dir ein Beruhigungsmittel und dann kannst du schlafen.“ Er ließ sich eine Spritze geben und injizierte sie in meinem Arm.

„Schlaf gut.“, meinte er noch und verließ den Raum.

Ich betrachtete den schlafenden Kouyou und mir entging sein geschundenes Gesicht nicht. „Gomen nasai.“, hauchte ich und schloss meine Augen, denn die Müdigkeit überrannte mich. Ich fiel in einen traumlosen Schlaf, aber das tat gut, nicht immer wieder von Vergewaltigungen zu träumen. Irgendwann wachte ich wieder auf, wusste nicht mal wie lang ich geschlafen hatte, aber draußen war es noch hell. Ich blickte mich im Zimmer um und sah Miyazaki schlafend auf einem Stuhl an meinem Bett sitzend. Irgendwie sah das zu niedlich aus, dass ich schmunzeln musste.

„Was grinst du so?“, fragte Kouyou mich, welcher ebenfalls wach war.

„Miyazaki – ein Bild für die Götter.“

„Weißt du, er hat sich ganz schöne Sorgen um dich gemacht. Er hat dich immer wieder zugedeckt und deine Hand gestreichelt.“

„Wie geht es dir?“, fragte ich ihn ohne auf das Gesagte von ihm einzugehen.

„Mir tut mein Hintern weh, aber das ist ja kein Wunder.“, sagte er leise.

„Gomen – nasai, Kouyou.“

„Schon okay, es war ja nicht deine Schuld. Du wärst wesentlich sanfter umgegangen.“ Sanft lächelte er mich an.

Durch unser Gespräch wurde Miyazaki wach, streckte sich und schaute uns beide mit einem traurigen Gesicht an.

„Wie ... wie geht es euch?“, fragte er leise, drückte meine Hand.

„Bis auf die Schmerzen ... naja.“, antwortete ich ihm ebenso leise, Kouyou nickte lediglich als er von Miyazaki angeschaut wurde.

„Es tut mir leid.“

„Was tut dir denn Leid, Miyazaki?“ Verwirrt schaute ich ihn an, denn er hatte ja nun gar nichts gemacht. Im Gegenteil, dank ihm und seinem Vater kamen wir endlich da raus.

„Naja, dass mein Vater Anklage erhoben hat und ihr ... deswegen ... so zugerichtet wurdet.“, sprach er leise.

Ich schüttelte den Kopf. „Dank dir und deinem Dad kamen wir da raus.“ Auch wenn wir nicht wussten wo wir nun wohnen sollten, aber alles war besser als im Heim zu wohnen und tagtäglich geschlagen zu werden. Vielleicht würden Kouyou und ich auf der Straße übernachten, aber wir beide hatten einen Traum, der uns am Leben hielt – wir wollten beide mit einer Band berühmt werden und so zeigen, dass nichts uns zerstören kann.
 

In diesem Moment betrat Hayakawa – san das Zimmer und befragte uns über das Leben im Heim, über die Schläge und auch über den Vorfall von heute Nacht beziehungsweise heute Morgen. Kouyou und ich erzählten alles was uns einfiel, auch wenn es uns in der Seele schmerzte, doch genau dieses Erlebnis und das Erlebnis mit meinen Eltern machte uns irgendwann stark. Wir durften uns nicht unterbekommen und schon gar nicht unser Leben zerstören lassen. Wir waren genauso Menschen, die ein Recht auf Leben hatten wie alle anderen auch!

Hayakawa – san machte sich ein paar Notizen als beim Diktiergerät das Band alle war. „Willst du mir noch erzählen, was vor vier Jahren passiert ist?“ Miyazaki, Hayakawa – san und auch Kouyou schauten mich erwartungsvoll an, doch ich schüttelte den Kopf, möchte einfach nicht darüber reden.

„Okay. Ich habe noch mit Dr. Kawashima gesprochen. Wenn ihr möchtet, dann kannst du, Kouyou, bei ihm wohnen und ich würde dich bei mir aufnehmen, Yutaka.“

Kouyou und ich schauten uns an, sagten aber zu, weil es besser ist als auf der Straße zu leben und außerdem waren die beiden über die Jahre hinweg nett zu mir und seit sie Kouyou kennen auch zu ihm.

Miyazaki grinste über beide Ohren, musste sich wahrscheinlich echt beherrschen mich nicht zu umarmen und drückte meine Hand einfach nur noch fester, sodass ich glaubte sie würde jeden Moment brechen und ich hätte noch einen Verband mehr an meinem Körper.
 

„Habe ich das eben richtig mitbekommen, dass du Gitarre lernst und du Schlagzeug?“, fragte Miyazaki und schaute erst Kouyou und dann mich an.

„Ja.“, sagten wir beide synchron und nun gab es kein Halten mehr für Miyazaki. „Na, so ein Glück, dass ich beides im Haus habe. Gitarrenunterricht kannst du auch gleich mitmachen, Kouyou und du Yutaka, für dich engagiere ich einen Lehrer. Du hast es bestimmt voll drauf!“ Er war nicht mehr zu bremsen, schwärmte uns vor, wie toll es ist ein Instrument zu beherrschen und das wir uns jetzt jeden Tag sehen werden. Über sein Verhalten musste ich anfangen zu lachen und Kouyou auch, später auch noch Hayakawa – san. Ich weiß nicht wie lange es her ist, dass ich das letzte Mal so gelacht habe, aber es tat gut – verdammt gut. Beschämt und mit roten Wangen senkte Miyazaki seinen Kopf, nuschelte ein „Gomen.“ und ließ meine Hand los. Das Gefühl der Geborgenheit und Wärme verschwand und somit verstummte auch mein Lachen, ließ mich wieder nachdenklich werden.

„So war das doch nicht gemeint, Miyazaki. Ich fand das nur so toll wie du dich gefreut hast, dass ich einfach lachen musste.“, erklärte ich ihm mein Verhalten und schaute sehnsüchtig aus dem Fenster, wo die ersten Kirschblüten von den Bäumen fielen.

„Meinst du, du kannst etwas laufen?“, fragte mich Miyazaki leise.

„Ich glaub schon. Möchtest du rausgehen?“

„Wenn ich deinen Blick sehe ... sehr gern.“
 

Langsam und vorsichtig stand ich auf, zog mir mit Hilfe von Miyazaki eine andere Hose an und zusammen liefen wir langsam los. Draußen war die Luft sehr angenehm und so spazierten wir eine Weile wortlos nebeneinander über den mit Kiesel bedeckten Fußweg.

Die langsam fallenden Kirschblüten ließen mein geschundenes Herz erfreuen, so magisch und sinnlich war dieser Moment.

„Wollen wir uns vielleicht hinsetzen?“, fragte er mich und ich nickte, wollte noch mehr von diesem Moment haben. Wir setzten uns auf die Wiese nahe eines Kirschbaumes und er nahm zögerlich meine Hand.

„Arigato.“, hauchte ich, denn mich durchströmte wieder so ein schönes Gefühl von Geborgenheit, aber auch Sicherheit.

„Für was bedankst du dich?“

„Dafür, dass ihr uns da raus geholt habt, dass wir bei euch wohnen dürfen und dass wir unserem Traum verwirklichen können, zumindest einen Schritt näher dran sind.“

„Was ist denn euer Traum?“, fragte er neugierig.

„Wir wollen in einer Band spielen.“ Ich lächelte leicht bei der Vorstellung wie Kouyou und ich auf der Bühne stehen werden – die Menschen rufen unsere Namen und applaudieren uns.

„Ich möchte auch auf der Bühne stehen.“

„Miyazaki Hayakawa – Big Concert tonight.“, scherzte ich.

„Nein ... einfach nur Miyavi.“

„Miyavi ... das klingt gut.“

Ich war total in Gedanken versunken, dass ich mein Zittern nicht bemerkte.

„Ist dir kalt? Sollen wir wieder hochgehen?“

Ich nickte und erhob mich vorsichtig, damit meine Wunden nicht wieder aufrissen. Langsam gingen wir wieder in das Krankenhaus zu meinem momentanen Zimmer. Gerade verließ die Krankenschwester den Raum und lächelte mich mitleidig an. „Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann ist es Mitleid.“, brummte ich und öffnete die Tür. Kouyou wurde von Hayakawa – san gefüttert, da seine Schulter ausgekugelt wurde und sein Handgelenk gebrochen war. Ich ging zu meinem Bett, setzte mich hinein und begann auch zu essen. „Wenn ich hier raus bin, muss ich unbedingt kochen lernen, wie kann man einem nur so was servieren?!“, brummte ich wieder und jetzt schmunzelten die anderen.

„Wenn du wieder hier raus bist, kannst du einiges machen, dass verspreche ich dir.“, sagte Miyazaki sanft und beobachtete mich beim essen, was ich allerdings schnell wieder aufgebe, so einen Fraß bekam ich einfach nicht runter.

„So Jungs, wir gehen dann mal wieder, aber wir kommen morgen wieder vorbei, vielleicht könnt ihr da auch schon wieder raus.“, sagte Hayakawa – san und verließ mit seinem Sohn den Raum.

.:4:.

Ich sah noch eine Weile die geschlossene Tür an, durch die Miyazaki und sein Vater den Raum verlassen hatten. Ein Seufzen verließ meine Lippen, was ich nicht einmal bemerkte.

Es war schön in seiner Gegenwart zu sein, denn er strahlte so eine Wärme aus, dass ich mich einfach sicher bei ihm fühlte.

„Was hältst du von ihm?“, fragte Kouyou mich und ich überlegte kurz, bevor ich zu einer Antwort ansetzte: „Ich bin froh, dass wir bei ihm und bei Dr. Kawashima unterkommen und dass wir weiterhin an unserem Traum arbeiten können.“ Ich war in der Tat froh was sie uns ermöglichten.

„Weißt du Kouyou, ich war froh, dass du es warst, mit dem ich in dieser Bar arbeiten musste. Mit einem anderen hätte ich das nicht gekonnt.“

„Yutaka ...“, sagte er sanft.

„Weißt du ... bei dir wusste ich, dass du mir nicht bewusst wehtun würdest und das hat die ganze Sache irgendwie ... sagen wir ... erträglicher gemacht. Ich meine ... wir sind doch erst 16 ... und ... ich weiß nicht, ob ich mich überhaupt in eine Person verlieben kann, nachdem was alles passiert ist überhaupt wieder mit jemanden Sex zu haben ...“

„Dir ist auch schon einmal etwas Ähnliches passiert, bevor du in das Heim kamst, hab ich Recht?“

Ich schwieg auf diese Frage, vor langer Zeit hatte ich mir selbst geschworen weder darüber nachzudenken noch den Schmerz hochkommen zulassen und wieder zu weinen, dennoch liefen mir die Tränen über die Wangen, doch heute sollte es das letzte Mal gewesen sein.

„Hey, Yutaka, alles wird wieder gut ... hör auf zu weinen ... sonst fang ich auch gleich an.“, sagte er mit brüchig werdender Stimme.

„Darf ich zu dir ins Bett kommen?“

„Na klar, aber pass auf deine und meine Verletzungen auf.“

Ich lächelte leicht und stieg vorsichtig aus meinem Bett, tapste zu Kouyous und legte mich hinein, bettete meinen Kopf auf seine Brust.

„Wollen wir uns dann auch anders nennen, wenn wir in einer Band spielen?“

„Ja ... und ich würde gerne Kai heißen wollen.“

„Und ich Uruha.“

„Der Name passt zu dir. Miyazaki will auch Musiker werden und sich dann einfach nur Miyavi nennen.“

„Miyavi ... gefällt mir sehr gut.“, säuselte Kouyou den Namen und ich nickte leicht.

„Ich hoffe, dass es mit unserem Traum klappt.“

„Das wird es, wenn wir beide ganz fest daran glauben, Yutaka.“, meint er liebevoll und haucht mir einen kurzen Kuss auf die Stirn.

„Das sagt gerade der Pessimist in Person, aber ich werde daran glauben, versprochen.“

„Warum willst du Uruha heißen?“, fragte ich ihn einfach mal, denn es interessierte mich schon, wie er auf so einen Namen kam.

„Uruha bedeutet Schönheit und ich sehe mich einfach als schön an, wie jeden Menschen, denn jeder ist schön, weil man Schönheit jedes Mal anders definieren kann. Und warum willst du dich Kai nennen?“

„Uruha ist auch ein schöner Name. Kai gefällt mir einfach und ich weiß, dass meine Oma den Namen schön fand, aber meine Eltern mich halt Yutaka genannt haben. Jedenfalls ist meine Oma früh verstorben und ich möchte auf diese Art einfach an sie denken und ihr danken, weil ich sie echt lieb hatte und ich einfach nur schöne Erinnerungen an sie habe.“, erklärte ich, zwar vermisste ich meine Oma, aber ich war über ihren Tod hinweg, war es doch das Beste gewesen, als wenn sie weiter an Krebs gelitten hätte.

„Das verstehe ich und mir gefällt Kai richtig gut, der Name passt zu dir. Lass uns schlafen, ich bin grad richtig müde.“, gähnte er herzhaft und ich stimmte ihm zu, wünschte ihm noch eine gute Nacht und schlief auch recht schnell auf seiner Brust ein.
 

Die Nacht schlief ich seit langem mal wieder ruhig und vor allem, ich schlief durch. Ich träumte irgendwas von Miyazaki, was mich beim aufwachen doch verwunderte. Wieso träumte ich von ihm? Ich konnte es mir nicht erklären, aber es war ein schönes Gefühl, angenehm warm und es machte mich glücklich. Bei ihm hatte ich keine Angst, zumindest keine bewusste Angst.

Die Tür öffnete sich und Dr. Kawashima betrat den Raum.

„Na, ausgeschlafen?“, fragte er mich und schaute doch recht verwundert als er mich in Kouyous Bett liegen sah.

„Ja. Ich habe schon lange nicht mehr so gut geschlafen.“

„Das freut mich, wirklich. Da Kouyou ja noch schläft, schaue ich mir zuerst deine Wunden an. Kommst du zu deinem Bett rüber?“, fragte er mich und ich löste mich vorsichtig von Kouyou, der einen Arm um mich gelegt hatte, damit er nicht aufwachte.

Er wickelte die Verbände ab und nickte zufrieden. Es schien in der einen Nacht doch verhältnismäßig gut verheilt zu sein beziehungsweise hat sich nichts weiter entzündet, doch dann wollte er meinen Po begutachten, mir graute es davor.

„Ich bin vorsichtig.“, versicherte er mir, zog mir langsam meine Unterhose runter und sagte mir, dass ich mich auf dem Bauch drehen sollte. Er zog meine Pobacken leicht auseinander, schmierte eine Salbe darauf und zog mir meine Hose wieder hoch.

„Das ist auch an dem einen Tag gut verheilt. Ich denke, dass du heute mit zu den Hayakawas kannst, aber wenn sich doch noch etwas entzünden sollte, dann komm bitte schnellstmöglich vorbei. Versprichst du mir das?“

„Ja, versprochen.“, sagte ich leise und ich freute mich endlich hier raus zu sein, aber trotzdem hatte ich etwas Angst. Angst davor, dass ich mich in den beiden Personen getäuscht hatte, dass sie mich auch vergewaltigen würden oder mich schlugen.
 

„Ihr beide werdet Privatunterricht bekommen, wenn ihr möchtet und mach dir keine Gedanken – Kenji und ich machen das gerne für euch.“

Privatunterricht oder doch normale Schule? Ich wusste nicht, was besser ist, aber ich tendierte irgendwie zu normalen Unterricht in meiner alten Klasse. Zwar hatte ich dort keine Freunde, aber auch keine Feinde, die mir das Leben schwer machten.

„Ich würde trotzdem gerne in meine alte Schule gehen.“, sagte ich leise.

„Aber sag mir da bitte auch, wenn du Probleme hast, ja?“

„Ja, mach ich. Warum sorgen Sie sich eigentlich so um mich?“ Diese Frage brannte mir schon einiger Zeit auf der Seele und ich konnte es mir einfach nicht erklären, warum ein für mich fremder Mann mir so helfen wollte.

„Ich bin Arzt, dass ist einer der Gründe, denn ich möchte anderen Menschen helfen. Der zweite Grund ist, dass mich dein Schicksal bewegt und in mir etwas ausgelöst hat ... ich weiß nicht, was es ist, aber ich möchte dich einfach beschützen und dein Lächeln sehen.“, erklärte er mir und ich dankte ihm dafür, dass er mir geholfen hatte und für mich da war.
 

Die Tür ging ein zweites Mal auf und eine Krankenschwester, sowie Miyazaki und Hayakawa – san betraten den Raum. Die Schwester brachte Kouyou und mir Frühstück und es sah sogar essbar aus. Okay, was konnte man an zwei trockenen Brötchen, zwei Stückchen Butter, sowie Nutella, Honig und verschiedenen Wurst- und Käsesorten falsch machen? Nicht viel, der Ansicht war ich auch. Ich schmierte mir mein Brötchen mit Nutella, mochte ich es doch am liebsten, und aß genüsslich meine zwei Brötchen. Dr. Kawashima und Hayakawa – san klärten noch ein paar Einzelheiten wegen der Schule.

„Hast du diese Nacht wenigstens halbwegs durchschlafen können?“, fragte mich Miyazaki besorgt und ich nickte, was ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

„Kenji und Miyazaki, könnt ihr noch einmal kurz raus gehen? Ich möchte Kouyou gerne noch untersuchen.“, sagte Dr. Kawashima und die beiden gingen Richtung Tür.

„Ich warte auch draußen.“, meinte ich schnell und erhob mich von meinem Bett, folgte den beiden vor die Tür.

„Können ... können wir etwas an die frische Luft gehen? Ich mag den Krankenhausgeruch nicht wirklich.“, fragte ich, erhielt ein Nicken und wir gingen langsam zum Klinikausgang, wo der Park lag.

„Wir werden heute entlassen.“, sagte ich leise und Miyazaki freute sich ungemein, fiel mir regelrecht um den Hals. „Miya ... zaki.“, presste ich hervor und er ließ wieder von mir ab, zuviel Nähe war mir noch nicht geheuer, außer bei Kouyou ... bei ihm war das anders.

Die Sonne stand bestimmt schon seit zwei Stunden am Himmel und erwärmte die noch recht kühle Luft relativ schnell. Wir setzten uns auf eine Bank, die in der Sonne stand und genossen die Strahlen der Wärme. Ich setzte mich an den rechten Rand der Bank, Miyazaki saß in der Mitte und Hayakawa – san links außen.

„Was möchtest du heute Abend essen?“, wurde ich von meinem neuen Vater gefragt, doch ich schwieg. Es war ja nicht so, dass ich nicht reden wollte, vielmehr wusste ich nicht auf was ich Appetit hatte. Miyazaki und sein Vater seufzten synchron auf, als ich nach einer Minute noch immer keine Antwort gegeben hatte, das war aber auch eine schwierige Frage für mich.

„Ich ... ich weiß nicht so recht ... was ich möchte, aber Fleisch wäre eine Option. “, sagte ich dann schnell, denn ich möchte ja nicht, das die beiden etwas falsches von mir denken. „Du möchtest Fleisch? Dann bekommst du es auch.“

„Danke.“

„Du musst dich nicht bedanken, Yutaka und ich bin übrigens Kenji. Meine Frau und Miyazakis Mutter lernst du heute auch kennen. Sie heißt Noriko, aber das wird sie dir bestimmt selbst noch einmal sagen. Ach, Miyazaki, du wirst erst einmal auf der Couch schlafen.“

„Ehrensache.“, grinste er, doch ich erhob Widerspruch, schließlich wollte ich doch keine Umstände machen und ihm sogar aus seinem Zimmer verbannen. „Kommt gar nicht in Frage! Wenn, dann schlaf ich auf der Couch!“, sagte ich energisch.

„Du bist Gast und ich bestehe darauf, dass du in meinem Bett schläfst. Diskussion beendet.“

„Aber Miyazaki, ich möchte wirklich keine Umstände machen.“

„Machst du nicht, alles in bester Ordnung.“, grinste er.

„Lasst uns wieder nach oben gehen, ich denke, dass Kouyous Untersuchung fertig ist.“, sagte Kenji und ich erhob mich um langsam in die Klinik und schließlich in das Zimmer zurück zu trotten. Kouyou saß aufrecht in seinem Bett und schaute aus dem Fenster. Seine braunblonden Haare hingen glatt nach unten, zum Teil sogar in sein Gesicht, welches sehr nachdenklich wirkte. „Guten Morgen, Kou. Ist ... ist alles okay?“, fragte ich vorsichtig, doch ich erhielt ein Nicken und er lächelte mich an. „Alles bestens. Ich kann heute auch hier raus.“, verkündete er und ich freute mich für uns, sodass ich selbst sogar lächeln muss.

„Dein Lächeln ist echt süß.“, meinte er zu mir und ich drehte mich schnell weg, fing an meine Sachen zu packen, auch wenn da nicht wirklich etwas zum packen war.

„Ich bin dann auch schon fertig.“, sagte ich und hatte nur den Schlafanzug in der Hand, den ich getragen hatte. „Ich auch.“, erklang es von Kouyou, welcher gerade aus dem Bad kam und ebenfalls nur sein Nachtgewand in der Hand hielt.

„So, na dann können wir ja los.“, freute sich Miyazaki und auch Dr. Kawashima nahm Uruha in die Arme, ging mit ihm schließlich zu seinem Auto und fuhren kurz vor uns los. Ich seufzte und hoffte, dass es ab jetzt wirklich nur noch bergauf in unserem Leben ging.
 

„So, Yutaka. Wir sind da.“, sagte Miyazaki und ich schaute auf ein Haus mit, so nahm ich es jedenfalls an, großem Garten dahinter und geräumigen Zimmern innen drin. „Wollen wir reingehen?“, unterbrach Hayakawa – san meine Gedanken und ich nickte, folgte sprachlos in das Innere des Hauses.

Der Flur war groß und geräumig, mit hellen Möbeln, die liebevoll bis ins kleinste Detail dekoriert waren.

„Ah, da seid ihr ja und du bist bestimmt Yutaka.“, sagte eine kleine Frau und kam lächelnd auf mich zu, umarmte mich sogar.

„Ich bin Noriko und ab heute deine Ersatzmama. Wenn du irgendwelche Wünsche hast, dann lass es uns wissen und wir werden versuchen sie dir zu erfüllen.“

„Arigato.“, hauchte ich und blieb einfach stehen, fühlte ich mich doch ein wenig unwohl und als ob ich mich aufdrängen würde.

„Na los, zieh deine Schuhe aus und dann zeig ich dir dein neues Zuhause.“, sagte Miyazaki ungeduldig zu mir, wurde aber von seiner Mutter erstmal gebremst. „Lass ihn doch erst einmal ankommen und hetz ihn nicht wieder so. Was soll ich denn zum Mittag kochen?“

„McDonalds.“, flüsterte ich leise, ohne dass ich es mir bewusst war.

„Du willst zu McDonalds? Alles klar, dann gehen wir zu McDonalds und du darfst soviel essen wie du willst, denn ich zahle.“, sprudelte Miyazaki wieder los und langsam begriff ich, dass er wirklich glücklich war, wenn ich einen meiner Wünsche äußerte.
 

Ich zog mir erstmal meine Schuhe aus und nahm meine Tüte an Sachen, die Hayakawa – san noch schnell im Heim zusammengepackt hatte. Miyazaki ging die Treppen hoch und ich folgte ihm einfach, auch wenn es mit jeder Stufe am Po ziepte, versuchte ich so normal wie möglich zu laufen, bekam die mitleidigen Blicke von seinen Eltern nicht mit.
 

Oben angekommen erwartete mich erneut eine große Diele, wo vier große Bücherregale standen, die auch sehr gut gefüllt waren. In einer Ecke stand ein Schaukelstuhl und ich wusste schon wie ich die nächsten Tage verbringen werde – mit lesen.

„So, dann zeig ich dir mein Zimmer.“, sagte Miyazaki und ging bis zum Ende des Flures und öffnete die Tür.

„Nun komm schon.“, bat er mich und ich setzte mich langsam in Bewegung, betrat sein Zimmer.

„Wow.“ Ich war sprachlos. Er hatte einen großen Raum, die Wände waren in einem zarten gelb gestrichen und mit einem Kalender, diverse Landschaftsbilder sowie einer Akustik- und einer E-Gitarre versehen.

„Du, Miyazaki, wenn das euer Haus ist, wo waren wir dann in der vorletzten Nacht gewesen?“, fragte ich und fand meine Neugierde gar nicht gut – ging es mich doch eigentlich nichts an.

„Das war Papas Zweitwohnung gewesen, die er öfters mal benutzt, wenn er so lang arbeiten muss. Allerdings haben wir hier auch kein Gästezimmer, trotzdem kannst du in meinem Bett schlafen und ich übernachte auf der Couch.“, erklärte er mir und ich nuschelte, dass ich doch auch darauf schlafen könnte. „Kommt nicht in Frage, Yutaka. Du im Bett und ich auf der Couch, basta!“

„O ...– okay.“

Meine Tüte mit den Sachen stellte ich in eine freie Ecke von seinem Zimmer und ging raus auf den Balkon, ließ meinen Blick über den Garten schweifen, blieb am Swimmingpool hängen. „Wie schön.“, sagte ich leise, denn der Garten war so liebevoll hergerichtet, keine Pflanze zuviel, aber auch nicht zu wenig, genau richtig um entspannen zu können.

„Wollen wir dann erstmal zu McDonalds fahren?“, fragte Hayakawa – san von unten und ich nickte, ging wieder ins Zimmer und mit Miyazaki nach unten, wo seine Eltern auf uns warteten.

Wir fuhren zum Fastfoodrestaurant und ich bestellte mir ein McChicken, liebte ich diesen Burger doch über alles. Miyazaki hingegen bestellte sich gleich ein Maxi Menu und nahm noch zwei Cheeseburger extra. Ich fragte mich echt, wie er das alles schaffen wollte, doch ich wurde eines besseren belehrt: er aß alles auf Anhieb ohne den Anschein, dass er vorher schon satt war und kämpfen musste.

„Lass uns zurück laufen. Papa kann ja schon vorfahren und wir können einen Teil der angefutterten Kalorien gleich wieder verbrennen.“, sagte Miyazaki und erhielt von beiden Seiten ein Nicken. Wir standen auf und setzten uns langsam in Bewegung. „Wenn du magst, kannst du mich auch Miya nennen. Du musst nicht immer Miyazaki sagen, ich mag den Namen sowieso nicht, denn er ist viel zu lang.“, meinte er, nachdem wir schon eine Weile schweigend nebeneinander gelaufen sind.

„Wenn du das möchtest, dann nenne ich dich so.“, sagte ich und wieder schwiegen wir eine Weile. Doch es war kein unangenehmes Schweigen, im Gegenteil: bei ihm fühlte ich mich irgendwie sicher.

„Was wollen wir heute Nachmittag noch machen?“, fragte Miya mich und ich dachte nach, aber mir fiel nichts Gescheites ein.

„Ich ... ich weiß nicht, aber ich würde gerne etwas schlafen.“, nuschelte ich leise, doch er hatte alles verstanden und war gleich wieder euphorisch. „Schlafen? Kannst du gerne machen und ich mache in der Zeit Hausaufgaben.“

Den Rest des Weges liefen wir schweigend nebeneinander, denn ich war extrem müde und froh, dass wir endlich wieder bei den Hayakawas ankamen.

„Du kannst ja schon mal hochgehen, ich komm gleich nach. Möchtest du etwas trinken?“, fragte er mich, doch in verneinte, denn ich hatte ja gerade schon relativ viel getrunken.

Oben angekommen legte ich mich in sein Bett, zog die Decke über meinen Körper und schloss meine Augen. Miyazaki kam auch ins Zimmer, lief noch etwas umher und auf einmal hörte ich eine langsame Gitarrenmelodie und seine sanfte Stimme, die leise dazu sang. Doch ich konnte ihm nicht lange zuhören, denn schon war ich im Traumland.
 

Doch es war kein erholsamer Schlaf, wieder träumte ich vom Heim und von den ganzen Vorfällen. Ich zitterte und schlug wild um mich bis ich etwas traf. „Au.“, erklang es und ich schlug weiter auf die Person ein, nicht bewusst ahnend wen ich da eigentlich schlug.

„Scht ... alles wird wieder gut.“, sagte Miyazakis warme, sanfte Stimme und ich riss meine Augen auf, erkannte wen ich schlug.

„Go ... gomen.“, nuschelte ich, begann zu schluchzen und heftig zu weinen.

„Ich ... kann ... nicht ... mehr...“, wimmerte ich, doch er legte seine Arme um mich, zog mich zu sich und ich erstarrte, konnte doch mit soviel Nähe auf einmal nicht umgehen. Doch er ließ sich nicht abschrecken, drückte mich an sich und streichelte mir über den Rücken.

„Doch, du kannst das und du wirst das auch schaffen. Ich glaube daran, dass du es schaffst, Yutaka. Klar war das keine schöne Erfahrung, aber diese prägt dein Wesen, deine Individualität und du wirst davon stärker werden und du kannst mit Dingen im Leben anders umgehen, denn du weißt, was schlimm ist und wirst dadurch deine Probleme ganz anders angehen. Nicht alle Menschen sind schlecht, Yutaka.“, sagte er mit leiser Stimme zu mir und ich nickte als Zeichen, dass ich ihm zugehört hatte. „Bleib bei mir und beschütze mich.“, bat ich leise und er blieb wirklich liegen.
 

„Ihr habt ja einiges durchgemacht.“, sagt Reita und schaut abwechselnd zu Uruha und zu mir, wir beide nicken lediglich. Einerseits tat es weh darüber zu sprechen, aber auf der anderen Seite ist mir auch eine sehr große Last vom Herzen gefallen, denn endlich waren meine engsten Freunde auch eingeweiht.

„Also hast du dann bei Miyavi gewohnt?“

„Ja, Ruki. Miyavis Zuhause war auch meines und ich bin ihm echt für die Zeit dankbar.“ Ich lächle leicht, erinnere mich gerne an die Zeit zurück.

„Deswegen habt ihr auch ein besonderes Verhältnis zueinander und versteht euch auch oft ohne Worte.“, meinte Aoi.

„Ja, weil ich ihn echt in meiner schlimmsten Zeit kennen gelernt habe und er mir immer wieder versucht hat zu helfen. Am Anfang habe ich ja nie wirklich Körperkontakt zugelassen und heute habe ich keine Probleme mehr damit einen Menschen zu umarmen.“

„Hast du eigentlich daran gedacht, dir etwas anzutun?“, fragte mich Ruki und erntet einen entsetzen Blick von mir.

„Warum sollte ich?! Nein, ehrlich, die ganze Zeit habe ich nicht eine Sekunde daran gedacht, denn mein Leben wird ja nicht besser, wenn ich mir selbst etwas antue. Ich habe versucht die Sache zu verarbeiten, habe lange mit Miyavi darüber gesprochen und gelernt, damit zu leben, aber ich habe nicht eine Sekunde daran gedacht, mit etwas anzutun, denn dazu ist mir mein Leben zu wertvoll und außerdem, was wäre dann mit Miyavi? Er reißt sich den Allerwertesten wegen mir auf und bekommt dann so einen Arschtritt? Also das könnte ich nicht, denn dazu hat er zuviel für mich, für uns getan und er ist mir sehr ans Herz gewachsen.“

„Liebst du Miyavi?“, fragte Reita und alle Augenpaare waren auf mich gerichtet.

.:5:.

„Liebst du Miyavi?“, fragte Reita und alle Augenpaare sind auf mich gerichtet.

Was soll ich denn jetzt antworten? Lieber schweige ich, denn ich weiß nicht, ob ich so was wie Liebe empfinden kann. „Sagen wir mal so, ich mag ihn ... genauso wie ich euch mag.“ Uruha war zu diesem Thema anders eingestellt, hatte auch schon kurz nach dem Vorfall im Heim wieder diverse Freundinnen und auch Freunde, was mich zweifeln ließ und lässt. Wieso schaffte er es sich so schnell wieder anderen Menschen hinzugeben und ich habe es bis heute noch nicht ganz geschafft?

„Wollt ihr weiterhören?“, fragte ich und erhalte ein zustimmendes Nicken von meinen Freunden.
 

„Wollen wir noch etwas in den Garten gehen?“, fragte Miyazaki mich, doch ich hatte nicht wirklich Lust und schüttelte den Kopf, wollte ich doch im Moment einfach nur liegen bleiben, beziehungsweise die restliche Zeit ebenfalls im Bett verbringen.

„Wie spät ist es?“, fragte ich leise, denn ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren.

„Kurz vor fünf.“, antwortete er mir und ich bat ihn mir etwas auf seiner Gitarre vorzuspielen, was er auch tat. Seine ruhige Musik stimmte mich erneut nachdenklich. Mir erschien das Bild von Kouyou vor meinen Augen, vor allem sein schmerzverzerrtes Gesicht bei der Vergewaltigung. Es hatte mir selbst das Herz zerrissen ihn so zu sehen. Ich meinte, unser Arbeiten in der Bar war auch nicht gerade schmerzfrei, doch zum einen hatten wir uns vor der Show etwas geweitet und zum anderen waren die meisten Kunden auch verhältnismäßig nett gewesen, sodass es halbwegs erträglich war, im Gegensatz zum Heim. Ich möchte nicht wissen, was Frau Shimizu mit den anderen Kindern alles angestellt hatte, die zum Teil bedeutend jünger waren als Kouyou und ich. Am meisten hatte sich ihr eiskalter Blick in meiner Seele eingebrannt, den ich wohl so schnell nicht vergessen würde. Wie konnte ein Mensch nur so herzlos und grausam sein? Wäre Frau Shimizu eine sanfte Frau gewesen, dann wäre der Aufenthalt im Heim nur halb so schlimm gewesen, als er so schon war, denn es ist schrecklich ohne seine Eltern aufzuwachsen.
 

„An was denkst du?“, fragte er mich leise, unterbrach aber nicht sein sanftes Spiel.

„An verschiedene Dinge.“, antwortete ich ebenso leise.

„Willst du es mir sagen?“

„Hmm ... ich hab an Kouyou gedacht, an das Arbeiten, an Frau Shimizu und an das Heim generell.“

„Kouyou ist ganz anders als du.“

„Ich weiß ... und ich glaube, dass er das anders und auch schneller verarbeiten wird als ich oder er zeigt seinen Schmerz nicht.“

„Er hat für mich so eine Jetzt – erst – recht – Ausstrahlung und ich glaube, dass es auch nicht lange dauert bis er das nächste Mal Sex haben wird.“

„Meinst du?“ Ich sah ihn mit großen Augen und einen leicht verwirrten Blick an, konnte ich es mir doch nicht vorstellen, wie man sich so schnell wieder anderen Menschen hingeben kann.

„Ja, da bin ich mir sogar ziemlich sicher.“

„Kann man ... kann man Spaß am Sex haben? Ist es wirklich die schönste Nebensache der Welt, so wie man immer sagt?“, fragte ich leise, doch die Antwort interessierte mich.

„Wenn es so ist, wie man sich ihn wünscht, also entweder sanft und gefühlvoll oder eben auf die härtere Tour, dann ist es schon die schönste Nebensache der Welt. Glaub mir, Yutaka, auch du wirst irgendwann jemanden lieben und dann das Bedürfnis haben, sich mit ihr oder ihm zu vereinen. Das wird nicht heute oder morgen sein, aber wer weiß, was in fünf oder zehn Jahren ist?“

„Keiner.“

„Na siehste. Lass es einfach auf dich zukommen.“

Ich seufzte, war es wirklich so wie er sagte?
 

Miyazakis Mutter rief uns zum Abendessen und die kleine, zierliche Frau hat sich sehr viel Mühe gegeben. Es gab mehrere Teelichter auf dem Tisch, die einen zarten Duft hatten und mich somit entspannen ließen. Das Essen war bereits auf die Teller aufgeteilt und die Hayakawas begrüßten mich nun offiziell als neues „Familienmitglied“. Jeder umarmte mich und ich empfand es sogar als relativ angenehm, wirkten sie doch auf mich nicht bedrohlich. Das Essen schmeckte wirklich hervorragend und ich nahm mir vor ihr ein paar Handgriffe abzuschauen, denn wenn es mit der Musikerkarriere nicht klappte, wollte ich Koch werden.

„Ich würde das nächste Mal gerne mit ihnen zusammen kochen.“, sagte ich und richtete meinen Blick auf Miyazakis Mutter. „Sehr gern und du kannst mich ruhig duzen und Noriko nennen.“, strahlte mich die sympathische Frau an. Der Rest des Essens verlief schweigend, aber keineswegs unangenehm, denn ich fühlte mich wohl, hatte nicht das Bedürfnis Sprechen zu müssen, um der Stille zu entkommen.

Nachdem Essen half ich beim Abwasch, war es doch das Mindeste was ich tun konnte, bevor ich wieder mit Miyazaki in dessen Zimmer verschwand.
 

„Stört es dich, wenn ich ein bisschen am PC sitze?“, fragte er mich, doch ich schüttelte den Kopf, war ich doch ganz froh meine Ruhe zu haben und einfach nur im Bett zu liegen.

„Yutaka, du musst nicht die ganze Zeit im Bett liegen. Fühl dich wie zu Hause und mach das, worauf du Lust hast. Du kannst auch gerne an den Rechner, wenn du magst.“

„Ist schon okay, Miya. Ich möchte einfach nur liegen.“, sagte ich leise und entlockte ihm damit ein Seufzen.

Ich lag mit den Rücken zu Miyazaki, die Decke über meinen Körper gezogen und starrte fast schon regelrecht meine Tüte mit den Klamotten an. Ich werde mir wohl einen Job suchen müssen um mir dann erstmal neue Sachen kaufen zu können, denn ich konnte unmöglich immer das Gleiche tragen. Ich seufzte und drehte mich auf die andere Seite, schloss vorerst meine Augen bis ich Miyazakis Einschläge auf der Tastatur wahrnahm und ich mir somit sicher war, dass er mich nicht anschaute. Als ich die Augen öffnete, blickte ich direkt auf den Bildschirm und bekam so ein MSN – Gespräch zwischen ihm und einem gewissen Giftzwerg mit, wahrscheinlich ein Freund oder eine Freundin von ihm. Zu meiner Überraschung handelte das Gespräch von mir.
 

Miyavilicious sagt:

Ich kann nicht mehr...
 

Giftzwerg sagt:

immer noch wegen diesem Jungen aus dem Krankenhaus? o.O
 

Miyavilicious sagt:

ja
 

Giftzwerg sagt:

Was ist denn passiert?
 

Miyavilicious sagt:

Eigentlich nichts, aber mir tut es weh, was ihm angetan wurde. Ich will ihm helfen und zeigen, dass nicht alle Menschen böse sind bzw. dass er sich sehr wohl auch in einen anderen Menschen verlieben kann.
 

Giftzwerg sagt:

Hör zu, ich habe das zwar nicht erlebt wie er und ich weiß auch nur einen kleinen Teil davon, aber ich kann es mir schon denken, was in ihm vorgeht. Sei einfach für ihn da und nimm ihn in den Arm, wenn er weint.
 

Miyavilicious sagt:

Das mach ich doch schon. o.O
 

Giftzwerg sagt:

Dann mach das weiterhin. Gib ihm Zeit bis er sich an dich gewöhnt und bedräng ihn nicht gleich mit deinen Knuddelattacken.
 

Miyavilicious sagt:

Mach ich nicht... und was kann ich dafür, dass ich so gern knuddle?! o.O
 

Giftzwerg sagt:

Dann knuddle mit jemand anderes. xD

Wir quatschen ein anderes Mal weiter, ich muss los. Akira kommt *freu*
 

Miyavilicious sagt:

Grüß ihn lieb von mir. Weiß er von deinen Gefühlen?
 

Giftzwerg sagt:

mach ich *lach*

nein, weiß er nicht... ich trau mich nicht >.< aber hey, er ist mein bester Freund, was will ich mehr?! ^^

Okay, bis bald. Baibai
 

Giftzwerg ist offline
 

Schnell schloss ich meine Augen wieder, dachte über das Gespräch zwischen Miyazaki und diesem Giftzwerg nach. Anscheinend wollte Miyazaki mir wirklich helfen und er schien süchtig nach Umarmungen zu sein. Na wunderbar, mal sehen wie ich auf Dauer damit klar kommen würde. Er machte seinen Rechner wieder aus und begann wahrscheinlich mit seinen Hausaufgaben.

„So ein Scheiß!!! Wer soll das denn kapieren?!“, fluchte er leise, was mich schmunzeln ließ. Wütend schmiss er seinen Block und sein Buch auf den Schreibtisch. Ich schrak zusammen und sah ihn mit großen Augen an.

„Gomen, ich wollte dich nicht erschrecken.“, sagte er schnell und setzte sich auf das Bett, begann durch meine Haare zu streicheln um mich zu beruhigen. „Ist schon gut. Ich hab nicht fest geschlafen.“, meinte ich leise, schloss erneut meine Augen, dachte eher über den Giftzwerg nach und was das für ein Mensch sein könnte. Oder war es eine sie? Auf jeden Fall schien Giftzwerg Gefühle für einen Akira zu haben.

„Wie warst du eigentlich in der Schule? Also, ich meine deine Leistungen?“, holte Miyazaki mich, mit seiner sanften Stimme, aus meinen Gedanken zurück in die Realität.

„Ich ... ich war Klassenbester.“, nuschelte ich peinlich berührt.

„Kannst ... kannst du mir in Mathe helfen? Ich kapier den Mist da nicht.“ Unsicher sah er mich an, doch ich lächelte leicht. „Zeig mal her, damit ich es mir mal anschauen kann.“ Er gab mir sein Mathebuch und tippte auf die Aufgaben, die er zu lösen hatte. „Miya, das ist doch einfach.“, sagte ich ihm und begann ihm den Sachverhalt zu erklären, während er aufmerksam zuhörte. Ab und an nickte er und ich ging davon aus, dass er es verstanden hatte, ich meinte so schwer war eine Kurvendiskussion ja nun auch nicht.

„Okay, dann machen wir jetzt die Aufgaben und danach vergleichen wir.“, sagte ich zu ihm und er sah mich fragend an.

„Miya, jeder macht die Aufgaben für sich und danach schauen wir, ob wir die gleichen Ergebnisse raus haben.“

„Achso, okay.“
 

Enthusiastisch, wie Miyazaki nun einmal war, begann er mit seiner ersten Kurvendiskussion. Ich tat es ihm nach ein paar Minuten gleich und so saßen wir beide auf dem Bett und rechneten stumm vor uns hin, bis er nach knapp einer halben Stunde „Fertig!“ sagte und mich mit einem breiten Grinsen ansah. „Ich auch, also lass uns unsere Ergebnisse vergleichen.“ Er gab mir sein Blatt und ich schaute abwechselnd zwischen seinen und meinen Lösungen hin und her.

„Zwei Fehler,“ sagte ich am Ende „aber die sind nicht weiter schlimm.“

„Nur zwei Fehler? Hurra, ich habe es verstanden!“, schrie er und sprang vom Bett auf damit er in seinem Zimmer rumtanzen konnte, sich sein Blatt schnappte und die Treppe runter flitzte. „Mama! Yutaka hat mir Mathe erklärt und ich habe es sogar verstanden!“

„Erdrücke mich nicht, mein Junge!“, röchelte sie schon fast und ich grinste, denn wahrscheinlich war Noriko Opfer von Miyazakis Knuddelattacken geworden. Ich legte mich wieder in sein Bett und hörte wie er wieder die Treppe hochkam.

„Ich danke dir, Yutaka. Du hast mir echt sehr geholfen.“

„Kein Problem, denn du versuchst mir ja auch zu helfen.“, sagte ich leise und schloss meine Augen.

„Hey. Na klar versuche ich dir zu helfen und ich werde es auch weiterhin tun, wenn du mich lässt.“, meinte er und streichelte meinen Kopf, eine Geste von ihm, die ich irgendwie mochte.

„Ich werde mir mal mein Bett auf der Couch herrichten.“, sagte er leise und stand auf, doch ich fragte ihn, ob er nicht ein Futon hatte, auf dem er im Zimmer schlafen könne beziehungsweise, dass ich auf dem Futon schlief und er in seinem Bett.

„Stimmt. Ich glaube so was haben wir und vergiss es, Yutaka! Du schläfst im Bett und ich auf dem Futon.“ Er flitzte die Treppe wieder nach unten, fragte seine Eltern und kam mit einer Rolle wieder zurück, die er im Zimmer ausbreitete.

„Ich hab schon lange nicht mehr darauf geschlafen.“, sagte er grinsend, doch ich wusste nicht, ob er es ehrlich meinte oder ob er nur mein schlechtes Gewissen vertreiben wollte.
 

„Ich geh dann mal ins Bad.“, sagte ich leise und stand auf um das angrenzende Badezimmer zu betreten, nahm mein Krankenhausgewand mit und zog mich um. Einen Blick in den Spiegel riskierte ich lieber nicht, denn ich wollte gar nicht wissen, wie schrecklich ich eigentlich aussah. Also putzte ich mir nur meine Zähne und ging auf die Toilette. Auch Miyazaki hatte sich bereits entkleidet, denn er schlief nur mit Boxershorts wie ich sah, als er noch aus dem Fenster schaute.

„Wollen wir dann schlafen?“, fragte er mich und ich nickte, war ich doch ziemlich müde. Ich legte mich in sein Bett und schlief auch relativ schnell ein, träumte allerdings wieder von meinen Vergewaltigungen.
 

Am nächsten Morgen wachte ich in seinen Armen auf, wahrscheinlich weil ich so schlecht geträumt hatte und er mir Schutz geben wollte. Miyazaki schlief allerdings noch und ich überlegte, ob ich liegen bleiben oder lieber duschen gehen sollte. Ich entschied mich für Letzteres, befreite mich vorsichtig aus seinen Armen und tapste leise ins Badezimmer, um mir erst einmal die Zähne zu putzen und die restlichen Verbände abzumachen. Ich sah die Badewanne und entschied mich gegen die Dusche und für ein Bad. Das Wasser stellte ich auf eine gefühlte Temperatur von 37°C und goss noch etwas von dem Lotusschaumbad hinein. Gerade als ich mich meiner Sachen entledigt hatte, wurde die Tür aufgerissen und Miyazaki trat mit einem lautem „Yutaka!“ ein und starrte fast schon auf meinen Körper, der noch immer mit blauen Flecken übersäht war und außerdem hatte sich mein morgendliches Problem noch nicht verflüchtigt – der Nachteil eines jeden Mannes. Beschämt senkte ich meinen Kopf zur Seite als er auf mein Glied sah.

„Hast du ... hast du genug gesehen?“, fragte ich ihn leise und er erwachte aus seiner Starre. Doch statt die Tür von außen zu schließen, kam er auf mich zu und umarmte mich.

„Yutaka – kun ...“, nuschelte er an meinen Hals und strich mir über meinen nackten Rücken. „Ich werd dir zeigen, dass körperliche Nähe auch sehr schön sein kann, wenn du es möchtest.“, sagte er und spielte wahrscheinlich auf mein Zusammenzucken an, als er mich umarmte. „Ich kann ja verstehen, dass du Angst hast, aber ich bin der Letzte, der dir wehtun will.“ Ich schwieg, wusste ich nicht ob ich ihm glauben sollte oder nicht.

„Ich lass dich dann mal baden und ich mach dann in der Zeit Frühstück. Möchtest du Kaffee oder Tee? Im Schrank ist noch eine Salbe gegen Prellungen, die kannst du nehmen, wenn du möchtest.“

„Pfefferminztee, wenn du ihn hast.“, sagte ich wieder einmal sehr leise und er nickte, bevor er das Badezimmer verließ und ich in das heiße Nass stieg, welches meinen Körper entspannte und die Schmerzen weniger werden ließ, doch meine Gedanken drifteten zu Kouyou ab. Wie er wohl mit der Situation umgehen wird? Er ist schließlich ein ganz anderer Charaktertyp als ich und wird das alles auch ganz anders verarbeiten können. Ich glaubte, dass ich es einfach vergessen konnte, was passiert war, konnte ich doch an der Tatsache nichts ändern oder sie sogar ungeschehen machen. Sie wird zu meinem Leben dazu gehören, ein eigenes, wenn auch dunkles Kapitel bilden und ich werde daraus das Positive ziehen müssen, auch wenn ich jetzt noch nicht wusste, was das Positive war, es wahrscheinlich sogar niemals wissen würde, weil es daran einfach nicht Gutes gibt. Doch trotzdem dachte ich darüber nach, was für einen Sinn das hatte, denn ich war der Meinung, dass nichts ohne Grund passierte und es auch irgendwie vorher bestimmt war, welche Dinge im Leben passieren und welche Menschen man trifft.
 

Ich shampoonierte meine Haare ein und wusch den Rest meines Körpers, blieb an meinem Glied hängen. Konnte man wirklich Freude daran haben, wenn man mit jemanden schläft? Ist es wirklich stressabbauend, wenn man es sich selbst ab und zu macht? Ich streichelte mein Glied auf und ab, versuchte mich in der Wanne selbst zu befriedigen, doch ich empfand nichts anderes als Scham und Ekel, Ekel vor mir Selbst. Vielleicht war es wirklich noch zu früh um so etwas wie Lust zu empfinden, denn vorher hab ich mich nie vor mir selbst geekelt oder mich für meinen Körper geschämt. Ich ließ meine Hand zur Seite sinken und seufzte lautstark. „Ich muss das schaffen.“, sagte ich zu mir selbst und beschloss einfach mehr auf Menschen zuzugehen, nicht auf alle Menschen, aber zum Beispiel bei Miyazakis Freunden, denn die konnten ja nichts Schlimmes mit mir vorhaben, davon ging ich jedenfalls stark aus.

Ich wusch mir das Shampoo aus den Haaren und trocknete mich ab, bekam ich doch langsam Hunger und wollte in die Küche gehen, wo Miyazaki das Frühstück schon vorbereitet hatte.

.:6:.

„Wollen wir uns heute mit Kouyou treffen oder möchtest du lieber mit ihm alleine sein?“, fragte er mich, wahrscheinlich um die Stille beim Frühstücken zu brechen.

„Du kannst ruhig mitkommen.“, flüsterte ich fast, doch innerlich freute ich mich auf Kouyou.

„Ich werde Dr. Kawashima gleich nach dem Essen anrufen“, sagte er mit einem strahlenden Lächeln.

„Danke“, hauchte ich und er fragte mich, „Wofür?“

„Dafür, dass du so nett bist und ... und dass du dich um mich ... um uns kümmerst.“

„Kein Problem, Yutaka. Ich mach das gern. Wirklich gern.“

„Arigatô.“

Wie er es gesagt hatte, rief er nach dem Essen Kouyou an und machte ein Treffen für den Nachmittag aus.

„Also, bis 14:00 Uhr. Ja, wir freuen uns auch!“, sagte er grinsend und legte den Telefonhörer wieder auf.

Ich muss ihn leicht verwirrt angesehen haben, als er mich fragte, ob alles in Ordnung war. Ich nickte nur und ging in den Flur zu den Bücherregalen, las mir interessiert die Buchtitel durch, als es an der Tür klingelte. „Ich geh schon!“, rief Miyazaki und öffnete schon die Haustür.
 

„Huch? Was machst du denn hier?“, hörte ich ihn fragen und eine männliche Stimme antwortete, „Frag nicht, lass mich rein.“ Ein kleiner Mann, welcher ungefähr in unserem Alter war, kam die Treppe hoch und grinste mich an, wobei meine Gesichtszüge so blieben, wie sie waren.

„Ich bin Ruki und wer bist du?“, fragte er mich auch gleich und hielt mir seine Hand hin. Zögernd ergriff ich die Hand und stellte mich vor.

„Was willst du, Giftzwerg?“, fragte ihn Miyazaki und ich überlegte, ob es der Giftzwerg von Miyazakis MSN-Gespräch war.

„Begrüßt man so seinen besten Freund?“, fragte er und plusterte seine Wangen auf.

„Ja, weil du nie ohne Grund vorbeikommst.“, grinste Miyazaki.

„Ich ... man, Miya, du musst mir helfen. Reita will sich heute Nachmittag mit mir treffen und ... scheiße man, ich hab Angst etwas falsch zu machen.“

Verwirrt sah ich zwischen den beiden hin und her, doch ich glaubte, dass es besser war, die Zwei alleine zu lassen. Ich schnappte mir ein Buch und ging ohne ein Wort zu sagen an den beiden vorbei, raus in den Garten.

„Warte mal, Ruki ... Yutaka, wo willst du hin?“, rief Miyazaki mir nach, doch ich antwortete nicht, sondern ging einfach weiter.
 

Draußen angekommen suchte ich mir ein Fleckchen zum liegen, in der Nähe vom Swimmingpool, und öffnete das Buch, begann zu lesen. Doch ich konnte mich nicht so recht konzentrieren, musste an meine Reaktion von gerade eben denken. War es richtig, dass ich einfach raus gegangen war, ohne ein Wort zu sagen, auch als Miyazaki mich aufzuhalten versucht hatte? Irgendwie kam ich mir fehl am Platz vor, wenn Miyazaki Ruki bei seinen Problemen helfen sollte, schließlich war das doch etwas Vertrautes. Doch ich traute meinen Augen kaum; die Beiden kamen geradewegs auf mich zu.

„Stört es dich, wenn wir uns dazu setzen?“, fragte mich Ruki, doch ich schüttelte den Kopf, hatte doch schließlich ein Buch, was ich lesen wollte.

„Reita hat dich also angerufen, damit ihr euch heute Nachmittag treffen könnt?“

„Ja.“, antwortete Ruki auf Miyazakis Frage. Anscheinend störte es die beiden nicht, dass ich mit zuhörte, wenn sie sich freiwillig zu mir setzten und das Problem besprachen.

„Kommt er allein oder mit Aoi?“

„Allein, das hat er zumindest gesagt.“

„Hmm ...“, machte Miyazaki und er schien ernsthaft zu überlegen, denn seine Augen waren geschlossen und die Arme vor der Brust verschränkt. Ruki hingegen saß da wie auf heißen Kohlen und wartete ungeduldig auf Miyazakis Antwort.

„Ich würde sagen, du hast ein Date.“ Die Gesichtszüge des Kleineren entgleisten, wurde aber kurze Zeit später schlagartig rot im Gesicht.

„Ach Ruki, so kenn ich dich gar nicht. Sei doch einfach so wie immer und amüsier dich! Mach vielleicht ein paar zweideutige Anmerkungen und dann schau, wie er reagiert. Mensch, er ist kein Fremder für dich, sondern ein langjähriger Freund von dir.“ Ich schlug mein Buch zu, hatte bis jetzt noch nicht einmal einen Satz gelesen. Die beiden schauten mich mit einem Blick an, der zwischen entsetzt und verwirrt lag.

„Da kann man nicht lesen, wenn ihr euch unterhaltet.“, sagte ich leise und legte mich auf den Bauch, den Kopf auf meine Arme gebettet und schloss meine Augen.

„Was wollt ihr eigentlich machen?“

„Na ja, das Übliche. Erst zocken wir eine Runde und dann gehen wir abends einen trinken.“

„Du weißt aber schon, dass morgen Schule ist, Ruki.“, sagte Miyazaki belehrend.

„Ja, weiß ich doch. Deswegen trinken wir je nur einen und ich übernachte dann ja auch wieder bei ihm.“

„Mach endlich Nägel mit Köpfen, Ruki! Ich weiß, dass er dir nicht abgeneigt ist, nur du kennst unseren Gefühlskrüppel Reita! Sag ihm endlich was du fühlst und dann werdet glücklich.“, sagte Miyazaki leicht genervt und ich schmunzelte, fand ich die Situation doch eigentlich recht komisch.

„Wer ist Aoi?“, fragte ich einfach mal, denn mich interessierte das schon.

„Aoi ist der beste Freund von Reita, zumindest hängen die beiden fast immer zusammen rum.“, erklärte mir Miyazaki.

„Aoi und ich sind auch Freunde, unternehmen auch ab und zu alleine etwas. Nicht, dass du jetzt denkst, dass ich Aoi nicht mag oder so. Im Gegenteil, ich mag ihn als Freund.“, fügte Ruki noch hinzu und ich nickte.

„Jungs! Mittagessen ist fertig!“, rief Noriko uns zu und wir erhoben uns, begaben uns nach drinnen an den Esstisch in der Küche. Es gab Fisch mit Reis und eine leckere Soße.

„Das schmeckt ausgezeichnet, Hayakawa-san.“, sagte Ruki und ich stimmte dem nur zu.

„Du musst mir unbedingt kochen beibringen.“

„Ich ... ich kann es ja mal versuchen.“, sagte sie etwas verlegen.

„Wir gehen heute Nachmittag zu Kouyou.“, teilte Miyazaki seinen Eltern mit. „Seid aber gegen sieben wieder zu Hause, wegen dem Abendessen, und außerdem ist morgen Schule. Hast du all deine Hausaufgaben gemacht?“, fragte Noriko ihren Sohn.

„Ja, wir haben gestern zusammen unsere Hausaufgaben erledigt und natürlich sind wir gegen sieben da. Schließlich wollen wir doch dein leckeres Essen nicht verpassen, Noriko-san.“, sagte ich und lächelte leicht.

„Danke, Yutaka-kun.“, sagte sie und deutete eine Verbeugung an.
 

Nach dem Essen gingen wir wieder in sein Zimmer, um uns fertig zu machen. Miyazaki zog sich eine ausgewaschene Jeans an, die sogar am Knie einen Schlitz hatte, und ein buntes Shirt. Ich ging während dessen zu meiner Tüte und fand eine Hose, die aber noch dreckig war, doch ich zog sie trotzdem an, hatte ich doch keine Sachen mehr.

„Yutaka, zieh die Hose aus und nimm dir Klamotten von mir. Du darfst anziehen, was du magst und nun guck nicht so. Es ist alles in Ordnung!“, sagte er auf meinen recht skeptischen Blick. Zögernd ging ich zu seinen Schrank, zog vorher mein Shirt und auch die Hose, die beide dreckig und kaputt waren, wieder aus, stand nur noch in Boxershorts da. Miyazaki hatte mich heut früh schon mit all meinen blauen Flecken gesehen, zwar störte es mich, dass er es wieder tat, doch sonst gewöhnte ich mich nie an andere Menschen und er war schließlich jemand, den ich versuchen wollte zu vertrauen. Ich nahm mir eine schwarze Stoffhose und ein weinrotes Hemd, sah es doch halbwegs normal zwischen den ganzen bunten Farben aus.

„Setz dich her, ich mach dich heute richtig hübsch.“, sagte er und deutete mit einer Handbewegung auf den Stuhl vor den Schreibtisch. Aus einer Schublade holte er Schminkutensilien, einen Spiegel, einen Kamm und Haarspray hervor. Zuerst begann er mein Gesicht zu pudern, was ich ja nun gar nicht leiden konnte, aber ich wollte ihm nicht wehtun, wenn er sich schon so um mich bemühte. Dann nahm er einen schwarzen Eyeliner, zog einen Lidstrich und verstärkte meine Augenpartie, was durch den eingesetzten Mascara noch bedeutend besser wirkte. Ich war echt begeistert, was ein bisschen Make-up bewirken konnte. Mit der Haarbürste begann er meine Haare zu kämmen, verteilte Schaumfestiger darin und kämmte es erneut durch. Mit dem Haarspray ließ er meine Haare zunächst in alle Richtungen abstehen, doch er zwang sie wieder in ihren normalen Zustand, zumindest fast, denn ich besaß nun ein Volumen, was mir mehr als gefiel.

„Danke.“, sagte ich schüchtern, fand ich meine Reaktion doch mehr als angebracht. Ich wusste gar nicht, was so ein bisschen Make-up und Styling ausmachen konnte. Auch Miyazaki schminkte sich derzeit, stylte sich dafür aber umso mehr seine Haare.

„Ich find es schön, dass wir uns heute mit Kouyou treffen.“, sagte er und ich nickte, schließlich freute ich mich ja auch.

„Findest ... findest du deine Frisur nicht etwas übertrieben?“, fragte ich ihn, denn es sah wirklich so aus, als hätte er in eine Steckdose gefasst.

„Meinst du?“

„Ja, würde ich sonst etwas sagen?!“

„Hmm ... okay.“ Er griff zur Haarbürste und kämmte seine Haarpracht wieder etwas nach unten.

„Schon besser.“, grinste ich und er lächelte ebenfalls.

„Ich möchte ja, dass du dich mit mir auf die Straße traust.“

„Keine Sorge.“, versicherte ich ihm und wir gingen nach unten, zogen uns unsere Schuhe und Jacken an, warfen noch ein „Tschüss.“ in die Richtung seiner Eltern und verließen das Haus.

„Ist es weit zu laufen?“, fragte ich, doch er sagte, dass es nur eine Strecke von zehn Minuten Fußweg sei.
 

Wir sprachen kein Wort während wir liefen und somit erreichten wir schweigend das Haus von Dr. Kawashima.

Miyazaki drückte die Klingel und ein freudestrahlender Kouyou öffnete uns die Tür.

„Ahhh. Da seid ihr ja endlich!“, sagte er und nahm erst mich und danach Miyazaki in den Arm. Auch er hatte sich leicht geschminkt, was ihm dadurch noch hübscher wirken ließ, und auch seine Haare waren leicht hoch toupiert. Ich war erstaunt mit welcher Fröhlichkeit er uns begrüßte, nur wusste ich nicht, ob die Fröhlichkeit nur eine Maske war oder ob es ihm wirklich so gut ging.

„Kommt rein.“, meinte er und trat einen Schritt zur Seite, damit wir das Haus von Dr. Kawashima betreten konnten, von dem wir auch sofort begrüßt wurden.

„Hallo Yutaka und Miyazaki. Wie geht es euch?“, fragte er auch gleich nach einer kurzen Umarmung.

„Danke, uns geht es gut.“, antwortete Miyazaki und ich war ganz froh, dass er auch gleich für mich antwortete.

„Wir gehen dann mal nach oben, Sakito.“, meinte Kouyou zu Dr. Kawashima und ging die Treppe hoch, wir folgten ihm, betraten sein eigenes Zimmer.

„Wow!“, entfloh es meiner Kehle, doch Kouyou lächelte nur. „Gefällt es dir? Das war vorher das Zimmer von Sakitos Sohn, aber er ist vor zwei Jahren ausgezogen, deswegen darf ich es jetzt bewohnen. Setzt euch.“, erklärte er mir und deutete auf die Couch, wo Miyazaki auch sofort Platz nahm.

„Wie ... wie geht es dir?“, fragte ich ihn, obwohl man es ihm eigentlich ansah.

„Sehr gut. Ich wurde hier super aufgenommen und fühle mich richtig wohl.“, antwortete er mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Das freut mich.“, sagte ich und lächelte auch leicht zurück.

„Dir geht es nicht wirklich gut, oder?“, fragte er mich einfühlsam und ich nickte leicht.

„Wie schaffst du es, dass alles einfach zu vergessen?“, fragte ich ihn, denn ich konnte nicht ganz verstehen, wie es ihm so super gut gehen konnte, obwohl wir vor drei Nächten erst vergewaltigt worden waren. „Was soll ich machen, Yutaka? Ich kann es nicht ändern, weil es eben so passiert ist, aber es ist doch schade, wenn ich jetzt wertvolle Zeit meines Lebens verschenke, weil ich in Selbstmitleid versinke.“

„Ich ... ich kann das nicht so einfach.“

„Bei dir war vorher aber- ...“

„Ja, ich weiß ... trotzdem.“, unterbrach ich ihn, wusste ich doch nicht, inwiefern Miyazaki noch etwas davon wusste. Auf jeden Fall sollte er nicht mehr wissen als so schon.

„Ach Yutaka, ich hab dir gesagt, dass ich dir dabei helfen werde, das zu verarbeiten. Und ich denke auch, dass Kouyou dir dabei helfen wird.“

„Danke, Miyazaki und danke, Kouyou“, sagte ich und versuchte zu lächeln. Vielleicht schaffte ich es ja, einen Schlussstrich unter meiner Vergangenheit zu ziehen und noch einmal von vorne anzufangen. Das war die einzige Möglichkeit, wenn ich wieder glücklich werden wollte und das wollte ich definitiv!

„Vielleicht solltest du mit Krafttraining anfangen, damit du dich wehren kannst, wenn du dich bedroht fühlst. Und dazu kommt es dir beim Schlagzeug spielen zu Gute, weil du brauchst die Kraft in deinen Armen.“, schlug Miyazaki vor und ich nickte, wollte selbst stärker sein und mich auch verteidigen können, wenn es denn sein musste.

„Ach und bevor ich es vergesse, am Montag, Mittwoch und Freitag ist von 17:00 bis 20:00 Uhr Gitarrenunterricht und auch dein Schlagzeugunterricht, Yutaka.“, fügte er noch hinzu und sagte auch noch gleich, dass alles bei ihm im Keller stattfand.

Ich seufzte, fühlte mich noch immer etwas unwohl in meiner Haut und wusste außerdem nicht, was ich sagen sollte, nickte stattdessen lediglich.

„Hey Yutaka, was ist los?“, fragte mich Kouyou besorgt, doch ich schüttelte den Kopf, sagte, dass nichts sei. Schließlich wollte ich nicht seine Laune verderben. Ich war froh, dass es ihm wieder besser ging und das sollte auch so bleiben. Ich würde die Sache auch verkraften können. Später einmal.

„Das glaub ich dir nicht, dass nichts ist, dazu kenne ich dich zu gut.“, sprach Kouyou, doch ich schüttelte erneut meinen Kopf. „Es ist wirklich nichts, Kouyou.“
 

Miyazaki sah besorgt zwischen uns beiden hin und her. „Ich geh mal auf Toilette.“, sagte er schließlich verlegen und ließ mich mit Kouyou allein.

„Hey Yutaka, was ist los? Ich sehe doch, dass du was hast und mit mir kannst du doch darüber reden, hm?“, sagte er mit seiner sanften Stimme und legte einen Arm über meine Schulter.

„Ach Mann, ich frag mich nur, wieso du das so schnell vergessen kannst und ich ein Problem damit habe, wenn mich Menschen umarmen. Ja klar, du bist ein ganz anderer Charaktertyp und es würde mich auch nicht wundern, wenn du in nächster Zeit wieder eine Freundin hättest oder von mir aus auch einen Freund. Wieso kann ich das einfach nicht vergessen, obwohl mein Körper nach Liebe und Geborgenheit schreit, aber mein Verstand es nicht zulassen will und ich- ...“

Kouyou unterbrach mich indem er seine Lippen auf meine legte. Doch der Kuss war anders als im Club, er war gefühlvoller, sanfter und auch bedeutend einfühlsamer. Seine Augen waren geschlossen und meine Lider flatterten zu, als sich seine warme Zunge durch meine Lippen schlängelte, um ihres gleichen zu suchen und auch zu finden. Ich krallte mich regelrecht in seinem Shirt fest, wahrscheinlich aus Angst, mich in diesem Kuss zu verlieren, aber auch aus Angst vor dem, was noch kommen könnte. Er küsste so vorsichtig, als wüsste er nicht, ob das richtig war oder nicht, und ich wusste es auch nicht. Kouyou war für mich ein Vertrauter und es war nicht unser erster Kuss, aber der erste mit soviel Gefühl, denn dazu blieb im Club keine Zeit.

Ich beendete den Kuss, indem ich mich zurückzog.

„Kouyou ... warum?“

„Fandest du es schlimm, mich zu küssen?“ Wie könnte ich es schlimm finden, ihn zu küssen?

„Nein, aber ich kenn’ dich und ich vertraue dir, außerdem ... außerdem war es ja nicht unser erster Kuss.“, antwortete ich kleinlaut.

„Wie gesagt, vertraue auch anderen Menschen, nicht zu schnell, aber nach einer gewissen Zeit wirst du auch Miyazaki vertrauen können, denn er hat nichts im Sinn, was dir schaden könnte.“

„Ich ... weiß.“, sagte ich, fühlte ich mich doch in der Gegenwart von Miyazaki wohl.

„Vielleicht ... vielleicht sollten wir beide noch einmal miteinander schlafen.“

„Du willst ... WAS!?“ Meine Gesichtszüge entgleisten, konnte ich doch nicht glauben, was er gerade gesagt hatte.

„Lass mich doch einmal ausreden, Yutaka.“, meinte er sanft und fuhr fort. „Also, man sagt doch bei Rennfahrern, dass sie nach einem schlimmen Unfall sofort wieder in einen Rennwagen steigen sollen, wenn sie genesen sind. Genauso ist es bei Piloten, die einen Absturz hatten. Weißt du, ich möchte, dass du merkst, dass es nicht immer brutal ist, wenn man Sex hat, sondern durchaus gefühlvoll und zärtlich.“

„Hmm ... wo ist eigentlich Miyazaki?“, fragte ich, um von dem Thema abzulenken, und außerdem fiel mir langsam auf, dass er doch nicht solange auf Toilette sein konnte.

„Der ist nach Hause gegangen, weil er gemerkt hat, dass du dich mir gegenüber nicht öffnen wirst, wenn er da ist.“

„Oh ... okay.“, sagte ich leise und senkte meinen Blick gen Boden, dachte über Kouyous Vorschlag nach. War so eine „Schocktherapie“ wirklich von Vorteil?

.:7:.

Mir ging noch immer Kouyous Vorschlag durch den Kopf. Sollte ich wirklich mit ihm schlafen, nur damit ich sah, dass es auch liebevollen Sex gab?

„Denk darüber nach. Ich möchte dich schließlich zu nichts zwingen, aber ich bin der Meinung, dass es dir helfen wird, wenn du siehst und spürst, dass Sex auch schön sein kann.“

„Später ... vielleicht ... irgendwann...“, sagte ich leise, glaubte ich doch nicht daran, dass es mir wirklich helfen würde.

„Vertraust du mir?“, fragte er mich.

„Ich ... denke schon.“

„Glaubst du, dass ich dir wehtun würde?“

Ich sah ihm in die dunklen Augen, die mich so liebevoll anschauten, dass ich es mir einfach nicht vorstellen konnte, dass er mich bewusst verletzten würde. Im Club hat er es ja auch nicht getan – im Gegenteil: er war so vorsichtig gewesen, dass er es jetzt bestimmt genauso sein würde.

„Nein.“, antwortete ich schließlich auf seine Frage, sah ein kleines, aber durchaus sanftes Lächeln auf seinen Lippen.

„Na also. Es muss ja nicht jetzt sofort sein, aber allzu lang würde ich auch nicht warten wollen, lediglich bis die äußeren Wunden verheilt sind.“ Ich seufzte. War meine Entscheidung die Richtige gewesen? Ich hoffte es, schließlich wollte ich wieder ein normales Leben führen mit allem, was dazu gehörte, also auch körperliche und seelische Liebe zu einem anderen Menschen empfinden. Kouyou war im Moment die einzige Person, der ich vertraute und mit der ich mir so was überhaupt vorstellen konnte.
 

„Hey.“, sagte er sanft zu mir und nahm mich in den Arm. Ich legte meinen Kopf in seine Halsbeuge, dachte kurz an heute Morgen in der Badewanne. Ob er es schon versucht hatte? Konnte und durfte ich ihn so etwas überhaupt fragen? Ich zögerte kurz, entschied mich aber die Frage zu stellen: „Kou, sag mal ... hast du dich nach dem Krankenhaus ... also ... hast du ... es dir ... schon selbst gemacht?“

Er hob den Kopf und sah mich an, wusste wahrscheinlich nicht, was ich meinte, obwohl es doch eine recht eindeutige Frage war, fand ich jedenfalls.

„Meinst du das, was ich denke?“

„Ich hoffe, schließlich kenne ich deine Gedanken nicht.“

„Du willst wissen, ob ich es mir schon selbst besorgt habe, oder?“, fragte er mich selbstsicher, worauf ich rot anlief, während ich nickte.

„Ja, hab ich. Das letzte Mal heute morgen unter der Dusche. Du nicht?“

„Nein.“, antwortete ich leise, verstand nicht so recht, warum er das konnte und ich nicht. Lag es nur an unseren verschiedenen Charaktertypen oder steigerte ich mich zu sehr hinein? Ich wusste es nicht, wollte es auf der einen Seite gar nicht wissen, weil ich kein Schwächling sein wollte.

„Warum nicht? Ich meine, es ist doch das Normalste der Welt, wenn man sich selbst anfasst.“, meinte er zu mir und hatte wieder so eine sanfte und verständnisvolle Tonlage.

„Ich ... ich konnte es nicht.“; flüsterte ich fast und natürlich fragte er mich nach dem Grund.

„Ich ... Kouyou ... ich konnte es nicht. Ich habe mich vor mir selbst geekelt und geschämt!“, schrie ich fast schon verzweifelt. Tränen kullerten mir über die Wangen, wartete ungeduldig darauf, dass Kouyou mich auslachte, aber er tat es nicht. Er streichelte mir über den Rücken und flüsterte mir beruhigende Worte zu.

„Beruhig dich, Yu ... scht ... weißt du, du bist wunderschön, hast einen tollen Körper und einen super Charakter. Ich bin froh, dass ich dich kennen gelernt habe, denn ich bin ernsthaft der Meinung, dass du eine Frohnatur bist und jedem mit deinem bezaubernden Lächeln anstecken kannst. Mich hast du damals im Krankenhaus angesteckt, als ich dich das erste Mal Lächeln gesehen hab.“
 

Es tat gut seine Worte zu hören und sie beruhigten mich wirklich, sodass meine Tränen versiegten. Ich war froh, dass Kouyou da war und dass ich mit ihm darüber reden konnte, er half mir alleine schon mit seiner Anwesenheit und mit seiner Nähe. Doch auch wenn Miyazaki in der Nähe war, fühlte ich mich wohl, denn auch er behandelte mich normal und ich vertraute ihm langsam. Ich wusste, dass ich mit ihm darüber reden konnte, denn er hatte die Sache vom Heim mitbekommen, wusste wie es mir danach ging und da tat es einfach nur gut, dass er da war und mich getröstet hatte.

„Ich brauch eine Veränderung.“, nuschelte ich.

„Wie ... Veränderung?!“

„Eine äußerliche Veränderung. Ich mag gerne eine andere Haarfarbe haben und auch Ohrlöcher.“

„Was für eine Haarfarbe möchtest du? Ich könnte mir braun sehr gut vorstellen, genauso wie einen etwas fransigen Haarschnitt.“

„Meinst du?“, fragte ich ihn, war mir nicht sicher ob das zu mir passen würde, doch er nickte und meinte, dass das genau das Richtige für mich sei.

„Wenn du willst, kann ich dir deine Haare färben und davor gehen wir zum Friseur. Ich kenne da einen, der schneidet echt gut.“

„Lass uns das kommende Woche machen, da haben wir etwas mehr Zeit, denn so langsam sollte ich nach Hause gehen.“

„Soll ich dich bringen?“, fragte er mich, doch ich verneinte, schließlich kannte ich noch den Weg zu Miyazaki. Ich verabschiedete mich von Dr. Kawashima und dessen Frau, machte mich auf dem Nachhauseweg. Draußen war es bereits dunkel geworden, doch es störte mich nicht, war die Temperatur noch recht angenehm.

Der Weg war nicht lang, aber ich beeilte mich nicht, lieber lief ich gemütlich und dachte noch einmal an den Vorfall im Bad heute Morgen. Am liebsten hätte ich Miyazaki von mir gestoßen und ihn angeschrieen, doch ich wollte es nicht. Ich zwang mich regelrecht dazu es nicht zu tun und somit seine unmittelbare Nähe an meinem Körper zu ertragen. Ich musste mich wieder an Körperkontakt gewöhnen und er war ja nun echt nicht in irgendeiner Form bedrohlich für mich, zumindest wirkte er nicht so und außerdem musste ich anfangen ihm noch weiter zu vertrauen, denn sonst würde ich mich selbst kaputt machen, mich komplett isolieren und dann könnte ich ernsthaft kein normales Leben mehr führen.
 

Ich bog in eine Seitenstraße ein, die irgendwie gar nicht mehr so freundlich wie heute Nachmittag aussah. Ich beschleunigte meine Schritte, merkte auch schnellere Schritte hinter mir. Angst kroch in mir auf. Wurde ich verfolgt oder lief zufällig jemand hinter mir? Ich hoffte, dass nur zufällig jemand diesen Weg ging, aber irgendwas in mir sagte, dass das nicht der Fall war. Sollte ich mich umdrehen und nachschauen? Ich tat es und das Blut gefror augenblicklich in meinen Adern. Ich sah einen Mann und mit diesem Mann hatte alles angefangen. Er war derjenige, der mein Leben zerstört hatte. Er war derjenige, der mir zum ersten Mal die Hölle auf Erden gezeigt hatte. Er war derjenige, der mir meine Jugend geklaut hatte. Er war derjenige, der mir meine Unschuld genommen hatte und er war derjenige, weswegen ich im Heim gelandet war. Ich blieb wie angewurzelt stehen, denn meine Beine waren schwer wie Blei, obwohl ich wegrennen wollte, konnte ich es nicht. Warum hatte ich Kouyous Angebot, mich nach Hause zu begleiten, nicht angenommen? Er hatte ein Grinsen auf den Lippen, welches immer breiter wurde.

„So sieht man sich wieder, dabei dachte ich, du wärst endgültig verreckt, du Missgeburt.“, sagte er und mir stockte der Atem. Er wollte mich doch nie mehr wieder sehen, also warum verfolgte er mich?

Ich wurde grob am Arm gepackt und in eine andere völlig dunkle Seitengasse gezerrt. Vor Angst zitterte ich am ganzen Körper, kam mir irgendwie vor, als wäre ich im falschen Film.

„Eigentlich fehlst du mir ja zu Hause. Ich habe keinen mehr an dem ich meine Wut auslassen kann, mit Ausnahme deiner Mutter natürlich.“, raunte er nah an meinem Ohr. Was hatte er mit meiner Mutter gemacht? „Aber jetzt hab ich dich ja.“, zischte er und leckte mir über das Ohr, bevor mich seine Faust erst in den Magen und dann im Gesicht traf. Er hatte so einen festen Schlag, dass es mich an die nächste Hauswand beförderte. Mit einer Hand hielt ich mir den Bauch, mit der anderen wischte ich mir das Blut von meinen Lippen, welche durch die Wucht des Schlages aufgeplatzt waren. Was hatte er nur mit mir vor?

„Gib es doch zu, dass du dich freust mich zu sehen.“, meinte er sarkastisch und versuchte mich wieder im Gesicht zu treffen, doch dieses Mal konnte ich ausweichen ... was ich wohl besser unterlassen hätte, denn sein ‚freundliches’ Gesicht wurde schlagartig von Wut gezeichnet, die ich auch zu spüren bekam. Seine Fäuste schlugen nur so auf mich ein und ich wollte ehrlich gesagt nicht wissen, wie entstellt ich aussah. Womit hatte ich das nur verdient? Was hatte ich verbrochen, dass mir so etwas passieren musste? Ich wusste es nicht und konnte es mir auch nicht erklären. Er riss mir die Jacke vom Körper und zerriss das Hemd von Miyazaki, welches ich trug. Die Jacke landete mit den Stofffetzen des Hemdes auf dem Asphalt und ich stand mit nacktem Oberkörper vor ihm.

„So lecker sahst du schon lange nicht mehr aus.“, sagte er und leckte sich über die Lippen. Alleine von diesem Anblick hätte ich mich übergeben können. Ich schaute mich nach einer Fluchtmöglichkeit um, obwohl ich noch immer keinen Schritt laufen konnte, war gegenwärtig einfach nur wie gelähmt. Ohnehin wäre es durch meinen schmerzenden Bauch sehr schwer geworden, wo mich erneut zwei weitere Faustschläge trafen.

„Du entkommst mir nicht!“, zischte er, anscheinend hatte er meine Gedanken erkannt. Er drückte mich gegen die nächste Hauswand und pinnte meine Hände über meinen Kopf an diese. Der harte Stein kratzte an meinen Rücken, doch es brachte nichts sich zu wehren, das wusste ich bereits aus der Vergangenheit. Er leckte über meinen Hals hin zu meinem Ohr. „Das gefällt dir doch.“, raunte er hinein, bevor er fest reinbiss. Für einen Moment dachte ich, dass er ein Stück abgebissen hatte, doch dem war zum Glück nicht so.
 

Hastig öffnete er seine Hose, zwang mich mit mehreren Schlägen in die Magengegend in die Knie. Grob wurde ich an den Haaren gezogen um meinen Kopf anzuheben, der auf den Boden gerichtet war. Seine Hose samt Shorts verabschiedete sich Richtung Boden und ich wusste, was auf mich zukam, doch ich konnte mich nicht wehren. Allein sein Anblick saugte mir jegliche Kraft aus dem Körper. Angst und der Ekel, gleich das zu fühlen, was ich so lange versucht hatte, zu verdrängen, erdrückte mein Inneres. Er rammte mir sein Glied in den Mund und zwang mich regelrecht dazu es aufzunehmen, obwohl er merkte, dass ich das nicht wollte. Durch seine Hände, die noch immer an meinen Haaren zogen, bewegte er meinen Kopf vor und zurück. Er stieß mit voller Kraft in meinen Mund, dass ich würgen musste, jedoch musste ich mich dieses Mal nicht übergeben, zum Glück, denn sonst hätte es noch böser enden können, als es so schon tun würde. Er keuchte, genoss es wahrscheinlich noch, dass sein Sohn ihm einen blies. Konnte mir nicht irgendjemand zur Hilfe kommen, wenn ich mir schon selbst nicht helfen konnte? Ich hoffte zwar auf Hilfe, aber ich glaubte nicht an so ein Wunder. Wenn er irgendwann fertig sein sollte, würde er mich entweder liegen lassen oder mich gleich umbringen. Bei dem Gedanken schoss mir ein Bild von Miyazaki in den Kopf, wie er sich um mich kümmerte und mir geholfen hatte. Wie sehr hatte er sich doch bemüht mir zu helfen und ich gab mir auch Mühe die Hilfe anzunehmen. Alleine wenn ich schon an die Szene heute Morgen im Bad dachte. Ich wollte ihn wegstoßen, ihn anschreien, doch ich tat nichts dergleichen. Im Gegenteil, ich zwang mich regelrecht seine Nähe zu zulassen, obwohl sie mir in dem Moment unangenehm war. Erstens hatte er auf mein Glied gestarrt und zweitens war ich nackt. Doch trotzdem half er mir, wo er nur konnte und bekam jedes Mal einen Arschtritt von mir. Wenn ich das heute überleben sollte, musste ich das ändern, zumindest wollte ich das ändern. Ob ich es schaffen würde oder nicht, stand auf einem anderen Blatt Papier.
 

Ich leckte immer noch sein Glied, weil er immer wieder brutal in mich stieß, doch was sollte ich machen? Wenn ich überleben wollte, musste ich wohl oder übel „mitspielen“, sonst wäre ich tot!

„Genug, sonst komm ich noch ... obwohl, dass wäre eigentlich auch nicht schlecht!“, grinste er wieder so abwertend und alleine davon könnte ich mich schon übergeben.

Er stieß immer härter in mich und als ich ein Zucken vernahm, wusste ich, dass es nicht mehr so lang dauern würde bis ich die erste Tortour hinter mir hatte. Er kam mit einem leisen Stöhnen in mir und ich wollte schon den Samen ausspucken, war es doch mehr als eklig für mich, doch er zog mich an meinen Haaren nach oben. „Du schluckst das, wenn du noch etwas leben möchtest und davon gehe ich irgendwie mal aus.“, zischte er nah an meinen Lippen und ich nickte, schluckte alles runter, denn alleine schon wegen Miyazaki wollte ich weiterleben.

„Dir liegt also ernsthaft was an deinem Leben, ja?“, fragte er mich ironisch, doch ich wagte es nicht zu antworten oder auch nur eine Kopfbewegung zu machen. Aber selbst das stellte ihn nicht zufrieden, genauso wenn ich ihm eine Antwort gegeben hätte, es wäre ihm egal, er hätte mich auch so an die nächste Wand geschmissen, so wie er es gerade tat. Mein nackter Rücken schmerzte bei dem Aufprall und ich spürte, wie die Haut aufplatzte und Blut austrat.

„Hilfe.“, flüsterte ich leise, hoffte irgendwie immer noch, dass jemand kam. „Aufstehen!“, befahl er mir und ich quälte mich auf die Beine. Kaum stand ich, riss er mir meine Hose sowie meine Shorts von den Hüften und drückte mich an die Wand. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen und einzelne Tränen flossen meine Wangen herab. „Bitte nicht.“, wimmerte ich leise, biss mir sofort auf meine Unterlippe, hoffte, dass er es nicht gehört hatte, was zum Glück auch der Fall war.

Er rieb sich selbst etwas am Glied, sodass es erneut hart wurde, spreizte meine Pobacken und versenkte sich mit einem Stoß brutal in mir.
 

„NEIN!!!“, schrie ich aus Leibeskräften, da ich es einfach nicht mehr zurückhalten konnte, und ließ meinen Tränen freien Lauf, die mir sofort die Sicht nahmen und ich meine Umgebung dadurch nur noch schwummrig erkennen konnte. Ich hörte nur noch das Lachen meines Vaters und seine Stimme an meinem Ohr: „Gib doch zu, dass es dir gefällt.“ Plötzlich hörte ich schnelle Schritte von mehr als nur einer Person und dann eine andere, fremde Männerstimme: „Lass ihn los und zwar sofort! Du hattest doch schon deinen Spaß wie ich sehe, also lass mir auch noch etwas dran.“ Ich bekam noch mehr Angst als ich so schon hatte. Wer waren diese Typen? Was wollten sie von mir? Ich erkannte sie leider noch nicht, aber der eine kam langsam etwas näher.

.:8:.

„Ich bin doch noch lange nicht mit ihm fertig.“, sagte mein Vater grinsend zu der Person und stieß wieder tief in mich, sodass ich erneut aufschrie.

„Mach bitte was, Rei.“, sagte eine, mir bekannte, Stimme leise zu der anderen Person.

„Ich hab gesagt, du sollst aufhören!“, schrie dieser und rannte los, rammte meinen Vater von der Seite, der durch die Wucht des Aufpralls hinfiel und somit aus mir glitt. Ich sackte in mir zusammen, begann hemmungslos zu weinen und versuchte meinen nackten, zitternden Körper mit meinen Armen zu umschlingen, um mir selbst Schutz zu geben.

„Hör auf, Rei! Du sollst ihn nicht umbringen!“, schrie die eine Person zu der anderen und jetzt erkannte ich ihn auch. Es war Ruki, der mit einem Freund zur Hilfe kam, welcher ein Band um die Nase trug und seine Haare zu einem Iro aufgestylt hatte.

„Der hat es nicht anders verdient!“, sagte dieser Rei und trat noch einmal kräftig in den Bauch meines Vaters, der sich von den vorigen Tritten in den Intimbereich krümmte. „Kannst du bitte Miya anrufen? Das ist doch sozusagen sein neuer Bruder.“, sagte Ruki leise zu ihm und so langsam verstand er. „Ist das der Junge aus dem Krankenhaus, von dem du mir erzählt hast?“, fragte er fassungslos und Ruki nickte, nahm mich in den Arm, versuchte mich zu beschützen, doch ich stieß ihn weg, begann noch mehr zu zittern. „Fass mich nicht an!“, schrie ich verzweifelt, doch er wollte nicht auf mich hören und näherte sich wieder meinem Körper. Ich schlug wahllos mit meinen Fäusten um mich und traf ihn auch mehrere Male.

„Lass ihn, Ru. Er möchte es nicht und es bringt nichts, wenn du ihn zu etwas zwingst.“, meinte Rei zu ihm, zog seine Jacke aus und sah mich an.

„Ich tu dir nichts und ich werde dich auch nicht anfassen, sondern lediglich meine Jacke umhängen, ja?“, redete er in einem sanften Ton auf mich ein und kam langsam auf mich zu. Immer wieder sagte er diese Worte und als er mir die Jacke umgelegt hatte, entfernte er sich auch sofort wieder einige Schritte von mir, zog sein Handy aus der Tasche und rief jemanden an.

„Hey Myv, Reita – desu ... ist doch egal wie es mir geht. Sorg du lieber dafür, dass du deinen Hintern so schnell wie möglich in die Gasse bringst, wo fast alle Lampen aus sind ... woher soll ich wissen, wie die heißt?! Dein Bruder ist hier ... und er ist nackt ... ja ... ein Mann war gerade dabei ... bis gleich.“

„Und, was sagt er?“

„In weniger als fünf Minuten ist er da.“

„Was machen wir mit dem da?“

Reita griff erneut zu seinem Handy und sprach nach einigen Sekunden auch gleich los: „Bring deinen Dad mit und er soll an die Handschellen denken ... bis gleich.“

Ich ging davon aus, dass er erneut Miyazaki anrief, denn sein Vater war ja Polizist.
 

Er wandte seinen Kopf wieder zu mir.

„Ich bin übrigens Akira, aber ich werde lieber Reita genannt. Der kleine Zwerg da drüben ist Takanori oder eben Ruki.“, stellte Reita sich vor, versuchte die Zeit bis Miyazaki erscheinen zu überbrücken.

„Nenn mich nicht Zwerg! Ich kann doch nichts für meine Größe und außerdem kennen Yutaka und ich uns schon. Stimmts, Yutaka?“

Ich nickte, hatte ich doch absolut nicht mehr das Bedürfnis zu reden, auch wenn meine Tränen vorerst versiegt waren.

Ich hörte wieder schnelle Schritte, die sich uns näherten und erblickte Miyazaki und seinen Vater.

„Hey Yu. Ich bin da ... alles wird wieder gut.“, sagte Miyazaki sanft, kam sofort auf mich zu und wollte mich umarmen, doch ich rutschte auf dem harten Asphalt zurück, krallte meine Hände in Reitas Jacke. Nichts war gut und es würde auch nie wieder gut werden.

Hayakawa – san legte meinem Vater währenddessen die Handschellen an und telefonierte wahrscheinlich mit seinen Kollegen.

„Komm, Yu. Wir gehen nach Hause. Ich hab dir Sachen mitgebracht, die du dir anziehen kannst. Soll ich dir helfen oder schaffst du es allein?“ Er hielt mir die Tüte hin und ich nahm sie an mich, legte die Jacke auf meinem Schoß und zog mir den Pullover über. Ich stand vorsichtig auf, hielt mir die Jacke weiterhin auf meine Körpermitte gepresst und stieg in eine Boxershorts, zog sie mir hoch und hielt Reita seine Jacke entgegen, bevor ich mir eine Jeans überzog.

„Danke für eure Hilfe.“, sagte Miyazaki schließlich zu seinen zwei Freunden und verabschiedete sich von ihnen. Mit langsamen Schritten gingen wir wieder nach Hause und irgendwo war ich verletzt, dass Miyazaki mich bei Kouyou alleine gelassen hatte, denn wäre er da geblieben, wäre ich nicht alleine nach Hause gelaufen und das alles wäre nicht passiert. Hatte er nicht gesagt, dass er auf mich aufpassen und mich beschützen würde?

Miyazaki legte mir einen Arm um die Hüfte, wollte mich wahrscheinlich stützen, aber ich befreite mich sofort wieder daraus, konnte ich keine Nähe ertragen, auch nicht seine, denn wäre er nicht gegangen, wäre ich meinem Vater nicht begegnet.
 

Wir erreichten das Haus von Miyazaki und ich begab mich, ohne Noriko zu begrüßen, in das Badezimmer, schloss mich darin ein, rutschte an der Tür herunter und saß einfach nur da, den Kopf auf meine Knie gebettet.

„Hey Yu, mach die Tür auf und lass mich mit rein.“, hörte ich Miyazaki leicht verzweifelt vor der Badezimmertür, doch ich schloss nicht auf, denn ich wollte einfach nur meine Ruhe haben, einfach nur für mich alleine sein und das Geschehene halbwegs verarbeiten.

„Yu ... bitte ... es tut mir leid, was passiert ist und ich weiß, dass ich daran Schuld bin. Ich wollte nicht, dass das passiert. Wirklich nicht.“, sagte er mit weinerlicher Stimme. Ich glaubte ihm, aber es tat verdammt weh. Mein zögerlich aufgebautes Vertrauen war erneut in tausend Scherben zersprungen und ich wusste nicht so recht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Meine Enttäuschung verwandelte sich in Wut, die vielleicht nicht nur auf Miyazaki bestand, sondern auch auf meinen Vater, auf die Heimleiterin und auch auf mich selbst, weil ich mich nicht wehren konnte. Ich hob meinen Kopf von den Knien an und sah mich um, blickte direkt in den Spiegel, der mich magisch anzog. Somit stand ich auf und blickte hinein, sah mein wutentbranntes Gesicht. Ich bekam Lust ihn zu zerstören, einfach nur zuzuschlagen, damit er genauso zersplittert wie mein Vertrauen, wie mein Herz. Doch konnte ich das tun? Durfte ich das tun? Es war mir egal. Ich holte aus und schlug mit meiner rechten Faust mehrmals in das Glas, bis er in alle Einzelteile zerbrach. Ich schrie mir meinen Schmerz, der sich über die Jahre angestaut hatte, von der Seele. Scherben blieben in meiner Faust stecken und das Blut quoll aus den Schnittwunden. Erst jetzt realisierte ich, was ich getan hatte und hielt meine Hand unter kaltes Wasser, damit die Blutungen aufhörten. Ich begann zu weinen und bekam Miyazakis Flehen und Angst vor der Tür gar nicht mit, denn ich war immer noch in einer Art Trance, nahm um mich herum kaum Geräusche wahr.

Die einzelnen Scherben zog ich mit dem Finger raus, mit der Folge, dass die Wunden noch mehr bluteten. Ich hielt meine Hand weiterhin unter das kalte Wasser, aber ich fühlte mich weiterhin am ganzen Körper dreckig und mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde es schlimmer. Ich drehte den Hahn zu, ließ stattdessen das Wasser in die Badewanne einlaufen, zog mich aus und legte mich hinein.

//Vielleicht sollte ich mich doch einfach ertränken, nur leider ist die Badewanne dazu der falsche Platz.//, dachte ich und seufzte leise auf. //Warum ich?//, schoss es mir immer wieder durch den Kopf, doch ich kam zu keiner Antwort, vielleicht sollte ich wirklich das bisschen Positive daraus ziehen und ein stärkerer Mensch werden. Doch gab es überhaupt etwas Positives dran? Nicht wirklich, außer die Erkenntnis, dass ich stärker werden musste und das es besser war, abends nicht alleine unterwegs zu sein. Ruki hatte mir geholfen, obwohl er mich kaum kannte und Reita hätte meinen Vater fast umgebracht. Es gibt also gute Menschen, die einen nicht nur verletzen wollen. Schließlich hatte Reita mir seine Jacke gegeben und auch Miyazaki war binnen fünf Minuten da gewesen, hatte sogar Sachen für mich dabei gehabt. Er hatte sich entschuldigt, dass er gegangen war, doch eigentlich wollte er mir helfen. War es nicht so? Er war gegangen, damit Kouyou mit mir reden und mir helfen konnte. Woher sollte Miyazaki auch wissen, dass mir mein Vater begegnen würde? Er hätte es gar nicht wissen können, niemand konnte das.
 

Ich wusch mich gründlich und war heilfroh, dass bei dieser Vergewaltigung nichts gerissen war und ich nur ein paar Prellungen, Schürfwunden und blaue Flecken haben würde. Vielleicht war es ja doch Glück im Unglück, dass sich Ruki und Reita heute getroffen hatten und die beiden zufällig den Weg entlang gegangen waren.

„Yu – chan, mach die Tür auf Ich habe Angst um dich. Was ist denn gerade passiert? Hast du dir wehgetan?“, erklang Miyazakis Stimme vor der Tür, doch ich schwieg. „Rede doch bitte wieder mit mir.“, flehte er beinahe, doch ich blieb stumm. Es tat mir zwar leid, so zu ihm zu sein, aber ich konnte nicht anders, wollte im Moment einfach nicht mit ihm reden.

Wie sollte ich jemals wieder ein normales Liebesleben führen können? Würde ich überhaupt für eine Person Gefühle aufbringen können? Ich wusste es nicht, keiner wusste es. Nur wenn ich nicht auf Menschen zugehen würde, würde ich mich auch nie an körperliche Nähe gewöhnen.

Ich trocknete mich ab, begann ich doch langsam schrumpelig zu werden. Im Badezimmer war zum Glück ein Erste – Hilfe – Kasten im Schrank, sodass ich mir die Hand verarzten konnte und danach in die Boxershorts schlüpfte. Die Jeans und den Pullover ließ ich aus, würde mir dann eh nur ein T-Shirt zum Schlafen nehmen.
 

Ich schloss die Badezimmertür auf und blickte einem verweinten Miyazaki entgegen.

„Alles klar bei dir? Was hast du mit deiner Hand gemacht?“, fragte er auch sogleich schniefend, blickte auf diese und dann sah er das Unglück im Bad. Die Scherben hatte ich ganz vergessen wegzuräumen, also ging ich den kleinen Handfeger holen und wieder ins Bad, begann die Scherben zusammenzufegen. „Lass, ich mach schon.“, sagte Miyazaki und nahm mir den kleinen Besen aus der Hand, kehrte selbst die Scherben zusammen.

„Tut sie dir weh? Sollen wir noch ins Krankenhaus fahren?“, fragte er mich vorsorglich und deutete auf meine Hand. Ich schüttelte den Kopf, alles, aber bitte kein Krankenhaus, davon hatte ich in nächster Zeit erst einmal genug.

„Warum hast du auf den Spiegel eingeschlagen?“ Ich senkte schuldbewusst meinen Kopf, schließlich hatte ich ein Eigentum der Familie Hayakawa beschädigt beziehungsweise zerstört. Doch ich war so in Rage gewesen, meine Wut hatte mich geleitet und ich hatte nach dieser gehandelt.

„Es ist ja nicht schlimm, Yu, und es war ja auch nicht der erste Spiegel, der zu Bruch ging. Ich glaube sogar, dass das eine Art Hilfeschrei von dir ist, oder?“, fragte er mich wieder in einem sanften Ton und ohne eine Spur von Vorwurf in seiner Stimme. Ich zuckte lediglich mit den Schultern.

„Yu, es war keine Absicht, dass das heute passiert ist, nur ich weiß, dass du mit Kouyou ein anderes, tieferes Verhältnis als zu mir hast und ich habe bemerkt, dass dich die ganze Zeit etwas belastet hat, du aber nicht darüber reden wolltest. Vielleicht konntest du auch nicht frei vor mir mit ihm reden. Deswegen bin ich gegangen und habe euch beiden alleine gelassen, in der Hoffnung, dass du mit ihm reden und er dir helfen kann. Ich wusste doch nicht ... wusste nicht, dass ... da dieser Mann ...“ Er begann plötzlich zu weinen und auch mir kullerten bei diesem Anblick Tränen über die Wangen.

„Verzeih mir, Yu.“, schluchzte er und kam auf mich zu. Ich wollte weglaufen, flüchten, ihn alleine lassen, aber ich tat es nicht, konnte es auch irgendwo nicht, denn er hatte mir echt geholfen und er würde mir auch weiterhin helfen. Ich zwang mich stehen zu bleiben und die Umarmung zu ertragen, wollte sie erwidern, aber meine Arme wollten sich nicht um Miyazaki schlingen, blieben stattdessen leblos neben meinem Körper hängen.

„Kanntest du den Mann?“, fragte er mich, doch ich schwieg, schüttelte lediglich mit dem Kopf, log ihn sozusagen an, aber er musste die Sache mit meinem Vater nicht wissen, brauchte sie nicht zu wissen.

„Wollen wir noch etwas essen? Mama hat mir vorhin Bescheid gesagt, dass es fertig ist.“, fragte er mich, um anscheinend vom Thema abzulenken, und löste zum Glück endlich die Umarmung. Eigentlich hatte ich ja gar keinen Hunger, aber wenn ich gleich im Zimmer bleiben würde, war es auch nicht gut. Doch das interessierte mich gerade recht wenig, also schüttelte ich erneut den Kopf und drehte mich um, ging in Miyazakis Zimmer auf das Bett zu und legte mich hinein.

„Du musst aber etwas essen, Yu.“, sagte er, doch ich antwortete nicht. Ich musste nichts essen und schon gar nicht, wenn ich keinen Hunger verspürte.

„Yu ...“, flüsterte er fast. „Bitte ... du musst etwas essen, auch wenn es nur ein kleines Häppchen ist. Hauptsache du hast etwas im Bauch.“

Ich wollte aber nichts essen und schüttelte erneut meinen Kopf, zog sogar noch die Decke darüber, was ihn merklich seufzen ließ, aber er verließ das Zimmer. Tief in mir tat es weh so kalt zu ihm zu sein, doch ich wollte meine Ruhe, wollte erst einmal etwas Abstand von anderen Menschen haben, mit Ausnahme von Kouyou.
 

Sein Angebot schwirrte mir immer noch durch den Kopf und ich spielte ernsthaft mit dem Gedanken darauf einzugehen. Vielleicht half es mir ja wirklich, wenn ich wüsste, dass es Sex auch mit Gefühl oder Zärtlichkeit gab. Vielleicht konnte ich wirklich normalen Sex mit jemand anderen haben, den ich auch liebte. Doch zu schnell, sobald die äußerlichen Wunden verheilt waren, wollte ich auch nicht.

„Wo ist Yutaka?“, hörte ich Noriko ihren Sohn fragen.

„Er ist oben und liegt im Bett.“

„Aber er muss doch etwas essen.“

„Das habe ich ihm auch gesagt, aber er wollte nicht. Mama, er redet nicht mehr, stattdessen nickt und schüttelt er lediglich mit dem Kopf.“, sagte Miyazaki in einem verzweifelten Ton zu seiner Mutter.

„Warum das?“

„Wenn ich das wüsste ...“

Das Seufzen von ihm war bis ins Zimmer zu hören.

„Er wird bestimmt wieder mit dir reden. Mach dir keine Sorgen.“

„Ja, die Frage ist nur wann.“

„Lass ihn erst einmal etwas schlafen, danach sieht die Welt wieder anders aus.“, versuchte Noriko ihren Sohn zu beruhigen. Danach war es still und ich schloss meine Augen, versuchte wirklich etwas zu schlafen, doch es blieb auch nur bei dem Versuch. Gerade als ich ins Traumland abdriften wollte, stellte Miyazaki irgendetwas auf den Tisch. Doch ich ließ meine Augen geschlossen, hoffte, dass ich doch noch einschlafen konnte.

Ein leises Summen verriet mir, dass er seinen Rechner angemacht hatte und als er wieder auf die Tastatur einschlug, öffnete ich meine Augen. Wieder sah ich ein geöffnetes MSN – Fenster und Miyazakis Gesprächspartner war Ruki, wie ich nun wusste.
 

Miyavilicious sagt:

Wie lief dein Date?
 

Giftzwerg sagt:

Nun ja ...am Anfang bin ich volle Kanne hingeflogen und Rei hat mich ausgelacht, aber nach den Pleiten, Pech und Pannen lief es gut.
 

Miyavilicious sagt:

Was hast du denn nur wieder gemacht? +lach+

Wolltest du nicht bei ihm übernachten? o.O
 

Giftzwerg sagt:

Ich bin über ein Kabel in seinem Zimmer geflogen und landete halb auf Rei. Mit meinem Kopf allerdings an einer ganz bestimmten Stelle ... +bei dem Gedanken rot wird+

Ich bin ja auch noch bei ihm.
 

Miyavilicious sagt:

Du bist noch bei ihm? Und wieso bist du am Rechner und nicht bei anderen Dingen? +mit der Augenbraue zuck+
 

Giftzwerg sagt:

Weil Rei meinte, dass ich mit dir schreiben soll ... wegen Yutaka
 

Jetzt wurde es spannend. Warum sollte Ruki mit Miyazaki über mich schreiben?
 

Miyavilicious sagt:

Was ist denn mit ihm?
 

Giftzwerg sagt:

Rei hat das Gefühl, dass Yutaka den Mann kannte. Weißt du was davon? Wie geht es ihm eigentlich?
 

Miyavilicious sagt:

Davon weiß ich nichts, ich weiß lediglich, dass dieser Mann nicht aus dem Heim war, aber wer er war ... keine Ahnung.

Yu schläft gerade, aber er hat seitdem nicht mehr geredet oder auch nur ein wenig gelächelt. Mir fehlt das. Mum meinte, dass er nach dem Schlafen wieder reden wird, doch ... irgendwie ... glaube ich das nicht.
 

Giftzwerg sagt:

Wie meinst du das?
 

Miyavilicious sagt:

So, wie ich es geschrieben habe. Er hat einen traurigen Gesichtsausdruck, der mir das Herz zerreißt und er nickt oder schüttelt lediglich mit dem Kopf. Mehr „sagt“ er nicht, leider...
 

Giftzwerg sagt:

Oh...
 

Miyavilicious sagt:

Ruki ... was soll ich machen?
 

Giftzwerg sagt:

Frag mich mal was Leichteres ... aber ich würde meinen ... Miya? Reita hier. mach so weiter wie zuvor. Das hatte ihm doch gut getan, wenn er sogar öfters gelächelt hatte.
 

Miyavilicious sagt:

Ja, das hatte er...
 

Giftzwerg sagt:

Und wenn du willst, dann tele doch mal mit Kou, immerhin kennen sich die beiden länger und haben doch auch ein ganz anderes Verhältnis zueinander.
 

Miyavilicious sagt:

Hmm ... vielleicht sollte ich das machen, wenn es sich nicht bessert.

Ich geh erstmal wieder off ... will noch etwas für Yu da sein, wenn er aufwacht.
 

Giftzwerg sagt:

Mach das und grüß ihn von lieb von uns. Wir werden jetzt noch etwas den Abend genießen ... beziehungsweise werde ich aufpassen, dass Ruki nicht mein Zimmer demoliert. Gerade hat er seine Erdbeeren verschüttet. -.- Was bin ich froh, dass ich Laminat habe. Bis bald.
 

Giftzwerg ist offline
 

Schnell schloss ich wieder meine Augen, stellte mich wieder einmal schlafend, schlief sogar mit einem beruhigendem Gefühl ein. Es tat gut zu wissen, dass Miyazaki, sogar Reita und Ruki, mir helfen wollten.
 

„Du hast uns gar nicht erzählt, dass du alles mitgelesen hattest.“, sagt Ruki zu mir.

„Ich habe euch schließlich noch gar nichts dazu erzählt.“, erwidere ich leise.

„Also, hatte ich mit meiner Vermutung damals Recht gehabt?“ Ich kämpfe nicht mehr gegen meine Tränen, denn heute befreit es unheimlich endlich meine Jungs einzuweihen. Es ist, als würde ein ganzes Gebirge von mir abfallen und nicht nur ein einzelner Stein.

Sanft wiegt Reita mich hin und her, gibt mir beruhigende Küsse auf meinen Haarschopf.

„Erzähl weiter, Kai. Du schaffst das.“, sagt Aoi zu mir und ich fahre mit meiner Erzählung fort.

.:9:.

Die Nacht schlief ich vor Erschöpfung durch und ich war relativ erholt, als ich am nächsten Morgen aufwachte. Ich blickte mich im Zimmer um und stellte fest, dass ich alleine war. Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte mir an, dass es bereits kurz nach neun Uhr war. Eigentlich sollte ich jetzt in der Schule sein, aber ich war froh, dass ich nicht dort war, hätte ich den Unterricht doch eh nicht folgen können. Ich blieb noch etwas im Bett liegen, doch als ich keinerlei Geräusche vernahm, stand ich auf und begab mich erst ins Bad und anschließend in die Küche, um wenigstens etwas zu essen. Auf dem Tisch sah ich einen Zettel mit einer etwas krakeligen Handschrift:

Hey Yu,

ich bin froh, dass du die Nacht durchgeschlafen hast und ich hoffe, dass es dir heute besser geht als gestern. Mein Dad hat in der Schule angerufen und dich für heute krankgemeldet. Habe auch schon Kouyou Bescheid gesagt, dass er nach der Schule vorbei kommen soll.

Erhol dich heute noch gut und wir sehen uns heute Nachmittag. Denk an dein Schlagzeugunterricht, der um 17 Uhr beginnt.

Mate – ne

Miyavi
 

Diese kurzen Zeilen zauberten ein Lächeln auf mein Gesicht, denn ich freute mich darüber und ich war erleichtert, dass er nicht sauer auf mich war, sondern mich weiterhin normal behandelte.

Ich aß mein Frühstück, welches für mich bereit stand, und überlegte, wie ich den Tag verbringen könnte. Mich reizte der Strand und das Wasser, welches nicht weit entfernt von Miyazakis Haus war. Vielleicht sollte ich dort hingehen und das Erlebte sacken lassen. Ändern konnte ich es ja doch nicht, aber ich konnte lernen damit zu leben. Doch zuerst sah ich mir noch Miyazakis Zimmer an, damit ich ihn besser kennen lernen konnte, zumindest seine Interessen und Musikgeschmack. Ich wollte nicht schnüffeln, aber mir sein Zimmer genauer ansehen.

Sein CD – Regal, welches sich rechts unter dem Fenster befand, quoll nur so an Tonträgern über und ich las mir interessiert die Interpreten durch, welche hauptsächlich aus der J-Rock Szene stammten. Mein Blick ging weiter durch das Zimmer und streifte ein Regal, welches mit diversen Figuren voll gestellt war, darunter Pokémon, Neon Genesis Evangelion und Street Fighter. Die anderen kannte ich nicht, blieb mir doch kaum Zeit zum Fernsehen beziehungsweise wurde es mir verboten, weil ich lernen sollte. Weiter unten im Regal standen einige Bücher über irgendwelche Reptilien und ich nahm an, dass diese noch aus Kindertagen stammten.

Mir fiel seine Gitarre neben dem Bett auf und ich begann eine Melodie darauf zu spielen bis mir das Schlagzeug im Keller einfiel. Ich begab mich nach unten und drückte erst einmal den Lichtschalter um etwas sehen zu können. Es gab eine Tür, die gepolstert war, die anderen vier waren dagegen normale Türen. Es konnte also nur der Probenraum sein, denn ich ging stark davon aus, dass dieser schalldicht war. Ich öffnete die Tür und sah wahrhaftig ein Schlagzeug, welches noch von einem großen Tuch verhüllt war, welches ich aber sofort abzog. Vorsichtig setzte ich mich auf den Hocker hinter den Drums und betrachte eine Weile die Sticks sowie die Becken und Trommeln. Mit meinem Fuß wippte ich auf dem Pedal der großen Trommel um den Grundton zu erzeugen, während ich die einzelnen Töne aus den anderen Trommeln lockte um einen einfachen Takt zu spielen. Ich liebte das Schlagzeug jetzt schon und ich freute mich darauf es zu lernen, denn dann konnte ich meine angestaute Wut auf meinen Vater an dem Instrument auslassen.
 

Ich beschloss zum Strand zu gehen, brauchte ich doch momentan frische Luft und ging wieder in Miyazakis Zimmer, zog mich an und verließ das Haus. Da ich keine Schlüssel gefunden hatte, zog ich einfach nur die Tür ran und machte mich auf den Weg. Die Hände in den Taschen von Miyazakis Jacke vergraben, lief ich den circa fünfzehnminütigen Weg bis zum Wasser. Obwohl so viele Menschen arbeiten waren, war der Weg doch relativ voll. Ich hatte meinen Blick auf den Boden gesenkt, achtete aber auf meine Umgebung, zumindest mit meinen Ohren saugte ich alle Geräusche auf. Doch alles verhielt sich normal und darüber war ich mehr als froh, denn noch einmal hätte ich es nicht ertragen. Was hätte aber auch schon passieren sollen? Mein Vater saß bei der Polizei und auch die Heimleiterin und ihre Gehilfen saßen in Untersuchungshaft. Die meisten Menschen, die mir entgegen kamen, nahmen mich nicht einmal wahr, was ich natürlich alles andere als schade empfand.
 

Ich ging auf dem groben Sand am Wasser entlang und setzte mich auf einen Steinvorsprung, betrachte die herannahenden Wellen, die vom Strand leise gebrochen wurden. Ich zog die Knie an meinem Körper heran und bettete meinem Kopf darauf. Vor meinem inneren Auge tauchte Miyazaki auf und irgendwie musste ich lächeln, wenn ich an ihn dachte. Er war schon ein komischer Vogel, eigentlich total abgedreht und freaky, aber auch unheimlich nett. Was musste es ihn doch für Geduld kosten, mir zu helfen und mich wieder auszubauen? Doch er hatte die letzten Tage nicht ein negatives Wort über mich verloren, hatte sich nicht beschwert, dass ich nicht geredet hatte. Miyazaki war so ruhig zu mir, so aufmerksam und schaffte ich doch irgendwie mich zum Lächeln zu bringen.

Aber ich war auch extrem froh, dass ich Kouyou kannte, denn auch er war ein ehrlicher und freundlicher Mensch. Obwohl er dasselbe wie ich durchlebte, war er mental sehr stark und schluckte die Sache einfach runter. Ich wollte auch so stark sein wie er, einfach mit dem Missbrauch abschließen und wieder nach vorne schauen – mein Leben in die Hand nehmen und meine Zukunft selbst bestimmen. Ich würde alles daran setzen um Schlagzeuger in einer Band zu werden, am liebsten mit Kouyou, denn dann könnte ich jedes Mal an den Drums abschalten und mich nur noch mit dem laufenden Konzert befassen. Ob ich wohl auch eigene Fans bekomme, die mich mögen und mir zujubeln würden?
 

Ich sah mich um, der Strand war mittlerweile wesentlich leerer als vorhin. Wie spät war es eigentlich? Ich hatte doch heute Schlagzeugunterricht und schließlich wollte ich pünktlich sein, doch ich blieb noch etwas sitzen, starrte regelrecht auf das Meer. Mich faszinierte der Anblick und ich wusste nicht einmal wie lange ich das Wasser beobachtet hatte- Aber wie die Wellen fast lautlos an dem Strand brachen und mal mehr mal weniger weit in den Strand flossen, hatte schon etwas melancholisches an sich, dass mir sogar die Tränen kamen. So eine Wirkung hatte das Meer auf mich, spiegelte es doch irgendwie meine Stimmung wieder und auch meine Gedanken, die ich die ganze Zeit hegte, brachten mich zum weinen, obwohl ich das doch nicht mehr wollte. Ich wollte nicht mehr wegen meiner Vergangenheit weinen, heute sollte es endgültig das letzte Mal sein!

„Kai!“, ertönte ein Ruf in weiter Entfernung und bildete mir ein, dass es Kouyous Stimme war.

„Kaiii!“ Der Ruf kam näher, doch ich beachtete ihn nicht weiter, beobachtete lieber das Wasser.

„Yutaka, Gott sei dank habe ich dich endlich gefunden.“

Ich sah mich um und blickte in Kouyous sorgvolles, aber auch etwas erleichtertes Gesicht.

„Du hast wieder geweint, hm?“, fragte er mich leise, legte seine Hand an meine Wange du wischte die nasse Spur der Tränen weg.

„Miya hat mir erzählt, was passiert ist. Tut mir leid, dass ich nicht darauf bestanden habe, dich zu begleiten.“ Er sah mich mit so einem sanften, liebevollen, aber trotzdem traurigen Blick an, dass ich leicht lächeln musste und meinen Kopf schüttelte. Es war doch nicht seine Schuld, niemand hatte Schuld außer meinem Vater.
 

Er setzte sich neben mich und nahm mich in den Arm, streichelte mir leicht über meine Schulter und blickte mit mir auf die Wellen. Ich fragte mich gerade wie spät es war, als er auch schon zu seinem Handy griff.

„Wir sollten langsam los. Es ist halb fünf und der Unterricht geht gleich los.“

Kouyou stand auf und hielt mir seine Hand hin. Der Anblick, welcher sich mir gerade bot, war einfach nur wunderschön. Er hatte eine Jeans an und ein weißes Hemd, wo die obersten zwei Knöpfe offen waren, seine helle Haut somit hervorblitzen konnte. Seine Haare wehten durch den leichten Wind zum Teil vor seinem Gesicht und im Hintergrund brachen immer noch die Wellen.

Ich nahm seine Hand und er zog mich hinauf.

„Ich ruf erstmal schnell Miya an.“, sagte er und wählte seine Nummer, bestätigte ihm, dass er mich gefunden hatte und wir jetzt nach Hause gingen.

„Miya hat sich ganz schöne Sorgen um dich gemacht. Er dachte schon, dass du abgehauen bist und du dir etwas antun wolltest ... Ich bin froh, dass du nur das Wasser beobachtest hast, denn auch ich habe mir ernsthafte Sorgen gemacht.“, meinte er leise zu mir, aber ohne einen Vorwurf in der Stimme. Ich senkte meinen Kopf, konnte ich doch nicht wirklich glauben, dass mich die beiden so sehr mögen würden.

„Hey, jetzt bist du ja wieder da und das ist gut so.“ Er lächelte mich an und wuselte mir durch die Haare, was ich ja nun ganz und gar nicht leiden konnte. Er nahm meine Hand in seine und sah mich von der Seite an. „Verschwinde nie wieder einfach so, ja?“, sagte er leise, aber dennoch ernst zu mir. Ich nickte und wir gingen schweigend, aber dennoch Hand in Hand zu Miyazakis Haus.
 

Kaum drückten wir die Klingel, öffnete sich auch schon die Tür und ein aufgedrehtes Miyazaki trat heraus. „Yu! Gott sei dank!“, sagte er erleichtert und fiel mir förmlich um den Hals, obwohl er wusste, dass ich das nicht mochte. Doch ich glaubte, dass ihn das im Moment herzlich wenig interessierte, denn er drückte mich einfach so fest an sich. „Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist, Yu. Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“, nuschelte er an meinem Ohr und entließ mich endlich wieder aus der Umarmung.

„Wo warst du?“, fragte er mich leise, strich über meine Wange und ich nahm an, dass er die Spuren meiner Tränen noch sah.

„Er war am Strand und hat das herannahende Wasser beobachtet.“, antwortete schließlich Kouyou für mich, worüber ich sehr erfreut war.

„Hat es dir gefallen? Wollen wir öfters mal zum Strand gehen und das Meer beobachten?“, fragte Miyazaki mich leise und ich nickte, hatte mich doch das Wasser in seinen Bann gezogen.

„Lasst uns reingehen. Die Lehrer sind auch schon da.“, sagte Miyazaki letztendlich und wir gingen in das Haus Richtung Keller. Kouyou und Miyazaki gingen in einen anderen Raum für ihren Gitarrenkurs. Ich sah Miyazaki entsetzt an, denn ich sollte alleine mit einem fremden Mann in einem Raum sein. Das konnte doch jetzt nicht sein Ernst sein.

„Keine Angst, Yu. Er tut dir nichts.“, redete er besänftigend auf mich ein und ich glaubte ihm, war es doch auch eine Chance mich fremden Menschen zu öffnen beziehungsweise nicht gleich in Panik zu verfallen.

Ich seufzte und öffnete schließlich die Tür, konnte nicht glauben, dass ich mich so leicht geschlagen gab.

„Du bist bestimmt Yutaka. Freut mich dich kennen zu lernen. Mein Name ist Amano.“, sagte mein Lehrer freudestrahlend zu mir und lächelte mich an. Er war vielleicht um die 30 und ein gut aussehender junger Mann. Ich verbeugte mich und er forderte mich auf, mich hinter das Schlagzeug zu setzen. Er erklärte mir die Becken und die Trommeln, wie sie hießen, welche Rhythmen sie von sich gaben, wie sie auf dem Notenblatt standen und erklärte mir die Takte, in welchen zeitlichen Abständen ich auf welche Trommel einschlagen durfte. Ich genoss es total und schlug immer wieder auf darauf ein, merkte nicht wie die Zeit im Flug verging und der Unterricht wieder zu Ende war.

Mit großen Augen sah ich ihn an, als Amano – san sagte, dass wir uns in zwei Tagen wieder sehen würden. Ich nickte und freute mich schon wieder auf den Unterricht.
 

„Na, hat es dir gefallen?“, fragte mich Miyazaki, welcher gerade den Kopf durch die Tür gesteckt hatte. Ich lächelte leicht und nickte enthusiastisch mit dem Kopf. Ja, und wie es mir gefallen hatte.

„Möchtest du noch etwas mit Kouyou reden?“, fragte er mich, wahrscheinlich hoffte er, dass ich bei ihm reden würde. Ich zuckte nur mit den Schultern, was ihn, wieder einmal, aufseufzten ließ. „Ach, Yu ... wie kann ich dir nur helfen? Mir fehlt dein Lächeln, weißt du?“, sagte er leise zu mir und rückte näher an mich heran als wir vor seiner Zimmertür standen. Ich zuckte leicht zusammen, doch ich blieb stehen und entfernte mich keinen Schritt von ihm. Es war ja nur Miyazaki und kein Fremder mehr.

„Darf ich dich umarmen?“

Ich nickte, wollte auf der einen Seite spüren, dass jemand für mich da war, aber auf der anderen Seite hatte ich immer noch diese Angst.

Er umarmte mich und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab, streichelte mir sachte über den Rücken.

„Es tut mir so leid, was passiert ist. Bitte glaube mir.“, flüsterte er gegen meinem Hals, doch ich verstand jedes Wort. Natürlich glaubte ich ihm und es tat mir auch weh so zu sein, wie ich gerade war. Ich musste mich ihm gegenüber nur öffnen, alleine schon was er für mich tat und wenn ich wieder reden würde, wäre das immerhin schon einmal ein Anfang.

„Go ... gomen – nasai.“, flüsterte ich und er hob seinen Kopf, sah mich an.

„Es braucht dir nichts Leid zu tun und du musst dich auch für nichts entschuldigen, schließlich kannst du doch auch nichts dafür.“, redete er beruhigend auf mich ein, streichelte leicht meine Wange.

„Ich ... lass uns reingehen.“, sagte er und ich war mir ziemlich sicher, dass er eigentlich etwas anderes sagen wollte, zumindest sprach sein Rotton im Gesicht dafür.
 

Miyazaki öffnete die Zimmertür und Kouyou blickte mich an, mit einen Funkeln in den Augen, was ich noch nie bei ihm gesehen hatte.

„Wie war dein Schlagzeugunterricht?“, fragte er mich auch gleich und lächelte vor sich hin.

„Schön.“, antwortete ich, allerdings ohne ein Lächeln.

„Boah, ich sag dir, Yu, ich liebe Gitarre. Es war so toll und es hat soviel Spaß gemacht. Ich wollte gar nicht mehr aufhören.“ Seine Augen funkelten noch mehr und er sprudelte vor guter Laune nur so über. Zum ersten Mal sah ich einen so abgedrehten Kouyou und er gefiel mir besser als der, den ich kennen gelernt hatte. Er was so in sich gekehrt gewesen, was bei den Umständen im Heim aber auch kein Wunder war. Ich seufzte auf als ich wieder daran dachte und die beiden sahen mich sofort besorgt an, doch ich sagte nichts, sondern ging einfach auf das Bett zu und legte mich hinein.

„Ich helfe meiner Ma beim kochen. Ihr könnt euch noch ein bisschen unterhalten und ich rufe euch, wenn das Essen fertig ist.“, sagte Miyazaki und verschwand aus seinem Zimmer, ließ mich mit Kouyou allein.
 

Ich hörte wie er sich bewegte und sich kurze Zeit später die Matratze senkte.

„Ich leg mich zu dir und kuschle mich ran, ja?“, sagte er leise und ich nickte, schließlich hatten wir im Heim auch öfters zusammen in einem Bett gelegen und Streicheleinheiten ausgetauscht. Er lag an meinem Rücken und ich merkte seinem Atem an meinem Nacken, was mir eine Gänsehaut verschaffte.

„Hab keine Angst, Yu.“, flüsterte er und legte einen Arm um mich, streichelte mir über den Bauch. Bei ihm hatte ich keine Angst, ich wusste einfach, dass er nie etwas machen würde, was mir schaden könnte.

„Sag stopp, wenn es dir zuviel wird, ja?“, fragte er mich und ich nickte, obwohl ich nicht ganz genau wusste, was er meinte, vorerst zumindest war ich unwissend.

Seine Hand fuhr unter mein Shirt und streichelte über meinen nackten Bauch.

„Scht ... ich bin’s nur.“, hauchte er an meinem Ohr, als er mein zusammen zucken bemerkt hatte. Sanft streichelte er über meinen Bauch und über die Brust, befasste sich sogar intensiv mit meinen Brustwarzen.

„Kou ... hör auf.“, bat ich leise.

„Hast du Angst?“

„Hai.“

„Ich tu dir nichts und ich werde auch nicht mit dir schlafen. Ich möchte dir nur zeigen, dass ich für dich da bin und das körperliche Nähe auch sehr schön sein kann.“

„Kou ...“

„Scht ... genieß es einfach und schließ die Augen.“, versuchte er mich zu beruhigen und küsste meinen Nacken, zwirbelte weiterhin an meinen Brustwarzen herum. Ich tat mir wie geheißen und schloss meine Augen, was mich seine sanften Berührungen noch intensiver spüren ließ. Er schob mein Shirt nach oben, zog es mir über den Kopf und warf es achtlos auf den Boden. Jetzt bemerkte ich auch, dass er nur noch seine Hose anhatte.

„Leg dich auf den Rücken.“, bat er mich und ich tat es, sah in seine Augen und erhielt einen aufrichtigen Blick voller Sanftheit, dass ich einfach nickte. Ich vertraute Kouyou und ich hoffte, dass er das wusste. Er senkte seinen Kopf und küsste mich mit solcher Sanftheit, dass ich meine Hände einfach auf seinen Rücken legte. Mit seiner Zunge streifte er meine Unterlippe und ich öffnete meinen Mund, ließ ihn in mein Reich eindringen, bevor ich seine Mundhöhle erkundete.
 

Er löste den Kuss und wanderte gen Süden, küsste meinen Hals und streifte mit seiner Zunge die Halsschlagader bis zu meinen Brustwarzen, die er auch mit dem Mund umschloss. Mir entfloh ein leises Keuchen und ich musste sagen, dass es mir gefiel, mehr als ich erwartet hätte. Würde Miyazaki auch so sanft, liebevoll und rücksichtsvoll sein? Ich wusste nicht warum mit diese Frage genau in so einem Moment in den Sinn kam, deswegen verdrängte ich sie auch schnell wieder, schließlich war es Kouyou, welcher mich verwöhnte.

Er setzte seinen Erkundungszug fort, wanderte mit seiner Zunge zu meinem Bauch und tunkte in meinem Bauchnabel ein.

„Nicht ...“, keuchte ich, war ich doch dieses Gefühl der Erregung einfach nicht gewöhnt und schob es auf meine Kitzeligkeit. Kouyou ließ von meinem Bauch ab und küsste sich wieder nach oben, wo ich ihn aus verschleierten Augen ansah.

„Gefällt es dir?“, fragte er mich sanft, doch er erwartete anscheinend keine Antwort, denn er küsste mich wieder so gefühlvoll, dass ich es einfach nicht beschreiben konnte.

„Keine Angst.“, hauchte er, bevor er den Gürtel meiner Hose öffnete und schließlich auch die Knöpfe. Erst jetzt, wo ich mehr Freiraum hatte, bemerkte ich, dass meine Hose schon ziemlich eng geworden war. Ich keuchte auf als er seine Hand auf meine Boxershorts legte.

„Kou ... ich...“

„Scht ... du musst nichts machen, außer es zu genießen. Hab keine Angst.“, flüsterte er ruhig zu mir und malte kleine Kreise auf meinen Oberkörper, während seine andere Hand begann, meine sichtliche Erregung zu massieren. Leise stöhnte ich und legte meinen Arm über meine Augen, versuchte die aufkommenden Bilder zu verdrängen. Es gefiel mir, was er machte, auch wenn ich es nicht erwartet hätte, dass es so ein intensives Gefühl sein würde. Ein kleiner Teil von mir wollte das Ganze hier nicht, obwohl es sich richtig anfühlte, aber dieser kleine Teil wurde einfach mal ignoriert.

„Kou ... ich will das ... nicht ... hngh.“, meldete sich der kleine Teil doch keuchend zu Wort als er druckvoll über meine Spitze strich, die aus den Shorts herausragte.

„Dein Körper spricht aber eine andere Sprache.“, sagte er etwas heißer und ich hatte diese Stimmlage zuletzt im Club gehört, wo er auch mehr als nur erregt war.

„Lass dich fallen und genieß das Gefühl.“

Er zog meine Hose sowie die Shorts nach unten und massierte mein Glied nachdrücklich mit der Hand. Auf der blanken Haut fühlten sich seine Bewegungen ganz anders an als durch die Shorts und muss sagen, dass ich es so noch viel schöner fand.

Ich schloss meine Augen und gab mich dem unbekannten Gefühl hin. Nach kurzer Zeit bildete sich ein Kribbeln und es breitete sich im ganzen Körper aus, was sich in der Lendengegend sammelte und meine Erregung verstärkte. Kouyou bemerkte wie mein Körper zu zittern begonnen hatte und küsste meinen Hals hinauf zu meinem Ohr, wurde in seinen Bewegungen immer schneller, bis ich dem Druck nachgab und mich stöhnend in seiner Hand entleerte.
 

Mein Atem ging schwer und meine Augen hingen auf Halbmast, sah verschwommen wie er sich seine Hand und schließlich meinen Bauch ableckte.

„Bleib du noch etwas liegen und erhol dich. Ich werd dann mal eben ins Bad nebenan gehen.“, sagte er zu mir, doch als er sich erhob, zog ich ihn einfach wieder runter und kuschelte mich an ihn, ich brauchte einfach seine Nähe, denn er war der Einzige, den ich so nah an mich heran ließ. Er streichelte mir über den Rücken und küsste meine Stirn.

„Ich geh trotzdem schnell ins Bad, ja? Bin gleich wieder bei dir.“, hauchte er und verschwand ins angrenzende Badezimmer, wo ich nach kurzer Zeit ein Stöhnen vernehmen konnte. Er wollte natürlich auch Erlösung. Ich bin so ein Depp, warum war mir das nicht vorher eingefallen?

.:10:.

Das leise Stöhnen aus dem Badezimmer wurde ab und zu etwas lauter, bis es schließlich sehr lang gezogen war. Ich kniff meine Augen zusammen, wollte das Stöhnen von ihm nicht hören, erinnerte es mich doch irgendwo an das Erlebte, obwohl es dieses Mal etwas anderes war, trotzdem war ich erleichtert als Kouyou seinen Höhepunkt erlebte und ich war froh, dass ich es ihm nicht besorgen musste. Ich hörte wie der Wasserhahn betätigt wurde und kurze Zeit später trat er aus dem Badezimmer, die Haare leicht verwuselt. Trotzdem war es schön, was er mit mir gemacht hatte, obwohl mir ebenfalls die Bilder in den Kopf geschossen waren, aber er war so unendlich sanft und zärtlich. Wäre Miyazaki auch so?

„Darf ich noch etwas zu dir unter die Decke?“, fragte er mich und ich nickte, wollte ich doch selbst seine Nähe spüren. Er kam angeschlichen und hob die Bettdecke an, sah, dass ich noch immer wie vorher dalag und zog meine Hose wieder hoch, nachdem er noch einen Kuss auf mein schlaffes Glied gehaucht hatte.

„Ich bin froh, dass du vorhin keinen Rückzieher gemacht hast.“, flüsterte er leise und ich nickte, denn auch ich war froh, dass ich es geschafft hatte wenigstens Kouyou an mich heran zu lassen, auch wenn es jetzt ganz anders war als im Club. Es war einfach wesentlich zärtlicher, gefühlvoller und einfühlsamer gewesen.

„Darf ich dich küssen?“, fragte ich ihn, spürte ich doch ein Verlangen nach seinen Lippen. Kouyou lächelte mich auf so eine ehrliche Art und Weise an, dass ich sogar leicht rot wurde. Er beugte seinen Kopf über meinen und berührte meine Lippen. Schüchtern begann ich meine Lippen gegen seine zu bewegen, spürte wie er darauf einging und den Kuss fordernder werden ließ.

„Kouyou, Yu! Essen ist fertig!“, rief Miyazaki von unten und ich wollte mich von Kouyou lösen, doch er vertiefte den Kuss noch etwas, forderte meine Zunge zum kleinen Kampf auf, den ich natürlich verlor.

„Yu! Kou ...“

Augenblicklich löste ich mich von Kouyou und sah Miyazaki an, der mehr als verwirrt aussah. „Essen ist fertig.“, sagte er leise und verließ das Zimmer. Jetzt dachte er bestimmt nichts Gutes von Kouyou und mir. Ich senkte meinen Kopf und seufzte, denn das war gewiss nicht das, was ich wollte.

„Ich rede nachher mit ihm, mach dir keine Gedanken.“

Ich schüttelte mit dem Kopf, was er hinnahm und erhob mich aus dem Bett, tapste die Treppen hinunter, um zum Esstisch zu gehen, wo Noriko und Kenji bereits mit Miyazaki saßen und auf uns warteten.

Ich verbeugte mich kurz als Entschuldigung für das Warten und setzte mich hinzu. Kouyou tat es mir gleich und wir begannen schweigend mit dem mehr als leckeren Essen. Ich schaute öfters mal zu Miyazaki und er sah verletzt aus, hatte einen traurigen Blick und nicht sein, sonst so übliches, Dauergrinsen.

„Gegen den Mann wurde Haftbefehl erlassen. Takanori und Akira haben als Zeugen ausgesagt und auch die Beweislast ist erdrückend.“, informierte mich Kenji und ich nickte, verspürte plötzlich noch weniger Appetit als vorher, zwang mich aber trotzdem wenigstens die Hälfte zu essen, denn ich wusste, dass ich merklich abgenommen hatte.
 

Als wir mit dem Essen fertig waren, räumten Kenji und ich den Tisch ab, kümmerten uns auch um den Abwasch, während Miyazaki und Kouyou nach oben in das Zimmer gingen. Noriko erledigte nach dem Essen immer noch etwas Schreibkram für ihre Arbeit, sodass sie sich sehr selten um das Aufräumen der Küche kümmerte. Allerdings musste sie das auch nicht, denn schließlich kochte sie schon, da brauchte sie nicht noch abräumen.

„Dieser Mann ... Yutaka ... ist dein Vater, hab ich Recht?“, fragte Kenji mich leise und ich nickte, wollte jetzt nicht darüber sprechen.

„Darf ich dir demnächst einige Fragen stellen? Es geht um die Ermittlungen und natürlich werde ich Noriko oder Miyazaki nichts davon erzählen, weißt ja ... Schweigepflicht und so.“

„Hai.“, sagte ich leise, blieb mir ja doch nichts anderes übrig und vielleicht blieb er somit länger in Haft, was für mich wieder ein Vorteil war.“ Gerade als ich auch ins Zimmer gehen wollte, kamen Miyazaki und Kouyou nach unten und Kouyou verabschiedete sich von mir sowie von den Hayakawas.

„Bis morgen in der Schule, ja?“, lächelte er und begab sich auf den Nachhauseweg. Wahrscheinlich ging er in dieselbe Schule wie ich, nur dass ich ihn dort noch nicht wirklich gesehen hatte. Okay, ich hatte aber auch nicht wirklich auf andere Menschen geachtet, aber das war zweitrangig.
 

„Hat er dich dazu gezwungen?“, fragte Miyazaki mich, sobald wir in seinem Zimmer waren und sah mich ernst mit seinen braunen Augen an.

„Nein.“; flüsterte ich und sah wie seine Gesichtszüge etwas weicher wurden.

„Gut, sonst wäre er morgen tot.“

„Ich ... danke dir für dein Verständnis und deine schier unendliche Geduld mit mir.“, sagte ich, doch er schüttelte nur den Kopf und lächelte. „Nicht der Rede wert. Ich möchte dich nur wieder lächeln sehen, denn das passt viel besser zu dir als der traurige Gesichtsausdruck und ich bin froh, dass du wieder redest. Das war echt schrecklich als du auf einmal kein Wort mehr gesagt hast.“ Er legte seine Hand an meine Wange, streichelte darüber. Ich zuckte erst zusammen, achte er würde mir eine Ohrfeige verpassen, aber als ich seine weiche Hand spürte, lehnte ich mir ihr sogar entgegen.

„Du bist so stark, Yu. Ich bewundere dich.“, hauchte er und so langsam begann ich Miyazaki wieder zu vertrauen.

„Komm, lass uns schlafen gehen, schließlich müssen wir morgen wieder in die Schule.“

Er ging zum Schrank, nahm sich ein XXL – Shirt heraus und verschwand im Badezimmer, welches er auch kurze Zeit später wieder verließ, damit ich mir meine Zähne putzen konnte.

Als ich wieder aus dem Bad heraus trat, lag er bereits auf dem Futon. Ich krabbelte in Miyazakis Bett, zog die Decke über meinem Körper. Morgen musste ich also auch wieder in die Schule gehen. Okay, ich hatte keine Probleme, denn ich kam mit dem Lernstoff hinterher und die Leute in meiner Klasse waren zum größten Teil nett. Zwar hatte ich keine Freunde, aber auch keine Feinde. Man verstand sich und das beruhigte mich.
 

„Yu ... Kouyou hat dich vorhin wirklich zu nichts gezwungen?“, fragte Miyazaki mich leise und ich bejahte, sagte, dass das freiwillig war und ich nichts machen musste.

„Was hat er denn gemacht?“

Musste er mich das fragen? Was sollte ich denn jetzt antworten? Mein Kopf glühte und mein Herz schlug augenblicklich schneller, alleine schon, wenn ich daran dachte und die Gefühle, die er ausgelöst hatte, verursachten ein regelrechtes Kribbeln im Bauch.

„Hat er es dir besorgt?“

Wieder drang Miyazakis leise, aber so unendlich sanfte Stimme an mein Ohr.

„Hai.“, antworte ich leise doch meine Stimme hörte sich so anders an.

„Hat ... hat es dir gefallen?“

Warum redet er mit mir darüber? Auch seine Stimme klang anders, irgendwie belegt.

„Hai.“ Es hatte mir gefallen, auch wenn ich mich nach wie vor nicht selbst anfassen würde, dazu schämte und ekelte ich mich noch immer vor mir selbst.

Ich schloss meine Augen und schlief auch fast sofort ein, bekam nicht mehr mit wie Miyazaki mich noch etwas fragte.
 

Meine ruhige Nachtruhe wurde durch das zähe und lang anhaltende Klingeln des Weckers unterbrochen.

„Yu ... wir müssen aufstehen.“, sagte Miyazaki total verschlafen und gähnte danach herzhaft.

Müde setzte ich mich auf und rieb mir meinen Schlaf aus den Augen, sah dann zu Miyazaki und begann mit lachen. Er sah aber echt zu komisch aus, die Haare standen in alle Richtungen ab und sein Gesicht war irgendwie zerknautscht. Ich wusste nicht wie lange es her war, dass ich so lachen musste, aber es tat gut – verdammt gut.

Wir gingen nacheinander ins Badezimmer um zu duschen, Zähne zu putzen und auf Toilette zu gehen.

„Ach, mir fällt grad was ein. Kouyou hat dir eine neue Schuluniform besorgt. Sie liegt noch unten im Probenraum. Ich hol sie dir schnell.“, sagte er noch und verschwand aus dem Zimmer nur um kurze Zeit später mit meiner Uniform wieder aufzutauchen, die ich mir auch sofort im Bad anzog.

„Bin schon mal in der Küche.“, rief er mir zu und ich hörte wie er wieder die Treppen herunter ging. Ich beeilte mich mit dem Anziehen und ging ebenfalls in die Küche um zu Frühstücken und um mein Bento einzupacken, welches Noriko für mich gemacht hatte. Natürlich hatte sie auch eines für Miyazaki fertig gemacht.

Das Frühstück verlief schweigsam, was aber mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Müdigkeit lag. Ich hatte zwar gut geschlafen, aber es waren eindeutig zu wenige Stunden gewesen und ich glaubte Miyazaki erging es da ähnlich.
 

„Guten Morgen, ihr zwei. Habt ihr gut geschlafen?“, begrüßte uns Kenji und nahm sich eine Tasse Kaffee.

„Guten Morgen, Dad. Ja, aber ich bin immer noch hundemüde und Yu, glaube ich, auch.“, beantwortete Miyazaki die Frage und ich nickte als Bestätigung, erwähnte nichts von den Kopfschmerzen, die mich plagten.

„Ich fahr euch zur Schule.“

„Aber wir gehen doch auf verschiedene?“, fragte ich überrascht, doch er erklärte mir, dass diese zwei nicht weit auseinander lagen.

Kurze Zeit später verließen wir die Wohnung und setzten uns ins Auto, fuhren erst zu meiner Schule.

„Halt die Ohren steif!“, sagte Kenji noch zu mir, bevor ich aus dem Auto stieg und mich verabschiedete.

„Bis heute abend, Yu!“, winkte Miyazaki aus dem Auto bevor es auch schon los fuhr.
 

Seufzend stand ich vor meiner Schule, irgendwie hatte ich Angst. Es waren so viele Menschen hier, war das schon immer so gewesen?

Es half nichts, wenn ich einen guten Abschluss haben wollte, musste ich wohl oder über da rein. Ich atmete noch einmal tief durch und betrat das Gebäude, ging in mein Klassenzimmer.

„Hey, Uke – san. Auch mal wieder da?!“, fragte mich Kazamasa, ein Klassenkamerad.

„Hai.“, flüsterte ich fast und setzte mich auf meinen Platz. Zum Glück saß ich alleine, musste mich nicht mit einem nervigen Sitznachbarn abgeben und somit hatte ich einfach meine Ruhe. Es klingelte zur Stunde und alle setzten sich auf ihre Plätze bevor der Lehrer kam, welcher etwas verspätet eintraf.

„Entschuldigt meine Verspätung, aber wir haben ab heute einen neuen Mitschüler.“, begann er und ich stutzte. Mitten im Schuljahr ein neuer Klassenkamerad? Doch dann betrat Kouyou den Raum und schaute sich im Klassenzimmer um, bis er mich entdeckte und mich anlächelte. So ein umwerfendes Lächeln habe ich noch nie bei ihm gesehen.

„Guten Morgen, ich bin Kouyou Takashima. Auf ein nettes Miteinander.“, sagte er und verbeugte sich höflich.

„Setz dich doch hier vorne hin.“, meinte der Lehrer und deutete auf den freien Platz neben mir. Okay, ich war froh alleine zu sitzen, aber gegen Kouyou hatte ich natürlich nichts einzuwenden.

„So schnell sieht man sich wieder, Yu.“, grinste er und ich lächelte leicht.

„Hai.“, sagte ich und die anderen stutzen, begannen wild miteinander zu tuscheln.

„Ruhe!“, sagte der Lehrer sehr streng und das Gemurmel verstummte, dennoch spürte ich die Blicke der anderen auf mir. Ich wusste, dass es neugierige Blicke waren und keine, vor denen ich Angst haben brauchte.

Die Stunde zog sich wie Kaugummi und ich war froh als es endlich zur Pause klingelte.
 

„Wollen wir etwas raus gehen?“, fragte mich Kouyou und ich lächelte, sah ich doch schon wie meine Klassenkameraden regelrecht von den Sitzen aufsprangen und zielstrebig auf uns zugestürmt kamen. Außerdem würde etwas Frischluft bestimmt nicht schaden und meine Kopfschmerzen würden vielleicht etwas abklingen.

„Woher kennt ihr euch?“, fragte Kazamasa und Kouyou antwortete: „Der Zufall wollte es so.“, bevor wir den Raum verließen, uns ein ruhiges Plätzchen auf dem Schulhof suchten. „Ich hab dir doch gesagt, das wir uns in der Schule sehen.“, grinste er und ich nickte. „Ja, das hattest du gesagt. Warum hast du die Schule gewechselt?“, fragte ich ihn, interessierte es mich doch, warum er nicht mehr auf seine alte gehen wollte.

„Ich bin froh, dass ich da raus bin und außerdem liegt die Schule bedeutend näher als meine vorige.“, erklärte er mir.

„Hmm.“

Ich setzte mich auf die Wiese und blickte zur Sonne, welche hoch am Himmel stand, schloss meine Augen.

„Woran denkst du, Yu?“

„Das ganz schön viel passiert ist in den letzten Jahren.“

„Allerdings. Es waren weiß Gott nicht die besten Erfahrungen die du und ich gemacht haben, aber irgendwie prägen sie unsere Charakter.“

„Das stimmt. Man kann mit einfach Mitteln Menschen extrem verletzen, seelisch und auch körperlich.“

„Ich werde auf dich aufpassen, Yu.“, sagte Kouyou und schaute mich wieder an. Da war er wieder, dieser Blick, genau wie gestern Abend. In diesen Augen könnte ich mich glatt verlieren. Als ob er das bemerkt hätte, beugte er sich nach vorn, kam meinem Gesicht immer näher. Ich schloss erneut meine Augen, doch auf einmal tauchte Miyazaki vor meinen Augen auf, sodass ich zurück zuckte.

„Was ... hast du?“, fragte er mich verwirrt.

„Ich ... ich musste an Miya denken.“, gestand ich, brachte es bei Kouyou doch sowieso nichts, wenn ich lügen würde, er würde es ja doch bemerken.

„Hat er gestern noch etwas gesagt oder getan? Hat er dich zu irgendwas gezwungen?“

„Nein, Kouyou. Er hat mich zu nichts gezwungen. Wir haben doch nicht einmal etwas gemacht.“

„Gut so, sonst wäre er in den nächsten Stunden tot.“, brummte er.

„Das sagte Miya gestern auch. Wenn du mich dazu gezwungen hättest, wärst du heute auch tot.“

Kouyou sah mich mit tellergroßen Augen an und wir beide lächelten.

„Warum ... warum musstest du an ihn denken?“

„Ich ... ich weiß nicht.“, gestand ich, wusste ich doch wirklich nicht, warum ich an ihn denken musste.

„Hast du gestern bei dem Kuss an ihn gedacht?“, fragte er mich mit leiser Stimme und sah mich erwartungsvoll an.

„Kurzzeitig ... ja.“ Ich konnte ihn nicht anlügen, es würde nichts bringen, er käme dahinter. Auf seinen Lippen bildete sich ein viel versprechendes Lächeln, welches mir die Röte ins Gesicht trieb.
 

Wir saßen noch eine Weile schweigend da, bevor wir wieder in das Gebäude mussten und den Rest des Schultages über uns ergingen ließen. Es war langweilig, obwohl ich einiges nachzuholen hatte, aber ich wusste, dass ich das schaffen würde, wenn ich mich anstrengen würde.

„Kann ich noch mit zu dir kommen?“, fragte mich Kouyou und ich nickte, hatte Miyazaki doch bestimmt nichts dagegen.

„Ich hab Kopfschmerzen.“, sagte ich dann doch als wir uns auf dem Weg nach Hause befanden. Heute Morgen waren sie ja noch zu ertragen, aber jetzt hatte ich das Gefühl, als würde mein Schädel explodieren. Ich kniff meine Augen in kurzen Abständen zusammen um den grellen Sonnenstrahlen Einalt zu gebieten.

„Hast du zu Hause Aspirin?“, fragte er auch gleich, doch ich wusste es nicht, hoffte einfach mal, dass Miyazaki welche hatte.

„Keine Ahnung.“, antwortete ich daraufhin leise und versuchte die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken.

„Wir sind gleich da.“, versuchte er mir Mut zu machen, doch jeder Schritt wurde schlimmer und ich war glücklich als wir endlich vor der Tür waren.

Kouyou klingelte und kaum betraten wir das Haus wurde mir schwarz vor Augen und ich klappte zusammen
 

Alles war schwarz und ich war mittendrin. Es gab keinen Ausweg, keine Fluchtmöglichkeit. Die große Leere wirkte auf mich bedrückend und doch kam ich mir richtig klein vor. Sie war so gegensätzlich, so einengend und doch so furchtbar groß, die eventuell vorhandenen Wände wirkten so nah und doch so fern. Ich könnte schreien.

„Kai!“

Jemand rief nach mir und ich drehte mich um, sah wie Kouyou mir zuwinkte. Ich rannte los, versuchte ihn zu erreichen, doch als ich fast bei ihm war, verschwand er einfach.

„Yu!“

Wieder rief jemand nach mir und dieses Mal war es Miyazaki, der auf der anderen Seite des schwarzen Raumes stand. Wieder rannte ich los, doch auch er löste sich in Luft auf, kurz bevor ich ihn erreichte.

„Yutaka!“

Eine Frauenstimme rief nach mir, eine sehr bekannte Frauenstimme. Ich drehte mich um und erblickte ... Sailor Moon?!

//Okay, ich werde wahnsinnig.//, dachte ich mir und schloss kurzzeitig meine Augen. Zum Glück war sie verschwunden als ich sie wieder öffnete und somit umgab mich nur noch die schwarze Dunkelheit,

„Kou ... Miya ... lasst mich nicht alleine!“, schluchzte ich und begann zu weinen. Ich hatte Angst, dass ich nie wieder aus der Dunkelheit rauskommen würde.

„Lasst mich nicht alleine!“

Immer wieder wiederholte ich diese vier Wörter, in der Hoffnung, dass Kouyou und Miyazaki zurückkommen und mich aus der Dunkelheit befreien würden.
 

„An die Zeit kann ich mich noch gut erinnern. Du hattest extrem hohes Fieber und hast immer wieder Miyas und meinen Namen gesagt.“, sagt Uruha.

„Ich hab euch doch in der Dunkelheit gesucht. Es war überall schwarz und ich war darin gefangen – alleine. Was glaubt ihr, was ich für eine Angst hatte? Ich dachte echt, dass ihr mich irgendwo eingesperrt und alleine gelassen habt.“, versuche ich mich zu verteidigen.

„Dabei haben wir dir immer wieder gut zugeredet und gesagt, dass wir bei dir sind und dich nie mehr alleine lassen werden.“

„Ich hab das doch nicht mitbekommen ...“, schluchze ich und weine schon wieder.

„Scht ... Ist ja gut. Jetzt ist doch alles wieder in Ordnung. Schau doch mal, was du aus deinem Leben gemacht hast? Du hast die Sache verarbeitet, hast trotzdem immer wieder versucht Menschen an dich heran zu lassen, bist heute sogar ein absoluter Strahlemann und sogar der Leader von the GazettE.“, sagt Reita.

„Und unsere Bandmami! Wir wären ohne dich doch so was von aufgeschmissen, weil uns sonst keiner in den Arsch tritt.“, wirft Ruki noch ein, bevor er sich von Aoi löst und regelrecht auf mich zugestürmt kommt und mich in das Sofa knuddelt.

„Ich bin auch froh, dass ich dich habe, Kai.“, meint Aoi und krabbelt ebenfalls zu mir auf die viel zu kleine Couch.

„Ich will auch Gruppenkuscheln!“, schmollt Uruha, doch Ruki hebt nur einen Arm und sofort krabbelt unser Leadgitarrist drunter. Fünf erwachsene Männer veranstalten Gruppenkuscheln auf einem Zweisitzer ... habe ich erwähnt, dass ich meine Jungs mehr als alles mag?!

.:11:.

Ich spürte etwas Kaltes an meinem Kopf und versuchte meine Augen zu öffnen, scheiterte allerdings und sah weiterhin nur die schwarze Dunkelheit, in der ich weiterhin auf dem Boden zusammen kauerte.

„Lasst mich nicht allein ... Kouyou ... Miya.“, schluchzte ich und weinte stumm meine Tränen, bis ich eine warme Hand spürte, die sich um meine legte. Die Dunkelheit wurde langsam verdrängt, machte dem Licht platz und ich fiel in einen traumlosen Schlaf.

Ich wusste weder wie spät es war, noch wie lange ich geschlafen hatte, als ich das nächste Mal meine Augen öffnete. Langsam setzte ich mich auf, wobei ein Lappen auf die Decke fiel, der wahrscheinlich auf meiner Stirn gelegen hatte.

Zuerst wusste ich nicht, wo ich war, doch dann sah ich wie Kouyou und Miyazaki jeweils eine Hand von mir hielten und selbst vor dem Bett saßen und schliefen. Was für eine unbequeme Position, dachte ich mir und überlegte, ob ich nicht beide aufwecken sollte, damit sie sich zu mir legen konnten. Schließlich wollte ich nicht an den unerträglichen Rückenschmerzen von den beiden Schuld sein.

„Kou ... Miya ... wacht auf!“, sagte ich und rüttelte beide kurz durch. Sofort waren sie hellwach und sahen mich besorgt an.

„Yu! Wie geht es dir? Tut dir was weh?“, fragte mich Kouyou auch gleich und drückte meine Hand noch fester.

„Geht schon. Ich bin nur müde.“

„Dann schlaf doch noch weiter und morgen bleibst du auch noch zu Hause. Meine Mum wird dich gesund pflegen und glaube mir, sie kann das echt verdammt gut.“, sagte Miyazaki und schaute mich mit so einem warmen Blick an, dass ich das Gefühl hatte, die Raumtemperatur wurde um einige Grad erhöht.

„Legt ... legt euch zu mir, sonst tut euch Morgen alles weh.“, flüsterte ich fast und ich bekam fragende Blicke von den Beiden.

„Ist schon okay, ich vertraue euch.“, begründete ich mich und es entsprach der Wahrheit. Kouyou hatte schon lange mein Vertrauen und auch Miyazaki hatte es verdient, schließlich hatte er viel für mich getan. Meine zwei Freunde legten sich zu mir ins Bett, kuschelten sich sogar etwas an mich heran, als wollten sie mir noch einmal zeigen, dass sie für mich da waren.

„Schlaf gut.“, sagten beide im Chor, was mich lächeln ließ, und ich bekam von Kouyou einen kleinen Kuss auf die rechte Wange. Anscheinend traute Miyazaki sich nicht, denn er streichelte nur sanft darüber.

„Schlaft ihr beide auch gut.“

Kurz drückte ich noch einmal ihre Hände, wollte ich ihnen doch einfach zeigen wie froh ich war, dass ich sie hatte, denn ohne Kouyou und Miyazaki würde ich nicht mehr leben.

„Danke, dass ihr beide für mich da seid und mich beschützt.“, sagte ich leise und lächelte leicht. Wie wichtig konnte man einem Menschen werden? Ich wusste es nicht genau, aber ich war den beiden verdammt wichtig, dass spürte ich und auch sie bedeuten mir sehr viel.

„Immer wieder gerne.“, lächelte Kouyou und auch Miyazaki nickte mit dem Kopf.

„Ich werde versuchen immer auf dich aufzupassen und dich zu beschützen, Yu.“

„Danke.“, flüsterte ich noch, bevor ich auch schon wieder eingeschlafen war und einen etwas merkwürdigen Traum hatte.
 

Ich war mit Ruki, Reita, Kouyou und einem schwarzhaarigen Mann auf der Bühne und saß hinter einem Schlagzeug. Ruki war Sänger, Reita Bassist, Kouyou und der andere Mann Gitarristen. Hinter mir prangte ein großes Bandana mit der Aufschrift „the GazettE“. Die Halle, in der wir gerade ein Konzert gaben, war übervoll und alle jubelten sie uns zu, schrieen immer wieder unsere Namen.
 

Dann wachte ich erneut auf und stellte fest, dass ich wieder alleine war. Ein Seufzer verließ meine Lippen. Kouyou und Miyazaki waren wahrscheinlich in der Schule und ich war krank, hatte noch immer einen kalten Lappen auf meiner Stirn liegen. Die Tür öffnete sich leise und Noriko betrat den Raum.

„Oh ... du bist wach? Wie geht es dir, Yutaka?“, fragte sie mich liebevoll und setzte sich zu mir auf das Bett, nahm meine Hand in ihre und streichelte mir leicht über die Wange.

„Besser. Meine Kopfschmerzen ... sind weg ... wie spät ist ... es eigentlich?“, fragte ich, hatte ich doch jegliches Zeitgefühl verloren.

„Es ist gleich drei Uhr. Du hast zwei Tage durchgeschlafen, aber dein Körper hat den Schlaf gebraucht. Hier, ich habe dir eine Suppe gemacht.“, sagte sie und stellte das Tablett, nachdem ich mich hingesetzt hatte, auf das Bett. Langsam begann ich die Suppe zu schlürfen, wollte doch schließlich wieder zu Kräften kommen. Noriko saß die ganze Zeit neben mir und hielt weiterhin meine Hand, streichelte mir über den Handrücken und gab mir die Wärme und Geborgenheit, die ich bei meiner Mutter in den letzten Jahren immer vermisst hatte.
 

Ich hasste es krank zu sein, war ich doch immer extrem sensibel und auch jetzt kullerten mir einige Tränen über die Wangen.

„Was hast du, Yutaka? Tut dir etwas weh? War die Suppe etwa zu scharf gewesen?“, fragte mich Noriko auch gleich besorgt, als sie meine Tränen sah und wischte sie mir mit ihrer Hand weg.

„Nein ... alles in ... Ordnung. Ich bin einfach ... nur glücklich ... bei euch zu sein.“, schluchze ich und sie nahm mich in den Arm, soweit wie es durch das Tablett möglich war.

„Wir sind doch auch froh, dass du bei uns bist. Gerade Miya ist so glücklich und auch so ausgeglichen seitdem und auch Kenji und ich haben dich in unser Herz geschlossen.“, redete sie sanft auf mich ein und streichelte mir über den Rücken, während ich die Suppe weiter auslöffelte.

„Du hättest dir aber nicht den ganzen Tag frei nehmen müssen. Nicht wegen mir, Noriko – san.“, sagte ich, schaute dabei ganz interessiert meine Suppe in der Schüssel an.

„Doch! Gerade wegen dir habe ich mir frei genommen und ich habe es gerne gemacht, würde es auch jeder Zeit wieder tun, schließlich bist du in der kurzen Zeit wie ein zweiter Sohn für uns geworden.“

Ich sah sie an und erblickte ein kleines, schüchternes Lächeln. Ihre Worte erwärmten mein mit Füßen getretenes Herz und machten mich in dem Moment so glücklich, dass ich ebenfalls leicht lächelte.

„Das ... das hast du schön gesagt.“

„Aber es ist doch die Wahrheit. Kenji versucht gerade das Sorgerecht für dich zu bekommen, wozu wir allerdings auch deine Zustimmung bräuchten, denn du kannst entscheiden, ob du bei uns bleiben möchtest oder wieder in ein Heim gehen willst. Ich nehme an, dass es dann auch in den Verhandlungen geklärt werden wird, ob du überhaupt bleiben darfst.“

Ich seufzte, warum war das alles so schwierig? Konnte ich nicht einfach hier bleiben ohne dieses Sorgerecht? Gut, es war damit vielleicht besser, aber es nervte mich.

„Ich würde mich sehr freuen, wenn du bei uns bleiben würdest, Yutaka. Du bist ein so liebenswerter, hilfsbereiter und hübscher junger Mann, dass ich dich gerne als zweiten Sohn haben würde. Kenji und ich wollten noch ein zweites Kind, aber ich wurde einfach nicht schwanger und irgendwann sind wir an einem Punkt angekommen, wo eine Schwangerschaft zu risikoreich gewesen wäre. Auch Miya wünschte sich die ganze Zeit ein Geschwisterchen, doch wir konnten ihm diesen Wunsch nicht erfüllen.“, erklärte sie mir und umarmte mich kurz. Wahrscheinlich sorgte Miya sich deshalb so um mich, weil er in mir einen Bruder sah. Einen Bruder, den er sich wünschte, aber nie hatte.

Während sie mir das alles erzählte, aß ich meine Suppe zu Ende und ich schaffte sogar alles. Ich legte mich wieder hin, spürte auch schon eine prüfende Hand auf meiner Stirn.

„Zum Glück ist dein Fieber etwas gesunken. Ich hatte richtige Angst um dich.“, sagte sie sanft und lächelte.
 

Die Tür öffnete sich erneut leise und Miyazakis Kopf lugte durch.

„Oh Yu ... du bist ja wach. Wie geht es dir?“, fragte er mich freudestrahlend und doch besorgt.

„Besser.“, antwortete ich und er sah erleichtert aus.

„Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt als du da einfach so zusammen geklappt bist. Ich hab mir solche Sorgen gemacht.“

„Tut mir leid, Miya.“

„Ich lass euch zwei dann mal alleine.“, sagte Noriko und verließ mit dem Tablett das Zimmer.

Miyazaki sah mich unschlüssig an, wusste wahrscheinlich nicht, was er sagen oder tun sollte. Ich glaubte, dass ich mich bei Miyazaki bedanken sollte für das, was er für mich tat, dass er für mich da war, dass er sich um mich sorgte und dass er mir half, wo er nur konnte.

„Magst du ... magst du dich zu mir legen?“, fragte ich leise und versuchte meine leichte Röte im Gesicht zu verbergen.

„Sehr gern.“, lächelte er mich an, zog sich eine Hose aus und krabbelte unter meine Bettdecke. Doch er war vorsichtig, traute sich nicht zu nah an mich heran, wahrscheinlich aus Angst, dass er mich daran erinnern würde oder dass er mich verletzen könnte.

Doch ich wollte mich bei ihm bedanken und somit kuschelte ich mich an ihn, lag mit meinem Kopf an seiner Brust und hörte sein Herz schlagen, welches schneller schlug als normal. Er legte seine Arme vorsichtig auf meinen Rücken und streichelte mich sanft. „Dein Herz schlägt so schnell.“, flüsterte ich, war es mir doch schon etwas peinlich, dass ich ihn darauf ansprach.

„Ist doch kein Wunder ... schließlich liegst du bei mir.“

„Oh ...“
 

Warum löste ich dann einen schnelleren Herzschlag bei ihm aus? Ich verstand es nicht ganz, merkte nur wie wir immer näher zusammenrückten, sodass kaum noch Luft zwischen uns war.

„Danke dir für deine Hilfe.“, flüsterte ich und sah ihn an, merkte wie er leicht rot wurde.

„Kein Problem. Mich freut es eher, dass ich dir helfen kann, auch wenn es nicht viel ist, was ich machen kann.“

„Sei einfach weiterhin für mich da, so wie bisher.“

„Das auf jeden Fall.“

Wir lagen noch eine ganze Weile im Bett, einfach nur aneinander gekuschelt und mich störte diese Nähe nicht einmal, im Gegenteil: ich empfand sie als sehr schön und ich fühlte mich so sicher dass ich sogar wieder einschlief.
 

„Hey Yu ... wach auf ... das Essen ist fertig.“

Sanft wurde ich mit diesen Worten geweckt. Miyazaki rüttelte vorsichtig an meiner Schulter, bis ich schließlich die Augen aufschlug und ich verschlafen anblickte.

„Schon wieder?!“, fragte ich ihn ungläubig, verspürte ich doch keinen Hunger und außerdem hatte ich doch gerade erst Suppe gegessen.

„Hai. Möchtest du unten mit essen oder soll ich unser Essen hoch holen?“

„Ich mag nicht aufstehen ...“

„Okay, dann hol ich es uns hoch.“, sagte er und verschwand auch augenblicklich aus dem Raum, kam nur kurze Zeit später mit einem Tablett wieder.

„Hier. Meine Mama hat dir wieder Suppe gemacht, weil sie meinte, dass sie dir heute Nachmittag geschmeckt hatte.“, sagte er und reichte mir meine Schüssel. Ich begann wieder diese Suppe zu schlürfen, schmeckte sie doch wirklich gut.

„Ruki ist auch ganz besorgt um dich. Er fragte mich, ob du auch eine MSN – Adresse hast und ich soll dir seine Addy geben.“

„Wie soll ich denn eine haben, wenn wir nicht mal einen Computer hatten?“, nuschelte ich.

„Oh ... wie gesagt, du kannst meinen mit benutzen, wenn du möchtest.“

„Danke.“, sagte ich und bekam einen Fingerschnipser gegen die Stirn.

„Wofür war das denn jetzt?“, fragte ich und rieb mir über die Stelle an meiner Stirn.

„Bedank dich nicht immer für alles. Ich mach das gerne, wirklich.“

„Okay.“ Er brachte mich immer wieder zum Lächeln und ich war verdammt froh, dass ich ihn kennen gelernt hatte.

„Weißt du Yu, ich bin froh, dass du wieder lachen kannst Ich habe mir echt Sorgen um dich gemacht und ich bin wirklich glücklich, dass du wieder andere Menschen an dich heran lässt. Damit meine ich Kouyou und auch mich. Okay, zu Kou hattest du sowieso ein anderes Verhältnis, aber mich hat das vorhin echt glücklich gemacht, als wir nebeneinander lagen und gekuschelt hatten.“, sagte er sanft zu mir und lächelte mich wieder einmal an.

„Mich auch und ich bin froh, dass ich dich und Kou, aber auch Ruki und Reita kennen gelernt habe.“

„Mir ergeht es da nicht anders und auch Ruki und Reita würden dich gerne besser kennen lernen.“

„Miya ... ich bin müde.“, quengelte ich schon fast, schließlich war ich noch immer krank.

„Dann mach deine Augen zu und erhol dich. Ich bleib bei dir.“ Sanft strich er über meine Stirn, bis ich eingeschlafen war, was aufgrund meiner Erkältung sehr schnell geschah.
 

“Den Rest brauche ich euch ja nicht zu erzählen. Schließlich haben wir ab dem Zeitpunkt unser Leben gemeinsam gelebt.“, sage ich und blicke meine Jungs an.

„Aber das ist schon echt krass, was du erlebt hast. Jetzt versteh ich auch manche Reaktionen von dir besser und warum du immer zu Uruha gehst, wenn dich etwas bedrückt ...“, schlussfolgert Ruki.

„Oder zu Miyavi.“, beendet Reita den Satz.

„Ja, das ist der Grund, weil die beiden mich einfach am Besten kennen.“

„Danke Kai, danke, dass du es uns erzählt hast und wir werden darauf achten, dass dir dein Vater nicht zu Nahe kommt. Dafür werden Rei und ich schon sorgen. Oder, Rei?“

„Worauf du dich verlassen kannst, Aoi.“, sagt er entschlossen und knackst seine Finger.

„Typisch, Rei.“, lächele ich.
 

Ja, ab dem Tag, an dem ich wieder gesund geworden war, haben wir uns immer öfters getroffen. Erst nur mit Ruki und Uruha, dann kam Reita noch hinzu und zum Schluss auch noch Aoi. Schnell waren wir sechs eine eingeschworene Clique geworden, die nebenbei gemeinsam Musik machten. Miyazaki komponierte eigene Stücke und probte sie mit uns. Oh ja, die Anfangszeit war schon schön gewesen, auch als wir bei der PSC gelandet waren.

„Lasst uns schlafen gehen. Immerhin war es heute ein anstrengender Tag gewesen.“, sage ich und schon erheben sich meine Jungs, wollen auf ihre Zimmer gehen.

„Uru ... Kouyou ... bleibst du bei mir?“, frage ich ihn schüchtern, doch Aoi stimmt dem nur zu. Als Leader habe ich fast immer ein Einzelzimmer, was meistens von Vorteil ist, aber heute brauche ich jemanden, an den ich mich rankuscheln kann.

„Kein Problem, Yu. Ich bleibe gerne bei dir.“, lächelt er mich wieder sanft an, so wie er es immer seit sieben Jahren macht.

„Och man, da muss ich heute Nacht wohl auf den großartigen Sex mit dir verzichten.“, sagt Aoi theatralisch an Uruha gewandt, was uns schmunzeln lässt.

„Dafür bekommst du morgen auch zwei Runden.“, grinst dieser nur viel versprechend, was Aoi zufrieden stellt.

„Ich geh dann schon mal ins Bad. Bis Morgen, Jungs.“, verabschiede ich mich von ihnen, umarme jeden Einzelnen. Die Tür fällt ins Schloss und Kouyou betritt ebenfalls das Badezimmer.

„Ich bin froh, dass du uns heute alles erzählt hast.“

Lässig lehnt er an der Wand und lächelt mich an.

„Ja, darüber bin ich auch froh. Aber, sag mal ... was genau läuft da zwischen dir und Aoi? Ich meine, es ist ja kein Geheimnis mehr, dass ihr Sex habt, aber ... ist da noch mehr?“, frage ich ihn, interessiert es mich doch einfach, was zwischen den Beiden ist. Sie steigen schon seit Ewigkeiten miteinander ins Bett, eigentlich kurz nachdem sie sich damals kennen gelernt hatten.

„Nun ja ... wie soll ich sagen ... von meiner Seite ist da schon mehr, aber ... wir haben noch nie wirklich darüber gesprochen.“ Verlegen kratzt er sich am Hinterkopf und irgendwie sieht das den Beiden ähnlich.

Wir verlassen das Badezimmer, nachdem wir Zähne geputzt haben, und legen uns in mein Hotelbett. Sofort kuschle ich mich an seine Brust, genieße nach wie vor die Wärme, die er ausstrahlt.

Genießerisch seufze ich auf, als er einen Arm um mich legt und beginnt über meinen Rücken zu streicheln.

„Was ist mit dir und Miyavi?“, fragt er mich leise.

„Was soll da sein?“

„Yu ... dir kannst du vielleicht etwas vormachen, aber mir nicht. Ich weiß, dass du mehr für ihn empfindest, nur hast du Angst diese Gefühle zuzulassen. Du hast Angst enttäuscht oder verletzt zu werden, aber wenn du es nicht ausprobierst, kannst du auch nicht wissen, was dir entgeht. Weißt du, ich bin so froh, dass ich Aoi habe, denn er ist so lieb und zärtlich zu mir und er gibt mir das Gefühl etwas Besonderes zu sein. Ich liebe es, wenn wir miteinander schlafen, weil das so ein unsagbar schönes Gefühl der Nähe und des Vertrauens ist. Und ich glaube, nein, ich weiß, dass Miyavi genauso sanft und zärtlich zu dir sein würde, einfach aus dem Grund, weil er dich schon seit vier Jahren liebt.“
 

Schweigend höre ich Kouyou zu, wohl wissend, dass er mit seinen Worten Recht hat. Ich habe Angst von Miyavi enttäuscht zu werden, aber ich habe auch Angst, dass unsere Freundschaft daran zerbricht.

„Woher weißt du das?“, frage ich ihn, denn sein letzter Satz stimmt mich schon nachdenklich. Miyavi hatte nie eine Andeutung gemacht, dass er Gefühle für mich hat, stattdessen war er für mich da, hat mich in den Arm genommen oder die Distanz gehalten, wenn ich keine Nähe ertragen konnte.

„Er hat es mir damals gesagt und mich öfters um Rat gebeten wie er sich dir gegenüber verhalten soll.“

„Das ... das wusste ich nicht.“

„Eben und schließlich war das ja auch der Sinn und Zweck der Sache. Du solltest dich nicht bedrängt vorkommen oder sogar eingeengt fühlen, denn das war das Letzte, was Miyavi wollte und auch will.“

„Und ... warum sagst du es dann mir?“

„Weil Miyavi langsam daran zerbricht. Er will dir nah sein, aber er hat Angst dich zu verschrecken und dich dadurch für immer zu verlieren. Ich weiß, dass vor kurzem etwas zwischen euch gelaufen ist und das belastet ihn, weil er nicht weiß, woran er bei dir ist.“

„Wir haben nicht miteinander geschlafen.“, stell ich erst einmal klar, schließlich will ich nicht, dass Kouyou etwas Falsches von mir denkt.

„Ich weiß, aber darum geht es mir auch gar nicht. Schließlich will ich gar nicht wissen, was du wann mit wem gemacht hast, aber ich möchte dich und Miyavi endlich richtig glücklich sehen und das funktioniert nur, wenn ihr euch gegenseitig öffnet. Sag ihm doch endlich, was du für ihn empfindest, denn er wird dich nicht abweisen. Glaube mir.“

„Hmm.“ Mehr erwidere ich nicht darauf, muss seine Worte erst einmal sacken lassen.

„So und nun lass uns schlafen. Ich bin auch ziemlich müde.“

Er haucht mir noch einen Kuss auf meinem Haarschopf und schließt seine Augen.
 

Kurze Zeit später atmet er bereits ziemlich gleichmäßig und ich schließe ebenfalls meine Augen, befinde mich kurze Zeit später ebenfalls im Land der Träume.

.:12:.

Es vergeht noch einige Zeit bis die Endorphine und das Adrenalin unserer Tour abgeklungen ist.

Ich sitze im Wohnzimmer und trinke genüsslich einen Tee, welchen ich mir vorher zubereitet habe.

„Was ist denn los mit dir, Yu? Seit eurem Tourende bist du so in Gedanken versunken...“

Ich sehe Miyazaki an, dass er endlich meine Gedanken, die mich seitdem beschäftigen, wissen möchte. Lange habe ich über die Worte von Kouyou nachgedacht und ich bin in der Tat sehr gern in Miyavis Nähe. Er ist bis jetzt immer für mich da gewesen und ich weiß, dass er es auch weiterhin sein wird. Deswegen möchte er auch wissen, was mich seit dem Tourende bedrückt, weil er für mich da sein und mir helfen möchte.
 

„Ich habe ihn wieder gesehen ...“, flüstere ich, ohne dass Miyavi sich einen Reim daraus machen kann, wer eigentlich gemeint ist. Ich drehe meinen Kopf zu ihm und sehe in sein verwirrtes Gesicht, nicht wissend ob er weiter fragen soll oder nicht.

„Ich meine meinen Vater.“ Seine Gesichtszüge entgleisen, doch dann wird sein Ausdruck wütend.

„Was hat das Schwein gemacht?!“

„Nichts. Er war im Publikum und ich habe ihn auch erst am Schluss entdeckt ... allerdings bin ich danach in der Kabine weinend zusammengebrochen ...“

„Verständlich.“

„Ich habe den Jungs dann alles erzählt. Alles, von Anfang an. Von meinem Fieber damals, wie ich wieder gesund wurde und wie wir uns so nach und nach alle kennen gelernt hatten.“

„Oh ... das dauerte bestimmt die ganze Nacht.“

„Ja, dass dauerte es, aber es tat gut es ihnen endlich zu erzählen, auch wenn ich dabei wieder einmal sehr viel geheult habe, aber es ist eine unglaubliche Last von mir gefallen.“

„Das glaube ich dir, Yu.“, sagt er und nimmt mich in den Arm, streichelt mir beruhigend über meinen Rücken.

„Und dann hat Kouyou mir was erzählt ... von dir.“

Seine Bewegungen stoppen und er schaut mich überrascht und verwirrt zugleich an.

„So? Was ... was hat er denn gesagt?“

„Nun ja ... dass du ... dass du ... Gefühle ... und so ...“, stottere ich und er beginnt mich wieder zu streicheln.

„Ja, das stimmt. Ich hatte zwar gehofft, dass du es nicht mitbekommen würdest, aber seit letztens ... seit der einen Nacht zwischen uns ...es fällt mir immer schwerer mich zu beherrschen.“, gesteht er, doch ich schau ihn an, lege eine Hand an seine Wange, wo er sich auch sofort entgegen schmiegt.

„Dann ... dann tu’s doch nicht.“, hauche ich und versiegle meine Lippen mit seinen.
 

Ich bin froh, dass er die ganze Zeit für mich da war und mich beschützt hat. Jetzt ist es an der Zeit mich bei ihm dafür zu bedanken und was ist da besser, als ihn und sein Herz glücklich zu machen?! Und nicht nur seins, auch ich kann mit ihm glücklich werden, dass weiß ich, denn alleine schon, wenn er bei mir ist, geht es mir sehr gut. Ich würde am liebsten nur in seinen Armen liegen, ihn berühren und ihm einfach nur nah sein. Das kann ich jetzt.

„Ich liebe dich, Yu.“, sagt Miyavi leise und mit einem sichtlich roten Kopf.

„Ich ... dich auch ... denke ich.“, nuschele ich leise, weiß ich doch noch nicht so Recht, ob die Gefühle, die ich fühle, wirklich Liebe sind.
 

So, das war’s und ich muss sagen, dass ich schon ein wenig traurig bin, denn es hat mir sehr viel Freude bereitet diese FF zu schreiben.
 

Ich möchte mich aber auch bedanken:

Danke an meine Betaleser Ruki_ (vom Prolog bis zum Kapitel vier), Bara-sama (vom Kapitel fünf bis zum Kapitel sieben) und life_is_melody (vom achten Kapitel bis zum Schluss)! Danke euch, dass ihr meine Tippfehler und inhaltlichen Sachen korrigiert habt!!!
 

Danke auch an meine treuen Kommischreiber, die sich die Zeit genommen haben, jedes Mal eine kleine Meinung da zu lassen, das motiviert unheimlich!!!
 

Wenn ich es noch schaffe, gibt es in drei Wochen die erste Sidestory, ich hoffe ihr seid dann auch mit dabei ^^
 

Danke!!!

Amy



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Von: abgemeldet
2011-02-15T15:40:08+00:00 15.02.2011 16:40
Ich habe die ganze FF mal am Stück durchgelesen und musste einige male echt mit den Tränen Kämpfen ._.
Das ist so unglaublich traurig.. aber ich bin echt froh, dass letztendlich alles gut geworden ist, dass Kai das alles meistern konnte, zusammen mit Miyavi und Uruha :)

LG!!
Yuka
Von:  Len_Kagamine_
2010-04-05T05:36:21+00:00 05.04.2010 07:36
soo habe es englich geachaft sie zu lessen *smile*
und ic kann stolz auf mich sein denn ich habe sie an einem sück druch gellessen *smile*
und ich muss sagen ich habe an sehr vielen stellen weinen müssen weil Kai und Uruha so eine trurige vergangen heit haben *snif*
aber ich binz froh das sie so gtute freunde gefunden aben und sich alles noch zum guten gewändet hatt *smile*
voralem ist das heftig wie off kai das pech hatte und das immer wieder pasiert ist war bei ihm ja viel öffters als bei Uruha *smile*
und ic fand es auch immer gut das Miyavi das er immer Kai zeit gegeben hatt die er brauchte *smile*
am libsten häte ich gerne denn fater umgebracht und die alte vom heim auch schade das die nicht igrent wie gestorben sind denn die hten das verdint *grinz*
und Uruha und Aoi sind auch welche wa schlafen miteinander aber wiesen nicht ob sie zusammen sind XXDDDDDDD
ich finde auch deine schreib art voll geil *smiel*
ich habe mich in die ff verlibt *_____*
und mach ja so weiter und wenn dueine neue ff von teh gazette machst dann sage mir unbedingt bescheid *smile*
denn das würde mich sehr freuen *smile*
und amch ja wieter so und was ich noch sagen wollte ist sorry das ich doch nur ein kommi gemacht war aber zu seh im bangezogen *smile*
ich konnte mich acu voll gut in die FF reinversetzen
ich mache jetzt auch scluss und ich hoffe das es nicht schlimm ist das ich doch nicht mehrer kommis gemacht habe wie ich wollte
Dat Nessy
Von: abgemeldet
2010-03-05T20:11:52+00:00 05.03.2010 21:11
Wow, ich habe mir nun die restlichen Kapitel durchgelesen und muss sagen, dass deine FF wirklich grandios ist! ^____^

Dennoch stellt sich mir nun die Frage, mit welcher Absicht sein Vater beim Tour Finale war.
Von: abgemeldet
2010-01-02T22:50:20+00:00 02.01.2010 23:50
Das Ende...
*sprachlos ist*
ich frag mich jetzt halt, wenn der Vater im Publikum war... wie hat er geschaut.. beziehungsweise... MIT WELCHER ABSICHT? O_O *in unnötige Panik gerat*
Deine FF hat es mir wirklich angetan. Selten hab ich so mitgelitten wie hier... im Ernst jetzt u.u
Ich wünsch hier einfachn ur noch den beiden das beste :D

Liebe Grüße also xD
Von: abgemeldet
2010-01-02T20:36:42+00:00 02.01.2010 21:36
Na fein
jetzt heule ich TT-TT und zwar richtig
das is mir noch nie passiert.
Super, ehrlich ...
(hab das mal bei Fanfiktion.de gefunden und dachte so: hö? abgeschlossen? muss ich lesen <.<) das wird sogar mir langsam zu viel.. aber ich hab den drang, weiterzulesen..
das ist echt grausam ö_ö so viel Mitleid hab ich noch nie in einer FF gefunden...
naja... ich lese dann mal weiter..

Liebe Grüße also xD
Von:  LadyKisu
2009-11-18T17:46:12+00:00 18.11.2009 18:46
wirklich schöne ff ich hab richtig mit kai mitgelitten und hätte in gerne selbs geknuddelt :)
du hast wirklich ein richtig schönes ende geschrieben ^^

Von: abgemeldet
2009-10-23T20:16:13+00:00 23.10.2009 22:16
oh mei ~
ich habs echt nicht getan tut mir total leid X_X *sich hau*
aber ich liebe die ff ^^ ich mag das pairing (nicht SO sehr wie aoixkai aber es ist die zweite wahl xD) und du hast nen tollen schreibstil *_*
außerdem mag ich reita und ruki aber ich glaube das weißt du mittlerweile.

woah jetzt fällt mir schon nichts mehr ein T_T noch irgenwelche fragen? in mein gb ok?

*knuffel*

hina
Von:  Mikailar-chan
2009-10-04T15:10:29+00:00 04.10.2009 17:10
sooo nun mach ich ein Kommi
*Händchen reib*
*knuddel*
ich bin voll begeistert
auch wen ich zwischenzeitlich etwas verwirrt wahr
aber das hat sich dan im laufe der geschichte ja geklärt
*weiß auch nicht mehr so recht was mich verwirrt hat*

naja das war dann alles was ich zu sagen hatte
Von: abgemeldet
2009-09-07T20:59:55+00:00 07.09.2009 22:59
Ein total schönes Ende*seufz*
Hab die ganze FF gelesen und fand sie wirklich toll, deine Art zu schreiben ist toll *___*
Ich finde es aufjedenfall toll dass die beiden nun zueinander gefunden haben..endlich^^
Freu mich schon auf eine nächste FF^^
Von:  Leader
2009-06-30T12:04:05+00:00 30.06.2009 14:04
So hab ja gesagt,dass ich dir mal kommis schreibe x3
ich fand die ff voll toll
kai tat ziemlich leid >.> genauso wie uru natürlich
das ende gefällt mir voll!
das war so...hach schöööööön x3
kai <3
hast die gefühle aber auch seehr schön dargetsellt
weiter so x3


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