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Revolution

von

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Vorwort & Teaser

Titel: Revolution

von Julian „Jim“ Fehn

Länge: --- Worte

Genre: [Epik] Abenteuer, Action
 

Vorwort:

Das ist nun das zweite Mal das ich mich an einem Remake dieser alten Story versuche. Damals war sie mehr als Parodie auf eine Community in der ich aktiv war – kurz genannte AnF – gewesen. Der harte Kern der Community fand seinen Weg in die Story, jeder mit besonderen Fähigkeiten etc. Doch das Ding geriert, nicht zuletzt auch weil ich damals einfach nicht die entsprechende Schreiberfahrung hatte, denkbar platt. Es war simple Action mit nur wenig Tiefgang, aber nach wie vor finde ich die Umsetzung der Charaktere und des Grundplots ne coole Sache. Natürlich steckte auch nicht zuletzt sehr viel Herzblut in der Story. Anders als damals werde ich die Charaktere selbst beibehalten, sie aber wirklich nur noch ganz lose auf den Ursprungsversionen basieren lassen. Ich möchte hiermit nur zum Ausdruck bringen das die Charaktere so gut wie nichts mehr mit dem Mitgliedern der AnF Community gemein haben und das sie als eigenständige Charaktere, und nicht mehr als gewisse Abziehbilder der Realvorlagen, zu sehen sind.

Übrigens sind die absichtlich auf Englisch gehalten. Ich MAG englische Titel, ich MAG ebenfalls meine englischen Teaser...
 

Teaser I

~G: „We want to... change the world.“

M: „Change the world?“

G: „We are unsatisfied with the world in it's current state and decided to do something.

We can do something. We can CHANGE something! So... are you with us?“

[A simple plan...]

G: „YOU are the members of the elite. YOU are the best that exist...

and now it's getting serious.“

[A good intention...]

E: „You want to CONTROL the world?! Are you mad?“

G: „You will see what we are soon enough. Too bad you made your choice

already before hearing me out.“

E: „Why should we listen to you? You're insane!“

G: „And you just bought your death sentence.“

[... turns into war.]

J: „Funny... I always thought war would be dirtier...“

S: „I won’t let the monster inside of me take over… never..“

K: „I have no wrath against you humans, but if you won't retreat I fear

I have to kill you.“

E: „They started the war... all that remains is to choose the

place to take their final stand...“

[Fights will be fought...]

L: „We will have a full scale attack on our hands once they located us!“

[Lifes will end...]

A: „Don't you DARE to die on me here now you bastard!“

[Bonds will be made...]

K: „Living...?“

J: „I’m sorry.“

[And a war...]

G: „Give it your best shot.“

E: „Don't worry – we will.“

[... will be won.]

~The Revolution...~

G: „History was never written by those who were victorious...

it is written by those who SURVIVE!“

~... will come 2008~
 

Teaser II

~J: „This is a war. We are soldiers. So let’s do what we get paid to do!” -BOOM-

[Revolutions alaways had their toll.]

G: „We are unsatisfied with the world in it's current state. We want to change it.”

E: „You’re MAD.“

G: „You will see what we are soon enough.“

[And ever since, the Revolutions TOOK their toll.]

L: „This could get really messy.“

A: „So what?“

[Blood]

L: „We will have a full scale attack on our hands if they ever find us.“

S: „The whole world will be after our asses.“

[Cities]

G: „This sword burned the flesh from my hand, but I think you could put it to well use.“

[Freedom]

L: „No one ever cheated upon you, huh?“

A: „The whole world cheated on me.“

[Now it’s time for another Revolution]

S: „I never killed a single person until now.“

J: „I always thought war would be dirtier.“

[And the toll it demands...]

G: „This could be our last battle. Let us make them never forget it. Let us make them remember this day for all time.“

J: „Yes Mistress!“

[... will be higher then ever before.]

A: „Don’t you dare to die on me here you bastard!“

L: „Get down!“

S: „That’s a MONSTER!“

J: „You are the same kind of monster as I am. No... not exactly.“

D: „You still can pull out of this.“

G: „No... it’s far too late.“

~The Revolution~

G: „History was never written by those who were victorious...

it is written by those who SURVIVE!“

~... will come 2008~

Recruit 3 - Line

Die Sonne schien mit aller Kraft und Line wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn, welches sie wieder in der Tasche ihrer dunkelblauen Hose verschwinden lies. Dann setzte sie wieder ihr Fernglas an. Sie konnte die Meute schon sehen. Grob geschätzt zweihundert Menschen. Wütende, aufgebrachte und gewaltbereite Menschen. Nach Lines Auffassung hatten sie das Recht wütend zu sein. Der Staat, oder genauer gesagt das Staatsoberhaupt, war kein Mensch unter dem man gerne leben wollte und er regierte seinen Staat so totalitär, wie es nur ging. Redefreiheit gab es nicht, Zensur in Bezug auf gewisse Dinge war an der Tagesordnung. Diese Menschen jedoch hatte es geschafft sich zu organisieren und hatten den Mut gefunden, ihre Stimme zu erheben. Sie waren gemeinsam auf die Straße gegangen mit selbstgemachten Schildern und riefen nach nichts mehr, als nach ein wenig Freiheit. Dennoch waren sie bereits tot. Um ihren Hals lag eine Schlinge die sich schon zugezogen hatte, sie wusste es bloß noch nicht.
 

„Sperre 1 vorbereiten, over.“, sprache sie in ihr Funkgerät.
 

„Sperre 1 ist bereit, over.“, antwortete eine männliche Stimme krächzend.
 

Wenn man es genau nahm war Line diejenige, die ihnen den Boden unter den Füßen wegziehen würde, wenn der Moment gekommen war. Manche, viele, würden sie als Mörderin bezeichnen – Line jedoch selbst, sah das Ganze realistischer. Wenn sie diese Operation nicht führen würde, würde es jemand anders tun. Sie nutzte nur ihre Gelegenheit am Leben zu bleiben, denn in ihrer Branche konnte man es sich einfach nicht erlauben einen potentiellen Langzeitkunden zu verärgern. Natürlich konnte sie es sich aber erlauben wählerisch zu sein. Sie war die Beste in dem was sie tat. Ihrem strategischen Geschick hatte kaum jemand etwas entgegenzusetzen und diese Sache hier, ein paar Demonstranten einfangen, war nichts weiter als ein Kinderspiel für sie. Einen wütenden aber unbewaffneten Mob in Schach zu halten... selbst ein Anfänger könnte das. Noch dazu liefen sie geradewegs wie Rindviecher zur Schlachtbank. Jede Person mit ein wenig gesundem Menschenverstand hätte bei der ersten Kreuzung, bei der zwei von vier wegen blockiert waren, bemerkt das sie in eine bestimmte Richtung gelenkt wurden... dass sie irgendwohin gehen SOLLTEN, und hätte die Sache auf sich beruhen lassen. Aber stattdessen gingen sie weiter. Sie liefen ihrem Verderben direkt in die Arme.
 

„Sperre 1, over!“, gab Line den Befehl in ihr Funkgerät.
 

Kaum da war der letzte Demonstrant über die Markierung der Kreuzung getreten, schossen drei Meter hohe Stahlzacken aus dem Boden und summten leise, so stark war die elektrische Ladung die durch sie hindurchfloss. Sichtlich erschrocken blieben sie stehen.
 

„Einheit 1, vorgehen wie geplant, over.“, fuhr Line fort.
 

Ein Mann, ein einzelner Mann, gekleidet in die typische Aufruhrausrüstung der Polizei dieses Landes, trat auf die Straße, gute fünfzig Meter vor ihnen. Entgeistert starrten sie ihn an und wussten scheinbar nicht so recht, was sie davon halten sollten. Aber so dumm zu glauben das sich ihnen bloß ein einziger Mann entgegenstellen würde, konnten selbst sie nicht sein – da war sich Line sicher.
 

Der Polizist holte mit seinem Schlagstock aus und schlug gegen seinen Plastikschild. Das Geräusch das dabei entstand war jedoch so laut, dass die Masse zusammenzuckte und selbst Line, obwohl darauf vorbereitet, lief es bei dem Geräusch von mehreren hundert Knüppeln die auf ihr Schild schlugen eiskalt den Rücken herunter. Spätestens jetzt mussten sie wissen, dass der Polizist nicht allein war und das sich unzählige seiner Kollegen, genauso ausgestattet wie er, in den Häusern verbargen die links und rechts die Straße säumten.
 

„Sperre 2, over.“
 

Genau wie die erste Barrikade, schossen nun die Dornen unmittelbar hinter dem Polizisten aus dem Boden hervor. Line hatte extra darauf bestanden sie unter dem Asphalt zu tarnen sodass sie nicht von vorn herein sichtbar waren. Der Überraschungseffekt war nicht zu unterschätzten und wie sehr die Überraschung den Mob schon verunsichert hatte, war deutlich zu erkennen.
 

Erneut schlug der Polizist auf seinen Schild und das Geräusch hallte hundertfach wieder. Neben der Überraschung war die Einschüchterung ein weiterer Faktor der überaus wichtig war, wenn es darum ging eine große Gruppe von Menschen unter Kontrolle zu bringen.
 

„Einheit 2, vorgehen wie geplant, over.“
 

Drei Scheiben, zwei auf der linken und eine auf der rechten Seite der Straße, barsten und nahezu zeitgleich flogen mit Dornen bestückten Granaten auf die Straße. Sie blieben, durch die Dornen, in der Straße fest stecken und nach wenigen Augenblicken begannen sie das Tränengas zu verströmen. Nun gerieten die Demonstranten in Panik, aber sie wussten das ein Kontakt mit der Barriere augenblicklich töten würde. Und so taten sie das, was alle aufgeschreckten Tiere taten, wenn man sie in die Enge trieb – sie flohen panisch nach vorn.
 

„Einheit 3, vorgehen wie geplant, over.“
 

Die Türen der Häuser, welche sich im abgesperrten Bereich befanden, wurden nahezu synchron aufgetreten und wie Wasser strömten die Einheiten auf die Straße, wo sie sich sogleich daran machten den Aufstand niederzuknüppeln. Sie zeigten keine Gnade und störten sich nicht daran ob es Jugendliche, Alte oder Frauen waren. Alles was stand wurde mit dem Schlagstock zu Boden gebracht und alles was am Boden lag, wurde mit Fußtritten außer Gefecht gesetzt. Line rümpfte die Nase. Es war ein widerliches Schauspiel. Der Asphalt färbte sich an zunehmend mehr Stellen tiefrot, getränkt von Blut und Tränen.
 

Plötzlich lies sie ein leises Klatschen hinter ihr herumfahren. Eine Frau stand dort, lehnte an der Tür zum Treppen haus und applaudierte mit ihren behandschuhten Händen. Ein paar Strähnen ihrer braun gelockten, schulterlangen Haare hingen ihr ins Gesicht, doch die Brille mit den kleinen, kreisrunden Gläsern war gut zu erkennen. Der lange, schwarze Mantel wehte ein wenig Wind.
 

„Wer zum Teufel sind sie?“, wollte Line wissen, „Und wie sind sie hier rauf gekommen?“
 

„Wenn ich mich vorstellen darf Frau K., mein Name ist Gabriele. Und aufgrund ihrer formidablen taktischen Fähigkeiten, würde ich sie gerne anwerben.“
 

„Ach...?“ Line zog beinahe amüsiert eine Augenbraue in die Höhe, „Wie viel zahlen sie, wie lange soll der Job dauern und über welchen Aktionsrahmen reden wir?“
 

„So viel sie wollen, bis ans Ende ihres Lebens und wir reden von internationaler Ebene.“
 

Kurz schwieg Line, lediglich die Geräusche des Aufruhrs unten waren zu hören, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrach.
 

„Ein sehr guter Scherz, wirklich.“
 

„Ich scherze nicht.“, antwortete die Ältere der Beiden, „Ich bin im Begriff für meine Organisation eine Armee aufzubauen und an ihren taktischen Fähigkeiten liegt mir viel... sehr viel.“
 

„Also soll ich ihre Privatarmee leiten?“
 

„Exakt. Es gibt niemanden der besser ist als sie, darum habe ich sie ausgesucht. Der Vertrag gilt bis zum Ende der Organisation oder ihres Lebens.“
 

„... und was springt für mich dabei raus, wenn ich quasi mein Leben verpflichte.“
 

„Nun...“ Gabriele grinste. „Was wollen sie?“
 

Line sah über die Schulter, hinab auf die Straße. Die Demonstration war beinahe niedergeschlagen, doch ein paar Leute wehrten sich immer noch verbittert. Ein Großteil der Polizisten war jedoch dazu übergangen die bereits am Boden liegenden Menschen noch übler zusammen zu schlagen.
 

„Den Kopf des Staatsoberhauptes auf einem Spieß.“, seufzte Line ein wenig deprimierend.
 

„Wenn das alles ist wären sie ein ziemliches Schnäppchen.“, gluckste Gabriele, „Was ich ihnen bieten könnte wären nahezu endlose Mittel für Waffenforschung. Wie mir zu Ohren gekommen ist würden sie gerne ihren Plan einer Railgun verwirklichen.“
 

Entgeistert sah Line sie an. Nur eine Hand voll Leute wussten überhaupt davon das sie sich für Waffenforschung interessierte, noch weniger wussten von ihren Plänen einer Railgun.
 

„Was wissen sie über mich?“, wollte Line wissen.
 

„Alles was wichtig ist.“ Gabriele räusperte sich. „Hören sie, ich will sie nicht drängen, aber meine Zeit ist wirklich knapp bemessen. Was halten sie davon: sie kommen mit und schauen sich an was ich zu bieten habe. Wenn es ihnen nicht gefällt gehen sie wieder. Ich habe kein Interesse daran sie zu irgendetwas zu zwingen, sie müssen freiwillig mit mir zusammenarbeiten wollen – andernfalls hätte es keinen Sinn.“
 

„Wer garantiert mir das ich nicht mit einer Kugel im Kopf ende, falls ich nicht zustimme?“
 

„Niemand. Aber ich ziehe keinen Vorteil daraus sie umzubringen. Wenn sie jedoch etwas an dieser Welt ändern wollen...“ Während sie sprach trat Gabriele neben sie und deutete auf die Straße unten, wo der Aufstand, falls man ihn denn so nennen wollte, endgültig niedergeschlagen war und die Polizisten nur noch damit beschäftigt waren, die Leute zu fesseln, zu knebeln oder sie in Säcke zu stecken, wenn es denn nötig war. „... dann folgen sie mir, denn genau das ist unser Ziel.“

Recruit 4 & 5 - Alex & Sandra

„Uuuuuuund damit ist Mad Dog aus dem Rennen!“, rief der Moderator enthausiastisch ins Mikrofon, während zwei Männer einen stark blutenden, regungslosen Körper aus dem ein paar Quadratmeter fassenden Käfig schleiften.
 

Die Menge tobte und jubelte und der Mann der noch im Käfig stand, relativ ungerührt, machte kleine Lockerungsübungen. Er knackste mit seinen Gelenken, lies die Schultern ein Kreisen, zog seine fingerlosen, schwarzen Stoffhandschuhe fest – auch wenn niemand darauf Acht gab.
 

„Wer traut sich als nächstes in den Käfig? „Yakuza“ hat sie ALLE geschlagen! Gibt es denn niemanden der es glaubt mit ihm aufnehmen zu können?! Die Wetten stehen 12 zu 1!“
 

Schweigend schritt eine Frau die wenigen Treppen hinauf und betrat den Käfig. Sowohl das ärmellose Oberteil als auch die Hose aus schwarzem Leder betonten ihre weiblichen Rundungen, aber nicht so das es übertrieben oder billig wirkte. Nein, ihr Ausdruck war viel zu selbstsicher dafür das sie eine „Tussi“ war. Bisher hatte der Mann, der sich selbst den Spitznamen „Yakuza“ gegeben hatte, nur sehr selten gegen Frauen gekämpft. Doch das hieß nicht das er ihnen gegenüber Gnade walten lies. Sie waren seine Gegner so wie jeder andere auch der in diesen Käfig trat.
 

„Ohhhhhhhhh... eine namenlose Femme Fatale!“ Die Zuschauer begannen zu toben und sofort wurden wieder Wetten abgegeben.
 

Der Kämpfer musterte seine neue Gegnerin und grinste schmal. Irgendwie war es erfrischend mal gegen eine Frau zu kämpfen. Natürlich war es ihm im Grunde egal, denn solange er siegte verdiente er sein Geld und solange er am Ende ein Bündel Scheine in der Tasche hatte, interessierte ihn der Rest nur wenig.
 

„Die Wetten sind abgeschlossen! Lasst den Kampf beginnen!“
 

Die Tür zum Kampf wurde geschlossen, doch die Frau stand nur regungslos dar und sah den Kämpfer mit eiskalter Miene an.
 

„Hm... kein Fan von 'Ladies first', huh?“, erkundigte er sich und grinste, dann werde ich den ersten Schritt machen.
 

Er schoss nach vorn und lies die Faust auf den Schädel der jungen Frau zurasen, doch Diese fing die Faust, erstaunlicherweise ohne sichtbare Mühe, mit zwei Fingern ab. Die Finger setzten genau zwischen den Knöcheln von Zeige- und Mittelfinger an. Für ein paar Sekunden verharrte er so, dann fiel sein Arm schlaff wieder nach unten. Erstaunt sah er seinen Arm an, welcher nun wie abgestorben hinabbaumelte.
 

„Was zum...?“, brachte er bloß erstaunt raus.
 

Anstatt aber viel Zeit zu verschwenden versuchte er einen Haken bei seiner Opponentin zu landen, welcher jedoch genauso abgeblockt wurde wie der Erste. Und genau wie der rechte Arm sank nun auch der Linke einfach nur schlaff nach unten.
 

„Verdammt noch...“
 

Doch bevor er irgendwie hätte reagieren können, hatte sie ihm Zeige- und Mittelfinger sanft auf die Stirn gesetzt, einen Fuß hinter seinen Fersen platziert und ihn zu Boden geworfen. Er schlug hart auf dem Boden auf, doch als er sich wieder aufrappeln wollte zuckten seine Gliedmaßen nur unkontrolliert.
 

„Ich habe die Nerven die für deine Koordination verantwortlich sind durcheinander gebracht.“, erklärte die junge Frau und ging vor seinem Kopf in die Hocke, „Gib auf. Du wirst für ein paar Stunden nicht in der Lage sein dich normal zu bewegen, wenn ich es nicht wieder richte.“
 

„Ach ja...?“
 

Seine Faust traf sie seitlich gegen den Schädel und riss sie von den Füßen. Wie von einer Panzerfaust getroffen wurde sie durch den Käfig geschleudert, schlug gegen das Gitter und fiel zu Boden wie eine tote Fliege. Etwas zittrig und ungeschickt brachte er sich auf die Knie und seiner Gegnerin ging es nicht besser. Der Schlag hatte sie sichtlich mitgenommen, denn sie spie ein wenig Blut auf den Ringboden und schnaufte schwer.
 

„Ich weiß nicht was das für ein verfluchter Trick war...“, knurrte Yakuza, „Aber es ist ganz schön mies.“
 

Etwas ungestüm nahm er Anlauf und verpasste der am Boden liegenden Frau einen Tritt in die Rippen, welcher sie ein weiteres Mal quer durch den ganzen Ring gegen eine Käfigwand schleuderte.
 

„Gottverflucht...“, zischte sie und richtete sich, dieses Mal schneller als zuvor, wieder auf, „So schnell hat es noch nie jemand geschafft die Kontrolle zurück zu gewinnen.“
 

„Ich bin noch fernab von 'Kontrolle'... sei lieber froh das ich nicht volle Kraft benutze!“
 

Erneut schlug er nach ihr, doch dieses Mal schaffte sie es knapp auszuweichen. Sie ging ein Stück in die Knie und die Faust traf auf die Käfigwand hinter ihr. Flink begab sie sich wieder nach oben, denn sie wusste sie hatte nur wenige Augenblicke Zeit, bevor ihr Gegner zu einem weiteren Schlag ansetzen würde. Ihre Linke legte sie um das Handgelenk seines ausgestreckten Arms, während sie Zeige- und Mittelfinger seitlich gegen den Arm drückte.
 

Seine Augen weiteten sich, ein schlagartiger, stechender Schmerz durchzuckte ihren Arm und etwas unterhalb seines Ellbogens platzte ein Stück Haut auf und eine kleine Blutfontäne schoss hervor, so als ob irgendetwas gerade durch seinen Arm geschossen war. Nach wenigen Sekunden war die Fontäne nicht mehr zu sehen, dennoch blutete die Wunde weiter.
 

„Ugh...“ Er nahm wie von alleine ein paar Schritte Abstand nach hinten.
 

„Gib auf... oder ich werde bald anfangen eine Hauptschlagader zu punktieren. Dann bist du binnen weniger Minuten verblutet wie ein Schwein.“
 

Erneut musste sie husten, wobei sie auch wieder ein bisschen Blut ausspuckte. Ihn jedoch interessierte das nicht. Leicht zitternd besah er sich das Stück aufgerissene Haut. Die Wunde war nicht all zu tief, soviel konnte er feststellen. Aber dennoch konnte er sich keinen Reim darauf machen, wie sie entstanden war. Sie hatte ihm bloß die Finger auf den Arm gesetzt, sie hatte ihn nicht mal besonders fest getroffen. Und was sie mit seinen Armen und Beinen angestellt hatte, dass er sich nicht mehr normal bewegen konnte. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen das es sich um Magie handeln würde. Doch er wusste das es keine Magie gab, nicht wirklich. Hinter jedem Zaubertrick steckte eine logische Erklärung für das was passiert war und genau so musste es auch in diesem Falle sein.
 

„Starrsinniger Idiot!“, zischte sie.
 

Mit einer eleganten Bewegung gelangte sie auf seine Seite und schlug ihm mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. Zu seinem Glück konnte er sich noch am Gitterzaun festhalten, welcher die Grenzen des Käfigs bildete. Sein getroffenes Bein war vollkommen taub und demnach hatte er auch keinerlei Kontrolle mehr darüber, dennoch dachte er nicht daran den Kampf aufzugeben.
 

Er stieß sich vom Gitter ab und riss sein Gegenüber einfach zu Boden. Für einen gezielten Schlag war seine Motorik zu durcheinander, was ihn dazu veranlasste ihr eine einfache Kopfnuss zu verpassen. Schreiend vor Schmerz wand sie sich unter ihm, kam aber nicht frei. Die getroffene Stelle an der Stirn war aufgeplatzt und blutete und dem Kämpfer mit dem Spitznamen „Yakuza“ war ebenfalls ein wenig schwindelig, aber er hatte beiweitem weniger Schaden davon getragen. Nun legte er seine Hände um ihren Hals. Er war nicht mehr in der Lage einen ordentlichen Kampf abzuliefern, er würde sie einfach erwürgen.
 

Doch die nun am Boden liegende Frau, deren Name er wohl nie erfahren würde – so glaubte er zumindest – war alles andere als wehrlos. Er konnte spüren wie sie ihm zwei Finger seitlich auf die Brust aufsetze und fast im selben Augenblick der Druck seiner Hände nachlies. Ein metallischer Geschmack breitete sich in seinem Mund aus und er musste einen kleinen Schwall Blut ausspucken, bevor er zusammenbrach. Vollkommen erschlafft schob sie ihn von sich runter und setzte sich schwer atmend aufrecht hin. Die Masse tobte doch sie nahm gar nicht wahr das die meisten zugunsten Yakuzas wetterten, sie war zu beschäftigt damit zu atmen.
 

Bevor der Kampf jedoch fortgesetzt wurde flog die Tür zu der kleinen Halle mit einem lauten Knall auf. Zwei Uniformierte Männer mit Maschinengewehren traten ein, gefolgt von einer Frau welche ebenfalls eine Pistole in ihrer Hand hielt. Abgeschlossen wurde dies wieder von vier Männern, die die gleichen Uniformen trugen wie die Zwei die vorangingen.
 

„Der Käfig!“, rief die Frau, während das Publikum sie etwas verwirrt anstarrte.
 

Ein Mann sprang schreiend von seinem Stuhl auf und zog eine Pistole aus seiner Jacke hervor, die Frau jedoch brachte ihn durch einen gezielten Schuss in den Kopf zum schweigen.
 

„Ladies und Gentlemen!“, rief sie, „Bitte bleiben sie ruhig und bleiben sie sitzen. Wir haben kein Interesse an Ihnen, also bleiben sie sitzen. Im Falle eines Angriffes werden sie erschossen!“
 

Die Männer näherten sich dem Käfig und einer von ihnen trat die Tür einfach auf. Gezielt traten sie beide ein, packten jeweils einen der beiden Kämpfer und warf sie über die Schulter, bevor sie wieder zur offensichtlichen Befahlshaberin zurückkehrten.
 

„Ich würde sie beide bitten keine Gegenwehr zu leisten. Wir wollen ihnen nichts antun, nur mit ihnen reden. Wenn sie aber der Ansicht sind sich nicht benehmen zu müssen WERDEN wir ihnen weh tun.“ Sie hob ihren Kopf für Blickkontakt mit den Soldaten. „Rückzug.“
 

***

Als er langsam sein Bewusstsein wieder erlangte, drang ein gepfiffenes Lied an die Ohren von „Yakuza“. Und als eines der wenigen Lieder die er wirklich kannte, erkannte er Frank Sinatras „Fly me to the moon“ selbst noch im Halbschlaf wieder. Er wollte sich aufsetzen, immer noch mit geschlossenen Augen und nicht wirklich wach, jedoch gelang es ihm nicht. Das Lied verstummte.
 

„Bitte Alex, bewegen sie sich nicht.“, drang eine Frauenstimme gedämpft an seine Ohren, „Ihr Nervensystem wurde geschädigt, wir haben sie zu ihrem eigenen Schutz fixiert.“
 

Nun öffnete er seine Augen wieder. Das Zimmer in dem er lag sah einem Krankenhauszimmer sehr ähnlich, aber der persistent-beißende Geruch der Reinlichkeit hing nicht in der Luft. Vor seinem Bett stand eine Frau mit braunen, gelockten Haaren, welche ihn durch die Gläser ihrer Brille ansah. Er kannte sie nicht, aber da er mit seinem echten Vornamen angesprochen wurde schien sie ihn zu kennen.
 

„Wer zum Teufel sind sie?“
 

Bevor die Fremde antworten konnte hörte man ein Rauschen und aus dem abgetrennten Badezimmer trat eine weitere Person. Seine Augen weiteten sich. Es war die Frau gegen die er vor noch gar nicht all zu langer Zeit, zumindest kam es ihm so vor, gekämpft hatte. Immer noch trug sie dieselbe Kleidung, lediglich ihre Haare hingen nun offen an ihrem Rücken herunter. In einer Hand hielt sie etwas, was offensichtlich eine Akte war, die sie im vorbeigehen der Fremden vor Alex Bett in die Hand drückte, bevor sie sich auf einem Stuhl niederließ.
 

„Ich mag es.“, sagte sie, „Ich bin dabei. Ich weiß zwar nicht genau wie ich eingeplant bin, aber ich bin dabei.“
 

„Dann willkommen an Bord, Sandra.“, kicherte die Fremde vergnügt und wandte sich lächelnd wieder Alex zu, „Nun Alex, Sandra hier kennen sie ja bereits aus dem schäbigen Loch in dem sie ihr Geld verdienen. Ich möchte ihnen einen Job anbieten.“
 

„Was für einen Job?“
 

„Sie werden für mich kämpfen und sie werden die Vorlage für den Nahkampfstil meiner Truppe bilden. Im Gegenzug dafür biete ich ihnen volle Unterstützung bei allem was sie tun solange sie unser Projekt nicht behindern und nahezu unbegrenzte Mittel für all ihre Bedürfnisse. Man würde sie ein eigenes Stockwerk in unserem Gebäude als Trainingsbereich einrichtigen mit allem was sie benötigen und noch viel mehr.“
 

Skeptisch sah er sie an. Für seinen Geschmack wusste sie zu viel über ihn und das war schon so, seit sie ihn mit seinem Vornamen angesprochen hatte. Schon oft hatte er sich irgendwo eingeschrieben, aber niemals unter echtem Namen. Unzählige Identitäten hatte er schon benutzt. Wie konnte es nun sein das sie WUSSTE wer er wirklich war? Kam sie von der Regierung? Und wenn ja; von welcher? Oder, und danach schien es im Moment viel eher, war sie einfach nur gerissen und vermögend genug sich diese Informationen zu beschaffen?
 

Dennoch konnte er ihr eine gewisse charismatische Ausstrahlung nicht absprechen. Sie hatte etwas Besonderes an sich, etwas das man brauchte um sein „Produkt“ gut verkaufen zu können. Und im Moment war er mehr als gespannt darauf, was sie im verkaufen wollte.
 

„Wir kämen natürlich auch für die Versorgung ihrer Mutter auf. Bei einer Zustimmung wäre sie heute noch in den Händen der besten und renommiertesten Spezialisten der Welt, verlassen sie sich drauf.“
 

„Und wenn ich nicht zustimme?“
 

„Dann dürfen sie sich eingeladen fühlen jederzeit zu gehen und können ihr Geld weiterhin in einem Käfig verdienen, der irgendwo in einem schmutzigen Keller steht und in dem sie irgendwelche Leute halb tot prügeln, nachdem sie ihr Geld auf sich selbst gesetzt haben.“ Sie grinste schmal und es war ein Grinsen das ihm bedeuten sollte, wie viel sie wusste. „Wir haben weder Interesse daran sie zu töten, zu verletzen oder zu irgendetwas zu zwingen. Sie müssen sich uns freiwillig und aus eigener Überzeugung anschließen, andernfalls hätte es keinen Sinn. Und einen starken Arm wie sie könnten wir mehr als gut gebrauchen.“
 

„Wobei genau soll ich ihnen helfen?“, wollte Alex wissen.
 

„Ich, dass heißt Ich und meine Organisation, planen die Veränderung der Welt. Wir sind über ihren Zustand… nun ja… ungehalten. Es gibt unzählige Missstände an denen etwas getan werden KÖNNTE; wenn nur jemand in die Hände spucken und es tun würde. Das die Mächtigen dieser Welt jedoch lieber ihren eigenen Worten lauschen, anstatt das sie aufstehen und etwas tun ist kein Geheimnis.“
 

„Die Welt beherrschen, huh?“
 

„Nein, nicht beherrschen. An HERRSCHAFT haben wir kein Interesse und wir wollen auch nicht mehr Gewalt anwenden, als nötig ist. Uns liegt nichts an unnötigem Blutvergießen. Wir wollen die Welt verändern… verbessern. Dazu ist es nicht nötig zu herrschen, es ist nötig die Leute bloß auf die Dinge aufmerksam zu machen die getan werden müssen und sie dann in die entsprechenden Bahnen zu herrschen.“
 

Er schwieg einen Moment. Zugegeben, in seinem Leben hatte er bis jetzt nichts was ihn an seinen täglichen Ablauf band und diese Frau hatte Recht. Die Welt war in einem miserablen Zustand und es ging nur noch bergab mit ihr. Als der Hobbyphilosoph der er war hatte er schon des öfteren darüber sinniert und war zu dem Schluss gekommen, dass dies nun mal das Schicksal war dem die Welt unweigerlich ins Auge blicken musste. Der Mensch war ein Wesen das alles zerstörte was ihm nicht gefiel und er fand nur an wenigen Dingen gefallen, doch weder der Mensch selbst noch die Natur gehörten dazu.
 

„Also gut… ich werde es mir zumindest mal ansehen.“, stimmte er schließlich zu, „Unter der Bedingung das meine Mutter jetzt sofort die Behandlung bekommt, die mir versprochen wurde.“
 

„Einverstanden.“ Die Fremde ging um das Bett herum und schüttelte seine Hand, da er sie aufgrund der Fixierung hätte weder strecken noch heben können. „Mein Name ist Gabriele. Willkommen bei AnO, Alexander.“

Recruit 5 - Julian

Nacht. Finstere, tiefste Nacht. Eine Uhrzeit, zu der Menschen normalerweise im Bett lagen oder schliefen, ferner sie nicht arbeiten mussten. Ein paar Feuerwehrmänner gehörten zur letzteren Kategorie. Sie hatten gleich in zweierlei Hinsicht Unglück. Nicht nur das sie nun, um kurz nach drei in der Nacht und in strömendem Regen, während die Blitze über ihren Köpfen lautstark tanzten, zu einem Einsatz gerufen worden waren. Nein, wie sich herausgestellt hat handelte es sich bei dem Opfer des Unfalles um ein Auto mit einer Familie darin und selbst nach langjähriger Erfahrung traf einen das Schicksal, wenn man die toten aus dem Wagen herauszerrte in der Hoffnung sie doch noch retten zu können, immer selbst.
 

Und auch dieser Einsatz würde wieder ein dunkler Einsatz werden, wenn man es so nennen wollte. Der Wagen war zwar groß gewesen, aber mit einer derartigen Geschwindigkeit von der Bahn abgekommen und gegen den Baum geprallt, dass sich die Beifahrerin einmal vollständig um den Motorblock gewickelt hatte. Der Fahrer selbst war ebenfalls tot, jedoch konnte man nur noch am Körper erkennen das es sich um einen Fahrer handelte. Das Lenkrad hatte sich als der Unfall passierte seinen Weg durch den Schädel des Mannes gebahnt. Nun hockten die Feuerwehrmänner neben der Tür zur Rückbank und versuchten, so behutsam und schnell sie konnten, eben jene zu entfernen.
 

Tatsächlich gelang es ihnen auch nach nur wenigen Minuten, dass verbeulte Stück beiseite zu schaffen und sie trauten ihren Augen nicht. Inmitten des Wracks fand sich noch ein kleiner Junge. Doch nicht nur das. Ein japanisches Schwert war dort ebenfalls zu finden und wenn die Feuerwehrmänner nicht wussten das dies unmöglich war, so hätten sie behauptet das Schwert hätte sie sich so gestellt wie es nun stand, um den Jungen zu schützen. Es hatte sich genau so verkeilt das es ein Stück aus der schwarzen Holzscheide gerutscht war und genau an dieser Stelle, wo die Klinge entblößt war, hatte sich ein Trümmerstück durch den Fahrersitz gebohrt. Dieses Trümmerstück hätte vermutlich dem Jungen dasselbe Schicksal bereitet, wie es den Fahrer und Beifahrerin ereilt hatten, doch das Schwert hatte das Stück mit seiner Klinge gespalten und dem Jungen damit, offenbar, dass Leben gerettet.
 

Sie zogen den bewusstlosen Jungen aus dem Wrack, wickelten ihn in eine Decke und einer der Feuerwehrmänner rannte zum Krankenwagen, wo ein Arzt schon bereit stand, welcher ihn sogleich auf die Bahre legte und begann ihn zu untersuchen. Doch nach nicht mal einer Minute lies er wieder von dem Kind ab und sah, sichtlich verwirrt, zu dem Feuerwehrmann herüber der den Jungen gebracht hatte.
 

„Er ist vollkommen unverletzt...“
 

***

„... ich will das du mir mehr über das Projekt „KK-Sh1“ besorgst.“, sprach sie in ihr Mobiltelefon, während sie sich schnellen Schrittes durch das vorläufige Hauptquartier bewegte, „Das was ich bisher darüber gesehen habe macht mir Sorgen und ich will wissen womit ich es zu tun habe.“
 

„Ich werde schauen was sich machen lässt.“, gab die Männerstimme am anderen Ende der Leitung zurück, „Wie steht es denn mit dem neuen Elite Mitglied?“
 

„Ich werde Alex, Sandra und Line heute losschicken. Sie sollen ihn holen.“
 

„Alles drei? Hältst du das nicht für ein bisschen übertrieben?“
 

„Nein. Wenn deine Nachforschungen stimmen haben wir es mit einer überaus gefährlichen Waffe zu tun. Wir müssen aufpassen. Und bevor ich ein Mitglied verliere weil ich es alleine losschicke gehe ich lieber sicher. Gegen alle drei wird er hoffentlich keinen Schaden ausrichten können… falls es zum Schlimmsten kommt.“
 

„Ich habe übrigens noch ein wenig tiefer gegraben. Der Kerl scheint generell eher lustlos zu sein, ziemlich introvertiert. Hat im Heim schon mehrere andere Kinder ziemlich übel zugerichtet, aber offensichtlich wurde er jedes Mal provoziert. Dennoch hat die Provokation, zumindest nach den Notizen der Heimleitung, niemals die Reaktionen gerechtfertigt. Es waren wiederholt Stich- und Schnittverletzungen.“
 

„Er benutzt es also?“
 

„Scheinbar... es lies sich nicht so wirklich aus den Notizen herauslesen.“
 

„Alles klar. Wenn du etwas von Bedeutung rausfindest, lass es mich wissen.“
 

„Natürlich.“
 

Sie klappte das Telefon wieder zu und lies es in der Tasche ihres schwarzen Mantels verschwinden. Die Doppeltür schob sich automatisch vor ihr auf, als sie in den Bereich des Sensors gelangte, und trat in den Licht gefluteten Konferenzraum ein. Die drei Mitglieder ihrer Elite saßen bereits am Tisch, jeder in seine Akte vertieft.
 

„Also gut.“, begann Gabriele, „Euer heutiger Auftrag, für euch Zwei ist es der erste...“ Sie sah dabei zu Sandra und Alex herüber. „... führt euch ein wenig in den Norden.“
 

„Julian, 17 Jahre, Vollwaise seit er zehn ist...“, las Line laut aus der Akte vor, „Warum bist du an einem Waisenkind interessiert?“
 

Seit dem Moment in dem die Mitglieder zugestimmt hatten, sich Gabriele anzuschließen, waren sie automatisch auf einem „Du“-Level angelangt. Und sie hatten sich seit dem auch nicht gerade wenig miteinander unterhalten. Es entstand, wenn auch nur langsam, ein freundschaftliches Niveau zwischen ihnen und sie begannen einander zu vertrauen.
 

„Weil er, genau wie ihr alle, nun mal eine kleine Besonderheit ist.“ Gabriele schmunzelte. „Line hat die meiste Erfahrung, überlasst IHR das Reden.“ Wieder hatte sie sich Sandra und Alex zugewandt. „Ihr Zwei seid heute in der Funktion als Leibwache mit dabei. Ich weiß nicht wie unser heutiges Ziel auf unser Angebot reagieren wird, aber wenn er Gewalt anwendet dürft ihr euch nicht zurückhalten. Dieser Junge ist, wenn es stimmt was wir glauben über ihn zu wissen, womöglich gefährlicher als ihr alle.“
 

„Und was macht ihn so gefährlich?“, fragte Sandra.
 

„Sein Schwert.“, antwortete Gabriele ohne Umschweife, „Seite 3 in euren Akten zeigt eine Skizzierung davon. Wir wissen nicht genau wie es aussieht, wir wissen nicht genau was kann… wir wissen nicht mal genau, ob es überhaupt wirklich existiert. Es ist nichts weiter als eine Legende, aber wie die Arbeit an unserem Hauptquartier gezeigt hat gibt es Legenden die nun mal durchaus wahr sind. Wie dem auch sei, bei dieser Legende handelt es sich um ein altes Schwert das angeblich von einem Dämonen gefertigt wurde. Die Menschen gaben ihm den Titel „Kujo“, dass ist japansich und bedeutet Zerstörung. Angeblich hat es einen eigenen Willen, gehorcht aber nur seinem Meister. Niemand anders sonst kann es führen. Darüber hinaus kann es seinem Träger wohl übermenschliche Fähigkeiten verleihen, der Preis dafür ist jedoch Blut. Es braucht regelmäßig Blut, sonst fällt es seinen eigenen Herrn an und tötet ihn.“
 

„Ein magisches Schwert?“, höhnte Alex, „Was für ein Unsinn!“
 

„Das sagst du. Aber wir haben bisher Grund zu der Annahme das diese Legende wahr ist. Und in diesem Falle solltet ihr euch diesen Knaben auf keinen Fall zum Feind machen. Bleibt in jedem Falle ruhig und lasst die Situation nicht eskalieren. Ihr müsst nicht rausfinden OB die Legende stimmt oder nicht, überzeugt ihn nur einfach davon mitzukommen. Selbst wenn die Informationen über das Schwert falsch waren, ich will ihn dabei haben. Unsere Informationsbeschaffung hat gezeigt das er ein introvertierter Einzelgänger ist, verhaltet euch dementsprechend.“
 

***

Ein heruntergekommener, dreckiger Spielplatz in einer heruntergekommenen, dreckigen Stadt. Auf einer quietschenden Schaukel saß ein junger Mann, der eigentlich viel zu alt für dieses Gerät war. Und dennoch saß er da, schaukelte ganz leicht vor und zurück im Licht der untergehenden Sonne und sah den anderen Kindern beim Spielen zu. Seine Haare hingen vor den Augen sodass sie nicht sehen konnten wie er sie beobachtete, aber er tat es. In seiner Hand umklammerte er eine schwarze Schwertscheide in der auch ein Schwert steckte. Line, Sandra und Alex saßen in sicherer Entfernung und beobachteten den Jungen. Sie hatten in einem Straßencafe Platz genommen, hatten aber über alles eine gute Übersicht.
 

Schließlich konnte einer der Jungen den Ball nicht mehr erwischen und wie es der Zufall wollte, landete er genau vor dem blondhaarigen Jungen auf der Schulter.
 

„Hey, Außenseiter, wirf den Ball mal wieder rüber!“, schrie einer der Jungen, doch der Junge reagierte nicht, „Nun mach schon Außenseiter! Oder bist du zu blöd dazu?“
 

Nun reagierte der Junge. Voller Unlust erhob er sich von der Schaukel, zog das Schwert aus der Scheide und durchstach den Ball. Zischend entwich die Luft sofort und als der Ball komplett platt war, schwang er das Schwert einmal vor sich her und schleuderte den platten Ball zu den Jungen herüber.
 

„Nenn mich noch mal so...“, knurrte er wütend, aber laut genug das sie es hören konnten, „... und es ergeht dir genauso!“
 

„Hey spinnst du? Das bezahlst du du...“, rief einer der Jungen und wollte gerade wütend auf den Schwertträger zustapfen, blieb aber wie erstarrt stehen.
 

„Seine Stimme ist seltsam.“, bemerkte Line.
 

„Ja.“, stimmte Sandra zu, „Sie ist zu tief, selbst für einen Jungen im Stimmbruch.“
 

Der blonde Junge warf dem Jungen der gerade noch seine Stimme erhoben hatte einen so finsteren Blick zu, dass dieser wieder zwei Schritte nach hinten machte. Doch scheinbar reichte das dem Jungen nicht, denn plötzlich raste er auf die drei Jungen zu.
 

„Los!“, schrie Line, doch Alex und Sandra waren bereits von ihren Stühlen aufgesprungen.
 

Auch wenn Gabriele gesagt hatte, sie sollten jedwede Einmischung auf das Nötigste beschränken, so sah Line diese Grenze mit dem Tod von ein paar Jugendlichen deutlich überschritten. Doch der blondhaarige Junge war übermenschlich schnell. Er rammte dem ersten Junge, welcher gerade noch einen Schritt auf ihn zumachen wollte, den Griff seines Schwertes in die Magengrube. Mit einer wahnsinnigen Blutlust in den Augen lies er seine Klinge in Richtung eines anderen Jungen fahren, doch gerade im bevor die Klinge den Kopf erreicht hatte lies ein Knall den Jungen herumfahren.
 

Anscheinend sah er die Kugel aus Lines Pistole ohne Probleme, denn er fing sie mit der Klinge seines Schwertes ab. Wie man es sonst nur aus Filmen kannte, teilte sie sich in zwei Hälften die irgendwohin flogen. Alex hatte ihn jedoch bereits am Arm gepackt, riss ihn herum und warf ihn in einem Hebelgriff zu Boden. Sandra sofort zwei Fingerspitzen auf seinen Nacken auf, bereit jederzeit zuzudrücken und seinen Körper vollständig erstarren zu lassen. Erleichtert atmete Line aus.
 

„Verschwindet.“, wies sie die Jugendlichen an, die dem geschockt sehr schnell Folge leisteten. „Junge...“ Sie ging vor dem am Boden liegenden in die Hocke und sah ihn an. „Wolltest du sie umbringen?“
 

„Was geht dich das an?“, knurrte der Junge mit einer beinahe dämonischen Stimme, „Elendige Sterbliche!“ Er wollte sich aus Alex Griff befreien, doch dieser war einfach zu eisern. „Lasst mich sofort los oder ihr werdet meinen Zorn spüren!“
 

Alex verstärkte seine Griff noch ein wenig. Nicht weil er es unbedingt nötig hatte um ihn unter Kontrolle zu halten, zumindest im Moment, sondern bloß um ihm bereits jetzt klar zu machen das jeder Versuch sich zu wehren von ihm im Keim erstickt werden würde.
 

„Wir sind nicht gekommen um zu kämpfen.“, erklärte Line, „Aber wir können es auch nicht zulassen das du Unschuldige in Streifen schneidest.“
 

Es kam ihr so vor als würde die Blutlust aus den Augen des jungen weichen, als er schließlich mit normaler Stimme darauf antwortete.
 

„Und warum seid ihr hier?“
 

Line sah ihn kurz an, dann nickte sie Alex zu welcher den Jungen darauf hin los lies und ihm sogar auf die Beine half.
 

„Nun Julian... wir kommen weil wir dich für unsere Organisation gewinnen wollen.“, erklärte Line, während sich der Junge den Staub aus der Kleidung klopfte und die Schwertscheide wieder einsammelte, „Deine außergewöhnlichen Fähigkeiten wären ein ziemlicher Gewinn für uns. Im Gegenzug dafür bekommst du was du willst.“
 

„Was ich will...? Tche. Okay, ich will in verdammt schickes Zimmer mit Kabelfernsehen und einer Badewanna darin... eine große Badewanne. Dazu noch ein Abendessen das ich mir auf dem Weg dorthin überlege. Dann bin ich bereit mir euren Vorschlag im Detail anzuhören.“
 

„Deal.“, antwortete Line ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
 

***

Julian hatte bekommen was verlangt hatte und sogar noch mehr. Gabriele hatte für ihn sogleich eine ganze Etage eines Hotels gemietet und das Zimmer war mehr als luxuriös eingerichtet. Genauer gesagt war es besser als alles, was er bisher erlebt hatte. Und sehr zu seiner Überraschung hatte man seinen Wunsch wörtlich genommen – die große Badewanne befand sich mitten im Zimmer und er genoss ein Orchesterkonzert, welches gerade auf dem Großbildfernseher wiedergegeben wurde. Es klopfte an der Tür.
 

„Ja?“, rief er laut und tauchte den Kopf kurz unter Wasser um sich das Shampoo auszuwaschen.
 

Eine Frau mit mittellangen, gelockten Haaren trag ein.
 

„Du scheinst dich gut zu amüsieren.“ Sie blieb neben der Badewanne stehen und reichte ihm die Hand, woraufhin er sie kurz schüttelte. „Ich bin die Gönnerin dieses Vergnügens – Gabriele. Freut mich dich kennen zu lernen.“
 

„Ich schätze im Moment ist die Freude ganz auf meiner Seite. Was macht mich so wertvoll? Dieses Zimmer muss ein Vermögen gekostet haben.“
 

„Keine Angst. Geld spielt für mich eine eher geringere Rolle.“
 

„Also gut... kommen wir zum Punkt.“ Ohne sich irgendeine Blöße zu geben erhob er sich aus der Badewanne und begann sich abzutrocknen. „Warum ich? Was wollt ihr von mir?“
 

„Was ich möchte ist das du für mich kämpfst. Ich möchte das du meiner Organisation betrittst und mit uns zusammen die Welt veränderst. Es gibt viel zu tun.“
 

„Ich habe den Plan gelesen.“, während er sich anzog nickte er zu dem Tischchen neben dem Bett herüber, auf dem ein paar zusammengetackerter Blätter lagen, „Es klingt interessant und nicht unbedingt schlecht, aber... dennoch verstehe ich nicht wirklich wieso ich. Ich bin ein normaler Junge, ich bin nichts besonderes.“
 

„Wenn die Gerüchte stimmen bist du es.“
 

Sie streckte ihre Hand nach dem auf dem Bett liegenden Schwert aus, doch Julian reagierte blitzschnell.
 

„Stop!“, schrie er und streckte seine Hand aus.
 

Wie von Zauberkraft gelenkt flog das Schwert blitzschnell auf ihn zu und er fing es ohne Mühe mit der Hand ab. Gabriele grinste ihn an.
 

„Und scheinbar stimmen die Legenden um das sagenumwogene Schwert Kujo...“
 

„Niemand außer mir darf es anfassen... es ist gefährlich.“
 

„Ich weiß. Mir ging es darum ob es so gefährlich ist wie die Legende besagt.“
 

„Was ihr also wollt ist DAS hier, hm?“ Behutsam lehnte er das Schwert an die Wand.
 

„Nein, nicht das Schwert. Wir wollen den Arm der es führen kann. Jedes Mitglied meiner Elite ist etwas besonderes, JEDES. Jeder ist auf seine Art und Weise absolut einzigartig und für mich unentbehrlich. Ich habe niemanden zufällig ausgewählt, alles ist Planung. Wenn es mir nur um das Schwert ginge hätte ich dich einfach umbringen lassen können. Aber ich wollte DICH... und ich will dich nach wie vor.“
 

„Aber was habe ich davon? Mir liegt nichts an der Welt... und ich habe auch keine Motivation sie verbessern zu wollen. Überzeug mich.“
 

„Was willst du dann?“
 

„Ein ruhiges Leben.“
 

„Von den Kämpfen die du für mich kämpfen sollst abgesehen, gewähre ich dir diesen Wunsch gerne. Wenn du ein edles Zimmer willst oder jeden Tag ein tolles Essen oder was auch immer es ist... Ich weiß ja nicht wie sehr es dir in dem Waisenhaus gefallen hat, aber du wirst es bei uns auf jeden Fall besser haben. Und wenn du bloß deine Ruhe haben willst... fein, mir soll es Recht sein.“ Sie hielt kurz inne. „Aber wenn du dich uns anschließen solltest, solltest du es aus freien Stücken und Überzeugung tun. Ich nehme es dir nicht übel wenn du nicht willst, ich will dich zu nichts zwingen und ich kann dich nicht gebrauchen, wenn du nur halbherzig bei der Sache bist. Es ist deine Entscheidung.“
 

„Meine Entscheidung, huh?“ Er grinste fahl. „Lustig, bisher hat man mir noch keine einzige Entscheidung mir selbst überlassen. Es war nicht meine Entscheidung das meine Eltern starben. Es war nicht meine Entscheidung ins Waisenhaus zu kommen. Es war nicht meine Entscheidung von Familie zu Familie weitergereicht zu werden, falls sie mich überhaupt mit nach Hause genommen haben. Und es war auch nicht meine Entscheidung ob ich dieses verfluchte Schwert will oder nicht.“
 

„Soll heißen?“, wollte Gabriele mit vor der Brust verschränkten Armen wissen.
 

„Ich bin dabei... vorerst. Wenn ich rausfinden sollte das du mich belogen hast oder das du irgendetwas anderes vorhast, als das was du mir gesagt hast bin ich raus... und ich werde mit denem Kopf in der Hand austreten.“
 

„Faire Kondition.“, kicherte sie vergnügt und ging zu Julian herüber, „Willkommen bei AnO.“

First steps

Es war ein wunderschöner Morgen, als Gabrieles Wecker klingelte und sich damit automatisch die Jalousien öffneten. Das gleißende Licht der Sonne, welcher mit aller Kraft vom Himmel strahlte, flutete ihr Zimmer und es war einer der wenigen Tage in ihrem Leben, in dem sie hochzufrieden und sich sogar mit einem Grinsen auf ihrem Gesicht aufrichtete. Ihre rechte Hand schlug den großen Knopf auf der Oberseite des Weckers, welcher daraufhin nicht mehr piepte.
 

Ja, es war ein großer Tag. Nicht nur für sie, auch für ihre Elite war es ein großer Tag. Denn heute würden sie ihr neues Hauptquartier beziehen. Es hatte Unsummen gekostet, nicht nur an Geld sondern auch an Zeit, aber heute sollte es sich endlich ausgezahlt haben. Lediglich ihr Computerexperte, Dom, war bereits vor Ort. Immerhin war es seine Aufgabe das alles so lief wie es laufen sollte, wenn sie dort ankamen. Besonders freute sie sich darauf Alex seine Trainingsetage und Line ihr Labor zu präsentieren. Mit dem Daumen klappte sie ihr Benzinfeuerzeug auf, zündete sich eine Zigarette an und begann sich anzuziehen. Heute würde ein guter Tag werden.
 

***

„Ladies und Gentlemen.“ Gabriele stand als einzigste in dem Wagen der Bahn. Sie waren in eine Stadt gefahren die scheinbar irgendwo im Nirgendwo lag, dort in eines der Gebäude, die übrigens alle noch aussahen wie absolut neu, und in diesem hatte sich ein Wagon einer kleinern Einschienenbahn befunden. In diesen warne sie eingestiegen und nun fuhren sie seit gut einer Minute durch einen Tunnel. „Heute ist ein großer Tag. Wir werden unser Hauptquartier beziehen und ihr werdet ein weiteres Mitglied der Elite, unseren Computerspezialisten Dom, persönlich kennenlernen. Doch nicht nur das, denn heute beginnt die wahre Arbeit. Ich erwarte regelmäßiges Training damit ihr auf euren Bereichen fit bleibt, ihr müsst jederzeit auf einen Kampf gefasst sein bei dem es um euren Kopf geht. Doch bevor wir zu derartigen Details kommen...“ Der Tunnel verschwand und sie traten in einen Licht gefluteten bereich ein. „... heiße ich euch in eurem neuen zu Hause Willkommen.“
 

Ihnen allen öffnete sich der Mund vor Erstaunen und kein einziger von ihnen schaffte es dagegen an zukommen, dass sich ihre Münder immer weiter öffneten. Die Schiene unter der Bahn war verschwunden und nun oberhalb. Die Schwebebahn war in einen riesigen Raum eingetreten, schätzungsweise so groß wie eine Metropole. Es gab einen Wasserfall welcher aus dem Nichts zu kommen schien und sich zu einem großen Fluss entwickelte, welcher sich an einigen Punkten in kleine Bäche aufteilte. Teilweise war das Gebiet, mal mehr mal weniger dicht, bewaldet. Wieder an einer anderen Seite lag ein Berg, mit Schnee bedeckt. Und dann gab es da noch diesen futuristisch anmutenden Wolkenkratzer, neben dem es noch ein Gebäude gab, welches wie eine Kaserne anmutete. Eine Kaserne in der geschäftiges Treiben vonstatten ging.
 

„Dieser Geosektor wurde vor einigen Jahren entdeckt. Zusammen mit dem ersten Mitglied unserer Elite, Dom, erhielt ich das benötigte Vermögen um ihn zu privatisieren. In den darauf folgenden Jahren entwickelten wir die nötige Technologie um ein Leben hier zu ermöglichen. Dank dessen haben wir hier nun einen normalen Tag- und Nachtablauf und können jede Wettersimulation simulieren. Wie ihr sehen könnte haben wir einige Flüsse, Wald, einen Berg... und noch einiges anderes. Der Sektor ist vollkommen autark von der Außenwelt. Wir generieren unseren eigenen Strom, haben eigene, unabhängige Leitungen nach draußen. Neben dieser Schwebebahn gibt es noch einige Fahrstühle die nach oben führen, man kommt aber immer in der Oberstadt raus. Die Fahrstühle sind, anders als die Schwebebahn, auch noch mit Leitern ausgestattet um im Falle eines Stromausfalls begehbar zu bleiben.“, führte Gabriele ihre Erklärung fort, „Das Gebäude dort ist natürlich unser Hauptquartier. Fünfundzwanzig Stockwerke hoch, einige Kellergeschosse. Es war ein großes Stück Arbeit, aber allein die Relikte die wir hier gefunden haben, haben ausgereicht um einen nicht unerheblichen Teil zu finanzieren.“
 

„Wie viel hat das ganze gekostet?“, wollte Line, absolut von dem Areal das sich vor ihr erstreckte eingenommen, wissen.
 

„Viel.“
 

„Wie viel?“
 

„Sehr viel...“, antwortete Gabriele nicht ohne Stolz, „Um Finanzen braucht ihr euch in erster Linie keine Sorgen machen, dass ist mein Ressour und ich plane das es auch dabei bleibt. Das Gebäude neben unserer Zentrale ist die Kaserne. Darin werden unsere normalen Soldaten gezüchtet und ausgebildet.“
 

„Gezüchtet?“
 

„Die normalen Fußtruppen sind Klone.“, erläuterte Gabriele, „Sie haben keine Persönlichkeit, kein Ego, kennen keine Angst oder Skrupel und stellen keine Fragen. Sie werden wortwörtlich programmiert. Im Moment haben wir nur ein paar, da wir noch keine Möglichkeit gefunden haben die Daten in Bezug auf den Befehlsinput zu ändern nachdem die Soldaten den Status eines Erwachsenen erreicht haben. Dadurch reagieren sie nur auf Dom und mich, wir brauchen später noch ein paar Daten von euch um sie auch auf euch prägen zu können. Die Soldaten nehmen ausschließlich Befehle von uns und niemand anderem an.“
 

„Unglaublich.“, staunte Alex.
 

„Nicht unglaublich... sondern die Zukunft.“
 

Der Rest der Fahrt wurde schweigend verbracht und die neuen Mitglieder der Elite konnte sich einfach nicht sattsehen. Auch Gabriele betrachtete „ihr“ Werk mit Schmetterlingen im Bauch. Sie selbst war zwar schon ein paar Mla hier unten gewesen, aber in diesem fertigen Zustand hatte auch sie den Geosektor nicht gesehen. Die Bahn kam in einer kleinen Station zu halten die mit einem klassisch gestalteten Holzdach überdacht war. In dieser Hochburg der Moderne kam einem das Holzdach vollkommen überholt und veraltet vor, dennoch fügte es sich perfekt in die Umgebung der Station ein. Ein paar vereinzelte Bäume standen nahe, man hatte den Eindruck auf einer kleinen Bahnstation mitten auf dem Land zu sein.
 

Sie folgten Gabriele in das nahe gelegene Gebäude. Die Tür öffnete sich von allein und schien keinen Sicherheitsmechanismus zu haben und hinter ihr verbarg sich eine große Eingangshalle. Zwar war sie, wie man es aus Hotels und ähnlichem kannte, mit ein paar Sitzgelegenheiten ausgestattet, eine Art Rezeption jedoch suchte man vergeblich.
 

„Von hier aus ist jede Etage erreichbar. Es gibt verschiedene Fahrstühle, alle lassen sich jedoch bloß mit einer Sicherheitskarte überhaupt öffnen. Ihr werdet jeder eine persönliche Karte bekommen. Diese Karte wird euch in unseren Anlagen JEDE Tür öffnen. Ihr als Elite Mitglieder habt vollen Zugriff. Die Lokalitäten die von unseren Soldaten automatisch aufgesucht werden, wie zum Beispiel Waschräume, Kantinen oder Quartiere sind die einzigen Räume die eine niedrigere Sicherheitsverifizierung haben. Ihr alle werdet in eurem Quartier einen Computer finden der mit genügend Infos über das Gebäude gefüttert ist. Das gilt auch für einen Plan. Euch durhc alles hindurch zu führen würde wenig Sinn machen. Zum einen braucht ihr nicht alles kennen, zum anderen würde eine ausführliche Führung mit Sicherheit einiges an Zeit beanspruchen. Ich werde euch nun eure Karten überreichen, dann dürft ihr selbst auf Erkundungstour gehen. Heute Abend um sieben findet ihr euch bitte alle in der Zentrale ein.“
 

***

Gabriele trat in den Raum, der ansich zwar sehr groß, durch die ganzen Gerätschaften die sich darin befanden aber extrem eingeschränkt war. Die Fenster waren alle verdunkelt und lediglich das Licht einiger Ioden und Bildschirme erleuchtete den Raum. Kabel lagen überall herum und kein normaler Mensch hätte sich hier, zwischen all den laufenden Rechnern, herumliegenden Tastaturen und ein- und ausgeschalteten Monitoren zurecht gefunden. Lediglich der Klimaanlage war es zu verdanken, dass die Luft in diesem Raum normal zu atmen war und man nicht von abgestandener, warmer Kühlerluft erschlagen wurde. Schon in der Tür konnte sie hören wie Finger blitzschnell über eine Tastatur fuhren und Befehle und anderen Code eingaben.
 

Vorsichtig, um nicht über eines der Kabel zu stolpern, schritt sie durch den recht schmalen Gang ans Ende des Zimmers und blieb schließlich hinter dem Mann stehen, der in seinem bequemen Ledersessel vor einer kleinen Monitorfront saß. Jeder Monitor zeigte etwas anderes an, doch er schien das alles ohne Probleme überblicken zu können.
 

„Und?“, fragte Gabriele, „Was denkst du?“
 

„Eine interessante Truppe, sehr bunt gemischt. Alex hat es sich bereits in seinem Trainingsraum bequem gemacht.“
 

Das Bild eines Monitors wechselte. Man sah eine Halle in der Alex, bloß in einer Trainingshose, trainierte. Gabriele lächelte. Er verschwendete keine Zeit... oder er wollte nur sein neues Spielzeug ausprobieren. Denn diese Halle war kein gewöhnlicher Trainingsraum. Sie verfügte über ein künstliches Schwerkraftfeld. Auf Wunsch konnte die Gravitation bis auf das einhundertfünfzigfache angehoben werden. Wenn die Anzeige nicht log trainiere er gerade bei doppelter Schwerkraft und in Anbetracht dessen wie schnell und fließend er sich bewegte, war sie schwer beeindruckt. Ihr Annahme über seine Stärke hatte sie nicht getrügt und sie war gespannt darauf, wie stark er wohl noch werden würde.
 

„Hast du alles für die Schalte heute Abend vorbereitet?“
 

„Natürlich. Alles kann auf dein Kommando losgehen.“
 

„Und die Anderen?“
 

„Erkunden soweit das Gelände.“, antwortete Dom, „Line hat sich schnurstracks in ihr Labor begeben und hat tatsächlich schon mit Entwicklungsarbeiten angefangen.“
 

„Oho... wie fleißig sie doch sind.“
 

„Ich hoffe du weißt was du da tust Gab... ich hoffe es wirklich.“, seufzte er.
 

„Nicht nur du. Aber ich bin zuversichtlich... entweder wird es klappen oder wir werden alle sterben.“, meinte sie nüchtern, „Ich glaube kaum das es eine Alternative geben wird.“
 

„Noch hast du niemandem gedroht... NOCH kannst du zurück.“
 

„Nein... dafür ist viel zu spät.“, antwortete sie halb geistesabwesend, während sie Julian auf einem der Monitore beobachtete, „Wird Zeit das ich dem Knaben sein Geschenk überreiche.“
 

***

Mit einem Signalton öffnete sich der Lift und Gabriele stand vor der sich aufschiebenden Tür. Julian sah sie etwas verdutzt an.
 

„Komm mit. Ich habe etwas für dich.“, sagte sie und schritt voran.
 

Schweigend gingen sie durch den Gang, während sich Julian nur neugierig in allen Richtungen umsah – und das obwohl die Gänge schon beinahe monoton gleich eingerichtet worden waren. Boden, Wände und Decke waren mit matten, silbernen Platten versehen worden und aus nicht definierbaren Quellen wurden die Gänge erleuchtet.
 

Sie hielten vor einer Tür, welche Gabriele mit ihrer Karte öffnete. Dahinter verbarg sich eine Art Lager, zumindest sah es für Julian so aus. Gezielt ging Gabriele voran und blieb schließlich nach einigen Metern stehen. Sie deutete auf ein dunkelrotes Schwert was in einem der Regale lag.
 

„Ich habe schon ein Schwert.“
 

„Ja, ich weiß. Aber keines wie das hier.“ Gabriele zog den Handschuh von ihrer rechten Hand und zeigte Julian die Handfläche. Sie war so schwer vernarbt das Julian ein kalter Schauer über den Rücken lief. „Dieses Schwert haben wir bei Ausgrabungen hier im Geosektor gefunden. Ich hatte es nur wenige Sekunden in der Hand.“ Gabriele zog sich ihren Handschuh wieder an. „Dennoch hat das gereicht um mir einen nicht unerheblichen Teil meiner Haut wegzuschmelzen. Nachforschungen haben ergeben das dieses Ding genauso ein Mythos ist wie dein Schwert...“ Ihr Blick streifte Kujo kurz. „Dieses Schwert trägt den Titel 'Gouka'... es ist ein Flammenschwert und ich denke es ist wie geschaffen für dich.“
 

„Wer garantiert mir das es mir nicht ebenfalls die Hand verbrennt?“
 

„Niemand. Aber wenn du Kujo bändigen kannst bin ich sehr zuversichtlich. Und ich wäre wirklich gespannt darauf, welches Potential du aus dieser Waffe herausholen kannst.“
 

Gabriele griff das Schwert an der Scheide und hielt es mit dem Griff voran Julian hin. Dieser besah sich die Waffe genauer. Sie war komplett in dunklen Rottönen gehalten – Scheide, Griffband, der Griff selbst... es war alles rot. Seine Hand begann zu zittern und ein dumpfes Dröhnen wurde immer lauter in seinen Ohren. Zuerst konnte Julian nicht realisieren woher dieses Geräusch kam, dass so klang wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch klingen musste, doch dann hörte er es genau. Das Schwert... es rief ihn, es verlangte geradezu nach ihm. So als wäre da eine echte Hand spürte er wie sich die warme Energie um seinen Körper schlang und ihn zu sich zog. Mit einer schnellen Bewegung legte sich seine Hand um das Schwert, zog es aus der Scheide heraus und durchschnitt mit der Klinge, welche ebenfalls einen leicht rötlichen Schimmer hatte, und streckte seinen Arm aus.
 

Für einen Augenblick realisierte Julian gar nicht, was er gerade eben getan hatte. Ohne nachzudenken und wie ferngesteuert hatte er sich einfach diese, offensichtlich hochgefährliche, Waffe gegriffen. Und obwohl sich der Griff sehr angenehm, ja schon beinahe wohltuend, warm anfühlte, spürte er nicht das er sich verbrannte. Die Wärme in seiner Handfläche schin indess sich in seine Arterien und Venen einzumischen und durch seinen Puls in seinen gesamten Körper transportiert zu werden. Sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, doch noch in derselben Sekunde löste es sich wieder und transportierte das Blut mit einem ungekannten Druck durch seinen Körper. Binnen weniger Sekunden verspürte er diese Wärme überall in seinem Körper. Julian zog die Luft mit weit geöffneten Augen und einem offenstehenden Munde ein und als sich seine Lungen wieder mit Sauerstoff gefüllt hatten, war er schlagartig wieder bei Verstand.
 

„Scheint so als würdest du es mögen.“ Gabriele grinste zufrieden. „Schön. Es gehört dir. Sein Name ist Gouka.“
 

***

Der Tag war wie im Fluge vorangegangen und auch im Geosektor sah man, dass der Tag sich dem Ende neigte. Der künstliche Himmel hatte sich dunkelorange gefärbt und die wenigen Tiere kamen langsam zur Ruhe. Im AnO Quartier jedoch hatten sich die Mitglieder, bis auf Dom, in dem von Gabriele vorgeschriebenen Raum versammelt. Der Raum verfügte über eine Wand die mit unzähligen Konsolen und Bildschirmen ausgestattet waren. Alle zeigten etwas anderes an, lediglich der große Hauptschirm war schwarz. Die Elite von AnO hatte an dem runden, großen Tisch Platz genommen. Viel Kontakt hatten sie am Tag nicht miteinander gehabt, aber Julian hatte zusammen mit Line zu Abend gegessen. Dies war aber eher Zufall gewesen, bisher hatte noch keiner den Kontakt zum anderen gesucht. Auf die Sekunde genau trat Gabriele ein.
 

„Alle da? Gut.“
 

„Uhm... fehlt nicht unser Computerspezialist?“, protestierte Line fragend.
 

„Er ist Zuschauer.“ Gabriele sah kurz hoch zu einer der Kameras in dem Raum. „Er verlässt seinen Raum nicht so einfach. Wenn ihr ihn treffen wollt, kommt bei ihm vorbei. Ansonsten könnt ihr euch sicher sein das er ein alles sehendes Auge ist.“
 

Während ihrer Erklärung ging Gabriele um den Tisc herum und hatte sich an einen freien Platz gesetzt.
 

„Worum es mir eigentlich geht ist, dass wir heute unsere Forderungen stellen werden. Heute Abend sitzt der Weltrat zusammen und ich bin mir sicher es wird viel geredet werden. Aber, machen wir uns nichts vor, es wird am Ende ohnehin nichts getan werden... oder zumindest nichts was wirklich hilft. Wir werden unsere Forderungen stellen, was das ist stand ja in dem Informationsblatt das ich euch allen vor eurem Eintritt gezeigt habe, und abwarten wie sie reagieren.“
 

„Sie werden „Nein“ sagen.“, antwortete Line, „Die Wahrscheinlichkeit das sie den Forderungen zustimmen werden ist so astronomisch gering, dass ich nich tmal weiß wie niedrig ich die Zahl ansetzen sollte.“
 

„Höchstwahrscheinlich, ja.“, stimmte Gabriele zu, „Aber dennoch werden wir sie von unseren Zielen und Forderungen in Kenntnis setzen. Wenn sie dem nicht nachgeben... nun, dafür seid ihr da. Ihr seid die Elite... und jetzt wird es langsam ernst.“ Sie schaute auf ihre Armbanduhr. „Es ist soweit.“
 

Gabriele erhob sich wieder und nahm vor der Konsole Platz. Es wirkte etwas seltsam das so eine riesige Gerätschaft nur von einer einzelnen Person bedient wurde, dennoch schien sie sich bestens zurecht zu finden. Der große Bildschirm schaltete sich ein und man sah eine Art Sitzungssaal. An einem Tisch aus dunklem Holz saßen mehrere Männer im mittleren bis hohen Alter und nur wenige Frauen, alle gekleidet in feine Anzüge. Es war offensichtlich das es sich um Politiker handelte, sie hätten es nicht verbergen können, selbst wenn sie es versucht hätten.
 

„Meine werten Damen und Herren, wie ich sehe haben sie mein Schreiben erhalten.“, begann Gabriele. Sie wusste es weil sie das Schreiben auf farbigem Papier verfasst hatte und eben jenes Papier lag nun auf dem Tisch. „Ich wüsste gerne ihre Antwort.“
 

„Soll das ein Scherz sein?“, knurrte einer der Männer, „Sie verlangen von uns die Abtretung sämtlicher Mächte und Rechte, sie verlangen Kontrolle über sämtliche Regionen unter unserer Kontrolle... sie wollen alles beherrschen und das unter der Androhung von Gewalt.“
 

„Ich habe nie von Gewalt gesprochen.“, erwiderte Gabriele, „Zugegeben: wir beide wissen das die Konsequenzen die aus einer Ablehnung resultieren in Blutvergießen endne werden, aber wir legen es nicht darauf an. Wir wollen die Welt verändern. Es liegt uns fern sie zu beherrschen, wir haben gar kein Interesse an dieser Macht. Aber sie es nun mal notwendig um unser Ziel zu erreichen. Ich habe ihnen einen detaillierten Plan angefügt. Sie müssen zustimmen das, nüchtern betrachtet, dieser Plan auf lange Sicht der gesamten Bevölkerung zum Vorteil wird. Natürlich sind dafür, auch bei ihnen, gewisse Einschränkungen notwendig.“
 

„Wir haben unsere Antwort bereits getroffen.“, mischte sich eine Stimme ein, doch niemand der am Tisch sitzenden hatte seine Lippen bewegt.
 

„Wer spricht dort?“
 

Ein Mann mit kurzen blonden Haaren trat ins Bild. Das auffälligste an ihm war wohl, dass er erheblich jünger war als alle anderen Personen im Raum. Offensichtlich hatten sie ihn als offiziellen Vertreter gewählt.
 

„Ich hoffe sie verstehen das ich auch Sicherheitsgründen meinen richtigen Namen nicht nennen werde.“, antwortete der Mann, „Sie können mich Emmerson nennen, wenn sie wollen. Ich wurde als offizieller Vertreter des Weltrates gewählt um mit ihnen zu reden.“
 

„Zu reden...?“
 

„Wir werden auf ihre Forderungen nicht eingehen.“, kam E direkt zum Punkt, „Das was sie verlangen ist schlichtweg absurd. Sollten sie es auch nur versuchen einen tätigen Angriff gegen eine unserer Institutionen oder unsere Weltordnung zu starten, werden sie die Konsequenzen tragen müssen.“
 

„Zu schade das sie ihre Entscheidung getroffen haben ohne mich anzuhören.“
 

„Warum sollten wir ihnen zuhören? Sie sind wahnsinnig!“
 

„Sie werden schon früh genug sehen was wir sind... allerding wird diese Erkenntnis wohl zu spät für sie kommen.“
 

„Was meinen sie?“
 

„Sie haben gerade ihr Todesurteil unterschrieben.“
 

Mit einem Knopfdruck beendete sie die Verbindung. Zugegeben, es war nicht viel anders verlaufen als sie es sich vorgestellt hatte. Lediglich der ungewöhnlich junge Vertreter mit dem Decknamen Emmerson war eine Überraschung für sie gewesen. Aber auch er hatte nichts anderes gesagt als das, was sie sich schon vorgestellt hatte.
 

„Und was nun?“, wollte Alex nach einigen Sekunden des Schweigens wissen.
 

„Nichts weiter. Wir fahren wie geplant fort. Das sie nicht zustimmten war wahrscheinlich, ich habe mit nichts anderem gerechnet. Ihr werdet Morgen eure erste Mission bekommen.“
 

„Was? Morgen schon?“
 

„Keine Angst. Es wird eine Kleinigkeit sein. Eine kleine Forschungsbasis, nicht all zu weit von hier. Sehr leichte Bewachung.“
 

„... wie viele Ziele hast du schon ausgespäht?“, wollte Line ein wenig misstrauisch wissen.
 

„Mehr als reichlich. Das morgige Ziel soll nur eine kleine Demonstration sein. Sie sollen sehen das wir es ernst meinen. Das Labor ist so gut wie gar nicht bewacht. Weitere Ziele folgen mit weiterem Erfahrungs- und Trainingsfortschritt. Aber ihr seid schlichtweg noch nicht weit genug für eine große Nummer. Diese würde zwar sicherlich einen nicht unerheblichen Eindruck schinden, aber übermäßige Angst würde vielleicht zu übermäßigen Reaktionen führen was unseren Aktionsradius einschränken würde. Also schlaft euch aus... Morgen gibt es eure erste Mission, und es wird nicht mit Platzpatronen geschossen.“

Training

Ein warmer Wind trieb die Staubkörner der Einöde über den nicht minder warmen Boden. Einsam und verlassen, inmitten dieser Einöde, stand eine kleine verfallene Holzhütte. Niemand hätte sie für verdächtig gehalten und vermutlich hätte auch niemand bei dem Mann mit dem ins Gesicht gezogenen Sonnenhut und einer Flinte auf dem Schos, welcher sich vor der Hütte in einem Schaukelstuhl niedergelassen hat, Verdacht irgendeiner Art geschöpft. Ein halb verrosteter Pick-Up stand neben der Hütte und lies sich langsam vom Klima und dem ständig aufgewirbelten Sand und Staub zerstören.
 

Mehrere hundert Meter davon entfernt lagen jedoch vier Personen auf der Lauer. Getarnt in spezieller Kleidung in angepasster Farbe, lagen sie dar. Line hatte ihr Auge am Fernrohr des Scharfschützengewehres, während ihre Kameraden allesamt mit Feldstechern ausgestattet worden waren. Jedoch waren es nur Fernrohre für ein Auge, aus dem einfachen Grund das somit weniger Fläche zur Lichtreflektion geboten wurde.
 

„Nur eine Wache, keine offensichtliche Kamera. Aber sie werden welche positioniert haben. Spätestens in der Hütte... und auch mit Sicherheit irgendwo drum herum. Aber ich kann nichts sehen.“, murmelte Line.
 

Für einen Augenblick überlegte sie wie man am besten vorgehen sollte. So oder so, sie würden entdeckt werden. Wenn die Leute in der Forschungseinrichtung nur einen Fingerhut voll Verstand besaßen, so würde der „harmlose“ Alte vor der Tür ständig in Kotnakt mit den Leuten innen stehen. Wenn er sich nicht mehr melden würde, wüssten sie Bescheid. Darüber hinaus würden die Kameras sehen wie sie den Mann töten, somit wüssten sie Bescheid. Egal wie man die Situation drehte oder wendete, dass Resultat blieb das Gleiche.
 

„Wir werden entdeckt, egal was wir tun.“, fuhr sie fort, „Ich werde den Wachmann ausschalten, danach müssen wir laufen und zusehen das wir so schnell wie möglich.“
 

„Ihr fangt an zu laufen...“, sagte Julian während er aufstand und sein schwarzes Schwert lautlos aus der Scheide zog, wobei sich seine Stimme immer tiefer verzerrte, „... ich kümmere mich um die Wache.“
 

„Julian, n-...!“
 

Julians Körper löste sich in eine Art schwarzer Staub auf, welcher sofort von einer nicht spürbaren Windböe verwehrt wurde. Line und die anderen sahen dem nur verblüfft zu, bevor sich die Strategin fluchend erhob und anfing zu rennen, gefolgt von Alex und Sandra.
 

Ein dünner, kaum sichtbarer, schwarzer Staubfaden flog rasend schnell auf die Hütte zu. Der Wachmann schien ihn nicht zu bemerken, ebenso wenig wie er es nicht bemerkte das sich dieser Staub vollkommen lautlos hinter ihm zu einer Gestalt sammelt und dann urplötzlich von Julians Körper abfiel. Immer noch erzeugte er kein einziges Geräusch, als er die Klinge seines Schwertes an die Kehle des Mannes legte und zur Seite hin abzog.
 

Der Mann gurgelte kurz und zappelte, doch Julians Schwert durchbohrte ihn von oben und jedwede Bewegung erstarb. Es dauerte nicht lange da waren seine Kameraden bei ihm und er zog das Schwert wieder aus dem Leichnahm heraus. Leblos fiel der tote Körper zu Boden und der Hut fiel von seinem Kopf, Julians Kameraden erschraken. Die Haut war unglaublich bleich und ein wenig eingefallen. An Julians Klinge jedoch klebte nicht ein einzelner Tropfen Blut.
 

„Was war das gerade?“, wollte Sandra, ein wenig außer Atem, wissen, „Was hast du mit ihm gemacht?“
 

„Nichts.“, gab er zurück ohne eines der anderen AnO Mitglieder direkt anzusehen. Stattdessen öffnete er die Tür mit einer Hand. „Gehen wir.“
 

Line trat mit vorgehaltenem Gewehr als Erste ein, dann folgtenSanra, Alex und schließlich Julian. Die Hütte von innen war ziemlich spärlich eingerichtet, aber der Eingang war leicht zu finden – letzten Endes verrieten die Schlieren auf dem Boden ihn nach wenigen Sekunden. Unter einigen losen Holzbohlen verbarg sich schließlich eine futuristisch anmutende Leiter.
 

„Okay, sie rechnen vermutlich mit uns. Seid vorsichtig.“, befahl Line.
 

Ihr voran folgten die restlichen Mitglieder der AnO Elite mit einem gezielten Sprung, den wenige Meter tiefen, runden Schacht hinab. Sie landeten in einer Art Eingangsbereich, welcher so hell war das sie zuerst die Augen zu Schlitzen verengen mussten um nicht zu sehr geblendet zu werden. Die Verkleidung der Wände war in einem sterilen Weiß gehalten, welches das Licht der Lampen natürlich nur noch verstärkte.
 

Doch sie hatten keine Zeit sich um die Wände oder deren Farbe zu kümmern. Kaum da war sie auf ihren Füßen gelandet und hatte den ersten Schritt nach vorne gemacht, da legte Line ihr Gewehr an und drückte ab. Nahezu lautlos drang die Kugel aus dem schallgedämpften Lauf aus und in den Kopf eines Wachsoldaten ein. Noch ehe sein Kollege irgendeine Chance zu Reaktion hatte, hatte Line bereits ein zweites Mal den Abzug ihrer Waffe nach hinten gezogen und auch ihn erschossen.
 

Julian landete als letzter hinter ihr und zückte sofort seine Schwerter, wohingegen Line ihr Gewehr abwarf und stattdessen ein kleines Maschinengewehr unter ihrem Mantel hervorzog. Sie sahen sich um. Bis auf die zwei Soldaten, welche beide links und rechts neben einer Glastür positioniert worden waren, gab es in diesem Raum nichts was von Bedeutung.
 

„Okay... vorwärts.“
 

Die Truppe ging auf die Glastür zu, doch auf ihrem Wege hörten sie schon die Alarmsirene aufheulen.
 

„Zwei von euch links, zwei rechts!“, befahl Line und die Gruppe teilte sich auf, „Schmeißt die Leichen in die Mitte des Raumes.“
 

Alex und Sandra packten jeweils einen toten Soldaten und warfen sie ohne Mühe von der Tür weg in den Raum hinein, auch wenn ihnen nicht ganz klar war wozu sie das nun taten. Nach wenigen Sekunden öffnete sich die Tür und ehe die Soldaten hatten eintreten oder einer seiner Kameraden hätte reagieren können, hatte Julian sein Schwert wie ein Wahnsinniger durch die Luft schießen lassen. Mit einigen Schnittwunden auf der Brust sanken die vier Feinde zu Boden. Er rammte Kujo in einen Körper, zog Gouka und streckte es nach vorne weg.
 

„Jetzt zeig mir was du kannst...“, zischte er.
 

Für einen Augenblick gab es ein seltsames Geräusch, so als würde sich Energie konzentrieren. Dann schoss ein Feuerstrahl von der roten Klinge aus weg und füllte den Gang komplett aus. Julians Augen waren weit aufgerissen, überrascht von der Kraft die hinter dieser Waffe steckte.
 

„Genug...“, ging es ihm durch den Kopf und augenblicklich reagierte das Schwert auf diesen gedachten Befehl, was sich darin zeigte das die Flamme augenblicklich abriss.
 

Die Flamme hatte eine deutlich Spur der Verwüstung hinterlassen. Julian glaubte das das verkohlte Etwas, was halb über einer Türschwelle lag, mal zu einem Menschen gehört hatte. Gabriele hatte nicht übertrieben mit ihrer Aussage, dieses Schwert sei etwas besonderes. Line lugte ihm über die Schulter.
 

„Ich bin beeindruckt.“, gestand sie, „Okay, vorwärts. Soldaten werden getötet, Wissenschaftler gelähmt.“
 

In Formation gingen sie schnellen Schrittes voran. Offensichtlich hatten sich die Flammen in alle Räume ausgeweitet, denn überall lagen nur angesengte Körper am Boden. Die meisten von ihnen waren tot, falls sie es nicht waren erlöste Line sie von ihren Qualen. Mit jedem Schritt den sie vorangingen wurde insbesondere Julian klar, was für ein zerstörerisches Ausmaß er entfesselt hatte und er glaubte es wäre die Angst, die dafür sorgt das sich sein Arm bis zum Ellbogen so kalt anfühlte.
 

Nach nur wenigen Minuten erreichten sie die große, massive Doppeltür der Zentrale. Auch an ihr war das Feuer nicht spurlos vorüber gegangen, dennoch stand sie immer noch massiv und fest dar, wie sie es sollte.
 

„Das haben wir gleich...“, murmelte Line und zog aus einer der vielen kleinen Taschen ihrer Einsatzkleidung eine Karte hervor, „Kampfbereit machen.“
 

Mit einer Hand, mit der anderen hielt sich nach wie vor das kleine Maschinengewehr, versenkte sie die Karte im Schlitz. Das Schloss zeigte an das sie gelesen wurde, dann wurde von allein ein Code eingegeben. Mit einem Piepen bestätigte das Schloss die korrekte Eingabe und die Tür schob sich auf. Dann ging alles ganz schnell.
 

Über die üblichen Schreie des Kampfes hinweg verteilten sich die AnO Mitglieder blitzschnell im ganzen Raum. Line blieb als einzigste an der Tür stehen und eröffnete von dort das Feuer auf die wenigen, verbliebenen Wachen. Alex sprintete los und rammte dem ersten Wachmann seine Faust in den Magen. Von der Wucht des Schlages wurde dieser einfach von seinen Füßen gerissen und nach hinten geschleudert, erfasste seinen Kollegen und gemeinsam schlug sie schließlich gegen eine Wand. Damit nicht genug stand Alex bereits wieder vor ihnen. Er schob einen Fuß unter die beiden und warf sie mit einer ruckartigen Bewegung nach oben, nur um das Menschenknäuel mit einem Ellbogenschlag wieder nach unten zu schmettern und sie endgültig auszuschalten. Sandra hingegen war in eine Art Tanz verfallen, der schon beinahe hypnotisch wirkte, wenn man ihm zusah. In eleganten Bewegungen berührte sie die noch übrigen Wissenschaftler, welche man anhand ihrer weißen Kittel nur zu deutlich erkennen konnte. Sie schwang sich über die Amaturen hinweg, tippte einen Mann der panisch wegrennen wollte nur kurz an und dieser fiel steif und stumm zu Boden, bevor sie fortfuhr. Julian ging ähnlich brachial vor wie Alex. Ohne einen Funken der Gnade zu zeigen schlitzte er die Soldaten mit seinen Schwertern auf und lies sie blutend am Boden liegen, nur um sich dem nächsten Feind zuzuwenden. Die Soldaten begriffen gar nicht was eigentlich geschah, da war sich Line sicher, denn nach wenigen Sekunden war alles schon wieder vorbei und es wurde wieder still.
 

Die toten Soldaten gaben keinen Mucks mehr von sich, die noch lebenden Wissenschaftler schnauften nur angestrengt, konnten aber offensichtlich nicht sprechen.
 

„Gute Arbeit.“, lobte Line und sprach schließlich zu einem der Wissenschaftler, „Keine Angst... EUCH töten wir nicht.“
 

Sie begab sich an eine der Konsolen und begann zu tippen. Dom hatte sie alle eingewiesen, immerhin bestand die Möglichkeit das einer oder mehrere von ihnen starben und dann wäre alles umsonst gewesen, hätte er nur einen von ihnen eingewiesen, damit sie wussten was sie tun mussten um sämtliche Daten der Großrechner hier zu AnO zu übertragen. Natürlich war die Übertragung verschlüsselt und nicht zurück zu verfolgen, dafür war gesorgt worden. Und Line hoffte insgeheim, während sie die nötigen Befehle eingab, dass Dom ernsthaft so gut auf seinem Gebiet war, wie Gabriele ihn hielt. Denn allein durch ihre „Drohung“ waren sie mit Sicherheit weltweit gesucht. Nach dieser Aktion aber, da war sie sich sicher, würde auf ihre Köpfe eine Belohnung ausgesetzt werden die nicht unerheblich war.
 

„Okay, alles klar. Sandra, löst sich die Lähmung wieder von allein?“
 

„In ein paar Stunden bis Tagen dürften sie wieder vollkommen okay sein.“, antwortete sie.
 

„Gut, Rückzug. Wir sind fertig hier.“

Unity

Auf dem Rückweg zum Hauptquartier hatten sie kein Wort miteinander gesprochen. Es war so als ob sie alle hätten noch einmal Revue passieren lassen, was gerade passiert war. Immerhin war das für sie alle ihr erster Auftrag für AnO gewesen, auch wenn Line bereits zum Rekrutieren eingesetzt worden war, genau wie Alex und Sandra. Aber dennoch war dies nun mal etwas anderes gewesen. Sie hatten den Regierungen dieser Welt nun unmissverständlich den Krieg erklärt, es gab kein Zurück mehr, aber es war ohnehin nicht so das einer von ihnen zurück wollte. Das Leben das sie vorher gelebt hatten, hatten sie immerhin nicht ohne Grund aufgegeben. Als die Schwebebahn zum Halten kam, wurden sie bereits von Gabriele erwartet.
 

„Wie verlief die Mission?“, fragte sie, obwohl sie natürlich alles vom Hauptquartier aus überwacht hatte. Nie hätte sie ihre Elite in den Krieg ziehen lassen, ohne sie mit Kameras und Mikrofonen zu bestücken.
 

Line drehte sich plötzlich um und schlug Julian mit aller Kraft ins Gesicht, wodurch dieser nach hinten zu Boden geworfen wurde.
 

„Dieses dumme Arschloch hätte uns beinahe alle umgebracht!“, antwortete sie, sichtlich wütend, „Ich weiß nicht WIE er es gemacht hat, aber er hat ohne jedwede Anweisung abzuwarten den Wachmann draußen attackiert und damit die gesamte Mission gefährdet! Es ist mir scheißegal was er für Schwerter hat, aber wenn so etwas noch mal passiert jage ich ihm höchstpersönlich eine Kugel zwischen die Augen!“
 

Wutentbrannt stapfte sie weg und nicht nur Julian war über diesen plötzlichen Gefühlsausbruch sichtlich überrascht.
 

„Ich denke das werden wir bei der Missionsbesprechung noch mal durchgehen müssen.“, sagte Gabriele und grinste dabei.
 

Alex streckte Julian seine Hand entgegen, während sich die anderen weiblichen AnO Mitglieder ebenfalls in Richtung Hauptquartier begaben. Zuerst zögerte der Jüngere, dann ergriff er aber die Hand und lies sich aufhelfen.
 

„Damit hat wohl niemand gerechnet.“, versuchte Alex die Stimmung ein wenig zu lockern.
 

„Schätze... ich habe es verdient, huh?“
 

„Naja, sie war Befehlshaberin und du hast eindeutig gegen den Befehl gehandelt beziehungsweise ihn nicht abgewartet. Also würde ich sagen ja... hast du.“, antwortete Alex, hielt ein paar Sekunden inne und lachte, „Mach dir nichts draus. Wir sind alle noch mit unserer Haut davon gekommen. Und wir sind noch kein eingespieltes Team, wir kennen uns immerhin erst ein paar Tage... und von Kennen kann keine Rede sein.“
 

„Ja...“
 

Für einige Sekunden schwiegen sie einander an, dann fiel Alex aber wieder eine Frage ein, welche er nicht vor dem Rest der Truppe hatte stellen wollen.
 

„Dieses... Teleportation oder was das war... was-“
 

„Ich weiß es nicht. Es war das Schwert.“, antwortete Julian und legte eine Hand an das schwarze Katana, „Dieses Schwert... es ist gefährlich, aber es verleiht einem Menschen unglaubliche Kräfte. Das was ihr gesehen habt war nur ein winziger Bruchteil davon.“
 

„Deine Stimme klang so anders.“
 

„... darum ist es so gefährlich.“, murmelte Julian und wirkte dabei seltsam in Gedanken versunken, bevor er in normaler Lautstärke fortfuhr, „Gelegentlich ist es stärker als ich. In diesen Augenblicken gewinnt es die Kontrolle über meinen Körper.“
 

„Es gewinnt die Kontrolle über deinen Körper? Wie... wie fühlt sich das an?“
 

„So als ob jemand dein ganzes Bewusstsein in einen winzigen Teil deines Schädels quetscht. Ich wünschte ich könnte es unterdrücken, aber es ist gelegentlich einfach zu stark.“
 

„Du willst es zurückhalten können? Okay... da wüsste ich etwas.“
 

„Ach ja?“ Julian blieb stehen und sah ihn erstaunt an. „Was könnte das sein?“
 

„Du wirst von jetzt an mit mir trainieren.“, verkündete Alex grinsend, „Ein intensives Training so wie ich es betreibe erfordert Disziplin. Disziplin erfordert einen starken Geist. Wenn du den hast, kannst du mit Sicherheit auch deinem Dämonenschwert widerstehen. Wenn nicht... tja, Pech, aber dann bist du wenigstens fit. Überleg es dir. Aber bevor du irgendwann womöglich aufgrund deines Schwertes Amok läufst und uns alle versucht kalt zu machen, wäre es doch vielleicht einen Versuch wert...“
 

„Ja... da hast du vermutlich Recht.“
 

***

Als sich alle Mitglieder der AnO wieder im Besprechungsraum versammelt hatten, war es bereits Abend. Gabriele hatte die eingesammelten Daten an Dom zur Auswertung weitergereicht, welcher gerade dabei war die Codierung zu umgehen.
 

„Also... die Mission heute war, trotzde des anfänglichen Ungehorsam...“ Als sie diese Worte sprach, sah sie zu Julian herüber. „... ein Erfolg. Alle Soldaten in der Einrichtung sind tot, auch ein Großteil der Wissenschaftler. Alle Daten konnten extrahiert und die Einrichtung schließlich aufgrund der dort gelassenen Bombe vollständig zerstört werden. Dom ist gerade dabei sie zu entschlüsseln. Nun zum eigentlichen Punkt... woran es die meiste Zeit über gemangelt hat war das Teamwork. Die Mission die ich euch erteilt habe was absichtlich sehr einfach. Im Grunde konntet ihr allein schon aufgrund eurer Fähigkeiten nicht versagen.“
 

„Das Ganze war also nur ein Test?“, stellte Alex fest.
 

„Es ist alles nur ein Test.“, gab Gabriele schmunzelnd zurück, „Aber viel mehr sollte es euch aufzeigen wo ihr eure Defizite habt. Ihr seid eine ausgewogene Gruppe, aber jeder hat Schwächen. Ihr müsst lernen die Schwächen des anderen zu decken... und zwar damit ihr am Leben bleibt. Es wird nicht immer so klein und einfach bleiben wie dieses Mal. Und es wird auch nicht jedes Mal vorkommen, dass ihr alle zusammen agieren könnt. Ihr müsst damit rechnen allein in gegnerischem Terrain zu sein und ihr müsst überleben. Tot seid ihr niemandem mehr von Nutzen.“ Sie hielt kurz inne. „Denkt dran; ihr kämpft alle für dieselbe Sache. Ihr seid alle Teil eines Teams mit dem gleichen Ziel. Ihr müsst eine Einheit werden. Ich weiß das so etwas Zeit und Training braucht, beides sollt ihr haben. Diese Mission diente bloß dem Zweck euch dies zu zeigen. Ihr werdet von jetzt an eine Art... Leerlauf haben. Dom und Ich werden uns erstmal auf die Besorgung der nötigen Ressourcen fixieren.“
 

„Was heißt das?“, wollte Julian wissen.
 

„Wir müssen immer noch unsere Fußtruppen aufbauen. Eure Daten wurden bereits für die Kodierung mit eingegeben, jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit. Aber ich möchte mich nicht weiter aus dem Fenster lehnen als es womöglich gesund ist. Im Moment sind wir zu schwach um uns gegen eine Attacke von ihnen zu wehren, wir würden kläglich untergehen. Also werden wir nicht weiter auffallen, bis wir stark genug sind.“
 

„Wie lange wir das dauern?“, schaltete sich Line ein, „Welches Zeitfenster haben wir?“
 

„Ein bis zwei Monate, wenn in der Produktion nichts schief läuft... wovon ich ausgehe.“
 

„Das sollte für eine ordentliche Teamkoordination ausreichen...“, murmelte Line, „... und auch genug Zeit für ein gutes Training lassen.“
 

„Wunderbar.“
 

„Ich werde mich Morgen daran setzen die Kampfstyle jedes einzelnen zu analysieren. Ich brauche mehr Informationen für eine gute Strategieentwicklung... mit den jetzigen Daten wäre jedes Ergebnis unzureichen und ungenau.“
 

„Sehr gut. Falls irgendjemand von euch Fragen oder andere Dinge hat, die eine Besprechung benötigen: ich bin immer erreichbar und rund um die Uhr für Probleme verfügbar. Aber bitte... lasst mir meinen Schlaf, wenn es denn möglich ist.“, fügte sie schmunzelnd bei, „Okay... das war alles für heute. Ihr seid entlassen.“
 

***

Es war schon späte Stunde, als Julian vor Lines Tür stand. Seine Missionskleidung hatte er gewechselt, auch wenn die Farbe die gleiche war. Sein Oberkörper war nun von einem schwarzen, ärmellosen Shirt bedeckt und statt der robusten Mehrzweckhose, trug er eine leichte, luftige Stoffhose. Dennoch trug er sein Schwert an seiner Hüfte, zumindest eben jenes das in einer schwarzen Scheide steckte. Er holte tief Luft und klopfte schließlich an die Tür.
 

„Herein.“, drang Lines gedämpfte Stimme nach draußen und Julian trat an.
 

Die Überraschung war überaus groß als er sah, dass das Zimmer inzwischen mehr einer chaotisch wirkenden Werkstatt glich. Line hatte ihre Schreibtischlampe auf den Boden ausgerichtet und saß inmitten von unzähligen Einzelteilen und Werkzeugen. Julian konnte durch das pure Überblicken nicht ausmachen, an was sie da bastelte, aber es sah äußerst komplex aus.
 

„Was gibt’s?“, wollte sie kurz angebunden wissen und sah nicht einmal von ihrer Arbeit auf.
 

Julian drückte die Hacken zusammen, nahm eine strammere, gerade Haltung an, salutierte und richtete sein Blick gerade aus.
 

„Sir, ich bin gekommen um mich für mein Fehlverhalten in der heutigen Mission zu entschuldigen, Sir.“
 

Line wirkte nachdem das letzte Wort aus Julians Mund gekomme war wie versteinert, dann hob sie ganz langsam ungläubig ihren Kopf. Ihr Blick sprach eigentlich Bände, doch den konnte Julian mit seinem starr nach vorn gerichteten Blick nicht sehen und Line stand kurz davor, in Gelächter auszubrechen.
 

„Was... zur...?“, brachte sie bloß vollkommen perplex heraus.
 

„Sir, ich habe mich heute in der Mission entgegen ihren Befehlen verhalten und bin hergekommen um mich entschuldigen, Sir. Ich garantiere hiermit, dass dies nie wieder geschehen wird.“
 

Spätestens jetzt erkannte Line das es ihm tatsächlich ernst zu sein schien. Sie seufzte, musste trotz aller Ernsthaftigkeit grinsen und fuhr sich einmal durch die Haare.
 

„Stehen sie bequem... Soldat.“ Julian tat wie ihm geheißen. „Sieh mich an.“ Julian sah zu ihr runter. Ja... es tat ihm leid. Vielleicht nicht aus den Gründen die Line am liebsten in seinen Augen gesehen hätte, aber definitiv nicht bloß, weil sie ihn geschlagen hatte. „Entschuldigung akzeptiert... und darüber hinaus wirklich nett das du dich scheinbar ein wenig über militärische Gepflogenheiten informiert hast. Aber... das ist nicht nötig. Wir sind hier nicht im Militär, wir sind gleichgestellt. Alles klar?“
 

„J... ja.“ Julian wusste nicht so ganz wie er reagieren sollte und trat etwas betreten auf der Stelle. Er hatte nicht wirklich mit einer so freundlichen Versöhnung gerechnet. „Also dann...“ Auf dem Absatz kehrt machend schickte er sich daran, das Zimmer wieder zu verlassen. Immerhin war gesagt worden was er zu sagen hatte.
 

„Oh, Julian.“ Er stoppte auf der Türschwelle und warf einen Blick über die Schulter nach hinten. „War eine feine Geste... Danke.“
 

***

Mit einer Hand zückte Gabriele ihr Mobiltelefon und hob ab. Sie wusste um es wen es sich handelte und brauchte auch nicht mehr danach fragen.
 

„Was haben die Daten ergeben Dom?“
 

„Nun. Anscheinend wurde in dieser kleinen Basis an einer Art... Mais... gearbeitet.“
 

„Mais? Du willst mir ernsthaft sagen die haben Mais gezüchtet?“
 

„Es scheint so.“ Der Computerspezialist klang selbst etwas ratlos. „Genetisch veränderter Mais. Ich weiß aber nicht mit was. Diese Zusammenstellung ist einfach absolut... wirr. Eigenartig. Ich lasse das ganze bereits analysieren, aber bisher noch ohne Erfolg.“
 

„Bleib dran und sag mir, wenn du etwas herausgefunden hast.“
 

„Natürlich doch. Wie lief die Missionsbesprechung?“
 

„Sie sind ein wirrer Haufen ohne Ordnung. Julian hat Scheiße gebaut, aber ansonsten war es gar nicht übel. Immerhin... sie sind alle heil zurück gekommen. Apropos heil: was machen die Nanos?“
 

„Die ersten Dosen dürften heute Nacht fertig werden.“
 

„Ideal.“
 

***

Julian sah sich in Alex Trainingsraum um. Er war genauso futuristisch wie der Rest des Gebäudes, bis auf die klassisch wirkenden Waffenhalterungen die an einer Hand standen. Allerdings bestanden sie nicht aus Holz, sondern schienen aus einer Art Metall zu sein. Ansonsten war der Raum weitesgehend leer.
 

„Also... zuerst werden wir mal feststellen was du so kannst.“, erklärte Alex und lies die Fingerknöchel knacken, „Bereit?“
 

„Von mir aus.“
 

Noch ehe er hätte irgendwie anders reagieren könnte, hatte Alex Julian die Faust ins Gesicht geschlagen. Von einer ihm bisher unbekannten Kraft erfasst wirbelte er durch die Luft, drehte sich dabei einige Male um die eigene Achse bevor er schließlich auf dem Boden aufschlug. Erst in diesem Augenblick begriff er, was eigentlich gerade geschehen war. Alles vor seinen Augen war verschwommen und wackelte ein wenig hin und her, in seinen Ohren dröhnte es. Zitternd zog er sein Schwert, rammte die Klinge in den Boden und stützte sich darauf um sich wieder auf die Füße zu bringen.
 

„Gib mir deine Stärke...“, keuchte Julian außer Atem.
 

„Warum sollte ich?“, zischte eine Stimme zurück, wie die einer Schlange, „Schwacher Mensch... du willst stärker werden um MICH zu unterdrücken... und das willst du mithilfe MEINER Kraft erreichen? Wie erbärmlich...“
 

Er blickte in die undurchdringliche Schwärze hinein die ihn umgab und plötzlich öffneten sich vor ihm zwei Augen, welche ihn direkt anstarrten.
 

„Ich bin dein Herr!“ Mit einer Hand griff er in die Schwärze hinein und packte sie wie einen Kragen, welchen er an sich heran zog. „Ich bin es dem du Dienerschaft schuldest!“
 

„Schweig Mensch!“, bellte die Stimme aggressiv zurück, „Was glaubst du mit wem du redest?“
 

„Was glaubst du mit wem DU redest? Ich verlange einen Teil deiner Kraft! Ich bin es der dich ernährt... der dich seit Jahren ernährt hat! Du stehst in meiner Schuld!“
 

Die Stimme kicherte leise.
 

„Du scheinst dir Mut anzueignen. Doch dieser wird dir auch nicht viel nützen, wenn meine Stunde gekommen ist. Verlass dich darauf. Du willst einen Teil meiner Kraft? Nun gut... du sollst ihn haben.“ Julian lies die Schwärze, die er gepackt hatte wieder los. „Aber sei dir sicher, Mensch, dass ich dies nicht vergessen werde... und das ich dich noch vor mir knieen sehen werde.“
 

Wie ein Blatt Papier zerriss die Schwärze vor Julians Augen und er sah Alex Faust, wie in Zeitlupe, auf sich zukommen. Julian duckte sich unter dem Schlag hinweg, riss seinen Fuß hoch und versenkte diesen in Alex Magengrube. Die Luft wurde aus dem Kämpfer heraus gepresst, während Julian sich ein Stück weit drehte und Alex somit gegen die Wand schleuderte. Mit einem dumpfen Geräusch schlug Alex auf und sank kurz nieder. Julian zog Kujo aus dem Boden heraus und mit einem leisen Geräusch, dass dem zerreißen von Leder glich, bekamen seine Pupillen spitze Auswüchse welche sich in die Iris hinein fraßen.
 

Julian schoss in einer seltsame Haltung auf Alex zu. Er war ungewöhnlich weit nach unten gebeugt, dennoch war er unglaublich schnell. Er warf das Schwert wie einen Speer und Alex sah in diesem Augenblick bloß die Möglichkeit, sich zu einer Seite hin abzurollen. Doch ehe er wieder ganz stand war Julian bereits vor ihm und verpasste ihm einen schweren Haken in den Magen. Alex verlor den Boden unter den Füßen und seine Augen weiteten sich vor Schock. Der Blonde jedoch dachte gar nicht daran aufzuhören und prügelte mit abwechselnden Schlägen und Tritten immer weiter in die Luft, zumindest soweit seine Arme und Beine reichten. Gerade als sich Alex Körper außerhalb seiner Distanz befunden hatte, als er wieder eine Verschnaufpause hätte haben können und wäre sie auch noch so kurz gewesen, stieß Julian sich vom Boden ab und setzte einen weiteren Schlag in die Magengrube nach. Von der Kraft wurde Alex meterweit nach oben geschleudert, während Julian wieder auf dem Boden aufsetzte. Kurz peilte er sein Ziel an, bevor er mit einem unmenschlich starken Sprung nachsetzte.
 

Noch immer hatte Alex gar nicht so recht begriffen, wie ihm eigentlich geschehen war. Sein gesamter Oberkörper und die Magengegend waren taub, er hatte den metallischen Geschmack von Blut im Mund und sah alles ein wenig verschwommen. Er kniff die Augen zu, schüttelte seinen Kopf und sah Julian auf sich zufliegen. Anstatt sich aber noch einmal treffen zu lassen gelang es ihm die Faust am Gelenk zu umfassen. Er nutzte den Schwung von Julians Sprung und schlug in mit all seiner verbliebenen Kraft gegen die Wand – und es zeigte Wirkung. Der aggressive Gesichtsausdruck wich einer schockierten Miene und Julian spuckte einen kleinen Schwall Blut aus, bevor er zu Boden fiel und Alex, welcher ihn immer noch festhielt, mit hinabzog.
 

Mit einem dumpfen Geräuschen schlugen die beiden auf dem Boden auf. Alex rollte sich schwer keuchend auf den Rücken und sah zu Julian herüber. Er war bewusstlos, schien aber zumindest äußerlich nicht besonders beschwer verletzt zu sein. Bloß etwas Blut lief aus der Nase heraus. Was auch immer ihm diesen plötzlichen Kraftschub gegeben hatte, schien nicht besonders lang zu halten. War das etwa die Kraft seines Schwertes, von der er erzählt hatte? Wenn ja, dann stimmte er nun zu das dieses Schwert wirklich gefährlich war und das Julian unbedingt lernen musste es zu kontrollieren. Kaum auszudenken was passieren konnte, wenn sich diese Kraft plötzlich gegen sie stellte. Denn auch wenn Alex nichts von solch mystischem Humbug, zumindest hatte er es bisher immer als Humbug abgetan, so glaubte er das tief im Inneren dieses Schwertes noch viel mehr steckte als das, was Julian ihm gerade gezeigt hatte.
 

***

Gabriele trat in das Krankenzimmer ein, in das man Julian und Alex gebracht hatte. Natürlich hatte sie sofort von dem Vorfall erfahren, immerhin hatte Dom überall winzig kleine, mit Kameras ausgestattete Drohnen. Sie hatte gewusst was passiert war, noch bevor die Sanitäter im Trainingsraum gewesen waren. Julian war immer noch bewusst los, was sie aber nicht daran hinderte sich zwischen ihre Betten zu stellen, so als ob Julian sie hören konnte.
 

„Dom hat mir erzählt was vorgefallen war.“
 

„Es war unglaublich.“, gluckste Alex leise vernügt, „Er hatte auf einmal viel mehr kraft... es war schon beinahe unheimlich.“
 

„Das war die Kraft seines Schwertes.“
 

„Ja... er hat sowas erwähnt. Ich... ich wollte mit ihm trainieren... wollte ihm die Kraft geben dieses Ding zurück zu halten.“
 

„Denkst du das du das kannst?“
 

„Wenn er es will... vielleicht.“, antwortete Alex nach einigen Sekunden des Überlegens, „Ich weiß nicht was für eine Kraft in diesem Ding noch steckt. Ich haeb das Gefühl als hätte ich nur einen Bruchteil zu sehen bekommen und wenn ich damit recht habe, dann ist es beängstigend. Er hat mich in die Luft geprügelt. In all den Kämpfen die ich gekämpft habe, ist mir so etwas noch nie untergekommen. Selbst das ich überhaupt zu Boden gegangen bin oder in Bedrängnis kam war selten. Aber er...“ Er legte den Kopf zur Seite und sah zu Julian herüber. „Er hat mich nach oben geprügelt... mit seinen bloßen Händen und Füßen. Als wäre ich ein Spielzeug.“
 

„Allerdings... gebrochene Rippen, Milzriss, innere Blutungen... du kannst von Glück reden das die Rippen nicht deine Lunge erwischt haben. Die Schmerzmittel scheinen allerdings ihre Arbeit zu tun. Aber keine Angst. Dir wird es sehr bald sehr viel besser gehen.“
 

Gabriele zog eine Injektionspistole aus ihrer Manteltasche hervor. In der Kartusche befand sich eine glasklare Flüssigkeit.
 

„Was ist das?“
 

„Vertrau mir.“ Sie trat an Alex heran und sah ihn schmunzelnd an. „Tust du das?“
 

„Sonst wäre ich wohl kaum hier, oder?“
 

Sie betrachtete das als Antwort, setzte die Pistole auf dem Oberarm an und betätigte den Abzug. Mit einem leisen Zischen wurde die Flüssigkeit in Alex Körper gepumpt und er spürte kurz eine Art Druck, welcher aber sehr schnell wieder wich. Gabriele setzte das Gerät wieder ab und sah auf ihre Armbanduhr.
 

„Was... war das jetzt?“
 

Gabriele hob nur ihren Finger als Zeichen dafür, dass Alex nichts sagen, sondern bloß warten sollte. Nach gut einer Minute senkte sie den Finger wieder und sah von ihrer Uhr auf.
 

„Steh auf.“
 

„Was? Soll das ein Witz sein?“
 

„Versuch es. Steh... auf.“
 

Immer noch sah er sie verwirrt an, tat aber wie ihr geheißen. Sichtlich mehr verwirrte es ihn aber, als er plötzlich und scheinbar ohne Schmerzen aufrecht im Bett sitzen konnte. Er ballte seine Rechte mehrmals zu einer Faust und machte dann einen schnellen Schlag nach vorne, ignorierend das er dabei die Kanüle in seinem Arm herausriss.
 

„Was war das?“
 

„Eine hauseigene Entwicklung... Nanomaschinen. Winzige Roboter. Sie lokalisieren und reapieren eigenständig Schäden in deinem Körper. Für technische Details musst du Dom fragen, er hat sie entwickelt... ich verstehe von Nanotechnik nicht allzuviel.“Gabriele drehte sich halb herum zu einer fest installierten Kamera. „Gute Arbeit, Dom!“, rief sie und machte eine „Daumen hoch“ Geste.
 

Jetzt wandte sie sich Julian zu, während Alex sich die Pflaster und Verbände selbst entfernte. Die AnO Anführerin zog eine weitere Kartusche hervor, schraubte die Leere von der Injektionspistole ab und setzte die Neue ein.
 

„Na dann wollen wir ihn mal aufwecken.“
 

Sie setzte die Nadel auf Julians Oberarm an und drückte den Abzug. Wie schon bei Alex wurde der Inhalt der Kartusche zischend in den Körper hineingeschossen. Doch anders als bei Alex zeigte Julian schon nach wenigen Sekunden des Wartens eine Reaktion... eine unerwartete Reaktion. Schlagartig riss er seine Augen bis zum Anschlag hin auf, genau wie seinen Mund durch den er plötzlich so viel Luft einsog, wie seine Lungen nur fassen konnten. Schlgartig saß er aufrecht im Bett und Gabriele versuchte, ihn wieder nach unten zu drücken, doch die Kraft mit der er sich dagegen stemmte war zu groß.
 

„Julian! Ruhig!“, rief sie, „Ruhig! Alex, hilf mir!“
 

Alex war bereits vom Bett aufgesprungen und im Begriff, auf die andere Seite des Bettes zu treten, doch nun schob er Gabriele einfach beiseite. Er packte Julian bei den Schultern und versuchte ihn nach hinten zu drücken, doch er konnte ihn kaum einen Zentimeter bewegen. Immer noch hatte Julian Augen und Mund weit aufgerissen. In stoßartigen Atemzügen versuchte er scheinbar immer noch, mehr und mehr Luft einzuziehen. Alex konzentrierte sich und ein Ruck ging durch seinen Körper. Krachend brachen die Rollen des Krankenbettes unter dem Druck zusammen und zersplitterten in unzählige Einzelteile und Julian wurde wieder auf das Kissen gedrückt. Für einen Augenblick blieb Julian starr in dieser Position liegen, dann erschlaffte sein Körper wieder und er verlor sein Bewusstsein. Angestrengt schnaufend lies Alex ihn wieder los und starrte den blonden Jungen an.
 

„Ganz schön viel Kraft...“
 

„Das war keine Kraft.“, antwortete Alex, „Das war Angst. Es war pure, verzweifelte Angst. Ich kenne diesen Ausdruck in seinen Augen.“ Alex wandte sich Gabriele zu. „Wenn einer meiner Gegner erkannt hat wie stark ich war... wenn er erkannt hat das ich ihm überlegen war, dass er keine Chance hatte... dann bekam er ebenfalls diesen Ausdruck. Dort wo ich gekämpft habe war es üblich den Gegner umzubringen.“
 

„Hast du sie umgebracht?“
 

„Einige... aber keine die es nicht verdient hatten.“
 

Mit diesen Worten wandte er sich von Gabriele ab und machte sich daran, dass Zimmer zu verlassen. Er wollte sich umziehen, duschen und schließlich wieder trainieren. Gabriele jedoch blieb an Julians Bett stehen und beobachtete den nun wieder bewusstlosen Jungen. Sie würde auf jeden Fall untersuchen lassen, ob das eine Reaktion auf die Nanomaschinen war... auch, wenn sie daran zweifelte. Dom war natürlich auch nicht perfekt, aber wenn er etwas tat, dann war er so nahe wie möglich an der Perfektion dran. Alles andere kam für ihn nicht in Frage. Wie es schien war ihre „Elite“ wesentlich interessanter, als sie es bisher angenommen hatte.
 

***

Wie gewohnt herrschte Dunkelheit in dem Raum von Dom, als Gabriele ihn betrat. Zugegeben, so sehr sie Dom auch mochte, so sehr hasste sie seine Art zu arbeiten. Er erfüllte jedes nur denkbare Klischee des Computerfreaks. Nur selten war er außerhalb seiner Räumlichkeiten anzutreffen und hier drinnen war es den ganzen Tag über dunkel. Ständig saß er vor seinen Computer, gelegentlich hatte sie ihn sogar davor schlafend angetroffen. Aber er war alt genug um zu wissen was er tat.
 

„Ich weiß du bist erwachsen Dom... aber ich würde es begrüßen, wenn du zumindest etwas öfter in deinem BETT schlafen würdest.“
 

„Wenn ich schlafe, schlafe ich ca. fünfzig Prozent meiner Zeit im Bett...“
 

„WENN, Dom, WENN.“, wiederholte Gabriele seufzend, „Du nützt mir nichts, wenn du dir deinen Rücken selber verkrüppelst... oder den Rest deines Körpers.“
 

Schon oft hatten sie diese Diskussion geführt. Ja, er war alt genug – aber Gabriele war zu sehr eine gute Freundin, als das sie ihn mit diesem Thema jemals in Ruhe lassen würde.
 

„Warum bist du hier, Gab?“
 

„Ich würde gern die Daten von Alex und Julians Training sehen.“
 

„Kein Problem.“
 

Es waren nur wenige Tastendrücke und unweit von Gabrieles Gesicht schaltete sich ein Monitor, den Gabriele bis dahin nicht mal wirklich bemerkt hatte, ein und zeigte das, was Doms Kameras aufgezeichnet hatten. Zuerst, es schien es als hätte Alex die eindeutig Oberhand, doch dann, binnen eines Herzschlages, änderte sich die Lage komplett.
 

„Zeig mir bitte mal den Wärmemodus und fahr zurück, kurz bevor Julian die Oberhand gewinnt. Lass es langsam ablaufen.“
 

Dom tat wie ihm geheißen. Wieder sah zu Beginn alles ganz normal aus. Beide Körper waren warm. Doch urplötzlich flammte eine kleine Wärmequelle in Julians Brust auf, die scheinbar genauso schnell sämtliche Wärme aus ihm herauszog. Traute man nun dem Bild der Kamera, war sein Körper bei nur wenigen Grad Temperatur – und zwar vollständig.
 

„Dom... ich will das du ALLES zusammensuchst, was du über dieses Schwert finden kannst. Gras jede Quelle ab die du findest, wenn du Leute bezahlen musst, tu es. Aber ich muss wissen mit was wir es zu tun haben.“
 

„Warum fragst du nicht Julian?“
 

„Weil er immer noch bewusstlos ist. Aber ihn werde ich mir auch noch vorknöpfen. Mit Pech haben wir uns einen unkontrollierbaren Feind in die eigenen Reihen geholt.“
 

„Apropos Feind und wo du schon mal hier bist. Ich konnte die geklauten Daten soweit entschlüsseln. Offensichtlich wurde dort an einer Waffenlegierung gearbeitet.“
 

„Für was für eine Waffe?“, unterbrach Gabriele ihn, noch bevor er weitersprechen konnte.
 

„Das ist ja das seltsame... für eine Sense.“ Der Drehstuhl rotierte soweit, dass Dom seine Freundin ansah. „Ich weiß nicht warum sie daran geforscht haben, aber offenbar wollten sie eine extrem widerstandsfähige Sense erschaffen. Was heißt wollten, sie haben es getan. Allerdings kann ich mit den Formeln nichts anfangen, da ich die Elemente nicht kenne. Und seltsamerweise auch keine Datenbank auf die ich Zugriff habe.“
 

„Das heißt?“
 

„Das heißt das diese Leute Elemente benutzt haben, die es offiziell nicht gibt. Oder es ist eine Art Codierung. Aber anhand der Zusammensetzungen und Anteile habe ich herausgefunden, dass kein bekanntes Element in Frage käme. Die Zusammensetzung wäre instabil, was zur Folge hätte das die daraus geschmiedete Sense extrem zerbrechlich wäre oder gar nicht erst gehärtet werden könnte.“
 

Etwas missmutig vergrub Gabriele die Hände in den Taschen ihres Mantels und schnaufte, während sie ihren Blick über die Monitore streifen lies. Die gegnerische Partei plante etwas und sie waren nicht mal nahe dran einordnen zu können, um was es sich handelte. Zwar glaubte sie kaum das es sich dabei um etwas handelte, was sich speziell gegen AnO richtete, aber dennoch war jede gefährliche Waffe in den Händen des Feindes auch eine Gefahr für sie und ihr Vorhaben. Gabriele biss sich auf die Unterlippe.
 

„Gras das Umfeld ab. Finde raus was du kannst. Womöglich ist eine Sense bloß irgendein Vorwand für eine neue Art der Legierung für verstärkte Außenhüllen oder weiß Gott was...“, wies sie Dom an, „Ich will wissen was da gebaut wird.“
 

„Ich bin dir voraus.“, grinste Dom, „Die Investigationen sind bereits eingeleitet. Habe dafür allerdings mein Spesenkonto ein wenig strapaziert.“
 

„Das ist egal. Wenn du irgendwas herausfindest will ich es sofort wissen.“
 

„Natürlich.“
 

***

„Hey Alex.“ Sichtlich müde schleppte Line sich in den Essenssaal, oder wie auch immer man es nennen wollte. Tatsächlich erinnerte das Ganze eher an eine Schulcafeteria, nur das hier jeder Zugang zur Küche hatte und es keine lange Theke gab an der man bedient wurde. Allerdings gab es eine Art Automat, welcher unzählige Fertiggerichte anbot und diese binnen Minuten auf Knopfdruck ausspuckte. „Hab hier was dich.“
 

Im Vorbeigehen zog sie ein schwarzes Knäuel aus ihrer Hosentasche hervor und warf es auf den Tisch neben Alex, welcher gerade eine Suppe aß. Line hingegen tappte etwas schludrig zum Automaten und lies sich einen Becher Kaffee ausgeben. Der Nahkämpfer untersuchte derweil das, was ihm die Technikerin hingeworfen hatte. Es waren zwei schwarze Stoffhandschuhe, aber sie waren ungewöhnlich schwer. Als er sie genauer untersuchte stellte er fest, dass mehrere harte Platten, vermutlich Stahl, in die Handshcuhe eingearbeitet worden waren. Line lies sich neben ihm nieder.
 

„Das hab ich nebenher entwickelt. Diese Handschuhe haben kleine Platten aus einem eigens angefertigten Stahl sowohl im Handrücken, als auch kleine Elemente in den Oberseiten der Finger. Wenn du genug Kraft aufbringst passt sich der Stahl exakt deiner Fingerform an. Du wirst vermutlich ein wenig trainieren können, damit sie gut sitzen. Aber wenn du soweit bist wirst du damit verflucht harte Schläge austeilen.“
 

„Interessant.“ Er zog einen der Handschuhe an und ballte seine Hand ein paar Mal zu einer Faust. „Wie viel hält der Stahl aus?“
 

„Einiges. Ich habe keine so großen Tests durchgeführt als das ich seine maximale Belastungsgrenze gefunden hätte, aber er hält zumindest Beschuss stand... selbst von großen Kalibern und aus naher Distanz. Dank Dom, der hat die Berechnungen für das Gemisch erledigt.“
 

„Danke.“ Alex grinste. „Ich glaube die Teile könnten wirklich sehr praktisch werden.“ Er zog den probehalber angezogenen Handschuh wieder aus und legte ihn auf den Tisch zurück.
 

„Ich habe gehört du hast gegen Julian gekämpft?“
 

„Ein Trainingskampf, ja. Sollte es zumindest werden. Ich habe keine Ahnung was da plötzlich in ihn gefahren ist, aber er war auf einmal wie ein wildes Tier. Ich glaube das lag an seinem Schwert... es hat ihn wieder übernommen. So übel wurde ich in meinem ganzen Leben noch nicht zusammengeschlagen.“
 

„In Anbetracht dessen wo ich dich gefunden habe glaube ich das du generell nur selten einstecken musstest, hm?“
 

„Ja, da hast du wohl Recht.“
 

„Sag mir wenn ich zu weit gehe... aber warum hast du dort gekämpft?“ Alex sah sie an und hob fragend eine Augenbraue. „Du bist nach allem was ich sehen konnte ein verflucht guter Kämpfer. Du hättest doch auch Geld mit anderen Mitteln erarbeiten können.“
 

„Das Geld war nicht für mich... es war für meine Ma.“, antwortete Alex, „Mein Pa war Polizist und wurde eines Abends auf offener Straße erschossen. Es handelte sich dabei um einen Drogenhändler den er vor Jahren hochgenommen hatte. Das hat mneine Ma sehr mitgenommen... sie wurde krank, von einen Tag auf den anderen und wir hatten nie besonders viel Geld. Das was wir hatten reichte nicht all zu lang und somit musste ich Geld verdienen. Zuerst kämpfte ich noch auf normalen Turnieren, ich war damals schon im Kampfsportverein. Aber als ich alt genug war wagte ich mich in die Unterwelt. Illegale Kämpfe bringen mehr Geld ein... viel mehr Geld. Und ich konnte meiner Ma das bestmögliche Leben geben, dass es mit so viel Geld zu kaufen gab. Außerdem hatte ich gehofft über diesen Weg vielleicht irgendwie an den Kerl ranzukommen, der meinen Pa erschossen hat.“
 

„Du weißt wer es war?“
 

„Ich weiß alles... als mein Pa erschossen wurde stand ich daneben. Ich könnte dieses Gesicht nicht vergessen, selbst wenn ich es wollte.“
 

„Aber nun bist du hier... konntest du deine Rache kriegen.“
 

„Heh...“ Alex grinste. „Alles Teil des Deals, Line, alles Teil des Deals.“
 

Ihre Unterhaltung wurde unterbrochen als sich die Tür öffnete und Gabriele eintrat. Im Gegensatz zu Line sah sie weder besonders müde noch abgespannt aus, was in Anbetracht der Uhrzeit – immerhin drei Uhr in der Nacht – recht erstaunlich war.
 

„Du schläfst wohl nie?“
 

„Ich brauche nicht all zu viel Schlaf.“, gab Gabriele zurück, „Aber ich frage mich doch warum meine Soldaten um drei Uhr nachts nichts anderes zu tun haben, als zu schlafen.“
 

Bevor weder Line noch Alex antworten konnten, klingelte Gabrieles Telefon.
 

„Dom?“
 

„Zwei Nachrichten.“, schallte Doms Stimme aus dem Gerät, „Erstens: Morgen gibt es offensichtlich einen Transport der uns interessieren könnte. Zweitens: Julian ist wieder wach.“

Investigations

„Euer Ziel ist ein Transport, vermutlich in einem kleinen Convoy. Klein deshalb um nicht aufzufallen.“, erklärte Gabriele, während im Hintergrund auf dem Hauptschirm eine Landkarte dargestellt wurde, auf der eine bestimmte Route mit einer roten Linie markiert war.
 

„Um was genau handelt es sich?“, wollte Line wissen.
 

„Wissen wir nicht.“
 

„Wie viele Verteidiger? Welche Bewaffnung?“, hakte sie weiter.
 

„Ebenfalls unbekannt. Wir wissen bloß das ein Wissenschaftler mit dabei sein wird, ein Physiker. Wenn er im Gefecht umkommt wäre das schade, aber die Mission geht in diesem Falle vor und das sie in drei Wagen fahren.“
 

„Also gut...“, murmelte Line, welche als einzige Person vor einem Laptop saß, „Wir werden auf der Brücke zuschlagen. Nirgendwo sind sie weniger gesichert und haben weniger Fluchtmöglichkeiten. Das können wir ausnutzen. Drei Wagen macht bei normaler Besetzung 15 Männer Spitze, bei großen Kombis mit mehr Sitzen 21... das sollte machbar sein, auch ohne großartiges Schießtraining für den Rest. Sandra, du wirst in einem Boot die Brücke entlang fahren. Alex, Julian und Ich nehmen einen Wagen und werden den Konvoi stoppen. Du wirst mit dem Boot unser Ausgang sein.“
 

„Ich kann aber kein Boot steuern.“
 

„Ich werde es dir erklären. Außerdem wirst du einen der Klonsoldaten dabei haben, er sollte das eigentlich auch können.“
 

„Wie viele davon brauchst du?“, fragte Gabriele.
 

„Zwei. Einer steuert das Boot, der andere unterstützt uns. Wenn es zu viele Leute werden, werden sie nur hinderlich.“
 

„Warum sprengen wir die Karren nicht einfach in die Luft?“, fragte Alex und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen zurück, „Wir haben doch die nötigen Ressourcen.“
 

„Weil wir nicht wissen was unsere Fracht sein wird. Wir können schweres Geschütz aufwenden, wenn Kollateralschäden absolut egal sind. Wenn die Fracht aber zerstört wird, war alles umsonst. Nein, wir werden zuerst den Konvoi stoppen. Wenn die Wagen halten machen wir sie unbrauchbar indem wir ein paar Reifen zerschießen. Dann geht das Gefecht los. Wir werden die Brücke durch eine vorgetäuschte Panne blockieren. Mit einem großen Wagen blockieren wir ohne Mühe beide Spuren und wenn wir ein gepanzertes Modell nehmen, haben wir auch noch gleich eine gute Deckung.“
 

„Kein Problem.“, mischte sich Gabriele ein, „Ihr bekommt was ihr braucht, gib mir am besten direkt eine Liste.“
 

***

Das Wetter war eigentlich so schön, dass man direkt von der schier unendlich langen Brücke hätte herunter springen wollte, bloß um ein Bad im kristallklaren Meer zu nehmen. Die drei Mitglieder von AnO jedoch hatten anderes im Sinn. Sie hatten eine lange Limousine quer auf der Brücke geparkt und den Motor präpariert, sodass dieser nun mehr qualmte als ein zwanzig Jahre altes Auto aus dem Auspuff. Line, Alex und Julian taten so als ob sie versuchten die Ursache für den Schaden festzustellen. Über ihrer eigentlichen Kampfkleidung trugen sie normale Kleidung um nicht aufzufallen. Die Falle war gestellt und in der Ferne konnten sie schon drei Jeeps nahen sehen.
 

„Da kommen sie.“, mahnte Line, „Denkt an den Plan.“
 

Die Brücke war weitesgehend leer, es fuhren kaum Privatwagen. Wie erwartet hielten die Jeeps, während die drei AnO Mitglieder an dem Motor rumwerkten. Es dauerte nur wenige Minuten, bis schließlich der Beifahrer vom ersten Wagens ausstieg. Der Mann sah aus wie aus einem Film entnommen. Der Körperbau zeigte überdeutlich das der Mann trainiert war, eine Sonnenbrille verdeckte die Augen und schwarzer Anzug unterstrich das ganze Bild noch ideal. Mit schnellem Gang ging er zu ihnen herüber.
 

„Brauchen sie Hilfe?“, fragte er tonlos.
 

In diesem Augenblick gingen die AnO Mitglieder zum Angriff über. Alex und Julian sprangen synchron über die Limousine hinweg und schossen auf ihre Zielwagen zu, Line zog eine Pistole und schaltete den Mann durch einen gezielten Kopfschuss aus, bevor sie hinter der Limousine in Deckung ging. Sofort gingen die Kampfgeräusche los und Line kroch, sicher in Deckung, zur Fahrertür, wo sie dann ein Maschinengewehr hervorholte.
 

Alex hatte bereits den Fahrer aus Wagen #1 niedergeschlagen und bearbeitete nun die Männer aus Wagen #2. Sie hatten trotz ihrer Bewaffnung keine Chance, denn sie mussten für einen Angriff den Wagen verlassen. Alex aber sprang ohne scheinbare Mühe über den Wagen und schlug die Leute mit gezielten Schlägen nieder oder er warf sie einfach von der Brücke. Ähnlich vollführte Julian seine Attacken mit seinen zwei Schwertern. Line hingegen kümmerte sich um die Leute in Wagen #1. Wer das Auto verlies wurde durch wenige, gezielte Schüsse aufgehalten. Und während Line Alex und Julian zusah, gestand sie sich ein das sie überrascht war, wie gut die Beiden arbeiteten. Das Teamwork war schon wesentlich besser als bei ihrem letzten Einsatz und Line gestand sich ein, dass sie zufrieden war, als nach nicht mal einer Minute die Kampfgeräusche verstummten.
 

Das noch nicht ganz verschossene Magazin lies Line ausklinken und lud ihr Gewehr nach, während sie sich aus der Deckung erhob.
 

„Gute Arbeit!“, brüllte sie und passierte die Limousine, als ein seltsames Geräusch sie erstarren lies.
 

Ihr Blick wanderte zum Horizont und dort war etwas, was ihr bisher nicht aufgefallen war... und Line fragte sich, wieso. In der Ferne schwebte etwas in der Luft – ein Helikopter, welcher zweifelsohne näher kam. Doch er hatte etwas voraus geschickt, etwas um sie zu „begrüßen“.
 

„WEG!“, brüllte Line als sie die Rakete immer näher kommen sah, „LAUFT! LAUFT!“
 

Doch es war bereits zu spät. Die Rakete schlug auf der nebenliegenden Spur auf und die drei AnO Mitglieder wurden von der Druckwelle der Explosion erfasst. Alex hatte das Unglück zwischen zwei Wagen zu stehen, wodurch er wie ein Spielzeug von der Brücke geschleudert wurde. Julians Körper erfasste die Druckwelle nicht minder, ebenso Lines, aber beide hatten mehr Glück im Unglück. Der Jüngste von ihnen wurde gegen einen der Wagen geschlagen und sank mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden. Line überschlug sich in der Luft, schaffte es aber noch gerade so sich aus Reflex an der Leitplanke fest zu halten.
 

„Alex! Julian! Alles in Ordnung?“
 

Julians ganzer Körper schmerzte und es fiel ihm schwer aufzustehen. Seine Beine waren weich und zittrig, er musste sich am Auto festhalten um aufzustehen. Ein leises Piepen durchzog seinen Gehörgang und so hörte er auch nicht die Rotoren des ihn eingeholten Helikopters. Stattdessen spürte er nur plötzlich einen starken Wind und sah auf. Die Flugmaschine kam über der anderen Fahrbahn zum Stillstand und an der offnen Tür saß eine Person mit einem Gewehr, bei welchem es sich offensichtlich um ein Präzisionsgewehr handelte. Mit einem zugekniffenen Auge und schwer atmend blickte Julian auf.
 

Line tat derweil ihr Bestes um sich wieder über die Brüstung zu ziehen, aber die Explosion hatte sie unerwartet stark getroffen. Normalerweise wäre es kein Problem für sie gewesen, sich über die Leitplanke zu ziehen, aber just in diesem Moment fühlte sich ihr Körper zu schwach dafür an. Dennoch schaffte sie es sich Millimeter für Millimeter hinauf zu ziehen. Wenn Julian noch am Leben war, dann war er in Schwierigkeiten, so viel konnte sie selbst jetzt noch begreifen.
 

Ohne sie auszustrecken öffnete Julian eine Hand und Kujo, welches auf dem Boden lag, flog wie von einer magischen Kraft gesteuert zurück in seine Hand. Die Person in der Tür des Helikopters hielt inne, bevor er sich mit einer Hand den Helm vom Kopf riss. Julians Augen weiteten sich.
 

„Du...?“
 

Immer noch konnte er es nicht glauben, als er in das Gesicht von Emmerson starrte, welcher ebenfalls offensichtlich nicht minder erstaunt war. Wenige Sekunden war es so als ob die Zeit still stand und die beiden Feinde starrten einander nur an. Emmerson hatte Julian noch nie zuvor gesehen, aber er wusste wer er war... er wusste für wen er kämpfte – und Julian wusste, dass er es wusste. Es war als ob sich eine ganze Konversation nur in ihrem Blick abspielte.
 

Aber dann reagierte Emmerson. Wie eine Pistole zielte er mit dem Gewehr, indem er einfach den Arm ausstreckte. Er legte es nicht an, so wie es eigentlich gedacht war, nein. Allerdings konnte Julian sehen, dass Emmerson ihn dennoch durch das Zielfernrohr ansah. Zwar hatte er es nicht angelegt, aber er sah dennoch hindurch. Der Knall der kleinen Explosion welche entstand, als Emmerson den Abzug nach hinten drückte wurde von den Geräuschen des Helikopters übertönt, doch Julian konnte sie sehen. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er die Kugel auf sich zu fliegend, sich in der Luft um die eigene Achse drehend. Sein Körper konnte dem was er sah aber nicht folgen und so durchschlug sie seine rechte Schulter.
 

Noch bevor Julian auch nur hätte zu Boden sinken können, ratterte ein Maschinengewehr neben ihm los. Mit ruhigen, großen Schritten trat Line an ihn heran, packte ihn am Kragen und zerrte Julian weg, während sie in der anderen Hand ein kleines Maschinengewehr hielt und feuerte. Sie zielte nicht, aber der gewünschte Effekt trat trotzdem ein – der Helikopter drehte bei um den Kugeln auszuweichen, nachdem sie wohl doch durch Zufall einen der Soldaten in der Tür getroffen hatte. Hinter einem der Jeeps wähnte sie sich schließlich in Sicherheit und lies Julian los.
 

„Die Schulter?“, fragte sie und Julian nickte knapp, den Schmerz gar nicht wirklich spürend, „Ist ein glatter Durchschuss, verfluchtes Glück.“
 

„Wir sitzen in der Scheiße, hm?“
 

„Ziemlich.“, murmelte Line und lud ihr Gewehr nach.
 

„Ich...“ Julians Hand schloss sich so fest sie konnte um den Griff von Kujo, „Ich könnte sie...“
 

„Nein!“, unterbrach Line ihn, „Im Moment brauche ich kein Monster. Wir ziehen uns zurück.“
 

„Ohne den Koffer?!“
 

„Hier gibt es keinen Koffer.“, erklärte sie und Julian steckte seine Schwerter wieder in ihre Scheiden, „Das war eine Falle.“ Sie machte einen Schritt hinter dem Wagen weg und eröffnete erneut kurz das Feuer, bevor sie wieder in Deckung ging. „Sandra müsste unten warten, spring.“
 

„Und d-...?“
 

Bevor er den Satz vollenden konnte hatte Line ihn am Kragen gepackt und zerrte ihn mit sich. Aus Leibeskräften schreiend sprangen die Beiden über die Leitplanke. Für einen Augenblick fühlten sie sich schwerelos, dann für eine Sekunde – so kam es ihnen vor – einen kalten Zugwind bevor sie schließlich im Wasser der See aufschlugen. Sofort schwammen sie nach oben und ein Paar kräftige Hände zogen sie aus dem Wasser heraus.
 

„Losfahren! Volle Fahrt“, befahl Line etwas harsch, während Julian mit einem kleinen Hustenkrampf zu kämpfen hatte, da er offensichtlich Wasser geschluckt hatte.
 

***

„Eine Falle?“
 

„Ohne jeden Zweifel.“ Wütend schlug Line mit der Faust auf den Tisch, „Der Helikopter war da, kaum da hatten wir den Angriff gestartet. Die müssen mit einem Angriff gerechnet haben. Wir hatten nur Glück das unser Boot so verflucht schnell war, sonst hätten sie uns vermutlich gekriegt. Die haben ohne zu zögern eine Rakete auf die Brücke gejagt... die waren bereit ihre Leute zu opfern, nur um uns zu erwischen.“ Aufgebracht schnaufte Line. „Sie HABEN uns erwartet... ganz sicher.“
 

„Und Emmerson war bei ihnen?“
 

„Emmerson?“ Gabriele wandte ihren Blick umgehend Julian zu. „Bist du dir sicher.“
 

„Ganz sicher. Er war im Helikopter... er hat mich angeschossen. Scheinbar hatte er sein Gewehr gut im Griff, denn er hat getroffen ohne großartig anzulegen. Bisher habe ich Leute nur in Filmen so mit einem Gewehr schießen sehen.“
 

„Interessant.“ Nachdenklich kratzte sich Gabriele am Kinn und begann im Raum auf und ab zu marschieren. „Wenn er dort war ist es höchstwahrscheinlich das es sich wirklich um eine Falle handelte... aber das heißt auch, dass er nicht bloß jemand ist der redet. Und wenn es stimmt was Julian gerade erzählt hat, und daran habe ich keinen Zweifel, dann ist er sogar außergewöhnlich gut. Scheinbar haben wir die Gegenseite gehörig unterschätzt, wenn sie jetzt schon anfangen zurück zu schlagen.“
 

„Das heißt wir müssen noch mehr darauf aufpassen das man uns nicht findet.“, schaltete sich Line wieder ein, „Wenn sie uns erst mal gefunden haben werden sie uns mit allem angreifen was sie haben.“
 

„Wir haben bisher keine Spuren hinterlassen und genau so werden wir es auch weiterhin handhaben. Noch mehr Maßnahmen als wir sie jetzt schon haben, können wir nicht ergreifen. Dennoch werde ich da mal ein wenig nachforschen lassen.“ Gabriele meinte damit, dass Dom nachforschen würde und sie war sich sicher, dass er nun inzwischen schon dabei war. Immerhin beobachtete er jede Sitzung durch mehrere Kameras, während er den Rest des Sektors wartete. „Den Fehler sie zu unterschätzen werden wir nicht noch einmal begehen.“
 

„Nun ja, wir haben ihnen den Krieg eröffnet.“ Alexander lehnte sich in dem bequemen Sessel zurück. „Schätze es war nur eine Frage der Zeit bis so etwas passieren musste.“
 

„Aber dieses unglaublich schnelle vorgehen ist ungewöhnlich.“, entgegnete Gabriele kopfschüttelnd, „Offensichtlich nehmen sie die Attacke auf das kleine Labor sehr viel ernster als wir es gedacht haben. Das bedeutet das es dort irgendwas gegeben haben muss was sehr wertvoll war, denn sonst würden sie keinen solchen Aufruhr veranstalten.“
 

„Vielleicht wollen sie uns auch nur loswerden bevor wir ernsthaften Schaden anrichten? Könnte doch sein.“, fragte Julian, sich inzwischen ebenfalls kontinuierlich am Kinn kratzend.
 

„Das ginge mit weniger Aufwand… und vor allem ohne persönliche Präsenz. Das Emmerson selbst dort war bedeutet mehrere Dinge. Erstens: er ist Soldat… er kämpft mit, und zwar an der Front. Das allein macht ihn schon zu einem bedeutend gefährlicheren Gegner als diese alten, grauhaarigen Sesselfurzer die an den Spitzen der Länder stehen und die Entscheidungen treffen. Zweitens: anhand von Julians Bericht wissen wir, dass er offensichtlich über dem Niveau eines normalen Soldaten liegt.“, schlussfolgerte Gabriele, „Vor allem wissen wir nicht, ob sie noch mehr auf diesem Niveau haben. IHR seid alle hier weil ihr besonders seid. Ihr habt Fähigkeiten die sonst niemand hat… und ich hätte gedacht, ich hätte jeden aufgespürt der so… besonders ist. Vielleicht ist er auch einfach nur ein hervorragender Schütze, wir wissen es nicht. Aber ich will das Risiko so gering wie möglich halten.“
 

„Ich werde ein paar alte Kontakte befragen.“, fügte Line bei, „WENN er jemals in einer Armee dieser Welt war kann ich es rausfinden.“
 

„Gut. Das war es für heute.“
 

***

„Und du bist dir wirklich sicher?“, fragte Julian, offensichtlich beunruhigt.
 

„Ja.“, entgegnete Alex, während er sich seine Handschuhe festschnürte, „Ich will das du es raus lässt… und dann von innen dagegen ankämpfst. Keine Sorge. Die Nanomaschinen werden das Schlimmste verhindern und es ist ein ideales Training für uns beide. Außerdem habe ich mit Dom geredet, er passt auf. WENN die Situation außer Kontrolle gerät greift er ein.“
 

Julian hatte ein mulmiges Gefühl in seiner Magengegend. Zu oft war dieses „Monster“ in ihm schon einfach durchgebrochen und hatte Schaden angerichtet, als das er es nun freiwillig herauskommen lassen wollte. Es war einfach zu stark, zu mächtig. Aber wenn er nicht seine neu gewonnen Kameraden gefährden wollte, musste er es schaffen unter Kontrolle zu bringen. Immerhin war es nur ein Schwert… oder ein Lebewesen IN einem Schwert. Alex hatte Recht, er musste lernen die Oberhand zu gewinnen. Julian schloss seine Augen.
 

Alex lies die Fingerknöchel knacken. Natürlich war er sich der Gefahr bewusst in die er sich begab. Immerhin hatte Julian, oder dieses Ding in seinem Schwert, ihm das letzte Mal deutlich gezeigt was es konnte und der Faustkämpfer war sich sicher, dass das noch lange nicht alles war. Aber die Sicherheitsmaßnahmen die nötig waren, waren getroffen und er lächelte innerlich, als sein Gegenüber seine Augen schloss.
 

Wenige Sekunden lang geschah nichts, dann hatte er das Gefühl das eine Druckwelle ihn kurz erfassen würde, gepaart mit einem dumpfen Geräusch. Aber diese „Druckwelle“ erfasste nicht seinen Körper, es war viel mehr so als ob dieser Druck sein Innerstes erfassen würde. Augenblicklich erhöhte sich sein Puls spürbar und das Gefühl von Stress kam in ihm auf. Seine Hände begann leicht zu zittern und er ballte sie zu Fäusten so fest er konnte, nur um das Zittern zu unterdrücken. Ja… er hatte Angst!
 

Mit einem fahlen Grinsen hob Julian sein Haupt wieder. Zu erkennen das er nicht mehr er selbst war, war nicht schwer. Allein der blutrünstige, dämonische Ausdruck den er nun in seinen Augen trug verriet es. Doch von dem was Alex bisher von ihm gesehen hatte, war auch die Körperhaltung eine vollkommen andere.
 

„Du warst es also…?“, kicherte er mit einer unnatürlich tiefen Stimme, wie man sie sonst nur von Monstern aus Filmen kannte, „Du hast dem Balg gesagt er solle mich frei lassen?“
 

„Ganz Recht.“
 

„Ich hoffe es ist dir klar, welch fatalen Fehler du begangst.“ Er richtete die Spitze seines Schwertes direkt auf Alex. „Das was du kürzlich zu sehen bekamst, war bloß ein winziger Teil dessen, was ich in mir trage. Mich heraus zu fordern war die reuenswerteste Tat deines kurzen, menschlichen Lebens.“
 

„Diese Entscheidung solltest du mir überlassen, Dämon.“
 

„Kujo!“, bellte er zurück, „Nenne mich bei meinem Namen, denn er ist es was ich bin! Das was du als Dämon bezeichnest… ist widerlich. Sei dir sicher, ich bin nichts von dem was du bisher kanntest… oder glaubtest zu kennen. Um etwas Törichtes wie dich einzuverleiben benötige ich nicht mal Kräfte, die deinen Verstand überschreiten.“
 

„Fein… Kujo.“ Er begab sich in Kampfstellung. „Ich kann nun mal leider nicht zulassen das du uns womöglich auf einer Mission oder im Kampf dazwischen funkst. Du wirst also wohl oder übel parieren müssen oder wir werden schlichtweg solange trainieren, bis Julian stark genug ist dich im Zaun zu halten. So oder so… du verlierst.“
 

„Ich werde es mir merken, als die letzten Worte die du sprachst.“
 

Julians Körper schoss förmlich los und setzte zum Stich an, dem Alex jedoch durch einen kleinen Schritt zur Seite auswich. Er riss seinen Fuß hoch und schleuderte Julian durch einen gezielten Tritt gegen die Brust von sich weg, woraufhin er ihm aber umgehend nach setzte. Noch im Flug holte Alex ihn ein, versenkte seine behandschuhte Faust in Julians Magengrube und rammte ihn so gegen die Wand des Trainingsraumes.
 

Das einzige was aus Julians Kehle brachte war ein kurzer Schrei, der Rest wurde durch den harten Aufschlag einfach erstickt. Kurz bäumte er sich unter den Schmerzen auf, bevor er zusammensank. Alex packte den Jüngeren am Kragen und warf ihn wie ein Spielzeug wieder in die Halle hinein, wo er einige Meter weit rutschte, bevor er zum erliegen kam. Kaum merklich zitternd erhob sich Julian wieder und blickte Alex finster an. Anscheinend hatte er, genauer gesagt Kujo, mit einer derartigen Stärke nicht gerechnet. Seine Hände zu Fäusten ballend spannte sich der Stoff auf Alex' Handschuhen, aber das Metall war immer noch recht steif. Er konnte seine Hände nicht zu richtigen Fäusten ballen, weshalb seine Schläge in ihrer Kraft gemindert waren. Dennoch war er im Augenblick eindeutig in der besseren Position.
 

„Ich habe es dir doch gesagt... du verlierst.“
 

Sichtlich wütend riss Alex' Gegenüber seine Augen auf. Das Zittern wurde augenblicklich stärker und wich von einer Sekunde auf die Nächste wieder. Lautlos verschwand Julians Körper plötzlich. Zurück blieb nur eine kleine, schwarze Staubwolke, deren Partikel sich scheinbar auflösten sobald sie Kontakt mit dem Boden hatten. Alex erinnerte sich, dass Julian eine ähnliche Technik bei ihrem ersten Einsatz angewandt hatte. Hastig sah er sich um, doch er konnte ihn nirgendwo entdecken.
 

Genauso lautlos wie er verschwunden war, manifestierte sich Julian wieder hinter Alex in der Luft. Das Schwert hielt er nun umgedreht in seiner Hand und hatte mit dieser bis zum Anschlag ausgeholt, während er dem offensichtlich ahnungslosen Alex fallend immer näher kam. Er drehte die Hand, lies die Klinge auf seinen menschlichen Widersacher zufahren, wurde jedoch wieder abrupt aufgehalten. Alex hatte einen kleinen Sprung nach hinten gemacht und Julian dabei den Ellbogen in direkt in das Gesicht gerammt. Wieder wurde er meterweit zurückgeschleudert und Alex setzte auf dem Boden auf, bevor er sich umdrehte.
 

„Wenn du mich von hinten treffen willst solltest du leiser sein.“, murrte er.
 

Doch dieses kalte Murren war bloß ein hohes Blatt das er gerade spielte. Er hatte ihn nicht gehört... vermutlich würde kein Mensch auf der gesamten Welt ein Gehör haben, dass so fein ist. Nein, er hatte etwas gesehen. Es war bloß für einen Lidschlag und bloß ein schwarzes, verschwommenes Etwas – aber er hatte es gesehen. Aufgrund dessen hatte er „auf gut Glück“ reagiert. Wenn der Angriff gegen ihn nicht so gekommen wäre wie er gekommen ist, wäre er jetzt vielleicht tot. Alex selbst war sich nicht einmal sicher ob er wirklich etwas gesehen hatte oder ob es nur seine Einbildung gewesen war, welche ihm einen Streich gespielt hatte. Sollte er aber tatsächlich etwas gesehen haben, so bedeutete dies das Kujo sich nicht unsichtbar machen, sondern nur unglaublich schnell bewegen konnte.
 

Dieses Mal war er es, der zum Angriff über ging. Durch einen harten Schlag in die Magengrube hob er Julians Körper vom Boden ab und prügelte ihn fortan nur noch wie einen Sandsack vor sich her. Selbst ein Monster brauchte Zeit um zu reagieren, welche Alex ihm einfach nicht lies. Mit jedem Schlag spie er ein wenig Blut aus, oder besser es flog aus Julians Mund heraus. Durch einen Handrückenschlag schleuderte er ihn zur Seite, packte jedoch seinen Fuß, riss ihn daran über seinen Kopf und schmetterte ihn auf den Boden. Für einige Sekunden verharrte er, dann schwang er ihn erneut über seinen Kopf um ihn noch ein weiteres mal auf dem Boden aufschlagen zu lassen.
 

Julian lies das Schwert los und blieb regungslos leben. Jeder normale Mensch wäre nun tot, spätestens. Die Meisten hätten es vermutlich nicht einmal überlebt, wenn Alex sie durch die Halle geprügelt hätte. Aber inzwischen wusste er, dass diejenigen die AnOs Elite bildeten, alles andere als normal waren. Bis zu dem Zeitpunkt an dem Gabriele ihn „rekrutiert“ hatte, wäre Alex wohl selbst nie auf die Idee gekommen, dass so viel Stärke in ihm steckte. Sicher, er war überaus gut trainiert und sein Rachedurst hatte ihn stetig vorangetrieben, aber nun musste er sich eingestehen das er sein Licht wohl ein wenig unter den Scheffel gestellt hatte. Oder aber seine Fortschritte waren bloß viel größer aufgrund der besseren Ausrüstung.
 

Alex lies Julians Fuß los, welcher schlaff zu Boden fiel. Dieser Kampf hatte nur wenige Minuten gedauert, trotzdem rann ihm der Schweiß über die Stirn. So bemerkte er auch nicht, wie das fallen gelassene Schwert anfing kaum bemerkbar zu zittern. Er bemerkte es erst, als es wie von Zauberhand gelenkt anfing zu schweben auf ihn direkt zuflog. Nur Dank seiner guten Reflexe konnte Alex mit einem Schritt nach hinten ausweichen und die Klinge stach lediglich in die Wand hinein. Mit weit geöffneten Augen starrte er die Waffe an. Sie hatte wirklich ein eigenes Wesen.
 

Aber dennoch war es irgendwie zu leicht gewesen. Irgendetwas stimmte nicht, dass hatte Alex bereits in dem Moment gespürt in dem Julian sich aufgelöst war. Doch er konnte einfach nicht mit dem Finger auf die Tatsache deuten, die nicht gestimmt hatte. Hatte Julian sich etwa zurückgehalten, oder hatte der innere Kampf Kujo so sehr geschwächt das er nicht richtig hatte kämpfen können? Irgendwie war er zu leicht zu Boden gegangen, war viel zu schnell außer Gefecht gewesen – vor allem, wenn man die großen Töne in Betracht zog die er noch zuvor gespuckt hatte. Vielleicht war es aber auch nur einfach die Enttäuschung, da Alex sich von einem so großen, bösen Dämon doch ein wenig mehr erhofft hatte.
 

Er tat einen Schritt und ein sanfter Ruck ging durch Alex' Körper. Überrascht blieb erstehen und schaut an sich herab. So als ob sich eine Fata Morgana auflösen würde verschwamm sein Umfeld und langsam wurde etwas längliches sichtbar, was aus seiner Schulter herausragte. Immer mehr Raum um ihn herum wurde klarer sichtbar und er erkannte das „Etwas“... es war eine Schwertklinge. Kujos Schwertklinge. Seine Augen weiteten sich zusehends mehr. Er sah zur Seite und erblickte zu seiner Überraschung das Julian verschwunden war. Schließlich sah er über die Schulter nach hinten und erblickte seinen plötzlich verschwundenen Kameraden. Dieser hatte ihm sein Schwert direkt von hinten durch die Schulter gerammt.
 

„Eine Illusion?“, schoss es Alex durch den Kopf.
 

Mit einem brutalen Tritt in den Rücken wurde Alex von der Klinge gelöst und fiel vorne über. Die Schwertwunde brannte unerwartet stark, beinahe so wie wenn man sich an Papier schnitt. Aber dieses Brennen war... tiefer... und irgendwie kälter. Er hatte Mühe es einzuordnen, einen derartigen Schmerz hatte er noch nie gespürt, auch wenn er nicht so stark war das er ihn am Boden halten würde. Gerade als er sich aufrappelte konnte er die letzten Blutstropfen auf Kujos Klinge verschwinden sehen. Julian grinste.
 

„Eine simple Illusion von der du dich hast einlullen lassen.“, kicherte er mit einem an Wahnsinn grenzenden Unterton, „Du bist noch viel erbärmlicher als ich es mir erträumt hatte. Wärst du nicht den einen Schritt nach vorne gegangen, dann hätte ich nicht nur deine Schulter sondern das Herz erwischt. Dein Glück. Aber es reicht schon das ich deni Blut habe.“ Alex sah sich nicht wirklich in der Lage einen Ton rauszubringen, statt hob er bloß fragend eine Augenbraue. Er konnte spüren wie die Nanomaschinen bereits daran arbeiteten die Wunde wieder zu verschließen. „Denn jetzt weiß ich wie du kämpfst..“
 

„Dom! Abbruch!“, brüllte Alex und warf sich zu Boden.
 

Von einem Augenblick auf den anderen, noch bevor Alex den Boden erreicht hatte, sprang die digitale Druckanzeige auf 10 und Julians Körper wurde vollkommen überrascht zu Boden gerissen. Stark zitternd versuchte er sich noch zu erheben, doch es gelang ihm nicht. Selbst wenn Kujo die Kraft besäße sich gegen die Schwerkraft zu erheben, Julians Körper war einfach zu schwach. Er schaute Alex grimmig an, dann wurde sein Blick starr, er spuckte ein wenig Blut aus und brach zusammen.
 

***

„Alex.“ Line trat in das Zimmer des Kampfsportlers ein und fand oben ohne vor dem Spiegel stehend. „Störe ich?“
 

„Nein... betrachte nur die Schwertwunde. Brennt innen drinnen immer noch so komisch... dabei schein alles verheilt zu sein.“
 

„Vielleicht arbeiten die Maschinen noch im Inneren.“
 

„Ja... vielleicht.“, stimmte Alex murmelnd zu und zog sich sein Shirt über, „Was wolltest du?“
 

Sie drückte ihm einen kleinen Stapel Papiere in die Hand. Es handelte sich um Personalakten, mit Photos.
 

„Ich habe doch mal ein wenig wegen diesem Emmerson recherchiert. Ich wusste ich kannte die Visage irgendwoher und jetzt ist es mir auch wieder eingefallen. Er war ein Militär.“
 

„Hochrangig?“
 

„Nicht offiziell.“ Alex sah fragend auf. „Er war rangetechnisch relativ weit unten, hatte aber unglaubliche Führungsqualitäten... Charisma, eine gute Aura – nenn es wie du willst. Dieser Mann hat über den Kopf der Befehlshabenden hinweg ganze Battalione in einem Gefecht geführt. Das Beängstigende daran ist: sie sind IHM gefolgt, obwohl die Befehlshabenden anders entschieden haben.“
 

„Wie ging das Gefecht aus?“
 

„Emmersons Seite hat gewonnen. Wie sich im Nachhinein rausstellte war die eigentlich geplante Strategie erwartet gewesen, der Feind hatte dementsprechende Fallen gelegt. Aber das erklärt auch wieso er auf einmal dort an der Spitze steht – er hat die alten Säcke einfach beschwatzt. Das hat er damals schon getan: Solange auf einen einreden, bis er glaubt es sei genau das richtige. Er ist ein Sprachkünstler.“
 

„Klingt nicht so gefährlich.“
 

„Eigentlich nicht.“, seufzte Line, „Dieser Kerl wurde zwar aus dem Militär entlassen, aber seine Kontakte hat er gehalten. Nicht nur das, er hat sie angeblich sogar erweitert. Wenn ich meinen Quellen glauben kann ist er sehr schnell in die Unterwelt eingetaucht um Ressourcen zu sammeln.“
 

„Geld hätte er doch auch viel einfacher verdienen können.“
 

„Geld ja... ich spreche von Soldaten. Angeblich hat er einige Städte quasi übernommen, aber alles nur sehr stark im Hintergrund. Er ist wie ein hauchdünner Schatten über der ganzen Sache, man musste tief graben.“
 

„Und warum kommst du damit zu mir?“
 

„Nun... ehm... das was du mir von deinem Vater erzählt hast, wie er erschossen wurde? Ich habe darüber auch ein wenig Recherche betrieben.“ Line blätterte ein paar Seiten weiter zu einer anderen Akte. „Anhand der Sachen die du mir gesagt hast war es leicht herauszufinden wer es war... und wo er jetzt ist.“
 

„Wie lange dauert es bis man dort ist?“
 

„Schätzungsweise anderthalb Stunden.“
 

„Prima.“
 

Die Akte von Emmerson auf den Boden fallen lassend stürmte Alex an Line vorbei und rannte auf dem Flur in Sandra.
 

„Nicht so schnell, Krieger.“, stoppte sie ihn.
 

„Sandra, ich habe es eilig.“
 

„Ich weiß.“, entgegnete sie knapp, „Aber wir kommen mit dir.“
 

„Das ist meine Sache. Haltet euch da raus.“
 

„Du bekommst deine Rache.“, versprach Line, „Aber wenn ich dich da alleine rein lasse stehen die Chancen gut das du so mit Blei vollgepumpt wirst, dass man dich an Ort und Stelle begraben muss weil du zu schwer zum wegtragen bist. Wir kommen als deine Verstärkung mit, oder du wirst nicht gehen.“
 

Sandra spreizte nur grinsend Zeige- und Mittelfinger von ihrer Faust ab um Alex zu bedeuten, dass sie ihn stoppen würde wenn es nötig wäre.
 

„Okay.“, murmelte er.
 

***

Line hatte entschieden das sie ein normales Auto nehmen um die Reise zurück zu legen, allein der Auffälligkeit wegen. Julian war im Hauptquartier geblieben, er war noch zu angeschlagen von der Trainingseinheit gewesen, welcher er sich mit Alex unterzogen hatte. Alex selbst schien es dagegen sehr viel besser zu gehen. Die meiste Zeit der Fahrt über sprachen sie nur wenige, belanglose Floskeln miteinander. Doch als die Stadt in ihr Sichtfeld rückte, konnte man merken das die Aufregung den Verstand von Alex zunehmend mehr einnahm.
 

„Ich habe das Gebäude bereits über einen Satelliten ausspähen lassen. Es ist ein Club, komplett nur Untergeschosse. Wenn meine Informaten mich nicht belogen haben brauchen wir uns um die Polizei keine Sorgen machen, es ist Gangland.“
 

„Prima.“
 

***

Die Stadt hatte sich kein Stück verändert. Sie war immer noch genauso groß, schmuzig und finster wie Alex sie in Erinnerung behalten hatte. Es war kein schöner Ort, aber ein Ort an dem man überleben konnte. Line fuhr an dem Untergrund-Club vorbei und bog in eine Seitengasse ein, wo sie den Wagen zum stehen brachte.
 

„Also gut, wir sollten da nicht unbedacht...“ ine wurde von der Tür unterbrochen die Alex zuschlug. „Scheiße!“
 

Sandra und Line folgten Alex, welcher bereits direkt auf den spärlich beleuchteten Eingang zusteuerte. Die Wut hatte ihn gepackt und sie führte ihn direkt zu ihrem Zentrum und ihrem Ursprung, die womöglichen Gefahren ignorierend. Line und Sandra jedoch gingen erheblich nüchterner an diese Sache heran. Line legte eine Hand an die Waffe in ihrem rechten Hüftholster und entsicherte sie gleich mit dem Daumen.Man brauchte keine hellseherischen Fähigkeiten um abzusehen was passieren würde.
 

„Sandra, lähme so viele Gegner wie du kannst auf der rechten Seite. Alex wird vermutlich geradeaus stürmen, ich kümmere mich um Links.“
 

„Alles klar.“
 

„Wie lautet dein Name?“, wollte der muskulöse Türsteher wissen.
 

Alex lies seine Faust eine direkte Antwort geben. Der Schlag war so heftig das der Mann wie eine Holzfigur nach hinten geworfen wurde. Er schlug gegen die mit Graffiti besprühte Hauswand und sank bewusstlos zu Boden. Mit Alex an der Spitze traten sie in den Club ein und bereits im Foyer, welcher bloß eine Art kleiner Raum mit einer Theke und zwei weiteren Anzugträgern war, hörte man dumpfe Musik.
 

Line erschoss den ersten Mann direkt, während Alex sich über die Theke schwang und den Mann dort hinter mit einer Hand am Hals gegen die Wand schlug.
 

„Wie viele Leute sind dort drin?“, fragte Line und richtete die Waffe auf ihn, ehe Alex etwas sagen konnte, „Antworte mir und du wirst überleben.“
 

„300...“, brachte der Mann mit kratziger Stimme hervor.
 

„Gibt es einen Feuerarlarm oder so etwas hier?“
 

„J... ja!“ Mit zitternder Hand deutete er auf einen Hebel hinter dem Thresen.
 

„Ist das hier der einzige Ausgang? Der Mann nickte nur als Antwort. „Schalte ihn aus Alex.“ Der Nahkämpfer zog den Mann zurück, nur um ihn dann mit solch einer Wucht gegen die Wand zu schlagen, dass dieser das Bewusstsein verlor.
 

„Alex, leg den Alarm um. Sandra, komm her.“, befahl Line, welche bereits in einer Ecke stand.
 

Alex tat wie ihm geheißen und es dauerte nur Sekunden bis die ersten Leute hektisch die Tür aufstießen und nach draußen strömten. Es dauerte keine ganze Minute da schien es so, als wären die Gäste alle aus dem Sall heraus, denn nun kamen die ersten offensichtlichen Sicherheitskräfte des Clubs in den Vorraum.
 

Die Drei gingen sofort zum Angriff über die ersten Zwei wurden mit gezielten Schüssen durch Line niedergestreckt. Alex stürmte in den Tanzraum, Sandra und Line folgten und verteilten sich wie zuvor besprochen. Line hatte recht damit gehabt das Alex strikt geradeaus gehen würde, aber es gab erheblich weniger Sicherheitsleute als erwartet. Gerade mal fünf weitere Männer waren noch im Raum und diese waren binnen Sekunden ausgeschaltet.
 

Eine hinter einem Spiegel versteckte Tür wurde aufgestoßen und ihre eigentliche Zielperson kam zum Vorschein.
 

„Oh Scheiße!“, rief der Gangster und schlug die Tür wieder zu, kaum da hatte er einen Blick in den Saal geworfen.
 

„Sandra! Schalt den Alarm ab, schleif den Türsteher rein, mach die Tür zu und ruf Polizei und Feuerwehr an das das bloß ein Fehlalarm war!“, orderte Line, Alex in Richtung der Tür folgend.
 

Alex dachte nicht daran sich lange der verspiegelten Tür aufzuhalten und öffnete diese einfach durch einen kräftigen Tritt. Mit einem lauten Krachen wurde die Geheimtür aus ihren Angel gerissen und fiel in den dahinter liegenden Raum. Line huschte mit vorgehaltener Waffe vor ihren Kollegen und schoss noch bevor sie den ersten Schritt getan hatte. Mit einem metallischen, hohen Ton flog die Schusswaffe aus der Hand des Kriminellen, mit der er auf den Eingang gezielt hatte. Nun kauerte er ziemlich verängstigt hinter seinem Schreibtisch.
 

„W-w-w-was wollt ihr? Geld? Ist es Geld? Ich kann euch so viel geben wie ihr wollt!“, bettelte er.
 

„Lass dir Zeit mit ihm.“, sagte Line und steckte ihre Waffe wieder ins Holster, „Ich warte draußen bei Sandra im Foyer.“
 

***

Mit müdem Blick öffnete Alex die Tür mit einer Hand und trat in das Foyer ein. Er war über und über mit Blut bespritzt, am meisten an den Händen. Diese hatten bis zu den Handgelenken keinen einzigen Fleck der noch sauber war. Was auch immer Alex mit dem Gangster getrieben hatte, es war mit Sicherheit nicht schön gewesen.
 

„Mein Gott...“, hauchte Sandra, sichtlich geschockt.
 

Line verkniff sich jeden Kommentars. Sie hatte schon mehrfach gesehen wie Menschen ihre Beherrschung verloren und ihren Gefühlen freien Lauf gelassen hatten. Jedes Mal war es auf dieselbe Art geendet und Alex bildete keine Ausnahme. Trotz dessen das sie die Elite einer Geheimorganisation bildeten, waren auch sie einfach bloß Menschen.



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