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Was sind wir?

VladXDanny
von

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Kapitel 1 - Ängste

Blut lief den Arm des Jungen hinab und tropfte auf den Boden. Rotes Blut.

Rot. Wie das Blut der Menschen. Melancholisch starrte Danny auf den tiefen, kurzen Schnitt in seinem Unterarm. Ein ironisches Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, als ihm auffiel, dass er doch Geist UND Mensch zugleich war. Heute hatte er zum ersten Mal den Drang verspürt, sich Schmerzen zuzufügen. Er sog das Gefühl in sich auf, das Gefühl zu leben, das Gefühl, dass ihm, dem Halbgeist, seit ein paar Jahren verwehrt gewesen war. Nur in den harten, manchmal fast tödlichen Kämpfen gegen seine Widersacher, wenn er sich verletzte, Blut spuckte oder sich den Arm verstauchte, nur dann, wenn der Schmerz seinen Körper durchraste, fühlte er, dass er lebte. Er ließ sich in die weißen Bettlaken fallen, der blutende Arm hing über der Kante und versaute weiterhin den Boden. Doch Danny war das egal. Er schloss die Augen und sog den süßen Schmerz in sich auf, der Schmerz, der ihm sagte, dass er nicht ganz tot war. Irgendwann übermannte ihn der Schlaf und er döste ein.
 

Als Danny die Augen öffnete, blickte er in die besorgten Gesichter von Sam, Tucker und seinen Eltern. Er blinzelte, es fiel ihm schwer die Augen offen zu halten. Als seine Wahrnehmung halbwegs wiederhergestellt war, stellte er fest, dass er sich nicht mehr in seinem eigenen Bett befand, sondern in einem anderen, das härter war und nach Desinfektionsmittel stank. „Wo.. bin ich?“, murmelte er.

Seine Mutter legte ihm eine Hand auf die Brust. „Im Krankenhaus, mein Schatz. Als wir in dein Zimmer kamen, lagst du blutend und bewusstlos auf dem Bett und dein Taschenmesser lag auf dem Nachttisch. Was hast du bloß gemacht, Liebling…?“ Tränen traten in ihre Augen, sie schluchzte und nahm Danny vorsichtig in die Arme. Auch Jack schaute besorgt auf seinen Sohn hinab, wusste nicht genau, was er sagen sollte. Sam streichelte Dannys Hand und flüsterte, mehr zu sich selbst: „Was ist nur los mit dir… du warst doch sonst nie so…“

Tucker holte den Arzt herbei, der sogleich ans Bett trat. „Tja, Daniel. Da hast du gerade noch einmal Glück gehabt. Deine Situation war äußerst kritisch. Aber wie es aussieht, wirst du in drei Tagen wieder nach Hause können. Es ist fast schon ein Wunder, wie schnell du aufgewacht bist, fast, als hättest du magische Kräfte.“

Danny seufzte kaum hörbar und verkniff sich ein sarkastisches Lachen. Genau das war sein Problem, diese andere Hälfte, die ihn zu einem anderen Wesen machte, die ihn nicht ganz tötete, aber auch nicht ganz am Leben erhielt. Sein wahres Ich waberte irgendwo zwischen Leben und Tod herum und konnte sich nicht für einen Weg entscheiden. Eigentlich hatte er ja auch gar keine Möglichkeit, sich zu entscheiden. Sein anderes Ich war längst Teil seiner Persönlichkeit geworden, daran konnten auch Zeitreisen von Clockwork oder der GhostCatcher seines Vaters nichts ändern. Er war zu einem ewigen Leben… nein, Dasein zwischen Leben und Tod verdammt. Seine Geisterhälfte ließ ihn nicht sterben, aber gleichzeitig verhinderte sie, dass er richtig lebte. Müde schloss er wieder die Augen, hoffte irgendwie, dass er einfach nur ewig schlafen könnte. Dann würde er sich nie wieder Sorgen machen müssen.
 

~*~*~*~*~
 

In der Nacht, als Dannys Freunde und Eltern auf Wunsch des Doktors nach Hause gegangen waren, kam ein Schatten durch das Glas des Fensters geschwebt. Vorsichtig hob er Daniels Körper aus dem Bett, wickelte ihn warm in das Betttuch ein und machte sich aus dem Staub.
 

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Am nächsten Tag standen Dannys Eltern mit dem Arzt auf dem Krankenhausflur, ins Gespräch vertieft.

„Mr. Und Mrs. Fenton…“, der Arzt druckste herum und suchte nach Worten. Jack packte ihn nahezu panisch an den Schultern. „Was ist mit Danny, Doktor?! Was ist mit meinem Sohn?!!“ Maddie zog ihren Ehemann beiseite und sah den Arzt besorgt und traurig an. „Was ist passiert?“, flüsterte sie.

Der Doktor seufzte. „Ihr Sohn… er ist verschwunden. Die Tür und das Fenster des Krankenzimmers sind abgeschlossen gewesen und waren es auch immernoch, als wir heute Morgen nach dem Jungen sehen wollten. Es gibt keine Spuren, dass ihn irgendjemand entführt hat, aber wie er in seinem Zustand selbst fliehen könnte, wissen wir auch nicht.“

Der Schrecken stand den besorgten Eltern ins Gesicht geschrieben. Nach scheinbar endlosem Schweigen wisperte Jack: „Geister…“ Der Arzt nickte. „Ja. Das scheint die einzig logische Erklärung zu sein.“ Jack zitterte vor Wut. „Diese widerlichen Ecto-Kreaturen! Was bilden die sich eigentlich ein!“, er schimpfte, war völlig außer sich. „Maddie, komm, wir müssen unseren Sohn retten, wo auch immer er ist!“
 

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Als Danny erwachte, fühlte er sich viel wohler. Ihm war warm, die Matratze war weich, die Decke seidig und frisch duftend. Sein Arm war frisch verbunden worden. Er war nicht mehr im Krankenhaus. Niemand mehr stand um ihn herum und fragte ihn aus. Wer auch immer ihn hierher gebracht hatte, er verdiente Dank. Vorsichtig setzte der Junge sich auf. Er befand sich in einem kleinen, aber edel eingerichteten Zimmer, neben ihm stand auf einem hölzernen Nachttischchen eine Tasse Tee. Sie war erstaunlicherweise noch warm.

Danny lächelte. Diesmal nicht sarkastisch oder verächtlich, sondern dankbar. Jemand sorgte sich um ihn. Dank der Umgebung war ihm auch ziemlich klar, wer für ihn sorgte. Aber ausnahmsweise hatte er nicht vor, vor dieser Person davonzulaufen. In tiefen Schlucken trank er von dem warmen Tee. Schwarzer Tee mit wenig Zucker. Genauso mochte er es. Und da er zuhause nie Tee trank, gab es nur eine Person, die von seinen Teevorlieben wusste. Nachdem er den Tee getrunken hatte, versuchte er, aufzustehen. Erfreut stellte der junge Halbgeist fest, dass er zwar noch ein wenig taumelte, aber relativ gut laufen konnte. Kurz sah er an sich herunter. Er trug immernoch den Krankenhauspyjama, aber an einem Haken an der Zimmertür hing ein waldgrüner Morgenmantel. Danny warf ihn sich über die Schulter und ging hinaus auf den Flur.
 

Seine Zehen gruben sich in den seidigen Läufer, der den Flur entlang am Boden lag. Rechts ging der Flur noch ein wenig weiter, links führte eine Treppe nach unten. Danny entschied sich für die Treppe. Er tappte die kühlen Marmorstufen hinunter und kam in ein hell erleuchtetes, großes Wohnzimmer. Der Boden bestand aus hellem Parkett und die Wände waren sehr edel holzgetäfelt. In der Mitte des Zimmers stand auf einem dunkelroten Teppich ein großer Ebenholztisch. An diesem saß Vladimir Masters, trank Tee und las Zeitung.

Danny lächelte leicht. „Guten Morgen Vlad.“
 

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Das Fenton-Mobil mit Maddie und Jack raste unterdessen quer durch Amity Park, Long Island und die übrigen Teile von New York. Keine Spur von Danny.
 

~*~*~*~*~
 

Wie sollten sie Danny auch finden, war er doch in Wisconsin, mehrere hundert Meilen von Amity Park entfernt.

Vlad blickte von seiner Zeitung auf. „Oh, guten Morgen Daniel. Hat dir der Tee geschmeckt?“

Danny trat näher zum Tisch. „Ja, vielen Dank. Es geht mir schon viel besser.“

Einen Moment lang sahen sich die beiden stumm an. Normalerweise hätte mindestens einer der beiden jetzt versucht, den Anderen zu zerfleischen, aber keiner hatte wirklich das Verlangen oder einen Grund zu kämpfen.

Schließlich brach Vlad das Schweigen. „Setz dich doch und frühstücke erstmal ordentlich.“ Er deutete auf einen Stuhl ihm gegenüber. Der Jüngere setzte sich hin und schmierte sich ein Brötchen. Währenddessen faltete Vlad seine Zeitung zusammen, seufzte und sagte: „Nun… Daniel… Ich hörte, du versuchst neuerdings, dich umzubringen?“ Der Multimillionär zog eine Augenbraue in die Höhe.

Danny stoppte in seiner Bewegung. Auf diese Frage war er gefasst gewesen.

“Hör zu Vlad. Es gibt zwei Gründe, wieso ich mich freue, dass du mich mal wieder entführt hast. Warum auch immer. Erstens: Ich bin meine Eltern und meine Möchtegern-Freunde los. Zweitens:“, er holte tief Luft, „Weil du die einzige Person bist, mit der ich mein Problem bereden kann.“

„Also Daniel. Dazu habe ich jetzt auch was zu sagen: Nennen wir es nicht Entführung, nennen wir es Rettung. Wenn du noch länger zur Untersuchung im Krankenhaus geblieben wärst, wäre früher oder später deine Identität herausgekommen. Das wiederum hätte zu verstärktem Misstrauen unter den Menschen geführt. Die Folgen wären neue Techniken zum Aufspüren von Wesen wie du und ich. Früher oder später hätte es mich auch erwischt. Ich habe also nicht ganz uneigennützig gehandelt.“ Vlad verzog sein Gesicht zu einem gezwungenen Lächeln.

„Und genau darüber muss ich mit dir reden.“, antwortete Danny, „Dieser Selbstmordversuch… Ich halte es nicht mehr aus. Dieses ewige Wabern zwischen Leben und Tod, die ständige Kämpfe… du hast schon mal zu mir gesagt, solange ich Jack Fenton’s Sohn bin, werde ich nie ein normaler Junge in einer normalen Familie sein. Sicher, Superkräfte, Fliegen, hab ich nichts dagegen. Aber ich halte es nicht mehr aus. Vor allem…“, der Junge senkte die Stimme und starrte beunruhigt zu Boden, „…seitdem Phantom anfängt, in Gedanken mit mir zu reden… ich kann ihn zwar mittlerweile ganz gut ignorieren, aber er ist sich so oft uneinig mit mir und dann bekomme ich Kopfschmerzen.. Jetzt übrigens auch gerade.“ Danny blinzelte gepeinigt und hielt sich den Kopf.

Vlad nickte verständnisvoll. „Ich glaube, ich kann das erklären. Bei mir war es nicht ganz so schlimm, da ich schon erwachsen war, als ich zum Halfa wurde. Aber trotzdem war es schrecklich. Ständig plärrte Plasmius in meine Gedanken hinein. Es dauerte allerdings nicht lange, da wurden sich meine und seine Seele endlich einig. Wir sind eins geworden, Plasmius und ich, obwohl wir anfangs sehr verschieden waren. Da du noch in der Pubertät bist, ist es wahrscheinlich noch schwieriger.“

„Schon möglich…“, murmelte Danny. Dann hob er den Kopf und fragte: „Sag mal Vlad… Ich kann ja nachvollziehen, wieso du mich aus dem Krankenhaus geholt hast, aber wieso ich noch lebe, geschweige denn, wieso ich so gut behandelt werde… das ist mir unbegreiflich.“

Der Ältere schwieg einen Moment. Dann seufzte er und begann sehr ruhig zu sprechen: „Hör zu Daniel. Auch ich habe in letzter Zeit viel über unsere… Persönlichkeiten nachgedacht. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass keine menschliche und auch keine geistige Psyche stabil genug ist um den Druck dieser zweiten Hälfte auszuhalten. Jedenfalls nicht allein.“

Danny blickte auf. Er hatte zwar irgendwie gehofft, dass Vlad das sagen würde, hatte aber nie ernsthaft daran geglaubt.

Der Ältere hielt ihm die Hand hin.

„Du kannst bei mir bleiben Daniel. Du wirst nie wieder allein sein.“

Danny schaute Vlad an und las in dessen Augen nicht die übliche Boshaftigkeit, sondern eine Ehrlichkeit, die er sonst von noch niemandem bekommen hatte.

Entschlossen ergriff er die Hand.
 

~*~*~*~*~

Kapitel 2 - Wissen

Zwei Monate waren vergangen, seitdem Danny bei Vlad eingezogen war. Gemeinsam betrieben sie eine rege Forschung über Halbgeister.

Dannys Familie hatte die Suche nahezu aufgegeben. Als sie Vlad gefragt hatten, ob dieser wisse, wo Danny sein könnte, sagte dieser nur, er habe ihn nicht gesehen. In Wirklichkeit hatte der Junge es sich mit einer Decke im Gartenschuppen gemütlich gemacht, bis die Luft rein gewesen war.
 

Nun saßen die ehemaligen Todfeinde bei einem warmen Earl Grey im Salon und unterhielten sich prächtig. Es war erstaunlich, welche Gemeinsamkeiten diese beiden so gegenteiligen Persönlichkeiten aufwiesen. An erster Stelle da natürlich ihr Halbgeist-Dasein.

Aber auch ein paar andere Ähnlichkeiten waren nicht zu vernachlässigen. Ihre gemeinsame Liebe zur Musik zum Beispiel. Vlad hatte ein Musikzimmer in seinem Schloss, wo sich einige Instrumente befanden. Er selbst spielte nur Klavier. Danny allerdings hatte mit 15 angefangen, Konzertgitarre zu spielen. Fast jeden Abend saßen die beiden im Musikzimmer, spielten gemeinsam und sangen dazu.

Vlad hatte Danny auch das Schachspielen beigebracht, im Gegenzug hatte der Junge den Älteren die Kunst des Videospielens gelehrt. Das gegenseitige Interesse in dieser Beziehung war nicht groß, aber groß genug, damit der eine dem anderen hin und wieder Gesellschaft beim Schach oder Videospiel leistete.

Doch ihre größte gemeinsame Leidenschaft hatten sie auch gemeinsam entdeckt:

Stunden- und Tagelang saßen sie sich nachdenklich gegenüber und starrten auf die immer wieder anders angeordneten Mah-Jongg-Steine. Es war erstaunlich, wie sie sich immer wieder gegenseitig besiegten, übten und lobten. Selten hatte man die beiden in solch einer Einheit gesehen.

Nur bei der Forschung war ihr Interesse noch größer. Die beiden schreckten vor nichts zurück, um mehr über Halbgeister herauszufinden. Sie bauten das Geisterportal auseinander, analysierten jedes einzelne Teil, bauten es wieder zusammen, schraubten daran herum und überprüften alles. Jedes Fitzelchen Ecto-DNA wurde mikroskopiert.

Und als die beiden sich einmal gegenseitig Gewebeproben entnahmen und sie analysierten kam der Durchbruch.
 

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„Vlad!“, rief der Junge aufgeregt. „Komm her, das musst du dir ansehen!“ Der Ältere zog den Kopf aus den Innereien irgendeiner Geister-Maschinerie und lief zu Danny, der durch ein Elektronenmikroskop eine Gewebeprobe des Älteren betrachtete.

„Was denn, Daniel?“

„Schau mal da rein… siehst du das? Deine Zellkerne sind alle miteinander violett verfärbt!“

Vlad sah sich das Ganze an.

“Tatsächlich, du hast Recht. Wenn bei mir die Zellkerne violett sind, müssten sie bei dir theoretisch grün sein… überprüf das, Daniel.“

Der Junge nickte und tauschte die Proben aus. Und: Tatsache, die Kerne seiner Zellen waren intensiv ectogrün.

„Vlad, das bestätigt wohl deine Theorie. Durch einen Fehler im Geisterportal wurde bei uns beiden eine Genmanipulation durchgeführt.“

Der Ältere nickte.

„So ekelhaft es klingt: Wissenschaftlich gesehen sind wir beide nichts weiter als misslungene Genmutationen.“

Danny sah den Älteren ob dieser doch sehr bitteren Worte geschockt an.

Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte Vlad seinen Satz fort.

„…aber psychologisch gesehen sind wir einzigartig, Daniel.“

Ein Lächeln stahl sich nun auch auf die Lippen des Jüngeren.

Dann jedoch wurde er wieder ernst und seine Gedanken kehrten zu den Forschungen zurück.

„Aber wie schafft es ein Gerät, das als bloße Verbindung zwischen den Welten gedacht ist, Wesen aus diesen beiden Welten miteinander zu verschmelzen? Das ist doch technisch völlig unmöglich!“

„Nicht ganz Daniel… Ich habe da eine Theorie, aber um die zu belegen, müssten wir mit denjenigen reden, die wir am meisten fürchten…“

„Darf ich dich daran erinnern, dass wir keinen GhostCatcher besitzen?“

„Ich weiß, Daniel…“ Vlad kaute nervös auf seiner Unterlippe.

„Es könnte ein recht schmerzhaftes Experiment werden, für uns beide.“

Danny verdrehte die Augen.

„Nun tu nicht so geheimniskrämerisch! Was hast du vor?“

„Einer von uns beiden müsste sich bereit erklären, sich vom Anderen überschatten zu lassen – das ist die einzige Möglichkeit, mit Phantom oder Plasmius zu kommunizieren.“

Bei der Erwähnung seiner Geisterhälfte zuckte der Jüngere merklich zusammen. Er hatte sich in letzter Zeit nur noch zu Forschungszwecken verwandelt und selbst dann nur, wenn es nicht anders ging. Phantom hatte an eigener Kraft gewonnen.

Der Junge hielt sich den Kopf, als seine zweite Hälfte ihn mal wieder schmerzhaft an ihre Existenz erinnerte.

„Sicher, dass es nicht anders geht?“, brummte er, obwohl er die Antwort schon kannte.

„Ich fürchte ja, Daniel… es wäre wohl am sichersten, wenn Plasmius deinen Körper übernimmt. Er ist stärker als Phantom und ich habe ihn besser unter Kontrolle.“

„Mir behagt dabei gar nicht… was, wenn… wenn irgendwas passiert?“

Vlad schaute den Jüngeren mit einem traurigen Lächeln an.

“Es wird nichts passieren. Allerdings… wenn du wirklich nicht möchtest, müssen wir das nicht tun. Denn wenn du dich gegen das Experiment sträubst, geht der Versuch sowieso den Bach runter.“

Danny schloss die Augen; und als er sie wieder öffnete, waren sie voller Kraft.

„Versuchen wir es, ehe ich das bisschen Mut, was ich habe, wieder verliere.“

Vlad nickte und nahm seine Geisterform an. Mit etwas Überwindung tat Danny es ihm nach.

Der Ältere schaute sein Gegenüber an.

„Bereit?“

Danny, beziehungsweise Phantom, nickte.

„Bereit.“

Plasmius’ Körper wurde durchsichtig und versank tief in Dannys Brust.
 

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Ein gequälter, langgezogener Schrei entrang sich Dannys Kehle, als der Halbgeist in ihn eindrang. (*) Er ging in die Knie, fiel auf alle Viere und wand sich vor Schmerzen. Noch nie hatte er solchen Schmerz gefühlt, in seinem ganzen Leben nicht. Es fühlte sich an, als würde sein ganzer Körper mehrmals auseinander genommen und immer wieder falsch zusammengesetzt. Heftige Krämpfe schüttelten ihn, seine Muskeln verkrampften und entspannten sich wieder, seine Knochen schienen unter den raschen Bewegungen zu bersten, die den Schmerz durch seinen Körper jagten.

Dann war es plötzlich vorbei. Er verwandelte sich zurück, eine seltsame Welle der Gleichgültigkeit durchspülte ihn und er blieb auf dem Boden des Labors liegen. Er hörte Plasmius und Phantom in seinem Kopf miteinander reden, jedoch ihre Worte verstand er nicht. Minutenlang lag er so da, ohne jegliche Wahrnehmung, aber dennoch nicht bewusstlos.

Sein Atem ging flach, doch gleichmäßig; und immernoch erreichten die Stimmen in seinem Kopf zwar sein inneres Ohr, doch nicht sein Gehirn. Irgendwann, nach einer scheinbaren Ewigkeit, spürte er einen kalten Hauch über sein Gesicht wehen und nahm verschwommen wahr, wie Vlad ihn fragte, ob alles in Ordnung war. Der Junge wollte etwas antworten, doch seine Stimme schien verschwunden. Der Ältere verwandelte sich zurück, hob den leichten Körper vor seinen Füßen hoch und trug ihn nach oben in dessen Zimmer, wo er ihn aufs Bett legte und sich besorgt auf die Kante setzte.
 

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Nach einer halben Stunde schien Dannys Bewusstsein wieder hergestellt. Er blinzelte, seine Augen waren nicht mehr glasig und mehr tot als lebendig wie zuvor, sondern wieder klar und blau wie der Himmel.

“Vlad…? Was… was ist passiert?“, fragte Danny verwirrt. Das Experiment… der Schmerz… dann versagte seine Erinnerung.

Die Stimme des Jungen riss Vlad aus seinen besorgten Gedanken.

„Daniel! Es geht dir gut!“

Aus einem Impuls heraus fiel der Ältere seinem Schützling erleichtert um den Hals, löste sich dann aber wieder, leicht erschrocken, dass er sich so hatte gehen lassen. Er räusperte sich.

„Nun… zwei Geister in deinem Körper waren wohl zuviel für dein Gehirn. Du warst in einer Art Trance, hast nichts mehr gesagt und dich nicht mehr bewegt, aber bewusstlos warst du auch nicht. Aber dein Opfer hat sich gelohnt, Daniel. Wir sind ein gutes Stück weiter in unserer Forschung.“ Er lächelte zufrieden.

Danny hatte sich mittlerweile etwas verdattert aufgesetzt.

„Was hast du herausgefunden?“, fragte er.

„Kannst du aufstehen? Dann erzähle ich dir das bei einer Tasse Tee.“
 

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(*) Das war keine Absicht. SERIOUSLY. Ich hab kein anderes Wort gefunden.

Kapitel 3 - Erlösung

|Kürzer als die anderen, dafür vollgepackt mir Gefühlen. An einer Stelle habe ich selbst beim Schreiben geweint.|
 

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Nun saßen die beiden also gemütlich bei einer Tasse Tee in Vlads Salon auf dem Sofa, Danny immer noch in eine Decke gekuschelt. Vlad trank einen tiefen Schluck und begann dann zu sprechen.

„Nun, ich… nein, Plasmius hat mit Phantom gesprochen. Und wie es scheint, sind wir wieder einen Schritt weiter.“

Danny nahm ebenfalls einen Schluck Tee, wickelte die Decke noch enger um sich und schaute interessiert zu Vlad hinüber.

„Meine zweite Theorie hat sich ebenso bestätigt wie die erste. Unsere Verwandlungen sind –laut den Angaben von Phantom und Plasmius – exakt so vorgefallen, wie ich vermutet hatte. Als zum ersten Mal ein künstliches Geisterportal geöffnet wurde, vor zwanzig Jahren, bei meiner Verwandlung, flog Plasmius, damals noch ganz gewöhnlicher Geist, am Portal vorbei. Er wurde völlig überraschend hineingesogen und durch die extreme Verzerrung seiner Substanz verschmolz er mit mir, als er auf der anderen Seite des Portals auf meinen Körper stieß.“

Danny schaute Vlad ein wenig verwirrt an.

„Also bloß ein Einstellungsfehler?“

Der Ältere nickte.

„Bei deiner Verwandlung war zwar ein ausgebautes, vollständiges Geisterportal vorhanden, aber…“, Vlad räusperte sich, „…dieser Idiot von Jack hatte anscheinend die richtige Einstellung noch nicht heraus.“

Der Junge sagte nichts dazu, dass Vlad seinen Vater beleidigte. So war das immer, wenn die beiden auf Jack zu sprechen kamen, Danny war das mittlerweile gewohnt.

In Gedanken versunken starrte er in seinen Tee. Dann seufzte er.

„Letztendlich ist nicht mein Vater schuld, Vlad… Ich hätte ja eigentlich gar nicht ans Portal dürfen. Nur weil ich blöd genug war, das auszuprobieren, hab ich jetzt diesen Geist in mir… autsch!“ Danny hielt sich den Kopf, als eben angesprochener Geist sich bemerkbar machte.

„Hättest du ihm bei dem ‚Gespräch’ nicht auch gleich sagen sollen, dass er bitte aufhören soll, bei mir Kopfschmerzen auszulösen?“, knurrte der Junge dem Älteren zu.

Vlad legte ihm mitleidig einen Arm um die Schultern.

„Das habe ich versucht, Daniel. Aber Phantom ist nun mal genauso pubertär wie du. Er hört auf niemanden, schon gar nicht auf mich.“

Danny seufzte und lehnte sich an den Älteren.

„Ob Phantom sich eines Tages an mich gewöhnen wird…?“, fragte er sich.

//Nein, wird er nicht.//

Der Junge schreckte auf.

„Vlad…? Hast du was gesagt?“

Der Ältere legte die Stirn in Falten und sah ihn an.

„Nein, eigentlich nicht…“

//Ich bin’s, dein Ach-so-verhasstes zweites Ich!//

Die Stimme kam nicht von außen. Sie kam aus seinem Kopf.

Dannys Unterlippe begann zu zittern und er wickelte die Decke noch fester um sich.

//Überrascht?//

Der Teenager konnte das fiese Grinsen des Geistes fast schon sehen. Starr saß er da, nur seine Unterlippe zitterte noch immer und seine Augen huschten panisch im Raum umher, als ob Phantom jederzeit auftauchen könnte.

//Nein… dazu fehlt mir noch die Kraft…//

//Ja, natürlich kann ich deine Gedanken lesen, Daniel… immerhin teilen wir uns derzeit ein Gehirn.//

Immernoch saß der Danny wie versteinert da, zitternd und in die Decke gewickelt, als wollte er sich darin verstecken.

//Du kannst vor mir nicht fliehen… Ich bin immer da… ob du willst oder nicht…//

Vlad rüttelte Danny vorsichtig an den Schultern.

„Daniel? Hörst du mich?“

Der Junge gab ein ersticktes Schluchzen von sich und vergrub den Kopf an Vlads Schulter.

„Bitte… bitte mach, dass er aufhört…“

Nun verstand Vlad, was los war. Phantom hatte weiter an Kraft gewonnen. Er biss sich auf die Lippe. Was war nun am Klügsten zu tun? Er konnte Daniel nicht einfach so leiden lassen.

Nicht, seitdem sie soviel zusammen durchgestanden hatten. Vorsichtig schob er den Jungen von sich und rannte hinunter ins Labor, um den Spector Deflector zu holen. Als er wieder heraufkam, war von Danny nur noch ein psychisches Wrack übrig. Runde, dunkle Flecken zeichneten sich da ab, wo die Tränen des Jungen ihre Spuren hinterlassen hatten.

Vlad legte ihm vorsichtig den metallenen Gürtel um und hoffte, dass das Phantom ein wenig schwächen würde. Er setzte sich aufs Sofa und legte Dannys Oberkörper auf seinen Beinen ab, um den Jungen im Auge zu behalten.
 

//Hm? Der Spector Deflector? Meine Kräfte schwinden… …verdammt…//

Phantoms Stimme wurde immer schwächer und irgendwann nahm Danny sie nicht mehr wahr. Er öffnete die Augen und wischte sich den Tränenschleier weg.

„Vlad…“, flüsterte er.

„Shhh…“ Der Ältere legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Ruh dich aus, kleiner Dachs.“

Ein leichtes Lächeln zuckte über Dannys salzverklebte Lippen, als Vlad ihn wieder bei seinem alten Spitznamen nannte. Vorsichtig setzte er sich auf und kuschelte sich noch ein wenig näher an seinen ehemaligen Erzfeind.

An den Erzfeind, der jetzt sein Freund war. Seine Bezugsperson. Sein Leben.

Seine Liebe.

Das war der letzte Gedanke, der durch Dannys Kopf zuckte, bevor er in Vlads Armen einschlief.
 

~*~*~*~*~

Kapitel 4 - Gegengift

Als der Junge wieder erwachte, hielt Vlad ihn immer noch in den Armen. Danny blinzelte und schaute den Älteren an. Er schlief tief und fest. Seit langem legte sich wieder ein sanftes, friedliches Lächeln auf die Lippen des jungen Halbgeistes.

Sanft strich er dem Schlafenden über die Wange, den Hals entlang in den Nacken. Er schmiegte sich noch näher an die Brust des Anderen und genoss diese Zeit des Friedens. Beinahe wäre er wieder eingeschlafen, aber er schrak auf, als er eine warme Hand auf seinem Rücken spürte.

„Vlad?“

„Geht es dir besser, kleiner Dachs?“, flüsterte der Ältere.

Danny nickte. Er wollte seine Hand möglichst unauffällig von Vlads Nacken nehmen, aber der andere hielt ihn so nah bei sich, dass es nicht anders ging. Eine Weile saßen sie schweigend da, genossen einfach nur die Stille und die Anwesenheit des anderen. Danny hätte Vlad am liebsten all seine Gefühle gestanden, aber wie könnte er? Es war unmöglich, dass der Andere wirklich genauso empfand. Gedankenverloren spielte Danny mit einer Strähne von Vlads silbrigem Haar. Der Ältere ließ es einfach geschehen; und auch wenn es dem Jüngeren nicht auffiel, genoss er die zärtliche Geste unendlich. Lange noch blieben sie in dieser Position, der eine Zärtlichkeiten genießend, der andere in Gedanken.
 

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Nach einer scheinbaren Ewigkeit hatte Danny sich entschlossen, alles aufs Spiel zu setzen. Er konnte nicht länger verbergen, was er fühlte.

„Vlad?“, fragte er abermals.

„Ja, Daniel?“

„Ummm… bin ich für dich wirklich wie ein Sohn?“

Vlad hob eine Augenbraue. Was sollte das denn nun? Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber zu seiner eigenen Verwunderung stotterte er nur.

„Nun… ich…“

Zum ersten Mal in seinem Leben fehlten Vladimir Masters die Worte.

„Ja…?“, hakte Danny nach.

„Ich habe dich sehr, sehr gern, Daniel…“ Mehr konnte Vlad in diesem Moment einfach nicht sagen. All diese Gefühle, die Situation… es kam ihm alles so fremd, so unwirklich und zugleich richtig und real vor.

Danny schenkte Vlad abermals ein sanftes Lächeln. Es war zwar nicht genau das gewesen, was er am liebsten gehört hätte, doch für den Moment reichte es, um ihn glücklich zu machen.

Und es genügte ihm, um genug Mut aufzubringen, Vlad sanft auf die Wange zu küssen.

„Ich dich auch, Vlad…“

Der Ältere war nun völlig perplex. Das war wirklich das allerletzte, was er jetzt erwartet hätte.

„Daniel…? Was…?“ Er konnte immer noch vor Verwunderung keinen ganzen Satz formulieren.

Danny antwortete nicht. Er konnte im Moment einfach nichts dazu sagen, wollte nur weiter Vlads Geruch, seine Wärme, seine Anwesenheit genießen. Vlad schien dies zu verstehen, denn trotz dem Wirbelsturm von Fragen und Gefühlen in seinem Kopf schwieg er und ließ Daniel weiter mit seinem Haar spielen.
 

Vlad wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als Danny plötzlich wieder zu schluchzen begann.

„Daniel…?“

„Vlad… er ist wieder da…“

Der Ältere schaute hinab auf den Spector Deflector und seine Vermutung bestätigte sich: Die Kontrollleuchte war aus, die Batterie war leer. Danny war dem Psychoterror seines zweiten Ichs hilflos ausgeliefert.

Er zitterte wie Espenlaub, das Gesicht zu einer schmerzvollen Fratze verzerrt, die Fäuste so fest geballt, dass seine Fingernägel sichelförmige Blutergüsse in seinen Handflächen hinterließen. Dann entkam ein Schrei seiner Kehle und zwei weiße Ringe erschienen zitternd in der Luft um seine Hüfte.

Phantom begann, sich seinen Wirtskörper anzueignen.

Mit all seiner Kraft kämpfte der Junge gegen seine Geisterhälfte, schlug um sich, zitterte vor Wut und Anstrengung. Doch mit jeder neuen Angriffswelle von Phantom schritt die Verwandlung weiter fort.
 

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Verzweifelt betrachtete der Ältere das Schauspiel, was sich ihm bot und überlegte beinahe panisch, was er tun könnte. Dann fiel ihm etwas ein. Eine starke Gefühlsregung, ein extremer Impuls konnte Danny vielleicht die nötige Kraft geben, um seine Geisterhälfte zurückzudrängen. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern drückte Vlad den sich vor Schmerz windenden Jungen zurück in die Sofakissen und küsste ihn auf den Mund.
 

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Alles verschwamm. Der Schmerz verwehte wie Asche im Wind und er hörte auf zu zittern. Seine Augenlider waren nicht mehr verkrampft zugedrückt, sondern genüsslich geschlossen. Sanft legte der Junge seine Hände auf Vlads Rücken und kostete die Berührung ganz aus. Die Wärme, die Ruhe, die der Ältere ihm gab schien den Geist aus seinem Körper zu vertreiben. Er hörte keine Stimme mehr, hatte keine Kopfschmerzen. Es gab nur noch Vlad und ihn.
 

Dann war der Moment vorbei und Vlad löste sich von Danny.

Unbehagliches Schweigen breitete sich zwischen den beiden aus und keiner getraute sich, dem anderen in die Augen zu blicken. Schließlich brach Danny das Schweigen.

„Vlad… warum hast du mich geküsst…?“
 

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Kapitel 5 - Wahrheit

Kapitel 5 – Wahrheit
 

Dieses Kapitel ist ganz besonders HasiAnn gewidmet, als Dank für ihren wunderbaren Kommentar und ihre Beratung. Du bist die beste Betaleserin, die man sich wünschen kann.
 

„Vlad… warum hast du mich geküsst…?“

Dannys Stimme war belegt, nachdenklich und hörte sich sehr unsicher an.

Vlad öffnete seinen Mund, um zu antworten – und schloss ihn sofort wieder.

Was sollte er nun sagen?

Dass er den Jungen liebte, mehr als er sollte? Dass er ihn begehrte; dass sein Verlangen nach dessen Liebe und Körper unermesslich war? Dass er noch nie in seinem Leben eine solche Geborgenheit gekannt hatte und dass er dieses Gefühl nur von Daniel bekommen konnte?

Nein, wohl kaum.

Er konnte nicht riskieren, dass er seinen geliebten Schützling vielleicht verlieren würde. Die Angst, von Daniel abgestoßen zu werden, war zu groß.

Aber was sollte er sagen? Er musste doch irgend etwas antworten… regelrecht fieberhaft durchwühlte Vlad seinen Kopf nach den richtigen Worten für solch eine Situation - und stellte entsetzt fest, dass ihm nichts einfiel. Diese Art von Gefühlen war ihm völlig unbekannt. Er hatte bisher nur… Schmerz… Hass… Kälte… und Angst gekannt.

All das verwirrte ihn so, dass er nur stottern konnte.

„Nun… ich… äh…“

Äh? Vlad schalt sich innerlich für diesen unartikulierten Ausdruck, dann aber schweiften seine Gedanken wieder zum eigentlichen Problem.

„Daniel… ich weiß es nicht.“

Das gab ihm erstmal Zeit zum Nachdenken.

„Ich weiß es wirklich nicht. Bitte, tu einfach so, als wäre das nie geschehen, ja?“
 

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Ein dicker Kloß bildete sich bei diesen Worten in Dannys Kehle, aber das durfte er nicht zeigen. Es würde… schwach aussehen und er wollte Vlad zeigen, dass er stark war, damit dieser sich keine Sorgen machen musste. Er gewährte den heißen Tränen, die sich in ihm aufstauten, keinen freien Lauf, sondern kämpfte sie tapfer nieder.

„…’kay…“, murmelte er unverständlich.

Abermals breitete sich Stille zwischen den beiden aus, niemand wollte etwas sagen.

Irgendwann stand Vlad auf, zupfte sich geistesabwesend den Anzug zurecht und sagte leise: „Wenn du mich suchst, ich bin im Musikzimmer.“

Danny antwortete nicht.

Er lauschte nur dem leisen Klappern der schwarzen Lackschuhe auf den Marmorfliesen, das sich immer weiter entfernte und irgendwann ganz verklang.

Aus der Ferne drang ein langsames Klavierstück in irgendeiner Moll-Tonart zu ihm, doch er hörte nicht hin.

Immernoch lag er da, wie in Trance. Betäubt von den unterdrückten Gefühlen, von den Gefühlen, die er nicht hinauslassen wollte und die ihn zur Strafe nun von innen aufzufressen begannen.

//Na, hat er dich abgeschmettert, Kleiner?//

Phantoms Stimme klang spöttisch in seinen Gedanken.

//Ich sag dir jetzt mal was. Der Kerl will dich nur einwickeln. Das ist garantiert einer von seinen Tricks, um dich und mich umzubringen. Deshalb hilft er dir, mich zu unterdrücken! Er will, dass du wehrlos bist. Alleine haben wir beide keine Chance gegen ihn, aber gemeinsam sind wir stark, Kleiner!//

„Halt die Klappe.“, wisperte Danny in die leere Luft, als würde Phantom direkt vor ihm stehen.

//Oh Mann, ich fass’ es nicht. Du glaubst immer noch, dass dem Kerl wirklich was an dir liegt?//

“Ich sagte, du sollst die Klappe halten.“ Dannys Stimme war schwach, fast nicht zu hören. Trotzdem schwieg Phantom. Ein kleiner, pechschwarzer Klumpen des Zweifels hatte sich im Herzen des Menschen eingenistet. Und der Geist wusste genau, wie er diesen Samen zum Wachsen bringen konnte. Irgendwann würde der Körper dieses kleinen Menschen ihm gehören.
 

~*~*~*~*~
 

Die schwere, tiefe Melodie der „Mondscheinsonate“ hallte durch den Musiksaal. Fast zärtlich glitten Vlads Finger über die schwarzweißen Tasten des Konzertflügels.

Der Ältere reagierte nicht, als Daniel den Saal betrat und auf leisen Sohlen zu ihm schritt.

Vlad hatte den Jungen durchaus bemerkt, doch sie wussten beide, wie viel dem jeweils anderen die Musik bedeutete. Danny schwieg und ließ sich auf einem Sessel in der Ecke des Raumes nieder. Normalerweise hätte er nun genüsslich die Augen geschlossen und jeden einzelnen Ton des Stücks, in dem soviel Seele steckte, in sich aufgesogen.

Doch nicht heute.

Zu viele Gefühle, zu viele Zweifel, zu viel Wissen und Nichtwissen quälte ihn. Er hing dort in den Polstern, den leeren Blick starr in die Luft gerichtet.
 

~*~*~*~*~
 

Als Vlad geendet hatte, klappte er den Deckel des Instruments zu, strich noch einmal zärtlich über dessen schwarze Oberfläche und schritt dann bedächtig zu Danny hinüber. Nun fiel ihm auf, dass etwas nicht stimmte. Nun, dass mehr nicht stimmte, als nicht stimmen durfte.

„Daniel…? Alles in Ordnung?“

Die Frage war leise, verunsichert, fast ängstlich.

„Ja, alles in Ordnung.“

Dannys Stimme war leer, trocken, rau. Ohne jede Emotion darin.

„Möchtest du irgendwas unternehmen? Videospiele? Mah Jongg?“

Sinnlos, unbeholfen und verzweifelt, diese Frage. Das war Vlad auch klar, doch er hoffte dennoch, den Jungen damit auf andere Gedanken zu bringen. Doch Daniel schüttelte nur den Kopf.

„Nein, mir geht es gut.“

Vlad seufzte.

„Daniel…“, begann er, doch der Jüngere unterbrach ihn.

„Lass mich in Ruhe. Ich muss nachdenken.“

Abermals seufzte der Ältere und verließ den Raum.
 

~*~*~*~*~
 

„Was hat der Junge nur… kann es sein, dass er…? Nein… das ist unmöglich.“

Immer wieder murmelte Vlad Satzfetzen vor sich hin, um sich in seinem großen Zimmer nicht ganz so einsam zu fühlen. Ständig dachte er darüber nach, wie es Daniel ging, was er selbst falsch gemacht hatte, was er tun könnte, damit es dem Jungen besser ginge…

Und eine Frage kam immer wieder in seinem Kopf auf: Liebte er den Jungen? Wenn nein, warum hatte er ihn dann geküsst? Wenn ja, was hinderte ihn daran, es dem Jungen zu sagen? Nun, die Antwort auf die letztere Frage war einfach. Die Angst.

Die Angst, vom einzigen Menschen, der ihn respektierte und mochte, abgestoßen und gehasst zu werden.

Eine gehässige Stimme erhob sich in seinem Kopf, eine Stimme, die er seit Jahren nicht mehr gehört hatte.

//Na schau mal einer an. Endlich bist du mal so labil, dass ich raus kann…//

Beim fast vergessenen Klang dieser gehässigen Stimme durchfuhr ein Schmerz den Körper des Alten und eine Kälte breitete sich in ihm aus, die ihn zwang, auf den Teppich niederzusinken.

„Plasmius…!“, brachte er keuchend hervor, von einem Moment auf den anderen erschöpft wie nach einem100-Meter-Sprint. „Was willst du? Wieso…?“

Er brachte die Frage nicht fertig, der Geist unterbrach ihn abermals.

//Khe… wieso ich hier bin? Wie ich es geschafft habe, mich aus dem Gefängnis deines Gehirns zu befreien? Du bist zu weich, mein Freund… Du hast dich von Gefühlen übermannen lassen… bist schwach geworden…//

Vlad meinte, den eiskalten Atem seines zweiten Ichs an seinem Ohr zu spüren. Er durfte den Kampf um seinen Körper nicht verlieren…

Und noch während er diesen Gedanken fasste, spürte er, wie eine neue Kraft in ihm aufwallte. Er kannte dieses Gefühl. Ähnlich dem kurz vor seiner Verwandlung. Doch diesmal wollte er es nicht. Alles in ihm richtete sich darauf, hier auf dem Boden liegen zu bleiben und für niemanden eine Gefahr darzustellen, vor allem nicht für Daniel.

Beim Gedanken an den Jungen fühlte Vlad, wie die dunkle Kraft ihn abermals durchflutete, heftiger und kälter als zuvor. Unsichtbare Hände packten ihn, rissen ihn auf die Füße und dann materialisierte sich die gefangene Dunkelheit in zwei schwarzen Ringen um seine Hüfte.

Kein letzter Gedanke, nicht einmal ein Atemzug.
 

~*~*~*~*~
 

Danny stand am Fenster des Musikzimmers und sah hinaus an den mittlerweile dunklen Himmel. Eine schmale Sichel Mondlicht leuchtete fahl durch eine Lücke zwischen den dichten Wolken, aus denen still glitzernde Schneeflocken rieselten. Der Junge seufzte. Dann stand er auf und ging in Richtung der Tür, sein Ziel war Vlads Zimmer.

Doch dann hielt ihn etwas auf, ließ ihn erst ängstlich erstarren und dann ein paar Meter zurückweichen. Das musste ein Alptraum sein. Plasmius konnte nicht vor ihm stehen! Vlad hatte den Geist in sich doch unter Kontrolle!

Die scharfen Zähne glänzten im bleichen Licht kurz auf, als Plasmius zu sprechen begann.

„Na? Wie geht’s meinem Kleinen?“

Die Stimme war sanft. Fast zärtlich. Aber es war nicht Vlads Stimme. Trotzdem hörte sie sich genauso an. Nur… irgendetwas fehlte. Die Wärme, die in der Stimme des Älteren gelegen hatte, wenn er Danny nach seinem Befinden gefragt hatte, war einer gehässigen Kälte gewichen, die kaum auszuhalten war. Der Junge wusste nichts zu sagen. Es gab so viel, was er sich in diesem Moment fragte, so vieles, das er wissen wollte, das er nicht verstand.

Aber er konnte es nicht in Worte fassen.

Sein Gegenüber brach das Schweigen.

„Wie? Du willst mir nicht antworten? Khehehe… Sonst bist du nicht so wortkarg, Daniel… Oder verschlägt es dir die Sprache, dass der gute Onkel Vladdy dich die ganze Zeit nur darauf trainiert hat, deine Verteidigung aufzugeben?“

//Hör auf!//

Sinnlos schallte Vlads schwache Stimme durch den Kopf des Geistes.

Plasmius schwebte zu dem Jungen, packte ihn an den Handgelenken und zwang ihn auf den Boden.

„Du bist wehrlos. Wenn ich dich jetzt töten wollte, könntest du nichts dagegen tun, nur armselig vor mir knien und um dein Leben winseln…“

„Du bist nicht Vlad!!“, unterbrach der Junge den Halbgeist.

Dieser lachte nur.

„Unglaublich. Ich wusste ja, dass du naiv bist. Aber so naiv… du enttäuschst mich, Daniel. Glaubst du wirklich, ich habe dich aus dem Krankenhaus geholt, um dir das Leben zu retten?“

Er näherte sich langsam dem Ohr des wehrlosen Menschen.

„Nein… Ich wollte deine Schwäche ausnutzen… dich zwingen, den Geist in dir zu bekämpfen… dich noch mehr schwächen… und nun habe ich dich… und kann tun und lassen, was ich will…“

//HÖR AUF!// Vlad schrie nun, so gut er eben konnte, doch Plasmius ignorierte ihn.

//Daniel, verdammt! Lass mich raus!!// Phantom schrie um seine Freiheit, dass es Danny Kopfschmerzen wie nie bereitete.

//Er wird uns beide töten, wenn du mich nicht kämpfen lässt! Ich kann ihn töten, dann sind wir ihn für immer los!//

„Nein… Ich will nicht, dass er stirbt!“, flüsterte der Junge.

„Ach wie niedlich.. Redet Klein-Daniel wieder mit seinem zweiten Ich? Awww… wie niedlich…“ Die graziösen Finger des Geistes bahnten sich einen Weg in Richtung von Dannys Hose. Der Jüngere keuchte und versuchte empört, seinem Peiniger leicht in den Bauch zu treten. Nur leicht. Er wollte Vlad nicht wehtun.

Aber so oder so, sein Gegenüber wich dem Fuß durch kurzes Dematerialisieren einfach aus.

„Oh bitte. Ist das alles was du kannst?“

Der Geist grinste, zeigte abermals seine Fänge. Erst würde er den Jungen benutzen… dann würde er ihn töten… dann würde Vlad nie wieder stark genug sein, ihn zu bekämpfen.

Doch seine letzten Worte waren eine Provokation zuviel gewesen.

//Siehst du nun die Wahrheit?! Verdammt Kleiner, kapier das doch endlich, er liebt dich nicht! Er blufft nur, verflucht noch mal!//

Danny schloss die Augen.

„Einverstanden. Töte ihn.“

Der Junge wollte vergessen. Vlad hatte ihn betrogen. Nach Strich und Faden; und das obwohl er den Älteren so unendlich liebte.

Weiße Ringe erschienen, und Sekunden später hatte Danny Phantom sich dem Griff seines Gegners entwunden und stellte sich zum wiederholtem Male seinem Erzfeind Vlad Plasmius gegenüber.
 

~*~*~*~*~
 

Knurrend wie ein wütender Puma drehte sich der Ältere um und seine roten Augen glühten, als er den Weißhaarigen ein paar Meter vor sich schweben sah, ein Lächeln auf den Lippen.

„Wisch dir das selbstzufriedene Grinsen aus dem Gesicht, Phantom. Ich werde dich fertigmachen. Diesmal gewinnst du nicht. Ich werde dich nehmen und töten.“

Phantoms Augen leuchteten auf, das Feuer der Mordlust glänzte hinter den grünen Iriden.

„Das mit dem nehmen hatte ich nicht vor, aber ansonsten sind meine Pläne genau dieselben, nur dass du an meiner Stelle das Opfer sein wirst.“

Die beiden Geister umkreisten sich auf dem Parkett gegenseitig, nie den Anderen aus den Augen lassend. Geschmeidige Bewegungen, fast wie ein Tanz. Dann schoss Phantom einen Plasmastrahl ab, dem Plasmius gerade noch ausweichen konnte und brach so den scheinbaren Frieden. Der Kampf hatte begonnen.
 

~*~*~*~*~
 

Ein paar Fensterscheiben waren durchbrochen, der Vorhang hatte ein verbranntes Loch und sämtliche Glühlampen waren zersplittert. Nur die Instrumente hatten die beiden Kämpfer aus Liebe zur Musik heil gelassen. Erschöpft, mit ramponierter Kleidung, schwer atmend, standen sie sich gegenüber.

„Du hast dich gar nicht verändert seit unserem letzten Kampf.“, sagte Phantom.

„Du auch nicht.“, antwortete Plasmius. Und dann machte Phantom einen Fehler.

In einer Sekunde der Unachtsamkeit warf ein violetter Plasmastrahl den Jüngeren zu Boden und er fand sich mit dem Rücken zur Wand wieder, Plasmius über ihn gestützt, mit einem lüsternen Grinsen auf dem bleichen Gesicht.

„Eigentlich wollte ich den Menschen… Aber du bist sicher fast genau so gut…“

//Plasmius… tu das nicht…// Vlad flehte seine Geisterhälfte an, aufzuhören, doch, wie sollte es auch anders sein, Plasmius hörte nicht auf ihn.

Phantom wollte sich befreien, doch seine Kraft reichte nicht mehr aus.

„Nanu? Du bist wohl doch schwächer als ich dachte…“

Langsam neigte er sich zum Ohr des Jungen, biss hinein und kostete die grünlichen Tropfen.

„Mmmh… ich hatte ganz vergessen, wie gut Geisterblut schmeckt…“

Genüsslich leckte er noch ein paar Mal über die Wunde.

„Weißt du was, Kleiner…? Soll ich dir sagen, was der echte Vlad vorhatte?“

//Nein! Bitte sag es ihm nicht! Alles nur das nicht!// Hätte Vlad zu diesem Zeitpunkt einen Körper gehabt, er wäre in Tränen ausgebrochen. Die Angst, dass Daniel ihn wegen der Wahrheit hassen würde, war furchtbar, größer und schlimmer als jede andere Angst, die ihm in seinem bisherigen Leben begegnet war. Doch Plasmius hörte ihn nicht.

Sein eiskalter Atem flog über das Ohr des Unterlegenen, als er hauchte:

„Er hat dich wirklich geliebt…~“

Kapitel 6 - Schmerzen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 7–Schweigen

Zusammenfassung von Kapitel 6
 

Plasmius hat Phantom, beziehungsweise Danny vergewaltigt, um Vlad noch weiter zu schwächen. Durch die starken Gefühlsregungen, die der Höhepunkt bei ihnen beiden ausgelöst hat, haben sich beide wieder zurückverwandelt, Danny bewusstlos und Vlad völlig verzweifelt von dem, was geschehen ist.
 

~*~*~*~*~
 

Kapitel 7 – Schweigen
 

Langsam zog sich die Schwärze aus Dannys Bewusstsein zurück und er öffnete die Augen, versuchte vergeblich, seinen Blick scharfzustellen. Er konnte verschwommen den roten Überhang seines Himmelbettes erkennen, die Ebenholzpfosten, die ihn trugen… und dann, als sein Körper langsam die Gefühllosigkeit der Ohnmacht abschüttelte und er sich aufsetzte, würgte er und erbrach sich erst einmal auf die Bettdecke. Der Schmerz in seiner unteren Körperregion war unerträglich, es fühlte sich an als hätte man ihn entzweigerissen und mit groben Stichen wieder zusammengeflickt.

„…schön, dass du wach bist“, kam eine Stimme aus einer Ecke des Zimmers. Leise, zitternd, rau.

Als hätte ihr Besitzer stundenlang geweint.

Langsam erhob sich Vlad aus seinem Sessel, seine Gesichtszüge wirkten noch älter als sonst. Er nahm wortlos die verschmutzte Decke von Daniels Bett und verschwand durch die Tür.

Danny sah ihm mit verschleiertem Blick nach und ließ sich zurück in die Kissen sinken.
 

~*~*~*~*~
 

Als Vlad mit einer frischen Decke wiederkam, war Daniel bereits wieder eingeschlafen. Er betrachtete den Jungen einige Momente lang, ehe er ihn sorgfältig zudeckte.

„…schlaf gut“, wisperte er und verließ das Zimmer wieder, legte sich in sein Bett und starrte gedankenverloren an die Wand, ehe auch ihn bald ein unruhiger Schlaf übermannte.
 

~*~*~*~*~
 

Am nächsten Tag ging es Danny ein wenig besser. Als er erwachte, schien die Mittagssonne durch sein Fenster und kleine Staubflusen tanzten im Licht. Er hätte den Anblick zu gern genossen, aber zu viele schwere, düstere Gedanken hielten ihn davon ab.

Plasmius… er wollte nicht daran denken, was der Geist ihm angetan hatte. Aber… er hatte gesagt, dass Vlad ihn liebte… konnte das sein? Danny schüttelte innerlich den Kopf. Es war alles so unrealistisch, so merkwürdig, so vollkommen unlogisch.

Er konnte all das einfach nicht begreifen.

Ein Klopfen schreckte ihn aus seinen Gedanken.

„Herein…“, wollte er sagen, stellte jedoch fest, dass seine Kehle so ausgedörrt war, dass ihm jegliche Stimme fehlte.

Der Besucher brauchte jedoch keine Antwort. Nach einer kurzen Höflichkeitspause betrat Vlad den Raum und stellte ein Tablett mit einer Kanne warmem Tee und belegten Broten auf den Nachttisch.

„…hast du gut geschlafen?“, flüsterte er, hielt sich ganz bewusst ein wenig von Daniel fern. Er wollte ihm nach der… Sache nicht zu nahe kommen. Danny griff wortlos nach der Teetasse, trank sie in einem Zug leer. Das Getränk war schon ein wenig abgekühlt gewesen, genau das richtige für seine raue Kehle. Die Brote ließ er liegen, ihm war nicht nach Essen. Er räusperte sich vorsichtig, nickte dann langsam.

Lange saßen die beiden einfach nur da und tranken Tee. Vlad auf einem Stuhl, den er sich herangezogen hatte, Danny im Bett.

Es dauerte, bis Danny zu sprechen begann.

„Was ist passiert?“, flüsterte er, seine Stimme klang noch immer, als würde er einen Würgreiz unterdrücken.

Vlad schluckte, biss sich auf die Unterlippe und starrte zu Boden.

„Du… bist bewusstlos geworden.“

„Das habe ich gemerkt.“ Es war eine reine Feststellung. Kein Zorn, keine Abscheu, nichts dergleichen lag in Dannys Stimme.

Und genau diese Gleichgültigkeit war es, die Vlad beinah das Herz aus dem Leibe riss.

„…ich sollte dich allein lassen.“

Danny sah ihn noch immer nicht an. Er saß aufrecht im Bett und starrte geradeaus.

„Ja, vielleicht solltest du das.“

Wieder dieser Tonfall.

Wortlos erhob sich Vlad und verließ das Zimmer, ohne sich noch einmal umzublicken.

Aber nur, damit Danny seine Tränen nicht sah.
 

~*~*~*~*~
 

Die folgenden Tage waren für sie beide die wohl schwersten ihres ganzen bisherigen Lebens. Dannys körperlicher Zustand verbesserte sich zwar, er konnte auch bald wieder ohne Schmerzen laufen, aber die Schmerzen, die sich in seine Gedanken und sein Herz bohrten, wurden dadurch keineswegs gedämpft. An jedem Tag kam Vlad zu ihm, brachte ihm Essen und Trinken, saß manchmal eine Weile bei ihm. Kein Wort sprachen sie in dieser Zeit.

Vlads Gesundheit wurde von Tag zu Tag schlechter. Er aß nichts mehr, und man sah ihm an, dass er seit Tagen nicht mehr geschlafen hatte. Plasmius schwieg zwar, warum auch immer, aber es waren andere Dinge, die Vlad den Schlaf raubten.

Schuldgefühle.

Angst.

Unsicherheit.

Selbsthass.
 

Doch er wusste, dass er jetzt nicht aufgeben durfte.

Daniel brauchte ihn. Und er brauchte Daniel.
 

~*~*~*~*~
 

Hallo ihr :D
 

Tut mir sehr Leid, dass es mit diesem Kap so lang gedauert hat und es noch dazu so kurz ist... ich hoffe, es gefällt euch trotzdem >_<



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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ultraFlowerbeard
2016-04-11T14:19:48+00:00 11.04.2016 16:19
Die Geschichte is so super. Schreib bitte weiter
Von:  LittleHope
2014-10-26T16:09:49+00:00 26.10.2014 17:09
Ich wollte nur noch sagen mach schnell weiter
Von:  LittleHope
2014-10-26T15:28:34+00:00 26.10.2014 16:28
Love it ich liebe das Pärchen vlad x danny
Schade das es so wenige ffs von den beiden gibt
Von:  kokuchou
2013-08-31T18:57:15+00:00 31.08.2013 20:57
das ist eine wirklich tolle ff
rundrum gelungene geschichte
ich würde mich freuen wenn bald ein neues kapitel auftaucht
ich bin so gespannt wie es weiter geht, mit beiden oder eher den 4ern :3

bis hoffentlich bald
vlg ruha
Von:  GavinReed
2012-05-30T21:28:15+00:00 30.05.2012 23:28
Und wie es mir gefällt *.*
Bitte, Bitte schreib schnell weiter *////*
VladxDanny 4 eva!!!!!
Von:  VoidGear
2012-03-10T11:51:33+00:00 10.03.2012 12:51
Boah,jetz will ich das Rape-Kapitel erst recht lesen -_-"
Die Fanfic gefällt mir. Das Chaos der Gefühle hast du gut beschrieben. Weiter so! :D
Von:  Julian_Assange
2012-01-04T18:24:15+00:00 04.01.2012 19:24
WOW ich bin mal gespannt wie es weiter geht ich hoffe du schreibst weiter die story ist echt gut^^
Von:  AliceVanBlood
2011-08-25T23:26:33+00:00 26.08.2011 01:26
ich finde es sehr traurich auch wenn es sehr kurz ist finde ich das da sehr viel gefühl drin steckt ^-^ ich hoffe das du weiter schreibst ^-^


Von:  Gechset13
2011-01-01T22:16:14+00:00 01.01.2011 23:16
Mach dir keine Sorgen...machnmal gibt es Gedanken, die aufgeschrieben werden müssen...
Ich bin nur froh, dass du kein Ärger wegen "Shota" bekommen hast
Von:  burst-angel
2009-06-06T00:30:23+00:00 06.06.2009 02:30
Wow, dein letztes Kapitel war wirklich wahnsinn! Es hat mich sehr gefesselt!
War wirklich sehr gefühlvoll! Ich verstehe das auch dich das sehr mitnimmt!
Ich hoffe nur dass du mit dieser Geschichte nicht eigene Geschehnisse verarbeitet hast! Es hat mich nämlich irritiert dass du zum Schluss geschrieben hast, dass dir das Schreiben des letzten Teils weh getan hat!

Hey ansonsten wirklich super Story! Ich freu mich riesig neues von dir zu lesen! ^^


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