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and sometimes when you need to get by you sacrifice

a little bit
von

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1. it's seems to be the same ... every night

Daisuke

Manchmal ist es verwunderlich wie schnell die Zeit vergehen kann, wenn man glücklich ist. Ist das nicht jedem zu irgendeinem Zeitpunkt in seinem Leben einmal aufgefallen? Die Tage und Wochen und Monate vergehen wie im Fluge und irgendwann fragen wir uns, wo die Zeit geblieben ist. So schön das vielleicht auch ist, und gleichzeitig wie unbedeutend das für einen Unsterblichen sein muss... ich konnte nicht sagen, dass es mir so ging.

Nicht, dass ich nicht glücklich war, nein, ich hätte es wohl wirklich sein können, doch da gab es ein Problem. Kaoru. Hätte man ihn gefragt, wäre ich wohl das Problem gewesen, es kam also auf die Interpretation des ganzen an. Ich war nie gut in Interpretationen, es gehörte nie zu meinem Alltag, doch was ich konnte, war, die Fakten zu sehen.

Fakt war, dass Jui Kaoru liebte. Genauso war es jedoch auch ein Fakt, dass er mich liebte. Das allein war schon Problem genug. Weiter ging es damit, dass zwischen den beiden scheinbar noch irgendetwas im Argen lag, irgendetwas das mit meiner Verwandlung zum Vampir zu tun hatte und bis heute, Monate - oder waren es schon Jahre? - später noch nicht geklärt war. Dies wiederum hatte zur Folge, dass Kaoru etwas gegen mich hatte und ich deshalb keine andere Möglichkeit sah, als auch eine Abneigung gegen ihn zu hegen.

Dies alles waren wirklich nicht die besten Voraussetzungen für ein glückliches Zusammenleben und doch schafften wir es komischer Weise irgendwie miteinander zu Recht zu kommen. Blieb nur die Frage: wie lange noch?
 

Jui

Mit Verschränkten Armen lief ich die Straße entlang, wie immer bereit den ersten Menschen zu töten der mich anlächelte. Ich hasste ihr selbstgefälliges Lächeln, als ob es keine Probleme mehr auf der Welt gab.

Heute fiel meine Wahl auf einen jungen Mann, der fast ein Kopf kleiner war als ich. Als ob er nie etwas anderes gemacht hatte grinste er mich an. Ich lächelte ihm gehässig entgegen, malte sich mein Gehirn doch schon sehr genau aus wie ich dieses Lächeln für immer von seinen Lippen nehmen konnte.

Meine Augen hypnotisierten ihn schnell und er folgte mir in einem Wirrwarr aus dunklen Gassen, wo ich ihn irgendwann gegen eine Wand presste. Immer noch lächelte er, wenn auch etwas verunsichert - er ahnte immer noch nicht was ihm bevorstand, dachte ich wäre auf etwas ganz anderes aus. Doch spätestens als sich meine Hand um seinen kleinen Hals schloss, zumindest für meine Verhältnisse sanft zupackte wanderten die Mundwinkel endlich nach unten, doch so richtig schien er noch nicht begriffen zu haben. Ich verfestigte meinen Griff, sah amüsiert die Angst in seinen Augen, die sogar noch deutlicher hervortrat als ich mit der anderen Hand seinen Kimono zerriss und sanft über seinen Bauch fuhr.

Bis ich fester zupackte, mit aller Kraft über seinen Bauch kratzte und nicht nur die Haut, sondern auch das Fleisch aufriss.

Er wollte schreien, doch ich wusste das zu verhindern, verschloss den Mund mit der Hand die ihm bis eben noch am atmen gehindert hatte. Erst jetzt begann ich von ihm zu trinken - jetzt wo er wusste das er sterben würde.

Meine Finger bohrten sich weiter in das heiße Fleisch und ich spürte wie er darum flehte schnell erlöst zu werden, da der Schmerz, den ich ihm zufügte unerträglich war.

Ich hätte ihn weiter leiden lassen, doch ich war zu durstig.

Nach seinem Tod betrachtete ich zufrieden die aufgerissenen Augen, die Lippen - die nie wieder lächeln würden.

Ich wusste das mein Benehmen kindisch, vielleicht sogar krank war, doch es war mein Einziges Ventil, denn sonst hätte ich meine Wut darüber das Dai und Kaoru sich nur stritten oder böse Blicke austauschten noch an ihnen selbst ausgelassen.

Ich ging jetzt immer allein auf die Jagd, wollte wenigstens etwas Ruhe haben.
 

Kaoru

Der Wind rauschte durch die Bäume, stürmisch, als wäre die Welt voll Wut und Hass und Zerstörungslust. Wohl eher bildete ich mir das nur ein, aber die Vorstellung faszinierte mich, nahm mir die Gedanken wenigstens für einige Zeit von anderen Dingen. Dingen wie Daisuke und Jui und was sie jetzt wohl machten, wahrscheinlich sogar wieder gemeinsam, ohne auch nur einen Gedanken an mich zu verschwenden. Manchmal fragte ich mich schon ernsthaft, was mich überhaupt noch dort hielt, in diesem Haus, in dem ich mich ohnehin schon nicht mehr wohl fühlte, dass mir keine Zuflucht und keine Sicherheit mehr bot. Denn immer und überall was Daisuke dort, oder zumindest die Gedanken an ihn oder irgendetwas, das mich an ihn erinnerte. Es war noch nicht einmal so, dass ich etwas gegen ihn persönlich hatte, sondern vielmehr gegen das, was zwischen ihm und Jui abzulaufen schien.

Ich hatte es schon lange aufgegeben überhaupt noch herauszufinden, wo die beiden sich wann aufhielten, denn es tat ohnehin nur weh und davon hatte ich im Moment genug. Natürlich war es klar, dass irgendetwas zwischen den beiden noch bestehen musste, dass ihre Vergangenheit nicht einfach in Vergessenheit geriet, doch am liebsten wäre ich Daisuke sowieso gänzlich losgeworden.

Der Wald nahe des Hauses war nun der Ort an dem ich die meiste Zeit der Nacht verbrachte. Die Einsamkeit gab mir ein Gefühl der Ruhe, das ich besonders im Moment mehr als dringend brauchte...
 

Daisuke

Das ganze Haus hatte ich bereits nach ihm abgesucht, doch blieb Jui für mich verschwunden. Am liebsten hätte ich Kaoru schon wieder verflucht, diesmal allerdings dafür dass er Jui seinen eigenen Sarg gekauft hatte, wahrscheinlich weil er es nicht ertragen konnte wenn er bei mir schlief. So hatte ich nicht bemerkt dass er aufgestanden war und offensichtlich verschwunden war.

Nun widmete ich mich der näheren Umgebung, fand jedoch nur Kaoru. Ich wollte nicht schon wieder Streit, hatte ich doch längst bemerkt das Jui darunter litt, Kaoru schein es allerdings egal zu sein.

Vorsichtig ging ich auf ihn zu, wollte nicht dass die Furie wieder losbrach aber irgendwie musste es doch auch möglich sein mit ihm zu reden ohne das er mich aufs schlimmste verwünschte.

"Kaoru? Hast du heute schon Jui gesehen? Ich kann ihn nicht finden ..."
 

Kaoru

Obwohl ich Daisuke schon von weitem bemerkte, drehte ich mich nicht zu ihm um und wartete darauf, bis er etwas sagte. Mir war klar, dass er mich für einen Unmenschen, fast schon ein Monster halten musste, da ich ihn entweder ignorierte oder in nicht allzu freundlichem Ton mit ihm sprach, doch ich konnte einfach nicht anders... oder wollte es nicht, wie auch immer. Zumindest war es ein Trost zu wissen, dass Jui nicht bei ihm war, wahrscheinlich alleine zur Jagd in die Stadt gegangen war.

"Ich nehme mal an, er ist in Kyoto.", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Er ist alt genug um auf sich selbst aufzupassen. Irgendwann wird er schon wieder auftauchen, keine Sorge, das ist er bisher immer."
 

Daisuke

"Okay ..."

weiter kam ich nicht. Den kleinen Seitenhieb auf Juis Selbstständigkeit ignorierte ich gekonnt. Immerhin, bis jetzt lief die Konversation für unsere Verhältnisse erstaunlich gut. Besser als je zuvor und ich sollte mein Glück wahrscheinlich nicht überstrapazieren, doch im Moment fiel mir nichts Besseres ein als mich gut mit ihm zu stellen, denn das schein es was Jui sich wünschte, auch wenn ich ihn manchmal am liebsten in Stücke reißen würde wenn ich ihn mit Jui sah. Das passierte aber erstens selten und zweitens dachte er wahrscheinlich selbes von mir wenn er mich mit Jui sah.

"Kaoru? Möchtest du mit mir in die Stadt kommen? Ich wollte jagen gehen ..."
 

Kaoru

Seine Frage traf mich unvorbereitet und im ersten Moment wollte ich ohne weiter darüber nachzudenken sofort ablehnen, doch schnell kam mir der Gedanke, dass es vielleicht nicht einmal schlecht wäre sein Angebot anzunehmen. Was hatte ich schon zu verlieren? So nickte ich nur und wandte mich schließlich doch zu ihm um. Vielleicht war es eine gute Gelegenheit die Dinge zwischen uns zu klären... auch wenn sich allein bei dem Gedanken daran alles in mir verkrampfte. Aber immerhin war ich der ältere, erfahrener von uns und so lag es doch eigentlich in meiner Verantwortung diese Sache in die Hand zu nehmen.
 

Daisuke

"Arigatou ..." flüsterte ich leise, meinte es allerdings ernst. Ich ging nur ungern alleine jagen, auch wenn es nur schwer erklärbar war.

Ich erhoffte mir dadurch zwar nicht das sich all unsere Probleme lösen würden, doch er musste sich irgendwann an meine Anwesenheit gewöhnen und das war vielleicht die beste Chance es zu tun, auch wenn wir uns nur anschweigen sollte, immerhin hatte ihn heute mal ausnahmsweise niemand meine Gesellschaft aufgezwungen.

Schweigend lief er neben mir und auf einmal fielen mir so viele Fragen ein, Fragen über ihn, über Jui, über alles was ich zwischen ihnen verpasst hatte und das viele was in den tausenden von Jahren die dieser Mann angeblich schon gelebt hatte. Doch ich wagte mich kaum etwas zu fragen, wollte dass er Abend gut verlief - für Jui.

"Kaoru? Darf ich dich etwas fragen?"
 

Kaoru

Der Weg in die Stadt war nicht gerade kurz und obwohl ich uns sehr viel schneller dort hinbringen hätte können, unterließ ich es. Wir hatten Zeit, sehr viel Zeit, wir hatten die Unendlichkeit und noch viel mehr. In der Stille der Natur fing ich irgendwann an meine Aufmerksamkeit mehr auf Daisuke zu richten, insbesondere auf seine Gedanken. Da Jui derjenige war, der ihn zum Vampir gemacht hatte, war Daisukes Bewusstsein mir völlig offen und die meisten Gedanken lagen mir wie auf dem Präsentierteller. Er war noch zu jung, als dass er sich dagegen schützen konnte und noch dazu hatte ihn wohl noch keiner darüber aufgeklärt.

Wieder nickte ich auf seine Frage, wandte den Blick aber ihm zu, um ihm klar zu machen, dass ich es auch so meinte. Ich wusste, dass er voller Fragen war.
 

Daisuke

"Ano ... wie hast du Jui überhaupt kennen gelernt? Ich meine er konnte ja nicht einfach in der Stadt rumlaufen ..."

Ich hatte mir genau überlegt welche Frage wohl die am wenigsten anstößige war, wollte ich ihn doch nicht gleich wieder wütend machen.

Er sollte mich auch noch als jemanden anderen Kennen lernen als nur als seinen Rivalen, Nebenbuhler um Juis Liebe, die offensichtlich auf eine ganz seltsame Weise uns beiden gehörte.

Es war merkwürdig. Es war zum Beispiel so das er sich sehnte an Kaorus Seite zu schlafen, das war selbst mir aufgefallen, aber er brauchte es auch von mir an der Hand gehalten zu werden. Allerdings wollte er nicht an meiner Seite schlafen und nicht an Kaorus Hand gehalten werden, auch wenn er sich nie beschwerte.
 

Kaoru

Die Frage ließ mich trocken lachen. "Nein, natürlich konnte er das nicht... wie sollte er das von einem dunklen Verlies aus auch tun...", antwortete ich etwas bitter, versuchte dann jedoch so sachlich wie möglich über diese Sache zu reden.“Ich war auf der Jagd, als ich auch ihn aufmerksam wurde. Sogar ein völlig Tauber hätte seine Schmerzensschreie wohl hören müssen... Er war völlig verängstigt und seinem Schicksal ergeben. Da sieht man mal, was ein paar Jahre der Gefangenschaft aus einem Menschen machen können! Jui war so hoffnungslos, dass er sich ohne große Gegenwehr vergewaltigen hat lassen!" Ich konnte die Wut nicht mehr aus meiner Stimme halten, als ich an damals zurückdachte und daran, dass Daisuke an Juis Unglück schuld war... "Es ist mir ein Rätsel, wie Jui es überhaupt noch aushält mit dir in einem Raum zu sein, geschweige denn dich... zu lieben."
 

Daisuke

Seine Worte stachen mir Mitten ins Herz. Jui hatte mir erzählt was Hiroko ihm angetan hatte, hatte auch erklärt warum er sich nicht gewehrt hatte. Natürlich hatte ich mir entsprechend Vorwürfe gemacht. Ich wusste dass es der größte Fehler meines Lebens war Hiroko vertraut zu haben. Jui hatte gesagt dass es lange her war und dass er nicht mehr drüber nachdenken möchte und ich mir nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen sollte. Eigentlich war es auch Hirokos Schuld und nicht meine, der hatte Jui schließlich wehgetan und nicht ich.

Doch wie Kaoru hier alles uminterpretierte, mich wie ein Monster darstellte ... es machte mich wütend. Noch wütender als alles was er jemals zuvor gesagt hatte. Außerdem war Jui nicht hier und ich musste mich nicht einmal beherrschen.

Ich packte ihm am Arm, zwang ihn stehen zu bleiben und mich anzusehen.

"Jui liebt mich aber ... und das solltest du langsam einsehen!" knurrte ich aggressiv.
 

Kaoru

Auch wenn Daisukes kleiner Ausbruch mich unvorbereitet traf, blieb ich ruhig, sah ihn nur weiter an und wartete, bis er mich endlich wieder losließ. Ich konnte es nicht haben von irgendwelchen Leuten einfach so grob angepackt zu werden, aber in dieser Situation war es wohl das Beste einfach darüber hinweg zu sehen.

"Getroffene Hunde bellen.", sagte ich mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. "Mag sein, dass du ihn liebst, aber manchmal kann Liebe ziemlich zerstörerisch sein. Es ist einfach nicht die nette Art den Menschen, den man angeblich liebt, über Jahre einzusperren. Wenn du ihn wirklich lieben würdest, hättest du alles getan um ihn glücklich zu machen. Du hättest ihn freigelassen, dafür gesorgt, dass er ein sorgenfreies Leben hat und alles andere, was er sich wünscht. Mir macht es keinen Spaß dich in meinem Haus zu dulden, aber ich tue es weil ich Jui liebe und ich weiß, dass er dich auf irgendeine Weise braucht. Vielleicht solltest du mal über deine Art zu 'lieben' nachdenken."
 

Daisuke

Ich wünschte mir momentan nichts mehr als ihm wehzutun, ihn zu bestrafen, ihn wegzusperren. Aber für mein Land war ich nun tot und ein toter Kaiser kann niemanden mehr verurteilen. Zudem hätte Jui das nicht gewollt.

"Ich habe alles für ihn getan was in meiner Macht stand!" Ich überlegte kurz, war so unglaublich wütend. "Hätte ich Jui etwa fortschicken sollen? Ihn gegen seinen Willen 'freilassen' nur weil dir das besser gepasst hätte? Oh ja, dann hättest du ihn mir sicherlich noch viel früher weggenommen, hab ich Recht? Aber Jui wollte nicht gehen ..."

Ich lies ihn los, drehte ihm den Rücken zu bevor ich mich noch vergas.
 

Kaoru

Langsam bekam ich wirklich das dumme Gefühl, dass Daisuke von seinen eigenen Worten wirklich überzeugt war, sie glaubte. Nur war ich mir noch nicht ganz sicher, ob er überhaupt versuchte meinen Standpunkt zu verstehen.

"Du warst Kaiser. Du warst der mächtigste Mann dieses Landes. Es wäre dir ein leichtes gewesen zumindest dafür zu sorgen, dass Jui ein besseres Leben hatte, der Palast ist groß genug, dort ist genug Platz. Und erzähl mir nicht, dass du ihn nicht dazu gedrängt hast mit dir zu schlafen, wenn du ihn nicht sogar vergewaltigt hast. Ich will es eigentlich gar nicht wissen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein kleiner Junge sich einfach so einem viel älteren, fremden Mann hingibt." Ich war wütend, ja, aber ich versuchte die ganze Unterhaltung - oder Streitgespräch, was es mittlerweile wohl eher war - in geregelten Bahnen ablaufen zu lassen. Eigentlich hatte ich keine große Lust mich auch noch mit Daisuke zu prügeln, das war unter unser beider Niveau.
 

Daisuke

Ich lief einfach weiter, konnte es nicht ertragen das er mich einfach so wie ein Monster darstellte. Jui war von Anfang an von mir fasziniert gewesen, auch wenn er vielleicht noch etwas zu jung war als ich das erste Mal mit ihm schlief. Eigentlich wollte er es auch, er verstand damals nur noch nicht was um ihn geschah, konnte sich mir erst hingeben als er verstand was dies bedeutete.

"Wenn es ihm wirklich so zuwider war, warum hat er mich dann gerettet? Hast du dafür auch wieder eine hochintelligente Erklärung? Warum liebt Jui mich denn wo ich so ein schrecklicher Mensch bin, wie du die ganze Zeit sagst? Kannst du dir das auch erklären, wo du dir immer alles erklären kannst?!"
 

Kaoru

"Ich kann mir nicht alles erklären, aber ich denke mir, dass Jui ein Leben ohne dich überhaupt niemals gewöhnt war, er hat fast sein ganzes Leben mit dir verbracht." In den vergangenen Jahren hatte ich mir genügend Gedanken darüber gemacht, wie Jui wohl zu Daisuke stehen musste, doch Jui darauf angesprochen hatte ich nie. Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass das Kapitel Daisuke längst beendet war, doch nach den letzten Ereignissen, war ich eines besseren belehrt worden. "Jui ist mehr von dir abhängig, als dass er dich liebt. Und der Teil von ihm der dich liebt, liebt mehr das Gefühl, nicht verantwortlich zu sein. Du machst es ihm einfach, und das ist es, was Jui liebt. Du erwartest nicht, dass er eigene Entscheidungen trifft, dass er Verantwortung für sich selbst übernimmt und dieses Gefühl liebt er."
 

Daisuke

"Fast sein ganzes Leben?" erwiderte ich spöttisch "Er hat fast MEIN ganzes Leben mit dir verbracht! Aber das zählt ja jetzt natürlich nicht mehr ... wir sind ja tot und Zeit hat keine Bedeutung mehr, aber was ist wenn das nicht stimmt? Du hattest Jui über 50 Jahre für dich alleine, ein halbes Jahrhundert, aber an dich hat er sich natürlich nicht gewöhnt, nein, warum sollte er auch? Er war wohl viel mehr damit beschäftigt die 'schreckliche' Zeit zu verarbeiten die er bei mir verlebt hatte nicht wahr?"

Auf seine zweite Aussage konnte ich nicht eingehen. Klar Jui liebte es dominiert zu werden, aber das war nun mal seine Eigenart. Er gibt die Verantwortung für sich auch nicht an jeden ab. Das er sie uns beiden so bereitwillig gibt ist seine Art seine Liebe zu uns zu zeigen, aber das hatte Kaoru natürlich nicht begriffen. Er glaubte doch ernsthaft dass es ein Folgeschaden seiner Vergangenheit war. Und Kaoru wollte es mal wieder nicht sehen, es passte nicht in sein Bild das nur darauf fixiert war mich als Sündenbock für alles darzustellen was ihm an Jui nicht passte.
 

Kaoru

"Ja, warum hat er DEIN ganzes Leben wohl mit mir verbracht?", hakte ich nach, konnte meine Wut nicht mehr so gut verstecken, wie ich es eigentlich wollte. "Wäre er nicht todunglücklich gewesen, wäre ich vielleicht nicht einmal auf ihn aufmerksam geworden. Jui hat Jahre gebraucht um überhaupt einmal zu glauben, dass ich ihn liebe, dass ich ihn nicht einfach nur ausnutzen und irgendwann wegschmeißen würde, wie du es getan hast!" Ich atmete tief durch, versuchte mich wieder unter Kontrolle zu kriegen und ruhiger zu werden. Es brachte uns auch nicht weiter, wenn wir uns nun gegenseitig die Köpfe einschlugen - ob nun mit Fäusten oder Worten.

Daisukes Gedanken waren mir nach wie vor ein offenes Buch, sie erschreckten mich und machten mir einmal mehr deutlich, dass er nicht wirklich verstand, worauf ich überhaupt hinaus wollte. Ihm ging es offenbar nicht um Jui sondern darum, etwas gegen mich zu unternehmen, ohne zu sehen, dass Jui das wiederum gar nicht wollte. Diese ganze Situation war einfach viel zu verdreht...
 

Daisuke

"Du hast ihn mir weggenommen ..." war das letzte was ich erwiderte. Und schon wieder gab er mir die Schuld daran dass ihm etwas an Jui nicht passte.

Auch mir hat er damals manchmal nicht geglaubt wenn ich ihm meine Liebe beteuerte. Doch auch ich war nicht vorangekommen mit diesem Problem.

Die kleinste Geste die er als Ablehnung interpretieren konnte hatte er stets auch so interpretiert. Ich hatte es nicht geschafft dass er sich änderte, aber der 'große' Kaoru - für ihn war es dann wohl wieder ein leichtes gewesen Jui so zu erziehen das er ihm gefiel.

Jui ... im Moment wollte ich nichts anderes als ihn in den Arm halten, fern ab von Kaoru. Ihm vielleicht die ein oder andere Frage stellen oder auch einfach nur bei ihm sein, über sein wundervolles Gesicht streichen. Ruhe haben.

Wir hatten kaum Ruhe vor Kaoru.
 

Kaoru

"Du benimmst dich wie ein Kind, das beleidigt ist, weil es nicht bekommt, was es will.", stellte ich ruhig fest, denn so war doch. Oder nicht? Zumindest benahm er sich so. "Ich erziehe generell niemanden, schon gar nicht einen Erwachsenen. Aber wenn das deine Meinung ist, bitte sehr. Jui ist frei zu gehen wann und wohin er will und ich schreibe ihm auch nichts vor."

Daisuke machte mich wütend, seine Art die Dinge zu sehen und sie darzustellen, sein kindliches Benehmen, wie er über Jui sprach, und nicht einmal seine eigenen Fehler einzusehen bereit war. Er war unvernünftig und unreif und ich hatte schon immer ein Problem damit gehabt mich mit solchen Menschen abzugeben. Jui zuliebe blieb mir nichts anderes übrig, als es trotzdem zu tun, doch ich war mir nicht sicher, wie lange ich das noch aushielt.
 

Jui

Lange hatte ich es nicht mehr in der Stadt ausgehalten, so viele zufriedenen Menschen konnte man nicht auf einmal töten. Ihre Gedanken nervten mich geradezu.

Also hieß es für mich wieder zurück zu den beiden, ehe sie sich noch die Köpfe einschlugen.

Die beiden kamen mir immer mehr wie Kinder vor, und ich war die Mutter die verhindern musste dass sie sich gegenseitig mit Dreck bewarfen oder sich an den Haaren zogen.

Unter anderen Umständen wäre es vielleicht lustig gewesen, die beiden waren ja sonst so erwachsen, doch auf längere Sicht war es einfach nur noch anstrengend.

Lange hatte ich auch keine Ruhe mehr, denn schon bald hörte ich sie streitend durch den Wald gehen.

Auch wenn es keiner sah wanderten meine Augenbrauen erstmal nach oben. Warum gingen sie zusammen durch den Wald?

Bald schon sah ich sie, keiner besonders glücklich.
 

Daisuke

Ich hatte wirklich langsam genug von Kaoru und hatte auch keine große Lust mehr ihm noch irgendetwas zu antworten. Es hatte ja ohnehin keinen Sinn, er war zu verstockt auf seine Meinung und geradezu arrogant. Wenn er sich schon so überlegen und schlau fühlte, warum gab er sich dann überhaupt noch mit uns ab? Sollte er doch hingehen wo der Pfeffer wächst und mich und Jui in Frieden lassen. Wir kamen sicherlich auch gut ohne ihn aus.

Gerade als ich mich wieder auf den Weg in Richtung Stadt machen wollte, Kaoru stehen lassend, sah ich in einiger Entfernung Jui stehen. Diese Vampirsinne hatten wirklich ihren Vorteil, ich konnte jetzt sogar nachts sehen, wie früher am Tag. Doch Jui schien alles andere als begeistert und so zu sehen. Wie viel von unserem Streit hatte er mitbekommen?
 

Jui

Wie immer hatten sie sich gestritten. Das konnte man ihnen deutlich ansehen. Doch offensichtlich hatte ich Glück, sie hatten bereits keine Lust mehr. Ich atmete tief aus.

Irgendwie sehnte ich mich ja nach den beiden, besonders nach Daisuke, denn ich war noch immer nicht ganz über das was Kaoru getan hatte hinweg, die Vorstellung beschlich mich immer wieder wenn ich zu lange bei ihm war. Ich konnte das noch nicht verhindern. Aber trotzdem vermisste ich die Harmonie zwischen uns.
 

Kaoru Als ich Jui sah, freute ich mich einerseits, doch andererseits vermutete ich auch, dass das die ganze Situation nicht unbedingt vereinfachen würde und die Stimmung vielleicht sogar weiter anspannte. Er war offensichtlich nicht besonders begeistert, als er auf uns zukam, was ich gut verstehen konnte, schließlich war ich es genauso wenig. Die ganze Situation strapazierte unser aller Nerven und ich wusste wirklich nicht, wie lange das noch gut gehen würde.

Zu meiner Erleichterung jedoch sagte er noch nichts, umarmte mich nur stumm und ich legte meine Arme um ihn und zog ihn fest an mich, diese Nähe genießend, da sie in letzter Zeit doch so selten schien.
 

Daisuke

Jui und Kaoru sich so umarmen zu sehen, versetzte mir einen Stich. Waren sie sich also doch noch so nahe... und wie konnte Jui eigentlich uns beide lieben? Wen von uns liebte er mehr? Wer war ihm wichtiger? Doch ich war mir nicht sicher, ob ich darauf überhaupt eine Antwort wollte, vielleicht war sie zu schmerzhaft, als dass ich die Gegenwart Kaorus weiter ertragen könnte.

Wenn Kaoru mich wenigstens akzeptieren könnte, wir könnten in Ruhe zu dritt miteinander leben ohne die andauernden Streitigkeiten. Schließlich war er derjenige, der ein Problem mit mir hatte und nicht andersrum... obwohl ich zugeben musste, dass dieser Mann mir auch eindeutig auf die Nerven ging, mit seiner ganzen Art und wie er mit Jui umging.

Nach wenigen Augenblicken löste Jui sich jedoch von ihm und wandte sich mir zu, umarmte mich genauso und alle anderen Gedanken verschwanden vorerst.
 

Jui

Ich lehnte mich in Kaorus Umarmung, musste sie lösen als ich wieder an Asami dachte. Entschuldigend sah ich ihn noch kurz an, wusste aber schon dass ich später in der Nacht noch einmal mit ihm reden würde. Ich tat ihm mit meiner Distanz weh, das wusste ich, er sollte wenigstens wissen wie weit ich schon war und was er noch ertragen musste.

Auch in Dais Umarmung lehnte ich mich, nur in seinen Armen hatte ich das Gefühl schwach sein zu können, denn auch mir setzte dieser Zustand langsam zu. Er machte mich noch schwächer als gewöhnlich. Ich spürte Kaorus Blick in meinem Rücken und löste mich wieder. Es war besser wenn ich erst mit Daisuke so umging wenn Kaoru nicht mehr hier war.

"Ano ... was macht ihr hier? Und auch noch zu zweit?"
 

Kaoru

Als Jui sich wieder von mir trennte, konnte ich nicht leugnen, dass es wehtat, doch ich wusste es besser, als deswegen nun irgendetwas zu sagen. Es war seine Entscheidung. Auf seine Frage hin zuckte ich nur die Achseln. Daisuke sah nicht so aus, als würde er noch viel sagen wollen.

"Eigentlich wollten wir in die Stadt um jagen zu gehen, aber mir ist irgendwie der Appetit vergangen.", erklärte ich wahrheitsgemäß. In letzter Zeit war es für mich fast zur Gewohnheit geworden nur noch jede zweite oder dritte Nacht zu trinken. Zum einen brauchte ich das Blut nicht mehr so dringend, zum anderen waren meine Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt. Außerdem war es nicht gerade gefahrlos, wenn drei Vampire gleichzeitig in derselben Stadt jagen. Irgendwann würden die unerklärlichen Todesfälle vielleicht doch noch auffallen und so etwas konnten wir wahrlich nicht gebrauchen.
 

Jui

Ich nickte Kaoru zu, es war mir auch irgendwie ganz recht einen der beiden los zu sein, das gab sowieso nur Streit. Genauso gut hätte ich auch Daisuke alleine gehen lassen können aber in den ersten Jahren tut einem Gesellschaft beim jagen mehr als gut. Kaoru war schnell weggeflogen, sodass ich meine Hand mit Daisukes verwarb und mich an seine Schulter lehnte. Ich sagte nichts, doch langsam wurde mir klar dass dieses ganze Leiden meine Schuld war, ganz allein meine. Könnte ich mich für einen der beiden entscheiden würde ich mit diesem Fortgehen, doch das konnte ich nicht. Immer wieder spielten sich Szenarien in meinem Kopf ab, doch sie sahen immer nur so aus: entweder verließ ich Kaoru und ging mit Daisuke fort oder ich bat Daisuke zu gehen - doch auf eins liefen sie beide hinaus: Das mein Herz endgültig gebrochen werden würde.

"Dai ... halt mich fest ... ganz fest." ich spürte schon wieder Verzweifelte Tränen die geweint werden wollten.
 

Daisuke

Ich nahm Jui in den Arm ohne weiter darüber nachzudenken. Es war schön, dass er mich sogar noch dazu aufforderte, auch wenn ich es sowieso getan hätte, in dem Moment, da Kaoru außer Hör- und Sichtweise war. Vielleicht war ich ihm ja doch wichtiger. Wäre er sonst nicht mit Kaoru gegangen? Oder lag es nur daran, da ich noch ein junger Vampir war und vielleicht nicht so viel Erfahrung mit diesen ganzen Dingen hatte, wie Kaoru und Jui?

Als ich bemerkte, dass Jui weinte, schmerzte mir selbst das Herz. Ich wollte nicht, dass er unglücklich war, besonders wenn ich doch irgendwie mit dafür verantwortlich war. Wie sollte das alles nur weitergehen?
 

kommis net vergessen ...

is anything going to be alright someday?

Kaoru

Wieder eine dieser Nächte... wieder der Wald, der mir mittlerweile mehr zur Heimat geworden war, als mein eigenes Haus. Zumindest hier hatte ich meine Ruhe und war allein und musste mich nicht andauernd mit Daisuke auseinandersetzen. Unser Streit hatte mir wieder einmal zu deutlich gemacht, dass wir in völlig verschiedenen Welten lebten, eigentlich keinerlei Gemeinsamkeiten hatten. Ich wusste wirklich nicht wie das noch weitergehen sollte. Dieser Kerl brachte mich dazu mich selbst zu vergessen und mich auf ein Niveau zu begeben, das mir mehr als unrecht war und wenn das so weiterging, war ich mir nicht einmal mehr sicher, ob mir nicht eines Tages wirklich die Hand ausrutschen würde. Wenn ich so darüber nachdachte, war es eben schon knapp davor gewesen, wenn Jui nicht gekommen wäre.
 

Jui

Vorsichtig schlich ich mich von hinten an. Es fiel mir nicht leicht in Kaorus Nähe zu sein doch er musste inzwischen wieder sonst was von mir denken. Also ging ich tapfer auf ihn zu. Setzte mich neben ihn auf den Baumstamm, nahm seine Hand in meine und strich mit der anderen sanft darüber.

"Wie geht’s dir?" fragte ich schüchtern, eher die Hand als ihn fragend, denn diese war für mich auf einmal sehr interessanter als er. Mit dieser Hand hatte er mich schon so oft berührt, mir so viele schöne Momente bereitet...
 

Kaoru

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich Jui erst bemerkte, als er schon neben mir saß. Obwohl ich mich darüber freute, dass er gekommen war, blieb doch ein kleiner Zweifel, ob er nicht vielmehr aus Pflichtgefühl hier war, denn er schien sich mehr als unwohl zu fühlen, sah mir nicht mal in die Augen. Trotzdem versuchte ich halbwegs fröhlich zu klingen als ich ihm antwortete, wollte ihm nicht noch mehr Grund zur Sorge geben. Ich konnte mir gut vorstellen, dass die Situation auch für ihn nicht ganz leicht war, auch wenn er selbst sie erst heraufbeschworen hatte.

"Ganz gut, denke ich. Obwohl es mir besser ginge, wenn wir öfters mehr Zeit miteinander verbringen könnten...", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Ich vermisse das..."
 

Jui

Ich lies seine Hand los, krabbelte unter seinen Arm, sodass er keine andere Wahl hatte als mich festzuhalten. Sogar anschmiegen musste ich mich, konnte in dieser Situation einfach nicht anders, bemerkte wie meine Kräfte, die seelischen Kräfte, schwanden und ich nichts mehr außer seiner Nähe brauchte.

"Immer wenn ich dich sah musste ich an sie denken, aber das wollte ich nicht. Ich will nicht mehr an sie denken müssen, sie ist tot und daran kann man nichts mehr ändern. Aber ich kann dich deswegen nicht mehr meiden, ich vermisse dich zu sehr ..."

flüsterte ich in seine Bluse, die er schon seit Wochen trug, sie nicht einmal mehr tagsüber auszog. Sie war schon ganz verknittert. Doch ich wusste er würde verstehen.
 

Kaoru

Ich atmete erleichtert aus, als Jui sich so nah an mich drängte. Es tat gut zu wissen, dass ihm immer noch etwas an mir und unserer Beziehung lag, dass er nicht vergessen hatte und Daisuke nicht alles war, was ihn beschäftigte. Mir war klar gewesen, dass die ganze Geschichte um Keiko ihre Spuren hinterlassen würde und er noch immer darunter litt, doch scheinbar sollte auch dieses Kapitel langsam geschlossen werden. Hoffentlich.

"Ich verstehe, dass du mir nicht so einfach verzeihen kannst, Jui, ich kann es ja selbst kaum...", seufzte ich leise.“Lass uns mit dieser ganzen Sache abschließen, ja? Ich will nicht, dass unsere Beziehung noch weiter darunter leidet."

Sanft küsste ich ihn auf die Stirn, war einfach froh ihn bei mir zu haben, einmal ohne Daisuke.
 

Jui

Ich hob meinen Kopf etwas weiter an wollte seine Lippen auf meinen spüren. Die Hände schlossen sich in seinen Nacken und das schöne Kribbeln in meinen Körper während des Kusses lies mich ganz steif werden.

Nur kurz löste ich den Kuss um noch etwas zu sagen: "Ich hätte es auch keine Sekunde länger ertragen uns beide darunter leiden zu lassen ... ich hab dich so vermisst ..."

Dann küsste ich ihn wieder, fast schon gierig.

Ich hatte mit der Sache noch nicht abgeschlossen, aber ich wollte sie lieber verdrängen, denn sie machte mich wie auch ihn kaputt und so ging es einfach nicht mehr weiter.
 

Kaoru

Sollte es das also gewesen sein? War alles wieder wie früher oder würde es zumindest in absehbarer Zeit wieder so werden? Nur leider war da ja immer noch Daisuke, Störfaktor Nr.1, den ich wohl oder übel dulden musste und das auch noch für einige Zeit, wie es aussah. Ich konnte ihn nicht einfach wegschicken, zumal Jui mir das wohl nicht verzeihen würde und schlimmsten Falls seinem alten Herrn sogar noch folgte. So blieb also nur die Alternative die Situation so zu ertragen wie sie nun mal war.

Dass zwischen Jui und mir nun alles wieder so war wie es sein sollte, war zumindest ein Trost, der nicht zu verachten war und ich wollte den Moment genießen, solange er anhielt. Es war so schön, Jui wieder nahe zu sein, ihn küssen und berühren zu können.
 

Jui

Es kam mir so vor als wäre ich vollkommen ausgehungert, so nah presste ich mich an ihn, dass er mit seinen Gedanken offensichtlich abschweifte konnte ich gar nicht mehr wahrnehmen. Mein Körper drückte sich automatisch Kaorus sanften Berührungen entgegen, verzehrte sich nach jedem Funken Zuneigung die Kaoru mir gab.

Auch wenn es vielleicht falsch war, da er mich grade nicht wollte und das auch deutlich zum Ausdruck brachte. Aufhören konnte ich deswegen jedoch trotzdem nicht.
 

Kaoru

Ich spürte, wie Jui sich näher an mich drängt und obwohl ich es auf der einen Seite genauso wollte, kam es mir doch nicht ganz richtig vor. Das alles war ein wenig zu überstürzt. Deshalb drückte ich ihn ein Stück weg, löste den Kuss, aber hielt ihn trotzdem weiter fest.

"Was ist mit Daisuke? Was ist es, was du für ihn fühlst, Jui?", wollte ich wissen. Es kam mir fast so vor, als würde Jui gerade denn zu demjenigen von uns kommen, bei dem es ihm gerade einfach besser passte, doch ich wollte nicht einer unter vielen sein, wollte nicht ersetzbar sein, doch so kam ich mir im Moment häufig vor.

Jui Ich wand meinen Blick wieder ab, vergrub das Gesicht auf seinen Schoß. Wahrscheinlich würde ich einen von beiden verlieren und das es wohl Kaoru sein würde trieb mir die Tränen in die Augen. Gerade ihn wollte ich nicht verlieren. Doch ich wusste wenn Dai mir diese Frage gestellt hätte, hätte ich dasselbe gedacht.

"Es tut mir so leid Kao ..." schluchzte ich schon wieder "Ich brauche euch beide so sehr ... ich kann keinen von euch gehe lassen - es würde mir das Herz brechen ... ich liebe euch alle beide ..."

Ich krallte mich in seinen Oberschenkel, als ob ich ihn so festhalten könnte...

"Ich liebe euch ..."
 

Kaoru

Es war die grausame Wahrheit, eine Wahrheit die mir eigentlich schon längst klar gewesen war, schon bevor ich die Frage überhaupt gestellt oder gedacht hatte. Doch es zu hören, zu hören, dass er jemand anderen ebenso liebte wie mich, ihm dieselben Gefühle schenkte, vielleicht sogar die selben Gedanken hatte, wenn er an Daisuke dachte, wie wenn er an mich dachte. Eigentlich hätte es mich nicht so sehr treffen sollen, wie es es tat. Hätte... hätte...

"Wie stellst du dir das vor...?", fragte ich leise, für menschliche Ohren wohl kaum noch hörbar. "Wie soll das weitergehen, Jui?"
 

Jui

"Ich weiß es doch nicht ... ihr hasst euch so sehr ..." schluchzte ich. Keine Reaktion von Kaoru. Es war ihm wohl egal.

Immer fester krallte ich mich an Kaoru, tat ihm gewiss schon weh, aber es war mir recht. Sollte er doch merken wie er mir das Herz zerriss, wer sehr er mir wehtat.

Ich würde ihn verlieren, so viel war klar. Und es war ganz allein meine Schuld. Ich hatte ihn unglücklich gemacht, gegen seinen Willen gehandelt. Dinge getan die ich mir geschworen hatte nie zu tun.

Ich sprang auf und riss meine Bluse auseinander.

"Geh doch und reiß mir das Herz aus der Brust!" schrie ich ihn an, obwohl es falsch war. Alles was ich noch tun konnte war meinen Schmerz auszudrücken.

Kraftlos sank ich vor ihm auf die Knie. Schrie den schmerz heraus wie damals als ich von Asamis Tod erfuhr schrie ich den unbändigen Schmerz heraus.

Diesmal war es als wäre Kaoru gestorben - nur für mich - nur wegen mir.

Doch ich erwartete gar nicht aufgehoben zu werden.
 

Kaoru

Ich war kraftlos, völlig kraftlos. Diese ganze Situation hatte mich langsam aber sicher ausgelaugt und nun war es vorbei, ich konnte das nicht mehr so einfach... vielleicht wollte ich es auch nicht. Vielleicht musste ich Jui im Stich lassen um mich selbst zu retten, auch wenn es grausam und egoistisch war.

Doch als Jui so vor mir auf dem Boden saß, schrie, weinte, da konnte ich es nicht. Egal wie kraftlos und müde ich war, ich konnte Jui nicht leiden sehen, nicht ihn unter allen Menschen und Nicht-Menschen dieser Welt. Also ließ ich mich vor ihm zu Boden sinken, zog ihn in meine Arme, als wolle ich ihn niemals wieder loslassen, obwohl wir beide doch zu gut wussten, dass ich es irgendwann tun würde. Und dann vielleicht sogar für immer.

Dieser Gedanke brach mir das Herz und trieb mir die Tränen in die Augen und ich hatte auch dafür keine Kraft mehr, nicht um sie zurückzuhalten. Was hätte das auch gebracht? Durfte nicht auch ich einmal schwach sein?
 

Jui

Immer fester krallte ich mich an ihn, denn auch wenn er mich hielt - er war so fern - so als hätte ich ihn schon verloren.

Und zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten hörte ich sie wieder: die Stimme, die Kaoru geduldig und mit Elan bekämpft hatte.

'Du hast ihm das Herz gebrochen. Schämst du dich denn gar nicht? Ich glaube es ist an der Zeit das ich dich bestrafe du nichtsnutziges Wesen ...'

"Nein, Nein, Nein ...!" schrie ich, auch wenn Kaoru gar nicht wissen konnte zu wem ich da sprach, schließlich konnte nur ich sie hören.

Immer fester wurde mein Griff und ich hatte das Gefühl sterben zu müssen wenn er losließe - mich von sich stieß.
 

Kaoru

"Vielleicht kriegen wir das alles wieder hin... irgendwie...", murmelte ich, hielt es nicht aus ihn weiter so zu sehen.“Ich hasse Daisuke nicht... er regt mich nur unglaublich auf... er ist arrogant und völlig ignorant seinen eigenen Fehlern gegenüber und kann die Meinung anderer nicht akzeptieren, und so was kann ich nun mal einfach nicht ab.", erklärte ich möglichst ruhig und wollte Jui einfach irgendwie dazu bringen sich wieder halbwegs zu beruhigen. Sanft strich ich ihm über den Rücken, und wusste einfach nicht was ich tun musste, um ihm irgendwie Trost zu spenden. Ich fühlte mich hilflos, was wirklich nur selten geschah, doch das alles überforderte mich langsam ein wenig.
 

Jui

Langsam, ganz langsam hatte ich das Gefühl das Kaoru wieder zu mir kam. Doch das war kein Grund für mich ihn wieder loszulassen. Aber immerhin sah ich ihn kurz an. Auch über seine Wangen waren Tränen gelaufen die ich vorsichtig wegküsste. Wegwischen wäre in dieser Situation vielleicht angebrachter gewesen, doch ich wollte ihn nicht loslassen.

"Ich Sorg dafür dass Dai damit aufhört ich schaff das schon!" erklärte ich eifrig, nickte zur Bestätigung meiner eigenen Worte.
 

Kaoru

Langsam schüttelte ich den Kopf. "Wenn er es selbst nicht einsieht, hat das keinen Sinn. Du sollst ihn nicht zu irgendetwas überreden, was nicht zu seinem Charakter gehört, damit wird keiner glücklich und auf Dauer wird es auch nichts bringen." Zumindest sagte mir das die Erfahrung und Daisuke war im Grunde einer unter vielen, ein Stereotyp, wie man ihn wohl zu jeder Zeit an jedem Ort auf der Welt finden konnte.

"Ich liebe dich, Jui...", murmelte ich leise.“Ich liebe dich so sehr, dass ich vor Angst dich zu verlieren schon völlig verrückt werde..."
 

Jui

"Ich liebe dich auch ..." seufzte ich gegen seine Brust, genoss einfach das was er mir gab, auch wenn ich ihm gerne noch näher gewesen wäre als nur diese einfache Umarmung. Mehr sollte wohl einfach nicht sein.

"Ich glaube die Angst dich zu verlieren hat mich schon verrückt gemacht ..." flüsterte ich leise, konnte mich kaum dazu durchringen es auszusprechen, doch wie immer in diesen Momenten erinnerte ich mich an die Vergangenheit, wie er mich immer wieder ermutigt hat zu sagen was ich fühlte, mich nicht ausschwieg, wie er es immer zu sagen pflegte. Die Augen hatte ich fest zusammengepresst, schon wieder war in mir die Angst dass er mich wegstoßen könnte wenn er erfuhr wie kaputt ich doch eigentlich war.

Und auch wenn er mich gebeten hatte Daisuke nicht zu überreden, in diesem Moment war ich fest entschlossen es zu tun. Vielleicht konnte man es ja doch schaffen dass die beiden sich doch etwas arrangieren. Vielleicht, wenn jeder von beiden etwas nachgab und sich ein wenig nach dem anderem richtete. Vielleicht war das große Problem zwischen den beiden wirklich nur die eigene Sturheit und nicht ich, der sie zwang mich zu teilen.
 

Kaoru

"Vielleicht sind wir alle ein bissen verrückt, Jui...", seufzte ich leise und vergrub das Gesicht in seiner Schulter. Wenn wir doch nur immer wieder so zu zweit sein konnten, nur wir ohne Daisuke oder sonst irgendjemanden. Es war so lange Zeit so schön, wieso konnte es nicht wieder so sein? Natürlich wusste ich gut genug, dass es nichts half der Vergangenheit nachzuweinen, doch manchmal konnte ich einfach nichts dagegen tun. Es geschah wie von alleine, was ich auch tat.

Ich wollte gar nicht mehr an Daisuke denken, nicht daran, dass er noch in unserer Nähe, in unserem Leben war und einen nicht gerade wenig beträchtlichen Einfluss darauf hatte. Ich erwischte mich sogar dabei, mir zu wünschen gar nicht erst nach Japan zurückgekehrt zu sein.
 

Jui

In seiner Umarmung ließ ich mich vollkommen fallen, ließ bewusst alle Kraft aus meinen Gliedern entweichen und lehnte mich gegen Kaoru.

Die Sonne würde bald aufgehen, doch es war vollkommen still. Wir beide waren stumm - versunken in unseren Gedanken die wohl alles andere als friedlich waren. Doch es gab etwas was mir Sorgen bereitete: Kaoru war so blass, so kühl. Und erst jetzt fiel mir mit Schrecken ein das ich mich nicht erinnern konnte das er in den letzten Tagen getrunken hatte.

"Kaoru? Wann warst du das letzte Mal jagen? Sei ehrlich ..." fragte ich vorsichtig und leise.
 

Kaoru

Als ich seine Frage hörte, sah ich erst recht nicht auf. Wenn ich ehrlich sein sollte, konnte ich mich nicht einmal wirklich daran erinnern, wann ich das letzte Mal getrunken hatte, zu sehr waren meine Gedanken immer überall anders gewesen. Konnte gut sein, dass ich vor wenigen Nächten erst getrunken hatte, vielleicht war es aber auch schon über eine Woche her. Doch bedachte ich, wie geschwächt mir mein Körper besonders in dieser Nacht vorkam, wie schwer mir allein das aufstehen am Abend gefallen war, musste es wirklich einige Zeit her sein.

"Ich weiß nicht... ein paar Tage.", antwortete ich schließlich leise wahrheitsgemäß. Was brachte es mir schon, ihn anzulügen...? Ich wusste ja selbst gut genug, dass ich spätestens in der nächsten Nacht jagen gehen musste.
 

Jui

Ich erschrak als ich seine Antwort hörte, doch bis auf ein kurzes verspannen meiner Glieder bemerkte er wohl nichts. Ich wollte ihm keine Vorwürfe machen, ihm nicht zeigen dass es mir wehtat ihn so zu sehen, zu sehen wie er wegen mir litt. Etwas in mir sehnte sich plötzlich nach Bestrafung, doch ich wusste genauso gut dass ich keine finden würde.

Vorsichtig schob ich sein Gesicht näher an meinen Hals, wollte mich ihm nicht aufzwingen, ahnte schon dass er dann der eigenen Sturheit wegen nicht trinken würde.

"Bitte Kaoru, nimm einen Schluck von mir ... wenigstens einen." Ich überlegte, wie ich ihm noch deutlicher machen konnte was ich mir wünschte. Mich aussaugen würde er sicher nicht, aber fast schon hoffte ich dass er mich schwach machen würde. Sehr schwach. "Bitte ... ich mag es so sehr wenn du von mir trinkst ..." setzte ich leise hinzu.
 

Kaoru

Irgendwie hatte ich es geahnt, es vielleicht sogar gewusst, dass Jui genau so, so und nicht anders reagieren würde. Und vielleicht hatte ich es mir sogar gewünscht... ich wusste es nicht wirklich, meine Gedanken waren viel zu wirr, um es genau zu sagen, doch ich wollte Jui nahe sein, auf irgendeine Weise und wenn es nur so geschah, sollte es mir recht sein. Besser so als gar nicht.

Also küsste ich sanft seine Haut, biss dann schnell in seinen Hals, das heiße Blut sprudelte daraus hervor, süßer als das Leben selbst und schlug mich in seinen Bann, ließ mich die Welt und alles andere vergessen. Mit größter Macht musste ich mich zurückhalten nicht mehr als ein paar Schlucke zu nehmen, zu verführerisch war nicht nur der Geschmack, sondern das Gefühl der Macht über Jui, das mich in diesem Moment überkam.
 

Jui

Ein genießendes Seufzen verließ meine Lippen als Kaorus Zähne meine Haut durchbohrten. Zufrieden schloss ich die Augenlider, wollte einfach nur den Moment genießen indem ich mich Kaoru so bereitwillig hingeben konnte, auch wenn ich ihn viel zu gut kannte und daher wusste das er mir nicht den geringsten Schaden zufügen würde.

Ich fühlte mich kein Bisschen schwächer und so konnte ich ein enttäuschtes Murren auch nicht verhindern als die schönen Lippen sich entfernten. Ich konnte mein Blut darauf noch riechen, aber es versetzte mich nicht in den Wunsch selbst welches zu trinken, nein viel eher lies es mich flehen das Kaoru noch mehr von mir trank. Doch das konnte ich nicht, er wusste nichts von dem Kampf in meinem innersten, wusste nicht wie sehr ich mich danach sehnte schwach zu sein und endlich nicht mehr der sein würde dem die ganze Verantwortung zuteil wurde. Und selbst wenn ich betteln würde, viel mehr als einen kleinen Schluck konnte ich ihm so oder so nicht mehr entlocken.

Und so ließ ich mich einfach wieder gegen seine Brust fallen, immer noch ein wenig auf ein kleines Wunder hoffend.

Wie sehr hatte ich mir in all den Jahren gewünscht das Kaoru einfach über mich herfallen würde, doch er war nicht so das er über andere herfiel. Sein Charakter lies das gar nicht zu und das wusste ich eigentlich.
 

Kaoru

Ich wollte mehr, brauchte mehr. Nicht des Blutes wegen, nicht weil ich Durst hatte oder schwach war, weil ich zuvor so wenig getrunken hatte, nein, ich wollte mehr von diesem Gefühl der Macht, dass Jui sich mir wieder hingab, nur mir gehörte in diesem Moment. Kein Daisuke und auch sonst niemand, der zwischen uns stand, nur wir beide und Schmerz und Lust, die ineinander übergingen, ohne eine genaue Grenze.

Ohne zu denken, ohne zu Zweifeln, fasste ich Juis Kinn sanft, hob seinen Kopf, zwang ihn mich anzusehen. Ohne den Blick von ihm abzuwenden, senkte ich meine Lippen, an denen noch immer sein Blut klebte, auf seine, küsste ihn sanft aber nachdrücklich, wollte ihm gar nicht erst die Chance geben es sich anders zu überlegen. Fest hielt ich ihn an mich gepresst, als ich über seine Lippen leckte, ihn stumm aufforderte sie zu öffnen. Vielleicht wusste er sogar, was ich wollte, denn er tat es sofort, unsere Zungen trafen sich und keinen Augenblick später biss ich alles andere als vorsichtig in seine. Wieder dieses heiße, süße Blut, dieser Rausch, die Macht...
 

Daisuke

Diese Einsamkeit würde mich irgendwann noch zur Weißglut bringen. Nicht, dass es mich störte einmal ein bisschen Zeit für mich zu haben, nein, das war es nicht... vielmehr die Einsamkeit, dass Jui und Kaoru die einzigen waren mit denen ich wirklich reden konnte, oder es durfte, und letzterer war ja bekannter Weise ohnehin eine Sache für sich. Die Menschen, die Sterblichen, waren wie aus einer anderen Welt, unberührbar für mich genauso wie ich unberührbar für sie war und das war etwas, womit ich nicht klar kommen wollte und es auch gar nicht wollte. Verdammt, wir waren allmächtig, wieso also einsam sein!?

Besonders im Wald wurde mir dieses Gefühl klarer und klarer, mit jedem Schritt den ich tat, jedem Meter, den ich mich wieder von der Stadt entfernte und unserem 'Zuhause' näher kam. Doch was war das? Der Geruch von Blut... doch kein menschliches Blut, nein, dieses war anders, süßer und irgendwie unnatürlich und ich wusste sofort, dass es Juis Blut war.

Nur wenige Meter weiter konnte ich durch die Bäume in einiger Entfernung Kaoru und ihn stehen sehen, in enger Umarmung einen leidenschaftlichen Kuss teilend... wie konnte er nur? Wie konnte Kaoru meinen Jui berühren und wie konnte Jui sich einem anderen so hingeben!?

Wütend ging ich näher heran, leise, obwohl ich wusste, dass Kaoru mich ohnehin mit Leichtigkeit bemerken würde, wenn er seine Aufmerksamkeit auch nur für einen Moment von Jui auf seine Umgebung lenken würde.

Als sie sich von einander trennten, nach einer scheinbaren Ewigkeit, konnte ich deutlich sehen, wie Jui am ganzen Körper zitterte und sich offenbar nur noch aufrecht halten konnte, weil Kaorus Arme noch immer schützend um ihn lagen. Und auf seinen Lippen glitzerte das frische, rote Blut, tropfte langsam über sein Kinn, beschmutzte Juis vollkommene weiße Haut...
 

Jui

Ein leises Stöhnen konnte ich mir nicht verkneifen als Kaoru so harsch auf meine Zunge biss das sie ganz taub wurde. Meine Hände wanderten automatisch in seinen Nacken zogen ihn dichter an mich, wollte ihm weiterhin so Untergeben sein.

Erneut keuchte ich leise, aber durchaus zufrieden als ich bemerkte dass ich schwächer wurde. Ich genoss den Moment ungemein, liebte es so abhängig von Kaoru zu sein das ich ihm sogar mein Leben in die Hand legte.

Das Kaoru sich an mir sättigte war schon vollkommen zum praktischem, aber uninteressantem Nebeneffekt verklungen.

Ich spürte wie ich ihn seinen Armen zusammensank und konnte nicht anders als zu lächeln. Diese Hilflosigkeit war so unbeschreibbar schön, dass ich diesen Zustand gerne noch länger 'ertragen' hätte.

Doch auch ich wusste dass wir beide übertrieben hatten, denn ich zitterte und konnte mich nicht bewegen.

"Kao ..." flüsterte ich leise, doch er verstand sofort, beugte sich über mich und bettete meinen Kopf an seinem Hals, in den ich auch sofort biss, das heiße, typisch nach ihm schmeckende Blut genüsslich in mich aufnahm, darauf bedacht nicht versehentlich zu viel zu trinken.

Als ich mich wieder normal fühlte löste ich mich sanft. Lächelte ihm noch einmal zu, doch nun bemerkte ich seinen Blick, der eindeutig nicht auf mich gerichtet war.

"Dai ..." flüsterte ich erschrocken als ich ihn neben mir erblickte.
 

kommis?

would it make things easier if i where gone?

Daisuke

Was ich sah, verletzte mich nicht nur, sondern verwirrte mich auch. Was sollte das alles? Wieso tat Kaoru meinem Jui so weh? Und wieso ließ Jui sich das auch noch so bereitwillig gefallen? Aber eigentlich war letzteres erstmal unwichtig, den ich war wütend, wütend auf Kaoru, darauf, was er sich erlaubte, wie er mit Jui umging, ihn behandelte, als wäre er allein in der Lage über sein Leben zu entscheiden. Und wo blieb ich? Und hatte Jui mich völlig aus seinem Bewusstsein gestrichen in diesem Moment?

Einsamkeit... jetzt noch mehr, als ohnehin schon...

Am liebsten wäre ich auf Kaoru losgegangen, hätte ihm irgendwie wehgetan, ihn geschlagen oder dergleichen, doch ich wusste gut genug, dass ich keine Chance hatte, nicht gegen ihn der so viel älter und mächtiger war, als ich.

"Jui, was soll das!?", zischte ich stattdessen wütend. "Warum lässt du ihn so etwas mit dir machen!? Und du, Kaoru, willst du Jui umbringen oder was!?" Mir fehlten die Worte, ich wusste nicht was ich denken oder fühlen oder sagen sollte.
 

Jui

Geschockt griff ich nach Kaorus Hand, fühlte mich in diesem Moment einfach nur ertappt, obwohl dieses Gefühl völlig unbegründet war denn ich betrog Daisuke ja nicht - er wusste von Anfang an das Kaoru mit zu meinem Leben gehörte oder etwa nicht? Hatte ich mich so undeutlich ausgedrückt dass er es missverstanden hatte?

"Ganz ruhig Dai ..." setzte ich vorsichtig an, bezweifelte allerdings das er auf mich hören würde. "Das Blut von Vampiren hat einen ganz besonderen Geschmack ... Kaoru trinkt manchmal von mir und ich trinke dann im Gegenzug von ihm damit ich nicht schwach durch diese Aktionen werde. Oder auch umgekehrt, aber das ist unwesentlich." Erneut atmete ich tief durch, konnte schwören dass meine Worte ihn nicht erreichten.

"Es ist nicht gefährlich Dai, solange ein anderer Vampir anwesend ist. Das schlimmste was passieren könnte wäre das einer von uns ohnmächtig wird, aber das hast du doch schon miterlebt und du weißt das man dann nur etwas Vampirblut braucht um wieder zu Kräften zu kommen. Es ist nicht gefährlich Dai ..." Das es dass wäre wenn man dem Vampir an seiner Seite nicht trauen könnte verschwieg ich lieber. Ich wollte ihm nicht unter die Nase reiben das ich Kaoru vertraute, er sah es sicher schon selbst.
 

Kaoru

Daisukes Reaktion zu beobachten gab mir ein gewisses Gefühl der Genugtuung. Sollte er eifersüchtig sein, sollte er wütend sein, sollte er sehen, dass Jui zu mir gehörte, auch wenn er ab und zu vielleicht einen anderen Eindruck machte.

Schützend zog ich Jui noch näher an mich, wollte Daisuke gar nicht erst den Eindruck geben, dass er irgendeinen Anspruch auf Jui hatte. Ja, ich war geradezu froh, dass er aufgetaucht war, auch wenn ich mir in diesem Moment noch einiges andere vorstellen hätte können, als mich mit Daisuke zu beschäftigen.

"Wieso sollte ich Jui umbringen wollen?", antwortete ich schließlich auf seine Frage. "Ich liebe ihn. Ich würde ihm nie wehtun." Aber wahrscheinlich war diese Art der Liebe für Daisuke einfach nur nich zu begreifen. Vielleicht wollte er es auch garnicht...

Daisuke Es war mir egal, ob es gefährlich war, egal, ob beide diese Aktionen genossen, egal, ob sie es wollten oder nicht oder warum sie es taten. Ich wollte nur, dass sie damit aufhörten... dass Kaoru aufhörte Jui zu berühren und zu begehren und zu lieben, denn Jui gehörte mir, rechtmäßig und im Herzen, so war es schon immer gewesen und würde auch jetzt für die Ewigkeit so sein. Wir waren dafür gemacht, zusammen zu sein und Kaoru hatte darin keinen Platz.

"Hör auf! Hör einfach auf damit!", schrie ich Kaoru laut an, konnte mich einfach nicht mehr zurückhalten. "Lass deine Finger von Jui! Lass ihn einfach in Ruhe, verstanden!?" Mir fehlten die Worte, ich wusste nicht wie ich meine Gefühle, meine Gedanken ausdrücken sollte, oder ob es überhaupt etwas brachte das zu tun. Wie fühlte Jui? Interessierte es ihn überhaupt noch, wie es mir ging? War Kaoru wichtiger? Es schien so... und es tat weh.
 

Jui

"Dai!"

Ich war aufgesprungen und hatte es einfach harsch herausgeschrieen und einen solch harten Befehlston in der Stimme das sogar ich mich erschrak. Auch Daisuke zuckte kurz zusammen, schenkte mir dann doch wieder Aufmerksamkeit.

"Hör auf damit ... du weißt das ich euch beiden gehöre ... also akzeptier das bitte ..." In meinem Gehirn sammelten sich schon unzählige Varianten wie er meine Worte falsch interpretieren konnte, es einfach musste weil bei mir so oder so momentan alles schief ging. Doch ich drehte mich auch Kaoru zu:

"Bitte hör auf ihn zu provozieren ..." Heute waren es nicht seine Worte selbst sondern die Art wie er sie aussprach falsch gewesen, doch meist verletzte er Daisuke auch mit Worten und ich hielt es einfach nicht mehr aus.

"Bitte fangt nicht schon wieder damit an ..." flüsterte ich leise, das Gesicht wieder gen Boden gerichtet, keinen von beiden ansehend.
 

Kaoru

Juis Ausbruch erschreckte mich im ersten Moment, aber irgendwann war es wohl wirklich zu erwarten gewesen. Es war nur eine Frage der Zeit und an seiner Stelle hätte ich wohl schon viel früher die Geduld verloren. Andererseits war die ganze Situation nicht auf meinem Mist gewachsen, die Schuld daran trug Jui selbst und auch Daisuke konnte eigentlich nichts dafür. Wir hatten uns beide nicht ausgesucht Jui mit jemandem teilen zu müssen.

Beruhigend legte ich eine Hand auf Juis Schulter. "Was erwartest du, Jui? Dass wir beide akzeptieren und gutheißen, wenn jemand fremdes Besitzansprüche auf denjenigen meldet, den jeder von uns mit ganzem Herzen liebt? Wie stellst du dir das vor?"
 

Jui

Kraftlos sank ich erneut zusammen. In gewisser Weise hatte Kaoru Recht, mit Teilen waren beide nicht glücklich. Aber genau das war es was ich mir am meisten wünschte: sie beide vollkommen glücklich und zufrieden zu machen. Aber ich hatte gar keine Chance dazu. Der Schmerz schien mein innerstes zu betäuben, sodass beide vor meinen Augen verschwammen und ich mich immer mehr in mich kehrte, ohne es verhindern zu können.

"Warum tut er mir so weh wenn ihr mich liebt? Wenn ich mich in der Mitte durchreißen könnte hätte ich es schon längst getan, egal wie schmerzhaft es wäre ... aber das wäre euch immer noch nicht genug."
 

Daisuke

Sofort zog ich Jui in meine Arme, hielt ihn fest, wollte für ihn da sein, wo Kaoru es nicht war, ihn stattdessen doch irgendwie nur noch mehr fertig machte. Wie konnte er nur!? Wie konnte er es wagen!? Sanft wiegte ich Jui in meinen Armen, wollte, dass er sich beruhigte, nicht mehr traurig war. Ich wollte ihn glücklich und fröhlich sehen und wenn Kaoru nicht wäre, würden wir es dann nicht sein? Kaoru war doch von Anfang an der Grund unser aller Probleme gewesen. Wenn er Jui damals nicht mitgenommen hätte, wäre jetzt alles viel besser... oder wir wären tot...

"Wir schaffen das schon, Jui, mach dir keine Sorgen.", murmelte ich ihm leise zu. "Irgendwie schaffen wir das."
 

Kaoru

Wortlos sah ich den beiden zu. Es gefiel mir nicht, wie Daisuke mit Jui umging, wie er mit ihm sprach oder wie er die ganze Situation sah. Für ihn war die Lösung scheinbar ganz einfach, mit etwas gutem Willen sah er das Happy End schon vor Augen, doch so einfach war es nicht. Es war nie einfach. Vor allen Dingen nicht mit Jui, aber daran hatte ich mich in den vergangenen 50 Jahren schon gewöhnt und ehrlich gesagt konnte ich es mir gar nicht mehr anders vorstellen. Aber das hier war anders als jedes andere Problem, dem wir bisher begegnet waren und ich war mir nicht sicher, ob wir es gemeinsam überstehen würden... gemeinsam...

Vielleicht war das der Fehler, dass wir alle auf Teufel komm raus versuchten alles gemeinsam zu schaffen. Vielleicht durften wir das so gar nicht versuchen, vielleicht setzte es uns alle viel zu sehr unter Druck, machte es noch schwieriger mit dem allen umzugehen... vielleicht...

"Jui... vielleicht ist es besser, wenn ich dich eine Zeit lang allein lasse...", brachte ich schließlich hervor, auch wenn es mir mehr als schwer fiel.“Vielleicht gibt es dir den Raum über alles nachzudenken und... irgendeine Lösung zu finden."
 

Jui

"Kao!" brachte ich erschrocken heraus, suchte seine Gestalt mit meinen Tränenverschleierten Augen, konnte nicht behaupten das ich ihn noch sehen konnte.

Doch ich spürte seine Aura, warf mich ihr zu Füßen und klammerte mich Untergeben an sie.

Ich drückte so fest zu das ich ihm eigentlich schon Knochen brechen musste, doch es war mir egal, sie würden schnell verheilen, gerade weil er ein Vampir war, doch mein Herz, das würde nicht heilen und vielleicht weinte ich auch nur so hemmungslos weil ich wusste das er gehen würde.

Endgültig. Und es war meine Schuld - ganz allein meine. Auch wenn ich es hatte kommen sehen, immer wieder aus Angst vor diesem Moment die Tränen vergossen und am ganzen Leib gezittert hatte - jetzt war er da.

Ich hätte wissen müssen dass es alles eine Lüge war, so oft hatte er gesagt dass er mich nie verlassen würde und nun tat er es also. Und es war nicht an mir ihn zurückzuhalten.

Schwach fielen meine Arme von ihm ab, schenkten Ihm noch einen letzten, schmerzvollen Blick, der sich für immer in sein Gedächtnis einbrennen sollte, oder zumindest solange bis er mich ganz vergas.
 

Kaoru

Ich war hin und her gerissen. So gut mir meine Idee auch im ersten Moment erschienen war, Jui nun so gebrochen zu sehen brach auch mir das Herz. Aber die ganze Situation würde irgendwann uns beiden das Leben unmöglich machen und am Ende war Daisuke wohl derjenige der Triumphieren würde, denn das war es doch was er am besten konnte: Leben zerstören. Erst hatte er Jui zerstört und jetzt machte er uns beide kaputt und sich selbst vielleicht sogar noch dazu.

"Sag mir was ich tun soll, Jui!", flehte ich leise, so leise, dass Daisuke es wohl kaum hören konnte. "Sag mir was ich tun kann, denn das hier macht mich kaputt und dich doch auch. So geht es nicht weiter... das musst du doch genauso sehen, oder?" Es lag nicht in meiner Natur jemanden anzuflehen und Jui war vielleicht wirklich nicht die beste Wahl um dies doch zu tun, doch mir fiel nichts anderes mehr ein. Ich hasste dieses Gefühl der Hilflosigkeit...
 

Daisuke

Wenn Kaoru doch nur nicht wäre... er war das ganze Problem hier, oder nicht? Wenn er nicht wäre, hätte Jui nicht das Gefühl der Verpflichtung ihm gegenüber und könnte sich ganz mir hingeben, ohne einen weiteren Gedanken an diesen Kerl zu verschwenden. Wenn Kaoru ginge, würde Jui ihn sicher bald vergessen, schließlich war er doch nicht mehr als sein Erschaffer, derjenige, der ihm dieses Leben gegeben hatte. Aber das hieß nicht, dass Kaoru dieses Leben gehörte und Jui war frei zu tun was er wollte... oder tat er was er wollte, indem er bei Kaoru blieb?
 

Jui

"Hör auf damit Kao ..." weinend rollte ich mich am Boden zusammen, drehte ihm den Rücken zu. Ich wollte nicht dass er ging, aber wenn das offensichtlich sein Wunsch war?

Ich hatte versagt und das wusste ich, warum sollte ich betteln das er hier blieb wenn er es eigentlich nicht wollte und nur aus Mitleid blieb.

"Wenn du gehen willst dann tu das. Ich kann dir einfach nicht befehlen hier zu bleiben und das weißt du."

Ich konnte es nicht mehr ertragen ihn zu sehen, nicht unbedingt wegen des schlechten Gewissens das ich ihm gegenüber hatte, sondern ganz allein weil es einfach nur wehtat. Dieser Schmerz war so unerträglich, ich sehnte mich nur noch danach allein zu sein, denn in mir schrie es nach Bestrafung meiner selbst.
 

Kaoru

Es tat so weh, Jui so zu sehen und nichts tun zu können. Denn so wie jetzt konnte es nicht weitergehen und wenn ich blieb, würde es über kurz oder lang wieder zu derselben Situation kommen, wie wir sie nun gerade erlebten. Wenn ich ging, würde sich vielleicht alles von alleine lösen, oder die Stimmung zwischen uns wäre wenigstens nicht mehr ganz so gespannt. Also musste ich gehen...

"Es tut mir leid, Jui.", sagte ich leise, bevor ich mich umdrehte und langsam tiefer in den Welt hineinging. Ich wusste nicht, wohin ich gehen würde, hatte es nicht eilig, brauchte einfach erstmal Zeit für mich, bevor ich mir über irgendetwas weiter Gedanken machte.
 

Daisuke

Noch einen Moment sah ich Kaoru hinterher. War das gerade wirklich passiert? War Kaoru wirklich gerade gegangen, freiwillig, hatte sich geschlagen gegeben? Gehörte Jui damit wieder mir? Ich konnte es gar nicht glauben, aber es machte doch den Anschein, als wäre es wirklich so...

Kurz entschlossen ließ ich mich neben ihn auf die Knie sinken, nahm ihn fest in den Arm. Waren wir jetzt frei? Für immer und das zu tun, was wir wollten, ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer und das was Kaoru vielleicht wollte oder eben nicht wollte. Würde er wirklich nie wieder kommen?

"Jui, das wird schon wieder. Du wirst sehen, ohne ihn sind wir vielleicht wirklich besser dran.", versuchte ich ihn zu trösten, merkte, dass Jui mit der ganzen Sache nicht so wirklich gut umgehen konnte. Aber die Zeit heilte bekanntlich alle Wunden, auch seine.
 

Jui

Als ich Kaoru nicht mehr spüren konnten ließen die Tränen nach. Es erschien mir fast schon so als hätte ich keine mehr.

Noch immer viel zu gut nahm ich meine Umwelt wahr, auch wenn ich nicht wollte, Daisukes Worte versuchte ich zu ignorieren, wollte jetzt nicht auch noch einen Streit mit ihm.

Ich hatte ihn genauso wenig verdient wie Kaoru und doch hielt er mich hier in seinen Armen. Ich verdiente ihn so wenig wie das Blut in meinen Adern. Gerne hätte ich mir jetzt die Haut aufgerissen, damit es hinauslaufen würde, doch das würde sicherlich zu befremdlich auf Daisuke wirken. Kaoru ...

Er hatte mir dieses leben geschenkt und was tat ich ihm dafür an? Es war nicht in Worte zu fassen was ich ihm angetan hatte.

"Dai? Trink einen Schluck von mir ... bitte ich brauch das jetzt."
 

Daisuke

Juis Bitte überraschte mich, erschrak mich genauso im ersten Moment, aber mir war gleich klar, dass ich eigentlich gar nicht nein sagen konnte... wie sollte ich? Wenn es Jui glücklich machte, blieb mir nichts anderes mehr. Vielleicht half es ihm zu sehen, dass ich ihm alles geben konnte, was Kaoru ihm auch geben konnte. Und noch viel mehr.

Etwas zögerlich beugte ich mich vor. Obwohl sich noch alles in mir dagegen wehrte, Jui derart wehzutun, ihn zu schwächen, zwang ich mich dazu in seine Haut zu beißen. Sofort konnte ich sein süßes Blut schmecken, spürte den Rauch, der mich überkam. Es war besser als das Blut jedes Menschen, besser als alles, was ich je gekostet hatte und nach einem Schluck war noch lange kein Ende in Sicht... ich vergaß jeden vernünftigen Gedanken, hielt Jui fest an mich gepresst und trank beinahe schon gierig von ihm. Erst nach einer scheinbaren Ewigkeit kam ich wieder zu Verstand und ließ endlich wieder von ihm ab.
 

Jui

Anfangs hielt ich Dai noch fest, hatte Angst dass er zu schnell genug haben würde und mir nicht das gönnen würde was ich mir wünschte. Doch Schon bald übermannte ihn der Rausch und er nahm sich mehr und mehr. Zufrieden seufzte ich, spürte wie die Schmerzen zusammen mit meinem Körper immer schwächer wurden, begann zu lächeln als ich ihn nicht mehr spüren konnte.

Mit diesem Lächeln auf den Lippen wurde es schwarz um mich. Die Glieder entspannten sich, waren schon ganz schwach von der vielen Anspannung die bis vor kurzem in mir war.

In der Dunkelheit tat mir nichts und niemand weh.
 

Daisuke

Erschrocken bemerkte ich, wie Jui das Bewusstsein verlor. Hatte ich es also doch übertrieben? Natürlich, das ganze konnte ja nicht ungefährlich sein, wie er das dargestellt hatte. Wahrscheinlich hätte ich gar nicht erst auf diese Bitte eingehen sollen...

Das ganze erinnerte mich sofort an die Nacht, als ich selbst verwandelt wurde und was passiert war. Jui hatte genauso das Bewusstsein verloren, hatte genauso dagelegen wie jetzt... und Kaoru hatte ihm von seinem Blut gegeben! Das gleiche sollte doch nun auch funktionieren, oder nicht? Was konnte schon schief gehen?

Kurz entschlossen biss ich mir selbst ins Handgelenk, hielt es Jui an die Lippen, hoffte, dass er von allein trinken würde, wenn er das Blut schmeckte.
 

Jui

Blut benetzte meine Lippen. Schwach öffnete ich den Mund lies noch mehr Blut ein. Schluckte es brav hinunter, auch wenn ich mich gerne noch etwas mehr erholt hätte in der seichten Dunkelheit.

Als ich die Kraft dazu hatte saugte ich mich an Daisukes Handgelenk fest, war verwundert über den herben, und doch etwas süßlichen Geschmack seines Blutes. Ich nahm nicht mehr als ich benötigte um vor Dai wieder einigermaßen bei Bewusstsein zu wirken, hatte Angst dass der Schmerz zurückkehren würde wenn ich mehr nahm.

"Gomen Dai ... Ich find dabei immer kein Ende ... Aber du siehst mir ist nichts passiert. Schmecke ich dir wenigstens?" Ich spielte dabei nur darauf an das er mich fast ausgesaugt hatte - und ich wollte nicht das er ein schlechtes Gewissen deswegen bekam.
 

Daisuke

Erleichtert küsste ich ihn zärtlich auf die vom Blut geröteten Lippen, schüttelte den Kopf. "Dumme Frage, ne? Ich könnte nie genug von dir bekommen...", antwortete ich wahrheitsgemäß, grinste ihn an. Sah doch so aus, als würde alles ganz gut werden. Oder nicht? Wenn es nur so blieb wie jetzt und keine Rede mehr von Kaoru war, gab es keine Probleme mehr. Zumindest konnte ich mir das einreden.

"Wollen wir zurückgehen?", schlug ich nach einigen Minuten vor, die wir weiter auf dem Waldboden saßen und uns in den Armen hielten.
 

Jui

"Hai ich bin müde ..." antwortete ich leise und versuchte beim aufstehen nicht zu sehr zu schwanken. Fest drückte ich mich an Dai, hielt mich nicht nur an ihm fest weil ich eigentlich zu schwach zum laufen war, sondern auch weil die Angst ihn auch noch zu verlieren immer mehr mein denken beherrschte. Es erschien mir fast schon so als hatte ich Kaoru nicht festhalten können, bei Daisuke wollte ich all diese Fehler nicht mehr machen. Doch allein schon sein Name machte mir schwer zu schaffen.

Der Stich den er in meinem Herzen erneut auslöste reichte aus um stehen bleiben zu müssen. Mit zusammengekniffenen Augen lehnte ich wieder an Dais Schulter, ich hatte wohl doch zu viel getrunken, die wunderbar erlösende Taubheit hatte sich aus meinen Gliedern gelöst um dem Schmerz Platz zu machen.

Doch ich durfte Dai meine Schwäche nicht zeigen, er würde sie auf meinen Blutverlust schieben und das konnte ich gerade nicht gebrauchen.
 

Daisuke

Wir gingen langsam, doch trotzdem schien Jui jeder Schritt schwer zu fallen. Vielleicht lag es am Blutverlust, vielleicht an Kaorus Verschwinden, ich wusste es nicht, aber letztendlich machte es auch wieder keinen Unterschied, das Ergebnis war dasselbe. Ohne weiter darüber nachzudenken hob ich Jui hoch und trug ihn den restlichen Weg zurück nach Hause. Eigentlich war es Kaorus Haus... und nun war er weg und wir besetzten es geradezu. Doch es war schließlich seine Entscheidung gewesen, die Idee wegzugehen war von ihm selbst gekommen und von keinem von uns, also musste ich wohl kein schlechtes Gewissen haben. Ein komisches Gefühl blieb trotzdem. Irgendwie.

Es war ein gutes Gefühl für Jui stark sein zu können, ihm Halt und Schutz geben zu können wieder nach all der Zeit ohne ihn. Auch wenn er in der Zwischenzeit selbst viel stärker geworden war, mochte ich es so doch viel mehr, wenn er sich an mich lehnte und sich auf mich verließ.
 

Jui

Als er mich anhob gab ich auf, kuschelte mich einfach fest an ihn, wollte nicht mehr so tun als wäre ich stark, was ja nicht einmal zu meinem Wesen gehörte. Stark wollte ich nie sein und auch für Dai war es besser wenn ich mich unterordnete.

Schon in seinen Armen schloss ich die Augen, seufzte ein ganz leises "ai shiteru ..." nahm mir aber auch gleich vor dies erst einmal nicht mehr zu sagen, denn sogar diese Worte erinnerten mich an ihn und das tat weh.

Im Keller angekommen verkroch ich mich noch vollständig bekleidet in Dais Sarg, zog ihn gleich hinterher. In den großen Sarg wollte ich nicht, der roch nach ihm und falls er zurückkam sollte sein Sarg nicht besetzt sein.
 

Daisuke

Ich folgte Jui, zog ihn wieder in meine Arme sobald wir aneinander gekuschelt im Sarg lagen. Sein Körper war kalt, kälter als wenn er kurz zuvor getrunken hatte, der Blutverlust musste wirklich schlimmer sein, als gedacht. Doch jetzt war es zu spät noch einmal jagen zu gehen und überhaupt bezweifelte ich, dass Jui freiwillig wieder aufgestanden wäre. So blieb uns nichts übrig, außer bis zum nächsten Abend zu warten.

Obwohl ich jetzt hatte, was ich mir die ganze letzte Zeit so sehr gewünscht hatte, schien etwas nicht richtig zu sein. Kaoru war fort, ja, doch er hatte eine Wunde in Juis Herzen hinterlassen, die selbst ich nicht so schnell würde heilen können und ich hatte Angst davor, dass sie für immer da sein würde.
 

kommis?

now you're mine...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Honey, is that you?

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

lust until dawn

Daisuke

Ich zog Jui wieder auf die Beine, legte einen Arm um seine Hüfte. "Lass uns rüber gehen...", sagte ich leise, ging mit ihm in Richtung Schlafzimmer. Diesen Raum hatte ich bisher nur selten von innen gesehen, doch jetzt gab es nichts und niemanden mehr der uns davon abhalten konnte, ihn für uns zu beanspruchen.

Dort angekommen begann ich Jui langsam auszuziehen, ließ meinen Blick über seinen ganzes Körper und jedes kleinste Stück entblößter Haut gleiten, da ich dazu am frühen Abend keine Chance gehabt hatte. Er war genauso schön, wenn nicht gar schöner als damals, seine Haut glich in ihrer Farbe Marmor und fühlte sich doch so völlig anders an.

Schließlich stieß ich ihn sanft nach hinten auf das große Bett und blieb weiter vor ihm stehen, den Anblick noch einen Moment genießend.
 

Jui

Auf dem Bett räkelte ich mich kurz. Ich liebte den ockerfarbenen Samt unter meinem Rücken und die weiche Unterlage überhaupt.

Schnell wand ich meinen Blick wieder Daisuke zu, der mich lustvoll ansah. Ich wusste dass meine Aufmerksamkeit nur ihm gehören durfte. Im Moment zählte nur er, nicht ich. Ich wollte mich ihm ganz hingeben, er sollte vollkommen zufrieden mit mir sein können.

Langsam, weil ich mich doch etwas unwohl fühlte, spreizte ich die Beine und winkelte sie an. Schnell wurde ich mit seinem erregten Hauch von Atem dafür belohnt.
 

Daisuke

Wie Jui sich mir darbot, konnte ich nicht weiter tatenlos dastehen. Sein Körper war zu einladend, schien geradezu danach zu betteln berührt zu werden und das tat ich auch, ließ meine Hände über Oberschenkel gleiten, langsam und vorsichtig, als könne er zerbrechen. Ich kniete mich zwischen seinen gespreizten Beinen auf das Bett, wandte den Blick nicht ein einziges Mal von seinem Gesicht ab. Jede kleinste Regung, jedes Anzeichen der Erregung beobachtete ich und obwohl ich das schon so oft gesehen hatte, war es immer wieder von neuem faszinierend.

Doch ich wollte ihn - und auch mich - nicht zu lange auf die Folter spannen, wusste, dass wir beide zu ungeduldig dafür waren nach so langer Zeit. Langsam senkte ich meinen Oberkörper, verteilte sanfte Küsse auf seinem Hals und wanderte langsam hinunter über seine Brust, dabei nie aufhörend ihn zu streicheln. Ab und zu ließ ich meine Fangzähne über seine weiße Haut kratzen, blutige Kratzer hinterlassend, über die ich danach sofort genießend leckte bevor sie sich wie von Zauberhand wieder schlossen.
 

Jui

Gierig strich er über meine Körper und ich gab mir Mühe ihm einen angenehmen Anblick zu bieten. Doch Stöhnte ich erst als seine Zähne meine Haut durchtrennten.

Ich drückte den Rücken durch, wodurch sich seine Zähne tiefer in mich bohrten.

Etwas enttäuscht murrte ich als er mich runterdrückte, blieb aber still, denn es war seine Entscheidung wie viel Lust ich empfinden würde, seine Entscheidung wann ich sie empfinden dürfe.
 

Daisuke

Juis Reaktion auf meine Berührungen erregte mich selbst nur noch mehr und es rief mir ins Gedächtnis, was ich die letzte Zeit beinahe schon verdrängt hatte: dass er den Schmerz liebte, seine Intensität, das Gefühl der Hilflosigkeit und ich wollte es ihm nicht verwehren.

Wieder biss ich ihn, fester diesmal, trank jedoch kaum von seinem Blut. Es war mehr der Geschmack, der mich reizte, als dass ich meinen Durst stillen wollte. Immer wieder bohrte ich meine Zähne in sein Fleisch, während ich meine Hand um seine Erregung legte, sie jedoch kaum bewegte.
 

Jui

Immer weiter verschwammen meine Gedanken, der süße Schmerz war alles was ich noch spürte nicht einmal Dais weiter nach unten gewanderte Hand konnte ich richtig wahrnehmen. Ich sah sie nur einmal kurz, als ich mich wieder so weit wie möglich aufbäumte als Dai besonders fest zubiss.

Immer wieder keuchte ich mit hoher, schmerzverzerrter Stimme auf aber ich traute ihm zu das er trotzdem wusste das ich es genoss.

Immer größer wurden die Abstände zwischen den Bissen, als wolle er mich auf die Folter spannen, mich inzwischen schon überraschte wenn der süße Schmerz erneut meinen Körper durchfahren durfte.
 

Daisuke

Ich ärgerte Jui weiter. Die Macht die ich so wieder über ihn hatte gefiel mir und ich nutzte sie nur zu gerne, indem ich ihm immer wieder jegliche Berührung verweigerte, wartete, bis sein ganzer Körper vor Anspannung und Erregung zitterte, bevor ich ihn wieder biss. Die Laute, die er von sich gab waren Musik in meinen Ohren und ich konnte gar nicht genug davon bekommen, verschwendete noch gar keinen Gedanken daran in irgendeiner Weise weiterzugehen, obwohl mir klar war, dass Jui mittlerweile schon fast verrückt werden musste vor Erregung.
 

Jui

Immer wieder zuckte mein Körper zusammen, wenn ich einen Funken schmerz zu spüren bekam. Es war schön, doch bei weitem nicht genug um den Verstand zu verlieren.

Und wie ich so unter ihm lag, noch nicht von der Erregung gefangen war, fiel mir etwas auf:

Ihm brachte das ganze momentan rein gar nichts, er tat das hier nur um meinetwillen, nicht um selbst erregt zu werden. Doch so konnte es doch nicht weitergehen, ich sollte derjenige sein der ihn verwöhnte, der tat was er befahl - nicht umgekehrt.

Vorsichtig legte ich die Hände an seine Schultern, bereit ihn auf das Bett zu drücken falls er es erlauben würde.

"Darf ... ich?" ich wunderte mich selbst darüber wie schwer mir diese Worte fielen, doch schon als mir der Gedanke kam war es zu spät gewesen um wieder einen Rückzieher zu machen.
 

Daisuke

Juis Verhalten verwunderte mich und ich zögerte einen Moment bevor ich nickte. Aber nach allem was an diesem Abend passiert war, war mir doch klar, dass Jui das alles nicht tat um selbst seinen Spaß zu haben, sondern um mir einen Gefallen zu tun. Vielleicht vergaß er dabei völlig, dass es mich genauso erregte, wenn ich ihn verwöhnen konnte, doch das war etwas, worüber wir auch ein andermal reden konnten, denn ich fürchtete, dass er meinen Standpunkt nicht so schnell verstehen würde und gerade jetzt hatte wahrscheinlich keiner von uns große Lust auf Diskussionen.

Der Ton mit dem er die Frage aussprach ließ mich trotzdem Zweifeln, ob er das alles wirklich tat, weil er es selbst wollte und sich vielleicht nicht nur dazu zwang. Hatte es wieder etwas mit Kaoru zu tun? Tat er das hier wegen ihm oder wegen mir oder nur wegen sich selbst? Ich konnte nicht behaupten Jui zu verstehen, aber vielleicht hatte ich es ja noch nie getan.
 

Jui

Vorsichtig hockte ich mich auf seinen entblößten Schoß, nachdem ich ihn vollständig entkleidet und sanft auf das Laken gedrückt hatte. Hastig verteilte ich einige Küsse auf seinem Hals, rutschte schnell tiefer. Doch schon auf seiner Brust machte ich halt, musste lächeln weil ich ihm ganz genau ansah das er dass nicht von mir erwartet hätte.

Vorsichtig knabberte ich an seiner Brustwarze, zog sein leises keuchen in mich auf.

Innerlich machte mein Herz schon Sprünge, denn diese Laute von ihm zu hören zeigte mir dass es ihm gefiel. Dies stellte mich nicht nur zufrieden, nein es machte mich glücklich.
 

Daisuke

Ich ließ Jui gewähren, genoss einfach nur was er tat und das aus vollen Zügen. Schnell vergaß ich alle anderen Gedanken, auch wenn ich seine Zärtlichkeiten überhaupt nicht erwartet hatte, hatte er doch früher das ganze nie von sich aus in die Länge gezogen. Trotzdem konnte ich nicht behaupten, dass es mir nicht gefiel und erwiderte sein Lächeln nur.

Augenblicke später ließ mich nur noch in all diese Empfindungen fallen und verdrängte alles andere um mich herum, ließ Jui einfach nur machen, darauf vertrauend, dass er wusste, was er wollte und dass es das gleiche war, was auch ich wollte.
 

Jui

Meine Lippen wanderten weiter südlich, denn schnell hatte ich an seiner Brust das Gefühl ihm nicht genug zu geben. Er sollte laut stöhnen können und mir erregt befehlen was er wollte. Er sollte völlig den Verstand verlieren und sich endlich nicht mehr so viele Gedanken darüber machen mich zu dominieren.

Sein Glied selbst ließ ich aus, spreizte lieber sanft seine Beine um an der Innenseite seines Schenkels zu knabbern. Immer wieder warf ich einen prüfenden Blick auf ihn, war besorgt dass es ihm vielleicht nicht gefiel.

Doch irgendwann konnte ich nicht mehr widerstehen, hoffte zu sehr auf ein befreiendes Stöhnen seinerseits dass ich ihn richtig biss, jedoch nur das aus der Wunde laufende Blut aufleckte, bis sie sich von alleine wieder schloss.
 

Daisuke

Als Jui mich biss, der Schmerz und gleichzeitig das Gefühl seiner Zunge auf meiner Haut, konnte ich nicht anders als meine Selbstkontrolle zu vergessen und stöhnte laut auf. Es konnte uns ja sowieso niemand hören, auch wenn ich mich daran erst gewöhnen musste. Selbstkontrolle war etwas, das mir von klein auf eingetrichtert worden war und ich hatte auch als erwachsener diese Dinge niemals hinterfragt. Jetzt gab es niemanden mehr, der mich als etwas anderes ansah, als einen normalen Menschen, kein Gott oder ähnliches.

Ich zog Jui wieder näher zu mir, küsste ihn sehnsüchtig, liebte das Gefühl seiner Lippen auf meinen und den Geschmack meines eigenen Blutes, der noch immer auf seinen lag. Meine Hände strichen über seinen Rücken, leicht kratzte ich darüber, jedoch nicht so stark, als dass es ihn wirklich verletzte, ließ meine Finger dann zu seinem Eingang wandern.
 

Jui

Atemlos keuchte ich auf als ich seine Finger dort spürte, drückte mich ihm in einem kurzem Moment des Kontrollverlustes entgegen und warf den Kopf in den Nacken.

Doch schnell hatte ich mich wieder gefangen.

"Bin gleich wieder hier oben ..." flüsterte ich ihm verführerisch ins Ohr bevor ich wieder zwischen seine Beine rutschte um ihn etwas spüren zu lassen, was er mich auch nur einmal hatte spüren lassen ...

Ganz vorsichtig, sodass er meine Zungenspitze kaum spüren konnte umfuhr ich seinen so unberührten Muskelring. Ich würde nicht in ihn eindringen, das würde ich gar nicht wagen, aber er sollte diese intensiven Gefühle zu spüren bekommen.
 

Daisuke

Etwas verwirrt sah ich Jui hinterher, doch sobald ich seine Zunge spürte, ließ ich den Kopf ganz automatisch zurückfallen und drängte mich ihm ein Stück entgegen. Wäre es nicht Jui hier bei mir gewesen und wäre er mir nicht so nahe gewesen, wäre es mir unangenehm gewesen so berührt zu werden, doch ihm vertraute ich genügend, um das Gefühl einfach nur genießen zu können.

Das Gefühl war so intensiv, dass ich meinen eigenen Körper nicht mehr unter Kontrolle hab, die restliche Welt völlig vergaß und auch nichts mehr gegen das Stöhnen tun konnte, das immer wieder über meine Lippen kam.

Jui Meinen Erfolg so eindeutig hören tat mir gut, ich hörte dass er sich gehen ließ und wusste dass ich ihn in der Hand hatte.

Und ich bin mir sehr sicher dass er wusste dass ich es nur nutzen würde um ihn noch weiter zu befriedigen.

Doch das er sich so gehen ließ gab mir neues Selbstvertrauen.

Ich hockte mich wieder über sein Becken, ließ ihn spüren wie nah ich seiner Erregung war. Verführerisch und völlig untypisch für mich flüsterte ich erneut:

"Was soll ich jetzt tun? Soll ich mich pfählen, dich reiten? Sag mir was ich tun soll ..." Ich sprach langsam ließ jedem dieser Worte zeit seine Wirkung auf Dai haben und war stolz das ich es geschafft hatte sie auszusprechen.
 

Daisuke

Ein enttäuschtes Murren entkam mir, als Jui aufhörte mich zu lecken, doch sobald er wieder über mir war, vergaß ich das völlig. Sein Blick war verschleiert, seine Stimme Lustdurchtränkt und ich konnte mich kaum auf seine Worte konzentrieren, so sehr hielt mich beides gefangen. Solche Ausdrücke gerade von Jui zu hören, trieb sogar mir die Röte ins Gesicht, doch das konnte er zum Glück in dem dunklen Raum nicht sehen.

Ohne dass ich aktiv die Entscheidung dazu fällte, legten sich meine Hände fest auf Juis Hüften. "Das weißt du doch ganz genau, Jui!", grinste ich ihn mit erhobener Augenbraue an. Um meine Worte zu unterstreichen, drückte ich ihn hinunter, doch noch nicht so stark, als dass ich in ihn eindringen würde. Das sollte er ruhig alleine tun.
 

Jui

Ich stöhnte auf als er mein Becken niederdrückte, ich ihn an meinem Eingang spürte.

"Dai ..."

Doch weiter kam ich nicht. Ich spürte die Erregung in mir wieder umso deutlicher. Sie lähmte mich förmlich und so sehr ich es auch wollte ich konnte mich nicht bewegen.

Der Kopf Kippte mir in den Nacken, als hätte er keine Kraft mehr sich anders zu halten.

Immer wieder drang sein Name durch meine Lippen, mit jedem mal Lusterfüllter, denn hier auf ihm zu hocken, ihn so nah zu spüren und trotzdem nicht kommen zu können weil dies einfach nicht der Zeitpunkt dafür war - es war fast schon zu viel für mich.
 

Daisuke

Jui allein durch diese kleine Berührung in solche Ekstase zu bringen, ihn so zu sehen, machte mich selbst fast verrückt. Doch so schön sein Anblick auch war, konnte ich meine eigene Erregung nicht länger zurückhalten, die Verführung mich tief in seinem willigen Körper zu versenken war einfach zu groß und so drückte ich ihn weiter runter, ließ ihm diesmal keine andere Wahl mehr als sich geradezu selbst zu pfählen.

Seine heiße Enge um mich herum zu spüren war schon in sich die reine Erlösung und ich zwang mich einen Moment inne zu halten um nicht nur ihm die Zeit zu geben sich an mich zu gewöhnen, sondern selbst auch allein das Gefühl zu genießen.
 

Jui

Noch weiter drückte ich den Rücken durch, wodurch Dai noch etwas tiefer in mich vordringen konnte. Nur am Rande bekam ich noch mit das er laut aufstöhnte und auch mein eigenes erschien mir nicht so laut wie es eigentlich war.

Mit den Händen stützte ich mich auf seinem Oberkörper ab, bemerkte erst dass ich meine Nägel in die Haut gekrallt hatte als ich sein frisches Blut roch.

Doch ich als ich versuchte mich auf ihm zu bewegen spürte ich seine Hände an meiner Hüfte. Offensichtlich wollte er das Tempo bestimmen.

"Dai ..."
 

Daisuke

Als ich Jui so meinen Namen stöhnen hörte, konnte ich nicht mehr anders, als endlich in ihn zu stoßen. Die Hitze um mich, die lange Zeit die wir einander schon auf die Folter gespannt hatten, ließ meine Geduld schwinden und ich hielt mich kein bisschen weiter zurück.
 

Jui

Endlich war ich in der Lage mir das zu holen was ich brauchte: Etwas Schmerz.

Denn ich erhöhte schnell das Tempo, stieß ihn fest in mich auch wenn mein Körper sich schon viel zu sehr an ihn gewöhnt hatte.

"Dai ... bitte ..." ich griff nach seinen Händen, zog sie fest an meinen Oberkörper, hoffte er würde verstehen was ich wollte, denn ausdrücken konnte ich mich nicht mehr.
 

Daisuke

Mit jeder seiner Bewegungen stieß ich noch ein Stückchen tiefer in ihn, stöhnte jedes Mal laut und ungebändigt auf, wenn ich seine Enge noch intensiver spürte, obwohl ich gedacht hatte, dass das überhaupt nicht mehr möglich wäre.

Juis Bitte erreichte nur langsam mein getrübtes Bewusstsein, doch als er meine Hände auf seinen Oberkörper legte, sich noch ein wenig heftiger auf mir nieder ließ, konnte ich mir denken, was er wollte. In der vergangenen Zeit, die wir gemeinsam verbracht hatten, war es mir mehr und mehr deutlich geworden, wie sehr Jui den Schmerz genoss und so krallte ich meine Finger - was sowieso schon beinahe automatisch passierte - in sein Fleisch, so fest, dass innerhalb kurzer Augenblicke der Geruch seines Blutes die Luft erfüllte, uns beide nur noch mehr anheizte.
 

Jui

Erst als ich den süßen Schmerz spürte, der meinen Körper einnahm schrie ich vor Lust.

Das frische Blut heizte mich noch weiter ein, sodass ich versuchte das Tempo noch weiter zu erhöhen, bis ich auf einmal fast kraftlos auf Dais Körper zusammenbrach.

Erst später merkte ich dass ich gekommen war, flüsterte Dai leise zu:

"Gomen ..."
 

Daisuke

Juis Reaktion trieb mich nur noch weiter an und ich war so sehr in meiner eigenen Lust gefangen, dass ich gar nicht bemerkte, wie sich meine Finger immer fester in Juis Oberkörper krallten. Als er sich um mich herum verkrampfte, konnte auch ich mich kaum länger zurückhalten, kam nur wenige Augenblicke, nachdem Jui über mir zusammengebrochen war und seine leise Entschuldigung gemurmelt hatte.

Ich legte meine Arme um ihn, während mein eigener Höhepunkt langsam verebbte, hielt ihn so fest, als würde ich ihn niemals wieder loslassen.
 

Jui

Zu spüren wie Dai mich fast zerquetschte und ich kaum Kraft hatte mich zu wehren lies mich leise aufseufzen. Eindeutig zufrieden.

Noch immer spürte ich ihn in mir und hätte mich am liebsten nie wieder gelöst.

Seine Atmung beruhigte sich mal wieder schneller als meine, doch es störte mich nicht.

Ich wollte einfach nur etwas liegen bleiben und legte nur gelegentlich die Lippen auf seine erhitzt wirkende Haut.
 

Daisuke

In diesem Moment hätte ich wohl glücklich sterben können. Natürlich war der Tod etwas, was mir nie passieren würde, doch das änderte nichts an eben dieser Tatsache. Ich hielt Jui weiter fest, genoss das Gefühl seiner nackten Haut auf meiner und schloss einfach nur noch erschöpft die Augen. Am liebsten wäre ich auf der Stelle eingeschlafen, doch irgendwann mussten wir uns zumindest noch hinunter in unseren Sarg bewegen.

Kaoru schien für den Moment aus der Welt verschwunden, aus unserer zumindest. Er schien nicht mehr zu existieren oder jemals existiert zu haben. Oder zumindest wollte ich mir das einreden. Was hatte er schon noch mit uns zu tun?
 

Jui

Nur schwach nahm ich wahr wie die Dämmerung ganz langsam auf uns zurollte, doch als sie endlich in meinem Gehirn ankam, zuckte ich schlagartig zusammen.

Mir konnte sie nach einem Dasein von über 50 Jahren nichts mehr anhaben, aber Dai war in der Hinsicht noch ganz jung, und musste geschützt werden.

"Dai, wir müssen nach unten! Schnell! Die Dämmerung!"

obwohl ich noch immer auf ihm hockte zerrte ich an seinem Arm, bemerkte erst nach einigen Momenten was für ein lustiges Bild das für ihn doch abgeben musste.
 

Daisuke

Obwohl ich gerne noch viel länger in unserer derzeitigen Position verbracht hätte, sah ich schnell ein, dass Jui Recht hatte. Als ich mich darauf konzentrierte, bemerkte ich die Veränderung in der Atmosphäre, etwas, was ich die ganzen Monate, die ich nun schon ein Vampir gewesen war, niemals ganz mir Worte zu beschreiben vermocht hatte, doch ich wusste, dass wir uns beeilen mussten. Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass es am Horizont bereits langsam hell wurde und das Licht schmerzte in meinen Augen, obwohl es für einen Sterblichen wohl kaum bemerkbar gewesen wäre.

Schnell hob ich Jui von mir herunter und wir gingen, unsere Kleidung zurücklassend, schnell hinunter in den schützenden Keller.
 


 


 


 

kommis net vergessen!

is it ever over?

Jui

Ich hatte definitiv zu viel Blut getrunken an diesem Abend. Das unbarmherzige Stechen in meiner Brust verriet es mir leider viel zu deutlich.

Die Sonne war gerade erst hinter den Bergen verschwunden, es war noch viel zu hell für Dai, doch ich konnte nicht anders.

Ich wollte jetzt allein sein. Wahllos schnappte ich mir einen Kimono, eigentlich nur aus Gewohnheit zog ich ihn über und ging hinauf.

Das Licht brannte mir etwas in den Augen, doch das war mir relativ egal.

Ich entdeckte die Decke in die Kaoru mich in unserer ersten Nacht gewickelt hatte, und spürte schon wieder die Tränen in mir aufsteigen. Behutsam nahm ich sie, wickelte mich damit ein und schloss die Augen.

Wenn doch nur Kaoru mich jetzt so umschließen könnte wie diese Decke. Sie Roch sogar noch nach ihm ... und nach mir.
 

Daisuke

An diesem Tag schlief ich fest und ohne ein einziges Mal zu erwachen. Mein Körper war erschöpft und mein Geist befand sich in einer schon fast unheimlichen Ruhe. Keine unnötigen Sorgen und Gedanken lenkten mich ab und Jui in meinen Armen machte alles nur umso perfekter. Fast konnte ich vergessen, dass es vor kurzem noch anders gewesen war.

Erst am frühen Abend erwachte ich, als ich bemerkte, dass er nicht mehr bei mir war, sein Körper nicht mehr neben mir lag und sein ruhiges, gleichmäßiges Atmen verschwunden war. Erst war es nur ein Gefühl, dass mich im Schlaf nur am Rande überfiel, doch bald konnte ich mich nicht mehr dagegen wehren und erwachte. Ich hatte nicht einmal bemerkt wie er verschwunden war... wo konnte er sein?

Die Sonne war noch immer nicht völlig untergegangen, viel zu hell war die Welt noch für mich, als dass ich den schützenden Keller hätte verlassen können und diese Tatsache machte mich wütend. Mein Blut war einfach zu schwach und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte, außer abzuwarten.
 

Jui

Etwas drehte ich mich mit der Decke, zog blind seinen Geruch in mich auf, bis mir etwas schwindelig wurde.

Die Augen wieder öffnend, sah ich den Kamin. Niemand außer Kaoru selbst hatte ihn je angezündet und mein Herz schien stehen zu bleiben als ich ihn sah.

Asche war noch in ihm - von dem Tag als er ihn zuletzt angezündet hatte.

Schwach lies ich mich vor den Kamin sinken, legte mich auf den Boden. Hier hatten wir schon oft gelegen, zumindest hin und wieder. Würde es nie wieder so sein?

In Kaorus Armen liegen und von Feuer gewärmt werden - würde dies nie wieder geschehen?

Daisuke Sobald die Sonne endlich verschwunden war und die Nacht sich völlig ausgebreitet hatte, stand ich sofort auf, zog wahllos irgendetwas drüber, um dann schnell nach oben ins Haus zu laufen. Mir war eigentlich klar, dass es Jui gut gehen musste, denn was sollte ihm schon passiert sein? Wer würde schon auf die Idee kommen hierher zu kommen und ihm etwas anzutun? Doch sein Verschwinden beunruhigte mich trotzdem und so ging ich schnell durch das ganze Haus, bis ich schließlich im Wohnzimmer ankam und Jui in einer Decke eingewickelt vor dem lange verloschenen Kamin liegen sah.

Sein Anblick war ein Bild des Jammers, seine Trauer nur zu deutlich, doch ich wusste nicht, was mit ihm los war, hatte nicht die geringste Ahnung was ihn auf einmal derart heruntergezogen haben könnte.

"Jui..?", fragte ich leise, wollte ihn nicht erschrecken. "Was ist los?"
 

Jui

Ich rollte mich etwas weiter zusammen, soweit es die Decke zuließ, die ich eng um meinen Körper geschlungen hatte.

Würde ich ihn überhaupt je wieder sehen? Die Welt erschien mir so unnahbar groß und selbst wenn ich die ganze Welt nach ihm bereisen würde könnte ich ihn ganz einfach nicht mehr wieder finden. Wenn er es nicht wollte würde ich ihn nie wieder sehen...

Laut schluchzte ich auf, doch momentan nahm ich nicht das Geringste aus meiner Umwelt wahr, störte mich also nicht daran.

Was wenn ich nie wieder seine Stimme hören würde? Was wenn er mich hasste?

Und alles war meine Schuld. Immer noch völlig abwesend kratzen meine Nägel über meinen Oberarm, doch ich nahm den Schmerz nicht einmal wahr, roch das frische Blut das aus den Wunden entrann nur schwach.
 

Daisuke

Als Jui nicht auf meine Worte reagierte, geschweige denn darauf antwortete, beobachtete ich ihn weiter. Er schien völlig aus der Welt entrückt, beinahe schon in sich selbst gefangen und ich hätte viel darum gegeben zu wissen, was er dachte, oder was ihn derart aus der Fassung brachte.

Erst als er begann sich zu kratzen - war ich nicht sah, sondern hauptsächlich nur dadurch bemerkte, dass ich sein Blut riechen konnte - ging ich näher zu ihm, setzte mich neben ihn und zog ihn fest in meine Arme. Ich hielt ihn so fest, dass er sich unmöglich weiter wehtun konnte, doch ich wusste nicht was ich sonst sagen oder tun konnte, um zu ihm durchzudringen.
 

Jui

Ich erschrak fast etwas als meine Nägel den Arm nicht mehr erreichen konnten, doch ich versuchte noch eine Weile über den Arm zu kratzen, schien es jetzt, da es nicht mehr möglich war mehr denn je zu brauchen, denn auf mein Herz wurde immer noch unbarmherzig eingestochen und ich konnte es nicht verhindern, egal wie viel ich mich wand.

Es war egal wie laut ich jetzt schreien würde, Kaoru würde nicht wiederkommen, und so ergab ich mich meinen Tränen, wo ich doch sonst nichts tun konnte.
 

Daisuke

Juis scheinbare Verzweiflung, als er in Tränen ausbrach, erschrak mich und ich fühlte mich ihnen gegenüber völlig hilflos, ein Gefühl das mir alles andere als gefiel. Es vergingen Minuten in denen ich einfach nur dasaß, Jui weiterhin festhielt, um wenigstens zu verhindern, dass er sich weiter wehtun konnte, und war völlig unschlüssig darüber, was ich tun sollte oder konnte. Oder sollte ich einfach nur abwarten, bis Jui von alleine wieder zu Verstand kam? Aber was, wenn er das nicht tat?

"Jui, bitte, sag irgendwas...", flehte ich schon beinahe leise.
 

Jui

"Dai?" auf einmal spürte ich es. Er war da, hielt mich fest und verhinderte dass ich meinem Schmerz Raum verschaffte.

Noch lag ich mit dem Rücken zu ihm, doch ich drehte mich schnell in seinen Armen, war gar nicht mehr in der Lage klar zu denken, zu sehr schmerzte alles, selbst mein Kopf.

"Kao kommt nicht wieder ... es tut so weh!"

Es musste ihn schrecklich verletzen was ich da sagte, doch dies fiel mir erst ein als die Worte schon gesprochen waren.

"Sumimasen ..."

Hoffentlich ließ er mich nicht auch noch fallen. Ich wusste dass ich dann auch gehen würde. Ihn konnte ich nicht auch noch verlieren.
 

Daisuke

Die anfängliche Erleichterung, als Jui meinen Namen sprach, machte schnell Ernüchterung Platz. Das war es also, was ihn derart beschäftigte. Kaoru war noch lange nicht so weit aus unserem Leben verschwunden, wie ich gedacht oder vielleicht auch mehr gehofft hatte. Noch immer hielt er Jui gefangen, behielt einen Teil von ihm, obwohl er ihn im Stich gelassen hatte und ich konnte das kein bisschen verstehen. Wie konnte Jui diesen Mann, der ihn allein gelassen hatte, immer noch lieben, ihn vermissen, sich nach ihm sehnen?

Warum konnte Kaoru nicht endlich ganz verschwinden!?

Juis Entschuldigung kam zwar schnell, doch sie war von wenig Bedeutung. Mir wurde auf einmal völlig klar, dass ich Kaoru nicht würde ersetzen können und ich wusste nicht einmal ob Jui das überhaupt wollte. Wollte er vielleicht sowieso nur Kaoru? Und ich war ein notwendiges Übel, für das er sich verantwortlich fühlte, weil er mich überhaupt erst geschaffen hatte?

Aber nein, Jui liebte mich, die letzte Nacht sprach schließlich für sich... aber konnte er zwei Männer gleichzeitig lieben?
 

Jui

Warum tat ich den Menschen um mich herum so weh? Ich konnte sie beide nicht zufrieden stellen, konnte ihre Erwartungen einfach nicht erfüllen.

Doch anstatt Anstand zu haben und zu gehen klammerte ich mich an sie beide.

"Dai ... ai shiteru ..." Fest klammerte ich mich weiter an ihn, obwohl mir Kaoru schon längst so entwischt ist - und es war egal wie fest ich ihn hielt.

Fest krallte ich mich an ihn, verbarg das Gesicht in seinen Kimono.

Ich wusste dass ich mir solche Ausbrüche nicht leisten konnte, schon gar nicht wenn Dai sie bemerkte. Bei Kaoru hätte ich das gekonnt, bei Dai war ich mir da leider nicht so sicher.

Ich musste Kaoru wieder verdrängen.
 

Daisuke

"Mo..", erwiderte ich ganz automatisch und hielt Jui fest an mich gedrückt. Ich spürte, wie ich ihn langsam aber sicher zu verlieren begann und das an Kaoru, an einen Mann, der aus freiem Willen gegangen war und mir Jui überlassen hatte. Ich war mir nicht einmal sicher ob er durch diesen Schritt Jui nicht noch viel mehr an sich gebunden hatte, als der es ohnehin schon war.

Andererseits konnte ich nicht verstehen, wie Jui uns beide scheinbar von ganzem Herzen lieben konnte. Ich selbst hätte es nicht gekonnt, es fiel mir schon schwer genug Jui zu teilen - und das tat ich offenbar noch immer auch ohne, dass Kaoru körperlich anwesend war.
 

Jui

Was konnte ich schon tun außer zu klammern?

Mein ganzes Leben lang war ich von den Beiden abhängig gewesen und würde es auch den Rest meines Lebens bleiben - und ich wollte es nicht einmal ändern.

Wie so oft erinnerte ich mich an einen der Momente in denen mich auch so in den Armen gehalten hatte und mir gesagt hatte dass wir für immer zusammen bleiben würden, dass er mich nie wegwerfen würde. Doch was bedeuteten diese Worte schon? Er hatte es ja doch getan.

Merkwürdigerweise schien etwas in mir genau nach diesen Worten zu schreien, wollte sie von Dai hören um sich wenigstens etwas zu beruhigen.

"Dai? Bitte bleib bei mir ... wirf mich nicht weg ..."
 

Daisuke

Ich starrte Gedankenversunken in den verloschenen Kamin. Mittlerweile war es stockfinster geworden, wir saßen in der Dunkelheit und das Bild vor mir kam mir irgendwie trostlos vor. Doch irgendetwas hielt mich davon ab den Kamin zu entzünden; vielleicht war es auch nur, weil Jui sich an mich klammerte und mir gar keine Möglichkeit gegeben hätte aufzustehen.

"Ich werfe dich nicht weg Jui... jeder der das tun würde, wäre ein absoluter Vollidiot...", beruhigte ich ihn mit leiser Stimme. Wieso sollte ich ihn schon wegwerfen? Ich wäre alleine in der endlosen Nacht dieses Lebens, wenn er nicht wäre. Jetzt hatten wir nur noch einander...
 

Jui

Seine Worte beruhigten mich ein wenig, ließen zumindest die Tränen langsam versiegen und die Atmung regelmäßiger werden, und das obwohl mich Kaoru doch eigentlich gelehrt hatte das sie gar nichts bedeuteten, das sie einen Menschen nicht davon abhielt einen anderen zu verlassen.

Aber ich wollte mich an seine Worte klammerten, denn ich wusste das nach ihnen nur noch das Ende kommen konnte.

"Bitte verzeih mir meinen Ausbruch ..." flüsterte ich leise nach einer Weile, in der ich mich weitgehend beruhigt hatte und einen Blick auf seine Schmerzerfüllten Augen warf - und mir klar wurde das niemand anderes als ich Schuld daran hatte.
 

Daisuke

Kurz küsste ich ihn auf die Wange, ohne ihm in die Augen zu sehen. Wie sollte das nur weitergehen? Noch vor einem Tag war mir alles so perfekt, so vollkommen vorgekommen und jetzt wurde es mir wie ein Schlag ins Gesicht bewusst, dass es alles andere als das war. Ich wusste nicht einmal mehr, wer hier bei mir saß, ob es der Jui war, der mir früher vor so langer Zeit die Nächte versüßt hatte, oder der Mann, der mich vor dem Tod gerettet hatte. Beide waren sie so verschieden und einander doch so ähnlich.

"Schon okay...", sagte ich leise, wusste gar nicht so bewusst auf was ich da überhaupt antwortete, war viel zu sehr in Gedanken versunken.
 

Jui

Ich wusste dass nichts okay war. Das auszubügeln würde dauern. Ich hätte mich nicht ganz von meiner Umwelt abkapseln dürfen als ich trauerte, dann hätte ich noch reagieren können, hätte mich vielleicht einfach ans Fenster gestellt und hinausgeschaut. Hätte behauptet das ich ihn nicht wecken wollte oder so etwas. Aber selbst dazu war ich offensichtlich zu einfältig.

Ich wollte mich so sehr für meine Fehler bestrafen, doch ich wusste dass Dai es nie wieder bemerken durfte. Aber der Drang in mir war so stark, versuchte mich zu erobern, doch ich durfte nicht nachgeben.

Ich löste mich etwas von ihm, begab mich auf Augenhöhe, hockte nun vor ihm und strich ihm über die Wange.

"Es tut mir wirklich leid ... ano ... möchtest du etwas alleine sein? Du siehst so fertig aus ... und das nur wegen mir." bei den letzten Worten senkte ich den Blick - sie taten zu weh.
 

Daisuke

Ich schüttelte den Kopf, legte meine Hand über seine auf meiner Wange. "Es ist in Ordnung, wirklich, mach dir nicht immer so viele Gedanken.", entgegnete ich ruhig, war doch selbst nicht besser und grübelte weiter darüber, wie es in der nächsten Zeit weitergehen würde. "Ich will nicht alleine sein, schon gar nicht ohne dich, Jui.", versicherte ich ihm und war mir nicht so ganz sicher, ob vielleicht er derjenige war, der allein sein wollte, doch ich wollte ihn nicht darauf ansprechen, wollte nicht, dass er mich am Ende wirklich noch die ganze Nacht hindurch allein lassen würde... und sich dann wieder wehtun würde.
 

Jui

Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter, nahm einfach hin dass es mir nicht gestattet war zu gehen.

Er bestimmte mein Leben und nicht ich und eigentlich hätte ich ihn gar nicht erst fragen dürfen.

An seiner Schulter fand ich einen leicht hervortretenden Knochen, auf dem ich meinen Kopf bettete ... vielleicht konnte ich mir wenigstens Kopfschmerzen zufügen.

Ich versuchte all meine Gedanken zu verdrängen, nur noch Dais Geruch und ihn selbst wahrzunehmen, versuchte nicht zu denken und noch wichtiger: keinen Fehler zu machen.

Kaoru hatte mich fast schon verzogen, es fiel mir regelrecht schwer wieder die Unterwürfigkeit an den tag zu legen die ich bei Dai gelernt hatte, aber mir blieb nichts anderes übrig als mich wieder so unterzuordnen das er zufrieden war.
 

Daisuke

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Jui nicht besonders gern bei mir blieb. Ja, es war wohl wirklich er, der alleine sein wollte, doch ich hatte ernsthaft Angst um sein körperliches Wohlergehen, wenn ich ihn jetzt allein ließe. Wenn er nach all den Jahren scheinbar immer noch diese Anfälle hatte, sich selbst zu verletzen, wollte ich jetzt wenigstens hier sein um ihn davon abzuhalten, falls es wieder geschah. Ich verstand nicht, wieso er sich selbst Schmerzen zufügte und gutheißen konnte ich es vor allen Dingen nicht.

Die Minuten vergingen und wir schwiegen; ich merkte, wie Jui sich langsam weiter beruhigte, sich in meinen Armen entspannte und das beruhigte auch mich. Vielleicht war es wirklich nur ein kurzer Ausraster gewesen und jetzt würde so etwas nicht mehr passieren...
 

Jui

Ich versuchte Kaoru und mein derzeitiges Bedürfnis nach Schmerz zu verdrängen. Das alles war mir gerade nicht gestattet.

Ich machte es mir in seinen Armen etwas gemütlicher versuchte nicht mehr zu denken, doch wie erwartet fiel es mir schwer, gerade wo wir doch ohne Beschäftigung war die ablenken konnte und gerade dieser Raum voller Erinnerungen an ihn steckte.

"Dai?" Ich hob den Kopf und er senkte seinen. Seine Arme hatten sich um meinen Bauch gelegt, mein Rücken lehnte an seiner Brust und meine Finger strichen fast schon zärtlich über seine.

"Erzählst du mir von deinem Sohn?" Ich hatte wohl bemerkt das Japan seit Daisukes Tod einen neuen Kaiser hatte und das die Erbfolge nicht durchbrochen wurde ließ mich darauf schließen dass er ein Kind gezeugt hatte.

Ich brauchte die Ablenkung jetzt dringend und ich wollte ihn schon lange danach fragen. Ob der kleine wohl Ähnlichkeiten mit seinem Vater hatte?
 

Daisuke

Auch wenn mich die Frage im ersten Moment überraschte, zauberte sie im nächsten schon ein Lächeln auf meine Lippen. Die ganzen Monate lang hatte ich fast jeden Tag an ihn gedacht und oft genug war es schmerzhaft gewesen, ihn nicht mehr sehen zu können... doch die Erinnerung an Ayahito hatte mir oft genug geholfen auch das positives an meinem vergangenen Leben aufzuzeigen.

"Sein Name ist Ayahito...", antwortete ich leise.“Nachdem du verschwunden warst, hab ich lange meine eigentlichen Pflichten verdrängt und auch die Tatsache, dass ich eines Tages wohl oder übel heiraten und Kinder zeugen musste. Die Vorstellung hat mich nicht sonderlich in Freudenstürme gestürzt, um es vorsichtig auszudrücken, aber mir blieb keine andere Wahl. Und das einzig positive, das aus dieser Ehe herausgekommen ist, ist mein Sohn. Als er noch klein war, hat er oft den ganzen Hof in Aufruhr versetzt; ich glaube seine Lehrer sind ihres Leben nie wieder froh geworden.", fügte ich lachend hinzu. Es tat gut über ihn zu sprechen, wieder an diese so lang vergangenen Zeiten zu denken.
 

Jui

Das lächeln auf seinen Lippen verzauberte mich, es war mir neu ihn so herzlich lächelnd zu sehen. Es war kein Gesichtsausdruck den man seinem Liebsten Schenkte, sondern offensichtlich der, der ein Vater seinem Sohn schenkte.

Es wollte mir immer noch nicht ganz klar werden das Dai eigentlich ein alter Mann war, der sein leben gelebt hatte. Er hatte eine Familie, er war sogar Vater geworden.

Ich strich etwas fester über seine Hände. Die Haut war noch immer so dünn wie die eines alten Mannes, doch um einiges straffer, gerade wenn er genug getrunken hatte sah er oft wieder jung aus.

"Ist er so wie du, Dai? Was hat er von dir?"
 

Daisuke

"Er ist definitiv sehr Besitz ergreifend und das hat er wohl von mir.", grinste ich ihn an, da er ja gut genug wusste, was ich meinte. "Und er muss wirklich in allem seinen Kopf durchbringen, was wirklich manchmal etwas nervenaufreibend sein kann. Sieh dir alleine mal seine Frau an. Seine Mutter war nicht besonders begeistert, um es einmal freundlich auszudrücken, aber er hat sich davon nicht im Geringsten beeindrucken lassen und heute sind die beiden glücklich verheiratet. Er nimmt sich was er will, ohne Rücksicht auf Verluste, und so gut das in manchen Belangen auch sein mag, fürchte ich doch, dass diese Eigenschaft ihn irgendwann noch um Kopf und Kragen bringen könnte, besonders da nun das Wohlergehen unseres Landes auf seinen Schultern lastet." Dies war ein Punkt über den ich mir bereits mehr als oft den Kopf zerbrochen hatte. Doch es half ja alles nichts, mein Einfluss auf ihn war verwirkt, ich konnte nichts anderes mehr tun als zu beobachten und zu hoffen, dass er seinen Weg ging.
 

Jui

"Frau? Wie kam das denn?" Ich lächelte sogar wieder etwas. Genauso wenig wie ich mir Dai an der Seite einer Frau vorstellen konnte, aber es musste ja so gewesen sein.

In Gewisser Weise war der kleine Ayahito doch so völlig anders als sein Vater. Vielleicht sogar besser dafür geeignet Kaiser zu sein als sein Vater es war, denn auch wenn Dai es nicht direkt gesagt hatte, irgendwie wirkte sein Sohn schon jetzt kalt auf mich. Aber um ein Urteil abzugeben kannte ich ihn sicherlich zu wenig.
 

Daisuke

"Das hab ich mich auch oft genug gefragt...", seufzte ich, musste jedoch zugeben, dass Ayahito keine allzu schlechte Wahl getroffen hatte. Darüber hinaus hatte er es somit um einiges einfacher im Leben, einfacher wohl als ich. "Sie ist die Tochter eines Fürsten und Ayahito hat sich wohl wirklich auf den ersten Blick in sie verliebt. Ich bin ja schon froh, dass er sich nicht jemanden ausgesucht hat, der nicht aus dem Adel stammt, denn dann hätte es wirklich Probleme gegeben und ich fürchte, er hätte in dem Fall sogar den Kaiserhof verlassen, um seinen Willen zu bekommen." Nachdenklich streichelte ich Jui über den Bauch. "Mittlerweile ist er wirklich erwachsen geworden, Gott sei Dank, und ich hoffe, dass das alles gut geht..."
 

Jui

Dai hatte aufgehört zu lächeln ... irgendwie gefiel mir das überhaupt nicht, auch wenn seine Streicheleinheiten dafür sorgten das sich ein angenehmes Kribbeln durch meinen Körper zog.

"Ich stell ihn mir immer noch als ne kleine Version von dir vor ... und dann ne Frau ... das kann ich mir gar nicht vorstellen ..."

Das er froh war das diese Frau aus dem Adel stammt überhörte ich. Denn auch wenn ich kein Adel war, in den letzten Jahren hatte ich dieses Leben zu genüge kennen gelernt und gehörte bei Bedarf auch dazu. Ob Dai das auch so sah?

Ich lehnte den Kopf wieder auf seine Schulter, wollte seine Reaktion sehen.
 

Daisuke

Ich streichelte ihn weiter, genoss diese Nähe ohne irgendwelche Erwartungen oder Hintergedanken beiderseits. "Nein, die beiden passen wirklich zusammen, das ist gar nicht so schwer vorzustellen eigentlich. Fällt es dir den leichter, dir mich mit einer Frau vorzustellen?", grinste ich ihn an, wusste ganz genau, dass dem nicht so war. Es war ja auch nicht so, als hätte ich aus freiem Willen geheiratet, es war vielmehr die Verpflichtung meinem Land gegenüber gewesen, die mich dazu getrieben hatte. Denn was war schon ein Herrscher, der nicht einmal einen Thronfolger hervorbrachte?
 

Jui

"Natürlich nicht! Ich kann’s ja nicht einmal bei deinem Sohn, wie sollte es dann bei dir gehen? Ich kann bis heute nicht an die Existenz dieser Frau glauben obwohl es ja Beweise gibt. Nämlich deinen Sohn. Das ist absurd. Das einzige was noch unvorstellbarer wäre, wäre ich mit einer Frau, oder?"

Spielerisch biss ich in seinen Hals knabberte leicht daran - ohne sie zu durchbrechen natürlich.
 

Daisuke

Bei Juis entrüsteten Worten musste ich laut lachen. "Kannst du dir überhaupt irgendjemanden mit einer Frau vorstellen!?, hakte ich grinsend nach.“Und nein, du mit einer Frau, das ginge wirklich überhaupt nicht...", fügte ich gespielt nachdenklich hinzu und die Vorstellung war wirklich mehr als seltsam. Unmöglich eigentlich sogar, aber ich wollte es nun mal nicht zu deutlich machen.

"Mein Sohn ist wohl wirklich der beste Beweis, aber meine Frau war mehr ein nötiges Übel, als dass ich ihre Gesellschaft jemals genossen hätte. Miteinander geschlafen haben wir nur aus dem einzigen Grund heraus, dass nun einmal erwartet wurde, dass wir Kinder zeugten und ich denke auch, dass sie so einige Gespielen hatte, von denen ich wirklich nicht näheres wissen möchte..." Hinweise darauf hatte es ja genug gegeben, aber sie war mir nie wichtig genug gewesen, als dass ich dem weiter nachgegangen wäre.
 

Jui

"Hmm ... eigentlich nicht nein." ich schüttelte zur Bestätigung meinen Kopf, musste noch nicht einmal großartig lügen. "Wozu eine Frau wenn ich einen Mann hab?" erneut knabberte ich an seiner Haut, zog ihren Geruch in mich auf.

"Ano ... hattest du auch hin und wieder wen? Wenn nicht hätte ich ehrlich gesagt ein schlechtes Gewissen ... weil ich doch nicht da war."

Ich drehte mich in seinen Armen, legte meine nun ebenfalls um ihn, drückte ihn sanft an mich.
 

Daisuke

Seine Worte stimmten mich nachdenklich. Eigentlich sollte er kein schlechtes Gewissen haben und er hatte auch nicht den geringsten Grund dazu, oder? Er war nicht aus freiem Willen gegangen, vielmehr hatte Kaoru ihn geradezu entführt und ich wollte nicht einmal wissen was sonst noch getan.

"Nein, ich hatte niemanden und ich wollte auch niemanden. Wenn ich nicht dich haben konnte, wollte ich keinen und offenbar hab ich es ja auch überlebt...", antwortete ich trotzdem wahrheitsgemäß, denn anlügen wollte ich ihn nicht. Sanft küsste ich ihn auf die Lippen, war überglücklich ihn jetzt wieder in meinen Armen halten zu dürfen und all die Jahre der Einsamkeit verschwanden und wurden plötzlich völlig unwichtig.
 

Jui

Ich drückte mich etwas näher an ihn. Wie hätte ich das nur verhindern können? Und noch viel wichtiger: wie konnte ich das wieder gutmachen?

Den Kuss erwiderte ich sanft, jedoch ohne ihn überhaupt lösen zu wollen. Was hatte ich ihm nur angetan? Doch ich wollte lieber gar nicht mehr daran denken.

"Und deine Frau? Wart ihr wenigstens Freunde? Du musst doch wenigstens Freunde gehabt haben ..."
 

Daisuke

Ich schüttelte den Kopf. "Mach dir keine Gedanken, Jui. Ein Mann in meiner Position kann es sich nicht erlauben jemanden als Freund anzusehen. Meistens sind es die Personen, die einem am allernächsten stehen, denen man vertraut und auf deren Rat man hört, die einen schließlich in den Rücken fallen.", seufzte ich. Es war wahr und ich hatte aus den Fehlern meiner Vorväter gelernt und nicht so einfach vertraut. Vertrauen war etwas, das ich vielleicht niemandem schenkte... zumindest nicht voll und ganz.

"Freunde ist vielleicht das falsche Wort... wir haben uns nicht gehasst und mit der Zeit haben wir soweit aneinander gewöhnt, dass wir gut miteinander leben konnten, aber mehr auch nicht.", erzählte ich dann, dachte eigentlich das erste mal seit langem wieder an sie und musste feststellen, dass ich sie tatsächlich kein bisschen vermisst hatte.
 

Jui

"Ach Dai ..."

Hilflos kuschelte ich mich näher an ihn. Welch einem schweren Leben hatte ich ihm ausgesetzt?

"Wenn ich doch nur nicht gegangen wäre ..." Ich musste mich nun wirklich zusammenreißen um die Tränen nicht zuzulassen.

"Wie hast du das nur alles ausgehalten?" Den Kopf verbarg ich in seiner Halsbeuge, fühlte mich im Moment wieder so schwach.
 

Daisuke

Eigentlich war es das letzte was ich wollte, Jui mit meinen Worten wehzutun. Vielleicht hätte ich doch nicht ganz so ehrlich sein sollen, doch mir gefiel auch der Gedanke nicht, ihn anzulügen. Tröstend hielt ich ihn fest. "Ich habe versuchte mir keine Gedanken darüber zu machen. Davon abgesehen hätte es auch nichts geändert, wenn ich in Depressionen verfallen wäre. Meine Aufgabe war es, ein Land zu regieren und nicht glücklich oder zufrieden zu sein mit meinem Leben. Niemand hat jemals behauptet, dass das mein Recht gewesen wäre." Und heute war es doch ohnehin egal, die Zeit war vorbei und nun sollte ein besseres Leben beginnen. Besser gesagt: das hatte es schon längst.
 

Jui

Fast schon automatisch legten sich meine Arme um seinen Hals, blickten ihn aus tiefen Augen an.

"Aber jetzt wirst du glücklich werden. Du hast es verdient zufrieden zu sein."

Ich meinte es wirklich ernst, was interessierte mich mein eigenes Glück, wenn Dai so lange keins mehr hatte erfahren dürfen? Ich war viele Jahre meines Lebens glücklich gewesen, Jahre in denen er nur gelitten und es mit Fassung getragen hatte was er als sein Schicksal ansah.

Meine Lippen legten sich zärtlich auf seine, zeigten ihm wie ernst ich meine Worte nahm.

"Ich werde alles dafür tun ..." erklärte ich leise aber fest und überzeugt. Auch wenn ich so etwas eigentlich nicht versprechen konnte und es auch bedeutete mit Kao abschließen zu müssen.

Ich würde ihm im Stillen nachweinen, wenn Dai mich nicht bemerkte. Inzwischen war ich überzeugt das er nicht wiederkam, warum sollte er auch? Für einen schönen unterwürfigen Körper der ihm nur das Herz brach?

another argument - another reason to hate you

Daisuke

Unser Leben entwickelte sich nach dieser Nacht, unsere Beziehung entwickelte sich. Auch wenn ich noch hin und wieder beim Einbrauch der Nacht alleine aufwachte, Grund zur Sorge um Jui hatte ich nicht mehr. Ich vertraute ihm ganz einfach etwas mehr.

Erst letzte Nacht hatte er mir wieder bewiesen wie sehr er mich liebte. Völlig erschöpft lag er noch immer neben mir. Das braune Haar klebte noch immer an seiner Stirn, die Lippen leicht geöffnet. Leise stand ich auf.

Vorsichtig strich ich ihm die Strähne aus dem Gesicht, hauchte einen Kuss auf seine trockenen Lippen und schloss den Sargdeckel dann wieder lautlos. Er sollte ruhig noch etwas schlafen, in den letzten Nächten war er immer so früh auf gewesen.

Leise stieg ich die Stufen hinauf, mein Weg führte mich in den Garten, den Jui so liebte. Auch ich musste zugeben dass es hier sehr friedlich war, man konnte von tiefster Seele hier zur Ruhe kommen.
 

Kaoru

Wie viel Zeit war vergangen? Waren es Wochen oder Monate oder nur Tage? Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, die ich Jui nicht gesehen hatte und es war mir mehr als schwer gefallen überhaupt so lange nicht in seine Nähe zu kommen. Ihn nicht zu sehen... mein Herz schmerzte allein bei dem Gedanken an ihn. Oft genug in den vergangenen Tagen hatte ich mich bereits dabei ertappt daran zu zweifeln, dass er mich überhaupt vermisste; manchmal dachte ich sogar gedacht, dass er froh war, nun endlich mit Daisuke zusammen sein konnte, ohne Rücksicht auf mich zu nehmen. Doch dazu kannte ich Jui zu gut, wusste ganz genau, dass er mich liebte, egal ob ich nun in seiner Gegenwart blieb oder nicht. Er würde mich nicht vergessen, niemals.

Doch irgendwann wurde es mir zu viel und ich entschied mich zumindest aus schützender Entfernung einen Blick auf ihn zu werfen. Noch war es zu früh um wirklich zu ihm zurückzukehren, doch das musste nicht heißen, dass ich ganz auf ihn verzichten musste. Darüber hinaus machte ich mir ernsthafte Sorgen um ihn... schließlich wusste ich, zu was Jui manchmal fähig war.
 

Daisuke

Im Gras hockend lauschte ich den typischen Geräuschen des Waldes, zog den Geruch meiner Umwelt in mich ein, doch -

Da war etwas ... etwas was nicht in den Wald Gehörte. Jemand der hier nicht hergehörte.

Und so automatisch wie mein Zorn in mir aufstieg erkannte ich wer es war:

Kaoru.

Was wollte er nur hier? Jui ging es gut, dank mir. Er hatte sich gerade erst wieder von diesem Verräter erholte, hatte aufgehört um ihn zu weinen.

War er gekommen um meinem Schatz erneut wehzutun? Meine Hände ballten sich automatisch zu Fäusten. Sollte er doch kommen, ich würde ihn nicht an Jui ranlassen, dessen konnte er sich sicher sein.
 

Kaoru

Aus einiger Entfernung beobachtete ich nun schon seit einigen Minuten das Haus; mein Haus. Es kam mir nicht mehr wie mein Eigentum vor, aber was machte das schon, es war schließlich nur ein Haus. Ein Haus vor dem Daisuke nun saß und es sich scheinbar etwas zu gut gehen ließ. Nach wie vor schien er sich wenig darum zu kümmern seine Gedanken vor irgendjemandem geheim zu halten, geschweige denn seine Gefühle. Aber ich selbst war in diesem Alter wahrscheinlich nicht anders gewesen.

Ich kam mir seltsam vor, mich so zu verstecken, wie ein Verbrecher oder ein Flüchtiger vielleicht, doch Daisukes offensichtlicher Wut gegenüber vermutete ich, dass das nicht lange so bleiben würde. Dass er mich entdeckt hatte, machte sicherlich einiges einfacher... solange Jui es nicht mitbekam.
 

Daisuke

Ich sah ihn aus dem Gebüsch kriechen. Anmutig wollte er wirken, so wie immer. Doch das Gestrüpp und die Zweige die sich in seiner Kleidung verfingen und ihn in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit das Gleichgewicht raubten. Natürlich fiel er nicht, aber ein gehässiges Lächeln zauberte es dennoch auf meine Lippen.

Er würde Jui nie wieder bekommen, nie. Und wenn ich es selbst verhindern musste. Ich konnte es nicht ertragen meinen Schatz leiden zu sehen und das von Kaoru nur Leid ausging war zu offensichtlich.

"Was willst du hier?" fragte ich selbstsicher, hatte schon völlig verdrängt dass es sein Haus war und das meine Frage genauso gut von ihm hätte kommen können.
 

Kaoru

Einen Moment sah ich ihn still an. Scheinbar hatte es seinem Ego nicht besonders gut getan, dass ich freiwillig gegangen war, doch ich bezweifelte ohnehin, dass er wusste, was ich damit bezwecken wollte. Dass Jui es tat, schien mir dagegen unmöglich.

"Ich wollte nur einen kleinen Spaziergang auf meinem Grund und Boden machen. Hast du etwa was dagegen, Daisuke?", fragte ich ruhig und mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen. Ich sah nicht ein, warum ich mich vor ihm in irgendeiner Weise beugen sollte. Er sollte sehen, dass ich ihn nicht als mir ebenbürtig ansah und das würde sich auch so lange nicht ändern, bis er sich änderte.
 

Daisuke

"Wenn du Jui dabei zu nah kommst habe ich sehr wohl etwas dagegen. Du hast ihm schon genug wehgetan ..."

An sein schlechtes Gewissen zu appellieren war wohl sinnlos. Das er Jui verlassen hatte zeigte ja ganz offen wie wichtig er ihm war.

Ob er wohl stark genug war um zu sehen was er Jui angetan hatte, wie er ihn verletzt hatte? Aber es war ihm egal, musste es, so gefühlskalt wie er hier eine kleine Runde im Gras drehte, als wolle er mich nur provozieren, doch das würde er nicht schaffen, nicht solange Jui noch nichts ahnend in unserem Sarg lag und seelenruhig schlief.
 

Kaoru

Seufzend nickte ich. "Natürlich, ich habe ihm wehgetan... ich habe ihn eingesperrt, ihm die Freiheit genommen und vor allen Dingen seinen Willen..." Ich ging langsam an ihm vorbei, ließ den Blick über das Haus schweifen, doch kein Zeichen von einer kleinsten Bewegung, Jui musste noch schlafen. Dann wandte ich mich wieder Daisuke zu. "Aber ich glaube, dieses Thema hatten wir schon mal. Ich bin nicht hier, weil ich vorhabe zu Jui zurückzukehren, zumindest noch nicht. Aber das sollte dich nicht weiter interessieren, es geht dich nichts an. Weißt du auch warum? Weil du ein Kind bist, Daisuke, du siehst etwas und willst es um jeden Preis haben und es ist dir egal wer darunter leiden muss. Hast du einmal auch nur an Jui gedacht?"
 

Daisuke

"Hmm ... also ich denke sehr oft und sehr viel an Jui, ganz im Gegensatz zu dir. Ich liebe Jui und er leidet nicht unter mir. Dafür hat er ja dich ..."

Es machte mich rasend das er immer wieder Fehler in mir sah die gar nicht da waren. Ich betrachtete ihn noch einmal genauer. Wie alt war er gewesen als er starb? 25? 30? Und er nannte mich ein Kind?

Daran erkannte man nur zu gut seine Überheblichkeit, seine vollkommene Überzeugung dass die ganze Welt ihm unterlegen sein musste und Wehe sie war es nicht. Dann war er beleidigt und zog von dannen.
 

Kaoru

Ein leises Lachen konnte ich mir nicht verkneifen, als seine Gedanken wieder einmal mehr als deutlich zu mir durchdrangen. "Du weißt nicht wovon du redest... Ich liebe Jui und ich denke jede Sekunde an ihn, ich kann gar nicht anders. Ich bin gegangen, weil diese ganze Situation uns irgendwann alle ins Unglück gestürzt hätte. Du bist nicht bereit Jui zu teilen und Jui scheint sich beinahe zerreißen zu wollen, weil er es uns beiden recht machen will.", erklärte ich leise und sah ihn dabei nicht mehr an. Ich wusste noch immer nicht wie es weitergehen sollte, doch es würde wohl kaum schaden, Daisuke mein Handeln zu erklären... vielleicht brachte mich seine Reaktion ein wenig weiter... vielleicht...

Wieder sah ich zum Haus hinüber. Dort lag Jui, nur ein paar Meter entfernt und ich konnte mir selbst nicht erlauben ihn zu sehen...
 

Daisuke

"Ich weiß sehr wohl wovon ich rede. Du warst ja nicht da als Jui um dich geweint hat, du hast ihn nicht in den Arm genommen. Du verschwindest ja wenn es dir unangenehm wird."

Woher das plötzliche Verlangen kam ihn zu beschuldigen weil er gegangen war wusste ich kaum. Vielleicht war es nur jene Nacht in der er so herzzerreißend geweint hatte, offensichtlich wieder einen Anfall gehabt hatte. Es hat mir wehgetan Jui so zu sehen, auch wenn ich das nie zugeben würde. Ich wusste nicht wie Jui ihn überhaupt lieben konnte. Aber in meiner Wut auf Kaoru hatte ich das schon fast verdrängt. Keiner der meinem Jui so etwas antat hatte es verdient seine Gesellschaft genießen zu dürfen.
 

Kaoru

Geweint? Ja, es war mir klar gewesen, dass Jui weinen würde, doch ich hatte den Gedanken daran verdrängt, wollte mir nicht selbst noch mehr wehtun als nötig. Doch mit Daisukes Worten erreichten mich auch Bilder, von denen ich nicht sicher war, ob ich sie überhaupt sehen wollte. Es waren nur Fragmente und mehr Gedanken als scharfe Bilder, doch es war genug um zu wissen, was passiert war. Jui hatte sich wehgetan, wieder einmal, hatte die Kontrolle über sich selbst verloren und das wohl meinetwegen. Es schmerzte, das zu wissen, doch was konnte ich jetzt schon noch tun? Und hätte ich es vorher gewusst, hätte ich mich anders entschieden? Wäre ich geblieben? Ich wusste es nicht.

"Es geht nicht darum was mir unangenehm ist oder nicht. Es geht um uns alle und irgendwie müssen wir eine Lösung finden."
 

Daisuke

"Na Kaoru was schlägst du denn als Lösung vor? Das ich mich auch deinem Willen beuge nur weil du es nicht ertragen kannst wenn jemand anders auf der selben Ebene steht wie du?"

Ich wusste inzwischen das nicht Jui das Problem war, sondern Kaoru selbst. Er konnte es nicht ertragen nicht jeden in seiner Umgebung zu kontrollieren und das war der eigentliche Konflikt.

Aber ich wollte mich ihm nicht unterordnen, konnte es gar nicht. Ich hatte es ganz einfach nie gelernt, nie gebraucht.
 

Kaoru

Ich nickte, nicht zustimmend sondern vielmehr nachdenklich. "Du siehst dich doch noch nicht einmal auf derselben Ebene wie ich. Du fühlst dich als etwas besseres, weil du meinst ein Anrecht auf Jui zu haben. Aber das hast du nicht, niemand hat das. Du beeinflusst ihn und engst ihn ein, mit dir um sich herum ist er nicht einmal dazu fähig eine gut überlegte Entscheidung zu fällen. Du bist nur ein Unfall, Daisuke, eine Verzweiflungstat, weil Jui aus gewissen Gründen, die er dir bei Gelegenheit selbst erzählen kann, wütend auf mich war. Ich verüble ihm das nicht, aber du bist nur aus diesem einen Grund überhaupt noch am Leben.", erklärte ich und sobald die ersten Worte meine Lippen verließen, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten, ihm all dies zu erzählen. Schaden konnte es schließlich nicht, vielleicht brachte es ihn sogar dazu seine Worte und Taten in Zukunft mehr zu überdenken.
 

Daisuke

"Du hast Recht ... du hast kein Anrecht mehr auf ihn. Nicht nach dem was du ihm angetan hast ..."

Ich erinnerte mich noch ganz genau an die Nacht die er ansprach. Sah ihn wieder vor mir, verzweifelt und völlig am ende, als er bemerkte das ich im sterben lag. Die Angst in seiner Stimme, die er versuchte zu verbergen um überhaupt noch verständliche Worte herauszubringen.

Das alles tat man nicht wenn man auf jemand anders sauer war. Und die einzige Verzweiflung die an jenem Abend in der Luft lag war Juis Verzweiflung über meinen baldigen Tod. Aber wie immer interpretierte sich Kaoru alles so wie es ihm am besten passte.
 

Kaoru

Daisuke machte mich langsam wütend, doch ich versuchte es zu unterdrücken und möglichst sachlich an die Sache heranzugehen. Es ging immerhin um Jui und nicht darum ob Daisuke und ich uns mochten oder nicht. "Was habe ich ihm angetan? Ich habe ihm ein lebenswertes Leben gegeben, die Freiheit, ich habe ihm die Welt gezeigt und Dinge, von denen du noch nicht einmal weißt, dass es sie gibt. Ich liebe ihn, ich habe alles für ihn getan und würde es auch immer wieder tun. Kannst du von dir behaupten, dass du deine eigenen Wünsche und Interessen für ihn aufgegeben hast?", fragte ich leise, schüttelte dann den Kopf. "Ich denke nicht. Du weißt nicht, was es bedeutet, sich selbst für andere aufzugeben, dein eigenes Wohl hinter das Wohl anderer zu stellen. Aber ich wünsche dir, dass du es eines Tages verstehen wirst..."
 

Daisuke

Ich schnaufte abfällig, wand mich ab. Ich wusste das Kaoru gewonnen hätte wenn ich jetzt einfach ins haus verschwand, alles vergas was hier gerade geschah und mich einfach wieder an Juis leicht ausgekühlten Körper kuschelte. Gestern sind wie ja nicht mal zum jagen gekommen. Ich schüttelte den Kopf. Auch wenn mir diese Situation nicht gefiel, ständig von Kaoru angegriffen zu werden, immer dieselben Argumente, immer dieselben Vorwürfe. Ich war es langsam Leid.

"Wie oft willst du mir eigentlich noch vorwerfen dass ich nicht du bin? Gibt es nicht noch irgendetwas anderes was du an mir kritisieren willst? Ich will endlich mal was Neues von dir hören ..."
 

Kaoru

Er schien müde und ich konnte es ihm nicht verübeln. Mir selbst ging es nicht anders, das alles ging mir furchtbar auf die Nerven und obwohl ich wusste, dass es nichts nutzte, mir zu wünschen, Daisuke gäbe es gar nicht, erwischte ich mich doch immer wieder dabei. Wären wir nur damals nicht nach Japan zurückgekehrt oder hätte ich nicht dieses Bild von Keiko gezeichnet, oder es zumindest danach entsorgt oder versteckt, oder Jui schließlich nicht die Wahrheit gesagt... es wäre heute noch immer so schön, wie es all die letzten Jahrzehnte gewesen war.

"Ich habe keine Lust mehr darauf, Daisuke. Es geht mir auf die Nerven und ermüdet mich und dir geht es doch genauso..." Ich seufzte, wusste eigentlich nicht mal wirklich, was genau ich nun bezwecken wollte. Warum konnte ich ihn nicht nur einmal kurz sehen und wieder verschwinden... "Sag mir nur, ob es ihm gut geht, bitte.", bat ich leise.
 

Daisuke

"Warum willst du das denn wissen? Seit wann interessierst du dich für die, denen du das Herz gebrochen hast?" fauchte ich ihn an, dann verstummte ich, sah ihn wieder an.

Auch er schien des Hasses müde zu sein, sein verbrauchter Blick und seine müden Augen. Ich schüttelte den Kopf wieder antwortete dann aber ehrlich:

"Ich weiß es nicht so genau. Er versucht dich zu verdrängen und solang er es schafft geht es ihm gut ..."

In mir war der Drang ihm noch etwas anderes zu sagen, ihm zu sagen wie weh es mir tat Jui wegen ihm leiden zu sehen, aber sobald ich diesen Gedanken zu Ende geführt hatte war mir auch schon klar das ich es ihm nicht sagen würde. In meiner Zeit als Kaiser hatte ich auch nie jemanden außer Jui meine Schwäche eingestanden, warum sollte ich nicht weiterhin daran festhalten? Nur Jui vertraute ich so sehr das er diese Dinge über mich wissen durfte. Bei anderen wären diese Informationen nur in falschen Händen.
 

Kaoru

Ich nickte langsam, ignorierte seine ersten Worte. Es half ja doch nichts nun genauso zu antworten, schon wären wir wieder in derselben Situation, die ich eigentlich gar nicht wollte. Mir kam es so vor, als wollte Daisuke noch mehr sagen, doch als er es auch nach einigen Augenblicken des Schweigens nicht tat, verdrängte ich den Gedanken wieder. Ich hatte nicht das Recht von ihm zu verlangen, mir irgendetwas anzuvertrauen.

"Hmm...", machte ich nachdenklich. Was sollte ich tun? Darauf warten, dass Jui herauskam? Damit das Risiko eingehen, dass er mich sah? Oder darauf verzichten ihn zu sehen und Daisuke den Eindruck zu geben, er hätte gewonnen... er hätte Recht... dass Jui mir egal war. Aber wen interessierte es schon, was Daisuke dachte...?
 

Daisuke

Ich seufzte, wusste nicht ob ich glücklich oder unzufrieden darüber war das unsere 'Konversation' erstarb.

Erneut blickte ich in den Himmel, betrachtete die kühlen, hellen Lichtpunkte auf den düsteren Hintergrund. Der kalte Wind rief sich mir wieder ins Gedächtnis und obwohl ich nicht mehr frieren konnte war er mir unangenehm.

Gerne wäre ich einfach ins Haus gegangen hätte ihm keine Beachtung geschenkt, sollte er doch die ganze Nacht hier herumlungern. Doch zum einen Verbot mir meine gute Erziehung einen so unhöflichen Schritt und zum anderen war da immer noch die Angst das er Jui zu nah kommen konnte. Wobei Angst wohl das falsche Wort war, denn ich war immer noch fest entschlossen das ich dies mit allen Mitteln verhindern würde.
 

Kaoru

Einige lange Minuten beobachtete ich Daisuke, gedankenverloren und unsicher darüber, wie es überhaupt weitergehen sollte. Ich konnte nicht leugnen, dass meine Entscheidung, vorerst dieses Haus zu verlassen, vielleicht etwas übereilt gewesen war, unüberlegt sogar, doch in dem Augenblick und auch jetzt noch, fiel mir nichts Besseres ein. Die vergangenen Tage hatte ich viel, zu viel, nachgedacht, hatte nicht nur die letzten Monate, sondern auch Jahre revù passieren lassen und war trotzdem zu keiner Lösung gekommen.

Nun wusste ich nicht ob ich gehen oder bleiben sollte, was für Jui das Beste war und was für mich. Vielleicht waren wir an einem Punkt angekommen, an dem es gar keine Lösung mehr gab und wir einfach... nein, das konnte kein Weg sein. Irgendwie musste es weitergehen, es ging immer weiter und das hier war keine Ausnahme.
 

Daisuke

Langsam musste ich Kaoru loswerden, wollte verhindern, dass er und Jui sich auch nur von weitem sahen.

" Du hast dich von uns abgewandt. Also solltest du auch wirklich gehen."

Ich hoffte meine Worte waren deutlich genug und er würde bald verschwinden.

Jui musste jeden Moment wach werden und ich wollte nicht, dass ein Treffen zwischen ihm und Kaoru ihn weiter verletzte und ihn von mir ablenken würde. Allein der Gedanke, dass sich die beiden begegnen führte zu einem Anflug von Zorn, der mein kaltes Blut in Wallung versetzte.

Im Moment wollte ich keine Aufregungen für Jui, er sollte mir vertrauen und sich bei mir Wohlfühlen, ohne auch nur an Kaoru zu denken.
 

Kaoru

Er hatte Recht. Ich hatte mich abgewandt. Doch wie immer verzichtete Daisuke darauf auch die Hintergründe zu sehen, das größere Ganze, die Folgen oder besser die Verhinderung gewisser Folgen. Gerade in diesem Moment war ich nicht dazu bereit darauf einzugehen, wollte diesen Streit nicht weiterführen. Ich nickte, machte einen langsamen schritt zurück, ohne mich jedoch umzudrehen.

"Wenn ihr mich braucht, ruf nach mir, Daisuke, ich werde sofort da sein.", sagte ich leise, hoffte, dass er sich daran halten würde und im Notfall seinen Stolz vergessen würde. Schließlich drehte ich mich um und ging durch den Wald zurück, warf nur noch einen kurzen Blick zurück, nur um zu sehen, wie Daisuke bereits zurück ins Haus ging... zurück zu Jui. Und in diesem Moment wurde mir wieder schmerzhaft klar, wie sehr ich ihn vermisste, wie sehr ich mir wünschte ihn wieder in den Armen halten zu können.

some things are bigger than us ...

Jui

Träge rollte ich mich auf die Seite, wollte mich an Dai ankuscheln, weil Kaoru sich schon wieder in meine Gedanken schlich. Erst als ich den Sarg noch einmal abgetastet hatte und sicher war das Dai schon aufgestanden war öffnete ich die Augenlider, ignorierte die kleinen Tränen die sich aus den ausgetrockneten Augen lösten, viele von ihnen hatte ich schon lange nicht mehr.

Leise zischte ich während ich mich aufsetzte, meine Arme zitterte und mein Unterleib pochte dumpf, aber stetig. Mein Körper war zu schwach um die Wunden zu heilen aber ich hatte es schließlich nicht anders verdient, zu groß war die Schuld.

Zittrig kroch ich aus dem Sarg, verzog mich in eine unbeleuchtete dreckige Ecke im Keller, die offenbar ungenutzt war.

Ich hatte nichts von alledem verdient, außer einer Strafe die mir noch niemand erteilt hatte.

Die Nägel fuhren über den Unterarm, bis die Haut endlich brach. Dunkelrot und weiß. Ein stetiges Tropfen ...
 

Daisuke

Ich sah kein einziges Mal mehr zurück und war einfach nur froh, dass Kaoru wieder verschwunden war. Sollte er doch hingehen wo der Pfeffer wuchs... Was erstmal wichtiger war, war Jui und dass ich so schnell wie möglich zu ihm zurückkam. Ich konnte im Haus auf den ersten Blick keine Spur von ihm erkennen und ging deshalb davon aus, dass er noch immer schlief. Er musste wirklich ziemlich erschöpft sein...

Während ich die Treppe hinunter ging, stellte ich mir Juis entspanntes, schlafendes Gesicht vor, seine wunderschönen Züge und wünschte mir wieder ein Lächeln auf diesen weichen Lippen zu sehen. Ein ehrliches Lächeln... aber würde ich das überhaupt wieder sehen? Würde ich es sehen, solange Kaoru ihn so sehr beschäftigte?
 

Jui

Das Geräusch war so beruhigend, das es mich einnahm. Eine völlignaive Sicherheit überkam mich. Dai würde schon nicht stören. Ich war sicher in der Dunkelheit.

Ich schloss die Augen wieder, bemerkte wie der Schmerz zusammen mit dem Blut meinen Körper verlies, die wunde konnte gar nicht mehr verheilen.

Unweigerlich bildete sich ein lächeln auf meinen Lippen. Kein Schmerz mehr. Mehr wollte ich schon gar nicht mehr.
 

Daisuke

Unten im Keller blieb ich sofort am Eingang stehen. Der Sarg, in dem Jui gelegen hatte, war geöffnet und leer, von ihm selbst nicht die kleinste Spur. War er doch oben? Hatte er das Haus verlassen, ohne etwas zu sagen oder dass ich es bemerkte? Ich entschied mich dafür das Haus noch einmal zu durchsuchen, doch als ich mich gerade herumdrehte und wieder hinaufgehen wollte, vernahm ich den Geruch von frischem Blut. Kein menschliches, sondern das eines Vampirs. Es brauchte nicht viel an Vorstellungskraft um zu wissen, dass es nur Juis sein konnte.

Als ich mich noch einmal genauer umsah, konnte ich ihn zusammengekauert in der Dunkelheit sitzen sehen, für das menschliche Auge sicherlich gar nicht mehr erkennbar. Er sah so klein und zerbrechlich aus... schnell ging ich zu ihm, schloss ihn in meine Arme, sah nur unbewusst die Wunde an seinem Arm.
 

Jui

Ich spürte den anderen Körper schwach, doch warum sollte ich darauf reagieren? Etwas in mir interessierte sich nicht dafür konzentrierte sich immer noch auf das Tropfen, jeden von ihm schien ich inzwischen spüren zu können. Wie mich jeder schwächer machte. Eine ganz andere Art von Erlösung.

Ich wollte die Wunde vergrößern war fast schon gierig danach, doch wieder erreichten die Nägel den Arm nicht, schwach lies ich sie wieder herabsinken. Dann eben nicht.
 

Daisuke

Als Jui gar nicht auf mich reagierte, hielt ich in an den Handgelenken fest, ignorierte die Tatsache, dass es ihm sicherlich schon wehtun musste, so fest wie ich ihn gepackt hatte. Ich wollte einfach nicht länger mit ansehen, wie er sich wehtat, ich konnte es gar nicht, es tat mir selbst zu sehr weh.

"Jui!", sagte ich eindringlich, laut, um überhaupt sein scheinbar so getrübtes Bewusstsein zu erreichen. "Hör auf, Jui, hör auf damit!", wies ich ihn an, rief schon fast, schrie, um ihn irgendwie wieder zur Vernunft zu bringen, als er den Blick noch immer nicht hob und weiter versuchte mit seiner Hand an die Wunde zu kommen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, ich wusste nicht, was ich noch tun sollte, war völlig hilflos.
 

Jui

Ich lies es nun ganz, spürte schon das Rauschen in meinen Ohren, welches keine Geräusche mehr zu mir vordringen lies und wusste das ich zu weit gegangen war.

Dai würde mich finden und dann wütend sein. Sehr wütend. Ich hätte schreckliche Angst gehabt wenn ich noch die Kraft dazu gehabt hätte. Vielleicht würde er mich auch einfach nur liegenlassen, in einem Zustand zwischen Leben und Tod, solange bis ich wieder gebraucht würde. Hoffentlich würde er das tun. Immerhin war ich sicher langsam wertlos für ihn geworden.
 

Daisuke

Geschockt beobachtete ich, wie Jui schwächer wurde, immer mehr der Realität zu entgleiten schien. Es machte mir Angst. Meine Stimme wurde unsicher, trotzdem redete ich weiter auf ihn ein, obwohl ich wusste, dass es wohl keinen Sinn hatte. Wahrscheinlich merkte er nicht einmal, dass ich überhaupt da war... Was sollte ich tun?

Mir fiel wieder nur eines ein, biss mir ins Handgelenk und legte es Jui an die Lippen in der verzweifelten Hoffnung, er würde trinken, dass ihn wenigsten der Geruch und Geschmack des Blutes wieder soweit zur Besinnung brachte, dass er es schaffte zu trinken... So konnte das nicht weitergehen...
 

Jui

Ein Stück rutschte mein Körper an der Wand herunter. Die geschlossen Augenlider ließen sich nicht mehr öffnen. Der Kopf hing nur noch schwach herunter, nicht einmal mehr dafür brachte ich die Kraft auf.

Ich wusste auch nicht mehr was mich noch in einer sitzenden Position hielt, doch ich konnte irgendwann schwach Blut riechen, aber ich wollte nicht danach suchen. Der Kampf war beendet, ich wollte ihn einfach nicht weiterführen, konnte es gar nicht.
 

Daisuke

Panik stieg in mir auf. Was sollte ich jetzt tun? Wie konnte ich Jui dazu kriegen zu trinken? Oder weigerte er sich bewusst dagegen? Aber er konnte nicht sterben... oder doch? Würde ihn der Blutverlust umbringen? Und wenn ja, wie viel Zeit blieb uns noch? Fragen über Fragen schossen mir durch den Kopf, doch ich konnte gar nicht klar genug denken um noch eine Antwort darauf zu finden.

Das konnte doch nicht sein, es konnte einfach nicht sein. Was sollte jetzt passieren? Was konnte ich tun? Und als einzige Antwort fiel mir etwas - oder besser jemand - ein, den ich eigentlich gar nicht mehr in Juis Nähe haben wollte. Wieso war Kaoru der einzige Vampir hier? Der einzige, von dem ich wusste, zumindest. Sicher wusste er, was zu tun war, wie man Jui helfen konnte, doch ich war mir unsicher, ob ich ihn wirklich rufen sollte...

Hatte er etwas geahnt?

"...Kaoru...", murmelte ich nur leise, konnte mich nicht dazu bringen die Stimme weiter zu erheben.
 

Kaoru

Der Ruf war leise und doch hörte ich ihn. Daisukes Stimme war schwach und unsicher und beinahe hätte ich ihn nur meinen verwirrten Gedanken zugeschrieben, denn so früh hatte ich nicht damit gerechnet. Irgendetwas musste mit Jui sein, und während ich umdrehte und mich so schnell es mir möglich war zurück zum Haus bewegte, wagte ich durch seine Augen einen Blick auf unser beider Geliebten.

Im ersten Moment konnte ich gar nicht wirklich erkennen, war los war. Jui schien lediglich in einer Ecke im Keller zu sitzen, in sich zusammengesunken. Doch Daisuke schien mehr zu sehen, Blut, frische Wunden, und irgendwie machte mir das doch klar, was geschehen sein musste. Jui hatte wieder einmal die Gewalt über sich selbst verloren, hatte sich Schmerzen zugefügt... doch etwas musste anders sein, als sonst, etwas musste geschehen sein, dass

Daisuke so sehr beängstigte, dass er keinen Weg mehr sah, mit der Situation alleine zu Recht zu kommen.
 

Daisuke

Hatte er mich gehört? Er war noch immer nicht zu sehen und Jui wurde immer schwächer. Er lag jetzt fast und meine Gedanken überschlugen sich vor Sorge um ihn. Zum wahrscheinlich ersten Mal in meinen Leben bekam ich Panik.

Was soll ich bloß tun?

"Kaoru...“, rief ich etwas lauter. Ich hatte keine Wahl mehr, er musste Jui retten, egal wie sehr ich ihn hasste.

Wie konnte es nur soweit kommen? Warum musste ich jetzt meinen Feind um Hilfe rufen?

Ich bin doch immer für Jui da. Kaoru kann ihm doch nicht mehr bieten als ich, oder?
 

Kaoru

Als ich bereits das Haus betrat, konnte ich Daisuke ein zweites Mal rufen hören, und beschleunigte meine Schritte, rannte nun schon fast die Treppe hinunter. Unten angekommen sah ich ihn nur kurz an, bevor ich mich Jui zuwandte. Erst jetzt konnte ich erkennen, dass er wirklich viel Blut verloren hatte, wahrscheinlich jedoch auch in der vergangenen Nacht nichts getrunken hatte, sodass die Wunde an seinem Unterarm sich gar nicht erst verschloss.

Ich ließ mich neben ihm auf dem Boden nieder, zog ihn sanft auf meinen Schoß, hielt ihn fest. Er reagierte kaum, ich war mir nicht einmal sicher, ob er überhaupt bemerkte, dass ich es war, der ihn im Arm hielt und nicht sein ehemaliger Herr. Doch das war erstmal unwichtig. Ich beugte mich zu ihm hinunter, biss mir selbst auf die Zunge und ließ Tropfen für Tropfen mein Blut in seinen leicht geöffneten Mund fließen.
 

Daisuke

Kaum hatte ich gerufen kam er auch schon herein gestürmt. Ohne mich weiter zu beachten, ließ er sich zu Jui herunter und zog ihn auf seinen Schoß. Zu allem Überfluss flösste er Jui sein Blut durch einen Kuss zu.

Für wen hielt er sich eigentlich? Hätte er das nicht tun können ohne ihn dabei so zu küssen?

Ich merkte wie alles in mir danach schrie auf Kaoru los zu gehen und ihn von Jui weg zu reißen. Kaum war er da schon nahm er mir Jui und das vor meinen Augen. Am schlimmsten aber war das Gefühl nichts dagegen tun zu können, da dies Jui gefährden würde.

Und Kaoru nutzte diesen Fakt schamlos aus und vertiefte seine 'Bemühungen' auch noch weiter.
 

Kaoru

Ich versuchte Daisukes Anwesenheit aus meinem Bewusstsein zu verdrängen und mich nur auf Jui zu konzentrieren. Mir war klar, dass er wahrscheinlich dachte, ich würde Jui mit voller Absicht vor seinen Augen so küssen, doch was blieb mir schon? Natürlich genoss ich diese Nähe, doch mir fiel auch nichts Besseres ein. So konnte ich wenigstens sicher gehen, dass mein Blut wirklich in Juis Mund blieb, und er es unweigerlich schluckte, wenn vielleicht auch nur unbewusst und unfreiwillig.

Dabei streichelte ich ihm beruhigend über den Rücken und als ich mich schließlich wieder von ihm trennte, konnte ich sehen, wie die Blutung an seinem Arm bereits aufgehört hatte und die Wunde sich langsam schloss.
 

Jui

Blut durchströmte meine ausgelaugten Körper und ich brauchte einige Momente um zu verstehen was passierte. Ich spürte auch die Zunge in meinem Mund, doch sie fühlte sich nicht wie Daisukes an. Die kleinen, umschmeichelnden Bewegungen die sie vollführte zeigte mir dass sie nur einem gehören konnte...

Kaoru ...

Erschrocken öffnete ich die Augen und sah ihn über mir. Doch ich konnte mich gar nicht bewegen, der Schmerz über seinen Verlust machte mir dies gar nicht möglich. Auch die Frage was er hier überhaupt tat drang noch kaum in mein Bewusstsein.
 

Daisuke

Um mir abermals zu zeigen wie sehr er die Nähe zu Jui genoss, begann Kaoru Jui zu streicheln. Langsam wurde meine Wut darüber so heftig, dass ich glaubte es wäre besser den Raum zu verlassen. Als ich mich zornig abwendete, sah ich wie Juis Wunde am Arm langsam begann zu heilen. Kaoru ließ nun endlich von ihm ab, blieb aber noch immer nah bei ihm, zu nah. Jui atmete tief, was am heben seiner zerbrechlich wirkenden Brust zu sehen war. Endlich schlug er seine wunderschönen Augen auf. Erleichterung durchströmte meinen ganzen Körper.
 

Kaoru

Mit dem Moment da Jui seine Augen wieder öffnete, wieder zu Bewusstsein kam, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich wusste nicht mal so genau, wieso ich nun weinte, ob es die Angst um Jui war, die Erleichterung ihn endlich wieder in meinen Armen zu halten oder etwas völlig anderes.

"Es tut mir so leid...", flüsterte ich ihm zu, strich mit leicht zitternden Fingern über seine Wange. Doch wofür entschuldigte ich mich? Dass ich fortgegangen war? Es war doch in dem Moment die einzige Möglichkeit gewesen... aber war sie es noch immer? Konnte ich es überhaupt verantworten jetzt so einfach wieder zu gehen?

Nein, es war unmöglich, es würde Jui irgendwann tatsächlich umbringen. Es musst irgendeine andere Lösung geben...
 

Jui

Ich spürte eine Träne auf meiner Wange, doch schnell bemerkte ich dass es nicht meine eigenen waren.

Vorsichtig zog ich mich ein Stück an Kaorus Kleidung hinauf, saß nun.

"Schhhh ... nicht weinen ... nicht wegen mir ..." hauchte ich atemlos. Ich konnte nicht verstehen warum das alles um mich gerade geschah, wollte es auch gar nicht tun.

Im Moment zogen die vielen Eindrücke einfach an mir vorbei ohne einen Einfluss auf mich zu haben. Stumm lehnte ich mich an Kaoru, war mit der Situation einfach nur überfordert und wusste nicht was ich von seiner Erscheinung halten sollte.
 

Daisuke

Schnell wurde aus meiner Erleichterung über die offenbare Verbesserung von Juis Zustand purer Hass auf Kaoru. Er zog nun alle Register um Jui noch näher an sich zu pressen. wie ein Mädchen lag er heulend auf dem Boden und schaffte es so

meinen geliebten Jui an sich zu binden.

Ich wollte und konnte nicht länger mit ansehen wie dieser widerliche Kerl sich an Jui schmiegte. Mein Zorn gewann die Kontrolle über mich.

"Weg von meinen Jui!!", hörte ich mich selbst rufen bevor ich ihn auf die Beine und von Jui weg zog. Meine Hand krallte sich in seinen Kragen und ich versuchte ihn mit aller Kraft nach oben zu ziehen.
 

Kaoru

Daisukes Angriff traf mich unvorbereitet. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass er sich überhaupt bewegt hatte, hatte meine ganze Aufmerksamkeit nur Jui geschenkt. Schnell fasste ich seine Hände, löste sie von mir und packte ihn selbst genauso am Kragen, wie er es Augenblicke zuvor bei mir getan hatte. Mit Leichtigkeit hob ich ihn ein Stück in die Höhe, funkelte ihn wütend an.

"Dein Jui?", hakte ich mit erhobenen Brauen nach. "Jui gehört immer noch nur sich selbst. So langsam sollte das sogar in deinem Dickschädel angekommen sein. Wenn er will, dass ich gehe oder ihn nicht anfassen soll, dann wird er das schon zum Ausdruck bringen." Ich stieß ihn von mir, sodass er ein paar Meter rückwärts taumelte. Daisuke war viel zu jung, als dass er es mit mir würde aufnehmen können. "Und ich kann es nicht haben, wenn man mich körperlich angreift.", setzte ich dazu. "Wir sind erwachsen und vernünftig. Wenn du ein Problem hast, kannst du das gerne sagen."
 

Daisuke

"Wie soll er was sagen können wenn du ihn völlig überrumpelst und fest an dich drückst? Er bekommt von dir doch gar nicht die Chance etwas zu sagen!", ungewollt wurde ich lauter als nötig. So wie er sich von mir gelöst hatte, war mir klar, dass ein körperlicher Kampf unsinnig war und trotzdem versuchte ich ihn zu provozieren. 'Vernünftig', hatte er gesagt.

"Verdammt Jui wäre fast gestorben!! Wenn du da ruhig bleiben kannst, bedeutet er dir wahrscheinlich nicht viel!"

Ich kochte innerlich, was erlaubte er sich mich belehren zu wollen. Er war schließlich der Grund warum Jui sich das antat.

Jui saß noch immer völlig benommen und abwesend am Boden. Er schien noch nicht zu verstehen, was gerade um ihn herum geschah, aber ich hatte es geschafft ihn von Kaoru zu lösen.
 

Kaoru

"Keine Sorge, so schnell stirbt ein Vampir nicht.", entgegnete ich, sah zurück auf Jui, der noch immer mehr als benommen dort saß. Eigentlich wollte ich mich nicht weiter mit Daisuke beschäftigen und mich viel lieber um Jui kümmern, doch das hatte wohl wenig Sinn. "Du weißt nichts über meine Gefühle, Daisuke, bilde dir das bloß nicht ein. Ich könnte noch so oft sagen, dass ich Jui über alles liebe und du würdest es ohnehin nicht glauben, wozu soll ich mir also die Mühe machen, dich überzeugen zu wollen? Die Hauptsache für mich ist, dass Jui weiß, wie ich fühle. Er ist alles, was mich interessiert, du bist im Moment nichts weiter als ein notwendiges Übel." Es mochte sich hart anhören, doch ich verlor langsam die Geduld mit Daisuke. Er hatte kein Recht sich so zu verhalten, wie er es tat. Natürlich verstand ich, dass er sauer war, dass ich gegangen war, doch eigentlich ging es ihm doch gar nicht darum. Er wollte mich lediglich runter machen und vor Jui schlecht dastehen lassen und das war mir völlig klar.
 

Jui

Langsam hob ich den Kopf. Doch was ich sah ließ mich schnell zweifeln dass ich überhaupt bei Bewusstsein war.

"Kao ... Dai ..."

Was taten sie nur hier? Sie stritten sich, das war offensichtlich, auch wenn mein Gehör immer noch mehr ein undefinierbares Rauschen als alles andere war. Und sie stritten sich schon wieder wegen mir. Es war fast schon so als könne ich ihrer beider Schmerz fühlen und er erschlug mich fast.

Ich war ganz allein daran Schuld dass sie nicht glücklich waren. Warum hatte ich das nur getan?

Fast schon automatisch bohrten sich meine festen Nägel in das eigene, sündige Fleisch...

Strafe.
 

Daisuke

Die leise kraftlose Stimme kam eindeutig von Jui. Er kam anscheinend wieder zu sich und realisierte die Situation zwischen mir und Kaoru und es quälte ihn, offensichtlich.

Seine reinen Fingernägel verletzten die so zarte Haut und hinterließen dunkle Spuren.

Meine eben noch überschäumende Wut auf Kaoru löste sich augenblicklich auf und die Sorge um Jui versetzte mir einen Stich.

"Jui...", brachte ich hervor und war sofort bei ihm.

Warum tat er das nur, ich war doch bei ihm? Wie konnte ich ihn nur davon abbringen?

Ich legte meinen Arm um seine Schulter, doch er schien es gar nicht bemerken.
 

Kaoru

Ich beobachtete stumm, wie Daisuke sich zu Jui hockte, und wie der sich so gar nicht davon berühren ließ. Es war, als sei Jui in seiner eigenen kleinen Welt, die er nicht verlassen wollte, oder es aus eigener Kraft nicht mal konnte. Am liebsten wäre ich ihm dorthin gefolgt, aber ich wusste, dass es keinen Sinn hatte. Das würde unsere Probleme auch nicht lösen.

"Jui, es ist nicht deine Schuld...", sagte ich leise, blieb immer noch in ein paar Metern Entfernung zu ihm stehen. Irgendwie waren mir seine Gedankengänge so klar, wie nichts anderes in diesem Moment. Es waren immer dieselben, sie hatten sich über die letzten 50 Jahre nicht verändert. "Du hast keinen Grund dich für etwas zu bestrafen, wofür du keine Schuld trägst. Du kannst ja nichts dafür, so zwei Idioten wie Daisuke und mich als Liebhaber zu haben..." Eigentlich war Daisuke der einzige Idiot hier, aber alles was ich mit meinen Worten erreichen wollte war, Jui wieder zu uns zurück zu holen. Wie auch immer.
 

Daisuke

"Jui, es ist alles in Ordnung.", ich versuchte Juis Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, indem ich ihn noch dichter an mich zog und sanft begann über seinen Rücken zu streicheln. ich wollte Kaoru nicht hier haben, musste mir aber eingestehen, dass das wichtigste erstmal Jui war.

Kaoru hatte gemeint, dass Jui sich nicht zu bestrafen braucht. Für was sollte er sich bestrafen? Er hatte doch nichts getan?

Noch immer regte sich Jui nicht, nur seine Fingernägel bohrten sich noch tiefer in seine blasse Haut.
 


 

Kaoru

Nach einigen weiteren Minuten, in denen ich Daisukes erfolglosen Versuchen zu Jui durchzudringen zusah und Jui sich weiter kratzten, entschied ich mich doch dazwischen zu gehen. Ich wollte nicht, dass Jui noch mehr Schmerzen erleiden musste, ob nun von fremder Hand oder durch sich selbst. Kurz entschlossen schob ich Daisuke zur Seite und packte Juis Hände nicht gerade sanft, zog sie auseinander, sodass er sich nicht weiter wehtun konnte.

"Jui, sieh mich an!", sagte ich eindringlich, sah ihn ernst und unnachgiebig an. Schließlich konnte das nicht so weiter gehen.
 

Daisuke

Kaoru stand plötzlich vor mir und nahm Juis Hände, sodass er sich nicht mehr verletzten konnte. eigentlich hätte ich das verhindern müssen, aber es war zum Besten von Jui.

Ich wusste nicht genau was ich tun sollte, aber ich erhob mich ebenfalls.

Jui sahs direkt gegenüber von Kaoru, sodass ich Juis schwache Hand nehmen konnte, ohne Kaoru umarmen zu müssen.

In diesem Moment entspannten sich Juis Gesichtszüge und es war deutlich, dass er diese Umarmung genoss. Die Umarmung von mir und Kaoru, das musste ich leider akzeptieren.
 

Jui

Sanft drückte ich beide Hände, auch wenn ich nicht wusste woher die Kraft so plötzlich kam. Doch im Moment wünschte ich mir nichts mehr als für immer ihre Hände so festzuhalten, dass sie verbunden waren - durch mich - mit mir.

Die Anspannung löste sich aus meinem Körper und ich sackte gegen die Männer, die ich liebte.

Warum konnte es nur nicht immer so weitergehen?

Doch vielleicht konnte es das ja doch ... irgendwann?
 

kommis net vergessen!

convergence

Daisuke

So Händchen haltend entspannte Jui sich völlig -es war offensichtlich, dass er es genoss uns beide in seiner Nähe zu haben- , und sackte gegen uns.

Dies erinnerte mich schmerzlich daran warum Jui so schwach gewesen war.

" Jui, du sollest besser was trinken.", meinte ich leise in die immer länger andauernde Stille zwischen uns dreien.

Unwillig löste ich meine Hand aus Juis festem Griff und erhob mich.

Mit einem Blick auf Jui und Kaoru versicherte ich mich, dass sie mir nach oben folgten. Jui wurde dabei jedoch von Kaoru gestützt, was mir nicht gefiel, ich aber zu lies.

Wir hatten genug Streit für heute gehabt und Jui sollte sich entspannen und beruhigen.
 

Jui

Würden sie jetzt bei mir bleiben? vielleicht sogar für immer?

Wenn sie beide bei mir blieben konnte ich doch eigentlich auch was trinken, würde der Schmerz nicht vergehen wenn Kaoru doch jetzt da bliebe?

Einen Versuch wa es allenfalls wert, schon allein weil Daisuke wieder so drängelte und mir Kaoru auch keine Wahl ließ als ihnen zu folgen.

Doch in Gewisser Hinsicht wusste ich dass ich mich nicht gegen sie wehren würde.
 

Kaoru

Ich konnte Daisukes Vorschlag nur zustimmen, half Jui auf die Beine, da er noch immer ziemlich schwach war. "Meinst du, du kannst alleine gehen?", fragte ich ihn leise, hatte meinen Arm noch immer um seine Hüfte geschlungen, für den Fall, dass er sich nicht alleine aufrecht halten konnte. Mein Blut hatte ihm zwar soweit wieder zu Bewusstsein geholfen, doch wirklich lange ausreichen würde das auch nicht.

Prüfend sah ich Daisuke an, hoffte dass er zumindest für den Moment seine Abneigung gegen mich vergessen konnte, oder sie zumindest verdrängte, denn ich hatte gerade wirklich keinen Sinn dafür mich weiter mit ihm zu streiten.
 

Jui

Seine Frage machte mir auf eine merkwürdige Art Angst. Ich wusste dass ich sie nicht bejahen konnte, meine Beine knickten weg sobald ich auch nur versuchte alleine zu gehen.

Wie erbärmlich musste ich nur wieder auf sie wirken?

"Gomen nasai ..."

Was sollte ich nur tun? Stützen wollte Kaoru mich offensichtlich nicht aber alleine gehen konnte ich nicht. Mein Kopf wurde wieder so leer, die Situation entrückte Zusehens. Aber ich konnte mich nicht einmal mehr wehren.
 

Daisuke

"Für was entschuldigst du dich, Jui?" Mich verwirrten seine Worte und plötzlich kamen mir Kaorus Worte in den Sinn, dass Jui sich bestrafe und die Schuld gibt. An was ? Wofür?

Ihn traf keine Schuld. Kaoru hatte uns verlassen, wenn dann traf ihn die Schuld an diesem Dilemma.

Ich ging die Treppe hinunter zu Jui und Kaoru.

"Du musst dir keine Gedanken über deinen Zustand machen, ich und Kaoru wir besorgen dir etwas zu trinken und dann geht es dir wieder besser.", versuchte ich ihn zu beruhigen. Auch wenn es mir nicht gefiel, dass ich Kaorus Gegenwart dadurch heute Nacht noch länger ertragen müsste.

Für Jui würde ich dies auch noch ertragen.

Ich hoffte Jui würde nun endlich aufstehen und sich von mir oder Kaoru helfen lassen, damit er schnell etwas zu trinken bekam, sein momentaner Zustand gefiel mir einfach nicht.
 

Kaoru

Erleichtert über Daisukes Reaktion wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder Jui zu, der sie wirklich am dringendsten brauchte. "Schon okay, Jui." Ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, versuchsweise zumindest, denn die ganze Situation war mir nicht sonderlich angenehm, auch wenn ich es noch so sehr genoss, wieder bei Jui zu sein.

Kurzerhand hob ich ihn hoch, ließ gar keine Möglichkeit für ihn sich zu wehren - ohnehin wäre er wohl zu schwach dazu gewesen - und trug ihn die Treppe hoch, hoffte einfach, dass Daisuke mir folgte. Doch wie wir in die Stadt kommen sollten, war mir noch nicht so ganz klar. Wäre ich mit Jui alleine gewesen, hätte ich uns problemlos schnell dorthin gebracht, doch mit Daisuke war das eine ganz andere Sache - und ich bezweifelte, dass er freiwillig zurückbleiben würde.
 

Jui

Der Widerstand in mir fand auch keine Kraft mehr um zum Vorschein zu kommen. Ich kuschelte mich einfach an Kaoru, wusste dass ich bei all der Kraft die er besaß alles andere als schwer für ihn sein würde.

Ich schloss einfach nur die Augen, wollte die vielen Sinneseindrücke und die damit verbundenen Gedanken einfach nicht mehr wahrnehmen kam mir selbst dafür zu schwach vor.

Und noch eine anderes Gefühl ergriff immer mehr Besitz von mir, da ich immer noch wusste das sowohl Kaoru und auch Daisuke bei mir waren: Sicherheit.

Ich wusste: jetzt konnte ich mich einfach fallen lassen und hatte auch das Gefühl das mein Leben in ihren Händen wirklich gut aufgehoben war. Zum ersten Mal seid jener verhängnisvollen Nacht in welcher auch Daisuke neu geboren wurde.
 

Daisuke

Zum wiederholten Male in dieser Nacht musste ich zusehen wie Jui direkt vor meinen Augen aus meiner Nähe entfernt wurde.

Warum wollte immer nur Kaoru Jui helfen? Ich war doch auch ein Vampir, wenn auch noch nicht solange wie sie.

Aber Jui schien es auf Kaorus Armen zu gefallen, er schmiegte sich richtig an ihn.

Ich konnte den beiden nur folgen, wenn ich sie nicht alleine auf die Jagd gehen lassen wollte, und das war das Letzte was ich jetzt wollte.

Auch wurde ich das Gefühl nicht los, dass Jui sich bei dem Gedanken, dass wir beide da waren, richtig wohl fühlte.
 

Kaoru

Spürend, dass Daisuke uns folgte, schlug ich den Weg nach draußen und in die Stadt an. Es blieb uns nichts anderes, als zu Fuß zu gehen. Ich genoss es, wie er sich an mich schmiegte, konnte irgendwie fühlen, dass es ihm bereits wieder besser ging, trotz seiner körperlichen Schwäche. Vielleicht sollte ich doch versuchen gemeinsam mit Daisuke eine Lösung zu finden. Wieder verschwinden würde ich nicht können, nicht nur um Juis Willen, sondern genauso da ich es nicht mehr übers Herz bringen würde.

Gedankenverloren ging ich schnellen Schrittes auf dem kürzesten Weg Richtung Kyoto. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich sollte irgendetwas zu Daisuke sagen, doch mir fiel nicht wirklich etwas Passendes ein, also blieb ich still.
 

Daisuke

"Kaoru..", ich wusste nicht wirklich wie ich anfangen sollte, aber eine Frage war mir schon die ganze Nacht im Kopf. Bevor ich sie jedoch stellte, versicherte ich mich das Jui langsam weg schlummerte.

Auch wusste ich nicht wirklich, ob ich Kaoru das wirklich fragen sollte, aber wen sollte ich sonst fragen, auch wenn es mir nicht gefiel?

"Kaoru, was hatte dein Kommentar, dass sich Jui bestrafe zu

bedeuten? Er hat doch keine Schuld daran, dass wir uns nicht wirklich verstehen."

Das mit dem Verstehen war vorsichtig ausgedrückt, eigentlich hasste ich ihn manchmal, aber er war 50 Jahre mit Jui unterwegs gewesen, also musste er ihn kennen, vielleicht sogar besser als ich?!

Den Gedanken verdrängte ich in dem Moment als er mir gekommen war.
 

Kaoru

Es war fast schon eine gewisse Erleichterung, als Daisuke die unangenehme Stille zwischen uns brach. Seine Frage verwunderte mich etwas, vor allem da ich ihm nicht zugetraut hatte, so aufmerksam zu sein, was meine Worte betraf. Ich warf einen kurzen Blick auf Jui, der mittlerweile die Augen geschlossen hatte und ruhig atmete, bevor ich antwortete.

"Nein, die hat er nicht...", seufzte ich leise. "Aber er denkt es. Jui kann nicht einsehen, dass er für irgendetwas, das in seinem Umfeld oder in Zusammenhang mit ihm geschieht, nicht die Schuld trägt. Dazu trägt sein so gut wie nicht vorhandenes Selbstbewusstsein noch bei und bevor er diese unbegründeten Schuldgefühle erträgt, bevorzugt er es, sich dafür zu bestrafen.", erklärte ich, war mir jedoch nicht sicher, ob ich es Daisuke wirklich verständlich machen konnte. "Er hat das schon gemacht, als er noch bei dir war... in der Nacht, als ich ihn befreit habe."
 

Daisuke

"Er hatte sich schon in der Nacht davor verletzt.", musst ich zugeben, obwohl es mir unangenehm war, das gerade Kaoru zu erzählen. Ich lieferte ihm ja gerade zu Gründe mich zu hassen. Ein anderer Gedanke lenkte mich schnell ab.

Wollte er damit sagen, dass Jui sich selbst als wertlos ansah? Das war doch unmöglich.

"Jui ist doch einzigartig, er muss sich nicht schuldig fühlen. Ich hab ihm damals nie die Schuld für irgendetwas gegeben und tue das auch heute nicht! Wie kommt er nur auf solche Gedanken." Es war mir unerklärlich.
 

Kaoru

Seufzend nickte ich. Irgendwie hatte ich mir so etwas schon gedacht, es war typisch für Jui, aber nur ein weiterer Grund, warum ich ihn so sehr liebte. "Mach dir keine Vorwürfe, du hättest ihn sowieso nicht davon abhalten können.", sagte ich leise, wusste im ersten Moment gar nicht, warum ich überhaupt versuchte Daisuke zu beruhigen und entschied dann schnell, dass es ja eigentlich auch schon egal war.

"Jui hat eine Menge durchgemacht. Denkst du, es geht spurlos an einem kleinen Jungen vorbei, wenn er verkauft, von seiner Schwester getrennt und als Lustsklave missbraucht wird? Man muss nicht viel über die menschliche Psyche wissen, um zu erkennen, dass das nicht gut sein kann.", erklärte ich, versuchte meine Worte nicht anklagend klingen zu lassen, denn so waren sie nicht gemeint.
 

Daisuke

Ich wusste im ersten Moment nicht wirklich, wie ich das gesagte verstehen sollte. Es war eigentlich eine Anklage gegen mich, aber er hatte Recht. Ich schob den Anflug von Ärger zurück, wahrscheinlich würden wir nur selten so offen zu einander sein können.

Ich hatte bereits damals geahnt, dass es nicht wirklich richtig gewesen war Jui gefangen zuhalten, besonders in unsere letzten gemeinsamen Nacht wurde mir das bewusst.

"Ich hatte ihm angeboten zu gehen. Ich wollte ihn eigentlich alles geben, aber...", ich sprach nicht weiter. Es würde alles nur wie eine Ausrede klingen, aber als Kaiser hatte ich keine andere Wahl gehabt. Ich musste meine Position damals erst noch festigen.
 

Kaoru

Irgendwie war mir Daisukes Antwort klar gewesen. Und er hatte nicht ganz Unrecht, doch anscheinend verstand er immer noch nicht, was ich ihm eigentlich sagen wollte.

"Als du ihm das angeboten hast, war es doch schon viel zu spät, Daisuke.", erklärte ich ruhig, sah ihm dabei ernst in die Augen. "Damals war der Schaden doch schon da. Du hast es - bewusst oder unbewusst, ich weiß es nicht - geschafft, Jui von dir abhängig zu machen und er ist es noch. Er war immer von irgendjemandem abhängig, er hat immer nach jemandem gesucht, der ihn führen konnte, selbst wenn er die Person noch gar nicht kannte. Da gab es über die Jahre so einige kuriose Ereignisse." Schmerzvoll dachte ich an diesen Atsushi und besonders Karyu zurück. Nun, letzterer war wohl nur hinter Jui her gewesen, weil er mich wollte... doch Jui hatte ihm trotzdem geglaubt, auf gewisse Weise... auch wenn er es nie gesagt hatte, konnte ich mich diesem Eindruck nicht erwehren.
 

Daisuke

"Ja, er braucht eine feste Hand, die ihn führt.", das wusste ich aus Erfahrung. Jui ist wie ein unselbstständiges Kind. Aber war das nicht auch einer der Gründe, die ihn so unwiderstehlich machten?

"Er musste nie selbst für sich sorgen."

Ich konnte meine Schuld nur zum Teil eingestehen, aber ich war mir sicher, dass Kaoru verstand was ich meinte. Jui musste nie für sich sorgen, da er ja nichts hatte, um das er sich hätte sorgen können. Langsam wurde mir klar was Kaoru meinte.

Trotzdem war er an Juis jetzigem Zustand schuld.

Allmählich kam Kyoto in sichtweite und es war allerhöchste Zeit, dass Jui etwas trinken konnte
 

Kaoru

"Er sollte es lernen.", sagte ich leise. "Die Ewigkeit kann lange sein und ich habe Angst davor, dass Jui eines Tages durch welche Umstände auch immer, alleine sein wird und dann nicht zurecht kommt. Dass ihm irgendetwas passiert, eben weil er nicht für sich sorgen kann." Es waren Sorgen, die mir schon lange auf der Seele brannten und ich wusste nicht wirklich, warum ich gerade Daisuke davon erzählte. Andererseits war er der einzige, der diese Sorgen vielleicht verstehen konnte, und der einzige, der überhaupt hier war. Denn mit Jui konnte ich schließlich nicht darüber reden, er würde entweder beteuern, dass das niemals passieren würde oder in seiner momentanen Gemütslage wohl eher davon ausgehen, dass ich ihn loswerden wollte.
 

Daisuke

"Deine Sorgen kann ich verstehen.", auch mir war klar, dass Jui im Moment nicht allein sein konnte. Kaorus Worte machten

mir bewusst, dass wir obwohl wir Vampire waren, nicht vorhersehen können, was passieren wird.

Die Stadt kam immer näher und ich wusste dass unser Gespräch

bald beendet wird.

"Kaoru, wir werden so schnell keine Freunde, aber ich bin froh, dass du mir alles erzählt hast", dass war ich wirklich, obwohl es mich ärgerte, dass Kaoru mir erst alles erklären musste, bevor ich verstand, was in Jui vorging. Er war doch eigentlich mein Rivale, wenn es um Jui ging.

"wir sollten Jui wecken, er braucht Blut." Ich ging zu Kaoru und begann Jui in seinen Armen zart übers Haar zu streicheln und gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange.

Überrascht schreckte er auf und sah sich verwirrt um.
 

Jui

"Bin ich eingeschlafen?"

Ich brauchte eigentlich keine Antwort mehr, denn ich fühlte mich gerade so entspannt und doch gleichzeitig so erschöpft dass ich einfach eingeschlafen sein musste.

Durst hatte ich immer noch keinen, aber ich hatte keine Wahl.

Vorsichtig ließ ich mich aus Kaorus Armen gleiten, hauchte einen wirklich unschuldigen Kuss auf seine Wange, genoss den Frieden, der in der Luft lag.

Ich wollte nun lieber ohne Hilfe gehen, fühlte mich durch die freundliche Atmosphäre darin bestätigt. Wenn ich auch etwas wackelig auf den Beinen war.

Ich konnte das Blut aus Kyoto schon riechen.
 

Kaoru

Ich sagte nichts mehr zu Daisuke, akzeptierte sie nur mit einem stummen Nicken. Vielleicht war der erste Schritt für uns getan, endlich.

Ich folgte Jui und Daisuke nach Kyoto. Jui schien genau zu wissen, wo er hin wollte, hatte sich wahrscheinlich sogar schon ein Opfer ausgesucht. Unser beider Anwesenheit, schien ihm Kraft zu geben und den Willen weiterzumachen. Ich hoffte nur, dass es auch anhalten würde, dass er nicht wieder solch einen Absturz erlebte, wie kurz zuvor.

Wieder standen wir also am Anfang. Ob wir es diesmal besser auf die Reihe bringen würden? Ohne, dass Daisuke und ich uns an die Gurgel gingen oder sonst irgendwie versuchten gegenseitig auszuspielen. Ich hatte genug davon.
 

Jui

Eigentlich wusste ich nicht wen ich nehmen sollte. Ich wollte nicht in ihrer Gedanken blicken um mir den auszusuchen der es am meisten verdient hatte, es interessierte mich gar nicht. Appetit hatte ich keinen und so streifte ich einfach durch die Gassen, wusste das Dai und Kaoru hinter mir waren, bereit die erste Person auszusaugen die mir begegnete.

Ein Mann kreuzte unseren Weg. Er hatte den Blick gesenkt und versuchte schnell vorbeizueilen, doch er würde nirgendwo mehr ankommen, zumindest nicht mehr in diesem Leben.

Ich war zu schwach um ihn festzuhalten, also warf ich ihn um und setzte mich auf seine Hüfte damit er nicht mehr lösen konnte. Dann trank ich einfach nur, war mir der Blicke meiner beiden Liebhaber sicher und spürte ihre Erleichterung darüber dass ich mich nicht mehr wehrte.
 

Daisuke

Jui war wach und schien auch stark genug um allein laufen zu können. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg in die Stadt mit Kaoru hinter uns.

Als wir am Rande von Kyoto angekommen waren, ließ ich mich zu Kaoru nach hinten fallen, wollte Jui nicht das Gefühl gegeben ihn zu irgendetwas zu zwingen. Er sollte allein wieder zu der Überzeugung gelangen, dass er trinken musste.

Jui ging auch zielstrebig in eine kleine Gasse und fiel über die nächst Person her, die er sah. Erleichterung stellte sich bei mir ein und auch Kaoru schien sich zu entspannen, obwohl Juis Wahl wohl nicht überlegt, sonder eher Zufall war.

Nachdem er sich gestärkt hatte richtete Jui sich auf und kam zu uns. Das frische Blut in seine Adern machte ihn unwiderstehlich.
 

Kaoru

Jui wieder halbwegs bei Kräften zu sehen, war eine wahre Erleichterung und ich war froh, obwohl er noch immer nicht wieder ganz auf dem Damm zu sein schien. Hatte es doch zu tiefe Wunden hinterlassen, dass ich einfach so verschwunden war? Würde er wieder der alte werden, der Jui, wie er die letzten 50 Jahre gewesen war? Ich wusste es nicht, hoffte es aber inständig.

"Lasst uns woanders hingehen.", schlug ich vor und nach zustimmendem Nicken von Daisuke und wenig Reaktion von Jui, führte ich die beiden etwas weiter aus der Stadt wieder hinaus und zum Fluss. Ich wusste, dass Jui Wasser mochte, es irgendwie beruhigend oder sonst wie faszinierend fand und vielleicht war das jetzt genau das richtige für ihn.
 

Jui

Ich roch das frische Wasser und es entzückte mich das Kaoru daran gedacht hatte wie sehr ich Wasser mochte.

Kurz lächelte ich, hielt den Kopf allerdings gesenkt, mehr aus Gewohnheit als aus irgendeinem anderem Grund.

Wir hielten an einer wunderschönen kleinen Brücke deren Pfeiler mit Drachen und ähnlichem verziert waren.

Ich beugte mich über das Geländer sah, die gelblichen Lichtkegel der Lampingions wie sich auf der Wasseroberfläche spiegelten und immer wieder verschwammen.

Ich spürte die beiden hinter mir und nahm ihre Hände, verwarb sie mit den eigenen und strich gleichmäßig über ihre Handrücken. Es war schön ihre so unterschiedliche Haut so gleichzeitig zu spüren. Sie waren bei mir. Alle beide.

Ich lächelte.
 

Daisuke

Kaoru hatte mit seiner Idee an den Fluss zu gehen definitiv das richtige getan.

Jui liebte Wasser. Ich erinnerte mich an unseren letzten Abend als wir im Garten des Palastes waren und er versuchte die Koi-Karpfen aus meinem Zierteich zu fangen. Unwillkürlich musste ich grinsen, besonders als Jui unsere Hände nahm und sie streichelte. Ich ließ meine Gedanken über die Stadt streifen und genoss den Abend, als ich meinen Namen hörte. Im ersten Moment dachte ich einen der Beiden hätte mich gerufen, aber ihre Stimmen klangen anders. Diese schienen von einem Mann ihm mittleren Alter zu kommen.

"Unser ehemaliger Kaiser Daisuke hätte das niemals zugelassen, dazu liebte er sein Land und seine Untertanen zu sehr. Er hätte niemals etwas entschieden, was sie gefährdete hätte!", diese Worte ließen mich zusammen zucken.

"Warum will unser Kaiser Ayahito nur diesen sinnlosen Krieg? Es wird viele Tote geben."

Mein geliebtes Land. Meine Untertanen. Ich erstarte.
 

Kaoru

Die Idylle am Fluss wurde schnell gestört. Die Atmosphäre war friedlich und wunderschön und ich hätte gerne die ganze restliche Nacht dort verbracht, doch wir waren bald nicht mehr alleine. Die beiden Männer, die sich auf uns zu bewegten, waren in ein angeregtes Gespräch vertieft und ihre Worte versprachen nichts Gutes. Ayahito... Daisukes Sohn also. Er schien nicht die geringste Ahnung zu haben, was es hieß ein Land zu regieren und ob es an seiner Erziehung lag oder an seinem Charakter, wusste ich nicht wirklich. Egal, was es war, es machte Daisuke ganz offensichtlich genauso wenig glücklich, wie die beiden Männer.

"Sein Vater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er hören würde, was sein Sohn mit diesem Land anstellt!", sagte einer von ihnen in diesem Moment und schüttelte enttäuscht den Kopf. Krieg... nachdem wir bereits in Europa nur knapp davor verschont worden waren, ging es in der Heimat nicht besser weiter.
 

Daisuke

Das konnte und durfte einfach nicht war sein.

"Das kann er nicht machen...“, murmelte ich leise vor mich hin, nicht fähig mich zu bewegen oder an etwas anderes zu denken.

Ich wusste Ayahito konnte starsinnig sein, das lag wohl an seinen Erbanlagen. Aber hatte ich ihm nicht klar gemacht, dass es die wichtigste Aufgabe des Kaisers ist das Wohl des Volkes und des Landes zu sichern? Hatte ich ihm nicht deutlich gemacht, dass ein Krieg nur dann angefangen werden sollte, wenn man sich des Sieges gewiss war? Und diese Leute zweifelten das offensichtlich an.

"Ich muss eingreifen."
 

Jui

Ayahito ... Daisukes geliebter Sohn. Auch ich horchte auf als ich seinen Namen hörte. Krieg wollte er also. Dais Miene konnte man leicht ansehen das er alles andere als einverstanden damit zu sein schien. Er war völlig erstarrt.

Vorsichtig rüttelte ich an seinem Arm, flüsterte leise seinen Namen.

Nur schwer konnte er sich aus seinen Gedanken reißen, blinzelte verwirrt auf mich herab.

"Dai, weißt du was er vorhat? Du musst ihn doch aufhalten können, oder? Schließlich bist du sein Vater ..."

Es war trotz allem immer noch befremdend das Wort Vater auszusprechen, ich konnte immer noch kaum glauben dass Dai einen erwachsenen Sohn hatte. Der jetzt wohl auch noch das Land in eine tiefe Kriese stürzen wollte.
 

Kaoru

Nachdenklich beobachtete ich die beiden. Ich wusste noch nicht ganz, was ich davon halten sollte, doch mir war klar, dass ich dazwischen gehen musste. Die und Jui würden sich gegenseitig nur noch mehr hochschaukeln und in einem gemeinsamen Anfall von Dummheit einen riesigen Fehler begehen.

"Stopp!" Ich hob eine Hand und stellte mich vor die beiden. Die schien noch immer nicht ganz in der Realität angekommen zu sein, doch ich hoffte, er würde trotzdem zuhören. "Wartet mal einen Moment! Die, du scheinst zu vergessen, dass die Welt dich für tot hält! Du kannst jetzt nicht einfach da rein marschieren und so tun, als wäre nichts geschehen. Dein Sohn ist jetzt der Kaiser und wenn er jetzt einen Fehler macht, ist das entweder das Ergebnis einer schlechten Erziehung, oder er ist nun mal einfach dumm. Was auch immer der Fall ist, wenn du jetzt bei ihm auf der Matte stehst, ändert dass die Situation sicher nicht zum Besseren, so schwer es für dich auch sein mag."
 

Daisuke

Wie bitte... Ich glaubte mich zu verhören, obwohl Kaorus Einwand sicher nur vernünftig war, aber Vernunft war gerade das Letzte an was ich dachte.

"Ich habe mein Land und mein Volk immer mit Respekt behandelt und das habe ich Ayahito auch beigebracht, allerdings scheint sein Starsinn ihn mal wieder von der Realität zu entfernen." Ich konnte mir so eine Dummheit bei ihm nicht vorstellen, auch wenn er manchmal übereilt handelte.

"Ich kann mich nicht daraus halten. Es ist immer noch das Land ich dem ich lebe und meine Heimat, und übrigens auch deine." Wie konnte Kaoru nur so ruhig bleiben.

"Ich muss handeln, und wenn ich dazu eben einfach in den Palast laufe. Einen Krieg kann ich als Kaiser nicht zulassen." Und kein Kaoru dieser Welt würde mich davon abhalten.
 

Jui

"Außerdem wird sein Sohn in bestimmt nicht für einen Vampir halten. Kaoru, als ich Daisuke damals auf dem Totenbett besucht habe hat er mich auch hartnäckig für ein Gespenst gehalten, hat sogar an seinem Verstand gezweifelt. Falls Ayahito dennoch etwas vermuten würde könnten wir uns doch immer noch zurückziehen. Du weißt immerhin am besten wie einfach es ist in den Palast zu kommen und ihn auch wieder zu verlassen mit unseren Fähigkeiten. Lass es uns doch wenigstens Versuchen!" flehte ich Kaoru fast schon an, wusste wie wichtig es Daisuke sein musste und außerdem gefiel mir der Gedanke von Krieg nicht. Schon den Napoleonschen Feldzügen gegenüber war ich skeptisch gewesen, hatte mich gefragt warum so viel Blut sinnlos vergossen werden musste. Ich wusste dass ich es um jeden Preis verhindern wollte dass dies wieder geschah. Und wenn Ayahito auf jemanden hörte, dann doch hoffentlich auf seinen Vater.
 

Kaoru

Ich hatte geahnt, dass so etwas von Daisuke kommen würde und ich verstand ihn, natürlich. Trotzdem änderte es nichts an den Tatsachen. "Daisuke, du bist aber nicht mehr der Kaiser! Dein Sohn ist es und du kannst nicht jeden Krieg und jede Ungerechtigkeit in diesem Land verhindern. Das ist etwas, das du lernen musst, wenn du mit der Ewigkeit umgehen können willst. Du darfst deiner Sterblichkeit und deinem sterblichen Leben nicht nachhängen, das wird dich irgendwann in den Abgrund reißen."

Irgendwie war mir klar, dass ich die beiden nicht von ihrem Vorhaben würde abhalten können und sie schließlich auch nicht alleine lassen würde, doch wohl war mir bei dem ganzen nicht.

"Meinetwegen lasst uns hingehen, aber ich hoffe für dich, Die, dass du das nicht zur Gewohnheit werden lässt. Deine Zeit in der Welt der Menschen ist vorbei. Du bist jetzt nichts mehr als ein Beobachter außerhalb der Zeit."
 


 

kommis net vergessen!

don't you remember who i am?

Kaoru

Ich blieb in einigen Schritten Abstand hinter den beiden. Wahrscheinlich war es ohnehin das Beste, wenn ich mich nicht weiter einmischte und die beiden, oder wohl eher Daisuke, ihre eigenen Erfahrungen machen ließ. Irgendwann würden sie schon lernen, dass sie nicht über alles die Kontrolle haben konnten. Sie waren vielleicht unsterblich und stark, doch das befähigte sie noch lange nicht auf das Geschehen in der Welt der Sterblichen einzugreifen, so hart diese Erkenntnis auch sein musste.

Es war nicht so, dass es mir egal war, was mit Japan geschah, doch ich hatte in den vergangenen Jahrhunderten schon genug Krieg und Zerstörung mit angesehen, um zu wissen, dass es trotzdem immer weitergehen würde.
 

Daisuke

Juis Händedruck gab mir Zuversicht als wir uns dem Palast näherten. Es war offensichtlich, dass die Kriegsvorbereitungen im vollen Gange waren. In den Schmieden des Palastes wurde noch gearbeitet und fast alle Berater des Kaisers waren anwesend. Dementsprechend viele Wachen und Generäle waren vorhanden und es war selbst mit Vampirfähigkeiten nicht das einfachste Unterfangen zu Ayahito zu gelangen, vor allem da gerade der gesamte Herresführung zur Besprechung da war. Zum ersten Mal hört ich, welche Land Ayahito angreifen wollt: Russland. Er musste größenwahnsinnig geworden sein.

Nachdem die Beratung vorbei war, traten Jui und ich in die privaten Gemächer des Kaisers, Kaoru hielt sich noch immer im Hintergrund.

Ayahito stockte der Atem, als er mich erblickte.
 

Kaoru

Die Aufruhr im Palast spiegelte wohl gut genug wieder, wie es Jui zu gehen schien. Eigentlich wollte ich nichts mehr, als wenigstens ihn hier raus zu holen, ihm das alles irgendwie zu ersparen, doch mir war klar, dass er das nicht zulassen würde. So blieb mir doch nichts anderes als die Szene zu beobachten. Ich schwor mir, nicht einzugreifen. Das hier war etwas, das Daisuke alleine tun musste.

Ayahito war Daisuke wirklich nicht unähnlich. Groß, gut gebaut mit breiten Schultern. Seine langen schwarzen Haare fielen ihm fast bis hinunter zur Hüfte über den edlen, dunkelroten Kimono. Selbst die Vorliebe für diese Farbe schien er von seinem Vater übernommen zu haben.

"Otosan?", keuchte er leise, ungläubig. Ich konnte es ihm nicht verübeln.
 

Jui

Fest drückte ich Dais Hand, war ich doch der einzige hier der schon mal in einer solchen Situation gewesen war und wusste das zurückweichen jetzt nicht richtig gewesen wäre.

Der Anblick von Daisukes Sohn verwirrte mich. Auch wenn er ihm in gewisser Weise so ähnlich zu sein schien, ich empfand nur Abneigung gegen ihn, aber das kam wahrscheinlich davon dass er uns so viel Sorge bereitete. Ich konnte meine Abneigung gegen ihn so deutlich spüren, dass ich mich fast schon dafür schämte. Dai ging unbeirrt weiter auf ihn zu und ich blieb an seiner Seite, Kaoru hielt sich hinter uns im Verborgenen.

"Was ..." doch Ayahito wusste eigentlich gar nicht was er fragen sollte. Viele solcher Fragen verbargen seine Gedanken und er war ehrlich erschrocken, überlegte angestrengt ob er jetzt auch verrückt würde - wie sein Vater, den er oft im Schlaf hatte rufen hören, damals wenn die Schmerzen seines kranken Körpers ihn quälte.
 

Daisuke

Ayahitos Gesicht zeigte seine Verblüffung nur zu offensichtlich und er schien an seinen verstand zu zweifeln, da er noch nicht mal seine Frage stellen konnte.

Ich wusste nicht wirklich wie ich das Gespräch anfangen sollte und beschloss ihn erstmal zu beruhigen, da er sonst sicher gleich die Wachen rufen würde und das würde die Situation nicht gerade vereinfachen.

"Ayahito, ich bin wirklich dein Vater. Dein Verstand ist völlig in Ordnung." Es würde ihn nicht wirklich beruhigen, da ich ja eigentlich tot sein müsste.

"Deine Entscheidungen erforderten meine Wiederkehr aus dem Reich der Toten." Ich hoffte dass er sich mit dieser Erklärung zufrieden gab, doch sein Gesicht verriet, dass er sich nicht sicher war, was er glauben sollte. Zumindest schien er den ersten Schrecken überwunden zu haben, da er sich nun aufrichtete und begann mich und Jui zu mustern. Kaoru stand nicht in seinem Blickfeld, sodass dieser von ihm unbemerkt blieb.
 

Kaoru

Mit gemischten Gefühlen beobachtete ich das Geschehen. Das hier war wirklich keine gute Idee gewesen. Ayahito schien mir nicht die Art Mensch zu sein, der an das Übernatürliche und irgendwelche Geistererscheinungen glaubte und er begann bereits nach irgendwelchen logischen Erklärungen für das plötzliche Erscheinen seines toten Vaters zu suchen. Nun, im Grunde war Daisuke ja auch tot... zumindest körperlich.

"Das kann doch nicht...", murmelte er kopfschüttelnd und ich rechnete jeden Moment damit, dass er nach den Wachen vor seinen Gemächern rief.“Das ist doch irgendein Trick!", rief er leise aus. "Du kannst gar nicht..."
 

Daisuke

Ich hätte Ayahitos Reaktion vorhersehen müssen. Er hatte noch nie an Übernatürliches geglaubt, noch nicht mal als der Astrologe den Hochzeitstermin für ihn bestimmen wollte. Er hatte das Datum einfach so festgelegt, der Aufruhr war nicht gerade wenig gewesen.

"Ayahito das ist kein Trick. Ich stehe gerade wirklich vor dir. Und das nicht ohne Grund. Bist du größenwahnsinnig geworden? Habe ich dich nicht gelehrt, dass die Sicherheit unseres Volkes und die Sicherung der Landesgrenzen unsere höchste Pflicht sind? Du kannst Russland nicht angreifen, schon gar nicht solange deine Position noch nicht gefestigt ist. Du verlierst das Vertrauen des Volkes!"

Es hätte keinen Sinn gehabt ihn noch weiter meine Existenz zu erkläre, lieber macht ich gleich klar warum ich hier war.

Ihm schien mein Ausbruch etwas zu überraschen, hatte er etwa geglaubt mir würde so etwas zu sagen, wenn ich noch leben würde?
 

Jui

Ich schmiegte mich etwas näher an Dai, flüsterte ganz leise, sodass Ayahito uns unmöglich verstehen konnte: "Er glaubt wirklich an einen Hinterhalt ... seine Gedanken versteifen sich immer mehr darauf ..."

Ich konnte es ganz deutlich spüren, denn auch wenn die Art wie sein Vater ihn anschrie ihm unverwechselbar erschien und er es auch glauben wollte, war es doch einfacherer und erschien ihm leichter zu glauben das hier ein Hochstapler stehen würde, irgendjemand der seinem Vater ähnlich sah und nun über seine Politik richten wollte. Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, der feste Ton hatte ihn eingeschüchtert wie sonst nur die Stimme seines Vaters dazu in der Lage gewesen war.

Doch meine Nähe zu seinem Vater lenkte ihn schnell zumindest kurzzeitig ab und auch wenn er die Frage noch nicht aussprach, mich vielmehr nur skeptisch beobachtete, zuerst auf einen Berater schloss, dann aber realisierte das wir uns dafür viel zu nah standen.

"Ich bin der Kaiser und deshalb entscheide immer noch ich was das beste für mein Land ist!" versuchte er fest und harsch zu erwidern, hatte diesen Ton definitiv von Daisuke. Doch nun war seine Sturheit weit mehr als nur hinderlich.
 

Daisuke

Das kann ja noch heiter werden. Was sollte ich den tun um ihn zu überzeugen? Diese Frage stellte ich ihm nicht, wusste dass ich keine gute Antwort gekommen würde.

Ayahitos Antwort machte mich erst recht wütend, auch wenn ich an seiner Stelle wahrscheinlich genauso reagiert hatte, immerhin versuchte ein Geist ihn zu belehren. Offiziell tot zu sein war für einen Kaiser nicht grad das Einfachste.

"Dass du Kaiser bist weiß ich, schließlich bist du mein Sohn! Und du solltest wirklich das Beste für dein Volk wollen, aber was du jetzt vorhast, ist nicht das Beste. So weit müsstest selbst du voraus sehen können. Die Entscheidung einen Krieg zu führen, trifft man aus einer Position der Stärke heraus, aber unter deiner Führung ist Japan noch nicht stark genug. Du bist mein Sohn, ich habe dich zu einem guten Kaiser erzogen, also handle auch danach, sonst wird das Volk sich auflehnen."

Meine Worte schienen bei ihm angekommen zu sein. Ich hoffte er würde sie auch verstehen, schließlich wollte ich meinen Sohn nicht wegen einer Dummheit von ihm verlieren.
 

Kaoru

Augen rollend lauschte ich dem Gespräch. Das konnte ja lustig werden. Ayahito war alles andere als begeistert von der ganzen Situation, fühlte sich wohl eher noch in die Enge getrieben, was ich ihm nicht ganz verdenken konnte. Wie sollte er schon reagieren, wenn plötzlich sein tot geglaubter Vater vor ihm stand?

Daisukes Worte ließen mich jedoch an der ganzen Sache zweifeln. Hatte er noch nie davon gehört, dass Kinder oft das Gegenteil von dem taten, wozu ihre Eltern sie erzogen hatten? Wohl kaum. Besonders in dem er Ayahito versuchte zu belehren, machte er das ganze wohl noch komplizierter als ohnehin schon. Ayahito wollte zeigen, dass er als Kaiser würdig war und es auch ohne seinen Vater schaffen würde, dessen Worte jedoch würden ihn vielleicht sogar noch weiter in seiner Entscheidung bestärken. Es hätte sicherlich um einiges wirkungsvollere Argumente gegeben...

"Japan ist stark! Wir könnten die ganze Welt erobern, wenn wir wollten!", gab Ayahito siegessicher zurück, doch die Worte seines Vaters brachten ihn doch zumindest etwas zum Nachdenken. Blieb nur die Frage, ob das gute Folgen hatte. "Und das Volk weiß das!"
 

Daisuke

Wie konnte er nur so stur sein? Ich hatte es mir leichter vorgestellt ihn von der Idee des Kriegführens abzubringen, aber er war wohl wirklich überzeugt von seiner Idee.

Ich atmete tief ein, war froh über Juis Unterstützung und auch Kaorus Gegenwart war hilfreich.

"Du meinst also Japan ist stark genug die Welt an zu greifen und dass man unter deiner Führung einen Sieg erringen kann? Hast du deine Realitätssicht völlig verloren? Weißt du eigentlich was so ein Krieg mit sich bringt? Russland liegt auf dem Kontinent, Japans Truppen können nur per Schiff und in Gruppen dort hin gelangen. Du schwächst dein Heer noch bevor es kämpfen muss. Diesen Krieg kann Japan im Moment nicht gewinnen." Diesen Argumenten konnte er nicht widersprechen, dass Japan eine Insel ist, ist eine Tatsache. Ayahito musste doch sehen, wie sinnlos das war, was er vorhatte.
 

Jui

Er wollte einfach nicht hören, ich konnte ganz genau spüren wie er innerlich den Kopf schüttelte. Er machte mich wirklich wütend. Nach einer Erklärung suchte um jetzt stark zu sein. Seinen Vater hätte er nie so angeschrieen. Widersprochen ja, aber so? Auch ich konnte nur den Kopf schütteln. Warum konnte er seinem Vater nicht glauben?

"Verdammt Ayahito! Wie lange regierst du dieses Land nun schon? Knapp ein Jahr? Dein Vater hat Japan Jahrzehntelang - über ein halbes Jahrhundert regiert! Und das gut. Glaubst du nicht dass er mehr Ahnung davon hat als du? Hör verdammt noch mal auf so stur zu sein ..."

Ich wusste dass ich eigentlich kein Recht hatte so mit ihm zu reden, und gerade hier, in diesen geheiligten Gemächern wurde mir das auch nur allzu deutlich bewusst. Aber ich entschuldigte mich nicht - nicht bei ihm. Doch Dai warf ich einen entschuldigenden Blick zu. Wusste dass er verstehen würde.
 

Kaoru

Langsam schien die Situation wirklich zu eskalieren - oder war zumindest kurz davor. Ich war mir unsicher, ob ich eingreifen sollte, doch wahrscheinlich hätte es das ganze nur noch schlimmer gemacht. Juis Ausbruch war bereits hart an der Grenze des zumutbaren, reizte Ayahito nur noch mehr.

"Wer bist du überhaupt, dass du es wagst, so mit dem Kaiser zu sprechen!?", wandte Ayahito sich nun an ihn, seine Augen funkelten vor Wut, seine Hände waren zu Fäusten geballt. "Ich habe wirklich besseres zu tun, als mich mit der Halluzination eines Toten und einem kleinen Jungen auseinander zu setzen. Verschwindet!"
 

Daisuke

Ruhig bleiben, ruhig bleiben... sagte ich mir immer wieder selbst. Die Situation spitzte sich zu, aber als er Jui verbal angriff, musste ich einschreiten.

"Er ist eine wichtige Person in meinem Leben, du sollest ihm den nötigen Respekt zollen.", versuchte ich Juis Dasein ruhig zu erklären, ohne Ayahito weiter zu erzürnen.

"Ich werde erst diesen Raum verlassen, wenn du vernünftig geworden bist und in Ruhe deine Entscheidung überdenkst, dann wirst du feststellen, dass sie ein Fehler war."

Ich wollte Jui und Kaoru die Gelegenheit lassen zu gehen, falls es zu gefährlich wurde, sie sollten nicht wegen mir in Gefahr geraten. Leise flüsterte ich Jui dies zu und hoffte dass auch Kaoru es verstand.

"Ayahito, ich bin nicht hier um dich als schlechten Kaiser dastehen zu lassen, sondern ich will verhindern, dass du einen Fehler machst. Du kannst die Kriegserklärung zurückziehen. Das Volk würde dies als vernünftig und nicht als Schwäche sehen. Als Kaiser rate ich dir die zu tun, und auch als Vater." Zumindest ansatzweise schienen meine Worte zu wirken. Er hatte sich wieder mir zugewandt und schien auf die Wachen vorerst verzichten zu wollen.
 

Jui

"Dai ..." doch trotz meiner Empörung verstummte ich schnell wieder. Ich war mir recht sicher das es nur an der Umgebung lag, doch momentan fühlte ich mich Daisuke Untergebener den je, konnte seine Entscheidung gar nicht mehr infrage stellen, egal wie sinnlos sie mir erschien, schließlich konnte Ayahito gar nichts gegen uns ausrichten.

"Warum sollte ich ihm Respekt zollen, warum sollte ich irgendeinem von euch Respekt zollen? Ich kenne euch ja nicht einmal! Mein Vater ist tot und wer ihr seid weiß ich nicht. Entfernt euch oder ich lass die Wachen rufen!"

Das rationale Denken hatte ihn übermannt. Und obwohl er nie die Leiche seines Vaters gesehen hatte war er fest von seinem Tod überzeugt - wollte davon überzeugt sein, da alles andere bedeuten würde das er kein Kaiser mehr war. Und das wollte er beim besten Willen nicht akzeptieren.
 

Kaoru

Das war es dann wohl. Allen guten Willen in Ehren, aber nun musste Daisuke doch endlich einsehen, dass es keinen Sinn machte. Er hatte seinen Standpunkt klar gemacht, alles andere lag an seinem Sohn und Ayahito schien zumindest anzufangen über seine Entscheidung nachzudenken, was schon mal ein kleiner Hoffnungsschimmer war.

Ich hatte nicht vor den Palast ohne Jui und Daisuke zu verlassen. Selbst wenn Ayahito die Wachen rufen würde, würden diese uns nichts antun können und im Notfall würde ich uns schneller hier herausbringen, als Daisuke es alleine schaffen würde. Die einzige Gefahr im Moment schien für dessen Seelenleben zu bestehen.

In Ayahitos Gedanken schien sich immer mehr die Überzeugung breit zu machen, dass wir irgendwelche Schauspieler waren, Leute, die ihn zu irgendetwas überreden wollten, das er selbst nicht wollte. Die Möglichkeit, dass Daisuke wirklich der war, für den er sich ausgab, schien völlig aus seinem Kopf verschwunden zu sein.
 

Daisuke

Warum war er nur so stur? Ich konnte ja verstehen, dass es nicht leicht war, wenn auf einmal ein tot geglaubter wieder vor einem steht. Eine ähnliche Situation war es ja gewesen als ich auf dem Sterbebett lag. Ich konnte damals auch nicht sofort glauben, dass Jui wirklich vor mir stand. Aber warum hörte Ayahito mir nicht mal richtig zu und sah uns nur als Halluzinationen.

Ich musste mir eingestehen, dass ich wohl doch nicht so einen Einfluss auf ihn hatte, wie eigentlich angenommen hatte.

Aber einen Versuch wollte ich noch starten.

"Ayahito, du kannst deine Augen und Ohren nicht vor den Fakten verschließen. Diesen Krieg kannst du nicht gewinnen, es wird viele Opfer gegen und du wirst als Kaiser versagen! Du bringst mit einem Krieg alles in Gefahr, was ich aufgebaut habe." Verdammt, ich verlor die Kontrolle über meinen Zorn. Das konnte alles nicht wahr sein.
 

Jui

Fest drückte ich Dais Hand, es war nicht sein Zorn der mir Angst machte, sondern die wirren Gedanken seines Sohnes beunruhigten mich ungemein.

Ein Wort schwirrte in seinen Gedanken und ich war mir viel zu sicher das er es bald ausrufen würde: Wachen.

Ich wandte mich Kaoru zu teilte ihm meine Angst mit.

"Wir sollten lieber gehen ehe er die Wachen ruft ... ich möchte nicht das Unschuldige schaden nehmen ..."

Schnell wandte ich mich wieder Dai zu, fragte ihn ob es nicht besser wäre zu gehen...
 

Daisuke

Juis Worte machten mir endgültig bewusst, dass mein Versuch, auf Ayahito Einfluss zu nehmen, endgültig gescheitert war. Ich stimmte ihm stumm mit einem Nicken zu, wollte aber vorerst ein letztes Wort an Ayahito richten, er war schließlich mein Sohn und es war vermutlich das letzte Mal, dass ich ihn sah.

"Ayahito, mein Sohn, ich wo.."

"Hört auf mich zu beleidigen. Ihr habt euch angemaßt mich zu kritisieren und mich anzulügen. Ihr täuscht mich, um mich zu hintergehen und mich als Kaiser infrage zu stellen. Diese Anmaßung muss bestraft werden. Ich bin der Kaiser und es ist niemand würdig mich zu kritisieren. Für diese Vergehen verbanne ich aus dem Kaiserreich Japan. Verlasst dieses Land. Ich gebe den Befehl euch zu töten wenn ihr es wagt, das Land noch einmal zu betreten! Wachen!"

Das konnte nicht war sein. Ich erstarrte, war nicht fähig mich zu rühren. Mein eigener Sohn verbannte mich aus meinem Land, das er nun vermutlich ihn den Ruin führte. Warum musste das passieren? Ich hätte nicht herkommen dürfen, denn nun waren auch Jui und Kaoru davon betroffen. Das durfte nicht wahr sein.
 

kommis net vergessen!

escape

Kaoru

Obwohl ich mit dem schlimmsten gerechnet hatte, kamen Ayahitos Worte überraschend. Verbannung also... nun, dieser Kerl war wirklich größenwahnsinnig. Hier zeigte sich mal wieder, dass Daisuke wirklich kein allzu schlechter Kaiser gewesen war, im Gegenteil und im Vergleich zu seinem Sohn.

Daisuke zeigte nach Außen hin nicht die geringste Reaktion, doch seine Gedanken und Gefühle sprachen Bände; Schmerz und Enttäuschung beherrschten sie. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Die Tatsache, dass diese Verbannung nur während Ayahitos Amtszeit wirkungsvoll wäre und wir in einem anderen Teil des Landes schon irgendwie unterkommen könnten, kam ihm noch gar nicht in den Sinn, dafür war sein rationales Denken wohl noch nicht bereit.

Doch jetzt mussten wir erstmal aus dem Palast verschwinden, was ich Daisuke auch sofort mitteilte. Ich hoffte, dass ihn das aus seiner Starre befreite und ich ihn und Jui nicht gewaltsam hier heraus zerren musste.

Daisuke

Ich war mit meinen Gedanken nicht mehr im Palast, hatte die Wirklichkeit komplett ausgeblendet.

Wie konnte ich es nur soweit kommen lassen? Ich hatte Japan einen Macht besessenen Kaiser gegeben, der nur auf die Vergrößerung seinen Machtbereiches aus war. Aber wie hatte ich mich so in meinem Sohn täuschen können? Er war doch mein ganzer Stolz, mein Sinn des Lebens nach Jui gewesen. Wie konnte er mir das nur antun?

Ich war so in meinen Gedanken gefangen, dass ich Kaorus Worte nicht einmal wahrnahm. Auch Juis Versuche, mich aus dem privaten Gemächern des Kaisers zu ziehen, bekam ich kaum mit.

Ich folgte ihm nur widerwillig und auch nur rein motorisch.

War einfach nicht in der Lage auf seine Worte oder seinen Händedruck zu reagieren. Ich war viel zu durcheinander um das alles wirklich zu begreifen. Immer wieder hörte ich das Wort ‚Verbannung’ in meinem Kopf. Mit diesem Wort wurde meine komplette Welt zerstört.

Jui

Lange, zumindest kam es mir so vor, zupfte ich nur vorsichtig an seinem Ärmel doch seine Aufmerksamkeit erlangte ich dadurch nicht. Auch seinen Namen zu rufen brachte nichts, sodass ich ihn einfach heraus schob, als ich die ersten Wachen eilen hörte. Wir hatten noch genügend Zeit, noch waren sie viel zu weit weg, doch auch Kaoru hörte sie und ich konnte seine Aufregung schwach spüren.

Die Situation war völlig eskaliert, auch ich musste das inzwischen einsehen. Lange hatte ich noch die Hoffnung gehabt das Ayahitos Stimmung wieder umschlug, doch nun musste auch ich einsehen das wir verloren hatten...

Kaoru

Langsam wurde ich doch ungeduldig. Wir hatten schließlich nicht die ganze Nacht Zeit, doch zum Glück kamen Jui und Daisuke langsam in Bewegung und endlich nach schier endlosen Minuten machten wir uns auf den Weg hinaus aus dem Palast. Die Wachen waren unser geringstes Problem, die konnten uns ohnehin nicht aufhalten und so dauerte es nicht lange bis wir den Palast auf dem selben Weg verlassen hatten, wie wir ihn auch betreten hatten. Ich war froh, endlich wieder draußen zu sein.

Wie es jetzt weitergehen sollte, da war ich mir noch nicht so ganz sicher. Sollten wir trotz allem in Japan bleiben? Oder wäre es besser für alle, vorerst wieder nach Europa zurückzukehren? Letzteres war mir nicht wirklich lieb, doch andererseits war es vielleicht einfacher. Vor allem um Daisuke von den gegenwärtigen Problemen seines Landes abzulenken.

Doch um sich darüber den Kopf zu zerbrechen, blieb auch noch wann anders Zeit. Vorerst machten wir uns schnell auf den Rückweg nach Hause.

Daisuke

Ich folgte Jui und Kaoru nur rein körperlich anwesend. Meine Gedanken kehrten erst wieder in die Wirklichkeit zurück, als wir den Palast schon weit hinter uns gelassen hatten und bereits in der Nähe von Kaorus Haus waren.

Mir fiel Kaorus besorgter Gesichtsausdruck auf, der mich schmerzlich daran erinnerte, dass die Verbannung nicht nur mich betraf, sondern auch ihn und Jui.

Wie sollte es nur weiter gehen? Wir konnten nicht in Japan bleiben, ich wollte es auch nicht. Ich würde nicht mit ansehen können wie Japan untergeht. Aber wo konnten wir sonst hin?

Ich machte mir Vorwürfe meine beiden Begleiter da mit rein gezogen zu haben, besonders da ich mich mit Kaoru erst seit kurzem besser verstand.

Jui

Es gefiel mir nicht das Dai so abwesend war, aber es gab mir wohl auch ein Gefühl davon was ich ihnen wohl manchmal antat. Hilflos schlang ich die Arme um ihn als wir wieder zuhause waren. Warum wollte er nur nicht reagieren?

„Dai?“ rief ich immer wieder, wartete darauf, dass er wieder zu uns kam.

„Kaoru? Was werden wir jetzt tun?“ wenn Daisuke schon nicht reagierte, wollte ich wenigstens für Kaoru da sein, denn er war gerade ganz alleine.

Nur langsam fiel mir ein das dies alles meine Schuld war, denn hätte ich mich dagegen gestellt hätte mir Kaoru geholfen Daisuke ebenfalls davon abzubringen zu seinem Sohn zu gehen. Warum hatte ich nur so sehr darauf gedrängt?

„Gomen nasai ...“ flüsterte ich als ich Kaorus Blick auf mir spürte, senkte den Kopf.

Kaoru

Als wir Zuhause waren, ließ ich mich erschöpft auf die Couch fallen. Die Nacht war nicht gerade erholsam gewesen und sie versprach auch nicht sehr viel besser zu werden. Auf Juis Entschuldigung hin schüttelte ich nur den Kopf, streckte meine Hand nach ihm aus und zog ihn neben mich, als er sie ergriff.

„Du musst dich für nichts entschuldigen. Es konnte ja niemand ahnen, dass das Ganze so katastrophal endet.“, sagte ich leise. Daisuke machte irgendwie gar nichts mehr, stand nur herum und starrte in die Ferne. Hoffentlich würde er sich bald wieder einkriegen, denn so war mit ihm ja nicht mehr viel anzustellen. Zumal wir uns bald überlegen sollten, wie es nun weiterging.

„Daisuke, komm endlich zu dir.“, wies ich ihn streng an, hoffte dass ihn mein Ton genügend provozierte.

Daisuke

Ich stand plötzlich in unserem Wohnzimmer, aber wie ich hierher gekommen war, konnte ich wirklich nicht sagen.

Kaoru sahs völlig fertig neben den geschockten Jui auf der Couch. Ich sah ihnen an das sie nicht wirklich weiter wussten, sowie ich, aber ich musste versuchen die Situation zu meister, schließlich war ich einmal der Kaiser gewesen.

„Eigentlich müsste ich mich bei euch beiden Entschuldigen, nicht du Jui. Ich habe meinen Einfluss auf Ayahito wohl überschützt, aber dass er so stur ist hätte ich nicht erwartet.“ Meine Verzweiflung darüber versuchte ich so gut wie möglich zu verbergen.

„Wir sollten das Land verlassen, so schnell wie möglich. Ayahito schickt bestimmt schon Truppen aus.“ Ich kannte ihn, also musste ich zur Eile drängen. Er würde nicht lange damit warten.

„Wohin können wir nur gehen?“, ich richtete meine Frage an Kaoru, fühlte mich unwohl, da ich der Verursacher dieser Situation war und nun um Hilfe bitten musste.

Kaoru

Erleichtert beobachtete ich, wie Daisuke wieder zu sich kam. Nun ja, er schien wieder ganz der Alte, zum Glück. „Schulzuschiebungen helfen uns jetzt auch nicht. Wenn jemand Mist gebaut hat, ist das Ayahito, aber mit Belehrungen kommt man bei ihm wohl nicht weit, wie wir gerade am eigenen Leib erfahren haben.“, meinte ich, fuhr mir mit der Hand durch die Haare.

„Uns steht eigentlich die Welt offen. Wir können gehen wohin wir wollen, solange wir es bald tun.“, erklärte ich nachdenklich. „Anbieten würde sich natürlich erstmal China. Wir kommen schnell hin und von dort aus können wir auch uns dann immer noch überlegen, ob wir lieber woanders hin möchten.“

Daisuke

China... überlegte ich. Es wäre nicht weit entfernt, also würde ich die Entwicklungen in Japan beobachten können.

„China ist bestimmt eine gute Möglichkeit. Aber wie kommen wir dort schnell hin?“

Ich konnte mir keine Möglichkeit denken. Eine Überfahrt mit dem Schiff wäre zwar nicht lang, aber erstmal ein Schiff zu finden wäre nicht so einfach.

Auch wollte ich diese Entscheidung nicht ohne Juis Meinung treffen, also setzte ich mich den beiden gegenüber in den Sessel und blickte Jui fragend an.

Jui

Auf der Couch sitzend hatte ich nach Kaorus Hand gegriffen hielt mich regelrecht daran fest. Es war mir egal was die beiden gesagt hatten, für mich war klar das die Schuld nur mich ganz allein traf denn nur ich wäre in der Lage gewesen all das zu verhindern.

„Ich habe nichts gegen China ...“ erwiderte ich kleinlaut, war es doch meine Schuld, dass wir jetzt so überstürzt wegmussten.

„Ano, Kaoru? Kannst du uns beide dorthin fliegen oder wären wir zusammen zu schwer für dich?“

Ich wusste nicht was wir tun sollten falls Kaoru verneinen würde.

Kaoru

JuisVorschlag war mir auch schon durch den Kopf gegangen und nach einigem Überlegen und dank der Tatsache, dass wir eigentlich keine wirklich andere Möglichkeit hatten Japan so schnell zu verlassen, nickte ich. „Das wird schon gehen. Ihr müsst dann zwar auf Gepäck verzichten, aber ich hoffe, das wird kein allzu großes Problem...“

Sanft streichelte ich über Juis Hand, wusste, dass Worte ihn ohnehin nicht beruhigen würden. Das Beste war es wohl, ihm einfach die Zeit zu geben, die er brauchte, um über das Ganze hinweg zu kommen. Und so schlimm war es China schließlich auch nicht, im Gegenteil.
 

Jui

Erleichtert atmete ich aus, hatte kaum bemerkt, dass ich aufgehört hatte zu atmen als ich meine Frage gestellt hatte.

Vorsichtig lehnte ich mich kurz an Kaoru, schloss die Augen. Ich wollte jetzt keine Schuldgefühle haben, nicht jetzt, nicht hier, wo beide mich nur anzustarren schienen, auf meine Reaktion wartend. Ich schüttelte den Kopf, wollte die Gedanken vertreiben.

„Ano, könnten wir gleich los? Irgendwie möchte ich nur weg, gomen ...“

Am meisten wollte ich vor meinen Gedanken fliehen, aber ich wusste nur zu gut das, das unmöglich war.
 

Kaoru

„Ist wahrscheinlich ohnehin die beste Idee.“, stimmte ich Juis Bitte zu und stand auf, seine Hand immer noch festhaltend. Ich wusste nicht was wir hier noch länger sollten, es wurde sowieso nur gefährlicher dadurch - wenn gefährlich das richtige Wort war. Mitnehmen konnten wir nichts, also blieb uns nichts, als uns einfach auf den Weg zu machen.

„Lasst uns rausgehen.“, sagte ich ruhig, sah dabei vor allem Daisuke an, der noch immer nicht ganz auf der Höhe zu sein schien. Doch zum Glück war er soweit anwesend, dass er ein Nicken zustande brachte und so ging ich mit Jui hinter mir hinaus.
 

Jui

Draußen angekommen drängte ich mich auch gleich an Kaoru, wollte nicht mehr länger als irgend notwendig hier sein.

Einen Arm schlang ich um seinen Körper, hielt Dai meine andere hin, welche er nach kurzem Zögern auch nahm und sich nun ebenfalls in Kaorus Arme schloss. Es musste ihm unangenehm sein, diese Untergebene Haltung, aber ich erinnerte mich auch an unsere erste Nacht, als er traurig war das nur Kaoru fliegen kann bis jetzt...

Nun würde er selber fliegen, oder zumindest das erste mal erleben wie es ist zu fliegen...

„Gomen dai ...“ flüsterte ich ihm noch einmal kurz zu.
 

Daisuke

Fliegen... unter solchen Umständen wollte ich es eigentlich nicht, aber wir hatten schließlich keine Zet zu verlieren.

Ich mochte es in den Armen von Jui zu liegen und auch Kaorus Gegenwart war tröstlich, obwohl ich ihm für mein Befinden etwas zu nah war.

„Wir können los fliegen.“, sagte ich bestimmt als ich merkte, dass beide etwas unsicher auf mich blickten. Die Entschuldigung von Jui wollte ich nicht verneinen es hätte ja eh keinen Sinn gemacht. Ich begann nur leicht über seine Seite zu streichen um ihn zu beruhigen.

Ich hörte damit jedoch auf als ich plötzlich den Boden unter meinen Füßen nicht mehr spüren konnte. Instinktiv hielt ich mich etwas fester an Jui und Kaoru fest.

Als wir wieder landeten fiel mir erst auf wie schnell wir gewesen sein mussten, denn der Himmel färbte sich noch nicht einmal. Diese schreckliche Nacht wollte anscheinend gar nicht enden. Dieses Gefühl breitete sich in meinem ganzen Körper aus und ich drückte Juis Hand fester.
 

Kaoru

Die Anstrengung des Fliegens zeigte sich nun mit zwei Passagieren mal wieder nur zu deutlich. Da wir kein bestimmtes Ziel hatten, nahm ich den kürzesten Weg und selbst so musste ich mich zusammenreißen um es überhaupt noch bis an die Küste zu schaffen. Die Winde waren einfach zu stark, die Nacht schon zu anstrengend gewesen, als dass ich noch all meine Kraft gehabt hätte.

Als wir schließlich landeten, konnte ich mich kaum noch auf den Beinen halten, meine Knie waren weich, meine Muskeln brannten und mir wurde einen Moment lang sogar schwarz vor Augen. Waren das nicht Dinge, die normalerweise nur Sterblichen passierten?

Doch zum Glück hatte ich mich wieder halbwegs schnell unter Kontrolle und ließ mich auf dem Stand im weichen Sand nieder.
 

Jui

Schon während des Fluges hatte ich mir Sorgen gemacht. Kaoru hielt die Flughöhe nicht so mühelos wie sonst, schwankte immer mal wieder. Dai bemerkte es nicht, schließlich flog er zum ersten Mal.

Am Strand sank Kaoru sofort zu Boden. Es schockierte mich. Er zitterte sogar ein wenig und ich konnte mich nicht erinnern ihn in all den Jahren jemals so schwach gesehen zu haben. Ich konnte kaum begreifen warum es Kaoru so ging, wusste nicht einmal wirklich was ihm fehlte. hatte er sich überanstrengt und würde ganz normal wie ein Mensch wieder zu Ruhe kommen? Oder konnte er seine Kraft nur aus dem Blut schöpfen?

Ich wusste nicht wie ich ihm anders helfen könnte als ihm mein Blut zu geben. Es musste ihn einfach stark genug machen um zu seinem Haus zu kommen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er direkt hier an der Küste lebte.

Ich kniete mich zu ihm, entblößte meinen Hals vor ihm. Ich ahnte, dass er nicht ohne weiteres trinken würde.

„Bitte Kaoru, nur einen Schluck oder zwei. Du musst uns noch zu deinem Haus führen, die Sonne geht bald auf. Mach dir keine Sorgen um mich ich halt das aus.“

Ich hoffte, dass er trinken würde. Sein Zustand machte mir Angst.
 

Kaoru

Es dauerte einige Augenblicke, bis ich überhaupt realisierte, dass Jui vor mir kniete, geschweige denn dass ich seine Worte verarbeitete. Mein Atem beruhigte sich nur langsam wieder. Während dem Flug hatte ich die Anstrengung so sehr versucht zu verdrängen, dass ich erst jetzt wirklich das ganze Ausmaß dessen zu spüren bekam.

Doch in dieser Nacht würden wir es ohnehin nicht mehr bis nach Hause schaffen, dafür war es schon zu spät, egal wie sehr wir uns beeilen würden und ich wusste, dass ich zu nicht mehr viel fähig war. Fliegen würde ich bis zur nächsten Nacht nicht mehr können.

„Nicht, Jui. Es wird schon wieder. Wir werden den Tag hier verbringen müssen...“, erklärte ich leise. Auf seinen verwirrten Blick hin fügte ich hinzu: „In der Erde.“
 

Daisuke

Anscheinend musste fliegen anstrengend sein, denn Kaoru fiel fast augenblicklich in den Sand, hatte nicht mal genug Kraft zu stehen.

Jui bot ihm natürlich sofort sein Blut an, um ihn zu stärken aber ich sah es trotzdem nur mit Unbehagen. Jui hatte sich doch grad erst wieder erholt und selbst neu Kraft getankt und jetzt wollte er sich gleich wieder schwächen.

„In der Erde?“, wiederholte ich ungläubig, „Wie sollen wir das denn anstellen? Können wir uns denn eingraben?“, ich zweifelte wirklich, obwohl ich inzwischen wusste, dass Kaoru nie etwas unmögliches vorschlug.
 

Jui

„In die Erde???“ Diese Worte verließen meinen Mund mindestens genauso schnell wie Daisuke sie aussprach - nur das meine mit mehr Nachdruck gesprochen waren.

„Bitte Kaoru, trink von mir und dann rennen wir zu deinem Haus, das muss doch zu schaffen sein. Bitte Kaoru! Wir können doch nicht einfach unter der Erde verschwinden!“

Ich spürte wie Angst in mir aufstieg. Was wenn man uns ausgrub oder keiner von uns am nächsten Abend mehr in der Lage sein würde sich wieder auszugraben? Was wenn die feste Erde uns zerquetschen würde?

Kaorus Vorstellungen machten mir ehrlich Angst und ich wusste nicht einmal wie ich ihn an seinem Vorhaben hindern könnte.
 

Kaoru

Die Panik der beiden wäre amüsierend gewesen, wenn es mir nicht so schlecht gegangen wäre. Ein amüsiertes Grinsen konnte ich mir trotzdem nicht verkneifen.

„Keine Sorge, es hört sich schlimmer an als es ist.“, versuchte ich die beiden zu beruhigen. Andererseits konnte ich ihre Reaktion sehr gut verstehen, mir war es nicht anders gegangen, bevor ich das erste Mal einen Tag so verbracht hatte. „Für einen Vampir ist das das natürlichste der Welt, es ist eine Art Reflex, der eure Körper sich selbst eingraben lässt und sobald die Sonne untergeht könnt ihr euch problemlos wieder befreien. Wir werden uns hier im Sand vergraben, so ist es einfacher wieder an die Oberfläche zu kommen.“
 

Jui

„Bist du denn überhaupt noch stark genug dazu?“, fragte ich obwohl ich immer noch das Unbehagen in mir spürte.

„Muss das wirklich sein?“ fragte ich nach einigen Momenten des Schweigens. Ich konnte mich mit dem Gedanken einfach nicht anfreunden.

„Könnt ihr mich festhalten, da unten? Ich habe Angst...“ Ich konnte diese Furcht ruhig zugeben, denn sie war schon zu offensichtlich. Aber ich machte mir nicht nur um mich sorgen.

Immer wieder beschlich mich die Sorge um Kaorus Schwäche und sogar Schuldgefühle weil ich ihn nicht dazu bringen konnte von mir zu trinken.

Ich spürte wie sich Dais Arme um mich schlangen und ich lehnte mich an ihn. Er war hinter mir. Gab mir Halt.

„Dir kann nichts passieren. Wir sind doch bei dir.“, flüsterte er mir liebevoll zu, ich hätte ihm gerne geglaubt - doch ich konnte es nicht einmal.
 

Kaoru

„Jui, es wird nichts passieren. Wir bleiben bei dir.“, versuchte ich Jui zu beruhigen und sah zu Daisuke, der meine Worte mit einem Nicken bestätigte. Eigentlich wollte ich so schnell wie nur irgend möglich Ruhe finden. Meine Schwäche nicht verbergen zu können war schon schlimm genug, doch dass Daisuke es mir ansah, war zu viel des Guten. Wir waren uns doch noch lange nicht so nah, als dass ihn so etwas was anginge.

„Lasst uns schlafen.“, schlug ich vor, doch es war weniger ein Vorschlag als eine Anordnung. Eigentlich war es nicht meine Art und ich mochte es auch nicht irgendjemandem Befehle zu geben, doch in diesem Moment war es mir gleichgültig. Ich fühlte mich wie auf dem Präsentierteller, als würden die beiden Erwartungen mir gegenüber haben, die ich einfach nicht erfüllen konnte.
 

Daisuke

Jui sah so völlig verzweifelt aus, dass mich zu ihm begab, um ihn zu beruhigen, obwohl ich es auch zum ersten mal sah, dass Kaoru so kraftlos war.

„Keine Sorge Jui, wir werden direkt neben dir liegen und nicht von deiner Seite weichen. Also lass uns endlich anfangen bevor wirklich noch die Sonne aufgeht.“, setzte ich hinzu, damit Juis Zweifel keine neue Grundlage bekamen.

Auch wollte ich die Last von Kaorus Schultern nehmen, da ich als Kaiser von Japan wusste wie es ist erschöpft zu sein und alle anderen erwarten trotzdem noch eine Führungsperson, also begann ich damit ein Loch in den Sand zu graben, was erstaunlicherweise schnell ging, ohne dass ich Werkzeuge benutzte. Er erleichtert stellte ich fest, dass ich es richtig gemacht haben musste, denn Kaoru hielt mich nicht auf und schenkte mir sogar einen gutmütigen Blick.
 

Kaoru

Die Arbeit war schnell getan und ich war wirklich mehr als froh darüber, als wir uns endlich niederlegten und ich uns wieder mit dem zuvor zur Seite geschafften Sand bedeckte. Es war ein seltsames Gefühl nach so langer Zeit wieder einmal einen Tag auf diese Weise zu verbringen, aber in diesem Moment war es mir egal, solange ich endlich schlafen konnte.

Wir hielten uns eng beieinander, Jui zwischen Daisuke und mir und geschützt in unseren Armen liegend. Es war ein angenehmes Gefühl der Vertrautheit und ich hoffte, dass es von nun an vielleicht dauerhaft so zwischen uns sein könnte.

feelings of the dead

Jui

Der Sand in meinem Gesicht hatte mich von Anfang an gestört, doch als ich endlich einschlief konnte ich ihn wenigstens für einige Zeit ausblenden, wenn auch nur kurz, denn ich erwachte mit dem Sonnenuntergang.

Ich spürte Kaorus Arm, der schützend um meinen Körper gelegt war und bewegte mich in seine Richtung, bis ich seinen Oberkörper an meinem spürte. Ich wollte etwas sagen, aber der Sand hinderte mich. Ich konnte nicht sprechen, nicht weinen, denn meine Augen waren geschlossen, ließen sich im Sand nicht öffnen. Alles was ich tun konnte war mich an Kaoru zu kuscheln und zu hoffen, dass ich ihn wecken könnte. Ich wollte hier so schnell wie möglich raus und es war mir egal das Die Sonne noch in meinen Augen brennen würde. Alles war besser als dieser schreckliche Sand.
 

Kaoru

Ich erwachte früh, als ich spürte wie Jui sich neben mir regte. Der Schlaf war trotz der unbequemen Lage erholsam genug gewesen, mein Körper tat wieder, was ich ihm befahl, was ich nach kurzer Zeit schon erkannte. Als ich Juis Unruhe bemerkte, entschied ich mich, wieder an die Oberfläche zu kommen. Dai würde noch einige Zeit nicht hinaus können, doch ich wollte nicht, dass Jui sich noch unwohler fühlte, als er es wohl sowieso schon tat.

Es dauerte nicht lange, bis wir uns an der frischen Luft wieder fanden, der Himmel noch leicht rötlich und der Boden noch erhitzt von der Sonne des Tages. Der milde Wind blies uns die Haare aus den Gesichtern und nach den Stunden abgeschnitten von jeglicher frischer Luft, fühlte sich das unglaublich befreiend an.

"Wie geht’s es dir, Jui?", fragte ich schließlich leise.
 

Jui

Ich atmete die Luft tief ein, obwohl ich sie gar nicht benötigte um zu überleben. Auf Kaorus Frage hin nickte ich, versuchte immer noch meine Haut vom Sand zu befreien der überall an mir zu kleben schien. Ich wollte ihn loswerden.

Die Sonne brannte in meinen Augen, doch ich schloss sie einfach wieder als ich sah das Kaoru vor mir stand.

Ich schloss ihn sofort in meine Arme, bettete meinen Kopf wieder auf seiner Brust.

"Bitte lass uns nie wieder im Sand schlafen Kaoru! Das war schrecklich!"

Gab ich ehrlich zu. Das war definitiv die schlimmste Nacht meines Lebens und ich war unglaublich froh das Kaoru jetzt wieder bei mir war - und es hoffentlich auch blieb. Diesmal für immer.
 

Daisuke

Ich erwachte als ich merkte wie Jui sich aus meinem Arm heraus bewegte und sich an Kaoru kuschelte. Ich hätte mich zwar ebenfalls liebend gern aus dem Sand bewegt, jedoch merkte ich bei meinem ersten Versuch, dass das Sonnenlicht noch zu grell für meine Augen war, sodass ich mich nach einem heftigen Schmerz in meine Augen wieder etwas tiefer in den Sand grub und Jui allein mit Kaoru an der Oberfläche lies, vermutlich brauchte das Jui jetzt, nach dieser grausamen Nacht auch.

Ich hoffte Kaoru würde Jui etwas aufheitern können. Jui war die ganze Nacht unruhig gewesen. Kaoru und ich hatten dies an seinen Bewegungen im Schlaf erkannt. Ich war mir aber nicht sicher, ob seine Unruhe nur am Sand lag oder ob er sich immer noch schuldig fühlte an unserer Verbannung, die allein meine Schuld war, auch wenn es schwer fiel mir das einzugestehen.

Allerdings verstand ich Jui, da wir nun in einem fremden Land leben mussten und vorerst nicht zurück nach Hause konnten. Ich hoffte Jui und Kaoru würde dies nicht allzu viel Unbehagen bereiten.
 

Kaoru

Ich legte meine Arme um Jui, hielt ihn fest an mich gepresst. Nach all den Jahren, die wir jede einzelne Nacht in der sicheren Wärme eines Hauses verbracht hatten, konnte ich seine Abneigung gegen den Sand gut verstehen, obwohl es mir selbst von Anfang an nie so schlimm vorgekommen war. Vielleicht lag das aber auch daran, dass ich meine ganze Kindheit und Jugend draußen verbracht hatte, nur selten und in den ersten Jahren ein wirkliches Dach über dem Kopf gehabt hatte.

"Keine Sorge, Jui, morgen werden wir Zuhause sein und du kannst wieder in einem Sarg schlafen und ich verspreche dir, dass dir niemand etwas anhaben wird. In Ordnung?", versuchte ich ihn zu beruhigen, strich ihm vorsichtig über den Rücken. Es würde sicherlich noch einige Zeit dauern, bis Daisuke sich zu uns gesellen konnte.
 

Jui

Trotz des grellen Lichtes öffnete ich die Augen wieder. Meine Augen brannten von der Helligkeit des Himmels, obwohl die Sonne nirgendwo mehr zu entdecken war. Aber auch dieses Brennen war ein geeigneter Schmerz für meine Schuld. gerne hätte ich mich entschuldigt, für all das, doch ich kannte Kaorus Reaktion darauf, wusste dass ich ihn mit meinen Worten nicht erreichen würde. Deshalb blieb ich stumm.

Zudem wollte ich Kaoru sehen, hatte immer noch etwas Angst, dass er wieder gehen könnte. Ihm schien das Licht nichts mehr auszumachen, was an seiner Alter und an seiner Kraft lag.

"Geht es dir wieder besser? Wenn nicht du weißt das du jederzeit von mir trinken kannst ... und du weißt das es mir nichts ausmacht, oder?"

Es war schon immer so. Ich war lieber selbst schwach als ertragen zu müssen das ich Kaoru schwach sah. Denn nur mit einem starken Kaoru an meiner Seite konnte ich stark sein. Und Daisuke? Ihn brauchte ich genauso, auch wenn ich mir oft nicht erklären konnte wie und warum.
 

Kaoru

Juis Worte berührten mich, ich nickte. "Es geht schon. Sobald Daisuke wach ist, werden wir uns irgendwo etwas zu trinken suchen und uns dann auf den Weg machen. Solange halte ich durch, die lange Reise hat nur an meinen Kräften gezehrt.", beruhigte ich Jui und lehnte meine Stirn gegen seine. Irgendwie war dieser beinahe schon intime Moment zwischen uns etwas völlig ungewohntes, seitdem wir uns durch Daisuke so weit voneinander entfernt hatten. Im ersten Moment war ich mir nicht einmal wirklich sicher, ob ich Jui nun küssen sollte oder nicht, doch irgendwie schien es das einzig richtige und als ich seine Lippen mit den meinen verschloss, wusste ich sicher, dass es so war.

Und so groß die Versuchung auch war, Jui nun zu beißen, ihm auch nur ein paar wenige Schlucke Blut zu nehmen, ich widerstand ihr.
 

Jui

Fast schon klammerte ich mich an seine Lippen, hielt mich an ihnen fest. Sie waren so vertraut, obwohl ich sie schon ewig kannte.

Meine Hände fanden seinen Nacken, hielten sich nun ebenfalls fest. Es war so wundervoll Kaoru gegenüber schwach sein zu können auch wenn ich gerne noch schwächer gewesen, war zu überfordert mit der gesamten Situation, sehnte mich nach nichts mehr als bewegungsunfähig in seinen und Daisukes Armen zu liegen.

Wenn er doch nur bald aufstehen würde können. Ich wollte nicht mehr hier sein...
 

Daisuke

Nach schier endlosen Momenten, in denen ich nicht wusste, wie es Jui und Kaoru ging, bemerkte ich, wie sich der Himmel langsam verdunkelte. Bei meinem Versuch mich aus dem Sand zu erheben, fiel mir auf das der Sand in die verschiedensten Falten meines Kimonos gedrungen war, deshalb bewegte ich mich auch etwas steif und versuchte nicht noch mehr Sand in meine Sachen zu bekommen.

"Uhrg, der Sand ist ziemlich aufdringlich!", war mein Kommentar als ich mich schüttelte, um den Sand aus meiner Kleidung heraus zu kriegen.

Jui schien dies zu amüsieren, da sich ein ehrliches Lächeln auf seinem Gesicht zeigte und auch Kaoru schien es eher lustig zu finden, da er breit grinsend vor mir stand, dies konnte aber auch durch seine Nähe zu Jui ausgelöst wurden sein.

"Schön, dass ihr euch so darüber amüsieren könnt!"
 

Kaoru

Ich versuchte mir ein Lachen zu verkneife bei Daisukes Anblick, aber als er sich wie ein nasser Hund zu schütteln begann, konnte ich nicht mehr an mich halten und lachte leise. Einen guten Teil dazu tat wahrscheinlich auch, dass wir die letzten Tage in großer Anspannung verbracht hatten, ein Zustand, den das menschliche Gemüt nun einmal nicht ewig aushält. Selbst ein Vampir wird seine menschliche Natur nie völlig los, so alt er auch sein mag.

"Hai, ne? Finde ich auch.", entgegnete ich leise und lächelte ihn an. Dieser Moment machte uns frei, auf irgendeine seltsame Art und Weise. Wir waren einem schlechten Traum entkommen - ich bin mir nicht sicher, ob Albtraum das richtige Wort dafür wäre, denn es war lediglich unglaublich, mehr als Angst einflößend oder ähnliches - und nun begann, langsam aber sicher, ein neuer Abschnitt unseres Lebens... oder sollte ich besser sage: Existenz?
 

Jui

Nur kurz lachte ich mit den Beiden, versuchte Interesse zu zeigen.

Mit jeden Moment den wir hier an diesem offenen Strand verbrachten kam ich mir immer beobachteter vor, immer mehr auf dem Präsentierteller. Durst hatte ich auch, oder es war vielmehr der Durst meiner beiden Begleiter, den ich immer deutlicher zu spüren schien. Aber sie selbst schienen dem noch keine Beachtung zu schenken, versuchte lieber eine gute Stimmung zu schaffen, die mich weniger beunruhigte.

Immer noch einen Arm um Kaoru gelegt streckte ich nun den zweiten für Daisuke aus, war erleichtert als er so nah kam das ich ihn um seine Taille legen konnte, ihn gemeinsam mit Kaoru an mich zog.

Eine Weile verharrten wir noch in dieser Position, bis ich den Kopf hob: "Könnten wir jetzt weiter? Ich bin durstig und ihr gewiss auch ..."
 

Daisuke

Juis einladenden Arm konnte ich nicht widerstehen und so ließ ich mich von ihm in eine feste Umarmung ziehen. Die Stimmung war erstaunlich gut, für unsere jetzige Situation und ich wollte definitiv nichts daran ändern.

Juis Worte machten mich auf meinen eigenen Durst aufmerksam und ich konnte ihm nur zustimmen.

"Von mir aus auf jeden Fall. Lasst uns die chinesischen Spezialitäten mal probieren.", meinte ich mit einem vieldeutigen Lächeln auf den Lippen. Das Essen aus China war seinem Ruf nach etwas seltsam, aber unsere Essen war damit glaube ich nicht gemeint.

"Kaoru, ich glaube es wäre besser wenn du uns führst.", wandte ich mich an Kaoru, der sich auch gleich auf den Weg machte.

Unser Verhältnis zueinander hatte sich wirklich verbessert.
 

Kaoru

Ich nickte und ging voran. "Auf die Spezialitäten kannst du verzichten, glaub mir. Das ist eine Sache für sich.... Um es mal nett auszudrücken."

Auf unserem Weg stießen wir schon bald auf ein kleines Fischerdorf, das aus nur wenigen Hütten bestand. Auf den Schornsteinen stieg Rauch auf und in den Fenstern brannte bereits Licht. Ich mochte diese kleinen Orte nicht, sie waren nicht besonders geeignet um zu jagen, jeder kannte jeden, es gab nicht die altbekannte Anonymität, die in Kyoto vorherrschte, von den großen europäischen Städten gar nicht erst zu sprechen.

Die Menschen waren vorsichtig und abergläubisch, Fremden ohnehin oft nicht sonderlich freundlich gesinnt. Dort einen Vampir zu sättigen war nicht schwer, wenn es an zwei oder in unserem Fall sogar gleich drei ging... dann wurde es anstrengend.
 

Jui

Zu Beginn durchquerten wir den Wald, fremde Tiere waren zu hören und auch die Luft schien anders zu riechen. Der Wald war so düster, so Furcht einflössend. Schon jetzt spürte ich ganz deutlich, dass ich mich hier, in diesem Land, gar nicht wohl fühlen konnte. Ich kuschelte mich tiefer in Dais Arme, der glücklicherweise meinen inneren Kampf nicht einmal bemerkte.

Bald schon gelangten wir zu einem Fischerdorf. Ich konnte das Blut der Menschen schon riechen, Kaoru brauchte Blut. Er musste schwach sein.

Doch ich spürte auch die Abneigung der Menschen und sie bereitete mir Sorge. Sorge um ihn.

"Kaoru, meinst du wir sind hier überhaupt sicher?" fragte ich kleinlaut.
 

Kaoru

Mich weiter umsehend, irgendwann am Eingang zum Dorf stehen bleibend, schüttelte ich nachdenklich den Kopf. Auf den Wegen war kein Mensch zu sehen, niemand war mehr draußen unterwegs zu dieser Zeit, aber das war nicht der einzige Grund. Etwas stimmte hier nicht, es herrschte eine Unruhe und gleichzeitig eine unheimliche Stille.

"Wir werden nicht lange hier bleiben, Jui. Nicht länger als nötig. Uns wird nichts passieren, das kann es nicht einmal.", beruhigte ich Jui und damit vielleicht auch Daisuke, auf den ich gerade meine Aufmerksamkeit allerdings nicht richten wollte. "Aber hier stimmt irgendwas nicht... ich weiß nur noch nicht was."

Es war ein Gefühl, wie die Ruhe vor dem Sturm.
 

Daisuke

Kaoru musste schon mal hier gewesen sein, denn er führte uns sicher durch den Wald, aber es war nicht abzustreiten, dass es definitiv ein anderes Land war und Unbehagen machte sich in mir breit, erst recht als das Fischerdorf in sichtweite kam.

Kaorus Worte konnte ich nur bestätigen. Als Kaiser war ich auch oberster Heerführer gewesen. Ich hatte zwar keine Kriege geführt, aber ich war oft unterwegs gewesen und wusste, wann Gefahr lauerte. Als Kaiser musste ich nun mal auch Attentate über mich ergehen lassen, sodass ich ein gewisses Gespürt dafür bekommen hatte.

"Kaoru, wir sollten nicht dort hingehen. Irgendetwas wird hier in nächster Zeit passieren und ich glaube nicht, dass Jui noch mehr Aufregung vertragen wird.", meinte ich leise zu Kaoru, wollte nicht das Jui das hörte. Ich war mir aber nicht sicher, ob wir es für uns behalten konnten. Jui war für Gefahrensituationen empfänglich.
 

Jui

Mein Herz schien laut zu pochen, als ich Daisuke enger an mich zog, gleichzeitig nach Kaorus Hand griff.

"Bitte Kaoru, können wir nicht woanders langgehen? Du musst es doch auch spüren, hier passiert bald schlimmes..."

Ich spürte Gefahr, so nah das sie fast schon greifbar war, doch genaue Anhaltspunkte hatte ich noch nicht. Dieses Land war wirklich beängstigend, wieso hatte Kaoru uns nur hierher geführt?

Aus der Ferne hörte ich Pferde, die Männer die auf ihnen saßen waren laut und ungepflegt, vielleicht sogar betrunken.

Noch einmal sah ich zu Kaoru, doch in seinem Gesicht konnte ich keine Regung erkennen, weder eine die uns schützen noch eine die das Verderben über uns bringen würde.
 

Kaoru

Noch waren wir ein gutes Stück vom Dorf entfernt, wir befanden uns am Ende eines Waldstückes das sofort an einige verlassen wirkende Hütten angrenzte. Das Gebiet, in dem viele Menschen wohnten war also noch etwas entfernt.

Leider hatten wir von hier aus eine viel zu gute Sicht über das menschliche Übel, das sich hier abspielen würde. Menschen würden sterben, wegen ein bisschen Schmuck, vielleicht noch etwas Mais und wenn sie Glück hatten sogar einer kleinen Menge Reis. Es war so erbärmlich.

Wir konnten nichts tun, es waren fast 20 Mann, die das Dorf überfielen und es wäre für uns einfach zu auffällig sie alle auf einmal zu töten, die Kraft dazu hätten wir gehabt.

Unglaublich! Erst letzte Nacht hatte ich Daisuke noch versucht darüber zu belehren das wir den Lauf der Dinge nicht ändern durften, das wir nur Beobachter waren und jetzt wurde mir diese Position unerträglich! Ich wollte dort herunter und jeder einzelnen dieser Bestien das Genick brechen!
 

Daisuke

Kaorus Wut über das was hier geschah war nur schwer zu übersehen und ich hatte wirklich für einen Moment das Gefühl das er einfach da runter gehen wollte und dem allen ein Ende zu setzen.

Inzwischen waren Schreie aus dem Dorf zu hören. Mütter, die nach ihren Kindern schrieen und Männerstimmen, die immer wieder den Frauen versuchten zu erklären, dass sie nichts zu fürchten hatten, was natürlich nicht stimmte. Der Geruch des Blutes wehte zu uns herauf und wurde immer stärker, eindringlicher. Es erinnerte mich an meinen eigenen Durst und ich spürte, dass ich immer unruhiger wurde. Aber Kaorus starrer Blick hielt mich davon ab ihm zu erklären, dass wir weiter mussten. Auch Jui schien es nicht besser zu gehen. Seinen Körper verlangte es so stark nach dem Blut das er sogar zitterte.

Automatisch schlang ich meinen Arm fester um ihn. Er wirkte in diesem Moment wieder so schwach, fast so schwach wie letzte Nacht im Keller, wo er sich wieder verletzt hatte. Bei dem Bild vor meinen Augen liefen mir Schauer über den Rücken – aber bestimmt keine angenehmen.
 

Jui

Die Schreie hallten tausendfach in meinen Ohren wider und ich spürte fast schon überdeutlich, wie meine Beine schwächer wurden, mich kaum mehr halten vermochten.

Schreie, weinen und Schmerz. Viel schlimmer als in jener Nacht vor weit über 50 Jahren, als ich gestorben war. Er zerriss mein totes Herz und fraß sich durch meine Brust, verteilte sich in meinem Körper bis alles nur noch dieses unerträgliche Gefühl war.

Meine Beine gaben nun endgültig nach und ich spürte Daisukes Arme schwer auf mir, während blutende Tränen meine Augen verließen und alles rot färbten. Was geschah da nur? Und warum war der Tod alles was ich noch wahrnahm?
 

Kaoru

Meine beiden Begleiter blendete ich für einen Moment vollkommen aus. Denn ich spürte, dass einer von ihnen zu uns ritt, offenbar der festen Überzeugung davon hier hinten etwas gehört zu haben, was natürlich Irrsinn war. Wir hatten keinen Laut von uns gegeben und um uns herum war auch nichts passiert. Aber ich wurde das Gefühl nicht los das ich ihn vielleicht absichtlich hier her gelockt hatte, mit der Kraft meiner Gedanken war das kein Problem.

Er stieg von seinem Pferd ab, band es sogar an als die Straße schmäler wurde. Ich wusste, dass er zu uns kommen würde und die Gier stieg in mir auf – wenigstens ihn wollte ich töten, ihn, dem die Bösartigkeit aus allen Poren drang, er der mit dem Morden aufgewachsen war – so wie ich. Aber ich wollte jetzt nicht empfindlich sein, ich wollte töten und mir mein Blut holen!

Inzwischen war er fast in Reichweite. Um Daisuke und Jui da nicht Mitreinzuziehen ging ich ein Stück vor, versteckte mich an einer Hauswand. Durch seine Augen sah ich genau wie nah er mir kam und packte ihn im richtigen Moment.

Sein Blut war eine Wohltat für mich und ich saugte ihn recht schnell aus. Er war wirklich erbärmlich, selbst seine letzten, wirren Gedanken waren von Blut durchtränkt. Ich genoss ihn, ließ mich mit seinem toten Körper zu Boden gleiten ehe ich die Wunden schloss. Tief atmete ich ein ehe ich wieder in der Lage war meine Umgebung wahrzunehmen, bemerkte, das Daisuke nach mir rief.
 

Daisuke

Im Gegensatz zu Kaoru entging mir nicht das Jui neben mir zusammensackte und auch alles festhalten brachte nichts. In mir stieg sofort Panik auf, brauchte er so dringend Blut? Aber nein, ich wusste das dem nicht so war, er konnte einige Tage ohne eine frische Mahlzeit auskommen und außerdem zitterte er dann nicht so, sondern wurde viel eher nur ruhiger und ruhiger.

Aber jetzt, jetzt zuckte er immer wieder zusammen und ich zog ihn automatisch an mich, ignorierte seinen Protest.

„Jui, was hast du, sag was ist los?“, aber ich hatte das schlimme Gefühl das ich ihn mit meinen Worten gar nicht erreichte.

„Kaoru!“, rief ich, aber der war beschäftigt, ich konnte das Blut riechen das er gerade zu sich nahm. Im Moment reizte es mich nicht einmal. Ich drückte Jui fester an mich und stellter voller Panik fest das seine Augen geschlossen waren und er nicht atmete. Gut das musste er auch nicht, aber er tat es noch wenn er wach und bei Bewusstsein war, einfach aus Gewohnheit. Zudem machte es das Bild noch schlimmer, es machte mir Angst. Immer wieder rief ich seinen Namen, doch er reagierte nicht mehr, das zucken hatte auch aufgehört. Irgendwann strich ich über seine kalte Wange und als ich meine Finger wieder hob, klebte Blut daran…
 

Kaoru

Ich ging auf die beiden zu, kam aber nicht umhin mich zwingen zu müssen ihnen wieder Aufmerksamkeit zu schenken, in meinem Kopf schwirrten einfach zu viele Gedanken…

Schnell aber merkte ich, dass das falsch war. Jui lag am Boden und ich konnte sein Blut riechen. Er hatte doch nicht schon wieder? Aber warum gerade jetzt? Es gab doch nichts was ihn gerade in diesem Moment beschäftigte oder nicht? Auch ich kniete mich neben ihn und sah ihn prüfend an. Dort stellte ich fest, dass der Geruch nur von seinen Tränen kam. Aber warum, das wusste ich nicht.

Er war nicht bei Bewusstsein, das spürte ich einfach, also konnte ich ihm erst einmal nur Blut geben. Ich machte es so wie ich es immer tat, flößte ihm das Blut durch einen Kuss ein, das war der einzige Weg den ich bei Jui nehmen konnte wenn es gegen seinen Willen ging.

Ich brauchte ihm nur wenig zu geben, da schlug er auch langsam die Lider auf.

„Kao… warum tut es so weh?“, fragte er, ganz schwach und seine Stimme zeigte deutlich das er Schmerzen hatte und das tat auch mir weh. Und mir fiel im Moment nichts ein wieso das so war…
 

Jui

Der Schmerz ließ mich jegliches Zeitgefühl verlieren und ich konnte meine Umwelt einfach nicht wahrnehmen, nur bruchstückenhaft drangen überhaupt Eindrücke zu mir vor denen ich meine Aufmerksamkeit schenken konnte, alles andere war nur dieser Schmerz und ich wusste nicht wie ich ihn noch länger aushalten sollte.

„Kaoru, trinkt von mir… dann muss ich es nicht mehr spüren… bitte.“

Noch konnte ich begreifen was ich da verlangte, das ich sehr viel von ihnen verlangte.

Und ich wusste, dass er es nicht tun würde. Aber fragen musste ich trotzdem, anders war dieser Schmerz nicht auszuhalten. Es fühlte sich an wie der Tod, als würde ich das gewaltsame Ableben vieler Menschen spüren – alles auf einmal.

Das war zu viel…
 

Daisuke

Entgeistert sah ich meinen Schatz an. Was verlangte er da schon wieder von uns? Was für eine Idee steckte nur dahinter? Gab er sich wieder für etwas die Schuld und wollte jetzt sogar, dass wir ihm halfen sich zu bestrafen?

„Jui! Alles ist gut! Komm wir stehen einfach auf und gehen weiter. Dir geht es doch gut, bitte steh auf und komm mit uns.“ Ich wusste einfach nicht was ich hätte sonst zu ihm sagen sollen.

Eigentlich erwartete ich das Kaoru mich gleich bekräftigen würde, aber er sah Jui nur nachdenklich an. Er konnte doch nicht wirklich in betracht ziehen zu tun was er von uns verlangte?

„Kaoru? Du willst das doch nicht wirklich tun?“

Aber er ignorierte mich. War er verrückt? Er war heute schon den ganzen Tag so komisch gewesen.
 

Kaoru

„Du hast Schmerzen. Wo genau? Kannst du den Schmerz beschreiben?“ Ich spürte automatisch, dass ich viel von ihm verlangte, denn das Sprechen fiel ihm unglaublich schwer, zumal er auch kaum atmete und so kaum Luft hatte, die seine Stimmbänder zum vibrieren bringen konnte.

„Im Kopf ist es am schlimmsten, aber es geht durch den ganzen Körper. Es ist unerträglich. Und es geht nicht weg. Bitte mach das es weggeht…“ Seine Worte waren langsam und doch wusste ich jetzt, dass hinter seiner Bitte ihm das Blut auszusaugen etwas anderes steckte als das was Daisuke dachte.

Und, vielleicht konnte ich ihn auch einfach nicht leiden sehen. Vielleicht hoffte ich, dass der Schmerz einfach weg sein würde, wenn wir bei mir, in meinem Haus, angekommen waren.

„Ich erkläre es dir gleich Daisuke…“, erklärte ihm, bevor ich meine Zähne in Juis Hals rammte, sein süßes Blut in mich aufnahm, wissend das ich es ihm bald wieder zurückgeben würde…

Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, diese schmerzverzerrte Stimme, sein leidendes Gesicht. Das sollte nicht sein.
 

Daisuke

„Bist du wahnsinnig?“, sprach ich meine Frage nun doch aus, konnte aber nur dabei zusehen wie er Jui nun wirklich das Blut aussaugte. Er tötete ihn doch nicht? Nein, ich hörte Kaorus Stimme in meinem Kopf, die mir immer wieder sagte das alles in Ordnung war und das es gut für Jui war, weil er jetzt keine Schmerzen mehr hatte.

Kraftlos fiel sein wunderschöner Körper in Kaorus Armen zusammen.

„Hör zu Daisuke…“, richtete er jetzt das Wort an mich. „Jui befindet sich in einem Komaähnlichem Schlaf. Er hört uns nicht, spürt nichts, auch keine Schmerzen. Praktisch gesehen ist er wie tot, aber seine Seele kann seinen Körper nicht verlassen. Wir bringen ihn zu mir nach Hause und dann gebe ich ihm sein Blut sofort zurück und er wird wieder so sein wie früher.“
 

Kaoru

Die Worte waren vielleicht etwas hart gewählt, aber ich wusste nicht wie ich es hätte anders ausdrücken sollen. Ich erhob mich und nahm Juis, nun leblosen Körper, auf die Arme. Bis zu meinem Haus war es noch ein Stück, kein Problem wenn man es fliegen konnte …

Was aber nicht ging. Ich brauchte beide Hände um Jui zu halten, wie sollte ich da Daisuke noch mit mir nehmen? Aber ich wollte ihn auch nicht länger als nötig in diesem Zustand lassen, wollte einfach nur, dass er seine Augen wieder aufschlagen konnte und alles wäre in Ordnung. Aber diese Vorstellung rückte immer mehr in weite Ferne. Es sei denn…

„Daisuke, ich weiß ich verlange jetzt viel von dir, aber was hältst du davon wenn ich Jui zu mir nach Hause fliege? Im Keller ist er sicher und ich kann ihn wieder zu Bewusstsein bringen. Ich werde dir den Weg mit meinen Gedanken übermitteln, das ist kein Problem für mich. Und du musst nichts weiter tun als den Weg zu rennen. Ich werde dir Bilder des Weges übermitteln, du kannst dich gar nicht verlaufen. Und wenn doch wäre es mir immer wieder ein leichtes dich zu finden. Du kannst mich jederzeit ansprechen weil Jui dich geschaffen hat und nicht ich…“

Ich wusste, dass er einverstanden sein würde, sein Stolz allein verlangte es von ihm. So einfach konnte man alte Gewohnheiten nicht ablegen.
 

Daisuke

Im ersten Moment wollte ich ihm widersprechen, wollte ihm sagen, dass ich dem nicht zustimmen wollte. Aber, das was er vorschlug war wahrscheinlich wirklich das Beste für Jui. Hier am Boden konnten uns immer noch andere angreifen und Jui wäre dem schutzlos ausgeliefert. In der Luft hingegen gab es nicht viel was ihm passieren könnte.

Außerdem, dem nicht zuzustimmen wäre ein Eingeständnis das ich ihm nicht machen würde. Ich war Kaiser gewesen und ein Kaiser hatte keine Angst. Niemals.

„In Ordnung. Zeig mir den Weg.“ Kaum hatte ich das gesagt strömten Bilder auf mich ein, die Kaoru mir übermittelte. Wieder dachte ich mir was für eine Macht er als Vampir doch besaß und ich konnte es kaum erwarten, ebenfalls so viel Macht zu besitzen. Ich kannte den Weg nun.

„Mach dir keine Sorgen du schaffst das…“, sprach er es aus, und als ich deswegen mürrisch werden wollte, fügte er in Gedanken noch hinzu, dass er meinte, dass ich die Kraft dazu habe, den gesamten Weg in unmenschlicher Schnelligkeit zu rennen. Der Gedanke war unglaublich, aber Kaoru würde schon Recht haben. Er war einfach schon so lange ein Vampir, er wusste über meine Fähigkeiten besser bescheid als ich selbst. Auch wenn mich das störte.

Dann erhob er sich in die Lüfte. Ich sah zu wie er und Jui in den Nachthimmel verschwanden und kam nicht umhin die Einsamkeit zu spüren die mich umgab. Ich war wirklich vollkommen allein im Moment…

finding comfort

Daisuke

Etwas mulmig war mir schon zumute. In all der Zeit, die ich nun schon als Vampir lebte war es noch nie vorgekommen, dass ich wirklich alleine war. Und das in einer fremden Umgebung. Aus einiger Entfernung hörte ich Schritte und zuckte gleich zusammen. Als ich aber genauer hinhörte, bemerkte ich, dass es sich hierbei lediglich um einen Hirsch handelte. Ich konnte selbst sein Blut riechen.

Als wenn ich meine Gedanken dadurch vertreiben könnte, schüttelte ich den Kopf.

Ich musste los und mit einem Mal kam es mir so vor, als könne ich Kaorus Stimme in meinem Kopf hören, die mich drängte mich nun endlich auf den Weg zu begeben. Bilder vom Weg, den ich gehen musste tauchten vor meinen Augen auf.

Langsam setzte ich einen Schritt vor den anderen, immer darauf bedacht keinen Ton von mir zu geben, auch wenn niemand in der Nähe war. Meine Schritte wurden immer schneller bis ich mich in einen Tempo bewegte, indem ich Kaoru fast schon einholte – allerdings hatte er seinen Vorsprung, den ich nicht wieder gutmachen konnte.

Ich wusste gar nicht, dass ich so schnell laufen konnte. Meine Umwelt schien zu verschwimmen und trotzdem fand ich immer noch den richtigen Weg. Ich konnte mich doch eigentlich gar nicht verirren – nein ich nicht.
 

Kaoru

Es war schon fast lachhaft was in Daisukes Kopf vorging. Ich hatte ihn die ganze Zeit im Auge behalten, hatte seine Gedanken überwacht und als er sich gar nicht fortbewegen wollte habe ich seine Gedanken sogar bewusst beeinflusst.

Juis Gewicht in meinen Armen nahm ich nur allzu bewusst wahr und dachte an das erste Mal, als wir zusammen geflogen waren. Damals hatte Jui noch gelebt und sein Körper war ganz warm gewesen. Jetzt bot er das genaue Gegenteil: er war kalt und leblos, fast als würde ich eine Leiche mit mir herumschleppen.

Aber so war es nicht und so konnte ich es auch kaum erwarten ihn endlich wieder zum Leben erwecken zu können. Ich hoffte, dass der Schmerz, den er gefühlt hatte, einfach verschwunden sein würde, aber so ganz glaubte ich nicht daran.
 

Daisuke

Ich musste jetzt schneller rennen, ich musste mir selbst und auch Kaoru beweisen das ich in der Lage war so eine einfache Aufgabe zu bewältigen. Wirre Gedanken wie diese traten in meinen Kopf und ich konnte nicht anders als auf sie zu reagieren. Aber wo kamen diese Gedanken her? Von mir waren sie nicht, so viel war klar. Aber woher kamen sie dann?

Kaoru! Er hatte so viel Macht von der ich nicht einmal zu träumen wagte und Jui hatte mir immer mal wieder bewiesen, dass er Kräfte hatte, die selbst er noch nicht kannte. Konnte er einfach so Gedanken in meinen Kopf setzen? Konnte er mich sozusagen kontrollieren? Mit aufsteigender Wut in meinen Bauch konnte ich sogar noch viel schneller laufen. Wie konnte er sich nur anmaßen so etwas mit MIR zu tun? Auch wenn er körperlich stärker war als ich, im Moment musste ich mich stark zusammennehmen um nicht gleich auf ihn loszugehen sobald ich ankam. Mehr als Reden konnte ich nicht mit ihm, alles andere wäre völlig aussichtslos.

Aber konnte ich überhaupt etwas gegen ihn ausrichten? Was wenn er mich wieder manipulieren würde? Was wenn er jetzt auch wieder tat? Ich musste vorsichtiger sein was Kaoru betraf und ich musste vor allem herausfinden, wie ich verhindern konnte, dass er mich weiter so angriff.
 

Kaoru

Das Daisuke meine Manipulation bemerkte störte mich kaum. Es verwunderte mich allerdings. Sicherlich war es aber nur Zufall, dass er es überhaupt registriert hatte. Ein blindes Huhn fand schließlich auch hin und wieder ein Korn.

Inzwischen kamen wir an meinem Haus an. Ich landete und meine Schritte führten sofort in den Keller wo ich Juis Körper in einer der gepolsterten Nischen ablegte, die ich eingebaut hatte weil dieser Keller wirklich ungewöhnlich gemütlich war, fast schon angenehmer als das offene Haus im typisch chinesischen Stil.

Sanft strich ich über seine ungewöhnlich kalte Wange, ehe ich sein Kinn aufdrückte und ihm Blut über mein erneut aufgebissenes Handgelenk einflößte. Er sollte selbst davon trinken, sobald er wieder die Kraft dazu hatte. Außerdem wollte ich ihn einfach nicht schon wieder küssen, wenn er so war. Es ging mir jedes Mal ungewöhnlich nahe, ihn so zu sehen, meine Lippen auf seine leblosen zu legen und in den toten Mund einzudringen.

Nur langsam regte er sich, ich spürte es, hörte das Blut in seinen Venen rauschen, ganz einfach weil ich so sehr auf ihn achtete, für einen Moment all meine Sinne auf ihn konzentrierte.

Er ließ den Kopf zur Seite fallen, entrann somit automatisch meinem Blut, nahm kein weiteres mehr auf.

Auch wenn ich nicht in seine Gedanken eindringen konnte und eigentlich völlig abgeschottet von ihm war, so musste ich ihm heute dennoch nur in die Augen sehen um zu wissen was er dachte und fühlte. Er hatte immer noch Schmerzen und er war zu schwach um sie zu ertragen, aber diese Schwäche kam nicht vom Blutmangel. Es war viel mehr eine seelische Schwäche, die sich da auf seinen Körper niederschlug.

„Kaoru, was ist mit mir? Bitte mach das es aufhört.“, sprach er leise. Seine Stimme war ebenfalls schwach. Vorsichtig schlang ich meine Arme um ihn, bettete seinen Kopf auf meinem Unterarm, damit er etwas weicher lag. Ich konnte ihm nicht antworten. Ganz einfach weil ich einmal in meinem Leben etwas nicht wusste.
 

Daisuke

Auch ich kam inzwischen an. Kaorus Manipulation half mir den Weg in den Keller zu finden und so sehr meine Wut gerade jetzt in mir kochte, desto mehr entwaffnete mich Juis Anblick. Seine Augenlider drifteten immer wieder zu, ehe sie sich wieder öffneten.

„Jui?“ Sofort rannte ich auf ihn zu, blickte ihm kurz in die Schmerzdurchdrungenen Augen. Leise hauchte er meinen Namen. Was konnten wir nur tun um dies zu beenden.

Kaoru löste sich als ich mich neben ihn kniete um seine Hand zu nehmen.

Er seufzte. „Daisuke. Ich denke ich muss euch alleine lassen.“ Entgeistert sah ich ihn an. Natürlich freute ich mich im ersten Moment, immerhin war mir seine Abwesenheit mehr als angenehm, aber was würde Jui sagen wenn er dies bemerkte? Hatte er langsam nicht einmal genug durchgemacht?

„Warum?“, hörte ich mich selber fragen, obwohl ich es nicht einmal wollte.

„Ich habe eine große Bibliothek in Ägypten. Dort habe ich Schriften über Vampire zusammengetragen. Vielleicht finde ich einen Hinweis darauf was Jui hat. Es ist nichts menschliches, das könnte ihn gar nicht so stark berühren. Wenn es menschlich wäre, könnte er sich davon befreien. Aber er kann es nicht.“

Seine Stimme klang ganz sachlich und irgendwie nahm mir das den Wind aus den Segeln.

„Wenn ich euch mitnehmen würde bräuchte ich Tage für die Reise. Das möchte ich Jui nicht antun. So komme ich diese Nacht noch an und kann mich auf die Suche begeben. Ich weiß nicht wie lange ich weg sein werde, aber sobald ich etwas finde sende ich dir meine Gedanken zu. Vielleicht kannst du ihm helfen bevor ich wiederkomme, vielleicht finde ich nicht gleich das richtige heraus. Wenn du jagen gehst versuche Jui mitzunehmen. Wenn das nicht geht stelle zumindest sicher, das er genug Blut im Körper hatte um sich notfalls zu wehren oder zu fliehen. Es kann ja immer was passieren, auch wenn ich nicht glaube, dass wir in Gefahr sind. Man kann nie wissen.“

Ich wusste nicht ob er mich wieder beeinflusste, oder ob es mich wirklich nicht beunruhigte oder ob ich mich einfach zu sehr freute, Jui in Ruhe für mich zu haben. Ich nickte ihm nur zu, ehe er sich umdrehte, den Keller verließ und bald darauf schon davonflog.
 

Jui

Als der Schmerz abklang öffnete ich erneut die Augen. Er hinterließ ein taubes Gefühl, das mich wiederum völlig einnahm.

„Daisuke? Wo ist Kaoru?“, fragte ich, obwohl es mich viel Mühe kostete. Seine Hand strich durch meine Haare.

„Er ist in seiner Bibliothek. Er kommt erst wieder wenn er weiß was mit dir ist.“ Ich ließ den Kopf zurücksinken und seufzte. Eigentlich müsste ich doch Angst haben weil er nicht da war. Es ging aber nicht.

Daisuke hatte sich neben mich gesetzt und strich mir durchs Haar.

„Weißt du noch wie es war als du starbst? Das hier war viel schlimmer…“, versuchte ich beschreiben. Es fühlte sich viel mehr als würde man mehrere Tode mit einem Mal erleben, den von vielen Menschen. Auch jetzt war dieses Gefühl noch präsent, auch wenn es jetzt andere Tode waren als vor einiger Zeit – und sie waren weiter weg – erreichten mich einfach nicht mehr ganz. Das tat gut.
 

Daisuke

Ein Gefühl der Erleichterung nahm mich ein, als Kaoru sich erneut in den Nachthimmel erhob und ich ihm nur nachsehen konnte. So war es schon einmal gewesen und ich konnte nicht leugnen das ich diese Zeit genossen hatte, ganz gleich wie sehr Jui darunter hatte leiden müssen.

Es dauerte allerdings nur einen kurzen Moment, bis die Sorge um Jui wieder in den Vordergrund und ich kniete mich wieder vor ihn, versuchte seinen Schmerz zu ergründen. Viel lieber hätte ich es allerdings gesehen wenn er gar keinen Schmerz mehr gefühlt hätte.

Auch wenn ich zu Lebzeiten ein beherrschter Mensch war und auch vielmals meine Gefühl verbergen konnte, über Juis Worte konnte ich nur die Augen weit aufreißen und ihn erschrocken ansehen.

Noch viel zu gut erinnerte ich mich an dieses Gefühl, als ich starb und meinte von inner heraus in zwei gerissen zu werden, meine Glieder hatten gebrannt wie Feuer und mein Kopf hatte wild pulsiert. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen das es etwas gab, einen Schmerz, der noch schlimmer war wie dieser.

Noch immer blitzten seine Augen hin und wieder unfokusiert auf, als wäre er einen Moment nicht in dieser Welt, aber die Abstände dieser Momente wurden immer größer.

Auch wenn ich es mir, oder irgendjemand anderem gegenüber nie eingestanden hätte, diese Blicke machten mir immer wieder Angst. Ich war mir darüber bewusst das wir Untote waren, das wir eigentlich gar nicht mehr lebten. Aber wenn ich in diesen Augenblicken in Juis Augen sah, hätte ich denken können er wäre längst tot. Allein diese Vorstellung war für mich zu erschreckend.

Auch wenn ich mich niemals von einem anderen abhängig machen wollte, so war er doch mein Leben, spätestens seit meinem Tod, seit er der einzige Grund ist warum ich noch lebe.

„Kann ich etwas für dich tun?“, fragte ich deshalb nach einer Weile, auch wenn so eine Frage aus meinem Munde wohl mehr als ungewönlich sein musste.
 

Jui

Eine ganze Weile noch beobachtete mich Daisuke nur. Von Zeit zu Zeit war mir dies unangenehm, manchmal aber spürte ich gar nichts davon, weil der Schmerz sich hin und wieder bedrohlich verstärkte und ich so gar keine Kraft hatte um auch nur irgendetwas um mich herum wahrzunehmen. Bald aber hatte ich endlich den Punkt erreicht, an dem ich im ganzen Körper nur noch ein dumpfes, lähmendes Pochen spürte und mich dem wohlwollend ergab.

„Daisuke? Kaoru wird oben ein Arbeitszimmer haben. Bitte geh dorthin und such dir ein Buch aus, Irgendeins, das dich interessiert und das du gerne einmal lesen würdest. Dann komm zurück zu mir und lies mir daraus vor, bitte.“, meinte ich leise, zumindest meine eigene Stimme hallte noch immer in meinem Kopf wider und quälte mich damit. Auch wenn ich nicht genau wusste ob ich das jetzt ertragen konnte.

Daisuke hatte mit so einer Bitte wohl nicht gerechnet, denn er schien verwirrt.
 

Daisuke

Juis Bitte ließ mich erschrocken die Augen weiten. Hatte er nicht Schmerzen?

Wie damals, als wir noch sterblich waren, strich ich ihm die Haare aus der Stirn, als könne es seine Schmerzen lindern. Mir wurde wieder einmal bewusst, das ich eigentlich hilflos war, das ich Jui nicht helfen konnte, das ich an der gesamten Situation eigentlich keine Kontrolle hatte, keine Macht etwas zu ändern.

Jui aber reagierte nicht auf meine Bedenken, sodass ich es auch fragwürdig fand, ob es etwas bringen würde ihm vorzulesen, aber letztendlich tat ich es doch.

Erst jetzt hatte ich die Zeit, mir Kaorus Bleibe genauer anzusehen. Verwundert stellte ich fest, das es hier aussah wie in einem buddhistischen Tempel. Durch eine große Doppeltür erreichte man sogar einen Raum, nach vorne hin offen und reich verziert. Ein großer, goldener Buddha stand darin.

Vorerst wollte ich jedoch nicht länger darüber nachdenken. Jui war jetzt wichtiger. Schnell hatte ich eine Art kleine Bibliothek gefunden, 2 Wände waren voll gestellt mit Büchern, an der dritten war ein kleiner Schreibtisch, zusammen mit einem kleinen Fenster.

Ich verzichtete darauf, mir jeden Buchrücken anzusehen, zumal viele Bücher auf chinesisch waren und das verstand ich eigentlich nicht.

Schnell fand ich ein weiteres, kleines Regal, dort waren alle Bücher auf japanisch.

Japanische Märchen. Das klang mal interessant, denn ich selbst kannte kaum welche, hatte es schon früh in meinem Leben abgelehnt, mich damit zu beschäftigen, ich hasste übernatürliches. Allerdings sollte es Jui gefallen, so hoffte ich.

Unten im Keller lag Jui unverändert.

„Hast du einen bestimmten Wunsch?“, fragte ich sanft nach, während ich mich zu ihm setzte. Er schüttelte den Kopf und ich sah mir das Inhaltsverzeichnis an. Ich kannte nichts davon.

„Urashima Taro“, laß ich den Titel des ersten Märchens vor. Jui lächelte leicht, auch wenn sein Gesichtsausdruck noch immer gequält wirkte.

„In einem Fischerdorfe, nahe dem heutigen Yokohama lebte vor vielen, vielen Jahren ein junger Fischer namens Urashima Taro. Als er eines Abends vom Fischfang zurückkehrte und recht zufrieden und guter Dinge war, weil er gute Beute gemacht hatte, sah er am Strande eine Schar Knaben, die eine kleine Schildkröte gefangen hatten und sie an einer an einem ihrer Vorderbeine befestigten Schnur im Kreise herumschwangen und quälten....“ *
 

Jui

Trotz der Schmerzen, die ich noch immer zu haben schien, musste ich lächeln. Das Daisuke gerade dieses Märchen gewählt hatte. Ich bemerkte, dass ich es noch immer so gut wie auswendig konnte. Meine Mutter hatte es mir so oft erzählt, manchmal hatte sie auch noch etwas hinzugedicht, zum Beispiel wie prachtvoll und schön der Unterwasserpalast gewesen sein muss, in den der Fischer Urashima Taro gebracht wurde. Später, als Vater verschwunden war, hatte ich angefangen diese Geschichte meiner Schwester, Asami zu erzählen, und auch ich schmückte sie immer weiter aus, als glaubte ich selbst daran, dass Vaters Boot nicht untergegangen und er ertrunken war, sondern er so dringend im Unterwasserpalast gebraucht würde.

Daisuke endete die Geschichte bereits und blickte noch eine Weile die Seiten an, die er so eben gelesen hatte.

“Sind alle japanischen Märchen so?”, fragte er etwas verängstigt, als hätte er absolut nicht damit gerechnet, das der Fischer am Ende doch stirbt.

“Ja, zumindest alle die ich kenne. Aber weißt du, manchmal frage ich mich ob mein Vater in 600 Jahren wieder aus dem Meer steigt... seit ich ein Vampir bin stelle ich mir das manchmal vor. Und wenn ich da bin, muss er nicht die Schachtel öffnen, weil er dann ja nicht alleine ist...”, erzählte ich ihm.
 

Daisuke

Dieses Märchen hinterließ wirklich ein beklemmendes Gefühl nach dem Lesen. Fast schon gruselig. Aber das wollte ich Jui nicht wissen lassen, er sollte nicht denken das ich schwach wäre.

Allerdings schien dieses Märchen ihm wirklich zu helfen. Sein Blick wurde klarer und klarer und als ich geendet hatte, schien er gar keine Schmerzen mehr zu haben. Man hörte seiner Stimme nicht mehr an, dass er litt.

“Glaubst du wirklich das er einfach so aus dem Meer steigt?”, fragte ich ungläubig nach. Ich hatte nie viel für Übersinnliches übrig gehabt, aber Jui hatte mir schon einmal bewiesen, dass es Dinge gab, die man logisch nicht mehr erklären konnte - sollte er wieder Recht haben? Wenn ich mir jedoch die Geschichte ansah, war es doch eigentlich völlig unmöglich das so etwas wirklich passiert war. Zumal, wer sollte nach 700 Jahren bestätigen können, das der Fischer wirklich wieder an Land ging? Das war doch völlig unmöglich.

Aber Jui lächelte mich an. Er glaubte daran und was noch viel wichtiger war, ich hatte ihm wirklich geholfen, es schien ihm wirklich wieder besser zu gehen.

Ich strich ihm wieder durchs Haar. So gefiel er mir doch gleich viel besser. Ich laß an diesem Abend noch einige Geschichten, nur wenige entsprachen meinem Geschmack. Jedoch schlief Jui irgendwann wirklich ein. Es war noch lange vor Sonnenaufgang.
 

* Quelle: The Project Gutenberg eBook, Japanische Märchen von Karl Alberti, 07.11.2010

things that shouldn't be

Kaoru

Drei Tage saß ich nun schon bei Kerzenlicht in einem ehemaligen Grab, tief unter der Erde in der Wüste Ägyptens. Hier her stammen die Vampire und die Bibliothek stand jedem von uns offen, der wusste wo sie war. Also hauptsächlich älteren Vampiren. Jüngere brauchten die Schriften auch nur selten und selbst wenn, viele waren in alten Sprachen und Schriftsystemen geschrieben, für viele unverständlich. Auch für uns dauerte es immer eine Weile, eine neue Schrift zu lernen.

Ich selbst hatte hier so einige Jahre verbracht, völlig abgeschottet von der Welt, ohne ein Wort zu jemanden, ohne Kontakt zu anderen. So dauerte es auch nicht lange, bis ich ein paar Vermutungen gefunden hatte.

Juis Fähigkeiten hatten sich in den letzten immerhin über 60 Jahren so gut wie nicht entwickelt, nur seine Toleranz der Dämmerung gegenüber hatte sich gebessert. Das hatte allerdings kaum etwas mit den Fähigkeiten zu tun, die er als Vampir noch erlangen konnte.

Ich hatte einige alte Tagebücher gefunden, von Leidensgenossen, die von einem Tag auf den anderen Gedanken lesen oder gar über kurze Distanzen fliegen konnten. Vielleicht hatte sich wirklich sprungartig eine neue Fähigkeit bei Jui entwickelt - aber welche sollte das sein, wenn sie Jui Schmerzen zufügte?

In Daisukes Gedanken fand ich die Antwort. Zuerst hatte ich ihm ganz bewusst Fragen gestellt, jedoch schnell gemerkt das seine Kräfte noch nicht ausreichten um mir über diese Distanz zu antworten. Also hatte ich selbst seine Gedanken durchsucht.

Es würde nichts bringen, Daisuke mein Wissen zu übermitteln, selbst für mich würde es schwer werden, Jui das beizubringen, was er tun musste um wieder normal leben zu können.

Und so grub ich mich ohne einen Moment zu zögern wieder durch den Sand und flog zurück nach China, wo ich die beiden zurückgelassen hatte.
 

Daisuke

Es waren nun schon drei Tage. Die meiste Zeit davon hatte Jui geschlafen, sich mit mir darum gestritten etwas zu trinken, es am Ende doch nicht getan und sich fast schon stur gestellt. Auch mir war inzwischen klar, dass er diese Schmerzen nur spüren konnte, wenn er bei vollem Bewusstsein war und je weiter er sich davon entfernt hielt, desto weniger litt er. Allerdings konnte das doch auch keine Lösung sein. Er lag nur hier, inzwischen in einem Sarg, bewegte sich so gut wie gar nicht mehr, atmete nicht einmal. Ich wusste inzwischen das wir nicht atmen mussten um zu überleben, dennoch kam ich mir einfach zu merkwürdig vor wenn ich es nicht tat, weswegen ich weiter atmete.

Gestern hatte ich mich in den Wald gewagt, hatte mich getraut Jui alleine zu lassen und hatte ein Wildpferd erlegt und dessen Blut gesaugt. Es war mein erstes Blut seit Tagen und als ich das Tier sah, merkte ich erst, wie ausgedörrt ich schon war. Das Blut schmeckte nicht sonderlich, aber es hielt mich bei Kräften.

Der Weg bis zum nächsten Dorf wäre mir zu weit gewesen und ich hoffte wirklich sehr, das Kaoru bald zurück kommen würde, am besten mit einer Lösung.

Er hatte versucht mit mir Kontakt aufzunehmen, aber ich schaffte es nicht einmal, genau die Worte wahrzunehmen, die er mir sendete. Es wirkte auf mich fast schon so, als würde er in einer fremden Sprache sprechen.
 

Kaoru

Der Wind blies mir den ganzen Flug über heftig um den Körper, das Wetter wirkte unruhig. Ein paar Stunden später erst erreichte ich mein Haus in China. Mitten im Wald gelegen, hatte ich mich für einen kleinen Tempel entschieden, dessen Keller ich ausgebaut hatte. Auch für mich war es schön in dieser Umgebung zu meditieren.

Schnellen Schrittes machte ich mich auf in eben jenen Keller, indem ich Jui und Daisuke auch sofort fand. Jui lag in meinem Sarg in der Mitte des Raumes, Daisuke hockte daneben und betrachtete ihn, bemerkte mich nicht einmal sofort.

“Dai?”, sagte ich leise, ohne ihn erschrecken zu wollen und ging auf die beiden zu. Jui war nicht bei Bewusstsein, lag wirklich wie ein Toter da und als ich meine Lippen auf seine Stirn legte, war diese kalt wie Stein. Ich wusste das zwar, hatte es nicht anders erwartet, trotzdem schockierte es mich. Daisuke hätte sich doch um ihn kümmern müssen! Fragend sah ich ihn an.

“Ich hab alles versucht. Ich hab ihm sogar befohlen zu trinken und selbst dagegen hat er sich gewehrt. Er hat sich noch nie meinen Befehlen widersetzt. Er liegt hier vielleicht bewegungslos, aber wenn ich versuche ihm Blut einzuflößen dann wehrt er sich, obwohl er ja eigentlich keine Kraft mehr hat...”, seufzte er resigniert.

So hatte ich ihn ja noch nie gesehen! Nichts war mehr von dem Stolz und der Überlegenheit zu sehen, die ihm sonst innewohnte. Ich wusste sofort, das ich ihn so nicht noch einmal sehen würde.
 

Daisuke

Es überraschte mich das Kaoru so plötzlich vor mir stand. Allerdings, vielleicht konnte er mir auch nicht so einfach Bescheid geben.

“Hast du herausgefunden was mit ihm los ist? Was müssen wir tun?”, fragte ich, in einem Ton der mir bis jetzt selbst vollkommen fremd war: fast schon bettelnd.

Und ich wusste nicht einmal mehr ob es an Jui oder dem fehlenden Blut lag. Er nickte.

“Wann hast du das letzte Mal getrunken?”, fragte er mich aus heiteren Himmel.

“Vor zwei Tagen...”, antwortete ich leise.

“Dann geh schnell ins Dorf. Es darf niemand hier in der Nähe sterben nachdem wir Jui aufgeweckt haben. Und er wird sicherlich einiges an Blut brauchen.”, wies er mich an und ich gehorchte einfach nur. Die Aussicht auf Blut war in meinen Gedanken auf einmal allgegenwärtig und es dauerte keine Sekunde, da hatte ich mich auch schon mit unmenschlicher Geschwindigkeit in Bewegung gesetzt. Kaoru würde auf Jui aufpassen.

Ich tötete zwei Menschen in dieser Nacht.
 

Kaoru

Daisukes Durst war selbst dann, wenn man nicht bewusst versuchte seine Gedanken zu lesen unübersehbar. Es strahlte förmlich durch ihn hindurch und auch wenn er für Jui versucht hatte es zu verdrängen. Auch ich würde heute noch kurz auf die Jagd gehen, nachdem Daisuke zurückgekehrt war.

Auch hockte mich nun an Juis Sarg. Probeweise biss ich mir in den Finger und benetzte seine kalten, trockenen Lippen mit meinem Blut. Die inzwischen aufgesprungene Haut verheilte langsam, aber vollständig. Allerdings versuchte Jui nicht einmal das Blut abzulecken. Er wehrte sich wirklich gegen das Blut.

Es erinnerte mich an damals, als Jui sich gewehrt hatte Menschen zu töten. Damals hatte ich immer befürchtet das dies einmal passieren würde. Wenn man mir damals gesagt hätte, dass wir in über 60 Jahren wirklich in dieser Situation wären, hätte ich darüber nur den Kopf geschüttelt. Ich dachte wirklich das hätten wir hinter uns.

Vorsichtig strich ich ihm durchs Haar und die Wangen, hoffte, dass er dies trotz der Dunkelheit, die ihn umfing, spüren konnte. Wahrscheinlich tat er dies auch.
 

Daisuke

Das Dorf lag, wie tot hinter mir. Und genau das hatte ich ihm gebracht, denn Tod. Und es fühlte sich großartig an. Das erst einmal seid Tagen fühlte ich mich fast schon lebendig. Meine Stärke war zurück. ich war und blieb nun einmal der Kaiser und nichts anderes. Noch meine wiedergefundene Macht genießend machte ich mich auf den Weg zurück. Obwohl ich es mir nicht eingestehen wollte, machte ich mir Sorgen. Ich sorgte mich und das um eigentlich eine Person, die weit unter mir stand und trotzdem. Jui war mir wichtig und anscheinend auch wichtig genug, um meinen Stolz bei ihm zu vergessen. Aner nicht gegenüber Kaoru. Wie er wieder so selbstverständlich neben Jui saß, als ich zurück kam. Wer war es denn gewesen, der ihn so einfach hier zurück gelassen hatte? Ich wollte meine Gedanken nicht unterdrücken, sollte er ruhig hören, was ich dachte.

"Geh auch trinken.", meinte ich fest. "Und dann will ich endlich wissen, was los ist. Ich denke da hab ich ein Anrecht darauf.", ich sah, dass Kaoru meine Tonlage nicht passte, trotzdem ging er. er brauchte es genauso, wie ich.

Jetzt war ich es wieder, der bei Jui kniete. Vorsichtig strich ich durch seine Haare. Wie lange war es her, dass er mich angelächelt hatte?
 

Kaoru

Daisukes Verhalten war wohl doch nicht alleine in seiner Sorge um Jui begründet. Kaum war sein Blutdurst gestillt, schien er schon wieder der Alte zu sein. Mehr als das.

Mir Befehle zu erteilen, dass hatten Jui und ich ihm schnell abgewöhnt. Nun tat er es wieder.

Mich jetzt nicht mit ihm beschäftigen wollend, verließ ich wortlos das Haus und suchte mir ein Opfer. Ich achtete nicht wirklich darauf. Er war nachts draußen, vor seiner Hütte, dass reichte mir als Auswahlkriterium.

Schon jetzt zerrte der Gedanke daran, das hier zusammen mit Daisuke durchstehen zu müssen, an meinen Nerven.

Es hatte keinen Sinn, ich musste da durch. Für Jui.

Ich machte mich auf den Rückweg, meine Schritte führten mich ohne Umschweife zurück in den Keller, zurück zu den beiden. Ich war stärker als Daisuke und würde mich bestimmt nicht auf dieses Niveau herablassen.

"Gib Jui von deinem Blut. Du hast schon gesehen das er sich nicht wehren kann wenn du ihn dabei küsst. Vorerst nur so viel das er zu Bewusstsein kommt, er bekommt später mehr. Dann werde ich es euch beiden erklären.", gab ich klare, aber neutrale Anweisungen.

Daisukes Blut würde ihm nicht die gleiche Kraft geben wie meines, es würde seine Fähigkeiten nicht beeinflussen können, dazu war Dai noch zu jung. Es war gerade die bessere Lösung für Jui, auch wenn sich beim Gedanken, meinen Jui von einem anderen küssen zu lassen, alles zusammen zog. Allerdings wusste ich das es sein musste und das es das Beste war.
 

Daisuke

Kaorus Ton gefiel mir überhaupt nicht und ich wollte ihm das auch gerade deutlich sagen, als er mir doch tatsächlich befahl Jui zu küssen, Ich nahm keine Befehle von niemanden an und schon gar nicht von ihm, aber bei diesem Befehl würde ich eine Ausnahme machen. Sogar ein Lächeln entkam meinen Lippen, als ich mich über Jui bückte. Der Blick Kaorus folgte jeder meiner Bewegungen.

"Jui, du musst trinken.", hauchte ich leise über seine Lippen, bevor ich mir selbst auf die Zunge biss und Jui schnell küsste. Selbst hier wehrte er sich und versuchte sich wegzudrehen, aber er war schon zu schwach. Ich konnte sein Gesicht einfach festhalten. Jui wollte kein Blut und so musste ich selbst nach dem Kuss seinen Mund noch fest verschließen, damit er überhaupt schluckt. Er sah so furchtbar aus.

"Was hat er?", fragte ich Kaoru frei heraus, als Jui zumindest etwas getrunken hatte.
 

Kaoru

Eigentlich lag Jui in einem Koma-ähnlichen Schlaf, indem er sich gegen nichts wehren konnte und doch versuchte er es, versuchte dem Kuss auszuweichen, versuchte das Blut wieder auszuspucken. Jedoch war er in seinen Bemühungen so schwach, das selbst ein Sterblicher ihn hätte daran hindern können.

Daisuke hielt seinen Mund zu und nachdem auch ich herangetreten war um die Muskeln seines Halses zu massieren, gaben sie irgendwann nach und Jui schluckte das Blut.

Bald darauf öffnete er müde die Augen, fokussierte uns erst nach einer Weile.

Daisuke war nicht weit von ihm gewichen, er strich über Juis Kopf, der der Berührung aber versuchte auszuweichen und verzog schmerzhaft das Gesicht.

"Jui..." hauchte ich leise und nahm ebenfalls seine Hand. "Ich weiß jetzt was mit dir los ist...", begann ich, sah ihn noch einmal prüfend an, ehe ich ihm nun wirklich erklärte, was mit ihm war. Daisuke beachtete ich im Moment nicht.

"Jui... du weißt doch was ich dir erklärt habe das du irgendwann Gedanken lesen können wirst, vielleicht sogar Gefühle nachempfinden, Sorgen und Schmerz, aber auch Freude spüren könntest, wenn du dich genug auf andere konzentrierst..."

Ich beobachtete ihn prüfend, sah es an seinen Augen, das er mir zuhörte, machte deshalb weiter.

"Ich glaube das es dass ist was du jetzt fühlst. Und am schlimmsten ist es doch, wenn ein Mensch stirbt, hab ich Recht?", Jui nickte vorsichtig, sein Blick war aber weiterhin fragend, und ich konnte mir in etwa denken was das Problem war.

"Deine Fähigkeiten haben sich seit ich dich verwandelt habe nicht entwickelt. Du hast es gerade einmal geschafft mit der Dämmerung umzugehen und das trotz des Blutes, das du regelmäßig von mir getrunken hast... das war nicht normal. Ich habe herausgefunden warum das so war... deine Fähigkeiten haben sich sprunghaft entwickelt. Du bist in dieser Nacht einfach aufgewacht und es war da... und als ich den Menschen getötet habe, da hast du das gespürt, bist mit ihm gestorben, weil du diese Empfindungen nicht kontrollieren konntest..."

Ich drückte seine Hand fest. Er musste das hier zuallererst verstehen.
 

Jui

Die Dunkelheit, das Nichts, dass war alles was ich noch wollte. Ich spürte so gut wie gar nichts, nur Daisuke an meiner Seite, wie er mir hin und wieder über die Wangen, den Kopf oder die Arme strich. Seine Hände wirkten ganz warm auf meiner Haut und deswegen ging es mir gut. Nur wurden seine Hände mit der Zeit kühler, doch dann waren da auch schon Kaorus Hände, seine Stimme, seine Wärme und Zärtlichkeit. Ich hätte für immer so leben können.

Jedoch sahen das Kaoru und Daisuke anders. Kaum waren die beiden da, zumindest erschien es mir so, wurde mein Kopf festgehalten und Blut sammelte sich in meinem Mund. Versehentlich trank ich ein paar Tropfen, und schon spürte ich, wie mein Herz wieder etwas schmerzhafter schlug. Deswegen versuchte ich den Rest nicht auch noch zu schlucken, aber die beiden durchschauten mich.

Kaum hatte ich die Augen geöffnet, hörte ich ein paar gedämpfte Schreie, dann ein winseln. Eine Frau, sie wurde vergewaltigt, zum ersten Mal... sie wusste nicht was sie erwartete.

Erst nach einer Weile schaffte ich es Kaoru und anzusehen. Auch wenn mir Tränen in den Augen standen. Mein ganzer Körper schmerzte, wie der dieser Frau.

Zu Anfang fiel es mir schwer, mich überhaupt auf zusammenhängende Worte zu konzentrieren, aber es gelang mir recht schnell, der Schmerz wurde dumpfer, blasser.

"Aber... was soll ich jetzt tun? Wie hört das auf?", fragte ich leise und merkte, wie belegt meine Stimmbänder waren.
 

Daisuke

Jui saß noch immer unsicher und sein Oberkörper schwankte hin und wieder. Das war deutlich zu spüren und zu sehen. Er schien Schmerzen zu haben und wenn ich Kaorus Worte richtig verstanden hatte, dann waren es nicht seine eigenen. Aber trotzdem verstand ich es nicht. Kaoru konnte kontrollieren, wann und welche Gedanken er las. Jui konnte es offensichtlich. Und überhaupt, wenn Kaoru schon vor langem aufgefallen war, dass etwas nicht stimmte, warum hatte er sich erst jetzt darüber Gedanken gemacht, was der Grund sein könnte. aber nein, dafür war er sich ja zu fein. erst was machen, wenn er wirklich nötig war.

Noch immer saß ich neben Jui und hatte meine Hand an seiner Wange. Auch Kaoru war so nah und ich sah die Sorge in seinen Augen. Es war die gleiche die ich spürte. Sorge um den, den er liebte. Und die Angst, ihm nicht helfen zu können.
 

Kaoru

In Juis Augen standen Tränen, er sah ganz verstört aus und auch wenn er mir offensichtlich zuhörte, er war in Gedanken wo anders. Auch jetzt spürte er den Schmerz eines anderen Menschens.

Ich sah mich mit meinen Fähigkeiten in der Umgebung um, fand schnell das was Jui wohl gerade spürte. Schmerzen waren immer leichter aufzuspüren, als Glück oder generell ein anderes Gefühl. Es strahlte förmlich durch die Nacht. Auch ich sah mir die Szenerie an, ließ die Gefühle der Frau aber nicht zu sehr an mich heran.

"Jui, hör auf... komm zu mir, konzentriere dich auf mich und zwar nur auf mich.", sprach ich eindringlich und nahm seine Hand. Drückte sie fest.

"Du kannst ihr nicht helfen. Sie muss da alleine durch, genauso wie du, ihr beide habt nichts miteinander zu tun. Komm zu uns, sei wieder du selbst und lass deinen Geist nicht mehr schweben... konzentriere dich nur auf diesen abgeschlossenen Raum, sonst nichts.", versuchte ich ihn anzuweisen.

Mir selbst fiel es nie schwer, meine Gedanken zu verschließen und nur das wahrzunehmen, was ich gerade benötigte. Allerdings hatte ich dieses Verhalten über die Jahre schon so einigen zeitweiligen Gefährten beibringen müssen und wie jedes Mal fiel es mir schwer, in Worte zu fassen was Jui nun tun musste, wie er es tun musste. Manchen fiel das nun einmal schwer und ich war mir leider relativ sicher, das es Jui nun einmal ganz besonders schwer fallen wurde. Er war nun einmal sehr mitfühlend, kümmerte sich mehr um andere als um sich selbst und war nun, fast könnte man sagen von einem Tag auf den anderen, mit diesen speziellen Fähigkeiten konfrontiert war.
 

Jui

Die Frau litt so sehr, das ich meine Gedanken einfach nicht von ihr losreißen konnte. Nur am Rande bemerkte ich Daisukes und Kaorus Hände, die versuchten mich abzulenken.

"Wie soll das gehen?", hauchte ich schwach. Ich konnte Kaorus Anweisungen nicht folgen, meine Gedanken nicht losreißen, war gefesselt von dem Unheil.

Kaorus Worte drangen hingegen nicht so wirklich zu mir durch, auch wenn er nach einer Weile immer lauter wurde.

Plötzlich wurde mein Oberkörper nach vorne gezogen und ich fand mich an Kaorus Brust wieder, spürte seinen gehetzten Atem auf meiner Kopfhaut.

"Hör auf ... komm zu uns.", immer wieder diese Worte, die durch den Raum hallten. Kaorus Arme hielten mich fest umschlungen und es dauerte nicht lange, bis zwei weitere Arme sich um meinen Körper schlangen und ich Daisukes Körper an meinem Rücken spürte, ebenfalls ganz dicht.

Der Schmerz wurde tatsächlich etwas blasser, ging nicht vollständig weg, aber die beiden schirmten mich tatsächlich etwas ab. Ihre Körper waren um einiges wärmer als meiner, etwas was ich mir schon so lange gewünscht hatte und so ließ ich mich wieder gegen die beiden fallen.

"Es ist so schwer...", hauchte ich leise. Kaoru nickte und flüsterte mir etwas zu.

"Ich weiß."
 

Daisuke

Meine Hände fuhren vorsichtig über Juis Bauch und Seiten. Kaorus Hände strichen über seinen Rücken. Wir spürte beide, wie sehr er sich quälte und doch wussten wir auch, dass wir nichts anderes tun konnten außer bei ihm zu sein. Selbst Kaoru wirkte ratlos und er schien immer besser zu wissen, was passierte.

"Schhht..., ist ja schon gut. Ich und Kaoru, wir sind hier. Also lass deine Gedanken bei uns. Wir sind wichtig.", hauchte ich sanft in sein Ohr.

Inzwischen umarmten wir ihn nicht mehr, sondern wir stützen ihn. Jui war so schwach und wirkte so vom Schmerz zerrissen, dass es mir in der Seele weh tat. Und ich konnte ihm ja nicht einfach Befehlen wieder alles zu vergessen. Ich blickte mich fragend zu Kaoru um. Warum passierte das jetzt? Und konnten wir wirklich gar nichts für ihn tun?

"Jui, du musst etwas trinken.", meinte ich sanft, als er wieder drohte völlig in sich zusammenzubrechen. jetzt war es wichtig, sich um ihn zu kümmern. Ich konnte Kaoru später immer noch ausfragen.

Juis Widerstand und Panik spürend, zogen wir ihn noch fester in unsere Arme, auch wenn dies bedeutete, dass ich Kaoru näher sein musste, als ich wollte.

"Du musst keinen Menschen anfallen. Trink von mir. Das ist okay."
 

Jui

Der Schmerz ließ wirklich nach einer Weile nach, hinterließ nur ein dumpfes Pochen, dass mir zwar meine Schwäche bewusst machte, jedoch um einiges erträglicher war.

Ich konzentrierte mich wirklich auf Daisuke und Kaoru und obwohl ich von uns dreien der einzige war, der nicht in ihren Geist eindringen konnte, spürte ich ihre Sorge. Kaoru war leicht resigniert, fand aber Trost darin mich halten zu können.

Doch Daisuke war da anders. Er war kaum noch er selbst, er machte sich solche Sorgen um mich. Allein deshalb konnte ich nicht so bleiben wie ich war, allein deshalb musste ich stark sein.

Doch der Gedanke, einen Menschen zu töten, quasi mich selbst noch einmal umzubringen. Das schaffte ich nicht.

Allerdings wollte Daisuke mir auch hier helfen. Er hatte heute zwei Menschen getötet, ich spürte genau, wie viel Blut in ihm war. Ich ließ mich führen, ließ zu das Daisuke meinen Kopf an seinen Hals dirigiert. Das Blut pulsierte unter seiner Haut und als ich meinen Mund öffnete, kam mir der ganze Vorgang seltsam fremd vor. Dennoch durchbrachen meine Zähne seine Haut und ich trank, trotz der Angst, die Schmerzen würden wiederkommen, wenn ich erst einmal stark genug war um meinen Geist noch weiter schweben zu lassen.

Ich spürte, selbst im Blutrausch noch, wie viel ich ihm nahm und stoppte rechtzeitig, sodass ich zwar stark genug war, mein Liebster aber dennoch nicht geschwächt. Es erleichterte sie beide, das es mir gut ging.

Resigniert seufzte ich.

"Kaoru... ich spüre so viel... selbst das was ihr beide fühlt.", gab ich leise zu.
 

Kaoru

Es war erleichternd, zu sehen wie Jui trank, zu hören wie er fast schon wiederstrandsfrei das Blut in sich aufnahm.

Es würde wohl eine ganze Weile so sein, das Jui sein Blut durch Daisuke bekommen würde. Und selbst wenn ich besonders diesen Gedanken tief in mir verschließen würde, sodass ihn nie jemand lesen würde können, es war gut das er jetzt da war und Jui Blut geben konnte, dass seinen Zustand nicht weiter 'verschlimmerte'.

Jui wurde wieder kräftig, konnte sich wieder selbstständig in einer sitzenden Position halten, stand bald darauf sogar auf, wir mit ihm, aber ihn wieder im Raum stehend zu sehen, tat uns beiden sehr gut.

Seine Augen waren anders. Man sah ihnen sein Leid an. Auch wenn er jetzt wieder stark wirkte, fast schon ungewöhnlich stark.

Seine Worte aber trafen mich völlig unvorbereitet,

"Was redest du da Jui? Das geht doch gar nicht! Ich habe dir doch erklärt das du unsere Gedanken nicht lesen kannst und wir die deinen nicht. Du weißt das. Ich habe dich geschaffen und du Daisuke. Ein Schöpfer und der Erschaffene sind getrennt durch das Blut das sie teilen. Warum sagst du so etwas?", fragte ich völlig entgeistert und legte die Arme um ihn. Seine Worte waren unglaublich.

"Ich weiß das doch auch, deswegen ist es ja so merkwürdig. Eure Gedanken sind schwerer zu verstehen und schwammiger, ungenauer als die eines Menschens. Aber ich spüre was ihr fühlt, wenn ihr mir so nah seid. Ich versteh es doch auch nicht. Selbst wenn ich dein Blut getrunken hab, du kannst es nicht, also warum sollte ich es dann können?", fragte er und wandte sich ab, er wusste wohl wirklich das ich selbst keine Antwort darauf wusste.
 

Daisuke

"Jui,...", fing ich an, als er sich von Kaoru und mir abwandt. ja, man es ihn an, wie er litt, aber wenn das, was Kaoru sagte wahr war, konnten wir nichts für ihn tun, außer da zu sein. Und selbst, wenn ich es nicht wollte, musste ich zugeben, dass ich froh war, dass ich es nicht allein musste. Ich würde es nicht alleine schaffen und Jui schien alle Unterstützung zu brauchen, die er bekommen konnte. Kurz schaute ich zu Kaoru, der immer noch leicht geschockt zu meinem Schatz blickte. Und ging dann einfach auf Jui zu, berührte ihn leicht an der Schulter, damit er sich zu mir drehte.

"ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber du bist etwas Besonderes, bist du immer gewesen. Du hattest immer ein Gespür dafür, wie es mir ging. Vielleicht ist das nun deine Spezialgabe oder so. Es ist nun einmal so, Jui.", erklärte ich, "Aber egal, wie es ist, meine Gedanken darfst du immer lesen und eigentlich tut es mir gut, dir Blut zugeben. Es fühlt sich gut an dich, so nah zu haben, also mach dir keine Sorgen, dass du mehr weh tun könntest. Konzentriere dich darauf, dass du mir...uns viel bedeutest und lass dieses Gefühl dich durchströmen.", flüsterte ich sanft.
 

Jui

Daisukes Stimme war seltsam fremd und doch so vertrauens-erweckend.

Ich flüchtete mich in seine Arme, spürte seine Sorge noch stärker, spürte, wie dankbar er war das es mir besser ging.

"Ich darf nicht mehr alles an mich heran lassen ...", flüsterte ich, mehr zu mir, als zu irgend jemand anderen.

"Danke, das ihr mich so sehr liebt. Wie kann ich das nur jemals wieder gut machen?", fragte ich leise und ruhig.

Daisukes Griff war fest und er wollte mir wiedersprechen, doch ich schüttelte den Kopf.

"Sag nichts..." und ich spürte, wie seine Gedanken für mich immer klarer wurden, je länger er mich fest hielt.

Bei Kaoru wurde es schon schwieriger. Auch er trat nun von hinten an mich heran, doch alles was ich von ihm spüren konnte war etwas festes ... eine Mauer, gelb verputzt und im dunkel der Nacht stehend. Warum sah ich das jetzt?

"Kaoru? Was hat die Mauer zu bedeuten?", fragte ich verwirrt nach, drehte mich etwas in Daisukes Armen, wollte ihn nicht loslassen.
 

Kaoru

Es war typisch, das Daisuke so einfach Juis Worte akzeptierte. Ich seufzte leise und blieb vorerst auf Abstand.

Jui meinte, er könnte unsere Gedanken nur über sehr kurze Distanzen lesen und so hielt ich einige Meter Abstand und er merkte wirklich nicht, wie ich über seine Worte nachdachte, konnte nicht mit meiner Antwort rechnen.

"Du liebst uns ebenfalls, mehr musst du uns nicht zurückgeben...", sagte ich und merkte an seinem Blick, das er wirklich überrascht war. Zeit für meinen zweiten Test. Es war eine einfache Technik, die Gedanken bewusst hinter einem Bild zu verstecken. Ich wählte eine hohe Palastmauer, ließ ihn nur den unendlich scheinenden gelben Putz sehen. Ich trat auf die beiden zu, schmiegte mich etwas an Jui. Er konnte meine Gedanken nicht lesen, das stellte ich schnell fest und auch wenn er die Mauer erkannte, ich war beruhigt das die herkömmlichen Methoden zur Verschleierung genauso funktionierten wie bei anderen Vampiren, dennoch fragte ich mich, ob er diese Grenzen nicht vielleicht auch noch irgendwann überwinden würde.

"Das ist eine Möglichkeit, seine Gedanken zu verschleiern. Nur wollte ich wissen, wie genau du das siehst, was in meinem Kopf vorgeht.", erklärte ich ihm und strich ihm leicht über den Kopf.

"Mach dir keine Sorgen...", sagte ich leise, machte mir aber selbst welche. Irgendwie machten mir seine Kräfte fast schon so etwas wie Angst. Das war nicht normal.
 

Daisuke

Innerlich kochte ich, als ich diesen Wortwechsel lauschte. Kaoru wollte Jui also nicht seine Gedanken offenbaren. Anscheinend hatte er also doch so einige Dinge zu verbergen.

Jui neben mir wurde unruhig, er spürte, dass meine Gedanken nicht gut waren, als konzentrierte ich mich wieder auf ihn und schon alle anderen Gedanken weit weg. Er sollte nicht leiden, nicht wegen mir.

"Schon gut.", meinte ich sanft und strich meinem Schatz kurz über seine Wange. Leicht schmiegte er sich an sie.

"Du solltest dir wirklich keine Sorgen machen. Kaoru wird dir zeigen, wie du damit umgehen kannst und dann ist es gar nicht mehr schlimm.", versuchte ich ihn aufzuheitern, auch wenn ich Jui damit zu Kaoru trieb.

"Und jetzt komm ein wenig nach draußen. Du warst schon lange nicht mehr an der frischen Luft. Wir können ja im Garten bleiben.", schlug ich vor, auch wenn ich wusste, dass wir keine Luft brauchten, aber es war angenehmer und Jui liebte die Natur.

Schweigend verbrachten wir die restliche Nacht im Garten, jeder mit seinen eigenen Gedanken.



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Kommentare zu dieser Fanfic (26)
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Von:  SevenBlackRoses
2009-10-28T16:54:00+00:00 28.10.2009 17:54
Juhuuu, es geht weiter ^___^
Und juhuuu, Zeit für Jui und Kaoru alleine :D
Kein störender Die xD Tut mir Leid, ich mag ihn ja, aber meiner Meinung nach gehören einfach Jui und Kaoru zusammen ^__^
Ach und ich finde übrigens, dass du das sehr schön machst mit dem alleine Schreiben =)
Von:  SevenBlackRoses
2009-09-16T18:39:30+00:00 16.09.2009 20:39
Jetzt sag mir aber bitte nicht, dass du hier nicht mehr weiterschreibst!!
Ich hab Sometimes in order to live... und die hier jetzt ungefähr in ner halben Woche durchgelesen und ich bin wirklich begeistert ^___^
Aber ich muss sagen, dass ich Dai hier irgendwie auf den Tod nicht ausstehen kann xD Kaoru und Jui passen viel besser zusammen und der hat sich da gar nicht einzumischen ^^
Dein Schreibstil ist im Übrigen auch wirklich toll =)
Also, wie gesagt: Ich hoffe inständig, dass es hier noch weitergeht...

Von:  kaburu
2008-09-18T16:40:23+00:00 18.09.2008 18:40
also ich bin ja wirklich nicht schadenfroh, aber das wir dai wohl eine lehre gewesen sein. hätte er mal gleich auf kaoru gehört, dann wäre es gar nicht so weit gekommen.
ansonsten war es ein gutes kapitel, hat mir gefallen.

bis dann und schön weiter schreiben
Von:  Ilona_Delagun
2008-08-13T06:27:10+00:00 13.08.2008 08:27
Ich bin hin und weg. Alle drei zusammen und sie streiten sich nicht. Es ist nur schade, dass Jui sich immer dafür verletzten muss. Sie werden es nicht einfach haben, aber ich denke, dass Jui nur glücklich ist, wenn er beide um sich hat.
Mal sehen wie es weiter geht, ich bin schon sehr gespannt.

Hochachtungsvoll Ilona
Von:  Ilona_Delagun
2008-07-24T17:12:26+00:00 24.07.2008 19:12
Die beiden sind wirklich arm dran, keiner der Beiden wird Jui je für sich allein haben und Jui wird sich nie zwischen den Beiden entscheiden können.
Es ist sehr schade das die beiden nicht mit einander auskommen. Obwohl es sicherlich interessant ist ob Dasuke (so wird er doch geschrieben oder? Ach ist auch egal ihr wisst wen ich meine) Kaoru wirklich rufen würde wenn Jui Schwierigkeiten bekommt ich bin gespannt. Und ob er Jui etwas von dem Treffen erzählt ist auch sehr fraglich, aber wahrscheinlich nicht.
Ich bin wie immer spät dran aber ich bin immer noch dabei und lese was immer bei den Dreien passiert.

So muss los Abendessen.

Hochachtungsvoll Ilona
Von:  kaya17
2008-07-15T17:32:40+00:00 15.07.2008 19:32
tolles Kapitel, weiter so^^
Von:  Ilona_Delagun
2008-07-14T08:57:30+00:00 14.07.2008 10:57
Okay etwas verspätet aber hier mein kommi. ich finde es wieder richtig gut auf einander abgestimmt. Ihr seid wirklich gute schreiber.
Ich finde es schade, das Jui wieder in seine alten Verhaltensweisen zurück verfällt. Und das die beiden wieder nicht richtig miteinander reden können. Es ist ein trauriges Bild die beiden so zu sehen. Sie sind sich so nah und doch so weit von einander entfernt. Sie reden aneinander vorbei und wissen nicht wirklich was der andere wirklich denkt und das nur, weil sie nicht wirklich miteinander sprechen.
Und doch passt es wider sehr gut zu dern Kapiteln und zu der Story davor. Es ist einfach sehr schön flüssig.
Weiter so....

Hochachtungsvoll Ilona
Von:  kaya17
2008-07-04T21:22:20+00:00 04.07.2008 23:22
Schönes Kapitel^^ bin mal gespannt wie es mit den zwei weiter geht^^
Von:  kaya17
2008-07-04T21:21:54+00:00 04.07.2008 23:21
Schönes Kapitel^^ bin mal gespannt wie es mit den zwei weiter geht^^
Von:  kaya17
2008-06-26T19:54:34+00:00 26.06.2008 21:54
Schönes Kapitel^^ bin mal gespannt wie es noch weiter geht^^



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