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Erinnerungsverlust

Harry Potter x Severus Snape
von

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Nach Mitternacht

Nur den Bruchteil einer Sekunde später öffnete Severus Snape die Tür, schwer atmend und bedeutete Harry, einzutreten. Er sah im dabei nicht in die Augen, sondern starr zu Boden. Harry rutschte das Herz in die Hose und mit wackeligen Knien passierte er de Türschwelle. Was ist den nun mit ihm los? fragte er sich, setzte sich aber schweigend in den üblichen Sessel.
 

Wieder war es komisch, mit ihm allein zu sein. Tagsüber in der Schule war Snape ein völlig anderer Mensch, wirkte in sich gekehrt und unnahbar. Und jetzt wirkte er fast verlegen auf Harry. Er knetete seine schwitzenden Hände, während sein Professor zwei Kelche und eine Flasche Kürbissaft holte und sich schließlich auch in seinen Sessel fallen ließ. Nun sah er auch endlich auf und Harry ins Gesicht. Irgendetwas schien in ihm vor zu gehen, das war nicht zu übersehen. Bisher hatte keiner der beiden auch nur ein Wort gesprochen und so wurde die Stille zwischen ihnen von Sekunde zu Sekunde unangenehmer.
 

Harry hielt es nicht mehr aus. Er war doch nicht zum Schweigen hergekommen! Er räusperte sich leise.

„Das ist irgendwie merkwürdig, oder?“ sagte er leise und wurde ein bisschen rot. Snape sah auf und lächelte dann leicht. „Ja, da hast du nicht unrecht. Ist es dir unangenehm?“

Harry wurde noch röter und schüttelte den Kopf. „Nö, ich hab mich eigentlich total drauf gefreut und da ist es dann schon komisch, wenn man nur schweigend dasitzt...“ erklärte Harry und bemerkte gar nicht, wie Snape stutzte.
 

„Du hast dich auf unser Treffen gefreut?“ fragte er und zog die Augenbraue in bekannter Manier nach oben.

Harry nickte etwas unsicher. Warum sollte das so ungewöhnlich sein? Sie hatten ja nun beide schon festgestellt, dass sie sich offenbar wider Erwarten leiden konnten, warum sollte er also damit hinter dem Berg halten?

Snape schien zu bemerken, was in Harrys Kopf vor sich ging, denn er lächelte, wie so oft neuerdings wenn sie alleine waren. „Entschuldige, ich habe heute keinen guten Tag, glaube ich.“ murmelte Snape und nun war es an Harry, die Augenbraue zu heben.
 

„Sir?“ setzte er an, doch Snape winkte ab. „Harry, hör doch auf damit, diese Förmlichkeiten kannst du dir wirklich sparen. Immerhin haben wir miteinander geschlafen.“

Einen Moment sahen sie sich intensiv in die Augen, bis Harry den Blick brach und auf seine Finger sah.

Sein Nacken hatte bei Snapes Worten gekribbelt. Bilder von Erwähntem waren durch seinen Kopf geschossen und hatten ihn rot werden lassen. Er schalt sich selbst dafür, dass ihn das wieder und wieder aus der Fassung brachte. Doch dann besann er sich, dass er Snape eigentlich ein bisschen hate ausfragen wollen und versucht es nochmal.
 

„Warum geht es...dir...nicht gut?“ fragte er. Bei Merlin, er konnte Snape doch nicht duzen! Harry hatte das Gefühl, das war das Merkwürdigste, was er in seinem ganzen Leben gemacht hatte und hoffte, er würde sich schnell daran gewöhnen.

Snape sah ihn einen Moment erstaunt an, als wenn es für ihn völlig unverständlich wäre, dass man sich nach dem Befinden einen anderen Menschen erkundigt. Dann schüttelte er den Kopf. „Ich denke nicht, dass ich dich damit belastet sollte.“
 

Nun war Harry wütend. Er wusste selbst nicht so genau, warum ihn das so aufregte, aber er konnte nichts dagegen machen, dass sein Mund wie von alleine sprach.

„Pass mal auf, du solltest ja wohl wissen, mit was man mich so alles belastet. Geh und töte Voldemort und solche Sachen, schon vergessen??“

Snapes Miene wurde undurchdringlich und er nickte. „Du hast Recht, entschuldige. Ich bin es nicht gewöhnt, Menschen um mich zu haben. Erst recht nicht solche, die es interessiert, wie es mir geht.“ Er versuchte, ein Lächeln zustande zu kriegen, doch Harry sah, dass es ein ziemlich kläglicher Versuch war. Sein Herz schmerzte, seinen Lehrer so zu sehen. Offenbar fühlte Snape sich schrecklich.
 

Er konnte den Impuls nicht unterdrücken und stand auf. Snape sah ihn überrascht an, als Harry sich vor seinen Sessel auf den Teppich kniete und ihn von unten herauf ansah. „Ich kann verstehen, wenn du mir nichts von dir erzählen willst, ich bin immerhin noch ein Schüler, zumal deiner und sicherlich nicht sehr hilfreich für dich...aber wenn du willst...“ versuchte Harry es. Er wusste selbst nicht, was ihn da gerade ritt, aber er brauchte auch nicht weiter darüber nachdenken, denn in diesem Moment zog Snape ihn in seine Arme und hielt Harry eng an sich gedrückt. Etwas überrumpelt ließ Harry sich umarmen, bis er seine Arme um die Schultern seines Lehrers legte, dessen Stirn an seiner Brust.
 

Harry konnte an nichts mehr denken, schon wieder waren sie sich so gefährlich nah und Harrys Herz schlug viel zu schnell und laut. Snape musste es bestens hören können. Die schwarzen strähnigen Haare an seiner Wange, der kratzende Stoff der Robe unter seinen Händen, die sich hebenden und senkenden Schultern seines Lehrers. Harry ertappte sich dabei, wie er die Augen schloss und den Snapes Geruch in sich aufnahm, wie er sich anfühlte und wie regelmässig sein Atem ging. „Severus...“ flüsterte Harry und der zog ihn sanft auf seinen Schoß, weiter an ihn gerückt, den Kopf gesenkt. Er schien sich an Harry zu klammern, wie ein Ertrinkender und Harry genoss es, auf eine Art und Weise gebraucht zu werden, die nichts mit Kämpfen und der Zaubererwelt zu tun hatte.
 


 

Minuten saßen sie so, vielleicht auch Stunden, keiner von Ihnen vermochte es zu sagen. Severus Snape hatte das Gefühl, wenn er diesen Jungen je wieder los ließ, würde all das Elend seines Lebens auf einmal auf ihn einstürzen. Warum war Harry nur so zu ihm, warum ließ er ihn so nah an sich ran? Hatte der Junge denn gar keine Angst vor der Finsternis, die seinen Lehrer umgab? Severus verstand es nicht und gerade deshalb klammerte er sich an diesen Moment, sog den Duft des Jungen ein, das Gefühl des schmalen Rückens, sein Herz, das viel zu schnell klopfte und diese durchdringende Wärme, die von ihm ausging.
 

Das Kaminfeuer war herunter gebrannt und Severus schätze, dass es schon nach Mitternacht war, als er wieder zu sich kam. Seine Arme schmerzten, weil er Harry so lange an sich gedrückt hatte. Erschrocken hob er den Kopf. „Entschuldige, Harry...“ setzte er an, doch dann wurden seine Augen groß. Der Junge war auf seinem Schoß, an ihn gekuschelt eingeschlafen. Im Sitzen! Harry sah nicht aus, als würde er bald siebzehn, eher wie vierzehn. Severus lachte leise. Vorsichtig stand er auf, Harry im Arm haltend. Der Junge war schwer geworden, aber wen wunderte das, er war kräftig und fast ein Mann, auch wenn er gerade nicht so aussah.
 

Nicht einen Moment überlegte er, ob er ihn wecken sollte. Es war mittlerweile kalt im Raum, das Kaminfeuer war aus und die Kälte der Kerker kroch Severus in die Glieder. Vorsichtig bugsierte er Harry in sein Schlafzimmer, in dem es wohlig warm war und legt ihn ins Bett. Leise legt er sich neben ihn. Was hatte der Junge nur, dass er ihn so sehr faszinierte, das Gefühl hatte, ihn so sehr zu brauchen? Er nahm Harry vorsichtig die Brille ab und legte sie auf den Nachttisch, strich ihm ein paar Haare aus dem Gesicht. Er zog die Decke über Harry und betrachtete ihn. Die tiefen Atemzüge, die leicht geöffneten Lippen und die dichten Wimpern. Plötzlich überkam es ihn und er küsste den schlafenden Gryffindor sanft auf die weichen Lippen.
 

Ein bisschen erschrocken stand Severus auf und befreite sich von Robe und Hose, dann legte sich wieder ins Bett und schlief ein, sobald er den Wecker gestellt hatte.
 


 

Als Harry erwachte, war es stockfinster. Reflexartig tastete er nach seiner Brille und fand sie, wie immer, auf dem Nachttisch. Doch irgendwas war anders. Als sich seine Augen ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatte fiel ihm auch auf, was. Das war nicht sein Bett, in dem er lag und erst recht nicht der Schlafsaal der Gryffindors. Siedendheiß fiel ihm ein, wo er gestern Abend zuletzt gewesen war und ein kribbeliges Gefühl schlich sich seinen Rücken empor.
 

Obwohl er sich nicht traute, Licht zu machen, brachten ihm leise Atemgeräusche neben ihm Gewissheit. Er lag in Snapes Bett. Neben Snape.

Er wusste nicht, wie spät es war, der fensterlose Raum ließ keine Vermutungen zu.

Harry öffnete seinen Gürtel und schlüpfte aus seiner Hose, ließ sie dann so leise wie möglich zu Boden sinken. Bloß nicht Snape wecken. Langsam ließ er sich wieder in die weichen Kissen sinken und zog die Decke bis zum Kinn.
 

Wie sollte er so nur wieder einschlafen? Harry beschloss, sich einfach auf das Geräusch von Snapes regelmäßigem Atem zu konzentrieren.

Er fröstelte ein wenig, das Feuer im Kamin war nur noch ein kleiner rot glimmender Punkt irgendwo in der schwarzen Tiefe des Raumes. Schemenhaft konnte er so langsam Umrisse ausmachen, das Fußende des Bettes, Snape, der neben ihm schlief.
 

Was war vorhin nur los gewesen? Warum hatte sein Lehrer sich so an ihn geklammert? Harry war sicher, dass irgendetwas vorgefallen sein musste. Nicht, dass es ihm unangenehm gewesen war, im Gegenteil, er hatte es sogar genossen, aber es verwirrte ihn. Mehr als alles andere. War er denn wegen Snape nicht schon verwirrt genug? Musste der Mann sich ihm gegenüber nun in all seiner Verletzlichkeit zeigen? Warum weckte das Vertrauen, das sein Lehrer im schenkte, solch zärtliche Gefühle in ihm?
 

Zuviele Fragen, die Harry sich nicht beantworten konnte. Es würde ihm wohl nichts weiter übrig bleiben, als alles auf sich zu kommen zu lassen.

Und in diesem Moment fiel Harry auf, dass er traumlos geschlafen hatte. Und unglaublich gut. Das erste mal seit Tagen. Ob es auch Snape gerade so ging?

Harry drehte sich zu ihm und sah ihn an, als ob er so sehen könnte, was in ihm vorging. Plötzlich öffnete Snape seinen Augen. Er lächelte und hob einen Arm um Harry an sich zu ziehen, dann schlief er weiter.
 

Perplex lag Harry da, spürte die Haut seines Lehrers auf seiner eigenen, dessen Wärme. Sein Herz war kurz davor, zu kollabieren. Lautlos seufzte er und gab sich geschlagen.

Er schloss die Augen und kuschelte sich an Snapes Brust, grub die Hände in den weichen Stoff von dessen Hemd. Ehe er sich versah, war Harry eingeschlafen, umhüllt von Wärme, Dunkelheit und dem mittlerweile so vertrauten Geruch seines Lehrers.



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Susa-San
2008-07-14T06:45:02+00:00 14.07.2008 08:45
Hey das wird ja immer spannender und irgendwie verwirrender. das finde ich voll klasse. aber mich würde es langsam mal interessieren, ob das was ernstes zwischen den beiden wird. ich hoffe du schreibst bald weiter ich will endlich wissen wie es ausgeht. bis bald



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