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Big City Life

von

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Einzug

So.

Das ist meine erste JRock-FF und ich musste mich etwas durchringen, sie doch hochzuladen ^^°

Sie zieht sich etwas in die Länge, bis es zum eigentlichen Punkt kommt, da mir beim Schreiben einfach immer mehr einfällt XD

Ich hoffe auf konstruktive Kritik, damit ich weiß, was euch vielleicht an der FF gefällt oder eben nicht – wobei im Prolog ja noch nicht all zu viel passiert Oo

Aber das ändert sich noch im Lauf der Geschichte und ich will jetzt nicht auch noch mehr labern, also hör ich jetzt auf ^^°

Das Einzige, was noch zu sagen ist: Die Namen in den eckigen Klammern von einigen Kapiteltiteln sagt aus, dass gerade diese Person in dem jeweiligen Kapitel einen besonderen Eindruck auf Ruki hinterlassen hat... das heißt im Klartext, dass es auch durchaus vorkommen kann, dass es Kapitel gibt, ohne eckige Klammer... hoffe, es ist halbwegs verständlich ^^°
 

Titel: Big City Life

Teil: 1/?

Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^°

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai...

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

Viel Spaß beim Lesen!

Maya
 


 


 


 

Prolog – Einzug
 

Gelangweilt sah Ruki aus dem Fenster. Weiße Wattewolken zogen gemächlich über den hellblauen Himmel und erinnerten ihn an Bilder aus Kinderbüchern. Aber wenn er ehrlich war, dann glich die ganze Gegend einem Kitsch-Film. Die Straßen und Gehwege waren so sauber, dass man von ihnen hätte essen können, die Häuser und Gärten waren ebenfalls sehr gepflegt und die Familienidylle war perfekt.
 

Seufzend lehnte er sich wieder in den Sitz der Rückbank des Autos seines Vaters und schloss die Augen. Hier sollten sie also wohnen, ja? Er konnte nur hoffen, dass die Nachbarn nicht solche Spießer sein würden.
 

Auf dem Hinweg fuhren sie fast quer durch den Ort, aber Ruki konzentrierte sich nur auf wesentliche Punkte. Dinge, die vielleicht wichtig für ihn waren. Eine große Parkanlage, die er leider nur flüchtig sehen konnte und schließlich seine neue Schule. An sich nichts Ungewöhnliches, aber sie war nicht mehr so weit entfernt, wie seine alte. Zu seiner neuen waren es nur wenige Minuten Fußweg.
 

Sie würden von heute an in einer wirklich guten Straße wohnen, genau zwischen dem Krankenhaus und dem größten Kaufhaus der Stadt. Auf ihr wohnten außer ihnen nur noch drei weitere Familien – die Häuser waren groß und protzig, die Gärten groß genug, um in ihnen einen Swimmingpool anzulegen.
 

Mit einem weiteren Seufzer wandte er seinen Blick nach rechts, wo auf der anderen Fensterseite des Wagens sein großer Bruder saß.
 

Asato sah nicht nach draußen, schien ganz in sein Buch vertieft, welches er auf dem Schoß hatte. Er war fünf Jahre älter als er und Medizinstudent. Sobald er seinen Eltern beim Umzug geholfen hatte, würde er ins Studentenwohnheim ziehen.
 

Die Uni war ebenfalls nicht weit weg, vielleicht sieben Minuten. Sie hatte einen sehr guten Ruf und die beiden Wohnheime, die direkt neben ihr standen, waren fast schon überfüllt. Doch sein Vater hatte Kontakte und so war es ihm möglich gewesen, noch einen Platz für seinen ältesten Sohn zu beschaffen.
 

Ihr Vater arbeitete in einer wichtigen Anwaltskanzlei, bekleidete einen hohen Posten und genoss großes Ansehen. Ihre Mutter war Hirnchirurgin und, wie ihr Mann, nur selten Zuhause. Und wenn erst mal sein großer Bruder im Studentenheim wohnte, wäre er fast immer ganz allein in dem riesigen Haus. Ruki war sich sicher, dass er es die erste Zeit genießen würde, aber bald wäre er es mit großer Wahrscheinlichkeit Leid.
 

Es blieb ihm nur zu hoffen, dass er in der Schule ein paar nette Leute kennen lernen würde, mit denen er seine Zeit verbringen konnte.
 

Als ein Ruck durchs Auto ging, sah er wieder raus und erblickte ihr neues Heim. Groß und protzig. Wie erwartet. Das Haus war weiß und hatte ein dunkelblaues Dach. Eine Doppelhaustür begrüßte die Neuankömmlinge, die zuvor einen sauberen weißen Steinweg entlang mussten, zwei Treppen hinauf und zwischen zwei Säulen durch, die das Vordach stützten.
 

Er hatte echt gedacht, protziger als ihr letztes Zuhause ging es nicht mehr, aber das übertraf echt alles.
 

Sein Vater stieg aus, trällerte ein „Wir sind da!“ und ging um das Auto herum zum Kofferraum. Ihre Mutter drehte sich lächelnd zu ihren Söhnen um und meinte nur, sie sollten doch noch schnell helfen, die Sachen aus dem Auto ins Haus zu tragen – den Rest übernähmen die Möbelpacker.
 

Also schnallten sich die beiden ab, stiegen aus und nahmen sich ebenfalls jeweils einen Koffer oder Rucksack aus dem Stauraum des Wagens, um sie hinein zu bringen.
 

Ihr Vater ging vor und schloss die Tür auf, die leicht aufschwang und einen Blick ins Innere gewährte. Ruki konnte im ersten Moment nichts anderes denken als: Weißer Marmor! Generell schien fast alles in dem Haus weiß zu sein. Irgendwie schrecklich.
 

Er und sein Bruder beeilten sich, das Gepäck in den Flur zu tragen und sich schließlich ihre Sachen davon rauszusuchen um sie mit nach oben zu nehmen. Eine große geschwungene Treppe führte gleich rechts, wenn man das Haus betrat, ins Obergeschoss, wo sich sein Zimmer befinden würde.
 

Genau diese Treppe schleppte er sich nun nach oben und den scheinbar endlosen Flur entlang, ins letzte Zimmer links. Direkt neben seinem Zimmer befand sich eine kleine Rumpelkammer und gegenüber das Badezimmer, welches er ganz für sich allein haben würde. Zumindest ab dem Augenblick, wo Asato das Haus verließe. Solange dieser aber beim Umzug half, bezog er das Gästezimmer, welches zwei Türen weiter rechts vom Badezimmer lag.
 

Nachdem das Gepäck oben war, hastete Ruki die Treppe wieder runter, um zum Möbelwagen zu gehen. Der Fahrer hatte versprochen, auf seine Mäuse aufzupassen und sie hatten zusammen das Terrarium auf den Beifahrersitz verkeilt, dass nichts passieren konnte.
 

Während die Möbelpacker ans Werk gingen, machten er und der Fahrer sich mit äußerster Vorsicht daran, seine geliebten Haustiere sicher nach oben in sein neues Zimmer zu verfrachten.
 

Als das Terrarium sicher auf der Kommode stand, verabschiedete sich der Fahrer freundlich und Ruki war mit seinen beiden Schätzchen allein. Es waren Mongolische Wüstenrennmäuse – meist einfach nur Rennmäuse genannt – und waren die ersten Haustiere gewesen, die er sich hatte selbst aussuchen dürfen. Micky war schwarz und Goofy braun. Er liebte die beiden und er konnte sich stundenlang mit ihnen beschäftigen.
 

„Na, ihr zwei?“, wandte Ruki sich leise an die Tiere, „Wir sind da. Ziemlich protzig, oder?“ Er lächelte ihnen noch einmal zu und verließ dann sein Zimmer.
 

Auf der Treppe wich er den Möbelpackern aus, die gerade sein Sofa hoch schleppten, und suchte seine Mutter. Er fand sie schließlich im Wohnzimmer, wo sie mit konzentriertem Blick ein Bild an die Wand hängte und darauf achtete, dass es millimetergenau gerade war.
 

„Mama?“, fragte er vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken. Doch seine Mutter brummte nur kurz zum Verständnis. Ruki war das gewohnt. War sie in ihre Arbeit vertieft, kam immer nur ein Brummen, um ihm zu zeigen, dass sie zwar zuhörte, aber nicht lange belästigt werden wollte. Also machte Ruki es kurz. „Hast du was dagegen, wenn ich mich hier ein wenig umsehe? Nur in der Nachbarschaft, ich geh nicht weit weg.“
 

Ein weiteres Brummen und ein leichtes Zucken mit dem Kopf verriet ihm, dass sie einverstanden war und er machte auf dem Absatz kehrt, um sich an den Kartons und Kisten vorbei zur Tür zur schlängeln.

[NAO] Erste Bekanntschaft

So - nach einiger Zeit jetzt das erste Kapitel ^^°

Es passiert wie gesagt noch nicht viel und irgendwie ist das Kapitel zwar voller Worte, aber dennoch ohne viel Sinn Oo

Aber das ist bei meinem Schreibstil normal - lange Rede, kurzer Sinn XD

Hoffe aber dennoch, dass euch das Kapitel gefällt ^^

Wie immer besteht der Wunsch nach konstruktiver Kritik ^.~
 

Titel: Big City Life

Teil: 2/?

Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^°

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (allerdings erst später...)

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

Viel Spaß beim Lesen!

Maya
 


 


 


 


 

Kapitel 01 – [NAO] Erste Bekanntschaft
 

Ruki trat ins Freie und erblickte zuerst auf der anderen Straßenseite das große Kaufhaus. Sollte er mal reinschauen? Umsehen kostete ja bekanntlich nichts. Und selbst wenn, Geld hatte er schon welches.
 

Mit einem Achselzucken ging er zwei Schritte, sah ob die Straße frei war und lief dann hinüber.
 

Glastüren, die von einem Bewegungsmelder angetrieben wurden, öffneten sich automatisch, als er das große Gebäude betrat und ließen ihn ein. Staunend sah er sich um.
 

Eine Ausschilderung, die an einer Säule angebracht war, sagte ihm, dass im Erdgeschoss Lebensmittel zu kaufen waren. Ebenso befand sich hier eine kleine Drogerie und ein Postamt. Noch im Eingangsbereich, auf der linken Seite, war ein kleiner Zeitschriftenhandel und rechts gab es Zigaretten, Snacks und andere Kleinigkeiten. Im oberen Geschoss gab es Bücher, CDs, eine kleine Elektronikabteilung, Trödel und eine Ecke für Klamotten. Die Beschriftung für den Keller erregte seine Aufmerksamkeit: KELLERKINO, stand da in großen Lettern.
 

„Neu hier?“, schreckte ihn eine Stimme aus seinen Gedanken und er zuckte zusammen, ehe sein Kopf beinahe von alleine nach hinten flog und mit großen Augen den Fremden anstarrten.
 

Er war ein Stückchen größer als Ruki und trug ein weißes Hemd, eine grau-schwarz-karierte Hose, dunkle Turnschuhe und eine Krawatte, die nur noch locker gebunden war – eine Schuluniform. Der Rucksack hing lässig über einer Schulter und das freundliche Gesicht wurde von dunkelbraunen Haaren umrahmt, welche locker und leicht fransig auf dem Kopf saßen. Der Fremde lächelte.
 

„Äh“, Ruki brauchte kurz, um sich wieder zu fassen, „Ja – sind heut hergezogen“, erklärte er und strich sich ein wenig beschämt die Haare hinters linke Ohr. Warum war er auch so schreckhaft?
 

Noch immer lächelte sein Gegenüber und reichte ihm schließlich die Hand. „Murai Naoyuki, kannst mich aber ruhig Nao nennen.“ Ruki nahm die dargebotene Hand und lächelte noch etwas zurückhaltend. „Matsumoto Takanori, oder einfach Ruki.“
 

Sie drückten kurz die Hand des anderen und dann schlenderte Nao auch schon los. „Wie alt bist du denn?“, fragte er im Plauderton, während er die Lebensmittelabteilung ansteuerte. Ruki folgte ihm. „Sechzehn.“ Naos Lächeln wurde ein wenig breiter. „Erste Klasse Oberstufe?“, auf Rukis Nicken lachte er kurz auf, „Mit etwas Glück kommst du in meine Klasse!“, meinte er und legte kameradschaftlich einen Arm um den Stadtneuling, während er sich einen Bund Äpfel schnappte.
 

Gemeinsam stiegen sie die Stufen ins Obergeschoss hinauf und kämpften sich nach hinten zu den Anziehsachen durch. Nao schien wegen ganz bestimmten Dingen ins Kaufhaus gegangen zu sein und nicht einfach zum Bummeln, schoss es Ruki in den Kopf.
 

Und tatsächlich. Hinten bei den Klamotten ging der Größere gleich zu den Hosen, suchte kurz, zog dann eine vom Ständer, hängte sie sich über den Arm und kam mit ihr lächelnd wieder auf Ruki zu. „Hatte gehofft, dass sie noch da ist“, meinte er nur und machte sich wieder auf den Weg nach unten.
 

An der Kasse war eine relativ lange Schlange und so mussten sie warten. Nao legte seine Sachen aufs Fließband und wandte sich wieder Ruki zu. „Wo bist du denn eingezogen?“ „Hier direkt gegenüber in die Nummer 2.“ Nao machte kurz große Augen. „Ach, so ist das“, meinte er nur kurz und schien kurz nachzudenken, „Ich wohn nicht so fein – die Straße hinterm Krankenhaus, neben der Tankstelle. Ist zwar nicht so groß und wir haben keinen Garten, aber dafür ist direkt hinter unserem Haus ein kleiner Platz zum Kicken und durch den kleinen Trampelpfad ist es auch nicht weit bis zum See.“
 

Ruki lauschte aufmerksam den Worten des anderen. Nao schien sich hier gut auszukennen, immerhin sprach er von Trampelpfaden. „Wohnst du schon lange hier?“ Der andere lachte kurz auf und beide rückten ein Stück nach, als es in der Schlange weiter ging.
 

„Ich bin hier geboren und meine Familie lebt seit Ewigkeiten in diesem Haus!“ Ruki machte große Augen. „Wirklich?“, staunte er, „Wir sind jetzt schon vier mal umgezogen, seit ich geboren bin. Ehrlich gesagt hoff ich, dass es diesmal der letzte Umzug war.“
 

Nao zog kurz eine Augenbraue hoch und rückte erneut in der Schlange nach, es schien endlich voran zu gehen. „Ich wollte eigentlich immer mal umziehen, raus aus dieser Stadt – aber man findet sich damit ab. Und ich kann mich nicht beklagen, immerhin gibt’s hier eigentlich alles, was du willst und es ist relativ ruhig.“
 

Endlich waren sie an der Reihe und Nao bezahlte, verstaute alles im Rucksack und verließ mit Ruki das Kaufhaus.
 

Erst draußen sprach Ruki den anderen drauf an. „Was heißt >relativ ruhig<, Nao?“ Nao biss gerade herzhaft in seinen Apfel und schien während des Kauens seine Worte abzuwägen. „Na ja“, meinte er schließlich, „Es kommt ganz drauf an – am Wochenende ist immer was los, aber das geht eigentlich ohne Ärger vonstatten... sofern Saga und seine Leute sich zurück halten.“
 

Ruki blieb schließlich vor seinem Haus stehen und auch Nao bremste ab. „Das ist es also?“, fragte er, während er den Blick zum Eingang schweifen ließ und noch einmal von seinem Apfel abbiss.
 

Er schien seinen Worten kaum bis keine Bedeutung beizumessen, so seelenruhig wie er dastand und das Haus begutachtete. Ruki hingegen verstand nur Bahnhof und glaubte zu wissen, dass da mehr dahinter steckte, als Nao gerade so frei heraus sagen wollte.
 

„Takanori!“, rief da plötzlich seine Mutter und er schreckte hoch. Sie stand in der offenen Tür, die Ärmel ihrer hellblauen Bluse hochgekrempelt und scheinbar erwartete sie eine Antwort. „Ja?“ Noch während er das sagte, kam seine Mutter näher an die beiden Jungen heran und blieb schließlich bei ihnen stehen, sodass sie nicht mehr schreien musste. „Ich glaube kaum, dass wir heute Abend schon warm essen können“, meinte sie und schob sich eine Haarsträhne zurück hinters Ohr, die sich aus ihrem Knoten gelöst hatte, „Kannst du bitte eine Pizzeria oder so ausmachen und für heute Abend was bestellen? Möglichst zum Liefern, wir haben noch einiges an Arbeit!“
 

Erst als Ruki einen kurzen Seitenblick auf Nao warf, der gerade mit seinem Apfel fertig geworden war, schien auch seine Mutter den Fremden zu bemerken. „Oh!“, meinte sie, „Und wer bist du?“
 

Nao verbeugte sich höflich und begann auch schon munter drauf los zu plappern. „Murai Naoyuki, ich hab Ruki gerade zufällig im Kaufhaus getroffen“, erklärte er die Situation, „Und keine Sorge, ich kenn eine gute Pizzeria ganz in der Nähe, nicht ganz zehn Minuten zu Fuß!“
 

Rukis Mutter schien erleichtert, denn ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Gesichtszüge. „Das trifft sich gut!“, meinte sie, „Meinst du, du kannst mit Takanori dort eben hingehen, damit er was für uns bestellen kann?“ Nao nickte sofort. „Aber natürlich, kein Problem!“, sagte er gut gelaunt zu und schnappte sich dann auch schon den anderen am Handgelenk und zog ihn mit sich. „Du weißt, was wir nehmen, Takanori?!“, rief seine Mutter noch hinter ihnen her und er antwortete mit einem simplen „Ja“, ehe er auch schon wieder auf der anderen Straßenseite verschwunden war.
 

Auf dem Weg zur Straßenecke fing Nao erneut an zu reden. „Deine Mutter ist nett“, meinte er im Plauderton und ließ den andern erst los, als sie rechts abgebogen waren.
 

Ruki nickte leicht irritiert und platze dann schließlich mit der Frage raus, die ihn schon seit dem Verlassen des Kaufhauses beschäftigte. „Wer ist Saga? Was hast du vorhin damit gemeint, Nao?“
 

Der Größere zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen, während sie jetzt an der Seitenwand des Kaufhauses entlang schlenderten. Wieder schien er über seine Worte nachzudenken, ehe er sprach. Bei seinem Redezwang irgendwie erstaunlich, wie Ruki fand.
 

„Saga ist eine Stufe höher als wir“, begann er schließlich scheinbar harmlos, „Er und einige andere Jungen in der Schule sind so etwas wie eine Gang. Obwohl ich nicht genau sagen kann, ob es eine Gang ist – ist vermutlich das falsche Wort. Ist ja auch unwichtig. Jedenfalls sind er und seine Leute hoch angesehen in der Schule, aber auch gefürchtet. Keiner legt sich mit ihnen an, verstehst du?“, schnell nickte Ruki und verstand die versteckte Warnung, „Sie sind eigentlich fast jedes Wochenende im Checkpoint und betrinken sich. An sich sind sie eigentlich friedlich, aber sie haben auch schon einiges angestellt... keine Sorge – nichts wirklich Gefährliches oder so! Aber du solltest ihnen trotzdem vorerst aus dem Weg gehen – Saga ist unberechenbar.“
 

Während Nao erzählte und Ruki alles regelrecht in sich aufsaugte, passierten sie ein Schuhgeschäft und einen Klamottenladen, überquerten eine Ampel, liefen an einem Gebäude vorbei, wo JUZ draufstand und erreichten schließlich die Pizzeria.
 

Die Glastür schwang auf, als Nao als erster eintrat und eine Türglocke signalisierte den Angestellten, dass neue Kundschaft den Laden betreten hatte. Eine junge Frau begrüßte sie freundlich und Ruki gab die Bestellung der Familie auf, gab auch die Uhrzeit an, wann das Essen fertig sein musste. Die Angestellte notierte sich alles und verabschiedete sich mit einem Dank und einer Verbeugung.
 

Als Nao und Ruki die Pizzeria wieder verließen, hatte der Kleinere die Informationen wohl endlich verdaut. Sein Magen beruhigte sich wieder, nachdem er sich aufgeregt hatte.
 

Nao sah auf seine Armbanduhr und schien erschrocken. „Ach herrje!“, meinte er urplötzlich und hielt Ruki an der Schulter fest, als dieser sich gerade auf den Rückweg machen wollte, „Du, sag – findest du den Weg allein zurück? Ich bin in ein paar Minuten in der Stadt verabredet und muss jetzt wirklich los!“ Ruki nickte schnell. „Entschuldige, ich wollte dich nicht aufhalten, Nao!“ Doch der anderen winkte ab. „Nicht deine Schuld, hab mich ja aufhalten lassen!“, meinte er augenzwinkernd und machte sich auf den Weg Richtung Stadt, „Wir sehen und morgen, Ruki! Viertel vor acht am Schultor!“ Und schon rannte er los.
 

Ruki sah ihm noch kurz nach und machte sich dann schließlich allein auf den Rückweg, der ja im Prinzip ganz einfach war – die ganze Zeit geradeaus und am Kaufhaus links. Dann sah er sein neues Zuhause schon.
 

Er ging ins Haus und suchte kurz seine Mutter auf, um ihr wegen des Essens Bescheid zu sagen, dann machte er sich auf den Weg in sein Zimmer. Bis die Pizzen kommen würden, hatte er noch Zeit und so nutzte er diese, um seine Klamotten auszupacken.
 

Anziehsachen fanden ihren Weg schnell in den Schrank und die Kommode, während anderer Krimskrams erst einmal auf dem Boden sortiert wurde. Photos, Konsolen und die dazugehörigen Spiele, Bücher, Zeitschriften, Accessoires, Schuhe, CDs und DVDs – wenn das so weiter ging, dann konnte er bald keinen Schritt mehr tun, ohne über irgendwas zu stolpern...
 

Micky und Goofy beobachteten interessiert, was ihr Herrchen da trieb. Die beiden Mäuse saßen vorne an der Glasscheibe ihrer Terrariums und beäugten fasziniert, wie Ruki einen eleganten Schlenker um einen Berg Schuhe machte, dabei allerdings eine Zeitschrift übersah und – weniger elegant – mit einem lauten Poltern zu Boden ging. Fluchend rappelte er sich wieder auf und räumte weiter ein.
 

Bücher wurden in die Regale verfrachtet, Zeitschriften verschwanden in Schubläden, CDs kamen in den dafür vorgesehenen Ständer, DVDs kamen zusammen mit den Konsolen – Gamecube und Playstation 2 – und den Spielen unter den Fernseher ins Fach und so weiter.
 

Doch während er dies alles tat, war er mit den Gedanken eigentlich ganz woanders. Zum einen bei Nao, dem freundlichen Jungen, der ihn einfach im Kaufhaus angesprochen hatte und dann bei Naos Erzählung über diesen Saga. War das was dran? Natürlich, Nao wirkte nicht wie jemand, der ihn anlog. Aber stimmte es auch, dass Saga und seine Leute nicht gefährlich waren? Nao hatte beide Male lange überlegt, als er dieses Thema anschnitt und ein wenig glaubte Ruki, dass sein neuer Freund ihn nicht gleich verschrecken wollte, in dem er ihm die ganze Wahrheit sagte.
 

Einiges angestellt. Aber nichts wirklich Gefährliches. Was konnte das bedeuten? Was war Naos Ansicht nach >nicht wirklich gefährlich< ? Und was hatten Saga und seine Leute schon alles angestellt? Ruki fragte sich aber zugleich auch, ob er es denn wirklich so genau wissen wollte...
 

Das Klingeln der Haustür riss ihn aus seinen Gedanken und als er unten die Stimme seiner Mutter vernahm, die mit jemandem zu reden schien, war er sich sicher, dass das Essen da war.
 

Schnell schob er den restlichen Krimskrams vom Boden unters Bett – da würde er sich später drum kümmern – und lief nach unten in die Küche. Sie war mittlerweile fast komplett eingeräumt, lediglich etwas Geschirr stand noch unverstaut auf Herd, Arbeitsfläche und Boden rum. Ansonsten war es hier schon ganz ordentlich.
 

„Ach, Takanori!“, meinte er seine Mutter, kaum dass er eingetreten war, „Sagst du eben Asato Bescheid? Ich räum solange den Tisch frei, damit wir essen können.“
 

Also kehrte Ruki noch einmal um und klopfte oben an der Tür seines Bruders. Keine Reaktion. Er klopfte erneut. „Asato?“ Die Tür wurde aufgerissen und er sprang erschrocken zurück. Asato stand mit leicht zerzausten Haaren im Türrahmen und sah ihn fragend an. „Ja?“ Ruki fasste sich. „Äh – Essen! Die Pizzen sind da!“ Sein großer Bruder nickte, schloss hinter sich die Tür, fuhr sich durchs Haar und machte sich mit Ruki auf den Weg in die Küche.
 

Ruki fand das Verhalten seines Bruders sehr eigenartig. Er hatte nicht auf sein Klopfen reagiert, hatte zerzauste Haare und sah irgendwie... ertappt aus. Wenn er das so beurteilen konnte.
 

Beim Essen war Asato kurz angebunden und schien sich mit dem Verspeisen seiner Pizza zu beeilen. Auf die Worte seiner Mutter reagierte er kaum bis gar nicht und so wandte diese sich an ihren zweiten und jüngsten Sohn.
 

„So“, meinte sie und Ruki sah sie fragend an, als sie sich ihm widmete, „Dieser Naoyuki scheint ein netter Junge zu sein.“ Ruki nickte langsam und schluckte seinen Bissen runter. „Ja, scheint so.“ Seine Mutter schien in Plauderlaune. „Und er hat dich einfach so angesprochen?“ Wieder nickte Ruki. „Jaah, im Eingang vom Kaufhaus“, erzählte er, „Er ist auch in der ersten Oberstufenklasse und mit etwas Glück sind wir zusammen in einer.“ Seine Mutter schien begeistert. „Das ist ja toll!“, rief sie, „Siehst du? Mit etwas Glück seid ihr zusammen in einer Klasse und bestimmt findest du dort noch andere Freunde!“
 

„Wann musst du morgen denn da sein, Takanori?“, meldete sich nun auch sein Vater zu Wort, sah dabei nicht einmal von seiner Pizza auf. Er war das gewöhnt. „Ich treff Nao morgen um viertel vor acht am Schultor.“ „Und wann musst du beim Rektor sein?“ „Um zehn vor. Ich werd Nao nach dem Büro fragen und dann komm ich schon pünktlich, keine Sorge.“
 

Ruki wusste, wie sein Vater Unpünktlichkeit hasste. Besser war es, seine Nerven nicht weiter mit dem Thema zu strapazieren und so versuchte er es zu wechseln.
 

„Ab wann geht ihr wieder arbeiten?“, fragte er und hoffte, sich damit auf sicherem Terrain zu befinden. Sein Vater schien den Themenwechsel auch nicht sonderlich mitbekommen zu haben und antwortete einfach. „Ich bin morgen früh schon zur Arbeit und deine Mutter geht gegen Mittag. Es ist also morgen keiner von uns da, wenn du von der Schule nach Hause kommst“, Asato brummte vom anderen Ende des Tisches, „Mit Ausnahme von Asato“, verbesserte er sich schnell, „Aber ihr zwei kommt ja auch allein zurecht, wir lassen euch Geld fürs Einkaufen da.“
 

Damit waren die Gesprächsthemen des Abends alle durchgekaut. Der Versuch von Rukis Mutter mit ihrem ältesten Sohn zu sprechen, schlug wie die letzten Male fehl, Rukis Wohlbefinden war abgehakt, Schule erledigt und schließlich der Ablauf des nächsten Tages.
 

Ruki störte sich eigentlich nicht daran, dass sie immer nur recht objektiv miteinander sprachen, er war es schließlich gewohnt, aber... seit einiger Zeit machte es ihm zu schaffen.
 

Er hatte das Gefühl, einfach mit niemandem in seiner Familie reden zu können. Seine Eltern waren fast nie Zuhause und wenn, dann waren sie beschäftigt oder hatten nur Zeit für Oberflächliches. Es war Routine geworden zu fragen, wie es ihm denn ginge, was die Schule machte... es wurde nicht gefragt, ob er vielleicht Sorgen habe oder ihn etwas beschäftigte. Ebenso sein Bruder. Als Ruki noch klein war, hatte Asato immer auf ihn aufgepasst, hatte ihn nirgends allein hingehen lassen und war oft an freien Nachmittagen oder am Wochenende mit ihm raus in den Park gegangen, um mit ihm zu spielen. Er konnte nicht sagen, wann genau es passiert war, aber irgendwann entfernte sich Asato von ihm, hatte immer mehr Geheimnisse und schien müde, mit ihm zu reden oder etwas zu unternehmen.
 

Spätestens seit Asatos Abwenden fühlte sich Ruki sehr einsam. Wirklich Freunde hatte er keine. In seiner alten Schule war er stets der Streber, mit dem keiner was unternehmen wollte. Sobald er spürte, dass seine Mutter misstrauisch wurde, weil er immer Zuhause saß, erfand er eine Verabredung mit imaginären Freunden und verschwand in den Park, um sich dort auf seine Stammschaukel zu setzen.
 

Aber... was war mit diesem Nao? Hatte er vielleicht einmal Glück und sie konnten Freunde werden? So richtige? Oder war er auch nur einer von vielen, der nichts mit jemandem zu tun haben wollte, der in der Schule immer gute Noten schrieb?
 

Mit dieser Frage im Hinterkopf stand er schließlich nach dem Essen zusammen mit den anderen auf und half noch beim Saubermachen, ehe er sich nach oben in sein Zimmer zurückzog.
 

Seufzend ließ er sich auf sein Bett sinken und starrte eine Weile nur vor sich hin. Das alles beschäftigte ihn. Hatte er Glück? Hatte er kein Glück? Warum war es bloß für ihn so schwer, Freunde zu finden? Er verstand es nicht...
 

Um sich von seinen düsteren Gedanken abzulenken, schaltete er den Fernseher an und holte Micky und Goofy raus, die munter auf seinem Bett rumtapsten. Während irgendein Actionfilm über die Mattscheibe flimmerte, wanderten seine Gedanken jedoch immer wieder zum nächsten Tag. Es war hoffnungslos. Zu groß war seine Angst und zu klein der Trost eines toten Gegenstandes.
 

Noch einige Minuten hielt er es aus, dann stand er auf und schaltete das Gerät ab. Dann schnappte er sich zuerst Goofy, knuddelte ihn kurz und brachte ihn zurück ins Terrarium, und anschließend Micky, dem er noch mal ein „Wünsch mir Glück“ ins Ohr wisperte, ehe er auch ihn zurück in seinen Unterschlupf abhauen ließ. Irgendwie erbärmlich. Er hatte nur zwei Mäuse, die ihm seine Einsamkeit ein wenig erträglicher machten.
 

Mittlerweile von seinen wirren Gedanken um den morgigen Tag erschöpft, legte er sich ins Bett und zog die Decke bis hoch über die Nase. Mit tiefen Atemzügen versuchte er sich zu beruhigen und von Nao, Saga und der Schule abzulenken und endlich zu schlafen.
 

Es dauert noch zwei Stunden, ehe ihm endlich die Augen zufielen und seinem Brummschädel eine Pause gönnten...

[Kanon] Stille Wasser

So – hat etwas gedauert, weil meine liebe Beta keine Zeit hatte ^^°

Und ohne Korrektur lass ich meine Monstren nicht auf die Menschheit los XD !

Glaubt mir, das hat seinen guten Grund ._.“

Es wird wieder viiiel geredet, aber ab dem nächsten Kapitel passiert endlich mal was XD

So’n bisschen...

Und es ist auch nicht schwer zu erraten, wer in Kapitel 3 auftaucht -.-

Aber was solls ^^°

Hoffe, es wird euch nicht zu langweilig Oo...

Wie immer besteht der Wunsch nach konstruktiver Kritik ^.~
 

Titel: Big City Life

Teil: 3/?

Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^°

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8... ^^° ?)

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

Viel Spaß beim Lesen!

Maya
 


 


 


 

Kapitel 02 – [Kanon] Stille Wasser
 

Am nächsten Morgen stand Ruki schon sehr zeitig auf. Er brauchte zwar nicht lange bis zur Schule, aber er wollte keinesfalls zu spät kommen oder etwas vergessen!
 

So stand er schon um sieben nachdenklich vor seinem Spiegel und zupfte hier und da an seiner neuen Schuluniform. Besonders kleidsam war sie ja nicht gerade. >Wenigstens nicht so ätzend Olivgrün wie meine alte...<
 

Er warf einen Blick nach draußen und dann in den Wetterbericht. Es sollte an die zweiundzwanzig Grad werden und die Sonne scheinen. Die letzten Tage war es ebenso gewesen und er meinte, den Nachrichten in dieser Hinsicht glauben zu können. Dennoch wollte er nicht direkt am ersten Tag ohne seine Jacke mit dem Schulwappen darauf beim Direktor antanzen, also zog er sich auch diese über.
 

Der Blazer war in einem etwas dunkleren Grau, sah aber nicht wirklich schlecht aus, wie er zugeben musste. >Kann man wohl anziehen, ohne grottenscheiße auszusehen...<
 

Mit den Gedanken schon wieder ganz woanders, warf er einige Hefte und Bücher in seinen Rucksack und hoffte, dass er wenigstens ein Fach davon heute haben würde. Er hatte seinen Stundenplan noch nicht und wusste daher nicht, was er heute brauchte – so landete einfach alles mögliche in seiner Tasche. Notfalls musste er bei jemandem mit rausschauen, was zu Schreiben hatte er auf jeden Fall dabei.
 

Er sah zu Micky und Goofy, öffnete oben das Terrarium und gab ihnen neues Futter. Vielleicht sollte er nachher beim Einkaufen ein paar Leckerlis mitnehmen...
 

Ein Klopfen an der Tür ließ ihn herumfahren. „Ja?“ Der Kopf seiner Mutter erschien im Türrahmen und sie sah ihn mit großen Augen an, als sie ihren Sohn schon wach und fertig angezogen vor seinen Haustieren knien sah. „Ach, du bist schon wach?“, fragte sie erstaunt, „Na ja, dann kann ich mich ja noch ein bisschen hinlegen – einen schönen Tag in der Schule, Schatz!“ Mit einem kleinen, aber doch noch recht müden, Lächeln schloss sie seine Tür wieder und ging nach unten, wo sich das Schlafzimmer befand.
 

Nebenbei hörte er, wie die Haustür ins Schloss fiel. Sein Vater war also auf den Weg zur Arbeit und hatte seine Mutter dabei mit wach gemacht. Er hatte sich schon gewundert, warum sie so früh aufstand, wenn sie doch erst mittags weg musste.
 

Seufzend erhob er sich und setzte sich an seinen Schreibtisch, überprüfte noch einmal den Inhalt seiner Tasche. Er konnte sich nicht helfen, er war einfach zu nervös. Auf den Lippen kauend sah er auf den schwarzen Laptop nieder, der seit einigen Tagen nun schon unbenutzt rumlag. Durch den Umzug hatte er nicht wirklich Zeit gefunden, um im Netz zu surfen und andere Sachen hatte er daran nicht groß zu tun. Ab und an ein paar Hausaufgaben schreiben, aber mehr nicht.
 

Als er in seinem Zimmer keine Beschäftigung mehr fand, schlenderte er nach unten in die Küche und versuchte etwas zu Essen aufzutreiben. Und tatsächlich war etwas Brot und Käse zu finden – das musste für ein kleines Frühstück reichen.
 

Nachdem er die Zeit dann doch noch rumkriegte, indem er seinen Tascheninhalt hundert Mal überprüfte und ohne Sinn in der Gegend rumstarrte, verließ er gegen zwanzig vor acht das Haus und wandte sich nach rechts die Straße runter. Der Gehweg endete an einer Kreuzung und gegenüber stand ein Bäcker. Von ihm aus führte links ein Zebrastreifen zum Kindergarten und an dem vorbei zur Schule.
 

Als er den Weg zwischen Bäcker und Cafe rechts und Kindergarten links von ihm entlang ging, konnte er ungehindert auf den Schulhof und das eigentlich Gebäude blicken. Das Schultor war zwar etwas im Weg, aber dennoch erkannte er die langsam ergrauende Fassade und die Bänke, die an den Mauern standen und in Richtung Hof ausgerichtet waren. Auf ihm standen eine eckige und eine runde Tischtennisplatte, an denen schon einige Schüler standen, um noch vor Schulbeginn eine Partie zu spielen.
 

Das Gebäude war in einer Form gebaut, für die Ruki keine Worte fand. Mit drei Stockwerken, einer Turmuhr und den alten Steinmauern, wirkte die Schule mehr wie eine alte Kirche oder ein Kloster, als wirklich wie eine Schule...
 

Als er näher kam, entdeckte er auch schon rechts am Schultor gelehnt Nao. Dieser mampfte mal wieder einen Apfel und zupfte hier und da an den kleinen Zweigen eines Busches.
 

„Guten Morgen, Nao!“, begrüßte Ruki ihn freundlich, als er bei dem anderen angekommen war. Der drehte sich überrascht um und schien dann erleichtert. „Gute Morgen!“, grinste er und schulterte seine Tasche, „Du bist ja pünktlich!“ Ruki lächelte zurück. „Ich lass dich doch nicht warten! Obwohl – wie lange stehst du denn schon hier?“ Nao lachte. „Eine kleine Weile“, meinte er nur achselzuckend, „Ich hatte auch erst daran gedacht, dich abzuholen, aber ich wollte nicht einfach unangemeldet reinplatzen.“
 

Gemeinsam durchquerten sie das Tor und liefen über den Schulhof in Richtung Haupteingang, der sich ganz in der Ecke bei dem Knick neben einer Bank befand und fast schon versteckt wirkte.
 

Es war eine schwere Holztür und als Ruki das Gebäude betrat, bestätigte sich sein Verdacht, dass es erstens alt und zweitens wohl mal ein Kloster gewesen war. Die Gänge waren aus massiven Stein und wären statt Fenster Fackeln an den Wänden gewesen, hätte Ruki sich wohl gefürchtet. Aber so ließen die großen Fenster viel Licht herein und nahmen dem Gemäuer seinen furchteinflößenden Charme.
 

„Du, Nao“, wandte er sich schließlich wieder an seinen Mitschüler, als dieser gerade eine große Glastür vor ihnen öffnete, „Ich muss zum Direktor, kannst du mir wohl zeigen, wie ich zu seinem Büro komme?“
 

Nao kam ein paar Schritte wieder zurück und ließ die Tür ins Schloss fallen, stellte sich genau vor Ruki und zeigte schließlich genau auf die erste Tür auf der linken Seite, vom Eingang aus betrachtet. „Das ist das Sekretariat“, erklärte Nao, „Wenn du da reingehst, ist direkt links wieder eine Tür – das ist das Büro vom Direktor. Musst dich aber vorher bei Mizumi-san – der Sekretärin - melden, die sagt ihm dann Bescheid und lässt dich rein.“
 

Er klopfte Ruki noch einmal kameradschaftlich auf die Schulter, wünschte ihm noch „Viel Glück!“ und verschwand durch die Glastür auf der dahinterliegenden Treppe, um in sein Klassenzimmer zu gelangen.
 

Ruki hingegen klopfte an der Tür zum Sekretariat und wartete auf das „Herein“, ehe er eintrat.
 

Er musste drinnen nur zwei Schritte machen und stand dann am – bei ihm – schulterhohen Tresen. Dieser war in einer eckigen C-Form gebaut und ließ darin viel Platz für Unterlagen und Schubläden. Innen an der rechten Seite saß eine junge Frau vor einem PC und sah auf, als sie Ruki näherkommen hörte. Sie rollte mit ihrem Bürostuhl zu ihm rüber und lächelte freundlich. Das Schild auf ihrer Bluse verriet ihm, dass es sich um Mizumi Chie handelte.
 

„Was kann ich für dich tun?“ Ruki räusperte sich kurz, um nicht allzu verschüchtert zu klingen. „Ich sollte um zehn vor acht beim Direktor sein“, erklärte er und Mizumi-san nickte verstehend. „Einen Moment, ich sag ihm Bescheid.“
 

Und schon erhob sie sich und ging zu der Tür, die Nao erwähnt hatte. Mizumi Chie war vielleicht so groß wie Nao und hatte schulterlanges schwarzes Haar, eine zierliche Figur und große braune Augen. Alles in allem wirkte sie sehr freundlich und die kleinen tippelnden Schritte, die sie tat, machten sie irgendwie noch sympathischer. Nicht zu vergleichen mit dem alten Drachen auf seiner alten Schule...
 

Mizumi-san klopfte kurz zaghaft, und sprach dann schließlich höflich durch den Türspalt zum Direktor. „Yamamoto-san? Der neue Schüler ist jetzt da.“
 

Ein Geräusch, welches wie ein Stuhl klang, der zurückgeschoben wurde, folgte und schließlich stand der Direktor in der Tür und winkte Ruki herein. Dieser bedankte sich noch einmal bei Mizumi-san und betrat dann schnell das Büro.
 

Der Direktor saß hinter seinem Schreibtisch und bot ihm mit einer Geste seiner großen Hand den Stuhl vor ihm an. Ruki nickte dankend und ließ sich auf dem schwarzen Polster nieder, verschränkte die Finger in seinem Schoß. Der Direktor strahlte Autorität aus, wirkte aber mehr streng in der Hinsicht eines Vaters oder guten Onkels. Seine kräftige Statue, seine großen Hände und die breiten Schultern wirkten stolz und einschüchternd, aber seine warmen Augen blickten freundlich.
 

„So“, begann der Direktor, „Matsumoto Takanori, wenn ich mich jetzt nicht täusche?“, Ruki nickte zur Bestätigung, „Also gut. Ich möchte dich gleich zu Anfang auf unserer Schule willkommen heißen, Matsumoto-kun und hoffe, dass es dir hier gefallen wird“, er lächelte breit und zeigte seine gepflegten Zähne, „Ich hab deine Akte gelesen und bin froh, dass ein so tüchtiger Schüler zu uns kommt. Aber trotz aller Disziplin an unserer Schule möchte ich dich gleich ein wenig beruhigen – wir nehmen die Kleiderordnung nicht ganz so ernst und haben auch innerhalb des Schulgebäudes einen großen Aufenthaltsraum wo sich Schüler jeder Stufe treffen können“, begann er zu erzählen, „Ich versuche meinen Schüler hier nicht, mitten in ihrer Phase des Erwachsenwerdens, Steine in den Weg zu legen, wenn es darum geht, ihre Persönlichkeit zu entfalten. Dennoch gibt es natürlich einige Regeln, an die du dich halten solltest, Matsumoto-kun.“
 

Ruki schluckte und versuchte mit dem Redeschwall des Direktors mitzuhalten, der wirklich immens war. Er nickte, um zu signalisieren, dass er aufmerksam zuhörte und der Mann vor ihm fuhr fort.
 

„Lehrpersonen werden nicht angegriffen, weder verbal noch körperlich – wenn dies passieren sollte, musst du mit Strafen rechnen. Ebenfalls darf das Schuleigentum nicht beschädigt werden und Schlägereien und Drogen sind natürlich auf dem Schulgelände verboten. Das unentschuldigte Fernbleiben der Schule wird ebenfalls bestraft – du hast die Möglichkeit dich morgens zwischen sieben und acht Uhr telefonisch zu entschuldigen und für mehr als zwei Tage wird ein ärztliches Attest benötigt. Kommst du zu spät musst du die verpatzte Zeit nach dem regulären Unterricht nachholen.“
 

Rukis Schädel brummte und er schielte unauffällig Richtung Uhr. Es waren nicht einmal fünf Minuten vergangen, seit er das Büro betreten hatte!
 

„Hier im Erdgeschoss gibt es die Schulkantine, für die du monatlich Essensmarken erhältst – nur eine begrenzte Anzahl, die du dir einteilen musst – sind diese aufgebraucht, musste du für dein Mittagessen zahlen. Die Preise sind aber ganz annehmbar. Es gibt hier aber auch einen kleinen Kiosk, der etwas billiger ist und zwei Getränkeautomaten, verhungern oder verdursten wirst du uns hier also nicht“, wieder lächelte er breit, ehe er erneut zu sprechen begann, „Für deine Kurse und AG’s musst du dich nachher noch eintragen, eine Liste und deinen Stundenplan werd ich dir gleich mitgeben“, er begann zum Ende des Satzes hin in seinen Unterlagen zu kramen und zog einige Zettel unter einem Stapel Briefe hervor, „Soo.. deine Klasse ist die 1-1-3“, murmelte er, „Das ist – wie der Name sagt – im ersten Stock, drittes Klassenzimmer der ersten Oberstufenklasse. Keine Sorge, das System der Zimmernummern verstehst du ganz schnell.“
 

Er drückte Ruki noch die Zettel in die Hand, stand auf, schüttelte ihm noch die Hand und wünschte ihm einen guten ersten Schultag, als Ruki mit Kopfschmerzen den Raum verließ.
 

Noch nie hatte er solch einen Schuldirektor erlebt. Hoffentlich musste er nie wieder für ein Gespräch in sein Büro...
 

Während er langsam und mit brummendem Schädel die Stufen ins erste Stockwerk hochstieg, sah er auf die Zettel in seiner Hand. Ein Stundenplan, wo noch einige Kästchen frei waren, eine Kurs- und AG-Liste, noch einmal die Schulordnung schriftlich, ein Informationsblatt der Schule und ein Bogen Essensmarken, die noch voneinander getrennt werden mussten.
 

Oben angekommen trat er durch eine Glastür und sah rechts und links den Gang entlang. Direkt vor ihm das Klassenzimmer wurde mit >1-2-1< ausgeschildert. Nach Rukis Auffassung müsste dies >1.Stock – 2.Klasse Oberstufe – 1.Klassenzimmer< heißen, wenn er sich nicht irrte. Er sah nach rechts und sah dort die Klasse 1-2-2, also wandte er sich nach links. Und tatsächlich, hier befanden sich die Klassen der ersten Oberstufe.
 

Mit einem großen Seufzer der Erleichterung erkannte er im letzten Klassenzimmer, hinten links in der Ecke – genau neben einer Glastür mit Treppen – endlich seines, die Nummer 1-1-3.
 

Die Tür stand offen und er konnte ungehindert einen Blick hineinwerfen. Die Schüler waren noch wild im Zimmer verteilt, die Schulsachen bei den meisten noch nicht einmal auf dem Tisch und es wurde munter geplaudert. Hier und da konnte er auch ein Handy oder MP3-Player ausmachen, die noch in Betrieb waren. Er sah auf die Uhr. Der Unterricht würde regulär erst in zwanzig Minuten beginnen aber wie es nun mal in japanischen Schulen üblich war, waren fast alles Schüler seit acht Uhr in ihren Zimmern versammelt und warteten auf den Klassenlehrer, der den Tag offiziell beginnen ließ.
 

Zögerlich und bislang von allen anderen unbemerkt, betrat er das Klassenzimmer. Suchend sah er sich um und dankte Gott, als er in der vorletzten Reihe Nao ausfindig machte.
 

Er saß an seinem Einzeltisch, zwei Plätze vom Fenster entfernt und schien Musik zu hören, kritzelte dabei ein wenig in einem Block.
 

Mit etwas mehr Mut in Petto, steuerte er Naos Tisch an und klopfte vor diesem auf die Holzplatte, damit dieser aufsah. Ein breites Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Größeren, als er schließlich die Stöpsel aus den Ohren nahm und ihn grüßte. „Mehr Glück kannst du fast schon nicht mehr haben, Ruki!“, meinte er spaßeshalber und deutete auf den freien Platz links von ihm, „Er ist letzte Woche nach Tokyo gezogen – hat sicher nichts dagegen, wenn du seinen Platz einnimmst!“
 

Ruki konnte sein Glück tatsächlich kaum fassen und ließ sich mit einem Grinsen auf dem Stuhl nieder, verstaute die Tasche unter dem Tisch und wandte sich wieder an Nao.
 

„Yamamoto-san redet wirklich viel“, meinte er dann und erntete ein Kichern seitens Nao, „Aber dank ihm hab ich innerhalb von nicht ganz zehn Minuten alle Informationen aus der Broschüre eingetrichtert bekommen... der Nachteil ist nur, dass ich jetzt nen absoluten Brummschädel habe.“ Wieder lachte Nao. „Yamamoto-san ist in Ordnung, wirst schon sehen!“
 

Zu mehr kamen die beiden nicht mehr, da ein Klassenkamerad der zwei in dem Moment auf Rukis Tisch zukam. Sein Haar war sehr hellbraun – eindeutig aufgehellt also – und schien heute morgen nicht gekämmt worden zu sein. Oder es war Absicht, dass sie ihm kreuz und quer auf dem Kopf lagen. Mit großen Augen sah er Ruki an und strahlte.
 

„Neu hier? Cool! Wo kommst du her?“ Ruki war überrascht und verwirrt. Was wollte der? Viel zu perplex, um sofort zu antworten, sah er hilfesuchend zu Nao. Noch verwirrter war er allerdings, als er Naos Blick sah, den er dem Neuankömmling zuwarf. Er schwankte zwischen Abneigung und etwas anderem... Ruki konnte nicht genau sagen, was es war, aber es schien, als wäre es etwas genau Gegenteiliges von dem, was er nun sagte. „Verschwinde, Miku! Du nervst!“ Das Lächeln dieses Mikus erstarb und bedachte Nao noch einem angesäuerten Blick, ehe er ohne ein weiteres Wort von dannen zog.
 

Rukis kleine Welt stand Kopf. Er kannte Nao vielleicht erst seit gestern und auch noch nicht sehr gut... aber dass er den anderen so angefahren hatte und das mit einem solchen Blick – das passte so gar nicht in das Bild, was er sich von dem anderen in der kurzen Zeit gemacht hatte.
 

Nao seufzte, sah Miku noch kurz nach und wandte sich dann wieder an Ruki. „Auch wenn er nett scheint, halt dich von Miku fern!“ Nun vollkommen aus dem Konzept gebracht, wurden Rukis Augen immer größer und verständnisloser. „Wieso?“ Nao beugte sich näher zu ihm herüber und blickte ihm verschwörerisch in die Augen. „Das ist Tsukiyama Akiharu, Kohara Kazamasas Cousin!“
 

Auch wenn ihm das wahrscheinlich alles sagen sollte, verstand Ruki nur Bahnhof. Da erschreckte ihn eine Stimme von links. „Miku ist Shous jüngerer Cousin – und Shou ist Sagas rechte Hand.“
 

Ruki war herumgewirbelt und sah nun, wer ihn angesprochen hatte. Der Fensterplatz neben ihm wurde von einem Jungen besetzt, der statt des Blazers den Pullover der Uniform trug. Und darunter scheinbar noch einen... mit Rollkragen. Die Ärmel des Schulpullovers waren bis über die Hände gezogen, die Kragen hochgeschlagen und die Gestalt selber so in sich auf seinem Platz zusammengesunken, dass man meinen könnte, der Pullover wäre ihm zwei Nummern zu groß. Noch dazu wurde seine linke Gesichtshälfte von seinem schwarzen Haar fast vollkommen bedeckt und mit seinen hochgezogenen Schultern schien er auch den Rest von sich verstecken zu wollen. Seine Worte waren nur schwer verständlich gewesen, da er den Rollkragen seines anderen Pullovers fast bis über die Nase gezogen hatte und so nur ein Murmeln von ihm gekommen war. Alles in allem sah der Junge eher so aus, als wolle er sich Zuhause unter seiner Bettdecke verkriechen, statt hier im Klassenzimmer zu sitzen.
 

Nao stöhnte und schlug sich die Hand vor die Stirn. „Hätt ich fast vergessen!“, mahnte er sich selbst, „Darf ich vorstellen? Das ist Shiroyama Shinya, aber nenn ihn Kanon. Kanon, das ist Ruki von dem ich dir gestern erzählt hab.“
 

Ruki verstand. Dieser Kanon schien die Verabredung in der Stadt gewesen zu sein, zu der Nao gestern so schnell hin verschwunden war. Und bei der Gelegenheit hatte er Kanon gleich von ihm erzählt. Es war irgendwie beruhigend zu wissen, dass der Junge neben ihm mit Nao befreundet war, denn er machte eher den Eindruck, als wäre er jemand, der jeden Moment aufspringen und sich aus dem Fenster stürzen könnte. Stille Wasser sind tief! Sicher barg Kanon ein Geheimnis, sonst würde er nicht so düster ausschauen...
 

Trotz seines ersten flauen Gefühls im Magen, lächelte er Kanon freundlich zu und grüßte ihn. Der andere quittierte diese Geste nur mit einem knappen Zucken des Kopfes, das wohl mit etwas Fantasie als Nicken durchgehen konnte. Na bravo, ein richtiger Sonnenschein.
 

Zum Glück wurde er da wieder von Nao in Beschlag genommen, der ihn fragte, was er denn für Kurse belegen wolle. Also begannen die beiden über dem Kursplan zu brüten und kreuzten hier und das was an, strichen hier und da was weg und korrigierten, bis er seine drei Kurse hatte. An AG’s wählte Ruki vorsichtshalber nur eine, er wollte nicht unbedingt jeden Tag bis Abends in der Schule hocken – und das würde er, wenn er noch mehr ankreuzen würde.
 

Nao erklärte ihm, dass er mit dem Kursplan zum Pausenklingeln zu ihrer Klassenlehrerin gehen sollte, die würde ihm alles in seinen Stundenplan eintragen und auch gleich im Klassenbuch die Kursliste um seinen Namen ergänzen.
 

Nur zwei Minuten später betrat diese auch schon den Klassenraum und alles war mit einem Schlag still. Die Frau Mitte dreißig war für japanische Verhältnisse, vor allem weibliche, sehr groß und muskulös, wirkte aber recht freundlich. Nach der Anwesenheitsüberprüfung begrüßte sie Ruki noch einmal persönlich und mit einem vertrauensvollen Lächeln, ehe sie mit dem eigentlich Unterricht begann. Englisch.
 

Ruki musste feststellen, dass Nao und er sich auf dem gleichem Level befanden und konkurrierten insgeheim aus Spaß, wer als erster die Aufgaben gelöst hatte. Meistens wurden sie jedoch gleichzeitig fertig.
 

Als gerade ein Text vorgelesen wurde, warf Ruki durch Zufall einen Blick nach links und riss erstaunt die Augen auf, als er sah, wie Kanon schon zwei Seiten weiter war und ohne zu Zögern die Lücken in den Texten füllte. Als Kanon seinen Beobachter bemerkte, schlug er ertappt die Seiten zurück und las den aktuellen Text mit... wie Ruki feststellte, ebenfalls schon vollständig bearbeitet.
 

Er wandte sich wieder ab und blickte nach vorne, die Augen noch immer etwas geweitet. Wie er vermutet hatte... stille Wasser sind tief.
 

Als es zum Stundenende klingelte – zwei Englischstunden waren vorüber - standen die Schüler auf und strömten aus der Klasse. Einige mit ihren Bentos in der Hand, andere mit Büchern oder ihren Handys.
 

Ruki kämpfte sich nach vorne zu seiner Lehrerin – Kite-sensei – durch, die gerade ihre Brille abnahm, um sie zu putzen. „Sensei?“ Sie wandte sich zu ihm um und lächelte wieder. „Kann ich dir helfen, Matsumoto-kun?“ Ruki nickte. „Äh, ja. Ich hab hier den Kursplan von Yamamoto-san und –“ Kite-sensei winkte ab. „Schon verstanden, ich trags dir gleich ein. Du kannst deinen Plan am Ende der Pause am Lehrerzimmer abholen Ich werd ihn in mein Fach legen lassen, da ich jetzt gleich Pause hab.“
 

Während sie redete, packte sie ihre Unterlagen zusammen, nahm auch Rukis Zettel und den Stundenplan entgegen und verabschiedete sich dann mit einem weiteren Lächeln.
 

Kaum war sie aus dem Klassenzimmer verschwunden, wurde er auch schon von Nao an der Schulter gepackt und mitbugsiert. „Wir gehen jetzt in die Kantine essen, dann kann ich dir das gleich mit den Marken erklären, Ruki. Kanon, komm schon!“, warf er noch nach hinten über die Schulter und ging mit den beiden nicht den Gang entlang, sondern nahm die kleinere Treppe direkt neben dem Klassenzimmer.
 

„Hier geht’s schneller und ist auch nicht so überfüllt, wie die Haupttreppe“, weihte er Ruki ein, „Wenn du zu unserem Klassenzimmer willst, kannst du einfach hier“, er zeigte auf eine Glastür, „den Seiteneingang nehmen. Das geht schneller, als wenn du jedes Mal den Haupteingang nimmst, die überfüllte Treppe hoch und noch den Gang lang musst. Praktisch, oder?“
 

Langsam bekam Ruki den Eindruck, dass Nao hier wirklich über alles Bescheid wusste... und an einem echten Redezwang litt. Anders als ihr stummer Begleiter, der wie eine wandelnde Leiche hinter ihnen hertrottete, den Kopf gesenkt und ein dickes Buch an die Brust gepresst. Als er etwas genauer hinsah, erkannte er, dass es sich um das dicke Chemiebuch handelte, welches Ruki extra Zuhause gelassen hatte.
 

In der Kantine angekommen war die Markengeschichte zügig erklärt, das Essen recht schnell besorgt, ein Platz ergattert und sich mit einem Seufzen niedergelassen.
 

Sie saßen recht weit hinten vom Eingang entfernt, Ruki mit dem Rücken zur Tür, Nao und Kanon ihm gegenüber. Nao hatte sich recht viel auf sein Tablett gehäuft und rieb sich schon voll Vorfreude die Hände, während Kanon wie ein Spatz zu essen schien. Dieser hielt das dicke Buch mit den Unterarmen gestützt, die Hände oben in den Umschlag gekrallt, so nah an sein vorn über gebeugtes Gesicht, dass man meinen konnte, er würde jeden Augenblick reinkriechen wollen. Nao ignorierten seinen halbversteckten Freund neben sich und tat sich was auf die Gabel.
 

„Dann lass es dir mal schmecken!“, meinte Nao nur an Ruki gewandt und führte gerade die Gabel an den Mund, als er scheinbar etwas hinter ihm entdeckte und mittendrin inne hielt. „Oh nein...“

[Sagas Bande] Bewunderung

So - hier endlich Kapitel 3 XD

Vielleicht wirds ja doch noch was mit meinem Vorhaben, jeden Monat ein neues Kapitel herauszubringen Oo ?

Mal schauen, wie es sich entwickelt ^^

Dann aber jetzt mal viel Spaß mit dem neuen Kapitel ^.~

Konstruktive Kritik wie immer willkommen ^-^

Und erwünscht XD
 

Titel: Big City Life

Teil: 4/?

Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^°

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8... ^^° ?)

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

Viel Spaß beim Lesen!

Maya
 


 


 

Kapitel 03 – [Sagas Bande] Bewunderung
 

Rukis Kopf flog automatisch herum in Richtung Eingang und er verschluckte sich beinahe an seiner Spucke. Fünf Jungen schritten gerade durch den Eingang der Kantine und den Gang entlang in ihre Richtung.
 

In der Mitte lief ein Junge mit blondierten Haaren, die aufgestylt ein wenig abstanden, aber dennoch ihre Ordnung zu haben schienen. Die Schuluniform des Blonden war recht zweckentfremdet. Die Hemdsärmel waren hochgekrempelt und kein Knopf geschlossen. Darunter trug er ein schwarzes, bauchfreies Oberteil, was mehr enthüllte, als verdeckte. Eine seiner Schulhosen hatte dran glauben müssen und fast die kompletten Beine eingebüßt, dass sie aussah wie eine Pant. Statt Turnschuhe, wie die meisten an dieser Schule, trug er schwarze absatzlose Stiefel, die bis zu seinen Knien reichten und vorne mit Bändern zugeschnürt wurden.
 

Ruki wusste nicht wieso, aber sein Gefühl sagte ihm, dass es sich bei diesem Gott, äh, Schüler, um Saga handeln musste. Sein Auftreten war so selbstsicher, als er mit seiner Bande den Gang entlang marschierte, dass ihm einige Leute hastig aus dem Weg sprangen und ihm sogar ein ganzer Tisch geräumt wurde. Direkt neben ihrem.
 

Sein Herz flatterte und er sah sich erneut hilfesuchend zu Nao um, der dem Jungen nur einen bitteren Blick zuwarf und dann scheinbar ungerührt weiter aß. Kanon hingegen schielte kurz links über seinen Bücherrand und rutschte dann noch tiefer in seinen Sitz.
 

Ja. Das musste definitiv Saga sein. Und jetzt verstand er, was Nao mit >hoch angesehen, aber auch gefürchtet< gemeint hatte. Saga und seine Leute strahlten tatsächlich etwas aus, was mit Autorität vergleichbar war. Es war aber auch zugleich ein Hauch von Gefahr in der Luft und ließ das innere Stimmchen sofort „Vorsicht!“ schreien.
 

Um sich von den Tischnachbarn abzulenken, versuchte er seine Gedanken und Handlungen vollkommen aufs Essen zu konzentrieren, was sich angesichts seiner Aufregung und Nervosität als etwas schwierig gestaltete.
 

Während des Essens schielte er erneut zum anderen Tisch hinüber und stellte fest, dass alle in Sagas Bande solch kurze Hosen trugen. Er wollte sie eigentlich noch ein wenig weiter beobachten, als er merkte wie Nao ihm unterm Tisch leicht gegens Schienbein trat. Ruki schreckte hoch und sah, wie sein Klassenkamerad den Kopf schüttelte. Er verstand das Zeichen, blickte allerdings noch einmal kurz rüber, ehe er versuchte, sich nun gänzlich seinem Essen zu widmen.
 

Seine Ohren allerdings spitzten sich wie von selbst und lauschten den Stimmen nebenan.
 

Die Gespräche waren recht heiter, handelten von der letzten Party, einer Begegnung mit einem gewissen >Dai< und seinen Leuten und von irgendeiner >Dummheit<, die ein Jui von ihnen begangen hatte. Scheinbar sprachen sie extra hier in der Öffentlichkeit in Rätseln, denn es wurde nicht erwähnt, was es für eine Dummheit war und was es genau mit diesem Dai auf sich hatte.
 

„Nicht so laut!“, schimpfte auf einmal einer am Nachbartisch, „Manchmal haben Wände Ohren“, meinte plötzlich dieser jemand verschwörerisch an seiner Seite, „Oder auch Nachbartische“, kicherte es dicht neben seinem Ohr und Ruki rutschte das Herz in die Hose.
 

Er war in dem Moment mehr als froh, dass Nao sich einmischte. „Lass ihn in Ruhe, Jui!“, fauchte er. Doch der Junge neben Ruki, der sich nun wieder zu seiner vollen Größe aufrichtet und einen Schritt beiseite ging, lachte nur leise. „So zickig heute, Nao-chan?“, er warf ihm einen belustigten Blick zu und sah dann wieder Ruki an, „Das ist der Neue, oder?“
 

Er lehnte sich mit der Hüfte an den Tisch der drei an und verschränkte die Arme, während er mit seinen Katzenaugen Ruki musterte.
 

Der hatte er in der Zeit auch die Gelegenheit, den anderen schnell abzuchecken. Wie Saga hatte er die Hosenbeine radikal abgeschnitten, trug schwarze Socken und flache weiße Schuhe, die irgendwie edel wirkten. Die Ärmel seines Hemdes waren ebenfalls hochgekrempelt, aber ein Knopf geschlossen, weswegen ein genauer Blick auf das weiße und leicht glitzernde Oberteil darunter verwehrt wurde. Die Frisur ließ sich schwer beschreiben. Vorne lagen sie ordentlich und glatt, reichten ihm etwa bis zum Kinn, doch hinten waren sie festgesteckt und standen fröhlich in alle möglichen Himmelsrichtungen ab. Wie er sie ohne Gel in dieser Form halten konnte war Ruki allerdings ein Rätsel. Ebenso die merkwürdige Haarfarbe, die zwischen silber, grau und blond zu schwanken schien, mit schwarzen Strähnen drin.
 

Die Augen waren aber das Auffälligste an dem Jungen. Er trug hellgrüne Kontaktlinsen und durch die grausilberne Schminke, die er geschickt an den Lidern gesetzt hatte, wirkten sie wie die einer Raubkatze.
 

Und genau so fühlte Ruki sich gerade – wie im Visier einer Raubkatze.
 

Diese bewegte sich schließlich wieder, zu seiner Erleichterung allerdings einen Schritt von ihm weg. Abschätzend legte dieser Jui den Kopf schief und grinste schließlich zu seinen Freunden rüber. „Sieht gar nicht schlecht aus, kann man was draus machen!“
 

Einer an Sagas Tisch kicherte kurz auf und trat dann neben Jui. Auch er musterte Ruki kurz, ehe er fragte: „Wie heißt du?“
 

Einen Augenblick lang dachte Ruki daran, nicht zu antworten, aber dann fielen ihm Naos Worte vom Vortag ein, die ihn davor gewarnt hatten, sich mit Saga und seinen Leuten anzulegen. Und es würde sein Gegenüber sicher verärgern, wenn dieser nicht antwortete.
 

„Matsumoto“, sagte er nur knapp – es musste ja vielleicht nicht der ganze Name sein. Etwas Distanz bewahren war sicherlich nicht verkehrt.
 

Jui nickte bedacht und drehte seinen Kopf zu seinem Freund. „Matsumoto, Matsumoto... der Name kommt mir bekannt vor!“ Meinte er und schien nachzudenken. Ruki hingegen konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, woher Jui seinen Namen kennen sollte. Nao schien ebenfalls der Meinung und mischte sich erneut ein. „Du kennst ihn sicher nicht, Jui!“, meinte er bestimmt und erlangte die Aufmerksamkeit des Größeren, „Und jetzt verzieh dich, wir wollen essen!“
 

Ruki konnte beinahe mehr spüren als hören wie die Schüler in der Kantine scharf die Luft einzogen, als Nao einen von Sagas Leuten so anfuhr.
 

Jui allerdings schien nur für eine Sekunde entsetzt und lächelte dann wieder. „Nao-chan, wieso so gereizt?“, fragte er in übertrieben freundlicher Tonlage und ging einen Schritt näher auf ihn zu, wobei Kanon, der sich nun zwischen Nao und Jui befand, auf seinem Sitz immer kleiner machte, „Hab ich dir was getan?“
 

Nao schnaubte abfällig. „Du existierst!“ Juis Gesicht verfinsterte sich und Ruki sah, wie seine Muskeln sich anspannten, doch noch ehe etwas passieren konnte, hatte sich Saga erhoben.
 

„Jui, setz dich“, sagte er mit seiner dunklen und ruhigen Stimme, woraufhin sich Jui ohne weitere Widerworte auf seinem Platz nieder ließ und zu schmollen schien. Sein Freund folgte ihm ohne direkte Anweisung und die Spannung in der Kantine löste sich.
 

Saga kam zu ihrem Tisch rüber. Seine Bewegungen waren geschmeidig und von einer Selbstsicherheit bestimmt, die einfach das Coolste war, was Ruki je zuvor bei einem Jungen ihres Alters gesehen hatte. Und nun vom Nahen konnte er erkennen, dass er strahlendblaue Kontaktlinsen trug und ein Piercing an der Lippe hatte. Seine superweißen Zähne blendeten ihn beinahe.
 

„Nao“, sagte er schließlich in neutralem Tonfall, „Du weißt doch, dass ich in der Schule keinen Ärger will“, er legte eine kleine Kunstpause ein und wandte sich dann an Ruki, „Saga“, stellte er sich kurz und knapp vor, „Du musst Juis Auftritt entschuldigen, Matsumoto-kun, er ist zur Zeit etwas kratzbürstig.“ Mit einem einfachen „Entschuldigt die Störung“ wandte er sich ab und ging voran zum Eingang. Seine Leute erhoben sich und folgten ihm, verließen mit ihm nur wenige Sekunden später die Kantine.
 

Nachdem die fünf Jungen die Kantine verlassen hatten, entspannten sich die restlichen Schüler wieder merklich und setzten ihre Gespräche fort, als wäre nichts gewesen.
 

Ruki saß auf seinem Platz und war verwirrt. Musste er das verstehen? Er hoffte nicht. Er sah zu seinen beiden Gegenübern. Nao warf ihm kurz ein kleines Lächeln zu, meinte nur kurz „Iss“ und mampfte dann missgelaunt weiter, während Kanon hinter seinem Buch beinahe verschwunden schien und erst langsam wieder begann, gleichmäßig zu atmen.
 

Er verstand ihn gut, auch er realisierte plötzlich, dass er für kurze Zeit den Atem angehalten hatte, als Saga sie so direkt angesprochen hatte. Irgendwie fühlte er sich leicht benommen...
 

Als es zur nächsten Stunde klingelte, sah er, dass einzig Nao sein Tablett leer gegessen hatte. Kanon hatte nichts angerührt und er selbst hatte vielleicht die Hälfte geschafft. Jeder Bissen war ihm beinahe im Halse stecken geblieben und er brauchte eine Ewigkeit, bis er alles mit ausreichend Flüssigkeit hinuntergespült hatte.
 

Nachdem er noch beim Lehrerzimmer seinen Stundenplan abgeholt hatte, verliefen die nächsten beiden Unterrichtsstunden relativ ruhig und Naos Gemüt kühlte in der Zeit wieder ab. Ruki war da sehr froh drüber, denn der lachende und gut gelaunte Nao war bei weitem erträglicher und weit weniger unheimlich, als der griesgrämige Nao, der miesepetrig in die Luft starrte und kein Wort sagte. Kanon benahm sich wie schon seit Beginn der Schule. Stumm und selbst für die Lehrer scheinbar unsichtbar, saß er auf seinem Platz und löste schnell und sicher Aufgaben.
 

Das Klingeln zur nächsten Pause nahm Ruki mit gemischten Gefühlen wahr. Einerseits wollte er keinesfalls in die Kantine zurück und Sagas Leuten erneut über den Weg laufen, andererseits überrollte ihn eine Welle der Aufregung und Spannung, als er daran dachte, dem Älteren zu begegnen.
 

Ja, er gab es zu. Im Gegensatz zu Nao empfand er keine tiefe Abneigung gegen diese Leute. Was genau es war, konnte er nicht sagen, aber es kam mehr einer Faszination als direkt Bewunderung gleich, wenn er an die fünf dachte. Größtenteils lag es wohl einfach an Saga, dem Oberhaupt dieser Bande, der ihm mit seiner Selbstsicherheit und seinem starken, ruhigen Auftreten in seinen Bann gezogen hatte. Er wagte es selbst in Gedanken kaum zu atmen, als er daran dachte, wie alle die Luft angehalten hatten, als der Ältere zu sprechen begonnen hatte. Alle hatten gelauscht, was dieser Schüler zu sagen hatte, wobei viele in der Kantine älter gewesen waren.
 

Naos Schimpfen nach dem Kantinenvorfall, als sie in ihr Klassenzimmer zurück gingen, hatte er fast gänzlich ignoriert. Und er war erschrocken, als die murmelnde Stimme Kanons viel lauter in seinen Ohren schien, als Naos Meckerei, als dieser neben ihm leise verlauten ließ: „Er ist wirklich cool, oder?“
 

Dieser Satz hatte Nao einfach übertönt und alle Wortfetzen, die er von ihm aufgeschnappt hatte, in seinem Hirn beiseite gedrängt. Wie es schien, war Ruki nicht der einzige, der Saga beeindruckend fand.
 

Jetzt, in der zweiten Pause, waren die drei nicht in die Kantine gegangen. Sie hatten sich mitten auf den Schulhof gestellt und zwischen den ganzen anderen Schülern, fielen sie gar nicht weiter auf. Sie verschwanden in der Masse und waren einfach drei ganz normale Jungen wie fast alle auf dieser Schule. Mit Ausnahme vielleicht von Saga und seinen Leuten.
 

Nao hatte mittlerweile mit Schimpfen aufgehört, da er sich in den letzten beiden Stunden abreagiert hatte und erzählte nun von irgendeiner Belanglosigkeit, die wir Sirup in Rukis Hirn zu sickern schien. Er mochte Nao. Wirklich. Aber seit seiner Begegnung mit Saga, war sein Kopf einfach wie leer gefegt, weswegen er nur hin und wieder nickte und durch ein Murmeln sein Verständnis und Zuhören bestätigte. Dennoch schien Nao sehr wohl zu merken, dass Ruki in Gedanken ganz woanders war und seufzte, als er einen Themenwechsel anschnitt.
 

„Vergiss den Typen, Ruki!“, meinte er plötzlich und der Kleinere schreckte ertappt hoch, „Saga und die anderen sind so etwas wie Stars in unserer Schule. An die kommst du nicht so einfach ran – außerdem halte ich es für eine schlechte Idee.“
 

Ruki verstand nicht ganz. „Was ist eine schlechte Idee?“ Nao seufzte. „Versuch dich nicht mit ihnen anzufreunden – die sind eine Nummer zu groß für dich! Die hängen nur mit den coolen Leuten rum und dann auch nur, wenn sie sich langweilen und eine Beschäftigung suchen. So Jemand wie wir sind für die doch unsichtbar.“
 

Und wieder verstand Ruki rein gar nichts. „Aber Jui und Saga haben doch mit dir geredet, Nao!“, warf er ein und merkte, wie er damit unbewusst versuchte, sich selbst ein wenig wichtiger zu machen, weil er ebenfalls von ihnen angesprochen worden war. Doch Nao winkte schnaubend ab. „Jui und ich kennen uns schon etwas länger, noch bevor er zu Sagas Leuten gehörte. Er wohnt auch nur ein paar Häuser weiter als ich. Und Saga kennt mich nur durch die Sache mit Jui, sonst wäre ich ebenfalls Luft für ihn. Und diese Höflichkeitsnummer ist nur so eine Tour von ihm, darauf muss man sich gar nichts einbilden.“
 

Nao schien wirklich schlecht auf diese fünf zu sprechen zu sein. Aber wie Ruki raushörte, lag es wohl an diesem Jui. Er konnte sich nicht helfen, aber er hatte den Verdacht, dass Nao ihn gar nicht so hasste. Er sagte, sie kannten sich schon länger, vielleicht waren sie sogar einmal Freunde gewesen?
 

„Zerbrich dir nicht weiter den Kopf über Saga und seine Leute, Ruki, die sind es nicht wert!“, meinte Nao noch nach einigen Sekunden und begann dann schließlich auf Kanon einzureden, der sich ausnahmsweise mal nicht an ein Buch klammerte, sondern einfach mit verschränkten Armen und hochgezogenen Schultern dastand und irgendwie fehl am Platze wirkte. Stumm lauschte er den Worten seines Freundes und Ruki dachte daran, dass dies bis gestern wohl immer so abgelaufen war – Nao erzählte und Kanon hörte zu.
 

Und Ruki musste feststellen, dass dies Kanons Glück zu sein schien, aber zugleich machte es ihn unglaublich traurig. Wenn Nao nicht wäre, würde er wahrscheinlich, in ein Buch vergraben, irgendwo alleine auf dem Schulhof sitzen. Keiner schien ihn zu beachten, er war für seine Mitschüler so etwas wie unsichtbar, nicht weiter von Bedeutung. Nao hingegen schien so einige Leute hier in der Schule zu kennen. Immer wieder liefen Jungen und Mädchen an den dreien vorbei, die ihn grüßten oder zuwinkten. Was Ruki feststellte war, dass dies aber auch meist jüngere Schüler sein mussten oder sie wirkten sehr schüchtern, wie Kanon, oder sahen aus wie Streber und allerlei andere Außenseiter.
 

Und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Nao schien so etwas wie die Anlaufstelle und helfende Hand für Verlierer und andere zu sein, die sonst keine Freunde hatten.
 

So jemand wie Kanon. So jemand... wie er.
 

Die Erkenntnis traf ihn hart und unvorbereitet. Mit einem Schlag wurde ihm klar, dass er ebenfalls nur eines von Naos kleinen Lämmchen war, die er hütete und aus reiner Herzensgüte unter seine Fittiche genommen hatte.
 

Und im ersten Moment wusste er nicht, ob er deswegen enttäuscht und sauer sein sollte oder doch eher... gerührt. Nao war nicht dazu verpflichtet, mit ihm zu reden oder mit ihm rumzulaufen, dennoch tat er es. Er schien sogar Spaß daran zu haben. Vielleicht war Nao einfach ein Mensch, der anderen gerne half und meinte es nicht beleidigend, so wie Ruki sich bis gerade eben noch für einen Moment gefühlt hatte. Und vielleicht... ja, vielleicht würden sie sogar richtig gute Freunde werden – Nao, Kanon und er.
 

Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, als er mit Kanon und Nao wieder das Schulgebäude betrat, den Worten des Plappermauls lauschend und war sich sicher, dass er nicht zu den Coolen gehören musste, um als Person anerkannt zu werden. Nao schien es egal, ob jemand cool war oder nicht und das war eine Eigenschaft an ihm, die er von nun an still und heimlich bewunderte.
 

Die restlichen Schulstunden verliefen normal und als es endlich zum letzten Mal an diesem Tag für die drei klingelte, ließen sie sich etwas mehr Zeit beim Packen, als ihre Klassenkameraden. Sie wohnten alle drei nicht weit weg, hatten Zeit, mussten keinen Bus kriegen und wie Ruki festgestellt hatte, waren alle ihre Eltern nicht zu Hause. Für wen also beeilen?
 

Gemächlich schlenderten sie die Gänge entlang, die sich langsam leerten, verließen das Gebäude und machten es sich schließlich auf der runden Tischtennisplatte bequem.
 

Jeder setzte sich in eines der abgetrennten Viertel und lehnte sich mit dem Rücken in die Mitte, wo sie sich trafen. Kanon saß im Schneidersitz, die Arme um sich geschlungen, als würde er frieren, Nao ließ die Beine baumeln und Ruki hatte sie aufgestellt und hielt mit den Händen locker die Fußgelenke fest.
 

Eine Weile saßen sie einfach nur da und sagten gar nichts. Ruki mochte die Stille zwischen ihnen. Irgendwie war sie nicht unangenehm, sondern genau das Gegenteil und er fühlte sich wahnsinnig entspannt. Von seinem Platz aus konnte er zu den Fahrradständern blicken, die sich am Ende des Hofes an der Wand des Schulgebäudes befanden und entdeckte schließlich jemanden.
 

Es waren allerdings nicht Saga und seine Leute – dafür waren sie eindeutig zu bunt und zu schräg! Der Größte von ihnen hatte rote Haare und rauchte genüsslich eine Zigarette, während er sich an die Wand hinter ihm lehnte. Er schien der Anführer zu sein, denn nur auf einen kleinen Wink hin, wurde ihm von jemand anderem eine Flasche gereicht, während sich zwei andere gerade um eine zu streiten schienen. Er war cool, keine Frage – aber er strahlte nicht solche Autorität wie Saga aus... auch wenn der Hauch von Gefahr, der ihn umgab, wesentlich stärker zu sein schien.
 

„Oh nein“, seufzte da und Nao und ließ sich von der Tischtennisplatte rutschen, „Lasst uns verschwinden, ehe es Ärger gibt.“ Kanon folgte sofort, schien noch ein bisschen weiter in seinen Pullover abzutauchen und stellte sich ein wenig hinter Nao, während die beiden darauf warteten, dass Ruki es ihnen gleich tat.
 

„Wer ist das?“, fragte er irritiert, als er die Flaschen als Bier identifizieren konnte und ebenfalls schnell seine Tasche schnappte. Gemeinsam verschwanden sie durchs Schultor, gingen am Kindergarten vorbei und die Straße runter Richtung Kaufhaus.
 

Erst als die drei den Eingang erreichten und davor stehen blieben, antwortete ihm Nao. „Das mit den roten Haaren war Andou Daisuke“, meinte er eindringlich, „Halt dich von dem fern! Seine Leute schrecken vor keiner Schlägerei zurück und sind fast ständig besoffen – sie sind gefährlich, hörst du!?“, er sah ihn ernst an, klopfte ihm dann auf die Schulter und dreht sich um, „Wir sehen uns dann morgen, ihr zwei!“ Und schon überquerte er die Straße und verschwand hinter einer Ecke in Richtung Krankenhaus. Ruki erinnerte sich daran, dass er erwähnt hatte, in der Straße dahinter zu wohnen, also nur zwei weiter als er.
 

Und dann sah er rechts neben sich. Kanon stand noch immer hier, mit den typisch verschränkten Armen und den hochgezogenen Schultern. Wo wohnte er eigentlich?
 

Ruki lächelte ihn an. „Und wo musst du jetzt lang, Kanon?“ Der Junge schien kurz erschrocken, als er angesprochen wurde, antwortete dann aber auf die Frage. „Spielplatz.“ Ruki hob kurz die Augenbraue. Aber dann kam ihm eine Idee. Wo Nao wohnte, wusste er – die Straße hinter dem Krankenhaus, direkt neben der Tankstelle. Durfte ja nicht so schwer zu finden sein. Aber er wollte auch wissen, wo Kanon denn in der Stadt wohnte.
 

„Soll ich dich begleiten? Ich hab Zeit und ich weiß ja nicht, was du noch so vorhast?“ Kanon zögerte, nickte dann aber. „Muss vorher noch was besorgen“, murmelte er und schlenderte los. Ruki hinterher.
 

Sie liefen in die Richtung der Pizzeria, aber an ihr und einem CD-Laden vorbei zu einem Supermarkt. Drinnen zückte Kanon einen Zettel aus seiner Hosentasche und deutete Ruki an, ihm zu folgen. Stumm kaufte er einige Lebensmittel, zwei Zeitschriften und eine Tüte Lutscher. Hin und wieder fragte Ruki ihn etwas, um ein Gespräch zu beginnen, doch erntete er jedes Mal nicht viel mehr als ein Nicken, Kopfschütteln oder Achselnzucken. Er seufzte, der Schüchternheit des anderen wegen.
 

An der Kasse zahlte Kanon und presste die Einkaufstüte an seine Brust als er den Laden verließ, wie er es mit dem Buch in der Schule getan hatte. Scheinbar hatte er das Gefühl, sich immer und überall hinter etwas verstecken zu müssen.
 

Verstecken... nicht gesehen werden... Ruki hatte einen Geistesblitz! Viele Menschen waren zumindest ein bisschen offener, wenn man ihnen während des Gespräches nicht ins Gesicht sehen konnte, wie zum Beispiel beim Telefon... oder Computer.
 

Als sie sich auf den Rückweg machten, räusperte Ruki sich. „Sag mal, Kanon, hast du so etwas wie ICQ oder MSN? Ich würd dich gern adden, wenn du erlaubst?“ Kanon blieb stehen und sah ihn an, als hätte er nach getragener Unterwäsche gefragt. Es dauerte einige Sekunden, bis er schließlich nickte. Zu Rukis Überraschung stellte er seine Tüte ab, zog aus seiner Tasche einen Stift hervor und schien zu warten. Ruki hatte auf die Schnelle kein Stück Papier griffbereit und reichte ihm einfach mit einem Lächeln seine Hand. Kanon zögerte erneut, nahm sie dann aber vorsichtig entgegen und malte fein säuberlich eine Adresse auf den Handrücken des anderen.
 

Ruki freute sich insgeheim gerade ein Loch in den Bauch. Vielleicht war Kanon online ein wenig gesprächiger? ... Hoffentlich, denn sonst würden das wohl ziemlich einseitige Nachrichten werden...
 

Als Kanon fertig war, zog er seine Hand schnell zurück, steckte den Stift weg und hob seine Tüte erneut vor seine Brust. Der restliche Weg verlief schweigend. Ruki hatte sich nur noch einmal freundlich bei ihm für die Adresse bedankt und ihm versprochen, dass er sich melden würde.
 

Sie liefen am Krankenhaus vorbei, aber auch an der Straße, wo Nao zu wohnen schien. Weiter hinten konnte er die erwähnte Tankstelle erkennen. Sie liefen weiter an einer Doppelhaushälfte und einer Tierhandlung vorbei, bis sie ganz hinten, das letzte Haus vor Baum- und Buschwerk, erreichten, an dessen Türschild der Name >Shiroyama< stand.
 

Ein kleines nettes Einfamilienhaus mit einigen kleinen gepflegten Pflanzen im winzigen Vorgarten – alles in allem sah es sehr ordentlich und fast schon idyllisch aus.
 

Kanon ging zur Haustür und schloss auf. Ehe er im Innern des Hauses verschwand, drehte er sich im Türrahmen noch einmal um und hob schüchtern die Hand zum Abschied. Ruki erwiderte die Geste und machte sich abschließend ebenfalls auf den Weg nach Hause. Er war mit sich zufrieden. Vielleicht schaffte er es ja später online ein bisschen mehr aus dem Jungen rauszukriegen, als nur seinen Namen.

[Kaoru] Zusammenstoß

So – diesmal gings flotter mit dem nächsten Kapitel, oder Oo ?

Na ja – laut meiner Beta waren diesmal auch nicht so viele Fehler drin XD

Ich sollte wirklich nur noch tagsüber schreiben =.= *hust*

Na ja – wie dem auch sei:

Viel Spaß mit dem neuen Kapitel ^-^/)

Hoffe auf konstruktive Kritik ^.~
 

Titel: Big City Life

Teil: 5/?

Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^°

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8... ^^° ?)

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

Viel Spaß beim Lesen!

Maya
 


 


 

Kapitel 04 – [Kaoru] Zusammenstoß
 

Als Ruki das Haus betrat, schien es leer. Eben ganz so, wie er erwartet hatte. Doch um auf Nummer sicher zu gehen, stieg er die Stufen hoch und klopfte an der Zimmertür seines Bruders. Als niemand öffnete, linste er kurz hinein, zog die Tür wieder zu und hüpfte gut gelaunt wieder die Treppe runter, in die Küche.
 

Es war nicht unbedingt so, als würde ihn sein Bruder stören, aber wenn niemand da war, konnte man auch selber niemanden stören, wie zum Beispiel mit Musik und dem Geruch von Fast Food.
 

Schnell waren die Pizzareste von gestern Abend zum Aufwärmen im Ofen verschwunden und solange diese fröhlich vor sich hinschmorten, holte er aus seinem Zimmer den Laptop und stellte ihn auf den kleinen Tisch im angrenzenden Wohnzimmer. Nachdem er sich die Reste auf einen großen Teller gepackt hatte, stellte er die neben seinen Lieblingssessel und machte es sich bequem. Während der Laptop hochfuhr, biss er einmal herzhaft in ein Stück Salamipizza und verbrannte sich prompt den Mund.
 

Mit der einen Hand Luft zufächelnd und mit der anderen den Computer bedienend, fluchte er leise. Das kam davon, wenn man zu gierig war.
 

Er startete sein MSN und blickte dann schließlich auf seinen Handrücken. Kanon hatte wirklich eine ordentliche Schrift, wie er feststellte und selbst sein @-Zeichen war eines der besten, was er je handschriftlich bei jemandem gesehen hatte. >sshinya@hotmail.jp< stand da in schwarzen Lettern und er gab die Adresse ein, schickte die Anfrage ab und wartete. Was anderes würde ihm ja nicht übrig bleiben. Er musste warten, bis Kanon annahm und online kam und wer wusste schon, wie lange das dauern würde?
 

Er nahm seinen Laptop vom Schoß und tauschte dessen Platz mit dem Pizzateller. Nebenbei schaltete er den Fernseher an und zappte ein wenig durch die Kanäle. Enttäuscht musste er feststellen, dass absolut nichts Gescheites lief. Nachrichten, Talkshows, Kinderanime und absolut blöde Clips auf Musiksendern hielten gerade die Vorherrschaft und er seufzte.
 

Seine schlechte Laune wurde allerdings gleich beiseite gefegt, als ihn ein Geräusch auf den Laptop aufmerksam machte. Eine Nachricht bei MSN war eingegangen. Er las schnell und grinste – Kanon hatte angenommen und war gerade online.
 

Schnell wurden die letzten Stücke Pizza zur Seite geschoben und wieder der Laptop auf dem Schoß platziert. Er machte es sich gemütlich und überlegte, wie er anfangen konnte. Obwohl... wie sollte man schon groß anders anfangen, als erst mal mit einer Begrüßung?
 

Ihm wurde jedoch das Denken abgenommen, als tatsächlich Kanon zuerst schrieb. Ein neues Fenster öffnete sich und Ruki grinste zufrieden.
 

Kanon sagt:

Hey
 

War zwar nicht die Welt, aber immerhin hatte Kanon überhaupt etwas gesagt. Bzw. geschrieben. Na ja, mit Nicken und Kopfschütteln würde er bei MSN nicht weit kommen...
 

Ruki sagt:

Na du? Cool, dass ich dich adden durfte ^-^
 

Kanon sagt:

Wieso solltest du nicht?
 

Ruki sagt:

Kann ja sein, dass du das nicht willst Oo !

Woher soll ich wissen, was in deinem Kopf vorgeht ^^° ?
 

Kanon sagt:

Ist schon ok
 

Ruki überlegte. Kanon war scheinbar kein einfacher Gesprächspartner. Sollte er erst Smalltalk führen oder doch lieber gleich zu den Themen kommen, die ihn interessierten? Aber vielleicht verschreckte er den zurückhaltenden Jungen damit? Obwohl er sich sicher war, dass er auf ein bestimmtes Thema anspringen würde, so wie er in der Schule mitbekommen hatte...
 

Ruki sagt:

Hoff ich doch ^^ !

Du sag mal... du findest Saga cool, ne?
 

Eine ganze Weile kam keine Antwort des anderen. Na super. Jetzt hatte er ihn doch verschreckt. Hätte er doch mal lieber erst mit so Schwachsinnsthemen wie das Wetter oder so angefangen! Doch nach zwei Minuten des Wartens kam dann doch noch eine Reaktion. Erleichtert atmete er auf. Glück gehabt.
 

Kanon sagt:

Natürlich ist er cool
 

Ruki sagt:

Eigentlich gar nicht so natürlich! Nao scheint nicht sonderlich von Saga begeistert ^^°
 

Kanon sagt:

Ich weiß nicht, warum er ihn nicht mag
 

Ruki sagt:

Wie lang kennst du Nao schon?
 

Kanon sagt:

Dezember
 

Ruki sagt:

Erst seit Dezember? Ist ja noch gar nicht so lang ^^° Irgendwie hatte ich mir gedacht, dass ihr euch schon länger kennt XD
 

Ruki mochte es nicht, wenn jemand so kurz angebunden war. Klar, Kanon war eben nicht so der kommunikative Typ, wie er feststellte, aber konnte er mal mehr schreiben, als immer nur ein paar Worte?
 

Kanon sagt:


 

Ruki war kurz davor, seinen Kopf auf die Tischplatte zu schlagen. Wenn Kanon Gedanken lesen könnte, hätte man meinen können, er wolle frech werden...
 

Ruki sagt:

Wie habt ihr euch denn kennen gelernt? Ihr sitzt doch nur einen Platz voneinander entfernt ^^° !
 

Kanon sagt:

Kam neu in die Klasse
 

Ruki sagt:

Achsoooo.. jetzt versteh ich ^^ !

Das heißt, du weißt auch nicht, was es mit dieser Nao-Jui-Saga-Sache auf sich hat?
 

Kanon sagt:

Nein
 

Ruki sagt:

Schade
 

Ruki sagt:

Interessiert dich das gar nicht? Du hängst doch immer mit Nao rum?
 

Kanon sagt:

Nein
 

Ruki sagt:

Aber für Saga schon?
 

Kanon sagt:

...
 

Ruki war verwirrt. Was sollten denn jetzt diese blöden Punkte? Und warum interessierte ihn das überhaupt nicht? Er hing in der Schule immer mit Nao ab und sie trafen sich auch außerhalb – warum interessierte ihn nicht, was es mit ihm und Jui auf sich hatte? Ruki seufzte, irgendwie kostete Kanon ihn Nerven. Er war eindeutig der seltsamste MSN-Gesprächspartner, den er je hatte. Aber er würde der Sache auf den Grund gehen.
 

Ruki sagt:

... was?
 

Kanon sagt:

Saga ist cool
 

Ruki sagt:

Das hatten wir bereits geklärt XD !
 

Ruki sagt:

Hast du weiter nichts dazu zu sagen?
 

Kanon sagt:

Was bringt das?
 

Oh je. Ging er jetzt doch zu weit? Wahrscheinlich. Vielleicht sollte er einen Rückzug starten? Oder doch hartnäckig bleiben? Ein Griff zur mittlerweile lauwarmen Pizza, lenkte ihn kurz vom Schreiben ab. Kauend dachte er nach, ehe er die Finger wieder an der Tastatur ansetzte.
 

Ruki sagt:

Was denn?
 

Kanon sagt:

Was willst du genau wissen?
 

Ruki sagt:

Ich weiß nicht genau ^^°

Ich fand es nur erstaunlich, als du heute in der Schule meintest, dass er unglaublich cool sei, während Nao vor uns sein Repertoire an Schimpfwörtern auspackte XD
 

Kanon sagt:

Nicht erstaunlich
 

Ruki sagt:

Du möchtest scheinbar nicht wirklich über Saga reden, was?

Sag ruhig, wenn ich aufhören soll
 

Kanon sagt:

Ist ok
 

Kanon sagt:

Hab nur bisher nie darüber gesprochen
 

Kanon sagt:

Nao mag ihn nicht – ihm das alles zu erzählen wäre witzlos
 

Ruki sagt:

Aber ich bin nicht Nao ^-^

Erzähls mir ^.~ !
 

Ruki sagt:

Was bedrückt dich?
 

Ruki merkte, wie Kanon nun doch langsam etwas munterer wurde. Zwar zögerlich, aber immerhin schrieb er mittlerweile ganze Sätze und schien sich dazu durchzuringen, mit ihm über Saga zu sprechen.
 

Kanon sagt:

Alles
 

Ruki sagt:

Oo ?
 

Kanon sagt:

Na einfach alles
 

Ruki sagt:

Ok, du musst dich schon etwas präziser ausdrücken, damit ich dir helfen kann ^^° !
 

Kanon sagt:

Keiner sieht mich
 

Oi. Rukis Stirn zog sich in Falten. Was sollte das denn jetzt? Und was zum Teufel sollte er dazu sagen?
 

Ruki sagt:

Na ja... du versteckst dich ja auch immer so

Du verschwindest ja fast hinter deinen Büchern und wenn du keines hast, dann machst du dich so klein, dass man dich kaum sehen KANN ._.“ !
 

Kanon sagt:

Ich habs doch versucht
 

Ruki sagt:

Was Oo ?
 

Kanon sagt:

Dazuzugehören
 

Ruki sagt:

Nicht geklappt ._. ?
 

Kanon sagt:

Ich bin langweilig – keiner interessiert sich für mich
 

Ruki sagt:

Nao schon!
 

Kanon sagt:

Erst, nachdem mich die anderen abgeschoben haben
 

Ruki sagt:

Und was ist mit mir? Ich mag dich ^-^ !
 

Kanon sagt:

... danke
 

Ruki strahlte. Langsam verstand er! Kanons Problem war, dass er in der Klasse nicht akzeptiert worden war, als er neu hinzukam. Er wurde von den anderen ins Aus gedrängt und somit zum Außenseiter. Und wie Ruki mittlerweile wusste, waren Außenseiter die primären Bekanntschaften von Nao. Also hatte er sich Kanon angenommen und so waren die zwei schließlich Freunde geworden. Wenn es denn nun Freundschaft war. Aber eigentlich zweifelte Ruki da gar nicht dran... oder wollte es nicht. Er dachte eindeutig zu viel....
 

Ruki sagt:

Kein Problem ^-^

Aber meinst du nicht, du könntest einen zweiten Versuch starten?
 

Kanon sagt:

Wieso?
 

Kanon sagt:

Sie wollen mich doch nicht
 

Ruki sagt:

Das werden wir dann sehen
 

Kanon sagt:

Was hast du vor?
 

Ruki sagt:

Zuerst arbeiten wir an deiner Haltung ^.~ !
 

Kanon sagt:

...
 

Ruki sagt:

Na – so kannst du doch nicht weiter in der Gegend rumlaufen! Tun dir nicht mit der Zeit die Schultern weh ._.“ ??
 

Kanon sagt:

*lach* Ein bisschen
 

Ruki war voll und ganz mit sich und dem Verlauf des Gespräches zufrieden. Immerhin lachte Kanon! Vielleicht schaffte er es ja doch, den Jungen aus seinem Schneckenhaus zu holen?
 

Ruki sagt:

Na siehst du XD !

Da arbeiten wir als erstes dran und sobald deine Schultern dir nicht mehr wehtun, werden wir sicher noch weitere Erfolge erzielen.... ^.~
 

Kanon sagt:

.... Saga?
 

Ruki sagt:

Vielleicht ^.~ !
 

Kanon sagt:

Das schaffst du nie!
 

Ruki sagt:

Das zweite wird deine Einstellung sein -.- !
 

Kanon sagt:

XD Entschuldige...
 

Ruki sagt:

Ist schon ok – wir arbeiten dran ^-^

Morgen in der Schule geht’s los ^.~ !
 

Kanon sagt:

Nao wird das nicht gefallen
 

Ruki sagt:

Was?
 

Kanon sagt:

Dass du versuchst, an Saga und seine Leute ran zu kommen...
 

Ruki sagt:

Was unterstellst du mir XD !?
 

Kanon sagt:

Tu doch nicht so ^.~ !
 

Ruki sagt:

Erwischt ;P !

Aber das ist ja auch erst mal nebensächlich – Hauptsache ist, dass du mal was aus dir machst

Du brauchst dringend ein wenig Selbstbewusstsein ^-^ !
 

Kanon sagt:

Juhu
 

Ruki sagt:

Etwas mehr Begeisterung, wenn ich bitten darf ._. !
 

Kanon sagt:

Juhu ^^° !
 

Ruki sagt:

Geht doch XD !

Morgen am Schultor?
 

Kanon sagt:

Ich kann dich auch abholen
 

Ruki sagt:

Viertel vor 8?
 

Kanon sagt:

Ich werd da sein
 

Ruki sagt:

Dann bis morgen!

Ciao!
 

Kanon sagt:

Bis morgen!
 

Kaum war das Gespräch beendet, war Kanon auch schon wieder ausgeloggt. Aber Ruki war wirklich mit sich zufrieden! In der Schule hatte er von Kanon zwei Sätze gehört und nun hatte er zum Ende hin doch noch ein recht passables Gespräch zustande gebracht!
 

Von diesem Hochgefühl beschwingt, sprang er von seinem Sessel auf, warf den Rest Pizza nun doch endlich weg und machte sich vergnügt auf den Weg zu seinem Zimmer. Immerhin hatte er noch den Einkaufszettel und das Geld seiner Mutter auf dem Küchentisch liegen und hatte eigentlich nicht vorgehabt noch weiter in der Schuluniform durch die Stadt zu rennen.
 

Er zog sich kurz eine ausgewaschene Jeans und ein schwarzes T-Shirt über, schlüpfte in seine Turnschuhe, schnappte sich Geld und Einkaufszettel und war dann auch schon aus dem Haus.
 

Als er gestern mit Nao im Kaufhaus gewesen war, hatte er gesehen, dass dort die Lebensmittel teurer waren, als bei dem Supermarkt, wo Kanon vorhin eingekauft hatte. Zwar waren es nur geringe Preisunterschiede, aber er wollte ja nicht, dass er Ärger bekam. Seine Mutter konnte ein wenig pingelig werden, wenn es um teure Lebensmittel ging. Sie kaufte da ein, wo es am günstigsten war.
 

Also machte sich Ruki auf dem Weg zurück zum Supermarkt und zückte dort den Zettel, um zu sehen, was er besorgen musste.
 

Er schlenderte an den Äpfel vorbei und musste sofort an Nao denken. Kanon hatte Recht und das wusste er. Nao würde es nicht gefallen, wenn die beiden versuchen würden, ein wenig näher an Saga und seine Leute heranzukommen. Aber seit seiner Begegnung mit Saga hatte er plötzlich den Wunsch ebenfalls dazuzugehören. Nicht zu den Beliebten, nicht zu den Coolen, nur zu Sagas Bande. Sie hatte Ansehen und das war etwas, was Ruki noch nie in solchem Ausmaße bei einem Oberstufenschüler gesehen hatte. Er musste zugeben, dass er die fünf Jungen bewunderte, auch wenn sie vielleicht etwas... unhöflich waren. Zumindest dieser Jui. Er schien gern im Rampenlicht zu stehen und sich zu präsentieren.
 

Ruki würde zwar niemals so sein können wie er – wollte es wohl auch gar nicht -, aber er würde verbissen daran arbeiten, wenigstens Kanon seinen Wunsch nach Aufmerksamkeit zu erfüllen. Wenn er es schaffte, Kanon einen kleinen Schubs in Richtung Sagas Bande zu geben, dann war vielleicht auch er gut im Rennen?
 

Oi. Das klang jetzt so, als würde er das nur tun, damit er gut da stand. Er seufzte und sah betrübt in das Regal vor sich. Warum war er denn nicht auch beliebt, dann wäre alles viel einfacher. Mit den Beliebten gab sich Sagas Bande wenigstens hin und wieder ab und seine und Kanons Chance wäre gleich um einiges höher, als aus ihrer jetzigen Situation heraus.
 

Nachdenklich schlenderte er am Regal entlang. Ruki war >der Neue< und Kanon war bislang für seine Mitschüler so gut wie unsichtbar gewesen. Wie konnte er es schaffen, dass Saga sie zwei auch nur ansah? Ok, heute wurde er einmal ganz kurz angesehen... aber Kanon war für Jui in der Kantine nur Luft gewesen, wahrscheinlich hatte dieser nicht einmal bemerkt, dass da noch jemand saß. Und auch Saga hatte nur mit ihm und Nao gesprochen. Was konnte er nur tun, dass – au!
 

Verwirrt blickte er auf und erstarrte. Vor ihm stand wohl so etwas... wie ein Punk – einer von denen, die vorhin noch an den Fahrradständern Alkohol getrunken und geraucht hatten.
 

Seine Augen waren dunkel geschminkt, sein Blick wütend und die roten Haare standen ihm stachelig zu Berge. Seine Klamotten waren bunt, zerrissen, hier und da geflickt oder mit Nieten besetzt und bei jeder Bewegung klirrten seine Ketten und Gürtel, mit denen er sich scheinbar überall am Körper behangen hatte. Die Stiefel, die nach Soldatenequipment aussahen, beruhigten Ruki noch weniger.
 

„Kannst du nicht aufpassen, wo du hinrennst?“, brauste der andere auf und Ruki zuckte zusammen. Ach herrje! Wie kam er hier bloß wieder raus?
 

„Tut mir Leid, ich war in Gedanken und –“ „In Gedanken?“, fauchte sein Gegenüber, der ihn und seine bisherigen Bekanntschaften locker überragte, „Ist mir doch Latte, ob du in Gedanken bist oder nicht! Renn noch mal in mich rein und ich polier dir die Fresse, Kleiner!“
 

Seine Alkoholfahne schwebte Ruki entgegen und ihm wurde leicht schwindelig. Seltsamerweise schienen die Augen seines Gegenübers kein bisschen glasig, was ein Zeichen dafür sein sollte, dass er angetrunken war. Aber die Tatsache, dass er getrunken hatte, ließ sich wohl kaum ausschließen.
 

„I-Ich –“, Ruki geriet ins Stottern, als der andere mit seinem finsteren Blick immer näher auf ihn zuschritt und scheinbar wirklich sauer war! Dabei hatte er doch nichts getan! Zumindest nicht absichtlich. Eine Hand packte ihn am Kragen und drückte ihn gegen die nächstbeste Wand. Erschrocken hielt Ruki für einen Moment die Luft an und sah zu, wie der Punk seine andere Hand hob und scheinbar erneut ansetzen wollte ihn zu beschimpfen, als er von rechts eine Stimme vernahm.
 

„Mal wieder am prügeln? Hast du nichts Besseres zu tun?“ Rukis Augen huschten zur Seite und erkannte schließlich einen Jungen mit kurzgeschnittenen Schulhosen. Oh Gott. Das war einer von Sagas Leuten!
 

Gelangweilt stand er da, die blondierten Haare mit dem Schwarz drin waren nicht viel gestylt, lagen aber trotzdem perfekt. Das Hemd war wie bei jedem von Sagas Bande – die Ärmel hochgekrempelt und in diesem Falle wieder offen. Er trug ein schwarzes enges Shirt darunter mit silberner Schrift und über dem Hemd noch eine schwarze Weste. Schwarze Strümpfe bis zu den Knie und seine ebenfalls dunklen Turnschuhe komplettierten das Bild. Die großen Augen des Jungen blickten ernst, als er den Schläger musterte.
 

Dieser ließ Ruki los, der perplex den Halt verlor und zu Boden rutschte. „Was geht dich das an?“, fragte er angesäuert, doch den Blonden schien das überhaupt nicht zu stören. „Ich finde, es geht mich sehr wohl was an, wenn du in einem öffentlichen Supermarkt einen unserer neuen Schüler zu Hackfleisch verarbeiten willst“, erwiderte Sagas Kumpan und verschränkte die Arme, „Außerdem ist er dir kräftetechnisch doch vollkommen unterlegen, ist doch nur son kleines Gehänge – ein bisschen unfair, oder?“
 

„Du –“ Der Punk wollte sich scheinbar gerade auf ihn stürzen, als sich ein dritter einmischte. Eine Hand legte sich beruhigend auf seine Schulter und zog ihn wieder zurück. „Jetzt reiß dich zusammen, Dai“, meinte der Neuankömmling mit ruhiger, aber fester Stimme. Erst dann drehte er sich zu Sagas Freund um und sah ihn lächelnd an.
 

„Spielst du wieder Moralapostel, Shou?“, fragte er und der andere erwiderte sein Grinsen mit einem kleinen Lächeln seinerseits, „Wo hast du denn Saga gelassen? Ihr klebt doch sonst zusammen, als wärt ihr verheiratet.“
 

Dieser Shou zuckte mit den Achseln. „Sieh es als Seitensprung, Kao, ich hab eine Verabredung mit dem Kühlregal“, erwiderte er spaßig, „Gehst du jetzt petzen?“ Scheinbar schien keiner von beiden das Gespräch sonderlich ernst zu nehmen, denn noch immer lächelten sie und machten keinerlei Anstalten, sich gegenseitig an die Kehle zu springen. Kao lachte schließlich auf und klopfte ihm im Vorbeigehen auf die Schulter. „Man sieht sich in der Schule, Shou-chan!“
 

Der Junge mit den violetten Haaren schnappte sich seinen rothaarigen Freund und schlenderte mit ihm in Richtung Ausgang. Die Einkaufstüte beinahe achtlos in der Hand schlenkernd, begann er auf seinen Nebenmann einzureden, was Ruki jedoch nicht mehr ganz mitbekam.
 

Noch etwas benommen saß er auf dem Boden und sah den beiden Gestalten nach, schreckte auf, als eine Hand in sein Blickfeld huschte. Er sah hoch und in das Gesicht dieses Shous, der nun freundlich lächelte und dabei seine schiefen, aber trotzdem gepflegten, Zähne zeigte. „Alles klar, Kleiner?“ Irritiert griff Ruki erst nach einem kurzen Zögern zu und ließ sich hoch helfen. „Äh, ja“, stotterte er, „Alles klar, nichts passiert, mir geht’s gut.“ Shou lachte leicht auf. Es war ein warmes und sympathisches Lachen. „Na dann ist ja gut“, meinte er, „Du solltest dich von Dai und seinen Leuten fern halten, Kleiner, mit denen ist nicht zu spaßen!“
 

Eigentlich lag Ruki ein „Sah aber ganz anders aus“ auf der Zunge, aber er verkniff sich jeden weiteren Kommentar und nickte nur verstehend. Er lächelte leicht und bedankte sich dann noch einmal für die Hilfe.
 

„Kein Problem“, grinste Shou, „Wir wollen doch alle keine Schlägerei im Supermarkt – wenn er dich auf der Straße anfällt, bist du auf dich allein gestellt!“ Ruki wich alle Farbe aus dem Gesicht, ehe er durch Shous Lachen realisierte, dass das ein Scherz sein sollte. „Mach dir nicht ins Hemd, Kleiner! Der lässt dich schon in Ruhe, solange du ihn nicht provozierst! Es sei denn, er ist stockbesoffen und auf Party, da reicht manchmal auch schon deine bloße Anwesenheit aus... aber du siehst mir eigentlich nicht nach jemandem aus, der groß Party macht, was?“
 

Ruki war erschlagen. Er fühlte sich gerade so ähnlich wie zu dem Zeitpunkt, als er im Büro des Direktors saß. Shous Redeschwall überflutete ihn regelrecht und er nickte einfach verwirrt.
 

Sagas Kumpel klopfte ihm noch einmal auf die Schulter, lächelte ihm zwinkernd zu und verschwand dann mit einem „Bis dann, Kleiner!“ in Richtung Kühlregal.
 

Oh man. Dieser Tag war eindeutig viel zu verrückt, um wirklich real zu sein...

[Miku] Wanderschaft

Diesmal wieder etwas länger

Liegt aber daran, dass ich das Kapitel diesmal etwas später an meine Beta geschickt habe und sie selbst auch nicht wirklich viel Zeit hatte

Und momentan führt sie nen kleinen Fight mit ihrer Schwester um den PC mit dem Internet XD

Habt also etwas Verständnis ^.~

Ich bemühe mich, dass das nächste Kapitel wieder etwas flotter kommt ^^/)
 

Titel: Big City Life

Teil: 6/?

Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^°

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8... ^^° ?)

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

Viel Spaß beim Lesen!

Maya
 


 


 

Kapitel 05 – [Miku] Wanderschaft
 

Am nächsten Tag klingelte es, wie versprochen, um viertel vor acht an Rukis Haustür. Überrascht, weil Kanon tatsächlich so pünktlich war, öffnete er und ließ ihn lächelnd ein.
 

„Guten Morgen!“, strahlte er, „Ich hoffe, du bist bereit für unsere erste kleine Lektion!?“ Kanon sah ihn leicht verschüchtert an als er eintrat und sah sich dann mit großen Augen um. „Groß“, murmelte er nur, während er Ruki die Treppe hoch folgte.
 

„Meine Eltern sind schon zur Arbeit und mein Bruder ist heute morgen zur Uni gegangen, um schon mal sein Zimmer zu begutachten“, erklärte Ruki fröhlich, „Brauchst also keine Angst zu haben, dass uns jemand stört.“ Sein Klassenkamerad sagte dazu nichts weiter und sie betraten das Zimmer des Jugendlichen, das mehr oder weniger aufgeräumt war. Gerade erst eingezogen und schon herrschte wieder das übliche Chaos...
 

Ruki störte sich nicht daran und setzte sich aufs Bett. Kanon stand ihm unschlüssig gegenüber und wirkte nervös, als er den musternden Blick des anderen spürte.
 

„Also“, begann Ruki schließlich enthusiastisch, „Zuerst ziehst du diesen Pullover aus!“ Kanons Gesicht lief dunkelrot an und er rührte sich nicht. Na klasse. „Kanon“, meinte Ruki eindringlich, „Wir haben über zwanzig Grad draußen und du trägst unter deinem Schulpullover noch einen mit Rollkragen! Bist du chronisch unterkühlt?“ Kanon wand sich leicht auf der Stelle, ehe er den Schulpullover über den Kopf zog. Nach großem Zögern folgte der zweite und landete auf dem Boden. Ruki glaubte, nicht richtig zu gucken, als Kanon darunter tatsächlich auch noch das Hemd mit Krawatte trug.
 

„Kanon... du bist echt bescheuert.“ Der Junge zupfte nervös an seinem Hemd und sagte – wie eigentlich immer – nichts dazu. Ruki konnte nicht verstehen, wie man bei solchem Wetter nur so viel Klamotten tragen konnte! Nicht nur die beiden Pullover, nein, er trug auch noch das langärmlige Hemd der Schule, statt das mit den kurzen Ärmeln.
 

Seufzend stand er auf und ging zu seinem Schrank. Kanon war nur vielleicht zwei oder drei Zentimeter größer als er, also konnten sie beruhigt untereinander die Klamotten tauschen.
 

Er holte eines seiner kurzärmeligen Schulhemden heraus und drückte es Kanon in die Hand. „Anziehen und keine Widerworte!“, meinte er mit erhobenen Finger, wie bei einem Kleinkind und drehte sich augenrollend um, als der andere sich nicht rührte. Erst, als er mit dem Rücken zu ihm stand, hörte er, wie Kanons Hemd zu Boden fiel und er sich das seine anzog.
 

Ruki drehte sich wieder zu Kanon um und nickte zufrieden. „Viel besser!“, lächelte er und Kanon verschränkte die Arme, „Jetzt musst du nur noch versuchen, nicht immer die Schultern so hochzuziehen...“, seufzte er und verbrachte die nächsten fünf Minuten damit, dem Jungen ihm gegenüber begreiflich zu machen, dass das nicht gerade förderlich war, wenn er so rumrannte. Schließlich schaffte er es, ihn wenigstens davon zu überzeugen, die Arme nicht mehr zu verschränken und um fünf vor acht verließen sie gemeinsam das Haus.
 

Auf dem Weg zur Schule, krallte Kanon seine Hände in die Träger seines Rucksackes, nicht wissend, wohin mit ihnen. Den Kopf hielt er zwar noch immer gesenkt, aber zumindest seine Schultern waren nicht mehr so verkrampft nach oben gezogen. Sie sahen zwar noch immer leicht angespannt aus, waren aber schon etwas lockerer.
 

Alles in allem war Ruki mit dem ersten Ergebnis ganz gut zufrieden und als sie das Schultor erreichten und Nao sie entdeckte, stellte er mit Genugtuung fest, wie dieser große Augen machte.
 

„Kanon?“, fragte Nao und musterte ihn von oben bis unten, „Du trägst keinen Pullover!“, stellte er erstaunt fest und Ruki nickte an Kanons Stelle. „Ja, ist doch auch zu warm dafür, Nao“, erklärte er und legte eine Schulter dem den Größeren, als sie sich auf den Weg zum Eingang machten. Nao hatte sich mittlerweile eingekriegt. „Ihr seid spät dran heute!“, sagte er schließlich noch, ehe er wieder auf beide einredete. Dieses Mal hörte Ruki jedoch interessiert zu...
 

„Heute ist Freitag, dass heißt, dass das Checkpoint wieder brechend voll sein wird“, begann Nao und seufzte, „Ich hasse den Freitag.“ Ruki zog verwirrt die Stirn kraus. „Wieso?“ Der Größere seufzte erneut kellertief. „Das Checkpoint steht bei uns direkt an der Straßenecke – ich werd die ganze Nacht wieder kein Auge zu tun und das nur, weil mich diese blöde Musik und diese blöden Idioten wach halten werden! Ich verstehe nicht, wie man jedes Wochenende saufen gehen kann! Das ist doch barbarisch!“
 

Während Nao seine Schimpftirade weiter fortsetzte, dachte Ruki nicht lange nach, sondern handelte mal wieder, ehe er wirklich einen Plan hatte. „Na dann komm doch das Wochenende zu mir“, schlug er vor und Nao blieb abrupt stehen.
 

„Ich soll das Wochenende bei dir verbringen?“, fragte er ungläubig und erst jetzt sickerte der Satz wirklich in Rukis Hirn, der noch eben so locker über seine Lippen gepurzelt war. „Äh... ja, wieso nicht?“
 

Nao starrte ihn an. Kanon stand daneben und linste zwischen seinen Haaren von einem zum andern. Schließlich nickte Nao zögerlich. „Ok“, meinte er langsam, „Aber dann nur von heute auf morgen – wir fahren morgen Mittag zu meiner Großmutter“, erklärte er und stieg gar nicht mehr weiter auf das Thema ein, „Das machen wir jedes Wochenende, weißt du? Das ist schon so eine Art Tradition! Wir fahren Samstagmittags los und bleiben bis Sonntagabend und dann [bla bla bla..]“ Ruki hörte Nao nicht mehr wirklich zu, als er von seiner Großmutter und seinen Cousins und Cousinen erzählte, die jedes Mal zum großen Sonntagsessen kamen.
 

Als sie die Klasse gerade betreten wollten, warf Ruki Kanon noch einen aufmunternden Blick zu, zwinkerte und folgte Nao, der – immer noch plappernd – vorgelaufen war.
 

Die drei Freunde setzten sich auf ihre Plätze und holten ihre Sachen heraus. Ruki warf ab und an einen Blick zu Kanon und wollte ihn gerade darauf hinweisen, dass er schon wieder seine Schultern hochzog, als etwas anderes seine Aufmerksamkeit erlangte.
 

Eine Papierkugel flog direkt vor ihm auf seinen Collegeblock und irritiert sah er sich nach dem Übeltäter um, den er nur eine Reihe vor ihm am Fensterplatz ausfindig machte. Direkt vor Kanon auf dem Platz saß dieser Miku und deutete mit einer knappen Geste an, den Zettel zu lesen.
 

Konfus griff er nach dem Zettel und knüllte ihn auseinander – darauf bedacht, dass Nao dies nicht unbedingt mitbekam. Was nicht schwer sein würde, da dieser sich gerade angeregt mit seinem rechten Nachbarn unterhielt. Aber warum war ihm noch nicht gestern aufgefallen, dass Miku direkt vor Kanon saß? Gedanklich zuckte er, frustriert über so wenig Aufmerksamkeit seinerseits, die Achseln und las die Nachricht.
 

>Nach der Schule schon was vor?<
 

Nachdenklich zog Ruki die Stirn kraus und warf dann einen vorsichtigen Blick zu Nao. Dieser schien noch immer ins Gespräch vertieft und so griff der Kleinere nach seinem Stift um eine Antwort zu kritzeln.
 

>Nein, aber wieso fragst du?<
 

Vorsichtig knüllte er den Papierfetzen wieder zu einer Kugel zusammen und warf ihn zurück – traf sogar den Tisch des Empfängers, der sich kurz zu ihm umdrehte und dann, wie er gerade eben, den Zettel auffaltete. Während er auf eine weitere Nachricht wartete, sah er sich erneut nach rechts um, wo ihm ein lächelnder Nao plötzlich ansah und Ruki aufschrecken ließ. Seit wann sah er denn her?
 

Nao lachte. „Na nu, so schreckhaft? Was ausgefressen?“, witzelte er und ahnte damit nicht, wie Recht er damit wohl hatte. Zumindest nach seiner Auffassung. Aber wenn man es genau nahm, hatte Ruki nichts verbrochen und so schüttelte er schnell den Kopf. „Nein, hab mich nur erschreckt! Ich dachte, du redest mit deinem Freund neben dir – hatte nicht damit gerechnet, dass du mich plötzlich ansiehst!“ Wieder lachte Nao. „Sorry, Ruki! Das war nicht meine Absicht.“ Er lächelte entschuldigend und irgendwie rumorte Rukis Magen... ein schlechtes Gewissen machte sich breit, als er zurücklächelte.
 

Doch Nao schien auch sonst nichts weiter von ihm zu wollen, fragte nur noch mal nach, ob er direkt nach der Schule mitkommen sollte oder doch lieber erst später zu ihm nach Hause. Ruki meinte, es wäre ihm egal und Nao grinste. „Gut, dann geh ich erst nach Hause und pack einige Sachen zusammen, ok?“ Ruki nickte noch und damit wandte sich Nao wieder seinem vorigen Gesprächpartner zu.
 

Kaum, dass Nao nicht mehr hinsah, traf ihm Mikus Zettel am Kopf und nach einem vergewissernden Blick nach rechts, öffnete er ihn schnell.
 

>Darf man nicht fragen? Nur weil Nao und ich uns nicht verstehen, heißt das noch lange nicht, dass wir auch Feinde sein müssen, oder? Würde halt gern mal was mit dir unternehmen – ist doch nichts gegen einzuwenden ^.~ !<
 

Nachdenklich kaute Ruki auf seinem Bleistift, während er über seine Antwort nachdachte. Einzuwenden war dagegen wirklich nichts, aber... sollte er wirklich? Er lehnte sich innerlich sowieso schon gegen Nao auf, indem er versuchte, Kanon und sich ein wenig nach oben zu katapultieren und mit Sagas Bande in Kontakt zu kommen. Aber sollte er ihn wirklich auch noch hintergehen, was die Sache mit Miku anging? Zögernd setzte er die Spitze seines Bleistiftes wieder auf das Papier.
 

>Eigentlich nicht... aber das wäre so was wie Verrat!<
 

Schnell wurde der Zettel zurückbefördert und erneut gewartet. Mit einem Seitenblick auf Kanon wurde ihm mit Schrecken bewusst, dass dieser die ganze Zeit zugesehen hatte. Allerdings konnte er Kanons Blick nicht deuten...
 

Ruki hob fragend seine Augenbrauen, doch Kanon winkte ab und sah links neben sich aus dem Fenster. Was sollte denn das jetzt? Doch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, war der Zettel wieder da.
 

>Verrat? Du meinst doch wohl nicht an Nao, oder -.- ?<
 

Ruki kritzelte rasch ein knappes >Doch< und warf ihn wieder zurück. Verstand Miku denn nicht, in was für einer Zwickmühle er steckte? Oder eher, stecken würde, wenn er sich mit ihm träfe? Wenn Nao das mitbekam, dann saß er verdammt in der Scheiße! Er wusste ehrlich gesagt nicht, ob er dem enttäuschten Blick des Jungen standhalten können würde... oder eher wütendem? Er wusste es nicht.
 

>Das ist kein Verrat – es sei denn, du hast ihm versprochen, dass du dich nicht mit mir treffen wirst. Und das denke ich ja wohl kaum XD<
 

Ruki dachte an seine erste Begegnung mit Miku zurück und versuchte sich Naos genauen Worte in Erinnerung zu rufen. Genau genommen, hatte er ihm gar nichts versprochen... Nao hatte ihm gesagt, er solle sich von ihm fernhalten, aber weiter war das Gespräch gestern nicht vertieft worden. Also sprach eigentlich nichts dagegen. Er würde kein Versprechen brechen und somit war sein Gewissen wenigstens ein bisschen beruhigt. Wenn auch nicht völlig...
 

>Nein, hab ich nicht... Also gut. Wann?<
 

Dann doch etwas kribbelig warf er die Papierkugel zurück und traf Miku am Hinterkopf. Der drehte sich um und Ruki schenkte ihm eine entschuldigende Geste, die der andere mit einer wegwerfenden Handgeste einfach beiseite fegte.
 

Erschrocken blickten alle Schüler zur Tür, als der Lehrer eintrat und Miku bückte sich schnell nach dem Zettel, um ihn auseinandergefaltet unter seinen Unterlagen zu verbergen.
 

Ruki wusste nicht wieso, aber sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er fühlte sich, als hätte er so eben etwas furchtbar Verbotenes getan und er begann nach der Begrüßung nervös mit seinem Bleistift zu spielen. Das lenkte schließlich wieder Naos Aufmerksamkeit auf ihn, der ihn fragend ansah. Doch Ruki winkte nur mit einem Lächeln ab und Nao wandte sich mit einem Schulterzucken wieder nach vorne, wo der Lehrer gerade die Anwesenheit überprüfte.
 

„Ogata Hiroto?“ Schweigen empfing ihn. Keiner rührte sich. Der Lehrer zog verärgert die Augenbrauen zusammen. „Ogata Hiroto? ... Ist der Bengel schon wieder nicht da?“ Mit einem knurrenden Laut trug der Lehrer den fehlenden Schüler ein und diesmal war es Ruki, der Nao einen fragenden Blick zuwarf.
 

Der verdrehte nur die Augen und beugte sich weiter zu ihm rüber, damit er nicht zu laut sprechen musste. „Chronischer Schwänzer“, zischte er, „War Montag da und fehlt schon wieder.“ Beide gingen schnell wieder in ihre Ausgangsposition zurück, als der Lehrer in ihre Richtung sah. Montag... heute war schon wieder Freitag. Das hieß, dass dieser Hiroto schon vier Tage in Folge nicht in der Schule war. Ruki erwischte sich dabei, wie er begann darüber zu philosophieren, was dieser in der ganzen Zeit bloß machte. Ging ihn schließlich nichts an.
 

Während der ersten Stunde – Mathe – schielte Ruki immer wieder zu Miku rüber, aber der machte keine Anstalten, ihm erneut einen Zettel zuzuwerfen. Ok, war wahrscheinlich auch zu riskant. Nicht unbedingt wegen des Lehrers, sondern mehr wegen Nao, da dieser schön brav nach vorne an die Tafel sah und so ohne wenn und aber mitkriegen würde, wenn da ein Zettel flog. Musste er nicht mal in ihre Richtung für schauen.
 

Als Nao jedoch an die Tafel gerufen wurde und beide Gefahrenquellen somit ausgemerzt waren, kam prompt Mikus Zettel angesegelt. Schnell faltete er ihn auf und versteckte ihn unter seinem Block. Als er sicher war, dass weder Lehrer noch Nao ihn sahen, begann er zu lesen.
 

>Nach der Schule - schüttel die anderen ab und geh zum Einkaufszentrum, ich warte in der CD-Abteilung<
 

Er steckte den Zettel zwischen die Seite seines Blockes und sah kurz rüber zu Miku, der sich ebenfalls vorsichtig zu ihm umdrehte. Er nickte dem anderen Jungen zu und der streckte zufrieden den Daumen in die Höhe.
 

Die weiteren Schulstunden über versuchte Miku nicht weiter mit ihm in Kontakt zu treten. Auch nicht in ihrem gemeinsamen Kunstkurs, obwohl Nao nicht anwesend war. Wahrscheinlich hielt er sich wegen Kanon zurück, der ebenfalls diesen Kurs besuchte und er nicht wusste, inwieweit Ruki ihn eingeweiht hatte. Wenn überhaupt.
 

Ruki fragte sich sowieso, wie er Kanon das alles erklären sollte. Er ging zwar wesentlich lockerer mit dieser ganzen Saga-Banden-Sache um, aber er hatte keine Ahnung, wie er zu Miku stand und was der seltsame Blick vorhin zu bedeuten hatte. Ob er versuchen sollte, es zu erklären? Hm. Nicht hier, nicht jetzt. Ruki entschloss sich, einen günstigeren Zeitpunkt abzuwarten und dann alles aufzuklären, wenn Kanon Interesse daran zeigte. Was auf den ersten Blick nicht der Fall zu sein schien, da er nicht fragte und sich auch sonst normal verhielt.
 

Irgendwie war alles verzwickt. Es war mal gerade sein zweiter Tag in dieser Stadt und Schule und was ist? Gleich war er in so etwas wie Rivalitäten verwickelt, womit er früher nie was am Hut hatte und nun war er mittendrin! Nicht nur mittendrin – es schien ihm fast so, als wäre er der Auslöser für das alles, dass er dies alles provozierte. Ja, er provozierte diesen Ärger regelrecht!
 

Wieder meldete sich sein schlechtes Gewissen und er verbrachte die letzten drei Schulstunden damit, sich den Kopf darüber zu zermartern, ob er zu dem Treffen mit Miku gehen sollte.
 

Als es für sie das letzte Mal an diesem Tag zum Ende der Stunde und somit zum Schulschluss klingelte, packte er seine Sachen merklich langsamer ein, damit ihm noch ein paar Sekunden länger zum Nachdenken blieben.
 

Allerdings schien dies gar nicht nötig zu sein, da Nao es eilig zu haben schien. „Ich komm dann gegen drei bei dir vorbei, ne? Bis später!“ Und schon war er aus der Klasse verschwunden. Kanon hingegen ließ sich ebenfalls Zeit, wartete bis Nao weg war und sah ihn dann beschwörerisch an. „Lass das bloß Nao nicht mitkriegen, Ruki“, meinte er eindringlich, „Du lehnst dich ziemlich weit aus dem Fenster.“
 

Beide hielten inne und sahen sich an. „Kanon... was hab ich gestern noch mit dir besprochen?“, sein Gegenüber ließ seine Augen hin und her wandern und schien nachzudenken, „Ich hab dir gestern gesagt, dass du einen zweiten Versuch starten sollst. Ich hatte bislang keinen Versuch, mich in die Klasse zu integrieren – also lass mir meine Chance, ok?“ Kanon wandte sich ab, packte seine letzten Sachen und sah ihm dann noch einmal direkt in die Augen. „Viel Glück.“ Ruki lächelte ihn offen an. „Danke – ich meld mich morgen bei dir, sobald Nao wieder weg ist, ok?“ Kanon erwiderte sein Lächeln, nickte dann und beiden verließen das Schulgebäude. Erst vor dem Einkaufszentrum trennten sie sich. „Ich muss noch eben schnell was besorgen“, meinte Ruki und bog schon ab Richtung Eingang, „Bis morgen im MSN, ne? Ciao!“
 

Kanon hob noch kurz die Hand zum Abschied und überquerte dann die Straße, um sich auf den Weg nach Hause zu machen. Ruki hingegen betrat das Kaufhaus und lief die Treppen hoch in den ersten Stock. Er fand die CD-Abteilung sofort, da sie ja nicht gerade unauffällig war – außerdem hatte er sie gestern schon geortet, als er mit Nao hier gewesen war. Sein Magen rumorte. Scheiß Gewissen!
 

Bei den CDs sah er auch schon Miku, der ein wenig kramte, aber lächelnd aufsah, als er Ruki entdeckte. „Na?“, fragte er neckend, „Schon Gewissensbisse?“ Scheinbar schien er genau zu wissen, was er Ruki gerade antat und er antwortete auf die Frage hin nur mit einem Knurren und einem – wie er hoffte – bösen Blick. Miku hingegen lachte. „Mein Gott, entspann dich, Ruki!“, meinte er und begann die Regale ab zu wandern, „Das ist nur ein zwangloses Treffen und keine Heiratsvermittlung“, zwinkerte er keck und die beiden wanderten weiter durch die Gänge der CD-Abteilung.
 

„Warum hast du mich überhaupt hierher bestellt, Miku?“, fragte Ruki schließlich, „Du scheinst immerhin genau zu wissen, in was für eine Situation du mich hier gerade bringst, falls man uns zusammen sehen sollte.“
 

Miku blieb stehen und legte den Kopf schief. „Nao ist nicht deine Mutter“, stellte er sachlich fest, „Nur weil er sagt, du sollst dich von mir fernhalten, musst du das noch lange nicht tun.“ Er nickte. „Das weiß ich auch, aber –“ „Hab von gestern gehört“, unterbrach ihn Miku einfach und wandte sich ab, um erneut zwischen ein paar CDs zu stöbern. Ruki blinzelte kurz verwirrt. Ok, scheinbar schien Miku das Thema Nao nicht weiter vertiefen zu wollen. Doch dann zog er die Augenbrauen hoch. „Von was?“ Miku rollte mit den Augen. „Na, von deiner Begegnung mit Dai – du solltest Shou dankbar sein, dass er dir da raus geholfen hat!“
 

Rukis Hirn rotierte. Woher - ? Doch dann machte es klick. Nao und Kanon hatten ihm doch erzählt, dass Miku Shous jüngerer Cousin war. Shou musste es ihm irgendwann in der Zeit von gestern Nachmittag bis heute Schulende erzählt haben.
 

„B-bin ich auch!“, stotterte er, „Ich hab mich ja auch bei ihm bedankt!“ Ruki merkte, wie er versuchte sich zu verteidigen und automatisch in Abwehrhaltung ging. Was wollte Miku bloß von ihm? Der grinste nur und streckte erneut den Daumen nach oben. „Gut so, schließlich solltest du darauf achten, mit >wem< du es dir verscherzt, nicht wahr?“ Wieder begann das Wandern an den Regalen und wieder folgte er ihm.
 

„Was willst du damit sagen?“, fragte er und zog die Stirn kraus. Miku zuckte scheinbar gelangweilt mit den Achseln. „Nur dass du aufpassen sollst“, meinte er und grinste ihn dann wieder keck an, „Oder ist es verboten, dir einen gutgemeinten Ratschlag zu geben?“ Er zwinkerte.
 

Ruki seufzte schwer und ließ die Schultern hängen. „Ist es nicht“, sagte er und klang mit einem mal müde, „Nur hat man mir seit vorgestern so viele gut gemeinten Ratschläge gegeben, dass ich mittlerweile nicht mehr weiß, auf wen ich denn nun hören soll!“, er schnaufte erschöpft, „Der eine sagt, ich soll mich von dem fern halten, der andere sagt, ich soll mich von dem fern halten und wieder ein anderer sagt genau das Gegenteil!“, er legte eine kleine Pause ein und betrachtete Miku, „Wenn es nach Nao ginge, müsste ich mich ja auch von dir fern halten.“
 

Miku schien dies nicht zu stören, zuckte abermals mit den Achseln. „Tja“, sagte er, „Es geht hier aber nicht nach Nao, oder?“, fragte er scheinheilig und begann wieder zu wandern, „Er ist nicht deine Mutter, Ruki, du musst nicht auf das hören, was er sagt“, wiederholte er nochmals.
 

„Aber auf das, was du sagst“, stellte Ruki fest, es war eigentlich keine Frage, „Worauf willst du eigentlich hinaus, Miku?“ Seine Begleitung blieb erneut stehen, seufzte und drehte sich zu ihm um. Sein Blick war undeutbar. Zweifelnd und in Erinnerungen schwelgend sahen sie ihn an, als er etwas leiser als zuvor, begann zu erzählen.
 

„Ich hab mitgekriegt, was mit Kanon passiert ist, als er neu in die Klasse kam. Nao hat ihn schnell unter seine Fittiche genommen, als er merkte, dass Kanon unsicher war und seitdem ist er von ihm abhängig! Er folgt ihm überall hin, tut nichts, was Nao nicht auch tut und hat keine eigenen Gedanken mehr. Er würde nie etwas tun, was Nao verärgern könnte, aus Angst, den scheinbar einzigen Freund, den er in der Schule hat, dadurch zu verlieren!“, Miku sah zu Seite, „Er merkt dabei nicht, wie er hinter Nao verschwindet und immer unsichtbarer wird - und Nao scheint nicht zu wissen, dass er Kanon zu früh bei seinen Versuchen, dazuzugehören, unterbrochen hat. Ehe ich mich versah, hatte Kanon auch schon aufgegeben und sich ganz Nao und seiner Freundschaft gewidmet“, er wandte sich wieder an Ruki und seufzte tonlos, „Traurig nicht? Ich verstehe nicht, wie er sich so vollkommen aufopfern kann für jemanden, der sich im Stillen für seine Menschlichkeit und sein Mitgefühl rühmt und dabei vergisst, dass andere Menschen auch Gefühle haben.“
 

Ruki versuchte diesen Schwall von Informationen in sich aufzunehmen, stieß jedoch auf gewisse Ablehnung. Hatte nicht er selbst gestern noch Nao in Gedanken dafür bewundert und auch gedankt, dass er sich um die Leute kümmerte, die scheinbar keine anderen Freunde hatten? Hatte er nicht seine Hilfsbereitschaft gerühmt und gedacht, dass er ihnen nicht verpflichtet war? War Nao nicht einfach nur ein aufopferungsvoller und netter Mensch, der gern für andere da war?
 

Aber hatte er selbst nicht auch einen Augenblick gezweifelt und sich beleidigt gefühlt? Später dann war er allerdings zu dem Schluss gekommen, dass Nao dies aus keinen egoistischen Hintergründen tat und war der Meinung gewesen, dass er, Kanon und Nao gute Freunde werden würden. Warum also sollte er jetzt wieder schlecht von ihm denken?
 

Schließlich galt seine Aufmerksamkeit wieder Miku, der weitersprach. „Der Grund, warum ich mich mit dir treffen wollte ist einfach der, dass ich nicht will, dass dir das auch passiert“, erklärte er, „Du scheinst ihn zwar schon länger zu kennen – zumindest sah das gestern so aus – aber ich seh es schon kommen, wie du dich genauso an ihn heftest wie Kanon und dabei vergisst, dass du auch noch andere Mitschüler hast“, plötzlich hob er abwehrend die Hände und schien wieder etwas lockerer zu sein, „Ich hab nichts dagegen, dass du mit Nao befreundet bist, aber er sollte dir nicht dabei im Weg stehen, auch andere Freunde zu finden, oder?“
 

Ruki brachte ein kleines wissendes Lächeln zustande. „So wie dich?“ Miku zwinkerte. „Jaah, vielleicht so wie mich“, meinte er und die beiden begannen von neuem mit ihrer Wanderschaft...

[Akiya] Nachbarn

So.
 

Im Vorwort möchte ich zuallererst mal meinen treuen Lesern danken und auch denen, die meine FF in ihre Favo-Liste aufgenommen haben - was momentan 37 Mitgliedern entspricht ^-^

Vielen Dank dafür!
 

Ich hoffe ihr werdet auch weiterhin Gefallen an meiner Geschichte finden und sie lesen, auch wenn sie etwas länger als geplant wird... und irgendwie immer mehr Charaktere auftauchen ^^°°
 

Ich schreibe momentan an Kapitel 10 und schon ab Kapitel 8 wird es langsam aber sicher etwas chaotisch, was die Charaktere angeht - vor allem, da noch mehr auftauchen werden, die eine (zum Teil wichtige) Rolle spielen T.T
 

-> Deswegen möchte ich an dieser Stelle fragen, ob es erwünscht ist, dass ich in die Kurzbeschreibung und/oder Charabeschreibung eine Liste der bisher vorgekommenen Gruppierungen schreibe, die im Laufe der FF erweitert wird !?
 

Dazu möchte ich sagen, dass so natürlich hin und wieder in einigen Gruppen/Banden/Cliquen Namen vorgekommen von Leuten, die in der FF noch nicht aufgetaucht sind und somit ein wenig die Überraschung nehmen können...
 

Je nach Rückmeldung werde ich gucken wie ich das Chara-Problem löse - ob per ENS, Kurzbeschreibung oder anders
 

Jetzt aber genug ^^°
 


 

Titel: Big City Life

Teil: 7/?

Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^°

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8... ^^° ?)

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

Viel Spaß beim Lesen!

Maya
 


 


 


 

Kapitel 6 – [Akiya] Nachbarn
 

Als Ruki das Kaufhaus verließ, war es schon zehn Minuten vor drei und er beeilte sich hoch in sein Zimmer, um noch einige Dinge beiseite oder unters Bett zu schieben, ehe Nao hier sein würde.
 

Nachdem er wenigstens halbwegs Ordnung hatte und schon vollkommen aus der Puste war, machte er sich auf den Weg in die Wäschekammer, wo sie noch Bettdecken, Kissen, Bezüge, zwei Ersatzmatratzen, Futons und einen Stapel Tagesdecken aufhoben. Er zog gerade eine der Matratzen hervor, als es unten an der Tür klingelte.
 

Er ließ die Matratze oben zwischen Tür und Angel liegen und hetzte nach unten, um Nao zu öffnen. Der stand grinsend vor ihm und trat, auf seine Geste hin, ein.
 

„Junge, Junge – du bist aber ganz schön aus der Puste!“, stellte sein Gast fest, der ihn musterte, „Bist du gerannt?“ Ruki holte noch einmal tief Luft und lächelte dann. „Ich hab oben nur noch schnell ein wenig aufgeräumt und Platz für deine Matratze gemacht.... die oben übrigens noch mitten im Weg liegt.“ Nao lachte und legte freundschaftlich einen Arm um ihn. „Na dann lass uns mal loslegen und alles fertig machen – ich helf dir!“
 

Zusammen stiegen die beiden die Stufen hoch und Ruki wurde ganz flau im Magen wegen seines schlechten Gewissens. Vorhin im Kaufhaus hatte er schlimme Dinge über Nao gedacht. Und nun war dieser hier, war wieder so freundlich, wie er ihn kennen gelernt hatte und half ihm die Matratze in sein Zimmer zu bringen. Ruki fühlte sich miserabel.
 

Nao schien von dem Gefühlschaos seines neuen Freundes nicht viel mitzubekommen. Er fragte nur einmal nach, ob etwas passiert sei – was Ruki natürlich bestritt! – und ließ die Sache dann auf sich beruhen.
 

Als Naos Nachtlager am rechten Platz lag und mit Kissen und Decke ausgestattet war, gingen die beiden nach unten ins Wohnzimmer und durchstöberten das DVD-Regal. Beide waren Film-Fans, wie sie feststellten und wollten den gemeinsamen Tag mit einem Film beginnen und heute Abend auch wieder ausklingen lassen. Jaah, Ruki gab zu, sie waren Freaks. Aber wen störte das schon?
 

„Fangen wir mit Action an und heute Abend dann Horror?“, fragte Nao und Ruki legte nachdenklich den Kopf schief. „Was denn?“ Nao zuckte mit den Achseln und begann neugierig die Rücken der Verpackungen zu überfliegen. „Am liebsten Action mit Comedy – was sagst du?“ Ruki nickte und half Nao beim Raussuchen eines geeigneten Films. „Kennst du Rush Hour?“, fragte er schließlich und zog die Hülle zu sich, um sie seinem Gast zu zeigen. Der schien kurz nachzudenken, schüttelte dann aber den Kopf. „Ist der gut?“ Ruki verdrehte, leicht grinsend, die Augen. „Ne! Grottenschlecht, deswegen will ich den ja sehn!“ Nao lachte, verstand und zusammen gingen die beiden wieder nach oben – nicht aber, ohne vorher ein wenig den Schrank zu plündern.
 

Bewaffnet mit Chips, Salzstangen und einer Flasche Cola, saßen sie schließlich wieder oben bei Ruki im Zimmer vor dem Fernseher. „Sollen wir den in der Originalsprache gucken?“, fragend wandte Ruki sich zu Nao um, als er den Film gerade in den Player legte, „Akiya und ich machen öfters mal Filmabende und dann sehen wir uns die in der Sprache an, in der sie aufgenommen wurden.“ Ruki hob eine Augenbraue. „Kannst du deswegen so gut Englisch?“
 

Nao lachte nur, aber Ruki stimmte zu und sie sahen sich den Film in Englisch an. Auf seine Bitte hin aber mit japanischen Untertiteln – so gut war sein Englisch dann doch nicht, dass er einen ganzen Film verstand.
 

Irgendwann, als gerade wieder eine Stelle kam, wo nicht viel geredet wurde, wandte sich Ruki an Nao. Er merkte, wie er wegen des Films etwas leiser sprach als sonst. „Wer ist eigentlich Akiya?“ Nao schien ihn erst gar nicht zu realisieren, wandte dann aber doch die Augen von der Mattscheibe und sah Ruki kurz verwirrt an. „Akiya?“, fragte er und verstand dann, „Achso! Kennst du ihn denn noch nicht?“
 

Jetzt war es an Ruki verwirrt zu sein. „Kennen? Woher sollte ich ihn denn kennen?“ Nao lachte auf und irgendwie fühlte sich der andere ein bisschen verarscht. „Na, Akiya ist dein Nachbar!“ Ruki spürte, wie er bis unter die Haarwurzeln rot anlief. „Ach... echt?“ Nao hörte auf zu lachen, grinste aber immer noch amüsiert. „Wir können nach dem Film ja einmal rüber gehen, ok?“ Bevor Ruki noch etwas sagen konnte, hielt Nao sich den Finger an den Mund und verfolgte wieder das Gespräch im Fernsehen, welches so eben wieder begonnen hatte. Ruki zuckte mit den Achseln und wandte sich ebenfalls wieder dem Film zu.
 

Peinlich. Da kannte er nicht einmal seinen Nachbarn! Na ja, da sah man mal, wie beschäftigt – und durch den Wind – er war, seit er hier wohnte. Aber bei diesem ganzen Theater war das ja auch kein Wunder.
 

Kaum zu glauben, dass es erst vorgestern war, wo sie hergezogen waren. Zuviel war in dieser kurzen Zeit passiert. Aber vielleicht war das ja auch normal, wenn man in eine neue Gegend zog – wobei er diesen Gedanken gleich wieder verwarf. Die letzten Male war es um einiges ruhiger gewesen. Aber hier war er gleich am ersten Tag Nao begegnet, am zweiten Tag hatte er Kanon kennen gelernt, Sagas Bande das erste Mal gesehen und war prompt diesem Kaoru in die Arme gerannt. Und heute hatte er sich – irgendwie ja heimlich – mit Miku getroffen und Nao über Nacht zu sich nach Hause eingeladen. Das war nach seinem Geschmack schon beinahe zu viel des Guten...
 

Achtundneunzig Minuten, anderthalb Liter Cola und eine Chipstüte später, erhoben die beiden sich schließlich ächzend von ihrem gemütlichen Lager und streckten sich erst einmal.
 

Mit einem Blick auf die Uhr stellte Ruki fest, dass es schon gleich zwanzig Minuten nach fünf war und er bewässerte erneut seinen seltsam trockenen Hals. Wahrscheinlich war es das schlechte Gewissen. Etwas in ihm drängte ihn, Nao die Wahrheit zu sagen, ihm zu erzählen, dass er sich heimlich mit Miku im Kaufhaus getroffen hatte... und das obwohl er ihm gesagt hatte, er solle sich von ihm fernhalten.
 

Aber dann dachte Ruki daran, dass Nao ihm eigentlich gar nichts zu sagen hatte. Er durfte doch wohl noch selbst entscheiden, mit wem er sich traf und mit wem nicht! ... Oder?
 

Er schielte rüber zu Nao, der noch schnell eine Salzstange in seinem Mund verschwinden ließ und sich dann lächelnd zu Ruki umwandte. Ruki versuchte zurückzulächeln, aber es musste wohl eher einer Fratze geglichen haben. „Wollen wir dann mal eben rüber gehen und schauen, ob Akiya da ist?“ Schnell nickte Ruki und war froh, sich abwenden zu können, als er nach seinem Schlüssel angelte.
 

Bevor sie das Haus verließen, sah Ruki noch einmal nach, ob sein Bruder mittlerweile mal wieder aufgetaucht war. Und tatsächlich saß dieser in dem halbleeren Zimmer und las in einem Schulbuch. Verwundert sah er auf, als sein kleiner Bruder in der Tür stand.
 

„Nao und ich sind eben nebenan“, erklärte dieser schnell und kam sich irgendwie mit einem Mal furchtbar dämlich vor. Asato nickte langsam und musterte den Jüngeren kurz, ehe er sich doch noch entschloss zu antworten. „Wer ist Nao, was macht ihr nebenan und wann bist du zurück“, ratterte er runter und Ruki glaubte sich verhört zu haben. Mit großen Augen sah er seinen Bruder an und verarbeitete alle Frage. „Ähhh...“, meinte er und ohrfeigte sich innerlich für diese unintelligente Reaktion, „Nao ist ein Freund aus der Schule und unser Nachbar ist wiederum ein Freund von ihm. Wir wollen nachschauen, ob er Zuhause ist und... tja... keine Ahnung, wie lang wir bleiben werden“, meinte Ruki dann kooperativ, da er seinen Bruder nicht verärgern wollte, „Es wird nicht spät und wir sind ja nur nebenan, ok? Bis dann, Bruderherz!“ Damit schloss er die Tür wieder, um Asato die Möglichkeit zu nehmen, noch näher nachzuhaken.
 

Unten an der Treppe wartete Nao und sah ihn fragend an, als Ruki bei ihm ankam und erst mal geräuschvoll die Luft ausstieß. Dieser schüttelte allerdings nur den Kopf und verließ nun endlich mit ihm das Haus, um nach nebenan zu gehen.
 

Als Ruki die Haustür hinter sich ins Schloss fallen ließ und sich mit Nao nach links wandte, warf er einen flüchtigen Blick nach rechts zum Kaufhaus, wo Miku gerade in Begleitung aus der Tür trat. Als sich die Blicke der zwei trafen, hob Miku kurz die Hand zum Gruß und lächelte. Ruki zögerte, erwiderte schließlich und drehte sich dann rasch wieder von ihm weg. Mit Schrecken stellte er fest, dass Nao den Austausch der Formalität sehr wohl mitbekommen hatte.
 

Rukis Hirn arbeitete an einer Ausrede, doch Nao sagte nichts und machte auch keinerlei Anstalten ihm gleich den Kopf abzureißen, also setzte er sich ebenfalls wieder in Bewegung und folgte dem Größeren zur Haustür.
 

Ihm klopfte das Herz bis zum Hals und er wusste, dass es ihm lieber gewesen wäre, wenn Nao ihn augenblicklich zur Schnecke gemacht hätte, als diese gespielte Gleichgültigkeit ertragen zu müssen. Stattdessen tat dieser nichts weiter, als die Türklingel zu betätigen und zu warten. Stumm natürlich.
 

Ihm kamen die paar Sekunden, die sie warten mussten, wie eine halbe Ewigkeit vor und diese innerliche Spannung war kaum noch auszuhalten, als die Tür ihn endlich von seinem Leiden erlöste, als diese sich öffnete.
 

Ein kleines Mädchen stand in der Tür, sah beide erst mit großen Augen an und strahlte schließlich. „Nao!“, quiekte es entzückt, packte ihn an der Hand und zog ihn ins Haus. Ruki stockte verwirrt und überrumpelt, folgte dann aber schließlich schnell und schloss hinter sich die Tür.
 

Im Haus seiner Nachbarn sah es nicht viel anders aus, als bei ihnen selbst. Scheinbar waren die Häuser auf dieser Straße damals alle nach dem selben Prinzip gebaut worden. So führte auch hier die große Wendeltreppe direkt rechts vom Eingang aus nach oben in den ersten Stock. Da zerrte das mittlerweile munter plappernde Mädchen Nao aber nicht hin, sondern führte die Gäste rüber ins Wohnzimmer.
 

„Akiya!“, rief das Mädchen und der Junge, der im Sessel vor dem Fernseher saß, sah in ihre Richtung. Ruki blieb für einen Augenblick das Herz stehen. Akiya! Der Akiya!
 

Ein freundliches und noch leicht von Babyspeck gezeichnetes Gesicht mit großen Augen sah ihnen entgegen. Sein kurzes und strubbeliges Haar war nicht mehr schwarz, sondern leicht aufgehellt und schimmerte im Licht, das durch das große Fenster hineinschien. Die scheinbar immer lächelnden Lippen des anderen zuckten kurz, als auch er Ruki erkannte, ließ sich aber weiter nichts anmerken.
 

„Akiya! Nao ist da! Und er hat Besuch mitgebracht!“ Am liebsten hätte Ruki dieses kleine Gör einfach gefesselt, geknebelt, in einen Sack gesteckt und in den Keller geworfen – als wenn Akiya das nicht selbst sehen würde!
 

Nao lächelte nun wieder und nickte zu den Worten von Akiyas kleinen Schwester. Akiya sah seinen Freund fragend an, aber Ruki durchschaute sofort, dass das alles nur ein Spiel war. „Ach – und wen hast du mir da mitgebracht, wenn ich fragen darf?“
 

Noch immer war der Sohn des Hauses nicht von seinem Sessel aufgestanden oder hatte sonst eine andere Regung von sich gegeben, als sich einfach nur ein Stück zu ihnen herum zu drehen. Ruki wusste nicht, ob er vorhatte, sich erst dumm zu stellen und dann später im richtigen Augenblick die Bombe platzen zu lassen, oder ob er gnädig war und es für sich behielt, dass sie sich schon kannten. Aber eigentlich schätzte Ruki den freundlichen Jungen nicht so ein, dass dieser ihn absichtlich in eine unangenehme Lage bringen würde. Nicht mal aus Rache.
 

Nao legte kameradschaftlich einen Arm um Ruki und er hätte sich am liebsten übergeben. Nicht wegen Nao, einfach der Situation wegen, in der er sich gerade befand. Das war mehr als er ertragen konnte. „Natürlich darfst du fragen, mein Lieber!“, grinste der Größere breit, „Das ist Ruki, er geht seit gestern in meine Klasse. Ruki, das ist Akiya - dein neuer Nachbar!“ Die beiden nickten sich zu und Akiya hob kurz die Hand zum Gruß, unterstrich seine willkommenheißende Geste noch mit einem Lächeln. Ruki wusste in dem Augenblick nicht zu erkennen, ob es echt oder gespielt war. Am liebsten hätte er einfach auf dem Absatz kehrt gemacht und wäre aus dem Haus gestürmt.
 

„Freut mich“, murmelte er daher nur kaum verständlich und ließ sich neben Nao auf dem Sofa nieder, welches im rechten Winkel zum Sessel stand. Akiyas kleine Schwester ließ sich auf Naos Schoß plumpsen und begann ihm von der Schule zu erzählen. Ruki hörte nicht hin. Akiya scheinbar auch nicht, denn der konzentrierte sich wieder vollends auf sein Videospiel.
 

Ruki beschloss abzuwarten und nicht von allein die Initiative zu ergreifen und sah seinem alten Bekannten einfach eine Weile beim Spielen zu. Er war besser geworden, wie er feststellte. Er erkannte das Spiel wieder, das gerade in dem Gamecube lag und auf dem großen Bildschirm zu verfolgen war. Ein Kampfspiel, bei dem Akiya früher immer beim fünften Gegner verloren hatte – Ruki erkannte in seinem Gegenspieler allerdings schon den achten. Na ja... in zwei Jahren konnte sich einiges tun.
 

„Willst du auch mal?“, fragte Akiya ohne den Blick abzuwenden und streckte seinen Gegner gerade mit einem Tritt ins Gesicht nieder. YOU WIN stand dort in großen Lettern und Akiya sah ihn daraufhin an. Er verzog keine Miene, die Augen waren ruhig aber herausfordernd genau auf Rukis gerichtet und der Kleinere musste sich das Schlucken verkneifen.
 

„Wieso nicht“, stimmte er schließlich zu und Nao lachte auf – Akiyas kleine Schwester verließ gerade trällernd das Zimmer. „Aber pass auf, Ruki!“, mahnte er seinen neuen Freund, „Akiya ist gut!“
 

„Wir werden sehen“, nuschelte Ruki sich selber zu und ließ sich dann neben Akiya nieder, der sich im Schneidersitz auf den Boden vor dem Sessel gesetzt hatte. Er schnappte sich den zweiten Controller und ließ einmal seine Schultern knacken.
 

Akiyas Kopf zuckte kurz in seine Richtung und seine Augen weiteten sich für eine Millisekunde. Ruki musste innerlich lachen. Akiya kannte diese Geste nur allzu gut, hatte er ihm doch damit schon früher immer sein nahes Ende prophezeit.
 

Umso irritierter war er, als auch er seine Schultern knacken ließ und ihm dann ein kleines Lächeln schenkte. Ok. Es würde definitiv ein harter Kampf werden.
 

Und er sollte Recht behalten. Der Kampf dauerte scheinbar Ewigkeiten. Warum mussten sie auch Kämpfer wählen, die sich mit Techniken immer wieder ein bisschen neue Energie holen konnten? Allein für die erste Runde brauchten sie fast zwanzig Minuten, bis Akiya ihm den finalen Schlag verpasste. Ruki musste zugeben, dass er sich wirklich verbessert hatte. Aber sonst war es wie damals. Die gleichen Kämpfer, die gleiche Arena und fast derselbe Kampfstil wie vor zwei Jahren. Selbst die Taktik war die gleiche – in der zweiten Runde gab es mehr Specials und Kombinationen und war generell noch härter als der erste Kampf.
 

Als es schließlich unentschieden stand und die zweite Runde ausgeläutet wurde, sanken beide Jungen zugleich nach hinten und stießen die Luft aus, die sie in den letzten Sekunden angehalten hatten. Sie sahen sich kurz in die Augen und in beiden las man Überraschung, Ehrgeiz... und Spaß.
 

Jaaah, irgendwie war dieser Kampf wie eine Reise in die Vergangenheit, in der sie fast täglich bei Ruki gesessen und Videospiele gespielt hatten.
 

Dieser rang sich ein kleines Lächeln ab und Akiya erwiderte es. Nao saß mittlerweile in dem Sessel, an dem die beiden gelehnt auf dem Boden saßen und starrte mit leicht geöffnetem Mund auf den Bildschirm. Die dritte, letzte und entscheidende Runde wurde eingeläutet. Es erschien ein FIGHT! und beide legten los. Konzentriert wie die Runden zuvor, gingen sie an den Kampf ran, nahmen Naos Zwischenkommentare nur am Rande wahr und behielten ihre Energiebalken im Auge.
 

Als der Bildschirm plötzlich schwarz wurde, starrten alle entsetzt und plötzlich verstummt auf den Fernseher. Mit einem Schlag war es so ruhig, dass es fast Mut erforderte, das Wort zu erheben und die Stille zu durchbrechen.
 

„Was –“, stotterte Nao, wurde aber von einer Frauenstimme unterbrochen, die die drei Jungen erschrocken herumfahren ließ. „Akiya!“, sagte sie streng, „Du weißt doch, dass du um die Zeit hier unten nicht mehr den Fernseher blockieren sollst! Dein Vater kommt jetzt gleich nach Hause und dann sehen wir hier einen Film.“
 

Die Frau, die unverkennbar Akiyas Mutter war, hielt in einer Hand den Stecker, während die andere in die Seite gestemmt war und somit den strengen Blick unterstrich, der die Jungen fixierte. Sie hatte einen kurzen Haarschnitt und trug ein graues Kostüm. Wenn Ruki sich recht erinnerte, dann arbeitete sie in einem Büro als Sekretärin... oder Assistentin? Auf jeden Fall so was in der Art.
 

„Wenn deine Gäste noch vorhaben zu bleiben, dann geht doch nach oben in dein Zimmer, ja?“ Akiya seufzte, nickte geschlagen und erhob sich schließlich vom Boden.
 

Nao und Ruki folgten ihm hoch in sein Zimmer. Und während Nao und Akiya sich in ein Gespräch vertieften, ärgerte Ruki sich. Der Kampf war noch nicht entschieden! Er war sich sicher, er hätte gewonnen. Obwohl... Akiya war wirklich gut geworden. Er hatte sich in der zweiten Runde fast die Zähne an ihm ausgebissen...
 

Seine Gedankengänge wurden von Akiya unterbrochen, der seine Zimmertür aufstieß und sie hereinbat. Es war seltsam, wie Ruki fand. Obwohl er umgezogen war, sah Akiyas Zimmer noch eigentlich genauso aus, wie sein altes. Auch hier lag nichts unsortiert auf dem Boden rum, alle Zeitschriften, Zettel und Bücher waren ordentlich gestapelt dorthin geräumt, wie sie hin gehörten. Bei ihm sah es nicht aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen – das Bett war gemacht, der Fußboden aufgeräumt und selbst seine Regale und die Kommode machten nicht den Eindruck, als wäre etwas wahllos hineingestopft worden. Na ja. Es war eben typisch Akiya. So ganz anders als er, aber trotzdem waren sie mal so etwas wie Freunde gewesen.
 

Akiya ließ sich auf seinem Bürostuhl nieder, während Nao sich auf sein Bett plumpsen ließ. Bei den weiteren Gesprächen der zwei Freunde, hörte Ruki kaum bis gar nicht zu. Zu sehr war er damit beschäftigt, seinen alten Kumpel zu beobachten und in Gedanken und Erinnerungen zu schwelgen.
 

Es war schon seltsam. Wer hätte gedacht, dass sie sich ausgerechnet hier wiedersehen würden? Nicht, dass Ruki es schlecht fand, aber es kam ihm auch nicht unbedingt gelegen. Wenn er Pech hatte, dann war Akiya ihm nach den zwei Jahren nicht gerade wohlgesinnt und dann gäbe es höchstwahrscheinlich Stress, den er momentan wirklich nicht gebrauchen konnte. Aber eigentlich machte er nicht diesen Anschein. Er hatte so getan, als würden sie sich nicht kennen und kein Theater vor Nao abgezogen, wofür er ihm schon unendlich dankbar war. Noch dazu behandelte er ihn normal, hatte sogar mit ihm ihr altes Videospiel gespielt.
 

Jaah, wenn Ruki Glück hatte, dann würde sich das zwischen den beiden sogar wieder einrenken und er und Akiya würden wieder Freunde sein. So wie früher.
 

Als Ruki und Nao sich später am Abend von Akiya verabschiedeten und noch von ihrem Gastgeber nach unten zur Tür begleitet wurden, da lachten sie gemeinsam. Alles in allem war es ein schöner Abend gewesen und Ruki war sich nun fast hundertprozentig sicher, dass Akiya ihm vergeben hatte und ebenfalls einen Neustart wagen wollte.
 

„Wir sehen uns dann, ne? Bis dann!“, verabschiedete sich Nao und drückte Akiya kurz. Er wandte sich ab und hob noch eine Hand, als er wieder auf Rukis neues Zuhause zusteuerte.
 

Dieser und Akiya standen sich nun gegenüber und sahen sich kurz schweigend an, ehe Ruki das Wort erhob. „Danke“, sagte er. „Wofür?“ „Für alles.“ Akiya lächelte und legte dann die Arme um ihn, drückte ihn etwas länger als Nao. Der Kleinere erwiderte die Umarmung. Viel zu lange hatte er das vermisst. Gegen alle Scheu, die er vor Umarmungen und menschlichen Berührungen hatte, so waren Akiyas Arme schon immer so etwas wie Balsam für ihn gewesen. Schon so oft hatten sie ihm in der Vergangenheit Halt gegeben.
 

Als sie sich wieder voneinander lösten, war auch endlich wieder Akiyas altes Lächeln da, welches ihn anstrahlte, als wäre nie etwas gewesen. „Und was unser kleines Spiel angeht: Ich bekomme schon noch meine Revanche!“ Er zwinkerte und Ruki wandte sich mit einem letzten Nicken und Grinsen von seinem alten Freund ab.
 

Jaah, sie würde ihre alte Tradition wieder aufnehmen. Definitiv.

[Aoi] Großer Bruder

Bevor wir zum eigentlichen Kapitel kommen wie immer das tolle Vorwort XD

Ich hab meine Charakter-Krise so halbwegs geklärt...

Ab diesem Kapitel werd ich eine kleine Übersicht in die Kurzbeschreibung mit einbringen und diese immer erweitern.

Die einzelnen Charabeschreibungen bleiben erst einmal präsent - wie ich das regle, wenns zuviele werden, weiß ich noch nicht =.=

Aber vorerst mach ich das so, dann kann man ohne ellenlang zu scrollen und die Rolle nachzulesen, einfach oben nachsehen, wer zu wem gehört ^^

Ich hoffe, das erleichtert euch erst einmal den Überblick zu halten ^^/)

So - das dazu XD

Mehr gibts eigentlich nicht von meiner Seite aus zu sagen, außer dass ich mich freue, dass die Geschichte gut bei euch ankommt ^^ !

Über die Favouriten -mittlerweile 44 ^^- freu ich mich sehr, aber noch lieber lese ich in den Kommentaren, was euch an der Geschichte oder speziell dem letzten Kapitel gefallen hat

Ich bin nun mal Vertreter und Fan von konstruktiver Kritik XD

Das wars aber nun von mir ^^
 

Titel: Big City Life

Teil: 8/?

Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^°

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8... ^^° ?)

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

Viel Spaß beim Lesen!

Maya
 


 


 


 

Kapitel 7 – [Aoi] Großer Bruder
 

Leise schloss Ruki die Tür auf, war es doch schon später, als er seinem Bruder gesagt hatte. Zusammen mit Nao schlich er sich die Treppe hoch und hinein in sein Zimmer.
 

Perplex blieb er mitten im Türrahmen stehen, sodass Nao beinahe in ihn hineinlief. „Was ist?“, flüsterte er und Ruki trat an sein Bett, wo ein Zettel drauf lag. Nao folgte ihm neugierig, schloss aber leise und umsichtig noch hinter sich die Zimmertür, ehe er zu ihm ans Bett trat. „Was ist das?“
 

Ruki faltete den Zettel auf, überflog kurz die paar Zeilen und runzelte dann die Stirn. Mit einem Achselzucken fand das Stück Papier seinen Weg in den Mülleimer. „Nur von meinem Bruder“, erklärte er, „Er schreibt, dass unsere Eltern hier waren, aber wieder weg sind – irgendwo eingeladen. Und er wäre drüben im Studentenwohnheim bei Freunden.“ Nao nickte die ganze Zeit über bedächtig. „Also hast du sturmfrei?“
 

Ruki lachte kurz auf. „Jaah, ich hab sturmfrei!“, meinte er, „Aber das bringt uns auch nicht viel – es ist schon spät und du musst doch morgen früh los!“
 

Naos Grinsen erstarb und er seufzte theatralisch. „Na dann lass uns eben schlafen gehen. Ist wahrscheinlich auch besser so, sonst schlaf ich morgen bei meiner Oma ein und das wäre nicht gerade von Vorteil.“ Also machten sich die beiden Jungen bettfertig, löschten das Licht und legten sich in ihre Betten. Beziehungsweise in ihre Schlafgelegenheiten.
 

Ruki starrte im Dunkeln an die Decke und versuchte mit Schäfchenzählen schnell ins Land der Träume zu entschwinden, als Naos leise Stimme ihn in die Realität zurück holte.
 

„Ruki?“ Der Kleinere drehte seinen Kopf in die Richtung, wo er seinen Klassenkamerad vermutete und erwiderte ein ebenso leises „Ja?“. Kurz kam keine Antwort, aber dann sprach Nao weiter. „Tu nichts Unüberlegtes, ja?“ Stille. Was wollte Nao damit sagen? Meinte er vielleicht Miku? Wusste er etwa, dass sie sich getroffen hatten? „Was meinst du damit?“, flüsterte er zurück. Warum sie flüsterten wussten sie wohl beide nicht. Wahrscheinlich lag es an dem gelöschten Licht und der in dem Haus eingekehrten Ruhe.
 

„Du weißt schon“, meinte Nao, „Saga... Dai... Miku... wenn du dich mit den falschen Leuten abgibst, bekommst du nur Schwierigkeiten.“ Ruki seufzte. „Wieso sagst du mir das jetzt? Du hast mir doch in der Schule schon gesagt, dass ich mich von ihnen fern halten soll.“ Es raschelte kurz und Ruki war sich sicher, dass Nao sich auf seine Ellbogen gestützt hatte. „Ich weiß“, gab er zu, „Aber ich glaube nicht, dass du sonderlich Wert auf meinen Ratschlag legst. Ich bin nicht blöd, Ruki – dass du Saga bewunderst liegt doch auf der Hand. Aber wenn du versuchen solltest, ihm in irgendeiner Weise näher zu kommen, dann begibst du dich automatisch in die falschen Kreise. Verstehst du? Und ich rede jetzt nicht von Alkohol und Partys, das ist ja noch harmlos“, er machte eine kurze Pause und Ruki lauschte seinen nun etwas erhitzten Atemzügen, „Aber einige von Sagas Freunde – und ich rede jetzt nicht von seiner Bande in der Schule – die haben mit weit gefährlicheren Dingen zu tun.“
 

Wieder erfolgte eine kurze Pause. „Drogen?“, fragte der Kleinere leise und er hörte Nao seufzen. „Es betrifft nicht unbedingt Saga selbst und ob Jui und die anderen in seiner Bande etwas nehmen, kann ich auch nicht mit Gewissheit sagen. Aber ich hab ihn schon mit anderen Bekannten außerhalb der Schule gesehen, die definitiv Drogen nehmen – unter anderem auch Leute von Dai.“ Ruki hörte, wie Nao sich wieder richtig in seine Decke kuschelte und vernahm dann nur noch gedämpft sein „Hör auf mich, ok?“, ehe nun schlussendlich Ruhe in dem Zimmer einkehrte.
 

Schon bald konnte Ruki Naos regelmäßigen Atemzüge hören und schloss daraus, dass er eingeschlafen war. Er selbst lag noch lange wach.
 

Seine Gedanken kreisten um Saga und seine Bande, wie er sie in der Kantine das erste mal gesehen hatte und er so beeindruckt von ihnen gewesen war. Um Dai und Kaoru, wie er im Supermarkt in sie reingelaufen war und sie zuvor so gegen alle Regeln an der Schulmauer gelehnt und getrunken und geraucht hatten. Um Miku, der ihm riet, auf sich selbst zu hören und sich nicht von Nao bemuttern zu lassen. Um Kanon, der wie er auch einmal dazugehören und anerkannt werden möchte. Um Nao, der ihm Ratschlag über Ratschlag gab, um ihn von >den falschen Leuten< fern zu halten und schließlich um Akiya, seinen alten Freund und jetzigen Nachbar.
 

Wieder einmal hatte er das Gefühl, dass sein Schädel vor lauter Informationen einfach platzen müsste. Aber er tat es nicht. Stattdessen wurde er beinahe um seinen Schlaf gebracht, den er nun wirklich dringend brauchen konnte, um wenigstens für kurze Zeit nicht an diese ganzen Dinge denken zu müssen...
 

Ruki wusste nicht, wie lange es schließlich gedauert hatte, ehe er endlich schlafen konnte. Fakt war, dass selbst das ihm nichts gebracht hatte. Im Traum wurde er von Nao als Lehrer verfolgt, Akiya saß neben ihm und spielte Nintendo DS, Miku hüpfte Weisheiten trällernd durchs Klassenzimmer und Kanon erschien ihm als das Mädchen aus >The Ring<, der sich an sein Oberteil krallte und anflehte, ihm zu helfen. Der schräge Höhepunkt seines Traumes war schließlich der Moment, in dem Saga im Superman-Kostüm ins Zimmer gestürmt kam, sich Kanon schnappte und mit ihm davon flog. Als Miku dann auch noch auf ihn zugelaufen kam und sich ihre Lippen gefährlich nah kamen, schrak er hoch.
 

Mit einem Schrei fuhr er aus dem Schlaf und purzelte aus dem Bett. Schwer atmend richtete er sich auf und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. Er schloss für einen Moment die Augen, um sich wieder zu beruhigen und diesen irren Traum – oder eher Albtraum! – zu vergessen.
 

„Alles ok?“ Zu Tode erschrocken machte Ruki einen kleinen Satz nach links und stieß sich an seinem Bett den Fuß. Nao lachte auf, legte dann aber doch wieder besorgt eine Hand auf Rukis Schulter und fragte erneut nach. Ruki nickte nur hastig. „Jaaah, alles ok – ich hab bloß geträumt!“ Genau. Alles nur ein verrückter und absolut hirnrissiger Traum. Es war alles in Ordnung. Saga trug kein Superman-Kostüm und Miku wollte ihn auch definitiv nicht küssen!
 

Nao zog die Augenbrauen hoch. „Das muss aber ein schrecklicher Traum gewesen sein!?“ Ruki grinste schief und wandte sich dann ab, um seine Sachen fürs Bad zusammen zu suchen.
 

„Bist du schon lange wach?“, fragte er, um abzulenken. Nao zuckte mit den Schultern. „Auch nicht viel länger als du. Aber ich war schon duschen, wenn du das meinst? Bin grad wiedergekommen, als du aus dem Bett gekullert bist.“ Gekullert war milde ausgedrückt. Ruki fühlte sich, als wäre er metertief gefallen und nicht >gekullert<...
 

„Gut, ich verschwind dann mal eben im Bad, ne?“ Und schneller als Nao noch irgendetwas sagen konnte, war Ruki auch schon aus dem Zimmer verschwunden und schloss die Badezimmertür ab. Noch einmal aufseufzend ließ er sich an die Tür sinken, holte tief Luft und sprang dann unter die Dusche. Durch das kalte Wasser klärten sich seine Gedanken auch endlich etwas und Leben kehrte in seine schlaffen Glieder zurück, weswegen er sich nach dem Waschen gleich viel besser fühlte.
 

Mit guter Laune kehrte er in sein Zimmer zurück, wo Nao schon dabei war, seine Sachen wieder im Rucksack zu verstauen. Ein Blick auf die Uhr verriet Ruki, dass es schon gleich halb elf war und gegen Mittag wollte Naos Familie ja schon zu seiner Oma fahren.
 

Also packte Ruki kurzerhand mit an, half Nao seine Sachen zu verstauen, räumte die Matratze zurück in die Wäschekammer und schließlich versuchten sie noch wieder etwas Ordnung in das Zimmer zu bringen. Die leere Chipstüte verschwand im Papierkorb, die restlichen Salzstangen – mittlerweile trocken und ungenießbar – wanderten ebenfalls in den Abfall und mit der leeren Colaflasche spazierten sie nach unten in die Küche, um sie dort in den Korb zu stellen.
 

In der Küche angekommen, staunte Ruki. „Mama!“, meinte er überrascht und die Frau am Tisch lächelte noch etwas verschlafen. „Guten Morgen“, erwiderte sie und trank einen Schluck Kaffee, „Du hast mir gar nicht gesagt, dass wir Besuch haben.“
 

Noch ehe Ruki eine Entschuldigung stammeln konnte, ergriff der redegewandte Nao auch schon lächelnd das Wort. „Wir wollten Sie garantiert nicht überrumpeln! Ruki hat mir gestern ganz spontan angeboten, doch hier zu schlafen, weil ich von Freitag auf Samstag bei uns kaum Schlaf bekomme – nur zwei Häuser weiter an der Ecke ist das Checkpoint, wissen Sie.“
 

Ruki nickte bekräftigend und seine Mutter sagte dazu nichts weiter. „Na, wenn ihr dann grad schon hier seid, könnt ihr euch auch eben was zu Essen machen und euch zu mir setzen.“
 

Das gemeinsame Frühstück mit seiner Mutter verlief überraschend ruhig und angenehm. Sie schien Nao zu mögen und war nicht böse, weil Ruki nicht Bescheid gesagt hatte. Sie bot sogar an, dass er öfter bei ihnen übernachten könne. Nao nahm das Angebot erfreut an und versprach, bald wieder vorbeizukommen, als er und Ruki sich schließlich auf den Weg zur Tür machten.
 

Als sie aus der Haustür traten und diese hinter ihnen ins Schloss fiel, grinste Nao Ruki breit an. „Wie ich schon einmal sagte: Deine Mutter ist nett.“ Ruki verdrehte kurz lächelnd seine Augen und die beiden liefen los. Er wollte seinen Klassenkameraden und Freund noch nach Hause begleiten und verabschieden. Auch war er ein wenig neugierig auf Naos Zuhause und seine Familie. Er hatte nie erwähnt, ob er auch Geschwister oder so hatte, die bei ihm wohnten.
 

Auf dem Weg plauderten sie noch ein bisschen über belanglose Dinge, das Gespräch vom vorigen Abend war vergessen. Zumindest glaubte Ruki, dass Nao schon längst wieder vergessen hatte, was er gestern vor dem Schlafen zu ihm sagte. Oder er wollte schlicht und ergreifend nicht darüber sprechen. Ruki war es eigentlich egal, denn wenn er ehrlich war, dann wollte er jetzt wirklich nicht darüber sprechen und so war es ihm nur Recht, dass Nao nicht wieder davon anfing. Aber er nahm sich vor, bei Gelegenheit einmal Miku darauf anzusprechen ob er etwas darüber wusste.
 

Bei Nao Zuhause angekommen, sah Ruki schon wie seine Geschwister Taschen hinten im Kofferraum verstauten. Scheinbar ihre Sachen für die Nacht bei ihrer Großmutter.
 

Als sie Nao und Ruki entdeckten, kamen sie auf die beiden Jüngeren zu und seine scheinbar ältere Schwester lächelte. „Mensch!“, meinte sie, „Da bist du ja endlich!“ „Hol deine Sachen, wir wollen gleich los!“, meinte da noch sein Bruder und Nao nickte. Doch ehe er sich abwandte, um ins Haus zu gehen, klopfte er Ruki noch einmal freundschaftlich auf seine Schulter. „Wir sehen uns dann am Montag in der Schule, ne? Bis dann!“ Ruki nickte und rief ihm noch ein „Viel Spaß!“ hinterher, ehe er sich noch mit einer letzten freundlichen Geste von Naos Geschwistern verabschiedete und sich auf den Rückweg machte.
 

Er dachte daran, dass er sich ja noch über MSN bei Kanon melden wollte und stand schließlich unschlüssig an der Straßenecke. Er konnte nach rechts abbiegen und zu sich nach Hause gehen oder aber direkt nach links und einfach bei seinem Klassenkameraden vorbeischauen. Ginge sogar schneller. Also machte er sich auf den Weg zu Kanons Haus.
 

Auf sein Klingeln hin wurde keine zwei Sekunden später die Tür aufgerissen und Ruki zuckte erschrocken zusammen. Vor ihm stand ein Junge, der vielleicht ein wenig größer als Nao war und Kanon zum verwechseln ähnlich sah. Die Gesichtszüge des Jungen waren nur ein wenig markanter und an den vollen Lippen, die ebenfalls Kanons hätten sein können, befand sich rechts ein Piercing. Würde man ihm nicht ansehen, dass er schon etwas älter war als sein Klassenkamerad, hätte man die zwei für Zwillinge halten können.
 

„Ja?“, riss ihn die Stimme des Anderen aus seinen Gedanken und er fasste sich wieder. „Äh, ich wollte zu Kanon, ist er da?“ „Komm rein.“ Sein Gegenüber trat ein Stück zur Seite und ließ Ruki somit eintreten. Er sah sich nur sehr kurz um, merkte aber schnell, dass Kanons Familie wohl nicht so viel Geld hatte wie seine oder Naos. Es war alles viel kleiner als bei ihnen Zuhause und auch die Möbel sahen schon alt und verschlissen aus. Auch die Teppiche schienen schon bessere Zeiten erlebt zu haben. Seltsamerweise tat dies allem kein Abbruch und das kleine Haus wirkte ungemein gemütlich und einladend. Schnell erfasste Ruki, dass es hier keine Treppe gab - das gesamte Haus schien sich auf einer Etage zu befinden, was für ihn noch ungewohnter war als die Größe.
 

Der Ältere gab ihm mit einer Geste zu verstehen, ihm zu folgen und Ruki wich nicht von seiner Seite, als sie links einen schmalen Flur entlang gingen, in dem sich nur drei Türen befanden. Das eine trug ein kleines Schild auf dem WC stand und die anderen beiden waren von ihren Bewohnern individuell gestaltet worden.
 

An der Tür gegenüber vom WC hing von außen ein Poster eines ziemlich schräg aussehenden Musikers mit bunten Haaren und Piercings im Gesicht. Einige Buttonaufkleber und kleinere Bilder aus Zeitschriften waren scheinbar wahllos auf die Tür und deren Rahmen gepappt worden. Er bezweifelte, dass dies Kanons Zimmer war...
 

Und tatsächlich. Der Junge mit dem Lippenpiercing ging zu der Tür links vom WC, die wohl vom Eigentümer selbst schwarz angestrichen worden war. Zwei dicke rote Klebestreifen bildeten ein großes X und darüber stand weiß in Kanons ordentlicher Handschrift KEEP OUT. Ruki fragte sich kurzzeitig, was wohl die Eltern der beiden dazu sagten, aber das hatte ihn ja eigentlich nichts anzugehen...
 

Sein Begleiter klopfte kurz schwungvoll mit den Fingerknöcheln gegen die Tür, riss sie dann ein Stück auf, steckte den Kopf durch den Spalt und die Musik im Innern des Zimmers verstummte. „Hey, Brüderchen, hier ist Besuch für dich!“, damit wandte sich der Größere wieder ab, lächelte Ruki einmal an, der etwas verdattert dastand und meinte nur noch, ehe er in seinem eigenen Zimmer verschwand: „Kannst reingehen.“
 

Ruki brauchte einen kurzen Augenblick um sich zu fassen, trat dann aber vorsichtig – und weit höflicher als Kanons Bruder – in das Reich seines Klassenkameraden ein.
 

Er wollte Kanon eigentlich gerade begrüßen, der ihn mit großen Augen ansah, stockte dann aber. Beide Jungen schienen gleichermaßen überrascht voneinander zu sein. Kanon, weil jemand ihn besuchen kam, noch dazu Ruki, den er noch gar nicht lange kannte – und Ruki, weil ihn Kanons Zimmer einfach so umgehauen hatte. Es war zwar durchaus das Zimmer eines Jugendlichen in ihrem Alter, aber bei Kanon hätte er was anderes erwartet als das, was er hier vor sich hatte. Die Wände waren mit Postern fast schon tapeziert, die Möbel waren schwarz oder weiß, sieben verschiedene Lampen standen und hangen in dem Zimmer herum, dicke Bücher türmten sich in Ecken, Regalen, auf dem Schreibtisch oder dem Boden. Und zwischen all diesen Dingen, befand sich allerlei Krimskrams: CDs, Schulsachen, Schreibsachen mit Notizblöcken, Schlüsselanhänger, hier und da ein bisschen Kleingeld, eine Packung Kekse, ein Globus, ein großer Stoffbär und ein angefangenes Schachspiel. Was Rukis Aufmerksamkeit aber am meisten auf sich zog, waren Dinge wie die Notenblätter, die auf dem Bett verstreut lagen, eine kleine Tasche, aus der Schminksachen herauslugten... und ein Bass.
 

Da stand tatsächlich ein Bass abseits von dem ganzen Chaos, in der scheinbar einzigen aufgeräumten kleinen Ecke des Zimmers. Auch sie war schwarz-weiß und sah noch so gut wie neu aus. Andächtig ging er auf ihn zu und blieb mit offenem Mund vor ihm stehen. Er konnte sich nicht erklären, wie Kanon sich einen Bass leisten konnte, wenn doch alles im Haus geradezu darauf hinwies, dass die Familie kein Geld hatte.
 

„Woher hast du den?“, fragte er daher verblüfft und wandte sich wieder Kanon zu, der hinter seinem Schreibtisch saß und bislang ebenfalls noch nichts gesagt hatte. „Ein Geschenk von meinem Bruder.“ Ruki wollte seinen Ohren nicht trauen! „Dein Bruder schenkt dir einen Bass?“, rief er schon beinahe und drehte die Lautstärke wieder runter, als er es bemerkte, „Wieso das? Zum Geburtstag?“ Kanon schüttelte den Kopf. „Yuu hat mal für ein halbes Jahr in einem Hotel ausgeholfen und dafür Anfang des Jahres viel Geld bekommen. Zusammen mit seinem Gespartem und dem Weihnachtsgeld von Onkel und Tante war es genug, um sich endlich seine Gitarre zu kaufen, die er schon so lange wollte“, begann er zu erklären und Ruki sah, wie die dunklen Augen des Klassenkameraden funkelten, „Er hatte Geld über und zusammen mit dem, was ich noch hatte, sind wir in die Stadt gefahren und haben den Bass gekauft!“, er senkte verlegen den Blick und spielte mit seinen Fingern, „Ich kann mir aber keinen Unterricht leisten.“
 

Ruki musste nun auf mehrere Sachen zugleich klar kommen. Der erste Punkt war, dass Kanons großer Bruder ihm tatsächlich das restliche Geld für den Bass gegeben hatte. Der zweite war, dass Kanon es sich scheinbar selbst beizubringen versuchte und der letzte Punkt war schließlich, dass Ruki seinen Freund noch nie so viel hatte reden hören. Geschweige denn mit solch einer Begeisterung. Zwar durchaus noch zurückhaltend, aber das Strahlen in den Augen und das kleine Lächeln sagte alles.
 

„Wow.“ Kanon nickte und sah wieder auf. „Was tust du hier eigentlich?“, fragte er und sah auf seinen Monitor, wo er sein MSN-Fenster geöffnet hatte. Seine schüchterne Art war nun vollständig wieder zurückgekehrt.
 

Ruki ließ sich seufzend auf das freie Fleckchen von Kanons Bett nieder und begann von Nao zu erzählen. Beziehungsweise von dem, was Nao noch in der Nacht vor dem Schlafen zu ihm gesagt hatte. Aber so ließ sich auch nicht vermeiden zu erzählen, was noch wenige Stunden zuvor im Kaufhaus mit Miku vorgefallen war und dem daraus resultierenden schlechten Gewissen. Kanon kaute während des Zuhörens angespannt auf seiner Unterlippe herum.
 

„Und was hast du jetzt vor?“, fragte er und Ruki seufzte kellertief. „Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung...“, er fuhr sich mit einer Hand durch das schwarze Haar, „Was meinst du?“ Kanons Augen weiteten sich kurz, als nach seiner Meinung gefragt wurde. „Ich?“ Ruki rollte mit den Augen. „Ja, mit wem rede ich denn gerade?!“
 

Kanon ließ sich aufseufzend weiter in seinen Stuhl sinken und schloss die Augen, während er die Arme vor der Brust verschränkte.
 

„Nao hat schon Recht, Ruki“, meinte er schließlich nachdenklich, „Wenn du dich mit den falschen Leuten abgibst, dann steckst du ganz schön in der Tinte“, er stand von seinem Stuhl auf und setzte sich neben seinen Klassenkameraden aufs Bett, „Aber wir haben auch keine Beweise, also...“
 

Ruki wollte gerade etwas sagen, als es wieder an der Tür klopfte und Kanons großer Bruder eintrat. Sein Grinsen war so breit, dass man es auf zwei Jungen aufteilen konnte. „Hey, Brüderchen!“, meinte er gut gelaunt und lehnte sich an den Kleiderschrank des Jüngeren, „Ich hoffe, ich störe euch zwei Hübschen nicht?“, anzüglich wiegte er mit den Augenbrauen und Kanons Wangen wurden von einem leichten Rotschimmer bedeckt. „Was willst du?“, fragte er verärgert und sein Bruder räusperte sich. „Ich bin heute Abend weg – kommst du bis morgen allein hier zurecht?“ „Wo gehst du hin?“ Sein Bruder drehte sich schwungvoll auf seinem Absatz um und machte sich sehr langsam auf den Weg nach draußen. „Ich geh ins Checkpoint. Reita hat Geburtstag und weil der Barkeeper sein Kumpel ist, gibt’s heute Nacht Freigetränke – das kann ich mir doch nicht entgehen lassen!“
 

Rukis und Kanons Blicke trafen sich und beiden schoss wohl der gleiche Gedanke durch den Kopf. Ruki sah schließlich wieder auf den Älteren, der sich noch immer im Schneckentempo bewegte. „Wer wird denn alles da sein?“, fragte Ruki und der gepiercte Junge drehte sich grinsend wieder zu ihnen herum. „Na ja“, meinte er scheinheilig, „Dais Leute natürlich – immerhin ist es Reitas Geburtstag. Saga wird sich das auch nicht entgehen lassen wollen... und dann noch so einige andere... >wichtige Persönlichkeiten<“, zählte er auf und Ruki begriff, dass es scheinbar von Anfang an sein Plan gewesen war.
 

Kanon räusperte sich. „Und – und was machst du dann da?“ Aoi zog beleidigt eine Schnute und verschränkte die Arme. „Hey! Nicht frech werden, Brüderchen! Aber wenn du natürlich nicht mitkommen willst...“ Er machte Anstalten zu gehen und die beiden Jüngeren sprangen auf. „Mitkommen?!“
 

Der jüngere Bruder trat zwei Schritte auf den Größeren zu und seine Augen wurden groß. „Das heißt, du willst uns mitnehmen, Yuu?“ Der Ältere verdrehte lächelnd die Augen und legte einen Arm um den Kleineren. „Shinya, Shinya, Shinya... es wird langsam Zeit, dass mein kleiner Bruder genauso bekannt wird, wie der ältere Shiroyama.“
 

„Aber – aber ich hab nichts anzuziehen!“ Ruki musste sich zusammenreißen, um nicht zu lachen. Das war das erste, was Kanon dazu einfiel? Interessant...
 

Yuu tat es schließlich... also lachen. „Als ob >das< ein Problem wäre! Ich stell dir schon was Passendes zusammen, Brüderchen!“, er zwinkerte und sah die beiden dann noch mal prüfend – aber immer noch grinsend – an, „Ihr kommt also mit?“ Die beiden nickten eifrig und Yuu nickte zufrieden. „Gut.“ Er packte die beiden an der Schulter und manövrierte sie wieder aufs Bett zurück. Dann öffnete er Kanons Schrank und legte nachdenklich eine Hand ans Kinn.
 

„Aha“, meinte er schließlich und zog einiges an Klamotten raus, die er den beiden zuwarf, „Dein kleiner Freund hat ja wohl deine Größe, da kann er beruhigt deine Sachen anziehen.“
 

Die nächste Stunde verbrachte Yuu damit, die beiden Jüngeren nach seinem Geschmack einzukleiden. Er wuselte um sie zwei rum, tauschte hier und da wieder ein Kleidungsstück oder Accessoire aus und plapperte dabei fast die ganze Zeit halblaut vor sich hin. Ruki erkannte sich hinterher selbst kaum wieder und Kanon sah ebenfalls ganz anders aus. Sein Bruder hatte ihn in schwarze Leder-Hotpants gesteckt, was eigentlich schon Schock genug war. Aber alles in allem sahen beide... ja.. wirklich cool aus, wie er fand. Yuu hatte definitiv ein Händchen für Mode.
 

Schließlich ließ sich der Ältere – der ganz in seinem Element schien – es sich auch nicht nehmen, die beiden zu frisieren und zu schminken. Gegen Abend waren die beiden schließlich rundherum fertig und Yuu verschwand selbst kurz in seinem Zimmer und war schneller aufgestylt, als Ruki sich vorstellen konnte. Wie es schien, hatte der ältere Junge schon Erfahrungen gesammelt, was das anging.
 

In der Zeit, in der Yuu sich umzog, rief Ruki bei sich Zuhause an und sagte seiner Mutter Bescheid. „Party?“, fragte die Frau am anderen Ende der Leitung verwirrt und Ruki nickte. „Jaah, zusammen mit Kanon und seinem älteren Bruder – da wird schon nichts passieren.“ Es folgte eine kurze Stille, aber das Argument mit dem großen Bruder, der auf die Jüngeren aufpassen würde, schien zu ziehen. „Na gut – aber du rauchst nicht, du trinkst nicht und ihr werdet nicht nach Mitternacht erst wieder Zuhause sein! Ihr müsst es ja nicht gleich übertreiben...“ Ruki zog eine Fratze, die seine Mutter zum Glück nicht sehen konnte und nickte wieder. „Jaah, Mama... sonst noch was?“ „Viel Spaß, Schatz!“

[Reita] Party

So.

Ab diesem Kapitel kommen wir endlich langsam in Richtung Shonen-Ai und zum eigentlichen Hauptthema Oo

Himmel Herrje... will jemanden verkuppeln und lass den Gegenpart erst in Kapitel 8 auftauchen =.=

Wie kann ich nur? *headdesk*

Na ja *hust*

Lassen wir das ^^°

Ich freu mich wie immer über konstruktive Kritik und Kommentare und hoffe, dass euch das Kapitel gefällt ^-^ !
 

Titel: Big City Life

Teil: 9/?

Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^°

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8... ^^° ?)

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

Viel Spaß beim Lesen!

Maya
 


 


 

Kapitel 8 – [Reita] Party
 

Wummernde Musik war das erste, was Ruki wahrnahm, als sie sich dem Checkpoint näherten. Momentan kam ihm noch alles sehr unwirklich vor. So als würden sie gar nicht zu einer angesagten Party gehen, sondern einfach nur draußen ein wenig spazieren.
 

Erst, als sie nur noch wenige Meter vom Eingang entfernt waren und zwei Jungen auf sie zugeschritten kamen, sickerte die Erkenntnis zu ihm durch. Er würde gleich auf einer Party sein, wo wahrscheinlich fast alles älter waren als er und Kanon, tranken, rauchten und wahrscheinlich miteinander tanzten, als würden sie sich jeden Moment die Kleider vom Leib reißen wollen.
 

Ruki konnte nicht einmal tanzen. Vielleicht hätte er da eher dran denken sollen? Ein Gefühl wie Panik kroch ihm mit einem Schlag in die Glieder und würden seine Beine nicht wie von alleine einfach immer weiter geradeaus gehen, hätte er augenblicklich auf dem Absatz Kehrt gemacht. Was sollte er da bloß?
 

„Aoi!“, rief da aber auch schon ein sehr großer Junge mit bunten Haaren und Piercings im Gesicht, der mit ausgebreiteten Armen auf die drei zuschritt. Jetzt war jede Flucht unmöglich geworden. Der lange Lulatsch fiel Kanons Bruder theatralisch um den Hals und begrüßte ihn mit einem stürmischen Kuss. Ok. Jetzt war Ruki platt. Die beiden großen Jungen standen hier mitten in der Öffentlichkeit, hatten Publikum und steckten sich gegenseitig die Zunge in den Hals. War das normal?
 

Er sah rüber zu Kanon, der zum wiederholten Male rot geworden war. Aber er schien nicht überrascht, also war dies wohl schon öfter als einmal vorgefallen.
 

Der große Junge trennte sich von >Aoi< mit einem breiten Grinsen und wandte sich an den jüngeren Shiroyama-Bruder. „Kanon! Gott, siehst du heiß aus!“ Und auch der Kleine wurde überschwänglich umarmt, allerdings nicht niedergeknutscht. „Hallo, Miyavi“, nuschelte Rukis Klassenkamerad nur und wurde noch eine Portion röter. „Hach – jetzt bist du also auch endlich in dem Alter, wo du anfängst auf Partys zu gehen und dich hemmungslos zu besaufen!“, begann dieser Miyavi zu schwärmen und wischte sich eine imaginäre Träne aus den Augenwinkeln, „Und wer ist dein Begleiter?“
 

„Ruki“, stellte er sich selbst vor und ersparte Kanon somit seine Antwort. Er war der Ansicht, dass er alt genug war, um sich selber mit jemandem bekannt zu machen und nickte dem Großen höflich zu. „Ich wusste gar nicht, dass du einen solch hübschen Freund hast! Wie lang verheimlichst du mir das denn schon?“
 

Aoi lachte, Kanons Kopf wurde langsam so rot, dass Ruki Angst bekam, er würde platzen und Miyavi grinste immer noch vor sich hin. „Die zwei sind nicht zusammen, Miya!“, brachte Aoi schließlich eine Antwort zustande und klopfte seinem kleinen Bruder beistehend auf die Schulter, „Er ist neu hier und in Shinyas Klasse.“ Miyavi sah kurz enttäuscht aus, lächelte aber sofort wieder, als er sich an Ruki wandte. „Schade, ihr wärt so ein hübsches Paar! Aber freut mich, dich kennen zu lernen, Ruki!“
 

„Mich auch“, meldete sich da plötzlich der zweite Junge zu Wort, dem Ruki bis gerade eben noch keinerlei Beachtung geschenkt hatte. Er hatte schwarze Haare, die am Hinterkopf abstanden und vorne ordentlich herunterhangen. Das breite Lächeln war geziert von leicht schiefen Zähnen und auch er war sehr groß und hatte ellenlange Beine, die in engen Jeans steckten. Ein auffallendes Jackett und ein buntes T-Shirt darunter rundeten sein Outfit ab.
 

„Ruki-chan? Das ist Toshiya. Oder auch Toto. Aber nur ich darf ihn so nennen, klar?“ Ruki nickte und notierte es sich in einem der hintersten Winkel seines Gehirns, als er und Kanon von den drei Älteren schließlich in die Bar bugsiert wurden.
 

Im ersten Moment dachte Ruki, er würde auf der Stelle taub werden. Die Musik im Innern war immens laut und wenn man es gewöhnt war, auf Zimmerlautstärke zu hören, um die Eltern nicht zu provozieren, war das dann doch schon ein kleiner Schreck für die empfindlichen Ohren. Nachdem er diesen überwunden hatte, sah er sich neugierig um, während er von seinen größeren Begleitern weiter nach hinten geführt wurde. In einer kleinen Nische, links von ihnen, entdeckte Ruki die Bar, an der einige Besucher saßen und standen, um sich vom Tanzen eine Pause zu gönnen. Denn auf eigentlich jedem freien Fleck, der keine Sitzecke war, befanden sich die im Rhythmus bewegenden und zuckenden Leiber der anderen Gäste, die im flackernden und bunten Licht dem Betrachter eine beinahe surreale Erscheinung boten.
 

Ruki war eingeschüchtert und zugleich fasziniert von diesem Anblick. Die tanzende Menge wirkte wie eine einzige wabernde Masse, wie ein einziges atmendes Wesen. So etwas hatte er bisher noch nie gesehen. Er drehte einige Male orientierungslos seinen Kopf, um Kanon ausfindig zu machen und entdeckte ihn schließlich nur wenige Schritte hinter sich. Toshiya hatte einen Arm um den Jüngeren gelegt und grinste breit, während Kanon ebenfalls vom Anblick der Menge wie hypnotisiert schien.
 

Der Kleinste der Truppe wandte seinen Kopf wieder nach vorne und folgte Aoi und Miyavi weiter nach hinten zu einer bequemen Sitzecke, die schon zum Teil von einigen anderen Jugendlichen belagert wurde.
 

Ruki fühlte sich leicht unwohl, als er sich mit seinen vier Begleitern ebenfalls dort niederließ. Rechts von ihm saß Toshiya, der noch immer den Arm um Kanon gelegt hatte und links von ihm hatte sich Miyavi niedergelassen, der Aoi besitzergreifend auf seinen Schoß zog. Er fühlte sich furchtbar fehl am Platz.
 

Er wusste, dass er mit seinem Gefühl nicht alleine dastand, als Kanon ihm, über Toshiya hinweg, einen eingeschüchterten und leicht verzweifelten Blick zuwarf.
 

Ruki ließ seinen Blick, hoffentlich möglichst unauffällig, über die anderen Jungen schweifen, die sich ebenfalls in dieser Ecke einen Platz ergattert hatten. Zwei Gesichter kamen ihm entfernt aus der Schule bekannt vor und einen dritten erkannte er zu seinem Schrecken sofort wieder: Jui! Als dieser ihn auch entdeckte, lächelte er allerdings nur kurz und hob grüßend die linke Hand, in der er eine Flasche mit blauer Flüssigkeit hielt. Die drei anderen Jungen waren ihm vollkommen unbekannt und sie beachteten ihn auch nicht weiter, weswegen sich Ruki auch nicht weiter um sie kümmerte.
 

Nachdem Aoi, Miyavi und Toshiya die anderen gegrüßte hatten, die sie anscheinend kannten, drehte sich der mittlere von ihnen um und fragte Kanon und Ruki, was sie denn trinken wollten. Beide sahen sich kurz hilflos an, ehe der Ältere auflachte und beide mit sich zur Bar zog.
 

Es war nicht leicht, sich durch die aufgeheizte Menschenmenge zu der Nische durchzuschlängeln, aber man stellte schnell fest, dass Toshiya darin Übung zu haben schien. Recht sicher schaffte er es, sich hindurchzukämpfen und einen Platz an der Theke zu ergattern. Er winkte sie zu sich heran und Kanon schaffte es schließlich vor Ruki, sich neben den Älteren zu stellen und die Getränke zu inspizieren. Da rempelte plötzlich jemand den Kleinsten an und er wurde weiter in die Menge hinein gedrängt, bis er sich auf einmal mittendrin befand.
 

Als er sich leicht drehte, um einen Ausweg aus der Masse zu finden, stieß ihm jemand den Ellbogen in die Seite und Ruki taumelte. Ehe er jedoch zur Seite wegkippen konnte, hielt ihn eine Hand am Oberarm fest und zog ihn zu sich heran.
 

Ruki sah auf und schluckte. Es war der Rotschopf aus dem Supermarkt! Als der erste Schreck jedoch überwunden war, sah er, dass der Größere freundlich lächelte und keineswegs aggressiv schien. Er brüllte ihm irgendwas entgegen, doch Ruki konnte die Worte nicht verstehen, weswegen er das Gesicht fragend verzog und seinerseits ein >Was?< zurückschrie. Der Junge mit den roten Haaren beugte sich weiter zu ihm runter, bis seine weichen Lippen Rukis Ohr streiften.
 

„Heute ganz allein unterwegs?“ Obwohl er scheinbar schrie, kam seine Stimme noch immer nur gedämpft bei Ruki an, aber immerhin hatte er ihn diesmal verstanden. Als der Ältere sich wieder etwas aufrichtete, schüttelte er verneinend den Kopf zur Antwort und winkte ihn mit der Hand wieder näher heran. Ihre Wangen berührten sich und Ruki bog leicht den Kopf, um das Ohr des Anderen ausfindig zu machen. „Ich bin mit Aoi und Kanon hier!“ Als sie sich wieder voneinander trennten, grinste der Große erst und lachte dann. Ruki verstand diese Aktion nicht, doch der Rotschopf zog ihn mit sich von der Tanzfläche runter in eine Ecke, in der es etwas ruhiger war.
 

„Warum hast du gelacht?“, fragte Ruki auch gleich und war erstaunt, als seine Stimme hier viel lauter klang, als gerade eben noch in der tanzenden Masse von Jugendlichen. Hier konnte er auch endlich einen besseren Blick an seinem Gegenüber auf- und abschweifen lassen und siedend heiß fiel ihm nun auch wieder der Name des Anderen ein. Der zweite Junge im Supermarkt hatte ihn Dai genannt, genau. Dai zuckte mit den Schultern, ehe er schließlich doch antwortete. „Ich finds nur amüsant, dass Aoi heute hergekommen ist“, erklärte er, „Aber ich habe auch damit gerechnet, immerhin hat er –“
 

„Dai!“ Beide Jungen drehten sich, leicht erschrocken, zu der Stimme um und Rukis Augen erblickten einen Jungen, der ihm erst recht den Schreck in die Glieder fahren ließ.
 

Die Körpergröße war es nicht. Definitiv nicht, denn er war vielleicht so groß wie Ruki selber – aber trotz seiner geringen Größe, wirkte er sehr autoritär. Nicht unbedingt furchteinflößend, aber er bezweifelte keine Sekunde lang, dass sein Gegenüber wusste, wie dieser sich Respekt zu verschaffen hatte. Seine Haare waren schwarz mit einem Blaustich und standen in kunstvoller Weise von seinem Kopf ab, die Augen waren dunkel geschminkt und er hatte mehrere Piercings im Gesicht. Ein schwarzes Lederband mit Stacheln zierte seinen Hals. Generell war seine Kleidung einfach nur... einmalig. Eine rot-blau-karierte Jacke mit Buttons drauf, ein schwarzes Hemd darunter und, was Ruki etwas stutzen ließ, einen blauen Jeansrock. Dieser war mit zwei dicken Gürteln geziert und am unteren Ende modisch ausgefranst. Darunter trug er eine seltsam gemusterte Leggins in Rot und Schwarz und dazu rote Boots mit dicken Sohlen und gelben Schnürsenkeln. Ruki fand, dass er der stylishe Höhepunkt des Tages – nein, der Woche! – war.
 

Genau wie Dai, den er auch erst jetzt richtig mustern konnte. Herrje, zwischen diesen beiden Jungen, kam er sich so richtig langweilig und klein vor. Dabei wich seine Kleidung auf jeden Fall von seiner sonstigen ab. Aber im Gegensatz zu diesen beiden sah er ja schon fast wieder spießig aus. Das war irgendwie... deprimierend.
 

Der Junge mit dem eigenwilligen Kleidungsstil trat näher auf sie zu und musterte Ruki kurz von oben bis unten, ehe er sich an Dai wandte. „Dein Cousin sucht dich“, rief er gegen die wummernde Musik an, „Du wolltest doch nur schnell Getränke holen!?“
 

Dai lachte nur entschuldigend und kratzte sich verlegen an der Nase. „Wollte ich ja auch!“, rechtfertige er sich, „Aber dann bin ich über den Kleinen hier gestolpert und war irgendwie abgelenkt.“ Wieder warf der Schwarzhaarige Ruki einen abschätzenden Blick zu und fragte dann: „Wie heißt du?“ „Ruki.“ Sein Gegenüber nickte verstehend. „Ach du bist das.“ Er ging nicht näher drauf ein, als er sich abwandte und Dai mit sich in Richtung Bar zog. Bevor sie außer Sichtweite verschwanden, gab ihm der Große zu verstehen, dass er ihnen folgen sollte.
 

Nur zögerlich setzte Ruki sich wieder in Bewegung und stürzte sich erneut in die tanzende Menge, zwischen der er haltlos hin- und hergeschubst wurde. Einzig die Neugier ließ ihn sich weiter durch das Gedränge kämpfen, bis er schließlich die Theke erreichte und erleichtert nach Luft schnappte. Der Sauerstoff schien ihm gerade eben doch etwas knapp geworden zu sein und wiederholt fragte er sich, was er hier eigentlich zu suchen hatte.
 

Toshiya und Kanon entdeckte er nirgends. Wahrscheinlich waren sie schon längst wieder bei Miyavi und Aoi in ihrer Sitzecke und fragten sich nicht einmal, wo er abgeblieben war.
 

„Hey, Ruka!“, war es wieder Dai, der gegen die Musik anbrüllte und damit dieses Mal den Barkeeper meinte, „Das Übliche für mich und Kyo, ne? Und für das Geburtstagskind eines deiner Spezis – aber wehe er wird pink!“ Der blonde Barkeeper mit dem schwarzen Hut auf dem Kopf und dem offenen Jackett nickte nur und begann mit dem Mischen der Getränke. Interessiert sah Ruki ihm dabei zu. Während er seine Unterarme auf die Theke stützte und den geschickten und flinken Händen des Älteren bei ihrer Arbeit zusah, lauschte er mit einem Ohr weiterhin dem Gespräch seiner beiden Spontanbegleiter.
 

„Aoi ist übrigens auch hier, Kyo“, meinte der Rothaarige da zu seinem kleinen Freund, der skeptisch eine Augebraue in die Höhe zog. „Er will doch wohl nicht zu Reita?“ Dai zuckte mit den Achseln. Er schien noch immer über die Tatsache amüsiert zu sein, dass sich Kanons älterer Bruder heute hier befinden sollte. „Kann sein, wieso nicht? Gratulieren?“ Kyo verzog das Gesicht. „Ich weiß nicht, wie du das so komisch finden kannst“, grummelte er und schien mit einem Mal sehr verstimmt zu sein. Rukis Gefühl sagte ihm, dass Aoi bei diesem Kyo nicht gerade willkommen war. Dai lachte. „Weißt du, nicht alle Menschen sind so wie du, Kyo! Wenn Aoi noch immer Wert auf ihre Freundschaft legt, dann lass ihn doch. Reita scheint es nicht zu stören und das sollte ja wohl die Hauptsache sein, oder?“ Er zwinkerte und Kyo wandte sich knurrend ab, während Dai seinen Blick über die Tanzenden schweifen ließ.
 

„Auch einen?“, riss Ruki da plötzlich die Stimme des Barkeepers aus seiner Lauschphase und er zuckte kurz erschrocken zusammen, ehe er seinen Blick von den Händen, zu dessen Gesicht abwandte. „Ich fragte: Auch einen?“, wiederholte der Blonde seine Frage und hob den gerade gemischten Drink in sein Blickfeld.
 

Ruki wusste nicht, was er antworten sollte. Er hatte bisher noch nie Alkohol getrunken und konnte dementsprechend nicht sagen, wie er darauf reagierte. Wer konnte schon sagen, was er für Auswirkungen auf ihn haben würde?
 

Ruka stellte derweil Dais und Kyos fertige Getränke auf den Tresen und wartete dann mit forschendem Blick auf Rukis Antwort. Dai schnappte sich seine beiden Gläser und grinste dann breit. „Gib ihm einen Blauen, Ruka“, meinte er und wandte sich dann etwas leiser an seinen Nebenmann, „Der ist nicht so stark, Kleiner.“ Er zwinkerte erneut, aber trotzdem war Ruki sich sicher, dass er ihn nicht anlog und nickte nur etwas überrumpelt. Ruka zuckte mit den Achseln und reichte dem Jüngsten ein Glas mit einer schimmernd blauen Flüssigkeit. Sah ein bisschen so aus wie das Getränk, welches Jui vorhin in der Hand hatte. Er roch daran und eine angenehme Süße strömte ihm entgegen. Konnte ja nicht so schlimm sein, oder?
 

Noch ehe er etwas anderes tun oder sagen konnte, legte Dai auch schon kumpelhaft einen Arm um ihn und zog ihn mit sich hinter Kyo her. Ruki wollte protestieren, doch kein Wort verließ seine Lippen. „Zu den anderen kannst du auch gleich noch zurück“, meinte Dai da, „Aber zuerst wird gratuliert!“
 

Ein mulmiges Gefühl überkam den Kleinen, als er den beiden Älteren durch die Menge zu einer Sitzecke folgte, die sich scheinbar genau auf der gegenüberliegenden Seite von der befand, in der seine eigentlich Begleiter saßen.
 

Er überlegte, einfach umzudrehen. Doch seine Neugier siegte dann doch über die leicht aufgekommene Angst. Er würde nur einen kleinen Blick auf das Geburtstagskind werfen, gratulieren und dann wieder abhauen. Aber so unhöflich sein und sich sofort vom Acker machen, das war dann doch nicht sein Fall. Und so genehmigte er sich einen Schluck von seinem unbekannten Getränk, in der Hoffnung sich dann ein wenig zu beruhigen. Es schmeckte genauso süß wie es roch und bahnte sich angenehm kühl einen Weg seine Kehle hinunter.
 

Als Dai und Kyo schließlich stehen blieben und er seinen Blick über die anderen Jugendlichen schweifen ließ, die sich hier niedergelassen hatte, erkannte er zuerst diesen Kaoru wieder. Heute sah er weit weniger punkig aus, als noch am Donnerstag. Seine violetten Haare hingen glatt herunter, die Augen waren weniger geschminkt und seine Kleidung bestand aus einem weißen Jackett und einer engen schwarzen Lederhose. Er lächelte Ruki zu und grüßte ihn mit einer knappen Handgeste. Der Kleine nickte zurück und er merkte, wie sein Griff um das Glas etwas fester wurde. Nervosität machte sich breit – bei diesen Leuten mehr als bei denen, die bei Miyavi, Toshiya und Aoi saßen.
 

Aufmerksam beobachtete Ruki Dai dabei, wie dieser sich an einigen Jugendlichen vorbeischlängelte, ehe er vor einem Jungen stehen blieb, diesem etwas zubrüllte und dann das Glas überreichte, dessen leuchtend rote Flüssigkeit dabei leicht hin- und herschwappte.
 

Der Junge, der das Glas entgegennahm, sah sehr hübsch aus, wie Ruki feststellte. Im Gesicht trug er quer über die Nase ein Stück Stoff, woran er erkannte, dass er ihn schon einmal gesehen hatte. Es war einer der Jungen, die neben dem Schulgebäude gestanden und geraucht hatten. Allerdings trug er die Haare heute nicht wie einen Kamm aufgestellt, sondern glatt, sodass die Sicht auf das linke Auge durch einen blonden Vorhang versperrt wurde. Außer dem bisschen Kajal war er ungeschminkt, was unter diesen Leute schon eine Seltenheit war. Seine Klamotten setzten sich aus einem schwarzen und etwas engeren Oberteil mit langen Ärmeln und Kapuze zusammen auf dem in weißen Lettern >ROCK!< draufstand. Darüber eine weiße Lederweste, die leicht ausgefranst und mit Buttons geziert war. Seine hellblaue Jeans war ebenfalls etwas enger und hier und da eingerissen. Die beiden Gürtel mit den Ketten dran und die ausgelatschten weißen Turnschuhe komplettierten seinen schlichten aber attraktiven Look.
 

Ja, das musste das Geburtstagskind sein. Reita, wenn er sich richtig erinnerte. Der Blonde verzog die vollen Lippen zu einem Lächeln und seine Hasenzähnchen kamen zum Vorschein, was ihn fast schon süß aussehen ließ. Auf Dais Worte hin, drehte er sich zu Ruki herum und stand schließlich auf, um zu ihm rüber zu kommen. Ruki wusste nicht genau wieso, aber ihm wurden plötzlich die Knie weich.
 

„Hi!“, rief ihm der Blonde entgegen, „Du bist neu in der Stadt?“ Ruki nickte und rief ihm ein einfaches >Ja!< zu, weil ihm nichts Intelligenteres einfiel, um ein Gespräch zu beginnen. Aber das musste er wohl auch gar nicht, da Reita erneut das Wort ergriff. „Es ist schon lange keiner mehr neu hierher gezogen – das ist cool! Hast Bock dir von uns die Stadt zeigen zu lassen?“ Ruki kam sich irgendwie gerade vor, als wäre er von einem Film ohne Übergang direkt in den nächsten gerutscht. Was ging hier bloß ab? Er zuckte unkoordiniert mit den Achseln und nickte schließlich, was sein Gegenüber wieder zum lächeln brachte. Ruki konnte nicht anders, bei diesem Lächeln wurde er schwach.
 

„Lust zu tanzen?“ Ein Vorschlaghammer wäre nicht effektiver gewesen. Hatte Reita ihn gerade wirklich zum Tanzen aufgefordert? Hatte er nicht vorhin noch mit Grauen daran gedacht, dass er das gar nicht konnte? Umso entsetzter war er, als er ohne nachzudenken einfach wieder zur Bestätigung nickte. Ein Albtraum.
 

Reita schnappte ihm sein Getränk weg und stellte es zusammen mit seinem auf den Tisch. Dann nahm er ihn beim Handgelenk und zog ihn mit sich auf die Tanzfläche. „I-ich kann aber nicht tanzen!“, rief Ruki noch, um sich vor einer spontanen Blamage zu bewahren, doch Reita lachte einfach nur auf. Seltsam wie laut es ihm erschien, obwohl sie nun mitten auf der Tanzfläche waren und die Musik eigentlich jeden Laut verschluckte. „Ich auch nicht!“, schrie der Blonde zurück und nahm ihn bei der Hand, als er sich zu bewegen begann.
 

Dafür dass dieser angeblich nicht tanzen konnte, tat er es ziemlich gut. Obwohl es hier stickig und eng war, bewegte sich der schmale Körper des anderen genau im Takt, wand und bog sich zur Melodie und drehte sich ein paar Mal um die eigene Achse. Ruki tat es ihm gleich und er wunderte sich, dass es auch bei ihm ganz gut zu klappen schien. Von Reitas Bewegungen angestachelt, wurde er immer sicherer und schon bald war er in einer solch heiteren Stimmung, dass er leicht übermutig begann den anderen anzutanzen. Diesen schien es nicht zu stören, oder er war selbst schon so im Tanzrausch, dass er es nicht wirklich mitbekam.
 

Mutig ließ Ruki seine Hände zu der Hüfte seines Tanzpartners gleiten und hielt sie locker fest, während er ihm mittlerweile so nah war, dass ihre Körper sich bei jeder weiteren Regung berührten. Reita lächelte ihn an und ließ sich weiter von der Musik leiten, als er ihm etwas entgegenkam. Ein Gefühl von Euphorie, Nervosität und Leichtsinn mischte sich in Rukis Innern zu einem eigenen Cocktail zusammen und ließ ihn leicht schwindeln.
 

Sein Kopf fühlte sich plötzlich ganz leer an und er verschwendete keinen weiteren Gedanken daran, dass er bis gerade eben noch am liebsten abgehauen wäre. Aoi, Miyavi, Toshiya und Kanon waren vergessen und nur noch das blonde Geburtstagskind war wichtig, welches gerade die Arme um seinen Hals legte und wieder so berauschend lächelte.
 

Als er ihm erneut etwas entgegenrief, was er nicht verstehen konnte, bemerkte Ruki erst die leichte Fahne, die von dem Jungen ausging. Sie war nicht sonderlich stark, aber zeigte deutlich, dass sein Gegenüber schon vor dem Roten etwas zu trinken gehabt hatte. Vielleicht beschwerte er sich deswegen nicht, als seine Hände von seinen Hüften aus leicht nach hinten wanderten und besitzergreifend die Arme um seine Taille schlang. Es war ein unglaubliches Gefühl, jede Bewegung des tanzenden Körpers an seinem zu spüren und die aufkommende Hitze benebelte ihn zusätzlich.
 

Er wusste nicht, wie lange sie schon so eng aneinander geschlungen tanzten, als er überrascht die Luft einzog. Reitas Lippen hatten ihren Weg zu seinem Hals gefunden und waren kaum merklich darüber gestreift, während er weiterhin seine Hüfte im Rhythmus der Musik kreisen ließ. Aber für Ruki war diese kleine Berührung wie ein Blitz gewesen.
 

Etwas sagte ihm, sich auf der Stelle von ihm zu trennen! Aber auf der anderen Seite war es einfach ein zu berauschendes Gefühl, als der andere seine Geste wiederholte und ganz leicht begann an seiner Haut zu saugen. Rukis Griff an Reitas Hüfte wurde fester, was die Bewegungen des anderen jedoch nicht stoppte. Das Band über dessen Nase kitzelte ihn leicht und gepaart mit dem warmen Atem, der über ihn hinwegstrich und den weichen Lippen, die sich sanft immer weiter hocharbeiteten, war es zu verlockend, als sich jetzt von ihm loszureißen.
 

Ohne Vorwarnung griff er in Reitas Nacken und zog ihn zu sich auf gleiche Höhe. Der erschrockene Laut, den der Junge daraufhin von sich gab, wurde von Ruki verschluckt, als er die leicht geöffneten Lippen mit den seinen verschloss.
 

Nie hätte er gedacht, dass es ein so überwältigendes Gefühl sein würde einen anderen Jungen zu küssen. Doch er tat es gerade und es war unbeschreiblich. Reitas Lippen waren genauso weich, wie sie aussahen und wie im Rausch ließ er seine Zunge leicht über sie fahren und hoffte auf Einlass. Scheinbar war Reita wirklich schon etwas angetrunken, denn es dauerte höchstens eine Sekunde, ehe er die Lippen einen Spalt breit öffnete und Ruki mit seiner Zunge zwischen sie gleiten konnte.
 

Ihm entfuhr ein wohliges Seufzen, als er die von Reita ausmachen konnte und diese nun leicht zu streifen begann. Der Blonde keuchte überrascht auf, kam ihm aber entgegen und intensivierte ihren Kuss. Ruki wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand, als Reita auch während des Kusses nicht zu tanzen aufhörte und ihre Körper sich immer weiter aufheizten. Angeregt durch die immer noch leicht kreisende Hüfte und den weichen Lippen auf seinen, begann Ruki die Zunge des Blonden zu streicheln und auffordernd anzustupsen. Warmer Atem blies ihm entgegen, als Reita ein zufriedenes Schnaufen von sich gab und mit Ruki zu spielen anfing. Ihre Zungen umkreisten sich, rieben aneinander und fochten einen kleinen Kampf um die Dominanz aus, den Ruki freiwillig nachgab. Er spürte, wie Reita ihm folgte und nun ebenfalls den Mund des anderen erkundete. Noch leicht schüchtern ließ er seine Zunge immer tiefer in das fremde Gebiet eintauchen und umschmeichelte sanft seinen Spielgefährten, der ihn gewähren ließ. Erst als den beiden der Sauerstoff knapp wurde, zogen sie sich zurück, drückten noch ein letztes Mal die Lippen zu einem beinahe scheuen Kuss aufeinander und trennten sich, um zu Atem zu kommen.
 

Ruki schlug die Augen auf und blickte geradewegs in Reitas, der mit bebendem Brustkorb nach Luft schnappte. Er wusste selbst, dass es weitaus hübschere Menschen gab, aber in diesem Moment war Reita das Schönste, was er je gesehen hatte. Seine Augen glänzten und wurden nur halb durch die Lider verdeckt und seine Lippen waren vom Küssen leicht gerötet und angeschwollen. Seine Hüfte bewegte sich jetzt nur noch ganz leicht im Takt und als hätte jemand die Stummtaste eines Fernsehers während ihres Kusses gedrückt, brach nun die laute Musik wie eine Welle über ihn herein.
 

Beide waren noch in den Nachwirkungen des Kusses gefangen und behielten den Augenkontakt bei, als sie sich wieder dem Rhythmus des momentan laufenden Liedes anpassten. Reita war es schließlich, der den Blick senkte, nur um ihn anschließend wieder schüchtern lächelnd anzuheben. Er beugte sich zu ihm rüber, damit Ruki ihn besser verstehen konnte. „Lass uns was trinken!“, schrie er gegen die Musik an und nahm ihn dann am Handgelenk, damit sie sich auf den Weg durch die Menge nicht verloren.

[Jui] Durchgeknallt

^^/)

Hi!
 

Sorry, hat diesmal wieder etwas länger gedauert.. *schäm*

Also kommen wir gleich zur Sache ^^

Laut meiner Beta ist das Kapitel sehr verwirrend (was ich zugebe) und ich habe NUR strange Pairings

*hust* Das kein sein.... aber sie weiß ja auch schon ein bisschen mehr als ihr ^^°

Also verrat ich nichts weiter XD
 

Titel: Big City Life

Teil: 10/?

Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^°

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8... ^^° ?)

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

Viel Spaß beim Lesen!

LG

Maya
 


 


 

Kapitel 9 – [Jui] Durchgeknallt
 

Ruki folgte Reita durch das Gedränge der tanzenden Körper um sie herum und erreichte schließlich wieder den Tisch mit Dai, Kyo und Kaoru. Der große Rotschopf war herzlich am lachen, während er sich mit jemand anderem unterhielt und diesem kameradschaftlich einen Arm um die Schultern geschlungen hatte. Kaoru saß daneben und schien nur zum Teil beteiligt, lächelte nur hin und wieder und warf einen kurzen Kommentar ein, was seinen Freund nur noch mehr zum lachen brachte.
 

Wer Rukis Aufmerksamkeit in Anspruch nahm war Kyo. Die finsteren Blicke des Anderen waren beinahe Körperverletzung und ihm wurde mit einem Schlag unwohl in seiner Haut.
 

Er warf einen Blick zu Reita, der ungerührt nach ihren beiden Gläsern griff und ihm seines mit einem Lächeln reichte. Ruki versuchte zurückzulächeln, scheiterte aber kläglich und nahm stattdessen einen großen Zug seines Getränks. Irgendwas lief hier verdammt schief.
 

Umso erleichterter war er, als er sah, wie Miyavi sich scheinbar suchend durch die Menge kämpfte. Wahrscheinlich hielt er nach ihm Ausschau, weil er vorhin verloren gegangen war. Er seufzte unhörbar aus und wandte sich zu Reita um. „Ich muss jetzt gehen!“, rief er ihm über den Bass entgegen, „Man sucht schon nach mir!“ Er stellte sein geleertes Glas auf dem Tisch ab, hob kurz die Hand zum Abschied und wand sich um. Mehrere Stimmen riefen ihm Dinge wie „Bis dann!“, „Man sieht sich!“ oder „Ciao, Kleiner!“ hinterher. Reitas Stimme konnte er nicht ausmachen und er drehte sich auch nicht noch einmal nach ihm um, sondern bahnte sich seinen Weg zum Freund des Bruders seiner Begleitung.
 

Als Miyavi ihn entdeckte, begann er wild mit den Armen zu fuchteln und einige Umstehende sprangen schnell in Deckung, um nicht erschlagen zu werden.
 

Nur kurz darauf stand der große Junge vor ihm und seufzte theatralisch. „Wo bist du gewesen?! Wir haben dich schon gesucht!“ Allerdings schien Miyavi nicht wirklich eine Antwort zu erwarten, denn er schnappte sich Rukis Handgelenk und zog ihn hinter sich her in Richtung Sitzecke, ohne ihn zu Wort kommen zu lassen.
 

Ehe er bemerkt wurde, konnte Ruki seinen Blick schnell über die Anwesenden schweifen lassen und entdeckte drei Neuzugänge – einer davon war Miku. Er saß neben Kanon, der erleichtert aufsprang, als er Ruki entdeckte. „Oh Ruki, da bist du ja! Ich hab dich schon vermisst!“, rief er unerwartet und schmiss die Arme um seinen Klassenkameraden. Dieser merkte, dass Kanon mehr an ihm hing als aus eigenen Kräften stand. Irritiert schlang er ebenfalls seine Arme um den anderen um ihn ein wenig zu stützen und murmelte nur ein „Äh.. ja“, ehe er zu den anderen aufs Sofa sah, um vielleicht eine Antwort auf Kanons merkwürdiges Verhalten zu bekommen.
 

Aoi und Miyavi waren jedoch zu sehr mit sich selbst beschäftigt und Toshiya unterhielt sich lachend mit Jui und hatte überhaupt nichts von der Szene mitgekriegt. Einer der Neuzugänge war es schließlich der mit einer unmissverständlichen Geste klar machte, dass Kanon zu viel gebechert hatte. Na toll. Der fremde Junge und sein Kumpel rückten ein Stück von Miku ab und machten Ruki Platz, damit er sich mit Kanon setzen konnte – was dieser dankend annahm.
 

Nachdem Kanon plumpsend auf dem Sofa platziert worden war, zog er die Beine an und drehte sich nach links, wo er sich mit geschlossenen Augen an Miku kuschelte. Ruki schüttelte seufzend den Kopf und setzte sich ebenfalls, die beiden schmusenden Jungen neben sich einfach ignorierend. Stattdessen wandte er sich zu seiner Rechten und dankte den beiden Fremden noch einmal, dass diese Platz gemacht hatten.
 

„Keine Ursache“, erwiderte einer abwinkend, „Besoffene können echt lästig sein!“ „Musst du gerade sagen!“, mischte sich der zweite ein. „Was soll das denn heißen?“ „Wer ist denn ständig himmelblau und findet den Weg nach Haus nicht mehr?“ „Sieh mich bitte nicht so an – das letzte Mal ist Wochen her!“ „Natürlich...“
 

Ruki lachte und musterte die beiden. Der Junge direkt neben ihm, der laut eigener Aussage das letzte Mal vor Wochen blau gewesen sein soll, hatte ein hübsches ovales Gesicht, feine Züge, leicht gewelltes Haar und funkelnde nussbraune Augen. Seine schlanken Beine steckten in engen Jeans, dessen Hosenenden in schwarzen Bikerstiefeln steckten und perfekt zu dem gleichfarbigen Gürtel und Tanktop passten. Der kleinere Junge neben ihm hatte verdammte Ähnlichkeiten mit Miku, hatte jedoch braunes Haar, welches ordentlich gekämmt und glatt herunterhing und nicht wie Mikus in alle Himmelrichtungen abstand. Er trug ein schlichtes weißes T-Shirt mit schwarzem Druck, ebenfalls eine Jeans und einfache schwarz-weiße Chucks.
 

„Sag mal, bist du mit Miku verwandt?“, fragte Ruki gerade heraus und machte große Augen, als der andere nickte. „Wir sind Brüder – Takuya, freut mich“, stellte er sich vor und deutete dann auf seinen Sitznachbarn, „Und das hier ist Nao.“ Ruki zog eine Augenbraue hoch und Nao wurde zickig. „Ich kann nichts dafür, dass wir denselben Namen haben! Aber Nao ist mir noch allemal lieber als Yuki – das klingt doch wie n Mädchen!“ Ruki hob abwehrend die Hände, während Takuya einfach nur lachte. „Die beiden Naos sind sich nicht grad grün, wie du vielleicht merkst!“
 

Ruki unterhielt sich noch lang mit den beiden und erfuhr unter anderem, warum Nao Nao nicht leiden konnte. Sein Klassenkamerad und sein Gegenüber kannten sich eigentlich gar nicht, aber Hiroto – der chronische Schwänzer – war für Nao so etwas wie ein Bruder und weil dieser ständig Ärger mit dem Klassen-Nao hatte, reagierte sein Freund sehr empfindlich auf ihn.
 

Außerdem stellte Ruki während des Gesprächs fest, dass Miku und sein Bruder mit Nao und Hiroto zusammen eine eigene kleine Clique bildeten, was einer der Gründe war, warum sie nicht zu Shous Bande gehörten, obwohl Verwandtschaftsverhältnisse bestanden. Aber Miku und Takuya schienen keinerlei Wert darauf zu legen, zu Saga zu gehören – sie waren mit sich vieren ganz zufrieden und taten, was ihnen gerade gefiel.
 

Ruki fand diese Einstellung bewundernswert. Er hätte nie daran gedacht, einfach seine eigene Clique zu gründen. Aber wahrscheinlich war so was auch erst möglich, wenn man sich schon einen Namen gemacht hatte. Miku und Takuya hatten automatisch Popularitätsstatus durch ihren Cousin und ihre Bekanntschaft mit Saga. Hiroto und Nao hingegen waren schon zusammen auf einer anderen Schule gewesen, von der sie nach einem ihm unbekannten Zwischenfall geflogen waren. Er wusste nur, dass es mit ihrer damaligen Clique zu tun hatte – die auch außerhalb ihrer Schule bekannt gewesen waren.
 

Nachdem Hiroto in Mikus Klasse gekommen war, hatten sich beide schnell angefreundet – einfach weil Hiroto gemerkt hatte, dass dieser der einzig >Vernünftige< in der Klasse war. Dass die vier sich kennen lernten war einfach so etwas wie Schicksal gewesen.
 

Als es fast Mitternacht war und Ruki mit Nao gerade noch einmal Getränke holen ging, stieß er erneut auf Dai. Mit einem Schlag hatte er den Kuss mit Reita und Kyos finsteren Blicke vor Augen und befürchtete das Schlimmste. Doch der Junge lächelte nur sein Zahnpastagrinsen und Naos Gesichtsausdruck schien sich ebenfalls ein wenig zu ändern.
 

Dai kam näher, legte einen Arm um Nao und grüßte Ruki kurz mit einem Nicken. „Immer noch da?“, schrie er gegen die Musik an, obwohl es hier an der Theke etwas ruhiger war, „Hätt ich nicht gedacht“, gab er zu und wandte sich dann schließlich an Nao. Sein Blick wandelte schnell, als er den Griff um ihn noch etwas verstärkte. „Bei so einer reizenden Begleitung allerdings kein Wunder“, schnurrte er und Nao schnaubte lächelnd. „Netter Versuch Dai, aber ich bin nicht interessiert.“ Der Größere zog einen Schmollmund und Ruki verschluckte sich beinahe an seinem Getränk. Der Junge schien zu wissen, dass die Masche ziehen würde und wollte sich – seiner Sache sicher – Naos Lippen nähern... doch dieser wich aus.
 

„Dai, lass das“, meinte Nao kaum verständlich und sein Blick war ernst geworden. Er hatte Dai nicht angeschrieen und sah auch nicht verärgert aus, aber seine Worte hatten eine Entschlossenheit, die Dai fernhielt.
 

Ruki spürte, dass er hier gerade fehl am Platze war und schnappte sich die Getränke, um sich zu verkrümeln. Im Weggehen drehte er sich noch einmal kurz nach den beiden um und sah wie die beiden scheinbar ruhig zu diskutieren schienen. Dabei standen sie nah beieinander und Dai hatte seine Hände ruhig auf der Hüfte des anderen abgelegt. Ruki wusste nicht wieso, aber die Szene kam ihm sehr intim vor und er machte, dass er weg kam.
 

Doch kaum war er einige Meter gelaufen, stieß er mit jemandem zusammen. Er wollte sich gerade aus Reflex halbherzig entschuldigen und weitergehen, als er die andere Person erkannte: Reita.
 

Der Blonde lächelte und legte einen Arm um ihn, in der anderen Hand hielt er eine halbgeleerte Flasche. „Du bist ja noch hier!“, rief er überrascht und trank einen Schluck, „Ne Runde tanzen?“ Ruki riss die Augen auf und suchte nach einer Ausrede, geriet dabei ins Stottern. Seine Rettung kam unvorbereitet, als plötzlich Lärm aus einer Ecke des Clubs zu vernehmen war und die beiden Jungen sich automatisch zur Quelle des Geräusches umdrehten.
 

Erschrocken stelle Ruki fest, dass der Krach aus seiner Sitzecke kam, in der plötzlich geschrieen und wild gestikuliert wurde. Ohne ein weiteres Wort löste er sich von Reita, stellte gedankenverloren die Getränke auf einen fremden Tisch und eilte durch die Menge zu Kanon und den anderen.
 

Je näher er kam, desto klarer wurde das Bild. Jui und zwei unbekannte Jungen – die ihm seltsamerweise doch irgendwie bekannt vorkamen - standen sich gegenüber und das sonst so hübsche Gesicht hatte sich zu einer hasserfüllten Grimasse verzogen. Als er schließlich einen der Fremden schubste, reagierte der zweite und griff ihn verärgert am Arm. Der Lärm und das Gerangel wurden lauter und immer mehr mischten sich ein. So auch Toshiya, Miyavi und Aoi. Vergebens versuchten sie Jui und den anderen Jungen zu trennen, doch auch von deren Seite kam Unterstützung und schon bald war die Szenerie nicht mehr überschaubar.
 

Rukis Augen suchten Kanon, fanden ihn schließlich noch immer bei Takuya und Miku, die sich bislang heraushielten. Doch als Ruki die drei fast erreicht hatte, sprang plötzlich auch Miku auf und ging zwischen zwei Streitende, verschwand in dem Knäuel von Körpern.
 

„Takuya! Kanon! Was ist hier los?!“, rief Ruki den beiden entsetzt zu, als er endlich in Hör- und Reichweite war. Takuya ignorierte ihn, viel zu sehr war er damit beschäftigt nach Miku zu rufen und sich zusammen zu reißen, nicht selbst einzugreifen. Kanon hingegen entdeckte Ruki, rief ihm was zu, was er nicht verstand und versuchte sich zu ihm durchzukämpfen. Ruki verlor nun auch Kanon aus den Augen und geriet schließlich ins Straucheln als ihn jemand aus der miteinander ringenden Menge anrempelte.
 

Er selbst prallte gegen einen anderen Körper, der zwar etwas nachgab, allerdings stehen blieb und ihn auf den Beinen hielt – es war Dai! Und im Schlepptau hatte er Nao und Reita, der ihm wohl Bescheid gegeben hatte, und zu seiner Überraschung auch Saga und Shou.
 

Dais Gesicht spiegelte seinen Ärger wieder und auch Saga schien wütend. Shou biss sich mit sich selbst ringend auf die Unterlippe. Er wirkte irgendwie weniger verärgert als nervös und beunruhigt, so als wisse er mehr als seine Begleiter. Als schließlich auch noch Kaoru und Kyo auftauchten und sich der Kleinste direkt ins Getümmel stürzte, hielten sich auch Dai und Saga nicht länger zurück. Shou folgte zögernd. Kaoru griff erst ein, als nach einigen Momenten Wartens nichts mehr von den anderen zu sehen war.
 

Kanon stolperte schließlich auf Ruki zu und der jüngere Shiroyama war erleichtert, als er ihn unverletzt wiedersah. „Ruki! Wo ist Yuu?“, schrie er ihm entgegen und wandte seinen Blick schreckgeweitet wieder aufs Geschehen. Ruki konnte ihm auf seine Frage keine Antwort geben, denn mittlerweile waren einfach keine Gesichter mehr zu erkennen.
 

Als jedoch Dai aus der Menge auftauchte, einen der Unruhestifter am Kragen gepackt mit sich ziehend und auch Saga, Shou und Kaoru mit den anderen beiden am Schlafittchen, lichtete sich das Chaos endlich.
 

Jui war außer sich und strampelte und zeterte in Sagas Griff. Dieser hielt ihn jedoch erbarmungslos fest und schleppte ihn Richtung Ausgang. Die anderen folgten und Ruki sah, wie auch Reita kehrt machte und seinen Leuten nach draußen nacheilte. Kanon entdeckte seinen Bruder und ihre anderen Begleiter und wollte zu ihnen, doch Aoi eilte ebenfalls nach draußen.
 

Ruki war es ein Rätsel, was dieser damit zu tun haben könnte, schob seine Gedanken jedoch beiseite und wühlte sich zusammen mit Kanon ebenfalls einen Weg zum Ausgang.
 

Draußen ging es derweil heiß her. Zwar waren die Streithähne getrennt worden, doch es wurde weiterhin fleißig geschrieen, beschuldigt, beleidigt und mit wütenden Gesten gedroht. „Wie konntest du uns so hintergehen!?“, schrie Jui mit verzerrtem Gesicht und wurde dabei noch immer von Saga festgehalten. Er wirkte im ersten Moment wie eine Furie auf Ruki – seine Haaren waren zerzaust, das Gesicht vor Zorn gerötet und blind vor Wut versuchte er sich frei zu strampeln. „Du kleine Schlampe! In der Hölle schmoren sollst du!!“
 

Seine Aggressionen richteten sich gegen den Jungen, den er ganz zu Anfang der Massenschlägerei geschubst hatte. Er war ungefähr genauso groß wie Jui, sehr schlank und sein perfekt zusammengestelltes Outfit und seine Frisur hatten – wie die der anderen – stark gelitten. Seine Unterlippe war etwas blutig und die eine Gesichtshälfte stark gerötet. Ruki erkannte ihn als einen der Jungen, die bei seiner ersten Begegnung mit Saga an dessen Tisch gesessen hatte.
 

Es war der Junge, der so kameradschaftlich neben Jui gestanden und ihn nach seinem Namen gefragt hatte.
 

Er schien sich scheinbar mehr unter Kontrolle zu haben als Jui, denn Shou hielt ihm nur beruhigend eine Hand locker auf der Schulter. Aber wahrscheinlich war er zum Teil auch einfach erschöpft – trotz seines angespannten Körpers sah er müde aus und so, als habe er es leid sich zu verteidigen und zu wehren. Das Wüten überließ er lieber Jui, der sich weiterhin gegen Sagas Griff wehrte und nun auch diesen begann zu beschimpfen in seiner Hilflosigkeit.
 

Ruki wusste nicht wieso, aber plötzlich erfasste ihn so etwas wie Mitleid für den Jungen.
 

Der dritte und letzte Beteiligte war schließlich der Junge, der bei Dai und Kaoru stand. „Wag du es noch einmal – !“, wollte er gerade loswettern, als der Rotschopf ihn am Arm packte und zurückhielt. Auch er sah mitgenommen aus, doch das wütende Blitzen in seinen Augen und die geballten Fäuste ließen ihn im ersten Moment mehr gefährlich als erschöpft aussehen.
 

„Was soll ich wagen?“, presste Jui zornig zwischen den Zähnen hervor und funkelte ihn wütend an, „Wag du es lieber nicht noch einmal dich in Sakitos Nähe zu wagen! Wenn ich euch das nächste Mal zusammen erwisch, brech ich dir das Genick!“
 

„Jui! Ni~ya hat dir nichts getan!“, verteidigte dieser Sakito seinen Freund schließlich, „Außerdem ist es ja wohl meine Entscheidung, mit wem ich rumhäng, oder?! Fass dir lieber an die eigene Nase!“
 

Oh ja, Angriff war die beste Verteidigung. Allerdings schien es zu wirken, denn Jui hörte so plötzlich auf sich zu wehren, als hätte Sakito ihn geschlagen. Schlaff hing er in Sagas Armen und starrte seinen Freund fassungslos an. Keiner sagte mehr was. Wahrscheinlich wusste auch einfach keiner mehr was zu sagen.
 

>Fass dir lieber an die eigene Nase!<
 

Kyo hörte man kurz belustigt schnauben. Er saß wie die Ruhe selbst auf dem Boden und rauchte eine Zigarette. „Punkt für Sakito“, murmelte er und warf Jui einen abwartenden Blick zu. Scheinbar wartete er auf eine Rechtfertigung. Doch die blieb aus, Jui war verstummt.
 

Schließlich wand sich Sakito aus Shous lockerem Griff und machte Anstalten zu gehen. „Komm, Ni~ya“, meinte er nur noch leise und die beiden gingen davon.
 

Ruki konnte nicht begreifen, was da gerade geschehen war. Durcheinander sah er sich die Verbliebenden an und versuchte das Puzzle zusammenzusetzen. Dai und Kaoru ließen Ni~ya ziehen, Kyo rauchte in aller Seelenruhe weiter und Reita stand einfach nur mit hängenden Armen da und stierte in die Richtung, in der die beiden gerade verschwunden waren. Saga hatte Jui mittlerweile losgelassen, sodass dieser zu Boden geglitten war und einfach nur teilnahmslos dasaß. Shou machte einen ziemlich zusammengekauerten und schuldig aussehenden Eindruck und schien erleichtert, als Saga sich schließlich in Bewegung setzte und ging.
 

Aoi, Toshiya und Miyavi standen etwas abseits bei einem großen Jungen, der scheinbar auch in die Schlägerei verwickelt gewesen war. Als Kanons großer Bruder sie zwei schließlich entdeckte, kam er auf sie zu. „Hey“, meinte er nur knapp, „Alles klar bei euch? Ihr habt doch wohl nichts abgekriegt, oder?“ Besorgt musterte er seinen kleinen Bruder, der sich vorhin noch durch die Masse gekämpft hatte. Er sah ebenfalls etwas mitgenommen aus, war aber nicht verletzt worden und schüttelte verneinend den Kopf.
 

Erleichtert seufzte Aoi. „Lasst uns wieder reingehen, das Drama ist vorbei. Vorerst...“ Die beiden nickten nur und folgten Aoi und den drei anderen wieder ins Innere des Checkpoints.
 

Es war seltsam wieder drinnen zu sein, denn hier hatte sich nichts verändert. Wieso auch? Alles war so wie vor dem Streit und Ruki ließ sich von der Musik zuwummern, um wieder auf andere Gedanken zu kommen. Kanon stand der Schreck noch ins Gesicht geschrieben, aber als Toshiya ihm einen Drink in die Hand drückte, brachte er dennoch ein kleines Lächeln zustande.
 

Ruki beschloss, sich einfach wieder in ihre Sitzecke zu begeben, ein bisschen was zu trinken und den Rest auf sich zukommen zu lassen. Solange es nicht wieder eine Schlägerei war, war ihm so ziemlich alles recht.
 

Diesen gedachten Satz bereute er jedoch sofort wieder, als er aus den Augenwinkeln Reita sah wie er mit Dai und den anderen ebenfalls wieder hineinkam. Ok. Alles außer ungeplante Knutschereien war ihm recht. Das hieß also, dass er sich die nächsten Stunden von dem Blonden fernhalten würde! Das würde ja wohl zu schaffen sein...
 

Um gar nicht erst in Versuchung zu kommen, ging er der Sitzecke von Dais Leuten aus dem Weg und steuerte ca. alle halbe Stunde die Bar an, um Nachschub zu holen. Mittlerweile war er doch recht angeschickert und blieb direkt sitzen, als er zum fünften Mal dort war.
 

Ruka sah ihn nur kurz etwas komisch von der Seite an und gab ihm schließlich nur die Hälfte der alkoholischen Menge, die er dem Jüngeren noch zuvor ausgehändigt hatte. Dieser hatte den Kopf auf die Hand gestützt und die Augen halbgeschlossen. Es war eindeutig keine gute Idee gewesen, sich mit Trinken die Zeit zu vertreiben. Alkohol machte eindeutig bescheuert. Er war sogar zu betrunken um zu merken, dass er beim Tanzen einige Male von Wildfremden angetatscht wurde und selbst jetzt brauchte es eine ganze Weile ehe er die Person neben sich erkannte.
 

„Ruka“, nuschelte diese lallend, „Noch einen...“ Der Barkeeper sah den Jungen vor sich zweifelnd an. „Meinst du nicht, du hast mittlerweile genug?“, fragte er, doch sein Gegenüber gab sich damit nicht zufrieden. „Noch einen...!“, quengelte er und hampelte sogar leicht kindisch mit den Beinen.
 

Der Barkeeper schüttelte den Kopf und kippte ihm Wasser ins Glas. „Es reicht jetzt. Geh nach Hause, Jui.“ Doch dieser stürzte das Glas Wasser runter und legte sich anschließend mit dem Oberkörper einfach über den Tresen. „Ich bin zu müde, um zu laufen...“, nuschelte er erneut und schloss die Augen, machte Anstalten einzuschlafen.
 

Ruki stupste ihn von der Seite – durch den Alkohol wohl etwas unsanft – an und erhielt ein Brummen als Reaktion. „Maaan“, meinte Ruki, „Lass dich nicht so hängen, ist doch keiner gestorben!“
 

Nie im Leben hätte Ruki nüchtern so mit dem Älteren gesprochen, geschweige denn ihn einfach angestupst! Er konnte in seinem benebelten Zustand nur hoffen, dass er – und vor allem Jui! – morgen alles wieder vergessen hatte.
 

„Der Zwerg hat Recht“, mischte sich Ruka ein, „Das renkt sich schon alles wieder ein.“ Die Worten waren tröstend gemeint, doch Jui quengelte nur noch mehr. „Alle hassen mich!“ Ruki nahm noch einen Schluck von seinem Getränk und legte kameradschaftlich seinen Arm um den anderen Jungen. „Aaah, Quatsch! Ich hass dich nicht!“ Jui sah gerührt aus. Er drehte sich zu ihm, legte eine Hand auf sein Knie und säuselte ein: „Ich dich auch nicht, Ruki-chan“ und gab ihm einen Bussi auf die Wange. Ruki wäre normalerweise zurückgeschreckt, aber er war weit abseits jeglichen rationalen Denkens und Handelns und ließ es einfach geschehen.
 

Den Kopf ließ Jui einfach auf Rukis Schulter liegen, als er begann sich bei ihm auszuheulen. „Sakito, das Arschloch, hat uns alle verarscht!“, jammerte er, „Die ganze Zeit hat er uns was vorgemacht und hinter unseren Rücken hat er mit Ni~ya rumgemacht! Mit Ni~ya!! Ich glaubs nicht!“ Ruka rollte derzeit nur noch mit den Augen und ignorierte die beiden so gut es ging. „Dann mach doch auch mit wem rum“, lallte Ruki und trank erneut einen Schluck. Jui kicherte wie ein kleines Mädchen. „Du schlimmer Junge!“, meinte er und gab Ruki einen Klaps auf den Arm, „Aber vielleicht komm ich drauf zurück!“
 

Ruki hatte es eigentlich gar nicht als Angebot gemeint, war sich momentan aber sowieso über nichts mehr im Klaren, was seinen Mund verließ. Was er allerdings noch mitkriegte war, wie Juis Hand höher wanderte. Das war wohl der Augenblick, in dem Ruki wieder etwas zu sich kam und sie wegschlug.
 

Er stand von seinem Hocker auf und Jui kippte zur Seite. Doch ehe Schlimmes passieren konnte, hatte Ruki ihn aufgefangen und rappelte den Älteren auf die Beine. „Du brauchst frische Luft – bist ja schon ganz wuschig im Kopf!“, lallte er mit und schleppte sich und den anderen mit letzter Kraft nach draußen.
 

Sein Kopf fühlte sich an wie in Watte gepackt, die Luft war schlecht und er sehnte sich nach Sauerstoff. Sicher würde er dann auch im Kopf wieder etwas klarer und Jui sich etwas beruhigen.
 

Draußen lehnte sich Ruki erleichtert an die Häuserwand und atmete tief ein und aus. Endlich. Die frische Luft tat unsagbar gut und seine Gedanken klärten sich etwas. Als er neben sich sah, erblickte er Jui, der einfach nur dastand und gar nicht zu atmen schien. Absolut nicht anwesend wurde er immer weißer und Ruki stupste ihn an. „Hey! Atme mal!“
 

Ruki wusste, dass dies ein Fehler gewesen war, als Jui ihm ohne Vorwarnung vor die Füße reiherte. Na klasse.
 

Der Ältere hustete, würgte und erbrach sich erneut. Mitleid überrollte Ruki und er strich ihm beruhigend über den Rücken. „Alles raus, was keine Miete zahlt...“, murmelte er und wartete noch ganze zehn Minuten, bis sich Jui endlich ausgekotzt zu haben schien. „Besser?“ Jui antwortete nicht mehr. Er ließ sich einfach auf den Boden plumpsen und blieb wie ein Häufchen Elend dort sitzen.
 

„Scheinbar nicht...“

[Shinya] Fürsorge

So – für meine Verhältnisse kommt Kapitel 10 relativ zügig XD

Liegt aber auch daran, dass ich etwas zu feiern habe:
 

EIN JAHR BIG CITY LIFE *-* !
 

Ich bin völlig aus den Socken XD

Ich habe noch nie so lange und intensiv an einer Geschichte geschrieben!

Was zum Großteil daran liegt, dass ich schnell das Interesse verliere ._.

Aber Big City Life hat mich irgendwie echt gepackt und ich schreibe wie eine Irre an der Story XD !
 

Und an dieser Stelle möchte ich meinen Kommi-Schreibern und Favo-Nehmern zutiefst danken!! *verbeug*

DANKE FÜR 100 KOMMENTARE !!

Es gibt tatsächlich Leute, die zu JEDEM Kapitel einen Kommentar geschrieben haben!
 

Vielen Dank an: FushigiYugi, Shou-Kun und Mikki ^-^ !!!
 

Auch einen besonderen Dank an Fayn, Sakura_16 und Pheo, die ebenfalls zu FAST jedem Kapitel einen Kommentar hinterlassen haben und über deren Meinung ich mich immer sehr freue ^-^ !
 

Ich hoffe doch, dass ihr alle auch weiterhin viel Spaß am Lesen meiner Geschichte habt und mir weiterhin schreibt, was euch gefällt, was ihr nicht mögt und was ihr über bestimmte Dinge denkt!

Laut meiner Beta werden meine Personenkonstellationen immer abgedrehter (man stelle sich einen Ruki vor, der mit An Cafe tanzt XD), aber ich mag meine Cliquen und Pairings doch irgendwie sehr XD *sie alle knuddelt*
 

Titel: Big City Life

Teil: 11/?

Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^°

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8... ^^° ?)

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

Viel Spaß beim Lesen!

LG

Maya
 

Kapitel 10 – [Shinya] Fürsorge
 

Was zuletzt geschah...
 

Der Ältere hustete, würgte und erbrach sich erneut. Mitleid überrollte Ruki und er strich ihm beruhigend über den Rücken. „Alles raus, was keine Miete zahlt...“, murmelte er und wartete noch ganze zehn Minuten, bis sich Jui endlich ausgekotzt zu haben schien. „Besser?“ Jui antwortete nicht mehr. Er ließ sich einfach auf den Boden plumpsen und blieb wie ein Häufchen Elend dort sitzen.
 

„Scheinbar nicht...“
 

~*~*~
 

Ruki war sich nicht sicher, wie lange er dort stand und Jui dabei zusah, wie dieser leise und schniefend vor sich hinnuschelte. Er hatte sich in der Zeit noch ein drittes Mal übergeben und Ruki war überrascht, dass ihn das alles nicht selber zum kotzen brachte, wo er doch auch einiges intus hatte.
 

Als Jui Anstalten machte aufzustehen, erwachte Ruki aus seiner leichten Trance und half dem Älteren auf die Beine.
 

Die Frage war jetzt nur, was er mit ihm machen sollte? Hier alleine stehen lassen war keine gute Option, wissen wo er wohnte, tat er auch nicht und ihn wieder mit reinnehmen war eine noch schlechtere Idee, als ihn einfach hier lassen. Also was tun?
 

Unbeholfen sah Ruki sich etwas um und entschied dann, dass er drinnen nach einen von Sagas Leuten suchen würde. Die mussten schließlich wissen, wo Jui wohnte und einer von ihnen würde ihn sicher nach Hause begleiten. Hoffte er. Also lehnte er Jui vorsichtig an die Wand und ließ ihn langsam los. Kurz hielt er noch die Hände in Bereitschaft, aber als Jui keine Anstalten machte umzukippen, wandte Ruki sich ab und betrat heute nun schon zum dritten Male das Checkpoint.
 

Im Innern des Clubs entdeckte er allerdings keinen von Sagas Leuten. Der erste, der ihm über den Weg lief war stattdessen Aoi. Er hatte Toshiya und Miyavi im Schlepptau und sah so aus, als wolle er nach Hause gehen. „Ah, da bist du!“, rief er ihm entgegen, „Wir gehen noch woanders hin – Kanon ist noch bei den anderen in unserer Sitzecke.“
 

Ruki blinzelte kurz verwirrt, dachte dann aber wieder an Jui, als er nur kurz nickte. „Kann einer von euch Jui vielleicht mitnehmen?“, Aoi machte mit einem skeptischen Gesichtsausdruck klar, was er davon hielt, „Oder ist jemand anders da, der ihn nach Hause bringen kann? Dem geht’s echt scheiße!“ Aoi trat kurz zögernd auf der Stelle und nickte schließlich. „Geh zu den anderen, Tora ist noch da“, dann machte er sich auf den Weg, „Wir sehn uns, Ruki! Und passt auf euch auf!“
 

Er hob die Hand noch kurz zum Abschied, während Miyavi es sich nicht nehmen ließ ihn einmal ordentlich durchzuknuddeln, ehe er seinem Freund folgte. Toshiya lächelte lediglich, gab ihm einen freundlichen Klaps auf die Schulter und wünschte ihm noch viel Spaß.
 

Ruki sah den drei Älteren kurz nach, ehe er auf dem Absatz kehrt machte und sich auf den Weg zu ihrer Sitzecke machte. Er konnte Aois Stutzen gut verstehen, er selbst konnte nicht begreifen, warum er sich plötzlich um Jui kümmerte. Immerhin kannte er ihn eigentlich gar nicht und hatte so nichts mit ihm zu tun. Aber Ruki würde sich wahrscheinlich ohrfeigen und ewig mit einem schlechten Gewissen rumlaufen, wenn er Jui einfach sich selbst überließ und nicht dafür sorgte, dass er wenigstens heil nach Hause kam!
 

Als er sich endlich zur Sitzecke durchgewühlt hatte, sah er, dass diese sich mittlerweile relativ geleert hatte, im Gegensatz zu vorher. Kanon war noch da, zusammen mit Miku und dem Jungen, der Tora sein musste. Es war der große Unbekannte, der sich auch in die Schlägerei eingemischt hatte, um Ni~ya zu helfen und auch später draußen bei Aoi, Miyavi und Toshiya gestanden hatte.
 

Was Ruki sofort ins Auge stach, waren die zwei Mädchen, die er zuvor noch nie gesehen hatte. Daran würde er sich definitiv erinnern, denn sie waren außerordentlich hübsch und würden im Gedächtnis haften bleiben.
 

Eine von ihnen saß auf Toras Schoß, hatte die langen Beine überschlagen und nippte gerade an ihrem Getränk, während Tora Miku und Kanon scheinbar etwas erzählte. Die beiden sahen ihn aufmerksam an und nickten hin und wieder, was seine Theorie unterstützte.
 

Da er nicht unhöflich sein und ihn unterbrechen wollte, wartete er ab und nutzte den Moment, um die unbekannten Mädchen zu mustern.
 

Die scheinbar ältere der beiden war die auf Toras Schoß. Langes dunkelblondes Haar umrahmte das hübsche Gesicht mit den dunklen Mandelaugen und den vollen Lippen. Passend zu den schwarzen Handschuhen trug sie ein schwarzes Minikleid, was unter dem mattroten Jackett darüber beinahe nicht mehr zu erkennen war – es bedeckte wirklich nur das Nötigste. Die langen Beine steckten in schwarzen Overknees aus glänzendem Leder, deren Absatz mindestens zehn Zentimeter hoch war. Dabei schien sie nicht zu den Kleinsten zu gehören...
 

Ganz im Gegensatz zu dem anderen Mädchen, welches sich vertraut an Mikus Rücken schmiegte. Der wasserstoffblonde Schopf wurde von wenigen rosa Strähnen und zwei Zöpfen geziert und ließen sie noch jünger aussehen, als sie wahrscheinlich war und das blasse Gesicht mit den leicht geschminkten Augen erweckte den Eindruck von Zerbrechlichkeit. Die weiße Bluse, die zierliche Statur, der Jeans-Mini und die geringelten Strümpfe passten zu seinem Bild des kleinen Mädchens und ließen Ruki sich fragen, wie sie hier überhaupt reingekommen war.
 

„Ah, Ruki!“, riss ihn da eine Stimme aus seinen Gedanken und er blickte in das Gesicht von Tora, „Aoi hat mir gesagt, dass du hier noch irgendwo durch die Gegend wuselst!“, er lachte kurz auf, „Ich bin Tora.“ Ruki nickte höflich. „Freut mich.“
 

Irgendwie bekam er ein seltsames Gefühl in der Magengegend, als er daran dachte, dass jetzt der Zeitpunkt wäre, ihn auf Jui anzusprechen. Hatte er nicht vorhin noch Jui von Ni~ya wegschubsen wollen, als dieser sich auf ihn gestürzt hatte? War Aoi sich wirklich sicher, dass er Tora darum bitten könnte? Ihm kam das ziemlich paradox vor. Und Tora schien auch noch zu merken, dass Ruki mit sich rang und scheinbar etwas wollte. Also musste er sich schnell was einfallen lassen.
 

„Ähm...“, oh ja, sehr intelligent, „Also - Aoi meinte, ich könne dich wohl bitten -“ Tora verdrehte die Augen und Ruki brach automatisch ab, noch ehe der Ältere das Wort erhob. „Was meint Aoi denn, kann ich machen?“ Ruki fühlte sich unwohl, was wohl auch das Mädchen auf Toras Schoß bemerkte, denn sie gab ihm einen kleinen Klaps auf den Arm und widmete sich dann Ruki.
 

„Sag ruhig!“, meinte sie ermutigend und Ruki stutzte kurz, als die Stimme doch etwas tiefer klang als erwartet. Doch er riss sich schnell wieder zusammen und teilte ihm endlich sein Anliegen mit. „Jui geht es ziemlich schlecht und ich hab keine Ahnung wo er wohnt, sonst würde ich ihn selbst nach Hause bringen, aber –“ Wieder brach er ab, als Tora sein Bier beiseite stellte und sich scheinbar aufbruchbereit machte. „Hab schon verstanden, brauchst dich nicht um Kopf und Kragen reden, Kleiner“, damit stand er auf, ließ das Mädchen von seinem Schoß auf das Sofa rutschen und verschwand kurz darauf in der Menge. „Bin gleich wieder da!“
 

Ruki versuchte ihn noch kurz in der Menge auszumachen, verlor ihn aber schon bald aus den Augen. „Setz dich doch!“, boten ihm die anderen an und er ließ sich zögernd neben Toras Freundin nieder, die ihm eine noch unangerührte Flasche... Saft reichte??
 

Als sie Rukis verdutzten Gesichtausdruck sah, lachte sie leise auf. „Ihr solltet echt nicht wie die anderen hier anfangen und euch hemmungslos besaufen, nur weil Party ist“, sie musterte ihn und Kanon kurz, „Obwohl ihr wahrscheinlich eh schon mehr intus habt, als gut für euch ist.“
 

Sie selbst hatte ihr Getränk mittlerweile geleert und stellte das Glas beiseite. „Ich bin übrigens Shinya, Toras Freund“, stellte sie sich vor und erst da wurde Ruki etwas bewusst. Die recht tiefe Stimme, keine Brust – zumindest nicht auf den ersten Blick zu erkennen und Ruki würde sich hüten, genauer nachzusehen! – und nun schließlich Name und die Bezeichnung >Freund<. Shinya war ein Mann.
 

Ruki versuchte sich seine Verwirrung nicht allzu sehr anmerken zu lassen und nickte freundlich. „Ruki“, meinte er nur knapp und Shinya lächelte. „Hab ich mitgekriegt“, erwiderte er leicht scherzend, „Und du bist neu in der Stadt? Was verschlägt dich hierher?“
 

Der Kleinere zog eine Grimasse. „Mich nichts,“, Shinya lachte, „aber mein Vater hat hier seinen Job.“ Der Blonde nickte verstehend. „Bou ist auch erst letztes Jahr hierher gezogen, aus dem selben Grund – er wohnte vorher in der Nachbarstadt.“ „Er geht da auch noch zur Schule – weiß der Himmel, warum!“, mischte sich da Miku ein und erlangte Rukis Aufmerksamkeit, der nur daraufhin lächelte und Kanon kurz auflachen ließ. Miku plusterte die Wangen auf und ignorierte das Kichern der Blondine neben sich. „Ist doch wahr! Hier ists doch viel lustiger!“
 

„Sagt wer?“, fragte die Kleine neben ihm und sah ihn belustigt an. Ruki hatte mittlerweile den Verdacht, dass es sich auch hierbei nicht um ein richtiges Mädchen handelte. Miku derweil sah empört aus. „Na, ich!“, rief er aus und sah sie aus großen Augen an, „Und ich geh schon seit der Grundschule hier zur Schule! Also – solche Freaks trifft man nur hier!“
 

Das brachte nun alle zum Lachen und auch Miku konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. „Ach, ihr seid doch doof“, meinte er nur noch und trank einen Schluck.
 

Die Kleine neben ihm streckte Ruki nun ihre Hand hin und stellte sich vor. „Ich bin übrigens Bou, der >weiß-der-Himmel-warum< noch immer auf die Schule in der Nachbarstadt geht!“, sie lachten, als Ruki seine Hand ergriff und kurz drückte, „Als was arbeitet dein Vater hier?“ „Anwalt“, antwortete Ruki nur knapp und Bou nickte. „Meiner ist hier Lehrer – das erklärt alles, oder?“, er zwinkerte und wieder lachten sie.
 

Es war irgendwie komisch – so lustig waren sie und ihre Kommentare gar nicht, dennoch lachten sie auch noch zehn Minuten später über die blödesten Bemerkungen, die jemand vom Stapel ließ, sodass Ruki bald Bauchschmerzen hatte. Er hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass es nach der Schlägerei und dem Hänger eben gegen Mitternacht noch so lustig werden konnte!
 

Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis Tora wieder aufgetaucht war und verkündete, dass er Uruha gefunden hätte, der Jui momentan nach Hause brachte. Das beruhigte Ruki und nachdem er sich noch einmal bei Tora bedankt hatte, verschwand er mit Kanon, Miku und Bou auf die Tanzfläche. Tora und Shinya ließen sie allein in der Sitzecke zurück. Die Knutscherei der zwei musste sich keiner von ihnen ansehen.
 

Ruki versuchte wieder so sicher zu tanzen wie vorhin und es gelang ihm auch relativ gut – worauf er ein klein bisschen stolz war. Er beobachtete Kanon beim Tanzen, der ein wenig verschüchtert wirkte und versuchte überall hinzusehen, nur nicht zu ihm. Ruki lachte und versuchte seinen Klassenkameraden ein wenig zu animieren.
 

Nach einigen Minuten, in denen Ruki versuchte Kanon zu lockern, mutierte das Tanzen der zwei immer mehr zum einfachen Rumalbern und sie lachten ausgelassen, sodass auch Miku und Bou sich den beiden anschlossen.
 

So verstrich die Zeit schneller, als die vier es wahrnahmen und auch Rukis Kopf war mittlerweile von lästigen Gedanken geklärt worden. Er dachte nicht mehr an Reita und den Kuss, Kyo, Jui und die Schlägerei – er war das erste Mal, seit er heute den Club betreten hatte, befreit einfach am feiern und genoss jede Minute.
 

Amüsiert beobachtete er Bous Versuche sich Kanon zu nähern. Doch er hatte keine Chance, da Kanon ihm scheinbar vollkommen unabsichtlich immer wieder auswich und ihm ‚davon tanzte’. Miku und Ruki lachten, während Bou hartnäckig blieb.
 

Einige Lieder später hatte sich der kleine Blonde wieder Miku zugewendet und in einem unbeobachteten Moment zwinkerte Kanon Ruki zu und zeigte ihm das Victory-Zeichen. So ein Schlitzohr.
 

Die entspannte und spaßige Atmosphäre zwischen den vieren herrschte bis zum frühen Morgen, wo sich der Club langsam anfing zu leeren. Nur noch wenige waren auf der Tanzfläche, einige Schnapsleichen lagen oder saßen in der Gegend rum, knutschende Pärchen besetzten noch hier und da einige Sitzecken und der allgemeine Tumult legte sich. Erst als Tora und Shinya die Jüngeren aufgabelten und meinten, es wäre Zeit zu gehen, rissen sie sich von der Musik los und folgten den zweien.
 

Draußen schlug ihnen klare Luft und eine angenehme Morgenfrische entgegen, sodass alle erst mal einen tiefen Atemzug taten. Wie spät – bzw. früh – es tatsächlich schon wahr, erfuhr Ruki erst mit einem Seitenblick auf Bous kitschige Armbanduhr (sie hatte Hasenohren...): fünf Uhr.
 

Eines stand definitiv fest: Er brauchte dringend Schlaf! Aber nach Hause konnte er nicht. Er hatte gestern keinen Schlüssel eingesteckt, als er Nao nach Hause begleitet hatte und so würde er wohl oder übel bei sich Zuhause klingeln müssen. Und wenn er um die Zeit seine Eltern weckte und dann auch noch nach Alkohol roch, würde das sicher nicht gerade herzlich ausgehen. Vielleicht konnte er mit zu Kanon?
 

Doch da stellte sich das nächste Problem raus: Kanon hatte ebenfalls keinen Schlüssel. Als Tora schließlich auf Aois Handy anrief, brauchte er ziemlich lange, bis er durchkam. Und nach dem Telefonat waren sie nicht besser dran, denn Kanons großer Bruder – der scheinbar Einzige hier mit Schlüssel! – war noch in der Nacht mit Miyavi in die Nachbarstadt gefahren, wo dieser seine Wohnung hatte und – na ja, was die zwei getrieben hatten, musste wohl nicht näher erläutert werden. Fakt war, er konnte in frühestens drei Stunden zurück sein, da die nächste Bahn erst um halb acht fuhr.
 

Bou und Miku konnte ebenfalls noch nicht zu sich, da sie im selben Gebäudekomplex wohnten – und das hatte Sperrstunden. Vor sieben Uhr kam dort keiner rein.
 

„Dann kommt ihr eben auch mit mir“, meinte Shinya da und schnappte sich schon Toras Hand, um loszugehen, „Ich hab eine eigene Wohnung und wenn es für euch kein Problem ist, es euch im Wohnzimmer bequem zu machen, dann sollte das kein Problem sein.“ Tora wirkte kurz etwas enttäuscht, weil er wohl gehofft hatte, mit Shinya allein zu sein, aber er nickte schließlich. „Ich muss eh in zwei Stunden die Bahn nehmen...“, nuschelte er und die kleine Truppe setzte sich in Bewegung.
 

Unterwegs sah sich Ruki hier und da etwas genauer um. Er kannte die Stadt schließlich noch nicht und wollte sich so viel einprägen, wie er konnte. Doch durch die aufkommende Müdigkeit, stachen ihm nur einige Punkte ins Auge, der Rest verschwamm alles zu einer einzigen Suppe in seinem Hirn...
 

Sie überquerten die Kreuzung, ohne auf die Ampel zu achten, da weit und breit kein einziges Auto zu sehen oder zu hören war und schlenderten auf der anderen Straßenseite an kleinen Mehrfamilienhäusern vorbei, bis sie auch schon kurz darauf über die nächste Straße gingen. Und hier war nun das große Universitätsgelände. Zwei Studentenwohnheime grenzten an das große Unigebäude an, zu dem auch noch ein Basketballplatz und ein Kiosk gehörten. Von der Straße aus konnte man nicht alles erkennen, sie hätten durch die kleine Gasse zwischen den Studentenwohnungen gehen müssen, um wirklich die vollen Ausmaße des Komplexes zu begutachten, aber das war nicht ihre Absicht und so gingen sie weiter.
 

Nebenbei bemerkte Ruki, dass er auf der linken Seite, etwas weiter entfernt, ihre Schule sehen konnte. Ein Stückchen weiter hinter Universität und Schule folgte eine Kreuzung ohne Ampel, die sie einfach schräg überquerten und anschließend nicht auf dem Weg blieben, sondern zwischen Tankstelle und Getränkemarkt den Pfad nahmen, die hintere Außenwand des Markts entlanggingen und schließlich zum Hintereingang eines kleinen Hauses kam.
 

Ruki wusste, dass sie ihr Ziel erreicht hatten, als sie über die Feuerleiter in den zweiten Stock gelangten, Shinya dort mit geübten Handgriffen die Balkontür öffnete und alle hereinbat.
 

Als sie die Wohnung betraten, standen sie in dem kleinen, aber gemütlichen Wohnzimmer, dessen Balkonseite nur aus Fenstern bestand. Und als er sich umdrehte und aus der Tür sah, wo sie gerade herkamen, konnte er über die kleinen Läden hinweg fast alles Wichtige überblicken, was er bisher gesehen hatte. Die Schule und die Universität, das Einkaufscenter und das Krankenhaus – nur der Club war nicht zu sehen, der lag hinter dem großen Unigebäude.
 

Auch sah er etwas anderes, was seine Aufmerksamkeit erlangte. Wenn er weiter nach links sah, wurden die Häuser kleiner, weniger und schließlich kam eine freie Fläche... mit einem See. Die aufgehende Sonne wurde von dem Wasser reflektiert und gab dem Beobachter ein schönes Bild.
 

„Ruki?“, erschrocken zuckte er zusammen. Er hatte schon wieder ganz vergessen wo er war. So drehte er sich schnell in Richtung Stimme und sah, dass Kanon und Miku gerade das Sofa auseinander klappten. „Wenn wir alle zusammenrücken ist da Platz für jeden“, meinte Bou und gähnte kurz darauf.
 

Tora kam ins Zimmer und kratzte sich etwas desorientiert am Kopf, als er nachdachte, was er überhaupt noch mal wollte. „Im Bad könnt ihr euch ein bisschen frisch machen“, meinte er schließlich, „Shinya hat für jeden ein T-Shirt rausgelegt, was ihr zum Schlafen nehmen könnt. Allerdings herrscht hier Zahnbürstenknappheit, also –“ Miku unterbrach ihn. „Macht euch keinen Kopf, wir kommen schon klar. Ihr könnt euch ruhig zurückziehen“, zwinkerte er noch keck und Tora zog ne Grimasse, die nur gespielt strafend aussah. Bou lachte.
 

Als der Ältere schließlich grummelnd das Zimmer wieder verlassen hatte, trotteten die vier den Flur lang, auf der Suche nach dem Bad. Dort war für sie alle natürlich wenig Platz, trotzdem quetschten sich alle hinein. Während Bou begann sich abzuschminken, fand Miku eine neue Packung Zahnbürsten, in der allerdings nur zwei waren. „Ach, die teilen wir uns“, meinte er locker und begann sie auszupacken.
 

Nach einem Gerangel am Waschbecken, wo mehr Wasser spritzte, als scheinbar abfloss, waren sie alle vier soweit fertig, dass sie sich umzogen. Ruki war es ein wenig unangenehm, sich hier vor den anderen auszuziehen, doch ehrlich gesagt war er zu müde um sich jetzt noch zu genieren und so folgte er dem Beispiel der anderen. Bou stand schon ausgezogen bis auf die Unterwäsche da und versuchte zwischen den Körpern der anderen und den fliegenden Wäschestücken nach einem Schlafshirt zu angeln – was auf so engem Raum etwas schwierig wurde.
 

Noch dazu wurde ihm die Suche nicht gerade erleichtert, als Miku mit seiner Hose kämpfend begann rumzuhoppeln und gleichzeitig versuchte sein Oberteil über den Kopf zu ziehen – was furchtbar albern aussah. Die Hose in den Kniekehlen, die Shirt um den Kopf gewickelt stand er da und verhedderte sich immer mehr, bis Kanon sich erbarmte und ihm half. Bou lachte sich mittlerweile halbtot, so bescheuert war die Aktion – immerhin hatte Kanon nicht viel mehr an und es sah einfach nur komisch aus, wie die beiden auf engstem Raum mit ihren Anziehsachen kämpften.
 

Ruki schlüpfte schnell in eines der T-Shirts und wollte das Bad verlassen, als es plötzlich einen Ruck, vier erschreckte Laute und einen großen Plumps gab, woraufhin alle vier albern lachend auf dem Boden lagen.
 

Er wusste nicht, wie lange es schließlich gedauert hatte, bis alle entknotet und endlich fertig umgezogen und wieder im Wohnzimmer waren. Ruki wartete bis Kanon, Miku und Bou sich auf die Schlafstätte hatten fallen lassen und kroch erst dann auf einen kleinen freien Fleck zwischen Bou und Kanon. Mit dem Gesicht zu Bou sah er, wie Miku von hinten einen Arm um den Kleinsten legte und sie noch mehr zusammenrückten – die Augen geschlossen und selig lächelnd.
 

Da betrat Shinya wieder das Zimmer, in der Hand ein paar leichte Decken und Kissen. Als er seinen Blick übers Sofa schweifen ließ, lächelte er liebevoll. Nacheinander breitete er die Decken über die Jüngeren aus und reichte ihnen auch Kissen, was diese nur noch im Halbschlaf mitbekamen und sie wie in Trance unter ihre Köpfe stopften.
 

Ruki drehte sich noch zu Kanon herum, bekam den Gute-Nacht-Wunsch von Shinya kaum noch mit und schloss entspannt die Augen.
 

Er öffnete sie noch einmal kurz, als er merkte, wie Kanon sich an ihn kuschelte. Lächelnd legte er einen Arm um ihn und schloss erneut die Augen. Keine Sekunde dachte er mehr an die Geschehnisse des heutigen – oder gestrigen? – Tages, wie er es sonst immer tat, wenn er Zuhause allein im Bett lag. Dafür war er erstens zu müde und zweitens viel zu abgelenkt.
 

Die Wärme der anderen lullte ihn ein und es dauerte nur Sekunden, bis er friedlich eingeschlafen war.
 

~*~*~
 

Das nächste Mal in Big City Life...
 

Kanon und Ruki standen unschlüssig eine Weile einfach nur da, ehe Kanon sich zu Ruki umdrehte und Anstalten machte, etwas zu sagen. Doch das blieb aus und stattdessen umarmte er Ruki vollkommen unvorbereitet. Auch er legte seine Arme um seinen Klassenkamerad und wartete ab. „Danke“, nuschelte es schließlich an seinem Ohr und er musste leicht lächeln. „Wofür?“, fragte er und musste leicht lachen, „Immerhin hat dein Bruder uns doch auf die Party geschleppt, nicht ich!“ Noch immer löste sich Kanon nicht von ihm. „Aber ohne dich wäre das nicht passiert. Yuu hat mich vorher noch nie mit auf Party genommen – das hat er nur wegen dir gemacht, ganz sicher. Und auch für alles andere danke“, setzte er noch nach, „Du gibst dir solche Mühe mit mir. Danke, Ruki.“

[Takeru] Mittlere Krise

Zu erst einmal möchte ich mich bei allen entschuldigen, dass es so irre lang gedauert hat diesmal -.- ! *verbeug*

Meine Beta war im Uni-Stress und ohne, dass sie einmal drüber gelesen hat, lass ich das nicht auf die Menschheit los ^^°° !

Aber jetzt kommt endlich das nächste Kapitel (was leider auch noch nicht mal sonderlich interessant ist *hust*) und Kapitel 12 kommt dann wieder eher ^^ !

Ich hoffe, ich werde jetzt nicht gelyncht T.T
 

Auf jeden Fall wünsche ich euch auch weiterhin viel Spaß mit der Geschichte und hoffe, dass ihr mich wegen der langen Wartezeit jetzt nicht hasst ^^°
 

Titel: Big City Life

Teil: 12/?

Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^°

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8... ^^° ?)

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

LG

Maya
 


 


 

Kapitel 11 – [Takeru] Mittlere Krise
 

Was zuletzt geschah...
 

Er öffnete sie noch einmal kurz, als er merkte, wie Kanon sich an ihn kuschelte. Lächelnd legte er einen Arm um ihn und schloss erneut die Augen. Keine Sekunde dachte er mehr an die Geschehnisse des heutigen – oder gestrigen? – Tages, wie er es sonst immer tat, wenn er Zuhause allein im Bett lag. Dafür war er erstens zu müde und zweitens viel zu abgelenkt.
 

Die Wärme der anderen lullte ihn ein und es dauerte nur Sekunden, bis er friedlich eingeschlafen war.
 

~*~*~
 

Die Nacht – bzw. der Morgen – verlief relativ ruhig. Bou war nach knapp einer Stunde aufgesprungen und hatte die anderen bei seiner Flucht ins Bad geweckt – nicht zuletzt, weil er in seiner Eile auf Ruki getreten war. Miku war hinterher geflitzt.
 

Shinya war kurze Zeit später aus seinem Schlafzimmer gekommen und hatte nach den beiden gesehen, was wiederum Tora ebenfalls hatte aufstehen lassen. Verstimmt war er ohne ein Wort an ihnen vorbei in die Küche gegangen und wurde die nächste halbe Stunde nicht mehr gesehen. Für ihn hatte es sich sowieso nicht gelohnt, sich noch groß hinzulegen, da seine Bahn ja bald fuhr.
 

Als Bou und Miku wieder im Bett lagen, waren alle schnell wieder eingeschlafen und so bekamen sie nicht mit, wie Tora pünktlich die Wohnung verließ, um nach Hause zu fahren.
 

Als Ruki das nächste Mal wach wurde, war es bereits Mittag. Müde rieb er sich die Augen und versuchte gegen das Sonnenlicht anzublinzeln, welches durch die Balkontür hereinschien. Verschlafen ließ er seinen Blick durch das Zimmer schweifen und fand schließlich eine Uhr, die ihm sagte, dass es bereits kurz nach zwölf war.
 

Er richtete sich auf und bemerkte erst jetzt, dass Miku nicht mehr im Bett war. Bou schlief noch und sah recht blass um die Nase aus, auch Kanon machte keinen besseren Eindruck. Scheinbar war beiden der Alkohol nicht wirklich bekommen und nun lagen sie mit einem dicken Kater flach.
 

Also stand er auf, ohne die beiden zu wecken und machte sich auf den Weg ins Bad. Auf dem Weg zur Toilette warf er nur einen flüchtigen Blick nach rechts in den Spiegel, zuckte kurz erschrocken zusammen und knallte mit dem Knie an die Heizung. Er fluchte halblaut und wandte sich dann vorsichtig erneut an den Spiegel. Gott, er sah ja verboten aus! Die Haare standen ihm zu Berge, er war blass, hatte Augenringe bis unter die Achseln und er sah so zerknittert aus, als wäre er achtzig.
 

Halleluja. Schreck in der Morgenstunde, konnte er da nur sagen. Nachdem er sich erleichtert und halbwegs menschlich wieder hergerichtet hatte, schlurfte er durch den Flur, am Wohnzimmer vorbei – was im Übrigen keine Tür hatte – und wandte sich nach links, wo direkt die Küche war. Auch diese hatte keine Tür und man konnte über den Flur direkt vom einen Zimmer ins gegenüberliegende gucken.
 

Auch die Küche war klein. Lediglich ein kleines Hängeregal, ein Regal mit kleinem Kühlschrank, eine Ablage mit Mikrowelle und Spüle und ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen daran fand hier drinnen Platz.
 

An diesem Tisch saßen Shinya und Miku, die ihm beide einen schönen guten Morgen wünschten. Ruki erwiderte halbherzig und wollte sich gerade kurzerhand einfach auf die Ablage setzen, als Shinya auch schon aufstand. „Kannst meinen Stuhl haben, muss jetzt eh weg“, meinte er und trank den Rest Kaffee, ehe er nach seiner Tasche am Boden griff und die Küche verließ. Im Flur schlüpfte er in seine Schuhe und schnappte sich die Jacke vom Garderobenständer. Dann kam er noch einmal zurück, verabschiedete sich herzlich und verließ kurz darauf die Wohnung.
 

Ruki war zu verpeilt, um das alles schon zu verarbeiten und griff nach einer Tasse Kaffee. „Wo ist er denn hin?“, fragte er nebenbei Miku, der aufstand und seine Tasse in die Spüle stellte. „Der hat um eins ne Vorlesung“, erklärte er knapp und setzt sich wieder, „Und? Kanon und Bou schlafen noch?“
 

Er nickte und musterte Miku dann. „Du siehst aus, als hättest du gar nicht gefeiert“, stellte er trocken fest und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte sinken. Er war noch immer müde. Heute würde er definitiv nichts mehr unternehmen, als nach Hause gehen, nur um sich dort gleich wieder ins Bett schleppen. Miku lachte. „Ach, ich bin so oft feiern – man gewöhnt sich dran. Aber Bou ist nicht so häufig einen trinken und ihm ist jeeedes Mal danach schlecht! Und das Kanon noch weggetreten ist, ist auch klar.“
 

Ruki wollte sich wirklich dazu äußern und mit Miku eine halbwegs intelligente Unterhaltung führen, aber sein Hirn fühlte sich an wie Brei und so nickte er nur und schlürfte erneut aus seiner Tasse.
 

Miku ging sich umziehen und während er das Bad blockierte, sickerten langsam die Erinnerungen der Nacht in Rukis Gedächtnis. Maaan, nie wieder Alkohol...
 

Aber als er die Begegnung mit Reita kurz beiseite schob, kamen ihm die ganzen anderen Dinge in den Sinn. Die Schlägerei, die Jui wegen der beiden Jungen begonnen hatte, die paar Minuten mit ihm an der Bar und schließlich das große Auskotzen danach an der frischen Luft. Wieder einmal fragte sich Ruki, was es mit ihm und Nao auf sich hatte, warum die beiden sich nicht leiden konnten. Bzw. nicht mehr leiden konnten, denn er hatte den Verdacht, dass die beiden sich sehr wohl einmal verstanden hatten.
 

Er bekam Kopfschmerzen. Vielleicht sollte er besser nicht an Jui denken? Und am besten auch nicht an den Rest der Party. Ungesund... viel zu ungesund...
 

Eine Stunde später waren auch Kanon und Bou endlich auf den Beinen und fertig angezogen. Gemeinsam machten sich die vier dann auf den Weg nach Hause, hinterließen noch eine Nachricht mit einem dicken Danke an Shinya und zogen sorgfältig hinter sich die Tür zu. Auch hatten sie das Wohnzimmer und das Bad aufgeräumt und so verlassen, wie sie es heute Morgen vorgefunden hatten. Die T-Shirts, Decken und Kissen hatten sie zusammen gelegt und auf dem Wäschekorb im Bad deponiert. Schließlich wollten sie Shinya kein Schlachtfeld hinterlassen.
 

Bou und Miku wollten sich direkt vor Shinyas Wohnung von ihnen verabschieden, da sie an der Bushaltestelle auf den nächsten Bus warten wollten. Ihr Weg nach Hause war noch weiter als Kanons oder Rukis und nach Party war ihnen nicht nach Laufen zumute. Kanon setzte sich schließlich ebenfalls ins Wartehäuschen und streckte müde die Beine aus. „Komm, wir fahrn auch mit Bus“, meinte er nur und ließ den Kopf in den Nacken fallen.
 

Erst als Ruki sich dazu setzte, fiel ihm auf, wie locker Kanon plötzlich war. Restalkohol? Oder es lag an ihrer Gesellschaft und der Tatsache, dass sie alle zusammen feiern gewesen waren. Aber vielleicht bildete er sich das auch einfach ein – Tatsache war, dass er seine armen Gehirnzellen, die er nicht die Nacht versoffen hatte, am frühen Morgen nicht mit solchen Gedanken belästigen wollte.
 

Im Bus wurde kaum bis gar nicht geredet. Außer dem kurzen Adressen- und Nummernaustausch passierte nichts und Ruki konnte ein wenig aus dem Fenster vor sich hinstarren. Miku und Bou schienen auf ihren Sitzen hin und wieder einzuschlafen und auch Kanons Kopf kippte kurze Zeit später auf seine Schulter.
 

Ruki bemerkte nach wenigen Minuten Busfahrt, dass die Linie eine andere Route fuhr, als sie heute morgen gelaufen waren. Der Bus fuhr am Industriegebiet der Stadt vorbei, das allerdings ziemlich abrupt an einer relativ hohen Mauer endete, die es von dem nächsten Gebiet abschnitt. Und Ruki ahnte auch wieso – von hier aus waren zwar nur drei Lokalitäten zu erkennen, aber diese reichten ihm. Ein Pornokino, eine Schwulenbar und eine große Disco. Was sich dahinter noch alles befand wollte er gar nicht wirklich wissen...
 

Bald bogen sie wieder Richtung Wohngebiete ein und zwei Stops weiter wurde als nächste Haltestelle das Krankenhaus eingeblendet. Vorsichtig weckte er Kanon und beide verabschiedeten sich nur kurz von Bou und Miku, die nun versuchen mussten wach zu bleiben, wenn sie ihre Station nicht verpassen wollten.
 

Ein kühler Luftzug begrüßte die beiden Jungen, die sich leicht fröstelnd tiefer in ihre Klamotten verzogen. Die Sonne schien zwar noch immer, aber es war doch reichlich frischer geworden, als noch vorhin.
 

Kanon und Ruki standen unschlüssig eine Weile einfach nur da, ehe Kanon sich zu Ruki umdrehte und Anstalten machte, etwas zu sagen. Doch das blieb aus und stattdessen umarmte er Ruki vollkommen unvorbereitet. Auch er legte seine Arme um seinen Klassenkamerad und wartete ab. „Danke“, nuschelte es schließlich an seinem Ohr und er musste leicht lächeln. „Wofür?“, fragte er und musste leicht lachen, „Immerhin hat dein Bruder uns doch auf die Party geschleppt, nicht ich!“ Noch immer löste sich Kanon nicht von ihm. „Aber ohne dich wäre das nicht passiert. Yuu hat mich vorher noch nie mit auf Party genommen – das hat er nur wegen dir gemacht, ganz sicher. Und auch für alles andere danke“, setzte er noch nach, „Du gibst dir solche Mühe mit mir. Danke, Ruki.“
 

Die beiden trennten sich und mit einem letzten Lächeln und einem >Wir sehn uns morgen< gingen beide ihres Weges – Kanon nach links, Ruki nach rechts. Als Ruki bei sich Zuhause klingelte, öffnete ihm seine Mutter, die er mit wenigen Worten abspeiste und nach oben verschwand. Sie schien nicht sauer, sah sie doch, dass ihr Sohn müde war und ließ ihn ziehen.
 

In seinem Zimmer angekommen schälte er sich – wie er erst jetzt merkte – aus Kanons und zum Teil Aois Klamotten und ließ sich ins Bett fallen. Er war erschöpft, aber seltsamerweise schlief er auch nach einer halben Stunde Rumliegens einfach nicht mehr ein. Und das wurmte ihn gewaltig!
 

Also streckte er sich soweit es ging, ohne aus dem Bett zu fallen und griff nach seinem Laptop. Er machte es sich schön bequem, ließ ihn hochfahren und wartete ab. Viele Leute hatte er noch nicht in der MSN-Liste – und von seinen neuen Bekanntschaften auch nur Kanon. Und dass dieser jetzt online war bezweifelte er dann doch. Aber sicher würde sich eine Beschäftigung finden und wenn er nur ein wenig im Netz surfte.
 

Nachdem er sich bei MSN angemeldet hatte, bestätigte sich, dass momentan keiner seiner Kontakte online war. Allerdings hatte er mehrere Nachrichten erhalten, die er verwundert öffnete. Es waren eine gute handvoll Erlaubnisanfragen, eine mit einer Nachricht unterlegt.
 

>Du bist doch der Tolle von der Party, ne?<
 

Mehr stand dort nicht. Der Absender war ein gewisser >Take-chan< und Ruki kramte in seinem Gedächtnis, ob er jemanden kennen gelernt hatte, der so oder so ähnlich hieß. Doch ihm fiel niemand ein. Aus reiner Neugierde antwortete er der Person mit einer Gegenfrage.
 

Ruki sagt:

Wer will das wissen?
 

Er wollte sich gerade gemütlich dem Internet widmen und ein wenig nach neuen CDs und ähnlichem suchen, als er auch schon eine Antwort bekam.
 

Take-chan sagt:

Der Weihnachtsmann XD
 

Nun war Ruki vollkommen aus dem Konzept. Was war denn jetzt kaputt? Wer zum Henker war das und was wollte der? Der Name sagte ihm absolut nichts und die Antwort konnte er auch niemandem zuordnen. Außer vielleicht Miku konnte er niemandem eine solche Antwort zutrauen. Aber es war äußerst unwahrscheinlich, dass Miku sich hinter dem Namen versteckte, denn der hieß bei MSN ganz sicher nicht >Take-chan<.
 

Um sich etwas zu orientieren, sah er die Erlaubnisanfragen durch und entdeckte tatsächlich einen >NYAPPYMiku< - also konnte >Take-chan< nicht Miku sein...
 

Ruki sagt:

Na deinen Bauch will ich nicht haben ^.~
 

Take-chan sagt:

XD
 

Take-chan sagt:

Bist es denn nun, oder nicht?
 

Ruki fand seinen Gesprächspartner irgendwie sympathisch. Absolut durchgeknallt und scheinbar ein wenig fernab der Realität, aber durchaus sympathisch.
 

Ruki sagt:

Kommt ganz drauf an XD
 

Take-chan sagt:

Du weißt schon – der, der mit Kanon da war ^^
 

Ruki sagt:

Davon weiß ich immer noch nicht, wer DU eigentlich bist Oo
 

Ruki sagt:

Bist du ein Freund von Kanon?
 

Take-chan sagt:

Nein, wir kennen uns nicht ^^°
 

Take-chan sagt:

Ich kenn ihn nur vom Sehen – aus der Schule
 

Ruki sagt:

Du gehst auf unsere Schule?
 

Take-chan sagt:

Jein ^^°
 

Take-chan sagt:

Ich bin noch in der Mittelstufe, also sind wir technisch gesehn zwar auf dem selben Schulgelände, aber nicht in derselben Schule XD
 

Ruki musste grinsen. Er war also noch nicht bei ihnen in der Oberstufe und damit höchstwahrscheinlich jünger als 16 oder sogar 15. Mittlerweile fragte er sich ernsthaft, wie die kleinen Küken alle in diesen Club reinkamen...
 

Ruki sagt:

Und du warst gestern auch auf der Party im Checkpoint?

Was haste denn da verlorn Oo ?
 

Take-chan sagt:

*lach* XDD
 

Ruki sagt:

Ja bitte XD ?
 

Take-chan sagt:

Ein Freund hat mich überredet mit zu kommen – war meine erste Party ^/^
 

Ruki sagt:

Und wie kommts, dass du mich anschreibst?

Wir kennen uns ja nicht mal Oo

Wie bist du überhaupt an meine Nummer gekommen ._.“ ?
 

Take-chan sagt:

Ich hab dich gesehn und fand dich toll – hab mich aber nicht getraut, dich anzusprechen ^//^
 

Take-chan sagt:

Es waren immer so viel Leute um dich herum... *schüchtern ist*
 

Ruki sagt:

Nein wie süß XD
 

Take-chan sagt:

Hab gehört, dass du Ruki heißt und hab dich dann einfach bei MSN gesucht...
 

Take-chan sagt:

Gar nicht süß >.< !
 

Ruki sagt:

Schade XD
 

Take-chan sagt:

Kann ich nicht morgen in der Schule mit dir und Kanon ein bisschen rumhängen?

Ich würd euch gern kennen lernen ^/^ !
 

Holla! Ruki musste seine Gedanken ordnen. Ok, was passierte hier gerade? Ein Junge – er nahm zumindest an, dass es sich um einen Jungen handelte – schrieb ihn an und sagte, dass er ihn toll fand und gern mit ihm und Kanon in der Pause rumhängen würde.
 

Lief hier irgendwas verkehrt? War nicht >er< es gewesen, der Saga und seine Leute bewunderte und unbedingt mit diesen rumhängen wollte? Und plötzlich befand er sich selbst in so einer Situation und wusste nicht wirklich damit umzugehen. Sollte er ja sagen? Eigentlich konnte ja nichts passieren, oder? Und Kanon würde sicher auch nichts dagegen haben.
 

Ruki sagt:

Öhm – warum nicht Oo
 

Take-chan sagt:

Ui, toll ^-^
 

Take-chan sagt:

Geht das auch wirklich ._. ?
 

Ruki sagt:

Ich wüsste nichts, was dagegen sprechen sollte Oo
 

Doch da fiel ihm siedend heiß ein Grund ein: Nao! Kanon und er waren doch mit Nao in der Pause zusammen und wenn plötzlich dieser Take-chan auftauchen würde, müsste er zwangsweise erklären, woher er ihn kannte und dann würde rauskommen, dass er im Checkpoint gewesen ist! Obwohl... hatte Nao ihm verboten, in das Checkpoint zu gehen? Argh, das war zum Verzweifeln! Was sollte er bloß tun?
 

Take-chan sagt:

*freu* ^_________________^
 

Take-chan sagt:

Ich komm dann morgen in der ersten Pause zu euch rüber, ja?
 

Take-chan sagt:

Treffen wir uns bei den Tischtennisplatten?
 

Ruki sagt:

Klar, wir werden da sein ^^
 

Take-chan sagt:

Klasse!

Dann bis morgen!
 

Take-chan sagt:

Bye!
 

Ruki sagt:

Bis dann!
 

Take-chan ging offline und Ruki raufte sich die Haare. Was zum Henker war das gerade?? Hatte er sich tatsächlich eben mit einem völlig Fremden für morgen verabredet? Den er absolut nicht kannte und dessen Anwesenheit er Nao versuchen müsste verständlich zu machen, was ohne sein Geständnis zur Party gegangen zu sein nicht klappen würde?
 

Nao würde ihm den Kopf abreißen. Was sollte er bloß tun? Er war verloren...
 

Beinahe lustlos sah er sich die anderen Erlaubnisanfragen an, teilte einfach jedem sein Einverständnis mit, ohne genauer nachzuhaken und fuhr den PC herunter, als er sah, dass niemand anderes mehr online kam.
 

Die Nacht verbrachte er damit, sich Horrorszenarien im Kopf auszumalen, was morgen alles passieren konnte. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis er endlich Schlaf fand und nur wenige Stunden später auch schon wieder von seinem Wecker – und kurz darauf seiner Mutter – geweckt wurde.
 

Mit dem Gefühl im Magen, er sei auf dem Weg zum Schafott, machte er sich für die Schule fertig. Er brauchte heute Morgen so lange dafür, dass er beinahe zu spät aus dem Haus kam. Einen letzten sehnsüchtigen Blick warf er seinen beiden Mäusen zu, die zurückblickten, als würden sie ihn für bekloppt halten, bevor er mit einem gemurmelten >auf in den Kampf< losging. Kein bisschen gestylt – außer minimal die Haare – fragte er sich idiotischerweise auf dem Weg zur Schule, ob dieser Take-chan ihn überhaupt noch toll finden würde. Wahrscheinlich hatte dieser ein vollkommen falsches Bild von ihm. Immerhin hatte er ihn nur auf der Party gesehen und da war er das erste Mal so herausgeputzt worden.
 

Warum machte er sich überhaupt über so etwas Schwachsinniges jetzt Gedanken? Eigentlich müsste er sich viel mehr ein paar gute Ausreden für nachher überlegen, wenn seine neue MSN-Bekanntschaft bei ihnen auftauchen würde.
 

Am Schultor warteten Nao und Kanon schon auf ihn. Das erste was ihm auffiel war, dass Kanon seinen Pulli wieder unter dem Schulblazer trug und Nao gerade seine Apfelreste entsorgte. Seltsam. Das Bild erschien ihm wie an seinem ersten Tag hier, dabei war soviel in der Zwischenzeit passiert...
 

„Morgen!“, begrüßte Nao ihn überschwänglich und begann gleich darauf ihn zuzuplappern. Kanon und Ruki umarmten sich kurz zur Begrüßung, was von Nao scheinbar unbemerkt blieb, der schon erzählend vorlief und kurze Zeit später Rukis gesamte Aufmerksamkeit beanspruchte. „Ich muss gleich mit dir reden“, flüsterte er deswegen nur schnell Kanon zu und lauschte dann weiter Naos Worten.
 

Nao plauderte von seinem Wochenende und dem Besuch bei seiner Großmutter. Seine Cousine sei schwanger, was keiner aus der Familie gewusst hatte bis Samstag und so weiter und so weiter.
 

Erst als die Frage nach ihrem Wochenende kam, geriet Ruki kurz ins Rotieren. Kanon verkroch sich noch mehr in seinem Pullover – das war also Taktik – und überließ es dem Kleineren eine Erklärung zu finden. „Wir haben zusammen was gemacht, nicht wahr, Kanon?“, dieser nickte nur hastig, „Ich war bei ihm Zuhause und hab auch gleich seinen Bruder kennen gelernt, weißt du? Nichts Besonderes also...“, er winkte ab und hoffte, dass Nao nicht weiter nachhaken würde.
 

Dieser hob skeptisch eine Augenbraue und schwieg von da an. Es war beunruhigend...
 

In den ersten beiden Stunden hatten sie Chemie und während sie vor dem Raum auf den Lehrer warteten, unterhielt sich Nao mit einem Klassenkameraden, sodass Kanon und Ruki unter sich waren. Dennoch sprachen sie kein Wort miteinander. Naos Verhalten erinnerte Ruki an seine Verstimmung, als er Saga das erste Mal in der Kantine gesehen hatte.
 

Scheinbar war Nao verletzt und Ruki spürte einen Knoten in seinem Magen, als ihm der Gedanke kam, dass dieser etwas wissen konnte und nun beleidigt war, weil Ruki ihn angelogen hatte. Dass ihm dieser Gedanke erst jetzt kam war verwunderlich. Nur, weil Nao nicht selber auf solche Partys ging, konnte er doch trotzdem jemanden kennen, der dort gewesen war und ihm erzählt hatte, dass er ihn dort mit Kanon gesehen hatte. Er konnte es also wissen. Aber warum sagte er nichts? Wollte er Ruki und Kanon mit Schweigen strafen? Oder wusste er doch nichts und Nao hatte lediglich so seltsam geguckt, weil er ihm gesagt hatte, dass er bei Kanon Zuhause gewesen war? Aber warum sollte er das? Maaaaaan, das war ja zum Haareraufen!
 

Kanon und Nao setzten sich im Chemieraum an ihre gewohnten Plätze und Ruki versuchte in dem Durcheinander herauszufinden, wo noch ein Platz frei war. An dem letzten Tisch fand er einen und kaum dass er saß, knallte das Klassenbuch auf das Pult und der Lehrer prüfte die Anwesenheit. Wieder fehlte Ogata Hiroto.
 

Ruki ließ seinen Blick durch die Klasse schweifen. Es standen insgesamt fünf große Gruppentische in dem Raum verteilt, an denen jeweils sechs Schüler sitzen konnten – drei auf der Fensterseite und zwei an der Wandseite. Der Raum war relativ groß, hell beleuchtet durch die Fenster und hinter dem Pult war eine fast doppelt so große Tafel angebracht, wie in ihrem Klassenzimmer. Links neben der Tafel führte eine Tür in ein Hinterzimmer. An den Wänden hingen riesige Poster mit chemischen Formeln und natürlich das Periodensystem, über welches er einmal einen Test hatte schreiben müssen.
 

Kanon entdeckte er an dem Gruppentisch vorne links und Nao an dem Tisch vorne rechts. Beide saßen mit dem Rücken zueinander, was Ruki triumphierend grinsen ließ, als er in seinem Collegeblock nach einem unbeschriebenen Blatt suchte und schließlich herausriss.
 

Während der Lehrer vorne mit dem Unterricht begann, kritzelte Ruki schnell ein paar Worte auf den Zettel.
 

>KRISE! Kriegen in der Pause Besuch!<
 

Er knüllte ihn zusammen und wartete bis der Lehrer ihm den Rücken zudrehte. Er musste über einen ganzen Tisch hinweg werfen und das klang einfacher, als es war. Zum Glück landete er zumindest auf dem Tisch und mit einem Handzeichen an seinen Klassenkamerad, der den Zettel abbekommen hatte, bekam Kanon ihn sogar in die Hände.
 

Verwundert nahm dieser ihn entgegen, warf einen Blick zu ihrem Lehrer, der gerade eine Tabelle an die Tafel zeichnete und las die Nachricht. Ruki verfolgte das Mienenspiel des anderen und wartete, bis dieser zu einem Stift griff, ehe er die Tabelle von der Tafel begann abzuzeichnen.
 

Als das Papierknäuel ihn am Kopf traf, faltete er ihn schnell auf und ignorierte die fragenden und verwirrten Blicke seiner Tischgenossen – die er sich bis dato nicht einmal näher angesehen hatte, so beschäftigt war er mit der Take-chan-Krise.
 

>Besuch? Ich versteh nur Bahnhof =.=<
 

Ruki sah diesmal nur noch flüchtig zum Lehrer und begann mit einer Erklärung.
 

>Ich wurde gestern von einem Take-chan angeschrieben, der auch im Checkpoint war und sich in der ersten Pause mit uns treffen will!<
 

Als er ihn dieses Mal zurückwarf, landete er genau auf Kanons Chemieunterlagen und Ruki war ein wenig stolz. Zielen kann man also doch lernen. Hoffentlich unauffällig warf er einen Blick hinüber zu Nao, der scheinbar von ihrem Treiben noch nichts mitbekommen hatte. Wie auch? Im Rücken hatte man bekanntlich keine Augen und die Jungen und Mädchen, die ihren Schriftwechsel beobachten konnten, schienen kein Interesse daran zu zeigen, Nao ihr Wissen mitzuteilen.
 

Der nächste >Ballwechsel< blieb vom Lehrer nur knapp unbemerkt und erst jetzt fiel Ruki auf, wie wenig er sich auf den Unterricht konzentrierte. Lediglich eine Zeile zierte seine Unterlagen bislang, weil er die meiste Zeit nur nervös auf seinem Stift herumkaute, statt mit ihm zu schreiben.
 

>Krise ist gut! Wie willst du das Nao erklären?!<
 

Ruki hätte am liebsten seinen Kopf gegen die nächstbeste Wand gedonnert. Woher sollte er das denn wissen??
 

>Am besten gar nicht! Nur wie können wir es anstellen, dass Nao das nicht mitkriegt??<
 

Als er das Papier gerade erneut zusammenknüllte, traf ihn plötzlich ein Stück Kreide am Kopf und erschreckt sah er in das Gesicht seines Lehrers. „Matsumoto-kun“, meinte er streng, „Wenn Sie sich auf den Weg zur Tür begeben, bringen Sie mir bitte meine Kreide wieder.“
 

Geschockt und sich der Aufmerksamkeit jedes einzelnen in der Klasse vollends bewusst, packte er seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg zum Pult. Er übergab dem Lehrer die Kreide und trat den Weg zur Tür an. „Und bis zur nächsten Stunde möchte ich von ihnen einen 3-Seiten-Bericht über einfache Stoffchemie haben. Der fließt als schriftliche Arbeit mit in die Note ein, also geben Sie sich Mühe.“
 

Geknickt drückte er die Klinke runter und ließ die Tür hinter sich wohl etwas lauter ins Schloss fallen, als beabsichtigt, denn es knallte ganz schön.
 

Die Beschwerden des Lehrers daraufhin kamen gar nicht erst bei ihm an. Mit einem ungelösten Problem und einem Problem mehr in der Tasche machte er sich schlurfend auf den Weg zur Kantine.
 

Scheiße.
 

~*~*~
 

Das nächste Mal in Big City Life...
 

„Ihr ward im Checkpoint.“ Die drei waren die letzten im Klassenzimmer und alles was zu hören war, war Kanons Bleistift, der seinen Weg nicht in die Tasche sondern zum Boden fand. Verschreckt starrte Kanon erst Nao und dann Ruki an, der ebenfalls in seiner Bewegung erstarrt war und dem Größeren einen verständnislosen Blick zuwarf.

[NAO] Alles gesagt

Sooo - es geht endlich weiter ^^

In Kapitel 12 passiert wenigstens mal wieder etwas XD

Wünsch euch viel Spaß beim Lesen und schon mal im Vorfeld schöne Ferien und frohe Festtage ^-^/)
 

Titel: Big City Life

Teil: 13/?

Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^°

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8... ^^° ?)

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

LG

Maya
 


 


 

Kapitel 12 – [NAO] Alles gesagt
 

Die Kantine war um diese Zeit vollkommen leer und so ließ er sich einfach mit einem lauten Plumps und einem frustrierten Seufzer auf einem x-beliebigen Platz nieder, um über eine Lösung nachzudenken.
 

Und diese Lösung musste innerhalb der nächsten sechzig Minuten kommen, sonst würde er sich schlicht und ergreifend an seiner Unterhose erhängen...
 

Aber, außer Nao die Wahrheit zu sagen, würde ihm wohl leider nichts anderes übrig bleiben. Wenn er es weiterhin verschwieg und Nao es hinterrücks woanders erfuhr, konnte er sich erst recht auf Ärger gefasst machen. Und eigentlich war das etwas, was er nicht wollte. Er ignorierte zwar absichtlich Naos gutgemeinte Ratschläge, aber nicht aus dem Grund ihn zu verärgern oder zu provozieren.
 

Sein Frust hatte sich durch diese Erkenntnis allerdings keineswegs gelegt, sondern eher verstärkt. Wie sollte er es Nao beibringen? Er wollte ihn schließlich nicht verletzen, das war nie seine Absicht gewesen.
 

Um Ablenkung bemüht, lenkte er seinen Blick nach links aus dem Fenster. Und prompt war er abgelenkt. Denn vollkommen ignorierend, dass man zu spät kam, schlenderten ein paar Jungen gemütlich über den Schulhof in Richtung Haupteingang. Und das waren keine geringeren als Dai und seine Leute. Sofort klebte sein Blick an Reita und er verfluchte sich erneut für das Geschehene auf der Party. Er hatte keine Ahnung wie er sich verhalten sollte, wenn er Reita das nächste Mal gegenüberstand und er war sich momentan auch nicht so sicher, ob er das wirklich wissen wollte...
 

Als hätte Kyo seine Blicke bemerkt, sah dieser in seine Richtung und starrte ihn selbst über diese Entfernung mit einem derart finsteren Blick direkt in die Augen, dass Ruki ein Schauer über den Rücken rieselte. Schnell wandte er sein Blick ab und erschreckte sich beinahe zu Tode, als er plötzlich eine Hand auf der Schulter spürte.
 

„Hey!“, lachte es hinter ihm und Ruki versuchte sein rasendes Herz wieder zu beruhigen, „Man, Alter – was bist so schreckhaft? Schlechtes Gewissen?“ Ruki erkannte die Stimme als Mikus und verfluchte diesen kurz, aber nur halb ernst gemeint in Gedanken, ehe er sich ihm zuwandte. „Du. Hast. Mich. Halb zu Tode erschreckt!“, motze er und rang Miku ein erneutes Lachen ab. Sein Klassenkamerad setzte sich ihm gegenüber und grinste ihn breit an.
 

„Und?“, fragte er, „Was gab's in der Stunde so wichtiges mit Kanon zu klären?“ Ruki zögerte kurz und zuckte ausweichend mit den Achseln. „Nichts...“, log er nuschelnd und spürte, wie er auf seinem Sitz immer kleiner wurde.
 

Dass Miku ihm nicht glaubte, lag auf der Hand. „Was machst du eigentlich hier?“, versuchte er ihn deswegen abzulenken und sah auf die Uhr, „Die Stunde ist noch nicht zuende.“ Miku zuckte desinteressiert mit den Achseln. „Pf – ja und? Is doch Jacke wie Hose und jetzt versuch nicht weiter um den heißen Brei zu reden und erzähl Onkel Miku was geschehen ist“, er zwinkerte wieder einmal und kriegte ihn klein.
 

So kurz und knapp wie möglich berichtete er seinem Gegenüber von dem unbekannten Texter und erhoffte sich schließlich mit einem Dackelblick Rettung.
 

Allerdings war ein trockenes „Aha“ alles, was Miku hervorbrachte. Er wartete noch kurz, doch als er keine Anstalten machte, noch ein Wort über das Thema zu verlieren, hakte er nach. „Wie? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast??“
 

Miku seufzte und lehnte sich vor. „Ruki“, meinte er schließlich ruhig und so fremdartig ernst wie zum Zeitpunkt in der CD-Abteilung und wog seine Worte sorgfältig ab, „Wenn Nao nicht schon längst gecheckt hat, dass du seine Ratschläge von vorn bis hinten absichtlich missachtest, dann ist er der größte Dummkopf der Welt.“ Ruki blieb stumm. „Und wir beide wissen, dass er kein Dummkopf ist, nicht wahr?“, er nickte, „Also sag ihm klar was Sache ist und damit hat sich’s.“ Zufrieden mit sich und seinem Ratschlag lehnte er sich auf seinem Platz zurück und steckte sich einen Lutscher in den Mund.
 

Beide schwiegen daraufhin eine Zeit lang und so kam es zum ersten Klingeln, ohne dass einer bis dahin etwas gesagt hatte.
 

Nach einigen weiteren Minuten entdeckte Miku einen Bekannten und verabschiedete sich. So saß Ruki allein da und überlegte nun wie er es Nao am einfachsten und schonendsten beibringen konnte. Bald stellte Ruki fest, dass es schwer war die richtigen Worte zu finden... mal davon abgesehen, dass er es sowieso ganz anders sagen würde, wenn er erst mal vor Nao stand und mit ihm reden wollte.
 

Mit einem Blick auf die Uhr merkte er, dass er noch immer knapp eine halbe Stunde Zeit hatte, bis die Pause anfing. Allein seinen Gedanken nachhängen vertrieb nun mal doch nicht so schnell die Zeit, wie einige meinten. Außerdem deprimierte es nur.
 

Kurzentschlossen schnappte er sich seine Tasche und ging raus. Er überquerte raschen Schrittes den Hof und schwang seine Schulsachen auf die Tischtennisplatte ehe er sich selbst darauf niederließ. Er schloss die Augen und stieß in einem Versuch der Entspannung die Luft aus seinem Mund. Die Sonne schien und fühlte sich angenehm warm auf seiner Haut an, als er den Kopf in den Nacken kippen ließ und versuchte seine Gedanken zu klären. Oder eher zu vertreiben. Er wollte nicht mehr denken, bekam da nur Kopfschmerzen von.
 

Und diese steigerten sich ins scheinbar Unermessliche, als er Schritte hörte und daraufhin die Augen aufschlug. Reita war aus dem Schulgebäude ins Freie getreten und kam auf die Tischtennisplatten zu. Oder auf ihn? Nein. Er wollte sicher nur zu den Tischtennisplatten. Die, auf der er saß. Shit.
 

„Hi“, grüßte er ihn und lächelte, „Noch gut nach Haus gekommen? Wir haben uns ja hinterher gar nicht mehr gesehen.“ War das etwa ein Hauch von Enttäuschung in seiner Stimme? Der schüchterne Blick, der ihm hinter dem blonden Vorhang zugeworfen wurde, löste ein seltsames Kribbeln in Ruki aus. Während er nach Worten rang, schwang sich Reita elegant neben ihn auf die Tischtennisplatte und schlug die Beine übereinander.
 

„Ähm – ja!“, nickte er schnell und fühlte sich wie der größte Depp auf Erden, „Kanon und ich haben bei Bekannten übernachtet.“ „Würd mich freuen, wenn du nächstes Wochenende wieder im Checkpoint wärst“, lenkte Reita in eine andere Richtung und geriet dabei leicht ins Stottern. Ruki stockte und sah ihn lange an, ehe er antwortete. Reitas Uniformhosen waren ganz, allerdings mit einigen Schnallen und Ketten verziert. Das Hemd war ordentlich zugeknöpft, der Blazer aber war offen und mit reichlich Buttons bestückt. Sogar die Krawatte hatte unter Reitas Fingern eine leichte Wandlung durchgemacht und war nun mit Sicherheitsnadeln und kleinen Silberketten behängt. Als sein Blick wieder zum Gesicht hoch wanderte, sah er in dunkelbraune Augen, die, wie am Samstag mit etwas Kajal ummalt waren und ihn abwartend ansahen. Komischerweise packte Ruki in dem Moment das Verlangen seinem Gegenüber das Nasenband zu entwenden und einen Blick auf seine Nase zu werfen. Allerdings schüttelte er diesen kindischen Gedanken schnell wieder ab.
 

„Ja, warum nicht“, zuckte er schließlich mit den Achseln und versuchte sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen, in dem er so gleichgültig wie möglich klang. Reitas Augen funkelte kurz auf, aber Ruki hielt es zunächst für eine Einbildung, da es im nächsten Moment schon wieder verschwunden war. Allerdings wirkte Reitas gesamte Körperhaltung etwas angespannt. „Schön“, sagte er nur und lächelte dabei wieder etwas. Er fummelte mit seiner rechten Hand an der Krawatte herum und schien nach Worte zu ringen.
 

Doch es kam nichts weiter. Stattdessen riss er sich zusammen und rutschte von der Platte herunter, sodass er wieder vor Ruki stand. „Na ja“, meinte er nur, „Wir seh'n uns dann, ne? Ciao!“
 

Und schon war der blonde Haarschopf wieder in Richtung Schuleingang verschwunden, ohne dass Ruki sich überhaupt hatte verabschieden können. Ruki hatte plötzlich das Gefühl, dass Reita etwas anderes von ihm erwartet hatte. Oder vielleicht nichts anderes, sondern mehr? Insgeheim fragte er sich, wie Reita sich so sprunghaft verhalten konnte. Erst offenherzig und scheinbar total sicher und dann wieder so seltsam schüchtern, unsicher und leicht stotternd. Was war wohl sein wahres Ich?
 

Das Schellen zur Pause riss ihn jäh aus seinen Gedanken und der nächste Schock fuhr durch seine Glieder – nahm das denn nie ein Ende? Sein armes Herz. Wenn der Tag so weiterging, brauchte er gegen Abend einen guten Nervenarzt.
 

Allerdings musste er etwas lächeln, als er Kanon entdeckte. Als einer der ersten verließ er fluchtartig das Gebäude und sauste zwischen älteren und größeren Schülern hindurch, um nur wenige Sekunden genau vor Ruki Halt zu machen und ihn aus großen Augen anzusehen.
 

„Hast du n Plan??“, fragte er gerade heraus und krallte seine Hände so hart in die Träger seiner Tasche, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Ruki musste sich, trotz der ernsten Situation, schwer das Lachen verkneifen. Doch die Frage ließ ihn sich noch zusammenreißen und nachdenken. „Wo ist Nao?“, stellte er die Gegenfrage. „Er wollte in der Kantine was zu Trinken kaufen – uns bleibt also nicht viel Zeit!“ „Du wirst jetzt aber nicht panisch und kriegst 'n Herzinfarkt, oder?“, fragte Ruki, scheiterte aber kläglich in seinem Versuch, die Situation etwas aufzulockern, wie Kanon ihm sofort verständlich machte. „Ruki, das ist todernst! Nao wird uns lynchen!“ ... „>Jetzt< wirst du wirklich panisch...“
 

Ruki war plötzlich wieder die Ruhe selbst. Wahrscheinlich war er jetzt aber auch nur so ruhig, weil Kanon so am Austicken war und er es somit nicht mehr tun musste...
 

Kanon verdrehte die Augen und wollte wohl gerade noch etwas dazu sagen, als die beiden unterbrochen wurden. „Hi!“ Wie in Zeitlupe drehten beide ihren Kopf zur Seite und ließen ihren Blick über den Neuzugang schweifen. „Ähm, hi – Take-chan?“, fragte Ruki vorsichtig nach und erntete ein breites Grinsen und ein eifriges Nicken.
 

Der Junge, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war, hatte stark blondiertes Haar, das ihn ein wenig an Bou erinnerte und ein Lächeln, das von einem Ohr zum anderen ging. Wie ihm auffiel, waren die Schneidezähne etwas schief und in der Kinnfalte hatte er ein Piercing. Er trug blaue Kontaktlinsen und die Augen strahlten regelrecht – alles in allem vermittelte das hübsche Gesicht einen sehr sympathischen Eindruck. Unter dem Schulblazer trug er ein graues T-Shirt mit einem schwarzen Totenkopf drauf und statt der Krawatte von der Schule, hatte er sich eine pinkschwarze locker umgebunden. Zusammen mit der schwarzen Pudelmütze wurde das Outfit komplettiert – schlicht, aber eigen.
 

Kanon brachte keinen Ton raus und Ruki musste erst einmal auf die Situation umschalten, um etwas halbwegs Intelligentes hervorzubringen. „Das ging ja schnell“, bemerkte er und schallte sich innerlich für diesen lahmen Smalltalk. Doch Take-chan lachte nur. „Ach – von meinem Klassenzimmer bis zu eurem Schulhof ist es gar nicht weit!“
 

Kanon lächelte schüchtern, als Takeru ihn bei seinen letzten Worten anlächelte und zwinkerte. „Warum hast du uns nicht im Checkpoint angesprochen?“, fragte er neugierig und Takeru quiekte kurz auf, ehe er sich die Hände an die Wangen legte und verlegen begann von einer Seite zur anderen zu schaukeln. „Ich hab mich nicht getraut!“, flötete er und Ruki lachte amüsiert auf. Irgendwie bekam er gerade Angst Karies zu kriegen, denn der Kleine vor ihnen war einfach zu süß.
 

„Da bin ich!“, meldete sich da plötzlich eine abgehetzte Stimme hinter Kanon und dieser zuckte erschrocken zusammen. Rukis Herz rutschte in die Hose und er konnte schwören, dass er bleich wurde.
 

Nao hatte beide Hände voll – in der rechten ein Apfel und in der linken eine Flasche Sprudel – und sah fast schon zerpflückt aus. Aber wenn man das Gedrängel in der Kantine kannte, wunderte man sich nicht mehr darüber. Doch Rukis Wunsch wäre es gewesen, dass Nao die ganze Pause hätte anstehen müssen. Nicht aus Boshaftigkeit, sondern einfach aus Feigheit.
 

„Hi, ich bin Nao“, stellte er sich auch gleich typisch freundlich vor, so wie Ruki ihn im Kaufhaus kennen gelernt hatte und Take-chan grinste ihn freundlich an. „Ich heiß Takeru, freut mich!“
 

Ruki konnte förmlich spüren wie Kanon das gleiche dachte wie er: Eine Begegnung der dritten Art und beide waren scheißend freundlich zueinander. Wenn Nao wüsste, woher sie Takeru kannten, war sicher Schluss mit seiner netten Art... ob Nao auch richtig sauer werden konnte? Eigentlich war er nicht scharf drauf, es herauszufinden...
 

„Sag mal – gehst du nicht in die Mittelstufe?“, fragte Nao da verwundert und biss herzhaft in seinen Apfel. Kanon machte den Anschein, als wolle er kollabieren und Ruki spürte, wie ihm langsam das nervöse Kribbeln bis unter die Haarspitzen schoss. Takeru hingegen nickte eifrig. „Jaah, aber Ruki war so lieb und hat mir erlaubt, heute in der Pause bei ihm zu sein!“, er wirkte beinahe geschmeichelt, „Du hast doch nichts dagegen, oder?“
 

Ruki erwartete die Hölle auf Erden, aber alles was kam, war ein kurzer verwunderter Blick seitens Nao und schließlich ein Kopfschütteln. „Nein, wieso sollt ich?“ Takeru grinste breit. „Das ist schön!“ Und Ruki glaubte ihm aufs Wort. Das erleichterte Grinsen und die strahlenden Augen – es schien beinahe so, als wäre dem Jüngeren ein Stein vom Herzen gefallen. Wenn Ruki ehrlich war, dann musste er allerdings zugeben, dass dies seinen momentanen Gefühlen gleich kam – bislang war er um jegliche Ausreden oder Erklärungen herumgekommen und er betete, dass das noch eine Weile so bleiben würde.
 

Tatsächlich unterhielten sich die vier die ganze Pause über, ohne dass es zu peinlichen Zwischenfällen kam. Gedanklich machte Ruki sich eine Notiz, vielleicht doch einmal dem Herren da oben bei Gelegenheit zu danken. Aber man soll den Tag bekanntlich nicht vor dem Abend loben...
 

Als es zum Pausenende klingelte, wurde noch eine überschwängliche Umarmung an jeden verteilt und Takeru verschwand hüpfend und winkend wieder in der Richtung, aus der er gekommen war. Ruki, Kanon und Nao machten sich daraufhin ebenfalls wieder auf den Weg zu ihrem Klassenzimmer und bereiteten sich auf die nächste Stunde vor. Erleichtert stellten die beiden Partygänger fest, dass Nao wieder ganz der Alte zu sein schien.
 

Auch als einige Leute, die man vom Sehen aus dem Checkpoint kannte, auf den Fluren grüßten oder sich anders bemerkbar machten, kurze Worte oder Floskeln austauschten, gab Nao keinen Mucks von sich. Er verhielt sich so, als würde er von all dem gar nichts mitbekommen und erzählte einfach weiter.
 

Umso plötzlicher kam die Konfrontation, die Nao gleich nach Schulschluss auf sie herabhageln ließ.
 

„Ihr ward im Checkpoint.“ Die drei waren die letzten im Klassenzimmer und alles was zu hören war, war Kanons Bleistift, der seinen Weg nicht in die Tasche, sondern zum Boden fand. Verschreckt starrte Kanon erst Nao und dann Ruki an, der ebenfalls in seiner Bewegung erstarrt war und dem Größeren einen verständnislosen Blick zuwarf.
 

„Wie?“, fragte er intelligent und Naos Augenbrauen zogen sich nach unten. „Jetzt tu doch nicht so! Meinst du ich bin blöd? Denkst du echt, ich check das nicht?!“ Nao war verärgert, das war ihm deutlich anzusehen, seine ganze Haltung war verspannt und sein Blick schien ihn durchbohren zu wollen. Ruki wusste nicht wie er reagieren sollte – er hatte es bislang nicht mit einem wütenden Nao zu tun gehabt. „Nao, ich – wir –“, stotterte Kanon schließlich, aber Ruki unterbrach ihn barsch. „Was haben wir denn verbrochen?“, erwiderte er seinem Klassenkameraden nun ebenfalls sauer, „Wir waren im Checkpoint, ja und?“
 

Nao schnaubte ungläubig und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sag mal, spinnst du? Ich hatte dich eigentlich für klüger gehalten! Und du, Kanon – von >dir< hatte ich auch mehr Grips erwartet!“
 

Kanons Mund öffnete und schloss sich, als wäre er ein Fisch auf dem Trocknen, während er so bleich wurde, dass Ruki nur noch wütender wurde. „Was willst du eigentlich?!“, setzte er dagegen und sein schlechtes Gewissen war wie weggeblasen – was erlaubte der sich?, „Du kannst uns nicht verbieten ins Checkpoint zu gehen! Das ist ja wohl unsre Sache, oder?!“ Nao kam einen Schritt näher, doch Ruki wich nicht zurück. „Und was ich dir erzählt hab? Dass du Miku triffst schön und gut, dass du da nicht auf mich gehört hast, kann ich verschmerzen – aber das Checkpoint?? Das ist ja wie des Teufels Küche! Begreifst du nicht, dass ich euch einfach nur schützen will?“
 

Nun war es an Ruki zu schnauben und ihm einen skeptischen Blick zuzuwerfen. „Schützen? Wovor denn, bitte?“ Nao schüttelte den Kopf. „Du kapierst es echt nicht!“, rief er aus und warf die Arme in einer hilflosen Geste nach oben, „Ich hab dir gesagt, was da für Leute rumrennen und du rennst denen in die Arme! Ich hab dir gesagt, dass du aufpassen sollst! Ich hab dir gesagt, was du –“
 

„JA, SCHÖN, DU HAST ES MIR GESAGT! NA UND?“ Sowohl Nao als auch Kanon zuckten erschrocken zusammen, als Ruki plötzlich lauter wurde, als gerade eben noch. Seine Wangen waren gerötet und er machte den Eindruck, als könne er sich nur noch schwer beherrschen, um Nao nicht zu schlagen. „Nur weil DU nicht ins Checkpoint gehst und das alles scheiße findest, muss das ja nicht auch auf UNS zutreffen, oder?! Ich hab es satt, mir ständig von dir anhören zu dürfen, mit wem ich rumhängen darf und mit wem nicht, kapiert!? Und weißt du was? Ich hatte viel Spaß im Checkpoint und werde auch nächstes Wochenende wieder hingehen – egal was du davon hältst!“
 

Kanon hielt erschrocken die Luft an, während sich der Brustkorb von Ruki und Nao im schnellen Rhythmus hob und senkte. „Weißt du was du bist? Du bist undankbar!“, meckerte Nao da wieder los, diesmal etwas ruhiger, als gerade eben noch, „Ich versuche dich von diesem Gesocks fern zu halten und DU findest es auch noch LUSTIG, dich mitten in die Scheiße zu reiten! Ich wollte dir nur helfen!“
 

„Vielleicht will ich deine Hilfe aber gar nicht!“ „Die hast du aber verdammt nötig!“ „Das ist ja schön zu wissen, aber wieso behältst du deine Weisheiten nicht einmal für dich? Die nerven nämlich!“ „Tja, scheiße, wenn man die Wahrheit nicht ertragen kann!“
 

Ein Klatschen und Kanons erschrockener Aufschrei ertönten beinahe zugleich und die paar Sekunden Stille, die danach herrschten, erschienen allen wie eine Ewigkeit.
 

Im ersten Moment konnte Ruki es selbst nicht glauben, aber Naos Reaktion machte ihn beinahe noch wütender.
 

„Schön. Dann ende halt wie Jui und die ganzen anderen Idioten, die nicht auf mich gehört haben – aber erwarte bloß nicht von mir, dass ich dir dann wieder da raushelfen!“ Mit einem letzten herabschätzenden Blick würdigte er sein Gegenüber, schulterte seine Tasche und verließ das Klassenzimmer.
 

Naos stampfende Schritte waren selbst hinter der geschlossenen Tür zu hören, wie sie sich immer weiter von den beiden entfernten. Aber in Wahrheit, entfernte sich gerade mehr von ihnen, als nur Naos Körper... Sie hatten gerade miteinander gebrochen, die Freundschaft war zerstört. Und es war Rukis Schuld. Er war es, der Kanon seinen besten und einzigen Freund genommen hatte. Dieser stand da und schien nicht begreifen zu können, was da soeben geschehen war. Vorsichtig kam Ruki auf ihn zu und legte einen Arm um ihn, drückte ihn leicht an sich. „Tut mir Leid...“, flüsterte er, doch es kam keine angemessene Reaktion. „Lass uns nach Hause gehen“, war alles, was Kanon zu sagen hatte und griff entschlossen nach seiner Tasche. Ruki war durcheinander, folgte ihm aber, als auch er den Raum verließ.
 

Schweigend liefen sie nebeneinander den Gang entlang in Richtung Ausgang. Ruki hatte das Bedürfnis, sich noch einmal zu entschuldigen, irgendetwas zu sagen, was sein Bedauern kundtun konnte, aber Kanons Gesichtausdruck war steinern und er war sich sicher, dass alles, was er jetzt sagte, eh an ihm abprallen würde. Kanon schien entschlossen zu haben, alles an sich vorbeiziehen zu lassen, zu ignorieren, vielleicht zu verleugnen.
 

Ruki wusste, dass das falsch war, wollte den anderen aber zu nichts drängen. Immerhin hatte er schon genug angestellt. Ohne sein Auftauchen wären Kanon und Nao noch immer Freunde und das wäre nie passiert. Er war an allem Schuld und vielleicht würde er nun auch Kanon verlieren...
 

Ohne Worte des Abschieds gingen sie ihres Weges und betraten kurz darauf ihr Zuhause.
 

Teilnahmslos und von seinem plötzlichen Gefühlschaos erschlagen, wandelte Ruki wie ein Toter hinauf in sein Zimmer. Seine Eltern waren nicht da und seinen Bruder hatte er schon länger nicht mehr gesehen. Plötzlich fühlte er sich einsam.
 

Da war wieder dieses Gefühl der Leere, welches er in den letzten Tagen doch so gut verdrängt hatte. Durch die Party, durch Kanon... durch Nao. Warum war das passiert? Wie konnte es soweit kommen? Wieso hatte er nicht anders auf Naos Feststellung reagieren können, als mit Wut? Er bekam Magenschmerzen bei seinen trüben Gedanken und schmiss sich einfach ins Bett. Decke über den Kopf und nicht wieder aufstehen, das war alles, was er jetzt wollte.
 

Erst spät am Abend raffte er sich noch einmal auf, um seinen Laptop hochzufahren und nach Mails zu schauen.
 

Als das Nachrichtenfenster von Kanon leuchtete, zitterten seine Finger leicht, als er es mit einem Mausklick öffnete.
 

>Ich bin dir nicht böse<

[Ryoga] Erkenntnisse

Sooo...
 

Mein letzter Upload bei dieser FF liegt nun 8 Monate zurück... =.=

Es tut mir wirklich sehr Leid, dass ihr so lange warten musstet, aber seit Anfang des Jahres war viel los ^^°°°

Ich hab meine letzten Klausuren im Fachabi geschrieben, mich auf die Prüfungen vorbereitet und im Mai und Juni schließlich meine Prüfungen geschrieben/gehalten und hatte erfolgreich Abschluss XDD

Dann in den Ferien habe ich meine Zeit damit verbracht zu schreiben - allerdings hab ich nicht an Big City Life weitergeschrieben, sondern an einigen K-POP Storys, von daher ein dickes SORRY !!
 

Und jetzt hat Anfang August meine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten begonnen und habre seitdem so gut wie gar keine Zeit mehr (außer Wochenende) und muss nun schauen wie ich Schreiben und Uploads in meiner spärlichen Freizeit unterbringe...

Aber ich werde mir Mühe geben ^^/) !!
 

Und jetzt erst mal viel Spaß mit dem 13.Kapitel und 14.Teil dieser FF !

*verbeug*
 

Titel: Big City Life

Teil: 14/?

Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^°

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

LG

Maya
 


 


 

Kapitel 1 – [Ryoga] Erkenntnisse
 

Die nächsten Tage zogen sich hin wie ein ausgelutschter Kaugummi. Zwischen den drei Klassenkameraden herrschte eisige Funkstille und auch Reita suchte nicht noch einmal seine Nähe.
 

Mit anderen Worten: Es war zum kotzen.
 

Ruki hatte gedacht, dass Nao wenigstens noch mit Kanon reden würde, aber selbst der wurde eiskalt ignoriert und behandelt wie Luft. Sein Verhalten machte den Kleineren sauer, da er sah wie sehr es Kanon verletzte und umso sicherer war er, dass es in nächster Zeit keine Versöhnung geben würde.
 

Und je weniger er mit Nao zu tun hatte, desto mehr kam er mit anderen Leuten in Kontakt und die flüchtigen Bekanntschaften aus dem Checkpoint liefen ihm nun immer häufiger über den Weg, hielten auf den Fluren an und wechselten einige Worte mit ihm oder fragten ihn, ob er am Wochenende wieder da sein würde.
 

Auch wurde Takeru ein fester Bestandteil in seinem Alltag. Es war irgendwie seltsam, wie sehr der Kleine ihm in den wenigen Tagen ans Herz gewachsen war. In den Pausen lümmelte er sich mit den beiden bequem in eine Ecke und schaffte es immer Stimmung zu machen – er war kindlich naiv, aufgeweckt, ehrlich und scheinbar immer gut drauf. Ruki mochte ihn wirklich sehr und er war ihm zugleich dankbar, weil er Kanon immer wieder aufmunterte mit seinen Späßen, wenn dieser wegen Nao down war. Man sah sie drei eigentlich nur noch selten getrennt.
 

Und schließlich, am Freitag, machte der Kleinste den Vorschlag, am Nachmittag gemeinsam ins Kino und danach in die Stadt bummeln zu gehen. Skeptisch hoben Kanon und Ruki die Augenbrauen.
 

Sie saßen in ihrer gewohnten Ecke auf dem Schulhof, ein Stückchen entfernt von den Tischtennisplatten, bei den abgrenzenden Gebüschen unter einem schattenspendenden Baum. Von hier aus konnte man die Ein- und Ausgänge und auch das restliche Getümmel auf dem Hof gut überblicken. Ruki erwischte sich oft dabei, wie er hoffnungsvoll nach Reitas ungewöhnlichem Haarschopf Ausschau hielt. Aber dieser kam nicht noch einmal auf ihn zu und Rukis Enttäuschung stand ihm immer mehr ins Gesicht geschrieben. Aber genug Mut, um von sich aus zu ihm zu gehen, hatte er dann doch nicht.
 

„Wie kommst du auf Kino?“, fragte Kanon den Jüngsten. Er war mittlerweile zumindest in ihrer Begleitung etwas lockerer und nicht mehr ganz so verkrampft wie zu Anfang. Ruki schrieb dies ebenfalls Takerus munterem Gemüt zu. Dieser grinste breit. „Ach, einfach so!“, er zwinkerte und grinste weiterhin geheimnisvoll, weswegen Kanon und Ruki sich skeptische Blicke zuwarfen. Aber des lieben Friedens Willen willigten sie ein und wollten direkt nach der Schule losgehen.
 

Allerdings wurde der Plan nach Schulschluss doch noch etwas abgeändert, weil Ruki und Kanon zuerst ihre Taschen wegbringen wollten. So führte sie ihr Weg vorher zu Ruki, dessen Haus am nächsten lag, luden ihre Taschen ab und gingen erst dann in Richtung Einkaufscenter.
 

Erst als sie die Stufen hinunter gingen, erinnerte sich Ruki wieder an die Aufschrift >KELLERKINO<, die er so eingehend angestarrt hatte, als er das erste Mal hier gewesen war. Die drei zahlten ein paar Yen (es waren echte Spottpreise!) und gingen dann erneut einige Stufen hinunter, bis sie in einen relativ kleinen Saal kamen, der im dämmrigen Licht einen überraschend bequemen Eindruck machte.
 

Ruki hatte sich das Kellerkino irgendwie finsterer vorgestellt, aber da hatte er sich geirrt. Die Sitze waren allesamt aus weichem roten Polster und einige runde Säulen, die neben den Treppen standen, gaben dem allen einen stilvollen und fast edlen Touch.
 

Er, Kanon und Takeru ließen sich in der letzten Reihe nieder und kaum, dass sie saßen, verrenkte sich der Jüngste fast den Hals, als er sich wild im Kinosaal umsah.
 

„Suchst du was?“, fragte Ruki skeptisch und zog eine Augenbraue hoch, doch Takeru schüttelte eifrig den Kopf. „Nein! Wie kommst du denn >da< drauf!?“ Doch er konnte die beiden nicht täuschen, auch wenn er sich nun versuchte etwas unauffälliger umzusehen. Enttäuscht ließ er sich nach einigen Augenblicken wieder in seinen Sitz sinken und verschränkte die Arme vor der Brust. Als jedoch genau neben ihm zwei Jugendliche die Treppe runterkamen und nur zwei Reihen vor ihnen Platz nahmen, grinste Takeru selbstzufrieden.
 

>Dieses kleine Biest!<, war in dem Moment alles, was Ruki denken konnte. Der Junge, der sich genau vor ihn gesetzt hatte, war zweifelsohne Reita und er konnte nicht umhin, ihn die ganze Zeit über anzustarren. Also wenn >das< mal nicht geplant war. Genervt sah er zu Takeru herüber, doch der machte nur das Victory-Zeichen und ignorierte ihn dann.
 

Als das Licht im Saal mit einem Mal erlosch und die Leinwand hell aufflackerte, wollte Ruki sich eigentlich auf den Film konzentrieren, doch war dies ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man gleichzeitig auf den blonden Haarschopf starrte und jede seiner Bewegungen in sich aufzusaugen versuchte.
 

Er würde Takeru eiskalt umbringen. Todsicher.
 

Ruki spürte, wie sein Herz unruhig schlug und seine Hände schwitzig wurden, wie er auf seinem Platz herumrutschte und versuchte sich zur Ordnung zu rufen. Aber wie sollte er das, wenn genau >ER< vor einem saß?? Der Film neigte sich langsam der Mitte zu, als Ruki merkte, dass er eigentlich gar nicht mitgekriegt hatte, worum es überhaupt ging.
 

Noch abgelenkter war er, als er bemerkte wie Reita sich scheinbar mit dem Jungen neben sich stritt. Er konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber die beiden diskutierten aufgeregt miteinander, wobei sich der Blonde mehr zu ärgern schien, als sein Nebenmann. Wer war das überhaupt? Ruki konnte sich nicht entsinnen, ihn schon einmal gesehen zu haben. Nur mühsam unterdrückte er den Drang, sofort aufzuspringen und zu ihm zu gehen, ihn notfalls gegen den anderen zu verteidigen.
 

Doch dazu sollte es nicht kommen, denn der fremde Junge nahm Reita beim Handgelenk und führte ihn aus dem Saal. Nur ein paar Sekunden später merkte Ruki wie er fast von alleine aufsprang und den beiden nachging.
 

Er ging ein paar Stufen hoch und bog rechts ab, wo sich die Toiletten befanden. Allerdings geriet er dann ins Stocken – die Stimmen der beiden waren nicht mehr zu hören. Wo waren sie also hingegangen? Er ärgerte sich. Warum war er überhaupt aufgestanden? Was hatte er eigentlich vor?
 

Er schüttelte über sich selbst den Kopf und wollte sich gerade wieder auf den Weg zum Saal machen, als er ein Geräusch vernahm. Abrupt blieb er stehen und lauschte.
 

„Ryoga! Ich mein das ernst!“, ertönte Reitas Stimme, „Es ist aus, klar?“ Rukis Herz rutschte ein Stockwerk tiefer. „Das sagtest du bereits – du antwortest nicht auf meine Frage, Rei!“ Kurz herrschte Stille zwischen den beiden Diskutierenden. „Ich wüsste nicht, wieso ich dir eine Erklärung schuldig sein sollte. Wir sind schließlich nicht zusammen.“ Ein belustigtes Schnauben. „Das weiß ich auch.“ „Dann ist's doch auch egal, oder?“ „Du benimmst dich wie ein bockiges Kind“, Stille, „Na komm schon, mir kannst du's doch sagen. Ist ja nicht so, als würde ich gleich zu deinem wehrten Cousin rennen und alles ausplaudern – da wäre >ich< wohl der Letzte, oder?“
 

Ruki verstand immer weniger was da vor sich ging. Und die Neugier wurde immer größer, es war beinahe unerträglich hinter der Wand zu hocken und nicht eingreifen zu können.
 

„Ach, Mensch...“ „Rei, bitte – sag doch einfach was ist. Ich werd dir schon nicht den Kopf abreißen, das weißt du doch.“
 

Er spürte Eifersucht in sich hochkommen, als er die sanfte Stimme vernahm, mit der dieser Ryoga zu Reita sprach. Am liebsten wäre er aufgesprungen und weggerannt, aber so grotesk es auch war, er wollte endlich wissen, worum es ging und was dieser... dieser >Kerl< mit Reita zu tun hatte!
 

„Ich find es einfach nicht richtig mit dir zu schlafen! Du hast doch K! Was ist mit ihm?“ Ok. >Das< hätte Ruki jetzt doch nicht unbedingt wissen müssen. Ein kleines Lachen ertönte. „Das hat dich doch sonst nicht gestört. Du wusstest doch von Anfang an, dass ich mit jemand anderem zusammen bin!“ „Liebst du ihn denn nicht?“, fragte Reita da und seine Stimme klang endlich wieder so sanft wie Ruki sie in Erinnerung hatte. Ryoga schien nachzudenken, denn es dauerte ein bisschen, ehe er antwortete. „Doch... natürlich liebe ich K...“, auch er war deutlich leiser und ruhiger geworden. „Na also. Dann geh zu ihm hin und sag ihm das – ich bin sicher, dass du das lang nicht mehr getan hast.“
 

„Aber... noch ein letzter Kuss...?“ Rukis Augen weiteten sich und er schielte sofort um die Ecke, nur um genau das zu sehen, was er eigentlich niemals sehen wollte.
 

Reita stand mit dem Rücken zur Wand und hatte genießend die Augen geschlossen, als die beiden sich in einen leidenschaftlichen Kuss verloren. Ruki konnte es nicht ertragen. Die Hand Ryogas, wie sie auf Reitas Hüftknochen ruhte und ihn gegen die Wand drückte. Die Hand, die in seinem Nacken lag und ihn zu sich zog. Reita wehrte sich nicht, öffnete auch noch bereitwillig den Mund, als Ryogas Zunge seine Lippen teilten und Ruki wandte den Kopf weg.
 

So leise und so schnell wie möglich verließ er die Toilettenräume und kehrte zu seinem Platz zurück. Der Knoten in seiner Brust machte ihm das Atmen schwer, bis ihm klar wurde, dass er bis eben die Luft angehalten hatte.
 

Er versuchte sich mit einigen tiefen Atemzügen zu beruhigen, aber es wollte nicht gelingen. Zu seiner Scham spürte er, wie sich die Tränen in seinen Augen sammelten, wie sein Brustkorb bebte und als Kanon ihn von der Seite anstupste und fragte, ob alles in Ordnung sei, schüttelte er hilflos den Kopf und weinte los.
 

Peinlich berührt und von seinen Gefühlen vollkommen übermannt, drehte er sein Gesicht von Kanon weg und wollte den Tränen Einhalt gebieten, aber sie liefen seine Wangen hinab, ohne dass er etwas dagegen tun konnte.
 

Erschrocken klärte er seinen Blick, als er plötzlich eine Hand auf seiner spürte und er geradewegs in Takerus reuigen Augen sah. „Tut mir Leid“, flüsterte er und nahm Ruki in den Arm. Kanon wusste nicht, was da gerade geschah, aber er wollte es auch nicht im Kino klären. Er stand auf und deutete Takeru ihm zu folgen. Ohne Reita noch einmal zu sehen verschwanden die drei aus dem Kinosaal und waren schon bald an der frischen Luft.
 

Ruki weinte noch immer und schnappte zittrig nach Luft. Warum nur musste er jetzt bitte heulen wie ein kleines Kind?
 

Takeru stand vor ihm und hatte noch immer die Arme um ihn gelegt und schien selber anzufangen zu weinen und Kanon wusste sich nicht anders zu helfen, als Ruki ebenfalls zu umarmen.
 

Es dauerte noch ein paar Minuten, ehe er sich beruhigt hatte und beschämt den Blick zu Boden sinken ließ, während er noch ein letztes Mal die Nase hochzog. „Entschuldigt“, schniefte er, doch Takeru schüttelte augenblicklich den Kopf. „Nein, mir tut es Leid, Ruki... ich wusste, dass Reita hier sein würde!“, beichtete er voll Schuldgefühl, „Aber ich hatte keine Ahnung, dass er zusammen mit Ryoga herkommt... es tut mir Leid!“ Ruki schüttelte nur den Kopf und legte jeweils einen Arm um Takeru und einen um Kanon, als sie sich auf den Weg zu ihm nach Hause machten.
 

Dort angekommen verzogen sie sich auf sein Zimmer und Takeru klärte die Sache auf.
 

„Ryoga ist mein Stiefbruder“, begann er seinen Bericht, „Er ist eigentlich mit K zusammen, aber ich merkte schon bald, dass er.. na ja... dass er Sex mit Reita hat“, er schluckte, „Als ich von ihm erfuhr, dass Reita es beenden wolle, sah ich das als Gelegenheit, weil ich doch gemerkt hab, dass du was für ihn empfindest.“
 

Empfinden? Ein Stich fuhr ihm durchs Herz, als ihm das Bild der beiden wieder vor Augen schoss. Es war wohl offensichtlich. Und Takeru hatte es sogar eher bemerkt, als er selbst...
 

„Ich wusste, dass Reita heute im Kino sein würde, weil er das zu Ryoga sagte. Ich glaube, er wollte noch einmal mit ihm sprechen und ist deswegen auch da gewesen... ich wusste das nicht, tut mir Leid, Ruki...“
 

Er schüttelte erneut den Kopf. „Das ist doch nicht deine Schuld“, beschwichtigte er den anderen, „Du hast es nur gut gemeint – keiner konnte ahnen, dass Ryoga ebenfalls dort sein würde.“ Takeru schniefte. „Heißt das, du verzeihst mir?“ Ruki musste unweigerlich lächeln, als er nickte und prompt hatte er das blonde Bündel im Arm, welches ihn mit Danksagungen und Entschuldigungen überhäufte und versprach, so etwas nie wieder zu tun.
 

„Du bist also in Reita verliebt?“ Es war das erste Mal, dass Kanon sich zu der Sache zu Wort meldete und Ruki nickte mit festem Blick. Der stille Junge seufzte und schloss kurz die Augen. „Aber... aber die Sache mit Saga... die steht doch noch, oder?“
 

Eine Explosion in seinem Hirn ließ plötzlich Querverbindungen entstehen, die ihm vorher nie klar geworden waren – wenn er es tatsächlich schaffen wollte, Reita für sich zu gewinnen, dann konnte er unmöglich Teil von Sagas Bande werden! Oder? Wie sollte er das anstellen? Schön und gut, sie trafen öfter mal aufeinander, gerade bei Partys, aber trotz allem waren die beiden Cliquen keine Freunde! Man siehe nur das Beispiel von Jui und Sakito... Sakito hatte sich mit Ni~ya eingelassen und seit dem waren die beiden weder bei Dais noch bei Sagas Leuten aufgetaucht und scheinbar vom Erdboden verschluckt.
 

Und da wurde es ihm klar. Er >konnte< nicht mit Reita zusammen sein, wenn er zu Saga gehören wollte.
 

Sein Blick traf Kanons und diesem war das wohl ebenfalls klar geworden. Er seufzte erschlagen und wich Ruki aus. „Kanon“, begann er und suchte nach Worten, „Ich – Ich will zu keinem von beiden gehören!“, stellte er schließlich eisern fest, was Kanon und Takeru große Augen machen ließ, „Wenn das heißt, dass ich mich zwischen meinem besten Freund und Reita entscheiden muss – dann will ich lieber zu keinem gehören!“
 

„Aber, Ruki – was wenn ich –“, Kanon unterbrach sich selbst. Ohne Ruki war es so ziemlich unwahrscheinlich, dass er jemals von Saga wahrgenommen werden würde. Also war die Frage überflüssig, was geschehen würde, wenn er erst einmal zu ihnen gehörte. Das würde nie passieren.
 

Das Thema unter den Teppich schweigend, verbrachten die drei Jungen den restlichen Tag damit, Rukis DVD-Sammlung durchzugucken. Aber wirklich bei der Sache war keiner von ihnen. Dennoch war Ruki jetzt nicht dazu zumute, sich mit dem Problem weiter auseinander zusetzen und scheinbar war Kanon der gleichen Meinung und so schwiegen sie. Takeru schloss sich der Stille an, da er sich aufgrund seines schlechten Gewissens nicht traute etwas zu sagen.
 

Als die drei sich am Abend voneinander verabschiedeten, lagen sich Kanon und Ruki ungewöhnlich lang in den Armen. „Mach dir nicht zu viele Gedanken“, flüsterte Ruki seinem Freund zu, „Ich werde es nicht zulassen, dass ich dir alles kaputtmache.“
 

Ruki schwor vor sich selbst, sich an dieses Versprechen zu halten und versuchte sich nun endlich einen genauen Plan zurecht zu legen, wie er Saga und Kanon näher miteinander bekannt machen konnte.
 

Das Wochenende verbrachten alle drei zu Hause. Keinem war nach dem Desaster im Kino so wirklich nach Party zumute und so kümmerten sie sich alle um ihre eigenen Angelegenheiten. Von Kanon wusste Ruki, dass er von Samstag auf Sonntag zu seiner Schwester in den Nachbarort wollte und Takeru war zu sehr damit beschäftigt Ryoga auszufragen, warum Reita die Sache beenden wollte, als dass Ruki sich groß Gedanken machen musste, sie zu kontaktieren. Das wäre Zeitverschwendung.
 

So hing er vierundzwanzig Stunden am Tag seinen Gedanken nach und dachte fieberhaft über einen guten Plan nach. Hin und wieder war er im MSN und chattete mit Miku oder Bou. Da Miku sein Saga-Problem kannte, hatte er sich ihm kurzerhand anvertraut (weswegen es Bou natürlich jetzt auch wusste...) und beratschlagte sich nun mit ihm.
 

Jedoch waren Mikus Vorschläge auch nicht unbedingt besser als seine eigenen und so seufzte er, als er zum wiederholten Male sein MSN beendete und ins Bett krabbelte.
 

Morgen würde er wieder in der Schule sitzen und er war nicht glücklich darüber. Er war immer gern zur Schule gegangen, aber morgen würde ein Horrortag werden; Nao sprach noch immer nicht mit ihnen, Kanon war schlecht gelaunt wegen der Reita-Sache, Aufmunterer Takeru konnte er nur in den Pausen sehen und Reita würde sich sicher immer noch nicht bei ihm blicken lassen.
 

Noch dazu war er sich überhaupt nicht mehr so sicher, ob er Reita morgen sehen wollte... oder konnte. Das Bild von ihm und Ryoga wollte einfach nicht aus seinem Kopf verschwinden und machte es ihm noch schwerer, sich auf Saga zu konzentrieren...
 

Vermutlich war Angriff wirklich die beste Verteidigung und er sollte einfach mal auf Saga zugehen? Wer weiß? Vielleicht war das doch gar nicht so dumm wie er bisher dachte...
 

Das Klingeln des Telefons schreckte ihn hoch. Es war spät am Abend und so hastete er aus seinem Zimmer und die Treppen runter, ehe seine Eltern wach wurden. Mit Schwung nahm er den Hörer ab und meldete sich atemlos. „Ja!?“ „Ruki, bist du’s?“ Takeru! „Ja, was gibt’s?“ „Ich hab bombige Neuigkeiten!!“, platzte es aus Takeru heraus und Ruki verdrehte die Augen. „Kann das nicht bis morgen warten?“ Takeru schüttelte eifrig den Kopf, was Ruki natürlich nicht sehen konnte. „Auf keinen Fall! Wenn du das hörst schlägt’s dich aus den Galoschen!“ Ruki musste schmunzeln. „Dann lass hör'n und red nicht länger um den heißen Brei!“
 

„Saga ist in Kanon verknallt!!“
 

Ruki verpasste eine Treppenstufe und legte sich beinahe lang, fing sich aber noch rechtzeitig und stotterte ein ungläubiges „Was?“ in den Hörer. Schnell huschte er in sein Zimmer zurück und schloss hinter sich die Tür. Dann holte er tief Luft. „Was hast du da gerade gesagt? Wiederhol das bitte!“
 

Takeru am anderen Ende der Leitung lachte munter. „Ich sag doch es schlägt dich aus den Galoschen!“, er beruhigte sich und erzählte schließlich, wie er zu dieser Erkenntnis gelangt war, „Also pass auf. Ich hab Ryoga ein bisschen das Wochenende ausgequetscht und über Reita ausgefragt. Allerdings kamen dann ganz andere Dinge zutage!“, berichtete er völlig in Fahrt geraten, „Ryoga war öfters mal mit Reita im Club >Dion< und dort ist er schließlich gestern Abend Shou begegnet.“ „Shou?“ „Lass mich ausreden, lass mich ausreden! Jedenfalls war Shou himmelblau und seeehr gesprächig. Wusstest du, dass er und Saga sich gestritten haben?“ „Wie gestritten?“
 

Mittlerweile war Ruki richtig neugierig und es war ihm auch egal, dass sie klangen wie zwei Klatschbasen. Es ging hier immerhin um seine Rettung! „Na ja“, fuhr Takeru fort, „So wie es aussieht, wusste Shou über Sakito und Ni~ya schon länger Bescheid und hat es geheim gehalten – scheinbar um Sakito den Rücken zu decken. Und als Saga das herausgefunden hat, gab es Zoff – wie die Weiber, sag ich dir!“, wieder lachte Takeru, ehe er fortfuhr, „Der Rest ist eigentlich klar, ohne dass ich viel erklären muss. Shou war stockbesoffen gestern, mit Saga zerstritten und da sind ihm einige Sachen rausgerutscht – unter anderem, dass Saga ja wohl sein eigenes Liebesleben in Griff kriegen sollte, ehe er sich über das anderer aufregt. Dabei fiel – wie es das Schicksal nun mal so will – Kanons Name.“
 

Ruki atmete tief ein und aus, um dies alles zu verarbeiten. „Takeru, ist dir klar, was das heißt?!“, rief er gedämpft in den Hörer, „Wenn Saga wirklich an Kanon interessiert ist, müssen wir die beiden nur einmal allein aufeinander treffen lassen!“ „Das kriegen wir hin, oder?“
 

Die beiden plauderten noch eine ganze Weile miteinander und machten aus, dass sie sich morgen vor der Schule noch einmal – zusammen mit Ryoga – treffen würden, um die Feinheiten durchzugehen. Ruki war einen gewaltigen Schritt vorwärts gekommen, auch wenn es eine andere Richtung war, als eigentlich geplant. Aber wer konnte schon ahnen, dass Saga – der Junge, der von der ganzen Schule bewundert wurde! – etwas von Kanon wollte? Dem kleinen, schüchternen und unscheinbaren Kanon?
 

Gedanklich rieb sich Ruki die Hände, wenn er an den morgigen Tag dachte. Vielleicht würde er doch nicht so schlimm werden, wie vorerst angenommen?
 

Mit dementsprechend guter Laune sprang er am nächsten Morgen aus dem Bett und machte sich in Windeseile fertig. Er fegte regelrecht über die Straße herüber zur Schule und war als erster da. Ungeduldig wartete er auf Takeru, der mit seinem Stiefbruder im Schlepptau kurz nach ihm eintraf.
 

Und erst als er ihm gegenüberstand, wurde Ruki wirklich bewusst, auf was er sich da eingelassen hatte. Es traf ihn wie ein Blitz und er wünschte sich auf der Stelle im Boden zu versinken. Das Bild von Ryoga und Reita drängte sich erneut in den Vordergrund und war nicht zu ignorieren. Er stand genau vor ihm! >Der< Junge, der mit Reita geschlafen hatte! Er fühlte sich plötzlich so unendlich dumm und bloßgestellt! Wusste Ryoga, dass er in Reita verliebt war? Hatte Takeru ihm was erzählt?
 

Doch keiner der beiden ließ sich bei der Begrüßung was anmerken und mit einem knappen Kopfschütteln und einem fast unterwürfigen Blick machte Takeru ihm klar, dass er ihm nichts gesagt hatte.
 

Etwas erleichterter konnten die drei also über ihr Vorhaben diskutieren, bis schließlich Kanon eintraf. Verwundert und vollkommen nicht im Bilde starrte er Ryoga und die anderen an. Takeru schaltete erstaunlich schnell und stellte die beiden einander vor, ehe er seinen Bruder auch schon beim Handgelenk packte und sich im raschen Schritt von ihnen entfernte. Bevor er ganz um die Ecke gebogen war, winkte er noch knapp zum Abschied und war verschwunden.
 

Ruki musste über Kanons blödes Gesicht schmunzeln, legte dann aber freundschaftlich einen Arm um ihn und ging mit ihm in Richtung Klassenzimmer.
 

„Will ich wissen, was ihr euch reingezogen habt?“, fragte Kanon murrend und Ruki lachte. „Ob's dir passt oder nicht – früher oder später wirst dus sowieso erfahren!“ Kanon verdrehte hilflos die Augen. „Himmel, steh mir bei...“

[Saga] Erste Schritte

Gott.
 

Das letzte Update ist über ein Jahr her T.T !!!

Dabei habe ich sogar noch einige fertige Kapitel hier auf dem Rechner!

Gott, wie ich mich schäme T.T
 

Hiermit bitte ich alle tausendmal um Entschuldigung, dass es bei BCL so lange nicht weiterging! *in den staub wirft*
 

Mit Beginn meiner Ausbildung hat sich zeittechnisch leider sehr wenig ergeben… und Anfang 2010 bin ich von Zuhause ausgezogen, hatte ein halbes Jahr kein Internet und habe schließlich jetzt im Juli eine Arbeit begonnen, wo ich Schichtdienst habe und sehr unterschiedliche Arbeitszeiten, was zusätzlich schlaucht…
 

Und Jup – das klingt auch in meinen Ohren wie eine billige Ausrede… *hust*
 

Aber ich habe beschlossen, dass ich diese FF auf jeden Fall fortsetzen werde!

Dafür hänge ich einfach zu sehr an ihr…
 

Und deswegen nach über einem Jahr Pause hier endlich das nächste Kapitel!
 

Titel: Big City Life

Teil: 15/?

Dank: an alle Leser und Favo-Nehmer!

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8)

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

Viel Spaß beim Lesen!

Maya
 


 

Kapitel 14 – [Saga] Erste Schritte
 

Was zuletzt geschah…
 

Ruki musste über Kanons blödes Gesicht schmunzeln, legte dann aber freundschaftlich einen Arm um ihn und ging mit ihm in Richtung Klassenzimmer.
 

„Will ich wissen, was ihr euch reingezogen habt?“, fragte Kanon murrend und Ruki lachte. „Obs dir passt oder nicht – früher oder später wirst dus sowieso erfahren!“ Kanon verdrehte hilflos die Augen. „Himmel, steh mir bei...“
 

~*~*~
 

Der Himmel stand Kanon eindeutig nicht bei. Denn nichts konnte Ruki jetzt noch davon abhalten Phase eins seines genialen Plans in die Tat umzusetzen. Wie er sich doch auf Kanons dummes Gesicht freute!
 

Ungeduldig wartete er das Klingeln ab, welches den Schülern die erste Pause ankündigen würde. Rukis Blick klebte die letzten fünfzehn Minuten der zweiten Stunde an der Uhr und als schließlich die letzten zehn Sekunden liefen, zählte er in Gedanken laut den Countdown mit.
 

Es schellte und er sprang von seinem Stuhl auf, als wäre er gebissen worden. Sowohl Kanon als auch Nao, zwischen denen er ja noch immer saß, zuckten erschrocken zusammen und wichen zu den Seiten aus. Aus reiner Gewohnheit warf er Nao ein >Sorry< an den Kopf, packte dann seinen anderen Sitznachbarn bei der Hand und zog ihn hinter sich her aus dem Klassenzimmer.
 

Kanon erwartete, dass sie sich wieder an ihren Platz unter den Bäumen setzen würden – doch da hatte er nicht mit Ruki gerechnet.
 

Dieser visierte zielstrebig die Kantine an, in der sie seit seiner ersten Begegnung mit Saga nicht mehr gegessen hatten. Doch heute änderte sich das! Entschlossen nahm er an einem Tisch Platz, der dem sehr nahe war, an dem Saga und seine Leute das letzte Mal zusammen gesessen hatten. Er hatte zwar nicht wirklich eine Ahnung, ob das wirklich ihr Stammplatz war, aber es war gar nicht so abwegig, wenn man bedachte, dass so gut wie alle Tische brechend voll waren, aber gerade dieser nicht einmal angerührt wurde.
 

„Was soll das?“, zischte Kanon ihm schließlich zu, „Takeru wartet doch auf uns!“ Ruki grinste ihn an. „Keine Sorge, er weiß Bescheid.“ Kanons Augen wurden immer größer und sein Gesicht immer verständnisloser. „Wie?“ Doch Ruki legte den Finger an die Lippe, während sein Blick an der Tür klebte, zu der – wie gerufen – Saga und seine Leute gerade hereinkamen.
 

Genauso imposant wie am ersten Tag...
 

Die Schüler, die im Weg standen, sprangen eilig zur Seite und machten den Jungen Platz, die – wie Ruki schnell merkte – heute nur aus drei Leuten bestand: Saga, Jui und der Junge, dessen Namen Ruki noch immer nicht kannte. Sakito war schon die letzte Woche nicht mehr bei Saga gesehen worden und Shous Abwesenheit würde Ryogas Geschichte von dem Streit bestätigen. Irgendwie riss sein Fehlen ein richtiges Loch in das Bild...
 

Kanon sank in seinem Stuhl zusammen und schirmte seinen Blick mit der Hand ab, sah scheinbar interessiert links neben sich aus dem Fenster. Doch Ruki würde jetzt nicht kneifen! Sein Plan stand und den würde er sich durch nichts kaputt machen lassen!
 

Außer natürlich von Jui, der ihn entdeckt hatte und auf ihn zukam.
 

Milde lächelnd ließ er sich neben Ruki auf die Bank fallen und zu dessen Schrecken taten es der Namenlose und Saga ihm nach. Wobei ihm auffiel, dass Saga sich neben Kanon setzte, während der andere Junge ebenfalls neben ihm Platz nahm und er somit zwischen ihm und Jui eingekesselt war.
 

Ok. Das gehörte >definitiv< nicht zu seinem Plan! Allerdings musste er zugeben, dass es in eine ähnliche Richtung ging und ihm somit nur der erste Schritt erspart geblieben war. Vielleicht nahm ja doch noch alles die Wende, die sich Ruki schon in den blühendsten Farben ausgemalt hatte...
 

Jui sah dem verwirrten Ruki kurz in die Augen, ehe er scheinbar beschämt den Blick auf die Tischplatte sinken ließ und stumm blieb. Saga war es schließlich, der sich räusperte und anfing zu sprechen. „Wir hatten noch gar nicht die Gelegenheit dir zu danken.“ Er warf einen auffordernden Blick zu Jui, dessen Wangen sich rot färbten und somit ein vollkommen anderes Bild bot, als das, was er an Rukis erstem Schultag geboten hatte. Die Arroganz war ihm beinahe aus dem Gesicht gesprungen und nun saß er da wie ein kleiner Junge.
 

Schließlich räusperte auch er sich. „Danke“, nuschelte er und sah ihm noch immer nicht ins Gesicht. Saga lächelte zufrieden und nickte knapp. „Tut uns Leid, dass er dir an dem Abend zur Last gefallen ist. Ich hoffe, du nimmst unsere Entschuldigung an?“
 

Kanons Kopf flog in seine Richtung und Ruki fühlte sich wahrscheinlich genauso benommen und überrumpelt, wie dieser aussah. „Da gibt’s doch nichts zu entschuldigen!“, erwiderte er also schnell und schüttelte den Kopf, „Außerdem konnte ich Jui doch nicht sich selbst überlassen – das war selbstverständlich und überhaupt keine Last!“
 

Sagas Lächeln wurde breiter und Kanons Augen schienen regelrecht an seinen Lippen zu kleben. Als ihm dies scheinbar bewusst wurde, wandte er seinen Blick hastig wieder ab und starrte aus dem Fenster. Ruki erwiderte Sagas Lächeln und der Junge rechts von ihm klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schultern. „Vielleicht sollten wir ihm einen Zweitschlüssel zu Juis Wohnung anfertigen lassen – nur für den Fall der Fälle!“, lachte er und Jui warf ihm einen eingeschnappten Blick zu. „Lach du nur, Uru!“, giftete er zurück und wirkte nun endlich wieder wie der Jui, den er kennen gelernt hatte, „Das letzte Mal, als >du< stockbesoffen warst, bist du beinahe mit diesem Loser Kai im Bett gelandet!“
 

Das Lachen verstummte und Ruki besah sich seinen Nebenmann endlich einmal genauer. Verführerische Schmolllippen waren das erste, was ihm in die Augen fiel. Weiter hoch ein hübsches Näschen und noch ein Stückchen höher zwei funkelnde Augen, die einen fast schweren und lüsternen Eindruck erschafften, durch das aufgemalte Augenlid und die Betonung durch das dunkle Make-Up. Die Haut war so rein, dass sie fast blendete und die blonden Strähnen, die ihm locker in die Stirn fielen, machten ihn wohl zu einem der hübschesten Jungen, die ihm je begegnet waren.
 

„Ach, du!“, moserte er zurück, „Von >dir< wollen wir ja gar nicht erst anfangen.“ Jedoch machte er keinen sonderlich bösen Eindruck, als er dies sagte, wollte Jui wohl nur ein wenig sticheln. Doch der streckte ihm nur kindisch die Zunge raus und ließ es darauf beruhen.
 

Es war irgendwie... surreal. Vor fast zwei Wochen hatte er noch am Tisch neben ihnen gesessen und sie für die coolsten Jungen überhaupt gehalten! Und nun saß er mitten unter ihnen und stellte fest, dass sie eigentlich auch nur normale Teenager waren, die halt... nur etwas hübscher als der Durchschnitt waren und wussten, wie man dieses Aussehen einsetzte. Aber es gab dieselben Zankereien und Lästereien wie in jeder anderen Clique auch. Trotzdem spürte Ruki erneut das Bedürfnis in sich aufflammen, zu ihnen zu gehören...
 

„Ihr ward am Wochenende gar nicht im Checkpoint“, wandte sich da Saga überraschend an Kanon, der vollkommen entgeistert seinen Blick von der Scheibe löste und Saga direkt ins Gesicht sah. Sie waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und Ruki sah kommen, dass er jeden Moment ohnmächtig werden würde.
 

„Wir waren nicht recht in Partystimmung“, mischte er sich schnell ein, um Kanon vor einer kommenden Blamage zu retten, doch Sagas Blick haftete noch immer auf ihm. Man sah regelrecht wie Kanon unter dessen Augen hinwegschmolz und all seine Selbstbeherrschung zusammen nahm, um nicht augenblicklich wie ein kleines Schulmädchen quietschend unter dem Tisch zu versinken.
 

„Schade“, sagte er mit seiner weichen Stimme, „Ich hatte mich eigentlich gefreut euch zu sehen. Ich wollte euch ein paar Drinks ausgeben, wegen der Sache mit Jui.“
 

Seine Worte gingen Kanon runter wie Öl und sein Hirn war wie leergefegt, weswegen er Ruki mehr als dankbar war, als er erneut das Wort ergriff. „Ebenfalls schade! Aber vielleicht diesen Samstag? Kanon, was sagst du dazu?“ Kanon schlug bei der Erwähnung seines Namens devot die Augen nieder und lief an wie eine Tomate. „Warum nicht?“, nuschelte er sich zurecht, sodass die anderen ihn kaum verstanden.
 

Aber das war wahrscheinlich das, worauf Saga gewartet hatte, denn er griff sich Kanons Hand (dieser erlitt in dem Augenblick einen halben Herzinfarkt), zückte einen Stift und schrieb in ordentlicher Handschrift seinen Namen und seine Telefonnummer auf die weiche Haut. Dann reichte er den Stift Kanon und lächelte. „Schreib mir auch deine auf. Wir telefonieren dann, wann wir uns am Samstag treffen.“ Saga hielt ihm die Hand hin und Kanon zögerte kurz, ehe er ehrfürchtig nach ihr griff und bedacht ebenfalls seine Nummer niederschrieb.
 

Ruki kam in dem Moment gar nicht mehr raus aus dem Grinsen! Jui und >Uru< schien dies alles kalt zu lassen, denn die zankten sich halbherzig hinter seinem Rücken und hörten erst auf, als Saga aufstand. „Bis dann!“ War alles, was Saga und die beiden anderen noch von sich gaben, ehe sie die Kantine wieder verließen und einen vollkommen verstörten Kanon zurückließen.
 

Ruki lachte los, als die drei außer Hörweite waren. „Das war zwar nicht das, was ich vorhatte, aber es ist mindestens doppelt so gut!“
 

Kanon ließ sich benommen nach hinten plumpsen und stieß mit dem Kopf hart auf die Bank, aber das spürte er kaum. Entgeistert starrte er auf seine Hand und kam langsam wieder zu sich. „Oh mein Gott!“, wisperte er, „Ich werde meine Hand nie wieder waschen...“
 

Die nächsten Schulstunden war Kanon so gut wie unansprechbar und schien in seiner eigenen kleinen Sphäre des Glücks zu schweben, was Ruki zufrieden in sich hineingrinsen und Nao verständnislos den Kopf schütteln ließ. >Wenn der wüsste!<, dachte Ruki biestig und beglückwünschte sich erneut. Zugleich überkam ihn allerdings ein Gefühl, das an Schuld grenzen könnte. Allerdings wollte er sich nicht eingestehen, dass er noch immer Nao und seiner Freundschaft nachtrauerte und vergrub seine Gedanken wieder in den Büchern.
 

Doch es war gar nicht zu leicht sich zu konzentrieren. Schnell wanderten seine Gedanken von Kanons Liebesglück zu seinem eigenen verkorksten Liebesleben. Seinem quasi >nicht vorhandenen< Liebesleben. Er freute sich für Kanon, keine Frage! Aber was wurde nun aus ihm und Reita? Gab es überhaupt ein >er und Reita<? Er bezweifelte es. Die letzten Tage war Reita nicht ein einziges Mal mehr zu ihm gekommen und er selbst hatte auch nicht die Initiative ergriffen und hatte ihn gesucht. Er schien wie vom Erdboden verschluckt. Tatsächlich hatte er ihn, Dai und die anderen nicht mehr auch nur gesehen! Waren sie überhaupt in der Schule gewesen?
 

Ruki verstrickte sich in Grübeleien und kam dann doch wieder zu dem Ergebnis, dass es eigentlich sowieso egal war. Wenn Kanon und Saga nun wirklich zusammen kommen sollten und er weiterhin mit ihm befreundet bleiben wollte, konnte er nicht gleichzeitig mit Reita anbändeln – das war einfach nicht drin!
 

Die restlichen Stunden versank Ruki im Selbstmitleid und schlurfte nach dem letzten erlösenden Klingeln mit hängendem Kopf aus der Klasse. Naos Blicke und Kanons Rufe ignorierte er.
 

Zuhause angekommen schmiss er seine Tasche in die hinterste seiner Zimmerecken und ließ sich lustlos vor seinem Laptop nieder. Vielleicht hatte ihm ja jemand was geschrieben, was ihn aufmunterte?
 

Doch auch hier wurde er enttäuscht. Miku und Bou hatten sich nicht mehr gemeldet seit sie das letzte Mal gestern geschrieben hatten und auch sonst blieben seine Kontakte stumm. Das war doch zum Schreien. Noch mehr gefrustet, als vorher, ließ er den Laptop ungeachtet den restlichen Tag über in der Ecke versauern und zappte sich durch sämtliche Kanäle seines Fernsehers.
 

Aber egal was er tat, Reitas Gesicht hatte sich in seine Netzhaut eingebrannt und ließ ihn keine Minute mehr in Ruhe. Zum Mäusemelken war das! Warum konnte er ihn nicht einfach vergessen? Eine kleine Knutscherei und schon war er verliebt? Wer war er denn? Himmel Herr Gott, er war ein Mann! Ein Mann, verdammt! Aber... Reita war auch ein Mann. Und was für einer...
 

Er geriet ins Träumen und ließ ihren Kuss Revue passieren – als es geschah. Statt sich sah er plötzlich wieder Ryogas Lippen auf Reitas und die Wut kochte in ihm hoch! Wieso, verflucht? Wieso hatte er ihm das angetan?
 

Angetan? Moment! Er klang ja schon wie eine eifersüchtige Ehefrau! Er und Reita waren nicht zusammen! Sie beide waren freie Menschen und konnten tun und lassen was sie wollten! ... Aber wieso nur hatte er mit diesem Kerl geschlafen? Toll, er sah gut aus und war... größer als er. Aber er war garantiert nicht besser als er! Reita würde es noch bereuen, nicht mit >ihm< geschlafen zu haben!
 

.... Was dachte er hier eigentlich grad für eine Scheiße?
 

Frustriert und einem Nervenzusammenbruch nahe, schaltete er den Fernseher aus, schmiss die Fernbedienung in die nächstbeste Versenkung und versuchte sich einige Sekunden lang unter seinem Kopfkissen zu ersticken. Doch selbst als der Sauerstoffmangel jegliches Denken eigentlich unmöglich gemacht haben sollte, drehte er sich um Reita im Kreis und sah diesen verdammten Kuss!
 

Tief nach Luft schnappend tauchte er unter seinem Kissen wieder auf und er spürte Zornestränen aufkommen. Verdammter Reita! Verdammter Kuss!
 

Er entschied, dass er dringend frische Luft brauchte und riss sich die vermaledeite Schuluniform vom Körper, um sich >richtig< einzukleiden. Mit Genugtuung betrachtete er sich im Spiegel, während er sich so umwerfend wie möglich anzog und stylte. Sollte Reita doch sehen wo er blieb – er war schließlich nicht der einzige Mann auf der Welt! Wer brauchte den schon? Andere Kerle konnten sicher genauso gut küssen und sahen bestimmt auch noch besser aus! Was sollte eigentlich dieser Fetzen im Gesicht? Wahrscheinlich hatte der die hässlichste Nase, die die Welt je gesehen hatte.
 

In seine grimmigen Gedanken versunken verließ er schließlich das Haus und machte sich auf den Weg Richtung Kino. Wäre doch gelacht, wenn er lang allein bleib!
 

Als er sich genüsslich in seinen Sitz zurücklehnte, kam ihm der Gedanke, dass sein Unternehmen eigentlich vollkommen bescheuert war, aber der wurde schnell wieder beiseite geschoben.
 

Was ihn wurmte war lediglich, dass er gegen Mitte des Films wieder an ihn denken musste. Und schon wieder grübelte er darüber nach, was er bloß tun konnte, um ihn zu bekommen. Jaah, er musste zugeben, dass er mittlerweile regelrecht besessen von dem Gedanken war, als er das Kino nach der Vorstellung wieder verließ und merkte, dass er das Ende schon wieder nicht mitgekriegt hatte...
 

Überrascht keuchte er auf, als er draußen mit jemandem zusammenstieß. „Nao!“, stieß er hervor, ehe er darüber nachdenken konnte. Dieser war mindest genauso erschrocken und beide standen sich einige Momente schweigend und starrend gegenüber. „Ruki – äh – was treibt dich denn hierher?“, war Naos dümmliche Reaktion und Ruki zuckte unkoordiniert mit den Schultern. „Äh – ich war im Kino. Und du?“ „Einkaufen.“ „Aha.“
 

Gedanklich schlug Ruki seinen Kopf gegen die nächstbeste Wand. Aua! Wie blöd kann ein Mensch eigentlich sein?
 

„Wie geht’s Kanon?“, fragte Nao schließlich und Ruki hob die Augenbrauen. „Ehm – gut soweit. ... und dir?“ Der Größere wich seinem Blick kurz aus und starrte scheinbar in den blauen Himmel, ehe er ihm direkt ins Gesicht sah und einen ernsten Ausdruck auflegte.
 

„Ich mein es todernst, was ich zu dir gesagt hab.“ Es herrschte eine kurze Stille, in der Ruki bewusst wurde, dass er einer Aussprache nicht mehr ausweichen konnte, ohne Nao stehen und seine wohl einzige Chance auf Waffenstillstand ziehen zu lassen. So sagte er nichts und ließ ihn weitersprechen. „Ich habe überreagiert und dir und Kanon Unrecht getan. Das war falsch. Wir beide wissen das.“ Nao schluckte und senkte den Blick, was Ruki als Aufforderung sah, nun ebenfalls etwas zu sagen. „Aber warum hast du denn so überreagiert? Du sagst die ganze Zeit, dass ich nicht verstehen würde! Aber wie soll ich das, wenn du’s mir nicht erklärst?“ „Ich habe meine Gründe“, erwiderte Nao knapp und trocken, wich seinem Blick weiterhin aus. „Die da wären? Meinst du nicht, es wäre langsam Zeit für die Wahrheit?“
 

„Die Wahrheit ist, dass –“, Nao stoppte sich selbst und schluckte schwer, während er scheinbar versuchte Tränen zurückzudrängen. Ruki verwirrte und verletzte der Anblick mehr, als der wütende Gesichtsausdruck des Jungen, als dieser ihn angeschrieen hatte. Schließlich liefen tatsächlich ein paar Tränen Naos Wangen hinab. „Tut mir Leid, Ruki. Ich hab dir vorgeworfen, dass du die Wahrheit nicht ertragen kannst und dabei bin ich selbst es, der sie nicht verkraftet...“
 

Ruki entschloss, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, die Straße zu verlassen und trabte mit Nao an seiner Seite zu sich nach Hause. Schweigend standen sie zuerst in der Küche, wo Ruki ihnen Tee kochte und saßen sich dann schließlich noch immer stumm auf Rukis Bett gegenüber, während sie hin und wieder einen Schluck aus ihrer Tasse schlürften.
 

Ruki wollte warten, bis Nao von alleine anfing und nicht dazu zwingen, etwas zu tun, was er nicht wollte. So konnte keine Versöhnung stattfinden.
 

„Jui und ich... wir waren mal Freunde, weißt du? Sehr gute Freunde. Ich mochte ihn wirklich sehr... aber er war auch immer von dem Gedanken besessen, zu etwas Größerem gehören zu wollen. Damals gab es nur Saga und Shou – Sakito und Uruha kamen erst später hinzu - und Jui verrenkte sich halb bei dem Versuch dabei, zu ihnen zu gehören“, Nao schniefte und bei den nächsten Worten kamen ihm wieder die Tränen, „Ich konnte nur dabei zusehen, wie er sich immer mehr veränderte... er war nicht immer so, weißt du? Er war... er war so... weißt du, er war immer ehrlich und für einen da! Und jetzt – jetzt verstellt er sich so furchtbar und ist durch die Aufmerksamkeit so schrecklich arrogant geworden. Das ist nicht mehr der Jui, den ich kannte... den ich so sehr mochte...“
 

Er schluchzte auf bei den Erinnerungen, wie ihm Jui regelrecht durch die Finger geglitten war und er überhaupt nichts dagegen hatte tun können. Wie ihre Freundschaft auseinandergebrochen und von dem einst freundlichen und süßen Jungen nichts mehr übrig geblieben war.
 

Komischerweise erinnerte der weinende Nao, dem Ruki fürsorglich einen Arm umlegte, ihn an Jui und wie dieser sich im Checkpoint betrunken hatte. >Alle hassen mich!<, hörte er seine nörgelnde Stimme und das Gefühl von Mitleid wurde in ihm wachgerufen, als er sich seinen Anblick ins Gedächtnis rief, als er Sakito angeschrieen hatte.
 

Er hatte ihn angeschrieen, weil er Angst hatte, diesen als Freund zu verlieren. An Ni~ya, einen Jungen, den er nicht leiden konnte.
 

War das nicht dieselbe Situation, in der auch Nao damals gewesen war? Und scheinbar nun wieder hineinrutschte, weil Ruki und Kanon sich nun ebenfalls von ihm entfernten, um zu Saga zu gehören?
 

Ruki verstand plötzlich das ganze Drama, was Nao und Jui miteinander verband und ihn so hatte ausrasten lassen, als er herausgefunden hatte, dass Ruki mit Kanon im Checkpoint gewesen war. Auf einmal war alles ganz klar und er konnte nicht umhin, das zitternde Bündel in seinem Arm noch fester an sich zu drücken. Wie hatte er Nao nur böse Absichten unterstellen können? Er fühlte sich schrecklich.
 

„Hey...“, sagte er leise, „Ist doch gut, beruhig dich“, er wartete, bis Nao noch ein paar mal schniefte und dann ruhiger wurde, „Hast du denn schon mal mit Jui darüber gesprochen?“ Nao schüttelte den Kopf. „Ich komm ja nicht mehr an ihn ran! Ständig ist Saga bei ihm - oder jemand anders.“ Ruki schmunzelte. „Meinst du nicht, dass du ihn mal um ein Gespräch unter vier Augen bitten solltest?“ Nao schnaubte und löste sich von Ruki. Er sah irgendwie sehr angepisst aus. „Jui ist ein Trottel!“, meinte er voll Ärger, „Ich weiß gar nicht, ob ich mich überhaupt wieder mit ihm versöhnen will!“
 

Nao ließ sich noch fast eine ganze weitere Stunde über Jui und seine Dummheiten aus, ehe er sich – doch irgendwie erleichtert – wieder von Ruki verabschiedete.
 

Sie trennten sich mit dem Gewissen, dass sie sich ausgesöhnt hatten. Ruki hatte sich noch einmal mit soviel Ehrlichkeit und Reue bei Nao entschuldigt, ihn geschlagen zu haben, dass Nao ihm – wie Ruki ihn kannte – lieb lächelnd verziehen hatte. Er gab sich ja größtenteils selbst die Schuld und das war für ihn Strafe genug… für sie beide.
 

Und im Nachhinein wusste Ruki auch, dass Nao seine harten Worte gegenüber Jui nicht so ernst gemeint hatte, wie sie vielleicht hätten sein sollen. Er war sich ziemlich sicher, dass Nao sich auch mit ihm von Herzen eine Versöhnung wünschte und sich einfach nur nicht aufraffen konnte, um ihn simpel notfalls anzurufen und ein Treffen zu vereinbaren, wo der gut aussehende Junge alleine war.
 

Ruki schüttelte bei diesem Gedanken den Kopf und nahm sich seinen Laptop um nachzusehen, ob Kanon gegebenenfalls im MSN erreichbar war. Tatsächlich war er on. Dummerweise ging er gerade dann offline, als er ihn anwählte, um ihn zu schreiben. Blöd gelaufen, nannte man so was. Also raffte Ruki sich auf und lief die kurze Strecke zu Kanons Haus, auf der ihm dieser schon entgegen kam.
 

Verwundert sahen die beiden Jungen sich an. „Wo willst du denn hin?“, fragte Ruki neugierig und Kanon wurde etwas rot um die Nase. „Ich wollte eigentlich gerade zu dir!“, entgegnete er und zögerte kurz, ehe es aus ihm herausbrach, „Ich trau mich nicht, ihn anzurufen!“, jammerte er und erweckte den Eindruck eines kleinen Schulmädchens. Ruki war eigentlich zum Lachen zumute, aber er wusste, dass das Kanon kränken würde und so ließ er es sein. Stattdessen legte er einen Arm um ihn und erinnerte sich an etwas, was ihm seine Cousine einmal gesagt hatte.
 

„Melde dich nie direkt am ersten Tag!“, amte er sie filmreif nach, „Er kommt sonst noch auf den Gedanken, dass du verzweifelt bist – lass ihn ruhig ein wenig zappeln.“
 

Verständnislos wurde er von Kanon gemustert und Ruki lachte nun doch los. „Sorry, ich konnts mir nicht verkneifen!“ Er gab zu, er war plötzlich durch die Aussprache mit Nao in Hochstimmung.
 

Gemeinsam gingen sie in Richtung Stadt. Ruki musste dringend mit ihm über Nao – und natürlich auch Saga und Reita – sprechen. Aber Nao hatte jetzt erst einmal Vorrang, da er sich sicher war, dass Kanon ihm sofort verzeihen würde. Die beiden waren schon vor seinem Auftauchen Freunde gewesen und er wollte seinen Fehler wieder gut machen. Er würde ihm auch die Geschichte mit Jui erzählen, denn jetzt, wo sie endlich Kontakt zu ihnen hatten, wollte Ruki auch versuchen, Jui und Nao wieder miteinander zu versöhnen.
 

Denn trotz Naos harter Worte war sich Ruki sicher, dass er noch immer Kontakt zu ihm suchte. Wahrscheinlich war das der Grund, warum sie sich anzickten, sobald sie sich sahen. Die beiden waren einfach viel zu stur, um sich jeweils zuerst bei dem anderen zu entschuldigen und suchten so die Nähe und Aufmerksamkeit des anderen, in dem sie sich bekriegten.
 

Oh man, Ruki kam sich langsam vor wie ein wandelnder Beziehungsratgeber! Dabei hatte er doch selbst keinen Plan von Liebe – und von Beziehungen schon gar nicht! Sein eigenes Liebesleben war so ziemlich unter dem Gefrierpunkt und würde sich wohl auch in nächster Zeit nicht ändern, denn der Konflikt zwischen den beiden Banden würde sich garantiert nicht in nächster Zeit legen.
 

Mit Kopfschmerzen ließ sich Ruki schließlich zusammen mit Kanon in einem kleinen Cafe mitten in der Stadt nieder.
 

Der Mittelpunkt der Stadt bildete ein imposanter Brunnen, an dessen Rand einige Leute saßen und ihr Eis aßen, sich unterhielten oder verliebt in die Augen sahen. Um diesen Brunnen herum war ein runder Platz, der von Cafes und kleineren Ständen umsäumt war. Mehrere Fußwege führten von hier aus in die Einkaufspassagen und zurück ins Gedränge.
 

Als Ruki und Kanon gerade bestellt hatten, ließen sie schweigend und zum Teil aus Frust, ihre Blicke über die Menschen schweifen, ehe sie beinahe zeitgleich dasselbe entdeckten.
 

Hand und Hand kamen sie in ihre Richtung geschlendert.
 

Die missbilligen und manchmal auch angewiderten Blicke der Leute um sie herum ignorierten sie gekonnt. Wozu auch beachten? Beide strahlten so viel Selbstbewusstsein aus, dass es für ein ganzes Heer gereicht hätte und man sah ihnen an, dass ihnen das Gerede nicht einen Pfifferling interessierte. „Die haben Nerven!“, hauchte Kanon entgeistert wie bewundernd und reckte seinen Kopf in Richtung Tür, als die beiden zusammen das Cafe betraten.
 

~*~*~
 

Das nächste Mal in Big City Life…
 

Zögernd nahm Ruki das Stück Papier entgegen und schluckte. „Äh – danke“, nuschelte er und ließ die Adresse ohne einen weiteren Blick darauf in seiner Hosentasche verschwinden. „Ah!“, mahnend hob Dai den Zeigefinger direkt vor sein Gesicht, „Aber du kommst >wirklich<! Ich rechne mit dir! Wenn du nicht kommst, gibt’s Saures! Verstanden?“
 

Eingeschüchtert nickte der Kleinere, obwohl der Ältere das wohl zur Hälfte spaßig meinte. Allerdings nur zur Hälfte. Wer wusste schon, >wie< ernst er es wirklich meinte?

[Reita] Krankenbesuch

So – nächstes Update, diesmal zügiger ^^

Ich werde nun wieder versuchen monatlich ein neues Kapitel hochzuladen, wie ich es auch ganz zu Anfang getan habe
 

Da ich nun seit Anfang des Jahres geregelte Arbeitszeiten habe, komm ich nun auch wieder zum Schreiben und hab mehr Zeit für meine Geschichten ^^ *freu*
 

Und BCL werde ich nicht einfach so verkommen lassen… ><
 

Hier also das nächste Kapitel ^^
 

Ach ja!

Ich habe die Chara-Beschreibungen noch einmal überarbeitet, weswegen die Aufteilung nun leider anders ist, als ihr es vorher gewohnt ward – entschuldigt das bitte.

Es sind auch einige Charas gelöscht worden aus der Liste, da diese für den Verlauf der Story eher irrelevant sind – sollte jemand die Bilder + Beschreibung dennoch haben wollen: ich hab die natürlich alle abgespeichert, damit ich sie selber zum Nachlesen noch habe ^^°

[Uruhas Beschreibung für # 09 folgt, ich suche noch nach einem passenden Bild… # 19 ist reserviert für den Chara aus dem nächsten Kapitel ^^]
 

Titel: Big City Life

Teil: 16/?

Dank: an alle Leser und Favo-Nehmer!

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8)

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

Viel Spaß beim Lesen!

Maya
 


 


 

Kapitel 15 – [Reita] Krankenbesuch
 

Was zuletzt geschah…
 

Seine Worte gingen Kanon runter wie Öl und sein Hirn war wie leergefegt, weswegen er Ruki mehr als dankbar war, als er erneut das Wort ergriff. „Ebenfalls schade! Aber vielleicht diesen Samstag? Kanon, was sagst du dazu?“ Kanon schlug bei der Erwähnung seines Namens devot die Augen nieder und lief an wie eine Tomate. „Warum nicht?“, nuschelte er sich zurecht, sodass die anderen ihn kaum verstanden.
 

Aber das war wahrscheinlich das, worauf Saga gewartet hatte, denn er griff sich Kanons Hand (dieser erlitt in dem Augenblick einen halben Herzinfarkt), zückte einen Stift und schrieb in ordentlicher Handschrift seinen Namen und seine Telefonnummer auf die weiche Haut. Dann reichte er den Stift Kanon und lächelte. „Schreib mir auch deine auf. Wir telefonieren dann, wann wir uns am Samstag treffen.“ Saga hielt ihm die Hand hin und Kanon zögerte kurz, ehe er ehrfürchtig nach ihr griff und bedacht ebenfalls seine Nummer niederschrieb.
 

~*~*~
 

Die kleine Schelle oberhalb des Türrahmens läutete hell, als sie eintraten und sich auf den Weg zum Tresen machten.
 

Ruki erwischte sich dabei, wie er regelrecht an ihrem Anblick zu kleben schien und er sah schnell weg, als einer der beiden Jungen in ihre Richtung sah. Kanon richtete seinen Blick konzentriert auf die Tischplatte vor sich, während Ruki so tat, als wäre die Speisekarte besonders interessant.
 

Doch da hatten sie ihre Rechnung ohne den Rotschopf gemacht. Der kam schnurstracks auf ihren Tisch zu und zog seine Begleitung dabei sanft am Arm mit sich.
 

„Hey!“, die beiden schreckten auf und Ruki war sich sicher, dass ihr Zusammenzucken nicht verborgen geblieben war, „Na, wie geht’s, Kleiner?“ Ein breites Zahnpastalächeln strahlte ihnen entgegen und Ruki rief sich innerlich zur Ruhe. „Ganz gut und selbst?“ Eigentlich hoffte er nur, dass Dai und seine Begleitung wieder verschwinden mochten, doch die setzten sich einfach zu ihnen an den Tisch und sogleich lag der Blick des rothaarigen Jungens auf ihm.
 

„Reita spricht viel von dir, in letzter Zeit.“ Es war eine einfache Feststellung, doch ließ dieser eine Satz sein Herz augenblicklich höher schlagen und er musste sich wirklich zusammenreißen, um ihn nicht sofort über seinen Cousin auszuquetschen.
 

„Ich hab ihn in der Schule vermisst“, meinte er stattdessen und ohrfeigte sich innerlich. Konnte er das nicht anders ausdrücken? Er hatte einfach fragen können, warum Reita in letzter Zeit nicht in der Schule gewesen war, aber neeein, er musste ja sagen, dass er ihn vermisste! Er rollte mit den Augen und rutschte unruhig auf seinem Platz, da es ihm plötzlich ungemütlich geworden war.
 

Dai lächelte erneut sein charmantestes Lächeln und irgendwie... fühlte Ruki sich... durchschaut. Nackig und bloßgestellt. Hilfe.
 

„Mandelentzündung“, lachte er schließlich, „Hat gekrächzt wie so n altes Weib!“, seine Begleitung lachte nun ebenfalls und Ruki musterte den Jungen aus den Augenwinkeln. Er war überraschend hübsch wie er feststellte. Ein relativ schmales Gesicht, feine Gesichtszüge, ein perfekt geformter Mund und hübsche Mandelaugen, die nur ein wenig mit schwarzem Kajal geschminkt worden waren. Das hellbraune Haar war kunstvoll am Hinterkopf hochgesteckt und links fielen ihm einige Strähnen über das Auge. Die zart wirkende Haut und die schlanke Figur, die obendrein von einem bauchfreien Oberteil betont wurde, machten einen eher femininen Anschein.
 

Irgendwie wunderte Ruki das. Er hatte eher gedacht, dass Dai einen >männlicheren< Freund hätte (wenn er denn überhaupt schwul war), da er den Anschein machte, als würde er jemand Ebenbürtigen neben sich haben wollen. Jemand, mit dem er um die Dominanz fechten konnte. Aber Dais Begleitung machte keinen sonderlich... dominanten Eindruck.
 

Der Schönling war es schließlich, der Ruki ansprach und ihn ertappt zurückschrecken ließ. Hatte er sein Starren bemerkt?
 

„Warum kommst du Reita nicht besuchen? Er würde sich sicher freuen, dich zu sehen?“ Dai, Kanon und Ruki starrten ihn gleichermaßen bedeppert an. Als keiner etwas sagte, wandte er sich an seinen Freund. „Na, meinst du nicht?“, fragte er verblüfft und so, als wolle er sagen, dass er ihm endlich zustimmen sollte, „Reita hatte sich doch so aufs Wochenende im Checkpoint gefreut und nun konnte er Ruki gar nicht sehen!“
 

Also war Reita auch nicht im Checkpoint gewesen. Irgendwie beruhigte ihn das. Er hatte schon Angst gehabt, Dai wolle ihn vielleicht zur Rede stellen, warum er seinem Cousin erst zugesagt hatte und dann doch nicht erschienen war. Schwein gehabt.
 

Kanon war es zur Überraschung aller, der nun das Wort an Ruki richtete. „Ich finde, das ist eine gute Idee.“ Ruki glotzte ihn an und konnte seinen Ohren nicht trauen! >Was< hatte er da gerade gesagt? Doch als Kanon ihm zuzwinkerte, was nur er sehen konnte, blinzelte er. Er wollte ihn doch wohl nicht etwa mit Reita verkuppeln? War >er< es nicht gewesen, der aus der Wäsche geschaut hatte wie sieben Tage Regenwetter, als rausgekommen war, dass er Dais Cousin liebte? Ruki blickte nicht durch. Aber Dai scheinbar genauso wenig. Doch dann erhellte sich sein Gesicht und er klopfte Kanon anerkennend auf die Schule.
 

„Genau!“, strahlte er, „Also, Ruki, was sagst du? Kommst du nachher noch mal vorbei und besuchst unseren armen, kranken Schatz?“ Obwohl er der Kleinste von allen Anwesenden war, wünschte er sich im Moment noch kleiner zu werden und aus ihren Blickfeldern zu verschwinden.
 

„Ähm – wieso nicht?“, stotterte er schließlich unbeholfen und bekam drei zufrieden grinsende Gesichter zur Antwort. „Schön!“, jubelte Dai regelrecht und kramte in seinen Taschen, „Ich schreib dir seine Adresse auf und – Mensch, warum ich denn schon wieder nichts zu schreiben!?“ Sein Freund war es schließlich, der in seine schwarze Umhängetasche griff und einen kleinen Block und einen Kugelschreiber zutage förderte und Dai zuschob. Der grinste erleichtert. „Mina, du bist ein Schatz!“ Er drückte ihm einen kurzen Kuss auf, ehe er den Stift an sich nahm und eifrig einen Straßennamen und die Hausnummer niederschrieb, den Zettel rausriss und Ruki entgegenstreckte.
 

Zögernd nahm Ruki das Stück Papier entgegen und schluckte. „Äh – danke“, nuschelte er und ließ die Adresse ohne einen weiteren Blick darauf in seiner Hosentasche verschwinden. „Ah!“, mahnend hob Dai den Zeigefinger direkt vor sein Gesicht, „Aber du kommst >wirklich<! Ich rechne mit dir! Wenn du nicht kommst, gibt’s Saures! Verstanden?“
 

Eingeschüchtert nickte der Kleinere, obwohl der Ältere das wohl zur Hälfte spaßig meinte. Allerdings nur zur Hälfte. Wer wusste schon, >wie< ernst er es wirklich meinte?
 

Dai jedoch lächelte zufrieden sein Zahnpastagrinsen und erhob sich – endlich – wieder. Die beiden wollten gerade gehen, als >Mina< sich noch einmal an den Jüngeren wandte. „Ach!“, meinte er, „Klingel bei >Suzuki<! Aber nicht bei denen im Erdgeschoss, sondern im dritten! Ok? Man sieht sich!“ Und dann waren die beiden verschwunden.
 

Ruki gab einen theatralischen Laut von sich, während er seinen Kopf auf die Tischplatte sinken ließ. „Mein Leben ist viel zu strange, als dass ich das verkraften könnte! Kanon? Mach ne Soap draus, scheffel damit Kohle ohne Ende und besorg dir dann bitte davon einen Auftragskiller, der mich von meinem Leiden erlöst!“
 

Doch Kanon wurde ihm immer suspekter. Er lachte. Der lachte ihn wirklich aus! Ruki zog die Augenbrauen zusammen. „Ach, du!“, zischte er, „Was sag ich dir das eigentlich? Was sollte das? Wieso sollte ich da bitte hingehen!?“
 

Kanon hatte aufgehört zu lachen und sah ihn nun liebevoll lächelnd an. Er seufzte und erinnerte Ruki irgendwie an die rollige Katze seiner Tante. „Ach, Ruki“, meinte er beschwichtigend, „Denkst du nicht, dass du es wenigstens versuchen solltest? Guck mal“, sagte er und rückte ein Stück näher, „Jetzt habe >ich< die Nummer von Saga und >du< hast die Adresse von Reita! Ich mach dir nen Vorschlag: >Du< wirst heute Abend zu Reita gehen und ihm einen Krankenbesuch abstatten und >ich< werde allen Mut zusammen nehmen und nachher Saga anrufen, um unsere Verabredung für Samstag zu planen. Na, was hältst du davon?“
 

Rukis Hirn arbeitete auf Hochtouren, während er Kanon noch immer bedröppelt von der Tischplatte aus anglotzte. „Mal davon abgesehen, dass ich immer noch nicht auf deinen plötzlichen Sinneswandel klar komme, weiß ich auch gar nicht, was ich Reita sagen soll!“ „Dass du kommst, um nach ihm zu sehen – er ist schließlich krank.“ Ruki seufzte. Langsam setzte er sich wieder aufrecht hin und blickte geradewegs in Kanons Augen. „Na schön“, meinte er mit fester Stimme, „Aber wenn etwas schief geht, dann kannst du vergessen, dass ich am Samstag mit ins Checkpoint komme und dir dein Patschehändchen halte.“ Kanon lachte strahlend und irgendwie konnte Ruki auch nicht umhin und musste lächeln. Er sah Kanon gerne so fröhlich und ausgelassen und wünschte sich in dem Moment wirklich von Herzen, dass sein Anruf bei Saga ebenfalls ein Erfolg sein würde. Ganz ehrlich.
 

Zur >Feier< des Tages und zum Besiegeln ihrer Abmachung, stiefelte die beiden noch eine Weile durch die Stadt, als sie vor einem Friseursalon Halt machten. Gleichzeitig warfen sie sich einen vielsagenden Blick zu und verschwanden schließlich grinsend im Innern des Ladens.
 

Seltsamerweise hatte Ruki mit seiner neuen Frisur auch gleich einen ganz neuen Elan und stapfte – wie besprochen – am Abend frohen Sinnes Richtung Parkanlage. Dahinter befand sich das Viertel, in dem das Haus stand, in dessen dritten Stock schließlich die Wohnung lag, in der Reita mit seiner Familie lebte.
 

Er war sich noch immer nicht sicher, was er genau sagen und tun sollte, aber wie das nun mal so war, würde er halt improvisieren müssen. Eigentlich konnte doch nicht so viel schief gehen! .. oder?
 

Trotz seiner gerade noch an den Tag gelegten Unbekümmertheit, konnte er das Zittern seines Fingers nicht unterlassen und sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er schließlich schaffte, die Schelle zu betätigen. Er war nervös und aufgeregt und er spürte wie das mulmige Gefühl in seinen Magen zurückkehrte, was er bis eben so siegreich niedergerungen hatte. Je mehr Zeit verstrich, desto mehr nagte der Entschluss an ihm, einfach auf dem Absatz Kehrt zu machen.
 

Doch gerade als er seufzte und sich abwenden wollte, hörte er Schritte auf der anderen Seite der Tür.
 

Mit Schwung wurde sie aufgerissen und Ruki starrte in ein Augenpaar, das auf seiner Höhe lag und somit nicht Reita gehören konnte. Beziehungsweise war nur ein Auge zu sehen, da das braunblonde Haar das andere verdeckte. Der Junge trug noch seine Schuluniform, die im Gegensatz zu Reitas, vollständig und ungeschmückt war.
 

„Ja bitte?“, fragte er, als Ruki keinen Ton von sich gab und erst da schreckte er aus seiner Starre. „Äh – ich wollte gerne Reita besuchen“, brachte er unsicher hervor und sein Gegenüber nickte, während er einen Schritt zur Seite ging und ihn hereinkommen ließ. Der Flur war schmal und außer einem Kleiderständer und einer hüfthohen Kommode fand hier drin nichts Platz. Geradeaus konnte Ruki einen knappen Blick ins Wohnzimmer werfen, ehe er von dem Essensgeruch abgelenkt wurde, der links von ihm aus der Küche strömte. Na toll. Jetzt störte er auch noch beim Essen.
 

Doch als er das Herumgewerkel aus dem Zimmer vernahm, lag er wohl mit seiner Vermutung richtig, dass das Essen noch nicht fertig war. Auch ging der Junge nicht in die Küche, sondern machte sich wieder auf Richtung Wohnzimmer. „Sein Zimmer ist hier rechts“, meinte er nur knapp und deutete im Vorbeigehen auf eine unscheinbare Tür direkt neben dem Raum, wo noch der Fernseher lief.
 

Eigentlich sagte es Ruki nicht zu, einfach so eine fremde Wohnung zu betreten, ohne dass er wenigstens den Eltern Guten Tag sagte und so warf er einen vorsichtigen Blick in die Küche, wo eine junge Frau am Herd stand und in einem Topf rührte. Sie erschien Ruki allerdings zu jung, um wirklich die Mutter der beiden Jungen zu sein. Fast sofort hatte sie ihn entdeckt und lächelte ihn grüßend an. „Hallo!“, meinte sie freundlich und war Ruki sofort sympathisch, „Du möchtest zu Akira? Nimmst du für ihn einen Teller Suppe mit? Das wäre echt lieb von dir!“
 

Baff nickte er und sah ihr dann zu, wie sie einen tiefen Teller aus einem der Hängeschränke nahm und mit klarer Suppe füllte. Noch immer lächelnd kam sie auf ihn zu und drückte ihm den Teller in die Hand. „Vorsicht, heiß!“, warnte sie noch und bedacht nahm er ihr das Essen ab.
 

Dann räusperte er sich. „Entschuldigen Sie, ich will nicht unhöflich sein, aber... Sie sind doch sicher nicht Reitas Mutter – oder?“ Sie lachte hell auf und ihre Augen wurden dabei so schmal, dass sie fast verschwanden. Beim Lachen kamen ihre weißen Zähne zum Vorschein - sie hatte ebenfalls relativ große Schneidezähne wie ihm auffiel. „Nein, ich bin seine große Schwester“, erklärte sie, „Unsere Mutter arbeitet im Schichtdienst, deswegen wechseln Akira und ich uns mit Kochen ab. Und da er krank ist, bin ich halt an der Reihe – nenn mich ruhig Kimiko, du brauchst nicht so förmlich zu sein.“
 

Leicht verlegen nickte er, bedankte sich noch einmal und ging dann brav zu Reitas Zimmertür, um zu klopfen. Er lauschte und es wurde ein undeutliches >Herein< gebrummt.
 

Vorsichtig öffnete er die Tür und trat ein. Zu seiner großen Überraschung war Reitas Zimmer weder sonderlich voll gestellt, noch so zugemüllt wie er es sich vorgestellt hatte. Kanons Zimmer war bis auf den letzten Zentimeter mit Büchern und anderem Schreibkram und Krimskrams gefüllt – durchaus mit Ordnung – und sein eigenes versank regelmäßig im Chaos. Reitas Zimmer hingegen beherbergte nur einen Kleiderschrank, ein Regal, ein Schreibtisch und ein Bett. Es war kein Fernseher vorhanden wie bei seinen anderen Bekanntschaften und es war nicht einmal ein Computer zu finden. Lediglich ein Radiowecker und ein Discman lagen auf dem Tisch, der unter Notizen und Schulheften beinahe verschwand. Der Rest des Zimmers war fast blitzblank aufgeräumt, wenn man zwei Chaosecken außer Acht ließ, wo Reita scheinbar auf die Schnelle immer Tasche, Jacke oder anderes hinpfefferte, wenn er es eilig hatte.
 

Nach seinem prüfenden Blick durchs Zimmer, wagte er sich näher ans Bett, unter dessen Decke sich mit einem Mal jemand räkelte. Ein blonder Schopf kam zum Vorschein und nur Sekunden später blickten ihn zwei dunkelbraune Augen an, die vor Schreck scheinbar doppelt so groß wurden.
 

Und Ruki konnte seinen Schreck nachvollziehen – Reita trug kein Band! Wozu auch, wenn man krank und von den Bekannten abgeschottet im heimischen Bett lag?
 

Beide starrten sich schweigend einen Moment lang an und Ruki geriet fast ins Träumen, als er das Gesicht des Älteren musterte. Ohne das Band wirkte es außergewöhnlich weich, schon fast zart, während das ungestylte Haar es ungekämmt und doch ordentlich umrahmte und seine kleine Stupsnase gab ihm einen überraschend weiblichen Touch. Vielleicht war ja >das< der Grund, warum er dieses Band trug und seine Nase versteckte? Für einen Jungen in seinem Alter und seiner Position war es sicherlich unangenehm, so niedlich auszusehen. Er hatte wahrlich eine erstaunliche Ähnlichkeit mit seiner Schwester, obwohl die Nase mehr der des Bruders glich.
 

Amüsiert beobachtete er wie Reitas Wangen sind rot färbten, ehe er endlich zur Besinnung kam und sich leicht beschämt abwandte. „Was machst du denn hier?“ Leicht verletzte Ruki diese Frage, aber er konnte es auch verstehen. „Ich wollte nur nach dir sehen“, antwortete er vorsichtig.
 

Eine beklemmende Stille entstand, die Ruki brach, in dem er die letzten Schritte zum Bett zurücklegte, sich davor niederließ und Reita seine Suppe reichte. „Iss, sonst wird’s kalt.“
 

Die nächsten Minuten waren genauso schweigsam wie die zuvor. Reita schien viel zu überrascht über seinen Besuch, als dass er groß Worte fand und Ruki war nun wieder etwas befangen, während er den Blonden beim Essen Gesellschaft leistete. Es erschien ihm auch zu aufdringlich, wenn er jetzt anfangen würde, den anderen zuzutexten. Immerhin war dieser krank und von seinem plötzlichen Auftauchen schon genug überfahren worden – da musste man nicht noch in den Rückwärtsgang gehen und noch mal drüber fahren.
 

Als Reita aufgegessen hatte, nahm Ruki ihm umsichtig den Teller ab und stellte ihn neben sich auf den Boden – einen Nachttisch gab es ja nicht. Er wandte sich wieder zu dem Erkrankten um und hob elegant eine Augenbraue, als er diesen lächeln sah. „Was?“, fragte er verdutzt und zuckte beinahe zusammen, als Reita eine Hand hob, um ihm sanft durch die vorderen Strähnen zu streichen.
 

„Du hast deine Haare gefärbt“, bemerkte er noch immer lächelnd und seltsamerweise wurde es ihm selbst gerade erst wieder bewusst, „Sieht gut aus!“, bewunderte Reita ehrlich, als er die Strähne im satten Rot zwischen den Finger begutachtete. Ruki spürte ihm die Hitze in die Wangen steigen. „Danke“, nuschelte er und wartete ab, was als nächstes passieren würde. Gedankenverloren spielte der Blonde noch immer mit den frisch gefärbten Haaren, als er wieder zu reden begann. „Tut mir Leid, dass ich am Wochenende nicht im Checkpoint war.“
 

Ruki schnaubte kurz und brachte ein kleines Lächeln zustande. „Macht nichts – ich war auch nicht da“, gab er zögernd zu. „Warum nicht?“, fragte Reita erstaunt und Ruki wurde klar, dass man sein Nichterscheinen falsch deuten konnte. „Ich war einfach nicht in Feierlaune.“
 

Und kaum hatte er das gesagt, kam ihm wieder in den Sinn, warum er nicht in Feierlaune gewesen war...
 

„Reita?“, flüsterte er – ihm war noch nicht aufgefallen, dass sie immer leiser begonnen hatten zu sprechen, „Ryoga....“ Der Blonde erstarrte in seinen Bewegungen und zog schließlich mit schreckgeweiteten Augen seine Hand zurück, krallte sie unbewusst in den Kragen seines T-Shirts.
 

„Du – du weißt - ?“ Ruki senkte den Kopf und nickte. „Ja“, hauchte er und überlegte, was er noch sagen konnte, aber sein Hirn war... völlig leer. Das Bild, was sich darin eingebrannt hatte, ließ ihn nicht mehr klar denken – Ryogas Lippen auf Reitas... wie seine Zunge - Ruki mochte nicht weiterdenken. Er erinnerte sich an ihren Kuss und wie wunderschön es sich angefühlt hatte. Umso schmerzhafter war das Stechen in der Brust, als ihm klar wurde, dass er nicht der Einzige gewesen war, der dieses intime Erlebnis mit Reita geteilt hatte. Das da noch jemand anderes war, der ihn dort berührt hatte... und an anderen Stellen, an die er jetzt gar nicht denken wollte.
 

Er spürte nicht wie ihm eine Träne über die Wange rollte, als Reitas Hand plötzlich wieder da war und sie sanft mit dem Daumen wegwischte. Ruki sah wieder auf und das Bild, was sich ihm bot, erschreckte ihn.
 

Reitas Augen waren feucht von Tränen und seine Lippe zitterte leicht, als er nach Worten und Fassung rang. „Es tut mir Leid“, wimmerte er und Ruki schüttelte den Kopf. „Wieso? Es ist ja nicht so, als wären wir zusammen und du mir irgendwas verpflichtet!“, er schüttelte den Kopf noch bestätigender und wandte sich von Reita ab. Doch er wusste, dass er sich mit diesem Satz selbst belogen hatte, denn im Moment wollte er nichts lieber, als mit ihm zusammen zu sein - und es versetzte seinem Herz einen Stich, als er Reita aus den Augenwinkeln nicken sah.
 

Doch das Nicken wurde zu einem traurigen Kopfschütteln und Ruki sah ihn erstaunt an, als Reita sich mit einem Mal vertraut an ihn kuschelte.
 

„Würdest du mich bitte küssen?“, hauchte er flehend und sah ihn von unten heraus an.
 

Der Gedanke, dass er Reita keine Bitte abschlagen konnte, kam später, als Ruki handelte. Noch ehe er sich klar wurde, was er tat, hatte er seine Lippen schon sanft auf die des Blonden gelegt und übte leichten Druck aus, der von der anderen Seite erwidert wurde. Fast scheu trafen sich ihre Münder immer wieder zu einem vorsichtigen Kuss – es war so ganz anders, als ihr erster und nach Alkohol schmeckender Kuss im Club. Es war... besser.
 

Zärtlich schnappte er mit den Zähnen nach Reitas Unterlippe und fuhr im nächsten Moment entschuldigend mit der Zunge darüber, genoss das kleine Keuchen des Anderen. Er wusste jetzt schon, dass er süchtig nach diesem Geräusch war und es wieder und wieder hören wollte.
 

Widerstrebend löste er sich von den verführerischen Lippen. Warme braune Augen blickten ihm entgegen. „Das mit Ryoga ist vorbei, ja? Versprich es mir!“, flüstere er und Reita nickte. „Ganz sicher“, erwiderte er ebenso langsam und wich dann etwas nach hinten zurück, um auf seiner Unterlippe kauend ins Nichts zu starren. „Das ganze war ein Fehler“, begann er, „Ich weiß nicht, was mich geritten hat, dabei mitzumachen… Ich meine, ich habe ihm dabei geholfen K zu betrügen! Wie kann man nur so dumm sein!?“
 

Ruki schüttelte den Kopf. „Es ist vorbei. Das ist was zählt.“ Reita gab ein trockenes Lachen von sich. Er machte nicht den Eindruck, als würde er das genauso sehen. „Ich werde K nie wieder unter die Augen treten können!“
 

Kurz herrschte Stille zwischen den beiden, in der Ruki Zeit hatte, sein Gegenüber zu mustern. Die Haltung des Blonden hatte etwas Schlaffes und Niedergeschlagenes an sich und selbst seine Haare schienen noch ein wenig mehr zu hängen, als vor wenigen Augenblicken. Man konnte sehen, wie das schlechte Gewissen an ihm nagte und das bereitete Ruki auf der einen Seite Magenschmerzen und auf der anderen Seite… freute es ihn. Es bewies, dass Reita ein guter Mensch war und ihn nicht einfach würde betrügen können.
 

Waren sie nun überhaupt ein Paar? Irgendwie klang das Wort in seinen Ohren so… schmalzig…
 

„Ryoga wird mit K reden, oder?“, fragte er, um seinen wirren Gedanken kurzzeitig zu entfliehen und die Stille zu unterbrechen. Reita schreckte kurz hoch, war wohl ebenfalls in seinen Gedanken gefangen gewesen und nickte ein wenig zerstreut. „Ja“, meinte er rasch, „Ja, er hat gesagt, dass er mit K sprechen wird… dass er es ihm erklären wird“, seufzend fuhr er sich durchs Haar und ließ die Hand dann wieder in den Schoß fallen, „Ich meine, ich kenne K nun schon eine ganze Weile und ich hoffe darauf, dass er mir nicht die Schuld geben wird… aber andererseits wusste ich ja ganz genau, dass es falsch war und hab es trotzdem getan.“
 

Ruki legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Hey“, meinte er und rüttelte ihn leicht, „Wenn du es ehrlich bereust, wird dir K sicher verzeihen können… immerhin hat Ryoga ihn betrogen und nicht du. Du hattest nur das Pech, derjenige zu sein, mit dem betrogen wurde. Das ist eine Sache, die Ryoga und K unter sich klären müssen – dich trifft keine Schuld.“
 

Er wusste, dass er die ganze Geschichte gerade ein wenig schön redete, aber es gefiel ihm gar nicht Reita so am Boden zu sehen. Er sollte wieder lächeln! Er wollte sein kleines verschämtes Hasenzahn-Lächeln wieder sehen!
 

Reita blickte wieder auf und seufzte noch einmal. „Ich weiß, du meinst es nur gut… danke.“ Er legte einen Arm um den Kleineren und er schien tatsächlich etwas erleichtert. Rukis Herz machte einen Hüpfer. „Und zwischen uns beiden… ist noch alles ok?“ Reita nickte. „Wenn du es noch so willst?“
 

Der Blonde sah kurz etwas verunsichert aus, als Ruki ihm die Hand in den Nacken legte und ihn mit seinem Blick ernst fixierte. Doch als er erneut in einen sanften Kuss gezogen wurde, wich seine Anspannung und er ließ sich fallen. Ihre Lippen fanden wieder zueinander und ohne sich voneinander zu trennen, sanken sie nach hinten in die Kissen, als der Ältere seine Arme um Ruki schlang und ihn mit sich zog. Er lag nun mit seinem ganzen Gewicht auf ihm, doch Reita störte sich nicht daran, öffnete bittend seine Lippen und verlangte den Kuss zu vertiefen.
 

Ruki kam dem gerne nach und ließ seine Zunge in die warme Mundhöhle tauchen, was mit einem zufriedenen Seufzen quittiert wurde. Der Körper unter ihm war ungewöhnlich heiß und nahm ihn vollkommen ein, machte ein Denken unmöglich. Doch Ruki genoss den sich windenden Körper unter ihm und sein Kuss wurde leidenschaftlicher.
 

Die Gedanken spielten verrückt, kreisten nur um Reita, alles andere war unwichtig und wurde ausgeblendet. Es war ihm unmöglich zu sagen, welches Körperteil noch zu ihm gehörte, als sie regelrecht miteinander zu verschmelzen schienen. Ihr Kuss war tief und voller Gefühl, aber trotz allem sehr zärtlich und beinahe vorsichtig. Sie erforschten den Mund des anderen von Neuem, diesmal ohne Alkohol und wummernde Bässe in den Ohren, und gingen dabei zaghaft, aber auch verlangend vor.
 

Ruki seufzte in den Kuss, als er merkte wie Reitas Atem schwerer wurde und ihn die Wärme langsam einhüllte…
 

… und schreckte hoch, als es plötzlich an der Tür klopfte.
 

~*~*~
 

Das nächste Mal in Big City Life…
 

Er unterhielt sich mit Miku und Ruki wollte gerade Nao anstupsen um ihn zu fragen, wer das war, als der Lehrer durch die Tür trat und alle Schüler sich auf ihre Plätze begaben.
 

Wie immer folgte die Klassenliste, bei der der Lehrer eintrug, wer da war und wer nicht und schließlich erfuhr Ruki, wer der Junge war. „Ogata Hiroto?“, der Junge brummte und mit hochgezogener Augenbraue sah der Lehrer auf, „Ah, Ogata-kun! Was verschafft uns die Ehre Ihres Besuchs?“ Der Junge zuckte desinteressiert mit den Achseln und machte einen genervten Eindruck.

[Hiroto] Schwänzen

So – wie versprochen das nächste Kapitel ^^

Einmal monatlich werd ichs wohl irgendwie wieder auf die Reihe kriegen ^.~
 

Wird zwar etwas schwer zu arrangieren von der Zeit her (Arbeit, Fitnessstudio, Bass-Unterricht), aaaaber ich werde schauen, dass ich mich schön an meinen Zeitplan halte, dann habe ich immer so einige Stunden in der Woche frei, um zu schreiben ^-^
 


 

Titel: Big City Life
 

Teil: 16/?
 

Dank: an alle Leser und Favo-Nehmer!
 

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8)
 

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

Viel Spaß beim Lesen!
 

Maya
 


 

Kapitel 16 – [Hiroto] Schwänzen
 

Was zuletzt geschah…
 

Die Gedanken spielten verrückt, kreisten nur um Reita, alles andere war unwichtig und wurde ausgeblendet. Es war ihm unmöglich zu sagen, welches Körperteil noch zu ihm gehörte, als sie regelrecht miteinander zu verschmelzen schienen. Ihr Kuss war tief und voller Gefühl, aber trotz allem sehr zärtlich und beinahe vorsichtig. Sie erforschten den Mund des anderen von Neuem, diesmal ohne Alkohol und wummernde Bässe in den Ohren, und gingen dabei zaghaft, aber auch verlangend vor.
 

Ruki seufzte in den Kuss, als er merkte wie Reitas Atem schwerer wurde und ihn die Wärme langsam einhüllte…
 

… und schreckte hoch, als es plötzlich an der Tür klopfte.
 

~*~*~
 

Ruki rutschte fast das Herz in die Hose, vor Schreck. Reitas Blick flog Richtung Tür. „Jetzt nicht!“, rief er und die Stimme seines Bruders drang gedämpft zu ihnen herein. „Ich soll dich nur fragen, ob du noch was essen möchtest“ ertönte es ein wenig beleidigt.
 

Eilig kletterte Ruki von dem Älteren herunter und antwortete an dessen Stelle. „Ich hol ihm sofort was!“
 

Als sich die Schritte wieder von der Tür entfernten, rang Ruki verzweifelt nach Worten. Wie sollte er seinen wirren Gedanken Ausdruck verleihen? Konnte Reita ihn überhaupt verstehen?
 

Er wusste nicht wie lange, aber einige Zeit saßen sie einfach nur schweigend da und Ruki hatte das Gefühl, irgendwas sagen zu müssen. Doch als er gerade den Mund aufmachen wollte, kam ihm Reita zuvor. „Ist schon ok“, meinte er, „Es ist nur… neu… ich meine…“, erschüttelte den Kopf um seine Gedanken zu klären, „Lass uns jetzt nicht darüber reden.“
 

Ruki nickte versöhnlich und stand von dem Bett auf, um dem Kranken die versprochene Suppe zu holen.
 

Den Rest des Abends verbrachten die zwei damit, sich mit ein bisschen Suppe und Knabbersachen auf sein Bett zu pflanzen und zu reden. Ruki stellte fest, dass Reita ein sehr angenehmer und redseliger Gesprächspartner war, wenn er erst einmal ein Thema gefunden hatte, was ihn wirklich interessierte.
 

In Reitas Fall war es die Musik. Nachdem sie über Familie, Freunde und nebensächliche Belanglosigkeiten geplaudert hatten, kamen sie auf Lieblingsbands. Anders als andere äußerte sich Reita nicht einfach mit den Worten >die sind cool< oder >die rocken voll<, sondern sagte solch überraschend tiefgründige Dinge wie >die Texte stimmen mich immer ein wenig traurig< oder >wenn ich das Lied hör, fühl ich mich wie in einer anderen Welt<. Es war eine regelrechte Freude ihm dabei zuzuhören, wie er Textstellen zitierte. Wenn er von der Musik sprach begannen seine Augen zu leuchten und man sah ihm an, dass ihn das Thema bewegte und er sich darüber austauschen und philosophieren wollte.
 

Zu seinen Lieblingen zählte die Visual-Kei-Band GUiLTY, deren Texte er eigentlich alle auswendig kannte. Schnell merkte Ruki, dass >Dornenkleid< sein Lieblingslied von ihnen war, denn egal über welches andere er gerade sprach, er kam immer wieder darauf zurück.
 

Im Laufe der Stunden versuchte Ruki, das Bild des angeregt redenden Reitas in sein Hirn zu brennen, um es sich immer wieder vor Augen rufen zu können.
 

Und so war es auch. Als Ruki am nächsten Tag am Schultor auf Kanon wartete, erschien das Bild wieder vor ihm und er begann unmerklich zu träumen. Wie gerne hätte er Reita jetzt an seiner Seite gehabt.
 

Aber kaum hatte er das gedacht, verfinsterten sich seine Gedanken wieder. Was würde nun aus Saga werden? Mittlerweile war der Wunsch in unglaubliche Ferne gerückt. Die einzige Sorge, die ihn jetzt quälte, war die Tatsache, dass Kanon vielleicht bald zu ihnen gehören würde – und könnten sie dann noch immer Freunde sein? Irgendwie war diese Schwarzseherei Unsinn, aber er hatte noch zu deutlich Jui und Sakito vor Augen...
 

Die Sache mit Nao hatte sich ja nun, Gott sei Dank, geklärt. Dieser war abends noch bei Kanon vorbeigeschneit – ungefähr zur gleichen Zeit, wo er bei Reita gewesen war – und hatte ihm alles erklärt. Eine Tatsache, die ihn momentan mehr erleichterte, als er vorher angenommen hatte.
 

Er schreckte hoch, als er angerempelt wurde. „Shou!“, meinte er überrascht und sah in das freundliche Gesicht des größeren Jungen. Aber es war, als würde ein Schatten über ihm liegen, denn sein sonst so strahlendes Lächeln war verschwunden. Die Mundwinkel suchten sich zwar ihren Weg nach oben, aber es wirkte beinahe gequält und erreichte die großen Augen nicht, die leer wirkten. Und da sickerte die Erkenntnis ein, dass es das erste Mal war, dass er ihn sah, seit dieser sich mit Saga gestritten hatte.
 

„Ach“, meinte er und schien ebenfalls aus seinen Tagträumen zu schrecken, „Ruki! Hey... schön dich zu sehen.“ Es sollte wohl fröhlich klingen, aber es misslang ihm deutlich.
 

Hatte ihn der Streit so fertig gemacht? Aber, ok, Ruki kannte keine Details, wusste also nicht, was für Worte vielleicht gefallen waren. Von Ryoga wussten sie nur, dass Sakitos und Ni~yas Beziehung der Auslöser gewesen waren, aber war das der einzige Grund? Shou machte auf ihn jedenfalls einen tief verletzten Eindruck.
 

„Hast du Saga gesehen?“, fragte er ihn und ohne es verhindern zu können, kam in Ruki der Wunsch hoch, ihn sofort in die Arme zu schließen. Dieser getretene-Hund-Blick stand ihm überhaupt nicht! Er sollte wieder lachen!
 

So schüttelte Ruki nur den Kopf und versuchte munter auszusehen. „Nein, aber wieso fragst du? Ach, apropos! Was ist eigentlich da hinten am See?“ Eigentlich interessierte ihn das nicht wirklich, aber als Ablenkung mussten halt >immer< so 08/15-Fragen herhalten...
 

„Am See?“, fragte Shou so gleich und der leidige Ausdruck wich ein wenig, „Was hast du mit dem See zu schaffen?“ Ruki zuckte orientierungslos mit den Achseln und machte einige andere unkoordinierte Handbewegungen, ehe er zu einer Erklärung ansetzte. „Ich – ich hab den nur mal so gesehen – aus der Ferne, weißt du? – und – und da – na ja, ich würde halt gern wissen, ob da was Besonderes ist! ... du verstehst?“
 

Shou deutete ein kleines aber ehrliches Lächeln an. „Achso. Na ja, >besonders< kann man nicht wirklich sagen. Eigentlich gibt’s da nix, aber es ist dort recht abgeschieden und wir haben – also... wir haben früher häufig dort gezeltet.“ Ruki spürte wie ihm der gute Einfall ans Bein pinkelte und sein Plan von Ablenkung entglitt. Dennoch hakte er interessiert nach. „Wir?“ Shou lächelte diesmal ein wenig mehr, senkte aber zugleich seinen Blick zu Boden, „Ach, auch egal, vergiss es einfach!“
 

Weiter die Straße runter entdeckte er Kanon und schon aus dieser Entfernung konnte er das zögerliche, aber zugleich glückliche Strahlen erkennen, das auf seinen Zügen lag.
 

Bei den beiden anderen angekommen, warf er die Arme um Ruki und seufzte schwer. „Ich hab gestern tatsächlich noch bei ihm angerufen!“, erzählte er und klang dabei, als könne er es selbst noch nicht wirklich glauben, „Er hat uns für nächstes Wochenende zu seinem Geburtstag eingeladen! Uns! Ist das zu fassen?!“
 

Ruki wusste in dem Moment nicht, ob er Luftsprünge machen sollte, oder doch lieber in Tränen ausbrechen.
 

Shou guckte den dunkelhaarigen Jungen verdutzt an. „Saga?“ Erst jetzt schien Kanon den älteren Jungen überhaupt wahrzunehmen und sah fast ein wenig erschrocken aus, als er ihn erkannte. „Äh - ja! Kommst du auch?“ Shous Miene änderte sich schlagartig von >interessiert und ungläubig< zu >Amboss auf den Kopf gekriegt<. Mit geweiteten Augen starrte er Kanon für zwei Sekunden an, ehe er sich ohne ein weiteres Wort von ihnen abwandte und steif in Richtung Eingang stakste.
 

Ruki warf Kanon einen >hast-du-toll-gemacht-Blick< zu und verdrehte dann die Augen. „Was hat Ryoga uns erzählt?“ Kanon biss sich auf die Unterlippe und die Reue sprang einem regelrecht entgegen. „Es tut mir Leid!“, wimmerte er aufrichtig, „Ich hab einfach nicht dran gedacht!“
 

Ruki war nicht wirklich böse auf Kanon, konnte er doch verstehen, dass der andere einfach zu aufgeregt war. So lächelte er verständnisvoll und seufzte. „Schon ok“, meinte er und legte einen Arm um Kanon, während sie sich nun auch auf dem Weg zum Eingang machten, „Dann erzähl mal, bevor du mir noch platzt!“
 

Und Kanon schien wirklich keine Sekunde mehr warten zu können. Die Worte sprudelten ihm nur so aus dem Mund und Ruki lächelte vor sich hin. Kanon hatte es tatsächlich geschafft – nach langem Hin und Her – sich zu überwinden und Saga anzurufen. Der war scheinbar sehr erfreut über seinen Anruf gewesen und hatte ihn ohne lange Diskussionen zusammen mit Ruki und Takeru zu seinem Geburtstag eingeladen. Viel hatte der Schwarzhaarige noch nicht in Erfahrung bringen können, aber es würden wohl auch einige alte Bekannte auf der Party sein. Diese Erwähnung ließ Ruki grübeln. Waren damit Dai und seine Leute gemeint?
 

In Rukis Kopf begann es zu arbeiten. Fakt war nun mal, dass sich Dai und Saga – trotz ihrer scheinbaren Rivalität – ständig über den Weg zu laufen schienen und auch in einigen Situationen zusammen arbeiteten. Das war schon mal ein Zeichen dafür, dass die beiden sich nicht unbedingt hassten. Aber er kannte ihre Hintergrundgeschichte nicht. Es war schwierig sich über so was ein Bild zu machen und Pläne zu schmieden, wenn man nicht wusste, was zwischen denjenigen geschehen war.
 

Er packte einen Entschluss. Er würde es schaffen müssen, dass beide Banden an Sagas Geburtstag beisammen waren – inklusive ihm, Kanon, Takeru und Nao! – und dann würden sich einige Leute zusammenreißen und aussprechen müssen. Nur wenn sich die Banden miteinander vertrugen, bestand eine Chance, sowohl mit Reita zusammen zu kommen, als auch mit Kanon, Saga und Nao befreundet zu bleiben!
 

Der Entschluss stand… jetzt fehlte nur noch ein Plan…
 

Es war kurz vor Beginn der dritten Stunde, als Ruki Jemand ins Auge fiel, den er vorher noch nicht gesehen hatte. Da er ihn in den ersten beiden Stunden nicht bemerkt hatte vermutete er, dass er gerade in der Pause gekommen war. Der Junge war nicht sonderlich groß, vielleicht so groß wie Kanon, und hatte braunes und blondes Haar, welches frech in alle Richtungen abstand. Große Augen, Schmollmund und einen Pseudo-Bösen-Blick zeichneten sein Gesicht aus und die Schuluniform saß mehr schlecht als recht an dem schmalen knabenhaften Körper.
 

Er unterhielt sich mit Miku und Ruki wollte gerade Nao anstupsen um ihn zu fragen, wer das war, als der Lehrer durch die Tür trat und alle Schüler sich auf ihre Plätze begaben.
 

Wie immer folgte die Klassenliste, bei der der Lehrer eintrug, wer da war und wer nicht und schließlich erfuhr Ruki, wer der Junge war. „Ogata Hiroto?“, der Junge brummte und mit hochgezogener Augenbraue sah der Lehrer auf, „Ah, Ogata-kun! Was verschafft uns die Ehre Ihres Besuchs?“ Der Junge zuckte desinteressiert mit den Achseln und machte einen genervten Eindruck.
 

Während der Lehrer noch kurz weiter lamentierte und dann mit der Liste fortfuhr, beobachtete Ruki den anderen interessiert. Das war also Hiroto. Der chronische Schwänzer, wie Nao ihn an seinem ersten Tag hier genannt hatte. Er lehnte lässig in seinem Stuhl, eine Hand in der Hosentasche, mit der anderen hielt er seinen Stift, den er gelangweilt über eine Seite seines Collegeblocks kritzeln ließ. Man sah regelrecht wie jedes Wort des Lehrer in ein Ohr hinein- und aus dem anderen wieder herauswanderte. Zum einen fand Ruki es respektlos, aber zum anderen auch bewundernswert. So ein Verhalten würde Ruki niemals so zur Schau stellen, geschweige denn den Unterricht schwänzen – dafür hatte er nicht genügend Mumm.
 

In der nächsten Pause standen alle Schüler pünktlich zum Schellen von ihren Plätzen auf und verließen den Klassenraum. Auch Ruki, Nao und Kanon wollten sich der treibenden Masse anschließen, als Miku ihm winkte.
 

Zögernd sah er zu Kanon und Nao, die ihn beide skeptisch ansahen und von denen er sich schließlich mit einem „Geht schon mal vor“ verabschiedete, um zu Miku zu gehen. Hiroto stand bei ihm und tippte – immer noch scheinbar gelangweilt – auf seinem Handy herum.
 

„Was gibt’s?“, fragte Ruki, als er in Hörweite war und Miku grinste. „Bock mit uns in die Stadt zu gehen?“ Ruki blinzelte zweimal. „Wie? >Jetzt<?“ Hiroto schnaubte, sah aber noch immer nicht auf. Miku lachte amüsiert. „Natürlich jetzt!“ Ruki zögerte. „Was ist mit dem Unterricht? Wir haben gleich Sport!“ Endlich meldete sich Hiroto zu Wort. „Scheiß auf Sport, Alter, wer braucht das schon – die andern warten inner Einkaufspassage auf uns.“
 

Rukis Hirn arbeitete auf Hochtouren. Miku und Hiroto wollten mit ihm in die Stadt. Nao und Kanon warteten in der Kantine. Was tun? In Bruchteilen einer Sekunde malte er sich beide Szenarien aus und kam sich selbst arschig vor, als er schließlich nickte. „Ok“, zuckte er mit den Achseln und ging mit den beiden mit, Mikus Arm kumpelhaft über seine Schultern gelegt, Hiroto endlich das Handy wegsteckend.
 

Er war gerade im Begriff die Schule zu schwänzen und hatte nicht einmal Nao und Kanon Bescheid gegeben, die nun nichts ahnend in der Kantine saßen und auf ihn warteten. Vergebens. Ruki fühlte sich schuldig. Aber die Neugier war ein hartnäckiger Schweinehund. Shit.
 

„Wer wartet denn in der Passage?“, fragte er schließlich, als Miku und Hiroto gerade eine Pause in ihrer Unterhaltung einlegten. „Mein Bruderherz und Papa Nao“, meinte Miku grinsend und Hiroto lachte kurz ein wenig hämisch. „Den Spitznamen wird er wohl nie los, was?“ Miku lachte nun ebenfalls und geriet dabei während des Laufens etwas ins Wanken. „Nein, garantiert nicht! Nicht wenn er und Takuya sich weiterhin so aufführen!“
 

Ruki kramte kurz in seinem Gedächtnis und erinnerte sich an die beiden Jungen auf der Party. Er lächelte. Jaah, ein wenig hatten die beiden schon den Eindruck von einem alten Ehepaar gemacht…
 

Als das Dreiergespann schließlich die Stadt hinter dem Einkaufszentrum betrat und kurz vor der großen Passage war, konnte Ruki Takuya und Nao schon entdecken. Sie standen etwas abseits des Trubels, rechts vom Eingang und unterhielten sich – unterhielten sich so, wie Ruki es bislang nicht anders von ihnen kannte. Takuya redete, schien dabei ein wenig genervt und Nao nickte und schien der scheinbaren Tirade nicht wirklich zuzuhören. Aber das verrückteste an der Szene war, dass Takuya Nao zur gleichen Zeit eine Krawatte band. Und er musste Miku und Hiroto Recht geben. Aber sie gaben ein süßes Paar ab.
 

Miku ließ von Ruki ab und hüpfte munter die letzten Schritte auf die beiden zu. „Halloo~!“, trällerte er und einige Passanten warfen ihm einen kurzen verstörten Blick zu, ehe sie weiter ihres Weges gingen. Takuya hingegen lächelte sein kleines liebes Lächeln und Nao nickte, während er nach seinen Zigaretten angelte. Hiroto und Ruki trotteten gemächlich hintendrein und kamen wenig später bei den anderen an. Nao und Hiroto grüßten sich mit einem Handschlag, der zwar sehr gebräuchlich war, aber seltsamerweise die Vertrautheit zwischen ihnen zeigte.
 

Dann entdeckte Takuya Ruki und lächelte auch ihm freundlich zu. „Schön, dich wieder zu sehen“, meinte er und klang wirklich ehrlich dabei, „Ruki, nicht wahr? So heißt du doch?“ Ruki nickte bestätigend. „Genau, freut mich ebenfalls.“ Nao schüttelte kurz amüsiert den Kopf und zog an seinem Glimmstängel. „Himmel, nicht so förmlich – ein kurzes >Hi< hätte es vollkommen getan.“ Takuya warf ihm einen giftigen Blick zu und schlug ihn, mehr spielerisch, auf den Arm. „Ach du…“, knurrte er und ignorierte ihn dann einfach, „Lasst uns lieber endlich rein, bevor die nächsten Schulstunden um sind und die ersten unser lieben Klassenkameraden hier auftauchen.“ „Scheiß drauf“, murmelten Hiroto und Nao zugleich, doch sie alle trotteten los und betraten die Passage.
 

Miku und Takuya hatten sich auch gleich beieinander eingeharkt und begannen eine ausführliche Diskussion über diverse Modeartikel, Räumungsverkäufe und aktuelle Angebote ihrer Lieblingslabels. Und während Nao sich bemühte eine Unterhaltung mit Ruki zustande zu bringen, schlenderte Hiroto scheinbar teilnahmslos nebenher. Er schien nicht wirklich gesprächig. Obwohl Ruki ein wenig den Verdacht hatte, dass das nur eine Tour von ihm war – er schien sehr viel Wert darauf zu legen, cool und unnahbar zu wirken.
 

Irgendwann nickte Ruki vage in seine Richtung, als der andere gerade ein Stückchen vor ihnen lief und unterbrach Nao in seiner Erzählung. „Ist Hiroto immer so?“ Nao stutzte kurz, rollte dann aber ein wenig amüsiert mit seinen Augen und schnippte den Rest seiner Kippe weg. „Es geht“, meinte er schließlich, „Mal mehr, mal weniger. Wenn er mit uns alleine ist, verhält er sich eigentlich sehr >normal<. Schlimm wird es, wenn er seiner Flamme begegnet“, er lachte ein wenig und Ruki musste auch lächeln, versuchte es sich aber zu verkneifen, als Hiroto mit düsterem Blick hinter sich sah. „Was lästert ihr zwei denn da?“ Nao tat unwissend. „Lästern? Ach, Pon, ich läster doch nicht über dich, Schnuppi!“ Hiroto sah kurz aus, als wolle er Nao mit seinem Blick umbringen, wandte sich dann wieder nach vorne und vergrub mürrisch seine Hände in den Hosentaschen.
 

„Ah!“, schrie Miku plötzlich auf und vollzog eine scharfe Linkskurve, steuerte ein Schaufenster an, die anderen Passanten beinahe über den Haufen rennend. Takuya im Schlepptau. Hiroto, Nao und Ruki waren kurz verwirrt, folgten den beiden dann aber, um sie nicht zu verlieren.
 

„Die Hose >muss< ich haben!“, kommentierte Miku nur seinen Fund und verschwand nur eine Sekunde später im Innern des Geschäfts. Seine Freunde folgten ihm – mehr oder weniger begeistert.
 

Während die beiden Brüder sich durch das reiche Angebot an Anziehsachen und Accessoires wühlten und dabei andere Kunden im Laden durchaus unterhielten und amüsierten mit ihrem Verhalten, hatte Hiroto wieder sein Handy gezückt und tat besonders genervt. Nao und Ruki standen bei den Sonnenbrillen und Hüten. Nao standen Hüte, wie Ruki feststellte. „Hier, probier den“, meinte er und reichte Nao den nächsten zum Aufprobieren. Nao nahm ihn entgegen. „Und du die“, entgegnete er und drückte Ruki eine Sonnenbrille in die Hand.
 

Ruki zögerte nicht und setzte sie auf. Sie war sehr groß und er hatte das Gefühl, dass sein halbes Gesicht dahinter verschwand, doch Nao nickte zufrieden. „Steht dir gut.“ „Ebenfalls“, gab er das Kompliment zurück und drehte sich noch einmal zum Spiegel.
 

Er zupfte gerade an seiner schwarz-roten Strähne, als er stutzte. Er setzte die Brille ab und starrte genauer in den Spiegel. War das nicht Saga?
 

Er drehte sich um und sah durch das Schaufenster hinaus auf die Fußgängerzone. Nein, das konnte er nicht sein. Der Junge war braunhaarig und hatte das Piercing an der falschen Stelle – aber sein Gesicht erinnerte ihn stark an seinen Mitschüler mit den abgeschnittenen Hosenbeinen.
 

„Was guckst du denn da?“, riss ihn plötzlich eine Stimme aus den Gedanken und Nao sah ebenfalls raus, „Achso“ Er klopfte ohne Vorwarnung an die Scheibe und der Junge entdeckte sie, erwiderte Naos knappen Handgruß. „Wer ist das?“, fragte Ruki verwirrt. „Sagas Halbbruder, Yuki“, er schnitt kurz eine alberne Grimasse, bei der er grinsend kurz seine Zungenspitze zeigte, „Der mit dem Mädchennamen – aber das hab ich nie gesagt!“ Ruki lachte. „Ich werde schweigen wie ein Grab!“
 

Während Nao sich wieder den Hüten widmete, sah Ruki weiterhin durch das Schaufenster zu Yuki. Neben ihm stand Reitas Bruder und drei weitere Jugendliche, die Ruki noch nie zuvor gesehen hatte – einer war sehr klein und zierlich, einer hatte ein fröhliches Grinsen und beim letzten war er nicht hundertprozentig sicher, ob es sich um Männlein oder Weiblein handelte. Und obwohl man sie sicher alle mit seinen umschwärmten Mitschülern a la Sagas Bande in einen Topf werfen konnte aufgrund ihres guten Aussehens, waren sie doch… erschreckend… normal. Sie setzten sich einfach nicht so in Szene wie die meisten anderen, die er bislang kennen gelernt hatte und das machte sie schon jetzt sehr sympathisch.
 

Er riss sich von ihrem Anblick los und sah zu Miku und Takuya. Die beiden standen an der Kasse und rafften gerade ihre Tüten, Hiroto stand schon an der Tür und Nao setzte sich seinen neuen Hut auf – sie waren alle aufbruchbereit. Ruki entschloss sich nichts zu kaufen und folgte den vieren hinaus zurück auf den Gehweg.
 

Da sah auch Miku Sagas Halbbruder. „Whai!“, quietschte er und hoppelte grinsend auf die Gruppe zu, „Shin-chan!“ Shin-chan? Damit war sicher nicht Sagas Bruder gemeint.
 

Und tatsächlich. Miku warf überschwänglich seine Arme um den kleinsten der fünf Freunde, der sich überrascht an seine Kopfhörer griff, damit diese nicht hinunterfielen. Und da Miku nun schon den Anfang gemacht hatte, gingen auch Hiroto, Nao, Takuya und Ruki auf die anderen zu und grüßten, wobei Nao sich direkt an Yuki wandte.
 

„Hey, Yuki“, meinte er und der andere nickte, „Wie geht’s?“ Der Braunhaarige mit dem fein geschnittenen Gesicht, welches Ruki so sehr an Saga erinnerte, zuckte mit den Achseln. „Wie immer. Nii-san ist momentan ein wenig stressig, aber das wird sich wieder legen, sobald er und Shou sich wieder vertragen haben.“ Ruki horchte auf und setzte einen besorgten Blick auf. „Ich hab Shou vor der Schule gesehen“, sagte er, „Er sah ziemlich niedergeschlagen aus… war der Streit so schlimm?“ Yuki machte kurz einen nachdenklichen Gesichtsausdruck und kaute auf seiner Unterlippe, sodass sein Piercing in der Kinnfalte ein wenig nach vorne rutschte. „Ich weiß selbst nicht alle Details, Nii-san ist da sehr verschlossen, aber da scheint schon ziemlich was passiert zu sein.“
 

Ruki wollte am liebsten in Tränen ausbrechen. „Ich hoffe, die beiden vertragen sich wieder“, mischte sich da der Kleine ein, den Miku beinahe umgerannt hatte, „Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was mit Shou passiert, wenn sich das nicht klärt.“
 

Er war immer verwirrter. Es war klar, dass sie ihn nicht einweihen wollten, aber sie sprachen regelrecht so, als wenn Shou etwas Schreckliches passieren würde, wenn die beiden sich nicht wieder vertrugen. Verdammt. Die Neugier meldete sich wieder. Er musste endlich wissen, was genau vorgefallen war.
 

Der Junge mit dem strahlenden Grinsen schien Rukis Gedanken zu lesen, denn er lenkte rasch in das Gespräch ein, ehe weiter drauf eingegangen werden konnte. „Ach, das wird schon“, sagte er optimistisch, „Die beiden können gar nicht ohne einander. Egal was Shou verbockt haben sollte, Saga wird ihm immer verzeihen“, er bemerkte die skeptischen Blicke der anderen, „Es dauert halt diesmal nur länger!“
 

Yuki rang sich ein Lächeln ab. „Kai, manchmal bist du ein wenig zu naiv. Aber hoffen wir mal, du hast Recht.“
 

Damit schien das Thema gegessen und man widmete sich einem neuen. Man plante, wo man jetzt noch hingehen wollte. Yuki hatte sich hier eigentlich nur mit Setsuki und Yuuhi getroffen. Shinpei war noch selbst verabredet und würde sich in wenigen Minuten verabschieden und Kai wollte sich mit Tora, Shinya und Ruka treffen.
 

Und so trennten sich ihre Wege. Yuki, Setsuki und Yuuhi schlenderten davon in Richtung Eiscafe, Shinpei machte sich auf den Weg zur Spielhalle, Kai verließ die Einkaufspassage um zum Checkpoint zu gehen und die Miku-Clique mit Ruki machten sich auf Richtung Marktplatz – der unter der Woche nicht von Ständen voll gestopft war, sondern erholsam leer und zentral gelegen.
 

Dort standen auch der Brunnen und das Cafe, in dem Ruki mit Kanon gesessen hatte. Ebenfalls befand sich dort Mikus und Takuyas Lieblingskonditorei, wo sie sich Schokohörnchen kaufen wollten. Von dort aus würde man weiter entscheiden, wo man hingehen könnte.
 

Die Zeit wurde langsam knapp und sie hatten vor Zuhause oder woanders Unauffälliges zu sein, bevor die letzte Stunde zu Ende war und ihre Mitschüler ebenfalls in die Stadt strömten. Ruki hatte wirklich keine Lust irgendwem blöde Fragen zu beantworten oder gar von jemandem angeschwärzt zu werden. Doch trotz seines schlechten Gewissens genoss er die Zeit mit den vier Freunden und bereute es nur ein ganz kleines bisschen mitgekommen zu sein. Aber nur ein klein wenig.
 

~*~*~
 

Das nächste Mal in Big City Life…
 

Der Damm brach und Kanon begann erneut zu weinen. Ruki wusste nur eins: er musste sofort ins Krankenhaus!
 

„Seid ihr in der Notaufnahme? Kanon!“ Der andere Junge versuchte sich wieder zusammenzureißen und stammelte etwas davon, dass sie tatsächlich in der Ambulanz standen. „Bleib wo du bist – ich bin gleich da!“

[Shou] Schreck um Mitternacht

Soooo.
 

Ich fass mich kurz: Hab aus diversen Gründen LANGE nichts mehr geschrieben und auch dieses Kapitel ist bereits schon abgetippt gewesen, als ich noch regelmäßig an dieser FF geschrieben habe.

Da ich allerdings nun langsam wieder mit Schreiben anfange (leider noch etwas holprig und nicht in meinem gewohnten Stil und Umfang, wie man an "Graduation" sehen kann...), habe ich mich entschlossen, auch in den nächsten Wochen/Monaten, wieder an "Big City Life" zu schreiben und meine bereits handschriftlich festgehaltenen Notizen auszuarbeiten und diese Geschichte hier noch zum Ende zu bringen.
 

Im Vorfeld möchte ich aber zusätzlich sagen, dass ich aktuell keine Aussage dazu treffen kann, in welchen Abständen es hier oder bei anderen FFs weitergeht, weil ich einiges um die Ohren habe und wie gesagt gerade erst wieder anfange...
 

Nun aber genug ^^
 


 

Titel: Big City Life

Teil: 17/(25-30)

Dank: an alle Leser

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 


 


 

Kapitel 17 – [Shou] Schreck um Mitternacht
 

Was zuletzt geschah…
 

Dort standen auch der Brunnen und das Cafe, in dem Ruki mit Kanon gesessen hatte. Ebenfalls befand sich dort Mikus und Takuyas Lieblingskonditorei, wo sie sich Schokohörnchen kaufen wollten. Von dort aus würde man weiter entscheiden, wo man hingehen könnte.
 

Die Zeit wurde langsam knapp und sie hatten vor Zuhause oder woanders Unauffälliges zu sein, bevor die letzte Stunde zu Ende war und ihre Mitschüler ebenfalls in die Stadt strömten. Ruki hatte wirklich keine Lust irgendwem blöde Fragen zu beantworten oder gar von jemandem angeschwärzt zu werden. Doch trotz seines schlechten Gewissens genoss er die Zeit mit den vier Freunden und bereute es nur ein ganz kleines bisschen mitgekommen zu sein. Aber nur ein klein wenig.
 

~*~*~
 

Mikus und Takuyas Lieblingskonditorei entpuppte sich als ein gemütliches zweistöckiges Gebäude in einer kleinen Seitenstraße, die nicht so überfüllt war wie der Rest der Stadt.
 

Die glasige Front ließ schon aus einigen Metern Entfernung einen ersten Eindruck zu und Ruki sah die „Standard“-Bäckereiladentheke, hinter der zwei Frauen (eine jüngere und eine ältere) die Kunden bedienten, Brot und Kuchen schnitten, Brötchen in Tüten packten und hin und wieder einen Blick in den Ofen warfen. Zwei Stehtische waren direkt am großen Fenster zu erkennen und rechts waren noch einmal drei Tische mit Stühlen, an denen man seine Mahlzeiten serviert bekam, wenn man es nicht eilig hatte. Wenn man ein Stück weiter nach oben sah, erkannte man zudem, dass es noch ein oberes Stockwerk gab – ebenfalls mit großzügiger Glasfront – wo sich zudem ein kleiner Balkon befand, der dekorativ mit Topfpflanzen behangen worden war.
 

Sie betraten den Laden und wichen einem Kunden aus, der ihn gerade verlassen wollte. Dann gingen sie auf die Theke zu, wo sie nun die volle Aufmerksamkeit der beiden Frauen hatten. Sie lächelten beide erfreut.
 

„Miku-kun, Takuya-kun“, meinte die Jüngere mit mädchenhafter Stimme, „Schön euch mal wieder zu sehen!“ Die Ältere (beim näheren Hinsehen wohl die Mutter der jüngeren Frau) warf den Gästen einen einladenden Blick zu. „Ich nehme mal an, das Übliche?“ Die beiden Jungen verbeugten sich höflich und grüßten zurück, ehe sie strahlend nickten.
 

Während die jüngere Frau (sie hatte pinke Strähnen in ihrem nussbraunen Haar und Miku nannte sie >Mimi-chan<) sich mit den beiden Brüdern unterhielt, die auf ihre Schokohörnchen warteten (Mimis Mutter machte sie ihnen ganz frisch), machten sich Nao, Ruki und Hiroto schon einmal auf den Weg nach oben, zu ihrem „Stammplatz“.
 

„Seid ihr oft hier?“, fragte Ruki amüsiert und Nao grinste ertappt. „Wie kommst du denn darauf?“, er lachte, „Nee, mal im Ernst – so einmal in der Woche sind wir eigentlich mindestens hier, manchmal öfter. Zum einen, um die Schoko-Sucht der beiden da unten zu stillen und zum anderen haben die sagenhaften Moccachino hier – von den Muffins ganz zu schweigen!“ Hiroto lächelte nun ebenfalls. „Die Muffins sind klasse, da kann man nix sagen!“
 

Die drei setzten sich an den Tisch ganz hinten links. Hiroto saß mit dem Rücken zur Wand, die Glasfront rechts von ihm, Nao und Ruki saßen ihm gegenüber, die Treppe im Rücken und das Fenster links von ihnen.
 

Als Hiroto sein Handy herausholte (war er süchtig nach dem Ding?), setzte Nao feixend hinzu: „Außerdem sitzt hier auch immer Pons Schwarm und wie kann man ein Treffen zufälliger arrangieren als in einer Konditorei?“ Ruki und Nao lachten, als Hiroto unter dem Tisch nach ihnen trat und versuchte böse zu gucken. „Man!“, meckerte er und fixierte Nao mit heruntergezogenen Augenbrauen, „Ich lass mich auch nicht über dein Privatleben aus, also lass es! Sonst erzähl >ich< mal ein paar Geschichten!“
 

Nao hob abwehrend die Hände und ließ Hiroto beleidigt weiter auf seinem Handy herumtippen. Er verschränkte die Arme auf der Tischplatte und sah nach draußen.
 

Ruki nutzte die aufgekommene Stille, um mal wieder in seinen Gedanken zu versinken. Komisch war es schon – nicht nur komisch im Sinne von seltsam, sondern auch komisch im Sinne von witzig. Da wäre zum einen die Tatsache, dass er gerade schwänzte (seine Mutter würde ihn köpfen, sollte dies jemals ans Tageslicht kommen), obwohl er sonst ein Musterschüler war. Dazu kam der kuriose Umstand, dass er dies mit Leuten tat, die er eigentlich so überhaupt nicht kannte. Was wusste er schon von ihnen? Miku kannte er nun fast zwei Wochen (So lange schon? Die Zeit flog…) und er war ein netter Kerl, hilfsbereit, aufgeweckt – einfach liebenswürdig. Dann war da sein Bruder, den er das erste Mal auf der Party gesehen hatte und von dem er nur wusste, dass er Miku zwar ähnelte, aber doch auf ruhigere Art und Weise – er war ein angenehmer Zeitgenosse. Nao war… cool, locker, ein wenig neckisch… eigentlich ein ganz normaler Teenager, der ein wenig wie ein Bindeglied zwischen den vieren funktionierte. Und dann war da Hiroto. Ihn traf er heute zum ersten Mal. Aber er wusste schon, dass er gar nicht so cool und böse war wie er sich gab. Und dass es da scheinbar jemanden gab, an dem er Interesse hatte und sich diesbezüglich von Nao aufziehen ließ.
 

Er mochte sie gern. Alle vier. Auch wenn er sie nicht so gut kannte wie nun zum Beispiel Kanon, Nao oder Takeru – aber sie gaben einem ein sicheres Gefühl und vor allem auch die Gewissheit erwünscht zu sein. Und wer fühlte sich nicht gerne willkommen?
 

Ihm wurde ein wenig warm ums Herz bei dem Gedanken und er versuchte ein bisschen weniger kitschig zu denken, als auch schon Miku und Takuya mit dem Essen heraufkamen. Ruki fiel in diesem Moment ein, dass sie eigentlich alle gar nichts bestellt hatten – inklusive ihm – aber die beiden Brüder trugen zwei beladene Tabletts mit Tellern und Tassen.
 

„Wir wussten leider nicht, was dir wohl schmeckt Ruki, also haben wir einfach die leckersten Sachen bestellt und wir teilen uns alles, ok?“, fragte Miku und setzte sich neben Hiroto, seinem Bruder gegenüber, der neben Ruki Platz nahm. Ruki nickte bloß und bestaunte dann die riesige Auswahl, die die beiden mitgebracht hatten. Einige davon wurden gleich von gewissen Personen in Beschlag genommen (die Tasse mit Moccachino wanderte zu Nao, die heiße Schokolade und zwei Muffins zu Hiroto, die Schokohörnchen zu Miku und Takuya), aber dennoch blieb noch einiges über, was man unter fünf Jugendlichen mit gesundem Appetit rasch verteilen konnte.
 

Ruki nahm sich ein schmackhaft aussehendes Croissant, einen Muffin und eine Tasse mit einem heißen, wohlriechendem Getränk, von dem er nach dem ersten Schluck schmeckte, dass es Schokolade und Karamell waren, die seine Zunge benetzten. Lecker!
 

Doch so sehr er gerade auf Wattewölkchen schwebte und sich pudelwohl fühlte, schlich sich erneut der penetrante Gedanke an Shou in seinen Kopf. Er wusste nicht wieso, aber die Geschichte ließ ihn einfach nicht mehr locker. Wahrscheinlich lag es an dem Blick des Älteren. Er war einfach herzerweichend gewesen und obwohl Ruki nicht Schuld daran war, nagte er wie ein schlechtes Gewissen an ihm.
 

„Sagt mal…“, begann er vorsichtig und gewann die Aufmerksamkeit der anderen, „Saga und Shou verstehen sich doch sehr gut, oder?“, er wartete keine Antwort ab, „Wie kommt es dann, dass sich die beiden scheinbar so gefetzt haben, dass sie kein Wort mehr miteinander wechseln?“
 

Miku und Takuya, die Cousins von Shou, warfen sich einen vorsichtigen Seitenblick zu, ehe Miku das Wort ergriff und wieder seinen ernsten Blick aufsetzte, während er sich etwas nach vorne beugte, um Ruki anzuvisieren. „Ich weiß zwar ehrlich gesagt nicht, warum dir das so zu schaffen macht, aber ich möchte dir als Freund raten, dich nicht in die Geschichte einzumischen. Das mein ich ernst.“
 

Ruki zog die Stirn kraus und erwiderte Mikus Blick. „Wieso? Was soll schon passieren? Ich will nur, dass die zwei sich wieder vertragen, mehr nicht!“
 

Takuya warf ihm einen Blick zu, der sowohl mitfühlend und verständnisvoll war, aber auch sagte, dass sein Bruder Recht hatte. „Ruki, ich will dich ja nicht entmutigen, aber es gibt vieles, was du über die beiden nicht weißt und selbst wenn – glaubst du wirklich, dass die beiden sich wieder vertragen, nur weil du das so willst?“ Ruki war kurz vor den Kopf gestoßen und ihm fehlten die Worte. Miku schüttelte ein wenig traurig den Kopf. „Vergiss es einfach, ok?“, meinte er, „Die beiden kennen sich schon von klein auf und wenn man sich so nahe steht, weiß man nun mal leider auch, wie man den anderen am schlimmsten verletzen kann – ob nun absichtlich oder nicht. Ich weiß genauso wenig wie Yuki, was >genau< zwischen den beiden vorgefallen ist, aber ich weiß ziemlich sicher, dass die beiden sich früher oder später wieder zusammenraufen. Das haben sie bislang immer getan.“
 

Nao sah von einem zum anderen. Er sah ein wenig skeptisch aus, schien sich jedoch dann zu entschließen, sich nicht in diese Diskussion einzumischen. Auch Hiroto stierte auf sein Handydisplay, als wolle er mithilfe seiner vollsten Konzentration darin abtauchen – das Thema schien ihnen allen unbehaglich zu sein.
 

Und Ruki wurde im Laufe des Tages das Gefühl nicht los, dass Miku und Takuya doch mehr wussten, als sie zugeben wollten.
 

Kurz bevor offiziell das Ende des Unterrichts verkündet wurde, machten sich alle wieder auf den Weg nach Hause. Und auf dem Heimweg wurde Ruki schlussendlich klar, dass es nur zwei Möglichkeiten gab in dieser Sache etwas zu klären: entweder direkt mit Shou sprechen oder mit Saga. Über Umwege war sein Vorhaben nicht von Erfolg gekrönt…
 

Er wollte gerade seinen Schlüssel aus der Tasche kramen, als er beinahe mit jemandem zusammenstieß. „Entschuldigung“, murmelten beide zugleich und erst zwei Sekunden später merkten beide, mit wem sie fast kollidiert wären.
 

„Ruki!“ „Kanon!“ – „Aua!“ „Himmel! Warum hast du nicht Bescheid gesagt?!“ Ruki rieb sich den Arm, aber Kanon schien nicht wirklich sauer zu sein – er sah mehr besorgt und erleichtert zugleich aus. „Das ließ sich in dem Augenblick nicht wirklich arrangieren – immerhin hatte ich keine Ahnung was Miku von mir wollte, als ich zu ihm rüber bin!“ Kanon schüttelte den Kopf. „Ist jetzt auch vollkommen unwichtig, deswegen bin ich nicht hergekommen.“ Ruki blinzelte. „Ach, nein?“ Wieder schüttelte sein Gegenüber den Kopf. „Ich brauch eigentlich einen Ratschlag und mein wertes Bruderherz ist nicht unbedingt der richtige Ansprechpartner.“
 

Ruki musste beim Gedanken an Aoi lächeln. Die Sache mit dem Schwänzen war sofort von beiden in den hintersten Winkel ihrer Köpfe verschoben worden, als Kanon endlich mit der Sprache rausrückte, warum er Ruki gesucht hatte.
 

„Ich hätte vorhin beinahe einen Herzinfarkt bekommen!“, begann er theatralisch, als die die Treppe hoch zu Rukis Zimmer gingen, „Saga hat mich für heute Abend eingeladen und ich habe absolut keine Ahnung, was ich machen soll!“ „Heute Abend?“ „Ja.“ „Aber morgen ist Schule!“ „Sagte der Schwänzer.“ Ruki gab Kanon einen Knuff – sein neues Selbstbewusstsein entwickelte sich immer mehr zu einer kuriosen zweiten Persönlichkeit.
 

„Was sagt Takeru dazu? Hatte er keinen Vorschlag?“ Kanon rollte mit den Augen und ließ sich auf Rukis Bett plumpsen. „Der war viel zu aufgedreht bei dem Gedanken, dass ich heute Abend zu Saga gehe, als dass er ein vernünftiges Wort herausgekriegt hätte. Und da ich weiß, dass Yuu auch nichts Produktives zustande bringen wird, wenn ichs ihm sage, kamst halt nur du in Frage.“ Ruki blinzelte und ließ von dem Terrarium ab. „Ich? Du kommst ausgerechnet auf die Person zu, die nun wirklich >gar kein< Liebesleben hat?“, er dachte an Reita, „Ok, ich meine so >halb gar kein< Liebesleben.“
 

Kanon wurde hellhörig. „Jaaah? Gibt’s da etwas, von dem ich noch nichts weiß?“ Mit einigen kurzen Worten setzte Ruki Kanon ins Bild. Er war noch gar nicht dazu gekommen, Kanon von seinem Krankenbesuch zu erzählen; waren sie beide doch mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. Und auch von diesen Dingen – sprich: Shou – erzählte er ihm. Als er geendet hatte, sah Kanon nachdenklich drein.
 

„Mittlerweile mach ich mir auch Sorgen – wenn ich das so höre“, sagte er und stützte sein Kinn auf die Handfläche, während er begann den Teppich anzustarren.
 

„Ich bin sicher, dass Miku und Takuya – und gewiss auch Yuki – ganz genau wissen, was da vorgefallen ist. Sie habens nur nicht gesagt, weil“, er zuckte mit den Schultern, „na ja, so was erzählt man halt nicht in der Öffentlichkeit.“
 

„Vielleicht könnte ich ihn fragen, wenn ich heute Abend da bin?“, schlug Kanon vor, doch Ruki schüttelte den Kopf. „Mach kein Quatsch! Nicht bei deinem ersten offiziellen Date mit Saga! – apropos: deswegen warst du ja hergekommen, ne?“ Kanon und er lachten. Sie sollten dringend aufhören sich über alles und jeden Gedanken zu machen.
 

Ruki schlug verwirrt die Augen auf und blinzelte gegen die Dunkelheit an. Es war bereits kurz vor Mitternacht und er lag schon im Bett. In Sekundenschnelle schossen die letzten Stunden vor seinem geistigen Auge vorbei und er erinnerte sich daran, dass er Kanon bei seiner Kleiderwahl geholfen und danach noch fern gesehen hatte, ehe er ins Bett gekrochen und eingeschlafen war. Aber was hatte ihn jetzt wach gemacht?
 

Verwirrt blinzelte er erneut, als er schließlich das Telefon klingeln hörte. Was war denn jetzt kaputt?
 

Schlaftrunken versuchte er sich aus seiner Bettdecke zu schälen und stolperte zum Apparat, um das Gespräch entgegen zu nehmen. „Hallo?“, nuschelte er müde und rieb sich die Augen. Allerdings erstarrte er in seinen Bewegungen, als er am anderen Ende jemanden weinen hörte. „Ruki?“
 

Sofort war er hellwach. „Kanon?“, fragte er erschrocken und wieder schluchzte es in der Leitung, „Kanon, was ist passiert? Geht es dir gut? Was ist los?“ Es dauerte einige Augenblicke, bis Kanon sich etwas beruhigt hatte und endlich erzählen konnte, was ihn so aufgewühlt hatte. „Es ist etwas passiert“, presste er hervor und Ruki wusste, dass er in diesem Moment kalkweiß abzog. „Bist du verletzt?“ „Nein, aber…“, wieder schluchzte er und Ruki wurde immer angespannter. „Ist Saga etwas zugestoßen?“ Ein Schluchzen. „Nein, er – ihm geht’s gut, alles ok – er – wir – Shou ist…“, Kanons Stimme überschlug sich und Ruki beschlichen böse Vorahnungen. „Was ist mit Shou?“ „Er – er ist im Krankenhaus – wir sind im Krankenhaus – ich – ich hab mich so erschreckt, Ruki!“
 

Der Damm brach und Kanon begann erneut zu weinen. Ruki wusste nur eins: er musste sofort ins Krankenhaus!
 

„Seid ihr in der Notaufnahme? Kanon!“ Der andere Junge versuchte sich wieder zusammenzureißen und stammelte etwas davon, dass sie tatsächlich in der Ambulanz standen. „Bleib wo du bist – ich bin gleich da!“
 

Er wartete keine Antwort mehr ab und legte auf, warf das Telefon achtlos aufs Bett und schlüpfte in die Anziehsachen vom Vortag, die griffbereit über dem Stuhl hingen. In seinem Hirn arbeitete es währenddessen auf Hochtouren. Shou war im Krankenhaus. Kanon war da. Saga schien ebenfalls dort zu sein. Was war mit Shou? Ihm war irgendwas passiert, dass Kanon scheinbar halb zu Tode erschreckt hatte. Ein Autounfall? Was war nur passiert?
 

Im Flur schlüpfte er so rasch in seine Schuhe, dass er sich bei dem Versuch gleichzeitig seine Schuhe anzuziehen, seine Jacke zu schnappen, den Schlüssel zu angeln und zur Haustür raus zu marschieren beinahe überschlug. Und dann schlug ihm die pechschwarze Nacht entgegen, als er sich auf den Weg zum Krankenhaus machte.
 

Es war nicht weit und er hatte seit Ende des Telefonats bis zum Erreichen der Notaufnahme nicht länger als fünfzehn Minuten gebraucht, aber es kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor.
 

Auf dem Flur standen Saga und Kanon. Sein schwarzhaariger Freund hatte sich wieder halbwegs gefasst und ließ sich von Saga im Arm halten, der beruhigend auf ihn einsprach. Eigentlich war dies ein privater Augenblick, den er sonst unter keinen Umständen gestört hätte, aber dies war eine Ausnahmesituation und so steuerte er direkt auf die beiden zu und zog die Blicke von Kanon und Saga auf sich, die seine hallenden Schritte vernahmen und sich zu ihm umdrehten.
 

Kanon löste sich von Saga und lief Ruki entgegen, um diesen fest in die Arme zu schließen.
 

Ruki erwiderte die Umarmung abgehetzt und sah über Kanons Schulter hinweg zu Saga, der blass aussah. Gefasster als Kanon, aber sichtlich blass und mitgenommen. Er war sich sicher, dass er sich nur versuchte zu beherrschen, solange er nicht alleine war.
 

„Saga“, brach er das unangenehme Schweigen, „Was ist passiert? Ist Shou verletzt?“ Der ältere Junge brauchte nur einige Sekunden, dann sagte er mit fester Stimme: „Man hat ihn zusammengeschlagen.“ „Man hat bitte was?“, glitt es Ruki aus dem Mund, ehe er sonst etwas anderes tun konnte. Man hatte Shou zusammengeschlagen? Den lieben, witzigen, kumpelhaften, süßen, lächelnden Shou? Wer sollte so was tun? Und warum? Er verstand nur Bahnhof. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum jemand Shou zusammenschlagen sollte.
 

Doch zu Erklärungen sollte es in diesem Moment nicht kommen. Sie standen einfach nur da und warteten darauf, dass sie endlich Bescheid bekommen würden, was mit Shou genau los war und wann er auf die Station verlegt werden konnte.
 

Saga hatte dabei die ganze Zeit über diesen typischen grimmig-besorgten Ausdruck im Gesicht, den Eltern in Perfektion beherrschten, wenn ihre Kinder wegen einer Alkoholvergiftung in der Notaufnahme landeten.
 

Und wieder fragte sich Ruki, was genau geschehen war. Gesprächfetzen verschwammen in seinem Kopf zu einem nie enden wollenden Puzzle. Das Gerede von Takeru, dass sein Stiefbruder Shou stockbesoffen im >Dion< gesehen hatte und die Sorge, die dieser Shinpei gehabt hatte, bezüglich Shou wenn die beiden sich nicht miteinander vertrugen: >Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was mit Shou passiert, wenn sich das nicht klärt<, die Herumdruckserei von Miku, Takuya und Yuki, als sie auf den Streit zu sprechen gekommen waren. Da war was faul und Ruki würde schon noch herauskriegen was.
 

Als Shous Vater und sein Bruder schließlich auftauchten, begaben sich Ruki und Kanon etwas in den Hintergrund. Sie beobachteten nur aus gemessenem Abstand, wie Saga erklärte, was vorgefallen war.
 

Nachdem der Arzt – nach gefühlten Stunden – endlich zu ihnen auf den Flur kam und erklärte, dass es Shou soweit gut ging und nun auf seinem Zimmer war, atmeten alle erleichtert auf. Es war nun an der Zeit für sie zu gehen und als sich Saga noch einige Male erkundigt hatte, dass es Shou wirklich gut ging und angeboten hatte, ihn jederzeit anzurufen wenn was sein sollte, verließen sie endlich das Krankenhaus.
 

Ruki schlenderte etwas vorweg und blieb an der Straßenecke stehen, um seufzend in den Sternenhimmel zu sehen, während Kanon und Saga sich leise flüsternd voneinander verabschiedeten. Er blinzelte nur einmal kurz herüber, als er eine Bewegung wahrnahm und sah, wie Saga Kanon einen sanften Kuss aufdrückte, und wandte sich dann wieder ab und wartete.
 

Kanon kam schließlich zu ihm rüber und seufzte tief. Ruki legte einen Arm um ihn.
 

„Geh nach Hause und schlaf dich aus“, riet Ruki mitfühlend, „Wir reden dann morgen darüber, wenn du magst. Ok?“ Kanon nickte nur erschlagen, hielt kurz inne und schüttelte dann den Kopf. „Kann ich… kann ich bei dir bleiben heute Nacht?“ Ruki lächelte sanft und zog ihn dann ohne weitere Worte mit zu sich nach Hause, wo die beiden sich in seinem Bett eng aneinander kuschelten.
 

Ruki hatte seine Arme fest um Kanon geschlungen, dessen Körper von innerer Unruhe gepackt ein wenig zitterte.
 

„Habt ihr es gesehen?“, fragte er schließlich vorsichtig, „Ward ihr dabei, als es passierte?“ Kanon schüttelte zaghaft den Kopf. „Er lag einfach da – wie tot! Ich hab mich so erschreckt!“, wimmerte er, „Ich dachte wirklich, er wäre tot, Ruki!“ Er versuchte den anderen noch enger zu ziehen, ihn zu beruhigen. Aber er musste auch endlich wissen, was genau vorgefallen war. „Möchtest du darüber reden?“ Ruki wusste, dass es manchmal gut tat, sich alles von der Seele zu reden (genau wie Nao es auch getan hatte) und glaubte, dass Kanon danach sicher besser schlafen konnte. Und schlafen musste er eindeutig.
 

„Wir – Saga und ich sind beim Fernsehturm gewesen… wir saßen auf der Mauer und haben uns unterhalten, als wir es gesehen haben… er… er lag einfach so da… hinter einem Gebäude an der Wand… ich glaube, es war eine Disco…“, er schniefte kurz und wischte sich über die Augen, „Er sah aus, als hätte man ihn einfach… weggeworfen… wie Müll…“
 

Ruki versuchte sich an die Busstrecke zu erinnern, die er nach der Party im Checkpoint gefahren war. Dort waren sie ebenfalls an dem Fernsehsender mit passendem –turm vorbeigekommen. Er erinnerte sich daran, wie er aus dem Fenster heraus hinter der Mauer, die das Industriegebiet abgrenzte, eine Schwulenbar, ein Pornokino und eine große Diskothek gesehen hatte. Dort musste es gewesen sein… dort hatte Shou gelegen, als Saga und Kanon ihn gefunden hatten.
 

Was hatte Shou in einer solchen Gegend zu suchen? Ruki kam zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich das war, was alle versucht hatten zu vertuschen.
 

„Ich hoffe, es geht ihm wirklich gut und der Arzt hat das nicht einfach nur so gesagt“, murmelte Kanon da, „Er sah nämlich überhaupt nicht gut aus, als wir ihn gefunden haben…“ Ruki streichelte ihm über den Rücken. „Ich bin sicher, dass Shou zäher ist, als er aussieht“, meinte er zuversichtlicher, als er eigentlich war, „Bestimmt ist er schnell wieder auf den Beinen.“
 

Kanon seufzte noch ein „Ich hoffe, du hast Recht“ und bald waren die beiden in einen vor Erschöpfung tiefen, aber unruhigen Schlaf gefallen.
 


 


 


 

Nachwort: Diesmal leider kein "Nächstes Mal bei Big City Life", da das Kapitel wie gesagt noch nicht existiert *hust*

Die Geschichte um Shou nimmt langsam einen zentralen Punkt in der Geschichte ein (und wurde während der Planung immer wichtiger) und rückt RukixReita und SagaxKanon aus dem Bild -> dies werde ich beim Weiterschreiben nun in die Hand nehmen und wieder in Balance bringen... das verspreche ich :)



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Von:  Astrido
2012-08-07T19:20:21+00:00 07.08.2012 21:20
ich kann meiner vorgängerin nur zustimmen.
das kapitel war gut.
viel glück mit dem nächsten!
lg
yuura
Von:  saint-lilium
2012-08-07T14:48:23+00:00 07.08.2012 16:48
Ich dachte eben ich krieg nen Herzklabaster als da stand 18 Kapitel!!
Saga und Kanon haben sich geküsst...So ganz nebensächlich.
Ich versteh das mit Shou aber nicht,ich dachte er hätte bloß Streit mit Saga.Wieso wurd der denn jetzt zusammen geschlagen??
Von:  saint-lilium
2012-03-17T18:50:39+00:00 17.03.2012 19:50
Ich schreib jetzt auch mein ERSTES Kommi.Also zum Pitel.Ruki ist ja total Selbstsicher immerhin küsst er Reita.Ich würd mich sowas nicht trauen,aber hier gehts ja nicht um mich.Kanon ist auch total süß beschrieben,der kleine schüchterne kanon XD
Von:  Teiko
2012-01-29T22:43:44+00:00 29.01.2012 23:43
Hab die Fanfik mal in einem rutsch durchgemosert und sie gefällt mir echt sehr gut :)
Zwar ist das mit den vielen Charakteren hin und wieder etwas verwirrent aber die tolle
Story und dein Schreibstile machen das wieder wett ;)

Ich hoffe du schreibst bald weiter, denn ich bin gespannt auf das nächste Kapitel^^

LG
Teiko ^__^
Von:  Koobi
2011-05-03T21:06:55+00:00 03.05.2011 23:06
bin schon so neugierig auf nächste kapi +___+
was wohl noch so passieren wird :D

lg <3
Von:  MikaChan88
2011-02-28T10:52:48+00:00 28.02.2011 11:52
total super kapi
freu mich schon aufs nächste :)

cu,
MikaChan
Von: abgemeldet
2011-02-27T14:39:50+00:00 27.02.2011 15:39
Souu~ hiermit melde ich mich mal als neue Leserin deiner FF :D
und ich kann dem nur zustimmen, dass man langsam die Übersicht verliert ><"
ist der Kai derselbe Loser-Kai, mit dem Uruha beinahe geschlafen hatte? oÔ XD
insgesamt mag ich deine FF sehr (sonst hätt ich sie ja nicht an einem Wochenende gelesen |D)
allerdings bekommt man von deinem so genannten "Hauptpairing" (also Ruki und Reita :D) sehr wenig mit XDD und irgendwie ging das mit den beiden bis jetzt zu schnell und ruckartig, falls du verstehst, was ich meine xX
auf jeden Fall bin ich jetzt sehr auf das nächste Kapitel, Sagas Geburtstag und was weiß ich noch gespannt :D
und genau wie Ruki hätte ich gerne gewusst, was es mit Shou und so auf sich hat o3o njaa~ ich denke, man wird es noch erfahren ?
und wenn ich auf deine Update-Daten gucke, kann ich wirklich nur hoffen, dass du ab jetzt jeden Monat ein Kapitel schafft qwq

Von:  Rei_
2011-02-26T18:47:37+00:00 26.02.2011 19:47
Woooooooooaaaaaaahhhhhh was wohl weiterhin passiert...*neugierig bin*
Hat mich voll gefreut wieder was von dir zu lesen :D Der Tag hat doch was gutes... ^^

<3

Von:  _-Nick-_
2011-02-26T13:30:17+00:00 26.02.2011 14:30
Endlich wieder Lesestoff, aber definitiv zu wenig XD
Ich hoffe du schaffst es dein Pensum einzuhalten *dir die Daumen drück*
zum Kapi
Es war recht unspektakulär, aber trotzdem interessant.
Schon wieder neue Personen
irgendwann verliert man noch die Übersicht XD
Aber ansonsten war das Kapi top, hat sich gut gelesen
und regt dazu an weiter zu lesen, da noch so viele Fragen offen stehen.

lg Nick&Vanna
Von:  klene-Nachtelfe
2011-02-26T11:50:36+00:00 26.02.2011 12:50
*quietsch*
Ich bin sou neugiiiiiiierig!!!!
Echt genial!
Shou und Saga solln sich wieder liep haaaaaaben!!!! xD
Wirklich suuuupiiii....freu mich schon voll dolle auf das Nächste!!
LG -^.^-


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