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Azarni die Höllenpriesterin

Das finale Kapitel
von

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Der Auftrag

Leichte Nebelschwaden umgaben die hohen, mit tiefgrünen Blättern bewachsenen Bäume des Waldes durch den das Mädchen lief. Ihre Sandalen verursachten knackende Geräusche auf den ausgetrockneten Ästen und Zweigen, während sie einem schmalen Weg folgte, der immer tiefer in den Wald hinein führte. Sie war dank ihres weissen Haares und ihres gleichfarbenen Kimonos kaum zu sehen, da der Nebel immer dichter wurde, doch trotzdem hatte Azarni das Mädchen schon längst bemerkt. Das kleine Mädchen hielt inne als Azarni von hoch oben, mitten aus dem dichten Blätterdach herunter sprang. „Was willst du hier?“, fragte Azarni genervt, und zog einen winzig kleinen Stachel aus ihrer weiten, meerblauen Hose hervor, der sich in einen hölzernen Bogen verwandelte. Diesen spannte sie dann mit einem Pfeil aus dem Köcher, den sie an ihrer Hüfte trug und zielte auf das Mädchen. Dieses trat jedoch unbeirrt zwei Schritte hervor, so dass Azarni nun den kreisrunden Spiegel in ihren Armen und zwei schneeweisse Blüten in ihrem Haar erblicken konnte. „Ich frage dich nur noch einmal, Kleine! Was willst du hier?!“, „Du bist doch Azarni, richtig?“, fragte das Mädchen tonlos. „Wer will das wissen?“, erwiderte Azarni. „Naraku schickt mich, er will dir ein Angebot machen, Azarni“, fügte das Mädchen hinzu, ohne auf Azarnis Frage einzugehen. Azarni liess den Bogen sinken, „Naraku? Du meinst doch nicht – was will er von mir?“, „Komm und ich zeige es dir“, sagte Kanna und die beiden verliessen die Stille des Waldes und verschwanden im Nebel.
 

Jenseits dieses Waldes, in einem kleinen Fischerdorf, nahe der Küste erwachte Kagome gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie Inuyashas Haare sich von schwarz zu weiss färbten und seine Hundeohren den Rest der Verwandlung in einen Halbdämon abschlossen. „Du warst doch nicht etwa die ganze Nacht wach, oder?“, fragte Kagome und rieb sich die Augen. „Ich schlafe nicht, wenn ich mich in einen Menschen verwandle.“, sagte Inuyasha trotzig und blickte Kagome nachdenklich an. „Was ist denn?“, fragte Kagome und kroch zu ihrem Rucksack. „Sag einmal Kagome, wie ist es eigentlich…“, begann Inuyasha. Kagome hielt inne, „…zu träumen?“, „Was? Wieso fragst du mich das?“, fragte Kagome und erschrak selber ein wenig von ihrer Reaktion. „Ich hasse es zu träumen…“, erwiderte Inuyasha und sah durch den dünnen Bambusvorhang nach draussen, während vor seinem geistigen Auge ein schreckliches Bild erschien, es war das Bild von Kikyous Tod. Kagome sah Inuyasha traurig an, „Hast du etwa Angst davor?“ Sofort stand Inuyasha auf und erwiderte aufgebracht: „Keh! Ich und Angst! Sicherlich nicht, ich meinte ja nur-“, doch dann stand Kagome auf und schrie ihn an: „*rmpf* jetzt steh doch endlich einmal zu deinen Gefühlen – och, es hat doch sowieso keinen Sinn!“, sagte sie und stampfte hinaus. Erschrocken sah Inuyasha ihr nach, wollte ihr zuerst hinterherlaufen, liess es dann aber. „Och, könnt ihr nicht ein bisschen leiser sein?“, fragte Shippou schlaftrunken und drehte sich zur Seite.
 

Kanna führte Azarni zu einer dunklen Höhle und blieb davor stehen. Zögernd trat Azarni ein. „Azarni, schön dass du kommen konntest…“, sagte eine Stimme, die von überall her zu kommen schien. „Naraku, wie ich sehe hat deine Dämonenaura einiges an Stärke gewonnen.“, sagte Azarni und drehte sich um und blickte direkt in Narakus Gesicht. „Entschuldige, dass ich nicht persönlich zu dir gekommen bin, aber in meiner jetzigen Form wollte ich mich noch nicht zeigen.“, sagte Naraku langsam und blickte Azarni aufmerksam an. „Also, was willst du von mir?“, fragte Azarni, ein wenig nervös von der ungeheuren Aura die Naraku umgab. „Es gibt da eine Sache, bei der du mir helfen könntest, Azarni.“, begann Naraku, „Und das wäre?“ Ein Rascheln und Kratzen durchfuhr die Höhle und plötzlich beleuchtete ein starkes, rosafarbenes Licht die Höhle und liess Azarni einen kurzen Blick auf Narakus Gestalt werfen, sie wünschte, sie hätte es nicht getan. Narakus gesamter Oberkörper steckte in einer fleischigen Blume und rundherum wuchsen schleimige Tentakel, mit spitzen Stacheln bedeckt aus ihr. Dann verschwand das grässliche Bild und nur noch Narakus Kopf und seine Hand waren zu sehen, von der das ungeheure Licht kam, nein, genauer gesagt kam das Licht von dem Juwel in seiner Hand, dem Juwel der vier Seelen.
 

„Dass ihr zwei euch immer streiten müsst!“, klagte Shippou und verschlang einen gerösteten Fisch, denn die freundlichen Fischer vor ihrer Tür bereitgestellt hatten. „Halt du dich da ’mal raus, ja!“, sagte Inuyasha genervt und starrte zur Decke. „Ihr müsst euch ja wirklich wieder einmal heftig gestritten haben, dass Kagome so lange wegbleibt“, sagte Miroku und war die Gräten des Fisches, den er vorhin gegessen hatte in eine hölzerne Schale. „Eigentlich, war es ja keine grosse Sache, es-“, dann unterbrach Inuyasha, „Wieso mischt ihr euch eigentlich immer ein?“, „Unverbesserlich“, erwiderte Sango und streichelte Kirara. „Äh, Sango? Würdest du mir einmal den gekochten Reis reichen?“, fragte Miroku lächelnd. Sango nickte und drehte sich sitzend um und griff nach dem Reis. „Hier Miro – nimm sofort deine Hand da weg!“, sie liess den Reis fallen und knallte Miroku eine. „Unverbesserlich“, meinte Shippou.
 

„Das – das Juwel der vier Seelen?“, fragte Azarni ungläubig. „Ja genau, doch was fällt dir auf?“, fragte Naraku prüfend und Azarni blickte das Juwel an. „Es ist verunreinigt, doch-“, sie stockte. Ein winziger Teil des pechschwarzen Juwels schimmerte immer noch rosa, ein reiner Teil. „Wieso hast du das Juwel nicht vollständig verunreinigt? Fehlt dir etwa die Kraft dazu?“, fragte Azarni spöttisch. „Ganz im Gegenteil!“, fauchte Naraku. „Das ist weitaus schwieriger als du denkst, denn dieser eine, reine Teil des Juwels stellt eine Verbindung zu dem Halbdämon Inuyasha dar. Dieser eine Teil, ist das einzige was seinem Schwert Tessaiga die Macht verleiht mich zu zerstören!“, „Hmm…und du weißt nicht was diese Verbindung ist?“, fragte Azarni. „Ich vermute, dass es Inuyasha selbst ist.“, sagte Naraku langsam. „Und ich soll ihn also für dich töten? Wieso schickst du nicht einfach einer deiner Untergebenen?“, und Azarni wies mit der Hand zu Kanna. „Weil Inuyasha eben nicht die einzige Bedrohung darstellt, Kanna!“ Langsam schritt Kanna vor Azarni und hob ihren Spiegel, in dem das Gesicht eines dunkelhaarigen Mädchens mit den merkwürdigsten Kleidern, die Azarni je gesehen hatte, vor einem Sandstrand. „Hmm…diese Sterbliche? Was soll sie schon bewirken?“, „Sehr viel, Azarni. Sie ist die Wiedergeburt einer Miko, ich denke du hast ihren Namen auch schon vernommen, Kikyo.“ Azarni erschrak. „Ihre Wiedergeburt? Na gut, ich verstehe jetzt. Aber was kriege ich für meine Dienste?“ Naraku lächelte kalt und erwiderte: „Das Juwel, töte Inuyasha und verunreinige das Juwel damit vollständig. Nimm es.“, und Naraku überreichte Azarni das Juwel. Und plötzlich verschwamm die Höhle und löste sich auf, bis Azarni sich schliesslich zurück, im Wald fand. Welche Macht sie nun hatte! Das Juwel gehörte ganz allein ihr, nur ihr! Dazu musste sie nur diesen lächerlichen Halbdämon aus dem Weg räumen! Sie zog einen Stachel aus ihrer Hose, welcher sich erneut zu einem Bogen verwandelte und schritt entschlossen, das Juwel fest in ihrer Hand, davon.
 

Fortsetzung folgt…

Angriff der Höllenpriesterin

Hoch oben, auf einem sandigen Felsvorsprung sass Kagome und lauschte traurig dem Plätschern der Wellen. Er ist noch immer nicht über Kikyous Tod hinüber…aber was ist denn mit mir? Hm? Ständig quält er sich, er scheint - bin ich etwa eifersüchtig auf…? Mitten in ihren Gedanken versunken schrak Kagome auf. Inuyasha hatte sich neben sie gesetzt und erwiderte ihren Blick. „Es- es tut mir leid, *chrm* ich meine wegen vorhin…“, begann Inuyasha ein wenig verlegen. Kagome lächelte, „Ach, eigentlich sollte ich mich bei dir entschuldigen, ich habe… ich habe-“, doch bevor sie ihren Satz beenden konnte umarmte Inuyasha sie und nach wenigen Augenblicken des Zögerns erwiderte sie seine Umarmung. Der Wind der weiten See tanzte an ihnen vorbei und liess Inuyashas feuerroten Kimono wild flattern. „Gehen wir zu den anderen?“, fragte Inuyasha. „Ja, lass uns gehen“, antwortete Kagome.
 

„Miroku, sag einmal, hast du Kagome und Inuyasha gesehen?“, fragte Shippou während Sango und Miroku alle ihre Sachen einpackten, damit sie bald wieder weiter reisen konnten. „Nein, aber ich glaube wir würden die beiden jetzt nur stören.“, erwiderte er und lächelte. „Was meinst du damit?“, fragte Shippou und schob Kagomes Pyjama zur Seite. „Ach gar nichts…“, sagte Miroku seufzend und ging durch den leicht knisternden Bambusvorhang hinaus in die schwüle Morgensonne, auf eine Gruppe tratschender Mädchen zu. Shippou blickte zu Sango und registrierte mit einem leichten Seufzen ihren zornerfüllten Blick den sie Mirokus Rücken zuwarf. „Ich geh’ dann einmal Inuyasha und Kagome suchen!“, sagte Shippou und verliess die Hütte. Seine Fuchspfoten hinterliessen kleine Spuren im Sand, während er auf die Klippen zumarschierte, wo er Kagome und Inuyasha vermutete.
 

„Shippou!“, rief Kagome und eilte vor Inuyasha den felsigen Hang hinunter zu dem kleinen Fuchsdämon. „Puh, gut dass ich euch gefunden habe! Sango und Miroku haben schon alles zur Abreise vorbereitet! Was habt ihr denn hier getrieben?“ BANG! Inuyasha hatte Shippou seine Faust auf den Kopf geschlagen. „Das geht dich nicht im Geringsten etwas an, du kleiner, neugieriger Fuchs!“ Und nur wenige Augenblicke später sahen sie auch schon Sango vor der kleinen Hütte stehen, in der sie die Nacht verbracht hatten. „Wo ist denn Miroku?“, fragte Kagome. Mit einem wütenden Blick wies Sango zu einer kleinen Frauenschar, in deren Mitte Miroku sass. „Er lässt wohl keine Gelegenheit aus, was?“, bemerkte Inuyasha und verschränkte seine Arme.

„Hmm, meine spirituellen Kräfte verraten mir, dass du einmal eine grosse, gesunde Familie haben wirst!“, erzählte Miroku einer Frau, deren Gesicht sich daraufhin scharlachrot verfärbte. „Also, wie wär’s mit uns beiden?“, fragte Miroku lächelnd und hielt die Hand der Frau. „Mönch! Ich glaube du hast vorher noch andere Pflichten!“, rief Sango verärgert und marschierte voraus. Kagome und Inuyasha seufzten und folgten Sango, gefolgt von Shippou und Kirara. „Hey, ihr werdet doch nicht ohne mich weiterziehen!“, rief Miroku und bahnte sich einen Weg durch die Frauen, welche ihm sehnsüchtige Blicke nachwarfen. Und so verliess die Gruppe das kleine Dörfchen.
 

Nach einigen Stunden hatten sie die kahle Graslandschaft verlassen und liefen durch dicht bewaldete Graslandschaften, mit steilen, felsigen Bergen. Miroku hielt inne als sie zu einer Weggabelung gelangten. „Wohin gehen wir jetzt?“, fragte er und rieb sich den Kopf. „Wo sind wir hier überhaupt? Ich kann mich nicht erinnern dass wir das letzte Mal denselben Weg zu Kaedes Dorf genommen haben!“, erwiderte Inuyasha und schnüffelte in der Luft und legte dann langsam die Hand auf sein Schwert, Tessaiga. Kagome war seiner Hand gefolgt und ein besorgter Ausdruck erschien in ihrem Gesicht. „Inuyasha, was ist denn?“, fragte sie angespannt. „Hier liegt der Gestank Narakus in der Luft.“, antwortete er langsam. „Naraku? Bist du dir auch wirklich sicher?“, fragte Sango und sah sich um. „Ich kenne diesen Geruch, ich bin mir ganz sicher. Kommt, da entlang!“, sagte Inuyasha und sie gingen, jenseits des Weges, Richtung Waldrand. Kaum hatten sie den steinigen Feldweg verlassen stand ihnen das Gras bis zu den Knien. Shippou sprang auf Kagomes Schulter und blickte nervös um sich. „Hier! Hier ist der Geruch am stärksten!“, sagte Inuyasha, als sie den Waldrand erreicht hatten. Kagome zog ihren Bogen hervor und griff nach einem Pfeil, ebenso griff Sango nach ihrem Hiraikotsu, bereit ihn zu schleudern. „Komm raus!“, schrie Inuyasha in den Wald hinein. Vögel, die von dem Laut aufgeschreckt wurden flogen eilig aus den Baumkronen davon. „Dann komm’ ich eben selbst!“, rief Inuyasha und stürmte in den Wald hinein. „Warte, Inuyasha!“, rief Kagome besorgt und rannte ihm hinterher. Sie spurtete unter Ästen durch und wich immer wieder den dornigen Büschen aus welche sich überall am Waldboden befanden. Kagome verwünschte Inuyasha leise für sein voreiliges Handeln. „Inuyasha! So warte doch!“, rief Kagome und kroch durch ein Wirrwarr aus grünen Pflanzen und konnte gerade noch sehen wie etwas Rotes blitzschnell zwischen einer weiteren Mauer aus grünen Gewächsen verschwand. Kagome stolperte über eine Wurzel und fiel der Länge nach hin, zum Glück war der Boden mit dem gleichen Pflanzen übersät welche in Massen hier in dem Wald wuchsen. Langsam richtete Kagome sich auf und schob den grünen Vorhang zur Seite. Der Wald war dahinter sichtlich weniger verwachsen, von Inuyasha aber keine Spur.

„Inu – Inuyasha?!“, rief sie, doch niemand antwortete. Sie lief einige Schritte vorwärts und stiess plötzlich gegen einen unsichtbaren Widerstand, eine Barriere. „Inuyasha muss dahinter sein, aber wieso kam er durch die Barriere und ich nicht?“, fragte Kagome sich. Dort wo ihre Hände die Barriere berührte blitzten kleine Lichtblitze auf und liessen die schimmernde Oberfläche der Barriere kurz sichtbar werden. Kagome wich ein paar Schritte zurück, wieso steht hier mitten im Wald eine Barriere? Hängt es vielleicht mit Narakus Geruch zusammen? Fragte sie sich, während sie einen Pfeil aus ihrem Köcher zog. Sie hatte das ungute Gefühl die Antworten auf ihre Fragen bald zu bekommen, dann spannte ihren Bogen und schoss! Ihr Pfeil sauste auf die unsichtbare Barriere zu und bildete eine stark rosafarben glühende Aura um sich herum und durchbrach mit einem lauten Zischen die Barriere. Kagome stürmte durch das Loch, welches ihr Pfeil in die Barriere gerissen hatte, gerade noch rechtzeitig, denn es schloss sich Augenblicke später wieder.

Und plötzlich stand er vor ihr. „Kagome! Wo sind denn die anderen?“, fragte Inuyasha und sah sie verwundert an. „Wir befinden uns hier innerhalb einer starken Barriere und-“, Kagome hielt inne, „Was ist denn?“, fragte Inuyasha alarmiert. „Ich spüre das Juwel der vier Seelen!“ Sie schloss ihre Augen und konzentrierte sich auf die Präsenz des Juwels. „Es bewegt sich direkt auf uns zu!“, „Das muss Naraku sein!“, rief Inuyasha und legte die Hand erneut auf Tessaigas Griff. Kagome sah sich ängstlich um und war verwundert, sie befanden sich nämlich nicht mehr im dichten Wald, sondern inmitten einer grossen Lichtung.
 

„Wo sind sie denn nur?“, fragte Shippou verwundert und sah sich suchend nach Kagome und Inuyasha um. Doch im Wald um sie herum war totenstille und niemand war zu sehen. „Sie können doch nicht einfach so verschwunden sein!“, meinte Sango mit einem besorgten Unterton in ihrer Stimme. „Hm, mir gefällt das nicht, vielleicht steckt Naraku dahinter. Schliesslich erwähnte Inuyasha ja vorhin, dass er Narakus Geruch in der Nase hatte!“, sagte Miroku und kratzte sich nachdenklich am Kinn.

Währenddessen standen Inuyasha und Kagome immer noch am Rande der Waldlichtung, umgeben von einer Barriere. Plötzlich erklang eine Stimme: „Eigentlich hatte ich nur Inuyasha erwartet...“, und dann erschien ein Schatten vor Inuyasha und Kagome. „Wer bist du?!“, rief Inuyasha und zog Tessaiga vollends aus dessen Schwertscheide. Der Schatten wurde zu einer jungen Frau, sie trug einen dunkelvioletten Kimono und eine meerblaue Hose. Von ihrem kurzen, braunen Haar wehten zwei lange Strähnen sanft im Wind, während sie langsam näher kam. „Inuyasha! Sie trägt das Juwel bei sich!“, rief Kagome und wies auf die Erscheinung. Die Frau blieb stehen und ihr Gesicht nahm einen zornigen Ausdruck an, „Ich hätte es mir denken können! Du musst demnach die Wiedergeburt Kikyous sein. Deswegen konntest du auch durch meine Barriere brechen.“, „Du bist doch sicherlich im Auftrag Narakus hier, oder? Ansonsten würde wohl kaum sein abartiger Gestank an dir kleben!“, rief Inuyasha und hob sein Schwert. „Hehe, du hast es erfasst, Inuyasha. Ich bin Azarni, die Höllenpriesterin. Ich bin hier, weil ich deinem Leben endgültig ein Ende setzen werde!“ Die letzten Worte hatte Azarni geschrieen. Inuyasha trat schützend vor Kagome. „Ist sie etwa ein Abkömmling von Naraku?“, fragte Kagome, doch ihre Frage würde, zumindest vorerst, unbeantwortet bleiben. Flink zog Azarni einen kleinen Stachel aus ihrer Hose und warf ihn in hoch die Luft, worauf der Stachel aufsprang und eine tiefschwarze Knospe freigab. Diese segelte sanft auf Azarnis Handfläche herab und blühte auf. „Mach dich bereit zu Sterben, Hanyou!“, rief Azarni und hob ihre Handfläche, mitsamt der Blüte, welche an ihrer Handfläche zu haften schien, vor sich hin. „Schön, dass wir vom Reden gleich zum Kämpfen kommen können, Hexe!“, rief Inuyasha und stürmte auf Azarni zu. Ein siegessicheres Lächeln huschte über Azarnis Gesicht, sie sprang nach hinten und schrie: „Dokkizuta!“ Die schwarze Blüte auf Azarnis Handfläche quoll auf und aus ihr schossen mehrere dicke, tiefschwarze, mit Dornen besetzte Ranken. Überrascht bremste Inuyasha seinen Sprint ab und hielt Tessaiga blitzschnell vor sich und blockte die Ranken ab, doch er wurde von dem Stoss zu Boden geworfen. „Inuyasha! Pass auf!“, schrie Kagome. Inuyasha sah nach oben und sprang im letzten Moment zur Seite, hätte er es nicht getan, hätten Azarnis Ranken ihn aufgespiesst. „Na warte!“, rief Inuyasha laut, durchtrennte die Ranken, welche sich wenige Zentimeter neben ihm in den Boden gebohrt hatten und sprang mit einem Satz zu Azarni. Diese wich Inuyashas Hieb geschickt aus und liess weitere Ranken aus der Blüte gegen den Boden schnellen, worauf sie hoch in die Luft gehoben wurde. „Du entkommst mir nicht!“, rief Inuyasha und schwang Tessaiga: „Kaze no Kizu!“
 

Fortsetzung folgt…

汚染の矢 [Osen no Ya]

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Hier noch ein kleiner „Übersetzungs-Guide“, für alle die sich für die Übersetzungen diverser Attacken oder Ägnlichem interessieren:
 

Dokkizuta (毒きづた) = Doku (Gift) und Kizuta(Efeu) = Giftefeu

Osen no Ya (汚染の矢)= Osen(Verunreinigung) no(der) Ya(Pfeil) = Pfeil der Verunreinigung

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„Kaze no Kizu!“, schrie Inuyasha und schwang Tessaiga. Ein wilder Wirbelwind wirbelte um die leuchtende Klinge Tessaigas, langsam hob Inuyasha sein Schwert dann rammte er es in den Boden. Im selben Moment stiessen die Winde um Tessaiga davon und verwandelten sich in gelblich leuchtende Bahnen. Die Bahnen des Kaze no Kizu schnitten direkt in die Ranken Azarnis und durchtrennten sie! Etwas überrascht landete Azarni vor Inuyasha, links und rechts von ihr hatte das Kaze no Kizu tiefe Risse in die grüne Wiese gerissen, doch Azarni schien unversehrt geblieben zu sein. „Und? Willst du noch mehr?!“, rief Inuyasha höhnisch und sprang auf Azarni zu und holte weit aus. „Sei still!“, erwiderte Azarni und wich Inuyashas Angriff erneut aus. Inuyasha wirbelte herum und rannte auf Azarni zu. „Dokkizuta!“, schrie Azarni und aus der pechschwarzen Blüte auf ihrer Handfläche schossen erneut mehrere Ranken und sausten auf Inuyasha zu!
 

Währendessen suchten Sango, Miroku und Shippou immer noch erfolglos nach Inuyasha und Kagome. Der Wald um sie herum lag still da, fast zu still. „Das gefällt mir gar nicht…“, meinte Miroku und blickte um sich. „Mir auch nicht…sie können doch nicht einfach so verschwunden sein!“, bemerkte Sango. Miroku lief einige Schritte tiefer in den Wald hinein, gefolgt von Sango und Shippou, welcher auf Kirara sass. „Wartet!“, rief Miroku plötzlich. „Hast du etwas entdeckt, Miroku?“, fragte Shippou neugierig und sprang von Kiraras Rücken und trat neben Sango. Sie standen vor einer gigantischen Wand aus grünem Gebüsch und effeuähnlichem Gewächs. „Hier scheint irgend’ ein Widerstand zu sein! Ich kann es deutlich spüren.“, antwortete Miroku und tastete die Luft vor sich ab. Kagome hätte das wohl an einen Pantomimekünstler erinnert. Dann hielt Miroku inne und schlug mit seinem Stab mitten in die Luft. Plötzlich erschien eine blaue, magisch glitzernde Wand, an der Mirokus Stab abprallte und verschwand auch gleich wieder. „Ohne Zweifel, es ist eine Barriere!“, bemerkte Sango. Shippou schluckte, „Wer errichtet denn mitten im Wald eine Barriere?“
 

Inuyasha sprang noch im Spurt zur Seite, war aber nicht schnell genug: eine Ranke wickelte sich um sein Fussgelenk. Ein stechender Schmerz durchfuhr Inuyasha, als sich die Dornen der Ranken in sein Bein bohrten. „Du elende-“, begann Inuyasha und wollte die Ranken mit Tessaiga durchtrennen, doch plötzlich hoben sie ihn hoch in die Luft und schleuderten davon! Wild um sich wirbelnd krachte Inuyasha gegen einen Baum, Holzsplitter sausten durch die Luft und Inuyasha fiel zu Boden. „Inuyasha!“, rief Kagome besorgt und blickte wütend zu Azarni. „Lebwohl Inuyasha!“ Azarni und lachte höhnisch und liess unzählige Ranken aus der Blüte schiessen. Doch plötzlich blendete Azarni ein helles Licht. Erschrocken drehte sie sich um und konnte gerade noch sehen, wie ein hellrosa schimmernder Pfeil sämtliche Ranken durchtrennte und diese zu Staub zerfallen liess. „W…was?“, fragte Azarni verwundert und blickte in die Richtung, aus welcher der Pfeil gekommen war. Da stand Kagome, die Sehne ihres Bogens zitterte immer noch leicht, während Kagome mit ihrer anderen Hand bereits den nächsten Pfeil im Köcher festhielt. „Wagst es auch nur noch einmal ihm etwas anzutun trifft der nächste Pfeil dich!“, rief Kagome wütend und war im ersten Moment selber überrascht von sich. Azarnis lächelte kalt: „Und du willst mich daran hindern, amüsant aber mir soll es recht sein!“ Sie richtete ihre Hand auf Kagome. „Dokkizuta!“ Die Blüte öffnete sich erneut und weitere nachtschwarze Ranken rasten auf Kagome zu. „Kongousouha!“ Kagome liess den Bogen fallen und hob die Arme schützend vor ihr Gesicht, während tausende Kristallspeere Azarnis Ranken zerfetzten. Als Kagome langsam ihre Arme sinken liess stand Inuyasha vor ihr. „Ich glaube ich übernehme jetzt!“, meinte Inuyasha und hob Tessaiga angriffsbereit vor sich. Erbost richtete Azarni sich auf, ausser einigen kleinen Kratzern schien das Kongousouha ihr nichts angetan zu haben. Ihre Augen funkelten böse wie die Kristallspeere Kongousouhas. „Ihr beide! Wie könnt ihr es auch nur wagen eure Waffen auf mich zu richten!“ Wütend zog sie noch einen Stachel aus ihrer Hose. Der Stachel sprang auf und aus ihm drang dunkelvioletter Rauch. Merkwürdigerweise schien der Rauch ein Eigenleben zu haben, denn langsam formierte er sich zu einem langen Boden, bis sich der Rauch zusammenzog und zu einem schwarzen Holzbogen wurde. „Schnell Kagome! Bring dich in Sicherheit!“, flüsterte Inuyasha und blickte über die Schulter auf Kagome zurück. „Aber…“, begann Kagome, doch Inuyasha unterbrach sie: „Kein Aber! Bring dich in Sicherheit!“ Azarni nahm einen Pfeil aus ihrem Köcher und spannte ihren Bogen damit. „Jetzt werdet ihr dafür bezahlen!“, rief Azarni. „Wir werden gleich sehen, wer hier bezahlen wird!“, erwiderte Inuyasha und schwang Tessaiga. „Osen no Ya“, flüsterte Azarni und schoss! Im selben Moment, in dem Azarni den Pfeil geschossen hatte spürte Kagome die seltsame Kraft, die von ihm ausging. Ähnlich wie Kagomes Pfeile baute der Pfeil eine starke Aura um sich auf, nur war diese tiefviolett schimmernd. Der Pfeil sauste geradewegs auf Inuyasha und Kagome zu, dieser konnte gerade noch sein Schwert schützend vor sich und Kagome heben. Der Pfeil sauste heran und donnerte gegen Tessaigas Klinge, welche darauf stark zu vibrieren begann und ein unheilvolles Klirren hören liess. Der Pfeil jedoch prallte nicht daran ab, sondern drückte Tessaiga weiter zurück! Inuyasha versuchte Tessaiga keuchend dagegenzustemmen, doch der Pfeil wurde immer stärker und mit ihm seine Aura. Dann fiel Kagome plötzlich etwas auf: die Wiese rund um sie herum färbte sich langsam Braun, bis Grashalm für Grashalm langsam verwelkte. Alles Grüne was die dunkle Aura des Osen no Ya berührte verdorrte! Langsam begann sich Tessaiga an der Stelle, an der der Pfeil es zurückstoss schwarz zu verfärben, während das Klirren der Klinge in unerträgliche Höhen stieg. Lachend zog Azarni einen zweiten Pfeil aus ihrem Köcher und spannte ihren Bogen damit. „Gleich ist es aus mit euch! Osen no Ya!“, schrie sie und schoss einen weiteren Pfeil auf Inuyasha, welcher Tessaiga schützend vor Kagome hielt. Dieser Pfeil sauste fast am Boden entlang auf sie zu und hinterliess eine Spur der Fäulnis. Doch als schliesslich auch noch der zweite Pfeil gegen Tessaigas Klinge prallte zitterte es so heftig das es Inuyasha beinahe aus den Händen gefallen wäre, zudem verunreinigten die Pfeile Azarnis Tessaiga und liessen die Klinge pechschwarz werden. „Nun verschwinde endlich Kagome!“, rief Inuyasha keuchend und blickte zu Kagome zurück. „Wie oft muss ich es dir noch sagen? Ich lasse dich nicht im Stich!“, erwiderte Kagome entschlossen und nahm einen Pfeil aus ihrem Köcher. Inuyasha registrierte erschrocken wie die dämonische Kraft langsam aus Tessaiga wich, doch es war bereits zu spät. Tessaiga hatte sich ganz schwarz verfärbt und verwandelte sich wieder in seine ursprüngliche Form zurück, während die beiden Pfeile ungebremst auf Inuyasha und Kagome zusausten!
 

Ausserhalb der Barriere versuchten Sango, Shippou und Miroku immer noch verzweifelt in die Barriere einzudringen. Miroku schlug erfolglos mit seinem Stab gegen die magische Barriere, doch sein Stab prallte immer wieder zurück. „Sango, Miroku! Ich habe eine Idee!“, rief Shippou plötzlich. „Was meinst du?“, fragte Sango und sah sich zu Shippou um, welcher wieder auf Kiraras Rücken sass. „Du und Miroku habt doch schon einmal die Kraft von Mirokus Stab mit der Stärke von Sangos Hiraikotsu kombiniert! Vielleicht klappt es dieses mal ja auch!“, „Gar nicht ’mal so übel Shippou!“, meinte Miroku hoffnungsvoll und blickte dann zu Sango, „Wollen wir?“, fragte Miroku und hielt Sango seinen Stab hin. „Alles klar!“, sagte Sango entschlossen und band Mirokus Stab an ihrem Bumerang fest. Nur wenige Augenblicke später trat sie einige Schritte zurück, prüfte noch einmal ob Mirokus Stab auch fest genug sass und schleuderte schliesslich den Hiraikotsu, geradewegs durch die Bäume und Büsche auf die Barriere zu.
 

Blitzschnell sprang Inuyasha mit Kagome auf seinen Armen davon und entwich gerade noch den beiden heransausenden Pfeilen, die mit einem lauten Pflock in den Boden rasten und rund um sie alles verdorren und vermodern liessen, sogar der Erdboden unter dem einst grünen Teppich zerbröckelte langsam unter der verunreinigenden Aura. „Inuyasha! Dein Tessaiga!“, sagte Kagome zu Inuyasha und wies zu dem nachtschwarz verfärbten Tessaiga, dass Inuyasha während des Ausweichmanövers hatte fallen lassen. Schon schnellte eine Ranke heran und peitschte Inuyasha und Kagome schreiend zu Boden. Lachend zog Azarni die Ranke zurück. „Ihr könnt mir nicht entkommen!“ Dann liess sie sich von mehreren Ranken zu Inuyasha und Kagome tragen, während sie erneut einige Ranken auf die beiden zuschnellen liess! Inuyasha setzte Kagome ab und wirbelte herum, doch die Ranken waren zu schnell, eine Ranke durchbohrte seine Schulter und liess ihn einige Schritte zurücktaumeln. „Inuyasha!“, schrie Kagome verzweifelt, warf sich vor Inuyasha und sah gerade noch wie mehrere Ranken auf sie zuschnellten.
 

Schlängelnd schossen die Ranken in Kagomes Richtung, doch diese war selbst noch ein bisschen erstaunt, darüber wieso sie sich eigentlich genau vor die tödlichen Ranken gestellt hatte, aber es war jetzt sowieso zu spät. Schreiend hob sie ihre Hände schützend vor das Gesicht und erwartete den Schmerz…
 

Fortsetzung folgt…

Gift und Tränen

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Shibotsu (死没) = Tod, Sterben, Umkommen

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Rückblende

„Das Juwel, töte Inuyasha und verunreinige das Juwel damit vollständig. Nimm es.“, und Naraku überreichte Azarni das Juwel. Und noch während sich die Höhle um Azarni langsam aufzulösen begann sprach Naraku nochmals zu ihr: „Und noch etwas Azarni, bevor du ihn erledigst, bring mir eine Strähne seines Haars. Das ist alles was ich noch brauche.“ Die Höhle und löste sich auf und Azarni fand sich schliesslich zurück im Wald. Sie zog einen Stachel aus ihrer Hose, welcher sich erneut zu einem Bogen verwandelte und schritt entschlossen, das Juwel fest in ihrer Hand, davon. „Wieso will er eine Haarsträhne von diesem Inuyasha? Egal, der Hauptgewinn ist mein“, murmelte Azarni und betrachtete das ölig glänzende und vor dunkler Energie strotzende Juwel.

Ende Rückblende
 

Schreiend hob Kagome ihre Hände schützend vor ihr Gesicht und erwartete den Schmerz, doch das was sie plötzlich fühlte war alles andere als Schmerz! Sie fühlte eine unglaubliche Hitze, welche plötzlich aus ihren Handflächen zu dringen schien! Erstaunt öffnete sie ihre Augen und blickte verwundert zu ihren Händen empor. Aus ihren Handflächen drang ein gleissend, hellrosafarbenes Licht, welches die verwüstete Lichtung hell erstrahlen liess. Azarnis tiefschwarze Ranken rasten immer noch ungehindert auf Kagome zu, doch wenige Meter vor Kagome begann das gleissende Licht, das aus ihren Händen schien auf die Ranken überzugehen. Wie ein wildes Feuer frass sich das rosafarben scheinende Licht an den Ranken entlang zu Azarni. Diese begriff im ersten Moment nicht was geschah, doch Azarnis Reaktion kam zu spät: das Funken sprühende Licht erreichte die schwarze Blüte in ihrer Hand und frass sich in die schwarzen Blütenblätter. Eine gewaltige Lichtexplosion erschütterte die Lichtung und warf Kagome zu Boden, worauf sich eine lähmende Schwärze in ihr ausbreitete.
 

Im selben Moment, als sich im Innern der Barriere die Explosion ereignete, begann die Barriere zu pulsieren und verschwamm für einen Moment, dann durchfuhr Sangos Hiraikotsu, an den Mirokus Stab gebunden war die Barriere und liess die Barriere endgültig zerbersten! Tausende blau funkelnde Splitter durchzogen die Luft und verschwanden, wie tausend kleine Sternschnuppen allmählich. „Haha! Super wir haben es geschafft!“, rief Shippou begeistert und vollführte auf Kiraras Rücken einen Freudentanz. Sangos Hiraikotsu kam zurückgeflogen und sie fing in geschickt auf und schwang sich auf Kirara. „Lass uns nach Inuyasha und Kagome sehen!“, rief sie Miroku zu, der immer noch wie gebannt auf die zerborstene Barriere blickte, „Oh, ich komme!“, rief er und eilte zu Sango. Sango löste Mirokus Stab von ihrem Hiraikotsu und warf ihn Miroku zu. Wenige Augenblicke später flogen die drei auf Kiraras Rücken in die Richtung des tiefgrünen Waldes , während rings um sie langsam die Sonne unterging und ihre letzten Strahlen die Dämmerung ankündigten und die tiefgrünen Blätter der hoch gewachsenen Bäumen matt beleuchteten.
 

Langsam öffnete Kagome ihre Augen, „Inu – Inuyasha!?“, rief Kagome besorgt, sah sich um und erblickte ihn. Er hatte sich inzwischen auch aufgerichtet und presste eine Hand an seine Brust, aus der Blut sickerte und sich langsam mit dem Rot seiner Hitoe vermischte. Kagome rannte zu ihm hin, „Inuyasha! Du blutest ja!“, „Es ist nicht so schlimm.“, erwiderte Inuyasha trotzig und stöhnte leise auf als Kagome versuchte seine Hand von der Wunde zu nehmen um sie genauer zu betrachten. Inuyasha griff nach Kagomes Hand und sah sie für einen Moment eindringlich an. „Danke, dass du geblieben bist…Kagome.“, „Ich würde dich nie im Stich lassen, du bist doch schliesslich – “, Kagome hielt für einen kurzen Augenblick inne, „-mein Freund.“
 

Inuyasha wollte etwas sagen, doch dann packte er Kagome plötzlich und hechtete zur Seite. Dicht neben ihnen sauste ein weiterer Pfeil vorbei und blieb in einem Baumstamm stecken, worauf dieser zu vermodern begann und den Baum krachend umkippen liess. „Wie konntest du es wagen, Wiedergeburt Kikyous!“, schrie Azarnis hasserfüllte Stimme. Inuyasha liess Kagome los und drehte sich um. „Du bist also immer noch nicht tot? Das könnte sich aber schnell ändern, Hexe!“ Inuyasha sprang mit einem Satz zu Tessaiga hin, während Kagome sich ebenfalls umgedreht hatte und einen Blick auf Azarni geworfen hatte: die linke Seite ihres grünen Kimonos war zerfetzt und ihr Arm wies mehrere Verletzungen auf. Kagome betrachtete die Verletzungen erstaunt. Das war bisher erst das zweite Mal, dass dieses merkwürdige Licht aus ihren Händen getreten war. Beim ersten Mal hatte sie es gegen die Tausendfüsslerin im Brunnen eingesetzt, seitdem war es ihr nicht mehr gelungen. Wie habe ich das bloss gemacht? Fragte sie sich, doch dann schrak sie aus ihren Gedanken auf.
 

„Zu dir komme ich später Halb-“, doch Azarni konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, denn plötzlich strahlte ein gewaltiges Licht, mitten aus ihrem Kimono heraus. „Was zur Hölle ist denn das?“ Langsam griff sie in ihren Kimono und zog das Juwel der vier Seelen hervor, welches das ungeheure Licht ausstrahlte. Azarni traute ihren Augen nicht, als sie das Juwel von Naraku erhalten hatte, war es fast pechschwarz gewesen, deswegen hatte Naraku sie ja auch beauftragt um die Verbindung mit dem reinen Teil des Juwels und dem Halbdämon Inuyasha zu durchbrechen, indem sie Inuyasha tötete. Doch der schwarze Schatten der sich um das Juwel gebildet hatte verschwand langsam, irgendetwas reinigte das Juwel vor ihren Augen! Dann sah Azarni zu Kagome, „Du elende Göre, als ob du nicht schon genug angerichtet hättest!“, schrie sie zornig, spannte ihren Bogen und schoss einen ihrer verunreinigenden Pfeilen. Kagome sprang zur Seite, konnte sich aber nicht mehr rechtzeitig auffangen und fiel der Länge nach hin. Der Pfeil sauste mit einem drohenden Zischen an ihr vorbei und verschwand im Wald, nicht ohne sämtliche Baumrinden der Bäume, welcher die Aura des Pfeils streifte, verfaulen zu lassen.
 

„Hei! Ich bin dein Gegner!“, rief Inuyasha und attackierte Azarni mit einem Horizontalhieb, diese schaffte es allerdings erneut auszuweichen und landete einige Schritte hinter ihm. Wie kann das sein? Dachte Inuyasha, diese Azarni kann keine gewöhnliche Sterbliche sein, aber sie ist auch kein Youkai… Erneut vollführte Inuyasha mit Tessaiga einen Hieb, doch Azarni duckte sich unter der Klinge durch und sprang davon. Inuyasha holte zum Schwerthieb aus, doch plötzlich durchfuhr ihn ein pochender Schmerz. Die Wunde an seiner Schulter und an seinem Fussgelenk begann zu pochen, sein ganzer Körper schien immer schwerer zu werden. „Verflucht! Was ist das?“, keuchte Inuyasha und rammte Tessaiga in den Boden. Azarni blieb stehen und begann zu lächeln. Sie hob ihre Handfläche und enthüllte die Überreste der pechschwarzen Blüte. „Also beginnt das Gift der Shibotsu-Blüte zu wirken…“, langsam ging sie auf Inuyasha zu. Inuyasha versuchte Tessaiga hochzuheben, doch es gelang ihm nicht, sein Arm wurde immer schwerer. Keuchend sank Inuyasha auf die Knie, ins verwelkte Gras. Azarni blieb vor ihm stehen, zog einen Pfeil aus ihrem Köcher und berührte Tessaiga damit, es verwandelte sich sofort zurück in seine ursprüngliche Form zurück und wurde von Azarni beiseite getreten. Doch Inuyasha nahm nochmals seine ganze Kraft zusammen und sprang vor, Azarni hatte damit sicherlich nicht gerechnet und wurde umgeworfen. Da sein Tessaiga ausser Reichweite war musste Inuyasha wohl seine Klauen einsetzen. „Hijinke-“ Langsam sank Inuyasha auf seine Hände, keuchend rang er nach Luft, währendem sich Azarni wieder aufrichtete.
 

„Hör zu Inuyasha“, begann Azarni, lief zu Inuyasha und ging vor ihm in die Hocke. „Naraku ist ein Narr, er glaubte dass du die Ursache für die ständige Reinigung des Shikon no Tama verantwortlich bist. Dabei ist es dieses Mädchen…die Wiedergeburt der Priesterin Kikyou“ Mit einem leisen Lächeln blickte sie zu der bewusstlosen Kagome. „Ich warne dich…Azarni. Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst…“, keuchte Inuyasha. „Was? Hehe, sobald die Sonne untergegangen ist und die Nacht den Himmel regiert wirst du in eine tiefe Erstarrung geraten…das kommt dir bekannt vor nicht? Doch dieses Mal können dich keine spirituellen Kräfte mehr retten…du wirst in ewiger Einsamkeit und Finsternis versinken!“ Azarnis Gesicht wurde ernst, „Lebwohl, Inuyasha!“ Dann fuhr sie durch sein Haar, worauf Inuyasha ein wütendes Knurren hören liess und mit letzter Kraft seine Hand hob. Azarni riss schnell eine kleine Strähne des silbern glitzernden Haares an sich und stand auf. Inuyashas Hand klatschte zu Boden, sein Kopf rollte langsam zur Seite. Inuyasha kämpfte mit aller Kraft gegen die sich langsam ausbreitende Lähmung, doch der Kampf war längst entschieden, von dem Moment an indem sich die Dornen der Ranken in seinen Körper gebohrt hatten. Sein Blick richtete sich auf das schwarzhaarige Mädchen, welches einige Schritte entfernt von ihm im noch grünen Gras lag. „Kagome…“, flüsterte Inuyasha leise und seine Augen schlossen sich langsam, während sich das Mädchen plötzlich aufrichtete.
 

„Hiraikotsu!“, schrie Sangos Stimme. Azarni sprang zurück, doch der Hiraikotsu rammte sie von den Füssen. Kirara landete neben Inuyasha und Sango sprang ab und stand zwischen Azarni und Inuyasha. Miroku richtete Inuyasha stützend auf, „Inuyasha! Wo ist Kagome?“ Doch Inuyasha konnte nicht mehr Antworten, sein Blick verschwamm langsam. „Wer bist du?“, fragte Sango und fing ihren Hiraikotsu auf.
 

„Sango! Miroku!“, rief Kagome und kam vom Waldrand her angestürmt. „Kagome! Du bist also in Ordnung!“, rief Shippou erfreut und sprang von Kiraras Rücken. Kagome sah Inuyasha, von Miroku aufgestützt, seine Schulter blutete immer noch. „Inuyasha!“, rief Kagome und eilte zu ihm. „Kagome, wer ist diese Frau?“, fragte Miroku und betrachtete Azarni nachdenklich. „Azarni, Naraku hat sie geschickt um Inuyasha zu töten!“, antwortete Kagome.
 

„Ihr kommt zu spät!“, rief Azarni und stand auf. „Inuyasha wird Naraku nicht mehr in die Quere kommen können, bleibst nur noch du, Mädchen!“, rief Azarni und zeigte auf Kagome. „Dann musst du zuerst an uns vorbei!“, rief Sango und schleuderte ihren Hiraikotsu erneut. Azarni griff in ihren Kimono und zog das leuchtende Juwel der vier Seelen hervor. Dann verdeckte sie das Juwel mit ihrer anderen Hand und schloss die Augen, worauf das Juwel noch heller zu leuchten begann. Geblendet vom hellen Licht schloss Sango ihre Augen, wenige Sekunden danach war es vorbei. Sango fing ihren Hiraikotsu auf und rieb sich die Augen, doch Azarni war verschwunden. „Sie ist entkommen.“, sagte Sango und drehte sich zu den anderen um. Miroku und Shippou standen besorgt um Inuyasha und Kagome. „Was ist mit ihm?“, fragte Sango und ging neben Kagome in die Hocke. „K…Kagome“, keuchte Inuyasha. „Inuyasha! Inuyasha! Was ist denn mit dir?“, fragte Kagome den Tränen nahe. Doch er antwortete nicht mehr, sein Keuchen verstummte und er sank langsam in Kagomes Arme. „Er…er ist bewusstlos!“, rief Shippou. „Warte…“, sagte Miroku und hob die Hand vor Inuyashas Gesicht: „Er atmet nicht mehr!“, „Nein!“, rief Kagome. „Inuyasha! Wach wieder auf!“ Langsam ging die Sonne hinter den Baumkronen, welche rund um die Lichtung standen, unter, bis sie schliesslich vollends untergegangen war und die Nacht hereinbrach. Wie die Tränen Kagomes, welche langsam auf Inuyashas Gesicht tropften glitzerten die Sternen am klaren Himmelszelt…
 

Die Bäume rings um sie warfen finstere Schatten auf den vom schwachen Mondlicht beleuchteten Waldweg, doch selbst das Mondlicht hätte die düsteren Schatten in den Augen der Höllenpriesterin zu vertreiben vermocht. Mit schnellen Schritten lief sie den Weg entlang, dabei immer wieder auf das Juwel achtend. Ihre Kräfte sind wirklich merkwürdig…als ich ihr zuerst gegenüberstand konnte ich auch fast nicht den geringsten Ansatz spiritueller Kräfte spüren. Doch sie hat es tatsächlich geschafft die Barriere zu durchbrechen. Dann ihr Angriff auf…Azarni war einen finsteren Blick auf ihre schmerzende Handfläche, die Blüte war inzwischen verschwunden. Plötzlich begannen die Schatten rings um Azarni zu zucken. Ein wahrer Schattentanz umgab sie, Azarni blieb jedoch stehen und beobachtete das unheimliche Schauspiel aus den Augenwinkeln. Die Schatten schienen sich immer mehr auszubreiten, bis sie Azarni vollends umgaben und sogar das Mondlicht zu verschlingen schienen. „Gute Arbeit, Azarni“, „Naraku“, murmelte Azarni und griff in ihren Kimono. Narakus Gesicht erschien in der totalen Schwärze vor ihr, ein zufriedenes Lächeln erschien als Azarni ihm die silbernen Strähnen übereichte. „Was willst du eigentlich mit diesen Haaren?“, fragte Azarni, auch wenn es sie nicht wirklich interessierte. Naraku trat einen Schritt aus der Schwärze heraus, er schien eine vollkommen menschliche Tarnung angenommen zu haben. In der einen Hand hielt er die im Mondlicht geheimnisvoll schimmernden Haarsträhnen in der anderen hielt er das Shikon no Tama, das Juwel der vier Seelen! Auf Azarnis Gesicht machte sich ein ungläubiger Ausdruck breit. „Was? Woher-“, doch Naraku winkte ab. „Keine Sorge, meine Schatten haben dir das Juwel vorher abgenommen. Du hast kein Duplikat von mir bekommen, aber…“ Azarni erstarrte, dieses „aber“ gefiel ihr ganz und gar nicht. „Das Problem ist offenbar nicht gelöst!“, sagte Naraku und hüllte das Juwel in seine Faust. Miasma zischte aus den Lücken zwischen den Fingern und als Naraku die Hand öffnete schimmerte das Juwel wieder in demselben unreinen, dunklen Glanz wie zuvor. Doch an der kleinen hellrosa leuchtenden Stelle hatte sich auch nichts geändert. „Kagome“, flüsterte Naraku und blickte wieder zu Azarni. „Ich habe noch einen Auftrag für dich, Azarni“
 

Fortsetzung folgt…

Neue Hoffnung

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Getsuei (月栄) = Mondlicht

Gouka (業火) = Höllenfeuer

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„Kagome“, flüsterte Naraku und blickte wieder zu Azarni. „Ich habe noch einen Auftrag für dich, Azarni.“ Die zuckenden Schatten um Naraku verschwanden und ehe Azarni sich versah befanden die Beiden sich wieder in dem Wald. Das schwache Mondlicht beleuchtete Narakus menschliche Gestalt. Auf den ersten Blick konnte Azarni nichts Sonderbares erkennen, doch an der merkwürdigen Dämonenaura hatte sich nichts geändert. Es war als ob Naraku versuchte sie so weit wie möglich zu unterdrücken, offenbar verheimlichte er ihr etwas. „Kagomes Kräfte sind mit dem Juwel verbunden“, begann Naraku und hielt Azarni das düster schimmernde Juwel hin. „Das Gute, das Unterdrückte in dem Juwel stellt die Verbindung zu Kagome dar. Während das Böse Kagomes spirituelle Kräfte blockiert.“ Azarnis Augen weiteten sich, „Du meinst Kagomes Kräfte sind blockiert? Aber wieso…“ Naraku überreichte Azarni das Juwel und lächelte geheimnisvoll. „Ihre jetzige Kraft ist wahrlich nur ein kleiner Teil ihrer wahren Kräfte, doch die Finsternis in dem Juwel versiegeln diese Kräfte.“, „Dann willst du jetzt also, dass ich Kagome für dich aus dem Weg räume?“ Naraku schüttelte den Kopf, „Nicht ganz, im Kampf erst entfesselt sie ihre Kräfte. In der Not beginnt sie unbewusst das Juwel zu reinigen und die gute Seite beginnt das Juwel einzuhüllen. Wir müssen vielmehr ihre Verbindung zu dem Juwel trennen.“ Azarni setzte zu einer Antwort an, doch plötzlich begannen die Schatten wie wild um Naraku zu schwirren und hüllten ihn langsam ein, doch bevor er verschwand beantwortete er Azarnis unausgesprochene Frage: „Indem du ihr sämtliche Erinnerungen an diese Zeit und an das Juwel nimmst und sie zurück in ihre Zeit schickst wird das Böse in dem Juwel triumphieren, das Shikon no Tama wird dir dabei helfen.“ Mit diesen Worten verschwand er in den wirbelnden Schatten. Azarni betrachtete das Juwel in ihrer Hand nochmals bevor sie ihren Weg durch den finsteren Wald fortsetzte. Was versucht dieser Naraku bloss von mir zu verheimlichen? Und wieso soll ich Kagome nicht einfach umbringen? Der Effekt auf das Juwel wäre genau derselbe…oder Azarni schrak auf und blickte durch das dunkle Blätterdach zum geisterhaft leuchtenden Mond empor. …oder braucht er Kagome noch für irgendeinen seiner Pläne?
 

„Inuyasha! Wach wieder auf!“, rief Kagome und umklammerte Inuyasha schluchzend. „Er ist doch nicht tot, oder Miroku?“, fragte Shippou ängstlich und blickte in Inuyashas lebloses Gesicht. „Kagome, lass mich mal seine Wunde ansehen.“, sagte Sango. Kagome nickte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sango öffnete Inuyashas zerissene Hitoe und begutachtete die Wunde. „Und?“, fragte Miroku und blickte über Sangos Schulter. „Ich..es sieht irgendwie wie eine Vergiftung aus, aber dieses Gift...es ist irgendwie anders.“, meinte Sango. „Anders?“, fragte Shippou und sah besorgt zu Sango. „Ich kenne kein Gift, das jemanden für die Ewigkeit lähmen kann, es tut mir leid“, sagte Sango bedrückt und blickte auf Inuyasha herab. „Nein…“, flüsterte Kagome und rüttelte an Inuyashas Schulter. „Ich…ich will dich nicht verlieren!“, „Kagome“, sagte Miroku und legte seine Hand auf ihre Schulter, „Womit hat Azarni Inuyasha denn diese Wunde zugefügt?“ Kagome richtete sich auf, „Sie hatte eine merkwürdige Blüte in ihrer Hand. Sie konnte damit-“ Kagome schrak auf, „Es müssen diese Ranken gewesen sein! Sie konnte aus der Blüte mehrere Dornenranken wachsen lassen, sie hat Inuyasha damit angegriffen.“ Sango sog scharf die Luft ein, „Du sagst die Blüte war schwarz?“ Kagome nickte Sango zu. „Dann könnte es die Shibotsu-Blüte gewesen sein…allerdings existiert diese nur in Märchen und Sagen“, fügte Sango hinzu. „Shibotsu-Blüte, wieso habe ich davon noch nie gehört?“, fragte Shippou und blickte Sango fragend an, doch Miroku antwortete ihm: „Eine uralte Erzählung handelt von einem Youkai namens Getsuei, der einst vom Mond in unsere Welt reiste und eine wundersame Pflanze mitbrachte, die Shibotsu-Pflanze. Ihre Blüten waren schneeweis und besassen magische Energie.“, dann fuhr Sango fort: „Der Legende nach verliess dieser Youkai unsere Welt wieder, hinterliess die Pflanze aber hier. Doch die Menschen kämpften um ihre Macht und so wurde die einst wunderschöne Pflanze vom Blut der Gefallenen bedeckt und verwandelte sich in eine stachelige, tiefschwarze Blume.“ Kagome stand nun vollends auf und holte tief Luft und ihr hilfloser Gesichtsausdruck machte einem weitaus Entschlosserenem platz. „Wenn das wirklich diese Pflanze war…wenn sie wirklich existiert muss es auch ein Gegengift geben!“ Auch Miroku und Sango standen auf, „Vielleicht weiss ja Kaede-sama mehr über die Pflanze“, rief Shippou. Miroku nickte zustimmend, „Ein Versuch währe er sicherlich wert, wir sollten Kaedes Dorf einen Besuch abstatten.“
 

Miroku hatte nach kurzer Zeit seinen Laufburschen Hachi dazu verdonnert ihnen ein weiteres Mal zu helfen, da dieser sich glücklicherweise in der Nähe aufhielt und so flogen sie auf dem Rücken des gigantischen, gelben Etwas in das sich Hachi verwandelt hatte. Inuyasha lag reglos hinter ihnen während Sango, Miroku und Kagome angespannt in der Nähe des Kopfes des gelben Flugwesens sassen. Kirara und Shippou sassen in der Nähe von Inuyasha. „Ich frage mich ob Inuyasha…“, dann verwarf Shippou den grässlichen Gedanken und sprang auf, als ob er ihn abschütteln wollte. „Ich darf nicht daran denken! Kagome, Sango und Miroku werden das schon schaffen!“ Kirara miaute und lief zu Sango. „Natürlich! Auch ich werde helfen!“, murmelte Shippou entschlossen und folgte der kleinen Katzendämonin.
 

Gemächlich huschten die weiten Wälder, Täler und Flüsse unter ihnen vorbei, während sie den ersten Strahlen des neuen Tages entgegen flogen. Auch wenn die goldenen Strahlen der Sonne den finsteren Mantel der Nacht vertrieben, vermochten sie nicht den Mantel der Beklemmung der über der kleinen Gruppe lag zu vertreiben. Kagome kniete etwas abseits von Sango, Miroku und Shippou. Sie warf einen raschen Blick zu Inuyasha, blickte dann aber sofort wieder auf ihre Knie herab. Sie konnte seinen Anblick nicht ertragen, denn sie kam sich so furchtbar hilflos vor, Kagome wünschte Inuyasha würde plötzlich erwachen…und dann würden sie diese Azarni finden und besiegen, doch Inuyasha wachte nicht auf. „Miroku no Danna! Wir haben es fast geschafft!“, rief Hachi laut und setzte zur Landung an. Vor ihnen lag Kaedes Dorf. Kagome erblickte einige Bauern welche auf den kleinen Feldern etwas abseits des Dorfes arbeiteten und ihnen verwunderte Blicke zuwarfen. Ein sanfter Regen setzte ein, als Hachi etwas unsanft in den Boden der Wiese schrammte und schliesslich zum Stillstand kam.
 

Der Regen prasselte leise auf die Holzhütten nieder. Während Miroku und Sango sich draussen mit Kaede unterhielten sass Kagome in der warmen Hütte mit dem regungslosen Inuyasha. Traurig blickte sie nach der Wunde auf Inuyashas Schulter und suchte in ihrem Rucksack nach Desinfektionsmittel. Sie fand welches und sprühte es auf Inuyashas Wunde und verband sie. „Wach doch bitte wieder auf…“, flüsterte sie langsam, doch Inuyasha blieb regungslos. Dann hörte sie ein Rasseln und erblickte Sango, Miroku und Shippou sowie Kaede durch den Bambusvorhang in die Hütte eintreten. Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen und die Sonnenstrahlen der Morgensonne drangen in die Hütte. „Wie geht es ihm?“, fragte Shippou und setzte sich neben Kagome. „Er ist immer noch unverändert…“, sagte Kagome leise und blickte zu Sango und Miroku. Kaede liess sich ebenfalls neben Inuyasha nieder und betrachtete ihn aufmerksam. Nach einer kurzen Weile nickte sie langsam und blickte zu Kagome. „Ich habe Verletzungen dieser Art erst einmal gesehen, doch das ist schon lange her“, sagte Kaede. Miroku und Sango setzten sich neben Kagome. „Kaede hat uns über die Geschichte der Shibotsu-Blüte nicht mehr erzählen als wir schon wussten“, begann Miroku. „Aber sie sagte, dass ihre Schwester, Kikyo einst von einem mysteriösen Berg sprach, auf dem diese Blüten wachsen sollen.“ Kagome blickte zu Kaede, „Wirklich? Woher wusste Kikyo von den Shibotsu-Blüten?“ Kaede räusperte sich und begann zu erzählen:
 

Rückblende

Es regnete in Strömen und lange, grelle Blitze durchzogen den von schwarzen Gewitterwolken durchzogenen Himmel. Wie das Heulen eines wilden Tieres begann der Donner zu grollen als die Miko die Schiebetüren des kleinen Schreines zur Seite schob und nach draussen sah. In der Ferne sah Kikyo mehrere unerkennbare Gestalten auf das kleine Dorf zulaufen. „Onee-sama!“, rief eine Stimme und Kikyo wandte sich für einen Moment von den Gestalten ab und blickte zurück, ins Innere des Schreins. Die junge Kaede sass neben Kikyos Bogen und wärmte ihre Hände an dem prasselnden Feuer. „Kaede“, sagte Kikyo und spähte vorsichtig durch den kleinen Spalt nach draussen. Ein besonders heller Blitz beleuchtete die Gestalten für einen kurzen Augenblick, doch dieser reichte vollkommen. Es waren drei Männer und eine Frau, einer der Männer wurde von den anderen getragen, er schien ziemlich schwer verletzt zu sein. „Warte hier, Kaede!“ Kikyo stürmte aus dem Schrein in den Regen hinaus auf die kleine Menschengruppe zu. Innert Sekunden war sie völlig durchnässt und über ihr grollte der Donner ein weiteres Mal bedrohlich auf. „Mi…Miko-sama!“, keuchte die Frau und befahl der Gruppe mit einem Handwink stehen zu bleiben. Kikyo blieb vor ihnen stehen und beäugte den Verletzten. „Was ist mit ihm passiert?“, fragte sie und kniete zu ihm herunter. Dann erkannte Kikyo, dass der Verletzte ein Junge war, vielleicht auch ein junger Mann, aber eins war gewiss: Irgendjemand oder etwas hatte ihm übel zugerichtet. Seine Kleider, waren zerrissen und zerfetzt. Der Regen hatte das Blut, welches aus zahlreichen Wunden quoll über seinen ganzen Körper verteilt, doch der Junge selbst schien bewusstlos zu sein. „Wir haben nahe der hiesigen Gebirge eine neue Siedlung auf der Hochebene errichtet“, berichtete einer der Männer. „Doch die Hochebene ist ein verfluchter Ort, Steinschläge plagten uns von Tag zu Tag und rissen unsere Häuser nieder“, erzählte ein älterer Mann. Kikyo fuhr mit ihrer Hand über das Gesicht des verletzten Jungen. „Aber ein Steinschlag hat wohl kaum diese Verletzungen verursacht, oder?“, stellte sie fest und richtete sich auf. „Nein“, sagte die Frau, doch bevor sie weiterfahren konnte wies Kikyo auf den kleinen Schrein. „Bringt ihn ins Innere, wir sollten dort weiterreden“
 

„Er hat am zweiten Tag nach unserer Ankunft eine merkwürdige Pflanze gefunden“, sagte die Frau. Kaede musterte sie ängstlich. „Noch am selben Abend sind merkwürdige Dinge geschehen. Eine Lawine aus Geröll und Gesteinsbrocken brach auf unsere Siedlung und zerstörte sie. Doch dann begann die Pflanze plötzlich…sie hat ihn umgebracht“, wimmerte die Frau und wies auf den leblosen Jungen. „Wo befindet sich diese Hochebene?“, fragte Kikyo und wandte sich von dem Jungen ab. „Nahe des Berges Gouka“, antwortete der Alte und hustete leise.

Ende Rückblende
 

„Was ist mit dem Jungen passiert?“, fragte Shippou und rutschte ein Stück näher zu Kagome. „Meine Schwester ist zum Berg Gouka gereist. Was sie dort getan hat weiss ich nicht, aber als sie zurückkam wusste sie genau, welche Kräuter die Leiden des Jungen zu lindern vermochten. Sie schaffte es tatsächlich ihn von seiner Starre zu lösen!“ Kagome wurde hellhörig, „Das heisst es gibt noch Hoffnung für Inuyasha?“, fragte Miroku. „Sicherlich. Soviel ich weiss, hat meine Schwester Kikyo die Zutaten auf eine Liste niedergeschrieben. Diese sollte irgendwo im alten Schrein neben ihrem Grab zu herumliegen.“, „Dann sollten wir die Liste beschaffen und danach die nötigen Zutaten“, schloss Sango und stand auf. „Kagome-sama, ich weiss dass-“, begann Miroku doch Kagome nickte nur und stand ebenfalls auf. „Schon gut, ich werde hier mit Inuyasha auf euch warten.“ Sango blickte zuerst etwas verwundert drein, „Bist du dir sicher?“ Kagome nickte. „Was immer auch diese Azarni vorhat, ich kann Inuyasha nicht zurücklassen und wenn wir ihn in diesem Zustand mitnehmen fällt er uns nur zur Last.
 

Selbst Shippou begleitete Miroku, Sango, Kaede und Kirara auf dem Weg quer durch das Dorf zu dem kleinen Schrein vor dem Kikyos Grab lag. Kagome winkte ihnen zum Abschied, bis sie zwischen den Holzhütten verschwunden waren. Inuyasha lag immer noch genauso wie vorhin da. Mit einem leisen Seufzer setzen sich Kagome neben ihn an die Wand. „Ich lass dich nicht im Stich, ich verspreche es dir…“, flüsterte sie leise und zog ihre Beine an und verschränkte ihre Arme davor.
 

Fernab des Dorfes stand Kanna auf einem Felsvorsprung, welcher steil über den Abgrund ragte. Mit leisen Schritten trat Naraku neben sie, er hatte immer noch seine menschliche Gestalt angenommen. „Azarni ist auf dem Weg ins Dorf“, sagte Kanna tonlos. Naraku lächelte und betrachtete den Spiegel Kannas, welcher Azarni zeigte, wie sie einen kleinen Feldweg entlanglief. „Beobachte sie weiterhin, Kanna“, befahl Naraku und wandte sich um. „Sobald auch noch die letzte Komponente ihren Weg zu mir gefunden hat wird sich mein Plan vollenden“ Kanna verschwand ohne ein weiteres Wort und liess Naraku zurück. „Bald Azarni…“, lachte Naraku und entfernte sich von der Klippe.
 

Kagome stand auf und lief zu dem Bambusvorhang, welcher die schwüle Hitze nicht daran hindern konnte in die kleine Hütte einzudringen. „Puh, diese Hitze ist unerträglich“, murmelte sie und schob den Vorhang zur Seite und lief aus dem Haus. Ein Dorfbewohner begrüsste sie freundlich im Vorbeigehen, während Kagome auf den plätschernden Fluss zulief. Langsam tauchte sie ihre Hände in das kühle Nass und genoss die Erfrischung. Dann befeuchtete sie rasch ihr Gesicht und stand auf. Plötzlich durchfuhr es sie wie ein Blitz! Es war wie schon etliche Male zuvor: Kagome spürte die Präsenz des Juwels der vier Seelen. Mit einem Ruck sprang sie auf und sah sich nervös um. Das konnte nur heissen, dass Azarni oder sogar Naraku in der Nähe waren, dachte sie nervös und rannte zur Hütte zurück. Dann kam ihr eine Idee. Wenn ich es bis zum Brunnen schaffe kann ich mit Inuyasha entkommen, wenn. Wäre da doch nicht dieses wenn, welches Kagome vor allem nervös machte. Also packte sie ihren Bogen und warf sich den Köcher um die Schulter. Dann versuchte sie Inuyasha hochzuziehen und warf seinen Arm um ihre Schulter. Keuchend schleifte sie ihn aus der Hütte, es kostete sie fast ihre ganze Kraft es nur bis zur steinernen Treppe zu schaffen, welche zu dem Wald in dem sich der Brunnen befand führte. Sie sah sich hilfesuchend nach einem Dorfbewohner um, doch wie es das Schicksal wollte konnte sie keinen in der Nähe entdecken. Doch sie wusste, dass sie keine Zeit mehr hatte jetzt noch nach einem zu suchen, denn die Präsenz des Juwels rückte näher und näher. Keuchend zog sie Inuyasha den Hang neben der Treppe entlang nach oben.
 

Kagome war über sich selbst erstaunt als sie die kleine Lichtung in welcher der Knochenfresserbrunnen stand erblickte. Sie spürte die unheilvolle Präsenz immer noch und sie war jetzt schon ein ganzes Stück näher an Kagome als zuvor, doch noch konnte sie niemanden entdecken. Sie nahm nochmals ihre ganze Kraft zusammen und zog Inuyasha zum Brunnenrand. Sie wollte gar nicht daran denken, wie sie ihn auf der anderen Seite wieder den Brunnen hinauf tragen sollte. Ein leises Rascheln liess Kagome aufschrecken. Schnell stemmte sie Inuyasha auf den Brunnenrand hinauf und liess ihn, wenn auch etwas unsanft, in die Tiefe fallen. Die Präsenz des Shikon no Tamas war inzwischen ziemlich nahe. Kagome kletterte auf den Brunnenrand und blickte nochmals um sich. Dann verschwand die Präsenz plötzlich! Kagome hielt inne. Von einem Augenblick auf den Nächsten war die Präsenz des Juwels verschwunden, als wäre sie nie da gewesen. Mit einem Mal brach eine wahre Salve von Explosionen los! Der ganze Erdboden bebte und ein lauter Knall drang aus dem Wald. Unzählige Vögel flogen in Windeseile aus den Baumkronen davon. Kagome wartete keinen Augenblick länger und sprang vom Brunnenrand. Erneut knallte es laut und etwas Grosses donnerte zu Boden. Während Kagome im Inbegriff war in den Brunnen hinab zufallen kam ihr plötzlich die hölzerne Brunnenwand auf der anderen Seite entgegen! Mit voller Wucht donnerte die Wand gegen Kagomes Oberkörper und donnerte sie gegen die gegenüberliegende Brunnenwand, welche mit einem lauten Bersten in tausende Holzsplitter zerbrach. Kagome wurde durch die zerbrochene Brunnenwand auf die Wiese geschleudert, der Schlag hatte ihr die Luft aus den Lungen gerissen, hustend rang sie nach Luft. Vor ihr stand Azarni mit einem schwarzen Langbogen. Verwundert drehte Kagome ihren Kopf zu der Brunnenwand, die gegen sie gestossen war. In der Wand steckte ein Pfeil, doch nur noch für Sekunden. Denn die Holzwand löste sich auf und der Pfeil fiel zu Boden. Entsetzt wandte sich Kagome wieder zu Azarni um. Ein finsteres Lächeln durchzog Azarnis Gesicht während sie den Bogen beiseite warf. „Schön dich wieder zu sehen, Kagome!“
 

Fortsetzung folgt…

Der Berg Gouka

An dieser Stelle möchte ich mich an alle Leser und vorallem für die Kommentare bedanken!!
 

Momentan werden folgende Animexxler per ENS benachrichtigt:

Hotepneith

--Juliet--
 

Wer ebenfall über neue Kapitel per ENS informiert werden will soll sich einfach wie gewohnt melden. Also, nochmals danke für's Lesen und Kommi schreiben,
 

ManuYasha
 

Ein unheilvolles Lächeln huschte über Azarnis Gesicht, während Kagome die kleinen Holzpfeiler, welche einst den Brunnenrand gebildet hatten, von ihrer Brust stiess. „Wieso bist du hier?“, fragte Kagome und sah sich verzweifelt nach ihrem Bogen und ihrem Köcher um. Der Köcher lag direkt neben ihr, doch ihre Pfeile waren alle in den Brunnen hinab gefallen, dafür befand sich ihr Bogen genau zu Azarnis Füssen. „Kannst du dir das nicht denken?“, antwortete Azarni hämisch und lief über Kagomes Bogen hinweg auf sie zu. „Naraku scheint wirklich grosse Angst vor dir zu haben, Kleine…dabei spüre ich in diesem Moment kein Funke spiritueller Kraft in dir. Wirklich seltsam.“ Kagome erstarrte, „Du meinst Naraku hat dich geschickt um mich zu töten?“ Azarni antwortete nicht auf ihre Frage, sondern griff nach dem Shikon no Tama und hob es hervor. „Siehst du das? Genau in diesem Moment…das Juwel wird geläutert. Deine blosse Anwesenheit lässt das Juwel rein werden“, flüsterte Azarni mit hasserfüllter Stimme und blickte auf Kagome herab. Dann entdeckte Kagome den Pfeil, welcher Azarni auf sie geschossen hatte, er lag etwas hinter dem Köcher. Wenn sie schnell genug war konnte sie nach ihm greifen! „Doch anstatt er mich beauftragt dich zu töten…will er lediglich deine Verbindung mit dem Juwel trennen, dabei stellst du doch angeblich eine so grosse Gefahr für ihn dar, merkwürdig nicht?“ Kagome hörte ihr nicht mehr zu, sondern blickte angespannt zu dem Pfeil herüber. Azarni folgte ihrem Blick, doch Kagome war schneller. Mit einem Satz sprang Kagome verzweifelt durch das Gras und griff nach dem Pfeil, schloss ihn ihrem Griff ein und wandte sich um, genau rechtzeitig. Das dunkel leuchtende Juwel in Azarnis Hand donnerte im selben Moment gegen die Pfeilspitze. Plötzlich spürte Azarni die mit einem Mal aufflammenden Kräfte welche aus Kagome zu weichen schienen. Die Konturen des Pfeils begannen in einem rosafarbenen Licht zu verschwimmen während aus der Pfeilspitze, welche das pechschwarze Juwel berührte blitzende Funken sprühten. Als Azarni erkannt hatte welche Macht sie ausgelöst hatte drückte sie mit aller Kraft dagegen, das Juwel begann stiess eine dunkelviolette Impulswelle aus und wirbelte die Grashalme rings und sie sturmartig auf. Kagome spürte entsetzt wie Azarni die Oberhand gewann und drückte dagegen, worauf ein unheilvolles Knacksen erklang. Verzweifelt hielt sie den Pfeil näher der Pfeilspitze fest und verstärkte den Druck. Immer mehr glühende Funken sprühten aus der Spitze und verschwanden im wogendem Meer aus wild tanzenden Grashalmen unter ihnen. „Nun hast du sein Schicksal für alle Zeit besiegelt!“, knurrte Azarni und wies mit ihrem Kopf in die Richtung des Brunnens. Verwirrt folgte Kagome ihr und begriff dass sie mit „ihm“ Inuyasha meinte. „Wieso?“, „Naraku hat mich beauftragt alle deine Erinnerungen an das Juwel und all dem hier zu vernichten, damit wird die Verbindung zu dem Shikon no Tama getrennt und du wirst nicht mehr in der Lage sein hierher zurückzukehren. Aber du wirst dich sowieso nicht mehr erinnern können!“, die letzten Worte hatte Azarni geschrieen und mit voller Kraft das Juwel gegen Kagome gepresst. Ein schwarzer Blitz zucke aus dem Juwel und liess den Pfeil in Kagomes Händen förmlich explodieren!
 

„Hier ist auch nichts!“, rief Shippou und warf die alten Pergamentrollen beiseite. Sie befanden sich innerhalb des kleinen Schreins neben Kikyos Grab. Auch Sango stand, offenbar ebenfalls erfolglos, auf und seufzte. „Wartet, ich glaube das könnte es sein!“, entfuhr es Miroku plötzlich und griff nach einem zerknitterten Stück Papier welches zwischen einigen alten Malereien eingeklemmt war. Kaede und die anderen traten neben ihn. „Ja, das ist wahrlich die Liste welche meine Schwester angefertigt hat“, bestätigte Kaede und betrachtete die verstaubten Schriften. „Aber…Kaede-sama“, begann Sango und blickte verwirrt von dem Papier auf. Miroku legte das Papier zurück und stand auf, die Enttäuschung war ihm fast wörtlich ins Gesicht geschrieben. „Es handelt sich dabei nicht um eine Liste, sondern vielmehr um einige Aufzeichnungen zu dem Berg…“ Shippou ergänzte ihn: „…Gouka“ Kaede verstummte und wandte sich von dem Haufen Schriftrollen ab. „Dann müssen wir das Heilmittel wohl oder übel auf diesem Berg finden“, schloss Kaede. Shippou hüpfte verwundert auf den Stapel staubigen Papiers hinauf, „Du begleitest uns etwa, Kaede?“ Sie bestätigte mit einem Nicken und verliess den Schrein. „Wir sollten schnellstmöglich aufbrechen.“ Miroku und Sango folgten ihr. „Wenn Kikyo damals dieses Heilmittel auf dem Berg gefunden hat muss es eine Möglichkeit geben es auch von dort zu bekommen“, murmelte Shippou und bemerkte erst jetzt dass er sich wieder allein in dem Schrein befand. „Hei! Wartet gefälligst auf mich!“

Wie von einer Druckwelle erfasst wurde Kagome zurückgeschleudert, schaffte es aber gerade noch auf den Füssen zu landen. Wut stieg in ihr auf, tiefe grollende Wut welche sich die ganze Zeit über in ihr angestaut hatte und jetzt kurz davor war aus ihr auszubrechen. „Das werde ich nicht zulassen! Niemals!“ Für einen Bruchteil einer Sekunde glaubte Kagome zu sehen wie Azarni zurückwich und zögerte, doch dann näherte sie sich ihr wieder. „Du kannst dich noch so lange wehren wie du willst, am Ende wird es dir doch nichts nützen!“, rief Azarni und hielt das Juwel in ihrer ausgestreckten Hand vor sich hin. Die Luft um das Juwel schien zu kochen und wurde immer wieder von kleinen, schwarzen Blitzen durchtrennt. Azarni umschloss das Juwel nun mit beiden Händen und gab das Juwel kurz darauf wieder frei. Es schien nun frei, vor ihrem Gesicht, zu schweben. „Denn wenn deine Freunde versuchen Inuyasha zu retten wird er in deiner Zeitepoche sein und da du dich an nichts mehr erinnern können wirst, geschweige denn wieder hierher zurückzukehren seid ihr beide keine Gefahr für Naraku mehr!“ Kagome spürte plötzlich wie eine gewaltige Hitze von dem Juwel ausging, als ob unsichtbare Flammen über ihre Haut zu fahren würden, dann warf sie sich zur Seite und entging im letzten Moment dem wogendem Strahl aus dunklen, zuckenden Schatten welcher plötzlich aus dem Juwel schoss.
 

„Kagome!“ Doch niemand antwortete. Verwundert betrachtete Miroku den blassgelben Rucksack welcher in einer Ecke von Kaedes Haus lag. „Sie würde doch niemals gehen ohne ihre Sachen mit nach Hause zu nehmen, oder?“, fragte Sango nachdenklich. „Irgendetwas muss hier vorgefallen sein…“, bemerkte Miroku und trat mit besorgtem Blick aus der Hütte. „Miroku! Miroku!“, rief Shippou aufgeregt und kam herbeigeeilt. „Kagome hat ihren Bogen samt Pfeile mitgenommen! Das kann doch nichts Gutes heissen!“ Sango fuhr erschrocken auf, „Vielleicht ist ihr und Inuyasha etwas zugestossen?“ Kaede rief sie und wies mit einem Winken auf den Boden. Shippou spurtete zu ihr und betrachtete die sanften Spuren im Boden und folgte ihnen bis zum grasbewachsenen Hang. „Sie ist wahrscheinlich mit Inuyasha in den Wald geflüchtet!“, rief Miroku und stürmte ohne zu warten die Treppe empor, gefolgt von Sango welche auf Kiraras Rücken sprang und den eilenden Mönch mitriss.
 

Kagome stolperte über die zertrümmerten Überreste der Brunnenwand, konnte sich aber noch auffangen und blickte zurück. Der Strahl schien keinen Schaden angerichtet zu haben, doch ihr war klar, dass das bei ihr sicherlich anders sein würde! Da erblickte sie ihren Bogen vor ihr, sie spürte erneut wie die drohende Hitze aus dem Juwel wich und sich langsam ausbreitete. Kagome ergriff ihren Bogen und richtete sich auf um gerade noch den Strahl aus wogender Schwärze auf sie zurasen zu sehen! Der Strahl erfasste sie und schleuderte sie wie ein Hochdruckwasserstrahl zurück. Vor Kagomes Augen breitete sich die zuckende Schwärze aus und füllte auch den Raum rings um sie, plötzlich begann ihr Kopf wie Feuer zu brennen. Schreiend taumelte sie zurück, die Fontäne aus zuckenden Schatten wich aber nicht von ihr ab sondern drängte sie immer mehr zurück. Was dann geschah konnte Azarni nicht mehr sehen, der Schattenstrahl hatte Kagome vollends verdeckt, dann plötzlich ein lauter Aufschrei! Die Schatten wirbelten wie ein tosender Orkan in den Brunnen hinab, doch dann stürmten sie plötzlich aus dem Brunnenloch heraus und verschwanden wieder in dem Juwel. Lächelnd betrachtete Azarni das ölig glänzende Juwel noch für einen Moment, dann steckte sie es zurück und lief auf den Brunnen zu. Kagome war verschwunden, wahrscheinlich ist sie in den Brunnen gestürzt. Nur noch ein Ecken des hölzernen Brunnenrandes stand noch, der andere war in Form von unzähligen Holzsplittern über den Boden verteilt. „Das war’s dann wohl…“, lachte Azarni und warf einen Blick in die Finsternis des Brunnen hinab, doch Kagome war schon längst verschwunden. Plötzlich hörte sie ein lautes Fauchen. Blitzschnell drehte Azarni sich um und spähte in den Himmel des späten Nachmittags empor.
 

Kirara landete sanft auf der kleinen Lichtung, in der der Knochenfresserbrunnen stand. „Was ist hier geschehen?“, fragte Sango entsetzt und betrachtete den zerstörten Brunnen. „Hier hat ein Kampf stattgefunden“, meinte Miroku und betrachtete die kleine Lichtung prüfend. „Kagome muss in ihre Zeit gegangen sein, ansonsten würde Inuyasha sicher noch irgendwo hier herumliegen!“, rief Shippou und blickte in den Brunnen hinab. Es war fast spürbar, wie erleichtert sie alle darüber waren, doch trotzdem vermochte dies nicht den leichten Schauer zu vertreiben welcher der zerstörte Brunnen hervorrief. „Solange sie in ihrer Epoche weilt können wir nichts Weiteres tun“, sagte Kaede und wandte sich zum gehen. „Doch“, behauptete Miroku und wandte sich ebenfalls um. „Wir sollten dem Berg trotzdem einen Besuch abstatten“, meinte Sango und hob das eine Ende eines zersplitterten Pfeils auf. „Ich mache mir ernsthafte Sorgen um Kagome-chan. Zwischen ihr und dieser Azarni muss hier ein Kampf stattgefunden haben…“ Miroku trat neben Sango und beschwichtigte sie: „Sie wird in ihrer Epoche schon sicher sein, aber wir sollten langsam aufbrechen.“ Sango nickte und folgte ihm zurück ins Dorf, während Shippou und Kaede für einen Moment noch zurückblieben. „Eine böse Aura war hier am Werk, das spüre ich ganz deutlich“, sagte Kaede mit einem kaum überhörbaren, besorgten Ton in ihrer Stimme. „Und hier war auch noch etwas anderes…aber ich vermag es nicht einzuordnen, eine sehr mächtige Präsenz.“ Mit den Schultern zuckend verliess Kaede die Lichtung und folgte Miroku und Sango. Auch Shippou wandte sich um und lief auf den Waldrand zu. „Hoffentlich ist dir nichts passiert, Kagome“, murmelte er leise und verschwand im Dickicht.
 

Azarni kroch wieder aus dem Gebüsch hervor und wischte die Blätter von ihrer Kleidung ab. Prüfend spähte sie in die Richtung in die Miroku, Sango, Kaede und Shippou gegangen waren. „Der Berg Gouka also…woher sie das wohl wissen?“, fragte sich Azarni, dann entdeckte sie etwas im Gras und hob es auf. Ein kleines Haar hatte sich in einem von Rissen durchzogenen Holzklotz verfangen, hätte es einfach so im Gras gelegen hätte es Azarni wohl übersehen. Mit einem zufriedenen Lächeln verstaute sie das schwarze Haar und verliess die Lichtung.
 

Miroku, Sango, Shippou und Kaede waren inzwischen wieder ins Dorf zurückgekehrt. Und sie hatten keine Zeit damit verloren planlos rum zustehen. „Und in welcher Richtung liegt unser Ziel?“, fragte Miroku Kaede, während er sich auch noch auf Kiraras Rücken zu zwängen versuchte. „Zum Berg Gouka…meine Schwester verliess das Dorf damals in Richtung Ochsentiger.“ Und so flogen sie los. „Aber ich muss euch warnen wie ihr wisst geschehen auf diesem Berg merkwürdige Dinge. Nachdem uns die Siedler verlassen hatten sprachen einige sogar von einem überaus grausamen Youkai der in diesem Berg haust.“, sagte Kaede. „Wir müssen es schaffen!“, erwiderte Miroku. Sango stimmte nickend zu und so flogen sie los. Einige Dorfbewohner sahen von der Feldarbeit auf und winkten ihnen zu.
 

Sobald das kleine Dorf hinter ihnen verschwunden war veränderte sich ihre Umgebung. Hohe Gebirgszüge, von dichtem Nebel umgeben, ragten unter ihnen in die Höhe. Obwohl die Sonne immer noch hell scheinend am Himmel stand herrschte hier oben eine kühle Brise.
 

Es ging nicht lange bis sie den Berg Gouka vor sich sahen. Es war ein gigantischer Berg, dessen Spitze in der Wolkendecke versank. „Da vorne, das muss er sein!“, rief Kaede laut. Peitschende Winde zerrten an ihnen während sie sich dem Berg näherten. „Sango! Versuch da vorne zu landen!“, rief Miroku und zeigte auf einen grossen Felsvorsprung, auf dem eine grüne Wiese wuchs. „Kirara!“, rief Sango und Kirara setzte zur Landung an. Erneut erfasste sie eine starke Böe und zerrte an ihnen, worauf Shippou fast von Kiraras Rücken gestürzt wäre, hätte Miroku ihn nicht noch an seinem Fuchsschwanz packen können. Schliesslich landeten die Vier auf dem Felsvorsprung. Kirara nahm wieder ihre normale Form an. Angespannt sahen sich Sango, Miroku, Shippou und Kaede um. Sie befanden sich in unglaublicher Höhe, unter ihnen versank das Massiv im weissen Nebel. Rings um sie brachen nur einige Berge aus der Nebeldecke, doch nur der Berg Gouka schien sogar die obere Wolkendecke zu durchdringen. „Seht mal, da vorne!“, rief Shippou und zeigte auf eine Höhle. „Eine Höhle?“, sagte Sango verwundert und wandte sich von dem monotonen Panorama ab. „Scheint so…lass uns hingehen. Vielleicht haben wir da mehr Glück als hier“, sagte Miroku und wies auf eine kahle Wiese, welche unter ihren Füssen wuchs. „Oh…nein.“, sagte Shippou bibbernd und folgte Miroku, wenn auch mit Abstand. Plötzlich hörten sie aus der Höhle ein tiefes Grunzen. Erschrocken sprang Shippou einige Schritte zurück, Sango griff nach ihrem Hiraikotsu und Kaede spannte ihren Bogen mit einem Pfeil. „Es ist in der Höhle.“, flüsterte Miroku und trat einen Schritt nach vorne. Bibbernd tapste Shippou ihnen hinterher. „Das ist er…der fürchterliche Youkai…“, flüsterte er mit zittriger Stimme. Dann hörten sie plötzlich schlurfende Schritte und ein sich wiederholendes Pflock! Ein dunkler Schatten manifestierte sich aus der Dunkelheit der Höhle vor Miroku, Sango und Kaede. Dann schnellte etwas aus der Dunkelheit hervor, es flog blitzschnell in Mirokus Richtung BANG! „Au, was zur-“, fluchte Miroku und rieb sich seine Stirn und blickte sich suchend nach dem Geschoss um und er fand es. Vor seinen Füssen lag ein kleiner Stein. „E…ein Stein?“, fragten Sango und Miroku gleichzeitig und blickten erneut zur Höhle. Vor ihnen stand ein kleiner alter Greis, genauer gesagt er schwebte und zwar auf einem kreisrunden Stein. Zornig richtete er sich auf und krächzte wütend: „Was wollt ihr hier?!“
 

Fortsetzung folgt…

Der Herr des Gesteins und das Schattenschloss

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touseki (とうせき)= einen Stein werfen

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Beinahe lautlos huschte die Gestalt durch das Gras unter dem von Sternen durchzogenen Nachthimmel. Azarni blickte mehrmals suchend um sich und beschleunigte ihre Schritte. „Wenn du Kagomes Erinnerungen endgültig vernichtet hast begib dich zu der weiten Grasebene in der einst eine Tempelanlage stand…ich glaube du weisst welche ich meine.“ Hörte Azarni Narakus Stimme in ihrem Kopf widerhallen. Und obwohl Azarni sehr genau wusste auf welche Tempelanlage Naraku angespielt hatte beunruhigte sie das sehr. Dass er ausgerechnet diese Tempelanlage…nein! Er kann nichts von meiner Vergangenheit wissen. Versuchte Azarni sich zu beruhigen und steuerte automatisch auf eine kleine Hügelgruppe zu. Der leuchtende Halbmond über ihr schenkte ihr genug Licht um den Weg zu den Hügeln innert kürzester Zeit zurückzulegen, doch von Naraku war weit und breit nichts zu sehen.
 

Zornig richtete der alte Greis sich auf und krächzte wütend: „Was wollt ihr hier?!“ Verblüfft sahen Sango, Miroku und Kaede auf den Alten herab, in ihren Gesichtern war wohl deutlich zu sehen, dass sie etwas ganz anderes erwartet hatten. „Wer…wer bist du?“, fragte Miroku und versuchte sich nicht über die schmerzende Beule auf seiner Stirn zu ärgern. Der alte Greis sprang von seinem Stein, worauf der Stein langsam zu Boden sank und ging einige Schritte auf die Gruppe zu. Zuerst musterte er sie alle aufmerksam, dann räusperte er sich: „Touseki, mein Name.“ Seine Betonung liess den Namen fast schon beiläufig erscheinen. „Was machst du eigentlich hier oben, Touseki? Wir hatten eigentlich ein Un – “, Shippou holte tief Luft und versuchte sich zu beruhigen, „Ungeheuer erwartet.“ Wie von Geisterhand flog hinter dem Greis ein Stein zuerst langsam in die Luft und schoss dann auf Shippou zu, verfehlte ihn jedoch. „Willst du mich etwa als Ungeheuer bezeichnen?!“, schimpfte Touseki und sprang wütend in die Luft. Erneut begannen einige Steine um sie herum sich wie von Geisterhand emporzuheben und dann auf Shippou zuzurasen. Doch dieses Mal schlug Miroku seinen Stab in die Flugbahn der Steine, worauf sie mit einem leisen Krachen klatschten die Steine zu Boden und zerbrachen sie. Unbeirrt fragte Miroku: „Wisst ihr Touseki ob hier in der Gegend eine Shibotsu-Pflanze wächst?“ Das Gesicht Tousekis verwandelte sich in eine wütende Fratze, „Hab ich’s doch gewusst! Ihr seid diejenigen, die in letzter Zeit meinen Steinernen Garten ausrauben!“ Touseki sprang wieder auf den runden, flachen Stein und schwebte hoch in die Luft, um ihn herum wirbelten hunderte Steine. „Oh, nein!“, keuchte Shippou und warf einen ängstlichen Blick auf den Wirbelwind aus Gesteinsbrocken welcher um Touseki entstand. „Das ist ein Missverständnis!“, rief Sango, doch Touseki schien sich entweder Taub zu stellen, oder das tosende Geräusch welche die umherwirbelnden Steine erzeugten liess ihn nichts hören. „Er scheint die Steine unter seiner Kontrolle zu haben!“, bemerkte Kaede und wich mit Shippou ein paar Schritte zurück. Gegen solche Brocken hatte man mit Pfeil und Bogen wenige Chancen und für ein weiteres Mal wünschte sich Kaede dieselben spirituellen Kräfte wie ihre Schwester oder Kagome zu besitzen.
 

Ein dumpfer Schmerz in ihrem Hinterkopf liess Kagome erwachen. Langsam öffnete sie ihre Augen, jedoch konnte sie nicht besonders viel erkennen. Wo immer sie sich auch befand, es war sehr dunkel hier, lediglich ein schwacher Schimmer weissen Lichtes drang von oben auf sie herab. Vorsichtig richtete sie ihren Oberkörper auf und stützte sich mit ihren Armen auf den sandigen Boden unter ihr. Plötzlich spürte sie wie jemand neben ihr lag. Erschrocken wandte sie sich um und erblickte Inuyasha. Es war als ob sie vom Blitz getroffen würde: mit einem Mal kehrte die Erinnerung in blitzartig aufleuchtenden Bildern zurück. Aber natürlich…ich wollte mit Inuyasha fliehen. Doch dann...Azarni war da und sie wollte meine Erinnerungen löschen, aber wieso kann Kaum hatte war der Gedanke wieder verblasst blitzte eine neue Erinnerung auf:
 

Rückblende

Kagome ergriff ihren Bogen und richtete sich auf um gerade noch den Strahl aus wogender Schwärze auf sie zurasen zu sehen! Der Strahl erfasste sie und schleuderte sie wie ein Hochdruckwasserstrahl zurück. Vor Kagomes Augen breitete sich die zuckende Schwärze aus und füllte auch den Raum rings um sie, plötzlich begann ihr Kopf wie Feuer zu brennen. Schreiend taumelte sie zurück, die Fontäne aus zuckenden Schatten wich aber nicht von ihr ab sondern drängte sie immer mehr zurück. Den Bogen immer noch fest umklammert taumelte sie einige Schritte zurück, während sich die alles verdunkelnde Schwärze um sie ausbreitete. Nein! Ich will meine Erinnerungen an Inuyasha und an meine Freunde nicht verlieren! Dieser eine Gedanke liess ein wahres Feuer in Kagome entbrennen. Mit aller Kraft presste sie den Bogen von sich in die wabernde Dunkelheit hinein! Doch der Widerstand der Schatten wurde immer grösser, Schritt um Schritt drängten sie Kagome nach hinten. Eine funkelnde Träne bildete sich in Kagomes rechtem Auge. Obwohl die Lage noch so aussichtslos erschien, sie wollte nicht aufgeben, sie wollte nicht vergessen! Eine bisher unbekannte Wärme durchfloss Kagomes Körper abrupt. Wie eine Stichflamme breitete sie sich aus und schien langsam auch aus Kagomes Körper zu weichen. Kagome riss erstaunt ihre Augen auf, die Schwärze um sie hatte sich schlagartig verändert! Die düsteren Schatten zuckten und wirbelten um sie herum, doch zu Kagomes Händen sammelte sich ein hell scheinendes, fast gleissendes Licht. Es breitete sich explosionsartig in den wirbelnden Wolken aus purer Schwärze aus. Ein lautloser Knall warf Kagome zurück und riss sie vollends von den Füssen.
 

Die Schatten wirbelten wie ein tosender Orkan in den Brunnen hinab, doch dann stürmten sie plötzlich aus dem Brunnenloch heraus und verschwanden wieder in dem Juwel. Lächelnd betrachtete Azarni das ölig glänzende Juwel noch für einen Moment, dann steckte sie es zurück und lief auf den Brunnen zu.

Ende Rückblende
 

Sango wollte soeben ihren Hiraikotsu schleudern, wurde aber von Miroku zurückgehalten, „Warte, ich übernehme das, Kazaana!“ Ruckartig entfernte Miroku die Gebetsperlen von seiner rechten Hand und hielt sie hoch über seinen Kopf. Die durch die Luft sausenden Steine wurden von dem Sog des Kazaana angezogen und verschwanden in Mirokus Handfläche. Erschrocken taumelte Touseki auf seinem Stein umher, während die Steine um ihn, welche noch vor wenigen Augenblicken wie ein wilder Wirbelsturm um ihn herum kreisten, von Mirokus Kazaana eingesaugt wurden. Schliesslich konnte Touseki sein Gleichgewicht nicht mehr halten und fiel von dem fliegenden Stein. Miroku schloss sein Kazaana wieder und trat neben den alten Greis. „Hör zu, Touseki. Wir wissen nicht wer deinen Garten ausgeraubt hat, aber wir waren es sicher nicht“, dann packte Miroku den alten an seinem merkwürdigen, zerknitterten Kleid: „Und wenn du noch einmal einen Stein auf uns fliegen lässt sauge ich dich mit meinem Kazaana ein!“ Dabei versuchte Miroku möglichst drohend zu klingen und wies auf seine rechte Hand. „Dann war er es also wirklich, der die Steine hier kontrolliert.“, schloss Kaede. Shippou sprang neugierig hinter ihr hervor, „Wieso ist dir das aufgefallen?“. Kaede blickte um sich und antwortete: „Der ganze Berg hier ist von einer merkwürdigen Aura umgeben, ich fühle es in jedem Steinchen, dass hier liegt. Und diese Aura kommt von Touseki.“ Miroku liess Touseki wieder los. „Und? Wirst du uns jetzt verraten ob du in deinem Garten vielleicht noch eine Shibotsu-Pflanze hast?“ Sango trat neben ihn, „Oder ob du vor kurzer Zeit besuch von einer jungen Priesterin hattest?“ Touseki blickte etwas verwirrt in die Runde und wischte dann den Staub von seinem Gewand. „Ich weiss nicht wen ihr meint, aber hierher kommt sonst niemand.“ Nach einer hörbaren Pause fügte er hinzu: „Na gut, folgt mir.“ Und Touseki flog mit seinem Stein zur Höhle zurück, gefolgt von Miroku, Sango und Kaede. „Hey! Wartet auf uns!“, rief Shippou und rannte mit Kirara hinterher.
 

Frostige Kälte, herbei getragen von den durch die Graslandschaft wehenden Winden erfasste Azarni. Sie hatte den oberen Kamm der Hügelgruppe inzwischen erreicht und war stehen geblieben. „Schön, dass du hierher gefunden hast.“ Überrascht drehte sich Azarni zu der Stimme um und erblickte Naraku. Leicht irritiert setzte Azarni zu einer Antwort an, dann aber schluckte sie die Bemerkung runter und lief auf Naraku zu. „Hier hast du was du wolltest“, rief sie und reichte Naraku die glitzernde Haarsträhne Kagomes. Azarni konnte an Narakus Gesicht nicht die geringste Regung ablesen, doch schliesslich griff er nach der Strähne und verstaute sie behutsam. „Weisst du wieso ich dich hierher gerufen habe, Azarni?“, fragte Naraku geheimnisvoll. Azarni verzog ihr Gesicht leicht und warf einen raschen Blick auf die düstere Graslandschaft. „Wegen dieser Haarsträhne, auch wenn ich mir nicht denken kann wofür du sie brauchst“, entgegnete Azarni mit einem bewusst genervten Unterton. Naraku nickte, er hatte diese Antwort wohl erwartet. „Das stimmt, wenn auch nur teilweise. Ich werde dir zeigen wozu ich die Haarsträhnen benötige, Höllenpriesterin.“ Azarni zuckte bei dem letzten Wort kaum merklich zusammen und beobachtete Naraku aus den Augenwinkeln wie er gemächlich einige Schritte vor sie schritt und seine Arme hoch in die Luft streckte. Aus Narakus Händen wichen, bei diesen Lichtverhältnissen kaum sichtbare, Schatten und sammelten sich vor ihm zu einem kugelförmigen Gebilde. Erstaunt registrierte Azarni, dass es dieselben Schatten waren, welche aus dem Shikon no Tama gewichen waren. Lautlos formten sich die Schatten zu einem gigantischen Gebilde und wie Naraku lächelnd erkannte beobachtete Azarni das Schauspiel ungläubig. Die Schatten formten ein riesiges Schloss, mitten in der grünen Einöde. Grosse Mauern fuhren aus dem Boden und mit ihnen grosse Wachtürme. Naraku lief auf das im Vergleich zur Mauer winzige Holztor zu und wies Azarni an ihm zu folgen. Im Innern der Mauern setzte sich das unheimliche Schauspiel fort: prachtvolle Gebäude erschienen aus den lebenden Schatten, dann erschien gleich vor Azarni das Hauptgebäude des Schlosses. Prachtvoll geschnitzte Drachen flankierten zu beiden Seiten die Treppe welche zum Eingang des Gebäudes führte. „Willkommen in meinem Schloss.“ Naraku beobachtete Azarni lächelnd. Und noch während sie die Treppe emporstiegen wuchs hinter dem Gebäude eine prachtvolle Gartenanlage aus dem Nichts und vollendete Narakus Schloss.
 

Angespannt betrachtete Kagome Inuyasha, was ihre Erinnerungen bestätigte: sie und er waren Azarni wohl gerade noch entkommen. Hätte ich doch nur die Kontrolle über meine Kräfte… Seufzend stand Kagome auf und sah zum Brunnenrand empor.
 

Als Miroku, Sango, Shippou und Kaede die Höhle betraten kamen sie aus dem Stauen gar nicht mehr heraus. Der ganze Berg schien ab einer gewissen Höhe hohl zu sein. Hoch von der offenen Spitze des Berges prasselten mehrere Rinnsale kristallklaren Wassers, doch das Aussergewöhnlichste an diesem Ort erblickten sie erst jetzt: der ganze Hohlraum war von fliegenden Felsbrocken und Steinen erfüllt. Auf den moosigen Felsbrocken wuchsen Grashalme und eine Vielzahl an exotischen Blumen, während die kleinen Steine wendeltreppenartig die einzelnen Felsbrocken miteinander verbanden. „Willkommen im steinernen Garten“, grunzte Touseki und wies die Gruppe an ihm zu folgen und schwebte zu einem besonders grossen Felsbrocken hin. Vorsichtig ging Miroku voraus und achtete darauf, nicht von den nassen Steinen zu fallen. Der fliegende Steinpfad führte sie zwischen einem kleinen Wasserfall hindurch und schliesslich zu dem grossen Felsbrocken an dem Touseki wartete. In der Mitte des bewachsenen Felsbrockens stand ein kleiner Kirschbaum und darunter eine kleine Blume mit pechschwarzer Blüte. „Dass muss sie sein!“, rief Shippou und hüpfte über die letzten zwei fliegenden Steinen und landete schliesslich vor der Shibotsu-Pflanze. „In der Tat, das ist eine der Shibotsu-Pflanzen…welche mein Grossvater Getsusei in diese Welt brachte.“, sagte Touseki und sprang von seinem fliegenden Stein. „Was? Du willst damit sagen, dass du der Enkel des Getsuseis aus der alten Legende bist?“, fragte Miroku und sah Touseki prüfend an. „Und ob ich das bin, ich Touseki, Herr des Gesteins!“
 

Kagome war inzwischen in ihrem Zimmer, nachdem sie Inuyasha mit grösster Mühe aus dem Brunnen geschleift hatte und ihn schliesslich mit der Hilfe ihrer Mutter auf Kagomes Bett gelegt hatte. Sie sass an ihrem Pult und büffelte wieder einmal für die Schule, doch noch nie war es ihr so schwer gefallen, sich zu konzentrieren, eigentlich war es sowieso nur eine Ablenkung, da sie nicht wusste was sie tun sollte. Hilflos blickte sie zu Inuyasha, welcher still und reglos auf ihrem Bett lag. Immer wenn sie ihren Schreiber zur Hand nahm und zu lernen beginnen wollte, schwirrten ihr wieder tausend andere Gedanken durch den Kopf. Hoffentlich geht es den anderen gut…dachte Kagome und legte den Schreiber endgültig weg und stand auf. Inuyasha lag immer noch regungslos auf ihrem Bett. Kagome öffnete das Fenster und blickte zu den funkelnden Sternen hinauf, während die Blätter des Goshinbokus leise im Wind raschelten. Azarni glaubt wohl, sie hätte meine Erinnerungen vernichtet…vielleicht sollte ich einfach zurückkehren. Schliesslich wissen die Miroku, Sango und Shippou nicht wo ich bin…und wenn sie das Gegenmittel bereits gefunden haben? Etwas wütend über sich selbst liess Kagome von dem Sternenhimmel ab und lief zur Tür. Als sie ihre Hand auf die Klinke legte drehte sie sich nochmals um und blickte zu Inuyasha. Wortlos verlies sie ihr Zimmer und versuchte so leise wie möglich ihr Haus zu verlassen um die Anderen nicht aufzuwecken.
 

Das Innere des Hauptgebäudes wurde von schwachem Kerzenlicht beleuchtet. Azarni erblickte das kleine schneeweisse Mädchen mit dem seltsamen Spiegel. Naraku lief bis zur Mitte des Raumes und hielt an. Azarni folgte ihm, wenn auch mit Abstand. Nervös versuchte sie immer wieder die Dunkelheit des Raumes zu durchdringen um etwas zu erkennen, doch das flackernde Licht der wenigen Kerzen reichte nicht aus. Naraku stand vor einem grossen Tisch, genauer gesagt war es eine Art Altar in dem ein grosses, kreisförmiges Becken eingelassen war. Eine schimmernde Flüssigkeit befand sich darin, Azarni vermutete das es sich um Wasser handelte. Plötzlich war ein lautes Scheppern zu hören, erschrocken blickte Azarni um sich. Sämtliche Türen verschlossen sich wie von selbst und das Mondlicht das durch die Fenster hineinfiel wurde verdeckt. Alarmiert griff Azarni in ihren Kimono und fand einen kleinen Stachel, zog ihn jedoch noch nicht hervor. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte sie. Naraku lächelte böse und schritt zur Seite um Azarni freien Blick auf den Altar zu lassen. „Keine Angst“, flüsterte Naraku und wandte sich zu Azarni. „Du kennst den Namen der Priesterin, welche durch Kagome wiedergeboren worden ist, oder?“, fragte Naraku. „Kikyo“, murmelte Azarni angespannt. „Um die Seele einer Verstorbenen in das Reich der Lebenden zurückzuholen bedarf es gewisser Verbindungen…“, begann Naraku. „Verbindungen welche die Verstorbene an diese Welt binden.“ Mit einem Mal wurde Azarni alles klar: Naraku benötigt Inuyashas und Kagomes Haarsträhnen um Naraku führte ihren Gedanken zu Ende: „Ich werde die Priesterin Kikyo wiederbeleben!“ Die Verwirrung in Azarnis Gesicht nahm noch zu, „Aber…sie war es doch die dich beinahe besiegt hätte. Du wirst von ihrer Reinkarnation, welche nebenbei noch nicht einmal im Besitz ihrer vollständigen Kräfte ist bedroht und willst sie jetzt wiederbeleben?“, fragte Azarni beinahe fassungslos. Ein Lächeln huschte über Narakus Gesicht. Das kann nicht sein! Es muss Etwas geben was er mir verheimlicht, irgendetwas… Dann hob Naraku Inuyashas und Kagomes Haarsträhnen langsam empor. „Die Schicksale dieser Personen sind eng miteinander verknüpft, erst das ermöglicht es mir!“ Mit diesen Worten schleuderte er die Haare in das Becken hinein. Die Flüssigkeit begann hell zu leuchten und sonderte einen merkwürdigen Dampf ab, welcher zischend in der Dunkelheit nahe der Decke verschwand. „Kehre in diese Welt zurück….Kikyo!“, schrie Naraku und die Flüssigkeit in dem Becken schoss fontänenartig in die Höhe!
 

Hastig schob Kagome die Tür beiseite und spurtete die kleine Holztreppe hinab, welche zum Brunnen führte. Entschlossen trat sie auf den matt beleuchteten Brunnenrand, doch sie zögerte noch einen Moment lang. „Ich muss es tun!“, murmelte sie und sprang! Doch das funkelnd blaue Licht welches sie normalerweise einhüllte und sie auf der Reise durch die Zeit begleitete blieb aus! Unsanft landete sie auf dem sandigen Boden des Brunnens. „Was?! Wieso…“, stotterte Kagome ungläubig und blickte den Boden des Brunnens an. „Wieso kann ich nicht mehr ins feudale Zeitalter Japans zurück?“
 

Fortsetzung folgt…

Kontrolle - Freiheit

Kagome begann den sandigen Boden zu durchwühlen, in der Hoffnung doch noch irgendwie in den Tunnel, welcher ihre Zeit mit der feudalen Epoche Japans verband, zu gelangen. Verzweifelt hielt sie inne und blickte um sich, doch die Dunkelheit liess sie praktisch nichts erkennen und selbst wenn sie bei Tageslicht hier gewesen wäre hätte sie nichts Aussergewöhnliches entdeckt. „Das kann nicht sein…wieso denn plötzlich?“, fragte sich Kagome und stand auf. Es muss mit Azarni oder dem Juwel zusammenhängen… vielleicht ist es ihr gelungen es vollständig von seiner Reinheit zu lösen. Vielleicht blockiert das Juwel den Zugang zu dem Brunnen Dies war die einzige Erklärung die ihr im Moment einfiel, doch damit hatte sie noch lange keine Lösung gefunden. Schliesslich war das Shikon no Tama im Besitz Azarnis…
 

Die bedrückende Finsternis und jene Stille welche mit ihr kam hatten sich auch über die weite Graslandschaft gelegt. Die Dunkelheit liess die angrenzenden Berge verschwinden, sodass die weite Ebene schier endlos wirkte. Inmitten dieses grünen Meeres stand Narakus Schloss. Der Boden begann mit einem Mal fühlbar zu beben, dann drang plötzlich ein stechend grelles Licht aus dem Schloss! Eine helle Sternschnuppe durchdrang das Dach des grössten Gebäudes der Schlossanlage mit einem lauten Krachen und flog hoch in den Himmel empor. Keuchend blickte Azarni durch das Loch in der Decke dem aufsteigenden Licht nach. Wie sie an Narakus Gesicht erkannte, war dies wohl alles andere als geplant gewesen. Die Sternschnuppe schwebte noch einige Augenblicke hoch über dem Schloss, dann fiel sie mit einer unglaublichen Geschwindigkeit wieder herab. Sie entglitt Azarnis Sichtfeld und verschwand irgendwo zwischen der undurchdringbaren Dunkelheit am Rande der Ebene. Ein lautes, helles „Platsch!“ liess Azarni aufschrecken, ein Teil der leuchtenden Flüssigkeit war über das Becken geschwappt und bedeckte den hölzernen Boden. Jedoch verglomm das Licht der Flüssigkeit langsam, bis nur noch ein sanftes Glitzern zu sehen war. „Das war sie also“, sagte Azarni. Naraku war der Spott in ihrer Stimme nicht entgangen, sein Gesicht nahm einen finsteren Ausdruck an während er sich vom Becken abwandte. „Ich muss gestehen…“, begann Naraku. „Eigentlich hättest du deine Aufgabe erledigt, Azarni. Aber aufgrund dieser neuen Entwicklung“ – Naraku wies mit seinem Kopf auf das gezackte Loch in der Decke – „sehe ich mich gezwungen deine Dienste wieder in Anspruch zu nehmen.“ Azarni atmete hörbar ein und festigte den Griff um den kleinen Stachel, welcher sie in ihrem Kimono verbarg. „Vergiss es, Naraku. Deine Spielchen enden hier und jetzt!“ Blitzschnell zog sie den kleinen Stachel hervor, worauf sich dieser in einen Bogen verwandelte. Ebenso schnell versuchte sie nach ihrem Köcher zu greifen, doch sie führte die Bewegung nicht zu ende. Wie aus dem Nichts flog etwas kaum Sichtbares, Schwarzes zu ihr heran und rammte sich in ihre Magengegend. Mit einem erstickten Aufschrei fiel Azarni rückwärts zu Boden, mit einem lauten Klappern fiel auch ihr Bogen auf den Holzboden. Keuchend tastete sie ihren Bauch ab. Es war nur ein sanfter Luftzug, doch Azarni hatte Narakus lebendige Schatten schon bemerkt. Ohne weiteres wickelte sich einer der Schatten um Azarnis Arm, ein weiterer folgte dem Beispiel des ersten und wickelte sich mit eiserner Härte um Azarnis anderen Arm. Wie von Geisterhand wurde Azarni emporgehoben und langsam vor Naraku geführt. Wütend versuchte sich Azarni aus dem eisernen Griff der Schatten zu befreien, doch die fast unsichtbaren Helfer Narakus liessen nicht locker sondern verstärkten ihren Griff. Gefolgt von einem leisen Aufstöhnen presste Azarni ihre Augen zusammen und biss die Zähne zusammen. Zu ihrem Glück schien sich der Griff der Schatten wieder etwas zu lockern, wahrscheinlich war es mehr eine Warnung gewesen und Azarni hatte sie verstanden. „Hör zu, Azarni. Ich habe dich wie du anfänglich vielleicht geglaubt hast keineswegs nur angeheuert um Inuyasha und Kagome aus dem Weg zu räumen.“ Azarni öffnete ihre Augen vorsichtig wieder und bemerkte dass sie unmittelbar vor Naraku in der Luft hing. „Wozu hast du mich dann beauftragt?“, presste Azarni hervor. Naraku lachte auf und wandte ihr den Rücken zu. „Soll ich dir sagen, wieso ich ausgerechnet dich ausgesucht habe?“ Azarni antwortete nicht, sondern liess ihren Kopf träge herunter hängen. Ich hätte es wissen müssen…welches Wesen wäre schon bereit jemanden das Shikon no Tama auszuhändigen nur um jemand anders zu töten? Als ob Naraku ihre Gedanken gelesen hätte drehte er sich wieder ihr zu und lächelte. „Du wirst es erfahren, glaub mir. Doch zuerst gibt es noch einige Dinge die erledigt werden müssen.“ Naraku griff in seinen nachtschwarzen Mantel und holte das Shikon no Tama hervor. Es glühte in voller Schwärze auf, der ölige Schimmer auf der Oberfläche hatte sich nun verstärkt und eine Art dunkle Aura umgab es. Azarnis Gesicht verzerrte sich zu einer zornigen Fratze, „Glaubst du wirklich, dass ich dir ein weiteres Mal helfen werde du hinterlistiger Bastard?“ Naraku ging auf die Beleidigung nicht ein und hob das Juwel mit der einen Hand über die andere, ausgestreckte Hand. Azarni erstarrte. Aus der Unterseite des Juwels tropfte pechschwarzer Schleim! Zischend sammelte er sich auf Narakus Handfläche. „Was ist das?“, fragte Azarni. Sie konnte die Angst in ihrer Stimme nicht unterdrücken. Der Schleim versiegte und Naraku schob das Juwel zurück in seinen Mantel. Die schwarze Pfütze in seiner Hand begann zu blubbern, dann formte sie sich zu einem ebenso schwarzen Stein, welcher die Form eines spitzen Oktaeders hatte. Die Konturen des Steins leuchteten in einem düsteren rot und liessen zahlreiche, kaum sichtbare Gravuren auf der Oberfläche sichtbar werden. „Du wirst mir helfen, Azarni. Ich werde dir behilflich sein“, murmelte Naraku und hob den Stein zu Azarnis Gesicht empor. Keuchend betrachtete sie das aus dem Schleim entstandene Gebilde. „Die pure Dunkelheit des Juwels in Form dieses Schattenkristalls wird deine Kräfte immens verstärken“, erklärte Naraku und legte das eine spitze Ende des Kristalls unter Azarnis Hals an. Naraku liess den Kristall los und zu Azarnis Entsetzen begann der schwarze Schattenkristall in ihrem Brustkorb zu verschwinden. Er versank langsam unter ihrer Hautoberfläche, Azarni spürte zuerst nichts, dann durchfuhr sie plötzlich ein Impuls. Narakus Schatten liessen sie frei und Azarni stürzte benommen zu Boden. „Begib dich zum Berg Gouka und halte Inuyashas Freunde davon ab das Heilmittel zu erhalten“, flüsterte Naraku. Plötzlich verfärbte sich der Raum um sie herum dunkel und begann sich in zuckende Schatten aufzulösen. „Doch Azarni, falls du versuchst zu fliehen wird dich der Schattenkristall töten.“ Und mit einem tiefen, boshaften Lachen Narakus verschwand das Schloss und liess Azarni allein auf der weiten Ebene zurück...
 

„Touseki, gibt es ein Gegengift gegen das Gift der Shibotsu-Pflanze?“, frage Miroku und betrachtete die Pflanze genauer. Hmm…eine Vergiftung. Dieser Trank wird ziemlich kompliziert“, begann Touseki und kratzte seine Stirn nachdenklich. „Das heisst es gibt wirklich ein Gegengift?“, fragte Shippou aufgeregt und blickte Touseki gespannt an. „Natürlich gibt es das!“, antwortete Touseki. „Jedoch ist eine spezielle Mixtur aus den Wurzeln dieser Pflanze. Zudem wird eine spezielle Technik zur Zubereitung angewendet“, „Aber du wirst es doch schaffen, oder?“, fragte Sango, ging neben Touseki in die Hocke und ballte drohend ihre Fäuste. „Ähähä! Sagte ich kompliziert? Ich meine einfach, für mich ist es wahrlich ein Kinderspiel!“, rief Touseki beschwichtigend, auch wenn er selbst nicht sonderlich überzeugt schien. „Na dann solltest du aber langsam damit anfangen.“, sagte Shippou. „Meine Freunde können ziemlich unangenehm werden!“, fügte er nach einer kleinen Pause noch hinzu. Tousekis Gesichtsausdruck wurde wieder wütender, doch er wollte es dabei belassen und sprang auf seinen kreisrunden Stein. Während Sango ihm nachsah erblickte sie etwas: ein Felsbrocken, welcher etwas höher als ihrer in der Luft flog war verwittert und war schwarz verfärbt. „Seht mal!“, rief Sango und zeigte auf den Felsbrocken. „Merkwürdig…so etwas habe ich noch nie gesehen.“, sagte Kaede nachdenklich. Sämtliche Blumen, welche einst auf diesem Felsen wuchsen waren nun verdorrt und hingen schlaf zu Boden. „Hoffentlich braucht Touseki nicht allzu lange mit dem Trank“, sagte Shippou. „Was für ein gigantischer Garten…“, murmelte Kaede und betrachtete die zahlreichen Felsen auf denen teils sogar kleine Baumgruppen wuchsen.
 

Kagomes Wecker begann schrill zu läuten. Gähnend erwachte Kagome und rieb ihre Augen. Im ersten Moment konnte sie sich gar nicht mehr daran erinnern am vorherigen Abend zu Bett gegangen zu sein, doch dann flackerte die Erinnerung an den vorherigen Abend wieder auf. Sie streckte ihre Arme und gähnte nochmals, dann drehte sie sich um und erschrak heftig. Inuyashas Gesicht war nur wenige Millimeter neben ihrem auf dem Kissen! Oh, mein Gott! Ich war wohl gestern so dösig, dass ich völlig vergessen habe, dass Inuyasha in meinem Bett liegt! Erneut begann der Wecker lautstark zu läuten, doch Kagome machte keine Anstalten ihn abzuschalten. Für lange Zeit lag sie einfach nur so da und betrachtete Inuyashas Gesicht. Ihr Wecker gab jedoch nicht auf und begann noch schriller zu läuten, worauf Kagome ihn abschaltete und die Bettdecke zurückwarf. Heute sollte ich eigentlich wieder zur Schule…das kommt mir komischerweise so fremd vor…in letzter Zeit war ich lange nicht mehr Zuhause…und doch kommt es mit fast falsch vor. dachte Kagome. Während Miroku, Sango, Shippou und sogar Kaede nach einem Heilmittel für Inuyasha suchen bleibt mir nichts anderes übrig als hier zu bleiben. Sie erinnerte sich an den Brunnen und an den verschlossenen Eingang ins Sengoku-jidai. Leise gähnend verliess sie das Zimmer in Richtung Treppe.
 

Langsam packte Kagome ihre Schulbücher in ihren Rucksack, hoffnungsvoll blickte sie nochmals zu Inuyasha…doch er lag immer noch starr auf ihrem Bett. Still liess sie sich neben dem Bett nieder und stützte ihren Kopf mit ihren Armen auf der Matratze ab. Traurig betrachtete sie Inuyasha, dann seufzte sie und stand auf. „Oh! Nein ich werde wieder einmal viel zu spät kommen!“, rief sie mit einem Blick auf die Uhr, packte ihren Rucksack und verliess das Zimmer.
 

Leise plätscherten die kleinen Rinnsale die Felswand herab. Gähnend richtete sich Sango auf, sie hatten in dieser Nacht, wenn überhaupt, nur wenige Stunden geschlafen. Ein leises Klimpern drang von unten zu Sango herauf, Touseki schien immer noch nicht fertig zu sein. Shippou taumelte, gefolgt von Miroku, einen Steinweg entlang auf sie zu. „Dieser steinerne Garten ist ziemlich weitläufig“, meinte Miroku. Kaede lief seitlich auf sie zu, offenbar war sie bei Touseki gewesen. „Und?“, fragte Shippou hoffnungsvoll. Kaede wollte antworten, doch dann weitete sich ihr eines Auge plötzlich. Alarmiert folgten sie ihrem Blick zu dem im Morgenlicht gut sichtbaren Höhleneingang. Plötzlich liess eine heftige Erschütterung den Felsbrocken unter ihren Füssen beben. „Was geht hier vor sich?“, rief Miroku und stützte sich auf seinen Stab. Mit einem gewaltigen Knall barst der Eingang der Höhle, grosse Gesteinsbrocken stürzten unter ihnen in die Tiefe. Helles Licht durchflutete den Berg von aussen, der Eingang war jetzt sicherlich um das zehnfache vergrössert. „Seht! Da unten ist jemand!“, rief Kaede. Einige Meter unter ihnen stand Azarni, mit Pfeil und Bogen. „Es ist Azarni!“, rief Sango mit Schrecken und griff nach ihrem Hiraikotsu. Etwas überrascht blickte Azarni nach oben und lächelte. „Ach, ihr seid auch hier? Na ja, dann beseitige ich eben gleich auch!“ Und spannte ihren Bogen mit einem Pfeil und schoss direkt in den Felsbrocken auf dem Miroku, Sango, Kaede und Shippou standen. „Vorsicht!“, schrie Miroku und sprang auf einen benachbarten Felsen. Der Pfeil raste in die Unterseite des fliegenden Brockens und entfaltete seine finstere Aura um sich. Kaum hatte der Pfeil den Felsbrocken berührt begann dieser zu schwanken, tiefe Risse durchzogen den Felsbrocken, bis er schliesslich auseinanderbrach! Schreiend stürzten Sango, Shippou und Kaede mit den Felsbrocken in den finsteren Abgrund…
 

Der sanfte Morgenwind streichelte leise durch die Grasebene hindurch. Trotz der vielen Wolken drangen vereinzelte Lichtstrahlen der Morgensonne durch. Von dem Schloss, welches vor wenigen Stunden noch hier gestanden hatte war keine Spur mehr zu sehen. Eine Gestalt lag zwischen den im Wind wiegenden Gräsern. Ihr langes, schwarzes Haar lag wie eine Decke über ihr, zudem trug sie die Kleidung einer Miko. Mit einem Mal öffneten sich ihre Augen. Langsam richtete sie sich auf und blickte um sich. Ein seltsam trauriger Ausdruck machte sich in ihrem Gesicht breit, während ihr Blick in die Ferne schweifte. Sie hob ihre Hand und betrachtete sie, ihre Augen schlossen sich. „Also bin ich ein weiteres Mal in die Welt der Lebenden zurückgekehrt“, flüsterte sie und erhob sich. Eine Träne fiel neben ihren nackten Füssen in die Wiese. Der Wind fuhr durch ihr Haar und wirbelte es auf. Kikyo spürte, dass bei diesem Erwachen etwas anders gewesen war. Sie verspürte nicht die langsam schwindende Kraft in sich, welche sie mit toten Seelen der Verstorbenen stärken musste. Ein lang vergessenes Gefühl breitete sich in ihr aus, Freiheit. Scheinbar ziellos drehte sie sich in eine Richtung und begann zu laufen. Irgendetwas kitzelte sie an ihrem Nacken. Erstaunt stoppte Kikyo und drehte ihren Kopf zur Seite und fuhr an ihrem Nacken empor. Verwundert betrachtete sie ihre Handfläche, ein kleines silbernes Haar lag darin. Für einen Moment lang betrachtete sie das Haar noch, dann blies es der Wind davon. Weit über die grosse Ebene hinweg…
 

Fortsetzung folgt…

Ein schweres Opfer und die Blockade

Folgende Animexxler erhalten eine Benachrichtigung per ENS

Kiba-no-Fina

Simie

--Juliet--

Hotepneith
 

Aaalso...wie immer wünsche ich Spass beim Lesen und bedanke mich schon einmal im Vorraus für eure Kommentare ;)
 

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Hametsu no Ya (破滅の矢) = Pfeil der Zerstörung

Saikasseika no inryou (再活性化の飲料) = Trank der Neubelebung

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Kaum hatte Azarnis Osen no Ya den Felsbrocken berührt begann dieser zu schwanken, tiefe Risse durchzogen den Felsbrocken, bis er schliesslich auseinanderbrach! Schreiend stürzten Sango, Shippou und Kaede mit den Felsbrocken in den finsteren Abgrund! „Verwandlung!“, schrie Shippou und verwandelte sich in eine grosse, pinkfarbene, fliegende Kugel und fing Miroku und Kaede auf. Kirara flog blitzschnell Sango hinterher und fing sie geschickt auf. „Die Shibotsu-Pflanze!“, rief Miroku. Die Pflanze stürzte zusammen mit einem kleinen Brocken in die Tiefe. „Kümmert euch um Azarni!“, rief Sango und flog mit Kirara der Pflanze hinterher. „Wenn dieser Touseki nicht so lange mit seinen Vorbereitungen hätte könnten wir uns das hier ersparen!“, murmelte Sango, während Kirara es gerade noch schaffte einem herabfallenden Gesteinsbrocken auszuweichen. Azarni wollte nach einem Pfeil greifen, doch plötzlich begann der Kristall in ihrer Brust zu pochen. Irritiert registrierte sie die finstere Macht, welche von dem Schattenkristall ausging und direkt in sie floss. Azarni vollführte die Bewegung zu Ende und spannte ihren Bogen mit einem Pfeil. Doch der Pfeil begann zu schimmern und aus ihm sprühten feine Energieblitze in allen Farben des Regenbogens. „Nun wird es Zeit einmal auszuprobieren, wie viel Macht dieser Kristall wirklich hat!“, flüsterte Azarni leise. Nun begann auch ihr Bogen zu schimmern, doch aus dem hellen schimmern wurde plötzlich ein dunkles Leuchten. Die leuchtenden Energieblitze verwandelten sich in violette Gaswolken. „Hametsu no Ya!“, schrie Azarni und schoss den Pfeil. Eine gewaltige Aura aus Miasma verwitterte sämtliche Steine und Felsbrocken innerhalb von wenigen Sekunden, sobald die Aura sie auch nur berührte. Unzählige Bäume, Pflanzen und Felsbrocken stürzten in den Abgrund, während der Pfeil weiterhin ungehindert direkt auf Shippou zuflog! „Pass auf!“, rief Miroku, sprang gerade noch rechtzeitig auf einen fliegenden Stein und riss die Gebetsperlen von seiner Hand. „Kazaana!“ Die Flugbahn des Pfeils wurde abgelenkt und nun flog der Pfeil auf Miroku zu. Miroku wickelte die Perlen um seine Hand und sprang ohne zu wissen wohin zur Seite. Der Pfeil sauste an ihm vorbei und knallte gegen die Bergwand und riss ein riesiges Loch hinein. Der ganze Berg begann drohend zu beben und von hoch oben flogen Felsbrocken nach unten. Miroku fiel und fiel immer weiter in die Tiefe, da packte ihn plötzlich eine Hand und zog ihn nach oben, es war Sango. „Hast du-?“, begann Miroku und setzte sich dankbar auf Kiraras Rücken. Sango zeigte ihm die Shibotsu-Pflanze samt Wurzeln. „Nun müssen wir nur noch Touseki finden!“ Shippou und Kaede versuchten währenddessen sich einen Weg über die Brücken und Treppen aus fliegenden Steinen zu bahnen um von den herabfallenden Brocken verschont zu werden. „Dieser Berg wird euer Grab!“, rief Azarni und warf den Bogen zu Boden. „Bald werdet ihr alle das Schicksal eures erbärmlichen Hanyou-Freundes teilen!“, schrie Azarni höhnisch und zog einen Stachel hervor und erneut begann der finstere Kristall wie ein zweites Herz in ihr zu pochen. Die dunkle Energie füllte Azarni aus und schenkte ihr ungeahnte Macht. „Was tut sie da?“, fragte Shippou und folgte Kaede über eine zusammenbrechende Brücke aus fliegenden Steinen. „Sie…sie…irgendetwas verstärkt ihre Kräfte! Kein gewöhnlicher Mensch währe zu solchen Angriffen in der Lage!“, rief Kaede und verschnaufte kurz auf einem kleinen Vorsprung, welcher hoch aus der Bergwand über den Abgrund ragte. „Ihre Kräfte kommen nahe an die Macht meiner Schwester heran, nur hat Kikyo ihre Kraft nicht missbraucht.“, „Und zudem war Kikyo keine Höllenpriesterin“, fügte Shippou hinzu. Der Stachel in Azarnis Hand begann zu leuchten und Azarni warf ihn hoch in die Luft. Hoch über ihr zersprang der Stachel und gab eine schwarze und ölig schimmernde Blüte frei. „Eine Shibotsu-Blüte!“, rief Miroku alarmiert. Azarni legte die Blüte auf ihre Hand, kleine Blitze zuckten aus der Blüte und Azarni verzog für einen Moment schmerzvoll ihr Gesicht, dann betrachtete sie lachend ihre Hand. „Wahrlich…die Kraft dieses kleinen Kristalls ist erstaunlich.“
 

Das Geräusch eines Feuerwehrwagens drang fern von der Strasse her, als Kagome die inzwischen fast menschenleere Strasse entlanglief. Eigentlich wünschte Kagome sogar, dass sie heute nicht zur Schule gegangen wäre, den seit ihrer letzten Aufarbeitung des Schulstoffs waren schon Monate vergangen und sie hatte eine Menge aufzuholen…doch irgendwie erschien es ihr gar nicht mehr so wichtig für die Schule zu lernen. Etwas nachdenklich blickte Kagome auf und erkannte die lange Treppe zum Higurashi-Schrein. In Gedanken versunken lief sie die Treppe hinauf. Der Schrein lag still da. Langsam lief Kagome auf das kleine Häuschen neben dem eigentlichen Schrein. Doch bevor sie ihr Zuhause betrat blickte Kagome über ihre Schulter nochmals zu dem kleinen Gebäude zurück in dem sich der Knochenfresserbrunnen befand. Sie warf ihren grossen, gelben Rucksack zu Boden und rannte los. Ohne langsamer zu werden hastete sie im Schatten der grossen Baumkrone des Goshinboku hindurch. Als sie vor der hölzernen Schiebetür des kleinen Schreins befand schnappte sie zuerst keuchend nach Luft. Knatternd ging die Tür zu Seite und Kagome betrat das dunkle Innere. Hier drin war es deutlich kühler als draussen, aber das registrierte Kagome kaum. Gebannt blickte sie auf den Brunnen herab. Sie schluckte leise und stieg auf den Brunnenrand hinauf und blickte in den Brunnenschacht hinab. Sie spürte es beinahe in demselben Moment als sie in die Dunkelheit des Brunnens herabsah. Kagome überkam ein ungutes Gefühl und sie wich langsam von dem Brunnenrand zurück. Irgendetwas ist da unten…es befindet sich aber nicht in meiner Zeit sondern… Vorsichtig näherte Kagome sich dem Brunnen wieder. „Was auch immer den Zugang blockiert, es muss im feudalen Japan sein!“
 

„Hiraikotsu!“, rief Sango und schmetterte ihren Hiraikotsu zwischen den wenigen noch fliegenden Steinen hindurch, direkt auf Azarni zu. Diese hob ohne mit der Wimper zu zucken ihre Hand und aus der Shibotsu-Blüte aus ihrer Hand schossen mehrere ölig schimmernde Ranken, blockten den Hiraikotsu ab und schnellten weiter auf Kirara zu. Sofort flüchtete Kirara mit Sango auf ihrem Rücken zwischen zwei noch schwebenden Steinen hindurch, welche von den Ranken jedoch zerschmettert wurden. Sango hob schützend ihre Hände über ihren Kopf, als Kirara durch einen Wasserfall hindurch direkt auf die Bergwand zuflog. Kirara stiess sich von der bröckeligen Bergwand ab, kehrte sich wieder in Azarnis Richtung und flog auf sie zu und wich dabei immer wieder den Ranken aus. Miroku erblickte Sangos Hiraikotsu auf einem fliegenden Felsbrocken und griff nach ihm, er schaffte es gerade noch in aufzuheben und Sango zu überreichen und wunderte sich einmal mehr, wie Sango es bloss schaffte diesen überaus schweren Bumerang auch nur aufzuheben. Lachend peitschte Azarni die Ranken aus der mit der Macht des Kristalls verstärkten Shibotsu-Blüte umher. Sango griff nach Mirokus Hand und schwang ihn auf Kiraras Rücken, gerade noch rechtzeitig! Die Ranken zerstiessen den fliegenden Felsen wenige Sekunden später und nahmen die Verfolgung wieder auf. Azarni sah seitlich etwas heran fliegen, reagierte aber zu spät. Ein Pfeil streifte ihren Zeigefinger und prallte gegen die Shibotsu-Blüte, diese nahm jedoch keinen Schaden. Azarni wandte sich um und erblickte Kaede samt Bogen. „Du! Das wirst du mir büssen!“, schrie Azarni wütend und ergriff mit ihren Ranken einen fliegenden Felsbrocken und schleuderte ihn in Kaedes Richtung! „Passt auf, Kaede-sama!“, schrie Miroku durch das Tosen der herab stürzenden Felsen. Sango blickte besorgt zu der kleinen Öffnung in der Bergspitze empor, „Der Berg ist kurz davor einzustürzen“, warnte sie Miroku. Lautlos befahl sie Kirara auf Kaede zuzufliegen, doch sie würden zu spät kommen. Der Felsbrocken flog in hohem Bogen auf Kaede zu, doch plötzlich hielt er mitten in der Luft inne und flog geradewegs auf Azarni zurück. Mit einem erschrockenen Laut sprang Azarni zurück, der Brocken donnerte vor ihr in den Boden und warf sie gegen eine Felswand und fiel zu Boden. Plötzlich formierten sich alle fliegenden Felsen zu einer gewaltigen Plattform in deren Mitte Touseki stand. Langsam schwebte die Plattform zu Azarni runter und kam schliesslich zum Stillstand. „Es ist Touseki!“, schrie Shippou und rannte neben Kaede. Der Alte ballte wütend seine Fäuste und sprang an den Rand der gewaltigen Felsplatte: „Wie kannst du es wagen! Du verwendest eine meiner gestohlenen Shibotsu-Blüten! Das erkenne ich auf den ersten Blick!“, rief Touseki zornentbrannt und betrachtete die kleine Blüte in Azarnis Hand.
 

Kirara landete auf der Plattform und Sango und Miroku sprangen von Kirara ab. „Touseki!“, rief Miroku und rannte auf Touseki zu. „Der alte warf Miroku eine Phiole zu und blickte über die Schulter zurück. Verwundert betrachtete Miroku das kleine Gefäss. „Das ist die Mixtur, die ihr sucht: Saikasseika no inryou. Der legendäre Heiltrank meines Grossvaters…ich habe ihn aus meinem Vorratschrank“, Touseki stockte, „Da ich nicht selbst in der Lage bin, diesen Trank zu brauen“, fügte er mit einem traurigen Unterton in seiner Stimme hinzu. „Und jetzt verschwindet, solange ich diese Höllenpriesterin noch aufhalten kann!“ Miroku betrachtete den Inhalt des Fläschchens genauer. Darin war eine grünliche, geleeartige Masse. „Aber Touseki! Das ist Selbstmord! Kaede sagt, dass Azarni ihre Kräfte irgendwie verstärkt!“, rief Shippou. Er und Kaede eilten zu ihnen. „Das ist mir egal, ich werde nicht zulassen, dass diese Höllenpriesterin meine liebevoll gezüchteten Pflanzen für ihre Schandtaten missbraucht! Auch wenn ich nicht so ein genialer Trankbrauer wie mein Grossvater oder mein Vater war, so werde ich wenigstens mit all’ meiner Macht unser Lebenswerk, unser ein und Alles, den steinernen Garten beschützen! Und jetzt geht endlich!“, erwiderte Touseki mürrisch und rund um ihn begannen sich tausende, winzige Steinchen aus der Platte zu erheben und begannen langsam, wie ein Schwarm wütender Bienen um Touseki zu kreiseln. „Los, Sango! Wir sollten gehen!“, rief Miroku und fasste Sangos Oberarm. „Danke, Touseki!“, rief Sango und folgte den Anderen zu Kirara zurück. „Geh aus dem Weg du alter Narr!“, rief Azarni zornig und stand langsam auf. Touseki schloss seine Augen. Nun, Grossvater und Vater…nun werde ich wenigstens einmal eurem Vermächtnis gerecht. Ich werde in eurer Ehre kämpfen und verhindern, dass die Shibotsu-Pflanze ein weiteres Mal mit dem Blut der Sterblichen besudelt wird…
 

Auch Kikyo hatte die seltsame, bedrohliche Präsenz gespürt. Ihr Weg führte sie in das kleine Dorf in dem sie einst ihr Leben verlor. Das Gefühl wurde mit jedem Schritt stärker, mit dem sie sich dem Dorf näherte. Als Kikyo den Rand des Dorfes erreichte gelangte ihr Blick beinahe von selbst zu der kleinen Hütte neben der steinernen Treppe. Eine kleine Gruppe spielender Kinder rannte an ihr vorbei während sie ihren Blick durch das Dorf schweifen liess. Wie sie rasch feststellte befanden sich die meisten Bewohner auf den Feldern, lediglich ein paar alte Frauen liefen durch das friedliche Dorf, doch sie vermochten auch nicht die finstere Aura wahrzunehmen welche wie ein übler Gestank über dem Dorf lastete. Kikyo beschleunigte ihre Schritte und betrat die kleine Hütte. Sie fand niemanden vor. Als Kikyo aus der Holzhütte trat stand eine alte Frau vor ihr. Ihre Blicke trafen sich und das was Kikyo in den Augen der Alten las war Trauer, Die Einflüsse des harten Lebens hatten ihre Spuren hinterlassen. „Vor vielen Jahren weilte eine Miko in unserem Dorf, welche ihnen sehr ähnlich sieht“, sagte die alte Frau und blickte zu Kikyo empor. „Sie war voller Güte und Hingabe…doch sie ist schon lange gestorben.“ Kikyo wandte sich um, um weiterzugehen, doch dann sagte die Frau noch etwas. „Sie sind wegen dem unheimlichen Geist im Innern des Brunnens gekommen, nicht wahr Miko-sama?“ Kikyo blieb abrupt stehen und drehte sich um. „Ein Geist?“, wiederholte sie und blickte die Alte prüfend an. „Ich spüre die Gegenwart einer bösen Macht…es ist in dem alten Brunnen.“, antwortete die Frau und lief weiter ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Kikyo blickte ihr nach, bis sie zwischen einer Häusergruppe verschwand und drehte sich dann zu der steinernen Treppe um.
 

„Nun geh schon endlich aus dem Weg!“, wiederholte Azarni drohend. „Das werde ich nicht!“, rief Touseki. Die gesamte Plattform löste sich in Millionen winziger Steinchen auf und flogen in weiten Kreisen um Touseki, während dieser langsam auf einem kleinen Stein zu Azarni herab flog. „Wie du willst!“, rief Azarni und hob ihre Hand weit über ihren Kopf, worauf mehrere dutzend Ranken aus der Blüte schossen, Touseki lächelte mild und zog zwei scharlachrote Blätter hervor und befestigte sie an zwei herumsausenden Steinen. Die Steine waren so klein, so dass es aussah, als ob die Blätter allein durch die Luft, genau auf Azarnis Ranken zurasten. Die Ranken schossen durch die Blätter hindurch und diese schienen zu rotem Staub zu zerfallen, doch dann geschah etwas Seltsames. Der rote Staub legte sich auf die Ranken und rasten an ihnen herab, bis zur Shibotsu-Blüte. Kaum hatten sie die Blüte erreicht explodierte diese! Schreiend taumelte Azarni zurück und presste mit der einen Hand die schmerzende Handfläche zu, Blut sickerte aus der Wunde, während die Ranken mitten in der Luft erstarrten und in den Abgrund fielen. „Was? Wie hast du das gemacht?!“, tobte Azarni und keuchte vor Schmerz. „Parasitenkäfer“, erwiderte Touseki wütend. „Du kannst mich nicht mit meinen eigenen Waffen schlagen!“, rief Touseki und hob seine Hand. „Jetzt wirst du dafür büssen, das Lebenswerk meiner Familie zerstört zu haben!“ Wütend zeigte Touseki mit seiner Hand auf Azarni, worauf die tausend kleinen Steinchen wie Hagel auf Azarni niedersausten. Schreiend warf sich Azarni zu Boden und griff nach ihrem Bogen, während die Steinchen immer wieder erbarmungslos auf sie niedersausten. Dann schwirrten die Steine zurück zu Touseki und bildeten um ihn einen gewaltigen Ring um ihn. Azarni richtete sich zitternd auf, ihre Haut war voller Schrammen und ihr Kimono zerrissen. „Vielleicht kann ich dich nicht mit deinen Waffen schlagen, aber mit meinen!“, rief Azarni, zog einen Pfeil aus ihrem Köcher. Der Schattenkristall in ihrer Brust schien förmlich zu explodieren, ein stechender Schmerz durchfuhr Azarni bei diesem Mal. Touseki liess die unzähligen Steinchen zu einem riesigen Felsbrocken verschmelzen und liess ihn mit einer Handbewegung auf Azarni zufliegen. „Hametsu no Ya!“, rief Azarni und schoss den Pfeil ab. Der Pfeil sauste geradewegs auf den gigantischen Brocken zu, langsam bildete sich seine zerstörerische Aura aus Miasma und durchbohrte den Stein wie weiche Butter und hinterliess nur wenige kleine Gesteinsbröckchen welche in alle Himmelsrichtungen davonflogen. Die Aura des Pfeils nahm langsam ab, doch seine magische Kraft schien eher zuzunehmen! Stein für Stein durchbrach er, bis er schliesslich unmittelbar vor Touseki war. Verzweifelt dirigierte Touseki Stein um Stein als Schutzschild vor sich, doch der Pfeil durchbrach jeden weiteren Stein, den Touseki ihm in den Weg stellte. Touseki liess den Stein unter sich zurückfliegen und wies weitere Steine in die Flugbahn des Pfeils.
 

Shippou und Kaede erreichten Kirara ebenfalls und wenige Augenblicke später flogen die Vier auf Kiraras Rücken los. „Ob er Azarni zurückhalten kann?“, fragte Shippou besorg und blickte nach unten, zu Touseki. „Sieht nicht so aus…“, antwortete Kaede ernst. Plötzlich erklang ein lautes Grollen über ihnen. Mit einem Mal erlosch die Lichtquelle über ihnen. Mit einem entsetzten Aufschrei deutete Shippou auf die herabstürzende Steinlawine. „Der Berg stürzt in sich zusammen!“, rief Miroku.
 

Die düstere Aura hatte so immens zugenommen, dass Kikyo eine leichte Übelkeit überkam. Fast erstaunt betrachtete sie die Waldlichtung, welche vor ihr lag. Hölzerne Trümmer lagen überall verstreut im Gras. Die alte Frau hatte die Wahrheit gesagt, der Ursprung der Aura schien im Brunnen zu sein. Auch wenn Kikyo vermutete, dass es sich dabei nicht um einen Geist handelte. Da entdeckte sie etwas. Über dem Brunnenschacht, zogen sich mehrere Fäden, wie ein Spinnennetz. In der Mitte des Netzes lag eine Ofuda. Die Schriftzeichen, welche mit schwarzer Tinte auf das längliche Papier geschrieben worden waren leuchteten bedrohlich. Kikyo registrierte, dass die Ofuda wohl als eine Art Blockade oder Barriere fungierte, indem der bannende Spruch auf dem Papier sich auf die Fäden übertrug. Das beunruhigende daran war aber, welche Aura von ihr ausging. Beinahe beifällig berührte Kikyo das Papierstück, worauf es augenblicklich verbrannte und mit ihm verschwand auch die lähmende Aura. Wessen Werk war das? Nur eine Miko mit ausgeprägten spirituellen Kräften ist in der Lage einen solchen Bannspruch aufrecht zu erhalten…aber die bösartige Energie… Kikyo verwarf den Gedanken aber sofort als sie in den Brunnen herabblickte. Verwirrt spähte sie in den dunklen Schacht hinab und von unten lugte Kagome, ebenso überrascht wie Kikyo zu ihr hinauf.
 

Tousekis fliegender Stein knallte gegen die Bergwand, nun konnte er nicht weiter zurückweichen! „Nein…wieso-“, fragte Touseki erstaunt, der Pfeil leuchtete noch ein letztes Mal in voller Kraft auf, durchbrach das letzte Steinschild und durchbohrte Tousekis Körper. Noch bevor er auf die Überreste der Plattform sank, war Touseki bereits gestorben.
 

Fortsetzung folgt...

再活性化の飲料 [Saikasseika no inryou]

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Azarni (薊) = japanischer Name der japanischen Distelblume

Misaki (美咲) = Schönheit (美) + Blüte (咲)

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Rückblende

Ein leichter Sommerregen ergoss sich hoch von dem Himmel über der kleinen Tempelanlage inmitten der grünen Ebene. Der ehrwürdige Tempel wurde von prächtigen Bäumen und tiefgrünen, hohem Gras umrandet. Von der kleinen Anhöhe, auf welcher der Tempel stand, führte ein Pfad hinweg in die Weiten der Wiese hinaus. Ein junges Mädchen stolperte den Weg durch den sanften Regen hinauf, welcher zu dem hölzernen Torbogen führte, der vor der Tempelanlage stand. Keuchend suchte das Mädchen unter einem Baum für kurze Zeit Schutz vor dem Regen, dann lief es weiter bis vor den Torbogen wo es innehielt. Einige Sonnenstrahlen durchbrachen die grauweisse Wolkendecke und liess die herabfallenden Regentropfen zu kleinen flimmernden Sternen werden. Das Mädchen betrachtete den hinter dem Torbogen liegenden Tempel. Einige Mönche hatten sich vor dem Tempelgebäude versammelt und diskutierten fröhlich miteinander. Da trat eine junge Miko, mit kurzen schwarzen Haaren hinter den steinernen Tempelmauern und trat unter den Torbogen, sie entdeckte das Mädchen und lief auf sie zu. Langsam liess sie sich zu dem fröstelnden Kind herab und setzte ihm den Strohhut auf, welcher sie zuvor getragen hatte. Vorsichtig blickte die Miko über ihre Schulter zurück, dann zog sie einen kleinen Brotleib aus ihrem Kimono und gab ihn dem Mädchen. „Hör zu, Azarni. Du sollst doch nicht immer herkommen…“, sagte die Miko traurig. Die kleine Azarni nahm das Brot dankbar an und blickte beinahe flehend zu der jungen Miko empor, „Bitte, ich habe doch sonst keinen Ort, wo ich“, doch die Miko unterbrach sie: „Ist schon gut, ich verstehe dich ja.“ Langsam liess sie sich neben Azarni unter dem Schutz des Baumes nieder und blickte zu der Baumkrone empor. Azarni fuhr sich mit ihrer Hand durch ihr braunes Haar und folgte dem Blick der Miko. „Kann ich nicht hier bleiben?“, fragte Azarni nach einer geraumen Zeit in der sieh zu der strahlenden Sonne geblickt hatte, welche sich aus dem wolkigem Meer aus Weiss befreite. „Azarni“, begann die schwarzhaarige Miko, es fiel ihr spürbar schwer zu antworten. „Du bist noch zu jung…zu jung um eine Ausbildung als Miko zu beginnen.“ Ein Lächeln erschien auf Azarnis Gesicht, was die Miko verwunderte. „Das heisst, dass ich eines Tages sicherlich hier bleiben darf, nicht wahr? Von diesem Tag an werden wir dann immer zusammen sein, nicht war, Misaki-sama?“ Misaki erwiderte Azarnis Lächeln und nickte langsam. „Das werden wir eines Tages.“ Azarni sprang freudig auf und spurtete bis zum Weg zurück. „Vielen Dank für das Brot, Misaki! Bis morgen!“, rief Azarni während sie den Weg hinunter auf die weite Ebene hinaus rannte. Misaki richtete sich auf und blickte ihr nach.

Ende Rückblende
 

Die Sonne war schon längst untergegangen und war einer gespenstisch dunklen Nacht gewichen, der Himmel war bewölkt, sodass man keinen einzelnen Stern weit und breit erblicken konnte. Der Berg Gouka glich einem gigantischen Trümmerhaufen. Von der Spitze des Berges war nichts mehr zu sehen, sämtliche Gesteinstrümmer lagen auf dem abgestumpften Wipfel. Ruckartig schrak Azarni aus ihren Erinnerungen auf und liess von der von hier aus sichtbare Ebene ab. Langsam kletterte Azarni auf einen Steinhaufen und sprang auf der anderen Seite herunter. Dann erblickte sie etwas zwischen vielen Steinen, eine kleine Glasscherbe. Langsam ging sie darauf zu und hob sie auf. An der Innenseite der Scherbe klebte eine leimartige, gelbe Flüssigkeit. Enttäuscht warf Azarni die Scherbe weg, worauf das klirrende Geräusch die Totenstille der Nacht durchbrach. Plötzlich begann der Schattenkristall in ihrer Brust erneut zu pochen. Offenbar pfeift Naraku sein Schosshündchen zurück. Dachte Azarni verbittert und lief direkt auf den Abgrund zu, doch während sie darauf zulief knisterte etwas hörbar unter ihren Füssen. Azarni ignorierte den pochenden Schattenkristall und senkte ihren Kopf, sie war auf einen kleinen Zettel getreten, welcher zwischen Glasscherben und verschütteter Flüssigkeit lag. Vorsichtig griff sie nach dem Zettel und hob ihn auf und liess ihn jedoch sofort wieder fallen! Azarni erkannte mehrere Fäden welche alle zu dem Zettel verliefen und wie sich nach näherer Betrachtung herausstellte war es kein gewöhnlicher Zettel. Misstrauisch beäugte Azarni die Ofuda und ihr Blick folgte den kleinen, kaum sichtbaren Fäden. Die meisten verschwanden unter dem Geröll und einige waren einfach durchgetrennt. Azarnis Augen weiteten sich, sie kannte diese so simpel erscheinende Konstruktion, auch wenn ihr nicht einfallen wollte woher…
 

Kagome richtete sich auf ohne Kikyo aus den Augen zu lassen und fragte ungläubig: „Kikyo?“ Kikyo wich einen Schritt zurück aus Kagome aus dem Brunnenloch kletterte und sich keuchend vor ihr aufrichtete. „Was tust du hier?“ Kikyos Augen schlossen sich, „Dasselbe könnte ich dich fragen, Kagome.“ Dann öffnete sie ihre Augen und ihr Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an. „Da ich vermute, dass du dazu nicht in der Lage bist…“, begann Kikyo und wies auf die Überreste der Blockade. Kagome betrachtete das lose Spinnenetz aus Fäden und den verbrannten Papierfetzen. „Dann hat das den Weg hierher blockiert“, stellte Kagome leise fest und blickte wieder zu Kikyo. „Wieso bist du zurückgekehrt, Kikyo?“, fragte Kagome noch einmal. Kikyo lachte leise, „Ich habe gehofft, dass genau du mir diese Frage beantworten könntest.“ Kagome trat einen Schritt näher an sie heran, doch Kikyo wandte sich um und lief langsam auf den Waldrand zu. „Kikyo! Wo willst du hin?“, rief Kagome und eilte ihr nach. „Folge mir nicht“, befahl Kikyo und wandte sich zu ihr um. „Seit ich die Welt der Lebenden verlassen habe hat sich einiges geändert. Die Aura des Bösen ist überall zu spüren und sie war noch nie so mächtig.“ Kagome erstarrte. „Naraku muss endgültig besiegt werden, ansonsten könnte es bald zu spät sein“, fuhr Kikyo in demselben entschlossenen Ton fort. „Du musst deine versiegelte Kraft befreien, du und…“ - sie legte eine hörbare Pause ein – „…Inuyasha benötigt sie.“ Und mit diesen Worten verliess Kikyo die Lichtung und liess Kagome zurück. Diese blieb vor dem zertrümmerten Brunnen stehen, tausende Fragen schwirrten in ihrem Kopf herum und blickte Kikyo nach. Wer hat Kikyo wiederbelebt? Naraku etwa? Aber was will er damit bezwecken? Und…und wie soll ich meine versiegelte Kraft befreien… Kagome entschied sich, dass sich die Fragen wohl kaum von selbst beantworten lassen würden und beliess es dabei. Dann fuhr sie auf dem Absatz herum und blickte in den Brunnen hinab. „Wenn das Portal hierher nun wieder geöffnet ist…“, doch sie sprach den Satz nicht zu Ende sondern sprang ohne weiteres in den Brunnen herab und verschwand.
 

Langsam drangen die gleissenden Sonnenstrahlen durch Kagomes zugezogene Vorhänge und beleuchteten ihr Zimmer. Die Tür war offen und neben ihr stand Kagomes grosser, gelber Rucksack. Auf ihrem Schreibtisch lagen ihre Schulbücher verteilt und darauf Kagomes Kopf. Geblendet von den Sonnenstrahlen erwachte Kagome langsam und richtete sich auf. „Oh nein! Ich wollte doch schon gestern Nacht aufbrechen!“, gähnte sie und stand auf, dann bemerkte sie Inuyasha und ihr Herz begann plötzlich zu pochen. Heute kehre ich mit Inuyasha wieder in die feudale Zeit Japans zurück…ich hoffe den Anderen geht es gut…und…ein beklemmendes Gefühl machte sich in Kagome breit, dann besann sie sich und sprang auf: „Nein! Ich darf die Hoffnung nicht aufgeben! Inuyasha wird wieder aufwachen! Wir werden ihn heute retten!“, rief Kagome und zog die Vorhänge zurück und öffnete das Fenster. Die kühle und erfrischende Morgenluft drang in ihr Zimmer. „Ja!“, sagte Kagome und holte tief Luft und rannte aus dem Zimmer um ihre Sachen zu packen.
 

Und gerade als Kagomes Mutter Kagome lächelnd ihre frisch gewaschene Schuluniform

sowie einige liebevoll zubereitete Reissbällchen, welche sie in eine hölzerne Schachtel gelegt hatte, landete Kirara vor Kaedes Dorf. Kaede kletterte keuchend von Kirara herunter, „Das nächste Mal reite ich lieber auf einem Pferd.“, sagte sie langsam und lächelte. „Danke, Kaede-sama. Ohne sie hätten wir den Berg Gouka nie gefunden!“, rief Miroku. Dann verwandelte sich Kirara von Feuer umgeben in ihre ursprüngliche Gestalt zurück und sprang in Sangos Arme. „Schnell! Wir müssen zum Brunnen! Vielleicht wartet Kagome dort!“, rief Shippou aufgeregt und hüpfte die vielen Treppen neben Kaedes Haus empor. Miroku begutachtete noch einmal die kleine Phiole mit der grünlichen Flüssigkeit, legte sie dann zurück in seinen Ärmel und folgte, zusammen mit Sango Shippou. „Wir können es nur hoffen…immerhin wissen wir nicht, was bei ihrem Kampf mit Azarni passiert ist.“
 

Rückblende

Die junge Azarni sass lächelnd auf dem Ast, welcher direkt unter der prachtvoll grünen Baumkrone leicht über die Tempelmauer ragte und beobachtete die beschäftigten Mönche bei ihrem Treiben. Ein kühler Wind fegte durch die Blätter und liess Azarnis zwei lange, seitliche Haarsträhnen verspielt aufwirbeln. Da entdeckte sie Misaki und winkte ihr zu, die junge Miko sah sie nicht, offenbar war sie in eine Arbeit vertief. Azarni strengte sich an um zu sehen, was Misaki tat. Als die Miko fast direkt unter dem Ast hindurch lief, auf dem Azarni sass, konnte Azarni erkennen mit was sie beschäftigt war: sie knüpfte mehrere Schnüre zusammen. Azarnis Blick folgte ihr zu einem Priester, welcher das Werk der Miko einen Moment lang prüfend betrachte und dann lächelnd nickte und sie ihr abnahm. Als Misaki wieder auf sie zukam winkte Azarni ihr erneut zu und dieses Mal sah sie Misaki und erwiderte ihr Winken mit einem Lächeln. Langsam schritt sie zu dem Baum und blickte zu Azarni hinauf. „Und, bist du hungrig?“, fragte Misaki. Azarni nickte und Misakis Gesicht zierte ein warmes Lächeln…

Ende Rückblende
 

Erneut hatte Kagomes Mutter ihr geholfen Inuyasha bis zum alten Schrein zu tragen, in dem der Brunnen stand, welcher diese Epoche mit der feudalen Epoche Japans verband. „Was ist eigentlich mit deinem Freund?“, fragte Kagomes Mutter, während sie am Eingang des Schreins stand und etwas verwundert zu Kagome herabblickte, welche auf dem Rand des Brunnens hockte. „Mama! Er…er…er…“, begann Kagome und errötete. „Schon gut, du brauchst es mir nicht zu erklären. Sei vorsichtig, ja?“, sagte Kagomes Mutter und lächelte. „Ja, Mama!“, rief Kagome und liess sich in den Brunnen fallen. Langsam schloss Kagomes Mutter die Schiebetüren des Schreins, bis der Brunnen in der Dunkelheit verschwand.
 

„Ich hätte auf dieser Seite auch eine Leiter anbringen sollen!“, seufzte Kagome und überlegte wie sie jetzt mit Inuyasha aus dem Brunnen kommen sollte. Dann verdunkelte ein Schatten die Sonne über dem Brunnen. „Kagome? Bist du das?“, rief Shippou zu ihr herunter. „Shippou!“, rief Kagome, sie hätte es sich nicht erträumt, wie erfreut sie war ihre Freunde wieder zu sehen. „Miroku! Sango! Es ist Kagome!“, rief Shippou und entfernte sich von der Öffnung.
 

Wenige Augenblicke später konnten Kagome und der leblose Inuyasha mit Sangos und Mirokus Hilfe aus dem Brunnen gezogen werden. „Ich bin so erleichtert, dass es euch allen gut geht!“, sagte Kagome überglücklich. „Auch wir sind froh, dich wieder zu sehen Kagome!“, rief Shippou und hüpfte voller Freude um Kagome herum. „Kagome, wir haben einen Heiltrank für Inuyashas Erstarrung gefunden.“, sagte Miroku und zeigte Kagome die kleine Phiole. „Ich wusste dass ihr es schaffen würdet!“, flüsterteKagome und betrachtete den Inhalt der Phiole. „Ich weiss gar nicht wie ich…“, begann sie, doch Sango unterbrach sie: „Du brauchst uns für nichts zu danken, Kagome! Schliesslich haben wir alle uns Sorgen um Inuyasha gemacht!“ Kagome nickte nur und betrachtete die kleine Phiole.
 

Sie hatten sitzend einen kleinen Halbkreis um Inuyasha gebildet, welcher starr im Gras lag. „Bitte wach wieder auf!“, flüsterte Kagome und griff nach dem vergoldeten Korken der Phiole. Angespannt blickte Shippou von Inuyasha zu der Phiole und wieder zurück. Mit einem leisen Plop! zog Kagome den Korken aus dem Flaschenhals. Ein kleiner, grüner, silbrig glitzernder Rauchfaden stieg aus der Phiole auf und ein thymianähnlicher Geruch breitete sich aus. Nervös beugte sich Kagome langsam über Inuyasha und öffnete seinen Mund. Er wird es schaffen, er wird wieder aufwachen! Dachte Kagome und hob das kleine Fläschchen über Inuyashas Mund. Dann drehte sie die Phiole behutsam und liess die geleeartige, grüne Flüssigkeit in Inuyashas Mund tröpfeln. Tropfen um Tropfen, langsam leerte sich der Inhalt der Phiole bis auch der letzte Tropfen in Inuyashas Mund gefallen war. Gespannt blickten alle auf Inuyasha, Kagome zitterte, sie konnte die Spannung nicht mehr aushalten, sie wünschte sich, dass Inuyasha jetzt endlich wieder erwachen würde…dass Inuyasha endlich wieder bei ihr war. Regungslos blieb Inuyasha im Gras liegen, während eine leichte Brise durch die Gräser strich und sie sanft aufwirbeln lies. Für einen Bruchteil einer Sekunde schoss Kagome der Gedanke durch den Kopf, dass Inuyasha nicht aufwachen würde, doch dann wurde der Wind plötzlich stärker. Sausend wirbelte er um Inuyasha und blies die Grasbüschel auseinander und rüttelte an den Bäumen. Erstaunt blickte Kagome umher, dann wandte sie sich zu Inuyasha. Ein hell scheinendes, leicht grünliches Licht umgab ihn, während der Wind wild seine Haare zerzauste und an seinem feuerroten Kimono zerrte. Dann war es vorbei, das Licht pulsierte hell auf und verschwand dann in Inuyashas Körper und der Wind legte sich. Langsam zuckten Inuyashas Augen und dann öffneten sie sich. Stöhnend erhob er sich und fuhr über seine Stirn. Ein warmes Gefühl hatte Kagome von dem Augenblick an durchdrungen, als Inuyasha seine Augen aufschlug und liess ihr Herz wie wild schlagen. „Inuyasha!“, rief Kagome überglücklich und liess sich neben Inuyasha auf die Knie fallen und umarmte ihn. Etwas überrascht drehte sein Gesicht zur Seite und erkannte Kagome. „K…Kagome du bist es…“, sagte Inuyasha langsam und bemerkte dass Kagome weinte. „Ich dachte…ich dachte, dass ich dich für immer verloren hätte, Inuyasha.“, flüsterte Kagome und blickte Inuyasha lächelnd in die Augen. „Ich glaube wir sollten die beiden etwas alleine lassen.“, sagte Miroku zu Sango und lief hinter den nächsten Baumstamm, gefolgt von Shippou welcher zufrieden zu Kaedes Dorf zurücklief. „Als sich langsam die Dunkelheit in mir ausbreitete…hatte ich Angst.“, begann Inuyasha und blickte traurig in Kagomes Augen. „Als ich erneut spürte, wie ich langsam in einen traumlosen Schlaf glitt…als Kikyou mich damals mit einem Pfeil an den Baum heftete kam mir der ewige Schlaf recht, ich dachte ich könnte nicht mit dem Schmerz leben, von ihr betrogen worden zu sein. Doch dieses Mal…ich wollte nicht wieder in die Dunkelheit versinken…ich wollte bei dir sein Kagome!“, sagte Inuyasha und nahm Kagome ebenfalls in die Arme und drückte sie fest an sich. „Du weißt doch, dass ich …dass ich nie von deiner Seite weichen werde! Ich werde dich immer so beschützen, wie du mich beschützt…“
 

Dann sassen sie schweigend da und lagen sich in den Armen, hinter ihnen der Knochenfresserbrunnen, daneben Kagomes Rucksack…
 

Rückblende

Die Finsternis der Nacht hatte die Ebene in ihrer Gewalt, doch Azarni wusste wohin sie

lief. Voller Freude rannte sie den Weg entlang, welcher sich zwischen Bäumen zu der

kleinen Anhöhe hinschlängelte, auf welcher der Tempel stand. Endlich ist es soweit!

Heute darf ich endlich mit der Ausbildung als Miko beginnen! Misaki, ich komme!

Dachte Azarni voller Vorfreude und erblickte vor sich die Tempelanlage. Ein helles Licht

strömte von dem Inneren des Tempels in die Nacht hinaus…schwarzer Rauch stieg aus

einem Dach empor. Azarni stockte und erstarrte. Fassungslos betrachtete sie die

lodernden Flammen welche von überall her aus dem Tempel stachen. „MISAKI!“, schrie

Azarni und spurtete los.
 

Fortsetzung folgt…

Eine dunkle Vergangenheit und eine ungewisse Zukunft

Rückblende

Fassungslos betrachtete Azarni die lodernden Flammen welche von überall her aus dem Tempel stachen. „MISAKI!“, schrie Azarni und rannte los.
 

Als Azarni näher kam hörte es die lauten Schreie und ein markerschütterndes Gebrüll,

welches nicht aus einer menschlichen Kehle stammen konnte. Sie bremste vor dem in Flammen stehenden Torbogen ab und betrachtete den Tempelhof, ihr Gesicht wurde schneeweiss. Das Feuer wütete hier überall, doch überall standen Priester und kämpften, gegen was konnte Azarni im ersten Moment nicht erkennen, doch dann… Plötzlich zerrte eine Hand an ihr und riss sie zur Seite. Wo sie vor wenigen Sekunden gestanden hatte brannte nun ein hell loderndes Feuer auf, doch das war es nicht was Azarni erschreckte. Über der Stichflamme flog ein einäugiges Scheusal, ein Youkai. Seine Haut war dunkel, doch dank des flackernden Lichtes der Flammen konnte man ihn klar und deutlich erkennen. Hinter seinem Rücken hervor ragten zwei mächtige Fledermausflügel und in seiner Hand hielt der Youkai etwas, was Kagome wohl an eine Laterne erinnert hätte. Der Youkai richtete die Laterne auf Azarni und aus ihr schoss ein Flammenstrahl! Erneut wurde Azarni gerade noch gerettet. Als sie sich umdrehte erkannte sie ihren Retter. Es war derselbe Mönch, für welchen Misaki diese Schnüre geknüpft hatte. „Wieso bist du hier, mein Kind?“, fragte der Mönch und rannte mit Azarni hinter einen herab gestürzten Balken. „Wo ist Misaki?“, schrie Azarni den Tränen nahe. Doch der Priester konnte ihr nicht mehr antworten, denn als er den Mund öffnete wurde er plötzlich in die Höhe gerissen. Ein schauderhaftes Lachen erklang und als Azarni hochsah erkannte sie einen weiteren fliegenden Youkai. Ohne weiter nachzudenken stand Azarni auf und rannte los.
 

Sie bahnte sich ihren Weg durch die Flammen auf eine Gruppe Mönche und Priester zu, welche im Zentrum des Hofes den Youkai Widerstand leisteten. Gerade als Azarni die Gruppe erreicht hatte schoss ein lodernder Feuerball in die Menge und eine wuchtige Explosion riss Azarni von den Füssen. Die Youkaischaren wüteten weiter umher als die junge Azarni mit Tränen in den Augen sich aufrichtete und hustete. Überall um sie herum lagen tote, verbrannte Leichen der Priester und der Mikos die in diesem Tempel gelebt hatten, doch von Misaki, welche Azarni geholfen hatte war keine Spur. Schluchzend lief Azarni zwischen den brennenden Trümmern umher und suchte die junge Frau. Plötzlich vernahm sie eine Stimme hinter sich: „Mädchen, verschwinde von hier!“ Azarni wandte sich um und erblickte einen alten Priester. Er lief durch den Rauch auf sie zu, doch plötzlich stürmte ein spinnenartiges Wesen auf den Priester zu und warf ihn zu Boden! Schreiend rannte Azarni davon und wurde kurz darauf von jemanden in die Arme genommen. „Du solltest doch weggehen!“, flüsterte ihr eine bekannte Stimme zu. Einige Pfeile erledigten den Spinnenyoukai, doch es kamen weitere Youakis. Mit gierigen Augen blickten sie auf die wenigen Priester und Mikos herab, die noch lebten und umringten sie. „Verschwindet!“, schrie einer der Priester und schleuderte einem der Youkai eine Ofuda entgegen, doch die Wirkung des kleinen mit Schriftzeichen versehenen Zettelchens blieb aus. Azarni schloss die Augen und hörte den lauten Aufschrei des Mönches und klammerte sich fest an Misaki. Laut schrieen die Youkai auf und stürzten sich auf die Gruppe. Die junge Miko stellte sich vor Azarni und schoss mit Pfeilen auf die Youkai die immer wieder versuchten sie anzugreifen. „Komm, schnell!“, rief sie und zerrte Azarni mit sich. Schmerzensschreie drangen zu Azarni, sie versuchte sie zu überhören und schloss weinend ihre Augen. Dann blickte sie hilfesuchend zu der Miko empor und erblickte einen nachtschwarzen Vogel über ihnen. Die dunkelroten Augen des Vogelyoukais suchten den Boden unter ihm nach Beute ab. Er war in dem Rauch fast nicht zu erkennen, doch dann setzte er plötzlich zum Sturzflug an. „Pass auf!“, schrie Azarni, die Miko wandte sich um, doch es war zu spät. Azarni wurde zu Boden geworfen und die Hand der Miko wurde ruckartig von ihr gezerrt. „NEIN!“, schrie Azarni weinend und hob ihre Hände.
 

Immer wieder schrie sie laut auf, dann durchfuhr sie ein Impuls. Nein! Es darf sie nicht töten! Dachte Azarni immer und immer wieder. Ich muss ihr helfen! Langsam erwachten die uralten Mächte in ihr und drangen langsam durch ihre Hände. Ein dunkel leuchtender Strahl schoss aus Azarnis Handflächen und erfasste den Vogelyoukai. Mit einem wilden Heulen liess er die Miko fallen, doch Azarni liess nicht von ihm ab. Der dunkle Energiestrahl, der aus ihren Händen schoss durchtrennte zischend einen Flügel des Vogels, dann explodierte der Youkai. Azarni liess ihre Hände langsam sinken und blickte fassungslos ihre Handflächen an. Zerstörte Mauerteile und ausgerissene Bäume bedeckten die Leichen der Tempelbewohner. Die junge Azarni wischte den Russ von ihren zerfetzten Kleidern und lief langsam auf die am Boden kauernde Misaki zu. Aus ihrer Schulter drang Blut, doch ansonsten schien sie nicht weiter verletzt zu sein. „Geht…geht es dir gut?“, fragte Azarni und lächelte. Doch dann erschrak sie als sie das Gesicht der Miko sah. Angst und Entsetzen spiegelte sich in dem Gesicht Misakis wieder. Langsam stand sie auf und blickte auf Azarni herab. „Wer bist du?“, fragte sie leise. „Was?“, fragte Azarni. Die Miko blickte zu Azarnis Händen herab, „Azarni…du darfst nicht mehr hierher kommen, nie mehr!“ Azarni konnte es gar nicht fassen, was die Miko gerade eben gesagt hatte. Misaki welche ihr immer wieder am Torbogen des Tempels Essen und Trost gespendet hatte, die Misaki mit der sie gelacht und auch geweint hatte…ihre einzige Freundin. „Aber wieso - ?“, wollte Azarni fragen doch Misaki unterbrach sie: „Azarni, in dir lebt die Kraft einer Höllenpriesterin!“ Azarnis Augen weiteten sich. „Was…was bedeutet das?“, fragte sie langsam und blickte auf Misakis blutverschmiertes Kimono-Hemd hinab. „Sowie es das Gute gibt, muss es das Böse geben…“, keuchte Misaki. „Du kannst dich doch noch an das Shikon no Tama erinnern, von dem ich dir einst erzählt habe, oder?“ Die Miko presste ihre Hand auf die blutende Wunde an ihrer Schulter, Azarni nickte nur. „Das Juwel kann entweder gut oder böse sein. Diese Kräfte stehen im ständigen Kampf gegeneinander.“ Misaki hustete und stützte sich auf ihre Handflächen. Azarni beugte sich besorgt zu ihr herunter. „Einst wurde eine Miko beauftragt das Juwel vor der Finsternis zu beschützen und es zu läutern. Bei einer solchen Läuterung wird die lichte Kraft Nouhi gestärkt und die finstere Seite des Juwels, Magatsushi unterdrückt.“ Azarni versuchte ihren Worten zu folgen, doch so sehr sie sich auch zu konzentrieren versuchte konnte sie ihren Blick nicht von Misakis blutender Schulter abwenden. „Ist es sehr schlimm?“, fragte Azarni. Plötzlich nahm Misakis Gesicht einen ernsten Ausdruck an und sie richtete sich langsam auf. „In uralten Aufzeichnungen aus der Muromachi-Epoche steht das die spirituellen Kräfte eines jeden Wesens ob gut oder böse aus den Geistern dieser beiden Mächte im Shikon no Tama entspringen.“ Hinter Misaki war ein lautes Bersten und das dröhnende Krachen mehrerer grosser Gegenstände zu hören, doch die Miko wandte ihren Blick nicht von Azarni ab. „Magatsushi ist der Ursprung deiner Kräfte…Azarni…“ Misaki hielt inne, es fiel ihr sichtlich schwer weiter zusprechen. „Der finstere Schatten aus den Abgründen der Hölle, Magatsushi hat dich ausersehen den lichten Geist Nouhis aus dem Juwel zu bannen, sodass das Juwel in ewiger Finsternis gehüllt wird.“ Azarni schrak zurück, „Aber…ich…ich bin doch keine böse Person! Ich-“ Doch Misaki unterbrach sie: „Azarni! Du musst von hier verschwinden! Deine Kräfte würden ansonsten deinen Tod bedeuten, niemand der Priester würde erlauben dich am Leben zu lassen!“ Azarni hörte die Worte Misakis, doch sie sträubte sich innerlich dagegen sie zu akzeptieren. „Ich will dich aber nicht verlassen! Ich kann mich doch weiterhin in den Wäldern verstecken und-“ Misaki schloss ihre Augen, doch als sie ihre Augen wieder öffnete las Azarni Zorn in ihnen. „Du musst von hier verschwinden! Verstehst du denn nicht? Sie würden dich töten!“ - Azarni fuhr zusammen – „Jetzt verschwinde endlich!“, schrie Misaki und stiess die junge Azarni von sich. Azarni taumelte ein paar Schritte zurück und blickte ungläubig in Misakis Gesicht, dann fuhr sie herum und rannte davon.
 

Kaum war sie im dichten Gemisch aus dem schwarzen Rauch und den Schatten der Nacht verschwunden verschwand Misakis aufgesetzte Wut. Tränenflüssigkeit sammelte sich in Misakis Augen. „Es tut mir leid…Azarni“, flüsterte sie. „Deine Kräfte…man hätte dich getötet, ohne darauf zu achten wer du bist.“ Langsam wandte sie sich ab und schloss ihre Augen. „So ist es besser, glaub mir…“
 

Langsam verschwand die Ruine welches einst Azarnis einziger Zufluchtsort gewesen war und eine wohlbekannte Dunkelheit umgab sie…

Ende Rückblende
 

In den Jahren danach habe ich Misaki nie wieder gesehen…Dachte Azarni während sie durch die weite Grasebene lief. Hinter ihr ragte der abgestumpfte Berg Gouka drohend in die Höhe. …ich hatte mich vielmehr damit beschäftigt herauszufinden wer ich eigentlich war. Eine Höllenpriesterin. Eine Gesandte der Finsternis welche dazu verdammt ist die Welt in eine ewige Dunkelheit zu hüllen? Azarni hielt an und blickte zur Sonne empor. Aber nur weil…nur weil... Immer wieder erschien ihr Misakis Gesicht und mit ihm die letzten Worte welche sie von ihr gehört hatte. Azarni verwarf den Gedanken und holte tief Luft. Durch meine Kräfte habe ich Sämtliches verloren, was mir einst wichtig war. Azarni lief entschlossen weiter auf die kleine Hügelgruppe in der Ferne zu. Magatsushi… Azarnis Gesichtsaudruck verdüsterte sich. Doch schon sehr bald werde ich meine Bestimmung ändern…bald… Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht erschien weit vor ihr Narakus Schattenfeste inmitten eines wogendem Meer aus Schwärze. Der Schattenkristall pochte leise und forderte Azarni auf weiterzugehen. Azarni lief langsam auf das Schloss zu, etwas berührte ihr Gesicht. Erschrocken strich sie mit ihrer Hand über ihre Wange und erkannte einen glitzernden Schimmer in ihrer Hand. Mit einem leisen Seufzer wischte sie sich die Träne aus ihren Augenwinkeln und lief weiter.
 

Währendessen sassen Inuyasha und Kagome immer noch in der Nähe des Brunnens auf einem kleinen Grashügel und blickten auf Kaedes Dorf hinab. „Hast du Hunger?“, fragte Kagome und wandte ihren Blick von dem kleinen Dorf ab und blickte in Inuyashas Gesicht. „Ich…“, begann Inuyasha, doch Kagome durchwühlte ihren Rucksack und holte die Schachtel in der die Reissbällchen welche ihre Mutter für sie zubereitet hatte hervor. Behutsam stellte sie die Schachtel neben sie und Inuyasha und öffnete den Deckel. Gleichzeitig griffen sie und Inuyasha nach den Stäbchen, ihre Hände berührten sich, doch Kagome zog ihre Hand nicht zurück. Langsam errötete sie, sie konnte es förmlich spüren, denn plötzlich schien ihr ganzer Körper zu pulsieren. Sie blickte auf und blickte direkt in Inuyashas Augen, langsam umklammerte er ihre Hand. Dann hob Inuyasha langsam seine andere Hand und fuhr über Kagomes Wange, langsam kamen sie sich näher. Kagomes Herz begann wie wild zu pochen, sie konnte schon Inuyashas Atem spüren, dann: „Hey! Wieso hast du mir nicht gesagt Kagome, dass du extra Reissbällchen für uns gemacht hast!“, rief Shippou. Sofort zuckten Kagome und Inuyasha zurück und wandten ihre Blicke voneinander ab. Shippou spurtete zu ihnen und blickte hungrig auf die verschiedenen Reissbällchen. Dann blickte er etwas irritiert zu Kagome, dann zu Inuyasha. „Ähm…ist etwas?“, fragte Shippou neugierig und griff nach einem Reisball. BANG! „Nein, es ist gar nichts!“, knurrte Inuyasha und hob seine Faust von Shippous Kopf. „Aua! Sei doch nicht immer so grob zu mir!“, heulte Shippou und rieb seinen schmerzenden Kopf. Dann gesellten sich schliesslich auch noch Sango und Miroku zu den Drei.
 

Als sie sämtliche Reissbällchen gegessen hatten begannen Sango, Miroku und Kagome Inuyasha abwechselnd zu erzählen, was alles in der Zeit, als Inuyasha erstarrt war, geschehen ist. „Diese elende Azarni!“, murmelte Inuyasha und ballte wütend die Fäuste. „Wenn ich sie das nächste Mal treffe, werde ich sie erledigen! Das schwöre ich euch!“ Miroku schüttelte den Kopf, „Ich kann es ja verstehen, dass du dich an ihr rächen willst, Inuyasha aber ihre Kräfte sind um einiges stärker geworden, auch wenn wir noch nicht wissen wie.“ Ratlos blickten sie zu Boden, „Aber wie können wir sie denn aufhalten?“, fragte Sango langsam und sah auf. „Ganz einfach!“, meinte Inuyasha und sprang auf. „Was auch immer ihre Kräfte verstärkt, ohne es verliert sie ihre zusätzlichen Kräfte“ Shippou seufzte, „Meinst du eigentlich, dass wir so blöd sind? Was auch immer ihre Kräfte verstärkt wird sie wohl bei sich tragen um es zu überwachen. Wenn du es ihr abnehmen willst musst du gegen sie kämpfen und ich kann mich noch genau daran erinnern, dass Miroku vor wenigen Augenblicken gesagt hat, dass ein direkter Angriff ziemlich waghalsig wäre!“ BANG! Erneut hatte Inuyasha Shippou einen Fausthieb verpasst. „Dann bring du doch einen besseren Plan!“, meinte Inuyasha beleidigt. „Du musst ihm ja nicht gleich immer die Faust auf den Kopf rammen.“, murmelte Kagome und blickte lächelnd in den Himmel. Es ist fast alles wieder so, wie früher…dachte Kagome und blickte Inuyasha und Shippou lächelnd beim Fortsetzen ihres Streits zu. Dann fiel ihr plötzlich etwas ein. „Hört ihr mir mal zu!“, doch Inuyasha und Shippou schienen keineswegs daran interessiert zu sein ihren Streit zu unterbrechen, wenn sie Kagomes Aufforderung überhaupt gehört hatten. Sango und Miroku seufzten. „Ich kann mir schon denken was jetzt gleich kommen wird“, flüsterte Sango Miroku zu. Dieser nickte nur und verfolgte amüsiert das weitere Geschehen. „Inuyasha…SITZ!“ Der Rosenkranz um Inuyashas Hals begann hell zu leuchten und zog in Augenblicklich in Richtung Boden. Inuyasha bäumte sich wütend auf und wollte zu einer Antwort ansetzen, doch da erstarrten er und Kagome beinahe augenblicklich als sie die Gestalt am Waldrand entdeckten.
 

Auch Sango und Miroku richteten sich staunend auf, die Stimmung hatte sich schlagartig geändert und sogar Shippou verstummte und folgte den Blicken der Anderen. „Ki…Kikyo?“, fragte Inuyasha ungläubig und wandte sich von Kagome ab. Mit langsamen Schritten lief Kikyo auf die Gruppe zu. „Das war es also, was Kagome-sama uns noch sagen wollte“, bemerkte Miroku als er sah, dass Kagome wohl am wenigsten überrascht war Kikyo lebendig zu sehen. „Du…lebst?“, fragte Inuyasha langsam und lief einige Schritte näher an sie heran. Kikyo überging seine Frage, sie ging an ihm vorbei ohne ihn auch nur anzublicken und lief auf Sango, Miroku und Kagome zu. Inuyasha schaute ihr verdutzt nach, ein seltsamer Ausdruck erschien ihn seinem Gesicht, welcher Kagome einen schmerzhaften Stich versetzte. „Ich muss etwas wissen“, begann sie. „Befindet sich das Juwel immer noch in Narakus Besitz?“ Es war Miroku, welcher ihre Frage beantwortete: „Wahrscheinlich. Immerhin war Azarni nicht mehr im Besitz des Shikon no Tama, also hat er es ihr wieder abgenommen. Aber wenn ihr mir die Frage gestattet, Kikyo-sama…war er es auch welcher euch wiedererweckt hat?“ Kagome fragte sich im ersten Moment wie Miroku wohl so schnell auf Naraku gekommen war, doch dann verwarf sie die Frage und blickte zu Kikyo. „Selbst wenn es so wäre, macht das jetzt für mich keinen Unterschied mehr…“, antwortete sie, dann wandte sie sich um. „Das war alles was ich wissen wollte.“ Entschlossen lief sie auf den Waldrand zu, doch dann hielt sie inne. „Kagome.“ Überrascht schrak Kagome aus ihren Gedanken auf und blickte fragend zu Kikyo. „Du musst deine vollständige Kraft zurückerlangen, sie ist der Schlüssel zu Naraku.“, „Es gibt also einen Weg das Siegel zu brechen?“, fragte Kagome, worauf Kikyo sich nochmals zu ihr umdrehte. „Es überrascht mich, dass du überhaupt davon weisst, aber ja es gibt einen.“ Ohne auf weitere Worte Kagomes zu warten fuhr sie fort: „Nicht nur Naraku, sondern auch die dunklen Mächte im Innern des Juwels fürchten dich, deshalb haben sie deine wahren Kräfte auch versiegelt. Du musst an den Ort gehen, an dem das Siegel errichtet wurde…“ Miroku vollendete den Satz: „Die Höhle nahe dem Dämonenjäger-Dorf.“ Kikyo nickte und entfernte sich in Richtung Wald, bis sie sich buchstäblich in Luft auflöste. „Woher wusstest du, dass jenes Siegel in der Höhle errichtet wurde?“, fragte Sango verwundert. Mirko antwortete nicht sofort, er blickte für einige Augenblicke wortlos in den Wald, dann drehte er sich zu Sango um. „In dieser Höhle fand das Shikon no Tama seinen Ursprung. Mir fiel in dem Moment kein anderer bedeutender Ort ein.“ An Sangos Gesicht war deutlich abzulesen, dass sie wohl eine etwas aufschlussreichere Antwort erwartet hatte, doch sie beliess es dabei. „Ich glaube für heute haben wir genug hinter uns, ich würde vorschlagen, dass wir morgen zu den Ruinen des Dämonenjäger-Dorfes aufbrechen“, sagte Miroku und machte sich auf um ins Dorf zurückzukehren. Sango folgte ihm, doch nicht bevor sie noch einen Blick auf Kagome und Inuyasha geworfen hatte. Mit einem kaum hörbaren Seufzer verliess sie zusammen mit Shippou die Lichtung.
 

Die Wiese war immer noch von Holzsplittern unterschiedlicher Grösse übersät und die Sonne versank auch schon langsam hinter den Bäumen. Inuyasha stand immer noch da, sein Blick war auf die Stelle gerichtet, an welcher Kikyo verschwunden war. Sein Blick war vollkommen ausdruckslos und als Kagome neben ihn trat kehrte nur ein Hauch der Lebendigkeit welche sie in den vergangenen Stunden in ihnen gelesen hatte wieder. „Dich scheint es ja ziemlich zu bekümmern, dass Kikyo kein einziges Wort mit dir gesprochen hat“, meinte Kagome und versuchte ihrer Stimme eine leichte Spur an Humor beizufügen, doch es misslang ihr. „Was hat das für einen Sinn?“, fragte Inuyasha plötzlich als sie eine Weile lang da gestanden hatten. „Was?“, „Wieso hat Naraku Kikyo wiederbelebt?“ Kagome wusste keine Antwort darauf, doch sie stellte fest, dass Inuyasha gar keine Antwort erwartet hatte. Sie blickte in sein Gesicht und entdeckte, dass sein Blick wieder normal geworden war. „Also werden wir morgen wieder aufbrechen!“, sagte er und lief los. Kagome folgte ihm mit einem Lächeln, „Ja. Morgen…“
 

Fortsetzung folgt…

Das Siegel, Teil I

Die düsteren Dächer des Schlosses ragten vor der orangfarbenen Sonne, welche strahlend am grünen Horizont aufging. Azarni warf ihr einen beinahe sehnsüchtigen Blick zu. Sie spürte bereits jetzt die Unbehaglichkeit welche durch das Schloss ausgelöst wurde, Azarni blieb stehen. So vieles hier erinnerte sie…an Misaki. Derselbe frische, leichte Geruch von Gras lag in der Luft und die Strahlen der Sonne drangen hinter dem Schloss hervor. Als Azarni ihre Augen schloss und tief einatmete und ihre Lieder daraufhin wieder öffnete zersprang die edle Tempelanlage und machte Narakus finsterer Schattenfeste platz. Ein leichtes Pochen in ihrer Brust erinnerte sie daran weiterzugehen, doch Azarni betrachtete das nostalgische Bild noch etwas länger, bevor sich ihr Blick senkte und sie weiterging. Die wuchtigen Holztüren schwangen lautlos auf als Azarni auf sie zuging und schlossen sich ebenso leise wieder. Narakus Festung war eindeutig grösser geworden. Hätte Azarni die zwei Gestalten am Anfang des gigantischen Hauptgebäudes nicht gesehen, hätte sie sich wohl hoffnungslos verlaufen. Während sie auf Naraku und die andere Person, welche sie nicht erkennen konnte, zulief sah die Höllenpriesterin sich aufmerksam um. Zwei riesige Pagoden flankierten das nun kaum mehr sichtbare Holztor. In dieser Festung schien es immer noch Nacht zu sein, denn als Azarni zum Himmel emporblickte war nur noch düstere Schwärze zu erkennen. Sie kam an einigen kleineren Gebäuden vorbei, bis sie schliesslich durch einen Tunnel, welcher quer durch eine prachtvoll gebaute und von goldenen Drachenstatuen bewachte Baut vor dem Hauptgebäude ankam. Azarni konnte gerade noch einen Gesprächsfetzen auffassen, bevor Naraku zu ihr sah und verstummte: „…dann hat sie es ihnen also wie erwartet gesagt.“ Die andere Gestalt nickte nur und drehte sich auch zu Azarni. Bei der Person handelte es sich um eine Frau. Sie hatte braunes, beinahe schwarzes Haar und trug eine lange Uchikake. Die langen Ärmel ihrer Uchikake war mit vielfarbigen Mustern und Abbildungen versehen, wüsste Azarni es nicht besser, so würde sie vermuten, dass diese Frau die Herrin dieses Schlosses war. Naraku setzte ein zufriedenes Lächeln auf und trat auf Azarni zu. „Ich wusste, dass du kommen würdest.“, sagte er langsam. Azarni schluckte die wütende Bemerkung, welche sie Naraku nur zu gern an den Kopf geworfen hätte, herunter und fokussierte sich stattdessen wieder auf die merkwürdige Frau neben Naraku. „Wer ist sie?“, fragte Azarni. Narakus Lächeln wurde immer breiter, während die Frau sich wohl selbst vorstellen wollte. „Mein Name ist Kasouri und du bist Azarni.“ Kasouri wartete Azarnis Bestätigung nicht ab, sondern trat neben Naraku. „Hast du sie etwa auch wiederbelebt?“ Naraku entging der leicht spöttische Ton Azarnis Stimme kaum, trotzdem liess er sich nichts anmerken und beantwortete ihre Frage: „Nein. Aber das ist nicht von Bedeutung.“ Plötzlich begann der kleine Kristall in Azarnis Brust eine brennende Hitze zu verbreiten. Augenblicklich fiel Azarni zu Boden, sie befand sich im Würgegriff einer unsichtbaren Hand, der Hand des Schattenkristalls. „Ich habe keine Verwendung mehr für dich, Höllenpriesterin“, fauchte Naraku und schleuderte Azarni mit einem Tritt zur Seite. „Du verdammter Scheisskerl!“, fluchte Azarni während sie zu ersticken drohte und hustend ihren Hals umklammerte. Auf Kasouris Gesicht war ein merkwürdiger Blick erschienen, als sie neben Naraku stand und auf Azarni herabblickte, beinahe mitleidig. „Doch bevor ich dich töte bin ich dir wohl noch ein paar Erklärungen schuldig.“ Naraku ging neben ihr in die Hocke. „Soll ich dir verraten wieso ich dich ausgesucht habe, Azarni?“ Natürlich bekam er von ihr keine Antwort.
 

Sie waren jetzt bereits schon eine geraume Zeit lang schweigend gelaufen. Miroku, Sango, Shippou und Kagome folgten Inuyasha, welcher es im Moment offenbar vorzog allein zu sein und weit vor ihnen trabte. „Wir müssten schon bald da sein.“ Sangos Stimme schien seltsam fern, Kagome hörte sie kaum. Als sie ihre Gedanken ruhen liess, bemerkte sie, dass sich ihre Umgebung geändert hatte. Aus der waldigen Hügellandschaft war ein steiniger Bergpass geworden, welcher zu Sangos Heimatdorf führte. Kagome war etwas nervös, sie wusste nicht was sie erwarten würde. Wie sollte sie ihre wahren Kräfte denn erwecken? Sie beschleunigte ihre Schritte um Inuyasha aufzuholen. Plötzlich hielt dieser inne und es konnte sich wirklich nur um Glück handeln, dass Kagome nicht prompt in ihn hineingerannt wäre. „Was ist denn los?“ Inuyasha wandte sich zu ihr um. Ein zorniger Ausdruck erschien in seinem Gesicht. „Narakus Geruch hängt hier überall in der Luft!“ Miroku und Sango hielten ebenfalls an und Shippou sprang auf Kagomes Schulter. „Dann kann es sich nur um eine Falle handeln!“, befürchtete Miroku und warf dem hinter den Felsen verschwindenden Palisadenwall einen misstrauischen Blick zu. „Aber wir haben keine andere Wahl! Kagome muss doch dieses Siegel brechen!“, beteuerte Shippou. „Mich wundert es eher, dass diese Azarni noch nicht aufgekreuzt ist“, erwiderte Sango und legte ihre Hand auf ihren Hiraikotsu. Kagome nickte zustimmend und schritt neben Inuyasha: „Wir dürfen jetzt nicht aufgeben! Wenn Kikyo recht hat, dann ist das unsere Chance Naraku endlich zu besiegen!“ Kagome war sich bewusst wie lange sie schon versuchen Naraku endgültig zu vernichten. Doch dies stärkte ihren Entschluss nur noch. „Keh! Ich werde jedenfalls nicht aufgeben!“, meinte Inuyasha und blickte zu seinen Freunden. „Sicher! Wir halten durch, bis zum bitteren Ende!“ Shippou unterstrich seinen Aufruf indem er seine Faust entschlossen zusammenballte und entschlossen in die Runde blickte. „Jeder von uns hat zuviel hinter sich um jetzt einfach aufgeben zu können“, bestätigte Miroku. „Genau! Dieses Mal schaffen wir es, ich bin mir sicher!“ Inuyasha nickte, er hatte nichts Anderes erwartet und so liefen sie weiter. Ein eisiger Schauer überkam Kagome als sie den auseinander gerissenen Palisadenwall erblickte. Obwohl sie damals die Überreste der einstigen Bewohner dieses Dorfes begraben hatten blieben die hölzernen Ruinen des Dorfes zurück. „Wir sind da“, murmelte Shippou und sprang von Kagomes Schulter neben Kirara. „Fast“, ergänzte Miroku und sah sich prüfend um. „Nein“, sagte Inuyasha plötzlich und alle blickten zu ihm. „Was ist denn?“ Inuyasha beantwortete Kagomes Frage nicht direkt sondern schloss seine Augen und schnüffelte leise. „Es ist nicht Narakus Geruch…er ist irgendwie anders…“, „Vielleicht ein weiterer Abkömmling?“, meinte Sango und blickte um sich.
 

Plötzlich verschwand die eisige Hand welche sich um ihren Hals geschlossen hatte und gab Azarnis Atemwege augenblicklich frei. Hustend drehte Azarni sich auf ihren Bauch und blickte hasserfüllt zu Naraku empor. „Damals…ich denke du kannst dich noch an die Tempelanlage hier erinnern, richtig?“, fuhr Naraku fort und richtete sich wieder auf. Er begann den Satz erneut: „Damals, als das Shikon no Tama zusammen mit der Miko Kikyo in den lodernden Flammen des Todes verschwand begann meine lange Suche nach dem Juwel.“ Vorsichtig schloss er seine rechte Hand zur Faust, als er sie wieder öffnete befand sich das Juwel darin. Im selben Moment, in dem Azarnis Blick in der schier unendlichen Schwärze des Juwels versank begann der Würgegriff des Schattenkristalls erneut. „Jede Spur, welche auch nur im Geringsten etwas mit dem Juwel zu tun hatte schien verschwunden zu sein, es hatte diese Welt verlassen.“ Narakus Blick richtete sich wieder auf die keuchende Azarni. „Doch dann entdeckte ich eine neue Spur…eine Verbindung…zu dir und dem Juwel.“ Während ihr Blick immer schleierhafter wurde und sie die Worte Narakus nur noch als fernes Echo wahrnehmen konnte erinnerte sich Azarni an die Worte Misakis. „Und als mir klar wurde, dass die Verbindung zwischen dir und der finsteren Seite des Juwels bestand wusste ich, dass jenes Juwel nicht auf immer verschwunden sein könnte. Also begann ich dich zu…“ – Naraku hielt inne und warf Kasouri einen Blick zu – „…zu beobachten.“ Gerade als Azarni kurz vor dem Ersticken war und sich bereits eine fiebrige Schwärze in ihrem Kopf ausgebreitet hatte verschwand der Druck wieder und riss sie mit grausamer Gewalt zurück zu Bewusstsein. Regungslos blieb sie am Boden liegen und hustete, während sie krampfhaft versuchte zu atmen. Auch wenn es ihr nur unter grössten Anstrengungen gelang öffnete Azarni ihren Mund und keuchte leise: „Wie hast du mich beobachtet?“ Langsam beruhigte sie sich wieder, blieb jedoch weiterhin am Boden liegen. Eine vertraute Stimme rief plötzlich ihren Namen: „Azarni!“ Ungläubig hob die am Boden kauernde Höllenpriesterin ihren Kopf und blickte in das Gesicht Misakis! Erneut blieb ihr die Luft weg, dieses Mal aber nicht aufgrund des Kristalls. „Mi…Misaki?“ Neben Naraku befand sich nicht mehr Kasouri, es war Misaki. Ihr Aussehen hatte sich kaum verändert, sie sah noch genau so aus wie Azarni sie in ihren Erinnerungen hatte, doch das war unmöglich. Azarnis Lippen bebten leise als sie sich auf ihre Arme aufstützte um ihren Oberkörper aufzurichten. „Hast…hast du sie etwa auch wiederbelebt?“ Naraku lachte laut auf und legte seinen Arm um die Schulter der Miko. „Azarni…die Miko die du als Misaki kennst hat…hat nie existiert!“ Die Worte trafen Azarni wie ein Schlag ins Gesicht. „Was?“, keuchte Azarni. Ein wahrer Gefühlsorkan tobte in ihrem Innern. Obwohl sich bereits beim Versuch aufzustehen ein drohendes Schwindelgefühl meldete richtete Azarni sich auf und betrachtete Misaki. „Du bist nicht Misaki!“, flüsterte Azarni, genug laut damit Naraku es auch hören konnte. „Oh, doch Azarni…und soll ich dir auch noch verraten wieso-“ Azarni unterbrach ihn: „Halt deine Klappe!“, schrie sie ihn an und ballte seine Fäuste. „Das tust du nur um mich zu verletzen, aber das wird nicht funktionieren du mieses Schwein!“ Naraku fuhr unbeirrt fort: „In diesem Moment sind Inuyasha und Kagome auf dem Weg um Kagomes wahren Kräfte zu entsiegeln. Doch in Wahrheit werden sie damit nicht Kagomes Kräfte erwecken.“ Erneut betrachtete Naraku das düster leuchtende Juwel in seiner Hand. „Nicht das Juwel versiegelt Kagomes Kräfte…Kagome und du blockieren die Kräfte des Juwels!“ Azarnis Verwirrung stieg mit jedem Wort an, doch sie vermochte nicht den Blick von Misaki abzuwenden. „Die beiden Seelen welche im Juwel ruhen blockieren die wahre Macht des Juwels“, sprach Misaki. Ihre Stimme hatte nichts mehr von der einstigen Wärme welche Azarni in ihr gespürt hatte, sie war kalt und feindlich und so hatte sich auch Misakis Ausdruck verändert. „Um ihre Unsterblichkeit zu sichern haben genau diese Geister, Nouhi und Magatsushi ihre Kräfte mit den euren verbunden. Solange du und Kagome am Leben seid, bleibt die Macht des Shikon no Tama versiegelt.“ Azarnis Knie sackten zusammen, worauf sie langsam zu Boden glitt. „Dann…habt ihr mich die ganze Zeit getäuscht?“ Azarni hatte ihren Kopf gesenkt. Ihr kurzes, braunes Haar bedeckte ihre Augen und ihre beiden, langen seitlichen Haarsträhnen hingen schlaff von ihrem Kopf herab. „Die wahre Macht des Juwels kennt weder gut noch böse“, erklärte Naraku und näherte sich Azarni wieder. „Diese Macht ist zu gross als dass ich dich…“ Naraku stockte. Azarni hatte ihren Kopf erhoben, eine traurige Leere breitete sich in ihrem Gesicht aus. „Dann ist mir der Tod recht…“, langsam wandte sie ihren Kopf zur Seite und blickte zu Misaki. „Auch wenn es eine Illusion war…was mir selbst jetzt schwer fällt zu glauben, danke ich dir.“ Ein überraschter Ausdruck huschte über das ernste Gesicht der Miko. „Das Leben, dass ich einst mit dir hatte war der einzige Grund warum ich weiterhin die Hoffnung behielt eines Tages auch von anderen akzeptiert zu werden.“ Naraku schmunzelte und warf nochmals einen Blick zu Misaki worauf sich diese entfernte, „Wie du willst, Höllenpriesterin“ Mit diesen Worten ballte er seine Faust um das Shikon no Tama. Augenblicklich drang ein violett leuchtendes Licht aus Narakus Fingerritzen. Azarnis erstickter Aufschrei verklang und die Höllenpriesterin kippte langsam nach hinten.
 

Die Gruppe hatte im Dorf eine Pause eingelegt. Kagome, Inuyasha und Shippou sassen leise diskutierend neben einer geschwärzten Feuerstelle während Miroku und Sango abseits standen. Traurig liess Sango ihren Blick durch das verwüstete Dorf schweifen. „Du denkst an Kohaku, habe ich Recht?“ Sango wandte sich zu Miroku um. „Nein… ich meine doch, ja. Dieser Ort…“ Miroku nickte, „Ich kann dich verstehen, aber wir wissen nicht was mit Kohaku geschehen ist, seit Naraku das Shikon no Tama vervollständigt hat. Er muss nicht zwangsläufig gestorben-“, „Miroku, bitte hör damit auf.“, befahl Sango und drehte ihren Kopf wieder zurück. „Entschuldige…“ Sie hörte wie er sich langsam entfernte. Mit einem Mal registrierte Sango eine Bewegung zwischen den zerstörten Holzhäusern. Obwohl sie die Gestalt nur für einen Augenblick gesehen hatte, so hatten ihre äusserst trainierte Wahrnehmung sie die Person erkennen lassen. Der Junge trug ein kurzes, gräuliches Hemd. „Kohaku?“, flüsterte Sango ungläubig und strengte sich an, doch die Bewegung wiederholte sich nicht. Doch Sango liess keinen weiteren Moment verstreichen und rannte los. „Hey! Sango!“, hörte sie Inuyasha hinter sich rufen, doch sie hörte nicht auf die Rufe ihrer Freunde. In Windeseile stürmte sie auf die Häuser zu, hinter welchen sie Kohaku zu sehen geglaubt hatte. Der Boden knirschte laut unter ihren Sandalen als Sango abbremste und sich umsah. Erneut bemerkte sie einen Schatten aus dem Augenwinkel und wirbelte herum. „Kohaku, warte!“, rief sie und stürmte los. Ein lautes Krachen erklang und plötzlich verlor Sango den Boden unter den Füssen und strauchelte mit den Armen wirbelnd, doch ihre Geschwindigkeit wurde ihr zum Verhängnis: sie fiel der Länge nach hin. Was auch immer den Lärm verursacht hat – Doch den Gedanken würde sie nicht zu Ende denken, plötzlich schnellte ein Schatten seitlich heran und ein harter Schlag traf Sangos Hinterkopf.
 

„Sango!“, rief Miroku und erhöhte sein Tempo. „Wieso muss sie auch immer allein losziehen?“, ärgerte sich Inuyasha und schloss zu Miroku auf. Kagome, welche mit den Beiden Schritt zu halten versuchte ahnte nichts Gutes. Sie erreichten die Ruinen aus zerborstenem Holz und sahen sich um. „Sango!“ Miroku kniete augenblicklich neben die am Boden liegende Sango und drehte sie auf den Rücken. Langsam öffnete sie ihre Augen. „Was ist passiert?“, fragte Shippou und huschte neben Miroku. „Ich bin gestürzt als…“ Sango verstummte. „Wir müssen vorsichtig sein!“, mahnte Inuyasha. „Schliesslich können wir nie wissen wo Naraku seine nächste Falle zuschnappen wird!“ Sango richtete sich mit Mirokus Hilfe auf und griff nach ihrem Hiraikotsu. „Entschuldigt“, sagte sie langsam und blickte in die Ferne. „Wir sollten weitergehen“, meinte Kagome und sah sich ebenfalls um. Miroku bejahte und auch die Anderen schienen einverstanden zu sein. Plötzlich begann Kirara zu fauchen. Erschrocken wendeten sich Kagome und die anderen zu ihr um. „Kirara? Was ist denn los?“, fragte Shippou und blickte die Dämonenkatze fragend an. Sango beugte sich zu ihr herunter, doch sie machte es nur noch schlimmer. Kirara fauchte drohend auf und sprang ausweichend zurück. „Was hast du denn? Kirara!“ Doch Kirara kehrte nicht zu Sango zurück sondern sträubte fauchend ihr Fell und entfernte sich weiter von ihr. „Wieso verhaltet sie sich auf einmal so komisch?“, wunderte Shippou sich. Inuyasha zuckte mit den Schultern, „Ist doch egal, vielleicht hat sie miese Laune, was weiss ich? Wir sollten jetzt endlich zu dieser Höhle gehen, findet ihr nicht?“, "Als ob du eine Antwort darauf erwart-" Shippou verstummte sofort, als Inuyasha ihm einen drohenden Blick zuwarf.
 

Kurze Zeit später hatten sie das Dorf hinter sich gelassen. Kagome konnte den Felsen, in welchem sich Midoris Höhle befand sehen, ein unbehagliches Gefühl überkam sie. Rund um sie ragten graue Felsen in die Höhe, die blassgrüne Wiese auf der sie marschierten war das einzige, sichtbare Fleckchen Grün überhaupt.„Sango, ich wollte mich nochmals wegen vorhin entschuldigen“, sagte Miroku. Sango und er liefen im geringen Abstand zu den anderen drei. „Ach, schon gut, schliesslich ist ja nichts passiert“, erwiderte Sango. Miroku runzelte die Stirn und blickte Sango nachdenklich nach, während sie an ihm vorbeilief. Schliesslich tauchte der dunkle Höhleneingang vor ihnen auf und mit jedem Schritt dem sie sich ihm näherten verstärkte sich das ungute Gefühl in Kagome. Und das Gefühl wurde noch stärker als sie den Eingang aus der Nähe sahen. Die Barriere welche einst den Höhleneingang verschlossen hatte war verschwunden, doch dafür hing eine Reihe dunkelrot gefärbter Zettel über dem Eingang. „Seid ihr bereit?“, fragte Miroku, jedoch wartete er nicht auf eine Antwort sondern betrat die Höhle. Sango und Shippou folgten ihm, nur noch Inuyasha und Kagome waren im hellen Sonnenlicht draussen. Kagome versuchte das ungute Gefühl zu unterdrücken und setzte ihren Fuss in die Dunkelheit der Höhle…
 

Fortsetzung folgt…

Das Siegel, Teil II

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Kasouri (仮装利) = Verkleidung, Maskierung, Täuschung

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Kaum hatte Kagome die Höhle betreten umschloss sie die Dunkelheit, es war als ob sie in eine andere Welt eingetreten wäre. Das Licht, welches von aussen in die Höhle hätte dringen sollte wurde von der Dunkelheit verschluckt. Jemand näherte sich ihr, es war Inuyasha. „Wo sind Sango und Miroku?“ Zuerst blickte Kagome verwirrt zu Inuyasha, dann schweifte ihr Blick suchend durch den vorderen Teil der Höhle. Hier hatte sich so gut wie gar nichts geändert: das grausige Bild mehrerer in sich verschlungener Youkai, welche eine versteinerte Schönheit umwickelten, Midoriko. Doch das war auch schon alles, die Höhle endete hinter dem kolossalen Haufen versteinerter Körper. „Sie sind nicht mehr hier!“, bemerkte Kagome nervös und machte einen weiteren Schritt in die Höhle hinein. Inuyasha überholte Kagome und blieb vor Midorikos. Mit einem missbilligenden Blick mass er die Statue und wandte sich dann wieder zu Kagome. „Wohin können sie denn gegangen sein? Ich sehe hier keinen anderen Ausweg als jenen durch den wir reingekommen sind!“ Irgendetwas war hier faul, das war auch Kagome nicht entgangen. „Vielleicht gibt es einen versteckten Weg, einen Geheimgang oder irgendetwas was wir übersehen haben“, erwiderte Kagome nach dem sie die kleine Höhle erneut durchsucht hatte. „Aber Miroku und Sango sind nur wenige Schritte vor uns in die Höhle gegangen! Das heisst, dass einer der beiden diesen Gang bereits kannte!“, „Ich hätte wirklich nicht geglaubt, dass du eine solche Schlussfolgerung alleine ziehst, Inuyasha!“ Shippou erschien hinter ihnen aus dem blassen Licht des Eingangs. Zu Kagomes Erstaunen beliess es Inuyasha bei diesem Mal mit einem feindseligen Blick. Manchmal schafft es sogar er ernst bleiben. Dachte Kagome, konzentrierte sich dann aber augenblicklich wieder auf das Gewirr aus ineinander verschlungenen Körper. Und obwohl sie hätte schwören können ein Zucken aus den Augenwinkeln gesehen zu haben, schienen die versteinerten Youkai weiterhin regungslos. Plötzlich sprang ein kleiner, hellgrüner Funken aus dem steinernen Körperhaufen und erlosch sofort wieder. Kagome und Inuyasha wichen automatisch einen Schritt zurück. „Was zur Hölle war das?!“, fragte Inuyasha alarmiert und riss Tessaiga mit einem Ruck aus dessen Schwertscheide. Erneut sprang ein flackernder Funken aus dem Steingewirr, Kagome atmete hörbar ein und griff nach ihrem Bogen. Plötzlich stob ein wahrer Funkenregen aus dem Haufen und schoss laut zischend gegen die Höhlendecke. Mit einem in dem Lärm untergegangenen Aufschrei sprang Kagome zur Seite, als die Funken von oben herab auf sie niederregneten. Inuyasha schaffte es gerade noch sie aufzufangen um Kagome daran zu hindern hinzufallen und blickte gebannt auf die Stelle an welcher Kagome eben gerade noch gestanden hatte. „Das…die Funken!“, schrie Shippou und wie ebenfalls in die Richtung der Funken. Die grünlich leuchtenden Lichter begannen plötzlich von selbst in die Luft zu fliegen und verharrten dort für wenige Augenblicke. Nun hob auch Kagome ihren Kopf und versuchte blinzelnd etwas in dem grellen Licht zu erkennen. Wie aus heiterem Himmel schossen die Lichter wieder auseinander und langsam übernahm die Dunkelheit wieder die Herrschaft über die Höhle. Doch trotzdem blieb noch genug Licht um zu erkennen was die Lichter hinterlassen hatten…
 

Schmerz. Das erste was Sango spürte war ein dumpfer, pochender Schmerz, welcher sich von ihrem Kopf aus langsam in ihrem ganzen Körper verbreitete, während sie aus der verschwommenen Dunkelheit erwachte. Sie blinzelte ein paarmal und die sanften Schleier verschwanden aus ihrem Blick. Als die Dämonenjägerin sich behutsam aufrichtete und ihre schmerzende Schulter rieb sah sie sich um. Sango befand sich in einer tiefen Grube, rings um sie schossen meterhohe, braune Felswände in die Höhe. Als ihr wachsamer Blick an ihnen empor glitt entdeckte sie den strahlend blauen und von Wolken durchzogenen Himmel, hoch über ihr. Dann erinnerte sie sich wieder: als sie der Gestalt…Kohakus Bild drängte sich in ihr Bewusstsein. Es war eine Falle gewesen und sie war so offensichtlich, dass Sango sich jetzt am liebsten selbst geohrfeigt hätte. Ihre Rüstung war verschmutzt und ihre rechte Schulterplatte wies sogar mehrere Risse auf, doch was Sango am meisten missfiel war ihre fehlende Waffe. Ihr offenes Haar wirbelte wild in alle Richtungen, während Sango sich hektisch umsah, doch ihre Waffe befand sich nicht in dem Erdloch. Als sie an sich herabblickte bemerkte sie auch ihr fehlendes Katana, was sie jedoch kaum noch verwunderte. Irgendjemand hatte sie bewusst in diese Grube geworfen und ihr ihre Waffen abgenommen um zu verhindern, dass sie diesem Jemand in die Quere kam. Da sich Inuyasha, Kagome, Miroku oder Shippou nicht auch hier befanden schloss sie sofort, dass sie wohl in eine Falle liefen. Sango zögerte keinen Moment, sie musste ihren Freunden zur Hilfe eilen…sie war es ihnen schuldig. Verbissen sah sie sich nach einem Fluchtweg um, doch hier unten lag nichts Brauchbares. Beinahe höhnisch ragten die hohen Felswände rings um sie in die Höhe, während Sango sich weiterhin hilflos nach einem Fluchtweg umsah.
 

Inmitten der langsam verglühenden Lichter stand ein gewaltiger, ovaler Spiegel. Doch als Kagome genauer hinsah bemerkte sie, dass es kein gewöhnlicher Spiegel war. Das Material, aus dessem er gefertigt war besass eine leichte Transparenz und war von unzähligen, eingravierten Linien und Zeichen durchzogen. „Das muss es sein!“, rief Inuyasha. Kagome nickte langsam, „Ja, du hast Recht. Dieser Spiegel muss das Siegel sein, das wir suchen.“ Eine seltsame Aura umgab den Spiegel, Kagome vermochte sie nicht genau einzuordnen. Aber woran es auch immer lag: das bedrohliche Gefühl welches sie schon vor der Höhle gespürt hatte verstärkte sich noch. „Hiraikotsu!“ Wie aus dem Nichts flog Sangos wirbelnder Knochenbumerang heran! Kagome gelang es gerade noch irgendwie sich unter dem heran sausenden Bumerang weg zu ducken, doch dann schnellte der Bumerang ein zweites Mal auf sie zu. Etwas Rotes blitzte über Kagome auf und plötzlich wurde der Bumerang beiseite geschleudert. Wenige Augenblicke später landete Inuyasha vor Kagome auf dem steinigen Boden, er hatte sie gerade noch von einem Zusammenstoss mit dem wuchtigen Knochenbumerang gerettet. „Danke“, keuchte Kagome als sie sich wieder aufrichtete und den Staub aus ihren Kleidern klopfte. „Das war doch Sangos Hiraikotsu!“, bemerkte Shippou und suchte hinter Kagome Schutz. „Da seid ihr ja!“ Rief eine vertraute Stimme aus der Dunkelheit vor ihnen. Die Hinterseite des Spiegels reflektierte eine rasche, kaum sichtbare Bewegung. Sofort bedeutet Inuyasha Kagome in Deckung zu gehen, während er selbst todesmutig über den schwebenden Spiegel hinwegsprang. Ein Schatten flog ihm entgegen, dann blitzte etwas Metallisches auf und schepperte gegen Tessaigas Klinge. Inuyasha drückte die feindliche Klinge beiseite und landete unversehrt auf seinen Füssen. Die Gestalt, welche vor wenigen Augenblicken noch im Schutz der Schatten angegriffen hatte stand nun wenige Meter vor Inuyasha, es war Sango! „Was?“, platzte es aus Shippou heraus und er sprang auf Kagomes Schulter um sich zu überzeugen. „Es ist Sango!“, flüsterte Kagome ungläubig. Inuyasha schien von der Enthüllung der Schattengestalt nicht weniger überrascht, doch es dauerte nicht lange bis er sich wieder gefasst hatte. „Was hat das zu bedeuten Sango?“, fragte Inuyasha und hielt ihr Tessaigas Schwerspitze entgegen. Ein hämisches Grinsen huschte über Sangos Gesicht, worauf sie ihr Katana ebenfalls gegen Inuyasha richtete und antwortete: „Eure Dämonenjäger-Freundin befindet sich nicht in dieser Höhle.“ Inuyasha verzog das Gesicht, „Was meinst du damit?“, „Das ist nicht Sango du dämlicher Volltrottel! Diese Person hat uns die ganze Zeit reingelegt!“, schrie Shippou und bereute seinen spontanen Ausruf sofort als er Inuyashas Blick begegnete. „Aber wer ist das dann?“, fragte Kagome und betrachtete die Gestalt, welche Sangos Aussehen angenommen hatte. „Mein wahrer Name ist Kasouri“, antwortete Sango, doch ihre Stimme hatte sich verändert und mit ihrer Stimme verwandelte sich die Dämonenjägerin vor Inuyashas, Kagomes und Shippous Augen zu einer dunkelhaarigen Frau. Sie war in edle Kleidung gehüllt, doch Sangos Katana blieb in ihrer Hand. „Lass mich raten, Naraku schickt dich um mich umzubringen, habe ich recht?“, fragte Inuyasha spöttisch. Das hämische Lächeln auf Kasouris Gesicht wurde eine Spur breiter, „Glaubst du das wirklich? Na gut! Wenn du denkst, dass Naraku mich gesandt hat um dich zu töten, dann soll es so sein!“ Mit diesen Worten sprang sie plötzlich vor, ihre Gestalt hatte sich innert Sekunden wieder in die Sangos verwandelt. Mit einem unglaublichen Tempo schweifte sie ihre Klinge in Inuyashas Richtung und verpasste ihm gleichzeitig einen seitlichen Tritt. Der Klinge konnte Inuyasha noch ausweichen, doch Kasouris Bein rammte ihn seitlich und liess Inuyasha zur Seite taumeln. Ein weiterer Schwerthieb verfehlte ihn knapp und Sangos Katana prallte klirrend gegen die Wand. Inuyasha nutzte die Gelegenheit und schlug mit der freien Faust gegen Kasouris Handgelenk, worauf diese das Katana fallen liess. Die andere Hand, in welcher er Tessaiga umklammert hielt drehte Inuyasha zur Seite und vollführte einen senkrechten Schwerthieb. Kasouri warf sich zurück und landete kopfüber auf den Händen, stiess sich nach vorne ab und rammte ihre Füsse gegen Inuyashas Brust.

„Das sieht nicht gut aus!“, murmelte Shippou und verfolgte den Kampf angestrengt. „Wir müssen ihm irgendwie helfen!“, meinte Kagome und griff entschlossen nach einem Pfeil. „Warte! Kagome!“, rief Shippou. „Miroku muss ist doch mit Kasouri in die Höhle gegangen! Er muss auch noch hier in der Höhle sein!“ Kagome schluckte, ein bitterer Geschmack breitete sich in ihrer Mundhöhle aus, „Ich hoffe Kasouri hat ihm nichts angetan…“ Shippous Augen weiteten sich. „Was wenn er…“, „Wir müssen ihn finden!“, unterbrach ihn Kagome und näherte sich vorsichtig dem Spiegel. Er schien sie magisch anzuziehen, irgendwie konnte Kagome ihren Blick plötzlich nicht mehr von den zahlreichen Gravuren lassen. Shippou spurtete neben sie, sein Gesicht gewann an Blässe als er zu Kagomes Gesicht empor sah. Ausdruckslos starrte sie den Spiegel an und ihre Augen waren von einer leblosen Leere erfüllt. „Kagome!“, schrie Shippou laut und sie schrak plötzlich auf und fuhr sich mit ihrer Hand über ihre Stirn. „Alles in Ordnung?“, fragte Shippou besorgt und blickte sie prüfend an. Kagome senkte ihren Blick und nickte, „Alles in Ordnung, lass uns weitergehen!“ Shippou war natürlich keineswegs davon überzeugt, ging aber nicht weiter darauf ein und folgte Kagome.
 

Sango holte tief Luft und musterte die Felswände noch ein letztes Mal aufmerksam. Langsam spannten sich ihre Muskeln und sie liess sich vorsichtig in die Knie sinken, dann sprang sie. Während sie an der braunen Felswand vor ihr emporflog erklang ein leises Klicken und plötzlich blitzte ein kurzes Messer an ihrem Unterarm hervor. Flink rammte sie es in den Felsen hinein und stiess sich sofort wieder ab. Während vor ihr kleine Gesteinsbrocken in die Tiefe stürzten landete Sango rückwärts an der gegenüberliegenden Felswand. Hier wiederholte sie ihre Technik und liess auch aus ihrer linken Armseite ein Messer heraus klappen. Der Stoff ihres Kleides zerriss und das Messer schnitt sich in die harte Oberfläche des Gesteins. Sango blieben nur wenige Sekunden um Luft zu holen, bevor sich das Messer wieder aus dem Stein löste. Mit einem weiteren Sprung erreichte sie den Rand der Grube, mit aller Kraft hob sie ihre Ellbogen und rammte die beiden Klingen tief in den Rand hinein! Keuchend zog sie ihre Beine an und schwang sich über die Kante auf den rauen, sandigen Boden. In dieser Position blieb sie für einen Moment liegen und rang nach Luft. Ihre Atmung beruhigte sich wieder und Sango stützte sich auf ihren Armen auf und erkannte die Ruinen des ehemaligen Dämonenjäger-Dorfes. Ihr Blick glitt zu dem, von felsigen Wänden umgebenen, Gebirgspass welcher zu Midorikos Höhle führte. Mit einem Satz sprang Sango auf ihre Beine und rannte los. Die zerstörten Holzhütten um sie ächzten leise im rauschenden Wind, welcher plötzlich aufgezogen war. Sangos offenes Haar flatterte wild umher, während sie entschlossen auf das riesige Loch im Palisadenwall zu rannte, durch welches sie den Pass betreten konnte. „Kagome…Inuyasha, Shippou und…Miroku! Haltet durch!“, flüsterte sie leise. Der tosende Wind wirbelte grosse Staubwolken auf und liess am Boden liegende Holzteile willkürlich durch die Luft tanzen, doch das war es nicht was Sango inne halten liess. Der Wind legte sich langsam wieder und Sango hechtete hinter eine grosse Holzwand, das einzige was von dem kleinen Waffenlager übrig geblieben war, in welchem ihr Vater Sango einst ihren Hiraikotsu überreicht hatte. Für wenige Augenblicke verharrte Sango hinter der Wand, dann spähte sie vorsichtig hinter der hölzernen Wand hervor. Jenseits des Palisadenwals lief eine Gestalt in Richtung Höhle, doch die zahlreichen Staubwolken welche der Wind aufgewirbelt hatte, verschleierten die Person. Doch das war nicht alles was Sango von hier aus sah: die Gestalt wurde offenbar verfolgt. Eine zweite Gestalt folgte der ersten, wenn auch mit Abstand zu Midorikos Höhle. „Was geht da nur vor sich?“, fragte Sango leise, doch hier war niemand, der ihre Frage hätte beantworten können. Der Wind begann wieder aufzuheulen und die Gestalten versanken im braunen Staubgewirr.
 

Inuyasha krachte gegen die Wand, kleine Brocken fielen aus der Höhlenwand heraus, doch Inuyasha erwiderte den Angriff. Ohne etwas von seiner Schnelligkeit verloren zu haben stürmte er auf Kasouri in Gestalt Sangos zu und lenkte Tessaiga seitlich in ihre Richtung. Kasouri sprang über Tessaiga hinweg und landete exakt vor Inuyasha. Dieser hatte keineswegs damit gerechnet und konnte so auch ihren Faustschlag nicht ablenken, welcher Inuyasha direkt ins Gesicht traf! Doch auch dieses Mal liess Inuyasha Kasouri keine Gelegenheit ihrem Schlag noch einen nachzusetzen und stach zu, Tessaiga verfehlte sein Ziel jedoch. Für ein weiteres Mal musste Inuyasha einen schmerzhaften Tritt Kasouris einstecken, doch damit nicht genug! Noch während sich ihr Bein in Inuyashas Seite grub, sprang sie mit dem anderen Bein in die Höhe und schlug mit einem weiteren Tritt Inuyashas Kopf zurück. Blut schoss aus seinem Wund während er zurückfiel und sich auf Tessaiga stützte. „Dein Kampfstil ist wirklich lächerlich“, lachte Kasouri. Sangos Gestalt verschwamm und wurde wieder zu Kasouris wahrer Gestalt. Behutsam hob sie Sangos Katana auf und lief gemächlich zu Inuyasha. „Du miese Schlampe…“, stiess Inuyasha hervor und stand auf. Angriffsbereit ergriff er Tessaiga mit beiden Händen und hob es langsam hinter seinen Kopf. Inuyasha registrierte die Bewegung kaum, doch plötzlich riss etwas mit gewaltiger Kraft an Tessaiga und im nächsten Moment fiel es aus seinen Händen! Kasouri lachte erneut, „Du glaubst tatsächlich, dass du mich besiegen kannst? Du bist viel zu langsam, Inuyasha“, die letzten Worte hatte sie nicht mehr mit ihrer Stimme gesprochen sondern…
 

Kagome bremste augenblicklich ab, Steine schepperten klimpernd über den Boden während sie sich umdrehte. Vor dem immer noch unveränderten Spiegel standen zwei in rote Kimono gekleidete Jungen mit silbernen Haar. „Sehe ich plötzlich doppelt oder stehen da zwei Inuyashas?“, kreischte Shippou entsetzt und taumelte zu Kagome, ohne den Blick von den Beiden zu lassen. „Kasouri hat ihre Gestalt erneut verändert…“ Shippou sog scharf die Luft ein, „Das bedeutet, dass wir nicht mehr wissen wer jetzt der wahre Inuyasha ist!“ Shippou drehte sich in Kagomes Richtung und entdeckte im Dunkel hinter dem Haufen versteinerter Körper etwas: „Kagome! Sieh doch mal!“ Sofort stürmte Kagome los und warf sich neben dem am Boden liegenden Miroku zu Boden als eine grollende Erschütterung die Höhle erzittern liess. „Miroku! Miroku, antworte doch!“, rief Kagome und rüttelte an den Schultern des Mönches. „Er ist verwundet“, bemerkte Shippou und wies auf den dunkelrot verfärbten Fleck. „Kümmere du dich um ihn! Ich muss Inuyasha helfen!“, rief Kagome, warf nochmals einen besorgten Blick zu dem Mönch und eilte zurück. Shippous Miene verdüsterte sich, „Das kann nicht gut ausgehen…“
 

Um Inuyashas Hals schloss sich eine klauenbesetzte Hand und drückte ihn zur Seite. Inuyasha knurrte und spreizte seine Finger, ein Knacksen ertönte und Inuyasha grub seine Krallen in Kasouris Arm. Diese schrie mit Inuyashas Stimme laut auf, ihre Krallen blitzten für einen Moment unheilvoll auf, doch ihre Hand griff ins Leere. Inuyasha duckte sich unter ihrem Arm hinweg und griff nach dem langen, roten Ärmel. Kasouri wurde zu ihm herunter gezogen und Inuyasha verpasste ihr einen schmerzhaften Schlag ins Gesicht. Etwas benommen taumelte Kasouri zurück, was Inuyasha genug Zeit einräumte um nach seinem Tessaiga zu greifen, aber eben nur um danach zu greifen. Ein nackter Fuss trat nach seiner Hand und Kasouris Klauen bohrten sich nur wenige Zentimeter vor Inuyashas Kopf in den Boden. Schwungvoll rollte sich Inuyasha beiseite und sprang auf seine Füsse. Auch Kasouri war schon wieder bei ihm und sprang vor ihm in die Höhe und vollführte eine Drehung. Blitzschnell duckte Inuyasha sich unter ihrem Bein hinweg und ergriff mit beiden Händen Kasouris Fuss. Der rote Stoff war bei weitem nicht so widerstandsfähig wie sein Feuerrattenfell und zerriss während Kasouri schreiend gegen die Felswand donnerte. Ein lautes Zischen erklang, Inuyasha wandte sich um und sah gerade noch wie Kagomes Hama no Ya in den Boden vor ihm schoss. Die leuchtend, rosafarbene Aura entfaltete sich und hüllte ihn und Kasouri in ein glitzerndes Meer aus Funken und Farben. „Pass gefälligst auf wo du hinzielst!“, rief Inuyasha Kagome zu, welche wenige Schritte vor ihm auf den versteinerten Körpern stand. Als er zu Kasouri blickte erkannte er den wahren Zweck Kagomes Schuss, die reinigende Kraft des Pfeiles von Kagome hatte Kasouris Verwandlung rückgängig gemacht und so lag nun vor ihm die dunkelhaarige Frau. Zögernd hob er Tessaiga auf, welches neben Kasouri lag und rannte zu Kagome. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte er und blickte nochmals zu Kasouri zurück. „Das sollte besser ich dich fragen!“, erwiderte Kagome und blickte besorgt zu dem kleinen Blutfluss welcher aus Inuyashas rechtem Mundwinkel lief. „Halb so wild, habt ihr Miroku gefunden?“, fragte Inuyasha und drehte sich wieder zu Kagome. Diese wollte antworten, doch dann erstarrte sie und betrachtete die Gestalt welche plötzlich vor das Licht des Eingangs getreten war. „Geh von ihr weg, Inuyasha“, befahl die Gestalt und trat neben den Spiegel. „Kikyo? Was tust du denn hier?“, entgegnete Inuyasha verdutzt. „Ich sagte geh zur Seite!“, befahl Kikyo. Erst jetzt war Inuyasha aufgefallen, dass sie mit einem Pfeil, welchen sie in ihren Langbogen gespannt hatte, direkt auf ihn und Kagome zielte. „Was hast du vor, Kikyo?“, fragte Inuyasha langsam und ging einen Schritt auf sie zu. „Wenn du jetzt nicht augenblicklich aus dem Weg gehst werde ich dich mit ihr töten!“, „Mit ihr?“, wiederholte Inuyasha ungläubig und blickte zu Kagome zurück. „Du hast mich genau verstanden, Kagome muss sterben!“
 

Fortsetzung folgt…

Rückkehr

zuerst: danke für die vielen Kommies! Und entschuldigt die lange Wartezeit, das nächste Kapitel ist da ja wohl das Mindeste was ich tun kann ^^ Und zur Übersicht nochmals alle Animexxler welche über neue Kapitel per ENS informiert werden:

Hotepneith

--Juliet--

Kiba-no-Fina

Kalas

Simie

_Sarah_

Falls ihr öfters bei Animexx rumstöbert kann es ja schon passieren, dass ihr das neue Kapitel schon bevor liest bevor ich euch eine ENS schreibe (bin ja auch nicht den ganzen Tag online ^^) jedenfalls viel Spass beim Lesen!
 

„Du hast mich genau verstanden, Kagome muss sterben!“, wiederholte Kikyo und die Sehne ihres Bogens begann sich mit einem drohenden Geräusch zu straffen. „Kikyo! Hör auf damit!“, schrie Inuyasha fassungslos und wollte auf sie zustürmen, doch der entschlossene Blick in Kikyos Augen liess ihn stocken. „Wieso tust du das?“ Inuyasha liess seinen Blick nicht von Kikyo ab, während Kagome regungslos hinter ihm stand. Was hat Kikyo nur vor? Wieso will sie mich plötzlich töten? Doch noch bevor Kagome ihren Mut zusammenfassen konnte um die brennende Frage zu stellen beantwortete Kikyo sie: „Hier wird Kagome nicht ihre wahren Kräfte finden, es war lediglich ein Vorwand um euch hierher zu locken.“ Diese Worte trafen Kagome wie ein Schlag, auch Inuyasha schien es nicht anders zu gehen. „Das ist eine Falle?“, keuchte Inuyasha und ballte zornig seine Fäuste. „Nein.“ Kikyo liess ihren Bogen sinken, doch dadurch änderte sich die angespannte Lage keineswegs. „Kagome ist eines der beiden Siegel welches die Geister an das Juwel bindet.“, begann Kikyo, ohne Inuyasha direkt anzusehen. Ihr Blick fokussierte vielmehr Kagome…
 

Stöhnend erwachte Miroku aus dem düsteren Dämmerungszustand. Er befand sich noch immer in der dunklen Höhle. „Miroku!“, schrie der kleine Kitsune erleichtert und beugte sich über ihn. „Shippou…Sango! Irgendetwas -“ Shippou winkte ab, „Mach dir keine Sorgen, das war nicht die echte Sango.“ Auch wenn Miroku nur schon Mühe hatte Shippous Worten zu folgen versuchte er sich aufzurichten. „Inuyasha kämpft gegen diese Kasouri, sie hat Sangos Gestalt angenommen!“, erklärte Shippou, während sein Blick versuchte den steinernen Haufen lebloser Körper zu durchdringen. Er konnte ja nicht wissen, das Inuyasha inzwischen nicht mehr gegen Kasouri kämpfte.
 

Kikyo berichtete den Beiden von den Siegeln, so wie es Naraku und Kasouri Azarni gegenüber getan hatten. „Aber wenn du Kagome, nachdem was du gesagt hast, tötest wirst du Naraku ja helfen!“ Kikyo hob ihren Bogen wieder und zog die Sehne durch. „Ganz im Gegenteil. In dem Moment wenn die beiden Siegel brechen, zerfallen auch jene Kräfte welche sich bisher jener des Juwels bedienten. Naraku wird schwächer, da Magatsushi verschwindet…in der kurzen Zeitspanne, in welcher sich die Kräfte des Juwels neu formieren ist Naraku angreifbar.“ Kagome festigte den Griff um ihren Bogen und trat neben Inuyasha: „Aber wenn das stimmt, werden auch deine Kräfte verschwinden, da mit Magatsushi auch Nouhi aus dem Juwel verschwinden wird!“ Kikyo blieb weiterhin ausdruckslos, doch ihre Stimme veränderte sich. „Es ist die einzige Möglichkeit an Naraku heranzukommen. Solange Naraku sich in seiner Schattenfeste versteckt kann ihm niemand etwas anhaben.“ Ein dicker Kloss bildete sich in Kagomes Hals, ihr Blick fiel wieder auf den merkwürdigen Spiegel neben Kikyo. „Das kann nicht sein!“, widerharrte Inuyasha. „Du weisst es doch selber“, sagte Kikyo an Kagome gewandt. „Das Siegel“ – sie fuhr mit ihrer Handfläche vorsichtig über die geheimnisvollen Konturen des Spiegels – „Es verbirgt keine Kraft in sich, keine die du dir zu Nutze machen könntest.“ Die Pfeilspitze schwenkte wieder in Kagomes Richtung und die Sehne des Langbogens spannte sich. „Inuyasha! Was ist hier los?“ Shippou kam, begleitet von Miroku, heran gerannt, blieb aber abrupt stehen als er Kikyo sah.

Die gewölbte Höhle glitzerte bläulich, während die letzten Sonnenstrahlen ausserhalb immer schwächer wurden, bis sie innert kurzer Zeit völlig verblassten.

„Kikyo hör endlich auf damit!“, rief Inuyasha drohend und griff nach seinem Tessaiga. „Um sie zu beschützen würdest du nicht einmal davor zurückschrecken mich zu verletzen?“, fragte Kikyo und keiner der Anwesenden überhörte den bitteren Unterton in ihrer Stimme. Mit einem dumpfen Klimpern fiel der Langbogen zu Boden. Inuyasha blickte zuerst verwundert auf den hölzernen Bogen Kikyos, dann zu ihr selbst. „Du hast dich also entschieden. Ihre Stimme ging in einem plötzlichen, lauten Knall unter. Kikyos Bogen zersprang in tausende kleine Sterne, welche funkelnd über den steinigen Boden davonhuschten. „Kikyo! Warte!“, rief Inuyasha und wollte der Miko folgen. „Die Barrieren“, „Was?“, fragte Inuyasha verwirrt und blieb stehen. Auch Kikyo hielt inne und blickte durch den Höhleneingang hinaus. Im selben Moment brach die Sonne wieder durch die dichte Wolkendecke und liess Kikyos schneeweise Kleidung magisch aufleuchten. „Folgt den Barrieren, wenn ihr sie findet wird sie euch weiterhelfen können.“ Und mit diesen Worten verliess Kikyo das Dunkel der Höhle und trat in das scheinende Licht der Sonne. „Wenn wir wen finden?“, keuchte Miroku. Kagome wandte sich überrascht zu ihm um und ehe sie sich versah hörte sie ein tiefes Grollen, welches aus dem sie umgebenden Felsen zu dringen schien. Staub rieselte auf sie herab, „Die Höhle stürzt ein!“ Shippou rannte mit entsetztem Gesicht zu Kagome, „Wir müssen hier raus!“ Ein grosser Felsbrocken krachte neben Miroku zu Boden und zerbarst krachend. „Aber was ist mit dem Siegel?“, erinnerte Miroku und humpelte neben Kagome, die Hand auf seine schmerzende Wunde gepresst. Der smaragdgrüne Spiegel schwebte immer noch vor ihnen in der Luft, doch weder Kikyo noch Inuyasha standen davor! „Wo ist denn Inuyasha?“ Ein Teil der Decke löste sich über ihnen und fiel laut grollend in ihre Richtung! „Vorsicht!“, schrie Shippou, riss ein kleines, grünes Laubblatt aus seinem Mantel hervor und klatschte es sich gegen die Stirn. Noch bevor die tonnenschweren Gesteinsbrocken Kagome und Miroku unter sich begruben dehnte sich ein gigantisches, rosafarbenes Ballonwesen in der Höhle aus. Die Steinbrocken prallten gegen die elastische Oberfläche und wurden zurückgeschleudert!
 

Ein ohrenbetäubendes Scheppern und Donnern erklang aus dem düsteren Schlund Midorikos‘ Höhle. „Kagome!“ Blitzschnell fuhr Inuyasha herum und blickte entsetzt zu der einstürzenden Höhle zurück, dann wieder zu Kikyo, welche seelenruhig den kleinen Grashügel, jenseits des Felsenkorridors ansteuerte. Da erschienen plötzlich zwei Gestalten im Höhleneingang, Miroku und Kagome! Inuyasha seufzte erleichtert, doch er hatte sich zu früh gefreut. Von der weisslichen Felswand, welche noch einige Meter hoch gen Himmel ragte polterte eine weitere Gesteinslawine heran und seine Freunde standen genau darunter! „Macht, dass ihr da weg kommt!“, schrie Inuyasha und rannte los.
 

Shippou stiess einen entsetzten Aufschrei aus und Kagome sowie Miroku blieben wie vom Donner gerührt stehen. Selbst wenn Shippou noch die Kraft gehabt hätte sich ein weiteres Mal zu verwandeln wäre zu spät gewesen; bereits der erste, gigantische Felsen krachte lautstark hinter ihnen gegen den Höhleneingang und warf sie von den Füssen.
 

Inuyasha sah die weiteren, teils von aufwehendem Staub verhüllten Felsen. Er beschleunigte sein Tempo, obschon er in diesem Moment begriff: er schaffte es nicht! „Scheisse!“, fluchte Inuyasha, bremste ab und nutzte den Schwung um Tessaigas Klinge gegen die tosende Lawine zu richten. Ein weiterer, kleinerer Felsen explodierte wenige Meter vor Kagome in tausende Stücke. „Kaze no-“ Tessaiga wurde ihm mit einem Ruck aus der Hand geschleudert und flog wirbelnd gegen die felsigen Wände. Scheinbar schwerelos flog Inuyasha über den Schatten hinweg und landete hinter ihm. Kasouri nahm vor seinen Augen die Gestalt Sangos an. Nach Inuyashas Gesichtsausdruck zu urteilen war ihr die Überraschung wohl gelungen, was sie mit einem amüsierten Lächeln quittierte. „Aus dem Weg!“ Inuyasha schlug nach Kasouri, zu seinem Erstaunen traf er sie auch. Doch es schien sich wohl um einen Fehler seinerseits zu handeln, denn während sich Inuyashas Faust in Sangos Wange grub griff Kasouri in Sangos Gestalt nach Inuyashas Unterarm und drehte ihn ruckartig herum. Ein lautes Knacksen drang von Inuyashas Schulter und eine wahre Explosion puren Schmerzes verteilte sich in Inuyashas Körper. Kasouri liess seinen Arm los und schaffte es gleichzeitig mit einer unglaublich schnellen Bewegung Inuyasha zu Boden zu werfen. Triumphierend blickte sie mit Sangos Gesicht zur Höhle zurück.
 

Ohne auf ihn zu achten riss Kagome Shippou mit sich und rannte durch die Staubwolke. Etwas Grosses grub sich berstend neben ihr in den Boden. Sie wagte es nicht nach oben zu sehen, sie konzentrierte sich allein darauf lebendig aus diesem tosenden Chaos aus herab donnernden Felsen und verhüllendem Staub zu kommen! Irgendwo vor sich glaubte Kagome Mirokus Schatten zu sehen, dann verschwand er hinter einem gigantischen Felsen. Erneut wurde Kagome von der Eruption umgeworfen, doch der Felsen blieb nicht stehen, er neigte sich langsam nach hinten, er würde sie unter sich begraben! Kagome versuchte sich aufzurichten, fiel zurück auf ihre Hände und stiess sich einfach vom Boden ab. Sie war dem steinernen Giganten entkommen, die nächste Gefahr flog von oben aber schon auf sie herab! Die Staubwolke wurde durchtrennt, Sangos Hiraikotsu sauste zischend heran und halbierte den Felsen, sodass die beiden Hälften genau neben Kagome in den Boden krachten. Kagome war klar, ein zweites Mal konnte der Hiraikotsu sie nicht mehr retten, also rollte sie sich zusammen mit Shippou auf und hechtete durch die braune Wolkenmauer hinaus!
 

Erstaunt blickte Kasouri dem wirbelnden Geschoss nach, wie es in der gigantischen Staubwolke versank und dann wieder herausschoss! „Ich nehme an du hast mich in meinem Dorf abgefangen, oder?“ Kasouri in Sangos Gestalt drehte sich zu der Stimme und vor ihr stand sozusagen ihr Spiegelbild! Nur hatte Sango ihr Haarband verloren, sodass ihr braunes Haar von ihren Schultern herabhing. Sangos Gesicht und Kleidung verschwand und machte Kasouris wahrer Gestalt platz. Plötzlich hörte sie ein wogendes Tosen hinter sich, doch sie hatte keine Zeit mehr die Ursache des Geräusches zu erkennen, denn wenige Augenblicke später traf sie Sangos Bumerang mit voller Wucht in den Rücken. Geschickt fing Sango ihn auf, „Danke, dass du das für mich aufbewahrt hast!“, „Warte nur“, erwiderte Kasouri und richtete sich stöhnend auf. Unbeeindruckt spannte Sango, beinahe unmerklich, ihre Armmuskeln, worauf ein versteckter Mechanismus eine kleine aber scharfe Klinge hervorschnellen liess. „Nimm das!“, schrie Sango und warf sich, die Klinge fest umklammert, auf Kasouri. Diese löste sich aber wortwörtlich in Luft auf. Sango fiel in die kahle Wiese und ihr Messer grub sich in den aufgeweichten Erdboden. „Sango bist du es?“ Vor ihr stand Miroku. Er war von oben bis unten verschmutzt und blutete aus seiner Schulter, dennoch konnte Sango nicht die geringste Spur von Schmerz in seinem Gesicht erkennen. „Miroku…du“ Ihr Blick fiel auf den oval förmigen Gegenstand unter seinem Arm. „Was ist das?“ Bevor Miroku ihr aber antworten konnte erblickte sie hinter ihm Kagome und wenige Schritte vor ihr Inuyasha am Boden kniend. Während Inuyasha fluchend aufstand und seine Schulter betrachtete stürmte Kagome auf die Beiden zu, Shippou lag bewusstlos in ihren Armen. Er hatte etliche Kratzer und Schürfungen erfahren. „Sango, ist alles in Ordnung?“, fragte Kagome besorgt, Inuyasha gesellte sich jetzt auch zu ihnen. „Das sollte ich wohl eher euch fragen“, meinte sie. Ihr Blick wanderte zu ihren Füssen. „Immerhin ist das nur wegen mir passiert, wäre ich etwas vorsichtiger-“ Miroku unterbrach sie: „Das konnte keiner von uns wissen, so geschickt wie die Falle arrangiert und geplant wurde kann sie nur von Naraku sein.“ Sango warf ihm einen dankbaren Blick zu. Hinter ihnen stürzten die letzten Brocken der Lawine herunter und verschlossen den Eingang der Höhle. „Immerhin haben wir jetzt eine neue Spur welche uns zu Naraku führen könnte“, meinte Kagome aber Sango verneinte: „Sie ist mir entkommen…leider“ Plötzlich begann Kirara laut zu miauen und wies mit dem Kopf zu dem kleinen Grashügel, welcher hinter den Felsen verschwand. „Kikyo…“, keuchte Inuyasha, während Sango die kleine Dämonenkatze liebevoll in die Arme schloss. „Wir haben im Moment wirklich-“, doch Inuyasha hörte nicht auf Miroku, bewegte vorsichtig seinen schmerzenden Arm und eilte los. „Dieser Dickkopf“, murmelte Miroku. „Kikyo hat kurz bevor die Höhle einstürzte etwas von Barrieren gesagt“, rief Kagome und folgte Inuyasha. Schulterzuckend blickten sich Sango und Miroku einen Moment lang an und folgten den beiden dann.
 

Ein Déjà-vu, dachte Kagome, als sie und Inuyasha durch den Wald rannten. Die kleine Wiese, die sich über den Hang gezogen hatte verschwand langsam hinter den Baumstämmen. Doch dieser Wald war bei weitem nicht so dicht bewachsen wie jener, in welchem sie das erste Mal auf Azarni gestossen waren. „Kikyo!“, rief Inuyasha und beschleunigte sein Tempo. „Inuyasha, woher willst du wissen, dass Kikyo hier ist?“, rief Kagome ihm zu, Inuyasha überhörte sie aber einfach. Da entdeckten sie das jähe Ende des Waldes: vor ihnen endeten die Baumstämme, der Boden fiel steil den Hang hinab. Sie hatten das Ende des Plateaus, auf welchem auch das Dämonenjäger-Dorf sowie Midorikos Höhle stand erreicht. „Warum verfolgst du mich, Inuyasha?“ Goldene Sonnenstrahlen fielen durch das hellgrüne Blätterdach und irgendwo in der Nähe konnte man das Plätschern eines Flusses hören, doch niemand, weder Kagome noch Inuyasha beachteten die gold-grüne Idylle um sie. „Was meinst du mit den Barrieren? Welche Person wird uns weiterhelfen können?“ Inuyasha lief neben Kagome und wiederholte seine Frage. Zuerst sah es so aus, als ob Kikyo seine Frage beantworten wollte, dann drehte sie sich plötzlich in den Wald zurück. „Sag uns jetzt doch endlich wer-?“ Doch Inuyasha brach inmitten des Satzes ab. Ein lautes Rauschen ging durch das Blätterdach, gefolgt von einem lauten Zischen. Erstaunt blickte Kagome zu den grünen Blättern empor, sie fielen zu Boden, verdorrt. Innerhalb weniger Sekunden war das komplette Blätterdach über ihnen verschwunden! Eine modrig riechende Laubdecke hatte sich zu ihren Füssen gebildet und plötzlich verschwand das Zischen so schnell es gekommen war. Kagome sah auf und erblasste. Eine violett schimmernde Pfeilspitze ragte aus Kikyos Brust und noch während Kagome und Inuyasha fassungslos darauf starrten fiel das letzte Laubblatt mit Kikyo zu Boden. „Kikyo!“, rief Inuyasha und war mit einem Satz bei ihr. Langsam breitete sich ihr langes schwarzes Haar auf dem Laubboden aus. „Kikyo, sag mir wenn du mit dieser Person meinst!“, redete Inuyasha auf sie ein. Ein merkwürdiges Glitzern trat in die Augen der sterbenden Miko. „Ich glaube ich habe endlich begriffen…in dieser Welt gibt es für mich keinen Frieden, keine Freiheit…“ Ihre trüben Augen fokussierten Inuyasha. „Solange du hier bist.“, „Inu…Inuyasha!“, stammelte Kagome. Inuyasha sah auf, vor ihm stand – „Azarni!“, rief Inuyasha und griff nach Tessaigas Griff. Azarni blickte von ihm zu Kagome und lies ihren immer noch zitternden Bogen sinken…
 

Fortsetzung folgt…

Falsche Rache

Rückblende

„Nicht das Juwel versiegelt Kagomes Kräfte…Kagome und du blockieren die Kräfte des Juwels!“ Azarnis Verwirrung stieg mit jedem Wort an, doch sie vermochte nicht den Blick von Misaki abzuwenden. „Die beiden Seelen welche im Juwel ruhen blockieren die wahre Macht des Juwels“. Misakis Stimme hatte nichts mehr von der einstigen Wärme welche Azarni in ihr gespürt hatte, sie war kalt und feindlich und so hatte sich auch Misakis Ausdruck verändert. „Um ihre Unsterblichkeit zu sichern haben genau diese Geister, Nouhi und Magatsushi ihre Kräfte mit den euren verbunden. Solange du und Kagome am Leben seid, bleibt die Macht des Shikon no Tama versiegelt.“ Azarnis Knie sackten zusammen, worauf sie langsam zu Boden glitt. „Dann…habt ihr mich die ganze Zeit getäuscht?“ Azarni hatte ihren Kopf gesenkt. Ihr kurzes, braunes Haar bedeckte ihre Augen und ihre beiden, langen seitlichen Haarsträhnen hingen schlaff von ihrem Kopf herab. „Die wahre Macht des Juwels kennt weder gut noch böse“, erklärte Naraku und näherte sich Azarni wieder. „Diese Macht ist zu gross als dass ich dich…“ Naraku stockte. Azarni hatte ihren Kopf erhoben, eine traurige Leere breitete sich in ihrem Gesicht aus. „Dann ist mir der Tod recht…“, langsam wandte sie ihren Kopf zur Seite und blickte zu Misaki. „Auch wenn es eine Illusion war…was mir selbst jetzt schwer fällt zu glauben, danke ich dir.“ Ein überraschter Ausdruck huschte über das ernste Gesicht der Miko. „Das Leben, dass ich einst mit dir hatte war der einzige Grund warum ich weiterhin die Hoffnung behielt eines Tages auch von anderen akzeptiert zu werden…auch wenn es umsonst war.“ Naraku schmunzelte und warf nochmals einen Blick zu Misaki worauf sich diese entfernte, „Wie du willst, Höllenpriesterin“ Mit diesen Worten ballte er seine Faust um das Shikon no Tama. Augenblicklich drang ein violett leuchtendes Licht aus Narakus Fingerritzen. Azarnis erstickter Aufschrei verklang und die Höllenpriesterin kippte langsam nach hinten. Misakis weisse Mikotracht verformte sich zu dem Gewand Kasouri und mit ihm auch der Rest ihres Aussehens. Sie würdigte Azarni noch eines letzten Blickes und verblasste langsam, bis sie vollends verschwunden war. Grollend braute sich in der undurchdringlichen Schwärze über den Dächern der Festung ein Unwetter zusammen. Ein helles Licht durchbrach die Wolkendecke für einen Moment und erlosch wieder, genauso wie sämtliche Emotionen aus Narakus Gesichtsausdruck erloschen und einer finsteren Ausdruckslosigkeit platz machten. Lange starrte er gebannt auf den leblosen Körper Azarnis herab, dann hob er seine Hand über ihren Körper und der Schattenkristall folgte dem lautlosen Befehl. Ohne eine Wunde zu hinterlassen glitt der immer noch düster leuchtende Kristall aus Azarnis Brust und flog in Narakus ausgestreckte Hand. Zufrieden wandte sich Naraku um und entfernte sich in Richtung Hauptgebäude, wo ihn ein schneeweiss gekleidetes Mädchen erwartete. Ihr Anblick bot einen kompletten Kontrast zu der allgegenwärtigen Dunkelheit in Narakus Festung, doch dies würde nicht mehr lange so bleiben. Als Naraku und Kanna in dem gigantischen, tempelähnlichen Gebäude verschwanden blitzte erneut ein helles Licht auf, es handelte sich aber nicht um einen Gewitterblitz.
 

„Azarni.“ Die Stimme sprach im gedämpften Flüsterton. Erneut flüsterte der unsichtbare Wind ihren Namen und tastete mit kühlen Fingern über ihren Körper. Azarni öffnete abrupt ihre Augen. Das erste was sie sah liess sie ihre Augen sofort wieder schliessen, die lähmende Schwärze war plötzlich einem grellen Licht gewichen. Geblendet versuchte Azarni durch ihre zusammengekniffenen Augen etwas zu erkennen, das blendende Licht war aber immer noch da. Erneut schloss sie ihre Augen und öffnete sie wieder, in der Hoffnung das Licht somit zu vertreiben und es schien zu wirken. Als sich ihre Augen öffneten konnte Azarni gerade noch sehen wie sich das helle Licht von ihr entfernte und in der Dunkelheit vor ihr verschwand. „Ich lebe?“, flüsterte Azarni und sah an sich herab. Daran schien jedenfalls kein Zweifel zu bestehen: wie auch immer sie es geschafft hatte, sie lebte! Azarni sah sich um: Narakus Festung, in welcher sie sich vor ihrem Erwachen befunden hatte war verschwunden. Sie befand sich wieder auf der weiten Grasebene und wie sie nach einigen weiteren Blicken feststellte am Rande eines Waldes. Sowie Sonnenstrahlen von einem Spiegel blinkend reflektiert werden leuchtete irgendwo zwischen dem Geäst das seltsame Licht wieder auf und dieses Mal erkannte Azarni etwas in dem Licht. Sofort lief Azarni, zuerst zögernd, auf den Waldrand zu und bemerkte einen mit Pfeilen gefüllten Köcher und einen Langbogen zu ihren Füssen.

Das Licht führte sie in einem schnellen Tempo durch das Labyrinth aus Baumstämmen, wobei es von Zeit zu Zeit wieder erlosch, aber nur um nicht gleich wieder aufzuleuchten, bis es endgültig erlosch. Azarni fand sich am Ende des Waldes. Der Weg hinter ihr war steinig und steil und vor ihr lag ein weitläufiges Bergplateau. Doch ihre Sicht war nur beschränkt, da sich überall wieder grosse Felsen in ihr Sichtfeld stellten. Während sie ihren Weg durch den felsigen Korridor fortsetzte brach die hoch am Himmel stehende Sonne endgültig durch die matte Wolkendecke. Plötzlich hörte sie rechts von sich scharrende Schritte und wenige Augenblicke später sah sie eine Gestalt in nicht allzu weiter Entfernung den Felsenkorridor entlanglaufen. Ein Windstoss blies den Staub aus den Ritzen in dem vertrockneten Boden und verschleierte die Sicht, doch trotzdem hatte Azarni genug Zeit gehabt um die Gestalt genauer zu erkennen. Es war eine Miko, dessen war sich Azarni gewiss und Azarni glaubte die Miko auch nur allzu gut zu kennen. „Kasouri…jetzt wirst du bezahlen“, flüsterte sie und folgte Kikyo durch die Staubwolken.
 

Der Wind legte sich langsam wieder und Sango hechtete hinter eine grosse Holzwand, das einzige was von dem kleinen Waffenlager übrig geblieben war, in welchem ihr Vater Sango einst ihren Hiraikotsu überreicht hatte. Für wenige Augenblicke verharrte Sango hinter der Wand, dann spähte sie vorsichtig hinter der hölzernen Wand hervor. Jenseits des Palisadenwals lief eine Gestalt in Richtung Höhle, doch die zahlreichen Staubwolken welche der Wind aufgewirbelt hatte, verschleierten die Person. Doch das war nicht alles was Sango von hier aus sah: die Gestalt wurde offenbar verfolgt. Eine zweite Gestalt folgte der ersten, wenn auch mit Abstand zu Midorikos Höhle. „Was geht da nur vor sich?“, fragte Sango leise, doch hier war niemand, der ihre Frage hätte beantworten können. Der Wind begann wieder aufzuheulen und die Gestalten versanken im braunen Staubgewirr.
 

Azarni verharrte hinter dem Felsbrocken, welcher ihr als Versteck diente und war der Höhle, in der Kikyo verschwunden war, einen misstrauischen Blick zu. Es dauerte nicht allzu lange, da trat die Miko mit dem Rücken zu Azarni aus der Höhle, gefolgt von Inuyasha. Entsetzt betrachtete Azarni den Hanyou. Wie kann das sein? Er müsste doch immer noch in der Starre der Shibotsu-Blüte sein, wieso… Ein ohrenbetäubendes Krachen dröhnte vom Eingang der Höhle und Inuyasha rief irgendetwas, was Azarni durch den Lärm nicht verstehen konnte. Doch ihr Blick galt nicht mehr Inuyasha, vielmehr der Miko welche sich in die entgegen gesetzte Richtung entfernte. „Wenn überhaupt, werde ich wohl erst später die Gelegenheit erhalten herauszufinden wie dieser verfluchte Hanyou es geschafft hat die Starre zu überwinden“, murmelte Azarni, kletterte über den Felsen hinweg und folgte einem kleinen Pfad, welcher hinter der Höhle zu einem kleinen Wald führte.
 

Der lichte Wald, welcher Azarni umgab hatte trotz seiner geringen Anzahl an Bäumen ein prachtvolles Blätterdach, das nur wenige Sonnenstrahlen durchliess. Da war sie wieder! Plötzlich tauchte vor Azarni das weiss-rote Gewand der Miko wieder auf. Azarni blieb stehen, entschlossen griff sie hinter ihren Kopf in ihren Köcher und angelte nach einem Pfeil. Ein kleiner Vorgeschmack der Befriedigung welche sie durch Kasouris angeblichen Tod zu empfinden glaubte schärfte ihre Sinne und Azarni schöpfte neue Kraft. „Du wirst dafür büssen, Kasouri!“ Weit hinter ihr hörte sie eine Stimme rufen: „Kikyo!“ Azarni bespannte ihren Bogen mit dem Pfeil. Erneut hörte sie eine Stimme, dieses Mal schien sie jedoch von einer weiblichen Person zu kommen, deren Worte Azarni jedoch nicht verstand. Einen Moment lang zögerte Azarni noch, Kikyo? Was hat das zu bedeuten? Dann verwarf sie den Gedanken und konzentrierte die finsteren Mächte in ihr auf den Pfeil. Die Spitze des Pfeils leuchtete dunkelviolett auf. „Warum verfolgst du mich, Inuyasha?“ Azarni hatte die Worte der Miko klar und deutlich verstanden, doch sowie ihre Verwirrung zunahm wuchs auch die finstere Aura ihres Osen no Ya. Nun konnte sie auch Inuyashas Stimme deutlich hören und nur wenige Augenblicke darauf drehte sich die Miko zu ihr um! Sofort verschwand die Aura um den Pfeil und Azarni drehte sich hinter einen Baumstamm. Nach kurzer Zeit trat Azarni wieder aus ihrem Versteck hervor und begann erneut den Pfeil mit ihrer finsteren Energie aufzuladen und schon dabei begann die Aura sich zu verbreiten und rings um sie begann alles zu verfaulen und zu verwesen, das dichte Blätterdach brach Stückweise in sich zusammen und Azarni liess den Pfeil los.
 

Innerhalb weniger Sekunden war das komplette Blätterdach über ihnen verschwunden! Eine modrig riechende Laubdecke hatte sich zu ihren Füssen gebildet und plötzlich verschwand das Zischen so schnell es gekommen war. Eine violett schimmernde Pfeilspitze ragte aus Kikyos Brust und noch während Kagome und Inuyasha fassungslos darauf starrten fiel das letzte Laubblatt mit Kikyo zu Boden. „Kikyo!“, rief Inuyasha und war mit einem Satz bei ihr. „Kikyo, sag mir wenn du mit dieser Person meinst!“, redete Inuyasha auf sie ein. Ein merkwürdiges Glitzern trat in die Augen der sterbenden Miko. „Ich glaube ich habe endlich begriffen…in dieser Welt gibt es für mich keinen Frieden, keine Freiheit…“ Ihre trüben Augen fokussierten Inuyasha. „Solange du hier bist.“, „Inu…Inuyasha!“, stammelte Kagome. Inuyasha sah auf, vor ihm stand – „Azarni!“, rief Inuyasha und griff nach Tessaigas Griff. Azarni blickte von ihm zu Kagome und lies ihren immer noch zitternden Bogen sinken.

Ende Rückblende
 

Ihr Blick ging von Inuyasha zu Kagome, „Ihr habt also beide meine Angriffe überstanden…“, dann sah sie zu Kikyo herab und ihre Augen weiteten sich. „Wer ist diese Person?“, fragte Azarni plötzlich und auf Inuyasha sowie Kagomes Gesicht erschien ein Ausdruck der Azarnis Verwirrung in Nichts nachstand. „Willst du damit etwa sagen, dass du nicht einmal weisst wen du gerade getötet hast?“, knurrte Inuyasha und zog Tessaiga mit einer raschen Bewegung hervor. „Sie war also nicht Kasouri…“ Azarni sah auf. „Ich…“, begann sie doch dann durchdrangen plötzlich laute Rufe, gefolgt von schnellen Schrittgeräuschen den Wald. Azarni wandte sich um und rannte los. „Warte du-“ Inuyasha setzte zur Verfolgung an. „Inuyasha! Renn doch nicht immer – Sitz!“
 

Sango, Miroku und Shippou rannten auf sie zu, während Inuyasha sich fluchend aufrichtete. „Spinnst du etwa? Ich hätte sie ein für allemal erledigen können!“, „Das hast du das letzte Mal wohl auch gedacht als du einfach so losgerannt bist!“, entgegnete Kagome knapp.
 

Nachdem Azarnis Erscheinen die Dinge wieder um einiges komplizierter gemacht hatten, beschlossen sie sich in das Dämonenjäger-Dorf zurückzuziehen um dort ein Nachtlager aufzuschlagen. Während Miroku und Sango sich um Feuerholz bemühten breitete Shippou im Licht der letzten Sonnenstrahlen des Tages ein paar Tücher auf dem Boden aus, welche er mit Kiraras Hilfe im Dorf gefunden hatte. Kagome und Inuyasha suchten die engen Gassen der Ruinenstadt inzwischen nach irgendetwas Essbarem ab, auch wenn sie Beide ziemlich sicher waren nichts zu finden, so war es wohl viel eher ein Vorwand gewesen. Nachdem sie schweigend in eine Gasse zwischen einem grossen Haufen hölzerner Trümmer und einem halbwegs erhaltenen Haus einbogen waren und Shippou und sein improvisiertes Nachtlager hinter ihnen verschwunden. Schliesslich brach Inuyasha das Schweigen: „Wieso hasst mich Kikyo eigentlich sosehr?“ Kagome hatte wohl gehofft, dass sie auf Kikyos Andeutungen zu sprechen kommen würden und nicht auf sie selbst, was sie wohl auch nicht zu verbergen mochte, denn Inuyashas Gesicht nahm einen merkwürdigen Ausdruck an. „Ich glaube nicht, dass sie dich gehasst hat…“, sagte Kagome langsam. Es fiel ihr schwer weiter in Inuyashas Gesicht zu blicken, also schweifte ihr Blick durch die leeren Gassen. Sie liefen weiter und plötzlich erschien zwischen den zerstörten Holzbauten die langsam versinkende Sonne. Die Aussicht war so gigantisch, dass sie Kagome unter anderen Umständen sicher bestaunt hätte, jetzt aber konnte sie es nicht. „Es war nicht der Hass auf dich, welcher ihr keine Ruhe liess…Sie hat dich…Sie“, ihre Stimme versagte und Kagome drehte sich von dem Panorama ab.
 

Auch wenn ausserhalb von Narakus unsichtbarer Festung die Nacht hereinbrach änderte sich innerhalb der finsteren Schwärze nichts. „Kikyo ist also tot“, murmelte Naraku und wandte den Blick von Kannas Spiegel ab. „Und Azarni lebt immer noch.“ Lautlos erschien Kasouri aus dem Nichts hinter ihm und näherte sich. „Sie haben das Okori und…“ Naraku wandte sich zu ihr um und begegnete ihr mit einem zornigen Blick. „Und wie ich annehme lebt Kagome ebenfalls, nicht wahr?“ Kasouri verstummte, ihr Gesicht wurde schneeweiss. „Hör zu Kasouri, du hast mir einst gute Dienste erwiesen, vor allem als ich Inuyasha und Kikyo betrogen habe um an das Juwel heranzukommen. Doch seit ich dich von meinem Körper abgespalten habe scheint deine Effizienz…“ Naraku sprach nicht weiter, doch sein Blick sagte alles. Dann beruhigte er sich wieder, „Weiss es Azarni bereits?“ Kasouri schüttelte den Kopf: „Nein.“ Naraku befahl Kanna mit einer Handbewegung sich zu entfernen und schritt zu dem offenen Eingang zu und blickte auf den Hof hinaus. „Jetzt da Kikyo tot ist wird es umso schwerer Misaki zu finden, aber eine Spur haben wir jetzt immerhin…“
 

Fortsetzung folgt…

Die schneeweisse Blume und vergessene Erinnerungen

Unzählige Leute wimmelten sich durch die schmalen Häusergassen, welche durch etliche kleine Marktstände noch verschmälert wurden. Die verschiedensten Düfte hingen in der Luft, am Anfang der langen Marktgasse schlug einem ein salziger Fischgeruch entgegen und am Ende der Gasse stiegen einem würzige Gerüche in die Nase. Ausser einem auffällig rot gekleideten Jungen mit langem Silberhaar schien dies jedoch keinem etwas auszumachen. Während sich Miroku, Sango, Shippou und Kagome durch die vielen Leute drängelten lief Inuyasha naserümpfend hinterher. Als die Gruppe am Ende der dufterfüllten Gasse angelangt war teilte sich die Menge und lies freie Sicht auf einen grossen Tempel. „Sensou-ji, das weckt alte Erinnerungen“, murmelte Miroku, während er den Tempel schmunzelnd betrachtete. „Ich will gar nicht wissen welche“, meinte Sango und trat auf den Platz hinaus. „Und in welchem Haus entdeckst du heute einen Youkai?“, fragte Shippou spöttisch und blickte zu Miroku empor. Dieser überging die Frage mit einem düsteren Blick und steuerte unbeirrt auf ein grösseres Haus zu, allein die prachtvollen Verzierungen auf dessen Aussenwand liessen es aus den übrigen hervorstechen. „Ich hätte nie geglaubt die originalen Hauptgebäude des Sensou-ji einmal zu sehen.“ Kagome konnte ihren Blick nicht von dem Tempel lassen. Erst als ein kleiner Junge, der einen umso grösseren Fisch umklammerte sie fast umgerannt hätte schrak sie augenblicklich aus ihren Gedanken, Inuyasha folgte ihr Stirn runzelnd und musterte den Tempel mit einer Mischung aus Gleichgültigkeit und Verwirrung. „Was ist denn so besonders an dem Tempel?“ Kagome blieb stehen. „Ach, das kannst du ja gar nicht wissen…einige Teile des Tempels werden in einem Krieg zerstört, danach werden sie aber wieder nachgebaut. So ähnlich wie der Rest der Stadt hier.“ Inuyashas Augen weiteten sich, „Krieg? In deiner Epoche gibt es auch Kriege?“ Kagome nickte knapp, „Ja…aber der letzte grosse war lange vor meiner Geburt.“ Kagome wandte sich von dem verdatterten Hanyou ab und suchte Miroku, Sango und Shippou, diese waren jedoch im wieder aufbrausenden Gedrängel der Menge verschwunden. Jedoch war Mirokus Ziel wohl keineswegs schwer zu erraten, Kagome schlängelte sich zwischen den Leuten durch, dicht gefolgt von Inuyasha, welcher sie bei jeder Gelegenheit über die Zukunft der Stadt Edo und über den zweiten Weltkrieg ausfragte, auch wenn letzteres ihm wohl kaum ein Begriff war.
 

Schliesslich verschwanden auch Kagome und Inuyasha in der Menschenmenge. Azarni warf noch einen letzten, prüfenden Blick aus ihrem Versteck und verliess die schattige Gasse. Erneut schweifte ihr Blick über den Platz und schliesslich zu dem edel aussehenden Haus.
 

Kaum hatten sie das Haus betreten verhallte das Stimmengewirr der lebenden Strassen und Gassen Edos und machte einer fast schon entspannenden Ruhe Platz. Sango und Shippou erwarteten Kagome und Inuyasha bereit, doch Sango schien sich vielmehr für das Gespräch Mirokus mit einem älteren Mann zu interessieren. Shippou schüttelte den Kopf, „Wie ich es gesagt habe, er versucht es immer mit derselben Masche.“ Das Innere des Hauses stand dem Äusseren in Nichts nach: der hölzerne Boden schimmerte und an den Wänden hingen lange Pergamentrollen mit kunstvoll gezeichneten Abbildungen einer wilden Schlacht. Ausser ihnen befanden sich nur noch zwei aufgeregt diskutierende Frauen, ihrem Aussehen nach zu schliessen waren sie sich an etwas höhere Lebensstandards gewöhnt. Kagome blickte zu Miroku und dem Alten, dieser nickte und sagte Etwas zu Miroku. Dann wandte sich der Mönch ab und lief mit zufriedenem Gesicht auf sie zu. „Der Hausherr lässt uns eine Nacht hier verweilen“, antwortete er auf die unausgesprochene Frage. Shippou sprang neugierig auf Mirokus Schulter und musterte den Alten. „Kennst du ihn etwa?“ Irgendetwas in Mirokus Gesicht änderte sich, doch Miroku schien sich nichts anmerken lassen zu wollen und überging die Frage, indem er sie anwies ihm zu folgen. Verwirrt blickte Kagome ihm nach, doch weder sie noch Sango, Shippou oder Inuyasha wagten die Frage nochmals zu wiederholen. Zielsicher führte Miroku sie in einen Seitenkorridor neben den beiden Frauen. Mehrere Shouji und deren dunkelbraunen Holzgerüste standen rechts und links von ihnen. Als sie daran vorbeiliefen konnte man durch den einen oder anderen Spalt einen Blick der lichtdurchfluteten Zimmer erhaschen. Die meisten waren leer, aber in einigen waren grosse Bettenlager am Boden eingerichtet worden. Miroku blieb plötzlich stehen und drehte sich zu ihnen um. Rechts von ihm befand sich eine halb geöffnete Shouji und dahinter ein weiteres Zimmer. „Hier habe ich früher gelebt.“ Knatternd wurde irgendwo hinter ihnen eine Shouji beiseite geschoben und sie konnten hören wie jemand aus dem Gang schlurfte. „Hier?“, fragte Sango und betrat das Zimmer. Kagome und Shippou folgten ihr, während Inuyasha und Miroku noch auf dem Gang warteten. „Du hast deine Ausbildung als Mönch also hier begonnen, in diesem Tempel“, stellte Inuyasha fest und blickte durch das vor ihm liegende Zimmer zum Fenster hinaus. Die gewaltigen Dächer des Sensou-ji ragten zwischen der Menschenmenge empor. Miroku lächelte, „Ich hab dein ausgeprägtes Gehör wohl vergessen…aber du hast recht. Hier habe ich meine Ausbildung nach Meister Mushin fortgesetzt.“ Inuyasha nickte und beliess es dabei. „Jetzt musst du uns aber wirklich verraten wie du den Alten rumgekriegt hast!“, schrie Shippou und sprang mitten in die Bettenlager. Miroku liess sich neben dem Kitsune nieder und lachte zufrieden. „Musasai-sama ist ein alter Bekannter von mir und jetzt geniesst den Rest des Tages! Morgen werden wir viel zu tun haben!“ Doch nicht alle schienen die gespielte Lockerheit zu teilen. Sango blickte den Mönch prüfend an, dann glitt ihr Blick zum Fensterloch hinaus. „Wenn du meinst.“, erwiderte Kagome und breitete sich ebenfalls auf einem Lager aus. „Wie lange ist es wohl her seit wir das-“, doch Shippou verstummte augenblicklich als er die drei Gestalten erblickte welche mit prallgefüllten Reisschalen ins Zimmer kamen. Miroku richtete sich auf und legte seinen Stab und ein Tuch auf dem Bettlager zurück. Während die Anderen seinem Beispiel folgten und sich bei den Essensbringer bedankten fiel ein Stück des Tuches zur Seite und darunter kam der grün leuchtende Spiegel zum Vorschein. Die musterförmig angeordneten Linien schienen ganz schwach zu glühen, doch vielleicht lag das auch nur an den langsam verblassenden Sonnenstrahlen die durch das Fenster hereinfielen.
 

Die schier unendliche Weite der grasgrünen Ebene erstreckte sich unter Kasouri. Die eisigen Winden zerrten an ihrer prachtvollen Kleidung und zerzausten ihr nachtschwarzes Haar. Sie stand inmitten eines gewaltigen Trümmerhaufens. Gewaltige Felsbrocken lagen überall und dazwischen ragten teils kahle Bäume, welche wie spitze Speere in den Himmel ragten. Der steinerne Garten, einst erfüllt vom Leben, beherbergte nur noch Tod und Stille, düstere Stille. Kasouri drehte sich um und blickte suchend um sich, dann hielt sie inne, sie hatte gefundne wonach sie gesucht hatte. Vorsichtig kletterte sie über einen grossen Gesteinsbrocken und bückte sich unter einem grossen querlegenden Baumstamm hindurch. Vor ihr lag eine Art Spinnennetz, bestehend aus silbrigen Fäden und in der Mitte des Netzes befand sich ein violettfarbener Zettel. Schwarze Schriftzeichen bannten den magischen Schild auf die Konstruktion, doch Kasouri schien unbeeindruckt. „Was hast du hier bloss gesucht?“, flüsterte sie und berührte den Bannzettel. Kaum hatte ihre Fingerspitze das violette Papier berührt entzündete sich der Zettel und löste sich in Asche auf. Ein merkwürdiges Geräusch erklang, als ob sich eine grosse Menge an Energie auf einmal entladen würde. Kasouri lächelte und warf die Fäden, aus welchen die Konstruktion einst bestanden hatte, beiseite. Vor ihr lag eine schneeweisse Blume. Sie war unbeschädigt, wofür der schützende Bann wohl gesorgt hatte, aber das war es nicht was Kasouri beunruhigte. Etwas in ihrer Brust begann zu Pochen, schmerzhaft zu Pochen. Sie hob die Blüte auf und hielt sie den letzten Sonnenstrahlen entgegen. „Eine reine Shibotsu-Pflanze? Wieso hat sie…“, „Naraku sagt du musst dich beeilen.“ Kasouri erschrak und wirbelte herum. Hinter ihr war Kanna erschienen, wie immer hielt sie ihren Spiegel in den Händen, doch er war nicht leer wie sonst. Ein unruhiges Bild einer grossen Stadt füllte sein Inneres. „Dank der Aura Okoris ist es mir möglich seinen Standort ausfindig zu machen. Du musst dorthin gehen und ihn zerstören.“
 

Schliesslich hatte sich der Schleier der Nacht auch über Edo gelegt und Kagome, Sango und Inuyasha waren die Einzigen, welche sich auf dem grossen Platz aufhielten. „Er verheimlicht uns doch etwas…“, murmelte Sango und lehnte sich mit dem Rücken zur Wand. Inuyasha schwieg und blickte zur Seite, „Ich seh’ mal nach dem Rechten“, meinte er und huschte in Richtung Eingang. Kagome warf ihm einen nachdenklichen Blick zu, „Er benimmt so seltsam seit wir hier sind.“ Kagome brauchte erst einige Momente bevor sie begriff, dass Sango wieder von Miroku sprach und blickte wieder zu Sango. „Ach, was.“, erwiderte sie. „Wenn sich einer seltsam benimmt, dann ist es Inuyasha“ – ihre Stimme wurde etwas leiser – „…Ich meine, Kikyo hat ihn schon so oft verlassen. Doch dieses Mal zeigt er sich merkwürdig unberührt…ich“, Kagome suchte vergeblich nach Worten. Ein Lächeln erschien in Sangos Gesicht. „Vielleicht zeigt er es nur nicht so offen…weil er dich nicht-“ Sango verstummte, legte ihre Hand auf ihr Katana und blickte in die Gasse hinter Kagome. Langsam drehte sich auch Kagome um und betrachtete mit Entsetzen die Gestalt hinter ihr, es war Azarni. „Wartet!“, sie hob ihre Hand. „Ich bin nicht hier um mit euch zu kämpfen.“, „Und das sollen wir dir jetzt glauben?!“, fragte Sango und riss ihr Katana mit einem Ruck hervor. „Wir verfolgen das gleiche Ziel“, fuhr Azarni fort. „Naraku zu vernichten und ich kann euch…Und will euch helfen.“ Sango hielt inne, unschlüssig verharrte sie einen Moment in ihrer Angriffsposition, liess ihr Schwert aber schliesslich senken. „Du willst uns helfen?“ Azarni nickte und trat einen Schritt hervor. „Wir können aber nicht hier bleiben.“ Kagome schritt einige Schritte zurück, „Das ist doch eine Falle, wieso sollten wir dir nach alldem noch glauben?“ Azarni hatte wohl mit dieser Frage gerechnet, denn sie lächelte, wenn auch etwas hilflos und beantwortete Kagomes Frage. „Gar nicht, aber ich weiss einen Weg wie wir in Narakus Schattenfestung gelangen. Doch ich werde nur mit ihr reden.“ Sie wies auf Kagome. Ungläubig blickte Sango von Kagome zu Azarni, „Das kannst du vergessen!“, „Du musst verstehen, nur sie kann mir dabei helfen“, versuchte Azarni zu erklären, doch Sango erhob ihre Waffe wieder. „Wobei helfen?“ Azarni blickte wieder zu Kagome, doch jetzt schien sie kein Interesse daran zu haben ihre Frage zu beantworten. „Warte hier“, sagte Kagome plötzlich und Sango blickte ungläubig zu ihr herüber. „Du glaubst ihr doch nicht ernsthaft, dass sie-“ Kagome winkte ab. „Ich werde nicht unbewaffnet mitgehen, aber wenn sie wirklich eine Möglichkeit kennt-“ Jetzt wurde Kagome von Sango unterbrochen: „Und was willst du den Anderen sagen?“ Ein Schatten flog hoch über ihnen vorbei, augenblicklich wirbelte Azarni herum und griff nach ihren Bogen und auch Sango griff wieder nach ihrem Schwert, doch die Bewegung wiederholte sich nicht wieder. „Sie sind vielleicht schon hier, beeil dich“, sagte Azarni und suchte die Dächer über ihren Köpfen aufmerksam ab. „Ich werde dich begleiten.“ Doch noch bevor Kagome etwas sagen konnte war Azarni plötzlich vor ihnen aufgetaucht. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit zog sie einen Stachel aus ihrem Gewand hervor, Sango wollte zu einem Schlag ausholen, doch es war zu spät. Ein Schwall schwarzen Rauches stiess aus dem Stachel und Sango fiel bewusstlos zu Boden! „Was hast du mit ihr gemacht?!“ Kagome ging neben der reglosen Dämonenjägerin in die Hocke. „Keine Sorge, in wenigen Augenblicken wird sie wieder zu sich kommen. Willst du mir noch immer helfen?“ Kagome blickte zu der ausgestreckten Hand Azarnis empor und betrachtete sie einen Moment lang unentschlossen. Auch wenn sie ansonsten nur mit Pfeil und Bogen kämpfte griff Kagome nach Sangos Katana und ergriff Azarnis Hand. Mit einem Ruck half die Höllenpriesterin ihr auf. „Folg mir!“ Und sie rannten los.
 

In Gestalt eines jungen Wandermönches betrat Kasouri die dunklen Gassen Edos. Nur wenige Feuer erhellten die verwinkelten Strassen, doch die kräftige Aura, welche sie nahe der Stadtmitte spürte leitete sie. Drei lautstark diskutierende Männer kamen plötzlich auf sie zu, sie würdigten den Mönch keines Blickes sondern liefen weiter. Doch als sich einer der Drei umdrehte war der junge Mönch verschwunden.
 

„Wohin gehen wir?“, keuchte Kagome, während sie versuchte mit der Höllenpriesterin Schritt zu halten. „Ich glaube wir müssen einen kleinen Umweg machen“, antwortete Azarni und blieb stehen. „Was habt ihr in dieser Höhle überhaupt gesucht?“ Kagome atmete tief ein, „Wir waren dort um ein Siegel zu brechen…es soll die Kräfte der beiden Geister, welche sich im Shikon no Tama befinden aufrecht erhalten. Doch es war eine Falle, eigentlich -“ Azarni unterbrach sie. „Den Rest kenne ich und genau aus diesem Grund kann ich nur mit deiner Hilfe die Barriere um Narakus Schloss brechen.“ Kagome fühlte sich mit einem Mal unwohl, sie war sich nicht sicher ob es an Azarnis Gegenwart lag, aber irgendwie schien der Ursprung ein ganz anderer zu sein. „Sie ist hier…“, sagte Azarni plötzlich. „Spürst du ihre Aura. Der Schattenkristall der sie bei sich trägt verstärkt sie nur noch.“ Auch wenn Kagome nicht verstand was Azarni damit genau meinte konnte sie sich vorstellen, dass das nichts Gutes bedeutete. Plötzlich fielen Kagome Kikyous letzte Worte wieder ein. „Wir müssen den Barrieren folgen“, murmelte sie und beinahe gleichzeitig durchfuhr es sie. „Eine Barriere hat damals verhindert, dass ich und Inuyasha zurück in diese Epoche reisen konnten…aber hat Kikyo dieselbe Barriere gemeint?“ Azarni wurde hellhörig: „Was für eine Barriere? Wieso müssen wir ihnen folgen?“, „Bevor Kikyo gestorben ist hat sie uns gesagt wir sollen den Barrieren folgen um an Naraku heranzukommen, sie hat sich auf irgendeine Person bezogen…“ Sie blickte in Azarnis Gesicht. „Misaki“, „Was?“ Azarni schüttelte ihren Kopf und liess sich zu Boden senken. „Es ist Misaki. Sie hat mich aus Narakus Festung gerettet, sie hat mich auch zu euch geführt, nur dachte ich damals, dass es ein weiterer Trick Kasouris wäre.“, „Kagome!“ Erschrocken wandte sich Kagome von der am Boden knienden Azarni ab und blickte auf. Vor ihnen stand eine Gestalt, als sie aus dem Schatten heraustrat erkannte sie Inuyasha. Im ersten Moment wollte Kagome sofort losrennen, doch dann besann sie sich. „Inuyasha?“ Er trat hervor und Kagome erkannte, dass es sich eindeutig um die Gestalt Inuyashas handelte, doch war es auch wirklich Inuyasha? Sein Blick fiel auf Azarni. „Was machst du denn hier?“, er griff nach seinem Tessaiga, doch Kagome stellte sich vor Azarni und hob Sangos Katana. „Kagome! Was soll das?! Siehst du nicht wer das ist?“, rief Inuyasha und lief einige Schritte auf sie zu. „Keinen Schritt näher!“, rief Kagome zitternd, doch Inuyasha hörte nicht auf sie, sondern näherte sich ihr. Azarni richtete sich hinter ihr auf, doch das registrierte Kagome kaum, ihr Blick war auf den immer näher kommenden Inuyasha gerichtet. „Kagome, was ist mit dir los? Azarni wollte dich töten und sie wird es wieder versuchen, glaub mir!“ Kagome liess ihre Waffe sinken. „Es gibt nur einen Weg das herauszufinden“, sagte Kagome und blickte ihrem Gegenüber entschlossen in die Augen. „Was meinst du damit?“ Kagome festigte den Griff um Sangos Katana. „Inuyasha…Sitz!“, doch die Gestalt vor ihr wurde nicht von der magischen Kraft der Halskette zu Boden gezerrt, sie blieb aufrecht stehen! Kagomes Augen weiteten sich vor Entsetzen, „Du bist nicht Inuyasha!“
 

Fortsetzung folgt…

Mit vereinten Kräften

Hallo, geschätzte Leser ;)

Zuerst möchte ich mich wieder einmal für die vielen Kommentare bedanken! So geht das Schreiben gleich viel besser und es macht auch mehr Spass. Zu euren Fragen: Ja, ich werde nach diesem Fanfic noch weitere Schreiben. Das nächste ist bereits in Planung und einen groben Storyaufbau habe ich auch schon. Und zur Beruhigung: solche extreme "Kapitelschluss-Cliffhanger" wie ich sie in diesem FF teils gemacht habe, plane ich im folgenden FF zu reduzieren (was aber keinesfalls heisst, dass es weniger spannend wird!!) Und weil ich auch vermehrt schon per ENS gefragt wurde, ob alle Fragen bis zum Schluss dieses FF geklärt werden, kann ich nur nochmals sagen: JA, alle noch offene Fragen werden spätestens im letzten Kapitel beantwortet werden. Jetzt wünsche ich euch viel Spass beim Lesen!
 

Kagomes Augen weiteten sich vor Entsetzen, „Du bist nicht Inuyasha!“ Der silberhaarige Junge im feuerroten Kimono vor ihr begann lauthals zu lachen. Ein leises Knacksen erklang und plötzlich erhob sich aus den Schatten hinter Kagome ein hölzerner Bogen. Azarni trat langsam neben sie, die Pfeilspitze auf die Gestalt gerichtet. „Hier“, murmelte sie und warf Kagome einen kleinen, hölzernen Stachel zu, ohne den Blick von Inuyashas Gestalt zu lassen. Etwas unbeholfen liess Kagome Sangos Katana fallen und blickte auf den kleinen Holzstachel in ihrer Handfläche, dann verwandelte sich dieser plötzlich in einen langen Bogen, mitsamt Pfeilen. Die goldfarbenen Augen blickten belustigt auf die beiden Waffen und dann zu ihren Trägern selbst. „Ihr wollt es wirklich mit mir aufnehmen? Wie schön, dann bringen wir das gleich hinter uns!“ Das leuchtende Rot des Kimonos verwandelte sich in ein Schwarz, so dunkel wie der Himmel über ihnen. Das silberne, lange Haar färbte sich schwarz. Langsam erschienen die prachtvoll gestickten Muster auf Kasouris Gewand, während sich auch noch der Rest von Inuyashas Antlitz verschwand. „Du!“, keuchte Azarni wütend. Kagome konnte spüren wie sich die Wut in ihr aufzulodern begann, wie ihr Osen no Ya, dessen Aura sich langsam ausbreitete. Kasouri betrachtete Azarni noch einen Moment lang, dann begann sie erneut leise zu lachen, während sie auf die Beiden zulief. Unschlüssig blickte Kagome von Azarni zu Kasouri, dann griff auch sie nach einem Pfeil. Plötzlich verschwand Kasouris Gewand! Kagome blinzelte um sich zu vergewissern, dass ihr ihre Augen keinen Streich spielten. Vor ihnen stand Kikyo, doch das dachte Kagome nur im ersten Moment. In wen Kasouri sich auch immer verwandelt hatte, es war nicht Kikyo, obwohl die Priesterin ihr sehr ähnlich sah. „Mi…Misaki“, Azarni liess den Pfeilbogen für einen Moment sinken, Kagome drehte sich zu ihr um: „Azarni! In wen sich Kasouri auch immer verwandelt hat, sie ist immer noch Kasouri!“ Aber Azarni zögerte noch immer, während die Pfeilspitze unaufhörlich weiter sank, bis sie genau gegen den Boden gerichtet war. Von einem Augenblick auf den Nächsten ging plötzlich alles unglaublich schnell, die Gestalt der Priesterin sprang wie ein angreifender Tiger auf sie zu und Kagome hob ihren Bogen. Die hell leuchtende Aura ihres Hama no Ya beleuchtete die dunkle Strasse taghell, dann liess sie die straff gespannte Sehne los und der Pfeil sauste direkt auf sein Ziel!
 

„Sango! Sango!“ Sie öffnete ihre Augen und über ihr lugte Shippou auf sie herab. „Sie kommt zu sich!“, schrie der kleine Kitsune und entfernte sich aus ihrem Sichtfeld. Als Sango sich versuchte aufzurichten, begrüsste sie ein leichtes Schwindelgefühl. Sie sank auf ihre Arme herab und sah sich um. Neben ihr standen Miroku und Shippou, beide schienen auf sie einzureden, doch ihre Stimmen waren seltsam dumpf und Sango verstand kaum ein Wort. Langsam schärfte sich ihr Blick und mit ihm ihr Gehör. „Alles in Ordnung?“ Sofort sprang Sango auf ihre Füsse und blickte um sich. „Habt ihr Kagome gefunden? Sie ist mit Azarni aufgebrochen!“ Blankes Entsetzen spiegelte sich in Shippous Gesicht wieder und auch Miroku schien diese Nachricht mehr als nur zu beunruhigen. „Nachdem wir euch nicht mehr draussen gesehen haben sind wir sofort losgelaufen um nach dem Rechten zu sehen“, begann Miroku zu erklären. „Inuyasha ist jedoch in die andere Richtung gelaufen.“, „Wohin wollen Azarni und Kagome überhaupt und wieso ist Kagome überhaupt mitgegangen?“, fragte Shippou, er hatte seine Stimme kaum mehr unter Kontrolle, sodass es mehr nach einem Krächzen klang. „Azarni meinte, dass nur sie und Kagome den Weg zu Narakus Festung öffnen können…was auch immer das bedeutet.“
 

Mit einem lauten Knall explodierte der Pfeil unmittelbar vor Kasouri. Ihre Gestalt versank in der gleissenden Lichtexplosion. Doch so schnell die Aura des Hama no Ya entflammt war, erlosch sie auch wieder. Als Kasouri unbehelligt landete blieb lediglich noch ein schwacher, rosafarbener Schimmer zurück. Die Gestalt der Priesterin war verschwunden, doch Kasouris Ausdruck war dafür umso schlimmer, blanke Wut entgegnete Kagomes Blick. Hastig griff Kagome nach einem weiteren Pfeil, doch dann wurde unsanft zur Seite gestossen. Azarni spannte einen ihrer Pfeile in den Bogen ein und sprang ebenfalls zur Seite. Noch im Flug schoss sie den Pfeil ab! Die dunkelviolette Aura entfaltete sich und liess mehrere Wände der aus Holz gebauten Häuser um sie vermodern. Auch Azarnis Osen no Ya entfesselte eine heftige Explosion, doch auch nach dieser blieb Kasouri ohne Schaden zurück. „Wieso funktioniert es nicht?!“, schrie Azarni wütend, rollte sich ab und griff nach einem weiteren Pfeil. Kagome rappelte sich auf und folgte Azarnis Beispiel. „Es ist zwecklos! Ihr könnt mit euren Angriffen nichts ausrichten!“ Ihre Fähigkeit sich zu verwandeln hatte sie wohl wieder zurück gewonnen, denn erneut begann sich ihre Gestalt aufzulösen und in eine neue zu wandeln. Vor Kagome und Azarni stand keine menschliche Gestalt mehr. Vor ihnen bäumte sich ein lederhäutiges, dunkelgrünes Monster auf. Aus dem wurmartigen Körper sprossen mehrere scherenförmige Klauen hervor, das Gesicht der Bestie wurde von einer schneeweissen Maske verhüllt. Auf ihr war das Antlitz der edlen Prinzessin zu sehen, in welche Kasouri sich meist verwandelt hatte. „Das ist also dein wahres Antlitz du Scheusal!“, schrie Azarni und feuerte einen weiteren Pfeil auf Kasouri ab. Der verunreinigende Pfeil prallte einfach an der ledernen Haut ab und zerbrach! Plötzlich vernahm Kagome mehrere aufgeregte und entsetzte Schreie vor und hinter ihnen. Wie aus dem Nichts hatten sich die Strassen mit schreienden Menschen gefüllt. Einige blickten Kasouri an, andere suchten schreiend das Weite. In ihrer wahren Gestalt war Kasouri um einiges grösser als Azarni und Kagome und überragte sogar einige der Häuser. Ihr langer Wurmschwanz sauste zischend heran und durchbrach krachend mehrere der Holzwände. „Vorsicht!“; schrie Kagome und umklammerte ihren Bogen fest, während sie sich zur Seite warf. Sie entging dem Angriff knapp, doch plötzlich griffen mehrere scherenbesetzte Klauen nach ihr! Kagome duckte sich unter mehreren hinweg und suchte in einer Seitengasse Schutz. „Kagome!“, hörte sie plötzlich eine Stimme rufen. Doch dann begann das Holz hinter ihr zu bersten! Donnernd fiel ein grosser Holzbalken, gefolgt von einem Holzdrachen neben ihr zu Boden während ein langer Scherenarm nach ihr griff! Schreiend griff Kagome nach einem Pfeil und rammte ihn direkt in den Arm hinein. Ein lautes, markerschütterndes Kreischen durchdrang Edos Strassen, doch der Scherenarm liess von ihr ab. Keuchend rannte sie aus der Gasse hinaus und blickte direkt in das Weiss der riesigen Maske. „Zur Seite!“, schrie Azarni und Kagome liess sich wortwörtlich zu Boden fallen! Azarnis Pfeil knallte gegen Kasouris Maske, richtete aber keinen weiteren Schaden an. Kagome stand auf und rannte Azarni hinterher. Ein Luftzug streifte Kagomes Haare, Warnung genug um auf die Knie zu fallen und dem heransausenden Arm auszuweichen. Azarni kam zu ihr heran gerannt, „Ich glaube ich weiss, wie wir sie loswerden!“ Kagome nickte und schoss einen weiteren Pfeil auf einen sich zu ihnen herantastenden Arm. Die leuchtende Sternschnuppe explodierte auf der Oberfläche des Arms und Kasouris Maske drehte sich zu ihnen herum. „Es ist wie mit dem Juwel!“, begann Azarni und half Kagome auf. „Wie meinst du das?“, fragte Kagome während sie wieder zu rennen begannen. „Eine konkurrierende Kraft kann allein nie soviel Schaden anrichten wie beide zusammen! Genau dieses Prinzip verfolgt doch Naraku auch in seinem Plan!“, „Du könntest Recht haben“, bestätigte Kagome ausser Atem. „Dann lass es uns versuchen!“, rief Azarni, bremste abrupt ab und drehte sich zu dem Monster um. Auch Kagome drehte sich um und spannte einen Pfeil in ihren Bogen. Die einstige Strasse glich nun eher einem grossen Platz. Überall lagen zerstörte Holzbauteile und aus den schmalen Gassen war das Geschrei der Leute zu hören. „Auf drei!“, rief Kagome und auch Azarni hob ihren Bogen. Beide zielten direkt in das Zentrum der weissen Maske. „Eins!“ Das Scheusal drehte sich vollends zu ihnen herum, die zahlreichen Arme zogen den schwulstigen Körper über die Holztrümmer hinweg, immer näher zu den Beiden heran. „Zwei!“ Gleichzeitig begannen sich die Auren der beiden Pfeile zu bilden, doch dieses Mal hoben sich die beiden nicht gegenseitig auf, nein sie stärkten sich gegenseitig. „Drei!“ Die hellrosa leuchtende Aura Kagomes Hama no Ya und die düster schimmernde Aura Azarnis Osen no Ya flammten zur selben Zeit auf! Dann sausten die Pfeile direkt auf Kasouri zu, mitten in der Luft begannen sich ihre Farben zu vermischen. An der Pfeilspitze bildete sich eine gleissend helle Sonne, ihre Farbe war kaum bestimmbar, denn sie wechselte sie innert weniger Augenblicke immer wieder. Kasouri brüllte noch ein letztes Mal auf und bäumte sich in ihrer ganzen Grösse auf! Helle Lichtblitze schossen aus der immer grösser werdenden Lichtkugel. Die beiden Pfeile rammten sich in die Maske und entfesselten ein wahres Feuerwerk! Kagome und Azarni wurden von den Füssen geworfen und dann erschütterte eine alles übertönende Explosion die Stadt.
 

„Kagome!“ Inuyasha sprang von dem Dach herunter und rannte auf den menschenerfüllten Gassen weiter auf das Zentrum des gleissend hellen Lichtes zu. Plötzlich erlosch es und hinterliess die Stadt der Dunkelheit der Nacht. Die Menschen auf den Strassen und Gassen waren plötzlich alle stehen geblieben und drehten ihre Köpfe in Richtung Zentrum. „Was war denn das?“, riefen einige, doch das kümmerte Inuyasha nicht im Geringsten. Blitzschnell raste er durch die Strassen, welche je näher er dem Zentrum kam, mehr mit Holztrümmern übersäht war. Dann erreichte er den breiten Platz, welcher erst vor wenigen Augenblicken entstanden war. Die Erde war aufgewühlt und auch hier lagen überall Überreste der zerstörten Häuser. „Inuyasha!“ Er drehte sich um und entdeckte Shippou, Sango und Miroku in der Nähe. „Habt ihr Kagome gesehen?“, rief er und stürmte zu ihnen. Miroku verneinte und blickte zum Zentrum des Platzes. „Sie muss dort in der Nähe sein, von dort wo das riesige Licht aufgestiegen ist!“, „Hoffentlich ist sie unversehrt!“, keuchte Shippou während die Gruppe dem Zentrum näherte. Schon bald entdeckten sie Kagome, während die anderen überglücklich auf sie zu rannten verlangsamte Inuyasha seine Schritte. „Kagome! Es geht dir gut, es geht dir gut!“, schrie Shippou immer und immer wieder während er wie wild um sie herum hüpfte. Schliesslich erreichte auch Inuyasha die Gruppe. „Wieso bist du alleine losgerannt?“, fragte Inuyasha schroff, zumindest versuchte er so zu klingen. Zu seiner Überraschung lächelte Kagome, richtete sich auf und wischte ihre Kleider ab. „Ich mache wohl dieselben Fehler wie du…was?“ Nun konnte auch Inuyasha ein Lächeln nicht mehr verkneifen, doch es verschwand augenblicklich wieder als er die Person hinter Kagome entdeckte. „Inuyasha, was-“, fragte Miroku und folgte seinem Blick. Hinter Kagome richtete sich gerade Azarni auf. Ihre Kleider waren schmutzig und zerrissen, auch hatte sie viele frische Wunden, doch in ihrem Blick lag in diesem Moment nichts von der Feindseligkeit mehr, mit welcher sie ihnen einst begegnet war. Inuyasha schob Kagome sanft beiseite und ballte die Fäuste, „Was hattest du mit Kagome zu und sei ehrlich, sonst töte ich dich!“,

„Inuyasha-“ Doch Azarni unterbrach Kagome. „Schon gut, ich verstehe schon. Aber ich kann nur wiederholen, was ich zu Kagome gesagt habe. Der einzige Weg an Naraku heranzukommen sind unsere vereinten Kräfte“, bei den letzten Worte wies sie auf den Platz hinaus. „Wieso hast du mich dann angegriffen?“, entgegnete Sango und trat neben Inuyasha. „Es war keine Zeit zum erklären übrig! Kasouri war mir bereist auf der Spur und…“ Ein leises Röcheln erklang plötzlich hinter ihnen. Erschrocken wandte sich Kagome um und entdeckte Kasouri inmitten eines kleinen Kraters. Sie hatte wieder die Gestalt der Prinzessin angenommen, doch ihr einst schönes Gesicht war zerstört. Zwei Pfeile hatten sich direkt über ihre Nase in ihre Stirn gebohrt. Inuyasha liess von Azarni ab und trat neben Kagome. „Ihr habt sie also gemeinsam besiegt?“ Kagome nickte und blickte auf die sterbende Kasouri herab. Sie begann zu husten und spuckte Blut, dann erwiderte sie Kagomes Blick, ein Lächeln erschien in ihrem Gesicht. „Ihr Narren…“, keuchte sie und hustete erneut. Nun drehten sich auch die anderen zu ihr herum. „Ihr habt vielleicht mich besiegt…doch in diesem Augenblick ist es bereits zu spät…ihr habt verloren!“ Kasouri blickte von Kagome zu Inuyasha und musterte ihn einen Moment. „Als ich dich in der Höhle gesehen habe, habe ich mich zuerst nicht an dich erinnert…Doch jetzt“ – erneut hustete sie keuchend – „…Damals als Naraku sich meiner Fähigkeiten bedient hat um dich und die Priesterin Kikyo…“ Ihre Stimme verstummte und als ein kleines Blutrinnsaal aus ihrer Stirn herabfloss schlossen sich auch ihre Augen. Inuyasha wandte sich ab und lief in Richtung Stadt zurück. Miroku wandte sich wieder zu Azarni, „Auch wenn ich dir nicht traue, so sollten wir zumindest eine Allianz eingehen. Zumindest bis wir Naraku besiegt haben.“ Sango wandte sich auch ab, nicht ohne Azarni einen abschätzenden Blick zuzuwerfen. „Ich werde euch Morgen bei Aufgang der Sonne am südlichen Stadtausgang erwarten.“ Mit diesen Worten wandte sich Azarni ab und lief auf die Menschenmasse zu, welche sich langsam auf sie zu bewegte. Kagome blickte ihr noch nach, bis sie in der Menschenmenge verschwunden war. „Kagome, kommst du?“, fragte Shippou und winkte sie heran. „Hei wartet!“ Schnellen Schrittes folgten Kagome und Shippou den Anderen. „Mir gefällt das nicht“, meinte Sango leise und blickte nach vorne zu Inuyasha. Kagome gesellte sich zu Miroku und Sango, welche hinter Inuyasha herliefen. „Mir auch nicht, aber ausser dieser haben wir im Moment keine andere Spur…“, meinte Miroku. „Aber was ist mit dem Siegel, dass wir in der Höhle gefunden haben?“, „Was es auch genau ist, es hilft uns im Moment auch nicht weiter…“, beantwortete Inuyasha Kagomes Frage, ohne zurückzublicken. Etwas verwundert tauschten Sango und Miroku Blicke, dann drehte sich Inuyasha endlich zu ihnen um. „Offenbar bleibt uns wirklich nichts anderes übrig als vorübergehend mit Azarni dieses Schwein Naraku aufzuspüren. Doch eines kann ich euch sagen: wenn sie auch nur einmal ihren eigenen oder denen Narakus nachgeht um uns zu Schaden bring ich sie um!“, „Wir sollten alle vorsichtig sein“, fügte Miroku noch hinzu. Vor ihnen stand das grosse, edle Haus in welchem sie eigentlich geplant hatten zu übernachten, doch inzwischen waren alle Lichter erloschen. „Lasst uns jetzt erst einmal endlich zur Ruhe kommen.“ Natürlich teilten alle Mirokus Meinung und sie betraten die Gaststätte.
 

Doch kaum hatten sie ihr Zimmer betreten erwartete sie eine Überraschung. Mirokus Lager auf aufgewühlt, überall lagen die weissen Bettücher verstreut, doch von dem grün leuchtenden Siegel keine Spur! „Wie…wie konnte das passieren?“, keuchte Kagome entsetzt und blickte suchend um sich, doch das Siegel war verschwunden. „Das kann doch nicht sein, niemals!“, rief Miroku, sprang auf sein Bettlager und durchwühlte es, aber auch wer würde nichts finden. „Dann muss es jemand gestohlen haben…“, stellte Sango fest. Inuyasha fluchte leise, „Das ganze mit Kasouri war dann wohl bloss ein Ablenkungsmanöver…und wir sind einfach so in die Falle getappt, verdammt!“
 

Fortsetzung folgt…

Wiedersehen - Azarnis Geheimnis

„Das kann doch nicht sein, niemals!“, rief Miroku, sprang auf sein Bettlager und durchwühlte es, aber auch wer würde nichts finden. „Dann muss es jemand gestohlen haben…“, stellte Sango fest. Inuyasha fluchte leise, „Das ganze mit Kasouri war dann wohl bloss ein Ablenkungsmanöver…und wir sind einfach so in die Falle getappt, verdammt!“ Um seine Wut zu unterstreichen stampfte Inuyasha zornig gegen den Holzboden. „Nun reg dich ab! Im Moment können wir daran auch nichts ändern!“

Kagome hatte fast etwas zu zornig geschrien, doch auch sie vermochte die Enttäuschung nicht zu verbergen. Auch wenn sie nicht gewusst hatten inwiefern das Siegel der Schlüssel zu Naraku war, es war bisher ihre einzige Spur gewesen und jetzt war alles umsonst. Niedergeschlagen liess sich Kagome neben dem immer noch wühlenden Miroku nieder und blickte betroffen durch das Fenster hinaus. Die vereinzelten Sterne, welche in dieser finsteren Nacht am Himmelszelt leuchteten, stimmten Kagome nachdenklich, doch es waren eigentlich nicht die Sterne, vielmehr das merkwürdige Gefühl, dass sich plötzlich in ihr ausbreitete. Es war seltsam, auch wenn sie es nicht eindeutig einzuordnen vermochte glaubte sie doch es schon einmal gespürt zu haben. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ Abrupt wurde Kagome aus ihren Überlegungen herausgerissen und blinzelte einen Moment lang verwirrt, bevor sie begriff, dass die Frage an sie gerichtet war. Inuyasha sah sie stirnrunzelnd an. „Du solltest dich vielleicht hinlegen, du siehst nicht gerade-“, „Ich bin ok!“, widersprach Kagome, stand auf und lief zum Fenster. Das Gefühl wurde stärker und mit ihr die Erinnerung daran, doch es reichte trotzdem nicht um seine Herkunft zu identifizieren. Plötzlich wurde es still im Raum, das Rascheln der Laken und Tücher verstummte und mehrere Schritte erklangen. Sango war als erste neben Kagome und folgte ihrem Blick auf die dunklen Strassen hinaus. „Spürst du etwa die Aura des Juwels?“ Kagome schloss ihre Augen und konzentrierte sich nochmals auf das merkwürdige Gefühl, doch es entglitt ihr wie Sand aus den Fingerritzen. „Nein…“, begann sie langsam. „Es ist irgendwie anders, aber ich kann nicht sagen wie…Aber ich glaube, dass es nichts Gutes bedeutet.“ Kagome seufzte. „Es hat keinen Zweck, was es auch immer ist, seine Aura ist zu schwach.“, „Gehen wir doch einmal davon aus, dass der Dieb des Siegels…Dass er noch immer in der Stadt ist“, sagte Miroku langsam. Augenblicklich drehten sich alle zu ihm um, selbst Kirara rappelte sich von ihrem Kissen auf. „Wenn das so ist dürfen wir keine Zeit verlieren!“, rief Inuyasha, hechtete zu Tessaiga und ergriff die hölzerne Schwertscheide. „Gut, dann lasst uns aufbrechen!“, bestätigte Miroku und suchte seine Sachen zusammen. Auch Kagome suchte eilig nach ihrem Bogen und Pfeilen, immer wieder zum Fenster hinaus spähend. Wenige Augenblicke später trabten alle aus dem dunklen Zimmer in den noch finsteren Gang der Gaststätte. Bevor Kagome die knarrende Schiebetür hinter sich zuzog blickte sie noch ein letztes Mal zum Fenster, dann stiess sie die Tür mit einem Ruck zu und es war, als ob sie die beunruhigende Präsenz in dem Zimmer zurückgelassen hätte.
 

Doch Kagome war nicht die Einzige, die in dieser Nacht keine Ruhe fand. Nicht allzu weit von den Stadttoren Edos, inmitten der Wiese stand eine Gestalt, verhüllt durch die Schatten der Nacht. Azarni stand still da und lauschte dem leise aufheulenden Winden zu, wie sie durch die Gräser und Bäume fuhren. Kälte breitete sich langsam in ihrem Körper aus und deswegen erwachte Azarni auch plötzlich aus ihrer Starre. Etwas war hier draussen, Azarni wusste und spürte es ganz genau. Eine seltsam fremde und doch auf eine unheimliche Art vertraute Präsenz erfüllte die Ebene um Edo. „Du trägst da einen Interessanten Gegenstand mit dir herum, Mädchen!“ Ein markantes Zischen begleitete das Satzende. Azarni wartete einen Moment, bevor sie sich abrupt zu dem Besitzer der Stimme umdrehte und ihm ihren bespannten Bogen entgegenhielt. Vor ihr räkelte sich ein Schlangenyoukai, er besass drei giftgrün blitzende Augen und aus seinem messerbesetztem Fang tropfte Speichel. Angewidert trat Azarni einen Schritt zurück und zog die Bogensehen durch, „Was willst du von mir?“ Die Schlange zischte, irgendwie hörte es mehr nach einem Lachen an, und schlängelte sich näher zu Azarni. „Der Gegenstand, welchen du bei dir trägst! Oder solch ich dich mitsamt ihm verschlingen, törichtes Weib?“ Auf diese Frage erwartete der Youkai wohl keine Antwort, er riss sein Maul auf und schnappte nach Azarni. Es würde bei einem Versuch bleiben, der finster leuchtende Pfeil Azarnis durchbohrte den Schädel der Schlange durch den Mund. Die Muskeln des Schlangenyoukais erschlafften augenblicklich, worauf er zischend ins Gras fiel und sich in Staub auflöste. Azarni wich erneut einige Schritte zurück und betrachtete den Staubhaufen einen Moment bevor sie sich mit einem leisen „Abschaum“ wieder zur Ebene hinaus wandte. Etwas hatte sich verändert, nach wenigen Sekunden ihrer Unachtsamkeit war die Nachtluft plötzlich von fliegenden kleinen Lichtpunkten erfüllt. Azarni erschien das unheimliche Licht wieder im Hinterkopf, welches sie aus Narakus Feste und schliesslich zu der Priesterin Kikyo und den Anderen geführt hatte. Und mit diesem Gedanke wurde ihr plötzlich klar was hier vor sich ging, sie musste noch nicht einmal die schimmernd weisse Blüte betrachten, welche aus ihrem Kimono gefallen war. Unsicher blickte Azarni um sich, als ob sie sich beobachtet fühlen würde, dann wagte sie einen weiteren Schritt nach vorn. Als ob sie damit eine Tür aufgestossen hatte drang plötzlich taghelles Licht aus der Blüte und eine breite Lichtsäule schoss zum Firmament empor.
 

Die Stadtgrenze Edos, an welcher die Stadt fliessend in die Ebene überging, lag unmittelbar vor ihnen. Inuyasha beschleunigte sein Tempo nochmals und spähte auf die Eben hinaus. Trotzdem war Shippou der Erste, welche die gigantische Lichtsäule entdeckte: „Schon wieder ein Licht!“ Auch die Anderen sahen es nun. „Kagome-sama hatte wohl recht, hier draussen geht etwas vor sich“, rief Miroku von Kiraras Rücken hinab. Sie flogen über den riesigen Platz, welcher zugleich Kasouris Grab war, hinweg. Sango sah etwas aufblitzen und erkannte den Gegenstand sofort. Mit einer raschen Bewegung deutete sie Kirara tiefer zufliegen. Rasch griff sie nach ihrem Katana und steckte es zurück in ihre Schwertscheide. Trotz des immer mehr aufbrausenden Windes hörte Kagome Inuyashas Schnüffeln deutlich, seine Ohren zuckten und er drehte seinen Kopf zu ihr um. „Sie ist auch dort!“, „Wer?“ Inuyashas Gesicht verdüsterte sich augenblicklich. Er schnüffelte nochmals und beantwortete Kagomes Frage: „Azarni.“ Abrupt verschwanden die Häuser links und rechts von ihnen und zu beiden Seiten öffnete sich die Ebene. Kirara überholte Inuyasha um einige Meter und Sango sprang schliesslich von ihr ab. Die gigantische Lichtsäule war jetzt unmittelbar vor ihnen. Kagome stieg langsam von Inuyashas Rücken, ihr Blick glitt der Säule entlang nach oben, dann auf die Gestalt vor ihnen. „Du hattest recht, es ist Azarni“, sagte Kagome langsam. Eine bedrückende Stille breitet sich aus, doch dann drehte sich Azarni zu ihnen um. „Ihr seid mir also erneut gefolgt.“ Inuyasha öffnete den Mund, doch Miroku kam ihm zuvor: „Wir sind dir nur indirekt gefolgt. Eine merkwürdige Präsenz umgibt die Stadt und hier scheint sie am stärksten zu sein.“ Inuyasha trat neben den Mönch, „Und was treibst du eigentlich hier draussen?“ Azarni funkelte ihn böse an und es würde bei dem bleiben, denn plötzlich breitete sich die Lichtsäule aus und verschlang sämtliche Schatten. Als das Licht abrupt erlosch blieb nur noch die schneeweise Shibotsu-Blüte zurück.
 

Inuyasha schlug seine Augen auf. Vor ihm befand sich eine endlose Leere aus verschiedenen Blautönen, welche sich immer wieder miteinander vermischten und schliesslich wieder auseinanderstoben. Vorsichtig blickte er um sich, über ihm erkannte er schemenhaft einen Sternenhimmel, über einem matten, schimmernden Vorgang, die Wasseroberfläche .Unter ihm verlor sich das Blau in ein finsteres Schwarz. „Wo sind wir hier?“ Hinter ihm standen Kagome, Sango, Miroku und Shippou auch Azarni befand sich hier. „Ihr seid an einem sicheren Ort, meinem Refugium.“ Die sanfte Stimme wiederhallte aus allen Richtungen. Verwirrt blickten die Sechs um sich, doch ausser ihnen schien niemand an diesem Ort zu sein. Das Plätschern von Wasser drang von hoch oben zu ihnen herab. Plötzlich erschien eine Gestalt hinter ihnen, sodass sie zuerst nur Kagome sehen konnte. Sie trug die Kleidung einer Miko, Kagome kannte ihr Gesicht, Kasouri hatte sich in diese Priesterin verwandelt. Nun drehten sich auch die Anderen zu ihr um und Azarni trat dicht neben Kagome. Misaki lief über den unsichtbaren Untergrund auf sie zu. „Misaki?“ Auch Azarnis Stimme wiederhallte zahlreiche Male. Ein Lächeln erschien im Gesicht Misakis und sie nickte. „Nach so langer Zeit erhalten wir endlich die Möglichkeit uns wiederzusehen, Azarni.“ Zugleich mischte sich Traurigkeit in die Augen Misakis. Verwirrt blickte Inuyasha von Azarni zu Misaki und auch Miroku, Sango, Kagome und Shippou überraschte die Situation. „Du kennst diese Miko?“, fragte Inuyasha und blickte Azarni prüfend an. „Jetzt ist keine Zeit für unnötige Erklärungen“, widersprach Misaki, in ihren Händen lag die weisse Shibotsublüte und im selben Moment, fiel ein Blatt herab. Als es auf dem unsichtbaren Grund landete, löste es kleine Wellen aus, wie auf einer Wasseroberfläche. „Wenn die Kraft dieser Pflanze verwirkt wird sich auch meine Tarnung auflösen, unsere Zeit ist begrenzt“, fuhr Misaki fort, ihr Blick wurde ernst. „Miko-sama“, begann Miroku und stellte sich ebenfalls neben Kagome. „Wieso versteckt ihr euch in dieser Zwischendimension?“ Misaki blickte zu Miroku, wieder erkannte Kagome den traurigen Ausdruck in ihrem Gesicht. „Es war eine Notwendigkeit…um mich vor ihm zu verstecken.“ Sie alle wussten, dass Misaki mit „ihm“ nur eine einzige Person meinen konnte: Naraku. Genau diese Person war wohl auch der Grund für dieses Treffen. Ein weiteres Blatt löste sich von der achtblättrigen Blüte.
 

Azarni blickte dem schaukelnden Blatt traurig nach, wie es zum Boden glitt und darin versank. „Ihr alle seid aus einem bestimmten Grund hier und ich glaube ihr wisst aus welchem.“ Das Licht der Sterne warf sanft tanzende Lichtstrahlen über Misakis Gesicht, niemand sagte etwas bis Misaki wieder das Wort ergriff: „Schon seit ihr und Azarni aufeinander getroffen seid verfolge ich euch schon, doch nun schien mir der passende Augenblick um euch…“ Sie verstummte. „Dann hast du mich also die ganze Zeit über beobachtet?“ Azarnis Stimme wurde heiser. Tränen sammelten sich in ihren Augen, trotzdem schwang in ihrem Gesicht auch eine Spur von Wut mit. „Wieso hast du dich mir nie gezeigt! Ich war all‘ die Jahre völlig allein! Seit dem Tag als du mich fortgeschickt hast habe ich andere Menschen gemieden! Und jetzt tauchst du plötzlich wieder auf!“ Azarnis Schrei verklang langsam. „Glaub mir Azarni…Ich wollte mich dir zeigen, viele Male. Doch es hätte meine Tarnung aufliegen lassen und alles wofür ich bis zum heutigen Tage vorbereitet habe wäre umsonst gewesen!“ Misaki klang betroffen und näherte sich Azarni einen Schritt, doch diese trat zurück. „Ich habe dich gehasst, verstehst du?!“, schluchzte sie. „Du hast mich fortgeschickt und ich…Ich konnte mir nicht erklären wieso? Wieso? Sag mir Misaki? Wieso hast du das getan?“ Auch wenn Kagome nicht direkt verstand worüber die Beiden sprachen, so weckte das Bild, die Tränen Azarnis Traurigkeit. Misaki und Azarnis Vorgeschichten mussten miteinander verknüpft sein und wahrscheinlich wurde diese Verknüpfung zerrissen. „Auch wenn du es nicht verstehen kannst, Azarni. Ich wollte dich nach wie vor beschützen. Beschützen von den Menschen, hätten sie gewusst welche Kräfte du besitzt hätten sie dich getötet!“ Als eine weitere Träne Azarnis durch die Wasseroberfläche zu ihren Füssen platschte folgte ihr ein weiteres Blütenblatt.
 

Langsam beruhigte sich Azarnis Atmung wieder. „Wir haben nicht ewig Zeit, sag uns was du uns sagen wolltest…“, flüsterte Azarni und rieb ihre Augen. Kagome konnte förmlich spüren, wie Misakis Betroffenheit zunahm, doch ihr Blick wurde wieder ernst. „Das Juwel ist fast zur vollen Gänze verunreinigt. Wenn es jenem düsteren Schatten gelingt es vollständig zu verunreinigen kann er mit der Macht Okori die wahre Macht des Juwels entfesseln.“, „Mit Okori ist das Siegel gemeint, welches wir nahe der Höhle gefunden haben, richtig?“ Misaki bestätigte Mirokus Frage mit einem Nicken. „Die wahre Macht des Juwels kennt weder Gut noch Böse, doch ihr Ausmass ist so gewaltig, dass sie versiegelt wurde. Fortan wachten zwei Geister, Nouhi und Magatsushi über die Ausgewogenheit der Machtverhältnisse im Juwel und mit ihnen verschmolzen immer mehr Seelen mit dem Juwel, welche ihr Leben seiner Kraft hingaben.“ Sie alle kannten die Geschichte des Shikon no Tamas bereist, auch den Umstand, dass Kagomes und Azarnis Seelen mit den beiden Seelen Nouhis und Magatsushis verknüpft waren. „Um für die Ewigkeit in dem Juwel zu bestehen, verbanden Nouhi und Magatsushi ihre Seelen mit anderen Menschen. Jene Menschen waren oft Geistliche und besassen dank dieser Bindung hohe, spirituelle Kräfte.“, „Und deswegen versuchte Naraku auch Kagome und Azarni zu töten, damit die Seelen der beiden Geister aus dem Juwel schwinden, damit er die ultimative Kraft des Shikon no Tamas entfesseln kann“, fügte Miroku hinzu. „Aber wofür braucht er denn dieses Okori-Siegel genau? Wieso ist es in dieser Höhle erschienen?“, erkundigte sich Sango. Auch sie war inzwischen in den Halbkreis um Misaki eingetreten. „Okori ist das Siegel, welches die Verbindung der Seelen aufrecht erhält“, antwortete Azarni tonlos. Ihr Blick war zum Boden gerichtet. „Ja“, bestätigte Misaki. „Wenn das Siegel Okori und die beiden Personen, welche mit den Geistern verbunden sind vernichtet sind kann die wahre Macht befreit werden.“ Lautlos löste sich das nächste Blatt aus der Shibotsu-Blüte und landete sanft auf der Wasseroberfläche.
 

„Jetzt ergibt alles einen Sinn! Naraku hat Azarni nur benutzt um schlussendlich sie und Kagome aus dem Weg zu räumen!“, erkannte Inuyasha, Shippou warf ihm einen vielsagenden Blick zu, beliess es aber dabei als Inuyasha seinen Blick zornerfüllt erwiderte. „Ich gab meine Tarnung für kurze Zeit auf“, fuhr Misaki fort. „Ich versuchte euch beide voneinander zu trennen. Also versiegelte ich das Zeitentor, damit du nicht mehr zurückkehren konntest.“ Misaki blickte zu Kagome. „Doch der Bannspruch welcher über dem Brunnen lag wurde gebrochen und du bist zurückgekehrt.“ Kagome erinnerte sich an Kikyo, wie sie in den Brunnen herab starrte und Kagome zu ihr hinauf. Als ihr Blick auf die Shibotsu-Blüte fiel erschrak sie. Das Weiss hatte sich ein düsteres Grau verwandelt und ein weiteres Blatt fiel ins klare Wasser unter ihnen.
 

Misaki blickte ebenfalls auf die Blüte. „Ich hatte zuvor schon eine Blüte aus dem steinernen Garten des alten Bergwächters als Schlüssel zu diesem Reich hier verwendet. Danach habe ich die Blüte dort versiegelt, in der Hoffnung, dass du sie finden würdest. Und als du dann von dem Schatten gefangen genommen wurdest musste ich dich befreien.“ Sie wandte sich wieder an Azarni, welche ihrem Blick immer noch auswich. „Ich habe dich befreit und wollte dich zu ihnen führen“ – Misaki wies mit einer ausschweifenden Handbewegung auf Inuyasha, Kagome, Miroku und Sango. Azarni erhob ihren Kopf und erwiderte Misakis Blick. Das drittletzte, graue Blatt segelte ins Wasser hinab.
 

In Azarnis Gesicht wiederspiegelte sich plötzlich dieselbe Wärme, welche Kagome zu Beginn in Misakis Gesicht gelesen hatte. „Es tut mir leid Misaki!“ Mit diesen Worten lief sie zu Misaki. „Ich…Ich war ungerecht zu-“ Misaki schüttelte ihren Kopf. „Nein, du musst dich nicht entschuldigen, Azarni. Ich…“ – ihre Stimme begann zu zittern als sich auch noch das zweitletzte Blatt von der Blüte löste – „Ich bin…Ich sollte mich eigentlich bei dir entschuldigen. Azarni es tut-“ Die Beiden umarmten sich und standen lange Zeit so da. Als Kagome zu befürchten begann, dass sich das letzte Blatt der Blüte lösen würde, schob Misaki Azarni sanft von sich weg. „Hört zu, gleich wird die Kraft verwirkt sein. Ihr könnt die Schattenfeste nur erreichen, wenn ihr eure Kräfte vereint. Sowie ihr es zuvor schon getan habt. Eure vereinte Kraft wiederspiegelt zum Teil jene grenzenlose Macht des Juwels, welcher der Schatten so rücksichtslos nachstrebt. Auch wenn sie um Einiges Schwächer ist, nur ihr könnt die Barriere zu seinem Schloss brechen. Ich habe jene Macht verloren.“ Das letzte Blütenblatt löste sich von der mittlerweilen schwarzen Blüte und entfesselte einen wahren Sturm.
 

Die Wassermassen zu ihren Füssen tobten in einem geräuschlosen Orkan und die Welt um sie herum begann langsam zu verblassen. „Misaki! Was geschieht jetzt mit dir?!“, schrie Azarni. Eine Welle brach zwischen sie und die Wassermassen, welche zuvor über ihnen geschwebt waren fielen in riesigen Strömen lautlos auf sie herab. „Wir werden uns wiedersehen, Azarni. Noch einmal werde ich dich nicht verlieren.“ Flüsterte Misaki. Azarni sprang auf und wollte nach ihr greifen, doch dann donnerte ein Wasserstrahl von oben zwischen sie. Das Letzte was Azarni sah, bevor Misaki hinter dem Wogen verschwand war ihr Lächeln, dann wurde Azarni von einer riesigen Welle zur Seite geworfen.
 

Stöhnend richtete sich Kagome auf. Sie befanden sich nicht mehr in der seltsamen Zwischenwelt Misakis, sondern lagen wieder auf der Wiese. Neben ihr richtete sich Shippou und Miroku auf. Sango und Inuyasha lagen vor ihr. Als Kagome aufstand entdeckte sie auch Azarni, welche etwas abseits lag.
 

Sie hatten in der Nähe, im Schutze des angrenzenden Waldes, ein Nachtlager aufgeschlagen. Während Miroku, sogar Sango vor Erschöpfung gleich einschliefen lag Kagome noch eine Weile wach in ihrem Schlafsack. Nachdem das Feuer heruntergebrannt war hörte sie, wie sich jemand entfernte. Langsam drehte sie sich im Schlafsack herum und gähnte leise. Inuyasha war nicht mehr da, dafür sah sie Azarni am nahen Waldrand in der Wiese hocken.
 

„Willst du auch einen Schluck?“ Azarni drehte sich um und entdeckte Kagome mit zwei rötlichen, schimmernden Gegenständen. Sie setzte sich neben sie und hielt ihr einen der länglichen Gegenstände hin. Verwirrt betrachtete Azarni die Büchse mit der Aufschrift

„コカ・コーラ“ Kagome verstand und zog die Dose zurück und öffnete sie. „Hier, nimm ruhig.“, „Danke“, erwiderte Azarni griff nach der Dose, warf ihr nochmals einen prüfenden Blick zu und trank einen Schluck daraus. „Du hast doch das Siegel aus unserem Zimmer geklaut, oder?“, sagte Kagome plötzlich und blickte Azarni ernst an. Azarni seufzte, „Ich hab wohl schon wieder deine Kräfte vergessen…Du hast seine Aura gespürt, stimmst?“ Kagome nickte und trank ebenfalls einen Schluck und stellte die Dose ins Gras. „Du weisst, dass du damit nicht gerade unser Vertrauen weckst?“, „Darum ging es mir auch nie. Sobald ich Naraku erledigt habe gehen wir wieder getrennte Wege.“ Nun stellte auch Azarni die Dose im Gras ab. „Du hast dieses Okori-Siegel gestohlen um Misaki wiederzusehen. Deswegen warst du auch bereits auf der Ebene. Diese Blüte hat wohl auf Okoris Aura reagiert“, stellte Kagome fest. „Woher kennst du Misaki eigentlich?“, „Das ist eine lange Geschichte…“, murmelte Azarni und lehnte sich zurück. Während Inuyasha ein leises „Keh“ von sich gab und von seinem Versteck im Blätterdach herab spähte…
 

Fortsetzung folgt…

Im Herzen der Finsternis, Teil I

Hallo erstmal! Eigentlich wollte ich das Kapitel schon viel früher posten, doch dann gab es eine gröbere Umplanung, welche sich wohl erst in den folgenden Kapitel bemerkbar machen wird (rein Story-betreffend) Daher wird das Fanfic sehr wahrscheinlich mit 21. Kapitel enden. Soviel von mir, jetzt viel Spass beim Lesen!
 

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Bakeneko (化け猫) = Monsterkatze, Mythisches Wesen aus alten japanischen Legenden

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Tief hängende Nebelschwaden durchzogen die weite Ebene und den Wald, in welchem sie ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Das Wetter schien aus Vorahnung der heutigen Ereignisse kühl und düster zu zeigen und in der Luft hing der Geruch von nassem Laub.
 

Nachdem auch noch Azarni wieder am Nachtlager erschienen war, waren sie aufgebrochen. Schweigend liefen sie lange durch die hügelige Graslandschaft, welche nur von ein paar wenigen, dürren Bäumen durchzogen war. Kagome konnte förmlich spüren, wie angespannt jeder einzelne von ihnen war, bald würden sie sich ihrem ultimativen Feind, Naraku entgegenstellen. Während Inuyasha, mit geringem Abstand, mit Azarni die Spitze bildete, liefen Sango, Miroku und Shippou hinter ihnen. Kagome bildete den Schluss. Plötzlich spürte Kagome wie eine Hand ihre Schulter berührte. Es war Inuyasha. Er hatte ihr seine Hitoe umgelegt und lief neben ihr. „Danke“, murmelte Kagome leise und umschloss ihren Oberkörper mit dem wärmenden Stoff. „Ich frage mich immer noch, ob es wirklich klug war ihr zu vertrauen“, sagte Inuyasha leise und blickte nach vorn. Vor ihnen liefen Sango, Miroku und Shippou, Azarni folgend, welche sie zielsicher durch die neblige Ebene führte. „Ich habe den Anderen bisher noch nichts von Okori erzählt, aber-“ Kagome blieb abrupt stehen und drehte sich zu Inuyasha um. „Was willst du damit sagen?“ Inuyashas Blick verfinsterte sich. „Ich habe euch gestern gehört, Azarni hat das Siegel gestohlen, nicht Naraku.“ Dann fügte er nach einer kurzen Pause hinzu: „Aber ich bin mir nicht einmal sicher ob das nicht gleichbedeutend ist.“ Kagome wollte etwas erwidern, doch sie verstummte. Einen Moment lang blieb sie noch stehen, bis sie Inuyasha überholt hatte, dann drehte sie sich langsam wieder um und lief weiter. „Sie hat das doch nur getan um Misaki wiederzusehen. Wieso sollte sie das Siegel Naraku aushändigen? Immerhin würde sie ihm damit nur helfen…schliesslich hat er es ja auch auf ihr Leben abgesehen.“ Sie konnte fast sehen, wie es hinter Inuyashas Stirn zu arbeiten begann, doch er schien nicht weiter auf das Thema einzugehen. „Inuyasha?“ Kagomes Worte verklangen als kleine Nebelwolken an der eisigen Luft. „Hm?“, „Was ist eigentlich danach? Ich meine, wenn Naraku besiegt ist und… Was wird aus uns allen?“ Ein gewaltiger, stumpfer Bergspitz ragte irgendwo in der Ferne aus dem Nebel in die Höhe. Sie befanden sich in einem nicht allzu weiten Tal in welchem die Ebene in die Berglandschaft mündete. „Was soll schon sein?“, erwiderte Inuyasha langsam.
 

„Wir sind da“, verkündete eine Stimme vor ihnen plötzlich. Vor ihnen erhob sich ein breiter, weitläufiger Grashügel aus der Ebene, von einem Schloss war aber keine Spur. „Es ist soweit“, sagte Miroku und blickte zu ihnen zurück. Ein Lächeln erschien in seinem Gesicht. „Wir werden es schaffen!“, schrie Shippou plötzlich und sprang auf Mirokus Schulter. Sango nickte und warf ihren Kimono ins Gras, darunter kam ihr Kampfanzug zum Vorschein. „Lasst uns dem heute ein Ende setzen.“ Fügte Inuyasha hinzu und zog Tessaiga hervor. „Für Angsthasen bietet sich jetzt noch die letzte Gelegenheit umzukehren!“ Shippou tat so, als ob er Inuyasha nicht gehört hätte und wandte sich mürrisch von ihm ab. „Nein, wir sind jetzt schon viel zu weit gekommen um noch umzukehren!“, erwiderte Sango und griff nach ihrem Hiraikotsu. Funken sprühend erstrahlte Tessaiga in seiner vollen Grösse und verfärbte sich langsam rot. „Sobald unsere Pfeile den Schutzzauber der Barriere entfernt haben zerstörst du sie“, sagte Azarni an Inuyasha gewandt, griff nach einem Pfeil und bespannte ihren Bogen damit. Kagome blickte nochmals ihre Freunde an, sie alle erwiderten ihren Blick lächelnd. Sie nickte Azarni zu und bespannte auch ihren Pfeil, worauf diese ihren Bogen vor ihr gen Himmel richtete. Kagome folgte ihrem Beispiel. So standen sie einen Moment lang da, Seite an Seite von Inuyasha, dessen glühend rotes Tessaiga zu pulsieren begann und warteten während sich die Auren ihrer Pfeile entfalteten. „Jetzt!“, schrie Azarni und beide Pfeile schossen los! Wie ein heller Lichtblitz schossen beide Pfeile durch die Nebeldecke auf ihr unsichtbares Ziel zu. Dann erklang plötzlich ein ohrenbetäubender, tiefer Knall. Beide Pfeile blieben einfach in der Luft schweben, nein, sie kämpften gegen den Widerstand der unsichtbaren Barriere an. Doch diese blieb nicht lange unsichtbar, ein rötlicher Schimmer färbte den Himmel um die Pfeile und mehrere Funken stoben aus den Pfeilspitzen. Langsam erschien die tiefrote Sphäre vor ihnen, ihre Oberfläche kräuselte sich leicht, wie eine etwas unruhige Wasseroberfläche. Was dahinter lag war nur verschwommen zu erkennen. Plötzlich explodierten die beiden Pfeile, der rote Schein verschwand und zurückblieb nur die farblose Oberfläche der Sphäre. Kagome blickte zu Inuyasha, dieser schwang sein Tessaiga bereits hoch über seinen Kopf und schwang es dann abrupt nach vorn, „Kaze no Kizu!“ Wie drei weitere Pfeile schossen die leuchtenden Bahnen der Windnarbe in die Barriere und zerbrachen sie in tausend funkelnde Stücke. „Was ist das denn?“, schrie Shippou hinter ihnen plötzlich und mit einem Mal erstarrte Inuyasha mitten in der Bewegung und blickte zur berstenden Barriere empor. Für einen kurzen Moment lang fielen die unzähligen Funken noch weiter zum Boden herab, doch dann flogen sie plötzlich zurück! „Der Bannkreis regeneriert sich!“, schrie Miroku. Inuyasha wirbelte herum und fuhr Tessaiga in dessen Schwertscheide zurück. „Los! Beeilung! Eine zweite Chance kriegen wir vielleicht nicht mehr!“ Die Splitter begannen sich bereits wieder zu einer Halbkugel zu formen, als die Gruppe losrannte. „Das schaffen wir nicht mehr!“ Hörte Kagome Azarni irgendwo hinter ihr rufen und der Blick der sich Kagome vor ihr bot bestätigte das umso mehr. Der Bannkreis regenerierte sich viel zu schnell, ihnen fehlten zwar nur noch wenige Meter, dafür begann die Oberfläche der Halbkugel bereits wieder rot zu leuchten! Sango bremste ihren Spurt ab, „Rennt weiter, los!“, wirbelte herum und griff nach ihrem Bumerang. „Hiraikotsu!“ Ihr Bumerang zerschmetterte die Oberfläche der Barriere und hinterliess einen brieten Riss, gerade gross genug, damit Inuyasha, Azarni, Miroku, Kagome und Shippou hindurch rennen konnten. Und schon verschwommen ihre Gestalten langsam hinter der sich wieder verschliessenden Barriere! Sango sprintete schwer atmend los. Die Kälte schien ihr mehr zuzusetzen als sie erwartet hatte, trotzdem wurde sie nicht langsamer. Die Anderen in der Barriere hatten sich zu ihr umgedreht und konnten gerade noch sehen, wie Sango durch den inzwischen winzigen Spalt hindurch flog und sich dieser hinter ihr schloss.
 

„Das ist also Narakus Schattenfeste“, murmelte Inuyasha und betrachtete die gigantische Anlage vor ihnen. Wie Azarni feststellte, war die Festung Narakus erneut gewachsen. Stattliche Felsmauern umgaben die Innenanlage und schützte die niedrigeren Gebäude vor ihren Blicken. Ein riesiges, verschlossenes Tor ragte vor ihnen in die Höhe. Hier drinnen herrschte fast vollkommene Finsternis, nur vereinzelte Lichtstrahlen, welche sich von der Decke der Sphäre hier herab verirrten beleuchteten die Szenerie. „Keine Wachen oder irgendwelche Tricks, welche uns davon abhalten sollen Naraku einen Besuch abzustatten?“ Wunderte sich Inuyasha und jetzt wo er es erwähnte wunderte auch Kagome sich. Die einzige Schwierigkeit bisher war die Barriere gewesen, doch auch die hatten sie ohne weiteres hinter sich gelassen. So einfach konnte Naraku es ihnen doch nicht machen! Bevor jemand noch etwas Weiteres sagen konnte erklang ein lautes Knarren, das Tor öffnete sich und das scheinbar von selbst! Beinahe einladend schwangen die Türen zur Seite und offenbarten das Innere der Anlage. Doch von ihrem Standpunkt aus konnten sie nicht wirklich etwas sehen. „Das war klar, Naraku will, dass wir seine Feste betreten.“ Sango hatte Recht, deren Meinung waren sie alle und eine andere Wahl als der Einladung zu folgen und das Innere der Festung zu erkunden hatten sie wohl nicht. „Seid vorsichtig!“, warnte Miroku und lief zusammen mit Inuyasha los. Sango, Kagome und Azarni folgten ihnen, nur Shippou blieb wieder einmal zurück. Unschlüssig starrte er zu den dunklen Zinnen herauf, zu den schwarzen Türmen links und rechts von ihm und schliesslich zu seinen langsam in der Dunkelheit verschwindenden Freunden. „Wenn das nur gut geht…“, murmelte er und folgte ihnen.
 

Sie befanden sich in einem kleinen Vorhof, rings um sie begrenzten weitere Gebäude den kleinen Platz und in der Mitte ragte ein knochiger Baum in die Höhe. Ein lautes Fauchen liess alle aufschrecken. „Dreht euch um, schnell!“, schrie Kagomes entsetzte Stimme. Vor dem riesigen Tor, welches sich im selben Moment hinter ihnen schloss, stand eine grosse, vierbeinige Kreatur. Im ersten Moment dachte Kagome an eine Katze, doch dafür war ihr Gesicht zu abscheulich: tausende, spitze Nadeln ragten aus ihren Fängen und ihre Augen leuchteten rot. „Das soll etwa alles sein? Eine etwas zu gross geratene Youkaikatze?“, meinte Inuyasha und sprang auf das Wesen zu. „Sankontessou!“ Inuyashas Krallen fuhren durch die Haut der nachtschwarzen Katze und das wortwörtlich! Seine Attacke verletzte die Katze nicht, sondern fuhr einfach durch sie durch, als würde sie aus Luft bestehen! „Das ist eine Bakeneko!“, rief Sango und ging neben Miroku in Angriffsposition. „Wenn das so ist, kann man ihr mit gewöhnlichen Angriffen nichts anhaben!“ Fügte Miroku hinzu. Die Bakeneko bestätigte dies mit einem zornigen Knurren und sprang von Inuyasha hinweg, direkt auf Sango und Miroku zu! Kagome realisierte den Angriff eine Sekunde zu spät und griff sofort nach ihren Pfeilen. Die krallenbesetzten Pfoten der Katze bohrten sich in den Boden und der Schwanz der Bakeneko riss im Schwung den knorrigen Baum mit sich. Krachend donnerte dieser gegen die Gebäudewand links von ihnen. Erneut erklang ein tiefes, düsteres Grollen, dieses Mal kam es aber aus der dichten Schwärze aus Wolken über ihnen. „Azarni, Kagome! Schiesst endlich auf die verfluchte Katze!“, schrie Inuyasha und schlug mit Tessaiga direkt in den Kopf der Bakeneko. Und wieder glitt die Klinge ohne Widerstand hindurch, ohne Wunden zu hinterlassen. „Schei-“ Doch als die Youkaikatze herumwirbelte und Inuyasha mit ihrem langen Schwanz beiseite warf, wurde sein Fluch von dem Krachen, welches die Hauswand verursachte gegen die er prallte übertönt. „Inuyasha! Bleib zurück! Unsere Angriffe können die Bakeneko nicht verletzen, lediglich umgekehrt!“, rief Miroku und drehte sich zu Kagome um. „Wir brauchen deine Kräfte, Kagome-sama.“ Sie nickte und spannte einen Pfeil in ihren Bogen ein.
 

Unsichtbar für Inuyasha und die Anderen thronte Narakus dunkle Gestalt auf der Dachterrasse des Hauptgebäudes. Unter ihm erstreckte sich eine in der Dunkelheit kaum sichtbare Schönheit aus blühenden Kirschbäumen und anderen Pflanzen, während er den Kampf durch Kannas Spiegel verfolgte. Als er Kagome beobachtete, wie sie nach einem Pfeil griff machte sich ein breites Grinsen in seinem Gesicht breit. „Ja…Greif an, Kagome. Greif den Youkai mit den läuternden Kräften deiner Bannpfeile an…“ Er verfolgte durch den Spiegel, wie Kagome die Bogensehne vollends durchzog und dann auf die Katze richtete. Diese verharrte plötzlich an Ort und Stelle und blickte ihrer Pfeilspitze fauchend entgegen. „Tu es!“, flüsterte Naraku und blickte über die Mauern der Gartenanlage, welche das Hauptgebäude von dem Rest der Anlage abtrennte zum fernen Tor.
 

Die Bakeneko blieb stehen, sie verharrte zwar in ihrer Angriffsposition, aber sie bewegte sich ansonsten keinen Zentimeter. Während die hellrosafarbene Aura Kagomes Hama no Ya die Dunkelheit um sie vertrieb beobachtete Azarni die Katze missmutig. Das Gefühl, welches sie alle von Beginn an schon gespürt hatten war umso stärker geworden, das Gefühl jeden Moment in eine Falle zu laufen! Ihr Blick wechselte von der Youkaikatze zu Kagome. Unschlüssig festigte sie den Griff um ihren Bogen. Dann fiel ihr plötzlich etwas auf, „Tu’s nicht!“ Kagome liess im selben Moment den Pfeil los. Verwirrt drehte Kagome sich zu Azarni um, „Was hast du denn?“ Azarni antwortete nicht, sondern blickte gebannt zu der Bakeneko. Kagomes abgeschossener Pfeil sauste zu ihr, immer näher und glitt in ihren Körper hinein. Für einen Moment lang hielten sie alle den Atem an, „Hat es etwa doch nicht geklappt?“, fragte sich Shippou. Der Pfeil sauste nicht am anderen Ende des Oberkörpers der Bakeneko heraus, dafür begann plötzlich sie plötzlich zu leuchten, im Licht der reinigenden Aura Kagomes Hama no Ya! Kagome staunte, „Absorbiert es etwa die Kraft?“ Auch Inuyasha betrachtete die immer stärker leuchtende Bakeneko, „Nein, ich kann die Kraft des Pfeiles immer noch spüren, irgendetwas anderes passiert da!“ Die Bakeneko bäumte sich fauchend auf, ihre Vorderläufe stemmte sie in die Höhe und dann löste sie sich in Licht auf. Als der blendende Funke vergangen war öffnete Kagome langsam ihre Augen. „Ist sie etwa…Habe ich sie erledigt?“ Azarni starrte auf den Fleck, an welchem die Katze gestanden hatte und plötzlich drang aus dem kleinen Funken ein Schwall schwarzen Rauches! Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit verbreitete sich der Rauch auf dem ganzen Platz. „Was ist das denn?“, schrie Shippou entsetzt und sprang auf Mirokus Schulter. In Sekundenschnelle hatte der schwarze Rauch ihre Füsse und den Boden unter ihnen verschluckt und stieg unaufhörlich an. Dann wurde Azarni bewusst was das alles zu bedeuten hatte: „Los! Wir müssen alle zusammen, dieser Bastard versucht uns voneinander zu trennen!“, doch die Erkenntnis würde zu spät kommen. Als Kagome verzweifelt herumwirbelte umgab sie die meterhohe Rauchwand bereits von allen Seiten. „Inuyasha! Sango! Miroku!“, schrie sie verzweifelt und kämpfte sich hustend durch den Rauch. Irgendwo vor sich hörte sie Shippou schreien, dann plötzlich ein lautes Aufbrüllen. Etwa eine weitere dieser Bakeneko? Schoss es ihr durch den Kopf, dann verstummte Shippous Geschrei augenblicklich. „Wo seid ihr?! Hört mich jemand?!“, schrie Kagome und atmete eine gehörige Portion des schwarzen Rauches ein. Hustend fiel sie zu Boden, ihr blieb für einige Momente die Luft weg und dann brach sie zusammen.
 

Als sich der Rauch langsam wieder verzog lag der Platz ausser drei Bakeneko verlassen dar. Nur in dessen Mitte stand ein vollkommen weiss gekleidetes Mädchen vor der am Boden liegenden Kagome. Kanna ging neben ihr langsam in die Knie und berührte sie sanft. Dann lösten sich beide in Luft auf.
 

Das Erwachen aus der erneuten Ohnmacht verlief dieses Mal kurz und schmerzlos, Inuyasha öffnete abrupt die Augenlieder und richtete sich auf. Er war nicht mehr auf dem offenen Vorhof, er befand sich jetzt in einem dunklen Raum. Die Einrichtung liess vermuten, dass er sich aber noch immer in Narakus Festung befand. Überall hingen lange Pergamentrollen mit alten Schriftzeichen, Tücher und andere Ansehnlichkeiten, dazwischen seine Freunde und Azarni. „Inuyasha! Du bist auch hier!“, rief jemand. Natürlich war es Shippou, den Tränen nahe rannte er auf Inuyasha zu und begann unaufhörlich auf Inuyasha einzureden. „Inuyasha! Kagome ist nicht hier! Ich glaube Naraku hat – Inuyasha, wir müssen sie finden!“ Abrupt wandte sich Inuyasha zu dem kleinen Kitsune um. „Kagome ist nicht hier?“, „Nein“, antworte Azarni hinter ihm. „Das gehörte wohl zu der Falle, nach der wir die ganze Zeit Ausschau gehalten haben“, erwiderte Sango niedergeschlagen und wischte sich den Staub von ihrer Youkai-Jäger-Rüstung. „Verdammt noch mal! Dabei hat dieses blöde Vieh zum Schluss doch auch noch so bereitwillig stillgehalten, das hätte mir doch auffallen müssen!“, „Ihr ist es aufgefallen“, sagte Shippou an Inuyasha gewandt und wies auf Azarni. Nun galten die Blicke ihr, „Woher hast du gewusst, dass es eine Falle war?“, fragte Inuyasha. Der misstrauische Unterton in seiner Stimme war kaum zu überhören. Azarni stockte einen Moment, dann antwortete sie: „Aus dem selben Grund wie dir, nur ich war eben etwas schneller.“ Inuyasha wandte sich mit einem lauten „Keh!“ von ihr ab, während Miroku Azarni misstrauisch beäugte. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit! Wir müssen Kagome-chan finden!“, erinnerte sie Sango und blickte sich um. Aus dem Raum in welchem sie sich befanden führte nur eine Schiebetür, soweit sie das in der Dunkelheit erkennen konnte. Inuyasha aber entschied sich für den direkteren Weg, er riss Tessaiga hervor und schmetterte es gegen die dünne Papierwand. Tessaiga prallte ab und Inuyasha taumelte zurück. Miroku liess von Azarni ab und lief zu der Wand hin. Seine Hände glitten tastend über die raue Oberfläche, „Sie sind mit irgendeinem Zauber belegt, so einfach werden wir die nicht durchbrechen.“ Shippou drehte sich wieder zu der Tür, „Dann gehen wir eben durch die Tür!“ Sofort rannten Inuyasha und Shippou los, dicht gefolgt von Sango, Miroku und Azarni. Die Tür zerbarst in tausende Holzsplitter als Inuyasha ohne Weiteres durch sie hindurch rammte. Dahinter lag ein langer, dunkler Gang, dessen Ende von einer schwach beleuchteten Treppe markiert wurde. „Kagome! Hörst du mich!?“, rief Inuyasha immer wieder, antworten würde ihm jedoch niemand. Während Inuyasha mit einem Satz die Treppe nach oben überwunden hatte versuchten die Anderen keuchend mit ihm Schritt zuhalten. Zu ihrer Verwunderung war er am Ende der Treppe stehengeblieben, Inuyasha hatte aber nicht auf sie gewartet. Die Treppe hatte die Gruppe auf das Dach des niedrigen Gebäudes geführt, etwas hinter ihnen konnten sie das Tor erkennen und vor ihnen ragten unzählige Palastdächer in die Höhe, doch etwas weiter vorne ragte ein schwarzer Schattenkolos aus den niederen Gebäuden, das Hauptgebäude. „Bakenekos!“, schrie Shippou entsetzt und fuchtelte mit seiner Hand wild in Richtung Hauptgebäude. Tatsächlich: auf den Dächern vor ihnen huschten vier der Youkaikatzen auf den Dächern herum. Als Shippous überstürzter Aufschrei verklang, drehten sich die Bestien zu ihnen um, ihre Augen leuchteten drohend auf, dann flitzten sie von Dach zu Dach auf sie zu. „Ich werde sie ablenken! Geht zu diesem grossen Gebäude da vorn!“, schrie Sango und rannte los. Noch bevor Jemand sie von ihrem Vorhaben abhalten konnte war sie auf Kiraras Rücken gesprungen und flog den Bakenekos entgegen. „Wie will sie die Biester aufhalten, ganz ohne spirituelle Kräfte?!“ Shippou hatte Recht, das sahen auch die Anderen so, doch im selben Moment als sie den stummen Entschluss gefasst hatten Sango zur Hilfe zu eilen brach der Boden unter ihren Füssen in sich zusammen! Inuyasha sprang auf das benachbarte Dach, Miroku, Shippou und Azarni wurden dahin geschleudert! Die Bakeneko drehte sich mehrmals um ihre eigene Achse und verharrte dann, das Gesicht zu ihnen herab gerichtet. Langsam landete sie vor Inuyasha und den Anderen. Zur gleichen Zeit erklang unter ihnen ein vertrautes Summen, zischend schossen Narakus Giftinsekten von allen Seiten hervor und starrten sie mit ihren purpurnen Augen an. „Solange diese Biester hier sind kann ich mein Kazaana nicht einsetzen!“ Inuyasha drehte sich zu Miroku um, dann blickte er zu Azarni. „Azarni und Shippou, ihr müsst Sango helfen!“ Azarni nickte, doch Shippou blieb stehen. „Und was ist mit euch?“, „Nun geh schon!“ Inuyasha drehte sich wieder um, Miroku stand nun neben ihm. Sie sahen sich umzingelt von der fauchenden Bakeneko und den lautstark summenden Giftinsekten…
 

Fortsetzung folgt…

Im Herzen der Finsternis, Teil II

Rückblende

„Auch wenn ich dir nicht traue, so sollten wir zumindest eine Allianz eingehen. Zumindest bis wir Naraku besiegt haben.“ Sango wandte sich auch ab, nicht ohne Azarni einen abschätzenden Blick zuzuwerfen. „Ich werde euch Morgen bei Aufgang der Sonne am südlichen Stadtausgang erwarten.“ Mit diesen Worten wandte sich Azarni ab und lief auf die Menschenmasse zu, welche sich langsam auf sie zu bewegte.
 

Azarni betrachtete die Gruppe noch einen Moment lang, dann bog sie in eine Seitengasse ein. Mit schnellen Schritten spurtete sie die verlassene Gasse entlang und bog in den grossen, mittlerweile menschenleeren Platz ein. Im Schutz der Nacht huschte sie zu dem grossen Haus, auf der gegenüberliegenden Seite. In einem Zimmer brannte noch Licht. Azarni schlich sich langsam heran und spähte in das Fenster. Das dahinterliegende Zimmer war verlassen, doch am Boden lagen mehrere Bettlager und der Gegenstand, weshalb sie hierher gekommen war, Okori. Leichtfüssig sprang sie in das Fenster und griff nach dem Siegel. Es fühlte sich ziemlich kalt an, trotzdem spürte sie eine merkwürdige Macht, die von ihm ausging. Plötzlich hörte sie gedämpfte Stimmen, schnell löschte sie die kleine Kerze aus und glitt leise durch das breite Fenster. Lautlos landete sie auf dem staubigen Boden und huschte davon. Azarnis Weg führte sie wieder zu dem Platz, in welchem Kasouri lag. Okori hatte sie in ihrem Gewand versteckt. Es dauerte nicht lange, da entdeckte Azarni auch schon die ersten Trümmerstücke. Diese waren teilweise bis in die noch heilen Strassen geschleudert worden. Inzwischen hatte sich der Platz mit Menschen gefüllt, viele wühlten in den Trümmern oder halfen sie wegzutragen, manche standen auch nur herum. Doch an der Stelle, an welcher Kasouri einst gelegen hatte stand jetzt nur Azarni. Alles was von Kasouri übrig geblieben war, war eine schneeweisse Blüte. Azarni betrachtete sie einen Moment lang verwirrt, bis sie erkannte um was es sich dabei handelte. „Du bist also wirklich gekommen, ich glaube ich habe mich in dir getäuscht.“ Azarni hob die Shibotsu-Pflanze auf und wandte sich um.

Ende Rückblende
 

Inuyasha drehte sich zu Miroku um, dann blickte er zu Azarni. „Azarni und Shippou, ihr müsst Sango helfen!“ Azarni nickte, doch Shippou blieb stehen. „Und was ist mit euch?“, „Nun geh schon!“ Inuyasha drehte sich wieder um, Miroku stand nun neben ihm. „Ich kümmere mich um die Saimyoushou und du erledigst danach die Katze!“, schrie Inuyasha und sprang hoch in die Luft, wo ihn Narakus Giftinsekten auch schon erwarteten. „Tessaiga!“ Ein einziger Rundumhieb erledigte bereits mehr als die Hälfte, doch der Rest war Inuyashas Angriff ausgewichen. Plötzlich sauste von ein schwarzer Schatten herauf, spitze Krallen leuchteten auf und schmetterten gegen Tessaigas Schwertklinge. „Inuyasha! Geh zur Seite!“ Miroku legte die Hand auf die Gebetsperlen um seine Hand. Die Bakeneko stiess sich von Tessaiga ab, wirbelte wieder herum und betrachtete Inuyasha mit mordlüsternen Augen, sie leckte ihre spitzen Zähne. „Du denkst doch nicht ernsthaft daran das ganze Gift mit einzusaugen?!“ Inuyasha flog kopfvorran herunter, im letzten Moment drehte er sich um seine Achse und landete auf den Füssen. „Ich glaube wir haben keine andere Wahl!“, antwortete Miroku, um seine Antwort auch noch zu bekräftigen schwoll ein neuer Schwarm Saimyoushou unter ihnen herauf.
 

Azarnis Pfeil verfehlte die Bakeneko, dafür traf Sangos Hiraikotsu, auch wenn dieser die Youkaikatze nicht verletzte. „Jetzt aber“, murmelte Azarni und folgte mit der Pfeilspitze der Flugbahn der frei schwebenden Bakeneko. Plötzlich wirbelte diese herum und flog auf sie zu. Der violett schimmernde Strahl, welcher dem Lauf des Pfeils folgte durchbohrte die Bakeneko, die Youkaikatze löste sich langsam auf. Shippou blickte zu Miroku und Inuyasha zurück, gerade als er Sango und Inuyasha auf den gewaltigen Bienenschwarm hinweisen wollte, hob Sango ihren Bumerang wieder auf ihren Rücken. „Da ist noch eine!“ Als Azarni in ihren Köcher griff merkte sie zu ihrem Schrecken, dass er beinahe leer war! Lediglich drei Pfeile waren noch übrig. Azarni entschied sich die Pfeile einzusparen, sie rannte zu Sango hin und fragte: „Kannst du mich so nahe wie möglich zu ihr heranbringen?“ Sango blickte sie einen Moment lang verwundert an, dann nickte sie. „Nimm eine Hand!“ Sango und Azarni flogen der heranfliegenden Bakeneko entgegen, während Shippou mit klappernden Zähnen zu ihnen hochsah. „Bereit?“ Azarni nickte. Kirara beschleunigte ihre Geschwindigkeit nochmals, dann warf Sango Azarni direkt vor die Bakeneko! „Nimm das!“ Azarni presste ihre ausgebreiteten Handflächen gegen das Gesicht der Katze. Ein helles Leuchten drang aus Azarnis Händen, schrill fauchend stürzte die Katze in die Finsternis unter ihnen. Sango flog auf Kiraras Rücken heran und fing Azarni wieder auf. „Sango! Azarni! Inuyasha und Miroku stecken in Schwierigkeiten!“, rief die verzerrte Stimme des schwebenden, rosafarbenen Gesicht neben ihnen. Sango half Azarni auf Kiraras Rücken. Nur ein Blick nach vorn bestätigte was Shippou gesagt hatte. Ein gewaltiger Schwarm Saimyoushou umschloss das Gebäude aus welchem sie gekommen waren. Azarni berührte Sangos Hiraikotsu, worauf dieser in blassem Violett zu leuchten begann, „Versuch es jetzt einmal, ich habe deinen Bumerang mit meinen Kräften aufgeladen, er sollte in der Lage sein die Bakeneko wenigstens zu verwunden!“ Sango tat, wie ihr geheissen.
 

„Hiraikotsu!“ Miroku blickte empor und konnte gerade noch sehen, wie Sangos Bumerang sich durch den Schwarm giftiger Insekten frass, direkt auf die Bakeneko zu! Wie zuvor begann die Youakikatze hell zu leuchten, dann löste sie sich in Luft auf. Kirara tauchte durch die eben entstandene Lücke und landete neben Inuyasha und Miroku. „Ihr kommt gerade zur Rechten Zeit!“, rief Inuyasha und blickte zu dem sich neu formierenden Schwarm empor. „Weiter vorne ist das Hauptgebäude, wenn wir es schaffen eine Schneise in sie zu schneiden, sollten wir es bis dahin schaffen!“, rief Sango. Das Summen wurde mit jedem Moment lauter, vermochte aber das laute Zischen, dass von den Winden, welche sich um Tessaiga schlängelten nicht zu übertönen. „Bei dieser gewaltigen Masse an Youki wird sie das alle mit einem Schlag hinwegfegen!“ Inuyasha holte weit aus, während Miroku auf Kiraras Rücken kletterte. Auch Shippou verwandelte sich wieder in seine gewöhnliche Gestalt und landete auf Kiraras Rücken. „Bakuryuuha!“
 

Rückblende

Im ersten Moment erkannte Azarni nur einen dunklen Schatten, sie konnte den Besitzer der Stimme noch nicht erkennen. Dann trat Naraku aus dem Schatten. „Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass du soweit gehen würdest, Azarni.“ Die Höllenpriesterin sagte nichts, ihr Blick verfinsterte sich lediglich. Langsam griff sie in ihren Kimono und griff das grüne, gläserne Oval heraus. „Du kannst versichert sein, ich werde dein Leben verschonen, doch du weisst. Unser Abkommen wird nicht jenes deiner…“ – Naraku lachte leise – „…Neuen Freunde retten.“ Azarni wandte sich ab, „Das ist mir bewusst…“ Dann lief sie davon. Naraku lächelte und verschwand in den Schatten der Nacht“

Ende Rückblende
 

Eine gewaltige Explosion frass sich durch die Reihen der Saimyoushou. „Jetzt!“, rief Inuyasha und sprang direkt in das Zentrum der wirbelnden Flammen! Kirara folgte ihm. Hinter dem Hell der Explosion erwartete sie die bekannte Dunkelheit des Schlosses. Miroku wies auf das Hauptgebäude, „Da vorne!“ Inuyasha flog zu ihnen hoch, „Da vorne ist irgendetwas, ich glaube es ist ein weiterer Bannkreis!“ Azarni neigte sich etwas zur Seite um besser zu sehen können, in der Tat, auch sie erkannte die Aura wieder, „Aber es befindet sich ein Tor in dem Kreis, unter uns!“ Sie folgten Inuyasha senkrecht in Bodenrichtung. Eine Mauer trennte diesen Bereich des Palastes mit dem Inneren und genau vor ihnen befand sich ein Tor. Hinter ihnen war bereits wieder das Summen von Narakus Giftinsekten zu hören. „Das muss es sein!“, erkannte Miroku. Das Tor öffnete sich und Kirara sowie Inuyasha flogen sausten hindurch! Noch im Flug drehte sich Inuyasha herum, hinter ihnen sauste bereits der gewaltige Bienenschwarm heran. „Kaze no...“ – langsam begann sich das Tor wieder zu schliessen – „…Kizu!“ Zwei der blendend grellen Strahlen schossen gegen die Türen, der mittlere flog gerade noch durch den dünnen Spalt und entfesselte einen wahren Sturm, dann schlossen sich die Türen. Zufrieden steckte Inuyasha Tessaiga zurück in dessen Schwertscheide. Kirara landete hinter ihm, Miroku und Sango sprangen gleichzeitig ab und rannten zu ihm. Azarni folgte ihnen, auch Shippou, wenn auch nur zögerlich. „Wieso haben sich die Türen wieder geschlossen? Irgendwie ergibt das alles doch keinen Sinn, oder?“, fragte Miroku und liess seine Blicke um ihre neue Umgebung schweifen. Sie befanden sich jetzt in dem riesigen Schlossgarten. Der steinige Weg auf welchem sie sich befanden schlängelte sich zwischen den von Bäumen und Büschen bewachsenen Wiesen auf das grosse Hauptgebäude zu. Das Summen der Saimyoushou und das Fauchen der Bakeneko waren verstummt, eine beinahe bedrohliche Stille herrschte inzwischen. „Lasst uns gehen!“ Keiner würde Inuyasha widersprechen, denn auch wenn der Garten voller gedeihenden Blüten und Bäumen war, so versprühte er doch eine Art Unbehagen. „Mir ist schlecht…“, stöhnte Shippou plötzlich. „Kirara, was-“, begann Sango, denn auch mit Kirara schien irgendetwas nicht zu stimmen. Sie verwandelte sich zurück, dann tapste sie taumelnd zu Sango heran, immer langsamer werdend, dann fiel sie hin! Shippou fiel keuchend auf seine Hände und rang schwer atmend nach Luft. Miroku kniete neben den kleinen Kitsune, „Shippou! Was ist mit dir los?!“ Shippous Augen schlossen sich langsam, sein Gesicht glitt sanft zu Boden. „Youki hemmende Bannzauber…Wahrscheinlich nicht allzu starke, ansonsten wäre Inuyasha auch längst ohnmächtig geworden, aber es sieht ganz danach aus.“, murmelte Azarni und griff wieder nach ihrem Bogen. Die vier rückten näher zusammen, Rücken an Rücken. „Was bezweckt Naraku damit? Zuerst entführt er Kagome, dann setzt er seine Diener ein um uns anzugreifen und jetzt das hier…“, meinte Miroku nachdenklich und lockerte den Griff um seinen Stab. „Wir dürfen keine weitere Zeit verlieren, Kagome braucht unsere Hilfe!“, erinnerte sie Inuyasha und sie liefen weiter. Je näher sie dem finsteren Hauptgebäude kamen, umso bewucherter und wilder wurden die Pflanzen und Gewächse um sie. Besorgt blickte Sango auf Shippou und Kirara, welche beide in ihren Armen lagen. Ein weiteres Mal verschwand der Weg hinter einer Gruppe von Sträuchern und Bäumen, dann ragte plötzlich das riesige Hauptgebäude vor ihnen in den finsteren Himmel. Nur vage erkannten sie die mächtigen Dächer und Statuen, welche über ihnen hoch in die Schwärze ragten. „Da, der Eingang!“ Miroku hatte Recht, nur wenige Schritte vor ihnen teilten sich die Gräser, Büsche und Bäume und gaben freie Sicht auf ein weiteres Tor. Inuyasha fasste neuen Mut und beschleunigte seine Schritte, langsam kam das Tor näher, während links und rechts von Inuyasha die Wiesen langsam in den staubigen Erdboden übergingen. Zwei steinerne Statuen flankierten das Tor, Antlitze zweier angriffslustiger Bakeneko. „Wir müssen weiterhin vorsichtig sein…“, murmelte Miroku als sie die Statuen passierten. Nun trennten sie nur noch wenige Schritte von dem Tor, von dem Eingang in Narakus Reich. Knarrend öffneten sich auch diese Türen, doch bei diesem Mal blieb es nicht dabei. Wie aus heiterem Himmel erfasste sie eine heftige Erschütterung, der Boden unter ihren Füssen brach auseinander! Während Gesteinsbrocken in die bodenlose Tiefe stürzten neigte sich der Kopf der einen Statue auch langsam dem Abgrund entgegen. Inuyasha sprang mit einem Satz über die sich ausbreitende Kluft hinweg, doch plötzlich stürzte die zweite Statue auf ihn herab! „Vorsicht!“, schrie Miroku, doch es war bereits zu spät! Der Boden unter Azarni und Sango begann zu bröckeln, und krachte dann in den Abgrund, gefolgt von der einen Statue, während Inuyasha der Anderen im letzten Moment noch ausweichen konnte, bevor diese ebenfalls hinab stürzte.
 

Sein Flug wurde durch die Seitentür abrupt beendet, Inuyasha wurde zurückgeworfen, Tessaiga flog mitsamt der Schwertscheide davon und glitt scheppernd auf den Abgrund zu. Einen Moment lang tanzten bunte Sterne vor Inuyashas Augen, bevor er den verschwommenen Umriss Tessaigas vor sich sah und wie genau dieser Umriss verschwand, in den Abgrund!
 

Schreiend stürzten Sango und Azarni an der fast senkrechten Wand herab, unmittelbar vor ihnen begann der Hang steil abzufallen! Sango versuchte ihre wilden Überschläge abzubremsen um irgendwo Halt zu finden, doch dann stiess sie mit Azarni zusammen. Azarni überschlug sich in der Luft und wurde regelrecht gegen die zweite Statue geschleudert. Schnell rappelte sie sich wieder auf und sprang von der Statue auf sicheren Boden um gerade noch zu sehen wie etwas langes, schwach Schimmerndes an ihr vorbeiflog. „Das ist…Dein Schwert!“ Inuyasha stürmte neben sie, doch Tessaiga war verloren, genau wie Sango. Sie hatte zwar direkt über der abfallenden Gerade in die gähnende Leere unter ihr Halt gefunden, aber bereits jetzt rutschte sie unaufhörlich weiter hinab. „Sango! Halt durch!“, schrie Miroku, rammte seinen Stab in den Boden und stieg auf die Schräge. „Miroku! Tu das nicht!“ Doch Miroku ignorierte Inuyashas Rufe. Tessaiga fiel klirrend vor Sangos Gesicht und glitt langsam zu ihr. Keuchend versuchte die Dämonenjägerin nicht abzurutschen, doch so sehr sie sich auch bemühte, es hatte keinen Zweck. „Wag es nicht mir zur Hilfe zu kommen, Houshi-sama!“ Miroku hielt inne, auch Inuyasha und Azarni blickten überrascht zu Sango herab. Sango spürte, wie eine heiss brennende Träne ihre Wange herabrollte. Sie ergriff mit der einen Hand Tessaiga und zog sich mit letzter Kraft noch ein kleines Stück weiter auf die Schräge hinauf. „Sango! Was redest du da für einen Unsinn!“, rief Miroku und wollte den Abstieg fortsetzen, „Hört zu, ihr müsst Naraku besiegen, ich…“ – Tessaiga begann leise zu klappern – „Houshi-sama…Bitte. Ihr müsst jetzt weitergehen, ihr…“ Nun war es Inuyasha der ihr wiedersprach: „Hör doch auf solchen Unsinn zu reden! Wir lassen dich nicht einfach zurück!“ Im selben Moment begannen sich die Türen hinter Azarni und Inuyasha wieder zu schliessen. „Ihr müsst, ihr habt keine andere Wahl mehr“, flüsterte Sango leise. Sie blickte zu Miroku empor, ihre Blicke trafen sich. „Sango…Bitte tu das nicht.“ Sie warf Tessaiga hoch empor, erneut begann das Tor ächzend zu knarren. Inuyasha fing Tessaiga auf. „Wir sollten gehen, das könnte unsere einzige Chance sein“, sagte Azarni. Sie stand direkt vor der sich schliessenden Tür. „Miroku, komm endlich!“, rief Inuyasha. Irgendwo hinter ihnen erklang plötzlich wieder ein monotones Summen und als Inuyasha zu der Mauer jenseits des Schlossgartens sah, entdeckte er, dass der Bannkreis wohl erloschen war. Tausende Giftinsikten schwirrten langsam auf sie zu, ihnen blieb nicht viel Zeit. „Nein! Inuyasha, du und Azarni werdet jetzt durch diese Tür gehen. Doch glaubt nicht, dass wir dir Naraku alleine überlassen werden!“ Ein Lächeln erschien auf Mirokus Gesicht, es schien irgendwie sarkastisch sowie ironisch zu gleich zu sein. Inuyasha nickte und wandte sich um, „Ich verlass mich auf dich! Hast du gehört, Miroku?!“ Mit diesen Worten wandte sich Inuyasha völlig um und stürmte mit Azarni durch die Tür ins Innere, dann schloss sich die Tür.
 

Ein langer, von schwachem Kerzenlicht erleuchteter Gang erwartete sie. Er endete vor einer riesigen Treppe welche steil nach oben führte. Auch hier wachten etliche Statuen über die hier ewig währende Finsternis. Hinter Inuyashas Stirn tobte ein wahrer Orkan, ein schmerzhafter und zugleich wutentbrennender Gedanke: Naraku. Kagome befand sich in seiner Gewalt, doch dieses Mal schien er auf sich allein gestellt zu sein. Schon seit sie das Schloss betreten hatten, zuerst hatte er Kagome entführt, dann Shippou und Kirara und schliesslich Sango und Miroku…Das musste endlich ein Ende haben! „Warte!“, sagte Azarni plötzlich. „Er ist hier, das Juwel es-“ Die Treppe hatte ein Ende gefunden, sie hatte Inuyasha und Azarni auf eine hölzerne Terrasse geführt. Sie befanden sich jetzt etwa im mittleren Bereich des Gebäudes und vor ihnen – „Kagome!“ Inuyasha rannte auf sie zu und prallte gegen eine Barriere. „Inuyasha…Wie schön, dass du endlich hier aufgekreuzt bist.“ Inuyasha drehte sich um. Zwischen dem Ende der Treppe, an welchem Azarni stand, und Inuyasha stand Naraku. „Kagome kann dich nicht hören, Inuyasha.“ Inuyasha blickte nochmals zu Kagome zurück. Die schimmernde Kugel in welcher sie eingeschlossen war leuchtete auf. Obwohl Kagome aufrecht stand waren ihre Augen geschlossen, ihre Haare schwirrten langsam in alle Richtungen, als ob sie sich unter Wasser befände. „Was hast du mit ihr getan du Schwein?!“, schrie Inuyasha zornerfüllt und griff nach Tessaiga. „Das würde ich an deiner Stelle nicht tun, dir bleibt nur noch eines Inuyasha“, sagte Naraku langsam und schritt neben Kagome. Inuyasha folgte ihm mit zornerfülltem Blick. „Ich biete dir an dieser Stelle die einmalige Gelegenheit, Inuyasha. Den Gegenstand deiner Begierde zu erlangen, das Shikon no Tama“ Naraku blickte Inuyasha lächelnd an. „Die Macht nach der du schon so lange sehnst, die ultimative Kraft. Ich kann sie dir geben, im Austausch für Kagomes Leben.“ Inuyasha verstummte, sein Griff um Tessaiga lockerte sich sichtbar. „Entscheide dich. Für die ultimative Macht, nach der du schon so lange strebst, oder für dieses unbedeutende Menschenleben!“
 

Fortsetzung folgt…

Ein letztes Mal

Hallo! Zuerst danke an alle, die diese Fanfic gelesen haben und fleissig Kommentare hinterlassen haben. Dieses Kapitel ist endgültig das Finale, also wünsche ich euch viel Spass beim Lesen!
 

„Die Macht nach der du schon so lange sehnst, die ultimative Kraft. Ich kann sie dir geben, im Austausch für Kagomes Leben.“ Inuyasha verstummte, sein Griff um Tessaiga lockerte sich sichtbar. „Wieso solltest du sie leben lassen, meinst du wirklich ich bin so dämlich?“, knurrte Inuyasha und hob Tessaiga langsam wieder an. „Anscheinend bist du es wirklich, Kagome kann dir doch nicht so wichtig sein, Inuyasha?! Dein ganzes Leben lang wurdest du von Anderen verabscheut, du bist weder Mensch noch Youkai. Glaub mir, ich weiss wie sich das anfühlt…Doch genau in diesem Moment bietet sich uns beiden endlich die Möglichkeit unsere Macht zu erweitern, weiter als es je ein Youkai könnte!“ „Ich glaube du hast da was verpasst!“, murmelte Inuyasha langsam. Sein Kopf hob sich und er erwiderte Narakus Blick nun. „Schon als Kind wurde ich von niemanden akzeptiert, weder von den Menschen noch von den Youkai. Ich war ständig auf der Flucht und vertraute keinem der versuchte mir zu helfen.“ Ein ohrenbetäubendes Grollen dröhnte von hoch oben zu ihnen herab und ein Blitz erhellte die schwarze Wolkendecke über ihnen. „Das änderte sich als ich Kikyo das erste Mal traf…sie war anders als die anderen Menschen. Sie akzeptierte mich so wie ich war, doch dann wurde ihr Schicksal durch dieses Juwel besiegelt. Ein weiteres Mal lasse ich das nicht zu!“ Narakus Gesicht verzerrte sich zu einer hässlichen Fratze, seine zornerfüllten Augen glitten von Inuyasha zu der Gestalt hinter ihm. „Wenn du es so willst…Dann sollst du hier und jetzt sterben, Inuyasha.“ Ein smaragdgrüner Blitz zuckte direkt aus seiner Hand. Inuyasha sah nur noch ein grelles Aufleuchten, dann traf etwas seine Hand mit solcher Wucht, dass er Tessaiga beinahe losgelassen hätte. Der grüne Lichtblitz erlosch jedoch nicht, sondern schwirrte zurück zu Naraku, wie eine Peitsche. Knallend fegte er über den Boden, dann änderte er wieder seine Richtung und schnellte wieder auf Inuyasha zu, gekonnt wirbelte Inuyasha zur Seite und rammte Tessaigas Klinge in die grünliche Energiepeitsche. Funken sprühend zersprang sie, ein Teil zog sich jedoch zu Narakus Hand zurück, in welcher etwas lag. „Das ist…Das Siegel! Woher-?“ Naraku lachte laut auf, „Du darfst dich bei Azarni bedanken. Sie hat mir Okori überreicht!“ Und im selben Moment ballte Naraku seine Hand zu einer Faust, klirrend zerbarst die ovale Spiegelscheibe. Dunkles Blut quoll aus Narakus Hand, zusammen mit einigen Scherben Okoris. Inuyasha blickte wuterfüllt zu Azarni zurück, „Ich wusste es, du miese-“, „Warte noch einen Moment bevor du dich bei mir bedankst“, antwortete diese kühl und trat aus den Schatten. Erneut heulte das Unwetter über ihnen grollend auf, sanfte Regentropfen prasselten leise auf den steinernen Boden. „Wie meinst du das?“, fragte Inuyasha, folgte Azarnis Blick und erstarrte mitten in der Bewegung. Die Splitter Okoris begannen zu leuchten, dann schoss einer der zahlreichen, über den Boden verteilten Splitter in Narakus Leib. Ein Splitter nach dem Anderen zischte schimmernd in Narakus Körper, dann war das Schauspiel vorbei und der Regen brauste in voller Stärke auf und wurde zu einem wahren Orkan.
 

Naraku sackte langsam in sich zusammen, die Hand gegen seine Brust gepresst. Einen Moment lang verharrte er in dieser Position, dann liess er die Arme hängen und begann erneut schallend zu lachen. Er richtete sich auf, „Das soll alles gewesen sein?! Da musst du dir schon mehr einfallen lassen, du elende Höllenpriesterin!“ Aus Narakus Handfläche stiess erneut ein grellgrüner Blitz, zuckend schoss er auf Inuyasha und Azarni zu. Die steinernen Platten zerbarsten unter der Wucht des Angriffes. Inuyasha sprang hoch in die Luft, drehte sich im Fall herum und landete neben Naraku. Sein Schwerthieb verfehlte ihn knapp, doch Naraku war offensichtlich nicht an ihm interessiert! Erneut blitzte die Peitsche auf, vielleicht war es auch nur der Blitz der plötzlich am Himmel entflammte, und Azarni wurde zu Boden gerissen. Naraku lief gemächlich auf sie zu, seine Schritte verursachten platschende Geräusche auf dem nassen Boden. An der Stelle, an welcher die Peitsche Azarni gestreift hatte klaffte jetzt eine blutige Wunde. „Ich bin dein Gegner!“ Naraku wirbelte herum und konterte Inuyashas Schwertangriff mit der blossen Hand. Grüne Funken flogen von Narakus Hand, dann prallte Inuyasha abrupt zurück- Tessaiga zitterte spürbar. „Inuyasha…Wenn du einen Moment warten könntest?“ Ein Lächeln erschien in Narakus Blick, als sein Blick sich auf irgendetwas hinter Inuyasha fixierte. Ein blubberndes, gurgelndes Geräusch erklang. Naraku registrierte wie Inuyasha im Inbegriff war sich herumzudrehen, nutzte die Gelegenheit und schleuderte seine Funken sprühende Peitsche mit voller Wucht gegen Tessaigas Klinge. Dieses Mal konnte Inuyasha den Angriff nicht mehr abfedern, Tessaiga riss sich mit solcher Wucht aus seiner Hand, dass er beinahe mitgerissen wurde. „Um dich kümmere ich mich später.“ Erklang Narakus Stimme. Inuyasha bemerkte eine Bewegung im Augenwinkel, dann erfasste in etwas dünnes, doch sehr starkes und rammte ihn in seine Magengegend. Keuchend wurde Inuyasha nach hinten geschleudert und landete dicht neben Tessaiga.
 

Naraku drehte sich wieder zu Azarni, sie hatte inzwischen Pfeil und Bogen gegen ihn gerichtet. Surrend schnellte Narakus Peitsche heran und blitzte kurz vor Azarni nochmals auf, dann zerbrach ihr Bogen wie von Geisterhand entzwei! Flink schnellte Naraku vor, Azarni wich seitlich aus und rammte ihren Pfeil in Narakus Oberarm. Der Pfeil begann mit blendender Stärke zu leuchten – Naraku schrie gellend auf und schlug Azarni gegen die steinerne Wand. Noch bevor das Licht des Pfeiles in voller Stärke aufleuchtete riss Naraku ihn heraus und schleuderte ihn über die Brüstung.
 

Inuyashas Kleidung war durchnässt und auch seine Haare trieften vor Nässe, doch das vergass er schnell als er erblickte was sich vor ihm abspielte. Die violett leuchtende Blase, in welcher Kagome gefangen war pulsierte in unregelmässigen Abständen, jetzt konnte Inuyasha auch klar erkennen, dass sie mit einer Flüssigkeit gefüllt war. Doch Kagome schwebte nicht mehr leblos in ihr, sie drehte sich wild um sich, ihre Hände hämmerten gegen die Innenwand der Blase, während ihre erstickten Schreie nach Luft schrieen. „Kagome!“, schrie Inuyasha und suchte den Boden nach Tessaiga ab. Es lag nur wenige Schritte neben ihm. Mit einem Sprung erfasste er es und drehte sich auf dem glitschigen Boden herum, Tessaiga prallte gegen die Wand der Blase.
 

Azarni sank langsam zu Boden, keuchend suchte sie nach einem weiteren Pfeil. „Heute hast du deinen letzten Fehler begannen, Höllenpriesterin!“ Naraku machte eine rasche Bewegung mit seiner Hand und aus seinem Körper glitten zwei braune, stachelige Tentakel. Sie rammten Azarni gegen die Brüstung. Azarnis Pfeil hatte eine hell leuchtende Wunde auf Narakus Oberarm hinterlassen, obwohl sie eigentlich mehr wie ein Riss aussah.
 

Das hölzerne Tor des Hauptgebäudes öffnete sich langsam und liess den tobenden Sturm in das Innere. Zwei Gestalten erschienen am Eingang, die eine von ihnen hatte einen leicht humpelnden Gang. Dann folgten ihnen zwei kleinere Gestalten. Ein Blitz erhellte die Halle für einen kurzen Moment. „Lass mich doch zurück, ich bin dir nur eine Last“, keuchte Miroku. Sango schüttelte ihren Kopf, „Niemals, du hast mich auch nicht einfach zurückgelassen, das werde ich jetzt auch nicht!“, „Und jetzt werden wir Inuyasha und Azarni helfen!“, rief Shippou unter ihnen. Sango nickte und blickte zu der steil emporsteigenden Treppe. „Ich hoffe es ist nichts Schlimmes passiert…“
 

Ein leises Knacken ertönte und ein winziger Riss zog sich durch die Einschlagstelle. „Halt durch, Kagome!“, rief Inuyasha und rammte Tessaiga gegen den kleinen Riss, die Blase zersprang. Kagome glitt langsam zu Boden, während sich die farblose, zähe Flüssigkeit mit dem Regenwasser vermischte. Inuyasha stützte sie auf, Kagome war vollkommen durchnässt und Teile der schleimigen Flüssigkeit tropften von ihren Kleidern herab. Sie hustete, dann öffneten sich ihre Augen. Noch bevor einer der Beiden etwas sagen konnte zerriss ein gellender Schrei die Stille – das polternde Krachen von Steinen und dann ein rasches, lautes Zischen. Inuyasha sah auf, Kagome noch immer umklammert. Azarni stolperte ein paar Schritte seitwärts und fiel erneut hin, sie blutete an ihrer rechten Schulter und auch an ihrem Bein klaffte eine schwere Wunde. „Inuyasha…“ Kagomes Stimme klang so furchtbar schwach und leblos. „Kagome, du musst –“ Kagome hustete erneut, dann erwachte neues Leben in ihren trüben Augen, sie löste sich langsam aus Inuyashas Armen und richtete sich auf. „Dann hast du also endlich, was du wolltest, Inuyasha.“ Mit einem höhnischen Grinsen auf dem Gesicht trat Naraku zu ihnen. Seine Haare hingen wie Spinnfäden über sein Gesicht, er wischte sich die Nässe aus dem Gesicht und setzte ein umso hämischeres Lächeln auf. „Das ändert jedoch nichts an deinem Tod, der sich heute noch ereignen wird, glaube es mir!“ Eine kurze, hastige Bewegung – doch sie reichte völlig aus um Inuyasha vor Narakus nächsten Angriff zu warnen. Flink sprang er seitlich gegen die Aussenwand des Gebäudes, spurtete einige Schritte an der Schräge entlang und sprang dann ab. Tessaiga schnitt durch den Vorhang der herab prasselnden Regentropfen und durchtrennte einen von Narakus Tentakel.
 

Kagome blickte wie erstarrt auf den Tentakel. Er hatte sich ein gutes Stück in den steinernen Boden gebohrt und jetzt schlängelte er sich langsam wieder aus dem Loch. Automatisch griff Kagome hinter ihren Rücken, doch da war kein Köcher. „Kagome!“ Azarni lag wenige Schritte vor ihr am Boden, um sie herum hatte sich eine kleine Blutlache gebildet. „Azarni.“ Kagome eilte zu ihr und sah sich verwundert um. „Wo sind denn die Anderen?“ Plötzlich schwirrte etwas gelb Leuchtendes heran, schreiend warf sich Kagome zur Seite und konnte gerade noch sehen, wie sich eine Bahn des Kaze no Kizus durch die Brüstung frass und ein breites Loch hinterliess.
 

Er hat den Angriff einfach so abgelenkt! Ungläubig betrachtete Inuyasha Narakus unversehrten Arm. „Du kannst mich nicht mehr besiegen, Inuyasha. Hättest du mein Angebot angenommen…Doch dazu ist es jetzt zu spät!“ Sein lachender Widersacher sprang vor, gleich mehrerer seiner stacheligen Tentakel gruben sich in den Boden, genau da, wo Inuyasha vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte. Naraku sah empor, über ihm flog Inuyasha, Tessaiga zu Naraku gerichtet. Einer von Narakus Tentakel schwirrte zu ihm hoch und wickelte sich um Tessaiga, doch Inuyasha kämpfte nicht etwa dagegen an, sondern drehte sich mit dem Tentakel. Wie ein Wirbelsturm wirbelte Inuyasha an Narakus Tentakel zu ihm herab. Als sich um Tessaiga einen dicken Knoten aus unförmigen, schlängelnden Tentakel gebildet hatte zersprang dieser und Inuyasha rammte Tessaiga in Narakus Rumpf. Triumphierend sah Inuyasha zu Naraku auf, doch in dessen Gesicht wiederspiegelte sich nicht der geringste Hauch von Schmerz. Naraku blickte amüsiert zu Inuyasha herab - eine Welle aus Tentakeln rammte gegen Inuyasha und schleuderte ihn gegen die Wand. Keuchend glitt Inuyasha zu Boden, an der Wand hinter ihm hatte sich ein tiefer Abdruck gebildet.
 

„Das – Naraku ist plötzlich so stark geworden…Inuyasha hat doch keine Chance gegen ihn!“, keuchte Kagome entsetzt und half Azarni auf. „Er benutzt auch das Juwel für sich, doch er ist nicht mehr unbesiegbar. Und die unendliche Macht des Juwel wird er auch nicht mehr erlangen können“ Kagome blickte verwirrt zu Azarni. Gerade als Kagome Azarni den Grund ihrer scheinbar unerschütterlichen Gewissheit erfragen wollte flog ein roter Ball von oben auf sie zu – genauer gesagt war es Inuyasha. Krachend schlug er auf dem Boden auf. „Inuyasha!“ Doch der Hanyou fegte ihre Hand beiseite und richtete sich auf. Blut rann aus seinem Mundwinkel und seine durchnässte Kleidung aus dem Fell der Feuerratte war an mehreren Stellen zerrissen. Da tauchte Naraku wieder auf, einer seiner zahlreichen Tentakel hatte Tessaiga umschlungen, es verwandelte sich im selben Moment in seine rostige, schäbige Form zurück – Dann warf er es über die Brüstung! „Da steht ihr also, ihr armseliges Pack!“, fauchte Naraku. Ein violetter Kreis aus Narakus giftigem Miasma bildete sich um Inuyasha, Kagome und Azarni. Der giftige Rauch stieg empor und bildete einen dichten Käfig um sie, nicht für lange. Von einem Moment auf den Nächsten explodierte der Rauchkäfig und machte dem hellen Schein Kagomes Hama no Ya Platz. „Das ist…Unmöglich!“ Murmelte Naraku, doch er träumte nicht. Vor ihm standen Inuyasha mit Tessaiga! Kagome mit einem seltsam aussehenden Bogen, der sich im nächsten Moment in den kleinen Kitsune verwandelte, der Mönch, Sango, ihre Youkaikatze und Azarni! „Der Moment der Überraschung! Ich wusste, dass es besser währe von aussen hochzufliegen.“, meinte Miroku und gab Kagome ihren Köcher zurück. Narakus hasserfüllter Blick sprach Bände; über ihm grollte der Donner noch ein letztes Mal auf, dann verging der Regen. „Verreckt, ihr alle!“ Narakus Schrei verklang und ein zuckender Strahl aus purer Schwärze schoss ihnen entgegen. Inuyasha, Kagome, Miroku, Sango und Shippou – sie alle versuchten der tödlichen Schwärze irgendwie auszuweichen – dann prallte der Strahl plötzlich ab. Kagome blickte verwundert nach vorn. Azarni stand da, die Arme gegen den Strahl gestreckt als versuche sie ihn zurückzustossen. „Azarni!“ Die Höllenpriesterin blickte zurück, ihr Gesicht war vor Anstrengung verzerrt, trotz ihrer Mühen brach der Strahl nach und nach vor; langsam versanken ihre Hände in der Schwärze. „Es ist Okori, Kagome. Seine Schwachstelle ist das Siegel.“ Und für einen kurzen Augenblick glaubte sie ein Lächeln in Azarnis Gesicht zu sehen, dann wurde sie von der Schwärze verschlungen. Ein Blitz schoss in den Himmel empor und der Strahl wurde gebrochen. Wie ein Feuerwerk schossen die kleinen, funkelnden Partikel auseinander – Azarni war verschwunden. „Ist sie etwa…?“, fragte Shippous zitternde Stimme. „Was für eine Närrin, ihr werdet sowieso alle sterben, ihr Opfer zögert es lediglich noch etwas heraus.“, höhnte Naraku. Kagome konnte es noch immer nicht fassen, dann dachte sie über Azarnis letzte Worte nach. Was hatte das zu bedeuten? Wieso ist Okori… Doch ihr blieb keine Zeit zum Nachdenken, denn plötzlich schrie Shippou laut auf und sie konnten sich gerade noch von einem Tentakel retten. Ein weiterer sauste heran und Kagome konnte sich gerade noch so unter dem stacheligen Fangarm hinweg ducken. Sie suchte nach einem Pfeil in ihrem Köcher und blickte sich nach Shippou um, aber ein weiterer Tentakel rammte sich mit solcher Wucht in den Boden neben ihr, dass Kagome umgeworfen wurde und der Pfeil in ihrer Hand zerbrach. „Kaze no Kizu!“ Hörte sie Inuyasha irgendwo hinter sich schreien, dann sah sie sie drei Bahnen des Kaze no Kizu und wie sie von Naraku gekontert wurden!
 

„Es funktioniert nicht!“, rief Sango, wich einem Tentakel aus und durchtrennte ihn mit einem Hieb. Miroku kämpfte sich ebenfalls durch den heran rollenden Sturm aus Tentakeln und anderen Fangarmen, doch kaum hatten sie einen erledigt kamen gleich drei neue aus dem Gewirr geschossen. Auch Inuyasha kämpfte sich verbissen durch die Tentakel um an Naraku heranzukommen, als er plötzlich Kagomes Stimme hörte. „Geht zur Seite!“ Ein weiterer, pechschwarz zuckender Strahl schoss durch die Tentakel auf sie zu und verfehlte sie knapp, dafür zogen sich jetzt die Tentakel zurück und verschwanden hinter Narakus Rücken. Kagome spurtete zu Sango und Miroku, welche direkt hinter Inuyasha standen. „Ich glaube ich weiss, wie wir Naraku besiegen können!“ Inuyasha blickte über die Schulter zurück, „Dann rück mal schnell raus damit!“ Ein weiterer Strahl aus konzentriertem, schwarzem Shouki schoss ihnen entgegen. Sango, Miroku und Shippou retteten sich auf Kiraras Rücken. Inuyasha packte Kagome und sprang aus der Gefahrenzone. Unversehrt landeten sie wenige Schritte vor der zerstörten Brüstung. „Inuyasha, trägt Naraku dieses Siegel irgendwo bei sich?“ Inuyasha blickte sie einen Moment lang verwirrt an bevor er antwortete. „Nicht ganz, er hat es zerbrochen, dann sind die einzelnen Splitter in seinen Körper geschossen.“ Kagomes Augen weiteten sich, „Das heisst, er hat sich mit dem Siegel vereint! Das meinte Azarni also! Um die wahre Macht des Juwels zu entfesseln müssen zuerst drei Siegel beseitigt werden, Azarni, ich und Okori selbst.“ Inuyasha schien zu verstehen: „Das heisst, dass er sich selbst umbringen müsste um die Macht zu entfesseln!“ Kagome nickte, „Und genau da liegt der Punkt, Azarni und ich wahren die ganze Zeit über mit dem Siegel verbunden, wenn diese Verbindung immer noch besteht kann ich ihn mit meinen Kräften vernichten!“, „Ein guter Plan“, sagte Miroku. Etwas erschrocken drehte sich Kagome zu Miroku, Sango und Shippou um, sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie hinter ihr standen. „Wir lenken ihn ab, sodass du freie Bahn hast“, fügte Sango hinzu. „Dann los!“, rief Inuyasha und rannte los. Sango und Miroku folgten ihm. „Shippou-chan, ich benötige nochmals deine Hilfe.“ Shippou nickte und sprang auf Kagomes Schulter. „Jetzt kriegen wir ihn!“ Shippou wuchs und wuchs, nahm eine gelbliche Farbe an und krümmte sich leicht. Kagome musterte den Bogen unsicher und griff nach einem Pfeil in ihrem Köcher und fand gerade noch einen.
 

„Hiraikotsu!“ Sangos Knochenbumerang durchtrennte einige der wieder heranstürmenden Tentakel, gestärkt durch Mirokus Bannsprüche, welche daran hafteten. „Eure Bemühungen sind genauso zwecklos wie jene dieser Höllenpriesterin, am Ende werdet ihr sowieso alle sterben!“, schrie Naraku und erneut wirbelte die giftgrüne Energiepeitsche aus seiner Hand. Kirara wich dem Angriff aus und flog um Naraku herum. „Kongousouha!“ Die glitzernden Diamantspeere schossen seitlich auf Naraku zu, prallten jedoch wie Kaze no Kizu zuvor an ihm ab. Inuyasha wich einem Tentakel aus, durchtrennte ihn und landete ebenfalls auf Kiraras Rücken. „Jetzt, Kagome-sama!“, schrie Miroku und schlug mit seinem Mönchsstab einen Tentakel beiseite. Verwirrt blickte Naraku hinter sich –
 

Kagome stand aufrecht da, teilweise verhüllt von der stark leuchtenden Aura ihres Hama no Ya. „Das ist für dich, Naraku!“ Kagome zog die Sehne durch und schoss den Pfeil direkt auf Naraku zu! Ein Tentakel nach dem Anderen zerfiel zu Staub, als sie sich dem heran sausenden Pfeil in den Weg stellten. Naraku schrie vor Entsetzen auf, dann sah den Pfeil direkt vor sich – „NEIN!“ Eine furchtbar laute Explosion frass Alles in sich hinein, während sich das Licht des Hama no Ya immer weiter ausbreite. Kagome glaubte zu fallen, dann erklang ein ohrenbetäubendes Krachen und als sie empor sah konnte sie gerade noch sehen wie das Hauptgebäude in sich zusammenstürzte. Dann verlor sie das Bewusstsein.
 

„Wir haben es geschafft!“ Shippous Stimme klang unendlich fern als Kagome erwachte. Sie befand sich in der weiten Grasebene, doch diese hatte sich verändert. In ihrer Mitte ragte eine gewaltige, ziemlich schlecht erhaltene Ruine, Narakus ehemalige Schattenfeste. Shippou sprang plötzlich in ihre Arme. „Kagome ist auch endlich wieder zu sich gekommen!“ Kagome stand auf und blickte um sich. Alle ihre Freunde waren auch hier, Sango, Miroku und Inuyasha. Sie befanden sich auf einem Hügel und irgendwo hinter ihnen lag Kaedes Dorf im goldenen Schein der Abendsonn. „Ist es jetzt endlich vorbei?“, fragte sie langsam, sie hatte von dem eigentlichen Ende nichts mitbekommen. „Ich glaube schon!“, rief Miroku freudig. Er und Sango hatten sich beide über seine Hand gebeugt, die Gebetsperlen lagen verstreut vor ihm in der Wiese. Inuyasha trat an ihre Seite, „Wir haben es endlich geschafft.“, „Und das Juwel?“ Inuyasha erwiderte ihren Blick, „Es ist verschwunden, du kannst es auch nicht spüren, oder?“ Kagome schüttelte ihren Kopf und die Beiden liefen zu Sango und Miroku. „Aber vielleicht ist das auch gut so.“ Sango und Miroku blickten zu ihnen auf, „Und mit dem Juwel scheint auch…Azarni“, Miroku stockte. „Sie war also auch gegen Naraku, von Anfang an.“, „Nur hat sie seine Pläne nicht schon zu Beginn erkannt“, erwiderte Sango und streichelte Kirara. Sie wandten sich der Sonne entgegen und blickten zu Kaedes Dorf. „Schade, dass es so enden musste…“, sagte Kagome langsam. Eine Weile lang standen sie alle einfach so da, keiner von ihnen realisierte im Moment wohl, dass sie es endlich geschafft hatten. Obwohl jeder von ihnen es spürte, als ob eine Last von ihren Schultern gefallen wäre, als ob ein langer, bedrückender Schatten von ihnen gewichen war. „Lasst uns gehen.“, sagte Inuyasha plötzlich. Kagome lächelte, „Ja…“ Und so liefen sie langsam den kleinen Hang herab. Bevor Shippou ihnen folgte blickte Shippou nochmals zurück zu der alten Ruine, dann glitt sein Blick zu dem kleinen Wald rechts von ihnen. Einen Moment lang verharrte sein Blick an der Stelle, dann wandte er sich um, schüttelte den Kopf und rannte den Anderen hinterher.
 

„Was glaubst du? Hat er mich gesehen?“ Misaki schüttelte den Kopf. Die junge Frau, gekleidet in einen Kimono, mit kurzem braunen Haar und den zwei seitlich herabfallenden, langen Haarsträhnen lugte vorsichtig hinter dem Baumstamm hervor. „Kann ich mich nicht ein letztes Mal von ihnen verabschieden?“ Erneut schüttelte Misaki den Kopf, „Vielleicht ist es besser, sie in dem Glauben zu lassen, dass du gestorben bist. Denn so lieb sie dich auch gewonnen haben mögen, es gibt noch immer viele Menschen die-“, „Ich weiss“, unterbrach Azarni sie. Dann blickte sie in Misakis Gesicht. „Du hast mich schon wieder gerettet, dieser Lichtblitz, als das Shouki auf mich traf…Das warst du.“ Misaki lächelte und wandte sich um, „Lass uns auch aufbrechen.“ Azarni blickte nochmals zurück zu dem Abhang des Hügels, doch sie waren bereits verschwunden. „Keine Angst, sie werden dich nicht vergessen. Hättest du das Siegel nicht mit dem Bann belegt, bevor du es Naraku überreicht hast, währt ihr alle vielleicht nie mehr zurückgekehrt.“ Azarni wandte sich ebenfalls ab. „Ja. Und auch ich werde sie nie vergessen. Niemals…“
 

Die letzten Strahlen der Sonne fuhren bereits über die Wipfel der Bäume, als Kagome den kleinen Weg, welcher in das weite Tal führte, hinter dem Kaedes Dorf lag herabspurtete. Suchend blickte sie sich nach Inuyasha um und erblickte ihn. Er sass auf einem kahlen, hohen Baum und blickte in die Ferne. „Wir gehen dann schon voraus!“, hörte Kagome Sango rufen, während sie auf Kiraras Rücken mit Miroku und Shippou davonflog. Inuyasha wandte sich um und erblickte Kagome. Freudig rannte Kagome zu dem Baum, während Inuyasha von dem Ast sprang und auf Kagome wartete. „Du läufst also immer noch alleine Voraus“, sagte Kagome und beobachtete Inuyasha lächelnd aus den Augenwinkeln, während sie zusammen in der blühenden Wiese sassen Inuyasha verzog das Gesicht und blickte zur Seite, „Auch ich brauche eben manchmal etwas Zeit für mich!“, doch dann hielt er inne und sah in Kagomes Gesicht. „Was ist denn?“, „Nichts…“, sagte Kagome lächelnd und lehnte sich an Inuyashas Schulter während sie zu dem rötlichen Abendhimmel empor sahen…
 

Ende
 

Das war's also, ich hoffe es hat euch gefallen! Meine nächste Fanfic wird nicht direkt an diese anschliessen, das heisst, dass zwar grössere Plotteile (wie der Sieg über Naraku) wahrscheinlich in das nächste Fanfic übergehen, aber ansonsten wird es eine eigenständige Geschichte sein. Ich hoffe ich habe euch jetzt nicht allzu fest verwirrt ^^, jedenfalls kann jeder, der über das Erscheinen des ersten Kapitels der neuen Fanfic informiert werden möchte, das gerne so im Kommie vermerken!
 

Bis bald!



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Kommentare zu dieser Fanfic (98)
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Von: abgemeldet
2007-10-30T19:44:09+00:00 30.10.2007 20:44
ich kann nur wiederholen, was meine Vorgänger- und -innen schon geschrieben haben: das Finale war einfach klasse! Man konnte durch die ganze Fanfic hindurch (besonders bei azarni) beobachten wie die Charakter sich entwickeln. Vorgestellt wurde die Höllenpriesterin uns als neue Widersacherin, doch zum Schluss kämpfte sie Seite an Seite mit Inuyasha unc co. Und man darf staunen: die vielen Fragen wurden beantwortet. Das fand ich übrigens auch toll umgesetzt: die Fanfic verlief nicht zu einläufig: oft gab es Dinge, die erst später ihre Antwort fanden (das schliesst auch die Cliffhanger ein ^^)

Es hat mir wirklich Spass gemacht, der Fanfic zu folgen!

lg, Juliet
Von: abgemeldet
2007-10-30T19:03:09+00:00 30.10.2007 20:03
Was für ein Finale, genau so stellt man sich doch einen Endkampf vor. Und selbst im Finale wird man nicht von den überraschenden Wendungen verschont, als Shippo zu den Bäumen gesehen hab, dachte ich zuerst, dass jetzt wieder ein Gegner oder so etwas Ähnliches kommen würde ^^

Eine wirklich sehr gelungene Fanfic, für deine erste echt gelungen!

Simie
Von: abgemeldet
2007-10-29T22:28:43+00:00 29.10.2007 23:28
Jetzt ist es also leider vorbei, dafür hat das FF ein verdient gelungenes Finale beschert bekommen! Der Kampf war echt spannend, immer wieder - zum Beispiel als Tessaiga über die Brüstung fiel - baust du neue Spannungen auf, einfach genial! Zuerst dachte ich wirklich, dass Azarni tot währe ^^, dass hat mir das Ende dann wirklich noch etwas versüsst. Die Szene in der man erfährt, dass sie doch noch lebt war einfach grandios geschrieben, ich weiss nicht wie ich es weiter sagen soll. Der Schluss hat mich spontan an die Enden einiger Inuyasha Filme erinnert (teilweise 2. und 3.) wenn auch nur vage. Trotzdem ist das Fanfic ja nicht wirklich abgeschlossen, gut die interne Handlung ist abgeschlossen, aber was geschieht danach? Viielleicht war es aber auch besser, dass du das offen gelassen hast...man weiss ja nie, oder? ;-)

Ich bin auch beim neuen Fanfic dabei, verlass dich drauf!

Namie90
Von:  WolfsDream
2007-10-29T10:56:28+00:00 29.10.2007 11:56
Puh! Es ist also endlich geschafft!
Naraku ist besiegt und die große Frage bleibt, was die Freunde jetzt wohl so mit ihrer Zeit anfangen werden.
Und du hast es tatsächlich geschafft, das ganze Wirrwarr innerhalb eines Kapitels aufzulösen! Das war wirklich mal ein seehr interessanter Handlungsstrang!
Der Endkampf war wirklich spannend und mitreissend beschrieben. (Ich hoffe ich kriege das bei mir auch so gut hin^^)
Also, für mich gilt: Eine Benachrichtigung zu Beginn der nächsten FF bitte!
LG *wink*
Von:  Hotepneith
2007-10-28T18:53:17+00:00 28.10.2007 19:53
Ein wunderschöner Finalkampf mit allen Finessen. Gut gemacht!

Und nciht nur der. Es hat Spass gemacht eine richtig schöne, abgerundete Fanfic zu lesen.

Mach nur weiter so.

bye

hotep
Von: abgemeldet
2007-10-27T17:32:08+00:00 27.10.2007 19:32
Wie das nur enden wird? Hoffentlich hat Azarni einen Plan und hat Naraku das Teil nur aus Machtgier gegeben. Wenn das "Halbfinale" schon so spannend ist, kann das Finale ja nur super werden! Gut, dass jetzt auch die letzten Fragen noch geklärt wurden.

bye, Sarah
Von: abgemeldet
2007-10-27T11:06:41+00:00 27.10.2007 13:06
Jetzt baut sich die Spannung wieder auf, Sango und Mirokus Schiksal bleibt ungewiss und Inuyasha steckt auf ganz schön in der Klemme. Ob sich Azarni jetzt wohl wirklich auf Narakus Seite geschlagen hat? Meiner Meinung nach eher weniger, ausser sie hat das Ganze von Anfang an so geplant...

Wieder sehr spannend geschrieben, auch toll, dass Inuyasha endlich wieder einmal Tessaiga einsetzen darf ^^ Jedenfalls wird es sicherlich noch spannender und ich kann es kaum erwarten das neue Kapi zu lesen!!!

Gruss Juliet
Von: abgemeldet
2007-10-26T12:56:46+00:00 26.10.2007 14:56
Wieder ein grosser Cliffhanger, Inuyasha muss sich nun entscheiden. Ich hoffe mal er entscheidet sich für Kagome, aber das ist ja nicht das einzige: Sango und Miroku stecken auch schön in der Klemme und dann ist da ja noch Azarnis Pakt...
Man darf also wirklich gespannt bleiben!

Kalas
Von: abgemeldet
2007-10-26T08:55:42+00:00 26.10.2007 10:55
Ja, da stimme ich Kiba-no-Fina zu, wenn diese Fanfic offen endet (ohne in einer folgenden Fanfic fortgesetzt zu werden, bis jetzt hast du ja noch nicht besonders viel über die neue Fanfic verraten)...Das wäre einfach grausam >.< Aber du hast ja gesagt, dass sie nicht offen enden wird *puh* Azarni hat sicher irgendetwas vor, genau wie Naraku. Das scheint ein spannendes Finale zu geben, freu mich schon darauf!
Von:  WolfsDream
2007-10-25T21:58:58+00:00 25.10.2007 23:58
Und schon wieder schmiedet Jeder Pläne gegen Jeden!
Wie ja auch nicht anders zu erwarten, wenn Naraku seine Finger im Spiel hat.
Bin ja wirklich gespannt wie du das so aufdröselst! Ein offenes Ende bei dieser FF würde jeden Falls an Körperverletzung grenzen.^^

Ach so, eine Winzigkeit noch: Soweit ich weiß, ist Sarkasmus die Steigerung von Ironie. Wie soll dann jemand sarkastisch und ironisch zu gleich gucken?

LG *wink* ^_^



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