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Sternenzuckerstückchen

Weihnachts-One-Shots
von

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Cheesecake Challenge

- Aufstand im Schlaraffenland -
 

https://www.youtube.com/watch?v=HdLTnq4SQSg
 

Zoros POV
 

17. Dezember

Gleich ist es 16.00 Uhr.

Zeit zum Kaffeetrinken.

Erneut steigt die Übelkeit in mir hoch.

Wie schon so oft in den letzten Wochen, möchte ich, in heller Vorfreude auf das nun Kommende, einfach nur kotzen.

Oder besser noch tot umfallen.

Dann wäre es endlich vorbei.

Obwohl...

Wenn ich hätte tot umfallen wollen, wäre das vor zirka einer Woche, sinnvoller gewesen.

Jetzt habe ich es doch fast überstanden. Nur noch sieben Tage und ich bin erlöst.

Ich habe nur leider keinen blassen Schimmer, wie ich das heil überstehen soll.

Um es auf den Punkt zu bringen.

ICH KANN NICHT MEHR!

Und ich will auch nicht mehr.

Aber er zwingt mich. Jeden Tag aufs Neue. Seit über drei Wochen.

Das ist Folter!

Körperverletzung!

Nein, eigentlich schon versuchter Mord!
 

Was los ist?

Ganz einfach.

Sanji ist los!

Mein Freund.

Jedenfalls behauptet er, er wäre mein Freund.

Mittlerweile glaube ich, er ist ein bezahlter Auftragskiller, der auf mich angesetzt wurde und dem es Spaß macht, mich qualvoll zur Strecke zu bringen.

Er vergewaltigt jeden Tag, meinen Magen auf grausamste Weise!
 

Wie er das macht?

Eigentlich möchte ich nicht einmal das Wort in den Mund nehmen, geschweige denn, noch ein einziges Stück Käsekuchen!

So jetzt hab ichs gesagt.

Und schon wird mir wieder schlecht.
 

Gleich wird sein High-Tech-Herd wieder klingeln und ein neues Quarkmonster ausspucken.

Ich will doch tot umfallen...
 

Zur Erklärung:

Sanji arbeitet im Baratie. Einem angesagten Restaurant in der Innenstadt. Er ist die rechte Hand vom Chef und jedes Jahr, am 24. Dezember, veranstalten das Baratie und das Navarone, noch so ´n schicker Schuppen, einen Wettbewerb. Per Los wird entschieden, ob Gekocht oder Gebacken wird und um welches Gericht es sich handelt. Das Ganze wird dann live im Fernsehen zubereitet, wer im Studio dabei sein will, muss eine Eintrittskarte kaufen und die Leute sind begeistert. Es ist ein Richtiger Event geworden und die Einnahmen kommen sozialen Projekten zu Gute. Also eigentlich ne gute Sache.

Bis jetzt hatten die Baratie-Leute, meistens die Nase vorn. Jeff versteht sich eben nicht nur aufs Kochen, sondern auch aufs Backen.

Doch dieses Jahr hat er das Zepter an seinen Ziehsohn weitergereicht. Sanji hat die ehrenvolle Aufgabe, gegen Jessica Jonathan, die Chefköchin vom Navarone, anzutreten und natürlich zu gewinnen. Durch das Losen wurde entschieden, dass dieses Jahr der beste Käsekuchen gekürt werden soll.
 

Diese Auslosung war am 23. November und seit diesem Tag bin ich in der Hölle. Okay, dass der Kerl ehrgeizig ist, wusste ich ja. Aber das?

Natürlich hab ich ihm versprochen, ihn zu unterstützen. Verdammt, er ist mein Freund! Ich sollte ihn mal daran erinnern, dass ich auch sein Freund bin und nicht sein Versuchskaninchen.

Er wollte nur meine Meinung zu ein paar Rezepten hören.

Ein paar!

Ich weiß nicht wie andere das sehen, aber für mich sind siebenundvierzig verschiedene

Käsekuchenrezepte, nicht nur ein paar.

Siebenundvierzig!

Wie kann man nur siebenundvierzig Mal das Selbe, unterschiedlich zubereiten?

Der Kerl will wirklich jedes Rezept ausprobieren, um das Beste für den Wettbewerb zu finden.
 

Zu Anfang war die ganze Sache ja noch klasse.

Die Quarktorte ohne Boden war echt lecker und der Amaretto-Käsekuchen war auch ganz nach meinem Geschmack. Am dritten Tag hat dieser hinterhältige Kerl was gebacken, das er Avis trevligt Ostkaka nannte. Soll wohl was Schwedisches sein. Für mich war es einfach nur Käsekuchen mit Whiskey.

Whiskey!

Dieser Schweinehund!

Und ich Idiot sag ihm auch noch, dass er gern soviel backen kann, wie er will.

Ich wusste doch nicht, dass der Kerl vorhatte mich jeden Tag mit einem Kuchen zu mästen.

Ja, richtig verstanden. Jeden Tag ein Käsekuchen!

Dieser Wahnsinnige geht ja genau nach den angegebenen Mengen und weil er es hasst, wenn Essen verschwendet wird, erwartet er von mir tatsächlich, dass ich seine sämtlichen Experimente komplett aufesse. Ein kleines Stück probiert er, um den Geschmack selbst zu testen, aber der Rest von dem Zeug soll in meinem Magen seine letzte Ruhe finden.
 

Als er mich am vierten Tag erwischte, wie ich das letzte Stück Frischkäse-Heidelbeerentorte, heimlich in den Abfalleimer befördern wollte, hat er mich fast mit der Tortenschaufel massakriert.
 

Aber erst als ich zufällig über seinen Rezeptblock gestolpert bin, habe ich das ganze Ausmaß dieser Katastrophe erkannt. Da standen sie, die bereits erwähnten, siebenundvierzig Käsekuchenrezepte. Vier, mir sehr bekannte, waren abgehakt und mit Randnotizen versehen. Das war dann auch der Moment, in dem ich begriff, wie tief ich in der Scheiße saß.
 

Um nicht all zu schnell, den Löffel abzugeben, hab ich Ruffy gebeten, mir Beistand zu leisten. Dachte ich doch, ein geteilter Käsekuchen, bedeutet nur halbe Magenbeschwerden.

Aber nein!

Die Tatsache, nun zwei Kuchentester zur Verfügung zu haben, veranlasste diesen Backwarenterroristen dazu, jeden Tag gleich zwei dieser Quarkmonster zu erschaffen. Ruffy fands toll, stand jeden Tag pünktlich bei uns auf der Matte und fraß sich durch Apfel-Käsekuchen, Topfenfüllkuchen, Buttermilch-Quarktorte und, und, und, während ich mich von der Creme-Fraiche-Torte, zum Himbeer-Käsekuchen, weiter zur Goldtröpfchentorte kämpfte. Ich frag mich wirklich, was Sanji gemacht hätte, wenn Ruffy nicht gewesen wäre. Wären dann jeden Tag zwei Käsekuchen durch meinen Verdauungstrakt gewandert? Ich mein, wie wollte er sonst siebenundvierzig Rezepte in dreißig Tagen testen?
 

Ich sollte der kleinen Fressmaschine irgendwas ins Krankenhaus mitnehmen, wenn ich ihn nachher besuche.

Tja leider befindet sich meine letzte Rettung nämlich genau dort. Ace hat mich vorhin angerufen und es mir erzählt. Sein kleiner Bruder hatte ihm verschwiegen, dass er bei uns jeden Nachmittag einen Kuchen verputzt. Ace macht zum Abendessen immer ziemlich große Portionen, weil sie beide wahnsinnig verfressen sind und Ruffy, der Blödmann hat das dann auch noch gegessen. Wundert es da noch jemanden, dass er jetzt auf Station liegt? Selbst dieser Magen ohne Boden, musste irgendwann die Segel streichen und sein großer Bruder war schon schwer am Grübeln, wie ihn die übliche Riesenportion so umhauen konnte.
 

Nun bin ich wieder allein mit Sanji und dem Käsekuchen. Mittlerweile rotiere ich nur noch zwischen der Arbeit, Sanjis Backwaren und dem Fitnessstudio hin und her. Jeden Abend gehe ich zehn Kilometer joggen. Das süße Zeug ist verdammt schlecht für die Figur. Aber ich bekomm nach so ner ganzen Torte einfach nicht Gesundes mehr runter. Das wäre ja noch mehr Nahrung für meinen armen Magen. Morgens und abends schaff ich hin und wieder noch nen Apfel oder ne Banane und dann trainiere ich wieder wie ein Irrer, um nicht als Hefeklos zu enden. Langsam wird der Sport richtig zur Manie, aber wenn ich nichts tue, kann mich der verrückte Koch zu Weihnachten, gleich als Christbaumkugel an die Tanne hängen.
 

Oh Gott!

Es hat wieder geklingelt.

Ich nehm am besten schon mal mein Klemmbrett zur Hand.

Ach das hab ich ja noch gar nicht erwähnt.

Immer wenn ich das erste Stück gegessen hab, muss ich nen Fragebogen ausfüllen und Noten vergeben. Aussehen, Geschmack, Konsistenz und so weiter und so fort.

Eins muss man Sanji lassen, selbst wenn er mich quält, ist er sehr gründlich in der Ausführung. Ich weiß schon seit geraumer Zeit nicht mehr, was ich da eigentlich rein schreib. Ich seh nur zu, dass es immer anders klingt, sonst merkt er vielleicht noch was. Ich muss nur besser aufpassen wie ich benote.
 

Ich habe seinem Havanna-Kuchen eine schlechte Note gegeben. Das Ding war kompletter Beschiss! Havanna. Von wegen! Kein Tropfen Rum in dem ganzen Scheißkuchen, aber ein Vollkornboden. Das ist eindeutig irreführende Werbung!

Anschließend durfte ich drei Tag lang auf Handbetrieb umschallten, weil ich sein Essen beleidigt habe.
 

Und da ist ja auch schon mein blonder Alptraum mit ner Kippe im Mundwinkel und ner Kuchenplatte in den schlanken Händen.

Ich verlange, auf der Stelle, standrechtlich erschossen zu werden!
 

24. Dezember

17.30 Uhr.

Es ist vorbei!

Endlich ist es vorbei!

Der Wettbewerb ist gelaufen und wir wollen uns später noch bei Ace zu ner Weihnachtsfeier mit unseren Freunden treffen. Ruffy ist auch wieder fit und ich muss keinen Käsekuchen mehr essen.

Ich sollte jetzt eigentlich froh sein.

Darüber, dass ich noch lebe, nicht aussehe wie eine Christbaumkugel und dass Sanji den Wettbewerb für sich entscheiden konnte.

Ja, all das sollte mich glücklich machen.

Wenn da nur nicht diese eine Tatsache wäre, die mich vor Wut fast platzen lässt.

Ich musste mich einen Monat lang fast nur von Käsekuchen ernähren, Sanjis Launen ertragen und das Bedürfnis, mich aus dem Fenster zu stürzen, unterdrücken.

Und was macht der?

Backt eine Quarktorte ohne Boden!

Das war das allererste Rezept, das er getestet hatte!

Ich habe sage und schreibe neunundzwanzig Käsekuchen völlig umsonst gegessen!
 

ENDE

Christmascookie a la carte

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Defrost

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Teufel trägt Krawatte

-Schütze mich vor Größenwahn und Arroganz. Halt mich fern von falschem Glanz.-
 

http://www.universal-music.de/aerosmith/videos/detail/video:247217/dude-looks-like-a-lady
 

20. Dezember

07.30 Uhr

Montag.

Ich hasse Montage!

Und ich möchte bitte auf der Stelle tot umfallen!

Ach ja, sollte mich vielleicht mal vorstellen, dann wisst ihr auch, wen ihr bitte gleich erschießt.

Tag auch!

Ich bin Roronoa Zoro, meines Zeichens, gut aussehend, sportlich, jung, dynamisch und…

…ärmste Wurst des Jahrhunderts oder besser Jahrtausends.

Eigentlich bin ich ja keiner, der selbstmitleidig im Bett hockt –genau da befinden wir uns übrigens gerade- aber dieses Mal mache ich gern eine Ausnahme.
 

Grund?

Ja, ja ich weiß. Gründe sind eine wichtige Vorraussetzung, für solch unrühmliches Verhalten. Mein Grund hat blonde Haare, blaue Augen und ein fieses Mundwerk, das ich ihm nur allzu gerne stopfen würde. Leider geht das nicht, denn diese Zicke ist gleichzeitig auch meine Versicherung dafür, dass ich nicht wie ein herrenloser Streuner unter der Brücke lebe. Sprich: Ich arbeite für diese blondierte Bazille. Naja, eigentlich arbeite ich für Nami, ihres Zeichens orangehaarige, gewissenlose, geldgeile, übellaunige Gewitterhexe und eben leider auch meine Chefin. Die gute Frau ist Inhaberin einer Werbefirma und ich bin offiziell ihr Packesel vom Dienst. Nicht mal vier Monate bin ich da angestellt und trotzdem schon zu ihrem allerliebsten Opfer mutiert.
 

Aber mal zum Anfang.

Nachdem die Baufirma, bei der ich angestellt war, Pleite gegangen ist, saß ich einige Monate lang, verflucht tief in den roten Zahlen. Fast wäre ich aus meinem Einzimmerwohnklo geflogen, weil ich die Miete mal drei Monate nicht zahlen konnte, aber mein Motorrad brauchte dringend neue Reifen und dann hatten die in dem Biker-Shop grad so tolle Angebote…

Mein Maschinchen sieht jetzt richtig genial aus, hat meinen Vermieter nur nicht besonders interessiert.

Banause!

Auf jeden Fall sah es für mich ganz schön finster aus, bis mein bester Kumpel Ace nen fantastischen Einfall hatte. Fand er.

Ich hingegen fand mich kurze Zeit später in der Hölle wieder. Genauer gesagt, in Lady Namis Werbeagentur. Ace´ kleiner Bruder Ruffy, war schon ne Weile mit diesem Monster auf Stöckelschuhen zusammen und das nutzte mein lieber Freund aus, um für mich nen Job bei ihr zu erbetteln.
 

Hausmeister stand im Arbeitsvertrag. Dienstmädchen oder Sklave wäre die bessere Umschreibung dafür gewesen. Ich darf von mir behaupten nicht zimperlich zu sein, aber so wie diese Giftschlange mich den ganzen Tag durchs Gebäude jagt, brauch ich mich nicht wundern, wenn ich mich abends nur noch total erschlagen auf mein Bett schleppe. Von Ausbeutung versteht die Dame nämlich was. Aber ich brauch die Kohle. Motorradfahren und Kampfsport sind leider verdammt teure Leidenschaften, die ein gewisses Kapital erfordern und ich verdiene in dieser Werbehölle bei weitem mehr, als auf dem Bau.
 

Eigentlich hatte ich mich ja auch schon fast damit abgefunden, Namis persönlicher Leibeigener ohne eigene Meinung zu sein, aber dann trat er in mein Leben. Ein Alptraum auf zwei sehr langen Beinen und das nervtötendste Geschöpf auf diesem Planeten.

Sanji.

Punkt.

Wer sich jetzt fragt, wo sein Nachname geblieben ist, dem kann ich nur sagen: Keine Ahnung. Würde Blondi ja zutrauen, dass er ihn einfach vergessen hat oder er war zu geizig für nen zweiten Namen…Trinkgeld gibt dieser Hanswurst im Anzug jedenfalls nie. Er ist Namis neueste Errungenschaft am Werbehimmel und mit Exklusivvertrag und Sonderrechten stolziert diese blonde Primadonna nun hüftwackelnd durch die Gegend und belastet mein angeschlagenes Nervenkostüm nur zu gern.

Scheint sein liebstes Hobby zu sein.
 

Und ich darf jetzt eine Woche lang für Mr. Wichtig den Laufburschen spielen. Das Blöde ist, ich hab keinen blassen Schimmer wieso. Sanji ist, wenn ich das richtig mitbekommen hab, ein Newcomer in der Modelszene und heiß begehrt bei Frauen, Männern und eben auch bei Werbefirmen. Wie Nami es angestellt hat, ihn exklusiv für ihre Firma zu gewinnen, weiß ich nicht, aber billig wird’s nicht gewesen sein. Solche Laufstegnutten sind meistens recht preisintensiv in der Anschaffung. Man muss sie betüddeln, bewundern und ihnen in den Arsch kriechen, damit sie auch immer schön bei Laune bleiben. Das könnte auch irgendwie der Grund sein, wieso ich sklaventechnisch von Nami an ihn weitergereicht wurde. Jetzt hat er nen Privatdeppen zum Anmeckern und Ausnutzen. Zu meiner größten Freude darf ich ihre Majestät auch auf seine Außentermine begleiten. Wie momentan auch. Sieben Tage Fotoshooting in Aspen/Colorado für irgend so ein Wintersportmodelabel. Als ob dieser Bohnenstange jemand abnehmen würde, dass er regelmäßig Sport macht. Der ist doch viel zu ausgehungert, um sich körperlich zu betätigen. Weiß doch jeder, dass diese lebenden Schaufensterpuppen den ganzen Tag nur auf kalorienarmen Kaugummi herumkauen, um kein Gramm Fett an ihre knochigen Körperchen lassen.

Mir soll’s egal sein.
 

Was zählt ist, dass ich mir für diese männliche Zicke den Arsch aufreiße und nichts weiter bekomme, als einen Tritt in den selbigen. Ich glaube mir ist noch nie so ein arrogantes, selbstgefälliges, egoistisches -man kenn ich viele tolle Wörter- jedenfalls ist mir noch nie so ein Kotzbrocken unter die Augen gekommen. Seit drei Tagen sind wir nun schon in diesem Winterwunderland für reiche Schnösel mit ihren strohdummen Barbiepuppenfreundinnen oder stinkreiche Teenies, die auf Papis Kosten ihre letzten Hirnzellen beim Apres-Ski versaufen. Ich will auch Hirnzellen weg saufen, verdammt! Dann würde ich vielleicht gar nicht mehr merken, wie ätzend mein Teilzeitchef ist. Aber nein. Ich muss mich nüchtern durch die Woche quälen und mir sein Getue zumuten.
 

Ihr glaubt ich übertreibe? Dann wandert ihr mal von nem Set am Red Mountain, drei Stunden durch die Botanik, nur um Evian-Wasser für euer Gnaden zu besorgen, weil dieses Mimöschen nichts Anderes trinkt und diese blöde Versorgungstusse nur Vittel eingepackt hat. Man könnte meinen, dass die dann auch lossausen muss um ihren Fehler zu korrigieren, aber dieses blonde Scheusal war ja der Meinung einem so zarten Geschöpf –Anmerkung von mir: Das zarte Geschöpf, wog sicher um die neunzig Kilo- diesen beschwerlichen Weg nicht zumuten zu können. Dafür war ich ja da, der Depp vom Dienst. Der Kerl mit der Arschkarte und ohne Landkarte. Im Klartext, hab ich für diesen einstündigen Weg, besagte drei Stunden gebraucht, was zur Folge hatte, dass ich grad ankam, als die schon wieder am Einpacken waren und mir den ganzen Rückweg über, Blondis dumme Bemerkungen anhören durfte.
 

Aber genug gejammert!

Für den Moment jedenfalls.

Der blöde Wecker ist nämlich der Meinung, dass ich in zehn Minuten wieder zum Sklavendienst muss. Sollte also noch mal fix unter die Dusche springen. Das Hotelzimmer ist übrigens gar nicht so übel. Um ehrlich zu sein, hab ich noch nie so luxuriös gelebt, wie in dieser Nobelabsteige. Unter normalen Umständen würden die mich hier nicht mal in den Eingangsbereich lassen, aber normal ist das Ganze hier sowieso nicht. Trotzdem hat’s mich schwer angenervt, wie abwertend mich die Tresentussi gemustert hat, als ob ihr noch nie ein Kerl in Jeans, Muskelshirt und Lederjacke über den Weg gelaufen wäre. Nicht mal Blondi schien sich an meinem Outfit zu stören, obwohl der ja ständig im Anzug durch die Gegend steigt. Der wurde natürlich nur mit bewundernden Blicken bedacht. Hatte schon Angst die weibliche Hotelbelegschaft probt gleich ne Massenohnmacht.

Weiber…
 

Immer das Selbe mit den Hühnern, sobald einer Knete hat und, wie in Blondis Fall, auch noch gut aussieht, fangen die an zu hyperventilieren.

Schaut nicht so blöd!

Ja, ich finde er sieht gut aus. Bin Manns genug das zuzugeben, jedenfalls wenn er´ s nicht hören kann. Wäre sicher Balsam für sein übersteigertes Ego, obwohl ich nicht glaub, dass es ihn juckt, was ich denke. Bin ja nur ne Arbeitsdrohne in seinem Hofstaat.

Apropos Arbeit. Sollte mich jetzt wirklich beeilen, bevor diese verkappte Bienenkönigin ohne ihren persönlichen Fußabtreter auskommen muss. Nicht, dass ich Angst vor ihm hätte, aber vor Nami…

Die hat mir gedroht mich rauszuschmeißen, sollte Prinzessin Tausendschön sich über mich beschweren.

Wirklich klasse!

Na dann!

Auf zu frischen Untaten!

Ich hab keine Lust…
 

23. Dezember

22.05 Uhr

Fix und alle!

Ich bin fix und alle!

Drei weitere Tage unter blonder Herrschaft haben mir den Rest gegeben. Der hat mich durch die Gegend gejagt, da war ja Nami noch harmlos! Marimo – er nennt mich zu meiner unermesslichen Freude so- Marimo hol…Marimo bring…Marimo dies…Marimo das…

Ich bin doch kein Hund!

Und ich habe einen Namen!

Ich hab im Gegensatz zu ihm, sogar nen Nachnamen!

Aber was reg ich mich auf? Ist eben mein Job. Ein Scheißjob, aber ein Job…

…der morgen erstmal sein Ende findet, weil selbst die orangehaarige Giftspritze zu Weihnachten niemanden ausbeutet. Den letzten Abend im Hyatt Place, verbringe ich allein auf meinem Zimmer. Die andern aus der Crew haben sich der örtlichen Spaßgesellschaft angeschlossen und feiern irgendwo Schickimicki-Apres-Ski. Da trink ich lieber in aller Ruhe meinen Wodka. Hab ich in nem Supermarkt in irgend ner Nachbarstadt besorgt. Wenn ich hier die Minibar ausräum und Nami die Rechnung bekommt, kann ich mir im gleichen Atemzug die Kündigung abholen.

Aber die Wodkaflasche ist eh um einiges besser, als diese Alkoholpröbchen in den Minikühlschränkchen. Scheinbar vertragen Leute, die genug Kohle haben, sich in solchen teuren Buden einzunisten, nicht viel.

Flachpfeifen!
 

Irgendwie isses hier gar nicht so übel, wenn man mal alleine ist. War bisher noch nicht wirklich der Fall, aber jetzt fällt mir das echt auf. Könnte man sich ja glatt dran gewöhnen. Ich freu mich schon wieder richtig auf mein Wohnklo! –Ich bitte darum, diese Bemerkung sarkastisch zur Kenntnis zu nehmen- Aber ich sollte wohl besser den Moment genießen und endlich mal dem Wodka mehr Beachtung schenken. Der sieht ja schon ganz traurig aus in seiner Flasche. Machen wir ihn mal froh…

Leider scheitert mein Versuch, den Hochprozentigen zu erfreuen, weil es an meiner Zimmertür klopft.

Hat die Putzfrau was vergessen?
 

Grad bin ich mal schwer begeistert von meinen Reflexen. Wären die schlechter, hätte sich der Wodka auf dem teueren Teppich wieder gefunden. Da macht man, nichts Böses ahnend, die Tür auf und da steht der Teufel persönlich! Blond, blauäugig, im Anzug und mit der obligatorischen Seidenkrawatte.

Der Teufel trägt Krawatte.

Immer.

Wieso eigentlich?

Aber die wichtigere Frage wäre: Was will der hier? Wenn der mich jetz wieder irgendwo hinschicken will, um sonst was zu holen, dann passiert hier ein Unglück!

Okay…wieso lächelt der so komisch?
 

„Na? So alleine? Wieso bist du nicht mit feiern gegangen, Marimo?“

Geht den doch nen alten Scheiß an! Aber auch wenn ich nichts lieber täte, als ihm das auch so zusagen, beherrsch ich mich besser.

„Hab keinen Bock auf solche Partys. Is was? Oder kann ich dann wieder in mein Bett gehen?“

Deutlicher kann man jemanden doch gar nicht hinauskomplimentieren, hab ich gedacht…
 

„Eigentlich wollt ich dich fragen, ob du noch auf nen Wein bei mir vorbeikommst. Solltest, nach dem ganzen Stress, doch nicht am letzten Abend allein auf dem Zimmer versauern. Oder willst du noch mit deiner Freundin telefonieren?“

Was ist denn das für ne blöde Frage?

Ich hab doch gar keine Freundin. Wär auch ein bisschen seltsam, in Anbetracht der Tatsache, dass mich Weiber überhaupt nicht interessieren. Die sind laut, zickig und launisch. Das sag ich ihm auch und er lächelt noch merkwürdiger, als vorhin.

„Dann hast du ja auch keinen Grund meine Einladung auszuschlagen, was?“

Nein.

Gar nicht.

Ist der blöd?

Wieso frag ich eigentlich?
 

Aber wenn ich jetzt was Falsches sag, haut der mich doch sicher bei Nami in die Pfanne. Missmutig schüttle ich den Kopf und watschel ihm, wie so oft in den letzten Tagen, brav hinterher.

Toll!

Jetzt komm ich mir wirklich vor wie ein Hund. Ich marschier einfach tapfer weiter. Wird schon nicht so schlimm werden. Ein Abend mit Blondie, Wein und…ja was eigentlich? Ich versteh immer noch nicht, wieso er will, dass gerade ich mit ihm Wein trinke. Ist das so was wie Sozialdienst an der Unterklasse? Muss ein reicher Schnösel kurz vor Weihnachten, ein armes Würstchen nett behandeln, um sich im nächsten Jahr wieder richtig scheiße benehmen zu dürfen? Oder plant er wieder irgend ne Gemeinheit, um meine Laune endgültig in den Keller zu jagen?

Ich trau der Sache nicht!
 

Ich trau meinen Augen nicht!

Sein Hotelzimmer ist ja dreimal so groß wie meins und wahrscheinlich achtzigmal so teuer. Das ist kein Hotelzimmer, das ist ein Luxusapartment! Der Fernseher, ach was sag ich, die Kinoleinwand, ist ja schon der Hammer und das Bett…

…das kann sich ne neunköpfige Familie als Wohnung ausbauen, mit Einzelzimmern für die Kinder. Langsam hab ich ja das Gefühl in der Abstellkammer einquartiert worden zu sein, aber wenigstens wars die schickste Abstellkammer meines Lebens.

Sollte wohl besser mal meine Kinnlade vom Boden aufsammeln und mich irgendwo hinsetzen. Der lächelt schon wieder so seltsam.
 

„Ich zieh mir mal was Bequemeres an. Machs dir solange gemütlich.“

Alles was mir dazu einfällt ist blöd mit dem Kopf zu nicken und er verschwindet fürs Erste. Jetzt steh ich hier, wie bestellt und nicht abgeholt. Aber Blondi meinte ja ich solls mir gemütlich machen…Okay. Ich hab Wodka und das riesige schwarze Ledersofa schreit förmlich danach, besetzt zu werden. Müsste man nur noch wissen, wie diese Kinoleinwand funktioniert…Leider komm ich nicht mehr dazu mich genauer mit den fünf Fernbedienungen zu beschäftigen, da Mr. Wichtig plötzlich hinter mir an der Sofalehne steht.

Kann der nicht anklopfen?

Da kriegt man ja noch nen Herzinfarkt!
 

Und den nächsten krieg ich fast, als ich ihn genauer anseh. Jeans? Rollkragenpulli? Waren seine richtigen Klamotten alle dreckig? Seit wann zieht der sich so…so lässig an? Ohne den gewohnten Aufzug wirkt der ja richtig…normal…irgendwie…

Ich glaub, ich schau grad ziemlich blöd aus der Wäsche.
 

„Rotwein oder Weißwein?“, fragt er leicht amüsiert und ich will ihm mal genüsslich eine reinhaun.

„Danke, ich hab.“ Zur Bestätigung halt ich mal brav die Wodkaflasche in die Höhe und er hebt eine seiner Kringelaugenbrauen. Dreht der die eigentlich morgens mit nem Lockstab ein?

„Schade…“

Wieso?

„Ich hab hier nen sehr guten Petit Verdot von 1982, den solltest du mal probieren.“

Ach sollte ich?

Ich hab hier nen Moskovskaya von 2007 und bin damit recht zufrieden. Aber was solls, trinken wir mal wie die reichen Pinkel…

„Na dann mach die Pulle mal auf.“

Zufrieden öffnet er seinen Peti…Piti…was auch immer und füllt etwas davon in zwei Gläser. Etwas ist gut. Als er mir das Glas hinhält, muss ich die Pfütze erstmal suchen, die da am Boden dümpelt. Ist das jetzt zum Probieren oder macht man das so? Hätte ja keinen Bock, ständig wieder nachzuschütten. Der Schluck geht doch in einem Zug runter.

„Na dann…Prost!“
 

Während ich das rote Zeug wegexe, fängt der an, das Glas zu schwenken und schnüffelt anschließend an dem Ding.

Ist das Zeug etwa schlecht?

Bei nem Gebräu von 1982, würde mich das gar nicht wundern. Doch dann nippt er an dem Glas und schließt die Augen. Der trinkt ja wie ein Mädchen! Verständnislos betrachte ich dieses Schauspiel und als er die Augen öffnet, grinst er mich amüsiert an. Eigentlich sollte ich mich über ihn lustig machen, so wie der sich bei dem Schlückchen da anstellt.

„So macht man das.“, informiert er mich und ich beschließe bei Wodka zu bleiben. Hab keinen Bock aus nem Besäufnis ne Wissenschaft zu machen.
 

Dann schnappt er sich die Flasche, beehrt mein Glas erneut mit ner Rotweinpfütze und krallt sich meine Hand.

Moment!

Was soll das denn?

Fassungslos schau ich dabei zu, wie ich unter seiner Führung, Wein schwenke, bis er mir bedeutet nen Schluck zu nehmen, aber vorher soll ich noch dran riechen. Okay ich rieche…

Riecht wie Wein, wär auch blöd wenn nicht, aber ich spiel mit, riech noch mal und nehm auch so nen Minischluck wie er.

Schmeckt…wie Wein.

Toll!

Das Zeug riecht wie Wein, es schmeckt wie Wein und dafür macht man so nen Aufstand? Da brauchts ja Jahre um nen anständigen Schwips zu kriegen!

„Du musst den Wein genießen.“

Ich muss hier gar nichts!

„Grad bei so guten Tropfen ist es wichtig, damit man das richtige Geschmackserlebnis auch lange wirken lassen kann.“, meint er mit Bestimmtheit und ich zucke mit den Schultern.

„Wie viel kostet denn so ein guter Tropfen?“, frag ich und setz das Glas wieder an. Interessiert mich jetzt echt mal. Muss ja schon was besser sein, wenn man den nur Tröpfchenweise zu sich nimmt.

„So um die achthundert.“
 

Jetzt hätte ich ihm fast achthundert Mücken auf den Pulli gespukt, aber hab mich dann doch fürs Verschlucken entschieden und ersticke fröhlich vor mich hin.

Doch das scheint er nicht zu wollen, denn er klopft mir auf den Rücken, bis ich wieder Luft bekomme und mich röchelnd zurücklehne.

Jetzt fängt der doch wirklich an zu lachen und mir reichts langsam!

„Wieso?“, frage ich und schau ihm misstrauisch in die blauen Augen.

„Wieso was?“, kommt von ihm und ein Hauch von Verständnislosigkeit huscht durch seine Gesichtszüge.

„Wieso bin ich hier? Wieso trink ich scheißteueren Wein und wieso gerade ich?

Hab jetzt echt keinen Bock mehr auf diese Spielchen. Sag was Sache is, Blondie oder ich verzieh mich!“
 

Sein Blick wird ernst und seine blauen Augen mustern mich eingehend. „Du bist hier, weil ich dich eingeladen habe. Du trinkst diesen scheißteuren Wein, weil ich ihn gerne in deiner Gesellschaft trinken wollte und gerade du, weil ich dich gern näher kennen lernen wollte. Ich mach hier keine Spielchen, Marimo.“

„Zoro! Ich heiße Zoro, verdammte Hacke! Und ich versteh nich, warum du ausgerechnet mich näher kennen lernen willst. Is das so ein Hobby, um deine Fußabtreter besser einschätzen zu können?“

Super!

Ab morgen bin ich arbeitslos.

Aber ich lass mich doch nich total verarschen.
 

„Ich mag dich.“
 

Jetzt hab ich auch schon Halluzinationen. Der Wein war doch schlecht!
 

„Hast du gehört, was ich gesagt hab? Ich mag dich und darum will ich mehr über dich erfahren.“
 

Gibt es so was wie ne Weinvergiftung, die zu geistigen Ausfällen führt? Diese Situation ist doch abstrus!
 

Nein, okay ich hab mich geirrt.

Jetzt wird es abstrus!

Ich fass es nicht!

Was los ist?

Er küsst mich!

Ich habe gerade seine Lippen direkt auf meinen!

Und ich gebs nich gern zu, aber es fühlt sich gar nicht schlecht an. Sogar ganz angenehm, aber verstehen tu ichs nicht. Scheint auch grad nicht wichtig zu sein. Jedenfalls nicht für ihn. Fordernd leckt er über meine Lippen und ich öffne wie selbstverständlich den Mund. Ich lasse mich gerade bereitwillig von der schlimmsten Nervensäge, des Jahrtausends küssen und irgendwie gefällt es mir sogar.
 

Nachdem er fertig damit ist, mich mal wirklich viel näher kennen zu lernen, löst er den Kuss und schaut mir wieder tief in die Augen. Ich glaub ich brauch erstmal nen Schluck. Verwirrt greife ich nach meiner Wodkaflasche, aber er nimmt meine Hand, fest in seine beiden, küsst mich flüchtig auf die Lippen und schüttelt den Kopf.

„Du bist ungehobelt, begriffsstutzig, meistens mies drauf und ne totale Katastrophe auf zwei Beinen, aber ich könnte mir nicht Besseres vorstellen, als Weihnachten mit dir in meinem Loft zu verbringen.“ Er lächelt unsicher und ich glaube, das war die schlimmste Anmache, die ich je gehört habe.
 

Aber irgendwie…
 

„Gut! Um eins klar zu stellen. Du bist zickig, selbstverliebt, versnobt und eine Nervensäge! Und Weihnachten feiern wir in meiner Wohnung!“
 

ENDE
 

Anmerkung:

Das war nicht geplant Oo

Ich wollte was ganz andres schreiben, aber die Idee rammte mein Stammhirn völlig unvorbereitet, als ich dem schweren Los der Hausarbeit nachging. Ich hoffe du hattest auch deinen Spaß beim Lesen, wie ich beim Schreiben, du Schokopralinchen. Nich, dass es zwischendurch blopp gemacht hat. Oo

*keks geb*

Los freu dich! ^.~

Ho! Ho! Horny Hooker!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hold You In My Arms On Christmas Eve

-When I think of you, I think of home-
 

Zoros POV
 

http://de.youtube.com/watch?v=73hYHMo-hSY
 

24. Dezember

Zeit: 18.45 Uhr

Ort: irgendeine Schnellstraße…
 

Verdammt noch mal! Es ist schon dreiviertel sieben und ich lungere immer noch in dieser Scheißkarre rum, anstatt neben Sanji auf der Couch zu sitzen und diese schrecklich süßen Weihnachtskekse zu verputzen, die ich nur ihm zu Liebe esse.

Stau.

Ich kanns einfach nicht fassen! Was machen diese ganzen Idioten an Heilig Abend auf der Straße? Sollten die nicht bei ihren nervigen Familien hocken und sich mit Braten voll stopfen lassen? Sind das etwa auch solche armen Schweine, die dank der Arbeit erst am Weihnachtsabend nachhause können oder wurden die bezahlt, um mich fertig zu machen? Ich beiß gleich ins Lenkrad, wenn der Idiot, der hierfür verantwortlich ist, nicht endlich die Straße räumt! An Weihnachten sollte Fahrverbot für Deppen herrschen!

Ich werd noch irre! Seit zwanzig Minuten schleich ich hier Millimeterweise voran und hab keine Ahnung, wo ich eigentlich bin. Ich hasse Landkarten! Die Dinger führen einen überall hin, nur nicht dahin, wo man hin will. Jedenfalls mir helfen diese blöden Dinger überhaupt nicht weiter, denn wie ich grad an dem netten Straßenschild erkenne, an dem ich mit zwei Stundenkilometern vorbei schleiche, fahre ich seit einer halben Stunde in die falsche Richtung. Ich will doch einfach nur nachhause…
 

Sanjis POV
 

24. Dezember

Zeit: 18.53 Uhr

Ort: heimisches Wohnzimmer
 

Nein, ich reg mich jetzt nicht auf.

Nicht heute.

Nicht an Weihnachten.

Aber wenn ich diesen unzuverlässigen Grünkohl in die Finger bekomme, werd ich sie mal um seinen Hals legen und ein bisschen zudrücken. Das ist doch nicht sein Ernst. Er hat mir hoch und heilig versprochen, dass er heute, nur dieses eine Mal, wirklich pünktlich sein will. Abgemacht war 18.00 Uhr! Das ist jetzt genau vierundfünfzig Minuten und 37 Sekunden schon vorbei und immer noch ist kein mürrischer Sturschädel hier, der nur mir zu Liebe süße Plätzchen futtert. Warum ich die backe, wenn ich doch weiß, er mag sie nicht wirklich? Tja, es gibt eben auch bei uns Weihnachtstraditionen. Ich back sie, er würgt sie runter und ich weiß er tut das nur für mich. Dann bring ich ihm einen heißen Schwarzen Tee und schieb ihm meine kalten Füße unter den Hintern. Ihr dürft mich gern beneiden, denn ich hab wohl das erotischste Heizkissen aller Zeiten an Land gezogen. Grüne Strubbelhaare, funkelnde goldgrüne Augen, der knackigste Arsch den ich je gesehen hab-außer meinem Apfelhintern natürlich-und eine Bassstimme, die mir jedes Mal ein Kribbeln durch die Hose jagt, wenn er mir etwas ins Ohr raunt.

Aber wenn dieser Blödmann nicht endlich hier auftaucht, dreh ich ihm trotzdem den Hals um!

Sechsundfünfzig Minuten und achtundvierzig Sekunden…
 

Landstraße

19.18 Uhr

Okay, ganz ruhig!

Ich hätte tanken sollen, bevor ich los fahr.

Der Stau hat sich zwar aufgelöst, aber wenn nicht gleich eine Tanke kommt, steh ich hier mitten in der Pampa. Obwohl das wahrscheinlich auch nicht das Schlimmste ist. Sanji bringt mich eh um, wenn ich doch noch nachhause finde, falls er mich überhaupt in die Wohnung lässt. Warum ich mit jemandem zusammen bin, der mich ohne mit der Wimper zu zucken, aus dem vierzigsten Stock eines Hochhauses schmeißen würde, nur weil ich unpünktlich bin? Keine Ahnung…

Okay, doch ich weiß wieso. Kein anderer Mensch auf diesem Planeten schafft es, mich so in Rage zu bringen, wie diese kleine, blonde Giftnudel mit den endlos langen, schlanken Beinen, die er auch gern mal dazu nutzt mir gewaltig in den Hintern zu treten. Klingt das vielleicht seltsam? Ja vielleicht, aber gerade weil er mir oft so derbe auf den Sender geht, ist er einfach perfekt für mich. Niemand sonst würde es wagen, so mit mir zu reden, wie diese Kratzbürste. Bin eben eine beeindruckende Erscheinung. Stört Sanji aber überhaupt nicht. Wenn er sagt der Himmel ist grünrot gestreift, dann ist das auch so. Da kann ich noch so logisch gegen halten, es ist ihm total schnuppe.

Auf der Uni hab ich mal mit nem Kommilitonen einen Joint geraucht. Keine Panik is acht Jahre her. Aber da hab ich auch ne blaue Ente durch den Flur rennen sehn und wenns blaue Enten gibt, liegt Sanji vielleicht gar nicht so daneben mit seinem grünrot gestreiften Himmel. Ja, mit Sanji wird das Gras gelb, die Bäume hellblau und die Sonne lila.

Na endlich! Eine Tankstelle.

Es geschehen noch Zeichen und Wunder…
 

Küche

19.37 Uhr

Der Kerl ist so was von tot!

Was bildet der sich eigentlich ein? Denkt der etwa ich warte hier, wie eine brave, kleine Hausfrau, dass der große, starke Jäger sich mal nachhause bequemt? Mist! Er hat Recht. Das verzeih ich ihm nie! Der wird noch sein blaues Wunder erleben, falls er sich durch diese Türe traut!

Hoffentlich ist ihm nichts passiert…

Ich mein, es ist ja nicht so, dass ihm noch nie etwas passiert wäre. An meinem Geburtstag zum Beispiel, konnte ich ihn aus der Notaufnahme des Krankenhauses abholen, weil Herr Supertoll ja unbedingt auf regennasser Fahrbahn die Kurve zu schnell nehmen musste und sein Auto sich mit dem Baum am Straßenrand bekannt machen wollte. Aber da galt mal wieder die goldene Regel ´Mehr Glück, als Verstand`. Das Auto hatte Totalschaden, aber er nur ein paar Prellungen und Kratzer. Als der Anruf aus der Klinik kam, war ich kurz davor ihn eigenhändig zu erschlagen!

Oder an Ostern vor zwei Jahren. Da isser von der Leiter gefallen, weil er mein Osternest ja unbedingt in der Deckenlampe verstecken wollte. Er hätte sich fast die Schulter gebrochen. Hab ihn, unter schwersten Protesten, ins Krankenhaus gefahren und alle Lampen durch Strahler ersetzen lassen. Zorogerechtes Wohnen eben…

Ich kann nur froh sein, dass seine Knochen scheinbar härter als Stahl sind und er all seine selbstverschuldeten Unfälle so glimpflich übersteht. Langsam beginn ich Feiertage zu hassen. Ich habe keine Lust auch noch Weihnachten in der Notaufnahme zu verbringen. Der kann sich echt auf was gefasst machen, wenn er hier ankommt! Meine Füße sind schon verdammt kalt und das trotz zwei paar dicker Wollsocken…
 

Tankstelle

19.47 Uhr

Glück gehabt!

Mit dem letzten Tropfen Sprit, bin ich doch noch bis hier her gerollt. Und endlich hat dieses bescheuerte Handy auch wieder Empfang. Ich sollte mal eben Schadensbegrenzung betreiben und Sanji sagen, dass ich noch lebe, dann kann er auch mein Ableben besser planen. Ach ja, eine Beziehung, wie ein Manöver auf nem Militärübungsplatz. Überall Tretmienen, Stacheldraht und der General sieht aus wie ein blonder Weihnachtsengel mit Räucherfunktion. Eigentlich ist so was ja unfair. Der kann so unschuldig aus seinen großen, blauen Augen schaun, während er dir seine Schuhe in den Enddarm jagt, dass es schon fast gruselig ist. Aber ich lebe eben gern gefährlich und wenn er mich grad mal nicht in Grund und Boden zickt, ist er eigentlich das Beste, was mir passieren konnte. Ohne ihn würde sich meine Lebensdauer rapide verkürzen. Dann würde ich mich von Fast Food ernähren und jeden Termin verpennen, der in meinem Timer steht. Seit seinem Geburtstag halte ich mich sogar an Geschwindigkeitsbegrenzungen, jedenfalls meistens, denn diese Generalpredigt vor der gesamten Krankenhausbelegschaft und die Woche Kuschelverbot haben mir echt gereicht. Richtig verstanden. Kuschelverbot. Ich kuschel halt manchmal gern…

Hat jemand was dagegen?

Wer jetzt was sagt, den überfahr ich mit meinem Fiat Punto!

Wenn jetzt einer lacht, fahr ich rückwärts noch mal drüber!

Ich war mal stolzer Besitzer eines Audi A8 mit einhundertdreiundneunzig PS, aber als ich den an den Baum gefahren hab, wurde ich von Sanji in diesen achtundachtzig PS-Kohlenkasten verfrachtet. Er hätte mich eigentlich auch gleich kastrieren können, aber dafür ist er ja wieder zu eigennützig…

Ich sollte ihn jetzt wirklich erstmal anrufen, um noch den Hauch einer Überlebenschance zu haben.
 

Bad

19.59 Uhr

Da klingelt doch was.

Mist! Telefon! Wenn man aber auch nur einmal aufs Klo geht.

„…und hinterlassen sie eine Nachricht nach dem Signalton.“

-Piep-

Toll! Da rennt man mit halb heruntergelassener Hose quer durch die Wohnung und der Anrufbeantworter ist wieder mal schneller.

„Hallo Sanji! Bist du da?“

Ja, aber das werd ich dir noch lange nicht verraten, du Depp!

„Geh doch bitte ans Telefon, wenn du mich hörst.“

Nö.

„Okay, also ich wollt nur sagen, es wird ein bisschen später…“

Na danke für die Auskunft! Hätt ich ja gar nicht gemerkt. Sind doch erst zwei Stunden. Vollidiot!

„Hier warn riesiger Stau und…naja der Tank war leer.“

Is auch echt zu viel verlangt, vorm Losfahren zu tanken, was?

„Aber…das wäre mir mit meinem Audi nicht passiert! Diese Fiat-Möhre hat nen Tankvolumen wie ein Vorkriegsmofa!“

Fang nich wieder mit dem Scheißaudi an! Wärst du nich zu blöd zum Fahren, hättste die dämliche Karre auch noch!

„Aber is ja jetz auch egal.“

Der erste vernünftige Satz, den ich höre.

„Auf jeden Fall, kanns noch ein bisschen dauern. Wenn alles glatt läuft, bin ich ungefähr in ner Stunde da.“

Mach zwei draus und wir kommen der Sache näher.

„Gut, du weißt Bescheid…“

Ja, ich weiß jetzt, dass du ein Rindvieh bist!

„…wart also auf mich, ich beeil mich. Bis dann, Honey.“

-Klick-

~…wart also auf mich…~ Ja was denn sonst? Es ist Weihnachten! Wo soll ich denn da schon hin? Ich könnte mich natürlich einfach draußen auf die Straße stellen und warten bis ich entweder überfahren werde oder erfriere. Oder ich geh in so ne billige Kneipe, in der sich an Weihnachten alle Junggesellen der Stadt besaufen, weil sie nich schon wieder Weihnachten mit Mutti und Tante Agnes feiern wollen. Bei seiner Geschwindigkeit könnte ich auch noch schnell ein Heilmittel gegen Krebs erfinden und den nahen Osten unterjochen.

Ich rauch jetzt eine und zwar in seinem Hobbyzimmer! Und ich werd das Fenster auch nicht öffnen, nein! Mal schaun, wie gut das Leder auf der Hantelbank Zigarettenrauch anzieht…
 

Landstraße

20.33 Uhr

So. Wenn ich mich jetzt nicht verfahren hab, müsste gleich die Abfahrt Richtung Heimat kommen.

Halleluja!

Ich bin falsch abgebogen.

Das darf doch alles nicht wahr sein!

Kann mir mal einer verraten, wieso ich zu blöd bin, einmal im Leben den richtigen Weg zu finden? Wer auch immer dafür verantwortlich ist…netter Witz. Wirklich furchtbar komisch. Aber halt! Ein Schild. Wie ich soeben feststelle, das schönste Schild, das ich je gesehen habe, denn dieses nette, freundliche Schild, sagt mir gerade, dass ich doch noch nachhause kann. Zwar mit zwanzig Kilometer Umweg, aber immerhin…

Das Leben ist doch manchmal ganz schön. Der Tank ist voll, der Weg stimmt endlich einigermaßen und Sanji wird mich bestimmt auch am Leben lassen. Ist ja immerhin Weihnachten. Das Fest der Liebe. Hoffentlich weiß die Giftnudel das auch. Aber Sanji weiß sowieso alles und das auch noch viel besser als ich.

Klugscheißer!

Mein Klugscheißer.

Ich kanns kaum noch erwarten mir endlich sein Gemecker anzuhören, um es dann in wilden Küssen zu ersticken. Die einzige fast todsichere Methode ihn zum Schweigen zu bringen. Manchmal ist er so einfach gestrickt, das ist beinahe schon süß. Zum Glück nicht so süß, wie seine Weihnachtskekse…
 

Wohnzimmer

21.09 Uhr

Kurze Zwischenbilanz.

Die Stunde ist seit zehn Minuten vorbei. Der unzuverlässige Marimo is immer noch nicht da und drei paar Wollsocken sind keine Garantie für warme Füße. Aber das Gemeinste ist, ich kanns kaum noch erwarten, bis dieser orientierungslose Langzeitschläfer endlich die Tür aufschließt. Was ist denn das für ein Weihnachten, wenn ich ihm nicht meine Kekse in den Mund stopfen kann und er mich danach auf dem Sofa, wahlweise Bett, Teppich, Tisch oder sonst wo, vernascht? Mit Traditionen soll man nicht brechen und nach fünf Jahren sollte er das auch wissen! Mir ist kalt und ich will mich endlich an seine breite Schulter kuscheln, damit er mir den Nacken kraulen kann. Hab übrigens doch lieber in der Küche geraucht. Will mich an Weihnachten nicht wegen verqualmten Sportgeräten streiten. Kann ich auch ein andermal nachholen, wenn er wieder was Dummes macht. Dauert bestimmt nicht lang. Jetzt will ich nur noch Weihnachten feiern, mit der Knalltüte, der mein Herz gehört.

Ich bin überzeugt davon, dass ihm mein Geschenk gefallen wird. Ein Navigationsgerät. Ich glaube es gibt nur wenige Dinge, die er noch besser gebrauchen kann, als das. Dann hab ich auch ne reelle Chance, ihn mal pünktlich zuhause zu haben. Es ist ja nicht so, dass er völlig orientierungslos durch die Gegend wandert, jedenfalls nicht immer. In der Stadt findet sogar er sich mittlerweile ganz gut zurecht und wenn nirgendwo ne Umleitung auf ihn lauert, schafft er es auch ganz fein wieder hier her. Aber über Land weist er leider immer noch deutliche Schwächen auf.

Schwachkopf!

Mein Schwachkopf.

Ich kanns kaum noch erwarten ihn anzumeckern, bis er mich mit einem leidenschaftlichen Kuss ruhig stellt. Wirklich die beste Methode ihn zur Hochform anzustacheln. Ich stell schon mal die Kekse auf den Tisch…
 

Hauptstraße

21.43 Uhr

Ich habe es geschafft! Baut mir einen Schrein und ehrt meine Genialität! Ich bin tatsächlich nur noch knapp fünfzehn Minuten von Zuhause entfernt und das mit der Stadt hab ich drauf. Bin eben doch kein orientierungsloser Langzeitschläfer, wie Sanji immer so schön sagt. Sollte ich ihm gleich mal mitteilen. Wo ist denn das beknackte Handy jetzt wieder?
 

Küche

21.47 Uhr

So, okay. Der Keksteller ist im Wohnzimmer, die Tassen sind bereit für den Tee und wenn man mit Wollsocken über Fließen läuft, sollte man sich nicht über nen schmerzenden Hintern wundern. Ich brauch dringend solche Stoppersocken, mit diesen lustigen Gumminoppen an der Sohle.

Oha! Wer bringt denn da so spät noch meinen Sprechapparat zum läuten? Es wird doch wohl nicht gar ein grünhaariges Murmeltier sein?

Na dann quatsch mal auf Band, du Pfeife!

„…nach dem Signalton.“

-Piep-

„Hi Honey! Ich bins, Zoro.“

Sag bloß!

„Ich habs fast geschafft! Bin in spätestens ner viertel Stunde da.“

Da bin ich aber mal gespannt.

„Also bis gleich. Ich freu mich schon.“

-Klick-

Aber nicht mehr lange, das versprech ich dir. Ein bisschen Strafe muss schließlich sein…
 

22.11 Uhr

Völlig erschöpft schloss der Grünhaarige endlich die Wohnungstür auf und tapste durch den dunklen Flur. Was war denn jetzt los? Nirgendwo Licht? Und alles Still. Das sollte doch wohl ein Scherz sein, oder? Sanji konnte doch nicht ernsthaft ausgegangen sein. Ratlos sah er sich in der ganzen Wohnung um, fand die verhassten Kekse im Wohnzimmer und zwei vereinsamte Teetassen in der Küche, aber nirgends seine blonde Giftnudel.

Am Boden zerstört, war eine recht untertriebene Formulierung für seinen momentanen Zustand. Das hatte es noch nie gegeben, seit sie zusammen waren. Ein Weihnachtsabend ohne den anderen. Er hatte sich doch schon so gefreut. Das übliche Gemecker, grässlich süße Kekse und dann nen kühlen Blonden vernaschen. Ja waren Sanji ihre gemeinsamen Traditionen, denn nicht mehr wichtig?

Frustriert schob er sich den schweren Mantel von den Schultern und schmiss ihn einfach auf den Boden, bevor er sich auf den Weg ins Bad machte. Ihm war plötzlich so kalt, da half nur noch eine heiße Dusche.

Aber gleich als er die Tür zum Bad geöffnet hatte, stockte ihm der Atem. Überall Kerzen und wenn er sich nicht täuschte erklang soeben ´In These Arms` aus dem wasserdichten CD-Player. Doch die wohl größte Überraschung hockte, unschuldig lächelnd in der Wanne und zupfte an der roten Schleife, die um seinen Hals gebunden war. „Oh, hallo Zoro! Wie geht’s?“
 

„Momentan eigentlich prima, bis auf die Tatsache, dass ich grad total baff bin…“
 

„Wieso? Haste noch nie ner scharfen Blondine beim Baden zugesehn?“
 

„Doch tausenden. Aber noch nie einer mit nem roten Schleifchen, um den schlanken Hals. Jetzt hast du mich wirklich überrascht.“
 

„Ach das…“, sinnierte Sanji, während er kurz an dem Satinband zog, „…das is nicht für dich. Ich bade immer mit ner roten Schleife um den Hals, passt optisch gut zu den Fließen.“
 

„Spinner!“, murmelte Zoro und lief zur Wanne. Grinsend setzte er sich auf den Rand und betrachtete das blonde Leckerli in der Schaumwolke, hob mit einer Hand dessen Kinn etwas an und küsste zart die verführerischen Lippen. „Hab dich vermisst, Honey.“, raunte er zu frieden und gab Sanji noch einen Kuss auf die Nasenspitze. „Warte! Ich hab doch noch gar nicht gemeckert.“, schmollte es ihm aus der Wanne entgegen und Zoro konnte nur noch lachend den Kopf schütteln. „Ich weiß Tradition, aber das hier find ich hundertmal besser, du kleine Giftnudel.“
 

„Okay…“, nickte der Blondschopf und strich sich eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht, „…aber eine Tradition behalten wir bei. Mund auf, Augen zu.“
 

„Nicht doch.“, seufzte der Grünhaarige und rollte mit den Augen. Nutzte nur nichts, denn bestimmende, blaue Augen ließen keinen Widerspruch zu. „Tradition is Tradition. Mund auf, Augen zu!“ und gleich nachdem er tat, wie ihm befohlen, wurde es schrecklich süß auf seiner Zunge und er würgte brav den Zuckerkeks herunter. „Hast du extra eins von den Dingern mit ins Bad genommen? Du bist echt schrecklich, weißt du das?“
 

„Ja, hab ich und ja, bin ich.“, stimmte Sanji zu und grinste über beide Backen. „Lass es dir schmecken, Marimo.“
 

„Ich hasse diesen Namen und ich hasse diese pappsüßen Kekse.“, stellte Zoro noch einmal mit Nachdruck fest, um sich gleich darauf in voller Montur in die Wanne zu schmeißen und dem Blonden einen leidenschaftlichen Kuss aufzudrücken, „Aber dich kleines Scheusal, find ich einfach zum Anbeißen!“
 

ENDE
 

Anmerkung:

Ein Lied und es hat peng gemacht. Da war sie die Idee, die eigentlich von der Umsetzung her, nich mehr viel mit dem Song zu tun hat. Aber ich hatte Spaß beim Schreiben und auch wenns ein bisschen überzuckert is, mag ich die Story immer noch. Kein Lemon, aber den kannst du dir sicher selbst noch wunderbar ran denken, oder? Nya hoffe du magst es und ich hab deinen Geschmack ein wenig getroffen^^

*zuckersüße Kekschen herstell*

*Insulin vorsichtshalber auch*

*knuff*

Love Socks!

- I've told every little star just how sweet I think you are-
 

23. Dezember

15.30 Uhr

Ein friedlicher Nachmittag auf der Flying Lamb. Die Sonne schien. Möwen zogen kreisend ihre Bahnen…
 

Nami lag entspannt auf ihrem Liegestuhl und widmete sich ihrem Cocktail und der Zeitung, als ein rotgrünes Riesenwollknäuel lachend an ihr vorbei rollte. Kopfschüttelnd legte sie das Presseerzeugnis beiseite und verfolgte dieses Schauspiel mit einem genervten Seufzer. „Ruffy gibs doch endlich auf! Seit Wochen geht das nun schon. Sieh doch endlich ein: Du, Monkey D. Ruffy, kannst nicht stricken!“
 

Doch der Wollball rollte munter weiter. Nachdem er aber auch noch Lysop und Chopper in seine Untiefen gezerrt hatte, wurde er von Zoro gestoppt, der diesem Treiben schon seit einer halben Stunde, mit wachsendem Unmut, zusehen musste. Die Hilfeschreie des Arztes und weniger die des Kanoniers, veranlassten ihn nun dazu, das Gebilde mit einem gut platzierten Schwerthieb elegant zu zersäbeln. Nun schneite es kleine Wollfäden vom Himmel, die der muntere Kapitän fröhlich in die Luft warf. Hui! War das ein Spaß! Fand er. Lysop fand das Ganze gar nicht so lustig und krabbelte erschöpft aus dem Wollhaufen. „Sag mal Ruffy, hast dun Knall?! Hier sind fast vierzig Grad und du erstickst mich beinahe mit dieser Monsterkugel! Schau dir Chopper mal an, der is eh schon total fertig bei der Hitze.“
 

Keuchend lag der kleine Knirps auf den Planken und jappste nach Frischluft. Vor seinen Augen drehte sich alles und als Zoro ihn wortlos auf die Arme nahm, um ihn in die Kombüse zu tragen, konnte er nur noch kraftlos, aber dankbar lächeln. Das war einfach zu viel. Seit Tagen steuerten sie auf eine Sommerinsel zu, jeden Tag wurde es heißer und jetzt wurde er von seinem Kapitän auch noch komplett in wärmende Schafwolle eingewickelt. Der kleine Fellball war am Ende. Dankend nahm er das Wasser an, welches Robin ihm reichte, als er matt auf dem Küchentisch lag. Diese hatte sich, wegen der Temperaturen, lieber in der schattigen Kombüse aufgehalten. Bis eben war sie in einen netten Plausch mit dem Smutje vertieft gewesen, der gerade seinen Abwasch bewältigte. Neben seinen gewohnten Komplimenten und Liebesbeteuerungen hatte er sogar ein paar sehr lustige und interessante Geschichten auf Lager, aus der Zeit, als sie der Mannschaft noch nicht beigetreten war.
 

Aber als ihr der Schwertkämpfer kommentarlos das jappsende, kleine Kerlchen auf den Tisch legte, war sie sofort aufgesprungen um Chopper mit Flüssigkeit zu versorgen. Bei dieser Hitze war es nicht schwer zu erraten, was der kleine Elch jetzt dringend brauchte.
 

Währenddessen kullerte Monkey D. Ruffy, seines Zeichens Kapitän der Strohhutpiraten, ganz unprofessionell durch die Wollreste und zog sich nun endgültig den Zorn seiner Navigatorin zu. Nami wollte doch nur in Ruhe eine Zeitung lesen, aber ihr bescheuerter Anführer musste sich ja mal wieder schlimmer benehmen, als ein wild gewordener Affe. Seit Tagen, ach was Wochen, ihr kam es langsam vor wie Jahre, nervte er die komplette Crew mit seinen unheilvollen Versuchen eine Socke zu stricken. Ja genau, eine Socke. Nicht etwa zwei, wie jeder normale Mensch das vielleicht machen würde. Er brauchte nur eine. Wollte sie ja nicht anziehen. Der Schwarzhaarige verfolgte weitaus größere Ziele, als warme Füße.
 

Robin hatte ihm vor kurzem aus einem ihrer Bücher vorgelesen. Darin war die Rede von einem dicken, alten Mann mit Rauschebart und rotem Mantel, der allen, die am 24. Dezember eine Wollsocke an den Kamin hängten, kleine Geschenke machte. Von Süßkram und Spielzeug wurde gemunkelt und Ruffy fasste den Entschluss, dank dem Einsatz einer Riesensocke, auch ordentlich was von den genannten Sachen abzugreifen. Zwar gab es keinen Kamin an Bord, aber der Mast würde es wohl auch tun. Leider hatte er keine Socke auf Lager und auch die anderen konnten ihm nicht helfen. Nami war zwar im Besitz von einem paar gelber Fußwärmer und wollte ihrem Kapitän sogar einen abtreten, aber die fand Ruffy zu mickrig. Daraufhin hatte sie beleidigt erklärt, dass er nun selbst sehen konnte, wo er eine Socke herbekam. Durch die Archäologin erfuhr der Schwarzhaarige, dass man sich solche Teile stricken konnte und sie fand in ihren Unterlagen sogar eine Beschreibung für diese Art von Handarbeit. Leider verstand Ruffy nur Bahnhof und terrorisierte nun, seit geraumer Zeit, seine Mannschaft mit diversen Strickübungen, die immer wieder in so einem Chaos endeten, wie gerade eben auch. Eine Socke kam dabei nie zu Stande.
 

Nachdem Nami mit zwei gut platzierten Kopfnüssen, ihren Kapitän zur Ruhe gebracht hatte, verließ sie wutschnaubend das Deck und zog sich in ihre Kabine zurück. War ja nicht zum Aushalten dieses Theater und die Naivität ihres Kapitäns war immer wieder ein Grund zum Heulen. Der glaubte diesen Schwachsinn tatsächlich. So ein Quatsch! Dicke Männer die Geschenke bringen. Was kam denn als nächstes? Ein Hase, der bunte Eier versteckte? Sie fühlte sich wieder mal wie im Kindergarten.
 

Der Kapitän hatte es derweil vorgezogen, schmollend in seiner Hängematte zu schaukeln. Manchmal war Nami wirklich gemein. Sie wusste doch, wie gerne er naschte und spielte. Warum wollte sie ihm nicht dabei helfen, kostenlos an ein paar tolle Süßigkeiten und andere lustige Sachen zu kommen? Sie freute sich doch sonst immer so über Gratisdinge.

Das war es!

Er hatte vergessen ihr zu sagen, dass das alles kostenlos war. Wenn er sie nun aber darüber informierte, müsste sie doch eigentlich begeistert sein. Vielleicht würde sie ihm ja sogar eine Socke stricken. Mädchen konnten so was doch sicher. Die konnten immer Dinge von denen Jungs keine Ahnung hatten. Frischen Mutes hopste der Schwarzhaarige aus seiner Hängematte und machte sich auf den Weg zu Namis Reich.
 

Auf dem Flur begegnete er dem Kanonier, der scheinbar ebenfalls zu der orangehaarigen Navigatorin wollte. „Hey Lysop! Willst du auch zu Nami?“, grinste er fröhlich und die Langnase zuckte erschrocken zusammen. Mit seinem Kapitän hatte er jetzt nun gar nicht gerechnet. „Hi…äh ja…ich…ich wollte Nami nur…was fragen.“, stammelte er irgendwie zusammen und hoffte Ruffy würde nichts von seiner Nervosität mitbekommen. Bekam er auch nicht, sondern grinste einfach munter weiter „Trifft sich ja prima! Wollt ich auch grad.“
 

„Und was?“, fragte Lysop, während er den Strohhutjungen argwöhnisch musterte.

„Ich wollte sie bitten mir ne Socke zu stricken. Sie kann so was ganz bestimmt und wenn ich ihr versprech, die Geschenke mit ihr zu teilen, hilft sie mir ganz bestimmt.“ Ruffy war total begeistert von seinem Plan und die Langnase nickte. „Gar keine schlechte Idee, Käpt´n. Nur…“
 

„Nur was?“, wollte der Schwarzhaarige neugierig wissen, denn Lysop wirkte plötzlich so ernst. „Ruffy komm mal mit.“ Rasch lotste der Kanonier seinen Freund zurück in die Jungenkajüte, sah sich noch einmal prüfend um und schloss die Klappe. „Ruffy? Wenn ich dir jetzt was erzähle, behältst du es dann für dich?“ Seine Stimme klang verschwörerisch und weckte die unbändige Neugier des Gummijungen. „Ja klar!“, versicherte er der Langnase und nickte energisch mit dem Kopf. „Ganz ehrlich?“, wollte Schütze misstrauisch wissen. „Das ist wirklich wichtig, Ruffy. Es ist nämlich ein…“, er legte eine bedeutungsschwangere Pause ein, „…Geheimnis!“, flüsterte Lysop und Ruffy platzte fast vor Neugier. „Ouiii!“, quietschte der Kapitän vergnügt und hüpfte ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Musste ja was ganz tolles sein, wenn Lysop sogar flüsterte. „Also abgemacht?“, versicherte sich der Kanonier abermals und erntete erneut ein zustimmendes Kopfnicken. „Gut!“, stellte er zufrieden fest und wurde noch eine Spur leiser. „Du musst wissen, dass…“
 

„Das was? Das was?“ Ruffy starb gerade tausend kleine Tode, da ihn der Kanonier so zappeln ließ und war mehr als erleichtert, als dieser endlich bereit schien, weiter zu sprechen.
 

„Nami ist…Nami ist in Wirklichkeit ein Junge!“
 

„WAS?!“ Total perplex hatte der Strohhut die Augen aufgerissen, während Lysop ihm fast panisch den Mund zuhielt. „PSSSSST! Wenn du hier so rumschreist, wollen die andern noch wissen, was los ist und es ist doch ein Geheimnis!“ Langsam nahm er die Hand vom Mund seines Kapitäns, der ihn total verständnislos anstarrte. „Aber…aber Lysop. Wer hat denn so was gesagt? Das is nich wahr!“, Ruffy konnte es gar nicht richtig fassen. Lysop musste sich irren, doch die Langnase legte ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihm toternst in die Augen. „Denk doch mal nach, Ruffy. Nami ist laut und brutal. Mädchen sind aber still und friedlich, so wie Miss Kaya zum Beispiel. Nami benimmt sich doch manchmal eher wie Zoro und sie kann auch fast genau soviel Bier trinken, wie er.“ Okay das stimmte schon…aber überzeugte den Strohhut nicht wirklich. Lysop seufzte kurz und sprach dann weiter. „Und warum schließt sie immer die Badtür ab, wenn sie aufs Klo geht?“ Darauf hatte der Kapitän jetzt auch keine Antwort und er zuckte ratlos mit den Schultern.
 

„Damit wir nicht sehen, wenn sie im Stehen pullert, so wie wir!“, platzte es aus dem Schützen heraus und Ruffy kratzte sich verwirrt am Hinterkopf. „Robin ist aber auch stark und schließt das Bad ab.“, gab er nach einer Weile zu bedenken und Lysop schüttelte resignierend den Kopf. „Ruffy, Ruffy, Ruffy…Robin ist so stark, weil sie von einer Teufelsfrucht gegessen hat, aber trotzdem ist sie nie so laut und ruppig, wie Nami und das Bad schließt sie ab, weil sie eine Lady ist. Du weißt doch, was Sanji immer über Ladys sagt: Eine Lady braucht im Bad ihre Privatsphäre… Is also ganz natürlich, wenn Robin abschließt.“
 

„Aber Sanji sagt auch, dass Nami eine Lady ist.“, schmollte der Gummijunge, nicht bereit, diese Behauptung einfach zu glauben. Sanji würde ihn nie anschwindeln.

„Ja weil er doch nicht weiß, dass sie in Wirklichkeit ein Junge ist.“, warf Lysop ein. „Achso…“ Ruffy legte den Kopf schief. „Aber sie hat doch auch…also sie hat doch…“ Rot um die Nase, deutete er mit den Händen auf seinen Brustkorb. „Du meinst ihre Brüste?“, wollte der Lockenkopf wissen und Ruffy nickte verlegen. „Ja da hab ich auch lange drüber nachgedacht…aber vor kurzem, hab ich in nem Buch von Chopper gelesen, dass es auch Ärzte gibt, die einem, fürn nen Haufen Berrys, welche baun, wenn man keine hat, aber gern welche will…“ Ruffys Augen wurden wieder groß, aber Lysop ließ ihm nicht die Chance zu Wort zu kommen. „Überleg doch mal! Warum is sie denn so scharf auf Gold und Moneten? Sie muss sparen! Ich glaub nich, dass solche Dinger ewig halten und bestimmt will sie schon mal vorsorgen…“
 

„Du meinst, sie ist so geizig, weil sie bald neue Brüste braucht?“, fragte der Gummijunge verunsichert. Klang alles irgendwie sogar ganz logisch, aber das konnte doch gar nicht sein.

Nami?

Seine Nami?

Ein Junge?
 

„Genau das!“, beteuerte Lysop und nahm dem Knaben jede Hoffnung. „Brüste sind teuer. Darum ist Nami so geizig, weil sie ja bald wieder welche kaufen muss. Das heißt, Nami kann kein Mädchen sein, weil die ihre ja kostenlos bekommen. Und wenn sie kein Mädchen ist, muss sie ein Junge sein. Damit sind wir auch bei dem Grund, warum ich dir das überhaupt erzählt hab: Jungs können nicht stricken, deshalb kannst du Nami auch nicht bitten, dir eine Socke zu stricken.“ Diese Erkenntnis haute den Gummiknödel förmlich von den Beinen. Keine Socke für ihn. Keine Geschenke von dem dicken, alten Mann und wenn Lysop wirklich Recht hatte, konnte er Nami jetzt auch nicht mehr sein Geschenk geben.

Weihnachten war plötzlich gar nicht mehr schön…
 

Nachdem er dem Kanonier absolutes Stillschweigen versichert hatte und dieser zufrieden von Dannen zog, rollte sich der Schwarzhaarige frustriert in seiner Hängematte zusammen und hing seinen trüben Gedanken nach. Was sollte er denn jetzt machen? Die Socke war ihm ja schon fast egal, aber Namis Geschenk…Er war so überzeugt das wirklich Richtige zu haben, aber wenn das alles so stimmte, wie es momentan aussah, war es das ganz Falsche.
 

Beim Abendessen wirkte der Strohhut so ruhig und diszipliniert, dass Chopper sofort den Notstand ausrufen wollte, aber Ruffy konnte ihn davon überzeugen, dass er sich einfach nicht ganz fit fühlte. Er musste sich zwar kurz von dem kleinen Elch untersuchen lassen, aber da der Arzt nichts Körperliches feststellen konnte, wurde der Kapitän, mit der Bitte sich zu schonen, wieder freigelassen.
 

http://de.youtube.com/watch?v=jqVWVJ67LSA
 

Es war keine schöne Nacht auf der Flying Lamb. Jedenfalls nicht für den Kapitän. Er grübelte und grübelte. Unruhig wälzte er sich in seiner Schlafstätte, aber an Schlaf war nicht zu denken. Also gab er es irgendwann auf, kroch aus seiner Hängematte und schlurfte an Deck. Es war immer noch sehr warm, aber die frische Nachtluft verdrängte diese unangenehme Schwüle, die einen Tagsüber an schattige Orte trieb. Ruffy bekam davon jedoch gar nichts mit. Das Gespräch mit Lysop war einfach nur deprimierend gewesen. Sein Kanonier wollte ihm bestimmt nicht die Vorfreude auf Weihnachten nehmen, aber er fühlte sich gerade weder weihnachtlich, noch fröhlich. Seufzend schaute er in den sternenklaren Nachthimmel. Morgen war Vollmond. Vor ein paar Stunden war ihm das auch noch wichtig gewesen, aber jetzt… Noch einmal seufzte er traurig auf die Grand Line hinaus, bevor er Zuflucht im Krähennest suchte. Von hier aus war er den Sternen noch ein Stück näher und gerade wusste er niemand anderen, dem er sich anvertrauen konnte. Die Sterne würden ihn auch nicht bei Lysop verpetzen, da war er sicher. Leider konnten sie ihm aber auch nicht antworten. Und so saß er einfach da, betrachtete die kleinen Lichter in der Dunkelheit und teilte stumm seinen Kummer mit ihnen.
 

Als Zoro, der in dieser Nacht fürs Krähennest eingeteilt war, eine halbe Stunde später, nach einem kleinen Mitternachtsstreit mit dem Koch und mit einer neuen Flasche Bier, wieder in den Ausguck stieg, wäre er fast über ein kleines, zusammengerolltes Bündel gestolpert. Der Strohhutjunge war erschöpft, vom ganzen Traurigsein, doch noch eingeschlafen und der Grünhaarige beschloss ihm seinen Schlaf zu lassen und einfach zu warten, bis sein Kapitän von selbst wieder aufwachte. Irgendwas war mit Ruffy nicht in Ordnung, das hatten sie ja alle am Abend schon bemerkt. Morgen früh würde er dem Schwarzhaarigen mal in aller Ruhe auf den Zahn fühlen. Aber erstmal gemütlich Bier trinken und vielleicht ein ganz klein bisschen dösen…
 

Am nächsten Morgen lag der Kapitän völlig verdreht, quer über seinem Vizen und dieser wachte unfreiwilliger Weise auf, als sich ein fremder Zeh in seine Nase bohren wollte. Was war denn das für eine Art geweckt zu werden? Grummelig setzte sich der Grünhaarige ein Stückchen auf, nachdem er den Fuß erst einmal weit von sich geschoben hatte. Dadurch wurde auch der Gummijunge munter und rieb sich gähnend, den Schlaf aus den Augen. „Morgen, Zoro.“, nuschelte der Schwarzhaarige und bekam ein, „Hmm.“, zur Antwort. „Muss wohl doch eingeschlafen sein.“, stellte Ruffy fest, nachdem er sich ein wenig gestreckt hatte, aber immer noch nicht auf die Idee kam, endlich von dem Schwertkämpfer runter zu krabbeln. „Sieht so aus.“, stimmte Zoro mürrisch zu. „Warum bist du überhaupt hier hoch gekommen? Ich hatte doch Nachtschicht.“, überlegte er und sah seinen Kapitän fragend an. „Konnte nich schlafen“, war die knappe Erklärung und als Ruffy wieder einfiel, warum er gestern keinen Schlaf gefunden hatte, begann er wieder schwer zu seufzen. Der Grünhaarige hob misstrauisch eine Augenbraue. So kannte er den Strohhut nicht. „Was is los, Ruffy? Seit gestern Abend bist du schon so seltsam.“
 

„Nix is…“, gab Ruffy kleinlaut von sich und betrachtete angestrengt seine Füße, die nevös in der Luft baumelten. „Kannste vielleicht dem naiven Giftmischer weismachen, aber nich mir. Also was is? Raus mit der Sprache.“ Zoro fand dieses Rumgedruckse mehr als nervig. Sein Kapitän war doch sonst nicht auf den Mund gefallen. „Isses wegen der blöden Socke?“ Ruffy überlegte kurz und schüttelte den Kopf. „Eigentlich nich, es is…“ Mist! Wie sollte er das jetzt sagen, ohne das Geheimnis zu verraten?
 

„Zoro?“
 

„Hmm?“
 

Der Schwarzhaarige rappelte sich ein Stück weit hoch und sah dem Vizen ernst in die Augen. „Dürfen Jungs, Jungs küssen?“ Mit dieser Frage hatte der Schwertkämpfer nun überhaupt nicht gerechnet und er schüttelte verwirrt den Kopf. Aufklärung war nicht wirklich sein Fachgebiet. „Wieso interessiert dich denn so was?“, fragte er nervös und der Schwarzhaarige sah betreten zu Boden. „Na weil…ach nichts…“, murmelte er frustriert und machte Anstallten aufzustehen. Doch Zoro packte ihn am Handgelenk und platzierte ihn neben sich auf dem Holzboden. „Von wegen nichts! Jetz sag mir endlich was los is.“
 

„Ich kann nich.“, wimmerte Ruffy, „Es ist doch ein Geheimnis und ich hab versprochen es nicht zu verraten.“ Was konnte denn nur so schlimm sein, dass es dem sonst so fröhlichen kleinen Gummiball dermaßen auf den Magen schlug? Zoro fiel nichts ein, aber seinen Kapitän an Weihnachten so trübselig zu lassen, kam auch nicht in Frage. „Ruffy weißt du eigentlich, wie das genau mit einem Geheimnis funktioniert?“, wollte er nach kurzer Zeit wissen und sein Gegenüber nickte. „Ja. Wenn jemand einem ein Geheimnis anvertraut, darf man es niemandem weitersagen.“
 

„Stimmt.“, erwiderte Zoro, „Außer…“
 

„Außer was?“
 

„Außer das Geheimnis ist so schlimm, dass man damit nicht umgehen kann. Dann darf man es an jemand anderen weitergeben.“
 

„Wirklich?“, wollte Ruffy mit großen Augen wissen. „Wirklich!“, versicherte der Schwertkämpfer und bat seinen Kapitän noch einmal darum, endlich mit der Sprache raus zu rücken und der Schwarzhaarige kam der Bitte nach. Ausführlich schilderte er das gestrige Gespräch mit dem Kanonier und als er geendet hatte, spürte er doch ein klein wenig Erleichterung. Der Schwertkämpfer hatte sich alles wortlos angehört und zornig die Augenbrauen zusammen gezogen. Lysop, die miese Schlange! Na dem würde er mal was erzählen! Entschlossen stand er auf und klopfte dem Strohhut aufmuntern auf die Schulter. „Zerbrich dir mal nicht den Kopf. Ich klär das jetzt.“ Der Schwarzhaarige verstand zwar nicht, wie Zoro das klären wollte, aber er vertraute seinem Nakama. Und wenn Zoro sagte er schaffe das, wieso sollte Ruffy dann zweifeln?
 

Keine Minute später hörte man gellende Schreie an Deck und Lysop rannte panisch durch die Gegend, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Aber viel anders war es auch nicht, wenn Zoro einen verfolgte. „Komm her du miese, kleine Ratte!“, schnaubte es bedrohlich und der Kanonier flüchtete sich in letzter Sekunde in die Kombüse, bevor Zoro ihn zu fassen bekam. Wimmernd verschanzte er sich hinter dem Koch, der eigentlich gerade dabei war die Spiegeleier aus der Pfanne zu nehmen. „Was´n los?“, fragte Sanji und folgte Lysops zittrigem Finger, der genau auf den grollenden Schwertkämpfer in der Küchentür zeigte. „Mach mal Platz, Topflappen! Ich und der Feigling haben was zu klären.“
 

„Von dir lass ich mir noch lange nix sagen, Grünspan! Wenn du schlechte Laune hast, dann lass sie nich an Schwächeren aus!“ Lysop glaubte sich schon gerettet und war heilfroh den Smutje auf seiner Seite zu haben, aber das Glück war nicht von langer Dauer. „Wenn du wüsstest, was er gemacht hat, würdste ihm eigenhändig den Hals umdrehn, Giftmischer!“, schlussfolgerte Zoro trocken und informierte den Blondschopf über Lysops Vergehen. Bevor dieser eine Gelegenheit zur Flucht hatte, zog der Koch ihm die Pfanne über und der Kanonier ging zu Boden. „Du hast sie ja nich mehr alle!“, keifte Sanji, während seine schlanken Finger den Lockenkopf am Kragen packten und ihn rhythmisch hin und herschüttelten. „Lass noch was von ihm übrig.“, grummelte Zoro und schnappte sich den fiependen Lügenbold, bevor Sanji ihm ein Schleudertrauma verpassen konnte. „Gib die Made wieder her!“ Zeternd verfolgte der Smutje nun den Schwertkämpfer mit der Pfanne. Eine Weile hetzten sie über Deck und dem Kanonier, der die ganze Zeit von beiden hin und her gezerrt wurde, wurde schwarz vor Augen.
 

Als er langsam wieder zu sich kam, fand er sich fest verschnürt, baumelnd am Lammkopf wieder. Seine beiden Kameraden standen mit verschränkten Armen vor ihm an Deck und er machte schon mal geistig sein Testament. So wie die schauten, würde er das wohl nicht überleben. „Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen, Pinoccio?“, grollte der Schwertkämpfer und Sanji schwang bedrohlich seine Pfanne. „Ich hoffe dir fällt was sehr Gutes ein, ansonsten siehts schlecht für dich aus!“
 

„Ich…ich wollte doch nur…“, begann Lysop zu stottern und kniff die Augen zusammen. „Ich wollte doch nur auch eine Socke, damit der dicke Onkel mir was schenkt. Wenn Ruffy Nami gefragt hätte, ob sie ihm eine macht, wär ich doch wieder leer ausgegangen. Ich wollte doch auch was Süßes…“ Bedröppelt hing der Kanonier in den Seilen und bereitete sich auf sein nahendes Ende vor, als er plötzlich Ruffys Stimme hörte. „Warum haste mir das denn nich einfach gesagt?“
 

„Als ob du freiwillig auf Süßkram verzichtest.“, nuschelte Lysop und schürzte die Lippe. Aber bevor Ruffy etwas erwidern konnte, vernahmen alle die lieblich, keifende Stimme ihrer Navigatorin. „Was macht ihr denn schon wieder für einen Blödsinn?“, meckerte sie und stemmte die Hände in die Seiten. „Bindet ihn auf der Stelle los, ihr Spacken! Is ja nich zum Aushalten mit euch! Könnt ihr nich wenigstens an Weihnachten mal auf solchen Mist verzichten?“ Ihre Frage verzierte sie noch rasch mit drei derben Kopfnüssen. Jeder bekam eine, gerecht war sie ja. Dann wurde, unter ihrem Kommando, der zitternde Kanonier wieder an Bord gehievt und freigelassen. Wären seine Knie nicht momentan aus weicher Butter und sein Herz kurz vor dem Stillstand, hätte er vielleicht versucht zu fliehen, aber so stand er einfach nur ängstlich vor seinen Nakamas und harrte der Dinge, die da kommen würden. Nami schüttelte immer noch verständnislos den Kopf, trotzdem vermied sie es weiter nachzufragen. Diese Kerle würden wohl nie erwachsen werden. Dann fiel ihr aber wieder ein, weshalb sie überhaupt an Deck gekommen war und suchend blickte sie sich um und überlegte wo sie den Grund für ihr Erscheinen zwischengelagert hatte. Ach ja! Auf dem kleinen Tisch neben ihrer Sonnenliege. Schnell holte sie das rote Gebilde und hielt es Lysop unter die lange Nase. „Hier! Wie versprochen.“
 

„Da…da…danke, Nami.“, brachte Lysop kleinlaut hervor und nahm die Wollsocke an sich. „Bitteschön.“, lächelte die Navigatorin und machte auf dem Absatz kehrt. „So! Dann geh ich jetzt mal wieder. Sanji? Ich hoffe das Frühstück ist bald fertig. Bist ja heut schon spät dran…“
 

„Ich eile, Namilein!“, wabberte der Koch im Herzchenaugenmodus zurück in die Küche und kümmerte sich darum, seine allerliebste Lieblingsnavigatorin bald reich verköstigen zu können. Zoro, Ruffy und Lysop standen weiterhin beim Lammkopf, bis der Grünhaarige sich gähnend streckte und sich mit einem „Weckt mich, wenns Futter gibt.“, wieder ins Krähennest verzog. Nun waren die beiden allein. „War nich bös gemeint.“, murmelte der Kanonier und hielt seinem Kapitän beschämt, die hübsche, rote Wollsocke hin. Aber Ruffy grinste ihn nur freundlich an und kratzte sich am Kopf. „Behalt sie ruhig.“
 

„Wirklich?“, staunte Lysop und betrachtete das Strickgebilde in seiner Hand. „Japp!“, gab der Kapitän knapp zurück. Ihn interessierte die Socke schon lange nicht mehr, obwohl…

„Aber wenns klappt, mit den Geschenken, will ich die Hälfte abhaben.“ >Typisch!<, dachte der Lockenkopf und stopfte die Socke in seine Hosentasche. „Aye! Aye! Käpt´n!“, salutierte er vergnügt und machte sich auf den Weg. Die Socke musste schließlich noch gut sichtbar am Mast angebracht werden, damit der alte Kerl auch wusste, wo der Süßkram rein sollte. Zufrieden blieb Ruffy allein bei der Galionsfigur zurück und atmete erleichtert, die noch etwas kühlere Seeluft ein. Nun freute er sich wieder auf heute Abend. Nami war ein strickendes, fast normales Mädchen und seinem Geschenk stand somit nichts mehr im Wege. Weihnachten war echt klasse.
 

Heilig Abend verlief gewohnt chaotisch. Alle aßen, tranken, redeten wild durch einander, kabbelten sich um die besten Leckerein und verteilten untereinander kleine Geschenke. Piratenweihnachten eben. Nami unterhielt sich gerade mit Robin über die baldige Ankunft auf der Sommerinsel, als sich der Strohhut vor sie stellte und nervös an seinen Fingern nestelte. „Nami? Hast du mal kurz Zeit?“ Die Navigatorin unterbrach ihr Gespräch und schaute ihn fragend an. „Wieso?“
 

„Na…wegen…deinem Geschenk.“, stotterte es ihr leise entgegen und sie runzelte die Stirn. „Was is damit?“
 

„Das muss ich dir draußen geben.“, meinte der Schwarzhaarige rasch, schnappte sich ihre Hand und zog sie mit sich ins Freie. Chopper und Lysop schauten fragend die lächelnde Nico Robin an, die ja eh immer wusste was los war und Zoro konnte es sich nicht verkneifen und klapste dem Koch, gehässig grinsend auf die Schulter. „Tja, Kesselschrubber. Da siehste mal, wie man so was macht.“ Doch anstatt, dass der Koch, wie eigentlich zu erwarteten, ausrastete, zündete er sich in aller Seelenruhe eine Zigarette an. „Du hasts grad nötig mir so was zu sagen, Marimo.“, grinste er schief und hielt dem verdutzen Schwertkämpfer, die Rumflasche hin. „Hier! Trink und halt die Klappe.“
 

Derweil standen eine irritierte Nami und ein hochroter Ruffy, mitten im Orangengarten. Zu Ruffys Missfallen, war an diesem Abend, der Himmel nicht so klar wie gestern und immer wieder schoben sich Wolken vor den Mond. „Is mein Geschenk hier?“, wollte Nami nach ein paar Minuten des Schweigens wissen und Ruffy nickte unsicher. „Wo denn? Hast du´s etwa vergraben?“ Nami traute ihm in dieser Hinsicht einiges zu. Umso verwirrter schaute sie, als der Schwarzhaarige nach oben deutete. Doch dann fiel ihr Blick auf den Ast, unter dem sie gerade standen und den kleinen Mistelzweig, der daran befestigt war. Langsam sickerte Nami die Erkenntnis durchs Hirn und auch ihre Gesichtsfarbe wechselte in ein zartes Rosarot. „Ruffy…“
 

In diesem Moment brach die Wolkendecke auf und der leuchtende Vollmond erhellte für einen Augenblick die Szenerie. Ruffy nahm allen Mut zusammen und hauchte seiner Navigatorin einen zarten Kuss auf Lippen, bevor er ihr ganz leise, „Frohe Weihnachten.“, ins Ohr flüsterte und fröhlich pfeifend von Dannen zog. Eine Weile stand Nami sprachlos unter dem Orangenbaum, bevor sich ein glückliches Lächeln auf ihre Lippen legte. Sie pflückte sich rasch, die kleine Mistel vom Ast und machte sich vergnügt wieder auf den Weg zu den Anderen.
 

ENDE
 

Anmerkungen:

Und?

Insulin gefällig? XD

Hats die Dildofee geschaft dich zu erfreuen? ^^

Haste dich auch brav von den Zuckerstangen fern gehalten, wie Ayssa dir geraten hat? Du bekommst die Premiere meines Versuchs, RuffyxNami zu schreiben. Ich mag das Pair, aber normalerweise kommen die ja nur am Rande in meinen Geschichten vor. Wurde mal Zeit. Meinste nich auch? ^.~

*plüsch*

Panic! At the Shoppingmall

Ein großer Dank für Ayssa. Ohne den Schnubbi hätte ich nich mal nen Plot gehabt Oo

Ja Karmalein, bedank dich bei ihr. Ich hab das ganze nur noch mit ein paar mehr Worten beschrieben XDD
 


 

-Aus dem Tagebuch eines Amokläufers-
 

20. Dezember

10.55 Uhr

Guten Morgen ihr Spätaufsteher da draußen! Ein herrlicher, sonniger Donnerstag, wartet darauf, von euch begrüßt zu werden. Also raus aus den Federn! Und für die, die so kurz vor Heilig Abend noch arbeiten müssen: Lasst den Kopf nicht hängen! Nur noch vier Tage bis Weihnachten und damit wir auch gleich in Stimmung kommen, hier einer meiner Lieblings-Christmas-Songs: ´Jingle, bells!`. Ihr hört K.A.R.M.A.-Radio, der Sender mit den größten Hits!

-Dashing through the snow in a one-horse o…-
 

„Dreh den scheiß Radiowecker aus, oder ich schmeiß ihn aus dem Fenster, Sanji!“, blaffte Zoro, zog seine Decke bis über die Nasenspitze und vergrub seinen Kopf in den Kissen.
 

„Dir auch nen guten Morgen, du Schnarchbratze!“, kam es schnaubend aus der Küche und der Blondschopf hockte sich mit einer Tasse Kaffee und einer Zigarette an den Küchentisch. “Wann gedenkt der Herr, denn aufzustehen?“
 

„Gar nich!“, grummelte der Grünhaarige. „Hab frei. Urlaub. Ferien. Was auch immer. Muss also nich…“
 

Sanji hob eine Augenbraue und zog genervt an seiner Zigarette. Dieser Kerl würde sein ganzes Leben verpennen, wenn er könnte. Zum Glück war er ja noch da, um seinem grünhaarigen Freund einen Großteil seiner Lieblingsbeschäftigung zu vermiesen. Und solange das so war, würde Zoro keine Gelegenheit bekommen, bis nachmittags durch die Kissen zu knacken. Vielleicht war es mal wieder an der Zeit ihn daran zu erinnern…
 

Ach was war das grad gemütlich! Zufrieden rollte sich der Hobbyschläfer in seine Decke. Besser gings echt nicht: Frei und ein warmes, kuscheliges…

…kaltes, nasses Bett.
 

„Sanji!“ Kerzengerade saß Zoro auf der Matratze und pulte sich den klitschnassen Waschlappen vom Kopf. Frechheit! Folter! Schwerste Misshandlung!

Er lebte eindeutig in einer gewalttätigen Beziehung.
 

Und dieser kleine, blonde Sadist hatte wirklich nichts Besseres zu tun, als den nassen Lappen wieder an sich zu nehmen und ihn bedrohlich hin und her zu schwingen. „Wachst du freiwillig auf, oder brauchst du Nachschlag?“
 

„Du bist einfach nur herzlos.“, murmelte Zoro geknickt und sah seinen Freund vorwurfsvoll an. „Ich hab endlich frei und du vermiest mir meinen wohlverdienten Schlaf. Lieblose Nervensäge…“
 

„Oh verzeih mir bitte, dass ich mich im Wachzustand von dir verabschieden wollte, bevor ich in zwei Stunden, für vier Tage wegfahre.“ Dass der Blonde beleidigt war, bekam sogar der verschlafene Zoro mit. War auch nicht schwer. Sanji war ein Meister im ´Sehr auffällig beleidigt sein`, schien diese Disziplin erfunden zu haben und hatte gleich den schwarzen Gürtel dafür in Beschlag genommen. Aber wenigstens ließ er sich noch dazu herab, das verbal zum Ausdruck zu bringen. Wenn er erstmal schwieg, wurde es richtig bitter. Dann konnte man sich tagelang wieder einkratzen, bis seine Majestät gewillt war, die Entschuldigung zu akzeptieren. Also beschloss der Grünhaarige Schadensbegrenzung zu betreiben und bemühte sich, wach zu werden. „Isses denn schon so spät?“, fragte er beschwichtigend und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
 

„Ja ist es! Gleich viertel nach elf und ich hock hier seit Stunden mit gepackten Koffern und warte darauf, dass Dornröschen mal die Augen aufmacht. Ich fahr immerhin ne Weile weg, da kann ich doch zu mindest ne ordentliche Verabschiedung erwarten und noch ein, zwei Stunden Aufmerksamkeit.“ Irgendwie hatte der Blondschopf sogar Recht, aber musste er ihn gleich wieder mit dem Waschlappen foltern? Wenn er hier schon als Dornröschen betitelt wurde, konnte er doch auch erwarten, von dem strahlenden, blonden Prinzen wach geküsst zu werden. Las Sanji sich die Märchen nicht durch, die er rezitierte? Aber es war ja noch nicht zu spät. Zwei Stunden?

Reicht!
 

http://de.youtube.com/watch?v=Rbb4xWYHfwI
 

„Na, dann komm mal her!“ Grinsend schlug er die Decke zur Seite und zog den überraschten Blonden auf die Matratze. „Was machst du da?“, kam es nur erschrocken, als sich Sanji rücklings in den Laken wieder fand und funkelnde grüne Augen ihn lüstern anblitzten. „Mich von meinem Prinzen verabschieden.“, grinste Zoro keck und rutschte über sein Opfer. „Dornröschen will wach geküsst werden.“
 

„Du bist ein Spinner!“, lachte der Blondschopf und zog seine Bodybuilderprinzessin zu sich herunter. „Wenn du Dornröschen bist, bin ich das weiße Kaninchen aus Alice im Wunderland.“
 

„Na dann komm mal her, Schlappohr!“ Fordernd nahm Zoro den Mund seines Betthäschchens in Besitz und knabberte an dessen Unterlippe. Wohlig seufzend schlang Sanji die Arme um seine Prinzessin, kraulte durch die kurzen, grünen Haare und gewährte der neugierigen Zunge seines Freundes den erbetenen Einlass. Plötzlich war der Grünhaarige putzmunter, erforschte die wohlbekannte Mundhöhle, leckte über Sanjis Zähne und neckte die freche Zunge des anderen mit der eigenen. So war Abschiednehmen einfach klasse und er beschloss, dass auch die Begrüßung in vier Tagen ähnlich ablaufen sollte. Mehr als zufrieden, rollten sie durch die Laken. Küssten und streichelten sich und entlockten sich gegenseitig lustvolle Seufzer. Sanji lies sich bereitwillig das Hemd von den Schultern ziehen und Zoro bedachte jeden freigelegten Millimeter Haut mit sanften Küssen. Knabberte an Sanjis Schlüsselbein, stibitzte hier und da einen kleinen Kuss und zog mit der Zunge, feuchte Spuren über Sanjis Oberkörper, während dieser zärtlich die Konturen seiner Wirbelsäule nachzog und ihm frech in den knackigen Hintern zwickte.
 

„Na warte! Das gibt Rache!“, grinste Zoro und biss seinem Freund spielerisch in die linke Brustwarze. Dafür erntete er ein überraschtes Quieken, gefolgt von einem leisen Seufzer, da er so eben tiefer gerutscht war und Sanjis Bauchnabel mit seiner Zunge bekannt machte. Der Blonde wand sich unter den Berührungen und zerzauste dem Grünhaarigen die nicht vorhandene Frisur, genoss die streichelnden Hände auf seinem Körper und die flinke Zunge, die immer tiefer rutschte. Routiniert befreite Zoro den Blondschopf von seiner Jeans und den Boxershorts, bevor er auch seine Shorts neben das Futonbett beförderte. „Na dann wollen wir uns mal verabschieden, was?“, raunte er dem Blonden ins Ohr, rutschte von ihm herunter und angelte sich ein Kondom und Gleitgel aus der Nachttischschublade.
 

Nachdem er die Sachen erst einmal auf der Matratze postiert hatte, legte er sich dicht neben den Blonden und strich zärtlich über dessen Schlüsselbein, haschte immer wieder spielerisch nach den verlockenden Lippen und glitt mit den Händen über den schmalen Körper. Sanji seufzte wohlig unter den Berührungen und drehte dem Grünhaarigen erwartungsvoll den Rücken zu. Dieser Verstand die Aufforderung sofort und widmete sich der verlockenden Rückseite. Seine Finger glitten über Sanjis Nacken, strichen die Wirbelsäule entlang und er küsste sich von der Halsbeuge immer weiter abwärts, ließ die Zunge die zarten Konturen der Wirbel nachfahren, während er mit einer Hand nach der Geltube griff, das kühle Gleitmittel kurz zwischen den Finger anwärmte und vorsichtig begann seinen Schatz für den nächsten Schritt vorzubereiten. Der Blondschopf keuchte erregt in sein Kissen, drückte Zoro seinen Hintern entgegen und genoss die leichten Küsse, die Zoro wieder und wieder auf der hellen Haut verteilte.
 

Eine Weile setzten sie diese Streicheleinheiten noch fort, bevor der Grünhaarige sich das Kondom überstreifte und langsam in den Blonden eindrang. Er ließ Sanji die Zeit, die er brauchte um sich zu entspannen, legte eine Hand auf die schmale Hüfte und zog ihn näher zu sich heran. Beide ließen sich von den sanften Bewegungen mitreißen. Sanji drückte sich immer wieder langsam Zoros Becken entgegen und dieser glitt mit der Zunge zärtlich über den Hals des Blonden, neckte dessen Ohrläppchen mit den Zähnen und umschloss Sanjis Erregung mit einer Hand, um sie im leichten Takt der Stöße zu massieren. Sie ließen sich fallen, kosteten den Moment voll aus und Zoro raunte dem Blonden ein paar Worte ins Ohr, die dieser mit leisen Seufzern kommentierte. Die Zeit stand kurz still und als Sanji über die Klippe fiel, drehte er seinem Freund den Kopf zu, verwickelte ihn in einen fordernden Zungenkuss und zog ihn mit sich über die Schwelle.
 

Sie genossen noch für einen Moment die verebbende Lust, bevor sich Zoro aus dem Blonden zurückzog und dem Kondom den Weg in den kleinen Mülleimer zeigte, der immer neben dem Bett stand. Sanji setzte sich, mehr als entspannt, auf und musterte zufrieden das Murmeltier auf der Matratze. Der Grünhaarige hatte die Augen geschlossen und brummelte zufrieden vor sich hin. Verabschieden konnte echt klasse sein. Begrüßen würde noch viel besser werden und in der Zwischenzeit würde er Sanjis Abwesenheit dazu nutzen, sich mal gepflegt auszuschlafen. Die Vorweihnachtszeit hatte für ihn eigentlich nur Vorteile…
 

Fast wäre er wieder eingeschlafen, hätte sich Sanji nicht über ihn gebeugt und ihm einen Kuss auf die Lippen gehaucht. „Denkst du an die Liste, die ich dir an den Kühlschrank gehängt hab?“, fragte er sein Murmeltier mit Nachdruck und kraulte ihm den straffen Bauch. „Hmmhmm.“, gab Zoro geistesabwesend zurück, was in Murmeltierisch so viel wie ´ja` bedeutete, wie Sanji mittlerweile gelernt hatte. „Gut! Dann kann ich ja sorglos zu Jeff fahren und mich auf unsren gemeinsamen Weihnachtsabend freuen.“ Zufrieden rutschte der Blondschopf aus dem Bett und sammelte seine Klamotten zusammen. „Trinkst du noch nen Kaffee mit mir, bevor ich los muss?“
 

>Schlafen!<, dachte Zoro genervt, aber krabbelte folgsam von der Matratze, zog sich die Shorts über und tapste erschöpft in die Küche. Mit einem schiefen Grinsen nahm er Sanji eine der Tassen ab und lauschte, mehr oder minder interessiert, der Tagesplanung seines Schatzes. Wusste er doch alles schon. Sanji fuhr, bis zum 24. zu Jeff, kam dann nachmittags wieder und sie würden Heilig Abend zusammen verbringen. Alles klar! Aber wieso saß er dann hier und kaute zum cirka zwanzigsten Mal den Ablauf durch? Einzig mögliche Antwort: Der Blondschopf war hochgradig pedantisch veranlagt. Sehr anstrengend, wenn man selbst ein Verfechter der Chaostheorie war. Doch endlich war das Thema durch, Sanji mit dem Taxi auf dem zum Bahnhof und Zoro wieder da, wo er seiner Meinung nach hingehörte: im Bett.
 

Auch in den nächsten Tagen begrenzte der Grünhaarige seinen Lebensraum auf ein recht kleines Gebiet. Bett, Küche, Klo und zurück zum Bett. Faulenzen im großen Stil. Sogar den Fernseher hatte er sich zum Bett gerollt. Wohl die einzige Anstrengung, die sich die Schlafmütze zumutete. Den Rest der Zeit verbrachte er dösend im warmen Bettchen. Sanji meldete sich zweimal kurz und schien bei Jeff viel Spaß zu haben, vermutete Zoro. So genau zugehört hatte er irgendwie nicht. War auch schwierig, wenn man gerade den Sportkanal sah, versuchte die Chipskrümel aus dem Bett zu fegen und dabei das Bier nicht umzuschmeißen, das man auf der Matratze bugsiert hatte. Kurzum, er benahm sich wie ein richtiges Hausschwein oder eben ein Kerl, dessen Freundin –wahlweise Freund- mal nicht nörgelnd in der Tür stand. War eigentlich alles das Selbe. Das Schwein im Manne. Zoro ließ es mal ungehindert raus und fühlte sich dabei sauwohl. Leider hatte alles mal ein Ende und die tierisch guten Tage vergingen wie im Fluge.
 

24. Dezember

10.55 Uhr

Und der Fall war verdammt tief.

Denn gerade als das Schweinchen am stürmischen Montagvormittag noch einmal die Decke über die Ohren zog, klingelte das Telefon und das so penetrant, da half nicht mal ein ignorantes Umdrehen auf der Matratze. Konnte nur Sanji sein. Wäre Zoro nicht so müde gewesen, wäre ihm sicher die Bedrohlichkeit des Klingelns nicht entgangen und keine zehn Pferde hätten ihn dazu gebracht, an den Apparat zu tapsen. „Hallo, du Schnarchbratze! Biste wach?“ Ja so liebevoll konnte ihn nur einer begrüßen. „Hmmhmm.“, war darauf die bestmögliche Antwort, die Zoro einfiel und er rieb sich müde über die Augen. „Dann is ja okay. Ich wollte dich nur bitten, heute Mittag den Truthahn aus der Kühltruhe zu nehmen, damit ich, wenn ich nachhause komm, gleich loskochen kann. Denk ich werd so gegen halb fünf wieder da sein…“ Viel zu viele Informationen am frühen Morgen. Es war doch grad erst um elf. „Ja mach ich.“, grummelte er dennoch in den Hörer und versuchte die Memo ´Truthahn aus der Kühltruhe` in seinem Hirn abzuspeichern. „Gut! Dann bis heut Abend. Ich freu mich schon. Tschüß!“ Der Grünhaarige konnte grade noch ein „Ich mich auch.“, im Hörer platzieren, dann ertönte schon das nervige Tuten in der Leitung. Da er nun schon einmal stand, konnte er den Puter ja auch gleich aus der Truhe holen, müsste doch eigentlich egal sein, wann das Vieh nun taute. Also watschelte er brav in die Küche und machte sich auf die Suche. Danach sollte er vielleicht besser dafür sorgen, dass die Wohnung wieder wie eine aussah, um an Heilig Abend nicht als Baumspitzendeko an der Tanne zu enden. Sanji würde ihm das grüne Lamettamonster gnadenlos in den Hintern rammen, wenn er sein Heim so vorfand.
 

Eine halbe Stunde später war es mit Zoros Seelenruhe vorbei. Egal wie tief er sich durch die Kühltruhe grub, nirgends fand etwas das annährend wie ein Truthahn aussah. Wollte ihn der Blondschopf veräppeln? Aber plötzlich bahnte sich eine Information durch seine Hirnwindungen und es lief ihm eiskalt den Rücken herunter. Sanji…Zettel…Kühlschrank…

Ne, oder?

Doch!

Okay, ruhig bleiben!

Keine Panik!

Alles wird gut!

Er würde Weihnachten nicht überleben…
 

Frustriert starrte er auf den gelben Zettel mit der fein geschwungenen Handschrift.
 

Zu-erledigen-Liste:
 

- bestellten Truthahn aus dem Feinkostladen abholen

- Weihnachtsbaumbeleuchtung kaufen und noch anbringen

- Weihnachtskuchen kaufen

- die Wohnung weder vermüllen, noch anzünden, oder anderswie unser Heim verwüsten ^.~
 

HDL Sanji
 

Spätestens heute Nachmittag um halb fünf, würde sich das ´HDL` für immer erledigt haben. Außer er würde es schaffen, diese Sachen alle zu besorgen und die Bude in Schuss zu bringen. Wenn er sich anstrengte, wäre diese nahende Katastrophe vielleicht wirklich noch abzuwenden. Also einmal tief durchatmen und eine Strategie zurechtlegen. Während er das tat, konnte er auch gleich noch duschen, war wirklich mal an der Zeit. Danach würde er erstmal losmarschieren und die Dinge beschaffen, die noch fehlten, um dann, so schnell wie möglich, die Wohnung wieder wohnlich zu machen. Müsste bis halb fünf drin sein. Sanji würde in ein gemütliches Zuhause zurückkommen und er könnte sich seinem Vorhaben mit der Begrüßung widmen, ohne Angst vor fliegenden Messern haben zu müssen. Guter Plan! Also ab unter die Dusche…
 

http://de.youtube.com/watch?v=UGquX-SQtZA
 

Eine Stunde später marschierte der Grünhaarige in Jeans, Pulli und Parka durch die Fußgängerzone und versuchte sich daran zu erinnern, wo dieser verflixte Feinkostladen abgeblieben war. Musste doch hier irgendwo sein. War doch so ein komischer, kleiner Eckladen in der Innenstadt. Vielleicht da drüben? Nein. Er wollte zum Feinkostladen und nicht zur Kleintierzoohandlung. Auch der Antikschmuckladen und das Sanitärfachgeschäft halfen ihm nicht weiter. Wie viele Eckläden gabs denn in dieser Scheißstadt? Er könnte jetzt ein Bier gebrauchen, aber er musste stark bleiben und, wenn auch mit größtem, männlichen Widerwillen, nach dem Weg fragen. Die Oma da hinten sah doch recht kompetent aus…
 

Die Oma war leider nicht kompetent, sondern konsequent und zog dem verwirrten Grünhaarigen die Handtasche über den Schädel. Merke: Niemals einer Oma von hinten auf die Schulter tippen, wenn man nicht für einen Dieb gehalten werden will. Nächstes Problem war ein cirka vierzigjähriger, grobschlächtiger Kerl, der Oma zur Hilfe kommen wollte, als ob die welche gebraucht hätte. Leider stellte sich der Typ, bei näherer Betrachtung, als Frau heraus. Ein gruseliges Geschöpf und sehr aggressiv, aber sich mit Frauen prügeln? Außerdem musste er sich um den Weihnachtsvogel kümmern und wenn er heute mit einem Veilchen bei Sanji antanzte, falls die Bulldogge nen Glückstreffer landen würde, käme er vor seinem Schatz in Erklärungsnöte. Also tat er das wirklich Abnormalste, was ihm einfiel: Er rannte vor der Emanze weg. Diese Schmach würde er Sanji nie verzeihen! Das Leben konnte manchmal wirklich grausam sein.
 

12.48 Uhr

Die Hetzjagd zog sich über mehrere Straßenzüge hin, in deren Verlauf sich noch ein übermotivierter Jogger und ein Typ im Rockeroutfit, der Rächerin aller Schlägeromas anschlossen und einen netten kleinen Lynchmopp hinter Zoro bildeten. War das eine Scheiße! Und die gaben auch nicht auf. Zoro saß die Zeit im Nacken und dazu noch drei Bekloppte, mit übersteigertem Gerechtigkeitsempfinden. Um endlich der wütenden Meute zu entkommen, schlug er einen Haken, hastete in das nächste Geschäft, das ihm zur Verfügung stand und beobachtete, durch das kleine Fenster in der Ladentür, wie seine Verfolger um die nächste Ecke verschwanden. >Deppen!<, dachte er spöttisch und schaute sich erst einmal um, wo er gelandet war. Hinter einer alten, mit Schnitzereien verzierten Holztheke, stand ein kleiner, dicker Mann und begutachtete argwöhnisch seinen neuesten Kunden. Irgendwo hatte er diesen komischen Vogel schon mal gesehen…
 

Plötzlich ging ihm ein Licht auf und er begann zu grinsen. „Ach Sie sind doch der Freund von dem blonden Feinschmecker, nicht wahr? Ich hab sie nicht gleich erkannt, weil sie doch meistens nur draußen ungeduldig auf und ab laufen, wenn er hier seine Spezialitäten aussucht.“ Für einen Moment konnte Zoro sein Glück kaum fassen. Er war, aus Versehen, im richtigen Laden gelandet! Irgendwer da oben, hasste ihn also noch nicht komplett und ließ ihm wenigstens eine kleine Chance seinen Arsch zu retten. Erleichtert starkste er zur Theke und nickte schnell. „Japp. Bin ich. Soll hier nen bestellten Truthahn abholen.“ Rasch zog er seinen Geldbeutel hervor und überlegte schon mal, wo er als nächstes hinmusste, als ihn der Ladenbesitzer aus seinen Gedanken riss. „Das tut mir jetzt Leid, aber…“
 

„Aber was?“, fragte Zoro misstrauisch und hob eine Augenbraue. „Der war doch bestellt?“
 

„Ja das schon…“, nickte der kleine Mann, „…aber da wir gleich schließen und sich niemand gemeldet hat, hab ich den Truthahn vor zehn Minuten jemand anderem gegeben. Ich hab wirklich lange gewartet und hätte ihn sicher schon zwanzig Mal, in den letzten zwei Tagen, verkaufen können.“ Mit jedem Wort, das der Mann sprach, begann die Ader an Zoros Stirn mehr zu puckern. „Jetz passen sie mal auf! Is mir scheißegal, wie viele Idioten das blöde Vieh kaufen wollten. Wir hatten das Ding bestellt! In nich mal vier Stunden steht der blonde Feinschmecker bei mir auf der Matte, um seinem aufgetauten Vogel Äpfel in den Hintern zu schieben, und wenn dann kein Vogel da is, stopft er mir die Dinger in den Enddarm!“
 

„Äpfel? Eine delikate Variante, aber probieren sie doch auch mal Zwieback mit Rosinen, köstlich, sag ich ihnen, köstlich!“ Der Feinkostverkäufer war in seinem Element und Zoro auf hundertachtundneunzig. „Haben sie mich nicht verstanden? Wenn sie mir nich auf der Stelle so nen Truthahn rüberschieben, kann ich gleich hier im Anschluss meinen Sarg vorbestellen gehn! Ich brauch diesen Vogel!“
 

„Truthahn ist leider aus…“
 

Niemand liebte ihn. Alle waren gegen ihn. Gott musste eine Frau sein, denn nur die waren so grausam.
 

Ein paar Minuten später, verließ er das kleine Geschäft doch noch mit einer Tüte unter dem Arm.

Kein Truthahn.

Kaninchen.

Das Blöde war nur, er mochte gar kein Kaninchen. Leider war das aber das Einzige, was noch übrig war. Der Feinkosthändler wollte ihm zwar weismachen, Kaninchen sei was ganz feines, aber Zoro hatte das Tierchen ja nur genommen, weil er nicht ohne was da stehen wollte. Sanji würde sicher nervige Fragen stellen. Musste er sich halt noch irgendwas zurechtlegen, wieso es jetzt Karnickel gab, trotzdem besser als nichts. Jetzt sollte er aber erstmal zusehen, dass er den Rest der Liste noch erledigte. Ein kleiner Blick auf den Zettel, er hatte wirklich daran gedacht ihn mit zunehmen, und er überlegte, wo er Weihnachtsbeleuchtung und einen Kuchen herbekam.

Einkaufscenter! Da würde er sicher ne Lichterkette finden und wenn er sich nicht täuschte, gabs in dem Kasten auch eine kleine Konditorei.
 

13.56 Uhr

Interessant.

Er hatte sich nicht getäuscht, auch nicht groß verlaufen oder verfranst. Er stand wirklich in der Shoppingmall und hatte nach ein paar kurzen Seitenblicken, auch gleich noch den Kuchenbäcker gesichtet. Wahrscheinlich lief das so ähnlich wie bei Menschen die in Extremsituationen übermenschliche Kräfte entwickelten. Vielleicht entwickelte er in Extremsituationen ja einen halbwegs nutzbaren Orientierungssinn. Ihm sollte es recht sein, und er beschloss, gleich mal die Auslage zu checken. Sanji mochte Vanillecreme, hoffentlich hatten die so was da. Und tatsächlich ein wirklich hübscher, kleiner Vanillecremekuchen, ohne viel Schnickschnack, nur mit ein paar Puderzuckersternen als Zierde. Würde dem Blonden sicher gefallen…
 

Doch bevor er an den Kuchen kommen konnte, musste er irgendwie diese verdammt lange Schlange an wartenden Kunden überstehen. Die standen echt schon bis fast an der Ladentür. Omas, bei denen er ab jetzt lieber einen gewissen Sicherheitsabstand hielt, ein paar Kerle, die genauso frustriert aussahen, wie er sich fühlte und das Beste: Mütter mit kleinen Kindern. Eins hatte er gleich beim Betreten des Ladens ins Herz geschlossen. Ein kleines sommersprossiges Mädchen mit karottenroten Locken. Besonders scheußlich fand er das Ensemble aus quietschrosa Anorak und farblich abgestimmter Schneehose. Die Mutter dieser Göre, musste ihr Kind von Grund auf hassen. Zur Begrüßung fuhr ihm dieses rosa Ungeheuer mit seinem, welch Wunder, rosafarbenen Puppenwagen einmal quer über den Fuß und zeigte ihm dämlich grinsend die Hasenzähne, welche dringend einer Zahnspange bedurften. Ein nettes Kind.
 

Er war ja der Meinung, dass man Kinder in der Öffentlichkeit auch mal ein klein wenig in ihren Aktivitäten zügeln sollte, aber scheinbar sahen das die meisten Mütter anders. Der rosa Quälgeist tuckerte, laut plappernd, mit seiner Püppi, durch den, eh viel zu engen, Verkaufsraum und quengelte, dass ihr hier alles zu lange dauern würde. Als ob sie die Einzige wäre, der das Warten auf die Nerven ging und die stolze Mama lächelte ihr auch noch aufmunternd zu und beteuerte, sie würde sich beeilen. Sachen gabs. Wer erzog denn da wen?
 

Ganz am Anfang der Schlange stand auch noch eine furchtbar unentschlossene, ältere Dame und hielt den ganzen Betrieb jetzt schon seit cirka fünfzehn Minuten auf. Wie schwer konnte es sein, sich einen Kuchen auszusuchen? Wäre sie doch wenigstens so rücksichtsvoll, die andern vorzulassen, bis sie ein Geistesblitz übermannte, aber nein! Sie nutze die gestresste Verkäuferin auch noch dazu, sich die gesamte Krankengeschichte von der Seele zu faseln, während sie zwischen Linzertorte und Sahnebaiser hin und her überlegte. Aber damit ihn ein Gefühl der Langeweile erst gar nicht befallen konnte, rollte Prinzessin Hasenzahn ihm gleich noch mal quakend über den anderen Fuß. Er sollte vielleicht zwei Kuchen kaufen. Einen für Sanji und einen, dem er dieser rosa Nervensäge ins dümmliche Gesicht schmeißen konnte.
 

14.39 Uhr

Jetzt schon total erschlagen, schleppte sich der Grünhaarige, mit Kaninchen und Vanillecremekuchen und zu den Klängen diverser nerviger Weihnachtsklassiker, durchs Gedränge und suchte einen Laden in dem er das letzte Objekt auf der Liste, eine Lichterkette für den Tannenbaum, kaufen konnte. Er musste sich beeilen. Sanji kam in etwa zwei Stunden Zuhause an und wenn er nicht langsam Gas gab, würde der Blondschopf in einen Saustall geraten, der ihm sicher nicht besonders zusagte. Also spurtete Zoro mit letzter Kraft in einen Elektromarkt und suchte die Regale nach etwas Passendem ab. Der Kram war aber teuer. Für besondere High Light´s, wie täuschend echte Kunstkerzen, hatte er gar nicht mehr genug Geld dabei und so tapste er zum Schluss mit einer recht simplen Lämpchenkonstruktion zur Kasse und fand sich in der nächsten großen Schlange wieder. Waren denn alle andern genauso blöd wie er und machten ihre Besorgungen erst auf den letzten Drücker? Scheinbar schon.
 

15.25 Uhr

Endlich Zuhause!

Zoro verfrachtete seine Einkäufe neben die Garderobe und pellte sich aus der Jacke. Eine Stunde! Noch eine Stunde, um klar Schiff zu machen und den Baum zum Strahlen zu bringen. Das Karnickel wanderte, samt Tüte, auf die Küchenarbeitsplatte und der Kuchen in den Kühlschrank. Danach sondierte er erst einmal die Lage.

Schöne Scheiße das.

Überall die Reste seines viertägigen Singlemannlebens und das war gar nicht nett anzusehen. Bierdosen neben dem Bett, das Bettlaken hatte Fleckfieber, getragene Socken auf dem Fernseher… Wie kamen die denn dort hin? Leere Chipstüten, überall Krümel und etwas, das früher Mal chinesisches Sichuan-Huhn von Mr. Woo´s Expresservice gewesen sein musste und jetzt schon panisch über den Teppich kroch. Er musste sich selbst eingestehen: Er war manchmal eine richtige Drecksau.
 

Nachdem er die gröbsten Spuren beseitigt hatte, der Fernseher wieder an seinem Ursprungsort stand und das Bett ein neuer Bezug zierte, begann er mit der Feinarbeit. Staubsaugen, Küche wischen -Er konnte sich gar nicht erklären, wie der Chilidipp auf die Fließen geraten war- und weil er lieber auf Nummer sicher gehen wollte, durfte sich das Bad auch noch über einen Wischmoppeinsatz freuen. Fast bewunderte er Sanji für seinen Elan, der machte dieses Hausarbeitsgedöns ja jede Woche.
 

Kurz vor viertel fünf war alles, soweit er es beurteilen konnte, wieder sauber und ordentlich. Jetzt noch die Lichter auf die Tanne und bis auf die Erklärung für das Kaninchen, war alles geregelt. So. Und wie funktionierte nun diese Konstruktion?
 

LK - Lichter

LK 100

230 Volt 50 Hz

35 x0,9 W/7Volt

- Nur für Innenräume -

C E 2

GS

Achtung: Vor Lampenwechsel ist der Netzstecker zu ziehen.

Defekte Lampen sofort durch Lampen gleicher Nennspannung und Nennleistung ersetzen.

Lichterkette nicht in der Verpackung betreiben (Überhitzungsgefahr).

Lichterketten nicht elektrisch mit anderen Lichterketten verbinden.
 

Okay.

War das jetzt ne Lichterkette oder ein Minibombe für den Hausgebrauch? Und diese blöden Kommentare: Lichterkette nicht in der Verpackung betreiben (Überhitzungsgefahr). Ja klar, hätte man es ihm nicht schriftlich gegeben, wäre er bestimmt auf die Idee gekommen, zu schauen, wie hübsch die Dinger in der Packung leuchten. Dass die Hersteller ihre Kunden schon von vorn herein für debil erklärten, war wirklich eine Frechheit. Aber jetzt auch nicht mehr zu ändern. Die Dinger mussten in den nächsten zehn Minuten am Baum hängen. Also machte er sich an die Arbeit und tatsächlich…

Nach siebeneinhalb Minuten zierten sie den Weihnachtsbaum. Eine Christbaumkugel hatte die Aktion leider nicht überlebt, aber die verschwand noch rasch im Mülleimer. Doch irgendetwas fehlte und nach kurzem Überlegen, wusste der Grünhaarige auch was genau. Der Baum stand zwar an einem, von Sanji penibel ausgewählten, optisch ansprechendem Platz, nur leider war, in dieser Ecke des Zimmers, keine Steckdose in Reichweite. Ein Verlängerungskabel wäre ganz bestimmt hilfreich…wenn man eins besitzen würde.
 

Keine viertel Stunde später, öffnete sich die Wohnungstür und der Blondschopf wuchtete mit klammen Fingern, seine Koffer herein. „Bin wieder da!“, schnaufte er und sah sich, nachdem er sich von Schal, Mütze, Handschuhen und Daunenjacke befreit hatte, erst einmal misstrauisch in der Wohnung um. Schien alles soweit in Ordnung zu sein, nur von seinem Freund fehlte jede Spur. „Zoro? Bist du auch da?“
 

„Komm gleich. Bin duschen!“

Na was für eine überschwängliche Begrüßung! Hätte dem Blödmann auch mal eher einfallen können, dass er sich noch waschen muss. Sanji ließ die Koffer erstmal stehen und ging, während er sich eine Zigarette ansteckte, in die Küche. Mal schaun ob sich sein Truthahn wenigstens auf ihn freute. Der Truthahn hatte täuschende Ähnlichkeit mit einem Kaninchen, wie Sanji nach einem prüfenden Blick in die Tüte feststellte. „Zoro? Was macht das Kaninchen in meiner Küche?“, fragte er verwirrt, als er seinen Freund aus dem Bad kommen hörte. „Es wartet auf Ostern.“, schnaubte Zoro, holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und hockte sich auf einen der Küchenstühle. „Sehr witzig. Du solltest Komiker werden. Also warum hab ich hier nen Hasen anstatt des Vogels liegen?“
 

„Wollte mal was anderes essen.“, versuchte Zoro sich zu retten und nippte an seinem Gerstensaft. „Du magst gar kein Kaninchen.“ Dass der Kerl aber auch nie Ruhe geben konnte! „Darf man hier nich mal seine Essgewohnheiten ändern, ohne gleich zum Verhör zu müssen?“
 

„Is dir die Einsamkeit nich bekommen oder warum legst du dich, nach ner anstrengenden Fünfstundenzugfahrt, so dämlich mit mir an?“ Der Blonde war grad knapp davor zu bereuen, dass er an Weihnachten wieder zu diesem Riesenrindvieh gefahren war, anstatt die Zeit bei seinem Adoptivvater und dessen Gebrüll genauso sinnvoll hinter sich zu bringen. Als sein Freund einfach nur wortlos auf sein Bier starrte und so tat, als wäre er gar nicht anwesend, drückte Sanji schnaubend seinen Zigarettenstummel im Aschenbecher aus und zerrte den Hasen aus der Tüte. „Zisch ab und mach die Baumbeleuchtung an. Ich kümmer mich um dein neues Lieblingsessen.“
 

„Is nich.“, sagte Zoro tonlos und machte sich auf den dritten Weltkrieg gefasst. „Wie? Is nich?“ Langsam glaubte der Blondschopf, der Blödmann wollte ihn absichtlich fertig machen. „Das Kabel is zu kurz. Reicht nich bis zur nächsten Steckdose.“
 

„Und auf die Idee ne Verlängerung zu kaufen, is der Herr wohl nich gekommen oder was?“
 

„Keine Zeit gehabt“
 

„Zoro du hattest beschissene vier Tage Zeit!“
 

„Ich habs verbockt, okay? Hab die Zeit vergessen, nich an den Zettel gedacht und bin heut viereinhalb Stunden planlos durch die Gegend gesteuert, ums noch einigermaßen auf die Reihe zu bekommen. Ja, ich bin ein verpeilter Idiot! Biste jetzt zu frieden?“

Seufzend zündete sich Sanji erneut einen Glimmstängel an und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. „Lass mich das mal kurz zusammenfassen. Während ich vier Tage nicht hier war, hast du die Zeit dazu genutzt, nichts zu tun. Darum haben wir jetzt ein Kaninchen, das du gar nicht essen willst und einen Baum der nicht leuchtet. Gibt es irgendetwas, das mich davon abhält, dich in der Badewanne zu ertränken?“
 

„Kuchen.“, nickte Zoro unsicher und Sanji hob eine seiner Kringelaugenbrauen. „Kuchen…“, wiederholte er dann und sah seinen Freund abwartend an. Der Grünhaarige flitzte zum Kühlschrank, befreite den kleinen Traum aus Vanillecreme und Puderzucker, aus seinem kalten Gefängnis und hielt ihn seiner Giftnudel unter die Stupsnase. „Dafür hab ich ne Ewigkeit angestanden und musste mich von einem widerlichen rosa Minimonster mehrmals mit dem Puppenwagen überfahren lassen.“
 

Sanji verstand nur Bahnhof. Aber irgendetwas sagte ihm, dass Zoro eine kleine Überlebenschance verdient hatte und so nahm er dem Delinquenten das Backwerk ab und schüttelte den Kopf. „Ich glaub das Karnickel wird in die Tiefkühltruhe wandern, bis Nami und Ruffy das nächste Mal zum Essen kommen. Dann essen wir drei das und du kriegst ne Extrawurst. Hol du jetzt mal zwei Kuchengabeln aus der Schublade und komm mit auf die Couch. Ich glaube du hast mir ne Menge zu erzählen.“ Zoro grinste erleichtert, drückte seinem Schatz einen Kuss auf die Nase und tat, wie ihm befohlen.
 

Den Weihnachtsabend verbrachten die beiden eng aneinander gekuschelt auf dem Sofa. Fütterten sich gegenseitig mit Vanillecremekuchen und Sanji verschluckte sich mehr als einmal, vor Lachen, als Zoro ihm den abenteuerlichsten Weihnachtseinkauf seines Lebens schilderte.
 

ENDE
 

Anmerkung:

Ich hasse Kaninchenessen! >.<

Wie kann man nur kleine, puschelige Langohren in nen Ofen packen und futtern? *Zoro zu seiner Abneigung gratulier*

Auch wenn er ne ganz schön trübe Tasse is XD

Wie gesagt, der Plot kam von Ayssa und ich hab das drauß gemacht. Sie hatte zwischenzeitlich schweres Mitleid mit dem grünen Bummelschweinchen XD

Die kleine rothaarige, rosa Göre existiert >.<

Ihr solltet also lieber Mitleid mit mir haben. Die Sache mit dem Puppenwagen passierte mir im Getränkehandel. Das Monster is mir aber zum Glück nich über die Füße gefahren. Flaschen im Gesicht tun mehr weh, als Torte <.<

Und die Oma mit dem ausgeprägten Rededrang, besucht immer ne Freundin von mir, die sich als Bäckereifachverkäuferin so einiges anhören muss. Sie hat mir auch erzählt, dass wenn man Glück hat, auch noch die Krankengeschichte des Haustiers vorgetragen wird, wenn Omma über ihren Einkauf nachdenkt. Ihr seht die Welt ist grausam. Besonders zu Bäckereifachverkäuferinnen.

Ach eh ichs vergess:

Wie fandstes Sunshine?

Silver Plain

-Heaven is that moment, when I look into your eyes.-
 

https://www.youtube.com/watch?v=Vb9_Z1n8qzE
 

19. Dezember

06.00 Uhr

Meine Koffer sind gepackt. Ich glaube es wird langsam Zeit, das Taxi müsste jeden Moment da sein. Eigentlich würde ich dich jetzt lieber noch schlafen lassen, so friedlich, wie du gerade da liegst. Fast wie ein Engel. Aber die letzten drei Jahre haben mir gezeigt, dass du alles andere als ein Engel bist. Mein kleines Biest mit der spitzen Zunge. Deine blonden Haare fallen dir leicht ins Gesicht, während du dich zufrieden in dein Kissen kuschelst. Trotzdem werd ich dich jetzt aufwecken. Ich habs dir versprochen. Du wolltest dich von mir verabschieden, bevor ich fliege. Am Liebsten würde ich mich jetzt einfach zu dir legen, noch ein bisschen dösen, um dann mit dir im Arm wieder aufzuwachen. So eine unchristliche Zeit aber auch. Dabei bin eigentlich ich hier der Langschläfer und werde erst wach, wenn du mir zum zwanzigsten Mal mit einem Eimer Eiswasser gedroht hast. Ich glaub, bei dir wird es reichen, dich einfach wach zu küssen. Könntest du bei mir auch mal versuchen. Ich würde mich dann sicher schneller zum Wachwerden hinreißen lassen. Aber das können wir ja üben, wenn ich wieder da bin. Heilig Abend verbringen wir zusammen. Versprochen. Dann bekommst du auch dein Geschenk. Hab ich schon seit Wochen in der Nachttischschublade liegen. Denke, der silberne Ring wird sehr gut an deinem schlanken Finger aussehen. Ich freu mich schon auf dein Gesicht, wenn du ihn aus dem kleinen blauen Schmuckkästchen holst und ich ihn dir anstecke. Nach drei Jahren in wilder Ehe sollten wir doch endlich Nägel mit Köpfen machen. Meinst du nicht auch? Ich werde deine Antwort ja bald erfahren. Doch jetzt sollte ich dich wirklich wecken. Ich glaube das hupende Taxi gilt mir…
 

07.30 Uhr

Müde und auch ein bisschen traurig hockte der blonde junge Mann am Frühstückstisch und nippte lustlos an seinem, mittlerweile lauwarmen, Kaffe. Er hasste diese Abschiede. Immer wieder musste er tatenlos dabei zusehen, wie sein Freund mit gepackten Koffern, tagelang das Haus verließ. Aber es ging nun mal nicht anders. Zoro war Kampfsportler und die Turniere gehörten eben dazu. Trotzdem war es nicht fair, dass die immer so weit weg stattfanden und er ihn, wegen der Arbeit nicht einmal begleiten konnte. Unfair hoch drei!

Hoffentlich vergingen die Tage bis Weihnachten schnell. Wer kam nur auf die blöde Idee, Wettkämpfe kurz vor Heilig Abend auszurichten. Hatten diese Veranstalter denn niemanden, der die Vorweihnachtszeit mit ihnen verbringen wollte?
 

Doch alle Trübsal half ihm jetzt nicht weiter. Er musste sich noch fertig machen. Zwar war er heute zur Spätschicht im Restaurant eingeteilt, aber die Wohnung könnte er ja noch ein wenig aufräumen. Die Einkäufe fürs Festtagsessen hatten noch ein bisschen Zeit. Er würde sich diesmal besonders viel Mühe geben. Auch wenn er sich oft mit seinem Freund stritt, ihm nicht gerade liebevolle Worte um die Ohren ballerte, oder auch mal eine Gabel durch die Küche flog, er liebte diesen Sturkopf.
 

21. Dezember

22.30 Uhr

Gespannt saß Sanji vor dem Fernseher und wartete auf die Live-Übertragung aus Washington. Jetzt war er froh diese Woche die Spätschicht zu haben. So war er pünktlich zu Beginn des Turniers Zuhause gewesen und konnte die Kämpfe auch mitverfolgen. Mit einer großen Tasse Kakao kuschelte er sich auf dem Sofa in seine Lieblingsdecke und wartete darauf, dem Grünhaarigen beim Siegen zu zusehen. Zoro würde gewinnen. Das stand für Sanji außer Frage. Der Mann trainierte seit er sechs Jahre alt war, wurde innerhalb Japans schon als einer der Besten gehandelt und war ehrgeizig genug, auch eines Tages der Allerbeste zu sein. Sein Zoro würde diesen Flaschen schon zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt war. Die konnten eigentlich auch gleich das Handtuch werfen, aber würde seinem Freund sicherlich den Spaß am Kämpfen nehmen.
 

22. Dezember

03.13 Uhr

Glücklich und zufrieden beschloss der Blondschopf endlich ins Bett zugehen. Zoro hatte gewonnen. Es war nicht der erste Wettkampf bei dem er Bester wurde, aber aufregend war es doch immer wieder. Einmal sah es auch gar nicht so gut für den Grünhaarigen aus. Sein Gegner war er sehr harter Brocken gewesen, aber am Ende behielt er die Überhand. Sanji war zu Recht stolz auf seinen Freund und er hatte ihm das auch noch rasch per SMS mitgeteilt. Für ein ausführliches Telefonat würde Zoro jetzt sowieso keine Zeit haben. Interviews, Fototermine und Besprechungen mit seinem Trainer. Der Blonde kannte diese Abläufe nun auch schon auswendig, aber ihm und auch Zoro ging dieses Brimborium regelmäßig auf den Zeiger. Zoro kämpfte für sich und den Sieg und nicht, um irgendwelche blöden Fragen von nervigen Reportern zu beantworten oder in eine Kamera zu lächeln. Auch einer der Gründe, weshalb Sanji ihn liebte. Er hatte klare Ziele und ließ sich nicht von ein bisschen Medienruhm beeinflussen. Aber das konnte er ihm ja bald selbst sagen. Morgen um 19.10 Uhr würde er endlich wieder hier landen. Wenn der Blonde so darüber nachdachte, wie erschöpft man nach ungefähr zwölf Stunden Flug, sein musste. Hoffentlich wäre Zoro nicht zu erledigt und würde sofort auf der Couch wegpennen. Aber Sanji freute sich schon auf das baldige Wiedersehen. Trotzdem musste er jetzt versuchen, noch eine Weile zu schlafen, damit er halbwegs wach seinen letzten Arbeitstag hinter sich bringen konnte. Für den Rest des Jahres hatte er Urlaub eingereicht. Wollte die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr mit seinem Freund verbringen. Zwar musste er Jeff erst mit der Kündigung drohen, aber schließlich gab der alte Restaurantbesitzer nach und Sanji ging erhobenen Hauptes wieder an die Arbeit.
 

http://www.dailymotion.com/video/x1o87r1_i-just-fall-in-love-again-carpenters_travel
 

23. Dezember

17.20 Uhr

Der Blondschopf hatte den Tag damit verbracht, alle ausstehenden Hausarbeiten zu erledigen, damit er den morgigen Tag mit Zoro, in aller Ruhe genießen konnte. Die Wohnung glänzte, das Festessen wartete im Kühlschrank darauf, zubereitet zu werden und nach einem sehr entspannenden Bad, wollte er sich noch ein wenig aufs Sofa lümmeln, bis sein Schatz endlich heimkehrte. Bewaffnet mit Kakao und Keksen mummelte er sich gemütlich in seine Kuscheldecke und zappte sich durch die TV-Landschaft. Wieder mal nur Stuss im Fernsehen. Filme, die schon seit Jahrzehnten wieder pünktlich zu Weihnachten aus der Mottenkiste gegraben wurden und die er schon hundert Mal gesehen hatte. Langweilig! So entschied er sich am Ende mal was für die Bildung zu tun und die Nachrichten einzuschalten. Mal schaun, ob sie wieder irgendwelche sinnlosen Berichte über knuddelige Tierchen oder panische Last-Minute-Shopper aufgetan hatten.
 

Fast wäre er schon eingeschlafen, als eine Eilmeldung den Moderator dazu veranlasste, das laufende Programm zu unterbrechen.
 

„Gerade erreicht uns die Meldung, dass ein Flugzeug der Linie American Airlines, Ziel Tokio, nahe der japanischen Küste verunglückt ist. Die Piloten meldeten einen Triebwerkschaden und versuchten die Maschine Notzuladen. Genauere Angaben liegen uns zurzeit leider noch nicht vor. Wie informieren Sie, sobald es…“
 

Den Rest hörte der Blonde nicht mehr. Schwer atmend, krallte er sich Halt suchend in die Sofalehne. Angst kroch in ihm hoch und er war unfähig sich zu bewegen. Das war die Maschine in der auch Zoro saß. Tausend Gedanken rasten gleichzeitig durch seinen Kopf, sein Herz drohte aus der Brust zu springen und alles um ihn herum wirkte plötzlich wie vernebelt. Es konnte ihm nichts passiert sein. Es durfte ihm nichts passiert sein! Aber was, wenn doch? Warum wusste dieser Scheißnachrichtenfuzzi nicht was los war? Keine genaueren Angaben…

Die hatten doch gar keine Ahnung wie man sich fühlte, wenn dem Menschen den man liebte vielleicht etwas zugestoßen war und die einem nicht sagen konnten, was denn jetzt genau los war!

An wen konnte er sich denn jetzt bitte wenden?

Die vom Flughafen müssten doch was wissen.
 

Panisch sprang er auf und überlegte. Irgendwo hatte Zoro doch einen Prospekt liegen. Da müsste auch die Nummer drauf stehn. Sanji stellte nach und nach die Wohnung auf den Kopf, durchwühlte sämtliche Schubladen. Nirgendwo war dieser blöde Prospekt zu finden. Als ihm nichts anderes mehr einfiel, lief er ins Schlafzimmer und zog die Schublade von Zoros Nachttisch auf. Fast erleichtert blickte er auf die gelbe Glanzbroschüre und wollte sie schnell herausziehen, als ihm eine kleine, blaue Schmuckschatulle ins Auge fiel. Mit zittrigen Fingern griff er nach dem Kästchen und öffnete es vorsichtig.
 

Zum Vorschein kam ein wunderschöner silberner Ring mit kleinen Verzierungen, die sich matt auf dem glänzenden Metall abzeichneten. Der Blondschopf schluckte schwer und nahm den Ring aus seinem Polster. Auf der Innenseite war etwas eingraviert und als er las, was da stand, bahnten sich die ersten Tränen ihren Weg über seine Wange.
 

Heaven is that moment, when I look into your eyes
 

Ein stechender Schmerz durchfuhr seine Brust und er fürchtete, jeden Moment würde sein Herz in tausend Stücke brechen.

Wieso?

Wieso jetzt?

Wieso das alles?

Eigentlich müsste er jetzt vor Freude durch die Wohnung tanzen, anstatt dessen musste er Angst haben, dass dieser Ring eine schmerzliche Erinnerung an den schlimmsten Tag seines Lebens werden würde. Er hockte zusammengekauert neben dem Bett, Zoros Bettseite, und wusste nicht mehr ein noch aus. Krampfhaft hielt er den Silberling in seinen Händen. Drückte ihn fest an sich und schluchzte verzweifelt. Das konnte doch alles nicht war sein!
 

Nachdem er einige Minuten so auf dem Bettvorleger verbracht hatte, kämpfte er entschlossen die Tränen zurück, wischte mit der Faust, in der sich der Ring befand, die letzten salzigen Tropfen aus den Augen und stand auf. Er durfte jetzt nicht aufgeben. Nicht solange er nicht wusste, was mit Zoro war. Also nahm er sich die Broschüre, suchte die Nummer des Flughafens heraus und lief zum Telefon. Schnell tippte er die Nummer ein und fand sich in der Warteschleife des Flughafens wieder. Die Leitungen waren überlastet und es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er endlich jemanden an den Apparat bekam. Doch die Dame konnte ihm nichts sagen, versprach ihn weiter zu verbinden und wieder hörte er nur das nervige Gesäusel der Warteschleife. Und so ging es weiter. Keiner konnte etwas Konkretes sagen. Niemand wusste etwas Genaues und der Blondschopf war kurz davor den Hörer samt Telefon aus dem Fenster zu schmeißen, nachdem er mehrere Telefonate und drei Stunden später, immer noch nichts in Erfahrung gebracht hatte.
 

Wütend schmiss er den Hörer auf die Gabel, als ihm erneut gesagt wurde, er solle sich in einer halben Stunde noch einmal melden. Langsam hatte er das Gefühl, keiner da nahm ihn ernst. Gerade zündete er sich frustriert die wahrscheinlich zwanzigste Zigarette an, als das Telefon klingelte. Schnell griff er nach dem leicht lädierten Hörer. Er hatte ja irgendwem vom Personal auch seine Nummer gegeben. Vielleicht war nun doch jemand soweit informiert, dass man ihm mitteilen konnte, ob es Zoro gut ging. Doch am Ende der Leitung erklang eine Stimme, mit der er jetzt überhaupt nicht gerechnet hatte.
 

„Sag mal was is denn los? Seit ner halben Stunde versuch ich dich zu erreichen und dauernd is besetzt. Quatschst du wieder mit Nami?“, schnaubte es wütend ins Telefon und dem Blonden sackten die Beine weg. „Z…Zoro?“, fragte er mit zittriger Stimme, während er sich mit einer Hand auf dem Boden abstützte. „Genau der, du Quatschtante! Ich bin vor dreißig Minuten gelandet und versuch seit dem dir zu sagen, dass ich so in ein, zwei stunden da bin. Ich wart nur noch drauf, dass die mir endlich mein Gepäck geben.
 

„Solltest du nicht in der Maschine sitzen, die 19.10Uhr hier landen sollte?“ Der Blonde verstand gar nichts mehr. Alles was er noch mitbekam war, dass es Zoro scheinbar gut ging.
 

„Den Flug hab ich verpasst. Musste noch so n scheiß Interview geben. Als ich angerufen hab, ums dir zu sagen is keiner rangegangen. Warst wohl nich da und dein scheiß Handy is aus. Wann lernst du endlich die Kiste anzustecken, bevor der Akku komplett leer is?“
 

„D…Dir geht’s gut?“
 

„Gut is übertrieben. Bin tierisch müde. Hab zwar auf dem Flug gepennt, aber is eben nich so gemütlich, wie in unserm Bett. So ich glaub, ich werd noch mal wegen dem Gepäck nachfragen. Will nur noch nachhause.“
 

„Du bleibst wo du bist! Hast du mich verstanden? Ich hol dich ab.“
 

„Wasn mit dir los? Ich kann doch mit der Bahn…“

„Du bleibst genau da stehen, wo du gerade stehst. Du rührst dich nicht vom Fleck! Ich bin gleich da.“
 

„Sanji, was hast du…“ Zoro konnte nicht zu Ende sprechen. Der Blonde hatte aufgelegt. Ziemlich verdutzt starrte der Grünhaarige auf den Hörer in seiner Hand und verstand erstmal nur Bahnhof. Hatte ihn der Blondschopf so sehr vermisst? Komisch….
 

https://www.youtube.com/watch?v=XGzPbUOAr8U
 

21.57 Uhr

Indes raste Sanji überglücklich durch die Wohnung. Den Ring, der die ganze Zeit neben dem Telefon gelegen hatte, stopfte er rasch in seine Hosentasche, schnappte eine Jacke und grabschte noch schnell den Haustürschlüssel von der Kommode, bevor die Tür krachend ins Schloss fiel. So schnell er konnte, flitzte er die Treppe seines Mietshauses hinunter. Er musste den nächsten Jōetsu-Shinkansen erwischen.
 

Wie der geölte Blitz persönlich rannte er durch die Straßen. Es war glatt. Die Turnschuhe, die er sich fix übergestreift hatte, waren ungeeignet für das Rennen auf Eis, aber nachdem es ihn zwischenzeitlich drei Mal auf die Nase gelegt hatte, erreichte er sein Ziel. Fünf Minuten später fuhr, Gott sei Dank, eine Linie nach Ueno, von diesem Bahnhof aus, konnte er direkt mit der Keisei Hauptlinie zum Flughafen fahren. Noch nie hatte eine Zugfahrt länger gedauert. Aber wenigstens schien die Bahn keine Probleme mit Schnee und Eis zu haben. Unruhig stieg er von einem Fuß auf den anderen, während er sich an einer der Halteschlingen des Abteils festhielt. Ging denn das nicht schneller?
 

Nachdem er Ueno hinter sich gelassen hatte und endlich Richtung Narita International Airport fuhr, atmete er einmal tief durch. Jetzt musste er nur die Zeit bis zur Ankunft am Flughafen überstehen und dann konnte er seinem Zoro euphorisch um den Hals fallen.
 

Gesagt, getan. Der Zug war kaum zum Stehen gekommen, da drängelte sich der Blondschopf an den anderen Passagieren vorbei und stolperte zum Eingang. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste, wo genau sich sein Freund aufhielt. So ein Flughafen war nicht der beste Ort, um jemanden bestimmten, schnell ausfindig zu machen. Nervös schaute er sich um, wo sollte er denn jetzt anfangen zu suchen? Sein Handy lag ja mit leerem Akku Zuhause. Scheiße. Aber jetzt einfach losrennen, da würde es bis Silvester dauern, ehe er Zoro gefunden hatte. Doch als er sich suchend nach allen Richtungen drehte, kam ihm die rettende Idee.
 

Zoro indes hockte müde und hungrig auf seinen Koffern. Die Restaurants und Bars hatten schon alle geschlossen und selbst die Fast Food Abteilung hatte schon Feierabend. Klasse! Wirklich klasse! Wie wollte Sanji ihn überhaupt finden? Vielleicht sollte er doch einfach zum Zug gehen…

„Roronoa Zoro?“, wollte eine weibliche Stimme hinter ihm wissen und er drehte sich fragend um. „Ja. Wieso?“
 

„Ich soll sie zur Lobby begleiten, wenn sie mir also bitte folgen würden.“ Einfach mitgehen? Was wenn Sanji ihn suchte? Oder, hatte der etwas damit zu tun, dass er mit zwei Koffern, einer Servicekraft, wie ein braves Hündchen folgte? Die nette Dame manövrierte ihn routiniert zu seinem Zielort, lächelte dem netten blonden, jungen Mann noch einmal zu und ehe Zoro sein Gepäck abstellen konnte, hing ein blonder Klammeraffe schluchzend an seinem Hals.

„Sanji?“
 

„Ja?“, schnüffte es in seiner Halsbeuge und er bemühte sich das Gleichgewicht zu halten. „Kannst du mich mal loslassen? Bin zu erschöpft, um dich auch noch zu tragen. Ich freu mich ja auch dich zu sehn, aber die Koffer reichen mir, als Gewicht momentan völlig.“

„Ich dachte, ich seh dich nie wieder.“, nuschelte der Blonde und klammerte sich weiterhin fest. Zoro ließ seufzend die Koffer fallen und schloss seinen Freund in die Arme „Ich war doch nur n paar Tage weg. Haste gedacht, ich wander gleich ganz aus oder wie?“
 

„Hast dus nich mitbekommen?“
 

„Was denn?“
 

„Der Flieger, in dem du eigentlich sitzen solltest, is abgestürzt.“
 

„Das isn Scherz.“
 

„Nein gar nich. Kam heut in den Nachrichten. Triebwerkschaden, Notlandung, und keiner wusste was. Ich hab gedacht, dir is sonst was passiert.“, erklärte Sanji und atmete einmal tief durch. „Als ich hier auf dich gewartet hab, kam auf dem großen Bildschirm die Nachricht, dass die Piloten es irgendwie geschafft haben, das Flugzeug, einigermaßen heil, ins Wasser zu setzen und Passagiere und Besatzung durch die Küstenwache sicher an Land gebracht werden konnten. Aber ich hatte so ne scheiß Angst um dich. Hab überall rumtelefoniert. Keiner konnte mir was sagen. “
 

Zoro versuchte die Informationen erst einmal zu verarbeiten. Er hatte von alledem nichts mitbekommen. Im Flieger hatte er die meiste Zeit geschlafen und ansonsten kreisten seine Gedanken nur um Sanji und Zuhause. Und langsam begriff er, wie diese Stunden für Sanji gewesen sein mussten. „Tut mir leid. Ich wusste nichts davon, sonst hätt ich doch irgendwie versucht dir zu sagen, dass es mir gut geht.“
 

Ich weiß.“, nickte der Blonde. „Ich bin nur froh, dass dir nichts passiert is.“, schluchzte er weiter. Zoro drückte ihn noch einmal fest an sich und setzte ihn dann behutsam wieder auf festen Boden. Er hob das Kinn seines Freundes an und sah ihm tief in die Augen. „Du hast vom Fliegen erstmal die Schnauze voll, was?“, fragte er besorgt und als Sanji dies bejahte, zuckte er resignierend mit den Schultern „Dann muss ich die Tickets wieder stornieren.“
 

„Welche Tickets?“ wollte der Blondschopf wissen und Zoro kratzte sich leicht verlegen am Hinterkopf. „Sollte ne Überraschung sein und der andre Teil liegt bei uns Zuhause in meiner Nachttischschublade.“
 

„Du meinst den Ring hier?“ Sanji zog das silberne Kleinod aus der Hosentasche und Zoro, begann zu grummeln. „Hast du etwa gestöbert?“
 

„Ich hab den Prospekt gesucht, wegen der Telefonnummer des Flughafens.“, widersprach Sanji und besah sich das silberne Metall in seiner Hand. „Als ich den Ring gefunden hab…“ Wieder bildeten sich kleine Tränen in den blauen Augen, die Zoro sanft weg strich. „Jetz is die Überraschung dahin…“, murmelte er leise und Sanji sah bedröppelt zu Boden. „War keine böse Absicht.“
 

„Das weiß ich doch, du Dussel! Und jetz gib mal den Ring her und streck dein Patschehändchen aus.“ Sanji tat, wie ihm befohlen und Zoro steckte ihm den Silberling an den Ringfinger. „Passt, wackelt und hat Luft.“, grinste Zoro zufrieden. „Er steht dir ausgezeichnet. Ich weiß, wir können nicht offiziell heiraten, aber ich dachte so für uns…ein Zeichen, dass wir zusammen gehören. Was sagst du?“
 

Sanji sagte überhaupt nichts mehr, sondern fiel ihm wieder stürmisch um den Hals. Als Zoro schon leise röchelte, lockerte er seinen Klammergriff, küsste ihn überglücklich und Zoro erwiderte nur zu gern. „Du brauchst aber auch noch einen.“, nuschelte Sanji gegen die warmen Lippen und der Grünhaarige begann zu lächeln. „Meiner wartet beim Juwelier auf dich, damit du noch ne Gravur aussuchen kannst.“ Wieder küssten sie sich liebevoll, doch als Zoro die verwirrten Blicke, um sie herum bemerkte, löste er den Kuss „Damit sollten wir Zuhause weiter machen.“, räusperte er ich verlegen. „Ich steh nich so auf Publikum.“ Jetzt entsann sich auch der Blonde, dass sie immer noch auf dem Flughafen standen und schnappte sich mit hochrotem Kopf einen von Zoros Koffern. „Hast recht, also lauf! Ich will jetzt so schnell wie möglich heim.“ Schon sauste er Richtung Ausgang und Zoro trabte brav mit dem zweiten Koffer nach. Als sie sich in eines der Zugabteile gekämpft hatten, sank der Grünhaarige erschöpft auf einen der freien Plätze und Sanji hockte sich ebenso erledigt daneben.
 

„Was für Tickets eigentlich.“, fragte er nach einer Weile, als ihm Zoros Kommentar von vorhin wieder einfiel. „Zwei Tickets nach Hawaii. Sozusagen unsre Flitterwochen. Ich wollte zwischen Weihnachten und Neujahr mit dir dahin, weil du doch grad Urlaub hast und mein Training geht auch erst nächstes Jahr wieder los.“ Kurz leuchteten die blauen Augen freudig, doch dann begann Sanji zu grübeln. „Kann man da nich mit dem Zug hin?“
 

ENDE
 

Anmerkungen:

Ich hoffe die Zeitangaben stimmen so einigermaßen.

An dieser Stelle ein großen DANKE an CookieKiller! Sie hat mir die Zeiten zusammengesucht und ich musste es nur noch für mich nutzen.

Wer der Ansicht ist, ich hab mich vertan, korrigiert mich bitte^^

Auch die Zugverbindungen hab ich mir gegoogelt und hoffe, ich hab nix verdreht.

Hawaii ist eigentlich ein sehr Klischeehaftes Flitterwochenziel, aber es war gar nicht so leicht, etwas Passendes für die zwei verliebten Kerle zu finden. Immerhin gibt es noch 78 Länder in denen Homosexualität verboten ist. Darunter auch viele Urlaubsgebiete, wie z.B.: Bahamas(Homosexualität unter Männern: bis zu 10 Jahre Gefängnis; unter Frauen 2 Jahre)

Jamaika(Homosexualität unter Männern: bis zu 10 Jahre Haft)

Zypern(Homosexualität unter Männern: bis zu 5 Jahre Haft)

Und noch viele, viele mehr…*seufz*

Ich hoffe, dass auch Reisebüros über diese Informationen verfügen und keinen ins offene Messer laufen lassen <.<
 

Nichts desto trotz, hoff ich es hat euch gefallen und ganz besonders bin ich natürlich aufs Zathias Meinung gespannt. Is ja deine Story ^^

*knuff*

Speed-Date-System

-Let´ s talk about…-
 

https://www.youtube.com/watch?v=MT0E72qnjro
 

22. Dezember

20.45 Uhr
 

„Geh da jetz rein, Marimo!“
 

„Ich will aber nich!“
 

„Du hast es versprochen.“
 

„Nein, du hast mich gezwungen!“
 

„Und du hast dich zwingen lassen! Also hör auf mit dem Gezicke. Oder willst du einsam und allein sterben?“
 

„Momentan will ich noch gar nich sterben. Ich bin 32!“
 

„Na und? Ich bin 31 und hab keine Lust, irgendwann allein, tot in meiner Wohnung zu liegen und erst nach 2 Wochen gefunden zu werden, nachdem ich von den Katzen angeknabbert wurde.“
 

„Erstens: Wohnst du nich allein, sondern mit mir zusammen und zweitens: Haben wir gar keine Katze!“
 

„Wenn das so weiter geht, kauf ich aber eine!“
 

„Wenn wir ein Tier hätten, wärs ein Hund.“
 

„Ach soll meine Leiche von ner Bulldogge angeknabbert werden?“
 

„Nein! Mein Hund soll ja nich an ner Lebensmittelvergiftung sterben, du alte Giftnudel!“
 

„So! Jetzt reichts! Geh sofort da rein, Marimo!“
 

„Wieso muss ich, wegen deiner Torschlusspanik, den Scheiß auch mitmachen?“
 

„Ganz einfach! Wenn ich heut Abend meinen Mann fürs Leben finde, zieh ich ja mit dem zusammen und ich bin viel zu nett, um dich dann einsam sterben zu lassen. Also such dir gefälligst auch einen!“
 

„Ich lass mir doch nich von dir vorschreiben, ob ich einsam sterbe oder nich!“
 

„Ach nich? Okay, dann such dir nen andren Deppen, der für dich kocht und deinen Saustall in Grenzen hält!“
 

„Is ja schon gut, du Nervensäge. Dann bringen wirs hinter uns.“
 

Seufzend betrat Zoro den Veranstaltungsraum, trug sich in die Empfangsliste ein und musterte argwöhnisch den Rest der Teilnehmer, der sich schon in den heiligen Hallen der Partnerbörse versammelt hatten. Sanji war ihm auf dem Fuße gefolgt und schaute neugierig in die Runde, ob er vielleicht schon etwas Brauchbares ausmachen konnte. Nach einigen schnellen Blicken, stupste er seinem Mitbewohner in die Seite und versuchte ihn, so unauffällig wie möglich, auf einen potentiellen Kandidaten aufmerksam zu machen. „Schau dir den Brünetten da mal an. Der is ja lecker.“ Der Grünhaarige konnte nur genervt knurren, als sein Kumpel schon anfing das Leckerli mit den Augen auszuziehen und ihm auffällig unauffällig zu zwinkerte. „Jetz beruhig dich mal wieder, James Blond! Rück den Anzug grade und fahr die Libido zurück! Wie oft hast du dich schon abschleppen lassen und am Ende wars wieder irgendein Idiot, der dir nur mal an die Wäsche wollte?“ Beleidigt zog Sanji eine Schnute und wollte gerade anfangen sich über diese Unverschämtheit zu beschweren, als eine Frau, Marke gewissenhafte Sekretärin bei Tag und gewissenlose Domina bei Nacht, die Aufmerksamkeit durch ein leichtes Räuspern auf sich lenkte.
 

„Guten Abend meine Herren! Hiermit begrüße ich Sie ganz herzlich zum ersten offiziellen Gay-Speed-Dating in dieser schönen Stadt. Die Organisatoren haben sich große Mühe gegeben, eine passende Auswahl für Sie zusammenzustellen. Im üblichen Speed-Dating sind ja beide Geschlechter vertreten und normalerweise bleiben die Damen auf ihren Plätzen, während die Herren weiterrücken. Da sich dies am heutigen Abend, nicht umsetzen lässt, haben wir im Vorfeld, anhand ihrer persönlichen Angaben und Vorlieben, eine Auswahl getroffen. Die Herren, deren Namen ich gleich vorlese, setzen sich bitte an einen der Tische und bleiben da auch im Laufe des Abends sitzen. Die anderen werden dann nach Ablauf der Zeit immer einen Tisch weiterrücken. Und nun zu den Regeln: Da alle Herren erschienen sind, gibt es insgesamt sieben Runden. Jedes Gespräch dauert exakt sieben Minuten, nach denen ich das Signal zum Weiterrücken gebe. Sobald der Gong ertönt, begeben Sie sich bitte zum nächsten Tisch. Jeder von Ihnen erhält einen Zettel, auf dem Sie bitte notieren, ob Sie den jeweiligen Gesprächspartner gern wieder sehen würden. Ich sammle die Listen am Ende ein und Ihnen wird morgen per E-Mail mitgeteilt, wer von Ihren genannten möglichen Kandidaten auch Sie gerne näher kennen lernen würde. Und nun Wünsche ich Ihnen allen einen wunderschönen Abend und viel Erfolg.“
 

Zoro konnte seine Begeisterung gar nicht in Worte fassen, also schnaubte er abfällig und rollte mit den Augen. Was für ein Scheiß! Immer kurz vor Weihnachten, bekam Sanji solche seltsamen Anwandlungen und er musste es ausbaden. Sie wohnten jetzt schon seit ihrer Studienzeit zusammen und in solchen Momenten bereute es der Grünhaarige zutiefst. Normalerweise war es gar nicht so unpraktisch mit Sanji zu leben. Er kochte fantastisch, kümmerte sich um den Haushalt und wenn ihm nicht gerade wieder irgendein Kerl das Herz gebrochen hatte, war er meistens sogar erträglich. Bis auf die vielen nervigen Streitereien, wegen sinnloser Kleinigkeiten, wie Müll runterbringen oder Altglasentsorgung.

Zoro gefiel dieses Leben. Wenn er mal wirklich bestimmte Bedürfnisse hatte, schleppte er in einschlägigen Bars, was für die Nacht ab und ansonsten ging er seiner Arbeit und seinen Hobbys nach. Zum Reden hatte er immer noch den Blondschopf. Leider redete der manchmal viel mehr, als dem Grünhaarigen lieb war. Am Schlimmsten waren immer die Zeiten in denen Sanji glaubte, die wahre Liebe gefunden zu haben. Der Blonde war einer von denen, die sich in einschlägigen Bars abschleppen ließen und am nächsten Morgen verwundert feststellten, dass der Mann fürs Leben wieder über alle Berge war.
 

So ging das jetzt schon seit Jahren und Zoro fragte sich manchmal, wann Sanji endlich lernen würde, dass das Leben nicht aus rosa Wattewölkchen, purer Romantik und perfektem Sex bestand. Die Welt war ein Moloch. Besonders die eines Singles und genau wie bei den Heten, lief auch in homosexuellen Kreisen nicht alles automatisch auf die große Liebe hinaus. Der Markt war hart umkämpft und jeder musste versuchen sich bestmöglich zu verkaufen. Manche hatten Glück und fanden einen Partner, lebten in einer festen Beziehung und durften sich auch mal, entgegen der Idealvorstellung, menschlich benehmen. Aber für einen schwulen Single in der Großstadt galt die Devise: Fressen oder gefressen werden.
 

Nur Zoros selbstlosem Einsatz war es zu verdanken, dass Sanji nicht gnadenlos unter die Räder kam. Der Kerl war eigentlich alles andere als hilflos, hatte eine gefährlich spitze Zunge und schreckte auch nicht vor dem Einsatz diverser Wurfgeschosse und Arschtritte zurück, aber wenn er sich verknallt hatte, konnte man ihn eigentlich gleich einweisen lassen. Er ließ sich ausnutzen und tat alles für das Objekt seiner Begierde. Leider geriet er ständig an Typen, die diese Tatsache gern zu Ihrem eigenen Vorteil nutzten. Zoro war dann derjenige, der die Scherben aufsammeln und Sanji wieder aufbauen durfte. Einem hatte er sogar mal ordentlich die Visage poliert. Fabienne, irgend so ne Mogelpackung aus Frankreich, der es fast geschafft hätte, dem Blondschopf sein Erspartes abzugaunern. Sanji war bis über beiden Ohren verschossen und Fabienne hoch verschuldet. Jetzt würde er sicher noch mehr Schulden machen müssen, um seine gebrochene Nase korrigieren zu lassen.
 

21.33 Uhr

Nachdem die freundliche Domina den Anwesenden ihre jeweilige Rolle in diesem sinnfreien Spiel zugewiesen hatte, schnappte sich der Grünhaarige seinen Zettel und wartete auf das Startsignal. Sanji wurde für einen Sitzposten eingeteilt. Zoro durfte Reise nach Jerusalem spielen und brav die Reihen abgrasen. Sein blonder Mitbewohner hatte ja schon die haarsträubendsten Ideen zur Bekämpfung des Single-Daseins ausgeheckt, aber das hier war mit Abstand wirklich das Schlimmste. Augen zu und durch, war wohl die beste Taktik und so fügte sich Zoro in sein Schicksal.
 

Als der Gong für den ersten Durchgang erklang, setzte er sich an Tisch Nummer zwei. Seine erste Anlaufstation. Auf einem der unbequemen Metallstühle saß ein junger Mann, der nervös an seinen Fingern nestelte und Zoro abwartend ansah. Der schien wohl zu hoffen, dass der Grünhaarige mit dem Gespräch begann. Naiv war er also schon mal. Nach einer Minute des gegenseitigen Anschweigens, raffte Naivchen all seinen Mut zusammen und stotterte munter drauf los. J…J...Jeremy -26- war K…K…Kunststudent und mochte L…L…Liebesfilme und S…S…Sonnenuntergänge und er war schneller auf Zoros ´Auf keinen Fall wieder sehen`-Liste, als ihm l…l…lieb war.
 

Kandidat zwei war Simon, 30 Jahre alt. Ein aufgeblasenes, kleines Ekel mit leicht schizophrenen Ansätzen. Angestellter im gehobenen Management, der sich abends gern mal mit der Leine um den Tisch führen ließ. Zoro war doch schon erstaunt, wie schnell man alles, was man nicht wissen wollte, rücksichtslos serviert bekam. Sieben Minuten reichten, um ihn verbal einmal quer durch ein Sado/Maso-Studio zu führen. Das Kreuzchen bei ´Nein`, dauerte nur zwei Sekunden.
 

Nachdem er auch noch Yoshi -27- Bankangestellter mit exhibitionistischer Ader, Leon -32- Automechaniker mit Mutterkomplex und Fitnesstrainer Mike -29- der ohne seinen Pudel Sugar, nirgendwo hin ging, halbwegs heil überstanden hatte, landete er erschöpft, am für ihn, letzten Tisch. Danach kam nur noch Sanji.
 

Schwer genervt platzierte er sich also auf dem arschwarmen Stuhl und wartete auf die nächste Katastrophe. Der Gong ertönte, die Zeit lief und zwei freche blau-graue Augen blitzen ihn neugierig an. „Hi! Ich bin Sam.“, grinste es ihm entgegen. >Und ich bin…nicht interessiert!<, dachte der Grünhaarige schlecht gelaunt. War doch eh wieder ein Spinner, genau wie der Rest von dem Haufen. Zugegeben ganz ansehnlich. Rotgefärbte Wuschelhaare, ne ganze Ecke jünger, aber scheinbar schon mit allen Wassern gewaschen. „Zoro.“, erwiderte er knapp und überließ dem anderen wieder die Sprechrolle. „Bist kein großer Redner, was?“, zwinkerte ihm Rotschöpfchen zu und lehnte sich zurück. „Gut, dann fang ich eben an. Sam, wie gesagt. Ich bin 24, Student, lebe bei meinen Eltern und…“ >… geh nie ohne meine warme Milch ins Bett.<, vervollständigte Zoro gedanklich.

Kreuzchen bei ´Nein`!

„…und kann mit meiner Zunge einen Knoten in nen Kirschstiel machen.“

Halt!

Moooment!

Wo war denn der Radiergummi?

Solche interessanten Fähigkeiten, sollten gefördert werden!

Wenn er sich nicht täuschte, blitzte da auch ein silbernes Zungenpiercing zwischen den hübschen weißen Zähnchen hervor.
 

Langsam fand Zoro Speed-Dating gar nicht mal so dumm. Eigentlich sogar ganz praktisch. Man musste sich nur jeweils sieben Minuten Zeit nehmen, besah sich das Angebot und konnte auf teure Drinks verzichten. Außerdem entfiel die Auslese in ´vergeben` und ´noch frei`. Waren ja alle Single hier.

Die meisten sogar zu recht!

Aber der hier war doch ganz lecker. Schien auch nicht wirklich nen Mutterkomplex zu haben, da er bald ausziehen wollte, um sich nicht mehr alles vorschreiben lassen zu müssen. Er war eigentlich ganz witzig und scheinbar auch nicht auf den Kopf gefallen, studierte immerhin Psychologie und er mochte Sport.

Eine gute Basis, um ihn ordentlich durch die Laken zu zerren und die Sache mir der Zunge auch mal in der Praxis zu prüfen.
 

22.20 Uhr

Der Gong ertönte und mit einem vorfreudigen Lächeln, erhob sich der Grünhaarige wieder. Sam zwinkerte ihm noch einmal viel sagend zu und flackerte keck mit der Zunge. Zoro fühlte sich gerade, als hätte er im Burgerladen das Happy Meal auf der Karte entdeckt.

Wieso eigentlich bis zum nächsten Tag auf eine Auswertung warten? Seine Bestellung war doch schon längst aufgegeben.

Einmal Mc Fuck zum Mitnehmen, bitte!
 

Zufrieden machte er sich auf den Weg zu Tisch Nummero Uno. Mal schaun, ob Sanji auch soviel Glück gehabt hatte. Doch der Blondschopf starrte nur frustriert auf seinen Zettel und ignorierte seinen letzten Tischnachbarn mit voller Inbrunst. „Nich gut gelaufen?“, stellte Zoro nach einer Weile gnadenlosestem Schweigen, fest und musterte die eingeschnappte Blondine. „So ´n Scheiß.“, murmelte Sanji in seinen nicht vorhandenen Bart und traktierte die Liste mit seinem Stift, bis die Miene abbrach. Zoro hob eine Augenbraue und legte den Kopf ein wenig schief. „Ich dachte der brünette Casanova hat dir gefallen? Oder mochte er dich nich?“
 

„Doch, doch…“, schnaubte Sanji und fing an das Blatt Papier in kleine Schnipsel zu reißen. „Er mochte mich sogar so sehr, dass er mich mit meiner Krawatte am Bett anbinden und mir den Arsch mit der Gerte versohlen wollte.“ >Dann hat der kleine Schizosimon bestimmt bald ein Date.<, schoss es dem Grünhaarigen durch den Kopf. „Kein andrer bei?“, versuchte er es noch einmal, doch Sanji wank genervt ab. „Einer wollte, dass ich mir die Haare schwarz färb, weil sein letzter Lover blond war und ihn beschissen hat, einer redete die ganze Zeit nur über seine Aktienkurse, einer wollte, dass ich nackt für ihn putze, dann noch einer mit Vorliebe für Damenunterwäsche und ein Proll ohne Manieren, da kann ich ja gleich dich nehmen…“
 

„Nu lass deine schlechte Laune mal nich an mir aus! War doch deine Idee hier her zu gehen.“
 

„Konnt ich ahnen, dass die hier alle Perversen der Stadt zusammengesucht haben?!“ Wütend war der Blondschopf aufgesprungen, warf der Moderatorin des Abends, sein Zettelkonfetti vor die Füße, verbeugte sich rasch entschuldigend vor ihr und stapfte wütend nach draußen. Die gute Frau konnte nichts dafür. Wusste er auch. Aber das war doch alles einfach nur frustrierend! Vor Kälte zitternd, stand er keine Minute später im Freien und versuchte sich eine Zigarette anzuzünden. Mit klammen Fingern betätigte er das Feuerzeug, dessen Flamme leider immer wieder vom aufgefrischten Wind ausgeblasen wurde. So eine Scheiße aber auch!
 

Plötzlich boten zwei kräftige Hände, Windschutz für die Flamme und Sanji blickte überrascht in Zoros grüne Augen. „Du hast deine Jacke vergessen, Giftnudel.“, lächelte er den Blonden aufmunternd an und legte ihm den dicken Wollstoff um die Schultern, während Sanji tief sein Nikotin inhalierte. „Ich find nie einen, stimmts?“, seufzte der Jüngere und zog die Jacke ein wenig fester um sich. „Red keinen Quatsch!“, wank Zoro ab und klopfte ihm auf die schmale Schulter. „Du findest schon noch den Richtigen oder er findet eben dich.“
 

„Wo auch immer der Typ steckt, der soll mal nen Zahn zulegen. Ich werd auch nich jünger!“
 

Ja das war Sanji, wie er leibte und lebte. Zickig, herrisch, aber auch liebenswert. Der Grünhaarige begann zu grinsen und knuffte seinen Freund leicht in die Seite. „Dein Zukünftiger kann sich freuen. Er wird schon angemeckert, bevor ihr überhaupt ne Beziehung habt.“
 

„Man sollte Grundsätze früh genug festlegen.“, kicherte der Blondschopf und blies den blauen Dunst in die kalte Nachtluft. „Sanji, ich sag dir jetz mal was. Du bist wirklich einer der schwierigsten Menschen, die ich je kennen gelernt hab. Auf der einen Seite bist du kratzbürstig, giftig und gehst ständig auf Konfrontation und auf der anderen Seite kümmerst du dich wie eine Mutter um die, die dir was bedeuten.“
 

„Und was willst du mir damit sagen, Marimo? Soll ich mich umoperieren lassen, oder was?“
 

„Nein. Bleib einfach wie du bist. So und nu komm mit nachhause und koch mir was. Hab mein Happy Meal gerade abbestellt und tierischen Hunger.“
 

„Muss ich das verstehen?“
 

„Ne, musste nich und jetz fütter mich!“
 

„Is ja schon gut! Ich glaub wir haben noch Hähnchen von heut Mittag übrig, da bekomm ich noch was Leckeres drauß zustande.“
 

„Wenn ich dich nich hätte…meine Mutti ohne Brust.“
 

„Spinner!“
 

ENDE
 

Anmerkungen:

Wieder so ein Fall von Idee rammt das Stammhirn. Wie ich genau drauf kam, weiß ich gar net mehr, aber wad mud dad mud XDD

Weiß gar nich, obs Gay-Speed-Dating überhaupt gibt. Vielleicht hab ichs ja grad erfunden XD

Also wenn dem so ist, will ich ein Patent drauf ^^

Wie haben der kleinen –Riddle denn die Kandidaten gefallen? War was für dich dabei? ^.~

*fluff*

Welcome Mr. Present!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Rendezvous mit der Vergangenheit

- We're after the same rainbows end, waitin' 'round the bend –
 

22. Dezember

11.15 Uhr
 

„Wir setzen in fünf Minuten zur Landung an, Sir.“
 

„Von mir aus. Dann hättest du aber auch noch fünf Minuten warten können, bevor du mich weckst, oder schafft’s der Pilot nicht zu landen, wenn ich schlafe?“
 

„Nein Sir. Ich dachte nur…“
 

„Is’ ja schon gut. Bring mir ’nen Whiskey Sour und sag dem Fliegerfuzzi er soll sich beeilen.“ Zoro lehnte sich mit verschränkten Armen in seinen Sitz zurück und wartete bis die junge Reisebegleiterin mit dem geforderten Alkoholika zurückkam. Diese kleinen Privatjets waren zum Glück mit allem notwendigem ausgerüstet, um ihm die nervige Rumreiserei ein wenig erträglicher zu machen.
 

Courchevel.

Dass seinem scheißreichen Vater aber auch nichts Besseres einfiel, um ihn an Weihnachten los zu werden. Aber wenn er seinen Sohn schon abservierte, dann wenigstens mit Stil. Letztes Weihnachten hatte der Grünhaarige in Aspen verbracht, weil sein Vater mit seiner damaligen brünetten Bettbekanntschaft allein sein wollte, und dieses Jahr war es die blonde Tomomi, die an den Feiertagen doch so gern allein mit Roronoa Senior nach Aruba wollte. Da hatte es natürlich einige Vorteile, wenn man genügend Geld besaß, um den Sprössling, ganz großzügig, in die französischen Alpen zu verfrachten. Zoro war der Meinung, es konnte keiner von ihm einen Freudentaumel erwarten, aber ehe er sich wieder irgendwelche Scheinheiligkeiten, von wegen „Tomomi und ich sind der Meinung du musst dich mal allein austoben“ , anhörte ließ er lieber seine Koffer packen und düste mit Papas Privatjet ab. Das Liebesgegurgel dieser beiden ging ihm eh auf den Sender.
 

Nachdem der Pilot den Vogel endlich auf dem, zweitausend Meter über Normalnull gelegenen, Flughafen gelandet hatte, stand Zoro auf, überließ der Saftschuppse sein leeres Whiskeyglas und instruierte sie, das Gepäck ins Hotel liefern zu lassen, bevor er aus der Maschine stieg. Die gleißende Höhensonne brannte in den Augen und er brauchte einen Moment, um wieder klar sehen zu können. Okay das Panorama war in gewisser Weise schon beeindruckend. Riesige, verschneite Berghänge, die Wolken, die sich auf Grund der Höhenlage, in den Gipfeln zu verfangen schienen und übereifrige Sportler, die auf Skiern und Snowboards, die weißen Hänge herunterjagten. Idylle pur. Na das konnte ja nur langweilig werden.
 

Missmutig ging er ein paar Schritte weiter. Lust, schon ins Hotel zu gehen, hatte er nicht und so beschloss er die Gegend noch ein wenig zu erkunden. Vielleicht gab es ja hier doch irgendwas etwas, das nicht ganz so langweilig war. Eine Bar außerhalb des Hotels wäre da nicht schlecht. Aber hier oben schienen sich nur die Schickis und die Mickis auszutoben, da würde es mit einer ordentlichen Sauferei wohl nichts werden. Gefrustet stapfte er durch den Schnee und achtete nach ein paar Minuten schon gar nicht mehr auf die Dinge um ihn herum. War doch eh alles zum Kotzen!
 

Als seine Mutter noch lebte, hatte die Familie immer gemeinsam Weihnachten verbracht. Es gab, wie in jeder Familie, ein Festtagsessen, außer dass dies bei anderen wohl nicht vom Butler gereicht wurde. Nach dem Essen legte seine Mutter dieses wirklich kitschige Lied von Frank Sinatra auf. Moon River, hieß es, wenn er sich recht entsann und dann nahm sie ihn auf den Arm und tanzte im Takt der Musik, während sein Vater im Ohrensessel saß und seine Zeitung las. Zoro fand das Ganze immer ziemlich nervig, aber seiner Mutter zu liebe, ließ er sich von ihr durch die Gegend schwenken, bis es Zeit fürs Bett wurde. Sie las ihm eine Geschichte vor und am nächsten Morgen, war er, das einzige Mal im ganzen Jahr, vor allen anderen wach, um so schnell wie möglich an seine Geschenke zu gelangen.
 

Das war eine der wenigen Erinnerungen, die er noch an seine Mutter hatte. Sie starb, als er gerade mal sieben Jahre alt war und seitdem verbrachte er die meiste Zeit allein. Sein Vater reiste, mit einem üppigen Sortiment an Damen, durch die Welt und er durfte sich vom Hauspersonal erziehen lassen. Zwölf Jahre zusammen mit Fremden. Einige kannte er zwar recht gut und sie waren auch nett, aber das Gefühl, dass sie das nur wegen der Bezahlung waren, ließ ihn nie los und darum entwickelte er auch zu niemandem eine großartige Bindung. Irgendwann gingen ein paar und wurden durch neues Personal ersetzt. Aber er hatte sich daran gewöhnt. Er kam auch allein zurecht.
 

Nach einer Weile versuchte er wieder auf den Weg zu achten und musste feststellen, dass er keinen Plan davon hatte, wo er eigentlich war. Nirgendwo ein Hotel zu sehen. Nur Schnee, Berge und ein scheinbar total Irrer, der mit seinen Skiern genau auf ihn zu hielt. Es war gegen Zoros Natur, einfach, wie ein Feigling, zur Seite zu springen. Wenn der Typ es wagen sollte, ihn umzunieten, würde er sein blaues Wunder erleben! Doch der Pistenjäger stoppte kurz vor dem Zusammenprall elegant ab und drehte sich einer Horde kleiner Kinder zu. „Seht ihr? So hält man an. Ich zeig euch gleich noch wie man solchen Hindernissen ausweichen kann.“
 

Hindernis? Also was war denn das für eine Frechheit? Was bildete sich dieses Würmchen auf Skiern eigentlich ein? Na dem würde er aber was erzählen! Gerade als der Grünhaarige zu einem Donnerwetter ansetzen wollte, drehte sich der Mann wieder zu ihm um und nahm die Skibrille ab. „Hi, ich bin Ace.“
 

Für einen Moment wusste Zoro seinen Namen gar nicht mehr, denn er war viel zu sehr damit beschäftigt, seinem Blut zu verbieten in die Körpermitte zu wandern. Na das war ja mal ein Skihäschen. Braungebrannt und mit großen braunen Kulleraugen, lächelte ihn der Schwarzhaarige an. Eine leichte Röte zierte die mit Sommersprossen bedeckten Wangen, kein Wunder bei der Kälte, aber es stand ihm ausgezeichnet. In Zoro erwachte der Jäger, und seine Beute war ihm direkt vor die Füße geschliddert.
 

„Mister? Sind Sie noch da? Juhuuu!“ Zoro nickte leicht, als ihm ein roter Handschuh vor der Nase herumwedelte. „Dann is´ ja gut“, grinste der Schwarzhaarige. „Sie befinden sich hier nämlich mitten auf dem Anfängerhügel für die Kinderskischule. Kein besonders guter Platz für ’nen Winterspatziergang.“
 

„Ich spaziere nicht. Ich such mein Hotel.“, grummelte der Grünhaarige. Der Typ wollte ihn wohl für dumm erklären, oder was? Als ob er zu blöd wäre, um Spazieren zu gehen. Der Schwarzhaarige schaute sich kurz um und nickte. „Ach so. Aber ich glaub hier isses nich’. In welchem Hotel wohnen Sie denn?“ Zoro kramte kurz in seinem Mantel, zog einen kleinen Zettel mit der Anschrift des Hotels hervor und hielt ihn seinem Gegenüber hin. „Da.“, erläuterte er knapp und Ace pfiff anerkennend durch die Zähne.

„Hotel de Charme les Airelles. Na Sie müssen ja Kohle haben.“ Der Kerl hatte wohl gar keine Manieren oder was? Ging ihn doch nichts an, ob er Geld hatte oder nicht. Auch wenn das Skihasi schon sehr lecker war, solche Kommentare konnte Zoro überhaupt nicht leiden. Also zuckte er nur mit den Schultern und machte Anstallten einfach weiter zu gehen.

„Nun warten Sie doch mal!“ Ace kratzte sich am Hinterkopf und überlegte. „Wenn Sie noch n bisschen Zeit haben, dann bring ich Sie nachher hin. Muss nur noch meine Skistunde zu Ende unterrichten. Die Eltern meiner Schüler haben ja alle für ne ganze Stunde bezahlt.“

Der Grünhaarige blieb stehen und nickte knapp. Hatte auch keinen Sinn alleine nach dem Scheißhotel zu suchen. Mittlerweile konnte er sich selbst eingestehen, dass seine Orientierung nicht die Beste war und es gab Schlimmeres, als sich von diesem Leckerli auf Skiern führen zu lassen. Aber hoffentlich hielt es dabei die Klappe.
 

Während der Schwarzhaarige diesen Zwergen auf Holzbrettern Instruktionen im Wintersport erteilte, lehnte sich Zoro gegen eine Tanne am Rand der Piste und beobachtete die Szenerie. Wirklich ein schicker Bursche, wenn auch etwas dreist, aber er würde ihn sicher nicht von der Bettkante stoßen. Sein Vater meinte ja, er solle sich amüsieren, und wenn er so dabei zusah, wie dieser knackige Arsch elegant hin und her wackelte, während der Rest von dem Kerl die Übungen für die Minimonster vorführte, da fielen ihm schon so einige hoch amüsante Dinge ein.
 

Endlich war die Stunde vorbei und die Rotznasen wurden wieder von ihren Eltern eingesammelt. Ace verabschiedete sich noch freundlich von der Meute und steuerte dann den Grünhaarigen unter der Tanne an. „Ich hoffe Sie haben sich nicht allzu sehr gelangweilt, aber ich kann’s mir nicht leisten, zahlende Kunden zu verärgern.“

Zoro zuckte nur wieder mit den Schultern und stieß sich vom Baum ab. „Können wir dann mal?“ Er hatte lange genug hier rum gestanden und langsam wurden ihm die Ideen, was man mit dieser Urlaubsbekanntschaft so alles anstellen konnte, viel zu lebendig. Seine Hose spannte und er war heilfroh, dass man diese Tatsache, dank dem langen Mantel, nicht bemerken konnte. Ace nickte schnell, löste die Bindungen, schulterte seine Carving-Skier und stapfte dem Grünhaarigen so schnell er konnte hinterher. „Is’ aber schon ein Stück.“, erklärte er, als er den anderen schließlich eingeholt hatte.
 

„Stört mich nicht.“, schnaubte Zoro und stakste weiter. Er war ja kein Weichei und ein bisschen laufen hatte noch niemandem geschadet. Oder dachte der Kerl etwa, er würde so was nicht schaffen? „Ich mein ja nur…Wär’ nett, wenn Sie nicht vorne weg rennen würden, weil ich ja noch meine Skier schleppen muss und wir außerdem in die falsche Richtung laufen.“ Ruckartig blieb der Grünhaarige stehen und drehte dem anderen ganz langsam seine gruselig verdunkelte Miene zu. „Und das kannst du nicht eher sagen, oder was?“
 

„Na ja, Sie sind ja einfach losgerannt und mir isses auch grad erst wieder eingefallen.“, grinste der Sommersprossige und deutete schräg nach links. „Da hinten geht’s lang und wenn Sie mir jetz’ einfach brav folgen, sind wir in ’ner halben Stunde da, denk ich.“ Genervt schnaubte Zoro in die kalte Winterluft. Der Kerl sollte nie versuchen, als Fremdenführer Geld zu verdienen. Bei dem bekam man ja nach fünf Minuten einen Wutanfall. Was war das nur für ne Type? Sexy, ungehobelt und scheinbar wahnsinnig schrullig.

Okay, dumm fickt gut.

Also doch besser folgen und schauen, ob man ihn irgendwie rum bekommen konnte. Im Bett brauchte er ja nicht viel sagen. Ein bisschen schreien gern, aber ansonsten wohl besser die Klappe halten. Zoro drehte also bei und überließ dem Skihasi mal kurz die Führung.
 

Eine ganze Weile stapften sie durch den Schnee. Ace plapperte munter vor sich hin und Zoro hörte mal vorsichtshalber weg. Ging eh nur um das Hotel und den Ort hier, ein bisschen bekam er ja am Rande noch mit. „Und du bist Skilehrer?“, warf Zoro irgendwann ein, um endlich dieses Geschwafel zu unterbrechen. Skihasi bejahte und der Grünhaarige konnte es sich nicht verkneifen. „ Kann man dich auch für ne Privatstunde buchen?“ Das anzügliche Grinsen verfehlte bei Schwarzhaarigen leider total sein Ziel. „Hätte ja nich’ gedacht, dass Sie schon Kinder haben. Normal gibt’s die eingetragenen Skikurse. Müsst ich mal meinen Chef fragen, ob ich auch Einzelunterricht geben darf. Is’ aber sicher teurer.“
 

„Ich hab gar keine Kinder.“, stellte Zoro verwirrt fest. Ja war der denn wirklich so naiv? „Ach Sie wollen Skilaufen lernen?“, schlussfolgerte Ace. „Sorry, aber ich unterrichte nur die Kinder. Kann Sie aber gern, bei meinem Kollegen eintragen. Der bringt Ihnen das in drei Tagen bei.“ Der Grünhaarige hätte jetzt bitte gern eine Wand, um seinen Kopf rhythmisch dagegen zu schlagen.

„Ne, lass mal.“

Wenn der Kerl nicht so heiß wäre und Zoro sein Hotel alleine finden könnte, würde er auf der Stelle das Weite suchen. Bevor er sich eine neue Strategie überlegen konnte, um Skihasi mit der Nase auf seine Matratze zu stupsen, blieb der zufrieden stehen und deutete mit dem Finger auf eine riesiges Gebäude das, ungefähr noch fünfhundert Meter von ihnen entfernt, in der Winterlandschaft prangte.

„Wir sind da.“ Triumphierend grinste er seinen Verfolger an und dieser brachte nur ein „Aha.“, zustande. „Ich denk das Stück schaffen Sie auch allein. Ich werd dann mal wieder.“
 

Bitte was? Ne Ewigkeit lang dieses Gequatsche und dann wollte der einfach abhauen? „Willst du nicht noch auf ’nen Kaffee mitkommen? Ich mein so als Honorar für deinen Einsatz.“ Zoro war nicht gewillt, den jetzt so mir nichts dir nichts vom Haken zulassen. Doch anstatt sich über seine Großzügigkeit zu freuen, schüttelte das Skihasi mit dem Kopf. „Nein danke. Ich mag keinen Kaffee und ich hab auch keine Zeit. Ich muss doch noch packen.“
 

„Packen?“, fragte Zoro verwundert und der Schwarzhaarige schaute ebenso verwundert zurück. „Ich hab doch vorhin erzählt, dass ich mir über Weihnachten frei genommen hab, um mit meinem Bruder feiern zu können. Er und seine Freundin haben mich doch eingeladen. Mein Flug geht in ner Stunde und ich muss mich echt beeilen.“
 

Mann sollte lernen zu zuhören. Dann wäre ihm auch nicht entgangen, dass seine Beute sich mit dem nächsten Flieger aus dem Staub machen wollte.

Na super!

Der Schwarzhaarige winkte ihm noch einmal zu und schon war er verschwunden. Zoro hätte jetzt gern etwas zum Draufschlagen gehabt. Sticksauer stapfte er in die Hotellobby und knurrte alles an, was sich getraute, ihn zu begrüßen. Ohne ein weiteres Wort ließ er sich zu seiner Suite bringen und warf sich frustriert auf das große Doppelbett. Da glaubte er endlich etwas Spaß in diesem Kaff gefunden zu haben, und bevor es richtig lustig werden konnte, war der dusselige Freudenspender schon wieder über alle Berge. Da half nur noch missmutig einschlafen.
 

21.35 Uhr

Nachdem er den ganzen Tag demonstrativ verpennt hatte, machte sich der Grünhaarige auf die Suche nach einer Bar, um sich den Frust von der Seele zu saufen. Damit die Schnapsjagd nicht zu lange dauern würde, hatte er sich vom Hotel einen Fahrer bestellen lassen, der den Abend damit verbringen durfte, ihn in den Alkoholrausch zu karren. Doch scheinbar verstand der Mann nicht was Zoro wollte. Er hielt an einer Bar, Zoro ging hinein, sah Schnösel mit Weingläsern und machte sofort wieder kehrt. Dieses Spiel wiederholte sich einige Male, bis es dem Grünhaarigen zu bunt wurde. Genervt knurrte er den Chauffeur an, er solle ihn doch endlich zu einem Laden kutschieren, in dem man ohne diese feinen Pinkel auskam. Der Fahrer verstand nicht, wieso dieser Personentransport so anders verlief, als seine sonstigen Einsätze. Mit den Jahren wusste er wo er die Gäste aus diesem Hotel gut unterbringen konnte, aber der hier schien sich gegen alle Konventionen zu sträuben. Also fiel dem Fahrer nichts Besseres ein, als ihn dahin zu fahren, wo er niemals einen seiner Kunden absetzten würde. Die Bar war eigentlich eher für die Angestellten des Urlaubsgebietes oder Unterklassetouristen, aber wenn der nicht so feine Herr es so wollte…
 

Zoro stampfte misstrauisch zur Eingangstür, lugte hinein und gab dem Fahrer ein Zeichen, dass er sich jetzt verziehen konnte. Sein Handy war aufgeladen in seiner Hosentasche, und wenn er zurück wollte, konnte er irgendeinem vom Hotelpersonal die Nachtschicht vermiesen. Gespannt schaute er sich um und entdeckte zu seiner größten Verwirrung ein wohlbekanntes Skihasi an der Bar. Hatte ihn der kleine Lügner etwa beschissen? Mit finsterer Miene hielt er auf den Schwarzhaarigen zu und setzte sich grummelnd auf den Barhocker neben ihm.

„Die Reise hat ja nich’ lang gedauert.“, stellte er mit einem ironischen Unterton in der Stimme fest und sein Nebenmann zuckte zusammen. „Sie? Äh ja hallo.“, nuschelte er dann leicht geknickt und drehte sich zu dem Grünhaarigen. „Mein Flug is ausgefallen. Schneesturm und ich hock hier fest. Dabei hatte ich mich so sehr auf meinen Bruder gefreut.“, leise seufzend nahm er einen Schluck aus seinem Bierglas. Zoro hob eine Augenbraue und seine Stimmung wurde gleich ein bisschen besser. Er war zwar nicht der Typ dafür, aber dieses Skihäschen würde er sicher trösten können. Auf seine etwas speziellere Art und Weise. „Mach dir nix draus. Bin Weihnachten auch alleine.“, informierte er den Sommersprossigen und bestellte sich einen Whiskey. „Mein Alter hat hier irgendwo ne Berghütte und wenn du Lust hast, lad ich dich dahin ein. Hab von dem Hotel sowieso die Schnauze voll.“ Ungläubig starrte ihn der Schwarzhaarige an und seufzte wieder. „Warum wollen Sie grade mich da mit hinnehmen? Sie kennen doch sicher viele Leute, die gerne mit Ihnen feiern würden. Ich will mich da nich’ zwischen drängeln. Ich komm schon klar.“
 

„Mit wem ich feier’ is’ ja wohl noch meine Sache.“, bestimmte Zoro. „Und wenn ich dich einlade, dann kannste auch ja sagen, oder ist dir meine Gesellschaft nich’ recht?“

Erstaunt schüttelte sein Gegenüber den Kopf und begann leicht zu grinsen. „Also wenn das Ihr Ernst is’, bin ich dabei.“ Für Ace war es irgendwie erleichternd, zu wissen, dass er Weihnachten nicht allein in seinem kleinen Angestelltenzimmer oder bei irgendwelchen Arbeitsbekanntschaften feiern musste. Der seltsame Herr war ihm auch ganz sympathisch. Zufrieden prosteten sich beide zu und Zoro vermerkte gedanklich, gleich morgen irgendwen zu beauftragen die Berghütte zu suchen. Wo die war wusste er nicht und selbst würde er wohl bis Silvester brauchen um sie zu finden. Sein Vater hatte überall irgendwelche Immobilien, Ferienhäuser oder sonst was, aber bis jetzt hatte er sich strickt geweigert in Vaters Liebesnester zu ziehen, wenn er abgeschoben wurde. Doch jetzt gefiel ihm die Tatsache mit der Hütte. Im Hotel würden sie nur unnötig ins Gerede kommen, und es ging keinen was an, was er tat oder nicht. Außerdem taute Skihasi bei Kaminfeuer und Winterhüttenfeeling sicherlich schnell auf. So bekam sein Vater die Weiber ja auch immer rum und warum sollten männliche Matratzenverzierungen nicht auch drauf stehen? Seine bisherigen Bekanntschaften konnte er auch durch ein wenig sinnfreie Romantik überzeugen sich auf ihn einzulassen. Würde also sicher klappen. Beide unterhielten sich noch eine Weile. Tranken und Zoro verabredete mit Ace ihn am darauf folgenden Nachmittag gegen 15.00 Uhr abzuholen.
 

Den nächsten Tag verbrachte der Grünhaarige bis nach dem Mittag im Bett. Er hatte gleich nach seiner Rückkehr ins Hotel, welche um cirka 4.30 Uhr stattfand, seine Reisebegleitung aus dem Bett geklingelt, damit sie schon mal anfangen konnte die Hütte zu suchen. Mit Augenrändern stand diese dann knapp neun Stunden später in seiner Suite und berichtete, die Hütte erfolgreich gefunden zu haben. Ein paar Servicekräfte wurden schon zur Reinigung der Räumlichkeiten abkommandiert und Zoro wies sie gähnend an, sich um einen Fahrer zu kümmern, bevor er sich noch einmal genüsslich die Decke über die Ohren zog. Seine Beute war so gut wie in der Falle und er freute sich schon richtig auf das Geschenkauspacken.
 

Um 15.00 Uhr stand er frisch geduscht und mit einem dreckigen Grinsen in der Hotellobby und wartete auf die Ankunft seines Skihäschens. Der Fahrer war bestellt, alles Nötige geregelt und Zoro spitz wie Nachbars Lumpi. War auch schon eine Weile her, dass er sich etwas aufgegabelt hatte und darum fand er seine Vorfreude mehr als berechtigt. Zehn Minuten später stand Ace mit einer kleinen Reisetasche und roten Bäckchen vor ihm und entschuldigte sich, am Kopf kratzend, für sein Zuspätkommen. Interessierte Zoro eigentlich nicht weiter und so schnappte er sich Rotbäckchen und stopfte ihn in den bereitgestellten Wagen. Ace staunte nicht schlecht über das Lederinterieur und machte große Augen als er auch noch einen kleinen Monitor in der Kopfstütze des Vordersitzes entdeckte und Zoro ihm kurz darauf einen Controler in die Hand drückte. Die Fahrt verbrachte Ace mit diversen Konsolenspielen und Zoro kam sich fast vor wie ein Kinderfänger, wenn er sich diese Begeisterung so ansah. Skihasi schien im Kopf sehr jung geblieben zu sein, so wie der sich freute.
 

Eine Stunde später krabbelte Ace quietsch vergnügt aus dem Auto und streckte sich zufrieden der frischen Winterluft entgegen. Es ging doch nichts über eine gepflegte Zockerrunde und er hatte sogar den Highscore geknackt. Der neue Stern am Gamerhimmel schulterte gut gelaunt seine Tasche und marschierte seinem spendablen Wohltäter hinterher. Nun war er aber mal gespannt, wo denn nun sein diesjähriges Weihnachten stattfinden würde.
 

Als Zoro die Hütte betrat, überkam ihn ein seltsames Gefühl. Es war nicht unbedingt unangenehm, aber merkwürdig genug, um ihn stutzen zu lassen. Äußerlich ließ er sich jedoch nichts anmerken und sah sich erst einmal genauer in den Räumlichkeiten um. Recht komfortabel die Bude. Die Wände und die Decke waren mit dunklem Nussbaumholz verkleidet, ein bereits entzündeter Kamin spendete ein angenehmes Licht und gemütliche Wärme, der Duft von Fichtenholz, welches zum Anfeuern genutzt wurde durchströmte den Raum und Zoro überkam erneut diese innere Unruhe. Doch ehe er genauer darüber nachdenken konnte, wurde sein Grübeln von begeistertem Erstaunen unterbrochen, welches ein schwarzhaariges Skihasi lautstark zum Ausdruck brachte.
 

Aufgeregt tapste Ace, nachdem er seine Stiefel neben der Eingangstür gegen Filzpantoffel getauscht hatte und nun einen Blick auf seine roten Stricksocken gewährte, über den cremefarbenen Teppich. Wie bei einem Kind vor dem Süßigkeitenladen, wanderten die großen braunen Augen, neugierig schauend, durch den Raum. So hatte er sich eine richtige Berghütte immer vorgestellt. Fast wie im Film fühlte man sich hier. Er stellte seine Tasche mitten auf den Teppich und ließ sich wohlig seufzend in den Schaukelstuhl, direkt vor den Kamin plumpsen. Grinsend schaukelte er auch gleich erst einmal eine Runde, und Zoro schüttelte resignierend den Kopf. So viel gute Laune war echt nur schwer zu ertragen. Aber was tat man nicht alles für ein bisschen Spaß im Bett? Er setzte sich grummelnd auf das antik wirkende Sofa und beobachtete seine Beute, die sich sehr wohl zu fühlen schien. Gut so!
 

„Kakao?“, fragte er nach einiger Zeit des Schweigens und der Sommersprossige nickte begeistert mit dem Kopf. Also machte er sich auf den Weg in die kleine, angrenzende Küche und suchte sich alles Nötige zusammen. Er war zwar reich und verwöhnt, aber als seine Muter noch lebte, hatte diese seinen Kakao oft selbst zubereitet und er hatte ihr dabei immer auch gern zugesehen. Sollte also kein Problem sein, das auch selber hinzubekommen. Während sich der Grünhaarige hochkonzentriert der Zubereitung heißer Milch widmete, beschloss der Schwarzhaarige sich genauer umzusehen. Langes Stillsitzen war keine seiner Stärken und so begann er mit der Erforschung des unbekannten Gebietes. Eine schmale Holztreppe führte ihn hinauf in ein gemütliches Schlafzimmer an dem noch zwei Türen abgingen. Hinter der ersten befand sich ein kleines Bad, welches mit WC, Dusche und Waschbecken alles bot, was man zur Körperhygiene benötigte. Der zweite kleine Raum jedoch war recht interessant. Ein Kinderzimmer. Liebevoll eingerichtet, in zarten Grüntönen gehalten und scheinbar schon lange ungenutzt. Er wollte sich gerade ein paar Bilder im Regal anschauen, als eine markante Männerstimme nach ihm rief. Schnell spurtete er wieder nach unten, bekam sogleich eine große Tasse dampfenden Kakao unter die Nase gehalten und nahm sie lächelnd entgegen. Roch wirklich lecker und mit dem ersten Schluck bemerkte er die hauchfeine Rumnote, die einem die Hitze in die Glieder trieb. Zoro war der Meinung sie waren alt genug, um sich das süße Getränk mit etwas Hochprozentigem zu verfeinern und nippte zufrieden an seiner Tasse. Der Alkohol würde sicher auch die Stimmung zu seinem Vorteil heben.
 

Gemeinsam nahmen sie auf der Couch platz und mit einem selbstgefälligen Grinsen bemerkte er, wie schon nach kurzer Zeit eine doch recht verführerische Röte die sommersprossigen Wangen zierte und sah sich seinem Ziel einen Schritt näher. Doch gerade als er sich seinem selbst ausgesuchten Weihnachtsgeschenk nähern wollte, rutschte der Schwarzhaarige von den Polstern und begann in seiner Reisetasche zu kramen. Nur widerwillig beobachtete der Grünhaarige ihn dabei wie er nach minutenlangem Herumgewühle ein kleines, schluderig verpacktes Etwas aus der Tasche zog und damit wieder neben ihm Platz nahm. „Is’ zwar erst morgen Weihnachten, aber hier is’ ne Kleinigkeit für Sie. So als Dankeschön für die Einladung.“

Mit hochgezogener Augenbraue nahm Zoro die Papierwurst entgegen und machte sich ans Auspacken. Zum Vorschein kamen ein paar gelbe Wollsocken, die er nun argwöhnisch begutachtete. Skihasi hatte seinen Geschmack zielsicher verfehlt, oder sah er etwa so aus als würde er gelbe Wollsocken tragen?

„Probieren Sie sie doch gleich mal an. Ich hoffe sie passen.“

Zoro hoffte ja das nicht und er verzog das Gesicht zu etwas Ähnlichem wie einem versuchten Lächeln. Die Frage ob er wirklich so scharf auf Skihasi war, dass er sich das antat, erledigte sich, als er den Schwarzhaarigen erneut ansah. Er grinste freundlich, seine geröteten Bäckchen schimmerten im Licht des Kaminfeuers und Zoros Schritt ließ keine Widerworte zu. Er war der Meinung, dass Zoro ihn lange genug hatte schmoren lassen und forderte leider mit Nachdruck seine Rechte.
 

Der Grünhaarige streifte sich Augen rollend die anthrazitfarbenen Kaschmirsocken ab und zog sich die gelben Ungeheuer an die Füße. Sie passten wie angegossen. Leider. Ace fands toll, nippte zufrieden an seinem Kakao und schaute zufällig auf die Standuhr in der Ecke. Es war gerade mal 17.30 Uhr und der Abend war noch jung. Doch was sollten sie die ganze Zeit machen? So richtig gesprächig war der Grünhaarige ja leider nicht. Aber noch gab er nicht auf. Vielleicht brauchte der Kerl nur eine gewisse Zeit um warm zu laufen.
 

Bei Zoro lief schon so einiges warm, nur seine Stimmbänder zählten nicht darunter. Er überlegte, welche Taktik ihn am schnellsten ins Schlafzimmer bringen würde. Wo war das überhaupt? „Sag mal…du warst doch vorhin oben. Hast du da irgendwo ein Schlafzimmer geseh’n?“ Diese Frage überraschte den Schwarzhaarigen nun doch sehr. Das war doch seine Hütte und der Mann wusste nicht einmal, wo welches Zimmer lag? „Öhm…ja. Gleich oben an der Treppe. Dahinter sind noch ein Bad und ein Kinderzimmer.“
 

„Kinderzimmer?“, fragte Zoro verwirrt, stand auf und blickte sich noch einmal genauer um. Langsam sickerten Erinnerungsfetzen durch seine Hirnwindungen und er wusste plötzlich woher dieses merkwürdige Gefühl die ganze Zeit kam. Das hier war nicht eines der Liebesnester seines Erzeugers. Dies war die Berghütte, die sie früher zusammen als Familie genutzt hatten. Damals als seine Mutter noch lebte und jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Hier hatte er das letzte Weihnachten mit seinen Eltern gefeiert, bevor seine Mutter starb.
 

Da stand er nun, mitten in alten Erinnerungen und gelben Wollsocken. Warum gerade jetzt? Er hatte all die Jahre versucht nicht mehr daran zu denken. Wollte stark sein. Wollte kalt sein. So wie die Welt um ihn herum. Doch die Erinnerungen prasselten gnadenlos auf ihn ein. In dem Schaukelstuhl hatte er mit seiner Mutter gesessen und sich an sie geschmiegt, während sie zusammen leicht hin und her schaukelten. Er hatte nie wieder einen Platz gefunden an dem es sich besser schlafen ließ, als in diesen Tagen auf der Berghütte in Mutters Armen. War es damals ein inneres Gefühl von Wärme und Geborgenheit, dass ihn hier überkam, so war es jetzt eine eisige Kälte. Er spürte ein schmerzhaftes Ziehen im Brustkorb und das Lächeln seine Mutter schlich sich in seine Gedanken. Früher fand er es wunderschön und faszinierend, jetzt machte es ihn traurig. Sie war der einzige Mensch, der ihn wirklich geliebt hatte und dieser Mensch war viel zu früh aus seinem Leben verschwunden. Damals war er so wütend auf sie gewesen, als sie einfach gegangen war und ihn in dieser kalten Welt zurückließ. Bei Menschen, die ihn nicht wollten und einem Vater, der sich nur für sich interessierte. Seine Kindheit starb mit ihr.
 

Ace wusste nicht so recht was er tun sollte. Der Grünhaarige stand nun schon einige Minuten völlig reglos vor dem Sofa und fixierte irgendeinen Punkt im Raum. Er wirkte seltsam verunsichert und bei genauerem Hinsehen bemerkte man das leichte Zittern in den Händen, welches er selbst nicht wahr zu nehmen schien. Der Schwarzhaarige versuchte dem Blick des anderen zu folgen und entdeckte auf einem kleinen Wandregal ein Foto. Ein charismatischer Mann mit strengen Gesichtszügen, eine dunkelblonde Frau mit einem einnehmenden Lächeln und dazwischen ein kleiner Knirps mit grünen Haaren und einer Schmollschnute, die ihm erst einmal jemand nachmachen musste, waren darauf abgebildet.

„Is’ alles okay?“, fragte er, nachdem er aufgestanden war und legte dem Grünhaarigen eine Hand auf die Schulter. Dieser zuckte fast unmerklich zusammen und starrte den Schwarzhaarigen für einen Moment verunsichert an, bevor er seine Maske wieder zu recht rückte und den gewohnt emotionslosen Eindruck machte. „Ja.“, gab er knapp zurück und stakste gleich darauf in die kleine Küche. Er brauchte dringend etwas Hochprozentiges.
 

Als er zurückkam hockte der Sommersprossige auf dem Teppich, in den Händen das Foto, auf das er vorhin minutenlang gestarrt hatte und Zoro wollte am liebsten schreien. Was bildete sich dieser Fremde eigentlich ein? „Sie is’ wunderhübsch.“, bemerkte Ace und lächelte so, als ob die Frau auf dem Foto es erwidern könnte, brachte den Grünhaarigen damit wieder aus der Fassung und kratzte vielleicht unbewusst an der steinernen Fassade.

„Ja, das war sie.“, murmelte Zoro leise und ließ sich mit geschlossenen Augen auf dem Sofa nieder. Was für ein beklopptes Weihnachten. Da wollte er sich nur etwas für die Nacht aufreißen und nun fand er sich mit seiner Vergangenheit konfrontiert. So völlig unvorbereitet und doch war er dem Schwarzhaarigen irgendwie dankbar. Der Frechdachs hatte gerade eine merkwürdig beruhigende Art und Zoro war froh, nicht alleine zu sein. Nur wage nahm er wahr, dass der Sommersprossige aufgestanden und durch den Raum gegangen war. Eine Weile hörte er nur Geraschel und das Aufklappen eines Deckels, doch plötzlich ertönte das unverkennbare Knartzen einer Schallplattennadel und ein Lied, das er seit zwölf Jahren nicht mehr gehört hatte, erfüllte den Raum.
 

https://www.youtube.com/watch?v=jfxQejiCvrI&feature=iv&src_vid=nix_YStjhpU&annotation_id=annotation_261877
 

Die Bilder, wie seine Mutter ihn immer durch die Gegend geschwenkt hatte, erschienen vor seinem inneren Auge und unmerklich schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht.

„Darf ich bitten?“, erklang es vor ihm und als er die Augen ungläubig öffnete, sah er sich einem Lächeln ausgesetzt, das dem seiner Mutter fast in nichts nachstand. Trotzdem hob er misstrauisch eine Braue und starrte auf die Hand, welche die Aufforderung des Schwarzhaarigen verdeutlichte. „Ich tanze nicht.“, nuschelte er dann und spürte wie ihm eine leichte Röte in die Wangen kroch, doch sein Gegenüber lächelte munter weiter. „Sieht doch keiner.“
 

„Das is’ doch Blödsinn.“, grummelte der Grünhaarige und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und wenn schon.“, gab Ace Schulter zuckend zurück, schnappte sich Zoros linken Arm und zog ihn vom Sofa hoch. „Es ist Weihnachten, wir sind allein und mit dem Reden klappt’s nich’ wirklich bei Ihnen. Also müssen wir uns was anderes einfallen lassen. Fernsehen is’ auch nich’. Hier gibt’s nur den Plattenspieler. Entweder wir tanzen oder wir singen mit. Is’ Ihre Entscheidung.“, bestimmte Ace und seine großen braunen Augen wirkten entschlossen genug, um Zoro den Rest zu geben.

Der Kerl war genauso unnachgiebig wie seine Mutter früher und der Grünhaarige sah sich geschlagen. Gegen solche Blicke war er schon als Kind machtlos gewesen und die Vorstellung Karaoke zu machen, war nicht wirklich verlockend. Seufzend ergab er sich in sein Schicksal und ließ sich ohne weitere Gegenwehr in die Mitte des Raumes ziehen. In das wohl erste richtige Weihnachtsfest seit Jahren, gebracht von einem frechen kleinen Skihasen...
 

Two drifters, off to see the world

There's such a lot of world to see

We're after that same rainbows end, waitin 'round the bend

My huckleberry friend, Moon River, and me…
 

ENDE
 

Anmerkung:
 

*jubelnd im Kreis renn*

Ich habs geschafft OO Ich hoffe nur es hat der kleinen Aya gefallen und sie is zufrieden. Mit der Story hab ich mich irgendwie sehr schwer getan und habe wochenlang immer nur ein paar Sätze geschafft, dabei allen die Ohren zugejammert, auch wenn sies gar nich wissen wollten und dann sitz ich im Auto und plötzlich fällt mir ein was ich schreiben will -.- Kein Block zur Hand und dann saß ich da im Halbdunkel und krakelte Notizen auf eine Visitenkarte. Mein Freund findet mich nun noch seltsamer *schnüff* Aber dafür wurde die Story wenigstens fertig und ich hab keine Panikattacken mehr XD Übrigens is Courchevel wirklich recht hübsch. Ayssa und ich haben uns da mal durchgegoogelt und wenn ich den Winter mögen würde, könnte ich mir nen Aufenthalt da sogar vorstellen. So ich trink jetz nen Kakao und wünsche Dir, liebe Aya und allen Lesern, wunderschöne Weihnachten! Lasst euch beschenken, mästen und machts euch gemütlich ^^
 

LG kana chan^^



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Kommentare zu dieser Fanfic (57)
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Von:  RivaiAckermann
2010-08-31T22:49:45+00:00 01.09.2010 00:49
wie toll ^^
Du hast eine super guten schreibstil und die story war echt fesseln bzw
ist sie sogar immer noch xDD
Ace ist so süß und lieb in deiner ff, dass ich beim lesen von zorros hintergedanken manchmal echt versucht war, ihn gedanklich zu hauen xD
Ich würde echt zu gern wissen, wie es danach weitergegangen war xDDD

Ganz liebe Grüße da lass

The_Last_L_Lawliet
Von:  Black_Polaris
2010-01-10T22:01:40+00:00 10.01.2010 23:01
einfach nur genial ^^
Von:  Hells-Angel
2009-10-22T16:08:24+00:00 22.10.2009 18:08
Voll cool. Ich musste sogar bei einigen Stellen richtig lachen. Ich kann mir den armen Zorro richtig vorstellen, wie er am Anfang noch richtig happy und am Ende völlig fertig, weil sein Sanji das erste Rezept genommen hat.

Richtig geil.
Von:  Blacklady86
2008-04-12T13:12:09+00:00 12.04.2008 15:12
ich muss sagen, schande über mich <.< hab den os jetz schon x mal gelesen, aba imma wieder verpennt nen kommi zuhinterlassen.
ich glaub ab, das ich dir das ma gesagt hatte wie toll ich den fand, aba nu hast es auch noch schriftlich^^
es sei dir verziehen, das du zoros po heile gelassen hast^^ denn der os war einfach nur zugeil, um darüber zu meckern^_~

*knuddel*
Von:  Blacklady86
2008-04-12T12:42:21+00:00 12.04.2008 14:42
da muss ich shibui einfach zustimmen und mich wie imma wiederholen
der os war einfach super.
aba das hab ich dir ja schon am telefon gesagt^^
bei den beiden passt ja das sprichwort, man sieht den wald vor lauter bäumen nicht^^

*knuddel*
Von:  Blacklady86
2008-04-12T12:23:49+00:00 12.04.2008 14:23
*hereinschleich*
weihnachten is zwar schon ne ganze weile vorbei, aba du weißt ja, das ich langsam bei kommis bin <.<
und ich hab dir ja auf der lbm versprochen, das ich das nachhole^^

das kap war toll, auch wenn ich mir auch nicht sicher war, was mit zoros is. diese warterei is ja auch zum verrückt werden, wenn man nich weiß was mit seinem liebsten is.
aba zum glück is ja alles nochma gutgegangen

mach weiter so
*knuddel*
Von:  elysian03
2008-04-11T23:30:46+00:00 12.04.2008 01:30
Ich könnte mich wegschmeissen vor Lachen XD
Das war ja so witzig lol
Grossen Kompliment, ich hatte echt Mühe nicht voll los zu lachen

xxx
Von: abgemeldet
2008-01-08T20:20:28+00:00 08.01.2008 21:20
Da ist das mir gwidmete kapi on und ich verpeil es zu lesen.
Großes Sorry! ~o~
Ich bin momentan zerstreut, naja, seit längerem schon... wenn ich all meine teile wieder beisammen hab, dann sollte ich auch mal wieder zuverlässiger werden! (so hoffe ich doch mal)

Ich mache mich nun mal dran es zu lesen, ich weiss, etwas spät, Gomen.
Ich hau mir selbst ein runter dafür, aber erst nachdem ich es gelesen hab ;3

Kiss

Zath
Von:  Nyn
2007-12-30T23:17:10+00:00 31.12.2007 00:17
Den Text der Gravur fand ich auch ausgesprochen schön *schnüff*
Überhaupt, ein sehr bewegender Shot. Natürlich ist es schlimm, Sanji so leiden zu sehen, aber dafür ist die Erleichterung auch umso schöner, wenn es dann doch noch ein gutes Ende nimmt! :)

Liebe Grüße

Nyn
Von:  Nyn
2007-12-30T23:12:03+00:00 31.12.2007 00:12
Wirklich sehr süß! :)
Du hast es geschafft, Luffy zwar als kindlich begeistert, aber nicht als Volldeppen darzustellen. Diesen Balanceakt schaffen leider nur die wenigsten. Und am Rande war's auch schön, wie Zoro und Sanji "zusammenarbeiten" können, wenn sie ein gemeinsames Ziel haben :D
Aber sie waren diesmal nicht die Hauptfiguren und das war auch gut so. Auch die anderen sollen mal ein bißchen (Liebes-)Glück erfahren dürfen :)

Liebe Grüße

Nyn


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