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Wo die Liebe hinfällt

von

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Die Kennenlernphase

Ich habe mich verliebt, doch ich weiß nicht, wie ich es ihm sagen soll. Er ist so unbeschreiblich süß, seine Augen machen mich schwach, seine Hände sind so wunderschön. Warum passiert immer nur mir so etwas? Ich kann nicht mehr, ich muss es ihm sagen. Mehr als ein "ich will nichts von dir" kann mir nicht passieren. Doch würde ich so etwas verkraften?
 

Dies waren die Worte von Ines' Tagebucheintragung, als sie Paul bei Julias Geburtstagsfeier kennen lernte. Er gefiel ihr von Anfang an. Er begleitete sie an diesem Abend sogar nach Hause, obwohl er sturzbetrunken war. Sie redeten über Gott und die Welt und Ines spürte, dass er dieselben Ansichten von der Liebe hatte wie sie. Die Liebe ist immer mit Tränen und Schmerzen verbunden. Niemand wusste, warum sie so dachte. Vielleicht lag es daran, dass sie ihre Liebe niemandem bis jetzt offenbaren konnte? Oder lag es einfach nur daran, dass ihre Eltern ihr keine Liebe zeigen konnten? Ines wusste es selbst nicht genau, warum sie immer so empfand.

Als sie bei Ines Zuhause angekommen waren, blieben sie stehen und starrten sich schweigend an. Ines brachte kein Wort heraus, sie konnte nicht einmal ihre Lippen spitzen, um ihn zu küssen. Dafür ist es noch viel zu früh. Sie kannten sich ja erst seit einigen Stunden. Sie musste nichts tun. Paul küsste sie innig, umarmte sie und es schien so, als würde er sie nie wieder loslassen wollen. Wenn man betrunken ist, weiß man hinterher nicht mehr, was man getan hatte. Ines hatte Angst, dass sie wieder verletzt werden würde, sie hatte Angst davor, dass Paul am nächsten Tag nicht mehr wusste, wer sie war und sie hatte Angst, Angst, sich zu binden.

Nachdem er sie geküsst hatte, sah er ihr in die Augen und sagte: "Ich hab mich in dich verliebt, glaube ich." Ines errötete. Gut, dass es mitten in der Nacht war, Paul bemerkte nichts von ihrer Gesichtsfarbe. Wie kann sich ein Mensch, in jemanden verlieben, den er nicht kennt? Paul kritzelte eine Nummer auf einen kleinen Zettel und reichte diesen Ines. "Ruf mich an, wenn du ausgeschlafen bist." Das waren seine letzten Worte. Er drehte sich um und ging. Ines stand noch einige Minuten fassungslos vor der Haustür und bewegte sich nicht. Warum muss sowas immer nur mir passieren?

Sie schloss die Haustür auf, ging die Treppen hinauf zu ihrem Zimmer und setzte sich auf ihr Bett. Sie konnte es immer noch nicht glauben, was Paul da draußen zu ihr sagte. Sie war glücklich. Sie wollte die Welt umarmen und hinaus laufen, um jedem zu sagen, dass sie verliebt war.

Was würden ihre Eltern dazu sagen? Würden sie es verstehen, dass Ines endlich jemanden gefunden hatte, der ihr das Gefühl von Geborgenheit gab? Würden sie es verkraften, dass Ines jetzt immer später nach Hause kommen würde? Diese und noch viel mehr Fragen bewegten Ines zu diesem Zeitpunkt, doch es war ihr egal, was ihre Eltern davon hielten. Sie waren ohnehin immer die falschen Ansprechpartner gewesen und außerdem war es ja Ines' Glück. Ihre Eltern hatten sich ja schon gefunden, sie mussten nicht mehr nach der perfekten Liebe suchen.

Ines malte einige Herzen auf den zerknüllten Zettel von Paul und träumte vor sich hin. Höchste Zeit, schlafen zu gehen. Sie zog sich den Pyjama an, legte sich ins Bett und deckte sich zu. Einschlafen konnte sie allerdings lange nicht. Sie dachte noch lange über diesen schönen Abend nach. Sie dachte an Pauls Kuss, der ihr alles bedeutete. Doch sie kannte ihn doch noch nicht lange. Ob es zu früh war, ihn zu lieben?

Alles nur ein Traum?

Am nächsten Morgen wachte Ines mit entsetzlichen Kopfschmerzen auf. Sie hatte gerade mal fünf Stunden geschlafen, einiges an Alkohol getrunken und sie konnte sich kaum noch daran erinnern, was geschehen war. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihre beiden besten Freundinnen treffen solle, denn die konnten ihr bestimmt auch keine Auskunft darüber geben, was am Abend davor passiert war. Sie überlegte einige Minuten hin und her und schließlich griff sie zu ihrem Handy und wählte die Nummer von Gloria. Eine verschlafene Stimme am anderen Ende hob den Hörer ab und fragte, was denn so dringend sei. Immerhin hatte man sie aus dem Schlaf gerissen.

"Ich bin es!", sagte Ines und rieb nebenbei an ihrer Stirn.

"Hey, Ines, was gibt's denn so Wichtiges?"

"Ich hab ein komplettes Blackout und hab gehofft, dass du mir sagen könntest, was ich gestern so getrieben hab. Ich hab furchtbare Kopfschmerzen!"

"Du hast ja auch gesoffen wie ein Loch!" Ines vernahm ein schrilles Lachen am anderen Ende.

"Was hab ich denn alles in mich hineingeleert? Diese Schmerzen sind kaum zu ertragen."

"Na ja, du hast nichts ausgelassen. Von Bowle bis Tequila und von Bier bis Wodka. Nichts ist unangetastet geblieben. Ich wusste nicht mal, dass du so viel verträgst. Du bist sogar gerade nach Hause gegangen."

"War ich allein?", fragte Ines leise.

"Keine Ahnung, ich bin ja vor dir gegangen."

"Mist. Ich weiß absolut gar nichts mehr."

"Es wird dir schon wieder einfallen. Gibt's sonst noch etwas? Ich würd gern weiterschlafen."

"Nein. Das war eigentlich alles. Schlaf gut."

Ines hörte nur noch das Piepsen in der Leitung und drückte ab. Sie zog sich ihren Bademantel an und ging in die Küche, um nach Schmerztabletten zu suchen.

"Suchst du etwas Bestimmtes, Liebes?" Ihre Mutter stand in der Tür.

Ines ließ die Tabletten in ihrem Mantelsack verschwinden und schüttelte den Kopf.

"Dann ist ja gut", sagte ihre Mutter. "Ich muss nämlich einkaufen gehen. Soll ich dir etwas mitnehmen?"

Erneut schüttelte Ines den Kopf und stieg wieder die Treppe hinauf, die zu ihrem Zimmer führte. Sie schloss die Tür hinter sich und setzte sich zu ihrem Schreibtisch. Es ging ihr allmählich besser und sie konnte wieder klare Gedanken fassen. Warum kann ich mich nicht daran erinnern? Das kann doch nicht so schwer sein! Immerhin bin ich auch heil nach Hause gekommen. Ich hab zwar Kopfschmerzen, aber ich bin sonst rundum gesund. Wenn ich nur wüsste, ob ich alleine nach Hause gefunden hab oder ob mich jemand begleitet hat. Warum weiß ich nichts mehr? Es ist alles weg, als hätte es die gestrige Feier überhaupt nicht gegeben. War das alles nur ein Traum?



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2007-07-05T12:09:16+00:00 05.07.2007 14:09
wow, des ist gut!^^
schade nur, dass fanfics nicht so arg kommis bekommen wie arts -_-
weiter so!


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