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Die DC 52's - Persönliches Resümee Animal Man, DC, relaunch, Superhelden

Autor:  roterKater

Gleich vorne weg: Dies ist ist kein abschließendes Statement, sondern eher ein Zwischenbericht. Schließlich fangen die ganzen Serien ja gerade erst an, und auch wenn sich das Öffentlichkeitsecho in den nächsten Wochen legen wird, entscheidet sich wohl frühestens ab Ausgabe 3, ob die einzelnen Titel was taugen oder nicht. In Heft 1 haben sich die meisten Titel mit wechselnder Finesse an der Exposition abgearbeitet. Erst die nächsten Hefte werden wohl zeigen, was die jeweiligen Comics wirklich auf dem Kasten haben.

Für mich als Superheldenheftchenkaufneueinsteiger lassen sich aber schon einige Punkte festhalten. Zum Beispiel, dass mein Gesamteindruck überwiegend positiv ist. Ist der Tenor unter den alten Comic-Hasen im Netz eher abfällig, weil der Relaunch als Marketing-Gag und Aufmerksamkeitshascherei abgetan wird und die weitestgehend mangelhafte Qualität der Hefte angekreidet wird, muss ich sagen, den Eindruck kann ich nicht teilen.

Erst einmal, natürlich hat es DC auf Aufmerksamkeit abgesehen! Natürlich wurde dick die Marketingtrommel gerührt, um möglichst viel Absatz von den Heften zu bekommen. Aber das soll ein Vorwurf sein? Ich meine, ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber als Autor wäre ich doch überglücklich, wenn sich mein Verlag derart für die Bewerbung meines Comics einsetzen würde. Da will ich doch möglichst viel Aufmerksamkeit, oder nicht? Was DC aktuell für seine Hefte und Künstler bewirkt hat, davon können wir doch im hierzulande nur träumen.

Das mit der Qualität sehe ich auch anders. Mir haben überraschend viele der Hefte gefallen, viel mehr, als ich ursprünglich erwartet hatte. Insgesamt (siehe unten) fand ich von den 18 Heften, die ich bisher gelesen habe, 14 irgendwie lesenswert und interessant und die Hälfte sogar richtig gut. (Meine ursprüngliche Erwartung waren zwei bis drei Hefte. Und einen Teil muss ich auch noch nachholen, siehe unten). Man muss dazu sagen, dass ich anscheindend ein gutes Händchen bei der Auswahl hatte und sich auch viele Spontankäufe als wirklich cool herausstellten, während ich die meisten Titel, die später verrissen wurden, umschifft habe.

Aber vielleicht ist es auch einfach keine gute Idee, Blogger wirklich alle 52 Hefte lesen und bewerten zu lassen, wie das beispielsweise ComicsAlliance oder der Grobe Unfug getan haben. Wenn ich gezwungen werde, 52 Hefte zu lesen, von denen mich vielleicht ein Drittel interessiert, und mir auch den Mist reinziehen muss, den ich sonst nicht mal mit der Kneifzange angefasst hätte - nun, dann ist es doch klar, dass mein Gesamteindruck deutlich negativer ausfällt als bei jemandem, der nur nach den lohnenswerten Titeln Ausschau hält. Das sollte man mitbedenken, wenn man sich jetzt die ganzen Rants durchliest, die auf einschlägigen Boards zum Thema herumschwirren. Klar ist die Qualität schwankend, aber die 52 Hefte sind auch nicht da, um alle von jedem gelesen zu werden, sondern sollen für jeden eine möglichst gute und interessante Auswahl bieten.

Und an der Stelle muss ich DC das größte Lob machen: Die Auswahl ist sehr, sehr viel abwechslungsreicher, als ich das erwartet hätte, sowohl was die Geschichten als auch die zeichnerische Umsetzung angeht. Ich gehörte ja, wie wahrscheinlich viele Leser aus dem Mangabereich, zu den Leuten, die dachten, alls Superhelden-Comics sehen irgendwie gleich aus (also dasselbe, was Superhelden-Leser auch über Manga denken). Aber das ist definitiv nicht der Fall. Klar gibt es den knalligen, klassischen Superhelden-Stil auch bei den Reboots (Action Comics, Aquaman), aber auch eher europäisch angehauchte Stile (Demon Knights, Savage Hawkman), Abstrakt-Modernes (I, Vampire), Stilvoll-Grobes (Wonder Woman, Resurrestion Man) und überraschend viele grafisch experimentelle Arbeiten, die die Grenzen der visuellen Erzähltechnik in Comics ausloten und trotzdem schön anzusehen sind (Animal Man, Batwoman, The Flash).

Ähnliches gilt für die Geschichten, Genres und Themen. Superheld ist nicht gleich Superheld. Die Storys reichen von klassischen Action-Stories (Action Comics, Death Stroke) über Horror (Animal Man, Justice League Dark), Mystery (Grifter, Resurrection Man), Fantasy (Wonder Woman, Demon Knights), Science-Fiction (Legion of Super-Heroes) und Comedy (Frankenstein, Aquaman). Die meisten spielen im gegenwärtigen DC-Kosmos, aber einige auch im Mittelalter (Demon Knights), im 19. Jahrhundert (All-Star Western) oder in der fernen Zukunft. Es gibt ernste, anspruchsvolle, teils sogar verstörende Geschichten (Animal Man) oder durchgeknallten Trash (Suicide Squad, Frankenstein), der sich nicht ernst zu nehmen braucht. Einige Titel wenden sich klar an Erwachsene, andere explizit an Jugendliche und den zukünftigen Comic-Nachwuchs (Supergirl, Blue Beetle). Klar gibt es auch total oberflächlichen Cheesecake und Fanboy-Gewichse wie Catwoman, aber auch dafür gibt es ja ein Publikum, das bedient werden will. Einige Comics bauen stärker auf Vorwissen auf und wenden sich eher an Stammleser, andere bieten sehr gute Einstiege für Neuleser.

Einige Titel hätte man eher im Vertigo-Umfeld erwartet und werden wohl auch früher oder später wieder dahin abwandern. Aber insgesamt gibt sich DC betont abwechslungsreich, und das gefällt mir sehr. Wo man in Deutschland fleißig bemüht ist, die Zielgruppen fein säuberlich auseinander zu dividieren, damit auch kein Graphic-Novel-Leser versehentlich mal einen Comic liest, betont DC, dass man bei Marketing-Offensiven prinzipiell erst mal niemanden ausschließen sollte. Man sollte hier also nicht den Maßstab setzen, dass es DC mit jedem Titel jedem recht machen will, sondern für möglichst viele verschiedene Leute interessante Comics anzubieten. Und ich finde, das ist ihnen sehr gut gelungen.

DC wollte mit dieser Aktion sowohl ältere Leser glücklich machen als auch neue mit an Bord holen. Ich kann sagen, dass zumindest zweiteres für mich persönlich sehr gut geklappt hat, und ob ersteres überhaupt möglich ist, sei mal dahin gestellt.

Abschließend für mich noch ein persönliches Resümee in Tabellenform, für alle Freunde von Statistiken, die frei erfunden sind, aber toll aussehen. Lasst euch nicht von den Zahlen täuschen, das Folgende ist alles total subjektiv und meine rein persönliche Auswertung von den bisher gekauften DC-Heften! Als kurze Erklärung:

 

Zu STORY gehört alles, was die Erzählung bedingt: Wie interessant und glaubwürdig sind die Figuren? Ist die Handlung spannend und nachvollziehbar? Wie lesen sich die Dialoge? Kurz, ist es einfach toll erzählt? 10 Punkte sind hier möglich.
 

OPTIK beinhaltet alle visuellen Aspekte: Figurendesigns, Hintergründe, Zeichentechnik, Inking, Koloration, Seitengestaltung und Cover. Paneling spielt ein bisschen in beide Punkte rein, aber im Wesentlichen gehr es hier darum, wie toll das Ganze aussieht. Ebenfalls 10 Punkte möglich.
 

EINSTIEG gibt an, wie gut sich der Titel für Neueinsteiger in das DC-Universum anbietet. Hier sind 5 Punkte für besonders Einsteiger-freundliche Hefte möglich.
 

NEUGIER: Wie sehr hat mich der Comic angefixt und auf weitere Ausgaben neugierig gemacht? Wie gut funktioniert der Cliffhanger? Will ich unbedingt wissen, wie es weiter geht, gibt es hier noch mal 5 Punkte.

Am Ende alles zusammen addiert und durch 3 geteilt gibt die persönliche Gesamtwertung (Maximalwert: 10). Los geht's!
 

Farbmarkierungen:

 

9 überzeugende Titel - werden erst mal weiter gekauft

5 Wackelkandidaten - werden noch ein paar Ausgaben angetestet

4 Enttäuschungen - werde ich nicht weiter verfolgen

 

beste Einzelbewertungen

schlechteste Einzelbewertungen

 

 

Titel

Story

Optik

Einstieg

Neugier

Gesamt

Animal Man #1

9,5

8,5

4,5

5

9,2

The Flash #1

7,5

9,5

4,5

4

8,5

Supergirl #1

8

6

5

4,5

7,8

Aquaman #1

8,5

7,5

3,5

3,5

7,7

Frankenstein, Agent of S.H.A.D.E. #1

8

7

3,5

4

7,5

Resurrection Man #1

7,5

7

4

4

7,5

I, Vampire #1

7

7

4

4,5

7,5

Demon Knights #1

7

7,5

3,5

4

7,3

Batwoman #1

5,5

10

2

3,5

7

Justice League Dark #1

5

8,5

2

4

6,5

Action Comics #1

6

6

4,5

3

6,5

Grifter #1

6

5,5

4

3,5

6,3

Detective Comics #1

3,5

7,5

4

3

6

Suicide Squad #1

3

7

2,5

4,5

5,7

Wonder Woman #1

4

5,5

2,5

2

4,7

The Savage Hawkman #1

3,5

8

1,5

1

4,7

Death Stroke #1

2,5

2,5

3,5

0,5

3

Catwoman #1

0

3

4

0

2,3

Durchschnitt

5,7

6,9

3,5

3,2

6,4

 


Verpasst/noch nachzuholen:
 

- Swamp Thing

- DC Universe presents Deadman

- All-Star Western


Man merkt, insgesamt kommt die grafische Umsetzung ein gutes Stück besser weg als die eigentlichen Stories. Das liegt aber auch an der überwiegend sehr hohen zeichnerischen Qualität der Titel. Zumindest derer, die ich mir gekauft habe. Ich geh ja schon auch sehr nach Auge. Die Stories legen hoffentlich noch in den nächsten Heften etwas nach.

Im Vergleich zu anderen Reviewern kann man festhalten:
- Auf Animal Man konnte sich absolut jeder einigen. Definitiv der Überflieger-Titel des Neustarts!
- Flash wurde auch überwiegend positiv aufgenommen, wie ich das gesehen habe.
- Suicide Squad einen ganzen Punkt über Wonder Woman zu packen, dürfte wohl für viele ein Affont sein. WW kam bei den meisten anderen deutlich besser weg als bei mir (und SS wesentlich schlechter). Naja, meine Meinung muss ja nicht Konsens sein. ^^
- Aquaman sahen andere etwas nüchterner. Da hat bei mir wohl auch der Überraschungseffekt mit rein gespielt, weil ich schon das Schlimmste erwartet hatte. Und ich fand ihn wirklich, wirklich witzig.


Ich werd auch in Zukunft mal hier und da was zu den DC-Sachen schreiben, wenn alle anderen wieder zur Tagesordnung übergegangen sind (wahrscheinlich am ehesten über Twitter). (Aber dieses Weblog wird sich jetzt auch mal wieder anderen Dingen widmen.

Zum Abschluss noch das endgeniale Vorfreude-Cover von Animal Man #2:

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Datum: 01.11.2011 12:31
Seitdem du mir auf der Connichi so sehr vom Animal Man vorgeschwärmt hast, such ich das Teil, aber alle Bahnhofsbuchhandlungen (die letzten Händler, die noch US-Hefte im Sortiment haben) haben - wenn überhaupt - die "Hauptserien". Inklusive Catwoman. ;-]
Meine Homepage: www.MANGA-MADNESS.de


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