Pressemeldung zu Zeichenwettbewerb von Carlsen
---------- dpa-Meldung
Leipzig (dpa) - Japanische Manga-Comics erobern dieses Jahr die Leipziger Buchmesse. Nachdem sie in den vergangenen Jahren für einen Ansturm in den Buchläden gesorgt hatten, sollten sich die Leser nun für einen Zeichenwettbewerb einen eigenen Manga ausdenken. «Der Ansturm von 1600 Zeichnungen hat uns überwältigt», sagt der Leiter des Carlsen Comic Verlages, Joachim Kaps. Darunter sind auch Teilnehmer aus Estland, Italien und den USA.
Auf maximal vier Seiten sollten die Manga-Begeisterten ihre eigene Bildstrecke gestalten. «Wir waren überrascht von der Kreativität der Zeichnungen, dem hohen Niveau und den vielen Ideen», sagt Jurymitglied Kaps. Der älteste Teilnehmer, ein 76 Jahre alter Mann aus Halle, habe einen Manga nach dem Vorbild des Nibelungenliedes gestaltet. Eine andere Arbeit sei so gut gewesen, dass der Hamburger Verlagsleiter der 18-jährigen Zeichnerin einen Vertrag über eine komplette Serie angeboten hat.
«Unser Ziel war, dass nicht immer Erwachsene über Kinder und Jugendliche schreiben, sondern die Jugendlichen erzählen selbst aus ihrem Alltag», berichtet er. Und so handeln die Mangas - wie ihre millionenfach verkauften Vorbilder - von frühreifen Mädchen, romantischen Märchen und heldenhaften Abenteuern. Und: Sie werden, entgegen der westlichen Leserichtung, von hinten nach vorne gelesen.
«30 Prozent aller Druckerzeugnisse sind in Japan Comics», sagt Ive Gottschalk vom Verein Aniversum in Dresden. Der 1997 gegründete Club hat sich die Förderung japanischer Populärkultur zum Ziel gesetzt. Auf der Buchmesse zeigt Aniversum so genannte Animes. In den meist halbstündigen Filmen erwachen die holzschnittartigen Figuren aus den Comics zum Leben und wirbeln über die Leinwand. «Manga gibt es in jedem Genre - Science- Fiction, Drama oder Comedy», sagt Gottschalk. Den älteren Lesern empfiehlt der Dresdner die Reihe «Silver Manga».
Im Ursprungsland Japan kosten die Comics nicht mehr als eine Tasse Tee und landen nach der U-Bahn-Fahrt meist im Mülleimer. Davon sind die meist jugendlichen Leser der wörtlich übersetzt «komischen, verzerrten Bilder» in Deutschland weit entfernt. Immerhin kostet ein Band zwischen fünf und zehn Euro. Allein der Carlsen Comic Verlag, der nach eigenen Angaben größte deutsche Lizenznehmer, bringt im April 14 neue Bände heraus. «Wir sind immer noch am Anfang der Entwicklung», sagt Kaps. «Viele Kinder haben ihre erste Comic- Erfahrung heute schon mit Manga statt mit Micky Maus.»
Während vor vier Jahren kaum einer an den Erfolg der schemenhaft gezeichneten Figuren geglaubt hatte, sind heute die meisten Branchenkenner von dem Wachstumsmarkt überzeugt. «Zeitweise hatten wir sogar Probleme mit dem Nachdruck, weil die Erstauflage zu schnell vergriffen war», sagt Kaps. Im Carlsen Comic Verlag machen japanische Comics mittlerweile zwei Drittel der Neuerscheinungen und einen Jahresumsatz von knapp 17 Millionen Euro aus.
Internet: Carlsen Comic Verlag: www.carlsencomics.de
© dpa - Meldung vom 25.03.2002 10:38 Uhr
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