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Newsmeldung von animexx

Thread-InfosVeröffentlicht: 13.07.2003, 02:59
Quelle: dpa-Meldung vom 09.07.2003 auf web.de


News von  animexx
13.07.2003 02:59
dpa-Meldung über "Manga-Boom" und Manga-Jugendbuchforschung
Newsmeldung von  animexx auf Animexx.de
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Die deutsche Presseagentur (dpa) hat wieder einmal eine Meldung über die wachsende Beliebtheit von Manga veröffentlicht. Der Artikel von Thomas Maier nimmt die Arbeit des Instituts für Jugendbuchforschung an der Universität Frankfurt am Main, über das wir bereits berichtet haben, als Ausgangspunkt. Es werden nicht ohne Fehlurteile die Eigenarten von Manga erläutert und am Beispiel von "Video Girl Ai" die Bedeutung der weiblichen Leserschaft für den Erfolg der Manga betont.
Die dpa-Meldung kann man im Anhang lesen.
Japanische Märchen und westliche Mythen: Der Manga-Boom

Von Thomas Maier

Frankfurt/Main (dpa) - Im Keller des ehemaligen IG-Farben-Hauses im Frankfurter Westend werden die Hefte gehütet wie ein wertvoller Schatz. Das Institut für Jugendbuchforschung an der Universität Frankfurt hat - einzigartig in Deutschland - Tausende der japanischen Manga-Comics hinter verschlossenen Türen in Regalen verwahrt. Die Manga-Comics haben in wenigen Jahren von Japan aus die ganze Welt erobert.

In Deutschland ist der Manga-Anteil am Comic-Markt bei Kindern und Jugendlichen auf über 50 Prozent gewachsen, berichtet Bernd Dolle-Weinkauff, der am Institut für Jugendbuchforschung die «Mangamania» untersucht. In den Manga-Geschichten kommen immer wieder dieselben Gesichter vor: Nach dem Kindchen-Schema haben die Helden große Kuller-Augen und eine hohe Stirn. Und sie verteidigen stets das Gute.

Doch den gigantischen Erfolg der Manga, die auch in animierter Form im Fernsehen für hohe Einschaltquoten sorgen, erklären sich die Wissenschaftler mit der einzigartigen Mischung aus japanischen Märchen und westlichen Mythen. «Die Zeichner nehmen Versatzstücke aus der gesamten globalen Weltkultur, vom Christentum bis zum Buddhismus genauso wie aus amerikanischen Filmen oder Walt-Disney- Comics», erläutert Dolle-Weinkauff. Nachdem dies alles nochmals mit moderner Technologie verrührt wird, werden die Manga für unterschiedliche Zielgruppen als Mischung aus Seifenoper, Fantasy, Science-Fiction oder Action-Comic aufbereitet. Die rasante Erzählweise ist allen Manga gemeinsam, nicht umsonst heißt man-ga auf Japanisch schnelle Bilder.

Erfolgreiche Manga, wie zum Beispiel die Geschichte vom «Video Girl Ai», widmen sich den Alltagsproblemen und -fantasien pubertierender Jugendlicher. Der 16-jährige Yota ist unglücklich in seine Klassenkameradin Moemi verliebt. Die Situation erscheint hoffnungslos, bis die geheimnisvolle Ai hinzukommt, die auf einem in der Videothek entliehenen Videoband gespeichert ist. Schwierig wird es, als sich die Trost spendenden Ai in Yota verliebt - und so weiter.

Eine 15-bändige Soap wie das «Video Girl» spricht ähnlich wie viele erfolgreiche TV-Soaps à la «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» vor allem das weibliche Geschlecht an. «Die Manga haben es überhaupt als erste Comics geschafft, Mädchen für sich zu entdecken. Früher waren Comics von "Mickey Mouse" bis zu "Asterix" vor allem eine Domäne von Jungen», stellt Dolle-Weinkauff fest. Anders als «Asterix» beschäftigen sich die Manga mit dem Innenleben ihrer Figuren, was Mädchen mögen. Die Charaktere haben nicht nur eine Sprech- oder eine Denkblase. Für die inneren Monologe haben die Japaner ganz neue «Blasen» erfunden, mit Herzchen und Wölkchen.

Es scheint kein Zufall, dass gerade die Japaner in der Folge der amerikanischen Comic-Tradition weltweit einen neuen Typus der Zeichentrickwelt geschaffen haben. Schließlich ist das Land auch im industriellen Bereich dafür bekannt geworden, westliche Produkte aufzugreifen, um diese veredelt mit eigener Technologie wieder in den Westen zu bringen. Beim kulturellen Exportartikel Manga gibt es jedoch nach Ansicht des Frankfurter Uni-Experten einen bedeutenden Unterschied. Während sich die Japaner bei ihrer industriellen Exportstrategie geschickt den Bedürfnissen der ausländischen Markte anpassen, sind es dieses Mal die ausländischen Leser, die die japanischen Gewohnheiten übernehmen.

So werden Manga-Comics von hinten nach vorne gelesen, sowie von oben nach unten, was Übung erfordert. Außerdem sind die Comics in Schwarz und Weiß gehalten. In den Manga wird nichts «germanisiert», das Fremd-Exotische wird vielmehr hervorgehoben. «Die Manga haben alle Gesetze des Jugendbuchmarktes auf den Kopf gestellt», sagt Dolle-Weinkauff. Dass dies funktioniert hat, führt der Forscher auf die wachsende kulturelle Offenheit und Neugier von Jugendlichen für andere Kulturen vor allem in den Großstädten zurück. «Es ist nicht verwunderlich, dass die Fangemeinde in den Großstädten gedeiht», so der Uni-Experte.

«Der Boom der Manga hält an», berichtet Stephanie Schrader vom Hamburger Carlsen Verlag («Harry Potter»), der im vergangenen Jahr mit den Comics über 18,5 Millionen Euro umgesetzt hat - fast 80 Prozent mehr als 2001. Der Verlag hat im Januar dieses Jahres erstmals ein Manga-Magazin für Mädchen auf den Markt gebracht. «Wir sind mit dem Start sehr zufrieden», sagt Schrader.

Die Mangamania hat auch Studenten an der Uni Frankfurt erfasst. Unter Leitung von Dolle-Weinkauff haben sie in einjähriger Arbeit eine eigene Web-Site aufgebaut. Dort werden Autoren, Werke und Fachbegriffe des Manga-Schaffens erläutert.
www.uni-frankfurt.de/fb10/jubufo/mangainfo/


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