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Newsmeldung von animexx

Thread-InfosVeröffentlicht: 23.12.2004, 15:33
Quelle: www.welt.de, Hamburger Abendblatt


News von  animexx
23.12.2004 15:33
Lone Wolf & Cub im Theater
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Am Samstag, 18.12., berichtete die Tageszeitung "Die Welt" über die Performance und Life Art Gruppe "Showcase Beat Le Mot", die das Manga-Epos "Lone Wolf & Cub" (Originaltitel "Kozure Ôkami", deutsch bei Planet Manga) in einer Theaterversion umgesetzt haben. Unter dem Titel "Gomune" wurde in 50 Aufführungen an wechselnden Veranstaltungsorten und über mehr als ein Jahr hinweg das Leben des Auftragsmörders Itto Ogami erzählt, der mit seinem Sohn Daigoro durch das Japan der Edo-Zeit zieht.
In Anhang kann man den vollständigen Artikel lesen.
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In Japan verdient noch der böseste Killer eine Verbeugung

Absurdes, lustiges Manga-Theater auf Kampnagel

Japanischen Traditionalisten müßte sich das Nackenhaar sträuben, wenn sie "Gomune", die klassische Samurai-Manga, dargestellt durch vier Performer von Showcase Beat Le Mot, zu sehen bekämen. Sie dürften allerdings auch Kazuo Koikos über hundert Bände umfassende Comic-Reihe "Kozure Okami", auf die sich die Gießener Unterhaltungslaborateure berufen, als Teufelswerk gegen geheiligte Überlieferung geißeln. Mit gefälliger Strichelkunst, verdeutlicht durch Sprechblasen, die in äußerster Schlichtheit und Unumstößlichkeit - "Euer Schicksal ist besiegelt" - in typischer Comic-Manier schwerwiegende Sachverhalte verhandeln, wird hier der Weg des ehemaligen Scharfrichters des Shogun, Itto Ogami, nachgezeichnet - ebenso blutrünstig wie schlicht.


Während sich der Zuschauer in der Kampnagel Music Hall noch mit japanischem Reisgebäck und Sake auf eine lange Nacht der Schwerter einrichtet, verkündet Dariusz Kostyra mit unbeweglicher Miene, daß der mörderische Kampf Itto Ogamis, des einsamen Wolfs mit seinem Jungen, ultimativ in Hamburg beendet sein werde. Nach 49 Folgen, die Showcase Beat Le Mot auf Kampnagel dem Rächer aus verletzter Ehre auf der Spur war, wird der in der 50. Folge gegen Mitternacht ein mannhaftes Ende finden. Doch Söhnchen Daigoro, vom Vater frühzeitig vor die Entscheidung gestellt "Ball oder Schwert" - also Weichei oder Kämpfer - macht sich seinerseits auf, den Vater zu rächen. Nach dem Motto "In der Ruhe liegt die Kraft" wird die Saga des mörderischen Samurai in geradezu meditativem Tempo beleuchtet. Nach einer strengen, ironisch gebrochenen Choreographie, die in den Soli durchaus die Essenz japanischen Tanzes beinhaltet, bewerfen sich Ogami und seine Widersacher in zeremonieller Ernsthaftigkeit mit Knäueln aus roter Wolle, gehen mit Knüppeln aus Zeitungspapier aufeinander los, verspritzen ein bißchen Kunstblut und verbeugen sich nach alter japanischer Sitte auch noch vor den Bösesten aller Killer. Hirnloses, wortkarges Pathos, ironisch verfremdete, sparsame Requisiten, ausgefeilte gestische Reduktion und eine durch nichts zu erschütternde Stoik machen den intelligenten, respektvoll-respektlosen Witz dieser Performance als ritueller italo-japanischer-Pop-Western aus. MN

Artikel erschienen in "Die Welt" am Sam, 18. Dezember 2004

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