Golden Sunrise von TakeoJordan ================================================================================ Episode 1 - Tobys Pech ---------------------- Golden Sunrise Jahreszeit 1 - Sommer der Begegnungen Episode 1 - Tobys Pech Die Goldene Sonne brannte ohne Gnade vom Himmel - und zwar schon den ganzen Tag. Toby saß unruhig auf seinem Stuhl und schwitzte. Die Lehrerin redete von Kunstgeschichte, was ihn unglaublich wenig interessierte. Er dachte an dies, er dachte an das, Hauptsache es war aufregender als der unnötige Kram, von dem sie erzählte. Kunst war sein schlechtestes Fach. Aber erst, seit er vor einigen Monaten neu auf die höhere Schule gekommen war. Seine Fähigkeiten waren seitdem verschwunden, es wollte ihm nichts mehr gelingen. Die unfairen Bewertungen der Lehrerin taten ihr Übriges. Doch das war bei Weitem noch nicht das Schlimmste, was ihm in der Zeit an der neuen Schule passiert war. Toby freute sich schon auf das Ende der Stunde, denn dies war die Letzte und er würde danach endlich frei haben. Auf einmal blendete ihn ein besonders greller Goldener Sonnenstrahl und riss Toby aus seinen Tagträumen. Dabei verlor er aus Heiterem Himmel den Halt auf seinem Stuhl... Der Teenager kippte mitsamt dem Sitz nach Hinten um. Mit einem hässlichen Geräusch schlug die Lehne auf dem Boden auf. BANG. Toby hatte das nicht zum ersten Mal erlebt und wusste schon, was er tun musste, damit es nicht so weh tat. Aber alle Schmerzen konnte man eben doch nicht verhindern. Die anderen lachten und seine Kunstlehrerin faselte irgendetwas davon, dass er aufmerksamer sein sollte, wobei sie das Wort "Aufmerksam" mindestens 20 mal wiederholte. Wieder ein peinlicher Unfall, den er sich beim besten Willen nicht erklären konnte. Beim ersten Mal, als er den Abgang vom Stuhl gemacht hatte, mochte er noch gewippt haben. Spätestens beim zweiten Mal hatte er es besser gewusst und war einfach still gesessen. Es passierte ihm trotzdem ständig wieder - und nicht nur das. Es war ein unsagbares Pech, das angefangen hatte, seit er auf den Campus gekommen war. Nach der letzten Stunde hatte Toby jeden Tag eine Menge zu tun. Eigentlich. Toby schlenderte stattdessen verträumt zum Sportplatz und übersah dabei ein Loch, das wohl gerade für einen neuen Baum gegraben wurde. Er stolperte und fiel der Länge nach auf die Schnauze. Wenigstens war die Erde trocken und niemand hatte ihn gesehen. Auch das war ihm nicht zum ersten Mal passiert. Als er ankam, war das Vorzeigeteam der Schule schon auf dem Platz: die Cheerleader. Bei den Cheerleadern gab es da so Eine... Sie sah wahnsinnig gut aus und führte die Cheerleader an. Sie gehörte damit zu den Top 10 Mädchen der Schule. Für Toby war es keine Frage, ob sie jene Top 10 anführte. Trotzdem kannte er ihren Namen nicht. Sie hatte ihn wahrscheinlich noch nie bemerkt. Wie auch? Aber er war entschlossen, das Heute zu ändern... Toby setzte sich in die Mitte der linken Tribüne neben dem Platz. Schnell waren die jeweils 8 Stufen beider Tribünen mit nur wenigen Lücken dazwischen bis oben hin gefüllt. Toby schreckte hoch, als unvermittelt laute Musik aus Lautsprecherboxen hinten an den Tribünen drang. Auf jeden Beat reagierten die Cheerleadern mit einer akrobatischen Meisterleistung. Er hatte ganz vergessen, dass heute das erste "Full Out" stattfand! Dabei würden sie ihre gesamte Choreographie ein Mal von Anfang bis Ende proben. Seine Angebetete flog durch die Luft, legte Flik-Flags hin und stellte sich in die Pyramide, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Nach dem finalen Sprung sah sie ins Publikum und winkte Toby zu. Ihre Blicke trafen sich einen kurzen Moment, aber vielleicht nicht ganz so kurz wie bei einem flüchtigen Blick. Das geschah jedes Mal, wenn er sich beim Training unter die Zuschauer mischte. Wahrscheinlich winkte sie nur in die Menge und Toby interpretierte zu viel hinein. Deshalb war er schlicht der Meinung, sie hatte ihn bestimmt noch nie bemerkt. Natürlich nicht. Ein unbeschreiblich motivierendes Gefühl gab es ihm trotzdem. Für diese Zeit am Tag war all das Pech weit weg. Wirklich. Nach der Vorstellung verließen Viele den Campus, um nach Hause zu gehen. Toby dagegen wohnte hier und durfte das Gelände Abends nicht mehr verlassen. So langsam aber sicher ging die Goldene Sonne unter und Toby hatte immer noch keine Anstalten gemacht, das Mädchen einfach mal anzuquatschen. Ihm fiel auch auf, dass er keine seiner Hausaufgaben erledigt hatte. Mal wieder ein Tag wie so viele andere... Toby stand auf und stieg von der Tribüne. "Na Toby, wie geht es uns denn heute so?" hörte er plötzlich eine hohe Jungenstimme. "Hm, was?" drehte er sich nach hinten um, von wo die Stimme gekommen sein musste. Da stand ein kurzer Typ mit Wollmütze in der prallen Goldenen Sonne. Er näherte sich mit seiner Nase Tobys Gesicht. Der wich instinktiv zurück. Dabei erkannte Toby Rechts und Links neben ihm je einen weiteren Kerl, die auf Anhieb so wirkten, als würden sie dazugehören. Das waren die 3 Freaks von der "Hopper" - Gang. Toby hasste die Typen. Er wusste, dass er wenig Chancen gegen sie hatte, also verschwand er immer unauffällig in der Menge, wenn die Kerle auftauchten. Das Mädchen lief ausgerechnet jetzt an der Szene vorbei... Dabei hatte er sich doch vorgenommen, das Mädchen HEUTE auf sich aufmerksam zu machen. Aufmerksam. Dieses Wort schon wieder. Egal, was sollte er jetzt tun? Weglaufen und die Chance verpatzen, vielleicht mal im Rampenlicht zu stehen und von dem Mädchen gesehen werden, oder sich auf eine Prügelei mit den Typen einlassen, was aber schief gehen könnte. Er entschied sich dann für das Verduften, weil die Chancen auf einen Sieg ziemlich schlecht standen. Aber es sollte zu spät sein, denn in genau dem Augenblick, in dem er sich aus dem Staub machen wollte, hielt ihn der Stärkste der 3 Jungen fest. "Also Pechvogel, wie geht es dir jetzt heute so?" wollte Kazu, der Boss mit der Mütze, noch einmal wissen. Man sollte hier sagen, dass Tobys Missgeschicke sich längst herumgesprochen hatten. Seit dort zogen die Hopper ihn damit auf. Und nicht nur sie. "Du willst bei diesem Mädchen ankommen, hab ich nicht recht?" stellte Kazu laut fest. Zu allem Überfluss zeigte er auch noch deutlich auf Tobys Angebetete. Glück im Unglück - sie hatte das gerade weder gehört noch gesehen. Stattdessen blieb das wohl beliebteste Mädchen der Schule mit ein paar Freundinnen daneben stehen und plauderte. "Woher wisst ihr denn das? Haltet die Klappe und lasst mich los!" zischte Toby energisch. "Oooh, ist Liebe nicht toll?" witzelte der Anführer. "Mach die beiden doch mal bekannt, Dave." befahl er. Dave war zwar doof, aber leider auch ziemlich kräftig. Er führte die Befehle von diesem Kazu immer und ohne nachzudenken aus. "Höhöhö, okay Boss, mach ich." erwiederte Dave mit seinem behämmerten Lachen und packte Toby fester. Dann schleuderte er ihn mit vollem Karacho in Richtung der Mädchentraube... "Achtung!" brüllte Toby. Aber es war zu spät: Er krachte mitten in die Ansammlung von Cheerleadern und landete hart auf dem Boden, jenem Mädchen direkt vor die Füße... Für eine ganz kleine Weile stand das Mädchen einfach nur über ihm und schaute mit leicht hochgezogenen Augenbrauen auf ihn herab. Sie hatte ein Cheerleadertrikot mit Minirock und Top an. "Hey, du Perverser, das ist nicht witzig, okay??" schrie sein Schwarm ihn an. Sie hob ihn auf, gab ihm eine Ohrfeige und meinte: "Mann, dass solche Typen einem auch immer unter den Rock gucken!" Die Ohrfeige brannte sofort höllisch und Tobys Gesicht begann an der Einschlagstelle dunkelrot zu glühen. Das nur beinahe dunkelblonde Mädchen holte tief Luft. "So Mädels, das Training ist wohl vorbei." befand sie. Dann ging sie mit einem von Scham und Zorn erfüllten Gesichtsausdruck so unscheinbar wie möglich Richtung Sporthalle davon. Ihre Freundinnen folgten ihr. Der Kreis um das Geschehen löste sich auf und Toby blieb im Gras liegen, völlig unfähig, seine Gedanken zu ordnen. Eins musste man Dave lassen: Er konnte wirklich gut zielen. Der kleine Kazu mit der Mütze und seine zwei Schergen waren schon getürmt, als Toby noch auf die Mädchen zugeflogen war. Niemand hatte wohl so wirklich mitbekommen, dass die Nummer nicht - wie manch Andere - auf Tobys Konto ging. Es waren zwar nicht mehr ganz so viele Leute da gewesen, aber das Gelächter war dennoch ganz schön laut ausgefallen. Warum mussten die Typen ihn aber auch immer ärgern? Schon wieder eine riesengroße Blamage. Sein Wunsch für Heute war ausnahmsweise mal in Erfüllung gegangen: Sie hatte ihn bemerkt... DAS Gesprächsthema der ganzen Schule für die nächsten Tage zu erraten, war nicht gerade schwer. Jedes mal, wenn er eine größere peinliche Aktion hinlegte, bekam es jeder mit. Dann machte sich wieder alle Welt über ihn lustig. Wenn er so dachte, war er eigentlich bekannt wie ein bunter Hund, vielleicht sogar noch bekannter. Aber leider war das eine Bekanntheit, die ihm nichts nützte und auf die er gerne auch verzichten konnte. Mit Beliebtheit hatte das nichts zu tun. Toby saß inzwischen an seinem Lieblingsplatz und sah der Goldenen Sonne zu, wie sie hinter dem Horizont verschwand. Von hier aus hatte man nicht nur auf den Sonnenuntergang, sondern auch über den gesamten Campus einen recht guten Überblick. Der Campus erstreckte sich vom Schultor zu seiner Linken bis hin zum Sportplatz und den Wohnheimen zu seiner Rechten. Das war zweifelsohne der bis jetzt schlimmste Tag seines Lebens. Er hatte schon eine Menge idiotische und dumme Tage erlebt, seit er hier angekommen war. Aber das war der Schlimmste. Er hatte sie alle überlebt, aber er hatte keine Ahnung, wie er damit jemals fertig werden sollte... Nach dieser bekloppten Nummer konnte er sich wohl nie wieder bei irgendeinem Mädchen blicken lassen. Von der Cheerleaderin seiner Träume ganz zu Schweigen. Vom Sportplatz her kamen ein paar Leute. Es waren der Footballteam-Kapitän Cray, SIE und noch andere Jungen und Mädchen des Footballteams und der Cheerleader. Die Gruppe ging Richtung Schultor. Cray und SIE unterhielten sich offenbar ziemlich gut. Toby sah sich das nicht gerne an, aber irgendetwas zwang ihn dazu, es doch zu tun. Er konnte sich das genauso wenig erklären wie sein Pech. Es lag wohl einfach an ihrer Schönheit. SIE und ihre Freunde würden jetzt nach Hause gehen und Spaß haben, er dagegen saß hier alleine und war von allen guten Geistern verlassen worden. Doch was sah er da? Alle gingen durch das Tor, nur SIE ging in eine andere Richtung. Wohnte das Mädchen etwa auch hier?? Blödsinn, sie hatte bestimmt nur etwas vergessen. Da kam ihm plötzlich eine echt gute Idee. Jetzt wo sie alleine war - egal aus welchem Grund - war es doch kein Problem, sich bei ihr zu entschuldigen und ihr alles zu erklären! Oder? Ja! Toby verließ seinen Platz, rannte in ihre Richtung und stellte sich ihr in den Weg. Er wusste auch nicht, woher er gerade den Mut dazu nahm. Sein Herz wummerte heftig und das kam sicherlich nicht von seinem kurzen Sprint gerade eben. Sie sah ihn mit einem leicht zur Seite geneigten Kopf an. Er blickte in zwei wunderschöne hellbraun-golden glänzende Augen. Mit dem überraschten Gesichtsausdruck sah sie noch süßer aus als sonst. Einen wunderbaren Augenblick lang sagten sie nichts. "Folgst du mir etwa?" fand sie schließlich die ersten Worte. "Wie lange tust du das schon?" setzte sie noch nach. "Ähm..." fing er an. "Wo fange ich am besten an..." suchte er nach Worten, wurde dann aber unterbrochen: "Es tut mir Leid." seufzte sie. "Wie bitte?" verstand Toby nicht. "Das muss echt weh getan haben, und, ich wollte das nicht, wirklich. Du weißt doch wie das ist, wenn alle anderen..." diesmal unterbrach Toby sie: "Ja, das weiß ich ziemlich genau." stellte er fest. Sie lächelte und meinte daraufhin: "Ich habe hinterher erfahren, dass du das nicht mit Absicht gemacht hast. Es tut mir ehrlich Leid." "Die Hopper sind einfach weggerannt, das haben sicher wenige gesehen." stimmte Toby ihr zu. Er tat natürlich, als hätte ihm die Ohrfeige nichts ausgemacht und lenkte das Thema schnell um: "Wohnst du etwa auch hier auf dem Campus?" wollte er wissen. "Ah, ja, du also auch? Ich hab meine Trinkflasche auf dem Sportplatz vergessen, aber ich glaube, ich hole sie morgen, weil, es wird gerade sehr dunkel... Und wir Mädchen müssen um 10 im Haus sein." erklärte sie. Toby blickte auf seine Armbanduhr und bemerkte: "Wir haben...10!" "Oje, ich muss sofort da auftauchen, sonst gibt’s Stress. War nett mit dir zu reden." Sie drehte sich um und setzte zum Weglaufen an. Da fiel Toby etwas ein: "Warte." Sie drehte sich wieder zu ihm: "Was denn?" "Wie heißt du?" wurde Toby endlich los. "Lana." sagte sie schnell und rannte weg. Er sah ihr nach, bis sie in der hereinbrechenden Dunkelheit und hinter dem nächsten Gebäude verschwand. Lana was also ihr Name... Wow... Toby vergaß einen wunderbaren Augenblick lang alles um sich herum. Beinahe hätte er vergessen, dass sie ja bestimmt schon einen Freund - nämlich Cray - hatte. So ein Mist. Jetzt hatte er sich gerade so gut gefühlt, jetzt kam das wieder hoch. "War nett mit dir zu reden." kam es ihm wieder in den Sinn. Da hätte sie ja genauso gut sagen können: "Auf Nimmerwiedersehen, Idiot." Wenigstens wusste er jetzt ihren Namen und dass sie ihn nicht für pervers hielt. Aber für einen Versager wahrscheinlich schon, denn die Hopper griffen nur Solche an. Sonst hätten sie ja auch keine Chance. Dann fiel ihm auch noch ein, dass er keinen Millimeter Hausaufgaben gemacht hatte. Dieser Tag war zwar gerettet, aber dennoch im Eimer... Episode 2 - Lanas Wunsch ------------------------ Golden Sunrise Jahreszeit 1 - Sommer der Begegnungen Episode 2 - Lanas Wunsch +++ Am Tag danach, direkt nach dem Training der Cheerleader, in der Umkleide +++ Lana saß auf der Holzbank und starrte vor sich hin. Irgendwie gingen ihr das unerwartete Ende des Trainings gestern und die Unterhaltung mit Toby nicht mehr aus dem Kopf. Das Training heute war furchtbar ereignislos gewesen. Ganz zu schweigen davon, dass sie Toby heute in der Menge nirgendwo gesehen hatte. Hatte er ihr etwa doch nicht verziehen? Warum musste er auch ausgerechnet so unglücklich vor ihr landen... Gracie legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie war Lanas beste Freundin seit Kindertagen. "Die Hopper haben Toby auf uns geworfen und sind getürmt. So schnell konntest du nicht schauen. Jeder hätte gedacht, er wäre Schuld." wiederholte sie, was ihr Gestern schon aufgefallen war. "Woher wusstest du eigentlich, wie er heißt?" wollte Lana wissen. "Ihm passieren ständig Unfälle, die ganze Schule spricht schon davon. Er ist in der gleichen Stufe wie wir, in einer der Parallelklassen." wusste Gracie bescheid. "Ah..." machte Lana nur. Eine Weile danach blieb Lana als Letzte in der Umkleide übrig. Die Cheerleaderin stellte sich und schloss die Augen. Das Mädchen nahm einen tiefen Atemzug. Schließlich hob sie den rechten Arm und ballte die Hand zur Faust. Sie streckte die Faust nach Oben zum Dachfenster aus - der Goldenen Sonne entgegen. Ein gleißend heller goldener Sonnenstrahl fing sich in ihrer geballten Hand. Für einen kurzen Moment überkamen sie Zweifel. Lana hatte ihre Kräfte noch nie für einen egoistischen Wunsch eingesetzt. Sie wusste nicht einmal, ob es funktionieren würde. Aber wenn sie nur genug auf ihn verteilen würde, gab es vielleicht eine Chance... Dafür musste sie es versuchen. +++ Zur gleichen Zeit, im Technik-Labor der Schule +++ Sicher, die Unterhaltung mit Lana gestern Abend war ganz gut gelaufen. Doch Toby hatte es trotzdem vorgezogen, an diesem Tag nicht beim Training zuzuschauen. Einerseits gab es noch eine Menge aufgestaute Schularbeit. Andererseits war es bestimmt besser, Gras über die Sache wachsen zu lassen. Außerdem war Cray - so als Football-Kapitän - mit Sicherheit ihr fester Freund. 100%, das konnte gar nicht anders sein. Toby befand sich deshalb, nach ein paar Wochen Abwesenheit, wieder an dem Ort, den er eigentlich sonst nach der Schule immer besuchte: Das Technik-Labor. Technik war sein Hauptfach. Später wollte er unbedingt etwas tun, das ihn hoch hinaus brachte. Flugzeug-Ingenieur, Pilot - am Besten beides. Sein Kumpel Gary half ihm über die Sache mit Lana hinweg. Gary war ein echtes Genie und Dauergast im Technik-Labor. Vom ersten Tag im Labor an hatten sie sich ohne viele Worte verstanden. Toby hatte ihm seine Perspektive der Ereignisse Gestern allerdings doch mit ein paar Worten mehr geschildert. Gary war zu jeder Zeit komplett über Tobys Situation informiert und wusste immer hilfreichen Rat. "Es verwundert in Anbetracht der Umstände nicht, dass du heute hier bist, anstatt ihrem Training beizuwohnen." folgerte Gary goldrichtig. "Ja weißt du, ich hab keine Chance und sie ist auch echt hübsch, ich würde sie gerne wieder sehen nur, das bringt mir auch nichts, wenn ich sie nie haben kann. Das tut mehr weh, als sie nicht zu sehen..." resignierte Toby. Ein gleißend heller goldener Sonnenstrahl blendete ihn kurz, aber überraschend lang. "Vollkommen korrekt. Du wirst nichts erreichen, indem du sie nur aus der Ferne bewunderst. Geh einfach in die Mädchenumkleide." riet Gary. Das hatte Gary gerade nicht wirklich gesagt? "Hätte nicht gedacht, dass du solche Witze machen kannst, Kumpel." gab Toby zurück "Das Training ist sicher gleich vorbei. Wenn du jetzt gehst, wirst du sie genau zur richtigen Zeit in der Umkleide treffen." fuhr Gary unbeirrt fort. "So lustig finde ich deine neuen Witze doch nicht... Du kannst damit aufhören." wurde Toby unruhig. "Los Toby, alles wird gut! Vertraue meinem Expertenurteil!" bestand Gary darauf. Anschließend schob er den völlig perplexen Toby vor die Tür. Da stand Toby dann und kam ins Grübeln. Garys Rat war bisher jedes Mal unschlagbar gewesen. Aber die Mädchenumkleide?? Und... warum hatte Gary so komisch geredet? Diese Ausdrucksweise kannte Toby von ihm gar nicht. Der Teenager setzte sich Richtung Wohnheim in Bewegung, nahm aber doch den Umweg durchs ganze Gebäude. Der führte über den Sporthallen-Trakt. Ein paar Minuten später stand er vor der Tür zur Umkleide, bekam aber wieder einen Anflug von Zweifeln. Da würde er bestimmt nicht rein gehen. Nicht freiwillig. Und es sah auch doof aus, wenn er davor auf Lana warten würde. Besonders nach seiner Bruchlandung vor Lanas Füße Gestern Abend. Sie wusste ja, wie das passiert war. Das war trotzdem noch lange kein Freifahrtschein, einfach in fremde Reiche einzumarschieren. Und es konnten ja auch noch andere Cheerleader da drin sein! Niemand, der noch ganz bei Trost war, würde glauben, dass das Mädchen seiner Träume darin warten würde. Viel mehr klang es nach einem Streich, auf den nur verzweifelte Vollidioten reinfallen konnten. Aber vielleicht war er auch einfach ein vernarrter Vollidiot und das Ganze KEIN Scherz? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden... Jetzt ging er doch rein. Toby sah sich gründlich um, ob niemand ihn dabei sehen konnte. Die Luft war rein und er machte einen schnellen Satz durch die Tür. Beinahe fiel er dabei hin. Also normalerweise wäre er garantiert auf der Nase gelandet, diesmal blieb es wie durch ein Wunder aus. Ganz wie bei einem normalen Menschen. Innen war es recht dunkel. Er hatte keine Ahnung, wo die Lichtschalter waren, aber es war sowieso aus gewissen Gründen besser, das Licht auszulassen. Hoffentlich machte er hier gerade keinen Fehler. Hatte Gary das wirklich gesagt? Langsam zweifelte er immer mehr daran. Warum war er dann auch einfach rein gegangen? Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Er tastete sich Meter für Meter durch den spärlich beleuchteten Raum... Wahrscheinlich war niemand mehr da. Oder alle warteten im angeschlossenen Duschraum mit einer versteckten Kamera auf ihn. Doch plötzlich klackte ein Lichtschalter. Neonlampen flackerten mit dem typischen, elektronischen Geräusch auf. Als seine Augen sich an das helle Licht gewöhnt hatten, sah er ein Mädchen. Da stand Lana. Sie war schon fertig geduscht und umgezogen, die Haare glänzten noch etwas nass. Der angenehme Geruch von Shampoo hing in der Luft. "Da bist du ja..." begrüßte sie ihn. "Du hast auf mich gewartet? Wie lange tust du das schon?" grinste Toby. Lana musste lachen. "Wo warst du heute beim Training?" wollte sie wissen. "Verrate mir lieber mal, wieso ich hier bin..." lachte er. "Ich wollte... ungestört mit dir reden. Mein Zimmer teile ich mir mit Gracie und es ist noch schwerer, Jungs ins Mädchen-Wohnheim reinzubekommen, ... egal. Ich wollte dir nur sagen, gestern Abend habe ich nicht meine Trinkflasche gesucht, sondern gehofft, dass ich dich treffe." gestand das Mädchen. Toby konnte noch nicht wirklich fassen, was er da hörte und suchte nach Worten. "Jetzt bist du dran." forderte sie mit einem spielerischen Unterton. "Im Technik-Labor... wo ich normalerweise bin, wenn ich nicht gerade im Publikum sitze und mich frage, ob du MIR winkst oder allen Leuten." konterte der Teenager. "Das hast du bemerkt?" war sie überrascht. "Du hast wirklich mich gemeint?" überraschte es Toby nicht weniger. Sie brachen in Gelächter aus. Lana fing sich zuerst wieder. Sie kam mit ihrem Gesicht ganz nah an Seines heran. "Ich habe keinen Freund." flüsterte sie fast in Tobys Ohr. "WAS? Woher weißt du..." verstand er nicht. "Komm doch Morgen wieder zu den Cheerleadern, okay? Aber nicht als jemand aus dem Publikum. Ich habe allen im Team gesagt, dass du nichts dafür konntest. Deine Pechsträne endet, wenn du an dich glaubst. Bis dann, Toby!" ließ sie ihm zurück. Lana rannte weg und verschwand aus der Tür. Sie ließ ihm keine Zeit, etwas zu erwidern. Ein paar Fragen waren da schon noch übrig geblieben. Woher kannte sie seinen Namen? Er hatte ihn ihr nie gesagt! Wieso wusste sie, dass er dachte, dass sie einen Freund hatte? Weshalb wusste Gary, dass sie ihn hier treffen wollte? Warum, warum, warum?? Toby war ziemlich verwirrt, aber irgendwie fühlte er sich gerade, als könnte er fliegen... +++ Kurz darauf, irgendwo in der Stadt +++ Die Dunkelheit hatte bereits eingesetzt. Ohne das Licht der Goldenen Sonne war es in dieser Sommernacht frisch, aber nicht kalt. Die schwarzen Silhouetten zweier Gestalten huschten an einem großen Leuchtreklame-Schild vorbei. Sie sprangen von einem Hochhausdach auf das Nächste. Der Wind hier oben WAR kalt. Eine Gestalt schien die Andere zu verfolgen. Die verfolgte Gestalt kam an einer größeren Häuserschlucht zum stehen. Sie traute sich den Sprung nicht zu. Das Neonbanner auf diesem Dach warf buntes Licht auf ihr Gesicht. Es war ein jüngerer Mann mit einer grell-pinken Irokesen-Frisur. Trotz der späten Tageszeit trug er eine Sonnenbrille. Die andere Gestalt trug eine furchteinflößende Maske, welche ihr Gesicht verdeckte. Die Shillouette ließ erahnen, dass sie eine Art Rüstung anhaben musste. Es war ein Mädchen, vielleicht 16, mit langen blonden Haaren. Unter der Maske steckte Lana. "Bitte, gib die Energie der Goldenen Sonne wieder zurück. Zwing mich nicht, sie dir abzunehmen." redete Lana auf den Sonnenbrillenträger ein. Ihre Stimme hörte sich für den Energie-Dieb gar nicht an, wie Lanas Stimme eigentlich klang. Die Maske verbarg nicht nur das Aussehen, sondern auch den Klang der Stimmbänder. "Du verstehst das nicht, Sonnenwächterin! Dir sind diese Kräfte einfach zugeflogen! Wenn du wüsstest, wie hart ich sie mir erarbeitet habe, würdest du das nicht sagen." kam es zitternd zurück. Das mochte stimmen. Lana hatte keine Ahnung, wie es sich anfühlte, keine Sonnenwächterin zu sein. Doch genauso wenig wusste dieser Dieb, dass es nicht immer spaßig war, die damit verbundenen Pflichten erfüllen zu müssen. Auf einem Schwertgriff in Lanas Hand erschien eine goldene, durchsichtige Licht-Klinge. Sie war nicht immer so transparent wie gerade eben. Lana hatte für die Sache mit Toby schon eine Menge Energie verbraucht, die ihr jetzt fehlte. Das musste der Irokesen-Kerl ja nicht wissen. "Es tut auch nicht so weh." versprach Lana und schwang das Schwert. "Niemals!" brüllte der Dieb und wich gerade so aus. Er konterte mit einem Tritt, unterschätzte jedoch Lanas akrobatische Fähigkeiten. Sie sprang höher, als er gedacht hatte und entging damit seinem Bein. Die Athletin legte ein Salto in der Luft hin und landete auf ihm. Die Klinge ließ sie mit dem Schwung und der Kraft beider Arme auf ihn herabsegeln. Dabei ging er zu Fall. Dem Dieb entfuhr ein spitzer Schrei. Das hatte gesessen. Es verletzte ihn aber nicht ernsthaft, so stark würde Lana das Schwert nie aufladen. Sie musste ihn nur in Schach halten, damit sie ihn wie angedroht zwingen konnte, die Kraft loszulassen. Lana nahm eine Hand vom Schwert und drückte mit der Anderen den Arm des Typen Richtung Sonne. Ein heller goldener Lichtblitz entwich seinem Körper über den Arm. Das Mädchen bemerkte zu spät, wie er sich mit der Hand des anderen Arms die Sonnenbrille vom Gesicht riss... Aus den Augen des Energiediebs schossen Strahlen. Glühend heiße rote Strahlen. Die Sonnenwächterin konnte sich noch mit einem Sprung davon entfernen, was einen direkten Treffer verhinderte. Ohne Cheerleader-Training wäre sie dazu nicht in der Lage gewesen. Hätte sie aber keine Energie verbraucht, um Toby näher zu kommen, wäre ihr Schwert stark genug gewesen, sodass sich der Typ nicht mehr gerührt hätte. Die Hitze des Strahls hatte sie leider abbekommen. Lanas rechte Körperhälfte fühlte sich an, als würde sie im Feuer stehen. Von der Hüfte abwärts bis zum Oberschenkel. Als sie sich vor Schmerz krümmte und instinktiv die Hand darauf legte, fuhr ihr ein Schreck durch Mark und Bein. Die Rüstung war an der Seite teilweise eingeschmolzen. Ihre Haut warf Blasen, schälte sich ab. Überall trat Blut hervor. Der Energie-Dieb richtete sich auf. Seine Augen waren geschlossen und er setzte sich die Brille wieder auf die Nase. "Es tut mir Leid, aber du hast mir keine Wahl gelassen!" gab er von sich. Lana konnte ihm nicht antworten, zu sehr hatten die Schmerzen sie im Griff. Sie hätte ohnehin nicht gewusst, was sie darauf hätte erwiedern sollen. Das Mädchen sah noch verschwommen, wie der Dieb sich in die Richtung entfernte, aus der sie gekommen waren. Dann wurde alles um sie herum Schwarz... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)