Mein ist die Dunkelheit von MariLuna ================================================================================ Kapitel 31: XXXI. Kapitel -------------------------     „Du bist so eine Glucke.“ Mao kichert nervös, hält aber weiterhin artig still, bis Ashiya ihm den Wollsocken über den linken Fuß gezogen hat. Dessen Augenbrauen zucken unwillig. Er mag es nicht, so genannt zu werden. Urushihara hatte wenigstens den Anstand, zu schweigen, als Ashiya ihm vor zwei Minuten die Wollsocken anzog. „Was bleibt mir bei euch beiden denn übrig?“ erwidert er daher leicht gereizt, während er auch den anderen Fuß seines Königs warm einpackt. Erst dann sinkt er selbst entspannt auf dem Bett zurück. „Ja, ehrlich, Lucifer, was fällt dir ein, uns solch einen Schrecken einzujagen?“ schimpft Mao übertrieben beleidigt mit seinem anderen General. Der sitzt genau wie sie auf dem Bett, die rote Wolldecke locker über seinen Beinen und Okto in seinem Schoß. Nervös spielen seine Finger mit den Wollfransen auf dessen Kopf herum. „Entschuldigung“, presst er zwischen den Zähnen hervor. Das alles ist ihm mehr als unangenehm. Aber er ist auch ein klein wenig stolz auf sich. Er muss sich die neue Umgebung viel besser eingeprägt haben als gedacht, wenn er sich ohne Zwischenfälle aus dem Raum, die Treppe hinunter, durch das Wohnzimmer und schnurstracks aus der Hintertür hinaus in den Garten schleichen konnte. Mao mustert ihn besorgt. Er hat auf eine typischere Reaktion wie eine schnippische Bemerkung gehofft, nicht auf eine sofortige Entschuldigung. Es gefällt ihm nicht, wie schnell Urushihara seine Mauern wieder hochgezogen hat. Das ist ein Rückschritt. Ehrlich irritiert wandern Ashiyas Blicke zwischen den beiden hin und her. Als das Schweigen sich ausdehnt und keiner von ihnen auch nur den Anschein macht, etwas sagen zu wollen, seufzt er einmal tief und richtet sich gerade auf. „Wir sollten darüber reden“, schlägt er vor. „Schlafwandeln ist nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen darf. Was ist, wenn Mao-sama das nicht rechtzeitig bemerkt hätte, Lucifer? Der Gedanke, dass du dich erneut im Wald verirrt hättest, während wir völlig ahnungslos tief und fest schlafen, verursacht mir ehrlich gesagt große Magenschmerzen. Eine weitere Unterkühlung hättest du diesmal bestimmt nicht überlebt.“ Er bemüht sich um Sachlichkeit, doch er kann nicht verhindern, dass seine Stimme zum Ende hin immer brüchiger wird. Verschämt wischt er sich über die nassen Augen, froh darüber, dass Urushihara das nicht sehen kann. Aber Mao sieht es. „Alciel...“ betroffen legt er ihm eine Hand aufs Knie und drückt es leicht. „Das war eine einmalige Sache, dafür werde ich sorgen, versprochen. Emis Vorschlag, dass Lucifer und ich uns aneinanderketten ist vielleicht gar nicht mal so blöd. Wir sind nur noch ein paar Tage hier. Wenn wir wieder Zuhause sind, kaufen wir Vorhängeschlösser für die Fenster und verstecken einfach den Schlüssel für die Wohnungstür. Irgend etwas wird uns schon einfallen.“ Betreten nagt Urushihara an seiner Unterlippe herum und krallt seine Finger etwas fester in Oktos weichen Körper. Er muss Ashiya nicht sehen, um seine Verzweiflung zu bemerken, aber so unangenehm ihm das auch ist, geht ihm Maos Art, so etwas über seinen Kopf hinweg zu entscheiden, obwohl er direkt daneben sitzt, tierisch gegen den Strich. Andererseits hat Mao Recht. Und er als der Verursacher all diesen Ärgers sollte lieber schön die Füße still halten. Also wartet er erst einmal ab, was bei dieser Debatte herauskommt. „Mylord, damit bekämpfen wir nur die Symptome.“ Etwas linkisch tätschelt der Blonde die Hand seines Königs auf seinem Knie. Seine Aufmerksamkeit jedoch liegt ganz bei Urushihara, der still und blass zwischen ihnen sitzt und sich an Alas-Ramus' Kuscheltier klammert, als wäre es ein Rettungring. Ashiya kann die Distanz zwischen ihnen förmlich spüren und wie sie sich mit jeder Sekunde vergrößert. Spontan lehnt er sich vor und ergreift eine von Urushiharas Händen. Er hat vergessen, ihn zu warnen, aber dennoch zuckt der gefallene Engel nur ein kleines bißchen zusammen. „Tut mir leid“, entschudligt sich Ashiya sofort, fährt dann jedoch ansatzlos fort: „Lucifer, du bist mein Freund. Und deshalb gebe ich mich nicht mit der Bekämpfung der Symptome zufrieden. Es gibt einen Grund für all deine Schlafstörungen und erst recht einen für dein Schlafwandeln. Ich kann mich nämlich nicht erinnern, dass du schon jemals geschlafwandelt bist. Ich will, dass es dir gut geht, weil ich dich mag und deshalb müssen wir das Problem an der Wurzel packen.“ Trotz seiner Blindheit blinzelt Urushihara überrascht. Das hat er nicht erwartet. Normalerweise hätte Ashiya sich nur darüber beschwert, wie viele Probleme er ihnen bereitet. „Und da ich mir sicher bin, dass es selbst unserem König nicht gelingen wird, dich vom Träumen abzuhalten, egal, wie sehr er vielleicht versucht, dich ins Koma zu vögeln...“ „Oi“, entfährt es Mao schockiert und Urushihara gluckst unwillkürlich amüsiert auf, doch Ashiya redet unbeirrt weiter: „...sollten wir vielleicht damit beginnen, dass du uns von deinen Träumen erzählst, Lucifer. Und zwar schnell. Es ist halb drei Uhr morgens und wir sind alle müde.“ Diesmal lacht auch Mao leise auf. „Du hast recht, wir sind müde. Aber“, plötzlich wird er wieder ernst. Er rückt dicht an Urushihara heran und legt ihm liebervoll einen Arm um die Schultern. „Wir sollten dich nicht dazu drängen. Erzähl es uns, wann immer dir danach ist. Denn, ehrlich gesagt“, sanft faßt er ihn unters Kinn und dreht seinen Kopf zu ihm, um ihm einen kleinen Kuß auf die Nasenspitze geben zu können, „gefällt mir die Idee, dich an mich zu ketten mit jeder Minute mehr.“ „Mir gefällt der Gedanke auch, dich an einer Kette hinter mir her zu schleifen“, kommt es lasziv zurückgeschnurrt und dann vergräbt Urushihara seine Hände zielsicher in Maos Locken und zieht ihn zu einem Kuß zu sich heran. Ihre Lippen haben sich kaum berührt, da legt Mao schon beide Arme um Urushiharas Taille und zieht ihn eng an sich. Und schon eine Sekunde später verschlingen sie sich mit ihren Mündern regelrecht und ihre Hände wandern gierig über jeden erreichbaren Zentimeter des Körpers des jeweils anderen. Okto rollt vergessen beiseite. Ashiya beobachtet das Ganze eine Weile mit hochgezogener linker Augenbraue, nimmt das kleine Kuscheltier hoch und legt es auf dem Nachttisch ab. „Mao-sama, du weißt schon, dass er dich nur ablenken will?“ Mao unterbricht seinen Kuß mit Urushihara nur kurzzeitig und nur für ein vergnügtes: „Und das gelingt ihm hervorragend...“ bevor er sich wieder gierig auf Urushiharas Lippen stürzt. Schmunzelnd zieht sich Ashiya auf seine Seite des großen Bettes zurück, schaltet die Nachttischlampe aus und schlüpft dann unter seine Decke. „Gute Nacht“, wünscht er und dreht ihnen den Rücken zu, um ihnen wenigstens etwas Privatsphäre zuzugestehen. Natürlich antworten sie nicht, doch das hat er auch nicht erwartet. Haus- und Hintertür sind verschlossen und ich habe den Schlüssel diesmal sicher versteckt, rekonstruiert er noch ein letztes Mal in Gedanken und schließt dann die Augen, bereit, in Morpheus' Arme zu sinken. Die leichten Bewegungen der Matratze und die lustvollen Geräusche neben ihm stören ihn dabei nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil – sie erweisen sich als ein angenehmes Hintergrundrauschen.     Sie sind nicht rücksichtslos, sie bemühen sich trotz allem, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Das ist nicht immer leicht. Aufknurrend wirft Urushihara den Kopf in den Nacken und beißt sich in den Unterarm, um den aufkommenden Schrei zurück zu halten. Seine andere Hand landet unbewußt in Maos Locken und beginnt daran zu ziehen, als Maos nächster Zungenschlag ihn seinem Höhepunkt noch einen Schritt näher bringt. Talentierter Bastard! Dass sie hier landen würden, hätte er wirklich nicht gedacht, der Austausch von Küssen und Zärtlichkeiten hätte ihm völlig genügt, zumal Ashiya direkt neben ihnen liegt. Doch Mao beweist mal wieder diese halsstarrige Zielstrebigkeit, die ihn so erfolgreich macht und ist nicht mehr zu bremsen. Urushihara bezweifelt, dass er wirklich so gut schmeckt, aber Maos geschickte Finger und seine noch viel talentiertere Zunge halten ihn hier fest und die Erinnerungen im Zaum, also spart er sich die Einwände und lässt ihn einfach machen. Erneut zieht er an Maos Skalp, als eine erneute Welle der Erregung ihn fast um den Verstand bringt. Mao quittiert den leichten Schmerz mit einem Summen und die Vibration seiner Stimmbänder entlockt Urushihara ein weiteres Aufkeuchen. Er ist nahe dran. Mao knurrt zufrieden auf, leckt noch ein letztes Mal über Urushiharas gesamte Länge, pflückt seine Finger aus seinen Haaren und schiebt sich sich dann an diesem erhitzten Körper nach oben, zieht Urushiharas Arm beiseite und verschließt diese bebenden Lippen mit seinen eigenen. Die Mischung aus Blut und einfach nur Urushihara fährt ihm mitten zwischen die Beine. Eine Sekunde später kommen sie beide, einfach nur, weil sie aufeinanderliegen und sich küssen und es ist einfach nur perfekt. „Te amo“, murmelt Mao ermattet, sobald er wieder einigermaßen japsen kann in einen dunkelvioletten, verschwitzten Haarschopf. Er benutzt die Engelssprache ohne genauer darüber nachgedacht zu haben. Urushiharas Hände ziehen träge Kreise auf seinem Rücken und seine Stimme ist nicht mehr als ein erschöpftes Raunen an Maos Wange. „Rydych chi'n bwysig i mi.” - Du bist mir wichtig - Mao stockt der Atem. Die Sprache der Black Goats hat er das letzte Mal vor dreihundert Jahren gehört, sie gilt als genauso ausgestorben wie sein Clan und ausgerechnet diese bedeutsamen Worte jetzt so unverhofft zu hören, treibt ihm die Tränen in die Augen. Es sind zwar nicht die ersehnten drei Worte (vier in der Sprache der Black Goats), aber sie sind doch nahe dran. Und plötzlich begreift er, was es wirklich bedeutet, wenn solche Worte in der Muttersprache gesagt werden und nie war er so froh, sein Herz im richtigen Moment auf der Zunge getragen zu haben. Behutsam rollt er sich von Urushihara herunter, schlingt dann seine Arme um ihn und zieht ihn ganz fest an sich. „Ich glaube, bis diese Nacht vorbei ist, brauche ich dich nicht zu fesseln“, wispert er dabei. „Ich lasse dich nämlich nie wieder los.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)