Under these Scars von _Scatach_ (Teil Vier der BtB Serie) ================================================================================ Kapitel 38: All you gotta do is ask ----------------------------------- Das Wasser floss in einem sanften Rauschen über Inos Schulter und spülte die Seifenlauge fort. Sie hatte zwar vorhin schon geduscht, dachte sich aber, dass die Badeetikette trotzdem galt, besonders in einem Gäste-Onsen. Eingebettet in einen kleinen, von Mauern umgebenen Alkoven, saß sie mit den Haaren zu einem goldenen Knoten auf ihren Kopf gesteckt neben einem runden, dampfenden Becken. Sie summte leise vor sich hin, während sie sich einseifte, schrubbte und das Wasser über ihre Haut schöpfte.    ‚Reinheit kommt gleich nach Frömmigkeit, Ino.‘   Die Worte ihrer Mutter zwitscherten durch ihren Verstand wie ungewollter Vogelgesang in ihren Ohren. Wie viele Male hatte sie das während ihrer Kindheit gehört? Auf Blumenwiesen herumtollend und Wildblumen für ihre Mutter pflückend – Gänseblümchen, Geißblatt, Knöterich, Hirtentäschel, Butterblumen und Glockenblumen – dann hatte sie sie in einem farbenfrohen Strauß hochgehoben, nur um dafür gescholten zu werden, Schmutz unter den Fingernägeln zu haben, ebenso wie Grasflecken auf ihrem Kleid und Matsch an ihren Füßen.    ‚Reinheit kommt gleich nach Frömmigkeit, Ino. Jetzt geh und wasch dich, Blütenblatt. Ich werde sie in eine Vase stellen.‘   Ino hatte sie am nächsten Morgen gefunden. Nicht in einer Vase, sondern im Abfall. Verschrumpelt und verschwendet und ihr kleines Kinderherz war beim Anblick davon verwelkt. Nie wieder hatte sie danach Wildblumen für ihre Mutter gepflückt.    Du solltest dich entspannen und nicht an sie denken.   Oder daran, wie sie auseinander gegangen waren; mit zornigen Worten und Anschuldigungen. Wenn sie daran dachte, dass ihre Mutter physisch nach ihr geschlagen hatte. Und alles wegen eines Jungen, an den sie sich kaum erinnern, den sie aber auch nicht komplett vergessen konnte.    Naoki…wer warst du? Warum wollen sie nicht über dich sprechen?   Warum dachte sie überhaupt jetzt gerade daran? Hatte Neji ihr nicht bereits zweimal gesagt, dass ihr Kopf voll und ganz auf die Mission gerichtet bleiben musste und zwar nur auf die Mission? Es würde die Zeit kommen, um ihre Eltern in Bezug auf Naoki zu konfrontieren, sobald die Mission vorüber war. Außerdem hatte sie schon genug Sorgen mit Shikamaru, der so wahnsinnige Schwankungen sowohl charakterlich als auch mit seinem Chakra abzog…und all das so kurz, nachdem sie Asuma-sensei verloren hatten…Gott, im Moment fühlte es sich an, als würde ihre Familie um sie herum auseinander fallen; Asuma, ihr Vater, ihre Mutter, Shikamaru.    Sie presste die Lider gegen die Tränen zusammen.    Gott, hör auf. Morgen. Mach dir morgen Sorgen.    Nicht heute Nacht. Seufzend konzentrierte sich Ino wieder auf den gegenwärtigen Moment und tupfte mit einem Schwamm über die Kruste an ihrem Unterarm. Die Narben oder Verletzungen ließen sich nicht fort schrubben.    Yep. Ich bin so sauber, wie ich nur sein kann.   Nackt hängte sie ihren lilanen Yukata in einen der hölzernen Schlitze, die als Schließfächer dienten, sicherte den Riegel und schlang sich den Schlüssel um das Handgelenk.    Ok. Kein Nachdenken mehr.   Zeit, einzuweichen und sich zu verwöhnen.    Sie schnappte sich ein Handtuch, warf es sich über den Arm und trat hinaus auf den nebligen Pfad, der zum Rotenburo-Badebereich führte. Ihre Füße wisperten leise über die Latten aus poliertem Holz und Tropfen aus Wasser glitzerten auf ihrer Haut wie weiche, goldene Perlen, als sie dem Weg in natürlichem Fackellicht einer Reihe verzierter, schmiedeeiserner Lampen folgte.   Das Onsen war groß, panoramisch und in totalem Gleichgewicht mit der Natur, die verschiedenen Steinbecken gingen in einem langsamen Strom milchiger Wasser und schwebenden Dampfes ineinander über. Pavillonartige Dächer schirmten Teile der Becken ab und die stützenden Säulen versanken tief im Wasser, während Laternen von den Traufen baumelten.    Inos Mund klappte ein Stücken auf.    Es war bezaubernd, exotisch und anders als alles, was sie jemals in Konoha gesehen hatte; selbst die luxuriösesten Heißen Quellen verblassten im Vergleich hierzu. Das hier war die natürliche Welt, die auf märchenhafte Opulenz traf.    Sie beschleunigte ihre Schritte und näherte sich dem Becken, das am nächsten lag.    Das Handtuch legte sie nah am Rand ab, glitt hinein in die warmen, cremigen Wasser und ließ ihren Kopf nach hinten gegen den glatten Stein sinken, während sie lange und langsam ausatmete. Der Himmel über ihr war ein zerknittertes Laken aus tiefen Lilaschattierungen, als die Spuren des Sonnenuntergangs in die Abenddämmerung fortschmolzen. Sie versuchte, sich nicht auf die Schatten zu konzentrieren, die heran krochen…oder auf die Gedanken, die sie begleiteten.    Morgen, Shikamaru. Morgen, die Mission.   Heute Nacht gehörte ihr allein.    Ein leises Seufzen entkam ihren Lippen, gefolgt von dem sanften Summen eines Liedes, das sie in ihrer Kindheit gesungen hatte; niemals wissend, von woher sie es kannte oder warum es ihr Herz heimsuchte. Es war ein altes Min’yō Volkslied und der Text schwebte durch ihren Verstand und dann durch ihre Lippen, ihre Stimme wurde so leise und warm wie die Nebel über den Wassern hinaus auf die Abendbrise getragen.    „Tsubomi, süßes Mädchen Ein leis Gebet bring dar Tsubomi, süßes Mädchen Mit Blumen in dein‘m Haar. Die Hirsche fern und wandernd All die Schmetterlinge fort Ich steh auf diesem Berge Weiß doch, ist nicht mein Ort.  Tsubomi, süßes Mädchen Find dies‘ einsam’n Baum im Licht Tsubomi, süßes Mädchen Leg dort dein Veilchen hin für mich.“   Sie schloss die Augen und sang es wie ein Gebet, ließ den Text in eine Litanei übergehen; ein Lied, das ihre Kehle hinauf stieg, als würde es aus ihrer Seele gezogen werden und ihre Stimme geriet vor Emotionen ins Stocken, die sie weder verstehen, noch einordnen konnte.    „Tsubomi, süßes Mädchen“, sang sie, „leg dort dein Veilchen hin für mich.“   Eine traurige und sehnsuchtsvolle Stille folgte dem Lied…aber die Noten verweilten, hingen sanft und schmerzlich in der Luft, zupften an den empfindlichen Saiten ihres Herzens. Sie spürte, wie Tränen an den Rückseiten ihrer Augen brannten und schloss ihre Wimpern.    Warum schmerzt es so sehr? Und Tsubomi…warum ist mir dieses Wort zu vertraut?   Mit diesem Gedanken begann sie abzudriften, ließ zu, dass die Melancholie sie weiter fort trug, bis sie von dem plötzlichen Platschen von Wasser über Felsen zurückgerissen wurde. Japsend flogen Inos Augen auf und ihr Herz rammte sich hart gegen ihr Brustbein. Sie zuckte von den Steinen zurück und sank weiter hinunter in das Wasser, bis ihr Kinn auf die neblige Oberfläche traf, während sie durch den Dampf blinzelte.    „Wer ist da?“, wollte sie wissen und versuchte ihr Möglichstes, empört zu klingen, doch der Knoten aus Tränen, der ihre Kehle verstopfte, sorgte nur dafür, dass sich ihre Worte zu einem Krächzen verzerrten. „Komm raus oder ich werde-“   „Fährst immer gleich die Krallen aus, stimmt’s?“   Die Stimme erklang so leise, dass Ino dachte, sie hätte es sich eingebildet, bis sie die verräterischen Wellen von Bewegung wahrnahm und ein bisschen tiefer in den sich teilenden Dunst stierte. Dort, in den tiefen, blaulilanen Schatten des gebogenen Daches schwebend, bewegte sich eine Gestalt, um sich gegen eine der versunkenen Säulen zu lümmeln. Laternenlicht streifte seine beschatteten Konturen wie ein Kratzbild; nur goldene Schrägstriche und feine, schimmernde Linien. Sie umrissen die Kante eines kräftigen Kiefers, die schlanken Sehnen eines männlichen Halses und ein Schlüsselbein so scharf wie eine Klinge.    Inos Magengegend flatterte im Einklang mit ihrem Herzen und Wärme kroch auf ihre Wangen.    Oh. Mein. Gott.    Sie holte Luft, um zu rufen, zu schreien, aber alles, was heraus kam, war ein angestrengtes Krächzen. „Kiba.“   Schatten fielen über sein Gesicht, verschleierten seine Reaktion, aber sie konnte spüren, dass er sie beobachtete – konnte die Hitze seines Blickes fühlen. Und sie redete sich selbst ein, dass es nichts weiter war als dieses gruselige Augenschimmern, das in der Dunkelheit funkelte.    „Ich wusste nicht, dass du so singen kannst“, sagte er mit einer Stimme, die sich irgendwo zwischen sanft und rau bewegte. Eine Textur, die Inos Haut greifbar wie eine Berührung streichelte.    Ein Kribbeln, das überhaupt nichts mit der Verlegenheit, sondern alles mit Verlangen zu tun hatte, das sich ihre Nerven entlang stach und sich unter ihrer Haut regte, Härchen aufstellte und das Erröten über ihren Hals ausweitete, um ihre lilienweise Vollkommenheit zu einem glühenden Rosa zu verwandeln.    Das passiert gerade nicht wirklich…   Ganz besonders nicht jetzt. Das hätte ihr Ort sein sollen, ihre Privatsphäre, ihr geheiligter Hafen in einem emotionalen Sturm. Und trotzdem war er hier, dieser unverbesserliche Bastard und löste heiße Strudel in ihrem Unterleib aus.   Bastard. Was für ein Bastard, dass er das mit mir macht.    Irrationaler Zorn blubberte in ihr auf, brach heiß und bösartig auf ihrer Zunge aus. „Du PERVERSLING!“ Ihr Kreischen hallte so explosiv von den Felsen wider, dass es den Augenblick zu vollkommener Regungslosigkeit erschütterte.    Kiba ließ das sacken.    Und dann lachte er.    Dieser überhebliche Mistkerl.   Er besaß tatsächlich die Frechheit, sich über sie lustig zu machen. Ino funkelte ihn zornig an und spürte, wie die Verlegenheit winzige Fissuren in ihren Stolz trieb. Der heiße Dampf der Rage zischte durch ihre Nase und zwischen ihren Zähnen hindurch. Wut war sicherer als Anziehung und Empörung weitaus besser als das, was auch immer ihre Hormone ihr entgegen brüllten.    „Du voyeuristisches Schwein!“, keifte sie, schlang sich die Arme um ihre Brüste und überkreuzte die Beine unter dem Wasser, gedemütigt von ihrer Nacktheit und sich der Tatsache gerade nur allzu bewusst, dass Verlegenheit eigentlich ihre erste und unmittelbare Reaktion auf ihn hätte sein sollen. „Wie lange beobachtest du mich schon?“   Ein leises Lachen und Kiba schwebte von der Säule fort, wobei er ein sanftes, goldenes Kräuseln über das dunkle, rauchige Wasser schickte. „Ich denke, dass ich dich darüber schwitzen lassen sollte.“   Inos Augen vergrößerten sich zu zwei meerblauen Scheiben.    Oh guter Gott – hatte er sie gesehen? Also, so richtig? Komplett? Sie fühlte sich übel. Sie sank vermutlich etwas weiter in das Becken und wartete darauf, dass die Flut der Scham sie nach unten zerrte, während die Stimme ihrer Mutter wie ein Anker um ihr Herz hing.    ‚Grazil und glatt wie Seide. So sollte eine Dame sein.‘   Ino erachtete sich selbst nicht als grazil oder glatt – sie war gerade und dünn, breitschultrig und scharfkantig, wo sie hätte weich sein sollen. Für alles, bei dem sie sich nicht den Arsch wund gearbeitet hatte, um es aufrecht zu erhalten, kämpfte sie stetig darum, es herzustellen oder zu maskieren. Die rechte Seite ihres Gesichtes war nicht perfekt symmetrisch zu ihrer linken und sie besaß keine nennenswerten Brüste unter dem gepolsterten lilanen Oberteil und den schmeichelhaften BHs. Sie wusste, wie man sich auftakelte, wie Make-up Wunder wirken konnte und wie sie akzentuieren musste, was ihre Mutter als ‚ausgleichende Anhängsel‘ betrachtete, aber unter all dieser Verpackung und dem Glitzer fühlte sie sich nichtssagend und jungenhaft und – bitte bring mich einfach um.   Kiba hörte auf, durch den Dampf zu driften und die Wellen beruhigten sich um ihn herum. Spielerisch zwinkerte er ihr zu. „Aw, na sieh sich das einer an, das ist dir tatsächlich peinlich.“   Inos Augen verengten sich zu Schlitzen. „Aw, na sieh sich das einer an, du bist tatsächlich beobachtend“, fauchte sie und brachte sie dadurch zurück zu dem ganzen ‚Beobachtet werden‘ Thema. „Gott, du bist so ein Hund.“   Ein leises Glucksen. „Dir ist klar, dass das für einen Inuzuka nicht wirklich eine Beleidigung ist, oder?“    „Oh, das entschuldigt ja auch total deine Vulgarität. Ich habe vergessen, dass du von Wölfen aufgezogen wurdest.“   Kiba bedachte sie mit einem Grinsen, das ganze zehn Arten von wölfisch war. „Darauf kannst du wetten.“ Es lag nichts Bezauberndes an diesem Lächeln; es glühte so heiß und fleischlich wie der Ausdruck in diesen karamell-goldenen Augen. Ein bisschen zu warm. Ein bisschen zu wild.    Erneut flatterte Hitze in Inos Magengegend auf und sie erschauerte gegen dieses Gefühl, versuchte, es als Abscheu abzutun und erinnerte sich selbst daran, dass das Kiba war. Seine Aufmerksamkeit war nicht schmeichelhaft. Er würde alles vögeln, was einen Puls hatte. Sie reckte das Kinn und zog Hochnäsigkeit wie einen Schild um sich herum. „Tja, ist nicht so, als würde irgendjemand wirklich glauben, dass du von Frauen aufgezogen wurdest, wenn man bedenkt, dass du überhaupt keinen Respekt vor ihnen hast.“   Mit nach oben wandernden Brauen stieß Kiba ein verblüfftes Lachen aus und legte sich in spöttischem Affront eine Hand auf die Brust, während er ein bisschen näher kam. „Das ist eine ernstzunehmende Behauptung. Willst du sie absichern?“   Das einzige ‚Absichern‘, das Ino gerade wollte, war physisch. Während sie Kiba dabei zusah, wie er durch den Nebel näher driftete, wanderten ihre Augen zu den Perlen aus Feuchtigkeit, die über seine goldene Haut sickerten und langsam seinen Hals hinab rannen. Das sanfte Plätschern des Wassers schwappte über die breiten Ebenen seiner Brust, floss über seine Schultern und die Muskeln seiner Arme, als er sie in einer trägen Geste der Einladung ausbreitete und sie herausforderte, ihm mit der Zunge einen Peitschenhieb zu verpassen.    Zungenpeitschenhieb…   Das erotische Bild, das diesen Gedanken begleitete, war absolut schockierend. Gott, was war nur falsch mit ihr? Einfach so in die dampfenden Tiefen der Versuchung zu schweben.    Versuchung? ERNSTHAFT? Das ist Kiba. KIBA. Der schmutzige, grobe, vulgäre, schlecht erzogene, unflätige Mistkerl…   Die schiere Vorstellung von ihm hätte komplette Abneigung hervorrufen müssen – ganz sicher nicht Anziehung! Er war quasi die Antithese dessen, was sie bei einem Kerl wollte; er war ein Gauner, ein Wüstling, ein roter Fleck, der sich nicht auswaschen ließe.    Er war in allem falsch, weil er nie richtig sein konnte. Zumindest nicht für sie.    Oder für irgendeine andere Frau mit einem HIRN.   Energisch fabrizierte sie einen angewiderten Ausdruck, schlang einen Arm um ihre Brüste und streckte ihre andere Hand aus, um nach dem schmalen Felsvorsprung zu greifen, während sie in dem Versuch auf den Zehenspitzen herum hüpfte, seinem Blick zu entgehen und irgendein festes Hindernis zwischen sie zu schieben.    Mit einem Glimmen in den Augen beobachtete Kiba sie und erfreute sich an ihrem Rückzug. „Bisschen abgelenkt, Prinzessin?“   „Ich denk nicht dran, das Offensichtliche zu beantworten, du dämlicher Neandertaler“, blaffte Ino, schwebte hinter die schmale, winzige Halbinsel und bewahrte sich so etwas Anstand. „Außerdem beweist du doch meinen Punkt. Warum hundestrampelst du nicht rüber auf die andere Seite und lässt mich in allein? Oder noch besser, warum verschwindestdu nicht komplett?“   Kiba setzte ein langsames Grinsen auf. „Nah, das ist viel zu viel Arbeit für einen Neandertaler. Ich wollte dir eins mit einem Dinosaurierknochen über den Schädel ziehen und dich dann zurück in meine Höhle zerren.“   Völlig überrumpelt von seiner Schlagfertigkeit, stieß Ino gegen ihren Willen ein Lachen aus.    Kiba entging dieser Ausrutscher nicht und sein Schmunzeln wurde breiter, während sich Lachfältchen und Grübchen in seine Wangen gruben, was ihre Augen auf die tätowierten Streifen zog. Bis zu dieser Sekunde hatte sie sie nie als sexy erachtet. Aber auf der anderen Seite hatte sie sich auch noch nie als dämlich erachtet.    Was ich aber auf jeden Fall bin, wenn ich zulasse, dass dieses idiotische Piratengrinsen seinen Charme entfaltet…   Charme? Kiba? Von wegen! Mit aller Kraft versuchte Ino, ihre vorherige Genervtheit wieder aufzurichten, schnaubte zimperlich und legte mit einem abweisenden Rucken des Kopfes einen Arm über den schmalen Felsvorsprung. Doch trotz ihrer besten Bemühungen, frostig zu bleiben, Kibas träges Grinsen schmolz warm und sanft über sie hinweg wie diese Karamellaugen; lud sie ein, an dem Witz teilzuhaben, statt daran Anstoß zu nehmen.    „Ein Dinosaurierknochen?“, murmelte sie und versuchte angestrengt, nicht zu schmunzeln. „Bin mir sicher, dass die Damen dich dann als richtigen Treffer empfinden.“   Bei dem Wortspiel verzog Kiba das Gesicht. „Du hast es abgeschlachtet.“   Ino brach in ein giggelndes Prusten aus und überraschte sie beide damit. Sofort flog ihre Hand zu ihrem Mund. Oh Gott. Das Giggelnde Prusten. Das küssende Pendant zu Dem Furz.    Während sie sich mit den Händen über ihr glühendes Gesicht rieb, schrumpfte sie mit einem Ächzen hinter dem Schirm dieses erbärmlichen kleinen Felsens zusammen. „Wenn du jetzt einen Ino-Schwein Witz machst“, warnte sie, als sie versuchte, die Erniedrigung zu kaschieren.    Ich hasse mein Leben…   So dämlich es war, sie fühlte sich auf eine Weise bloßgelegt, die über Haut hinaus ging…und trotz ihres schnippischen Hin und Hers, wenn Kiba sie jetzt auslachte, würde sie ihm niemals vergeben. Denn er würde nicht über die Prinzessin lachen, die sie vorgab zu sein, sondern er würde über das kleine Mädchen lachen, das Wildblumen im Haar und Schmutz unter den Fingernägeln hatte.    Kiba lachte nicht.    Tatsächlich bedachte er sie mit einem Blick, der so schwer zu interpretieren war, dass sie sich fragte, ob er überhaupt irgendetwas anderes als das Giggel-Prusten gehört hatte. Seine Brauen waren in tief versunkener Miene zusammengezogen, die Lippen leicht geöffnet, als hätte er Luft geholt, um etwas zu sagen, doch dann war ihm der Gedankengang abhanden gekommen. Es war wie die unangenehme Pause während eines Schauspiels, wenn jemand seinen Text vergessen hatte. Ino hatte überhaupt keine Ahnung, was sie sagen sollte und Kiba schien auf irgendeine Art des Bühnengeflüsters zu warten, das ihn aus seiner Starre befreite. Seine dunkelgoldenen Augen suchten unsicher ihr Gesicht ab.    Zur selben Zeit holten sie Luft und erstarrten beide, als erwarteten sie, der andere würde zuerst sprechen. Aber keiner sagte etwas.    Während sie eine Grimasse schnitt, zog Ino spielerisch die Nase kraus. „Peinlich.“   Das schien die Spannung zu durchbrechen.   Kiba stieß ein leises Lachen aus und tauchte mit gesenktem Kopf zurück ins Wasser, während er sich mit einer Hand auf eine Art und Weise durch sein nasses Haar fuhr, die vielleicht nervös gewirkt hätte, wenn er dem ganzen nicht ein schiefes Grinsen hinterher geschickt hätte. „Weißt du, das war vielleicht der erste reale Klang, den ich jemals von dir gehört habe – abgesehen von dem Gesang. Du solltest das öfter machen.“   Augenrollend bedachte Ino ihn mit einem flachen Blick. „Was? Das Giggel-Prusten?“   Kibas Schmunzeln wurde etwas tiefer. Langsam hob er die Schultern, als wollte er mit den Achseln zucken, doch dann verzog er auf halbem Weg das Gesicht und drehte einen trägen Kreis im Wasser in dem lausigen Versuch, den Schmerz zu verbergen. „Das auch“, scherzte er.    Ino musterte ihn genau und war sich nicht sicher, ob sie überrascht oder argwöhnisch sein sollte. Es war nicht das erste Mal, dass er sie bei so etwas erwischte. Aber es war das erste Mal, dass er irgendwie dafür ein Kompliment machte. Und sie war sich nicht so sicher, was sie damit anfangen sollte, oder mit ihm…denn er war nicht das 1A-Arschloch, von dem sie immer gedacht hätte, er wäre es, sollte er jemals die Chance bekommen, ihre Unvollkommenheiten gegen sie zu verwenden.    Ugh! Ich hasse es, wenn er das macht.   Es machte es so viel schwerer für sie, an ihren negativen Überzeugungen über ihn festzuhalten. Überzeugungen, die sie dringend brauchte, um sich von ihren eigenen betrunkenen und peinlichen Verbrechen in der Nacht ihres Geburtstages freizusprechen. Ausschweifungen in einer Flasche. Und sie hatte sich ordentlich die Kante gegeben, war von Kibas Arm gehangen wie eine Stangentänzerin. In dem Bemühen, für diese betrunkenen Gräueltaten Ersatz zu finden, hatte sie sich entschlossen, Kiba für ihre Handlungen verantwortlich zu machen.    Wirklich erwachsen.   Und was es noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass er nicht einmal das gegen sie verwendet hatte – naja, zumindest nicht, bis sie in den Laboratorien seinen Stolz auseinander genommen hatte und er deswegen zurückgebissen hatte. Seitdem hatte sie ein fettes, funkelndes Bastard-Abzeichen für Kiba aufpoliert und jetzt konnte sie es nirgendwo hin heften.   Außer ich mach wieder eine auf Eiskönigin ihm gegenüber…   Aus irgendeinem Grund störte ihn das weit mehr als ihr Temperament. Doch Zorn schien passender zu sein.    Also sei sauer auf ihn.   Einfach genug, wenn man bedachte, dass er immer noch hier war und auf seinem Ego durch die Gegend schwebte, wenn er ihr doch ihre Privatsphäre hätte lassen und ihr etwas Frieden geben sollen. Für einen Moment beäugte sie ihn weiterhin wachsam, sah zu, wie er seine Schulter unter das Wasser tauchte und den Kopf nach hinten kippen ließ. Die Muskeln in seinem Hals zogen sich straff, als er schluckte und Perlen aus Schweiß und Wasser rannen die Mulde in seiner Kehle hinab.    Na wer ist jetzt die Perverse?    Stirnrunzelnd schluckte Ino schwer und gab sich alle Mühe, den Blick abzuwenden, als sie ihr benebeltes Hirn nach irgendeiner Ablenkung durchwühlte. „Tut deine Schulter immer noch weh?“, platzte es aus ihr heraus.    Kiba schien sie nicht zu hören; oder er ignorierte sie. Langsam ließ er sich etwas tiefer in die warmen Tiefen sinken und driftete weiter in einem müßigen Kreis, sich der türkisblauen Augen nicht bewusst, die jede einzelne seiner Bewegungen schluckten. Ino biss sich auf die Lippe, suchte den heißen Strudel in ihrer Magengegend nach den Trümmern ihres zerstörten Temperaments ab. Aber alles, was sie fand, war das verhedderte Wirrwarr aus Gefühlen, das sie auch schon gefühlt hatte, als sie ihn in diesem Rattenloch von einem Ryokan beim Schlafen beobachtet hatte.    Ihn so daliegen zu sehen, verletzlich, bloßgelegt und ohne diese selbstsichere Attitüde…   Denk nicht so…   Oder so fühlen. Wenn man sein dauerhaftes Bedürfnis danach bedachte, diesen Macho-Alphamodus aufrecht zu erhalten, würde Kiba Lieblichkeit und Gefühlsduselei vermutlich nicht zu schätzen wissen. Wahrscheinlich würde er deswegen würgen.    Gut, das macht es leichter, ihn…   Ihn was? Ihn abzulehnen? Das abzulehnen, was er offensichtlich in ihr auslösen konnte? Was zur Hölle sagte das eigentlich über sie? Über ihren Männergeschmack? Über grundlegenden, gesunden Menschenverstand – oder den Mangel daran?   Das sind nur die Hormone…die verbotene Frucht…   Was für ein lahmer Vergleich. Kiba sah mehr aus wie ein erstklassiges Steak. Da war überhaupt nichts Liebliches an ihm. Mit dem Alter war er nicht gereift, er war härter und zäher geworden – und sie würde sich höchstwahrscheinlich genauso an ihm verschlucken wie er an ihr.    ‚Hey, lass uns doch ehrlich sein. Gemessen an deinem raffinierten und delikaten Gaumen glaube ich nicht, dass du etwas so Rohes wie mich überhaupt verdauen könntest.‘   Ino erschauerte bei der Erinnerung an diese Worte, bei der Erinnerung an den glühenden Ausdruck in Kibas Augen, als er sie gesagt hatte. Der Strudel in ihrem Unterleib drehte einen weiteren heißen Zirkel.    Hör auf. Wenn er schon irgendwann mal mit irgendetwas Recht hatte, dann damit, dass er der falsche Typ für dich ist.   Kein Zweifel. Sie mochte Männer, wie sie ihre Sommerdesserts mochte; kühl, glatt und gartenfrisch mit einem süßen Hauch der Blaublütigkeit, alles serviert in einer Porzellanschüssel; Uchiha-Delikatessen, köstliche Hyūga-Gerichte und vielleicht sogar eine aufgewärmte Version dessen, was zur Hölle Sai wohl war, wenn er zumindest ein bisschen um seine steifen ANBU-Kanten herum auftauen würde.    Das ist die Art von Mann, die du willst, erinnerte sie sich selbst.    Männer mit Klasse, Kultiviertheit, gepflegten Manieren und adligem, gutem Aussehen. Das war ihr Grundriss. Ehrlich gesagt, mit all dem so fest in ihrem Hirn verkabelt, war es wirklich ein Wunder, dass ihre Hormone in Anwesenheit von Neji und Sai keinen Satz machten; nicht so, wie wenn Kiba in ihrer Nähe war…wie er jetzt in ihrer Nähe war…wie er jetzt und nackt in ihrer Nähe war…   Hör auf!   Energisch widerstand Ino dem Drang, ihren Kopf unter das Wasser zu tauchen.    Das ist so bescheuert…   Aber leicht zu richten. Sie könnte diese Verrücktheit in dieser Sekunde leicht auslöschen und sie beide zurück in die Kindergartenzone der verbalen Spuckbälle und Beschimpfungen schubsen, aber auf einen Schlag – und oh, so dämlicher Weise – musste sie feststellen, dass sie an den abblätternden Etiketten und schiefen Warnschildern vorbei spähen wollte, die sie während der Akademiezeit auf Kibas Rücken geklatscht hatte.    Wann habe ich überhaupt angefangen, so schlecht von ihm zu denken?    Als Kind hatten sie hin und wieder miteinander gespielt – vor allem wegen der Tatsache, dass Shikamaru Diskriminierung und Spielplatzkleinlichkeiten schon immer als lästig empfunden hatte. Er hatte niemals irgendwen aus ihren Spielen ausgeschlossen; nicht einmal den geächteten Naruto. Diese Zeit hatte die Jungs ziemlich eng zusammengeschweißt. Vielleicht war sie ein bisschen eifersüchtig darauf gewesen?   Nein. Ich hatte meine eigenen Freunde.    Ja klar. Mädchen, die aus der Kindheit hinaus und direkt in belanglose, soziale Cliquen gesprungen waren. Sich in koketten und konkurrierenden Kreisen bewegt hatten, deren einziger Zweck es gewesen war, Mädchen wie Sakura zu schikanieren und Jungs wie Sasuke nachzustellen. Auch Ino war nicht immun gegen Sasuke gewesen, aber ihre mitfühlende Gesinnung hatte bei weitem jedes Verlangen danach überwogen, einer Schwesternschaft aus Primadonnaschlampen anzugehören. Sie hatte diese Mädchen fallen gelassen und sich Sakura angenommen. Sie hatte versucht, die Pinkhaarige über ihre Unsicherheiten hinaus zu heben.    ‚Siehst du? So siehst du viel hübscher aus, Sakura! Ich schenke dir das Haarband. Du bist hübsch, also hab nicht so eine Angst!‘   Wie traurig, wenn sie daran dachte, dass sie sich endlich sicher und glücklich gefühlt hatte, eine Freundin zu haben, mit der sie nicht in Konkurrenz stand oder in deren Gesellschaft sie sich nicht unsicher fühlen musste…zumindest, bis Sakura ihre erblühende Freundschaft zerschmettert hatte…   ‚Ino-chan. Du magst Sasuke-kun auch, stimmt’s? Dann…sind wir von jetzt an Rivalinnen.‘   …und Ino wegen etwas so Dummem wie einem Jungen verraten hatte.   ‚Ich werde nicht mehr gegen dich verlieren, Ino.‘   Bei der Erinnerung an diese Worte zuckte Ino zusammen. Worte, die Ino in genau das verwandelt hatten, wovor ihre Mutter sie immerzu gewarnt hatte, dass sie es immer sein würde.   Konkurrenz.   Immer nur Konkurrenz. Gelehrt von jeder Frau in ihrem Leben – Familie und Freunde – dass sie mit anderen Mädchen um das hart verdiente Recht, attraktiv zu sein, akzeptiert und anerkannt zu werden, kämpfen musste. Ein Recht, das nur der Hübschesten, der Dünnsten, der Klügsten und der Einen gehörte, die es schaffte, dass sich die meisten männlichen Köpfe drehten. Bevor sie von diesem ‚hart verdienten Recht‘ gehört hatte, hatte sich Ino durch ihre akademischen Leistungen und in ihrem eigenen Selbstvertrauen hervorgetan; ein willensstarkes und glückliches Kind…bis sie in diesen Kampf gestoßen wurde, in dieses fortwährende Ritual, das unter Frauen herrschte. Es hatte Asuma in der Sekunde zu vollkommenem Unverständnis verwirrt, als sie angefangen hatte, sich mehr um ihr Gewicht als um ihre Leistung zu sorgen, mehr um ihr Aussehen als um ihre Lehrstunden.    ‚Wo ist mein selbstsicheres Großmaul hin?‘   Wenn sie doch zu dieser Zeit nur die Worte gefunden hätte, um es ihm zu erklären.    Ugh. Kerle haben es so einfach…   Aber mit Sicherheit sollte es doch nicht so hart sein? Oder doch? Sie spähte zu Kiba hinüber und fragte sich, ob es denn wirklich Eifersucht und verdrängte Wut waren, die sie dazu trieben, ihn ununterbrochen anzufauchen und anzuspucken. Oder vielleicht hatte sie in dem Moment, als sie die dreizehn Lebensjahre erreicht hatte, all die vorschnellen Bewertungen und gesellschaftlichen Vorurteile ihrer Mutter geerbt. Denn während Sayuri, wie die meisten Eltern, Ino gewarnt hatte, sich von Naruto fernzuhalten und das aus Gründen, die sie niemals erklärt hatte – die, wie Ino inzwischen wusste, einfach nur daraus bestanden, dass er ein Jinchūriki war – hatte sie überhaupt keine Probleme damit gehabt, ganz deutlich darzulegen, warum Ino Kiba meiden sollte, indem sie den Hundeninja als unzivilisierten und verrufenen Inuzuka-Delinquenten gebrandmarkt hatte.    ‚Du hältst dich von ihm fern, Blütenblatt. Der ist nichts weiter als Abschaum und Ärger.‘   Der. Inuzuku Kiba. Der Spielplatz-Schurke, der gerne die Schule schwänzte und den Mädchen unter den Rock sah. Natürlich war die Hälfte der jugendlichen Gerüchte über Kibas Ruf als Schürzenjäger von Ino selbst in Umlauf gebracht worden; hässliche, gemeine Samen, die sie aus unangebrachter Bosheit und Tratschspekulationen verstreut hatte – nicht, dass Kiba viel unternommen hatte, um besagte Gerüchte zu entwurzeln oder zu widerlegen. Wenn überhaupt, dann hatte er hervorragende Arbeit geleistet, das zu kultivieren, was sie über die vergangenen zwei Jahre gesät hatte, indem er ständig flirtete und mit dieser großspurigen Selbstsicherheit um sich warf.   Immer so selbstsicher…   Er stolzierte immer mit einer Leichtigkeit herum, die Ino beneidete und hasste, da Kiba sie wirklich besaß. Er musste kein Schauspiel aufführen. Er musste nichts vorgeben. Er war selbstsicher und gab einen Scheiß auf das, was irgendjemand von ihm dachte.    Ich wünschte, ich wüsste, wie sich das anfühlt…   Diese Selbstsicherheit zu besitzen und sie nicht fabrizieren zu müssen. Ino benahm sich immer, als könnte sie durch nichts aus der Fassung gebracht werden, aber selbst die kleinste Zurückweisung, die leichteste Ablehnung, schnitt so tief, dass sie eine Titan-Zickigkeit oder Eisköniginnen-Hochmut herstellen musste, um den Stich zu kaschieren…genau wie ihre Mutter.    Gott, bitte. Ich will nicht so sein wie sie…   Kibas Stimme riss sie aus ihrer Grübelei zurück. „Willst du mich nicht mit ein bisschen Singen unter der Dusche beehren?“   Der spielerische Biss in seinen Worten machte die Unbehaglichkeit der Situation nicht weniger ungehobelt. Hitze erblühte warm auf Inos Wangen. „Der ganze Sinn vom Singen unter der Dusche ist, dass man dabei kein Publikum hat“, grummelte sie, faltete ihre Arme über der Felskante und ließ das Wasser ihr Gewicht tragen. „Und ich werde dir sicher nichts geben, das du mir dann wieder ins Gesicht schmeißen kannst.“   „Oh Mann.“ Kiba richtete sich auf und schüttelte sich das Wasser in einer animalisch ruckartigen Bewegung aus den Haaren, bevor er sich mit den Fingern durch die durchnässten Strähnen fuhr. „Nimm ein Kompliment doch einfach an.“   „Ein Kompliment?“, spottete Ino, während eine feine, goldene Braue nach oben wanderte. „Vielleicht solltest du daran arbeiten, wie du sie übermittelst, Märchenprinz. Mir zu sagen, dass mein Gesang und mein Giggel-Prusten in derselben Kategorie rangieren, ist kein Kompliment. Außerdem, was ist denn bitte eigentlich ein ‚realer Klang‘? Was soll das überhaupt bedeuten?“   Im Wasser schwebend bedachte Kiba sie mit einem langen, nachdenklichen Blick und Belustigung zupfte dabei an seinen Augenwinkeln. "Du angelst total danach, stimmt’s?“   Verlegen durch diese Vermutung öffnete Ino den Mund, um zu protestieren, aber Kiba kam ihr zuvor und seine Stimme war dabei ein leises Rollen durch den Dampf. „Ich bin kein Süßholzraspler, aber wenn ich sage, dass sich etwas real anhört, dann ist das ein Kompliment. Nimm es an.“   Und was sollte sie damit anfangen? Damit den Samen dieser knospenden Anziehung wässern?   Durch ihre dichten Wimpern sah Ino ihn an, fühlte sich unbeholfen und unsicher, aber sie wollte verdammt sein, wenn sie das auch zeigte. Stattdessen setzte sie ein schmales Lächeln auf zuckte mit den Achseln. „Naja, das Giggel-Prusten ist nicht wirklich ein Klang. Es ist ein Zustand, von dem meine Mom eigentlich gehofft hatte, dass er durch die Adenoidenentfernung während meiner Kindheit behoben werden würde.“   Kiba rümpfte die Nase über dieses medizinische Kauderwelsch, aber er überraschte sie, indem er fragte: „Deine Mom hat dir die Adenoiden rausnehmen lassen, nur weil du als Kind dieses Giggel-Prusten gemacht hast? Ist das nicht ein bisschen extrem?“   Schnaubend warf Ino ihm einen Seitwärtsblick zu, der deutlich machte, dass sie ernsthaft bezweifelte, dass er überhaupt wusste, was Adenoiden waren, nur um ihre unmittelbare Versnobtheit zu zügeln. Wenn irgendein Clan etwas über die medizinischen Bereiche von HNO wusste, dann waren es die Inuzuka. „Es war nicht so extrem“, erwiderte Ino ein wenig erhitzt in direkter Verteidigung ihrer Mutter. „Und außerdem sind Adenoiden in etwa so nützlich wie ein Appendix.“   „Hey, vergleich deine Adenoiden nicht mit einem Appendix, okay? Zumindest gehen die nämlich nicht in die Luft und versuchen, dich kalt zu machen.“   Angesichts seines Tonfalls blinzelte Ino und erstaunt hob sich ihr Kopf ein Stück. „Du hattest einen Blinddarmriss?“ Er stieß nur ein kurzes, wegwischendes Grunzen aus und Inos Augen weiteten sich. „Kiba, das ist furchtbar.“   „Ich weiß. Das Krankenhausessen war beschissen. Kein Trockenfleisch.“   Ino runzelte über diese aalglatte Antwort die Stirn und suchte für einen Moment sein Gesicht ab. „Wie alt warst du?“   Kiba ließ ein unverbindliches Geräusch hören und schwebte zurück in die Wasser, ließ sich treiben, bis er auf eine der Steinbänke traf, die in den Fels geschnitten waren. Er legte einen Arm auf dem Beckenrand ab und sank gerade so weit nach unten, um seine verletzte Schulter unter das Wasser zu tauchen. „War nicht so schlimm. Ich hatte einen legitimen Grund, den Unterricht zu verpassen und die Krankenschwestern dazu zu bringen, mir Lollies zu schenken.“   „Lollies?“, schnaubte Ino mit einem triezenden Blick. „Wow, also warst du wie alt? Zehn?“   „Fünf.“   Jeder Humor verschwand so schnell aus Ino wie die Luft aus ihren Lungen. „Oh mein Gott. Deine Mom muss ausgeflippt sein.“   Das schien Kiba aus der Fassung zu bringen. Sein Blick driftete zur Seite weg und er hob seine Brauen, als würde er sich im Stillen etwas fragen. „Vielleicht. Weiß nicht. Sie war nicht da.“ Bei Inos fassungsloser Stille sah er mit einem schwachen Lächeln auf, bevor er hinzufügte: „Hana ist vorbei gekommen, um sicherzustellen, dass ich mir nicht die Infusionen rausziehe.“    Als würde das die Abwesenheit seiner Mutter erklären.    Ein heißes, zorniges Gefühl brodelte in Inos Brust. Empörung. „Wo war deine Mutter?“, wollte sie wissen und war nicht in der Lage, die Wut aus ihrer Stimme zu verbannen.    Nachsinnend legte Kiba den Kopf schief. „Hat Iruka-sensei den Arsch aufgerissen, weil er auf meine schlechten Schauspielkünste reingefallen ist. Hat meinen gerissenen Blinddarm auf einer Petrischale gebraucht, um sie davon zu überzeugen, dass ich das nicht vortäusche.“ Er lachte ernsthaft ein bisschen darüber.    Fassungslos und mit offenem Mund glotzte Ino ihn an. „Das ist nicht witzig, Kiba. Du hättest sterben können.“   „Hätte auch heute sterben können. Ist nichts anderes.“   „Natürlich ist es was anderes“, schnappte Ino und ihre Augen wurden weich, als sie ihn musterte. „Mit fünf Jahren warst du noch kein Ninja. Hat sie dich wenigstens im Krankenhaus besucht?“   Kiba hörte auf zu schmunzeln. Er schoss ihr einen finsteren Blick zu und die Muskeln in seinem Kiefer zuckten heftig. „Ich hab’s nicht nötig, dass mir jemand die Hand hält und Duzi-Duzi macht, Ino. Ich war nie die Art Kind.“   Nein. Natürlich nicht. Er war fünf Jahre alt und zäh wie Trockenfleisch. Ino glaubte ihm das nicht für eine einzige Sekunde und versuchte auch gar nicht erst, das zu verbergen, als sich ihre Brauen sanft zusammenzogen.    Bei diesem Ausdruck versteifte sich Kiba, bevor er sein Unbehagen mit einem rauen, grollenden Lachen abschüttelte, seine Miene ein bisschen zu angespannt, um überzeugend zu sein. „Mann, ich wette, du würdest deine Kids ersticken, solltest du jemals welche haben.“   Der Scherz prallte ab. Stirnrunzelnd legte Ino ihr Kinn auf ihren Unterarmen ab und fing an, sachte ihre Beine unter dem Wasser hin und her zu wiegen. „Vielleicht“, gestand sie leise. „Ich weiß, dass wenn ich ein kleines Mädchen hätte…es eine ganze Menge Dinge gibt, die meine Eltern mit mir gemacht haben, die ich mit ihr anders machen würde.“   „Achja?“, murmelte Kiba, als er seitwärts zu ihr spähte. „Zum Beispiel?“   Wie zum Beispiel alles…   Okay. Das war eine gewaltige Übertreibung, zumindest was ihren Dad anging. Als Vater konnte sie ihm keine Vorwürfe machen. Aber ihrer Mom? Gott. Ino hätte ein ganzes Handbuch über die mütterlichen Katastrophen von Yamanaka Sayuri schreiben können. Hunderte Lektionen darüber, was man nicht mit dem fragilen kleinen Herzen eines Kindes machen sollte, das viel zu jung und viel zu empfindlich war, um die bösartigen Beschneidungsangewohnheiten einer Mutter zu überleben, die Liebe mit derselben kritischen Manier kultivierte, wie sie Blumen kultivierte.    Kinder waren keine Blumen.    Sie waren empfindliche, kleine Samenkörner, die Wasser und Sonnenlicht brauchten.   Nicht Scheren und Zangen.   Und egal wie oft Inos Vater ihr Komplimente machte und sagte, sie wäre eine wunderschöne, violette Blume; sie hatte sich schon immer nur wie ein Unkraut in den Augen ihrer Mutter gefühlt. Ein Mauerblümchen, das - immer – vorgab, strahlender und weit schöner zu sein, als es wirklich war – was nämlich überhaupt nicht schön war, wenn man anhand der anspruchsvollen Maßstäben ihrer Mutter gemessen wurde. Und nichts, was ihr Vater sagte, könnte sie jemals vom Gegenteil überzeugen.   „Denkst du dir gerade einen ganzen Roman für die Antwort aus?“, fragte Kiba und unterbrach damit ihre Gedanken.    Genervt sah Ino auf, sah dieses langsame, träge Schmunzeln, das seine Lippen zierte und vergaß schlagartig, warum sie sauer war oder was er sie eigentlich gefragt hatte. „Umn…nein…“, erwiderte sie lahm und stolperte dabei über ihre Gedanken. „Ich hab vergessen, was ich sagen wollte.“   Mit zwinkernden Augen hob Kiba die Brauen, als befände er sich im Besitz eines Geheimnisses. „Klar.“   Idiot.   Ino funkelte ihn finster an, doch ihr Herz lag nicht darin – es war viel zu beschäftigt damit, sich zu überschlagen, je länger sie den Augenkontakt aufrecht erhielt. Schnaubend legte sie ihre Wange gegen die verschränkten Arme und wandte die ursprüngliche Frage ihm zu. „Solltest du mal Kinder haben, was würdest du denn anders machen?“   Der Schalk verschwand aus Kibas Augen und ließ sie dunkel und leer zurück. „Ich würde bleiben“, sagte er mit schroffer Stimme.    Die Unmittelbarkeit dieser Antwort war ebenso überraschend wie sie traurig war. Langsam hob Ino den Kopf und musterte sein Gesicht, sah, wie sich die Schatten entlang seines Halses und Kiefers kräuselten, als sich die Muskeln gegen eine unschöne Erinnerung straff zogen.    Sein Vater…   Alles, was Ino wusste, war, dass er die Familie verlassen hatte, als Kiba noch ein Kind gewesen war. Wie musste das für ihn gewesen sein? Wenn sie ihn sich jetzt so ansah, sah sie den Zorn, der tief in diesen dunklen, golddurchsetzten Augen glühte…und erhaschte auch einen Blick auf das leichteste Flackern von Verletzlichkeit, das darunter lag.    Ihr Herz taumelte ein wenig heftiger und pochte hart in ihrer Brust. „Tut mir leid, Kiba.“   Kiba warf ihr einen scharfen Blick zu und er rümpfte die Nase fast schon in einem Knurren über dieses Mitgefühl. „Zur Hölle weswegen denn?“   Die Herausforderung in seiner Stimme passte zu dem heißen, wachsamen Funkeln in seinen Augen; ein Wolf mit Dornen in seiner Pfote, der sie eindringlich davor warnte, zu nah zu kommen, zu zärtlich zu werden. Doch unglücklicherweise sorgte sein Versuch, sie abzuschrecken oder von diesem sensiblen Gebiet fort zu scheuchen, nur dafür, dass sie noch näher zu ihm wollte…um die Dornen herauszuziehen…um das Gift herauszuziehen…   Dumme Gedanken…   Tief einatmend sah Ino zur Seite weg. Was für einen Nutzen hatte er schon von ihrem Mitgefühl? Er würde ihr den Kopf abbeißen. Wie er selbst gesagt hatte; er war nicht die Art von Kerl.    Aber ich will nicht aufhören, die Art Mädchen zu sein, die es kümmert…   Asuma hatte sie fürsorglich genannt, oder nicht? Und die einzige Fürsorge, die sie Kiba jemals gegeben hatte, war, als er bewusstlos gewesen war. Was hätte Asuma darüber gedacht? Vermutlich, dass es nicht subtiles Mitgefühl war, sondern offensichtliche Feigheit.    Feigling.   Ino mahlte bei diesem Wort mit den Zähnen, das ein beschämtes Gefühl in ihr zurückließ. Wenn Asuma doch nur gewusst hätte, was für einen Mut es gebraucht hatte, dieses Mitgefühl zu zeigen; fürchtend, dass es beiseite geschoben oder gegen sie verwendet wurde…wie damals, als sie ein dummes, naives kleines Mädchen gewesen war und Wildblumen verschenkt hatte; Bänder und Geschenke der Freundschaft, nur um zusehen zu müssen, wie das alles weggeworfen wurde wie Müll.   Du bist kein kleines Mädchen mehr…   Und ganz sicher war sie auch kein Feigling.    Sie stählte ihre Nerven, hob das Kinn und ihre Stimme. „Lass mich deine Schulter sehen.“   Blinzelnd zuckte Kibas Kopf nach oben, als hätte man ihn ruckartig aus einem tiefen Tagtraum gerissen und seine Augen zogen sich genervt und mit derselben tierischen Vorsicht zusammen. „Zur Hölle weswegen denn?“, wiederholte er in genau demselben schroffen Tonfall.    Augenrollend versuchte Ino, sich seiner Genervtheit anzupassen, um ihre Nervosität zu kaschieren. „Was glaubst du wohl, Vollpfosten? Du gast ganz offensichtlich immer noch Schmerzen, stimmt’s? Versuchst du, besonders männlich zu sein, oder eher masochistisch? Ich wette, du hast es nichtmal Sakura gesagt, oder?“   Kein blaffender Konter. Kibas finsterer Miene löste sich zu einer Grimasse auf und sein Blick wanderte zurück über das Wasser, während er etwas Grobes und Verärgertes grummelte und den Kopf einzog.    Er sah tatsächlich zerknirscht aus.    Während sie so zusah, wie er total verlegen wurde, musste sich Ino ein Lächeln verkneifen und gab sich Mühe, das Erröten auf seinen Wangen nicht liebenswert oder süß zu finden.    Kätzchen sind süß.   Und Kiba verspeiste Kätzchen wahrscheinlich zum Frühstück.    Bei diesem nervenaufreibenden Gedanken holte sie tief Luft und glitt hinunter in das Wasser, bis es gegen ihr Kinn schlug. Das leise Plätschern von Wellen zog zuerst Kibas Auge und dann seine gesamte, brauenwackelnde Aufmerksamkeit auf sich. Er pfiff durch die Zähne.    Ino erstarrte und ihre Schultern krümmten sich, als wollte sie sich unter dem Wasser bedecken. „Ew! Dreh dich um!“   Kiba lachte ein bisschen und schlüpfte von seiner Unterwasserbank, während er die Arme in einem glatten Streichen ausbreitete, um sich über der Oberfläche zu halten. Er machte keine Anstalten, sich umzudrehen, sondern warf ihr dieses Piratengrinsen zu. „Du gibst mir nicht gerade viel Anreiz, weißt du?“   Trotz der Hitze, die in ihr loderte, wurde Inos finsterer Blick arktisch. „Du hast vorhin schon deine kostenlose Show bekommen“, sagte sie frostig, während sie darüber nachgrübelte, wie sinnig es wäre, sich zurückzuziehen. Sie wollte ihm die Genugtuung nicht geben, auch wenn ihre Haut unter ihre kühlen Fassade mit fünf verschiedenen Schattierungen von Rot glühte.   Neugierig musterte Kiba sie für einen Moment und schmunzelte erneut, nur weicher diesmal. „Du kannst die Krallen einziehen. Ich hab vorhin überhaupt nichts gesehen.“   Ino blieb stehen, während sich ihre Brauen überrascht hoben, bevor sie steif schnaubte und das Kinn hob. „Ich glaub dir nicht. Du würdest alles sagen, um vom Haken gelassen zu werden.“   „Und trotzdem lässt du mich weiter baumeln“, sagte der Hundeninja gedehnt mit diesem hübschen, goldenen Schimmern in den Augen, das im Laternenlicht flackerte, als er einen trägen Kreis drehte, ihr den Rücken zuwandte und seine Arme ausbreitete, um seine neu gefundenen Manieren spöttisch aufzuzeigen. „Schau dir das an. Willst du auch noch, dass ich die Augen zu mache und bis hundert zähle?“   Widerwillig amüsiert grub Ino ihre Zunge gegen ihre Wange und unterdrückte ein Kichern. Lachen würde ihn nur ermutigen und auch wenn Humor ihrer Nervosität den Biss nahm, er spornte sie trotzdem nicht zum Handeln an – Gott, es war ja schon ablenkend genug, auf die straffen Ebenen seines Rückens zu starren, auf die Art und Weise, wie die Schatten um seine goldenen Schulterblätter herum in die weiche Senke seiner Wirbelsäule abtauchten.    Und dann sah sie die Narben und Hämatome.    Ino japste leise, als sie ihren Blick über die lila-blauen Flecken und die zornig roten Narben wandern ließ. Nicht die Art Gewebewiederherstellung, die sie erwartet hatte. Er musste eine oberflächliche Chakraheilung von Sakura bekommen haben; gerade genug, um irgendwelche Infektionen abzutöten und den schlimmsten Schaden zusammenzuflicken.    Dummer, sturer Bastard!   Und dann auch noch in heißem, salzreichem Wasser baden? Was hatte er sich dabei gedacht!? Vernarbt oder nicht, er musste entsetzlich wund sein. Erstaunt von der Blödheit von Jungs – oder vielleicht auch nur von diesem hier – schüttelte Ino den Kopf und glitt nervös durch das Wasser auf ihn zu, während der Dampf über ihr Gesicht geisterte wie ein heißer, sinnlicher Atem.    Ugh! Denk nicht an heiße Sachen.   Sie versuchte, ihr Hirn auf das kalte Gebiet des medizinischen Modus zu schubsen, hielt ihre Augen auf seine Prellungen gerichtet und musterte seine Schulter, während sie über die beste Möglichkeit nachdachte, ihn zu behandeln. Glücklicherweise schien Kiba nichts von ihrer Stop-Start-Annäherung zu bemerken. Seine goldbraunen Arme strichen locker durch das Wasser, er hatte den Kopf in den Nacken gelegt, ein leises Summen rollte in seiner Kehle und hinaus in die Nachtluft. Dieses sanft knurrende Geräusch und das langsame Ziehen seiner Arme sandten eine Woge aus Feuchtigkeit über das Wasser, wirbelten den Dampf zu einem Schauer auf, der ebenso schwindelerregend war wie ein Hitzeschleier. Der Duft von Seife, Salz und Schweiß vermischte sich mit dem kalkigen Geruch nasser Felsen und Nachtblumen.    Inos Magengegend verkrampfte sie und würgte in einem kleinen Schluckauf von Atem etwas Luft hinunter. Kiba versteifte sich bei ihrer Nähe und sein Kopf drohte, sich zu drehen.    „Wag es nicht“, fauchte Ino, bevor sie ihre Stimme weicher werden ließ. „Lass mich deine Schulter heilen. Wird nur eine Minute dauern.“   „Eine Minute, huh?“ Kibas Kopf legte sich ganz leicht schief, aber er wandte sich nicht um. „Das sind ganze sechzig Sekunden, weißt du. Bist du dir sicher, dass du das riskieren willst?“   „Kommt drauf an, wie mies deine Mathematik ist, Hohlkopf“, neckte Ino, doch sie gab ihm keine Gelegenheit, sie abzuschütteln. Bedächtig holte sie Luft und legte ihre chakrageladenen Hände fest, aber vorsichtig auf seine Schulter. Eine Gänsehaut erhob sich auf ihren Armen angesichts der Kühle, die sich über ihre Handflächen ausbreitete und sie wissen ließ, dass eine Heilung nötig war.    Es dauerte nicht lang, das entzündete Gelenk zu finden. Ino konnte es energetisch spüren und ihre Augen blickten ohne Fokus, während sie zaghaft über die Gelenkpfanne tastete. „Autsch“, wisperte sie mitfühlend. „Hast du sie während der Mission schon wieder ausgekugelt?“   „Ja, ist aber gut wieder zurückgesprungen.“   „Es ist ganz offensichtlich überhaupt nicht gut.“   „Was für ein nettes Benehmen am Krankenbett, Dok.“   Augenrollend veränderte Ino leicht ihren Griff und schwankte ein bisschen auf den Zehenspitzen, um gleichzeitig die Balance und etwas Abstand zu halten. Es war schwierig, so zu arbeiten und ihre Arme waren unbeholfen angewinkelt, die Ellbogen zur Seite gestreckt, aber wenn sie noch näher kommen würde, dann würde sich ihre Brust gegen seinen Rücken drücken. Und nur der Gedanke daran war genug, um Hitze durch ihre Brüste jagen zu lassen und die Nippel zu steifen, schmerzenden Punkten werden zu lassen.    Sie erschauerte und ein Keuchen verfing sich in ihrem Rachen.    Bei diesem Geräusch drehte Kiba ganz leicht den Kopf.   Rasch blinzelnd stieß Ino den Atem in einem lauten Schnauben aus und blies sich dabei ein paar klebrige Strähnen aus dem Gesicht, um ihren Ausrutscher zu verbergen. Gott. Was für ein Auftritt. Sie konnte kaum atmen. Die Feuchtigkeit fühlte sich dicht und voll zwischen ihnen an und der Kampf um Gleichgewicht brannte in ihren Waden.    Kiba grunzte leicht und die Muskeln in seinem Rücken zogen sich straff. „Hn. Machst du jetzt noch ein bisschen Tiefenmassage?“   Leicht zusammenzuckend ließ Ino ihren Griff sanfter werden und schnappte aber sofort nach einer frechen Antwort. „Wirf mir nicht vor, dass es weh tut. Bist selber Schuld, wenn du so ein Alphamännchen-Trottel bist. Außerdem, wenn es sich so viel bewegt, dann bedeutet das, dass ich genau am richtigen Punkt bin.“   „Jo, tja, ist nicht so schlimm wie dein Vorschlaghammer gegen mein Becken, Schätzchen“, grummelte Kiba und rollte unter ihrer Berührung vorsichtig mit der Schulter. „Wenn du in dem Gewächshaus auch nur ein bisschen näher am richtigen Punkt gewesen wärst, dann wäre ich für den Rest meines Lebens kastriert gewesen.“   Ino stieß ein schnaubendes Lachen aus, war aber dankbar für den Humor, die Ablenkung. Ihre Atmung beruhigte sich. „Ich weiß nicht, wovon du redest“, erwiderte sie zuckersüß.   „Hn. Muss an diesem selektiven Yamanaka-Gedächtnisding liegen“, murmelte er und die Leichtigkeit verließ seine Stimme und auch seinen Körper.    Auf einen Schlag war er ungeduldig. Ino konnte spüren, wie Unruhe wie eine Strömung durch in floss.    „Sind wir dann fertig?“, knurrte er.    „Bist du immer so zappelig?“, tadelte Ino, ließ den Fluss ihres Chakras aber ersterben; es schien ihn ohnehin überhaupt nicht zu entspannen. Stirnrunzelnd suchte sie nach weiteren Verletzungen und redete sich dabei ein, sie wäre einfach nur gründlich; dass das Bedürfnis, Hautkontakt mit ihm zu halten, überhaupt nichts mit dem unentrinnbaren Drang zu tun hatte, ihn zu berühren. Sie räusperte sich und murmelte: „Du warst leichter zu behandeln, als du bewusstlos warst.“   Keine spielerische Erwiderung. Kibas Schultern zogen sich straff und fielen dann mit einem kontrollierten Atemzug. Das Spielen von Muskeln war hypnotisch – seltsam erotisch – und Inos Augen fixierten sich auf das langsame Rollen von Schatten und Licht, als sie den heißen, nassen Film beobachtete, der sich über seine Haut legte. Eine unwiderstehliche Versuchung, diese Art und Weise, wie er sich unter ihren Händen bewegte; eine lebende Skulptur, zum Leben erweckt durch ihre Berührung. Fasziniert breitete sie ihre Handfläche in der Mitte seines Rückens aus, sah zu, wie sich die Wirbelsäule anspannte, die Muskeln zuckten und auf einmal verspürte sie einen plötzlichen Strom heißer, weiblicher Macht durch ihre Venen fließen.    Kibas Stimme erscholl gefährlich leise. „Du bist schon weit über sechzig Sekunden, Schätzchen.“   Ein Wispern, eine Warnung, ein tiefes Wolfsknurren, das durch Inos Verstand rollte, kleine Beben an ihren Nervenenden auslöste und primitive und provokative Signale in Teile ihres Verstandes, Teile ihres Körpers sandte, die nicht von dem rauen, heißen Klang seiner Stimme oder der honigreichen Verlockung seiner Haut verführt werden sollten.    „Wir mögen uns ja nichtmal“, wisperte sie laut und hörte sich dabei ebenso verwirrt an, wie sie sich fühlte. „Es gibt nichts, was-“   Kiba fing an, sich umzudrehen.    Rasch zog Ino ihre Hand zurück und japste: „Nicht.“   Aber er tat es. Mit einer langsamen, fließenden Bewegung wandte sich Kibas Körper mit einer geschmeidigen Drehung von Hüften und Torso und löste dabei Wirbel im Wasser aus. Um sich davon abzuhalten, auf die kraftvollen Konturen seiner Bauchmuskeln zu starren, ließ Ino ihren Blick nach oben zucken. Doch sie musste feststellen, dass sie von dem Ausdruck auf seinem Gesicht eingefangen wurde, das halb in Schatten und halb in Licht getaucht war.    „Mögen?“, murmelte er mit einem Schmunzeln, das etwas schief an seinen Lippen hing. „Was zur Hölle hat mögendamit zu tun?“   Die Arme über ihren Brüsten verschränkt, packte Ino hart ihre Unterarme und sah durch den Dampf zu ihm auf. Ein dünner Schleier. Ein kaum vorhandener Anstand. Sie hätte vor ihm zurückweichen können, von ihm fort…aber sie saß in der Schlinge dieser Tieraugen gefangen, hypnotisiert von den transluzenten Splittern von Iriden, die golden im Laternenlicht glühten.    „Alles“, sagte sie mit einer Stimme, die nur ein Hauch von Atem war. „Ich bin nicht diese Art Mädchen.“   Kibas Braue hob sich marginal und seine Lippen krümmten sich zu diesem teuflischen Halbschmunzeln, das ihre Augen auf die Fülle seines Mundes zerrte…auf die Art und Weise, wie er sich bewegte, auf die Art und Weise, wie er sich ein wenig tiefer bog, als er murmelte: „Was für eine Art Mädchen wäre das denn?“   „Die Art, die auf Kerle wie dich reinfallen.“   Das Schmunzeln verschwand und die Linien von Kibas Miene wurden düster und intensiv. „Gut.“ Er trat einen einzigen Schritt auf sie zu, die Augen abgeschirmt, als er durch die Wimpern zu ihr hinab sah. „Denn ganz sicher bitte ich dich nicht, auf mich reinzufallen.“   Zu nah. Er stand zu nah.    Ino kämpfte um Atem und ihr Körper neigte sich um eine Balance suchend zurück, die sie nicht länger hatte, während sich ihre Finger um ihre Schultern verkrampften. „Nicht, Kiba.“   „Nicht?“ Kiba lehnte sich ein Stück nach vorn und sein Kopf neigte sich nach unten, bis sein Mund so nah zu ihr geisterte, dass sie seinen Atem schmecken konnte. „Nicht was?“, wisperte er, während dunkle feuchte Strähnen in einem verwegenen Sturz über sein Gesicht fielen und seine Augen goldbraun glühten.    Ino hielt seinem Blick stand, doch ihre Stimme zitterte. „Bitte mich nicht um irgendetwas.“   Er bat nicht darum. Er nahm. Neigte seinen Mund in einem Kuss gegen ihren, der ebenso wild wie sexuell war, als ein heißes, lustvolles Knurren seiner Kehle hinauf ritt. Ino keuchte und ihr Kopf kippte mit der Kraft des Ansturms, der Wildheit dieser Attacke nach hinten und ein scharfer, dunkler Nervenkitzel schoss durch sie. Es warf einfach alles in ihr aus der Bahn, eingeschlossen die Kraft, die sie brauchte, um überhaupt zu stehen.    Beinahe gaben ihre Beine nach.    Kiba vergrub eine Hand in ihrem Haar, legte den Kopf schief und ging tiefer, stieß sich mit einem kühnen Streicheln seiner Zunge an der Barriere von Zähnen vorbei, glitt weich und nass nach innen, zerfetzte Inos Widerstand mit Zähnen und Zunge und…   Fass mich an, fass mich an…   Entsetzt riss Ino ihren Mund fort und verpasste ihm eine so heftige Ohrfeige, dass ihre Hand feuerrot aufflammte.    Der Schlag ließ seinen Kopf zur Seite schnellen, aber er schwang direkt wieder zurück. Zorn und Erregung brannten in seinen Augen, seine Miene zerrissen zwischen den Anfängen eines Knurrens und dem leichtesten Schatten einer finsteren Miene, die Brauen über glimmenden Augen zusammengezogen.    Der Blick pinnte sie ebenso sicher fest wie ein Griff, der sie an der Kehle packte.    Wahrnehmung kribbelte durch sie und warnte sie, dass er mehr als nur angepisst aussah. Er sah geradezu raubtierhaft aus…   Gefährlich…   Sogar sehr. Er übertraf sie ja bereits in Muskeln und Masse – aber was, wenn er in den Biestmodus wechselte? Sie konnte nicht einmal ansatzweise hoffen, mit dieser Stärke, dieser Wildheit mithalten zu können. Panik peitschte durch sie, gefolgt von einem tief primitiven Durst, einem Bedürfnis noch verstärkt durch den Hunger in seinen Augen, in seinem Atem, in seinem Kuss.    Inos Zunge glitt über ihre Lippen, fing seinen Geschmack auf.    Wie gebannt folgten Kibas Augen der Bewegung und seine Nasenflügel bebten, um Gerüche und Signale aufzunehmen, die sie nicht verbergen konnte. Durch weite, glasige Augen starrte Ino ihn an, während sich Furcht und Aufregung in dicken, schweren Knoten in ihr verdrehten, die sich mit jedem keuchenden Atem straffer und straffer zogen.    Küss mich…küss mich…   Kibas Blick fing den ihren auf und er setzte ein schelmisches Grinsen auf, bei dem seine Fangzähne funkelten. „Bitte mich ganz lieb.“   Sie wollte ihn wieder schlagen.    Doch er fing ihr Handgelenk ab und zog sie fest an sich. In einem nassen Klatschen trafen Inos Unterarme auf seine Brust, feuchte Haut blieb aneinander kleben und ihre Ellbogen gruben sich gegen seine Rippen. Mit einem einhändigen Griff umschlang er ihre Handgelenke, legte seinen anderen Arm um ihren unteren Rücken und hielt sie so eingesperrt gegen die festen Konturen seines Körpers.    Hätte er versucht, sie zu küssen, hätte sie ihn gebissen.    Hätte er versucht, sie zu begrapschen, hätte sie ihn gekratzt.    Hätte er versucht, irgendetwas zu erzwingen, hätte sie alles bekämpft.    Aber alles, was er tat, war, sie nah bei sich zu halten, nur Zentimeter von der kribbelnden Intimität entfernt, ihren gesamten Körper vollständig gegen den seinen zu drücken. Ihre Ellbogen und Unterarme waren wie eine Barriere zwischen ihnen und verhinderten das perfekte Aneinanderschmiegen, diese ungehemmte Berührung, die sie miteinander verschmolzen hätte.    Fass mich an, fass mich an.   Verlangen. Verleugnung. Sie schwammen in ihr in entgegengesetzte Richtungen, ließen sie benommen und atemlos zurück und zu tief sinkend, viel zu tief. Bevor sie Luft holen konnte, um ihn anzuschreien, ließ er seine Hand in einem Streicheln über ihren nackten Rücken wandern, das sowohl rau, als auch sanft war; leicht schwielige Fingerspitzen glitten zwischen ihren Schulterblättern nach oben, wisperten über die heilenden Narben und legten sich an das babyfeine Haar an ihrem Nacken.    Ino erschauerte bei der Berührung und eine heiße Strömung schoss unter ihrer Haut hindurch.    Langsam senkte Kiba den Kopf und sein Atem liebkoste ihre Ohrmuschel in einem leisen, sinnlichen Flüstern. „Tu es. Bitte mich um irgendetwas.“   Die so clever getarnte Einladung schlüpfte durch die Abriegelungen in ihrem Verstand und an ihren Defensiven vorbei, flatterte papiersanft über ihre Nervenenden, flehte um Worte, um Wispern, um Erlaubnis, geschrieben in schwerem, tintigen Wollen. Wollen. Sie wollte. Und er wusste es. Er wusste es.    Verletzlichkeit machte sich in ihrer Brust breit und ihre Worte verließen sie in einem Schluckauf aus Atem. „Bist du immer so ein Bastard?“   Seine Lippen bogen sich gegen ihr Ohr und seine Finger spannten sich um ihre Handgelenke herum an, um sie gegen seine Brust zu ziehen. Sie spürte das schwere Pochen seines Herzschlages unter ihren Fingern. „Erwärmt mein schlagendes Herz, dich das sagen zu hören“, murmelte er, während er mit seiner Nase über ihre entflammte Wange streichelte. „Und jetzt frag mich etwas Reales.“   „Willst du mich wirklich?“   Kiba wurde regungslos, sein Atem geriet bei dieser Frage ins Stocken und seine Herzschlag machte unter ihren Händen einen Satz.    Inos Entsetzen kam sofort.    Sie spürte, wie sich diese Knoten in ihrer Magengegend bis in ihre Kehle zerrten und sie gnadenlos erstickten. Sie hätte das nicht fragen wollen. Hatte überhaupt nichts sagen wollen. Aber die Worte waren ungebeten diesem leeren Winkel ihres Herzens entschlüpft, wo einst Zuversicht gelebt hatte, während die Geister all ihrer Unsicherheiten in ihr aufstiegen.    Wieso sollte schon irgendwer ein Unkraut wollen?   Mit diesen Worten hatte sie sich offengelegt und der Schmerz war unmittelbar, füllte den schrecklichen Spalt, den Kibas Schweigen, seine Regungslosigkeit, seine vollkommene Gleichgültigkeit ihrer Verletzlichkeit gegenüber zurückließen.   Was hast du erwartet? Liebevolle Bestätigung?   Wie dumm. Wie kindisch. Wie erbärmlich.    Tränen brannten stechend und nass an den Rückseiten ihrer Augen.   Bastard.   Sie wollte verdammt sein, wenn sie zuließ, dass er sie weinen sah. Mit beiden Händen packte Ino ihren zerfetzten Stolz und riss ihre Handgelenke aus seinem erschlafften Griff, bevor sie ihn schubsen wollte und sich ein erstickter Schrei aus ihrer Kehle wrang: „Du Hundesohn!“   Goldbraune Augen flogen weit auf. Blitzschnell fing Kiba ihre fuchtelnden Arme ab und drehte sie in einem Wirbel aus Dampf und Wasser herum, der Tropfen in einem glitzernden Regen in alle Richtungen versprühte. Um sich schlagend verlor Ino ihren Stand. Doch bevor sie unter die Wellen geraten konnte, fing Kiba sie mühelos auf und zog sie zurück gegen seine fiebrig heiße Haut, während er schnaufte, als wäre er gerade eine Meile geschwommen.   Ino wand sich in seinem Griff und kratzte mit ihren Nägeln über Fleisch.    Kiba fauchte, aber es klang nicht wirklich schmerzerfüllt. „Krallen ausgefahren“, keuchte er und sein leises Lachen löste sich zu einem atemlosen Umpf! auf, als sich Inos Ellbogen in seine Eingeweide rammte.    Blöder Zug.    Er klappte über ihr zusammen und sie beide tauchten in einem heißen Platschen unter, bevor sie zur selben Zeit wieder an die Oberfläche brachen. Nach Luft schnappend peitschte Ino ihr Haar zurück in sein Gesicht, hörte das befriedigende Klatsch gegen seine Haut und zielte mit einem befreienden Tritt auf seine Lendengegend, der sie von ihm weg getrieben hätte.    Doch vom Wasser behindert, prallte ihr Kick wirkungslos von seinem Schenkel ab. Es fühlte sich an, als hätte sie gegen einen Stein getreten.    Bastard!   Um sich tretend wie eine Katze in kaltem Wasser, war sie so verdammt zornig, dass sie kaum einen Schwimmzug koordinieren konnte, geschweige denn irgendeine Strategie, um ihn zu ersäufen. Sie drehte einen orientierungslosen Kreis und wischte sich das Wasser aus den Augen.    Wie ein Hai war Kiba hinter ihr her.    Ino kreischte und bäumte sich so heftig in seinen Armen auf, dass sie sich beinahe halb aus dem Wasser hob.    Nach einem besseren Griff suchend, fing er sich um die Körpermitte herum ein und legte einen Arm unter ihre bebenden Brüste, um sie in einer unerbittlichen Umklammerung zu halten. „Du bist eine gottverdammte Höllenkatze, weißt du das? Muss was Animalisches sein. Denn es macht mich wahnsinnig; die Art und Weise, wie du mich dazu bringst, dich so zu wollen.“   Ino hörte auf zu atmen, hörte auf zu kämpfen und ihr Herz rammte sich gegen ihre Rippen, als es sich an diesen Worten festhielt – an der Art und Weise, wie sie durch Kibas Zähne zischten…frustriert, verzweifelt. Als wollte er es genauso wenig fühlen wie sie.    In seinen Armen wurde sie still und der Zorn verließ sie in einem langen Atem.    Da er spürte, wie sie der Kampf verließ, lockerte er seinen Griff marginal und seine freie Hand legte sich unter dem Wasser flach gegen ihren Bauch, um sie vollständig gegen seinen Körper zu ziehen, bis sie die schwere, harte Kurve seiner Erregung spürte, die gegen die Wölbung ihrer Pobacken und ihren unteren Rücken stieß.    Ino keuchte und ihre Augen flogen weit auf.    „Frag mich noch einmal, ob ich dich will“, wisperte er mit einem Atem, der gegen ihren Nacken schwerer und schwerer wurde, Härchen aufstellte, Schauer über ihren Rücken jagte und Funken schlug. „Frag mich.“   Er hatte bereits wahrheitsgemäß geantwortet…mit Berührung…mit Geschmack…sie konnte es in der Art und Weise fühlen, wie seine Finger langsame Kreise um ihren Nabel zogen und einen Strudel aus Verlangen in ihr aufwühlten. Die Wellen breiteten sich aus, überzogen ihre Haut mit einem rosigen Erröten, Nippel knospten hart, als sie ihren linken Unterarm über ihre Brüste legte, um ihre rechte Schulter zu packen. Eine Bewegung, die sie abdeckte und im selben Augenblick in die Enge trieb, da es ihn noch enger gegen ihn zog, bis ihr Kopf nach hinten gegen seine Schulter kippte.    Leise in der Kehle summend, strich er mit den Lippen über ihr Ohr und seine Zunge zeichnete die Zarte Muschel nach. „Du weißt, dass ich dich will. Willst du mich?“   Als wüsste er das nicht schon längst. Aber auf der anderen Seite…es war die eine Sache, es zu fühlen und eine ganz andere, es auch auszusprechen. Mit diesen Worten würde sie so viel mehr aufgeben. Es wäre mehr als einfach nur ein Geständnis gegenüber Kiba; es wäre eine Erlaubnis…eine Öffnung, bei der er nicht zögern würde, sie auch zu nehmen. Und trotz all des Verlangens, das sich in ihr verdrehte; Ino wusste, dass sie sie Dornen würde entfernen müssen, wenn sie das noch weiter gehen ließe.    Es ist schon viel zu weit gegangen…   Als würde er ihr Zögern spüren, hielten Kibas Fingerspitzen in ihren wunderbaren Kreisen um ihren Nabel inne und seine Handfläche glitt über Haut, um sich an ihre Hüfte zu legen, wo ein Daumen über einen scharfen Beckenknochen streichelte. „Ich werde dir geben, was immer du willst. Du musst nur darum bitten.“   Kopfschüttelnd presste Ino ihre zitternden Schenkel aneinander, zog ihre Unterlippe zwischen die Zähne und nahm einen tiefen, bebenden Atemzug, bevor sie mit einer Hand nach oben griff, um mit tief grabenden Nägeln seinen Unterarm zu packen. „Ich will…dass du mich loslässt.“   Kibas Lippen erstarrten an ihrem Hals und sein feuchter Atem kitzelte die Haut für eine lange, schwere Sekunde. Sie konnte das beständige Pochen seines Herzschlages fühlen, die harte Kurve seiner Erregung und das leichteste Anspannen seiner Finger um ihren Arm. „Bist du dir sicher?“   Nein.   Ino presste die Lider aufeinander und nickte ruckartig. „Lass mich los, Kiba.“   Und das tat er. Wie eine zerbrochene Fessel fiel sein Arm von ihr.    Unfähig, sich ihm zuzuwenden hielt Ino ihren Rücken abgewandt und legte schützend ihre Arme um ihren Körper, als das Feuer in ihrem Unterleib zu einer starren, zerschmolzenen Faust erstarb. Ein dumpfer Schmerz setzte sich tief in ihr fest, ließ sie leer zurück, wollend…wartend…   Aber Kiba machte keine Anstalten, sie wieder an sich zu ziehen.    Enttäuschung verdichtete diese Qual in ihr; eine Folter, die sie sich selbst zuzuschreiben hatte. Schwer schluckend widerstand sie dem Drang, sich nach hinten zu lehnen. Sie fühlte den Abdruck seines Körpers selbst dann noch, als er sich von ihr weg bewegte und seine Finger dabei ihren Arm hinunter geisterten.    Bring mich nicht dazu, dich darum bitten zu müssen…bitte…   Sie nahm einen zerfetzten Atemzug und die Luft stockte ihr, als sie seine Lippen an ihrer Schulter spürte; sanft, beinahe liebevoll, mit dem leichtesten Kratzen von Fangzähnen. „Solltest du deine Meinung ändern…du weißt, wo du mich findest“, war alles, was er sagte.    Und dann ging er…ließ sie allein mit dem dumpfen Schmerz und dem Wollen und dem Geschmack dieses letzten Kusses; niemals wissend, dass es ihr erster war.   _____________________ Hey meine Lieben :)  Sorry für das späte Update...ich war in letzter Zeit sehr mit Eigenwerken beschäftigt...und bei einem habe ich mich sogar getraut, es zu veröffentlichen :D Allerdings spielt es im Jujutsu Kaisen Universum.    Egal, ganz kurz noch zu diesem Kapitel. Natürlich hoffe ich wie immer, dass es euch gefallen hat. Ein ganzes Kapitel nur zu Ino und Kiba...ja, die beiden fühlen sich schon sehr zueinander hingezogen ;)    Auf jeden Fall wie immer vielen vielen Dank an alle meine lieben Reviewer/innen und Leser/innen Scatach Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)