Under these Scars von _Scatach_ (Teil Vier der BtB Serie) ================================================================================ Kapitel 20: Dark hallway and blazing fire ----------------------------------------- Wie es ihr beschissenes Glück so wollte, würde die Wanderung von der Kannabi Brücke bis zum Anwesen des Daimyō, das direkt innerhalb der Grenzen von Kusagakure lag, drei Stunden länger dauern, als Shikamaru angenommen hatte. Eine Verzögerung, die dadurch verursacht wurde, weil der Kusa Jōnin darauf bestand, den ‚Gästen‘ seines Herrn während der ganzen Reise die Augen zu verbinden.    „Ernsthaft?“, murrte Naruto. „Werden die uns auch noch fesseln und knebeln?“   Mit spöttischer Sorge lehnte sich Kiba zu ihm. „Sei nicht so nervös, Turteltaube. Du kannst dich doch jederzeit selber Huckepack aus dem Ärger raus tragen und den Rest von uns zurück lassen. Ach ne. Warte mal. Das hast du ja schon gemacht.“   Naruto warf ihm einen trockenen Blick zu. „Ich habe versucht, Chōji zu holen. Und würdest du endlich mit diesem bescheuerten Spitznahmen aufhören?“   „Hey, wenn es passt.“   „Du musst es wissen, Scheißemagnet.“   „Man, das muss ich dir lassen. Das war wirklich clever. Mach mal Platz Shikamaru. Du bekommst Konkurrenz an der Front der Genies.“   „Hilft mir nicht wirklich“, grummelte Shikamaru leise, die Augen wachsam auf den Kusa Jōnin gerichtet, der sie beobachtete. Der Mann sah mit jeder Faser aus wie ein erfahrener Krieger. Shikamaru schätzte ihn auf etwa Mitte dreißig, vielleicht ein bisschen älter. Groß und mit langen Gliedmaßen, waren seine Arme und Beine straff und sehnig, die definierte Muskulatur alarmierend angespannt, was auf sofortige Bereitschaft und Reflexe hindeutete.    Er wird keine Sekunde zögern zuzuschlagen.   „Ihr seid aufgrund einer Einladung hier“, sagte der Jōnin nun und scannte die Konoha Ninja aufmerksam unter dem Rand eines traditionellen, konischen Strohhutes. „Aber auch wenn unser Herr so großmütig zugestimmt hat, eure Anwesenheit in unserem Land der Verschlungenen Wurzeln zu tolerieren, werden wir dennoch nicht die Sicherheit davon gefährden.“   Als der Mann seinen Kopf hob, erhaschte Shikamaru endlich einen Blick auf sein Gesicht.    Shit. Was um alles in der Welt ist mit dir passiert?   Der Kusa-Nin hatte eine seltsam spinnwebenartige Narbe, die sich wie silberner Frost über die rechte Seite seines Gesichtes ausbreitete, die Muskeln paralysiert und das rechte Lid in einer abgeschirmten Position über einem Augapfel eingefroren, der benebelt war wie ruinierter Quarz. Das andere Auge hingegen war von durchstechendem gelbgrün und die Iris beinahe reptiliengleich in ihrer Schmalheit. Es schien in dem gebräunten Gesicht geradezu zu glühen. „Entweder akzeptiert ihr unsere Bedingungen oder ihr könnt direkt wieder auf das Boot steigen. Ihr habt die Wahl. Es gibt keinen Kompromiss.“   Bei diesen Konditionen, die schwer in der Luft köchelten, hielt Shikamarus Hirn mitten in der Überlegung inne, als sich sein Fokus auf die dreieckige Hüftschärpe richtete, die über den Schenkel des Jōnin hing; der weiße Stoff war mit dem Unendlichkeitssymbol des Landes der Verschlungenen Wurzeln bestickt.    Shikamarus Augen weiteten sich in Begreifen.    Oh Shit…   Dieser Mann war kein Gesandter. Er war einer der Ninjawächter.    Einer von den Nagu Butai…   Die Eliteninja Einheit, darauf eingeschworen, den Daimyō des Landes der Verschlungenen Wurzeln zu verteidigen.    Genau wie die Zwölf Elitewächter…   Und bevor Shikamaru den Gedanken zurückreißen konnte, flackerte eine Vision von Asumas Wächterschärpe durch seinen Verstand…ein zerfetztes Banner…hängend an Haken von Erinnerung…   Erinnerung…   Und verpasste Unterhaltungen…und Fragen, die er niemals hatte stellen können. Noch mehr unerwartete Trauer, noch mehr zeitlose Gedanken, noch mehr ungewollte Emotionen, die um sein Herz herum rasselten und sich hinter seinen Augen sammelten.   „Shikamaru.“ Nejis Stimme brachte ihn zurück. „Akzeptiere ihre Bedingung und übernimm die Führung“, murmelte der Hyūga, während er sich langsam ans Ende des Teams zurück zog. „Ich werde unsere Augen sein; Augenbinden hin oder her.“   Für einige blanke Momente starrte Shikamaru in diese blassen, weißglühenden Iriden, bevor er nickte und sich mit einem fast schon körperlosen Empfinden der Losgelöstheit bewegte, um zu tun, was ihm gesagt wurde und heimlich einen Transmitter ins Ohr zu stecken.   Notwendigkeit…   Im Moment die sicherste Art von Bedarf.   Als der Kusan-nin Bänder aus Stoff hervor zog, um ihnen die Augen zu verbinden, spähte Shikamaru zu Kiba und zupfte leicht an seinem Ohrläppchen, um so zu tun, als würde er sein Piercing hin und her drehen.    Kiba verstand das Zeichen, nickte ein einziges Mal und sprang auf Akamarus Rücken. Der Rest des Teams verfiel in eine lockere Linie.    Shikamaru täuschte die Führung des Temas vor und bewegte sich nach vorn, während Neji ans Ende driftete, die Augen abgeschirmt und den Blick zur Seite gewandt. Shikamaru verzog selbstadelnd das Gesicht. Er hätte sich treten können und tat es mental auch, dafür dass er Nejis auffälligstes Merkmal und eine seiner mächtigsten Waffen nicht berücksichtigt hatte.    Verdammt. Ich hätte Shino dazu bringen sollen, Neji seine Sonnenbrille zu geben…   Wie gut, dass die Augenbinden in dem Fall ein Segen waren. Sollte der Nagu Wächter diese mondweißen Hyūga Augen sehen, war es nicht abzusehen, was für eine Art von Drama das auslösen würde.    Jedenfalls nicht die Art, aus der wir unversehrt wieder rauskommen…   Untertreibung. Wenn die geradezu peinlich begrenzten Informationen von ANBU über Kusagakure irgendwie korrekt waren, dann besaß das Land der Verschlungenen Wurzeln das Zweifache, wenn nicht sogar Dreifache an Elitewächtern wie das Land des Feuers. Oder zumindest besagten das die Gerüchte. Shikamaru hatte die anderen während der Bootsfahrt über all diese Tatsachen informiert und trotz der ungläubigen Rufe vom Rest des Teams, war Neji von der Statistik überhaupt nicht überrascht gewesen.    ‚Ob es jetzt eine Fehlinformation oder eine Tatsache ist, es kommt nicht überraschend. Nach allem, was Kusa während des letzten Krieges durchmachen musste, wäre es seltsam, wenn ihr Feudalherr keine Vorkehrungen getroffen hätte.‘   Was bedeutete, dass es ebenso viele unbekannte Möglichkeiten und potentielle Bedrohungen gab wie Grashalme innerhalb dieses strikt geheimen Landes; obwohl eine Sache, die Konoha unbestreitbar wusste, war, dass sich Orochimaru vor Jahren in Kusagakure eingeschlichen und irgendwo in der Dichte des undurchdringlichen Dschungelwaldes ein Versteck errichtet hatte.   Was bedeutet, dass man Narutos Verdacht nicht ausschließen kann, dass diese Schlange vielleicht in das alles hier verwickelt ist…   Außerdem schien dieser charakteristische Schleim von Orochimarus Verdrehtheit wirklich an den Chimären und ihrem genetischen Freakshow-Durcheinander zu kleben. Und es half auch nicht gerade, dass das Kusagakure Ninjateam in die gleichen Strohhüte und schwarzgrauen Gewänder gekleidet war, die Orochimaru damals getragen hatte, als er während der Chūnin Prüfungen den Körper eines jungen Kusa Genins besessen hatte.   Hn. Fast, als wollten sie von uns, diese Verbindung herzustellen…   Aber Vermutungen waren kein Beleg und Rätselraten kein Beweis.    Aber es ist der beste Ort um anzufangen…   Daher legte Shikamaru mit ordnungsgemäß verbundenen Augen und sicher in dem Wissen, dass Neji sehen und sie vor jeder Gefahr warnen konnte, sein Leben in die Hände des Hyūga und übergab sein Hirn der Analyse der Wahrscheinlichkeiten der Mission. Und als sie ihren blinden Marsch begannen, fand er einen seltsamen Trost in der Dunkelheit.   Komisch…   Er hätte nervös sein müssen. Doch stattdessen verspürte er eine plötzliche Klarheit seiner Gedanken und ein losgelöstes Empfinden von Perspektive. Zwei lebenswichtige Waffen, die ihm vorhin auf dem Boot und auch in den Sümpfen gefehlt hatten.    Solange ich diesen klaren Verstand habe, brauche ich kein Ninjutsu…   Er musste nicht einmal seine Finger in ihrer üblichen Pose aneinander legen, um sich zu zentrieren. Die Gedanken, die Strategien, die Einschätzungen…sie schienen einfach so aus der plötzlichen Finsternis zu fließen. Wie ironisch, dass während er blind dahin lief, sie alle so klar und leicht zu ihm kamen wie stets zuvor – vielleicht sogar schneller als es früher der Fall gewesen war.   Gut.   Er war wegen seines Chakras schon genug durchgedreht, aber mit seinem Hirn, das Strategien spann, konnte er sich allem anpassen. Sein Glück musste ihm endlich mal diese dicke fette Pause gegönnt haben.    Oder auch nicht…   Denn trotz der Geschwindigkeit seiner rasenden Gedanken, wurde ihr blinder Marsch geradezu schmerzlich unbeholfen und zunehmend langsamer. Sie mussten in etwa gute zwei Meilen zurück gelegt haben, als ihr Weg eine seltsame Wendung nahm. Einige Meter einen blätterbedeckten, glitschigen Pfad hinab und Shikamaru wurde sich bewusst, dass der Klang erstickt wirkte…gedämpft…   Plötzlich knackte Kibas Stimme in sein Ohr. „Shikamaru, hörst du mich?“   Leicht zusammenzuckend wegen des Knisterns der Statik, ruckte Shikamarus Schulter reflexartig zu seinem Ohr, da er vollkommen vergessen hatte, dass er einen Transmitter platziert hatte.    Gut gemacht, du Intelligenzbestie.   Die leitende Hand des Kusa-nins auf seiner Schulter verkrampfte sich. „Was ist los?“   „Wurde gestochen.“   Kibas Schnauben rasselte in sein Ohr. „Gut gerettet.“   Während er so tat, als würde er ungesehene Fliegen verscheuchen, schnalzte Shikamaru mit der Zunge, um zu signalisieren, dass er verstanden hatte. Kiba war der Einzige mit einem funktionierenden Mikrofon – da er auch der Einzige war, der keine direkte Unterstützung beim blind laufen brauchte. Das letzte Mal, als Shikamaru ihn gesehen hatte, hatte der Inuzuka auf Akamarus Rücken gesessen, während der Hund an einer Leine geführt wurde und der Kusa-nin dabei einige Schritte voraus gelaufen war.    Kibas Stimme erklang erneut; leise und beinahe undechiffrierbar. „Ich kann überhaupt nichts riechen.“   Das kann nichts Gutes bedeuten…   Shikamaru schnalzte erneut mit der Zunge.    „Muss ein Barriere Jutsu sein. Ein ziemlich starkes noch dazu. Kann auch kaum was hören. Was wolln wir wetten, dass Neji einen Scheiß sehen kann?“   Verdammt…   Shikamaru tat so, als würde er sich räuspern.    Kiba seufzte. „Mir gefällt das gar nicht Shikamaru. Willst du, dass ich-?“   Shikamaru schnalzte zweimal mit der Zunge und hörte das widerwillige Grunzen des Hundeninjas – und dann Stille.    Unnatürliche Stille…   Die Sinne des Schattenninjas wurden wachsam und suchten nach irgendeiner Tötungsabsicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hier um eine Falle handelte, war gering. Kusagakure befand sich bereits unter dem Messer des Argwohns. Sie würden nicht riskieren, einen blutigen Standpunkt klarzumachen, wenn das dafür sorgen würde, Konohas überlegene Militärmacht auf ihre Köpfe niedergehen zu lassen.    Außer sie haben Horden von Chimären, die nur auf ihren Auftritt warten…   Das würde Krieg bedeuten.    Aber warum das Überraschungsmoment massakrieren, indem man diese Bestien zu uns schickt? Plus, wir haben Sunagakures Unterstützung, sollten die Dinge den Bach runter gehen. Kusagakure hat viel mehr zu verlieren als wir.    Der Boden unter seinen Füßen änderte die Textur. Für etwa eine viertel Meile wurde er schwammig und federnd, bevor er harter Erde wich. Shikamaru nutzte das als eine Markierung. Er schätzte, dass sie noch in etwa zwei weitere Meilen marschiert waren, bevor sich der Kurs erneut änderte und wieder zu rauerem Terrain wechselte, als sie zwei seichte Flüsse überquerten. Zu diesem Zeitpunkt waren alle Geräusche vollständig abgeschnitten und erstreckten sich nur auf ein paar Schritte um sie herum. Als wären sie in einer Blase eingeschlossen.    Definitiv ein Barriere Jutsu…   Circa vier weitere Meilen später wurden ihnen die Augenbinden von den Köpfen gerissen.    Rapide blinzelnd kniff Shikamaru die Augen gegen die grelle Wand aus Licht zusammen, die sich bald als die prächtigen weißen Mauern der Residenz des Daimyōs herausstellte. Platziert in der Mitte eines kunstvoll gestalteten Hofes und umgeben von seltsam konstruierten Steinwällen, Wachtürmen und Torhäusern, besaß das dreistöckige Anwesen sowohl die prunkvolle Architektur eines palastartigen Besitzes, als auch die Solidität und Undurchdringbarkeit einer Burg.    Macht und Prestige.    Irgendwie erschien es vertraut.   Shikamaru legte den Kopf in den Nacken und nahm die kunstfertig ausgearbeitete Architektur in sich auf; die Feinheiten der hölzernen Säulen, alle handgeschnitzt und bemalt, um verschlungene Wurzeln und lebende Ranken darzustellen; die steilen, abgestuften Dächer, deren tief lilagrauen Ziegel mit schmalen Goldstreifen gesäumt waren, die schimmerten wie die Venen in einem Blatt.    Ein Kunstwerk…   Selbst die umgebenden Festungen schienen wie lebende Bäume aus dem Boden gewachsen zu sein, als wären sie von einem Jutsu in eigentümliche Totemtürme verwandelt worden, die alle von einer Anordnung aus Tierköpfen geziert waren; einer auf dem anderen von der Wurzel bis zur Spitze. Da lag etwas tief Signifikantes, wenn nicht sogar seltsam Spirituelles in dieser Konstruktion.    Warum zur Hölle ist mir das alles so vertraut?   Während sich der Rest des Teams sammelte und gackerte, trat Sai zu ihm. „Das sind die Shinjū, von denen ich gesprochen habe“, sagte der Künstler, als seine Augen über die Architektur wanderten. „Göttliche Bestien.“   „Ja“, erwiderte der Nagu Wächter und sein gelbgrünes Auge zuckte von Turm zu Turm, bevor es sich auf Shikamaru richtete. „Unser Herr hegt tiefe Zuneigung und Respekt für alles Mythische.“   Anerkennend hob Shikamaru die Brauen und sah sich um, wobei er die Gelegenheit nutzte, den Innenhof in einer raschen Sicherheitskontrolle zu prüfen. Zwischen den patrouillierenden Wachen zählte er zehn sichtbare Nagu Butai, die auf verschiedenen Ebenen des Areals in direktem Sichtfeld standen. Bewusst und doch zurückhaltend. Kein Grund für ein extravagantes Vorführen von Muskeln; nur ein Hinweis darauf.    Shikamaru respektierte das, trotz seines unbehaglichen Gefühls eines Déjà Vus.    Oder vielleicht kam dieses Unbehagen auch von der Tatsache, dass Narbengesicht ihn mit diesem gruseligen goldgrünen Auge anstarrte. Energisch widerstand er dem Drang, dem Mann einen fragenden Blick zuzuwerfen – zumindest bis der Nagu Wächter seinen Namen sagte.   „Nara Shikamaru.“   Scharf zuckte die Aufmerksamkeit des Schattenninjas herum und er kaschierte seine weitäugige Überraschung mit schlitzäugigem Argwohn. Argwohn, der anfing, feine Härchen aufzustellen, als er das erwartungsvolle Schweigen von Narbengesicht bemerkte; als müsste er diesen Mann eigentlich kennen – was Shikamaru allerdings weniger Sorgen bereitete als der Gedanke, wie zur Hölle es sein konnte, dass dieser Mann ihn kannte.    „Haben wir uns schonmal getroffen?“, fragte er leise und wachsam.   Eine unangemessene Pause. Und dann zuckten Narbengesichts Lippen; die linke Seite seines Mundes hob sich in einem grimmigen Schmunzeln, das nicht einmal den äußersten Winkel seines starrenden Auges verzog. „Mein Name ist Katsu“, war alles, was er sagte.   Doch bevor sich Shikamaru mit dieser vagen Antwort auseinandersetzen konnte, wandte sich Katsu bei dem Geräusch von Hufgetrappel um, das den von Bäumen gesäumten Weg hinunter bis zum Herrenhaus erscholl. Eine Delegation aus Männern näherte sich in einer Staubwolke und wirbelnden Azaleenblättern. Der Wind ihres Ritts brachte die Banner des Daimyō in Bändern aus Grün und Gold im Sonnenlicht zum Flattern und Knallen.   Katsu trat ihnen entgegen und verneigte sich.    Die Pferde kamen zu einem klappernden Stillstand und die Reiter stiegen ab. Alle trugen einheitliche Wachuniformen, abgesehen von zwei älteren Männern. Diese Älteren waren in die aristokratischen Gewänder von Höflingen oder Adligen gehüllt; teure Damasthosen und Obergewänder von der Farbe blassesten Gelbs, gemustert von dunklen, ineinander verwobenen Ranken aus vergoldeten Fäden.    „Mitglieder des Konzils“, sagte Neji leise und mit von Byakugan Venen eingerahmten Augen.    Shikamaru spähte zu ihm und sein Unbehagen löste sich merklich. „Hast du während unseres kleinen Gänsemarschs hierher irgendwas gesehen?“   „Gar nichts.“   „Dachte ich mir. Ein mobiles Barriere Jutsu, huh? Interessant.“   „Genauso wie das Barriere Jutsu, das sie über diesem ganzen Bereich errichtet haben“, erwiderte Neji, als er alles um sich herum in einem langsamen Driften scannte und vollkommen vergeblich suchte. „Es umfasst alle drei Ebenen des Anwesens und auch die umgebenden Türme. Undurchdringbar, selbst für meine Augen. Ihre Defensiven sind absolut solide.“   „Jo, aber können sie auch einer Hyūga Kopfnuss standhalten?“, murmelte Shikamaru und versuchte sich an Humor, um sich davon abzuhalten, sich wieder in seinen Kopf zurück zu ziehen.    Neji sah ihn an, während sich seine Byakugan Venen zusammen mit seinem geisternden Lächeln glätteten. „Nervöser Humor, Nara?“   „Sowas in der Art.“   Aufmerksam wanderten Nejis Iriden zum Mund des Schattenninjas, dann zu seiner Stirn und zurück zu seinen Augen. „Was ist das Problem?“   Abgesehen davon, dass du mich ansiehst?   Die Langsamkeit dieser verweilenden Begutachtung war unverkennbar. „Später“, raunte Shikamaru und fühlte sich warm unter der Musterung dieser kühlen Augen. „Bin mir nicht sicher, ob ich es jetzt im Moment überhaupt in Worte fassen kann.“   „Nichtmal annähernd beruhigend.“   „Entspann dich, Hyūga.“   Sich seinen eigenen Rat zu Herzen nehmend, schob Shikamaru seine Hände in die Taschen und ließ die Hüfte einknicken, um sein Gewischt auf seinen linken Fuß zu verlagern. Er bemerkte, wie sich Neji von ihm fort bewegte, drehte sich aber nicht, um es zu sehen – musste es nicht. Er spürte die Abwesenheit des Hyūga so deutlich wie eine Veränderung in der Temperatur und die Wärme erstarb auf seiner Haut.    Ich muss aufhören, das zu tun…   Aber das wäre vielleicht leichter zu erreichen, wenn er verflucht nochmal überhaupt wüsste, was zur Hölle er eigentlich tat. Zu blöd nur, dass er das nie wusste, wenn es um Neji ging. Er wusste nur, dass es ihn stabil hielt, den Hyūga bei sich zu haben, wenn der Kummer anklopfte. Trauer hatte die ätzende Angewohnheit, vollkommen uneingeladen aufzutauchen und zu versuchen, die Türen zu knacken, die er zu Asumas Erinnerung zugeschlagen hatte.    Ich kann das jetzt nicht…   Vielleicht wäre er niemals in der Lage, es zu tun. Und falls das der Fall war, wie zur Hölle sollte er dann wieder mit Chōji und Ino in Einklang kommen? Sie brauchten etwas von ihm in Bezug auf Asuma. Etwas, von dem er nicht wusste, wie er es geben sollte, ohne diese geschlossenen Türen zu öffnen. Ohne diesen zerschmetternden Schmerz wieder zu erleben, von dem er geglaubt hatte, er hätte ihm in der Nacht Luft gemacht, als sein Vater ihm geraten hatte, es alles rauszulassen.    Nur habe ich das nicht…oder? Ich bin weg in meinen Kopf gerannt. In diese Mission, um ihn zu rächen.   Zumindest wusste er, dass er seinem Verstand vertrauen konnte, auch wenn sich sein Körper und Chakra dazu entschlossen hatten, im unpassendsten Moment ins Taumeln zu geraten.    Was auch immer es ist, ich werde es richten. Muss es nur wie eine Verletzung behandeln. Solange mein Kopf nicht beschädigt ist, werde ich es auf keinen Fall nochmal verbocken und diese Mission scheitern lassen.    Eine Hand berührte seinen Ellbogen und beinahe hätte er einen Satz gemacht.    Perplex sah Chōji ihn mit einem Stirnrunzeln an. „Immer noch diese Schreckhaftigkeit, huh?“   „Ich hab ein Nickerchen mit offenen Augen gemacht.“   „Das würde ich dir sofort glauben. Schicker Ort, huh?“   Mit den Augen auf das Anwesen gerichtet hob Shikamaru die Brauen. „Schätze mal, dass es ganz nett ist; auf eine völlig übertriebene Art.“   „Nett?“, schnaubte Ino, stieß Shikamaru mit der Schulter an und zwinkerte ihm zu. „Denkst du, der Daimyō hat irgendwelche hübschen Söhne? Ich hätte nichts dagegen, zu leben wie eine -“   „Prinzessin“, knisterte Kibas Stimme in Shikamarus Ohr und der Schattenninja zuckte schon wieder zusammen.    „Königin“, korrigierte Ino und warf Shikamaru einen komischen Blick zu, bevor sie sich umwandte, um dem sich nähernden Hundeninja die Zunge heraus zu strecken. „Wenn dann richtig, Kiba.“   Der Inuzuka presste die Lippen aufeinander, als würde er sich ein Schmunzeln verkneifen und neigte seinen Kopf zu Shikamaru, während er sich gegen das Ohr tippte, um auf den Transmitter hinzuweisen. „Komisch, dass das Signal unter der Barriere nicht gestört wurde, huh?“   Nickend riss sich der Nara den Ohrstöpsel heraus, sodass er nicht länger zwei Stimmen hörte. „Ich weiß. Ist vielleicht eine Schwäche des Justus, wenn es mobil ist.“   Kiba nickte, doch seine Aufmerksamkeit wanderte zu den Beamten, die mit Katsu sprachen. „Bitte Prinzessin. Such dir einen aus.“   „Eww.“   Shikamaru schluckte ein Schmunzeln hinunter und seine Augen glitten ein weiteres Mal zu dem Anwesen. Er hatte nicht erwartet, direkt bis an die Stufen des Daimyōs gebracht zu werden. Es war eine Erweiterung des Vertrauens; eine offene Hand statt einer Faust. Die Hokage hatte sie eindringlich gewarnt, auf Letzteres vorbereitet zu sein, wenn man bedachte, dass Kusa keine Liebe oder Ähnliches für die benachbarten Dörfer hegte. Die Bitterkeit ging tief wie die Wurzeln ihres Dschungels.    Naja, wir haben ihr Land während des Krieges in ein Schlachtfeld verwandelt…   Gefangen im Kreuzfeuer überlegener Mächte, hatten sie viel mehr verloren als nur die Kannabi Brücke.    Da ist das Motiv; Rache. Und sie haben auch bereits die Mittel, Waffen wie die Chimären zu erschaffen.    Vergangene Chūnin Prüfungen hatten so viel bewiesen. Wenn man jetzt noch Orochimarus Genie diesen Experimenten hinzufügte, dann hob es nicht einfach nur die Messlatte auf dem Schlachtfeld, sondern auch den Blutdruck von jedem erdenklichen Dorf, das zu einem Ziel von Kusas Jahre altem Hass werden konnte. Da Motiv und Mittel bereits abgedeckt waren, blieb noch die Frage nach der Gelegenheit.   Die sie ziemlich vermasselt haben, indem sie diese Chimären-Geschenkkörbe verschickt haben…haben das Überraschungsmoment verloren…   Natürlich gab es da auch noch eine andere Möglichkeit.   Jemand benutzt Kusa als Sündenbock…   Jemand, der dem Spiel einige Schritte voraus war. Einem Spiel, mit dem Shikamaru schnell klarkommen musste, um seine mysteriösen Gegner zu überlisten und auszumanövrieren.   Wie gottverdammt nervig…   Doch statt unter dem Gewicht dieser Verantwortung noch weiter zusammenzusacken, spürte Shikamaru, wie sich seine Wirbelsäule aufrichtete und seine Haut mit einem seltsamen Sinn von Vorfreude kribbelte – ein plötzliches Flattern des Pulses und ein Kürzerwerden der Atmung. Das Gefühl war so fremd, dass er es als Adrenalin missinterpretierte, das von Katsu ausgelöst wurde, als der Nagu Wächter mit mehreren Wachen im Schlepptau zu ihnen zurück kam.    „Unser Herr wird euch bei unserem nächsten Konzil treffen“, sagte er, während sein gelbgrüner Blick das ganze Team musterte. „Ihr werdet in Kürze zu den Gästequartieren begleitet und gerufen, sobald er Zeit hat.“   Besagte ‚Begleiter‘ umringten sie von allen Seiten und hielten mit den Händen auf den Knäufen ihrer Schwerter einen höflichen Abstand. Während sie warteten, zählte Shikamaru rasch die Köpfe und bemerkte, dass alle zehn Männer und Frauen die Schärpe der Nagu Butai trugen. Und auch wenn der Ring aus Nagu Gesichtern bar jeder Miene oder Absicht blieb, war das latente Misstrauen nicht zu verkennen, das direkt unter der Oberfläche dieses zivilisierten Verfahrens lauerte.    Wie ironisch, dass es seltsam beruhigend in seiner Vorhersehbarkeit war.    Wäre komisch, wenn sie die Freundlichkeit in Person wären…   Nicht, dass Feindseligkeit oder Misstrauen den Ausdruck in Katsus einsamen, starrenden Auge erklärten, als Shikamaru erneut den Blick des Mannes auffing. Wenn überhaupt, dann sah ihn der Nagu Wächter mit etwas an, das Wachsamkeit und Vorsicht sehr nah kam; ein Ausdruck, der in jeder Hinsicht eigentlich auf jemanden wie Neji gerichtet sein sollte, dessen weißäugige Waffen ständig zur Schau gestellt wurden.    Also warum zur Hölle gafft er MICH so an?   Eine Reaktion, die nur noch irrwitziger gemacht wurde durch die Tatsache, dass Shikamaru kein Ninjutsu nutzen konnte und somit im Moment wahrscheinlich das schwächste Ziel und der am wenigsten Bedrohliche in ihrem ganzen Team war. Sicher, er konnte ziemlich gemeines Taijutsu aus dem Ärmel schütteln, wenn es sein musste, aber gegen unbekanntes Feindchakra war er dennoch in extremen Nachteil.    Naja, zumindest dieser Kerl scheint das nicht so zu sehen…   Dieser Kerl, der nicht nur seinen Namen kannte, sondern der ihn auch ansah, als wüsste er noch etwas anderes, das der Schattenninja nicht wusste…aber wahrscheinlich wissen sollte.    Habe ich ihn schonmal bei den Chūnin Prüfungen vor zwei Jahren gesehen?   Das würde es vielleicht erklären – obwohl er sich an das Gesicht dieses Mannes und an seine echsengrünen Augen erinnert hätte, selbst ohne die Narben und den Ruin.    Jo, aber es gibt eine ganze Menge aus dieser Zeit, an das ich mich nicht erinnere…   Wie zum Beispiel diese Nebenmission, die schief gelaufen war. Das Zusammentreffen mit einem Wahnsinnigen…und all diese anderen fehlenden Teile, die ein größeres und deutliches Bild der Orte ergeben hätte, an denen er gewesen war und der Gesichter, die er während dieser kurzen, aber bedeutungsvollen Zeit gesehen hatte. Gesichter und Orte, die er vollkommen vergessen hatte. Eingeschlossen das Gesicht des Mannes, den er umgebracht hatte.    Ich will es nie wieder sehen…   Und dennoch wusste er, dass das Portrait dieses Gesichtes irgendwo in den abgeschlossenen Kammern seines Geistes hing, die verrottete Leinwand eingehüllt von einem blutbespritzten Laken. Asuma stand außerhalb dieser Kammer, klopfte an der Tür, versuchte das Schloss zu knacken, wollte einen Blick hinein werfen…   Ich kann niemanden dort hinein lassen…   Und ganz sicher nicht sich selbst.   Er wusste, dass es falsch war.   Wusste, dass es schlecht war.   Wusste, dass es verrückt war, nur darüber nachzudenken.    Wie seltsam dann, dass er sich selbst vorfand, wie er diesen langen schwarzen Korridor seines Verstandes entlang stierte, der zu dieser Tür führte; dieser Kammer. Starrend wie ein Kind, das zu verängstigt war, sich der Dunkelheit zu stellen und sich fragend, ob denn vergessene Erinnerungen alles waren, was ihm fehlte…oder ob da noch etwas anderes war, das in den Schatten dieses Raumes lauerte. Schatten, die er für zwei lange Jahre zurück in die Schwärze gezerrt hatte, wann immer sie gedroht hatten, durch den Spalt unter der Tür zu sickern.    Es durfte ihnen niemals gestattet werden, aus dieser Kammer seines Unterbewusstseins zu entkommen…   Und diese Tür durfte niemals geöffnet werden…   Ja, weil ich schon immer solche Angst vor dem hatte, was ich finden würde…   Oder wen er finden würde…   Mich…   Die Person, die er gewesen war. Die Person, zu der er während dieser Mission, an die er sich nicht mehr erinnern konnte, geworden war; zusammen mit all den vergessenen Dingen, die er vielleicht gesehen, vielleicht gehört – vielleicht getan hatte.   ‚Wenn ich mich nicht an das erinnere, wozu mich diese Leute gebracht haben…was ich wegen ihnen getan habe, dann muss ich es nicht WISSEN! Bitte mich nicht, es REAL zu machen, Asuma! Es ist nicht mehr REAL! Es ist VORBEI!‘   Vorbei…vorbei, denn…   ‚Ich habe ihm eine Spritze in den Hals gejagt…und ihn hinunter gezerrt in diese Grube…und es tut mir NICHT leid…‘   Niemals leidtun…niemals wissend, ob es ihm leidtun sollte…für zwei lange Jahre und weiter zählend, schnell zählend…und dann auf einmal rückwärts zählend von fünf, vier, drei, zwei, eins…bis er spürte, wie sich sein Verstand wie ein Kind Stück für Stück diesen dunklen Korridor entlang schob…die Furcht, die ihn immer erstarrt gehalten hatte, wich plötzlich einem-   „Du kannst nicht wieder hierher zurück kommen.“   Shikamarus Verstand blieb in dem mentalen Gang stehen und er versteifte sich gegen den Klang dieser inneren Stimme; nahm eine fremde und tiefere Kadenz wahr, die sie deutlich von seiner eigenen unterschied.    Meiner eigenen…   Es war immer seine eigene gewesen…oder nicht?   Weil ich es selbst getan habe…ich habe allein überlebt…   Und wegen dieser Stimme in seinem Kopf war er so lange stark geblieben; diese innere Führung, die ihn immer von all den gefährlichen Bereichen in seinem Verstand fort gescheucht hatte. Sie hatte ihn gerettet, als er fünfzehn gewesen war. Fort getragen von der Erinnerung dieses Traumas…sie hatte ihn gelehrt, sich um ihn gekümmert, ihm gesagt, was er tun musste, um weiter zu machen. Er hatte sie niemals in Frage gestellt, sie niemals als losgelöst von ihm selbst betrachtet, hatte immer angenommen, sie wäre sein eigener Instinkt und seine Intuition, die ihn fort gewarnt und ihn wieder zusammengenäht hatte…aber in letzter Zeit…diese Stimme in seinem Kopf…   Sie klingt nicht mehr wie ich…   Kiba stupste ihn an. „Willst du dir die Alphamännchen Todesblicke für einen anderen Tag aufheben, Shikamaru? Würde gern noch was zu essen von den Typen bekommen, bevor wir uns mit denen anlegen.“   Rasch blinzelte Shikamaru. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er die Brauen zusammengezogen hatte, als er in Katsus gelbgrünes Reptilienauge gestiert hatte und sich sein Fokus nach innen verlagert hatte. Er warf Kiba einen trockenen Blick zu. „Als hätte ich die Energie oder das Chakra für diese Art Alphamännchen Bullshit.“   Kibas Schmunzeln schien etwas angespannt zu sein. „Jo, überlass das Brustgeklopfe lieber mal uns. Sorg einfach dafür, dass dieses Hirn scharf bleibt.“   Als hätte ich eine Wahl…   Im Moment war es seine einzige Waffe.    Shikamaru schrieb den verkrampften Blick des Hundeninjas als Müdigkeit ab und klopfte ihm leicht auf den Rücken, wobei er umsichtig die bandagierte Schulter mied, obwohl er die Verletzung aufmerksam ansah, bevor er Kibas Blick begegnete. „Was vor einer Woche mit Akamaru passiert ist und dann mit diesen Alligatoren in den Sümpfen? Ich werde dich nicht nochmal so hängen lassen.“   Kiba wischte das nur mit einem Achselzucken beiseite und setzte ein weiteres, schiefes Grinsen auf. „Hey, wenn es mich da draußen gut aussehen lässt…“   „Ich mein’s ernst“, erwiderte Shikamaru und sein Blick wanderte zu Ino und Chōji. „Das wird nicht nochmal passieren.“   Nicht nach dem Versprechen, das er Asuma gegeben hatte. Das er sich selbst gegeben hatte.   Ja, als ich über Hidans Grab gestanden habe…   Bevor sich seine Finger zu einer Faust ballen konnten, schleckte eine warme, schlappernde Zunge mit Zuneigung und Speichel über seine Knöchel. Shikamaru hob eine Braue und schüttelte den Sabber von seiner Hand, bevor er Akamaru einen total wirkungslosen, vernichtenden Blick zuwarf. Die pinke Zunge hing aus dem Maul und der Ninken legte seinen großen weißen Kopf schief, als er wuffte und Shikamarus Gesicht mit diesen glänzenden Hundeaugen absuchte.   „Wir lästig“, murrte der Schattenninja. „Ich sprech kein Hundisch.“   Kiba schnippte mit den Fingern und lenkte diese schnüffelnde Nase zurück zu sich. „Lass gut sein, Kumpel“, sagte er, während er das antwortende Grummeln seines Hundes mit einem Kraulen hinter den Ohren beruhigte. „Ich weiß schon.“   Noch bevor Shikamaru nach einer Übersetzung für das fragen konnte, was zur Hölle Akamaru wusste, wandte sich der Ring aus Nagu Wächtern nahtlos um, um zu signalisieren, dass sie bereit waren, sich in Bewegung zu setzen.    Shikamaru sah hinter sich und suchte nach Neji.    Der Hyūga stand am Ende, darauf vorbereitet, das Schlusslicht zu bilden. Er bemerkte die Frage in Shikamarus Augen und nickte kaum merklich. Schwimm mit dem Strom. Während er seinen Handrücken an der Hose abwischte, übernahm Shikamaru erneut die Führung und bewegte sich mit dem Rest des Teams, als sie von ihrer Nagu Butai Eskorte diagnoal über den Platz marschiert wurden.    Katsu machte keinerlei Anstalten, ihnen zu folgen.    Da er spürte, wie dieser echsengleiche Blick auf seinen Rücken gerichtet war, starrte Shikamaru stur in die Richtung, in die sich seine Füße bewegten.    Vorwärts…   Immer vorwärts. Immer vorwärts, denn-   ‚Du kannst nicht wieder hierher zurück kommen.‘   Die Stimme kam erneut, wie ein Elternteil, das seine Hand nahm und ihn von diesem langen, dunklen Korridor fortzog, der in seinem Verstand begraben war…fort von dem Rasseln und Knarzen dieser unsichtbaren Tür…während sich ihr Knauf langsam von Seite zu Seite drehte.   ~❃~   ‚Du beschaffst diese Akte, Shiranui. Aber merk dir meine Worte; wenn du das abfuckst, dann geht das alles auf deine Kappe.‘   War das nicht schon immer so gewesen?   Abgelenkt von diesem Gedanken und dem abrupten Tunnelblick seines Sichtfeldes, verlor Genma das Momentum seines letzten Sprungs, fiel aus dem Himmel und schlitterte zu einem Bruchlandungshalt auf einem der großen, irdenen Warenhäuser. Seine Knie gaben so schnell unter ihm nach, dass er nur unbeholfen mit dem Fall mitrollen konnte, um zu verhindern, sich ein paar Knochen zu brechen.    Aber er rollte weiter.    „Scheiße!“ Sich wild überschlagend hakte er seine Finger in die taubengrauen Ziegel und kam zu einem ruckartigen Stopp, der beinahe seinen Arm aus dem Schultergelenk riss, während er seine Füße gegen die gewellte Dachtraufe rammte; nur wenige Zentimeter, bevor er über die Kante des schrägen Dachs gerollt wäre.    Shit. Shit. Shit.   Nach Luft schnappend ließ er seinen Kopf nach hinten gegen die Ziegel kippen, blinzelte hinauf zu dem bedeckten Himmel und kniff die Augen gegen das Schimmern der versteckten Sonne zusammen. So grell. Zu grell. Nur grell und gottverdammt windig. Die Brise biss sich in seine Haut, sein Körper gerötet und nass von Schweiß. Die ANBU Uniform klebte an ihm und scheuerte. Ihm tat alles weh. Er fühlte sich, als hätte er sich eine weitere Runde mit diesem stiergesichtigen Oushi aus dem Ryokan geliefert.    Fuck…ich stürz echt übel ab…   Konnte ja nicht einmal mehr einen kohärenten Gedanken länger als ein paar Sekunden halten, bevor sein Verstand anfing, seitwärts zu taumeln…Wasserfarben nachjagend…bunten, chemischen Strömen…nur um festzustellen, dass all die Regenbogenflüsse ausgetrocknet waren…   Regen-verfickte-bogenflüsse?   Verdammt. Er musste zu Mizugumo. Hatte Ibiki angelogen, dass er einen Drogenschuss daheim hätte. Einen Schuss, der ihn genug stabilisieren würde, um das erledigt zu bekommen. Um das abzuschließen. Um sich das zu beschaffen, was er brauchte, um Shikamaru so schnell wie möglich aus Kusagakure rauszuholen. Um seinen Teil in dieser Mission zu erfüllen und das mit einer Art von Empfinden, sein Versprechen gehalten zu haben. Seinen Schwur.   Ich werde es erledigen…ich werde frei sein…   Oder er würde gefickt sein. Ibiki hatte ziemlich deutlich gemacht, was passieren würde, wenn er das nicht durchzog…   ‚Das Angebot, das ich dir gemacht habe, um dich aus dieser Scheiße zu kriegen, läuft ab und ich überlasse es den Ältesten, dir ein neues aufzureißen. Sie haben dir bereits einen heißen Stuhl in der Hölle reserviert. Gib ihnen keinen Grund, dich da rein zu setzen.‘   Er saß doch schon längst dadrin. Schmorend im Ruin seines eigenen Handelns, seines eigenen Chaos‘…   Schmoren…   Sein Verstand hüpfte schwindelnd dahin und stolperte über das Bild seines Körpers, der auf einem Grillspieß steckte und langsam über einem offenen Feuer gedreht wurde. Höllenfeuer. Wo die Teufel und Dämonen Gesichter aus seiner Vergangenheit waren und lachten, weinten, ihn wieder und wieder drehten, während ihn die offenen Flammen zu einer gegrillten Hülle kochten…einer Hülle von etwas, das vielleicht irgendwann einmal ein Mensch gewesen war…   Gott, ich hab Hunger…   Genma lachte – ein stranguliertes und kehliges Geräusch, ein feuchtes Stechen an den Winkeln seiner Augen.    Erbärmlich…   Wie gut, dass er diese Frischlinge von F&V abgeschüttelt hatte, die Ibiki hinter ihm hergeschickt hatte. War ein ziemliches Rumgerenne gewesen, das er sich mit ihnen geliefert hatte. Er fühlte sich aber auch irgendwie stolz, dass er es wirklich geschafft hatte.    Jo, und jetzt kann ich kaum noch laufen…   Auf jeden Fall hatten all das Drehen und Kehrtmachen und Zurückfallen nichts dazu beigetragen, dass sein strauchelndes Hirn und sein versagender Körper irgendeinen Halt fanden.    Ich muss keinen Halt finden…ich muss nur aufstehen…   Wenn er aufstand, dann könnte er weiter machen.   Und das war genau das, was er tat, als er sich mit einer Anstrengung auf die Seite drehte, die Galle seine Kehle hinauf jagte und seinem Appetit schlagartig den Garaus machte. Mit einer verzerrten Grimasse schluckte er die Säure und dachte mehrmals darüber nach, sich das Hitai-ate von seinem brennenden Schädel zu reißen. Es saugte den Schweiß auf und hielt ihn davon ab, in seine Augen zu tropfen. Seine Sicht war schon schlecht genug, verschwamm und verdoppelte sich…aber wenn er hart genug blinzelte und die Augen genau so zusammenkniff, dann kamen die Dinge wieder deutlicher in den Fokus.    Das war genug.    Genug, um ihn über die nächsten paar Dächer zu führen, als sein Verstand abschweifte und schieres Muskelgedächtnis übernahm, um seinen Körper durch die Luft zu tragen, während seine Gedanken wieder und wieder eine Bruchlandung hinlegten…Vögel mit gebrochenen Schwingen…und aus irgendeinem bescheuerten Grund blitzte ein besiegter Hyūga Neji in seinem Kopf auf und er lachte erneut, als er sich fragte, warum er eigentlich keinen kreativeren Bezugsrahmen hatte.    Verfickte Chūninprüfungen…   Und einfach so veränderte sich der Bezugsrahmen…   Das Glas fing an, andere Bilder in sich zu halten…   Verhasste Bilder…   Bilder von Shikamaru und Naoki und Shuken und Handschellen und Monstern und Blut und Schreien und ‚Bitte bring mich nicht dazu, das zu tun‘ und Genma riss all die Fotos heraus und zerschmetterte das Glas mit einem Brüllen, von dem ihm gar nicht bewusst war, dass er ihm wirklich eine Stimme gegeben hatte, bis er so hart auf Mizugumos Dach landete, dass sein Schrei in einem explosiven Bellen aus Atem und Blut endete.    Die Spinnweben aus Chakra, die das Dach bedeckten, flammten silberblau auf.    Vom Balkon erscholl ein tiefes, kehliges Schnurren; rau vor Krankheit und schwer vor Belustigung. „Mehr Eile, weniger Geschwindigkeit, süßer Junge.“   Das Gesicht verziehend gewann Genma zumindest ein gewisses Maß an Anmut zurück und schwang sich – ja, wirklich – über und unter die Markise, um in einer Hocke auf dem Balkon zu landen, die rasch zu einem unbeholfenen Knien kollabierte, während er einen Arm nach oben streckte, um das Geländer zu umklammern.    „Ich brauche Dukkha“, keuchte er, während seine Augen über die Risse in den Steinfliesen huschten. „Jetzt.“   Mizugumo blieb stumm und regungslos.    Genma holte tief durch die Nase Luft, hatte aber nicht die Kraft, sich aufzurichten. Es hatte schon alles gebraucht, sich einfach nur in Sicherheit zu schwingen und zu sprechen. Geradeso brachte er es zustande, seinen Kopf ein Stück zu heben und seine Sicht schwamm unter dunklen Strähnen und hängenden Wimpern, als er gegen den Schweiß anblinzelte. Die salzige Flüssigkeit brannte an den hageren Neigungen seines Gesichts und die Muskeln zuckten so heftig, dass sein Schädel pochte und seine Zähne schmerzten.    Und dann begegneten sich ihre Blicke.    Die Kühle in diesen bezaubernden silberblauen Augen sog etwas von der Hitze aus Genmas Haut, doch die Scham brannte stärker als der Schweiß wie ein Feuer hinter seinen Augen. In einem makabren Grinsen biss er die Zähne zusammen, seine Stimme nur noch ein Raspeln.    „Ja…du hast es mir gesagt…mach nur und sag es…“   Mizugumo sagte gar nichts. Sie saß königlich wie eine Marmorstatue auf ihrem dunklen, gepolsterten Thron, die ebenholzfarbenen Nägel gefeilt wie Klingen und die schwarz lackierten Spitzen klackten gegen den Bauch der schlanken Pfeife, die sie in der Hand hielt. Rauch tröpfelte geisterhaft und langsam von ihren blutleeren Lippen, als würde ihre Seele entweichen…   Ihr Schweigen verstörte ihn. Weit schlimmer als es ihre Worte je geschafft hatten. Und Kami wusste, ihre Worte waren ebenso machtvoll wie jede Droge oder jedes Gift, dem Genma jemals begegnet war. Er stierte zu ihr auf und sein Grinsen verkrampfte sich zu einem zähnebleckenden Knurren. „Willst du, dass ich darum bettle?“   Mizugumo blinzelte und ihre rußigen Wimpern sanken tief. „Mein süßer Junge hat noch nie um etwas gebettelt. Wie ich sehe, hast du heute deine Dunkelheit an meine Tür gebracht. Guten Morgen, Kaika.“   Ein ersticktes Lachen hervor würgend, spannten sich Genmas Finger um das Geländer herum an. „Ich habe keine Zeit mehr für diesen Psychogelaber Bullshit…du weißt, was ich brauche…“   „In der Tat. Du bekommst etwas Tee“, erwiderte Mizugumo.    Energisch kämpfte Genma um Kontrolle über seine Gliedmaßen und rappelte sich irgendwie auf die Füße, wobei er beinahe über den Balkon kippte. Gerade noch rechtzeitig drehte er sich, um seine Hüfte gegen die Balustrade knallen zu lassen, sich in ihre Stütze zu lehnen und nach Luft zu schnappen. „Gib es mir, Mizugumo.“   „Das habe ich vor. Sencha oder Gyokuro?“, debattierte Mizugumo, als sie ihre Sammlung teurer Teesorten beäugte. „Gyokuro ist weniger bitter. Obwohl du während der letzten zwei Jahre einen feinen Geschmack für Bitterkeit entwickelt hast, nicht wahr, Schätzchen? Ich denke, wir nehmen diesen hier.“   Genmas Sicht verblasste, verdunkelte, zerbarst in Farben. Er presste die Lider aufeinander und grub seine Daumen gegen die Höhlen. „Gott“, fauchte er. „Gib es mir einfach.“   „Gott wird dir nicht geben, was du brauchst, Kind. Aber ich weiß, was den Schmerz lindern wird.“ Ein leises Rascheln von Stoff, als sich Mizugumo bewegte, gefolgt von dem delikaten Klacken von Keramik und dem begleitenden Plätschern von Wasser, das in eine filigrane Porzellantasse gegossen wurde. „Ein Hauch von etwas Süßem.“   Ein honiggrasiger Geruch schwebte über den Balkon…   Er traf Genmas Nase wie Blut auf einer Brise…   Schlagartig versteife er sich und jeder einzelne Muskel zog sich geschockt straff.   „Ja“, murmelte Mizugumo. „Das war Karibis Liebster.“   Die Welt verwandelte sich in Rot.    Genma schnellte zu ihr herum und sein Gesicht verzerrte sich, als seine blutunterlaufenen Augen zusammen mit seinem Mund aufflogen. „Du BITCH!“   Kaum hatte er die Worte geschrien, da flammten die Risse zwischen den Steinfliesen mit Chakra auf. Einen Herzschlag später musste er feststellen, dass er eingefroren war; gefangen in einem unaufhaltsamen Griff und vollkommen paralysiert, abgesehen von seinem Gesicht – hilflos wie eine Fliege in einem Spinnennetz, die Muskeln angespannt und mit Venen und Sehnen, die seine Haut eindellten.    Ein unfruchtbares Brüllen brach in einem verzerrten und unheilvollen Heulen aus seiner Kehle.    Mizugumo hörte auf, den Tee einzuschenken, als sie diesen Klang hörte und ihre Wolfsaugen erstarrten, als sich ihre kalten, leeren Tiefen mit einer seltsamen Wärme füllten, als sie ihm ins Gesicht sah. „Sie hat dich sehr geliebt. Euch beide. Aber du konntest sie genauso wenig retten wie Tenka. Du hast sie beide verloren. Deine kostbaren Lichter in der Dunkelheit.“   Verzehrende Hitze brannte in seinem Rachen und Genma schloss krampfhaft die Augen, während er qualerfüllt die Zähne zusammenbiss.    Nein…nein…nein…   Er hatte keine Worte, keine Klänge – keine Schreie animalischen Hasses oder Rufe menschlichen Leids. Nichts könnte dem Biest eine Stimme geben, das in ihm auf und ab lief und sich einen Weg aus seiner Haut krallen wollte, aus seiner Seele…   Aber es saß dort…   Eine krebsartige Kreatur in ihm…   Seine Wimpern hoben sich flackernd und wässrige Schlitze rotumrandeter Iriden fixierten sich auf sie, als er zuließ, dass diese Kreatur sie durch den bronzefleckigen Ruin seiner Augen anstierte…hungrig…unmenschlich…   Mizugumo sah es, begegnete ihm mit dem leichtesten Heben ihres Kinns. Eine Hexe, die einen Dämon grüßte. Mit unendlicher Umsicht setzte sie die Kanne ab und strich mit ihrer zerbrechlichen, zitternden Hand über die kunstvollen Ätzungen in dem gusseisernen Tisch, um erneut ihre Pfeife aufzunehmen.    „Du hast sie beide verloren“, wiederholte sie und nahm einen langen Zug des dichten blauen Rauches, während ihre Wimpern genussvoll bebten, bevor sie ihren Kopf nach hinten legte und einen leisen Strom in den Himmel blies. „Und du bist so kurz davor, dich auch noch selbst zu verlieren.“ Eine nachdenkliche Pause und sie senkte ihren Kopf wieder, den Blick beständig auf sein Gesicht gerichtet. „Wie gut also, dass sein Verlangen danach, dich zu beschützen stärker ist, als dein Verlangen zu verwelken und zu sterben.“   Genmas Augen zogen sich verwirrt zusammen. Er bewegte seine Kehle und seine Stimme war so rau, dass es wirkte, als würde sie die Luft an sich zermahlen. „Wovon zur Hölle redest du?“   Während sie ihre Pfeife beiseite legte, richtete sich Mizugumo auf, als würde sie nach oben gezogen werden und ihre Arme hoben sich mit der Anmut einer Tänzerin. Die langen, aschgrauen Schwingen ihres Kimonos wisperten zurück über die blasse, durchscheinende Haut ihrer Handgelenke und Unterarme. Genma musste die Augen zusammenkneifen, um die Fäden sehen zu können; dünn wie Spinnenseide, die sie ebenso zart stützten wie eine Marionette.    Chakrafäden…   Dieselben Chakrafäden, die ihn gelähmt hielten.    Als sie sich ihm langsam näherte, schien sie zu gleiten und die Stränge trugen ihr mageres Gewicht. Die Enden ihrer dunklen, mit Silber durchsetzten Mähne strichen über die Steinfliesen und schwankten über die schwere Schleppe brokatbesetzter Seide…eine Leichenbraut.   Wunderschön.   Entsetzlich.   Weder lebendig, noch tot.   Ein kalter, einsamer Winter in den Augen dieser Hexe…   Genma fühlte, wie sich der Frost über ihn stahl und den Schweiß auf seiner Haut abkühlte. Er versuchte, sich zu bewegen, seine Muskeln verzweifelt danach, zu erschaudern, zu zittern, sich dem nervenschreienden Drang hinzugeben, auf die Knie zu gehen und nach der Heilung zu betteln, nach dem Enden, der chemischen Lüge…   Gib es mir…   „Oh Genma“, wisperte Mizugumo, als hätte sie ihn sprechen gehört. Inzwischen war sie ihm so nah, dass ihr Atem die Luft zwischen ihnen benebelte. „Ich habe einmal gesagt, dass deine Dunkelheit tief eingedrungen ist. Ich hatte Recht. Allerdings braucht es immer nur ein einziges Licht, um die Schatten zurück zu treiben.“   Sie senkte ihre Hände und die Chakrafäden lösten sich weich wie Sternenstaub auf der Brise auf, obwohl sich ihr blauweißes Licht nicht in ihren Augen widerspiegelte. Mit den Händen fächerte sie durch die schwebenden Funken und berührte ihre äschernen Lippen mit den Fingerspitzen, bevor sie mit denselben Fingern über Genmas Mund strich.    Bei der Berührung zuckte er zusammen und seine Oberlippe verzog sich in einem Knurren. „Meine Lichter sind vor Jahren erloschen…“   „Das sagst du…“, grübelte Mizugumo und streichelte sein Gesicht mit einer Sanftheit, die Müttern und ihren Kindern vorbehalten war, ihre Stimme wisperleise. „Warum ist dann solch ein Feuer in deinen Augen?“   Feuer in seinen Augen…war das der Grund, warum sie brannten? Er blinzelte das bittere Stechen fort, konnte dem Gefängnis ihres Blickes aber nicht entkommen. Sie hielt ihn gefangen, sogar als er spürte, wie sein Körper erschlaffte und das Netz aus Chakra unter seinen Füßen dunkel wurde, während es seinen Halt um seine Tenketsu löste.    Mobilität kehrte zurück und trotzdem konnte er sich nicht fortbewegen.    Er fiel auch nicht…   Und er bebte nicht mehr…   Mizugumo lächelte leicht. „Ich werde dich bestimmt vermissen, Shiranui Genma.“   Das durchbrach den Bann.    Blinzelnd stierte er hinab auf seine Handflächen, drehte sie hierhin und dorthin. Das Jucken unter seiner Haut hatte sich beruhigt, die Muskeln entspannt und das Zittern fort. Stattdessen spürte er ihr Chakra so potent wie jede Chemikalie, das durch seine Venen wogte, in seinen Lippen und Fingern kribbelte. „Was zu Hölle hast du mit mir gemacht?“   „Es wird nicht anhalten. Das tut es nie“, warnte Mizugumo, nahm seine Hände in ihre und drückte sie, bis die Taubheit aus seinen Fingern wich und die Farbe zurückkehrte. Ihre Wangen überzogen sich mit einem zarten Rosa. „Das Bedürfnis wird zurück kommen. Stärker. Mächtiger. Du hast ein paar Stunden – wenn überhaupt.“   Stirnrunzelnd beobachtete Genma sie wachsam, von der Zärtlichkeit in ihrer Berührung vollkommen aus der Bahn geworfen und sich der Endgültigkeit ihrer Worte bewusst. „Schön. Dann komme ich eben später für das zurück, was ich brauche.“   „Aber hier wirst du es nicht finden. Und auch nirgendwo sonst, wie ich denke.“   Als hätte er sich verbrannt, riss Genma seine Hände zurück und funkelte sie zornig an. „Wir haben eine Abmachung.“   „Ich kann dir nicht länger geben, was du brauchst, mein Lieber.“ Und hierbei begegnete sie seinem Blick, ihr Lächeln so fragil wie Winterschnee. „Das konnte ich nie, weißt du.“   Erschüttert wich Genma einen Schritt nach hinten, zog sich von dem Schatten aus Emotionen in ihrem Lächeln zurück, dem Hauch von Sentimentalität in ihren Augen. Nur eine Hexe konnte diese Art von Verwirrung bewirken und Doppelzüngigkeit in der Dunkelheit des Herzens eines Menschen erschaffen, um ihre gemeinsamen Sünden von Schwarz zu Grau zu verwandeln und das mit Worten des Lichts…der Liebe.    Es gibt keine Worte, sondern nur Taten…   Und soweit es Taten betraf, hatte sie ihn gerade von der Liste ihrer Klienten gestrichen.    Er spürte die Liebe nicht.    Knurrend wich Genma einen weiteren Schritt zurück und verschanzte sich hinter seinem Zorn. „Ich bin nicht wegen deiner Tricks hierher gekommen. Ich bin wegen meines nächsten Schusses gekommen. Wenn du ihn mir nicht gibst, dann entschädige es nicht, indem du so tust, als würdest du einen Scheiß auf mich geben. Wir wissen beide, dass ich nur eine weitere Ader bin, die du ausbluten lässt.“   Angesichts seines Giftes zog Mizugumo den Kopf nach hinten und musterte ihn für eine Weile, während diese zarte Röte aus ihrer Haut floss und sie krankhaft blass zurückließ. Summend wandte sich steif ihrem Stuhl zu und griff nach ihrer Pfeife. „Du findest mich ohne irgendeine Entschädigung vor, mein Lieber.“   „Tz.“ Höhnisch grinsend wanderten Genmas Augen zum Dach, dem Geländer und dann zu dem Raum hinter ihr. „Wer war es, der dich überzeugt hat, mich loszuschneiden? Mein Partner? Was hat es ihn gekostet? Eine Niere?“   Mit einem rasselnden Kichern sank Mizugumo zurück auf ihren Stuhl. Langsam brachte sie die Pfeife an ihre Lippen und genoss ein langes, meditatives Paffen, als sich ihre Wolfsaugen auf ihn zusammenzogen. „Es reicht zu sagen, dass dir zu dienen mir nicht länger dient.“   Was bedeutete, dass ihr jemand das angeboten hatte, was mit Geld nicht zu kaufen war.    Ihre Lungen…ihr Leben…   Oder zumindest die Vermeidung des Todes, was bedeutete, dass wer auch immer in seinem Sinne eingeschritten war, willens war, zu töten oder kriminell zu werden.   Das schließt Raidō schonmal aus.   Scheiße, Raidō wäre niemals hierher gekommen. Er wäre zuerst zur Hokage gegangen. Durch und durch pflichtbewusst, sein Partner – es sah Raidō nicht ähnlich, die Regeln zu brechen, oder mit Kriminellen zu feilschen…geschweige denn, einer zu werden.   Ibiki…?   Nein. Auf keinen Fall hätte Ibiki so einen schmutzigen Deal gemacht, geschweige denn so eine Tat begangen. Er würde niemals zulassen, in der Schuld von jemandem zu stehen, der so gefährlich war, mal ganz davon abgesehen, in den Skandal verwickelt zu werden, der vielleicht das Glattgehen des laufenden ‚Systems aus Lügen‘ zu kompromittieren, das er zu beschützen geschworen hatte.    Shizune…?   Jetzt griff er nach Strohhalmen. Shizune mochte ja vielleicht von seinem Drogenkonsum wissen, aber sie hatte keine Ahnung von diesem Ort und würde die Existenz davon niemals dulden.    Aber niemand sonst weiß, dass ich…   Genmas Atem stockte heftig und seine Augen wurden rund.   Bastard…   Ein langsamer Rückwärtsschritt und Genma spürte, wie der Zorn durch seine Adern rauschte; ölig und schwarz und Feuer fangend.    Als sie ihn beobachtete, bogen sich Mizugumos Lippen ganz leicht. „Und wieder ist da dieses Feuer in deinen Augen. Tatsächlich frage ich mich, ob dieses Feuer von dir ihn vor der Dunkelheit bewahrt hat…wenn man bedenkt wie willens er ist, sich wieder dort hinein zu stürzen, nur um dich vor deiner eigenen zu retten.“   Bei ihren Worten wandte sich Genma um und die Flammen schlugen hinter seinen Augen höher und heißer, brannten heller als die Feuersbrunst in Tanzaku vor all diesen Jahren…   „Kakashi“, knurrte er.    ____________________ Glossar: Nagu Butai: Die Gruppierung der Elitewächter des Landes der Verschlungenen Wurzeln, die den Feudalherren schützen. Sie sind das Äquivalent zu den 12 Elite Ninjawächtern des Landes des Feuers und den sieben Schwertninjas des Wasserreichs. Bedeutung:'Nagu' heißt so viel wie den Feind nieder sensen oder mähen und jemanden von den Füßen reißen. Nagu Butai lässt sich in etwa mit 'Einheit zum Niedermähen/Metzeln' übersetzen. Katsu: Elitewächter der Nagu Butai. Sein Name bedeutet 'Einauge/Blindes Auge' Heyho meine Lieben :)  Es geht wieder weiter und endlich endlich sind wir mitten in Kusagakure angekommen, hat ja lange genug gedauert und so langsam nimmt die Geschichte Fahrt auf. Hier trefft ihr auf jeden Fall auf einen weiteren OC; Katsu. Und es ist ja ziemlich offensichtlich, dass er Shikamaru kennt ;) Ich bin schon sehr gespannt, was ihr dazu sagen werdet.  Und ja, jetzt ist auch letztendlich etwas passiert, auf das schon länger gewartet wurde...Genma hat herausgefunden, dass er von Mizugumo keine Drogen bekommt und natürlich hat er auch ziemlich schnell herausgefunden, wer dahinter stecken muss. Besonders erfreut ist er darüber ja nicht ;)  Würde mich auf jeden Fall wieder sehr freuen, ein paar Worte von euch zu dem Kapitel zu lesen und vielen vielen Dank wie immer an alle meine lieben Reviewer/innen und Leser/innen!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)