Under these Scars von _Scatach_ (Teil Vier der BtB Serie) ================================================================================ Kapitel 18: Gut-instinct over genius ------------------------------------ Wir liegen gut in der Zeit.   Auch wenn es ihm der Kapitän nicht bereits versichert hätte, wusste es Neji mit Gewissheit. Ihr Zielort befand sich bereits in Reichweite seiner Augen. Er schätzte die Distanz ein, verlagerte seinen Fokus und sein Gewicht. Als er zum Bug schritt, zog sich seine Byakugansicht zurück und scannte die umliegenden Klippen, die zu beiden Seiten des Flusses aufragten und von gigantischen Felswänden gesäumt waren.    Ein Käfig der anderen Art…   Nejis Augen verengten sich bei diesem Gedanken und die Venen an seinen Schläfen zuckten.   Unbeirrt segelte das Boot weiter, vorwärts gezogen von der Strömung; eine Empfindung gar nicht so unähnlich dem, wie er sich fühlte. Sein Körper kontrolliert von Kräften, die jenseits seiner Kontrolle lagen; navigierten gefährliche Wasser, die stetig um diese einsame Insel in seiner Brust anstiegen. Ein Ort, der von Mauern eingeschlossen war, die ebenso wild und unnachgiebig waren wie die auftürmenden Klippen.    Wände innerhalb von Wänden, Zahnräder innerhalb von Zahnrädern.   Die Analogie war von ANBU entworfen worden. Die Wände waren beständig, in konstanter Kontrolle. Und die Zahnräder waren immer in Bewegung und arbeiteten, um das Wasser draußen zu halten.    Wasser war Emotion.    Wasser war Schwäche.    Wasser war das Gefühl, das durch ihn gejagt und gegen die Felsen in ihm gebrandet war, als er neben Shikamaru gesessen hatte. Ein so grausamer Test, dass er von Ibiki hätte entworfen worden sein können. Dieser Stille, dieser Nähe standzuhalten – ohne ein einziges Wort…nur um zu fühlen, wie sich der Fluss von Kommunikation nichtsdestotrotz wie immer zwischen ihnen bewegte…   Nein. Nicht wie immer…   Ja. Es hatte sich stärker angefühlt als zuvor…diese Fähigkeit, sich gegenseitig zu lesen, sich zu erkennen und aufeinander anzusprechen. Dieses zweischneidige Schwert seines Trainings; all dieses Feinstimmen, all dieses Polieren und Schärfen. Und jetzt wandte sich diese Klinge, in die er seine Sinne verwandelt hatte, sich selbst zu, um alle Schleier und Lügen fort zu schneiden und Wahrheiten offen zu legen, für die ihr er lieber blind geblieben wäre, wenn es um Shikamaru ging.    Ich habe schon immer gesagt, dass du ein Schatten im Dunkeln bist, Nara…   Immer diese scharfsinnigen und cleveren Schritte voraus; gerade so außerhalb von Nejis Reichweite.   Aber jetzt?   Jetzt, ohne die Blindheit seiner früheren Rage, ohne die Dunkelheit seiner eigenen Verleugnungen, besaß er eine erschreckende Klarheit des Verstandes und der Vision, die er noch nie zuvor erlebt hatte.    Es ist anders…alles ist anders…   Jetzt, wenn er in die Schatten in Shikamarus Augen sah, was zur Hölle würde er dort finden? Und wenn, oder falls er fand, wofür er immer so blind gewesen war, wie viel höher müsste Neji dann eigentlich diese Mauern in sich ziehen? Wie viel härter würde er eigentlich noch werden müssen, nur um tun zu können, was notwendig war?    Du vermutest zu viel. Du weißt gar nichts, außer von der Instabilität seines Chakras.   Nicht wirklich. Er wusste mehr. Er wusste einiges mehr. Nur, dass all dieses Wissen in den Wassern existierte…nicht innerhalb der Wände, nicht innerhalb der Zahnräder.    Und das ist auch der Ort, wo ich es halten muss. Wo ich ihn halten muss.    Stumpfe Nägel bissen sich in seine Handflächen und Neji presste die Lider aufeinander, als sich die Byakugan Venen an seinen Schläfen glätteten. Energisch versuchte er, die Wellen aufzuhalten, die drohten, über sein Gesicht zu spielen. Er hatte nicht den Luxus, jetzt seine ANBU Maske aufzusetzen, aber man hatte ihm gesagt und beigebracht, ihre Regungslosigkeit innerhalb eines Wimpernschlags zu simulieren; ungeachtet der Wasser, ungeachtet des Versagens von Wänden oder Zahnrädern.    Ich werde nicht scheitern.   „Episches Scheitern, was die Kameraderie angeht, Eure Hoheit. Immer noch so schmerzhaft für dich, huh?“   Nejis Augen öffneten sich auf Halbmast. „Ist das eine verschwendete Overtüre oder willst du irgendetwas, Inuzuka?“   „Essen“, erwiderte Kiba, als er sich auf dem Dollbord fallen ließ. „Weißte? Die Art, die nicht direkt aus meinem Hintern geschossen kommt, kaum, dass ich es geschluckt habe.“   „Wir werden früh genug von Bord gehen.“   „Ich habe gesehen, was da mit den Alligatoren abgegangen ist, weiß du.“   Diese Aussage schlug ein wie ein Kinnhaken und war dazu gedacht, den Moment aus dem Gleichgewicht zu bringen – zusammen mit Nejis Fassung. Der Hyūga hielt seinen Blick nach vorn gerichtet und seine Stimme ruhig. „Und?“   Langsam beugte sich Kiba nach vorn, um sich in Nejis periphere Sicht zu schieben. „Und Shikamaru hatte eine ziemlich gute Zielsicherheit für jemanden, der die Kontrolle über sein Chakra verloren hat. Mehrere Ziele so zu treffen, ohne dass ich ins Kreuzfeuer gerate? Das braucht Kontrolle.“   „Worauf willst du hinaus?“   „Ich sag nur, was ich gesehen habe. Ich erkenne eine raubtierhafte Attacke, wenn ich eine sehe.“   „Mit deinem einen guten Auge“, erwiderte Neji und wandte seinen Blick Kiba zu, um vielsagend auf das Hämatom von der Farbe eines verrottenden Pfirsichs zu stieren, das ein Auge des Hundeninjas umgab. „Ich habe gesehen, was passiert ist, Inuzuka. Und du warst zu diesem Zeitpunkt im Bestienmodus. Diese raubtierhafte Attacke – ob bewusst gelenkt oder nicht – hat dir das Leben gerettet.“   „Ich sag nicht, dass das nicht stimmt“, schoss der Hundeninja zurück und stand auf. Er lehnte sich nahe heran, setzte ein Grinsen auf, das viel zu viele Zähne zeigte und ein Knurren zupfte an seinen Lippen. „Ich mag ja vielleicht nicht deine Augen haben. Aber ich habe eine Nase, die Bullshit wittern kann. Und es liegt ein ekelhafter Hauch in der Luft, das ist alles, was ich sage.“   „Das sagt eine ganze Menge“, raunte Neji ohne Hitze oder Eis, unbeeindruckt von der Nähe und dem Druck, obwohl sich Kiba Mühe gab, jedes Bisschen seines animalischen Antagonismus in den Moment zu pressen. „Was beschäftigt dich?“   Blinzelnd zog Kiba über diese zivilisierte Antwort die Nase kraus. „Abgesehen von deinem ‚sei vernünftiger‘ Schwachsinn? Denkst du, ich falle auf dieses kleine passiv-aggressive Spiel rein, in das du mich verwickeln willst?“   Neji gestattete sich die leichteste Spur eines Schmunzelns. „Ich dachte, hier geht es um Shikamaru, Inuzuka.“   Das klopfte dem Wolf auf die Schnauze. Stirnrunzelnd lehnte sich Kiba zurück. „Tut es auch“, knurrte er, war aber irritiert darüber, so umgeleitet zu werden. Er wich einen weiteren Schritt zurück und ging von Angriff in die Defensive, während seine Tieraugen Neji wachsam musterten. „War es deine Idee, dass er mit seinem Chakra einen kalten Entzug macht?“   „Ja.“   Angesichts der Ehrlichkeit wurde Kibas Blick schärfer und sein Kinn hob sich ein Stück. „Dacht ich’s mir doch.“   „Es war mein Vorschlag und er hat zugestimmt“, führte Neji weiter aus und drehte sich ein bisschen, um das einzuladen, was auch immer der Inuzuka vielleicht zu dieser Ehrlichkeit, dieser Direktheit sagte oder tat. „Er hat euch erklärt, warum. Also was stört dich daran?“   „Bin überrascht, dass du ihm überhaupt eine Wahl gelassen hast.“   „Warum sollte ich nicht?“   „Hast du gestern auch nicht bei Amaguriamas.“ Kiba grinste ohne irgendeine Belustigung. „Für einen Kontrollfreak wie dich, hast du die fiese Angewohnheit, willkürlich deine Sanfte Faust in meine Freunde zu hämmern, wenn sie es am wenigsten erwarten, Hyūga. Da muss man sich schon fragen, was dich dazu gebracht hat, dich diesmal zurück zu halten.“   Die unterschwelligen Strömungen in diesen Worten flossen gefährlich durch die Wasser um Nejis Herz und warnte ihn vor Raubtieren, die von Instinkt statt Intellekt geleitet wurden. Und Kiba war ein solches Raubtier. Er brauchte kein Genie. Er hatte Bauchgefühl.    Und das dient ihm gut…   „Du bist immer noch sauer wegen Hanegakure“, sagte Neji, griff in die Vergangenheit und bewegte sich rasch, um alte Knochen auszugraben und Kiba so von seiner frischen Fährte abzubringen. „Oder vielleicht wegen Hinata? Oder vielleicht nutzt du noch immer deine Freunde als bequeme Ausrede dafür, dich gegen mich aufzulehnen.“   Diese Worte schnitten tief, durch den Streitpunkt und direkt bis zum Mark der Angelegenheit – Loyalität.    Kibas Nasenflügel bebten und ein wildes Licht flammte hinter seinen Augen auf; nur einen Funken von einer Explosion entfernt. „Mann, du bist schon ein Stück Arbeit, stimmt’s?“   „Und du befindest dich in einer einseitigen Fehde, Kiba. Ehrlich gesagt, wird es ermüdend.“ Bevor der Hundeninja zurück beißen konnte, trat Neji einen halben Schritt in den Raum des anderen Ninja, die weißen Augen von derselben fröstelnden Ruhe umrandet wie seine Stimme. „Du musst mich nicht persönlich leiden können, aber du wirst dich mir professionell unterordnen. Wenn du meine Verpflichtung gegenüber den Shinobi in diesem Team weiterhin angreifst oder in Frage stellst, dann werde ich dich so verdammt schnell von dieser Mission abziehen, dass du mit eingezogenem Schwanz zurück nach Konoha kriechst, ohne etwas vorweisen zu können außer eine Degradierung.“ Hier machte er eine Pause und sah zu, wie sich diese Worte wie Frost über das Feuer in Kibas Augen zogen. Er wartete noch eine weitere Sekunde, bevor er sich aus dem persönlichen Raum des Hundeninjas zurückzog und etwas von der Spannung unter dem Nullpunkt mit sich nahm. Sein Tonfall veränderte sich geschmeidig wie Eis in etwas weniger Arktisches, weniger Aggressives. „Ich will das nicht tun müssen, Inuzuka. Da Shikamarus Ninjutsu außer Kraft ist, betrachte ich dich als unersetzbar. Willst du mich wirklich zum Handeln zwingen und deine Kameraden kompromittieren, nur um einen Punkt zu beweisen?“   Gefangen zwischen zwei Instinkten stierte Kiba einfach nur und ein Muskel an seinem Kiefer zuckte heftig. Für eine weitere sture Sekunde hielt er die Stellung, bis sich das Temperament von einem Sieden zu einem Köcheln beruhigte und der Dampf seines Zorns in einem langsamen Strom aus seiner Nase schoss. „Irgendwann, Hyūga. Du und ich.“   Neji setzte den Millimeter eines Schmunzelns auf.    Grunzend ruckte der Kopf des Hundeninjas ein Stück zurück und seine Fersen folgten, während er mit einer Grimasse die Arme vor der Brust verschränkte. Keine Kapitulation, aber ein Waffenstillstand. Sein Kopf neigte sich in Richtung des restlichen Teams und sein Blick richtete sich auf Shikamaru. „Glaubst du wirklich, was Sakura sagt? Über diese Toxin Sache?“   Neji blinzelte, hielt seine Überraschung aber aus seiner Stimme fern. „Ich habe keinen Grund, an ihr zu zweifeln. Du?“   „Sitzt nicht so recht in meinem Bauchgefühl, Hyūga.“   „Du vermutest etwas anderes?“   Kopfschüttelnd schniefte Kiba hart. „Ich weiß nicht. Ist nur ein Gefühl.“ Seine Augen zuckten zurück zu Neji, als würde er den anderen Ninja herausfordern, zu spotten oder zu zweifeln. „Nicht gerade dein Gebiet von-“   „Erklär es mir“, unterbrach Neji ihn.    Überraschung machte sich nur einen Herzschlag vor Argwohn bemerkbar und Kibas Kopf neigte sich zu beiden Seiten in beinahe animalischer Nachdenklichkeit, bevor er seine Arme löste und das Wort ergriff. „Da in den Sümpfen, als Shikamarus Chakra komplett ausgeflippt ist…“ Er zögerte, spähte seitwärts zum Team und senkte die Stimme, damit sie unter das Dröhnen von Unterhaltung und das Gurgeln des Wassers fiel. „Bevor ich neben ihm das Bewusstsein verloren habe, habe ich einen Geruch an ihm wahrgenommen, den ich nicht gekannt habe.“   Nejis Eingeweide verknoteten sich. „Definier das.“   „Erinnerst du dich an dieses Nasen Upgrade, über das ich gesprochen habe?“   „Ja.“   „Naja, diese Vorteile kommen auch mit ein paar Problemen. Etwas, das mein Clan ‚Olfaktorische Überlastung‘ nennt. Wenn wir nicht lernen, diesen Schmarrn abzusichern, dann kann dieser abgefahrene Geruchssinn wirklich anfangen, dein System abzufucken, besonders, wenn es um Hormone, Pheromone und anderen Mist geht.“ Kiba schnitt eine Grimasse und rieb sich mit einem Knöchel unter die Nase, während er schnaubend lachte. „Ist kein Spaß, mit zwei Frauen zu leben, das kann ich dir sagen.“   Das kommentierte Neji nicht und sein Blick war ebenso flach wie die Linie seines Mundes.    Kiba pfiff durch die Zähne. „Wow, hartes Publikum.“   „Komm zum Punkt.“   „Mein Clan hat mich mit Inuzuka Tokujō arbeiten lassen, um meine Nase feinzustimmen. Alles über das limbische System, das olfaktorische System und all das chemosensorische Zeug zu lernen, ist ziemlich heftig.“   Nejis Braue hob sich, bevor er sich fangen konnte, zusammen mit einem widerwilligen Level von Respekt.    Mit einem Zwinkern im Auge bemerkte Kiba den Ausdruck und seine Lippen kräuselten sich. „Yep, ich benutze jetzt hauch fette, geistreiche Wörter. Ist das nicht was?“   „Wird es, wenn du endlich zum Punkt kommst.“   „Du bist echt ein ziemliches Arschloch, weißt du das?“   Neji presste die Lippen zusammen und seufzte durch die Nase. „Inuzuka.“   Augenrollend tätschelte Kiba die Luft in einer ‚reg dich ab‘ Geste und ließ sich erneut auf dem Dollbord nieder, während er seine Schulter in einer Reihe lockerer Drehungen dehnte. Doch trotz seines gelassenen Gehabes warf er dem Team ein paar verstohlene Blicke zu, bevor er fortfuhr: „Ich hab noch einen langen Weg bis zum Tokujō vor mir, aber selbst in diesem Stadium kann das, was ich gelernt habe, den Unterschied auszumachen zu wissen, ob jemand angepisst ist, oder drauf und dran sich in die Hosen zu pissen.“   „Du sprichst von der Kampf oder Flucht Reaktion“, klarifizierte Neji und fing sich ein weiteres Augenrollen ein, als er sich setzte, da er keine weitere Aufmerksamkeit erregen wollte. Für einen Herzschlag wanderte sein Blick zu Shikamaru und er sah zu, wie sich der Nara neben Chōji nach hinten lümmelte, um Akamarus stupsender Nase zu entkommen. Und nur eine Sekunde später hoben sich die Hände des Schattenninjas in träger Kapitulation, als sich Ino mit einem Knurren über den Hund hinweg beugte und mit einem Finger gegen die Stirn des Nara schnippte, als sich ihr Mund nach unten verzog.    Es lag Sorge in ihren Augen.    Energisch hielt Neji seine eigene Reaktion im Zaum, sah zurück zu Kiba und stellte fest, dass diese animalischen Augen wie Pfeile auf ihn gerichtet waren. Neji hob eine Braue und ruckte flüchtig mit dem Kinn nach oben. „Nur weiter.“   Doch Kiba ließ den Moment hängen, als würde er über etwas nachdenken, bevor er weiter sprach: „Furcht und Zorn können manchmal gleich riechen, weil sie aus demselben Reptilienhirn-Ort kommen. Sie reiten auf derselben hormonellen Welle, oder was auch immer. Aber für eine Inuzuka Nase können sie auch ziemlich verschieden riechen; je nach Konzentration, verstehst du?“   Neji nickte. „Körper lügen nicht. Verhalten kann das schon.“   „Verdammt richtig. Und genau das ist der Punkt, wo es bei Shikamaru seltsam wird. Als die Alligatoren angegriffen haben. Ich meine, ich habe Angst gerochen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dann…“ Kiba brach mitten im Gedanken ab, als Akamaru herüber getrottet kam. Der Hund setzte sich, legte seinen Kopf in den Schoß des Inuzuka und stieß ein leises, nasales Winseln aus. Abwesend strich Kiba mit seinen Fingern durch das dichte weiße Fell und stierte blicklos mit einem Stirnrunzeln in die Luft, sein Verstand offensichtlich ganz woanders. „Shit. Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das schon vorher gerochen habe.“   Diese Knoten in Nejis Innerem zogen sich fester, fesselten seine Emotionen und ließen nichts hindurch schlüpfen. Mit zusammengezogenen Brauen lehnte er sich nach vorn und stemmte die Ellbogen auf die Knie. „Kiba?“   Grunzend hielt Kibas Hand an Akamarus Kopf inne. „Mitten im Kampf ist es schwer, der Fährte von all den Hormonen folgen zu können, die abgefeuert werden, aber meine Nase bemerkt es trotzdem, wenn ich etwas wieder erkenne oder nicht. Ordnet den Geruch quasi ab, weißt du? Ich wusste, dass ich diesen Geruch schon vorher mal an ihm wahrgenommen hatte. Braucht nur einen weiteren Hauch davon, um die Erinnerungen zurück zu bringen. Wie vor diesem Prima Haustierladen beim Veterinärzentrum.“ Bei Nejis perplexer Miene ächzte Kiba und fügte hinzu: „Ich habe die Tür mehr oder weniger in Narutos Rücken gehämmert und das etwas härter als es nett war. Aber Shikamaru hat sich erschreckt und total komisch benommen. Und dann nochmal, als er auf diese alte Schrulle losgegangen ist. Derselbe Geruch.“   Ich wusste es…   Und dieses Wissen schnitt sich wie eine eiskalte Klinge durch die Knoten in Nejis Eingeweiden. Knoten, die wie Steine in seine Magengrube sackten. Er wusste es. Er wusste es, obwohl er fragte: „Was genau meinst du damit?“   „Ich meine, dass das, was ich an Shikamaru gerochen habe, bevor ich das Bewusstsein verloren habe, nicht das war, was er nach außen hin gezeigt hat.“ Kibas Blick begegnete Nejis, die Augen dunkel und intensiv unter gerunzelten Brauen. „Ich meine, dass egal wie es ausgesehen hat, er hatte keine Angst bei der Konfrontation mit den Alligatoren, Neji. Er war angepisst. Und zwar die roter Nebel Art von angepisst. Tötungsabsicht angepisst und…“ Er stoppte so abrupt, dass Akamaru aufsah und ein schroffes Wuff ausstieß. „Und das ist nicht wirklich eine Neuigkeit für dich, stimmt’s?“   Neji blinzelte. „Was?“   Kiba versteifte sich gegen das Dollbord und seine Augen weiteten sich, bevor sie sich zu Schlitzen verengten. „Scheiße, Hyūga. Ist das der Grund, aus dem du ihm so heftig eine verpasst hast bei Amaguriama? Du hast es auch bemerkt, huh?“   Nejis Kiefer verkrampfte sich bei dieser Erinnerung. Langsam rieb er seine Hände aneinander und stoppte sich selbst, kurz bevor er diese erbärmliche Waschbewegung wiederholte, in die er direkt nach diesem Vorfall verfallen war.    Ich habe mehr getan, als diese Tötungsabsicht zu bemerken…ich habe sie berührt…   Und dennoch war sie ihm genauso schnell entschlüpft, wie sie seine Aufmerksamkeit erregt hatte; ein roter Nebel, der durch seine Finger glitt und nichts zurückließ außer einen unsichtbaren Film auf seiner Haut – fröstelnd wie ein Blutfleck.    Der Schock auf Shikamarus Gesicht. Er hat es nichtmal realisiert…hat es nichtmal gesehen…   „Neji“, rief Kiba, hakte einen Arm über Akamaru, um die rastlose Energie des Hundes zum Schweigen zu bringen; oder vielleicht um seine eigene zu beruhigen. „Willst du mich vielleicht erleuchten? Ich habe Shikamaru schon verängstigt gesehen und ich habe ihn sauer gesehen. Aber noch nie in meinem Leben habe ich Wut wie diese gerochen. Übertrifft sogar die Scheiße, die du damals in Hanegakure aus deinem Arsch gezogen hast.“   Die Hände hart aneinander gepresst legte Neji die Finger an die Lippen.    Die Stille zog sich hin.    Neji spürte Kibas Blick ebenso sicher auf sich, wie er diese kalten, harten Steine spürte, die in seinem Magen mahlten und seine Verleugnung zu Staub zerschmetterten.    Bauchgefühl über Genie…ist es das, wie es sich anfühlt?   Was für ein Übelkeit erregender Sinn von Gewissheit. Kein Wunder, dass er es gemieden hatte. Er hatte gehofft, dass diese Tötungsabsicht, die er bei Amaguriama bemerkt hatte, in irgendeiner Weise nur eine Projektion seiner eigenen Furcht gewesen war. Ein Augenblick, überzeichnet von seinem Schock, seiner Ungläubigkeit und Frustration. Dass das, was er in Shikamarus Chakra wahrgenommen hatte, irgendeine Einbildung gewesen war, die alle Proportionen gesprengt hatte, nachdem er seine ANBU Vorgabe gelesen hatte: observiere und überwache das Zielobjekt.    Zielobjekt…   Das Wort schwebte durch seinen Verstand, sammelte sich zu einem Sturm und nahm weit dunklere Konnotationen an. Und dann regneten die Fragen herab; hunderte Tropfen in einem steigenden Ozean. Neji spürte, wie die Wasser etwas höher um diese ANBU Wände innerhalb von Wänden kletterten. Das hart eingedrillte Training setzte unmittelbar ein und diese Zahnräder innerhalb von Zahnrädern arbeiteten schwer gegen die starke Strömung aus Emotionen, um den Fluss seiner Gefühle umzulenken, den seine Brust gegen die Belastung zu drücken drohte.    „Sagst du noch irgendwas dazu, Hoheit?“   Neji nahm einen bedächtigen Atemzug und ließ einen langsamen Countdown ablaufen, bevor er scharf zu dem Hundeninja spähte; die Augen klar und ruhig – nicht eine einzige Wolke des Zweifels. „Ja. Behalte diese Information für dich, bis ich eine Gelegenheit hatte, mit Shikamaru darüber zu sprechen.“   „Klasse. Also bin ich jetzt Teil deiner kleinen Mantel und Degen Intrige? Was verfickt nochmal soll ich denn machen, wenn das nochmal passiert? Erwartest du von mir, den Scheiß einfach auszusitzen?“   „Ich erwarte von dir, dass du zu schätzen weißt, dass ich dich darum bitte, den Mund zu halten, ohne es dir zu befehlen.“ Bei Kibas Zögern senkte Neji die Handflächen wie eine Klinge und tippte mit den Fingerspitzen in die Luft. „Diese Situation ist im besten Fall sensibel und explosiv im schlimmsten. Ich brauche jedermanns Kopf an der richtigen Stelle, Kiba. Eine ganze Menge hängt davon ab, wofür du dich jetzt entscheidest.“   „Witzig, wie du das wie eine Drohung klingen lässt.“   „Es ist keine Drohung. Es ist eine Tatsache. Du hast aus erster Hand erfahren, was diese illegalen Nahrungspillen anrichten können, ganz zu schweigen von der Gefahr, die diese Chimären darstellen. Ich vertraue dir, deinen Teil um des Willens aller Beteiligten beizutragen; Shikamaru eingeschlossen. Er wurde von diesem letzten Rückschlag schon heftig genug getroffen. Wenn du von mir erwartest, so früh in der Mission gleich eine weitere Bombe auf ihn fallen zu lassen, dann irrst du dich gewaltig!“   Da er eine weitere Kränkung seiner Loyalität wahrnahm, verzogen sich Kibas Lippen zu einem Knurren. „Tu nicht so, als wäre ich hier der Feind, Neji. Du bist derjenige, der all die Schläge ausgeteilt hat, die er einstecken musste. Shikamaru ist mein Freund und ich-“   „Dann verstehe als sein Freund, dass diese Situation mit seinem Chakra ein potentielles Pulverfass ist.“ Rasch hob Neji eine Hand, um einen Protest im Keim zu ersticken. „Auf alle Fälle, sollte dieses Pulverfass aus irgendeinem Grund hochgehen, dann brauchen wir beide – Shikamaru und ich – deine Hilfe bei der Schadenskontrolle. Verstehst du das? Kann ich auf dich zählen, das zu tun?“   Mit einem hörbaren Schmatzen saugte Kiba an den Zähnen, während er sich nach hinten lehnte und die Worte mit einem Ausdruck des Widerwillens verdaute. Seine Miene sprach für ihn. Aber bevor sein Zögern in Widerstand umschlagen konnte, verdrehte sich Akamaru in seinem Griff und wandte seine dunklen, schimmernden Augen zu ihm auf, als er ein weiteres Winseln ausstieß. Kiba blinzelte, tauschte einen genervten Blick mit seinem Ninken aus und schluckte hinunter, was auch immer er vielleicht als Erwiderung geknurrt hätte. Während er die Augen weiter auf seinen Herrn gerichtet hielt, legte Akamaru den Kopf wieder in Kibas Schoß und das Fell zwischen seinen Brauen zog sich in einem Ausdruck zusammen, der beinahe ersuchend war.    Stirnrunzelnd gab sich Kiba mit einem Seufzen geschlagen. Er sah zu Neji und nickte steif, seine Miene noch immer sauer, immer noch argwöhnisch, aber nicht frei von Verständnis. „Nochmal, nur weil ich nicht deine Augen habe, heißt das nicht, dass ich blind bin für das große Ganze.“   Neji blinzelte langsam und etwas von der Anspannung wich aus seinem Körper. „Gut.“   Grunzend rappelte sich Kiba auf und rollte auf eine Art mit den Schultern, die Akamaru dazu brachte zurückzuweichen. Den Schwanz eingezogen leckte er nervös an den Knöcheln seines Herrchens und gewann sich dadurch ein widerwilliges Kraulen des Kopfes.    Neji beobachtete diesen Austausch und fühlte sich, als würde er dem Ninken ein Danke schulden; allerdings hatte er keine Mittel, um es auch zu kommunizieren. Doch als hätte er seinen Gedanken gespürt, wandten sich Akamarus Augen ihm zu, als er sich gerade aufrichtete. Neji neigte den Kopf, aber der Hund – der eben ein Hund war – sah ihn nur an.    „Aber lass uns eine Sache deutlich machen, Hyūga“, sagte Kiba und zog damit Nejis Blick auf sich. Es lag keine Abscheu in dem Ausdruck, aber auch keine Kameraderie. „Du kannst so vielen Leuten was vormachen, wie du willst, aber wenn du versuchst, mich in Bezug auf Shikamru hinters Licht zu führen?“ Er grinste langsam und bleckte die Zähne. „Dann reiß ich dir dein verficktes Herz raus. Sogar, wenn ich durch eine eiskalte Mauer muss, um da ran zu kommen.“   Eine ziemliche Drohung.    Ein ziemliches Versprechen.    Neji hielt sein Gesicht ebenso blank wie seine Augen und sah mit gerade genug Indifferenz zurück, um zu irritieren, bevor sich seine Lippen zu dem leichtesten Schmunzeln verzogen. „Ist notiert.“   Hoch über ihnen drehte ein Vogel Kreise und schrie.    Eine Sekunde später durchbrach Narutos Stimme die Luft mit einem heiseren Schrei. „Na endlich!“   Das Boot schwankte, als das ganze Team auf die Füße kam, doch die Regungslosigkeit, die sich um Kiba und Neji hielt, war so unerschütterlich wie ihre Blicke. Erst als der Kapitän von achtern rief, löste Neji das Starren und wandte sich um. Und dort, vor ihnen, Brocken ihrer zerbrochenen Wirbelsäule ragten aus dem Wasser…die Ruinen der Kannabi Brücke.        Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)